Königs Erläuterungen und Materialien Band 452
Erläuterungen zu
Thomas Coraghessan Boyle
The Tortilla Curtain
von Mo...
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Königs Erläuterungen und Materialien Band 452
Erläuterungen zu
Thomas Coraghessan Boyle
The Tortilla Curtain
von Monika Peel und Matthias Bode
Über die Autoren der Erläuterung: Monika Peel ist Lehrerin für Religion und Englisch am Gymnasium „Alte Landesschule“ in Korbach. Matthias Bode ist Lehrer für Geschichte und Englisch am Gymnasium „Alte Landesschule“ in Korbach.
Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu § 52 a UrhG: Weder das Werk noch seine Teile dürfen ohne vorherige schriftliche Einwilligung des Verlages öffentlich zugänglich gemacht werden. Dies gilt auch bei einer entsprechenden Nutzung für Unterrichtszwecke!
2., aktualisierte Auflage 2010 ISBN 978-3-8044-1895-0 © 2006 by Bange Verlag, 96142 Hollfeld Alle Rechte vorbehalten! Lektorat: Hannelore Piehler Titelabbildung: T. C. Boyle © Isolde Ohlbaum [Foto hier verfremdet] Druck und Weiterverarbeitung: Tiskárna Akcent, Vimperk
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Inhalt
Vorwort ................................................................
1. 1.1 1.2 1.3
T. C. Boyle: Leben und Werk .............................. 7 Biografie ................................................................ 7 Zeitgeschichtlicher Hintergrund ............................. 9 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken ......................................... 11
2. Textanalyse und -interpretation ........................ 2.1 Entstehung und Quellen ......................................... 2.2 Inhaltsangabe ........................................................ 2.3 Aufbau .................................................................. 2.4 Personenkonstellation und Charakteristiken .......... 2.4.1 Kyra und Delaney .................................................. 2.4.2 Cándido und América . ........................................... 2.4.3 Bewohner von Arroyo Blanco ................................. 2.4.4 Weitere Personen ................................................... 2.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen . .............. 2.6 Stil und Sprache ..................................................... 2.7 Interpretationsansätze ............................................ 2.7.1 Der American Dream .............................................. 2.7.2 Die USA und Einwanderung . ................................. 2.7.3 Melting pot und salad bowl . ..................................... 2.7.4 Hoffnungen und Träume ........................................ 2.7.5 Steinbeck, die Okies und The Grapes of Wrath ......... 2.7.6 Die Beziehungen der Paare ..................................... 2.7.7 Kojoten ..................................................................
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14 14 16 42 45 46 51 55 56 58 70 78 78 80 82 84 87 88 90
3. Themen und Aufgaben ....................................... 91 4. Rezeptionsgeschichte . ........................................ 97
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5. 5.1 5.2 5.3 5.4 5.5 5.6 5.7 5.8 5.9 5.10
Materialien . ........................................................ 99 Stadtmauern und gated communities ........................ 99 William Wordsworth – The Leech-Gatherer .............. 101 Annie Dillard – Pilgrim at Tinker Creek ................... 103 Henry David Thoreau – Walden .............................. 104 Samuel P. Huntington über Immigration: The Hispanic Challenge ............................................ 104 Topanga Canyon ..................................................... 107 Buschbrände .......................................................... 109 Karte der Umgebung .............................................. 110 A-Handlung und B-Handlung . ................................ 112 Bruce Springsteen – The Ghost of Tom Joad . ............ 112
Literatur ............................................................... 114
Vorwort
Vorwort Mit The Tortilla Curtain hat T. C. Boyle 1995 ein Werk vorgelegt, das auf dem besten Weg ist, zum modernen Klassiker des Unterrichts zu werden. Das hat verschiedene Gründe. Zum einen hat T. C. Boyle als preisgekrönter Autor mittlerweile Bestsellerstatus erreicht, einige seiner bisherigen Bücher wurden bereits verfilmt (so z. B. The Road to Wellville mit Anthony Hopkins). Zum anderen hat Boyle mit The Tortilla Curtain eine social novel geschrieben, d. h. einen Roman, der nicht nur die Geschichte der verschiedenen Charaktere zum Gegenstand hat, sondern auch das soziale Umfeld der Handelnden. The Tortilla Curtain greift dabei ein heikles und aktuelles Thema auf, das die gesamte westliche Welt betrifft: (illegale) Einwanderung. Indem Boyle die Geschichte eines wohlhabenden Ehepaares, das in Südkalifornien in der Nähe von Los Angeles lebt, mit der eines Einwanderer-Paares aus Mexiko verschränkt, stellt er das Problem aus unterschiedlichen Blickwinkeln dar. Wie gut ihm dies gelingt und ob der Roman nicht vielleicht doch nur ein Rührstück in einfacher Schwarz-Weiß-Malerei ist, darüber sind sich Leser wie Kritiker seit 1995 nicht einig. Die klare Strukturierung macht The Tortilla Curtain jedoch in jedem Fall als Schullektüre interessant: Das Buch ist mit seinen drei großen Teilen, die in je acht überschaubare Kapitel gegliedert sind und deren Erzählperspektiven sich eindeutig voneinander abgrenzen, in der Schule gut handhabbar. Die inhaltliche Gestaltung erlaubt eine differenzierte Auseinandersetzung mit dem Thema illegale Einwanderung, und die literarischen Bezüge sind deutlich markiert.
Vorwort
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Vorwort Bereits das Eingangszitat verweist auf ein offensichtliches Vorbild Boyles: John Steinbecks (1902–1968) Roman The Grapes of Wrath (dt. Die Früchte des Zorns). 1939 erschienen, gewann Grapes of Wrath 1940 den Pulitzer-Preis und gilt als Meisterwerk des sozialkritischen Romans. Hier wie auch bei Boyle geht es um wandernde Arbeiter, deren Traum vom besseren Leben in Kalifornien an der Realität zerbricht. Vergleiche drängen sich auf, auch wegen der Kontroverse, die Steinbecks Buch damals auslöste (vgl. Kap. 2.7.5). Mit The Tortilla Curtain liegt also ein Buch mit einer Botschaft vor, ein Buch voller beinhartem Realismus, das für die politische Diskussion geschrieben wurde und weniger „schräg“ und skurril ist als die übrigen Werke Boyles. Aufgrund der übersichtlichen Struktur und der knappen Kapitel des Romans wird in dieser Erläuterung bei Zitaten auf die Seitenangaben verzichtet. Stattdessen werden nur die betreffenden Kapitel als Quellen genannt.
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Vorwort
1.1 Biografie
1. T. C. Boyle: Leben und Werk 1.1 Biografie Jahr
Ort
1948 1964 1965
Peekskill, New York Shrub Oak, NY Potsdam, NY
Ereignis
Thomas John Boyle wird am 2. Dezember geboren. Abschluss an der Lakeland High School. Besuch der State University of New York in Potsdam, NY. Boyle ändert seinen zweiten Vornamen in Coraghessan, um seine irische Abstammung zu betonen. 1968 Potsdam, NY B. A. in Englisch und Geschichte. Um nicht zum Vietnamkrieg eingezogen zu werden, arbeitet er als Aushilfsenglischlehrer. 1972 Iowa City Beginn des Studiums am Writers’ Workshop. 1974 Heirat mit Karen Kvashay, bis heute drei Kinder. 1975 Iowa City University of Iowa: Master-Abschluss des Writers’ Workshop: M. F. A. in Fiction. Er studiert u. a. bei John Cheever und John Irving. 1977 Iowa City Ph. D. (Doktortitel) in Englischer Literatur über die Literatur des 19. Jahrhunderts.
1. Thomas Coraghessan Boyle: Leben und Werk
Alter
16 17
20
24 26 27
29
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1.1 Biografie
Jahr
Ort
1978
Los Angeles
Ereignis
Assistant Professor an der University of Southern California. 1982 Los Angeles Associate Professor an der University of Southern California. seit 1986 Los Angeles Englisch-Professur an der University of Southern California; Boyle unterrichtet dort Creative Writing. Seit 2004 Distinguished Professor of English. Boyle lebt in Montecito bei Santa Barbara in einem von Frank Lloyd Wright erbauten Haus.
Alter 30 34 38
Einblicke in seine Herkunft und Jugend sowie seinen Werdegang gibt Boyle in seinem Text This Monkey, My Back, der im Internet unter www.tcboyle.com (www.tcboyle.com/author/essay.html) zu finden ist. Der Ort der Handlung liegt genau auf halbem Wege zwischen Boyles Wohnort knapp östlich von Santa Barbara und der University of Southern California (www.usc.edu), deren Standorte im Stadtgebiet von Los Angeles verteilt sind. Die Beschreibungen des Verkehrs, der Landschaft, der Leute und der Situation der Mexikaner im Roman beruhen also auf intimer Kenntnis seiner Nachbarschaft.
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1. Thomas Coraghessan Boyle: Leben und Werk
1.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund
1.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund Die USA sind das einzige Land der westlichen Welt, das eine gemeinsame, 2500 Kilometer lange Grenze mit einem Land der so genannten Dritten Welt teilt. Auf der einen Seite der Grenze befindet sich der Glanz und der Reichtum einer Industrienation – und mit Kalifornien handelt es sich dazu noch um den reichsten Teil der USA. Auf der anderen Seite liegt eine agrarisch geprägte Welt, deren Bevölkerung wächst und die durch Armut und wirtschaftliche Stagnation gekennzeichnet ist. Aus diesem dramatischen Wohlstandsgedramatisches Wohlstandsgefälle fälle motiviert sich die stetige EinwanUSA-Mexiko derung in die USA aus Mittelamerika, vor allem aus Mexiko. Ein großer Teil dieser Einwanderung fand – und findet – illegal statt. An der Grenze wurde mittlerweile ein Zaun errichtet, Teil einer zunehmend militarisierten Anlage, die äußerlich allmählich jener ähnelt, die einst die beiden deutschen Staaten trennte. Einwanderer lassen sich jedoch von diesem Hindernis nicht abschrecken: Entweder sie versuchen, den Grenzzaun im Westen zu überwinden, oder sie durchqueren im Osten den Rio Grande. Der Weg durch den Fluss ist auch der Ursprung des Begriffs wetback, mit dem im Buch die Kalifornier die Mexikaner bezeichnen. Es gibt zwei Hauptformen der Arbeitsmigration, beide werden auch im Roman aufgegriffen: Zum einen wandern junge Männer als Hilfsarbeiter nach Norden und schicken ihren Lohn in den Süden. Dieses Geld bewahrt in vielen Fällen ganze Dörfer vor dem Ruin, wie es auch von dem Ort, aus dem Cándido und América stammen, berichtet wird. Es heißt, dies sei Mexikos zweitwichtigste Einkommensquelle nach dem Ölexport. Zum anderen erhoffen sich ganze Familien ein besseres Leben in den USA, wie das auch bei Cándido und América der Fall ist. 1. Thomas Coraghessan Boyle: Leben und Werk
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1.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund Die USA haben gegen die Beschäftigung illegaler Einwanderer Maßnahmen ergriffen. Bereits seit 1986 müssten Arbeitgeber eigentlich die Papiere der Arbeitnehmer prüfen: Auf die Einstellung Illegaler stehen Geldstrafen. Für die meisten Arbeitgeber, vor allem auf dem Bau oder in der Landwirtschaft, ist dies allerdings kein Hinderungsgrund, Illegale zu beschäftigen, handelt es sich bei diesen doch um konkurrenzlos billige Arbeitskräfte. So drücken die Illegalen auch das Lohnniveau allgemein und verschärfen den Konkurrenzdruck unter den Firmen, was letztlich wiederum zu einem Bedarf an illegalen Arbeitskräften führt. Der Kreislauf ist perfekt: Denn würde die US-Wirtschaft keine Illegalen mehr einstellen, würde auch der Druck auf die Grenze schlagartig sinken. Im Buch wird das Phänomen der Doppelmoral der amerikanischen Unternehmer überspitzt in Jim Shirley veranschaulicht, der die Illegalen zwar gerne beschäftigt, aber gleichzeitig ständig gegen die Mexikaner polemisiert.
Maßnahmen gegen illegale Einwanderung
Proposition 187 Im November 1994 wurde in Kalifornien, wo allein rund 40 Pro zent der illegalen Einwanderer in den USA leben, bei einer Volksabstimmung mit dem so genannten Proposition 187 ein Gesetz verabschiedet, das illegalen Einwanderern bestimmte Rechte verwehrt: Vor allem Sozialhilfe, der Besuch öffentlicher Schulen und medizinische Versorgung können seitdem nicht mehr von Illegalen und ihren Kindern in Anspruch genommen werden. Boyles Buch wurde 1995 veröffentlicht und deshalb von vielen als Kommentar zu dieser Abstimmung gelesen.
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1. Thomas Coraghessan Boyle: Leben und Werk
1.3 Angaben und Erläuterungen zu den Werken
1.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken Descent of Man (1979) – Eine Sammlung von Kurzgeschichten. Water Music (1981) – Miteinander verwoben sind zwei Geschichten: die des britischen Afrikaforschers Mungo Park und die eines jungen Mannes in London, Ned Rise. Abwechselnd erzählt, ergibt das Ganze eine witzig-absurde Mischung. Budding Prospects (1984) – Im Hinterland Kaliforniens leben ein paar skurrile Leute, die über den Sommer mit MarihuanaAnbau schnell reich werden wollen. Greasy Lake (1985) – Eine Sammlung von Kurzgeschichten. World‘s End (1987) – Eine Sammlung von Kurzgeschichten. If the River Was Whiskey (1989) – Ein Sammlung von Kurzgeschichten. East Is East (1990) – Ein Seemann, halb Japaner, halb Amerikaner, verlässt vor der Küste von Georgia sein Schiff, um dort zu leben. Er trifft auf einen Küstenort voller eigenartiger Gestalten, die Boyle in gewohnter Satire zum Leben erweckt. The Road to Wellville (1993) – Dr. John Harvey Kellogg, der Erfinder der Cornflakes, war der Prophet eines gesünderen Lebens. In einem von ihm gegründeten Sanatorium trifft sich die gesundheitsbewusste, reformfreudige Oberschicht – und bietet Stoff für Boyles Geschichten.
1.Thomas Coraghessan Boyle: Leben und Werk
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1.3 Angaben und Erläuterungen zu den Werken Without a Hero (1994) – Eine Sammlung von Kurzgeschichten. In einer davon, Big Game, taucht auch die Immobilienfirma von Mike Bender auf. The Tortilla Curtain (1995) Riven Rock (1998) – Anfang des 20. Jahrhunderts feiern der reiche Erbe Stanley McCormick und die schöne Katherine Dexter eine Traumhochzeit. Doch nur drei Jahre nach der Heirat wird der junge McCormick weggesperrt, weil er sein Verhalten Frauen gegenüber nicht unter Kontrolle hat. Diagnose: Schizophrenie und sexuelle Wahnvorstellungen. Boyle erzählt seine Geschichte vom Leben hinter Gittern auf dem Familienanwesen in Santa Barbara; eine Geschichte ohne Frauen, in die doch das Leben von Katherine, die ihren Mann nur aus der Ferne sehen darf, hineingewoben ist. Der Roman beruht auf wahren Begebenheiten. A Friend of the Earth (2000) – Im Jahre 2025 sorgt sich ein 75 Jahre alter Anhänger der Umweltbewegung der 1980er und 1990er um ein paar Tiere, während die Erde um ihn herum unter einem völlig veränderten Klima leidet. Er blickt zurück auf sein Leben, seine Liebe und seine Leidenschaften und kann doch nur erkennen, dass alles vergebens war. After the Plague (2001) – Eine Sammlung von Kurzgeschichten. Drop City (2003) – Eine Gruppe von 1970er Hippies wird gezwungen, ihre Kommune in Kalifornien zu verlassen und nach Alaska umzuziehen. Dort muss sie sich mit dem Leben in der Wildnis und deren Bewohnern herumschlagen.
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1. Thomas Coraghessan Boyle: Leben und Werk
1.3 Angaben und Erläuterungen zu den Werken The Inner Circle (2004) – Die Geschichte des berühmten Sexualwissenschaftlers Dr. Alfred Kinsey, erzählt aus der Perspektive eines (fiktiven) Mitarbeiters an der Universität. Tooth and Claw (2005) – Eine Sammlung von Kurzgeschichten. Talk Talk (2006) Eine junge Gehörlose findet sich unschuldig in den Fängen einer gnadenlosen US-Justizmaschinerie wieder, nachdem ihr ein Betrüger ihre Identität gestohlen hat. Sie nimmt den Kampf auf. The Women (2009) Roman über den berühmten US-Architekten Frank Lloyd Wright und seine Frauen. Verglichen mit seinen anderen Werken ist The Tortilla Curtain zweifellos Boyles politischstes Buch. Formal hat es jedoch deutliche Parallelen zu anderen Texten, wie beispielsweise das Wechselspiel zwischen zwei Geschichten zeigt. Die haarkleine, detailverliebte Charakterisierung der Personen und die bitterböse Ironie, mit der manche Konstellationen erzählt werden, gehören generell zu Boyles Markenzeichen. Mehr zu diesen Büchern unter www.tcboyle.com oder www. tcboyle.de.
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2.1 Entstehung und Quellen
2. Textanalyse und -interpretation 2.1 Entstehung und Quellen Die Handlung des Buches spielt in der ersten Hälfte der 1990er Jahre. Die Los Angeles riots werden erwähnt (I, 7), die 1992 ausbrachen, nachdem Polizisten einen Schwarzen namens Rodney King verprügelt hatten. Die Krawalle dauerten mehrere Tage. Die Geschichte ist zudem nach dem Northridge-Erdbeben angesiedelt, das am 17. Januar 1994 mit einer Stärke von 6.8 auf der Richterskala Teile von Los Angeles in Trümmer legte (III,1). Der neue Acura Vigor, den Delaney fährt, wurde von 1992 bis 1994 gebaut. Da die Proposition 187 vom November 1994 (vgl. Kap. 1.2) im Buch nicht erwähnt wird, dürfte Boyle den Text im Frühjahr und Sommer 1994 abgeschlossen haben. Der Roman ist direkt in Boyles Nachbarschaft Der Roman ist direkt in Boyles angesiedelt. Die Ideen stammen aus Nachbarschaft angesiedelt der Tageszeitung, aus politischen Diskussionen in seiner Gegend. Den Weg, den América hinunter nach Venice Beach geht, um einen Job als Näherin zu bekommen, fährt Boyle mit dem Auto, wenn er von seinem Wohnort nach Los Angeles zur Arbeit fährt. Der Roman steckt voll intertextueller Bezüge, zitiert Ideen und Namen aus anderen Werken. Vor allem John Steinbeck ist hier zu nennen, dessen Buch The Grapes of Wrath entsprechend von vielen als Boyles Vorbild gesehen wurde (vgl. Kap. 2.7.5). Ein anderes Werk von Steinbeck, The Tortilla Flat (1935), erzählt das Leben von einer Reihe skurriler Typen, Tagelöhner, Hungerleider und Lebenskünstler, in der Nähe von Monterey, Kalifornien, in den 1930er Jahren. Der Titel bezieht sich dabei auf den Ort der Handlung. Ähnlich wie Boyles Roman ist
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2. Textanalyse und -interpretation
2.1 Entstehung und Quellen Steinbecks Buch durchzogen von spanischen Vokabeln. Der Name des mexikanischen Protagonisten in The Tortilla Curtain spielt auch auf Voltaires Werk Candide an. Die alttestamentarische Geschichte von Hiob drängt sich daneben als Vergleich auf (vgl. Kap. 2.6). Als Titel des Romans hat Boyle einen Ausdruck gewählt, der mittlerweile für die Grenze zwischen den USA und Mexiko verwendet Begriff Tortilla Curtain dem wird, und dem Begriff des „Eisernen „Eisernen Vorhang“ nachgebildet Vorhangs“ nachgebildet ist, der zu Zeiten des Kalten Krieges den Ostblock vom Westen trennte. Mit dem „Tortilla-Vorhang“ wird die Vorstellung formuliert, dass die Nord-Süd-Grenze zwar da ist, aber doch eben wie eine Tortilla weich und schlabberig – und durchlässig für die illegale Einwanderung. Indem er sich mit diesem Thema auseinandersetzt, hat Boyle eine Art politischen Roman geschrieben, der von vielen als eine Antwort auf die Proposition 187 gelesen wurde. Die einen sahen darin Boyles Zustimmung, die anderen seine Ablehnung. Ihm selbst widerstrebt eine Einordnung als „politisches Buch“. Statt einer festen Position oder Botschaft soll der Roman vielmehr eine Geschichte bieten, an der Leserinnen und Leser ihre Gefühle und Meinungen abarbeiten und sortieren können, sich ihrer selbst klar werden können.
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2.2 Inhaltsangabe
2.2 Inhaltsangabe Der Roman erzählt die Geschichte zweier Paare, eines weiß und US-amerikanisch, eines aus Mexiko. Die Perspektiven wechseln sich ab, der Roman sieht beide Seiten des Problems und geht auf Konfrontation mit Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Zugleich beschreibt er aber auch das moralische Dilemma, in das eine der Hauptfiguren mit liberaler Einstellung bei dieser Fragestellung gerät. Delaney Mossbacher, seine Frau Kyra und ihr Sohn Jordan wohnen in der privaten Wohnsiedlung mit dem spanischen Namen Arroyo Blanco außerhalb von Los Angeles. Kyra ist eine ehrgeizige, erfolgreiche Maklerin, die sich immer wieder vornimmt, mehr Zeit für die Familie zu haben, es aber nie ganz schafft. Delaney ist Naturschriftsteller, arbeitet zu Hause und betreut den Haushalt und seinen Stiefsohn. Er sieht sich selbst als liberalen Humanisten. Diese Haltung wird sehr in Frage gestellt, als er den Mexikaner Cándido Rincón, einen illegalen Einwanderer, mit dem Auto anfährt. Cándido ist auf dem Weg zu seiner schwangeren Frau América. Beide leben in einem provisorischen Camp im Topanga Canyon. Während América und Cándido versuchen, genug Geld für die Anzahlung für eine Wohnung zu verdienen, wächst unter den wohlhabenden Amerikanern die Furcht vor Kriminalität und Überfremdung – obwohl andererseits Mexikaner als billige Arbeitskräfte durchaus willkommen sind. In Delaneys Siedlung werden Pläne geschmiedet, die Wohnanlage vor Eindringlingen zu schützen. Nachdem ein Kojote Kyras kleine Hunde getötet hat, ist dies ein weiterer Grund, die Anlage durch eine Mauer von der Welt abzusondern. Bei América und Cándido scheint unterdessen alles schief zu gehen, immer wieder werden sie ihrer kargen Habseligkeiten beraubt. Endlich passiert etwas Positives: Sie bekommen zum
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2.2 Inhaltsangabe Erntedankfest einen Truthahn geschenkt. Als Cándido ihn braten will, entfacht er jedoch mit dem Lagerfeuer einen verheerenden Waldbrand. Das Paar kann sich gerade noch aus dem brennenden Canyon retten, und América bekommt ihr Baby in einem Geräteschuppen. Der Ärger, der sich seit dem Unfall durch verschiedene Ereignisse und Begegnungen mit Mexikanern – darunter mehrfach Cándido – in Delaney allmählich aufgestaut hat, entlädt sich schließlich. Mit einer Pistole macht er sich auf den Weg, um Cándido zu suchen. Als er an der armseligen Hütte ankommt, löst der starke Regen nach dem Feuer einen Erdrutsch aus, der alle drei mit sich reißt. Im Schlusssatz des Buches greift der gerettete Cándido nach einer weißen Hand in den Fluten. Erster Teil: Arroyo Blanco 1. Kapitel (aus Delaneys Sicht) Auf dem Weg zum Recyclingzentrum fährt Delaney Mossbacher auf einer kurvigen Canyonstraße den Mexikaner Cándido Rincón an und verletzt ihn schwer. Delaney besieht zunächst den Schaden an seinem Luxuswagen und sucht dann das Verkehrsopfer, das sich, eine Entdeckung durch die Einwanderungsbehörde, La Migra, fürchtend, in einem Busch versteckt hat. Nachdem sein Angebot, den Mann zum Arzt zu fahren, abgelehnt wird, bietet Delaney ihm hilflos 20 Dollar als Entschädigung an. Cándido verschwindet. Delaney lässt der Unfall nicht los. Sein Schuldgefühl verwandelt sich jedoch in Wut, als er sich vorstellt, dass und wie der Mexikaner im Canyon lebt, wie er dort die Natur schädigt und Müll hinterlässt. Zwar überlegt er auch, ob der Mann nicht einfach nur ein Spaziergänger gewesen sein könnte; allein die 2. Textanalyse und -interpretation
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2.2 Inhaltsangabe Tatsache, Spanisch zu sprechen, macht ihn noch nicht zum Illegalen oder Verbrecher. Die Umstände und der Pfad in den Canyon, den der Mexikaner anschließend hinabgehumpelt ist, machen diese Überlegung aber sehr unwahrscheinlich. Vorsichtshalber gibt Delaney in der Autowerkstatt an, er habe einen Hund angefahren. Als er seine Frau Kyra anruft und ihr die Wahrheit über den Unfall erzählt, reagiert diese hysterisch. Sie befürchtet, dass das Opfer Delaney auf Schmerzensgeld verklagen könnte. Delaney entgegnet ihr, das Opfer sei doch – ein Mexikaner. 2. Kapitel (aus Cándidos und Américas Sicht) Das Unfallopfer Cándido erbricht sich mehrmals auf dem Weg in sein provisorisches Camp im Canyon, in dem er mit seiner Frau América lebt. Schwer verletzt schleppt er sich zurück. América, die vergeblich den langen Weg nach Venice gewandert ist, um Arbeit zu finden, kehrt abends erschöpft „heim“ und findet ihn. Sie weiß, dass er eigentlich einen Arzt benötigt, kauft aber dann Fleisch für eine Suppe, Verbandszeug, Aspirin und Alkohol zur Desinfektion der Wunden. Cándido fällt in ein Fieberkoma, aus dem er erst nach zwei Tagen erwacht, furchtbar geschwächt und entstellt. América, die schreckliche Angst um ihn hat, weiß, dass sie jetzt für beide Geld verdienen muss, damit sie nicht verhungern. Cándido fühlt sich zwar in seiner Ehre als Mann gekränkt und fürchtet außerdem um Américas Sicherheit, muss sie aber gezwungenermaßen gehen lassen. Die Situation ist völlig anders als bei seiner ersten Reise in den Norden. Damals war er mit einer Gruppe Männer in den USA unterwegs gewesen, zu einer Zeit, in der es noch relativ viel Arbeit gab.
