WILLIAM GIBSON
FUTURE MATIC
Roman
Aus dem Englischen von Peter Robert
Rogner & Bernhard hei Zweitausendeins
1. Auflage, Februar 2000 © 1999 by William Gibson.
Erstmals 1999 erschienen unter dem Titel »All Tomorrow’s Parties«
by G. P. Putnam’s Sons, New York, N.Y.
Alle Rechte vorbehalten.
© der deutschen Ausgabe 2000
by Rogner & Bernhard GmbH & Co. Verlags KG, Hamburg.
ISBN 3-8077-0209- l
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Lektorat: Eike Schönfeld, Hamburg.
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Foto Rückseite: © Karen Moskowitz, Seattle.
Herstellung: Eberhard Delius, Berlin.
Satz: Offizin Götz Gorissen, Berlin.
Gesetzt aus der Ehrhardt
Druck: Gutmann+Co, Talheim.
Einband: G. Lachenmaier, Reutlingen.
Printed in Germany.
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Für Graeme
and The Badchairs
1
PAPPKARTONSTADT
D
urch die abendliche Flut unbeachteter, unbekannter Gesichter, inmitten dahinhastender schwarzer Schuhe und zusammengerollter Regenschirme, die Menschenmenge ein einziger Organismus, der sich ins stickige Innerste der Station hinabwälzt, kommt Shinya Yamasaki, das Notebook unterm Arm, als wäre es die Eiertasche eines genügsamen, aber halbwegs lebenstüchtigen Meeresgeschöpfs. Von der Evolution befähigt, mit rempelnden Ellbogen, überdi mensionalen Ginza-Einkaufstüten und erbarmungslosen Akten koffern fertig zu werden, steigt Yamasaki mit seiner kleinen In formationsfracht in die Neontiefen. Hinab zu einem gefliesten Nebengang von relativer Stille, der parallele Rolltreppen verbin det. Mittelsäulen in grüner Keramikverkleidung stützen eine von staubbepelzten Ventilatoren, Rauchmeldern und Lautsprechern zernarbte Decke. Jenseits der Säulen drückt sich eine regellose Kolonne ramponierter Pappkartons an die Wand, improvisierte Unterkünfte, errichtet von den Obdachlosen der Stadt. Yamasaki bleibt stehen, und im selben Moment überschwemmt das ozeani sche Getrappel hin und her eilender Füße seine Sinne, nicht mehr im Zaum gehalten von dem Bewusstsein, dass er einen Auf trag zu erfüllen hat, und er wünscht sich aufrichtig und sehn lichst, woanders zu sein. Er zuckt heftig zusammen, als eine schick gekleidete junge Matrone mit Chanel-Mikropore vor dem Gesicht ihm mit einem teuren dreirädrigen Kinderwagen über die Füße fährt. Yamasaki 7
stößt eine krampfhafte Entschuldigung hervor, und während die Mutter entschlossen davonstapft, erhascht er durch elastische Vorhänge aus einem pink getönten Kunststoff einen Blick auf den winzigen Passagier und den flackernden Schein eines Bild schirms. Yamasaki seufzt unhörbar und hinkt zu den Behausungen aus Pappe. Er fragt sich kurz, was die vorbeiströmenden Pendler wohl denken werden, wenn sie sehen, wie er in den fünften Karton von links kriecht. Der reicht ihm kaum bis zur Brust, ist länger als die anderen und hat vage Ähnlichkeit mit einem Sarg. Eine Klappe aus weißer, von Daumenabdrücken verschmutzter Wellpappe dient als Tür. Vielleicht sehen sie ihn ja gar nicht, denkt er. Schließlich hat er selbst auch nie jemanden in diese sauberen Behausungen hinein gehen oder herauskommen sehen. Es ist, als würden ihre Bewoh ner bei der Transaktion, der sich die Existenz solcher