Scan by Schlaflos
Buch Vor langer Zeit verfügte die Erde noch über genug positive Lebensmagie, um die Mächte des Bösen...
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Scan by Schlaflos
Buch Vor langer Zeit verfügte die Erde noch über genug positive Lebensmagie, um die Mächte des Bösen in Schach zu halten. Dann ging diese Kraft jedoch verloren, und Lauren Dane ist die Einzige, die dem Triumph des Bösen noch Einhalt gebieten kann. Nur wenn es ihr gelingt, die positive Magie aus der Parallelwelt Oria auf die Erde zu lenken, kann die totale Vernichtung allen irdischen Lebens verhindert werden. Aril, der Meister der erbarmungslosen Nachtwache, erfährt von Laurens Bemühungen und sendet seine Handlanger aus, um sie zu töten. Verzweifelt bitten Lauren und ihre Schwester Molly die irdischen Wächter der Magie um Unterstützung: Aber die weigern sich hartnäckig, gegen die dunklen Götter in den Kampf zu ziehen. Als schließlich kaum noch Hoffnung zu bestehen scheint, erfolgt ein Hilfsangebot von völlig unerwarteter Seite ... Autorin Holly Lisle wurde 1960 in Salem, Ohio, geboren und wuchs in den USA, in Costa Rica und Guatemala auf. Zunächst arbeitete Holly Lisle als Musikerin, bevor sie sich in enger Zusammenarbeit mit Marion Zimmer Bradley auf das Schreiben konzentrierte und schon bald ihre ersten Erfolge als Autorin feierte. Von Holly Lisle sind bereits erschienen: DER MAGISCHE SPIEGEL: 1. Der Schlaf der Zauberkraft (26550), 2. Die Weissagung (26551), 3. Der Flug der Falken (26552) DAS GESETZ DER MAGIE: 1. Die Höllenfahrt (24126), 2. Die Torweberin (24127), 3. Götter der Finsternis (24128)
Holly Lisle
Götter der Finsternis Das Gesetz der Magie 3 Aus dem Englischen von Michaela Link blanvalet Die Originalausgabe erschien unter dem Titel »Gods Old and Dark. The World Gates, Book 3« bei EOS, an imprint of HarperCollins Publishers, New York. Umwelthinweis: Alle bedruckten Materialien dieses Taschenbuches sind chlorfrei und umweltschonend. 1. Auflage Deutsche Erstveröffentlichung März 2006 bei Blanvalet, einem Unternehmen der Verlagsgruppe Random House GmbH, München Copyright © der Originalausgabe 2004 by Holly Lisle Published in agreement with the author, c/o BAROR INTERNATIONAL, INC., Armonk, New York, U. S. A. Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2006 by Verlagsgruppe Random House GmbH, München Umschlaggestaltung'. Design Team München Umschlagillustration: Luserke/Michel Bohbot und Wolfgang Sigl Redaktion: Patricia Woitynek UH ■ Herstellung: Heidrun Nawrot Satz: deutsch-türkischer fotosatz, Berlin Druck und Einband: GGP Media GmbH, Pößneck Printed in Germany ISBN-10: 3-442-24128-6 ISBN-13: 978-3-442-24128-6 www.blanvalet-verlag. De Den wahren Wächtern, den wahren Helden: den Männern und Frauen überall um uns herum, die still und leise ihr Tagewerk verrichten und, wenn Zerstörung und Grauen über uns kommen, die die Treppen hinauflaufen, nicht hinunter; die in den vorderen Teil des Flugzeugs laufen, nicht den hinteren, die nach vorn gehen, wenn es
vorne am schlimmsten ist... ...in Liebe und Dankbarkeit 1 Siren, Wisconsin Heyr Thorrson nagelte am heißesten Augustnachmittag, den Wisconsin seit zehn Jahren gesehen hatte, Dachschindeln fest, als er plötzlich Frühling in der Luft roch. Er ließ den Hammer in seinen Werkzeuggürtel gleiten, schloss die Augen und atmete tief ein. Diesmal war der Duft, den er wahrnahm, nicht der des Frühlings, aber er ging in die gleiche Richtung. Frische und Leben und Güte - aber zerbrechlich. Sehr zerbrechlich. »Hmmm«, sagte er. Und: »Gut, verdammt.« Er rief seinem Kollegen zu: »He, Lars, ich mache Pause.