BASTEI-LÜBBE-TASCHENBUCH Fantasy Band 20137 Erste Auflage: März 1990 Zweite Auflage: September 1990 Dritte Auflage: Mai...
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BASTEI-LÜBBE-TASCHENBUCH Fantasy Band 20137 Erste Auflage: März 1990 Zweite Auflage: September 1990 Dritte Auflage: Mai 1993
© Copyright 1986 by Robert L. Asprin All rights reserved Deutsche Lizenzausgabe 1990 Bastei-Verlag Gustav H. Lübbe GmbH & Co., Bergisch Gladbach Originaltitel: M.Y.T.H. Inc. Link Lektorat: Michael Schönenbröcher Titelillustration: Tim Hildebrandt Umschlaggestaltung: Quadro Grafik, Bensberg Satz: Setzerei Schell, Bad Iburg Druck und Verarbeitung: Brodard & Taupin, La Fleche, Frankreich Printed in France ISBN 3-404-20137-X Der Preis dieses Bandes versteht sich einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.
mögen, auf jeden Fall bleiben sie dabei ... und das ist es schließlich, was zählt. Es ist nicht die Crew, die mich nervös macht — es ist der Titel. Denn seit ich denken kann, war ich immer der Meinung, daß ein Führer bildlich gespro chen ständig mit einer auf den Rücken gemalten Ziel scheibe herumläuft. Bei diesem Job muß man nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere sorgen und auf der Hut sein. Geht irgend etwas schief, wird man gleich zur Verantwortung gezogen. Selbst wenn jemand anders die Panne verursacht hat, muß man als Anführer dafür geradestehen. Klappt aber zufälli gerweise mal etwas, dann fühlt man sich nur schul dig, weil man die Lorbeeren eines anderen ein heimst. Alles in allem erscheint mir das als undank bare Position, die ich viel lieber an einen anderen delegiert hätte, während ich selbst im Felde meinen Spaß gehabt hätte. Leider schienen alle anderen aber der gleichen Auffassung zu sein, und als unerfahren stes Mitglied der Mannschaft war ich weniger geschickt gewesen, mir Gründe dafür auszudenken, den Posten abzuwimmeln, als die anderen. Und so wurde ich schließlich Präsident unserer Firma, eines Bundes von Magiern und Katastrophenexperten, die es sich zum Ziel gesetzt hatten, anderen zu helfen und dabei gleichzeitig Geld zu machen. Unser Hauptquartier befand sich im Bazar von Tauf, einem weitbekannten Treffpunkt für die Abwicklung magischer Geschäfte, der auch eine Kreuzung zwischen den Dimensionen darstellte. Wie man sich vorstellen kann, gab es an einem derartigen Ort niemals Mangel an Arbeit. Ich hatte mich gerade für den Morgen eingerichtet, als es leise an meiner Bürotür klopfte und Bunny den Kopf hereinsteckte.
»Beschäftigt, Boß?« »Na ja ...« Sie war schon wieder verschwunden, noch bevor ich eine vage Antwort formulieren konnte. Das war nichts Ungewöhnliches. Bunny füngierte als meine Sekretärin und wußte stets besser über meinen Ter minplan Bescheid als ich. Ihre Anfragen waren mehr ein Ausdruck der Höflichkeit oder der Versuch der Kontrolle, um sicherzugehen, daß ich nicht gerade irgend etwas Würdeloses tat, bevor sie einen Klien ten ins Büro bat. »Der Große Skeeve wird Sie jetzt empfangen«, sagte sie und machte eine pompöse Geste in Rich tung ihres Schützlings. »Für die Zukunft möchte ich Ihnen raten, vorher lieber einen Termin zu verein baren, damit Sie nicht warten müssen.« Der Täufler, den Bunny gerade hereinführte, wirkte ein wenig schleimig, selbst für einen Täufler. Seine leuchtend rote Haut war von ungesund wir kenden rosa Flecken übersät, und seine Miene war zu einem permanenten Lechzen verzerrt, das er auf Bunnys Rücken richtete, als sie das Zimmer verließ. Nun läßt sich nicht leugnen, daß Bunny eines der attraktivsten weiblichen Wesen ist, denen ich je begegnet bin, aber an der Aufmerksamkeit, die die ser Kniich ihr gewährte, war etwas Unangenehmes. Ich mußte mir Mühe geben, eine aufkeimende Abneigung dem Täufler gegenüber zu unterdrücken. Klient war Klient, und wir waren schließlich hier im Geschäft, um Leuten zu helfen, die in Schwierigkei ten steckten, und nicht, um moralische Werturteile über sie zu fällen. »Kann ich Ihnen helfen?« fragte ich und blieb dabei höflich. 8