Strukturen im Bereich des Bahnhofs verdankt, unsichtbar werden. Als Stu dent der existenziellen Soziologie hat er sich insbesondere mit solchen Transaktionen befasst. Und jetzt zögert er, kämpft gegen den Drang an, die Schuhe auszuziehen und sie neben das ziemlich schmierige Paar gelber Plastiksandalen auf dem sorgsam gefalteten Bogen ParcoGeschenkpapier neben der Eingangsklappe zu stellen. Nein, denkt er, während er vor seinem geistigen Auge sieht, wie er drinnen überfallen wird, wie er in einem Papplabyrinth mit ge sichtslosen Feinden ringt. Lieber die Schuhe anbehalten. Mit einem erneuten Seufzer kniet er sich hin und nimmt das Notebook in beide Hände. Während er einen Moment lang auf den Knien verharrt, hört er die eiligen Schritte der Passanten hin ter sich. Dann stellt er das Notebook auf die Keramikfliesen, schiebt es nach vorn, unter der Klappe aus Wellpappe durch, und folgt ihm auf Händen und Knien. Er hofft inständig, dass er den richtigen Karton gefunden hat. Er erstarrt in dem unerwarteten Licht, der unerwarteten W ärme. 8
Eine einzelne Halogenlampe flutet den winzigen Raum mit der Frequenz von Wüstensonnenlicht. Da es keine Lüftung gibt, heizt sie den Raum auf wie einen Reptilienkäfig. »Komm rein«, sagt der alte Mann auf Japanisch. »Lass deinen Arsch nicht so raus hängen.« Er ist nackt bis auf eine Art Lenden schurz, etwas Rotes, Gewickeltes, das einmal ein T-Shirt gewesen sein mag. Er hockt im Schneidersitz auf einer zerschlissenen Ta tami voller Farbflecken. In der einen Hand hält er eine bunt be malte Spielzeugfigur, in der anderen einen dünnen Pinsel. Yama saki sieht, dass das Ding eine Art Modell ist, ein Roboter oder ein militärisches Exoskelett. Es glitzert im sonnengrellen Licht, blau, rot und silbern. Kleine Werkzeuge liegen auf der Tatami verstreut: ein Rasiermesser, ein Eingussschneider, Schmirgelpapierkringel. Der alte Mann ist sehr dünn und glatt rasiert, brauchte aber dringend einen Haarschnitt. Graue Strähnen hängen ihm links und rechts ums Gesicht, und sein verkniffener Mund verleiht ihm eine Miene permanenter Missbilligung. Seine Brille hat ein schweres schwarzes Plastikgestell und archaisch dicke Gläser. Die Gläser fangen das Licht ein. Yamasaki kriecht gehorsam in den Karton und spürt, wie die Türklappe hinter ihm zufällt. Er widersteht dem Drang, sich auf Händen und Knien zu verbeugen. »Er wartet schon«, sagt der Alte. Die Pinselspitze schwebt über der Figur in seiner Hand. »Da drin.« Nur mit einer Kopfbewe gung. Yamasaki sieht, dass der Karton mit Versandrollen verst ärkt worden ist, ein System, das die traditionelle japanische Ständer werk-Architektur widerspiegelt. Die Rollen sind mit irgendwo aufgelesenem Polyband verschnürt. Zu viel ist hier in diesem win zigen Raum. Handtücher, Decken, Kochtöpfe auf Pappborden. Bücher. Ein kleiner Fernseher. »Da drin?« Yamasaki deutet auf etwas, was er für eine weitere Tür hält. Es sieht aus wie ein Eingang zu einem Verschlag. Der Eingang ist mit dem schmutzigen Rechteck einer melonengelben 9
