Tony Gaschler
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Leiden Sie auch an Schüchternheit, Befangenheit, Sprechangst, Err...
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Tony Gaschler
EEMethode scanned 01/2008 corrected bw
Leiden Sie auch an Schüchternheit, Befangenheit, Sprechangst, Erröten, Lampenfieber, Unsicherheit und anderen Hemmungen? Dann lassen Sie sich hier und jetzt von der EE-Methode helfen! Die EE-METHODE (Emotionale Enthemmungsmethode) von Tony Gaschler ist eine INTENSIVE BEFREIUNGSMETHODE, mit der Sie Ihre unerwünschten seelischen und sozialen Hemmungen ohne fremde Hilfe schnell und verblüffend einfach beseitigen können. ISBN: 3936612129 Verlag: Steiner Erscheinungsjahr: 2004
Dieses E-Book ist nicht zum Verkauf bestimmt!!!
Autor Tony Gaschler wurde am 1.4.1925 in Zwiesel (BAY) geboren. Schon, als Schüler zeigte er reges Interesse für Natur- und Geisteswissenschaften. Besonders für Physik, Psychologie und Heilkunst. Sein reicher Onkel wollte ihn daher studieren lassen. Aber ein schwerer Sprachfehler (Stottern), an dem Tony Gaschler seit früher Kindheit litt, verhinderte das. So blieb ihm nur ein einziger Weg: Er wurde ein erfolgreicher Autodidakt und erwarb sich das nötige Wissen und Können durch intensives Selbststudium. Er studierte unzählige Fachbücher und Selbstunterrichts-Methoden. Und die nötigen praktischen Fähigkeiten erwarb er sich durch eine Vielzahl eigener Versuche und Experimente. Seinen Lebensunterhalt verdient er durch den Versand selbst verfaßter Anleitungsschriften und Selbstunterrichts-Methoden. Einen besonders großen Erfolg erzielte Tony Gaschler mit der Selbstunterrichts-Methode MODERNE HYPNOSETECHNIK, für die er eine wahre Flut von Anerkennungs- und Dankschreiben aus aller Welt bekam. Aber sein Hauptproblem, das Stottern und die damit verbundenen anderen Lebens- und Entfaltungshemmungen verhinderten noch immer jeden echten persönlichen Erfolg. Er konnte vor einer Gruppe weder frei und ungehemmt auftreten noch gar frei vortragen und reden. Wie Tony Gaschler dieses Problem auf seine wunderbare Art und Weise löste, ist eine echte Erfolgsgeschichte darüber, wie man vom schwer gehemmten Stotterer zum beliebten, überzeugenden und erfolgreichen Seminarleiter werden kann. Tony Gaschler erzählt dazu: »Ich lebte eigentlich ganz gut. Ich schrieb und verkaufte erfolgreiche Druckwerke. Aber ich war dabei vollkommen unzufrieden. Wenn ich Gruppenkurse und Seminare besuchte, bekam ich immer Minderwertigkeitsgefühle
und spürte, daß mir noch etwas fehlte. Dabei verstärkte sich immer mehr der Wunsch und die Absicht, selber vor Zuhörern zu stehen und vollkommen frei, überzeugend und beeindruckend vortragen und reden zu können. Und mit meinem umfangreichen Wissen und wertvollen Fähigkeiten selber Kurse und Seminare abzuhalten. Und das brachte mich schließlich zu dem Entschluß, vorerst nichts Neues mehr zu schreiben, bis ich nicht selber frei und überzeugend öffentlich sprechen und reden konnte. Und diesen Entschluß habe ich dann auch durchgeführt. Ich brauchte ein volles Jahr, bis ich meine eigene Befreiungsmethode erarbeitet, getestet und systematisch durchgeführt hatte. Und das Ergebnis war für mich und meine Freunde verblüffend: Ich konnte tatsächlich in jeder Lebenslage und vor jeder Person sicher auftreten und frei reden.« Aus den praktischen Erfahrungen, die Tony Gaschler mit seiner eigenen Befreiungsmethode gewonnen hat, entwickelte er seinen ersten Bestseller: die EMOTIONALE ENTHEMMUNGS-METHODE. Diese moderne Selbsthilfemethode entstand 1962 und hat bis heute eine Gesamtauflage von fast 100000 Exemplaren erreicht. Unzählige Erfolgsberichte und Dankschreiben bestätigten die befreienden Wirkungen dieser Selbsthilfemethode bei der Beseitigung aller möglichen seelischen, emotionalen und sozialen Hemmungsgefühlen und Hemmungserscheinungen.
Buch Die EE-Methode wurde im German TV erfolgreich vorgestellt! Ein Verkauf von mittlerweile über 60.000 Exemplaren bestätigt den globalen Erfolg dieser Methode. Lesen Sie, wie diese Methode wirkt und was sie kann: Welche NEGATIVEN HEMMUNGEN werden in der Umgangssprache häufiger erwähnt? Es gibt eine Unzahl verschiedener seelischer und sozialer Hemmungen. Damit Sie selber feststellen können, an welchen unerwünschten Hemmungserscheinungen und Hemmungsgefühlen Sie leiden, hier eine kurze Aufzählung: Schüchternheit (in Gesellschaft oder vor dem anderen Geschlecht) – Sprechangst (Angst beim Sprechen zu versagen) – Unsicherheits- u. Minderwertigkeitsgefühle – Erröten und feuchte Hände – Prüfungs- u. Examenangst – Angst- und Unsicherheit vor Vorgesetzten, höherstehenden Personen und vor Personen des anderen Geschlechts – Sozialangst, Menschenscheu und Kontaktmangel (selbstgewollte Isolation aus Furcht vor dem Umgang mit Menschen) – Befangenheit (unbegründete Zurückhaltung mangels innerer Sicherheit) – Lampenfieber, Bühnen- u. Mikrofonangst (panische Angst vor Vorträgen, Referaten oder Bewährungsproben, Unbehagen die Blicke anderer auf sich zu ziehen) – Unsicheres Auftreten und Sprechen in Gesellschaft – Mangel an Durchsetzungsfähigkeit und Courage – Unsicherheitsgefühle und Ausdrucksangst vor fremden Personen – Allgemeine Unsicherheit bei Gesprächen, Unterhaltungen und Verhandlungen – Ausdrucksblockierungen, Gedankenleere und Stottern in Streß-Situationen Das war ein Überblick von seelischen und sozialen Hemmungen, die das Leben erschweren, soziale Ängste hervorrufen und gesellschaftliche wie berufliche Erfolge verhindern.
Welche URSACHEN haben seelische Hemmungen? Einführend ist klar und deutlich zu erwähnen, daß seelische Hemmungen keine Anomalitäten oder Krankheiten sind, sondern lediglich ganz normale und logische Verhaltensabläufe. Hemmungen sind falsche und unzweckmäßige VerhaltensGewohnheiten, die einmal erlernt und erworben wurden und wie alle Gewohnheiten, ganz automatisch und unwillkürlich ablaufen. Wissenschaftlich gesagt: Seelische Hemmungen sind hemmende REAKTIONS-SYSTEME. Sie lassen den Gehemmten gegenüber seiner Umwelt und seinen Mitmenschen, ganz unterbewußt und automatisch mit Hemmungen reagieren. Im Gegensatz zum Gehemmten hat der freie Mensch freie und selbstsichere REAKTIONS-SYSTEME, die ihn gegenüber seiner Umwelt und seinen Mitmenschen frei und selbstsicher reagieren lassen. Das Verhalten des Menschen gegenüber seiner Umwelt ist also immer das logische Ergebnis seiner Erziehung und seiner persönlichen Erlebnisse. Die Hauptursache seelischer Hemmungen liegt an der erworbenen Gewohnheit, Emotionen zurück zuhalten und nicht auszudrücken. Besonders in der frühen Kindheit und Jugend haben die Betroffenen eine unterbewußte Verhaltensform erlernt, welche den natürlichen Ausdruck von Gefühlen hemmt. Auslöser sind oft erzieherische Maßnahmen, die den emotionalen Entfaltungsdrang des Heranwachsenden wiederholt unterdrücken. Auf diese Weise sind die Gefühle jedoch nicht verschwunden. Im Gegenteil, die unterdrückten Gefühle lassen das Verhalten unterbewußt mit Hemmungen reagieren, die Angstgefühle und Blockaden auslösen. Aber auch im erwachsenen Alter kann durch nachteilig prägende Erlebnisse und negative Erfahrungen ein hemmendes Verhaltensmuster entstehen. Hemmungen beeinträchtigen nicht
nur die Selbstentfaltung, sondern auch das Glückserleben. Glückserleben ist aber der natürliche und angestrebte Bewußtseinszustand des Menschen. Eine echte Glückserfahrung ist aber nur dann möglich, wenn sich der betreffende Mensch innerhalb seiner Umgebung und innerhalb seiner Mitmenschen bestmöglich entfalten kann. Viele Menschen aller sozialen Schichten und Bildungsstufen werden durch emotionale Hemmungen daran gehindert, glücklich zu sein, sich zu entfalten und die soziale und berufliche Stellung einzunehmen, die für sie infolge ihres Potentials angemessen wäre. Zur Erreichung von Zielen müssen sie viel mehr Zeit und Energie aufwenden, als selbstsicher und souverän auftretende Menschen. So tragisch sich Hemmungen auch auswirken können, so einfach können sie auch wieder beseitigt werden. Durch eine hochwirksame Selbsthilfe-Technik entsteht mit Unterstützung von bestimmten Wirkfaktoren in kurzer Zeit ein freies und selbstsicheres Verhaltensmuster. So können Sie sich von jenen Hemmungsgefühlen und Hemmungserscheinungen selber befreien, die Ihnen das Leben oft so schwer machen. Mit welchen WIRKFAKTOREN werden meine Hemmungen beseitigt? In jahrelanger Forschungsarbeit hat der bekannte Psychologe, Spezialist für Hypnosetechnik und Fachautor Tony Gaschler (Bayern, Deutschland) eine spezielle Form der Autosuggestion entwickelt: »Die DYNAMISCHE AUTOSUGGESTION«. Mit dieser dynamischen Autosuggestion wird das alte Verhaltensmuster systematisch gelöscht, die negativen Hemmungen werden abgebaut und es bilden sich neue und selbstsichere REAKTIONSSYSTEME. Diese dynamische Form ist einzigartig und in ihrer Anwendung besonders hochwirksam. Die dynamische Autosuggestion unterscheidet sich von allen anderen Formen der Autosuggestion dadurch, daß sie STÄR-
KER, SCHNELLER und vor allen Dingen VOLL AUTOMATISCH wirkt. »Dabei ist es vollkommen egal, ob Sie daran glauben oder nicht. Es werden immer gleichstarke Wirkungen hervorgerufen.« Durch die Schaffung neuer und selbstsicherer ReaktionsSysteme ändert sich Ihr Verhalten so schnell, daß Ihre erzielten Erfolge oft schon in der ersten Übungswoche aus Ihrem Umfeld (Angehörige, Freunde, Bekannte usw.) wahrgenommen werden. Vielfach auch schon nach der aller ersten Übung treten ganz deutlich fühlbare Nachwirkungen ein, die von Tag zu Tag gesteigert werden. Dies ist besonders angenehm, weil dadurch eine gewisse Freude und Begeisterung für die gesamte Methode geweckt wird. Um aber ein DAUERHAFTES freies Reaktionssystem zu schaffen, ist die Anwendungsdauer insgesamt auf 10 Wochen festgelegt worden. Auch wenn die Wirkungen schon viel früher eintreten, sollte diese Zeit trotzdem eingehalten werden. Der Übungsablauf ist zeitlich auf den modernen Menschen zugeschnitten, so daß die einzelnen Übungszeiten bequem eingehalten werden können. Sie dauern pro Übungstag nur wenige Minuten. Sind die neuen und freien Reaktions-Systeme einmal erworben, dann laufen sie unterbewußt-automatisch ab. Anders gesagt: der früher Gehemmte wird dann ganz unterbewußt-automatisch in allen Situationen und vor allen Personen frei und selbstsicher auftreten. Er ist frei von seinen früheren Hemmungen und kann sich frei und ungehemmt entfalten. Ganz nebenbei steigert sich Ihre Lebensfreude, Ihr Glückserleben und Ihre Freude an der sozialen Kommunikation. ALLGEMEINER HINWEIS: Die EE-Methode dient ausschließlich zur systematischen Enthemmung durch Schaffung neuer, freier und selbstsicherer Reaktions-Systeme.
Die EE-Methode hat tiefgreifende seelische Ganzheitswirkungen. Sie kann daher auch bessernde und heilende Einflüsse auf den Gesundheitszustand haben. Es kann sogar sein, daß sich psychosomatische Krankheiten während der Durchführung der Methode bedeutend bessern oder ganz verschwinden. Mit Rücksicht auf das Heilpraktikergesetz darf aber die Methode nicht zu Heilzwecken benutzt werden, sondern lediglich zum Erzielen eines freien und selbstsicheren Auftretens. Die soeben beschriebene Nebenwirkung ist daher lediglich als Begleiterscheinung zu betrachten.
Inhalt EINFÜHRUNG .................................................................................... 12 Vorwort .....................................................................................................13 Das Prinzip des Lebens .........................................................................15 Leben bedeutet Anteilnahme am Leben der Gesellschaft ................16 Hemmungen sind immer Entfaltungshemmungen .............................18 Das Wesen seelischer und sozialer Hemmungen .............................19 Die Ursachen seelischer und sozialer Hemmungen ..........................21 Das JETZT entscheidet über Ihre Zukunft ..........................................25 Anleitung zur Erfolgskontrolle ...............................................................26 1. STUFE ............................................................................................ 28 Das Ziel dieser Methode ........................................................................29 Die vorschriftsmäßige Durchführung dieser Methode .......................29 Die merkwürdigen Wirkungen des Wollens auf Hemmungen ..........31 Unsere erste Stufe: EMOTIONALE AUTOSUGGESTION ...............33 Erlebte Autosuggestion ..........................................................................36 Die Durchführung des Pendelversuches .............................................37 Die Erklärung des Pendelversuches ....................................................39 Die erste emotionale Autosuggestions-Übung ...................................40 Übungsplan der ersten Woche .............................................................43 2. STUFE ............................................................................................ 46 Die Wirkungen der emotionalen Autosuggestions-Übungen............47 Autosuggestions-Wirkungen sind Tatsachen im Körpergeschehen 49 Die Beseitigung der einzigen Schwierigkeit beim Üben ....................51 Das Abschalten hemmungsverstärkender Faktoren .........................54 Die Hilfsübung der Momentabschaltung..............................................55 Die zweite emotionale Autosuggestions-Übung .................................58 Das emotionale Sprechdenken .............................................................60 Übungsplan der zweiten Woche ...........................................................61 3. STUFE ............................................................................................ 64 Jeder Mensch hat ein Recht auf Selbstentfaltung .............................65 Ersatzentfaltung als Folge von Hemmungen ......................................67 Warum eigentlich nicht auch ICH .........................................................69 Die dritte emotionale Autosuggestions-Übung ...................................72
Einzelheiten zur Durchführung der Spiegelübung .............................73 Die Hilfsübung des positiv-emotionalisierenden Denkens ................75 Die Durchführung des positiv-emotionalisierenden Denkens ..........76 Die Macht des positiven Denkens ........................................................79 Übungsplan der dritten Woche .............................................................80 4. STUFE ............................................................................................ 82 Die Rolle der Emotionen bei der Enthemmung ..................................83 Die emotionale Funktion des Errötens .................................................85 Das Wesen der emotionalen Enthemmung ........................................86 Der Unterschied zwischen gehemmten und freien Menschen .........87 Die Fähigkeit, sich frei zu unterhalten ..................................................90 Die verschiedensten Ausdrucksmöglichkeiten ...................................92 Einfühl-Übung in das emotionale Sprechen........................................94 Beginn der Übungsarbeit in der Praxis des Alltags ...........................96 Die vierte emotionale Autosuggestions-Übung ..................................97 Übungsplan der vierten Woche.............................................................98 5. STUFE .......................................................................................... 100 Selbstbeherrschung oder automatische Selbstkontrolle .................101 Das Hauptausdrucksmittel für Emotionen .........................................104 Praktische Lern- und Beobachtungsmöglichkeiten ..........................107 Das Sprechen mit dem Gesicht ..........................................................109 Einfühl-Übung zum SPRECHEN MIT DEM GESICHT....................113 Die fünfte emotionale Autosuggestions-Übung ................................115 Übungsplan der fünften Woche ..........................................................116 6. STUFE .......................................................................................... 118 Phantasie und Tagträume als Hemmungsursachen .......................119 Der Gesamtausdruck als lebendiges Geschehen ............................121 Das Sprechen mit dem Körper ............................................................123 Der befreiende, lebendige Gesamtausdruck ....................................126 Einfühl-Übung zum Sprechen mit dem Körper .................................128 Emotionale Anpassungsfähigkeit .......................................................130 EMOTIONEN UND EXMOTIONEN....................................................132 STANDARD-EXMOTIONS-ÜBUNGEN .............................................133 Übungsplan der sechsten Woche.......................................................134 7. STUFE .......................................................................................... 136 Unser neues Übungsgelände: der Alltag ...........................................137 Alle Emotionen l e b e n d i g ausdrücken .......................................137 Alle Emotionen s p o n t a n ausdrücken .........................................139 Alle Emotionen w a h r h a f t i g ausdrücken .................................141
Die praktische Übungsarbeit innerhalb des Alltags .........................147 Fehlerkorrektur ist die Grundlage der Anpassung ...........................150 Übungsplan der siebenten Woche .....................................................152 8. STUFE .......................................................................................... 154 Die natürliche Aufgabe der Emotionen ..............................................155 Die emotionale Freiheit beginnt bei kleinen Dingen ........................157 Die emotionale Freiheit in entscheidenden Situationen ..................158 Der freie Ausdruck richtungsgebender Emotionen ..........................160 Der freie Ausdruck von Zuneigung und Lust ....................................161 Der freie Ausdruck von Abneigung und Unlust.................................161 Der freie Ausdruck von Mißmut und Ärger ........................................162 Der freie Ausdruck von Freude und Glück ........................................163 Der freie Ausdruck verschiedener Emotionen ..................................164 Der unmittelbare Ausdruck aller Emotionen .....................................167 Die praktische Erprobung im Alltag ....................................................169 Übungsplan der achten Woche...........................................................171 9. STUFE .......................................................................................... 173 Der Mensch ist ein soziales Wesen ...................................................174 Die Mehrzweck-Übung der 9. Übungswoche ...................................175 Das Streben nach einer gleichberechtigten Hauptrolle ...................178 Die Technik des sozialen Kontaktens ................................................180 Eine ganz nüchterne Rechnung .........................................................183 Übungsplan der neunten Woche ........................................................189 10. STUFE ........................................................................................ 191 Die systematische Beseitigung von Resthemmungen ....................192 Die Wiederholungsmethode ................................................................192 Die Angstausschaltung durch bewußtes Wollen ..............................195 Die Hemmungsausschaltung durch bewußtes Wollen ....................196 Erfahrungsmangel als Hemmungsgefühl ..........................................198 Das freie und unbefangene Auftreten in Gesellschaft .....................199 Die innere Wandlung zum neuen Menschen ....................................202 Die Grenzen der Emotionalen Enthemmungsmethode...................205 Übungsplan der zehnten Woche ........................................................207 TEXTBLÄTTER ................................................................................ 209 PENDELTAFEL................................................................................ 220
Vorwort Das Hemmungsproblem ist ein soziales Existenzproblem. Die Tatsache, ob ein Mensch an seelischen und sozialen Hemmungen leidet oder ob er frei und selbstsicher auftreten und sprechen kann, entscheidet darüber, wieweit er sich innerhalb der menschlichen Gesellschaft entfalten kann und wieweit er am Leben und am Wohlstand der Gesellschaft Anteil nehmen kann. Es ist ja eine altbekannte Tatsache, daß sich gehemmte Menschen nicht oder nur sehr mangelhaft entfalten können. Daß gehemmte Menschen nicht in der Lage sind, die berufliche und soziale Stellung einzunehmen, die ihnen infolge ihrer Kenntnisse, Fähigkeiten und Leistungen zustehen würde. Und es ist auch eine altbekannte Tatsache, daß gehemmte Menschen leidend, unzufrieden und unglücklich am Rande der Gesellschaft isoliert dahinleben, wo doch auch ihnen von Natur aus die aktive Anteilnahme am Leben der Gesellschaft zustehen würde. Von der Lösung des Hemmungsproblems hängt es daher ab, wie Ihre soziale Existenz in Zukunft aussieht, wie Sie sich in Zukunft entfalten können und welche soziale Stellung Sie in Zukunft einnehmen können. Und von der Lösung des Hemmungsproblems hängt es auch ab, wieweit Sie sich in Zukunft dem Idealbild eines zufriedenen, erfolgreichen und glücklichen Menschen nähern können. Die vorliegende Emotionale Enthemmungsmethode hat die Aufgabe, Ihnen die persönliche Lösung des Hemmungsproblems zu ermöglichen. Sie bringt Ihnen eine Reihe hochwirksamer und erfolgssicherer Übungen, die bei vorschriftsmäßiger Durchführung dazu führen, daß negative seelische und soziale Hemmungen restlos verschwinden und sich an deren Stelle positive und entfaltungsfördernde Eigenschaften und Fähigkeiten einstellen wie: Selbstvertrauen, sicheres Auftreten, Ausdrucksfreiheit, Selbstsicherheit und neuer Lebensmut. Und damit gibt Ihnen diese Methode 13
die praktische Möglichkeit, ein neuer, ein freier und selbstsicherer Mensch zu werden und ein neues, ein besseres, ein erfolgreicheres und auch ein durchaus zufriedeneres und glücklicheres Leben einzuleiten. Daß die Emotionale Enthemmungsmethode dies auch tatsächlich kann, beweisen ihre bisherigen Erfolge. In den ersten drei Jahren ihres Bestehens erhielten wir über 4000 (viertausend!) Erfolgsberichte von solchen Personen, welche die Methode bereits angewandt haben. Und das will etwas bedeuten! Diese Erfolgsberichte stammen von Personen aus allen Bevölkerungskreisen, angefangen vom Hilfsarbeiter mit nur mangelhafter Volksschulbildung bis zum Juristen und Hochschullehrer mit abgeschlossener Hochschulbildung. Aber auch viele Personen des weiblichen Geschlechts konnten mit der Methode einen vollen Erfolg erzielen, angefangen von jungen Verkäuferinnen bis zur erfahrenen Chefsekretärin. In vielen dieser Erfolgsberichte wurde bestätigt, daß nicht nur die früheren Hemmungen verschwunden sind, sondern daß sich darüber hinaus auch noch ein ganz neues Lebensgefühl und Glücksgefühl einstellte. Die so gewonnenen Erfahrungen zeigten uns klar und eindeutig, daß tatsächlich in jedem Falle ein voller Erfolg erzielt werden kann, wo die vorgeschriebenen Übungen r i c h t i g und t ä g l i c h durchgeführt werden. Daß die Übungen auch tatsächlich leicht durchführbar sind und daß ihre Durchführung sogar Spaß macht, wurde in vielen Erfolgsberichten ausdrücklich erwähnt. Wenn Sie nun zielbewußt und fest entschlossen an die Methode herangehen und sie dann vorschriftsmäßig durchführen, dann vergehen nur noch wenige Wochen, bis auch Sie das erstrebte Ziel erreicht haben und der volle Erfolg eingetreten ist. Und diesen vollen Erfolg, den bisher so viele erreicht haben, wünschen wir auch Ihnen von ganzem Herzen! Tony Gaschler Ulrich-Verlag KG Urheber 14
Das Prinzip des Lebens Wenn wir ganz sachlich, unvoreingenommen und ohne Vorurteile die Lebensäußerungen des Menschen beobachten, dann werden wir immer wieder feststellen, daß sein Denken und Fühlen, sein Wollen und Streben und auch sein Tun und Handeln in eine einzige Richtung weist. In die Richtung auf: GLÜCKSERLEBEN UND SELBSTENTFALTUNG! Jeder gesunde und normale Mensch strebt nach Glückserleben und Selbstentfaltung. Dieses Grundstreben des Menschen ist der lebendige Ausdruck des in ihm wirksamen Prinzips des Lebens. Jedes aus dem Menschen selber kommende Denken, Fühlen, Wollen, Streben und Handeln zielt darauf hin, Glück zu erleben und sich selber innerhalb der natürlichen Gegebenheiten und innerhalb der menschlichen Gesellschaft optimal (bestmöglich) zu entfalten. Glückserleben und Selbstentfaltung der menschlichen Gesellschaft sind der eigentliche, verstandesmäßig wie auch gefühlsmäßig erfaßbare Sinn des Lebens. Nun gibt es allerdings die verschiedensten Vorurteile gegen diese Einstellung zum Leben. Besonders solche religiöser Art. Aber alle diese Vorurteile werden unwirksam, wenn wir den Menschen ganz natürlich und vom Standpunkt der modernen psycho-somatischen Medizin aus betrachten. Dazu einige Tatsachen: Glückserleben ist der natürliche und normale Bewusstseinszustand des Menschen. Sein Nervensystem ist auf Glückserleben eingestellt. Es funktioniert in der Tat nur dann einwandfrei, normal und harmonisch, wenn der Mensch glücklich ist. Die inneren Organe des Menschen funktionieren nur dann einwandfrei, wenn sich der Mensch glücklich fühlt. Das gesamte Drüsensystem des Menschen arbeitet nur dann 15
normal und einwandfrei, wenn sich der Mensch glücklich fühlt. Der Körper ist nur dann voll widerstandsfähig gegen Krankheiten (auch gegen ansteckende Krankheiten!), wenn sich der Mensch glücklich fühlt. Die Sinnesorgane arbeiten nur dann am besten, wenn sich der Mensch glücklich fühlt. Die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit ist nur dann vollständig und bestmöglich verfügbar, wenn sich der Mensch glücklich fühlt. So funktioniert der ganze Mensch mit seinem Körper, mit seinen seelischen Funktionen und seinen geistigen Fähigkeiten NUR dann optimal (bestmöglich), wenn er sich glücklich fühlt. Das sind Tatsachen! Und diese Tatsachen geben zu denken. Eine echte Glückserfahrung ist aber immer nur dann möglich, wenn sich der betreffende Mensch innerhalb seiner Umgebung und innerhalb seiner Mitmenschen (also innerhalb der menschlichen Gesellschaft) bestmöglich entfalten kann. Und hier kommen wir zum Thema dieser vorliegenden Methode. Denn gerade die seelischen und sozialen Hemmungen sind es, die eine echte und freie Selbstentfaltung und damit eine echte Glückserfahrung dauernd verhindern, verzögern und unmöglich machen. Bevor sich daher der normale und natürliche Bewusstseinszustand des Menschen von selber einstellen kann, müssen die vielen seelischen und sozialen Entfaltungshemmungen beseitigt werden und durch Selbstvertrauen, sicheres Auftreten, Ausdrucksfreiheit und Selbstsicherheit ersetzt werden. Und dies ist die Hauptaufgabe der vorliegenden Methode.
Leben bedeutet Anteilnahme am Leben der Gesellschaft Der Mensch ist ein Gemeinschaftswesen. Eine echte Selbstentfaltung kann der einzelne nur innerhalb der menschlichen 16
Gesellschaft verwirklichen. Auch eine echte Glückserfahrung bedarf immer der Mitwirkung anderer Menschen. Zieht sich der einzelne von der Gesellschaft zurück und verkriecht er sich in den Panzer seines eigenen kleinen »Ich«, dann kann er weder eine echte Glückserfahrung erleben, noch ist er überhaupt in der Lage, sich tatsächlich optimal zu entfalten. Negative seelische und soziale Hemmungen isolieren den Menschen von der menschlichen Gemeinschaft. Sie verhindern die aktive und volle Anteilnahme am Leben der Gesellschaft. Negative seelische und soziale Hemmungen sind daher der eigentliche Hauptfeind jeder echten Glückserfahrung und jeder tatsächlichen Selbstentfaltung. Um einen gehemmten Menschen wieder voll entfaltungsfähig zu machen, bedarf es der Beseitigung negativer seelischer und sozialer Hemmungen. Und das geschieht innerhalb der vorliegenden Methode. Diese ist daher nicht nur eine Enthemmungsmethode, sondern zugleich eine Entfaltungsmethode. Das in jedem Menschen wirkende Lebensprinzip ist: DAS STREBEN NACH GLÜCKSERLEBEN UND SELBSTENTFALTUNG INNERHALB DER MENSCHLICHEN GEMEINSCHAFT UND GESELLSCHAFT! Glückserleben ist der natürliche und normale Bewusstseinszustand des Menschen. Glückserleben ist aber nur dann und nur dort möglich, wo sich der einzelne innerhalb der Gesellschaft optimal entfalten kann. Und eine optimale Selbstentfaltung ist nur dann möglich, wenn der einzelne frei und ungehemmt am Leben der Gemeinschaft und Gesellschaft Anteil nehmen kann. In anderen Worten: Glückserleben und Selbstentfaltung sind nur dann möglich, wenn negative seelische und soziale Hemmungen beseitigt sind und an ihrer Stelle positive und entfaltungs17
fördernde Eigenschaften erworben wurden, wie Selbstvertrauen, sicheres Auftreten, Ausdrucksfreiheit und Selbstsicherheit.
Hemmungen sind immer Entfaltungshemmungen Seelische und soziale Hemmungen negativer Art sind immer Entfaltungshemmungen. Sic verhindern die Selbstentfaltung innerhalb der menschlichen Gesellschaft und verhindern somit, daß sich der natürliche und normale Bewußtseinszustand des Menschen – das Glückserleben – einstellen kann. Solche negative Entfaltungshemmungen sind: Unsicherheit in Gesellschaft, Sprechangst, Erröten, Angst vor Vorgesetzten, Befangenheit vor Personen des anderen Geschlechts, Minderwertigkeitsgefühle, Menschenscheu, falsche Scham- und Schuldgefühle, Mangel an Courage, Schüchternheit, sozialer Kontaktmangel, Ausdrucksgehemmtheit und Ausdrucksunsicherheit, Angstgefühle vor ganz bestimmten Personen und Personenkreisen, Angstgefühle vor ganz bestimmten Situationen, Unfähigkeit, anderen Menschen frei in die Augen zu sehen, Mangel an Gelassenheit, Examenangst, Scheu vor Menschenansammlungen und überfüllten Räumen, Furcht vor Ämtern und Amtspersonen, Verlegenheitsgefühle, Beklommenheitsgefühle, Angstschweiß in bestimmten Situationen und vor bestimmten Personen, Angst und Scheu vor Unterhaltungen und Gesprächen, Angst vor dem freien Ausdruck der eigenen Meinung, Mangel an Durchsetzungsfähigkeit, Mangel an Entschlußfähigkeit, leichte Beeinflußbarkeit (sogen. Willensschwäche), Überempfindlichkeit gegenüber Gemütsbewegungen usw. Alle diese Hemmungen und Hemmungserscheinungen sind Entfaltungshemmungen. Sie müssen beseitigt werden und durch ein freies, ungehemmtes und selbstsicheres Auftreten und Sprechen 18
ersetzt werden. Nur dann wird Ihnen eine tatsächlich optimale Selbstentfaltung innerhalb der Gesellschaft möglich. Nur dann können Sie wieder voll und ganz am Leben der Gemeinschaft Anteil nehmen. Und nur dann werden Sie wieder ein freier und glücklicher Mensch.
Das Wesen seelischer und sozialer Hemmungen Seelische und soziale Hemmungen sind keine Krankheiten. Sie sind lediglich unzweckmäßige und entfaltungshemmende Verhaltensgewohnheiten. Gehemmte Personen reagieren ihrer Umgebung und ihren Mitmenschen gegenüber ganz gewohnheitsmäßig (unterbewußt-automatisch) mit Hemmungen und Hemmungserscheinungen. Wissenschaftlich ausgedrückt: seelische und soziale Hemmungen sind unzweckmäßige und entfaltungshemmende REAKTIONS-SYSTEME, die UNTERBEWUSST-AUTOMATISCH ablaufen. Der Mensch reagiert seiner Umgebung und seinen Mitmenschen gegenüber so, wie er es in seiner Kindheit und Jugend ERLERNT hat. Der Gehemmte reagiert mit Hemmungserscheinungen. Der freie Mensch reagiert mit freiem Verhalten. Hemmende Reaktions-Systeme können auch noch beim erwachsenen Menschen durch systematische Übungen in freie und selbstsichere Reaktions-Systeme umgewandelt werden. Systematisches Üben bedeutet: NEULERNEN! Damit aber dieses Neulernen positiver und entfaltungsfördernder Reaktions-Systeme (Verhaltensgewohnheiten) nicht zu lange dauert, wenden wir innerhalb dieser Methode besonders hochwirksame Übungen an. Übungen, die bereits innerhalb weniger Tage ganz deutliche Nachwirkungen zeigen und die innerhalb weniger Wochen dazu 19
führen, daß sich ein ganz neues, ein freies und selbstsicheres Verhalten einstellt. So werden schon in kurzer Zeit aus negativen und entfaltungshemmenden Reaktions-Systemen neue, positive und entfaltungsfördernde Reaktions-Systeme. Und diese neuen Reaktions-Systeme lassen dann Ihr gesamtes Verhalten ganz UNTERBEWUSST-AUTOMATISCH frei und selbstsicher ablaufen. Die früheren Hemmungen und Hemmungserscheinungen verschwinden dabei ganz von selber. Dabei geht es aber nicht etwa darum, daß Sie ein freies und selbstsicheres Verhalten, Auftreten und Sprechen bewußt erlernen, um es dann dauernd bewußt und mit bewußten Anstrengungen anzuwenden. Nein! Das wäre zu umständlich und auch zu anstrengend. Die in der vorliegenden Methode zur Anwendung kommenden Übungen bewirken schon in kurzer Zeit, daß das freie und selbstsichere Auftreten ganz von selber abläuft, nämlich gewohnheitsmäßig, oder wie wir dazu sagen: GANZ UNTERBEWUSST-AUTOMATISCH. Und gerade diese Tatsache macht die Anwendung der Methode so bequem. Sie bemerken nämlich mit zunehmender Durchführung der vorgeschriebenen Übungen immer mehr und immer deutlicher, wie Ihre früheren Hemmungen schwächer werden, wie diese immer seltener auftreten und wie sie schließlich ganz verschwinden. Und gleichzeitig steigern sich Ihre positiven Eigenschaften und Fähigkeiten. Ihr Selbstvertrauen nimmt zu, Ihre Selbstsicherheit steigert sich, Sie werden ausdrucksfreier und ausdrucksgewandter und auch Ihre Courage (Mut und Schneid) und Ihre soziale Kontaktfähigkeit nehmen ständig zu, bis das Ziel der Methode voll und ganz erreicht ist. Das ist die Wirkungsweise der Emotionalen Enthemmungsmethode. Die ersten deutlichen Wirkungen zeigen sich dabei meist schon nach den allerersten Übungstagen. Diese Wirkungen nehmen dann mit zunehmenden Übungen ständig zu, bis schließlich nach 6 bis 10 Übungswochen der volle Erfolg eingetreten ist. Je nach Art und Schweregrad der vorhandenen Hemmungen und Hemmungs20
erscheinungen tritt der volle Enderfolg früher oder später ein. Dabei hat die Erfahrung bewiesen, daß der volle Enderfolg bei schweren Hemmungen meist früher eintritt als bei leichteren Hemmungen. Das kommt daher, weil schwer gehemmte Personen die vorgeschriebenen Übungen intensiver und regelmäßiger durchführen als solche Personen, die weniger stark unter Hemmungen zu leiden haben und daher bei der Durchführung der Übungen nachlässiger und »schlampiger« vorgehen.
Die Ursachen seelischer und sozialer Hemmungen Die eigentlichen Ursachen seelischer und sozialer Hemmungen liegen in der frühen Kindheit und Jugend. Nur in Einzelfällen werden Hemmungen noch in der Zeit des Erwachsenseins verursacht. Die Haupt-Ursache der Gehemmtheit und der vielfältigen Hemmungserscheinungen ist die in der Kindheit und Jugend erworbene Gewohnheit des ZURÜCKHALTENS VON EMOTIONEN. Dadurch kommt es zu starken Emotions-Stauungen im Gehirn, die laufend unter bewußt-automatisch Hemmungserscheinungen der verschiedensten Art auslösen. Um aber das ganz klar zu verstehen, müssen wir zunächst einmal den Grundbegriff dieser Methode näher kennen- und verstehenlernen, den Grundbegriff: EMOTION. Im »Duden«, dem Buch der deutschen Rechtschreibung, steht: Emotion (Gemütsbewegung; Aufregung) / emotional (auf das Gefühl bezogen, dem Gefühl zugehörig; gefühlsmäßig). Und damit ist das Wesentliche unseres Grundbegriffes bereits klar gesagt: EMOTION = GEMÜTSBEWEGUNG. Da vom genauen Verstehen und Begreifen dieses Grundbegriffes aber der ganze Erfolg dieser Methode abhängt, wollen wir noch etwas weiter gehen und diesen Grundbegriff noch deutlicher und ausführ21
licher darstellen. Teilen wir dazu das Wort EMOTION in seine zwei Teilbegriffe auf: E - M O T I O N . Dabei bedeutet: E = innerlich und MOTION = Bewegung. So gedeutet, ist eine Emotion eine innerliche Bewegung, eine Gemütsbewegung. Verwandte Begriffe sind: Motiv = Beweggrund, Motilität = Beweglichkeit, Motor = Beweger, Motorik = Bewegungslehre. Eine EMOTION ist etwas, was den Menschen innerlich bewegt. Eine Gemütsbewegung, ein bewegendes Gefühl, eine bewegende Aufregung, eine bewegende Anregung, eine bewegende Erregung, eine innerlich bewegende, bildhafte Vorstellung, das alles können wir mit dem Grundbegriff: EMOTION bezeichnen. So ist alles, was uns innerlich gemütsmäßig und gefühlsmäßig irgendwie bewegt und erregt eine EMOTION. Aus dieser Sicht wollen wir nun einige alltägliche Redensarten deuten, damit Ihnen dieser Grundbegriff: EMOTION auch tatsächlich ganz klar verständlich und begreifbar wird. Vergleichen Sie folgende Deutungen: Ich war innerlich bewegt = ich war emotionalisiert. Die Ansprache rührte mich = die Ansprache rief in mir Emotionen wach. Er sprach mit bewegter Stimme = er sprach emotionalisierend. Er drückte sich sehr gefühlvoll aus = er drückte sich emotional aus. Die Nachricht erschütterte ihn (bewegte ihn heftig) = die Nachricht ließ ihn lebhafte Emotionen erleben. Er war aufgeregt = er war emotionalisiert. Er war freudig erregt = er erlebte die Emotion der Freude. Die Rede rief bei allen Zuhörern eine tiefe Bewegtheit hervor = die Rede rief bei den Zuhörern starke Emotionen hervor. Vor Erregung konnte er nichts erwidern = starke Emotionen hemmten seine Sprache. Vor Schreck war er bewegungslos = die Emotion des Schrecks lähmte seine Glieder. Vor Freude begann er zu tanzen = die Emotion der Freude machte ihn tanzend. Er wurde vor Zorn rot im Gesicht = die Emotion des Zornes ließ in rot anlaufen. Vor Wut bebte sein Körper = die Emotion der Wut ließ seinen Körper beben. Die neue Hoffnung ließ ihn be22
freit aufatmen = die Emotion der Hoffnung ließ ihn befreit aufatmen. Sicher ist Ihnen nun schon weitgehend klar, was Emotionen sind. Emotionen sind solche Bewußtseinsinhalte, die den Menschen innerlich bewegen, rühren, erregen, aufregen, anregen oder sonstwie innerlich ergreifen. Es gibt viele verschiedene Emotionen. Hier eine Aufzählung der häufigsten Emotionen: Andacht, Angst, Ärger, Abneigung, Besorgnis, Bewunderung, Befriedigtsein, Begeisterung, Befangenheit, Demut, Dankgefühl, Ehrfurcht, Enttäuschung, Ekel, Entfaltungsgefühl, Freude, Freiheitsgefühl, Fröhlichkeit, Glücksgefühl, Geringschätzung, Gram, Haß, Hemmungsgefühl, Heldenverehrung, Hoffnung, Hoffnungslosigkeit, Huldigung, Kummer, Liebe, Lust, Lebhaftigkeit, Mitleid, Mut, Neugier, Opferbereitschaft, Panik, Reue, Rachegefühl, Scham, Schauder, Scheu, Schmeichelei, Schreck, Schüchternheit, Schuldgefühl, Stolz, Tollkühnheit, Triumphgefühl, Unlust, Unsicherheit, Unterlegenheitsgefühl, Überlegenheitsgefühl, Verachtung, Verdruß, Verehrung, Verlegenheit, Verzweiflung, Vorwurf, Wohlgefühl, Wollust, Wut, Zartgefühl, Zorn, Zufriedenheit, Zuneigung usw. Es gibt Emotionen, die als angenehm und solche, die als unangenehm empfunden werden. Freude, Liebe und Hoffnung z. B. werden als angenehm erlebt. Diese Aufzählung der verschiedensten Emotionen, verbunden mit der vorausgegangenen Begriffserklärung, wird Ihnen sicher genügen, um klar und eindeutig zu verstehen, was Emotionen sind. Und somit können wir mit der Beschreibung der Ursachen seelischer und sozialer Hemmungen weiterschreiten. Die eigentliche Grundursache der meisten Hemmungen und Hemmungserscheinungen ist das gewohnheitsmäßige ZURÜCKHALTEN VON EMOTIONEN, das NICHTAUS23
DRÜCKEN VON EMOTIONEN. Und dadurch entstehen sogen. EMOTIONS-STAUUNGEN. Jede Emotion hat von Natur aus das Bestreben in sich, sich irgendwie auszudrücken. Durch die Sprache, durch die Betonung, durch einen lebhaften Gesichtsausdruck, durch Gesten oder durch sonst einen tatsächlichen, KÖRPERLICHEN AUSDRUCK. Sobald eine Emotion bewußt wird, entsteht im Gehirn ein entsprechender elektrischer Ausdrucksimpuls. Dieser elektrische Ausdrucksimpuls ist dazu bestimmt, den körperlichen Ausdruck der betreffenden Emotion auszulösen. Wird die Emotion irgendwie ausgedrückt, dann verschwindet dieser elektrische Ausdrucksimpuls wieder. Die Sache ist damit erledigt. Wird aber die Emotion nicht ausgedrückt, sondern zurückgehalten und dadurch gestaut, dann bleibt der elektrische Ausdrucksimpuls in Form einer kleinen elektrischen Ladung in den betreffenden Gehirnzellen bestehen. Werden Emotionen wiederholt nicht ausgedrückt, sondern zurückgehalten und gestaut, dann summieren sich die betreffenden elektrischen Ladungen im Gehirn und wenn diese eine bestimmte obere Ladungsgrenze erreicht haben, erfolgt eine Zwangsentladung. Und diese Zwangsentladung löst dann ganz unwillkürlich, ganz automatisch und zwangsmäßig eine Hemmungserscheinung wie Angstgefühl, Erröten, Schweißausbruch, Unsicherheitsgefühl oder dgl. aus. Gegen solche Zwangsentladungen in Form von Hemmungserscheinungen kann selbst der stärkste Wille nichts ausrichten. Im Gegenteil sogar: Je mehr man mit dem Willen versucht, eine Hemmungserscheinung zu unterdrücken, um so heftiger wird sie sich zeigen. Die emotionale Enthemmung besteht nun darin, daß Sie mit Hilfe hochwirksamer Übungen lernen, Ihre Emotionen laufend frei, spontan und wahrhaftig auszudrücken. Dadurch werden bereits bestehende Emotionsstauungen abgebaut und zugleich wird verhindert, daß sich neue Emotions-Stauungen bilden können. Das 24
Ergebnis ist, daß Sie mit fortlaufenden Übungen immer freier, ungehemmter und selbstsicherer werden. Als Folge dieser fortlaufenden Enthemmung kann sich in Ihnen das natürliche Lebensprinzip immer besser verwirklichen. Das zeigt sich darin, daß Sie immer mehr erleben, wie sich eine neue Lebensfreude, ein neuer Lebensmut und eine sich immer häufiger zeigende, echte Glückserfahrung einstellt.
Das JETZT entscheidet über Ihre Zukunft Der Mensch lebt immer nur in der Gegenwart, im Heute, im JETZT. Eben dieser jetzige Augenblick, das ist die Wirklichkeit des Lebens. Das, was Sie HEUTE tun, entscheidet darüber, wie Sie morgen leben. Das, was Sie heute erlernen, können Sie morgen schon anwenden. Und das, was Sie sich heute erüben, entscheidet über Ihr morgiges Verhalten. Die Emotionale Enthemmungsmethode ist ein übendes Verfahren. Wenn ihr Ziel mit Sicherheit erreicht werden soll, dann müssen ihre Übungen auch tatsächlich durchgeführt werden. Die Erfahrungen, die wir mit der Methode erzielen konnten, zeigten klar und eindeutig, daß in jedem Falle ein voller Erfolg erzielt werden kann, wo die vorgeschriebenen Übungen richtig und während der Gesamtübungszeit auch täglich durchgeführt werden. Gelegentliches oder zeitweises Üben aber brachte bisher in allen Fällen lediglich Teilerfolge. Wenn Sie Ihre eigenen Übungen diesen Erfahrungen entsprechend r i c h t i g und t ä g l i c h durchführen, dann ist auch Ihnen der volle Enderfolg sicher. Vor jeder Tat steht der Entschluß, diese Tat auch tatsächlich 25
durchzuführen. Die Durchführung dieser Methode ist eine Tat, die Ihr ganzes Leben positiv ändern wird. Eine Tat, die darüber entscheidet, wie Sie in einem Vierteljahr leben. Wie Sie in einem Jahr leben und wie Sie nach 10 oder 20 oder gar 40 Jahren leben. Gehemmt zu sein ist eine Last, ist ein dauerndes Leiden und ein dauernder Kampf mit sich selber und mit seiner Umwelt. Hemmungen kosten viel wertvolle Lebenskraft. Hemmungen bringen aber keinen Nutzen und kein Glück. Jetzt haben Sie es in Ihren eigenen Händen, was Sie aus Ihrem Leben machen wollen. Und Sie selber stehen vor dem Entschluß, die vorliegende Methode anzuwenden. Sobald Sie diesen entscheidenden Entschluß gefaßt haben, denken Sie immer daran, daß das HEUTE, das JETZT darüber entscheidet, wie Ihre Zukunft aussieht. Und diesen Gedanken, daß das HEUTE, DAS JETZT über Ihre Zukunft entscheidet, halten Sie während Ihrer Übungen immer fest. Er wird Sie sicher zum Ziel führen!
Anleitung zur Erfolgskontrolle Dieser Methode liegen drei Formblätter mit Fragebogen zur Erfolgskontrolle bei. Diese Fragebogen dienen als Grundlage für brieflich-individuelle Beratung. Sobald Sie jeweils eine Stufe der Methode durchgeführt haben, füllen Sie den dazugehörigen Fragebogen aus. Nach beendigter Durchführung der ersten drei Stufen senden Sie dann das erste Formblatt an den UlrichVerlag, 8360 Deggendorf, Hindenburgstraße33. Er wird Sie dann auf Grund der beantworteten Fragen und dem daraus hervorgehenden Stand Ihrer Fortschritte brieflichindividuell beraten. Das zweite Formblatt senden Sie ausgefüllt nach Ablauf der 6. Stufe, und das dritte Formblatt senden Sie nach der 10. Stufe ein. Soweit die Durchführung der Methode einen normalen Verlauf 26
nimmt und Sie von Stufe zu Stufe sich ständig steigernde Wirkungen und Fortschritte erzielen, reicht es aus, wenn Sie nur die drei Formblätter ausgefüllt einsenden. Sofern sich aber während der Durchführung der Methode spezielle Fragen oder Probleme ergeben sollten, geben Sie diese dem Ulrich-Verlag bekannt. Er wird Ihnen dann Ihre Fragen beantworten und Ihnen helfen, Ihre Probleme zu lösen. Falls Sie infolge besonderer Umstände die Methode unterbrechen müssen, oder sie erst später durchführen möchten, kann Ihnen auf Antrag das Beratungsrecht verlängert werden. Ohne Verlängerung beginnt das Beratungsrecht am 3. Tag nach Erhalt der Methode und endet volle 4 Monate darauf. Das Recht auf briefliche-individuelle Beratung gehört als fester Bestandteil zur Methode. Es entstehen Ihnen daher keinerlei weitere Unkosten.
