OTTO ZIERER
BILD DER J A H R H U N D E R T E EINE WELTGESCHICHTE IN 18 EINZEL- UND 12 DOPPELBÄNDEN
Hohe Zeit des Aben...
21 downloads
510 Views
595KB Size
Report
This content was uploaded by our users and we assume good faith they have the permission to share this book. If you own the copyright to this book and it is wrongfully on our website, we offer a simple DMCA procedure to remove your content from our site. Start by pressing the button below!
Report copyright / DMCA form
OTTO ZIERER
BILD DER J A H R H U N D E R T E EINE WELTGESCHICHTE IN 18 EINZEL- UND 12 DOPPELBÄNDEN
Hohe Zeit des Abendlandes Unter diesem Titel ist der Doppelband 19/20 der neuartigen Weltgeschichte erschienen. Der Doppelband behandelt das zwölfte Jahrhundert n. Chr.
Das 12. Jahrhundert wird in seiner ersten Hälfte durch die mystische Gestalt des heiligen Bernhard, in seiner zweiten durch die wuchtige Heldengestalt Friedrich Barbarossas gekennzeichnet. Alle Gebiete der mittelalterlichen Kultur entfalten sich nun zu prächtiger Blüte. In dieser Zeit wird jenes religiös-philosophische und politisch-soziale Gebäude aus Gedanken und Gefühlen errichtet, das sich wie eine gläserne Kuppel über der in sich geschlossenen abendländischen Welt wölbt.
Auch diesei Doppelband ist in sich vollkommen abgeschlossen und enthält wieder ausgezeichnete Kunstdrucktafeln and zuverlässige historische Karten, Ei kostet in der herrlichen Ganzleinenausgabe mit Rot- und Goldprägung und farbigem Schutzumschlag DM 6.60, Mit dem Bezug des Gesamtwerkes kann in bequemen Monatslieferungen jederzeit begonnen werden. Auf Wunsch werden auch die bereits erschienenen Bücher geschlossen oder in einzelnen Bänden nachgeliefert. Erschienen ist seit Januar 1951 monatlich ein Band. Prospekt kostenlos vom
VERLAG SEBASTIAN LUX MURNAU/MÜNCHEN
KLEINE
BIBLIOTHEK
DES WISSENS
LUX-LESEBOGEN NATUR-
UND
K U L T U R K U N D L I C H E
H A N N S
M A R I A
HEFTE
LUX
Der letzte Dichter der Romantik
VERLAG SEBASTIAN LUX * MURNAU / MÜNCHEN
„DER K Ö N I G L I C H E RAT" EXZELLENZ UND P O E !
Der Mann, von dem hier die Rede ist, sitzt an diesem Morgen in seinem Dienstzimmer im Hause der KöniglichPreußischen Regierung zu D a n z i g. Er ist dem Oberpräsidium der Provinz Westpreußen zugeteilt: ein ansehnlich graduierter Beamter, wie man leicht am goldverschnürten Kragen der dunkelblauen Uniform erkennen kann. Der Sekretär benutztgeschwind eine Atempause seines Chefs, den Gänseh kiel 'Zu reinigen II und in die Tinte zw tunken, und wieder eilt die Feder übers Papier und schreibt, was Danzig Der Mariendom
der Herr vom Fenster her diktiert. Keiner im großen Haus, in diesem steinernen Aktenschrank, findet solch vortreffliche Sätze wie der Herr Regierungsrat, dem sie mühelos über die Lippen gehen: in ihm hat der Amtsstil seinen Meister gefunden . . . So, und jetzt noch den letzten Absatz des Schreibens, das morgen in aller Früh' per Extrapost zum Preußischen Kultusminister nach Berlin auf den Weg gebracht werden soll. Von neuem setzt die Feder an; der Chef diktiert den letzten Satz: „Indem ich mich Ew. Exzellenz' Gnade empfehle, wage ich zugleich die ehrerbietigste Versicherung beizufügen, mich durch freudigen Eifer für Hochderselben wohltätiges und großartiges Wirken in diesem wichtigen Teil der Verwaltung Ew. Exzellenz' Gewogenheit würdig zu machen." Famos, famos! denkt der Sekretär. Und jetzt schnell die abschließende Ergebenheitsfloskel: „Ew. Exzellenz gehorsamer . . .", dann ein genügend breiter Abstand, damit die Unterschrift bequem Platz; finde . . ., und gleich darunter die respektablen Titel: ,Preußischer Konsistorial- und Schulrat beim Oberpräsidio — Kgl. Preußischer Regierungsrat'. So, das wäre fein säuberlich geschrieben, und nun möge — gehorsamst zu bitten — der Herr Regierungsrat den Namen in den ausgesparten Raum setzen! Und der Regierungsrat unterschreibt: Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff. Punktum und Streusand drüber! — Sagen wir es gleich: Der papiertrockene Stolpersatz im Brief an die Exzellenz in Berlin ist mit keiner Silbe erfunden. Dreiunddreißig Jahre schreibt und diktiert der preußische Beamte Eichendorff solche und ähnliche Rriefe im kurialen und gehorsam-ergebenen Stil; dazu nüchterne Berichte, langweilige Statistiken, unpersönliche Gutachten. Diese Schriftsätze werden in abgegriffene Aktendeckel gefügt und auf hohen Regalen abgelegt. Staub und Spinnen wandern darüber . . . Dreiunddreißig lange Lebensjahre dient der Dichter des Waldes, nein, der Beamte Eichendorff auf solche Weise getreu dem König von Preußen: als Regierungsassessor in Breslau, als Katholischer Konsistorial- und Schulrat in Danzig, als Oberpräsidialrat in Königsberg und endlich als Ministerialrat im Kultusministerium zu Berlin. Er ,obliegt keineswegs nur gehorsam' seinen Pflichten, nein, er erfüllt sie überzeugt-gewissenhaft; er gründet seinen Arbeitswillen auf ein Wort des weisen Fichte, das ihm allzeit Wegweiser ist: ,Jeder Mensch kann, was er soll, und wenn er sagt: ich kann nicht, so will er nicht!' Die vorgesetzte Behörde schätzt die Leistungen ihres Beamten, seinen ,durchausgebildeten Geist, seine Genialität und Klarheit'. König 3
Friedrich Wilhelm wird eines Tages geruhen, seinen fleißigen und klugen Diener mit dem Titel eines Geheimrats in den wohlverdienten Ruhestand zu entlassen. — Aber noch ist es nicht so weit, und wir schreiben erst Sommer 1824. Draußen vor den Mauern von Danzig besitzt der Baron von Eichendorff ein helles Landhaus, Silberhammer geheißen. Dort wartet nach Dienstschluß die andere Welt auf ihn: Sie ist nicht preußisch-nüchtern und unverrückbar fest gegründet, sie ist aus Ahnung und Traum gewoben, aus seelischer Heiterkeit und kindlicher Frömmigkeit und aus dem unverlierbaren Heimweh nach dem schlesischen Waldschloß Lubowitz. Drinnen in Danzig hockt der Beamte Eichendorff nüchtern, unverträumt auf dem „großen Karussell, das sie Staatswirtschaft nennen, wo jeder stattlich auf seinem hölzernen Pferdchen oder Schlitten sitzt", bis die Stunde kommt, in der man den ruhegehaltsreifen Staatsdiener abhalftern wird. Hier draußen jedoch, auf dem einsamen Herrensitz Silberhammer, wandert das träumende Herz des Dichters Eichendorff mit einem Gesellen, der dem Märchen-Hans im Glück wie ein Zwillingsbruder gleicht. Dem Manne, dessen würdigernster Beamtenrock in dieser Stunde unbeachtet am Kleiderhaken hängt, ist es, derweilen die Feder hurtig dahineilt, akkurat wie dem fahrenden Gesellen seiner schönsten Novelle, dem „Taugenichts" zumut: „wie wenn der Frühling anfangen sollte, so unruhig und fröhlich, ohne daß ich wußte warum, als stünde mir ein großes Glück oder sonst etwas Außerordentliches bevor . . . " Drinnen im Dienstzimmer der lauten Stadt kopiert der Sekretär noch schnell den Brief des Chefs an den Minister. Jetzt, nach Abschluß des Dienstes, ist er allein, jetzt darf er laut schnalzen: Welch ein Meister des Stils ist doch der Regierungsrat! Wie klangvoll ist solch ein Satz: „ . . . für Hochderselben Wirken Ew. Exzellenz' Gewogenheit würdig zu machen . . .!" Auf Silberhammer hebt gerade eben der Dichter den Kopf. Drunten am Fuß der Hügelbucht rauscht die Ostsee. Aber der Hall des Wellenschlages verzaubert sich dem Sinnenden sogleich in das Rauschen der Wälder; südlich von hier, viele wolkenblaue Wandertage weit, liegen die Wälder der Heimat im schlesischen Land. Wo er auch weilt, sie rufen ihn; wohin die Menschen seiner Novellen, die Gestalten seiner Gedichte den Reiseschritt auch lenken mögen: überall empfängt sie der eine und gleiche Wald, der Wald seiner Kindheit auf Schloß Lubowitz . . .
Jugendbildnis Eichendorffs aus dem Jahre 1799
5
DAS GRÜNE VATERLAND „Es ist ein wunderbares Lied in dem Waldesrauschen unserer hei. I matlichen Berge. Wo du auch seist, es findet dich doch: keinen Dichter I noch ließ seine Heimat los." — Dieses Eichendorffsche Wort ist der Schlüssel zu allen Werken des Dichters. Er legt es zwar auf die Zunge eines anderen Poeten, des Fortunat in seinem Buch „Dichter und ihre Gesellen", und doch bleibt es ein Selbstbekenntnis. Ist es wirklich nur ein wortspielerischer Zufall, daß selbst aus dem Fa- j miliennamen Eichendorff der Ruf des Waldes tönt? Und trägt nicht auch das Wappen des tausendjährigen Geschlechts ein bezeichnendes Symbol: einen goldenen Baumast mit Eicheln auf rotem Schildgrund!
