Vorwort
draußen leben ein Roman von Daniel Oltmanns
Ich habe mir lange überlegt, ob ich überhaupt ein Vorwort schreib...
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Vorwort
draußen leben ein Roman von Daniel Oltmanns
Ich habe mir lange überlegt, ob ich überhaupt ein Vorwort schreiben sollte. Einerseits ist das Buch nur für mich bestimmt, so daß dieses Vorwort eigentlich keinen Sinn macht. Ich schreibe es nun aber trotzdem, da ich im Nachhinein es nicht verantworten könnte, wenn ich falsch verstanden würde. So sind alle Geschichten in diesem Buch natürlich frei erfunden und viel wichtiger, sie geben nicht immer meine Meinung wieder! Der einzige Sinn der Texte liegt darin, sich mit den Gedanken der handelnden Personen (Erzählern) auseinanderzusetzen. Den wahren Inhalt kann sowieso keiner außer mir vollständig verstehen, da ich durch bestimmte Wörter und Satzgliederung individuell den Text wahrnehme und dadurch auch ganz andere Schlüsse ziehen kann. Die „Tragödie“, so nenne ich das mal, gibt z.B. Träume von mir wieder oder befaßt sich mit Dingen in der Welt, die mir als völlig absurd erscheinen, wie begriffliche Mißverständnisse oder psychische Probleme. So symbolisieren Rechtschreibfehler unter anderen Risse in meiner Gedankenwelt bzw. auch manchmal in der Gedankenwelt des Erzählers. Es gibt jedoch auch Rechtschreibfehler, die bewußt die Dummheit der Erzähler wiederspiegeln sollen. Das sind jedoch nur zwei Möglichkeiten der Interpreta-
tion. Auslassungszeichen („[…]“) symbolisieren meist zeitliche Sprünge, können aber (seltener) auch einfach Anzeichen dafür sein, daß ich noch etwas dazu zu sagen hätte, es aber nicht tue. Manchmal denke ich in den Tagen, in den ich nicht schreibe, daß das Buch wie ein Puzzle ist, dessen Motiv man nicht kennt. Man kann es zusammensetzen, doch werden die meisten sagen: „So ein altes Motiv hätte ich mir ja auch als Poster kaufen können!“ Aber wer das Puzzle an sich mag, ohne auf das Motiv zu achten, könnte so seine Freuden haben, (ich hoffe für jene, daß sie kein vollständiges Puzzle erwarten – wäre ja auch langweilig!). Jedenfalls weiß ich nicht, was dieses Schriftstück darstellt. Es ist zwar inhaltlich nicht immer eine zusammenhängende Geschichte, sieht man aber einmal meine Intention, so tauchen bestimmte Themen wieder und wieder auf, so daß für mich ein völlig zusammenhängender und vor allem sinnvoller Text entsteht. Zumindest gebe ich eine Hauptgeschichte vor, welche mein Leben darstellt. Die Kennzeichnung am Anfang der Kapitel soll darauf einen kleinen Hinweis geben. In jedem Falle müssen Sie jetzt wissen, daß wenn sie eine Geschichte lesen wollen, die Ihnen in irgendeiner Form Spaß machen soll, Sie mit diesem Buch völlig falsch liegen. Dieses Buch regt lediglich Ihre Gedanken
an und macht evt. nur dann auch wirklich Spaß, wenn Sie sowohl an den Themen interessiert sind und fähig sind, den Text mit seinen Verschlüsselungen ein wenig zu verstehen, wobei ich um Gottes Willen nicht an Ihrer Intelligenz zweifle, doch ist dies’ eigentlich ein Buch, das zunächst einmal gar nicht für Sie bestimmt war. Warum ich es trotzdem veröffentliche? Weil ich mir sonst immer Vorwürfe machen würde: „Feigling. Mein ganzes Leben bin ich in mich gekehrt, habe mich psychisch damit völlig zerstört, finde im Schreiben dieses Buches endlich eine Möglichkeit, diesen Frust zu entladen, und das Ergebnis landet wieder in der hintersten Schublade des Schreibtisches”. So ist das Veröffentlichen für mich eine Art Befreiung, eine Art Mutprobe, eine Art innerlicher Kick, eine Art Experiment. Normalerweise bliebe an dieser Stelle des Vorwortes nur noch, „Viel Spaß” zu wünschen. Bei diesem Buch könnte das aber ironisch aufgefaßt werden, womit ich sagen will, daß es mir eigentlich scheißegal ist, ob Sie das Buch lesen werden oder nicht. Tun Sie mir nur ein Gefallen. Wenn ich Sie mal treffen sollte, sagen Sie mir, Sie hätten es gelesen. Wie Sie auf meine Frage antworten: “Hat es Ihnen gefallen”, ist mir dann auch egal, da ich mein Ziel längst mit der alleinige Fertigstellung des Buches erreicht habe. Viel Spaß wünscht Daniel Oltmanns !
1. Kapitel (Gedanken 1 & Die Gegenwart) 05.05.1985 [...] ja? ichliebedich [grinst, wird rot] ich erwarte keine Antwort, ich kenn’ die Situation [stottert, klingt unsicher] Oh, Du bist süß, aber [...] ich ziehe die Knarre, erschieße sie ich bekomme ein Kind ich bekomme ein Kind ich bekomme ein Kind ich bekomme ein Kind ich bekomme ein Kind ich werde verrückt […] [Ruhe ist Leben, Schweigen ist Tod] […] ich kenne den Sinn meines Lebens nicht, ich weiß jedoch [‘niemals werde ich es über mich bringen, sie zu erschießen’], er macht keinen sinn. ich träum., daß er hinter mir steht eine latte erstrebt, und mich mit seinem schwanz erschlägt in 1000 teile zerlegt! Der Schreiende pinkelgrün “Wenn du mich verlassen willst”, sagte er, “dann hol’ mir noch schnell ein Bier”. Was ist, wenn seine 13 jährige Tochter in die Disco will, er aber “Nein, du bist noch zu jung für die Disco!”, Seite 7
sagt. Ich will aber in die Disco du bist ja nicht einmal mein richtiger Vater. “Nein, aber ich kenne dich schon länger, als du dich selbst, ich liebte deine Mutter, da warst du noch . Und wenn ich dir sage, obwohl wir uns schon 13 Jahre kennnen, uns akzeptieren, uns verstehen, Spaß haben, sagst du ‘Ich will aber in die Disco.’” Gedanken sind nicht frei, sie sind gebunden an Natur und Mensch. Es begann alles mit der Einschulung. Nachdem Bernd Zanhnecke (*13.08.1988, U24.12.2023) gründlich seine Schuhe und seine Zähne geputzt hatte, seine Haare gekämmt waren und er sich die von seiner Muttter ausgewählten Klamotten anzog, durfte er mit seiner Schultüte den Weg zum ersten Schultag endlich antreten. Bernd sah an seinem ersten Schultag lediglich die Schultüte, denn er wußte, wenn er etwas geschenkt bekommt, und seine Eltern schenkten ihm viel, dann wird es ein schöner Tag werden. Auch hatte er schon Negatives von der Schule gehört: ‚man solle dort Schreiben und Rechnen lernen, und wenn man es nicht schaffe, ein Diktat oder eine Aufgabe, ohne Fehler zu schreiben, dann bekam man Prügel mit einem Rohrstock‘. Bernd konnte bereits ein wenig Rechnen und Schreiben, doch Fehler machte auch er. 8. Seite
Am ersten Tag lernte er seine Lehrerin, Frau Tscheiff kennen. Einen Rohrstock erkannte er nicht in dem kleinen Klassenzimmer, doch nach einiger Zeit schon lernte Bernd das Diktat und die Mädchen - anfangs natürlich nur dumme Ziegen, die mit Puppen spielten und Jungs doof fanden - kennen. Es sollten noch welche folgen. [...] Bernd hatte sich nach dem Studium mit Fredd getroffen. Fredd jedoch hatte sich geändert. Alles was wir haben alles ist keine nein? Eber. Erst einmal jedoch hatte er Fredd Osych, ein Freund, der ein rotes Feuerwehrauto besaß. Als Bernd eines Nachmittags zu Fredd kam, sah er dieses Auto es war Liebe auf den ersten Blick. Diese Feuerwehrleiter, ein Feuerwehrschlauch am Ende des Löschzuges. Selbst das Innere war perfekt. Nicht nur Lenkrad, Sesssel, auch lag ein Feuerwehrhelm auf dem Beifahrersitz und eine kleine Kassette auf dem Armaturenbrett. Allles stimmte. Für Bernd war dieser Löschzug schon bald mehr als nur ein Auto, es war der Grund, Fredd überhaupt zu besitzen. Nachdem er überall versuchte, dieses Auto im Geschäft zu finden (keines hatte diese Detailgenauigkeit, diese Ausstrahlung und keine hatte diesen Preis), kam er auf die Idee, das Auto zu stehlen. Er stahl nie, aber Seite 9
zwischen ihm und dem Auto gab es etwas Magisches. Die anderen Autos waren Autos, dieser Löschzug war etwas Besonderes – Gott, er war zu feige. Statt dessen versuchte er das Auto auf Ehrliche Art und Weise zu bekommen. Er bot Fredd alles zum Tausch an, was er besaß. Fredd brauchte dieses Auto. Nicht weil er es wirklich mochte, im Gegenteil, er nahm es und fuhr mit anderen Autos dagegen, er schmiß es an die Wand, um zu sehen, wieviel es aushält. Eines Tages zündete er es sogar an, Bernd konnte noch in letzter Sekunde die Katastrophe einschränken. Ihre wahre Schönheit erkannte Fredd nie, für ihn hatte das Auto lediglich materiellen Wert Bernd ging leer aus. Bernd hatte sich nach dem Studium mit Fredd getroffen. Fredd jedoch hatte sich geändert. Als sein Gast in die Mietwohnung nahe Köln eintrat, fiel ihm sofort das Feuerwehrauto in einer Glasvetriene stehend, sehr sauber poliert, auf. Das mittlerweile wirklich alte, wertvolle Stück glänzte so, daß Bernd sofort wieder dieses Gefühl, welches er nur aus seiner Kindheit kannte, bekam. Es fiel Bernd jedoch auf, daß sowohl die Kassette als auch der Helm aus dem Fahrzeug fehlten. Als die beiden alte Schulgeschichten austauschten, wurde der Streit um das Feuerwehrauto nicht mit ei10. Seite
nem Wort erwähnt, obwohl dieses ein großer Bestandteil beider Erinnerungen war. Der Streit hatte scheinbar nie geendet. (...) als es sehr spät wurde, ging ich wieder und ich hörte noch im Treppenhaus das Klatschen eines harten Metallgegenstandes, das mit hoher Geschwindigkeit, treu und blind, gegen die Wand einer Mietwohnung, der Mietwohnung prallte, das Klatschen eines roten Feuerwehrautos ich ertrug diesen Gedanken nicht, und ging Nur Fliegen sind schöner? - ein Traum. Ich kam gerade vom Flohmarkt, wo ich ein Bild eines Künstlers, dessen Name ich noch nie zuvor gehört hatte, dessen Technik mich aber sofort faszinierte, ersteigern konnte. Als ich in mein Zweifamilienhaus eintrat (im Moment war kein Mieter in Aussicht, so daß ich selber eines der beiden Wohnungen belegte), wolllte ich mir gleich eine passende Stelle für mein erstandenes Werk aussuchen, als es plötzlich an der Tür klingelte. Es war ein Mann, der behauptete, ein alter Schulfreund zu sein ich glaube, er nannte sich Bernd, oder so. Da ich mir aber ganz sicher war, nie einen Schulfreund namens Bernd gehabt zu haben, schloß ich die Tür wieder. Bereits kurz darauf hatte ich die Idee: Ich hängte das Bild in den Windfang. Seite 11
Er wird sein Buch dreimal geschrieben haben, ohne es zu ändern. Die Geschichte ändert nie ihre Haltung gegenüber ihren Figuren, und wenn er es einhundert aml schreibt. - toll gebrüllt kleiner löwe Feuerwehrauto Weihwasser. Dieses Weihwasser, das bei Fredd im Regal eine Heimat gefunden hatte, ließen Bernd vergessen - ich kann nicht in Rätseln sprechen: Drogen, die vergessen ließen, daß ich empfinde und wie es steht. Nicht nur Alkohol, Kokain, Marihuana, Heroin auch die Droge der Drogen:: die Endddroge. Du bist die Ursache und auch das Ziel. [...] Ich stekkte meinen Penis in den Kofferraum, der schon [...] Tod, Baby, Ich [...] Ich schmiß sie an die Wand ... Interview mit Autor (...) Autor: „Ich habe Dich geschaffen, damit Du Deine von mir gegebene Funktion erfüllst.” Erzähler: „Du erklärst Dich als Schöpfer?”
