Das Erbe der Macht Band 4 Engel der Nacht Ein Wesen der Nacht auf der Seite des Lichts. Eine Intrige nimmt ihren Lauf.
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Das Erbe der Macht Band 4 Engel der Nacht Ein Wesen der Nacht auf der Seite des Lichts. Eine Intrige nimmt ihren Lauf.
© by Mike Hard
1544, Marseille Wieder bäumte die Frau sich auf. Ihr Atem kam stoßweise und Schweiß lief in dünnen Rinnsalen über ihren nackten Körper. Langes, schwarzes Haar umrahmte ihr ebenmäßiges, engelsgleiches Gesicht. „Ruhig atmen. Die Wehen kommen in immer kürzeren Abständen. In wenigen Minuten ist es soweit“, erklang eine ruhige Stimme. Der Name der Frau war Lysé. Sie lag auf einer einfachen Holzpritsche. Rechts neben ihr saß ihr Gefährte. Liebevoll hielt er ihre Hand, während die junge Frau der Geburt immer näher rückte. Beide wussten bereits, dass ein Junge dem Schoß von Lysé entschlüpfen sollte. Die Frucht eurer verbotenen Liebe soll die Welt für immer verändern, hatte ihr Arzt gesagt. Jener Mann, der Freund, Arzt und Geburtshelfer zugleich war. Michel de Notre-Dame, der von vielen Nostradamus genannt wurde. Ein gleißender Schmerz fuhr nun durch Lysés Unterleib und sie bäumte sich auf. Eine Schüssel mit heißem Wasser auf dem Arm, trat Michel nun an ihre Liege. Die Züge des 41jährigen waren angespannt. Der schwarze Vollbart, der sein Gesicht umrahmte verlieh ihm etwas Geheimnisvolles. Während René, ihr Partner, fest ihre Hand drückte und beruhigend auf sie einsprach, schoss eine weitere Welle des Schmerzes durch Lysé Leib. Es ist soweit, dachte sie. Die nächsten Minuten waren ein Martyrium aus nicht enden wollendem Schmerz. Lysé Gedanken klärten sich, als sie ein erlösendes Gefühl spürte, das den Schmerz verdrängte. Kurz darauf legte Michel ihr das kleine Bündel Mensch in die Arme. Eingehüllt in ein weißes Tuch lag der kleine Körper an der Brust seiner Mutter und seufzte wollig. „Meinen Glückwunsch ihr beiden. Ihr habt einen gesunden Sohn. Der Prozess beginnt in wenigen Sekunden. Du solltest ihn hinlegen Lysé“, sprach Nostradamus leise. Lysé nahm den Jungen und legte ihn sanft auf die Decke, die René vor der Liege ausgebreitet hatte. Keine Sekunde zu früh. Der kleine Junge, eben noch friedlich seufzend, begann zu schreien, während ein Knirschen den Raum durchdrang. Die Knochen dehnten sich und das Kind begann zu wachsen. Innerhalb von Minuten alterte der Körper des Kindes. Als der Prozess endlich stoppte, saß ein etwa sechzehnjähriger Junge vor ihnen. Aus großen blauen Augen blickte er zu seinen Eltern empor. Das schwarze Haar, das mit gewachsen war, fiel ihm auf die Schultern. Er weiß alles. Er trägt das Wissen von René und mir in sich. In den nächsten Jahren wird es sich ihm langsam offenbaren und er wird langsam weiter altern. Und dann, wenn er vom äußeren her etwa zwanzig ist, stoppt sein Alterungsprozess und er besitzt das Gesamtwissen von uns beiden, sowie seine gesamten vampirischen Kräfte, machte Lysé sich noch mal bewusst, was Michel de Notre-Dame ihr mitgeteilt hatte. Da ihr Kind einer der wenigen geborenen Vampire war, konnte Lysé keinen anderen Vampir fragen. Es war verboten durch einen Geschlechtsakt einen Vampir zu zeugen. Nur durch den Biss durfte der Vampirkeim weitergegeben werden. Auf das Übertreten dieses Gesetzes stand die Todesstrafe. „Mama. Papa“, kam es nun aus dem Mund des Kindes. Doch bevor Lysé zu einer Antwort ansetzen konnte, fuhr René entsetzt zusammen. Gehetzt blickte er sich um. „Sie kommen. Großer Gott, sie haben unser Versteck gefunden“, rief er. Lysé blickte betreten zu Boden und flüsterte: „Ja, mit der Geburt des Kindes haben wir unseren Schutz verloren. Darken und seine Leute können uns spüren. Wir können ihnen nicht mehr entkommen.“ „Wir müssen fliehen. Die Banner werden sie nur kurz aufhalten. Ich hatte nicht genügend Zeit diese Räumlichkeiten komplett abzusichern“, erklärte Michel. „Wir können nicht fliehen“, erwiderte René, „Sie würden uns überall finden. Nimm das Kind mit dir und führe es zu seiner Bestimmung. Nur du kannst ihn führen Michel de Notre-Dame. Nur du.“
Der Seher nickte. Was geschehen musste, würde geschehen. Er zog das Kind zu sich hoch. Taumelnd kam der Junge auf die Beine. Schnell lief Nostradamus zu einem großen, hölzernen Schreibtisch, der in der Ecke des kleinen Raumes stand. An der rechten Kante stand ein großer, goldener Globus auf dem CD eingraviert war. Notre-Dame verschob schnell einige Kontinente darauf, wodurch durch einen komplizierten Mechanismus in Gang gesetzt, der Schreibtisch zur Seite fuhr und einen dunklen Schacht freigab. „Was ihr getan habt, wird die Welt verändern. Ich danke euch dafür. Mögen eure Seelen endlich den Frieden finden, den sie verdienen“, sprach er und sprang, das Kind hinter sich herziehend in den Schacht. Hinter Nostradamus fuhr der Schreibtisch wieder an seine ursprüngliche Stelle und bedeckte den Tunneleingang. Die beiden Vampire sahen sich traurig an. „Ich liebe dich“, hauchte René. „Ich dich auch“, gab Lysé zurück und sie versanken in einen tiefen, sanften Kuss. Bis die Tür mit einem Mal förmlich explodierte. Holzsplitter flogen durch den Raum und einige, hasserfüllte Vampire betraten das Zimmer. Zwei davon positionierten sich jeweils zur linken und rechten der Pritsche. Zwei weitere stellten sich rechts und links an die Tür, durch die nun langsam Darken geschritten kam. Sein Gesicht zeigte wie immer keine Regung. Wie aus Stein gemeißelt sahen seine Züge aus. Das schwarze Haar fiel ihm über die Schulter und reichte bis zu seiner Hüfte. Ein Eigenheit, die nur er besaß. Sein Haar wuchs. Bei Vampiren war dies normalerweise nicht der Fall. „Wo ist das Kind“, brach der Herrscher der Vampire hervor. Lysé und René schüttelten beide den Kopf. Auf einen Wink von Darken sprangen die beiden Vampire neben der Pritsche auf und packten René. „Wo ist das Kind!“, wiederholte Darken nun schärfer. „Tu mit uns was du willst du Monster. Aber unser Kind wirst du nie bekommen!“, schrie Rene. Darken lächelte. „Dein Wunsch ist mir Befehl.“ Auf ein weiteres Nicken zog einer der beiden Vampire eine Pfahl und rammte ihn René ins Herz. Der Vampir gab einen röchelnden Laut von sich und brach in die Knie. Blut rann über seine Lippen. Der Todeskampf dauerte nur wenige Sekunden, dann brach René zusammen und zerfiel in einer kleinen Explosion zu Staub. „Nun Lysé“, sah Darken die Mutter des Kindes an, „willst du auch so enden?“ „Fahr zur Hölle!“, gab die Vampirin zurück und spie Darken ins Gesicht. Dessen Mine verfinsterte sich. „Nach dir meine Liebe. Nach dir.“ Er gab den Vampiren ein Zeichen. Diese nahmen nun den Pfahl und stürzten sich auf Lysé. „Mein Sohn wird dein Untergang sein. Er wird die Welt von euch befreien!“, rief Lysé, bevor auch sie Renés Schicksal teilte. „Aber natürlich. Glaube nur dieses Märchen, arme Seele. Ich werde deinen Sohn finden. Und dann wird er das für mich sein, was alle Feinde für mich sind, Staub unter meinen Sohlen“, sprach er zu sich selbst. Dann verließen die Vampire das Zimmer. Nicht ahnend, dass tief unter ihnen ein Mann und ein Kind den Weg in die Freiheit gingen. * 1546 Agen Mit einer bedächtigen Bewegung schloss der junge Shadow das Buch. Langsam schob er den Stuhl zurück auf dem er gesessen hatte und ging an eines der Regale in der Bibliothek, um das Buch zurückzustellen. Dank seiner vampirischen Auffassungsgabe hatte er, wie immer, nur wenige Stunden gebraucht um das Buch durchzuarbeiten und zu verinnerlichen. Dank seines Lehrers und Ersatzvaters, Nostradamus, war der einstige Jungvampir zu einem hochintelligenten
Wesen herangereift. Das Wissen seiner Eltern erschloss sich ihm nun völlig und auch seine seiner Rasse eigenen, Fähigkeiten waren fast voll ausgebildet. Durch Michele verkörpert, dachte er. Aus dem Schatten auftauchen und wieder darin verschwinden. Die Kraft der Nacht nutzen. Langsam ging Shadow auf das Fenster zu und schaute hinaus. Dunkel lagen die weiten Wiesen hinter Michels Anwesen vor ihm. Trotzdem wusste Shadow, dass die Nacht sich dem Morgen neigte. Ich hasse es, an die Dunkelheit gebunden zu sein. So wie die anderen, dachte er. Durch das Wissen seiner Eltern wusste er natürlich, was damals geschehen war. Vampire durften nur durch den Biss erschaffen werden, auf keinen Fall durch Geschlechtsverkehr zwischen zwei Vampiren. Niemand wusste, wer diese Regel aufgestellt hatte, doch der jeweilige Herrscher der Vampire achtete darauf, dass sie eingehalten wurde. Und so hatte Darken der aktuelle Herrscher Shadows Eltern getötet, da sie das Verbot gebrochen hatten. Ein Knarren der Tür ließ den Vampir herumfahren. Als er durch die geräumige, gemütlich eingerichtete Bibliothek sah, erkannte er Nostradamus. „Hallo mein Sohn“, begrüßte dieser ihn. „Du kommst spät. Wir wollten uns bereits viel früher treffen“, warf Shadow ihm vor, ohne den Gruß zu erwidern. „Ja, ein langer Tag. Die Pest hat wieder viele Opfer gefordert“, gab Nostradamus zurück. Shadow nickte. Täglich starben Hunderte von Menschen. Und ein Ende war nicht abzusehen. „Ich weiß. Mir ist klar was du leistest. Trotzdem verheimlichst du mir etwas. Ich kann es spüren. Warum hast du Geheimnisse vor mir?“, wollte Shadow wissen. Der Seher blickte dem jungen Mann ins Gesicht und sagte: „Du bist noch lange nicht reif für die ganze Wahrheit. Doch eines Tages, wenn der Zeitpunkt gekommen ist, wirst du alles erfahren. Das Centro Domini wartet auf dich. Dann wird dein Kampf beginnen. Mehr kann ich dir zu diesem Zeitpunkt nicht sagen. Und nun komm. Heute werde ich dich genauer in die Hierarchie der Vampire einführen. Schließlich musst du alles über deinen Feind wissen.