« Lars, der schwitzend und mit bloßem Oberkörper seine Arbeit tat und dabei so aussah, als sei er gerade durch die Mangel gedreht worden, grunzte nur. Heyr stieg langsam Stufe für Stufe die Leiter hinunter, obwohl es leichter gewesen wäre, einfach zu springen. Er atmete immer noch tief ein, um sich davon zu überzeugen, dass es diesmal keine Einbildung war, kein Wunschdenken, weil es nicht mehr so einfach war, an einen Job zu kommen, und er keine Dummheit begehen wollte. Er hatte den Geruch immer noch in der Nase, als er zu dem Vorarbeiter hinüberging, der ihn mit einem kleinen Lächeln empfing. »Du könntest wenigstens den Anstand haben, so zu tun, als wärest du genauso erschöpft wie wir anderen. Macht diese Hitze dir denn gar nicht zu schaffen?« Heyr zuckte die Achseln. Extreme Temperaturen hatten ihm noch nie etwas ausgemacht. »Hab einfach nur Glück«, 7 sagte er. Dann holte er noch einmal hastig Atem. Der Geruch war immer noch da. »Ich lasse dich nur sehr ungern mitten in einem Auftrag hängen, Colly, aber ich muss weg.« Colly machte eine wegwerfende Geste. »Zerbrich dir deswegen nicht den Kopf. Du hast noch nie einen Tag gefehlt, noch nie um Urlaub gebeten. Wenn du heute Nachmittag irgendwo hinmusst, dann geh nur.« »Ich meine nicht heute Nachmittag, ich meine, dass ich fort muss. Ich kündige.« Colly, dessen wirklicher Name so furchtbar war, dass Heyr ihn noch nie von irgendjemandem ausgesprochen gehört hatte, streckte die Hände aus und betrachtete die Baustelle. »Wir müssen dieses Haus und fünfzehn weitere fertig machen. Du weißt, dass du einen Job hast, bis diese Sache erledigt ist und bei jedem weiteren Projekt, das ich anschließend bekomme. Du bist mein bester Mann. Wenn du kündigst, muss ich drei andere einstellen, um dich zu ersetzen. Du kannst mich nicht einfach im Stich lassen. Mitten am Tag. Mitten in einem Dach ... Mein Gott, deine Nagelkiste liegt noch da oben und eine halbe Ladung Dachschindeln.« »Als ich bei dir eingestiegen bin, habe ich dir erklärt, dass ich so lange bleiben würde, wie ich kann. Nun - genau bis zum heutigen Tag konnte ich, länger nicht.« Colly sah ihn verärgert an. »Das hast du vor sechs Jahren gesagt. Ich dachte, du hättest dich mittlerweile entschieden.« »Das hat nichts mit mir zu tun«, erwiderte Heyr. »Ich mag dich, und ich habe gern für dich gearbeitet. Du hast mich anständig behandelt, mich und deine übrigen Männer ebenfalls, und das weiß ich zu schätzen. Ich habe nur gerade meinen Marschbefehl bekommen. Ich muss jetzt los. Jetzt sofort.« Er drehte sich um und ging davon. Colly brüllte ihm hinterher, aber Heyr setzte seinen Weg 8 über die Baustelle fort, stieg in seinen weißen Pickup und fuhr los. Er hatte ein Handy im Wagen. Sobald er auf der Straße war, griff er nach dem Telefon und drückte die Schnellwahlnummer 1. Es klingelte zweimal. Dann ertönte eine Stimme, die eine Spur zu sexy war, um professionell zu wirken: »First National Spar- und Darlehensbank, Nancy Soderlund am Apparat. Was kann ich für Sie tun?« Heyr hatte sein Fenster heruntergekurbelt. Er holte noch einmal tief Luft. Ja, der Geruch war immer noch da. »Ich muss gehen, Nancy«, sagte er. Einen Augenblick lang herrschte Schweigen, gerade genug Zeit für Heyr, sich zu wünschen, er wäre bei seinem Entschluss geblieben, seine Beziehungen unkompliziert zu halten. »Gehen? Wohin?« »Ich bin mir nicht sicher. Ich muss einfach nur gehen.« Wieder trat Schweigen ein. »Hm ... für wie lange?« Mach einen sauberen Schnitt, sagte er sich. Mach es schnell. »Es geht um das, was ich dir gesagt habe, als wir zusammengezogen sind, Nancy - dass ich eines Tages würde gehen müssen.« Dieser Eröffnung folgte ein sehr, sehr langes Schweigen, während Nancy versuchte, zu begreifen, wovon er redete. Dann schrie sie mitten in das Schweigen in sein Ohr: »Das war vor VIER JAHREN!« »Ich weiß.« Er würde ihr die Gelegenheit geben, ihrem Herzen Luft zu machen. Sollte sie ihn ruhig anbrüllen. Wäre die Situation eine andere gewesen, so wäre er ein letztes Mal nach Hause gefahren, damit sie ihn persönlich anschreien, ihn schlagen und vielleicht Dinge zerschmettern und nach ihm werfen konnte, aber dazu blieb keine Zeit. Was er roch, war pure Lebensmagie, zu zerbrechlich