* Schloß L u b o w i t z i m Waldesrauschen der heimatlichen Wälder: das ist der verzaubernde Klang, der Eichendorffs Dichtung wie ein Grundton erfüllt. Das „stille hohe Haus", der Garten, der Schloßpark, die Allee, die Pfade: das ist nicht nur die Welt seiner KinderUnd Jünglingsjahre: es ist die Welt, durch die er bis zum letzten Atemzug gehen wird. Sie bleibt ihm. Selbst dann, als wirtschaftliche Not die Familie zwingt, Schloß und Wald aufzugeben, weiß er: „Wenn fremde Leute gehen im Garten vor dem Haus, doch überm Gartel sehen nach u n s die Wipfel aus". Da ist das Schloß, das in den Erzählungen und Strophen den Leser so oft vor Augen steht: „Weiß und schlank strebt es aus den Wipfeln und Blüten", es hebt „seine lichten Formen gegen den dunklen Hintergrund der nahen Karpathen und Sudetenberge ab", Efeu rankt um die Fenster, du spähst in gepflegte Räume. Da ist der Garten: „Er stand auf einer Reihe von Hügeln wie eine frische Blumenkrone über der grünen Gegend", die Rabatten leuchten, Linden, Eichen und Lärchen ragen empor, Nußbäume und Kiefern, oft uralte Gesellen mit weitarmigem Geäst. Eine Terrasse erhebt sich hoch über dem Tal der Oder, Buchenheckenwege oder Buchsbaumpfade führen zu lauschigen Lauben . . . Weit dehnt sich der Park aus; Rehe und Damhirsche weiden dort, die „scheu im tie- f feren Dunkel verschwinden": das ist die Welt des ersten Waldes, den der Knabe erlebt und dessen raunende Stimmen sein Herz verlockend berühren. Und Schloß, Garten und Park liegen in einer Landschaft, die von der lauten Stadt, vom schlesischen Ratibor, entrückt und deshalb einsam und sehr still ist. Der Fluß windet sich, „umrauscht von Buchenwäldern, von tausend Lerchen übersungen", durch Wiesen 6
und Felder, von Hügeln und Berg schimmern weiße, waldnmsäumte Herrensitze und Schlösser; verschwiegene Täler öffnen nur zögernd ihre lichtgrünen Gründe; Bäche, in ihrer Reinheit noch unversehrt, hüpfen über Fels und Kiesel, „der Schlag der Eisenhämmer kommt nur schwach und verworren"; Mühlräder schleifen und knarren und wissen viel von heimlicher Liebe und schmerzlicher Untreue zu erzählen. Diese Welt hat Eichendorff zum Dichter erhöht. Und heißt die Landschaft auch Lubowitz und Schlesien: sie ist über jede geographische Begrenzung hinaus die deutsche Landschaft der Romantik, ja, das Waldland der Deutschen insgemein. Er nennt sie „mein grünes Vaterland", er kennt ihre geheimsten Regungen und ihren leisesten Atem, und wie kein zweiter Dichter vor und nach ihm hatte er das Recht zu sagen: „Ich verstehe die Waldessprache, und was ich auch hinzugelernt habe, sie ist und bleibt doch meine rechte Muttersprache!"
URMÜTTERLICHER WALD Der Vater des Dichters ist ein Grandseigneur. Freiherr Adolf von Eichendorff ist reich und aus edlem Geblüt, er hat ritterliche und grundherrliche Vorfahren, er ist Burgherr von Tost, das an der Handelsstraße zwischen Krakau und Breslau liegt. Der erste Eichendorff, von dem die Überlieferung weiß, der aus den Wäldern um Passau an der Donau stammt, erhielt um 928 von Kaiser Heinrich I. den Ritterschlag; ein anderer,. Herr Hartwig Erdmann von Eichendorff, verpflanzte nach 1650 den mitteldeutschen Zweig der Familie ins schlesische Land; hier erwarb er einen Grundbesitz, der weit ins Mährisdie reichte. Des Dichters Vater, Adolf von Eichendorff, hat unter dem Alten Fritz gedient, dann aber die Waffenuniform mit dem Zivilrock des Gutsherrn und der grünen Tracht des Jägers vertauscht. Er ist ein Mann von gediegener Bildung; aber er ragt keineswegs über die Mehrzahl seiner Standesgenossen hinaus. Ja, er mag dem „Herrn A." im Roman seines Sohnes „Ahnung und Gegenwart" gleichen, der „durch einseitige Erziehung und eine Reihe schmerzlicher Erfahrungen ermüdet, den lebendigen Glauben an Poesie und alles Große und Ungewöhnliche im Leben aufgegeben hatte". Er heiratet das schöne Freifräulein Karoline von Kloch, eine reiche Erbin, und führt mit ihr eine glückliche Ehe. Die Gattin ist klug und energisch; aber durch ihre Hausbackenheit schimmert nirgendwo 7
auch nur das kleinste Pädchen poetischer Fabulierkunst, die ihrem Sohne einmal Unsterblichkeit verleihen wird und die ihn zum volkstümlichsten Dichter neben Schiller und Uhland machen soll. Nein, Vater und Mutter haben Josef von Eichendorff nicht die Mitgift der ungewöhnlich tiefen Empfänglichkeit und poetischen Aussagekraft vermacht. So dürfen wir wohl der Ansicht Hans Brandenburgs, des ersten bedeutenden Biographen Eichendorffs, folgen: ,Das Blut, das schon Jahrhunderte in den schlesischen Wäldern rauschte, bekam in Eichendorffs Dichtertum Bewußtsein und Stimme, es trat in Worten ans Licht, in denen sich der Geist der Landschaft zu Bild und Klang erlöste und die abenteuerliche, edle Vergangenheit sich zu einem feinen, sinnlichen Element verflüchtigte.'
ES WAR AM 10. MÄRZ 1788 . . . Noch lag der bitterböse Winter über Schlesien, die Kälte war so streng, „daß die Schindnägel auf den Dächern krachten, die armen Vögel im Schlaf von den Bäumen fielen, und Rehe, Hasen und Wölfe verwirrt in die Dörfer flüchteten. Auf dem einsamen Landschloß zu Lubowitz gewahrte man ein wunderbares, geheimnisvolles Treiben, treppauf, treppab; Lichter irrten und verschwanden an den Fenstern still und lautlos, als schweiften Geister durch das alte Haus . . . Der Vater ging in dem großen, von einer Wachskerze ungewiß beleuchteten Tafelzimmer auf und nieder, er horchte bald in die Nebenstube, bald in den verschneiten Hof hinaus . . . er hauchte die prächtigen Eisblumen von den Scheiben und betrachtete den gestirnten H i m m e l . . . Da schlug ein Hund tief unten im Dorf an, eine Peitsche knallte, und Pferdegetrappel ließ sich im Hofe vernehmen. ,Endlich!' rief der Vater. Eine auf Kufen gesetzte, altmodische Karosse dunkelte aus dem dicken Dampf der Pferde wie aus einem Zauberrauch, in welchem der Kutscher seine erstarrten Arme gleich Windmühlenflügeln bewegte. ,Bitte, Herr Doktor!' sagte der Vater. Der Fremde nahm schnell eine Handvoll Schnee und rieb sich die halberfrorene Nase . . . Der Schnee knirschte unter den Tritten, der Hofhund bellte — da wurde ich in der Stube hinter dem Tafelzimmer geboren .. ." So schildert der Dichter die Stunde seines Eintritts in die Welt. Und damit ja ein romantisches Element, die Ironie, nicht fehle, läßt er uns noch wissen, daß es gar nicht der Doktor, der sehnlich erwartete Geburtshelfer, war, der da aus der Kutsche kletterte, sondern „ein langer, schmaler Kerl, den niemand kannte." — 8
1 1 I 1 1 9 1 ' [
DIE G O L D E N E N SCHLÜSSEL Der kreuzbrave Hauslehrer, der Hofmeister Heinke, der sich des heranwachsenden Knaben annimmt, hat den kleinen Baron gern: er schätzt den hellen Kopf und den nie ermüdenden Fleiß. Aber, mon dieu, die Phantasie, diese bedrohlich reiche Phantasie des Bübleins! Dagegen muß man alles erzieherische Geschick einsetzen, damit das Kind einmal ein nützliches Mitglied der menschlichen Gesellschaft werde. Des Hofmeisters pädagogische Absichten haben sich nämlich dem Zeitgeist, der Aufklärung, verschrieben, und die fordert, daß man das Leben der Kinder nach vernünftig-natürlichen Grundsätzen gestaltet. Er wird also nicht mehr zulassen dürfen, daß der Bube in die Wipfel der Bäume klettert, um die kostbare Zeit mit Träumen und Schwärmen zu verplempern, statt vernünftigerweise die Muskeln zu stählen! Was den ,aufgeklärten' Erzieher aber am meisten erzürnen mag, ist die gefährliche Lektüre des Knaben, Fabulierstoffe, aus denen man keinerlei Nutzen ziehen kann; zum Beispiel diese törichten Volksbücher vom gehürnten Siegfried, von der schönen Magelone, von der unglücklichen Genoveva und den vier Haimons-