Unfallopfer Cándido
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2. Textanalyse und -interpretation
2.2 Inhaltsangabe 3. Kapitel (aus Delaneys Sicht) Delaney, Kyra und ihr Sohn Jordan leben in einer vornehmen, im spanischen Stil neu erbauten Siedlung in der Nähe von Los Angeles, zusammen mit den Terriern Osbert und Sacheverell und der Katze Dame Edith. Kyra ist eine ehrgeizige Maklerin und sehr erfolgreich in ihrem Beruf. Delaney betreut unterdessen den Stiefsohn Jordan und schreibt eine Kolumne für die Zeitschrift Wide Open Spaces, die er Pilgrim at Topanga Creek nennt. Neben der Flora und Fauna seiner Umgebung gilt seine Sorge globalen Themen wie Treibhauseffekt und Überbevölkerung. Delaney führt bis zu diesem Zeitpunkt ein sehr geregeltes Leben, jede Stunde seines Tages ist verplant. Er ist gerade dabei, den Frühstückstisch abzuräumen, als die Familie den Todesschrei eines ihrer Hunde hört. Ein Kojote hat Sacheverell gepackt und springt mit ihm über den Zaun. Delaney hetzt hinterher. Er ärgert sich maßlos darüber, dass seine Mitbewohner in der Siedlung den Kojoten immer wieder Essensreste hinausstellen und sie damit anlocken. Erfolglos kehrt er zurück. Kyra fährt, völlig aufgelöst, ins Büro. Mittags erlangt Delaney dann Gewissheit: Er entdeckt eine abgebissene Pfote von Sacheverell. Am Abend findet eine Eigentümerversammlung in Arroyo Blanco statt. Es soll über die Errichtung eines bewachten Tores an der Einfahrt der Siedlung abgestimmt werden. Während der Diskussion möchte Delaney, wie schon häufiger, das Thema auf das Füttern von Kojoten lenken. Obwohl er die Pfote des toten Hundes vorzeigt, findet er für sein Anliegen kein Gehör und geht hinaus. Dort spricht ihn Jack Jardine Jr. zunächst auf Kojoten, dann auf Mexikaner im Canyon an, da er ein Gespräch zwischen Delaney und seinem Vater, dem Anwalt der Mossbachers, über den Autounfall mitbekommen hat. Auf
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2.2 Inhaltsangabe dem Heimweg beschließt Delaney, die Pfote von Sacheverell in die Tiefkühltruhe zu legen. 4. Kapitel (aus Cándidos und Américas Sicht) Am nächsten Morgen besteht América erneut darauf, auch gegen Cándidos Wunsch zur Arbeitsvermittlung zu gehen. Cándido erinnert sich daran, wie er sie kennen gelernt hat, als Blumenmädchen bei seiner Heirat mit ihrer Schwester Resurrección. Schon damals hatte er im Norden gearbeitet und das Geld nach Hause geschickt. Nach einigen Jahren musste er bei seiner Rückkehr jedoch feststellen, dass Resurrección mit einem anderen Mann durchgebrannt war. Cándido hatte sich sinnlos betrunken und danach lange von seinem Dorf ferngehalten. Schließlich traf er América wieder. Sie war inzwischen 16 Jahre alt und sehr hübsch, und er wollte sie mit in den Norden nehmen. Am Nachmittag wacht Cándido in der Hitze auf und ist verrückt vor Durst. Gegen sein besseres Wissen trinkt er aus dem algendurchwachsenen Bach. Der Durchfall lässt nur wenige Stunden auf sich warten. Geschwächt hockt er hinter einem Felsen, als er Stimmen hört. Er fürchständige Furcht vor der tet, dass die Einwanderungsbehörde Einwanderungsbehörde auf ihre Spur gekommen ist. América wartet währenddessen bei der Arbeitsvermittlung im Kreise von 50 bis 60 Mexikanern. Candelario Pérez, der gewählte Sprecher, macht ihr nicht viel Mut, zumal auch Mary, eine alkoholisierte Weiße, dort nach Arbeit sucht. Die Arbeitsvermittlung schließt mittags, so dass América sich demoralisiert auf den Rückweg macht. Sie erinnert sich an ihren ersten illegalen Grenzübertritt, bei dem sie von ihren eigenen Landsleuten fast vergewaltigt worden wäre.
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2.2 Inhaltsangabe Cándidos und Américas armseliges Lager wurde allerdings nicht von La Migra entdeckt, sondern von zwei weißen Jugendlichen. Lachend verwüsten die beiden das Camp und schmieren die Parole Beaners Die (Tod den Bohnenfressern) an die Felswand. 5. Kapitel (aus Delaneys und Kyras Sicht) Als Delaney nach der Versammlung nach Hause geht, fährt ein altes Auto mit lauter Musik erst hinter, dann neben ihm her. Zu Hause denkt er darüber nach, in welcher Gefahr er sich möglicherweise befunden hat. Im Schlafzimmer ist trotz der späten Stunde noch Licht. Da Kyra sonst früh zu Bett geht, kann dies nur bedeuten, dass sie auf einen erotischen Abend vorbereitet ist. Delaney und sie sind gerade mitten im aufregenden Vorspiel, als sie nach Sacheverell fragt und er ihr gestehen muss, dass der Hund tot und seine Pfote im Gefrierschrank ist. Kyra springt auf, und der Abend ist ruiniert. Am nächsten Morgen hat Kyra Probleme, sich auf ihre Maklertätigkeit zu konzentrieren. Sie hat schlecht geschlafen und ärgert sich darüber, dass bei einem ihrer Verkaufsobjekte der Gärtner eine große Wasserpfütze im Eingangsbereich hinterlassen hat. Die potenziellen Käufer zeigen aber ohnehin nicht viel Interesse. Abends muss Kyra fünf Verkaufsobjekte abschließen. Die ersten vier erledigt sie schnell und mechanisch, beim fünften bleibt sie länger: Das Haus der Da Ros hat 20 Zimmer und eine fantastische Lage. Es entspricht genau ihrem eigenen Ideal eines Hauses. Während seine Frau unterwegs ist, arDelaneys Kolumne beitet Delaney an seiner Kolumne, in der er beschreibt, wie er draußen in der Wildnis beim Gesang der Kojoten eine idyllische Nacht verbringt. 2. Textanalyse und -interpretation
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2.2 Inhaltsangabe 6. Kapitel (aus Américas und Cándidos Sicht) Die beiden Mexikaner haben kaum noch etwas zu essen, so dass América beschließt, wieder zur Arbeitsvermittlung zu gehen. Das Paar streitet heftig; Cándido beschimpft América als Hure und schlägt sie. Sie versteht seine Frustration, weiß aber, dass sie gehen muss. Bei der Arbeitsvermittlung ist ein Neuer, José Navidad, der ihr einen Kaffee bringt, und ein unliebsames Gespräch aufzwingt. Der Mann ist América unheimlich, sein Aussehen und Benehmen unangenehm. Candelario Pérez findet heute eine Arbeit für sie, doch die Konkurrentin Mary drängt sich vor. Jim Shirley nimmt schließlich beide Frauen mit, für je sechs Stunden und 25 Dollar Lohn. Cándido sucht inzwischen einen neuen Lagerplatz, den er schließlich flussaufwärts nach Durchwaten eines kleinen Tümpels findet. Er baut eine Hütte aus Ästen, Zwirn und Plastiktüten, die er im Canyon findet, und schläft schließlich vor Erschöpfung ein. Gegen Abend wacht er auf und erschrickt, denn América weiß ja nicht, wo das neue Lager ist. Er kämpft sich zum ersten Mal seit dem Unfall den Berg hoch zur Straße. Auf dem Weg begegnet er dem unheimlichen José, der eine sichere Unterkunft im Canyon sucht. Cándido belügt ihn: Es sei dort unten zu gefährlich, ihm selbst sei alles gestohlen worden. Als er José Fragen stellt, verschwindet dieser schnell. Während Cándido auf dem Parkplatz auf América wartet, rempelt er versehentlich einen Weißen an und wird dafür beschimpft. Den Tag über arbeitet América bei Jim Shirley und reinigt Buddhastatuetten mit einer beißenden Säurelösung. Der Arbeitgeber taucht nach den abgesprochenen sechs Stunden nicht auf; sie arbeitet aber fleißig weiter in der Hoffnung, dass sie dann auch mehr Geld, ihr erstes eigenes Geld, verdienen wird. Mary wird dagegen immer langsamer, trinkt und beschwert
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2.2 Inhaltsangabe sich. Nach acht Stunden fährt Jim Shirley die beiden durch ein neu errichtetes Tor zurück. Nachdem er Mary abgesetzt und ihr, wie América vermutet, mehr als die versprochenen 25 Dollar gegeben hat, fordert er América auf, sich auf den Beifahrersitz zu setzen. Nicht genug damit, dass er ihr am Ende nur 25 Dollar bezahlt und sie rüde aus dem Auto wirft. Während der Fahrt fasst er ihr auch an den Oberschenkel. América ist innerlich aufgebracht und wütend, lässt die Hand aber dort liegen. 7. Kapitel (aus Delaneys und Kyras Sicht) Delaney hat alles für das Abendessen fertig, nur Nudeln fehlen ihm noch. Er schnappt sich Jordan und fährt zum Supermarkt, wo er fast Jack Jardine umrennt. Delaney fällt sofort wieder sein peinliches Verhalten bei der Eigentümerversammlung ein. Das Gespräch kommt auf das neu errichtete Tor, von dem Delaney nach wie vor nichts wissen will, das Jack aber für absolut notwendig hält, um die Siedlung vor Immigranten zu schützen. Delaney argumentiert, dass Amerika seit jeher eine Nation von Einwanderern ist und Immigranten immens wichtig für das Land seien. Jack Jr., Jack Jardines Sohn, unterbricht das Gespräch der beiden, weil er zu seiner Freundin möchte. Beim Verlassen des Geschäfts beobachten sie einen Fernfahrertypen, der von einem Mexikaner angerempelt wird. Der Mann beschimpft den Immigranten heftig, und Delaney erkennt mit Schrecken „seinen“ Mexikaner wieder, greift aber nicht ein (Rückbezug auf Kapitel 6). Kyra führt die Greuterts durch das Da-Ros-Haus. Sie gibt sich keine richtige Mühe, es zu verkaufen, weil es ihr nach wie vor als ihr Traumhaus vorschwebt.
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2.2 Inhaltsangabe Am nächsten Morgen sitzt Delaney am Computer und kann sich nicht richtig auf seinen Artikel konzentrieren. Der Vorfall mit dem Mexikaner geht ihm nicht aus dem Kopf. Inzwischen sieht er sich selbst als das Opfer, dem dieser Bettler durch eine List 20 Dollar abgepresst hat. Er denkt darüber nach, dass auch die Tiere, Pflanzen und Vögel, die er als „heimisch“ beschreibt, ursprünglich aus Europa eingeführt worden sind, und plant eine Artikelserie über diese Arten. Da er nicht vorwärts kommt, verlegt er seinen Nachmittagsspaziergang vor. Auf der Suche nach einem sicheren Parkplatz fährt er die Canyonstraße entlang und stellt das Auto schließlich in der Nähe einer Baustelle ab. Im Canyon findet er allerdings nicht die erhoffte Ruhe und naturbelassene Pflanzenwelt, sondern zwei Schlafsäcke und einen Haufen Müll. Ihn packt die Wut; er beschließt, später den Sheriff zu informieren. Beim Weiterwandern begegnet er zwei Mexikanern, die ein Gespräch beginnen. Er dreht sich jedoch wütend und auch etwas ängstlich um und geht zurück zur Straße. Entsetzt muss er dort feststellen, dass sein Wagen weg ist – gestohlen. Völlig durcheinander ruft Delaney Kyra an, die ihm rät, Jack zu verständigen. 8. Kapitel (aus Cándidos und Américas Sicht) Cándido hadert mit seinem Schicksal, während er über eine Stunde auf América wartet. Schließlich steigt sie aus Jim Shirleys Auto aus. Gemeinsam geben die beiden ihr erstes selbst verdientes Geld für Lebensmittel, darunter ein Schoko-Riegel, aus. Im Dunkeln tasten sie sich zurück in das neue Lager und können sich endlich satt essen. Am folgenden Morgen gehen sie zusammen zur Arbeitsvermittlung. Cándido hinkt noch immer, und auch sein Gesicht zeigt deutliche Spuren der Verletzungen. Jedes Mal, wenn ein poten-
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2.2 Inhaltsangabe zieller Arbeitgeber auftaucht, steht er als erster in der Reihe, aber niemand will ihn. América wird wieder von Jim Shirley mitgenommen; diesmal allein. Die Säurelösung scheint stärker zu sein, sie beißt in Augen und Nase. Außerdem hat América im Gegensatz zum Vortag keine Handschuhe bekommen. Die Haut ihrer Hände wird bereits weiß und schält sich. Obwohl sie dringend auf die Toilette müsste, wagt América nicht, das Zimmer zu verlassen, aus Angst, der pátron könnte denken, sie sei nicht fleißig genug. Irgendwann hält sie es nicht mehr aus und geht ins Badezimmer, das sie, zerzaust und schmutzig wie sie selbst ist, in all seiner Schönheit und Sauberkeit bewundert. Sie bittet nun auch Jim Shirley um Handschuhe, die er ihr mit einem Blick auf ihre verletzten Hände fluchend zuwirft. Am Abend bekommt América ihre 25 Dollar, ohne weitere Belästigung. Nach langem Warten auf Cándido macht sie sich allein auf den Rückweg in den Canyon, hungrig und müde, aber stolz auf ihre Leistung. Unten warten José und sein Freund auf sie. Sie versucht noch wegzulaufen, hat aber keine Chance; José reißt ihr América wird vergewaltigt das Kleid vom Leib und vergewaltigt sie. Zweiter Teil: El Tenksgeevee 1. Kapitel (aus Delaneys und Kyras Sicht) Delaney holt sich in der Acura-Vertretung seinen neuen Wagen ab. Kenny Grissom erklärt ihm dabei, dass solche Diebstähle ständig passieren und die Autos einfach in Mexiko verschwinden. Zuvor hatte nicht nur die Polizei seine Anzeige ohne großes Interesse aufgenommen, sondern Jack Jardine ihm auch prompt einen Vortrag gehalten, in dem sich der Anwalt allgemein über die Mexikaner beschwerte, die früher oder später alle kriminell würden. 2. Textanalyse und -interpretation
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2.2 Inhaltsangabe In einem indischen Restaurant, in dem er sich mit Kyra zum Mittagessen trifft, übergibt Delaney sein neues Auto einem mexikanischen Parkwächter. Beim Verlassen des Restaurants regt sich Kyra darüber auf, dass jemand seinen Hund bei der Hitze im Auto gelassen hat, und fragt trotz aller Eile im Restaurant nach. Als der Besitzer auftaucht, schnauzt er sie nur an und fährt weg. Wütend über das schlechte Benehmen des Hundebesitzers beschließt Delaney, in den Hügeln über dem Meer wandern zu gehen. Er parkt seinen Wagen, kommt aber nicht weit, da er ständig an das neue Auto denken muss. Er befürchtet, dass es gestohlen werden könnte. Seiner Paranoia wohl bewusst, kann er nicht anders: Er kauert sich in ein Gebüsch, beobachtet seinen Wagen und wartet. Kyra ist auf dem Weg zu Kunden, denen sie ein kleines Geschenk bringen möchte. Ganz Maklerin hält sie dabei ständig Ausschau nach Veränderungen, als ihr eine große Gruppe von Mexikanern vor einem Supermarkt auffällt. Spontan hält sie an und fragt die Kassiererinnen, ob dort immer so viele Männer herumstehen. Doch die beiden Frauen zucken nur die Achseln: Es seien nicht mehr oder nicht weniger als sonst. Kyra schaut sich in dem Viertel etwas um und bemerkt die heruntergekommenen Wohnungen, in denen anscheinend vor allem Mexikaner leben. Deren zunehmende Zahl Mexikaner sind schlecht für ist, wie sie befürchtet, schlecht für ihr Kyras Geschäfte Geschäft: Die Einwanderer schrecken die gutsituierten Kunden ab. Sie beschließt, etwas zu unternehmen. Auf dem Parkplatz wird sie sogar von einem jungen Mann angesprochen, der nach Arbeit fragt. Nach dem Kundenbesuch fährt Kyra schnell nach Hause, um zu sehen, ob Al Lopez, dessen Firma bei ihnen alle anfallenden Arbeiten erledigt, bereits mit der Erhöhung des Zaunes fertig
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2.2 Inhaltsangabe ist. Der neue Zaun soll verhindern, dass noch einmal ein Kojote in den Garten gelangt. Al Lopez bietet ihr an, auch gleich den Boden gegen Schlangen abzudichten. Erschrocken erkennt Kyra in einem der Arbeiter Cándido. Später, beim Abschließen der Häuser, fällt ihr am Da-Ros-Haus ein Einkaufswagen auf, der – meilenweit von jedem Geschäft entfernt – im Gebüsch liegt. Das Haus selbst ist unversehrt, aber sie vermutet Camper auf dem Grundstück. Bei einem Rundgang überrascht sie José Navidad mit seinem Freund, die beide angeblich nur „wandern“. Kyra bekommt Angst. Geistesgegenwärtig lügt sie, dass das Haus ihr gehöre und ihr Ehemann und Bruder drinnen warteten, woraufhin die beiden Mexikaner verschwinden. 2. Kapitel (aus Cándidos und Américas Sicht) Cándido hat Glück und bekommt Arbeit bei Al Lopez, der gut Englisch spricht und voll in das US-amerikanische System eingegliedert ist. Für fünf Dollar die Stunde setzt Cándido in einer Wohnsiedlung Zaunpfähle. Obwohl er nur für einen kranken Arbeiter aushilft, sieht Cándido die Chance für einen Neubeginn. Er erinnert sich an seine ersten Arbeitsstellen in den Vereinigten Staaten, zunächst bei der Kartoffelernte in Idaho. Danach wurde er von Freunden überredet, noch weitere zwei Monate als Gärtner in Canoga Park bei Los Angeles zu verbringen. Ihr schrottreifer Wagen wurde jedoch auf halbem Weg von der Polizei aufgegriffen. Cándido musste fliehen. Nur durch die Hilfe eines Farmers wurde er vor Hunger- und Kältetod gerettet und schaffte es bis nach Los Angeles. Der Verdienst dort war gut, 160 Dollar die Woche, bis La Migra einen Tipp erhielt. Bei der Razzia floh er mit zwei Jugendlichen über eine achtspurige 2. Textanalyse und -interpretation
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2.2 Inhaltsangabe Schnellstraße; die beiden Teenager wurden überfahren, nur Cándido entkam. Nach dieser traumatischen Erfahrung irrte er durch die Gegend bis zum Topanga Canyon und betrank sich. Anschließend kehrte er zu Resurrección nach Mexiko zurück. Damals war er zum ersten Mal im Canyon gewesen, diesmal soll alles anders sein; er will América beschützen. Nach zehn Stunden Arbeit und mit 50 Dollar Lohn in der Tasche kommt er freudestrahlend im Lager an. América ist mit dem Zusammennähen ihres Kleides beschäftigt. Er schlägt vor, ihr am nächsten Tag ein neues Kleid zu kaufen, doch sie reagiert nicht. Nachdem er an ihrem Nacken Wunden entdeckt hat, vermutet er eine Vergewaltigung durch den Arbeitgeber, aber sie gesteht nur, dass ihr zwei Fremde das ganze Geld abgenommen haben. Die Tage vergehen und América grübelt darüber nach, warum ihr Wasserlassen unglaubliche Schmerzen verursacht – ist es eine Nachwirkung der Vergewaltigung oder nur ein neues Stadium der Schwangerschaft? Sie kann niemanden fragen und traut sich auch nicht mehr zur Arbeitsvermittlung. Ihr bleibt nur, alte Zeitschriften zu lesen und Kojoten zu beobachten. Nach drei Wochen betrinkt sich Cándido: Al hat ihm gekün digt, da sein ursprünglicher Arbeiter, der eine Arbeitserlaubnis hat, wieder gesund ist. Cándido ist wütend und fragt América erneut wegen der Fremden aus; er vermutet immer noch, dass sie vergewaltigt worden ist. Auf der einen Seite ist er voll Mitleid, auf der anderen Seite würde er sie am liebsten verprügeln – und hasst sich dafür. 3. Kapitel (aus Delaneys Sicht) Kyra erzählt Delaney, sie habe mit Mike Bender dafür gesorgt, dass die mexikanischen Tagelöhner vor dem Supermarkt verschwinden, damit angehende Hauskäufer nicht durch sie
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2.2 Inhaltsangabe verschreckt werden. Sie bemerkt, dass Delaney dies mit gemischten Gefühlen aufnimmt und wechselt schnell das Thema. Delaney hört dem folgenden Tratsch über eine Kollegin aus dem Büro nicht richtig zu, sondern denkt über ein Treffen nach, an dem er zwei Tage zuvor mit Jack Jardine teilgenommen hat. Das Treffen fand bei Dominick Flood statt, einem Ex-Bankmanager, der wegen „unkluger Investitionen“ zu drei Jahren Hausarrest verurteilt worden ist, bei Tragen einer elektronischen Fußfessel. Auch Jim Shirley und einige andere Nachbarn waren dort. Das Gespräch konzentrierte sich bald immer mehr auf Berichte von Einbrüchen und Überfällen, auf Immigranten und die Überlegung, die Wohnsiedlung durch Bau Siedlung durch den Bau einer Mauer einer Mauer schützen zu schützen. In Kürze werde auch die Arbeitsvermittlung geschlossen, erzählte Dominick Flood. Um die unangenehmen Gedanken loszuwerden, schlägt Delaney Kyra vor, ins Kino zu gehen. Sie lehnt aus Zeitmangel ab. In diesem Moment klettert vor ihren Augen ein Kojote über den Zaun und schnappt sich Osbert. Delaney hat keine Chance, ihn einzuholen. 4. Kapitel (aus Cándidos und Américas Sicht) Cándido findet für fünf Tage Arbeit, die zwar schlecht bezahlt wird, aber er ist trotzdem froh. Leider betrügt ihn der Arbeitgeber um den Lohn des letzten Tages. Cándido und América haben bisher 320 Dollar gespart, bei weitem noch nicht die Hälfte von dem, was sie für eine Wohnung brauchen. Dann schließt die Arbeitsvermittlung auf Betreiben mehrerer Anwohner, und Cándido verzweifelt fast. Ziellos läuft er durch die Stadt. Auf dem Parkplatz vor dem Supermarkt entdeckt er einen blauschwarzen Lexus mit einer Aktentasche und einer 2. Textanalyse und -interpretation
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2.2 Inhaltsangabe Damenhandtasche auf dem Autositz. Er stellt sich vor, wie viel Geld darin sein könnte, und kämpft mit sich, ob er die Taschen stehlen sollte. Plötzlich kommt eine Frau auf ihn zu und schiebt ihm ein paar Münzen in die Hand. Er schämt sich wie noch nie in seinem Leben. América hingegen schöpft neue Hoffnung, als sie von der Schließung der Arbeitsvermittlung hört; endlich würden sie den Canyon verlassen. Cándido will jedoch nur nach Canoga Park gehen, um dort Arbeit zu suchen. América soll im Lager bleiben. Sie reagiert entsetzt: Wie kann er sie in der Wildnis, bedroht von Tieren und den zwei unheimlichen fremden Männern, allein lassen? Er willigt schließlich ein, sie mitzunehmen und vielleicht sogar die Nacht in einem billigen Motel zu verbringen. Früh am Morgen machen sie sich auf den Weg. Es ist ein beschwerlicher Gang für die schwangere América, doch bewundert sie die schönen Häuser und Gärten, an denen sie vorbeikommen, die Schaufensterfronten und Geschäfte. Sie fühlt sich wohl, als sie schließlich in einem billigen Restaurant unter Spanisch sprechenden Menschen sitzen und etwas essen können. Die Arbeitssituation ist allerdings auch in Canoga Park schlecht. Zu viele Mexikaner kommen inzwischen auf eine Arbeitsstelle. Bis zum Abend bemüht sich Cándido vergeblich um einen Job, dann sitzen die beiden müde und hungrig auf dem Platz vor der Post. Ein Mann bietet ihnen eine Übernachtung in der Wohnung seiner Tante an, für zehn Dollar pro Kopf. Cándido möchte sich die Wohnung ansehen und lässt América vor der Post zurück.
