Hinweis: Unsere Werke sind stets bemüht, Sie nach bestem Wissen zu informieren. Die vorliegende Ausgabe beruht auf dem Rechtsstand von April 2010. Verbindliche Auskünfte holen Sie gegebenenfalls bei einem Rechtsanwalt ein.
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© Walhalla u. Praetoria Verlag GmbH & Co. KG, Regensburg Dieses E-Book ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt. Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert, vervielfältigt oder verbreitet werden. Bestellnummer: 6294600
Inhaltsbersicht
Inhaltsbersicht Fundstellenverzeichnis
S. 11
A 10
Grundgesetz – Auszug –
S. 21
A 20
Gesetz ber den Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages
S. 47
A 21
Truppe und Wehrbeauftragter
S. 54
B 19
Grundbegriffe zur militrischen Organisation, Unterstellungsverhltnisse, Dienstliche Anweisungen
S. 62
C 01
Soldatengesetz – Auszug –
S. 76
C 02
Vorgesetztenverhltnis a) Verordnung ber die Regelung des militrischen Vorgesetztenverhltnisses S. 126 b) Das Vorgesetztenverhltnis zwischen Soldaten, Beamten und Angestellten S. 134
C 04
Bestimmungen ber die Fhrung der Personalakten der Soldaten
S. 136
C 05
Bestimmungen fr die Befçrderung und fr die Einstellung, bernahme und Zulassung von Soldatinnen und Soldaten – Auszug –
S. 144
C 06
Fristlose Entlassung a) Hinweise zur disziplinaren Entscheidung im Falle einer fristlosen Entlassung nach § 55 Abs. 5 SG b) Hinweise zum Ausdrcklichen Hinweis auf die fristlose Entlassung nach § 55 Abs. 5 SG
C 07
Bestimmungen ber die Beurteilungen der Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr – Auszug –
C 10
Wehrdisziplinarordnung – Schaubild Einfaches Disziplinarverfahren – Schaubild Einstufung bestimmter Dienstvergehen
S. 147 S. 151
S. 153 S. 159 S. 200 S. 228 5
Inhaltsbersicht C 11
C 12
C 13
6
Einzelerlasse zur WDO a) Abgabe an die Staatsanwaltschaft b) Meldung nachrichtendienstlicher Verdachtsflle an den Militrischen Abschirmdienst durch den Disziplinarvorgesetzten c) Strafverfolgungsbehçrde i.S.v. § 33 Abs. 3 WDO und Benachrichtigung der Polizei d) Durchfhrung des § 143 WDO – Sonderbestimmung fr Soldaten auf Zeit – e) Einleitungsbehçrden f) Disziplinare Ahndung bei Schadensfllen g) Trunkenheit im Verkehr h) Verordnung zur Bestimmung der Bezge im Sinne der WDO i) Vordrucke fr fçrmliche Anerkennungen und die Ausbung der Disziplinarbefugnis (ZDv 14/3, Anhang) – Auszug – j) Ausknfte ber Disziplinarmaßnahmen k) Faktische Soldatenverhltnisse – Auszug – l) – zzt. unbesetzt – m) Gebot der einheitlichen Ahndung mehrerer Dienstpflichtverletzungen n) Auswirkung von Verfahrensverstçßen auf den Bestand einer Disziplinarmaßnahme Disziplinarbefugnis a) Erlass ber die Disziplinarbefugnis von Offizieren – Auszug – b) bertragung der Dienstaufsicht ber das Stabspersonal bei Stben der Bw sowie ber das Personal von BwKrankenhusern und ZInstSanBw c) Disziplinarbefugnis bei Abwesenheit des Disziplinarvorgesetzten Vollstreckung a) Verordnung ber den Vollzug von Freiheitsstrafe, Strafarrest, Jugendarrest und Disziplinararrest durch Behçrden der Bundeswehr b) Ausfhrungsbestimmungen zur Bundeswehrvollzugsordnung
S. 288 S. 297 S. 298 S. 299 S. 300 S. 303 S. 303 S. 307 S. 308 S. 316 S. 317
S. 318 S. 321
S. 325
S. 326 S. 328
S. 329 S. 336
Inhaltsbersicht c)
C 14
C 15 C 17 C 18 C 19 C 20 C 21 C 22 C 25
Auslegung der Begriffe „Dienstliche Unterkunft“ und „Wohnen in Gemeinschaftsunterkunft“ bei der Ausgangsbeschrnkung S. 379 d) Seelsorgerische Betreuung und Religionsausbung whrend der Vollstreckung von Ausgangsbeschrnkung S. 380 e) Verfahrensrichtlinien bei der Vollstreckung von Disziplinarbußen nach § 24 WDO S. 381 Truppendienstgerichte a) Verordnung ber die Errichtung von Truppendienstgerichten S. 384 b) Anschriften der Truppendienstgerichte und Truppendienstkammern S. 386 c) Schaubild Organisation der Wehrdienstgerichte/Wehrdienstgerichtsbarkeit S. 388 Verbot der Ausbung des Dienstes S. 390 Maßnahmen bei unerlaubter Abwesenheit von Soldaten S. 395 Einrichtung und Fhrung des Disziplinarbuchs S. 400 Anordnung ber das Verfahren in Disziplinargnadensachen der Soldaten – Auszug – S. 408 Wehrstrafgesetz S. 410 Einfhrungsgesetz zum Wehrstrafgesetz S. 433 Vçlkerstrafgesetzbuch S. 435 Strafrecht S. 445 a) Einfhrung in das Strafrecht S. 446 b) Strafgesetzbuch (StGB) S. 453 Stichwortverzeichnis zum StGB S. 692 c) Gesetz ber den Schutz der Truppen des Nordatlantikpaktes durch das Straf- und Ordnungswidrigkeitenrecht (NATO-Truppen-Schutzgesetz – NTSG) S. 707 d) Beachtung des Umweltstrafrechts im Dienstund Ausbildungsbetrieb in der Bw S. 712 e) Betubungsmittelgesetz – Auszug – S. 714 f) Zustndigkeit fr die Stellung des Strafantrages nach § 77 Abs. 1 StGB bei Vermçgens- und Eigentumsdelikten gegen die Bundeswehr, die nur auf Antrag verfolgt werden S. 720 7
Inhaltsbersicht C 26
Notwehr – Notstand – Selbsthilfe
S. 721
C 27
Strafprozessordnung – Auszug –
S. 725
C 28
Jugendgerichtsgesetz – Auszug –
S. 751
C 29
Rechtsschutz a) Gewhrung von Rechtsschutz fr Bundesbedienstete S. 767 b) Rechtsschutz fr Bundesbedienstete bei dienstlicher Ttigkeit im Ausland S. 775
C 30
Wehrbeschwerdeordnung
C 31
Beschwerdeweg – Rechtsweg (Schaubilder) a) Beschwerdeweg des Soldaten b) Der Rechtsweg vor den Verwaltungsgerichten c) Rechtsschutzmçglichkeiten des Soldaten d) Beschwerdearten und Zustndigkeit fr die Beschwerdeentscheidung e) Beschwerdearten und Instanzenzug f) Zulssigkeitsvoraussetzungen der Beschwerde g) Die Beschwerde gegen Beurteilungen h) Ablauf des Beschwerdeverfahrens i) Aufbau des Beschwerdebescheides j) Muster fr Entscheidungsformeln
C 32
Belehrungen von Soldatinnen und Soldaten ber Rechtsbehelfe nach der VwGO, WBO und WDO
C 33
Einzelerlasse zur WBO a) Beschleunigte Behandlung von Beschwerden und weiteren Beschwerden nach der WBO b) Vertretung von Soldaten in Verfahren nach der WBO c) Geltung der WBO fr ausgeschiedene Soldaten d) Behandlung von Beschwerden gegen Vorschriften ber die Gewhrung von Zulagen e) zzt. unbesetzt f) Allgemeine Anordnung ber die bertragung von Zustndigkeiten zur Entscheidung ber Beschwerden nach der WBO im Bereich des BMVg
8
S. 777 S. 811 S. 812 S. 813 S. 814 S. 815 S. 816 S. 817 S. 818 S. 819 S. 820 S. 821
S. 845 S. 846 S. 847 S. 848
S. 851
Inhaltsbersicht g)
C 35
C 39 C 42
C 43 C 45
C 50
Inhalt von Beschwerdebescheiden; disziplinare Erledigung von Dienstvergehen h) Zustellung und Mitteilung des Beschwerdebescheides i) Vertretung von Soldaten gegenber personalbearbeitenden Stellen außerhalb von Beschwerdeverfahren j) Zustndigkeit von Dienststellen fr Beschwerdeentscheidungen und von Einleitungsbehçrden bei Auflçsung, Unterstellungswechsel und Umbenennung von Dienststellen k) Rechtsbehelfe bei Beschwerdeverfahren im Zusammenhang mit dem Erlass ber den Ausgleich besonderer zeitlicher Belastungen der Soldaten Widerspruch – Klagen a) Allgemeine Anordnung b) Hinweise zur Durchfhrung Verwaltungsverfahrensgesetz Verwaltungsverfahrensgesetz – Auszug – Der Soldat vor Gericht a) Erteilung von Urlaub whrend Straf- oder Disziplinarverfahren b) Erteilung einer Aussagegenehmigung nach § 14 Abs. 2 SG c) Anzug des Soldaten vor Gericht und in Vollzugsanstalten Zustellungen, Ladungen, Vorfhrungen und Zwangsvollstreckungen bezglich Soldaten der Bundeswehr Ausknfte a) Ausknfte an Glubiger von Bundeswehrangehçrigen b) Ausfhrungsbestimmungen fr die Einsicht in Personalakten Wehrpflichtrecht a) Wehrpflichtgesetz – Auszug – b) Erlass zu § 29 WPflG c) Hinweise zum Verfahren bei Dienstzeitverkrzung, Entlassung, Nachdienen von FWDL
S. 852 S. 852 S. 854
S. 855
S. 857 S. 859 S. 863 S. 865
S. 873 S. 874 S. 877 S. 878
S. 886 S. 890 S. 900 S. 908 S. 911 9
Inhaltsbersicht C 55
C 70
C 71 C 72
Z 01
10
Beteiligung der Soldaten a) Soldatenbeteiligungsgesetz – Auszug – b) Beteiligung durch Vertrauenspersonen (ZDv 10/2) – Auszug – Unmittelbarer Zwang Gesetz ber die Anwendung unmittelbaren Zwanges und die Ausbung besonderer Befugnisse durch Soldaten der Bundeswehr und verbndeter Streitkrfte sowie zivile Wachpersonen (UZwGBw) Erzieherische Maßnahmen Militrische Ordnung – Einzelerlasse a) Aufrechterhaltung der soldatischen Ordnung b) Leben in der militrischen Gemeinschaft (ZDv 10/5) – Auszug – c) Fhrungshilfe „Suchtproblematik“ (Allg. Umdruck Nr. 300) – Auszug – d) Missbrauch von Betubungsmitteln e) Soldatinnen- und Soldaten-Gleichbehandlungsgesetz f) Umgang mit Sexualitt in der Bundeswehr g) Entnahme von Blutproben bei Soldaten Allgemeine Abkrzungen
S. 913 S. 929
S. 946 S. 972 S. 981 S. 987 S. 990 S. 1005 S. 1009 S. 1017 S. 1022 S. 1023
Fundstellenverzeichnis
Fundstellenverzeichnis StGB-Stichwortverzeichnis R C 25b S. 692 Abgabe an die Staatsanwaltschaft R C 11a; § 33 Abs. 3 WDO R C 10; § 40 WStG R C 20 Abkrzungen R Z 01 Abwesenheit von der Truppe, unerlaubte R C 17; § 22 Abs. 2 WDO R C 10 Akteneinsicht: § 29 VwVfG R C 39a; § 29 SG R C 01; § 3 WDO R C 10; § 18 WBO R C 30; R C 45b Alkoholmissbrauch R C 72b und C 72c Amtshaftung: Art. 34 GG R A 10; § 24 SG R C 01 Amtshilfe, Rechtshilfe: Art. 35 GG R A 10 Anerkennung, fçrmliche: §§ 11 ff. WDO R C 10 Angriff, ttlicher, auf Vorgesetzte: § 25 WStG R C 20 Angriffskrieg, Verbot: Art. 26 GG R A 10 Anhçrung 1. des beschuldigten Soldaten: §§ 32, 97 WDO R C 10; 2. der Vertrauensperson: § 4 WDO R C 10 und C 55a und C 55b, § 10 Abs. 3 WBO R C 30; 3. zu ungnstigen Behauptungen in Beurteilungen R C 07; 4. Beteiligter: § 28VwVfG R C 39; vor Aufnahme in die Personalakte: § 29 Abs. 5 SG R C 01 Anmaßen von Befehlsbefugnis: § 38 WStG R C 20 Anweisungen, dienstliche R B 19 Anzug vor Gericht und in Vollzugsanstalten R C 42c Arrest, 1. Disziplinararrest: § 26 WDO R C 10; Mitwirkung des Truppendienstrichters § 40 WDO R C 10; Vollstreckung und Vollzug §§ 53, 55 WDO R C 10; R C 13a und C 13b; sofortige Vollstreckbarkeit §§ 40 Abs. 1, § 56 Abs. 2 WDO R C 10; 2. Strafarrest: § 9 WStG R C 20; 3. Jugendarrest: § 16 JGG R C 28; 4. Vollstreckung und Vollzug R C 13a und C 13b; 5. Arrestraum R C 13b; 6. Teilnahme am Dienst: § 10 BwVollzO R C 13a und C 13b; 7. Berechnung der Dauer R C 13b rztliche Betreuung: 1. im Arrest: § 14 BwVollzO R C 13a; 2. Suchtprobleme R C 72c Auflçsung: Zustndigkeit von Dienststellen fr Beschwerdeentscheidungen und von Einleitungsbehçrden bei Auflçsung von Dienststellen R C 33j Ausdrcklicher Hinweis: § 55 Abs. 5 SG RC 01; Erlass R C 06b Ausgangsbeschrnkung: § 25 WDO, Vollstreckung: § 52 WDO R C 10; Dauer der A. R C 13b Ausgleich fr zu Unrecht vollzogenen Disziplinararrest und Ausgangsbeschrnkung § 54 WDO R C 10
11
Fundstellenverzeichnis Ausknfte an Glubiger von BwAngehçrigen R C 45a; aus Personalunterlagen § 29 SG R C 01; R C 45b; ber Disziplinarmaßnahmen: § 9 WDO R C 10, C 11j Auskunftsverweigerung: § 55 StPO R C 27 Auslnderfeindlichkeit R Rechtsextremismus Auslandsverwendung, besondere: § 1 Abs. 3 SG R C 01; Rechtsschutz R C 29a, b Aussagegenehmigung: § 14 SG R C 01; R C 42b; § 54 StPO R C 27 Ausschluss vom Wehrdienst: § 10 WpflG R C 50a; A. aus der Bundeswehr: § 30 WpflG R C 50a Aussetzung des disziplinargerichtlichen Verfahrens: §§ 83, 99 WDO R C 10 Aussprache bei Beschwerden: § 4 Abs. 5 WBO R C 30
Bedrohung eines Vorgesetzten: § 23 WStG R C 20 Befangenheit: § 21 VwVfG R C 39; eines Disziplinarvorgesetzten: § 30 Abs. 2 Nr. 3 WDO R C 10 Befehl, Begriff: § 2 Nr. 2 WStG R C 20; B 19; Verbindlichkeit: § 11 SG R C 01, § 22 WStG R C 20 Befehls- und Kommandogewalt: Art. 65a, 115b GG R A 10; R B 19 Begrndung: 1. Beschwerdebescheid: § 12 WBO R C 30; 2. Antrag an TDG: § 17 Abs. 4 WBO R C 30; 3. Antrag an BVerwG: § 21 Abs. 2 iVm § 17 Abs. 4 WBO R C 30; 4. Verwaltungsakt: § 39 VwVfG R C 39 Befçrderungsverbot: §§ 58, 60 WDO R C 10; Vollstreckung: § 35 Abs. 3 WDO R C 10; Befçrderungsbestimmungen R C 05 Befçrderung whrend eines gerichtlichen Disziplinar- oder strafgerichtlichen Verfahrens R C 05 Belstigung, § 3 Abs. 3 und 4 SoldGG R C 72e Belohnungen, Annahme von B.: § 19 SG R C 01 Benachteiligung, Verbot der B.: § 2 WBO R C 30; § 3 SoldGG R C 72e Berufssoldaten, § 37 ff. SG R C 01 Beschlagnahme: § 94 ff. StPO R C 27; B. in Dienstgebuden oder Anlagen der Bw: § 98 Abs. 4 StPO R C 27; § 7 UZwGBw R C 70; § 20 WDO R C 10 Beschwerde, gesetzliche Grundlagen: 1. § 34 SG R C 01; 2. § 1 WBO R C 30; gegen Disziplinarmaßnahmen: § 42 WDO R C 10; Frist: § 6 WBO R C 30; weitere Beschwerde: § 16 WBO; Antrag an Truppendienstgericht: § 17 WBO; Unterdrckung von Beschwerden: § 35 WStG R C 20; bersicht R C 31; beschleunigte Behandlung von Beschwerden; Geltung der WBO fr entlassene Soldaten R C 33c, Vertretung bei Beschwerden R C 33b; gegen Beurteilungen: § 1 Abs. 2 WBO R C 30, C 07 und C 31g, Zustndigkeit fr Beschwerdeentscheidungen bei Auflçsung, Unterstellungswechsel und Umbenennung von Dienststellen R C 33j Betubungsmittel R C 72b bis C 72d; R C 25e 12
Fundstellenverzeichnis Beteiligung durch VP R C 55a und C 55b Betrunkene, Verhalten gegenber betrunkenen Soldaten R C 72a und C 72b Beurteilungen R C 07 Bewhrung: § 49 WDO R C 10 Bezge i. S. d. WDO R C 11h Blutprobe: § 81a StPO R C 27; R C 72g Bundesverfassungsgericht: Art. 93 GG R A 10 Bundesverwaltungsgericht: §§ 114 ff. WDO R C 10; § 21 WBO R C 30; Organisation R C 14c Bundeswehrdisziplinaranwalt: § 81 WDO R C 10 Bundeswehrverwaltung: Art. 87b GG R A 10 Bußgeldverfahren: Disziplinarverfahren, Disziplinarmaßnahme u. B.: §§ 16, 34, 43, 44 Abs. 3 WDO R C 10
Dauer der Freiheitsentziehung, Berechnung R C 13b Dienstaufsicht, Pflicht aller Vorgesetzten: § 10 Abs. 2 SG R C 01; ber die Ausbung der Disziplinarbefugnis: § 46 WDO R C 10; ber Stabspersonal und Personal von BwKrhs und ZInstSanBw R C 12b; im Beschwerdeverfahren § 12 Abs. 3, § 14 WBO R C 30 Dienstbezge, Verlust der D. R C 16, Krzung: § 59 WDO R C 10 Dienstenthebung, vorlufige: § 126 WDO R C 10 Dienstgradgruppen: 1. § 4 VorgVO R C 02a; 2. Besetzung Wehrdienstgerichte: § 74 WDO R C 10 Dienstgradherabsetzung: §§ 58, 62 WDO R C 10; Vollstreckung: § 135 Abs. 4 WDO R C 10 Dienstvergehen: § 23 SG R C 01; einheitliche Ahndung R C 11m Dienstverhltnis: 1. Berufssoldaten a) Beendigung: § 43 SG; b) Entlassung: § 46 SG R C 01; c) Entfernung aus dem D.: §§ 58, 63 WDO R C 10; 2. Soldaten auf Zeit a) Beendigung: § 54 SG; b) Entlassung: § 55 SG R C 01; c) Entfernung aus dem D.: §§ 58, 63 WDO R C 10 Dienstzeitbescheinigung, Dienstzeugnis: § 32 SG R C 01 Dienstzeitverkrzung, FWDL R C 50c Disziplinararrest R Arrest Disziplinarbefugnis, Begriff: § 23 WDO R C 10; Erlasse R C 12; Anmaßung/Mißbrauch: §§ 38, 39 WStG R C 20; Vordrucke R C 11i Disziplinarbcher: § 7 WDO R C 10; R C 18 Disziplinarbuße: § 24 WDO; Vollstreckung, § 51 WDO R C 10 und C 13e Disziplinargerichtliches Verfahren R Gerichtliches Disziplinarverfahren Disziplinargerichtsbescheid: § 102 WDO R C 10 Disziplinargewalt R Disziplinarbefugnis Disziplinargnadensachen R C 19 13
Fundstellenverzeichnis Disziplinarmaßnahmen, einfache: § 22 WDO; gerichtliche: § 58 WDO; Aufhebung oder nderung: §§ 43–45 WDO R C 10; Vollstreckung und Vollzug: §§ 47 ff., § 135 WDO R C 10 und C 13; Ausknfte: § 9 WDO R C 10; R C 11j; einfache D. und fristlose Entlassung R C 06a Disziplinarvorgesetzte: §§ 15 ff., 27 ff. WDO; Selbstndigkeit: § 35 WDO; Prfungspflicht: § 32 f. WDO; Festnahmerecht: § 21 WDO R C 10; Katalog der D. R C 12a Durchsuchung: § 102 ff. StPO; D. in Dienstgebuden oder Anlagen der Bundeswehr: § 105 Abs. 4 StPO R C 27; § 20 WDO R C 10; §§ 7, 8 UZwGBw R C 70
Ehrenamtliche Richter beim Truppendienstgericht: § 74 WDO, bei den Wehrdienstsenaten: § 80 Abs. 3 u. 4 WDO R C 10; § 18 Abs. 1, § 21 Abs. 2 WBO R C 30 Eid: § 9 SG R C 01 Eigenmchtige Abwesenheit: § 15 WStG R C 20 und R C 17 Einheitliche Ahndung R C 11m, § 18 WDO R C 10 Einleitungsbehçrde: §§ 41, 94 WDO R C 10 und R C 11e; Zustndigkeit bei Auflçsung, Unterstellungswechsel und Umbenennung von Dienststellen R C 33j Einsatz: Begriff: ZDv 1/50, Nr. 203 R B 19 Einsicht in Personalakten: § 29 SG R C 01 und R C 45b Entfernung aus dem Dienstverhltnis: § 63 WDO R C 10; Vollstreckung: § 135 Abs. 5 WDO R C 10 Entlassung R Ernennung; E. Wehrpflichtiger aus dem Wehrdienst, § 29 WpflG R C 50a und C 50b; FWDL R C 50c Entwrdigende Behandlung Untergebener: § 31 WStG R C 20 Ernennung und Entlassung, gesetzliche Grundlagen: Art. 60 GG R A 10, §§ 3 f., 46, 55 SG R C 01 Erzieherische Maßnahmen R C 71 Erziehungsmaßregeln: § 9 ff. JGG R C 28 Erzwingungshaft R C 43, Nrn. 39 ff. Fahnenflucht: § 16 WStG R C 20 Fahrerlaubnis, vorlufige Entziehung: § 111a StPO R C 27 Faktischer Soldat R C 11k Fesselung von Personen: § 14 UZwGBw R C 70 Festnahme, vorlufige: § 127 StPO R C 27; § 21 WDO R C 10; § 6 UZwGBw R C 70 Freiheitsentziehungen, Art. 104 GG R A 10; § 53 WDO R C 10; Vollzug R C 13a und C 13b Fristlose Entlassung: § 55 Abs. 5 SG (R C 01); Erlasse R C 06 und C 50b Frsorge: § 10 Abs. 3 SG, § 31 SG R C 01 FWDL R C 50c 14
Fundstellenverzeichnis Gehaltskrzung R Krzung der Dienstbezge Gehorsam, Pflicht zum G.: § 11 SG R C 01; strafrechtliche Folgen bei Handeln auf Befehl: § 5 WStG; Gehorsamsverweigerung: § 20 WStG R C 20 Gelçbnis: § 9 SG R C 01 Gerichte, Disziplinargerichte R Wehrdienstgerichte; Verwaltungsgerichte R C 31b; Art. 92 ff. GG R A 10; Anzug vor Gericht R C 42c Gerichtliches Disziplinarverfahren: § 58 ff. WDO; Aussetzung: § 83; Einleitung: § 92 ff. WDO; Anschuldigungsschrift: § 99 WDO; Einstellung: § 98 WDO; Hauptverhandlung: § 104 WDO; Akteneinsicht: § 3 WDO; Beweisaufnahme: § 106 WDO; Rechtsmittel: § 114 ff. WDO; Rechtskraft: 125 WDO; Wiederaufnahme: § 129 WDO; Kosten: § 136 ff. WDO R C 10 Geschenke, Annahme von G.: § 19 SG R C 01 Gesetz ber den Schutz der Truppen des Nordatlantikpaktes durch das Straf- und Ordnungswidrigkeitenrecht R C 25c Gleichbehandlung R C 72e Gliederungsformen, militrische R Organisation Gnadenrecht im Disziplinarverfahren: Art. 60 Abs. 2 GG R A 10; § 5 SG R C 01; § 19 WDO R C 10; R C 19 Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland R A 10 Grundrechte: Art. 1–20, 101, 103 GG R A 10 Haft, zivilprozessuale Zwangshaft R C 43 Haftbefehl: § 112 ff. StPO R C 27 Haftung R Schadensflle Herabsetzung in der Besoldungsgruppe: § 61 WDO R C 10; Vollstreckung: § 135 Abs. 4 WDO R C 10 Heranwachsender, Begriff: § 1 JGG R C 28 Irrtum ber die Verbindlichkeit eines Befehls: § 22 WStG R C 20; ber Tatumstnde: § 16 StGB; Verbotsirrtum: § 17 StGB R C 25b Jugendarrest: §§ 13, 16, 90 JGG R C 28 Jugendgerichtsgesetz R C 28; Sondervorschriften fr Soldaten der Bw: § 122 ff. JGG R C 28 Jugendlicher, Begriff: § 1 JGG; Verantwortlichkeit: § 3 JGG; R C 28 Jugendstrafe, §§ 17–19 JGG; Aussetzung a) zur Bewhrung: §§ 21 bis 26a JGG; b) der Verhngung: §§ 27–30 JGG R C 28 Justizmitteilungsgesetz R Mitteilungen in Strafsachen Kameradschaft: § 12 SG R C 01 Kasernenblockade, § 240 StGB R C 25b Klagen, Zustndigkeit zur Vertretung des Bundes R C 35a und C 35b 15
Fundstellenverzeichnis Kommandogewalt: Art. 65a GG R A 10 Kosten, im Disziplinarverfahren: § 136 ff. WDO R C 10; im Beschwerdeverfahren: § 20 WBO R C 30; im Vorverfahren: § 80 VwVfG R C 39 Kriegsdienstverweigerung: Art. 12a GG R A 10
Ladungen R C 43; im disziplinargerichtlichen Verfahren: § 103 WDO R C 10 Lçsungsbeschluss R § 84 Abs. 1 Satz 2 WDO (C 10) Mangelhafte Dienstaufsicht: § 41 WStG RC 20 Meldung, unwahre dienstliche M.: § 42 WStG R C 20; unterlassene M.: § 43 WStG R C 20; besonderer Verdachtsflle R C 11b Menschenwrde: Art. 1 GG R A 10 Meuterei: § 27 f. WStG R C 20 Militrische Gemeinschaft R C 72b Militrische Organisation R B 19 Missbrauch der Befehlsbefugnis: § 32 WStG R C 20; der Disziplinarbefugnis: § 39 WStG R C 20; Betubungsmittel R C 72b Misshandlung Untergebener: § 30 WStG R C 20 Mitteilungen in Strafsachen: § 89 SG R C 01 Nachdienen: § 5 Abs. 3 WpflG R C 50a; FWDL R C 50c Nebenttigkeit der Soldaten: § 20 SG R C 01 Nichtzulassungsbeschwerde: § 226 WBO R C 30 Nordatlantikpakt, NATO-Truppen-Schutzgesetz R C 25c Nçtigung, allgemein: § 240 StGB R C 25b; eines Vorgesetzten: § 24 WStG R C 20 Notstand: § 34 f. StGB R C 25b und C 26 Notwehr: § 32 f. StGB R C 25b und C 26 Organisation, militrische R B 19 Personalakten: § 29 SG R C 01 und C 04; Einsicht in P. R C 45b Personenberprfung: §§ 4 ff. UZwGBw R C 70 Petitionsrecht: Art. 17 und 45b GG R A 10 Pflichten des Soldaten: §§ 7 bis 23 SG R C 01 Pflichtverletzung von Vorgesetzten: § 357 StGB R C 25b; § 30 ff. WStG R C 20 Postgeheimnis: Art. 10 GG R A 10 Rauschgift R Betubungsmittel Rechtsanwalt: § 90 WDO R C 10; R C 33b Rechtsbehelfe R C 32; gegen Verwaltungsakte: § 79 VwVfG R C 39a; bei Beschwerdeverfahren im Zusammenhang mit dem Erlass ber den Ausgleich besonderer zeitlicher Belastungen der Soldaten R C 33k Rechtsbeschwerde: § 22a WBO R C 30 16
Fundstellenverzeichnis Rechtshilfe, Amtshilfe: Art. 35 GG R A 10 Rechtskraft disziplinargerichtlicher Entscheidungen: § 125 WDO R C 10 Rechtliches Gehçr R Anhçrung Rechtsextremismus R C 11a; C 72b Rechtsprechung: Art. 92 ff. GG R A 10 Rechtsradikalismus R Rechtsextremismus Rechtsschutz R C 29 Rechtsweg: § 59 SG R C 01; §§ 17, 21, 22 WBO R C 30; Schaubilder R C 31a und C 31b Richtlinie R B 19 Rcknahme der Beschwerde: § 8 WBO R C 30 Ruhegehalt, Krzung: §§ 58, 64 WDO R C 10; Aberkennung: §§ 58, 65 WDO R C 10; Vollstreckung: § 135 Abs. 6 WDO R C 10
Sachschaden R Schadensflle Schadensflle, disziplinare Ahndung bei Sch. R C 11f; Haftung: § 24 SG R C 01 Schusswaffengebrauch: § 15 ff. UZwGBw R C 70 Selbstverstmmelung: § 17 WStG R C 20 Seelsorgerische Betreuung: § 36 SG R C 01; R C 13a und C 13b Sexuelle Belstigung: § 3 Abs. 4 SoldGG R C 72e Sexuelles Verhalten R C 72f Selbsthilfe R C 26 Sicherheitsbereiche: § 2 UZwGBW R C 70 Soldatenbeteiligungsgesetz R C 55a Soldatengesetz R C 01 Soldatinnen- und Soldaten-Gleichbehandlungsgesetz R C 72e Soldatische Ordnung R C 72a Staatsanwaltschaft, Abgabe an die St.: § 33 Abs. 3 WDO R C 10; C 11a Staatsbrgerlicher Unterricht: § 33 SG R C 01 Status R Dienstverhltnis Strafarrest, Vollzug R C 13 Strafaussetzung im Wehrstrafrecht: §§ 14–14a WStG R C 20; der Jugendstrafe: § 21 ff. JGG R C 28 Strafgesetzbuch R C 25; Stichwortverzeichnis R C 25b S. 229 Strafprozessordnung R C 27; Anwendung bei Straftaten gegen die Vertragsstaaten des Nordatlantikpaktes R C 25c; ergnzende Anwendung in WDO: § 91 WDO R C 10 Strafrecht R C 20 bis C 26; Einfhrung in das S. R C 25a Straftaten gegen die Vertragsstaaten des Nordatlantikpaktes R C 25c Strafvollstreckung im Strafverfahren bei Jugendlichen: § 112 ff. JGG R C 28 Strafvorschriften, Anwendung zum Schutz der Vertragsstaaten des Nordatlantikpaktes R C 25c 17
Fundstellenverzeichnis Strenger Verweis: § 23 WDO R C 10; Vollstreckung: § 50 WDO R C 10 Streitkrfte, Aufstellung und Strke: Art. 87a GG R A 10 Suchtproblematik R C 72c und C 72d
Ttlicher Angriff auf Vorgesetzte: § 25 WStG R C 20 Tilgung von Disziplinarmaßnahmen: § 8 WDO R C 10 Totalverweigerer, Entlassung R C 50b Tradition in der Bw, Verbot des Zeigens nationalsozialistischer Kennzeichen: § 86a StGB R C 25b Trunkenheit R C 72b; Alkoholmissbrauch R C 72c; T. am Steuer R C 11g Truppe und Wehrbeauftragter R A 21 Truppendienstgerichte: §§ 69 ff. WDO R C 10; Errichtung R C 14a; Anschriften R C 14b Umbenennung: Zustndigkeit von Dienststellen fr Beschwerdeentscheidungen und von Einleitungsbehçrden bei Aufçsung, Unterstellungswechsel und Umbenennung von Dienststellen R C 33j Umweltstrafrecht R C 25d Ungehorsam, § 19 WStG R C 20 Uniform: § 4 f. SG R C 01; bei politischen Veranstaltungen: § 15 Abs. 3 SG R C 01; U.-verbot: § 126 Abs. 1 WDO R C 10 Unmittelbarer Zwang R C 70 Unttigkeitsbeschwerde: §§ 1 Abs. 2, 16 Abs. 2, 17 Abs. 1 Satz 2 WBO R C 30 Unterlassene Meldung: § 43 WStG R C 20 Unterstellungsverhltnisse R B 19 Unterstellungswechsel: Zustndigkeit von Dienststellen fr Beschwerdeentscheidungen und von Einleitungsbehçrden bei Auflçsung, Unterstellungswechsel und Umbenennung von Dienststellen R C 33j Untersuchung, kçrperliche R § 81a, d StPO R C 27 Untersuchungsausschuss: Art. 44 GG R A 10 Unwahre dienstliche Meldung: § 42 WStG R C 20 Unwrdigkeit: § 144 WDO R C 10; § 23 Abs. 2 Nr. 2 SG R C 01 Urlaub whrend Straf- und Disziplinarverfahren R C 42a Verbot der Ausbung des Dienstes: § 22 SG R C 01; Durchfhrungsbestimmungen R C 15 Verfahrensverstçße R C 11n Verfehlungen Jugendlicher: §§ 3 bis 32 JGG R C 28 Verhaftung: § 112 ff. StPO R C 27 Verjhrung der Strafverfolgung: § 78 ff. StGB R C 25b; bei Dienstvergehen: § 17 WDO; der Vollstreckung einfacher Disziplinarmaßnahmen: § 57 WDO R C 10 18
Fundstellenverzeichnis Verlngerung des Wehrdienstes: § 29a WpflG R C 50a; § 56 Abs. 2 S. 3 WDO R C 10 Verlust des Dienstgrades: § 30 WpflG R C 50a; § 62 ff. WDO R C 10 Vermittlung bei Beschwerden, § 4 WBO R C 30; durch Vertrauensperson, §§ 30, 31 SBG R C 55a Vernehmungsmethoden, verbotene: § 136a StPO R C 27 Verschwiegenheit: § 14 SG R C 01 Verteidiger § 90 WDO R C 10 Verteidigungsfall: Art. 115a und 115b GG R A 10 Vertrauensperson, gesetzliche Grundlage: § 35 SG R C 01 und SBG R C 55a und C 55b; Beteiligung in Disziplinar- und Beschwerdeangelegenheiten: §§ 27, 30 SBG R C 55a Vertretung im Beschwerdeverfahren R C 33b; außerhalb von Beschwerdefllen R C 33i; bei Klagen R C 35a, C 35b und C 35d Verwaltungsakt: § 35 VwVfG R C 39 Verwaltungsbeschwerde: § 23 WBO R C 30 Verwaltungsgericht, Zustndigkeit fr Klagen aus dem Wehrdienstverhltnis: § 59 SG R C 01; Vorverfahren: § 23 WBO R C 30; Rechtsweg vor dem VG R C 31 Verwaltungsverfahrensgesetz R C 39 Verweis: § 23 WDO R C 10; Vollstreckung: § 50 WDO R C 10 Verzicht auf Beschwerde: § 47 Abs. 1 Satz 2 WDO R C 10; § 8 WBO R C 30 Viertes Strafrechtsnderungsgesetz R C 25e Vçlkerrecht: Art. 25 GG R A 10, Unterricht: § 33 SG R C 01 Vçlkerstrafgesetzbuch R C 22 Volksverhetzung R C 11a (zu Anh. 2, § 130 StGB) Vollstreckung von einfachen Disziplinarmaßnahmen: § 47 ff. WDO R C 10 und C 13, Aussetzung, Aufschub und Unterbrechung § 49 WDO; im Verfahren gegen Jugendliche: § 82 ff. R C 28; von Freiheitsentziehungen R C 13a Vollzug von Freiheitsstrafe, Strafarrest, Jugendarrest und Disziplinararrest R C 13a; Ausfhrungsbestimmungen R C 13b Vollzugsbehçrden, Vollzugsleiter und Vollzugshelfer R C 13b; im Verfahren gegen Jugendliche § 90 ff. JGG R C 28 Vordrucke fr die Ausbung der Disziplinarbefugnis: R C 11i Vorfhrung von Soldaten auf Grund gerichtlicher Anordnung R C 43 Vorgesetzte: Begriff: § 1 Abs. 5 SG R C 01; VO ber Vorgesetztenverhltnis R C 02a; Pflichten der Vorgesetzten: § 10 SG R C 01 Vorgesetztenverhltnis, militrisches R C 02a; zwischen Soldaten, Beamten und Angestellten R C 02b Vorlage an die Einleitungsbehçrde: § 41 WDO R C 10 Vorlufige Festnahme: § 112 ff. StPO R C 27; § 21 WDO R C 10; § 6 UZwGBw R C 70 Vorzeitige Entlassung nach § 29 WPflG R C 50b
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Fundstellenverzeichnis Wachverfehlungen: § 44 WStG R C 20 Waffengebrauch, rechtswidriger: § 46 WStG R C 20 Wahlrecht, aktives und passives Wahlrecht: § 25 SG R C 01 Wahrheitspflicht: § 13 SG R C 01 Wehrbeauftragter, verfassungsrechtliche Grundlage: Art. 45b GG R A 10; Gesetz ber den Wehrbeauftragten R A 20; Erlass Truppe und Wehrbeauftragter R A 21 Wehrbeschwerdeordnung R C 30; Einzelerlasse zur WBO R C 33 Wehrdienstgerichte: § 68 WDO R C 10; Schaubild R C 14c Wehrdienstsenate: § 80 WDO R C 10; Schaubild R C 14c Wehrdienstverhltnisse: § 2 SG R C 01 Wehrdisziplinaranwlte: § 81 WDO R C 10; Ermittlungen, §§ 92, 97 WDO R C 10 Wehrdisziplinarordnung R C 10; Bezge i. S. d. WDO R C 11h Wehrpflichtgesetz R C 50a Wehrstrafgerichtsbarkeit: Art. 96 GG R A 10 Wehrstrafgesetz R C 20 Wiedereinsetzung in den vorigen Stand: § 7 WBO R C 30 Widerspruch, Zustndigkeit R C 35 Zeugen, Zeugnisverweigerungsrecht und Auskunftsverweigerungsrecht: § 52 ff. StPO R C 27; Zeugen im Disziplinarrecht: §§ 32 Abs. 2, 86, 106 WDO R C 10 Zuchtmittel: §§ 13 bis 16 JGG R C 28 Zulagen, Beschwerden wegen der Nichtgewhrung von Z. R C 33d Zustndigkeit, fr Entscheidung von Beschwerden: § 9 WBO R C 30; im Widerspruchsverfahren und zur Vertretung des Bundes bei Klagen R C 35, von Dienststellen fr Beschwerdeentscheidungen und von Einleitungsbehçrden bei Auflçsung, Unterstellungswechsel und Umbenennung von Dienststellen R C 33j Zustellungen an Soldaten im gerichtlichen Verfahren R C 43 Zwang, unmittelbarer R C 70 Zwangsvollstreckungen in der Bundeswehr R C 43
Abkrzungen R Z 01
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Grundgesetz
Vorbemerkungen
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Grundgesetz Vom 23. Mai 1949 BGBl. S. 1 ZDv 14/1 Zuletzt gendert durch Gesetz zur nderung des Grundgesetzes vom 29. Juli 2009 BGBl. I S. 2248 – Aus z u g – Literatur-Hinweise: 1. Raap, Deutsches Wehrrecht. Die verfassungsrechtlichen und gesetzlichen Grundlagen des Wehrwesens, Heidelberg 1999 (v. Decker’s Fachbcherei) 2. Schade, Grundgesetz mit Kommentierung, Regensburg, 8. Aufl. 2009 (Walhalla Fachverlag)
Vorbemerkungen (R ZDv 14/1, Kap. 1, Einleitung): Das Grundgesetz enthlt fr die Bundeswehr u. a. folgende Regelungen: 1. Zur Entscheidung in Disziplinar- und in Beschwerdeverfahren kçnnen Bundesgerichte errichtet werden (Art. 96 Abs. 4). Die Strafgerichtsbarkeit ber die Streitkrfte im Verteidigungsfall sowie ber Angehçrige der Streitkrfte, die in das Ausland entsandt oder an Bord von Kriegsschiffen eingeschifft sind, kann von Wehrdienstgerichten ausgebt werden, die als Bundesgerichte errichtet werden (Art. 96 Abs. 2). 2. Der Bundesprsident ernennt und entlsst die Offiziere und Unteroffiziere, soweit gesetzlich nichts anderes bestimmt ist (Art. 60 Abs. 1), und bt im Einzelfall fr den Bund das Begnadigungsrecht aus (Art. 60 Abs. 2). Der Bundesminister der Verteidigung hat die Befehls- und Kommandogewalt ber die Streitkrfte (Art. 65a), die mit Verkndung des Verteidigungsfalles auf den Bundeskanzler bergeht (Art. 115b). Der Bundestag bestellt einen Ausschuss fr Verteidigung (Art. 45a Abs. 1), der auch die Rechte eines Untersuchungsausschusses hat (Art. 45a Abs. 2). Zum Schutze der Grundrechte der Soldaten und zur Untersttzung des Bundestages bei der Ausbung der parlamentarischen Kontrolle wird ein Wehrbe21
A 10
3.