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Autor: „Schöpfer von Dir und allen anderen Erzählern die hier auftauchen.” Erzähler: „Weshalb reiche ich Dir nicht allein das was Du denkst, gebe ich wieder, soll ich Lügen, so tue ich dieses auch.” Autor: „Sehr naiv zu glauben, ich könnte über Wahrheit und Lüge entscheiden!” Erzähler: „Du bist der Schöpfer von Wahrheit und Lüge.” Autor: „In Deiner Welt. In meiner Welt können nicht sehr viele etwas damit anfangen. Wahrheit ist für mich nur eine Erfindung des Geistes, ein Wort ohne Inhalt, denn wahr ist nur das, was ich für wahr halte. Die Regeln hier bestimmen aber eine allgemein gültige Wahrheit, die mich ehrlich gesagt allmählich langweilt. [...] Darum schaffe ich mit Dir eine Welt, und mit allen anderen jeweils eine andere.” Erzähler: „Welche Welt ist denn nun wahr?” Autor: „Alle. Eine Welt entspricht jedoch der Wahrheit meiner! Diese Welt mit den anderen zu vergleichen ist für mich, und für keinen anderen, das höchste Seite 13
Ziel. Für andere (in meiner Welt), bin ich nicht der Schöpfer. Deshalb kommen sie nicht klar mit der für mich in Deiner Welt richtigen Wahrheit.” Erzähler: „Was ist nun die Funktion der Erzähler, die zwar alle eine eigene Welt haben, über die Du jedoch bestimmst?” Autor: „Ich kann Dich lenken, das stimmt. Ich kann Dir jedoch die Freiheit der Phantasie und des Irrationalismusses, die Freiheit, die Dich in meiner Welt zum Individuum macht, geben. Die Funktion ist, mich zu lenken, mich zu überzeugen, mich zu ordnen alles das kann nur ein Individuum. Erzähler: „Wieso rede ich häufig trivial?” Autor: „Nichts ist trivial, wenn man es durch die Augen aller sieht!” Erzähler: „Gibt es Stellen in diesem Buch, mit denen Du Dich rechtfertigen willst?” Autor [wird rot und schreit]: „Ich habe keine Lust, Dir alles noch einmal zu erzählen!”
Man muß sich an die Natur binden, um seelisch wirklich frei zu sein, sich von ihr lösen, um körperlich diese Freiheit zu erlangen. Ein Beweis dafür habe ich nicht, für ein Beispiel reicht es allemal. kaufte ein Auto konnte hinfahren wo ich wollte traf eine schöne Frau hatte Verabredung ging zu Fuß durch den Wald Auto kaputt alles im Date in Ordnung frei sülz naja, das Auto - Wald
DIE AUFGABE EINES ORTES IST ES, DEN MENSCHEN, DER SICH DORT WOHL FÜHLT, WIDERZUSPIEGELN. Philosophen und Autoren müssen alles verschlüssseln. Doch scheint oft die Grundlage für diejenigen nicht durch, die keinen Schlüssel besitzen, um diejenigen es aber häufig geht.
Daraufhin stirbt der Erzähler. 14. Seite
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Sicherlich hilft das beispiel oder parabelhafte zum Verständnis bei, doch befindet sich der Verfasser oft auf einer anderen Ebene, als sein Leser. Dem Leser bleiben also nur XMöglichkeiten zur Interpretation also keine. Sicherlich bedarf eine direkt auf den Punkt gebrachte These, ebenfalls eine Interpretation. Zur Not bleibt dem Leser jedoch die These an sich. Diese kann er auf seiner Ebene bewerten und beurteilen. Ob der Verfasser damit allerdings sein Ziel erreicht bleibt offfen. Zur Wahrheit kommt eh keiner.
komische kleine geschichte Er schlief, als er plötzlich von einem Geräusch, daß von der Patere direkt unter ihm kam, aufwachte. Dieses Geräusch war eigentlich nicht sehr außergewöhnlich, denn bei diesen Herbststürmen kam es schon häufiger vor, daß die Rolläden gegen die Fenster pochten. Da er aber völlig alleine im Haus war, beschloß er, die Treppe hinunter zu steigen, um einmal nach dem Rechten zu sehen. Er stand unten an der Treppe, als ihm plötzlich Geflüster auffiel. Er erschrak zunäst, weil er glaubte, jemand stände hinter ihm. Dann blieb er allerdings versteinert stehen, bis ein Satz wie ein Echo in seinen 16. Seite
Ohren schallte: „Laß uns nach oben gehen, vielleicht finden wir dort, wonach wir suchen.” Von diesem Satz faßte er wieder klaren Gedanken und rannte so schnell er konnte in sein gerade noch so friedliches Schlafzimmer, ohne sonderlich acht zu geben, leise zu sein. Er schloß die Tür hinter sich und drehte den Schlüssel zweimal um. Nun wollte er die Polizei rufen und war zunächst einmal dankbar, daß seine Ex - Frau unbedingt in jedem Zimmer ein Telefon haben wollte. Später, nämlich als er abnahm und die Leitung tot war, wurde ihm bewußt, in welcher Scheißsituation er saß. Kaum einen klaren Gedanken gefaßt, klopfte es: „Unpassender Zeitpunkt, um zu telefonieren! Viel passender wäre es doch zu sterben.“ Obwohl er wußte, daß schweigen keinen Zweck hätte, tat er genau dieses, faßte aber noch einen Plan. Er öffnete das Fenster und sprang in den Innenhof. In genau diesem Moment öffnete der Einbrecher gewaltsam die Tür und sah den Mann noch gerade springen. Er rannte die Treppe hinunter und schlief ein. Als der gerade noch Verfolgte die Statue, die im Garten des Nachbarn stand, viel Moos hatte ihre Fragmente schon bedeckt, in die Scheibe vom Haus desselben warf, passierte es. Hinter der Scheibe stand ein Mann. Ein Clownähnlicher man, der ihm Blumen gab. Der Verfolgte wußte, es würde ihm nur Wasser ins GeSeite 17
sicht gespritzt werden, nahm die Blumen aber trotzdem, er wollte dem Clown den Spaß ja nicht verderben. Wasser war es nicht, dafür aber eine mehr grünfarbige Wolke, die auch ihn in einen tiefen Schlaf versetzte. Der Claun raubte (met) alles aus und Stahl sich davon.
2. KAPITEL (Gedanken 2) Glauben Ich glaube an Glaube ist eine Vermutung, abgehoben von jeglicher Vernunft, von jeglichen Tatsachen. Der Glaube wird jedoch da schnell zur Tatsache, wo die Vernunft völlig versagt – zu keiner Lösung führt. “Ich glaube zu wissen!”. Glaube ich das, oder weiß ich das? Wenn ich das glaube, heißt das, daß ich zweifle an meinem Wissen, da ich ja lediglich glaube, daß ich glaube zu wissen. Daß ich weiß, bleibt jedoch sehr realistisch. Da ich aber auf jedem Fall weiß, daß ich glaube zu wissen, da ich dieses wirklich glaube, weiß ich, daß ich nicht einmal das wissen kann... Wissen ist also relativ. Weiß ich denn, daß das, was ich weiß, auch stimmt? Und wer bestimmt über das, was stimmt? Und wie bestimmt „es“ was richtig ist? Ich! Ich bestimme was stimmt. Der Glaube ist doch lediglich Flucht vor der Macht, die wir dadurch besitzen. Spekulativ kann ich sein, denn ich weiß nicht allles, doch möchte vermuten? Aber nur weil ich es nicht weiß, muß es irgendein anderer wissen. Denn ich all-
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leine bestimme, was Wissen ist. Wieso soll ich mir beispielsweise die Frage stellen, was der Sinn des Lebens ist, wenn ich dafür keine Antwort bestimmt habe. Dieses ist durchaus möglich, löst man sich vom Glaube. Ich habe einen Sinn in meinem Leben, indem ich diesen bestimme, denn ich bin „Gott“. Für mich existieren lediglich die Sachen, die ich kenne, nicht die, die ich glaube zu kennen. Mein Wisssensfeld schafft also die Horizonte meiner Welt. Streiche ich den Glauben, so gibt es keinen Horizont, so bin ich frei. Bei dichtem Nebel, ganz alleine im Park, zu einer sehr späten Stunde, Würde ich weiterfahren, auch wenn es gefährlich ist. Ich nehme ein Messer in die Hand - überlege: Ich: „Wie ist es nach dem?“ Ich: „Jetzt noch nicht!“ An den lieben Gott Hallo Gott. Ich gehe jede Woche in die Kirche und glaube an Dich und die Bibel. Meine Mama ist gestern bei einem Autounfall gestorben, Papa ist am weinen die ganze Zeit. Er sagt, Mama sei jetzt im Himmel, so sag Du ihr bitte, daß ich sie lieb habe, und daß sie bald 20. Seite
zurück kommen soll, ich bin sehr traurig. Du kannst doch, daß sie zurückkommt. Ich habe schon ein Bild für Mama gemalt, Papa darf das nicht sehen. „Mama kommt nicht wieder nie!“, schrie er mich heute weinend an und küßte mich weinend auf die Stirn. Aber ich weiß, Du machst, daß sie zurückkommt. Deine Sarah Es gibt Religionen auf dieser Welt, die sagen, daß jeder Mensch als Tier wiedergeboren wird. Jeder Mensch in das Tier, was er verdient. Was für ein Menschenbild müssen die Anhänger einer solchen Religion sein, wenn man betrachtet, wieviele Insekten und Bakterien es gibt [...]. Es gibt die „absolute Freiheit“, welche man erlangen kann, indem man dem Staat widerstrebt. Der Staat kennt diese Möglichkeit, absolut zu wissen, doch er fürchtet, er könne seine Situation nur verschlechtern, wenn er mit dieser Möglichkeit an das Volk geht und das System “Staat” damit vernichtet. Diese Möglichkeit liegt in der Welt der Drogen. Nicht die Drogen, die wir kennen, sondern eine Droge, die über den Rausch aller Drogen hinausgeht und somit einmalig in ihrer Wirkung ist. Der Staat verbietet Seite 21
Drogen, lediglich die weniger Effektiven, aber die Angst ist zu groß. Drogen bedeuten Freiheit, das Gegenteil behauptet der Staat, denn ohne „Antidrogenemanzipisten” würde es gar keinen Staat geben, denn alle erreichten absolute Freiheit und absolutes Wissen. Sie Macht des Staates geht daher über das Individuum hinaus. Die Macht des Staates regiert uns nicht nur, sie lenkt uns. Sie bestimmt uns, liefert uns den Menschen aus, die über diese Macht verfügen, die uns scheinbar brauchen, dies aber nicht wirklich. Wenn ich später Kinder bekomme, gewöhne ich diese so früh wie möglich an Drogen, damit sie später, wenn ich vielleicht die Enddroge gefunden habe, ein leichteres Einnehmen haben und nicht schon von den sogenannten Aufklärern verdorben sind. Ich möchte sie zu nichts zwingen wollen, wenn es nicht sein muß. Ich muß sie zwingen, wenn sie freier sein sollen, als das Volk – freier als ich! Natur Kann ich jemals vergessen, was für eine Art Tier ich bin? Ich wünsch’ mir, daß auf meinem Grabstein steht, „Viel Spaß !“ 22. Seite
Wir sind die liebenswürdigsten Raubtiere überhaupt. Alles Fleisch verschönern wir mit Ketchup. Ich habe noch nie gesehen, daß ein Raubtier sich die Zähne putzt Sollen wir uns von der Natur trennen (z. B. durch gebratenes Fleisch), müssen wir uns die Zähne putzen müssen wir? Ich fuhr die Straße nach Saint de Maint etwas schneller als sonst. Der Termindruck machte mich fast verrückt. Es war früh mittags, so ca. um 12:30 Uhr. Bereits um 13:00 Uhr mußte ich in der Firma, in der ich seit drei Jahren arbeitete, einen Vortrag über die Möglichkeit eines neuen Computersystems halten. „Wichtig“, kaufwillige Geschäftsmänner wären am Ort gewesen. Mit Hilfe des neuen Wagens, der mir als Einstelllungsgeschenk gerade recht kam, da mein altes Fahrzeug nicht für den Job geeignet war, sollte es jedoch kein Problem werden, die 50 km in der halben Stunde zurückzulegen. Aber wer konnte denn ahnen, daß auf dieser so wenig befahrenen Fahrbahn mir das erste mal überhaupt ein Fahrzeug entgegenkam. Ich wich rein reflexmäßig aus, welches mein Fehler war, denn ich viel in den Abgrund die Klippe hinunter, die ich nie zuvor auf meiner Fahrt zur Arbeit bemerkte. Seite 23
Schwerverletzt überlebte ich den Unfall und kroch aus meinem Auto. Ich schaute nach oben, in der Erwartung, den Fahrer des anderen Autos oben zu sehen. Ich wollte gerade nach Hilfe schreien, als mir aufffiel, daß ich mitten in einer Wüste lag. Weit und breit keine Klippe und weit und breit kein anderes Fahrzeug zu sehen. Ich fiel in tiefer Ohnmacht. Als ich wieder zu mir kam, lag ich nicht, wie ich in meinem Unterbewußtsein hoffte, im Krankenhaus. Nein, ich lag immer noch an der selben beschissenen Stelle, wie vor meinem Ausfall. Der einzige Unterschied war, daß meine Schmerzen sich einstellten, während ich, ich weiß nicht wie lange, in diesen Zustand lag. Die einzige Möglichkeit, die mir blieb, war loszulaufen, so aussichtslos die Lage auch war. Bereits nach einer Viertelstunde traf mich der Schlag. Unter mir war ein riesiges Waldgebiet, soweit das Auge reichte. Ich konnte es nicht fassen. In allen Filmen, in denen Menschen aussichtslos in der Wüste endeten, brauchten sie Wochen, um die Rettung, in welcher Form auch immmer, zu finden, wenn sie diese überhaupt fanden. Ich brauchte ziemlich exakt eine Viertelstunde. Der Wald war ein Traum. Genug zu essen, genug zu trinken und genug zu sehen nur Lebewesen fehlten in diesem Wald, keine Mücke, kein Käfer, keine Laus, ge24. Seite