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2.2 Inhaltsangabe 5. Kapitel (Delaneys Artikel Pilger am Topanga Creek) Delaney beschreibt die Anpassungsfähigkeit des Kojoten und seine zunehmende Verbreitung in der Nähe menschlicher Wohnsiedlungen. Er ist fasziniert von diesen Tieren und ihrem starken Überlebenswillen, erkennt aber auch die Gefahren, die von ihnen ausgehen. Er berichtet von Angriffen auf Haustiere und sogar ein Baby. Der Kojote sei einerseits ein nützliches Tier, das organischen Müll beseitige, andererseits eine Plage, die der Mensch durch sein Verhalten und sein Unverständnis für die wilde Natur selbst auf sich ziehe. 6. Kapitel (aus Kyras und Delaneys Sicht) Kyra sorgt sich um das Da-Ros-Haus, das sie nicht verkaufen kann, weil es zu groß, zu abgelegen und zu teuer ist. Auch die Sicherheitsfrage ist prekär. Der Tod ihrer beiden Hunde macht ihr immer noch schwer zu schaffen. In dieser Situation ruft Jack Jardine an und überzeugt sie, dass eine Mauer um die Arroyo-Blanco-Siedlung das Beste für alle wäre; dadurch würden sie schließlich auch vor Kojoten geschützt. Zu Hause diskutiert sie mit Delaney, der strikt gegen die Mauer ist. Kyra argumentiert hitzig, dass auf diese Art und Weise sowohl Einbrecher als auch Kojoten ferngehalten würden. Delaney verbietet ihr, bei dem Mauer-Komitee mitzuarbeiten, woraufhin sie die beiden folgenden Nächte in Jordans Zimmer schläft. Über den Streit nachdenkend, fährt Streit zwischen Kyra und Kyra auf das Da-Ros-Gelände. Seit sie Delaney wegen der Mauer dort die beiden Mexikaner im Garten getroffen hat, meldet sie sich bei ihren Besuchen stets telefonisch im Maklerbüro an und ab, als Vorsichtsmaßnahme. Alles ist scheinbar in Ordnung. Bezaubert von der Schönheit des
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2.2 Inhaltsangabe Gartens und Hauses will sie gerade wieder gehen, als ihr Blick auf die Rückseite der Villa fällt. In riesigen Buchstaben sind zwei Worte quer auf die Mauer gesprüht worden: PINCHE PUTA (Verdammte Hure). Verwirrung, Wut und Angst mischen sich in ihr. Delaney hört im Gemeinschaftszentrum ein Gespräch zwischen Jack Jr. und seinem Freund mit, in dem sie sich höchst abwertend über mexikanische Frauen auslassen, und philosophiert, dass dies das Ergebnis der Ausgrenzung von Ausländern sein müsse. Auf dem Heimweg spricht ihn Todd Sweet an, der Delaney bittet, mit ihm zusammen einen Artikel gegen die Errichtung der Mauer zu schreiben. Obwohl er ebenfalls gegen die Mauer ist, weicht Delaney aus. Er will den Streit mit Kyra nicht eskalieren lassen. Vor dem Haus der Cherrystones hält er einen Mexikaner fest, der einen verdächtigen und unangenehmen Eindruck auf ihn macht, bis sich herausstellt, dass der Mann – José Navidad – nur Informationsblätter über eine Eigentümerversammlung zum Thema Mauerbau verteilt. 7. Kapitel (aus Américas und Cándidos Sicht) América wartet über eine Stunde auf Cándido, bevor sie sich auf die Suche nach ihm macht. Sie weiß nicht, wohin sie sich wenden soll. Im Dunkeln kehrt sie voller Sorge, hungrig und müde zur Post zurück, Cándido jedoch bleibt verschwunden. Kurz vor Mitternacht taucht Cándido blutüberströmt wieder auf. Der „Neffe“ und sein Kumpane haben ihn niedergeschlagen und das ganze Geld geraubt. Cándido und America sind verzweifelt. An einer Tankstelle wäscht sich Cándido das Blut ab, und trotz Américas angewidertem Protest holt er für sie Essensreste aus dem Müllcontainer eines Schnellrestaurants.
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2.2 Inhaltsangabe 8. Kapitel (aus Delaneys, Kyras und Cándidos Sicht) Im Herbst sitzt Delaney an seinem Artikel, als ein Mann von einer Bautruppe um Zugang zu seinem Grundstück bittet. Der Bau der Mauer ist fast abgeschlossen, nun ist sein Grundstück an der Reihe. Delaney öffnet die Tür, und mexikanische Arbeiter bringen Werkzeuge und Materialien hinter das Haus. Es ärgert ihn, dass er nun nicht mehr ohne Umwege aus der Siedlung in die Berge gelangen kann. Seit dem zweiten unangenehmen Vorfall auf dem Da-Ros-Gelände begleitet Delaney Kyra jeden Abend beim Abschließen der Objekte. Er hat eigentlich wenig Lust dazu und wünscht sich, Kyra würde einfach das Da-Ros-Haus als Verkaufsobjekt abgeben. Ihr Gespräch dreht sich um den Bau der Mauer, der Delaney wütend macht. Um ihn zu besänftigen, schenkt Kyra ihm eine Klappleiter, mit deren Hilfe Delaney jederzeit über die Mauer in „seine“ Natur steigen kann. Auf dem Heimweg kaufen sie für ihre Thanksgiving-Party (Erntedankfest) ein. Die Cherrystones und Jardines sowie Kyras Familie sind eingeladen; die Einkaufsliste ist recht lang. An der Kasse erhalten sie einen Truthahn geschenkt – das Gratisangebot der Woche für Großeinkäufe. Noch ist es im Canyon heiß und windig, doch die Tage werden bereits kürzer und die Nächte sind kalt. Cándido sorgt sich wegen des Wetters, schließlich steht die Geburt seines Sohnes bevor. América ist seit ihrer Rückkehr aus Canoga Park vollkommen apathisch, sie spricht nicht mehr, weigert sich zu kochen und wäscht sich nicht mehr. Unverhofft findet Cándido unregelmäßige, aber gut bezahlte Arbeit bei Señor Willis und schöpft wieder Hoffnung. An Thanksgiving geht auch er einkaufen. Zwei Männer in der Schlange vor ihm wissen mit dem Truthahn, den die Kassie-
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2.2 Inhaltsangabe rerin ihnen für ihren großen Einkauf gratis mitgibt, nichts anzufangen und schenken ihn Cándido. Strahlend läuft Cándido damit zurück zu América, die zum ersten Mal wieder lächelt. Er macht ein Feuer und beide freuen sich auf das Festessen. Der Wind jedoch reißt die Flammen aus ihrem Kohlebett und treibt die Glut hinauf in die trockenen Bäume. Dritter Teil: Socorro 1. Kapitel (aus Delaneys und Kyras Sicht) Delaney und Kyra ziehen sich für die nachmittägliche Cocktailparty bei Dominick Flood um. Es ist Thanksgiving, und Kit Menaker, Kyras Mutter, ist zu Besuch. Etwa hundert Gäste haben sich bei Flood eingefunden, und die geschiedene Kit beginnt sofort mit dem Gastgeber zu flirten. Delaney ist nervös wegen Jordan, der mit dem Hausmädchen Orbalina allein zu Hause ist, und auch wegen des Truthahns in der Bratröhre. Er befürchtet zudem, dass sich alle ihre Gäste bereits hier am Riesenbüfett satt essen werden. Verloren steht er herum, bis Jack Jardine mit Frau und Sohn auftaucht. Jack spricht Delaney auf seinen Kojoten-Artikel an, auf den er eine Menge protestierender Leserbriefe erhalten hat. Über die heftigen Reaktionen ist Delaney überrascht gewesen, hatte er doch nie eine Tötung der Kojoten gefordert; die Leser müssen den Artikel wohl missverstanden haben. Das Gespräch kommt in diesem Zusammenhang auch wieder auf die ungeliebte Mauer. Kyra amüsiert sich im Gegensatz zu Delaney prächtig. Sie driftet ganz entspannt durch die Menschenmenge und fühlt sich fast wie zu Hause. Gegen vier Uhr wird Buschfeuer im Canyon plötzlich ein Buschfeuer im Canyon gemeldet. Delaney, Kyra und eine missmutige Kit fahren heim zu
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2.2 Inhaltsangabe Jordan. Dort verfolgen sie im Fernsehen einen Bericht über den Brand. Da sich das Feuer den Canyon hoch in Richtung ihrer Siedlung auszubreiten scheint, beginnen sie zu packen. 2. Kapitel (aus Américas und Cándidos Sicht) América vermisst ihre Mutter und die Familie. Sie fühlt sich elend, gibt innerlich Cándido die Schuld an allem, was ihnen bisher zugestoßen ist, und will nur noch nach Hause. Nur langsam erholt sie sich von ihrer bodenlosen Enttäuschung, die sie Cándido auch spüren lässt. Erst der Truthahn lockt sie aus ihrer Reserve und sie umarmt Cándido. Als dann plötzlich die Flammen hochschlagen, denken beide, sie müssten sterben. Cándido jagt mit ihr den Canyon hinauf zur Straße, vorbei an Polizei und Feuerwehr, bis zum chinesischen Geschäft, wo sie etwas Wasser trinken können. América weigert sich zunächst, weiter zu gehen, egal ob sie verbrennen oder überleben. Die Flucht führt letztendlich die westliche Canyonwand hinauf; dort verbergen sie sich in den Büschen. Cándido ist voller Schuldbewusstsein und Angst vor den Polizisten, schließlich hat er das Feuer verursacht. Ausgerechnet jetzt platzt bei América die Fruchtblase – die Geburt kündigt sich an. Beide sind überfordert mit der Situation. Cándido sucht in der Dunkelheit nach Hilfe und findet einen Geräteschuppen, in dem América ihr Kind bekommen kann. Während América von den Schmerzen der Wehen überwältigt wird, taucht eine Siamkatze auf. 3. Kapitel (aus Delaneys und Kyras Sicht) Delaney und Kyra haben für die Evakuierung gepackt und beobachten nun zusammen mit Freunden und Nachbarn die Löschkolonnen. Kyra macht sich Sorgen um ihre Maklerob2. Textanalyse und -interpretation
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2.2 Inhaltsangabe jekte. Jack Cherrystone kommt mit einer Flasche Whisky an und Delaney, der eigentlich schon mit dem Bier bei Flood genug hatte, trinkt einen großen Schluck. Beide bemerken, wie José Navidad mit seinem Freund den Canyon herauf kommt, und vermuten voller Hass, dass die beiden Mexikaner das Feuer verursacht haben. Sie verständigen den anwesenden Polizeioffizier, der selbst mexikanischer Abstammung ist. Dieser befragt die Männer und will sie mitnehmen, als ein Handgemenge zwischen Delaney und José entsteht, bei dem sie sich gegenseitig wüst beschimpfen. Die Mexikaner werden abgeführt und Delaney trinkt wütend weiter. Am nächsten Morgen dürfen die Bewohner von Arroyo Blanco wieder in ihre Häuser zurück, nachdem das Feuer, das erst kurz vor der Siedlung Halt machte, unter Kontrolle ist. Delaney leidet unter einem Kater – und einem schlechten Gewissen. Er macht sich Vorwürfe wegen des Vorfalls mit den beiden Mexikanern. Hätte er sich ebenso verhalten, wenn die Männer weiß gewesen wären? Er erinnert sich an Situationen, in denen er das Gefühl hatte, die ganze Welt sei gegen ihn, vor Jahren bei einer Anti-Atomkraft-Demonstration oder als Abtreibungsgegner ihn und seine erste Frau auf dem Weg zur Frauenklinik angegriffen hatten. Nun ist er einer der Angreifer. Unterdessen macht sich Jordan Sorgen um die Siamkatze Dame Edith. Bei ihrer Flucht vor dem Feuer war sie nicht aufzufinden gewesen. Kyra ruft das Maklerbüro an und schaltet schnell den Fernseher ein. Dem Büro zufolge soll das Haus der Da Ros abgebrannt sein, aber in den TV-Nachrichten wird davon nichts erwähnt. In diesem Moment erscheint Kyras Mutter, die Dominick Floods Fußfessel in ihrer Handtasche gefunden hat. Er hat Kit dazu benutzt, in dem Chaos während des Feuers zu flüchten.
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2.2 Inhaltsangabe 4. Kapitel (aus Cándidos Sicht) Während der Wehen hält América die Katze in den Armen, bis in den ersten Morgenstunden endlich das Kind geboren wird. Der von Cándido erhoffte Sohn ist zu seiner Überraschung eine Tochter, die América „Socorro“ (span. Rettung, Hilfe) nennen möchte. Cándido weiß, dass er einen vernünftigen Unterschlupf finden muss; im Schuppen können sie nicht bleiben. Er sucht in der Siedlung Arroyo Blanco nach brauchbaren Materialien und findet Werkzeug, Obst und Gemüse. Über die Mauer kletternd, ergreift er auch noch einen Eimer Hundefutter. Jede Minute können die Evakuierten zurückkehren und ihn entdecken. In rasender Eile trägt er Holzpaletten, die er hinter dem Geräteschuppen entdeckt, den Hügel hoch und baut daraus eine provisorische Unterkunft. Nur das Dach fehlt noch. Dafür muss er noch einmal in die Wohnsiedlung. Die ersten Autos rollen bereits heran, als er zwei Futternäpfe und einen Teppich aus einer Hundehütte stiehlt und auch das locker aufliegende Plastikdach eines Gewächshauses mitnimmt. Frau und Tochter sind ihm jetzt wichtiger als alle Moral. Die Bewohner eines Hauses erscheinen plötzlich, und Cándido flüchtet auf das nächste Grundstück. Diesen Garten erkennt er wieder, hier hat er selbst den Zaun errichtet. Die Wut packt ihn: Warum sind die Reichen so reich, während er und seine Familie fast verhungern? Zurück bei América, schläft er erschöpft ein. Als er wach wird, hat América schon eine ganze Menge von dem Obst gegessen. Cándido sorgt sich, da seine Frau jetzt stillen muss und andere Nahrung – Fleisch – benötigt. In diesem Moment schleicht die Siamkatze in ihre Hütte.
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2.2 Inhaltsangabe 5. Kapitel (aus Kyras und Delaneys Sicht) Kyra fährt zum Haus der Da Ros und ist schockiert: Es ist völlig abgebrannt. Die Maklerin weiß, dass in dieser Gegend in den nächsten Monaten keine Häuser verkauft werden können; potenzielle Käufer haben nach einem Feuer Angst. Der Brand trifft sie aber auch persönlich – all die von ihr bewunderte Schönheit ist zerstört. Warum musste es gerade dieses Haus treffen, warum ist nicht stattdessen ein anderes ihrer Verkaufsobjekte verbrannt? Um sie abzulenken, schlägt Delaney ihr zu Hause einen Spaziergang vor. Dabei könnten sie auch gleich nach der Katze Dame Edith suchen, die noch immer verschwunden ist. Unterwegs treffen sie Jack Jardine, der ihnen etwas zeigen möchte. Sie quetschen sich in seinen Oldtimer und erkundigen sich nach dem Verbleib des flüchtigen Dominick Flood, dessen Anwalt Jack ist. Jack antwortet ausweichend, dass andere diesen Job übernommen hätten. An der Mauer der Wohnsiedlung angekommen, zeigt er ihnen SchmiereSchmierereien am Tor reien, die jemand an beiden Seiten des Arroyo Blancos Tores zu Arroyo Blanco hinterlassen hat. In Delaney steigt wieder Hass auf. Im Dezember – Dame Edith und Dominick Flood sind nicht wieder aufgetaucht – hat Delaney wenig zu tun. Deshalb beschließt er, den oder die „Graffitikünstler“ zu fangen. Er baut am Tor zwei Kameras mit Selbstauslöser auf und hält zusätzlich nachts Wache. Als er eine Nacht auslässt, um mit Kyra ins Kino zu gehen, lösen die Kameras aus. Die Mauer ist jedoch frei von Schmierereien. Delaney entwickelt die Fotos in der Dunkelkammer der Cherrystones und stellt überrascht fest, dass sie „seinen“ Mexikaner zeigen.
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2.2 Inhaltsangabe 6. Kapitel (aus Cándidos und Américas Sicht) Die mexikanische Familie wohnt noch immer in der nun etwas ausgebauten Hütte und ernährt sich von Katzeneintopf, den Cándido zubereitet hat und den América für Kanincheneintopf hält. América will nach Hause, zurück América will zurück nach Mexiko nach Mexiko, doch ihr erspartes Geld ist im Canyon verbrannt. Sie verlangt, dass Socorros Geburt in den USA zumindest registriert und das Kind von einem Priester getauft wird, aber der Weg nach Canoga Park ist weit. Nachdem América feststellt, dass irgendetwas mit dem Baby nicht in Ordnung ist, bearbeitet sie Cándido mit der neuen Forderung, Socorro von einem Arzt untersuchen zu lassen. Er will jedoch nichts davon wissen, das Kind sehe ganz gesund aus, und einen Arzt könnten sie ohnehin nicht bezahlen. Verzweifelt wartet Cándido jetzt tagsüber vor dem Postamt auf mögliche Arbeitgeber, obwohl er weiß, wie gefährlich es dort für ihn sein könnte. Hinter dem Gebäude hört er den durch den Regen angeschwollenen Bach brausen. Cándido ist sehr erleichtert, dass sie nicht mehr an der alten Lagerstelle im Canyon leben, denn die dürfte inzwischen völlig überschwemmt worden sein. Als er vom Postamt weggeschickt wird, fällt ihm zum ersten Mal auf, dass die Brücke, die zum Sägewerk führt, tatsächlich eine Funktion hat: Im vormals trockenen Bachbett brandet nun das Wasser gegen die Pfeiler. Um halb fünf gibt er auf. Er sucht gerade entlang der Straße nach Dosen, als ein weißer Wagen ihm den Weg abschneidet. Der Mann, der ihn vor Monaten angefahren hat, der, wie Cándido meint, seinen hässlichen rothaarigen Sohn geschickt hat, um ihr Lager im Canyon zu zerstören, und mit dem das ganze Unglück begann, brüllt ihn an, stehen zu bleiben: Delaney.
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2.2 Inhaltsangabe 7. Kapitel (aus Delaneys und Kyras Sicht) Delaney kommt gerade von einer Gärtnerei, als er „seinen“ Mexikaner am Straßenrand sieht. Ohne weiter auf den Verkehr zu achten, fährt er auf den Seitenstreifen. Das Autoheck ragt noch auf die Fahrbahn, doch das ist ihm egal. Er springt aus dem Wagen und ruft die Polizei an. Cándido taumelt über die Straße, ein Pick-up-Laster kann gerade noch ausweichen und knallt in Delaneys neuen Acura. Delaney versucht dem herbeigerufenen Polizisten klar zu machen, dass er ein Foto von dem verrückten Mexikaner habe, der sich vor Autos wirft, um die Versicherung zu kassieren, und der auch die Mauer der Arroyo-Blanco-Siedlung beschmiert hat, aber der Beamte ist nicht daran interessiert. Delaney habe den Verkehr behindert; damit ist der Fall für die Polizei erledigt. Der Acura wird abgeschleppt, und Delaney folgt zu Fuß im strömenden Regen Cándidos Spur. Kyra will unterdessen Jordan bei einem Freund abholen, verfährt sich aber im Regen – diesen Teil von Agoura kennt sie nicht so gut. Als der Regen nachlässt, sieht sie, wie schön die Gegend ist. Mit geschultem Blick betrachtet sie die Häuser und entdeckt ein „Von-Privat-zu-verkaufen“- Schild. Gespannt fährt sie zum Haus und möchte es sich ansehen. Cándidos Spur führt Richtung Arroyo Blanco. Da es dunkel wird, beschließt Delaney heimzugehen, sich umzuziehen und eine Taschenlampe zu holen. Das Tor wurde schon wieder mit Graffiti beschmiert. Eine der Kameras ist zerstört, die andere hat jedoch ausgelöst. Delaney holt sich den Revolver, den ihm Jack vor einiger Zeit „zum Schutz seines Heims“ aufgeschwatzt hat. Anschließend geht er zu den Cherrystones, um den Film zu entwickeln. Erstaunt stellt er fest, dass Jack Jardine Jr. der Schmierfink ist, und wirft die Fotos in den Müll. Für ihn ist
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2.2 Inhaltsangabe Cándido schuldig – schuldig an viel mehr als den Graffiti. Entschlossen macht er sich im Regen, in Schlamm und Matsch, auf den beschwerlichen Weg den Hügel hinauf, auf dem er damals auch den Kojoten verfolgt hat. Als er Rauch riecht, greift er zu seiner Waffe. 8. Kapitel (aus Cándidos, Delaneys und Américas Sicht) Cándido erreicht, von der erneuten Begegnung mit Delaney noch immer verstört, die Hütte. Er erzählt América davon, und sie vermutet, dass Delaney ein Rassist sei, der Cándido schon damals mit Absicht angefahren hat. Nach dem Essen gesteht América, dass sie Angst habe um ihr Kind, das nicht sehen könne. Schuld an Socorros Blindheit sei die Vergewaltigung damals im Canyon. In diesem Moment stürzt Delaney mit seinem Revolver in die Hütte. Bevor Zeit für eine Reaktion ist, werden alle von einer Schlammlawine erfasst, die Hütte und Menschen den Hügel hinab spült. Sie werden in den Bach geschwemmt, der sich mittlerweile in einen reißenden Fluss verwandelt hat. Erst beim Postamt werden die Wasser- und Geröllmassen aufgehalten, und América kann Cándido auf das sichere Dach ziehen. Das Baby Socorro ist jedoch von ihnen gerissen worden. Aus den schwarzen Fluten reckt sich eine weiße Hand und klammert sich an die Dachschindeln. Ohne zu überlegen ergreift Cándido die Hand.
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2.3 Aufbau
2.3 Aufbau Der Roman gliedert sich in drei Teile, die mit Arroyo Blanco, El Tenksgeevee und Socorro überschrieben sind. Sie bestehen jeweils aus acht Kapiteln, deren Länge abnimmt. Der dritte Teil ist der kürzeste. Die Perspektive wechselt sich ab: Einem Kapitel, das sich mit dem Leben der Mossbachers und damit der weißen oberen Mittelklasse Kaliforniens befasst, folgt stets ein Kapitel über die Mexikaner, die Unterklasse und illegalen Einwanderer. Dieses Pendeln zwischen dem Leben der zwei Paare öffnet den Blick für die Gleichzeitigkeit der beiden völlig unterschiedlichen Welten, in denen der Roman spielt. Als ihre einzige Gemeinsamkeit erscheint dabei der Ort der Handlung, Topanga. Unterbrochen wird der alternierende Aufbau von zwei Kapiteln, in denen sich die beiden Handlungsstränge überlagern: Kapitel II, 8 stellt neben Delaneys und Kyras auch Cándidos Erlebnisse dar, Kapitel III, 8 erzählt aus Cándidos und Américas sowie Delaneys Sicht. In den Kapitelzusammenfassungen ist dies stets angegeben. Einige Kapitelanfänge markieren unmittelbar die Perspektivenwechsel, indem die Geschichte genau in dem Moment einsetzt, in welchem die Handlung des vorherigen Kapitels endet (z. B. III, 6 und III, 7). Andere Kapitel erzählen ein- und dasselbe Ereignis aus den verschiedenen Blickwinkeln der Protagonisten. Bestes Beispiel dafür sind die Kapitel I, 6 und I, 7. Hier ist jeweils Thema, wie Cándido auf dem Parkplatz versehentlich einen Mann anrempelt und daraufhin beschimpft wird. Das erste Mal wird diese Begebenheit aus Cándidos, das zweite Mal aus Delaneys Sicht dargestellt. In I, 5 und in II, 5 findet sich Delaneys Kolumnen kommentieren Kolumne Pilgrim at Topanga Creek. In symbolisch die Handlung Teil III ist dann keine Kolumne mehr
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2.3 Aufbau zu lesen. Stattdessen wird zuvor von Delaneys Recherchen für seine Artikel sowie von seinen erfolglosen Versuchen berichtet, sich auf das Schreiben zu konzentrieren (II, 8). Die Kolumnen kommentieren symbolisch den Handlungsablauf. Zeitliche Struktur Das Verhältnis von Erzählzeit und erzählter Zeit variiert in den einzelnen Kapiteln. Gegen Ende beschleunigt sich die Handlung, d. h. die erzählte Zeit ist kürzer als am Anfang. I, 1 I, 3 I, 8 II, 2 II, 3
II, 4 II, 8
III, 1 III, 2
Delaney fährt auf der Canyonstraße Cándido an. Vier Tage nach dem Unfall. America und Cándido sind bereits seit sechs Wochen im Canyon. Wochen vergehen, Cándido hat schon drei Wochen für Al Lopez gearbeitet. Es ist Ende Juli. An einem Sonntag Mitte August. Die Arbeitsvermittlung wird „heute in einer Woche“ geschlossen werden, sagt Dominick Flood beim Treffen einiger Bewohner der Siedlung. Die Arbeitsvermittlung ist geschlossen, also ist es Ende August. Gleich zu Beginn wird von der Herbst-Tagundnachtgleiche (equinox) berichtet: Es ist Mitte Oktober. Dann Wechsel zum Thanksgiving weekend. Das amerikanische Thanksgiving ist ein gesetzlicher Feiertag und wird am vierten Donnerstag im November gefeiert. Thanksgiving Nachmittag. Thanksgiving Abend, Anbruch der Nacht.