Grundgesetz
Prambel
auftragter berufen (Art. 45b); das Nhere regeln das Gesetz ber den Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages (R A 20) sowie der Erlass „Truppe und Wehrbeauftragter“ (R A 21). Die Grundrechte (Art. 1 bis 19) binden auch die Bundeswehr als unmittelbar geltendes Recht (Art. 1 Abs. 3). In Art. 1 Abs. 1 bekennt sich das Grundgesetz zur Unantastbarkeit der Wrde des Menschen und zu dessen unverletzlichen und unverußerlichen Rechten. Die Pflicht zum Dienst in den Streitkrften findet in Art. 12a Abs. 1 ihre Grundlage. Das Recht der Kriegsdienstverweigerung ist in Art. 4 Abs. 3 verbrgt; anerkannte Kriegsdienstverweigerer kçnnen nach Art. 12a Abs. 2 zu einem Ersatzdienst verpflichtet werden. Die Religionsgemeinschaften sind nach Art. 140 in Verbindung mit Art. 141 der Weimarer Verfassung, die insoweit Bestandteil des Grundgesetzes ist, zur Vornahme religiçser Handlungen in der Bundeswehr unter Ausschluss jeden Zwanges zugelassen. Bestimmte Grundrechte kçnnen nach Art. 17a in Gesetzen ber Wehrdienst und Ersatzdienst eingeschrnkt werden. Die Behandlung der nach Art. 17 an den Bundestag gerichteten Bitten und Beschwerden obliegt dem Petitionsausschuss des Bundestages (Art. 45c Abs. 1). Das Nhere regelt das Gesetz ber die Befugnisse des Petitionsausschusses des Deutschen Bundestages (ZDv 14/1 Kap. 4).
Prambel Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen, von dem Willen beseelt, als gleichberechtigtes Glied in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt zu dienen, hat sich das Deutsche Volk kraft seiner verfassungsgebenden Gewalt dieses Grundgesetz gegeben. Die Deutschen in den Lndern Baden-Wrttemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen, MecklenburgVorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, RheinlandPfalz, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thringen haben in freier Selbstbestimmung die Einheit und Freiheit Deutschlands vollendet. Damit gilt dieses Grundgesetz fr das gesamte Deutsche Volk.
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Grundgesetz
Vorbemerkungen
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I. Grundrechte Vorbemerkungen (→ ZDv 10/1, Januar 2008, Anlg. 2): 1.
Soldatinnen und Soldaten haben Grundrechte (Art. 1−19 GG). Sie besitzen das aktive und passive Wahlrecht (Art. 38 GG).
2.
Folgende Grundrechte sind für die Soldatinnen und Soldaten eingeschränkt:
1 2
a)
das Recht auf Freizügigkeit (Art. 11 Abs. 1 GG) durch die Pflicht, in einer Gemeinschaftsunterkunft zu wohnen (§ 18 SG 1);
b)
das Petitionsrecht (Art. 17 GG) insoweit, als es das Recht gewährt, Beschwerden in Gemeinschaft mit anderen vorzubringen (§ 1 Abs. 4 WBO 2);
c)
die Freiheit der Meinungsäußerung (Art. 5 Abs. 1, 1. Halbsatz GG) durch die Pflicht zum treuen Dienen (§ 7 SG) und zum Eintreten für die freiheitlich-demokratische Grundordnung (§ 8 SG), zur Zurückhaltung bei Äußerungen als Vorgesetzter (§ 10 Abs. 6 SG), zur Kameradschaft (§ 12 SG), zur Verschwiegenheit (§ 14 SG), durch die Pflichten bei politischer Betätigung (§ 15 Abs. 1, 2 und 4 SG); durch die Pflicht zur Disziplin und zu achtungswürdigem Verhalten (§ 17 Abs. 1 und 2 SG) und durch die Pflicht, als Offizier und Unteroffizier sich auch nach dem Ausscheiden aus dem Wehrdienst nicht gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung zu betätigen (§§ 17 Abs. 3, 23 Abs. 2, Nr. 2 SG);
d)
die Versammlungsfreiheit (Art. 8 GG) durch die Pflicht zum Eintreten für die freiheitlich-demokratische Grundordnung (§ 8 SG), durch die Pflichten bei politischer Betätigung (§ 15 Abs. 1 und 2 SG), durch die Pflicht zur Disziplin und zu achtungswürdigem Verhalten als Soldat (§ 17 Abs. 1 und 2 SG), und im übrigen auch durch die Pflicht zum treuen Dienen (§ 7 SG);
e)
das Recht auf körperliche Unversehrtheit (Art. 2 Abs. 2, Satz 1 GG) durch die Pflicht zur Duldung von Maßnahmen zur Gesunderhaltung (§ 17 Abs. 4 SG);
→ C 01 → C 30
23
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Grundgesetz
Art. 1−3
f) 3.
die Freiheit der Person (Art. 2 Abs. 2, Satz 2 GG), insofern Freiheitsentzug gemäß Wehrdisziplinarordnung (WDO 1) und Wehrstrafgesetz (WStG 2) hinzunehmen ist. Folgende Grundrechte werden durch das Soldatengesetz ausdrücklich bestätigt: a) das Recht auf Gleichberechtigung und Gleichbehandlung (Art. 3 GG) sowie die staatsbürgerliche Gleichheit (Art. 33 GG) durch § 3 und § 6 SG, b) der Anspruch auf ungestörte Religionsausübung (Art. 4 GG) durch § 36 SG.
Artikel 1 (Schutz der Menschenwürde) (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt 3. (2) Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt. (3) Die nachfolgenden Grundrechte binden Gesetzgebung, vollziehende Gewalt und Rechtsprechung als unmittelbar geltendes Recht.
Artikel 2 (Allgemeines Persönlichkeitsrecht) (1) Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt. (2) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich. In diese Rechte darf nur auf Grund eines Gesetzes eingegriffen werden.
Artikel 3 (Gleichheit vor dem Gesetz) (1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. (2) Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin. 1 2 3
24
→ C 10 → C 20 Zur entwürdigenden Behandlung Untergebener → BVerwG in NZWehrr 91, 254 (Befehl, Regenwürmer „zu Ausbildungszwecken’’ zu essen) und § 31 WStG (C 20)
Grundgesetz
Art. 4– 6
A 10
(3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiçsen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.
Artikel 4
(Glaubens- und Bekenntnisfreiheit)
(1) Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiçsen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich. (2) Die ungestçrte Religionsausbung wird gewhrleistet 1. (3) Niemand darf gegen sein Gewissen zum Kriegsdienst mit der Waffe gezwungen werden. Das Nhere regelt ein Bundesgesetz.
Artikel 5
(Recht der freien Meinungsußerung)
(1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu ußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugnglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewhrleistet. Eine Zensur findet nicht statt. (2) Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze 2, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persçnlichen Ehre 3. (3) Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. Die Freiheit der Lehre entbindet nicht von der Treue zur Verfassung.
Artikel 6
(Ehe, Familie, uneheliche Kinder)
(1) Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutze der staatlichen Ordnung. (2) Pflege und Erziehung der Kinder sind das natrliche Recht der Eltern und die zuvçrderst ihnen obliegende Pflicht. ber ihre Bettigung wacht die staatliche Gemeinschaft. 1 2 3
R § 36 SG (C 01) z. B. R §§ 10 Abs. 6; 14; 15 SG (C 01); Art. 17a GG Zu den Grenzen der Meinungsußerungsfreiheit von Soldaten und zur disziplinaren Ahndung einer berschreitung dieser Grenzen R BVerfG in NZWehrr 92, 205 und BVerwG in NZWehrr 93, 206 (Einverstndnis mit Aussage: „Alle Soldaten sind potentielle Mçrder“), in NZWehrr 94, 249 (Abgrenzung zur unzulssigen Schmhkritik), und Urteil vom 9. Januar 2007 (2 WD 20.05) sowie vom 24. April 2007 (2 WD 9.06). Zu den Grenzen der Meinungsußerung gegenber Soldaten R Fußnote 2 zu § 185 StGB (C 25b).
25
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Grundgesetz
Art. 7−8
(3) Gegen den Willen der Erziehungsberechtigten dürfen Kinder nur auf Grund eines Gesetzes von der Familie getrennt werden, wenn die Erziehungsberechtigten versagen oder wenn die Kinder aus anderen Gründen zu verwahrlosen drohen. (4) Jede Mutter hat Anspruch auf den Schutz und die Fürsorge der Gemeinschaft. (5) Den unehelichen Kindern sind durch die Gesetzgebung die gleichen Bedingungen für ihre leibliche und seelische Entwicklung und ihre Stellung in der Gesellschaft zu schaffen wie den ehelichen Kindern.
Artikel 7 (Schulwesen) (1) Das gesamte Schulwesen steht unter der Aufsicht des Staates. (2) Die Erziehungsberechtigten haben das Recht, über die Teilnahme des Kindes am Religionsunterricht zu bestimmen. (3) Der Religionsunterricht ist in den öffentlichen Schulen mit Ausnahme der bekenntnisfreien Schulen ordentliches Lehrfach. Unbeschadet des staatlichen Aufsichtsrechtes wird der Religionsunterricht in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Religionsgemeinschaften erteilt. Kein Lehrer darf gegen seinen Willen verpflichtet werden, Religionsunterricht zu erteilen. (4) Das Recht zur Errichtung von privaten Schulen wird gewährleistet. Private Schulen als Ersatz für öffentliche Schulen bedürfen der Genehmigung des Staates und unterstehen den Landesgesetzen. Die Genehmigung ist zu erteilen, wenn die privaten Schulen in ihren Lehrzielen und Einrichtungen sowie in der wissenschaftlichen Ausbildung ihrer Lehrkräfte nicht hinter den öffentlichen Schulen zurückstehen und eine Sonderung der Schüler nach den Besitzverhältnissen der Eltern nicht gefördert wird. Die Genehmigung ist zu versagen, wenn die wirtschaftliche und rechtliche Stellung der Lehrkräfte nicht genügend gesichert ist. (5) Eine private Volksschule ist nur zuzulassen, wenn die Unterrichtsverwaltung ein besonderes pädagogisches Interesse anerkennt oder, auf Antrag von Erziehungsberechtigten, wenn sie als Gemeinschaftsschule, als Bekenntnis- oder Weltanschauungsschule errichtet werden soll und eine öffentliche Volksschule dieser Art in der Gemeinde nicht besteht. (6) Vorschulen bleiben aufgehoben.
Artikel 8 (Versammlungsfreiheit) (1) Alle Deutschen haben das Recht, sich ohne Anmeldung oder Erlaubnis friedlich und ohne Waffen zu versammeln. 26
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Art. 9−11
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(2) Für Versammlungen unter freiem Himmel kann dieses Recht durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes beschränkt werden.
Artikel 9 (Vereinigungsfreiheit) (1) Alle Deutschen haben das Recht, Vereine und Gesellschaften zu bilden. (2) Vereinigungen, deren Zwecke oder deren Tätigkeit den Strafgesetzen zuwiderlaufen oder die sich gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder gegen den Gedanken der Völkerverständigung richten, sind verboten. (3) Das Recht, zur Wahrung und Förderung der Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen Vereinigungen zu bilden, ist für jedermann und für alle Berufe gewährleistet. Abreden, die dieses Recht einschränken oder zu behindern suchen, sind nichtig, hierauf gerichtete Maßnahmen sind rechtswidrig. Maßnahmen nach den Artikeln 12a, 35 Abs. 2 und 3, Artikel 87a Abs. 4 und Artikel 91 dürfen sich nicht gegen Arbeitskämpfe richten, die zur Wahrung und Förderung der Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen von Vereinigungen im Sinne des Satzes 1 geführt werden.
Artikel 10 (Brief- und Postgeheimnis) (1) Das Briefgeheimnis sowie das Post- und Fernmeldegeheimnis sind unverletzlich 1. (2) Beschränkungen dürfen nur auf Grund eines Gesetzes angeordnet werden. Dient die Beschränkung dem Schutze der freiheitlichen demokratischen Grundordnung oder des Bestandes oder der Sicherung des Bundes oder eines Landes, so kann das Gesetz bestimmen, dass sie dem Betroffenen nicht mitgeteilt wird und dass an die Stelle des Rechtsweges die Nachprüfung durch von der Volksvertretung bestellte Organe und Hilfsorgane tritt.
Artikel 11 (Freizügigkeit) (1) Alle Deutschen genießen Freizügigkeit im ganzen Bundesgebiet. (2) Dieses Recht darf nur durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes und nur für die Fälle eingeschränkt werden, in denen eine ausreichende Lebensgrundlage nicht vorhanden ist und der Allgemeinheit daraus besondere Lasten entstehen würden oder in 1
→ §§ 202, 206 StGB (C 25b)
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Art. 12−12a
denen es zur Abwehr einer drohenden Gefahr für den Bestand oder die freiheitliche demokratische Grundordnung des Bundes oder eines Landes, zur Bekämpfung von Seuchengefahr, Naturkatastrophen oder besonders schweren Unglücksfällen, zum Schutze der Jugend vor Verwahrlosung oder um strafbaren Handlungen vorzubeugen, erforderlich ist.
Artikel 12 (Freiheit der Berufswahl) (1) Alle Deutschen haben das Recht, Beruf, Arbeitsplatz und Ausbildungsstätte frei zu wählen. Die Berufsausübung kann durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes geregelt werden. (2) Niemand darf zu einer bestimmten Arbeit gezwungen werden, außer im Rahmen einer herkömmlichen allgemeinen, für alle gleichen öffentlichen Dienstleistungspflicht. (3) Zwangsarbeit ist nur bei einer gerichtlich angeordneten Freiheitsentziehung zulässig.
Artikel 12a (Wehrdienst- und andere Dienstverpflichtungen) (1) Männer können vom vollendeten achtzehnten Lebensjahr an zum Dienst in den Streitkräften, im Bundesgrenzschutz oder in einem Zivilschutzverband verpflichtet werden. (2) Wer aus Gewissensgründen den Kriegsdienst mit der Waffe verweigert 1, kann zu einem Ersatzdienst verpflichtet werden. Die Dauer des Ersatzdienstes darf die Dauer des Wehrdienstes nicht übersteigen. Das Nähere regelt ein Gesetz, das die Freiheit der Gewissensentscheidung nicht beeinträchtigen darf und auch eine Möglichkeit des Ersatzdienstes vorsehen muss, die in keinem Zusammenhang mit den Verbänden der Streitkräfte und des Bundesgrenzschutzes steht. (3) Wehrpflichtige, die nicht zu einem Dienst nach Absatz 1 oder 2 herangezogen sind, können im Verteidigungsfalle durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes zu zivilen Dienstleistungen für Zwecke der Verteidigung einschließlich des Schutzes der Zivilbevölkerung in Arbeitsverhältnisse verpflichtet werden; Verpflichtungen in öffentlich-rechtliche Dienstverhältnisse sind nur zur Wahrnehmung polizeilicher Aufgaben oder solcher hoheitlichen Aufgaben der 1
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Erlass „Behandlung von Soldatinnen und Soldaten, die ihre Anerkennung als Kriegsdienstverweigerin bzw. als Kriegsdienstverweigerer beantragt haben’’ → VMBl 2003 S. 162; 2004 S. 63; 2005 S. 31, 133
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Art. 13
A 10
öffentlichen Verwaltung, die nur in einem öffentlich-rechtlichen Dienstverhältnis erfüllt werden können, zulässig. Arbeitsverhältnisse nach Satz 1 können bei den Streitkräften, im Bereich ihrer Versorgung sowie bei der öffentlichen Verwaltung begründet werden; Verpflichtungen in Arbeitsverhältnisse im Bereiche der Versorgung der Zivilbevölkerung sind nur zulässig, um ihren lebensnotwendigen Bedarf zu decken oder ihren Schutz sicherzustellen. (4) Kann im Verteidigungsfalle der Bedarf an zivilen Dienstleistungen im zivilen Sanitäts- und Heilwesen sowie in der ortsfesten militärischen Lazarettorganisation nicht auf freiwilliger Grundlage gedeckt werden, so können Frauen vom vollendeten achtzehnten bis zum vollendeten fünfundfünfzigsten Lebensjahr durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes zu derartigen Dienstleistungen herangezogen werden. Sie dürfen auf keinen Fall zum Dienst mit der Waffe verpflichtet werden. (5) Für die Zeit vor dem Verteidigungsfalle können Verpflichtungen nach Absatz 3 nur nach Maßgabe des Artikels 80a Abs. 1 begründet werden. Zur Vorbereitung auf Dienstleistungen nach Absatz 3, für die besondere Kenntnisse oder Fertigkeiten erforderlich sind, kann durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes die Teilnahme an Ausbildungsveranstaltungen zur Pflicht gemacht werden. Satz 1 findet insoweit keine Anwendung. (6) Kann im Verteidigungsfalle der Bedarf an Arbeitskräften für die in Absatz 3 Satz 2 genannten Bereiche auf freiwilliger Grundlage nicht gedeckt werden, so kann zur Sicherung dieses Bedarfs die Freiheit der Deutschen, die Ausübung eines Berufs oder den Arbeitsplatz aufzugeben, durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes eingeschränkt werden. Vor Eintritt des Verteidigungsfalles gilt Absatz 5 Satz 1 entsprechend. Literatur-Hinweis: Eichen in UBWV 01, 121
Artikel 13 (Unverletzlichkeit der Wohnung) (1) Die Wohnung ist unverletzlich. (2) Durchsuchungen dürfen nur durch den Richter, bei Gefahr im Verzuge auch durch die in den Gesetzen vorgesehenen anderen Organe angeordnet und nur in der dort vorgeschriebenen Form durchgeführt werden 1. (3) Begründen bestimmte Tatsachen den Verdacht, dass jemand eine durch Gesetz einzeln bestimmte besonders schwere Straftat 1
→ § 20 WDO (C 10); § 102 ff. StPO (C 27)
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Art. 14
begangen hat, so dürfen zur Verfolgung der Tat auf Grund richterlicher Anordnung technische Mittel zur akustischen Überwachung von Wohnungen, in denen der Beschuldigte sich vermutlich aufhält, eingesetzt werden, wenn die Erforschung des Sachverhalts auf andere Weise unverhältnismäßig erschwert oder aussichtslos wäre. Die Maßnahme ist zu befristen. Die Anordnung erfolgt durch einen mit drei Richtern besetzten Spruchkörper. Bei Gefahr im Verzuge kann sie auch durch einen einzelnen Richter getroffen werden. (4) Zur Abwehr dringender Gefahren für die öffentliche Sicherheit, insbesondere einer gemeinen Gefahr oder einer Lebensgefahr, dürfen technische Mittel zur Überwachung von Wohnungen nur auf Grund richterlicher Anordnung eingesetzt werden. Bei Gefahr im Verzuge kann die Maßnahme auch durch eine andere gesetzlich bestimmte Stelle angeordnet werden; eine richterliche Entscheidung ist unverzüglich nachzuholen. (5) Sind technische Mittel ausschließlich zum Schutze der bei einem Einsatz in Wohnungen tätigen Personen vorgesehen, kann die Maßnahme durch eine gesetzlich bestimmte Stelle angeordnet werden. Eine anderweitige Verwertung der hierbei erlangten Erkenntnisse ist nur zum Zwecke der Strafverfolgung oder der Gefahrenabwehr und nur zulässig, wenn zuvor die Rechtmäßigkeit der Maßnahme richterlich festgestellt ist; bei Gefahr im Verzuge ist die richterliche Entscheidung unverzüglich nachzuholen. (6) Die Bundesregierung unterrichtet den Bundestag jährlich über den nach Absatz 3 sowie über den im Zuständigkeitsbereich des Bundes nach Absatz 4 und, soweit richterlich überprüfungsbedürftig, nach Absatz 5 erfolgten Einsatz technischer Mittel. Ein vom Bundestag gewähltes Gremium übt auf der Grundlage dieses Berichts die parlamentarische Kontrolle aus. Die Länder gewährleisten eine gleichwertige parlamentarische Kontrolle. (7) Eingriffe und Beschränkungen dürfen im Übrigen nur zur Abwehr einer gemeinen Gefahr oder einer Lebensgefahr für einzelne Personen, auf Grund eines Gesetzes auch zur Verhütung dringender Gefahren für die öffentliche Sicherheit und Ordnung, insbesondere zur Behebung der Raumnot, zur Bekämpfung von Seuchengefahr oder zum Schutze gefährdeter Jugendlicher vorgenommen werden.
Artikel 14 (Eigentum, Erbrecht und Enteignung) (1) Das Eigentum und das Erbrecht werden gewährleistet. Inhalt und Schranken werden durch die Gesetze bestimmt. 30
Grundgesetz
Art. 15−17
A 10
(2) Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen. (3) Eine Enteignung ist nur zum Wohle der Allgemeinheit zulässig. Sie darf nur durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes erfolgen, das Art und Ausmaß der Entschädigung regelt. Die Entschädigung ist unter gerechter Abwägung der Interessen der Allgemeinheit und der Beteiligten zu bestimmen. Wegen der Höhe der Entschädigung steht im Streitfalle der Rechtsweg vor den ordentlichen Gerichten offen.
Artikel 15 (Sozialisierung) Grund und Boden, Naturschätze und Produktionsmittel können zum Zwecke der Vergesellschaftung durch ein Gesetz, das Art und Ausmaß der Entschädigung regelt, in Gemeineigentum oder in andere Formen der Gemeinwirtschaft überführt werden. Für die Entschädigung gilt Art. 14 Absatz 3 Satz 3 und 4 entsprechend.
Artikel 16 (Ausbürgerung, Auslieferung) (1) Die Deutsche Staatsangehörigkeit darf nicht entzogen werden. Der Verlust der Staatsangehörigkeit darf nur auf Grund eines Gesetzes und gegen den Willen des Betroffenen nur dann eintreten, wenn der Betroffene dadurch nicht staatenlos wird. (2) Kein Deutscher darf an das Ausland ausgeliefert werden. Durch Gesetz kann eine abweichende Regelung für Auslieferungen an einen Mitgliedstaat der Europäischen Union oder an einen internationalen Gerichtshof getroffen werden, soweit rechtsstaatliche Grundsätze gewahrt sind. ...
Artikel 17 (Petitionsrecht) Jedermann hat das Recht, sich einzeln oder in Gemeinschaft mit anderen schriftlich mit Bitten oder Beschwerden an die zuständigen Stellen und an die Volksvertretung zu wenden. Anmerkung: Das jedermann zustehende Petitionsrecht wird für Soldaten durch Art. 45b GG ergänzt → A 20 und A 21. Zum Petitionsausschuss → Art. 45c GG. Zu den Grenzen des Petitionsrechts → BVerwG in NZWehrr 94, 249. 31
A 10
Grundgesetz
Art. 17a−19
Artikel 17a (Suspension von Grundrechten) (1) Gesetze über Wehrdienst und Ersatzdienst können bestimmen, dass für die Angehörigen der Streitkräfte und des Ersatzdienstes während der Zeit des Wehr- oder Ersatzdienstes das Grundrecht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten (Artikel 5 Abs. 1 Satz 1 erster Halbsatz), das Grundrecht der Versammlungsfreiheit (Artikel 8) und das Petitionsrecht (Artikel 17), soweit es das Recht gewährt, Bitten oder Beschwerden in Gemeinschaft mit anderen vorzubringen, eingeschränkt werden. (2) Gesetze, die der Verteidigung einschließlich des Schutzes der Zivilbevölkerung dienen, können bestimmen, dass die Grundrechte der Freizügigkeit (Artikel 11) und der Unverletzlichkeit der Wohnung (Artikel 13) eingeschränkt werden. Literatur-Hinweis: Mutschler in NZWehrr 98, 1.
Artikel 18 (Verwirkung von Grundrechten) Wer die Freiheit der Meinungsäußerung, insbesondere die Pressefreiheit (Artikel 5 Absatz 1), die Lehrfreiheit (Artikel 5 Absatz 3), die Versammlungsfreiheit (Artikel 8), die Vereinigungsfreiheit (Artikel 9), das Brief-, Post- und Fernmeldegeheimnis (Artikel 10), das Eigentum (Artikel 14) oder das Asylrecht (Artikel 16a) zum Kampfe gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung missbraucht, verwirkt diese Grundrechte. Die Verwirkung und ihr Ausmaß werden durch das Bundesverfassungsgericht ausgesprochen.
Artikel 19 (Einschränkung von Grundrechten) (1) Soweit nach diesem Grundgesetz ein Grundrecht durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes eingeschränkt werden kann, muss das Gesetz allgemein und nicht nur für den Einzelfall gelten. Außerdem muss das Gesetz das Grundrecht unter Angabe des Artikels nennen. (2) In keinem Fall darf ein Grundrecht in seinem Wesensgehalt angetastet werden. (3) Die Grundrechte gelten auch für inländische juristische Personen, soweit sie ihrem Wesen nach auf diese anwendbar sind. (4) Wird jemand durch die öffentliche Gewalt in seinen Rechten verletzt, so steht ihm der Rechtsweg offen. Soweit eine andere Zuständigkeit nicht begründet ist, ist der ordentliche Rechtsweg gegeben. Artikel 10 Abs. 2 Satz 2 bleibt unberührt. 32
Grundgesetz
Art. 20−21
A 10
II. Der Bund und die Länder Artikel 20 (Demokratische, rechtsstaatliche Verfassung) (1) Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat. (2) Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeübt. (3) Die Gesetzgebung ist an die verfassungsmäßige Ordnung, die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung sind an Gesetz und Recht gebunden. (4) Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist.
Artikel 20a (Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen) Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen und die Tiere im Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung durch die Gesetzgebung und nach Maßgabe von Gesetz und Recht durch die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung.
Artikel 21 (Parteien) (1) Die Parteien wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit. Ihre Gründung ist frei. Ihre innere Ordnung muss demokratischen Grundsätzen entsprechen. Sie müssen über die Herkunft und Verwendung ihrer Mittel sowie über ihr Vermögen öffentlich Rechenschaft geben. (2) Parteien, die nach ihren Zielen oder nach dem Verhalten ihrer Anhänger darauf ausgehen, die freiheitliche demokratische Grundordnung zu beeinträchtigen oder zu beseitigen oder den Bestand der Bundesrepublik zu gefährden, sind verfassungswidrig. Über die Frage der Verfassungswidrigkeit entscheidet das Bundesverfassungsgericht. (3) Das Nähere regeln Bundesgesetze. 33
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Grundgesetz
Art. 22−25
Artikel 22 (Hauptstadt, Bundesflagge) (1) Die Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland ist Berlin. Die Repräsentation des Gesamtstaates in der Hauptstadt ist Aufgabe des Bundes. Das Nähere wird durch Bundesgesetz geregelt. (2) Die Bundesflagge ist schwarz-rot-gold. ...
Artikel 24 (Anschluss an kollektives Sicherheitssystem) (1) Der Bund kann durch Gesetz Hoheitsrechte auf zwischenstaatliche Einrichtungen übertragen. (1a) Soweit die Länder für die Ausübung der staatlichen Befugnisse und die Erfüllung der staatlichen Aufgaben zuständig sind, können sie mit Zustimmung der Bundesregierung Hoheitsrechte auf grenznachbarschaftliche Einrichtungen übertragen. (2) Der Bund kann sich zur Wahrung des Friedens einem System gegenseitiger kollektiver Sicherheit einordnen; er wird hierbei in die Beschränkungen seiner Hoheitsrechte einwilligen, die eine friedliche und dauerhafte Ordnung in Europa und zwischen den Völkern der Welt herbeiführen und sichern. (3) Zur Regelung zwischenstaatlicher Streitigkeiten wird der Bund Vereinbarungen über eine allgemeine, umfassende, obligatorische, internationale Schiedsgerichtsbarkeit beitreten. Anmerkung: 1. Grundlegende Entscheidung zum Einsatz der Bw → BVerfG in NZWehrr 94, 202 m. Anm. Dau in NZWehrr 94, 177 und Trx 94, 378. 2. Zur Verpflichtung des Soldaten zum treuen Dienen auch bei sog. „out of area’’-Einsätzen → BVerwG in NZWehrr 97, 117: Es ist dem Soldaten verwehrt, Gegenstand und Umfang seiner Verpflichtung zum treuen Dienen im Rahmen der Erfüllung des verfassungsmäßigen Auftrages der Bundeswehr nach seiner persönlichen Vorstellung einschränkend zu interpretieren; anderenfalls verstößt er in schwerwiegender Weise gegen die soldatische Kernpflicht.
Artikel 25 (Völkerrecht Bestandteil des Bundesrechts) Die allgemeinen Regeln des Völkerrechts sind Bestandteil des Bundesrechtes. Sie gehen den Gesetzen vor und erzeugen Rechte und Pflichten unmittelbar für die Bewohner des Bundesgebietes. 34
Grundgesetz
Art. 26−34
A 10
Artikel 26 (Verbot des Angriffskriegs) (1) Handlungen, die geeignet sind und in der Absicht vorgenommen werden, das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören, insbesondere die Führung eines Angriffskrieges vorzubereiten, sind verfassungswidrig. Sie sind unter Strafe zu stellen 1. (2) Zur Kriegsführung bestimmte Waffen dürfen nur mit Genehmigung der Bundesregierung hergestellt, befördert und in Verkehr gebracht werden. Das Nähere regelt ein Bundesgesetz. ...
Artikel 33 (Staatsbürgerliche Gleichstellung der Deutschen) (1) Jeder Deutsche hat in jedem Lande die gleichen staatsbürgerlichen Rechte und Pflichten. (2) Jeder Deutsche hat nach seiner Eignung, Befähigung und fachlichen Leistung gleichen Zugang zu jedem öffentlichen Amte 2. (3) Der Genuss bürgerlicher und staatsbürgerlicher Rechte, die Zulassung zu öffentlichen Ämtern sowie die im öffentlichen Dienste erworbenen Rechte sind unabhängig von dem religiösen Bekenntnis. Niemandem darf aus seiner Zugehörigkeit oder Nichtzugehörigkeit zu einem Bekenntnisse oder einer Weltanschauung ein Nachteil erwachsen. (4) Die Ausübung hoheitsrechtlicher Befugnisse ist als ständige Aufgabe in der Regel Angehörigen des öffentlichen Dienstes zu übertragen, die in einem öffentlich-rechtlichen Dienst- und Treueverhältnis stehen. (5) Das Recht des öffentlichen Dienstes ist unter Berücksichtigung der hergebrachten Grundsätze des Berufsbeamtentums zu regeln und fortzuentwickeln.
Artikel 34 (Amtshaftung bei Amtspflichtverletzungen) 3 Verletzt jemand in Ausübung eines ihm anvertrauten öffentlichen Amtes die ihm einem Dritten gegenüber obliegende Amtspflicht, so trifft die Verantwortlichkeit grundsätzlich den Staat oder die Körperschaft, in deren Dienst er steht. Bei Vorsatz oder grober 1 2 3
→ §§ 80 und 80a StGB (C 25b) → § 3 SG (C 01) → § 24 SG (C 01)
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A 10
Grundgesetz
Art. 35−44
Fahrlässigkeit bleibt der Rückgriff vorbehalten. Für den Anspruch auf Schadenersatz und für den Rückgriff darf der ordentliche Rechtsweg nicht ausgeschlossen werden.
Artikel 35 (Rechts- und Amtshilfe) (1) Alle Behörden des Bundes und der Länder leisten sich gegenseitig Rechts- und Amtshilfe. (2) Zur Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung der öffentlichen Sicherheit oder Ordnung kann ein Land in Fällen von besonderer Bedeutung Kräfte und Einrichtungen des Bundesgrenzschutzes zur Unterstützung seiner Polizei anfordern, wenn die Polizei ohne diese Unterstützung eine Aufgabe nicht oder nur unter erheblichen Schwierigkeiten erfüllen könnte. Zur Hilfe bei einer Naturkatastrophe oder bei einem besonders schweren Unglücksfall kann ein Land Polizeikräfte anderer Länder, Kräfte und Einrichtungen anderer Verwaltungen sowie des Bundesgrenzschutzes und der Streitkräfte anfordern. (3) Gefährdet die Naturkatastrophe oder der Unglücksfall das Gebiet mehr als eines Landes, so kann die Bundesregierung, soweit es zur wirksamen Bekämpfung erforderlich ist, den Landesregierungen die Weisung erteilen, Polizeikräfte anderen Ländern zur Verfügung zu stellen, sowie Einheiten des Bundesgrenzschutzes und der Streitkräfte zur Unterstützung der Polizeikräfte einsetzen. Maßnahmen der Bundesregierung nach Satz 1 sind jederzeit auf Verlangen des Bundesrates, im Übrigen unverzüglich nach Beseitigung der Gefahr aufzuheben. ...
III. Der Bundestag ...
Artikel 44 (Untersuchungsausschüsse) (1) Der Bundestag hat das Recht und auf Antrag eines Viertels seiner Mitglieder die Pflicht, einen Untersuchungsausschuss einzusetzen, der in öffentlicher Verhandlung die erforderlichen Beweise erhebt. Die Öffentlichkeit kann ausgeschlossen werden. (2) Auf Beweiserhebungen finden die Vorschriften über Strafprozess sinngemäß Anwendung. Das Brief-, Post- und Fernmeldegeheimnis bleibt unberührt. (3) Gerichte und Verwaltungsbehörden sind zur Rechts- und Amtshilfe verpflichtet. 36
Grundgesetz
Art. 45a−60
A 10
(4) Die Beschlüsse der Untersuchungsausschüsse sind der richterlichen Erörterung entzogen. In der Würdigung und Beurteilung des der Untersuchung zugrunde liegenden Sachverhaltes sind die Gerichte frei. ...
Artikel 45a (Ausschüsse für Auswärtiges und Verteidigung) (1) Der Bundestag bestellt einen Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten und einen Ausschuss für Verteidigung. (2) Der Ausschuss für Verteidigung hat auch die Rechte eines Untersuchungsausschusses. Auf Antrag eines Viertels seiner Mitglieder hat er die Pflicht, eine Angelegenheit zum Gegenstand seiner Untersuchung zu machen. (3) Artikel 44 Absatz 1 findet auf dem Gebiet der Verteidigung keine Anwendung.
Artikel 45b (Wehrbeauftragter des Bundestages) Zum Schutz der Grundrechte und als Hilfsorgan des Bundestages bei der Ausübung der parlamentarischen Kontrolle wird ein Wehrbeauftragter des Bundestages berufen. Das Nähere regelt ein Bundesgesetz 1.
Artikel 45c (1) Der Bundestag bestellt einen Petitionsausschuss, dem die Behandlung der nach Artikel 17 an den Bundestag gerichteten Bitten und Beschwerden obliegt. (2) Die Befugnisse des Ausschusses zur Überprüfung von Beschwerden regelt ein Bundesgesetz 2. ...
V. Der Bundespräsident ...
Artikel 60 (Ernennung der Bundesbeamten) (1) Der Bundespräsident ernennt und entlässt die Bundesrichter, die Bundesbeamten, die Offiziere und Unteroffiziere, soweit gesetzlich nichts anderes bestimmt ist. 1 2
Gesetz über den Wehrbeauftragten des Bundestages → A 20, Erlass „Truppe und Wehrbeauftragter’’ → A 21 Gesetz über die Befugnisse des Petitionsausschusses → ZDv 14/1, Kap. 4
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A 10
Grundgesetz
Art. 65−79
(2) Er übt im Einzelfalle für den Bund das Begnadigungsrecht aus 1. (3) Er kann diese Befugnisse auf andere Behörden übertragen. (4) Die Absätze 2 bis 4 des Artikels 46 finden auf den Bundespräsidenten entsprechende Anwendung. ...
VI. Die Bundesregierung ...
Artikel 65 (Verteilung der Verantwortung) Der Bundeskanzler bestimmt die Richtlinien der Politik und trägt dafür die Verantwortung. Innerhalb dieser Richtlinien leitet jeder Bundesminister seinen Geschäftsbereich selbständig und unter eigener Verantwortung. Über Meinungsverschiedenheiten zwischen den Bundesministern entscheidet die Bundesregierung. Der Bundeskanzler leitet ihre Geschäfte nach einer von der Bundesregierung beschlossenen und vom Bundespräsidenten genehmigten Geschäftsordnung. ...