“ Der Vampir nickte. „Nun gut. Einstweilen gebe ich mich damit zufrieden. Doch lange wirst du mich damit nicht mehr zurückhalten können. Ich beginne meinen Kampf bald. Mit oder ohne deinen Segen.“ Und mit diesen Worten gingen die beiden ungleichen Wesen auf den Tisch zu, um den Unterricht zu beginnen. * Gegenwart „Er hat schon wieder einen von uns vernichtet“, sprach der Vampir langsam. „Er hat einen unserer Drogendealer ausgeschaltet und dessen Stützpunkt auffliegen lassen. Die menschlichen Helfer wurden von der Polizei verhaftet. Dieses mal in Berlin, Deutschland.“ Wütend hieb Darken seine Faust auf den Holztisch hinter dem er auf einem ledernen Stuhl saß. „Das geht so nicht weiter! Dieser verfluchte Shadow hat nun schon mindestens 10% unseres Drogenkartells ausgelöscht. Ich lasse mir von diesem verfluchten gezeugten Bastard doch nicht unsere Geschäfte kaputt machen!“, rief er wütend. Ruckartig warf er seinen Stuhl um und streifte durchs Zimmer. Der Vampir, der ihm Bericht erstattet hatte, stand reglos an der Tür und wartete ab. Auch wenn Darken hin und wieder zu äußerst cholerischen Anfällen neigte, besaß er doch einen klaren, kalten und tödlichen Verstand. Nicht umsonst hielt er sich nun schon etliche Jahrhunderte auf dem Thron des Vampirherrschers. Nach einer Weile hielt er es jedoch nicht mehr aus und sagte: „Das Schlimme daran ist, dass wir nicht nur Shadow gegen uns haben, sondern auch die Lightfighter. Wir müssen uns momentan an allen Ecken und Enden wehren. Sozusagen ein Zweifronten Krieg. Dies fordert hohe Verluste.“ Darken fuhr herum und starrte den Vampir einige Sekunden lang an, bevor er ausrief: „Das ist es! Das ist die Lösung!“
Von einer zur anderen Sekunde war er wieder das ruhige, besonnene Oberhaupt. Er schritt zurück an den Tisch, hob den Stuhl auf und setzte sich. Mit einer Handbewegung streifte er die Falten aus seinem schwarzen Anzug und sah den Vampir an. „Ich habe einen Plan. So werden wir Shadow und bestimmt auch einige Lightfighter auf einen Schlag los. Ich möchte, dass du mir nun genau zuhörst“, begann Darken zu sprechen. Der Vampir kam auf das Oberhaupt der weltweiten Vampirsippe zu und ließ sich ihm gegenüber auf einem Stuhl nieder. Darken begann seinen Plan genau darzulegen. Und bereits nach einigen Minuten verzerrte ein diabolisches Grinsen das Gesicht des untergebenen Vampirs. Shadow würde bald von seiner Existenz erlöst sein. Das Ränkespiel begann. * Das monotone Piepsen der Überwachungsgeräte drang leise an Nil´re´ms Ohren. Nachdem Jürgen, Sandra und Dorian ihn aus der Vergangenheit mit hierher gebracht hatten (siehe: Das Erbe der Macht Band 3/ Agenda der Ewigkeit), wollte er Michael Hartmann einen Besuch abstatten. Der junge Mann lag nach wie vor auf der Krankenstation der Spectral Enterprise und wollte einfach nicht aus dem Koma erwachen. Zwar verbesserte sich sein Zustand dank der Träne des Universums, die um seinen Hals hing langsam, doch von einem Erwachen in nächster Zeit war wohl nicht auszugehen. Deinen Vater hat er getötet, doch du wirst leben mein Junge. Du wirst die Spectral Enterprise in die Zukunft führen und deine Bestimmung erfüllen. Ich werde diesen Teufel aufhalten. Torsten Thielmann wird nicht triumphieren! Dieses Mal nicht, dachte der alte Mann. Neben dem Bett angekommen strich er Michael Hartmann sanft über die Stirn. Meine Prismen haben dich an den Rand des Todes gebracht. Das werde ich mir nie verzeihen. Doch ich werde über dich wachen bis du wieder erstarkt bist. Danach muss ich weiterziehen. So viel muss noch getan werden. Nil´re´m ließ seinen Blick über den wie tot wirkenden Körper von Michael gleiten. Sein Blick blieb an der Träne des Universums hängen. Seine Finger strichen darüber. Wie er wusste, und die anderen Lightfighter von ihm oder durch die Agenda erfahren hatten, gab es vier dieser Amulette. Die Träne des Universums welche Michael trug. Die Träne der Zeit, die mit Nina nun in der Geschichte verschollen war, sowie die Träne des Lichts und der Schatten. Vereint konnte man diese Artefakte zur Träne der Allmacht vereinen und besaß so das mächtigste Instrument auf Erden. Die Aufgabe der Lightfighter war es nun die anderen beiden Tränen vor Torsten Thielmann zu finden. Wie Nil´re´m wusste war auch dieser, mittlerweile zum Dämon geworden und Todfeind des SE über die Tränen informiert. Karsten hat es dir ja damals entgegen meinem Rat erzählt. Und das trotz deines damaligen Zustandes. Ein furchtbarer Fehler, dachte der alte Druide. Er blieb noch eine ganze Weile neben dem Krankenbett sitzen und sah auf den jungen Michael herab, bevor er aufstand und langsam das Zimmer verließ. * Bretagne, Finistére, Brest Langsam ging Jaques Bosquo durch die engen Gassen der Hafenstadt Brest. Mit einem zufriedenem Grunzen strich er sich über seinen grauen Schnauzbart. In einer ledernen Umhängetasche, die er soeben von seinem Kontaktmann erhalten hatte, befanden sich die Unterlagen hinter denen er seit einigen Monaten her war. Jaques war vom Spectral Enterprise hier eingesetzt worden um ein Auge auf die kleine Stadt zu werfen. Als ehemaliger Kriegshafen noch heute von strategisch großer Bedeutung war Brest kein schlechtes Ziel für Dämonen. Und da Jaques Informanten in allen Teilen Frankreichs hatte, konnte er von hier aus die Fäden gut zusammenhalten und gleichzeitig über die Stadt wachen. Hinter dem äußerlich gutmütig wirkenden Franzosen verbarg sich ein wacher Geist, der sich
seiner Haut zu wehren wusste. Bereits häufig war er mit der dunklen Seite aneinander geraten, und immer hatte diese den kürzeren gezogen. Und wenn alles gut ging, konnte Jaques dem Spectral Enterprise demnächst einen weiteren Mitstreiter präsentieren. Wie werden sie wohl schauen, wenn sie plötzlich einem Vampir gegenüberstehen?, fragte sich der athletische Mann, während er langsam durch die dunklen Straßen ging. Umfangreiche Recherchen hatten ihn auf die Spur von Shadow gebracht und ebenso auf einen blutrünstigen Vampirclan, der sich hier in der Nähe niedergelassen hatte. Bald würde der Vampir hier eintreffen und Jaques konnte ihm das Bündnis, welches ihm vorschwebte darlegen. Zusammen würden sie Darken starke Verluste zufügen und vielleicht sogar endlich vernichten. Wer konnte schon besser über die Schwächen der Vampire Auskunft geben als ein Vampir selbst. Denn trotz intensiver Forschungen der SE auf diesem Gebiet standen die Lightfighter in der Vampirbekämpfung nach wie vor am Anfang. Aus vielen Mythen und Legenden ließ sich nur schwer die Wahrheit herausfiltern. Fest stand, dass Vampire nur des Nachts aktiv werden konnten. Auch dass sie sich von Blut ernährten und allergisch auf Kreuze reagierten stimmte zweifellos. Doch viel mehr war noch nicht bekannt. Natürlich konnte man sie pfählen, doch sonst waren sie tatsächlich relativ unverwundbar. Die Geschöpfe der Nacht. Von weitem sah Jaques nun sein Haus vor sich auftauchen, welches er am Rande der Hafenstadt mit seiner Frau bewohnte. Der Hunger nagte an ihm, da er seit einigen Stunden nichts Anständiges mehr gegessen hatte und so war er froh, endlich wieder zuhause zu sein. Mit schnellen Fingern zog er den Schlüssel aus seiner Tasche und öffnete die Tür. Mittlerweile war es dunkel geworden und Cecilé, Jaques Frau, hatte das Licht in dem kleinen gemütlichen Wohnraum angemacht. Von ihr fehlte jedoch jede Spur. Seltsam. Normalerweise erwartet sie mich hier doch immer. Naja, vielleicht ist sie heute ja doch schon früher ins Bett gegangen, dachte Jaques. Er zog seine Schuhe aus und ging in die Küche. Entgegen dem üblicherweise gedeckten Tisch, sah Jaques auf die leere Holzplatte. „Cecilé!“; rief er und ging auf die Treppe zu. Langsam stieg er sie hinauf. Ein seltsamer Geruch drang ihm in die Nase, je näher er dem Schlafzimmer kam. Kupfer, dachte Jaques und begann zu rennen. Augenblicke später wurde die grausame Vermutung zur Gewissheit. Im Rahmen der geöffneten Zimmertür blieb er wie angewurzelt stehen, nicht in der Lage das Schreckliche zu begreifen. Vor ihm, auf ihrem Ehebett ausgebreitet, lag Cecilé. Sie war nackt. Ihr Körper war mit tiefen Fleischwunden übersäht und selbst im Tod lag nacktes Entsetzen auf ihrem sonst so lieblichen Gesicht. Blut war überall. Auf ihrem Körper, an den Wänden, auf dem Boden und selbst an der Tür, wie Jaques bemerkte, als er sich umdrehte. „Ich glaube sie nahm Medikamente, aber ansonsten war ihr Blut richtig würzig!“, rief eine Stimme. Jaques fuhr herum. Aus dem Schatten am hinteren Ende des Raumes trat eine Gestalt. Eine Frau. Lange blonde Haare fielen über ihre Schultern, von denen noch Blut tropfte. „Was meinst du, wie wird dein Blut wohl schmecken?“, stellte sie ihm nun die Frage. Natürlich war Jaques klar, dass er im Normalfall keine Chance gegen einen Vampir besaß, doch in diesem Moment war er nicht mehr fähig klar zu denken. Er stürzte sich mit einem Schrei auf die Vampirin. Die lachte nur verächtlich und sprang über ihn hinweg. „Komm, das kannst du doch besser!“, rief sie ihm zu. Blind vor Wut sprang Jaques wieder auf sie zu. Der Vampirin machte es sichtlich Spaß mit ihrem Opfer zu spielen. Minutenlang versuchte Jaques sie anzugreifen, doch er kam nicht einmal an sie heran. Der sonst so besonnene und schlagkräftige Mann wurde zu einem Spielzeug in den Händen der Schwarzblüterin. „Du Monster! Sie hatte dir doch nichts getan!“, schrie er ihr zu. Die Vampirin gab lächelnd zurück: „Nein, aber es hat richtig Spaß gemacht. Sie hat am Ende richtig gewinselt. Schade das Darken nicht dabei war. Er hätte seine helle Freude daran gehabt. Er mag es wenn Opfer leiden. Und sie hat gelitten, dass kann ich dir versprechen. Und nun kommen wir langsam zum Ende. Du ermüdest mich.“ Mit diesen Worten sprang sie Jaques an und warf ihn zu Boden.
