Blätter für angewandte okkulte Lebenskunst, Dezember 1953, Heft 45 BfaoL 45, 12/53, 7-8
Saturnische Gnosis
Saturnius
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Blätter für angewandte okkulte Lebenskunst, Dezember 1953, Heft 45 BfaoL 45, 12/53, 7-8
Saturnische Gnosis
Saturnius
Jede Zeitepoche trägt in sich ihre eigene Erfüllung. Das prägnanteste Zeichen der Zeit ist der jeweilige zu Tage tretende Gottesbegriff im negativen oder im positiven Erleben, wie ihn die Menschheit erlebt.
Die Erfassung des urdämonischen Prinzips im Chaos der Gottheitsbegriffe als klare Erkenntnis des einzigen Urbildes tritt selten zu Tage und wird nur von wenigen Hirnen erfaßt. Das große, das gesamte All beherrschende Gesetz trägt für die Menschheit immer ein Janusgesicht und offenbart sich in so verschiedenen Variationen und Formen in Zeit und Raum, daß es sehr schwer ist, auch nur erkenntnistheoretisch bis zum Urdämonium der Gottheit vorzudringen.
Und doch liegt die Erde und ihre Menschheit noch immer unter dem dämonischen Willen des Unbeugsamen, der als Energie- und Tätigkeitstrieb in allen Stadien der Entwicklung des gesamten Naturreiches in Erscheinung tritt als dämonisches Gebot des Stirb und Werde.
Dieses unbeugsame Gesetz der Sichselbstvernichtung beherrscht alle Reiche der Natur, herrscht unerbittlich in der anorganischen und organischen Welt. So wie die Pflanze sich zum Lichte ringt, lebt das Tier stets unbewußt im engen Kontakt mit den dämonischen Kräften des Kosmos und seine Instinkte bestimmen sein Tun. Bei ihm gibt es keine Sünde, noch Reue, sondern nur Trieb der Erhaltung und Aufopferung. Nur der Mensch sträubt sich gegen dieses Erkennen und strebt danach, sich vom Urgrund des Seins zu entfernen, ohne jedoch zu ahnen, daß er sich damit zur Unfreiheit selbst verdammt. Er isoliert sich von Gott, dem Urdämonium und geht dadurch den eigenen Weg zur Verdammnis. Jedoch würde er das Gesetz des Unbeugsamen erkennen und es befolgen, sich ihm anpassen in seinen Handlungen, dann würde er befreit sein von Schuld und Sühne und er würde jenseits stehen von Gut und Böse. Dann ist das eigene Karma überwunden, denn er ist schuldlos, weil der göttliche Urwille in ihm absolut dominiert und sich ungehemmt auswirken kann. Das ist das wahre Reich der Freiheit des Willens und Leben und Tod liegen frei in seinen Händen. Dann vermag er die Magie als schöpferische Kraft des Urdämoniums in sich zu gestalten zum Aufbau nach esoterischen Plan oder vermag zu vernichten, wenn es sein Wille ist.
Wie er das Urdämonium realisiert, ist seine ureigene Sache, denn er handelt immer nach göttlichem Gesetz. So tritt hier das große wunderbare Gefühl der Willensfreiheit zu Tage trotz der tiefen Erkenntnis, daß ein jeder nur Werkzeug ist. Niemand trägt die Verantwortung für sein Tun, wenn er mit dem Urdämonium verbunden ist, denn er ist immer bereit,. Sich selbst restlos zu opfern und aufzugeben. – Er weiß, im Zeitmesser der Ewigkeit gibt es keine bedingte Begrenzung, denn der Mensch als Wesenheit ist nicht nur eingebaut in das flüchtige Erleben eines einzelnen Erdenlebens, sondern hat Ewigkeitswerte in sich.
Sein geistiger Aufstieg als Ego und Individualität führt den Menschen in die höchsten Sphären. Er wird sich immer wieder kristallisieren, auch wenn er
seine jeweilige Form verliert. Das Gesetz der ununterbrochenen Kette von Ursache und Wirkung bestimmt wohl die Evolution, das Wechselspiel, aber die absolute Verschmelzung mit dem göttlichen Urdämonium erhebt den geistigen Menschen in die Sphäre des schöpferischen Prinzips, welches stetig die Impulse gibt. Er wird dann immer der Energieträger sein, der Schöpfer, nie der Verlierer.
Das ist tiefste Weisheit, hohes Erkennen ! Tue was du willst, das ist das ganze Gesetz !
Seit der Kreuzigung des Mahatma Jesus Christus hat sich die Ursonne verfinstert. Seit das Kreuz über dem Kreise steht, lebt der Gott der Christenheit nicht mehr. – Dämonische Götter herrschen über die Materie und befreien die in ihr gebundenen Kräfte zur Vernichtung. Die Menschheit leidet unsagbar und sieht es nicht, bleibt blind, weil sie die Ursachen nicht erkennen kann. Unaufhaltsam eilt sie einem dunklen Zeitalter zu, denn Aquarius ist nur ein Übergang. Uranus, das Gestirn der Initiation, leuchtet nur für wenige dafür prädestinierte Hirne.
Die Sprache der hohen Magie ging den Menschen verloren, die Welt ist entzaubert, Die Kräfte der Archetypen können nicht mehr heraufbeschworen werden zur Hilfe. Der enge Kontakt mit den Kräften der Natur geht immer mehr zurück. Der offen zu Tage tretende Widerspruch zu Gott ist zu gewaltig. Zwischen Mensch und Wahrheit, zwischen Schöpfung und Vernunft haben sich Abgründe aufgetan. Im Irrationalen will und kann der suchende Mensch nicht verharren und im Rationalen zerbricht sein höheres Menschentum.
Doch wenn der geistige Mensch nicht mehr angsterfüllt und unsicher und nicht mehr erlösungsbedürftig ist, wenn er die sakramentale dämonische Liturgie wieder in den Mittelpunkt der Welt stellt und sie freudig anerkennt im Leben oder auch im Sterben, dann ist es ihm ein Leichtes, die Gewänder zu wechseln, die Formen aufzugeben, wenn sie ihm unerträglich werden.
Gott hat immer ein helles und ein dunkles Antlitz und steht jenseits von Gut und Böse, denn als Absolutum schließt er die positive und auch die negative Energie in sich ein, um sie in bestimmten Intervallen preiszugeben nach seinem göttlichen Aufbauplan. Er streckt dem Suchenden beide Hände entgegen. Es führt ein jeder Pfad zu ihm. Die Engel zur rechten und zur linken Hand reichen sich immer die Hände vom Anbeginn an.
Dem Erkennenden gilt keine Grenze. – Und trotzdem wird er demütig das Haupt vor dem Unaussprechlichen, dem unbeugsamen Gotte neigen, beide Hände über der Brust gekreuzt.