Artikel 65a (Befehls- und Kommandogewalt) Der Bundesminister für Verteidigung hat die Befehls- und Kommandogewalt über die Streitkräfte. ...
VII. Die Gesetzgebung des Bundes ...
Artikel 73 (Sachgebiete der ausschließlichen Gesetzgebung) (1) Der Bund hat die ausschließliche Gesetzgebung über: 1. die auswärtigen Angelegenheiten sowie die Verteidigung einschließlich des Schutzes der Zivilbevölkerung; ...
Artikel 79 (Änderung des Grundgesetzes) (1) Das Grundgesetz kann nur durch ein Gesetz geändert werden, das den Wortlaut des Grundgesetzes ausdrücklich ändert oder 1
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→ § 5 SG (C 01) und § 19 WDO (C 10); Einzelheiten zum DisziplinarGnadenverfahren → C 19
Grundgesetz
Art. 80a
A 10
ergänzt. Bei völkerrechtlichen Verträgen, die eine Friedensregelung, die Vorbereitung einer Friedensregelung oder den Abbau einer besatzungsrechtlichen Ordnung zum Gegenstand haben oder der Verteidigung der Bundesrepublik zu dienen bestimmt sind, genügt zur Klarstellung, daß die Bestimmungen des Grundgesetzes dem Abschluß und dem Inkrafttreten der Verträge nicht entgegenstehen, eine Ergänzung des Wortlautes des Grundgesetzes, die sich auf diese Klarstellung beschränkt. (2) Ein solches Gesetz bedarf der Zustimmung von zwei Dritteln der Mitglieder des Bundestages und zwei Dritteln der Stimmen des Bundesrates. (3) Eine Änderung dieses Grundgesetzes, durch welche die Gliederung des Bundes in Länder, die grundsätzliche Mitwirkung der Länder bei der Gesetzgebung oder die in den Artikeln 1 und 20 niedergelegten Grundsätze berührt werden, ist unzulässig. ...
Artikel 80a (Spannungsfall) (1) Ist in diesem Grundgesetz oder in einem Bundesgesetz über die Verteidigung einschließlich des Schutzes der Zivilbevölkerung bestimmt, dass Rechtsvorschriften nur nach Maßgabe dieses Artikels angewandt werden dürfen, so ist die Anwendung außer im Verteidigungsfalle nur zulässig, wenn der Bundestag den Eintritt des Spannungsfalles festgestellt oder wenn er der Anwendung besonders zugestimmt hat. Die Feststellung des Spannungsfalles und die besondere Zustimmung in den Fällen des Artikels 12a Abs. 5 Satz 1 und Abs. 6 Satz 2 bedürfen einer Mehrheit von zwei Dritteln der abgegebenen Stimmen. (2) Maßnahmen auf Grund von Rechtsvorschriften nach Absatz 1 sind aufzuheben, wenn der Bundestag es verlangt. (3) Abweichend von Absatz 1 ist die Anwendung solcher Rechtsvorschriften auch auf der Grundlage und nach Maßgabe eines Beschlusses zulässig, der von einem internationalen Organ im Rahmen eines Bündnisvertrages mit Zustimmung der Bundesregierung gefasst wird. Maßnahmen nach diesem Absatz sind aufzuheben, wenn der Bundestag es mit der Mehrheit seiner Mitglieder verlangt. ... 39
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Art. 87a−87b
VIII. Ausführung der Bundesgesetze und die Bundesverwaltung ...
Artikel 87a (Aufstellung und Stärke der Streitkräfte) (1) Der Bund stellt Streitkräfte zur Verteidigung auf. Ihre zahlenmäßige Stärke und die Grundlage ihrer Organisation müssen sich aus dem Haushaltsplan ergeben. (2) Außer zur Verteidigung dürfen die Streitkräfte nur eingesetzt werden, soweit dieses Grundgesetz es ausdrücklich zulässt. (3) Die Streitkräfte haben im Verteidigungsfalle und im Spannungsfalle die Befugnis, zivile Objekte zu schützen und Aufgaben der Verkehrsregelung wahrzunehmen, soweit dies zur Erfüllung ihres Verteidigungsauftrages erforderlich ist. Außerdem kann den Streitkräften im Verteidigungsfalle und im Spannungsfalle der Schutz ziviler Objekte auch zur Unterstützung polizeilicher Maßnahmen übertragen werden; die Streitkräfte wirken dabei mit den zuständigen Behörden zusammen. (4) Zur Abwehr einer drohenden Gefahr für den Bestand oder die freiheitliche demokratische Grundordnung des Bundes oder eines Landes kann die Bundesregierung, wenn die Voraussetzungen des Artikels 91 Abs. 2 vorliegen und die Polizeikräfte sowie der Bundesgrenzschutz nicht ausreichen, Streitkräfte zur Unterstützung der Polizei und des Bundesgrenzschutzes beim Schutze von zivilen Objekten und bei der Bekämpfung organisierter und militärisch bewaffneter Aufständischer einsetzen. Der Einsatz von Streitkräften ist einzustellen, wenn der Bundestag oder der Bundesrat es verlangen.
Artikel 87b (Bundeswehrverwaltung) (1) Die Bundeswehrverwaltung wird in bundeseigener Verwaltung mit eigenem Verwaltungsunterbau geführt. Sie dient den Aufgaben des Personalwesens und der unmittelbaren Deckung des Sachbedarfs der Streitkräfte. Aufgaben der Beschädigtenversorgung und des Bauwesens können der Bundeswehrverwaltung nur durch Bundesgesetz, das der Zustimmung des Bundesrates bedarf, übertragen werden. Der Zustimmung des Bundesrates bedürfen ferner Gesetze, soweit sie die Bundeswehrverwaltung zu Eingriffen in Rechte Dritter ermächtigen; das gilt nicht für Gesetze auf dem Gebiete des Personalwesens. (2) Im Übrigen können Bundesgesetze, die der Verteidigung einschließlich des Wehrersatzwesens und des Schutzes der Zivilbevöl40
Grundgesetz
Art. 91−93
A 10
kerung dienen, mit Zustimmung des Bundesrates bestimmen, dass sie ganz oder teilweise in bundeseigener Verwaltung mit eigenem Verwaltungsunterbau oder von den Ländern im Auftrage des Bundes ausgeführt werden. Werden solche Gesetze von den Ländern im Auftrage des Bundes ausgeführt, so können sie mit Zustimmung des Bundesrates bestimmen, dass die der Bundesregierung und den zuständigen obersten Bundesbehörden auf Grund des Artikels 85 zustehenden Befugnisse ganz oder teilweise Bundesoberbehörden übertragen werden; dabei kann bestimmt werden, dass diese Behörden beim Erlass allgemeiner Verwaltungsvorschriften gemäß Artikel 85 Absatz 2 Satz 1 nicht der Zustimmung des Bundesrates bedürfen. ...
Artikel 91 (Abwehr von Gefahren für Bundesbestand) (1) Zur Abwehr einer drohenden Gefahr für den Bestand oder die freiheitliche demokratische Grundordnung des Bundes oder eines Landes kann ein Land Polizeikräfte anderer Länder sowie Kräfte und Einrichtungen anderer Verwaltungen und des Bundesgrenzschutzes anfordern. (2) Ist das Land, in dem die Gefahr droht, nicht selbst zur Bekämpfung der Gefahr bereit oder in der Lage, so kann die Bundesregierung die Polizei in diesem Lande und die Polizeikräfte anderer Länder ihren Weisungen unterstellen sowie Einheiten des Bundesgrenzschutzes einsetzen. Die Anordnung ist nach Beseitigung der Gefahr, im Übrigen jederzeit auf Verlangen des Bundesrates aufzuheben. Erstreckt sich die Gefahr auf das Gebiet mehr als eines Landes, so kann die Bundesregierung, soweit es zur wirksamen Bekämpfung erforderlich ist, den Landesregierungen Weisungen erteilen; Satz 1 und Satz 2 bleiben unberührt. ...
IX. Die Rechtsprechung Artikel 92 (Gerichtsorganisation) Die rechtsprechende Gewalt ist den Richtern anvertraut; sie wird durch das Bundesverfassungsgericht, durch die in diesem Grundgesetze vorgesehenen Bundesgerichte und durch die Gerichte der Länder ausgeübt.
Artikel 93 (Bundesverfassungsgericht, Zuständigkeit) (1) Das Bundesverfassungsgericht entscheidet: 1. über die Auslegung dieses Grundgesetzes aus Anlass von Streitigkeiten über den Umfang der Rechte und Pflichten eines 41
A 10 2.
Grundgesetz
Art. 94–95
obersten Bundesorgans oder anderer Beteiligter, die durch dieses Grundgesetz oder in der Geschftsordnung eines obersten Bundesorgans mit eigenen Rechten ausgestattet sind; bei Meinungsverschiedenheiten oder Zweifeln ber die fçrmliche und sachliche Vereinbarkeit von Bundesrecht oder Landesrecht mit diesem Grundgesetze oder die Vereinbarkeit von Landesrecht mit sonstigem Bundesrechte auf Antrag der Bundesregierung, einer Landesregierung oder eines Viertels der Mitglieder des Bundestages;
... 4a. ber Verfassungsbeschwerden, die von jedermann mit der Behauptung erhoben werden kçnnen, durch die çffentliche Gewalt in einem seiner Grundrechte oder in einem seiner in Artikel 20 Abs. 4, 33, 38, 101, 103 und 104 enthaltenen Rechte verletzt zu sein; ... (2) Das Bundesverfassungsgericht wird ferner in den ihm sonst durch Bundesgesetz zugewiesenen Fllen ttig.
Artikel 94
(Bundesverfassungsgericht, Mitglieder)
(1) Das Bundesverfassungsgericht besteht aus Bundesrichtern und anderen Mitgliedern. Die Mitglieder des Bundesverfassungsgerichtes werden je zur Hlfte vom Bundestage und vom Bundesrate gewhlt. Sie drfen weder dem Bundestage, dem Bundesrate, der Bundesregierung noch entsprechenden Organen eines Landes angehçren. (2) Ein Bundesgesetz regelt seine Verfassung und das Verfahren und bestimmt, in welchen Fllen seine Entscheidungen Gesetzeskraft haben. Es kann fr Verfassungsbeschwerden die vorherige Erschçpfung des Rechtsweges zur Voraussetzung machen und ein besonderes Annahmeverfahren vorsehen.
Artikel 95
(Oberste Gerichtshçfe)
(1) Fr die Gebiete der ordentlichen, der Verwaltungs-, der Finanz-, der Arbeits- und der Sozialgerichtsbarkeit errichtet der Bund als oberste Gerichtshçfe den Bundesgerichtshof, das Bundesverwaltungsgericht, den Bundesfinanzhof, das Bundesarbeitsgericht und das Bundessozialgericht. (2) ber die Berufung der Richter dieser Gerichte entscheidet der fr das jeweilige Sachgebiet zustndige Bundesminister gemeinsam mit einem Richterwahlausschuss, der aus den fr das jeweilige 42
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Art. 96
A 10
Sachgebiet zuständigen Ministern der Länder und einer gleichen Anzahl von Mitgliedern besteht, die vom Bundestage gewählt werden. (3) Zur Wahrung der Einheitlichkeit der Rechtsprechung ist ein Gemeinsamer Senat der in Absatz 1 genannten Gerichte zu bilden. Das Nähere regelt ein Bundesgesetz.
Artikel 96 (Bundesgerichte) (1) Der Bund kann für Angelegenheiten des gewerblichen Rechtsschutzes ein Bundesgericht errichten. (2) Der Bund kann Wehrstrafgerichte für die Streitkräfte als Bundesgerichte errichten. Sie können die Strafgerichtsbarkeit nur im Verteidigungsfalle sowie über Angehörige der Streitkräfte ausüben, die in das Ausland entsandt oder an Bord von Kriegsschiffen eingeschifft sind. Das Nähere regelt ein Bundesgesetz. Diese Gerichte gehören zum Geschäftsbereich des Bundesjustizministers. Ihre hauptamtlichen Richter müssen die Befähigung zum Richteramt haben. (3) Oberster Gerichtshof für die in Absatz 1 und 2 genannten Gerichte ist der Bundesgerichtshof. (4) Der Bund kann für Personen, die zu ihm in einem öffentlichrechtlichen Dienstverhältnis stehen, Bundesgerichte zur Entscheidung in Disziplinarverfahren und Beschwerdeverfahren errichten. (5) Für Strafverfahren auf den folgenden Gebieten kann ein Bundesgesetz mit Zustimmung des Bundesrates vorsehen, dass Gerichte der Länder Gerichtsbarkeit des Bundes ausüben: 1. Völkermord; 2. völkerstrafrechtliche Verbrechen gegen die Menschlichkeit; 3. Kriegsverbrechen; 4. andere Handlungen, die geeignet sind und in der Absicht vorgenommen werden, das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören (Artikel 26 Abs. 1); 5. Staatsschutz. Anmerkungen: 1. Zu Absatz 2: Ein entsprechendes Gesetz über die Errichtung von Wehrstrafgerichten ist bislang nicht erlassen worden. 2. Zu Absatz 4 → § 68 ff. WDO (C 10) und §§ 17, 21 WBO (C 30) 3. Zu Absatz 5 → VStGB (C 22) ... 43
A 10
Grundgesetz
Art. 101−104
Artikel 101 (Ausnahmegerichte) (1) Ausnahmegerichte sind unzulässig. Niemand darf seinem gesetzlichen Richter entzogen werden. (2) Gerichte für besondere Sachgebiete können nur durch Gesetz errichtet werden.
Artikel 102 (Abschaffung der Todesstrafe) Die Todesstrafe ist abgeschafft.
Artikel 103 (Grundrechte des Angeklagten) (1) Vor Gericht hat jedermann Anspruch auf rechtliches Gehör. (2) Eine Tat kann nur bestraft werden, wenn die Strafbarkeit gesetzlich bestimmt war, bevor die Tat begangen wurde. (3) Niemand darf wegen derselben Tat auf Grund der allgemeinen Strafgesetze mehrmals bestraft werden.
Artikel 104 (Rechtsgarantien bei Freiheitsentziehung) (1) Die Freiheit der Person kann nur auf Grund eines förmlichen Gesetzes und unter Beachtung der darin vorgeschriebenen Formen beschränkt werden. Festgehaltene Personen dürfen weder seelisch noch körperlich misshandelt werden. (2) Über die Zulässigkeit und Fortdauer einer Freiheitsentziehung hat nur der Richter zu entscheiden. Bei jeder nicht auf richterlicher Anordnung beruhenden Freiheitsentziehung ist unverzüglich eine richterliche Entscheidung herbeizuführen. Die Polizei darf aus eigener Machtvollkommenheit niemanden länger als bis zum Ende des Tages nach dem Ergreifen in eigenem Gewahrsam halten. Das Nähere ist gesetzlich zu regeln 1. (3) Jeder wegen des Verdachtes einer strafbaren Handlung vorläufig Festgenommene ist spätestens am Tage nach der Festnahme dem Richter vorzuführen, der ihm die Gründe der Festnahme mitzuteilen, ihn zu vernehmen und ihm Gelegenheit zu Einwendungen zu geben hat. Der Richter hat unverzüglich entweder einen mit 1
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z. B. Mitwirkung des Richters bei der Verhängung von Disziplinararrest → § 40 WDO (C 10)
Grundgesetz
Art. 115a
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Gründen versehenen schriftlichen Haftbefehl zu erlassen oder die Freilassung anzuordnen 1. (4) Von jeder richterlichen Entscheidung über die Anordnung oder Fortdauer einer Freiheitsentziehung ist unverzüglich ein Angehöriger des Festgehaltenen oder eine Person seines Vertrauens zu benachrichtigen. ...
Xa. Ve rt e i d i g u n g s f a l l Artikel 115a (Feststellung des Verteidigungsfalles) (1) Die Feststellung, dass das Bundesgebiet mit Waffengewalt angegriffen wird oder ein solcher Angriff unmittelbar droht (Verteidigungsfall), trifft der Bundestag mit Zustimmung des Bundesrates. Die Feststellung erfolgt auf Antrag der Bundesregierung und bedarf einer Mehrheit von zwei Dritteln der abgegebenen Stimmen, mindestens der Mehrheit der Mitglieder des Bundestages. (2) Erfordert die Lage unabweisbar ein sofortiges Handeln und stehen einem rechtzeitigen Zusammentritt des Bundestages unüberwindliche Hindernisse entgegen oder ist er nicht beschlussfähig, so trifft der Gemeinsame Ausschuss diese Feststellung mit einer Mehrheit von zwei Dritteln der abgegebenen Stimmen, mindestens der Mehrheit seiner Mitglieder. (3) Die Feststellung wird vom Bundespräsidenten gemäß Artikel 82 im Bundesgesetzblatt verkündet. Ist dies nicht rechtzeitig möglich, so erfolgt die Verkündung in anderer Weise; sie ist im Bundesgesetzblatt nachzuholen, sobald die Umstände es zulassen. (4) Wird das Bundesgebiet mit Waffengewalt angegriffen und sind die zuständigen Bundesorgane außerstande, sofort die Feststellung nach Absatz 1 Satz 1 zu treffen, so gilt diese Feststellung als getroffen und als zu dem Zeitpunkt verkündet, in dem der Angriff begonnen hat. Der Bundespräsident gibt diesen Zeitpunkt bekannt, sobald die Umstände es zulassen. (5) Ist die Feststellung des Verteidigungsfalles verkündet und wird das Bundesgebiet mit Waffengewalt angegriffen, so kann der Bundespräsident völkerrechtliche Erklärungen über das Bestehen des Verteidigungsfalles mit Zustimmung des Bundestages abgeben. Unter den Voraussetzungen des Absatzes 2 tritt an die Stelle des Bundestages der Gemeinsame Ausschuss. 1
→ § 128 StPO (C 27)
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Art. 115b
Artikel 115b (Übergang der Befehls- und Kommandogewalt) Mit der Verkündung des Verteidigungsfalles geht die Befehls- und Kommandogewalt über die Streitkräfte auf den Bundeskanzler über. ...
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Wehrbeauftragter
§1
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Gesetz über den Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages (Gesetz zu Artikel 45b des Grundgesetzes − WBeauftrG) Vom 16. Juni 1982 BGBl. I S. 677; VMBl 1982 S. 194 ZDv 14/1 Zuletzt geändert durch Gesetz vom 5. Mai 2004 BGBl. I S. 718 (844) − Au sz u g − Literatur-Hinweis: Busch, Der Wehrbeauftragte, Heidelberg, 5. Aufl. 1999 (Hüthig-Verlag)
Vorbemerkung: Durch Artikel 45b Grundgesetz ist der Wehrbeauftragte als Hilfsorgan des Deutschen Bundestages bei der Ausübung der parlamentarischen Kontrolle über die Bundeswehr eingerichtet worden. Mit dem Eingaberecht an den Wehrbeauftragten bzw. die Wehrbeauftragte wird dem Soldaten eine zusätzliche parlamentarische Petitionsinstanz eröffnet. Das Eingaberecht lässt die sonstigen Rechtsschutzmöglichkeiten des Soldaten, insbesondere das Petitionsrecht an den Deutschen Bundestag und die förmliche Beschwerde nach der WBO unberührt. Bei der Bearbeitung von Wehrbeauftragten-Angelegenheiten ist der Erlass „Truppe und Wehrbeauftragter’’ (→ A 21) zu beachten.
§ 1 Verfassungsrechtliche Stellung; Aufgaben (1) Der Wehrbeauftragte nimmt seine Aufgaben als Hilfsorgan des Bundestages bei der Ausübung der parlamentarischen Kontrolle wahr. (2) Der Wehrbeauftragte wird auf Weisung des Bundestages oder des Verteidigungsausschusses zur Prüfung bestimmter Vorgänge tätig. Eine Weisung kann nur erteilt werden, wenn der Verteidigungsausschuss den Vorgang nicht zum Gegenstand seiner eigenen Beratung macht. Der Wehrbeauftragte kann bei dem Verteidigungsausschuss um eine Weisung zur Prüfung bestimmter Vorgänge nachsuchen. 47
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Wehrbeauftragter
§§ 2−3
(3) Der Wehrbeauftragte wird nach pflichtgemäßem Ermessen auf Grund eigener Entscheidung tätig, wenn ihm bei Wahrnehmung seines Rechts aus § 3 Nr. 4, durch Mitteilung von Mitgliedern des Bundestages, durch Eingaben nach § 7 oder auf andere Weise Umstände bekannt werden, die auf eine Verletzung der Grundrechte der Soldaten oder der Grundsätze der Inneren Führung schließen lassen. Ein Tätigwerden des Wehrbeauftragten nach Satz 1 unterbleibt, soweit der Verteidigungsausschuss den Vorgang zum Gegenstand seiner eigenen Beratung gemacht hat. Anmerkung: Der Wehrbeauftragte wird auf Weisung des Bundestages oder des Verteidigungsausschusses in bestimmten Fällen oder auf Grund eigener Entscheidung tätig. Der Wehrbeauftragte wird ausschließlich tätig zum Schutz der Grundrechte und der Grundsätze der Inneren Führung. Sein Tätigwerden kann veranlasst werden durch − Erkenntnisse bei Truppenbesuchen, − Eingaben von Soldaten, − Mitteilungen von Bundestagsabgeordneten oder − andere Hinweise (z. B. Presseartikel).
§ 2 Berichtspflichten (1) Der Wehrbeauftragte erstattet für das Kalenderjahr dem Bundestag einen schriftlichen Gesamtbericht (Jahresbericht). (2) Er kann jederzeit dem Bundestag oder dem Verteidigungsausschuss Einzelberichte vorlegen. (3) Wird der Wehrbeauftragte auf Weisung tätig, so hat er über das Ergebnis seiner Prüfung auf Verlangen einen Einzelbericht zu erstatten.
§ 3 Amtsbefugnisse Der Wehrbeauftragte hat in Erfüllung der ihm übertragenen Aufgaben die folgenden Befugnisse: 1. Er kann vom Bundesminister der Verteidigung und allen diesem unterstellten Dienststellen und Personen Auskunft und Akteneinsicht verlangen. Diese Rechte können ihm nur verweigert werden, soweit zwingende Geheimhaltungsgründe entgegen48
Wehrbeauftragter
2. 3. 4.
5.
6.
§3
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stehen. Die Entscheidung über die Verweigerung trifft der Bundesminister der Verteidigung selber oder sein ständiger Stellvertreter im Amt; er hat sie vor dem Verteidigungsausschuss zu vertreten. Auf Grund einer Weisung nach § 1 Abs. 2 und bei einer Eingabe, der eine Beschwer des Einsenders zugrunde liegt, ist der Wehrbeauftragte berechtigt, den Einsender sowie Zeugen und Sachverständige anzuhören. Diese erhalten eine Entschädigung oder Vergütung nach dem Justizvergütungsund -entschädigungsgesetz. Er kann den zuständigen Stellen Gelegenheit zur Regelung einer Angelegenheit geben. Er kann einen Vorgang der für die Einleitung des Straf- oder Disziplinarverfahrens zuständigen Stelle zuleiten. Er kann jederzeit alle Truppenteile, Stäbe, Dienststellen und Behörden der Bundeswehr und ihre Einrichtungen auch ohne vorherige Anmeldung besuchen. Dieses Recht steht dem Wehrbeauftragten ausschließlich persönlich zu. Die Sätze 2 und 3 aus Nummer 1 finden entsprechende Anwendung. Er kann vom Bundesminister der Verteidigung zusammenfassende Berichte über die Ausübung der Disziplinarbefugnis in den Streitkräften und von den zuständigen Bundes- und Landesbehörden statistische Berichte über die Ausübung der Strafrechtspflege anfordern, soweit dadurch die Streitkräfte oder ihre Soldaten berührt werden. Er kann in Strafverfahren und gerichtlichen Disziplinarverfahren den Verhandlungen der Gerichte beiwohnen, auch soweit die Öffentlichkeit ausgeschlossen ist. Er hat im gleichen Umfang wie der Anklagevertreter und der Vertreter der Einleitungsbehörde das Recht, die Akten einzusehen. Die Befugnis aus Satz 1 steht ihm auch in Antrags- und Beschwerdeverfahren nach der Wehrdisziplinarordnung und der Wehrbeschwerdeordnung vor den Wehrdienstgerichten sowie in Verfahren vor den Gerichten der Verwaltungsgerichtsbarkeit, die mit seinem Aufgabenbereich zusammenhängen, zu; in diesen Verfahren hat er das Recht zur Akteneinsicht wie ein Verfahrensbeteiligter.
Anmerkung: § 3 legt die Amtsbefugnisse des Wehrbeauftragten im Einzelnen fest. Er kann in der Sache selbst nicht unmittelbar abhelfen und weder ein Straf- noch ein Disziplinarverfahren einleiten. Er kann nur Anregungen an die zuständigen Stellen geben. Einzelheiten → A 21, Nr. 3. 49
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Wehrbeauftragter
§§ 4−7
§ 4 Amtshilfe Gerichte und Verwaltungsbehörden des Bundes, der Länder und der Gemeinden sind verpflichtet, dem Wehrbeauftragten bei der Durchführung der erforderlichen Erhebungen Amtshilfe zu leisten.
§ 5 Allgemeine Richtlinien; Weisungsfreiheit (1) Der Bundestag und der Verteidigungsausschuss können allgemeine Richtlinien für die Arbeit des Wehrbeauftragten erlassen. (2) Der Wehrbeauftragte ist − unbeschadet des § 1 Abs. 2 − von Weisungen frei.
§ 6 Anwesenheitspflicht Der Bundestag und der Verteidigungsausschuss können jederzeit die Anwesenheit des Wehrbeauftragten verlangen.
§ 7 Eingaberecht des Soldaten Jeder Soldat hat das Recht, sich einzeln ohne Einhaltung des Dienstweges unmittelbar an den Wehrbeauftragten zu wenden. Wegen der Tatsache der Anrufung des Wehrbeauftragten darf er nicht dienstlich gemaßregelt oder benachteiligt werden. Anmerkung: Der Soldat kann sich − einzeln − ohne Einhaltung des Dienstweges − ohne Einhaltung einer Frist − schriftlich oder mündlich − unter Namensnennung an den Wehrbeauftragten wenden. Er kann alle dienstlichen und persönlichen Belange vortragen. Er muss nicht selbst betroffen sein; z. B. in der Eingabe wird die falsche Behandlung eines Kameraden gerügt oder allgemein auf Missstände in der Kompanie hingewiesen. Aus der Eingabe muss der Einsender allerdings zweifelsfrei erkennbar sein. Anonyme Eingaben werden nicht behandelt (§ 8). Durch das Eingaberecht wird das Recht zur Beschwerde nach der Wehrbeschwerdeordnung nicht berührt. Ein Schreiben an den Wehrbeauftragten kann im Einzelfall zugleich eine Beschwerde 50
Wehrbeauftragter
§§ 8−10
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nach der WBO darstellen; z. B. ein an den Wehrbeauftragten gerichtetes Schreiben geht innerhalb der Beschwerdefrist mit dem Vorwurf der persönlichen unrichtigen Behandlung durch den Zugführer beim nächsten Disziplinarvorgesetzten ein (→ A 21, Nr. 7). Wegen der Tatsache der Anrufung des Wehrbeauftragten darf der Soldat nicht dienstlich gemaßregelt oder auf andere Weise benachteiligt werden. Dies schließt jedoch nicht aus, dass der Soldat wegen des Inhalts der Eingabe, z. B. wegen beleidigender Äußerungen, disziplinar- oder strafrechtlich zur Rechenschaft gezogen wird → ZDv 14/3 B 129 und (entsprechend für Wehrbeschwerden) C 224 (C 33g). Literatur-Hinweis: Spranger in NZWehrr 98, 8.
Die Überprüfungsergebnisse des Wehrbeauftragten sind keine rechtsmittelfähigen Bescheide. Der Soldat kann gegen das Überprüfungsergebnis keine Beschwerde einlegen.
§ 8 Anonyme Eingaben Anonyme Eingaben werden nicht bearbeitet. Anmerkung: In der Praxis des Wehrbeauftragten erfährt dieses gesetzliche Verbot allerdings Ausnahmen. Im Gegensatz dazu verpflichtet § 32 Abs. 1 WDO (C 10) den zuständigen Disziplinarvorgesetzten, auch anonym mitgeteilten Sachverhalten nachzugehen, wenn diese den Verdacht eines Dienstvergehens rechtfertigen.
§ 9 Vertraulichkeit der Eingaben Wird der Wehrbeauftragte auf Grund einer Eingabe tätig, so steht es in seinem Ermessen, die Tatsache der Eingabe und den Namen des Einsenders bekannt zu geben. Er soll von der Bekanntgabe absehen, wenn der Einsender es wünscht und der Erfüllung des Wunsches keine Rechtspflichten entgegenstehen.
§ 10 Verschwiegenheitspflicht (1) Der Wehrbeauftragte ist auch nach Beendigung seines Amtsverhältnisses verpflichtet, über die ihm amtlich bekannt gewordenen Angelegenheiten Verschwiegenheit zu bewahren. Dies gilt nicht für Mitteilungen im dienstlichen Verkehr oder über Tatsachen, die offenkundig sind oder ihrer Bedeutung nach keiner Geheimhaltung bedürfen. 51
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Wehrbeauftragter
§§ 11−15
(2) Der Wehrbeauftragte darf, auch wenn er nicht mehr im Amt ist, über solche Angelegenheiten ohne Genehmigung weder vor Gericht noch außergerichtlich aussagen oder Erklärungen abgeben. Die Genehmigung erteilt der Präsident des Bundestages im Einvernehmen mit dem Verteidigungsausschuss. (3) Die Genehmigung, als Zeuge auszusagen, darf nur versagt werden, wenn die Aussage dem Wohl des Bundes oder eines deutschen Landes Nachteile bereiten oder die Erfüllung öffentlicher Aufgaben ernstlich gefährden oder erheblich erschweren würde. (4) Unberührt bleibt die gesetzlich begründete Pflicht, Straftaten anzuzeigen und bei Gefährdung der freiheitlichen demokratischen Grundordnung für deren Erhaltung einzutreten.
§ 11 (weggefallen) § 12 Unterrichtungspflichten durch Bundes- und Länderbehörden Die Justiz- und Verwaltungsbehörden des Bundes und der Länder sind verpflichtet, den Wehrbeauftragten über die Einleitung des Verfahrens, die Erhebung der öffentlichen Klage, die Anordnung der Untersuchung im Disziplinarverfahren und den Ausgang des Verfahrens zu unterrichten, wenn einer dieser Behörden die Vorgänge vom Wehrbeauftragten zugeleitet worden sind. ...
§ 15 Rechtsstellung des Wehrbeauftragten; Beginn und Beendigung des Amtsverhältnisses (1) Der Wehrbeauftragte steht nach Maßgabe dieses Gesetzes in einem öffentlich-rechtlichen Amtsverhältnis. Der Präsident des Bundestages ernennt den Gewählten. (2) Das Amtsverhältnis beginnt mit der Aushändigung der Urkunde über die Ernennung oder, falls der Eid vorher geleistet worden ist (§ 14 Abs. 4), mit der Vereidigung. (3) Das Amtsverhältnis endet außer durch Ablauf der Amtszeit nach § 14 Abs. 2 oder durch den Tod 1. mit der Abberufung, 2. mit der Entlassung auf Verlangen. (4) Der Bundestag kann auf Antrag des Verteidigungsausschusses seinen Präsidenten beauftragen, den Wehrbeauftragten abzuberufen. Dieser Beschluss bedarf der Zustimmung der Mehrheit der Mitglieder des Bundestages. 52
Wehrbeauftragter
§§ 16−18
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(5) Der Wehrbeauftragte kann jederzeit seine Entlassung verlangen. Der Präsident des Bundestages spricht die Entlassung aus.
§ 16 Sitz des Wehrbeauftragten; Leitender Beamter; Beschäftigte; Haushalt (1) Der Wehrbeauftragte hat seinen Sitz beim Bundestag. (2) Den Wehrbeauftragten unterstützt ein Leitender Beamter. Weitere Beschäftigte werden dem Wehrbeauftragten für die Erfüllung seiner Aufgaben beigegeben. Die Beamten beim Wehrbeauftragten sind Bundestagsbeamte nach § 176 des Bundesbeamtengesetzes in der Fassung der Bekanntmachung vom 3. Januar 1977 (BGBl. I S. 1, 795, 842), zuletzt geändert durch § 27 des Gesetzes vom 26. Juni 1981 (BGBl. I S. 553). Der Wehrbeauftragte ist Vorgesetzter der ihm beigegebenen Beschäftigten. (3) Die dem Wehrbeauftragten für die Erfüllung seiner Aufgaben zur Verfügung zu stellende notwendige Personal- und Sachausstattung ist im Einzelplan des Bundestages in einem eigenen Kapitel auszuweisen. Anmerkung: Anschrift → A 21, Nr. 10a
§ 17 Vertretung des Wehrbeauftragten (1) Der Leitende Beamte nimmt die Rechte des Wehrbeauftragten mit Ausnahme des Rechts nach § 3 Nr. 4 bei Verhinderung und nach Beendigung des Amtsverhältnisses des Wehrbeauftragten bis zum Beginn der Amtsverhältnisses eines Nachfolgers wahr. § 5 Abs. 2 findet entsprechende Anwendung. (2) Ist der Wehrbeauftragte länger als drei Monate verhindert, sein Amt auszuüben, oder sind nach Beendigung des Amtsverhältnisses des Wehrbeauftragten mehr als drei Monate verstrichen, ohne dass das Amtsverhältnis eines Nachfolgers begonnen hat, so kann der Verteidigungsausschuss den Leitenden Beamten ermächtigen, das Recht aus § 3 Nr. 4 wahrzunehmen.
§ 18 Amtsbezüge; Versorgung ...
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A 21
Truppe u. Wehrbeauftragter
Truppe und Wehrbeauftragter VMBl 2001 S. 149 ZDv 14/1, Anlg. 1
A. Verfassungsrechtliche Stellung des Wehrbeauftragten 1. Der Deutsche Bundestag beruft zum Schutz der Grundrechte der Soldaten und zur Überwachung der Einhaltung der Grundsätze der Inneren Führung den Wehrbeauftragten als sein Hilfsorgan bei der Ausübung der parlamentarischen Kontrolle. Auf Weisung des Deutschen Bundestages oder des Verteidigungsausschusses des Deutschen Bundestages kann der Wehrbeauftragte auch mit der Prüfung von Vorgängen beauftragt werden, die weder dem Schutz der Grundrechte noch der Überwachung der Einhaltung der Grundsätze der Inneren Führung dienen. Das Nähere bestimmt das Gesetz über den Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages (Gesetz zu Artikel 45b des Grundgesetzes − WBeauftrG) in der ab 24. Juni 1982 geltenden Fassung der Bekanntmachung vom 16. Juni 1982 (BGBl. I S. 677 und VMBl S. 193) 1.
B. Aufgaben und Befugnisse des Wehrbeauftragten 2. Der Wehrbeauftragte wird tätig − auf Weisung des Deutschen Bundestages oder des Verteidigungsausschusses zur Prüfung bestimmter Vorgänge, − nach pflichtgemäßem Ermessen aufgrund eigener Entscheidung, wenn ihm Umstände bekannt werden, die auf eine Verletzung der Grundrechte der Soldaten oder der Grundsätze der Inneren Führung schließen lassen. 3. Der Wehrbeauftragte hat in Erfüllung seiner Aufgaben die folgenden Befugnisse: 1
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→ A 20
Truppe u. Wehrbeauftragter
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a)
Er kann von allen dem Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) unterstellten Dienststellen und Personen Auskunft und Akteneinsicht verlangen. Diese Rechte können nur verweigert werden, soweit zwingende Geheimhaltungsgründe entgegenstehen. b) Er kann den Einsender sowie Zeugen und Sachverständige anhören, wenn er auf Weisung des Deutschen Bundestages oder des Verteidigungsausschusses zur Prüfung bestimmter Vorgänge tätig wird und bei Eingaben, denen eine Beschwerde zugrunde liegt. c) Er kann jederzeit alle Truppenteile, Stäbe, Dienststellen und Behörden der Bundeswehr und ihre Einrichtungen auch ohne vorherige Anmeldung besuchen. Das Besuchsrecht ist dem Wehrbeauftragten persönlich vorbehalten. Dieses Recht steht nach Ermächtigung durch den Verteidigungsausschuss auch dem Leitenden Beamten zu. Die Wahrnehmung dieses Rechts kann nur verweigert werden, soweit zwingende Geheimhaltungsgründe entgegenstehen. d) Er kann auch nichtöffentlichen Verhandlungen der Strafgerichte, der Verwaltungsgerichte und der Wehrdienstgerichte, die mit seinem Aufgabenbereich zusammenhängen, beiwohnen; in diesen Verfahren hat er das Recht zur Akteneinsicht wie ein Verfahrensbeteiligter. e) Er kann den zuständigen Stellen Gelegenheit zur Regelung der Angelegenheit geben. f) Er kann einen Vorgang der für die Einleitung eines Straf- oder Disziplinarverfahrens zuständigen Stelle zuleiten. Mit Ausnahme des Besuchsrechts nach Nummer 3 Buchstabe c können die Befugnisse des Wehrbeauftragten auch von seinen Mitarbeitern wahrgenommen werden. Informationsbesuche der Mitarbeiter sind vorher anzumelden.