Schaumstoffdecke verhängt, einer Decke, wie man sie in Kapsel hotels findet. Aber die Pinselspitze senkt sich und berührt das Modell, der Alte ist wieder in der dazu erforderlichen Konzentra tion versunken, und so kriecht Yamasaki auf Händen und Knien durch den absurd kleinen Raum und zieht das Stück Decke bei seite. Dunkelheit. »Laney-san?« Etwas, was wie ein zerknautschter Schlafsack aussieht. Er riecht Krankheit... »Ja?« Ein Krächzen. »Hier drin.« Yamasaki holt tief Luft, kriecht hinein, schiebt sein Notebook vor sich her. Als die melonengelbe Decke wieder vor den Eingang fällt, schimmert Helligkeit durch das Synthetikgewebe und den dünnen Schaumstoffkern wie tropisches Sonnenlicht, das man aus der Tiefe einer Korallengrotte sieht. »Laney?« Der Amerikaner stöhnt. Dreht sich anscheinend um oder setzt sich auf. Yamasaki kann es nicht sehen. Etwas bedeckt Laneys Augen. Das rote Blinken einer Diode. Kabel. Das schwache Glim men des Interface, das sich als dünne Linie auf Laneys schweiß glattem Wangenknochen spiegelt. »Ich bin jetzt tief drin«, sagt Laney und hustet. »Tief worin?« »Die sind Ihnen doch nicht etwa gefolgt, wie?« »Ich glaube nicht.« »Ich würde es merken.« Yamasaki spürt, wie ihm auf einmal der Schweiß aus beiden Achselhöhlen rinnt und an seinen Rippen hinabläuft. Er zwingt sich zu atmen. Die Luft hier drin ist dick und übel riechend. Er denkt an die siebzehn bekannten Arten multiresistenter Tuberku lose. Laney holt rasselnd Luft. »Aber sie suchen nicht nach mir, oder?« »Nein«, sagt Yamasaki, »sie suchen nach ihr.« 10
»Die finden sie nicht«, sagt Laney. »Nicht hier. Nirgendwo. Nicht jetzt.« »Warum sind Sie weggelaufen, Laney?« »Das Syndrom«, sagt Laney und hustet erneut, und Yamasaki fühlt das ruhige, tiefe Beben einer Magnetschwebebahn, die ir gendwo weiter unten in der Station einfährt, keine mechanische Vibration, sondern ein enormer Kolbenhub verdrängter Luft. »Es hat jetzt doch noch gewirkt. Das 5-SB. Der Lautlose-Jäger-Ef fekt.« Yamasaki hört eilige Schritte, vielleicht eine Armeslänge entfernt, hinter der Pappwand. »Davon bekommen Sie Husten?« Yamasaki blinzelt, so dass seine neuen Kontaktlinsen unangenehm ins Schwimmen geraten. »Nein«, sagt Laney und hustet in seine blasse, erhobene Hand, »ist irgend so ‘n Virus. Den haben hier unten alle.« »Ich habe mir Sorgen gemacht, als Sie verschwunden sind. Die haben angefangen, nach Ihnen zu suchen, aber als sie weg war...« »... war die Kacke richtig am Dampfen.« »Kacke?« Laney nimmt den klobigen, altmodischen Datenhelm ab. Yama saki kann nicht erkennen, woher er seinen Input bekommt, aber im sich verlagernden Licht des Displays zeichnen sich Laneys tief in den Höhlen liegende Augen ab. »Alles verändert sich, Yamasaki. Die Mutter aller Knotenpunkte kommt auf uns zu. Ich kann sie jetzt sehen. Alles wird anders.« »Ich verstehe nicht.« »Wissen Sie, was der Witz ist? Nichts hat sich verändert, als sie’s erwartet haben. Das Millennium war einfach ein christlicher Feiertag. Ich hab mich mit Geschichte beschäftigt, Yamasaki. Ich kann die Knotenpunkte in der Geschichte sehen. So einen wie den hier gab’s zuletzt 1911.« »Was ist 1911 passiert?« »Alles ist anders geworden.« »Wie?« »Einfach so. So läuft das nun mal. Das sehe ich jetzt.« 11