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Das Ziel dieser Methode Die vorliegende Methode ist ein aktiv-übendes Verfahren zur systematischen Beseitigung von Entfaltungshemmungen. Sie hat ein klares und festumrissenes Ziel. Dieses ist: Ihnen durch emotionale Enthemmung ein freies und sicheres Auftreten zu vermitteln, das vor jeder Person und in jeder Situation voll wirksam ist. Da dieses Ziel mit bestimmten Erfahrungen und Erlebnissen verbunden ist, die für den vollen Erfolg ausschlaggebend sind, bedarf es Ihrer freiwilligen und aktiven Mitarbeit. Diese besteht darin, daß Sie die ganze Methode mit Ihrer vollen Aufmerksamkeit durchstudieren und die darin beschriebenen Übungen vorbehaltlos durchführen. Nur dann, wenn Sie freiwilllig und aktiv mitarbeiten, kann das gesteckte Ziel voll und ganz erreicht werden. Den Menschen zu belehren, ist eine Sache; ihn zu ändern, eine andere. Die vorliegende Methode will Sie nicht belehren, Sie will Ihnen helfen, sich zu ändern. Sich so zu ändern, daß Ihre negativen und sozial unzweckmäßigen Entfaltungshemmungen restlos verschwinden und Sie dafür die positive und entfaltungsfördernde Fähigkeit erwerben, vor jeder Person und in jeder Situation frei und sicher auftreten und sprechen zu können. Und das kann die vorliegende Methode in jedem Falle dort voll und ganz erreichen, wo sie vorschriftsmäßig durchgeführt wird.
Die vorschriftsmäßige Durchführung dieser Methode Zur vorschriftsmäßigen Durchführung dieser Methode gehören die folgenden Punkte: 29
1. Lesen Sie zunächst einmal die ganze Methode mit Ihrer vollen Aufmerksamkeit durch, damit Sie einen möglichst klaren und eindeutigen Überblick bekommen. Was Sie nicht auf den ersten Anhieb voll und ganz begreifen, studieren Sie wiederholt durch. Ebenso das, was Sie in Ihrem persönlichen Fall für besonders wichtig und bedeutsam halten. Erst dann, wenn Sie tatsächlich alles klar und eindeutig verstanden haben, beginnen Sie mit der vorschriftsmäßigen Durchführung der beschriebenen Übungen. 2. Die Erfahrungen, die wir bisher mit der Methode gemacht haben, zeigten klar und eindeutig, daß in jedem Falle ein voller Erfolg erzielt werden kann, wenn die vorgeschriebenen Übungen r i c h t i g und t ä g l i c h durchgeführt werden. Ein gelegentliches oder zeitweises Üben aber bringt immer nur Teilerfolge. Die beste und erfolgreichste innere Einstellung zu den Übungen ist die, daß Sie stets bestrebt sind, aus jeder einzelnen Übung eine Meisterleistung zu machen. Wenn Ihnen dies auch zu Beginn noch nicht ganz gelingen wird, so bewirkt diese innere Einstellung doch, daß tatsächlich jede einzelne Übung eine optimale (bestmögliche) Wirkung auslösen kann. 3. Wenn Sie infolge anderweitiger Verpflichtungen einmal nicht in der Lage sind, diese oder jene Übung durchzuführen, dann wiederholen Sie die betreffende Übung am darauffolgenden Tag. Sollten es aber besondere Umstände mit sich bringen, daß Sie gleich mehrere Tage hindurch mit den Übungen aussetzen müssen, dann ist es ratsam, nicht nur die versäumten Übungen, sondern auch die vorhergehende Stufe nochmal zu wiederholen. 4.
Zur vorschriftsmäßigen Durchführung der Methode ge30
hört auch die Erfolgskontrolle. Wie diese zu handhaben ist, sagen Ihnen die betreffenden Anleitungen in der beiliegenden Mappe: »Erfolgskontrolle«, die auch die nötigen Fragebögen enthält. Diese Fragebögen sind besonders dann wichtig, wenn bei der Durchführung der Übungen irgendwelche Fragen oder Probleme auftauchen, die beantwortet und gelöst werden müssen.
Die merkwürdigen Wirkungen des Wollens auf Hemmungen Jeder Gehemmte kennt die Tatsache, daß seine Hemmungen gerade dann am stärksten auftreten, wenn er mit seinem bewußten Wollen gegen sie ankämpft und sie bewußt unterdrücken will. Hemmungen sind entfaltungshemmende und sozial unzweckmäßige Reaktionen und Verhaltensweisen auf die Umwelt und auf die Mitmenschen: Sie werden unterbewußt-automatisch von Reaktions-Systemen ausgelöst. Solche Reaktions-Systeme haben zwei merkwürdige Eigenschaften: 1. Die Wirkung eines Reaktions-Systems wird immer dann VERSTÄRKT, wenn man diese Wirkung NICHT WILL und mit dem bewußten Willen GEGEN SIE ANKÄMPFT. Ein Beispiel: Erröten ist eine weitverbreitete Hemmungserscheinung. Kämpft eine an Erröten leidende Person ganz bewußt GEGEN das Erröten an, indem sie angestrengt NICHT ERRÖTEN WILL, gerade dann wird sie erleben, daß sie ganz besonders stark und heftig errötet. 2. Die Wirkung eines Reaktions-Systems wird immer dann ABGESCHWÄCHT, wenn man diese Wirkung in allen Einzelheiten VOLLBEWUSST WILL. Beim Erröten bedeutet das: Versucht eine an Erröten leidende Person, das Erröten 31
VOLLBEWUSST in allen Einzelheiten zu WOLLEN, gerade dann wird sie NICHT ERRÖTEN KÖNNEN. So ist es bei allen Hemmungserscheinungen. Jeder Versuch, NICHT GEHEMMT SEIN ZU WOLLEN, bewirkt eine VERSTÄRKUNG DER HEMMUNGEN. Und jeder Versuch, ganz BEWUSST GEHEMMT SEIN ZU WOLLEN, bewirkt eine ABSCHWÄCHUNG DER HEMMUNGEN. Diese grundlegende Erkenntnis ist gerade zu Beginn der vorliegenden Methode sehr wichtig. Jeder Gehemmte versucht ja laufend, mit seinem bewußten Wollen gegen seine Hemmungen anzukämpfen und bewirkt dadurch laufend, daß sich die Hemmungserscheinungen verstärken. Wird aber durch diese Erkenntnis erreicht, daß jedes bewußte Dagegenkämpfen unterbleibt, so daß die Hemmungen nun nicht mehr laufend verstärkt werden, dann unterstützt das natürlich die enthemmenden Wirkungen der zur Anwendung kommenden Übungen ganz bedeutend. Das Ergebnis ist dann, daß sich schon in den ersten Übungstagen ganz bedeutende Besserungen zeigen. Ihre erste praktische Aufgabe ist es also: VERMEIDEN SIE AB SOFORT JEDES BEWUSSTE UND WILLENTLICHE ANKÄMPFEN GEGEN DIE HEMMUNGEN. Führen Sie dafür die in dieser Methode beschriebenen Übungen r i c h t i g und t ä g l i c h durch. Und vertrauen Sie voll und ganz den Wirkungen dieser Übungen. Diese Übungen haben bisher schon so vielen geholfen und werden mit Sicherheit auch Ihnen helfen, das erstrebte Ziel zu erreichen.
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Unsere erste Stufe: EMOTIONALE AUTOSUGGESTION Autosuggestion bedeutet: bewußte Selbst-Beeinflussung. Wir verstehen darunter ein Verfahren, das es uns ermöglicht, aus geistigen Bereichen heraus einen wirksamen Einfluß auf psychosomatische (seelisch-körperliche) Bereiche auszuüben. So gibt uns z. B. die Autosuggestion die Möglichkeit, auf unser Verhalten und auf unsere Reaktionen einen tatsächlichen und anhaltenden Einfluß auszuüben. Um die Autosuggestion wirksam durchführen zu können, müssen Sie zunächst einmal ihre Wirkungen verstehen, erfahren, erleben und fühlen. Die althergebrachte Form der Autosuggestion, wie sie heute noch in vielen Büchern und Broschüren beschrieben wird, und die auf den französischen Apotheker Emile Coué zurückgeht, hat aber einen wesentlichen Nachteil. Sie hilft nämlich nur dann, wenn man an ihre Wirkung glaubt. Um diesen Nachteil auszuschalten, wenden wir in der vorliegenden Methode eine andere Art der Autosuggestion an: die EMOTIONALE AUTO-SUGGESTION. Sie hat gegenüber allen anderen Arten von Autosuggestion den Vorteil, daß ihre positiven Wirkungen MIT SICHERHEIT eintreten, wenn die betreffenden emotionalen Autosuggestions-Übungen richtig und während einiger Wochen täglich durchgeführt werden. Die emotionale Autosuggestion hat also IMMER positive Wirkungen und nicht nur dann, wenn man an diese Wirkungen glaubt. Die Wirkungen der emotionalen Autosuggestions-Übungen sind ja nicht etwa nur eingebildete Wirkungen, sondern TATSÄCHLICHE Wirkungen, die sich im vegetativen Nerven-System, im endokrinen Drüsen-System und im ganzen Körper abspielen. Die emotionale Autosuggestion dieser Methode besteht darin, daß zwei Wirkfaktoren organisch gekoppelt werden: 33
Positive Suggestions-Texte. Das sind vorgedruckte Texte, deren Inhalt und Sinn der Zielrichtung dieser Methode entspricht. Positive Emotionen. Das sind lebhafte Gemütsbewegungen, deren Inhalt und Sinn ebenfalls der Zielrichtung der Methode entspricht. Beide Wirkfaktoren zusammen angewandt, ergeben lebhafte Momentwirkungen und lebhafte Nachwirkungen, die zur Folge haben, daß sich Ihr Verhalten, Ihre Grundeinstellung, Ihre Grundstimmung wie auch Ihr Auftreten ganz automatisch in Richtung auf das Ziel der Methode einstellen. Dabei bemerken Sie, wie mit zunehmenden Übungen Ihre früheren Hemmungen laufend schwächer werden und immer seltener auftreten. Und gleichzeitig bemerken Sie, wie Ihre Selbstsicherheit, Ihr Selbstvertrauen, Ihr Lebensmut und Ihre Lebenslust ständig zunehmen und wie sich dementsprechend auch Ihr ganzes Verhalten, Ihr Auftreten und Sprechen immer mehr und mehr der Zielrichtung der Methode anpaßt. Als sehr angenehm wird es empfunden, daß sich diese positiven Wirkungen der emotionalen Autosuggestions-Übungen völlig unterbewußt-automatisch einstellen. Einzig und allein dadurch, daß die betreffenden Übungen r i c h t i g und t ä g l i c h durchgeführt werden. Ein bewußtes Sich-Anstrengen in Richtung auf das Ziel ist dabei weder nötig, noch überhaupt erwünscht, denn die Wirkungen treten ja ganz von selber als logische Folge der täglich durchgeführten Übungen ein. Ein weiterer Vorzug der emotionalen Autosuggestion ist es, daß ihre theoretischen Grundlagen spielend leicht verstanden und begriffen werden können. Das wirksame Prinzip der emotionalen Autosuggestion ist der Satz: LEBENDIGE UND BILDHAFTE VORSTELLUNGEN RUFEN KÖRPERLICHE WIRKUNGEN HERVOR! 34
Dazu ein einfaches Beispiel: Stellen Sie sich jetzt einmal ganz lebendig und bildhaft vor, wie Sie in Ihrer rechten Hand eine eben aufgeschnittene, halbe Zitrone halten. Und stellen Sie sich jetzt ebenso lebendig und bildhaft vor, wie Sie die Hand mit der halben Zitrone langsam zum Mund führen. Und stellen Sie sich jetzt ebenso lebendig und bildhaft vor, wie Sie den Mund öffnen und nun ganz langsam und tief in die halbe, saftige und sauere Zitrone hineinbeißen. Stellen Sie sich das alles so lebendig, so lebhaft und so bildhaft vor, als ob es wirklich wäre! Was zeigt sich als körperliche Wirkung? Sic bemerken sicher, daß Ihnen ganz wie beim Hineinbeißen in eine echte Zitrone das Wasser im Mund zusammenläuft. Nicht wahr? Das war ein einfacher Autosuggestions-Versuch. Die lebendige und bildhafte Vorstellung vom Hineinbeißen in eine Zitrone löste in Ihren Mundspeicheldrüsen eine erhöhte Speichelabsonderung aus, also eine durchaus echte, tatsächliche körperliche Wirkung. Es gibt eine ganze Menge solcher Autosuggestions-Versuche. Hier einige kurze Beispiele: Die lebendige und bildhafte Vorstellung, daß der rechte Arm schwer wird, löst nach einiger Zeit eine Erweiterung der Blutgefäße aus. Diese können dann mehr Blut aufnehmen und der Arm wird tatsächlich etwas schwerer. Die lebendige und bildhafte Vorstellung, daß eine Hand in einem Behälter voll Eiswasser steckt, läßt die Oberflächentemperatur der betreffenden Hand etwas absinken. Ein empfindliches Thermometer liefert leicht den Beweis dafür. Stellt man sich ganz lebendig und bildhaft vor, daß man soeben ein Stück fettes Fleisch ißt und läßt man dann eine Magensaftprobe entnehmen und sie chemisch untersuchen, stellt sich heraus, daß der Magensaft gerade die Zusammensetzung hat, die er zur Verdauung eines fetten Fleischstückes benötigt. Würde man sich 35
anschließend lebendig und bildhaft vorstellen, daß man eine leckere Süßspeise verzehrt und wieder eine Magensaftprobe machen lassen, dann hätte der Magensaft eine ganz andere – eben der Süßspeise entsprechende – Zusammensetzung. Stellt man sich eine längere Zeit lang ganz lebendig und bildhaft eine Situation vor, in welcher man eine heftige Angst erlebt, dann ergibt die chemische Untersuchung des Blutes und des Urins einen deutlichen Anstieg des Zuckerspiegels. So rufen alle lebendigbildhaften Vorstellungen wie auch alle lebhaften Emotionen (lebhaften Gefühle und Gemütsbewegungen) eine ihnen entsprechende körperliche Wirkung hervor. Hier das erweiterte Prinzip der emotionalen Autosuggestion: LEBENDIG-BILDHAFTE VORSTELLUNGEN UND EMOTIONEN RUFEN KÖRPERLICHE WIRKUNGEN HERVOR, DIE GENAU DEN BETREFFENDEN VORSTELLUNGEN UND EMOTIONEN ENTSPRECHEN! Wollen wir nun aber nicht weiter über Theorie sprechen, denn bekanntlich ist jede Theorie grau. Das Prinzip der emotionalen Autosuggestion überzeugt erst dann, wenn wir es ERLEBEN.
Erlebte Autosuggestion Ein einziges Erlebnis kann mehr vermitteln als tausend Worte. Aus diesem Grunde wollen wir jetzt einen einfachen und spielend leicht gelingenden Versuch beschreiben, der Ihnen ganz genau zeigt und beweist, wie sich lebendig-bildhafte Vorstellungen körperlich sichtbar verwirklichen. Dieser Versuch ist der klassische Pendelversuch von Chevreul. Er wurde schon zu Beginn des vorigen Jahrhunderts von Chevreul durchgeführt und ist heute noch der beste Versuch und das einfachste Mittel, um 36
die körperliche Wirkung der Autosuggestion, wie sie durch einfache lebendig-bildhafte Vorstellungen ausgelöst wird, klar und eindeutig erleben zu lassen. Um diesen Versuch durchführen zu können, brauchen Sie ein Pendel und eine Pendeltafel. Letztere liegt dieser Methode bei (in der Mappe: »TEXTBLÄTTER«). Ein Pendel fertigen Sie sich jetzt selber an. Sie nehmen dazu irgendeinen Faden von etwa 40 cm Länge und befestigen an einem Ende durch eine Schlinge oder einen Knoten einen kleinen Gegenstand, einen Fingerring, einen kleinen Schlüssel, ein kleines Gewicht oder sonst etwas. Wie das Pendel nach Fertigstellung aussieht, sehen Sie auf der Abbildung Nr. 1 auf der Rückseite der Pendeltafel. Das Material, aus dem der Faden und der Pendelgegenstand besteht, ist völlig gleichgültig. Wenn Sie mit dem Pendel fertig sind, nehmen Sie die beiliegende Pendeltafel, legen diese auf den Tisch und setzen sich dazu, wie das in der Abbildung Nr. 2 gezeigt wird. Schon kann der interessante und überzeugende Versuch beginnen.
Die Durchführung des Pendelversuches Nun halten Sie das Pendel über den dicken Punkt in der Mitte der Pendeltafel und versuchen, es dort zum Stillstand zu bringen. Notfalls können Sie es mit der anderen Hand etwas festhalten, bis es ganz stillsteht. Ist dies eingetreten, nehmen Sie die Hand wieder weg, so daß das Pendel frei hängt. Nun entspannen Sie sich am ganzen Körper, besonders aber die beiden Arme und sehen auf das Pendel (auf den Pendelgegenstand). Versuchen Sie nun, sich ganz lebhaft und lebendig-bildhaft vorzustellen, daß das Pendel rechts herum im Kreis, also in Richtung der aufgedruckten Pfeile zu kreisen beginnt. Je lebhafter Sie sich das vorstellen, um so schneller wird das Pendel tatsächlich in der vorgestellten Rich37
tung zu kreisen beginnen. Denken Sie während des ganzen Versuches an nichts anderes als nur an das Pendel, und stellen Sie sich ganz, ganz lebhaft und lebendig vor, wie das Pendel rechts herum immer mehr und immer weiter ausholend kreist. Wenn Sie das alles richtig machen, werden Sie bemerken, daß das Pendel tatsächlich beginnt, in der lebhaft vorgestellten Richtung zu kreisen. Sobald Sie die ersten Bewegungen des Pendels bemerken, stellen Sie sich noch lebhafter und lebendiger vor, wie das Pendel immer mehr und immer weiter ausholend kreist. Bald wird das Pendel Ihren lebhaften und lebendigen Vorstellungen folgen, und die Kreise, die es über der Pendeltafel beschreibt, werden immer größer. Sobald das Pendel einen Kreis von etwa 2-3 cm Durchmesser beschreibt, ist der Versuch voll und ganz gelungen und Sie legen nun das Pendel wieder weg. Pendelversuche gelingen besonders gut, wenn Sie die folgenden Punkte beachten: 1. Körper und Arme gut entspannen, also keineswegs anspannen oder verkrampfen. 2. Das Pendel ganz passiv und ohne jede willkürliche Bewegung einfach zwischen Daumen und Zeigefinder festhalten. 3. Jeden bewußten Bewegungswillen ausschalten und sich NUR LEBHAFT UND LEBENDIG-BILDHAFT VORSTELLEN, wie das Pendel kreist. 4. Obwohl diese Vorstellung so lebhaft und lebendig sein soll, wie Ihnen das überhaupt möglich ist, dürfen Sie sich dabei nicht anstrengen oder innerlich verkrampfen. 5. Die vorgestellten Bewegungen des Pendels sollen Sie innerlich bereits vorerleben und vorfühlen, sich also diese Bewegungen, schon bevor sie in der Tat vorhanden sind, so lebhaft und lebendig vorstellen, als ob sie bereits vorhanden wären. Sollten Sie besonders leicht beeinflußbar sein und bei Ihnen das Pendel sehr schnell reagieren oder in sehr großen Kreisen schwingen, dann erschrecken Sie bitte nicht. Es sind bei diesem Versuch tatsächlich keinerlei übersinnliche Mächte, keine Magie, keine siderischen Kräfte und auch keine unbekannten Strahlen im Spiel. Es handelt sich lediglich um das, was Sie jetzt 38
kennenlernen,
Die Erklärung des Pendelversuches Der Effekt, daß ein Pendel in der lebendig-bildhaft vorgestellten Richtung schwingt, ist schon lange bekannt. Früher wurde aber angenommen, daß irgendwelche geheimen Mächte, magische Kräfte oder von den Sternen kommende Strahlen dabei im Spiele wären. Heute weiß man, daß dies nicht der Fall ist. Es handelt sich lediglich um eine Autosuggestions-Wirkung. Durch die lebendig-bildhafte Vorstellung, daß das Pendel kreist, werden über das Nervensystem in den Armmuskeln ganz kleine und nicht wahrnehmbare Bewegungen ausgelöst. Und diese unbewußten Muskelbewegungen der Arme setzen das Pendel in der lebendig-bildhaft vorgestellten Richtung in Bewegung. Man kann daher das Pendel auch in allen möglichen anderen Richtungen kreisen und schwingen lassen. Man kann es linksherum kreisen lassen, wenn man sich diese Bewegung lebendig-bildhaft vorstellt. Man kann es von rechts nach links oder auch von oben nach unten hin- und herschwingen lassen, ganz wie man es wünscht. Immer wird das Pendel den lebendig-bildhaften Vorstellungen folgen. Bei Beginn eines Pendelversuches schwingt das Pendel nur ganz schwach. Wird aber die lebendig-bildhafte Vorstellung einige Zeit lang in gleicher Richtung beibehalten, dann summieren sich die kleinen und schwachen Muskelbewegungen im Pendel, und es entsteht so mit der Zeit eine immer stärkere Pendelbewegung. So ist es überall bei der Autosuggestion. Zuerst werden nur kleine und schwache Wirkungen bemerkt, die sich dann aber laufend steigern, bis sie zu großen und starken Gesamt-Wirkungen werden. Daher gilt bei der Autosuggestion allgemein folgender 39
Satz: KLEINE WIRKUNGEN KÖNNEN DURCH LAUFENDE WIEDERHOLUNG GESTEIGERT WERDEN, DASS DARAUS GROSSE UND STARKE WIRKUNGEN ENTSTEHEN!
Die erste emotionale Autosuggestions-Übung Die emotionale Autosuggestion, wie wir sie hier anwenden, hat eine doppelte Wirkung: 1. Sie wirkt EMOTIONAL PRÄGEND in Richtung auf unser Ziel. 2. Sie wirkt stark ENTHEMMEND und BEFREIEND. Sie hat aber nichts mit anderen Autosuggestions-Übungen zu tun, bei denen Suggestionssätze lediglich monoton heruntergeleiert werden. Bei unserer Art der Autosuggestion zeigen sich schon nach den ersten paar Übungen stark prägende und enthemmende Nachwirkungen. Und darauf kommt es uns besonders an. Die emotionalen Autosuggestions-Übungen bestehen darin, daß positive und enthemmende Vorstellungen so lebhaft und lebendig wie möglich erzeugt und zugleich so lebhaft und lebendig wie möglich ausgedrückt werden. Nehmen Sie nun die beiliegende Mappe mit der Aufschrift: »TEXTBLÄTTER« zur Hand und entnehmen Sie ihr das Textblatt Nr. 1. Nun lesen Sie den Suggestionstext auf Textblatt Nr. 1 zunächst einmal aufmerksam durch, damit Sie wissen, um was es bei der ersten Übung geht. Nachdem Sie das getan haben, beginnen Sie mit der ersten Übung wie folgt: A.) Nehmen Sie das Textblatt Nr. 1 zur Hand. Stellen Sie sich aufrecht in die Mitte des Zimmers, Kopf hoch, Brust heraus, Blick geradeaus und den Mund mit leicht aufgeworfenen Lippen etwas öffnen. Diese Stellung soll etwa so aussehen, wie wenn 40
Sie ein Redner wären, der gerade zu seinen Zuhörern spricht. Diese aufrechte Körperhaltung ist unsere Ausgangstellung für alle emotionalen Autosuggestions-Übungen. Auch die Körperhaltung hat eine autosuggestive Wirkung und beeinflußt Grundstimmung und Grundverhalten. B.) Nun lesen Sie den Suggestions-Text langsam und deutlich in flüsternder Sprechweise vom Textblatt ab und zwar MIT DER GANZEN KRAFT IHRER AUSDRUCKFÄHIGKEIT. Das bedeutet: mit lebendiger und sinnvoller Betonung, mit klarer, deutlicher und beseelter, flüsternder Aussprache, mit lebendigem Gesichtsausdruck und mit lebhaften Gesten. Je lebhafter und lebendiger Ihr Gesamtausdruck ist, um so besser wird die enthemmende Wirkung einer jeden Übung sein. C.) Während Sie den Suggestions-Text mit optimaler Ausdruckskraft ablesen, versuchen Sie – so gut es Ihnen zu Beginn überhaupt schon gelingt –, sich innerlich im Sinne des Textes zu begeistern, zu erregen, zu beseelen und aufzuwühlen. Steigern Sie sich sozusagen in den Sinn und Inhalt des Textes hinein, so gut und so lebhaft Ihnen das gelingt. Diesen Vorgang der SELBSTBEGEISTERUNG, der SELBSTERREGUNG und der SELBSTAUFWÜHLUNG nennen wir auch: SELBST-EMOTIONALISIERUNG. Emotionalisieren Sie sich in diesem Sinne optimal in den Text hinein. Je besser Ihnen das gelingt, um so stärker wird die emotional prägende Wirkung einer jeden Übung sein. Damit es Ihnen gleich zu Beginn bestmöglich, also optimal gelingt, dürfen Sie bei den Übungen weitgehend ÜBERTREIBEN und zwar sowohl im GESAMTAUSDRUCK als auch in der SELBST-EMOTIONALISIERUNG. D.) Wenn Sie mit dem Ablesen des Textes einmal fertig sind, dann sehen Sie auf die Uhr, setzen einige Sekunden aus und be41
ginnen nochmal den Text in der beschriebenen Art und Weise abzulesen. So lesen Sie den Text VIERMAL durch, was einer Gesamtübungszeit von etwa 10 bis 12 Minuten entspricht. Wenn Sie zum viermaligen Ablesen des Suggestions-Textes weniger als 10 Minuten brauchen, dann sprechen Sie zu schnell. Wenn Sie aber über 12 Minuten dazu brauchen, dann sprechen Sie zu langsam. Passen Sie Ihre Sprechweise ungefähr so an, daß Sie zur viermaligen Textlesung etwa zwischen 10 und 12 Minuten brauchen. E.) So führen Sie die ganze erste Übungswoche t ä g l i c h z w e i solche Übungen durch. Die günstigsten Übungszeiten sind: am Vormittag zwischen 7 und 9 Uhr und am Abend zwischen 19 und 21 Uhr. Falls es Ihnen aber nicht möglich ist, diese Übungszeiten einzuhalten, können Sie auch andere Übungszeiten wählen. Wichtig ist dabei nur, daß zwischen zwei Übungen jeweils eine Pause von mindestens 4 Stunden liegt. Die beiden täglichen Übungen sollen also nie zu einer doppelten Übung zusammengefaßt werden. Auch sollen Sie nie aus Ehrgeiz oder falschem Streben mehr als 2 Übungen pro Tag durchführen. Das Maß von 2 r i c h t i g e n und i n t e n s i v durchgeführten Übungen mit OPTIMALEM GESAMTAUSDRUCK UND OPTIMALER SELBST-EMOTIONALISIERUNG reicht vollkommen aus, um die beabsichtigte emotional prägende und enthemmende Wirkung auszulösen. F.) Nach Beendigung einer jeden Übung legen Sie das Textblatt und die gesamte Methode weg. Sie sollen nach einer Übung auf keinen Fall in der Methode wetterstudieren. Vielmehr sollen Sie bestrebt sein, nach j e d e r Übung unter die Leute zu gehen, sich also voll und ganz einem sozialen Alltagskontakt hingeben. Das hat den Sinn und Zweck, daß Sie die positiven und enthemmenden Nachwirkungen immer unter Menschen bewußt erleben. Nur so wird es gelingen, in kurzer Zeit neue und sozial 42
zweckmäßige Reaktions-Systeme zu schaffen. Wenn Sie die einzelnen Übungen richtig und intensiv durchführen, werden Sie sowieso ganz automatisch einen gewissen inneren Drang nach sozialem Kontakt bemerken, den Sie unter allen Umständen im Rahmen des Möglichen befriedigen sollten. Bevor Sie nun mit der ersten Übung beginnen, lesen Sie nochmals alles aufmerksam durch, was diese Übung betrifft, damit Ihnen gleich die allererste Übung voll und ganz gelingt. Je klarer Sie alles verstehen und je besser Ihnen gleich die ersten paar Übungen gelingen, um so mehr werden Sie bemerken, daß Ihnen die Durchführung dieser Übungen Spaß und Freude macht. W I C H T I G : Führen Sie die vorgeschriebenen Übungen erst dann durch, wenn Sie sicher sind, daß Sie alles klar verstanden haben, wenn Sie also die einzelnen Übungen auch tatsächlich r i c h t i g durchführen können.
Übungsplan der ersten Woche 1.
Täglich einen Pendelversuch durchführen Führen Sie während der ganzen ersten Woche täglich einen Pendelversuch durch. Dadurch erreichen Sie, daß das Prinzip der Autosuggestion nicht nur verstandesmäßig erfaßt und gedächtnismäßig registriert wird, sondern daß auch Ihr inneres Wesen sich dieses Prinzips voll bewußt wird. Wissen, Verstehen und Erkennen sind passive Funktionen. Nur das, was man erlebt, erfahren und erfühlt hat, wird tatsächlich zu dem, was wir unser geistiges Eigentum nennen. Daher ist die tägliche Durchführung des Pendelversuch es in der ersten Übungswoche so wichtig. 2. Täglich zwei emotionale Autosuggestions-Übungen durchführen 43
Dauer jeder Übung: zwischen 10 und 12 Minuten. Die günstigsten Übungszeiten: am Vormittag zwischen 7 Uhr und 9 Uhr und am Abend zwischen 19 Uhr und 21 Uhr. Wichtig bei jeder Übung: OPTIMALER GESAMTAUSDRUCK UND OPTIMALE SELBST-EMOTIONALISIERUNG. Ferner wichtig: NACH JEDER ÜBUNG UNTER MENSCHEN GEHEN. Nur dann können sich in kurzer Zeit positive, entfaltungsfördernde und sozial zweckmäßige Reaktions-Systeme bilden. 3. Keine Anstrengungen gegen die Hemmungen unternehmen Willentliche und bewußte Anstrengungen GEGEN Hemmungen und Hemmungserscheinungen bewirken nur eines: sie VERSTÄRKEN die Hemmungen. Vermeiden Sie daher gleich von Anfang an jede bewußte, willentliche und gegen die Hemmungen und Hemmungserscheinungen gerichtete Anstrengung. Führen Sie lediglich die vorgeschriebenen Übungen durch. Der Erfolg tritt dann ganz von selber, also unterbewußt-automatisch ein. Ihre Hemmungen und Hemmungserscheinungen werden dann laufend schwächer und treten immer seltener auf. Und Ihre positiven Eigenschaften und Fähigkeiten nehmen laufend zu, Ihr Selbstvertrauen, Ihre Selbstsicherheit, wie auch Ihr Lebensmut und Ihre Lebensfreude steigern sich laufend. Ebenso wird Ihr Auftreten und Sprechen, wie überhaupt Ihr gesamtes soziales Verhalten immer freier, ungehemmter und selbstsicherer. 4.
Denken Sie immer nur an das Wesentliche Entscheidend für den vollen Erfolg der Emotionalen Enthemmungsmethode ist einzig und allein die tatsächliche Durchführung der vorgeschriebenen Übungen. Jede einzelne dieser Übungen hat ihre spezifische Wirkung. Aber erst die Summe der Wirkungen aller Übungen zusammen ergibt die gewünschte Wesens- und Verhaltensänderung, die dem Ziel dieser Methode entspricht. Das Wesentliche bei der Durchführung der Methode 44
ist also die r i c h t i g e und t ä g l i c h e Durchführung der vorgeschriebenen Übungen. Wenn Sie nun Ihr Denken und Handeln in dieser Richtung ausrichten, dann wird der volle Erfolg auch bei Ihnen mit Sicherheit eintreten. Dieser Erfolg ist ja in jedem Falle die logische Folge der t a t s ä c h l i c h durchgeführten Übungen. Denken Sie also immer nur an das Wesentliche! Denken Sie immer nur daran, die vorgeschriebenen Übungen r i c h t i g und t ä g l i c h durchzuführen. Wenn Sie das tun, dann dauert es nun nicht mehr lange bis Sie das Ziel erreicht haben, das Ziel: ein freier und selbstsicherer Mensch zu sein, der in jeder Lebenslage und vor jeder Person frei, ungehemmt und selbstsicher auftreten, sprechen und wirken kann.
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Die Wirkungen der emotionalen Autosuggestions-Übungen Die Wirkungen der emotionalen Autosuggestions-Übungen bestehen aus einem ganzen Komplex verschiedener Einzelwirkungen. Diese Einzelwirkungen sind: 1. Die emotional enthemmende Wirkung: Sie besteht darin, daß sich mit zunehmenden Übungen allmählich die Gewohnheit ausbildet, möglichst alle Emotionen irgendwie auszudrücken. Dadurch lösen sich die den Hemmungen zugehörenden Emotions-Stauungen. Als logische Folge der ständig fortschreitenden Lösung dieser Emotions-Stauungen im Gehirn bemerken Sie eine immer deutlicher werdende allgemeine Lösung, Befreiung und Erleichterung. Diese positive Wirkung geht so weit, daß sich schon bald eine befreiende Lösung der verschiedensten körperlichen Verkrampfungs- und Spannungszustände bemerkbar macht. Druck- und Spannungsgefühle in der Magengegend lassen nach, und es zeigt sich immer deutlicher das Gefühl, daß die schwere Last der Hemmungen, des Gehemmtseins und der seelisch-körperlichen Verkrampfung immer mehr abfällt und verschwindet. 2. Die emotional-prägende Wirkung: Sie besteht darin, daß sich das gesamte Verhalten wie auch die ganze Grundeinstellung immer mehr und mehr dem Sinn und Inhalt der Suggestions-Teste anpaßt und sich in Richtung auf das Ziel dieser Methode ausrichtet. Dadurch wird das ganze Verhalten, Auftreten und Sprechen mit zunehmenden Übungen immer freier, mutiger und selbstsicherer. Diese emotional-prägende Wirkung vollzieht sich völlig unterbewußt-automatisch. Es bedarf daher außer der täglichen Durchführung der Übungen 47
keinerlei bewußter und willensmäßiger Anstrengung. 3. Die soziale Kontaktwirkung: Sie besteht darin, daß sich nach der Durchführung einer emotionalen Autosuggestions-Übung ganz von selber der lebhafte Drang nach sozialem Kontakt einstellt. Und dieser Drang drängt danach, mit Menschen zusammenzukommen, sich mit ihnen zu unterhalten und sich in ihrer Anwesenheit emotional-frei auszudrücken. Dieser lebhafte und sich mit zunehmenden Übungen immer mehr steigernde Drang wird vielfach mit einer gewissen Verwunderung wahrgenommen. Man wundert sich, daß man sich auf einmal nach Menschen geradezu sehnt, wo man früher vielfach vermieden hatte, mit Menschen überhaupt zusammenzukommen. Man ist erstaunt, daß man sich auf einmal immer mehr nach Unterhaltungen und Gesprächen sehnt, wo man doch früher sich solchen Situationen meist durch eine Flucht entzogen hat. Man wagt sich auf einmal ganz von selber in Situationen hinein, vor denen man früher geflohen ist. 4. Die Identifikations-Wirkung: Sie besteht darin, daß man mit zunehmenden Übungen immer mehr und immer öfter bemerkt, daß man sich nicht nur frei, mutig und selbstsicher f ü h l t , sondern daß man auch tatsächlich frei, mutig und selbstsicher i s t . Man erlebt plötzlich, daß man sich in dieser oder jener Situation, vor der man früher noch Hemmungen hatte, ganz einfach mit Freiheit, Mut und Selbstsicherheit gleichsetzt (identifiziert), und als Folge davon auch tatsächlich frei, mutig und selbstsicher auftritt und spricht. Solche Augenblicke der Identifikation mit Freiheit, Mut und Selbstsicherheit werden in manchen Fällen geradezu als heftiges Glücksgefühl erlebt, das neuen Lebensmut und neue Lebensfreude auslöst.
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Autosuggestions-Wirkungen sind Tatsachen im Körpergeschehen Die Wirkungen der emotionalen Autosuggestions-Übungen sind elektrische und chemische Wirkungen innerhalb des Körpergeschehens. Sie dürfen daher keineswegs als »eingebildete« Wirkungen betrachtet werden. Die emotional enthemmende Wirkung baut Emotions-Stauungen im Gehirn ab. Solche Emotions-Stauungen aber sind elektrische Vorspannungen im Nervensystem. Und diese Vorspannungen, die den Gehemmten immer und immer wieder auf ein und dieselbe Situation oder Person mit Hemmungserscheinungen reagieren lassen, ob er will oder nicht, werden durch die emotional enthemmende Wirkung abgebaut. Eine Person, in deren Gehirn-Nervensystem sich EmotionsStauungen abbauen, erlebt diesen Abbau elektrischer Vorspannungen als Lösung, als Befreiung und als Erleichterung. Je mehr sich solche Vorspannungen mit zunehmenden Übungen abbauen, um so weniger wird der frühere Zwang der Hemmungen. Die betreffenden Reaktions-Systeme verlieren an Wirksamkeit und die mit ihnen verbundenen Hemmungen und Hemmungserscheinungen werden daher immer schwächer und treten immer seltener auf. Die emotional-prägende Wirkung der emotionalen Autosuggestions-Übungen besteht darin, daß in denjenigen Teilen des Gehirn-Nervensystems, die für unser Verhalten, Auftreten und Sprechen verantwortlich sind, eine elektrische Umprogrammierung vollzogen wird. Dieser Vorgang ist technisch zu vergleichen mit der Umprogrammierung eines modernen Datenverarbeitungs-Systems oder Elektronengehirns, wie man dazu auch sagt. Es handelt sich also um tatsächliche Vorgänge. Sind 49
die Zentren unseres Verhaltens, Auftretens und Sprechens einmal vollständig umprogrammiert, dann wird von dort aus das gesamte Verhalten, Auftreten und Sprechen eben der neuen Programmierung entsprechend gesteuert. Die logische Folge davon ist, daß das Verhalten, Auftreten und Sprechen dann in jeder Situation und vor jeder Person so abläuft, wie es der neuen Programmierung entspricht: also frei, mutig, selbstsicher und ungehemmt. Die soziale Kontaktwirkung der emotionalen Autosuggestions-Übungen besteht darin, daß über das vegetative Nervensystem eine Beeinflussung des humoralen Steuersystems herbeigeführt wird. Dieses humorale Steuersystem beeinflußt und steuert die endokrinen Drüsen und diese sondern Hormone (das sind chemische Wirkstoffe) in die Blutbahn ab. Diese Hormone kommen mit dem Blutstrom in alle Teile des Körpers, in alle Organe und auch in das Gehirn. Je nach Zusammensetzung der Hormonmischung im Blut (es gibt eine ganze Anzahl verschiedener Hormone) werden die Funktionen einzelner Organe, wie auch einzelner Zentren des Gehirns entweder gehemmt oder angeregt. Und so ergibt sich auf dem Umwege über das vegetative Nervensystem und das endokrine Drüsensystem eine Beeinflussung des Körpers und des Gehirns. So gibt es Hormone, die das Herz in seiner Tätigkeit anregen und solche, die es hemmen. Es gibt Hormone, die unsere Verdauung anregen und hemmen, die unsere Bewegungsmuskeln anregen oder hemmen und auch Hormone, die gerade diejenigen Zentren im Gehirn anregen oder hemmen, die für unser soziales Verhalten und Reagieren verantwortlich sind. Und so haben wir nach einer emotionalen Autosuggestions-Übung, vorausgesetzt, daß sie richtig und intensiv durchgeführt wurde, eine ganz andere Hormonmischung im Blut als vorher. Daher das veränderte soziale Verhalten und das veränderte Grundgefühl nach jeder Übung.
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Die Identifizierungs-Wirkung der emotionalen AutosuggestionsÜbung ist ebenfalls eine natürliche Folge der sich im Blut befindlichen Hormone. Diese Hormone bewirken, daß wir uns sowohl frei, mutig und selbstsicher f ü h l e n und zugleich auch tatsächlich frei, mutig und selbstsicher s i n d . Hier ist noch zu verstehen, daß das jeweilige Grundgefühl des Menschen wie auch sein Grundverhalten (gehemmt oder frei) immer und überall gerade den Hormonen entsprechen, die im jeweiligen Augenblick mit dem Blut durch den Körper kreisen. Sind solche Hormone in der Blutbahn, die einem gehemmten Grundgefühl und einem gehemmten Grundverhalten entsprechen, dann ist der betreffende Mensch gehemmt. Kreisen aber solche Hormone im Blut, die einem freien Grundgefühl und einem ungehemmten und selbstsicheren Verhalten entsprechen, dann I S T der betreffende Mensch eben durch die Wirkungen dieser Hormone auch TATSÄCHLICH frei, ungehemmt und selbstsicher. So sind alle Wirkungen der emotionalen Autosuggestion auf nervenelektrische und chemische (hormonale) Faktoren und Tatsachen zurückzuführen, die infolge der richtigen und intensiven Durchführung einer Übung ausgelöst werden. Daraus geht schon hervor, daß die Übungen auch tatsächlich r i c h t i g , i n t e n s i v und t ä g l i c h durchgeführt werden müssen, wenn die Wirkungen voll eintreten sollen.
Die Beseitigung der einzigen Schwierigkeit beim Üben Wenn emotionale Autosuggestions-Übungen r i c h t i g und i n t e n s i v durchgeführt werden, dann treten ihre Wirkungen mit voller Sicherheit ein. Die Übungen r i c h t i g und auch i n t e n s i v durchzuführen, das bedeutet aber, sie lebhaft, lebendig und dynamisch durchzuführen. Und hier haben Ge51
hemmte manchmal einige Anfangsschwierigkeiten. Gehemmte leiden ja meist an einer »eingefrorenen« Emotionalität und ihr Ausdruck ist daher leblos und ohne echten Gefühlsgehalt. Viele Gehemmte haben ja im Laufe der Jahre verlernt, ihre Gefühle und Gemütsbewegungen frei auszudrücken. Nun ist aber gerade zur richtigen und intensiven Durchführung der emotionalen Autosuggestions-Übungen ein ganz und gar lebhafter und lebendiger Gesamtausdruck erforderlich. Ohne einen solchen lebhaften und lebendigen Gesamtausdruck können die Wirkungen nicht in vollem Umfange eintreten. Gehemmte verfügen aber zu Beginn der Übungen meist nur über eine emotionslose, leere und leblose Gesamtausdrucksweise. Und das stellt eine gewisse Anfangsschwierigkeit dar. Wie kann nun diese Schwierigkeit wirksam beseitigt werden? Es gibt dazu praktisch nur ein wirksames Mittel: BEWUSSTE UND WEITGEHENDE ÜBERTREIBUNG! Daher müssen die emotionalen Autosuggestions-Übungen bewußt und weitgehend übertrieben durchgeführt werden. Denken Sie einmal an politische Redner oder an religiöse Fanatiker, die mit einem durch und durch dynamischen Gesamtausdruck auf ihre Zuhörer einwirken. Da spricht nicht nur die Sprache mit Ton und Betonung. Da spricht das ganze Gesicht mit. Und da spricht der ganze Körper mit. So ähnlich müssen emotionale AutosuggestionsÜbungen durchgeführt werden. Diese Ausdrucksweise ist zwar übertrieben, aber bei einer »eingefrorenen« Emotionalität hilft eben nur die bewußte und weitgehende Übertreibung. Nur bei weitgehenden Übertreibungen können die Übungen bei Personen mit »eingefrorener« Emotionalität ihre volle Wirkung entfalten. Denken Sie auch an hervorragende Schauspieler. Auch bei guten Schauspielern sind es nicht nur die Worte, die etwas ausdrücken, sondern der ganze Körper mit allem was dazugehört, drückt das aus, was ausgedrückt werden soll.
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Ausdruck ist immer Gesamtausdruck. Sprache, Ton und Betonung sind der eine Teil davon, und das Gesicht, die Arme, die Hände und der ganze Körper sind der andere Teil. Gesamtausdruck bedeutet: AUS SICH HERAUS L E B E N ! Wenn gesagt wird, daß zur richtigen und intensiven Durchführung einer emotionalen Autosuggestions-Übung weitgehend übertrieben werden soll, dann hat das seinen Sinn und Zweck. Denn nur dann, wenn die Suggestions-Texte sowohl in Worten, Betonungen, Gesichtsausdruck und Gesten einerseits UND in der Selbst-Emotionalisierung andererseits weitgehend übertrieben ausgedrückt werden, können sich die positiven Wirkungen der Übungen optimal entfalten und einstellen. Nicht die Lautstärke ist das Wirksame am sprachlichen Ausdruck, sondern vielmehr die Betonung, der Gesichtsausdruck und die Gestikulation. Man kann sich in einem kaum hörbaren Flüstern dynamisch, also kraftgeladen ausdrücken, und man kann bei einem lauten Schreien völlig leer und kraftlos wirken. Es kommt ja immer nur darauf an, ob der Ausdruck LEBENDIG, GEFÜHLVOLL, GEMÜTSVOLL und DYNAMISCH ist. Und hier sollen Sie weitgehend übertreiben. Vielleicht sieht das auf den ersten Anhieb etwas seltsam, ja vielleicht sogar komisch aus. Aber wenn Sie das Ziel dieser Methode ständig im Auge haben, ist es gar nicht so komisch. Es hat schon Personen gegeben, die zuerst über die gewisse Komik der übertriebenen Übungsweise laut gelacht haben. Die aber dann diese Übungen doch durchführten und einen vollen Erfolg erzielten. Worauf es einzig und alleine ankommt, ist der Erfolg. IHR ERFOLG! Denken Sie immer daran, daß es ein ganz wesentlicher Unterschied ist, ob Sie gehemmt und scheu, unglücklich und erfolglos Ihre wertvolle Lebenszeit vergeuden; oder ob Sie als freier und selbstsicherer Mensch Erfüllung und Zufriedenheit finden. SIE SELBER haben es jetzt in Ihrer Hand: das Steuer IHRES LEBENSSCHIFFES! 53
Das Abschalten hemmungsverstärkender Faktoren Neben den systematischen Bemühungen um ein freies, mutiges und selbstsicheres Verhalten müssen Sie besonders zu Beginn dieser Methode alles vermeiden, was Ihre noch bestehenden Hemmungen irgendwie verstärken könnte. Das sind besonders die folgenden hemmungsverstärkenden Faktoren: 1. Das willentliche Ankämpfen gegen die Hemmungen vor und in Hemmungssituationen. 2. Negative Gedanken des Zweifels und der Furcht vor und in Hemmungssituationen. 3. Körperliche Verkrampfungen und Anspannungen vor und in Hemmungssituationen. 4. Das bewußte Anhalten des Atems vor und in Hemmungssituationen. Wenn es Ihnen gelingt, diese vier hemmungsverstärkenden Faktoren vor und in Hemmungssituationen effektiv abzuschalten, dann können sich die positiven Wirkungen der emotionalen Autosuggestion voll und ganz entfalten. Das Ergebnis ist dann, daß Sie sich auch direkt in Hemmungs-Situationen immer freier, ungehemmter und selbstsicherer entfalten können. Und damit wird die Anzahl der Hemmungssituationen mit zunehmenden Übungen immer geringer, bis es schließlich nach einigen Wochen für Sie gar keine Hemmungssituationen mehr gibt, sondern nur noch ein freies, ungehemmtes und selbstsicheres Auftreten und Sprechen in ALLEN Situationen.