9 und zu zaghaft, um sich nicht sofort darum zu kümmern. Er musste diese Magie so schnell wie möglich aufspüren, damit ihm kein anderer zuvorkam und die Quelle zerstörte. »Es tut mir Leid.« »Leid? Es tut dir Leid? Ich habe vier Jahre meines Lebens in uns investiert, ich habe mich um dich gekümmert und dich geliebt und ... wir streiten uns nicht einmal besonders viel, du Hurensohn, und jetzt erzählst du mir, dass du mich verlässt, und ich werde nicht einmal vorgewarnt? Was, soll ich jetzt einfach verschwinden und so tun, als hättest du nie existiert? Mir eine neue Wohnung suchen, einen neuen Mann und mich benehmen, als hätte es die letzten vier Jahre einfach nie gegeben?« »Du brauchst dir keine neue Wohnung zu suchen«, sagte er. Er hielt an einer Kreuzung, schloss die Augen und schnupperte. Versuchte, irgendwie festzustellen, aus welcher Richtung der Geruch kam. Osten, dachte er. Osten, oder vielleicht auch Süden, obwohl die Witterung aus östlicher Richtung im Augenblick am stärksten war. »Ach nein? Wie kommst du denn darauf? Ich wohne in deinem Haus, falls du das nicht vergessen hast.« »Es ist dein Haus«, sagte er. »Ich habe es für dich gekauft. Es ist ganz allein auf deinen Namen eingetragen und bezahlt. Ich wollte nicht, dass du vor dem Nichts stehst, wenn ich gehen muss.« Plötzlich weinte sie. »Was ist passiert? Hast du jemanden umgebracht? Hast du dich die ganze Zeit über versteckt? Hat die Polizei oder sonst irgendwer dich aufgespürt?« »Nancy, ich muss einfach fort. Ich habe nichts Unrechtes getan, aber ich wusste, dass ich irgendwann finden würde, wonach ich suchte, und dass ich, wenn ich es gefunden hätte, würde gehen müssen.« Weinen am anderen Ende der Leitung. Er konnte sich gut vorstellen, welche Blicke die Kunden der Bank Nancy jetzt 10 zuwarfen. Sie saß in einem dieser jämmerlichen, rundum verglasten Büros, in die alle hineinschauen konnten; es musste ein Gefühl sein, dachte er, als arbeite man in einem Aquarium im Zoo. Er selbst hätte für kein Geld der Welt Bankangestellter sein wollen, aber das Bankwesen bot geregelte Arbeitszeiten, außerdem war die Bank im Winter warm und im Sommer kühl, was für Nancy eine große Rolle spielte. »Wer ist sie?«, flüsterte Nancy. »Wie heißt sie?« Er zog in den Krieg, und sie tippte sofort auf eine andere Frau. Nun, natürlich würde sie das denken. Was wusste sie denn schon vom Krieg? Während Heyr in östlicher Richtung der Straße folgte und den Duft von frischem Leben, von neuen Anfängen und Wiedergeburt in sich aufnahm, kam ihm der Gedanke, dass es für Nancy vielleicht leichter wäre, wenn er sie tatsächlich wegen einer anderen Frau verließe - wenn sie ihren Freundinnen erzählen konnte, was für ein Mistkerl er sei, was für eine Gemeinheit es gewesen sei, direkt unter ihrer Nase eine Affäre mit einer anderen anzufangen, wenn sie ihn hassen und verleumden und sich im Recht fühlen konnte. »Ihr Name ist ... Hope«, sagte Heyr. »Du kennst sie nicht. Sie lebt draußen im Osten.« Noch mehr Schluchzen, einige Worte, von denen Heyr nicht einmal gewusst hatte, dass Nancy sie kannte, dann schien sie sich plötzlich zusammenzureißen. »Wir haben vier gute Jahre hinter uns, und ich dachte, wir hätten noch eine Menge guter Jahre vor uns. Ich mache jetzt in der Bank Schluss und sehe dich, wenn du nach Hause kommst. Dann werden wir über das alles reden. Du und ich - wir sind es wert, darum zu kämpfen.« Er seufzte. »Ich komme nicht nach Hause. Ich ... werde dich nicht wiedersehen. Es tut mir Leid. Du kannst all meine Sachen wegwerfen, wenn du willst. Oder sie verkaufen. 11 Oder sie behalten.« Er hatte den Stadtrand erreicht, und die weite Landschaft lag vor ihm, Hügel und Felder und Wald. Die Straße schlängelte sich ostwärts, schwarz, glatt und schmal wölbte sie sich am Horizont den Bäumen entgegen. »Ich muss jetzt los, Nancy. Du wirst die Besitzurkunde für das Haus und ein wenig Geld zusammen mit ein paar anderen Dingen in der roten Schatulle unter meiner Seite des Bettes finden. Der Schlüssel für die Schatulle liegt in unserem Schließfach. Auf dem Schildchen, das daran befestigt ist, steht: >Ersatzhausschlüsselbeste Quelle