»Laney«, sagt Yamasaki, »als Sie mir vom Lautlosen-Jäger-Ef fekt erzählt haben, haben Sie gesagt, die Opfer, die Testpersonen, würden sich auf eine bestimmte Medienfigur fixieren.« »Ja.« »Und, sind Sie auf sie fixiert?« Laney starrt ihn an, die Augen hell vom Widerschein der Da tenströme. »Nein. Nicht auf sie. Auf einen Kerl namens Harwood. Cody Harwood. Aber sie werden aufeinander treffen. In San Fran cisco. Und es kommt noch jemand dazu. Jemand, der so was wie eine Negativspur hinterlässt; man muss alles aus der Art seiner Abwesenheit schließen ...« »Warum haben Sie mich herbestellt, Laney? Das ist doch schrecklich hier. Soll ich Ihnen bei der Flucht helfen?« Yamasaki denkt an die Klingen des Schweizer Armeemessers in seiner Tasche. Eine ist gezackt; er könnte sich mühelos seinen Weg durch die Wand schneiden. Aber der psychologische Raum ist mächtig, sehr mächtig, er überwältigt ihn. Er fühlt sich sehr fern von Shinjuku, von Tokio, von allem. Er riecht Laneys Schweiß. »Es geht Ihnen nicht gut.« »Rydell«, sagt Laney und setzt den Datenhelm wieder auf. »Die ser Privatcop aus dem Chateau. Der, den Sie kennen. Der mir in L. A. von Ihnen erzählt hat.« »Ja?« »Ich brauch einen Mann vor Ort, in San Francisco. Ich hab ein bisschen Geld aufgetan. Glaub nicht, dass sie’s verfolgen können; ich hab am Banksektor von DatAmerica gefummelt. Suchen Sie Rydell und sagen Sie ihm, er kann es haben, als Vorschuss.« »Wofür?« Laney schüttelt den Kopf. Die Kabel am Datenhelm bewegen sich im Dunkeln wie Schlangen. »Er muss da sein, mehr nicht. Irgendwas kommt auf uns zu. Alles verändert sich.« »Laney, Sie sind krank. Ich bringe Sie...« »... auf die Insel zurück? Da ist nichts. Und da wird auch nie was sein, jetzt, wo sie weg ist.« 12
Und Yamasaki weiß, dass das stimmt. »Wo ist Rex?«, fragt Laney. »Er ist auf Tournee durch die Kombinat-Staaten gegangen, als er zu der Überzeugung kam, dass sie fort war.« Laney nickt nachdenklich. Der Datenhelm wippt im Dunkeln wie eine Gottesanbeterin auf und ab. »Besorgen Sie mir Rydell, Yamasaki. Ich sag Ihnen, wie er an das Geld kommt.« »Aber warum?« »Weil er dazugehört. Zum Knoten.« Später blickt Yamasaki zu den Türmen von Shinjuku hinauf, zu den Mauern aus animiertem Licht, auf denen sich Signifikat und Signifikant im endlosen Ritual von Kommerz und Begehren zum Himmel winden. Riesige Gesichter füllen die Bildwände, Ikonen einer Schönheit, die banal und schrecklich zugleich ist. Irgendwo unter ihm kauert Laney hustend in seinem Papp verschlag, und ganz DatAmerica schiebt sich unablässig in seine Augen. Laney ist sein Freund, und seinem Freund geht es nicht gut. Die eigentümlichen Fähigkeiten des Amerikaners im Um gang mit Daten sind das Resultat von Experimenten mit einer Substanz namens 5-SB, die in einem staatlichen Waisenhaus in Florida an ihm vorgenommen worden sind. Yamasaki hat gese hen, was Laney mit Daten machen kann und was Daten mit Laney machen können. Er hat keine Lust, es noch einmal zu sehen. Als er den Blick von den medialisierten Gesichtern senkt, merkt er, wie sich die Kontaktlinsen bei der Einstellung der Tie fenschärfe bewegen und verändern. Das irritiert ihn noch immer. Nicht weit von der Station findet er in einer taghellen Seiten straße einen jener Kioske, an denen man anonyme Debitkarten bekommt. Er kauft eine. An einem anderen Kiosk ersteht er damit ein Wegwerftelefon mit einem Guthaben für ein halbstündiges Gespräch von Tokio nach L. A. Er fragt sein Notebook nach Rydells Nummer. 13