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Die Hilfsübung der Momentabschaltung Da der Mensch erfahrungsgemäß sein Verhalten nicht nach guten Lehren und guten Ratschlägen ausrichtet, sondern immer nur nach Gewohnheiten, Erfahrungen und Erlebnissen, wollen wir hier eine einfache und leicht durchführbare Übung anwenden, die Ihnen hilft, alle hemmungsverstärkenden Faktoren weitgehend abzuschalten. Diese Übung ist eine Hilfs-Übung. Sie dient daher lediglich der Anwendung zu Beginn dieser Methode. Später dann, wenn Sie ein freies, ungehemmtes und selbstsicheres Verhalten automatisch und mit selbstverständlicher Sicherheit anwenden, brauchen Sie diese Hilfs-Übung natürlich nicht mehr. Die Hilfsübung der Momentabschaltung besteht darin, daß Sie zugleich jede negative Willensanstrengung, jeden negativen Gedanken und jede negative Verkrampfung und Anspannung abschalten. Zur selben Zeit aber halten Sie den freien Fluß der Atmung aufrecht. Letzteres ist besonders wichtig, denn in allen Hemmungssituationen, in denen sich irgendwie ein Gefühl der Angst zeigt, wie z. B. bei der Angst vor dem Erröten, wird ganz bewußt für einen Augenblick (oft für eine ganze Anzahl von Sekunden, ohne daß es einem zu Bewußtsein kommt) der Atem angehalten. Und gerade dieser Augenblick ist es, der die Hemmungserscheinungen wie Erröten usw. erst effektiv einschaltet und auslöst. Wird nun diese momentane Atemstockung vermieden, dann tritt vielfach gar keine Hemmungserscheinung wie Erröten, Befangenheit oder Beklommenheit auf. Die Hilfsübung der Momentabschaltung wird durchgeführt wie folgt: A.) Bestmögliche Entspannung der Gesichtsmuskeln, der Arme und der Hände. Stellen Sie sich dazu aufrecht und gerade hin, 55
Füße leicht auseinander, Arme locker herabhängen lassen, Kopf und Blick geradeaus. Nun achten Sie zunächst einmal auf Ihre Gesichtsmuskeln und e n t s p a n n e n diese so gut es geht. Dabei bemerken Sie, daß das Kinn leicht nach unten fällt, daß sich der Mund leicht öffnet, daß sich die Augenlider leicht senken und daß sich das ganze Gesicht nach wenigen Sekunden etwas schwerer fühlt als sonst. Erst wenn Sie dieses Schweregefühl haben, machen Sie die Übung richtig. Nun entspannen Sie auch die Arme und die Hände so gut es geht. Auch da bemerken Sie nach wenigen Sekunden ein gewisses, aber ganz deutliches Schweregefühl. B.) Ruhig und gelassen durch den Mund atmen. Wenn Sie in den Gesichtsmuskeln, in den Armen und Händen ein deutliches Schweregefühl empfinden, atmen Sie ganz einfach ruhig und gelassen durch den Mund ein und aus. Dabei achten Sie darauf, daß sich weder die Brust noch die Schultern heben, sondern daß sich im Rhythmus der Atmung die Bauchgegend leicht nach innen und außen bewegt. C.) Alles bewußte Denken und Wollen einfach von sich abfallen lassen. Das bedeutet, daß Sie die Gedanken einfach kommen und gehen lassen, wie sie eben kommen und gehen, ohne ihnen auch nur die geringste Aufmerksamkeit zu schenken. Ferner, daß Sie mit dem bewußten Willen keinerlei Anstrengung machen. Ihr Bewußtsein soll also gedankenlos und willenlos sein, oder in anderen Worten ausgedrückt: SIE SIND VÖLLIG GLEICHGÜLTIG. D.) In diesem Zustand bleiben Sie nun etwa ein bis zwei Minuten. Sie brauchen nach keiner Uhr zu sehen, sondern beendigen die Übung einfach dann, wenn Sie der Meinung sind, daß etwa ein bis zwei Minuten verstrichen sind. Zur Beendigung der Übung atmen Sie einmal tief ein und aus, spannen die Armmus56
keln leicht an, ballen die Hände kurz zu Fäusten und drehen dann den Kopf einmal nach rechts und links. Diese einfache und kurze Übung studieren Sie am ersten Tag dieser Woche mehrmals ein und führen Sie dann die ganze Woche hindurch täglich mindestens zweimal durch. Damit wird es Ihnen schon nach zwei oder drei Tagen jederzeit gelingen, die entsprechende Abschaltung hemmungsverstärkender Faktoren auch im Alltag und ganz besonders vor und in Hemmungssituationen voll wirksam durchzuführen. Diese Durchführung sieht dann so aus, wie folgt: Sobald Sie irgendwo das Gefühl haben, daß sich Hemmungen zeigen wollen, daß Angst aufkommt oder daß Sie vor einer Hemmungssituation stehen, denken Sie die folgenden Sätze und führen gleichzeitig die Momentabschaltung durch: JEDE SPANNUNG ABFALLEN LASSEN (Dabei entspannen Sie Gesicht, Arme und Hände.) RUHIG UND GELASSEN ATMEN (Dabei atmen Sie durch den Mund.) GLEICHGÜLTIG SEIN! VÖLLIG GLEICHGÜLTIG! (Dabei lassen Sie alles Denken und Wollen von sich abfallen.) Wenn Sie auf diese Art und Weise vor einer Hemmungssituation alles Negative und Hemmungsverstärkende abgeschaltet haben, dann werden Sie bemerken, daß sich entweder gar keine Hemmungserscheinungen zeigen: oder aber, falls solche doch noch auftreten sollten, daß diese bedeutend schwächer sind als früher. Wenden Sie diese Momentabschaltung in allen Hemmungssituationen an, in denen dies überhaupt praktisch durchführbar ist. Sie brauchen dabei keine Angst zu haben, daß Sie im abgeschalteten Zustand vielleicht falsch reagieren. Wenn Sie alle Spannungen und Verkrampfungen, wie auch alles negative Denken und Wollen bei einer gleichzeitig ruhig-gelassenen At57
mungsweise abgeschaltet haben, werden Sie trotzdem der Situation entsprechend logisch und richtig reagieren. Denken Sie dabei daran, daß über 90% aller menschlichen Reaktionen UNTERBEWUSST-AUTOMATISCH ablaufen und vertrauen Sie voll und ganz Ihrem Unterbewußtsein. Es wird immer der Situation entsprechend richtig reagieren, wenn es nicht durch Spannungen, Verkrampfungen, negative Gedanken und unzweckmäßige Willensanstrengungen daran gehindert wird.
Die zweite emotionale AutosuggestionsÜbung Auch in dieser zweiten Übungswoche werden täglich zwei emotionale Autosuggestions-Übungen durchgeführt. Die einzelnen Übungszeiten betragen wieder je 10 bis 12 Minuten. Verwendet wird der Suggestions-Text nach Textblatt Nr. 2, den Sie wieder in der Textblatt-Mappe finden. Im Gegensatz zur Übung der ersten Woche, die f l ü s t e r n d durchgeführt wurde, soll die Übung der zweiten Woche in einer normalen, l a u t e n Sprechweise durchgeführt werden. Sollte Ihnen aber ein lautes Üben infolge dünner Wände oder infolge Anwesenheit von Personen in Nebenräumen nicht möglich sein, dann wenden Sie das SPRECHDENKEN an, wie es anschließend an diese Übung beschrieben wird. Hier einige Hinweise zur Durchführung der Übungen: A.) Gestalten Sie diesmal Ihre Selbst-Emotionalisierung ganz besonders intensiv. Versuchen Sie also bei jeder Übung sich ganz lebhaft, lebendig und intensiv im Sinne des SuggestionsTextes zu begeistern, zu erregen, innerlich zu bewegen und aufzuwühlen. Sie dürfen und sollen dabei weitgehend übertreiben. 58
B.) Ihr Gesamtausdruck bei den Übungen muß DYNAMISCH und BESEELT sein. Und zwar sowohl in der Betonung als auch im Gesichtsausdruck und in den Gesten. Die Übungen müssen mit einer gewissen Inbrunst durchgeführt werden, ähnlich einem inbrünstigen Gebet. Versuchen Sie daher, Ihre ganze Seele, Ihre ganze Persönlichkeit und Ihr ganzes Wesen im Ausdruck der Suggestions-Texte lebendig werden zu lassen und lebendig auszudrücken. Ihre Übungen dürfen ruhig etwas Dramatisches und Schauspielerisches in sich haben. Vielleicht hilft es Ihnen, wenn Sie sich vorstellen, wie realistisch gute Schauspieler ihre Rollen spielen und ausdrücken. Oft so realistisch, daß sie nicht mehr spielen, sondern sich innerlich ganz und gar als das e r l e b e n , was sie spielen und ausdrücken. C.) Jede richtig und intensiv durchgeführte emotionale Autosuggestions-Übung hat eine deutliche Nachwirkung. Diese hält nach den allerersten Übungen meist nicht allzulange an. In der zweiten Übungswoche aber dauert diese Nachwirkung schon bis zu mehreren Stunden, um sich dann mit der dritten oder vierten Woche auf den ganzen Tag auszudehnen. Das aber NUR dann, wenn die vorgeschriebenen Übungen t ä g l i c h durchgeführt werden. Die Nachwirkungsdauer hängt aber auch davon ab, ob die sich zeigenden Nachwirkungen gleich anschließend an die Übungen unter Menschen und in Gesellschaft bewußt erlebt und erfahren werden. Denn dieser Vorgang des bewußten Erlebens und Erfahrens bildet neue Reaktions-Systeme. Seien Sie daher bestrebt, sich nach jeder Übung unter Menschen zu begeben. Es muß nicht jeden Tag eine ganze Gesellschaft sein. Es reicht meist schon, wenn man sich mit ein oder zwei Personen unterhält. Wichtig ist ja nur, daß die positiven Nachwirkungen voll bewußt werden und sich dadurch laufend immer mehr im Nervensystem festsetzen, verstärken, und so zu Reaktions-Systemen werden, die dann mit der Zeit ganz 59
unterbewußt-automatisch ein freies, ungehemmtes und selbstsicheres Verhalten und Reagieren auslösen.
Das emotionale Sprechdenken Nicht jeder hat die Möglichkeit, seine emotionalen Autosuggestions-Übungen l a u t durchzuführen. Vielfach haben Wohnungen (besonders Neubauwohnungen) relativ dünne Wände, durch die man jedes Laut gesprochene Wort in die Nebenwohnung hinüberhört. Auch sind manchmal die Wohnungsverhältnisse so (z. B. beim Wohnen in Untermiete oder dann, wenn man nur ein Zimmer zur Verfügung hat, das innerhalb einer geschlossenen Wohnung liegt), daß ein l a u t e s Üben deshalb nicht möglich ist, weil in Nebenzimmern andere Personen anwesend sind, die jedes laute Wort mithören würden. Personen, die unter solchen Umständen zu leiden haben, brauchen aber keinesfalls auf die Durchführung der emotionalen AutosuggestionsÜbungen verzichten. Für sie wurde eine lautlose Übungsweise geschaffen: das emotionale SPRECHDENKEN. Es kann überall dort angewandt werden, wo ein lautes Üben praktisch nicht möglich oder nicht erwünscht ist. Das emotionale Sprechdenken besteht darin, daß etwas ohne hörbaren Ton gesprochen wird. Dabei aber wirken alle anderen sonst beim Sprechen beteiligten Faktoren voll und ganz mit. Sprechdenken ist nicht zu verwechseln mit dem Denken beim Lesen. Dieses geschieht meist nur undeutlich, unklar, hastig und oberflächlich. Beim Sprechdenken aber wird jede Silbe, jedes Wort und jeder Satz exakt, klar und deutlich gedacht. Also im Gedanken ausgesprochen. Beim Sprechdenken wirken alle sonst beim Sprechen beteiligten Einzelheiten mit: die Betonung, die Mundbewegung und auch 60
die Atmung. Lediglich eines fehlt: DER HÖRBARE TON. Das, was wir unter Sprechdenken verstehen, ist also ganz genau dasselbe wie das laute Sprechen, lediglich ohne Ton. In dieser Art des Sprechdenkens führen Sie Ihre emotionalen Autosuggestions-Übungen durch, wenn Ihnen ein normal lautes Üben infolge besonderer Umstände nicht möglich ist. Achten Sie dabei aber immer darauf, daß Ihr Gesamtausdruck auch beim Sprechdenken dynamisch, ausdrucksbetont, lebhaft und lebendig sein muß. Sie dürfen also nicht nur DENKEN, sondern SPRECH-denken, sich also im Gedanken lebhaft und lebendig AUSDRÜCKEN. Und zwar mit Betonung, mit Gesichtsausdruck und mit Gesten. Werden emotionale Autosuggestions-Übungen auf diese Art und Weise des Sprechdenkens durchgeführt, dann haben sie dieselben positiven Wirkungen wie beim lauten Sprechen. Bei besonders stark gehemmten Personen aber, die an starken EmotionsStauungen leiden, zeigt sich zusätzlich noch eine Wirkungssteigerung, die darin besteht, daß nach einer solchen im Sprechdenken durchgeführten Übung ein besonders heftiger Drang nach Umgang mit Menschen, nach sozialem Kontakt und nach Gesprächen und Unterhaltungen auftritt. Und dieser Drang muß unbedingt befriedigt werden. Gehen Sie daher nach jeder emotionalen Autosuggestionsübung, die Sie im Sprechdenken durchgeführt haben, unter Menschen und in Gesellschaft. Sie erleben dabei eine besonders starke Enthemmungswirkung.
Übungsplan der zweiten Woche 1.
Täglich zweimal die Momentabschaltung durchführen Führen Sie während der ganzen zweiten Woche täglich zwei61
mal die Momentabschaltung übungsmäßig durch. Dauer der einzelnen Übung: etwa 1 bis 2 Minuten. Sobald Sie die Übung voll und ganz beherrschen, wenden Sie diese auch in Hemmungssituationen an, soweit dies überhaupt praktisch möglich und durchführbar ist. 2. Täglich zwei emotionale Autosuggestions-Übungen durchführen Dauer jeder Übung: zwischen 10 und 12 Minuten. Die günstigsten Übungszeiten sind: am Vormittag zwischen 7 Uhr und 9 Uhr und am Abend zwischen 19 Uhr und 21 Uhr. Wichtig bei diesen Übungen: OPTIMALER GESAMTAUSDRUCK UND OPTIMALE SELBST-EMOTIONALISIERUNG. Ferner: NACH JEDER ÜBUNG MÖGLICHST UNTER MENSCHEN GEHEN, damit Sie die positiven Nachwirkungen BEWUSST ERLEBEN UND ERFAHREN. 3.
Sprechdenken Sofern Ihnen ein lautes Durchführen der Übungen der zweiten Woche nicht möglich ist, studieren Sie am ersten Übungstag schon VOR der Durchführung der ersten Autosuggestionsübung das emotionale Sprechdenken ein. Erfahrungsgemäß dauert es nicht länger als etwa 10 Minuten, bis das emotionale Sprechdenken soweit beherrscht wird, daß es mit voller Wirksamkeit zur Durchführung einer emotionalen Autosuggestions-Übung verwendet werden kann. 4.
Den Hemmungen keinerlei Beachtung mehr schenken! Die richtige und tägliche Durchführung der vorgeschriebenen Übungen bewirkt, daß innerhalb der kommenden Wochen Ihre früheren Hemmungen und Hemmungserscheinungen ganz automatisch verschwinden. Sie können diese Wirkung noch steigern und beschleunigen, indem Sie Ihren noch bestehenden Hemmungen und Hemmungserscheinungen jetzt keinerlei bewußte 62
Beachtung mehr schenken. Sobald sich also noch Hemmungen zeigen, gehen Sie ganz einfach leichten Mutes darüber hinweg. Je mehr Sie Ihre noch bestehenden Hemmungen ganz einfach mißachten, umso schneller und intensiver können die positiven und enthemmenden Wirkungen der durchgeführten Übungen eintreten und sich entfalten. Außerdem gibt Ihnen die bewußte Mißachtung Ihrer jetzt noch bestehenden Hemmungen ein sehr positiv wirksames inneres Gefühl der Entspannung und des Gleichmutes.
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Jeder Mensch hat ein Recht auf Selbstentfaltung Zu Beginn der Durchführung der Emotionalen Enthemmungsmethode, wenn die ersten positiven Wirkungen sich zu zeigen beginnen, sind viele Gehemmte durch und durch begeistert. Sie erleben auf einmal, daß es tatsächlich eine Hilfe gibt. Werden dann aber mit zunehmenden Übungen die alten Hemmungen immer schwächer und steigert sich das freie, mutige und selbstsichere Auftreten und Verhalten immer mehr, dann tauchen besonders bei solchen Personen, die an starken Minderwertigkeitsgefühlen leiden, die ersten Bedenken und Zweifel auf. Man fragt sich, ob man denn tatsächlich ein Recht dazu habe, nun auf einmal völlig frei, mutig, ungehemmt und selbstsicher auftreten und sprechen zu dürfen. Dazu kommt meist noch die Vorstellung: »Was werden denn die Leute dazu sagen, wenn ich auf einmal frei, mutig und selbstsicher auftrete und spreche?« Personen, die an Minderwertigkeitsgefühlen leiden, halten es meist für unmoralisch, für unsittlich, für unanständig und oft sogar für sündhaft, wenn behauptet wird, daß JEDER das Recht habe, sich optimal zu entfalten. Wollen wir sehen, was das Gesetz zum Thema Entfaltung zu sagen hat. Im Artikel 2 (Persönlichkeitsrechte) des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland steht zu diesem Thema: »Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, solange er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt.« Und das besagt nicht mehr und nicht weniger, als daß jeder das geschriebene Recht hat: SICH INNERHALB DER GESELLSCHAFT OPTIMAL ZU ENTFALTEN. 65
Nun kann aber von diesem Recht nur derjenige voll und ganz Gebrauch machen, der frei ist von ENTFALTUNGSHEMMUNGEN. Daher sind wir der Ansicht, daß auch jeder Mensch das Recht hat, seine Entfaltungshemmungen zu beseitigen und dafür ein freies, mutiges, ungehemmtes und selbstsicheres Auftreten zu erwerben. Wir halten daher ein freies, mutiges, ungehemmtes und selbstsicheres Auftreten grundsätzlich für moralisch, für sittlich, für zweckmäßig und für sozial. Das Recht, sich innerhalb der jeweiligen Gesellschafts- und Staatsordnung frei und optimal zu entfalten, haben die Menschen übrigens in ALLEN zivilisierten Ländern der Erde. Unterschiede darin ergeben sich lediglich daraus, daß es die verschiedensten Gesellschafts- und Staatsformen gibt. Im Prinzip aber ist die Selbstentfaltung des einzelnen INNERHALB DER GESELLSCHAFTSORDNUNG überall gewährleistet und anerkannt. Nun aber reagieren manche Menschen auf sachliche und anerkannte Tatsachen nicht immer logisch. Schuld daran sind meist veraltete und mit dem heutigen Stand der Wissenschaft und Forschung nicht mehr zu vereinbarende religiöse Vorurteile. Da gibt es auch heute noch Leute, deren höchstes und heiligstes Ziel es ist, den Körper mit seinen natürlichen Funktionen dadurch zu verneinen und abzutöten, indem sie sich einer lebensverneinenden Selbstquälerei hingeben. Und es gibt auch noch Leute, die glauben, daß der Mensch nur dazu lebt, um einer mysteriösen und unbekannten »Obrigkeit« als treuer Sklave und willenloses Werkzeug zu dienen. Solchen Menschen wird natürlich der Gedanke von einer optimalen Selbstentfaltung etwas fremdartig und gewagt erscheinen. Das Streben nach Selbstentfaltung ist aber kein Werk des Menschen, sondern ein Werk der allumfassenden Mutter Natur, ein Werk des Lebens selber. Und wer das Grundstreben der Natur 66
und des Lebens nicht anerkennen will, wird zwangsläufig die Folgen zu tragen haben. Er wird immer unglücklich, unzufrieden und in seiner Entfaltung gehemmt sein. Wer aber glücklich und zufrieden sein will, muß das natürliche Streben des Lebens, sich zu entfalten, voll und ganz anerkennen und sein Leben auch bewußt danach ausrichten. Glücklich und zufrieden kann immer nur der Mensch sein, der das Leben in allen seinen Erscheinungsformen bejaht.
Ersatzentfaltung als Folge von Hemmungen Das Streben nach Selbstentfaltung ist nach dem Streben nach Glück die stärkste Triebkraft im Menschen. Wird eine echte Selbstentfaltung INNERHALB DER GESELLSCHAFT durch Hemmungen verhindert, sucht die Natur nach einer Ersatzentfaltung außerhalb der Gesellschaft. So ist es zu verstehen, daß Personen, die sich innerhalb ihrer Familie oder innerhalb ihres Berufes nicht frei entfalten können, in die Krankheit flüchten. So ist es zu verstehen, daß Personen, die sich innerhalb der Gesellschaft nicht entfalten können, den Kopf voller asozialer und krimineller Gedanken haben und nach Entfaltungsmöglichkeiten außerhalb der Gesellschaft suchen. So ist es zu verstehen, daß gerade sozial Gehemmte eine Ersatzentfaltung bei radikalen politischen Richtungen und bei fanatischen religiösen Sekten suchen. So ist es aber auch zu verstehen, daß das große Heer der Gehemmten sein Ersatzglück im Alkohol, im Glücksspiel, in Tabletten und Drogen, im rücksichtslosen Streben nach Reichtum und im hysterischen Streben nach öffentlicher Anerkennung und zweifelhafter Berühmtheit sucht. Alle diese Strebungen sind weiter nichts als die logische Folge von Entfaltungshemmungen. Wer sich tatsächlich frei und ungehemmt innerhalb der Gesellschaft entfalten kann, hat es nicht nötig, krankhaft nach Anerkennung und Ruhm zu streben, denn er WIRD ganz auto67
matisch von seiner Umgebung und von der Gesellschaft voll anerkannt. Er hat es nicht nötig, sein Glück durch Alkohol, Tabletten oder Drogen zu erzwingen, denn er erlebt täglich SEIN Glück im Alltag, im Beruf, in der Familie oder in Gesellschaft. Wer sich frei entfalten kann, will die Welt nicht durch radikale Politik oder fanatischen Glauben retten, denn er erlebt ja seine Zufriedenheit im aktiven Mitwirken am täglichen Leben der Gesellschaft. Er hat es auch nicht nötig, sich in die Vergangenheit, in die Krankheit oder in die Zukunft zu flüchten, denn sein Tätigkeitsfeld, das ihn voll und ganz befriedigt, beglückt und erfüllt, ist der TÄTIGE AUGENBLICK. Und gerade dieser tätige Augenblick ist die einzige beweisbare WIRKLICHKEIT, die es überhaupt gibt. Gehemmte leben oft zwischen Vergangenheit und Zukunft. Ihr Bewußtsein beschäftigt sich mit Gewesenem und noch nicht Seiendem. Dabei aber vergessen sie die einzige Wirklichkeit: DEN JEWEILIGEN AUGENBLICK! Ein Glückserleben, das man in der Vergangenheit hatte, kann man immer nur als schwaches Abbild aus der Erinnerung hervorholen. Es ist aber kein echtes, kein wirkliches Glück mehr, sondern lediglich ein Ersatzglück. Ein Glück, das man in seiner Phantasie in der Zukunft erlebt, ist weiter nichts als ein Trugbild, ein unwirkliches Ersatzglück. Echtes und wahres Glück kann man immer nur dort finden, wo man es auch WIRKLICH ERLEBEN kann: IM JEWEILIGEN AUGENBLICK, IM JETZT, IM DASEIN, IM LEBEN! Und an diesem wirklichen Leben geht der Gehemmte vorbei. Wie er vor seinen Mitmenschen, vor der Gesellschaft und vor dieser oder jener Situation flüchtet, so flüchtet er gewohnheitsmäßig auch immer vor der Wirklichkeit des Lebens: vor dem AUGENBLICK, vor dem JETZT, vor dem DASEIN und vor dem SOSEIN. Mit zunehmender Befreiung von seinen Hemmungen wendet sich der Mensch automatisch immer mehr und mehr dem wirk68
lichen Leben zu, dem bewußten ERLEBEN DES JEWEILIGEN AUGENBLICKS IM DIESSEITS. Daher ist es nicht verwunderlich, wenn er sich zunehmend zufriedener und glücklicher fühlt. Und es ist so auch nicht verwunderlich, wenn sich als logische Folge davon auch persönlicher Erfolg, gesellschaftliche Anerkennung und beruflicher Aufstieg einstellen. Die zunehmende Enthemmung befreit nicht nur den inneren Menschen, sondern immer auch den äußeren Menschen und legt so den Grundstein für Erfolg, Anerkennung und Wohlstand. Gerade diese Seite der Enthemmung wird Ihnen nun mit zunehmenden Übungen immer klarer bewußt. Sie erleben, daß Sie sich infolge Ihres immer freier werdenden Verhaltens und Auftretens nicht nur innerlich positiv verändern und daher immer zufriedener und glücklicher werden, sondern erleben auch, daß eine äußere Änderung mit Ihnen vorgeht, die sich darin zeigt, daß Sie immer aktiver, unternehmungslustiger, erfolgreicher und entfaltungsfähiger werden.
Warum eigentlich nicht auch ICH Egoismus ist keineswegs Selbstsucht. Ein Egoismus, der dahin strebt, sich selber optimal zu entfalten, ist durchaus sozial, denn eine Gesellschaft kann sich nur dann optimal entfalten, wenn sich zugleich jeder einzelne optimal zu entfalten sucht. Einem Volk geht es nur dann gut, wenn es jedem einzelnen gut geht. Selbstlosigkeit in Form einer Vernachlässigung der eigenen Selbstentfaltung kann daher nicht sozial sein. Denn eine Gesellschaft kann sich unmöglich optimal entfalten, wenn sich der einzelne nicht entfaltet. Aktives Leben der Gesellschaft bedeutet, daß sich der einzelne ständig mit seiner Umwelt und mit den Gegebenheiten des jeweiligen Augenblicks in Beziehung setzt. 69
Gehemmte sondern sich von der Mitwirkung am tätigen Gemeinschaftsleben ab. Sie tun das infolge ihrer Hemmungen gewohnheitsmäßig. Wenn z. B. ein gehemmter junger Mann vor einem Tanzlokal steht, denkt er vielleicht: »Was werden die Leute von mir denken, wenn ich da einfach alleine hineingehe?« Dieser Gedanke kann verhindern, daß der junge Mann überhaupt hineingeht. Anders aber wird es sein, wenn er sich mit den Gegebenheiten selber in aktive Beziehung setzt und z. B. sich denkt: »Warum eigentlich sollte nicht auch ICH zum Tanzen gehen!« Schon ein einziger solcher Gedanke kann zu einem aktiven Mitwirken am Gemeinschaftsleben führen. Das Wollen des Menschen bestimmt die Richtung seines Handelns und Verhaltens. Diese Richtung kann von Gedanken beeinflußt werden. Gedanken aber können wir auch BEWUSST denken. Wir müssen unser Handeln und Verhalten nicht immer von alten Gedankengewohnheiten bestimmen und diktieren lassen. Wir haben die Fähigkeit, auch selber aktiv zu denken und uns im Gedanken aktiv zur Umwelt und zur Gemeinschaft in Beziehung zu setzen. So ein aktiver Gedanke ist: »Warum eigentlich nicht auch ICH!« Dieser Gedanke läßt sich auf alle möglichen Situationen und Gegebenheiten anwenden. Dazu zwei Mustersituationen: Gehemmte schämen sich, Freude, Fröhlichkeit und Lustigkeit auszudrücken. Sie wollen nicht auffallen. »Was werden denn die Leute sagen, wenn ich so fröhlich und ausgelassen bin?« Dieser Gedanke kann ein aktives Mitwirken an einer fröhlichen und ausgelassenen Gesellschaft verhindern. Anders der folgende aktive Gedanke, in dem man sich aktiv mit der Situation in Beziehung setzt: »Warum eigentlich soll nicht auch ICH fröhlich und ausgelassen sein!« Dieser eine Gedanke kann bereits ein aktives Mitmachen bewirken. Ein Gehemmter setzt sich in einer Gaststätte an einen Tisch, an 70
dem man sich über ein Thema unterhält, das auch ihn interessiert und zu dem auch er etwas zu sagen wüßte. Aber da kommt der Gedanke: »Was werden die von mir denken, wenn ich da einfach dreinrede?« Dieser Gedanke verhindert den sozialen Kontakt. Anders der Gedanke: »JA! Warum eigentlich soll nicht auch ICH mitreden!« Dieser eine Gedanke kann schon gewisse Hemmungen lösen und die aktive Teilnahme am Gespräch ermöglichen. Gehemmte sind beim Aussprechen des Wortes: »ICH« sehr sparsam. Wenn es heißen soll: »ICH meine, daß das nicht stimmt!« dann sagt der Gehemmte lieber: »Stimmt das auch?« Oder wenn ein Gehemmter eigentlich sagen will: »ICH kann das besser machen!« dann sagt er lieber: »Das könnte man auch besser machen!« So versucht der Gehemmte immer ganz gewohnheitsmäßig zu vermeiden, daß er sich in Form eines: »ICH …!« aktiv mit seiner Umwelt und seinen Mitmenschen in Beziehung setzt. Dabei aber hat ja gerade das aktive Mitwirken am Leben der Gemeinschaft eine befreiende und enthemmende Wirkung. Legen Sie daher den falschen Glauben ab, daß der freie Gebrauch des Wortes: »ICH …!« irgend etwas zu tun hat mit Selbstsucht, Rücksichtslosigkeit oder Unhöflichkeit. Beobachten Sie freie Menschen in ihren Gesprächen und Unterhaltungen, wie frei und zwanglos sie von einem »ICH« Gebrauch machen und wie oft sie es anwenden. Und lernen Sie daraus, das »ICH« ebenso frei und zwanglos anzuwenden. Gehemmte Menschen sind höfliche Menschen. Sie nehmen überall Rücksicht. Sie sagen immer und überall das, was die lieben Mitmenschen gerne hören wollen. Und wenn es eine faustdicke Lüge ist. Gehemmte LÜGEN! Sicher tun sie das nicht aus schlechten oder bösen Motiven, sondern einfach deshalb, weil sie es infolge ihrer Hemmungen vermeiden wollen, sich aktiv mit ihren Mitmenschen in Beziehung zu setzen. 71
Gehemmte reagieren auf eine falsche Anschuldigung mit einer verlogenen Höflichkeit. Sie sind zu einem Menschen, der sie eben beleidigt hat, scheinheilig freundlich, und sie machen mit einer höflichen Bemerkung oft sogar dort einen Rückzieher, wo sie soeben beschwindelt und geschädigt wurden. Daher sieht es aus, als ob man Gehemmte leicht »überfahren« könnte, sie leicht beeinflussen könnte und mit ihnen überhaupt tun und lassen könnte, was man will. Mit zunehmender Enthemmung werden Sie auch hier eine deutliche und grundlegende Änderung bemerken. Und auch Ihre Mitmenschen werden das. Man wird Ihnen das auch zu verstehen geben und Sie fragen, was mit Ihnen jetzt auf einmal los ist, weil sie aktiver werden, weil Sie sich nicht mehr alles so gefallen lassen wie früher und weil Sie überall dort, wo es angebracht und nötig ist, auf einmal auch heftig und frei einem anderen Ihre Meinung sagen. Wundern Sie sich über diese Änderung nicht. Sie ist lediglich die logische Folge der fortschreitenden Enthemmung und Befreiung.
Die dritte emotionale Autosuggestions-Übung Auch in der dritten Übungswoche führen wir wieder täglich zwei emotionale Autosuggestions-Übungen durch. Diesmal aber vor einem Spiegel, wie anschließend beschrieben wird. Dabei wird der Suggestions-Text nach Textblatt Nr. 3 verwendet. Die einzelnen Übungszeiten bleiben wieder gleich, also zweimal je 10 bis 12 Minuten. Anschließend an jede einzelne Übung sollen Sie wieder, soweit dies praktisch durchführbar ist, unter Menschen gehen und dort die Nachwirkungen vollbewußt erleben. Die Übung der dritten Woche wird im Gegensatz zu den ersten beiden Übungen der vergangenen zwei Wochen vor einem Spiegel durchgeführt. 72
Das bewirkt wiederum eine deutliche Steigerung der Wirkungen. Das Üben vor einem Spiegel gibt Ihnen aber auch die Möglichkeit, Ihren Gesamtausdruck zu beobachten und ihn diesmal ganz besonders lebhaft, eindringlich und lebendig zu gestalten. Und da der Ausdruck auf die Emotionalität zurückwirkt, wird es Ihnen so leicht möglich sein, die Selbst-Emotionalisierung während der einzelnen Übungen noch bedeutend zu steigern. Ferner tritt bei der Durchführung von emotionalen AutosuggestionsÜbungen vor einem Spiegel ein gewisser SELBSTHYPNOSEEFFEKT auf, der darin besteht, daß die Nachwirkungen der einzelnen Übungen besonders lange anhalten. Wenn Sie die Übungen der vergangenen zwei Wochen richtig, täglich und intensiv durchgeführt haben, dann hält die positive Nachwirkung der vor dem Spiegel durchgeführten Übungen bereits den ganzen Tag über an, und Sie bemerken dadurch, daß Sie sich nun schon in sehr vielen Situationen ganz unterbewußt-automatisch frei, mutig, ungehemmt und selbstsicher verhalten.
Einzelheiten zur Durchführung der Spiegelübung A.) Nehmen Sie das Textblatt Nr. 3 und stellen Sie sich vor einen Spiegel, der zumindest so groß sein soll, daß Sie Ihr komplettes Brustbild sehen können, also Kopf, Oberkörper und Arme. Nehmen Sie vor dem Spiegel zu Beginn der Übung eine aufrechte und gerade Körperhaltung ein: Kopf hoch, Brust etwas heraus, Blick geradeaus und den Mund mit leicht nach außen gestülpten Lippen etwas geöffnet. So ähnlich wie ein Redner, wenn er vor seinem Publikum steht. B.) Nun sehen Sie sich zuerst einige Sekunden lang ruhig und selbstsicher in die Augen und beginnen dann, den Text vom Textblatt Nr. 3 abzulesen. Wenn es Ihnen möglich ist, tun Sie 73
das laut oder halblaut. Falls es nicht möglich ist, dürfen Sie das Sprechdenken anwenden. C.) Während Sie den Text mit OPTIMALEM GESAMTAUSDRUCK UND OPTIMALER SELBST-EMOTIONALISIERUNG ablesen, sehen Sie zwischendurch immer wieder in den Spiegel, beobachten Ihren Gesamtausdruck und lassen Ihr Spiegelbild suggestiv auf sich einwirken. D.) Nachdem Sie den Text viermal durchgenommen haben, legen Sie die Methode wieder weg und gehen zum bewußten Erleben der Nachwirkung unter Menschen. Bei der Spiegelübung sollen Sie ganz besonders auf den Gesamtausdruck achten, also auf die lebhafte, aber doch durchaus sinnvolle Betonung, auf einen lebhaften und ausdrucksbetonten Gesichtsausdruck und auf lebhafte und lebendige Gesten. Dabei dürfen Sie wieder weitgehend übertreiben, damit sich Ihre Gesamtausdrucksfähigkeit löst und lockert. Bedenken Sie immer, daß AUS-DRUCK ein SICH-AUS-DRÜCKEN, also etwas durchaus Lebendiges, Lebhaftes und Dynamisches bedeutet. Ausdruck ist nicht nur das Wiedergeben von Worten und Mitteilungen, sondern IMMER ein AUSDRUCK von EMOTIONEN, also von Gefühlen und Gemütsinhalten. Je freier der Gesamtausdruck ist, um so befreiter, entlasteter und erlöster fühlt man sich. Jedes Zurückhalten von Gefühlen und Gemütsinhalten im Ausdruck aber hemmt, bedrückt, beklemmt und macht befangen und unsicher. Beim SICH-AUS-DRÜCKEN kommt es nicht so sehr darauf an, WAS Sie sagen, sondern vielmehr auf das, WIE Sie etwas sagen. Oder wie man auch sagt: Der TON macht die Musik. Sprechen kann entweder ein totes und wirkungsloses Hörbarwerden von Geräuschen sein, die durch die Betätigung der Sprechorgane 74
entstehen, oder aber auch ein durchaus LEBENDIGES und WIRKUNGSVOLLES AUSDRÜCKEN VON EMOTIONEN. Es gibt Menschen, deren Sprechen langweilt, weil es nicht lebendig und nicht EMOTIONAL ist. Es gibt aber auch Menschen, deren Sprechen so emotional ist, daß alles das, was sie sagen, auf die Zuhörer einwirkt und sie mitreißt, beeinflußt, überzeugt und EMOTIONALISIERT. JA! Man kann durch EMOTIONALES SPRECHEN auch seine Mitmenschen EMOTIONALISIEREN. Genau so, wie Sie bei der Spiegelübung sich selber emotionalisieren. Und auf diese Art und Weise sollen die Spiegelübungen dieser Woche durchgeführt werden: WIRKSAM, MITREISSEND, ÜBERZEUGEND, SELBSTBEEINFLUSSEND UND SELBST-EMOTIONALISIEREND! Um das auch tatsächlich zu erreichen, hilft Ihnen das Bestreben, aus jeder einzelnen Übung eine wahre Meisterleistung zu machen. Denken Sie dabei aber nicht an irgendein Vorbild oder Muster, sondern entfalten Sie sich in IHREM EIGENEN Ausdruck so, WIE SIE SELBER SIND. Jeder Mensch ist irgendwie EINMALIG. Auch SIE! Spielen Sie also bei den Spiegelübungen nicht diesen oder jenen Redner, sondern spielen Sie ganz und gar SICH SELBER. So, WIE SIE WIRKLICH SIND. Es geht ja bei den Übungen nicht darum, etwa ein Schauspieler zu werden, sondern einzig und allein darum, IHRE EIGENE PERSÖNLICHKEIT zu entfalten, zu lösen, zu befreien und zu enthemmen.
Die Hilfsübung des positiv-emotionalisierenden Denkens In der letzten Stufe haben Sie gelernt, Ihre negativen Gedanken und Willensanstrengungen durch eine Hilfsübung abzuschalten und dafür auf GLEICHGÜLTIGKEIT zu schalten. Jetzt sollen Sie eine weitere Hilfsübung kennenlernen, die es Ihnen spielend 75
leicht ermöglicht, Ihre negativen Gedanken und falschen Willensanstrengungen dadurch auszuschalten, daß Sie ganz bewußt und willentlich POSITIV-EMOTIONALISIERENDE Gedanken denken. Da diese positiven Gedanken mit Emotionen verbunden sind, gelingt es spielend leicht, alles Negative und Hemmende auszuschalten und unwirksam zu machen. Negative Gedanken, Zweifelsgedanken und Hemmungsgedanken haben das Bestreben, den Gehemmten vor einer Hemmungssituation FLIEHEN zu lassen. Das positiv-emotionalisierende Denken aber hat das Gegenteil zum Ziel: ANGRIFF. Es ist daher mehr oder weniger auch ein aggressives (auf Angreifen gerichtetes) Denken. Es hat zur Folge, daß sich erstens einmal alle negativen Gedanken schlagartig verflüchtigen und zweitens, daß positive Emotionen entstehen, die dann das Verhalten in ihrem Sinne steuern.
Die Durchführung des positiv-emotionalisierenden Denkens Das positiv-emotionalisierende Denken ist eigentlich kein reines Denken, sondern mehr ein Sprechdenken ohne Mundbewegungen. Es wird so durchgeführt: Positive und emotionalisierende Suggestions-Sätze, wie die später folgenden Mustersätze, werden klar und deutlich gedacht. Gleichzeitig werden sie unhörbar leise und ohne sichtbare Mundbewegung g e f l ü s t e r t . Dabei hat man selber zwar das Gefühl, daß die Sprechorgane tätig sind, aber von außen ist davon kaum etwas zu bemerken. Würde man bei diesem ganz schwachen Flüstern ein Mikrofon ganz nahe an den Mund halten, so könnte man höchstens ein undeutlich-leises, flüsterndes Ausatmen hören. Mit anderen 76
Worten: Die Suggestions-Sätze werden ganz leise, nachlässig, ausdruckslos und »faul« geflüstert. Und zwar so leise, daß sie schon in wenigen Zentimetern Entfernung nicht mehr verständlich sind. Dabei geht aber die Atmung wie beim Sprechen. Jeder von außen sichtbare Ausdruck wird aber zurückgehalten und verhindert. Und gerade dadurch entsteht eine positive EmotionsStauung, die nach Lösung und Verwirklichung drängt. Die Wirkung ist dann, daß sich das Auftreten und Verhalten schon nach einigen wenigen Sekunden in Richtung der angewandten Suggestions-Sätze ausrichtet. Hier einige Muster solcher Suggestions-Sätze: »Wozu soll ich vor diesem Menschen Hemmungen zeigen? – Es ist mir ja ganz egal, was der über mich denkt! – Ich gehe einfach frech an ihn heran und spreche mit ihm! – JA! – Warum eigentlich nicht! Der ist ja auch kein anderer Mensch als ich – also dann! – Heran an den Mann!« »Wozu soll ich Angst haben, dieses Mädchen zum Tanz aufzufordern? – Die freut sich doch bestimmt auch, wenn sie geholt wird und tanzen darf. – Na also! – Dann ran an das hübsche Ding! – Beim Tanzen werde ich schon etwas finden, worüber man sich unterhalten kann. – Es fällt einem ja immer etwas ein. – JA! Sicher sogar! Also dann: LOS! RAN!« »Ohhh! – Da kommt meine alte Freundin. Früher wurde ich immer rot vor ihr – aber jetzt? Phaaa! Wozu denn? Das Mädchen ist auch nicht mehr als jedes andere Mädchen! – JA! – Ich werde sie freundlich grüßen und einfach vorbeigehen! – Mehr will ich ja nicht von ihr! JA! Also los!« »Wozu soll ich gerade vor DEM Hemmungen haben? – Phaaa! – Ich bin ja frei und selbstsicher! Nicht wahr! Also ran an den Kerl!«
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»Wozu vor diesem Mädchen davonlaufen? – Habe ich doch gar nicht nötig! – Im Gegenteil! Ich freue mich, mit ihr zu sprechen! Also: wozu noch warten? Ran an das Mädchen!« »Warum vor dem Chef Angst haben? – Wozu denn? Der ist ja auch nur ein Mensch. Und Chef ist er nur, weil wir für ihn arbeiten. – Ich gehe einfach zu ihm hinein und sage, was ich von ihm will! – JA! Warum eigentlich nicht? – Also dann! – HINEIN ZU IHM!« »Angst vor so vielen Menschen? Wozu denn? – Die haben doch gar keine Zeit, auf mich zu achten. Die sind ja alle mit sich selber beschäftigt. JA! Mit ihren Wünschen, ihren Gedanken, mit ihren Illusionen! – Also los! Hinein in die Menge! – Ganz frei und unbefangen! HINEIN!« »JA! Mutig sein! – Das ist doch ganz selbstverständlich! Da darf es doch gar nichts zu denken geben! – JA! – Ganz einfach heran an die Situation! – JA! Warum eigentlich nicht! ALSO LOS!« »Phaa! Hemmungen? NIE! Ich bin frei und selbstsicher! – Früher? JA! Da hatte ich Hemmungen. Aber jetzt? Nichts mehr da! Nur noch FREI UND SELBSTSICHER! – FREI – SELBSTSICHER!« »Wozu eigentlich Hemmungen? Jeder will ja dasselbe: sich entfalten und glücklich sein! Jeder macht es auf seine Art. Und auch ich mache es auf meine Art. JA! Hinein in das Vergnügen! LOS!« Das waren einige Muster. Solche Suggestions-Sätze lassen sich für ALLE Hemmungssituationen finden. Die Anwendung ist kinderleicht. Der Grundgedanke ist einfach. Er ist auf ANGRIFF gerichtet. Angriff ist das Gegenteil von FLUCHT. Hemmungen und Flucht gehören zusammen. 78
So wie Angriff und Selbstsicherheit zusammengehören. Eines bringt das andere mit sich. Hemmungen bringen Flucht. Flucht bringt Hemmungen. Selbstsicherheit läßt frei angreifen. Angriff macht selbstsicher. Die Hilfsübung des positiv-emotionalisierenden Denkens, das eigentlich ein unhörbares Flüster-Denken ist, wenden Sie nun überall dort an, wo Sie glauben, daß es nötig ist und Ihnen helfen kann. Zwar ist diese Hilfsübung keine Patentlösung, aber sie kann vor sehr vielen Situationen und Personen in Sekundenschnelle eine durchgreifende Wandlung in Ihr Verhalten bringen. Die Wirkung ist vielfach verblüffend gut. Sie zeigt sich besonders darin, daß frühere Hemmungssituationen plötzlich sehr viel an negativer Wirkung verlieren. Oft sogar verwandeln sich durch das positivemotionalisierende Denken selbst schwierige Hemmungssituationen in ganz normale und hemmungsfreie Alltagssituationen. Die Umwandlung einer Hemmungssituation in eine hemmungsfreie Situation geschieht oft so urplötzlich, daß man geradezu verblüfft ist.
Die Macht des positiven Denkens Es wird heute viel über die Macht des positiven Denkens gesprochen und geschrieben. Es gibt sogar eine ganze Anzahl dicker Bücher über dieses Thema. Die Aufforderung: DENKE POSITIV! ist nicht mit einer bloßen »Moralpredigt« zu verwechseln. Es steckt schon etwas dahinter. Das Denken bestimmt ja oft darüber, welche Emotionen ein Mensch hat. Menschen mit negativen Denkgewohnheiten leben meist in einer Welt negativer Emotionen des Hasses, des Ärgers, der Wut, des Zornes und in der Welt der heute besonders weit verbreiteten Angst. Positive Menschen aber haben immer positive Denkgewohnheiten. 79
So wie ein Mensch zu denken gewohnt ist, so ist seine Grundemotionalität. Und diese bestimmt sowohl sein Verhalten als auch seine Gesundheit. Am Beispiel des positiv-emotionalisierenden Denkens können Sie sich selber den Beweis dafür bringen, wie das Denken die jeweilige Emotionalität bestimmt. Und wie ein bewußtes und positives Denken die Emotionalität positiv gestaltet, oft sogar innerhalb weniger Augenblicke. Im bewußten und positiven Denken haben Sie eine Macht in der Hand, die sich durchaus positiv auf Ihr ganzes Leben und auf Ihre gesamte Zukunft auswirkt. Wenn Sie einmal in negativer und niedergeschlagener Stimmung sind, hilft Ihnen ein bewußtes Umschalten auf positive Gedanken sehr schnell dazu, Ihre Augenblickstimmung zu ändern und sie positiv zu gestalten. Wenn die äußeren Umstände oder der Zufall Sie zu negativen und zerstörenden Gedanken reizt, dann haben Sie aber immer noch die Freiheit, sich diesen negativ-zerstörenden Gedanken hinzugeben oder aber ganz bewußt umzuschalten auf positive und lebensfördernde Gedanken. Denken Sie einmal über diese Ihnen von Natur aus mitgegebene Macht nach! Es lohnt sich!
Übungsplan der dritten Woche 1. Täglich zwei emotionale Autosuggestions-Übungen durchführen Dauer jeder Übung: zwischen 10 und 12 Minuten. Die Übungen dieser Woche werden vor einem Spiegel durchgeführt. Wie bei den vorhergehenden Übungen achten Sie wieder ganz besonders darauf, daß ein tatsächlich OPTIMALER GESAMTAUSDRUCK wie auch eine tatsächlich OPTIMALE SELBST-EMOTIONALISIERUNG verwirklicht wird. Die Übungen der 3. Woche sollen womöglich laut oder halblaut durchgeführt wer80
den. Wo dies aber tatsächlich nicht möglich ist, dort darf auch das emotionale Sprechdenken angewandt werden. 2.
Anwendung der Hilfsübung Wenden Sie in dieser Woche überall dort, wo Sie glauben, daß es erforderlich und erfolgversprechend ist, die Hilfsübung des positiv-emotionalisierenden Denkens an. Denken Sie daran, daß diese Übung besonders dann am sichersten wirkt, wenn sie bereits angewandt wird, BEVOR Sie in eine Hemmungssituation hineingehen. 3.
Hemmungen sind WETTERABHÄNGIG Es kann daher vorkommen, daß Sie auf einen Wetterumschwung infolge der damit zusammenhängenden Veränderung luftelektrischer Verhältnisse mit einer vorübergehenden Zunahme früherer Hemmungen reagieren. Lassen Sie sich dadurch nicht abbringen, die vorgeschriebenen Übungen trotzdem täglich durchzuführen. Die negativen Wirkungen eines Wetterumschwunges halten nicht lange an. Nach ein bis zwei Tagen sind Sie dann wieder um so freier und selbstsicherer. Die Erfolge und Wirkungen der einmal durchgeführten Übungen BLEIBEN IN JEDEM FALL ERHALTEN, auch wenn ein Wetterumschwung einen Rückfall vortäuscht. Die Wetterabhängigkeit wird übrigens mit zunehmender Durchführung der Methode immer geringer.