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2.3 Aufbau
III, 3
Beginn mit Thanksgiving Nacht, anschließend Tag nach Thanksgiving. III, 5 Sonntagnachmittag nach Thanksgiving, dann: November passed into December. III, 6 Drei Tage nach dem Brand. Später Mitte Dezember, Leute verschicken Weihnachtspakete. III, 7–8: Am selben Tag wie das Ende von III, 6, bis in den Abend hinein. Das Buch endet damit Mitte Dezember.
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2. Textanalyse und -interpretation
2.4 Personenkonstellation und Charakteristiken
2.4 Personenkonstellation und Charakteristiken Im Mittelpunkt des Romans stehen vier Personen: Kyra und Delaney Mossbacher sowie Cándido Rincón und América. Beide Paare haben Kontakte zu anderen Menschen, beide setzen sich mit ihrer Umwelt auseinander. Doch stets ist es das psychische Geschehen, das Boyle inpsychisches Geschehen teressiert. Während die zahlreichen im Vordergrund Bekannten und Freunde der Mossbachers mit Namen angegeben sind und die Interaktionen einen breiten Raum einnehmen, bleibt die Umgebung von América und Cándido weitgehend leer und teilweise namenlos. Dies ist kein Zufall: Die beiden illegalen Einwanderer haben kein soziales Beziehungsgeflecht entwickelt, sie sind allein. Jordan Orbalina Mary Kit Menaker Cándido América
Al Lopez José Navidad
Delaney Kyra
Jack Jardine
Kyras Klienten Die Wartenden an der Labor Exchange
2. Textanalyse und -interpretation
Die Bewohner von Arroyo Blanco
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2.4 Personenkonstellation und Charakteristiken 2.4.1 Kyra und Delaney Kyra Menaker-Mossbacher Kyra Menaker-Mossbacher, zweite Ehefrau von Delaney Mossbacher und Jordans Mutter, ist eine erfolgreiche Immobilienmaklerin. Sie ist Mitte dreißig, attraktiv und repräsentiert die emanzipierte Amerikanerin. Dabei geht sie völlig in ihrem Beruf auf, den sie als Berufung sieht. Unter normalen Umständen sehr souverän und selbstbewusst agierend, reagiert sie in Stresssituationen mitunter hysterisch, z. B. als ihre Hunde von Kojoten getötet werden (I, 3 und II, 3). Während sie sich um Haustiere liebevoll kümmert (vgl. auch die Szene auf dem Parkplatz, in der sie sich um einen im Auto eingesperrten Hund sorgt; II, 1), ignoriert sie das Elend der illegalen Einwanderer. Sie sieht das Immigranten-Problem ganz nüchtern unter dem geschäftlichen Gesichtspunkt: Zu viele in Armut lebende Mexikaner in einer Gegend verschrecken ihre wohlhabenden Kunden (II, 1). Für Kyra muss alles seine Ordnung haben, und vorzugsweise eine, die sie selbst festgelegt hat. Sie sorgt schnellstens dafür, dass die arbeitssuchenden Mexikaner vor dem Supermarkt verschwinden, und setzt sich für die Ummauerung der Arroyo-Blanco-Siedlung ein, um die Ordnung wieder herzustellen, die von den Kojoten und den Mexikanern gestört worden ist. Hintergründe interessieren sie dabei nicht. Delaney ist für sie angenehm als Hausmann und Sexualpartner; ein wirkliches Gespräch zwischen ihnen als Paar ist schon aus Zeitgründen kaum möglich und findet auch kaum statt. Freunde von Kyra werden nicht erwähnt. Auch für ihren Sohn hat sie in der Regel keine Zeit (z. B. lehnt sie einen Kinobesuch ab; II, 3). Einen großen Traum hat sie allerdings im Verlauf der Geschichte – den Traum vom Da-Ros-Haus, der durch den Brand jäh zerstört wird.
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2. Textanalyse und -interpretation
2.4 Personenkonstellation und Charakteristiken Delaney Mossbacher Delaney Mossbacher pflegt einen naturverbundenen Lebensstil. Er besitzt eine umfangreiche Bibliothek mit Büchern zu allen Aspekten der Natur, recycelt seine Abfälle, besuchte eine birding class und geht lang und gerne draußen in den Bergen hinter seinem Haus wandern. Solche Wanderungen und das Interesse für die Beziehung zwischen Mensch und Umwelt sind seit jeher seine Leidenschaft: In III, 7 wird erwähnt, dass er einmal Füchsen mit Funkhalsband gefolgt ist, an anderer Stelle ist von Expeditionen nach Mittelamerika die Rede. Sein Hobby hat er dabei zum Beruf gemacht: Er schreibt eine monatliche Kolumne für ein (fiktives) outdoor-Magazin namens Wide Open Spaces. Es sind diese Kolumnen, die im Laufe des Romans einen Einblick in Delaneys Gefühls- und Gedankenwelt geben. Zugleich hebt ihn die Tatsache, dass er finanziell unabhängig ist und zum Broterwerb nicht arbeiten müsste, vom restlichen Personal des Romans ab. Seine Eltern haben Delaney genügend Geld vererbt (II, 1), und seine Frau verdient ebenfalls sehr gut. Das Ehepaar zeichnet ein durchaus überdurchschnittlicher Lebensstandard aus. Erst vor wenigen Jahren haben sie sich ein Haus in der Arroyo-Blanco-Siedlung gekauft, und beide fahren einen ausländischen Oberklassewagen. Freilich: Für das Da-Ros-Haus sind auch die Mossbachers nicht reich genug. Delaneys Verhältnis zur Natur ist ein Verhältnis zur Natur als zentrales Motiv im Roman. Sein Liebzentrales Motiv lingsgedanke ist es, mit seinem kleinen Rucksack einfach über den hinteren Gartenzaun mitten in die Wildnis zu springen. Diese Idee findet sich auch bei John Muir (1838–1914), einem großen Vorbild der US-amerikanischen Naturschutzbewegung und Mitbegründer des Sierra Clubs, dessen Bücher Delaney liest (I, 3). Durch öffentlichen Druck hat Muir 2. Textanalyse und -interpretation
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2.4 Personenkonstellation und Charakteristiken die Einrichtung des Yosemite und des Sequoia National Park 1890 erreicht. In seinem Buch My Life with Nature beschreibt er den Beginn einer Wanderung mit den Worten: “throw bread and tea in an old sack and jump over the back fence”. Delaneys Naturverbundenheit, mit der er sich seiner Meinung nach vor seinen Mitmenschen auszeichnet (I, 3), muss jedoch auch kritisch hinterfragt werden. Seine „Wanderungen“ gleichen letztlich eher den Nachmittagsausflügen eines Vorortbewohners: Spaziergänge, die ihn nie allzu weit weg von seinem Haus oder einer Straße führen; der Parkplatz zum Wanderweg ist stets gut erreichbar. Selbst da, wo er einsam zu sein glaubt, sieht er immer noch die Lichtkuppel über Los Angeles und die Flugzeuge, die vom Flughafen starten (I, 5). Wildnis fernab der Zivilisation erlebt er hier nicht. Ebenso ist ihm die Erfahrung fremd, in der Natur überleben zu müssen. Für obdachlose Mexikaner wie José und Cándido, die in ihrer Not im Canyon campieren, hat er statt Mitgefühl nur Verachtung übrig. Ignorant wirft er ihnen „Umweltverschmutzung“ vor. Er selbst brütet unterdessen in seinem Haus über seinen Büchern und schreibt über eine „samtige, saumlose Nacht“ im Freien“ beim Gesang der Kojoten (I, 5). Neben seiner Liebe zur Natur ist für Delaney auch seine Selbsteinschätzung als liberaler Humanist charakteristisch. Er ist, zusammen mit Kyra, Mitglied der Demokratischen Partei (I, 3). In seiner Vergangenheit hat er gegen Atomkraft demonstriert und sich mit seiner ersten Frau zusammen einmal für eine Abtreibung entschieden (III, 3). Dies und seine zögernde Haltung beim Waffenkauf machen deutlich, dass Delaney auf der linken Seite des gesellschaftlich-politischen Spektrums in den USA steht. Auch seine Herkunft spricht dafür: Jene Gegend an der Ostküste, Neuengland, steht in den USA traditionell für eine progressive, liberale, weltoffene Grundhaltung.
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2. Textanalyse und -interpretation
2.4 Personenkonstellation und Charakteristiken Mit sprachlichem Witz hat Boyle Delaney den Nachnamen Mossbacher gegeben. Ein mossback hat nicht nur Moos auf dem Rücken (ein weiterer Hinweis auf die Naturverbundenheit). Mit diesem Wort wird in den USA auch ein in die Jahre gekommener Konservativer bezeichnet. Der grüne Schimmer von Delaneys Computerbildschirm (I, 3) deutet auf ein älteres Modell: Delaney läuft nicht irgendwelchen (technischen) Moden nach, sondern bleibt bei den bewährten Dingen. Daneben hat sein Nachname einen deutschen Klang – ein Hinweis auf seine eigene Abstammung von Einwanderern. Delaneys Großvater kam über den Auswandererhafen Bremen in die USA, seine Großmutter war Irin (I, 7), was seinen irischen Vornamen erklärt. Boyle spielt somit in Delaneys Namen mit den Themen Einwanderung und konservative Naturverbundenheit, während die Selbstaussagen und Aktionen Delaneys – zunächst – in eine liberale Richtung weisen. Denn im Laufe der Handlung findet Delaneys deutlicher Wandel in ein deutlicher Wandel in Delaneys Haltung gegenüber Einwanderern Haltung gegenüber Einwanderern, und das heißt in erster Linie gegenüber Mexikanern, statt. Anfangs ist er tolerant in dem Sinne, dass er sie ignoriert. Der Unfall mit Cándido jedoch lässt ihn aufmerksam werden auf die Präsenz der Mexikaner in seinem Lebensumfeld: Mexikaner arbeiten im Recyclinghof oder als Parkwächter, Mexikaner campieren im Canyon und bedrohen seine Frau im Garten der Da Ros. Langsam gehen sie ihm auf die Nerven, vor allem, als José und Cándido ihm immer wieder begegnen. Seine ursprünglich liberale Haltung verwandelt sich ins Gegenteil, als am Tage des Feuers José und sein Kumpel den Canyon hinauf kommen. Ohne Beweise zu haben, beschuldigt Delaney sie, den Brand gelegt zu haben. Die Vorwürfe führen dazu, dass die Bewohner von Arroyo Blanco auf die Mexikaner losgehen; 2. Textanalyse und -interpretation
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2.4 Personenkonstellation und Charakteristiken die Polizei muss schließlich einschreiten. Am nächsten Tag folgt noch einmal die Reue, als Delaney erkennt, dass er mit dieser Aktion plötzlich selbst zu den Rassisten und Angreifern gehört hat. Er erinnert sich an das unangenehme Gefühl, als er selbst früher auf dem Weg zur Abtreibungsklinik von reaktionären Abtreibungsgegnern beschimpft worden war. Dennoch wachsen Empörung und Wut in Delaney weiter, und als Cándido, „sein Mexikaner“, sogar auf den Überwachungsfotos der Mauer auftaucht, bringt diese Tatsache das Fass zum Überlaufen. Am Ende herrschen bei Delaney nur noch Hass und der Wunsch, „seinen Mexikaner“, mit dem alles angefangen hat, zu finden. Ob er entgegen seines Vorsatzes, diesen nur bis zum Eintreffen der Polizei festzuhalten, die Waffe doch auf Cándido abgefeuert hätte, bleibt durch den plötzlichen Erdrutsch ebenso offen wie der Schluss, in dem Cándido nach Delaneys Hand in den Fluten greift. Jordan Kyras sechsjähriger Sohn aus erster Ehe, Delaneys Stiefsohn, ist hauptsächlich mit Fernsehen und Videospielen beschäftigt (I, 3 und I, 7). Einmal den Gameboy in der Hand, zeigt er sich an Gesprächen oder Unternehmungen völlig uninteressiert. Allerdings lässt ihn die vom Autor gewählte Perspektive auch ein wenig in den Hintergrund treten. Nur wenige Begebenheiten werden erzählt. So sorgt sich Jordan um die verschwundene Katze (III, 3) und gegen Ende des Romans wird ein Besuch bei einem Freund erwähnt (III, 7). Kit Menaker Kyras Mutter kommt zu Thanksgiving aus San Francisco zu Besuch. Die 55-Jährige ist geschieden und flirtet auf Dominick Floods Party mit dem Gastgeber (III, 1).
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2.4 Personenkonstellation und Charakteristiken Orbalina Jordans Babysitter und Hausmädchen bei den Mossbachers wohnt in Pacoima, rund 50 Kilometer nördlich von Topanga, und fährt jeden Tag mit dem Bus zur Arbeit. Ihr fremdländischer Name und die Tatsache, dass sie kaum Englisch spricht (III, 1), deuten darauf hin, dass Orbalina zu den Einwanderern gehört. Doch wird dies von Delaney und Kyra zu keinem Zeitpunkt thematisiert – nur eines der Beispiele für das recht unreflektierte Verhältnis der Bewohner von Arroyo Blanco zu Immigranten. 2.4.2 Cándido und América Cándido Rincón Cándido Rincón stammt aus Tepoztlán, einem kleinen Dorf in Morelos im Süden Mexikos. Die ganze Region ist sehr arm und sehr katholisch. Üblicherweise ziehen die jungen Männer für den Großteil des Jahres (illegal) in den Norden, um dort zu arbeiten und Geld zu verdienen. Auch Cándido schlägt sich einige Jahre auf diese Weise als Erntehelfer und Gärtner in den USA durch und schickt den Verdienst nach Hause. Damit kommt auch er groß raus in seinem Dorf, wird bewundert und respektiert. Cándido ist geprägt vom frühen Tod seiner Mutter. Da er sich mit seiner Stiefmutter nicht versteht, wird er von seiner Tante aufgezogen. Ihr baut er ein Haus von dem Geld, dass er als Wanderarbeiter verdient hat. Mit 20 heiratet er Resurrección, die aber auf Dauer die alljährlichen Sommer ohne ihn nicht erträgt und mit einem anderen Mann durchbrennt. Es folgt eine Phase, in der er verzweifelt ist und sich ständig betrinkt. Ein Versuch, erneut illegal die Grenze in die USA zu überqueren, scheitert. Schließlich kehrt er reumütig und beschämt zu sei2. Textanalyse und -interpretation
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2.4 Personenkonstellation und Charakteristiken ner Tante zurück. Dort verliebt er sich in América, die jüngste Schwester seiner Frau, und überredet sie, mit ihm in die USA zu gehen. Den Traum eines besseren Lebens für beide kann er aber nicht realisieren. Cándidos Rollendenken ist traditiotraditionelles Rollendenken nell, er ist ein macho: Die Frau hat zu Hause zu bleiben, und der Mann ist ihr Beschützer, der für den Lebensunterhalt sorgt. Auch als er nach dem Unfall schwer verletzt ist und nicht arbeiten kann, will er nicht, dass América das Geld verdient. Nur widerwillig lässt er sie ziehen und fühlt sich als Versager. Cándido ist alles andere als faul. Nie ruht er sich aus, stets beschäftigt er sich mit irgendetwas: Er ist ständig auf Arbeitssuche, erledigt seine Jobs gewissenhaft und fleißig. Wenn er keine Arbeit hat, sammelt er Dosen vom Straßenrand auf, um das Pfand zu kassieren, oder versucht, die Lebenssituation im Canyon zu verbessern, indem er das Lager ausbaut. Am Ende zimmert er América und dem Kind eine notdürftige Hütte aus Materialien, die er – erstmals – gestohlen hat. Denn als Cándido gar keinen anderen Ausweg mehr sieht und es um das Überleben von Frau und Kind geht, wirft er seine Prinzipien über Bord und klaut. Obwohl Gott ihn hart zu prüfen scheint, verliert Cándido nie seinen Glauben. Auch ist er vom Ideal des American Dream fest überzeugt, wonach der, der hart arbeitet, am Ende auch Erfolg haben wird. Wenn man bedenkt, dass er als illegaler Mexikaner ständig in der Gefahr lebt, entdeckt und über die Grenze zurück nach Mexiko gebracht zu werden, sind sein Grundvertrauen und Optimismus recht beachtlich (vgl. Kap. 2.7.4).
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2.4 Personenkonstellation und Charakteristiken América Im Alter von nur 17 Jahren begleitet América den „Ex-Mann“ ihrer Schwester als illegale Immigrantin in den Norden. Gemeinsam mit Cándido folgt sie dabei dem American Dream, d. h. der Überzeugung, dass jeder in den Vereinigten Staaten Erfolg haben und reich werden kann, wenn er/sie nur genug dafür arbeitet. Geprägt wurde Américas Bild von den USA durch die Filme, die sie in Mexiko gesehen hat, und die billigen Taschenromane, die sie verschlingt. Sie wünscht sich ein hübsches kleines weißes Häuschen, mit modernen Elektrogeräten und einem Garten (I, 2). Sie weiß, dass es ein Weilchen dauern wird, bis sie sich das nötige Geld hierfür erarbeitet haben. Auf die Serie von Unglücken, die ihnen widerfährt, ist sie jedoch nicht gefasst. Nachdrücklich erschüttert wird ihr Bild von den USA durch die Begegnung mit Mary, einer armen, arbeitslosen Amerikanerin (I, 4). Derartig desillusioniert stellt sie bald grundsätzlich ihren Aufenthalt im Norden in Frage. Die Arbeitssituation ist inzwischen sehr schlecht; zu viele Mexikaner kommen auf eine Stelle. Statt in Topanga einen festen Job zu finden, mit dem sie sich Essen und eine Wohnung finanzieren können, müssen América und Cándido im Canyon ohne Dach über dem Kopf, ohne sauberes Wasser und sanitäre Anlagen leben. Der ohnehin geringe Lebensstandard sinkt auf ein absolutes Minimum. Bei all den Schwierigkeiten versucht América, bestimmte Vorstellungen von Moral und Reinlichkeit beizubehalten. Sie flickt ihr Kleid, um gut auszusehen, und möchte nicht die Abfälle anderer Leute essen. Cándido empfindet die Situation zwar als demütigend, aber nicht so schlimm wie die schwangere América, die ständig im Lager bleiben und warten muss. Als Cándido durch den Unfall schwer verletzt wird, geht sie – gegen seinen Willen, schließlich habe der Mann für die Frau zu sorgen – zur Arbeitsver2. Textanalyse und -interpretation
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2.4 Personenkonstellation und Charakteristiken mittlung. Zwei Tage lang findet sie Arbeit bei Jim Shirley, für den sie Buddhafiguren mit einer ätzenden Lösung abschrubbt. Dem Stolz auf ihr erstes selbst verdientes Geld folgt das Entsetzen, als sie von ihrem Arbeitgeber auf der Rückfahrt sexuell belästigt wird (I, 6). Américas Motivation der ersten KapiAméricas Motivation wandelt tel wandelt sich in Frustration, die sich sich in Frustration im Verlauf der Handlung nur noch verstärkt. Die Großfamilie daheim in Tepoztlán hatte sie immer vor schlimmer Armut und Kriminalität bewahrt (I, 8), und die Erlebnisse seit ihrem Weggang aus Mexiko setzen ihr entsprechend zu: An der Grenze gedemütigt und beinahe von einem Landsmann vergewaltigt, gezwungen vom Müll anderer Leute zu leben und erstmals zu stehlen, schließlich von José Navidad und seinem Freund vergewaltigt und – nach den Symptomen zu urteilen – offenbar mit der Geschlechtskrankheit Gonorrhö angesteckt, die wenigen Habseligkeiten im Feuer verbrannt, muss sie ihren Traum aufgeben und verfällt in eine tiefe Depression. Obwohl sie Cándido liebt, macht sie ihn dafür verantwortlich, dass alles schief geht und verlangt von ihm, sie wieder nach Hause zu bringen. Mehrere Wochen lang spricht sie nicht mit ihm und zeigt auch sonst keinerlei Zeichen von Emotion. Der Truthahn, den Cándido aus dem Supermarkt mitbringt, lockt erstmals wieder ein Lächeln auf ihre Lippen. Doch das erhoffte Festessen am Lagerfeuer endet in einem Fiasko: Der Canyon brennt. Nach der Geburt ihrer Tochter Socorro droht sie, Cándido in Richtung Mexiko zu verlassen – sie muss jedoch erfahren, dass das ersparte Geld ebenfalls verbrannt ist (III, 6). Am Ende des Buches wendet sie sich Cándido zu und rettet ihn aus den Fluten. Das blinde kleine Mädchen stirbt im Erdrutsch.
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2.4 Personenkonstellation und Charakteristiken 2.4.3 Bewohner von Arroyo Blanco Jack Jardine – Ein Freund und Nachbar Delaneys, sein Berater und Anwalt. Vorsitzender der Eigentümergemeinschaft. Erna Jardine – Seine Frau. Jack Jardine Jr. – Der 18-jährige Sohn der Jardines. Gegenüber Mexikanern voller Vorurteile, zerstört er das Lager Cándidos und schmiert provokante Graffiti an die Mauer der Siedlung von Arroyo Blanco. Jack Cherrystone – Ein weiterer Nachbar, arbeitet im Filmgeschäft. Besitzer der Dunkelkammer, in der Delaney am Ende seine Fotos entwickelt. Selda Cherrystone – Seine Frau. Dominick Flood – Ex-Finanzmanager, zu Hausarrest verurteilt wegen krummer Geschäfte, unwise investments, wie es Jack Jardine nennt. Flood flieht während des Feuers, nachdem er mit Kit Menaker geflirtet hat. Jim Shirley – Besitzer eines Import-Geschäfts, für das América zwei Tage lang arbeitet und Buddhafiguren mit einer Säurelösung reinigt (I, 6 und I, 8). Er beschäftigt Illegale, polemisiert aber gleichzeitig gegen die Mexikaner, indem er immer wieder auf Einbrüche und die steigende Kriminalität in der Siedlung hinweist, so bei der Eigentümerversammlung (I, 3) oder dem „Nachbarschaftstreffen“, bei dem die Idee der Mauer erstmals erwähnt wird (II, 3). Todd Sweet – Ein Bewohner von Arroyo Blanco, der sich an Delaney wendet mit der Idee, gemeinsam gegen den Bau der Mauer vorzugehen (II, 6). Delaney lässt ihn stehen, da er sich seiner Meinung nicht mehr sicher ist.
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2.4 Personenkonstellation und Charakteristiken Bill Vogel, Charlie Tillerman, Sunny DiMandia, Doris Obst – Weitere Bewohner. 2.4.4 Weitere Personen Kenny Grissom – Ein Acura-Händler, der zynisch darlegt, wie die in L.A. geklauten Autos ihren Weg nach Mexiko finden (II, 1). Mike Bender – Der Immobilienmakler, bei dem Kyra angestellt ist. Al Lopez – Ein Bauunternehmer, der regelmäßig für Kyra arbeitet (II, 1). Er ist eingebürgerter Mexikaner, d. h. er hat offensichtlich einen amerikanischen Pass und hat damit alles erreicht, wovon Cándido träumt. Aber auch er nutzt das System der Arbeits-Prostitution aus: Er entlässt Cándido wieder, als sein erkrankter Arbeiter, der eine Arbeitserlaubnis besitzt, wieder einsatzfähig ist (II, 2). Rigoberto – Ein mexikanischer Indio, der für Al Lopez arbeitet. Mary – Die Verkörperung von Américas Albtraum. Mary ist eine gringa, eine weiße Kalifornierin, die jedoch ganz offensichtlich arm und Alkoholikerin ist und wie die Mexikaner bei der Arbeitsvermittlung auf einen Job hofft. In Américas Weltbild kamen arbeitslose, arme Weiße jedoch nicht vor, und sie verliert jede Hoffnung (I, 4). Marys Wohnort ist eine heruntergekommene Holzhaussiedlung mit vielen Pick-ups (I, 6), vermutlich die in III, 8 erwähnte Hippie-Kommune. Candelario Pérez – Der inoffizielle Chef der Arbeitsvermittlung (I, 4).