Schloß Lubowitz, Heimat und Wohnsitz der Eichendorfi 9
kindern. — Wie wenig diese aufklärerische, vernünftige' Erziehun jedoch auf den Knaben einwirkt, das wird Eichendorff einmal a schaulich in dem romantisch gefärbten Spiegelbild seines Lebens, i dem Roman „Ahnung und Gegenwart", schildern: „Am liebsten wählte ich meinen Sitz im Wipfel eines hohe Baumes, von wo ich dann über das Blütenmeer weit ins Lam schauen konnte oder die dunklen Wetterwolken über den Rand dei Waldes langsam auf mich zukommen sah. Ich weiß nicht, ob der Frühling mit seinen Zauberlichtern in diese Geschichten — die alten Volksbücher — hineinspielte oder ob sie den Lenz mit ihren rühren den Wunderscheinen überglänzten; aber Blumen, Wald und Wiesen erschienen mir damals anders und schöner. Es war, als hätten mir diese Bücher die goldenen Schlüssel zu den Wunderschätzen und der verborgenen Pracht der Natur gegeben." Der Hofmeister weiß, was zu tun ist, die Phantasie des törichten Schwärmers in die traumleere Bahn der Vernunft zu lenken: er reicht ihm Bücher, deren Inhalt sich ganz auf die Erkenntnisse des Verstandes gründet, die sehr nüchtern und lebenswahr' erzählen, di zur Tugend führen und heilsame Lehren erteilen. Und nun erfähr der Zögling, „wie man Bohnen steckt oder sich selber Regenschirm macht". Die neue Lektüre belehrt ihn gleichsam mit erhobene: Zeigefinger über „zuckergebackene, edle Handlungen, einige Eltern liebe und über kindliche Liebe". Aber mitten aus dieser „pädagogi sehen Fabrik" schlagen dem Kinde „einige kleine Lieder vo Matthias Claudius rührend und lockend ans Herz". Und noch nach vielen Jahrzehnten weiß Eichendorff von der tiefen Wirkung zu berichten, die die Verse des Claudius auf ihn machten: „Ich entsinne mich, daß ich verschiedene Plätze im Garten hatte, welche Hamburg, Braunschweig und Wandsbeck darstellten (die Lebensstationen des ,Wandsbecker Boten'). Da eilte ich denn von einem zum andern und brachte dem guten Claudius, mit dem ich mich besonders gerne und lange unterhielt, immer viele Grüße mit." Solche Huldigung geschieht natürlich ganz heimlich, und der Erzieher Heinke ahnt nicht einmal im Traum, daß die Phantasie des Knaben mittlerweile „unter den Wundern jener Geschichten gesunde freie Luft eingesogen hatte, uqi sich des Anfalls einer nüchternen Welt zu erwehren"; längst hat die „pädagogische Fabrik" des Hofmeisters bankrott gemacht. Aber der ahnungslose Lehrer meint noch immer, daß seine Erziehungsgrundsätze erfolgreich verwirklicht seien; denn das kluge Bübchen ist trotz aller Hingabe an Natur und Kunst ein dem frischen Alltag zugewandter Junge: er zeigt gesunde 10
Fröhlichkeit und prächtigen Mut, er reitet und schwimmt, er pirscht mit dem Herrn Vater durch die Wälder und stromert, ein kleiner Taugenichts, mit dem geliebten Bruder Wilhelm durch das schlesische Land, und die schneereiehen Winter verlocken zu aufregenden Schlittenfahrten. — Wir sehen den Knaben vor uns, den der Ruf des Genius noch nicht berührt hat: ein unbekümmerter Junge "wie hundert andere auch, die in der Einsamkeit der Waldschlösser aufwachsen, nur empfindsamer und verträumter, ein Kind, das -— wie frühe Tagebuchblätter nachweisen — aufmerksam den -Erscheinungen und Geheimnissen der Natur nachspürt. Ein Porträt zeigt uns den Zwölfjährigen: Er trägt die ziersame Kleidung der Zeit, den Kinderfrack, dessen Aufschläge idas kokett gekräuselte Spitzenj.abot freilassen, und aus dem ein Stück der blumengeschmückten Weste spitzbübisch hervorschaut. Aber was wesentlicher ist: wir erblicken ein schön gebildetes, schlankes Gesicht, von langen dunklen Haaren umrahmt, und schauen große, sehr ernste Augen. Der prüfende Blick gleitet an dir vorbei in eine stille Welt voll „von künftigem großen Glück."
FAHRENDE GESELLEN Die Zeit ist unsicher. Die jahrhundertlang gefestigte Ordnung des Abendlandes ist ins Schwanken geraten. In Frankreich haben sie Thron und Altar gestürzt, Königsblut wird vergossen und mischt sich mit dem Blut von Edelleuten und Priestern. Die Guillotine schlägt den grausigen Takt zu den empörerischen Schreien von Gleichheit und Freiheit. Ein paar Jahre später steigt ein Emporkömmling aus Korsika die Stufen zur Macht empor. Er trägt den Elan todbereiter Jugend und die Gloire Frankreichs über die Grenzen seines Landes und zerschlägt Fürstentümer und Königreiche. Auf Lubowitz vernimmt man den stampfenden Schritt der neuen Zeit. Wer adligen Namen trägt, verbirgt dunkle Ahnung und drohende Sorge hinter dem beherrscht lächelnden Gesicht. Gestern abend hat Schloß Lubowitz wieder einmal ein strahlendes Fest gesehen; heute sind die Reisekutschen der erlauchten Gäste, samt ihren Kammerdienern, Zofen, Jägern und Heiducken, wieder davongerollt. Der Baron von Eichendorff hat erleichtert die weiß gepuderte Perücke, das Galakleid und den Degen abgetan und sitzt nun im schlichten Rock des Gutsbesitzers im Kontor. Er hat die Verwalter seiner Güter und die Pächter aus Schlesien und Mähren bestellt, und sie berichten. Unbeweglichen Gesichts zieht er das Fazit 11
aus Wort und Zahl und weiß: so wie die politische und soziale Welt da draußen vulkanisch schwankt, so ist auch das wirtschaftliche Fundament seines grundherrlichen Besitzes unsicher geworden. Es wird gut sein, die Söhne studieren zu lassen. — So werden 1801 die Brüder Josef und Wilhelm Eichendorff Gymnasiasten im nicht allzu fernen B r e s l a u . Es ist eine reichlich zuchtlose Pennälerzeit, die sie durchleben. Die Lehrer besitzen geringe Autorität, und ihre Schüler ziehen aus dem Unterricht nur wenigen geistigen Gewinn. Aber Breslau schenkt dem sechzehnjährigen Josef Eichendorff die Begegnung mit dem Theater und, noch nachhaltiger, mit der Welt der fahrenden Komödianten. Durch sie erlebt er ein „romantisches Element voll Lockungen, voll farbigen Treibens"; in nicht allzu ferner Zeit wird es sich noch verlockender, noch farbiger, noch bewegter in Gedicht und Novelle spiegeln. Nirgendwo sind diese Fahrenden daheim, sie streifen als unbürgerliche, allzeit trink-, sing-, und liebeslustige Gesellen durch die Lande. Es sind liebenswerte Taugenichtse, sie leben in der „goldenen Zeit des freien Schweifens, die ganze schöne Welt ist ihr Lustrevier, der grüne Wald ist Haus und Burg . . . Es geht ja nichts übers Reisen, wie es Gott gefällt! Wie aus Wäldern, Bergen, aus blühenden Mädchengesichtern, die von lichten Schlössern grüßen, aus Strömen und alten Burgen uns das noch unbekannte, überschwengliche Leben ernst und fröhlich ansieht!" — Bis an die Neige seines Lebens verliert der Dichter nimmer die heimliche Sehnsucht, es den fahrenden Gesellen gleichzutun: zu schweifen, zu reisen, dem wirren Ruf der Ferne zu folgen. Sein Herz verschenkt er den Wanderburschen, den Musikanten, den unrastig Getriebenen; seine Liebe verströmt hundertmalig in Lied und Novelle; und nicht zuletzt aus solchen Liedern wächst der schönste Ruhm eines Dichters, namenloser Sänger des Volkes zu werden. Kommt, laßt sie uns mitsingen, diese Lieder voll heiterer Einfalt und süßer Sehnsucht:"„Wem Gott will rechte Gunst erweisen",, „Ich reise übers grüne Land", „Wandern lieb' ich für mein Leben", „Nach Süden nun «ich lenken" und wie sie alle heißen!