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Die Rolle der Emotionen bei der Enthemmung Emotionen sind Gemütsbewegungen, lebendige Gefühle, aufregende, erregende, bewegende und sonstwie aktivierende und nach Ausdruck strebende Bewußtseinsinhalte. Der Gehemmte hat gelernt, seine Emotionen zurückzuhalten und sie nicht auszudrücken, wie das normal wäre. Daher stauen sich Emotionen in seinem Gehirn. Und gestaute Emotionen lösen Hemmungserscheinungen aus, wie Erröten, Befangenheit, Unsicherheit usw. Das eigentliche Wesen der EMOTIONALEN ENTHEMMUNG besteht nun darin, die Emotions-Stauungen durch das freie Ausdrücken von Emotionen zu beseitigen. Dazu die folgenden Leitsätze: SEELISCHE UND SOZIALE HEMMUNGEN ENTSTEHEN DURCH DAS ZURÜCKHALTENWOLLEN VON EMOTIONEN. FREIES VERHALTEN ENTSTEHT DURCH DAS AUSDRÜCKENWOLLEN VON EMOTIONEN. Anders ausgedrückt: ZURÜCKGEHALTENE EMOTIONEN HEMMEN – AUSGEDRÜCKTE EMOTIONEN ENTHEMMEN! Emotionen sind – physikalisch betrachtet – kleine elektrische Ladungen im Gehirn, die sich auf ganz bestimmte Gruppen von Gehirnzellen erstrecken. Sobald Sie eine Emotion erleben, tritt eine ihr entsprechende kleine elektrische Ladung im Gehirn in Erscheinung und bleibt solange bestehen, bis die betreffende Emotion AUSGEDRÜCKT wurde. 83
Dann verschwindet die elektrische Ladung wieder. Werden aber Emotionen nicht ausgedrückt, dann bleiben die betreffenden elektrischen Ladungen im Gehirn bestehen. Wird nach einiger Zeit wieder einmal dieselbe Emotion erlebt, entsteht eine neue elektrische Ladung Wird diese Emotion wieder gestaut, dann haben wir bereits eine stärkere elektrische Ladung im Gehirn. So steigern sich die elektrischen Ladungen im Gehirn mit jeder erlebten und nicht ausgedrückten Emotion. Würden Emotionen maßlos gestaut, dann würde dies zu schweren Krankheiten führen, wenn wir nicht ein automatisches Regelsystem im Gehirn hätten, welches eine Emotionsstauung über ein bestimmtes Maß hinaus verhindert. Gestaute Emotionen haben einen großen Einfluß auf das Nervensystem und über dieses auch einen Einfluß auf das endokrine Drüsensystem. Gestaute Emotionen beeinflussen daher sowohl den ganzen FunktionsMechanismus des Nerven- und Drüsensystems wie auch den gesamten Gesundheitszustand. Damit dieser Einfluß nicht übernormal groß und daher schädlich für die Gesundheit wird, haben wir ein automatisches Regelsystem im Gehirn, welches bei Überschreiten einer gewissen Emotionsstärke eine automatische und unwillkürliche Emotions-Entladung herbeiführt. Solche Emotions-Entladungen unwillkürlicher und automatischer Art geschehen immer dann, wenn durch das Auftreten einer neuen und starken Emotion das elektrische Ladungspotential im Gehirn eine gewisse obere Grenze überschreitet. Solche Emotions-Entladungen sind z. B.: das Erröten, das Gefühl der Befangenheit und Benommenheit, das Gefühl der absoluten Gedankenleere, die Unfähigkeit zu sprechen, das Zittern der Hände, die unsicheren Bewegungen der ganzen Glieder und das Gefühl der allgemeinen Unsicherheit in Hemmungssituationen. Diese Hemmungserscheinungen sind die Folge unwillkürlicher Emotions-Entladungen. Sie treten daher NUR bei solchen Perso84
nen auf, die den natürlichen Ausdruck ihrer Emotionen verhindern und daher die Emotionen stauen.
Die emotionale Funktion des Errötens Am Beispiel des Errötens wollen wir das Ganze zusammengefaßt klarer verständlich machen. Hat eine Person durch wiederholtes Zurückhalten und Nichtausdrücken ein- und derselben Emotion eine starke Emotions-Stauung im Gehirn und erlebt sie in dieser oder jener Situation, vor dieser oder jener Person wieder einmal dieselbe Emotion, dann wird dadurch die obere Intensitätsgrenze der betreffenden Emotions-Stauung überschritten. Diese Überschreitung der oberen Intensitätsgrenze der betreffenden Emotion wird nun von einem Schutz- und Sicherheitsmechanismus (einem automatischen Regelsystem) im Gehirn wahrgenommen und dieses schaltet sich ein und entlädt die betreffende Emotions-Stauung, damit sie nicht noch stärker wird und dadurch einen Gesundheitsschaden auslöst. Diese Entladung erfolgt über das vegetative Nerven-System. Dieses aber ist von Natur aus mit dem endokrinen Drüsensystem eng gekoppelt. Die Wirkung einer automatischen Emotionsentladung zeigt sich daher als gleichzeitige Nerven- und Drüsenwirkung. Die Nervenwirkung zeigt sich darin, daß man sich befangen und unsicher fühlt. Die Drüsenwirkung aber besteht darin, daß Hormone in die Blutbahn kommen, welche die Eigenschaft haben, die Blutgefäße der Gesichtshaut zu entspannen und zu erweitern. Die Blutgefäße im Gesicht können dann mehr Blut aufnehmen, was sich in einem Warmwerden und einer rötlichen Färbung des Gesichts zeigt. Die betreffende Emotions-Stauung ist somit entladen und abreagiert. Sie ist also AUS-GEDRÜCKT. 85
So haben die verschiedenen Emotionen verschiedene Wirkungen, wenn sie in gestauter Form auf einmal entladen werden. Es gibt Emotionen (besonders solche der Zuneigung, der Liebe, aber auch solche der Scham und der Schuld), die sich als Erröten entladen. Es gibt Emotionen, die sich lediglich als ein mehr oder weiniger starkes Unsicherheits- und Befangenheitsgefühl entladen. Andere Emotionen bewirken einen lebhaften Schweißausbruch, wenn sie sich automatisch entladen und wieder andere bewirken ein Versagen der Sprache, ein Stottern und Stocken. Immer aber treten bei einer automatischen Entladung von Emotions-Stauungen irgendwelche Hemmungserscheinungen auf. So sind Hemmungserscheinungen eigentlich weiter nichts als ein Sicherheitsventil für gestaute Emotionen, das dafür sorgt, daß Emotions-Stauungen nicht zu stark werden können.
Das Wesen der emotionalen Enthemmung Das Wesen der emotionalen Enthemmung besteht darin, daß die Fähigkeit erlernt und erworben wird, möglichst alle Emotionen soweit frei auszudrücken, wie das überhaupt innerhalb der Gesellschaft möglich ist. Dadurch werden zunächst einmal neue Emotions-Stauungen schädlicher Art verhindert und zugleich alte Emotions-Stauungen langsam und auf harmlose Art und Weise entladen. Ist das freie Ausdrücken aller Emotionen einmal so weit erlernt, daß es als feste Gewohnheit, also in Form eines unterbewußt-automatischen Reaktions-Systems, ganz von selber und ohne jede bewußte Anstrengung abläuft, dann ist das Ziel erreicht. Die früheren Hemmungen und Hemmungserscheinungen sind verschwunden und das gesamte Auftreten und Verhalten ist frei, ungehemmt und selbstsicher. Nun ist es aber für einen Gehemmten zu Beginn nicht so leicht, 86
nun plötzlich von einem Zurückhaltenwollen der Emotionen auf einen freien Emotionsausdruck umzuschalten. Daher beginnen wir erst in dieser vierten Stufe damit, den freien Ausdruck von Emotionen systematisch zu erlernen. Die positiven Wirkungen der bisher t ä g l i c h durchgeführten Übungen sorgen dafür, daß es jetzt leicht und ohne Schwierigkeiten gelingt. Da der freie Ausdruck von Emotionen für viele Gehemmte nicht auf Anhieb klar verständlich und begreifbar ist, müssen wir ganz systematisch an die Sache herangehen und mit Hilfe von Einfühlübungen die praktische Möglichkeit schaffen, daß sich tatsächlich JEDERMANN klar und eindeutig in die Enthemmung und das freie Ausdrücken von Emotionen EINFÜHLEN kann. Ein nur verstandesmäßiges Verstehen, verbunden mit guten Ratschlägen, würde keinen Erfolg bringen. Nur ein SICHHINEINFÜHLEN und ein aktiv-übendes ERLEBEN UND ERFAHREN kann die gewünschte Änderung bringen. Und dazu dienen die Übungen der folgenden drei Stufen. Zuvor aber noch etwas anderes.
Der Unterschied zwischen gehemmten und freien Menschen Das Bewußtsein des Menschen hat die Eigenschaft, sich den Gegebenheiten anzupassen und das für richtig und normal zu halten, was längere Zeit hindurch praktisch gegeben war. So empfindet der Gehemmte sein Fühlen, Wollen und Streben als durchaus normal. Lediglich seine immer wieder auftauchenden Hemmungserscheinungen hält er für unnormal. Da aber mit der Enthemmung nicht nur die Hemmungserscheinungen verschwinden, sondern sich auch das ganze Bewußtsein, also das Fühlen, Wollen und Streben entsprechend ändert, kann es vorkommen, daß sich der Gehemmte auf einmal anders fühlt als 87
sonst. Er hat sozusagen das Gefühl, nun nicht mehr derselbe zu sein, der er war. Dieses Begleitgefühl der Enthemmung geht aber mit so vielen positiven Erlebnissen und Erfahrungen einher, daß es nicht als unangenehm empfunden wird. Trotzdem aber können sich daraus in nachdenklichen Stunden bestimmte Zweifelsgedanken entwickeln. Man beginnt zu fühlen und zu erleben, daß man auf einmal ein ganz anderer, ein neuer Mensch wird. Nun ist aber gerade beim Übergang vom alten, gehemmten Menschen zum neuen und freien Menschen die Tatsache gegeben, daß beide Arten des Bewußtseins nebeneinander bestehen. Das alte Bewußtsein des Gehemmten, der seine Emotionen gewohnheitsmäßig zurückzuhalten bestrebt ist und das neue Bewußtsein des freien Menschen, der seine Emotionen immer mehr frei ausdrückt. So kann einige Tage lang ein Zustand entstehen, in dem eine gewisse Trägheit und Unentschlossenheit herrscht. Das Alte, das Gehemmte und Negative versucht sich zu halten. Erfahrungsgemäß hat ja jede alte Gewohnheit das Bestreben, sich infolge geistiger Trägheit zu erhalten. Aber dieser Zustand vergeht bereits nach zwei bis vier Tagen wieder, wenn die täglich durchzuführenden Übungen exakt weitergemacht werden. Lassen Sie sich also von Ihrer eigenen geistigen Trägheit nicht dazu verleiten, die Übungen aufzugeben. Auch dann nicht, wenn Sie einige Tage lang (es sind meist nur 2 bis 4 Tage!) eine gewisse geistige Trägheit und Unentschlossenheit bemerken. Bleiben Sie Ihrem Ziel TREU! Damit Sie sich des wesentlichen Unterschiedes zwischen gehemmten und freien Menschen stets klar bewußt sind, lesen Sie in dieser Woche mehrmals die folgende Gegenüberstellung aufmerksam und nachdenklich durch. Sie wird Ihnen immer wieder positive Anregungen, Mut und Zuversicht geben.
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DER GEHEMMTE MENSCH: DER FREIE MENSCH: ist gehemmt lebt in sich hinein hält Emotionen zurück hat Hemmungserscheinungen
ist hemmungsfrei lebt aus sich heraus drückt Emotionen aus keine Hemmungserscheinungen spricht ohne Gefühl spricht mit Gefühl meidet den Umgang mit ande- sucht den Umgang mit anderen ren hat Ausdrucks-Angst hat Ausdrucks-Freiheit ist körperlich verkrampft ist körperlich entspannt sucht nach Erkenntnissen sucht nach Erfahrungen ist mutlos und lustlos hat Mut und Lust ist unzufrieden ist zufrieden fühlt sich unglücklich fühlt sich glücklich kann sich nicht entfalten kann sich gut entfalten ist erfolglos ist erfolgreich ist nervös und aufgeregt ist ruhig und gelassen sucht die Schuld bei anderen sucht die Schuld bei sich denkt selbstsüchtig denkt sozial lebt in der Phantasie lebt in der Wirklichkeit pflegt Tagträume pflegt tätiges Handeln ist passiv-zurückhaltend ist aktiv-mitwirkend ist ausdrucksgehemmt ist ausdrucksfreudig ist leicht beeinflußbar kann andere beeinflussen spricht leer und leblos spricht sinnvoll und lebhaft drückt nur Gedanken aus drückt Emotionen aus neigt zum Lügen ist wahrhaftig wird nicht anerkannt wird überall anerkannt ist meist kränklich ist meist gesund wird selten reich kommt zu Wohlstand hat wenig Lebenslust hat Lebensfreude
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Die Fähigkeit, sich frei zu unterhalten Jeder Gehemmte kennt den Zustand der Gedankenleere bei Unterhaltungen und Gesprächen. Obwohl er sich gerne weiter unterhalten möchte, ist sein Gehirn leer. Er weiß nichts mehr zu sagen. Das kommt daher, weil der Gehemmte NUR GEDANKEN, also INFORMATIONEN (Mitteilungen) ausdrücken will. Um Gedanken und Mitteilungen auszudrücken, braucht man aber nicht viele Worte. Daher sind Gehemmte bei Unterhaltungen und Gesprächen bald am Ende ihrer Weisheit. Der freie Mensch macht es anders: er DRÜCKT EMOTIONEN AUS. Beim Ausdrücken von Gefühlen, Gemütsbewegungen und lebendigen Bewußtseinsinhalten gibt es kein Stocken und Versagen. Ein einziges Gefühl läßt sich mit tausend Worten ausdrücken. Über Lebendiges kann man stundenlang sprechen. Man braucht dabei auch vorher nichts zu überlegen. Man gibt sich einfach der Stimmung hin und alles Sprechen geht von alleine, ganz automatisch reagiert man und bleibt beim Thema. Ausdrucksgehemmtheit besteht darin, daß man lediglich leere Gedanken, sachliche Informationen und verstandesmäßige Argumente ausdrücken will. Und daß man seine echten und wahrhaftigen Emotionen, seine Gefühle, seine Stimmungen und seine Gemütsinhalte zurückhalten und verbergen will. Und auf diese Art wird nie eine echte Unterhaltung entstehen können. Höchstens ein kurzer und nüchterner Gedankenaustausch oder eine Mitteilung. Eine echte zwischenmenschliche Beziehung, ein echter sozialer Kontakt kann nur dort entstehen, wo man wahrhaftig seine Emotionen wiedergibt, wo man seine Gefühle ausdruckt, wo man seine Stimmung frei herausläßt und sie nicht wie einen Kanarienvogel in den Käfig sperrt. 90
Weil das so ist, haben Gehemmte wenig Freunde, wenig echte Freunde. Darum verkehren sie meist mit Menschen, die weit unter ihnen stehen. Und darum fühlen sie sich einsam und gesellschaftlich minderwertig. Und darum leben sie unzufrieden und ohne Glücksgefühl. Die Fähigkeit, sich FREI zu unterhalten, besteht in einer gewissen emotionalen Wahrhaftigkeit. Ein echter menschlicher Kontakt kann ja nicht auf nüchterne Gedanken, auf kalte Mitteilungen, auf höfliche Redensarten und auf emotionale Lügen aufgebaut werden. Eine echte Beziehung von Mensch zu Mensch kann nur von Herz zu Herz, von Gefühl zu Gefühl, von Emotionalität zu Emotionalität entstehen. Nur der, der sich in einer Unterhaltung selber aufgibt und sich ganz und gar in die Stimmung, in die Gefühlswelt und die Gemütslage einer Situation mit seinem ganzen Wesen hineinbegibt, wird sich jederzeit frei und ungehemmt unterhalten können. Eine Unterhaltung muß etwas sein, worauf man sich freut. Und nicht etwas, vor dem man Angst hat. Gehemmte werden nervös und aufgeregt, wenn sie mit jemandem sprechen sollen. Sie denken schon vorher daran: »WAS WERDE ICH SAGEN?« Freie Menschen gehen mit RUHE UND GELASSENHEIT in eine Unterhaltung und in ein Gespräch hinein. Sie wissen, daß sie nicht erst darüber nachzudenken brauchen, was sie wohl sagen werden. Sie gehen einfach aktiv in eine Unterhaltungssituation hinein mit dem Bestreben, sich darin frei und emotional zu entfalten und auszudrücken. Ihnen ist es wichtiger, WIE sie etwas sagen und ausdrücken. Um das, WAS sie sagen oder ausdrücken, machen sie sich erst gar keine Gedanken. Das ergibt der jeweilige Augenblick ganz von selber.
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Das Denkinstrument des Menschen, sein Großhirn, arbeitet VOLLAUTOMATISCH. Man braucht lediglich eine Richtung oder ein Ziel anzugeben. Alles andere geschieht von selber. Wer sich in einem Gespräch oder in einer Unterhaltung immer NUR der jeweiligen Situation, der Stimmung, der Gefühls- und Gemütslage hingibt, dessen Gehirn arbeitet am sichersten und er wird immer und überall ganz automatisch gerade die Gedanken zur Verfügung haben, die er gerade braucht. Wer sich aber mit dem Suchen von Gedanken und Ideen befaßt, wird weiter nichts erreichen als GEDANKENLEERE. Unser Großhirn kann nämlich NUR DANN reibungslos arbeiten, wenn wir ihm VERTRAUEN, VOLL UND GANZ VERTRAUEN!
Die verschiedensten Ausdrucksmöglichkeiten Die Sprache ist das allgemein anerkannte Hauptausdrucksmittel des Menschen. Mit ihr kann er Gedanken, Informationen und verstandesmäßige Bewußtseinsinhalte ausdrücken. Aber das ist nur die eine Seite der sprachlichen Ausdrucksfähigkeit. Innerhalb der Sprache gibt es noch eine weitere und gerade für uns sehr wichtige Ausdrucksmöglichkeit. Den Ausdruck von Emotionen, also den Ausdruck von Gefühlen und gemütsmäßigen Bewußtseinsinhalten. Zwischen diesen beiden Ausdrucksmöglichkeiten müssen wir klar unterscheiden. Der Ausdruck von GEDANKEN und verstandesmäßigen Bewußtseinsinhalten geschieht einzig und allein durch die Tätigkeit des Sprechens. Es kommt dabei lediglich auf den Inhalt und Sinn der gesprochenen Worte an. Die Betonung, der Tonfall und das Mitschwingen von Gefühl und Gemüt hat beim Ausdruck von verstandesmäßigen Bewußtseinsinhalten nur eine Nebenbedeutung. Hier kommt es auf das an, WAS man spricht. 92
Anders beim Ausdruck von GEFÜHLEN und gemütsmäßigen Bewußtseinsinhalten. Da kommt es mehr darauf an, WIE etwas ausgesprochen wird. Also auf die Betonung, auf den Tonfall, auf die Lautstärke und auf das lebendige Mitschwingen von Gefühl und Gemüt innerhalb des Sprechens. Verstandesmäßig bedeutet das kleine und unscheinbare Wörtchen: »ja« immer ein und dasselbe, nämlich den Ausdruck eines bejahenden und zustimmenden Gedankens. Gemütsmäßig aber kann bereits das kleine Wörtchen: »ja« viele verschiedene Bedeutungen haben. So z. B., wenn es verliebt und zärtlich ausgesprochen wird. Dann bedeutet es zugleich die Emotion: LIEBE. Und wenn es zornig ausgesprochen wird, kann es die Emotion des ZORNS ausdrücken. Es kann auch ängstlich und zaghaft ausgesprochen werden, dann drückt es ANGST aus. Und wenn es freudig ausgesprochen wird, drückt es die Emotion der FREUDE aus. So bestimmt die Art und Weise, WIE etwas ausgesprochen wird, die EMOTIONEN, die ausgedrückt werden. Wenn wir aber von einem freien Ausdruck von Emotionen sprechen, dann meinen wir nicht den sprachlichen Ausdruck an sich, also nicht das, WAS ausgesprochen wird, sondern immer die Art und Weise, WIE etwas ausgesprochen wird. Nur darin drücken sich Emotionen aus. Nun ist aber das Wesen des EMOTIONALEN Ausdrucks vielen Gehemmten gar nicht voll bewußt. Sie verstehen wohl verstandesmäßig, was darunter gemeint ist, aber sie haben dieses LEBENDIGE Wesen des emotionalen Ausdrucks noch nicht voll und ganz ERFAHREN, ERFÜHLT und ERLEBT. Daher folgt nun eine spezielle Einfühl-Übung in das emotionale Sprechen, die während der vierten Übungswoche täglich einmal durchgeführt wird. Diese Einfühl-Übung bewirkt, daß das Wesen des emotionalen Ausdrucks innerhalb weniger Tage so weit erlebt 93
und erfahren wird, daß sich aus diesem Erfahren und Erleben heraus dann im Laufe der kommenden Wochen tatsächlich ein echter Emotions-Ausdruck entwickeln kann, der dann auch die gewünschte emotionale Enthemmung und restlose Befreiung von Hemmungen mit voller Sicherheit bringt.
Einfühl-Übung in das emotionale Sprechen Sprechen Sie das Wörtchen: »ja« der Reihe nach mit folgenden emotionalen Bedeutungen aus: (laut oder halblaut!) 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22.
FREUDIG (Sie freuen sich, daß es so ist) ÄNGSTLICH (Sie haben Angst, weil es so ist) FRAGEND (Sie wissen nicht, ob es so ist) ERKENNEND (Sie erkennen, daß es so ist) VERÄRGERT (Sie ärgern sich, weil es so ist) BEFEHLEND (befehlend ausgesprochen) HÖHNISCH (mit Hohn ausgesprochen) ZWEIFELND (Sie zweifeln, daß es so ist) ZÄRTLICH (wie zu einer Geliebten gesprochen) ÜBERHEBLICH (mit dem Gefühl der Überheblichkeit) GELANGWEILT (mit dem Gefühl der Langeweile) UNGEDULDIG (mit dem Gefühl der Ungeduld) ÜBERZEUGT (mit voller Überzeugung ausgesprochen) ERZÜRNT (im Zorn ausgesprochen) VERLIEBT (mit Liebe ausgesprochen) VERZWEIFELT (wie wenn Sie verzweifelt wären) HOFFNUNGSVOLL (wie wenn Sie neue Hoffnung schöpfen) ÜBERRASCHT (wie wenn Sie überrascht wären) ERLÖSEND (wie wenn Sie erlöst aufatmen) VERLEGEN (mit Verlegenheit ausgesprochen) STOLZ (mit Stolz ausgesprochen) ERREGT (mit Erregung ausgesprochen) 94
Diese Übung führen Sie am ersten Tag der vierten Woche mit dem Wörtchen: »ja« durch. An den folgenden Tagen verwenden Sie dazu die folgenden Wörter und Sätze: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7.
Tag: »ja« Tag: »so« Tag: »immer« Tag: »niemals« Tag: »Ich war es« Tag: »Ich werde es tun« Tag: »Du wirst es für mich tun«
Achten Sie bei dieser Übung besonders auf zwei Punkte: 1. Darauf, daß Sie sich in jede der 22 Bedeutungen lebhaft HINEINFÜHLEN. 2. Darauf, daß Sie das jeweilige Wort oder den jeweiligen Satz auch tatsächlich mit dem betreffenden GEFÜHL aussprechen, also mit der betreffenden Betonung, Tonlage, Lautstärke und gefühlsmäßigen Tonfarbe. Lassen Sie sich bei dieser Übung Zeit. Es geht nicht darum, daß Sie die Skala der 22 verschiedenen Bedeutungen möglichst schnell hinter sich bringen, sondern darum, daß Sie JEDE EINZELNE Bedeutung auch tatsächlich LEBHAFT in ihrer Verschiedenartigkeit ERFÜHLEN, ERLEBEN UND ERFAHREN. Ein freies Verhalten und ein emotionalfreier Gesamtausdruck kann ja nicht durch verstandesmäßiges Verstehen, sondern einzig und alleine durch ein FÜHLENDES ERLEBEN erworben werden.
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Beginn der Übungsarbeit in der Praxis des Alltags Nun wollen wir beginnen, das bisher Erlernte und Erfahrene auch in der Praxis des alltäglichen Lebens immer mehr und mehr anzuwenden und zu verwerten. Wir gehen dabei systematisch und planmäßig vor, so daß Ihnen diese Übungsarbeit spielend leicht gelingt. Zur unterbewußt-automatischen Unterstützung wenden wir auch noch die emotionale Autosuggestion an, die mit ihren Nachwirkungen überall dort eingreift, wo Sie mit dem Bewußtsein nachlässig oder zu bequem sind, sich bewußt zu bemühen. Dadurch gelingt die Übungsarbeit im Alltag ganz ohne wesentliche Anstrengung. Und so soll es auch sein: ganz ohne wesentliche Anstrengung und ohne willensmäßige Verkrampfung. In dieser vierten Woche geht es darum, daß der folgende Suggestions-Satz in allen möglichen Situationen und vor allen möglichen Personen immer mehr und mehr verwirklicht wird. Der Suggestions-Satz: ICH SPRECHE IMMER UND ÜBERALL MIT GEFÜHL! Sie werden erleben, daß sich dieser Suggestions-Satz überall dort ganz automatisch einstellt, wo es nötig und zweckmäßig ist. Sie brauchen sich also nicht bewußt anzustrengen, sich an diesen Satz zu erinnern. Er wird ganz von selber kommen, wo und wann Sie ihn brauchen, und dann handeln Sie ganz einfach danach und sprechen – so gut Ihnen das praktisch nach dem Stand Ihrer Übungen möglich ist – MIT GEFÜHL. Dabei werden Sie erleben, wie mit zunehmender Anwendung dieses Satzes Ihre alten Hemmungen und Hemmungserschei96
nungen immer schwächer werden und wie schließlich diese oder jene einzelne Hemmungserscheinung ganz und gar verschwindet. Und so geht es nun die folgenden Wochen weiter, bis alle Ihre alten Hemmungen tatsächlich restlos verschwunden sind und Sie dafür ganz unterbewußt-automatisch immer und überall, in jeder Situation und vor jeder Person, frei und selbstsicher auftreten und sprechen.
Die vierte emotionale Autosuggestions-Übung Diese Übung wird diesmal durchgeführt, während Sie im Zimmer auf- und abgehen. Verwendung findet der Suggestions-Text nach Textblatt Nr. 4. Die Dauer einer jeden Übung beträgt zwischen 10 und 12 Minuten wie üblich. Die Übung dieser vierten Woche braucht nur noch einmal täglich durchgeführt zu werden. Die günstigste Übungszeit ist abends zwischen 19 Uhr und 21 Uhr. Falls Sie aber freiwillig zur Steigerung der Wirkung die Übung wieder täglich zweimal durchführen wollen, dürfen Sie das ohne weiteres tun. Die Übung soll, wenn möglich, laut oder halblaut durchgeführt werden. Falls dies aber tatsächlich nicht möglich sein sollte, dann wenden Sie diesmal wieder das FLÜSTERN an. In Sprechdenkform soll diese Übung nicht durchgeführt werden. Einzelheiten zur Durchführung: A.) Das Textblatt Nr. 4 in die Hand nehmen und den Suggestions-Text laut, halblaut oder im Flüsterton ablesen, wie Sie das von den bisherigen Übungen her schon kennen. Dabei langsam im Zimmer auf- und abgehen. B.) Steigern Sie sich emotional bestmöglich in den Sinn und 97
Inhalt des Textes hinein. Erstreben Sie also wieder eine OPTIMALE SELBST-EMOTIONALISIERUNG. C.) Drücken Sie den Text mit Ihrem ganzen Wesen aus. Der Gesamtausdruck besteht, aus emotionaler Betonung, Gesichtsausdruck und Gesten. Erstreben Sie also wieder einen OPTIMALEN GESAMTAUS-DRUCK. D.) Ihre besondere Aufmerksamkeit schenken Sie diesmal der EMOTIONALEN BETONUNG. Versuchen Sie, den Text MIT IHREM GANZEN GEFÜHL auszudrücken. Achten Sie dabei auf Betonung, Tonfall, Tonhöhe, Lautstärke und auf ein gewisses MITSCHWINGEN VON GEFÜHL UND GEMÜT. Konzentrieren Sie sich also während der Übungen auf das SPRECHEN MIT GEFÜHL.
Übungsplan der vierten Woche 1. Täglich eine Einfühl-Übung in das emotionale Sprechen. Üben Sie täglich einmal die 22 verschiedenen emotionalen Sätze: 1. Tag: »ja«, 2. Tag: »so«, 3. Tag: »immer«, 4. Tag: »niemals«, 5. Tag: »Ich war es«, 6. Tag: »Ich werde es tun«, 7. Tag: »Du wirst es für mich tun«. Achten Sie dabei besonders darauf, daß Sie mit jeder einzelnen Bedeutung das EMOTIONALE ELEMENT der Betonung und Aussprache ganz deutlich FÜHLEN und ERLEBEN. Lassen Sie sich bei den einzelnen Übungen Zeit und fühlen Sie sich in die betreffende Bedeutung hinein. Üben Sie laut oder halblaut! 2. Täglich eine emotionale Autosuggestions-Übung durchführen. Führen Sie täglich eine emotionale Autosuggestions-Übung nach Suggestions-Text Nr. 4 durch. Dauer jeder Übung: 10 bis 98
12 Minuten. Günstigste Übungszeit: zwischen 19 Uhr und 21 Uhr. Neben einer optimalen Selbst-Emotionalisierung und einem optimalen Gesamtausdruck konzentrieren Sie sich diesmal ganz besonders auf ein SPRECHEN MIT GEFÜHL, auf ein gewisses lebendiges Mitschwingen von Gefühl und Gemüt in der Betonung. 3. Übungsarbeit im Alltag. Versuchen Sie diese Woche ganz ohne bewußte Anstrengung und ohne willentliche Verkrampfung immer mehr und mehr MIT GEFÜHL ZU SPRECHEN. Versuchen Sie überall dort, wo Ihnen dies l e i c h t und ohne besondere Anstrengung gelingt, Ihre Stimmung, Ihre Gefühle, Ihre jeweilige Gemütslage und überhaupt Ihre gesamte Emotionalität durch eine entsprechende Sprechbetonung auszudrücken. Das geht durch emotionale Betonung, durch Tonfall, Lautstärke, Tonhöhe und ganz besonders durch ein gewisses MITSCHWINGEN VON GEFÜHL UND GEMÜT. Verwirklichen Sie in dieser Woche den Satz: »ICH SPRECHE IMMER UND ÜBERALL MIT GEFÜHL!«
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Selbstbeherrschung oder automatische Selbstkontrolle Es ist ein ungesundes Zeichen unserer modernen Zeit, daß dem Menschen überall Selbstzwang und Selbstbeherrschung gepredigt wird. Man meint, man brauche sich ja nur zu beherrschen und zu zwingen, so zu sein, wie man sein sollte. Dabei aber bewirkt jeder Zwang eine Reaktion, die genau seiner Stärke entspricht. Je mehr sich ein Mensch bewußt und willentlich zu etwas zwingen will, um so mehr wird er bemerken, daß sich seine Natur dagegen sträubt. Krampfhafte Selbstbeherrschung und willentlicher Selbstzwang führen immer und überall gerade zum Gegenteil dessen, was man damit erreichen möchte. Selbstbeherrschung und Selbstzwang führen zu Hemmungen, zu Emotions-Stauungen, zu Verkrampfungen und zu psycho-somatischen Krankheiten und Fehlfunktionen wie Magengeschwüren, Leber- und Gallenleiden, Herz- und Kreislaufstörungen, Drüsenstörungen und anderen modernen Zivilisationskrankheiten. Das Streben nach Selbstbeherrschung führt immer dazu, daß Emotionen unterdrückt und zurückgehalten werden. Emotionen aber sind elektrische Ladungen in bestimmten Gehirnzellen. Und diese bleiben bestehen, wenn eine Emotion nicht ausgedrückt, sondern in falschem Streben nach Zurückhaltung und Selbstbeherrschung unterdrückt wird. Diese elektrischen Ladungen verstärken sich dann mit jedem neuen Akt der Selbstbeherrschung und so entstehen mit der Zeit starke, negative Emotions-Stauungen, welche über das vegetative Nervensystem und das endokrine Drüsensystem den Gesamtgesundheitszustand negativ beeinflussen und zu Dysfunktionen, Krankheiten und Hemmungen führen. Wenn von einem freien Ausdruck aller Emotionen gespro101
chen wird, denkt man gleich an einen Wutausbruch, an einen Freudentaumel oder an eine Ärgerexplosion. Solche extreme und durchaus nicht wünschenswerte Emotions-Entladungen aber können immer nur dann eintreten, wenn bereits längere Zeit hindurch die betreffenden Emotionen gestaut wurden. Nicht aber dann, wenn man alle Emotionen laufend ausdrückt. Sie schon dann frei ausdrückt, wenn sie soeben erst entstanden sind. Und darauf kommt es an: EMOTIONEN schon DANN und DORT ausdrücken, wo sie entstehen. Dann sind sie noch relativ schwach und spielend leicht auszudrücken. Um eine Emotion im Augenblick ihres Aufkommens auszudrücken, reicht oft schon ein einfaches und mit emotionaler Betonung ausgesprochenes Wort, ja schon ein einfacher emotionaler Gesichtsausdruck oder eine emotionale Geste aus. Die elektrische Ladung der betreffenden Emotion verschwindet dann sofort und bleibt nicht als gestaute Emotion bestehen. Wer so vorgeht, braucht später keine Willenskraft, um sich in Form eines Selbstbeherrschungsaktes verkrampft zu zwingen. Der Ausdruck von Emotionen im Augenblick ihres Entstehens stellt eine gewisse Selbstkontrolle dar. Wird diese Selbstkontrolle zu einer Gewohnheit, dann funktioniert sie immer unterbewußt-automatisch. Man drückt dann seine Emotionen immer dann aus, wenn man sie hat; drückt sie dort aus, wo man sie hat; und drückt sie so aus, wie man sie hat. Und das ist die Formel, die anstelle einer verkrampften und zwangsmäßigen Selbstbeherrschung zu einer echten und automatischen SELBSTKONTROLLE führt. Die Formel: ALLE EMOTIONEN DANN AUSDRÜCKEN, WANN WIR SIE HABEN, SIE DORT AUSDRÜCKEN, WO WIR SIE HABEN, UND SIE SO AUSDRÜCKEN, WIE WIR SIE HABEN! Ist die laufende Anwendung dieser Formel einmal zur Ge102
wohnheit geworden und existieren keine negativen EmotionsStauungen mehr, dann geht alles spielend leicht. Dann lassen sich selbst negative Emotionen wie Ärger, Wut und Zorn relativ leicht ausdrücken. Man braucht dann ja nur relativ schwache Momentemotionen auszudrücken und nicht gleich den ganzen Ärger der letzten sechs Wochen auf einmal. Dann hat man es auch nicht mehr nötig, beim Zusammentreffen mit einer Person, zu welcher man Zuneigung fühlt, die vielen unterdrückten Zuneigungsemotionen der vergangenen Wochen auf einmal durch ein heftiges Erröten zwangsauszudrücken, sondern dadurch, daß man die Augenblicksemotion der Zuneigung einfach durch ein freundliches Lächeln ausdrückt. So einfach ist es, seine Emotionen frei auszudrücken, wenn keine Emotions-Stauungen mehr vorhanden sind. Ein Wort, ein emotional gesprochener Satz, ein emotionaler Gesichtsausdruck oder eine einzige emotionale Geste reichen aus, um eine Emotion auszudrücken, die soeben erst entstanden und bewußt geworden ist. Und wenn diese Art der emotionalen Selbstkontrolle einmal zur Gewohnheit und zu einem unterbewußt-automatischen Reaktions-System geworden ist, dann braucht man keine Angst mehr vor Hemmungen und Hemmungserscheinungen zu haben. Sie sind dann nicht nur verschwunden, sondern praktisch UNMÖGLICH! Man ist dann genau so selbstverständlich frei von Hemmungen, wie man früher selbstverständlich gehemmt war. Das emotional-freie Sich-Ausdrücken und das hemmungsfreie Auftreten und Sprechen zeigt sich immer dann als einfache und tatsächliche Selbstverständlichkeit, wenn keine EmotionsStauungen mehr vorhanden sind. Es ist dann weiter nichts, als ein NORMALES und SELBSTVERSTÄNDLICHES Reagieren auf die Umwelt und auf die Mitmenschen. Und das wird durch die vorschriftsmäßige Anwendung der vorliegenden Methode erreicht. Die vorgeschriebenen Übungen dienen in ihren Einzelwirkungen wie in ihrer komplexen Wirkung im Zusammenspiel mit den anderen Übungen einzig und allein dazu, dieses 103
normale Verhalten mit der Zeit zu einem unterbewußtautomatischen Reaktions-Systemkomplex zu machen. Ist das einmal gelungen, dann verhalten Sie sich in jeder Situation und vor jeder Person frei, ungehemmt und selbstsicher, also NORMAL. Solange noch Emotions-Stauungen vorhanden sind, solange also das Verhalten und Auftreten immer noch der Gefahr einer plötzlichen Emotions-Entladung in Form von Hemmungserscheinungen ausgesetzt ist, wird es zwar nicht leicht sein, sich ein freies, ungehemmtes und selbstsicheres Verhalten, Auftreten und Sprechen überhaupt vorzustellen. Aber mit zunehmenden Übungen wird es immer leichter und einfacher, das normale Verhalten als das anzusehen, was es eigentlich ist, also NORMAL und SELBSTVERSTÄNDLICH.
Das Hauptausdrucksmittel für Emotionen Wenn wir nüchtern, sachlich und nur mit logischer Betonung sprechen, können wir GEDANKEN ausdrücken. Wenn wir gefühlvoll, lebendig und mit emotionaler Betonung sprechen, können wir GEDANKEN UND EMOTIONEN zugleich ausdrücken. Künstler ihres Faches können durch die Sprache auch EMOTIONEN alleine ausdrücken. Sie sprechen dann nicht von wirklichen Dingen des Augenblicks, sondern in Gleichnissen, in Fabeln, in Märchen, in Erzählungen oder Gedichten. Das betrifft die Sprache als ALLEINIGES Ausdrucksmittel. Gibt man aber zur Sprache auch noch den Ausdruck des Gesichts hinzu, dann lassen sich ebenfalls EMOTIONEN ALLEINE ausdrücken. So läßt sich z. B. Freude über eine gute Speise dadurch ausdrücken: »Hmmm!« und ein gleichzeitig freudestrahlender Gesichtsausdruck. 104
So läßt sich Überraschung ausdrücken: »Ohh!« und ein Gesichtsausdruck mit offenem Mund und weitaufgerissenen Augen. Oder Erleichterung: »Hhaaaahh« mit leichtoffenem Mund und entspannten Gesichtszügen. So lassen sich alle möglichen Emotionen durch eine Kombination von Ton und Sprache einerseits und entsprechenden Gesichtsausdrücken andererseits ausdrücken. Wir können aber Emotionen auch durch den Gesichtsausdruck ALLEINE ausdrücken. So z. B.: Freude durch ein freudestrahlendes Lächeln, Schreck durch einen schreckhaften Gesichtsausdruck, Angst durch einen ängstlichen Gesichtsausdruck, Überraschung durch einen überraschten Gesichtsausdruck usw. Ganz gleich, WIE wir eine Emotion ausdrücken, ob mit emotionaler Betonung, ob mit Gesichtsausdruck oder mit beiden zusammen. Immer wird bei einem freien Ausdruck einer Emotion verhindert, daß sie sich in Form einer kleinen elektrischen Ladung in irgendwelchen Nervenzellen des Gehirns staut. Tritt eine Emotion auf, dann tritt gleichzeitig irgendwo im Gehirn eine kleine elektrische Ladung auf. Wird eine Emotion irgendwie frei ausgedrückt, dann verschwindet MIT diesem freien Ausdruck auch die betreffende elektrische Ladung im Gehirn. Diese gleichzeitig mit dem Bewußtwerden einer Emotion im Gehirn auftretende elektrische Ladung hat ja von Natur aus den Zweck, über das auf elektrische Impulse ansprechende Nervensystem einen freien Emotionsausdruck zu bewirken. Wird dieser Emotions-Ausdruck aber verhindert, wie das beim Gehemmten geschieht, der durch falsche Erziehung das Bestreben erworben hat, seine Emotionen bewußt und willentlich dauernd zurückzuhalten, dann bleibt die betreffende elektrische Ladung im Gehirn bestehen und es entsteht dadurch eine Emotions-Stauung. Wenn man Gehemmte beim Sprechen, bei Unterhaltungen und bei allen möglichen sozialen Situationen beobachtet, kann man 105
leicht feststellen, daß sie immer versuchen, mit möglichst wenig Gesichtsausdruck zu sprechen. Gehemmte Menschen sprechen daher leer, ausdruckslos und unwirksam. Dabei aber ist gerade der GESICHTSAUSDRUCK, das SPRECHEN MIT DEM GESICHT, das Hauptausdrucksmittel für Emotionen. Am Gesichtsausdruck erkennt man immer die jeweilige Stimmung, die jeweilige Gefühls- und Gemütslage einer Person. Alle Emotionen drücken sich irgendwie am Gesicht aus. Beim freien Menschen in ihrer wahren Art und Weise. Beim Gehemmten in Verkrampfungen und Anspannungen. Solche Verkrampfungen und Anspannungen im Gesicht aber zeigen an, daß etwas zurückgehalten und gestaut wird. Daher bemerkt man mit zunehmender Enthemmung auch eine ganz deutliche Entspannung und Lösung in der ganzen Gesichtsmuskulatur. Verkrampfungen und falsche Anspannungen verschwinden in dem Umfange, in dem alte Emotions-Stauungen beseitigt und neue Emotions-Stauungen durch den freien Ausdruck von Emotionen verhindert werden. Das Sprechen mit dem Gesicht, um das es in dieser Stufe geht, hat nicht nur eine enthemmende Wirkung und beseitigt nicht nur alte Emotions-Stauungen, sondern hat auch einen wesentlichen Einfluß auf den Gesamtausdruck. Ein entspanntes und gelöstes Gesicht sieht angenehmer aus, wirkt anziehender, anmutiger und harmonischer. Ein verkrampfter Gesichtsausdruck aber wirkt abstoßend, unsympathisch und krankhaft. Am Gesichtsausdruck zeigen sich Krankheiten. Das weiß jeder Arzt. So gibt es den typischen Gesichtsausdruck des Magenkranken, des Gallen- und Leberkranken und des an bestimmten Drüsenstörungen Leidenden. Da aber das Gesicht gleichzeitig gestaute Emotionen anzeigt, lassen sich auch hier aufschlußreiche Rückschlüsse auf die Ursache vielerlei chronischer Krankheiten ziehen. Die moderne psycho-somatische Medizin ist der Ansicht, daß viele chronische Krankheiten eine logische Folge einer sich über längere Zeit hinziehenden falschen Emotionalität sind. 106
Und diese falsche Emotionalität, die eigentlich aus der Summe aller gestauten Emotionen besteht und daher eine Folge der Gehemmtheit und des Nichtausdrückens von Emotionen ist, zeigt sich am Gesichtsausdruck.
Praktische Lern- und Beobachtungsmöglichkeiten Daß der Gesichtsausdruck das Hauptausdrucksmittel für Emotionen ist, mag zwar jedem Gehemmten einleuchten. Aber damit ist es nicht getan. Wer schon lange Jahre oder gar Jahrzehnte an Hemmungen leidet, kann sich von seinen Denkgewohnheiten nicht durch eine verstandesmäßige Erkenntnis auf einen Schlag befreien. Daher sollen Sie diese Woche jeden Tag mehrere Beobachtungsübungen durchführen. Diese bestehen darin, daß Sie andere Personen ganz genau und eingehend in Richtung auf deren Gesamtausdruck beobachten. Möglichkeiten dazu gibt es viele: auf der Straße, in öffentlichen Lokalen, in Geschäften, am Arbeitsplatz, im Kino auf der Leinwand oder am Bildschirm des Fernsehens. Achten Sie dabei auf folgende Einzelheiten: 1. Spricht der Betreffende mit EMOTIONALER BETONUNG? Oder spricht er gehemmt, leer, ausdrucksarm und nichtssagend? 2. Spricht der Betreffende mit EMOTIONALEM GESICHTSAUSDRUCK? Oder spricht er ohne Gesichtsausdruck? 3. Spricht der Betreffende MIT EMOTIONALEM GESAMTAUSDRUCK, also auch mit Kopfbewegungen, Arm107
Beobachten Sie in dieser Art und Weise t ä g l i c h mehrmals andere Menschen, und bilden Sie sich so ein eigenes ERFAHRUNGS-Urteil über das Wesen eines emotionalen Gesamtausdrucks. Sie werden dabei beobachten können, daß es einen klaren Unterschied zwischen FREIEN MENSCHEN und GEHEMMTEN gibt. Freie Menschen drücken ihre Emotionen WAHRHAFTIG aus. Gehemmte aber halten diese zurück oder aber drücken sich UNWAHRHAFTIG aus. Diese Unwahrhaftigkeit Gehemmter geht manchmal so weit, daß sie nicht nur mit Worten lügen, sondern auch mit dem Gesicht. Sie versuchen, solche Emotionen auszudrücken, die sie eigentlich gar nicht haben. Sie verstellen sich und geben sich anders, als sie in Wirklichkeit sind. Auch dadurch, daß andere Emotionen ausgedrückt werden als die, die man wirklich hat, werden Emotionen gestaut. Und da solche Menschen immer negative Emotionen stauen, positive aber oft freimütig ausdrücken oder solche zumindest vorgetäuscht ausdrücken, zeigen sich gerade bei solchen Personen die vielfältigsten Gesundheitsschäden und Dysfunktionen. Diese emotionale FALSCHHEIT kann als Ursache vieler Zivilisationskrankheiten angesehen werden. Aber nicht nur die moderne psycho-somatische Medizin behauptet das. Auch die Alten der Vorzeit haben das schon gewußt und daher Lüge und Falschheit als SÜNDE bezeichnet, als SÜNDE WIDER DIE NATUR. Und da man früher die Natur als diesen oder jenen Gott betrachtete, sagte man, daß dieser oder jener Gott die Sünde bestrafe. Heute aber wissen wir, daß das, was man früher als Gottesstrafe ansah, keine bloße Phantasie war, sondern daß die NATUR jeden Menschen das Leid erleben läßt, das er durch falsches und unrichtiges Verhalten selber verursacht hat. Daß also die Natur den Menschen für jedes widernatürliche Verhal108
ten mit Hemmungen, Leiden und Krankheiten bestraft. Um das klar zu begreifen, braucht man der Natur aber nicht die Form einer Person oder eines persönlichen Gottes zu geben. Es reicht schon, wenn man ganz einfach logisch in den Begriffen von Ursache und Wirkung denkt. Jede Ursache bringt eine Wirkung mit sich. Das ist ein Naturgesetz, über das kein Mensch hinauskann. Wer seine Emotionen zurückhält, staut sie. Und wer in seinem Gehirn gestaute Emotionen hat, muß damit rechnen, daß sich diese in Form von Hemmungserscheinungen und psycho-somatischen Dysfunktionen bemerkbar machen. Eines ergibt das andere. Gehemmtsein, also das in der Kindheit erworbene Streben, seine Emotionen zurückzuhalten, bewirkt Emotions-Stauungen. Und EmotionsStauungen bewirken psycho-somatische Dysfunktionen und Hemmungserscheinungen. Genauso reagiert das Naturgesetz von Ursache und Wirkung, wenn alle Emotionen frei ausgedrückt werden. Dann werden mit der Zeit die Emotions-Stauungen abgebaut, und man fühlt sich freier, selbstsicherer und gesünder. Ganz einfach deshalb, weil die Ursachen für Hemmungserscheinungen und psycho-somatische Dysfunktionen, die Emotions-Stauungen, nun KEINE Ursache für neue Hemmungserscheinungen und Dysfunktionen mehr sind.
Das Sprechen mit dem Gesicht Das Sprechen mit dem Gesicht, das freie Ausdrücken von Emotionen mit dem Gesicht, ist das Übungsthema dieser fünften Übungswoche. Da sich Emotionen jeder Art gerade mit dem Gesicht besonders gut und sogar spielend leicht ausdrücken lassen, müssen wir dem Teilausdruck durch das Gesicht eine besondere 109
Aufmerksamkeit schenken. Aber auch deshalb müssen wir das tun, weil sehr viele Gehemmte gerade für das Sprechen mit dem Gesicht nicht das richtige Gefühl haben. Und daher muß zunächst einmal das richtige Gefühl dafür, wie sich Emotionen durch das Gesicht ausdrücken lassen, systematisch erworben werden. Dazu einige Vorbemerkungen. Der Gesamtausdruck eines Menschen setzt sich aus verschiedenen Teilausdrucksmitteln und Teilausdrucksmöglichkeiten zusammen. Diese sind: 1.
Das Sprechen mit DEN SPRECHWERKZEUGEN Dieses dient hauptsächlich dem Ausdruck von Gedanken, Informationen und Mitteilungen. Das Sprechen mit den Sprechwerkzeugen läuft unterbewußt-automatisch ab. Sobald wir etwas denken und es ausdrücken wollen, läuft das Sprechen ganz von selber. Haben wir aber das Bestreben, etwas zurückhalten zu wollen, dann wird der Sprechfluß gestört. Das Sprechen wird stockend, stotternd und unsicher. 2.
Das Sprechen mit EMOTIONALER BETONUNG Dieses dient dem Ausdruck von Gefühlen, Stimmungen, Gemütsinhalten, Erregungen, Aufregungen und anderen Emotionen. Es wird beim normalen Sprechen des freien Menschen immer mit dem Sprechen der Sprechwerkzeuge zusammen angewandt. Es kann aber auch ohne die Übermittlung von Gedanken als reiner Emotionsausdruck durchgeführt werden. Dann nämlich, wenn wir Emotionen durch einfache und unkomplizierte Laute ausdrücken, wie: Hmmm!, Aaah!, Phaaa!, Oooh! usw. Auch diese Art des Ausdrückens von Emotionen wird normalerweise mit dem allgemeinen Sprechen kombiniert angewandt, ohne daß man sich eigens anzustrengen bräuchte. Das gesamte Sprechen läuft beim freien Menschen unterbewußt-automatisch in seinen Funktionen und bewußt in seinem Gedanken- und 110
Emotionsinhalt ab. Es werden uns also normalerweise nicht die einzelnen Funktionen beim Sprechen bewußt, sondern lediglich die Gedanken und Emotionen, die ausgedrückt werden. 3.