Sekunden später war sie über ihm und schlug ihre Zähne in seinen Hals. Bereits nach den ersten Sekunden konnte der Lightfighter sich nicht mehr wehren. Doch das war der Vampirin nicht genug. Wehrlos, völlig entkräftet, lag Jaques einige Minuten später vor ihr. Ein stechender Schmerz an der Bauchdecke machte ihn darauf aufmerksam, dass nun das Vergnügen für die Höllenkreatur begann. „Ach, wie unhöflich! Ich habe mich dir noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Alicia. Man sollte seinem Opfer doch immer den Namen nennen. Bevor man anfängt mit ihm zu spielen“, erklärte sie. Dann begann das Leiden für Jaques und endete erst viele Stunden später. Ausgeblutet lag der tote geschundene Körper vor der Vampirin, als sie sich abwandte und in die Küche ging. Dort beugte sie sich zu Jaques Tasche und nahm die Unterlagen heraus. Mit einer schnellen Bewegung schob sie Bögen in den Bund ihrer schwarzen Lederhose. Zwar konnte man sie sehen, da der Top mehr zeigte als er verbarg, doch das störte sie nicht. Kurz darauf befanden sich neue Unterlagen in der Tasche. „Böser, böser Shadow. Was hast du doch für schlimme Dinge getan. Da werden die Lightfighter aber nicht sehr gut auf dich zu sprechen sein“, sprach sie zu sich selbst. Mit wiegenden provozierenden Schritten verließ sie das Haus und glitt durch die Luft davon. * Mit einem leichten Vibrieren hob der Privatjet der Spectral Enterprises von der Landebahn ab und befand sich einige Minuten später bereits hoch in der Luft, auf dem Weg nach Frankreich. An Bord befanden sich Andi, Anna, Jürgen und Sandra. Dorian, noch immer gezeichnet von der Folter, die er in Zoreks Festung auf Atlantis durchlitten hatte, war in der Villa in Rom zurückgeblieben, um sich zu erholen. Auch Nil´re´m hatte kein Interesse gezeigt die Lightfighter zu begleiten. Vor wenigen Stunden hatten sie eine Textnachricht von ihrem Kontaktmann in Brest erhalten, der ihnen mitteilte, dass er auf die Spur eines Vampirclans gestoßen war und sie bat sofort zu ihm zu kommen. „Wir hatten schon lange keinen Zusammenstoß mehr mit Vampiren“, stellte Andi fest, während er es sich in dem geräumigen Passagierraum in der Kabine bequem machte. Hohe Ledersitze, eine Minibar und etliche andere Einrichtungen sorgten für eine komfortable Reise. „Um ehrlich zu sein hätte ich auch gerne darauf verzichtet. Als ob wir momentan nicht schon genug andere Sorgen hätten. Ich würde mich wohler fühlen, wenn wir bereits eine weitere Spur der Engelstränen gefunden hätten. Hoffentlich wacht Michael bald auf. Wenn Torsten die Tränen vor uns findet, hat die Welt ein Problem. Und jetzt sollen wir uns auch noch mit Blutsaugern herumschlagen“, erwiderte Sandra. „Ja, da stimme ich dir zu. Wobei ich Jaques sowieso nicht ganz verstehe. Er ist mit einem wirksamen Arsenal ausgestattet und hat etliche Helfer. Wozu braucht er uns überhaupt? Bisher hat er diese Art von Problemen auch immer alleine geregelt“, mischte sich nun auch Anna ein. Jürge nickte und sagte: „Es wird sich um einen sehr hartnäckigen Clan handeln. Wie sollte es auch anders sein. Die Nachricht kann nur von Jaques stammen. Er hat sie über die ComLink Frequenz gesendet. Ich glaube nicht, dass die andere Seite den Zerrhacker geknackt hat. Und somit ist es unnötig in dieser Hinsicht zu zweifeln.“ Anna schüttelte den Kopf und widersprach: „Sei nicht so sicher Jürgen. Schon mehr als einmal haben wir die andere Seite unterschätzt. Michael musste dafür bezahlen. Karsten ist tot und es war sicher nicht das letzte Mal, dass sie sich wirksame Schachzüge einfallen lassen. Wir wissen doch alle, dass die ComLinks zwar sicher, aber trotzdem noch in ihrer Experimentalphase sind. Sollten sie den Zerrhacker wirklich knacken, müssen wir uns etwas Neues einfallen lassen. Ich war bezüglich der Geräte schon immer skeptisch.“
„Wie auch immer“, mischte sich Andi ein, „ich freue mich sehr darauf Jaques mal wieder zu sehen. Wir halten sowieso viel zu lose Kontakt zu unseren Mitarbeitern. Schalten wir den Clan aus und freuen wir uns darauf mal wieder etwas Zeit mit Jaques zu verbringen“. * „Er ist wieder hier!“, rief Karsten Hartmann aus. „Ja, ich habe ihn auch gespürt. Bald haben alle Figuren ihre Position eingenommen“, erwiderte der Schatten. Wie immer befanden sich beide auf der von Baracken umgebenen Kreuzung auf der Traumebene. „Aber wie ist das möglich? Ich dachte ER ist damals umgekommen. Nil´re´m ist bei dem Angriff von Torsten auf das damalige HQ umgekommen“, fragte Karsten. Der Schatten erwiderte: „Du weißt doch wer Nil´re´m ist. Glaubst du wirklich man kann ihn einfach so töten. Dazu besitzt er zu viel Macht. Er half dir damals die Tränen zu finden. Nun wird er auch Michael helfen die Vier zu finden und an einen sicheren Ort zu bringen.“ „Wenigstens haben sie Unterstützung“, sprach Karsten weiter. „Oh ja, die haben sie. Und nicht nur ER hilft ihnen. Ich bin ja auch noch da. Und Hilfe werden sie auch brauchen. Es braut sich etwas zusammen. Sie haben die Falle noch nicht durchschaut“, gab der geheimnisvolle Schatten zurück. Karsten fuhr ihn an: „Dann hilf ihnen. Du hast das Wissen. Kläre sie über die Zusammenhänge auf.“ Bedauernd schüttelte der Schatten seinen Kopf: „Du weißt doch genau, dass ich das nicht tun darf. Noch nicht. Das was geschieht darf ich zwar beeinflussen, doch nicht aufhalten.“ * Nachdem die Lightfighter auf dem Pariser Flughafen angekommen waren, hatten sie einen Mietwagen gemietet und waren weiter nach Brest gefahren. Dieses hatten sie mittlerweile erreicht. Es war Nachmittag. Da Jaques ein Haus am Rande von Brest besaß, das er nur mit seiner Frau bewohnte und indem genug Platz war, waren sie direkt dorthin gefahren. Jürgen stoppte den Jeep nun vor Jaques Haus und die Lightfighter stiegen aus. „Bevor wir mit unserem gesamten Gepäck anrauschen sollten wir Jaques erst einmal begrüßen. Lassen wir das Zeug hier und holen es später“, schlug er vor. „Okay, aber glaubt nicht das es so läuft wie beim letzten Mal. Soweit ich mich erinnern kann habt ihr da zusammen mit Jaques nur „einen kleinen Schluck“ getrunken. Und am Ende durften Andi und ich das gesamte Gepäck reinschleppen“, warf Sandra ein. Da sie und Andi keinen Alkohol tranken, war diese Arbeit damals an ihnen hängen geblieben. Jürgen musste schmunzeln: „Keine Angst. Wir sagen ihm hallo und holen dann die Sachen.“ Zusammen gingen sie nun auf die Tür zu. „Irgend etwas stimmt hier nicht“, bemerkte Anna. Bereits von weitem konnte man die geöffnete Tür erkennen. Und es sah nicht so aus, als wäre dies Absicht gewesen. Fast synchron zogen die Freunde ihre Waffen und gingen schneller. Jürgen voran, betraten sie das Haus. Alles war ruhig. Im Erdgeschoss sah alles normal aus. „Jaques!“, rief Sandra. Keine Antwort. Während Andi und Sandra sich im Erdgeschoss umsahen, machten Jürgen und Anna sich auf den Weg nach oben. Wenige Sekunden später hörten Andi und Sandra Jürgen entsetzt aufschreien. Sofort rannten sie nach oben. Die beiden standen im Schlafzimmer. Entsetzt zuckte Andi zurück. Sandra beugte sich nach rechts und erbrach sich. Auf dem Bett des Schlafzimmers lagen sie. Jaques und seine Frau. Beide waren übel zugerichtet. Jaques Körper war vom Hals abwärts geöffnet. Doch seine Gedärme befanden sich nicht mehr darin. Sie waren im gesamten Zimmer verteilt worden. Zitternd trat Jürgen näher an das Bett.