RAPIER UND LAUTE Ferientage des Schülers auf Lubowitz! Im Helldunkel der Morgenfrühe zieht Josef zur Jagd hinaus oder streift einsam durch die erwachende Natur: „Am frühen Morgen, unter freiem Himmel, da ist die Seele rüstig, und wie die Bäume rauschen, die Vögel singen
Heidelberg zur Zeit der Spätromantik und der Jäger voll Lust in sein Hörn stößt, so muß der Dichter dichten." Heimattrunken erlebt Eichendorff diese unbeschwerten Ferientage. Doch wenn sie dem Ende entgegengehen, wird alle Freude düster. In seinem Tagebuch steht unter dem 20. April 1805 verzeichnet: „Quälendes Erwachen. Traurig öffnen sich meine Blicke zum letztenmal den Schönheiten Lubowitzens." Da die Abschlußprüfung in Breslau bestanden ist -— die Zeugnisse rühmen die ,vielversprechenden Geistesanlagen' — zieht Josef im Frühjahr 1805 als Student nach H a l l e . Es geht fröhlich und verwegen in der Universitätsstadt zu; denn „ein geharnischter Geist" erfüllt das studentische Völkchen, das gern mit den braven Bürgern streitet. Tag für Tag und „oft genug Nacht für Nacht lagen die allzeit kampfbereiten Jünglinge mit Faust, List und Spott zu Felde". Der Ruf ,Burschen heraus! 1 ist gefürchtet: Rapiere klirren, und „dichte Staubwirbel verhüllten Freund und Feind . . . So wälzte sich der Kampf mitten in der Nacht durch Straßen und Gäßchen fort, daß überall Schlafmützen erschrocken aus den Fenstern fuhren." Den jungen Baron von Eichendorff kennen die Hallenser schon bald: er 13
ist von hohem Wuchs, als Mitglied der schlesischen Landsmannschaft trägt er rotes Kollett, schwarzen Kragen und goldgestickte Aufschläge, die lange Feder wippt von der bunten Mütze, an der Seite hängt das Rapier und — geht es hinaus in die Natur — so baumelt die Gitarre auf dem Rücken. Draußen vor der Stadt „atmete der Student freier auf", die „Einsamkeit bot Werkstatt für ein junges Dichterherz". Irgendwo liegen stille Gärten, und der Jüngling sitzt „auf der Gartenmauer zwischen blühenden Zweigen, künftige Romane vorausträumend". Aber die Zeit ist ernst, das alte Reich der Deutschen ist zerbrochen; die Briefe des Vaters ermahnen die Söhne zu eifrigen Studien. Die Brüder sitzen zu Füßen bedeutender Lehrer. Da ist einer, der Naturphilosoph Hendrik Steffens, „eine romantische Persönlichkeit, der in allen Erscheinungen des Lebens die verhüllte Poesie" nachzuweisen sucht. Das oft dichterisch beschwingte Wort des Professors trifft mitten ins Herz des lauschenden Jünglings und erregt den noch unterirdisch fließenden Strom poetischer Gefühle. Doch da ist noch ein Zweites, das. dieses Strömen aus der Tiefe ans Licht drängt: In Halle liest Eichendorff die Werke Tieeks und des Novalis, die ihn aufwühlen. Vor allem erschüttern ihn die in christlicher Ergriffenheit entstandenen ,Hymnen an die Nacht' des Novalis. Eichendorffs tief religiöse Seele erschauert unter diesen Versen, die wie ,magische Lichtspender' sind; bald wird die Stunde kommen, in der ihm selber die Kraft zuwächst, fromme Strophen zu schreiben -— jedoch einfältiger, schlichter als jene des Novalis —, die „Geistlichen Gedichte", in denen der Wald und die Sterne zu Füßen Gottes, des „Herrn überm Strom der Zeit", knien und die heilige Mutter mit ihrem Sternenkleid in der Waldeinsamkeit wacht, Strophen, in denen sich kindlich fromm das gläubige Gefühl ausdrückt, wie etwa im „Morgengebet", das also anhebt: „0 wunderbares, tiefes Schweigen, wie einsam ist's noch auf der Welt! Die Wälder nur sich leise neigen, als ging der Herr durchs stille Feld."
M A G I S C H E KREISE Wir schreiben den 17. Mai 1806; es ist vier Uhr am Morgen, der Mond steht am Himmel: vor Josef und Wilhelm Eichendorff liegt H e i d e l b e r g , die Studentenstadt am Neckar. S' ist nicht groß, das 14
Städtchen, elftausend Leute mögen dort wohnen. Aber es hat bei den Studenten allerorts einen guten Ruf, vor allem, seitdem hier „ein einsiedlerischer Zauberer haust, der Himmel und Erde, Vergangenheit und Zukunft mit magischen Kreisen umschreibt", ein gewisser Joseph Görres aus Koblenz am Rhein. Bereits am zweiten Tag nach ihrer Ankunft hören die Brüder ihn sprechen. „Sein freier Vortrag war monoton, fast wie fernes Meeresrauschen; aber durch dieses einförmige Gemurmel leuchteten zwei wunderbare Augen und zuckten Gedankenblitze beständig hin und her. Es war wie ein prächtiges nächtliches Gewitter, hier verhüllte Abgründe, dort ungeahnte Landschaften plötzlich aufdeckend, und überall gewaltig weckend und zündend fürs ganze Leben." In Heidelberg wird Josef Rechtswissenschaft studieren, und er sitzt eifrig im Kolleg. Aber sein Herz atmet beseligter in. der Welt der Kunst. Was er bislang nur geahnt, Görres spricht es aus und weiß dabei nicht, daß er dem Jüngling Eichendorff, dem erwachenden Dichter, Weg und Ziel zeigt: ,Nicht helle Klarheit', doziert der Wortgewaltige, ,soll von den Kunstgebilden strahlen: eine liebliche Dämmerung soll um ihre Oberfläche spielen, vor allem aber das tiefe, unerklärbare Sehnen wecken. Das zauberische Zwielicht, das sie umgibt, ist ihre eigenste Natur, und das Rätselhafte, Tiefverborgene, Unaussprechliche sei ihr Reiz'. Vor diesem Zauberer sitzt Eichendorff, der einmal die Forderung des großen Meisters verwirklichen wird, und keiner unter allen Schülern ist so ergriffen wie er. Nicht lange dauert es, da begegnet der Schlesier zwei anderen Männern, die „wie Magnete" auf ihn wirken. Es sind zwei fahrende Gesellen, denen der Ruhm wie eine Feuersäule vorangeht: Clemens Brentano aus dem rheinischen Ehrenbreitstein der eine, Achim von Arnim aus Berlin der andere. Sie sind auf der poetischen Walze, sie sammeln allenthalben die Lieder des Volkes und geben sie unter dem klingenden Namen ,Des Knaben Wunderhorn' heraus. Eichendorff — so wird erzählt — sammelt mit ihnen: er hat den Klang dieses Wunderhornes vernommen, und idie Töne hallen von nun an unverlierbar im Herzen nach; sie werden einmal in zahllosen volksliednahen Dichtungen aufs neue erklingen, etwa im Lied vom zerbrochenen Ringlein: „In einem kühlen Grunde". Den Weg in die Öffentlichkeit bahnt ihm einer, den die Heidelberger Jugend maßlos feiert, Graf Otto von Loeben, eine übersteigert romantische Natur. Ängstlich und schamhaft offenbart Eichendorff dem poetisierenden Grafen, daß auch er dichte. Loeben — den wir hier nur um seines Verdienstes an Eichendorff nennen — 15
liest die ,neuen, ganz vortrefflichen Gedichte' und veröffentlicht sie 1808 in der Zeitschrift für Wissenschaft und Kultur'. Der Weg zum Ruhm ist freigelegt! Diese frühen Gedichte verraten schon den späteren Eichendorff: denn auch hier klingen Berg und Baum, das Waldhorn schallt, die Sterne leuchten, und der Morgen blüht in geheimnisvollem Licht: „Nachts die Berge stille stehen, ferne SchIösser,"Strom und Bäume seh'n mich seltsam an wie Träume, drüber schnelle Wolken gehen." — Die Freundschaft zwischen Loeben und Eichendorff wird Jahre später zerbrechen; der jetzt noch tastende junge Dichter wird einmal die Hohlheit der Loebenschen Poesien erkennen, und in „Ahnung und Gegenwart" wird er das „eitle, nichtsnutzige Spiel" des Grafen verurteilen: Diese Dichter „glauben ja nicht, was sie schreiben, und suchen durch schöne Worte und künstliche Gedanken Gott und die Menschen zu überlisten". Und er fügt dem harten Urteil das unvergeßliche Wort an: „Nichts ist groß, als was aus einfältigem Herzen kommt!"
O TÄLER WEIT, O H Ö H E N ! Es ist Zeit, nach Hause zurückzukehren. Die Briefe des Vaters verraten wachsende Unruhe. Seine Gesundheit schwankt, der einstige Wohlstand ist brüchig geworden. Napoleons Schatten ist über Europa gefallen; in dem einst so fröhlichen, unbekümmerten Lubowitz hat sich die Sorge eingenistet. So heißt es denn, Abschied von Heidelberg zu nehmen — 1807 —, sich aus dieses „Märchens Bann" zu lösen. Josef wird die Stadt, die „selber prächtige Romantik ist", nimmermehr wiedersehen; aber sie wird immer in der Gewalt seiner Liebe stehen. Gut, man wird also heimkehren! Aber wie Vaganten wollen die Brüder reisen; die Wanderlust verlockt sie, auf Umwegen L u b o w i t z zu erreichen. So fahren sie denn von Regensburg die Donau hinab bis Wien. — Eine Reihe Jahre später wird Josef droben in Danzig seinen „Taugenichts" schreiben, und diese licht- und farbenvollste, klang- und melodienfroheste seiner Geschichten wird sich nicht zuletzt auf die Erinnerung an die romantische Donaureise des Jahres 1807 gründen. Dann wird der Regierungsrat Baron von Eichendorff vom leicht gehügelten Sommersitz Silberhammer 16
die Schiffe auf der Ostsee schwimmen sehen, aber die nach Süden gekehrten Gedanken des Dichters Eichendorff werden sich in ein anderes Fahrzeug setzen, in ein Boot, das zwischen Weinbergen hindurch fröhlich die Donau hinabgleitet; „die Landschaften schwingen sich wie Brücken über das schimmernde Land fern über Berge und Täler hinaus", die Erde ist so zaubrisch einsam, „als läge die Welt wohl hundert Meilen weit". Und der zurückschauende Dichter, dieser in den Dienststunden so achtunggebietende Herr, wird sich gleich dem Taugenichts dabei ertappen, wie in Gedanken er am Bug des Donauschiffleins hockt, die Fiedel in der Hand; „ich spielte alle Stücke durch, die ich gelernt hatte." —
* Wie alt doch der Vater geworden ist! Er spricht mit den Söhnen und verhehlt ihnen seine Sorgen nicht. Da springt Josef sogleich mitten in die ihm übertragenen Pflichten: Er wird vorübergehend Landwirt und bewährt sich auch in diesem noch ungewohnten Beruf: „Er lernt sich wacker rühren mit sicherm, ernsten Sinn". Freudig tut er seine Arbeit, „die Heimat übt wieder ihre alte Zauberei aus". Aber oftmals beschleicht ihn Kummer, wenn er durch „die unvergängliche, jungfräuliche Schönheit" des waldumrauschten väterlichen Besitzes wandert. Er ahnt, daß auch größter Fleiß ihn nicht festhalten kann, daß die Stunde kommen wird, in der Lubowitz der Familie für immer verloren ist und er selber „fremd in die Fremde" gehen muß. Da geschieht das große dichterische Wunder: Der erst Zweimndzwanzigjährige erhebt, 1810, aus Herzensgrund seine Stimme und singt „Im Wald von Lubowitz" das ergreifende Bekenntnis seiner Liebe, die deutsche Hymne an den Wald: „0 Täler weit, o Höhen, Da draußen, stets betrogen, o schöner, grüner Wald, saust die geschäft'ge Welt, du meiner Lust und Wehen schlag noch einmal die Bogen andächt'ger Aufenthalt! um mich, du grünes Zelt!"
