REN DHARK Heft Nr.: 87
Flucht ins Karmin-Universum Ren Dhark kennt nur einen Ausweg – aber kommen sie jemals zurück?
K...
124 downloads
671 Views
295KB Size
Report
This content was uploaded by our users and we assume good faith they have the permission to share this book. If you own the copyright to this book and it is wrongfully on our website, we offer a simple DMCA procedure to remove your content from our site. Start by pressing the button below!
Report copyright / DMCA form
REN DHARK Heft Nr.: 87
Flucht ins Karmin-Universum Ren Dhark kennt nur einen Ausweg – aber kommen sie jemals zurück?
Kurt Brand
Die riesige Doppelkugelraumer-Flotte der schwarzen Weißen steht vor der Vernichtung. Von den Synties unter Hypnose gesetzte Kommandanten zerstrahlen die Raumer ihrer eigenen Rasse – erbarmungslos, mit fanatischem Vernichtungswillen. Fassungslos müssen die Führer der schwarzen Weißen mit zusehen, wie der Stolz ihrer glanzvollen Rasse in den eigenen Strahlen vergeht. Ihr Haß auf die "weißen Affen" in dem Ringschiff wächst ins Unermeßliche. Ren Dhark ist bestürzt über die Brutalität und Kompromißlosigkeit der Synties, und obwohl er ihnen sein Leben und das seiner Männer an Bord der POINT OF verdankt, kommt in ihm kein freundliches Gefühl für die Tropfenwesen auf. Inzwischen gehen Chris Shanton, Jos Aachten van Haag und die vier Cyborgs einem großen Augenblick entgegen. Giants wollen ihnen ihre eigene Geburtsstätte zeigen! Giants, die behaupten, nichts von ihren Artgenossen zu wissen, die einst die Bevölkerung Terras so grausam unterjocht hatten.
Personenverzeichnis: Dan Riker beweist seine Qualitäten als Stellvertreter des Commanders Anja Riker durch ihre Zähigkeit findet sie die POINT OF und ihren Mann wieder Ren Dhark Commander der Planeten, gerät in eine Nervenkrise Wer Dro Cimc ein hoher Offizier der schwarzen Weißen Ralf Larsen Kommandant des Ringraumers B 101 Janos Szardak Kommandant des Ringraumers B 100 Manu Tschobe fällt in die Hände der schwarzen Weißen Marc Carrell, Holger Alsop, Lati Oshuta, Bram Sass Cyborgs Jimmy Chris Shantons unverwüstlicher Robothund
Prolog Vom Gipfel ihrer Macht waren sie in die Tiefe gestürzt worden. Sie blickten in einen Abgrund, der kein Ende zu haben schien. Sie sahen ihre Einheiten untergehen, den Stolz ihres Sternenreiches, aber sie sahen einen Untergang, den sie nicht verstehen konnten, weil er ihnen in seiner furchtbaren Dramatik keine Erklärung lieferte, denn das Schauspiel, das sich auf den großen Bildschirmen abzeichnete, war ohne Kommentar nicht zu verstehen. Leider gab es keinen Kommentator. Nicht eins der aber tausend Raumschiffe hatte bisher geantwortet. Sie kannten nur die eine Aufgabe, sich gegenseitig zu vernichten, sie hatten alle nur das eine Ziel, kein Schiff diesem Inferno, das sie selbst ausgelöst hatten, entkommen zu lassen. Ihr Handeln war unbegreiflicher als das Tun der Lemminge. Es sah so sinnlos aus, dieses Handeln, und doch hatte es Sinn. Aber um welchen Preis? Die B-100 und B-101 landeten im Zwittersystem auf Planet 1, dicht neben dem S-Kreuzer, der Warteposition bezogen hatte. Anja Riker und Arc Doorn begrüßten Ralf Larsen und Janos Szardak als alte Bekannte. "Also mit einem Materie-Sender hat das Unglück seinen Anfang genommen", memorierte Szardak, der sich in dem Zweckraum der Mysterious nicht besonders wohl fühlte und etwas mehr Gemütlichkeit gut vertragen hätte. "Als das Aggregat den Bruch zwischen zwei Kontinua nicht mehr stabil halten konnte, riß auch der Funkkontakt zur POINT OF ab. Und nun, nachdem Sie diesen Planeten als Antenne benutzten, haben Sie auch kein Lebenszeichen vom Flaggschiff aufgefangen, Doorn?"
"Nichts, was jedoch nichts zu bedeuten hat. Wer weiß, wo die POINT OF steckt. Möglich, daß sie mit ihrer Sende-Energie nicht durchkommt, uns aber gehört hat", erwiderte der Mann mit der Boxernase, der neben Anja Riker saß. "Ich fiel fast aus dem Sessel, als der Bursche in Cent Field den Spiegel-Re benutzte und mir damit klar machte, mit welcher Energie ich sendete." Ralf Larsen unterbrach. "Vom Commander nach wie vor keine Spur. Auch kein eindeutiges Anzeichen, daß sich die POINT OF irgendwo zwischen den Sternen aufhält und verirrt hat." "Larsen, das ist von uns nie behauptet worden!" mischte sich Anja Riker ein, die einen Stoß Folien vor sich liegen hatte und nun eine bestimmte suchte. Er winkte ab. "Ich weiß, ich weiß, Anja. Ich kann Sie auch verstehen, aber wir alle kennen doch auch Dhark. Er spielt nicht mit Sternen und macht daraus keine Novae." "Und was wir kurz vor der Landung der beiden Schiffe beobachteten, Larsen?" hielt sie ihm vor, während sich ihr hübsches Gesicht langsam vor Erregung rötete. "Liegen die Diagramm-Werte nicht auf einer Linie, die auf das Zentrum der Milchstraße zielt?" Er nahm die Folie noch einmal in die Hand, studierte die Angaben und schüttelte darüber den Kopf. "Wir haben mit den Experten auf Terra gesprochen, Larsen", erklärte die beste Mysterious-Mathematikerin, "Natürlich gehen deren Meinungen auseinander. Wie könnte es anders sein." Bitterkeit klang durch, und auch Zorn über diese Wissenschaftler, die nur das unwiderlegbare Resultat gelten ließen und ein Feind jeder Spekulation waren, auch wenn sie eine Erscheinung nicht eindeutig erklären konnten. Daß es dazu auch noch um Menschenleben ging, zählte für sie nicht. "Aber einige sehen in diesen winzigen Energie-Ausbrüchen künstlich ausgelöste Reaktionen."
"Larsen, geben Sie mir noch einmal die Folie!" verlangte Janos Szardak, der wieder einmal sein Pokergesicht aufgesetzt hatte und nicht erkennen ließ, was er dachte. Nun war die Reihe an ihm, die Angaben zu studieren und noch einmal ganz genau zu prüfen. Und während er die einzelnen Werte sorgfältig las, dachte er an die Nogks, an Huxley und ihren Kampf gegen eine unsichtbare, gigantische Station, deren Herkunft unbekannt geblieben war. Er fühlte Anja Rikers Blick, und er ahnte, was im Herzen dieser verzweifelten Frau vor sich ging, die um ihren Mann bangte. Das allerschlimmste daran war, daß sie recht hatte, um das Schicksal der POINT OF zu bangen, denn Ren Dhark hatte mit dem Materie-Sender zu viel riskiert. Mein Gott, dachte er, von einem Universum ins andere zu fliegen, nur weil man über sporadisches Mentcap-Wissen verfügte, war mehr als Leichtsinn. Und sich bei diesem Experiment nur auf einen Mann zu verlassen! Unwillkürlich warf er Arc Doorn einen abschätzenden Blick zu, den dieser sofort verstand. Der Sibirier richtete sich kerzengerade auf. "Szardak, ich habe mir nicht das geringste vorzuwerfen. Nicht einen Fehler. Durch mich ist der Bruch zwischen zwei Kontinua nicht wieder geschlossen worden. Ich möchte nicht noch einmal diesen Vorwurf hören." "Okay, Doorn!" Szardak war kurz angebunden. "Was aber sagen Sie zu diesen Werten?" Einer erriet des anderen Gedanken. "Sie haben also keine Ähnlichkeit mit der unsichtbaren Station festgestellt, die die Nogks bedrohte?" "Keine!" "Ich habe eine Parallele zu einem anderen Vorgang bemerkt." Er griff in die Tasche und zog eine Folie hervor. "Dritte Kolonne, zweite Gruppe!" sagte Doorn in seiner wortkargen Art. "Spektral-Analyse."
Janos Szardak verglich. Anja Riker hatte sich Doorn zugewandt und fragte ihn vorwurfsvoll: "Arc, warum haben Sie mir nichts davon gesagt?" "Anja, eine einzige Übereinstimmung? Ist das nicht ein bißchen wenig?" Der Hoffnungsschimmer in ihren Augen verschwand wieder. Müde nickte sie. Natürlich war eine Ähnlichkeit gar nichts. Zehn Übereinstimmungen waren in diesem Fall noch zu wenig, aber sie klammerte sich an jeden Strohhalm. "Doorn, was stimmt überein?" Ehrlich gab er zu, daß er selbst nicht darauf gestoßen war. "Das Rechengehirn machte mich darauf aufmerksam. SpektralAnalyse der Kampfstrahlen der Doppelkugelraumer. Die Speicherung auf 1 hat die Vorgänge auf dem Planeten Zwitt sehr exakt registriert. Die Wahrscheinlichkeitsrechnung machte mir aber einen Strich durch meine Rechnung. Der Wert 1,7 Prozent hört sich nicht gut an. Wenn man zugrunde legt, wie weit wir entfernt sind." "Zufall!" sagte Janos Szardak. "Bis auf die wievielte Stelle hinter dem Komma genau?" warf Anja Riker erregt ein und streckte herrisch ihre Hände nach den beiden Folien aus. Wortlos überreichte Szardak sie ihr. "Dritte", murmelte sie. Es mußte Zufall sein, aber sie wollte es nicht wahrhaben. "Ich möchte die Aufzeichnungen noch einmal überprüfen, Arc." "Bitte, sie sind nebenan gespeichert. Machen Sie sich nur keine falschen Hoffnungen, Anja, denn ich habe die nochmalige Durchmusterung schon vorgenommen. Es kommt nichts dabei 'raus." Ralf Larsen warf einen Blick auf sein Chrono. Seit zwei Stunden saßen sie zusammen und überlegten, was man tun konnte, um nach dem Commander und seinem Schiff zu suchen.
"Ich überprüfe noch einmal!" rief Anja Riker aus, nahm die beiden Folien in die Hand und verließ den Raum. Niemand sah ihr nach. Niemand nahm das Gespräch wieder auf. Über was sollten sie schon sprechen? Alles endete in einer Sackgasse! Es gab keine Spur, die zur verschollenen POINT OF führte. * Colonel P. S. Clark fand schnell bestätigt, was er vorausgeahnt hatte: Diese Eierköpfe im Stab der TF fragten ihm Löcher in den Bauch. Wenn die Experten wenigstens einen blassen Schimmer vom Raumflug gehabt hätten, wären von ihnen Fragen anderer Art gestellt worden. So jedoch konnte er mehr als fünfzig Prozent ihres Wissensdurstes nicht stillen. Woher soll ich das wissen? Keine Ahnung. Kann ich nicht sagen! Ist mir auch schleierhaft! Mit diesen und anderen knappen Bemerkungen mußte er sie abspeisen. "Warum ich plötzlich versuchte, in die Station hineinzufliegen, obwohl ich sie nicht sah? Großer Himmel, schöne Sterne, ich weiß es nicht!" Hilfesuchend sah sich P. S. Clark im Kreis um. Gab es denn keinen Menschen hier, der ihn vor diesen neunmalklugen Wissenschaftlern in der Uniform der TF schützte? "Aber einen Grund für Ihr Handeln muß es doch gegeben haben, Colonel!" bohrte ein junger Mann, der dem Colonel schon mehrfach unangenehm aufgefallen war, weiter. "Ein Kommandant handelt doch nicht, ohne seine Entscheidungen durch vorherige Überlegungen überprüft zu haben." Da riß Colonel P. S. Clark der berühmte Geduldsfaden. Und leise sprach er auch nicht. Dabei gab es unter den Experten keinen Mann, der schwerhörig war. "Ich habe aber ohne vorherige Überlegung gehandelt! Darum
habe ich nun das zweifelhafte Vergnügen, von Ihnen in dieser Art befragt zu werden. Schade, daß Sie bei dem Höllenspektakel nicht dabei waren. Ihnen wäre es vergangen, diese dummen Anspielungen zu machen." "Colonel, mäßigen Sie sich!" Marschall Bulton machte den ersten Einwurf. Dadurch fühlte sich Clark noch mehr als bisher zu Unrecht angegriffen. "Marschall, ich habe ein Recht, mich zu verteidigen. Wenn diesen Eierköpfen nicht klar zu machen ist..." Das hätte er wirklich nicht sagen dürfen, denn der Ausdruck Eierkopf war eine halbe Beleidigung, und daß er von einem Colonel der TF benutzt worden war, bewies die charakterliche Schwäche dieses Kommandanten. Bulton erhob sich. Die eisige Stille machte sein Aufstehen zu einer Demonstration. Aber Clark stand auch auf. Hochrot sein Gesicht. Wut blitzte aus seinen Augen. Er war ebenso wütend über seinen Faux pas wie über diese Neunmalklugen. Und seine Wut ließ den Marschall nicht zu Wort kommen. "Mein Bericht über die Vernichtung der beiden unsichtbaren Stationen liegt Ihnen vor. Mehr habe ich dazu nicht zu sagen. Es sei mir noch erlaubt, auf die Speicherungen der Suprasensoren hinzuweisen. Sie werden in ihrer eiskalten Logik auch Auskunft darüber geben, ob ich bei der Führung meines Verbandes Fehler gemacht habe, die ein Colonel nicht machen darf. Wir haben jetzt 23:56 Uhr Norm-Zeit. Vor elf Stunden bin ich mit meinem Verband auf Cent Field gelandet und bin nicht nur elf Stunden ununterbrochen auf den Beinen, sondern vorher auch zweiunddreißig Stunden ununterbrochen im Einsatz gewesen. Nach Paragraph XXXII, Absatz drei und vier ist es verboten, einen Colonel so lange Dienst machen zu lassen. Ich bin übermorgen um 8 Uhr Norm-Zeit wieder zu sprechen." Colonel P. S. Clark grüßte seinen Marschall wie ein
blutjunger Rekrut, machte auf der Stelle kehrt und verließ den Konferenzraum. Ein Mann, der wieder Platz genommen hatte und Marschall der TF war, grinste die Experten an. Wahrscheinlich kannten sie diesen Paragraph XXXII des Flottengesetzes nicht, auf den sich der Colonel berufen hatte. Da stand ein älterer Experte neben Bulton. "Bitte, Marschall!" sagte er eindringlich und legte ihm etwas vor, das er vom Aussehen her gut kannte: Gesetze der Terranischen Flotte, Teil eins. Bulton las den Paragraphen XXXII. Er behandelte die Pflichten und Rechte eines Offiziers der Waffensteuerungen. Absatz drei und vier gab es nicht. Colonel Clark hatte sogar seinen Marschall geblufft. "Das dürfte diesen Colonel ein Verfahren kosten", verstand Bulton. "Nein!" sagte er laut in die Richtung des Zwischenrufes. "Als Marschall der TF werde ich es nicht zulassen, selbst wenn sich Clark einige Verstöße gegen Bestimmungen hat zuschulden kommen lassen. Eins, meine Herren, ist mir in dieser Nachtsitzung klargeworden: Sie sind erstklassige Experten, aber der Raumflug mit all seinen Gefahren, mit dem Muß für jeden Kommandanten, sich blitzschnell zu entscheiden, ist Ihnen leider völlig unbekannt. Um in Zukunft zu vermeiden, daß hervorragende Kommandanten sich von Ihnen zu Unrecht angegriffen fühlen, und zu vermeiden, daß Sie sich ungewollt in diese schlechte Position begeben, werden Sie in wenigen Tagen Teamweise einem S-Kreuzer zugeteilt, damit Sie aus der Praxis eines Schiffsoffiziers in Zukunft Ihre Fragen stellen, und nicht vom Grünen Tisch her." Betretenes Schweigen machte sich breit. Bulton nickte ihnen zu, wandte sich dann an Henner
Trawisheim, der seit Stunden kein Wort mehr gesagt hatte und fragte: "Wollen wir gehen?" In Bultons Arbeitszimmer nahmen sie kurz Platz. "Colonel Clark gefällt mir", gab Trawisheim sein Urteil ab. "Er ist ein Mann, der weiß, was er will, und der auch bereit ist, ein Risiko einzugehen. Als er diesen Paragraphen XXXII ausspielte, hatte ich um ein Haar schallend gelacht." "Sie wußten, daß er bluffte?" fragte Bulton erstaunt. "Natürlich, denn im Gesetz der Terranischen Flotte gibt es keinen Passus, der die Einsatzzeit eines Colonels festlegt. Er hat bis zum Umfallen auf seinem Posten zu bleiben." "Das ist doch Wahnsinn!" brauste Bulton auf, der wieder einmal den Choleriker zeigte. "Ich widerspreche nicht, und ich bin Clark dankbar, daß er uns ungewollt auf diese Lücke im Gesetz aufmerksam gemacht hat. Auch ein Colonel ist ein Mensch, und wie jeder hat er ein Recht auf geregelte Arbeitszeit." Bulton sah mit grimmigem Blick auf das Chrono seines Arbeitszimmers. "Und wer fragt uns?" Auch Henner Trawisheim erhob sich, gähnte hinter der vorgehaltenen Hand und meinte: "Hoffentlich gibt uns die nächste Zukunft noch so viel Schlaf wie zur Zeit." Schweigend trennten sich die Männer vor den beiden Transmitter-Anlagen. Die Uhr zeigte 0:48 Uhr Norm-Zeit. * Den Giants waren die Transmitter-Straßen der Mysterious versperrt! Es gab keinen Zweifel daran, denn ein einziges Experiment hatte genügt, es den Terranern zu beweisen. Die Transmitterkugel wurde zu einem undurchdringlichen Hindernis, sobald ein All-Hüter versuchte sie zu betreten. Nur kurz hatten sie sich an diesem Platz aufgehalten, und
gern waren sie der Aufforderung der beiden hellgrauen Raubtierwesen in ihren mausgrauen Uniformen gefolgt, wieder mit dem Schweber zurückzufliegen. Nicht einmal Chris Shanton oder Jos Aachten van Haag hatten daran gedacht, die Transmitter-Straße zu benutzen, um so schnell wie möglich über Hope nach Terra zu kommen. Denn auch sie reizte es, endlich die Fertigungsstätte zu sehen, wo Giants Giants herstellten. Der GSO-Mann war aus unerklärlichem Grund derjenige, der am leichtesten Kontakt zu den All-Hütern fand, und er hatte sich so schnell mit dieser Tatsache abgefunden, daß sowohl Shanton, als auch die vier Cyborgs hin und wieder protestierten, weil er sie nicht ausreichend unterrichtete, denn auch sie wollten erfahren, welche Bedeutung dieses und jenes Aggregat hatte, und wo denn nun endlich der Platz war, an dem Giants als Massenartikel hergestellt wurden. Die gewaltige Wanne unter dem halbkugelförmigen Schutzschirm war nichts anderes als ein Mischwerk, in dem biologisches Material mit anorganischem zu einer Einheit verbunden wurde. Verblüfft hatte der auf seinem zweiten System klügste Cyborg Marc Carrell zugeben müssen, den Erklärungen des Giants nicht mehr folgen zu können. Damit war gleichzeitig der Beweis angetreten, daß die All-Hüter auf einem engbegrenzten biologischen Bereich mehr wußten als die Terraner. Unbegreiflich blieb die Verbindung zwischen biologischem und anorganischem Material. Wie daraus eine aktive Einheit werden konnte, war nicht zu verstehen. Man nahm es einfach hin, daß die Anlage zu der Transmitter-Kugel keine Verbindung hatte. Eine Antwort auf das Warum zu erhalten, war unmöglich, weil die beiden sie begleitenden Giants darauf auch keine Erklärung wußten. Über Transportbänder durch die kilometerlangen Unitallröhren, die einzige Verbindung zwischen den Zentren
der unterirdischen Anlage, kamen sie schnell weiter. Jimmy, der Scotchterrier, machte sich einen Spaß daraus, gegen die Richtung zu laufen und er schaffte es mit seinem robotischen Können leicht, sich von den Männern abzusetzen, um dann in einem Höllentempo wieder zurückzurasen. Er benahm sich nicht anders als ein verspielter junger Hund, der noch nicht gelernt hat, seinem Herrn zu gehorchen. Einer, der sich am meisten über Jimmys verändertes Benehmen wunderte, war Chris Shanton. Als der Scotch wieder gegen die Fahrtrichtung laufend verschwunden war, wollte er seinen Backenbart streicheln, riß aber die Hand mit einem halblaut gemurmelten Fluch herunter und stieß dann wütend aus: "Bin ich eigentlich betrunken gewesen, als ich das Miststück zuletzt umbaute? Ich kann mich gar nicht erinnern, ihm diese vollkommen überflüssigen Eigenschaften mitgegeben zu haben." Wer sollte ihm darauf antworten, wenn er selbst darauf keine Antwort wußte? Plötzlich bog die Tunnelröhre ab. Sie wurde zu einer Spirale, die sich in gleichmäßigem Gefälle in die Tiefe schraubte. Die auffallend schlechte Beleuchtung veränderte sich. Das typische Blau für die Mysterious sprang mit weichem Strahlen aus den Wänden. Mit unverminderter Geschwindigkeit brachte das Band die beiden Giants und die Terraner tiefer. Von Jimmy war nichts zu sehen. Holger Alsop stieß Jos Aachten van Haag an. "Haben die Giants keine Erklärungen abgegeben?" Der GSO-Mann schüttelte den Kopf. "Sie reagieren auf meine in Gedanken gestellten Fragen nicht." Unbeweglich standen die hellgrauen Wesen auf dem schnellaufenden Band, den Blick geradeaus gerichtet, als ob die Terraner nicht vorhanden seien. Hinter ihnen näherte sich ein Geräusch. Jimmy kam in einem tollen Spurt zurück, aber umkreiste
jetzt nicht in spielerischem Verhalten seinen Herrn und Konstrukteur, sondern er stieß ihm die Schnauze gegen die linke Kniekehle, daß der Dicke unwillkürlich einknickte und leicht gegen Bram Sass stieß. "Miststück!" zischte er sein vierbeiniges Spielzeug an. "Vipho einschalten, Dicker!" kreischte Jimmy mit seiner häßlich klingenden Blech-Stimme. Verwundert riß der Zwei-Zentnermann seinen Arm hoch, die anderen folgten seinem Beispiel, denn Jimmy hatte seine Aufforderung laut genug gesagt. Keins der Spezial-Viphos stand auf Empfang. Alle sechs waren abgeschaltet. "Wann haben wir das denn getan?" stellte Lati Oshuta erstaunt die Frage. Niemand dachte daran, ihm darauf zu antworten. "Hallo!" klang es aus allen Viphos, und auf der kleinen Bildscheibe war ein Gesicht zu sehen, das jeder kannte. "Na, endlich! Ich glaubte schon die falsche Straße benutzt zu haben!" Chris Shanton feixte breit über das ganze Gesicht. "Schöner Saturn, Sie haben hier wirklich gefehlt, aber zum Teufel, Tschobe, wo stecken Sie?" "Wo schon?" klang die Gegenfrage auf. "Vor dem Transmitter, und ohne die Antwort von Jimmy wäre ich schon wieder verschwunden gewesen. Warum hat es so lange gedauert, bis ich Antwort erhielt?" Chris Shanton hatte die Rolle des Sprechers übernommen. "Weil unsere Viphos abgeschaltet waren, aber kein Mensch weiß, wann wir sie abschalteten. Und wo wir stecken, Tschobe? Wenn Sie es noch nicht wissen: Bei Ihren Freunden, bei den Giants." Das hatte der Afrikaner nicht gewußt. Sein Gesicht hatte einen törichten Ausdruck angenommen. Er formte wohl seine wulstigen Lippen zu Worten, aber er brachte keins darüber.