Natürlich wurden sie als Lightfighter ständig mit den Opfern von Dämonen konfrontiert, doch so entsetzlich zugerichtet sahen nur wenige aus. Normalerweise achteten Schwarzblüter darauf keine allzu deutlichen Spuren zu hinterlassen. Als Jürgen sich nun über die beiden beugte, konnte er die beiden kleinen Einstiche an ihrem Hals erkennen. Es reichte um die nötigen Schlüsse zu ziehen. „Vampire!“, rief er aus. „Ich rufe die Polizei. Seht ihr euch ein wenig um. Vielleicht haben sie irgendetwas gesucht“, erwiderte Sandra mit zittriger Stimme und verließ den Raum. Die anderen verließen nun auch das Schlafzimmer und begannen sich umzusehen. Sie sprachen dabei sehr wenig. Jeder hing seinen Gedanken nach. Jaques war ihr Freund gewesen. Auf furchtbar brutale Weise hatte man ihn nun umgebracht. Der Hass auf die Kreaturen der Nacht loderte in jedem von ihnen. Sandra, die die Polizei angerufen hatte war es schließlich, die etwas fand. Sie rief die beiden zu sich. In der Küche über einem Stuhl hing eine Tasche. Darin befanden sich Unterlagen. Die Lightfighter nahmen sie heraus und begannen sie zu studieren. * „Perfekt! Gute Arbeit Alicia. Damit haben wir schon mal einen Kämpfer des Lichts weniger. Mal sehen wie es nun weitergeht“, lobte Darken seine Dienerin. Lasziv räkelte diese sich vor dem Herrscher der Vampire. „Oh, es hat ja auch wirklich Spaß gemacht. Die Leber wollte zuerst einfach nicht raus. Na ja und da habe ich dann einfach alles...“, begann sie zu sprechen, wurde jedoch von Darken unterbrochen. Das Oberhaupt liebte es zwar ebenso sehr die Menschen zu quälen, doch momentan hatte er wirklich andere Sorgen: „Ist ja gut. Die Einzelheiten kannst du mir ein anderes Mal berichten.“ Alice erhob sich. Sie trat an den Schreibtisch von Darken und ließ ihren Blick über die Unterlagen gleiten. „Die Schattenkugel! Hast du diesen Mythos noch immer nicht aufgegeben. Sie existiert nicht“, kommentierte sie die Unterlagen, die auf Darkens Tisch lagen. Dieser sah sie kalt an: „Ich wüsste nicht was dich meine Forschungen angehen. Des Weiteren gibt es die Kugel definitiv. Und ich werde sie finden.“ Langsam ging Alicia zur Tür und rief beim hinausgehen zu Darken: „Na schön. Suche deinen Heiligen Gral. Du wirst ebensoviel Erfolg haben wie die anderen damals.“ * 1550 Und mit einer feierlichen Geste streifte Michel de Note-Dame den goldenen Sigelring, auf dem die schwarzen, verschlungenen, Buchstaben „CD“ eingraviert waren, über Shadows Ringfinger der rechten Hand. „Ich gratuliere dir mein Sohn. Du bist nun einer von uns. Du gehörst von nun an zum Centro Domini“, sprach der weise Mann. Shadow, der Vampir des Lichts, stand vor ihm. Sein schwarzes Haar hatte der Vampir sich kurz geschnitten, was sein engelsgleiches Gesicht mehr zu Geltung brachte. Nach etlichen Jahren, in denen er alles über die Kreaturen der Hölle erfahren hatte, war er nun bereit für den Kampf. Auch Nostradamus war dieser Meinung und hatte ihn so, nach einigen praktischen Proben, in das Centro Domini aufgenommen. Mit Shadow war auch ein anderes Mitglied aufgenommen worden. Beide standen sie nun vor dem Rat. Der Rat bestand aus den 12 unter Kutten verborgenen Leitern des Centros. Der einzige, der den normalen Streitern bekannt war war Nostradamus. Nun steckte der Seher auch der anderen Person den Ring an den Finger.
Es war eine Frau. Ihr jugendliches Gesicht wurde von schwarzen Haaren umrahmt, die ihr auf die Schultern fielen. Zwei blaue Augen gaben ihr eine kalte Ausstrahlung. Um ihren Hals hing ein seltsames ovales, rot schimmerndes Amulett. Als sie kurz mit Michel sprach hörte der Vampir einen leichten russischen Akzent aus ihrer Stimme. Kurz darauf verließen die anderen Kuttenträger den Raum. Und auch Nostradamus verließ den Raum nachdem er, wie Shadow bemerkte, kurz über das Amulett der Frau gestrichen hatte. Die Frau sah ihn noch kurz an und verließ dann mit einem absolut kalten Gesichtsaudruck den Raum der Initiierung. Irgendetwas stimmt mit dieser Frau nicht. Ich sollte sie im Auge behalten, dachte er sich. * Bereits wenige Tage später erhielt Shadow seinen ersten Auftrag als vollwertiges Mitglied des Centro Domini. Eine wichtige politische Persönlichkeit war einige Tage zuvor vom einem Vampirclan aufgenommen und zu einem der Ihren gemacht worden. Das CD befürchtete, dass auch die Familie des Mannes in Gefahr war. „Wir sorgen bereits für einen sicheren Unterschlupf. Du sollst sie nur heute Nacht beschützen, dann bringen wir sie in Sicherheit“, hatte ihm Nostradamus erklärt. Mittlerweile neigte sich die Nacht dem Morgen zu und Shadow befand sich, wie schon die ganze Nacht, im Wohnzimmer der Familie. Ihm gegenüber saß die Tochter des zum Vampir gewordenen Politikers. Blonde Haare, die bis auf die Hüften fielen, umrahmten das blasse Gesicht. In einem großen Sessel saß die Ehefrau, die von dem Schicksal ihres Mannes gezeichnet, ununterbrochen schluchzte. Der Sohn der Familie schritt unentwegt durchs Zimmer. Die Familie war in dem Glauben gelassen worden, dass der Politiker einem Attentat zum Opfer gefallen war und man es nun auch auf sie abgesehen hatte. Die Koffer standen bereits gepackt im Flur und in wenigen Stunden würden die Spezialisten des Centros hier eintreffen und die Familie in Sicherheit bringen. „So, ich denke ich werde noch einen letzten Rundgang durchs Haus machen. Die anderen dürften bald hier eintreffen. Und wir wollen ja nicht das in letzter Sekunde noch etwas passiert“, erklärte Shadow. In Wahrheit war er natürlich froh sich endlich wieder die Beine vertreten zu können. Und René, der mit ihm die Überwachung führte, würde schon aufpassen. Der Vampir musste sich erst noch an Teamwork gewöhnen. In den letzten Monaten bevor sein Ziehvater, Michel de Notre-Dame, ihn zum „Centro Domini“ gebracht hatte, war er den dunklen Mächten auch alleine gegenübergetreten. Man musste auf niemanden Rücksicht nehmen und konnte frei handeln. Es war bedeutend einfacher. Glücklicherweise ist es heute ja zu keinem Zwischenfall gekommen, dachte der Vampir. Mit langsamen Schritten ging er durch das Haus. Selbstsicher ging er durch das untere Stockwerk um als die Überprüfung abgeschlossen war, die Treppe nach oben zu nehmen. Seine vampirischen Sinne würden ihn rechtzeitig warnen, bevor ein Gegner ihn überraschen konnte. Nicht nur seine Augen waren bedeutend schärfer als die der Menschen, auch seine übrigen Sinne und Reflexe waren denen von Menschen um ein Hundertfaches überlegen. Durch das Centro war er auch in verschiedenen Kampfkünsten geschult worden. Noch während Shadow in Gedanken versunken war, meldete sich sein Gefahrensinn. Ein leises Geräusch, für einen Menschen kaum wahrnehmbar drang an seine Ohren. Innerhalb von Sekunden ermittelte er die Richtung und bewegte sich langsam auf die Tür zu. Das Musikzimmer der Familie, rief er sich ins Gedächtnis zurück. Natürlich hatten er und René die Räumlichkeiten überprüft. Natürlich würde er seinen Kollegen noch nicht rufen. Vielleicht irrte er sich ja auch nur. Und wozu ihn mit einem Gegner behelligen, den Shadow auch ohne Probleme alleine erledigen konnte. Vor der Tür angekommen lauschte er. Nichts war zu hören. Vielleicht habe ich mich ja tatsächlich geirrt. Auch ein perfektes Gehör soll sich mal irren. Oder ich werde langsam paranoid. Soll ja schon einigen passiert sein, dachte er.