schweigedenn wilde Tiger oder Schlangen. Das einzige was es dort gab waren Früchte, Wasser und mich. Schon bald vergaß ich mein vorheriges Leben, den Streß, die Zeit, die Sorgen, die Habgier. Ich war, wo immer ich auch war, in meinem Paradies angelangt. Ich brauchte keine Kleidung und keine Behausung, denn es gab absolut nichts, wovor ich mich schützen müßte. Das Wetter war nicht, wie man es in einem solchen Gebiet erwarten müßte. Es war Tag wie Nacht immer um die 25 Grad warm, soweit ich überhaupt noch in der Lage bin, solch menschliche Einteilungen einzuschätzen. Auch regnete es nie. Nie! Die Bäume wuchsen, die Bäche floßen und nicht ein Tropfen Regen fiel. Schon bald wußte ich, ich war nicht mehr dort, wo ich früher einmal war, es war nicht die Erde und es war auch nicht irgendwo im Weltall, das spürte ich, dazumal bei Sternklaren Nächten absolut nichts am Himmel zu sehen war. Ich wußte nicht einmal, ob ich überhaupt noch am leben war, es war für mich auch von keinerlei Bedeutung. Aus lauter Langeweile kam mir der Gedanke, das Gebiet weiter zu erforschen. Die Märsche, die ich bisher zurücklegte, gingen nie sehr weit. Ich suchte mir einfach nur das Nötigste, um zu überleben – und das gab’s überall. Ich zog einfach los, um nach Leben zu suchen. Proviant brauchte ich nicht. Ich marschierte tagsüber und schlief Nachts, nicht weil ich an diesem Seite 25
Rhythmus gewohnt war, sondern weil ich nach allem Ausschau hielt, was irgendwie leben könnte. Kleinste Tierchen könnte man aber halt nur tagsüber sehen. Ich marschierte zehn Tage und zehn Nächte ohne auch nur eine Besonderheit entdecken zu können. Ich hätte nach weiteren unzähligen Tagen noch dort sein können, wo ich gestartet war. Pflanzen, Früchte, dessen Namen ich allesamt, wen wundert’s, nicht kannte, aber auch desssen Formen und Geschmack völlig Erdfremd waren. Eine Besonderheit viel mir doch auf: Meine Füße taten nicht weh. Früher konnte ich keinen halben Meter laufen, ohne daß ich Wadenkrämpfe bekam. Langsam glaubte ich einfach, ich wäre Tod. Nach unzähligen Tagen hörte ich einfach verzweifelt auf zu suchen und beschloß an einem Ort, der sich nicht von den anderen Unterschied, zu übernachten und zu bleiben - es war egal. Wie sehnte ich mich nach der Wüste. Ich verstand nach einiger Zeit gar nicht mehr, warum ich nur eine Viertelstunde für die Wüste brauchte und darüber auch noch glücklich war. Mit diesem Stichwort kam mir die Lösung. Ich machte mich dann doch auf den Weg zurück zu der Wüste. Ich habe versucht, immer nur in eine Richtung zu laufen, was natürlich ganz unmöglich war, denn ich hatte ja nicht die kleinste Orientierung. Nach weiteren Wochen erreichte ich den Rand des Waldes. Diesmal wanderte ich Tag und Nacht. Ich wußte nicht, ob ich an ei26. Seite
ner ganz anderen Stelle den Ausgang erreichte, viellleicht sogar das andere Ende des Waldes erreicht habe, ich weiß es bis heute nicht. Ich packte mir schnell ein paar von den Früchten, die ich auf meiner Reise am häufigsten beobachtete ein und begann mit dem Marsch durch die Wüste. Diesmal dauerte es sehr viel länger als eine Viertelstunde, es dauerte länger als mein Fußmarsch im Wald. Auch hier gab es keine Besonderheiten. Sand, angenehme Wärme, keine Hitze. Nur kein Essen. Warum ich nicht vor Hunger gestorben bin, weiß ich nicht. Warum ich nicht vor Schwäche zu Boden sank und elendig verreckte, weiß ich auch nicht. Ich habe nicht einmal die eingepackten Früchte gegessen, die ich noch aus dem Wald in meiner Hand trug. Ich wußte, daß ich sie nicht wegschmeißen durfte, warum wußte ich jedoch nicht. Irgendwann tauchte ein riesiger Berg auf. Es dauerte Wochen, bis ich diesen Riesen erstiegen hatte und es lohnte sich. Hinter ihm entdeckte ich ein Wald und ich rannte, ich rannte so schnell ich nur konnte und, und ich fand den gleichen Wald, den ich vor Monaten verlassen hatte. Kein auch nur noch so kleinstes Wesen konnte ich entdecken. Der einzige Grund für mich am Leben zu bleiben war, hinter das Geheimnis zu kommmen, das dieser Wald hatte. Warum konnten die Bäume ohne Wasser existieren, warum kann ich überSeite 27
haupt ohne Wasser leben, ohne daß meine Haut auch nur ein bißchen spröde wurde, ohne daß ich auch nur den geringsten Durst verspürte. Ja, O.K., es war schon ein Genuß, das erste mal seit dieser Zeit das Wasser trinken zu können, das ich dort nach wie vor anfand, doch gebraucht hätte ich das Wasser nicht. Obwohl ich wußte, daß es hoffnungslos war, untersuchte ich das Gebiet. Es kam mir irgend etwas anders vor, ich wußte bloß nicht was, so lange ich auch überlegte. In der ersten Nacht passierte es dann. Eine Frau kam, sah die Frucht, die ich in meinen Händen wie aus Gewohnheit trug, wir schliefen, sie bekam ein Kind, das ich von der immer noch übriggebliebenen Frucht ernährte, denn als ich diese das erste und letzte mal probierte, wußte ich, ich habe das gefunden, wonach ich die ganze Zeit gesucht habe, was auch so anders war in diesem Wald, denn diese Frucht gab es hier nicht. Die Enddroge. Die Frucht ist durch ihre Reife zu dieser geworden, ich war wirklich Tod und dies’ist ein Universum mit nur einem Planeten, gesamt gibt es zwanzig Universen. Warum ich hier bin, weiß ich auch. Aber wenn ich Dir das jetzt erzählte, wäre der Grund für das Schreiben meiner Geschichte umsonst. Für Dich muß die Enddroge ja schließlich auch noch seinen Reiz behalten, denn ich möchte Dich nicht zwingen, wenn es nicht sein muß. 28. Seite
Es brach in mich hinein, meine Ausrüstung, alles andere. Er war es, er nahm mich und dann streichelt er mich. Tut mir leid meine Notdurft! Wer bist Du, nein, Reifen. Eine klassische Dreierbeziehung? Ja, aber nicht nach meinen Aussagen. Ich denke, er wollte es nicht, erst ich bringe ihn dazu. Niemals gehe ich ins Kloster (?SK??) und nahm sein Pausenbrot und bete wohin? Eigentlich ist Ende, realitäten werden langweilig, denn liebe ist nicht mit feuer gleichzusetzen eine logischesschlußääfolgergztungwärealso:ne-mmonegegorddneeidtsahud
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Grüner Luxus Ein Mann hatte einmal einen Hund. Er mochte Adam sehr und beschloß, ihn so gut zu versorgen, wie er nur konnte. Er fütterte ihn drei mal täglich, ging ständig mit ihn an die frische Luft. Der Hund erfreute sich des Herrchens Anblick, kannte seine Funktion sehr genau. Aber nicht nur der Hund, auch sein Herrchen blühte auf und entwickelte sich. Der Hund jedoch nahm schon bald sein Herrchen als selbstverständlich hin, sah diesen lediglich als überflüssige Maschine. Er fraß und fraß weiterhin die leckeren Mahlzeiten seines Herrchens, den Wohlstand sah man Adam schon an. Das Herrchen war zufrieden wie immer auf seinem durch den Hund schon sehr klein gewordenen Territorium, obwohl er schon ziemlich Mühe hatte mit seinem Hund, da dieser seine eigene Tagesration an Futter einschränkte, aber er war ja bescheiden. Der Hund konnte jedoch nicht genug zu essen bekommen und sah in seinem Herrchen schon bald nicht mal mehr eine Maschine, sondern nur noch etwas Luxus. Er wollte jetzt fressen und biß seinem Herrchen deshalb die Kehle durch. Einen Teil seines Herrchens fraß er dann auf, den Rest ließ er dann liegen, denn er war ja nur das Beste gewohnt. Am nächsten morgen fand der Hund dann nur noch eine offene Dose Futter, 30. Seite
so daß er schon nach drei Tagen den Rest des mittlerweile stinkenden Kadavers in sich hineinstopfte, er wollte nur nicht verhungern. Am siebten Tag jedoch geschah es: er lag sich neben sein Herrchen und weinte und starb. Das Schreckliche jedoch war, daß sein Herrchen verantwortlich für alle Hunde war, und nicht alle Hunde waren wie Adam. Einige wußten zwar von ihm, schwiegen aber, da sie glaubten, nichts gegen den weit aus größeren Hund erreichen zu können sie wußten sogar von Adams Plan und schauten zum Teil einfach nur durch das Küchenfenster des Hauses zu. Mit dem Tod von Adams Herrchen starben auch alle anderen Hunde auf der Welt, sogar diejenigen, die noch nie etwas von Adam oder seinem Herrchen gehört hatten. Das Sterben übertrug sich auch auf andere Tiere, später auf alle Lebewesen. Solange bis die Erde eine leblose, graue Kugel war. Der Hund: „Ah, Herrchen ist zu Hause. Es bringt mich zu dem, auf zwei Beine. ,Schlürf’. Ah, Futter, es wird mich zum Fressen bewegen. Es will es so. Und es macht, daß ich fresse. Eine Lust in mir, ich fühle Geschmack, Kälte. Essen ist abgeneigt, ich satt. Geräusche, bellen, Glück, Zufall“. Der Mensch: „Ah, endlich zu Hause. War ein ziemlich langer Tag heute. Ich muß den Schlüssel heraushoSeite 31
len, damit ich ihn in das Türschloß stecken kann. Nur so bekomme ich die Tür auf und nur so komme ich in meine Wohnung. Der Hund braucht etwas zu Fressen, so gebe ich ihm etwas, nachdem ich ihn gestreichelt habe. Nun mache ich mir selber etwas zu Essen, weil ich Hunger habe und mit Essen satt werde. Ich nehme das Brot und schneide es mit der Brotschneidemaschine, weil diese Methode schneller geht“. Die Pflanze: „-“ Der Instinkt: Ein Traum [...] Ich hänge oben an dem Dachvorsprung. Alle Freunde gucken. Ein bissiger Hund springt ständig hoch, um mich zu packen. Nur an den Händen mich festklammernd herunterbaumeln reicht nicht mehr, da der Hund zu hoch springt. Irgendwie muß ich die Füße höher bekommen. Meine Freunde lachen und schlimmer: sie gucken. Der Hund hat schon ein Sabbbermaul, als wäre es seine einzige Aufgabe, mich zu fressen. Ich bekomme meine Füße nach oben, da eine Schraube aus dem Unterholz des Dachvorsprunges guckt. Ich spüre die kalte Schnauze an meinem Rükken. Der Schmerz, der mir der Hund bereitet, ist gering. Die Angst vor meinen Freunden groß. Ich kann doch nicht die ganze Zeit hier oben bleiben. Meine 32. Seite
Hände und besonders meine Beine werden langsam müde, der Hund aber nicht. Ich lasse einfach los? [...] Beim Turnunterricht war heute Bockspringen an der Reihe. Ich habe eine eins bekommen, Klaus auch. Dann bin ich rausgeflogen und meine eins wurde zu einer sechs geändert. Dabei ist Klaus und nicht ich die Sprossenwand hinaufgeklettert. Und ich entschied mich für die Postkutsche, nicht für den Feuerwehrwagen. Ich weiß heute nichts mehr mit dem Scheiß anzufangen, denn das alles liegt mir eigentlich wenig. Das Feuerwehrauto zu zerstören ist eins. Die Situation aber wirklich zu (er) klären zwei. ich bin schon bei vier
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KAPITEL 3 (Das Experiment) 24.12.2023 Er schlief nicht. Nie wenn er etwas getrunken hatte, denn er müsse sündigen. Aber von vorne. Ich ging ziemlich spät, ungewohnt spät aus dem Haus. Normalerweise war es nicht Zeit, noch eine Kneipe aufzusuchen, doch diesen Abend zu Hause zu verbringen, war einfach nicht möglich, denn die Einsamkeit hätte mich umgebracht. Auf dem Weg traf ich, wie verwunderlich, keine Menschenseele. Auch war erst die vierte Kneipe die, zu der ich noch Zugang fand, ausgerechnet heute. Die erste war völlig leer, die anderen beiden waren bereits geschlossen. In der vierten Kneipe fand ich dann die Gesellschaft, die ich gebrauchen konnte. Es war zwar nicht die Art von Gesellschaft, die ich mir erhoffte, doch die Hauptsache war, ich hatte überhaupt ein wenig Gesellschaft: ein sehr alter Mann, Alkoholiker, wie man ohne vorschnell zu urteilen auf den ersten Blick sagen konnte. Ich setzte mich neben ihn und bestellte mir eine Cola. „Eine Cola?“, wirst Du jetzt sicherlich denken. Ja, das ist der Grund meiner Einsamkeit. Vor etwa fünf Jahren hatte ich noch Familie: eine Frau, eine Tochter und einen Sohn. Zunächst war alles sehr harmonisch, ich hatte