Dem Dicken bereitete es diebisches Vergnügen, Manu Tschobe noch mehr zu überraschen. "Wo wir uns im Moment genau befinden, können uns höchstens die Giants verraten, aber die haben seit gut einer Viertelstunde auf jeden Kontakt mit uns verzichtet. Wir wissen nur das eine von ihnen, daß sie uns die Fertigungszentrale zeigen wollen, in der sie sich selbst herstellen!" Über die Vipho-Phase war nur Manu Tschobes Gesicht zu sehen, aber kein Ton kam über die Lippen. Der Afrikaner hatte die Sprache verloren. Marc Carrell, der zwischendurch einige Male auf sein zweites System geschaltet hatte, um sein umfangreiches Wissen abzurufen, hatte Mitleid mit dem Mann, der der beste terranische Giant-Experte war. "Jos soll versuchen, Kontakt mit unseren beiden Begleitern zu bekommen. Tschobe, gerade Sie müssen das sehen, was für uns alle ein Buch mit sieben Siegeln ist und bleibt. Da, können Sie unsere beiden Begleiter sehen?" Und er hielt sein Vipho so, daß der Erfassungsbereich auf die beiden All-Hüter gerichtet war. "Giants, Giants!" kam flüsternd die Stimme des Afrikaners. "Giants, die spurlos mit ihrem Cal verschwanden." "Irrtum!" berichtigte ihn nun wieder Chris Shanton. "Diese hier sind andere, nur nennen sie sich auch All-Hüter, und von Giants, die unter dem Kommando eines Cal standen, wissen sie nichts. Diese Spezies sind die Hüter der Transmitter-Straßen der Mysterious." Ein gurgelnder Laut ging dem harten Befehlston voraus. Blitzschnell hatte Manu Tschobe seine Überraschung überwunden. "Jetzt langsam, Shanton! Jetzt haben Sie mich lange genug mit kaum faßbaren Neuigkeiten bombardiert. Ich muß das sehen, was man Ihnen zeigen will. Haben Sie mich verstanden? Ich muß es sehen. Wie Sie die Giants dazu bekommen, mich zu
holen, ist Ihre Sache. Aber ahnen Sie wenigstens, was Sie mit diesen All-Hütern entdeckt haben?" Der Afrikaner hatte den Spieß umgedreht, und Chris Shanton gefiel es nicht, daß nun Manu Tschobe in Rätseln sprach. "Ich verstehe Sie nicht, Tschobe, was meinen Sie mit Ihrer Bemerkung?" "Fragen stelle ich jetzt. Sie antworten!" Im Schnauzton konnte der Afrikaner auch sprechen. Und der Dicke nahm es hin. Er, der sich vom einfachen Monteur zum Diplom-Ingenieur emporgearbeitet hatte und zum Schluß Chef des technischen Bereichs der Ast-Verteidigung Terras war, hatte an Tschobes Schnauzton herausgehört, daß sich schon wieder einmal etwas Unheimliches zusammenbraute. "Ja", sagte er dann zum siebtenmal. "Ja", sagte er, als Tschobe gefragt hatte, ob sie freundlich empfangen worden seien. "Ja", sagte er und griff unwillkürlich zum Kolben seiner Strahlwaffen. An Stelle des zehnten Ja nickte er, fügte aber hastig hinzu, weil er Angst hatte, der wissenshungrige Tschobe könnte ihn schon wieder unterbrechen: "Nur daß wir uns hier mit drei schwarzen Weißen herumgeschlagen haben, wissen Sie wohl nicht." "Nein", erwiderte Tschobe. "Wir haben auf Dockyard nur den Verdacht, daß die schwarzen Weißen einen Kugeltransmitter fortgeschafft haben, denn einer fehlt auf Dockyard." "Und wo liegt das?" So erfuhren vier Cyborgs, Jos und Shanton, daß der Planet, der auf dem Grund seines Ozeans eine Werft der Mysterious verborgen hielt, den Namen Dockyard erhalten hatte. Van Haag mischte sich ein. "Die Giants nehmen mit mir keinen Kontakt auf. Aber ich werde es noch einmal versuchen." Warum antwortete der Afrikaner nicht?
Plötzlich war seine Stimme wieder zu hören. "Der Transmitter arbeitet. Aber er ist auf eine andere Straße eingestellt worden. Ich versuche in Deckung zu gehen, ich schalte ab. Erst will ich erkunden, wer aus der Transmitterkugel herauskommt. Bleiben Sie aber..." Mitten im Satz hatte Manu Tschobe abgeschaltet. Fragend sahen sich die Männer auf dem Laufband an, das sie in einer schier unendlichen Spirale unaufhaltsam tiefer führte. Fragend blickten sie zu den hellgelben Giants hinüber, die unbeweglich standen und von ihnen keine Notiz nahmen. Hilflos zuckte Jos Aachten van Haag mit den Schultern. Auf seine gedanklichen Anrufe reagierten die beiden All-Hüter nicht. Aber warum hatte Manu Tschobe mitten im Satz abgebrochen? * "Dan", sagte Ren Dhark schwer, und er rang sich jedes einzelne Wort ab, "wir haben unheimliche Freunde." Die Synties! Die Tropfen! Andere hatten sie auch die galaktischen Schiedsrichter genannt! Und die Stille im Flaggschiff hielt an. Männer, die so oft schon geglaubt hatten, vor der letzten Sekunde ihres Lebens zu stehen, konnten dem Verhalten und Handeln der Synties kein Verständnis entgegenbringen. Für die Tropfen wäre es aufgrund ihrer hypnotischen Kräfte ein leichtes gewesen, die riesige Flotte der schwarzen Weißen quer durch den Raum bis ans Ende der Galaxis zu jagen. Mußten sie den furchtbarsten aller Befehle erteilen und die schwarzen Weißen zwingen, sich gegenseitig umzubringen, gegenseitig ihre Schiffe zu vernichten? Und warum waren sie mit den anfliegenden Flugechsen
ebenso unmenschlich verfahren? Auch wenn die fliegenden Saurier mit dem menschenähnlichen Körper Strahlwaffen besaßen und damit die Synties angegriffen hatten! Terranische Schiffe kämpften nur aus der Notwehrsituation heraus mit feindlichen Raumern bis zu deren Vernichtung. Dan Riker stützte den Kopf in beide Hände. "Sie wollten uns nicht verraten, unsere unheimlichen Freunde. Aber sie haben jetzt etwas verraten: den Frieden zwischen den schwarzen Weißen und uns! Nach dieser Vernichtungsorgie wird er nie zwischen uns kommen. Nie werden sie diese Niederlage vergessen. Und es gibt keinen schlimmeren Feind, als den, der haßt. Sie müssen uns hassen, Ren. Hassen bis in alle Ewigkeit." Nur Dhark und sein Freund hatten gesprochen. Die Stille in der Kommando-Zentrale blieb. Grappa wollte eine Meldung abgeben und unterließ es. Die Funk-Z hatte zwei wichtige Beobachtungen mitzuteilen und schwieg dennoch. In den wichtigsten Zentralen breitete sich das Grauen vor den Synties immer weiter aus. Selbst die härtesten Männer in der POINT OF schüttelten sich, wenn sie sich vorstellten, wie die einzelnen Schiffe der schwarzen Weißen kämpften, bis sie sich gegenseitig vernichtet hatten. In dem Flaggschiff der TF erstarrten die Menschen. Die Synties meldeten sich wieder. Wer mit der Kraft der Sterne spielt, um Sterne zu vernichten, rechnet auch mit der Gefahr, durch die Sterne vernichtet zu werden! Dieser Trost war zu billig. Er wischte die Tatsache nicht aus, daß ein irrsinniger Befehl hunderttausend intelligente Wesen zerstört hatte. Ren Dhark fühlte den Schweiß am Körper herunterlaufen, seine Handflächen waren schweißnaß, das Denken fiel ihm sehr schwer. Ich müßte ihnen dankbar sein, dachte er, aber in seinen
Gedanken war keine Spur von Dank zu finden. Er fühlte sich ausgebrannt wie noch nie in seinem Leben. Wir sind doch keine Grakos! "Was?" fragte Dan neben ihm. "Habe ich etwas gesagt, Dan?" "Du hast von Grakos gesprochen. Sieh mal, sind sie das?" Er deutete auf die fünf Bildschirme über dem Instrumentenpult und meinte damit die Tropfen. Diese grauweißen, zwei Meter langen Tropfen zeigten auf der abgerundeten Spitze einen handtellergroßen, im kräftigen blau leuchtenden Punkt. Satte Synties! Synties, die sich mit Energie vollgesogen hatten, und Synties, die in jeder Atmosphäre ebensogut leben konnten, wie im Raum zwischen den Sternen, eine Lebensform, wie sie bizarrer die Phantasie nicht erfinden konnte. Sie trieben langsam dahin. Ein paar tausend. So viele hatten die Terraner selbst über dem Planeten Methan oder Hope im Col-System niemals gesehen. Wir vergessen unsere Freunde nie! Als Grappa den starken Blip auf seinem Oszillo sah, wußte er, was draußen passiert war. Von den Bildschirmen waren die Synties verschwunden. Die Erschütterung des Raumgefüges nur ein paar hundert Meter neben der gelandeten POINT OF verging, sie war nicht einmal mittelstark gewesen. "Aber die Energie-Ortung ist nach wie vor unheimlich aktiv, Dhark. Als ob dieser Treibhausplanet eine planetarische Bombesei." Ren Dhark zeigte in diesen Minuten, das er kein eiskalter Erfolgsjäger war. Das, was gerade hinter ihnen lag, den Untergang vor Augen, hatte ihn nicht so stark mitgenommen, wie das unmenschliche Eingreifen der Synties. Müde klang seine Stimme.
"Grappa, unterrichten Sie die Waffen-Steuerungen." Der Ringraumer stand auf seinen Teleskopstützen, und AGrav hatte das Gewicht des Schiffes bis auf ein Fünftel herabgesetzt. Der Landeplatz hatte die aber Millionen Tonnen der Unitallkonstruktion nur noch zum Teil zu tragen, dennoch waren die breiten Ausleger mehrere Meter tief in den Boden gedrungen, bis Fels ihnen Widerstand leisten konnte. Sie lief im Leerlauf. Der Brennkreis war so schwach, daß er nicht zur Wirkung kam. Entgegen seiner Gewohnheit verließ der Commander wortlos den Pilotensitz und trat zu Tino Grappa hinter die Ortungen. Er fragte nicht. Er ließ seinen Blick über die Oszillo und Instrumente gleiten, las die Distanzanzeigen und hielt sich an der Kante der Anlage lest. Man kreiste sein Schiff ein! "Dhark!" rief Miles Congollon aus dem Triebwerksraum, "unsere Speicherbänke verlieren an Energie. Aber wir können den Energieverlust weder stoppen, noch erklären." Er drehte den Kopf zur Verständigung. "Wir starten sofort." Mit hastigen Schritten erreichte er seinen Pilotensitz, ließ sich darin nieder und legte seine Fingerkuppen auf die Steuerschalter. Sie waren blockiert! Nach wie vor führte der Checkmaster das Kommando über das Schiff. Und er ließ einen Start der POINT OF nicht zu. Dhark ließ sich nichts anmerken, nur seinem Freund Riker konnte er nichts vormachen. Er konzentrierte seine Gedanken. Ununterbrochen befahl er über die Gedanken-Steuerung dem Checkmaster, das Kommando des Schiffes an ihn abzugeben. Der Checkmaster reagierte nicht. Die Steuerung der POINT OF blieb blockiert. Das Schiff mußte es sich gefallen lassen, von hochenergetischen Stationen im Boden dieses Treibhausplaneten eingekreist zu werden. Es hatte den Verlust seiner Energie in den Speicherbänken hinzunehmen.
Wieder war Miles Congollons Stimme über die Bordverständigung zu hören. "Dhark, warum starten Sie denn nicht? Haben Sie denn keine Ahnung, wieviel Energie wir verlieren? Ihre Instrumente müssen es Ihnen doch auch verraten." Sie verrieten es ihm. Im Schiff waren schon vier M-Konverter angefahren, um den Energieschwund auszugleichen. Der fünfte schaltete sich automatisch ein. Nun schon der sechste. Warum kamen die Intervalle nicht? "Ich könnte das Ding in die Luft sprengen!" flüsterte Dhark, der von einer unbeschreiblichen Wut über den Checkmaster ergriffen worden war. "Commander!" Das war Walt Bruggs Stimme. "Wir erfassen starke Funk-Impulse, die aber kaum Nachrichten in irgendeiner Sprache sein können. Die Quelle der Impulse liegt auf der Bergspitze, Rot 122:52,83 Distanz 134 Kilometer." Seit dem Eingreifen der Synties, und nachdem sie zu erkennen gegeben hatten, daß das Gemetzel auf ihr Konto ging, war eine Veränderung mit Ren Dhark vor sich gegangen. Rot gehörte in dieser Landeposition zu Bud Clifton. "Clifton, Ziel Rot 122:52,83, Distanz 134 Kilometer. Säbeln Sie die Bergspitze ab." Dan Rikers Hand schoß vor. Seine Finger umfaßten den linken Arm des Commanders. "Ren, das kannst du nicht tun." Der machte mit einem wütenden Ruck seinen Arm frei. "Ich kann noch viel mehr tun." Er hatte zu viel versprochen. Die Strahlantennen der POINT OF waren blockiert. Das Schiff konnte keine Waffenart einsetzen. Der Checkmaster hatte auch sie gesperrt. Dan Riker hatte auf Erron-3 zum Teil andere Mentcaps
geschluckt als sein Freund. Er begriff plötzlich, welcher Gefahr sie gegenüberstanden. "Aber ich verstehe das verfluchte Atompisch nicht!" brachte er erregt über seine Lippen. "Kommt es auf eins mehr oder weniger überhaupt noch an?" stellte Dhark im giftigen Ton die Frage. Riker wollte ihm mit einer noch heftigeren Bemerkung entgegentreten, als er zufällig seinen Freund anblickte. Ren Dhark war weiß wie Kalk, und er zitterte. Und dann griff Dan Riker zu spät nach ihm. Lautlos brach der Commander der Planeten zusammen – der Mensch, der Ren Dhark hieß. Die Medo-Station bekam Alarm. Auf einer Schwebeliege wurde Dhark hinausgeschafft. Dan Riker wechselte zum Pilotensitz über. Die POINT OF war nicht mehr blockiert. "Soll ich auf die Bergspitze feuern?" Ein Fluch gellte durch die Kommando-Zentrale. "Nein! Unter keinen Umständen!" Und Umschalten zu Miles Congollon. "Wir starten, aber haben wir noch genug Saft?" "Genug, Riker." Der legte seine Fingerkuppen auf die Schalter. Sie wechselten die Positionen in ihrer Stellung. Sie fuhr hoch. Der Ringraumer hob ab. Die tief ins Erdreich eingesunkenen Aufleger rissen Tonnen Erdreich mit, das in großen Klumpen wieder zu Boden fiel. Die POINT OF, die nun nicht mehr unter dem Kommando des Checkmasters stand, stieg immer schneller. Die beiden Intervalle wurden erstellt, und das Unitallschiff flog wieder im Schutz seiner beiden MiniWelträume. Sle auf Vollast. A-Grav auch! Der Treibhausplanet versank unter ihnen wie eine Kugel, die schnell kleiner wurde. Die letzten Luftschichten wurden zur
Seite geschleudert. Der freie Raum mit seiner Schwärze wartete auf das stolze Schiff. Hinter den Ortungen brach einem jungen Offizier der Schweiß aus. Ihr Schiff wurde geortet! Fünf Doppelkugelraumer, Schiffe der 700-Meterklasse, rasten aus dem Raum kommend in Keilformation heran. Abstand 374 Millionen Kilometer! Geschwindigkeit des Pulks 0,35 Licht! Das konnte der rettende Strohhalm sein, wenn Dan Riker auf ein Gefecht mit diesen Giganten verzichtete. Der beugte sich vor und schrie auf die Sprechrillen zu: "NotTransition!" Aber sie erfolgte nicht. Dan Riker glaubte ein Spukbild zu sehen! Die fünf Doppelkugelraumer wurden angegriffen. "Gefüge-Erschütterung auf Grün." Die Werte kamen nicht mehr. Die Schiffe der schwarzen Weißen gingen abrupt auf neuen Kurs. "Grappa, können Sie mir denn immer noch nicht sagen, mit wem wir es zu tun haben?" Tino Grappa war in diesem Augenblick überfordert. Er konnte nicht sprechen, weil er nicht glaubte, was ihm seine Ortungsresultate sagten. Jene Zeit, in der er noch an Wunder geglaubt hatte, war längst vorbei. * Wer Dro Cimc hatte wie ein Verzweifelter gewartet. Die Eckverbindung über den Vank, über den Kluis und über die Zentrale mit den in Einsatz befindlichen Einheiten kam nicht zustande. Die Stimme des Vankko in der Gehirnzentrale des Kluis war kaum zu verstehen.
"Cimc, der Vank befiehlt Ihnen..." Dro Cimc erfuhr den Befehl des Vank nicht. Man hatte erkannt, warum sich mehr als siebentausend Schiffe nicht mehr meldeten. Man sah das Gemetzel, und man konnte nicht begreifen. Auch Wer Dro Cimc nicht. Die Verbindung zum Vankko und dem Kluis stand nach wie vor. "Wir haben das Schiff der weißen Affen unterschätzt, Cimc. Selbst der Kluis hat versagt. Sarapo und Porasa, das Schicksal straft uns." Dro Cimc konnte die weinerliche Stimme des Vankko nicht länger ertragen. Wütend rief er zurück: "Nicht Sarapo und Porasa haben gestraft! Wir Idioten haben uns diese Geschichte eingebrockt. Wir, die wir nun schon wieder durch den Kluis hereingelegt worden sind, Vankko, alarmieren Sie zehn Einheiten! Unterstellen Sie die Schiffe meinem Kommando. Aber keine R-Schiffe. In einer Zeit-Einheit müssen sie gestartet sein. Viel länger kann ich nicht warten, sonst entkommen mir die weißen Affen doch noch." Jetzt hatte er gegen ein Tabu verstoßen. Ein Wer konnte niemals einem Vankko einen Befehl erteilen. Nur nach Antrag über den Vank war es möglich, zehn Einheiten in einen nicht vorhergesehenen Einsatz zu schicken. Dem stand wieder gegenüber, daß der Kluis erst befragt werden mußte. Hatte es jemals einen Einsatz ohne Befragung des Kluis' gegeben? Aber der Vankko in der Gehirnzentrale hatte jeden Halt verloren, und darum auch nicht Cimc' Verstoß gegen ein Tabu erkannt. "Wir können keine Einheiten gegen das Affen-Schiff mehr einsetzen, weil wir damit die Sicherheitsgrenze unterschreiten würden, die der Kluis..." "Den soll der Haddrada holen!" brüllte der Wer in der ZGUTH auf und schleuderte den Srir, der ihm eben noch so gut
gemundet hatte, in die Ecke. "Ich setze mit meinem Verband dem Affen-Schiff nach. Ich schicke es zu Haddrada, damit der es kitzeln kann, bis es vor Lachen aus den Nähten platzt. Richten Sie das unserem Vank, der auf beiden Backen schläft, aus, Vankko." Auf dem Bildschirm verschwand das Symbol des Kluis. Mit einem heftigen Handschlag hatte der Wer die Verbindung unterbrochen, und mit schwerem Schritt stampfte er aus dem Raum, um die Brücke aufzusuchen, in der die Kommandanten ihn erwarteten. Er blieb am Schott stehen, als sei es Zeitverschwendung, Platz einzunehmen. "Der Kluis ist nicht einmal wert, daß er verschrottet wird", fauchte er unbeherrscht, als wollte er die Kommandanten für das Desaster unter den mehr als siebentausend stolzen Schiffen verantwortlich machen. "Beim Vankko in der Gehirnzentrale habe ich zehn Einheiten angefordert, die uns aber nicht zur Verfügung gestellt werden. Aus diesem Grund werden wir ohne jede weitere Unterstützung die Verfolgung des Affen-Schiffes aufnehmen, bis es bei Haddrada ist." Dfasls Hängebacken zitterten jetzt nicht, als er den Einwurf machte: "Und wenn uns die POINT OF mit der gleichen Waffe angreift, mit der unsere Einheiten angegriffen worden sind?" Dfasl, der außerhalb der Serie zum Kewir befördert worden war, konnte seine Frage nicht vollständig vorbringen. Die Worte des Wer waren von wilden Gesten begleitet, als er aufbrüllte: "Die weißen Affen haben unsere Einheiten nicht angegriffen, aber eine Waffe angewandt, die alle Kommandanten zu Idioten machte, denn nur Idioten schießen sich gegenseitig ab." "Und wenn es uns passiert?" Kewir Dfasl war zum unermüdlichen Warner geworden. Er beachtete die besorgten Blicke seiner Kollegen nicht, die schon wieder befürchteten, daß Dfasl als Brennmaterial einem Konverter überantwortet
werden würde. Flüchtiges Lachen zog über Dro Cimc' ausdrucksvolles, dunkles Gesicht. "Es kann uns nicht passieren, Kewir, weil ich Q einsetzen werde." Q! Dieser Buchstabe brachte den Warner Dfasl auch nicht zum Schweigen. "Aber warum haben dann die Einheiten Q nicht sofort eingesetzt?" Schon wieder hatte der Kewir eine Frage zu stellen gehabt. "Warum? Warum nicht?" Der Wer drohte zu explodieren. Er streckte die Arme zur Decke aus, als ob er Sarapo herunterholen wollte. "Weil der verdammte Kluis den Einsatz von Q erst in der allerletzten Phase vorgesehen hatte." Kewir Dfasl setzte alles auf eine Karte. Er, der seit Beginn dieses Einsatzes, in dem die Spezialisten auf ihren Schiffen ihre Aufgabe als Koordinatoren fehlerlos erledigt hatten, schon mehrfach gegen den Kodex der Einheiten verstoßen hatte, ging betont langsam auf den Wer zu und blieb drei Schritte vor ihm stehen. "Wer, erklären Sie uns Q!" Vier Kommandanten und Wer Dro Cimc hielten den Atem an. Dann sahen sie Cimc' Schulterzucken, und dann hörten sie ihn sagen: "Ich kann Q nicht erklären. Ich weiß nur, daß sich Q an Bord unserer fünf Schiffe befindet, und daß ich jedes Raumschiff damit vernichten kann, wenn ich Q dagegen einsetze." "Aber wie denn, Wer?" "Kommen Sie mit. Ich demonstriere Ihnen Q und seine Wirkungsweise, wenn uns Zeit dafür bleibt." Eine Rückfrage an die Ortungen ergab, daß sie in spätestens eineinhalb Zeit-Einheiten dem Ringschiff nachsetzen mußten, wenn es ihrem Erfassungsbereich nicht entkommen sollte.
Sie eilten zum Tiefdeck der ersten Kugel. Der Wer hob vor einem versiegelten Schott drei Sperren mit tödlicher Wirkung auf, dann zerbrach das glühende Siegel mit dem Symbol des Vank, und das Schott öffnete sich geräuschlos. Beinahe zögernd folgten die Kommandanten ihrem Wer. Jeder war sich klar, sich bei dieser Aktion eines Verbrechens schuldig zu machen, und wenn ihr geplanter Einsatz gegen das Schiff der weißen Affen mißlang, gab es für sie nur noch den Weg in den Konverter. Der fast leere Raum war in gelbes Licht gebadet. Auf einem mannshohen Sockel lag ein kleiner Behälter, der dreifach versiegelt war. "Das ist Q!" sagte Wer Dro Cimc mit fester Stimme, streckte den rechten Arm aus, griff zu, zerbrach dabei alle Siegel, und mit der linken Hand öffnete er den Behälter. Fünf Kommandanten umstanden ihn. Fünf schwarze Weiße blickten in den Behälter hinein. Jeder war enttäuscht. Sie sahen nichts anderes als ein alltägliches Steuergerät, das es zu Hunderten auf jedem Doppelkugelraumer gab. Der Wer betätigte einen Schalter. Das gelbe Licht verschwand, an der linken Wandseite tauchte eine Projektion auf und zeigte eine Sonne mit mehr als zehn Planeten. "Ich werde Q am äußeren Planeten demonstrieren." Die Stimme Cimc' klirrte. Über Bordsprech gab er den neuen Kurs des in Keilformation fliegenden Verbandes an. Die Schiffe schwenkten auf das neue Ziel ein, erhöhten dabei die Geschwindigkeit und gingen gemeinsam in Kurztransition. Schwer atmend hielten sich die sechs schwarzen Weißen am Sockel fest. Trotz jahrelangen Trainings bedeutete jeder Sprung eine extreme Belastung ihres Prim-Systems, und sie lähmte, wenn auch kurzfristig, ihre Aktivität. Der Wer, Transitionen kaum gewohnt, brauchte länger als die anderen, sich zu erholen.