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2.4 Personenkonstellation und Charakteristiken José Navidad – Ein mexikanischer Herumtreiber, der seine Baseball-Kappe stets verkehrt herum trägt. Er ist durchweg negativ gezeichnet und sozusagen die Personifizierung der Vorurteile Personifizierung der Vorurteile der Arroyo-Blanco-Bewohner gegen Immigranten: Er belästigt und vergewaltigt América (I, 6 und I, 8) und hängt auf dem Da-RosGelände herum, wo er versucht, Kyra einzuschüchtern (II, 1). Verschiedene Begegnungen mit Delaney verlaufen ebenfalls unangenehm. Als er nach Ausbruch des Feuers auftaucht, wird er von Delaney beschuldigt, Brandstifter zu sein – hier jedoch ist er unschuldig (III, 3). Señor Willis – Ein stark alkoholisierter builder, ein Ein-MannBauunternehmen. Er gibt Cándido ein paar Tage Arbeit (II, 8). Polizisten, der Chinese mit seinem Laden, der Postangestellte, Straßenbauarbeiter, Leute an der Supermarktkasse.
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2.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen
2.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen Die beiden großen deutschen Schulbuch-Verlage Cornelsen und Klett haben eigene preiswerte Ausgaben mit Vokabel-Erläuterungen im Programm, deren Verfügbarkeit hier vorausgesetzt wird. Eine – übersichtliche – Vokabelliste für das Buch kann zudem unter www.learnetix.de/bookshelf bei Cornelsen heruntergeladen werden. Der Abdruck einer umfassenden Vokabelliste würde den Umfang dieser Erläuterungen sprengen. Deshalb werden hier nur Begriffe der US-amerikanischen Gegenwartskultur und Vokabeln erläutert, deren Bedeutung für den Roman sich nicht aus dem Wörterbuch ergibt. Das dem Roman vorangestellte Steinbeck-Zitat aus The Grapes of Wrath (dt. Die Früchte des Zorns) wird in Kapitel 2.7.5 näher erläutert und eingeordnet. Erster Teil: Arroyo Blanco Arroyo Blanco – span. „Der weiße Bach“. Eine fiktive Siedlung am Topanga Canyon. Sie wird als Neubausiedlung im Stil der spanischen Kolonialbauten mit weißen Wänden und orangefarbenen Dächern beschrieben. Hier leben nur weiße Amerikaner der oberen Mittelklasse (I, 3). I, 1 personalized plates – Selbstgewählte Nummernschilder, deren Buchstabenkombination ein Wort ergibt. recycler – Delaney wird durch den Besuch des Recyclingzentrums als „Grüner“, als Linksliberaler vorgestellt. PILGRIM – Ein Pilger; Delaneys Nummernschild trägt den Namen seiner Kolumne, die er mit Pilgrim unterschreibt (erklärt in I, 3). Topanga Creek – Vgl. Kapitel 5.6. (Siehe auch Karte auf S. 110/111.)
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2.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen Acura – In Europa nicht erhältliche Luxusmarke des Automobilherstellers Honda. Auch die Tatsache, dass er einen teuren japanischen Wagen fährt, gehört zu Delaneys Charakterisierung. eyewitness news – Eine auf Sensationen abzielende Art der Nachrichtensendungen im US-Fernsehen, in der vor allem Verbrechensopfer zu Wort kommen. Metro section – Lokalausgabe der L.A.Times; www.latimes.com. Unsolved Mysteries – Fernsehserie. Home Video Network – Ein Kabelkanal, der Filme auf Bestellung liefert (pay-per-view). industrial scales – Große Waage: Delaney fährt mit dem vollen Auto auf die Waage, gibt seinen zu recycelnden Müll ab und fährt mit dem leeren Wagen wieder auf die Waage, um das Gewicht des Mülls zu ermitteln. Tijuana – Mexikanische Großstadt an der Grenze, direkt bei San Diego. I, 2 labor exchange – Private Arbeitsvermittlung. Chalma – Wallfahrtsort in Mexiko. Venice – Venice Beach, Stadtteil von L.A. und trendiger Surf-SpaßBadeort (siehe Karte auf S. 110/111). Von der Einmündung des Topanga Canyon bis nach Venice sind es rund zehn Kilometer. Coast Highway – Pacific Coast Highway. Highway 1 im Bereich von L.A., führt direkt an der Küste entlang. Wegen des starken Verkehrsaufkommens ist die Straße absolut ungeeignet für Fußgänger. (Siehe Karte auf S. 110/111.) narrow-shouldered houses – Häuser, die am Pacific Coast Highway eng zwischen die Straße und den Strand gebaut sind. Van Nuys – Ein mittlerweile hauptsächlich von Latinos (d. h. Spanischsprechern) bewohnter Stadtteil von L.A. (Siehe Karte auf S. 110/111.) 2. Textanalyse und -interpretation
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2.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen Echo Park – Innenstadtteil von L.A. (Siehe Karte auf S. 110/111.) Bakersfield – Stadt im Inneren Kaliforniens (Central Valley), wo großflächig Gemüseanbau betrieben wird. A clean white house … – América träumt hier vom typisch amerikanischen Vorort-Holzhaus, das aus unzähligen Filmen bekannt ist, z. B. satirisch übertrieben in The Truman Show. I, 3 1973 articles of incorporation – Die Wohnanlage wurde 1973 gegründet und basiert auf einem gemeinsamen Vertrag (vgl. Kap. 5.1). Osbert, Sacheverell – Die Hunde der Mossbachers sind benannt nach den Brüdern Osbert (1892–1969) und Sacheverell Sitwell (1897–1988), zwei englischen Schriftstellern, wobei der letztere sich für Architektur interessierte. Ihre Schwester Edith Sitwell (1887–1964), ebenfalls Schriftstellerin, gab der Katze der Mossbachers den Namen. Woodland Hills – Ein Stadtteil von Los Angeles im Nordwesten. (Siehe Karte auf S. 110/111.) green glow of the monitor – Zweifarbige (grün-schwarze) Computermonitore aus den Zeiten vor Windows waren bereits 1995 mehrere Jahre veraltet. Wide Open Spaces – Fiktives Naturmagazin. Annie Dillard – Amerikanische Autorin (*1945), die mit dem Buch Pilgrim at Tinker Creek (1974) bekannt wurde. Es handelt sich um eine mystische, meditative Betrachtung der Natur, benannt nach einem Fluss in West Virginia (vgl. Kap. 5.3). California condor – Vom Aussterben bedrohter Vogel Kaliforniens; www.bigsurcalifornia.org/condors.html. social drinker – Ein solcher trinkt Alkohol nur in Gesellschaft. Sierra Club – US-amerikanische Naturschutzorganisation; www.sierraclub.org.
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2.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen Calabasas – Ort in der Nähe von Topanga Canyon. (Siehe Karte auf S. 110/111.) Great Chain of Being – Große Kette alles Seienden; ein philosophisches Konzept, nach dem alle Dinge miteinander verbunden sind. Hier: der Tod. gate – Vgl. Kap. 5.1. I, 4 Pemex – Die staatliche mexikanische Erdölgesellschaft. septic fields – Rieselfeld, ein Versickerungsfeld für Haushaltsabwasser. the shits – Durchfall. Cándido besteht im Roman América gegenüber auf das Abkochen des Wassers aus dem Bach – zu Recht, wie sich herausstellt, als er einmal ohne diese Vorsichtsmaßnahme daraus trinkt. Hintergrund: In den USA gibt es keine Verpflichtung, Siedlungen an eine öffentliche Kläranlage anzuschließen. Es kann also durchaus sein, dass die schicken Häuser oben in Arroyo Blanco ihre Fäkalien nur unzureichend geklärt in den Topanga Creek sickern lassen. I, 5 light pollution – Die Millionen-Stadt Los Angeles ist nachts durchgehend beleuchtet. Über der Stadt erhebt sich eine Lichtglocke ungeheuren Ausmaßes. Erst über 100 Kilometer entfernt hat man nachts die Chance, niedrig stehende Sterne zu sehen. LAX – Das internationale Kürzel für den Großflughafen Los Angeles International. Topanga liegt in der Startzone. Tupperware hostess – Die Firma Tupperware verkauft ihre Ware nicht im Laden, sondern auf privaten, von Gastgeberinnen (hostess) organisierten Partys. chardonnay – Ein leichter, modischer Weißwein, der in Kalifornien angebaut wird. 2. Textanalyse und -interpretation
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2.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen Camino Real – Königsweg. In der spanischen Kolonialzeit im 17., 18. und frühen 19. Jahrhundert führte ein Weg die Küste hinauf bis nach San Francisco. Jeweils einen Tagesritt voneinander entfernt lagen die Missionsstationen, z. B. Los Angeles, Santa Monica, San Buenaventura (heute Ventura), Santa Barbara etc. Der Weg läuft heute abseits der Besiedlung in den Bergen. Santa Ynez Canyon – Im Hinterland von Santa Barbara. I, 6 huaraches – Eine Art Sandalen, beliebt bei mexikanischen Farmarbeitern. pickups – Die wenigen Worte, die Boyle benutzt, um die Siedlung, in der Mary wohnt, zu beschreiben, reichen aus, um das Bild einer amerikanischen Alternativ-Siedlung zu skizzieren. Marys Nasenring hinzugenommen, scheint sie ein heruntergekommener Alt-Hippie zu sein. Hotel California – Song der Eagles. I, 7 massed flesh – Es gibt einen – im Vergleich zu Europa – relativ hohen Anteil an Übergewichtigen in den USA. Merlot – Ein schwerer Rotwein. Tortilla Curtain – Das erste Mal, dass die Grenze zu Mexiko in dieser Bezeichnung im Buch erwähnt wird. Der Begriff entstand in Anspielung an den „Eisernen Vorhang“ des Kalten Krieges, nur ist der „Tortilla-Vorhang“ weicher, durchlässiger. Times – Die L.A. Times. Algodones – Ort an der Grenze zwischen Arizona und Mexiko, in der Nähe von Yuma. Bel Air – Reicher Stadtteil von L.A. (Siehe Karte auf Seite 110/111.)
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2.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen Gothic Revival dresser – Eine Art Kommode, die im neo-gotischen Stil gehalten ist. starlings, escargot – Europäische Stare und Weinbergschnecken wurden wie viele andere Tierarten in Amerika ausgesetzt und erst dadurch heimisch. Tuna&Liver Flavor Complete Feline Dinner – Feline bedeutet „die Katze betreffend”. Das Ganze klingt nach einem exquisiten Katzenfutter. firestorm – Buschbrände kommen in Kalifornien jeden Sommer vor (vgl. Kap. 5.7). troglodyte – Griech., wörtlich: Höhlenbewohner. Eines jener Schimpfworte, mit denen man in den USA Leute bezeichnet, die schlechter Auto fahren als man selbst. burritos – Zunächst typisch mexikanisches Essen, in Kalifornien inzwischen durchaus üblicher Snack. poisoned condor – Kalifornische Kondore sind u. a. bedroht durch absichtliches oder unabsichtliches Vergiften (Rattengift, Pestizide u. Ä.). parasol – Sonnensegel. Sespe hills – Eine Region in der Nähe von Santa Barbara. backbone trail – Der Teil des Weges, der auf dem Höhenrücken läuft. Alle anderen Wege laufen zu ihm hin oder von ihm weg. birding class – Eine Art VHS-Kurs über das Erkennen von Vogelarten im Gelände. Damit ist Delaney ein birdwatcher. Appalachian trail – Der längste markierte Wanderweg der Welt, im Osten der USA auf dem Hauptkamm der Appalachen von Norden nach Süden verlaufend. Vgl. dazu das Buch A Walk in the Woods (dt. Picknick mit Bären) von Bill Bryson (*1951). Big Tujunga Creek, San Gabriels – Nordöstlich von L. A. Caltrans – Die kalifornische Verkehrsbehörde; www.dot.ca.gov.
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2.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen I, 8 Hiob – Gestalt aus dem Alten Testament, die trotz schwerer Schicksalsschläge ihren Glauben an Gott nicht verliert (vgl. Kap. 2.6). Zweiter Teil: El Tenksgeevee El Tenksgeevee – Thanksgiving. Erntedankfest. Vgl. Kap. 2.6. II, 1 Baja – Die mexikanische Halbinsel Niederkalifornien, span. Baja California, wird vom mexikanischen Festland durch den Golf von Kalifornien getrennt. Jag – Die Automarke Jaguar. Jesus Christ with his loaves and fishes – Das biblische Wunder der Speisung der 5000 in Matthäus 14. Woodland Hills – Siehe Karte auf S. 110/111. Lexus – Während Delaney mit dem Acura ein Luxusmodell von Hon da fährt, besitzt Kyra einen Lexus, das Luxusmodell von Toyota. Subcontinent – Indien. Ventura Boulevard – Eine der Hauptstraßen im Hinterland von L. A. (Siehe Karte auf S. 110/111.) Mulholland – Mulholland Drive. Eine der Hauptstraßen, die den Bereich Beverly Hills mit dem Pazifik verbinden. Noch im Stadtgebiet von Los Angeles. Monte Nido – Siehe Karte auf S. 110/111. escrow – Treuhänderische Verwaltung. II, 2 1971 Buick Electra – Ein Straßenkreuzer, der bereits Ende der 1980er alt war und mit 375 Dollar auch zu teuer. Wagontire, Oregon – Die mexikanische Einwanderung konzentriert sich auf den Süden der USA und die Städte. Kleinstädte im Nordwesten haben praktisch keine hispanic community.
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2.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen it hurt – América ist durch die Vergewaltigung mit der Geschlechtskrankheit Gonorrhö (Tripper) infiziert worden, wie verschiedene Symptome – beispielsweise hier die Schmerzen – vermuten lassen (siehe auch III, 8, S. 69 dieser Erläuterungen). dog-eat-dog world – Eine Welt des Fressens und Gefressen-Werdens. II, 3 tofu kebab … – Delaney grillt Tofu-Stücke und mariniert sie mit selbstgemachter Honig-Ingwer-Paste, Kyra trinkt einmal die Woche ein Glas leichten Weißwein: In satirischer Überzeichnung werden die Mossbachers hierdurch als ideologische Gesundheitsapostel dargestellt. Bei einem „durchschnittlichen“ amerikanischen Barbecue gäbe es Steaks und Bier. inalienable right – Ein Ausdruck aus der Unabhängigkeitserklärung der USA vom 4. 7. 1776: unveräußerliche Rechte. black plastic box on his ankles – Ein elektronischer Bewegungsmelder am Fuß. Diese Art Fußfessel wird Menschen angelegt, die eigentlich zu Gefängnis verurteilt werden könnten, aber mit verschärftem Hausarrest davonkommen. Sie sendet beim Verlassen des Hauses ein Signal an die Polizei. Hier leitet sie symbolisch das Thema des Abends ein – eingesperrt sein. sauvignon blanc – Ein Weißwein. II, 4 amnesty – Bereits mehrfach in den letzten Jahrzehnten gab es eine Art Generalamnestie für alle illegalen Einwanderer, jeweils verbunden mit einer massiven Verstärkung der Grenzkontrollen. Die illegalen Immigranten, die bereits in den USA lebten, sollten bleiben können, alle weiteren jedoch „draußen“ bleiben. saint’s day – Namenstag. 2. Textanalyse und -interpretation
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2.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen San Fernando Valley – Das große, breite, dicht bevölkerte OstWest-Tal nördlich von Los Angeles. (Siehe Karte auf S. 110/111.) II, 5 Werner Schnitter und Jennifer Tillmann – Beide, der Forscher wie das Baby, sind wahrscheinlich fiktiv. II, 6 Westec – Eine private Sicherheitsfirma, vermutlich www. westecnow.com. to have appreciated – An Wert gewonnen (speziell im Immobiliengewerbe). condo – Kurz für condominium, eine Wohnanlage mit Eigentumswohnungen. 911 – Die US-Notrufnummer. II, 7 low-rider – Ein tiefergelegtes altes Auto. II, 8 Great Smoky Mountains – Ein Abschnitt der Gebirgskette der Appalachen im Osten der USA. hellish infernos – Delaney denkt über die Buschfeuer nach (vgl. Kap. 5.7). koi – Japanische Zierkarpfen. cans turned in for a handful of nickels and pennies – Cándido sammelt Dosen vom Straßenrand, um das Dosenpfand, das in Kalifornien auch ohne Kaufbeleg ausgezahlt wird, zu kassieren. Auf diese Weise kommen Obdachlose zu ein paar Cent. Corvair – Altes Automodell von Chevrolet (1960er). turkey – Der Truthahn ist das Symbol für das amerikanische Thanksgiving-Fest (vgl. Kap. 2.6).
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2. Textanalyse und -interpretation
2.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen Dritter Teil: Socorro Socorro – Span. Rettung, Hilfe. Name von Américas und Cándidos Tochter. III, 1 tape-delayed – Aufzeichnung, nicht live gesendet. cocktail party – Eine solche Party findet üblicherweise am Nachmittag statt und sollte spätestens um 19 Uhr beendet sein. die-hard preservationists – Engstirnige, fanatische Naturschützer. quotas – Abschussquoten. canapés – Kleine belegte Brote, Schnittchen. quake – Kurz für earthquake. Gemeint ist das Northridge-Erdbeben von 1994, das Teile von Los Angeles verwüstete. Dresden bombing – Der alliierte Bombenangriff auf Dresden im Februar 1945. Pacoima – Ein Ort im nördlichen San Fernando Valley. Orbalina fährt also jeden Tag beinahe 50 Kilometer mit dem Bus nach Arroyo Blanco. III, 2 gas chamber – In den USA gibt es nach Verhängung der Todesstrafe verschiedene Hinrichtungsmethoden, u. a. die Gaskammer. Cándido fürchtet hier in seiner Panik eine Verurteilung zum Tode für seine unabsichtliche Brandstiftung. the water broke – Die Fruchtblase ist geplatzt. Üblicherweise kommt das Kind dann nach wenigen Stunden. III, 3 antinuke demonstration – Anti-Atomkraft-Demonstration. abortion clinic – Abtreibungsklinik. Das Thema Abtreibung spaltet die Gesellschaft der USA, ähnlich wie die Frage nach dem Recht auf Waffenbesitz. Für die einen ist eine Abtrei2. Textanalyse und -interpretation
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2.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen bung die persönliche Entscheidung der schwangeren Frau, für die anderen ist es Mord und Versündigung an Gott. Einige fanatische Abtreibungsgegner haben in den USA bereits Bombenanschläge auf Kliniken verübt. Durch diese Passage wird Delaney nochmals als Liberaler charakterisiert. Croton dump – Eine riesige Müllkippe im Staat New York, deren Sickerwasser den Hudson River über Jahre verseuchte. Der Fall hatte einige Zeit die Öffentlichkeit beschäftigt. 1800° Fahrenheit – 982,2° Celsius. redwood cabins – Die Holzhütten einer Gruppe von Alternativen, u. a. Handleser (Wahrsager) und Hippies. Dies dürfte die Ecke sein, in der Jim Shirley Mary nach der Arbeit abgesetzt hat. III, 4 the cat – Es dürfte sich um die von den Mossbachers vermisste Katze Dame Edith handeln. III, 5 Stanford windbreaker – Eine Wetterjacke mit dem Aufdruck der Stanford University, einer der besten und teuersten Universitäten des Landes (www.stanford.edu). Kyra gehört damit als Stanford-Absolventin zu den Besten der Besten. Gore-Tex jacket – Eine teure Jacke, die Delaney durch seine Mitgliedschaft im Sierra Club bekommen hat. Einmal mehr erweist er sich als perfekt ausgerüstet. Classic 1953 MG TD – Ein britischer Oldtimer, ein ZweisitzerRoadster. Century City – Bereich im Norden von L.A., teure Gegend mit viel Verkehr. III, 6 Socorro a citizen of the United States – Nach US-amerikanischem Recht hat jedes Kind, das auf dem Boden der USA geboren
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2. Textanalyse und -interpretation
2.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen wird, automatisch die US-Staatsbürgerschaft, ungeachtet des Status der Eltern. III, 7 Thomas Guide – Hersteller von Landkarten. Agoura – Ort nordwestlich von Topanga. (Siehe Karte auf S. 110/111.) Pershing Square – In der Innenstadt von L.A. twenty of five – 16.40 Uhr. FOR SALE BY OWNER – Privatverkauf, ohne Beteiligung eines Maklers. NRA – National Rifle Association. Ehemals der Verein der USWaffenbesitzer. Mittlerweile eine stark in das rechtskonservative politische Lager gerückte Organisation, deren Hauptinteresse darin besteht, jegliche Beschränkung privaten Waffenbesitzes zu verhindern. assault rifles – Militärische, automatische Sturmgewehre. Selbst sie sind in den USA weitgehend frei verkäuflich. Waffenbesitz ist in Amerika sehr weit verbreitet und für sich allein kein Hinweis auf reaktionäre Gesinnung. palpitating accountants – Verängstigte, verunsicherte Buchhalter. Dieser Ausdruck ist möglicherweise ein Hinweis auf den Film Falling Down (1993). Darin spielt Michael Douglas einen mies gelaunten Buchhalter, der mit einem Gewehr Amok läuft. III, 8 it was my pee, my pee burned – América führt die Blindheit ihrer Tochter auf die Vergewaltigung zurück, da sie danach Beschwerden beim Wasserlassen bekam. In der Tat kann die Geschlechtskrankheit Gonorrhö bei infizierten Schwangeren während der Entbindung auf das Kind übertragen werden und eine ernste Augeninfektion verursachen. 2. Textanalyse und -interpretation
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2.6 Stil und Sprache
2.6 Stil und Sprache Der Roman The Tortilla Curtain ist in keinem einfachen Englisch geschrieben. Im Gegenteil: Er umfangreicher Wortbestand zeigt, welch umfangreichen Wortbestand die englische Sprache umfasst. Dieser Umstand wird jedoch teilweise durch die sehr übersichtliche Struktur des Romans ausgeglichen. Die drei Teile zu jeweils acht Kapiteln mit ihrer klaren Trennung der Erzählperspektiven ermöglichen es auch dem fremdsprachigen Leser, den Überblick zu behalten, selbst wenn nicht alle Vokabeln verstanden werden. In der Schule ist es dennoch sicherlich angeraten, die mit Vokabelhilfen versehenen Ausgaben der Schulbuchverlage zu verwenden. Mit den verschiedenen Perspektiven, die im Roman kapitelweise wechseln, ändert sich jeweils auch die Sprache des Textes: Die Abschnitte über die Mexikaner sind einfacher, ärmer an ausgefallenen Vokabeln und inhaltlich strikt auf die zentralen Probleme des Überlebens ausgerichtet: Arbeit, Essen, Gesundheit. Das Leben der Mossbachers hingegen dreht sich um ihren sozialen Status, um die amerikanische Kultur sowie um ihre verschiedenen Interessen und speziellen Bedürfnisse, was sich in entsprechend vielfältigen Begriffen und Vokabular widerspiegelt. Boyle geht sehr differenziert auf die unterschiedlichen Kontexte ein und nutzt diese Details auch zur Charakterisierung, wie sich z. B. an der Frühstücksszene der Mossbachers in I, 3 zeigt. Um den Roman mit seinen Charakterzeichnungen in seiner ganzen Tiefe zu erfassen, ist deshalb eine sehr genaue Lektüre erforderlich.