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noch einen sehr gut bezahlten Job als Angestellter einer Papierfabrik. Ich paßte auf, daß nichts verloren ging, oder „Finanzabteilung“, wie manche vielleicht sagen. Naja, auf jeden Fall war am Anfang noch alles sehr harmonisch, bis, ich hatte eigentlich nie gemerkt, wann es angefangen hatte, auch nicht wie es angefangen hatte, und bis zum Schluß wußte ich auch nicht, daß es überhaupt angefangen hat, bis ich trank. Ich trank nach Feierabend stets fünf Bier und drei Schnäpse am Ende trank ich gar kein Bier mehr, aber bis zu zwei Flaschen Weinbrand, ja am liebsten Weinbrand. Eigentlich ist die Geschichte es gar nicht wert, erzählt zu werden. Ich wurde gefeuert, als ich wieder einmal betrunken zur Arbeit kam. Die offizielle Begründung hieß: mein Job sei überflüssig geworden, man habe sich modernerer Hilfsmittel zur Bearbeitung der Finanzen bedient. Meine Frau hat mich verlassen, nachdem ich sie im Suff geschlagen hatte, ich schlage eigentlich nie Frauen, aber im Suff bin ich doch nicht mehr ich. Naja, sie wäre höchst wahrscheinlich sowieso von mir gegangen. Nathascha, meine Tochter war zum Glück schon aus dem Haus, Tobias, den Jüngsten hat sie mitgenommen. Aber das war mir zu dem Zeitpunkt auch völlig egal. Gleich nachdem ich meine Frau geschlagen hatte, machte ich einen Entzug mit. Ich erhoffte mir eigent36. Seite
lich mehr eine letzte Chance von meiner Frau, als daß ich damals wirklich ana Aufhören gedacht hatte. Als wir geschieden waren, erfuhr ich, daß meine Ex - Frau, die ich noch sehr liebte, neu geheiratet hatte. Das raubte mir die letzte Hoffnung. Die Jahre von dort an bis heute waren die härtesten, die ich jäh hatte, und ich hatte schon harte Jahre mitgemacht. Naja, auf jeden Fall sitze ich nun hier und trinke meine Cola. „Frohe Weihnachten“, sagte der Barkeeper, „ein Bier?“. „Eine Cola“, sagte ich und fing an, mich mit dem älteren Herr neben mir zu unterhalten. „Und? Was verschleppt sie Heiligabend in diese Kneipe?“. „Das Bier“, sagte der Mann, der mir wohl sein Desinteresse an ein Gespräch zeigen wollte. „Ich trinke kein Bier mehr“, sagte ich, aber ich hätte auch sagen könnnen: „Die Weihnachtsbäume dieses Jahr sind besonders grün“, oder „Ich hatte einmal einen Hund“. Der Mann jedenfalls wollte kein Gespräch. Der Mann hinter der Theke war in einem Hinterraum verschwunden. Ich glaubte, er war einfach zu gut gelaunt, um sich seine Gäste anzutun. Auf jeden Fall sah man ihn noch an einem Tisch schlafen, ich sah noch seinen Kopf. Vermutlich war er ebenfalls betrunken. Ich wunderte mich aber vor allem über sein Vertrauen uns gegenüber, hätten wir die Situation doch ausnutzen können. Seite 37
„Kann ich ihnen ein Bier spendieren?“, versuchte ich ins Gespräch zu kommen, obwohl ich wußte, daß ich mir das Bier wohl selber hätte zapfen müssen. „Laß mich zu frieden!“ „Wieso, [...]“. „Laß mich zu frieden!“, fuhr er mir ins Wort. „Scheiß Alkoholiker“, rutschte mir dann irgendwie aus lauter Wut, mein Ziel nicht erreichen zu können, heraus. Aber das war wohl auch die einzige Möglichkeit, einen solchen Menschen überhaupt zum Gespräch zu zwingen. Ich hätte nie in diese Kneipe geleitet werden dürfen . . . „O. K. Sir“, fing der Mann auf einmal an zu reden, „nur weil sie einsam sind, Alkoholiker waren und ihre Frau nichts mehr von ihnen wissen will, obwohl sie ihre Frau noch immer lieben, müssen sie mich nicht ständig von der Seite anquatschen!“. „Sie ist verheiratet“, sagte ich, „aber woher wissen sie das?“. „Warum sollte ein Mann Heiligabend um diese Zeit sonst in eine Kneipe wie diese gehen, um sich dort eine Cola zu bestellen? Ich erzähle ihnen eine Geschichte, nicht meine Lebensgeschichte, oder so, aber eine Geschichte, die ihnen weiter helfen wird, da bin ich mir ganz sicher. Als ich vor langer Zeit einmal in ihrer Situation war, es war ebenfalls Heiligabend, da ging ich einfach drauf los, eine Kneipe mußte mir die Gesellschaft bringen, die ich in meiner Familie nicht mehr fand, da meine 38. Seite
Frau mit meiner Tochter ausgezogen war – und ich hatte die Geschenke genau einen Tag vorher gekauft… In der Kneipe, in der ich landete, traf ich das erstemal meinen Freund Joe. Meine Stammkneipe hatte bereits geschlossen, so daß ich halt eine andere aufsuchen mußte. Der Mann hinter der Theke, Joe, fing an von einem Freund zu erzählen. Er sei lange mit ihm befreundet gewesen. Er hatte eine Krebserkrankung, so hieß es. Joe glaubte aber, er sei an Einsamkeit gestorben. Joe hat den Tod seines besten Freundes nie wirklich verkraftet, er leidet noch immer sehr, vor allem, weil er seinen Tod nicht verhindern konnte. Ja natürlich, Joe gab seinem Freund Gesellschaft, aber ich rede von wirklicher Einsamkeit, von Einsamkeit, die nicht ein guter Freund beheben kann. Wenn die Seele einsam ist, kann kein Mensch, keine Liebe der Welt heilen. Die Erfüllung findet man nur im Tod, oder in der Sünde.“ „Oder in der was?“, fragte ich, um auch mal wieder etwas zu sagen, aber auch weil ich über die Nüchternheit des alten Herren erschrocken war, „Wollen sie mich verarschen?“. „Sie brauchen mir nicht zu glauben, ich wollte dieses Gespräch ja schließlich nicht“. „Hören Sie zu!“, sagte ich entschlossen. „Eigentlich wollte ich Unterhaltung. Nun erzähle ich aber eine Geschichte. Nicht die vom Freund dessen Barkeepers Seite 39
Tante, nein, ich erzähle meine Geschichte“. Der Mann sah mich blöd an und ich sah schon seine Faust in meiner Fresse. Doch plötzlich schaute er mich interessiert an und hörte zu: Die ersten Sonnenstrahlen hatten ihn aufgeweckt, bevor der von ihm gestellte Wecker seine Chance bekam zu klingeln. Er hatte frei bekommen, doch weil er es gewohnt war, und weil der Haushalt es forderte, stellte er sich den Wecker auf 8:00 Uhr. Nun war es 7:43 Uhr und es war ihm auch ziemlich egal. Er fing den Morgen mit einem ausgiebigen Frühstück an, denn über Nacht sammelte er am meisten Hunger, so daß das Frühstück die ausgiebigste Mahlzeit im Leben des Fredd Osych war. Nach dem Essen machte er sauber. Saugen, Wischen, Geschirr, Toilette, Stube, Küche. Alles mußte sauber sein, denn seine unendlich vielen Allergien forderten einen völlig staubfreien Fußboden. Er mußte den nächsten Morgen wieder ins Büro, so daß er nicht mehr allzu lange fern sah. Nächsten Morgen in der Computerfirma erlebte er eine Überraschung. Sein Schreibtisch war geräumt, zumindest hatte er die Frau, die nun an seinem Schreibtisch saß, nie zuvor gesehen. Er gab sich erst gar nicht damit ab, die Frau nach den Gründen zu fragen, noch fragte er einen seiner Kollegen, die er auch eigentlich gar nicht hatte, sondern er ging sofort durch 40. Seite
den Mittelgang des Computerraumes, an seine Mitarbeiter vorbei, direkt in das Büro seines Vorgesetzten. Er riß die Tür auf und erkundigte sich nach den Gründen, warum er seinen Schreibtisch nicht selber räumen durfte, wenn man ihm seine Entlassung schon nicht mitteile. Ja, es schien, als ob ihm die eigentliche Kündigung gar nichts ausmache. Er werde einen neuen Job finden, dachte er. Die Tatsache, daß irgendein Arbeiter des Konzerns die Fotos seiner Eltern und das seiner Ex - Freundin achtlos in einen Karton geschmissen hatte, störte ihn aus Prinzip. Er aber ging wohl gesonnen in das Büro seines Chefs und erkundigte sich nach den Verbleib seiner Sachen. So wie er keinen Kontakt zu seinen Kollegen hatte, hatte er keinen Kontakt zu Menschen. Klar, er hatte Freunde, genauso wie er Kollegen hatte. Die waren aber nur einfach, wie selbstverständlich da. Klar ging er mit ihnen zum Fußballabend, hatte sogar eine Knobelrunde, die jede Woche der Höhepunkt der ganzen Woche bildete. Hätte man ihn gefragt, so wünschte er seinen Freunden wohl auch ein langes Leben. Ehrliche meint er das dann jedoch nicht. Wenn seine Freunde starben, dann gab es noch Millionen Andere die mit ihm Fußball sehen konnten, die ihn amüsierten. Wofür brauchte er also genau diese Freunde? Ähnlich verhielt es sich mit Frauen. Klar, er hatte die gleichen Triebe wie jeder Mensch, doch Gefühle Seite 41
waren bei ihm gar nicht vorhanden. ‘Eine sehr schlimme Kindheitserfahrung’, sagte er mir, wobei er sein Bier verschüttete. Seine Freundin, oder besser seine Ex, hatte dieses sehr spät erkannt. Sie war nichts anderes als ein Fußballspiel. Ein Mittel, seine Bedürfnisse zu befriedigen. Als er Nachts vom Knobelabend nach Hause kam, schrie er seine Frau stets an, sie solle sich ausziehen. Die bis dahin schlafende Frau schlief jedoch immer nackt, und das wußte er, doch irgendwie war das Geschrei wohl eine Art Vorspiel für ihn. - Ach ja, betrunken war er nie! „Viel Glück„, „Danke! Ich heiß’Franci, und wer bist Du?“, „Herr Osych. Ich war ihr Vorgänger.“, „Oh“, „Ich will sie nicht länger stören, wollte nur meine Sachen abholen“, „Tut mir leid, mit ihrem Job meine ich“, „Ja“, „Haben sie schon etwas neues in Aussicht?“, „Wie?“, sagte er, während er in seiner Kiste, die unter dem Schreibtisch stand hinein starrte, in den Farben seiner Kugelschreiber vertieft. „Ob sie bereits einen neuen Job in Aussicht haben?“, fragte sie, wissend, daß dieses natürlich unmöglich sei. „Nein“, sagte er mehr zu sich selber und ging ohne weitere Worte. Er wollte nach Hause, fern sehen und in der Zeitung von heute morgen nach einer neuen Stelle suchen. Ihm war eigentlich alles egal, nur sterben wollte er nicht, noch nicht. Deshalb brauchte er einen Job. Einen Job, um 42. Seite
sein hoffnungsloses Leben zu erhalten. Einen Job, um die Hoffnung auf einen Sinn nicht aufgeben zu müsssen. Denn auch wenn er Hoffnung an sich nicht mehr kannte, so wußte er, daß Gefühle schön waren und Leben einen Sinn geben. Und schöne Gefühle waren sinnvoll fürs Leben. Ich denke, ich werde schon morgen einen Job finden. Ich muß einen Job finden - alleine um die Miete und die laufenden Kosten mit zu bezahlen. Franci, ja Franci. Die sah gut aus. Gerne möchte ich sie verprügeln und sie durchknallen bis sie blutet. Dann würde ich vielleicht etwas empfinden etwas empfinden, empfinden. Ich werde morgen ins Büro gehen und mit ihr reden, sie zum Essen einladen, das klappt immer, ich muß sie zum Essen einladen, es ist zu stark. Er legt sich in sein Bett um ohne weitere Einflüsse einzuschlafen. Am nächsten Morgen studierte er die Zeitung. „Koch gesucht: Grillimbiß Steg sucht Halbtagsangestellten/ angestellte. Keine Vorkenntnisse.“ „Suche Aushilfe, die Leichen für angemessene Bestatttung herrichtet. Die Bezahlung ist gut.“ Ich muß diesen Job haben. Die Bezahlung bringt mich weiter und ich könnte ich könnte ach Franci. Ohne weiter nachzudenken unterbrach er das Frühstück und lief in das Büro. Er kaufte noch schnell ein paar Blumen, schmiß sie aber vor dem Eingang des Bürogebäudes weg. Seite 43
Ich kann doch noch nicht mit Blumen ankommen. Was soll sie denken, sie ist meine Nachfolgerin und somit natürliche Feindin. Schnell die Treppe hinauf. Ah, das Büro ist hell. Moment, meine Haare, wo ist mein Kamm? So, das dürfte reichen. Ich mach jetzt die Tür auf, ah da vorne sitzt sie. Eins, Zwei und „Hallo Franci!“ „Hallo! Haben sie noch Sachen vergessen?“, schaut sie ganz erstaunt. „Nein, ich wollte zu dir, und übrigens, ich heiß Fredd!“ „O.K. Fredd. Nun hör’‘mal zu. Ich muß jetzt arbeiten und habe absolut keinen Bock zu solch einen Scheiß!“ „Hör‘ mir bitte zu. Ich weiß, daß es vielleicht ein wenig absurd klingt. Aber ich habe gleich beim ersten mal gewußt, daß du die Frau meines Lebens sein mußt. Mein Herz hat aufgehört zu schlagen, als ich dich zum erstenmal sah. Willlst du mit mir essen gehen?“, sage ich. Wenn sie darauf nicht eingeht, dann weiß ich auch nicht weiter und vorher waren die Blumen aufdringlich! Ich kann jetzt ja schließlich nicht das sagen, was ich wirklich will. Komm, laß mich jetzt nicht hängen. „O.K., warum nicht? Heute Abend im Grill Steg!“ „Danke, ich weiß wo das ist!“, sie ist so gut wie meine. Oh, was schauen denn all meine Arbeitskollegen auf mich? Sie lachen! Daß es ihr nicht peinlich ist. Hauptsache sie kommt mit und vielleicht kann ich heute Abend schon erforschen, was mir fehlt. 44. Seite