Die Doppelkugelraumer standen im freien Fall. Die Distanz zum Planeten betrug 450 Einheiten. Die riesige Eiskugel glitzerte im Licht der nahen und fernen Sterne. Das Strahlen des Muttergestirns kam so schwach an, daß es nur in der Lage war, den Abklatsch einer Dämmerung zu erzeugen. "Achten Sie auf den äußeren Planeten." Der Wer interessierte sich nur für sein Steuergerät, die fünf Kommandanten blickten gespannt zur Projektion. "Q ist im Einsatz!" informierte sie der Wer. Im gleichen Moment schien die Sicht auf die Eiskugel durch eine Nebelwand behindert zu sein. Der nachtdunkle Weltraum verlor seine Klarheit. Etwas Fremdes befand sich zwischen den Schiffen und der Eiskugel. Bevor sich die fünf schwarzen Weißen klar wurden, was sie sahen, glaubten sie sich in einem lichtlosen Tunnel zu befinden, der weder Anfang noch Ende hatte. Alles spielte sich so schnell ab, daß sie mit ihren Gedanken und ihrem Auffassungsvermögen nicht in der Lage waren, allem zu folgen. Der vereiste Planet war verschwunden! Das unbekannte System vor ihnen besaß einen Umläufer weniger. "Das war Q!" Dro Cimc legte die freie Hand auf den Sockel. "Und dahinter steckt Q!" "Und wo ist jetzt der Planet?'' Dfasl fragte für alle. "Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht. Ich weiß nur, daß man mit Q jedes Raumschiff verschwinden lassen kann, wie ich diesen Planeten habe verschwinden lassen." "'Und warum wurde Q nicht sofort gegen das AffenSchiff..." Dfasl unterbrach sich. Er erinnerte sich des Kluis'. Der Kluis hatte den Einsatz von Q erst in der letzten Phase des Planes erlaubt, falls die Pseudo-Ballung nicht in der Lage war, die POINT OF zu vernichten. Aber hatte Q nichts anderes als
eine Transition des Ringschiffes zu verhindern? Der Kewir erinnerte sich dieses Widerspruches. Dro Cimc schloß das Steuergerät und stellte es wieder auf dem mannshohen Sockel ab. Die Projektion an der linken Wandseite war verschwunden, und gelbes Licht überflutete wieder den Raum im Tiefdeck der rechten Raumerkugel. "Ich habe keine falsche Auskunft gegeben. Q sollte laut Plan eingesetzt werden, falls die POINT OF der Pseudo-Ballung durch einen Sprung entkommen sollte. Das bedeutete aber zugleich, den Einsatz von wenigstens fünf Schiffen, die sich der POINT OF bis auf 450 Einheiten hätten nähern müssen. Durch diesen Einsatz aber wäre die Wirkungsweise von Q den Kommandanten der eingesetzten Schiffe bekannt geworden, und das durfte nach Kluis nur im äußersten Fall geschehen." "Kommandieren denn nur Verräter unsere Schiffe?'' fragte Hjpr erbost, dem diese Geheimniskrämerei, die durch den Vank noch gefördert wurde, zuviel geworden war. "Nein, aber wir alle haben uns bis heute vom Kluis kommandieren lassen, und niemand hat gewagt, sich dem entgegenzustemmen. Wir sechs haben es jetzt in der Hand, wenn es uns gelingt, das Schiff der weißen Affen zu vernichten, Kluis zu entmachten und den Vank zu zwingen, sich auf seine Aufgaben zu besinnen, die ihm vom Volk gestellt worden sind." "Also Revolution, Wer?" Dfasl fragte ohne Umschweife. "Nein, denn gegen ein Gehirnzentrum kann man nicht revoltieren, aber man kann es zerstören. Und der Kluis muß zerstört werden, damit wir uns wieder daran gewöhnen, selbst unsere Entscheidungen zu treffen." Dfasl nickte, aber sein Nicken war keine Zustimmung. Er beeilte sich, Wer Dro Cimc aufzuklären, wie er dessen Plan, das große Rechengehirn Kluis zu zerstören, einschätzte. "Wer, Sie haben uns in der Hand. Wir sind Ihnen auf Gedeih und Verderben ausgeliefert, weil Sie uns Q und seine Wirkungsweise gezeigt haben. Wir können gar nichts anderes
mehr tun, als Ihren Plan zu unterstützen, aber ob es ein guter Plan ist, bezweifle ich." "Den Kluis zu zerstören?" fragte der Wer mit hämischem Unterton. "Ja, die Zerstörung wird uns mehr schaden als nützen. Haben Sie die weißen Affen vergessen, die Schiffe der Rakes fliegen, aber sie mit ihrer Technik versehen haben?" "Und haben Sie den idiotischen Plan des Kluis' vergessen, durch den wir mehr als siebentausend Schiffe verloren?" konterte der Wer, der sich plötzlich daran erinnerte, wie wenig Zeit ihnen noch zur Verfügung stand, wenn sie nicht die Spur der POINT OF verlieren wollten. "Wir werden uns später eingehender unterhalten. Bitte, steigen Sie zu Ihren Schiffen wieder über." Er verschloß das Schott und setzte danach die drei Sperren wieder in Betrieb. Während die vier Kommandanten zu ihren Doppelkugelraumern überstiegen, suchten Wer und Kewir die Zentrale auf. Die Spur, die die POINT OF hinterlassen hatte, war deutlich zu erkennen. In einem Kristall, der Pyramidenform hatte, kreuzten sich drei Linien in einem Schnittpunkt. Dieser Punkt gab die Position des Ringschiffes an. Ein Ser-Auge, mit einem kleinen Rechengehirn gekoppelt, berechnete aus der Position des Schnittpunktes bis auf wenige Einheiten genau den SchiffsStandort. Mit ruhiger Stimme gab der Wer den neuen Kurs an. "Wir müssen so dicht wie möglich neben der POINT OF aus dem Hyperspace wieder herauskommen, um binnen weniger BruchEinheiten angreifen zu können. Dfasl, übernehmen Sie das Kommando. Sie wissen, wo ich zu finden bin." Der Kewir nickte. Wer Dro Cimc verließ wieder die Zentrale. Von den anderen vier Schiffen liefen die Klarmeldungen ein. Die Formation begann dem Sprungpunkt zuzurasen.
Im Tiefdeck aber nahm Wer Dro Cimc eine Ringschaltung vor, die ihm nicht viel Arbeit machte. Gestützt auf Informationen, die er erst kurz vor dem Start seines Pulks erhalten hatte, fiel es ihm nicht schwer, die Q's auf den anderen vier Schiffen mit dem Steuergerät in seiner Hand einzuschalten und auf sein Kommando umzustellen. Wenngleich er damit die Reichweite erhöhte, so stieg jedoch damit nicht die Wirkung, denn diese konnte nach dem augenblicklichen Entwicklungsstand nicht mehr gesteigert werden. Ein Durchruf störte ihn nur kurz. Der Vankko aus dem Gehirnzentrum gab ihm den Befehl, sofort den Heimathafen anzufliegen und die Verfolgung der POINT OF aufzugeben. "Dfasl", sagte er nach kurzem Überlegen, "geben Sie keine Antwort, und schalten Sie den Funkverkehr ab. Wir brauchen ihn vorläufig nicht, oder sollten Sie inzwischen Nachricht von den Einheiten haben?" "Von denen kommen keine mehr, Wer. Wir können nur noch dreiundfünfzig Schiffe feststellen, und die versuchen sich gegenseitig zu zerstören. Aber haben Sie sich schon einmal überlegt, welche furchtbare Waffe die weißen Affen gegen uns eingesetzt haben könnten?" "Ja, und darum dürfen wir ihnen keine Zeit lassen, sie auch gegen uns anzuwenden. Der Ringraumer muß verschwunden sein, bevor die Affen ihre hypnotischen Kräfte spielen lassen können." Der Sprung erfolgte, und damit wurde bei jedem schwarzen Weißen das Trim-System extrem belastet. Auch der Wer im Tiefdeck war nicht in der Lage zu handeln. Ein paar wertvolle Bruch-Einheiten vergingen ungenutzt, aber dann jubelte Dro Cimc kurz auf. Die Projektion vor der linken Wand zeigte ihm das verhaßte Schiff so nah, wie es von einem Angehörigen der Einheiten in diesem Bereich der Galaxis noch nie gesehen
worden war. Q einschalten! kommandierten seine Gedanken, und sicher griffen die Finger seiner rechten Hand zur ersten Einstellung. Dfasls Schrei aus der Zentrale ließ ihn zusammenzucken "Wer, wir werden angegriffen." Der Rest des Satzes ging in einem furchtbaren Getöse unter. Die Zelle der ZGUTH dröhnte wie eine zersprungene Glocke. Und da begann das gigantische Schiff, das aus zwei Kugeln bestand, von denen jede einen Durchmesser von 700 Metern besaß, zu schwanken. Im Raumer aber brüllten die gewaltigen Aggregate auf, heulten die Speicherbänke und tobten die entfesselten Gewalten des Antriebs los. Die Lärmkulisse wurde von einem schrillen Kreischen überwältigt. Wer Dro Cimc verstand, was geschehen war. Der Verband war abrupt auf neuen Kurs gegangen. Seine Projektion vor der linken Wand zeigte es ihm. Immer schneller wanderte der verhaßte Ringraumer aus dem Bild heraus. Doch von der anderen Seite her traten die angreifenden Schiffe ins Bild. "Porasa", flüsterte der Wer, und noch einmal sagte er: "Porasa!" * Transition! Zwei S-Kreuzer der TF verschwanden aus dem RaumZeitgefüge und tauchten nach zeitlosem Ablauf 17.500 Lichtjahre weiter zwischen den Sternen wieder auf. Die B-100 und B-101 suchten die POINT OF! Die B-100, die unter Janos Szardak flog, nahm mit der B101 kurz Funkkontakt auf. "Nächster Sprung in 17 Minuten, Larsen." "Etwas knapp. Die Zeit reicht kaum aus, um die
Sternkonstellationen aufzunehmen Meine Astronomen werden weinen." "Meine weinen schon, aber ich kann ihnen nicht helfen. Achtung, Sprungdaten kommen. Bitte um Kontrolle." "Ich rufe wieder durch." Das Gespräch zwischen den beiden Kommandanten war zu Ende. X-Zeit begann wenig später nach erfolgter Gegenkontrolle durch die B-101. Die Schiffe rasten der zweiten Transition zu. Janos Szardak drehte sich um. Am Suprasensor standen Arc Doorn und Anja Riker und warteten auf eine Auswertung des Rechengehirns. Szardaks Pokergesicht verriet nichts von seinen Gedanken. Er bewunderte Dan Rikers Frau. Nicht ihre Schönheit beeindruckte ihn, sondern ihre Hartnäckigkeit, mit der es ihr gelungen war, ihn und Larsen zu überzeugen. Sie hatte den Start der beiden Schiffe veranlaßt. Steif und fest hatte sie behauptet, nachdem sie die Durchmusterung noch einmal allein vorgenommen hatte, in einer Entfernung von rund 48.000 Lichtjahren würde die POINT OF von Schiffen der schwarzen Weißen gejagt. "Die Spektral-Analyse beweist es! Hier, das ist die Analyse der Kampfstrahlen, als die schwarzen Weißen Zwitt überfielen! Und das hier ist die andere. 48.000 Lichtjahre von hier." "Ein bißchen weit, um eine exakte Analyse erstellen zu können!" hatte Ralf Larsen behauptet. "Über den Hyperspace?" hatte Anja ihm mit blitzenden Augen erwidert. "Larsen, machen Sie sich nicht lächerlich. Und diese Analyse ist nicht mit unseren Geräten erstellt worden, sondern mit den Aggregaten der Mysterious!" "Die auch nicht den Himmel herunterholen konnten, sonst würde es sie noch geben." Larsen gefiel es nicht, daß Anja Riker sie regelrecht und gegen ihre Überzeugung zu einem
risikoreichen Unternehmen, das einfach erfolglos bleiben mußte, einspannen wollte. "Und das hier, Colonel?" Sie war förmlich geworden. Die alten Hasen vom Planeten Hope redeten sich sonst nur mit Namen an. Auf Titel legte niemand wert. Wie ein unsichtbares Ehrenzeichen war das Wissen, auf Hope gelebt zu haben und mit Ren Dhark dort groß geworden zu sein. Gleichgültig nahm Larsen die Folie in die Hand. Noch eine neue Berechnung, dachte er und überflog die Zeichen und Zahlensymbole. Ahnungslos hatte ihm Arc Doorn über die Milliliter gesehen. "Donnerwetter!" war es ihm über die Lippen gerutscht, und bevor Larsen begriff, was geschehen war, hatte der Sibirier mit der Folie den Raum schon verlassen. "Larsen, er hat es begriffen!" hatte ihm Anja Riker triumphierend zugerufen. Larsen war dem Sibirier nachgegangen, aber aus dem wortkargen Mann hatte er nichts herausholen können. Der plagte sich mit der Mysterious-Mathematik ab, die Anja Riker angewandt hatte. "Himmel, Bomben und Boliden!" fluchte er mehrfach und kämpfte sich durch die Berechnungen langsam durch. Ihm war dabei heißer und heißer geworden. Anja hatte mit ihrer Nachkontrolle bewiesen, daß er mit den Auswertungen nicht exakt genug verfahren war. Vier gravierende Fehler waren ihm unterlaufen, die das Gesamtresultat zum Teil verfälschten. "Komisch!" Bis zu diesem Augenblick hatte Ralf Larsen durchgehalten zu schweigen, nun verlangte er Aufklärung. Doorn gab sie ihm mit einer Frage: "Larsen, können Sie sich vorstellen, daß die POINT OF beim Raumflug eine unverwischbare Spur hinterläßt?" "Sind Sie verrückt geworden, Doorn?" Diese Frage war vollkommen berechtigt, denn neben Doorn
gab es nur noch einen Menschen, der die POINT OF sehr gut kannte: Ren Dhark, und Doorn redete von einer Spur, die die POINT OF beim Raumflug hinterließ! "Ich glaube nicht, Larsen. Aber was kann mit dem Ringraumer passiert sein, daß er eine Spur hinterläßt?" Es hätte dem Colonel nichts geholfen, grob mit dem Sibirier zu sprechen. Schließlich hatte er sich der eigenen Erkenntnis beugen müssen. Das Flaggschiff der TF hinterließ eine Spur! Sie veränderte in ihrem Bereich... "Doorn, was verändert sie?" Niemand hatte es sagen können. Deswegen standen Arc Doorn und Anja Riker am Suprasensor der B-100 und versuchten darauf eine Antwort zu finden. Wenigstens eine rechnerische Antwort. Aber der Suprasensor kam mit Rot. Man hatte ihn überfordert. Jene Bereiche der Mysterious-Mathematik, die Anja Riker meisterhaft beherrschte, waren ihm nicht mitgegeben worden. "Immer das gleiche", sagte die stubsnasige Frau verärgert. "Immer muß es jemand geben, der schlampige Arbeit leistet. Vor drei Monaten erst habe ich drei Suprasensoren der neuen Fertigung, also Null-Modelle, mit M-Mathematik beschickt. Es wäre so einfach gewesen, sämtliche Gehirne der S-Kreuzer mit dem letzten Wissen zu versehen. Auf der B-100 ist es nicht gemacht worden. Damit sitzen wir fest." Janos Szardak hatte zugehört. "Ich kann es immer noch nicht glauben. Früher hat die POINT OF doch keine Spuren hinterlassen, und wie hat man sich diese Spur vorzustellen, Anja?" "Ich bin keine Physikerin, Szardak, aber ob uns jemand aus dieser Fakultät weiterhelfen könnte, ist fraglich. Schließlich ist die POINT OF in einem anderen Weltraum gewesen." "Sie war doch schon im Karmin!"
"Können wir uns vorstellen, welche physikalischen Gesetze in dem Kontinuum herrschten, in das die POINT OF durch den Materie-Sender befördert wurde? Ich weiß, daß ich jetzt spekuliere, doch der Verdacht liegt auf der Hand, daß durch den Besuch des Flaggschiffes in einem anderen Raum-Zeitgefüge mit dem Schiff eine Veränderung vorgegangen ist, die nun diese nicht verwischbare Spur in unserem Weltraum erzeugt." "Nonsens, Anja! Die POINT OF fliegt im Schutz ihrer beiden Intervalle!" "Ja, das tut sie. Hoffentlich jetzt auch noch. Szardak, diese Intervalle – dieser private Weltraum in doppelter Ausfertigung! Wenn Sie wüßten, was daran schon herumgerätselt worden ist. Bis heute haben doch die Intervallfelder der POINT OF ihre letzten Geheimnisse nicht preisgegeben. Aber..." Sie sah ihn erstaunt an, "Szardak, vielleicht haben Sie uns jetzt auf die richtige Spur gebracht. Lassen Sie mich mal den Fall durchrechnen." Sie war als Mathematikerin schon manchen Kollegen unheimlich geworden. Diese junge und schöne Frau, ein mathematisches Genie, hatte vergessen, wo sie sich befand. Sie sah Janos Szardak immer noch an, aber ihre Sinne nahmen es nicht auf. In der Kommando-Zentrale der B-100 wagte man nicht mehr zu sprechen. Lautlos lief die X-Zeit für den nächsten Sprung. "Nein", sagte sie unvermittelt und schüttelte den Kopf, "ich komme an einer Stelle nicht weiter. Es sieht so aus, daß mir eine Formel unbekannt ist. Doorn, wissen Sie, was nach der Ghri-3-Spirale im zweiten Satz angewendet werden muß?" Doorn mußte diese Frage verneinen. X minus Null kam. Zwei S-Kreuzer transistierten. Zwei S-Kreuzer rematerialisierten, und standen dicht vor einem Pulk aus fünf Doppelkugelraumern! Alarm gellte durch die Ringschiffe!
Die Ortungen erfaßten aber auch die POINT OF! Die beiden besten Schiffskommandanten, über die die TF verfügte, verloren ihre Ruhe nicht. "Angreifen!" gellte es über die Bordverständigung. Mit schwarzen Weißen konnte man nicht verhandeln, weil mit ihnen nicht zu verhandeln war! Aus der Tiefe schoß mit wahnwitziger Beschleunigung die POINT OF heran. Abrupt gingen die fünf Schiffe der schwarzen Weißen auf neuen Kurs: sie flogen Angriff auf die B-100 und B-101! Anja Riker und Arc Doorn standen hinter Janos Szardak, schauten ihm über die Schulter und starrten auf die Bildschirme. B-101 schoß aus allen verfügbaren Antennen! Nun feuerte auch ihr Raumer! Aber aus Blau mischte ein drittes Schiff im Kampf mit: das Flaggschiff der TF! Plötzlich umfaßte der Sibirier Anja Rikers Arm. Er hielt sich an ihr fest! "Was ist das denn? Mit welchen Strahlen schießt Dhark?" Auch Szardak hatte es bemerkt, und ohne den Kopf zu bewegen, fragte er durch das Toben der Speicherbänke, durch das Rauschen und Prasseln der Transformer im Schiff: "Ist das nicht das Hy-Kon, Doorn?" "Nie! Nimmer! Großer Himmel, welche neuen Waffen hat die POINT OF nur?" Die B-100 wurde im Bereich ihres unteren Intervalls von drei schweren Treffern erwischt. Sprunghaft jagte die Belastungsanzeige hoch, fiel wieder ab, und da gab es im kleinen Pulk der schwarzen Weißen eine Doppelkugel, die auseinanderbrach und an den beiden unteren Polhälften brannte. Atomare Umwandlung! Die POINT OF schoß mit Mix-3! Die S-Kreuzer mit Nadel- und Strich-Punkt!
Das obere Intervall der B-101 brach zusammen. Ralf Larsen fluchte nicht einmal in Gedanken. Er riß sein Schiff aus dem Kurs, unterflog drei Strahlbahnen der schwarzen Weißen und bekam eine kurze Pause von wenigen Sekunden, die ausreichte, den zusammengebrochenen Schirm um seinen Ringraumer wieder aufzubauen. Die beiden Waffenoffiziere des Flaggschiffes schossen wie auf einem Schießplatz. Der auseinandergebrochene und brennende Doppelkugelraumer interessierte nicht. Auf der POINT OF gab es keine Leichenfledderer! Die Keilformation löste sich auf. Jedes feindliche Schiff ging auf eigenen Kurs. Janos Szardak hinter seinen Steuerschaltern schnaufte. "Das hätte ich nie getan!" murmelte er, als sein Chef der Waffensteuerung dieses Manöver auch schon erkannt hatte, blitzschnell alle Antennen in der Unitallhaut auf Nadelstrahl schaltete und damit angriff. Die Distanz schrumpfte zusammen! Näher noch als sie aber war die POINT OF! Arc Doorn zuckte zusammen. "Da!" schrie er auf, der sonst nie seine Beherrschung verlor. "Jetzt setzt Dhark das Hy-Kon ein!" Aber es kam nicht zur Wirkung. Die Schiffe der schwarzen Weißen drehten ab, ohne sich um ihren auseinandergebrochenen Raumer zu kümmern. Eine Gefüge-Erschütterung belastete die Raum-Zeit-Struktur. In einer Nottransition waren die gigantischen Raumer einer schwarzhäutigen humanoiden Rasse verschwunden. "Mahlzeit!" sagte Janos Szardak, drehte sich um, zeigte kein Pokergesicht, sondern lachte Anja Riker unternehmungslustig an und meinte dann: "So, Anja, da wären wir, und in zehn Minuten können Sie Ihrem Dan einen Kuß geben." Sie wurde nicht rot. Sie nickte, sie lachte auch und sagte dann: "Und ob er den kriegt, Janos. Hat er ihn denn nicht
verdient?" Die Funkverbindung mit der POINT OF kam zustande. Ein Mann in der Kommando-Zentrale des Flaggschiffes verlor seine Fassung. "Du?" sagte er nur und starrte über den Bildschirm seine Frau an, deren Augen sehr glücklich strahlten. "Dan", flüsterten ihre Lippen, und mit diesem einen Wort hatte sie alles gesagt. "Woher kommst du denn, Anja? Wie konntet ihr uns bloß finden?" Ralf Larsen schaltete sich ein. "Hallo, Riker!" Damit war seine Begrüßung zu Ende. Zwei Menschen kamen nicht zu ihrem Recht. Glenn Morris in der Funk-Z war der Störenfried. "An alle! Starker Hyperfunk-Verkehr auf den Frequenzen der schwarzen Weißen. Unsere Echo-Kontrolle hat bis jetzt rund dreihundert Stationen ausgemacht, die sich auf schnellfliegenden Schiffen befinden. Kurs der Schiffe: Unsere Position. Wir müssen uns in Kürze auf eine Massen-Transition von Doppelkugelraumern gefaßt machen. Ende der Meldung." Dan Riker verlor darüber kein Wort. "Szardak, geben Sie uns sofort Ihre Sprungkoordinaten durch, denn wir haben keine Ahnung, wo wir die Erde zu suchen haben." "Kommt sofort, Riker. Geht direkt an den Checkmaster, aber warum ist auf der POINT OF nichts unternommen worden, zu verhindern, daß das Schiff eine unverwischbare Spur hinterläßt?" "Was tun wir?" Rikers Stimme war von der Erregung verfärbt, klang fremd. "Eine saubere Spur hinterlassen!" "Szardak, machen Sie uns nicht verrückt. Wir haben genug hinter uns..." "Das haben wir auf Planet 1 im Zwitt-System bemerkt. Wir
haben – vielmehr Doorn hat mit Planet 1 als Antenne die halbe Milchstraße zusammengeschrien und nach der POINT OF gerufen. Haben Sie unsere Rufe nicht empfangen?" "Wir lagen in einem Funkschatten, den uns die schwarzen Weißen verschafften, doch zum Wichtigsten zurück: Welcher Art ist die Spur, die unser Schiff hinterläßt?" Im gleichen Moment, als er diese Frage gestellt hatte, erinnerte er sich an Erron-3, an das blaßblaue Universum, und daß außer Congollon, Dhark und ihm kein Mann der Besatzung eine Erinnerung an das Experiment mit dem Materie-Sender hatte. Die Katastrophe löste Arc Doorn aus. Gerade der Mann, der nie gern sprach, mußte in diesem Augenblick redselig werden. "Riker, daran rätseln alle herum, aber diese neue, unliebsame Eigenschaft des Raumers muß etwas mit dem Versuch zu tun haben, per Materie-Sender in ein anderes Raum-Zeitgefüge einzudringen." Dan Riker ließ sich nichts anmerken. Die Rolle, die ihnen als Wissende aufgezwungen worden war, hatte er weiterzuspielen. Er gab sich völlig ahnungslos, und während er antwortete, stellte er fest, daß auch der letzte Offizier in der Zentrale atemlos zuhörte. "Wir sollen ein Experiment mit einem Materie-Sender auf Planet 1 gemacht haben, Doorn? Wollen Sie uns etwas einreden, was nie stattgefunden hat?" Anja Riker war im Leitstand der B-100 zurückgetreten, und die Freude, ihren Mann gesund wiederzusehen, war verflogen. Er dachte doch gar nicht mehr an sie, er hatte keine Zeit mit ihr ein paar Worte zu wechseln oder ihr zu sagen: Anja, komm zur POINT OF herüber! Er war keinen Deut anders als alle anderen Männer Terras. War sie denn nur mit ihm verheiratet, um ihm hin und wieder Essen zu kochen, wenn er sich mal kurzfristig in Alamo Gordo aufhielt? Hatte sie kein Recht mit ihm zusammen auf ein Privatleben? Tino Grappa machte jedem Gespräch ein Ende. Er meldete
starke Gefüge-Erschütterungen auf der anderen Seite des Systems. "Aber wir haben es diesmal nicht mit Doppelkugelraumern zu tun, denn das Bild dieser Antriebsemissionen unterscheidet sich so stark, wie zwischen Kugel- und Ringraumer." "Und die POINT OF hinterläßt eine prachtvolle Spur!" stellte Szardak unzufrieden fest. "Zum Teufel, wie sieht unsere Spur denn aus?" rief Dan Riker ärgerlich über Funk zur B-100. Der Mann mit dem Pokergesicht erwiderte gelassen: "Wir wissen es auch nicht, aber wir können die Spur anmessen. Sie ist etwas Neues in unserem Weltraum. Und wenn es wissenschaftlich hundertmal Unsinn ist, was ich jetzt sage: Im dunklen Weltraum läßt die POINT OF eine Lichtspur hinter sich, die nicht vergeht, die auch dann nicht vergeht, wenn das Schiff transistiert." "Das ist doch höherer Blödsinn!" polterte Riker bissig. "Nur stimmt er. Riker, wir wissen doch nicht, was mit dem Flaggschiff..." Um sie herum wurde es im Raum mit einem Schlag lebhaft! "Sterne und Boliden, das sind ja Xe-Flash!" rief Tino Grappa hinter seiner Ortungs-Anlage. "Xe-Flash, wie wir einen in der Sternenbrücke erlebt haben!" Xe-Flash! Gleichgültig, ob es ein Flash oder ein Xe-Flash war, beide Typen stammten aus der Fertigung der Mysterious! Beide Typen hatten dieselben Eigenschaften! Sie konnten von einem Ringraumer nicht abgeschossen werden, wie sie sich gegenseitig nicht abschießen konnten, weil die kontinuierlich arbeitenden Gedankensteuerungen diese katastrophalen Pannen verhinderten. Aber es gab an Bord der drei Ringraumer keinen Menschen, der nun verhindern konnte, daß die Xe-Flash einflogen! In die Schiffe!