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2. Textanalyse und -interpretation
2.6 Stil und Sprache Symbole Im Buch finden sich zahlreiche Symbole und Metaphern. Die Fülle von Doppeldeutigkeiten und Anspielungen ist Beleg für die sorgfältige Konstruktion. Die Kojoten stehen für die Auseinandersetzung zwischen den Satten und den Hungrigen. An vielen Stellen werden sie auch als Metapher für die illegalen Mexikaner verwendet (vgl. Kapitel 2.7.7). Der Mauer um Arroyo Blanco entspricht im Großen der Grenzzaun zwischen Mexiko und den USA. So wie der Staat insgesamt, versucht sich auch die Wohnsiedlung als weißes „Klein-Amerika“ vor den Einwanderern zu schützen. Dominick Flood verkörpert mit seiner Fußfessel das Gefühl des Eingesperrtseins, das dann Delaney überfällt, als die Mauer gebaut wird. Diese wird nicht zufällig erstmals beim Nachbarschaftstreffen bei Flood erwähnt. Die geplante Kolumne über die aus Europa stammenden und in den USA erst durch Siedler eingeschleppten Tierarten steht für Delaneys Auseinandersetzung mit der (illegalen) Immigration aus Mittelamerika. Die Passage, in der er darüber nachdenkt, wie die Neueinwanderer die „alteingesessenen“ Arten bedrohen und durch ihre wachsende Zahl verdrängen, leitet subtil Delaneys Meinungswandel ein. Es gibt nur drei Kinder im Roman; Kinder, die symbolisch für die Zukunft stehen: Ein dumpfer, langweiliger und gelangweilter Video-Spieler (Jordan), ein gewalttätiger, fremdenfeindlicher Teenager (Jack Jardine Jr.) und ein blindes Baby 2. Textanalyse und -interpretation
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2.6 Stil und Sprache (Socorro), das obendrein kurz nach seiner Geburt stirbt. Die Zukunft sieht nicht gut aus. Das Essen illustriert durchgängig die verschiedenen Welten, in denen die Hauptpersonen leben: Delikate, ausgesuchte Speisen im Überfluss bei den MossÜberfluss vs. blanker Hunger bachers stehen dem blanken Hunger des mexikanischen Paares gegenüber, das zum Überleben kleine Tiere jagen und sogar Abfälle essen muss. Dabei benutzt Boyle Nahrungsmittel zur sorgfältigen Charakterisierung: So legen die Mossbachers Wert auf „gesunde Kost“, speziell Jordan wird mit einem nahrhaften Frühstück bedacht (I, 3). Zugleich werden dabei jedoch die einzelnen Bestandteile nur noch auf ihre Nährwerte hin kombiniert (Kyra nimmt zwölf verschiedene Vitamin- und Mineralientabletten zusätzlich zum frisch gepressten Orangensaft zu sich). Ein „echtes“ Kochen mit natürlichen Zutaten ist dabei auch nur schwer möglich, da der Supermarkt vorwiegend abgepackte Fertigprodukte bietet, wie beispielsweise Cándido beim Einkaufen erstaunt bemerkt (I, 8). Das Essen an Thanksgiving unterstreicht diese Symbolik. Thanksgiving, das traditionelle Erntedankfest, ist in den USA ein gesetzlicher Feiertag, der auch an die ersten Siedler erinnert. Die pilgrim fathers der Mayflower 1620 hatten mit dem Fest das Überstehen des ersten Jahres gefeiert und für den Beginn des neuen, freien Lebens in Amerika gedankt. Delaney und Kyra planen für den Abend ein ganz traditionell amerikanisches New England-Dinner mit Truthahn. Neuengland, die Nordostküste der USA, steht politisch für eine weltoffene, liberale, aber doch traditionell amerikanische Denkweise. Es ist bezeichnend, dass Delaneys Thanksgiving-Dinner durch das Feuer ausfallen muss. Auf der nachmittäglichen Cocktailparty
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2.6 Stil und Sprache bei Dominick Flood hingegen gibt es Unmengen von meist ausländischen Speisen (z. B. Sushi). Der Finanzexperte Flood polemisiert also einerseits immer wieder gegen Ausländer, schmückt sich aber andererseits bei passenden Gelegenheiten gerne mit einem Hauch Exotik, was seine Doppelmoral entlarvt. Der Truthahn schließlich spielt noch in weiteren Passage eine Rolle: An der Supermarktkasse gibt es für einen Einkaufswert von mindestens 50 Dollar einen Truthahn gratis. Die beiden Amerikaner, die einen solchen Truthahn erhalten sollen, können jedoch damit – mit dem „echten“ Lebensmittel – nichts anfangen: Kochen heißt für sie, eine Mikrowelle zu bedienen (II, 8). Spontan schenken sie deshalb den Truthahn Cándido. Der freut sich, und beim Anblick dieses unverhofften Feiertagsessens beginnt auch América wieder optimistischer in die Zukunft zu blicken. Der Truthahn erscheint beiden als symbolische Eintrittskarte in den American way of life. Doch eben dieser Truthahn verursacht auch die Katastrophe, das große Unglück am Ende des Romans, das Cándido einmal mehr zeigt, dass dieses Leben für ihn nicht erreichbar ist. Viele der Nachnamen der Amerikaner – Mossbacher, Menaker, Jardine, Obst, Cherrystone – deuten einen europäischen Hintergrund an: Auch die Arroyo-Blanco-Bewohner stammen aus Einwandererfamilien. Mit dem Wort mossback wird in den USA auch ein Konservativer bezeichnet. Cándido (span. unschuldig, naiv, einfältig) soll als sprechender Name den Protagonisten charakterisieren. Daneben bezieht sich Boyle auf Voltaires (1694–1778) Roman Candide (1758). Der Name des Titelhelden Candide bedeutet im Französischen das gleiche wie im Spanischen. Mit Candide schrieb Voltaire eine bitterböse Satire auf den Optimismus. Der Held wird un2. Textanalyse und -interpretation
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2.6 Stil und Sprache schuldig von Unglück zu Unglück gestoßen, ohne dabei jedoch seine Zuversicht und gute Laune zu verlieren. Voltaires Buch ist witzig, Boyles ist es nicht. Die gereichte Hand am Schluss des Romans bleibt in ihrer Deutung offen. Sie kann als Symbol für die Hoffnung stehen, die Menschen könnten ihre Differenzen überwinden und zu einem gemeinsamen Kern an Menschlichkeit zurückfinden. Eine Interpretation, nach der Delaney und Cándido vereint im Untergang, im Scheitern ihres jeweiligen American Dream sind, drängt sich aber gleichfalls auf. Boyle selbst hat diese Offenheit beabsichtigt. Religiöse Thematik Die christliche Religion durchzieht als Thema den gesamten Roman. Die religiösen Hinweise dienen dabei zu einem großen Teil der Charakterisierung der Hauptpersonen. Die Mossbachers sind typische Vertreter der kirchenfernen – nicht zwangsläufig atheistischen – weißen Mittelschicht. An einen Gott als eingreifende Kraft glauben Kyra und Delaney nicht, sie bezeichnen sich selbst als Agnostiker (I, 3). Für sie spielt Religion keine große Rolle. Ganz anders bei Cándido und América. Beide sind katholisch und stark in ihrer Konfession verwurzelt. Die Tatsache, dass Cándido noch mit Américas Schwester verheiratet ist, stellt für sie – entgegen der katholischen Lehre – offenbar aber kein Problem dar. Wegen der zahlreichen Schicksalsschläge, die das Paar seit seinem Aufbruch aus Mexiko erdulden musste, vergleicht sich Cándido mit Hiob (I, 8). Diese Figur des Alten Testamentes wird vom Satan mit immer neuen Katastrophen konfrontiert, um ihre Rechtschaffenheit und Frömmigkeit zu prüfen. Ob-
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2.6 Stil und Sprache wohl Hiob seine Kinder und seinen gesamten Besitz verliert, hält er unbeirrt an seinem Glauben an Gott fest, dem er nach wie vor vertraut. Am Ende wird er für diesen Glauben belohnt – mit noch mehr Besitz und weiteren Kindern. Einige Kritiken übernehmen die SelbstinterpretatiSelbstinterpretation on Cándidos als Hiob. Doch ist diese Cándidos als Hiob Deutung diskussionswürdig. Hiobs Geschichte ist deshalb so tragisch, weil er unschuldig ist. Während er allein aufgrund seiner Rechtschaffenheit zum Spielball des Teufels wird, nimmt Cándidos Unglücksserie mit seiner eigenen Entscheidung, Mexiko zu verlassen, ihren Anfang. Cándido hat mit der illegalen Einwanderung in die USA eine Wahl getroffen, die auch Risiken birgt, wie er wohl weiß. Bei allem Verständnis für ihn und sein Handeln: Cándido ist nicht nur die „ehrliche Haut“, als die er sich selbst sieht, der vom Pech verfolgte Familienvater. Er ist auch mit der minderjährigen Schwester seiner Frau durchgebrannt, die er mit großen Versprechungen vom Leben in den USA verführt hat, und, als es einmal nicht gut läuft, beschimpft und schlägt. Cándido weicht außerdem, im Gegensatz zu Hiob, von seinen Prinzipien ab und wird, als es um das Überleben seiner Familie geht, zum Dieb. Durch die fortwährenden Katastrophen fühlt er sich für irgendetwas bestraft, kann aber nicht nachvollziehen wofür, und hadert mit seinem Schicksal. Dabei versucht er immer wieder, seine Handlungen vor einem imaginären Gegenüber zu rechtfertigen (III, 4: “Was it wrong, was it a sin, was it morally indefensible to take from a dog? Where in the catechism did it say that?”). Einen weiteren Zusammenhang, in dem Boyle das Religionsmotiv aufgreift, bildet im Roman die Handlung am Thanksgiving-Tag. Thanksgiving – ursprünglich der Tag, um dem Schöpfergott für die Ernte zu danken – hat sich in den USA ähnlich 2. Textanalyse und -interpretation
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2.6 Stil und Sprache Weihnachten zu einem großen kommerziellen Fest entwickelt, bei dem der religiöse Aspekt mittlerweile in den Hintergrund getreten ist. Cándido und América hatten in diesem Jahr fast keine „Ernte“ und entsprechend wenig gibt es, für das sie dankbar sein können. Da erhält Cándido an Thanksgiving „unverdient“ von einem Amerikaner, der mit dem Gratisangebot des Supermarkts nichts anzufangen weiß, einen Truthahn geschenkt. Doch statt zum erhofften Festessen führt dieses Geschenk letztlich zu einem Buschfeuer, das den Rest ihrer Habseligkeiten und ihr ganzes erspartes Geld vernichtet. Boyle vergleicht das Feuer, das auf die Bäume übergreift, mit dem Kommen der Apokalypse (III, 2). Nach dem Brand ist Cándido verzweifelt und glaubt sein Leben verflucht von dem Moment, als seine Mutter starb (III, 6). Während er auf der Flutwelle aus Schlamm und Geröll den Berg hinabgespült wird, ist sein letztes Bild von Gott das eines unersättlichen Monsters, das ihm alles nimmt, was er hat (III, 7). América hingegen, obwohl ebenfalls von ihrer Pechsträhne frustriert und dem Leben in den USA tief enttäuscht, glaubt noch immer an ein göttliches Eingreifen. Sie bezeichnet die Katze, die ihr bei der Geburt beisteht, als Heilige (III, 2) und nennt ihre Tochter „Socorro“ (span. Erlösung, Hilfe, Rettung). Erst allmählich begreift sie, dass wieder alles schief gelaufen ist. Sie hatte sich gewünscht, die Nabelschnur bei einer Wallfahrt an einen traditionellen Baum in Mexiko zu hängen, um ihrem Kind damit den Segen der heiligen Jungfrau zu geben. Die Nabelschnur ist jedoch von Cándido vergraben worden und ihr gesamtes Geld im Feuer verbrannt – eine Rückfahrt nach Mexiko ist gar nicht möglich (III, 6). Selbst die Katze ist nicht mehr da, denn die hat Cándido ohne Américas Wissen zu Gulasch verarbeitet.
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2.6 Stil und Sprache Die Geburt Socorros findet in Kapitel III, 2 an Thanksgiving statt, während des Feuers. Boyle spielt hier etwas mit Aspekten der Weihnachtsgeschichte von der Geburt Jesu: das Paar auf der Reise, die Geburt in einer Hütte und nur die Tiere schauen zu. Der Erdrutsch am Ende könnte mit der biblischen Geschichte der Sintflut assoziiert werden, in der alles Böse und Sündige „weggewaschen“ wird. In The Tortilla Curtain bleiben allerdings die „Sünder“ am Leben, während das unschuldige Kind, Socorro, stirbt. Im Alten Testament handelt es sich um eine weltumspannende Vernichtung, die zu einem Neuanfang der Menschheit führt. Bei Boyle hingegen bleibt die Frage, was die Flut bewirkt, offen: Der Roman endet in dem Moment, da Cándido Delaney die Hand reicht.
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2.7 Interpretationsansätze
2.7 Interpretationsansätze 2.7.1 Der American Dream Der Mythos des American Dream ist die klassische „Vom-Tellerwäscherzum-Millionär“-Geschichte. Entstanden im 19. Jahrhundert, gründet er sich auf die Überzeugung, allein mit Willenskraft und harter Arbeit stets zum eigenen Erfolg kommen, reich werden und sein Glück finden zu können. Zahlreiche Erfolgsgeschichten sprechen dafür, wie beispielsweise der Fall des armen österreichischen Bodybuilders, der es erst zum Schauspieler und jetzt sogar zum Gouverneur von Kalifornien brachte: Arnold Schwarzenegger. Wesentlicher Bestandteil dieses Traums ist dabei das Konzept der Freiheit – persönlich und wirtschaftlich. Staatliche und gesellschaftliche Eingriffe werden abgelehnt; nur ohne eine derartige Einschränkung könne man sein volles Potenzial erreichen. Gefördert wurde diese Weltanschauung durch die Tatsache, dass in den USA im 19. Jahrhundert in vielen Regionen lange Zeit ein „Staat“ mit Bürokratie gar nicht existierte: Die Bevölkerungszahl war zu gering. Selbstverantwortung und familiäres Miteinander waren überlebensnotwendig für die Siedler, die auf sich allein gestellt waren. Wer in den letzten 200 Jahren die Ozeane in Richtung Amerika überquerte, war bereit, sich in dieses amerikanische System einzufügen und für seinen Traum hart zu arbeiten. Jeder Einwanderer, der „es geschafft“ hat, verstärkte dann bei sich und in seiner Umgebung den Glauben an diesen American Dream. Hinzu kam, dass die ersten Einwanderer von den Britischen Inseln stammten, viele waren Puritaner. „Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott“ lautete ihre Überzeugung, Reichtum erschien ihnen als Belohnung für ein gottgefälliges Leben. Der
„Vom Tellerwäscherzum-Millionär“
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2.7 Interpretationsansätze Soziologe Max Weber hat diese Haltung 1905 in seinem Werk Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus als grundlegend für die Entstehung des westlichen Kapitalismus bezeichnet. Insgesamt verbanden sich damit Freiheit, Selbstverantwortung und Selbstverwirklichung zu einem starken Treibsatz für die US-amerikanische Gesellschaft, die heute wirtschaftlich und politisch unbestritten die Nummer Eins in der Welt ist. Bis heute kommen Menschen auf der Suche nach einem besseren Leben in die USA, mittlerweile verstärkt aus Mittelund Südamerika. Viele davon sind illegale Einwanderer wie Cándido. Der Weg nach oben ist jedoch kein Automatismus. Denn „nach oben“ bedeutet, dass es auch ein „unten“ gibt. Und da Spülmaschinen die Tellerwäscher-Jobs und landwirtschaftliche Maschinen die Farm-Jobs überflüssig machen, gibt es immer weniger unqualifizierte Einstiegsstellen in die Wirtschaft – ähnlich wie auch in Europa. Darauf weist Jack Jardine bei einer Diskussion mit Delaney hin (I, 7) und eben diese Erfahrung macht Cándido, der Schwierigkeiten hat, regelmäßige Arbeit zu finden. Er bleibt die Geschichte über unten: Die Plätze auf der Leiter über ihm scheinen besetzt, auch wenn Al Lopez es offensichtlich geschafft hat. Eine andere Seite des American Dream verkörpert Kyra: Sie ist die hart arbeitende, erfolgreiche Geschäftsfrau. Ihre Arbeitsethik ist vorbildlich – und wird mit dem Status des volume leaders und grandiosen Aussichten auf eigene Projekte belohnt. Diese eigenen Projekte bilden das Endziel ihres Traumes. Sie strebt nach Unabhängigkeit und Selbstständigkeit. Dass möglicherweise ihr Sohn unter Vernachlässigung leidet, wird von Kyra kaum bemerkt. Zwar ist nach der gemeinsamen Arbeitsaufteilung Delaney Hausmann und kümmert sich um Jordan, doch einen engeren Bezug scheint auch er nicht zu seinem Stiefsohn zu haben (I, 3). 2. Textanalyse und -interpretation
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2.7 Interpretationsansätze Cándido ist in der Geschichte letztlich der einzige, der trotz seiner katholischen Erziehung, trotz seines Glaubens an eine göttliche Fügung (II, 2), eine beinahe puritanische Haltung an den Tag legt: Er vergleicht sich einmal mit Hiob (vgl. Kap. 2.6, Religiöse Thematik), sein Scheitern sieht er als göttliche Strafe für Fehlverhalten – und dennoch will er jeden Tag arbeiten gehen, um sich selbst aus dem Dreck zu ziehen. Freilich: Bei aller Arbeitsamkeit steht er verständnislos vor der Rastlosigkeit und Geschäftigkeit der Amerikaner. 2.7.2 Die USA und Einwanderung Die USA sind nach wie vor eine Nation von Einwanderern. Dies zeigen auch die Zensus-Daten für Los Angeles aus dem Jahr 2000: Rund 41 Prozent der Bewohner sind nicht in den USA geboren, rund 15 Prozent sind erst zwischen 1990 und 2000 eingewandert. Immerhin rund 27 Prozent sind noch nicht eingebürgert. Rund 65 Prozent der Zugewanderten stammen aus Lateinamerika. Delaney hat Recht, wenn er sagt: ”Immigrants are the lifeblood of this country – … and neither of us would be standing here today if it wasn’t.” (I, 7) Die Geschichte Nordamerikas ist eine Geschichte der Einwanderung, zunächst im 17. und 18. Jahrhundert von den britischen Inseln, dann schnell aus dem restlichen Europa, vor allem im 19. Jahrhundert auch und gerade aus Deutschland. Hinzu kamen bereits früh die aus Afrika importierten Sklaven und die Einwanderung aus Asien, vor allem China. Der Anteil der Europäer an der Immigration hat seit dem Ende des 2. Weltkrieges abgenommen, dafür steigt seit Jahrzehnten der Anteil der Mittel- und Südamerikaner beständig an. Als klassisches Einwanderungsland haben die USA seit langer Zeit ein grundsätzliches Problem damit, eine „Einwan-
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2.7 Interpretationsansätze derungspolitik“ zu formulieren. Jeder Versuch, mit welcher Begründung auch immer, Einwanderung zu begrenzen, hat unweigerlich mit Delaneys Argument zu kämpfen. Jack Jardines Antwort in jener Szene, er sei kein Einwanderer, schließlich hätten seine Vorfahren bereits im Unabhängigkeitskrieg (1775–1783) gekämpft, zeigt eine der Reaktionen auf dieses Dilemma: ein „weißer Nationalismus“, „weißer Nationalismus“ der die nationale Identität über die Geschichte der Amerikanischen Revolution definiert, vielleicht noch die europäischen Vorfahren der Mossbachers, die wohl im 19. Jahrhundert gekommen waren, gelten lässt, aber die aktuellen nicht-weißen Einwanderer völlig ablehnt. Eine Lösung für das Problem ist eine solche Haltung allerdings nicht. Boyle selbst hat in einem Interview gesagt, die Illegalen machten es allein durch ihre Existenz schwer, eine vernünftige Diskussion über Einwanderungspolitik zu führen: Ein großer Teil der Einwanderer käme ohnehin illegal ins Land, so dass eine Debatte über die Steuerung der legalen Immigration fast überflüssig erscheine. Solange ein derart großes Wohlstandsgefälle zwischen den USA und Lateinamerika besteht, wie es derzeit der Fall ist, wird dieses Thema wohl weiter auf der politischen Tagesordnung bleiben. Einseitige polemisierende Argumente, wie sie Jack Jardine im Roman vorbringt, greifen dabei zu kurz. Das Problem ist wesentlich komplexer. So fördern nicht zuletzt verschiedene Interessen auf dem Arbeitsmarkt die Situation (vgl. Kap. 1.2). Denn solange Leute wie Señor Willis, Jim Shirley oder Al Lopez Illegale beschäftigen (und Leute wie die Mossbachers gerne auf günstige Firmen wie Al Lopez zurückgreifen), werden auch Menschen auf der Suche nach Arbeit illegal in die USA drängen. Wie Cándido und América sind sie bereit, ganz unten anzufangen und hart zu arbeiten für die Realisierung ihres American Dream. 2. Textanalyse und -interpretation
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2.7 Interpretationsansätze 2.7.3 Melting pot und salad bowl Der Begriff melting pot (dt. Schmelztiegel) beschreibt die Art der Integration von Einwanderern in die Kultur eines Landes. Dabei wird davon ausgegangen, dass sich die verschiedenen Kulturen und Werte zu einer gemeinsamen nationalen Kultur vermischen – d. h. in diesem Fall, dass aus allen Einwanderern „Amerikaner“ werden. Der Franzose Michel de Metapher des melting pot Crèvecoeur hat die Metapher des melstammt von Michel de Crèvecoeur ting pot erstmals verwendet. Er schrieb 1782 in seinen Letters from an American Farmer: „Ubi panis ibi patria [Wo das Brot ist, ist das Vaterland], ist das Motto aller Einwanderer. Was nun ist der Amerikaner, dieser neue Mensch? Er ist entweder ein Europäer, oder ein Nachfahre eines Europäers, daher diese merkwürdige Mischung des Blutes, die man nirgendwo sonst finden kann. Ich könnte eine Familie nennen, wo der Großvater ein Engländer war, dessen Frau eine Holländerin, deren Sohn hat eine Französin geheiratet und deren vier Söhne haben nun vier Frauen aus verschiedenen Ländern“. An anderer Stelle heißt es: „Sie [die Amerikaner] sind eine Mischung aus Engländern, Schotten, Iren, Franzosen, Holländern, Deutschen und Schweden. Aus dieser fruchtbaren Mischung ist ein neues Volk, die Amerikaner, entstanden.“ Diese viel zitierte Passage veranschaulicht die zugrundeliegende Idee: Aus Jean, Johannes oder Giovanni wird am Ende John. Der Prozess der Integration und Assimilation wird mit einem Schmelztiegel verglichen: Auch hier entsteht aus dem Gemisch verschiedener Zutaten letztendlich etwas Neues. Diese „Verschmelzung“ benötigt jedoch Zeit: Auch wenn sich die Einwanderer des 19. Jahrhunderts redlich bemühten, Amerikaner zu werden, so waren es doch meist erst ihre Kinder und damit die nächste Generation, die wirklich in der amerikanischen Gesellschaft ankam.
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2.7 Interpretationsansätze Voraussetzung für die Verwirklichung der Idee des melting pot ist Assimiliationsfähigkeit und -bereitschaft, und zwar bei Neuankömmlingen wie Alteingesessenen. Solange die Einwanderer vor allem aus Europa kamen, war beides auch meist vorhanden. Dennoch haben sich auch bei Ex-Europäern oft überraschend lange „Bindestrich-Identitäten“ gehalten: Es ist auch heute noch möglich, sich als German-American oder als Polish-American zu sehen. Dieses Konzept der Doppel-Identitäten wurde im 20. Jahrhundert zunehmend populärer, Assimiliationsfähigkeit und -bereitschaft nahmen ab. Vor allem die Einwanderung von Nicht-Europäern beschleunigte dieses Phänomen: Immigranten waren nun auch optisch erkenn- und abgrenzbar, d.h. immer mehr nicht-weiße Einwanderer standen den (überwiegend aus Europa abstammenden) weißen Amerikanern gegenüber. Diese Situation führte zur Diskussion eines neuen, stärker multikulturellen Integrationskonzepts, das mit der Metapher salad bowl, Salatschüssel, beschrieben wurde: Amerika wäre danach das Ganze, der Salat, und die Bürger mit ihren verschiedenen Abstammungen die Salatzutaten. Wie in jedem guten Salat sind dabei die einzelnen Bestandteile bzw. Zutaten nach wie vor erkennbar. So stehen dann Korean-Americans und Mexican-Americans gleichberechtigt neben African-Americans. Die Kulturen werden hier nicht verschmolzen oder angeglichen, sondern Herkunft und Kultur der Einwanderer sind weiterhin deutlich. Kritiker dieses Konzepts bezweifeln allerdings die Konsistenz dieses „Salats“ und fragen nach dem einigenden Band, das die amerikanische Kultur zusammenhält. Einer dieser Schriftsteller ist Samuel P. Huntington, dessen Thesen im Zusammenhang mit The Tortilla Curtain diskutiert werden können und die deshalb in Kapitel 5.5 dieses Bandes vorgestellt werden. 2. Textanalyse und -interpretation
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2.7 Interpretationsansätze 2.7.4 Hoffnungen und Träume América träumt vom eigenen Haus, Kyra träumt von einem anderen Haus und später von der beruflichen Selbstständigkeit, Delaney träumt von den wide open spaces und Cándido von einem besseren Leben im Norden: Die Hoffnungen und Träume der Protagonisten ziehen sich konsequent durch den Roman. Alle vier Hauptpersonen formulieren Wünsche für ihre Zukunft, aber auch die Nebenpersonen haben ihren Blick nach vorn gerichtet. Es sind die Träume, die ihnen die Kraft und die Motivation geben, gegen die alltäglichen Widerstände anzukämpfen. Allen gemein ist, dass sich ihre Träume in der jeweiligen persönlichen Auseinandersetzung mit den verschiedenen Aspekten des American Dream definieren. Delaney träumt von der Einsamkeit der Berge und der Weite des amerikanischen Westens. Es ist kein Zufall, dass Boyle ihn als Neuankömmling aus dem Osten darstellt. Delaneys Weg zeichnet den Weg der Siedler nach, die ins „gelobte Land“ Kalifornien strebten. In seiner Kolumne in der – nicht zufällig so genannten – Zeitschrift Wide Open Spaces feiert er seine Wünsche und Träume vom einfachen, naturnahen Leben. Mauer und Zaun sind für Mauer und Zaun empfindet er als EinDelaney Einschnitte in seine schnitte in seine persönliche Freiheit: persönliche Freiheit Sie sind objektive Hindernisse, die ihn davon abhalten, seinen Traum zu leben. Aber ist nicht eigentlich sein ganzes Leben abgeschottet und kontrolliert? Es ist Routine, spielt sich mehr drinnen als draußen ab. Auch seine Naturerlebnisse in der Wildnis gleichen genau besehen nur Sonntagsausflügen. Ausgestattet mit der perfekten Ausrüstung des Sierra Club lässt er sich von seiner Frau zum Wandern fahren bzw. weiß den Parkplatz zum Wanderweg stets in der Nähe. Vom nackten Kampf ums Überleben in der Wildnis hat er keine Ahnung.