C. Verfahrensregelung 4. Wehrbeauftragtenangelegenheiten sind vordringlich zu bearbeiten. Bei längerer Dauer der Bearbeitung ist der Wehrbeauftragte in angemessenen Zeitabständen über den Stand der Angelegenheit durch die Dienststelle zu unterrichten, die die Stellungnahme abzugeben hat. Wenn im Zusammenhang mit einem Ersuchen des Wehrbeauftragten um Auskunft oder Akteneinsicht Zweifel bestehen, ob − der betreffende Sachverhalt auf eine Grundrechtsverletzung oder einen Verstoß gegen die Grundsätze der Inneren Führung 55
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Truppe u. Wehrbeauftragter
schließen lässt oder ob eine Weisung des Deutschen Bundestages oder des Verteidigungsausschusses des Deutschen Bundestages vorliegt, − zwingende Geheimhaltungsgründe dem Ersuchen entgegenstehen oder wenn im Zusammenhang mit einem Besuch des Wehrbeauftragten Zweifel bestehen, ob − zwingende Geheimhaltungsgründe dem Besuch entgegenstehen, ist unverzüglich die Entscheidung des BMVg einzuholen. Der Wehrbeauftragte ist hierüber zu unterrichten. 5. Für die Bearbeitung der vom Wehrbeauftragten übersandten Ersuchen gilt Folgendes: a) Wird vom Wehrbeauftragten ein Angehöriger der Bundeswehr persönlich angeschrieben, hat dieser selbst zu antworten. b) Wendet der Wehrbeauftragte sich an eine Dienststelle, so ist der Leiter der Dienststelle für die Beantwortung des Ersuchens verantwortlich; die abschließende Stellungnahme hat er selbst zu zeichnen. Die Untersuchungen führt der jeweils zuständige Disziplinarvorgesetzte durch. Festgestellte Mängel sind abzustellen. c) Werden übergeordnete Vorgesetzte zu einer Stellungnahme aufgefordert, so veranlassen sie die Überprüfung des Sachverhalts und übersenden deren Ergebnis zusammen mit der eigenen Stellungnahme an den Wehrbeauftragten. d) Kommandobehörden von Division an aufwärts und entsprechende Dienststellen legen dem BMVg bei Angelegenheiten von grundsätzlicher oder weit reichender Bedeutung ihre Stellungnahmen zusammen mit den entstandenen wesentlichen Vorgängen nach Abgang auf dem Dienstweg vor. e) Darüber hinaus sind dem BMVg alle von Dienststellen der Bundeswehr abgegebenen Stellungnahmen mit den entstandenen wesentlichen Vorgängen nach Abgang auf dem Dienstweg vorzulegen, wenn − der Angelegenheit politische oder öffentliche Bedeutung beizumessen ist oder − in der Sache ein disziplinargerichtliches Verfahren oder ein Strafverfahren eingeleitet oder zu erwarten ist. f) Soweit Soldaten im Zusammenhang mit ihren Eingaben an den Wehrbeauftragten die behandelnden Ärzte oder ärztlichen 56
Truppe u. Wehrbeauftragter
g)
h)
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Gutachter von ihrer ärztlichen Schweigepflicht entbinden, bezieht sich dies im Zweifel ausschließlich auf deren Stellungnahmen unmittelbar gegenüber dem Wehrbeauftragten. Mehrausfertigungen dieser Stellungnahmen sowie diesen beigefügte Anlagen, die anderen Dienststellen − einschließlich des BMVg − auf dem Dienstweg vorzulegen sind, dürfen daher in der Regel keine Tatsachen oder Wertungen enthalten, die der ärztlichen Schweigepflicht unterliegen. Die an den Wehrbeauftragten gerichteten Stellungnahmen sind gegebenenfalls so abzufassen, dass die der ärztlichen Schweigepflicht unterliegenden Aussagen in einer besonderen Anlage zusammengefasst und nur dem Wehrbeauftragten unmittelbar mit dem Originalschreiben übersandt werden. Über Eingaben, deren Inhalt und entsprechende Stellungnahmen, haben alle Beteiligten auch untereinander die Pflicht zur Verschwiegenheit gemäß § 14 SG 1 zu beachten, soweit es nicht die unmittelbare Bearbeitung der Eingabe betrifft. Den Vorgang zur Belehrung auszuwerten, ist erst nach Abschluss des Verfahrens zulässig. Die Namen der Beteiligten dürfen hierbei nicht bekannt gegeben werden. Das Verfahren ist in der Regel in diesem Zusammenhang als abgeschlossen zu betrachten, wenn zwei Monate nach Abgabe der Stellungnahme keine Rückäußerung des Wehrbeauftragten mehr eingeht. Teilt der Wehrbeauftragte den Abschluss des Verfahrens mit, so ist dies mit dem Ergebnis seiner Prüfung den beteiligten Dienststellen und den von der Eingabe betroffenen Personen bekannt zu geben. Eingaben, die der Wehrbeauftragte Dienststellen zur Stellungnahme übersendet, dürfen grundsätzlich nicht in Beschwerden nach den Bestimmungen der Wehrbeschwerdeordnung (WBO) 2 umgedeutet werden, es sei denn, die Umdeutung entspricht einem ausdrücklichen Willen des Petenten. 6.
Macht der Wehrbeauftragte von seinem Anhörungsrecht (Nummer 3 Buchstabe b) Gebrauch, ist er dabei in jeder Hinsicht zu unterstützen. Der Wehrbeauftragte belehrt Einsender, Sachverständige oder Zeugen über ihre Rechte bei der Anhörung; eine Aussagepflicht besteht nicht. Für die Anhörung ist, soweit erforderlich, Dienstbefreiung oder Sonderurlaub gemäß § 9 Soldatenur1 2
→ C 01 → C 30
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laubsverordnung (SUV) 1 i. V. mit Nummer 72 der Ausführungsbestimmungen zur SUV (ZDv 14/5 F 511) zu erteilen. Soweit über Gegenstände angehört werden soll, die der Pflicht zur Verschwiegenheit unterliegen, kann der Angehörte über Vorgänge bis zum Verschlussgrad VS-NfD aussagen. Bei Vorgängen mit höherem VS-Grad hat der Wehrbeauftragte die Aussagegenehmigung beim zuständigen Disziplinarvorgesetzten einzuholen. Kann der zuständige Disziplinarvorgesetzte die Genehmigung nicht erteilen, holt er die Entscheidung seiner Vorgesetzten ein. Die Genehmigung zu versagen, bleibt dem BMVg vorbehalten. Die angehörten Personen werden entsprechend dem Gesetz über die Entschädigung von Zeugen und Sachverständigen in der Fassung der Bekanntmachung vom 1. Oktober 1969 (BGBl. I S. 1756), zuletzt geändert durch Artikel 11 des Gesetzes vom 26. November 1979 (BGBl. I S. 1953 und 1980 S. 137), entschädigt. Zeugen haben binnen drei Monaten nach der Anhörung, Sachverständige innerhalb der vom Wehrbeauftragten gesetzten Frist die Entschädigung bei dem Wehrbeauftragten zu beantragen. 7. Ist der Sachverhalt einer Eingabe an den Wehrbeauftragten gleichzeitig Gegenstand einer Beschwerde nach der WBO oder Wehrdisziplinarordnung (WDO) 2, dann gilt: a) Hat ein Soldat Beschwerde nach der WBO einschließlich der Disziplinarbeschwerde nach § 42 WDO eingelegt und richtet er eine Eingabe in gleicher Angelegenheit an den Wehrbeauftragten, so ist der Wehrbeauftragte über Sachstand und Fortgang der Beschwerdesache zu unterrichten. Eine Mehrausfertigung der Entscheidung ist ihm unverzüglich zuzuleiten. Die Einlegung eines Rechtsbehelfs sowie die Unanfechtbarkeit sind gesondert mitzuteilen. b) Bezieht sich die Eingabe des Soldaten an den Wehrbeauftragten auch auf Angelegenheiten, die der Soldat nicht zum Gegenstand seiner Beschwerde gemacht hat, ist bezüglich dieses Teils der Eingabe wie bei sonstigen Eingaben zu verfahren. c) Werden aufgrund einer Eingabe an den Wehrbeauftragten disziplinare Ermittlungen aufgenommen, so ist der Wehrbeauftragte hiervon zu unterrichten. Nach Abschluss des Verfahrens 1 2
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→ BwKalender C 40a → C 10
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ist ihm die getroffene Entscheidung mitzuteilen. In einem disziplinargerichtlichen Verfahren sind auch wesentliche Zwischenentscheidungen mitzuteilen. 8. Für die Bearbeitung von Vorgängen, die der Wehrbeauftragte Dienststellen der Bundeswehr zur Regelung in eigener Zuständigkeit übersendet, gilt Folgendes: a) Richtet sich der Vorgang gegen einen Soldaten, ist er dessen nächstem Disziplinarvorgesetzten zuzuleiten. Sonstige Vorgänge sind der Stelle zuzuleiten, die den Gegenstand des Vorgangs zu beurteilen hat. b) Die zu Buchstabe a) bezeichnete Stelle hat dem Einsender auf dem Dienstweg einen Bescheid zu erteilen, der auch mündlich durch dessen Disziplinarvorgesetzten eröffnet werden kann. Der Wehrbeauftragte ist über die abschließende Behandlung der Angelegenheit in Kenntnis zu setzen. c) Durch eine Eingabe an den Wehrbeauftragten werden die Rechtsbehelfe nach der WBO und der WDO nicht ersetzt. Selbst wenn eine Eingabe an den Wehrbeauftragten als Beschwerde oder als Antrag nach der WBO oder der WDO anzusehen ist, werden die dort festgelegten Fristen nur dann gewahrt, wenn die Eingabe innerhalb dieser Frist bei der für die Entgegennahme der Beschwerde oder des Antrags zuständigen Stelle eingeht. 9. Truppenbesuche des Wehrbeauftragten aus besonderem Anlass (z. B. in Zusammenhang mit besonderen Vorkommnissen oder mehreren gleich lautenden oder ähnlichen Eingaben im Bereich desselben Truppenteils) sind dem BMVg fernschriftlich nach folgendem Muster zu melden: Anschrift: BMVg − Fü S I 3 − nachrichtlich: Führungsstab der betreffenden Teilstreitkraft bzw. OrgBereich (Fü H I 1, Fü L I 2, Fü M I 1, InSan II 3, Fü SKB I 3) Betr.: Truppenbesuch des Wehrbeauftragten aus besonderem Anlass − Zeitpunkt, − Truppenteil, − Standort und Unterkunft, − Anlass. 59
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Truppe u. Wehrbeauftragter D. Unterrichtung der Soldaten 10.
Alle Soldaten sind über die Aufgaben und Befugnisse des Wehrbeauftragten zu Beginn der Grundausbildung und erneut nach Versetzung in die Stammeinheit durch den Disziplinarvorgesetzten zu unterrichten. Dabei ist insbesondere auf Folgendes hinzuweisen: a) Jeder Soldat hat das Recht, sich unmittelbar, ohne Einhaltung des Dienstweges, mit Eingaben an den Wehrbeauftragten zu wenden. Die Anschrift des Wehrbeauftragten lautet: Der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, Platz der Republik 1, 11011 Berlin. Die Anschrift ist gemäß ZDv 10/5 ,,Leben in der militärischen Gemeinschaft’’ Nummer 230 durch Aushang an der Informationstafel in der Einheit/Dienststelle bekannt zu geben. b) Soldaten können sich nur einzeln an den Wehrbeauftragten wenden. c) Anonyme Eingaben werden nicht bearbeitet (§ 8 WBeauftrG). d) Wendet sich ein Soldat vor Abfassung seiner Eingabe an seinen Disziplinarvorgesetzten, ist ihm Rat und Hilfe zu gewähren. Es ist ein Dienstvergehen und zugleich eine Straftat nach § 35 Wehrstrafgesetz 1, wenn Vorgesetzte durch Befehle, Drohungen, Versprechungen, Geschenke oder sonst auf pflichtwidrige Weise Untergebene davon abhalten, Eingaben an den Wehrbeauftragten zu richten oder Eingaben unterdrücken. Auch der Versuch ist strafbar und kann im Übrigen als Dienstvergehen geahndet werden. e) Der Soldat darf keine Nachteile erleiden, weil er sich mit einer Eingabe an den Wehrbeauftragten gewandt hat. Enthält die Eingabe Dienstpflichtverletzungen oder Straftaten, z. B. Beleidigungen oder Verleumdungen, kann dies als Dienstvergehen disziplinar geahndet oder strafgerichtlich verfolgt werden (vgl. ZDv 14/3 B 129) 2. f) Unterlagen, die höher als VS-NfD eingestuft sind, dürfen Eingaben an den Wehrbeauftragten nicht beigefügt werden. Tatsachen, die einem höheren Geheimhaltungsgrad als VS-NfD unterliegen, dürfen in Eingaben an den Wehrbeauftragten 1 2
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→ C 20 → auch C 33g
Truppe u. Wehrbeauftragter
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nicht enthalten sein. Erscheint die Mitteilung solcher Umstände aus der Sicht des Petenten erforderlich, kann der Soldat den Wehrbeauftragten hierauf hinweisen.
E. Schlussbemerkungen 11. Von allen Vorgesetzten wird erwartet, vertrauensvoll mit dem Wehrbeauftragten zusammenzuarbeiten und ihm damit die Möglichkeit zu geben, sich schnell und gründlich zu unterrichten. Verständnis des Soldaten für unsere Staats- und Rechtsordnung, Vertrauen zur Demokratie, aber auch zur Bundeswehr können damit wesentlich gefördert werden. 12. Alle Disziplinarvorgesetzten sind aufgefordert, Erfahrungen auf dem Dienstweg an BMVg − Fü S I 3 − zu melden. 13. Der Erlass ,,Truppe und Wehrbeauftragter’’ in der Fassung VMBl 1984 S. 59 wird aufgehoben. BMVg, 28. Mai 2001 Fü S I 3 − Az 39-20-00
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Grundbegriffe militär. Organisation
Grundbegriffe zur militärischen Organisation Unterstellungsverhältnisse Dienstliche Anweisungen ZDv 1/50 − Neufassung 1996 −
Vorbemerkung 1. Die Dienstvorschrift enthält eine Zusammenstellung grundlegender organisatorischer Begriffe und Regelungen. Sie gilt für die Streitkräfte. 2. Wegen des engen Zusammenhanges der ,,Verordnung über die Regelung des militärischen Vorgesetztenverhältnisses (Vorgesetztenverordnung − VorgV)’’ mit den Unterstellungsverhältnissen ist die VorgV als Anlage 1 1 in dieser Vorschrift enthalten. Bei den Nato-Unterstellungsverhältnissen (Nrn. 211 bis 215) und den Streitkräfteklassifizierungen der NATO (Anlage 4) 2 handelt es sich um sinngerechte Übersetzungen der entsprechenden Nummern des NATO-Dokuments MC 57/3 ,,Overall Organization of the Integrated NATO Forces’’. 3. Soweit in dieser Dienstvorschrift nur Beispiele aus dem Bereich des Heeres angeführt sind, gelten für die Luftwaffe, die Marine, die Streitkräftebasis (SKB) und den Zentralen Sanitätsdienst der Bundeswehr (ZSanDstBw) die in diesen Organisationsbereichen verwendeten Dienststellenbezeichnungen entsprechender Ebene (Anlage 2).2 ...
Kapitel 1 Grundbegriffe zur militärischen Organisation I. Organisation des Geschäftsbereichs des Bundesministeriums der Verteidigung 101. Der Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung (BMVg) (Anlage 3) 2 umfasst: 1 2
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→ C 02a hier nicht abgedruckt
Grundbegriffe militär. Organisation − − − − −
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das Ministerium, die Streitkräfte, die Bundeswehrverwaltung, die Rechtspflege und die Militärseelsorge.
102. Das Bundesministerium der Verteidigung wird durch den Bundesminister der Verteidigung als Geschäftsbereich geleitet. Es hat im Wesentlichen drei Funktionen: − Fachressort für militärische Verteidigung im Rahmen der Gesamtverteidigung; − Führungsinstanz des Inhabers der Befehls- und Kommandogewalt für die Streitkräfte und − Oberste Dienstbehörde für die Bundeswehrverwaltung, die Rechtspflege und die Militärseelsorge. 103. Die Streitkräfte gliedern sich in: − die Teilstreitkräfte (TSK) Heer, Luftwaffe, Marine; − die Streitkräftebasis (SKB) und − den Zentralen Sanitätsdienst der Bundeswehr (ZSanDstBw). 104. Die Bundeswehrverwaltung umfasst: − die Territoriale Wehrverwaltung und − den Rüstungsbereich. Aufgaben der Bundeswehrverwaltung werden in den Streitkräften von − Abteilungen Verwaltung, − Truppenverwaltungen und − Krankenhausverwaltungen wahrgenommen. II. Militärische Gliederungsformen 1) 105. Eine militärische Dienststelle ist ein durch Organisationsbefehl oder -weisung aufgestelltes selbständiges organisatorisches Element im Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung, das einen zugewiesenen Aufgabenbereich im Rahmen erteilter Befugnisse eigenverantwortlich wahrnimmt. Die Gesamtheit der einer Dienststelle übertragenen Aufgaben, Befugnisse und Pflichten wird als Zuständigkeit bezeichnet. 1
)
Übersicht in Anlage 2 (hier nicht abgedruckt)
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Grundbegriffe militär. Organisation
106. Eine Einrichtung ist eine Zusammenfassung von Personal und Material zum Zwecke der Ausbildung, Betreuung, Versorgung oder Unterstützung der Truppe (z. B. Schule, Akademie, Bundeswehrkrankenhaus, Institut, Truppenübungsplatzkommandantur, Depot).1) 107. Truppe ist eine Sammelbezeichnung für Einheiten, Verbände und Großverbände der Streitkräfte ohne Berücksichtigung der Gliederungsformen. 108. Truppenteil ist die allgemeine Bezeichnung für Einheiten, Verbände und Großverbände, deren Struktur festgelegt ist. Es wird nach aktiven, teilaktiven und nichtaktiven Truppenteilen unterschieden. Bei einem aktiven Truppenteil sind alle Organisationselemente der nächstniedrigen Ebene − ausgenommen Feldersatzeinheiten oder -teileinheiten − im Frieden aktiv. Bei einem teilaktiven Truppenteil ist mindestens ein Organisationselement der nächstniedrigen Ebene im Frieden teilaktiv oder nichtaktiv. Bei einem nichtaktiven Truppenteil ist im Frieden nur Gerät eingelagert und das zur Erhaltung der Einsatzfähigkeit des Gerätes erforderliche Personal vorhanden. Den Status eines aktiven Truppenteils erhält er erst im Falle der Mobilmachung, durch Aktivierung bei Übungen oder auf besondere Weisung. 109. Eine Einheit ist die unterste militärische Gliederungsform, deren Führer grundsätzlich Disziplinargewalt hat. Die Grundform der Einheit ist die Kompanie. 110. Eine Teileinheit ist jede Gliederungsform unterhalb der Ebene der Einheit, deren Führer grundsätzlich keine Disziplinargewalt hat. 111. Ein Verband ist die gliederungsmäßige und/oder zeitlich begrenzte Zusammenfassung mehrerer Einheiten in der Stärke eines Bataillons oder Regiments. Er hat einen Stab. 112. Ein Großverband ist die gliederungsmäßige und/oder zeitlich begrenzte Zusammenfassung von verschiedenen Truppenteilen von der Stärke einer Brigade an aufwärts. 113. Eine Kommandobehörde ist eine militärische Dienststelle, die in der Regel Großverbände auf der Ebene Brigade oder Division führt. 1
)
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Eine militärische Anlage (Infrastrukturbegriff) dagegen ist eine Zusammenfassung von ortsfesten militärischen Objekten zu einem einheitlichen Zweck (z. B. Kaserne, Fliegerhorst, Truppenübungsplatz, Befestigung).
Grundbegriffe militär. Organisation
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114. Eine Höhere Kommandobehörde ist eine militärische Dienststelle vom Korpskommando oder von entsprechenden Dienststellen gemäß Anlage 2 an aufwärts. 115. Ein Amt nimmt auf der Ebene Kommandobehörde oder Höhere Kommandobehörde neben Führungsaufgaben überwiegend Fachaufgaben wahr. 116. In einem Stab sind die Unterstützungselemente des militärischen Führers zur Führung von unterstellten Einheiten, Verbänden, Großverbänden oder sonstigen Dienststellen der Streitkräfte zusammengefasst. Er gliedert sich in der Regel den Führungsgrundgebieten (FGG) entsprechend in die Abteilungen/Sachgebiete: − Personalwesen, Innere Führung, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit (FGG 1), − Militärisches Nachrichtenwesen (FGG 2), − Führung, Organisation, Ausbildung (FGG 3), − Logistik (FGG 4), − Führungsdienst (FGG 6). Weitere Abteilungen /Sachgebiete (z. B. für Sanitätsdienst, Verwaltung) können hinzutreten. 117. Eine Befehlsstelle ist der örtlich bestimmte Platz der Führung eines Truppenteils. Eine nicht örtlich bestimmte Befehlsstelle zu Lande, zu Wasser oder in der Luft, aus der ein Führer für begrenzte Zeit führt, wird als bewegliche Befehlsstelle bezeichnet. Befehlsstellen der Oberen Führung (Nr. 119) werden in der Regel als Hauptquartier bezeichnet. Im Einsatz führen die Befehlsstellen der Mittleren und Unteren Führung die einheitliche Bezeichnung Gefechtsstand. III. Führungsebenen 1) 118. Oberste Führung und damit höchste nationale Führungsebene für die Streitkräfte ist das BMVg. 119. Obere Führung ist die dem BMVg unmittelbar nachgeordnete Führungsebene in den Streitkräften. 120. Mittlere Führung ist die Führung von Großverbänden bis zur Ebene Korps einschließlich. 1
)
Im Bereich der NATO werden oberhalb der Korpsebene unterschieden − entsprechend der Bezeichnung ihrer Befehlshaber − die PSC-, MSC- und MNC-Ebene (in aufsteigender Reihenfolge − siehe Nr. 123).
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Grundbegriffe militär. Organisation
121. Untere Führung ist die Führung bis zur Verbandsebene einschließlich. IV. Dienststellen 122. Der Generalinspekteur der Bundeswehr ist der ranghöchste Soldat der Bundeswehr. Er ist die unmittelbar dem Bundesminister der Verteidigung nachgeordnete ministerielle Instanz für die Entwicklung und Realisierung einer Gesamtkonzeption der militärischen Verteidigung und militärischer Berater der Bundesregierung. Die Inspekteure der TSK Heer, Luftwaffe und Marine bzw. der Inspekteur des Sanitätsdienstes der Bundeswehr sind dem Bundesminister der Verteidigung in ihrer Eigenschaft als truppendienstliche Vorgesetzte verantwortlich für das Herstellen und Erhalten der Einsatzbereitschaft ihrer TSK bzw. ihres Organisationsbereichs. Gleiches gilt für den Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr hinsichtlich der ihm truppendienstlich unterstellten Zentralen Militärischen Bundeswehrdienststellen. Generalinspekteur, Stellvertreter des Generalinspekteurs, Inspekteure und ihre Stäbe gehören organisatorisch zum BMVg. 123. Ein Befehlshaber führt im nationalen Bereich das Heeresoder Luftwaffenführungskommando bzw. das Flottenkommando oder ein Wehrbereichskommando und die diesen unterstellten Truppenteile. Nationaler Befehlshaber ist die Bezeichnung für nationale Führer, die gemäß NATO-Dokument MC 36/2 (revised) ,,Division of Responsibilities in Wartime between the National Commanders and the Major and Subordinate Allied Commanders’’ für bestimmte nationale Unterstützungsaufgaben gegenüber in Deutschland eingesetzten NATO-Streitkräften zuständig sind. Nationaler Befehlshaber im Einsatzgebiet (NatBefh i. E.) ist die allgemeine Bezeichnung für den deutschen Führer eines deutschen Kontingentes im Einsatzgebiet bei Einsätzen außerhalb deutschen Hoheitsgebietes. Seine Aufgaben, Befugnisse und genaue Bezeichnung werden im Einzelfall festgelegt. Für den Bereich der NATO werden unterschieden: Oberste NATOBefehlshaber auf der Ebene ,,Major NATO Commanders (MNC)’’, Oberbefehlshaber auf der Ebene ,,Major Subordinate Commanders (MSC)’’ und Befehlshaber auf der Ebene ,,Principal Subordinate Commanders (PSC)’’. Im Übrigen wird die Bezeichnung Befehlshaber von Fall zu Fall festgelegt. 66
Grundbegriffe militär. Organisation
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124. Ein Kommandierender General führt einen Großverband des Heeres in der Größenordnung eines Korps oder einen entsprechenden Großverband der Luftwaffe. 125. Ein Amtschef leitet ein Amt, sofern für die Dienststellung nicht eine gesonderte Bezeichnung festgelegt ist. 126. Ein Kommandeur führt: − ein Unterstützungskommando des Heeres, der Luftwaffe oder der Marine; − einen Großverband oder Verband des Heeres, der Luftwaffe oder der Marine oder − eine Schule, in der die Ausbildung militärisch organisiert ist. Im Übrigen wird die Bezeichnung Kommandeur von Fall zu Fall festgelegt. 127. Ein Kommodore führt ein fliegendes Geschwader oder ein Flugabwehrraketengeschwader. 128. Ein Chefarzt führt ein Bundeswehrkrankenhaus. 129. Ein Dienstältester Deutscher Offizier (DDO) ist der truppendienstliche Führer der bei einer zwischenstaatlichen oder überstaatlichen Organisation eingesetzten deutschen Soldaten; bei einer Dienststelle der Bundeswehrverwaltung oder einer nationalen zivilen Dienststelle heißt er Dienstältester Offizier (DO). 130. Ein Chef (z. B. Kompaniechef) führt eine Einheit. Bei Luftwaffe und Marine sowie in der Heeresfliegertruppe wird der Chef einer fliegenden Staffel abweichend hiervon als Staffelkapitän bezeichnet. 131. Dienststellenleiter im Allgemeinen ist, wer eine Dienststelle im Sinne dieser Vorschrift leitet. Im Besonderen ist Leiter die Bezeichnung der Dienststellung des Leiters eines Fachdienstes (z. B. Leiter Militärisches Geowesen, Leiter Militärmusikdienst, Leitender Sanitätsoffizier) oder eines Dienststellenleiters, für den keine der Bezeichnungen nach Nrn. 123 bis 131 anzuwenden und nicht im Einzelfall besondere Bezeichnungen festgelegt sind (z. B. Leiter Standortsanitätszentrum/Facharztzentrum). Darüber hinaus werden Abteilungen, Sachgebiete und Fachbereiche innerhalb von Stäben in der Regel von Leitern geführt (z. B. Abteilungsleiter, Gruppenleiter, Dezernatsleiter). 132. Ein Chef des Stabes leitet und koordiniert die Arbeit in Stäben von der Divisionsebene an aufwärts. 133. Ein Kommandant führt ein gepanzertes Fahrzeug des Heeres, ein Transportflugzeug der Luftwaffe, ein Schiff oder Boot der 67
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Grundbegriffe militär. Organisation
Marine. Kommandanten sind auch die mit Vorgesetzteneigenschaften nach § 3 VorgV in militärischen Anlagen betrauten Offiziere (z. B. Kasernenkommandant). Im Übrigen wird die Bezeichnung Kommandant von Fall zu Fall festgelegt. 134. Ein Inspizient nimmt − unabhängig von der durch die truppendienstlichen Vorgesetzten wahrzunehmenden Dienstaufsicht − in speziellen Fach- und Aufgabengebieten der Streitkräfte Inspizierungsaufgaben wahr (z. B. Inspizient für die freiwillige Reservistenarbeit der Bundeswehr, Inspizient für die Unteroffizierausbildung im Heer). Ein Inspizient wird durch den Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr oder einen Inspekteur eingesetzt. 135. Führer ist eine allgemeine Bezeichnung für unmittelbare militärische Vorgesetzte (z. B. Truppführer, Gruppenführer, Zugführer, Führer Gefechtsverband), soweit nicht besondere Bezeichnungen (Nrn. 123 bis 133) festgelegt sind.
Kapitel 2 Unterstellungsverhältnisse I. Nationale Unterstellungsregelungen 201. Unterstellung ist im militärischen Bereich das Verhältnis zwischen: − dem Soldaten und seinem militärischen Vorgesetzten (persönliches Unterstellungsverhältnis) entsprechend der VorgV 1; − nachgeordneten und übergeordneten Dienststellen (institutionelles Unterstellungsverhältnis). Soweit nicht anders vermerkt, gelten für dieses Unterstellungsverhältnis die Regelungen der persönlichen Unterstellung entsprechend. Die Besonderheiten der Unterstellung zwischen Beamten/Arbeitnehmern und Soldaten beschreibt die Nr. 206.2 202. Die truppendienstliche Unterstellung ist das grundlegende Unterstellungsverhältnis in den Streitkräften. Sie leitet sich aus der Organisation der Streitkräfte ab und umfasst alle Aufgaben eines Vorgesetzten, deren Erledigung der Herstellung und Erhaltung der Einsatzbereitschaft des ihm anvertrauten Personals und Materials dient. Hierzu gehören im Wesentlichen, soweit nicht 1 2
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→ C 02a → C 02b
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andere Unterstellungsverhältnisse nach den Nrn. 204 und 205 angeordnet sind: − die persönlichen − insbesondere die disziplinaren − Angelegenheiten, − die Ausbildung, − die Versorgung sowie − sonstige fachliche Angelegenheiten. Die truppendienstliche Unterstellung umfasst nicht die Unterstellung für den Einsatz (Nr. 203). 203. Die Unterstellung für den Einsatz 1) ist die Unterstellung für Vorbereitung und Durchführung von Einsatzaufgaben. Ein Einsatz liegt vor, wenn die Streitkräfte insgesamt, Teile davon oder einzelne Soldaten ihren vom Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland (GG) vorgegebenen Auftrag erfüllen. Der Auftrag der Streitkräfte ergibt sich aus den Artikeln 87a, 24 Abs. 2 und 35 GG.2) Für Truppenteile in einer NATO-Unterstellung gelten die Nrn. 210 bis 215. Besteht bei Übungen, Vorbereitung und Durchführung von nationalen Einsätzen die Notwendigkeit einer Abstufung der Unterstellung für den Einsatz, sind in den Einsatzbefehlen die NATO-Unterstellungsverhältnisse der Nrn. 211 bis 215 sinngemäß anzuwenden. 204. Die Unterstellung im besonderen Aufgabenbereich ist das Verhältnis zwischen einem Soldaten und einem Vorgesetzten, dem nach seiner Dienststellung ein besonderer Aufgabenbereich zugewiesen ist (§ 3 VorgV). Sie ist dann anzuordnen, wenn die Unterstellung nicht nur vorübergehend (i. S. des § 5 VorgV) in fachlichen Angelegenheiten von der truppendienstlichen Unterstellung abweicht. Das Unterstellungsverhältnis ist nach dem Inhalt der Aufgaben zu bezeichen (z. B. Personalführung, Versorgung, nationale, territoriale Aufgaben, Pionierwesen, Fernmeldebetrieb, Verkehrsführung, Wachdienst, Truppengattung, Dienstzweig, Fachrichtung). 205. Die fachdienstliche Unterstellung ist das Verhältnis zwischen einem Soldaten und einem Vorgesetzten, dem nach seiner durch entsprechende Qualifikation begründeten Dienststellung die 1
)
2
)
gilt auch für Verwendungen im Sinne der ,,Führungsweisung’’ des Bundesministers der Verteidigung vom 14. 07. 1995 im Einzelnen: Art. 87a Abs. 1 und Art. 24 Abs. 2 sowie Art. 87a Abs. 3, Art. 87a Abs. 4, Art. 35 Abs. 2 Satz 2 und Abs. 3 GG (→ A 10)
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Leitung eines Fachdienstes des Soldaten obliegt (§ 2 VorgV). Entsprechend gilt dies auch für fachdienstlich nachgeordnete und vorgesetzte Dienststellen/Einrichtungen, soweit deren Hauptaufgaben fachdienstlicher Art sind. Sie erfolgt neben und unabhängig von der truppendienstlichen Unterstellung und der Unterstellung für den Einsatz. Die Fälle fachdienstlicher Unterstellung sind auf Ausnahmen beschränkt. Die Entscheidung über die Einrichtung eines Fachdienstes liegt beim Bundesministerium der Verteidigung 1). 206. Die allgemeindienstliche Unterstellung ist als persönliches Unterstellungsverhältnis innerhalb einer Dienststelle die Regelung des Vorgesetztenverhältnisses zwischen Soldaten und Beamten/Arbeitnehmern der Bundeswehr. Diese Unterstellung umfasst alle dienstlichen Obliegenheiten mit Ausnahme der personalrechtlichen − insbesondere disziplinaren − Angelegenheiten, für deren Erledigung die truppendienstlichen Vorgesetzten der Soldaten bzw. die Dienstvorgesetzten/Vorgesetzten der Beamten/Arbeitnehmer zuständig sind. Die allgemeindienstliche Unterstellung umfasst in der Regel auch die dienstliche Anordnungsbefugnis (Nr. 311) in fachlichen Angelegenheiten. Als institutionelles Unterstellungsverhältnis meint sie die Unterstellung einer militärischen Dienststelle, die im Frieden durch zivile Mitarbeiter betrieben wird, unter eine vorgesetzte militärische Dienststelle. II. Weitere nationale organisatorische Regelungen 207. Die wirtschaftliche Zuständigkeit bezeichnet den Auftrag einer Dienststelle, die Aufgaben auf den Gebieten der Truppenverwaltung und Truppenversorgung 2) wahrzunehmen. Militärische Dienststellen, Einrichtungen und abgesetzte Teileinheiten, die zur Wahrnehmung solcher Aufgaben nicht über die hierzu erforderlichen organisatorischen Voraussetzungen verfügen, sind in truppenverwaltungs- und truppenversorgungsmäßiger Hinsicht durch Organisationsbefehl ganz oder teilweise einer anderen 1
)
2
)
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Es bestehen zurzeit folgende Fachdienste: Sanitätsdienst, Militärgeographischer Dienst, Militärmusikdienst. VMBl 1957 S. 600 und 1958 S. 306 (Abgrenzungserlasse)
Grundbegriffe militär. Organisation
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Dienststelle der Streitkräfte oder − im Ausnahmefall ) − der Territorialen Wehrverwaltung zuzuordnen. 1
208. Auf Zusammenarbeit angewiesen werden durch Befehl militärische Führer bzw. Dienststellen/Einrichtungen/Kommandobehörden, die in keinem Unterstellungsverhältnis zueinander stehen und in besonderer Weise zusammenarbeiten sollen. Die Zusammenarbeit verpflichtet zur gegenseitigen Unterrichtung, Beratung und Unterstützung in allen Angelegenheiten, deren gemeinsame Erledigung der militärische Dienst erfordert. In der Regel wird einer der militärischen Führer mit der Koordinierung der Zusammenarbeit beauftragt (siehe auch Nr. 215). III. Multinationale Unterstellungsregelungen 209. Die integrierte Unterstellung ist das Verhältnis des bei einer NATO-Dienststelle eingesetzten Soldaten zu dem Leiter dieser Dienststelle. Sie umfasst alle Angelegenheiten des Soldaten mit Ausnahme der: − persönlichen − insbesondere disziplinaren − Angelegenheiten, − Versorgung, soweit diese der Bundeswehr obliegt und − vertraglich festgelegten, nicht übertragenen Befugnisse. Sofern nicht anders geregelt, gilt die integrierte Unterstellung auch außerhalb der NATO für die in multinationalen Kommandobehörden, Dienststellen und Verbänden eingesetzten Soldaten (siehe Nr. 311). 210. Die NATO-Unterstellungsverhältnisse (Nrn. 211 bis 215) sind in dem NATO-Dokument MC 57/3 ,,Overall Organization of the Integrated NATO Forces’’ geregelt. Sie sind mit Ausnahme der Nr. 215 Abstufungen der Unterstellung für den Einsatz. Sie bestimmen das Verhältnis von NATO-Befehlshabern zu den Führern der unterstellten Truppenteile. Die verwendeten Begriffe ,,Command’’ und ,,Control’’ bedeuten so viel wie Befehlsgewalt, Befehlsbefugnis, ohne dass ihnen dieselbe rechtliche Bedeutung zukommt (siehe Nr. 311). Der Zeitpunkt der Unterstellung unter einen NATO-Befehlshaber (Transfer of Authority (ToA)) ist abhängig von der NATO-Streitkräfteklasse, der ein Truppenteil zugeordnet ist (Anlage 4) und/ oder der nationalen politischen Billigung. 211. Operational Command ist die einem militärischen Führer übertragene Befugnis, unterstellten Führern Aufträge zu erteilen 1
)
Klein- und Kleinstdienststellen (z. B. Fernmeldeanlage)
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Grundbegriffe militär. Organisation
oder Aufgaben zuzuweisen, Truppenteile zu dislozieren, die Unterstellung von Kräften neu zu regeln sowie Operational Control (Nr. 212) und/oder Tactical Control (Nr. 214) je nach Notwendigkeit selbst auszuüben oder zu übertragen. ,,Operational Command’’ schließt nicht ohne weiteres truppendienstliche oder logistische Zuständigkeiten ein. 212. Operational Control ist die einem militärischen Führer übertragene Befugnis, ihm unterstellte Kräfte so zu führen, dass er bestimmte Aufträge oder Aufgaben erfüllen kann, die im Allgemeinen nach Art, Zeit und Raum begrenzt sind, sowie die betreffenden Truppenteile zu dislozieren und Tactical Control (Nr. 214) über diese Truppenteile selbst auszuüben oder zu übertragen. Operational Control umfasst weder die Befugnis, den gesonderten Einsatz von Teilen dieser Truppenteile anzuordnen, noch sind truppendienstliche oder logistische Befugnisse ohne weiteres darin eingeschlossen. 213. Tactical Command ist die einem militärischen Führer übertragene Befugnis, den ihm unterstellten Kräften Aufgaben zur Erfüllung des ihm von einer übergeordneten Führungsebene erteilten Auftrags zuzuweisen. 214. Tactical Control ist die ins Einzelne gehende und im Allgemeinen örtliche Führung von Bewegungen oder taktischen Maßnahmen, die zur Erfüllung der erteilten Aufträge oder übertragenen Aufgaben erforderlich sind. 215. Coordinating Authority ist die einem militärischen Führer oder einer entsprechend beauftragten Person erteilte Befugnis, bestimmte Aufgaben oder Tätigkeiten zu koordinieren, an denen Streitkräfte mehrerer Staaten oder Kommandobereiche, mehrere Teilstreitkräfte oder mehrere Truppenteile derselben Teilstreitkraft beteiligt sind. Der Betreffende ist befugt, eine Beratung zwischen den beteiligten Stellen oder ihren Vertretern zu fordern, hat jedoch nicht die Befugnis, eine Einigung zu erzwingen. Bei Meinungsverschiedenheiten zwischen den beteiligten Stellen soll er versuchen, in Besprechungen grundsätzliche Übereinstimmung zu erreichen. Gelingt ihm dies nicht, legt er die Angelegenheit der zuständigen Stelle vor.