Langsam bewegte sich seine Hand zur Klinke. In wenigen Sekunden würde er es wissen. Blitzschnell drückte er die Klinke nach unten und warf sich in den Raum. Stille. Niemand hielt sich darin auf. Na glücklicherweise habe ich René nicht verständigt. Gleich beim ersten Einsatz lächerlich gemacht. Das wäre nicht so gut gekommen, dachte der Vampir. Als er gerade das Zimmer verlassen wollte, fiel ihm ein seltsamer Geruch auf, der im Zimmer schwebte. Kreide! Und ein Hauch von Petroleum, schoss es ihm durch den Kopf. Shadow schloss die richtigen Schlüsse, kam jedoch nicht mehr dazu zu handeln. Wie von Geisterhand bewegt fiel die Tür ins Schloss. Nur Millisekunden später flammten verschiedene Symbole auf, die mit Kreide an die Tür gezeichnet und mit Petroleum durchtränkt waren. Dämonenbanner. Kurz darauf geschah das Gleiche an den Wänden, der Decke und auch dem Boden. Mit einem Sprung brachte der Vampir sich aus der Reichweite der Flammen. Die Banner engten ihn in seiner Bewegungsfreiheit stark ein. Nur wenige Winkel des Zimmers waren nun noch betretbar. Die anderen Flächen stießen ihn zurück. Somit war es Shadow unmöglich das Zimmer zu verlassen. Er war zur Untätigkeit verbannt. Natürlich würde das Feuer die Kreide auffressen und in wenigen Minuten würde er das Zimmer wieder verlassen können, doch was geschah in dieser Zeit? Das Klirren von Glas und die Schreie aus dem Erdgeschoss, ließen ihn Schreckliches vermuten. Ein kurzer Schrei, der in einem Gurgeln erstarb, rief blankes Entsetzen hervor. René! Zweifellos unterlag der Kollege den Angreifern. Wieso war ich nur so selbstsicher? Er hätte den Raum ohne Probleme verlassen und das Feuer löschen können. Als Mensch war er durch Dämonenbanner nicht eingeschränkt. Ich bin es natürlich. Großer Schöpfer, sie haben es gewusst. Sie haben meine Überheblichkeit einkalkuliert und mich so in diese Falle bekommen. Wann sind diese verdammten Symbole nur endlich verbrannt, machte der Vampir sich starke Selbstvorwürfe. Wenige Minuten später, aus dem Erdgeschoss war nichts mehr zu hören, war es dann auch endlich soweit. In einem letzten Aufflackern verbrannten die Symbole. Der zurückgebliebene Ruß schmierte über sein Hemd, als der Vampir die Tür einfach durchbrach und über das Geländer des Flures sprang. Sekunden später befand er sich im Erdgeschoss und... zwischen einem Berg von Leichen. Um ihn herum lagen die Familienmitglieder ebenso wie René. Shadow beugte sich über den Mitstreiter. Er war nackt. Blutige Striemen waren auf seinem zerschundenen Körper zu sehen. Sein Gesicht war nicht mehr als eine breiige Masse. Auch die anderen Familienmitglieder waren ähnlich zugerichtet. Shadow hatte sich immer für sehr abgebrüht gehalten. Durch Nostradamus hatte er bereits sehr viel Schrecken gezeigt bekommen und auch in seinem Kampf gegen die Hölle schon viel gesehen. Zum ersten Mal liefen dem Vampir die Tränen über die Wangen. Meine Schuld. Ich bin für ihren Tod verantwortlich, schoss es ihm immer wieder durch den Kopf. Sanft strichen seine Hände über das tote Gesicht der Tochter. Zeichnete die Konturen nach. Ein Anblick, den er nie vergessen würde. Oh ja, er hatte die Kreaturen der Finsternis verabscheut. Er hatte nie verstanden, warum sie Trauer und Leid verursachten. Doch nun war es mehr. Er hasste sie. Er würde alles nur Erdenkliche tun um sie auszuschalten. Für immer. Aber nicht mit dem „Centro Domini“. Ich werde nie wieder jemanden in Gefahr bringen, dachte er sich. Und damit ging er langsam auf die Tür zu. Er warf einen letzten Blick zurück, um sich den Tod der Unschuldigen durch sein Verschulden noch einmal ins Gedächtnis zurückzurufen. Noch einmal, für immer. Dann öffnete er die Tür, verließ das Haus, die Stadt, das „Centro Domini“. * Langsam schloss Michel de Notre-Dame die Augen. Es war also geschehen. Wie er es vorausgesehen, doch nicht hatte verhindern können. Shadow ging nun den ihm vorgezeichneten Weg. Eines fernen Tages werden wir uns wiedersehen, mein Sohn. Eines Tages. Und dann wird sich alles
verändern, dachte der große Seher und blickte nachdenklich aus dem Fenster in die dunkle Nacht, die nun langsam dem neuen Morgen wich. * Gegenwart Mit einem wütenden Ruck schloss Jürgen die Unterlagenmappe. Sie hatten alles durchgesehen. Es waren nur wenige Blätter, doch in ihnen war alles festgehalten. Die Geburt und das Jahrhunderte währende grausige Wüten eines Vampirs namens Shadow. „Wenn alles stimmt, was hier festgehalten wurde, ist dieser Shadow ein Monster. Jaques muss ihm auf die Spur gekommen sein. Und so hat er ihn umgebracht“, sprach Sandra leise und mit belegter Stimme. Anna sah sie an. Ihr Stimme klang eisig als sie sprach: „Davon ist auszugehen. Und um uns zu verhöhnen hat er nicht einmal seine Spuren verwischt. Sonst hätte er die Tasche ja mitgenommen. Er wollte wahrscheinlich, dass wir die Unterlagen finden. Das ist wohl so etwas wie eine Kriegserklärung.“ So viele Menschen werden Opfer dieses Krieges. Karsten, der seinen Körper verloren hat. Michael, der nun im Koma liegt. Jaques und seine Frau, beide tot. Manchmal frage ich mich ob es sich überhaupt lohnt. Die dunkle Seite ist so mächtig, dachte Jürgen, nur um Sekunden später die aufkeimenden Zweifel beiseite zu wischen. Er wandte den Kopf und sah die anderen an. Mit fester Stimme begann er zu sprechen: „Also hört zu, wir müssen Shadow so schnell wie möglich ausfindig machen und ausschalten. Sandra und Anna gehen in die örtliche Bibliothek. Schaut in alten Büchern nach, vielleicht findet ihr was. Soweit ich weiß habt ihr auch die Möglichkeit das Internet zu benutzen. Wenn Shadow schon so lange lebt, muss es auch in der Geschichte Hinweise auf ihn geben. Andi, du suchst uns, so profan das auch klingen mag, ein Hotelzimmer. Setze die beiden in der Bibliothek ab und suche dann ein Hotel. Wenn du unser Gepäck verstaut hast kannst du wieder auf die beiden anderen stoßen und bei den Recherchen helfen. Ich warte hier auf die Polizei und schildere ihnen den Vorfall. Danach komme ich direkt ins Hotel. Den Namen kannst du mir durchgeben. Ich nehme dann ein Taxi. Ach, und noch etwas. Ich sage der „SE“ umgehend bescheid. Die ComLinks werden ab sofort nicht mehr benutzt. Einige Wissenschaftler haben vor kurzem einen Ausweichplan entwickelt. Ich erkläre euch alles später, aber ich bin sicher, dass die Nachricht nicht von Jaques war. Und das bedeutet, dass jemand den Verschlüsselungscode geknackt hat. Das Risiko, dass wir weiter abgehört werden ist zu groß. Informiere mich telefonisch oder über die Polizei. Ich werde dort sowieso aussagen müssen.“ „Wie oft habe ich euch gesagt, dass die Basis, auf der die ComLinks arbeiten, nicht sicher genug ist. Intern ist es ja okay, aber außerhalb sind wir mit Handys besser bedient. So profan das auch klingt, sie sind bedeutend sicherer“, konnte Anna sich nicht zurückhalten zu sagen. „Darüber sollten wir später reden“, gab Jürgen zurück. Die anderen nickten. Schnell verließen sie dann das Haus. Die Polizei würde sie sicher, sollten sie bei deren Eintreffen noch hier sein, nicht so schnell gehen lassen. Wenige Minuten später waren die typischen Geräusche von Polizeisirenen zu hören. Jürgen machte sich auf einige harte Stunden gefasst. Zweifellos würden die Polizisten bei einem Doppelmord sehr gründlich vorgehen. * Mit prüfendem Blick lief Andi durch das Zimmer. Es war zwar kein luxuriöses Hotelzimmer, welches die Lightfighter nun beziehen konnten, doch es würde ihren Ansprüchen genügen. Allzu viel Zeit würden sie hier ja auch nicht verbringen. Mit einem Seufzer ließ Andi sich auf dem Bett nieder und fuhr sich durch die dunkelblonden Haare. Die Jeansjacke, die über einem weißen, von einem sportlichen Oberkörper gefüllten T-Shirt schlackerte, wurde von ihm mit einem Ruck in die Ecke befördert.
Der Tod von Jaques hatte ihnen allen mal wieder vor Augen geführt wie schnell es gehen konnte. Natürlich, sie waren alle glücklich in ihrem Bereich. Sie verdienten überdurchschnittlich gut und kamen in der Gruppe sehr gut zurecht. Andi selbst standen so auch immer die neusten Entwicklungen im technischen Bereich zur Verfügung und er fühlte sich bei der Spectral Enterprise sehr wohl. Allzu oft vergaßen sie wie gefährlich ihr Kampf war. Dies war keine Fernsehserie oder irgendein Roman, dies war Realität. Und wie schnell konnte man sein Leben verlieren. Jaques war ein guter Kämpfer gewesen und zweifellos hatte er Erfahrungen mit Vampiren gehabt. Die Lightfighter standen in der Bekämpfung dieser Kreaturen leider noch am Anfang. Es hatte noch nicht allzu viele Zusammenstöße gegeben. Wenn selbst er nicht gegen sie hatte gewinnen können, wie sollten dann sie es schaffen? Ein Klopfen an der Tür ließ ihn aufblicken. Ich habe doch alles an der Rezeption abgeklärt. Und bestellt habe ich auch nichts. Vielleicht wollen sie mir nur die Anrufe bestätigen?, dachte Andi. Er hatte an der Rezeption einen Text diktiert, den diese nun durch einen Anruf bei der Polizei und in der Bibliothek durchgeben sollten. Andi stand auf und ging zur Tür. „Ja bitte!“, rief er durch die geschlossen Tür. „Herr Neumann?! Es geht um die Telefonate“, kam es zurück. Also hatte ich Recht, dachte Andi. Es war das letzte was er in nächster Zeit denken sollte. Kaum hatte er die Tür geöffnet, spürte er noch den Einstich des kleinen Giftpfeils an seinem Hals, bevor er nach hinten kippte und alles um ihn herum in Schwärze versank. * Mit einem Satz sprang einer der beiden Männer vor der Tür ins Zimmer und ergriff Andi, bevor er auf dem Boden aufschlage konnte. Beide trugen die typischen Uniform eines Hotelpagen. „Vorsicht, du weißt, dass ihm nichts passieren darf. Ich habe keine Lust eines Abends aufzuwachen und einen gewissen Blutdurst zu verspüren. Alicia will ihn lebend“, sprach der kleinere, etwas rundlichere, der beiden. Sein hagerer Partner nickte und erwiderte: „Ist ja gut, ihm passiert schon nichts. Also, ich bringe ihn jetzt zum Zielort. Du bringst den ComLink irgendwie zu Shadow. Schließlich wollen wir, dass die Lightfighter den Vampir auch schnell finden und ausschalten.“ Mit diesen Worten zog er Andis Uhr vom Handgelenk, in die der ComLink integriert war und übergab sie seinem Kollegen. Ohne ein weiteres Wort steckte dieser den ComLink ein und packte dann Andis Füße. Zusammen trugen sie den bewusstlosen Lightfighter seiner ganz persönlichen Hölle entgegen. * Wütend stapften Sandra und Anna durch die Dämmerung ihrem Hotel entgegen. „Ich verstehe das nicht! Er hatte doch genug Zeit. Da lässt er uns anrufen und die Adresse des Hotels durchgeben und holt uns dann nicht einmal ab. Bestimmt hat er sich hingelegt und schläft jetzt in aller Ruhe aus, während wir den ganzen Mittag recherchiert und nichts gefunden haben“, lamentierte Sandra. Anna ging nachdenklich neben der Freundin und Mitstreiterin her. Natürlich kannten sich einige Leute innerhalb der Gruppe besser als andere. Als sie vor kurzem mit Andi ein Team gebildet hatte, um die Agenda der Ewigkeit zu finden, hatte sie ihn als sehr zuverlässig kennen gelernt. Aus diesem Grund widersprach sie nun auch: „Also das glaube ich irgendwie nicht. Du weißt, dass man sich eigentlich auf jeden aus dem Team verlassen kann. Natürlich hätte so etwas passieren können, aber ich glaube das irgendwie nicht. Naja, in wenigen Minuten werden wir wohl bescheid wissen.“ „Du hast ja Recht, ich bin halt nur wütend. Ein Katzensprung ist es ja nicht bis zum Hotel. Und von Jürgen haben wir auch noch nichts gehört“, erklärte Sandra ihre Wut.