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2.7 Interpretationsansätze Ganz im Gegensatz zum illegalen Einwanderer Cándido, der – ganz ohne Luxus-Ausrüstung – gar keine andere Wahl hat, als jeden Tag im Canyon zu übernachten und die freie Natur „zu genießen“. Cándido wünscht sich denn auch, eben diese Wildnis auf dem schnellsten Wege hinter sich zu lassen. Seine Träume sind auf eine bessere Zukunft gerichtet, für sich, América und vor allem sein Kind. Die Hoffnung auf ein Leben in bescheidenem Wohlstand hat das Paar dazu bewogen, Mexiko zu verlassen. Cándido hat dabei eine durchaus realistische Sicht der Dinge. Für ihn gilt: Der Weg ist das Ziel. Er plant in ganz konkreten Etappen, wie sie von Zehntausenden Immigranten vor ihm absolviert wurden: (Gelegenheits-)Arbeit, Sparen, Wohnung, Kind, geregelte Arbeit. Cándidos Traum ist der American Dream (vgl. Kap. 2.7.1), er setzt seine ganze Kraft und Energie ein, um ihn Schritt für Schritt zu verwirklichen – und Autor Boyle wirft ihm bei jedem dieser Schritte Knüppel zwischen die Beine. Während Cándidos Motivation stark genug ist, um immer weiter zu kämpfen und dabei auch persönliche Erniedrigungen hinzunehmen, hat América damit größte Schwierigkeiten. Américas Hoffnungen und Wünsche speisen sich aus billigen Romanen und Fernsehserien; durch die realen (Arbeitsmarkt-) Bedingungen in den USA und die Unglücksfälle, die dem Paar zustoßen, werden sie jedoch nach und nach zerstört. Dabei muss América nicht nur ihren Traum vom eigenen kleinen Häuschen aufgeben. Auch ihre Tochter Socorro (span. Rettung, Hilfe, Erlösung) stellt keine „Rettung“ dar, auch für sie gibt es keine bessere Zukunft: Das blinde Baby stirbt am Ende in den Fluten. In einer ähnlichen Katastrophe endet Kyras Traum: Das Feuer vernichtet das Haus der Da Ros. Von den großen Visionen Kyras – selbst darin wohnen, selbst verkaufen? – bleibt nichts als Staub und Asche. Doch der Brand verhindert nur eine andere, 2. Textanalyse und -interpretation
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2.7 Interpretationsansätze noch härtere Desillusionierung. Denn selbst Kyra hätte diese Luxusvilla nicht bezahlen können. Ihr Traum vom Da-RosHaus war ähnlich wirklichkeitsfremd wie Américas Hoffnung auf ein Häuschen im Grünen. Kyra orientiert sich nach dem ersten Schock allerdings schnell neu und setzt sich ein anderes Ziel: das neue Haus in Agoura, das neue – eigene! – Projekt des Baus einer Eigenheimanlage. Sich selbstständig zu machen, ist schließlich noch besser als bloß Mike Benders „beste Angestellte“ zu sein. Neben den vier Hauptpersonen haben auch die Nebenpersonen ihre Wünsche und Hoffnungen. Jack Jardine Jr. träumt von den sich auf dem College bietenden sexuellen Möglichkeiten, Jack Jardine von einem Leben abgeschottet von den Realitäten der Großstadt. Kit Menaker träumt von einer späten Blüte in ihrem Leben, Jordan vermutlich von einem leckeren Frühstück. Die arbeitslose Weiße Mary träumt sich mit Hilfe des Alkohols aus ihrer gegenwärtigen Existenz. Ganz am Rande der Geschichte steht Al Lopez. Er, nicht die Bewohner von Arroyo Blanco, verkörpert all das, wovon Cándido träumt: Er ist ein Immigrant, der legal in den USA lebt und als selbstständiger Unternehmer tätig ist. Berufliche Selbstständigkeit – sei es als Autor, Anwalt, Bauunternehmer oder Finanzmanager – zeichnet dabei fast alle wichtigen Charaktere aus Arroyo Blanco aus. Kyra bildet hier als Angestellte eines Maklerbüros die Ausnahme. Und auch sie macht am Ende Pläne, bei Mike Bender auszusteigen und neu anzufangen. Die Hoffnungen und Träume der Personen sind damit auf ihre individuelle und wirtschaftliche Freiheit, auf eine unabhängige Existenz gerichtet, die sich als ihre persönliche Manifestation des American Dream versteht.
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2. Textanalyse und -interpretation
2.7 Interpretationsansätze 2.7.5 Steinbeck, die Okies und The Grapes of Wrath Mit einem dem Roman vorangestellten Zitat nimmt T. C. Boyle explizit Bezug auf John Steinbecks (1902–1968) The Grapes of Wrath (dt. Die Früchte des Zorns). Das Buch, das als Meisterwerk des sozialkritischen Romans gilt, Meisterwerk des sozialerschien 1939, gewann 1940 den Pulitkritischen Romans zer-Preis und wurde noch im gleichen Jahr verfilmt. Wie auch The Tortilla Curtain handelt es von wandernden Arbeitern, deren Traum vom besseren Leben in Kalifornien an der Realität zerbricht. Den geschichtlichen Hintergrund von Steinbecks Roman bildet die Weltwirtschaftskrise. Seit ihrem Beginn 1929/30 war die wirtschaftliche Lage in den USA sehr schlecht, Arbeitslosigkeit und Massenarmut herrschten. Die Situation wurde Mitte der 1930er Jahre noch einmal durch eine Dürreperiode im Mittleren Westen, vor allem in Oklahoma, verschärft. Die ausgelaugten Böden verwandelten sich in eine Steppe. Der Begriff dust bowl (Staub-Schüssel) wurde geprägt, um diese durch Staub- und Sandstürme ruinierte Landschaft zu beschreiben. Farmer in Oklahoma sahen sich gezwungen, ihre Farmen zu verlassen. Viele der so genannten Okies zogen nach Kalifornien, in das Land der Obsthaine und saftigen Felder – wie sie meinten. In The Grapes of Wrath beschreibt Steinbeck das Leben der Familie Joad, die sich ebenfalls voller Hoffnung auf einen Neuanfang auf den Weg nach Kalifornien macht. Der Empfang für die Einwanderer aus Oklahoma ist dort allerdings alles andere als freundlich. Auffanglager und Hungerlöhne erwarten die Familie, die kalifornischen Firmen und Farmer nutzen die Verzweiflung der Immigranten schamlos aus. Steinbecks Buch ist geprägt von einer deutlichen SchwarzWeiß-Zeichnung: Die Joads, die Okies allgemein, sind die
2. Textanalyse und -interpretation
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2.7 Interpretationsansätze Guten, Aufrechten, die die Würde des „einfachen Mannes“ verkörpern. Die Kalifornier dagegen sind die Satten und Rücksichtslosen, die die einfachsten Regeln der Mitmenschlichkeit ignorieren. Diese undifferenzierte Darstellung hat verständlicherweise in Kalifornien für Ärger gesorgt. Dem Buch wurde vorgeworfen, sentimental und übertrieben zu sein. Zweifellos lässt sich The Tortilla Curtain literarisch nicht ohne The Grapes of Wrath verstehen. Boyles Roman erscheint als eine für das Ende des 20. Jahrhunderts aktualisierte Neuauflage, wobei er jedoch keine so klaren Boyle bietet keine so klaren Antworten wie Steinbeck präsentiert. Antworten wie Steinbeck Vielmehr hat Boyle eine (mehr oder weniger gelungene) balancierte Darstellung der Situation am Beispiel zweier Familien geschrieben, ohne in Polemik zu verfallen. Unterschiede und Gemeinsamkeiten wären im Einzelnen herauszuarbeiten. Die Vergleichspunkte reichen dabei bis ins Detail: Beispielsweise wünscht sich Mutter Joad bei Steinbeck das ganze Buch hindurch „ein kleines weißes Haus unter Orangenbäumen“ – genau wie auch América von ihrem kleinen Häuschen träumt. Beiden Romanen ist zudem gemein, dass sie oftmals nicht als Literatur, sondern als politisches Manifest gelesen werden. 2.7.6 Die Beziehungen der Paare Die Ehe der Mossbachers ist nicht nur emanzipiert; die Rollen sind vertauscht. Kyra ist eine erfolgreiche Maklerin, die es kaum schafft, Zeit für die Familie aufzubringen, während Delaney als Hausmann Frau und Stiefsohn bekocht und versorgt. Zum Broterwerb müsste er nicht arbeiten – seine Tätigkeit als Schriftsteller dient rein der persönlichen Freude und Selbstverwirklichung. Nur bei wenigen Gelegenheiten fordert Kyra von Delaney, der in zwei-
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2. Textanalyse und -interpretation
2.7 Interpretationsansätze ter Ehe verheiratet ist, ein traditionell männliches Rollenverhalten, z. B. als es um die Verfolgung des Kojoten geht. Delaneys Versuche, „männlich“ zu wirken, rutschen aber in der Regel ins Lächerliche ab. Am Ende greift er sogar zur Waffe, um Heim und Familie ausgerechnet gegen Cándido zu „verteidigen“. Kyras traditionell weibliches Verhalten beschränkt sich neben ihrer femininen Kleidung auf Tagträume in den von ihr verkauften Häusern. Die Beziehung von Cándido und América ist klar patriarchalisch. Vor allem Cándido erscheint als stark dem traditionellen Rollenverhalten verhaftet. Die Tatsache, dass seine erste Frau Resurrección ihn verlassen hat, weil er jeden Sommer in Nordamerika arbeitete, interpretiert Cándido als persönliches Versagen. In seiner zweiten Partnerschaft mit der jüngsten Schwester von Resurrección ist er der sehr viel Lebenserfahrenere; für América ist es zudem die erste Beziehung. Der 33-jährige Cándido hatte die 17-Jährige überredet, mit ihm in den Norden zu gehen. Diesmal will er seine „männliche Pflicht“ erfüllen, seine Aufgabe ist klar: Er hat seine Frau zu beschützen und zu versorgen. Dafür soll América ihm den Sohn gebären, den er mit seiner ersten Frau nicht hatte. Die Tatsache, dass América eine Tochter bekommt, ist zunächst eine Enttäuschung für ihn (III, 4). América hält die traditionelle Rollenverteilung ebenfalls für die natürliche, sieht es aber als ihre Pflicht an, die Kleinfamilie zu ernähren, als Cándido bei dem Unfall verletzt wird. Cándido ist frustriert und will América nicht zur Arbeitsvermittlung gehen lassen. In seiner Wut geht er sogar so weit, América der Untreue anzuklagen und sie zu schlagen. Sie, die es gewohnt ist, von einer Großfamilie umgeben zu sein, verbringt ihre Tage allein im Lager im Canyon und findet nur wenig Trost in der Schwangerschaft. Das Leben in den USA entspricht nicht ihren Vorstellungen, auch nicht den Vorstellungen vom Eheleben. Sie möchte zurück nach Mexiko, wo zumindest ihre Rolle klar und einfach wäre. 2. Textanalyse und -interpretation
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2.7 Interpretationsansätze 2.7.7 Kojoten Der Kojote (Canis latrans) ist der nordamerikanische Präriewolf. Diese Art der Wildhunde (Körperlänge bis 95 Zentimeter) lebt in fast allen Lebensräumen des Kontinents. Seine Farbe variiert zwischen gelb, braun und grau. Kojoten fressen grundsätzlich alles, v. a. aber Abfälle, Aas und Kleintiere, und sind für den Menschen ungefährlich. Allerdings dringt der Mensch immer weiter in ihren Lebensraum vor, wie es auch im Roman beschrieben wird. Das Gebirge hinter der Küste westlich von Los Angeles ist eine Wildnis, die erst jetzt, mit Siedlungen ähnlich dem fiktiven Arroyo Blanco, erschlossen wird. So haben sich Kojoten inzwischen oftmals an Menschen gewöhnt und leben von und mit ihnen. Im Buch kritisiert Delaney keineswegs zufällig immer wieder, dass Kojoten von Bewohnern durch Futter angelockt werden (I, 3). In seiner ersten Kolumne (I, 5) berichtet Delaney romantisch verklärt vom Gesang der Kojoten. Ihre wilde Natur ist ihm aber wohl bewusst: Kurz zuvor hatte ein Kojote schließlich den Hund Sacheverell gerissen (I, 3), und auch Osbert wird – trotz der Zaunerhöhung – später auf diese Art getötet. Der Begriff coyote wird im Buch und auch im allgemeinen Sprachgebrauch zudem für einen „Schleuser“ verwendet, d. h. einer Person, die Einwanderer gegen Bezahlung illegal über die Grenze bringt. Cándido und América sind auf diese Weise in die USA gelangt. Boyle treibt diese Pa Parallelisierung von Tier rallelisierung von Tier und Mensch beund Mensch wusst weiter, wenn sich die Siedlung Arroyo Blanco beispielsweise durch die Mauer vor Kojoten wie Mexikanern schützen will, die von den reichen „Vorräten“ angelockt werden.
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2. Textanalyse und -interpretation
3. Themen und Aufgaben
3. Themen und Aufgaben Die Lösungstipps beziehen sich auf die Seiten der vorliegenden Erläuterung. Finden Sie Überschriften für die 24 Kapitel. Recherchieren Sie im Internet über die Orte der Handlung im Topanga Canyon. Erstellen Sie eine bebilderte Präsentation.
Lösungstipp siehe S. 107 f.
Analysieren Sie die Songs auf Bruce Springsteens Album The Ghost of Tom Joad auf seine Bilder und seine Ansichten über mexikanische Einwanderer.
Lösungstipp siehe S. 112
Erläutern Sie die Art, wie Delaney im ersten Kapitel eingeführt und charakterisiert wird.
Lösungstipp siehe S. 47 ff.
Was erfahren Sie über die Mossbachers durch das Frühstück in Kapitel I, 3?
Lösungstipp siehe S. 72
Untersuchen Sie Américas Bild von den USA auf Quellen und Inhalt.
Lösungstipp siehe S. 53 f.
Die arbeitslose Alkoholikerin Mary – ein Schock für América?
Lösungstipp siehe S. 53, 56
Zeigen Sie die – vordergründige? – Naturverbundenheit der Bewohner von Arroyo Blanco.
3. Themen und Aufgaben
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3. Themen und Aufgaben
Interpretieren Sie das Gedicht Resolution and Independence von William Wordsworth, das vom leech-gatherer erzählt, unter Bezug auf Delaney Mossbacher und seine Kolumne in Kapitel I, 5.
Lösungstipp siehe S. 101 f.
Zeigen Sie Delaneys Weltsicht auf Basis seiner Kolumne in Kapitel I, 5.
Lösungstipp siehe S. 101 f.
Welchen Effekt für die Geschichte hat es, dass Delaney in einer Siedlung namens Arroyo Blanco lebt, die im spanisch-mexikanischen Stil erbaut ist? I, 7 “Immigrants are the lifeblood of the country“: Diskutieren Sie Delaneys Sichtweise unter Bezug auf die US-amerikanische Geschichte.
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Lösungstipp siehe S. 104 ff., 80 f.
“Mexicans would assimilate just like the Poles, Italians, Germans, Irish and Chinese”. Informieren Sie sich über die Thesen von Samuel P. Huntington zu diesem Thema und diskutieren Sie den Unterschied, den jener zwischen Mexikanern und anderen Immigranten macht. Recherchieren Sie Kommentare zu und Kritiken an Huntingtons Thesen.
Lösungstipp siehe S. 104 ff., 80 f.
Zeigen Sie die Relevanz der Passage, in der Delaney sich Gedanken über die neu eingebürgerten Tierarten in Nordamerika macht, für den Roman.
Lösungstipp siehe S. 71
3. Themen und Aufgaben
3. Themen und Aufgaben
Welche Bedeutung messen Sie dem Diebstahl von Delaneys Wagen zu? Zeigen Sie, wie sich in Kapitel I, 7 Delaneys Ansichten zu ändern beginnen.
Lösungstipp siehe S. 71
I, 8 Ist Cándidos Vergleich zwischen sich und Hiob gerechtfertigt?
Lösungstipp siehe S. 74 f.
Stellen Sie Cándidos Verständnis der Rollen von Mann und Frau dar. Berücksichtigen Sie dabei, wie er reagiert, als América Arbeit findet.
Lösungstipp siehe S. 88 f.
Warum trägt América keine Handschuhe beim Reinigen der Buddha-Figuren? Wer ist schuld am Zustand ihrer Hände in diesem Kapitel? Deuten Sie die Reaktion des Arbeitgebers, als América ihm ihre Hände zeigt.
Lösungstipp siehe S. 25
II, 2 Deuten Sie die Reaktion des Farmers in Oregon auf Cándidos Erscheinen. Vergleichen Sie sie mit dem Verhältnis zu Mexikanern im Bereich Los Angeles. ”It was the Mexican way: acquiesce, accept. Things would change, sure they would, but only if God willed it.” Passt dieser Satz auf Cándido? Diskutieren Sie diesen Satz im Vergleich zu den Ihnen bekannten Charakteristiken des American Dream.
3. Themen und Aufgaben
Lösungstipp siehe S. 64
Lösungstipp siehe S. 52, 78 ff.
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3. Themen und Aufgaben
II, 5 Deuten Sie die Kolumne in II, 5 als Delaneys Auseinandersetzung mit dem Problem der Immigration. Zeigen Sie, wie Boyle das Symbol des Kojoten benutzt, um in der B-Handlung die Hauptgeschichte zu kommentieren.
Lösungstipp siehe S. 112, 90
II, 6 Erläutern Sie Delaneys Reaktionen auf Todd Sweet und den Mexikaner am Ende von II, 6.
Lösungstipp siehe S. 55
II, 8 Zeigen Sie Boyles sorgfältige Verwendung von Nahrungsmitteln zur Darstellung von Stimmungen und Identitäten.
Lösungstipp siehe S. 72 f.
Informieren Sie sich über die Bedeutung von Thanksgiving und besonders des Truthahns für den „Durchschnittsamerikaner“. Ziehen Sie einen Vergleich zum Fest bei Dominick Flood und den Dinner-Plänen der Mossbachers. Abschlussfragen Untersuchen Sie das Geschlechterverhältnis im Buch am Beispiel der beiden (Ehe-)Paare.
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Lösungstipp siehe S. 71
Lösungstipp siehe S. 72 f.
Lösungstipp siehe S. 88 f.
3. Themen und Aufgaben
3. Themen und Aufgaben
Erläutern Sie, welche Brisanz die Geschichte dadurch bekommt, dass Delaney zunächst als Linksliberaler vorgestellt wird.
Lösungstipp siehe S. 47–50
Passt die Beschreibung Delaneys als liberal humanist auch noch am Ende der Geschichte? Zeigen Sie, wie in der Passage des Waffenkaufs (III, 7) Delaneys alte Ideale aufflackern.
Lösungstipp siehe S. 69
Erläutern Sie, wie die Menschen in der Extremsituation des Feuers reagieren. Bestätigen Cándido und América die Klischees und Vorurteile, die weiße Amerikaner im Roman gegenüber Mexikanern haben? Wie beurteilen Sie den Informationsstand der Mexikaner über den US-amerikanischen Alltag? Auf welche Weisen zeigt Boyle die Vorurteile, die gegen Mexikaner in Amerika gehegt werden? Wieso zerstört Delaney die Beweise, dass Jack Jardine Jr. der Sprayer war? Vergleichen Sie das Leben der Mossbachers mit dem Leben, dass sich Cándido und América erträumen.
3. Themen und Aufgaben
Lösungstipp siehe S. 46-54
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3. Themen und Aufgaben
Zeigen Sie, wie sich Delaney im Laufe des Romans mit der Mauer um Arroyo Blanco abfindet. Welche Informationen bietet der Roman über beide Paare? Ist Boyle beiden gegenüber fair? Gefällt Ihnen das Ende des Romans? Ist es optimistisch oder pessimistisch? Beide, Cándido und América, arbeiten hart und sind bescheiden. Trotzdem kommen sie nicht voran. Deuten Sie diesen Umstand als Boyles Kommentar zum American Dream.
Lösungstipp siehe S. 78 ff.
Verschiedene Kritiker haben The Tortilla Curtain eine Satire genannt. Sehen Sie das auch so?
Lösungstipp siehe S. 97
T. C. Boyle wurde von verschiedenen Kritikern dafür gelobt, am Ende keine Patentlösung zu präsentieren, sondern das Buch offen enden zu lassen. Hätten Sie ein anderes Ende bevorzugt? Das Thema des Buches – Einwanderung – ist auch in Europa auf der politischen Tagesordnung. Hat das Buch Ihre Ansichten zu dem Thema beeinflusst?
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3. Themen und Aufgaben
4. Rezeptionsgeschichte
4. Rezeptionsgeschichte The Tortilla Curtain erschien 1995, als gerade die Nachdiskussionen um die Proposition 187 geführt wurden. Wenn das Buch auch bereits fertiggestellt war, bevor dieser Gesetzesentwurf auf die Tagesordnung kam, wurde seine öffentliche Wahrnehmung doch ganz massiv von der durch die Volksabstimmung aufgeheizten politischen Stimmung Kritiker liebten oder hassten beeinflusst. Die Kritiker liebten oder das Buch hassten das Buch, je nachdem, ob sie eine Pro-Einwanderungsbotschaft in dem Text sahen oder vermissten. Boyles Roman wurde unterschiedlich rezipiert: Die Rezensentin von The Nation schrieb im September 1995, Boyle habe den Ton der Heuchelei gut getroffen; komisch und schmerzvoll setze er die satte Verschwendung der Haves der unerträglichen Not der Have-nots gegenüber. Im Oktober war Newsweek dagegen voll des Lobes und im Dezember schrieb die TIMES, der Roman untersuche in einer seit Tom Wolfes (*1931) The Bonfire of the Vanities (dt. Fegefeuer der Eitelkeiten, 1987 erschienen) unerreichten Art den Krieg zwischen den Haves und den Havenots in den USA. Die kalifornische Mittelschicht zu karikieren sei zwar ziemlich einfach, aber Boyle gehe mit einer Lust vor, wie sie ein Kojote unter Truthähnen empfinde. Er sei unnachgiebig und hart mit seinen Charakteren und auch mit den Lesern: Kaum ein Moment des Mitleids finde sich im Roman, den der Rezensent zum wahrscheinlich deprimierendsten Buch des Jahres 1995 kürte. Diese Besprechung in der TIMES reißt ein Problem an, dass vielen anderen Lesern auch aufgefallen ist. „Die Ironien der Extreme sind so scharf, dass sie vorsichtig geführt werden müssen, um nicht entweder in journalistische
4. Rezeptionsgeschichte
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4. Rezeptionsgeschichte Schreibe oder in Polemik abzugleiten“. Die Gratwanderung, die Boyle in The Tortilla Curtain versucht, überzeugte nicht alle Kritiker und Leser. Trotz dieser Kritik ist The Tortilla Curtain auch in den USA mittlerweile Schullektüre. Vgl. die Kritiken im Netz, vor allem unter www.tcboyle.com.