Damit gewann ich die Aufmerksamkeit des Täuf lers und streckte eine Hand über den Schreibtisch. »Sie sind also der Große Skeeve, wie? Freut mich, Sie kennenzulernen. Habe schon einige gute Sachen über Ihre Arbeit gehört. Sagen Sie mal. Sie haben aber eine Mordsfirma hier! Besonders gefällt mir das süße Hühnchen, das bei Ihnen als Empfangsdame arbeitet. Könnte mir glatt in den Sinn kommen, sie Ihnen abzuwerben. Dieses Mädchen sprüht offen sichtlich nur so vor Talent.« Wie ich sein Lechzen und Augenzwinkern sah, konnte ich es irgendwie nicht über mich bringen, seine Hand zu schütteln. »Bunny ist meine Verwaltungsassistentin«, sagte ich vorsichtig. »Außerdem ist sie Mitaktionärin in der Firma. Sie verdient sich ihre Stellung mit ihren Fähig keiten und nicht mit ihrem Äußeren.« »Darauf möchte ich wetten«, zwinkerte der Täufler erneut. »Die Fähigkeiten würde ich gerne irgend wann einmal näher kennenlernen.« Das entschied die Sache. »Wie wäre es sofort?« Ich lächelte und sprach etwas lauter: »Bunny? Könntest du wohl mal einen Moment hereinkommen?« Fast im selben Augenblick war sie schon da und ignorierte das Lechzen des Täuflers, während sie auf meinen Schreibtisch zukam. »Ja, Sir?« »Bunny, du hast vergessen, mir das Dossier über diesen Klienten zu geben. Wer ist er?« Sie hob eine Augenbraue und schoß dem Täufler einen Seitenblick zu. Es geschah nur selten, daß wir unsere Vorbereitungsgespräche in Gegenwart des Klienten selbst führten. Unsere Blicke trafen wieder
vom ersten Tag an, als die beiden einander begegnet sind. Selbst der Boß hat das gesehen, und das heißt schon was, denn wenn ich ihn auch als Organisator bewundere, so ist er leider doch ein bißchen dick zwischen den Ohren, wenn es um Weiberröcke geht. Um euch zu zeigen, was ich meine, will ich nur berichten, daß er auf die Erkenntnis, daß Bunny tat sächlich gewisse Absichten hegte, was ihn anging, damit reagierte, daß er vor Nervosität fast in Ohn macht gefallen wäre. Und so etwas von einem Typ, bei dem ich mit eigenen Augen gesehen habe, wie er es mit Vampiren und Werwölfen aufnahm, ganz zu schweigen von Don Bruce persönlich, ohne dabei auch nur mit der Wimper zu zucken. Wie ich schon sagte, Miezen sind nicht gerade seine Stärke. Jedenfalls sprach ich gerade über Bunny und ihr Problem. Es gelang ihr schließlich, den Boß davon zu überzeugen, daß sie es angeblich nicht auf ihn abge sehen hatte und sich nur für eine Karriere als Geschäftsfrau interessierte. Das war natürlich eine schamlose Lüge, was wir alle auch wußten ... obwohl es den Boß anscheinend hinters Licht geführt hat. Selbst dieser grüne Penner Aahz brachte es fer tig, zu durchschauen, was Bunny vorhatte. (Das überraschte mich ein bißchen, weil ich immer geglaubt hatte, daß sein Haupttalent nur darin besteht, laute Geräusche von sich zu geben.) Alles, was Bunny tat, war, die Show zu wechseln. Aber ihre eigentlichen Ziele hatte sie nicht aufgegeben. Das hat aber leider dazu geführt, daß sie nun dem Boß nicht etwa mit Arschwackeln schöne Augen macht, sondern jetzt versucht, seine Bewunderung damit zu erringen, indem sie unter Beweis stellt, was für eine heiße Tante sie doch ist. Das dürfte nicht 15
allzu schwierig sein, da Bunny im Einsatz äußerst gerissen ist, aber wie alle Schnallen hat auch sie das Gefühl, daß sie nur eine beschränkte Zeit zur Verfü gung hat, bevor ihr gutes Aussehen aufgebraucht ist, deswegen versucht sie besonders gründlich sicherzu gehen, daß sie die Aufmerksamkeit des Bosses erringt. Das wiederum kann leider in den hinteren Rängen einen Haufen Ärger machen. Sie hat soviel Angst, daß irgend jemand ihre Leistung zunichte machen könnte, daß sie einen erfahrenen Einsatzmann wie mich mit ihrem nervösen Geplapper und dem ständi gen Sichergehen den sprichwörtlichen Baum hinauf jagen kann. Aber sie ist eine nette Puppe, und wir stehen alle auf ihrer Seite, also nehmen wir es hin. »Ja, Bunny«, sage ich. »Was, >Ja, Bunny