Das Sprechen mit DEM GESICHT Wenn wir hier von einem »Sprechen« mit dem Gesicht sprechen, meinen wir einen AUSDRUCK mit dem Gesicht. Und das ist immer ein EMOTIONALER AUSDRUCK. Man kann zwar auch einige klare Gedanken mit dem Gesicht, oder besser gesagt, mit dem Kopf ausdrücken. So z. B.: »Nein!« durch das Hin- und Herdrehen des Kopfes. Oder: »Ja!« durch das Nicken mit dem Kopf. Man kann sogar einige Sätze mit dem Kopf alleine ausdrücken. So z. B.: »Ich habe nicht verstanden!« durch das Drehen des Kopfes und Hinwenden des Ohrs in Richtung auf den Sprecher. Aber diese Ausnahmen sind wenige. Gesicht und Kopf aber können unzählige verschiedene Emotionen ausdrücken. Daher ist gerade das Gesicht das Hauptausdrucksmittel für Emotionen aller Art. Wer beim Sprechen nicht nur mit seiner Stimme spricht, sondern auch mit dem Gesicht, drückt Emotionen aus und enthemmt sich. Denn jeder freie Ausdruck einer Emotion vermeidet und verhindert eine Emotions-Stauung. Und wenn EmotionsStauungen vorhanden sind, bewirkt jeder frei-emotionale Gesichtsausdruck einen Abbau, eine Entladung auf normale Art und damit eine Enthemmung. Sobald gehemmte Personen lernen, sich emotional mit dem Gesicht auszudrücken, erleben sie laufend eine Besserung, Erleichterung und Enthemmung. Oft reichen wenige Tage aus, um selbst bei schwergehemmten Menschen ganz bedeutende Besserungen und Erleichterungen zu erzielen. Einfach dadurch, daß nun JEDE Emotion mit dem Gesicht (in Verbindung mit den anderen Ausdrucksmöglichkeiten) frei ausgedrückt wird. Gehemmte fühlen unbewußt, daß man sie leicht durchschauen kann, wenn man ihnen ins Gesicht sieht, während sie spre111
chen. Sie fühlen dann, daß man es bemerkt, wie sie ihre wahren Emotionen zurückhalten und verbergen. Und das steigert ihre Unsicherheit und macht sie noch verlegener, als sie schon sind. Sieht man ihnen auf den Mund, beginnen sie zu stocken und zu stottern. Sieht man ihnen in die Augen, dann wenden sie verlegen den Blick weg oder erröten. Sie wissen ja, daß sie etwas zurückhalten wollen, daß sie im Ausdruck nicht ehrlich sind, daß sie etwas vorspielen, das unwahr ist, daß sie sich verstellen und emotional lügen. Sicher tun sie das nicht böswillig, sondern infolge ihrer aus der Kindheit stammenden Hemmungen. Aber sie tun es, und das genügt bereits, um gestaute Emotionen auszulösen und Hemmungserscheinungen auftreten zu lassen. Im Grunde genommen ist jeder Gehemmte ehrlich, wahrhaftig, gerecht und sozial. Aber er ist es nur in seinen Gedanken. Nicht aber im Ausdruck seiner Emotionen. Und daher hat er ein schlechtes und irgendwie schuldhaftes Gewissen, obwohl er nicht grundsätzlich schlecht ist. Je freier der Ausdruck von Emotionen durch den Gesichtsausdruck geschieht, um so freier ist der betreffende Mensch. Wer seine Emotionen mit dem Gesicht wahrhaftig ausdrückt, wer also tatsächlich einen wahrhaftigen Gesichtsausdruck hat, wer immer gerade die Emotion ausdrückt, die sich gerade ausdrücken will, der wird weder verlegen, wenn man ihm auf den Mund oder in die Augen sieht, noch wird dadurch sein Verhalten gehemmt. Das SPRECHEN MIT DEM GESICHT hat viele verschiedene Ausdrucksmöglichkeiten. Hier nur einige davon: Der Blick, die Richtung und Bewegung des Blickes, die Mundstellung und Form des Mundes beim Sprechen, die Stirn mit vertikalen und horizontalen Falten, das Lachen und Lächeln, die Öffnungsweite der Augen, die Haltung des Kopfes beim Sprechen und die Bewegung des Kopfes. Daraus ergeben sich unzählige verschiede112
ne Kombinationsmöglichkeiten beim Ausdruck von Emotionen, die sich aber im Ausdrucksgeschehen ganz von selber immer richtig einstellen, sofern man nur das Bestreben hat, sich mit dem Gesicht und mit dem Kopf wahrhaftig auszudrücken. Genauso wie das Streben nach Zurückhaltung von Emotionen den Gesichtsausdruck leer, ausdruckslos und leblos macht, genauso macht das Streben nach freiem Ausdruck der Emotionen den gesamten Gesichtsausdruck lebendig, emotional und ausdrucksreich. Es brauchen daher keinesfalls alle einzelnen Ausdrucksmöglichkeiten des Gesichts bewußt geübt zu werden. Es ist aber nötig, zu Beginn eines freien Sprechens mit dem Gesicht sich lebendig in die vielen Ausdrucksmöglichkeiten einzufühlen. Nur das, was man FÜHLT, kann man wirklich.
Einfühl-Übung zum SPRECHEN MIT DEM GESICHT Diese Übung besteht darin, daß Sie sich vor einen Spiegel stellen und Emotionen einzig und allein durch das Gesicht auszudrücken versuchen. Damit Ihnen dies leichter gelingt, hier eine kleine Vorübung. Drücken Sie folgendes ganz alleine mit Gesicht und Kopfbewegungen aus, also ohne zu sprechen: 1. JA! (ein bejahendes Kopfnicken) 2. NEIN! (ein verneinendes Kopfschütteln) 3. VIELLEICHT (durch Hochziehen der Augenbrauen und den Kopf leicht zur Seite neigen) 4. ÜBERRASCHUNG (Mund und Augen weit auf) 5. GLEICHGÜLTIGKEIT (Gesicht entspannen und die Augenlider etwas senken) 6. ENERGIE UND ENTSCHLOSSENHEIT (vertikale Falten an der Stirn, Mund zu und ein klarer, entschlossener Blick) 113
7. FREUDE (durch ein freudestrahlendes Lächeln) Nach dieser Vorübung wird es Ihnen leichter gelingen, die nun folgende Hauptübung durchzuführen. Versuchen Sie die nun folgenden Emotionen einzig und alleine durch Gesichtsausdruck und Kopfbewegungen auszudrücken: 1. 3.
Sie sind GLÜCKLICH. Sie haben ABNEIGUNG.
2. 4.
5. 7. 9.
Sie sind ÜBERRASCHT. 6. Sie sind VERLIEBT. 8. Sie sind VERZWEIFELT. 10.
11. 13. 15. 17. 19. 21.
Sie WUNDERN sich. Sie HASSEN etwas. Sie kochen vor WUT. Sie haben ANGST. Sie empfinden DEMUT. Sie haben ERFOLG.
12. 14. 16. 18. 20. 22.
Sie sind ZORNIG. Sie sind FAUL und TRÄGE. Sie sind STOLZ. Sie sind ANDÄCHTIG. Sie sind NIEDERGESCHLAGEN. Sie ÄRGERN sich. Sie sind ZUFRIEDEN. Sie haben MITLEID. Sie fühlen sich FROH. Sie haben SORGEN. Sie sind MUTIG.
Diese Liste der 22 verschiedenen Emotionen üben Sie diese Woche täglich einmal vor dem Spiegel durch. Lassen Sie sich dabei Zeit. Fühlen Sie sich in jede einzelne Emotion lebhaft und lebendig hinein, und drücken Sie diese Emotion dann einzig und alleine durch das Gesicht und durch den Kopf deutlich und lebendig aus. Halten Sie jeden Emotions-Ausdruck etwa 4 bis 5 Sekunden lang fest und gehen Sie dann zum nächsten über. Diese Übung dient nicht dem Verstehenlernen, sondern einzig und alleine dem lebendigen EINFÜHLEN in das SPRECHEN MIT DEM GESICHT.
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Die fünfte emotionale Autosuggestions-Übung Führen Sie in dieser Woche täglich eine emotionale Autosuggestions-Übung VOR DEM SPIEGEL durch. Dauer: 10 bis 12 Minuten. Verwenden Sie den Suggestions-Text auf Textblatt Nr. 5. Bei diesen Übungen achten Sie besonders darauf: A.) Sprechen Sie MIT EMOTIONALER BETONUNG, wie Sie das in der 4. Stufe gelernt haben. Lassen Sie GEFÜHL UND GEMÜT MITSCHWINGEN. B.) Achten Sie darauf, daß Sie den Sinn und Inhalt des Suggestions-Textes auch mit dem Gesicht ausdrücken und SPRECHEN SIE MIT DEM GESICHT! Wenn Ihnen das auch zunächst vielleicht noch nicht voll gelingt, aber jeden Tag wird es besser gehen. C.) Sprechen Sie laut oder halblaut, sofern es möglich ist. Im Notfall können Sie aber auch flüstern. D.) Emotionalisieren Sie sich gleichzeitig innerlich ganz lebhaft und lebendig in den Sinn und Inhalt des Suggestions-Textes hinein, so daß er Sie innerlich bewegt, erregt und bestmöglich begeistert. E.) Versuchen Sie, nach jeder einzelnen Übung sich unter Menschen oder in Gesellschaft zu begeben, damit Sie die Nachwirkung bewußt erleben. Sie werden dabei bemerken, daß Sie sich auch in Gesellschaft freier und emotionaler ausdrücken, daß Sie immer mehr mit Gefühl und Gemüt sprechen und auch Ihre Emotionen mit dem Gesicht ausdrücken.
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Übungsplan der fünften Woche 1.
Täglich eine Einfühl-Übung durchführen Üben Sie täglich einmal die 22 verschiedenen Emotionen mit optimalem Gesichtsausdruck durch. Fühlen Sie sich in jede einzelne Emotion intensiv hinein und halten Sie dann den jeweiligen Gesichtsausdruck etwa 4 bis 5 Sekunden lang fest. Diese Übung dient dem EINFÜHLEN in das Sprechen mit dem Gesicht. 2. Täglich eine emotionale Autosuggestions-Übung durchführen Übungsdauer: 10 bis 12 Minuten VOR DEM SPIEGEL. Übungstext nach Textblatt Nr. 5. Falls Sie zweimal täglich üben wollen, dürfen Sie das tun. Möglichst laut oder halblaut üben. Nur dann, wenn es anders nicht geht, im Flüstern üben. Achten Sie diesmal besonders auf den emotionalen GESICHTSAUSDRUCK bei gleichzeitiger emotionaler BETONUNG des Textes. Wieder wie sonst auch: OPTIMAL SELBST-EMOTIONALISIEREN! 3.
Führen Sie täglich mehrere Beobachtungsübungen durch Beobachten Sie andere Personen im Hinblick auf deren Gesamtausdruck und lernen Sie klar unterscheiden zwischen dem leblosen Ausdruck gehemmter Menschen und der frei-emotionalen und durchaus lebendigen Ausdrucksweise freier Menschen. 4.
Übungsarbeit im Alltag Versuchen Sie in dieser Woche, soweit Ihnen das ohne bewußte Anstrengung und ohne willentliche Verkrampfung möglich ist, die folgende Formel im Alltag zu verwirklichen: ALLE EMOTIONEN DANN AUSDRÜCKEN, WANN WIR 116
SIE HABEN, SIE DORT AUSDRÜCKEN, WO WIR SIE HABEN, UND SIE SO AUSDRÜCKEN, WIE WIR SIE HABEN! Je mehr diese Formel zu einem lebendigen Bestandteil Ihres Verhaltens wird, um so freier und selbstsicherer werden Sie in jeder Lebenslage und vor jeder Person auftreten und sprechen.
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Phantasie und Tagträume als Hemmungsursachen Je gehemmter und unfreier ein Mensch ist, um so mehr neigt er zum Tagträumen und Phantasieren. Gehemmte erleben im Alltag wenig Positives. Da aber das menschliche Nervensystem auf Glückserfahrung eingestellt ist und nur dann einwandfrei und harmonisch funktioniert, wenn zumindest in regelmäßigen Abständen eine Glückserfahrung erlebt wird, sucht sich die Natur im Menschen einen Ersatz für Glückserfahrungen. Dabei gibt es zwei Typen von Menschen. Der eine Typ sucht sein Ersatzglück außen in Form von Alkohol, Tabletten und Drogen oder in Form oberflächlicher Vergnügungen. Der andere Typ sucht sein Ersatzglück innerlich in einem wilden und unkontrollierten Spiel der Phantasie. Solche Menschen pflegen Tagträume und Phantasiespiele. Sie versetzen sich lebhaft in irgendeine Wunschrolle hinein und bildern Szenen und ganze Szenenfolgen, die bis in die kleinsten Einzelheiten hinein die Züge eines durchaus realistischen, inneren Erlebens tragen. So z. B. erlebt sich ein gehemmtes junges Mädchen in seiner Phantasie als Filmstar, als Schallplattenstar oder als armes Aschenbrödel, das von einem Prinzen, einem Millionärssohn oder einem Filmregisseur entdeckt wird. Oder ein gehemmter junger Mann erlebt sich in seiner Phantasie als reicher Fabrikant, als einflußreicher Politiker, als international gefeierter Sportler oder gar als weltbewegender Reformer oder Diktator. Bei solchen Phantasiespielen werden selbst die kleinsten Einzelheiten lebhaft und realistisch gebildert. Daher werden Tagträume oft gleich stark erlebt wie ein tatsächliches Geschehen. Nun ist es klar und verständlich, daß zwischen der Innenwelt 119
solcher Menschen und der Außenwelt des Alltags ein riesenhafter Widerspruch besteht. Und dieser Widerspruch wird dann meist auch entsprechend heftig erlebt, wenn von der Scheinwelt der Phantasie in den Alltag mit seinen Hemmungen und Problemen zurückgekehrt wird. Jede kleinste Hemmungserscheinung wird dann um ein Vielfaches intensiver erlebt, als es eigentlich sein müßte. Ein Erröten vor einem kleinen Angestellten wird als welteinstürzende Katastrophe erlebt, wo man doch noch vor einigen Minuten in der Phantasie selbst vor hohen und höchsten Persönlichkeiten glänzend auftreten konnte. Und die Tatsache, daß man auf eine einfache Frage des Chefs nur verlegen, unsicher und stockend antworten kann, wird als niederschmetterndes Unglück wahrgenommen, wo man doch noch vor kurzer Zeit in der Phantasie als großer Sieger international gefeiert worden ist. So verstärken Tagträume und Phantasiespiele die Hemmungen und lassen die Hemmungserscheinungen so stark zu Bewußtsein kommen, daß sie als niederschmetterndes Unglück empfunden werden. Meiden Sie daher Tagträume und Phantasiespiele! Wenn Sie bemerken, daß Sie wieder einmal die Zügel der Phantasie locker gelassen haben und dabei sind, in eine unwirkliche und hemmungsverstärkende Traumwelt zu flüchten, sagen Sie zu sich selber im Gedanken: »WOZU DENN DIESES UNWIRKLICHE SPIEL? – JA! Ich will mich entfalten, aber nicht in der wertlosen Welt der Phantasie, SONDERN IN DER WIRKLICHKEIT! IM AUGENBLICK! INNERHALB DER GESELLSCHAFT! Und innerhalb MEINES LEBENSKREISES! JA! Das will ich! Und das TUE ICH JETZT AUCH! JA! JETZT GLEICH!« Und dann wenden Sie sich aktiv dem Alltag, dem JETZT, dem SOSEIN zu! Wer so denkt, bemerkt auf einmal, daß es unzählige Entfaltungsmöglichkeiten in der Wirklichkeit gibt. Daß er es gar nicht 120
nötig hat, in die leere, schale und wertlose Welt der Phantasiespiele und Tagträume zu flüchten, sondern daß er sich viel wohler fühlt, wenn er im DIESSEITS, in der WIRKLICHKEIT und im derzeitigen AUGENBLICK DES SOSEINS lebt. Es kommt dann mit der Zeit der Augenblick, wo ihm die Augen aufgehen wie eine alles durchdringende Erleuchtung: DA! HIER! JETZT! DAS IST DAS LEBEN! DAS WIRKLICHE LEBEN! Hier und jetzt in eben DIESEM AUGENBLICK! DAS IST MEIN LEBEN! Wenn einem dieser Augenblick der klaren und hellen Erkenntnis kommt, dieser Augenblick einer alles überflutenden ERLEUCHTUNG, dann kommt es einem vor, als hätte man sich selber früher nur in einem schmutzigen und mit einer dicken Staubschicht bedeckten Spiegel gesehen. Als hätte man die Wirklichkeit des Lebens früher nur durch einen dichten Nebelschleier gesehen. Jetzt aber ist der Spiegel rein und kristallklar. Die Staubschicht ist weggewischt, und man sieht sich so, wie man wirklich ist. Und der dichte Nebelschleier, der die Wirklichkeit des Lebens verhüllte, ist verschwunden, weggeweht, und man sieht auf einmal alles im hellen, strahlenden Sonnenschein so vor sich liegen, WIE ES WIRKLICH IST.
Der Gesamtausdruck als lebendiges Geschehen Man findet bei Gehemmten vielfach den Wunsch: »So schön und klar wie ein Nachrichtensprecher im Fernsehen möchte ich sprechen können!« Dabei wird aber übersehen, daß das schöne und klare Sprechen eines Nachrichtensprechers nur ein nüchternes und sachliches Ausdrücken von Gedanken, Informationen und Mitteilungen ist. Also nur ein einseitiges Sprechen ist. Ein Nachrichtensprecher darf ja KEINE EMOTIONEN ausdrücken. Er darf die Nachricht, daß seine politische Partei gewonnen hat, nicht mit 121
FREUDE ausdrücken. Und er darf auch nicht die Wahlniederlage einer anderen Partei mit Schadenfreude ausdrücken. Er darf überhaupt in die Sachlichkeit und Nüchternheit der Nachrichten und Mitteilungen keine Gefühle oder Gemütsbewegungen hineinmischen. Würde er das trotzdem tun, dann wäre er wohl bald kein Nachrichtensprecher mehr. Das Sprechen eines Nachrichtensprechers ist informativ. Es ist lediglich eine sprechmechanische Wiedergabe kalter, sachlicher, nüchterner und emotional unverfälschter Informationen. Es unterscheidet sich daher wesentlich vom lebendigen und emotionalen Sprechen im Alltag. Daß Gehemmte sich vielfach ein solches Sprechen wünschen, liegt daran, daß sie das Bestreben haben, nur Gedanken auszudrücken. Und daß sie das Bestreben haben, EMOTIONEN zurückzuhalten. Sprechen als Gesamtausdruck ist viel mehr als die schöne und klare Wiedergabe von Gedanken, Informationen und Mitteilungen. Sprechen als Gesamtausdruck der ganzen Persönlichkeit ist LEBENDIGES GESCHEHEN. Ein schönes und klares Sprechen ohne Emotionen und ohne Gesamtausdruck kann NUR DANN das Interesse der Zuhörer wachhalten, wenn es sich um NEUIGKEITEN handelt. Wird aber auf diese nüchterne und sachliche Art von bereits bekannten Dingen gesprochen, dann wirkt selbst das schönste und klarste Sprechen langweilig und einschläfernd. Sprechen als Gesamtausdruck der ganzen Persönlichkeit aber, also Sprechen als lebendiges Geschehen, wirkt immer lebendig, wachhaltend, aktivierend und miterlebend. Auch dann, wenn es keine Neuigkeiten, sondern längst bekannte Tatsachen und scheinbar »banale« und langweilige Dinge und Geschehnisse des Alltags zum Inhalt hat. Gehemmte wundern sich oft darüber, daß freie und ungehemmte Menschen sich stundenlang über ganz allgemeine Dinge unterhalten können und daran sogar auch noch Vergnügen finden. Das kommt daher, weil es der Ge122
hemmte nicht kann. Könnte er es aber, würde es ihm ebenso Spaß machen, sich über Dinge zu unterhalten, die eigentlich gar nicht wichtig sind. Bei solchen Unterhaltungen geht es ja meist weniger darum, Gedanken oder Neuigkeiten auszutauschen, als vielmehr darum, einen lebendigen sozialen Kontakt zu seinen Mitmenschen zu erleben. Also darum, LEBENDIGES GESCHEHEN ablaufen und erleben zu lassen. Sprechen als lebendiges Geschehen ist aktive Anteilnahme am sozialen Leben. Dabei kommt es weniger darauf an, WAS gesprochen wird, weniger auf den Gedankeninhalt und Informationsgehalt, sondern darauf, WIE gesprochen wird, welche Emotionen ausgedrückt werden, wie man aktiv am Gespräch und am lebendigen Geschehen des jeweiligen sozialen Kontaktes Anteil nimmt. Und dabei kommt es nicht so sehr auf eine sprechmechanische Wiedergabe an, sondern mehr auf den TON, auf die emotionale Betonung. Und auf das GESICHT, auf das emotionale Sprechen mit dem Gesicht und dem Kopf. Und auf die Teilnahme des GANZEN MENSCHEN, also auch auf die Teilnahme des ganzen Körpers durch Gesten, wie Handbewegungen, Armbewegungen, Körperbewegungen und Körperhaltungen. Lebendiges Anteilnehmen an einem sozialen Kontakt und Sprechen als lebendiges Geschehen bedeutet immer die aktive Anteilnahme des GANZEN MENSCHEN und der GANZEN PERSÖNLICHKEIT. Alle Einzelausdrucksmerkmale spielen dabei eine bedeutende Rolle: Sprechinhalt (Gedanken), Sprechbetonung (Emotionen), Gesichtsausdruck (Emotionen) und Gesamtausdruck durch Gesten (Gedanken und Emotionen).
Das Sprechen mit dem Körper Als Sprechen mit dem Körper bezeichnen wir den Gesamtkomplex der Gesten und Körperausdrücke. Dazu gehören: 123
Handbewegungen, Handstellungen, Armbewegungen, Armstellungen, Körperbewegungen und Körperstellungen. Durch eine lebhafte Gestikulation kann man nicht nur Emotionen, sondern auch vielerlei Gedanken ausdrücken. Wie sehr das SPRECHEN MIT DEM KÖRPER zum Gesamtausdruck gehört, können Sie leicht im Fernsehen feststellen. Achten Sie nur einen Abend lang darauf, wieweit sich die Menschen mit dem ganzen Körper ausdrücken. So ein Abend der bewußten Beobachtung wird Sie voll und ganz überzeugen. Ein echter und wahrhaftiger Ausdruck von Emotionen ist ohne das Sprechen mit dem ganzen Körper gar nicht möglich. Der Körperausdruck ist neben dem eigentlichen Sprechen, neben Betonung und Gesichtsausdruck ein VOLLWERTIGES Ausdrucksmittel. Alleine durch Gesten und Zeichensprache kann man sich mit Personen, deren Sprache man nicht versteht, über vieles verständlich machen. Naturforscher in der Zeit der Entdeckungsreisen bedienten sich bei der Verständigung mit bisher unbekannten Völkern und Stämmen einzig und alleine der Zeichensprache. Wie wir aus damaligen Schilderungen wissen, kamen auf diese Art und Weise des Gesamtausdrucks sogar regelrechte Unterhaltungen zustande. Jeder normale Mensch bedient sich beim Sprechen irgendwelcher Gesten und Körperbewegungen. Meist aber achtet er gar nicht darauf und ist der Meinung, daß Gesten und Körperbewegungen gar nicht zum eigentlichen Sprechen gehören, sondern nur sozusagen ganz zufällig nebenbei mitlaufen. Diese Ansicht, daß Gesten und Körperbewegungen eigentlich gar nicht zum Sprechen gehören, ist oft die Ursache vieler kleinerer Hemmungen und Unsicherheiten, die es einem Menschen unmöglich machen, sich innerhalb jeder beliebigen Gesellschaft frei und unbefangen zu bewegen. Es gibt sogar viele Menschen, die sich ihrer Gesten schämen und in ihnen einen Mangel an Selbstbeherrschung sehen. Die Folge davon ist, daß die Gesten unter124
drückt werden und dadurch ein gehemmter und unsicherer Gesamtausdruck entsteht. Wieweit eine solche unrichtige und unnatürliche Einstellung gehen kann, sehen wir bei stotternden Personen. Diese sind der Ansicht – und daran ist eine falsche Erziehung schuld –, daß das Sprechen einzig und alleine mit den Sprechorganen geschieht und darin besteht, bewußt einzelne Buchstaben zu formen und daraus Wörter und Sätze zu bilden. Da diese Ansicht aber falsch und unnatürlich ist, mißlingen die bewußten Sprechbemühungen stotternder Personen. Der eigentliche Sprechvorgang läuft ja in allen seinen Einzelfunktionen, wie Wort- und Satzbildung, völlig unterbewußt-automatisch ab. Lediglich der Inhalt und Sinn des Gesprochenen wird bewußt. Lernt eine stotternde Person, daß das Sprechen ein lebendiger Gesamtausdruck ist, daß es dabei besonders um den Ausdruck von Emotionen geht und daß der eigentliche Sprechvorgang bewußt völlig nebensächlich ist, da er ja unterbewußt-automatisch abläuft, wenn er nicht gestört wird, dann stellt sich auch bald eine Besserung ein und manchmal verschwindet das Stottern ganz von selber. Sprechen ist IMMER lebendiger Gesamtausdruck, LEBENDIGES GESCHEHEN. Die einzelnen Teilausdrucksmöglichkeiten wie Sprechen, Betonung, Gesichtsausdruck und Gesten sind vollwertige Ausdrucksmittel, die nicht gehemmt und unterdrückt werden dürfen. Je nach Inhalt des Sprechens herrscht dieser oder jener Einzelausdruck vor. Beim Sprechen von nüchternen und sachlichen Nachrichten, Informationen und Mitteilungen herrscht das eigentliche Sprechen mit sachlicher Betonung vor. Beim gemischten Ausdruck von Gedanken und Gefühlen arbeiten ALLE einzelnen Teilausdrucksfunktionen harmonisch zusammen. Und beim vorwiegenden Ausdruck von EMOTIONEN herrschen Betonung, Gesichtsausdruck und Gesten sogar vor.
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Wenn wir einen Menschen beim Sprechen beobachten, ohne seine Worte hören zu können, dann gelingt es meist leicht, seine gegenwärtigen Emotionen zu erkennen. Wieviel sich alleine schon durch Gesichtsausdruck und Körperausdruck lebhaft ausdrücken läßt, erleben Sie bei der Einfühl-Übung in das Sprechen mit dem Körper, die anschließend an das nun folgende Kapitel folgt. Aber auch schon dann, wenn eine Person nicht gerade spricht, lassen sich aus ihrem Gesichts- und Gesamtausdruck wesentliche Rückschlüsse auf die im jeweiligen Augenblick vorherrschende Emotionalität ziehen.
Der befreiende, lebendige Gesamtausdruck In dieser sechsten Übungswoche versuchen Sie, innerhalb Ihres persönlichen Lebenskreises und innerhalb Ihres Alltags die nun folgende Formel bestmöglich zu verwirklichen: ICH LASSE MEINE EMOTIONEN FREI HERAUS: DURCH EIN LEBENDIGES UND GEFÜHLVOLLES SPRECHEN, DURCH EINEN FREIEN UND LEBENDIGEN GESICHTSAUSDRUCK UND DURCH EINEN FREIEN UND LEBENDIGEN GESAMTAUSDRUCK! Denken Sie dabei immer daran, daß ein freier, emotionaler und lebendiger Gesamtausdruck weiter nichts ist als ein ganz normales und selbstverständliches LEBENDIGES GESCHEHEN. Und daher bedarf es keinerlei bewußter Anstrengung oder willensmäßiger Verkrampfung, um sich frei, emotional und lebendig ausdrücken zu können. NEIN! IM GEGENTEIL! Alles geht ganz von alleine, ganz von selber, ganz automatisch! Sie brauchen tatsächlich NUR EINES zu tun: DIE BREMSEN LOCKER LASSEN! DIE EMOTIONEN FREI HERAUS LASSEN! JA! So einfach ist es! Früher haben Sie Ihre Emotionen 126
angestrengt und krampfhaft zurückgehalten. Schuld daran waren nicht Sie selber, sondern Ihre durch eine falsche und unzweckmäßige Erziehung bedingten Hemmungen. Nun dürfen Sie Ihre Emotionen frei herauslassen. Das ist ALLES! Und dazu bedarf es tatsächlich keinerlei Überwindung, keinerlei Anstrengung, keinerlei Verkrampfung und auch keines bewußten und starken WOLLENS. Die Emotionen brauchen ja nicht absichtlich oder durch eine willensmäßige Anstrengung ausgedrückt zu werden. Nein! Sie haben ganz von selber das Bestreben, sich auszudrücken. Dieses Bestreben haben Emotionen immer und bei jedem Menschen. Beim freien Menschen drücken sie sich auch tatsächlich aus und damit ist die Sache erledigt. Beim Gehemmten aber KÖNNEN sie sich nicht ausdrücken, weil er sie infolge seiner Hemmungen ZURÜCKHALTEN WILL. Und nun brauchen Sie nur dieses bewußte und anstrengende ZURÜCKHALTENWOLLEN, diese EMOTIONALE BREMSE zu lösen und schon geht alles seinen ganz normalen, natürlichen und selbstverständlichen Gang. Die Emotionen drücken sich aus und können sich nicht mehr im Gehirn als elektrische Ladungen stauen. Und damit können sie auch keinerlei Hemmungserscheinungen mehr verursachen. Die früher so gefürchteten Hemmungserscheinungen verschwinden also nicht nur, sondern werden mit der Zeit praktisch sogar UNMÖGLICH. Bei der praktischen Verwirklichung der Formel: »ICH LASSE MEINE EMOTIONEN FREI HERAUS:……!« werden Sie bemerken, daß es in sehr vielen Situationen schon reicht, wenn Sie nur an diese Formel denken. Daß sich dann der frei-emotionale Gesamtausdruck ganz von selber einstellt und daß alles ganz mühelos und automatisch gelingt. Sie werden aber vielleicht auch bei einzelnen Situationen noch bemerken, daß es nicht auf Anhieb gelingt. Diese Situationen werden aber nun von Tag zu 127
Tag und von Woche zu Woche immer weniger. Sobald Sie aber bemerken, daß es einmal nicht spielend leicht geht, dann brauchen Sie nicht zu verzagen. Wir sind ja erst bei der sechsten Stufe. Ihre jetzt noch auftretenden Hemmungserscheinungen werden in den folgenden Übungswochen noch restlos verschwinden. Sie brauchen sich jetzt also in keiner Art und Weise anzustrengen.
Einfühl-Übung zum Sprechen mit dem Körper Führen Sie in dieser Woche täglich einmal die anschließend beschriebene Einfühl-Übung durch. Es geht dabei darum, daß Sie 22 verschiedene Emotionen vor einem Spiegel optimal NUR MIT DEM KÖRPER, also ganz OHNE ZU SPRECHEN, ausdrücken. Da ein Ausdrücken von Emotionen mit dem Körper nur dann zufriedenstellend gelingen kann, wenn auch das Gesicht und der Kopf etwas ausdrückt, wenden Sie bei den täglichen Einfühl-Übungen das SPRECHEN MIT DEM GESICHT und das SPRECHEN MIT DEM KÖRPER zugleich an. Damit Sie klar verstehen, worum es geht, folgt hier eine kleine Vorübung. Drücken Sie mit Ihrem GANZEN KÖRPER, also mit Gesicht, Kopf, Armen, Händen und Körperhaltungen das Folgende vor einem Spiegel aus: 1.
2.
ABLEHNUNG! Strecken Sie die beiden offenen Hände weit nach vorne, die Handflächen nach vorne, die Handrücken zum Körper zeigend, die Finger leicht gespreizt. Den Kopf nehmen Sie links zur Seite und sehen weg. NICHTWISSEN. Schultern anheben, die beiden Arme etwas seitlich vom Körper weg und die Handflächen mit leicht gespreizten Fingern offen nach vorne zeigen lassen. Dazu einen Gesichtsausdruck, der sagt: »Ich weiß nichts!« 128
3.
4.
5.
ICH SETZE MICH DURCH! Die rechte Hand zur Faust ballen, ein energisch-entschlossenes Gesicht zeigen und mit dem rechten Arm eine von oben nach unten führende Bewegung machen. VERNEINUNG. Mit dem Kopf schütteln. Einen verneinenden, entschlossen-festen Gesichtsausdruck zeigen und mit beiden Händen verneinend abwinken. VORSICHT. Den Kopf hochnehmen, die rechte Hand zur Faust ballen und den rechten Zeigefinger ausstrecken. Den Arm hochnehmen und ihn mit dem ausgestreckten Zeigefinger langsam vor- und zurückbewegen. Mit dem Gesicht aufmerksame Vorsicht ausdrücken.
Auf diese Art und Weise versuchen Sie nun, auch die folgenden 22 Emotionen vor einem Spiegel mit optimaler Ausdruckskraft durchzuüben. Fühlen Sie sich bestmöglich in jede einzelne Emotion hinein und drücken Sie diese dann mit Gesicht, Kopf, Gesten und Körper optimal aus. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14.
Sie sind so richtig ZORNIG. Sie sind so richtig FRÖHLICH. Sie haben große ANGST. Sie schütteln sich vor LACHEN. Sie fühlen sich ENERGISCH. Sie fühlen sich durch und durch ZUFRIEDEN. Sie sind stark VERÄRGERT. Sie sind STOLZ. Sie ZWEIFELN über etwas. Sie sind heftig ERSCHROCKEN. Sie fühlen sich so richtig FAUL. Sie fühlen sich FRISCH und MUNTER. Sie sind sprachlos vor ÜBERRASCHUNG. Sie sind ganz RUHIG und GELASSEN. 129
15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22.
Sie sind durch und durch ERFREUT. Sie HASSEN etwas mit ganzem Wesen. Sie haben GESIEGT. Sie haben lebhaften ABSCHEU vor etwas. Sie sind in ANDACHT versunken. Sie sind RATLOS. Sie fühlen sich ganz STARK. Sie sind durch und durch ERREGT.
Gehen Sie nicht schnell oder oberflächlich über diese Liste hinweg. Üben Sie jede einzelne Emotion INTENSIV. Sie sollen nicht nur wissen oder erkennen, daß man Emotionen auch ohne Sprache ausdrücken kann. Sie sollen es vielmehr FÜHLEN, ERFAHREN UND ERLEBEN. Nur das wird zu eigenem geistigen Besitz, was man ERFÜHLT, ERFAHREN UND ERLEBT HAT! Nicht aber das, was man nur gelesen oder studiert hat. Der Irrtum vieler Menschen ist es, daß sie glauben: »Wissen ist Macht!« Das stimmt aber nicht. KÖNNEN IST MACHT!
Emotionale Anpassungsfähigkeit Vielleicht empfanden Sie es als etwas unbequem, daß Sie bei den Einfühl-Übungen der vorigen, wie auch dieser Woche, die verschiedensten und oft geradezu entgegengesetzten Emotionen hintereinander üben mußten. Aber das hat seinen ganz bestimmten Zweck. Und dieser Zweck kann einzig und alleine durch tätiges Üben und bewußtes Sich-Bemühen erreicht werden. Dieser Zweck ist: emotionale Anpassungsfähigkeit. Gehemmte Personen sind infolge ihrer vielen negativen und bedrückenden Erfahrungen emotional träge. Sie neigen dazu, sich Stimmungen, Gefühlen und Emotionen negativer Art sehr leicht 130
hinzugeben. Da im Leben Gehemmter die negativen Emotionen in der Überzahl sind, wird es gar nicht bewußt, daß man auch positive Emotionen bewußt bilden und im Bewußtsein festhalten kann. Aber gerade diese Fähigkeit ist es, der wir einen großen Teil unseres Lebensmutes und unserer Lebensfreude verdanken. Der Fähigkeit des bewußten und absichtlichen Erzeugens positiver und lebensfördernder Emotionen wie Freude, Zufriedenheit, Fröhlichkeit, Gelassenheit und Glücksgefühl. Der Mensch ist kein Sklave seiner Emotionen mehr, wenn er erst einmal die Fähigkeit erfühlt hat, selber und ganz bewußt positive Emotionen zu bilden und im Bewußtsein festzuhalten. Er ist aber seinen Emotionen – sowohl den positiven wie auch den negativen – hilflos ausgeliefert, wenn er von dieser bewußten Fähigkeit keine Ahnung hat. Und da die Passivität gegenüber den zufällig auftretenden Emotionen meist von Hemmungen begleitet ist, erlebt der Gehemmte fast immer nur negative Stimmungen, negative Gefühle und lebensfeindliche Gemütsinhalte. Dies kann anders werden. Aber erst mit dem Augenblick, wo einem die kristallklare Erkenntnis kommt, daß man in der bewußten Erzeugung positiver und lebensfördernder Emotionen den eigentlichen Schlüssel zum Leben in der Hand hat. Den Schlüssel zu Glück, Gesundheit und Zufriedenheit. Vielfach kann schon beim einfachen Durchlesen dieser Gedankengänge die vielsagende Ahnung aufblitzen, daß hier der eigentliche Schlüssel zum Leben liegt. Aber solche ahnungsvolle Gedankenblitze haben in der Praxis des Lebens und des Alltags keinerlei Wirkung. Erst durch das wiederholte ERFÜHLEN, ERFAHREN UND ERLEBEN dieser Dinge kommt die nötige kristallklare Erkenntnis voll zu Bewußtsein. Ist dies einmal geschehen, dann wird daraus eine praktisch verwertbare Fähigkeit, die darin besteht, daß man den Schlüssel zum Leben nicht nur erkennt, sondern ihn auch benützt und mit 131
ihm das verschlossene Tor zu GLÜCK, GESUNDHEIT UND ZUFRIEDENHEIT aufschließt. Der Schlüssel alleine ist wertlos! Das Tor SELBER ZU ÖFFNEN, das ist ALLES!
EMOTIONEN UND EXMOTIONEN Wenn Sie die Einführungsschritt zu dieser Methode eingehend durchstudiert haben, dann wissen Sie genau, was EMOTIONEN sind. Nun wollen wir einen neuen Begriff kennenlernen, der dem Begriff der E-MOTION genau entgegengesetzt ist. Dieser neue Begriff ist: EX-MOTION. Während wir unter einer EMOTION eine INNERE Bewegung oder Bewegtheit verstehen, ist eine EXMOTION eine ÄUSSERLICH ausgedrückte BEWEGUNG oder BEWEGTHEIT. Unter einer EX-MOTION verstehen wir also eine KÖRPERLICH NACH AUSSEN WIRKSAME, also eine AUSGEDRÜCKTE Emotion. Die Vorsilbe: »EX« bedeutet dabei soviel wie: »AUS« oder »HERAUS«. Eine EX-MOTION ist daher immer eine tatsächlich und körperlich ausgedrückte Emotion. Hier zum klareren Verständnis einige verwandte Wörter mit der Vorsilbe »EX«: Exhalation = Ausatmung, Exkavation = Aushöhlung, Exklamation = Ausdruck, Exklusion = Ausschließen, Exkretion = Ausscheidung, Exkursion = Ausflug, Exmission = Ausweisung, Exodus = Auszug, Explanation = Auslegung, Expression = Ausdruck, Expulsion = Austreibung. Wenn man einen Ärger oder eine Freude innerlich wahrnimmt und erlebt, dann ist das eine EMOTION des Ärgers oder der Freude. Wenn man aber einen Ärger oder eine Freude KÖRPERLICH und NACH AUSSEN WIRKSAM ausdrückt, dann verstehen wir darunter eine EXMOTION. So betrachtet, sind auch unsere Emotionalen Autosuggestions-Übungen eigentlich 132
EXMOTIONSÜBUNGEN, wenn wir sie mit der Absicht durchführen, dabei Emotionen KÖRPERLICH und NACH AUSSEN WIRKSAM auszudrücken. Es gibt ein Grundgesetz der körperlichen, seelischen und geistigen Gesundheit. Es lautet: »Die körperlichen, seelischen und geistigen Funktionen des Menschen laufen automatisch einwandfrei ab, wenn er jede innerlich erlebte Emotion unmittelbar als eine nach außen wirksame Exmotion körperlich ausdrückt.« Dieses Grundgesetz ist auch die Formel zur Beseitigung seelischer und sozialer Hemmungen. Um dieses Grundgesetz der körperlichen, seelischen und geistigen Gesundheit im Alltag bestmöglich verwirklichen zu können, braucht der zivilisierte Mensch systematische Übungen. Er ist es ja gewohnt, seine Emotionen nicht auszudrücken, sondern sie zu unterdrücken, zurückzuhalten, zu verbergen oder verfälscht auszudrücken. Und solche systematische Übungen sind die in dieser Methode enthaltenen Emotionalen Autosuggestionsübungen oder EXMOTIONS-ÜBUNGEN!
STANDARD-EXMOTIONS-ÜBUNGEN Die Emotionalen Autosuggestions-Übungen der 6. bis 10. Stufe werden als reine EXMOTIONS-ÜBUNGEN durchgeführt. Sie werden also mit der Absicht durchgeführt, sich KÖRPERLICH und NACH AUSSEN WIRKSAM AUSZUDRÜCKEN. Da diese Übungen bis zum Ende der Methode durchgeführt werden, nennen wir sie STANDARD-Übungen. Beachten Sie bei der Durchführung die folgenden Hinweise: 1.
Der entsprechende Text wird innerhalb von 10 bis 12 133
Minuten VIERMAL VOR EINEM SPIEGEL abgelesen. Für jede Übungswoche liegt ein eigenes Textblatt bei. 2. Steigern Sie sich innerlich OPTIMAL (bestmöglich) in die einzelnen Texte EMOTIONAL hinein. Emotionalisieren Sie sich also mit der VOLLEN und GANZEN HINGABE Ihrer ganzen Persönlichkeit. 3. Drücken Sie sich dabei während jeder einzelnen Übung mit VOLLER und GANZER Ausdruckskraft KÖRPERLICH und NACH AUSSEN GERICHTET aus. Beobachten und kontrollieren Sie dabei Ihren KÖRPERLICHEN GESAMTAUSDRUCK im Spiegelbild. 4. Lassen Sie ALLE Ihre Ausdrucksmittel VOLL und GANZ mitwirken: den Blick, den Gesichtsausdruck, lebhafte Gesten und Gebärden und ganz besonders die BETONUNG. Nur ein wirklich VOLLER und GANZER, also ein wirklich INTENSIVER Gesamtausdruck, kann einen vollen und ganzen Erfolg bringen. 5. Wenn es Ihnen möglich ist, dann üben Sie LAUT. Nur dann, wenn dies wirklich nicht möglich sein sollte, dürfen Sie die Übungen auch in der Form eines lebhaften Flüsterns oder Sprechdenkens durchführen.
Übungsplan der sechsten Woche 1. Täglich eine Einfühl-Übung durchführen. Üben Sie täglich einmal die Liste mit den 22 Emotionen vor einem Spiegel durch. Fühlen Sie sich in jede Emotion bestmöglich hinein und drücken Sie diese dann mit Gesicht, Kopf, Gesten und Gesamtausdruck optimal aus. 134
2. Täglich eine STANDARD-EXMOTIONS-ÜBUNG durchführen. Führen Sie in dieser 6. Übungswoche täglich eine ganz INTENSIVE STANDARD-EXMOTIONS-ÜBUNG durch, wie auf Seite 15 beschrieben wurde. Achten Sie dabei ganz besonders auf einen wirklich dynamischen GESAMTAUSDRUCK und darauf, daß es einzig und allein darum geht, sich KÖRPERLICH und NACH AUSSEN WIRKSAM auszudrücken. Versuchen Sie, mit VOLLER und GANZER Hingabe zu üben. Machen Sie aus jeder einzelnen Übung eine wahre Meisterleistung. Ja üben Sie geradezu mit einer wahren Inbrunst. 3. Übungsarbeit im Alltag. Versuchen Sie diese Woche innerhalb Ihres persönlichen Lebenskreises und innerhalb des Alltags die folgende Formel soweit zu verwirklichen, wie Ihnen das ohne jegliche Willensanstrengung möglich ist: »ICH LASSE MEINE EMOTIONEN FREI HERAUS: DURCH LEBENDIGES UND GEFÜHLVOLLES SPRECHEN, DURCH EINEN FREIEN UND LEBENDIGEN GESICHTSAUSDRUCK UND DURCH EINEN FREIEN UND LEBENDIGEN GESAMTAUSDRUCK!« Achten Sie dabei darauf, daß der emotional-freie Gesamtausdruck keine bewußte Anstrengung ist, sondern ein durchaus müheloses, normales und ganz selbstverständliches GESCHEHEN!
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Unser neues Übungsgelände: der Alltag Viele neue Eigenschaften und Fähigkeiten lassen sich mit Hilfe systematischer Übungen innerhalb der vier Wände eines Zimmers erwerben. Diese Tatsache darf aber nicht über den wahren Sinn und Zweck neuer Eigenschaften und Fähigkeiten hinwegtäuschen. Dieser Sinn und Zweck besteht darin, daß das Erlernte und Erübte in der Praxis des Lebens, also im Alltag verwertet und angewandt wird. Und zwar in Richtung auf eine optimale Selbstentfaltung angewandt wird. Daher wollen wir jetzt unser Übungsgelände ganz und gar vom stillen Kämmerlein in die lebendige Praxis des alltäglichen Lebens verlegen. Wir wollen mit dieser siebten Stufe beginnen, den Alltag und das tätige Leben selber als unser eigentliches Übungsfeld zu betrachten. Dabei stellen wir uns in dieser Woche die Aufgabe, die folgende Formel innerhalb des persönlichen Lebenskreises und innerhalb des beruflichen, privaten und gesellschaftlichen Alltags bestmöglich zu verwirklichen. Die Formel: »ICH DRÜCKE ALLE MEINE EMOTIONEN LEBENDIG, SPONTAN UND WAHRHAFTIG AUS!« Damit Ihnen dies auch tatsächlich bestmöglich gelingt, wollen wir nun diese Formel analysieren (zerlegen und untersuchen).
Alle Emotionen l e b e n d i g ausdrücken Unter einem l e b e n d i g e n Ausdruck von Emotionen ver137
stehen wir zunächst einmal einen lebendigen Gesamtausdruck. Also einen Ausdruck MIT LEBENDIGER UND GEFÜHLVOLLER BETONUNG, MIT LEBENDIGEM GESICHTSAUSDRUCK, MIT LEBENDIGEN GESTEN UND MIT LEBENDIGEM KÖRPERAUSDRUCK. Diesen emotional-freien Gesamtausdruck haben Sie in den vergangenen Wochen schon soweit geübt und erlernt, daß Sie ihn jetzt – sofern Sie die vorgeschriebenen Übungen t ä g l i c h durchgeführt haben – voll und ganz anwenden können. Nun unterscheiden sich aber bewußt durchgeführte Ausdrucksübungen im stillen Kämmerlein ganz deutlich von einem tatsächlich l e b e n d i g e n Gesamtausdruck im Alltag. Alles bewußt Geübte wird immer irgendwie etwas Gemachtes, etwas Erzwungenes und etwas Starres in sich haben. Ein tatsächlich lebendiger Gesamtausdruck im Alltag aber soll ungemacht, ungezwungen, natürlich und lebendig sein. Bewußte Übungen sind daher – selbst wenn sie »lebendig« durchgeführt werden – in unserem Sinne nicht VOLL LEBENDIG. Hier ist es ähnlich wie beim Erlernen einer Fremdsprache. Die Übungen im stillen Kämmerlein werden nie so lebendig sein wie eine Unterhaltung mit einem Ausländer oder einer Ausländerin auf der Straße, im Hotel oder am Strand. Unter einem l e b e n d i g e n Ausdruck von Emotionen verstehen wir daher in jedem Falle den LEBENDIGEN, ungemachten, ungekünstelten und unverfälschten Ausdruck von lebendigen, ungemachten, ungekünstelten und unverfälschten Emotionen, wie sie sich aus dem Erleben des jeweiligen Augenblicks heraus ganz von selber, also spontan ergeben. In anderen Worten: Ihre zukünftigen Übungen im Übungsgelände des Alltags dürfen Sie nicht als ein »gekünsteltes« Ausdrücken irgendwie »gemachter« Emotionen betrachten, sondern 138
vielmehr als ein echtes Erleben eines echten und lebendigen Geschehens, das nur soweit etwas mit bewußten Übungen zu tun hat, als Sie sich absichtlich dem bewußten Erleben des echten emotionalen Geschehens hingeben. Das emotionale Geschehen selber ergibt sich aus dem jeweiligen Augenblick, aus der jeweiligen Situation. Ihr Üben aber besteht lediglich darin, daß Sie sich b e w u ß t eben diesem Geschehen h i n g e b e n . Und eben dieses bewußte SICH-HINGEBEN an das jeweilige emotionale Geschehen bewirkt, daß dieses dynamisch und LEBENDIG wird. Sie werden dabei sehr bald bemerken und erleben, daß Ihnen das lebendige Ausdrücken von Emotionen auf diese Art Freude und Spaß macht. Nur wenn Sie das bemerken und erleben, dann machen Sie es richtig.