Vor ihnen tauchte nun das Hotel auf. „Naja, wenigstens sieht es nicht gleich aus wie eine Bruchbude“, konnte sie sich nicht verkneifen zu sagen. Als sie sich am Empfang nach Andi erkundigten, erfuhren sie, dass er sich auf einem der Zimmer befand. Sein Schlüssel befand sich nicht am Brett. Natürlich hatte er zwei Zimmer gebucht. Eines für Jürgen und sich und eines für Sandra und Anna. Die beiden ließen sich den Schlüssel für ihr Zimmer aushändigen, das direkt neben dem der beiden anderen lag und gingen zu den Treppen. „Hoffentlich war ich nicht zu voreilig. Hier sieht es doch etwas seltsam aus. Und dieser Geruch“, musste Sandra argwöhnisch zugeben. Anna schmunzelte: „Naja, ein Luxushotel ist es wirklich nicht. Aber wir werden ja auch nur über Nacht dort sein. Mir juckt es in den Fingern diesem Shadow einen Pfahl ins Herz zu....“ Anna unterbrach ihre Ausführungen als sie Andis und Jürgens Zimmer erreicht hatten. Die Tür war geöffnet. Schnell zogen beide Frauen ihre Waffen und sprangen ins Zimmer. Es war leer. Neben dem Bett lag eine blaue Jeansjacke. „Oh scheiße!“, rief Anna aus. Natürlich konnten sie beide sich denken was das bedeutete. Als sie hinter sich ein Keuchen hörten, fuhren beide synchron herum und richteten ihre Waffen auf die geöffnete Tür. Erleichtert ließen sie ihre Waffen sinken, als Jürgen durch die Tür trat. „Heißt das das was ich glaube?“, fragte er tonlos. Die beiden Frauen nickten. „Vermutlich. Wir sind selbst eben erst gekommen. Die Tür war offen und Andis Jacke liegt neben dem Bett. Keine Zeichen, die auf einen Kampf hindeuten“, gab Anna zurück. Jürgens Blick fiel auf die Koffer, die noch immer in der Ecke standen. Schnell ging er auf diese zu und begann sie zu öffnen. „Wenn er sich noch innerhalb der Stadt befindet können wir ihn orten. Falls er seinen ComLink noch trägt. Allerdings wüsste ich nicht, weshalb sie ihm seine Uhr ausziehen sollten. Selbst wenn sie den Zerrhacker geknackt haben heißt das noch lange nicht, dass sie auch über die Uhren bescheid wissen. Wenn er sich außerhalb befindet brauchen wir die Hilfe des Hauptquartiers“, erklärte er und zog bei diesen Worten einen Sendeempfänger aus seinem Koffer. „Also schön, ihr beiden sucht Andi. Ich habe von der Bibliothek im HQ angerufen. Die suchen in unserer Bibliothek nach Hinweisen auf Shadow. Ich schließe hier mein Modem an und lasse mir die Daten auf den Laptop übertragen. Wenn ich fertig bin komme ich euch nach. Ich kann mich über den Laptop in das Suchsystem unseres Hauptrechners einklinken und so euch dann aufspüren“, bestimmte Sandra. Jürgen überlegte kurz. „Na schön. Ich verzichte ehrlich gesagt nur ungern auf deine Fähigkeit als Telepathin, aber es ist wohl besser wenn du das tust. Shadows Muster bringt dir sowieso nichts. Und wenn du uns nachkommst kannst du Andi aufspüren. Hauptsache wir schalten Shadow aus bevor er Andi etwas tut“, gab Jürgen zurück. Sofort machten sich er und Anna dann auf den Weg, während Sandra damit begann ihren Laptop auszupacken. Ich hoffe nur sie kommen nicht zu spät. Die Folter, die Dorian durchgemacht hat muss nicht noch jemand durchleben, dachte sie mit Bedauern an das zurück was Dorian passiert war, zu dem sie sich hingezogen fühlte. Dann begann Sandra mit ihrer Recherche. * Langsam lichtete sich die Schwärze um Andi. Mit einem brummenden Kopf schlug er die Augen auf und richtete sich langsam auf. Können Gegner nicht wenigstens mal ein Gift benutzen, das einen ohne Kopfschmerzen wieder aufwachen lässt, dachte er in einem Anflug von Galgenhumor.
Kurz drehte sich noch der Raum, dann konnte er sich aufstellen. Wenigstens habe ich noch Kondition, dachte er. Als er sich umsah erkannte Andi einen kleinen, fensterlosen Raum. Er befand sich in einem Gitterkäfig, der in der Luft hing. Nirgends waren Ketten angebracht. Zweifellos wurde sein Gefängnis durch Magie in der Luft gehalten. „Na, wieder wach?!“, ertönte eine Stimme aus dem Teil des Raumes, der hinter Andi lag. Langsam, um den Käfig nicht zum Schwanken zu bringen, drehte er sich um. Eine Frau stand unter ihm. Schwarzes Haar, das ihr bis auf die Schultern fiel umrahmte ihr bleiches Gesicht. Ein schwarzes Top und ebenfalls schwarze hautenge Lederhosen, gaben ihr ein verwegenes Aussehen. Noch bevor Andi etwas erwidern konnte, überfielen ihn die Bilder. Er sah diese Frau und Jaques. Und alles was sie getan hatte. Alicia, stand ihr Name plötzlich vor seinen Augen. „Oh gut, wirklich gut!“, rief diese aus und machte Andi so darauf aufmerksam, dass er ihren Namen laut ausgesprochen hatte. Die Kopfschmerzen, die seine Visionen immer begleiteten, ließen nur langsam nach. „Andi Neumann!“, rief nun die Vampirin aus, „26 Jahre alt und vom Beruf Informatiker. Mitverantwortlich für die Projektoren im HQ der Spectral Enterprise, die eine breite Wellenfront weißer Magie projektzieren, um so jedem Schwarzblüter das Eindringen zu verwehren. Besitzt außerdem Präkognitive Fähigkeiten, kann also Dinge wahrnehmen die in der Vergangenheit passiert sind, in der Gegenwart passieren oder erst in Zukunft stattfinden. Wie du siehst sind wir über jedes Mitglied der Spectral Enterprise informiert. Darken kennt seine Feinde.“ Entsetzt musste Andi mit anhören wie die Vampiren noch weitere Details aus dem SE preisgab. Das sie die Codefrequenz des ComLinks geknackt hatten, war wohl nicht das einzige. Wir haben ihnen zu wenig Beachtung geschenkt und das ist nun der Preis, dachte er. „Sie waren es. Sie haben Jaques getötet. Es gibt keinen Shadow“, warf er der Vampirin an den Kopf. Höhnisch lachend gab diese zurück: „Aber, aber, du darfst mich ruhig duzen. Schließlich brauchst du die letzten paar Minuten deines Lebens nicht mit Förmlichkeiten zu verschwenden. Ich muss dich trotzdem enttäuschen. Es gibt einen Shadow. Der Vampir des Lichts. Ein Vampir, der mit Hilfe von Nostradamus das Licht der Welt erblickte. Er steht auf eurer Seite und bekämpft uns. Warum dies letztendlich so ist, weiß nur Darken. Normalerweise dürfen Vampire eben nicht gezeugt werden. Nur durch den Biss darf einer von uns entstehen. Aber dank der Unterlagen die wir platziert und dem ComLink, den wir bei Shadow versteckt haben, wird dieses Problem ja nun bald gelöst sein.“ Entsetzt begann Andi zu begreifen. Sie waren einer Intrige aufgesessen. Nicht Shadow war der Drahtzieher, sondern Alicia. Shadow stand auf ihrer Seite. Und nun würden die anderen ihn jagen und töten. Und er konnte nichts dagegen unternehmen. Alicia wollte noch etwas sagen, wurde jedoch unterbrochen. Ein hagerer Mann betrat den Raum. Rötliches Haar und ein blasses Gesicht ließen Andi annehmen, dass auch er ein Vampir war. Doch der apathische Gesichtsausdruck dementierte dies. Außerdem dürfte oben gerade die Dämmerung hereinbrechen. Ich glaube nicht, dass es schon richtige Nacht ist. Und ich glaube er war einer der beiden, die mir vor dem Hotel aufgelauert haben, dachte er sich. Nach einem kurzen Gespräch wandte sich Alicia wieder ihrem Opfer zu. „Ich muss dich kurz alleine lassen. Wenn ich zurückkomme führen wir unser Gespräch zu Ende“, kündigte sie an und verließ dann, sich über die Lippen leckend, lasziv die Hüften schwingend, den Raum. Andi blieb verzweifelt in seinem Gefängnis zurück. Verdammt noch mal, gewinnt nicht immer das Gute am Schluss! Ich muss doch etwas unternehmen, dachte er sich. Dann kam ihm eine Idee. Zwar war die Erfolgschance gering, doch ein Versuch konnte nichts schaden. Langsam tastete er mit seiner Hand nach dem Schloss an der Gittertür.