Kapitel 3 Dienstliche Anweisungen 301. Die Befugnis, zu dienstlichen Zwecken Anweisungen zu erteilen und die Pflicht, diese zu befolgen, ergibt sich aus dem 72
Grundbegriffe militär. Organisation
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Unterstellungsverhältnis. Dienstliche Anweisungen ergehen regelmäßig als Weisungen, Befehle, Dienstliche Anordnungen oder Richtlinien. Sie haben den Zweck, den Willen des Vorgesetzten nach Inhalt, Richtung und Form so auszudrücken, dass durch die Ausführung der dienstlichen Anweisung seine Absicht erreicht wird. Sofern möglich, soll jede dienstliche Anweisung Unterrichtungen und Hinweise für die Ausführung enthalten und dem Untergebenen Raum für sein freies Ermessen lassen. Innerhalb dieses Ermessens kann er über Art, Ort und Zeit der Ausführung in eigener Verantwortung entscheiden. Dienstliche Anweisungen sind grundsätzlich auf dem Dienstweg 1) an den Empfänger zu leiten. Ist es in Ausnahmefällen erforderlich, dienstliche Anweisungen unter Umgehung des Dienstweges zu erteilen, so sind die Zwischenstellen unverzüglich hiervon in Kenntnis zu setzen. Weichen truppendienstliche Unterstellung, Unterstellung für den Einsatz und/oder Unterstellung im besonderen Aufgabenbereich voneinander ab, so ist bei Weisungen und Befehlen die Beteiligung der jeweils anderen vorgesetzten Dienststelle(n) in Dienstanweisungen oder Befehlen für das Meldewesen zu regeln. 302. Ein Befehl ist eine dienstliche Anweisung zu einem bestimmten Verhalten, die ein militärischer Vorgesetzter (§ 1 Abs. 5 des Soldatengesetzes − SG) einem Untergebenen schriftlich, mündlich oder in anderer Weise, allgemein oder für den Einzelfall und mit dem Anspruch auf Gehorsam erteilt (§ 2 Nr. 2 des Wehrstrafgesetzes − WStG).2 Ein Befehl ist knapp und verständlich abzufassen, zu gliedern und nach seinem Zweck zu bezeichnen. 303. Ein Kommando ist ein Formelbefehl, der dem Untergebenen keinen Ermessensspielraum lässt. Es ist zumeist in Dienstvorschriften für bestimmte Tätigkeiten im Wortlaut festgelegt und sofort auszuführen. Kommandos können auch in Form akustischer oder optischer Signale (z. B. Trillerpfeife, Handzeichen, Blinkzeichen) übermittelt werden. 304. Ein Auftrag beinhaltet einen Befehl. Er bezeichnet ein in einer bestimmten Zeit und/oder in einem bestimmten Raum zu erreichendes Ziel und die von der Führung damit verfolgte Absicht. Er lässt dem Empfänger weitgehende Handlungsfreiheit 1 2
)
ZDv 64/1 ,,Geschäftsverkehr in den Dienststellen der Streitkräfte’’ Nr. 110 → C 20
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Grundbegriffe militär. Organisation
in der Durchführung und in der Wahl der anzuwendenden Mittel. Er verlangt daher eigene Urteils- und Entschlusskraft sowie selbständiges, verantwortungsbewusstes Handeln. 305. Eine Weisung beinhaltet einen Befehl. Sie gibt oft nur die Gesamtabsicht des Vorgesetzten, die Zielsetzung im großen und gilt in der Regel für einen längeren Zeitraum. Sie lässt dem Empfänger weitgehende Handlungsfreiheit in der Durchführung und in der Wahl der anzuwendenden Mittel. Die Herausgabe von Weisungen ist im Allgemeinen der Obersten und der Oberen Führung (Nrn. 118 und 119) vorbehalten. Weisungen des BMVg werden auch als Erlasse bezeichnet. 306. Eine besondere Anweisung beinhaltet einen Befehl. Sie regelt die Tätigkeit in einem Spezial- oder Fachgebiet. Besondere Anweisungen können unabhängig von Befehlen anderer Art oder auch zu deren Ergänzung für solche Einzelheiten herausgegeben werden, deren Regelung für die Tätigkeit in Spezial- und Fachgebieten geboten ist. Dienststellen, die besondere Anweisungen erteilen, haben die Befugnis, ihre Durchführung zu überwachen. Die Durchsetzung besonderer Anweisungen obliegt jedoch der Dienststelle, die der betroffenen Dienststelle übergeordnet ist. 307. Eine fachdienstliche Anweisung beinhaltet einen Befehl. Sie regelt die Tätigkeit in einem bestimmten Fachdienst. Im Übrigen gelten die Ausführungen zu Nr. 306 entsprechend. 308. Eine Dienstanweisung beinhaltet einen Befehl. Sie regelt Aufgaben und Befugnisse von Soldaten in bestimmten Dienststellungen (z. B. Leiter einer Dienststelle) oder für bestimmte Tätigkeiten (z. B. Offizier vom Wachdienst) sowie die damit verbundenen Unterstellungsverhältnisse. 309. Eine Dienstvorschrift 1) ist eine dienstliche Anweisung, die das BMVg oder eine von ihm beauftragte Dienststelle erlässt. Sie beinhaltet Befehle, Anordnungen oder Richtlinien und legt Aufgaben fest. 310. Eine Richtlinie ist eine schriftlich, mündlich oder sonst in erkennbarer Weise erteilte Anweisung eines militärischen Vorgesetzten an einen Untergebenen, die diesem einen Ermessensspielraum für sein Verhalten einräumt. Die Richtlinie ist kein Befehl. Sie gibt Hinweise und die allgemeine Richtung für ein Tätigwerden des Untergebenen, ohne ein konkretes Verhalten vorzuschrei1
)
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ausführliche Begriffsbestimmungen siehe ZDv 90/1 ,,Die Dienstvorschriften der Bundeswehr’’ Nrn. 101 ff
Grundbegriffe militr. Organisation
B 19
ben. Sie soll dem Untergebenen ein Anhalt fr die eigene, selbstverantwortliche dienstliche Ttigkeit sein. Richtlinien kçnnen auch in Dienstvorschriften, Merkblttern, Bestimmungen oder Erlassen enthalten sein. 311. Sind im militrischen Bereich Soldaten einem Beamten/Arbeitnehmer oder Beamte/Arbeitnehmer einem Soldaten unterstellt, so erteilt der Vorgesetzte keine Befehle, sondern dienstliche Anordnungen. Gleiches gilt bei integrierten Unterstellungen (Nr. 209) und nach ToA (Nr. 210). Die Pflicht zum Befolgen dieser Anordnungen ergibt sich fr Soldaten aus ihrer Pflicht zum treuen Dienen (§ 7 SG 1), fr Beamte aus den §§ 55 und 56 Bundesbeamtengesetz 2 und fr Angestellte aus dem Dienstvertrag.2 ...
1 2
R C 01 R C 02b
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C 01
Soldatengesetz
Inhaltsbersicht
Soldatengesetz (SG) in der Fassung der Bekanntmachung vom 30. Mai 2005 BGBl. I S. 1482 ZDv 14/5
B 101
Zuletzt gendert durch Gesetz vom 5. Februar 2009 BGBl. I S. 160 (246), ber. S. 462 – Aus z u g – Literatur-Hinweise: 1. Frst/Vogelgesang, GKçD I/5, Yk, Kommentar des Soldatengesetzes, Berlin, Loseblatt (Schmidt-Verlag) 2. Scherer/Alff/Poretschkin, Soldatengesetz, Kommentar, Mnchen, 8. Aufl. 2008 (Vahlen-Verlag) 3. Giesen, Das Recht der Berufs- und Zeitsoldaten in der Praxis – Ratgeber zu Schwerpunkten des Dienstrechts, Regensburg, 3. Aufl. 2005 (Walhalla Fachverlag) 4. Walz/Eichen/Sohm, Soldatengesetz, Kommentar, Heidelberg 2006 (C. F. Mller) 5. Weniger, Soldatengesetz – Kommentar, Regensburg 2008 (Walhalla Fachverlag)
§5
I n h a l t s b e r s i ch t Erster Abschnitt Gemeinsame Vorschriften 1. Allgemeines Begriffsbestimmungen Dauer des Wehrdienstverhltnisses; Dienstzeitberechnung Ernennungs- und Verwendungsgrundstze Ernennungen, Dienstgradbezeichnungen, Uniform Berechtigung zum Tragen der Uniform außerhalb eines Wehrdienstverhltnisses Gnadenrecht
§6 §7 §8
2. Pflichten und Rechte der Soldaten Staatsbrgerliche Rechte des Soldaten Grundpflicht des Soldaten Eintreten fr die demokratische Grundordnung
§ § § § §
1 2 3 4 4a
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Soldatengesetz
Inhaltsbersicht
C 01
§9 § 10 § 11 § 12 § 13 § 14 § 15 § 16 § 17 § 18 § 19
Eid und feierliches Gelçbnis Pflichten des Vorgesetzten Gehorsam Kameradschaft Wahrheit Verschwiegenheit Politische Bettigung Verhalten in anderen Staaten Verhalten im und außer Dienst Gemeinschaftsunterkunft und Gemeinschaftsverpflegung Verbot der Annahme von Belohnungen oder Geschenken, Herausgabe- und Auskunftspflicht § 20 Nebenttigkeit § 20a Ttigkeit nach dem Ausscheiden aus dem Wehrdienst § 21 Vormundschaft und Ehrenmter § 22 Verbot der Ausbung des Dienstes § 23 Dienstvergehen § 24 Haftung § 25 Wahlrecht; Amtsverhltnisse § 26 Verlust des Dienstgrades ... § 28 Urlaub ... § 29 Personalakten § 30 Geld- und Sachbezge, Versorgung § 30a Teilzeitbeschftigung § 30b Zusammentreffen von Urlaub und Teilzeitbeschftigung § 31 Frsorge § 32 Dienstzeitbescheinigung und Dienstzeugnis § 33 Staatsbrgerlicher und vçlkerrechtlicher Unterricht § 34 Beschwerde § 35 Beteiligungsrechte der Soldaten ... § 36 Seelsorge
§ 37 § 38 ...
Zweiter Abschnitt Rechtsstellung der Berufssoldaten und der Soldaten auf Zeit 1. Begrndung des Dienstverhltnisses Voraussetzung der Berufung Hindernisse der Berufung 77
C 01
§ 43 ... § 46 § 47 § 48 § 49 ... § 52 § 53
§ 54 § 55 § 56 § 57
§ 58 ...
§ 82 ...
Soldatengesetz
Inhaltsbersicht
3. Beendigung des Dienstverhltnisses a) Beendigung des Dienstverhltnisses eines Berufssoldaten Beendigungsgrnde Entlassung Zustndigkeit, Anhçrungspflicht und Fristen bei der Entlassung Verlust der Rechtsstellung eines Berufssoldaten Folgen der Entlassung und des Verlustes der Rechtsstellung eines Berufssoldaten Wiederaufnahme des Verfahrens Verurteilung nach Beendigung des Dienstverhltnisses b) Beendigung des Dienstverhltnisses eines Soldaten auf Zeit Beendigungsgrnde Entlassung Folgen der Entlassung und des Verlustes der Rechtsstellung eines Soldaten auf Zeit Wiederaufnahme des Verfahrens, Verurteilungen nach Beendigung des Dienstverhltnisses Dritter Abschnitt Rechtsstellung der Soldaten, die nach Maßgabe des Wehrpflichtgesetzes Wehrdienst leisten Regelung durch Gesetz; Form der Befçrderung Sechster Abschnitt Rechtsschutz 1. Rechtsweg Zustndigkeiten Siebenter Abschnitt Bußgeldvorschriften; bergangs- und Schlussvorschriften
... § 87 § 88 § 89 ... 78
Einstellung von anderen Bewerbern Entlassung von anderen Bewerbern Mitteilung in Strafsachen
Soldatengesetz
§1
C 01
Vorbemerkungen: Das Soldatengesetz regelt die Rechtsstellung der Soldaten. Whrend der Erste Abschnitt des SG fr alle Soldaten gilt, regelt der Zweite Abschnitt nur die Rechtsstellung der Berufssoldaten und der Soldaten auf Zeit. Die Rechtsverhltnisse der Wehrpflichtigen regelt das Wehrpflichtgesetz (R C 50a), ergnzt durch § 58 SG, der nur fr die Befçrderung der Wehrpflichtigen eine eigene Bestimmung trifft.
Erster Abschnitt Gemeinsame Vorschriften 1. Allgemeines
§ 1
Begriffsbestimmungen
(1) Soldat ist, wer auf Grund der Wehrpflicht oder freiwilliger Verpflichtung in einem Wehrdienstverhltnis steht. Staat und Soldaten sind durch gegenseitige Treue miteinander verbunden. (2) In das Dienstverhltnis eines Berufssoldaten kann berufen werden, wer sich freiwillig verpflichtet, auf Lebenszeit Wehrdienst zu leisten. In das Dienstverhltnis eines Soldaten auf Zeit kann berufen werden, wer sich freiwillig verpflichtet, fr begrenzte Zeit Wehrdienst zu leisten. Zu einem Wehrdienst in Form von Dienstleistungen kann außer Personen, die in einem Wehrdienstverhltnis nach Satz 1 oder 2 gestanden haben, auch herangezogen werden, wer sich freiwillig zu Dienstleistungen verpflichtet. (3) Vorgesetzter ist, wer befugt ist, einem Soldaten Befehle zu erteilen. Durch Rechtsverordnung wird bestimmt, wer auf Grund seiner Dienststellung, seines Dienstgrades, besonderer Anordnung oder eigener Erklrung befehlen kann. Auf Grund des Dienstgrades allein besteht keine Befehlsbefugnis außerhalb des Dienstes. Durch eigene Erklrung darf eine Befehlsbefugnis nur zur Hilfeleistung in Notfllen, zur Aufrechterhaltung des Disziplin oder Sicherheit oder zur Herstellung einer einheitlichen Befehlsbefugnis in kritischer Lage begrndet werden. (4) Disziplinarvorgesetzter ist, wer Disziplinarbefugnis ber Soldaten seines Befehlsbereichs hat. Das Nhere regelt die Wehrdisziplinarordnung. Anmerkungen: 1. Rechtsverordnung i. S. d. Absatzes 3 R VorgV (C 02a); Definition des Befehls R § 2 Nr. 2 WStG (C 20). 79
C 01
Soldatengesetz
§§ 2 – 3
2. Die Befugnis, Disziplinarmaßnahmen gegenber unterstellten Soldaten zu verhngen und die zahlreichen sonstigen dem Disziplinarvorgesetzten obliegenden Entscheidungen (z. B. auch die Gewhrung von Urlaub) zu treffen, bezeichnet die WDO (R C 10) als Disziplinarbefugnis. Der Inhaber dieser Disziplinarbefugnis, der immer Offizier sein muss, nennt sich Disziplinarvorgesetzter. Erlass R C 12a.
§ 2
Dauer des Wehrdienstverhltnisses; Dienstzeitberechnung
(1) Das Wehrdienstverhltnis beginnt 1. bei einem Soldaten, der auf Grund des Wehrpflichtgesetzes zum Wehrdienst einberufen wird, mit dem Zeitpunkt, der nach Maßgabe des Wehrpflichtgesetzes fr den Diensteintritt festgesetzt wird, 2. bei einem Soldaten, der nach dem Vierten Abschnitt herangezogen wird, mit dem Zeitpunkt, der im Heranziehungsbescheid fr den Diensteintritt festgesetzt wird, 3. bei einem Berufssoldaten oder Soldaten auf Zeit mit dem Zeitpunkt der Ernennung, 4. in allen brigen Fllen mit dem Dienstantritt. (2) Das Wehrdienstverhltnis endet mit dem Ablauf des Tages, an dem der Soldat aus der Bundeswehr ausscheidet. (3) Als Dienstzeit im Sinne dieses Gesetzes oder der auf Grund dieses Gesetzes erlassenen Rechtsverordnungen kann zu Gunsten des Soldaten die Zeit vom 1. oder 16. eines Monats an gerechnet werden, wenn wegen eines Wochenendes, gesetzlichen Feiertages oder eines unmittelbar vorhergehenden Werktages ein anderer Tag fr den Beginn des Wehrdienstverhltnisses bestimmt worden ist und der Soldat den Dienst an diesem Tag angetreten hat. § 44 Abs. 5 Satz 2 bleibt unberhrt.
§ 3
Ernennungs- und Verwendungsgrundstze
(1) Der Soldat ist nach Eignung, Befhigung und Leistung ohne Rcksicht auf Geschlecht, sexuelle Identitt, Abstammung, Rasse, Glauben, Weltanschauung, religiçse oder politische Anschauungen, Heimat, ethnische oder sonstige Herkunft zu ernennen und zu verwenden. (2) Von einem Soldaten, der sich ohne grobes Verschulden 1. eine Wehrdienstbeschdigung durch eine Wehrdienstverrichtung oder durch einen Unfall whrend der Ausbung des Wehrdienstes im Sinne des § 81 Abs. 1 des Soldatenversorgungsgesetzes, 80
Soldatengesetz
§§ 4 – 4a
C 01
2.
eine Wehrdienstbeschdigung im Sinne des § 81 Abs. 2 Nr. 1 oder 3 des Soldatenversorgungsgesetzes oder 3. eine gesundheitliche Schdigung durch einen Einsatzunfall im Sinne des § 63c Abs. 2 des Soldatenversorgungsgesetzes zugezogen hat, deren Folge Zweifel an seiner Dienstfhigkeit begrndet, kann bei der Feststellung der Dienstfhigkeit sowie bei spteren Ernennungs- und Verwendungsentscheidungen ein geringeres Maß an kçrperlicher Eignung verlangt werden.
§ 4
Ernennungen, Dienstgradbezeichnungen, Uniform
(1) Einer Ernennung bedarf es 1. zur Begrndung des Dienstverhltnisses eines Berufssoldaten oder eines Soldaten auf Zeit (Berufung), 2. zur Umwandlung des Dienstverhltnisses eines Soldaten auf Zeit in das Dienstverhltnis eines Berufssoldaten oder umgekehrt (Umwandlung), 3. zur Verleihung eines hçheren Dienstgrades (Befçrderung). (2) Der Bundesprsident ernennt die Berufssoldaten, die Soldaten auf Zeit und die Offiziere der Reserve. Die brigen Soldaten ernennt der Bundesminister der Verteidigung. Die Ausbung dieser Befugnisse kann auf andere Stellen bertragen werden. (3) Der Bundesprsident setzt, soweit gesetzlich nichts anderes bestimmt ist, die Dienstgradbezeichnungen der Soldaten fest. Er erlsst die Bestimmungen ber die Uniform der Soldaten. Er kann die Ausbung dieser Befugnisse auf andere Stellen bertragen. (4) Legt ein Soldat sein Mandat nieder und bewirbt er sich zu diesem Zeitpunkt erneut um einen Sitz im Deutschen Bundestag oder im Europischen Parlament, so ist die Verleihung eines hçheren Dienstgrades nicht zulssig. Satz 1 gilt sinngemß fr Soldaten, die in die gesetzgebende Kçrperschaft eines Landes gewhlt worden sind, und zwar auch fr die Zeit zwischen zwei Wahlperioden. Die Verleihung eines hçheren Dienstgrades ist auch nicht zulssig, wenn ein Berufssoldat oder Soldat auf Zeit, dessen Rechte und Pflichten aufgrund der §§ 5, 6, 8 und 36 des Abgeordnetengesetzes oder entsprechender Rechtsvorschriften ruhen, einen Dienst nach § 51 Abs. 6 oder § 54 Abs. 4 leistet.
§ 4a
Berechtigung zum Tragen der Uniform außerhalb eines Wehrdienstverhltnisses
Soldaten der Bundeswehr kann nach ihrem Ausscheiden aus dem Wehrdienst genehmigt werden, außerhalb eines Wehrdienstverhltnisses die Uniform der Soldaten mit dem Abzeichen des 81
C 01
Soldatengesetz
§§ 5 – 7
Dienstgrades, den zu fhren sie berechtigt sind, und mit der fr ausgeschiedene Soldaten vorgesehenen Kennzeichnung zu tragen. Nheres regelt eine Rechtsverordnung.
§ 5
Gnadenrecht
(1) Dem Bundesprsidenten steht hinsichtlich des Verlustes der Soldatenrechte und der Rechte aus einem frheren Soldatenverhltnis das Gnadenrecht zu. Er kann die Ausbung anderen Stellen bertragen. (2) Wird im Gnadenweg der Verlust der Soldatenrechte in vollem Umfange beseitigt, so gilt von diesem Zeitpunkt ab § 42 Abs. 1, 2 und 4 des Bundesbeamtengesetzes entsprechend. Anmerkung: 1. § 5 ermçglicht die Beseitigung der soldatenrechtlichen Folgen eines Urteils (R §§ 48 und 54 Abs. 2) im Gnadenwege. Der Gnadenakt kann nach Abs. 2 zur Folge haben, dass der Soldat seine frheren Rechte, wie z. B. Dienstgrad, Dienstbezge oder Ruhegehalt, sodann wieder erhlt. 2. § 42 Abs. 1, 2 und 4 des Bundesbeamtengesetzes R BwKalender C 01a (bei § 5). 3. Zum Gnadenrecht im Disziplinarverfahren R § 19 WDO (C 10). Zur Verfahrensordnung fr Disziplinargnadensachen R C 19. 2. Pflichten und Rechte der Soldaten
§ 6
Staatsbrgerliche Rechte des Soldaten
Der Soldat hat die gleichen staatsbrgerlichen Rechte wie jeder andere Staatsbrger. Seine Rechte werden im Rahmen der Erfordernisse des militrischen Dienstes durch seine gesetzlich begrndeten Pflichten beschrnkt. Anmerkung: Einzelheiten R Vorbemerkungen Grundrechte (A 10) und ZDv 10/1, Anlg. 2; BVerwG in NZWehrr 93, 206.
§ 7
Grundpflicht des Soldaten
Der Soldat hat die Pflicht, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen. 82
Soldatengesetz
§§ 8 – 9
C 01
Anmerkung: Zur „Geschftsgrundlage“ fr den Soldaten, nmlich Inhalt und Reichweite seiner Treuepflicht R Schlegtendal in NZWehrr 92, 177. Zur disziplinaren Relevanz eines Abbruchs der Fachausbildung R Lingens in Trx 97, 420.
§ 8
Eintreten fr die demokratische Grundordnung
Der Soldat muss die freiheitliche demokratische Grundordnung im Sinne des Grundgesetzes anerkennen und durch sein gesamtes Verhalten fr ihre Erhaltung eintreten. Anmerkung: 1. Zum Inhalt der sog. „politischen Treuepflicht“ i. S. d. § 8 SG R BVerwG in NZWehrr 91, 32. 2. Maßnahmen bei einer Mitgliedschaft von Soldaten in verfassungsfeindlichen Parteien und Organisationen R Heinen in Trx 98, 83.
§ 9
Eid und feierliches Gelçbnis
(1) Berufssoldaten und Soldaten auf Zeit haben folgenden Diensteid zu leisten: „Ich schwçre, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen, so wahr mit Gott helfe.“ Der Eid kann auch ohne die Worte „so wahr mir Gott helfe“ geleistet werden. Gestattet ein Bundesgesetz den Mitgliedern einer Religionsgesellschaft, an Stelle der Worte „ich schwçre“ andere Beteuerungsformeln zu gebrauchen, so kann das Mitglied einer solchen Religionsgesellschaft diese Beteuerungsformel sprechen. (2) Soldaten, die nach Maßgabe des Wehrpflichtgesetzes Wehrdienst leisten, bekennen sich zu ihren Pflichten durch das folgende feierliche Gelçbnis: „Ich gelobe, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen.“ Anmerkung: 1. Die Eidesverweigerung fhrt bei Berufssoldaten oder SaZ zwangslufig zur Entlassung R §§ 46 Abs. 2 Nr. 4 bzw. 55 Abs. 1. 83
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Soldatengesetz
§ 10
2. Die Verweigerung des feierlichen Gelçbnisses stellt – obwohl der Wortlaut des Abs. 2 nicht eindeutig ist – eine Dienstpflichtverletzung dar (R BVerwG in NZWehrr 87, 120), die jedoch nicht disziplinar zu ahnden ist. Dies gilt auch fr Einschrnkungen des feierlichen Gelçbnisses – etwa hinsichtlich eines Vorbehalts ber den Nichteinsatz von ABC-Waffen. Eine Befçrderung des Wehrpflichtigen sollte regelmßig allerdings bei der Verweigerung oder Einschrnkung unterbleiben R OVG Mnster in NZWehrr 76, 155. 3. Erlasse „Diensteid und feierliches Gelçbnis“ R ZDv 14/5 B 193 und ZDv 10/8, Kap. 1.
§ 10
Pflichten des Vorgesetzten
(1) Der Vorgesetzte soll in seiner Haltung und Pflichterfllung ein Beispiel geben. (2) Er hat die Pflicht zur Dienstaufsicht und ist fr die Disziplin seiner Untergebenen verantwortlich. (3) Er hat fr seine Untergebenen zu sorgen. (4) Er darf Befehle nur zu dienstlichen Zwecken und nur unter Beachtung der Regeln des Vçlkerrechts, der Gesetze und der Dienstvorschriften erteilen. (5) Er trgt fr seine Befehle die Verantwortung. Befehle hat er in der den Umstnden angemessenen Weise durchzusetzen. (6) Offiziere und Unteroffiziere haben innerhalb und außerhalb des Dienstes bei ihren ußerungen die Zurckhaltung zu wahren, die erforderlich ist, um das Vertrauen als Vorgesetzte zu erhalten. Anmerkung: 1. Absatz 1 enthlt keine eigenstndige Dienstpflicht, sondern einen Maßnahmebemessungsgrund i. S. d. §§ 38 Abs. 1, 58 Abs. 5 WDO (R C 10) bei der Verhngung von einfachen oder gerichtlichen Disziplinarmaßnahmen. 2. Zum Inhalt der Dienstaufsichtspflicht i. S. d. Absatzes 2 R BVerwG in NZWehrr 87, 120; Meier in Trx 98, 490. 3. Zu Absatz 4 Befehl, „Regenwrmer zu Ausbildungszwecken zu essen“ R BVerwG in NZWehrr 91, 254. 4. Zu Absatz 6: Nach der Rechtsprechung des BVerwG (Urteile vom 9. Januar 2007 – 2 WD 20.05 – sowie vom 24. April 2007 – 2 WD 9.06) stellen ehrverletzende und diffamierende ußerungen (auch außerhalb eines „politischen Meinungsstreites“) grundstzlich einen Verstoß gegen das Zurckhaltungsgebot dar. 84
Soldatengesetz § 11
§§ 11 – 13
C 01
Gehorsam
(1) Der Soldat muss seinen Vorgesetzten gehorchen. Er hat ihre Befehle nach besten Krften vollstndig, gewissenhaft und unverzglich auszufhren. Ungehorsam liegt nicht vor, wenn ein Befehl nicht befolgt wird, der die Menschenwrde verletzt oder der nicht zu dienstlichen Zwecken erteilt worden ist; die irrige Annahme, es handele sich um einen solchen Befehl, befreit den Soldaten nur dann von der Verantwortung, wenn er den Irrtum nicht vermeiden konnte und ihm nach den ihm bekannten Umstnden nicht zuzumuten war, sich mit Rechtsbehelfen gegen den Befehl zu wehren. (2) Ein Befehl darf nicht befolgt werden, wenn dadurch eine Straftat begangen wrde. Befolgt der Untergebene den Befehl trotzdem, so trifft ihn eine Schuld nur, wenn er erkennt oder wenn es nach den ihm bekannten Umstnden offensichtlich ist, dass dadurch eine Straftat begangen wird. Anmerkung: 1. Ein Befehl (R § 2 Nr. 2 WStG R C 20), der objektiv nicht ausfhrbar ist, ist unverbindlich R BVerwG in NZWehrr 89, 35. 2. Ein unzumutbarer Befehl ist ebenfalls unverbindlich, wenn er unverhltnismßig in den Schutzbereich eines Grundrechts eingreift.
§ 12
Kameradschaft
Der Zusammenhalt der Bundeswehr beruht wesentlich auf Kameradschaft. Sie verpflichtet alle Soldaten, die Wrde, die Ehre und die Rechte des Kameraden zu achten und ihm in Not und Gefahr beizustehen. Das schließt gegenseitige Anerkennung, Rcksicht und Achtung fremder Anschauungen ein. Anmerkung: Ein Soldat, der einen anderen Soldaten grundlos eines Fehlverhaltens bezichtigt, verstçßt gegen die Pflicht zur Kameradschaft R BVerwG in NZWehrr 89, 35.
§ 13
Wahrheit
(1) Der Soldat muss in dienstlichen Angelegenheiten die Wahrheit sagen. (2) Eine Meldung darf nur gefordert werden, wenn der Dienst dies rechtfertigt. 85
C 01
Soldatengesetz
§ 14
Anmerkung: 1. Die Wahrheitspflicht erstreckt sich nur auf den dienstlichen Bereich. Hierher gehçren private Angelegenheiten aber dann, wenn ihre Kenntnis dienstlichen Zwecken dient (z. B. Grnde fr Sonderurlaub). 2. Zur Wahrheitspflicht im Rahmen von Dienstreisen R BVerwG in NZWehrr 94, 27: Jeder Soldat ist verpflichtet, in einem Reisekostenantrag wahrheitsgemße Angaben ber den tatschlichen Reiseverlauf und die tatschlich entstandenen dienstbedingten Aufwendungen zu machen. Er kann sich insoweit nicht durch eine Delegation der Ausfllung eines Reisekostenantrages auf Mitarbeiter von seiner Verantwortung als Antragsteller hinsichtlich der Richtigkeit seiner Angaben „freizeichnen“. 3. Bei Aussagen im Rahmen von Vernehmungen ist zu unterscheiden, ob der Soldat – als Beschuldigter eines Dienstvergehens oder einer Straftat vor dem Disziplinarvorgesetzten bzw. dem Wehrdisziplinaranwalt oder bei der Polizei, der Staatsanwaltschaft bzw. vor dem Strafrichter oder – als Zeuge in einem der genannten Flle aussagt. Zu den verschiedenen Fallgruppen hinsichtlich der Aussage eines Soldaten als Beschuldigter R ZDv 14/3 B 116. Als Zeuge muss der Soldat die Wahrheit sagen. Er darf jedoch die Auskunft auf solche Fragen verweigern, deren Beantwortung ihn selbst oder einen seiner Angehçrigen der Gefahr aussetzen wrde, wegen einer Straftat, einer Ordnungswidrigkeit oder eines Dienstvergehens verfolgt zu werden (Belehrung gem. ZDv 14/3, Anhang, Vordruck 15 R C 11i.
§ 14
Verschwiegenheit
(1) Der Soldat hat, auch nach seinem Ausscheiden aus dem Wehrdienst, ber die ihm bei oder bei Gelegenheit seiner dienstlichen Ttigkeit bekannt gewordenen Angelegenheiten Verschwiegenheit zu bewahren. Dies gilt nicht, soweit 1. Mitteilungen im dienstlichen Verkehr geboten sind, 2. Tatsachen mitgeteilt werden, die offenkundig sind oder ihrer Bedeutung nach keiner Geheimhaltung bedrfen, oder 3. gegenber der zustndigen obersten Dienstbehçrde, einer Strafverfolgungsbehçrde oder einer von der obersten Dienstbehçrde bestimmten weiteren Behçrde oder außerdienstlichen Stelle ein durch Tatsachen begrndeter Verdacht einer Korruptionsstraftat nach den §§ 331 bis 337 des Strafgesetzbuches angezeigt wird. 86
Soldatengesetz
§ 14
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Im brigen bleiben die gesetzlich begrndeten Pflichten, geplante Straftaten anzuzeigen und fr die Erhaltung der freiheitlichen demokratischen Grundordnung einzutreten, von Satz 1 unberhrt. (2) Der Soldat darf ohne Genehmigung ber solche Angelegenheiten weder vor Gericht noch außergerichtlich aussagen oder Erklrungen abgeben. Die Genehmigung erteilt der Disziplinarvorgesetzte, nach dem Ausscheiden aus dem Wehrdienst der letzte Disziplinarvorgesetzte. Die §§ 68 und 69 des Bundesbeamtengesetzes gelten entsprechend. (3) Der Soldat hat, auch nach seinem Ausscheiden aus dem Wehrdienst, auf Verlangen seines Disziplinarvorgesetzten oder des letzten Disziplinarvorgesetzten dienstliche Schriftstcke, Zeichnungen, bildliche Darstellungen und, wenn es im Einzelfall aus Grnden der Geheimhaltung erforderlich ist, Aufzeichnungen jeder Art ber dienstliche Vorgnge, auch soweit es sich um Wiedergaben handelt, herauszugeben. Die gleiche Pflicht trifft seine Hinterbliebenen und seine Erben. Anmerkung: 1. §§ 331 – 337 StGB R C 25b. 2. Die in Abs. 2 zitierten Vorschriften des BBG lauten: § 68 BBG (Versagung der Aussagegenehmigung) (1) Die Genehmigung, als Zeugin oder Zeuge auszusagen, darf nur versagt werden, wenn die Aussage dem Wohle des Bundes oder eines deutschen Landes Nachteile bereiten oder die Erfllung çffentlicher Aufgaben ernstlich gefhrden oder erheblich erschweren wrde. (2) Sind Beamtinnen oder Beamte Partei oder Beschuldigte in einem gerichtlichen Verfahren oder soll ihr Vorbringen der Wahrnehmung ihrer berechtigten Interessen dienen, darf die Genehmigung auch dann, wenn die Voraussetzungen des Absatzes 1 erfllt sind, nur versagt werden, wenn die dienstlichen Rcksichten dies unabweisbar erfordern. Wird die Genehmigung versagt, haben die oder der Dienstvorgesetzte der Beamtin oder dem Beamten den Schutz zu gewhren, den die dienstlichen Rcksichten zulassen. (3) ber die Versagung der Genehmigung entscheidet die oberste Dienstbehçrde. Sie kann diese Befugnis auf andere Behçrden bertragen. § 69 BBG (Gutachtenerstattung) Die Genehmigung, ein Gutachten zu erstatten, kann versagt werden, wenn die Erstattung den dienstlichen Interessen Nachteile bereiten wrde. § 68 Abs. 3 gilt entsprechend. 87
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Soldatengesetz
§§ 15 – 16
Erlass ber private Verçffentlichungen und Vortrge R BwKalender C 92a. Zur Weitergabe von personenbezogenen Daten R C 45b. Die Verschwiegenheitspflicht erstreckt sich auch auf Aussagen vor Gericht R § 14 Abs. 2 SG i. V. m. dem Erlass ber Aussagegenehmigungen (C 42b und auch C 43, Nr. 25).
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Politische Bettigung
(1) Im Dienst darf sich der Soldat nicht zugunsten oder zu ungunsten einer bestimmten politischen Richtung bettigen. Das Recht des Soldaten, im Gesprch mit Kameraden seine eigene Meinung zu ußern, bleibt unberhrt. (2) Innerhalb der dienstlichen Unterknfte und Anlagen findet whrend der Freizeit das Recht der freien Meinungsußerung seine Schranken an den Grundregeln der Kameradschaft. Der Soldat hat sich so zu verhalten, dass die Gemeinsamkeit des Dienstes nicht ernstlich gestçrt wird. Der Soldat darf insbesondere nicht als Werber fr eine politische Gruppe wirken, indem er Ansprachen hlt, Schriften verteilt oder als Vertreter einer politischen Organisation arbeitet. Die gegenseitige Achtung darf nicht gefhrdet werden. (3) Der Soldat darf bei politischen Veranstaltungen keine Uniform tragen. (4) Ein Soldat darf als Vorgesetzter seine Untergebenen nicht fr oder gegen eine politische Meinung beeinflussen. Anmerkung: 1. Zu Absatz 1 und 2: Erlass „Politische Bettigung . . .“ R BwKalender C 48a; BVerwG in NZWehrr 82, 25. 2. Zu Absatz 3: Erlass „Uniformtragen bei politischen Veranstaltungen“ R BwKalender C 48b; BVerwG in NZWehrr 83, 105. Auch das Auftreten im Fernsehen – etwa im Rahmen eines Interviews oder einer Diskussionsrunde – fllt unter das Uniformverbot, wenn dort allgemeinpolitische, in der ffentlichkeit kontrovers diskutierte Sachverhalte zur Sprache kommen. 3. Zu Absatz 4 R BVerwG in NZWehrr 71, 143; 76, 98. Nicht unter dieses Verbot fllt das çffentliche Eintreten fr den Verteidigungsauftrag der Bw R BVerwG in NZWehrr 85, 113.
§ 16
Verhalten in anderen Staaten
Außerhalb des Geltungsbereichs des Grundgesetzes ist dem Soldaten jede Einmischung in die Angelegenheiten des Aufenthaltsstaates versagt. 88
Soldatengesetz § 17
§ 17
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Verhalten im und außer Dienst
(1) Der Soldat hat Disziplin zu wahren und die dienstliche Stellung des Vorgesetzten in seiner Person auch außerhalb des Dienstes zu achten. (2) Sein Verhalten muss dem Ansehen der Bundeswehr sowie der Achtung und dem Vertrauen gerecht werden, die sein Dienst als Soldat erfordert. Außer Dienst hat sich der Soldat außerhalb der dienstlichen Unterknfte und Anlagen so zu verhalten, dass er das Ansehen der Bundeswehr oder die Achtung und das Vertrauen, die seine dienstliche Stellung erfordert, nicht ernsthaft beeintrchtigt. (3) Ein Offizier oder Unteroffizier muss auch nach seinem Ausscheiden aus dem Wehrdienst der Achtung und dem Vertrauen gerecht werden, die fr seine Wiederverwendung in seinem Dienstgrad erforderlich sind. (4) Der Soldat hat alles in seinen Krften Stehende zu tun, um seine Gesundheit zu erhalten oder wiederherzustellen. Er darf seine Gesundheit nicht vorstzlich oder grob fahrlssig beeintrchtigen. Der Soldat muss rztliche Eingriffe in seine kçrperliche Unversehrtheit gegen seinen Willen nur dann dulden, wenn es sich um Maßnahmen handelt, die der Verhtung oder Bekmpfung bertragbarer Krankheiten oder der Feststellung seiner Dienst- oder Verwendungsfhigkeit dienen; das Grundrecht nach Artikel 2 Abs. 2 Satz 1 des Grundgesetzes wird insoweit eingeschrnkt. Die Vorschrift des § 26 Abs. 2 Satz 3 des Infektionsschutzgesetzes vom 20. Juli 2000 (BGBl. I S. 1045) bleibt unberhrt. Lehnt der Soldat eine zumutbare rztliche Behandlung ab und wird dadurch seine Dienst- oder Erwerbsfhigkeit ungnstig beeinflusst, so kann ihm eine sonst zustehende Versorgung insoweit versagt werden. Nicht zumutbar ist eine rztliche Behandlung, die mit einer erheblichen Gefahr fr Leben und Gesundheit des Soldaten verbunden ist, eine Operation auch dann, wenn sie einen erheblichen Eingriff in die kçrperliche Unversehrtheit bedeutet. rztliche Untersuchungsmaßnahmen, die einer rztlichen Behandlung oder einer Operation im Sinne des Satzes 6 gleichkommen, drfen nicht ohne Zustimmung des Soldaten vorgenommen werden. Nicht als rztliche Behandlung oder als Operation im Sinne des Satzes 6 und nicht als Eingriffe in die kçrperliche Unversehrtheit gelten einfache rztliche Maßnahmen, wie Blutentnahmen aus dem Ohrlppchen, dem Finger oder einer Blutader oder eine rçntgenologische Untersuchung. 89
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§ 17
Anmerkung: 1. Zu Absatz 1: Zum disziplinierten Verhalten (im und außer Dienst) gehçren speziell die Einordnung in das militrische Gefge und die Bereitschaft des Soldaten, durch sein Verhalten die erfolgreiche Durchfhrung des militrischen Dienstes zu gewhrleisten. Disziplin ist ein Wesensmerkmal jeder Armee! Die Pflicht zur Achtung der dienstlichen Stellung des Vorgesetzten (R C 02a) ist ein wesentlicher Bestandteil der Disziplin. Diese Pflicht beinhaltet, dass der Soldat die „dienstliche“ Autoritt seiner Vorgesetzten ohne Rcksicht auf persçnliche Abneigungen anerkennt und sich dementsprechend verhlt. Beispiel: Abfllige Bemerkungen ber den KpFw whrend dessen morgendlicher Befehlsausgabe. Dadurch wird nicht ausgeschlossen, dass eine sachlich vertretbare Kritik selbst in der ffentlichkeit (z. B. durch einen Leserbrief) geußert wird. Auch bei der Wahrnehmung des Beschwerderechts nach der WBO (R C 30) oder des Eingaberechts an den Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages (R A 20) darf der Soldat seine Sache mit Nachdruck vertreten und freimtig Kritik ben. Das sog. „Benachteiligungsverbot“, das den Beschwerdefhrer nach § 2 WBO (R C 30) bzw. den Petenten nach § 7 Satz 2 WBeauftrG (R A 20) grundstzlich schtzt, schließt allerdings die Mçglichkeit einer Verletzung des § 17 Abs. 1 SG nicht aus. Ein Soldat kann deshalb disziplinar (oder strafrechtlich nach § 185 ff. StGB wegen Beleidigung, bler Nachrede oder Verleumdung) zur Rechenschaft gezogen werden, wenn in seinem Vorbringen eine grobe Ansehensverletzung, Krnkung oder Schmhung bzw. eine absichtlich oder leichtfertig behauptete Unwahrheit enthalten ist. Einzelheiten R Erlasse ZDv 14/3 C 224 (C 33g) bzw. „Truppe und Wehrbeauftragter“ (A 21, Nr. 10e) und ZDv 14/3 B 129. 2. Zu Absatz 2 Satz 1: Diese sog. „Wohlverhaltenspflicht“ bezweckt, den geordneten Ablauf des Dienstbetriebs sicherzustellen und die Schlagkraft der Bundeswehr zu erhalten. Die Pflicht gilt – im Dienst innerhalb und außerhalb dienstlicher Unterknfte und Anlagen, – außer Dienst nur innerhalb dienstlicher Unterknfte und Anlagen. Achtung und Vertrauen meinen das „dienstliche“ Ansehen des Soldaten bei Gleichrangigen und Untergebenen einerseits bzw. bei Vorgesetzten andererseits. 90
Soldatengesetz
§ 18
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Mit Ansehen der Bundeswehr ist deren „guter Ruf“ bei Außenstehenden, nicht die „Standesehre“ einzelner Soldaten gemeint. Es ist nicht erforderlich, dass die Ansehensschdigung bzw. die Beeintrchtigung von Achtung oder Vertrauen tatschlich eingetreten ist. Ausreichend ist vielmehr, wenn das Verhalten insofern – objektiv gesehen – geeignet ist. Beispiele: Kameradendiebstahl, Trunkenheit am Steuer eines Dienst-Kfz R ZDv 14/3 B 162 (C 11g), Misshandlung Untergebener, Missbrauch von Betubungsmitteln R ZDv 10/5, Nr. 404 (C 72b). 3. Zu Absatz 2 Satz 2: Im Unterschied zu Satz 1 ist hier allein die außerdienstliche „Wohlverhaltenspflicht“ gemeint, deren Verletzung zudem ernsthaft sein muss. Beispiele: Ladendiebstahl, außerdienstliche Trunkenheitsfahrt R ZDv 14/3 B 171 (C 11g) und/oder Unfallflucht R § 142 StGB (C 25b), Besitz von kinderpornografischen Abbildungen z. B. auf dem Privat-PC R § 184 Abs. 5 StGB (C 25b). 4. Allgemein sind die folgenden Bestimmungen ber das Verhalten des Soldaten in der ffentlichkeit (im und außer Dienst, in Uniform und Zivil) zu beachten: – Die bereits zu § 17 Abs. 1 und 2 SG genannten Pflichten, – die Pflicht zur Kameradschaft (§ 12 SG), – die Vorgesetztenverordnung (R C 02a), – die Bestimmungen ber die politische Bettigung (R § 15 SG und C 48a–c), – die Pflicht zur Verschwiegenheit (R § 14 SG), – die Gesunderhaltungspflicht (R § 17 Abs. 4 SG). 5. Zur Untersuchung i. S. d. Absatzes 4 R Hermsdçrfer in NZWehrr 97, 177.