Durch den Mini-Weltraum! Durch Unitall! Und was ereignete sich dann? Blitzschnell hatte Dan Riker die sich anbahnende Katastrophe erkannt, aber er sah keine Möglichkeit, das Einfliegen der Supergroßen Flash zu verhindern! Die B-100 und B-101 konnten sich durch Transition absetzen, aber nicht die POINT OF. Ihre unverwischbare Spur würde die Xe-Flash wie Motten heranbringen, die sich ins Licht stürzen. Und Flash wie Xe-Flash waren in ihren Beschleunigungswerten so gut wie das Flaggschiff. "Clifton! Richard! Nehmen Sie einen Xe-Flash unter Feuer. Von Mix-1 bis Mix-3 alles versuchen! Verstanden?" An Bord der beiden S-Kreuzer hatte man Rikers Befehl nicht begriffen. Mix, was war das? Bud Clifton, der Chef der WS-West, schrie die Hiobsmeldung über Bordfunk. "Mix unklar! Nicht einzusetzen!" Großer Himmel, dachte Riker, warum muß gerade jetzt Ren in der Medo-Station liegen, aber ob er einen Ausweg gefunden hätte? Zeit gewinnen! Das war das wichtigste! Und vielleicht konnten sie Zeit gewinnen, indem sie auf Überlicht gingen! "Versuchen wir es!" gab auch Ralf Larsen von der B-101 durch. Drei Schiffe schalteten auf Sternensog, und der Brennkreis wurde durch den Brennpunkt abgelöst. Titanische Kräfte der Mysterious-Technik schleuderten drei Ringraumer durch die Lichtmauer, während die Männer in den Unitallzellen den Atem anhielten. Würden sie Zeit gewinnen? Würden die Xe-Flash auf dieses Manöver nicht reagieren
und zurückbleiben? Innerhalb der letzten zwanzig Sekunden waren es ein paar hundert geworden. Die schwarzen Weißen mußten eine Armada dieser kleinen Raumfahrzeuge in einem Blitzeinsatz herangebracht haben. Kein Terraner wußte etwas von einem Vankko, der Chef einer Gehirnzentrale der schwarzen Weißen war und aus eigenem Entschluß, ohne vorher den Vank zu befragen, den Einsatz der Xe-Flash angeordnet hatte, um Dro Cimc' Pulk vor der Vernichtung durch das Affen-Schiff zu schützen. Auf den Bildkugeln in den Ringraumern waren sie deutlich als Punkte zu sehen. Punkte, die sich vermehrten! "Haben auch auf Sternensog umgeschaltet!" lautete Grappas knappe Meldung. Es war Energieverschwendung, eine Strahlart auf diese kleinen Raumboote einzusetzen. Die Gedankensteuerung verhinderte auch die gewollte Vernichtung. "Diese Mysterious, sie können doch nicht diese Bremse eingebaut haben!" stöhnte Dan Riker, der ununterbrochen die Werte ablas, die von den Ortungen zu seinem Instrumentenpult kamen. "Szardak, passen Sie auf." Acht oder zehn Xe-Flash rasten auf die B-100 zu, wollten einfliegen, durch die Intervalle, durch die Unitallzelle, mitten hinein ins Schiff! Und dann? "Was nützt mir alles Aufpassen, wenn ich nichts tun kann?" rief Janos Szardak zurück. "Riker, ich habe Alarm für alle gegeben. Die Wanzen müssen wir schon ertragen, aber wer aus den Wanzen aussteigt, wird unter Strahlfeuer genommen! Einen anderen Ausweg... Heiliger Strohsack, da fliegt der erste XeFlash schon ein." "Szardak, springen! Larsen, springen! Nottransition für Ihre Schiffe!" In diesem Augenblick dachte er endlich einmal
wieder an seine Frau Anja, die sich auf der B-100 befand. "Wir schlagen uns schon durch." "Wir springen nicht, Riker! Wir lassen die POINT OF nicht im Stich! Wir denken nicht daran." Ralf Larsen wurde der Mund gestopft! Drei Xe-Flash waren in seine B-101 eingeflogen. Und da bekam auch die POINT OF den unerwünschten Besuch. Gleich in fünffacher Ausführung! Sie durchquerten das Intervall, als ob es gar nicht vorhanden sei. Sie flogen die blauschimmernde Unitallhülle an, und die Bildkugel in der Zentrale zeigte es mit gespenstischer Deutlichkeit. Und dann flogen sie ein! Nebeneinander, in Höhe des dritten Decks! Die ersten Xe-Flash der schwarzen Weißen, die der Technik der Mysterious entstammten, waren angekommen. * Sechs Männer und ein Robothund standen an der Stelle, wo Giants Giants herstellten! Hier wurde auch die Frage beantwortet, die Manu Tschobe einmal in aller Öffentlichkeit gestellt hatte: Ich möchte doch endlich einmal ein Giant-Kind sehen. Es gab keine, weil Giants hergestellt wurden von Giants! Und das war das Unheimliche an dieser Tatsache! Roboter, die den Auftrag hatten, sich selbst zu erzeugen! Die biologisch-anorganische Masse aus der riesigen Pfanne floß hier in einen Former, der über mehr als zweihundert Zuleitungen verfügte. Ein blauschimmernder, flachgedrückter Kessel, der an einen mißglückten Diskus erinnerte, stand auf meterdicken Unitallpfeilern mitten in der Halle. Im Halbrund verlief in gut zwanzig Metern Höhe eine Galerie, auf der hin
und wieder Giants zu sehen waren, die aber von dem ungewohnten Besuch keine Notiz nahmen. Die beiden mausgrau gekleideten Giants, auch ein Nonsens, als Roboter Kleidung zu tragen, führten sie unter dem Kessel hindurch zur anderen Seite der Halle. Auf das leise Sprechen der Männer, die sich seit des überraschenden Anrufes von Manu Tschobe ihre Gedanken machten, schienen sie nicht zu achten. Vor allen Dingen beunruhigte es sie, daß er beobachtet halte, wie eine Transmitter-Straße aktiv geworden war, und die Praxis hatte oft bewiesen, daß der Afrikaner ein ausgezeichneter Beobachter war. "Wir müssen abwarten!" sagte Holger Alsop und warf Jimmy einen anerkennenden Blick zu. "Gut, daß wir Ihren Hund bei uns haben, Shanton." Auch wenn der Dicke es sich selten anmerken ließ, so tat es ihm jedesmal gut, wenn man seine Spielerei lobte. Selbst die Experten sprachen mit Hochachtung von dieser einmaligen robotischen Konstruktion, und viele konnten nicht begreifen, warum sich der Diplom-Ingenieur immer wieder weigerte, Jimmy als Massenartikel in Lizenz herstellen zu lassen. Viele Millionen Dollar hätte er reicher sein können. Nur wußten die wenigsten, daß der Dicke sich aus Geld herzlich wenig machte. Vorbei an blaublitzenden Stützpfeilern, über ihnen die Unitallwandung des Formerkessels, gelangten sie an die andere Seite der Halle. Bitte, folgen! Nach langer Zeit wieder der erste telepathische Kontakt. Sie traten durch ein Schott und fanden sich in einem Kontrollraum wieder, in dem man über eine Wand von Bildschirmen die Fertigung von Giants in allen Phasen beobachten konnte. Die vier Cyborgs mußten auf ihr zweites System schalten, denn ihr normaler Verstand reichte nicht aus, den komplizierten
Vorgängen zu folgen. Es war deshalb auch kein Wunder, wenn Shanton und der GSO-Mann Jos den vielen einzelnen Phasen keine Aufmerksamkeit mehr schenkten, sondern ihr gesamtes Interesse dem fertigen Produkt gaben. Die Hülle, der giantische Körper, war bis auf die Gliedmaßen noch offen. Der silbern glänzende Schlangenleib war deutlich zu erkennen, die vielen Verbindungen von ihm zur Innenseite der Hülle und der Kopf mit dem Stirnraum. In dieser Phase der Entwicklung wurde durch einen blitzschnellen Eingriff, der sich an jedem Produkt wiederholte, das Programmgehirn in den Schlangenkörper eingesetzt. Eine funkelnde Halterung, die nach unten stieß, einen Schlitz in den silbernen Leib machte, darin das Programmgehirn verschwinden ließ und beim Zurückziehen eine wasserklare Flüssigkeit verspritzte, unter der sich der Schlitz narbenlos schloß, waren der Ablauf eines Arbeitstaktes, dem Shanton und Jos atemlos zusahen. "Zwei Komma vier Sekunden", flüsterte Chris Shanton, der diesen Takt mit seinem Chrono gestoppt hatte. Auf dem energetischen Band wurde der geöffnete Giant um einen halben Meter versetzt. Aktivierung des Schlangenleibes und Abschluß der letzten Vorbereitungen, den Giantkörper zu schließen. Von drei Seiten schoben sich zielsicher und schnell eigenartig geformte Trichter heran. Vom offenstehenden Becken, über den Brustkorb bis zum Kopfraum fuhren sie in die Tiefe. Was dann geschah, konnten auch die Cyborgs nicht erkennen. In drei Komma acht Sekunden war auch diese Phase zu Ende. In der nächsten schlossen zwei Druckseiten, die in ihrer Form jeweils ein halbiertes Gegenstück zu einem Giant waren, den leblos liegenden Roboterkörper. Damit war er ans Ende des energetischen Bandes gelangt. Eine Schräge ließ ihn rund zwei
Meter tiefer gleiten. Unterwegs auf dieser Rutschpartie wurde der Körper so gedreht, daß der Giant zuerst mit den Füßen den Boden berührte. Kaum war das geschehen, als er sich mit seinen normalen Armen abdrückte, aufstand und dann auf eine Kontrolle zuging, die ihn registrierte. Ein neuer Giant wartete darauf, seine Aufgabe laut Programm zu erfüllen! Ein Wunderwerk robotischer Technik der Mysterious hatte das Licht der Geheimnisvollen erblickt. Es gab wieder einen neuen All-Hüter. Aber wie kamen diese All-Hüter dazu, unbekannten Wesen ihre Geheimnisse zu zeigen? Der Dicke fühlte sich nicht wohl in seiner Haut, streichelte Jimmy und beugte sich zu ihm nieder. "Na, du Stinker, ist noch alles okay?" Er, der nicht zuließ, daß man seinem Spielzeug eigenartig klingende Kosenamen zudachte, sprach am liebsten in dieser etwas drastischen Form mit seinem Erzeugnis. "Nein", sagte die Blechstimme, "hier hat sich in den letzten Minuten viel geändert, aber was soll ich schon sagen, wenn meine Ortungen immer unklarer werden?" Shanton fragte nicht nach dem Warum. Wenn sein Jimmy so etwas meldete, war Gefahr im Verzug. Unverzüglich unterrichtete er die Cyborgs. Marc Carrells Stimme, die leicht verändert klang, weil er mit seinem zweiten System sprach, reagierte wie ein Roboter, ohne jedes Anzeichen einer Überraschung oder Besorgnis. Gleich ihm verhielten sich Oshuta, Sass und Alsop. Jos Achten van Haag stützte seine Hände auf den Kolben der Strahlwaffen ab. Er, der von Technik wenig verstand, aber einer der besten Männer der Galaktischen Sicherheits-Organisation war, hatte inzwischen gelernt, auf Jimmys Warnungen zu hören. Sollte es mit Manu Tschobe zusammenhängen? Er rief ihn über sein Vipho an.
Tschobe am Transmitter meldete sich gar nicht. Er konnte sich nicht melden, weil er sein Vipho blitzschnell abgeschaltet hatte. "Jetzt hat er den gleichen Unsinn gemacht wie wir eben, als wir alle unsere Sicht-Sprecher abgeschaltet hatten", sagte Jos ärgerlich und wurde dann abgelenkt. Einer der beiden Giants setzte sich mit ihm wieder in Verbindung. Wir wollen euch nun noch unser Archiv zeigen. Jos unterrichtete die anderen, doch während er noch sprach, kam eine weitere Mitteilung. Ihr werdet gleich erkennen, wo wir als All-Hüter eingesetzt sind, und es wird euch klar sein, daß es diese All-Hüter nie gegeben hat, von denen ihr uns erzähltet. Sie stritten die Existenz der Giants ab, die unter einem Cal lebten! "Das kann ja interessant werden!" stellte Shanton fest, der durch diese Ankündigung der Giants abgelenkt worden war, und auch Jos Aachten van Haag beging den gleichen Fehler. Nicht aber die Cyborgs, die seit der Warnung durch Jimmy nicht mehr daran dachten, auf normal zurückzuschalten. Jeder von ihnen war zusätzlich bereit, sofort zu phanten, wenn die Lage es erfordern sollte. Zögernd setzten sie sich in Bewegung. Unmerklich blieben sie immer weiter zurück, kaum daß sie die Halle wieder betreten hatten und nun nach links am Kessel vorbeigingen. Als Cyborgs konnten die Raubtierwesen ihre Gedanken weder lesen, noch sich mit ihnen telepathisch in Verbindung setzen. Und die schwache Rückschaltungsphase zwischen Programmgehirn und dem normalen sprach auf dem Parasektor nicht an. Noch einer war zurückgeblieben: Jimmy, der seine Ortungen unklar gemeldet hatte. Sein Suprasensor hatte ihm gesagt, daß Gefahr in der Luft lag. Seine Zunge hing darum aus dem Maul
– eine echt aussehende Hundezunge, nur daß sie einen Abstrahlpol besaß, der tödliche Energiebahnen emittieren konnte. Mehrere tausend Meter höher und viele Kilometer entfernt kämpfte ein Afrikaner den Kampf seines Lebens. * Um 0:48 Uhr Norm-Zeit hatten sich Henner Trawisheim und Marschall Bulton vor den beiden Transmittern getrennt. Jeder von ihnen wollte noch eine Handvoll Schlaf nehmen. Sie kamen nicht ins Bett. Ein Funkspruch der A-066 jagte sie zum Stab der TF zurück. S-Kreuzer A-066 ist nicht mehr zu steuern. Not-Transition unmöglich. Rasen mit hoher Überlicht an Centauri auf Sol... Die A-066 meldete sich nicht mehr. Dennoch rief man ununterbrochen das Schiff über To-Funk an. Zwei große Rechengehirne ermittelten den letzten Standort der A-066. 3,6 Lichtjahre war es von der Erde entfernt, als es den unvollständigen Spruch abstrahlte! Demnach konnte der Ringraumer doch nicht an Centauri vorbeifliegen! Das System mußte weit hinter ihm liegen! Als Bulton den Transmitterraum im Stab verließ, prallte er auf dem Gang mit Colonel P. S. Clark zusammen. "Was machen Sie denn hier, Clark? Wollten Sie nicht im Bett liegen?" "Wenn man mich aus den Federn wirft. Marschall..." Nebeneinander hasteten sie zum Auswertungsraum. "Was? Man hat Sie...?" "Mit höchster Dringlichkeitsstufe! Ich sei Experte, und Huxley hätte man auch benachrichtigt." Sie sprachen abgehackt, und sie waren ziemlich kurzatmig, als sie den Auswertungsraum betraten. Henner Trawisheim
schaute sie kurz an. Sein Gesicht war ernst. Und das wiederum war kein gutes Vorzeichen. "Bitte, Marschall." Ihm wurden Strahlungsdiagramme vorgelegt, Endresultate, Kurven und komplizierte Berechnungen, aber auch das Ergebnis der Wahrscheinlichkeitsrechnung. Ein Major referierte. "Wir haben den Fall der verschwundenen Raumer aufgegriffen, die nie nach Planet 1 ins Zwitt-Sysrem angekommen sind. Das hier, Marschall, diese beiden Diagramme lassen das Schlimmste befürchten, aber sie könnten auch erklären, warum." "Knapper, Major! Was befürchten Sie? Wieder eine unsichtbare Station?" "Ja!" Bulton drehte sich zu Trawisheim um. "Was ist Ihre Meinung?" "Wir sollten Huxley und Clark beauftragen, den Kurs der A066 anzufliegen und das Schiff zu suchen." Das war eine klare Ansicht, aber noch dachte der Marschall nicht daran, einem größeren Verband Startorder zu geben. Suchend sah er sich um. "Kein Experte für RingraumerTriebwerke hier? Ich möchte in fünf Minuten einen hier sehen!" Ihm war unverständlich, warum die A-066 nicht mehr steuerbar sein sollte. Zwei Experten jagten herein. Bulton verzichtete auf eine zackige Ehrenbezeugung. "Sehen Sie sich das an, und dann möchte ich Ihre Meinung hören, ob der Triebwerkingenieur in der A 066 versagt hat oder nicht. Wütend drehte er sich um, weil hinter seinem Rücken zu laut gesprochen wurde. Aber er erteilte keine Rüge. Er dachte nicht einmal mehr daran. Colonel Huxley und Colonel Clark sprachen mit ihren Schiffen, sie ordneten an, sie startklar zu machen und sich sogar
auf einen Alarmstart vorzubereiten. Zum Teufel, dachte Bulton, bekommen wir denn nie mehr Ruhe? Muß denn immer eine Gefahr die andere jagen? Er drehte sich wieder um, begann mit den Fingern zu trommeln, aber damit konnte er die Triebwerk-Experten auch nicht zwingen, ihm umgehend ihre Erklärung abzugeben. Sie wollten sichergehen und benutzten den Suprasensor. Der benötigte seine Zeit, um mit der gestellten Aufgabe fertig zu werden. Und in der Zwischenzeit gab die Hyperfunkstation von Cent Field durch, daß sich der S-Kreuzer A-066 bisher nicht mehr gemeldet habe. Um 1:09 Uhr Norm-Zeit rasten in zwei Jetts Huxley und Clark zu ihren Schiffen. Gleichzeitig hatten achtundvierzig andere den Startbefehl bekommen. Marschall Bulton wollte Trawisheim zwingen, Terra zu alarmieren, aber der zögerte noch. "Warten wir ab, was Clark und Huxley erreichen, und erinnern Sie sich, daß die Nogks vor ihrem Auszug in einer ähnlichen Lage gewesen sind? Vielleicht ist die Gefahr gar nicht so groß, wie wir sie im Augenblick einschätzen." Bulton warf Ren Dharks Stellvertreter einen abschätzenden Blick zu. "Sie sollten diesen Einsatz mal mitmachen, Trawisheim, dann würden Sie anders reden. Ganz anders!" Er hatte ihm ungeschminkt die Meinung gesagt, denn er hatte nicht vergessen, was ihm die beiden zu Rate gezogenen TriebwerkExperten einstimmig erklärt hatten. Nur eine fremde Macht, die der Mysterious-Technik überlegen war, konnte einen Ringraumer auf einen ungewollten Kurs zwingen, und aufgrund der Resultate der Funk-Ortung war die A-066 gegen ihren Willen auf Kurs Sol gebracht worden. Kalt erwiderte Trawisheim dem Marschall: "Ich werde mir Ihren Vorschlag einmal durch den Kopf gehen lassen!" Er ging. Bulton blieb im Auswertungsraum und wartete
darauf, daß der Start des S-Kreuzerverbandes gemeldet wurde. Um 1:46 Uhr Norm-Zeit verließen fünfzig Ringraumer den Hafen von Cent Field. Bis zum Start war von der A-066 nichts mehr zu hören gewesen. * Manu Tschobe hatte gerade einen Felsbrocken herangezogen und zurechtgelegt, als er Stimmen hörte. Sie kamen aus der Richtung der schwarzen TransmitterKugel: laute Stimmen. Stimmen von Menschen, die sich absolut sicher fühlten. Aber er verstand sie nicht. Ihre Sprache war ihm fremd. Vorsichtig hob er den Kopf an. Der Spalt, den er sich mit dem ihn deckenden Gesteinsbrocken geschaffen hatte, schenkte ihm kein gutes Sichtfeld. Seine Geduld wurde auf die Probe gestellt, während er immer mehr Stimmen hörte, die sich langsam der Stelle näherten, wo er sich versteckt hatte. Und dann tauchte der erste auf. Ein schwarzer Weißer! Hatte er denn etwas anderes erwartet? Er hatte damit gerechnet, und dennoch traf es ihn wie ein Schock. Befanden sich auch Roboter unter ihnen, Maschinenwesen, die sich von ihren Erbauern nur durch das grelle Strahlen der Augen unterschieden, ihnen sonst aber bis ins Detail ähnelten? Dreißig, vierzig, und dann zählte er dreiundvierzig! Und er dachte nicht nur an die vier Cyborgs und Shanton und Jos, er dachte auch an die paar tausend Techniker und Ingenieure auf dem Planeten Dockyard, die die unterseeische Werft der Mysterious studierten und die Produktion der Ringraumer für Terra nutzen wollten! Wenn diese so schwerbewaffnete Gruppe Humanoider heimlich dort ankam, dann war die Lunte für einen Krieg zwischen den Welten angezündet. Dann mußte Terra sich mit allen zur Verfügung
stehenden Mitteln verteidigen, denn in der Sternenbrücke hatten ihnen die schwarzen Weißen bewiesen, daß sie wohl menschlich aussahen, aber Unmenschlich zu handeln gewohnt waren. Er ließ sie vorbeigehen. Alle dreiundvierzig. Und er sah die schweren Ausrüstungsgegenstände, die sie mit sich führten. Strahlwaffen, Gepäckstücke, kleine Schwebeplatten und dann Strahlgeschütze, die von A-Grav gehalten wurden und über einen eigenen Antrieb verfügten. Tschobe brach der Schweiß aus, als er dieses Waffenarsenal betrachtete. Und genau vor seinem Versteck, keine zehn Meter entfernt, versammelten sich dreiundvierzig schwarze Weiße, als ob sie noch auf etwas Wichtiges warten würden. "Hallo, Tschobe." Blitzschnell schaltete der Afrikaner sein Vipho aus. War dieser Jos Aachten van Haag verrückt geworden, ihn anzurufen? Und hatte keiner der Fremden etwas gehört? Seine Hoffnung erfüllte sich nicht. Drei Humanoide sonderten sich ab. Zwei mit schweren Strahlwaffen in den Händen, der dritte mit einem Aggregat, in dem Tschobe ein Ortungsgerät vermutete. Und diese Vermutung war richtig. Sie kamen auf ihn zu. Sie musterten den Gesteinsbrocken, hinter dem er versteckt lag. Und nun nahm der links gehende schwarze Weiße seine Strahlwaffe hoch und zielte auf das Felsstück. Tschobe, der auch seinen Strahler schußbereit hielt, wagte sich nicht zu rühren. Er hatte einen der drei schwarzen Weißen genau im Visier, und wenn dieser eine schoß, verblieben ihm höchstens zwei Sekunden, bis seine Deckung nicht mehr existierte und er von dem tödlichen Energiestrahl erfaßt wurde. Der Fremde, der das Ortungsgerät trug, wandte sich an seine Begleiter. Der Afrikaner verstand die Gesten. Der Humanoide war unsicher geworden. Er machte eine Handbewegung, die
unmißverständlich Ärger ausdrückte, und bezeichnete mit einer alles umfassenden Bewegung die weitere Umgebung. Der schwarze Weiße, der seine Strahlwaffe auf Tschobes Versteck gerichtet hatte, ließ sie langsam sinken. Mit jedem Zentimeter wurde dem Afrikaner wohler ums Herz. Da kam aus der großen Gruppe ein lauter, scharfer Ruf. Alle drei drehten sich um, und Tschobe nutzte diese unerwartete Chance. Er zog sich tiefer in sein Versteck zurück, achtete aber darauf, keine Geräusche zu machen, und er wischte sich den Schweiß ab, als er Schritte vernahm, die sich entfernten. Die Waffe in seiner Hand zitterte nun leicht, und er mußte erst ein paarmal tief durchatmen, bis er sich etwas beruhigt hatte. Aber das Problem, wie er diese dreiundvierzig Humanoiden davon abhalten konnte, die Fabrikationsstätte der Giants aufzusuchen, bestand nach wie vor. Ein Gedanke schoß ihm durch den Kopf, eine Erinnerung, die noch ziemlich frisch war. In einer Kette von Bildern stand ihm seine Flucht mit Shanton und Jos aus dem Raumschiff der schwarzen Weißen vor den Augen. Ich muß es versuchen! sagte er sich, und das war gleichzeitig der Augenblick, in dem er seine Augen schloß und unter Aufbietung aller Energien versuchte, seine Parakräfte freizumachen. Dabei war er sich klar, daß er auf diesem Gebiet kein großer Könner war, denn auf Terra lebten Menschen, deren hypnotische Kräfte den seinen um ein vielfaches überlegen waren. Wir gehen über die Transmitter-Straße zurück! Wir gehen aber die Transmitter-Straße zurück! Gegen die rauhe, zackige Felswand gelehnt, die Knie leicht angewinkelt und die Hände so stark zusammengepreßt, daß die Handknöchel eine hellgraue Farbe zeigten, dachte er ununterbrochen diesen einen Satz, in den er seine hypnotischen Kräfte hineinzulegen versuchte. Wir gehen über die Transmitter-Straße zurück!