Fredd Osych hatte vorerst sein erstes Ziel des Tages erreicht. Nun wollte er auf Jobsuche gehen und ging zu der Adresse, die in der Zeitung stand. Es war ein Pfarrhaus, wie nicht anders zu erwarten. Das Haus lag mittten auf dem Friedhof, gleich neben der kleinen Kapelle und seinem zukünftigen Arbeitsplatz. Der Garten war riesig. Die Bäume, die das prunkvolle Pfarrhaus am Friedhof schmückten, waren mächtiger als alles andere, was Fredd je gesehen hatte. Ah, dort eine prunkvolles, mit Sorgfalt geschmiedetes Tor. Selbst der Friedhof hat seine Öffnungszeiten. Oh bereits hier muß ich klingeln, eine Sprechanlage. “Guten Tag. Pfarrer Ölzdorf. Was kann ich für sie tun?”, ertönt aus dem Lautsprecher, der sehr gut versteckt, aber gut hörbar aus einer der beiden Marmorsäule links neben dem Tor eingebaut worden war. Die Stimme klang mehr wie eine Maschine. „Guten Tag, ich bin Fredd Osych. Ich komme wegen dem Job, der heute Morgen in der Zeitung abgebildet worden war.“ Es summt, ich kann eintreten. Erst jetzt fällt mir auf, wie groß der Garten wirklich ist. Die Bäume sind ja riesig, die Äste sind so undurchschaubar wie eine Mauer, lediglich ungeordneter. Sie sind mir überlegen, ich weiß, daß sie mich überleben werden, so wie sie alle hier überlebt haben. In einem auffällig, lässigem Gang erreichte Fredd endlich das Pfarrhaus. Der Pfarrer erwartete ihn an Seite 45
dem Eingang seines Hauses. Er hatte seine häusliche, Pfarrer untypische Kleidung an, so daß Fredd ein wenig verdutzt guckt, als er begriff, daß der Mann an der Tür der Pfarrer sei. „Entschuldigen sie, daß ich mich nicht telefonisch angemeldet habe“, sage ich und reiche ihm die Hand, „mein Telefon wurde mir abgeklemmt und für die Telefonzelle habe ich nicht mehr genug Geld, deshalb bin ich hier“. „Wenn sie den Job nur wegen des Geldes machen, so können sie gleich wieder gehen. Sind sie überhaupt Christ?“. „Ja, Sir. Das Geld ist für mich zwar ein wichtiger Grund, aber außerdem möchte ich noch Erfahrungen sammeln. Ich möchte nämlich irgendwann einmal Medizin studieren. Außerdem bekomme ich durch den Job die Gelegenheit, sozialen Dienst zu leisten. So helfe ich mir und der Gemeinde.“, lüge ich ihn an und ich muß wohl ganz gut sein: „Im Prinzip sollte es mir ja egal sein, wer diesen Job übernimmt. Aber wissen sie, mein Mißtrauen kommt durch die sehr schlechte Erfahrung, die ich mit Arbeitern gemacht habe, die eigentlich nur angefangen haben, damit sie die Leichen schänden können. Bei Ihnen jedoch habe ich ein gutes Gefühl, sie haben den Job. Sie könnnen, wenn sie wollen, gleich Morgen anfangen, vorausgesetzt, sie wissen was auf sie zukommt.“ „Ich habe bereits ein Praktikum in der Pathologie hinter mir. Anfangs war natürlich auch mir ein wenig mul46. Seite
mig, aber mittlerweile habe ich mich an den Tod gewöhnt.“ Obwohl ich natürlich noch nie in meinen Leben etwas mit Leichen zu tun hatte, bin ich mir ziemlich sicher, daß auch diese Art von Menschen keinen Schock in mir auslösen könnten. Vielleicht, steht das Glück diesmal auf meiner Seite. Aber auch wenn ich durch diesen Job nichts verspüren sollte, so bringt mir dieser doch ein Haufen Geld, Geld mit dem ich weitere Versuche starten kann. Geld, mit dem ich Franci zum Essen einladen kann. Ich bestehe auf eine Monatsrate im Voraus, da ich weiß, daß ich unter der Obhut des Schäfers persönlich stehe und ich wohl durch mein Gelaber einen Stein im Herzen des Pfarrers geschaffen habe. Abends hatte Fredd nun diese Verabredung, von dem soviel abhing. Er wußte, er müsse sich benehmen, sonst erfuhr sie vielleicht sofort alles und seine Pläne wären am Ende lediglich ein weiteres Experiment. Er kramte also seinen ganzen Kleiderschrank nach einem passendem Anzug durch. Den einzigen, den er fand, hatte er seit Jahren nicht getragen. Ihm war es nie so ernst. Der Anzug paßte zwar nicht mehr ganz so gut, wie auf der Hochzeit seines Vaters, der nach dem Tod seiner Frau aus Verzweiflung, vielleicht aber auch nur aus Spaß am Leben, sich sofort neu verliebte. Mit dem Tod seiner Mutter begann alles. Oder begann alles vorher? Er wußte es nicht. Zumindest fiel Seite 47
Fredd, der seine Mutter eigentlich immer liebte, so glaubte er, der Abschied nicht schwer. Nun gut, es stand seit Jahren fest: „Ich habe eine tödliche Infektion“, sagte ihm seine Mutter eines Tages völlig aufgelöst. Doch als es soweit war, saß Fredd vor dem Fernseher, als er Dad plötzlich schreien hörte. Er hatte in ihren letzten Stunden das Bett behütet. Fredd rannte in das Schlafzimmer seiner Eltern, in dem seine Mutter die letzten beiden Monate verbracht hatte, und sah seinen Vater, den Kopf weinend auf der Brust seiner toden Mutter gelegt. Fredd jedoch spürte den Schmerz, den seinen Vater hatte, nicht. Ihm war dieses wohl bewußt, und er hatte sich vorgenommen, in diesem Augenblick zu weinen. Er wollte weinen, weil sein Verstand ihm gesagt hatte: ‚Wenn Deine Mutter stirbt, dann weine!‘, als es soweit war, merkte er jedoch, daß lediglich seine Gefühle über so etwas entscheiden konnten, und diese meldeten sich nicht, auch wenn der Verstand oder sonst etwas auf der Welt es wollten. Er hatte bisher immer Gefühle gehabt und gezeigt. Der Kummer und die wenige Freude, die er damit hatte, brachten ihn jedoch dazu, seine Gefühle zu verdrängen, sie zu verdrängen bis auch die letzte Liebe, der letzte Haß und der letzte Mitleid gestorben war. Viele verdrängen Gefühle. Erst zeigen sie sie nicht, dann spüren sie sie nicht mehr. Tief im Inneren bleibt jedoch stets ein Kern, der, wenn ein extremes Ereignis 48. Seite
ansteht, wie beispielsweise der Tod seiner Mutter, explosionsartig an die Oberfläche kommt. Keiner hatte es geschafft, diesen Kern wirklich zu vernichten. Keiner außer Fredd. Seine Eltern waren glücklich verheiratet, auf Ewig versprochen. So wunderte er sich, als sein Vater mit einem Mädchen, vielleicht gerade mal 18 Jahre alt, in das Schlafzimmer ging, in dem seine Mutter gerade mal eine halbe Stunde zuvor einschlief. Fredd war das egal. Auch die Heirat. Obwohl sich Fredds Vater nie etwas anmerken ließ, wußte seine neue Frau, wie sehr er unter den Verhältnissen zu leiden hat. Ihre Versuche, sich den Freunden vorzustellen, fielen jedoch alle ‘samt ins Wasser und damit auch der Versuch, als normale Menschen in der Nachbarschaft und auch sonst wo angesehen zu werden. Fredd nahm sich noch vor der Hochzeit eine Wohnung. Es war keine Flucht, sondern eher eine Möglichkeit, sich über seine Lage bewußt zu werden. In der neuen Wohnung begann Fredd mit den Experimenten, die von Zeit zu Zeit immer extremer wurden, denn er hatte erkannt, daß er nichts fühlen kann, das heißt er konnte nicht wirklich fühlen, wobei er Hitze, Düfte, Schmerz etc. genauso spürte wie jeder andere auch. Seine Versuche zielten immer auf ein bestimmtes Gefühl, das er entdecken wollte. So versuchte er durch Bungeejumping etwa Angst oder Freude hervorzuloSeite 49
cken, aber selbst als er bewußt ein sehr altes, rissiges Seil nahm, verspürte er weder Nervenkitzel, noch Erleichterung, noch irgend etwas. Auch legte er seine Hand auf eine Heiße Herdplatte, um nachher wütend über seine Dummheit zu sein. Nicht selten gingen seine Aktionen sogar soweit, daß er wochenlang Haftstrafen in Kauf nehmen mußte. Alleine drei Monate bekam er wegen öffentlichen Ärgernisses, da er am hellichten Tag auf einem gut besuchten Platz in der Innenstadt onanierte. Die erhoffte Peinlichkeit fand er jedoch auch bei dieser Aktion nicht. Die Aufenthalte im Gefängnis machten ihm nichts aus, ihm war es sogar ziemlich egal, ob er seine Versuche im Gefängnis machte oder in Freiheit. Das Gefühl der Freiheit war, obwohl er es natürlich aus alten Tagen kannte, längst vergessen. Fredd konnte das Leben nicht genießen, nicht lieben, er konnte es nicht einmal hassen. Er hatte aber auch keinen Grund zu sterben, denn das Gefühl der Hoffnung auf ein besseres Leben nach dem Tod kannte er nicht mehr. Alleine das rationale Überlegen brachten ihn schon häufig dazu, sich ein Rasiermesser an die Pulsader zu halten, doch fehlten ihm auch hier die dafür nötige Wut und Enttäuschung und Hilflosigkeit, um sein Leben zu beenden. Denn warum sollte er sich umbringen, wenn das Leben ihn kein wirklichen Kummer bereitete. Genau deshalb unterbrach er auch teilweise seine Versuche. Er saß monatelang nur in ei50. Seite
nem Sessel und tat nichts. Nur wenn sein Hunger Leben gar nicht mehr zuließ, so bemühte er sich zum Kühlschrank, um zu essen. Er war nicht sehr wählerisch in dem, was er aß, denn auch wenn hier und da mal etwas nicht mehr genießbar war, so schmeckte er dieses zwar, er konnte jedoch nicht den Geschmack in gut oder schlecht einteilen. Sprich es gab für ihn keine Lieblingsspeise. Auch wäre es ihm egal gewesen, Abfall oder Tierkot zu essen. Lediglich achtete er darauf, sich gesund zu ernähren, denn auch er konnte krank werden. Häufig war er natürlich krank, doch machte ihm dieses nichts aus. Im Gegenteil: die Krankheit betrachtete er einfach als ein weiteres Experiment. Einmal, als sein Experiment darin bestand, nichts mehr zu essen, viel er ins Koma und hatte sein Leben anschließend nur seinem Nachbarn zu verdanken, der sich gerade zu rührend um Fredd sorgte, indem er ab und zu bei Fredds Phasen, nichts zu tun, vorbeischaute. Weil er kurz vorm sterben lag, wußte Fredd sich nun, richtig zu ernähren, denn sterben wollte er nicht. Seine Experimente beschränkten sich irgendwann auf den Bereich der Sexualität, bei der er zwar Erregung, nicht aber Vergnügen vermittelt bekam. Er lernte mit der Zeit zwei Arten von Gefühlen zu unterscheiden. Die, die er wahrnahm, waren die Gefühle, die von irgendwelchen äußeren Einwirkungen hervorgerufen wurden. Ein reines Reagieren seiner Sinne. Seite 51
Die, die er jedoch nicht wahrnahm, waren die Gefühle, die von niemandem gesteuert, von innen herauskommen. Sein Orgasmus war eigentlich kein wirklicher Orgasmus, eher so, als würden ihn Instinkte dazu zwingen, abzuspritzen. Weder Lust, noch zwang, noch sonst etwas, nicht einmal die „Lust“ am Experimentieren zwangen ihn dazu. Auch nicht Neugier an der Realität. Lediglich eine Art Instinkt, und Instinkt ist ein harmloser Ausdruck, denn Instinkte setzen einen Führer voraus, zwangen ihn zu seinen Taten. Einen Führer kannte er aber nicht. Ich bin spät dran, wenn ich mich jetzt nicht beeile, könnten meine ganzen Pläne scheitern. Am günstigsten wird sein, ich nehme mir ein Taxi. Ah, da vorne sitzt sie ja, ich setze mich dann mal gleich zu ihr. „Hallo, wartest Du schon lange?“, fragte ich. Sie schaut mich an, als wenn es ihr aller erstes Trefffen mit einem Mann ist, so, als sei sie sogar ein wenig aufgeregt. Meine Chancen wurden mir klarer und klarer - mit jeder Minute, die ich mit ihr in dieser Pommmesbude verbrachte. Irgendwann kam ich jedoch zum entscheidenden Punkt, indem ich fragte, ob sie noch auf ein Gläschen Wein mit zu mir kommen wolle. Sie war ganz verlegen und sagte mir, was ich am Anfang schon vermutete. Es war in der Tat ihr erstes Treffen mit einem Mann. Sie sagte also, daß sie sich noch zu un52. Seite
sicher sei, daß sie mich jedoch morgen wiedersehen wolle. Nächsten Abend an der selben Bude lief eigentlich alles wie am Vortag. Sie jedoch kam diesmal selbst auf die frage, auf die sie mich noch gestern hat abblitzen lassen. Wir gingen also zu ihr nach Hause. „Du mußt entschuldigen, ich habe nicht aufgeräumt.“, sagte sie wohl wissend, daß sie sehr gut ihr Zimmer für diesen Anlaß aufgeräumt hatte. Ich konnnte diese Standardflossgeln nie verstehen, warum Menschen einen besseren Eindruck machen wollen, indem sie etwas sagen, bei dem sie genau wissen, daß dieses gar nicht so ist. Ich schüttelte also einfach meinen Kopf und spielte meine Rolle weiter: „Das macht gar nichts, bei mir sieht es auch nicht viel besser aus“. Von jetzt an ging alles ganz schnell. Ich fing an, sie zu küssen, sie zog sich aus, und wir schliefen miteinander. Sie sagte mir kurz vorher, daß es ihr erstes mal sei. Erst dadurch wurde mir bewußt, wie jung sie überhaupt noch ist, auch erklärte das die Aufregung bei ihr. Sie mußte erst etwa 20 gewesen sein. Daß mir das aber auch nicht auffiel, als sie sagte, es sei ihr erstes treffen. Als wir fertig waren, sagte sie mir, es sei toll gewesen. Für mich war dieser Akt jedoch nur ein Teil des Plans, wie etwa die gemeinsame Pommes im Grill Steg. Da ich mehr über ihre Verhaltensweisen erfahren wollte, fragte ich Franci, ob ich bei ihr schlafen könne. Seite 53