Alle Emotionen s p o n t a n ausdrücken Alle Emotionen s p o n t a n ausdrücken, das bedeutet: sie von selber, von innen heraus, aus ihrem eigenen Antrieb auszudrücken. Jede Emotion, die bewußt wird, hat schon von Natur aus das Bestreben, sich irgendwie auszudrücken. Und sie drückt sich ganz von selber auch irgendwie aus, wenn sie nicht bewußt zurückgehalten und an ihrem Ausdruck gehindert wird. Wie Sie wissen, tritt bei jedem Bewußtwerden einer Emotion irgendwo im Gehirn eine elektrische Ladung auf. Und diese elektrische KRAFT – denn eine solche ist es tatsächlich! – bewirkt ganz von selber einen spontanen Ausdruck der betreffenden Emotion, wenn dieser Ausdruck nicht durch ein ZURÜCKHALTENWOLLEN verhindert und gehemmt wird. Hat sich eine Emotion irgendwie ausgedrückt, durch Betonung, durch das Gesicht, durch Gesten oder dgl. Ausdrucksmöglichkeiten, dann verschwindet die betreffende elektrische Ladung im Gehirn. Die Emotion hat sich ausgedrückt und der Fall ist damit erledigt. 139
Alle Emotionen s p o n t a n ausdrücken, das bedeutet auch, daß sie DORT ausgedrückt werden, WO sie sich zeigen. Und daß sie schon DANN ausgedrückt werden, WANN sie auftreten. Hier liegt die Lösung des Hemmungsproblems. Denn JEDE Emotion will sich von Natur aus ausdrücken. Ein Mensch, der laufend seine Emotionen frei ausdrückt, leidet unter keinerlei Hemmungserscheinungen. Er kann nicht einmal unter solchen leiden, denn in seinem Gehirn können sich keine EmotionsStauungen bilden. Und diese sind ja die Ursache für Hemmungserscheinungen. Damit Sie diesen Funktions-Mechanismus ganz klar verstehen, hier nochmal eine kurze Zusammenfassung desselben: Tritt eine Emotion (ein lebendiges Gefühl, eine bildhafte Vorstellung, eine Gemütsbewegung, eine Erregung, eine Aufregung oder dgl.) in das Bewußtsein, dann bildet sich zugleich in den betreffenden Gehirnzellen eine elektrische Ladung, welche der Stärke der jeweiligen Emotion entspricht. Diese elektrische Ladung hat von Natur aus das Ziel, die betreffende Emotion k ö r p e r l i c h auszudrücken. Dieser Ausdruck kann durch Ausdrucksmittel (Sprache, Laute, Betonung, Gesichtsausdruck, Gesten, Körperausdruck) oder durch komplette Handlungen geschehen. Hat eine Emotion einmal ihren körperlichen Ausdruck gefunden, dann verschwindet die betreffende elektrische Ladung im Gehirn. Der Fall ist erledigt. Wird eine Emotion aber nicht ausgedrückt, sondern zurückgehalten, dann verschwindet sie wohl nach einiger Zeit aus dem Bewußtsein. Aber die ihr zugehörende elektrische Ladung im Gehirn bleibt bestehen. Und zwar so lange, bis sich einmal eine Ausdrucksmöglichkeit findet. Werden Emotionen durch ein wiederholtes Zurückhalten und Nichtausdrücken gestaut, dann summieren sich die elektrischen Ladungen im Gehirn so lange, bis eine bestimmte obere Grenze erreicht ist. Ist das eingetre140
ten, dann erfolgen unwillkürliche und ungewollte Zwangsentladungen in Form von Hemmungserscheinungen, plötzlichen Emotions-Ausbrüchen und psycho-somatischen Fehlfunktionen. Um das mit Sicherheit zu vermeiden, müssen alle Emotionen spontan ausgedrückt werden. Und dies ist gar nicht schwer. Jede zu Bewußtsein kommende Emotion hat ja bereits die nach spontanem Ausdruck strebende elektrische Ladung in sich. Man braucht also nur zu vermeiden, daß eine Emotion bewußt oder gewohnheitsmäßig zurückgehalten und gestaut wird. Dann drückt sie sich ganz von selber aus, ganz s p o n t a n .
Alle Emotionen w a h r h a f t i g ausdrücken Alle Emotionen w a h r h a f t i g ausdrücken, das bedeutet: sie ehrlich, unverfälscht und wahrheitsgetreu auszudrücken. Sie SO auszudrücken, WIE sie wirklich vorhanden sind. Nun findet man aber gerade bei gehemmten Personen das Bestreben, sich emotional zu verstellen, emotional zu lügen und sich im Ausdruck ganz anders zu geben, als sie in Wirklichkeit sind. Und dieses Bestreben ist jedem Gehemmten auch irgendwie bewußt. Und weil ihm das bewußt ist, hat er immer ein schlechtes Gewissen und lebt dauernd in der Angst, von anderen Personen durchschaut und als Lügner erkannt zu werden. Und diese Angst zwingt ihn nun wiederum dazu, sich weiter zu verstellen, weiterzulügen und weiter seine echten und wahren Emotionen und Meinungen zurückzuhalten und dafür den Mitmenschen und der Umgebung etwas vorzuschwindeln, was gar nicht den Tatsachen entspricht. Diese Einstellung ist aber nun gerade das Gegenteil der erstrebten emotionalen Wahrhaftigkeit. Bevor wir daher eine echte emotionale Wahrhaftigkeit erreichen können, müssen wir feststellen, woher diese Einstellung Gehemmter kommt. Es handelt sich dabei um eine Einstellung aus der Zeit der 141
frühen Kindheit und Jugend. Dort haben Gehemmte immer wiederkehrend die Erfahrung gemacht, daß der freie Ausdruck von Emotionen und Meinungen b e s t r a f t wird. Und immer wiederkehrende Erfahrungen werden mit der Zeit zu ReaktionsSystemen, die unterbewußt-automatisch ablaufen. Und solche Reaktions-Systeme – obwohl sie bereits in der frühen Kindheit und Jugend erworben wurden – sind auch noch beim Erwachsenen voll wirksam. Die innere Einstellung des Sich-Verstellens und des emotionalen Lügens ist also weiter nichts als eine kindliche Einstellung, die wohl für das Kind zweckmäßig und nötig war, für den Erwachsenen aber durchaus unzweckmäßig und völlig unnötig ist. Ein Kind darf nicht immer seine wahren Emotionen und seine wahre Meinung ausdrücken. Auch dann nicht, wenn etwas tausendmal wahr ist. Wenn der Vater stockbesoffen nach Hause kommt und die Mutter schlägt, dann darf das Kind nicht zu ihm sagen: »Laß die Mutter in Ruhe! Du bist ja besoffen!« Wenn das Kind aber doch so etwas ausdrückt, dann wird es geschlagen. Und wenn die Mutter den Haushalt vernachlässigt und der Vater sie dauernd eine Schlampe nennt, dann darf das Kind die Mutter keine Schlampe nennen. Wenn es das aber doch tut, dann wird es geschlagen. Und wenn der Lehrer in der Schule einem Bauernsohn, der ihm wöchentlich ein Huhn bringt, bessere Noten gibt, dann dürfen das andere Kinder nicht sagen. Falls ein Kind aber doch einmal dem Lehrer die Meinung sagt, dann wird es bestraft. Und so gibt es unzählige Situationen, wo ein Kind seine echten und wahren Emotionen und Meinungen zurückhalten muß, wo es sich verstellen muß und wo es lügen muß, um sich vor einer Bestrafung zu schützen. Das Sich-Zurückhalten, das Sich-Verstellen und auch das Lügen ist somit für das Kind in vielen Fällen nötig und zweckmäßig. Und weil es den tatsächlichen Erfahrungen des Kindes nach nötig und zweckmäßig ist, 142
wird dieses Verhalten mit der Zeit zu einem Reaktions-System, das dem Kind als wirksamer Schutz gegen vielerlei Bestrafungen dient. Nun bleiben aber Reaktions-Systeme so lange voll wirksam, solange sie nicht durch neue und entgegengesetzte ReaktionsSysteme ersetzt werden. Daher haben viele Erwachsene das ganze Leben hindurch kindliche Verhaltens- und Denkgewohnheiten. Die tatsächlichen Zusammenhänge sind ja meist gar nicht bekannt. Und die frühen Kindheits- und Jugenderlebnisse sind längst vergessen. Der Erwachsene wird sich nur seines Verhaltens und Denkens bewußt. Er weiß zwar, daß ein SichVerstellen, ein Lügen und ein dauerndes Sich-Zurückhalten im Ausdruck von Emotionen und Meinungen unzweckmäßig für ihn ist. Aber er kennt ja keinen Weg, der ihn aus seiner Art des gehemmten und unfreien Verhaltens in die Freiheit eines lebendigen, spontanen und wahrhaftigen Ausdrückens von Emotionen und Meinungen führen könnte. Da aber jeder erwachsene Mensch sein gegebenes Verhalten irgendwie vor sich verständlich machen und rechtfertigen will, sucht er unbewußt nach verständlichen und rechtfertigenden Gründen dafür. Und solche sind meist auch bald gefunden. Diesen Vorgang des Sich-Verständlichmachens und des vor sich selber Rechtfertigens von unzweckmäßigen und kindlichen Verhaltensweisen nennt man wissenschaftlich auch: RATIONALISIEREN. So rationalisieren viele Gehemmte ihr kindliches Verhalten dadurch, daß sie von sich der Meinung sind, besonders höflich, rücksichtsvoll und taktvoll zu sein. Andere wieder rationalisieren ihr kindliches Verhalten dadurch, daß sie sich zu der Überzeugung durchringen, einen besonders starken Charakter zu haben, der ihnen ganz einfach verbietet, anderen Menschen durch einen freien Emotions- und Meinungsausdruck »wehzutun«. Es gibt sogar Gehemmte, die in ihrem kindlichen Verhal143
ten des Sich-Verstellens, des Lügens und des Sich-Zurückhaltens eine starke Selbstbeherrschung sehen. So werden durch die natürliche Fähigkeit des Rationalisierens beim erwachsenen Menschen aus durchaus kindlichen Verhaltensweisen »positive« Eigenschaften und Fähigkeiten wie: Höflichkeit, Rücksichtnahme, Taktgefühl, Charakter und Selbstbeherrschung. Dabei aber handelt es sich in Wirklichkeit um weiter nichts als um durchaus unzweckmäßige und unnötige kindliche Verhaltens- und Denkgewohnheiten. Gehemmte sind nicht wirklich höflich. Ihre »Höflichkeit« ist lediglich eine verlogene Höflichkeit. Gehemmte sind nicht wirklich rücksichtsvoll. Ihre »Rücksichtnahme« ist nur ein verlogenes Sich-Verstellen. Gehemmte sind nicht wirklich taktvoll. Ihr »Taktgefühl« ist nur die Unfähigkeit, anderen die wahre und ehrliche Meinung zu sagen. Gehemmte haben keinen starken Charakter. Ihr »starker Charakter« ist nichts als ein aus der Kindheit stammendes Bündel negativer, unzweckmäßiger und entfaltungshemmender Denkund Verhaltensgewohnheiten. Gehemmte haben keine starke Selbstbeherrschung. Ihre »Selbst-Beherrschung« ist weiter nichts als die kindliche Gewohnheit, sich zu verstellen und sich anders zu geben, als sie in Wirklichkeit sind. Gehemmte sind nicht besser und auch nicht schlechter als andere Menschen. In ihrem grundlegenden Fühlen sind sie weiter nichts als NORMAL. Gehemmte fühlen Abneigung gegenüber manchen Menschen. Sie drücken aber eine verlogene Zuneigung aus. Gehemmte haben Zuneigung zu bestimmten Menschen. Sie drücken aber eine scheinheilige Gleichgültigkeit aus. Gehemmte können ebensogut hassen und lieben wie andere Menschen. Aber sie drücken ihren Haß und ihre Liebe anders aus. Sie verstellen sich, spiegeln etwas vor, was gar nicht ist und geben sich auch dort höflich und taktvoll, wo sie am liebsten mit der Faust auf den Tisch schlagen würden. Gehemmte vermeiden es nicht 144
aus Takt, Höflichkeit oder Rücksichtnahme, ihrem Chef einmal die wahre Meinung zu sagen, sondern aus einer unbewußten Angst, dafür bestraft zu werden. Es ist keinesfalls eine Charakterstärke, wenn man es aus einer unbewußten Angst vor einer Bestrafung unterläßt, anderen die ehrliche und wahrhaftige Meinung zu sagen. Charakter ist ganz etwas anderes. Zu einem Charakter gehört: OFFENHEIT, EHRLICHKEIT UND WAHRHAFTIGKEIT. So führt der lebendige, spontane und wahrhaftige Ausdruck von Emotionen und Meinungen zu einem durchaus positiven Charakter. Sobald ein Gehemmter mit seinen kindlichen Denk- und Verhaltensgewohnheiten einmal die hier geschilderten Zusammenhänge klar erfaßt hat, wird in ihm der ERWACHSENE, der ECHTE UND WAHRE MENSCH lebendig. Er fühlt und erkennt auf einmal, daß auch er seine Emotionen und Meinungen wahrhaftig und frei ausdrücken DARF. Und dieses Fühlen und Erkennen bewirkt ganz von selber den starken Wunsch, nun nicht mehr nur nach der Anzahl seiner Lebensjahre als Erwachsener zu gelten, sondern auch tatsächlich ein wahrer Erwachsener zu werden. Ein tatsächlich ERWACHSENER ZU SEIN. Es geht manchmal einige Tage her, bis man sich der ganzen Tragweite dieser Zusammenhänge voll und klar bewußt wird. Aber wenn das einmal geschehen ist, dann bedeutet die Erkenntnis, daß man als Erwachsener seine echten und wahren Emotionen und Meinungen auch tatsächlich AUSDRÜCKEN DARF, sie FREI AUSDRÜCKEN DARF, eine tiefgreifende Erleichterung und Befreiung, die nicht nur das Denken und die innere Einstellung zur Umwelt und zu den Mitmenschen grundlegend ändert, sondern auch das ganze Verhalten und Reagieren der Umwelt und den Mitmenschen gegenüber neu gestaltet. Zugleich hebt sich das Selbstgefühl und das Selbstvertrauen nimmt bedeutend zu. Vielfach wird durch die Erkenntnis, daß man sei145
ne Emotionen und Meinungen tatsächlich wahrhaftig ausdrücken DARF, das allgemeine Lebensgefühl soweit gehoben, daß man wieder erstmals nach vielen Jahren LEBENSMUT und echte LEBENSLUST erlebt. Zugleich verschwindet auch das frühere schlechte Gewissen anderen Personen gegenüber. Und die Angst verschwindet, man könnte von anderen durchschaut und als Lügner und Heuchler erkannt werden. Und diese Tatsache des Verschwindens von schlechtem Gewissen und Angst bewirkt wiederum eine ganz deutliche Erleichterung und eine zunehmende Befreiung von seelischem Druck und seelischen Spannungen. Und so hat unsere zu verwirklichende Formel: »ICH DRÜCKE ALLE MEINE EMOTIONEN LEBENDIG, SPONTAN UND WAHRHAFTIG AUS!« auf ganzer Linie eine positive, erhebende, erlösende und befreiende Wirkung. Sollten Sie aber noch immer zweifeln, daß der erwachsene Mensch seine Emotionen und Meinungen tatsächlich und wahrhaftig ausdrücken DARF, dann beobachten Sie einige Tage hindurch andere Menschen in Richtung auf deren wahrhaftigen Ausdruck von Emotionen und Meinungen. Sie werden dann leicht feststellen können, daß die soziale Bedeutung und Anerkennung einer Person innerhalb der Gesellschaft immer davon abhängt, wieweit sie ihre Emotionen und Meinungen frei und wahrhaftig ausdrückt. Und Sie werden feststellen können, daß gerade bedeutende und anerkannte Persönlichkeiten im freien Ausdruck ihrer Emotionen und Meinungen am wahrhaftesten sind. Und Sie werden als Gegenstück feststellen können, daß gerade unwichtige, unbedeutende und nebensächliche Menschen sich am meisten verstellen, am meisten heucheln und am meisten lügen. Wenn Sie solche Beobachtungen einige Tage hindurch bei allen möglichen Gelegenheiten durchführen, werden Sie voll und ganz davon überzeugt sein, daß der erwachsene 146
Mensch seine Emotionen und Meinungen tatsächlich frei und wahrhaftig ausdrücken DARF. Die Grenzen eines wahrhaftigen Ausdrucks von Emotionen und Meinungen liegen dort, wo geschriebene Gesetze übertreten werden, wo das Sittengesetz gebrochen wird und wo die Ehre eines Menschen angetastet wird. Diese Grenzen dürfen beim freien Ausdruck von Emotionen und Meinungen nicht überschritten werden. Innerhalb dieser Grenzen darf der erwachsene Mensch seine Emotionen und Meinungen tatsächlich frei und wahrhaftig ausdrücken. Daß diese Grenzen in der Praxis nicht überschritten werden, dafür sorgt der gesunde Menschenverstand jedes geistig normalen und intelligenten Menschen schon ganz von selber.
Die praktische Übungsarbeit innerhalb des Alltags Wenn wir uns in dieser Stufe die Aufgabe gestellt haben, die Formel: »Ich drücke alle meine Emotionen lebendig, spontan und wahrhaftig aus!« innerhalb des beruflichen, privaten und gesellschaftlichen Alltags bestmöglich zu verwirklichen, dann ist damit nicht etwa ein bloßer Vorsatz gemeint. Vorsätze werden bekanntlich schnell wieder vergessen. Die Aufgabe, die wir uns in dieser Stufe gestellt haben, bedeutet weit mehr als einen bloßen Vorsatz oder einen Versuch. Diese Aufgabe bedeutet in der Praxis: 1.
Daß jede sich zufällig ergebende Gelegenheit eines Zusammentreffens mit anderen Personen ganz bewußt und absichtlich zur Verwirklichung der Formel benutzt wird. Und zwar soweit, als dies nach dem jeweiligen Stand Ihrer Enthemmung ohne große Schwierigkeiten möglich ist. 147
2.
Daß zusätzlich zu den sich von selber ergebenden Übungsmöglichkeiten auch noch ganz bewußt und absichtlich weitere Übungsmöglichkeiten gesucht werden. Daß also tatsächlich jede sich bietende Gelegenheit dazu benutzt wird, die Formel bestmöglich zu verwirklichen.
Die Verwirklichungsbreite der Formel ergibt sich dabei immer aus dem Stand Ihrer Enthemmung. Sie brauchen deshalb nicht zu übertreiben. Und Sie brauchen in dieser Woche auch noch keine besonders schwierigen Hemmungssituationen aufzusuchen, falls Sie solche noch vorfinden. Sie brauchen die Formel nur dann und dort bestmöglich zu verwirklichen, wann und wo Ihnen dies ohne große Schwierigkeiten tatsächlich auch möglich ist. Die Formel b e s t m ö g l i c h zu verwirklichen bedeutet ja nicht, sie etwa absolut zu verwirklichen. Es bedeutet lediglich, die Formel innerhalb Ihrer tatsächlichen Möglichkeiten b e s t e n s zu verwirklichen. Und dazu brauchen Sie noch keine schwierigen Mutübungen zu machen. Sie sollen ganz einfach die Formel dann verwirklichen und dort verwirklichen, wann und wo Ihnen das auch tatsächlich bestmöglich gelingt. Wo Sie aber schon von vorneherein das sichere Gefühl haben, daß Ihnen eine Verwirklichung der Formel noch nicht gelingen wird, dort nehmen Sie von einem Verwirklichungsversuch eben noch Abstand und warten den weiteren Verlauf der Enthemmung ab. Praktische Übungsmöglichkeiten ergeben sich im Alltag laufend. Es gibt Berufe, in denen sich den ganzen Tag über ununterbrochen Übungsmöglichkeiten ergeben. Es gibt aber auch einige Berufe, wo sich Übungsmöglichkeiten nur selten ergeben. In solchen Fällen bieten sich dann aber in der Freizeit gute Mög148
lichkeiten. Wer den wirklich guten Willen hat, die Formel bestmöglich zu verwirklichen, findet dazu praktisch immer wieder Gelegenheiten. Zusammengefaßt: Ihre praktische Übungsarbeit dieser Woche besteht darin, daß Sie AKTIV jede sich von selber ergebende und jede zusätzlich erreichbare Übungsmöglichkeit dazu benutzen, die Formel im Rahmen Ihrer bereits erreichten Enthemmung b e s t m ö g l i c h zu verwirklichen. Dabei brauchen Sie vorerst nicht so sehr auf Einzelheiten zu achten als vielmehr darauf, daß Sie in sich selber das aktive und lebendige Streben nach einem bestmöglichen, freien, selbstsicheren und emotionalen Gesamtausdruck wecken und stärken. Sie werden dabei erleben, daß Ihnen dieses Streben nach einem emotional-freien Gesamtausdruck bald in Fleisch und Blut übergeht und somit immer mehr zu einer neuen und freien Verhaltensgewohnheit, zu einem neuen, zweckmäßigen und entfaltungsfordernden Reaktions-System wird. Und dieses läßt Sie Ihrer Umgebung und Ihren Mitmenschen gegenüber mit der Zeit immer mehr und mehr unterbewußt-automatisch so reagieren, wie Sie es sich wünschen. Nämlich: emotional-frei, selbstsicher und im Hinblick auf Ihre Selbstentfaltung durchaus fördernd und positiv. Wenn das einmal erreicht ist, wenn also Ihr Auftreten und Sprechen ganz unterbewußt-automatisch, sozusagen ganz gewohnheitsmäßig emotional-frei, selbstsicher und entfaltungsfördernd abläuft, dann ist das Ziel erreicht. Dann sind alle negativen Hemmungen verschwunden und aus Ihnen ist ein freier und selbstsicherer Mensch geworden, der in jeder Lebenslage und vor jeder Person vollkommen frei und selbstsicher auftreten und sprechen kann.
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Fehlerkorrektur ist die Grundlage der Anpassung Der Mensch ist ein durchaus unvollkommenes Wesen. Er steht nicht am Höhepunkt seiner möglichen Entwicklung, sondern befindet sich erst mitten auf dem Wege dazu. Der Mensch gilt zwar im Augenblick als das am höchsten entwickelte Lebewesen dieser Erde. Aber dies verdankt er lediglich seinen unzähligen verschiedenen Anpassungsmöglichkeiten. Und Anpassung bedeutet: Angleichung des Verhaltens an äußere Gegebenheiten. Sofern immerwiederkehrende Anpassungen vorkommen, geschehen sie durch automatische Steuer-Systeme unterbewußtautomatisch. Die Anpassung an neue und bisher noch nicht gegebene Sachlagen und Tatsachen aber geschieht mittels Fehlerkorrektur. Und das bedeutet, daß der Mensch jeder neuen und ungewohnten Situation gegenüber mit Anpassungsfehlern reagiert, die er dann soweit korrigiert, bis die Anpassung brauchbar ist. Fehler zu machen gehört daher zu den Grundfunktionen des Menschen. Nun aber haben gerade Gehemmte eine unheimliche Angst vor Fehlern. Sie sind stets bestrebt, Fehler nach Möglichkeit zu vermeiden und sie achten ganz bewußt darauf, daß sie keine Fehler machen. Dies aber ist von Natur aus unmöglich. Ja selbst wenn es möglich wäre, könnte es nur auf Kosten der Anpassungsfähigkeit möglich sein, fehlerfrei und vollkommen zu leben. Fehler sind ja das eigentliche Grundelement einer bestmöglichen Anpassung. Nur aus Fehlern lernt der Mensch sich anzupassen. Haben Sie daher keine Angst, Fehler zu machen. Erst durch Fehler ist Ihnen eine optimale Anpassung bei neuen und bisher unbekannten Situationen und Gegebenheiten möglich. Je klarer ein 150
Fehler bemerkt wird, um so besser kann die Anpassung erfolgen. Betrachten Sie Fehler als etwas durchaus Positives und Notwendiges. Ohne Fehler gibt es keine Entwicklung. Nur dort, wo Fehler gemacht werden, kann etwas korrigiert und verbessert werden. So wird es auch bei Ihrer persönlichen Selbstentfaltung immer sein. Je mehr Fehler Sie machen und korrigieren, um so besser wird Ihnen die Selbstentfaltung gelingen. Fehler zu machen ist ganz normal. Nicht normal aber ist das Bestreben, gemachte Fehler zu verbergen. So etwas tun nur Kinder, weil sie Angst haben, bestraft zu werden. Erwachsene dürfen ihre Fehler zugeben. Das freie Zugeben von gemachten Fehlern gehört zur emotionalen Wahrhaftigkeit. Einem Menschen, der jeden gemachten Fehler verbirgt und ihn durch Lügen zudeckt, traut man nicht. Man hält ihn für falsch, unehrlich und unaufrichtig. Gibt aber ein Mensch seine Fehler ehrlich, aufrichtig und frei zu, dann schenkt man ihm Vertrauen und Achtung. Und man kann so einem Menschen auch Vertrauen und Achtung schenken, denn er ist zuverlässig und anpassungsfähig. Wenn Sie stark unter der Angst vor Fehlern leiden sollten, können Sie diese Angst schnell und wirksam beseitigen. Einfach dadurch, daß Sie übungshalber ganz bewußt Fehler machen und diese dann vor anderen Personen frei, ehrlich und aufrichtig zugeben. Schon nach wenigen solchen Fehler-Übungen bemerken Sie, daß die Angst verschwindet. Und daß Ihr Selbstvertrauen gestiegen ist. Und daß Ihre Selbstsicherheit zugenommen hat. Gemachte Fehler vor mehreren Personen innerhalb einer Gesellschaft frei, ehrlich und aufrichtig zuzugeben, hat eine starke Enthemmungswirkung. Wer einen Fehler ehrlich und aufrichtig zugibt, steigt zugleich in der Achtung der anderen. Auch dann, wenn man ihn vielleicht anfänglich dafür auslacht. Aber was macht das schon: man lacht einfach mit. Und das befreit! 151
Gehemmte Personen leben immer in der ungewissen Angst vor einer Blamage. Sie sind stets bestrebt, allem aus dem Wege zu gehen, was auch nur die leiseste Gefahr einer Möglichkeit zu einer Blamage in sich birgt. Und dieses innere Bestreben bewirkt eine innere wie äußere Verkrampfung. Das Ergebnis ist: die Gefahr Fehler zu machen steigt. Dabei aber ist ein Fehler in Gesellschaft, ein irrtümlich herausgerutschtes unpassendes Wort oder ein Versehen durchaus noch keine Blamage, sondern lediglich ein Fehler, der wieder gutgemacht werden kann. Eine Blamage wird daraus erst dann, wenn der Betreffende den gemachten Fehler als eine Blamage ansieht und daher gar nicht mehr versucht, den gemachten Fehler wieder gutzumachen und seine Folgen zu beseitigen. Es kommt also immer darauf an, wie man die Dinge betrachtet.
Übungsplan der siebenten Woche 1.
Übungsplan im Alltag. Nachdem Sie in den ersten 6 Stufen den emotional-freien Gesamtausdruck soweit geübt haben, daß Sie ihn nun schon weitgehend anwenden können, gehen Sie in dieser 7. Woche dazu über, Ihr Hauptübungsfeld in den Alltag zu verlegen. Versuchen Sie, während dieser ganzen Übungswoche die folgende Formel soweit im Alltag anzuwenden, soweit Ihnen dies überhaupt schon möglich ist. Die Formel: »ICH DRÜCKE ALLE MEINE EMOTIONEN LEBENDIG, SPONTAN UND WAHRHAFTIG AUS!« Sie brauchen bei der Verwirklichung dieser Formel nicht zu übertreiben und Sie brauchen auch noch auf keine Einzelheiten zu achten. Es geht in dieser Woche lediglich darum, daß Sie sich im Alltagsleben immer mehr und mehr darauf einstellen, alle 152
Emotionen weitgehend lebendig, spontan und wahrhaftig auszudrücken. Denken Sie immer daran, daß der in den ersten sechs Stufen erlernte, emotional-freie Gesamtausdruck nur dann zu einer festen und dauerwirksamen Verhaltensgewohnheit werden kann, wenn Sie ihn tatsächlich anwenden und zwar nicht nur übungsmäßig im Zimmer, sondern draußen in der lebendigen Praxis des Alltags. 2. Täglich eine STANDARD-EXMOTIONS-ÜBUNG durchführen. Führen Sie in dieser 7. Übungswoche täglich eine ganz INTENSIVE STANDARD-EXMOTIONS-ÜBUNG durch, wie auf Seite 15 der 6. Stufe beschrieben wurde. Achten Sie diesmal ganz besonders darauf, daß Sie sich wirklich MIT DEM GANZEN KÖRPER lebhaft, dynamisch und vital ausdrücken. Dazu gehören auch lebhafte GESTEN und GEBÄRDEN. Versuchen Sie auch, während der ganzen Übung durch eine ganz und gar lebendige und lebhafte BETONUNG eindringlich und überzeugend auf Ihr Spiegelbild einzuwirken.
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Die natürliche Aufgabe der Emotionen Alles in der Natur hat seinen Sinn und Zweck. So auch die Emotionen des Menschen. Sie dienen dazu, ganz bestimmte Aufgaben zu erfüllen. Leben ist dauerndes Streben nach optimaler Glückserfahrung. Eine echte Glückserfahrung ist aber nur unter ganz bestimmten Lebensbedingungen möglich. Die Emotionen dienen von Natur aus dazu, diese Lebensbedingungen herzustellen und zu erhalten. Es gibt Lebensbedingungen, unter denen eine Glückserfahrung nicht oder nur schlecht möglich ist. Dann treten solche Emotionen ins Bewußtsein, die auf eine Beseitigung dieser Lebensbedingungen hinzielen. Sind aber Lebensbedingungen vorhanden, welche eine optimale Glückserfahrung ermöglichen, dann treten solche Emotionen ins Bewußtsein, welche diese Lebensbedingungen aufrechterhalten wollen. So dienen die Emotionen von Natur aus dazu, NEGATIVE Lebensbedingungen zu BESEITIGEN und POSITIVE Lebensbedingungen zu SCHAFFEN. Einzig und alleine mit dem Ziel: OPTIMALE GLÜCKSERFAHRUNG. Diese natürliche Aufgabe können aber die Emotionen immer nur dann voll und ganz erfüllen, wenn sie ausgedrückt werden. Wenn sie also durch ihren lebendigen, spontanen und wahrhaftigen Ausdruck ihr Ziel erreichen können. Das Ziel: Lebensbedingungen zu schaffen und aufrechtzuerhalten, die eine optimale Glückserfahrung ermöglichen. Das Leben ist voller Gefahren. Gefahren aber verhindern eine Glückserfahrung. Daher dienen Emotionen dazu, Gefahren entweder zu beseitigen oder sie zu umgehen. Haß, Wut und Zorn sind Emotionen, die der AKTIVEN Beseitigung und Ausschal155
tung von Gefahren dienen. Sie wollen solche Lebensbedingungen beseitigen, die eine Glückserfahrung hindern und hemmen. Angst und Furcht sind Emotionen, die einer PASSIVEN Beseitigung von Gefahren dienen. Sie bewirken, daß Gefahren umgangen werden oder schützen davor, daß man sich überhaupt in Gefahrensituationen begibt. Die Stärke der betreffenden Emotionen hängt dabei von der jeweiligen Stärke und Bedeutung der Gefahren ab. Sind Lebensbedingungen vorhanden, die zwar keine Gefahr darstellen, aber doch keine Glückserfahrung ermöglichen, dann werden Emotionen erlebt, die eine Änderung erstreben. Solche Emotionen sind: Mißmut und Unzufriedenheit. Sind aber Lebensbedingungen gegeben, die eine echte Glückserfahrung ermöglichen, dann treten Emotionen auf, die diese Lebensbedingungen aufrechtzuhalten versuchen, wie: Dankgefühl, Freude und Zufriedenheit. So wird allem gegenüber, was eine Glückserfahrung ermöglichen könnte, die Emotion der Zuneigung erlebt. Und solchen Dingen gegenüber, die eine Glückserfahrung beeinträchtigen oder verhindern könnten, wird Abneigung empfunden. So steuern die vielen verschiedenen Emotionen des Menschen laufend sein Denken, Wollen, Streben und Handeln. Das Ziel dieser Emotions-Steuerung ist: OPTIMALE GLÜCKSERFAHRUNG. Alles, was sie verhindern, beeinträchtigen und unmöglich machen könnte, wird emotional abgebaut. Und alles, was eine Glückserfahrung irgendwie fördert, wird emotional angestrebt. Emotionen können aber nur dann ihre natürliche Aufgabe erfüllen, wenn sie ausgedrückt werden; frei, lebendig, spontan und wahrhaftig ausgedrückt werden. Aus dieser Sicht ist es leicht verständlich, warum gehemmte Personen aus Mißmut, Leid, Unzufriedenheit und Verdruß nicht herauskommen. Sie drücken ja ihre Emotionen nicht aus und diese nichtausgedrückten Emotio156
nen können daher auch das Ziel nicht erreichen, das sie von Natur aus ständig anstreben: OPTIMALE GLÜCKSERFAHRUNG!
Die emotionale Freiheit beginnt bei kleinen Dingen Die kleinen, scheinbar unbedeutenden und nebensächlichen Dinge und Geschehnisse des alltäglichen Lebens, auf die gehemmte Personen gar nicht achten, machen etwa 90 bis 95% dessen aus, was wir den eigentlichen Lebensinhalt des Menschen nennen können. Und in diesen unzähligen kleinen Dingen und Geschehnissen des Alltags liegen die Glückserfahrungen, die das menschliche Leben erst schön, inhaltsreich und lebenswert machen. Gehemmte Personen aber laufen am kleinen Geschehen des Alltags vorbei, wie wenn sie blind und taub wären. Sie streben immer und überall nach dem fernen, großen Glück. Sie leben immer in der Zukunft und glauben und hoffen, daß ihnen diese Zukunft doch noch einmal das gewünschte Glück bringen wird. Diese Einstellung Gehemmter ist aber weiter nichts als die logische Folge der laufenden Unterdrückung und Zurückhaltung von Emotionen. So muß es ja auch sein. Denn wo die ins Bewußtsein tretenden Emotionen ihre natürliche Aufgabe nicht erfüllen können, dort kann ja in den kleinen Dingen und Geschehnissen des Alltags auch gar keine Glückserfahrung eintreten. Und so bleibt dem Gehemmten weiter nichts als die Hoffnung auf eine ungewisse Zukunft und die Flucht in eine durch Tagträume glorifizierte Vergangenheit. Daß aber das Glück im Augenblick, im Jetzt und im SOSEIN liegen könnte, darauf kommen Gehemmte weder im Gedanken – da ihnen ja die Erfahrung im emotional157
freien Ausdruck fehlt –, noch sind sie durch ihr gewohnheitsmäßiges Zurückhalten ihrer Emotionen in der Lage, ein echtes Alltagsglück überhaupt zu erleben. Hier ändert sich erfahrungsgemäß mit zunehmender Enthemmung grundlegend alles. Auf einmal bemerkt der früher Gehemmte, daß das Glück nicht etwa im Momenterlebnis einer fernen Zukunft und auch nicht im »großen« Glück eines Haupttreffers liegt. Er erlebt immer mehr, und oft sehr zu seiner eigenen Überraschung, daß er selbst bei den nebensächlichsten und unbedeutendsten Dingen des Alltags eine echte und seine ganze Persönlichkeit überflutende Glückserfahrung erlebt. Und damit gewinnt sein eigenes Leben wieder an Wert und an Sinn. Und schon bald stellt sich ein neuer und beglückender Lebensmut ein und eine früher kaum gekannte Unternehmungslust und Lebensfreude. Wenn Sie davon etwas bemerken, dann dürfen Sie sicher sein, daß Sie die Übungen dieser Methode richtiggemacht haben. Dann sind auch die früheren Hemmungen bald restlos verschwunden.
Die emotionale Freiheit in entscheidenden Situationen Gehemmte denken immer: »Wenn ich nur wenigstens in den bedeutenden und entscheidenden Situationen frei und selbstsicher auftreten und sprechen könnte!« Dabei aber vergessen sie, daß ein freies und selbstsicheres Auftreten immer nur dann tatsächlich erreicht werden kann, wenn man es gelernt hat, wenn man es geübt hat und wenn man es zuerst einmal bei den vielen kleinen Dingen und Geschehnissen des Alltags erprobt hat. Ist ein emotional-freier Gesamtausdruck einmal soweit erworben, daß man ihn bei den harmlosen und scheinbar bedeutungslosen kleinen Dingen und Geschehnissen des Alltags als ganz normale 158
Selbstverständlichkeit anwendet, dann kommt meist die große Überraschung. Dann stellt man nämlich fest, daß in der Praxis zwischen den kleinen Geschehnissen des unwichtigen Alltags und den so sehr gefürchteten großen und entscheidenden Geschehnissen des Lebens gar kein Unterschied im Verhalten mehr ist. JA! Das stimmt! Wer einen emotional-freien Gesamtausdruck einige Wochen hindurch im »unbedeutenden und unwichtigen« Alltag geübt und erprobt hat, der kann plötzlich auch in entscheidenden und wichtigen Situationen ganz einfach gewohnheitsmäßig frei und selbstsicher auftreten und sprechen. Dies ist ja auch kein Wunder. Was man einige Wochen lang bewußt und intensiv geübt hat, das wird ja zu einem unterbewußt-automatischen Reaktions-System. Und solche Reaktions-Systeme kümmern sich nicht darum, ob eine Situation wichtig oder unwichtig, entscheidend oder bedeutungslos ist. Reaktions-Systeme funktionieren eben SO, WIE sie geschaffen wurden. Nämlich unterbewußt-automatisch. Oft wird berichtet, daß man sich wundert, wie es so etwas überhaupt gibt. Daß man auf einmal auch bei den großen und entscheidenden Situationen völlig frei und selbstsicher bleibt, wo man doch bisher nur im Alltag, nur bei den kleinen und unwichtigen Dingen und Geschehnissen bewußt geübt hat, sich emotional-frei auszudrücken. Aber hier, hier bei den kleinen Dingen und Geschehnissen des Alltags liegt der Schlüssel zur emotionalen Freiheit der Persönlichkeit. Emotionale Freiheit ist ja keine Spezialfähigkeit, die man nur bei ganz besonders wichtigen und bedeutsamen Lebenslagen anwendet. Emotionale Freiheit ist immer eine allgemeine Tatsache, sofern sie erworben wurde, durch bewußtes Üben erworben wurde. Dabei ist es ganz gleich, ob man sie schon als Kind erworben hat oder sie erst als Erwachsener durch die vorschriftsmäßige Durchführung der vorliegenden Methode erworben hat.
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Die einmal erreichte emotionale Freiheit ist krisenfest, sofern aus dem anfänglich bewußten Üben und Erproben mit der Zeit ein GEWOHNHEITSMÄSSIG emotional-freies Verhalten geworden ist. Dann ist es praktisch egal, in welcher Situation man sich befindet. Und es ist auch egal, vor welcher Person man steht. Wenn man einmal emotional frei geworden ist, dann IST man eben frei und nicht mehr gehemmt. Der einzige Weg zu dieser krisenfesten emotionalen Freiheit geht aber IMMER über die kleinen Dinge und Geschehnisse des scheinbar unbedeutenden und unwichtigen Alltags. Daher wollen wir in dieser achten Stufe ganz besonders den vielen kleinen Erlebnissen und Geschehnissen des Alltags unsere ganz besondere Aufmerksamkeit schenken.
Der freie Ausdruck richtungsgebender Emotionen Richtungsgebende Emotionen sind besonders: ZUNEIGUNG und ABNEIGUNG. Überall dort, wo eine dieser Emotionen sich zeigt, will uns damit die Natur die Richtung anzeigen, wo sich die Möglichkeit einer Glückserfahrung bietet. Werden diese beiden Emotionen aber gestaut, dann kann die Natur ihr Ziel nicht erreichen. Verwandt mit den Grundbegriffen: Zuneigung und Abneigung sind die Begriffe: LUST UND UNLUST. Ihr weitgehend freier Ausdruck gibt emotionale Freiheit und ihr Zurückhalten löst Hemmungserscheinungen aus. Wollen wir nun sehen, wie sich diese Emotionen schon in den kleinen Dingen des Alltags lebendig, spontan und wahrhaftig ausdrücken lassen.
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Der freie Ausdruck von Zuneigung und Lust »Hmmm! Der Kaffee ist aber heute gut! Der schmeckt aber!« »Herrliches Wetter heute! – Ich fühle mich wie neugeboren!« »Na! Diese Woche wäre auch wieder rum! Morgen ist Samstag, da kann ich wieder mal so richtig ausspannen!« »Olala! Was für ein hübsches Mädchen!« »Diese Suppe schmeckt wunderbar! Die ist dir vorzüglich gelungen!« »Ich würde mich gerne wieder einmal mit Ihnen unterhalten. Sie schildern alles so lebhaft, so richtig lebendig!« »Der Chef hat mir heute eine sehr interessante Aufgabe gestellt. Ich freue mich schon darauf, sie zu lösen!« »Ich mag diese Musik! Sie ist so richtig nach meinem Sinn!« »Ich mag Sie gerne! Sie sind so aufrichtig, so offen zu mir!« »Diese Gegend gefällt mir! Da fühle ich mich wie zuhause!«
Der freie Ausdruck von Abneigung und Unlust »So ein scheußliches Wetter! Wenn ich nur schon wieder zuhause wäre!« »Diese Gegend gefällt mir nicht! Es ist alles so kalt, so leer und ohne Leben!« »Was soll das für eine Suppe sein? Die schmeckt ja wie Spülwasser! Weg damit!« »Der Kaffee könnte besser sein! Er schmeckt mir nicht!« »Den Kerl mag ich nicht! Er lügt immer so viel!« »Was habt ihr da wieder für einen Mist zusammengemacht? Solche Arbeit mag ich nicht!« »Ich mag dieses dumme Geschwätz nicht! Hören Sie endlich damit auf!« »Sie brauchen nicht so arrogant zu sein! Auch wenn Sie eine 161
Uniform anhaben! Sie sind auch nicht mehr als jeder andere Mensch! Mäßigen Sie sich bitte etwas!« »Sooo gut ist Ihr Wagen auch wieder nicht, wie Sie sich das einbilden! Es gibt noch bessere!« »Diese Musik ist langweilig! Ich mag sie nicht!« Ein emotionaler Gesamtausdruck besteht nicht aus einer sachlichen Mitteilung von nüchternen und trockenen Gedanken. Emotionen auszudrücken, das bedeutet: GEFÜHLE wiedergeben, die man auch tatsächlich hat. Die Wahrheit auszudrücken! Und zwar in Form von Gefühlen! Jeder emotionale Ausdruck ist daher irgendwie lebendig und aktiv. Wenn man sagt: »Die Suppe ist gut!« dann ist das nur der Ausdruck einer Mitteilung, eines Gedankens. Aber kein Ausdruck einer Emotion. Aber schon der lautliche Ausdruck eines lebendigen: »Hmmm!« mit dem entsprechenden Gesichtsausdruck gibt ein echtes Gefühl wieder. Ein emotionaler Ausdruck ist daher IMMER ein GEFÜHLSAUSDRUCK, ein GEMÜTSAUSDRUCK. Darauf müssen Sie immer achten! Jeder Emotionsausdruck hat etwas in sich, das man ERLEBEN kann. Nur dann wenn etwas erlebt wird – also nicht nur gedacht wird –, handelt es sich um einen echten, freien, lebendigen, spontanen und wahrhaftigen Emotionsausdruck.
Der freie Ausdruck von Mißmut und Ärger »Zum Teufel nochmal mit eurer Schlamperei! Entweder ihr macht die Sache richtig oder gar nicht!« »Ich fühle mich hier nicht wohl! Ich ärgere mich, daß ich überhaupt hergekommen bin! Die Leute sind alle so steif, so kühl und nichtssagend!« »Laß mich bitte jetzt endlich in Ruhe! Deine ewige Nörgelei ärgert mich, und ich will mich nicht ärgern! Ich will meine Ruhe haben!« 162
»Ist das nicht ärgerlich? Zuerst verspricht er, daß er kommt! Und jetzt läßt er mich sitzen!« »Ich könnte mich ärgern, daß ich zugesagt habe! Bei dem Sauwetter muß ich jetzt raus!« Viele Menschen haben die Gewohnheit, kleinen Ärger nicht auszudrücken. Die denken, es macht nichts, wenn man ihn so einfach runterschluckt. Solche Leute brauchen sich aber nicht zu wundern, wenn sie dann infolge lauf end gestauter Ärgeremotionen empfindlich werden, und wenn sich dann der gestaute Ärger schon bei geringsten Anlässen zwangsentlädt. Diese Art der weitverbreiteten Ärger-Stauung ist auch daran schuld, daß man eine schlechte Verdauung hat. Und wenn Ärger lange Zeit hindurch gestaut wird, dann können sich Magengeschwüre, Gallenleiden oder sonstige psycho-somatische Krankheiten bilden. Ärger ist eine Emotion, die ausgedrückt werden will. Und zwar so ausgedrückt werden will, daß die anderen, die den Ärger verursachten, dies auch merken. Aber auch dann muß Ärger ausgedrückt werden, wenn er denen gegenüber gerade nicht ausgedrückt werden kann, die ihn verursachten. Sonst staut er sich und führt zu seelischer Empfindsamkeit und zu Unbeherrschtheit.
Der freie Ausdruck von Freude und Glück »Es ist eine wahre Freude zu leben! So ein herrliches Wetter und so viel Freizeit!« »Ich freue mich, dich zu sehen! Schon deine Anwesenheit macht mich glücklich!« »Haaa! Endlich habe ich es geschafft. Es ist schön, wenn man ein Werk vollendet hat! Meinst du nicht auch?« »Ich fühle mich heute so richtig glücklich! Ich möchte, daß es immer so bleibt!« »Ja! Wir sind glücklich! Unsere Kinder sind groß und wir 163
haben eigentlich keine Sorgen! Wir leben so, wie es uns eben gefällt!« »Ich freue mich immer wieder, hierher zu kommen! Hier bin ich so richtig unbeschwert und glücklich!« »Besuche mich doch bitte wieder einmal! Du machst mir immer Freude! Es ist so schön, wenn du da bist!« Freude und Glück auszudrücken, bewirkt eine Verstärkung und lebendige Bewußtwerdung eben dieser ausgedrückten Freude und des erlebten Glücks. Wer Freude und Glück nicht ausdrückt, betrügt sich um viele positive Erlebnisse. Er macht sein Leben ärmer und leerer. Gehemmte schämen sich oft ihrer Freude und sie verbergen ihr Glück. Was aber gewinnen sie dadurch? Sie werden höchstens überempfindlich und stellen dann fest, daß ihnen schon vor der Kinoleinwand und vor dem Fernsehschirm die Tränen kommen, wenn dort Freude und Glück dargestellt werden. Glück darf man auch dann ausdrücken, wenn einem überglücklich die Tränen kommen. Wer solche Situationen verschämt zu verbergen sucht, ist ein armer Mensch. Emotionale Freiheit bedeutet: intensiver LEBEN, intensiver ERLEBEN und intensiver am alltäglichen Geschehen TEILNEHMEN.