Feine Schweißperlen tauchten auf seiner Stirn auf. Seine wulstigen Lippen preßten sich immer mehr zusammen, je länger er sich konzentrierte! Fremd sah er aus, weil die Backenknochen immer stärker hervortraten. Wir gehen über die Transmitter-Straße zurück! Seine Nasenflügel bebten, und pfeifend atmete er aus und ein. Langsam, ohne sich dieses Tuns bewußt zu werden, winkelte er die Arme an und hielt seine Fäuste wie ein Boxer, der auf den ersten Schlagabtausch mit dem Gegner wartet. Doch in keiner Sekunde kam in ihm die Frage auf, ob er Erfolg haben könnte oder nicht. Wir gehen über die Transmitter-Straße zurück! Dreiundvierzig Humanoide, die wie er schwarze Hautfarbe besaßen und dennoch mit einem terranischen Neger keine Ähnlichkeit hatten, sollten kraft eines fremden Willens kehrtmachen! Wieviel Zeit seit Beginn seines Versuches verstrichen war, konnte er nicht sagen, ebensowenig bemerkte er, wie er dem Zusammenbruch entgegenraste. Wie ein Blitz kam er, und mit einem leichten Stöhnen über halbgeöffneten Lippen legte Manu Tschobe den Kopf zur Seite. Etwas zu hastig und etwas zu heftig. Er stieß gegen einen Felszacken, und der wilde Schmerz über der Schläfe riß ihn aus der Erschöpfung. Habe ich es geschafft? fragte er sich, und noch am ganzen Leib zitternd lauschte er. Er hörte nichts, und das verkrampfte Lächeln eines Mannes, der seine Niederlage erkannt hat, stand auf seinem schweißnassen Gesicht. Ich habe es nicht geschafft! dachte er und zuckte mit den Schultern. Er hatte ja nicht einmal an einen Erfolg seines Experimentes glauben können. Dreiundvierzig Humanoiden seinen Willen aufzuzwingen? Er streckte seine Beine, drückte sich ab und richtete sich auf.
Auch in dieser Stellung konnte er nichts hören. Stille umgab ihn, und aus Richtung der Spaltöffnung kam kein Laut. Tschobe wischte sich über die Augen, weil er nicht glauben wollte, was er sah. Aber gerade das hatte er doch erhofft: Diese schwarzen Weißen waren verschwunden! Alle! Mit ihren Geräten! Durch den Tunnel? Tschobe rannte zum Kugeltransmitter zurück! Er war eingeschaltet! "Nein!" stieß Tschobe aus. "Nein!" Der Einbahnweg des Kugeltransmitters war umgeschaltet worden! Er führte in die Richtung zurück, aus der die Humanoiden gekommen waren! Er begriff es kaum, weil ihm der eigene Erfolg so unglaubwürdig vorkam. "Nein!" sagte er schon wieder, doch dann gab es keine andere Aufgabe, als zu versuchen, diese Straße nach beiden Richtungen hin zu blockieren. Es mußte möglich sein! Die Mysterious mußten diese Sicherung eingebaut haben, aber wo hatte er sie zu suchen? Nach wie vor leuchtete am Schaltpult das Aktiv-Zeichen und die Richtungsanzeige. Die Sternkonstellation auf dem Bildschirm sagte ihm nichts. Er hatte keine Ahnung, wo es dieses Sternbild in der Galaxis gab, aber es war ihm klar, daß die schwarzen Weißen eine aufgegebene Position der Mysterious übernommen und dort das Gegenstück zu diesem Kugeltransmitter gefunden hatten. Oder sollten sie erst durch die beiden entarteten Cyborgs, die nicht mehr lebten, auf diese Transmitter-Straßen gestoßen sein? Tschobe probierte eine Schaltung nach der anderen durch. Wie Sand zwischen den Fingern zerrann sein Zeitvorsprung. Lange konnte es bei den dreiundvierzig Humanoiden nicht mehr dauern, bis sie wieder in der Lage waren, sich über ihr Verhalten Gedanken zu machen und sich zu fragen, warum sie
wieder umgekehrt waren. Er fand die Sicherung nicht, die eine Aktivierung dieser bestimmten Transmitter-Straße verhinderte. Da schaltete er sein Vipho ein. Nacheinander rief er die Männer, zuletzt auf anderer Frequenz Jimmy, den Robothund, aber niemand meldete sich. Aus seinem Vipho klang nur das leichte Rauschen der Statik. Dann muß ich zurück nach Dockyard, um Verstärkung zu holen, entschloß sich der Afrikaner, denn dieser Planet durfte unter keinen Umständen in die Hände der schwarzen Weißen fallen. Er wollte die Transmitter-Straße nach Dockyard umschalten, nur blieb es beim Wollen. Die Ausführung erfolgte nicht mehr. Die schwarzen Weißen, die sich unter seinem hypnotischen Befehl zurückgezogen hatten, kamen erneut. Die Humanoiden kamen zum zweitenmal zum Planeten der Giants. * Im dritten Deck der POINT OF war die Hölle los! Fünf Xe-Flash waren eingeflogen und gelandet. Auf zwölf spinnbeindünnen Auslegern, die weit zur Seite gestreckt waren! Hintereinander lagen sie, alle fünf! Blauviolett schimmerte die Oberfläche der unschönen FlashKörper, die die Terraner zum erstenmal auf einem Planeten in der Sternenbrücke gesehen hatten. Maximal zehn Personen konnte jeder Xe-Flash aufnehmen, darum rechneten die Männer, die ihre schweren Strahlwaffen schußbereit hielten und die immer noch geschlossenen Schleusen nicht aus den Augen ließen, mit fünfzig schwarzen Weißen! Aber die Schleusen der fünf Riesen-Flash blieben geschlossen! Falluta, der einen Stoßtrupp führte, lag neben dem Mann mit
der Energie-Ortung, sah ihm über die Schulter und las die erfaßten Werte ab. "Ortungsschutz, Falluta. Wir kommen nicht durch. Und wenn die fünf Rieseneier Bomben sind und gar keine Besatzungen eingeflogen haben?" "Malen Sie den Teufel nicht an die Wand!" knurrte Falluta, weil er das gleiche vermutete. Rikers Stimme kam über die Bordverständigung, die auf maximale Lautstärke gestellt worden war. "Einflug von drei Xe-Flash auf Deck 2 und zwei weitere auf Deck 3!" Da schoß Riker ein Gedanke durch den Kopf. Einsatz aller Flash, über die die POINT OF noch verfügte. Er rasselte die Namen der Flash-Piloten herunter. Rul Warren antwortete für alle. "Okay, Riker, machen wir! Diese verdammten Riesendinger." Der Spieß sollte umgedreht werden! Sieben namentlich aufgerufene Flash-Piloten rasten zu den Depots und sprangen in ihren Blitz. Sie flogen quer durch die POINT OF, durch Decken, Wände und hinterließen dennoch mit ihrem Brennkreis keine Schmelzspur! Auf Deck fünf schoben sich zwei Flash aus der Wand heraus, hielten genau Kurs auf die uneingeladenen Raumboote der schwarzen Weißen und flogen in sie hinein. Rul Warren hatte sich den rechten Xe-Flash ausgesucht, Mike Doraner den anderen. Ihr Funk lief. Die Verbindung zur Kommando-Zentrale stand ununterbrochen. "Riker!" schrie Warren, der seine kalte Stummelpfeife bei diesem Einsatz nicht im Mund hatte, "mein Xe-Flash ist leer!" "Meiner auch!" meldete sich Doraner. Von den anderen fünf Piloten kamen gleichlautende Meldungen. "Aber die können doch nicht leer sein! Großer Himmel, jetzt wird Deck 1 von sieben Xe-Flash angeflogen!" Rikers Stimme ließ keine Unruhe durchhören. "Und auf der B-100 und B-101
sieht es nicht viel anders aus. Doraner, können Sie aussteigen und den Xe-Flash mal untersuchen?" Der meldete: "Ausstieg offen. So, bin draußen – äh, bin aus meinem Flash und stehe im Xe-Flash. Komplizierte Ausdrucksweise." "Reden Sie weniger. Schauen Sie nach! Hat Ihr Xe-Flash eine Bombe an Bord?" Schweigen von Doraner. Nervenzerreißende Spannung in der POINT OF. Alle hörten mit. Jeder fieberte. Die Ungewißheit fraß Kräfte. Was hatten die schwarzen Weißen mit diesem Einsatz der kleinen Raumboote vor? Endlich meldete sich Mike Doraner. "Ich kann nichts finden. Mein Riesen-Flash ist eine taube Nuß!" Aus der 005 kam ein Aufschrei. Der Pilot hieß Vultejus, ein Mann, der sich bei so vielen Einsätzen bewährte, aber immer bescheiden im Hintergrund gehalten hatte. "Riker, ich habe in meinem Xe-Flash einen Tankkörper entdeckt, der abbläst." "Was denn?" "Keine Ahnung. Das Gas sieht schmutzig-gelb aus." "An welcher Stelle haben Sie den Tank gefunden, Vultejus?" "Links von der Schleuse. An diesem Ding, mehr als zwei Kubikmeter Fassungsvermögen, scheint eine Dichtung kaputt zu sein." Doraner unterbrach ihn. "Hier gibt es den Tankkörper auch, aber er bläst nicht ab." Er war in jedem Xe-Flash zu finden. Die Medo-Station wurde alarmiert. "Wir müssen mit einem heimtückischen Angriff rechnen: Nervengas, Bakterien! Kein Mann darf seinen Klarsichthelm öffnen! Vultejus, fliegen Sie sofort aus. Sie nehmen einen Experten an Bord und fliegen in Ihren Xe-Flash wieder ein." Rikers Anweisung war schon überholt. Alle eingeflogenen Raumboote bliesen einen gasförmigen,
schmutziggelben Stoff ab. Dan Riker alarmierte die beiden anderen Ringraumer. "Bei uns geht das gleiche Theater los!" sagte Szardak über Funk. "Auch eine Methode, Raumschiffe zu vernichten." Aber auch er konnte sich nicht vorstellen, welche Waffe die schwarzen Weißen gegen sie eingesetzt hatten. Es war keine Analyse des unbekannten schmutziggelben Stoffes erforderlich! Der Stoff zeigte offen seine Wirkung! Er wurde zu Schaum! Zu schmutzigbraunem Schaum, der langsam zu Boden sank, aber sich in seinem Abwärtsschweben nach allen Seiten in turbulenten Reaktionen ausbreitete. Schaum, der feucht war und an den Raumanzügen klebte wie ein Schmierfilm, nur daß er dabei dicker wurde, sich schlangengleich nach allen Seiten ausbreitete und Kontakt zu den anderen Schaumstücken zu finden suchte, die sich um die Xe-Flash herum entwickelt hatten. "Riker! Riker!" Über den Helmfunk brüllte ein Mann, um mit seiner Stentorstimme alle anderen zum Schweigen zu bringen. "Riker, dieses teuflische Gas geht mit Sauerstoff eine Verbindung ein, die wir nicht aufhalten können. Wir müssen das Schiff entlüften! Sofort, oder in weniger als einer Stunde kleben wir wie Rosinen in einem Schaumkuchen. Und der Schaum wird jetzt schon fester! Großer Himmel, was machen wir jetzt?" Vier weitere Xe-Flash flogen in die POINT OF ein. Ralf Larsen und Janos Szardak konnten von ihren Schiffen nichts anderes berichten. "Alle Schotts schließen! Alle Decks räumen, aber jeder, der mit Schaum behaftet ist, hat zu bleiben! Jeder Offizier ist mir für den Vollzug dieses Befehls verantwortlich!" Eiskalt klang Dan Rikers Stimme. Er wußte, daß er mit diesem Befehl für manchen Mann das Todesurteil ausgesprochen hatte, aber gab
es denn einen anderen Ausweg? Das Schiff entlüften! Das bedeutete, alle Schleusen zu öffnen, den Luftvorrat in den Raum stoßen, dazu aber auch die Luftversorgung abschalten! Reichte der Sauerstoffvorrat in den M-Anzügen aus, um diese Aktion erfolgreich zum Abschluß zu bringen, und ließen ihnen die schwarzen Weißen im Hintergrund zu diesem Plan Zeit? "Blaster auf den Decks einsetzen! Versuchen..." Der Dritte Offizier der POINT OF gehörte zu den Unglücklichen, der auch auf dem Deck bleiben mußte. In wenigen Minuten würde er durch den Klarsichthelm nichts mehr sehen können, denn dann hatte der Schaum auch diesen Teil seines Raumanzuges erreicht. Er unterbrach Dan Riker. "Zwei Xe-Flash heben ab, fliegen nach 45 und 46 ein. Riker, wenn die uns auch da das Schiff verpesten..." Es hatte keinen Sinn, alle Schotts zu schließen! Alle Xe-Flash hoben ab, fuhren ihre spinnbeindünnen Teleskopstützen ein und durchstießen die Unitallwände, um hinter sich die Schaumpest in andere Räume zu bringen. Wo sie auftauchten, lösten sie Panik aus. Männer ergriffen vor dem Schaum die Flucht, und dieser braune Höllenstoff, der zuerst nur eine kleine leichte Flocke war, die langsam zu Boden sank, blähte sich ununterbrochen auf, erzeugte in jeder Sekunde aber Millionen klebrige Blasen, die wiederum aber Millionen neue Blasen erzeugten und dabei den Sauerstoff in der POINT OF auffraßen! "Riker, der Dreck kriecht schon in die Entlüftungen!" gellte die Schreckensnachricht durch das Schiff. Auf Deck 2 stand der Schaum stellenweise schon mehr als einen halben Meter hoch. Wer darin steckte, kam keinen Schritt mehr weiter. Und es gab keinen Mann, der auch nur noch einen
Versuch machte, sich daraus zu befreien. Das Braune war schlimmer als der beste Leim, und es wurde dazu auch noch stärker. Der Druck nahm von allen Seiten zu, und die ersten Gesichter hinter den Klarsichthelmen zeigten in ihrer Verzerrung, welche Quälen die Männer aushalten mußten, die verloren waren. Blaster wurden eingesetzt! Der letzte Versuch diese eingeschlossenen Männer zu retten. Da begann das Satanszeug auch noch zu brennen! Die automatisch arbeitende Löschanlage der POINT OF setzte an den Brandherden sofort ein. Die Düsen verspritzten hochkonzentrierte Chemikalien. Deck 2 wurde zur Hölle, denn der Schaum fraß das Chemikalienkonzentrat, wallte wie dicker Sirup auf, schwappte hoch und hatte in wenigen Sekunden eine fußdicke Schicht über dem Brennenden gebildet, ohne das Feuer darunter zu ersticken. Die Isolation nahm eine grüne Farbe an. Von unten durch hohe Hitzegrade belastet, von oben mit flüssigen Chemikalien versorgt, wuchs es nach allen Seiten erneut als Schaum, als ob jemand mit einer gigantischen Preßluftleitung einen formlosen Ballon aufblasen würde. Grappa hatte nicht mehr viel zu sagen. "Achtzehn weitere Xe-Flash auf POINT OF im Anflug!" Bei der B-100 und 101 sah es nicht anders "Sonst keine Schiffe der schwarzen Weißen zu sehen, Grappa?" "Nein, Riker." Janos Szardak meldete das, worauf jeder in der KommandoZentrale des Flaggschiffes wartete. In seinem Leitstand war ein Xe-Flash eingeflogen und blies sein Gas ab! "Wir räumen die Zentrale, Riker. Bis dann!" Damit war die B-100 ausgefallen! Als Raumschiff zählte sie nicht mehr. Es war nur noch eine Frage der Zeit, wann der S-
Kreuzer von einem Doppelkugelraumer der schwarzen Weißen in eine schnell vergehende Sonne verwandelt wurde. "Szardak, was macht meine Frau?" Der Mann mit dem Pokergesicht zeigte offen seine Gefühle. "Sie rechnet mit allem, Riker, wie jeder von uns. Wollen Sie sie noch einmal sprechen?" "Ja, großer Himmel, Szardak, nein! Nein! Ich habe keine Zeit dazu! Bleiben Sie in der Zentrale. Räumen Sie sie nicht. Noch nicht. Vielleicht, vielleicht..." Er sprach nicht aus, was ihm eingefallen war. Beide Hände preßte er gegen sein Gesicht! Es gab doch noch einen Ausweg, auch wenn der Checkmaster schon ein paarmal erklärt hatte, kein Mittel gegen den Schaum zu kennen! Es gab den Ausweg durch die Gedankensteuerung! Xe-Flash waren Konstruktionen der Mysterious, und sie mußten ebenso wie die Flash der POINT OF über die Gedanken-Steuerung zu kommandieren sein. Großer Himmel, hilf! dachte Riker und aktivierte seine Alpha-Rhythmus-Frequenz. Sekunden vergingen. Im Helmfunk war es still. Niemand meldete sich mehr. Jeder war voller Hoffnung, obwohl niemand wußte, was Dan Riker plante. Der erste Mann in der POINT OF, der die Veränderung bemerkte, war Tino Grappa. "Ein Xe-Flash fliegt aus! Einer, und zwei andere auch noch..." Der Exodus nahm seinen Anfang. Die Kommando-Steuerung hatte die Programmierung der Xe-Flash durch die schwarzen Weißen überwältigt! Die Xe-Flash gehorchten nun Befehlen einer anderen Macht! "Auch auf meinem Schiff geht der Auszug los!" meldete Ralf Larsen und schüttelte den Kopf. "Aber wie werden wir die Schaumpest wieder los?"
Am schlimmsten war es nach wie vor in der POINT OF. An drei Stellen brannte es im Schiff. An drei Stellen versuchte die Löschanlage immer noch der Hitze und Flammen Herr zu werden. Sie begriff nicht, daß sie mit ihrem Einsatz alles nur noch schlimmer machte. Die beiden ersten Toten wurden gemeldet. Zwei Männer, die rasend vor Schmerzen ihren Klarsichthelm geöffnet hatten und vor den Augen ihrer hilflosen Kameraden am Schaum erstickt waren. Der letzte Xe-Flash flog aus. Die anderen Raumboote, die laut Programm den Auftrag hatten, in einen der drei Ringraumer einzufliegen, hatten alle kehrtgemacht und verschwanden mit auf Vollast laufendem Sle in der Dunkelheit des Alls. "Wir müssen jedes Schiff entlüften!" befahl Riker über Funk. Er drehte sich um, warf Grappa einen vielsagenden Blick zu und sagte ihm dann: "Nun hängt es wieder einmal von Ihnen ab, ob wir die Pest loswerden. Halten Sie die Ohren steif, wenn wir die Intervalle abgeschaltet und alle Schleusen zur Entlüftung geöffnet haben. Lieber einmal wegen Nichts gewarnt, als eine Warnung eine Sekunde zu spät! An alle! Achtung, beide Intervalle werden abgeschaltet, vor den Schleusen die Energie-Sperren beseitigt, und Warnung an alle, die sich in der Nähe der Schleusen befinden. Der Luftstrom kann so stark werden, daß er Menschen ins All hinaustreibt. An technische Abteilung, bitte um Klarmeldungen!'' Da meldete Nerlint von der chemischen Fakultät seine Bedenken an. "Wir sollten zuerst den Versuch machen, ob wir durch Entlüftung überhaupt einen Erfolg erzielen, Riker." "Wollen Sie noch mehr Männer sterben lassen?" hielt dieser ihm barsch vor. Wieder überstürzten sich die Meldungen. Obwohl die Xe-Flash mit ihrem tückischen Gas alle
ausgeflogen und verschwunden waren, breitete sich die Schaumflut in den Schiffen immer mehr aus. In der POINT OF kam hinzu, daß zwei Brandherde sich vereinigt hatten und die dritte Stelle von der mehr als vierzig Quadratmeter großen glühenden Fläche nur noch ein paar Schritte getrennt war. Daß die in dem Teufelsstoff festsitzenden Männer noch lebten, verdankten sie dem unvergleichlichen Material, aus dem ihre M-Raumanzüge gemacht worden waren. Sie schützten sie jedoch nicht vor dem immer stärker werdenden Druck des schmarotzenden Materials, das um so fester wurde, je länger es schon bestand. Auf einigen Decks gab es nur noch die Möglichkeit, von einem Raum zum anderen zu kommen, in dem man Schwebeplatten einsetzte, die vorsichtig gesteuert werden mußten, damit auch nicht der leichteste Kontakt mit dem Schaum zustande kam. Die technische Abteilung gab die letzte Klarmeldung durch. "Schleusen werden in zwei Minuten geöffnet." Auf der B-100 und B-101 waren die gleichen Vorbereitungen im Gang. Als sich das Schott in der Zentrale der POINT OF öffnete, drehte sich niemand um. Ren Dhark stand schon mitten im großen Leitstand, als er bemerkt wurde. Ihm war nicht mehr anzusehen, daß er vor nicht langer Zeit zusammengebrochen war. Die Ärzte hatten ihn mit Hilfe von belebenden Injektionen, verbunden mit einem kurzen Zwangstiefschlaf, wieder voll leistungsfähig gemacht. Aber der Commander hatte auch den Tadel einstecken müssen, nicht noch einmal in dieser Form mit seinen Körperkräften Raubbau zu treiben. Widerspruchslos hatte er ihn hingenommen, weil er wußte, daß die Mediziner recht hatten. Still nahm er neben Riker im Kositz Platz, der ihn kurz anblickte, aber nichts sagte. "Luftanlage liegt still!"