Glücklicherweise war es nicht mit Magie, sondern mit einer einfachen Zahlenkombination ausgestattet. Dann schloss er die Augen und konzentrierte sich. Es dauerte Minuten, in denen er immer unruhiger wurde. Alicia konnte jeden Moment zurückkehren. Doch dann gelang es tatsächlich. Vor seinem inneren Auge erschienen, von ständigen Kopfschmerzen geplagt, Bilder. Alicias Hand. Und sie gab die Zahlen ein. Danach war es für Andi ein Leichtes das Schloss zu öffnen. Schnell glitt aus dem Käfig und sprang zu Boden. Zwar war die Kellertür verschlossen, doch es war ein Leichtes die dünne Eisentür zu öffnen. Fast schon zu leicht, dachte er. Als er vor seinem Gefängnis stand wusste er, was er die ganze Zeit unterschwellig gerochen hatte. Abwasser. Er befand sich in der Kanalisation. Ohne seinen Standpunkt zu kennen, machte sich der Lightfighter auf den Weg Alicia zu entkommen. * Mit brausenden Reifen kam der Jeep vor einem alten, heruntergekommenen Haus zum Stehen. Jürgen und Anna sprangen heraus. Sie befanden sich nach wie vor in Brest, jedoch auf einer alten, verlassenen Straße. „Das Signal ist hier am stärksten. Er muss sich in dem Haus befinden. Beide Lightfighter zogen ihre Waffen, die mit Explosivgeschossen geladen waren, und gingen langsam auf das Haus zu. Sich gegenseitig Deckung gebend betraten sie den verfallenen Altbau. Mehrere Mauern waren bereits eingefallen und von den Wänden hingen Tapetenreste. Zweifellos würde das Gebäude beim nächsten Sturm zusammenbrechen. „Wie kann man sich nur so einen Unterschlupf aussuchen“, spie Anna verächtlich aus. Sie würde es zweifellos genießen den Vampir zu pfählen. „Wir müssen vorsichtig sein. Wenn er Jaques töten konnte, muss er ein guter Kämpfer sein. Und wir können ihm außer den Waffen nichts entgegensetzen“, hielt Jürgen Anna noch zurück. Diese gab unwirsch zurück: „Das ist mir klar. Keine Angst, ich unterschätze diese Kreaturen bestimmt nicht. Mein Schicksal wurde durch sie geprägt. Aber ich werde ihn nicht entkommen lassen.“ „Na schön. Gehen wir nach unten. Er dürfte noch in seinem Sarg liegen. Schließlich ist es noch nicht dunkel. Er müsste in Kürze erwachen“, sprach Jürgen weiter. Langsam gingen sie nun nach unten. Unwillkürlich erinnerte die Lightfighterin sich an ihre Kindheit. Als sie leise in das Museum ihres Vaters geschlichen war, um sich die schönen Ausstellungsstücke noch einmal anzusehen. So hatte sie mitangesehen, wie er getötet worden war. Von einem Dämon. So wie nun auch Jaques. Hier hatte sie die Möglichkeit den Vampir endlich auszuschalten. Als sie den Keller erreicht hatten umfing sie jedoch kein staubiger Geruch, sondern reine, frische Luft. Hier gibt es irgendwo einen Lüftungsschacht, dachte Anna unbewusst. Dann standen sie vor ihm. Urplötzlich stand er mitten im Zimmer. Beide waren viel zu perplex um zu reagieren. Sie hatten erwartet ihn schlafend vorzufinden. Oder sich auf sie stürzend. Aber der Vampir stand einfach im Zimmer und sah ihnen entgegen. Ein engelsgleiches Gesicht sah den beiden Lightfightern entgegen. Schwarze, kurze Haare brachten es noch mehr zum Ausdruck. Ein athletischer Körperbau und wunderschöne blaue Augen begannen Anna sofort in ihren Bann zu ziehen. Vom Aussehen her mochte der Vampir höchstens Anfang zwanzig sein, sein wahres Alter war, wie beide wussten, schon etliche Jahrhunderte. Doch mit einem Ruck löste sie sich davon. Er war ein Vampir. Und so schön sein Äußeres auch war, brachte er doch Tod und Verderben. Irgendetwas stimmt nicht. Wieso greift er nicht an, dachte Jürgen. Er wollte Anna noch zurückhalten, doch diese stürzte sich auf den Vampir. Noch im Lauf feuerte sie ihre Waffe ab. Das gesamte Magazin leerte sie. Die Kugeln schossen auf Shadow zu.
Doch nun bekamen die beiden zum ersten Mal die wahren Fähigkeiten eines Vampirs zu Sehen. Rasend schnell wich der Vampir den geschossen aus und rannte auf die beiden zu. Er benutzte Annas eigenen Schwung um sie nach hinten auszuhebeln und stürzte sich dann auf Jürgen zu. Dieser reagierte nun augenblicklich und zielte auf Shadow. „Nicht, ihr macht einen Feh...“, rief der Vampir noch, doch es war zu spät. Auch Jürgen schoss nun. Zwar konnte der Vampir den Schüssen ausweichen, doch dadurch fiel er zu Boden, was Anna sofort ausnutzte. Blitzschnell griff sie nach einem abgebrochenen Stuhlbein, das herumlag und sprang auf den Vampir, der vor ihr auf dem Boden lag. Blitzschnell holte sie aus und ließ das Stuhlbein, welches sie als Pflog benutzte, auf den Vampir herabsausen. * Ein leises Piepsen machte Sandra darauf aufmerksam, dass Post in ihrer Mailbox war. Als die junge Frau nachsah, fand sie eine Mail vom Hauptquartier, mit einem größeren Anhang. Erst einige Minuten später hatte sie ihn heruntergeladen. Es waren einige Auszüge aus dem „Centro Domini“, sowie Auszüge aus einem Geschichtsbuch. Sandra öffnete die Dateien und begann damit sie durchzusehen. Die Auszüge aus dem Geschichtsbuch zeigten etliche Daten, von großen Ereignissen aus der Geschichte. Auf einigen Bildern war tatsächlich ein Mann zu sehen, der ebenso aussah wie einige Skizzen in Jaques Unterlagen. Auf einer Vergrößerung hat der Bearbeiter der Daten aus dem HQ die Hand des Vampirs vergrößert. Sandra musste erstaunt erkennen, dass Shadow einen goldenen Siegelring trug, wie ihn Mitglieder des früheren „Centro Domini“ getragen hatten. Beim Durchsehen des Buches hatte sie eine Skizze eines solchen Ringes gesehen. Kurz sah sie auf das Datum des Bildes. 1602. Im Centro Domini waren keine genauen Zahlen angegeben, doch wie Sandra in der Übersetzung gelesen hatte, die Nostradamus wohl selbst geschrieben hatte, war von einem Wechsel dieser Kämpfer vom Licht zur Finsternis die Rede. Es war nur die Frage ob Shadow vor oder nach dem Wechsel mit ihnen gekämpft hatte. Hatte er es nach dem Wechsel getan bedeutete dies, dass er auf der Seite des Bösen stand. War dies aber vor dem Wechsel zur dunklen Seite gewesen, warf dies ein völlig neues Licht auf die Sache. Sandra öffnete den Auszug des Centro Dominis, der ihr zugeschickt worden war. Sie überflog verschiedene Stelle und keuchte entsetzt auf. Wenn alles was in dem Buch stand stimmte, war Shadow ein Ziehsohn Nostradamus gewesen. Ein Vampir der auf der guten Seite stand und nach einem Zwischenfall, bereits vor dem Wechsel zur dunklen Seite des Centros, verschwunden war. Das ist eine Falle. Wir werden dazu benutzt ihn auszuschalten, dachte sie. Wenn Jürgen und Anna ihn schon gefunden hatten. Nicht auszudenken. Entgegen Jürgens Rat griff Sandra zu ihrem ComLink und baute eine Verbindung auf. Ohne auf die Bestätigung zu achten rief sie: „Vernichtet ihn nicht, er gehört nicht zur dunklen Seite!“ * Mit einem Ruck drang der Pflog in Shadows Brust. Haut, Sehnen und Knochen wurden durchtrennt, als er einige Zentimeter neben dem Herz des Vampirs zum Stillstand kam. Mit einem Aufschrei zog dieser den Pflog heraus und warf Anna ab. Doch bevor er dazu kam etwas zu unternehmen spürte er das kalte Metall von Jürgens Pistole am Kopf. „Ich weiß ja nicht wie Vampire auf einen Schuss in den Kopf reagieren, aber wahrscheinlich nicht viel anders als Menschen. Es sind übrigens Explosivgeschosse“, sprach er leise auf den Vampir ein. Plötzlich drang ein leises Piepsen aus dem ComLink an Jürgen und Annas Handgelenk. „Vernichtet ihn nicht, er gehört nicht zur dunklen Seite!“, drang Sandras Stimme daraus hervor.
Der Vampir hob seine Arme und zeigte auf einen goldenen Siegelring an seiner rechten Hand. „Ich stehe auf eurer Seite. Ich bekämpfe meine Artgenossen schon seit einigen Jahrhunderten. Ich habe mit dem Tod von Jaques nichts zu tun. Alicia hat ihn umgebracht“, erklärte der Vampir. Anna baute eine Verbindung zu Sandra auf und ließ sich von ihr alles erklären, was sie herausgefunden hatte. Dies unterstützte Shadows Version. Trotzdem blieb Anna argwöhnisch. Sie gaben Sandra durch wo sie waren, damit diese zu ihnen aufschließen konnte und wandten sich dann wieder dem Vampir zu. „Und wer ist bitte Alicia? Und was machst du dann hier?“, wollte Anna wissen. Shadow sah sie an und begann dann langsam zu erzählen: „Ich wollte mich mit Jaques treffen. Leider kam ich zu spät. Ich habe von weitem beobachtet wie Jürgen mit der Polizei sprach. Ich habe ein gutes Gehör und so alles aufgeschnappt. Ich habe verschiedenen Wege an Informationen aus ihren Kreisen zu gelangen. Ich bekämpfe Darken schon seit vielen Jahre. Er sucht einen Gegenstand, den er nicht in die Hände bekommen darf. Wir sind erbitterte Feinde.“ Shadow erzählte noch weitere Einzelheiten und langsam sank der Argwohn der beiden Lightfighter. Sie ließen ihre Waffen sinken. „Na schön. Wer ist also Alicia?“, wollte Jürgen wissen. Der Vampir setzte sich auf. Die Wunde, die Anna ihm zugefügt hatte, war bereits wieder fast verheilt. „Sie ist eine Dienerin Darkens. Naja, sie darf sich etwas mehr erlauben als andere, da sie mit ihm auch ab und an das Bett teilt. Sie ist äußerst gefährlich und sadistisch. Sie spielt mit ihren Opfern gerne. Ihr habt bei Jaques ja gesehen, was sie darunter versteht“, erklärte er. Jürgen und Anna nickte. Als sie von oben ein Poltern hörten wussten sie, dass nun auch Sandra eingetroffen war. Sie machten sich bemerkbar, worauf sie nach unten kam. „Dir habe ich dann wohl mein Leben zu verdanken“, bedankte sich Shadow bei ihr. Sandra winkte nur ab. „Ein Glücksfall, dass ich so schnell auf die Unterlagen gestoßen bin. Ein Mitarbeiter aus dem HQ hat sie mir zugesendet. Was mich viel mehr interessiert ist, wo Andi nun ist“, erklärte sie. Shadow nickte. „Ich weiß zwar, dass ihr Versteck irgendwo in der Kanalisation ist und konnte es auf ca. 3 Kilometer eingrenzen, doch wo genau es ist weiß ich noch nicht“, musste er enttäuscht bekennen. Sandra schüttelte den Kopf: „Kein Problem. Wir gehen den Weg ab. Ich kenne Andis Gehirnwellenmuster. Ich finde ihn.“ Auf Shadows Nachfragen hin erklärte Sandra ihm, dass sie über telepathische Fähigkeiten verfügte. Zusammen machten sie sich auf den Weg das Versteck von Alicia aufzuspüren. * Gehetzt blickte Andi sich um. Ihm war als hätte er etwas gehört. Die Angst saß ihm im Nacken. Ich muss den anderen sagen was die Vampire mittlerweile alles wissen. Wir sind in Gefahr, alle, dachte er gehetzt. Die nächste Abzweigung war mit einem Gitter versperrt. Schnell rannte er einige Meter zurück und bog in den nächsten Schacht ein. Weit vor sich sah er Licht durch einen Kanaldeckel scheinen. Schnell hetzte er darauf zu. Völlig außer Atem erreichte er die Leiter und wollte sich gerade daran machen die Sprossen nach oben zu steigen, als er eine Stimme vernahm: „Vernichtet ihn nicht, er gehört nicht zur dunklen Seite!“ Wie angewurzelt blieb er stehen. Mit wiegenden Schritten bog Alicia um die Ecke. „Ich liebe es, wenn die Hoffnung aus dem Gesicht meiner Opfer schwindet. Es ist richtig erregend. Tja, sieht so aus als würde Shadow überleben, ich denke, wir kommen dann zu Plan B“, stieß sie heißer aus.