§ 18
Gemeinschaftsunterkunft und Gemeinschaftsverpflegung
Der Soldat ist auf dienstliche Anordnung verpflichtet, in einer Gemeinschaftsunterkunft zu wohnen und an einer Gemeinschaftsverpflegung teilzunehmen. Die zur Durchfhrung erforderlichen Verwaltungsvorschriften erlsst das Bundesministerium der Verteidigung im Einvernehmen mit dem Bundesministerium der Finanzen. 91
C 01 § 19
Soldatengesetz
§§ 19 – 20
Verbot der Annahme von Belohnungen oder Geschenken, Herausgabe- und Auskunftspflicht
(1) Der Soldat darf, auch nach seinem Ausscheiden aus dem Wehrdienst, keine Belohnungen, Geschenke oder sonstigen Vorteile fr sich oder einen Dritten in Bezug auf seine dienstliche Ttigkeit fordern, sich versprechen lassen oder annehmen. Ausnahmen bedrfen der Zustimmung der obersten oder der letzten obersten Dienstbehçrde. Die Befugnis zur Zustimmung kann auf andere Stellen bertragen werden. (2) Wer gegen das in Absatz 1 genannte Verbot verstçßt, hat auf Verlangen das aufgrund des pflichtwidrigen Verhaltens Erlangte dem Dienstherrn herauszugeben, soweit nicht im Strafverfahren der Verfall angeordnet worden oder es auf andere Weise auf den Staat bergegangen ist. Fr den Umfang des Herausgabeanspruchs gelten die Vorschriften des Brgerlichen Gesetzbuchs ber die Herausgabe einer ungerechtfertigten Bereicherung entsprechend. Die Herausgabepflicht nach Satz 1 umfasst auch die Pflicht, dem Dienstherrn Auskunft ber Art, Umfang und Verbleib des Erlangten zu geben. Anmerkung: 1. Ausfhrungsbestimmungen R BwKalender C 97a und C 97b; AllgVwV zur Fçrderung von Ttigkeiten des Bundes durch Leistungen Privater (Sponsoring, Spenden und sonstige Schenkungen) R VMBl 2004 S. 24, 2008 S. 147; DB R VMBl 2004 S. 26. 2. WDO – Sonderregelung R § 110 WDO (R C 10).
§ 20
Nebenttigkeit
(1) Der Berufssoldat und der Soldat auf Zeit bedrfen zur Ausbung jeder entgeltlichen Nebenttigkeit, mit Ausnahme der in Absatz 6 abschließend aufgefhrten, der vorherigen Genehmigung, soweit sie nicht nach Absatz 7 entsprechend § 98 des Bundesbeamtengesetzes zu ihrer Ausbung verpflichtet sind. Gleiches gilt fr folgende unentgeltliche Nebenttigkeiten: 1. gewerbliche oder freiberufliche Ttigkeiten oder die Mitarbeit bei einer dieser Ttigkeiten und 2. Eintritt in ein Organ eines Unternehmens mit Ausnahme einer Genossenschaft. Als Nebenttigkeit gilt nicht die Wahrnehmung çffentlicher Ehrenmter; ihre bernahme hat der Soldat vor Aufnahme seinem Disziplinarvorgesetzten schriftlich anzuzeigen. 92
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(2) Die Genehmigung ist zu versagen, wenn zu besorgen ist, dass durch die Nebenttigkeit dienstliche Interessen beeintrchtigt werden. Ein solcher Versagungsgrund liegt insbesondere vor, wenn die Nebenttigkeit 1. nach Art und Umfang den Soldaten in einem Maße in Anspruch nimmt, dass die ordnungsgemße Erfllung der dienstlichen Pflichten behindert werden kann, 2. den Soldaten in einen Widerstreit mit seinen dienstlichen Pflichten bringen, dem Ansehen der Bundeswehr abtrglichsein kann oder in einer Angelegenheit ausgebt wird, in der die Dienststelle oder Einheit, welcher der Soldat angehçrt, ttig wird oder ttig werden kann, 3. die Unparteilichkeit oder Unbefangenheit des Soldaten beeinflussen kann, 4. zu einer wesentlichen Einschrnkung der knftigen dienstlichen Verwendbarkeit des Soldaten fhren kann. Ein solcher Versagungsgrund liegt in der Regel auch vor, wenn sich die Nebenttigkeit wegen gewerbsmßiger Dienst- oder Arbeitsleistung oder sonst nach Art, Umfang, Dauer oder Hufigkeit als Ausbung eines Zweitberufs darstellt. Die Voraussetzung des Satzes 2 Nr. 1 gilt in der Regel als erfllt, wenn die zeitliche Beanspruchung durch eine oder mehrere Nebenttigkeiten in der Woche acht Stunden berschreitet. Soweit der Gesamtbetrag der Vergtung fr eine oder mehrere Nebenttigkeiten 40 Prozent des jhrlichen Endgrundgehalts des Dienstgrades des Soldaten bersteigt, liegt ein Versagungsgrund vor. Der zustndige Disziplinarvorgesetzte kann Ausnahmen zulassen, wenn der Soldat durch Angabe bestimmter Tatsachen nachweist, dass die zeitliche Beanspruchung in der Woche acht Stunden nicht bersteigt oder die Versagung unter Bercksichtigung der Umstnde des Einzelfalls nicht angemessen wre oder wenn dienstliche Interessen die Genehmigung einer Nebenttigkeit rechtfertigen. Bei Anwendung der Stze 4 bis 6 sind genehmigungs- und anzeigepflichtige Nebenttigkeiten zusammen zu bercksichtigen. Die Genehmigung ist auf lngstens fnf Jahre zu befristen; sie kann mit Auflagen und Bedingungen versehen werden. Ergibt sich eine Beeintrchtigung dienstlicher Interessen nach Erteilung der Genehmigung, ist diese zu widerrufen. (3) Der Soldat darf Nebenttigkeiten nur außerhalb des Dienstes ausben, es sei denn, sie werden auf Verlangen seines Disziplinarvorgesetzten ausgebt oder es besteht ein dienstliches Interesse an der Ausbung der Nebenttigkeit. Das dienstliche Interesse ist aktenkundig zu machen. Ausnahmen drfen nur in besonders begrndeten Fllen, insbesondere im çffentlichen Interesse, auf 93
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schriftlichen Antrag zugelassen werden, wenn dienstliche Grnde dem nicht entgegenstehen und die versumte Dienstzeit nachgeleistet wird. (4) Der Soldat darf bei der Ausbung von Nebenttigkeiten Einrichtungen, Personal oder Material des Dienstherrn nur bei Vorliegen eines çffentlichen oder wissenschaftlichen Interesses mit dessen Genehmigung und gegen Entrichtung eines angemessenen Entgelts in Anspruch nehmen. Das Entgelt ist nach den dem Dienstherrn entstehenden Kosten zu bemessen und muss den besonderen Vorteil bercksichtigen, der dem Soldaten durch die Inanspruchnahme entsteht. (5) Die Genehmigung erteilt das Bundesministerium der Verteidigung; es kann diese Befugnis auf andere Stellen bertragen. Antrge auf Erteilung einer Genehmigung sowie Entscheidungen ber diese Antrge bedrfen der Schriftform. Der Soldat hat die fr die Entscheidung erforderlichen Nachweise zu fhren, insbesondere ber Art und Umfang der Nebenttigkeit sowie die Entgelte und geldwerten Vorteile hieraus; jede nderung ist unverzglich schriftlich anzuzeigen. (6) Nicht genehmigungspflichtig sind 1. die Verwaltung eigenen oder der Nutznießung des Soldaten unterliegenden Vermçgens, 2. schriftstellerische, wissenschaftliche, knstlerische oder Vortragsttigkeiten, 3. mit Lehr- oder Forschungsaufgaben zusammenhngende selbststndige Gutachterttigkeiten von Soldaten als Lehrer an çffentlichen Hochschulen und an Hochschulen der Bundeswehr sowie von Soldaten an wissenschaftlichen Instituten und Anstalten und 4. Ttigkeiten zur Wahrung von Berufsinteressen in Gewerkschaften oder Berufsverbnden oder in Selbsthilfeeinrichtungen der Soldaten. Ttigkeiten nach Satz 1 Nr. 2 und 3 sowie eine Ttigkeit in Selbsthilfeeinrichtungen nach Satz 1 Nr. 4 hat der Soldat der zustndigen Stelle schriftlich vor ihrer Aufnahme anzuzeigen, wenn fr sie ein Entgelt oder ein geldwerter Vorteil geleistet wird. Hierbei hat er insbesondere Art und Umfang der Nebenttigkeit sowie die voraussichtliche Hçhe der Entgelte und geldwerten Vorteile anzugeben. Der Soldat hat jede nderung unverzglich schriftlich mitzuteilen. Der zustndige Disziplinarvorgesetzte kann im brigen aus begrndetem Anlass verlangen, dass der Soldat ber eine ausgebte nicht genehmigungspflichtige Nebenttigkeit schriftlich Auskunft erteilt, insbesondere ber deren Art 94
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und Umfang. Eine nicht genehmigungspflichtige Nebenttigkeit ist ganz oder teilweise zu untersagen, wenn der Soldat bei ihrer Ausbung dienstliche Pflichten verletzt. (7) § 97 Abs. 1 bis 3, §§ 98 und 102 bis 104 des Bundesbeamtengesetzes gelten entsprechend. (8) Einem Soldaten, der nach Maßgabe des Wehrpflichtgesetzes Wehrdienst leistet, darf die Ausbung einer Nebenttigkeit nur untersagt werden, wenn sie seine Dienstfhigkeit gefhrdet oder den dienstlichen Erfordernissen zuwiderluft. Gleiches gilt bei einem Soldaten, der zu einer Dienstleistung nach dem Vierten Abschnitt herangezogen worden ist. Anmerkung: 1. Bundesnebenttigkeitsverordnung (BNV) R VMBl 1987 S. 338 (BwKalender C 91a). Erlass R VMBl 1999 S. 190; 2001 S. 117 (BwKalender C 91b). 2. Die gemß Absatz 7 geltenden Vorschriften des Bundesbeamtengesetzes haben folgenden Wortlaut: § 97 (1) Nebenttigkeit ist die Wahrnehmung eines Nebenamtes oder die Ausbung einer Nebenbeschftigung. (2) Nebenamt ist ein nicht zu einem Hauptamt gehçrender Kreis von Aufgaben, der aufgrund eines çffentlich-rechtlichen Dienst- oder Amtsverhltnisses wahrgenommen wird. (3) Nebenbeschftigung ist jede sonstige, nicht zu einem Hauptamt gehçrende Ttigkeit innerhalb oder außerhalb des çffentlichen Dienstes. (4) Als Nebenttigkeit gilt nicht die Wahrnehmung çffentlicher Ehrenmter sowie einer unentgeltlichen Vormundschaft, Betreuung oder Pflegschaft. § 98 Beamtinnen und Beamte sind verpflichtet, auf Verlangen ihrer Dienstbehçrde eine Nebenttigkeit im çffentlichen Dienst auszuben, sofern diese Ttigkeit ihrer Vorbildung oder Berufsausbildung entspricht und sie nicht ber Gebhr in Anspruch nimmt. § 99 (1) Beamtinnen und Beamte bedrfen zur Ausbung jeder entgeltlichen Nebenttigkeit, mit Ausnahme der in § 100 Abs. 1 abschließend aufgefhrten, der vorherigen Genehmigung, soweit sie nicht nach § 98 zu ihrer Ausbung verpflichtet sind. Gleiches gilt fr folgende unentgeltliche Nebenttigkeiten: 1. Wahrnehmung eines Nebenamtes, 2. gewerbliche oder freiberufliche Ttigkeiten oder die Mitarbeit bei einer dieser Ttigkeiten und 95
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Soldatengesetz
§ 20
Eintritt In ein Organ eines Unternehmens mit Ausnahme einer Genossenschaft . (2) Die Genehmigung ist zu versagen, wenn zu besorgen ist, dass durch die Nebenttigkeit dienstliche Interessen beeintrchtigt werden. Ein solcher Versagungsgrund liegt insbesondere vor, wenn die Nebenttigkeit 1. nach Art und Umfang die Arbeitskraft so stark in Anspruch nimmt, dass die ordnungsgemße Erfllung der dienstlichen Pflichten behindert werden kann, 2. die Beamtin oder den Beamten in einen Widerstreit mit den dienstlichen Pflichten bringen kann, 3. in einer Angelegenheit ausgebt wird, in der die Behçrde, der die Beamtin oder der Beamte angehçrt, ttig wird oder ttig werden kann, 4. die Unparteilichkeit oder Unbefangenheit der Beamtin oder des Beamten beeinflussen kann, 5. zu einer wesentlichen Einschrnkung der knftigen dienstlichen Verwendbarkeit der Beamtin oder des Beamten fhren kann oder 6. dem Ansehen der çffentlichen Verwaltung abtrglich sein kann. Ein solcher Versagungsgrund liegt in der Regel auch vor, wenn sich die Nebenttigkeit wegen gewerbsmßiger Dienst- oder Arbeitsleistung oder sonst nach Art, Umfang, Dauer oder Hufigkeit als Ausbung eines Zweitberufs darstellt. (3) Die Voraussetzung des Absatzes 2 Satz 2 Nr. 1 gilt in der Regel als erfllt, wenn die zeitliche Beanspruchung durch eine oder mehrere Nebenttigkeiten in der Woche ein Fnftel der regelmßigen wçchentlichen Arbeitszeit berschreitet. Bei begrenzter Dienstfhigkeit ist ein Fnftel der nach § 45 Abs. 2 Satz 1 verkrzten Arbeitzeit zugrunde zu legen. Soweit der Gesamtbetrag der Vergtung fr eine oder mehrere Nebenttigkeiten 40 Prozent des jhrlichen Endgrundgehalts des Amtes der Beamtin oder des Beamten bersteigt, liegt ein Versagungsgrund vor. Die Dienstbehçrde kann Ausnahmen zulassen, wenn die Beamtin oder der Beamte durch Angabe bestimmter Tatsachen nachweist, dass die zeitliche Beanspruchung ein Fnftel der regelmßigen wçchentlichen Arbeitszeit nicht bersteigt oder die Versagung unter Bercksichtigung der Umstnde des Einzelfalls nicht angemessen wre. Bei Anwendung der Stze 1 bis 4 sind genehmigungs- und anzeigepflichtige Nebenttigkeiten zusammen zu bercksichtigen. (4) Die Genehmigung ist auf lngstens fnf Jahre zu befristen. Sie kann mit Auflagen und Bedingungen versehen werden. 96
Soldatengesetz
§ 20
C 01
Ergibt sich eine Beeintrchtigung dienstlicher Interessen nach Erteilung der Genehmigung, ist diese zu widerrufen. (5) Die Genehmigung erteilt die oberste Dienstbehçrde. Sie kann diese Zustndigkeit auf nachgeordnete Behçrden bertragen. Antrge auf Erteilung einer Genehmigung sowie Entscheidungen ber diese Antrge bedrfen der Schriftform. Die Beamtin oder der Beamte hat dabei die fr die Entscheidung erforderlichen Nachweise zu fhren, insbesondere ber Art und Umfang der Nebenttigkeit sowie die Entgelte und geldwerten Vorteile hieraus. Jede nderung ist unverzglich schriftlich anzuzeigen. § 100 (1) Nicht genehmigungspflichtig sind 1. die Verwaltung eigenen oder der Nutznießung der Beamtin oder des Beamten unterliegenden Vermçgens, 2. schriftstellerische, wissenschaftliche, knstlerische oder Vortragsttigkeiten, 3. mit Lehr- oder Forschungsaufgaben zusammenhngende selbststndige Gutachterttigkeiten von Lehrerinnen und Lehrern an çffentlichen Hochschulen und an Hochschulen der Bundeswehr sowie von Beamtinnen und Beamten an wissenschaftlichen Instituten und Anstalten und 4. Ttigkeiten zur Wahrung von Berufsinteressen in Gewerkschaften oder Berufsverbnden oder in Selbsthilfeeinrichtungen der Beamtinnen und Beamten. (2) Ttigkeiten nach Absatz 1 Nr. 2 und 3 sowie eine Ttigkeit in Selbsthilfeeinrichtungen nach Absatz 1 Nr. 4 sind der Dienstbehçrde schriftlich vor ihrer Aufnahme anzuzeigen, wenn fr sie ein Entgelt oder ein geldwerter Vorteil geleistet wird. Hierbei sind insbesondere Art und Umfang der Nebenttigkeit sowie die voraussichtliche Hçhe der Entgelte und geldwerten Vorteile anzugeben. Jede nderung ist unverzglich schriftlich mitzuteilen. (3) Die Dienstbehçrde kann aus begrndetem Anlass verlangen, dass ber eine ausgebte nicht genehmigungspflichtige Nebenttigkeit schriftlich Auskunft erteilt wird, insbesondere ber deren Art und Umfang. (4) Eine nicht genehmigungspflichtige Nebenttigkeit ist ganz oder teilweise zu untersagen, wenn die Beamtin oder der Beamte bei ihrer Ausbung dienstliche Pflichten verletzt. § 101 (1) Nebenttigkeiten drfen nur außerhalb der Arbeitszeit ausgebt werden, es sei denn, sie werden auf Verlangen der oder des Dienstvorgesetzten ausgebt oder es besteht ein dienstliches Interesse an der Ausbung der Nebenttigkeit. Das dienstliche Interesse ist aktenkundig zu 97
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§ 20
machen. Ausnahmen drfen nur in besonders begrndeten Fllen, insbesondere im çffentlichen Interesse, auf schriftlichen Antrag zugelassen werden, wenn dienstliche Grnde dem nicht entgegenstehen und die versumte Arbeitszeit nachgeleistet wird. (2) Bei der Ausbung von Nebenttigkeiten drfen Einrichtungen, Personal oder Material des Dienstherrn nur bei Vorliegen eines çffentlichen oder wissenschaftlichen Interesses mit dessen Genehmigung und gegen Entrichtung eines angemessenen Entgelts in Anspruch genommen werden. Das Entgelt ist nach den dem Dienstherrn entstehenden Kosten zu bemessen und muss den besonderen Vorteil berucksichtigen, der der Beamtin oder dem Beamten durch die Inanspruchnahme entsteht. § 102 Beamtinnen und Beamte, die aus einer auf Verlangen, Vorschlag oder Veranlassung der oder des Dienstvorgesetzten ausgebten Ttigkeit im Vorstand, Aufsichtsrat, Verwaltungsrat oder in einem sonstigen Organ einer Gesellschaft, Genossenschaft oder eines in einer anderen Rechtsform betriebenen Unternehmens haftbar gemacht werden, haben gegen den Dienstherrn Anspruch auf Ersatz des ihnen entstandenen Schadens. Ist der Schaden vorstzlich oder grob fahrlssig herbeigefhrt, ist der Dienstherr nur dann ersatzpflichtig, wenn die Beamtin oder der Beamte auf Verlangen der oder des Vorgesetzten gehandelt hat. § 103 Endet das Beamtenverhltnis, enden, wenn im Einzelfall nichts anderes bestimmt wird, auch die Nebenmter und Nebenbeschftigungen, die im Zusammenhang mit dem Hauptamt bertragen sind oder die auf Verlangen, Vorschlag oder Veranlassung der oder des Dienstvorgesetzten ausgebt worden sind. § 104 Die zur Ausfhrung der §§ 97 bis 103 notwendigen weiteren Vorschriften zu Nebenttigkeiten von Beamtinnen und Beamten erlsst die Bundesregierung durch Rechtsverordnung. In ihr kann bestimmt werden, 1. welche Ttigkeiten als çffentlicher Dienst im Sinne dieser Vorschriften anzusehen sind oder ihm gleichstehen, 2. ob und inwieweit eine im çffentlichen Dienst ausgebte oder auf Verlangen, Vorschlag oder Veranlassung der oder des Dienstvorgesetzten ausgebte Nebenttigkeit vergtet wird oder eine Vergtung abzufhren ist, 3. unter welchen Voraussetzungen die Beamtin oder der Beamte zur Ausbung von Nebenttigkeiten Einrichtungen, Personal oder Material des Dienstherrn in Anspruch 98
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§§ 20a – 21
C 01
nehmen darf und in welcher Hçhe hierfr ein Entgelt an den Dienstherrn zu entrichten ist; das Entgelt kann pauschaliert in einem Prozentsatz des aus der Nebenttigkeit erzielten Bruttoeinkommens festgelegt werden und bei unentgeltlich ausgebter Nebenttigkeit entfallen, 4. dass die Beamtin oder der Beamte verpflichtet werden kann, nach Ablauf eines jeden Kalenderjahres der oder dem Dienstvorgesetzten die ihr oder ihm zugeflossenen Entgelte und geldwerten Vorteile aus Nebenttigkeiten anzugeben. 3. Zu schriftstellerischer, wissenschaftlicher und Vortragsttigkeit R BwKalender C 92a). 4. Erlass „Handel und Gewerbeausbung im Bereich der Bundeswehr“ R VMBl 2000 S. 49 (BwKalender F 95b).
§ 20a
Ttigkeit nach dem Ausscheiden aus dem Wehrdienst
(1) Ein Berufssoldat im Ruhestand oder ein frherer Soldat mit Anspruch auf Dienstzeitversorgung hat eine Erwerbsttigkeit oder sonstige Beschftigung außerhalb des çffentlichen Dienstes, die mit seiner dienstlichen Ttigkeit in den letzten fnf Jahren vor seinem Ausscheiden aus dem Wehrdienst im Zusammenhang steht und durch die dienstliche Interessen beeintrchtigt werden kçnnen, vor ihrer Aufnahme schriftlich anzuzeigen. Die Anzeigepflicht endet fnf Jahre nach dem Ausscheiden aus dem Wehrdienst. (2) Die Erwerbsttigkeit oder sonstige Beschftigung ist zu untersagen, soweit zu besorgen ist, dass durch sie dienstliche Interessen beeintrchtigt werden. Die Untersagung ist fr den Zeitraum bis zum Ende der Anzeigepflicht auszusprechen, es sei denn, die Voraussetzungen fr eine Untersagung liegen nur fr einen krzeren Zeitraum vor. (3) Die Anzeige nach Absatz 1 ist an das Bundesministerium der Verteidigung zu richten, das auch fr die Untersagung nach Absatz 2 zustndig ist. Es kann seine Zustndigkeit auf andere Stellen bertragen. Anmerkung: Erlass R VMBl 2009 S. 82 (BwKalender C 99a).
§ 21
Vormundschaft und Ehrenmter
Der Soldat bedarf zur bernahme einer Vormundschaft, Betreuung oder Pflegschaft sowie zur bernahme des Amtes eines 99
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§§ 22 – 23
Testamentsvollstreckers der Genehmigung seines Disziplinarvorgesetzten. Sie ist zu erteilen, wenn nicht zwingende dienstliche Grnde entgegenstehen. Der Soldat darf die bernahme eines solchen Amtes ablehnen. Einer Genehmigung nach Satz 1 bedarf es nicht bei einer unentgeltlichen Vormundschaft, Betreuung oder Pflegschaft eines Angehçrigen; die bernahme dieser Ttigkeiten hat der Soldat vor Aufnahme seinem Disziplinarvorgesetzten schriftlich anzuzeigen.
§ 22
Verbot der Ausbung des Dienstes
Der Bundesminister der Verteidigung oder die von ihm bestimmte Stelle kann einem Soldaten aus zwingenden dienstlichen Grnden die Ausbung des Dienstes verbieten. Das Verbot erlischt, sofern nicht bis zum Ablauf von drei Monaten gegen den Soldaten ein gerichtliches Disziplinarverfahren, ein Strafverfahren oder ein Entlassungsverfahren eingeleitet ist. Anmerkung: Durchfhrungsbestimmungen R C 15.
§ 23
Dienstvergehen
(1) Der Soldat begeht ein Dienstvergehen, wenn er schuldhaft seine Pflichten verletzt. (2) Es gilt als Dienstvergehen, 1. wenn ein Soldat nach seinem Ausscheiden aus dem Wehrdienst seine Pflicht zur Verschwiegenheit verletzt oder gegen das Verbot verstçßt, Belohnungen oder Geschenke anzunehmen, oder eine Ttigkeit nach § 20a nicht anzeigt oder entgegen einem Verbot ausbt, 2. wenn sich ein Offizier oder Unteroffizier nach seinem Ausscheiden aus dem Wehrdienst gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung im Sinne des Grundgesetzes bettigt oder durch unwrdiges Verhalten nicht der Achtung und dem Vertrauen gerecht wird, die fr seine Wiederverwendung als Vorgesetzter erforderlich sind, 3. wenn ein Berufssoldat nach Eintritt oder Versetzung in den Ruhestand einer erneuten Berufung in das Dienstverhltnis nicht nachkommt. (3) Das Nhere ber die Verfolgung von Dienstvergehen regelt die Wehrdisziplinarordnung.
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§ 24
C 01
Anmerkung: 1. Absatz 1 definiert den zentralen Begriff des materiellen Disziplinarrechts – das Dienstvergehen – als schuldhafte Verletzung einer oder mehrerer Dienstpflichten (R §§ 7 ff.). Neben der Erfllung des objektiven und subjektiven Tatbestandes bedarf es eines rechtswidrigen (R C 25a, Nr. 112 und C 26) und schuldhaften (R C 25a, Nr. 113) Handelns (= Tun oder Unterlassen). Schuldhaft handelt ein Soldat, wenn er (i. d. R.) im Bewusstsein der Pflichtwidrigkeit vorstzlich oder fahrlssig seine Dienstpflicht verletzt. Vorsatz bedeutet bewusste und gewollte Dienstpflichtverletzung (direkter V.). Vorstzliches Handeln bedeutet aber auch, dass der Soldat die Pflichtverletzung zwar nicht unbedingt will, sie jedoch fr mçglich hlt und sich mit ihr abfindet (bedingter V.). Fahrlssig handelt ein Soldat, wenn er bei Anwendung der ihm persçnlich zumutbaren Sorgfalt die Pflichtverletzung htte voraussehen und vermeiden kçnnen. Beispiel: Ein Soldat kommt eine Stunde nach Zapfenstreich in die Kaserne, weil der bisher verkehrende Bus infolge Fahrplanwechsels ausgefallen ist. Wusste er, dass der Bus nicht fahren wrde, so handelt er vorstzlich. Hat er sich nach der Fahrplannderung nicht vergewissert – etwa weil er dachte: „Na wenn schon, dann komme ich eben zu spt“ –, so handelt er mit bedingtem Vorsatz. Wusste er von der Fahrplannderung, vergaß aber die genderten Fahrzeiten, dann liegt Fahrlssigkeit vor. In allen drei Fllen liegt ein Dienstvergehen vor, weil der Soldat schuldhaft gegen den Befehl, zum Zapfenstreich in der Kaserne zu sein, und somit gegen die Gehorsamspflicht nach § 11 verstoßen hat. 2. Absatz 2 fingiert ein „Dienst“-Vergehen in bestimmten Fllen auch nach dem Ausscheiden aus dem Dienstverhltnis. 3. Absatz 3 R C 10.
§ 24
Haftung
(1) Verletzt ein Soldat vorstzlich oder grob fahrlssig die ihm obliegenden Pflichten, so hat er dem Dienstherrn, dessen Aufgaben er wahrgenommen hat, den daraus entstehenden Schaden zu ersetzen. Haben mehrere Soldaten gemeinsam den Schaden verursacht, so haften sie als Gesamtschuldner. 101
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§ 24
(2) Hat der Dienstherr Dritten Schadensersatz geleistet, gilt als Zeitpunkt, in dem der Dienstherr Kenntnis im Sinne der Verjhrungsvorschriften des Brgerlichen Gesetzbuches erlangt, der Zeitpunkt, in dem der Ersatzanspruch gegenber Dritten vom Dienstherrn anerkannt oder dem Dienstherrn gegenber rechtskrftig festgestellt wird. (3) Leistet der Soldat dem Dienstherrn Ersatz und hat dieser einen Ersatzanspruch gegen einen Dritten, so geht der Ersatzanspruch auf den Soldaten ber. Anmerkung: 1. Zu den Begriffen Vorsatz und Fahrlssigkeit R Anm. 1 zu § 23 SG. Grob fahrlssig handelt, wer die gebotene Sorgfalt in ungewçhnlich großem Maße verletzt oder wer nicht beachtet, was im gegebenen Fall jedem ohne weiteres einleuchten muss. 2. Einzelheiten sind in den Erlassen „Bestimmungen ber die Bearbeitung von Schadensfllen in der Bundeswehr“ – SB – (R BwKalender F 80a) und in den Einziehungsrichtlinien (VMBl 2006, S. 134 R BwKalender F 83) geregelt. 3. Die Schadensbearbeitung nach § 24 SG und den hierzu erlassenen Vorschriften ist sorgfltig von der disziplinaren Wrdigung eines Schadensfalls nach § 33 WDO zu unterscheiden. Das Schadensrecht dient einerseits nicht der Disziplinierung und Erziehung des Soldaten, das Disziplinarrecht dient andererseits nicht dem Interesse des Bundes, Schadensersatz zu erlangen. Aus diesem Grund hat der zustndige Disziplinarvorgesetzte in einem Schadensfall das Verhalten der beteiligten Soldaten auch dann disziplinar zu prfen, wenn im Schadensverfahren ein sog. „haftungsbegrndendes Verschulden“ verneint wird R ZDv 14/3 B 127 (C 11f). Beispiel: Uffz. M. verursacht beim Einparken seines Dienst-Kfz eine Beule an dessen Kotflgel. Der Soldat verletzt zwar seine Dienstpflicht nach § 7 SG, wenn er aus Unachtsamkeit einen Schaden zum Nachteil des Bundes verursacht. Da ihm hier aber nur leichte Fahrlssigkeit zur Last gelegt werden kann, entfllt nach § 24 Abs. 1 Satz 1 SG eine Schadensersatzpflicht. Im Ergebnis kçnnte der nchste Disziplinarvorgesetzte somit eine Erzieherische Maßnahme oder (z. B. im Wiederholungsfall) eine einfache Disziplinarmaßnahme verhngen. 102
Soldatengesetz
§ 25
C 01
4. Nimmt ein Soldat kraft seiner Vorgesetztenstellung pflichtwidrig die Dienste eines anderen Soldaten fr private Zwecke in Anspruch (z. B. Renovierungsarbeiten whrend der Dienstzeit in der Wohnung des Kompaniechefs), so dass dieser ber einen lngeren Zeitraum hinweg nicht fr seinen Dienst verfgbar ist, so ist der Vorgesetzte seinem Dienstherrn zum Schadensersatz verpflichtet. Der zu leistende Schadensersatz bestimmt sich danach, in welchem Umfang die Bundeswehr an den Soldaten fr diesen Zeitraum Dienstbezge/Wehrsold gezahlt hat. 5. Literatur-Hinweis: Zetzsche in UBWV 03, 401.
§ 25
Wahlrecht; Amtsverhltnisse
(1) Stimmt ein Soldat seiner Aufstellung als Bewerber fr die Wahl zum Deutschen Bundestag, zu der gesetzgebenden Kçrperschaft eines Landes oder zu einer kommunalen Vertretung zu, so hat er dies unverzglich seinem nchsten Disziplinarvorgesetzten mitzuteilen. (2) Fr die Rechtsstellung der nach dem 1. Juni 1978 in die gesetzgebende Kçrperschaft eines Landes gewhlten Berufssoldaten und Soldaten auf Zeit gelten die fr in den Deutschen Bundestag gewhlte Berufssoldaten und Soldaten auf Zeit maßgebenden Vorschriften in den §§ 5 bis 7, 8 Abs. 2, § 23 Abs. 5 und in § 36 Abs. 1 des Abgeordnetengesetzes entsprechend. (3) Fr die Ttigkeit als Mitglied einer kommunalen Vertretung, eines nach Kommunalverfassungsrecht gebildeten Ausschusses oder vergleichbarer Einrichtungen in Gemeindebezirken ist dem Soldaten der erforderliche Urlaub unter Belassung der Geld- und Sachbezge zu gewhren. Satz 1 gilt auch fr die von einer kommunalen Vertretung gewhlten ehrenamtlichen Mitglieder von Ausschssen, die auf Grund eines Gesetzes gebildet worden sind. Urlaub nach Satz 1 oder 2 kann nur versagt werden, wenn nach Abwgung den Interessen des Dienstherrn gegenber den Interessen der kommunalen Selbstverwaltung ausnahmsweise der Vorrang einzurumen ist; in diesen Fllen liegt die Entscheidung beim Bundesministerium der Verteidigung. (4) Wird ein Berufssoldat zum Mitglied der Bundesregierung oder zum Parlamentarischen Staatssekretr bei einem Mitglied der Bundesregierung ernannt, gelten § 18 Abs. 1 und 2 und § 20 des Bundesministergesetzes entsprechend. Das gilt auch fr die Ernennung zum Mitglied der Regierung eines Landes oder fr den Eintritt in ein Amtsverhltnis, das dem eines Parlamentarischen Staatssekretrs im Sinne des Gesetzes ber die Rechtsverhltnisse der Parlamentarischen Staatssekretre entspricht. Die Stze 1 103
C 01
Soldatengesetz
§§ 26 – 28
und 2 gelten fr Soldaten auf Zeit entsprechend mit der Maßgabe, dass bei der Anwendung des § 18 Abs. 2 des Bundesministergesetzes an die Stelle des Eintritts in den Ruhestand die Beendigung des Dienstverhltnisses tritt. (5) Tritt ein Berufssoldat in ein kommunales Wahlbeamtenverhltnis auf Zeit ein, ruhen mit dessen Beginn die in dem Dienstverhltnis als Berufssoldat begrndeten Rechte und Pflichten mit Ausnahme der Pflicht zur Verschwiegenheit (§ 14) und des Verbots der Annahme von Belohnungen oder Geschenken (§ 19). Nach Beendigung des kommunalen Wahlbeamtenverhltnisses ruhen die in dem Dienstverhltnis als Berufssoldat begrndeten Rechte und Pflichten fr lngstens weitere drei Monate. Sie leben auf Antrag des Berufssoldaten, der innerhalb von zwei Monaten nach Beendigung des kommunalen Wahlbeamtenverhltnisses zu stellen ist, wieder auf. Stellt der Berufssoldat den Antrag nicht oder nicht zeitgerecht, ist er nach Ablauf der drei Monate als Berufssoldat entlassen. Die Vorschriften ber die Beendigung des Dienstverhltnisses eines Berufssoldaten bleiben unberhrt. Die Stze 1 bis 5 gelten fr den Soldaten auf Zeit entsprechend. Anmerkung: Erlass R VMBl 2001 S. 116.
§ 26
Verlust des Dienstgrades
Der Soldat verliert seinen Dienstgrad nur kraft Gesetzes oder durch Richterspruch. Das Nhere ber den Verlust des Dienstgrades durch Richterspruch regelt die Wehrdisziplinarordnung. Anmerkung: Einzelflle R §§ 49 Abs. 2, 53, 56 Abs. 2 SG; § 30 WPflG (C 50a); §§ 62, 63, 65 Abs. 1, 66, 67 Abs. 4 WDO (C 10). ...