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4. Rezeptionsgeschichte
5. Materialien
5. Materialien 5.1 Stadtmauern und gated communities Die Stadtmauer ist das typische Bauwerk einer europäischen mittelalterlichen Stadt. Militärisch überflüssig wurden die Stadtmauern mit der Verbreitung der Kanonen im 17. Jahrhundert, in sozialer Hinsicht überflüssig wurden sie mit der Durchsetzung des territorialen Flächenstaates im 18. Jahrhundert. Der absolutistische Fürst zwang nun allen seinen Untertanen das gleiche Recht auf – ein städtisches Sonderrecht, dessen Grenze die Mauer bildete, wurde abgeschafft. Auch setzten die europäischen Staaten des 18. und 19. Jahrhunderts das staatliche Gewaltmonopol so gründlich durch, dass die Bedrohung durch Räuber verschwand und damit die Schutzfunktion der Stadtmauer entfiel. Mauern um die Siedlungen dienten vor allem zwei Zwecken: Zum einen wurden sie benötigt, um den Einlass zu kontrollieren, besonders dann, wenn die Umgebung als unsicher betrachtet wurde. (Nicht zufällig leben in den Märchen und Sagen die Räuber immer im Wald.) Zum anderen konnten mit ihrer Hilfe klare Unterscheidungen getroffen werden zwischen den Bewohnern und Leuten von außerhalb. Wer drin ist, „in“ sozusagen, durfte mitreden, mitbestimmen und sich sicher fühlen. Die draußen („out“) gehörten dagegen nicht zur Gemeinschaft. Drinnen wohnten die Bürger (wobei dieses Wort von Burg, d.h. von der befestigten Anlage, der Stadtmauer, abstammt). Draußen lebten im Mittelalter die Bauern und Gesetzlosen, aber auch der Henker sowie Berufsstände, die mit toten Tieren arbeiteten, wie Gerber und Abdecker. Mit diesen „unreinen“ Berufen wollte man in der Stadt nichts zu tun haben. Der Galgen befand sich ebenfalls außerhalb der Stadtmauer. 5. Materialien
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5. Materialien In ihrer aktuellen, modernen Form der gated community ist eine solche geschützte Anlage eine privat organisierte, umzäunte (oder, wie hier im Buch, ummauerte) Wohnsiedlung. Es gibt in der Regel nur eine Zufahrt, die mit einem Tor versehen ist, das rund um die Uhr von einem privaten Sicherheitsdienst überwacht wird. Größere Siedlungen dieser Art haben meist noch kleine Läden etc. Wer will, kann damit den größten Teil der Freizeit innerhalb der Siedlung bleiben. Ziel einer gated community ist letztlich, alles Unerwünschte (Armut etwa) einfach auszusperren. Solche Anlagen sind keineswegs nur auf Kalifornien beschränkt, sondern mittlerweile weltweit immer dort zu finden, wo schwere soziale Differenzen den gesellschaftlichen Frieden gefährden. In Südkalifornien machen solche geschützte Wohnsiedlungen bereits rund 30 Prozent des Anlagenneubaus aus. Dabei ist zu berücksichtigen, dass in den USA Wohngebiete in der Regel eine andere Organisation als in Deutschland aufweisen: Ein privater Investor kauft ein großes Areal, errichtet darauf bereits teilweise Häuser und sucht dann Kaufwillige für diese Objekte. Als Besitzer kann der Investor die Wohnsiedlung natürlich einzäunen. Genau das schwebt offensichtlich Kyra am Ende des Romans vor, als sie das schöne neue Haus findet (III, 7). Eine solche Anlage erhält articles of incorporation, eine Art Vereinssatzung, an die sich alle Bewohner zu halten haben, sowie eine home owners association, einen Verein aller Hausbesitzer (Vorsitz im Buch: Jack Jardine). Dieser Verein bildet eine Art Privat-Regierung oder Privat-Gemeindeverwaltung für das Gelände der Anlage. Eine Reihe dieser Wohnanlagen in Kalifornien hat mittlerweile den Status Status von eigenen politischen von eigenen politischen Gemeinden Gemeinden erhalten, was sie berechtigt, sich einen Bürgermeister zu wählen. Die Mauer um solche Anlagen ist also tatsächlich eine Stadtmauer.
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5. Materialien Eine derartige Wiederbelebung des Konzepts der Stadtmauer hinterfragt und untergräbt natürlich jenen Faktor, dessen Existenz die alten Stadtmauern einst überflüssig gemacht hatte: das staatliche Gewaltmonopol, das durch Steuern finanziert wird. Wenn sich eine community wie Arroyo Blanco eine Mauer mit eigenem Sicherheitsdienst leistet, wofür zahlen die Einwohner dann noch diese Steuern? Ein erheblicher Vertrauensverlust in den Staat ist nicht zuletzt auch der Beweggrund, die Mauer überhaupt zu bauen. Die Bewohner von Arroyo Blanco glauben, dass der Staat – „die da oben“ – mit Problemen wie der Kriminalität oder der wachsenden Zahl an Immigranten nicht mehr fertig wird – und nehmen die Sache selbst in die Hand. Vgl. zu den privaten Wohnanlagen z. B. www.gated-communities.de.
5.2 William Wordsworth – The Leech-Gatherer In seiner Kolumne in I, 5 erwähnt Delaney den „Blutegel-Sammler“ und bezieht sich damit auf das Gedicht Resolution and Independence von William Wordsworth (1770–1850). In diesem Gedicht aus dem Jahre 1802 (veröffentlicht 1807), oftmals auch The Leech-Gatherer genannt, genießt ein lyrisches Ich bei einem Spaziergang über das Hochlandmoor die Natur in all ihrer Pracht und Schönheit. Nachdem es sich zunächst eins mit der Natur fühlt, versinkt es bald in Melancholie. Es erkennt, dass Schmerz und Verzweiflung zum Leben gehören und die schönen, unbeschwerten Sommertage irgendwann vergehen werden. Inmitten der Reflexionen über Vergänglichkeit, Alter und Tod, trifft es auf einen alten Mann. Das lyrische Ich spricht ihn an, worauf der Alte erklärt, er sei ein Blutegel-Sammler, der von Sumpf zu 5. Materialien
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5. Materialien Sumpf ziehe und auf diese Weise seinen Lebensunterhalt bestreite. (Blutegel wurden bis ins 19. Jahrhundert von Ärzten zur Blutentziehung und Blutdrucksenkung verwendet, da sie ein gerinnungshemmendes Enzym in die Wunde absondern. Man konnte deshalb mit ihnen Geld verdienen.) Zunächst deprimiert vom Schicksal dieses Mannes, erkennt das lyrische Ich in der letzten Strophe in ihm einen edlen Charakter voller Mut und Beständigkeit. Statt weiter zu verzweifeln, will es sich künftig an der inneren Größe dieses Mannes ein Beispiel nehmen. Was bringt nun Delaney dazu, sich auf dieses Gedicht zu beziehen? Zweifellos will er damit nicht nur seine Belesenheit und literarischen Kenntnisse demonstrieren. Delaney betont in seiner Kolumne, die Welt so intensiv erleben zu wollen wie der leech-gatherer. Diese Einschätzung Delaneys ist allerdings fragwürdig: Der leech-gatherer ist ein alter Mann, der sich mit einer harten Arbeit kümmerlichen Lohn verdient. Im Gedicht ist es das intellektuelle lyrische Ich, das die Welt intensiv zu erleben glaubt. Gedanken und Emotionen des Blutegel-Sammlers selbst werden nicht vermittelt: Er wird nur aus der Sicht des lyrischen Ichs dargestellt und von diesem als edler Charakter interpretiert. Eine ähnliche Idealisierung wie sie im Gedicht erfolgt, ist auch in Delaneys Kolumne zu finden: Delaney genießt eine einsame, idyllische Nacht im Canyon. Er kann diese Nacht auch genießen, weil er eben nicht – wie Cándido – draußen übernachten muss und ihm bei seinem kleinen Abenteuer alle Annehmlichkeiten und die Luxus-Ausstattung der Zivilisation zur Verfügung stehen. Ebenso geht das lyrische Ich im Wordsworthschen Gedicht an einem Sommertag spazieren und muss nicht wie der leech-gatherer tagaus, tagein draußen im Moor nach Blutegeln suchen. Da das Gedicht längst urheberrechtsfrei ist, kann es über Suchmaschinen im Internet schnell gefunden werden.
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5.3 Annie Dillard – Pilgrim at Tinker Creek Delaney benennt seine Kolumne Pilgrim at Topanga Creek nach Annie Dillards Buch Pilgrim at Tinker Creek (1974), einer meditativen Betrachtung der Natur, die meditative Betrachtung der Natur 1975 mit dem Pulitzer-Preis in der Kategorie non-fiction ausgezeichnet wurde. Annie Dillard (*1945) ist als Autorin schwierig einzuordnen. Nüchterne Beobachtungen stehen in ihrem Buch mystischen Spekulationen und theologischen Überlegungen gegenüber. Die Natur erscheint ihr ambivalent: Sie verkörpert Wachstum und Leben, aber auch Leid, Qual und Tod. Nicht das Überleben des Stärksten erscheint Annie Dillard als herrschendes Naturgesetz, sondern der Zufall. Als Beispiele dienen ihr u.a. Naturkatastrophen und Unfälle. Gott wird in ihrem Werk häufig erwähnt. Dabei ist er für die Autorin, die nach zwei Ehen zum Katholizismus konvertierte, ebenso zweideutig wie die Natur: gütig und böswillig zugleich. Der Stil von Delaneys Kolumnen ähnelt dem Annie Dillards, allerdings vollzieht Delaney nicht ganz so weitschweifige Themenwechsel. So wie Annie Dillard zwar von Umweltschützern hoch geschätzt wird, sich selbst aber nicht aktiv für deren Projekte engagiert, ist auch Delaney eher der Intellektuelle, Denker und Beobachter – und kein Naturschutzaktivist. Die wenigen Fälle, in denen er aus seiner reflektierenden Rolle heraustritt und sich als „Täter“ versucht, gehen durchweg daneben (Eigentümerversammlung, Schlägerei nach dem Feuer, Aufspüren Cándidos). Seine Naturbeobachtungen begrenzen sich auf das Stückchen Land nicht weit von Arroyo Blanco. Die wilde Natur wird von ihm – im Gegensatz zu Annie Dillard – gerne romantisiert und idealisiert, auch wenn ihm ihre Grausamkeit und Tödlichkeit durchaus bewusst ist. 5. Materialien
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5.4 Henry David Thoreau – Walden Der im Buch nicht erwähnte Schriftsteller und Philosoph Henry David Thoreau (1817–1862) gilt als früher, radikaler Zivilisationskritiker. Er versuchte bereits rund 130 Jahre vor Annie Dillard, zu einem ursprünglichen, einfachen Leben in Harmonie mit der Natur zurückzufinden. Aus diesem Grund zog er sich in ein kleines Blockhaus zurück, besann sich auf die natürliche Überlebensfähigkeit des Menschen und wollte sich von den Zivilisationskrankheiten und Zwängen des menschlichen Miteinander frei machen. In seinem Buch Walden berichtet er von seinen Erfahrungen. Thoreau hatte jedoch zwei linke Hände, so dass er sich von den Nachbarn versorgen lassen musste. Der Teich Walden Pond, an dem Thoreau sein Blockhaus hatte, lag zudem mitten in landwirtschaftlich genutztem und besiedeltem Gebiet. Heute befindet er sich knapp außerhalb des Stadtgebiets von Boston an einer Buslinie. Vergleiche von Thoreaus und Delaneys Wildnis-Erlebnissen drängen sich auf.
5.5 Samuel P. Huntington über Immigration: The Hispanic Challenge Mit seinem Buch Who are we? (2004) hat der amerikanische Politologe Samuel P. Huntington (*1927) ein Werk vorgelegt, das in seiner Sprengkraft durchaus seinem Clash of Civilisations (dt. Kampf der Kulturen) ähnelt. 1998 hatte er darin vor einer Auseinandersetzung zwischen „dem Westen“ und „dem Islam“ gewarnt. In seinem neuen Buch diskutiert er nun die von ihm selbst hispanic challenge genannte Einwanderung der
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5. Materialien Mexikaner und anderer Mittelamerikaner in die USA. Seine provokanten Thesen sollen hier kurz vorgestellt werden. Die USA sind ein Einwanderungsland, daran besteht für Huntington kein Zweifel. Die Immigration habe sich jedoch stark verändert. Während sich noch bis vor 50 Jahren Einwanderung langfristig immer positiv ausgewirkt habe, scheint es dem Politikwissenschaftler heute, als könne die USA die Einwanderer nicht mehr integrieren. Auf der Suche nach einer Lösung des von ihm so formulierten Problems blickt er zurück auf die Anfänge der USA. Gegründet von britischen, überwiegend protestantischen Kolonisten, hätten diese geprägt, was unter „amerikanischer Kultur“ zu verstehen sei: die englische Sprache, eine protestantische Arbeitsethik, ein ausgeprägter Individualismus, Religiosität und Achtung vor dem Gesetz. Vor 200 Jahren habe zur US-Kultur auch noch selbstverständlich dazu gehört, „weiß und europäisch“ zu sein, stammten doch die ersten großen Einwanderergruppen im 19. Jahrhundert ausschließlich aus West- und Nordeuropa. Die Interpretation Amerikas als melting pot ist laut Huntington falsch: Es habe keine Verschmelzung der unterschiedlichen Kulturen stattgefunden, sondern die Neuankömmlinge hätten sich stets dieser bereits vorherrschenden „amerikanischen Kultur“ und Weltsicht angepasst. Erst spätere Einwanderer, vor allem die nicht-europäischen Immigranten, die im 20. Jahrhundert kamen, hätten begonnen, Teile dieses kulturellen Konzepts nicht zu übernehmen. Laut Huntington stellen vor allem die mexikanischen Einwanderer ein Problem dar: Sie stammen alle aus einem Land, sprechen eine Sprache, und ihre Zahl ist so groß, dass sie auch gut ohne Englisch auskommen können. D. h., die Mexikaner müssen sich gar nicht mehr anpassen, um in den USA zu überleben. Ihr Heimatland grenzt zudem direkt an die Vereinig ten Staaten, weshalb sie, im Gegensatz zu den europäischen 5. Materialien
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5. Materialien Immigranten, die Brücken hinter sich nicht abbrechen müssen. Früher seien Einwanderer gekommen, um Amerikaner zu werden. Dieses Ziel haben Mexikaner hingegen gar nicht, so Huntington. Am meisten beunruhigt ihn, dass die Mexikaner sich überwiegend im Südwesten der USA niederlassen; einem Gebiet also, das die USA erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts von Mexiko erobert haben (Kyra sagt in III, 5: “This is our territory!“ Delaney: “I wouldn’t be so sure.“). Verschärft wird die Situation durch die – seiner Meinung nach falsche – Förderung der Zweisprachigkeit. Politisches Ziel müsse es vielmehr sein, alle Einwanderer so schnell wie möglich zu „amerikanisieren“, sie auf die amerikanische Kultur und ihre Werte festzulegen. Den Grundkonsens American Creed als dessen, was Amerika ausmachen soll, Grundkonsens nennt Huntington American Creed, das amerikanische Credo. Diese bewusst religiöse Formulierung soll die anglo-protestantische Kultur betonen und sie gleichzeitig offen halten für jeden Einwanderer, der bereit ist, sich zu integrieren. Im Falle eines Scheiterns dieser Assimilationsbemühungen sieht Huntington schwere gesellschaftliche Konflikte auf die USA zukommen. Im Hinblick auf den Roman wäre zu fragen, inwieweit Cándido und América Huntingtons Deutungsmuster bestätigen. Sind die beiden bereit und in der Lage, sich auf das Leben in den USA einzulassen, sich anzupassen? Ein Aspekt, der hier beispielsweise aufzugreifen ist, ist die Frage nach den EnglischKenntnissen des Paares.
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5.6 Topanga Canyon Die Siedlung Arroyo Blanco ist fiktiv, der Topanga Canyon existiert jedoch wirklich. In dem tiefen, scharf eingeschnittenen, engen Canyon fließt der Topanga Creek von Nord nach Süd in den Pazifik, knapp westlich von Santa Monica und Beverly Hills. Die Straße entlang des Canyons, die auch im Roman eine zentrale Rolle spielt, ist eng, ohne Seitenstreifen und ungeeignet für Fußgänger. Herabstürzende Felsen oder Erdrutsche, die die Straße blockieren, sind keine Seltenheit. Ein Reiseführer beschreibt die Wohnsiedlungen rund um den Canyon als „die alternativsten Gegenden von L.A.“. VW-Busse seien hier häufiger als BMWs. Weiter oben auf den Hügeln, mit einer fantastischen Aussicht, befinden sich schließlich die Eine-Million-Dollar-Häuser. Im Rahmen einer white flight genannten „Flucht“ der Weißen aus den „Flucht“ der Weißen Innenstädten werden zunehmend die aus den Innenstädten hügeligen Vorortgebiete besiedelt; die Region um den Canyon ist dabei ideal. Diese Vororte sind billiger als etwa Beverly Hills, aber über den Pacific Coast Highway ist Los Angeles noch schnell genug erreichbar. Der durchschnittliche Weg zur Arbeit betrug für die Bewohner von Topanga im Jahr 2000 39 Minuten. Die Flucht in die Umgebung löst jedoch die Probleme nicht, sondern verlagert sie nur. Denn nach der weißen Oberschicht zieht irgendwann auch die Mittelklasse auf der Suche nach Ruhe und Behaglichkeit in die Vororte – und dieser folgen wiederum andere. Am Ende haben die Vororte mit denselben Schwierigkeiten zu kämpfen wie die Innenstädte (vgl. Kyras Ängste um den Verlust ihrer Kunden in II, 1). Die Siedler des fiktiven Arroyo Blanco reagieren mit dem Bau der Mauer und – wie Kyra am Schluss – mit der Flucht noch weiter raus aufs Land. 5. Materialien
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5. Materialien Die US-Volkszählungsbehörde (www.census.gov) liefert die folgenden Zahlen zur Veranschaulichung im Vergleich von ganz Los Angeles und Topanga. Nicht-englischsprachige Haushalte:
LA County 54 % – Topanga 14 %
Erwachsene mit Universitätsabschluss: LA County 25 % – Topanga 64 % Durchschnittl. jährl. Familieneinkommen:
LA County $ 42000 – Topanga $ 118000
Familien unterhalb der Armutsgrenze:
LA County 18 % – Topanga 3 %
Anteil der Hispanics an der Bevölkerung:
LA County 45 % – Topanga 5 %
Anteil der Weißen (ohne Hispanics) an der Bevölkerung:
LA County 32 % – Topanga 90 %
Häuser pro Quadratmeile:
LA County 1444 – Topanga 151
Bevölkerung pro Quadratmeile:
LA County 2300 – Topanga 352 (Alle Daten 2000)
Die Postleitzahl von Topanga ist 90290. Mit ihrer Hilfe kann man unter www.census.gov weitere Details nachlesen. Unter www.topangaonline.com findet man den Internet-Auftritt der Kleinstadt. Unter dem Link Real Estate finden sich dort die realen Vorbilder für Mike Benders Immobilienbüro mit ihren echten Million-Dollar-Homes.
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5.7 Buschbrände Buschbrände sind in Kalifornien keine Buschbrände in Kalifornien Seltenheit, im Gegenteil. Alljährlich keine Seltenheit gehen große Teile der vertrockneten Vegetation in Flammen auf – ein grundsätzlich normaler und natürlicher Vorgang. Ursache für die Feuer sind die starke Hitze und Trockenheit. Häufig sind Brände aber auch durch menschliche Unachtsamkeit, selten durch Brandstiftung verschuldet. Die zunehmende Erschließung der Buschlandgebiete durch Siedlungen führt dazu, dass die Waldbrände immer öfter auch Menschen gefährden, wie es im Roman am Beispiel von Arroyo Blanco dargestellt wird. Im Hinterland von Malibu, jener Gegend, in der die Geschichte spielt, kam es beispielsweise 1993 zu einem großen Feuer, das die Villen am Strand bedrohte. Es wird die Anekdote erzählt, dass bei diesem Feuer zwei amerikanische Damen mit ihren Hunden in zwei Kanus hinaus aufs Meer gefahren sind und ihre mexikanischen Dienstmädchen zurückgelassen haben, damit diese ihr Haus bewachen.
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5.8 Karte der Umgebung
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5.9 A-Handlung und B-Handlung Die Bezeichnungen „A-Handlung“ und „B-Handlung“ (oder auch plot und subplot) zur Unterscheidung zwischen zwei Handlungssträngen in einem Werk stammen aus dem amerikanischen Fernsehen. Viele US-Fernsehserien sind nach diesem Schema aufgebaut. In der Regel verfolgen A- und B-Handlung dabei unterschiedliche Themen. Mitunter wird jedoch von beiden Plots auch ein ähnliches Thema aufgegriffen, und der zweite Handlungsstrang kommentiert den ersten. In The Tortilla Curtain bedient sich Boyle dieser Technik, indem er neben der Haupthandlung (bzw. den zwei Haupthandlungen) um die beiden Paare und das Thema Immigration einen untergeordneten Handlungsstrang aufbaut, der das Motiv der Kojoten ausführt. Der Einbruch der Kojoten in die gesicherte Welt der Mossbachers hat – im Kleinen – ähnliche Folgen wie der Einbruch der Mexikaner in die gesicherte Welt der Vorstädte. Beide Themen sind ineinander verschlungen, kommentieren einander und ergänzen sich. Boyles geschickte Komposition erlaubt es zudem, die „Kojotenkapitel“ als Vorboten der kommenden Ereignisse in der Haupthandlung zu sehen.
5.10 Bruce Springsteen – The Ghost of Tom Joad Das 13. Album von Bruce Springsteen, ein Soloalbum, erschien 1995 – im selben Jahr wie The Tortilla Curtain – und überraschte seine Fans. Es enthält eine ruhige, gefühlvolle Musik, die sich nur im Zusammenwirken mit inspiriert von John Steinbeck den Texten entfaltet. Springsteen zeigt The Grapes of Wrath sich inspiriert vom Protagonisten des
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5. Materialien bekannten Romans von John Steinbeck The Grapes of Wrath (vgl. Kap. 2.7.5). Die zwölf Songs durchzieht ein thematischer roter Faden. Der Rockstar besingt Menschen am Rande des amerikanischen Traums, Obdachlose (The New Timer), Vietnamveteranen (Youngstown, Galveston Bay), mexikanische Einwanderer (Sinaloa Cowboys, Across the Border), Grenzpolizisten am Zaun zwischen den USA und Mexiko (The Line), Verbrechen an dieser Grenze (Balboa Park) und erzählt von Mexikanern, die vergeblich ihr Heil in den USA suchen. Gerade die letzten vier Titel des Albums bieten sich für Vergleiche mit The Tortilla Curtain, mit Cándido und América, an.
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Literatur
Literatur Textausgaben Englisch Boyle, T. C.: The Tortilla Curtain. London: Bloomsbury, 2004. Boyle, T. C.: The Tortilla Curtain. Berlin: Cornelsen, 2004. (Mit Vokabeln am Fuß der Seite. Nach dieser Ausgabe wird zitiert.) Boyle, T. C.: The Tortilla Curtain. Stuttgart; Düsseldorf; Leipzig: Klett, 2005. (Text der Penguin-Ausgabe mit Vokabelanhang) Deutsche Ausgabe Boyle, T. C.: América. Übersetzt von Werner Richter. München; Wien: Carl Hanser, 1996. (Gebundene Ausgabe) Boyle, T. C.: América. Übersetzt von Werner Richter. München: dtv, 1998. (Taschenbuch) Hörbuch Auf Deutsch: América. Autorisierte Lesefassung. Gesprochen von Boris Aljinovic. Übersetzt von Werner Richter. 4 AudioCDs. Gekürzte Lesung: 277 Min. München: DHV Der HörVerlag, 2007 Unterrichtsmaterial für Lehrer Frenken, Wiltrud; Luz, Angela; Prischtt, Brigitte: EinFach Englisch – Unterrichtsmodell: T. C. Boyle – The Tortilla Curtain. Paderborn: Schöningh, 2000.
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Literatur
Literatur Imig, Ulrich; Lewis, Norman: T. C. Boyle. The Tortilla Curtain. Teacher’s Manual. Berlin: Cornelsen, 2005. Peters, Christoph M.: T. C. Boyle, The Tortilla Curtain, eine Unterrichtsreihe für die Oberstufe. Unterrichts-Konzepte EnglischLiteratur. Freising: Stark Verlag, Ergänzungslieferung 2005. Materialien aus dem Internet Zum Autor http://www.tcboyle.com (Homepage von T. C. Boyle) http://www.tcboyle.de (Deutsche Webseite über T. C. Boyle) http://www.tc-boyle.de (T. C. Boyle-Special von dtv, Hanser und dem Hörverlag) http://www.tcboyle.net (Das TCB Resource Center mit viel Material)
Literatur
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Literatur Zum Buch http://www.learnetix.de/bookshelf (Das Cornelsen-Angebot zum Buch mit Vokabelliste) http://www.dieterwunderlich.de/Boyle_America.htm http://www.ulricianum-aurich.de/en22l/hope/tortilla/start.htm http://www.englisch.schule.de/boyle/boyleind.htm http://www.wernerohly.homepage.t-online.de/the_tortilla_curtain.htm Bitte melden Sie dem Verlag „tote“ Links!
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