Sie schaute mich eine Weile sehr verdutzt an. „War, war das etwa zwischen uns etwas einmaliges?“, sagte sie. „Nein, natürlich nicht, ich fragte nur so, um selber ganz sicher zu gehen.“, versicherte ich ihr, und ich konnte mir ganz sicher sein, daß ich ihr Herz gebrochen hatte. Nachdem wir uns noch weiter unterhielten (unter anderem sagte sie, sie habe einen Fehler gemacht, gleich den zweiten Abend mit mir ins Bett zu gehen, was ich ihr dann wieder ausgeredet habe) schliefen wir gemeinsam ein. Nächsten morgen klingelte Francis Wecker bereits um sechs Uhr morgens. Weil ich genau wußte, daß sie erst um halb acht anfingen braucht und, so wie ich Franci bisher einschätzen konnte, sie nicht die Art von Frau zu sein schien, die Morgens eine Stunde im Bad steht, tat ich so, als sei ich nur einen Moment wach gewesen und gleich wieder eingeschlafen. Völlig blödsinnig war dies aber, als ich sah, daß sie ihren Trainingsanzug und ihre Joggingschuhe anzog. Sie ging also joggen, wie sie mir dann auch später berichtete. Eine völlig uninteressante Information, so wie ich am Anfang noch glaubte. Die nächsten Wochen blieb ich bei ihr wohnen. So erfuhr ich sehr viel über sie und ihre Eltern, die sie nie in ihren schulischen Aktivitäten unterstützten, so daß sie sehr früh Bewerbungen schrieb und einen absolu54. Seite
ten Glücksfall mit meinem Job hatte. Die Wohnung finanzierten ihr zum Teil ihre Eltern, was ich sehr verwunderlich fand, den anderen Teil verdiente sie mal hier, mal da. Ihre Beziehung zu ihren Eltern hatte sie mit meinem Ex-Job abgebrochen, so daß sie nie von mir erfuhren. Irgendwann dann zog ich ganz zu ihr, denn ich tat so, als könne ich mir meine Wohnung nicht mehr leisten und so konnte ich ihr Mitleid ausnutzen. Von meinem Job durfte sie auf keinen Fall erfahren. Warum sie mein wahres Ich in der ganzen Zeit nie erkannte, verstand ich nie, denn mein Plan und vor allem meine Schauspielkunst war nicht so perfekt, als daß sie nicht hätte entlarvt werden können. Es schien so, als könnte es diesmal wirklich klapppen, als könnte Fredd diesmal wirklich etwas empfinden. Wie fern er seinem Ziel blieb, konnte Fredd jedoch nicht wissen. Er brauchte ja nicht einmal seine Hoffnung aufzugeben. Das Experiment, das Fredd mit Franci machen wollte, wurde auch ihm erst mit der Zeit deutlich. Erstes Ziel wurde ein eigenes Kind. Weitere Experimente sollten sich dann mit seiner Brut befassen, seinem eigenen Fleisch und Blut. Ich muß nur Vormittags arbeiten, so daß sich Francis Arbeitszeiten mit meinen überlagern. Der Job bei der Leichenbestattung gibt gutes Geld, Geld was ich nun eigentlich gar nicht brauche, da ich völlig von Franci ernährt werde. Naja, häufiger schon fragt sie Seite 55
mich zwar, warum ich mir denn keinen Job suche. Ich jedoch sage immer so etwas wie: „Ich will voll und ganz für Dich dasein“, oder „Ich schmeiße hier doch den ganzen Haushalt“. Es ist nicht sehr schwer, sich aus der Situation zu mogeln, dazumal ich den Haushalt wirklich in Ordnung halte, naja indirekt zumindest, da ich von dem Geld, was ich verdiene eine Putzfrau schmeiße. Warum ich aber den Job nicht hinschmeiße hat einen ganz einfachen Grund: Erst einmal habe ich eh nichts anderes zu tun, und zweitens ist dieser Job eine Art, na wie soll ich sagen, eine Art Nebenexperiment… Fredd wußte natürlich nicht, daß dieses Nebenexperiment für uns etwas besonderes, etwas extremes darstellt. Denn den Begriff extrem kannte Fredd nicht, und so war die Nekromantie lediglich ein weiteres Experiment im Bereich der Sexualität, und sie war durchaus nicht die extremste, die sich Freddd ausdenken konnte. Nicht weil er darin eine letzte Möglichkeit sah, sondern lediglich weil dieses wohl die am schwersten durchzuführende Sexualpraktik ist, wenn man nicht gerade das Glück hat, bei einem Spaziergang an einem für Selbstmordkandidaten beliebten Fluß als erster fündig zu werden, wählte er jedoch das Experiment. Selbstverständlich muß auch an dieser Stelle gesagt werden, so lieb Du vielleicht den Hauptdarsteller der Geschichte auch gewonnen hast, daß Fredd ein 56. Seite
Mensch war, der den Ausdruck Mensch eigentlich gar nicht verdiente. Und wären alle seine Taten herausgekommen und bis ins einzelne Detail ermittelt worden, so hätte er zweifelsohne ernsthafte Diskussionen über die Wiedereinführung der Todesstrafe ausgelöst. Überflüssig zu sagen, daß Fredd ein sehr gesuchter Mann ist, das heißt, gesucht wird eigentlich ein Unbekannter, denn entweder hatte Fredd bei all seinen Taten sehr gut gearbeitet oder er hatte bis jetzt einfach nur großes Glück. Nachweisen zumindest konnte man ihn nur die angesprochenen kleineren Delikte, bei denen es Fredd auch egal sein konnte, für einige Wochen eingesperrt zu werden. Einmal jedoch wäre er fast erwischt worden, wie er eins der Kinder im Wald verscharrte. Einfache Spaziergänger mußten sich im Wald verlaufen haben oder waren ihrerseits auf der Suche nach Gefühlen. In jedem Falle hatte Fredd sehr viel Glück, als die beiden aus nicht zu erklärenden Gründen umkehrten. Ein Versteck hätte Fredd niemals so schnell aufsuchen können, dazumal er noch dieses nicht ganz unschwere Mädchen auf den Schultern trug. Die einzige Möglichkeit wäre gewesen, im Kampf die beiden zu töten (was wohl sehr schwer geworden wäre, da die beiden sich wohl auf so einen Kampf nicht eingelassen hätten und geflohen wären). Gesehen wurde Fredd jedoch nicht, dessen war er sich ganz sicher. Er nahm an, die beiden hatten es dann Seite 57
doch mit der Angst bekommen, und daß man im Wald Angst bekommt, war Fredd nicht ganz unfremd, denn er war vielleicht gefühllos, aber nicht ungebildet. „Bis bald, arbeite nicht zu hart“, sage ich an einem Morgen, der eigentlich nichts besonderes ist, außer, daß ein weiteres Experiment ansteht. Da Franci jetzt aus dem Haus ist, mache ich mich sofort auf den Weg, denn ich brauche heute etwas länger als sonst bei der Arbeit. Der Pastor hat ja inzwischen Vertrauen in mir gefunden, so daß ich heute nicht Gefahr laufe, erwischt zu werden. Ich habe dieses Experiment schon sehr viel früher durchführen wollen, aber der Pastor schaut mir anfangs stets bei der Arbeit zu. Soviel Vertrauen, das ich nach unserem Gespräch annehme, bei dem ich mich um den Job bewerbe, habe ich wohl doch noch nicht bekommen. Aber nun sind ja zwei Monate vergangen, bei denen ich nicht wenig vom Pastor kontrolliert wurde. Aber die Arbeit ist wie jede andere auch, und so mache ich sie solange, bis der Pfarrer mir den Schlüssel zum Wiederaufbereitungs- und Säuberungsraum gibt. Dieses war genau vor drei Tagen, so daß ich nun mein Experiment durchführen kann. Im Prinzip ist es mir egal, ob ich erwischt werde oder nicht, aber ich vergesse die Möglichkeit einer Anzeige seitens des Pfarrers nicht. Ich darf das andere Experiment, nämlich das mit Franci nicht aus den Augen verlieren. Der Pfarrer jedenfalls läßt sich die letzten drei 58. Seite
Tage nicht mehr blicken, so daß ich die Gefahr der Entlarvung heute als sehr gering einschätze, vorausgesetzt ich komme heute diese gewissen Minuten früher als sonst. Der Pastor ist auf Hausbesuche, die Gelegenheit lasse ich mir nicht entgehen. Mal sehen, ob das Mädchen, womit ich gestern wieder nicht ganz fertig geworden bin, sich für dieses Experiment eignet. Sie ist mit ca. 84 Jahren gestorben, nicht an Krebs oder sonst so häufig auftauchenden Todesfällen in dem Alter, nein, sie hatte sich selber das Leben genommen, indem sie von der Austernbrücke in die Spree sprang. Mord konnte nicht ausgeschlossen werden - aber wer tötet schon eine so alte Frau. Sie starb nach Aussagen der Polizei vor etwa drei Jahren. Nur durch ein Zufall entdeckte ein Hobbytaucher, der seinen Jungen das erste mal zum Tauchen mitnahm, die bereits sehr mitgenommene Leiche. Als sie vor vier Tagen bei mir ankam, stand der Pastor neben mir. Obwohl er an vieles gewohnt war, fing er an zu erbleichen und vor mir. Nicht zuletzt meine Reaktion auf die Leiche und auf des Pastors Verhalten sorgten für das Vertrauen, das ich jetzt habe. Aber wichtiger, die Reaktion des Pastors bestärkte mich in meinem Entschluß, genau diese Leiche zu benutzen. Obwohl mir der Verstand natürlich sagte, daß diese Leiche wohl sehr günstig ist, hatte ich noch meine Bedenken. Da diese Leiche, dessen Gesicht Seite 59
eher einem großen, drei Jahre altem Hackfleischbällchen gleicht, als daß man die Leiche, wäre nicht der typische zwei Arme und zwei Beine hängen an einem Körper Aufbau zu erkennen, einen Pastor, der schon mehrere hunderte Leichen sah, zum kotzen bringt, wußte ich, daß man von diesem verwestem Etwas eigentlich ekel empfinden müßte. Nun bin ich also vor ihr. Ich weiß nicht warum, aber mein Glied versteift sich. Ich nehme besser das ganze, weiße Laken von dem Körper. Ich ziehe mich aus, und lege die Sachen in eine Ecke. Nun gibt es in diesem Raum nur noch mich und diese Frau. Ihr Körper ist total aufgeweicht. Ich hoffe, daß ihre Scheide nicht zu sehr dicht gequollen ist. Aber notfalls kann ich ja mit einem Skalpell nachhelfen. Ich empfinde bis jetzt noch nichts. Ich führe mein bereits völlig ersteiftes Glied in sie ein. Es ist sehr eng. Ich versuche es ohne zu schneiden. Immer noch nichts. Ich lecke ihre Titten. Sie kleben. Die Haut läßt sich mit der Zunge abziehen. Viellleicht zwingt mich ja ihr Geruch zum Ekel. Drehe sie auf den Bauch, lecke ihr Arschloch. Es ist aber eigentlich kein Geruch wahrzunehmen, den ich auch nicht so hätte wahrnehmen können, er war nur intensiver. Ich lecke noch eine Weile und steckte ihn überall rein, wo es nur irgendwie möglich erscheint. Gut für sie, daß sie Tod ist, denn ich schätze, eine Lebendige hätte dieses 60. Seite
wohl nicht überlebt. Nach einer Weile muß ich es dann einsehen, der Versuch ist fehlgeschlagen. Ich kann gerade an der Tür eine Menschengestalt erkennen, bevor ich genau diese weglaufen höre. Es ist der Pastor, er muß alles mitbekommen haben. Ich laufe so schnell ich kann ihm hinterher. Zum Glück liegt das Häuschen, in dem ich arbeite, etwas vom Friedhof abgelegen. Zu dieser frühen Stunde befindet sich hier keine Menschenseele. Es ist absolut kein Problem, den alten Mann einzuholen. „Sie Unmensch, Gott wird sie strafen.“, sagte der Pfarrer, der eigentlich nur nicht erbrach, weil er offensichtlich, wen wundert es, einen Schock erlitt. Fredd wußte genau was er zu tun hatte, er überlegte sich stets vorher, wie er im Falle einer Panne sich selber den Arsch retten könne. Er hatte keine Mühe, den Pastor außer Gefecht zu setzen. Er nahm den Körper wieder zurück zu dem Ort, wo er gerade noch seinen Höhepunkt hatte. Vorsichtig schaute er natürlich nach allen Seiten, doch auch diesmal hat er Glück. An diesem Morgen hatte sich anscheinend keiner die Mühe gemacht, einen Verstorbenen die Ehre zu geben, so daß alle verpaßten, wie ein Splitter nackter Mann den Pastor in das Haus auf dem Friedhof schleppte. Für Fredd war die Sache natürlich nicht bereinigt. Er nahm das Skalpell und ein Beil, schnitt den Pastor in kleinere Stücke. Er wußte, daß er sich beeilen mußte, Seite 61