EINFALT UND WAHRHEIT Die sachliche Überlegung des Vaters gebietet, daß seine Söhne noch vor dem wirtschaftlichen Ruin in der Sicherheit des Staatsdienstes stehen müssen und daß sie deshalb bald zum Abschlußexamen gelangen sollen. Er schickt sie zur Universität nach W i e n . — Der Winter 1810 sieht zwei strebsame Studenten, die in kurzer Zeit die Barrikaden von nicht weniger als acht Prüfungen über17
klettern. Sie arbeiten mit großem Erfolg, fast alle Examina werden mit der Zensur ,Erste Klasse mit Auszeichnung' bestanden. Wir sehen Josef in der Schilderung eines Wiener Zeitgenossen vor uns: ,Auf dem schlanken, kräftig gebauten Körper von edelster Haltung ruht das zuversichtliche, fast kecke Haupt, von reichen, glänzendbraunen Locken umwallt. Aus den belebten Zügen spricht Begeisterung, Kraft und männliche Entschlossenheit, aus den tiefblauen, feurigen Augen herzliches Wohlwollen.' Diese männliche Entschlossenheit mindert sich auch nicht, wenn das Geld knapp ist und die Brüder oft genug ein „abenteuerliches, aber standhaftes Hungerleben" führen. Wie gering erscheint aber alle Sorge um das leibliche Wohl, wenn das Herz dem Vortrag des berühmten Professors und Dichters Friedrich Schlegel lauschen darf! Er ist es ja, der die eigentliche rcAnantische Welt- und Kunstanschauung begründet hat und der über die romantische Lyrik Worte findet, die von Eichendorff gesprochen sein könnten. ,Nicht bloß im Gesang der Nachtigall, auch im Rauschen des Stromes oder der Wälder glauben wir eine uns verwandte Stimme zu vernehmen, in Klage oder Freude, als ob die Geister und Empfindungen aus der Ferne oder wie aus engen Banden zu uns hindurchdringen wollten.' Und Eichendorff sagt ein huniderfaches Ja zu Schlegels rechtem Wort, idaß „sinnreicher Schmuck leichter als edle Einfalt wiege und die glänzendste Kunst ungleich gewöhnlicher sei als die Tiefe der Wahrheit'. In dieser Epoche der Offenbarungen erreicht ihn Uhlands Urteil über seine bislang hier und dort veröffentlichten Gedichte: ,Die süßen klaren Lieder haben sich meinem Gemüt sofort vertraut und einheimisch gemacht'. Da weiß Josef von Eichendorff, daß der Dichter in ihm mündig geworden ist.
VERTRÄUMTER KRIEGER 1813: Krieg überall, Napoleons Stern stürzt schneller und schneller, die unterdrückten Völker erheben sich. Wie abertausend edle Jünglinge in den Landen, so verlangt es auch die Brüder, „in den Morgen der freiheitstrunkenen Zukunft hineinzustürmen". Josef wird Lützowscher Jäger; Turnvater Jahn befehligt das Bataillon, dem er zugeteilt ist. Unpathetische Vaterlandsliebe und der Anruf der tausendjährigen Stimme seines ritterlichen Geschlechts fordern von ihm den Einsatz seines Lebens. Aber das Schicksal verzichtet auf dies äußerste Opfer. Eichendorff ist ein guter Soldat, oftmals 18
dem Feinde nahe, ohne ihm im Kampf zu begegnen. In dieser rauhen Welt, dem „verweinten Gau", verliert sich sein Herz immer wieder in das stille Reich der Träume. Da entstehen Kriegslieder, die ohne den Mißklang des Hasses und ohne blutrünstiges Schwertgeklirr sind. Auch in diesen Versen lebt unverändert jener echte Eichendorff, den wir lieben; denn auch in ihnen sprechen, „des Waldes grüne Hallen", sie singen von „des Tages wirrendem Beginnen", von „Gottes Lob aus Herzensgrunde", und es klingen darin die „Abendglocken in schöner Einsamkeit". — Lauschen wir einem dieser unkriegerischen Kriegsklänge, hören wir die letzten Verse aus dem zweistrophigen Gedicht „Waffenstillstand der Nacht": „Prächtig war die Nacht nun aufgegangen, hatte alle mütterlich umfangen, Freund und Feind mit leisem Friedenskuß. Und als wollt' der Herr vom Himmel steigen, hört' ich wieder durch das tiefe Schweigen rings der Wälder feierlichen Gruß."
UNVERLIERBARE HEIMAT In diesen Jähren des Krieges vollendet Eichendorff den Roman „Ahnung und Gegenwart", und um das Glück zu runden, verbindet er sich 1814 mit dem Freifräulein Luise von Larisch. Sie kennen sich schon lange, nur ein paar Wälder trennen ihre Nachbarschaft. Ihr Vater ist Gutsherr auf Pogrzebin; sie führt den Eichendorffs keine reiche Mitgift zu, die vielleicht den bedrohlich näherrückenden Ruin verhindern könnte. Die Liebe allein ist es, die das Fräulein mit dem Dichter verbindet. Luise ist „ein fröhliches, sinniges Kind und geistreiche Genossin der schönen Erinnerungen an die Jugend". Sie wird in Treue seinen Lebensweg begleiten, und wenn sie einmal für immer von ihm geht — 1855 —, dann wird er sich „wie ein Schiffsbrüchiger fühlen, dessen Lebensschiff zerschlagen ist". — Der napoleonische Krieg ist vorüber. Das Vaterland ruft alle Kräfte auf, die zerstörte Heimat aufzubauen und neuzuordnen. So gliedert sich auch Eichendorff in die Reihe der Helfer ein. Dem jungen Beamten, der die große Staatsprüfung mit Auszeichnung bestanden hat, wird aufgetragen, an der Beseitigung ,der in reichliches Chaos geratenen völkischen und kulturellen Zustände' mitzu19
wirken. Doch, wer aus dem Zauberbann des Waldes kommt, der muß sich zuerst einmal in die sachliche Welt der preußischen Verwaltung eingewöhnen. Da kann es nicht wundernehmen, daß es dem Waldmenschen, der zwischen 1816 und 1820 als Regierungsassessor in B r e s l a u amtiert, anfangs nicht immer wohl zumut ist. Noch will es ihm dünken, als sei „die Staatswirtschaft ein großes Karussell", wo „jeder stattlich auf einem hölzernen Pferd sitzt"; doch was bleibt ihm schon anders übrig, als „aufzuhocken, wenigstens hinten auf der Pritsche eines wichtigen Mannes"! Gott sei Dank ist Lubowitz von Breslau aus leicht zu erreichen, und Eichendorff wird die Heimat so lange genießen, wie es das Schicksal noch erlaubt. So kehrt er denn, sobald sich günstige Gelegenheit bietet, nachhaus, um im grünen Sonntag der Heimat Atem für die arbeitsgrauen Werktage in Breslau zu schöpf en. Mit Wehmut erlebt er den wachsenden Verfall des Vaters: „Er saß auf der Gartenbank und betrachtete die Schiffe, die mit vollen Segeln ihren Lauf nach Ratibor richteten. Die Luft wehte feine Schleier um die Karpathen, und die Sonne leuchtete wunderbar in die weite herbstliehe Landschaft. Ein Blick aus alter Zeit schlug in des Vaters hoffnungsloses Herz." So spricht der Sohn 1817. Ein Jahr darauf erlöst der Tod den Vater von aller Bitternis, die nun die Mutter und ihre Kinder überfällt; sämtliche Besitztümer gehen bald in die Hand fremder Leute über. Nur das schlichte Barockschloß Sedlnitz, das bei Freiberg im Mährischen liegt, verbleibt der Familie. Lubowitz verloren! . . . Ergreifend ist der Sehmerz, der sich in den Versen Eichendorffs an seinen Bruder ausspricht: „Denkst du des Schlosses noch auf stiller Höh'", und deren letzte Strophe lautet: „Ihr Wipfel und ihr Bronnen, rauscht nur zu . . . Wohin du auch in wilder Lust wirst dringen, erreichen wird dich das geheime Singen. Ach, dieses Bannes zauberischen Ringen entflieh'n wir nimmer, ich und du!" Die Wunde wird sich nie mehr schließen, sie blutet heimlich fort, immer wird der Dichter sich „sehnen nach dem Strom der alten Welt".