Die Entlüftung schon seit längerer Zeit. Niemand konnte feststellen, daß es in der POINT OF längst nicht mehr gut roch, sondern daß sich infamer Gestank langsam breitmachte, weil jeder sich in seinem Raumanzug bewegte. Dan Riker beobachtete das Chrono. Die zweite Minute ging zu Ende. Auf die Sekunde genau öffneten sich die vier Schleusen, und zum erstenmal, seit Menschen mit der POINT OF flogen, wurde das Schiff luftleer. Alle Schotts auf sämtlichen Decks standen offen, nur drei nicht, weil eine dicke Schaumschicht es einfach unmöglich machte, an sie heranzukommen, aber die Techniker hatten über die Entlüftung einen Ausweg gefunden, und auch der Luftvorrat in diesen Räumen wurde in die Leere des Alls gerissen. Alle verfügbaren Chemiker hielten sich in der Nähe des braunen Schaumes auf. Sie achteten nicht darauf, wie der Ringraumer seinen Luftvorrat verlor, sondern beobachteten nur diesen schmarotzenden Stoff, der bis zur letzten Sekunde nichts anderes getan hatte, als sich volumenmäßig zu vervielfachen. Torr raste dem Nullwert entgegen. Weltraumkälte brach in das Schiff ein. Der Vorrat an Frischgemüse und Obst wurde von einer Sekunde zur anderen vernichtet. denn auch die Kühlräume der POINT OF wurden derselben radikalen Kur unterzogen wie auch der KommandoStand. Die Chemiker zeigten ihre Ungeduld immer deutlicher. Der Schaum sprach auf den luftleeren Zustand der POINT OF nicht an! Sein Entwicklungsprozeß ging weiter. Mit der gleichen Schnelligkeit wie vorher breitete er sich weiter und weiter aus. Dhark und Riker wurden verständigt. "Aber die drei Brandstellen sind verlöscht?" "Nein, Dhark, und wir haben dafür nun auch eine Erklärung. Das Feuer erhält seinen Sauerstoff durch den Schaum." "Erzählen Sie mir keinen Unsinn!" unterbrach ihn Dhark, der
damit unter Beweis stellte, daß er seine alte Spannkraft wiedergefunden hatte. "Ihre Theorie stimmt mit Ihrer Beobachtung nicht überein, daß der Ausbreitungsprozeß mit derselben Geschwindigkeit wie bisher weitergeht." "Commander." Eine Struktur-Erschütterung kaum eine Million Kilometer von den hilflosen Raumern entfernt, brachte den Szenenwechsel. Die Schiffe der schwarzen Weißen waren wieder da. Hatten sie inzwischen erfahren, daß ihre Xe-Flash wieder zurückgeschickt worden waren, oder wollten sie sich mit ihren eigenen Augen überzeugen, daß es die drei Ringraumer nicht mehr mit aktiven Besatzungen gab? Mit einigen Steuerimpulsen schloß Ren Dhark wieder die Schleusen. In einem kurzen Spruch unterrichtete er Larsen und Szardak. "Wenn sie uns angreifen, setze ich das Hy-Kon ein." Jeder Offizier in der Zentrale nickte. Und dann begann das Warten. Die achtzehn Doppelkugelraumer veränderten ihre Position nicht, obwohl sie mit ihren Ortungen die terranischen Schiffe längst erfaßt hatten. Suchten sie vielleicht ihre eingesetzten Xe-Flash, die nach den Impulsen der Gedankensteuerung davongezogen waren und vielleicht schon im Überlichtbereich durch den Sternenraum jagten? Die Minuten schlichen dahin. Der Zustand in den Schiffen der TF wurde immer katastrophaler. Hinter ihren Klarsichthelmen begannen Männer zu schreien, weil sie den Druck des immer härter werdenden Schaumes um Beine und Körper kaum noch ertragen konnten. Über die stillgelegten AGravschächte breitete sich die tückische Masse weiter aus. Innerhalb von drei Minuten wurde die Schicht um einen Zentimeter dicker, und dazu kam der Flächenbrand, der noch heftiger geworden war, als die Luftanlage der POINT OF die Ringzelle wieder mit atembarer Luft zu füllen begann.
Dhark wartete, aber seine Sorge konnte er vor den anderen nicht mehr verbergen. "Wer analysiert die Schaumverbindung?" fragte er einmal kurz. "Ach", sagte Riker und winkte ab, "drei Labors schlagen sich damit herum, und wir hören von keinem einzigen." "Ich muß mir die Sache noch einmal ansehen, Dan. Übernimm!" Hastig verließ er die Zentrale. Riker war nicht wohl bei der Vorstellung, daß in relativ kleiner Entfernung achtzehn Doppelkugelraumer lauerten. "Zwölf Schiffe nehmen Fahrt auf", gab Grappa durch, "aber sie nähern sich uns nicht. Hm", der junge Mann zögerte, weiterzusprechen. "Ich kann den Positionswechsel nicht verstehen, Riker. Wenn man die einzelnen Schiffe durch eine Linie miteinander verbindet, dann entsteht ein Halbkreis, in dessen Brennpunkt wir liegen könnten, wenn meine Vermutung nicht zu weit hergeholt ist." Dan Riker antwortete nicht. Seit Erron-3 war ihm das Hy-Kon kein Problem mehr, aber was hatte ihnen das Archiv der Mysterious im blaßblauen Universum eingebracht? Eine Gefahr nach der anderen. Indirekt hatte die verirrte POINT OF den Untergang von siebzehn Sonnen ausgelöst, und durch ihren Fehlsprung von einem Kontinuum zum anderen waren sie ebenso indirekt an der Vernichtung der feindlichen Flotte mitschuldig geworden, wenngleich sie niemals in der Lage gewesen wären, dem Vorgehen der Synties Einhalt zu gebieten. "Schiffe stehen alle wieder im freien Fall. Auch das letzte hat abgebremst." Was braut sich da zusammen? fragte sich Riker. Seine Gedanken machten einen Sprung, und ihm wurde im gleichen Moment siedendheiß, denn erst jetzt wieder hatte er sich erinnert, daß sich seine Frau auf der B-100 befand.
War sein Vergessen noch zu verzeihen? Auf dem Hauptdeck stand Ren Dhark vor dem braunen Schaum, vor diesen aber Milliarden winzigen Bläschen, die sich ununterbrochen vermehrten und sich ständig nach allen Seiten weiterschoben. Als er sein Außenmikrophon auf maximale Leistung schaltete, vernahm er leises Knistern, Prasseln und dazu noch ein Geräusch, wie er es noch niemals vernommen hatte. Hörte er Singen? Oder hörte er ein Wispern, das wie das unverständliche Sprechen kleiner Wesen klang? "Achten Sie auf mich!" forderte er die beiden Chemiker zu seinen Seiten auf als er sich niederkniete, um den Klarsichthelm noch dichter an den sich bewegenden Schaum zu bringen. Im gleichen Moment war auf einem der achtzehn Doppelkugelraumer die Entscheidung gefallen. * Wer Dro Cimc legte einen Hebel um. Der Vankko aus der Gehirnzentrale sah zu. Die anderen schwarzen Weißen umstanden sie wortlos. "Wir haben die weißen Affen in jedem Fall unterschätzt, aber ich glaube nicht, daß wir jetzt schon wieder eine Fehleinschätzung begangen haben." Der Vankko blickte den Wer an. "Dazu kann ich nichts sagen, Vankko, aber ich beginne die weißen Affen zu bewundern. Wir haben noch nie mit einem so klugen und gefährlichen Gegner gekämpft wie mit den Affen. Dieser eine Ringraumer hat uns unsere wertvollsten Schiffe vernichtet. Über das Wie brauchen wir uns nicht zu unterhalten, aber über die Tatsache. Und diesen Verlust verdanken wir nur dem Kluis." Mit steigender Aufmerksamkeit hatte der Vankko, ein
schwarzer Weißer von erstaunlicher Größe, der alle anderen in der Zentrale des Raumschiffes um Kopfeslänge überragte, zugehört. "Sie mögen den Kluis nicht, Cimc?" fragte er freundlich, doch der Wer war klug genug, die Falle zu erkennen. Wenn er jetzt die Wahrheit sagte, dann behauptete er gleichzeitig, daß die Tätigkeit eines Vankko beim Kluis vollkommen sinnlos war, und das wiederum wäre ein todeswürdiges Verbrechen gewesen. "Ich mag seine Fehler nicht, Vankko!" erklärte Dro Cimc, als habe er die Bedeutung der an ihn gerichteten Frage nicht verstanden. "Aber wollen wir uns nicht überzeugen, ob wir nicht abermals ein Opfer unserer Fehleinschätzung geworden sind?" Er lenkte den Vankko ab, denn was war zur Zeit wichtiger, als zu überprüfen, daß ihr letzter Einsatz erfolgreich war? Drei Diagramme standen klar auf einer Leuchtscheibe. Der Vankko und der Wer verstanden, was sie aussagten. "Wollen Sie noch mehr, Cimc?" fragte der Vankko mit unverhohlenem Triumph in der Stimme. "Wenn ich nicht auf den Gedanken gekommen wäre, die kleinen Raumboote der Rakes einzusetzen, würden wir jetzt immer noch erfolglos hinter diesem Ringschiff, das leider Verstärkung bekommen hat, herjagen." Diesmal zögerte der Wer mit der Antwort. Die drei Diagramme gaben eine unmißverständliche Auskunft ab, dennoch störte ihn die Tatsache, daß die drei Affen-Schiffe weder einen Angriff starteten, noch versuchten sich abzusetzen. Sie trieben im freien Fall dahin wie leergebrannte Schiffshüllen, doch daß dieser Eindruck völlig falsch war, verriet ihre Energie-Ortung. Alle Anlagen in den Ringraumern liefen nach wie vor mit unveränderter Leistung. Und das wiederum bedeutete, daß die Schiffe jederzeit transistieren konnten. Aber warum taten sie gar nichts?
Was steckte dahinter? Und was hatte das erste Ringschiff getan, als die PseudoBallung sich als Falle gerade schließen wollte? Vom Ringschiff aus war doch der unvorstellbare Befehl an alle Kommandanten der eingesetzten Schiffe ergangen, sich gegenseitig zu vernichten! Wurden sie gleich von einem ähnlichen hypnotischen Befehl erreicht, den zu vollstrecken sie nicht verhindern konnten? Ob der Vankko daran überhaupt ein einziges Mal gedacht hatte? Dro Cimc sprach seine Befürchtung aus. Höhnisch lachte der Vankko auf. "Auch wenn Sie die Fehler des Kluis nicht mögen, Cimc, so weiß ich seine Arbeit um so mehr zu schätzen. Glauben Sie wirklich, daß ich als Vankko an Bord eines Schiffes gegangen wäre, wenn ich nicht Sicherheitsvorkehrungen getroffen hätte, die mich und alle anderen davor schützen, unter hypnotischen Einfluß zu geraten?" "Dann bin ich beruhigt, Vankko!" Doch er log. Er war nicht beruhigt. Im Gegenteil, denn diese drei Affen-Schiffe, die es ihnen so schwer machten, sie zu vernichten, beunruhigten ihn, je länger er sie bekämpfte, und sie zwangen ihm eine immer stärker werdende Achtung ab. "Sehen Sie es nicht, Cimc!" Der Vankko riß ihn aus seinen Gedanken. "Jetzt haben wir sie, die weißen Affen." Bestätigend nickte der Wer, aber in Gedanken sagte er: Vankko, ich glaube es erst, wenn wir diese drei Schiffe zerstrahlt haben. * Als die beiden Chemiker eingreifen wollten, hatte sich Ren Dhark schon nach hinten geschleudert, und die Stichflamme, die ihm entgegenflog, verfehlte ihn. Der braune, knisternde und brennende Schaum löste sich in
einer Kettenreaktion von kleinen Explosionen auf! Er vergaste! Er wurde zu grauem Nebel, der wallend am Boden stand und nun langsam nach allen Seiten zu treiben begann. Auf die Öffnungen der Entlüftungen zu! Er wollte sich endgültig und überall im ganzen Schiff ausbreiten. Nun als Gas, als Nebel. Und in zuckenden Blitzen wurde er ununterbrochen bewegt, und sein Wallen wurde lebhafter und lebhafter. "Zurück!" gellte es hundertfach im Helmfunk. Überall im Schiff war man plötzlich auf der Flucht vor dem grauen Gas, und die wenigsten erkannten, daß diesmal der Nebel schneller war als sie. "Entlüftung ausschalten!" rief Ren Dhark auf der Frequenz seines Helmfunks der Kommando-Zentrale zu. Die abgeschaltete Entlüftung ergab nichts. Der graue Nebel fand seinen Weg durch das Schiff. Irgend etwas trieb ihn vorwärts, und das Unheimliche daran war, daß dieses Gas über Instinkt zu verfügen schien. In halber Höhe des Decks bewegte er sich in Richtung auf den nächsten A-Grav-Schacht zu, aber als einen Meter hinter dem Ende der Wolke eine Kabinentür geöffnet wurde, machte der Rest blitzschnell kehrt, trennte sich von der Wolke, und bevor es verhindert werden konnte, war der graue Nebel schon in die Kabine eingedrungen. Fassungslos hatten Ren Dhark und die Männer um ihm diesen Vorgang beobachtet. Instinkt? Nein, das gab es nicht, das konnte es gar nicht geben, aber hier wurde etwas gesteuert. Aus der Ferne, und im gleichen Moment erinnerte sich der Commander der achtzehn Doppelkugelraumer. Er verließ seinen Beobachtungsplatz auf dem Deck, rief aber vorher den Chemikern zu: "Achten Sie auf die kleinste
Veränderung, weil ich befürchte, daß dieses Spiel erst der Anfang vom Ende ist." Er stürmte durch die Kommando-Zentrale, stieß Grappa aus seinem Sessel und nahm hinter den Ortungen Platz! Mentcapwissen von Erron-3! Jetzt kam es wieder zum Einsatz, und wenn Grappa darüber an seinem Verstand zweifeln mußte. Herrliche POINT OF! Das geheimnisvolle Schiff der Geheimnisvollen! Hatten die Utaren nicht einmal einem terranischen Schiffskommandanten die Frage gestellt: Kennt ihr eure POINT OF wirklich? Energie-Ortung aus! Distanz stehenlassen! Massen-Ortung auf halbe Leistung, und dann TredolSchaltung mit der Energie-Ortung. Fein-Einstellung! Ren Dhark schaltete so schnell hintereinander, daß Grappa nicht mehr in der Lage war, dem Spiel seiner Finger zu folgen. Ein Oszillo wurde dunkel, und nun der zweite. Die Diagrammscheibe drohte durchzubrennen, so grell leuchtete sie auf. Das alles störte den Commander nicht, der wie ein Besessener schaltete. "Bifer", verstand Grappa, aber was Bifer heißen sollte, wußte er nicht. "Jetzt kommt Bifer!" Achtzehn Blipquellen wurden erfaßt, standen und bewegten sich nicht vom Fleck. Achtzehn leicht pulsierende Punkte, aber ihr Pulsieren ging nicht in die Tiefe des Raumes, sondern zum zehnten Schiff, der im Halbkreis stehenden Doppelkugelraumer, und von diesem zehnten Schiff lief ein auf dem Oszillo kaum erkennbarer Blip im Gelb-Bereich auf die Position der drei terranischen Raumer zu. Der Helmfunk meldete sich. Neue Alarmnachricht aus dem Räumer. Die Temperatur in der POINT OF stieg!
Ren Dhark befürchtete plötzlich das Allerschlimmste. Sie hatten ein Vario an Bord. Die terranische Chemie kannte einige komplizierte molekularische Verbindungen, die durch ihre variable Natur so gefährlich waren, daß man mit ihnen nur unter größten Vorsichtsmaßnahmen arbeiten konnte, durfte und mußte. Aber sie hatten ein Vario der schwarzen Weißen an Bord. "Temperatur jetzt 23,5 Grad Celsius." Kein Wort darüber, daß die Klima-Anlage mit der Temperatursteigerung nicht mehr fertig wurde. Ren Dhark nahm die Meldungen auf und speicherte sie in seinem Erinnerungsvermögen. Bifer lief immer noch. Eindeutig kamen Steuerimpulse vom zehnten der achtzehn Doppelkugelraumer, aber wie konnte er diese Impulse umsetzen? Kurz war sein Blick zum Checkmaster. Drei Offiziere daran fingen ihn auf. "Commander, er hat keine Ahnung, was man uns in den Pelz gesetzt hat." Auf den beiden S-Kreuzern stieg die Temperatur auch unaufhaltsam. Das war der graue Nebel, dieses höllische Vario. Es verschwand unmerklich im Schiff, wie die Schaummengen auf den Decks und in den Kabinen und AGravschächten unter ununterbrochen stattfindenden schwachen Explosionen verschwanden. Aber anstelle des verschwundenen grauen Gases war die erhöhte Temperatur im Schiff gekommen. Tatsächlich ein variabler Stoff! Da meldete sich Miles Congollon, der Chefingenieur der POINT OF, aus dem Triebwerksraum. "Haben Sie einen Augenblick Zeit für mich, Dhark?" Er hatte nicht, dennoch sagte er ja. Miles Congollon war kein Schwätzer, und wie es um die POINT OF stand, brauchte man ihm nicht zu erklären.
"Wir haben Ärger mit der Klima-Anlage, Dhark. Sie arbeitet im Maximalbereich und frißt dabei Strom wie noch nie, aber was beunruhigend an ihr ist: sie heizt auf, sie kühlt nicht mehr." Auch das noch! Das Vario steckte in ihr. "Dhark, weshalb sagen Sie nichts?" "Wir haben ein Vario an Bord. Ist Ihnen jetzt alles klar?" "Und das will uns braten?" "Ja, es wird uns braten, wenn uns nichts einfällt, unser Gebratenwerden zu verhindern." "Ich beginne die schwarzen Weißen liebzugewinnen!" erwiderte Miles Congollon sarkastisch. Die Temperatur hatte 26 Grad Celsius erreicht. Fünf Minuten vorher hatte sie 25 Grad betragen. Je höher sie stieg, um so schneller stieg sie. Um so schneller nahm der Schaum im Schiff ab, und um so schneller bewegten sich über die Decks die grauen Nebelfetzen, um an irgendeiner Stelle sich in Nichts aufzulösen. Aber dort, wo sie verschwanden, entstanden Hitzezentren, die sich wiederum nach allen Seiten ausbreiteten. Bifer lief immer noch! Plötzlich legte sich eine Hand auf Ren Dharks Schulter. Riker stand hinter ihm. Er hatte das Schiff an Bebir und Falluta abgegeben. "Warum setzt du nicht das Hy-Kon ein, Ren?" Der winkte müde ab. "Was erreichen wir, wenn wir achtzehn Raumschiffe in ein anderes Universum schleudern? Damit vertreiben wir das Vario auch nicht. Schau dir das an. Bifer zeigt, wie es gesteuert wird, aber weißt du einen Weg, wie man diesen Vorgang stoppen kann?" "Noch einmal die POINT OF und die beiden S-Kreuzer entlüften. Kälte hereinkommen lassen." "Um wieder überall den Schaum zu sehen, Dan? Nein." Und in diesem Moment verlor er die Kontrolle über sich. Er sprach
weiter, aber zum großen Teil in Ausdrücken, die dem MentcapWissen entstammten. Auch Dan Riker achtete nicht darauf, wie aufmerksam und zugleich verblüfft man ihrem Helmfunkgespräch lauschte. Im ganzen Schiff! Und wer zuerst verständnislos den Kopf geschüttelt hatte, wurde immer hellhöriger, je länger die beiden Männer sich unterhielten. Und die Chefs der einzelnen wissenschaftlichen Teams erinnerten sich in dieser bedrohlichen Situation, daß auch sie plötzlich über ein Wissen verfügten und bis zur Stunde nicht wußten, woher sie es bezogen hatten. Wer hatte Ren Dhark und Dan Riker ihr Wissen gegeben? Und wo? Und wann? Und wie war es gekommen, daß sich die POINT OF zwischen den Sternen verirren konnte? Unmerklich waren der Commander und sein Freund wieder in allgemein verständliche Sprache verfallen. Die vielen unverständlichen Fachausdrücke, die der Technik der Mysterious entstammen mußten, kamen kaum noch vor. "Das Vario hat jetzt seinen Rhythmus, und den behält es. Gas aus den Tanks der Xe-Flash, Schaum, Nebel, und nun Hitze. Daß unsere Klima-Anlage uns zusätzlich aufheizt, wundert mich nicht mehr. Frage, wie hoch werden die Temperaturen im Schiff steigen, und wie lange schützen uns unsere Raumanzüge? Und weil das Vario seinen Rhythmus hat, darum ist es sinnlos, das Hy-Kon gegen die schwarzen Weißen einzusetzen." "Und die sollen ungestraft zusehen dürfen, wie wir schmoren?" fragte Riker verbittert. "Ich vernichte nicht sinnlos, Dan, aber warum sollen wir allein das zweifelhafte Vergnügen haben? Wonzeff wird bestimmt gern mit meinem Flash eine Kurztransition zum zehnten Doppelkugelraumer machen und den schwarzen
Weißen ihr Vario servieren. Nein, ich werde selbst hinüberspringen, vielleicht gelingt es mir, mit dieser Drohung die schwarzen Weißen zu zwingen, das Vario von unseren Schiffen abzurufen." "Sonst hast du gar nichts vor?" fragte Dan Riker bissig, der mit Dharks Idee ganz und gar nicht einverstanden war, weil sie zu viele Risiken in sich barg. Der Commander gab ihm keine Antwort. Er machte Grappa an den Ortungen wieder Platz, trat an den Checkmaster und ließ sich die Sprungdaten für die Kurztransition zum zehnten Doppelkugelraumer ausrechnen. Die Folie in der Hand, wandte er sich noch einmal an Dan Riker und gab ihm die letzten Anweisungen. "Sollte ich mich nicht melden können, dann bleibt es dir überlassen, was du zu tun hast." "Dein Plan ist Irrsinn, Ren!" fiel Riker seinem Freund aufbrausend ins Wort. "Du bindest uns allen die Hände, denn was zum Teufel sollen wir tun, wenn du auf dem Doppelkugelraumer festsitzt? Wir können doch nicht einen einzigen Angriff wagen, und dein Vorhaben, die schwarzen Weißen mit dem Vario unter Druck zu setzen, ist von Anfang an zum Scheitern verurteilt." Ruhig hielt Dhark ihm vor: "Hast du denn eine andere Idee, die Erfolgsaussichten hat?" Dan Riker murmelte etwas, das nicht zu verstehen war, "Also", sagte Dhark, nickte ihm und seinen Offizieren zu und verließ den Leitstand seines Schiffes. Kurz darauf, als die Temperatur in der POINT OF schon achtundzwanzig Grad Celsius betrug, meldete er sich aus seinem Flash. "Ich habe genug von dem Vario einschweben lassen, Dan, um den Humanoiden eine Freude bereiten zu können. Ich schalte jetzt den To-Funk ein und versuche mich sofort nach der Transition aus dem Doppelkugelraumer zu melden. Ende, mein
Lieber." Ein paar Sekunden lang konzentrierte sich Dhark und schaltete damit sein Beiboot auf die Gedankensteuerung um, denn eine Transition, deren Ende in einem Raumschiff lag, war nur mit Hilfe dieser unglaublich präzise arbeitenden Einrichtung, die noch nie ein Mensch zu Gesicht bekommen hatte, möglich. Im Schatten seines Flaggschiffes flog der Commander aus. Aller Wahrscheinlichkeit nach wurde sein Start durch die Energie-Ortung der schwarzen Weißen bemerkt, aber wenn sie nicht krankhaft mißtrauisch waren, dann legten sie der relativ schwachen Energie-Emission keine besondere Bedeutung zu. Er durchstieß das untere Intervall und hatte dann abzuwarten, wie die Gedanken-Steuerung arbeitete. To-Funk stand, und die Männer in der Funk-Z warteten ebenso fieberhaft auf seine erste Meldung aus dem feindlichen Schiff, wie die Offiziere in der Zentrale. "Transition erfolgt!" stieß Grappa aus, der auf die schwache Struktur-Erschütterung gewartet hatte. "Aber warum meldet sich Dhark nicht?" fragte Dan Riker erregt, als einige Sekunden verstrichen waren und von seinem Freund über To-Funk immer noch nichts zu hören war. Niemand war in der Lage, ihm darauf zu antworten. * Chris Shanton vermißte auf einmal nicht nur Jimmy, sondern auch die vier Cyborgs. Der Dicke, der immer noch den Giants grollte, weil sie ihn seines Backenbartes beraubt hatten und er sich wie ein nackter Mann vorkam, machte Jos auf das Verschwinden aufmerksam. "Seit wann?" "Keine Ahnung. Ich möchte nur wissen, was dem Köter eingefallen ist, sich einfach abzusetzen. Jos, versuchen Sie
Kontakt mit den Giants zu bekommen." Aber die beiden Giants in ihren mausgrauen Uniformen reagierten nicht. "Dann müssen wir sie stoppen!" bestimmte Shanton. "Was sollen wir allein in ihrem Archiv? Ich nehme mir den rechten vor und Sie den anderen." Die Giants, die trotz ihrer Größe erstaunlich leicht waren, hielten ihren Schritt an, als kräftige Terranerhände sich um ihre Arme schlossen. Erregt klang ihr Schlangenzischen, und nicht besonders freundlich blickten sie auf die beiden Männer herunter. "Immer noch keine Verbindung?" fragte Shanton, der sich nicht erklären konnte, warum er plötzlich über das Verschwinden der Cyborgs und seines Jimmys so beunruhigt war. Das Schlangenzischen der Raubtierwesen wurde lauter. Der Giant, den Shanton festhielt, machte mit seinen drei noch verfügbaren Armen den Versuch, die fremde Hand zu entfernen. Der Diplom-Ingenieur wirbelte den anderen herum. "Wo sind unsere Freunde geblieben?" Er deutete mit einer weiten Handbewegung auf die Halle, in der Hoffnung, verstanden zu werden. Das Zischen hatte bedrohliche Lautstärke, und die beiden Giants wurden zusehends erregter. "Sie werden uns gleich angreifen!" prophezeite Jos Aachten van Haag und machte sich auf einen Kampf mit ihnen gefaßt. Der Kontakt war wieder hergestellt. Da vernahm er ihre Botschaft. Eure Freunde, die wir manchmal nicht erfassen können, wie auch das laufende Gestell, haben sich entfernt. Wir wissen nicht, wohin. Aber das kann uns doch nicht aufhalten. Das klang beruhigend, und beunruhigend zugleich. Jos gab seinem Giant den Arm frei, und der Dicke schloß
sich ihm sofort an. "Glauben wir es, Jos, eigenartig, daß ich diesen Giants keine Schlechtigkeit zutraue, doch daß sich unsere Cyborgs so mir nichts, dir nichts sang- und klanglos abgesetzt haben, gefällt mir nicht. Na, wir können es nicht ändern." Dann mußten sie sich beeilen, um ihre beiden Giants nicht aus den Augen zu verlieren, die im gleichmäßigen Tempo gingen und sich nicht nach ihnen umdrehten. * Jimmy hatte Manu Tschobes Viphoruf doch gehört, aber keine Antwort gegeben, weil sein Suprasensor es ihm nach der Blitzauswertung untersagt hatte. Und sein kleines, aber leistungsfähiges Rechengehirn hatte ihm weiter den Auftrag erteilt, seinen Erbauer und den GSO-Mann nicht zu unterrichten, weil sie dadurch in Gefahr geraten würden. Aus vier Terranern waren Cyborgs geworden, kaum, daß sie Jimmys Mitteilung gehört hatten, und zusammen mit dem Brikett auf Beinen setzten sie sich unbemerkt von Shanton und Jos ab. Sie verdankten es nur ihrem zweiten System, daß sie sich in dem Labyrinth nicht verirrten. Kein Giant hielt sie auf, wahrscheinlich wunderten sie sich nicht einmal darüber, daß diese Fremden so schnell laufen konnten. Ihnen voraus Jimmy, der seine Krallen ausgefahren hatte, um besseren Halt unter den Ballen zu haben. Wie ein echter Hund hing die Zunge aus seinem Maul, aber das wiederum war nur eine Vorsichtsmaßnahme, falls sich ihnen jemand in den Weg stellen sollte. Die Laufbänder waren ihnen nicht schnell genug, die jämmerliche Beleuchtung in dem Tunnel störte sie nicht. Sie hatten auf Infrarot geschaltet und übersahen selbst die geringste Kleinigkeit nicht.