denn der jeder wird an irgendwo garantiert vermißt und wo sucht man wohl als erstes einen Pastor, wenn nicht in der Umgebung seiner Kirche? Doch dann wurde er unsichtbar. Den Kick, den er suchte, bekam er jedoch dadurch auch nicht. Er malte sich wieder an. Er wußte, daß das Auseinanderschneiden seine Zeit dauerte, so daß er darauf verzichtete, das Experiment mit dem Pastor weiterzuführen. Zumindest tat er dieses nicht an diesem Ort. Man könnte meinen, in diesen extremen Situationen verlor Fredd völlig die Kontrolle über sich. Tatsächlich blieb er aber stets bei einem klaren Verstand. Doch steigerte er sich in diesen Situationen immer mehr rein. Denn eine extreme Situation kann nur noch extremer werden, wenn eine noch extremere Situation darauf aufbaut. So sah Fredd immer dann seine große Chance, das Extremste kennenzulernen und seine Gefühle wiederzufinden. Nach etwa einer Stunde hatte er den Pastor in drei große Müllsäcke gepackt und ihn in einen der hinteren Räume verstaut. Als er sich gerade wieder angezogen hatte und sich an die Arbeit machte, die er jetzt normalerweise vor sich hatte, kam ein Mann mittleren Alters in das Haus und fragte nach dem Pastor. Fredd gab einfach die Auskunft, er habe ihn ebenfalls nicht gesehen, womit sich der Mann dann auch zufrieden gab. Später wird Fredd, nachdem die alte Frau von den Angehörigen verabschiedet und frei zur Einäscherung gegeben 62. Seite
wurde, einen Teil des Pastors dem Sarg hinzufügen. Er wußte, daß die Inhalte nach seiner Arbeit nie überprüft werden. Die restlichen Teile versteckte er erst einmal sehr gut und fügte sie später auf gleiche Art anderen Leichen hinzu. So fiel nicht auf, das aus einem Menschen mehr Asche herauskam, als üblich (was im übrigen wohl auch keinen gestört hätte). Daß er seinen Arbeitsplatz nicht verlor war wiederum sehr großes Glück. Der neue Pastor, der zuerst ersatzweise, später ganz angagiert wurde, ließ Fredd seine Arbeitsstelle. Der alte wurde nie gefunden, und da es keine Leiche gab, konnte es auch keinen Verdächtigen geben. Es machte sich schnell das Gerücht breit, der Pastor hätte sich abgesetzt, da er wohl eine Beziehung hatte. Eine reine Ausbeute der Sachlage seitens der Presse. Nachdem Fredd das letzte Teil des Opfers verschwinden ließ, kündigte er dem Pastor mit der Begründung, er könne die Arbeit nicht mehr ertragen. Franci war hingegen das vielleicht krasseste Gegenstück zu Fredd und der lebende Beweis, daß sich Gegensätze anziehen. Sie wuchs unter durchschnittlichen Verhältnissen auf, wurde durchschnittlich liebe voll erzogen, hatte zwei durchschnittliche Geschwister und bekam durchschnittlich viel Prügel. Irgendwann jedoch änderte sie ihre Einstellung zu ihren Eltern, als sie in einem Gespräch mitbekam, daß sie bleiben solle, wo der Pfeffer wächst, da ihre SchulnoSeite 63
ten einfach nicht mit denen ihrer Schwestern mithalten konnten. Ihre eine Schwester war Journalistin eines bekannten Tageblattes, die andere studierte Medizin. Sie jedoch schaffte im zweiten Anlauf den Schulabschluß nicht, so daß sie bei ihren Eltern total unten durch war. Als es zu einem offenen Gespräch zwischen ihr und ihren Eltern kam, zählte das Argument, sie wäre nie so in ihren schulischen Aktivitäten gefördert worden wie ihre Schwestern, nicht. Das Ergebnis der Diskussion kennen Sie ja bereits: der Kontakt zu ihren Eltern ist abgebrochen. Trotzdem zahlen sie die Hälfte ihrer Wohnung. An dem Abend, an dem Fredd sein etwas fehlgeschlagenes Experiment hatte, wunderte sich Franci als sie von ihrer Arbeit nach Hause kam, wo Fredd sei. Normalerweise lag er stets vor dem Fernseher und schaute sich Sportsendungen an. Eine reine Tarnung natürlich, denn Fredd hatte nicht das geringste Interesse am Fernsehen. Als Fredd den gewissen Abend dann erst um sechs Uhr zu Hause war, hatte er sich schon bereits eine Ausrede vorbereitet, eine nicht sehr gute, wie er später feststellen mußte. Er war einkaufen und wolle heute kochen. „Wieso brauchst du ganze drei Stunden zum Einkaufen?“, fragte Franci völlig unerwartet. Bis auf die Dauer des Einkaufes klang die Ausrede nämlich sehr plausibel, da Fredd natürlich etwas auf dem Heimweg mitbrachte: „Ich war diesmal 64. Seite
etwas weiter Außerhalb einkaufen“, antwortete Fredd auf die Frage, „erstens weil ‚BIG’ [ein riesengroßes Kaufhaus vor den Toren der Stadt] heute super tolle Angebote hatte und zweitens weil ich auch mal etwas anderes sehen wollte, als nur das Haus und seine Umgebung“. Für Franci war die Sache damit vorerst aus der Welt geschaffen. Er kochte den Abend etwas und ging anschließend schnell ins Bett, weil er Muskelschmerzen hatte und wußte, daß sein Körper Ruhe brauchte. Als er den Job längst gekündigt hatte und sich nun wirklich um den ganzen Haushalt kümmerte (er hatte jetzt ja auch gar kein Geld mehr, die Putzfrau zu bezahlen), kam Franci etwas später als sonst völlig verstört die Tür hinein. „Halt mich fest!“, lief sie weinend auf Fredd zu. „Ich war gerade beim Arzt: Ich bin schwanger.“ Für Fredd war mit dieser Nachricht Phase eins des Versuches abgeschlossen. Er mußte sich nun doch wieder einen Job suchen, um die nun anwachsende Familie ernähren zu können. Außerdem hörte er von vielen, eine Familie sei das schönste im Leben. So sah er sein „Familienglück“ einfach nur als ein weiteres Experiment. Warum solle er auch nicht einmal versuchen, den Kern der Gefühle mit etwas zu erreichen, das andere als Positiv empfinden. Angst haben, sein Kind könnte mit den gleichen Eigenschaften geboren werden wie er, konnte Fredd ja schließlich nicht haben. Seite 65
Im Endeffekt war diese Schwangerschaft egal, da Franci das Kind im fünften Monat verlor, so wie sie sagte. Was Fredd zu diesem Zeitpunkt nicht wußte war, daß Franci die Schwangerschaft nur erfand, weil sie wirklich sicher gehen wollte, daß Fredd auch wirklich zu ihr hielt. Sie hatte nämlich damals gewußt, daß Fredd nicht an dem bestimmten Tag im Kaufhaus war, da ‘BIG’ zu dieser Zeit wegen Inventur geschlossen war. Fredd hatte sich aber vorbildlich verhalten, so daß sie sich einredete, er habe sich einfach mit den Kaufhausnamen versehen. Dieser Vorfall blieb Franci jedoch stets im Hinterkopf. Von einem Verdacht konnte jedoch nicht die Rede sein. […]Als ich aus dem Keller kam, um meine Frau zu ficken, bis sie blutet und schreit, fand ich einen Zettel an der Schlafzimmertür hängend: „Ich wünsche Dir eine schöne Nacht und garantiere Dir den ewigen Schlaf.“ „Typisch Weiber“, dachte ich, „große Klappe und nichts dahinter.“ Völlig von Drogen zerstört tat ich den Rest und brachte sie um: […] Das Experiment war eh längst gescheitert, Susan längst tot. Es war aber gar nicht ihre Handschrift, wessen dann, warum verschwand sie und wohin. Ich glaubte für eine kurze Zeit, ich hätte einen Fehler gemacht, und das hatte ich auch. […] Fortsetzung folgt... 66. Seite
4.KAPITEL (Gedanken 3) ein traum ein relativ normaler morgen brachte mich an einem relativ normalen schultag in eine relativ seltene situation als ich noch am morgen über den aussfall der deutschlehrerin hörte und deshalb bescheid wußte über die planänderung des heutigen schultages wußte ich noch nicht über den ausgang des heutigen tages (womit ich keine spannung aufbauen möchte) eine atombombe ging hoch aber vorerst hatte ich aus lauter zerstreutheit das tragbare telefon mit zur schule genommen völlig bescheuert aber eigentlich nicht schlimm denn es hätte zu hause war keiner rangehen können da keiner zu hause ist ich hatte sport und als totale überraschung spielte boris becker mit mir eine runde tennis ich war genauso scheisse naja eigentlich noch schlechter als sonst aber ich habe einmal zumindest gegen boris becker gespielt andere die viel länger und besser als ich spielen träumen schon sehr lange von einen solchen match mir aber war das relativ egal gegen wen ich nun spielte in der kabine dann machte boris einen richtig freundlichen eindruck später nach der dusche verließen wir gemeinsam die turnhalle und hatten uns noch ein paar witze zu erzählen da fiel mir Seite 67
plötzlich ein daß ich ja heute morgen mit dem fahrrad gekommen war und ich holte das dann auch als dann plötzlich mein rucksack klingelte ich erinnerte mich daß ich unser telefon mitgenommen hatte aber bekam höllische angst weil mir ein wenig später es mergwürdig vorkam das tragbare telefon zu hören obwohl es sich völlig ausserhalb des funkbereichs der station befand schließlich besaßen wir kein handy boris becker kam ganz gelassen auf mich zu während ich überlegte an das telefon zu gehen oder nicht ich zweifelte an meinem verstand boris sagte er müsse noch einmal schnell in das gebäude ich solle warten und er lief weg ich machte mich zu fuß mein fahrrad schiebend schon einmal auf den weg als ich neben der schulmauer ging hörte ich plötzlich einen lauten knall und ich wußte auf einen schlag alles über diesen tag rein reflexmässig warf ich mich auf den boden so nahe an die mauer ran wie es ging das ist eine atombombe es war plötzlich sehr hell boris becker ist nur in den keller ein wunderbares gefühl überkommt mich Ich wache auf, doch das Kribbeln im ganzen Körper hat sich von dem Schlaf- in den wachen Zustand übertragen. Das Gefühl war schön, der Traum jedoch machte mir lange zu schaffen.
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Um ein krank nackt M_dchen, liegend auf dem Strand ein M_dchen liegt auf dem Strand. Zwei Wochen vorher, sie hat bekommen die Information um Ihre Krankheit. Du haben nur drei Jahre, fnnf mit Glnck.ô, Der Doktor gesagt. Sie hat ein Virus, weil sie glaubt in computer. Alles sie wei_ war aus ein Computer, alles M_dchen liegt auf dem Strand. Sie aufgefordert ihr Computer geantwortet, alles sie tat, ihr Computer befohlen. Vielleicht sie war Glückspliz weil nicht zu denken, das heißt der einfachste Weg des Lebensweise. Aber jetzt sie liegt auf dem Strand. Sie hat gehabt,hatte ein leicht Krankheit aber ihr Computer befohlen ihr ein Medizin, da,jener,diese,welches,das,jene,dieser,daß,welche,da malig,welcher,weil,die es tut nicht in Betrieb sein,Beruf,Beschäftigung,bearbeiten,Arbeit,arbeiten,funktionieren,Werk. Doch computer bedeutet Wahrheit. Einzig,Nur,Einzeln,Einziger ein tatsächlich,echt,wirklich Arzt,Doktor, Begegnung,Treffen am,bei,in,auf,an,um ein Klassentreffen (it war einem,ein alt klassenkamerad des,vor,von den,über,aus,von das,des,der,die alt zeiten,male, als,sobald Menschen waren,sein,wir sind gewissermaßen das,des,der,die Lehrer), weiß das,des,der,die beantworten,Antwort,antworten,erwidern :“ Das,Des,Der,Die Arznei,Sirup,Medizin, Seite 69
nicht das,des,der,die Krankheit,Erkrankung Belieben,Gefallen,Wille,wird,wollen,Testament töten Du,dich,dir,Ihnen,Sie,ihr,man,Ihrer.“ Was,Welche,Wie ist das,des,der,die funktionieren,Stellung,funktion,Amt des,vor,von den,über,aus,von einem,ein Computer,Rechner, falls,ob ihm,ihr Kanister,Büchse,Dose,können,kann einzig,nur,einzeln,einziger sich,ergeben,sein,sich befinden,sich fühlen derartig,darum,also,so gut,brav da,wie,als das,des,der,die menschlich, welcher,wer gehabt,hatte programmierte ihm,ihr. Natürlich, das,des,der,die Computer,Rechner sagen,besage einzig,nur,einzeln,einziger dasselbe,derselbe da,wie,als das,des,der,die Arzt,Doktor, falls,ob das,des,der,die Programmierer gehabt,hatte gesagt da,jener,diese,welches,das,jene,dieser,daß,welche,da malig,welcher,weil,die es zum Computer,Rechner. Sondern,Doch,Aber wie viele Volk,Menschen,Leute seid,sind ein Arzt,Doktor und ein Programmierer auch? Und was,welche,wie ein höher riskieren,Berufsrisiko,risiko das,des,der,die umwechseln,umtauschen,auswechseln,tauschen,Austausch,Tausch,ausltauschen,Umtausch des,vor,von den,über,aus,von Information,Auskunft von,vom,aus,von menschlich nach,zu,bei,vor menschlich nach,zu,bei,vor Computer,Rechner nach,zu,bei,vor menschlich Mittel? 70. Seite
das land, das nicht mehr da ist ein volk entsteht, indem entweder krieg oder liebe eskalieren. das land, das nicht mehr da ist, entstand aus einem volk, dessen bewohner aus liebe bestanden. es war ein land, das vor dem krieg an ansehen nicht mehr hatte, als das nachbarland england. doch england entstand durch ein volk des krieges. kriege entstehen durch streitene völker, ein streit um land. dieses land wird zum land, indem völker es besiedeln. oder war amerika vor columbus trotzdem ein land. für die indianer schon, doch die indianer entstanden ja erst durch columbus. boh, ist das anstrengend, jetzt irgendetwas hier hinzuschreiben. 1,2,3,4,5...