Der freie Ausdruck verschiedener Emotionen »Ich habe Angst, durch diese dunkle Straße zu gehen! Geh’ bitte ein Stückchen mit!« (ANGST) »Ich bewundere dich! Du bist immer in einer so heiteren und doch gelassenen Stimmung! Ich glaube, dir kann nichts mißlingen! Du bist immer du selbst!« (BEWUNDERUNG) »Die Sache hat nun doch noch ein gutes Ende genommen. Nun kann ich endlich wieder befriedigt schlafen!« (BEFRIEDIGTSEIN) 164
»Jungs! Ich bin von euch begeistert! Ich bin stolz auf euch! Wie ihr das nur immer wieder schafft!« (BEGEISTERUNG, STOLZ) »Meister! Ich bin etwas befangen! Ich habe da einen Fehler gemacht!« (BEFANGENHEIT, SCHULD) »Ich bin dir ja sooo dankbar, daß du mir geholfen hast. Ich werde dir das nie vergessen!« (DANKGEFÜHL) »Vor diesen Mauern habe ich Ehrfurcht! Echte Ehrfurcht!« (EHRFURCHT) »Was? Es ist mißlungen? Ohhh – wie schade!« (ENTTÄUSCHUNG) »Ich fühle mich stark und frei! Jetzt kann ich mich so richtig entfalten!« (ENTFALTUNGSGEFÜHL, STÄRKE, FREIHEIT) »Ach was! Der bringt das ja doch nicht fertig! Der trinkt ja zuviel Fusel!« (GERINGSCHÄTZUNG) »Ich kündige! Sicher wollen Sie wissen, warum! Weil ich Sie hasse! Sie waren so gemein zu mir!« (HASS) Hierzu eine Bemerkung: HASS ist eine starke Emotion, die den Sinn und Zweck hat, solche Gegebenheiten zu beseitigen, die jede Glückserfahrung verhindern. Haß alleine mit Worten auszudrücken, reicht meist nicht aus. Haß fordert, sofern es tatsächlich echter Haß ist, daß man sich von den haßverursachenden Gegebenheiten entfernt. Haß ist nicht nur eine Emotion wie jede andere, sondern eine gefährliche Emotion. Daher sind Haßstauungen meist sehr negativ wirksam. Wird Haß jahrelang immer wieder gestaut, dann führt er zur Selbstzerstörung. Leben ist ja dauerndes Streben nach Glückserfahrung. Und wo eine echte Glückserfahrung tatsächlich nicht mehr möglich ist, strebt der Körper zur Selbstauslöschung des Lebens. Wer seinen Haß jahrelang staut, ohne eine Möglichkeit zu finden, den haßauslösenden Gegebenheiten und Verhältnissen zu entfliehen, muß damit rechnen, daß mit der Zeit bösartige Krank165
heiten entstehen, die dann zur Selbstauslöschung des sinnlosen Lebens führen. Ein echter Haß z. B. gegenüber dem Chef kann nur durch eine Versetzung oder durch einen Wechsel des Arbeitsplatzes beseitigt werden. Und ein echter und zerstörender Haß gegenüber Familienmitgliedern kann tatsächlich nur durch eine Trennung beseitigt werden. Verwechseln Sie aber Ärger, Wut und Zorn nicht mit einem echten und nach Zerstörung strebenden Haß. Ärger, Wut und Zorn sind Emotionen, die auf die momentane Beseitigung und auf die augenblickliche Änderung von Gegebenheiten hinzielen, die eine augenblickliche Glückserfahrung stören oder verhindern. Haß aber zielt NUR auf die Beseitigung solcher Gegebenheiten hin, die eine Glückserfahrung auf die DAUER unmöglich machen. Nun weiter in der Aufzählung von verschiedenen Emotionsausdrücken: »Na endlich habe ich die neue Stellung bekommen! Ich freue mich schon, wenn ich anfangen kann! Dann beginnt ein anderes Leben für uns!« (HOFFNUNG, VORFREUDE) »Ich bin schon gespannt, wann das Paket kommt. Ich bin ja schon so neugierig!« (NEUGIER) »JA! Ich habe eingesehen, daß es ein Fehler war, was ich da gemacht habe. Ich werde es auch nie wieder tun!« (REUE, SCHULD) »Nur ich alleine bin schuld daran! Da kann man jetzt nichts mehr ändern! Ich werde den Schaden wieder gutmachen!« (SCHULD) »Hurraahh! Wir haben gewonnen! Das war ein Sieg!« (TRIUMPH) »Ja – aber ich weiß nicht recht! Ich bin mir noch nicht ganz sicher!« (UNSICHERHEIT) »Ich muß zugeben – ich fühle mich der Sache nicht gewachsen! Ich glaube, daß ich es nicht schaffe!« (UNTERLEGENHEITSGEFÜHL) 166
»Haaa! Ist das Wasser herrlich! Ich fühle mich so richtig wohl! Sooo wohl!« (WOHLGEFÜHL) »Ich fühle mich so richtig wohl! Draußen ist es so kalt, und hier drinnen ist es so schön warm, so angenehm und so behaglich!« (WOHLGEFÜHL, BEHAGLICHKEIT) »Ich habe eine Wut in mir! Ich werde gleich jetzt hingehen und ihm meine Meinung sagen! Ja!« (WUT) »Der Chef brachte mich heute so richtig in Wut. Dann habe ich ihm aber meine Meinung gesagt! Das solltest du gesehen haben! Dann war er still! Zum Abschied haben wir sogar noch einen Cognac miteinander getrunken!« (FREUDE über ausgedrückte WUT) »Als ich auf das Rednerpult zuging, war ich gehemmt, ich hatte Angst. Dann aber packte mich plötzlich die Wut über mich selber, und ich fing an zu reden. Und dann – na ja – es ging alles ausgezeichnet! Ich war sehr zufrieden mit mir!« (ZUFRIEDENHEIT) »Leg’ sofort das scheußliche Ding weg! Aber sofort!« (ZORN) »So! Und nun bin ich wieder da! Und ich muß gestehen, daß ich zufrieden bin mit dem, was ich erreicht habe!« (ZUFRIEDENHEIT)
Der unmittelbare Ausdruck aller Emotionen Diese Aufstellung verschiedener Emotionsausdrücke soll Ihnen eine kleine Anregung zu Ihren praktischen Übungen und Erprobungen im Alltag sein. Emotionen können und müssen überall ausgedrückt werden, wo sich solche überhaupt zeigen. Dabei kommt es aber besonders auf den unmittelbaren Ausdruck an. Nur aus dem augenblicklichen Geschehen heraus können Emotionen tatsächlich richtig und vollwertig ausgedrückt werden. Wenn zwischen dem Erleben einer Emotion und deren Aus167
druck eine Zeitspanne des verstandesmäßigen Überlegens liegt, dann ist eine Emotion bereits verfälscht. Der Ausdruck einer Emotion muß tatsächlich ganz spontan aus dem Augenblick ihres Erlebens heraus erfolgen. Gehemmte versuchen immer, zunächst einmal zu überlegen, ob der Ausdruck einer Emotion zweckmäßig und richtig ist. Das aber verfälscht die Emotionen oder bewirkt deren Zurückhaltung. Der freie Mensch drückt seine Emotionen unmittelbar DANN aus, WANN sie eben erlebt werden. Und nur dieser unmittelbare, dieser spontane Ausdruck aus dem lebendigen Erleben heraus macht den Emotionsausdruck erst voll lebendig, voll wahrhaft und voll wirksam. Sicher! Man kann dabei Fehler begehen. Man kann dabei etwas Unzweckmäßiges tun, und man kann dann anschließend eine entsprechende GEGEN-EMOTION erleben. Und auch die drückt man wieder unmittelbar und spontan aus. Und damit ist die Sache erledigt. Man braucht dabei nicht vorher viel zu überlegen. Man braucht nicht schon vorher daran zu denken, ob es zweckmäßig ist, eine Emotion auszudrücken. Denn wenn man tatsächlich etwas falsch macht, und wenn man tatsächlich zuviel ausgedrückt hat, dann TUT ES EINEM auch sofort nach dem Ausdruck LEID. Und auch das ist eine Emotion, die ausgedrückt wird. Und somit erfolgt bei einem Fehler die dazugehörige ECHTE und WAHRHAFTIGE Entschuldigung ja ganz von selber. Wird zufällig eine Emotion ausgedrückt, die einem Glückserleben entgegensteht, dann schaltet sich ganz automatisch sofort die entsprechende GEGEN-EMOTION ein, die dann den gemachten Fehler durch ihren Ausdruck sofort wieder korrigiert. So ist manches Gespräch und manche Unterhaltung mit aufeinanderfolgenden Gegenemotionen versehen. Meist bemerkt man es gar nicht einmal, wenn man gewöhnt ist, sich emotional-frei auszudrücken. Und auch der Gesprächs168
partner bemerkt es kaum. In freien Gesprächen und Unterhaltungen geht der freie Mensch über solche Fehler und ungewollte Unzweckmäßigkeiten meist ohne Anstoß zu nehmen hinweg. Solche Fehler und ungewollte Unzweckmäßigkeiten passieren eben, und sie gehören als lebendiger Ausdruck zu jedem normalen Gespräch und zu jeder normalen Unterhaltung. Manchmal wird eine Unterhaltung erst dadurch wirklich lebendig und wahrhaftig, indem ungewollte Fehler und Unzweckmäßigkeiten passieren, auf die man sich dann eben – wiederum emotional-frei – entschuldigt. Ein lebendiger Kontakt zwischen Menschen braucht nicht fehlerfrei zu sein. Aber er muß lebendig und wahrhaftig sein!
Die praktische Erprobung im Alltag Machen Sie es sich in dieser achten Übungswoche zur Aufgabe, die folgende Formel innerhalb des Alltags zu verwirklichen: ICH DRÜCKE ALLE MEINE EMOTIONEN FREI AUS! HIER UND JETZT! Dabei achten Sie besonders darauf, daß Sie die Formel vor allem bei den vielen kleinen Dingen und Geschehnissen des Alltags anwenden und verwirklichen. Gerade bei den kleinen und scheinbar unwichtigen und unbedeutenden Geschehnissen und Erlebnissen ist erstens einmal die erstrebte Anwendung spielend leicht und zweitens wird dadurch erreicht, daß Sie immer mehr und mehr die Fähigkeit erwerben, Ihre Emotionen ganz von selber und gewohnheitsmäßig frei auszudrücken. Und darauf kommt es ja an. Der emotional-freie Gesamtausdruck soll ja weniger übungsmäßig erscheinen, als vielmehr unmittelbar, spontan und durchaus lebendig und echt geschehen. Und das wird am sichersten 169
durch die Erprobung an den vielen kleinen und unscheinbaren Geschehnissen des Alltags erreicht. Denken Sie immer daran, daß Emotionen nicht zufällig auftreten, sondern daß sie eine ganz bestimmte Aufgabe zu erfüllen haben. Daß Emotionen dazu bestimmt sind, solche Voraussetzungen und Bedingungen zu schaffen und zu erhalten, die eine tatsächliche Glückserfahrung ermöglichen. Und das können die Emotionen ja immer nur dann erreichen, wenn sie auch in der Tat AUSGEDRÜCKT werden. Wenn Sie diese Woche konsequent vorgehen, dann werden Sie erleben, daß Sie nicht nur freier und selbstsicherer werden, sondern daß Sie auch zufriedener und glücklicher werden. Daß Ihr persönliches Leben wieder sinnvoller und inhaltsreicher wird. Und daß Sie dadurch immer wieder Lebensmut und neue Lebensfreude erleben. Immer und überall! Die Formel, die es in dieser 8. Übungswoche zu verwirklichen gilt: »ICH DRÜCKE ALLE MEINE EMOTIONEN FREI AUS! HIER UND JETZT!« dient nicht nur der Beseitigung negativer seelischer und sozialer Hemmungserscheinungen. Sie dient auch dazu, Ihnen eine optimale Glückserfahrung und Selbstentfaltung zu ermöglichen. Die tatsächliche Verwirklichung dieser Formel im alltäglichen Leben bedeutet daher einen sehr wirksamen Schritt in Richtung zum Ziel eines jeden Menschen: ZUR SELBSTVERWIRKLICHUNG! Nur dann, wenn Sie nach einer echten Selbstverwirklichung streben, wird Ihnen die optimale Verwirklichung dieser Formel im Alltag gelingen, um so schneller werden Sie das Ziel dieser Methode erreicht haben und um so umfassender wird die eintretende Wesens- und Verhaltensänderung in der Tat sein.
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Übungsplan der achten Woche 1.
Anwendung der Formel im Alltag. Verwirklichen Sie die folgende Formel innerhalb Ihres alltäglichen Lebenskreises: ICH DRÜCKE ALLE MEINE EMOTIONEN FREI AUS! HIER UND JETZT! Achten Sie dabei besonders darauf, daß Sie sich immer und überall ganz besonders an den kleinen Dingen, Geschehnissen und Erlebnissen des beruflichen, privaten und gesellschaftlichen Alltags erproben. 2. Täglich eine STANDARD-EXMOTIONS-ÜBUNG durchführen. Führen Sie während dieser achten Übungswoche wieder täglich eine STANDARD-EXMOTIONS-ÜBUNG durch. Achten Sie diesmal ganz besonders darauf, daß Sie VOLL und GANZ im Übungsgeschehen AUFGEHEN. Das bedeutet, daß Sie im VOLLBEWUSSTEN Erleben des intensiven Übens VOLL und GANZ DA SIND. Das Gegenteil davon wären Konzentrationsmangel und geistige Abwesenheit. Diese beiden negativen Faktoren werden durch ein VOLLES und GANZES AUFGEHEN und DASEIN im Übungsgeschehen automatisch ausgeschaltet. 3.
Beobachtungsübung. Sofern Sie dazu die Möglichkeit haben, besuchen Sie in dieser Woche eine größere Sportveranstaltung, ein Fußballspiel oder dgl. und beobachten Sie dabei die Ausdrucksweise der Zuschauer. Sie werden leicht feststellen können, daß sich viele Zuschauer spontan und völlig emotional-frei ausdrücken. Eine Sportveranstaltung, bei welcher die Zuschauer durch ihren Ge171
samtausdruck aktiv mitmachen können, hat immer eine gute Enthemmungswirkung. Besonders Gehemmte sollen viel an solchen Veranstaltungen teilnehmen und sich emotional-frei ausdrücken.
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Der Mensch ist ein soziales Wesen Der Mensch ist von Natur aus ein soziales Wesen, ein Gemeinschaftswesen. Je aktiver ein Mensch am Leben der Gesellschaft und Gemeinschaft Anteil nimmt, um so zufriedener und glücklicher ist er. Der Mensch braucht seinesgleichen. Er braucht andere Menschen, braucht Freunde und Bekannte, um sich tatsächlich frei entfalten zu können und Glückserfahrung erleben zu können. Wenn sich ein Mensch von seiner Umgebung und seinen Mitmenschen isoliert, wird er unfähig zur Selbstentfaltung, denn eine echte Selbstentfaltung ist immer nur innerhalb der Gemeinschaft und Gesellschaft möglich. Da Gehemmte in ihrem Inneren den Drang haben, sich sozial zu isolieren, muß die soziale Kontaktfähigkeit so lange bewußt geübt werden, bis sie zur Gewohnheit geworden ist. Und dies wollen wir in dieser 9. Stufe systematisch tun. Dabei haben wir bereits einen sehr großen Vorteil, denn der emotional-freie Gesamtausdruck ist nun so weit erlernt, daß er schon weitgehend unterbewßt-automatisch als Gewohnheit abläuft. Das bewußte Üben der sozialen Kontaktfähigkeit ist gleichzeitig eine Übung der Courage. Unter Courage verstehen wir: MUT, SCHNEID. Nämlich den Mut, sich etwas zuzutrauen. Den Mut, mit allen Menschen in allen Situationen emotional-frei Kontakt aufzunehmen und die Schneid, sich immer und überall frei zu entfalten. Und diese Fähigkeiten sind gerade das Gegenteil der früheren Hemmungen. Man könnte auch sagen, daß Courage im sozialen Kontakt das Gegenteil und das Nichtvorhandensein von Hemmungen ist. Und daß andererseits Hemmungen das Fehlen und Nichtvorhandensein von sozialer Courage sind. Und so dient 174
diese 9. Stufe der Übung der sozialen Courage, der Übung der sozialen Kontaktaufnahme und damit der Übung des Gegenteils von Hemmungen. Gleichzeitig mit diesem Üben von Courage und Kontaktfähigkeit wird der eigene Lebenskreis erweitert und damit bieten sich neue und bisher ungenutzte Entfaltungsmöglichkeiten.
Die Mehrzweck-Übung der 9. Übungswoche Die Hauptübung dieser 9. Übungswoche besteht darin, daß Sie jede sich ergebende Gelegenheit dazu nutzen, Gespräche, Unterhaltungen, Bekanntschaften und soziale Kontakte jeder Art zu suchen. Diese Übung hat einen mehrfachen Zweck, ist also eine Mehrzweck-Übung. Sie bringt daher gleichzeitig mehrere positive Wirkungen mit sich. Diese sind: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.
Steigerung der emotional-freien Ausdrucksfähigkeit Steigerung der sozialen Courage Erweiterung des persönlichen Lebenskreises Steigerung der Fähigkeit, sich emotional-frei zu unterhalten und an Gesprächen teilzunehmen Erweiterung der persönlichen Entfaltungsfähigkeit Steigerung der sozialen Kontaktfähigkeit Vermehrung der Möglichkeiten echter Glückserfahrung innerhalb sozialer Kontakte und sozialer Situationen Restlose Beseitigung spezifischer Hemmungen und Hemmungserscheinungen, die sich früher besonders bei Gesprächen, Unterhaltungen und sozialen Kontakten zeigten. Besonders solcher Hemmungen, die sich in Menschenscheu, Angst vor Gesprächen und Unterhaltungen, Sprechangst, sozialen Minderwertigkeitsgefühlen und Kontaktmangel zeigten. 175
Aus dieser Aufzählung geht schon hervor, daß die Übungen dieser 9. Woche eine besonders starke Enthemmungswirkung und eine ebenso starke entfaltungsfördernde Wirkung haben. Dabei wird zusätzlich eine vielfältige Komplexwirkung erreicht. So z. B. steigert die Steigerung der Ausdrucksfähigkeit rückwirkend die Entfaltungsfähigkeit. Die Steigerung der sozialen Courage steigert Lebensmut und Lebensfreude. Die neuerlebte, erweiterte Entfaltungsfähigkeit steigert rückwirkend wiederum die Courage, und so steigert jede einzelne Teilwirkung in vielfältiger Art und Weise andere Teilwirkungen. Und alle diese Teilwirkungen zusammen fördern den Enthemmungsprozeß so weit, daß nun tatsächlich das Ziel der ganzen Methode ganz von selber immer näherrückt und sich immer mehr von selber einstellt. Das Hauptziel dieser Übungswoche ist es also, daß Sie innerhalb Ihres erweiterten Alltags jede Gelegenheit zu sozialen Kontakten mit anderen Menschen nutzen und bewußt suchen. Dazu eine Reihe von Hinweisen zu Einzelheiten: A.) Drücken Sie sich in allen Gesprächen und Unterhaltungen, in welche Sie zufällig verwickelt werden, völlig emotional-frei aus. Reden Sie also überall dort, wo Sie zufällig in Gespräche und Unterhaltungen verwickelt werden, aktiv und emotional-frei mit. Versuchen Sie dabei, sich auf jeden Fall zum gleichberechtigten Gesprächspartner zu machen. Spielen Sie also sozusagen bei allen zufällig auf Sie zukommenden Gesprächen und Unterhaltungen eine gleichberechtigte Hauptrolle. B.) Suchen Sie ganz bewußt und absichtlich auch Möglichkeiten und Gelegenheiten, sich an Gesprächen und Unterhaltungen anderer Personen zu beteiligen, auch wenn Sie nicht schon zufällig beteiligt sind. Reden Sie aktiv und emotional-frei mit und spielen Sie eine gleichberechtigte Hauptrolle. 176
C.) Wo Sie keine Gelegenheit haben, sich einfach in Gespräche und Unterhaltungen hineinzumischen, suchen Sie nach Gelegenheiten, selber aktiv mit anderen Gespräche und Unterhaltungen zu beginnen. D.) Versuchen Sie, durch Gespräche und Unterhaltungen neue Bekanntschaften zu schließen. Erweitern Sie dadurch Ihren persönlichen Lebenskreis und Ihre soziale Entfaltungsfähigkeit auch auf solche Personen, die Ihnen bisher nur wenig oder gar nicht bekannt waren. Suchen Sie auch Gespräche mit solchen Personen, vor denen Sie bisher Hemmungen hatten und steigern Sie dadurch Ihre persönliche Courage. E.) Wenn Sie bei Ihren Gesprächen und Unterhaltungen feststellen, daß diese oder jene Person dieselben Interessen vertritt wie Sie, und wenn Sie meinen, daß Sie in gewisser Beziehung einen Freund gewinnen könnten, halten Sie für die Zukunft den betreffenden sozialen Kontakt offen und versuchen Sie, ihn dann laufend zu vertiefen, um tatsächlich einen neuen Freund zu gewinnen. F.) Suchen Sie in dieser Übungswoche jede Gelegenheit auf, sich unter Menschen und in Gesellschaft zu bewegen. Vermeiden Sie diese Woche jedes Sich-Isolieren in sozialer Hinsicht. Dadurch schaffen Sie die Voraussetzungen, daß Sie tatsächlich immer und überall Möglichkeiten und Gelegenheiten zu sozialen Kontakten zur Verfügung haben. Tun Sie das auch dann, wenn es für Sie etwas anstrengend sein sollte. Stellen Sie zumindest diese Woche andere Dinge zurück und machen Sie es sich zum Ziel dieser Woche: ICH SUCHE IMMER UND ÜBERALL SOZIALE KONTAKTE UND DRÜCKE MICH IMMER UND ÜBERALL EMOTIONAL-FREI AUS! 177
Verwirklichen Sie diesen Leitsatz sowohl innerhalb Ihres bisherigen Lebenskreises als auch außerhalb. Suchen Sie nicht nur Kontakte zu bekannten Personen, sondern auch zu solchen, die Sie weniger kennen und auch zu Unbekannten. Wenn Sie eine ganze Woche lang tatsächlich nur das eine Ziel haben: immer und überall soziale Kontakte zu suchen und sich immer und überall emotional-frei auszudrücken, dann haben Sie vielleicht eine anstrengende Woche gehabt, wenn sie vorüber ist, aber Sie haben viel an sozialer Kontaktfähigkeit und an neuer Freiheit und Selbstsicherheit gewonnen. Die in einer einzigen Woche erworbenen positiven Wirkungen und sozialen Erfahrungen können dazu führen, daß Sie ein tatsächlich sozial-aktiver Mensch werden. Daß vielerlei Hemmungen und Minderwertigkeitsgefühle verschwinden und daß sich sowohl Ihre innere Einstellung als auch Ihr soziales Verhalten grundlegend ändert. Nach so einer intensiv durchgeführten Übungswoche werden Sie feststellen, daß sowohl Ihre Courage als auch Ihre soziale Kontaktfähigkeit sich bereits weitgehend zu neuen Verhaltensgewohnheiten entwickelt haben.
Das Streben nach einer gleichberechtigten Hauptrolle Gehemmte sind bei Unterhaltungen und Gesprächen als Zustimmer und Ja-Sager bekannt. Infolge ihrer Hemmungen getrauen sie sich nicht dagegenzureden, nicht nein zu sagen und nicht anzugreifen. Sie sind daher keine GLEICHBERECHTIGTEN Gesprächspartner. Nun sollen Sie in dieser Übungswoche bestrebt sein, bei Unterhaltungen, Gesprächen und anderen sozialen Kontakten eine gleichberechtigte Hauptrolle zu spielen. Das bedeutet, daß Sie aktiv mitreden sollen, daß Sie sowohl frei zustimmen, wie auch ebenso frei dagegenreden sollen. Ganz wie es der jeweiligen Situation entspricht. Das bedeutet aber auch, 178
daß Sie sich frei in Unterhaltungen und Gespräche einmischen und einschalten, soweit das natürlich innerhalb der Anstandsgrenzen liegt. Rücksichtslosigkeit ist selbstverständlich zu vermeiden. Dieses Streben nach einer GLEICHBERECHTIGTEN Partnerrolle ist deshalb ganz besonders wichtig, weil Gehemmte (auch solche, die schon weitgehend enthemmt sind, aber früher stark gehemmt waren) das Bestreben haben: Alles oder Nichts! Und aus diesem Streben heraus könnte es sein, daß bei den Übungen dieser Woche versucht wird, gleich überall die absolute Hauptrolle zu spielen. Und das würde bald zu Enttäuschungen und zu Fehlschlägen führen. Ein Mensch, der nämlich nur deshalb Gespräche und Unterhaltungen beginnt, um darin die alleinige und absolute Hauptrolle zu spielen, ist nicht gerne gesehen und wird als selbstsüchtig abgelehnt. Und das wäre sicher gerade das Gegenteil dessen, was wir anstreben. Versuchen Sie daher bei den Übungen dieser Woche immer nur eine GLEICHBERECHTIGTE Hauptrolle zu spielen, bei der auch andere Gesprächspartner dasselbe Recht haben wie Sie. Und bei der natürlich auch SIE dasselbe Recht haben wie alle anderen Beteiligten. Ein GLEICHBERECHTIGTER Gesprächspartner zu sein bedeutet, daß man dieselben Rechte in Anspruch nimmt wie die anderen Gesprächspartner, daß man also frei und emotional zustimmt, ja-sagt, nein-sagt, und wenn nötig auch dagegenredet und angreift. Dabei achten Sie immer darauf, daß Ihre Ausdrucksweise durchaus emotional und frei ist. So emotional-frei ist, wie Sie das bisher gelernt haben. Wenden Sie also das bisher Erlernte in vollem Umfange an. Drücken Sie nicht nur Gedanken aus. Drücken Sie Gefühle und Stimmungen, Erregungen genauso wie ruhige Zustimmung aus. Und drücken Sie immer alle Emotionen 179
wahrhaftig aus. Sprechen Sie dabei nicht nur mit den Sprechorganen. Sprechen Sie mit Ton, Betonung, mit Gesichtsausdruck, mit Gesten und mit dem ganzen Körper. Denken Sie immer daran, daß jeder einzelne Ausdruck immer ein GESAMTAUSDRUCK Ihrer GANZEN Persönlichkeit sein soll. Jeder zurückgehaltene Ausdruck verursacht neue Hemmungen. Nur der freie und emotionale Gesamtausdruck enthemmt und befreit. Und dieser emotional-freie Gesamtausdruck muß zur Gewohnheit werden.
Die Technik des sozialen Kontaktens Ein Gespräch mit Freunden und guten Bekannten zu beginnen, ist keine Kunst. Darauf brauchen wir daher nicht eigens einzugehen. Aber mit fremden Personen oder gar »höherstehenden« Personen ein Gespräch anzufangen, das ist manchmal eine kleine Schwierigkeit, die aber leicht überwunden werden kann, wenn man etwas von der Technik des sozialen Kontaktens versteht. Man kann einen sozialen Kontakt auf verschiedene Art und Weise einleiten. Zunächst einmal dadurch, daß man ganz einfach auf die augenblicklichen Emotionen des Partners eingeht. Auf seine augenblickliche Stimmung, seine Gefühlslage und überhaupt auf seine gesamte Emotionalität eingeht. Auf diese Art und Weise lassen sich sehr leicht soziale Kontakte anknüpfen. Man beobachtet zuerst die betreffende Person und versucht, ihre augenblickliche Emotionalität zu erkennen. Dann beginnt man einfach mit einem Satz, der dieser augenblicklichen Emotionalität entspricht. Hier einige Muster: Sieht man z. B., daß die betreffende Person sich durch Warten langweilt, dann kann man darauf eingehen: »Immer diese ewige Warterei!« 180
Wartet eine Person z. B. auf einen Zug, kann man auf die Armbanduhr sehen und sagen: »Zwei Minuten noch! Dann kommt er!« Friert eine Person, dann beginnt man: »Ziemlich kalt hier!« Ist es warm, dann: »Ziemlich warm hier! Nicht wahr?« In einem Lokal kann man von der Stimmung ausgehen, die gerade herrscht: »Ziemlich lebhaft hier!« oder: »Heute ist es hier aber ruhig!« So ergeben sich viele Möglichkeiten, auf die jeweilige Stimmung einzugehen und ein Gespräch zu beginnen. Eine andere Art ist die, einfach irgendeine Frage zu stellen. Man fragt nach der Uhrzeit, man bittet um Feuer für die Zigarette, man fragt danach, wie lange dies oder jenes dauern wird, usw. Will man sich in bereits ablaufende Gespräche und Unterhaltungen einmischen, so kann man entweder von Emotionen oder von Gedanken ausgehen, die gerade von einer Person ausgedrückt wurden. Beim Einmischen in ein Gespräch kann man entweder Zustimmung ausdrücken oder Ablehnung. Man kann auch direkt in ein Gespräch eintreten, indem man gleich dagegenspricht. Das kann man ganz besonders dann, wenn mehrere Personen beteiligt sind und eine davon etwas ausdrückt, womit auch die anderen nicht einverstanden sind. Man kann zu einem Ausdruck einer anderen Person eine Frage stellen. Oder man beginnt einfach mit einem interessierten Gesichtsausdruck, mit einer durch Gesicht und Kopf ausgedrückten Zustimmung oder einer Geste, die das unterstreicht, was soeben gesagt wurde. Will man besonders höflich sein, kann man auch zuerst einmal fragen, ob man sich an der interessanten Unterhaltung beteiligen darf. Meist aber ist dies nicht nötig. Man beginnt einfach irgendwo anzuknüpfen, wo ein anderer soeben aufhörte.
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Zusammengefaßt und technischer ausgedrückt gibt es folgende Möglichkeiten, sich an Gesprächen und Unterhaltungen zu beteiligen: 1. 2. 3. 4. 5.
Eingehen auf die augenblicklichen Emotionen Eingehen auf soeben ausgedrückte Gedanken Zustimmung durch Ausdrücken derselben Emotionen Zustimmung durch Ausdruck desselben Gedankens Dagegenwirken durch Ausdruck einer entgegengesetzten Emotion 6. Dagegenreden durch Ausdruck eines entgegengesetzten Gedankens 7. Die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, um das Wort bitten 8. Höfliche Anfrage, ob man an der Unterhaltung teilnehmen darf 9. Eine Frage stellen, die zum Thema gehört. 10. Sich durch eine Frage, die nicht zum Thema gehört, bemerkbar machen 11. Einer sprechenden Person in die Augen sehen und durch Gesichtsausdruck und Gesten zu erkennen geben, daß man innerlich am Gespräch teilnimmt So gibt es viele Möglichkeiten, sich an Gesprächen und Unterhaltungen zu beteiligen. Ist erst einmal der erste Kontakt geschaffen und der erste Satz gesprochen, ergibt sich alles Weitere ganz von selber. Viele Gehemmte scheuen deshalb, sich an Gesprächen und Unterhaltungen zu beteiligen, weil sie der Ansicht sind, sie wüßten nichts »Gescheites« zu sagen. Dies ist völlig unbegründet. Gespräche und Unterhaltungen sind lebendige soziale Kontakte. Sie spielen sich nicht auf einer Ebene ab, auf der es darauf ankommt, ob man etwas »Gescheites« oder etwas »Dummes« sagt. Hauptsache ist, daß man überhaupt aktiv mitmacht und sich emotional-frei ausdrückt. Wer viel bei Gesprächen und Unterhaltungen zuhört, wie Wirtsleute usw., der weiß 182
aus eigener Erfahrung, daß die meisten Gespräche und Unterhaltungen nichts »Gescheites« zum Inhalt haben, sondern vielmehr ganz nebensächliche und unwichtige Dinge. Unterhaltungen werden ja nicht deshalb geführt, daß etwas »Gescheites« dabei herauskommt, sondern wie schon das Wort sagt: zur UNTERHALTUNG, zum Vergnügen, zur Entspannung, zur Erholung und nicht zuletzt zur sozialen Selbstbestätigung und Selbstentfaltung. Um den Sinn und Zweck von Unterhaltungen zu erkennen, braucht man nur einen vollen Abend lang in der Nähe eines Stammtisches in einer größeren Gaststätte zu sitzen und zuzuhören, was da so alles gesprochen und geschwätzt wird.
Eine ganz nüchterne Rechnung Man sagt: Zeit ist Geld! Und das stimmt auch. Zeit hat einen Wert, wenn sie genutzt wird, wenn sie Nutzen bringt. Und so ist auch die Zeit, die Sie für die Übungen dieser Methode aufwenden, ein Wert für Ihre Zukunft. Sie brauchen nur einmal zu bedenken, wie sehr gerade die Ausdrucksfreiheit und Ausdrucksgewandtheit sich beruflich auswirken kann. Um berufliche Erfolge zu erzielen, braucht man zunächst einmal beruflich verwertbare Kenntnisse und Fähigkeiten. Dann braucht man die Fähigkeit, seine eigenen Kenntnisse und Fähigkeiten nutzbringend anzuwenden und zu verwerten. Diese beiden Erfolgsfaktoren entscheiden über die tatsächlichen Möglichkeiten eines beruflichen Aufstieges. Nun gibt es aber gerade unter den gehemmten Personen sehr viele mit reichen Kenntnissen und Fähigkeiten. Leider aber sind diese Personen meist nicht in der Lage, ihre Kenntnisse und Fähigkeiten tatsächlich zum Wohle und Nutzen der Gesellschaft 183
einzusetzen und zu verwerten, weil es ihnen ganz einfach an Ausdrucksfreiheit und Ausdrucksgewandtheit fehlt. Wenn solche Personen mit reichen Kenntnissen und Fähigkeiten nun durch bewußtes und systematisches Üben ihre Ausdrucksfähigkeit so weit verbessern, daß daraus eine tatsächliche Ausdrucksfreiheit oder gar eine Ausdrucksgewandtheit wird, dann zeigen sich auf einmal berufliche Möglichkeiten, die früher gar nicht erkannt und auch gar nicht vorhanden waren. Heute kommt es immer mehr darauf an, mit Maschinen und Geräten zu arbeiten und damit die menschlichen Arbeitskräfte zu ersetzen. Und es kommt auch darauf an, die Menschen, welche diese modernen Maschinen und Geräte bedienen, so anzuleiten und zu führen, daß sie tatsächlich aus den vorhandenen Maschinen und Geräten den optimalen Nutzen für die Gesellschaft herausholen. Und dazu braucht jeder Betrieb und jedes Unternehmen Personen, die mit qualifizierten Fachkräften genauso gut umgehen können wie mit angelernten Kräften. Und hier spielt die Ausdrucksfähigkeit, die Ausdrucksfreiheit und die Ausdrucksgewandtheit eine entscheidende Rolle. Der moderne Betrieb ist nicht mehr eine Einrichtung, die mit der körperlichen Arbeitskraft einer Arbeitsmasse arbeitet. Der moderne Betrieb stellt den intelligenten und qualifizierten Menschen immer mehr in seinen Mittelpunkt. Wenn es früher noch möglich war, einen Betrieb durch Kommandos und Befehle zu leiten, so ist es heute anders. Der moderne Mensch ist gebildeter und intelligenter geworden. Er ist nicht mehr der nur arbeitende und den Mund haltende Untertan eines Herrn, sondern der freiwillige und selbstdenkende Mitarbeiter einer Gemeinschaft mit gleichen Rechten und gleichen Pflichten. Heute gilt der Mensch etwas, der die Fähigkeit hat, mit gleichberechtigten Partnern und Mitarbeitern zusammenzuarbeiten. Heute hat derjenige die besten Aufstiegsmöglichkeiten, der einerseits mit Maschinen und Geräten und andererseits mit intel184
ligenten Mitarbeitern umgehen kann. Und dabei spielt die freie Ausdrucksfähigkeit eine entscheidende Rolle. Mitarbeiter anzuleiten, zu überzeugen und zu führen, das ist neben Fachkenntnissen und Erfahrungen eine Sache der Ausdrucksfähigkeit. Selbst ein ausgezeichneter Fachmann wird sich nur halb entfalten können, wenn seine Ausdrucksfähigkeit gehemmt ist. Was heute gesucht wird, sind Menschen, die neben guten Fach- und Sachkenntnissen über eine freie und ungehemmte Ausdrucksfähigkeit verfügen. Menschen, denen man verantwortungsvolle Aufgaben übertragen kann und von denen man weiß, daß sie sich mit Hilfe ihrer Ausdrucksfreiheit zum Wohle des Ganzen auch durchsetzen und entfalten können.
Wenn Sie die für die Übungen dieser Methode aufgewandte Zeit von dieser Sicht aus betrachten, dann kommen Sie zu der Überzeugung, dass diese Zeit einen echten Nutzen und Wert für Ihre berufliche Entfaltung darstellt. Ausdrucksfähigkeit und Ausdrucksgewandtheit sind heute Faktoren, die sowohl der Gemeinschaft, der Gesellschaft als auch dem Einzelnen, der sie besitzt, einen dauernden Nutzen bringen. Neben Fachwissen und beruflichen Fähigkeiten sind die Ausdrucksfreiheit und Ausdrucksgewandtheit ein entscheidender Faktor, der darüber bestimmt, welchen Nutzen ein Mensch der Gemeinschaft und Gesellschaft bieten kann. Und da der Einzelne ja nach dem Nutzen bezahlt und belohnt wird, den er der Gemeinschaft und Gesellschaft bietet, entscheidet dieser Faktor auch darüber, wie viel einer verdient und inwieweit er am Wohlstand der Gesellschaft Anteil nehmen kann. So ist es eine ganz nüchterne Rechnung, wenn wir davon ausgehen, dass jede einzelne Stunde, welche Sie der Förderung und Übung Ihrer Ausdrucksfähigkeit widmen, für Sie einen ganz bestimmten Wert darstellt. Dieser Wert kann zwar nicht in Geld ausgedrückt werden, aber wir können sagen, dass dieser Wert 185
ein geistiges Kapital darstellt, das Ihnen in Zukunft laufend Zinsen bringt. Ein geistiges Kapital noch dazu, das keiner Entwertung und keinem Verlust unterliegt.
Wie man Verlegenheitsmomente ausschaltet. Nicht nur gehemmte Personen unterliegen Verlegenheitsmomenten. Die vielen verschiedenen Anpassungssituationen, denen ein Mensch täglich ausgesetzt ist, bringen es mit sich, dass plötzlich unvorhergesehene Ereignisse eintreten, auf die man beim besten Willen nicht vorbereitet ist. Dann tritt zunächst einmal die Emotion der ÜBERRASCHUNG in das Bewusstsein. Diese Überraschungs-Emotion gilt es nun auszudrücken. Ist sie ausgedrückt, dann fühlt man sich sofort wieder freier und kann wieder klarer denken. Wird aber die Überraschungs-Emotion zurückgehalten und nicht ausgedrückt, verwandelt sie sich bald in eine Emotion der VERLEGENHEIT und UNSICHERHEIT! Der erste Schritt zur Ausschaltung von Verlegenheitsmomenten ist also das freie und lebendige Ausdrücken der ÜBERRASCHUNG. Hier einige Beispiele, die natürlich nur Anhaltspunkte darstellen können: "Ohhh! Das hätte ich aber heute nicht mehr erwartet!" --- "Ahhh! Jetzt bin ich aber überrascht! Sie hätte ich heute nicht mehr erhofft!" --- "Ohhh! Jetzt weiß ich aber wirklich nichts mehr zu sagen! So eine Überraschung!" --- "Ich bin sprachlos! Das überrascht mich sehr!" --- "Ohhh! Entschuldigen Sie bitte! Aber darauf war ich wirklich nicht vorbereitet! Daran habe ich gar nicht gedacht!" Überraschungsmomente können sich zu komplexen und umfangreichen Hemmungserscheinungen steigern, wenn man nicht rechtzeitig mit einem emotional-freien Ausdruck reagiert. Ist das einmal geschehen, dann kann man sich immer noch dadurch helfen, dass man ganz einfach die VERLEGENHEIT ausdrückt. 186
Davor aber scheuen viele Personen zurück. Sie glauben nämlich, dass der Ausdruck von Verlegenheit eine Blamage darstellen könnte. In der Praxis aber ist es nicht so. Einen Menschen, der seine Verlegenheit offen ausdrückt, hält man gar nicht für verlegen oder unsicher. Man hält ihn vielmehr für offen, wahrheitsliebend oder gar für geistesgegenwärtig. Solche Verlegenheitsausdrücke sind: "Also nein! Jetzt bin ich aber tatsächlich verlegen!" --- "Nun! Ich weiß gar nicht, was ich tun soll! Ich bin ganz verlegen!" --- "Waaas? Duuu bist hier? Also so etwas! Du hast mich aber jetzt in eine ziemliche Verlegenheit gebracht!" --"Was soll ich sagen? Ich bin im Augenblick tatsächlich verlegen!" Eine Technik für ganz plötzlich auftauchende Verlegenheitsmomente ist das so genannte: MOMENT-KONTAKTEN. Dieses besteht darin, dass man sofort eine lebhafte Emotion in sich hervorruft, ganz gleich, ob diese sinnvoll oder sinnlos ist. Diese lebhafte Emotion drückt man dann ganz lebhaft und lebendig aus. Dabei kann man zu Beginn ruhig etwas übertreiben. Hier einige Beispiele: »Ohhh! Du bist aber in letzter Zeit hübsch geworden! Du siehst ja herrlich aus – wie eine Rose in höchster Blüte!« Dies kann man z. B. ausdrücken, wenn man einer weiblichen Person begegnet, die man schon lange Zeit nicht mehr sah und vor welcher man früher stark gehemmt war oder sogar errötete, wenn man sie sah. Ein anderes Beispiel: »Na so was! Du hast dich aber verändert! Laß’ dich mal ansehen! Du siehst jetzt tatsächlich aus wie ein echter Mann!« Das kann z. B. ein Mädchen einem Mann gegenüber ausdrücken, den es lange nicht mehr gesehen hat und vor dem sich früher Hemmungen zeigten. Aus diesen beiden Beispielen geht klar hervor, daß man bei solchen Verlegenheitsmomenten anstelle der eigenen Verlegenheit nachzugeben, die andere Person ein klein wenig durch einen emotional-freien Ausdruck in Verlegenheit bringt. Ist auf diese Art und Weise erst einmal der erste Verlegenheitsaugenblick 187
überwunden, dann ergibt meist ein Wort das andere und schon ist die Hürde genommen und die Verlegenheit hat sich nicht einmal so richtig gezeigt. Beim Ausschalten von Verlegenheitsmomenten ist es immer gut, wenn man besonders den Gesichtsausdruck ganz lebhaft gestaltet. Wenn also die betreffenden Emotionen durch das Gesicht besonders stark ausgedrückt werden. Nüchterne und sachliche Worte helfen da nicht viel. Es muß schon ein echter Gefühlsausdruck sein. Ein Gemütsausdruck! Hier weitere Beispiele für das Moment-Kontakten: »Au! Au! Au! Ausgerechnet SIE! – Sie wissen ja sicher, daß ich Sie nicht leiden kann – aber was soll ich schon machen? Ich muß Sie eben ertragen! Also was wünschen Sie von mir?« / »Heee! Was machen denn Sie da? Sagen Sie mal, was fällt Ihnen eigentlich ein?« / »Ich staune! Wirklich! Ich staune! Sie so schnell wieder zutreffen, das hätte ich mir nicht träumen lassen!« / »Ach Mädchen! Du hast mich jetzt aber erschreckt! Was machst Du denn hier?« So besteht das Moment-Kontakten darin, daß man schnellstmöglich, eben im Moment der Wahrnehmung einer Verlegenheitssituation, ganz lebhaft und lebendig irgendeine Emotion ausdrückt. Ganz gleich, ob das eine Emotion der Überraschung, der Zuneigung, der Abneigung oder sonst eine Emotion ist. Schon der Ausdruck einer Emotion gibt Sicherheit und Mut. Überall dort aber, wo die Emotion der Verlegenheit und Überraschung zurückgehalten und gestaut wird, treten schon in wenigen Sekunden Hemmungserscheinungen auf, die es dann viel schwerer machen, sich wieder im emotional-freien Ausdruck selber zu finden. Verlegenheitsmomente sind Feinde, die man nur im sofortigen Angriff beseitigen und ausschalten kann. Läßt man ihnen aber Zeit, dann wird man von ihnen überwältigt.
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Eine weitverbreitete Hemmungsursache besteht darin, daß man der Meinung ist, man müsse immer und überall r i c h t i g und p e r f e k t reagieren. Kein einziger Mensch reagiert vollkommen richtig und perfekt. Man reagiert eben auf eine Situation, auf einen Umweltreiz oder auf eine Emotion so, wie es einem möglich ist. Das ist alles! Leben bedeutet: dauerndes Anpassen an die Umwelt. Und bei jeder Anpassung werden Fehler gemacht, die dann eben – sofern überhaupt nötig – korrigiert werden. Lediglich die Korrektur von gemachten Fehlern geht in Richtung auf eine optimale Anpassung. Und das bedeutet in der Praxis immer nur eine annähernde Anpassung, nie aber eine perfekte Anpassung. Die hemmungsverursachende Denkgewohnheit: »Ich muß es richtig machen! Ich muß es perfekt machen!« ist weiter nichts als ein Kennzeichen vorhandener Minderwertigkeitsgefühle. Diese Denkgewohnheit verschwindet mit zunehmender Enthemmung von selber.
Übungsplan der neunten Woche 1.
Übung im Aufnehmen sozialer Kontakte Verwirklichen Sie in dieser Übungswoche die folgende Formel: »ICH SUCHE IMMER UND ÜBERALL SOZIALE KONTAKTE UND DRÜCKE MICH IMMER UND ÜBERALL EMOTIONAL-FREI AUS!«
Das bedeutet, daß Sie diese Woche jede sich irgendwie und irgendwo bietende Gelegenheit nutzen, mit anderen Personen in einen sozialen Kontakt zu kommen. Nehmen Sie aktiv an möglichst vielen Gesprächen und Unterhaltungen teil. Suchen Sie bewußt und absichtlich nach solchen Gelegenheiten. Beginnen Sie selber mit möglichst vielen Personen Gespräche und Unter189
haltungen, und erproben Sie sich dabei im emotional-freien Gesamtausdruck. Versuchen Sie auch, soweit es Ihnen möglich ist, neue Bekannte und auch Freunde zu gewinnen. Seien Sie bestrebt, bei jedem sozialen Kontakt, den Sie aufnehmen, eine gleichberechtigte Hauptrolle zu spielen. Dadurch steigert sich sowohl Ihr emotional-freier Gesamtausdruck als auch die Kontaktfähigkeit und die Courage. 2. Durchführung von STANDARD-EXMOTIONS-ÜBUNGEN. In dieser 9. Übungswoche führen Sie täglich eine STANDARD-EXMOTIONS-ÜBUNG durch. Wenn Sie aber Gelegenheit haben, sich irgendwie in eine größere Gesellschaft zu begeben, dann machen Sie eine zusätzliche STANDARDEXMOTIONS-ÜBUNG unmittelbar vorher. Sie werden dann erleben, daß deren Nachwirkung sich in Gesellschaft sehr positiv auswirkt. Solche Übungen können Sie aber auch dann zusätzlich machen, wenn Sie wichtige Verhandlungen, Besprechungen oder sonstige bedeutsame soziale Situationen vor sich haben.
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Die systematische Beseitigung von Resthemmungen Der volle Enderfolg der vorliegenden Methode stellt sich je nach Art, Umfang und Stärke der zu beseitigenden Hemmungen individuell verschieden ein. Die Erfahrung zeigte, daß das Ziel der Methode in den meisten Fällen zwischen der 7. und 9. Stufe erreicht wird. Dann wird festgestellt, daß die früheren Hemmungen verschwunden sind und daß das Auftreten und Sprechen so frei und selbstsicher ist, daß man tatsächlich in jeder Situation und vor jeder Person frei und selbstsicher auftreten und sprechen kann. Nun gibt es aber auch Fälle, wo auch nach der 9. Stufe noch einzelne Resthemmungen, besonders Hemmungen spezifischer Art, vorhanden sind. Und diese Resthemmungen gilt es nun systematisch zu beseitigen. Spezifische Hemmungen zeigen sich nur in ganz bestimmten Situationen und vor ganz bestimmten Personen oder Personenkreisen. Meist handelt es sich um starke emotionale Prägungen, die aber mit Hilfe der nun beschriebenen Wiederholungsmethode relativ leicht und schnell beseitigt werden können.
Die Wiederholungsmethode Die Wiederholungsmethode ist wohl die wirksamste Methode zur Beseitigung spezifischer Hemmungen. Sie kann aber erst dann mit vollem Erfolg angewandt werden, wenn ein gewisses Maß an innerer Freiheit und Selbstsicherheit bereits erreicht ist. 192
Daher kann sie erst jetzt, nachdem Sie die bisherigen Übungen durchgeführt haben, mit voller Erfolgssicherheit angewandt werden. Die Wiederholungsmethode ist einfach zu verstehen und ihre Wirkungen sind verblüffend schnell und durchgreifend. Sie besteht darin, daß man versucht, Angstgefühle und Hemmungserscheinungen bewußt und gewollt in allen Einzelheiten zu wiederholen. Dazu einige theoretische Bemerkungen: 1. Spezifische Angstgefühle und Hemmungserscheinungen sind UNTERBEWUSST-AUTOMATISCHE Reaktionen auf ganz bestimmte (spezifische) Hemmungssituationen. Sie treten also nur bei ganz bestimmten Situationen und vor ganz bestimmten Personen auf. 2. Spezifische Angstgefühle und Hemmungserscheinungen können NUR dann in ihrer normalen Stärke auftreten, wenn ihr unterbewußt-automatischer Ablauf nicht durch das bewußte Wollen gestört wird. Eine Störung des unterbewußtautomatischen Ablaufes von spezifischen Angstgefühlen und Hemmungserscheinungen durch das bewußte Wollen ist in zwei entgegengesetzten Richtungen möglich: 1.) Durch bewußtes NICHT-WOLLEN; 2.) Durch bewußtes WOLLEN. 3. Überall dort, wo versucht wird, durch ein bewußtes NICHTWOLLEN spezifische Angstgefühle und Hemmungserscheinungen zu unterdrücken, wird deren unterbewußtautomatischer Ablauf VERSTÄRKT. Jedes bewußte NICHTWOLLEN spezifischer Angstgefühle und Hemmungserscheinungen VERSTÄRKT daher die betreffenden Angstgefühle und Hemmungserscheinungen.