Niemand war kurzatmig oder in Schweiß gebadet, als sie mit ihrem Plastiksack auf der Schulter die gewaltige Röhre erreichten und auf den Schweber mit der Halbkuppel zuliefen. Drei Giants, die knapp zwanzig Meter neben ihnen gingen, blickten nicht einmal zu ihnen herüber, als sie einstiegen. Marc Carrell übernahm die Pilotenaufgabe, die anderen hatten nichts mehr zu tun, als zu warten, daß ihr Kollege sie zum Kugeltransmitter brachte. Hohe Gravowerte schlugen durch. Sie machten den Cyborgs und der Robotkonstruktion nichts aus. A-Grav und Triebwerk auf Vollast. Wie eine Kugel schoß der Schweber durch die Röhre zur Oberfläche. Kurswechsel! Geradeausflug! "Wir sollten phanten!" durchbrach Marc Carrell das Schweigen, ohne von den Instrumenten aufzublicken. Es kostete ihn keine Anstrengung, diesen fremdartigen Schwebertyp zu fliegen. Beim ersten Transport hatte er die Tätigkeit der Giants genau verfolgt und allein durch sein Zusehen im Bereich des zweiten Systems die Beherrschung dieses Fahrzeuges gelernt. Phanten! Im Gegensatz zu Alsop, Sass und Oshuta, die ein Adhesive benutzten, um phanten zu können, war Marc Carrell ein Virenträger. Das Virus, das vom Planeten Bittan im 404-System stammte, wurde durch eine Reizspannung von 0,037 Volt ins Medium gebracht und band im gleichen Moment jede Flüssigkeit und jedes Gasgemisch im menschlichen Körper, ohne das Volumen zu verändern. Trugen die Cyborgs aus der ersten Serie noch ihr Steuergerät auf dem Körper, um sich damit über das Adhesive in den Phantzustand zu versetzen, so war Carrells Gerät in einer Schnelloperation in den Körper eingesetzt worden, das pannensicher durch das zweite System ein- und ausgeschaltet wurde. "Ja!" sagte Bram Sass auf Carrells Vorschlag hin, die beiden
anderen nickten nun gleichmütig, denn als Cyborg kannten sie weder Erregung, noch Emotionen anderer Art, und jeder von ihnen war ein reiner Cybernetic organism, der in einer menschlichen Verpackung steckte. Doch um keine Ungeheuer zu erzeugen, hatte Echri Ezbal jedem Cyborg eine ethische Sicherung mitgegeben, die davor schützte, im Bereich des zweiten Systems Verbrechen zu begehen. Wie jedoch die Cyborgs Dordig und F. G. Mildan zu Entarteten werden konnten, war bis zum Tag ungeklärt. Selbst Echri Ezbal, der geniale Schöpfer der Cyborgs, konnte darauf keine Antwort geben. Niemand regte sich auf, daß sich Tschobe nicht mehr gemeldet hatte. Sollte er inzwischen schon tot sein, dann war er eben tot. Für einen Cyborg kein Grund, Bedauern im Bereich seines zweiten Systems zu empfinden, denn der einzelne hatte ja auch keine Angst, selbst in einem Einsatz zu sterben. Mit Höchstfahrt jagten sie ihrem Ziel entgegen. "Landung in zehn Sekunden!" sagte Carrell gelassen und schaltete auf negative Beschleunigung. Abermals schlugen starke Andruckwerte durch, die wiederum bei den Cyborgs keine Reaktionen auslösten, nur Jimmy hob den Kopf, riß sein Maul auf und gähnte laut. Der dicke Chris Shanton hatte sich mit seiner Konstruktion wirklich Mühe gemacht und ihm fast alle Eigenheiten eines Hundes mitgegeben. Vor dem Tunnel setzte der Schweber weich auf, die Kuppel wurde geöffnet, und Männer und Robothund verließen ihr Fahrzeug. Die energetische Sperre vor dem Eingang stand. Bram Sass, der Ladiner, der wie ein Zigeuner aussah, schaltete sie aus. Jimmy raste in die dunkle Röhre hinein, ihm dichtauf folgten die Cyborgs, die in ihren Händen schwere Strahlwaffen hielten. Da bellte Jimmys Blechstimme auf: "Meine Ortungen werden schon wieder unklar. Vorsicht." Alle vier Cyborgs nahmen seine Warnung ernst und
mäßigten ihr Tempo. Kurz darauf taten sie keinen Schritt mehr. Mit fast ausdruckslosem Gesicht blickten sie aus dem Tunnel auf eine große Gruppe schwarzer Weißer, die einen Schwarzen umzingelt hatten, den auch Jimmy kannte. Im Hintergrund der Kugeltransmitter und noch weiter dahinter das gewaltige Loch, in dem die Pfanne unter einer energetischen Halbkugel lag, in der biologisches Material mit anorganischem gemischt wurde. Vier Cyborgs rechneten sich auf logistischer Basis ihre Chancen aus. Jimmy dachte nicht daran, sich eine Eskapade zu leisten, denn sein Suprasensor hatte ihn schon gewarnt, kein Risiko einzugehen. Holger Alsop stellte sein Spezial-Vipho auf maximale Lautstärke. Wenn der Afrikaner sein Gerät noch besaß, dann mußte er den Anruf trotz der ihn umgebenden und wild gestikulierenden Humanoiden hören. "Tschobe! Einsatz." Ein Name und ein Begriff, und vier Cyborgs, die ihre Augen auf Tele geschaltet hatten, beobachteten, wie Manu Tschobe überrascht den Kopf leicht zurückwarf. Im nächsten Moment wurden ihm die Arme auf den Rücken gezwungen, ein Fremder riß ihm das Vipho vom Arm, schleuderte es zu Boden und trat darauf herum. Marc Carrell und Holger Alsop standen zusammen. Ihr größtes Interesse galt dem Transmitter, der immer mehr schwarze Weiße ausspie. "Der muß stillgelegt werden!" sagte Alsop mit leidenschaftsloser Stimme. "Leider können wir ihn nicht in die Luft jagen, denn dadurch versperren wir uns den Rückweg." Auch Carrell sprach leise, obwohl kaum Gefahr bestand, daß sie in ihrem Tunnelversteck von den anderen gehört werden konnten. Auf der anderen Seite der feuchtnassen Felsröhre, die innen
nicht verkleidet war, holte Bram Sass sein tragbares Ortungsgerät aus dem Plastiksack. "Totale Abschirmung!" stellte er nach einigen vergeblichen Versuchen fest, Daten zu erhalten. Keine Ortung arbeitete in Richtung der schwarzen Weißen, doch als er mit dem Gerät eine Drehung von hundertachtzig Grad machte, lieferte es alle gewünschten Werte. Lati Oshuta verzichtete auf Hilfsmittel und setzte nur sein Programmwissen ein. Die beiden überaus kompakt erscheinenden Aggregate vom gleichen Aussehen, die rechts und links der Gruppe abgestellt waren, konnten für diesen absoluten Ortungsschutz in Frage kommen. Aber sie zerstören, erforderte auch den Prallschirm, unter dem die Humanoiden sich aufhielten, zum Zusammenbruch zu bringen. Jimmy hatte die gleichen Überlegungen angestellt und war auch zu diesem Resultat gekommen. Das löste einen Impuls in ihm aus, der ihn zum Handeln zwang, und nicht einmal der reaktionsschnellste Cyborg Carrell war in der Lage, den davonjagenden Scotchterrier aufzuhalten, der aus dem Tunnel schoß und wie ein wildgewordener Straßenköter laut zu kläffen begann. Die Fremden hörten ihn nicht. Ihr Prallschirm hielt alle Geräusche ab. Jimmy mußte diese Tatsache auch erkannt haben, denn einen Augenblick später war sein Bellen nicht mehr zu hören. Die ersten schwarzen Weißen drehten sich nach ihm um. Einige zeigten lachend auf das schwarzfellige Wesen, das im weiten Halbkreis lief und dabei immer schneller wurde. "Tschobe hat ihn gesehen, Carrell!" "Dann weiß er auch, daß wir nicht weit sind. Alsop, der Hund rennt auf den Transmitter zu." Beide schalteten auf Jimmys Frequenz, aber sie sprachen nicht mit ihm. "Ausschalten, Carrell, wir laufen sonst Gefahr, geortet zu
werden." Trotz ihrer Cyborg-Eigenschaften waren sie ziemlich hilflos, allein Jimmy konnte seine Fähigkeiten ausspielen, weil er von den schwarzen Weißen nicht ernst genommen wurde. Niemand von ihnen sah noch hinter ihm her. Darauf hatte die Robotkonstruktion gewartet, blieb dicht hinter einer A-Gravplatte, die hochbeladen mit einem schwarzen Weißen aus dem Kugeltransmitter gekommen war und mit langsamer Fahrt auf die Gruppe zuflog. "Was hat er vor?" stellte Lati Oshuta die Frage, auf die er keine Antwort erwartete. Jimmy zeigte es ihnen. Der Prallschirm der Humanoiden hatte eine Öffnung in Richtung zum Transmitter, die von der A-Gravplatte benutzt wurde, und die auch Jimmys Eingang war. Der Scotchterrier zeigte sich als unwahrscheinlich guter Schauspieler. Aber ob er sich über seinen Suprasensor schon die Frage gestellt hatte, daß die schwarzen Weißen möglicherweise Hunde gar nicht kennen würden? Die Schnauze dem Boden zugerichtet, wie ein sich langweilender Hund, der nach der Visitenkarte eines Rassekollegen schnuppert, kam er unmerklich der Gruppe näher. Wieder wurde er von einigen gemustert, und die über Tele beobachtenden Cyborgs sahen keine einzige Hand nach einer Waffe greifen. Da setzte die Robotkonstruktion ihrer schauspielerischen Leistung die Krone auf. Dicht vor den ersten Humanoiden machte Jimmy Männchen! Und dann ließ er sich sogar streicheln, und als die ausgestreckte Hand ihm nahe kam, gab er Pfötchen. Das gefiel sogar den schwarzen Weißen, aber einigen Gruppenführern nicht. Die Cyborgs sahen die wild gestikulierenden Fremden, die ihre Leute zur Ordnung riefen. Jimmys Ansehen sank im Kurs. Er trottete weiter, lief mal
hierhin, wich Fremden aus, schnupperte an diesem und mal an jenem Gerät und verschwand dann hinter dem kompakten Aggregat, dessen Gegenstück sich auf der anderen Seite der Gruppe befand. Die Gruppe erhielt abermals Verstärkung. Acht schwarze Weiße verließen dicht hintereinander die Transmitter-Kugel, aber Jimmy störte es nicht. Er ließ noch einmal seine Augen in alle Richtungen gehen, und dann schoß er über den Abstrahlpol seiner Zunge den ersten Blasterstrahl ab. Keine dreißig Zentimeter vor ihm lag das Ziel, die metallene Verkleidung des Aggregates. "'Wenn das nur gutgeht!" sagte Marc Carrell. Es ging gut! Jimmy sauste plötzlich davon! An der Bewegung seiner Schnauze war erkennbar, daß er bellte. Wieder blickte man ihm nach. Fast gleichzeitig schoß ein greller Blitz hoch, und aus einer schwarzen Rauchwolke, die im Moment vorher noch nicht existiert hatte, flogen Trümmerstücke nach allen Seiten und rissen dort, wo sie in der Gruppe einschlugen, Fremde zu Boden. "Wenn er das andere Aggregat auch nur schafft." Leidenschaftslos hatte Bram Sass diese unvollständige Bemerkung gemacht. Jimmy schaffte es, denn kein einziger schwarzer Weißer kümmerte sich um ihn. Man bemühte sich um Verletzte und Tote, und man wich dem immer noch Blitze speienden Aggregat aus. "Tschobe ist unverletzt!" stellte Holger Alsop fest. "Hoffentlich hat er gleich noch einmal Glück." Er hatte von der Möglichkeit gesprochen, daß der Afrikaner verunglücken könnte, wenn Jimmy auch das andere Gerät zur Explosion brachte. Da ging auch die zweite Ausführung hoch. Unter den Humanoiden brach Panik aus. Andere warfen sich
zu Boden, wieder andere lagen ebenfalls, rührten sich aber nicht mehr. Der Prallschirm war verschwunden, der Ortungsschutz auch. Die Cyborgs hörten die schreienden, fluchenden und stöhnenden Fremden! Manu Tschobe schlug sich gleich mit drei Humanoiden herum, doch den vierten hinter seinem Rücken, der gerade aufgesprungen war, sah er nicht. Der schwere Kolben einer Strahlwaffe riß den Afrikaner zu Boden! Da sah es so aus, als ob eine unsichtbare Sense zwischen die schwarzen Weißen fahren würde! Jimmy hatte umgeschaltet und aus seiner Zunge einen Paraschocker gemacht! "Einsatz!" sagte Marc Carrell mit kalter Stimme und rannte davon, gefolgt von seinen drei Kollegen. Zurück ließen sie die Plastiksäcke mit ihrer wertvollen Ausrüstung. Das grelle Tageslicht konnte sie im zweiten System nicht blenden. Wohl funkelte die Sonne auf ihren Waffen trotz des mattierten Materials. Die Paraschocker waren auf Fächerwirkung gestellt, aber die Energieabgabe auf größte Dosis. Und dort, wo zwei schwarze Rauchpilze unter turbulenten Erscheinungen in die Höhe stiegen und Flammenzungen und Blitze immer noch krachend in alle Richtungen schossen, waren mehr als sechzig Humanoide von Panik ergriffen, die immer größer wurden, weil Jimmy als paralysierende Waffe bis jetzt noch nicht erkannt worden war. Die Superschweren Waffen der Cyborgs griffen nun auch noch ein. Sie benutzten die humanste Waffe, die bei dieser Fächerwirkung nur schocken, aber nicht töten konnte, und wie gefällte Bäume stürzten die Invasoren zu Boden, als habe eine unsichtbare Faust sie mit einem fürchterlichen Schlag niedergestreckt.
"Achtung!" Holger Alsop entdeckte zwei schwarze Weiße, die hinter einem Stapel Ausrüstungsgerät versteckt lagen. "Rechts vor der Explosionsstelle!" Bram Sass hatte das Ziel auch erkannt. Beide wechselten die Waffen aus und benutzten Blaster. Doch als Alsop den Kontakt drückte, hatte Bram Sass nur noch die Möglichkeit, seinem Kollegen die Waffe hochzuschlagen. Einer der beiden hinter dem großen Stapel war Manu Tschobe. Lati Oshuta wechselte die Stellung und lief genau in den Schockerstrahl eines Humanoiden hinein. Auch ohne seinen Phantzustand hätte der Japaner nicht reagiert. Als ob gar nichts passiert sei, lief er weiter, riß seine Waffe erneut hoch und erwiderte kaltblütig das Feuer auf den Gegner, der nicht begreifen konnte, warum der andere nicht geschockt zusammenbrach. "Transmitter!" schrie Marc Carrell, daß selbst Jimmy seinen Ruf verstehen mußte. Es war zu spät! Eine kleine Gruppe schwarzer Weißer, fünf bis sieben Mann stark, die gerade die Kugel-Anlage verlassen wollte, war wieder im Transmitter verschwunden. Vier Cyborgs fühlten keinen Zorn und keine Enttäuschung über diesen Zwischenfall, der sich nur zu ihren Ungunsten auswirken konnte, denn nun waren diese Fremden auf dem Planeten, von dem aus sie nach hier in Einsatz gegangen waren, gewarnt, daß auf dieser Welt mit Widerstand zu rechnen war. "Feuerschutz!" stieß Marc Carrell über seine Lippen. Er hatte keine Zeit, langatmige Erklärungen abzugeben. Er rannte los, wurde schneller, schrie nach Jimmy und befahl der Robotkonstruktion, die gerade den Fremden geschockt hatte, der Manu Tschobe mit der Waffe in Schach hielt, ihm zu folgen. Beide jagten auf den Transmitter zu, der auf beide
Richtungen geschaltet war, stürmten in die Kugel hinein und verschwanden darin! Holger Alsop stellte sein Feuer ein. Es gab keinen Widerstand mehr. Und Bram Sass und Lati Oshuta hatten auch nichts mehr zu tun, denn auch die Verletzten lagen geschockt am Boden. "Transmitter unter Kontrolle halten!" ordnete Holger Alsop an, und wortlos setzte sich Bram Sass in Bewegung und ging auf die Anlage zu, deren Gegenstation auf einem ihnen unbekannten Planeten stand. Wankend kam ihm Manu Tschobe entgegen. "Das war im letzten Augenblick!" sagte er schwerfällig und hielt dann wieder seine Hand gegen die aufgeplatzte Unterlippe, die leicht blutete. "Wir konnten nicht früher eingreifen", sagte Sass hastig und blieb nicht hei Tschobe stehen. Mit der Erfahrung eines Experten hatte dieser erkannt, daß der Ladiner phantete, nickte nur und wankte dann weiter auf den Tunnel zu, wo Lati Oshuta stand, der in jeder Hand einen Strahler hielt. "Ich muß mich verarzten", sprach Tschobe ihn an. "Unser Gepäck liegt im Tunnel!" Er fragte nicht einmal, ob Tschobe leicht oder etwa schwer verletzt sei. Er hatte die Verletzung zur Kenntnis genommen, und damit war dieser Fall für ihn erledigt. Tschobe verschwand im Dunkel der Felsröhre. Holger Alsop ging zwischen den Bewußtlosen hin und her, sah darunter Verletzte und hatte, nachdem er seinen Kontrollgang beendet hatte, vier tote Fremde gewählt. Zufällig blickte er zum Transmitter hinüber und sah zusammen mit Bram Sass, wie Jimmy aus der Anlage jagte, seine Läufe mit den ausgefahrenen Krallen gegen den felsigen Boden stemmte, sich abrupt abbremste und herumschleuderte. Dann hörte er ihn mit seiner Blechstimme krächzen: "Marc
Carrell hat es erwischt! Los, Sass, wir müssen ihn raushauen. Allein kann ich es nicht." Einen zögernden Cyborg gab es nicht. Bram Sass und Jimmy verschwanden zusammen in der Transmitter-Kugel. * Von Colonel Huxley lief in Cent Field ein To-Funkspruch ein. Verband hat Position erreicht, kann aber keine Spur von der A-066 entdecken. Auch Energiefahnen sind nicht festzustellen. Suchen weiter. Colonel Huxley. Zwei Stunden und acht Minuten später kam die zweite Meldung: Wir liegen seit einer halben Stunde in Fremdortung, können aber die Quelle der Ortung nicht erkennen. Die Möglichkeit, daß wir es mit einer unsichtbaren gigantischen Station zu tun haben, ist gegeben. Wir melden uns um 10:30 Uhr Norm-Zeit wieder. Colonel Huxley. Um 10:30 Uhr wartete man in der To-Funkstation von Cent Field vergeblich auf Huxleys angekündigte Meldung. Um 11 Uhr war sie immer noch nicht eingegangen. Um 12 Uhr wurde Marschall Bulton benachrichtigt. Um 12:02 Uhr Norm-Zeit rief man den Verband auf der ausgemachten Hyperfrequenz über To-Funk an. Keiner der fünfzig S-Kreuzer unter Huxley und Clark meldete sieh. * Ren Dhark war mit seinem Flash irgendwo im zehnten Doppelkugelraumer aus der Kurztransition herausgekommen. Seine Bildprojektion über dem Kopf hatte auf Infrarot
geschaltet, und er erkannte, daß er sich in einem Depot befand. Mehr begriff er nicht. Er hörte sich noch schreien, aber was er schrie, verstand er nicht. Sein Körper vibrierte! Sein Flash vibrierte. Alles war in Schwingungen versetzt worden, die ihm den Verstand zu nehmen drohten. Er bäumte sich im engen Blitz auf, stieß mit dem Kopf an und empfand nicht einmal diesen Schmerz. Dreimal griffen seine Hände zum Klarsichthelm, dreimal wollten sie ihn aus einer Instinkthandlung heraus öffnen, aber auch beim drittenmal brachte er es nicht fertig. Das Vibrieren wurde noch unerträglicher. Wie ein Wurm wand sich Ren Dhark, und sein eigenes Stöhnen und Schreien gellte ihm in den Ohren, nur begriff er nicht, daß er es war, der so unkontrolliert schrie. Die Schmerzen kamen von allen Seiten, und sie waren überall. Mit einer unbeschreiblichen Schnelligkeit wurden sie auch noch stärker, oder wurde Ren Dhark um so schneller schwächer, je länger er diesen Angriff aushalten mußte? Fraß das Vibrieren jede Körperenergie auf? Er konnte nicht hören, wie ein Schott krachend aufsprang. Er sah keine schwarzen Weißen in der Uniform ihrer Flotte hereinstürmen. Er bemerkte nicht einmal, daß ihm die Bildprojektion über seinem Kopf nun einen gut ausgeleuchteten Raum zeigte. Achtzehn Decks höher, in der anderen Kugel, saß ein Rut hinter seiner Kontrolle und beobachtete mit gespannter Aufmerksamkeit Instrumente. Ihn hatte die Erfassung genauso erschreckt wie alle anderen im Schiff, die unter dem Brüllen der Alarmglocken zusammengefahren waren. Erfassungs-Alarm! Auf der Flottenschule hatte man es ihnen mit einem Beiboot
der Rakes demonstriert. Ein Beiboot, das seine Transition in einem Raumer beendete! Das war schon unheimlich und unbegreiflich gewesen, denn plötzlich hatte das Beiboot auf seinen zwölf häßlichen Teleskopstützen vor ihnen gestanden. Und dann war ihnen in einem schwierigen Kursus beigebracht worden, wie die Flotte sich vor solchen Überfällen zu schützen verstand und wie die Erfassung arbeitete und was sie zugleich auslöste. Drei vom Kursus hatten sich freiwillig gemeldet. Der erste war sofort zusammengebrochen und ins Lazarett geschafft worden, aus dem er nie wieder herauskommen würde. Der zweite hatte die Vibration keine Bruch-Einheit ausgehalten, nur der dritte Freiwillige, dem niemand etwas zugetraut hatte, ließ die Qualen über sich ergehen. Und nun war ein Beiboot der Rakes, in dem nur ein weißer Affe sitzen konnte, in der ZGUTH rematerialisiert. Sie hatten es umstellt. Der Rut sah es an den Instrumenten rechts am Kopf des Pultes, und nun wurden die schweren Werfer über das Deck herangefahren. Werfer mit einer unvorstellbaren Abgabeleistung. Da fuhr der Rut hinter seiner Kontrolle zusammen. Eine scharfe Stimme rief ihm über die Verständigung zu: "Erfassung sofort abschalten!" und mit einem Blick hatte der Rut erkannt, wer ihm den Befehl gab: der Vankko! Seine Hände flogen über die Schaltung. Null! Null! Null! Auf Deck 23, Sektor 6, gab es keinen Erfassungs-Alarm mehr. Die Werfer konnten umdrehen und zurückfahren. Was mag das nur zu bedeuten haben? fragte sich der Rut, der nicht verstand, warum man mit diesem weißen Affen so gnädig verfuhr, aber dann zuckte der Humanoide über sein verwerfliches Denken zusammen, denn er hatte gerade die Behauptung aufgestellt, daß alle in der Zentrale übergeschnappt
sein müßten. In der Zentrale formulierte Dro Cimc sehr vorsichtig eine Bemerkung. "Ich glaube nicht, daß der Kluis diese Möglichkeit erwähnt hat", und sah dabei nicht den Vankko an. Der Vankko wurde überrumpelt, und bevor er begriff, daß er sich und seiner Stellung nun keinen Gefallen erwiesen hatte, war ihm schon über die Lippen gekommen: "Nein, er hat schon wieder versagt" Dünnes Lächeln huschte über Cimc' Gesicht. "Ich hoffe in Ihnen einen guten Verteidiger zu haben, wenn ich mich nach der Rückkehr vor dem Vank verantworten muß." In den dunklen Augen des großen Humanoiden blitzte es auf. "Glauben Sie, mir würde es besser ergehen? Sie wissen doch, daß ich den Einsatz der Beiboote der Rakes ohne Genehmigung des Vank und der Flotte angeordnet habe. Sie müssen sich schon einen anderen Anwalt aussuchen, der Sie verteidigt." Er verstand nicht, warum sich der Wer plötzlich den Kopf festhielt und laut dazu stöhnte. "Vankko, wir werden nie vor dem Vank stehen müssen! Das Beiboot der Rakes hat uns das Ree an Bord gebracht." Ein seniler Trottel war der Vankko nicht. Er hatte Dro Cimc' Worte in ihrer ganzen Bedeutung erfaßt, riß sich zur Verständigung um, schaltete zur Erfassung, was er unter normalen Umständen durch andere hätte tun lassen und rief: "Erfassung sofort abstellen!" Dann breitete sich in der Zentrale Schweigen aus. Jeder mußte mit dem Wissen fertig werden, daß sie mit diesem Schiff auf keiner einzigen ihrer Welten jemals landen durften, und jeder hatte sich damit abzufinden, daß es vor dem Ree keine Rettung gab. Mit der Waffe, mit der sie die Affen-Schiffe zur Vernichtung reif machen wollten, hatten sie die ZGUTH und ihre Besatzung auch zum Untergang verurteilt.