§ 28
Urlaub
(1) Dem Soldaten steht alljhrlich ein Erholungsurlaub unter Belassung der Geld- und Sachbezge zu. (2) Der Urlaub darf versagt werden, soweit und solange zwingende dienstliche Erfordernisse einer Urlaubserteilung entgegenstehen. (3) Dem Soldaten kann aus besonderen Anlssen Urlaub erteilt werden. (4) Die Erteilung und die Dauer des Urlaubs regelt eine Rechtsverordnung. Sie bestimmt, ob und inwieweit die Geld- und Sachbe104
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§ 29
C 01
zge whrend eines Urlaubs aus besonderen Anlssen zu belassen sind. ... Anmerkung: Einzelheiten R BwKalender C 40a. ...
§ 29
Personalakten
(1) ber jeden Soldaten ist eine Personalakte zu fhren; sie ist vertraulich zu behandeln und durch technische und organisatorische Maßnahmen vor unbefugter Einsichtnahme zu schtzen. Die Akte kann in Teilen oder vollstndig automatisiert gefhrt werden. Zur Personalakte gehçren alle Unterlagen, die den Soldaten betreffen, soweit sie mit seinem Dienstverhltnis in einem unmittelbaren inneren Zusammenhang stehen (Personalaktendaten). Nicht Bestandteil der Personalakte sind Unterlagen, die besonderen, von der Person und dem Dienstverhltnis sachlich zu trennenden Zwecken dienen, insbesondere Prfungs-, Sicherheits- und Kindergeldakten. Personalaktendaten drfen ohne Einwilligung des Soldaten nur fr Zwecke der Personalfhrung und -bearbeitung sowie der Personalwirtschaft verwendet werden. Eine Verwendung fr andere als die in Satz 5 genannten Zwecke liegt nicht vor, wenn Personalaktendaten im Rahmen einer Datenschutzkontrolle den mit ihrer Durchfhrung Betrauten bekannt werden. Gleiches gilt, soweit im Rahmen der Datensicherung oder der Sicherung des ordnungsgemßen Betriebes einer Datenverarbeitungsanlage eine nach dem Stand der Technik nicht oder nur mit unverhltnismßigem Aufwand zu vermeidende Kenntnisnahme von Personalaktendaten erfolgt. (2) Der Dienstherr darf personenbezogene Daten ber Bewerber, Soldaten und frhere Soldaten nur erheben und verwenden, soweit dies zur Begrndung, Durchfhrung, Beendigung oder Abwicklung des Dienstverhltnisses oder zur Durchfhrung organisatorischer, personeller und sozialer Maßnahmen, insbesondere zu Zwecken der Personalplanung und des Personaleinsatzes erforderlich ist oder eine Rechtsvorschrift dies erlaubt. Fragebogen, mit denen solche personenbezogenen Daten erhoben werden, bedrfen der Genehmigung durch das Bundesministerium der Verteidigung. (3) Zugang zur Personalakte drfen nur Personen haben, die fr Personalangelegenheiten zustndig sind, und nur soweit dies zu Zwecken der Personalfhrung oder -bearbeitung erforderlich ist. Zugang zu entscheidungsrelevanten Teilen der Personalakte 105
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Soldatengesetz
§ 29
haben auch Gleichstellungsbeauftragte, soweit dies zur Wahrnehmung ihrer Aufgaben erforderlich ist. Auf Verlangen ist Beauftragten fr den Datenschutz nach § 4f des Bundesdatenschutzgesetzes Zugang zur Personalakte zu gewhren. Zugang haben ferner die mit Angelegenheiten der Innenrevision beauftragten Beschftigten, soweit sie die zur Durchfhrung ihrer Aufgaben erforderlichen Erkenntnisse nur auf diesem Weg und nicht durch Auskunft aus der Personalakte gewinnen kçnnen. Jede Einsichtnahme nach Satz 4 ist aktenkundig zu machen. Ohne Einwilligung des Soldaten darf die Personalakte an andere Stellen und an rzte im Geschftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung weitergegeben werden, soweit dies im Rahmen der Zweckbestimmung des Dienstverhltnisses erforderlich ist. Fr Ausknfte aus der Personalakte gilt Entsprechendes. Soweit eine Auskunft ausreicht, ist von der Weitergabe der Personalakte abzusehen. Ausknfte an Stellen außerhalb des Geschftsbereichs des Bundesministeriums der Verteidigung drfen nur mit Einwilligung des Soldaten erteilt werden, es sei denn, dass zwingende Grnde der Verteidigung, die Abwehr einer erheblichen Beeintrchtigung des Gemeinwohls oder der Schutz berechtigter, hçherrangiger Interessen Dritter dies erfordern. Inhalt und Empfnger sind dem Soldaten schriftlich mitzuteilen. Ein automatisierter Datenabruf durch andere Behçrden ist unzulssig, soweit durch besondere Rechtsvorschrift nichts anderes bestimmt ist. (4) Daten ber medizinische und ber psychologische Untersuchungen und Tests drfen nur im jeweiligen Dienst der Bundeswehr in automatisierten Verfahren verarbeitet werden, soweit sie fr die Beurteilung der Dienst- und der Verwendungsfhigkeit des Soldaten erforderlich sind. Nur die Ergebnisse solcher Untersuchungen und Tests drfen an fr Personalangelegenheiten zustndige Stellen der Bundeswehr weitergegeben und dort verwendet werden, soweit dies fr Zwecke der Personalfhrung und -bearbeitung erforderlich ist. Daten ber psychologische Untersuchungen und Tests drfen, in der Regel in Form von Stichproben, durch den psychologischen Dienst auch automatisiert verarbeitet werden, soweit dies erforderlich ist, um die Aussagefhigkeit des psychologischen Eignungsfeststellungsverfahrens zu verbessern; zu diesem Zwecke drfen ihm auf sein Ersuchen die erforderlichen Daten zur Verarbeitung bermittelt werden, soweit sie sich auf die Ergebnisse der Untersuchungen und Tests beziehen. § 40 Abs. 2 des Bundesdatenschutzgesetzes gilt entsprechend. Die die Dienst- und die Verwendungsfhigkeit bestimmenden rztlichen Informationen kçnnen einer zentralen Stelle zur Erfllung der rztlichen Dokumentationspflicht und zum Zwecke der Beweissicherung bermittelt und dort aufbewahrt werden. 106
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§ 29
C 01
(5) Der Soldat ist zu Beschwerden, Behauptungen und Bewertungen, die fr ihn ungnstig sind oder ihm nachteilig werden kçnnen, vor deren Aufnahme in die Personalakte zu hçren. Seine ußerung ist zur Personalakte zu nehmen. Die Vorgnge nach den Stzen 1 und 2 sind mit Zustimmung des Soldaten nach zwei Jahren aus der Personalakte zu entfernen, es sei denn, sie sind in eine dienstliche Beurteilung aufgenommen oder unterliegen nach anderen gesetzlichen Bestimmungen einer lngeren Tilgungsfrist. Die Frist fr die Entfernung wird regelmßig durch erneute Sachverhalte im Sinne dieser Vorschrift oder durch Einleitung eines Straf- oder Disziplinarverfahrens unterbrochen. Stellt sich der erneute Vorwurf als unbegrndet oder falsch heraus, gilt die Frist als nicht unterbrochen. (6) Die Personalakte des Soldaten ist nach Beendigung des Wehrdienstverhltnisses aufzubewahren, soweit dies insbesondere zur Erfllung der Wehrpflicht, aus besoldungs- oder aus versorgungsrechtlichen Grnden erforderlich ist. Die fr eine Heranziehung zum Wehrdienst erforderlichen Personalunterlagen abgelehnter Bewerber sind dem zustndigen Kreiswehrersatzamt zuzuleiten; gespeicherte Daten sind zu lçschen, soweit sie nicht fr eine erneute Bewerbung oder fr eine Heranziehung zum Wehrdienst nach dem Wehrpflichtgesetz von Bedeutung sind. (7) Der Soldat hat, auch nach seinem Ausscheiden aus dem Wehrdienstverhltnis, ein Recht auf Einsicht in seine vollstndige Personalakte. Einem Bevollmchtigten ist Einsicht zu gewhren, soweit dienstliche Grnde nicht entgegenstehen. Dies gilt auch fr Hinterbliebene und deren Bevollmchtigte, wenn ein berechtigtes Interesse glaubhaft gemacht wird. Fr Ausknfte aus der Personalakte gelten die Stze 2 und 3 entsprechend. (8) Der Soldat hat ein Recht auf Einsicht auch in andere Akten, die personenbezogene Daten ber ihn enthalten und fr sein Dienstverhltnis verwendet werden, soweit gesetzlich nichts anderes bestimmt ist; dies gilt nicht fr Sicherheitsakten. Die Einsichtnahme ist unzulssig, wenn die Daten des Betroffenen mit Daten Dritter oder geheimhaltungsbedrftigen nicht-personenbezogenen Daten derart verbunden sind, dass ihre Trennung nicht oder nur mit unverhltnismßig großem Aufwand mçglich ist. In diesem Fall ist dem Soldaten Auskunft zu erteilen. (9) Nheres bestimmt eine Rechtsverordnung ber 1. die Anlage und Fhrung von Personalakten des Soldaten whrend des Wehrdienstverhltnisses und nach seinem Ausscheiden aus dem Wehrdienstverhltnis, 2. das Verfahren der Weitergabe, Aufbewahrung und Vernichtung oder den Verbleib der Personalakten einschließlich der 107
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§ 30
bermittlung und Lçschung oder des Verbleibs der in automatisierten Verfahren gespeicherten Informationen sowie die hieran beteiligten Stellen, die Einrichtung und den Betrieb automatisierter Verfahren einschließlich der Zugriffsmçglichkeiten auf die gespeicherten Informationen, die Einzelheiten der Art und Weise der Einsichtgewhrung und Auskunftserteilung aus der Personalakte und die Befugnis von Personen im Sinne des § 203 Abs. 1 Nr. 1 und 2 des Strafgesetzbuches, die im Rahmen der unentgeltlichen truppenrztlichen Versorgung des Soldaten ttig werden, vom Dienstherrn mit der Untersuchung des Soldaten oder mit der Erstellung von Gutachten ber ihn beauftragt worden sind, dem Arztgeheimnis unterliegende personenbezogene Daten zu offenbaren.
Anmerkung: Einzelheiten regeln die Rechtsverordnung zu § 29 Abs. 9 SG (R BwKalender C 04a), die AB-SPersAV (R C 45b) und die Bestimmungen ber die Fhrung der Personalakten (R C 04).
§ 30
Geld- und Sachbezge, Versorgung
(1) Der Soldat hat Anspruch auf Geld- und Sachbezge, Versorgung, Reise- und Umzugskostenvergtung nach Maßgabe besonderer Gesetze. Zu den Sachbezgen gehçrt auch die unentgeltliche truppenrztliche Versorgung. Die Weiterfhrung der sozialen Krankenversicherung fr seine Angehçrigen, die Arbeitslosenversicherung und Versicherung in den gesetzlichen Rentenversicherungen werden gesetzlich geregelt. (2) Anwrter fr die Laufbahn der Offiziere des Sanittsdienstes (Sanittsoffizier-Anwrter), die unter Wegfall der Geld- und Sachbezge zum Studium beurlaubt sind, erhalten unentgeltliche truppenrztliche Versorgung, ein Ausbildungsgeld (Grundbetrag, Familienzuschlag) sowie Einmalzahlungen im Rahmen von Besoldungsanpassungen nach dem Bundesbesoldungsgesetz und haben Anspruch auf Erstattung der auf Grundlage der jeweiligen Landesgesetzgebung erhobenen Studienbeitrge oder Studiengebhren. Die Hçhe des Ausbildungsgeldes wird durch Rechtsverordnung unter Bercksichtigung der Dienstbezge derjenigen Dienstgrade festgesetzt, die die Sanittsoffizier-Anwrter whrend ihrer Ausbildung durchlaufen. Die Rechtsverordnung regelt ferner das Nhere ber die Gewhrung des Ausbildungsgeldes sowie ber die 108
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§ 30a
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Anrechnung von Einknften aus einer mit der Ausbildung zusammenhngenden Ttigkeit. (3) Die §§ 76 und 96 Abs. 2 des Bundesbeamtengesetzes gelten entsprechend. (4) Den Soldaten kann bei Dienstjubilen eine Jubilumszuwendung gewhrt werden. Das Nhere regelt eine Rechtsverordnung. (5) Soldatinnen haben Anspruch auf Mutterschutz in entsprechender Anwendung des Mutterschutzgesetzes. Das Nhere regelt eine Rechtsverordnung, die die Eigenart des militrischen Dienstes bercksichtigt.
§ 30a
Teilzeitbeschftigung
(1) Einem Berufssoldaten oder Soldaten auf Zeit kann grundstzlich erst nach vier Jahren seiner Dienstzeit auf Antrag Teilzeitbeschftigung im Umfang von mindestens der Hlfte der Rahmendienstzeit und bis zur jeweils beantragten Dauer, lngstens fr zwçlf Jahre bewilligt werden, soweit wichtige dienstliche Grnde nicht entgegenstehen, wenn er mindestens ein Kind unter 18 Jahren oder einen nach rztlichem Gutachten pflegebedrftigen sonstigen Angehçrigen tatschlich betreut oder pflegt. (2) ber den Antrag entscheidet das Bundesministerium der Verteidigung oder die von ihm beauftragte Stelle. Die Ablehnung von Antrgen ist im Einzelnen zu begrnden. Einem Antrag darf nur entsprochen werden, wenn der Soldat sich verpflichtet, whrend des Bewilligungszeitraumes Nebenttigkeiten nur in dem Umfang einzugehen, in dem nach § 20 den in Vollzeit beschftigten Soldaten die Ausbung von Nebenttigkeiten gestattet ist. Es drfen nur solche Nebenttigkeiten genehmigt werden, die dem Zweck der Teilzeitbewilligung nicht zuwiderlaufen. Wird die Verpflichtung nach Satz 3 schuldhaft verletzt, soll die Bewilligung widerrufen werden. (3) Die zustndige Stelle kann auch nachtrglich die Dauer der Teilzeitbeschftigung beschrnken, den Umfang der zu leistenden Arbeitszeit erhçhen oder deren Bewilligung widerrufen, soweit zwingende dienstliche Grnde dies erfordern. Sie soll den bergang zur Vollzeitbeschftigung zulassen, wenn dem Soldaten die Teilzeitbeschftigung nicht mehr zugemutet werden kann und dienstliche Belange nicht entgegenstehen. (4) Bemessungsgrundlage fr die Arbeitszeit im Sinne von § 6 Abs. 1 des Bundesbesoldungsgesetzes ist bei teilzeitbeschftigten Soldaten die Rahmendienstzeit. 109
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Soldatengesetz
§§ 30b – 32
(5) Das Nhere zur Teilzeitbeschftigung der Soldaten wird in einer Rechtsverordnung geregelt, in der auch bestimmte Verwendungen oder Truppenteile festgelegt werden kçnnen, fr die Teilzeitbeschftigung nicht in Frage kommt.
§ 30b
Zusammentreffen von Urlaub und Teilzeitbeschftigung
Urlaube nach § 28 Abs. 5 und § 28a sowie Zeiten einer Teilzeitbeschftigung nach § 30a drfen zusammen eine Dauer von 15 Jahren nicht berschreiten.
§ 31
Frsorge
(1) Der Bund hat im Rahmen des Dienst- und Treueverhltnisses fr das Wohl des Berufssoldaten und des Soldaten auf Zeit sowie ihrer Familien, auch fr die Zeit nach Beendigung des Dienstverhltnisses, zu sorgen. Er hat auch fr das Wohl des Soldaten zu sorgen, der nach Maßgabe des Vierten oder Fnften Abschnittes oder des Wehrpflichtgesetzes Wehrdienst leistet; die Frsorge fr die Familie des Soldaten whrend des Wehrdienstes und seine Eingliederung in das Berufsleben nach dem Ausscheiden aus dem Wehrdienst werden gesetzlich geregelt. (2) – (7) ... Anmerkung: Im Unterschied zur Frsorgepflicht des Vorgesetzten nach § 10 Abs. 3 beinhaltet § 31 die des Dienstherrn.
§ 32
Dienstzeitbescheinigung und Dienstzeugnis
(1) Der Soldat erhlt nach Beendigung seines Wehrdienstes eine Dienstzeitbescheinigung. Auf Antrag ist ihm bei einer Dienstzeit von mindestens vier Wochen von seinem nchsten Disziplinarvorgesetzten ein Dienstzeugnis zu erteilen, das ber die Art und Dauer der wesentlichen von ihm bekleideten Dienststellungen, ber seine Fhrung, seine Ttigkeit und seine Leistung im Dienst Auskunft gibt. Das Bundesministerium der Verteidigung kann die Zustndigkeit nach Satz 2 anders bestimmen. (2) Der Soldat kann eine angemessene Zeit vor dem Ende des Wehrdienstes ein vorlufiges Dienstzeugnis beantragen. Anmerkung: Einzelheiten R ZDv 20/6, Nr. 221 (BwKalender C 07a). 110
Soldatengesetz § 33
§§ 33 – 36
C 01
Staatsbrgerlicher und vçlkerrechtlicher Unterricht
(1) Die Soldaten erhalten staatsbrgerlichen und vçlkerrechtlichen Unterricht. Der fr den Unterricht verantwortliche Vorgesetzte darf die Behandlung politischer Fragen nicht auf die Darlegung einer einseitigen Meinung beschrnken. Das Gesamtbild des Unterrichts ist so zu gestalten, dass die Soldaten nicht zugunsten oder zuungunsten einer bestimmten politischen Richtung beeinflusst werden. (2) Die Soldaten sind ber ihre staatsbrgerlichen und vçlkerrechtlichen Pflichten und Rechte im Frieden und im Krieg zu unterrichten. Anmerkung: Politische Bildung in der Bundeswehr R ZDv 12/1 und VMBl 2000 S. 266. Der unterrichtende Vorgesetzte hat bei dem Unterricht § 15 Abs. 4 zu beachten.
§ 34
Beschwerde
Der Soldat hat das Recht, sich zu beschweren. Das Nhere regelt die Wehrbeschwerdeordnung. Anmerkung: WBO R C 30.
§ 35
Beteiligungsrechte der Soldaten
Die Beteiligung der Soldaten regelt das Soldatenbeteiligungsgesetz. Anmerkung: Soldatenbeteiligungsgesetz R C 55a; ZDv 10/2 R C 55b. ...
§ 36
Seelsorge
Der Soldat hat einen Anspruch auf Seelsorge und ungestçrte Religionsausbung. Die Teilnahme am Gottesdienst ist freiwillig. 111
C 01
Soldatengesetz
§§ 37 – 38
Zweiter Abschnitt Rechtsstellung der Berufssoldaten und der Soldaten auf Zeit 1. Begrndung des Dienstverhltnisses
§ 37
Voraussetzung der Berufung
(1) In das Dienstverhltnis eines Berufssoldaten oder eines Soldaten auf Zeit darf nur berufen werden, wer 1. Deutscher im Sinne des Artikels 116 des Grundgesetzes ist, 2. Gewhr dafr bietet, dass er jederzeit fr die freiheitliche demokratische Grundordnung im Sinne des Grundgesetzes eintritt, 3. die charakterliche, geistige und kçrperliche Eignung besitzt, die zur Erfllung seiner Aufgaben als Soldat erforderlich sind. (2) Das Bundesministerium der Verteidigung kann in Einzelfllen Ausnahmen von Absatz 1 Nr. 1 zulassen, wenn dafr ein dienstliches Bedrfnis besteht.
§ 38
Hindernisse der Berufung
(1) In das Dienstverhltnis eines Berufssoldaten und Soldaten auf Zeit darf nicht berufen werden, wer 1. durch ein deutsches Gericht wegen eines Verbrechens zu Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr oder wegen einer vorstzlichen Tat, die nach den Vorschriften ber Friedensverrat, Hochverrat, Gefhrdung des demokratischen Rechtsstaates oder Landesverrat und Gefhrdung der ußeren Sicherheit strafbar ist, zu Freiheitsstrafe verurteilt ist, 2. infolge Richterspruchs die Fhigkeit zur Bekleidung çffentlicher mter nicht besitzt, 3. einer Maßregel der Besserung und Sicherung nach den §§ 64 oder 66 des Strafgesetzbuches unterworfen ist, solange die Maßregel nicht erledigt ist. (2) Das Bundesministerium der Verteidigung kann in Einzelfllen Ausnahmen von Absatz 1 Nr. 1 zulassen. ... 112
Soldatengesetz
§§ 43 – 46
C 01
3. Beendigung des Dienstverhltnisses
a) Beendigung des Dienstverhltnisses eines Berufssoldaten
§ 43
Beendigungsgrnde
(1) Das Dienstverhltnis eines Berufssoldaten endet durch Eintritt oder Versetzung in den Ruhestand nach Maßgabe der Vorschriften ber die rechtliche Stellung der Berufssoldaten im Ruhestand. (2) Das Dienstverhltnis endet ferner durch 1. Umwandlung, 2. Entlassung; 3. Verlust der Rechtsstellung eines Berufssoldaten; 4. Entfernung aus dem Dienstverhltnis eines Berufssoldaten durch Urteil in einem gerichtlichen Disziplinarverfahren. Anmerkung: Das Dienstverhltnis eines Berufssoldaten kann enden: a) durch Eintritt in den Ruhestand nach § 44 b) durch Umwandlung nach § 45a c) durch Versetzung in den einstweiligen Ruhestand nach § 50 (nur ab Brigadegeneral) d) durch Entlassung nach § 46 oder § 61 e) durch Verlust der Rechtsstellung nach § 48 f) durch disziplinargerichtliches Urteil nach § 63 WDO (R C 10). ...
§ 46
Entlassung
(1) Ein Berufssoldat ist entlassen, wenn er die Eigenschaft als Deutscher im Sinne des Artikels 116 des Grundgesetzes verliert. Das Bundesministerium der Verteidigung entscheidet darber, ob diese Voraussetzung vorliegt, und stellt den Tag der Beendigung des Dienstverhltnisses fest. (2) Ein Berufssoldat ist zu entlassen, 1. wenn er aus einem der in § 38 genannten Grnde nicht htte ernannt werden drfen und das Hindernis noch fortbesteht, 2. wenn er seine Ernennung durch Zwang, arglistige Tuschung oder Bestechung herbeigefhrt hat, 3. wenn sich herausstellt, dass er vor seiner Ernennung eine Straftat begangen hat, die ihn der Berufung in das Dienst113
C 01
Soldatengesetz
§ 46
verhltnis eines Berufssoldaten unwrdig erscheinen lsst und er deswegen zu einer Strafe verurteilt war oder wird, 4. wenn er sich weigert, den Eid abzulegen, 5. wenn er zur Zeit der Ernennung Mitglied des Europischen Parlaments, des Bundestages oder eines Landtages war und nicht innerhalb der vom Bundesministerium der Verteidigung gesetzten angemessenen Frist sein Mandat niederlegt, 6. wenn in den Fllen des § 44 Abs. 1 bis 3 die Voraussetzungen des § 44 Abs. 5 nicht erfllt sind, 7. wenn er als Kriegsdienstverweigerer anerkannt ist; diese Entlassung gilt als Entlassung auf eigenen Antrag oder 8. wenn er ohne Genehmigung des Bundesministeriums der Verteidigung seinen Wohnsitz oder dauernden Aufenthalt außerhalb des Geltungsbereichs dieses Gesetzes nimmt. In den Fllen der Nummer 2 kann das Bundesministerium der Verteidigung wegen besonderer Hrte eine Ausnahme zulassen. (3) Der Berufssoldat kann jederzeit seine Entlassung verlangen; soweit seine militrische Ausbildung mit einem Studium oder einer Fachausbildung verbunden war, gilt dies jedoch erst nach einer sich daran anschließenden Dienstzeit, die der dreifachen Dauer des Studiums oder der Fachausbildung entspricht, lngstens nach zehn Jahren. In einer Rechtsverordnung kann fr bestimmte Verwendungen wegen der Hçhe der mit dem Studium oder der Fachausbildung verbundenen Kosten oder auf Grund sonstiger studien- oder ausbildungsbedingter Besonderheiten eine lngere als die dreifache Dauer bestimmt werden; die in Satz 1 genannte Hçchstdauer darf nicht berschritten werden. (3a) Ein Berufssoldat ist entlassen, wenn er zum Beamten ernannt wird. Die Entlassung gilt als solche auf eigenen Antrag. Satz 1 gilt nicht, wenn der Berufssoldat 1. in ein Beamtenverhltnis als Ehrenbeamter oder 2. als Professor, Juniorprofessor, wissenschaftlicher oder knstlerischer Mitarbeiter an einer nach Landesrecht staatlich anerkannten oder genehmigten Hochschule, deren Personal im Dienste des Bundes steht, in ein Beamtenverhltnis auf Zeit berufen wird. Satz 1 gilt ebenfalls nicht, solange das Bundesministerium der Verteidigung oder eine von ihm bestimmte Stelle in seinem Geschftsbereich der Entlassung nach Satz 1 nicht zugestimmt hat. Die Zustimmung ist zu erteilen, wenn der Soldat nach Absatz 3 seine Entlassung verlangen kçnnte. Im brigen kann die Zustimmung unter Bercksichtigung der dienstlichen Interessen der Bundeswehr erteilt werden. 114
Soldatengesetz
§ 47
C 01
(4) Hat der Berufssoldat Elternzeit nach § 28 Abs. 7 im Anschluss an ein Studium oder eine Fachausbildung in Anspruch genommen, verlngert sich die Dienstzeit nach Absatz 3 um diese Zeit entsprechend, soweit das Studium oder die Fachausbildung mehr als sechs Monate gedauert hat; die Hçchstdauer von zehn Jahren bleibt unberhrt. Gleiches gilt fr einen Berufssoldaten, der eine Teilzeitbeschftigung nach § 30a in Anspruch genommen hat; die Dienstzeit nach Absatz 3 verlngert sich um die Differenz der Teilzeitbeschftigung zur Vollzeitbeschftigung. (5) Der Berufsoffizier kann auch dann, wenn er weder ein Studium noch eine Fachausbildung erhalten hat, seine Entlassung erst nach Ende des sechsten Dienstjahres als Offizier verlangen. (6) Vor Ablauf der in den Abstzen 3, 4 und 5 genannten Dienstzeiten ist der Berufssoldat auf seinen Antrag zu entlassen, wenn das Verbleiben im Dienst fr ihn wegen persçnlicher, insbesondere huslicher, beruflicher oder wirtschaftlicher Grnde eine besondere Hrte bedeuten wrde. (7) Das Verlangen auf Entlassung muss dem Disziplinarvorgesetzten schriftlich erklrt werden. Die Erklrung kann, solange die Entlassungsverfgung dem Soldaten noch nicht zugegangen ist, innerhalb zweier Wochen nach Zugang bei dem Disziplinarvorgesetzten zurckgenommen werden, mit Zustimmung der fr die Entlassung zustndigen Stelle auch nach Ablauf dieser Frist. Die Entlassung ist fr den beantragten Zeitpunkt auszusprechen; sie kann jedoch so lange hinausgeschoben werden, bis der Berufssoldat seine dienstlichen Obliegenheiten ordnungsgemß erledigt hat, lngstens drei Monate. (8) Ein Leutnant kann in Ausnahmefllen bis zum Ende des dritten Dienstjahres als Offizier, sptestens vor dem Ende des zehnten Jahres der Gesamtdienstzeit in der Bundeswehr, wegen mangelnder Eignung als Berufsoffizier entlassen werden. Die in diesen Fllen zu gewhrende Dienstzeitversorgung regelt das Soldatenversorgungsgesetz.
§ 47
Zustndigkeit, Anhçrungspflicht und Fristen bei der Entlassung
(1) Soweit gesetzlich nichts anderes bestimmt ist, wird die Entlassung von der Stelle verfgt, die nach § 4 Abs. 2 fr die Ernennung des Berufssoldaten zustndig wre. (2) Der Berufssoldat ist vor der Entscheidung ber seine Entlassung zu hçren. 115
C 01
Soldatengesetz
§§ 48 – 49
(3) Die Entlassung muss in den Fllen des § 46 Abs. 2 Satz 1 Nr. 2 und 3 innerhalb einer Frist von sechs Monaten verfgt werden, nachdem das Bundesministerium der Verteidigung oder die Stelle, die die Ausbung der Befugnis zur Entlassung bertragen worden ist, von dem Entlassungsgrund Kenntnis erhalten hat. (4) Die Entlassungsverfgung muss dem Soldaten in den Fllen des § 46 Abs. 2 Satz 1 Nr. 6 bei Dienstunfhigkeit wenigstens drei Monate vor dem Entlassungstag und in den Fllen des § 46 Abs. 8 wenigstens sechs Wochen vor dem Entlassungstag zum Schluss eines Kalendervierteljahres unter schriftlicher Angabe der Grnde zugestellt werden.
§ 48
Verlust der Rechtsstellung eines Berufssoldaten
Der Berufssoldat verliert seine Rechtsstellung, wenn gegen ihn durch Urteil eines deutschen Gerichts im Geltungsbereich des Grundgesetzes erkannt ist 1. auf die in § 38 bezeichneten Strafen, Maßregeln oder Nebenfolgen, 2. auf Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr wegen vorstzlich begangener Tat oder 3. auf Freiheitsstrafe von mindestens sechs Monaten wegen Bestechlichkeit soweit sich die Tat auf eine Diensthandlung im Wehrdienst bezieht. Entsprechendes gilt, wenn der Berufssoldat auf Grund einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts gemß Artikel 18 des Grundgesetzes ein Grundrecht verwirkt hat.
§ 49
Folgen der Entlassung und des Verlustes der Rechtsstellung eines Berufssoldaten
(1) Die Zugehçrigkeit des Berufssoldaten zur Bundeswehr endet mit der Beendigung seines Dienstverhltnisses durch Entlassung nach § 46 oder durch Verlust seiner Rechtsstellung als Berufssoldat nach § 48. In den Fllen des § 46 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1 bis 4 und Abs. 3 sowie des § 48 bleibt der Soldat in der Bundeswehr, soweit er auf Grund der Wehrpflicht hierzu verpflichtet ist. (2) In den Fllen des § 46 Abs. 1 und 2 Satz 1 Nr. 1 bis 4, 7 und 8 und des § 48 verliert der Soldat seinen Dienstgrad. (3) Nach dem Verlust seiner Rechtsstellung als Berufssoldat und nach der Entlassung hat der frhere Berufssoldat keinen Anspruch auf Dienstbezge und Versorgung mit Ausnahme der Beschdigtenversorgung, soweit gesetzlich nichts anderes bestimmt ist. 116
Soldatengesetz
§§ 52 – 53
C 01
(4) Ein frherer Berufssoldat, der vor Ablauf der nach § 46 Abs. 3 sich bestimmenden Mindestdienstzeit 1. auf seinen Antrag entlassen worden ist oder als auf eigenen Antrag entlassen gilt, 2. seine Entlassung nach § 46 Abs. 8 vorstzlich oder grob fahrlssig herbeigefhrt hat, 3. seine Rechtsstellung verloren hat oder 4. durch Urteil in einem gerichtlichen Disziplinarverfahren aus dem Dienstverhltnis entfernt worden ist, muss die entstandenen Kosten des Studiums oder der Fachausbildung erstatten. Unter den gleichen Voraussetzungen muss ein frherer Berufssoldat in der Laufbahn der Offiziere des Sanittsdienstes das ihm als Sanittsoffizier-Anwrter gewhrte Ausbildungsgeld erstatten. Auf die Erstattung kann ganz oder teilweise verzichtet werden, wenn sie fr den frheren Soldaten eine besondere Hrte bedeuten wrde. (5) Einem entlassenen Berufssoldaten kann das Bundesministerium der Verteidigung die Erlaubnis erteilen, seinen Dienstgrad mit dem Zusatz „außer Dienst (a. D.)“ zu fhren. Die Erlaubnis ist zurckzunehmen, wenn der frhere Berufssoldat sich ihrer als nicht wrdig erweist. ...
§ 52
Wiederaufnahme des Verfahrens
Wird ein Urteil mit den Folgen des § 48 im Wiederaufnahmeverfahren durch ein Urteil ersetzt, das diese Folgen nicht hat, so gilt § 42 Abs. 1, 2 und 4 des Bundesbeamtengesetzes entsprechend.
§ 53
Verurteilung nach Beendigung des Dienstverhltnisses
(1) Ein Berufssoldat im Ruhestand oder ein frherer Berufssoldat, 1. gegen den wegen einer Tat, die er vor der Beendigung seines Dienstverhltnisses begangen hat, eine Entscheidung ergangen ist, die nach § 48 zum Verlust seiner Rechtsstellung als Berufssoldat gefhrt htte, oder 2. der wegen einer nach Beendigung seines Dienstverhltnisses begangenen Tat durch ein deutsches Gericht im Geltungsbereich des Grundgesetzes a) wegen einer vorstzlichen Tat zu Freiheitsstrafe von mindestens 2 Jahren oder b) wegen einer vorstzlichen Tat, die nach den Vorschriften ber Friedensverrat, Hochverrat, Gefhrdung des demokratischen Rechtsstaates oder Landesverrat und Gefhr117
C 01
Soldatengesetz
§ 54
dung der ußeren Sicherheit strafbar ist, zu Freiheitsstrafe von mindestens sechs Monaten verurteilt worden ist, verliert seinen Dienstgrad und seine Ansprche auf Versorgung mit Ausnahme der Beschdigtenversorgung. Entsprechendes gilt, wenn ein Berufssoldat im Ruhestand oder ein frherer Berufssoldat auf Grund einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts gemß Artikel 18 des Grundgesetzes ein Grundrecht verwirkt hat. § 52 gilt entsprechend. (2) § 30 Abs. 2 des Wehrpflichtgesetzes findet keine Anwendung.
b) Beendigung des Dienstverhltnisses eines Soldaten auf Zeit
§ 54
Beendigungsgrnde
(1) Das Dienstverhltnis eines Soldaten auf Zeit endet mit dem Ablauf der Zeit, fr die er in das Dienstverhltnis berufen ist. Das Dienstverhltnis endet auch mit Ablauf des Monats, in dem das Erlçschen des Rechts aus dem Eingliederungsschein (§ 9 Abs. 3 Satz 2 Nr. 1 bis 3 des Soldatenversorgungsgesetzes) unanfechtbar festgestellt worden ist. (2) Das Dienstverhltnis endet ferner durch 1. Entlassung, 2. Verlust der Rechtsstellung eines Soldaten auf Zeit entsprechend dem § 48, 3. Entfernung aus dem Dienstverhltnis eines Soldaten auf Zeit. (3) Wenn zwingende Grnde der Verteidigung es erfordern, kann die fr das Dienstverhltnis festgesetzte Zeit 1. allgemein durch Rechtsverordnung oder 2. in Einzelfllen durch das Bundesministerium der Verteidigung um einen Zeitraum von bis zu drei Monaten verlngert werden. (4) Ein Soldat auf Zeit, dessen Rechte und Pflichten auf Grund der §§ 5, 6, 8 und 36 des Abgeordnetengesetzes oder entsprechender Rechtsvorschriften ruhen, kann auf seinen Antrag zu Dienstleistungen nach § 60 bis zu drei Monaten Dauer herangezogen werden. 118
Soldatengesetz § 55
§ 55
C 01
Entlassung
(1) Fr den Soldaten auf Zeit gilt § 46 Abs. 1 und 2 Satz 1 Nr. 1 bis 5 sowie 7 und 8 entsprechend. § 46 Abs. 3a gilt mit Ausnahme des Satzes 5 mit der Maßgabe entsprechend, dass ein Soldat auf Zeit auch nicht entlassen ist, wenn er zum Beamten auf Widerruf im Vorbereitungsdienst oder zum Zwecke der Ausbildung zum Polizeivollzugsbeamten oder zum Beamten des Einsatzdienstes der Berufsfeuerwehr ernannt wird. Fr einen Soldaten auf Zeit, der auf Grund eines Eingliederungsscheines zum Beamten ernannt wird, gelten Satz 2 und § 46 Abs. 3a Satz 2 nicht. (2) Ein Soldat auf Zeit ist zu entlassen, wenn er dienstunfhig ist. § 44 Abs. 3 Satz 2 und Abs. 4 gilt entsprechend. (3) Ein Soldat auf Zeit ist auf seinen Antrag zu entlassen, wenn das Verbleiben im Dienst fr ihn wegen persçnlicher, insbesondere huslicher, beruflicher oder wirtschaftlicher Grnde eine besondere Hrte bedeuten wrde. (4) Ein Soldat auf Zeit kann in den ersten vier Jahren seiner Dienstzeit entlassen werden, wenn er die Anforderungen, die an ihn in seiner Laufbahn zu stellen sind, nicht mehr erfllt. Ein Offizieranwrter, der sich nicht zum Offizier, ein SanittsoffizierAnwrter, der sich nicht zum Sanittsoffizier, ein Militrmusikoffizier-Anwrter, der sich nicht zum Militrmusikoffizier, ein Feldwebelanwrter, der sich nicht zum Feldwebel, und ein Unteroffizieranwrter, der sich nicht zum Unteroffizier eignen wird, soll unbeschadet des Satzes 1 entlassen werden. Ist er zuvor in einer anderen Laufbahn verwendet worden, soll er nicht entlassen, sondern in diese zurckgefhrt werden, soweit er noch einen dieser Laufbahn entsprechenden Dienstgrad fhrt. (5) Ein Soldat auf Zeit kann whrend der ersten vier Dienstjahre fristlos entlassen werden, wenn er seine Dienstpflichten schuldhaft verletzt hat und sein Verbleiben in seinem Dienstverhltnis die militrische Ordnung oder das Ansehen der Bundeswehr ernstlich gefhrden wrde. (6) Fr die Zustndigkeit, die Anhçrungspflicht und die Fristen bei der Entlassung gilt § 47 Abs. 1 bis 3 entsprechend. Die Entlassungsverfgung muss dem Soldaten in den Fllen des Absatzes 2 wenigstens drei Monate und in den Fllen des Absatzes 4 wenigstens einen Monat vor dem Entlassungstag unter schriftlicher Angabe der Grnde zugestellt werden. Fr Soldaten, die einen Eingliederungsschein (§ 9 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 des Soldatenversorgungsgesetzes) erhalten kçnnen und die Erteilung beantragt haben, betrgt die Frist in den Fllen des Absatzes 2 ein Jahr. In den Fllen des Absatzes 3 gilt § 46 Abs. 7 entsprechend. 119
C 01
Soldatengesetz
§ 56
Anmerkung: Zu Absatz 5 R § 143 WDO (C 10) und DV zu § 143 WDO (C 11d). Vor einer fristlosen Entlassung ist mçglicherweise ein „Ausdrcklicher Hinweis“ R C 06b) angezeigt. Das in der Entlassungsvorschrift des § 55 Abs. 5 SG dem Dienstherrn eingerumte Ermessen („kann“) ist vor dem Hintergrund des ausschließlich den Schutz der Bundeswehr betreffenden Zwecks der Vorschrift im Sinne einer „intendierten Entscheidung“ gesetzlich auf die Entlassung hin vorgeprgt. Einer umfassenden Abwgung aller fr und gegen das Verbleiben des betroffenen Zeitsoldaten im Dienst sprechenden Umstnde bedarf es – namentlich mit Blick auf den Grundsatz der Verhltnismßigkeit – nur beim Vorliegen eines besonderen („atypischen“) Ausnahmefalles. R OVG NRW in NZWehrr 06, 170. Die Verhngung einer einfachen Disziplinarmaßnahme ist neben der fristlosen Entlassung nach Absatz 5 grundstzlich mçglich (BVerwG in NZWehrr 97, 114 m. Anm. Lingens) und nach dem Erlass (R C 06a) regelmßig in Betracht zu ziehen. Eine fristlose Entlassung schwangerer Soldatinnen nach Absatz 5 ist in besonderen Fllen mit vorheriger Zustimmung des BMVg (Referat PSZ I 8) zulssig (§ 6b Abs. 2 Mutterschutzverordnung fr Soldatinnen R BwKalender E 50a). Literatur-Hinweis: Busch, „Zur Verwaltungsrechtsprechung zu § 55 Abs. 5 des Soldatengesetzes“ in NZWehrr 04, 196.