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LUCKY DRAGON
H
eroin«, erklärte Durius Walker, Rydells Kollege vom Wach dienst des Lucky Dragon auf dem Sunset Boulevard, »ist das Opium des Volkes.« Durius war mit dem Fegen fertig. Er hielt die große Kehricht schaufel vorsichtig in der Hand und ging damit zu dem einge bauten Klinik-Container für Spritzen, dem mit dem stachel drahtbewehrten Biorisiko-Symbol. In den warfen sie die Dinger, wenn sie welche fanden. Im Durchschnitt waren es fünf bis sechs pro Woche. Rydell hatte noch keinen dabei erwischt, wie er sich im Laden irgendwas in die Adern jagte, obwohl er es den Kunden durchaus zugetraut hätte. Anscheinend warfen die Leute ihre gebrauchten Spritzen einfach auf den Boden, meistens hinten bei der Katzennahrung. Man fand auch andere Sachen, wenn man im Lucky Dragon fegte: Tabletten, Münzen in fremder Währung, Identifikations armbänder aus Krankenhäusern, zerknülltes Papiergeld aus Län dern, in denen es noch welches gab. Es war allerdings nicht rat sam, im Kehricht auf dieser Schaufel herumzuwühlen. Wenn Rydell ausfegte, trug er die gleichen Kevlar-Handschuhe wie Du rius jetzt, und darunter noch welche aus Latex. Durius hatte jedoch vermutlich Recht, und das gab einem zu denken: massenweise neue Substanzen auf dem Markt, die zum Missbrauch einluden, und trotzdem vergaßen die Leute diejeni gen nicht, die es schon seit ewigen Zeiten gab. Da verbot man zum Beispiel Zigaretten, aber die Leute fanden schon einen Weg, um weiter zu rauchen. Der Lucky Dragon durfte zwar kein Xiga 14
rettenpapier verkaufen, betrieb jedoch einen schwunghaften Han del mit mexikanischem Lockenwicklerpapier, das den gleichen Zweck erfüllte. Die beliebteste Marke hieß Biggerhair, und Rydell hätte gern gewusst, ob sich wirklich schon mal jemand damit Locken in die Haare gedreht hatte. Wie ging das überhaupt mit kleinen, rechteckigen Seidenpapierblättchen? »Noch zehn Minuten«, sagte Durius über die Schulter hinweg. »Willst du den Gehweg-Check machen?« Um vier musste einer von ihnen eine zehnminütige Pause hin ten im Hof machen. Wenn Rydell den Gehweg checkte, hieß das, dass er als Erster mit der Pause dran war, Durius als Zweiter. Die Mutterfirma des Lucky Dragon in Singapur hatte den GehwegCheck auf den Rat eines hauseigenen Teams amerikanischer Kul turanthropologen eingeführt. Das hatte Mr. Park, der Leiter der Nachtschicht, Rydell erklärt, während er die Punkte auf seinem Notebook abhakte. Er hatte auf jeden Absatz auf dem Bildschirm getippt, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, und dabei ge klungen, als würde ihn das alles zutiefst langweilen, aber Rydell vermutete, dass es nun mal zu seinem Job gehörte, und damit nahm Mr. Park es sehr genau. »>Zum Zeichen dafür, wie wichtig dem Lucky Dragon die Sicherheit im Viertel ist, wird der Wach dienst jede Nacht auf dem Gehweg vor dem Geschäft patrouillie renDas Wachpersonal des Lucky Dragon ist deutlich präsent, aber freundlich und einfühlsam im Umgang mit der lokalen Kultur. Einfühlsam im Umgang mit der lokalen Kultur