REGIERUNGSRAT UND T A U G E N I C H T S Die Jahre rinnen dahin. Droben in Danzig (1821—24) schreibt der Regierungsrat trockene Berichte; als Poet auf Silberhammer dichtet er die farbige Geschichte seines Taugenichts. Doch einmal will es ein freundliches Geschick, daß diese Gegensätze sich aus20
söhnen und aus solcher Verbindung ein großartiges Unternehmen wächst: Der Hochmeistersitz der Deutschen Ordensritter, die M a r i e n b u r g, ist zerfallen. Die einst so herrscherlichen Räume sind durch ein „philisterhaftes Nützlichkeitssystem" und die langdauernde Gleichgültigkeit mittelalterlichen Bauwerken gegenüber zu Viehställen, Gefängniszellen und Kasernenstuben entwürdigt worden. Herr von Schön, Oberpräsident und später Minister, wird bei einer Reise von der Schändung der Ritterburg erschüttert und beschließt die Wiederherstellung. Er überwindet die Widerstände und begibt sich ans Werk. Sein treuester Mitarbeiter, von dem Gedanken begeistert und zu persönlichen Opfern bereit, ist der Beamte und Dichter Eichendorff. Er lebt im Bannkreis jener Geistesrichtung, die Görres bestimmt hat, die ,Volksbücher' herauszugeben, Brentano und Arnim veranlaßte, Volkslieder zu sammeln, und die Brüder Grimm dazu trieb, die ,Kinder- und Hausmärchen' aufzuspüren. Wie diese seelisch gleichgestimmten Männer fühlt auch Eichendorff sich der mittelalterlichen Welt verbunden und weiß, daß ,nicht8 vergänglich ist, was die Geschichte einmal ergriff'. Von seiner Aufgabe erfüllt, wird er die feiunervige rechte Hand des Ministers Schön: er amtiert nicht nur für die Instandsetzung des Ordensritterschlosses, er schreibt an dem Drama „Der letzte Held von Marienburg" und stiftet das Honorar daraus dem Aufbaufonds. Nicht allzulang darauf wird Eichendorff als Kommissar des Ministeriums in der gleichen romantischen Gesinnung auch die Vollendung des Kölner Domes fördern. — Viel Pflichtenbürde liegt auf seinen Schultern, Äußerstes wird von dem Konsistorial- und Schulrat gefordert: die Sorge ,für die Aufbesserung des Schulwesens' in Westpreußen, Danzig und Marienburg, jenen preußischen Landesteilen, die — wie es in dem Ministerialschreiben, heißt — ,des Lichtes der Erkenntnis und der Erwärmung für alles Gute noch sehr bedürfen'. Das ist eine recht feinfühlige Angelegenheit, wenn nicht der konfessionelle — und bei der deutsch-polnischen Volksschichtung — auch der politische Friede angetastet werden soll. Sein Bemühen führt zum Erfolg, besitzt er doch ein geschärftes Pflichtbewußtsein und ritterliches Taktgefühl. ,Wie Ihr frommes Herz für Gottes Sache glüht!' schreibt ihm der Fürstbischof von Ermland, Prinz Josef von Hohenzollern, und der evangelische Minister Altenstein dankt seinem Regierungsrat für die ,viele Sachkenntnis und Offenheit' und beschließt sein Schreiben mit dem Ausdruck des ,Vergnügens, die Versicherung der herzlichen Hochachtung zu erneuern'. 21
Doch Lohspruch ist ein schnell vergänglich Ding, er verweht mit der Zeit und ist vergessen. Unsterblich aber besteht das Werk, das der Dichter Eichendorff in dieser Zeit dem Beamten Eichendorff abringen muß, das Buch, das schon mehrmals genannt wurde: „Aus dem Leben eines Taugenichts." Man hat diese lyrische Prosa eine ,luftgewobene Dichtung' genannt, und wir finden dieses Urteil treffend und schön. — Der Held der Erzählung ist von aller Schwere des Lebens frei, er ist der naive, seelenglückliche Mensch, der nimmer Nutzen sucht, sondern die Schönheit der Natur und Liebe genießt; immer lebt er in „Wehmut und Freude und groß Erwartung"; mit reinem Herzen geht er an den Abgründen der Versuchungen dahin; sein Sach ,ist stets aufs best' bestellt. Kein Wunder auch, denn „den lieben Gott laß ich nur walten, der Bächlein, Lerchen, Wald und Feld und Erd' und Himmel will erhalten". Das ist das „große Bilderbuch des lieben Gottes", wie der Taugenichts einmal sagt, und ist zugleich das Bilderbuch des heimatverwurzelten Dichters selber, und wer darin blättert, dem breitet sich Eichendorffs schlesische Schloß- und Waldheimat, dazu das Land an der Donau aus; selbst Italien, das der Taugenichts durchwandert, Eichendorff aber niemals betreten hat, ist mit schlesischen Farben gemalt. Von seinen Gedichten abgesehen, offenbart Eichendorff in keinem anderen Werke so genial sein romantisches Naturgefühl wie im „Taugenichts", und nirgendwo verwandelt sich so übereinklingend das Gefühl ins dichterische Wort. Das aber scheint uns Heutigen das Wesentlichste — oder sagen wir besser: das Beglückende — zu sein: Dieses mozartisch-klingende Werk befreit uns für eine Weile wie ein ruheschenkendes Ferienerlebnis von der Not und Unrast der gehetzten Welt.
ROMANTISCHE GESCHICHTEN K ö n i g s b e r g (1824—31) und B e r l i n (1831—44) sind die letzten Abschnitte seines Lebens im Beamtenrock, und dort wie hier begegnen wir der gleichen Mühe und Pflichttreue eines ehrlichen Staatsdieners. Gewiß, die Anerkennung der Bürgerschaft, seiner Kollegen und Vorgesetzten bereitet ihm Freude; aber — so schreibt er an Görres —: „Ich bewege mich wie in Fesseln und sehe mit Gewißheit voraus, mich nicht mehr lange halten zu können." Denn die dichterische Gewalt bedrängt ihn stärker und fordernder, es wird immer schwerer, zwei Herren mit ungeteilter Kraft zu 22
dienen. Längst wird sein Name als der eines großen Dichters gefeiert, er hat, wie ein Leipziger Verleger schreibt, einen so ,vollen Klang, daß man die Bücher kaufen würde, selbst in der allergewöhnlichsten Ausstattung'. Längst ist „Ahnung und Gegenwart", dieser Spiegel, der das Idealbild Eichendorffs in wunderbar „verworrenen Linien" zeichnet, erschienen. „Das Marmorbild", eine christlich-romantische Märchengeschichte, in der Traum und Wirklichkeit sich verweben und „die wilden Erdengeister, die nach uns langen", gebändigt werden, festigte den ersten Ruhm. Eichendorffs dramatische Arbeiten, unter ihnen das auch heute noch gelegentlich aufgeführte Doppelspiel der Liebe „Die Freier", finden Beachtung, obgleich sie keine echten Dramen, sondern wortschöne, lyrisch durchwobene Dichtungen sind. 1834 erscheint das umfangreichste Werk, die Novelle „Dichter und ihre Gesellen", in der Eichendorff den romantischen Gegensatz zwischen Poesie und Wirklichkeit deutlich macht. Wie diese hervorragende Schöpfung zeichnen auch die anderen Erzählungen, „Das Schloß Dürande", „Die Entführung" und „Die Glücksritter", die lebendigen Umrisse eines der größten deutschen Dichter, des ,letzten Romantikers'. Der schnelle Leser von heute, der die Welt der Leidenschaften, der erregenden Taten, der Komplexe, Konflikte und Sensationen sucht, kommt nicht auf seine Kosten, wenn er zu den Novellen Eichendorffs greift. Dieser Dichter hat sich nie darum bemüht, die Menschen seiner erzählerischen Welt naturalistisch anzuschauen, zu beobachten und dann ihr ,wirkliches Leben' zu gestalten. Sie gehen wie im Traum und fast immer mit Sehnsucht beladen ihre Straße; samt und sonders sind sie aus den „Gedanken des Herzens", aus dem Gefühl geboren worden. Sie handeln und sprechen nicht aus sich selber, sondern aus der allzeit schwebenden Stimmung dessen, der sie gestaltet; immer, bei Tag und Nacht, dichten und singen sie, gleich ob sie nun Müllerburschen, Jäger, Studenten, Juristen, Komödianten, ob sie Männer oder Frauen sind. Die Welt, in der sie träumend leben, schwebt in der verhaltenen Heiterkeit der unschuldigen Natur: im wundersamen Zwielicht des Morgens, im überwältigenden Strahlen der aufgehenden Sonne, im einsamen Mittag, im wehmutverwobenen Abend und in geheimnisvoller Sternennacht. Schlösser stehen überall, und verwunschene Gärten träumen, Waldhörner klingen, Rehe grasen, Wasser rauschen, und über dieser Zauberwelt jubilieren Lerchen und klagen Nachtigallen. Mensch und Natur haben sich verschwistert, und Gott ist väterlich-gut und freundlich-nahe. 23