Blitzschnell sprang Andi nach oben und drückte mit einer Hand gegen den Kanaldeckel. Ohne auch nur einen Millimeter nachzugeben, saß dieser fest auf der Öffnung. Erst jetzt bemerkte der Lightfighter, dass der Deckel angeschweißt war. „Dachtest du wirklich du hättest jemals eine Chance gehabt?“, wollte Alicia wissen, als sie langsam auf ihn zuging. Entsetzt ließ Andi den Deckel los und ließ sich wieder nach unten fallen. Er hatte keine Waffen. Rein körperlich war er der Vampirin absolut unterlegen. Diese ließ nun ihre spitzen Eckzähne sehen. Angst fuhr Andi in die Eingeweide. Sollte sein Weg hier nun ebenso enden wie Jaques? „Nein, bitte....“, trieb die Angst ihn an es sogar mit Bitten zu versuchen. Doch wie sollte jemand Mitleid empfinden, dem es Spaß bereitete andere zu quälen. Mit einem Fauchen sprang Alicia auf den Lightfighter zu. Minuten später versank die Welt um Andi ein weiteres Mal in Dunkelheit. * Nach etlichem Suchen hatte das Team mit Sandras Hilfe Andis Schwingungen gefunden. Zusammen schlichen sie nun durch die Kanalisation, dem Versteck von Alicia entgegen. Bereits von weitem hörten sie ihre Stimme. „Tja, wie schon gesagt, da Shadow deine Freunde ja nun nicht ausschaltet bzw. sie ihn, kommen wir nun zu einem kleinen Ersatzplan. Und da spielst du keine unerhebliche Rolle, mein Lieber.“ Langsam schlichen die Lightfighter und Shadow näher heran. Da die Tür offen stand konnten sie ohne Probleme in den dahinter liegenden Raum sehen. Andi lag in einem Käfig, der einige Meter über dem Boden schwebte. Alicia stand unter ihm und sprach höhnisch zu ihm nach oben. Anna, die beim Anblick der Vampirin einen unglaublichen Hass entwickelte, stieß fauchend die Luft aus. Alicias Kopf flog herum. Da sie eine Vampirin war, hatte sie es natürlich gehört. Shadow reagierte augenblicklich. Er federte aus der Hocke in den Raum und stürzte sich auf Alicia. Zwischen den beiden entbrannte ein heftiger Kampf. Jürgen, Sandra und Anna sprangen nun ebenfalls auf und liefen in den Raum. Jürgen wollte Shadow zu Hilfe eilen, wurde jedoch von einem Hieb Alicias niedergestreckt. Sandra versuchte erst gar nicht sich in den Kampf einzumischen, sondern machte sich an der Käfigtür zu schaffen. Mit Hilfe von Anna gelang es ihr schließlich die Tür aus den Angel zu brechen. Sie zog sich nach oben und schob Andi langsam aus dem Käfig, der von Sandra aufgenommen wurde. Dann wandten sie sich dem Kampf der beiden Vampire zu. Alicia schlug erbarmungslos auf Shadow ein, der auch seinerseits nichts schuldig blieb. Ein normaler Mensch hätte bereits die ersten Sekunden des Kampfes nicht überlebt. Langsam zog Anna ihre Waffe, die sie in der Zwischenzeit nachgeladen hatte. Sie legte an und zielte sorgfältig. Shadow sah es und wollte sie noch aufhalten, doch sein Warnruf kam zu spät. Sie schoss. Blitzschnell wich Alicia aus und zog Shadow dabei in die Schusslinie. Die Kugel streifte die Hüfte des Vampirs und ließ ihn nach hinten taumeln. Mit unglaublicher Wucht schlug die Kugel in die dahinterliegende Wand ein und fing dort Feuer. Dies brachte einen, vor der Wand stehenden, Generator zur Explosion. Mit voller Wucht wurde Shadow am Kopf getroffen und flogt zu Boden. Alicia, die schützend die Arme nach oben geworfen hatte, sprang nun auf ihren Feind und ergriff seinen Kopf mit beiden Händen. „So kommt es also nun. Der große Shadow. Vor mir auf dem Boden. Weißt du mein Lieber, unter anderen Umständen hätte ich es ja jetzt gerne mit dir getrieben, aber so muss ich dich leider töten. Fahr zur Hölle“, hauchte sie dem Vampir zu. „Nach dir!“, rief eine Stimme hinter ihr. Alicia kam nicht mehr dazu den Kopf zu wenden. Mit einem hässlichen Knirschen drang die Spitze eines Fragments des zerstörten Generators in ihren Körper ein und durchbohrte ihr Herz.
Mit eiskalter Miene trat Anna einen Schritt zurück und sah wie die verhasste Vampirin nach hinten kippte. Noch bevor sie den Boden erreicht hatte war nur noch ein Haufen Staub übrig. Alicia war besiegt. Sofort wandte sich die Lightfighterin Jürgen zu, der gerade das Bewusstsein wiedererlangte. Schnell half sie ihm auf die Beine. Auch Andi hatte nun seine Kräfte zurückerlangt. Als alle wieder auf den Beinen waren und sich nach Shadow umwanden, war dieser verschwunden. „Verdammt! Ich wollte ihm doch vorschlagen an unserer Seite zu kämpfen und mit uns nach Rom zu gehen“, rief Jürgen. Anna schmunzelte. „Ich glaube nicht, dass er das gewollte hätte. Wir haben von nun an einen Verbündeten. Irgendwo dort draußen kämpft er von nun an gegen das Böse. Und ich bin überzeugt davon, dass wir ihn eines Tages wiedersehen.“ Mit diesen Worten verließen sie taumelnd den Platz des Kampfes. * Mit einem wütenden Schrei fuhr Darken hoch. „Alicia!“, rief er heißer und wütend. Krampfhafte Schmerzen jagten durch seinen Körper. Alicia hatte eben ihre Existenz verloren. „Shadow. Du verfluchter engelsgleicher Gezeugter! Ich werde dich vernichten. Eines Tages werde ich dir deine jämmerliche Existenz rauben. Und mit dir zusammen werde ich jeden Lightfighter einzeln aufschlitzen und austrinken!“, rief er wütend und warf den Monitor seines Computers mit einem Ruck aus dem Fenster des Penthouses. * Langsam lief Shadow die Straße entlang. Die Grenzen von Brest lagen bereits hinter ihm. Wir werden uns wiedersehen Lightfighter. Ich befürchte sogar schon bald, dachte der einsame Vampir. Verblüfft hielt er inne, als vor ihm in der Luft ein schwarzer Wirbel entstand. Innerhalb weniger Sekunden materialisierte eine schemenhafte Person vor ihm, die gänzlich von einem Schatten bedeckt war. Auf seinen Armen trug sie ein großes Buch. Shadow erkannte es bereits von weitem. Die Agenda! Er hat tatsächlich die Agenda, dachte der Vampir. „Dieses Buch ist für dich bestimmt Auserwählter“, erklärte der Schatten und übergab dem verblüfften Vampir die Agenda der Ewigkeit. Noch bevor er ein weiteres Wort sagen konnte begann der Schatten wieder sich zu entmaterialisieren. Die Agenda auf seinem Arm begann warm zu pulsieren und nahm langsam einen weißen Farbton an, nachdem sie vorher fast durchsichtig gewesen war. Mit kurzen Ruck begannen die Seiten sich zu blättern und verhielten bei einem Kapitel. Neugierig beugte Shadow sich nach vorne und begann zu lesen. * Mit einem Knall schlug der Kofferraum zu. Alle hatten ausgeschlafen und nachdem Jürgen wieder auf den Beinen war und es auch Andi wieder gut ging, wollten die Vier sich umgehend auf den Rückweg nach Rom machen. „So, machen wir uns auf den Rückweg. Ich denke wir waren lange genug hier. Wir werden demnächst einen Ersatzmann für Jaques hierher schicken“, sprach Jürgen zu Anna, die neben ihm auf dem Beifahrersitz Platz nahm. Im Fond saßen Sandra und Andi. Seit seiner Gefangennahme war Andi seltsam still geworden. Jürgen fuhr nun langsam an, wendete und fuhr los.
Langsam bewegten sie sich auf die Stadtgrenze zu und verließen Brest und kurz darauf Finistére. Keiner von ihnen sah die kleinen Wunden an Andis Hals, die nun schon wieder fast komplett verheilt waren. Nach Alicias Biss fühlte sich Andi wieder wie neugeboren. Kraftvoll und konzentriert. Nur das Tageslicht bereitete ihm leichte Kopfschmerzen. Ende des 4. Teils
Vorschau auf Band 5: Ein kleines Dorf am Rande der tschechischen Republik. Nette, freundliche Bürger werden plötzlich zu blutrünstigen Killern. Die Lightfighter werden durch Zeitungsberichte darauf aufmerksam und beginnen mit Untersuchungen. Bereits nach kürzester Zeit weiten sich die Veränderungen aus und die Kämpfer des Lichts stehen einer Armee von Gegnern gegenüber.