"Cimc, geben Sie mir etwas zu trinken." Der Vankko forderte nicht, er bat. Was nützte ihm seine Position und was sein Titel? Alle waren zum Tode verurteilt. Alle im Schiff. Auch er, der Vankko! Er trank wie ein Verdurstender, aber seine Hand zitterte nicht, als er das Gefäß zurückgab, und seine Stimme klang wie gewohnt, als er Dro Cimc aufforderte, ihm zu folgen. Sie sprachen nicht miteinander, als sie über das Hauptdeck auf den Schacht zugingen und sich dann in der Minus-Sphäre nach unten gleiten ließen, 47 Decks tiefer. Die Ärzte sahen erstaunt auf, weil sie mit einem Besuch des Vankko im Lazarett nie gerechnet hatten. Aber aus Erstaunen wurde Entsetzen, denn er hatte ihnen gerade erklärt, daß das Ree an Bord sei, und er hatte gefragt, ob es ein Mittel gegen das Ree gäbe. "Vankko, es gibt keins!" Widerspruch kam auf. "Doch, es gibt ein Mittel, wenn das Ree im zweiten Stadium ist, dann kann man es..." Der Vankko schüttelte den Kopf, und der Mediziner, der wieder Hoffnung geschöpft hatte, verstummte. "Das Ree befindet sich schon im dritten Stadium. Aber es müßte doch zu isolieren sein. Auf Deck 23 ist das Beiboot der Affen gelandet. Wenn wir die Decks 20 bis 26 hermetisch absperren." "Zu spät, Vankko. Viel zu spät!" unterbrach ihn der ChemMediziner. "Wir, dieses Schiff ist der Impuls-Geber, und in der ZGUTH unterliegt das Ree viel stärker den Impulsen als in den Affen-Schiffen." Dro Cimc war derjenige, der nun unterbrach. "Wollen wir uns nicht endlich einen anderen Begriff einfallen lassen, denn ich habe noch nie gehört, daß Affen unsere Schiffe vernichten konnten." Der Vankko herrschte den Wer scharf an. "Ihre Bewunderung für die Affen teilen wir nicht." Er zeigte dem
Wer seinen Rücken und wandle sich wieder an den ChemMediziner. "Vankko, wir haben jetzt schon das Ree auf jedem Deck! Und wenn wir nicht sofort den Impuls-Geber ausschalten, dann braten wir schon in einigen Stunden." "Cimc, veranlassen Sie es, und anschließend möchte ich mich mit dem – mit dem, ja, mit dem Affen unterhalten. Hier! Oder bestehen Bedenken?" "Nein!" Dro Cimc eilte zur Verständigung und gab zwei Befehle durch, dann rief er die Funk-Zentrale an. "Teilen Sie allen Kommandanten mit, daß die ZGUTH zum gesperrten Schiff erklärt worden ist und unter keinen Umständen betreten werden darf." Vom Ree sagte er kein Wort. Das war nicht nötig. Die Besatzung würde noch früh genug ihr Todesurteil erfahren. Bewußtlos wurde der Fremde hereingebracht. "Das also ist einer der weißen Af... der anderen!" Plötzlich fiel es auch dem Vankko schwer, weiterhin den abwertenden Ausdruck zu benutzen, denn die verblüffende Ähnlichkeit zwischen dem Fremden und seiner Rasse hatte ihn regelrecht bestürzt, und in diesem Augenblick erkannte er, daß die wenigen Berichte über die Fremden in der Beschreibung der Wesen alle falsch waren. Neben ihm stand der Wer, der seinen Blick von dem blaßhäutigen Unbekannten nicht losreißen konnte. Den Medizinern des Lazaretts erging es nicht anders. Doch in manchem Blick lag auch Haß, denn dieser Unbekannte einer unbekannten Rasse hatte ihnen den Tod ins Schiff gebracht, das Ree. "Wird es lange dauern, bis er wieder bei Bewußtsein ist?" wollte der Vankko wissen. Man war ratlos, und die Ratlosigkeit steigerte sich, nachdem es endlich gelungen war, den Klarsichthelm zu öffnen und dem
Fremden den Raumanzug auszuziehen. Das blasse Wesen einer fremden Rasse war organisch ganz anders gebaut als sie. "Viel einfacher, aber auch viel anfälliger als wir." "Hat ihm der Erfassungs-Alarm geschadet?" Auch diese Frage konnte man dem Vankko nicht beantworten. "Woher sollen wir das wissen, Vankko, denn wir haben noch nie ein uns ähnliches Wesen mit solch einem primitiven Gehirn gesehen und..." Er verstummte, denn der Fremde versuchte seine Augen zu öffnen. Leichtes Stöhnen war zu hören, gemurmelte Worte, die niemand verstand, und die auch vom längst herangefahrenen Translator nicht in ihrer Bedeutung erfaßt wurden. Um den Schwebetisch herum standen sie, und manche von ihnen hielten den Atem an. Da traf sie der Blick des Unbekannten, der gleichzeitig mit beiden Händen über seine Kleidung strich, als wollte er sich vergewissern, angezogen zu sein. "Wollen Sie etwas zu trinken haben?" Ren Dhark verstand kein Wort. "Ich beherrsche Ihre Sprache nicht, aber es muß eine Möglichkeit geben, uns zu verständigen." Ein Mediziner half ihm, als er versuchte, sich aufzurichten, dann hielt er seinen Kopf fest, in dem der Schmerz langsam nachließ. Ein Gefühl, Blei in den Gliedern zu haben, ließ ihn leicht zusammenfallen, aber dann wehrte er ab, als schwarze Hände ihm helfen wollten. Er war angekommen. Aber anders als er es sich vorgestellt hatte. Wie haben die schwarzen Weißen es nur fertiggebracht, mich aus dem Flash zu holen, fragte er sich, dann aber erinnerte er sich, daß sie ja auch Beiboote der Mysterious besaßen, diese Xe-Flash. Ihr Schweigen verwunderte ihn, noch auffallender war, daß
er vergeblich in ihrem Blick nach Neugierde suchte. Sollten sie so abgeklärt sein und dieses manchmal so nützliche Laster nicht mehr besitzen? Sein Zustand besserte sich schnell. Er schwang die Beine herunter, entdeckte seinen Raumanzug und stellte fest, daß man seine Waffen nicht an sicherer Stelle aufbewahrt hatte. "Ja", sagte er und ließ seine Beine baumeln, "nun lernen wir uns kennen, leider unter unerfreulichen Umständen." Er verstummte, weil neben ihm eine leiernde Stimme aufklang. Der Translator begann seine Tätigkeit aufzunehmen. Je länger sie sprachen, um so besser wurde die Übersetzung, aber auch um so schärfer die Unterhaltung. Dhark durchschaute sie. Ihre Drohung, ihn an Bord zu halten, konnte ihn nicht erschüttern. Als der Vankko sie abermals erwähnte, winkte er lässig ab. "Sie heizen meine Schiffe auf, und ich hoffe, daß es diesem Schiff nicht besser ergeht. Was soll also Ihre Drohung, mich festzuhalten?" Dro Cimc stand im Hintergrund und beobachtete nur. Dieser Fremde, der sich Terraner nannte und Ren Dhark hieß, faszinierte ihn, weil etwas eigenartig Sicheres von ihm ausging, und gerade hatte er von seinen Schiffen gesprochen. Dem Vankko war es auch nicht entgangen. "Ja, im übergeordneten Sinn darf ich es sagen, aber das spielt zur Zeit gar keine Rolle. Nur eins hat im Augenblick Bedeutung, mit welchem Mittel wir das Vario aus unseren Schiffen bekommen." "Sie sind der Kommandant dieser drei Schiffe?" "Ich sagte es." "Und ich habe Ihnen zu sagen, daß es kein Mittel gegen das Vario gibt." Ren Dhark zuckte mit keiner Wimper und ruhig erwiderte er: "Das habe ich mir gedacht, aber Sie alle habe ich für bessere Denker gehalten, als Sie sich mir zeigen. Und Sie sollten sich
einmal sehr intensiv mit der Frage beschäftigen, warum ich keinen Versuch unternommen habe, Ihre Schiffe anzugreifen? Sehen Sie darin vielleicht ein Zeichen unserer Schwäche?" Er bluffte, und er sah darüber hinweg, wie verwundert man ihn anstarrte, als er zu rauchen begann. "Wir besitzen einen absoluten Schutz gegen hypnotische Einflüsse!" erwiderte der Vankko scharf. "Daran habe ich gar nicht gedacht." Mit dieser lässig ausgesprochenen Bemerkung wertete Dhark die Worte des schwarzen Weißen ab. "Darf ich Platz nehmen?" Er fand es lästig, auf dem Schwebetisch zu sitzen, rutschte herunter und ging auf einen Sessel zu, der aus der terranischen Produktion hätte stammen können, und vergaß nicht, seinen Raumanzug mitzunehmen, den er dann zusammengefaltet auf seinen Schoß legte, nachdem er seine beiden Strahlwaffen in den Taschen seiner Uniform verstaut hatte. Dro Cimc, der stille und aufmerksame Beobachter, fragte sich zum zehntenmal in Gedanken, wer dieser Mann in Wirklichkeit war. Ren Dhark achtete nicht auf den Wer. Die Schlüsselfigur für ihn war dieser Vankko. Die anderen Tels zählten nicht. "Sie haben noch etwas Wichtiges übersehen. In jedem Moment können auf Ihren anderen Schiffen auch Flash rematerialisieren und das Vario zurückbringen, aber wir haben es gar nicht nötig, zu diesem Mittel zu greifen. Wir besitzen andere, bessere, um Sie vernichten zu können." Zum erstenmal wurde dieser Tel, der eine der höchsten Positionen seines Imperiums innehatte, unsicher. Er konnte den Untergang der mehr als siebentausend Raumschiffe nicht vergessen, und er vergaß auch nicht, daß alle eingesetzten XeFlash spurlos im Raum verschwunden waren. Welches Mittel hatte dieser so sicher auftretende Terraner, der sich in ihrer Gewalt befand, im Fall der Xe-Flash angewandt?
"Vankko, können Sie sich nicht vorstellen, daß ich freiwillig zu Ihnen gekommen bin?" "Um uns das Vario und den Untergang zu bringen!" zischte der große Tel. "Danke!" sagte Dhark immer noch im lässigen Tonfall. "Nun weiß ich, daß es gegen das Vario kein Mittel gibt. Damit entfällt auch für Sie die Notwendigkeit, mich an Bord dieses Schiffes festzuhalten, vorausgesetzt, daß die Logik eines Tel gleich der Logik eines Terraners ist." Eine Meldung unterbrach das Gespräch. Aus Deck 23 wurde gemeldet, daß dort die Temperatur ansteigen würde. Das Vario begann nun auch diesen Doppelkugelraumer anzuheizen! Da stand der Vankko vor der Verständigung. Der Translator konnte nicht beurteilen, was er zu übersetzen hatte oder nicht, und darum verstand Dhark den Befehl des Tel, der seinen siebzehn Schiffen den Auftrag gab, in einer Nottransition zu verschwinden und die Heimathäfen anzufliegen. "Dann kann ich ja gehen!" Dhark mußte gehen. Er hatte es eilig, denn je früher er zur POINT OF zurückkam, um so besser war es. Der Vankko starrte ihn an, aber nicht eine Sekunde lang wich Ren Dhark seinem Blick aus. Zwei Männer kämpften einen stummen Kampf, zwei Männer, die wußten, daß es vor dem Vario keine Rettung gab. Sie konnten nicht einmal mit ihren verseuchten Schiffen auf einem Planeten landen. Jede Landung war nur ein karger Aufschub, denn das Vario würde auch bald den Planeten aufgeheizt haben. "Wir haben beide verloren", brachte der Vankko nach einer langen Pause über die Lippen. "Wir beide haben nichts mehr zu gewinnen, aber Sie sollen kein zweites Mal daran zweifeln, daß Ihre Logik nicht gleich der unseren ist. Dhark, Sie können zu Ihrem Schiff zurückfliegen. Cimc, begleiten Sie den Terraner zu seinem Flash."
Ren Dhark blieb vor ihm stehen und lächelte leicht. "Schade, Vankko, daß wir uns erst im letzten Teil unseres Lebens kennengelernt haben. Schade." Barsch erwiderte der Tel: "Ich verstehe Sie nicht. Was wollten Sie damit sagen?" "Daß ich einen klugen Mann immer wieder bewundere, und Ihre Klugheit haben Sie bewiesen, indem Sie uns beide als die Verlierer hinstellten. Leben Sie wohl. Etwas anderes kann ich Ihnen allen nicht sagen." Wer Dro Cimc führte ihn hinaus. Der Translator blieb zurück, und es gab zwischen einem Terraner und einem Tel keine Verständigungsmöglichkeiten mehr, darum unternahm keiner den Versuch dazu. Im großen A-Grav schwebten sie nach unten und stiegen auf Deck 23 aus. Von der unwirklichen Größe der Doppelkugelraumer bekam Ren Dhark nun eine Vorstellung, aber auch einen Begriff davon, wieviel Roboter die Tels auf ihren Schiffen eingesetzt hatten. Auf zehn Roboter, die an ihren glühenden Augen zu erkennen waren, kam ein Tel. Plötzlich wies der Wer nach rechts. Durch ein Schott betraten sie ein Depot, und wieder über einen langen Gang, vorbei an kleinen und großen Ersatzteilen, erreichten sie endlich den Flash. Er stand auf seinen weit gespreizten spinnbeindünnen Teleskop-Stützen, und der Einstieg war geöffnet. Ren Dhark legte seinen Raumanzug auf den Sitz, drehte sich nach seinem Begleiter um und nahm die Hand halb hoch, um damit anzuzeigen, daß er sich auch von ihm verabschiedete. Hieß bei den Tels Kopfschütteln nein? Dann traute Dhark seinen Augen nicht. Der Tel schwang sich in den Flash! Der Tel wollte mit ihm den Doppelkugelraumer verlassen! Dem Commander der Planeten fiel die Entscheidung nicht schwer, denn es war doch gleichgültig, wo der einzelne starb,
und es spielte auch keine Rolle mehr, ob dieser Tel auf der POINT OF sterben würde oder in diesem Koloß. Er schloß den Einstieg, schaltete den To-Funk hoch und gab durch: "Ich komme jetzt zurück!" Alles andere überließ er wieder der Gedankensteuerung. Daß der Sle nun ein Loch in die Hülle dieses Schiffes brannte, konnte er nicht ändern. Knapp dreihundert Kilometer vom fremden Schiff entfernt, erfolgte der Sprung zum Flaggschiff. Als sein Flash wieder im Depot lag, stieß er den Ausstieg auf und fuhr erschreckt zurück. In der POINT OF herrschte Backofenhitze. Das Vario war auf dem besten Weg, alle Menschen im Ringraumer zu braten. Auch der Tel zeigte über die hohe Temperatur Bestürzung. Sollte dieser Mann nichts über den variablen Stoff, in dem teuflische Kräfte steckten, gewußt haben? In der Zentrale löste seine Rückkehr mit einem schwarzen Weißen keine Überraschung mehr aus. Bei 36 Grad Celsius war dafür kaum noch Spielraum. Ob Dhark wollte oder nicht, er mußte seinen Raumanzug wieder anziehen, denn Verständigung war nur über Helmfunk möglich, obwohl sein Raumanzug durch das Vario nun auch aufgeheizt wurde und ihm keinen Schutz mehr vor den unentwegt höhersteigenden Temperaturen bot. "Funk-Z, bitte Verbindung mit Larsen und Szardak." Dhark hatte nicht lange zu warten. "Auch die schwarzen Weißen, die Tels, kennen kein Mittel gegen das Vario. Dieser Höllenstoff ist sogar in der Lage, Planeten aufzuheizen. Ob wir noch eine kleine Chance haben, weiß ich nicht, aber uns steht noch ein Fluchtweg offen: das Karmin-Universum!" Ein Strohhalm, und ein Strohhalm, der unerreichbar war. Wo lag das Karmin? Und wie war das andere Kontinuum zu erreichen?
Wie seinerzeit, als das Nor-ex bekämpft wurde? Durch ToFunkkanonen? "Hat es Sinn, Dhark?" fragte Larsen zurück. "Und wenn es keinen Sinn hat, dann haben wir doch den letzten Versuch unternommen. Und nun schalten Sie Ihren Suprasensor ein, damit er die Steuerdaten festhält. Ich beginne unten links." Dan Riker sah seinen Freund wortlos an und schüttelte leicht den Kopf. Manchmal war ihm Dhark nicht nur rätselhaft, sondern unheimlich. Ins Karmin zu flüchten, um dort Rettung vor dem Vario zu finden? In dem Universum, in dem das Nor-ex hauste, das alles verschlingende Ungeheuer, das dazu noch intelligent war und eine Ethik besaß, die teilweise mit der terranischen übereinstimmte? "Ich verstehe kein Wort", warf Janos Szardak ein. "Was soll diese komplizierte Schalterei? Glauben Sie, damit ins Karmin zu kommen?" "Ich glaube es nicht, ich weiß es, Szardak, und nun halten Sie mich nicht länger auf. Jedes Schiff nimmt einzeln die Transition vor. Ich schalte jetzt ab und lasse in der POINT OF die X-Zeit laufen. Hals- und Beinbruch." Der Commander schaltete ab. Sein Blick galt Riker. "Hast du in der Zwischenzeit noch einmal mit deiner Frau gesprochen, Dan?" Dessen Antwort war ein Nicken. Dann gab es nichts mehr zu besprechen. Die Flucht ins Karmin-Universum war ihre allerletzte Hoffnung, aber wie man in dem fremden Kontinuum das Vario von Bord bekommen konnte, wußte auch Ren Dhark nicht zu sagen. X-Zeit lief. Dhark hatte den Checkmaster programmiert, versehen mit seinem Mentcap-Wissen von Erron-3, das ihm auch den Weg ins Karmin gezeigt hatte. Und dann kam X, während im Schiff die Aggregate brüllten,
die Konverter heulten und die Transformer ihr vertrautes Lied anstimmten. Aber kein undefinierbares Pfeifen wie vor jeder Transition war zu hören. X! Modulatives Hy-Konverfahren hatte es Dhark genannt. Mittels des Hy-Kons schleuderte sich das Schiff selbst in ein anderes Raum-Zeitgefüge. Die Menschen an Bord glaubten innerlich zu zerreißen. Unter den Klarsichthelmen gellten die Schreie, und dann kam das Entsetzen über die Bildkugeln herein. Karminrot leuchtender Hintergrund, und die B-101 verbogen wie ein Fragezeichen! Die B-100 tauchte aus dem Nichts auf, noch fürchterlicher verdreht, und da sahen die Menschen ihre POINT OF, wie eine schlecht gemalte Acht, die von zitternder Kinderhand gezeichnet worden war. Waren sie tatsächlich im Karmin oder in einem Kontinuum, das in ähnlichem Farbton leuchtete? Da kam eine Meldung durch, mit der auch der Commander nicht gerechnet hatte: "Die Temperatur ist in der letzten Minute um zwei Komma fünf Grad Celsius gestiegen!" Das Thermometer zeigte 38,5 Grad Celsius! – ENDE –
REN DHARK Wird das Vario zum entscheidenden Faktor, oder ist Dro Cimc die Unbekannte in seiner Berechnung, die Ren Dhark nicht zu Ende bringen konnte, weil ihm die Ereignisse keine Zeit ließen? Und was sich hinter dem Verhalten des Vankko verbirgt, wird die Zukunft bald zeigen. Die All-Hüter, die plötzlich wieder mitten im Geschehen anzutreffen sind, werden sie gar nichts tun, um die Invasion der Tels zu verhindern und alles den paar Cyborgs überlassen, die wohl innerhalb ihres zweiten Systems Übermenschen sind, aber dennoch keine Wunder vollbringen können? Versäumen Sie unter keinen Umständen, sich den nächsten REN DHARK-Roman zu besorgen, der ein einziges Spannungskonzentrat ist. Lesen Sie in 14 Tagen Ren Dhark Band 88
Die Zeitlosen von Kurt Brand Sie erhalten ihn bei ihrem ZeitschriftenBahnhofsbuchhändler zum Preis von 80 Pf.
und