GIPFEL DES R U H M S Der Freiherr Josef von Eichendorff, nunmehr Geheimrat, fühlt sich glücklich: dreiunddreißig Jahre hat er dem König von Preußen fleißig und klug gedient, nun gewährt ihm der König durch Ordre vom 30. Juni 1844 „die alleruntertänigste Bitte, in den Ruhestand treten zu dürfen". Jetzt kann er den Würde verleihenden und Bürde schenkenden Amtsrock ablegen und sich dem nie erloschenen Reisetrieb hingeben. W i e n 1846: „Was man in der Jugend wünscht, den Ruhm", schreibt Eichendorff an seinen ältesten Sohn Hermann, „hat man im Alter vollauf." In der Wiener literarischen Gesellschaft ,Concordia' begrüßt ihn ein Sturm von Jubel und Händeklatschen, so mächtig, „daß die Fenster erzitterten"; im ,Musikverein' singen mehr als zweihundert Sänger Eichendorffsche Lieder; die niederösterreichischen Landstände geben sich die Ehre, den Dichter in ihrer Mitte zu sehen; auf den Abenden der vornehmen Gesellschaft der Kaiserstadt rückt er oft und mehr, als ihm lieb ist, ins Rampenlicht der Bewunderung, und selbst der enthusiastisch laute Lobpreis auf die Sängerin Jenny Lind, die schwedische Nachtigall', die zur gleichen Zeit in Wien weilt, verringert nicht die Verehrung, die man dem Dichter der Stille darbringt. Er schreibt weiter an den Sohn: „Die Leute wollen mich zum berühmten Mann machen." Er lächelt dabei: er ist ohne jeden Anflug von Eitelkeit und Ruhmsucht. An einem dieser bewegten Tage lädt Herr von Zedlitz, der führende Kopf einer literarischen Gesellschaft, Eichendorff, Franz Grillparzer und Adalbert Stifter zu Tisch. Einige Stunden vor Beginn der Mahlzeit durchwandert der Freiherr den Wald, abseits von der „sausenden, geschäftigen Welt". Er achtet nicht auf die Zeit und erschrickt, als von den Wiener Türmen die Mittagsglocken läuten. Schnurstracks eilt er zum Hause des Gastgebers, keine Zeit verbleibt ihm, sich umzukleiden. Herzlich ist der Empfang, freundlich die Stimmung. Die Töchter des Komponisten Binzer singen das Lied vom Mühlenrad im kühlen Grund. Das Mahl ist festlich, Scherzworte fliegen hin und her. Da weist einer auf das Gewand Eichendorffs: Tannennadeln bedecken den Rock. Der Dichter errötet, will, sich entschuldigen, will erklären. Da ist es Stifter — wie die Anekdote erzählt —, der sich erhebt: .Vergessen wir es niemals und mögen es Kinder und Kindeskinder nie vergessen: Eichendorff hat uns den W a l d i n d i e S t a d t g e b r a c h t ! ' — 24
Josef von Eidiendorff, Radierung aus dem Jahre 1840
„ES WEBEN S I C H DIE TRÄUME . . ." Von Wien treibt es den Dichter nach D a n z i g , B e r l i n , D r e s d e n und wieder zurück in die preußische Hauptstadt. Hier haust er „wie Robinson auf seiner Insel" in einem Gartenhaus vor dem Potsdamer Tor. Wanderburschen ziehen vorüber und singen seine Lieder. Bekannte und Unbekannte kehren ehrfürchtig bei ihm ein, Menschen, in deren Herzen die Verse Eichendorffs längst ,einheimisch' geworden sind, wie Uhland damals bekannte. Vor dreizehn Jahren, 1837, ist die Sammlung der bisher zerstreuten Gedichte erschienen, und schon früh hat man erkannt, daß sie der reinste und vollkommenste Ausdruck der Eichendorffschen Persönlichkeit sind. — Die Lyrik ist der stille Strom, der das gesamte Werk des Dichters — selbst noch die geistreichen historischen und politischen Schriften — durchzieht. Dieser Strom ist ohne Wildheit; er rührt nicht an Leidenschaften, er stürzt nicht in Abgründe. Eichendorffs Lyrik ist ohne Sturm und Drang. Sie umschließt eine verhältnismäßig kleine, schnell überschaubare Welt. Die Titel der Gedichtgruppen zeigen es an: „Wanderlieder", „Sängerleben", „Zeitlieder", „Frühling und Liebe", „Totenopfer", „Geistliche Gedichte" und „Romanzen". Man kann viele Gedichte der sieben Abteilungen ohne Störung des Ganzen austauschen. Denn fast alle verraten die gleiche Herkunft aus dem Gemüt, „aus Herzensgrund", wie Eichendorff immer wieder sagt, aus kindlicher Frömmigkeit, aus dem unstillbaren Heimweh nach den Wäldern seiner Kindheit, aus dem geheimnisvoll durchwirkten Leben und Weben der Natur. Die Gedichte enthalten überwiegend volkstümliche und romantische Vorstellungen und Empfindungen. Es scheint, als fehle die geistige Weite und Tiefe, und dieses wird um so spürbarer, als ja auch die Form meist sehr schlicht ist: Eichendorff bevorzugt den Vierzeiler und gebraucht den Reim oft in lässiger Weise. Und doch zählen Eichendorffs lyrische Poesien zu den schönsten, die in deutscher Sprache geschrieben wurden, sie gehören zu den nicht allzu zahlreichen Gedichten, die in das seelische Eigentum des ganzen Volkes übergegangen sind. Große Komponisten wie Felix Mendelsohn-Bartholdy, Robert Schumann, Hugo Wolff, Johannes Brahms u. a. wurden von dem wundersamen Geheimnis dieser Schöpfungen gebannt und zu unvergänglichen Vertonungen angeregt. Eichendorff ist Meister der Liedform. Sie spricht an, findet mühelos Gehör und zwingt zum Melodieren und Singen. So sind die Verse 26
unmittelbar dem Volkslied verwandt: sie enthalten ja viele Elemente dieser Liedgattung, die zeitgebundene, literarische und musikalische Richtungen nicht kennt und deshalb immer Gültigkeit besitzt. ,Wenn ich mit meinen Freunden in Düsseldorf oder Bonn zusammen war', erzählt der Dichter Wolfgang Müller von Königswinter, der im Berliner Hause Eichendorffs verkehrte, ,so hatten wir die Schlegel, Tieck, Brentano wohl gelesen, aber den Eichendorff gesungen. Seine Worte hatten sich so tief in das Herz eingeschmeichelt, daß man den Urheber, auch ohne ihn zu kennen, liebhaben mußte. Er glich dem Vogel, der einsam im Garten sitzt und sein Lied singt, ob man ihm lauscht oder nicht.' Der sanfte, nie leidenschaftliche Überschwang des Gefühls ist ein weiteres Merkmal der Gedichte Eichendorffs. Er gibt sich ihm hin, und das Gefühl wird zum holden Rausch aus Sehnsucht und Heimweh; es tritt „unbewußt" oder „dem Herzen kaum bewußt" aus der Verborgenheit des Herzens, man braucht es nur zu wecken: „Schläft ein Lied in allen Dingen, die da träumen fort und fort, und die Welt hebt an zu singen, triffst du nur das Zauberwort." So entsteht das Eichendorffsche Gedicht. Jede ausgeklügelte Mitarbeit der Gedanken ist fern. Es blüht aus „berauschtem Schauen", er nimmt es auf „wie ein Rufen aus Träumen", es „wetterleuchtet in der Brust". Manchmal ist der Rausch des Gefühls so mächtig, daß der Dichter „nichts sagen kann, nur mit den Flügeln schlagen vor großer, sel'ger Lust." Dann ist die Seele glückselig „verwirrt". Immer wieder finden wir die Worte „wirren" und „Wirrung", und sie bezeichnen die frohe oder süßschmerzliche Gärung „so recht im Innern". Dieser Rausch macht trunken, aber der Dichter verliert sich nicht. Eichendorffs Leben und Dichten ruht auf dem sicheren Fundament des Gottesglaubens. Er weiß sich in Gott geborgen; seine „Brust ist gotterfüllt". Nach Eichendorffs Worten geht „alle Poesie auf das Ewige und Unvergängliche, das wir hienieden beständig ersehnen und nirgends erblicken. Denn das Göttliche ist nicht darstellbar, es kann nur sinnbildlich und durch die Verhüllung hindurchschimmernd zur Erscheinung gebracht werden." Diese Verhüllung aber bewirkt in des Dichters Poesie das Sdiwebende und Zwielichtige der Bilder und Worte, ja sie geht über in Klang und Rhythmus der Verse. Gott und seine schöne Welt: zwei Sphären, die der Dichter wie ein frommes Kind zusammenfügt: 27
da 's nun so stille auf der Welt, ziehn Wolken einsam übers Feld, und Feld und Baum besprechen sich, — o Menschenkind, was schauert dich? Frisch auf denn, liebe Nachtigall, du Wasserfall mit hellem Schall! Gott loben wollen wir vereint, bis daß der lichte Morgen scheint."