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4. Überall dort aber, wo versucht wird, spezifische Angstgefühle und Hemmungserscheinungen BEWUSST ZU WOLLEN, wird ihr unterbewußt-automatischer Ablauf gestört. Jedes BEWUSSTE WOLLEN von spezifischen Angstgefühlen und Hemmungserscheinungen bewirkt daher, daß diese entweder GESCHWÄCHT werden oder aber GAR NICHT AUFTRETEN KÖNNEN. Das wollen wir nun an einem Beispiel darstellen: Ein junger Mann leidet darunter, daß er jedesmal, wenn er mit einem jungen und hübschen Mädchen sprechen muß, heftig errötet. Dabei gibt es nun die folgenden Möglichkeiten: A.) Der junge Mann ist gleichgültig und hat sich mit der Tatsache abgefunden, daß er vor jedem jungen Mädchen errötet. Er stört daher den unterbewußt-automatischen Ablauf des Errötens weder dadurch, daß er es NICHT WILL, noch dadurch, daß er es gar BEWUSST WILL. Das Erröten wird sich daher immer gleichbleibend zeigen. B.) Der junge Mann versucht mit seinem bewußten Willen angestrengt NICHT ERRÖTEN ZU WOLLEN. Dadurch verstärkt er den unterbewußt-automatischen Ablauf und bewirkt dadurch, daß sein Erröten viel stärker und viel heftiger auftritt, als es eigentlich sein müßte. C.) Der junge Mann versucht einmal ganz unterbewußt (aus Wut über sich selbst, aus Verzweiflung oder übungshalber) ERRÖTEN ZU WOLLEN, GANZ BEWUSST IN ALLEN EINZELHEITEN ERRÖTEN ZU WOLLEN. Was geschieht nun? Der junge Mann wird sich wundern, denn er KANN GAR NICHT ERRÖTEN, wenn er tatsächlich VOLLBEWUSST ERRÖTEN WILL.
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Und darauf beruht die Wiederholungsmethode. Sie besteht darin, daß man mit vollem Bewußtsein ein spezifisches Angstgefühl oder eine spezifische Hemmungserscheinung ABSICHTLICH WILL, IN ALLEN EINZELHEITEN, VOLLBEWUSST UND ABSICHTLICH WILL. Die Folge ist dann, daß das betreffende Angstgefühl oder die betreffende Hemmungserscheinung nicht mehr unterbewußt-automatisch ablaufen kann und daher GAR NICHT ABLAUFEN KANN.
Die Angstausschaltung durch bewußtes Wollen Es gibt vielerlei spezifische Angstgefühle, die ganz bestimmte und spezifische Personen und Situationen betreffen: Angst vor dem Zusammentreffen mit jungen Mädchen, mit Männern, mit Vorgesetzten, mit Lehrern, mit Polizisten, Beamten, höherstehenden Personen, usw. usw.; Angst vor Prüfungen, Angst vor dem Betreten eines Geschäftes, Angst vor Tanzlokalen, vor öffentlichen Lokalen, vor Ämtern, vor großen Plätzen, vor Versammlungsräumen usw. usw. Alle diese spezifischen Angstgefühle können durch das bewußte Wollen in kurzer Zeit ausgeschaltet werden. In der Praxis sieht die Anwendung so aus: 1. Sie weichen nun solchen Personen und Situationen, vor denen Sie eine spezifische Angst haben, nicht mehr aus, sondern suchen solche Personen und Situationen ganz bewußt und absichtlich auf. Sie suchen also ganz bewußt Hemmungssituationen auf. 2. Sobald Sie dabei bemerken, daß sich auch nur die geringste Angst zeigt, versuchen Sie nun diese Angst ganz 195
BEWUSST IN ALLEN EINZELHEITEN ZU WOLLEN. Sie werden dabei feststellen, daß die betreffende Angst um so schwächer wird, je intensiver Sie sich bemühen, sie in allen Einzelheiten bewußt erleben zu wollen. Eine VOLLBEWUSST gewollte Angst verschwindet restlos. 3. Vor den betreffenden Personen und in den betreffenden Hemmungs-Situationen wenden Sie nun – sofern nötig – den in dieser Methode erlernten emotional-freien Gesamtausdruck weitgehend an. Drücken Sie also Ihre Emotionen frei aus. 4. Das wiederholen Sie so lange, bis Sie in der betreffenden Hemmungssituation keinerlei Angstgefühl mehr bemerken. In der Praxis reicht dazu meist eine 3 bis 4-malige Anwendung aus. Ist die Angst einmal gebrochen, dann tritt sie beim nächstenmal schon bedeutend schwächer auf und nach wenigen Wiederholungen bemerken Sie so, daß es Ihnen leicht gelingt, der Reihe nach alle Angstgefühle vor bestimmten Personen und Situationen restlos auszuschalten. Sehr positive und angenehme Nebenwirkungen sind dabei: Zunahme des Selbstvertrauens, Steigerung der Selbstsicherheit, Verbesserung der allgemeinen Ausdrucksgewandtheit und ganz besonders eine ganz starke Zunahme und Steigerung der Courage.
Die Hemmungsausschaltung durch bewußtes Wollen Ebenso wie die Angstausschaltung geht auch die Ausschaltung von Hemmungserscheinungen durch das bewußte Wollen vor sich. 196
Die Praxis sieht so aus: 1. Hemmungssituationen nicht mehr meiden, sondern ganz bewußt und absichtlich in Hemmungssituationen hineingehen. 2. Sich in Hemmungssituationen IMMER EMOTIONALFREI AUSDRÜCKEN. Soweit sich dabei keine Hemmungserscheinungen zeigen, sich einzig und alleine auf den jeweiligen Augenblick, auf die jeweilige Gelegenheit konzentrieren. 3. Sobald das Gefühl auftaucht, daß sich Hemmungserscheinungen zeigen (meist fühlt man vorher ein gewisses Angstgefühl), versuchen Sie diese Hemmungserscheinungen ganz bewußt in allen Einzelheiten zu WOLLEN. Sie werden dabei bemerken, daß eine auftauchende Hemmungserscheinung sofort abflaut und schwächer wird, wenn Sie diese BEWUSST IN ALLEN EINZELHEITEN WOLLEN. Und daß praktisch jede Hemmungserscheinung unmöglich wird (selbst das so gefürchtete Erröten wird unmöglich!), sobald Sie diese tatsächlich VOLLBEWUSST WOLLEN. 4. In der Regel reichen einige wenige Wiederholungen dieser Art aus, um spezifische Hemmungserscheinungen restlos zum Verschwinden zu bringen. Auf diese Art und Weise lassen sich in kurzer Zeit alle Resthemmungen beseitigen, die trotz der täglichen Durchführung der bisher beschriebenen Übungen noch vorhanden sein sollten. Falls mehrere spezifische Angstgefühle und Hemmungserscheinungen zu beseitigen sind, ist es gut, sich einmal am Abend hinzusetzen und sie alle einzeln zu notieren. Ist das geschehen, dann wird eine spezifische Hemmung nach der anderen planmäßig beseitigt. Dabei ist es gut, sich auf eine einzige Hemmung 197
allein zu konzentrieren. Ist diese beseitigt, dann erst kommt die nächste an die Reihe. In vielen Fällen wird dabei bemerkt, daß mit der Beseitigung einer Haupthemmung gleichzeitig auch alle anderen schwächer werden und deren restlose Beseitigung dann nur noch ein Kinderspiel ist.
Erfahrungsmangel als Hemmungsgefühl Neben den eigentlichen echten Hemmungen gibt es noch die sogenannten Hemmungen aus Mangel an sozialer Erfahrung. Es gibt für jeden Menschen Situationen, die ihm neu und ungewohnt sind. So mag es z. B. für einen jungen Angestellten neu und ungewohnt sein, wenn er sich infolge einer Beförderung nun plötzlich in den Kreisen der »höheren« Gesellschaft unter Direktoren und Aufsichtsratsmitgliedern frei bewegen soll. In solchen neuen und ungewohnten Situationen treten nun anfangs gewisse Hemmungs- und Unsicherheitsgefühle auf. Diese aber sind keine echten Hemmungen, sondern sie ergeben sich lediglich aus der Tatsache, daß es einem an der betreffenden Erfahrung mangelt. Um solche Hemmungen schnell zu beseitigen, bedarf es eigentlich nur eines klaren Verstandes. Dieser besteht in dieser Hinsicht darin, daß man klar erkennt, worauf es ankommt. Nämlich darauf, zunächst einmal sich umzusehen und Erfahrungen im Umgang mit den betreffenden Kreisen zu sammeln. Zunächst einmal einen klaren Überblick zu gewinnen, wie man sich in den betreffenden Kreisen benimmt. Hat man diesen klaren Überblick einmal, dann beginnt das langsame und systematische Kontaktaufnehmen. Dabei muß natürlich ein weitgehend emotionalfreier Gesamtausdruck zur Anwendung kommen, sonst werden Emotionen gestaut, und es bilden sich Hemmungen, die später dann wieder eigens beseitigt werden müßten. 198
Emotionale Wahrhaftigkeit muß immer und überall das leitende Prinzip sein. Wer sich in einer neuen und ungewohnten Gesellschaft, aus Mangel an Erfahrung im Umgang mit dieser Gesellschaft, gehemmt und unsicher fühlt, darf sich nicht zurückziehen und isolieren. Er muß vielmehr versuchen, soziale Kontakte einzuleiten, sich anderen Personen anvertrauen und ihnen auch offen und emotional wahrhaftig mitteilen, daß er sich aus Mangel an Erfahrungen noch etwas gehemmt, unsicher und unwohl fühlt. Nur so kann echte Freiheit und Selbstsicherheit entstehen.
Das freie und unbefangene Auftreten in Gesellschaft In dieser zehnten und letzten Übungswoche wollen wir als Hauptübung das freie und unbefangene Auftreten in Gesellschaft üben. Da Sie nun schon lange genug den emotional-freien Gesamtausdruck und auch in der vorausgegangenen Woche schon das Aufnehmen sozialer Kontakte geübt haben, wird Ihnen diese Woche alles sicher und leicht gelingen. Die Übung dieser Woche besteht darin, daß Sie jede sich irgendwie und irgendwo bietende Gelegenheit nutzen, sich in Gesellschaft zu begeben, sich dann in Gesellschaft emotional-frei ausdrücken und soziale Kontakte anknüpfen. Je nach Umgebung und örtlicher Lage gibt es dazu die verschiedensten Möglichkeiten. Hier einige davon als Beispiele: Besuche bei Freunden, Bekannten und Verwandten Besuch von Gaststätten und anderen öffentlichen Lokalen Besuch von Tanzveranstaltungen und Vergnügungslokalen Besuch von geselligen Zusammenkünften Besuch von Versammlungen und Vorträgen Besuch von Sportveranstaltungen Besuch von öffentlichen Veranstaltungen aller Art 199
Diese paar Möglichkeiten zeigen Ihnen klar und deutlich die Zielrichtung Ihrer Übungen. Nutzen Sie in dieser Übungswoche also jede sich bietende Gelegenheit, sich unter Menschen und in Gesellschaft zu begeben. Drücken Sie sich dabei immer und überall im Rahmen des Möglichen emotional-frei aus, und versuchen Sie überall soziale Kontakte anzuknüpfen. Hier einige Anregungen und Hinweise zu Ihrer Übungsarbeit: A.) Gehen Sie ruhig und gelassen in jede gesellschaftliche Situation hinein. Nehmen Sie sich weiter nichts vor als nur: ICH WILL EIN FREIES UND UNBEFANGENES AUFTRETEN ÜBEN! Weiter nichts! Wenn Sie sich nämlich tatsächlich weiter nichts vornehmen, dann haben Sie bereits eine sehr gute Voraussetzung. Dann sind Sie bereits innerlich frei und unbefangen, ruhig und gelassen. Versuchen Sie aber auf gar keinen Fall, irgend jemandem imponieren oder gefallen zu wollen. Streben Sie tatsächlich nur eines an: FREI UND UNBEFANGEN AUFZUTRETEN. B.) Stellen Sie sich innerlich vor, daß Sie lediglich ein GLEICHBERECHTIGTES MITGLIED DER MENSCHLICHEN GESELLSCHAFT sind. Daß Sie dasselbe Recht haben wie andere und daß demnach auch alle anderen dasselbe Recht haben wie Sie. Diese innere Einstellung entspannt und verhindert somit seelische Spannungen und Hemmungsursachen. C.) Sorgen Sie dafür, daß Ihre äußere Aufmachung der jeweiligen Gesellschaft entsprechend ist. Saubere Kleidung, geputzte Schuhe, sauber gebundener Selbstbinder, gepflegtes Haar, saubere Fingernägel und geputzte Zähne. Gerade die kleinen Hemmungsursachen wie z. B. schmutzige Fingernägel sind vielfach daran schuld, daß man sich unbewußt irgendwie unsicher fühlt. Achten Sie also auf ein gepflegtes und der jeweiligen Gesell200
schaft angepaßtes Äußeres. Vermeiden Sie aber alles, was auffallend wirken könnte. Keine auffallende Kleidung, keine aus dem Rahmen fallende Frisur und überhaupt nichts, was irgendwie anstoßen oder besonders auffallen könnte. Ganz einfach: schlicht, sauber, gepflegt und NORMAL! D.) Wenn Sie einen Kontakt zu anderen Personen aufnehmen, drücken Sie sich im Rahmen der Gegebenheit stets emotionalfrei aus. Drücken Sie also Ihre Emotionen soweit aus, wie dies überhaupt möglich ist. Verhindern Sie auf alle Fälle das frühere Zurückhalten von Emotionen. E.) Seien Sie sozial aktiv. Suchen Sie auf harmlose Art und Weise nach sozialen Kontakten. Schließen Sie sich der Gesellschaft und deren Stimmung an. Nehmen Sie an Gesprächen und Unterhaltungen teil. Aber ohne jedes Aufsehen, ohne jedes Angeben, ohne jedes besondere Imponierenwollen und ohne jedes Hervorstechenwollen. Benehmen Sie sich einfach frei, unbefangen und gelassen. Benehmen Sie sich selbstverständlich normal. F.) Achten Sie besonders darauf, daß Sie nichts tun, was Ihren jeweiligen Emotionen entsprechend erzwungen wäre. Zeigen Sie Gleichgültigkeit, wo Sie gleichgültig sind. Zeigen Sie Zuneigung, wo Sie Zuneigung fühlen, und zeigen Sie im Rahmen des NORMALEN auch Abneigung, wo Sie Abneigung fühlen. Seien Sie EMOTIONAL WAHRHAFTIG! Wenn Sie diese Anregungen berücksichtigen, werden Sie bemerken, daß Sie sich bald in jeder Gesellschaft irgendwie wohl fühlen, daß es Ihnen Spaß macht, sich an Gesprächen und Unterhaltungen zu beteiligen, und daß es Ihnen reibungslos leichtfällt, soziale Kontakte anzuknüpfen. Machen Sie sich keine Gedanken über das, was Sie sagen wol201
len. Ein Wort ergibt ganz von selber das andere, wenn man nur unbefangen und gelassen ist. Glauben Sie nicht, daß Sie immer etwas »Gescheites« sagen müßten. Fürchten Sie nie, daß Ihnen nichts mehr einfällt. Nehmen Sie ganz einfach Anteil am Geschehen des jeweiligen Augenblicks, denn der jeweilige Augenblick ist immer die einzige Wirklichkeit, die es gibt. Anteil nehmen am jeweiligen Augenblick, das bedeutet auch, daß man einmal NICHTS TUT, nichts sagt, einfach zuhört, einfach zuschaut, ganz einfach durch die Tatsache der eigenen Anwesenheit Anteil nimmt am Geschehen des Augenblicks. So ist ein tatsächlich echtes gesellschaftliches Anteilnehmen am jeweiligen Erleben des Augenblicks eine harmonische Mischung von Spannung und Entspannung, von Sprechen und Schweigen, von Wirken und Wahrnehmen, von TUN und NICHTTUN, von Emotionserleben und Emotionsausdruck. Auf diese Art und Weise üben Sie sich in dieser Woche bei jeder sich irgendwie und irgendwo bietenden Gelegenheit im freien und unbefangenen Auftreten in Gesellschaft und unter Menschen. Wenn Sie diese Woche hinter sich haben, dann wird es Ihnen klar sein, daß ein freies und unbefangenes Auftreten in Gesellschaft etwas durchaus Normales und Selbstverständliches ist.
Die innere Wandlung zum neuen Menschen Nun sind wir eigentlich am Ende der vorliegenden Methode angekommen. Wenn Sie die vorgeschriebenen Übungen bis hierher systematisch durchgeführt haben, dann sind Sie jetzt nicht mehr derselbe Mensch, der Sie vor Beginn der Methode waren. Sie sind ein neuer, ein freier Mensch geworden, der nun tatsächlich in jeder Situation und vor jeder Person frei und selbstsicher auftreten und sprechen kann. Diese Wandlung zum neuen Menschen hat sich im Laufe von zehn Wochen vollzogen. Wenn Sie 202
jetzt zurückblicken auf die Zeit der Hemmungen, der Leiden und des Gequältseins, werden Sie es gar nicht mehr glauben können, daß Sie einmal an Hemmungen gelitten haben. Dieses Gefühl des völligen Gewandeltseins, des Freiseins und des Selbstsicherseins ist aber erst der Beginn eines neuen Lebens, eines freien und unbeschwerten Lebens, das jetzt in seiner ganzen Fülle vor Ihnen liegt. Nutzen Sie dieses Leben dazu, sich tatsächlich optimal zu entfalten. Nur derjenige Mensch wird zufrieden und glücklich sein, der sich entfalten kann und sich auch tatsächlich entfaltet. Nicht der Wunsch oder der Wunschtraum gestaltet unser persönliches Leben, sondern immer nur die freie Tat in Richtung auf eine tatsächlich optimale Selbstentfaltung innerhalb der Gesellschaft. Die im Laufe der letzten Wochen vollzogene Wandlung zum neuen Menschen haben Sie sich selber zu verdanken. Ihre eigene Übungsbereitschaft und Ihre Übungsarbeit haben das Werk vollbracht. Die vorliegende Methode war dazu lediglich der Weg. Sie selber aber sind diesen Weg gegangen und darauf werden Sie Ihr ganzes Leben lang stolz sein. Daß Sie es tatsächlich geschafft haben, sich selber aus der Gedanken- und Gefühlswelt der Hemmungen und des Leidens zu befreien und nun einer neuen Gedanken- und Gefühlswelt der Freiheit, des Lebensmutes und der Lebensfreude gegenüberstehen, das war einzig und allein IHR WERK! Die von Ihnen durchgeführten Übungen haben dazu geführt, daß das neue, das freie und selbstsichere Verhalten, Auftreten und Sprechen nun ganz und gar gewohnheitsmäßig abläuft. Genauso gewohnheitsmäßig abläuft, wie früher Ihre Hemmungen und Hemmungserscheinungen abgelaufen sind. Und das ist eigentlich das Ziel dieser Methode. Nur das, was wir gewohnheitsmäßig richtig und zweckmäßig tun, das bestimmt unser Verhalten der Umwelt und den Mitmenschen gegenüber. Der Verstand hat im Leben nicht die Bedeutung, die ihm so 203
oft zugeschrieben wird. Nur unser gewohnheitsmäßiges Verhalten ist echt und nur dieses bestimmt unser Schicksal. Der tatsächliche Einfluß, den ein Mensch auf sein Schicksal ausüben kann, ist eigentlich der, daß er die Macht und die Fähigkeit hat, seine Gewohnheiten zu ändern. Der Mensch kann durch bewußtes Üben negative Gewohnheiten ablegen und positive Gewohnheiten erwerben. Und das ist das eigentliche Geheimnis dieser Methode, wenn man überhaupt bei einem übenden Verfahren von einem Geheimnis sprechen kann. Den Menschen zu belehren, das ist eine Sache; ihn zu ändern aber ist eine andere. Und auf diesen Satz kommt es im Leben an. Wie viele Menschen sind der Meinung, man könne durch das Lesen von Büchern Erkenntnisse gewinnen und dann auf Grund dieser gewonnenen Erkenntnisse sein Leben ändern und so gestalten, wie man es gerne möchte. Wissen ist Macht! Dieser unglückliche Satz ist das Leitbild so vieler Menschen. Dabei aber bedeutet Wissen und Erkennen gar nichts. Der Mensch kann noch so gebildet und noch so gescheit (belesen!) sein. Wenn er nicht einen WEG findet, den er auch tatsächlich gehen kann, und wenn er diesen Weg dann nicht auch tatsächlich SELBER GEHT, bleibt er sein ganzes Leben lang der, der er war. Wissen und Erkennen sind im Leben solange unwirksam, solange sie nicht dazu führen, einen Weg, der gegangen werden kann, auch tatsächlich zu gehen. Das Leben des Menschen im Alltag wird einzig und allein von seinen Verhaltensgewohnheiten bestimmt. So wie Ihr Leben früher von Hemmungen bestimmt wurde und jetzt von Ihren neuen Verhaltensgewohnheiten der Freiheit und Selbstsicherheit bestimmt wird, so wird das Leben eines jeden Menschen einzig und allein von seinen Verhaltensgewohnheiten bestimmt. Um das wahre Wesen eines Menschen klar zu erkennen, braucht man nur seine Verhaltensgewohnheiten zu kennen. Das ist alles – tatsächlich alles! 204
Die Grenzen der Emotionalen Enthemmungsmethode Das Ziel dieser Methode ist es, durch systematisches Üben ein freies, ungehemmtes und selbstsicheres Auftreten, Sprechen und Gesamtverhalten zu erwerben und dadurch seelische und soziale Hemmungen zu beseitigen und unwirksam zu machen. Die Emotionale Enthemmungsmethode ist daher im eigentlichen Sinne eine Selbsttrainings- und Selbstentfaltungsmethode. Sie ist aber KEINE HEILMETHODE zur Beseitigung von psychosomatischen Krankheiten, neurotischen Fehleinstellungen oder anderen psychischen Defekten krankhafter Art. Die Grenzen der Emotionalen Enthemmungsmethode liegen daher dort, wo auch die Grenzen anderer Selbsttrainings- und Selbstunterrichtsmethoden liegen. Jeder erwachsene Mensch mit normaler Intelligenz und Allgemeinbildung kann heute mittels moderner Fremdsprachenmethoden eine Fremdsprache erlernen oder mittels eines Fernkursus sich eine umfassende berufliche Ausbildung aneignen. Und so kann auch jeder erwachsene Mensch mit normaler Intelligenz und Allgemeinbildung mit der vorliegenden Emotionalen Enthemmungsmethode ein freies und selbstsicheres Auftreten, Sprechen und Gesamtverhalten erwerben. Die vorliegende Methode ist für geistig gesunde und normale Personen bestimmt. Seelische und soziale Hemmungen sind keine Krankheiten und keine Unnormalitäten, sondern lediglich unzweckmäßige und entfaltungshemmende Verhaltens-Gewohnheiten, die durch falsche Erziehung und Erziehungsfehler verursacht wurden. Sie können mit der vorliegenden Methode dadurch beseitigt und unwirksam gemacht werden, daß durch systematische Übungen ein neues Gesamtverhalten erworben wird. Die emotionale Enthemmung kann von jedermann durchgeführt werden, der so weit normal ist, daß er sich selber, seinen Ange205
hörigen und der Gesellschaft gegenüber seine alltäglichen Pflichten erfüllt. Wer aber an einer krankhaft-neurotischen Einstellung leidet, wer also der Ansicht ist, daß ein Mensch auch ohne eigene Leistung, ohne Arbeit und ohne aktive Anteilnahme am Leben der menschlichen Gesellschaft zu Wohlstand und Glück kommen kann, für den ist die vorliegende Methode nicht bestimmt. Er würde damit doch keinen Erfolg erzielen. Ganz einfach deshalb nicht, weil ein neurotischer Mensch durch seine innere Einstellung gar nicht bereit ist, einige Wochen hindurch täglich Übungen durchzuführen. Übungen durchzuführen und dadurch etwas zu erreichen, das wäre ja NORMAL. Übungen durchzuführen, das wäre ja EIGENE Leistung, EIGENE Arbeit und das Streben nach EIGENER aktiver Anteilnahme am Leben der Gesellschaft. Und das will der neurotische Mensch nicht. Er versteckt sich viel lieber untätig hinter seiner Krankheit, hinter seinem Leiden, hinter seiner Arbeitsunfähigkeit und hinter seiner unwirklichen und gesellschaftsfeindlichen Einstellung von Wohlstand und Glück ohne EIGENE Leistung und ohne EIGENE Anteilnahme. Menschen, die an einer neurotischen Fehleinstellung leiden, sind kranke Menschen. Ihnen kann nur die ärztliche Psychotherapie helfen. Diese verfügt heute über sehr wirksame Mittel und Verfahren, die selbst bei schweren und schwersten Fällen neurotischer Fehleinstellungen noch eine Heilung ermöglichen. Besonders die Psychoanalyse, die Narkoanalyse, die Hypnose- und Suggestionstherapie, das autogene Training und andere heute sehr hochentwickelte Verfahren helfen dem neurotischen Menschen, von seiner Fehleinstellung frei zu werden und wieder zu sich selber als gleichwertiges Mitglied der menschlichen Gesellschaft zurückzufinden. Alle diese Verfahren aber können beim neurotischen Menschen nur dann zu einem vollen Erfolg führen, wenn sie von einem speziell dafür geschulten Arzt oder Psychotherapeuten angewandt werden. 206
Zusammengefaßt: Die Grenzen der Emotionalen Enthemmungsmethode liegen dort, wo die normale innere Einstellung zum Leben, zum Alltag und zur menschlichen Gesellschaft endet und wo das Unnormale und Krankhafte beginnt. Daher kann mit der vorliegenden Methode jedermann einen vollen Erfolg erzielen, der überhaupt die innere Bereitschaft hat, die vorgeschriebenen Übungen tatsächlich durchzuführen. Wo diese innere Bereitschaft aber nicht vorliegt, dort kann deshalb kein Erfolg erzielt werden, weil die vorgeschriebenen Übungen gar nicht erst durchgeführt werden.
Übungsplan der zehnten Woche 1.
Übungen in Gesellschaft Nutzen Sie in dieser letzten Übungswoche jede Gelegenheit, sich unter Menschen und in Gesellschaft zu begeben, und üben Sie sich dabei im freien und unbefangenen Auftreten und Sprechen. Achten Sie wie immer darauf, daß Sie weitgehend alle Ihre Emotionen lebendig, spontan und wahrhaftig ausdrücken. 2.
Beseitigung von Resthemmungen Soweit sich noch Resthemmungen spezifischer Art zeigen sollten, beseitigen Sie diese dadurch, daß Sie sich ganz bewußt und absichtlich in Hemmungssituationen begeben und darin die betreffenden Angstgefühle und Hemmungserscheinungen ganz bewußt und willkürlich hervorrufen wollen. Je bewußter und absichtlicher Sie ein Angstgefühl oder eine Hemmungserscheinung tatsächlich hervorrufen und bewußt erleben wollen, um so weniger können solche auftreten. Vergessen Sie auch hier nicht: Immer und überall den emotional-freien Gesamtausdruck anwenden!
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3. Durchführung von STANDARD-EXMOTIONS-ÜBUNGEN Führen Sie in dieser letzten Übungswoche wieder täglich je eine intensive STANDARD-EXMOTIONS-ÜBUNG durch. Erleben Sie dabei, daß EX-MOTIONEN das gleiche bedeuten, wie KÖRPERLICH ausgedrückte und NACH AUSSEN WIRKSAM gewordene E-MOTIONEN. Sofern Sie es für wünschenswert halten, dürfen Sie die STANDARD-EXMOTIONS-ÜBUNGEN auch noch nach der Beendigung der Methode durchführen. Besonders dann, wenn Sie VOR wichtigen und entscheidenden sozialen Kontakten und bedeutsamen sozialen Situationen stehen. Jede einzelne dieser Übungen, INTENSIV durchgeführt, hat immer eine VITALISIERENDE und AKTIVIERENDE Wirkung auf die ganze Persönlichkeit.
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TEXTBLATT zur 1. Übungswoche »Ich habe mich entschlossen, ein freier Mensch zu werden! JA! – Ich werde ein freier Mensch – ein Mensch, der in jeder Situation und vor jeder Person frei, mutig und selbstsicher auftreten und sprechen kann! – Das ist mein felsenfester Entschluß und diesen Entschluß werde ich durchführen! – Ich habe in den kommenden Tagen und Wochen nur das eine Ziel: ein freier, mutiger und selbstsicherer Mensch zu werden! – Und nichts auf der ganzen Welt kann mich davon abhalten, dieses Ziel zu erreichen! Ja! – Jeden Tag werde ich daran arbeiten und üben – und jeden Tag werde ich einen Schritt weiterkommen, – solange, bis ich mein Ziel voll und ganz erreicht habe! Dabei fühle ich mit jedem Tag immer mehr und mehr, wie ich freier, mutiger und selbstsicherer werde. – JA! – Immer freier – immer mutiger – und immer selbstsicherer! Und ich fühle, wie eine innere Wandlung in mir vorgeht, eine Wandlung, die mein ganzes Wesen durchflutet und von jeder Zelle meines Körpers Besitz ergreift! – Und weil ich das fühle, mit jedem Tag immer mehr und immer lebendiger fühle, freue ich mich von ganzem Herzen, daß ich endlich begonnen habe, mit den Hemmungen und Unfreiheiten der Vergangenheit abzurechnen und ein neues Leben zu beginnen! JA! Ich beginne ein neues Leben – ein freies, ein mutiges und ein selbstsicheres Leben! Und ich werde ein neuer Mensch! – Ein freier, ein mutiger und ein selbstsicherer Mensch! – JA! – WARUM EIGENTLICH NICHT! – JA! – Warum eigentlich nicht! – Ich fühle neuen Mut und neue Lebensfreude in mir – und von diesem Gefühl des Mutes und der Lebensfreude bin ich durch und durch begeistert! – Und diese Begeisterung gibt mir den felsenfesten Glauben, daß ich mein Ziel erreiche! – JA! – ICH ERREICHE MEIN ZIEL!« 210
TEXTBLATT zur 2. Übungswoche »Ich habe mich entschlossen, ein freier, mutiger und selbstsicherer Mensch zu werden – und ich bin dabei, diesen Entschluß durchzuführen. – Jeden Tag führe ich exakt meine Übungen durch; und schon fühle ich, wie mein Auftreten und Sprechen immer freier, mutiger und selbstsicherer wird – mit jedem Tag immer freier, immer mutiger und immer selbstsicherer! JA! Ich fühle es immer mehr und immer deutlicher – wie ich freier werde, wie ich mutiger werde und wie ich selbstsicherer werde – mit jedem Tag immer mehr und mehr! – Und weil ich das fühle, freue ich mich! – JA! Ich freue mich! Und diese Freude durchflutet meinen ganzen Körper bis in die kleinste Zelle hinein! JA! Ich werde ein neuer Mensch! Ein Mensch, der in jeder Lebenslage und vor jeder Person – frei, mutig und selbstsicher auftreten und sprechen kann! Ich weiß, daß es im Leben darauf ankommt, daß ich mich innerhalb der menschlichen Gesellschaft bestmöglich entfalte. Und ich weiß auch, daß ich mich jetzt immer besser und immer freier entfalten kann. – JA! – Ich kann mich immer besser entfalten, und ich kann mich immer freier entfalten, weil mein Auftreten und Sprechen mit jedem Tag immer freier, immer mutiger und immer selbstsicherer wird! Und ich fühle es überall, wo ich mit Menschen zusammenkomme, wie ich freier auftreten kann, wie ich freier und mutiger meine Meinung ausdrücken kann und wie ich mich immer besser und selbstsicherer durchsetzen kann. JA! Immer und überall fühle ich das – und dieses Gefühl der Freiheit, des Mutes und der Selbstsicherheit wird von Tag zu Tag immer stärker und lebendiger in mir! – JA! Ich fühle es immer mehr und mehr, wie eine tiefgreifende Wandlung in mir vorgeht und wie ich ein neuer Mensch werde! – JA! – Ich werde ein neuer Mensch! Ein ganz neuer Mensch!« 211
TEXTBLATT zur 3. Übungswoche »JA! – Ich fühle es jetzt mit jedem Tag immer deutlicher und immer lebendiger, wie mein Auftreten und Sprechen schon freier, mutiger und selbstsicherer geworden ist! – Und weil ich das immer deutlicher und immer lebendiger fühle, habe ich immer mehr Lust und Freude an der Durchführung meiner täglichen Übungen! Ich erkenne auch immer deutlicher und immer klarer, daß auch ich das volle Recht habe, mich innerhalb der menschlichen Gesellschaft frei zu entfalten, – Und ich habe auch den Mut, tatsächlich von diesem Recht Gebrauch zu machen – und mich bestmöglich zu entfalten und voll und ganz am Leben der Gesellschaft Anteil zu nehmen. – JA! Warum eigentlich nicht! – Warum soll nicht auch ich voll und ganz am Leben der menschlichen Gesellschaft Anteil nehmen! – Ich werde mich entfalten! – Ich werde mich frei entfalten! – Und ich werde mich bestmöglich entfalten! – JA! – Ich werde voll und ganz am Leben der menschlichen Gesellschaft Anteil nehmen! – So, wie es mir von Natur aus zusteht! Die Durchführung meiner täglichen Übungen gibt mir immer mehr Selbstvertrauen, immer mehr Mut und immer mehr Selbstsicherheit. Mein Auftreten, mein Sprechen und mein gesamtes Verhalten wird dadurch immer freier, immer mutiger und immer selbstsicherer! – Und weil ich das mit jedem Tag immer mehr fühle und erlebe, – bin ich erfüllt von neuer Lebensfreude und neuem Lebensmut. – Und dieses Gefühl der Lebensfreude und des Lebensmutes durchströmt mein ganzes Wesen, durchpulst meine Adern und dringt in die kleinsten Zellen meines Körpers ein! – Ich bin ganz durchdrungen von diesem beglückenden Gefühl der Lebensfreude und des Lebensmutes! – Und ich bin ganz durchdrungen von dem Gefühl der FREIHEIT, des MUTES und der SELBSTSICHERHEIT! – Und dadurch vollzieht sich in mir eine grundlegende Wandlung zu einem neuen Menschen – zu einem freien, zu einem mutigen und zu einem selbstsicheren Menschen!« 212
TEXTBLATT zur 4. Übungswoche »Mein Leitsatz dieser Woche lautet: ICH SPRECHE IMMER UND ÜBERALL MIT GEFÜHL! – JA! – Diesen Leitsatz werde ich in dieser Woche bestmöglich verwirklichen! – Ich spreche MIT GEFÜHL! – Ich drücke meine Gefühle lebhaft und lebendig aus! – Ich lebe aus mir heraus! – Und dadurch erlebe ich mit jedem Tag immer mehr und mehr, wie alle negativen Spannungen und Verkrampfungen von mir abfallen – und wie sich alles Negative und Hemmende von mir löst! – Der freie und lebendige Ausdruck meiner Gefühle erlöst und befreit mein ganzes Wesen! Ich habe klar erkannt, daß das Verbergen und Zurückhalten von Gefühlen und Gemütsbewegungen den Menschen hemmt und ihn unfrei macht. Und ich habe ebenso klar erkannt, daß das freie und lebendige Ausdrücken von Gefühlen und Gemütsbewegungen den Menschen enthemmt und ihn befreit. Und weil ich das klar erkannt habe, werde ich alles tun, was nötig ist, um den freien und lebendigen Ausdruck meiner Gefühle und Gemütsbewegungen mit der Zeit zu einer festen Gewohnheit zu machen. Und dadurch werde ich ein freier und selbstsicherer Mensch, der in jeder Situation und vor jeder Person frei und selbstsicher auftreten und sprechen kann. JA! – Ich fühle mit jeder Woche immer deutlicher, wie ich meinem Ziel näher- und näherkomme, – wie ich immer freier und selbstsicherer auftrete und spreche – und wie alles Negative und Hemmende immer mehr von mir abfällt! – Und weil ich das immer deutlicher fühle, bin ich glücklich! – JA! – Ich bin glücklich, weil ich mich jetzt viel besser entfalten kann – und weil mein ganzes Wesen und mein ganzes Verhalten immer freier und selbstsicherer wird! – Mit jeder Woche – und mit jeder Übung – immer freier – und immer selbstsicherer!« 213
TEXTBLATT zur 5. Übungswoche »Mein Leitsatz dieser Woche lautet: ICH DRÜCKE ALLE MEINE EMOTIONEN DANN AUS, WANN ICH SIE HABE, – ICH DRÜCKE SIE DORT AUS, WO ICH SIE HABE, – UND ICH DRÜCKE SIE SO AUS, WIE ICH SIE HABE! – Diesen Leitsatz werde ich in dieser Woche bestmöglich verwirklichen. Nachdem ich in den vergangenen Wochen systematisch daran gearbeitet habe, mein Wesen, mein Auftreten, mein Sprechen und überhaupt meine ganze Persönlichkeit freier, mutiger und selbstsicherer zu gestalten, bemerke ich jetzt immer deutlicher, wie mein Gesamtausdruck nun schon ganz von selber, ganz automatisch, immer freier und emotionaler wird! – Und wie mein Gesamtausdruck nun schon ganz von alleine immer lebhafter meine wahren Gefühle und Gemütsbewegungen ausdrückt! – JA! – Der freie, ungehemmte und emotionale Gesamtausdruck wird nun immer mehr zu einer festen Gewohnheit, die ganz von selber – ganz automatisch abläuft! – Und dadurch wird das Leben als freier Mensch immer leichter und immer angenehmer. Alles funktioniert immer mehr und mehr automatisch und gewohnheitsmäßig, und bewußte Anstrengungen sind daher bald nicht mehr nötig. Das richtige, das freie und zweckmäßige Verhalten läuft ja immer mehr als eine feste Gewohnheit ab. Auch die Einzelheiten im Gesamtausdruck, die emotionale Betonung, der Gesichtsausdruck und die Gesten, auch das alles läuft immer automatischer und gewohnheitsmäßiger ab. Sobald der freie und emotionale Gesamtausdruck einmal zu einer festen und vollkommen automatisch ablaufenden Gewohnheit geworden ist, – was ja jetzt nur noch wenige Wochen dauert – dann ist mein gesamtes Auftreten und Sprechen vollkommen frei, ungehemmt und selbstsicher. Dann habe ich mein Ziel erreicht und kann tatsächlich in jeder Situation und vor jeder Person völlig frei und selbstsicher auftreten, sprechen und handeln!« 214
TEXTBLATT zur 6. Übungswoche »Ich werde in dieser Woche den folgenden Leitsatz bestmöglich im Alltag verwirklichen. – den Leitsatz: ICH LASSE MEINE EMOTIONEN FREI HERAUS – DURCH EIN LEBENDIGES UND GEFÜHLVOLLES SPRECHEN, – DURCH EINEN FREIEN UND LEBENDIGEN GESICHTSAUSDRUCK – UND DURCH EINEN FREIEN UND LEBENDIGEN GESAMTAUSDRUCK! – JA! – Der freie Ausdruck meiner Emotionen befreit mich und entfaltet meine Fähigkeiten so, wie ich es mir schon lange wünsche. Ich spreche immer und überall MIT GEFÜHL! – Ich spreche mit einem FREIEN GESICHTSAUSDRUCK! – Und ich drücke mich mit dem GANZEN KÖRPER frei und lebendig aus! – JA! – Warum eigentlich nicht! – Ich werde ein freier Mensch! – Ich drücke mich überall SO aus, wie ich WIRKLICH bin! – Und ich sage immer DAS, was ich WIRKLICH meine! – Ich lasse meine Stimmungen und Gefühle frei und lebendig AUS MIR HERAUS! – Ich suche immer und überall einen lebendigen Kontakt zu meinen Mitmenschen und ich nehme lebhaften Anteil an Gesprächen und Unterhaltungen. – Ich habe klar erkannt, daß ich nur innerhalb der menschlichen Gemeinschaft wirklich GLÜCKLICH sein kann – und daß ich mich nur unter Menschen wirklich frei entfalten kann, – Ich will ein ganz und gar GLEICHBERECHTIGTER Partner der menschlichen Gesellschaft sein! – Und ICH BIN ein gleichberechtigter Partner! Ich lebe aus mir HERAUS! – Ich spreche MIT GEFÜHL! – Ich drücke meine Stimmungen und Gefühle MIT DEM GESICHT aus! – Und ich drücke mich auch MIT DEM KÖRPER frei aus! – Der freie und lebendige Ausdruck meiner Emotionen macht mein Sprechen voll WIRKSAM! – Und weil ich bei anderen Menschen WIRKE, bin ich ein FÄHIGER MENSCH!« 215
TEXTBLATT zur 7. Übungswoche »Mein neues Übungsfeld ist der Alltag! – Ich werde in dieser Woche den folgenden Leitsatz verwirklichen: – ICH DRÜCKE ALLE MEINE EMOTIONEN LEBENDIG, – SPONTAN – UND WAHRHAFTIG AUS! – JA! Diesen Leitsatz werde ich in dieser Woche im Übungsfeld des Alltags verwirklichen! – Nur der LEBENDIGE Ausdruck von Emotionen ist ein VOLLWERTIGER Ausdruck. – Nur der SPONTANE Ausdruck ist ein WIRKSAMER Ausdruck. – Und nur der WAHRHAFTIGE Ausdruck befreit meine ganze Persönlichkeit. Meine Emotionen LEBENDIG auszudrücken, – das bedeutet, daß ich mit gefühlvoller Betonung spreche. – Daß ich mit lebendigem Gesichtsausdruck spreche. – Daß ich mit lebendigen Gesten und Gebärden spreche. – Und daß ich mit der ganzen KRAFT meines Gemütes und meiner Persönlichkeit spreche. – JA! – Ich drücke meine Emotionen LEBENDIG aus! Meine Emotionen SPONTAN auszudrücken, – das bedeutet, daß ich sie DORT ausdrücke, WO ich sie habe – und daß ich sie DANN ausdrücke, WANN ich sie habe. – Und das bedeutet auch, daß ich meine Stimmungen, meine Gefühle und mein ganzes Gemüt ganz genau SO ausdrücke, wie es der Wirklichkeit entspricht. – JA! – Ich drücke meine Emotionen SPONTAN aus! Meine Emotionen WAHRHAFTIG auszudrücken, – das bedeutet, – daß ich sie EHRLICH, OFFEN und WAHRHEITSGETREU ausdrücke. – Und das bedeutet auch, – daß ich immer und überall genau DAS sage, was ich auch MEINE. – Und daß ich das auch wirklich MEINE, was ich ausdrücke. – JA! – Ich drücke meine Emotionen WAHRHAFTIG aus! Den Leitsatz dieser Woche werde ich im großen Übungsfeld des Alltags praktisch und bestmöglich verwirklichen. – Und das macht mir FREUDE und SPASS! – JA! Das macht mir FREUDE und SPASS!« 216
TEXTBLATT zur 8. Übungswoche »Die echte und wahre emotionale Freiheit – beginnt bei den vielen kleinen Dingen, Erlebnissen und Geschehnissen des Alltags. – Darum werde ich gerade bei diesen kleinen Dingen, Erlebnissen und Geschehnissen des Alltags – den Leitsatz dieser Woche verwirklichen und anwenden, – den Leitsatz: ICH DRÜCKE ALLE MEINE EMOTIONEN FREI AUS! – HIER – UND – JETZT! JA! – Darauf kommt es an! – Die Emotionen in der GEGENWART auszudrücken, – sie wirklich im HIER und JETZT auszudrücken. – Das ewige HIER und JETZT, – das ist die wahre und einzige WIRKLICHKEIT des Lebens! – Ich kann nur im HIER und JETZT glücklich sein! – Ich kann mich nur im HIER und JETZT frei und erfolgreich entfalten! – Und ich kann tatsächlich nur im HIER und JETZT meine Emotionen frei ausdrücken! – Das bedeutet, daß ich vollbewußt in der GEGENWART lebe. – Daß ich nicht unnötig über Vergangenes nachgrüble. – Daß ich nicht ziellos über Zukünftiges phantasiere. – Und daß ich mich durch nichts in der Welt davon abbringen lasse, – mein WIRKLICHES Leben vollbewußt zu leben und vollbewußt zu genießen. JA! – Das WIRKLICHE Leben, – MEIN wirkliches Leben kann ich immer und überall NUR in der Gegenwart erleben, – im ewigen HIER und JETZT! – Und deshalb übe ich mich in dieser Woche ganz intensiv und mit VOLLER und GANZER Hingabe darin, – meine Emotionen gerade im HIER und JETZT frei auszudrücken. – Das große Übungsfeld des Alltags – mit allen seinen vielen kleinen Dingen, Erlebnissen und Geschehnissen – ist mir dabei ein willkommenes SPIELFELD. – JA! – Das freie Ausdrücken von Emotionen im HIER und JETZT gelingt mir innerhalb dieses Spielfeldes wirklich SPIELEND LEICHT!« 217
TEXTBLATT zur 9. Übungswoche »Der Mensch ist ein SOZIALES Wesen. – JA! – Auch ich bin ein soziales Wesen – und kann mich daher nur INNERHALB der menschlichen Gesellschaft frei entfalten. – Wie jeder andere innerhalb der menschlichen Gesellschaft lebende Mensch, – so habe auch ich unzählige persönliche und berufliche Entfaltungsmöglichkeiten. – Die meisten dieser Entfaltungsmöglichkeiten liegen darin, daß ich am Leben der menschlichen Gemeinschaft aktiven Anteil nehme – und daß ich durch die Verwertung meiner Kenntnisse und Fähigkeiten – anderen Menschen einen wirklichen NUTZEN BIETE. Der sicherste Weg um glücklich und erfolgreich zu sein, führt immer über die aktive Anteilnahme am Leben der Gemeinschaft. – Daher werde ich in dieser Woche den folgenden Leitsatz verwirklichen: ICH SUCHE IMMER UND ÜBERALL SOZIALE KONTAKTE UND DRÜCKE MICH IMMER UND ÜBERALL EMOTIONAL-FREI AUS! – JA! – Diesen Leitsatz werde ich in dieser Woche bei jeder sich irgendwie bietenden Gelegenheit verwirklichen. – Und ich werde selber aktiv solche Gelegenheiten herbeiführen, – wo ich mit anderen Menschen aktiv und bewußt einen Kontakt aufnehmen kann. – Ich werde jede sich bietende Gelegenheit benutzen, – um an Gesprächen teilzunehmen und Unterhaltungen zu führen. – Dabei gehe ich absichtlich davon aus, daß ich – immer und überall nur eine GLEICHBERECHTIGTE Rolle spielen will. – Und das gibt mir das lebendige Gefühl einer ganz und gar SELBSTVERSTÄNDLICHEN Sicherheit. JA! – Ich bin ein soziales Wesen! – Ich bin ein Gemeinschaftsmensch! – Ich kann mich in JEDER Gesellschaft frei und selbstsicher entfalten! – Ich bin in JEDER Gesellschaft ein gleichberechtigter Partner! – Und das macht mich glücklich und VITAL!« 218
TEXTBLATT zur 10. Übungswoche »ICH BIN EIN FREIER MENSCH! – JETZT! – HIER! – SO! – JA! – Ich habe es geschafft! – Ich habe wochenlang an mir selber und an der Befreiung und Entfaltung meiner Persönlichkeit gearbeitet! – Und ich habe erreicht, daß ich jetzt in jeder Situation und vor jeder Person – frei, mutig und selbstsicher auftreten und sprechen kann! – JA! – Ich habe mein Ziel erreicht! – ICH BIN EIN FREIER MENSCH! – JETZT! – HIER! – SO! – Ich drücke jetzt meine Emotionen DANN aus, WANN ich sie habe, – ich drücke meine Emotionen DORT aus, WO ich sie habe, – und ich drücke meine Emotionen SO aus, WIE ich sie habe! – Ich bin jetzt so frei und so selbstsicher, wie ich es mir schon immer gewünscht habe! Ich habe klar erkannt, daß ich als ein gleichberechtigter Partner der menschlichen Gesellschaft emotional WAHRHAFTIG sein darf! – Und ich habe klar erkannt, daß ich mich überall dort, wo ich tatsächlich emotional WAHRHAFTIG BIN, auch wirklich frei und erfolgreich entfalten kann! – Ich habe auch klar erkannt, daß ich mich innerhalb der menschlichen Gesellschaft erfolgreich durchsetzen DARF und BIN EIN FREIER MENSCH! – JETZT! – HIER! – SO! Ich habe neue Fähigkeiten gewonnen – und ich habe jetzt viel mehr und viel bessere Entfaltungsmöglichkeiten als vorher! – Ich lebe jetzt mit vollem und klaren Bewußtsein in der Gegenwart, – im ewigen JETZT, HIER und SOSEIN! – Und das gibt mir die Fähigkeit, – alle auftauchenden Probleme klar zu erkennen – und sie erfolgreich zu lösen! – JA! – Ich bin ein neuer Mensch geworden, ein FREIER, ein FÄHIGER und ein SELBSTSICHERER Mensch, der sich überall im Leben erfolgreich durchsetzen und entfalten kann!«
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