aufgeschoben ist nicht aufgehoben die angst vor dem sterben zwingt uns geradezu, alt werden zu wollen. ich will nicht alt werden? liegt es in der natur oder im „nicht-naturteil“ des menschen, im bewußtsein? doch eher das zweite, bedenkt man, daß lediglich wir das bewußtsein über unseren tod besitzen. das lebewesen, das als erstes dieses bewußtsein erlangte, war der erste mensch. wie er sich mit diesem bewußtsein verhalten hat, ob er so weiter lebte wie bisher, versuchte, sein leben so weit wie nur möglich zu Seite 71
verlängern oder sich auf der stelle selbst tötete, so will ich es auch. hätte die natur nur nicht dem bewußtsein die angst entgegengesetzt.
ein sachlicher text über liebe, unsicherheit und dem stellen zu vieler fragen ‘das warten lohnt sich oder geht voll in die hose’, habe ich immer gedacht. daß es dazwischen etwas gibt, wußte ich nicht. der erste fall wäre: man wartet — mann des lebens kommt — man heiratet — man bekommt kinder — man stirbt und hatte ein erfülltes leben. der zweite fall wäre: man wartet — man wartet — man altert — man stirbt einsam und hatte kein leben. die sonderfälle (man wartet gar nicht und schnappt sich stets den erst besten): man hat irgendwann glück und siehe fall eins man hat spaß aber stirbt einsam und siehe fall zwei man bekommt aids und hat ein erfülltes leben, weil man den richtigen gefunden hat oder nicht. auf alle fälle ist das erfüllte leben kurz, und es fehlt die zeit, es zu genießen. oder man ist froh, daß das leben sich dem ende neigt, weil man einsam ist. doch gibt es „nicht-sonderfälle“, die liegen zwischen „in die hose gehen“ und „sich lohnen“: man wartet, der mann des lebens kommt und man ist unfä72. Seite
hig, ihn festzuhalten. er geht. man ist einsam und stirbt am gedanken, während er das selbe tut, denn sonst wäre er ja nicht der mann des lebens. oder gibt es den mann des lebens, der weder liebe geben noch empfangen kann. ist vielleicht ein mensch mit titten, poh und mumu ausreichend, um das leben erfüllt zu machen? hier begeben wir uns auf das gebiet des anspruches an des anderen geschlechtes und an sich selber. ein gebiet, aus dem ich aussteige, weil ich mir nicht sicher bin, vielleicht hochgestochenen müll zu labern, ohne eigentlich wirklich ahnung zu haben. denn vielleicht ist der anspruch des menschen auf liebe kein natürlicher, sondern eher eine norm. vielleicht gibt uns ja die musik, drogen oder das neuöffnen von nicht desinfizierten, bereits verheilten wunden den lebensinhalt, den wir ja schließlich noch alle nicht sicher sind, gefunden zu haben? es ist naiv zu denken, die erfüllung im manne zu finden. uns, ich, er, he, it, …oder?
in jeder zelle ein tier kleine köpfe. insekten mit fünf beinen, an jedem ein kleines häckchen, fast so, als wäre es eine katzenkralle, nur viel kleiner, an jedem bein haare und klein wie mücken. Seite 73
dinge dingen in mich ein. es kribbelt, es juckt. das blut scheint stückchen zu enthalten, die mit ihrer rauhen oberfläche in den blutgefäßen kratzen. das herz schmerzt mit jedem schlag, so wie das kratzen im hals bei einem starken hustenreiz. es kratzt so sehr, daß man sich wünscht, es höre auf zu schlagen. die beine sind nicht zum gehen geschaffen. man glaubt, es wäre besser sie zu bewegen, doch genau das macht die sache noch viel unerträglicher. die tiere an sich sind nicht schlimmer als die pest. doch das gesehene, das wissen, wie die tiere aussehen und das wissen über das dasein der tiere in meinem körper läßt mich erschaudern, was den eigentlichen kitzelreiz noch verstärkt. das kratzen auf der äußeren haut meinerseits sollte eigentlich ablenken, denn vielleicht merke ich es nicht so, wenn ein anderer schmerz mir ein teil des schmerzes ausgehend von den tieren, abnehemen kann. das kratzen ging jedoch von beißen und dann zum messerstechen über. das blut floß und schoß aus den wunden. als das blut auf den teppich klatschte, sah ich sie dann wieder, die tiere, die erst leicht vom blut rotgefärbt aus dem blut herauskam. nun sah ich auch meine hand mit diesen monstern bedeckt und durch den schock, den ich erlitt, hatten die viecher die chance, meinen ganzen arm zu besetzen. einige krochen jetzt über die schulter in mein ohr hinein, was mich zur besinnung brachte. ich rannte in den keller und nahm eine flasche spiritus 74. Seite
vom regal. ich goß mir diesen auf den arm und befreite ihn somit zumindest von den sich momentan auf dem arm befindlichen insekten. ich schien ein wirkungsvolles mittel gegen diese viecher gefunden zu haben. ich nahm mir schnell noch eine flasche jack daniels aus dem anderen regal, am anderen ende des kellers und schluckte die viertel flasche auf ex. dann fiel ich hin und schlief. als ich aufwachte dachte ich nicht mehr an den spiritus, auch das kribbeln war verschwunden. ich zündete mir eine zigarette an und expandierte zum kuchenkauf. doch ich starb an den spiritus. denn in diesem moment, am 30.02.1948 trank ich das erste mal schnaps und dann war ich somit alkoholiker bis 1945. ich muß wohl der am lungenkrebs am schnellsten gestorbene mensch gewesen sein.
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ein zweiter traum ich fahre mit dem zug. wohin? das weiß ich nicht. mit mir fahren mein kleiner bruder, ein freund. als wir ankommen, laufen wir. ersteinmal die bahnschienen entlang. dann rechts an einem park vorbei. dann hinter einer großen hecke sehe ich einen mann, der einem rollstuhlfahrer das richtige trinken aus einem falschen becher gibt. cola nimmt er in dem gelben, neues in dem grünen becher. ist das sinnvoll? ich ging sofort hin und schubste den mann, der dem rollstuhlfahrer etwas zu trinken gab. bei seite und tötete ihn. der rollstuhlfahrer hieß dietrich, ich nahm ihn mit. nach einer weile erreichten wir ein haus. wir mußten über eine brücke gehen, um es zu erreichen. drinnnen war ein kino. wir gingen in einen film, den kein anderer sehen wollte, die sitze standen drei meter auseinander. jetzt fiel es mir auf: das kino hatte überhaupt nur vier sitze. dann mußte dietrich, obwohl ihm der film gefiel. also setzten wir uns ins wartezimmer des arztes. es war sehr voll. als die krankenschwester hineinkam. sagte ich: „können wir zuerst, ich muß so dringend auf klo“. alle standen auf, die menge murmelte „ich auch“, und ging hinaus. plötzlich merkte ich was, das gefühl, verfolgt zu werden. ich muß hier schnell raus und mich verstecken. ich ging die tür hinaus und den gang links hinunter. dann kletterte ich 76. Seite
oben auf die fensterbank der herrentoilette. sie war etwa zwei meter hoch und schien mir als versteckt völllig auszureichen. dietrich hatte ich ganz vergessen. er schaute nun im wartezimmer fern. er würde alles verrraten. als ich schritte hörte, flüchtete ich durch die fensterluke der toilette. es war viel zu klein, und ich wußte, daß ich da nicht durchpassen werde. doch die angst erwischt zu werden, ließ mich dieses doch schaffen. im zweiten stock dann zeigte mir der besitzer des hauses auf seinem balkon einen umschlag. in dem umschlag waren geldscheine, viele geldscheine. er sagte, er habe es gesparrt für die heilung seiner todkranken schwester. es seien 10.000 DM. plötzlich wieder diese leute, die mich verfolgen, oder war es nur einer? ich kletterte auf einen balkon, der unter dem war, auf den ich mich befand. dabei verlor ich meine schuhe. es waren lilane chucks. der balkon, auf dem ich jetzt stand, war lediglich schwarz geteert, keine tür, nichts. ich kletterte am haus lang, über das dach der gerage, rannte einmal herum und versteckte mich im holzstapel. dann suchte ich nach geld, denn die 10.000 DM hatten mich geldgeil gemacht. ich fand aber nur 230 DM in einem umschlag. dann plötzlich kam mein kleiner bruder und versteckte sich auch im holzstapel. er legte 11,50DM von den 230 DM zurück in den holzstapel. Seite 77
dann hörte ich schüsse und ich wußte, der hausbesitzer war tod. ich rannte aus dem holzstapel und nahm eine schwere holzwaffe. mein freund war der, der mich verfolgte. mitten im garten standen wir uns dann gegenüber, als er sagte: „schieß’doch, is’eh nicht geladen!“. ich schlug ihm mit der pistole auf seinen kopf und hielt dies für eine prima idee. er sank zu boden und der kopf verwandelte sich in einen flaschenhals. diesen zerschmetterte ich mit einem zweiten schlag mit dem gewehr. nun ging ich ins haus, um dietrich zu suchen. ich wollte gehen. dann wieder das gefühl, verfolgt zu werden. ich ging aus dem fenster und merkte, daß ich keine schuhe anhatte. ich kletterte auf den zweiten balkon. dort waren meine schuhe aber nicht. ich sah jedoch den umschlag und nahm mir das ganze geld. dann kam mein bruder und sagte: „das kannst du nicht machen!“, und legte 500 DM in den umschlag zurück und ließ ihn auf den zweiten balkon zurück. als ich hinunter kletterte sah ich im schwarz meine schuhe auf dem ersten balkon. plötzlich hörte ich die polizeisirenen. wir gingen wieder über die brücke. alle wurden untersucht, nur bei mir sagte der polizist, der auf der rechten seite der brücke stand: „den kenne ich, den können wir so durchlassen“. insgesamt waren nur ich und mein bruder zu kontrollieren, und es war eindeutig, daß der polizist nach dem von mir geklauten geld 78. Seite
suchte, so vermutete ich. als wir auf den schienen langliefen, dachte ich über des polizisten worte nach und woher wir uns denn kannten. licht. ich ging die schienen entlang und entlang und ich drehe mich auf die andere seite. zu spät. verschlafen seh ich auf die uhr und merke, es ist wochenende, ich kann noch länger schlafen. wenn ich könnte, ohne zu denken! dann wachte ich auf.
ich du (unzensiert und unverändert, bis der sinn zum persönlichen wohl verschwand) ich poppe bin in der küche und esse im bett ich kotze bin auf feten und trinke auf klo ich nehme drogen ohropax auf konzerten und höre musik in discos ich esse bin bei den proben und spiele mit meinem penis im bett ich kotze und bin auf drogen feten und esse bin bei musik auf dem klo
freestyle
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wir pissen, scheißen, fressen, saufen, wixen, kotzen, gebären, erzeugen, sterben, säugen auch. doch wir sind besser? mensch = säugetier + x - z ! x sei eine oder mehrere komponente/n des menschen, die im klassischen sinne den menschen ausmacht/-en. welche komponente/n hier genannt wurde/n, und welche hier angewendet wird, sei für diese ausführung egal!!! (wer will kann also auch hier wieder mal den verstand einsetzen). z sei eine oder mehrere komponente/n des menschen, die uns näher an das säugetier heranbringen. etwa die naivität, an das x zu glauben (x=0), an die bloße überschätzung des x oder der trieb des menschen. x>z v x=z v xz =>ja, der mensch ist besser fall 2: x=z jedes tier ist herrscher seiner eigenen welt, nicht anders als wir. jedes tier hat seine feinde, wir auch. daß wir wissen, daß die eigentlichen feinde wir selber sind, spiele keine rolle. unser weltbild ist ein weltbild, daß sich nicht von dem weltbild anderer tiere unterscheidet. nur nehmen wir das weltbild der anderen tiere auch anders wahr und umgekehrt (so sehen wir beispielsweise nicht, daß tiere ebenfalls verstand haben und ihn benutzen, nicht lediglich nach instink80. Seite
ten handeln). => nein, der mensch ist allen anderen säugern gleich fall 3: x