ABEND UND H E I M K E H R Im Kuhländchen, das um die Quellen der Oder liegt und seine Wälder hinauf zu den Karpathen schickt, liegt das Gut S e d l n i t z , das Eichendorff vorübergehend nach 1850 bewohnt. Aus dem Schloß seiner Jugend, aus Lubowitz, hat er die Ahnenbilder gerettet. Nun schmücken sie feierlich-ernst die Räume des ach so klein gewordenen Herrschaftssitzes, und gern weilt der Alternde im Stimmengeflüster der Vergangenheit. Die Bauern lieben den gütigen Herrn, manch schlichtes Ständchen, manch fröhlicher Aufzug bezeugt ihre herzliche Zuneigung und Verehrung. Die Enkelkinder bringen dann und wann frohstimmiges Leben ins einsame Haus. Er sieht und hört die Freude der Kleinen, und sein allzeit gütiges Herz ist beglückt. Doch manchmal überfällt ihn Wehmut, wenn er an sein Töchterchen denkt, das ihm vor vielen, vielen Jahren entrissen worden ist. Dann spricht er heimlich jene Gedichte, die zu den ergreifendsten „Totenopfern" gehören, die je in deutscher Sprache geschrieben wurden und von denen eines so leise beginnt: „Von fern die Uhren schlagen, es ist schon tiefe Nacht, die Lampe brennt so düster, dein Bettlein ist gemacht. . . " Aber auch die waldstille Welt um Sedlnitz kann den noch immer Unrastigen nicht halten; er reist nach B e r l i n , wo er Männer trifft, die ihn tief verehren: Chamisso, Simrock, Kopisch, Geibel, Heyse, Fontane. Er begegnet auch dem jungen Theodor Storm, und der findet in den Augen Eichendorffs ,die ganze Romantik seiner wunderbar poetischen Welt'. Ein anderer Zeuge jener Berliner Tage preist die ,Atmosphäre natürlicher Güte', die den Dichter umstrahlt. — Ein „schwer angstkummervoller Winter" bricht 1855 an: die getreue Begleiterin durch vierzig Jahre, Frau Luise, wird auf den Tod krank. Sie sehnt sich nach N e i ß e , wo ihre Tochter wohnt. Kaum 28
daß ihr Wunsch erfüllt ist, stirbt sie. Seinen großen Schmerz — ..Gott gebe Kraft und Ergebung!" — sucht der Dichter in unablässiger Weiterarbeit zu lindern. Er vollendet die „Geschichte der poetischen Literatur in Deutschland", in der wir vielfach echt Eichendorffsche Urteile finden, etwa dieses über Claudius, den niemals vergessenen Freund seiner Kindertage auf Lubowitz: „Wie der Abendglockenklang in einer stillen Sommerlandschaft, wenn die Ährenfelder sich leise vor dem Unsichtbaren neigen, weckt er überall ein wunderbares Heimweh." In dem Werklein „Erlebtes" erzählt der Dichter von den Stufen seines Werdeganges in Halle und Heidelberg. Er plant „Das Bilderbuch aus meiner Jugend"; aber es bleibt unvollendet. Im Entwurf finden wir diese erschütternden Zeilen: „Oft seh' ich alter Mann noch in Träumen Schloß, Garten, verklärt von Abendscheinen, und muß aus Herzensgrunde weinen." — Gern nimmt er die Einladung des Fürstbischofs von Breslau, Heinrich Förster, an, in der hochgelegenen bischöflichen Residenz, dem alten Felsenschloß J o h a n n e s b e r g , stille Wochen zu verbringen. Hier findet er „feierliche Naturstille und köstliche Bergluft". Er beginnt das „Leben der heiligen Hedwig", der Missionarin und Schutzpatronin Schlesiens, zu schreiben. Das Werk kommt nicht über den Entwurf hinaus; doch enthält es Gedanken, die gerade uns, die wir heute um letzte Erkenntnisse ringen, tief berühren: „Der Verstand soll nur redlich und fleißig fortarbeiten! Denn je tiefer er denkt, um so sicherer wird er erkennen, daß ihm ein Geheimnis, ein ewiges- Rätsel übrigbleibt, das er nimmer zu lösen vermag", und daß die Naturwissenschaft, „je kühner sie forscht und kombiniert, um so näher der Evidenz — der anschaulichen Gewißheit — rückt, daß der eigentliche Urgrund außerhalb der menschlichen Forschung liegt". Diesem Urgrund, dem göttlichen, neigt sich das Leben Eichendorffs entgegen: eine Lungenentzündung wirft den fast Siebzigjährigen auf das Sterbebett. Die Sanftmut und Stille des Todkranken rührt alle, die das Lager umstehen. Das Bewußtsein verläßt ihn: In diesem Zustand sieht er sein „grünes Vaterland", lächelnd flüstert er den geliebten Namen Lubowitz. Am Donnerstag, dem 26. November 1857, gibt er freundlich seine Seele in die freundliche Gewalt des Ewigen zurück, dem er allzeit kindlich fromm vertraut hat: „0 Vater, du erkennst mich doch und wirst nicht von mir lassen!" — 29
In Neiße begraben sie ihn, in der schlesischen Erde, deren schönste Grenzmarke die Berge und Wälder sind: „Die fernen Heimathöhen, das stille, hohe Haus, der Berg, von dem ich ge'sehen jeden Frühling ins Land hinaus, Mutter, Freunde und Brüder, an die ich so oft gedacht: Es grüßt mich alles wieder in stiller Mondesnacht."
LEBEN UND WERKE DES DICHTERS E I C H E N D O R F F 1788—1805 Jugendjahre: 10. März 1788: Josef von Eichendorff auf Schloß Lubowitz bei Ratibor (Oberschlesien) geboren. Vater: Adolf v. E., Mutter: Karoline von Kloch. — Begegnung des Knaben mit der Dichtung des M. Claudius und den Volksbüchern. — Der Vierzehnjährige schreibt sich selber eine „Naturgeschichte". — 1801—1805: Schüler des Gymnasiums in Breslau. 1805—1806 Student in Halle: Einfluß der Dichtung Tiecks und des Novalis. 1806—1807 Student in Heidelberg: Begegnung mit J. Görres, Cl. Brentano und A. v. Arnim. Beiträge zu „Des Knaben Wunderhorn" (?). — Schwärmerische Freundschaft mit Graf Loeben, der die ersten Gedichte Eichendorffs veröffentlichen läßt. 1807—1810 Rückkehr nach Lubowitz; 1810: Der 22jährige schreibt: .,0 Täler weit, o Höhen", „Wer hat dich, du schöner Wald . . ." und „In einem kühlen Grunde". 1810—1813 Student in Wien: Verkehr mit Fr. Schlegel, dem Begründer der romantischen Kunst- und Weltanschauung. 1813/1815 im Lützowschen Freikorps. — 1815: Vermählung mit Luise von Larisch. .— 1815: Roman „Ahnung und Gegenwart" erscheint. 1816—1820 Regierungsdienst in Breslau: — 1817: Märchenerzählung „Das Mormorbild". — 1818: Tod des Vaters. Verarmung der Familie. Verlust von Lubowitz. 1821—1824 Kgl. Preuß. Regierungs- und Schulrat in Danzig: „Aus dem Leben eines Taugenichts" (Ganzveröffentlichung 1826). — Mitarbeit an der Wiederherstellung der Marienburg. 30
1824—1831 Oberpräsidialrat in Königsberg: Trauerspiele „Ezelin von Romano" (Hohenstaufendrama) und „Der letzte Held von Marienburg". 1831—1844 Ministerialrat in Berlin: Begegnung mit Chamisso, E. Th. Hoffmann, Simrock, Felix Mendelsohn-Bartholdy (Vertonung „O Täler weit, o Höhen"). — 1832: Tod der Tochter (Gedichtzyklus: „Auf den Tod meines Kindes"). — 1833: Lustspiel „Die Freier". — 1834: „Auch ich war in Arkadien" (die letzte gelungene Satire des Dichters); „Dichter und ihre Gesellen". —' 1835: Novelle „Eine Meerfahrt". — 1837: Novelle „Das Schloß Dürande" und Herausgabe der gesammelten „Gedichte". — 1839: Novelle „Die Entführung". — 1841: „Gesammelte Werke" und „Die Glücksritter". — 1844 Ausscheiden aus dem Staatsdienst. 1844—1855 Reise- und Wanderjahre: 1846: Besuch in Wien. Begegnung mit Grillparzer und Stifter. Übertragung der „Geistlichen Schauspiele" Calderons. — 1847: „Über die Bedeutung der neueren romantischen Poesie in Deutsehland". — 1848: Revolutionstage in Berlin; Übersiedlung nach Dresden: „Liberias und ihre Freier" (eine zeitgebundene Märchenallegorie). — 1850: Rückkehr nach Berlin: Begegnung mit Geibel, P. Heyse, Storm, Fontane u. a. In den Sommermonaten Gutsherr auf Sedlnitz (Oderquellgebiet). — 1851: „Erlebtes" (enthält „Deutsches Adelsleben am Schluß des 18. Jh. und „Halle und Heidelberg"). — 1852—1855: Verserzählungen „Julian", „Robert Guiscard" und „Lucian". 1855—1857 in Neiße: „Leben der hl. Hedwig" (unvollendet); „Das Bilderbuch meiner Jugend" (nur im Entwurf und in wenigen Bruchstücken enthalten). — 1855: Tod der Gattin. —1857: „Geschichte der neueren Literatur in Deutschland". — 1857: Tod des Dichters in. Neiße. Begräbnisstätte: St. Jerusalem In Neiße.
Umschlaggestaltung: Karlheinz Dobsky L u x - L e s e b o g e n 131 ( D i c h t u n g ) - H e f t p r e i s 2 5 P f g . Natur- und kulturkundliche Hefte — Bestellungen (vierteljährl. 6 Hefte DM 1.50) durch jede Buchhandlung und jede Postanstalt — Verlag Sebastian Lux, MurnauMünchen — Druck: Buchdruckerei Mühlberger, Augsburg M
D I E LESEBOGEN-KASSETTE 1952
Die Kassette ist karminrot und trägt auf dem Goldetikett den Aufdruck des Titels „Lux-Lesebogen". Jeder Kassette ist auch ein gummiertes Sammeletikett in Goldprägedruck zum Abschneiden und Selbstaufkleben beigegeben. Es enthält den Aufdruck der Jahreszahl 1952 sowie alle früheren Jahreszahlen, außerdem die Titel: Kunst und Dichtung / Geschichte / Völker und Länder / Tiere und Pflanzen / Physik,Technik, Sternenkunde. So kann man die Lesebogen beliebig nach Jahrgängen oder nach Sachgebieten ordnen. Größe 15 x 11 x 4,5 cm für 24 Lesebogen Preis 1.20 DM einschließlich Versandspesen
Bezug durch jede Buchhandlung oder unmittelbar vom Verlag Seb. Lux. Wird beim Verlag bestellt, Betrag auf PostscheckKonto München 73823 erbeten. VERLAG SEBASTIAN LUX • MURNAÜ VOR MÜNCHEN
Von d e n
LUX-LESEBOGEN sind z u r Zeit lieferbar: 60 M e t e o r e
Boten aus dem reichen die Erde
Weltall
61 G e m ä l d e
Werk.stattgeheimnis.se großen Maler
er-
der
107 Cervantes
Das Abenteurer eben des Don Quichote-Dichters
115 E d u a r d M ö r i k e
Poet und Pfarrer von Cleversulzbach
118 Die W e s p e n - K ö n i g i n
Leben und Tiervolkes
121 Vorhang auf!
Hinter den Kulissen großen Theaters
122 B e e t h o v e n
Leben und werk Meisters
123 D e r Kuckuck
Aus dem merkwürdigen Leben eines Sonderlings
124 L e o n a r d o da Vinci
Der universale Genius der Renaissance
125 M a r t i n Be-haim
Der Weltfahrer macher
und
Globus-
126 Tiefsee
Die Erforschung bodens
des
Meeres-
127 G r ö n l a n d
Entdeckung, Erschließung
Erforschung,
128 Konfuzius
Meister
Lebensweisheit
129 E r n s t Barlach
Der
130 Suomi
Das Land der Seen und Wälder
der
Untergang
eines
emes
des
grcßen
Menschengestalter
VERLAG SEBASTIAN LUX MURNAU/MÜNCHEN