§ 56
Folgen der Entlassung und des Verlustes der Rechtsstellung eines Soldaten auf Zeit
(1) Mit der Beendigung seines Dienstverhltnisses durch Zeitablauf nach § 54 Abs. 1, durch Entlassung nach § 55 oder durch Verlust seiner Rechtsstellung als Soldat auf Zeit nach § 54 Abs. 2 Nr. 2 endet die Zugehçrigkeit des Soldaten auf Zeit zur Bundeswehr. Der Soldat bleibt jedoch in den dem § 46 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1 bis 4 und dem § 48 entsprechenden Fllen sowie in den Fllen des § 55 Abs. 4 und 5 in der Bundeswehr, soweit er auf Grund der Wehrpflicht Grundwehrdienst zu leisten hat. (2) Mit der Entlassung entsprechend dem § 46 Abs. 1 und 2 Satz 1 Nr. 1 bis 4, Nr. 7 und 8 und nach § 55 Abs. 5 sowie mit dem Verlust seiner Rechtsstellung als Soldat auf Zeit verliert der Soldat seinen Dienstgrad. 120
Soldatengesetz
§ 57
C 01
(3) Nach dem Verlust seiner Rechtsstellung als Soldat auf Zeit und, soweit gesetzlich nichts anderes bestimmt ist, nach der Entlassung hat der frhere Soldat auf Zeit keinen Anspruch auf Dienstbezge und Versorgung mit Ausnahme der Beschdigtenversorgung. (4) Ein frherer Soldat auf Zeit, dessen militrische Ausbildung mit einem Studium oder einer Fachausbildung verbunden war und der 1. auf seinen Antrag entlassen worden ist oder als auf eigenen Antrag entlassen gilt, 2.
seine Entlassung nach § 55 Abs. 4 vorstzlich oder grob fahrlssig herbeigefhrt hat,
3.
nach § 55 Abs. 5 entlassen worden ist,
4.
seine Rechtsstellung verloren hat oder
5.
durch Urteil in einem gerichtlichen Disziplinarverfahren aus dem Dienstverhltnis entfernt worden ist,
muss die entstandenen Kosten des Studiums oder der Fachausbildung erstatten. Unter den gleichen Voraussetzungen muss ein frherer Soldat auf Zeit in der Laufbahn der Offiziere des Sanittsdienstes das ihm als Sanittsoffizier-Anwrter gewhrte Ausbildungsgeld erstatten. Auf die Erstattung kann ganz oder teilweise verzichtet werden, wenn sie fr den frheren Soldaten eine besondere Hrte bedeuten wrde.
§ 57
Wiederaufnahme des Verfahrens, Verurteilungen nach Beendigung des Dienstverhltnisses
(1) Fr die Wiederaufnahme des Verfahrens und fr die Folgen von Verurteilungen nach Beendigung des Dienstverhltnisses als Soldat auf Zeit gelten die §§ 52 und 53 entsprechend. (2) Auf einen frheren Soldaten auf Zeit, der einen Mannschaftsdienstgrad fhrt, findet § 53 Abs. 2 keine Anwendung. Unterliegt er nicht der Wehrpflicht, so verliert er, abgesehen von den in § 53 Abs. 1 genannten Fllen seinen Dienstgrad, wenn er die in § 59 Abs. 2 Satz 1 Nr. 2 bestimmte Altersgrenze nicht berschritten hat und gegen ihn auf eine der in § 48 Satz 1 bezeichneten Strafen, Maßregeln oder Nebenfolgen erkannt wird. 121
C 01
Soldatengesetz
§§ 58 – 82
Dritter Abschnitt Rechtsstellung der Soldaten, die nach Maßgabe des Wehrpflichtgesetzes Wehrdienst leisten § 58
Regelung durch Gesetz; Form der Befçrderung
(1) Die Begrndung der Wehrpflicht, die Heranziehung der Wehrpflichtigen zum Wehrdienst und die Beendigung ihres Wehrdienstes regelt das Wehrpflichtgesetz. (2) Die Befçrderung eines Soldaten, der nach Maßgabe des Wehrpflichtgesetzes Wehrdienst leistet, wird mit der dienstlichen Bekanntgabe an den Soldaten, jedoch nicht vor dem in der Ernennungsverfgung bestimmten Tag wirksam. § 42 Abs. 2 Satz 2 gilt entsprechend. Die Stze 1 und 2 gelten entsprechend fr diejenigen, die zu den in § 60 genannten Dienstleistungen herangezogen werden. ...
Sechster Abschnitt Rechtsschutz 1. Rechtsweg
§ 82
Zustndigkeiten
(1) Fr Klagen der Soldaten, der Soldaten im Ruhestand, der frheren Soldaten, der Dienstleistungspflichtigen gemß § 59 Abs. 3 Satz 1 und der Hinterbliebenen aus dem Wehrdienstverhltnis ist der Verwaltungsrechtsweg gegeben, soweit nicht ein anderer Rechtsweg gesetzlich vorgeschrieben ist. (2) Fr Klagen des Bundes gilt das Gleiche. (3) Der Bund wird durch das Bundesministerium der Verteidigung vertreten. Dieses kann die Vertretung durch allgemeine Anordnung anderen Stellen bertragen; die Anordnung ist im Bundesgesetzblatt zu verçffentlichen. Anmerkung: R §§ 17, 23 WBO (C 30) und Erlasse C 35a und C 35b. ... 122
Soldatengesetz
§§ 87 – 89
C 01
Siebter Abschnitt Bußgeldvorschriften; bergangs- und Schlussvorschriften ...
§ 87
Einstellung von anderen Bewerbern
(1) Ein Bewerber, der die fr einen hçheren Dienstgrad erforderliche militrische Eignung durch Lebens- und Berufserfahrung außerhalb der Bundeswehr erworben hat, kann auf Grund freiwilliger Verpflichtung zu einer Eignungsbung von vier Monaten einberufen werden; er kann die Eignungsbung freiwillig fortsetzen. Whrend der bung kann er mit dem 15. oder Letzten eines jeden Monats entlassen werden. Die Entlassungsverfgung ist ihm wenigstens zwei Wochen vor dem Entlassungstag bekannt zu geben. Auf seinen Antrag muss er jederzeit entlassen werden. Im brigen hat er fr die Dauer der Eignungsbung die Rechtsstellung eines Soldaten auf Zeit mit dem Dienstgrad, fr den er nach erfolgreicher Ableistung der Eignungsbung vorgesehen ist. (2) Nach der Eignungsbung kann der Bewerber zum Berufssoldaten oder zum Soldaten auf Zeit ernannt werden. (3) Fr die Ernennung zum Soldaten auf Zeit findet die Beschrnkung auf ein Lebensalter von 40 Jahren keine Anwendung.
§ 88
Entlassung von anderen Bewerbern
Ein Bewerber nach § 87 Abs. 1, der in das Dienstverhltnis eines Berufssoldaten oder eines Soldaten auf Zeit berufen ist, kann auf Grund eines Verhaltens vor der Ernennung, das ihn der Berufung in sein Dienstverhltnis unwrdig erscheinen lsst, entlassen werden, nachdem ein Disziplinargericht den Sachverhalt festgestellt hat. Die Entlassung hat dieselben Folgen wie eine Entlassung nach § 46 Abs. 2 Satz 1 Nr. 3.
§ 89
Mitteilungen in Strafsachen
(1) In Strafsachen gegen Soldaten gilt § 115 des Bundesbeamtengesetzes entsprechend. (2) In Strafsachen gegen Berufssoldaten im Ruhestand, frhere Berufssoldaten und frhere Soldaten auf Zeit sollen personenbezogene Daten außer in den Fllen des § 14 Abs. 1 Nr. 6 des Einfhrungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetz bermittelt werden, wenn deren Kenntnis fr Disziplinarmaßnahmen mit anderen als versorgungsrechtlichen Folgen erforderlich ist, soweit 123
C 01
Soldatengesetz
§ 89
nicht fr die bermittelnde Stelle erkennbar ist, dass schutzwrdige Interessen des Betroffenen an dem Ausschluss der bermittlung berwiegen. § 14 Abs. 2 des Einfhrungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetz ist anzuwenden. (3) Die Mitteilungen sind zu richten 1. bei Erlass und Vollzug eines Haftbefehls oder Unterbringungsbefehls an den nchsten Disziplinarvorgesetzten des Soldaten oder dessen Vertreter im Amt, 2. in den brigen Fllen zum Zwecke der Weiterleitung an die zustndige Stelle an den Befehlshaber des Wehrbereichs, in dem die mitteilungspflichtige Stelle liegt. Die Mitteilungen sind als „Vertrauliche Personalsache“ zu kennzeichnen. Im Falle des Satzes 1 Nr. 2 drfen nur die Personendaten des Beschuldigten, die fr die Ermittlung der zustndigen Stelle erforderlich sind, dem Befehlshaber im Wehrbereich zugnglich gemacht werden; die brigen Daten sind ihm zur Weiterleitung in einem verschlossenen Umschlag zu bermitteln. Anmerkung: Die in Abs. 1 zitierte Vorschrift des BBG lautet: § 115 bermittlungen in Strafverfahren (1) Das Gericht, die Strafverfolgungs- oder die Strafvollstreckungsbehçrde hat in Strafverfahren gegen Beamtinnen und Beamte zur Sicherstellung der erforderlichen dienstrechtlichen Maßnahmen im Fall der Erhebung der çffentlichen Klage 1. die Anklageschrift oder eine an ihre Stelle tretende Antragsschrift, 2. den Antrag auf Erlass eines Strafbefehls und 3. die einen Rechtszug abschließende Entscheidung mit Begrndung zu bermitteln. Ist gegen die Entscheidung ein Rechtsmittel eingelegt worden, ist die Entscheidung unter Hinweis auf das eingelegte Rechtsmittel zu bermitteln. Der Erlass und der Vollzug eines Haftbefehls oder eines Unterbringungsbefehls sind mitzuteilen. (2) In Verfahren wegen fahrlssig begangener Straftaten werden die in Absatz 1 Satz 1 bestimmten bermittlungen nur vorgenommen, wenn 1. es sich um schwere Verstçße handelt, namentlich Vergehen der Trunkenheit im Straßenverkehr oder der fahrlssigen Tçtung, oder 124
Soldatengesetz 2.
§ 89
C 01
in sonstigen Fllen die Kenntnis der Daten aufgrund der Umstnde des Einzelfalls erforderlich ist, um zu prfen, ob dienstrechtliche Maßnahmen zu ergreifen sind.
(3) Entscheidungen ber Verfahrenseinstellungen, die nicht bereits nach Absatz 1 oder 2 zu bermitteln sind, sollen bermittelt werden, wenn die in Absatz 2 Nr. 2 genannten Voraussetzungen erfllt sind. Dabei ist zu bercksichtigen, wie gesichert die Erkenntnisse sind, die der zu bermittelnden Entscheidung zugrunde liegen. (4) Sonstige Tatsachen, die in einem Strafverfahren bekannt werden, drfen mitgeteilt werden, wenn ihre Kenntnis aufgrund besonderer Umstnde des Einzelfalls fr dienstrechtliche Maßnahmen gegen eine Beamtin oder einen Beamten erforderlich ist und soweit nicht fr die bermittelnde Stelle erkennbar ist, dass schutzwrdige Interessen der Beamtin oder des Beamten an dem Ausschluss der bermittlung berwiegen. Erforderlich ist die Kenntnis der Daten auch dann, wenn diese Anlass zur Prfung bieten, ob dienstrechtliche Maßnahmen zu ergreifen sind. Absatz 3 Satz 2 ist entsprechend anzuwenden. (5) Nach den Abstzen 1 bis 4 bermittelte Daten drfen auch fr die Wahrnehmung der Aufgaben nach dem Sicherheitsberprfungsgesetz oder einem entsprechenden Gesetz verwendet werden. (6) bermittlungen nach den Abstzen 1 bis 3 sind auch zulssig, soweit sie Daten betreffen, die dem Steuergeheimnis (§ 30 der Abgabenordnung) unterliegen. bermittlungen nach Absatz 4 sind unter den Voraussetzungen des § 30 Abs. 4 Nr. 5 der Abgabenordnung zulssig. (7) Mitteilungen sind an die zustndigen Dienstvorgesetzten oder deren Vertretung im Amt zu richten und als „Vertrauliche Personalsache“ zu kennzeichnen. ...
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C 02a
VorgV § 1
Vorgesetztenverhltnis a) Verordnung ber die Regelung des militrischen Vorgesetztenverhltnisses (Vorgesetztenverordnung – VorgV) Vom 4. Juni 1956 BGBl I S. 459 in der Fassung der 3. VO zur nderung der VorgV vom 7. Oktober 1981 BGBl I 1975 S. 2273, 1981 S. 1129; VMBl 1981 S. 338; ZDv 14/5 D 301 Literatur-Hinweise: 1. Dau in Erbs/Kohlhaas, Strafrechtliche Nebengesetze, W 50a, LoseblattKommentar, Mnchen (Beck’sche Kurz-Kommentare) 2. Lingens/Marignoni, Vorgesetzter und Untergebener, Ein Grundriß zum Befehlsrecht, Herford, 3. Aufl. 1987 (Verlag E. S. Mittler & Sohn) 3. Scherer/Alff/Poretschkin, Soldatengesetz, Kommentar, Mnchen, 8. Aufl. 2008 (Vahlen Verlag), Zur VorgV R nach § 1 4. Walz/Eichen/Sohm, Soldatengesetz, Kommentar, Heidelberg 2006 (C. F. Mller), Zur VorgV R nach § 1
Vorbemerkung: Die VorgV regelt nur das Vorgesetztenverhltnis zwischen Soldaten. Die Zusammenarbeit zwischen Soldaten, Beamten, Angestellten, Arbeitern in der Bw in einem ber- und Unterordnungsverhltnis bringt es mit sich, dass z. B. Beamte oder Angestellte Soldaten und umgekehrt Soldaten Zivilbediensteten unterstellt sein kçnnen. Zu diesen „Vorgesetztenverhltnissen“ R C 02b.
I. Vorgesetztenverhltnis auf Grund der Dienststellung § 1
Unmittelbare Vorgesetzte
(1) Ein Soldat, der einen militrischen Verband, eine militrische Einheit oder Teileinheit fhrt oder der eine militrische Dienststelle leitet, hat die allgemeine Befugnis, den ihm unterstellten Soldaten in und außer Dienst Befehle zu erteilen. (2) In den Fachdienst der Untergebenen, die der Leitung und Dienstaufsicht von Fachvorgesetzten unterstehen, soll der unmittelbare Vorgesetzte nicht eingreifen. 126
VorgV
§§ 2−3
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Anmerkung: 1. Zu den Unterstellungsverhältnissen und zur Befehlsbefugnis → ZDv 1/50, Nr. 201 ff., 301 ff. (B 19). 2. Wer Disziplinarvorgesetzter ist, regeln die § 27 ff. WDO (→ C 10) und der Erlass über die Disziplinarbefugnis von Offizieren (→ C 12a).
§ 2
Fachvorgesetzte
Ein Soldat, dem nach seiner Dienststellung die Leitung des Fachdienstes von Soldaten obliegt, hat die Befugnis, ihnen im Dienst zu fachdienstlichen Zwecken Befehle zu erteilen. Anmerkung: Einzelheiten → ZDv 1/50, Nr. 205 (B 19).
§ 3
Vorgesetzte mit besonderem Aufgabenbereich
Ein Soldat, dem nach seiner Dienststellung ein besonderer Aufgabenbereich zugewiesen ist, hat im Dienst die Befugnis, anderen Soldaten Befehle zu erteilen, die zur Erfüllung seiner Aufgaben notwendig sind. Wenn sich dies aus seinem Aufgabenbereich ergibt, hat er Befehlsbefugnis auch gegenüber Soldaten, die sich nicht im Dienst befinden. Anmerkung: 1. Vorgesetzter mit besonderem Aufgabenbereich ist ein Soldat, dem nach seiner Dienststellung ein besonderer Aufgabenbereich zugewiesen ist. Auf den Dienstgrad kommt es also nicht an. Welcher Dienststellung welche Aufgabenbereiche zugewiesen sind, ergibt sich meist aus einer Zentralen Dienstvorschrift und/oder einer Dienstanweisung. 2. Die ZDv 10/5 ,,Leben in der militärischen Gemeinschaft’’ bestimmt folgende Soldaten als Vorgesetzte mit besonderem Aufgabenbereich: − Kompaniefeldwebel nach Nr. 207 gegenüber allen Unteroffizieren und Mannschaften seiner Einheit. − Feldwebel vom Wochendienst bzw. Bootsmann vom Wochendienst (FvW/BvW) nach Nr. 225 gegenüber allen Unteroffizieren und Mannschaften der Einheit bzw. der Einheiten, für die er eingeteilt ist; mit Ausnahme des/der Kompaniefeldwebel, der Oberstabsfeldwebel bzw. Oberstabsbootsmänner und seiner unmittelbaren Vorgesetzten. 127
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§4
−
Unteroffizier vom Dienst (UvD) nach Nr. 225 gegenüber allen Soldaten der Einheit bzw. der Einheiten, für die er eingeteilt ist, die der eigenen oder einer niedrigeren Dienstgradgruppe angehören, seine unmittelbaren Vorgesetzten ausgenommen. 3. Die Aufzählung der Vorgesetzten mit besonderem Aufgabenbereich in der ZDv 10/5 ist nicht erschöpfend. Eine besonders wichtige Gruppe von Vorgesetzten nach § 3 VorgV sind die im Wachdienst eingesetzten Soldaten (Wachvorgesetzte → ZDv 10/6, Nr. 218). 4. Weitere Beispiele für Vorgesetzte mit besonderem Aufgabenbereich sind Vollzugsleiter und Vollzugshelfer (ZDv 14/10, Nr. 108, 109, 110, 302 → C 13b). 5. Die Unterstellung im besonderen Aufgabenbereich umfasst auch die sog. fachliche Unterstellung ZDv 1/50, Nr. 204 (→ B 19). So ist z. B. der G 1 der Division Vorgesetzter mit besonderem Aufgabenbereich gegenüber dem S 1 von Brigade und Bataillon. 6. Die Befehlsbefugnis endet dort, wo die Anweisung in keinem Zusammenhang mit dem Aufgabenbereich steht.
II. Vorgesetztenverhältnis auf Grund des Dienstgrades § 4 (1) In den Kompanien und in den entsprechenden Einheiten sowie innerhalb der Besatzung eines Schiffes steht die Befugnis, im Dienst Befehle zu erteilen, zu 1. den Offizieren gegenüber allen Unteroffizieren und Mannschaften, 2. den Unteroffizieren vom Feldwebel an aufwärts gegenüber allen Stabsunteroffizieren, Unteroffizieren und Mannschaften, 3. den Stabsunteroffizieren und den Unteroffizieren gegenüber allen Mannschaften. An Bord von Schiffen haben die Angehörigen der Besatzung und deren unmittelbare Vorgesetzte in und außer Dienst Befehlsbefugnis nach Satz 1 auch gegenüber Soldaten, die sich nicht im Dienst befinden oder nicht zu bestimmtem Dienst eingeteilt sind, und gegenüber Soldaten, die nicht zur Besatzung gehören. (2) In Stäben und anderen militärischen Dienststellen gilt Absatz 1 Satz 1 entsprechend, jedoch kann der Kommandeur oder der Leiter der Dienststelle die Befehlsbefugnis auf Untergliederungen des Stabes oder der Dienststelle beschränken. 128
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§4
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(3) Innerhalb umschlossener militärischer Anlagen können Soldaten einer höheren Dienstgradgruppe den Soldaten einer niedrigeren Dienstgradgruppe in und außer Dienst Befehle erteilen. Anmerkung: 1. § 4 enthält drei verschiedene Vorgesetztenregelungen aufgrund des Dienstgrades: Absatz 1 gilt für den Bereich von Kompanien und entsprechenden Einheiten sowie auf Schiffen; Absatz 2 gilt für Stäbe und andere Dienststellen; Absatz 3 gilt für alle umschlossenen militärischen Anlagen. Das Vorgesetztenverhältnis nach Absatz 1 und Absatz 2 besteht auch außerhalb umschlossener militärischer Anlagen. Wesentlich ist die Zugehörigkeit des Vorgesetzten und Untergebenen zur gleichen Kompanie/Einheit bzw. zur Besatzung des Schiffes, zum gleichen Stab, zur gleichen militärischen Dienststelle. Das Vorgesetztenverhältnis besteht ferner nur im Dienst, d. h. wenn Vorgesetzte und Untergebene im Dienst sind. Eine Ausnahme bildet lediglich die Regelung des Absatz 1 Satz 2. 2. Zu Absatz 1 Die Einheit ist die unterste militärische Gliederungsform, deren Führer Disziplinarbefugnis hat. Die Grundform der Einheit ist die Kompanie (ZDv 1/50, Nr. 109 → B 19). Den besonderen Verhältnissen an Bord von Schiffen trägt Satz 2 des Absatz 1 Rechnung. 3. Zu Absatz 2 Andere militärische Dienststellen sind Dienststellen, die nicht Einheiten oder Stäbe sind. Wie in Stäben der Kommandeur, so kann hier der Leiter der Dienststelle die Befehlsbefugnis auf Untergliederungen des Stabes bzw. der Dienststelle beschränken. Beispiel: Der S 3-Offizier des Bataillonsstabes kann allen Unteroffizieren und Mannschaften im Stab im Dienst Befehle erteilen. Der Leiter der Stammdienststelle ordnet an, dass Offiziere und Unteroffiziere Befehlsbefugnis nach Absatz 1 Satz 1 nur innerhalb ihrer Dezernate haben. Eine Regelung der Befehlsbefugnis innerhalb militärischer Stäbe findet sich im Erlass des BMVg über die Übertragung der Dienstaufsicht über das Stabspersonal bei Stäben der Bundeswehr sowie über das Personal von Bundeswehrkrankenhäusern, Zentralen Instituten des Sanitätsdienstes der Bundeswehr und BundeswehrSanZentren (→ C 12b). 129
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4. Zu Absatz 3 Die militärische Anlage ist die Zusammenfassung von bodenständigen militärischen Objekten zu einem einheitlichen Zweck. Militärische Anlagen sind z. B. Kaserne, Fliegerhorst, Standortschießanlage, Truppenübungsplatz → ZDv 1/50, Nr. 106 FN 2 (B 19). Im Gegensatz zu Absatz 1 und Absatz 2 besteht das Vorgesetztenverhältnis nach Absatz 3 in und außer Dienst, jedoch nur innerhalb umschlossener militärischer Anlagen. Die Angehörigen einer höheren Dienstgradgruppe sind dort Vorgesetzte der Soldaten einer niedrigeren Dienstgradgruppe (beachte den Unterschied zu Absatz 1 Satz 1 Nr. 1, wo bei Offizieren nicht nach Dienstgradgruppen unterschieden wird!). Zur Einteilung der Dienstgradgruppen → ZDv 14/5 B 185 (BwKalender F 02). Beispiele: Der Major als Angehöriger der Dienstgradgruppe der Stabsoffiziere kann den Hauptleuten, Leutnanten, Unteroffizieren m. P. und Unteroffizieren o. P sowie den Mannschaften in und außer Dienst Befehle erteilen. Uffz Meier kann in der Kaserne allen Mannschaften in und außer Dienst Befehle erteilen. Außerhalb der Kaserne hat er Befehlsbefugnis nur gegenüber den Mannschaften seiner Kompanie und nur, wenn er und die Mannschaften sich im Dienst befinden.
III. Vorgesetztenverhältnis auf Grund besonderer Anordnung § 5 (1) Ein Vorgesetzter kann innerhalb seiner Befehlsbefugnis Untergebene einem Soldaten für eine bestimmte Aufgabe vorübergehend unterstellen. Dabei soll ein im Dienstgrad niedrigerer Soldat einem im Dienstgrad höheren Soldaten nur vorgesetzt werden, wenn besondere dienstliche Gründe dies erfordern. (2) Durch die Anordnung der Unterstellung, die den Untergebenen dienstlich bekannt zu geben ist, erhält der Soldat die Befugnis, den unterstellten Soldaten Befehle zu erteilen, die zur Erfüllung seiner Aufgaben notwendig sind. Anmerkung: 1. Ein Vorgesetzter kann nur seine Untergebenen einem anderen Soldaten unterstellen. Er muss aber nicht auch Vorgesetzter des Soldaten sein, dem unterstellt wird. 130
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Beispiel: Der Chef der 1. Kompanie kann seinen Zugführer dem Chef der 2. Kompanie für die Leitung einer Stationsausbildung unterstellen. 2. Die Unterstellung ist nur für eine bestimmte Aufgabe und nur vorübergehend zulässig. Beispiel: Nicht zulässig wäre es, wenn der Chef der 1. Kompanie seinen Zugführer „bis auf weiteres’’ dem Chef der 2. Kompanie unterstellt. Zulässig ist es, wenn der Gruppenführer am Ende der Sportausbildung dem Gefr Meier befiehlt, die Gruppe auf direktem Weg in die Unterkunft zurückzuführen. Er unterstellt damit dem Gefr Meier die Soldaten seiner Gruppe. 3. Das Vorgesetztenverhältnis aufgrund besonderer Anordnung entsteht erst, wenn die Unterstellung den Untergebenen dienstlich bekannt gegeben worden ist. Eine bestimmte Form ist für die Bekanntgabe nicht vorgeschrieben. Sie kann auch durch den zum Vorgesetzten gemachten Soldaten erfolgen, etwa indem er vor die Front tritt und erklärt: „Alles hört auf mein Kommando’’. Soweit er und die ihm übertragene Aufgabe den Soldaten nicht bekannt sind, wird er sich dabei vorstellen und die Aufgabe nennen, zu deren Durchführung ihm die Soldaten unterstellt worden sind. 4. Die Befehlsbefugnis des zum Vorgesetzten gemachten Soldaten endet dort, wo seine Anweisungen nicht mehr im Zusammenhang mit der „bestimmten Aufgabe’’ stehen, zu deren Durchführung die Unterstellung erfolgte. Beispiel: Der Gefr Meier führt die Gruppe nicht, wie ihm aufgetragen, direkt zur Unterkunft zurück, sondern befiehlt einen Umweg über die Hindernisbahn.
IV. Vorgesetztenverhältnis auf Grund eigener Erklärung § 6 (1) Ein Offizier oder Unteroffizier kann sich in und außer Dienst über andere Soldaten, die im Dienstgrad nicht über ihm stehen, zum Vorgesetzten erklären, wenn er dies für notwendig hält, weil 1. eine Notlage sofortige Hilfe erfordert, 2. zur Aufrechterhaltung der Disziplin oder Sicherheit ein sofortiges Eingreifen unerlässlich ist oder 131
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3.
eine einheitliche Befehlsgebung an Ort und Stelle unabhängig von der gliederungsmäßigen Zusammengehörigkeit der Soldaten zur Behebung einer kritischen Lage hergestellt werden muss. (2) Niemand kann sich zum Vorgesetzten von Soldaten erklären, die auf Grund der §§ 1 bis 3 und 5 Befehlsbefugnis über ihn haben. (3) Mit der Erklärung erhält der Offizier oder Unteroffizier die Befugnis, den Soldaten, an die er die Erklärung gerichtet hat, Befehle zu erteilen, die nach der Lage erforderlich sind. In eine fachliche Tätigkeit soll nur ein facherfahrener Offizier oder Unteroffizier eingreifen. Anmerkung: 1. Die Erklärung zum Vorgesetzten setzt voraus, dass der Offizier oder Unteroffizier in einer besonderen Ausnahmesituation die Begründung eines Vorgesetztenverhältnisses für notwendig hält, um unverzüglich und wirksam handeln zu können. Die Ausnahmesituation kann sein − eine Notlage − eine konkrete Gefährdung oder Störung der Disziplin oder Sicherheit − eine sonstige kritische Lage. 2. Die Erklärung zum Vorgesetzten ist auch dann wirksam, wenn der Offizier oder Unteroffizier irrtümlich ein Einschreiten aus den in Abs. 1 Nr. 1 bis 3 genannten Gründen für erforderlich hält. Nur wenn ganz offensichtlich keine der o. a. Ausnahmesituationen vorliegt oder ein Einschreiten ganz offensichtlich nicht oder nicht mehr erforderlich ist, ist die Erklärung zum Vorgesetzten unwirksam. 3. Für die Erklärung ist keine bestimmte Form vorgeschrieben. Die Begründung des Vorgesetztenverhältnisses muss jedoch unmittelbar zum Ausdruck gebracht werden. Beispiel: Auf die Fahrt von der Kaserne zum Bahnhof wird der Zubringerbus in einen Verkehrsunfall mit einem Tanklastzug verwickelt. Es gibt mehrere Verletzte. Das Tankfahrzeug ist umgestürzt. Benzin läuft aus. HptFw Huber erklärt: „Ich bin HptFw Huber. Alle Soldaten hören auf mein Kommando. Allgemeines Rauchverbot!’’ Sodann gibt er weitere Anweisungen zur Sicherung der Unfallstelle, zur Erste-Hilfe-Leistung usw. 4. Die Erklärung ist nur gegenüber Soldaten zulässig, die dienstgradgleich sind oder im Dienstgrad unter dem Erklärenden stehen. 132
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5. Keine Rolle spielt es, ob der Erklärende oder die Soldaten, die er sich unterstellen will, im Dienst sind oder nicht. Will sich der Offizier oder Unteroffizier Soldaten im Dienst unterstellen, muss er besonders sorgfältig prüfen, ob sein Eingreifen in den von einem anderen Vorgesetzten angeordneten Dienst gerechtfertigt ist. In eine fachliche Tätigkeit (nicht nur fachdienstliche!) soll er nur dann eingreifen, wenn er selbst facherfahren ist. 6. Kein Offizier oder Unteroffizier kann sich zum Vorgesetzten erklären über − seine unmittelbaren Vorgesetzten (§ 1) − seine Fachvorgesetzten (§ 2) − ihm im besonderen Aufgabenbereich vorgesetzten Soldaten (§ 3) − einen Soldaten, dem er aufgrund besonderer Anordnung unterstellt worden ist (§ 5). Über Vorgesetzte nach § 4 ist eine Erklärung schon deshalb nicht möglich, weil diese stets dienstgradhöher sind. Beim Vorgesetztenverhältnis nach § 6 handelt es sich also um ein sog. Notvorgesetztenverhältnis, das nur dann Platz greift, wenn vorrangige Vorgesetztenverhältnisse nicht bestehen oder nicht begründet sind. 7. Die Vorgesetzteneigenschaft endet, wenn die Anweisungen in keinem Zusammenhang mehr mit der Lage stehen, deretwegen die Befehlsbefugnis durch die Erklärung zum Vorgesetzten geschaffen wurde. 8. Ein weiteres Vorgesetztenverhältnis kann nach § 21 Abs. 2 Nr. 2b Satz 2 WDO (→ C 10) durch die Erklärung der vorläufigen Festnahme begründet werden.
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C 02b
Vorgesetztenverhältnis
b) Das Vorgesetztenverhältnis zwischen Soldaten, Beamten und Angestellten VMBl 1959 S. 237, 239; 1981 S. 309 Befehls- und Anordnungsbefugnis im Verhältnis zwischen Soldaten, Beamten und Angestellten 1. Unterstellung von Beamten, Angestellten unter Soldaten a) Die Führer oder Leiter militärischer Dienststellen sind in allgemein dienstlicher Hinsicht Vorgesetzte der Beamten und Angestellten 1 ihrer Dienststelle, einschließlich der abgeordneten Beamten. Sie sind nicht deren Dienst- oder Disziplinarvorgesetzte (§ 3 Abs. [2] BBG, § 24 BDO). b) Ein einem Beamten oder Angestellten vorgesetzter Soldat, auch wenn er nicht Führer eines Truppenteiles oder Leiter einer Dienststelle ist, kann einem Beamten oder Angestellten dienstliche Anordnungen, jedoch keine Befehle erteilen. Die Gehorsamspflicht des Beamten ergibt sich aus §§ 55, 56 BBG, die des Angestellten aus seinem Dienstvertrag. Die Anordnungsbefugnis des vorgesetzten Soldaten betrifft insbesondere die allgemeine dienstliche Ordnung, die Arbeitszeit, Fragen der Dienstbefreiung, des Einsatzes des Truppenteiles oder der Dienststelle, der militärischen Geheimhaltung und Sicherheit; sie bezieht sich nicht auf alle personalrechtlichen Maßnahmen und Entscheidungen, wie z. B. auf die Einstellung, Einstufung, Ausstellung von Dienstleistungszeugnissen, die Gewährung von Vergütungs- und Lohnvorschüssen, Darlehen, Beihilfen und Unterstützungen. Der vorgesetzte Soldat ist jedoch berechtigt und auf Verlangen des Dienstvorgesetzten verpflichtet, Beiträge zu Dienstleistungszeugnissen zur Verfügung zu stellen. c) Personalrechtliche Maßnahmen und Entscheidungen trifft hinsichtlich eines Beamten oder Angestellten dessen Dienstvorgesetzter. Dieser verkehrt unmittelbar mit dem ihm unterstellten Beamten oder Angestellten, soll jedoch den Führer des Truppenteils oder den Leiter der militärischen Dienststelle des Beamten oder Angestellten unterrichten, soweit dies tunlich ist oder wenn er darum gebeten wird. Der Dienstvorgesetzte oder die sonst vorgesetzte Dienststelle erteilt die dienstlichen 1
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Im Verhältnis gegenüber Arbeitern militärischer Dienststellen haben ihre Führer/Leiter entsprechende Befugnisse wie gegenüber den Beamten und Angestellten ihrer Dienststelle (vgl. Nr. 1 b und c).
Vorgesetztenverhltnis
C 02b
Anordnungen, soweit nicht der vorgesetzte Soldat nach Buchst. b zustndig ist. Regelmßig ist der Dienstvorgesetzte des Beamten oder Angestellten zugleich auch in fachlichen Angelegenheiten sein Vorgesetzter (vgl. ber den Begriff des militrischen Fachvorgesetzten und ber den Fachdienstweg ZDv 1/50 [R B 19] und § 2 der Vorgesetztenverordnung). 2. Unterstellung von Soldaten unter Beamte oder Angestellte 1 Fr die Unterstellung von Soldaten unter Beamte oder Angestellte gelten die Regelungen nach Nr. 1 entsprechend mit folgenden Abweichungen: a) Die Pflicht des Soldaten, dienstliche Anordnungen eines ihm vorgesetzten Beamten oder Angestellten zu befolgen, ergibt sich aus dem allgemeinen Grundsatz der ber- und Unterordnung im Bereich der Exekutive des Staates in Verbindung mit § 7 Soldatengesetz. Der dem Soldaten vorgesetzte Beamte oder Angestellte erteilt keine Befehle, sondern dienstliche Anordnungen. b) Fr personalrechtliche Maßnahmen und Entscheidungen besteht ein besonderer Dienstweg nur dann, wenn ein Truppendienstweg nicht vorhanden ist. BMVg, 02. April 1959 F B IV 2 Az 10-20-01
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R ZDv 1/50, Nr. 311 (B 19)
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C 04
Personalaktenführung
Bestimmungen über die Führung der Personalakten der Soldaten und der Personalunterlagen mit Personalaktenqualität − Auszug − Abschnitt 1 Allgemeine Bestimmungen, Begriffsbestimmungen 1.1 Das Personalaktenrecht der Soldaten ist in § 29 des Soldatengesetzes (SG) 1 und der Verordnung über die Führung der Personalakten der Soldaten und der ehemaligen Soldaten (Personalaktenverordnung Soldaten − SPersAV) vom 31. August 1995 (VMBl. S. 360) 2 abschließend geregelt. Ziel dieser und der nachfolgenden Bestimmungen ist es, das Persönlichkeitsrecht der Soldaten im Rahmen einer effektiven Führung von Personalakten möglichst umfassend zu schützen. 1.2 Die Personalakte ist die Sammlung von Unterlagen einschließlich der in Dateien gespeicherten Daten, die den Soldaten betreffen und in einem unmittelbaren inneren Zusammenhang mit dem konkreten Dienstverhältnis stehen; sie soll ein Bild über den beruflichen Werdegang und insoweit über die Persönlichkeit des Soldaten geben, um daraus Erkenntnisse für die sachgerechte Personalführung und eine effektive Personalplanung zu gewinnen. Personalaktenqualität kommt allen Daten und Unterlagen zu, die unter diese Definition fallen, unabhängig davon, ob sie bereits Inhalt der Personalakte im formellen Sinne sind. In der Grundakte müssen alle den Soldaten betreffenden Vorgänge mit Personalaktenqualität lückenlos gesammelt und aufbewahrt werden. Sie ist eine vollständige Sammlung von Schriftstücken (Grundsatz der Vollständigkeit). 1.3 Nicht zur Personalakte, sondern zu den Sachakten zählen alle diejenigen Vorgänge, die nicht die dienstlichen Verhältnisse des Soldaten betreffen und besonderen, von der Person und dem Dienstverhältnis sachlich zu trennenden Zwecken dienen, auch wenn sie die dienstlichen Verhältnisse des Soldaten berühren. Hierzu rechnen u. a. Prüfungs- und Sicherheitsakten. Sachaktenqualität ist darüber hinaus allen Akten über Vorgänge der Perso1 2
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→ C 01 → BwKalender C 04a
Personalaktenfhrung
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nalplanung, aller Verfahren zur Personalauswahl, der Stellenbewertungen und der Geschftsverteilung zuzuerkennen. Gegenber der Qualitt einer Personalakte fehlt der Sachakte damit der unmittelbare innere Zusammenhang mit dem konkreten Dienstverhltnis. 1.3.1 Sachakten bzw. Dokumente in Sachakten mit personenbezogenen Daten, die im Rahmen von Personalentscheidungen (Personalmaßnahmen) entstanden sind, sind nach fnf Jahren zu vernichten oder zur Abgabe dem Bundesarchiv-Militrarchiv anzubieten, soweit fr bestimmte Sachakten nicht andere Fristen gelten oder diese aus Grnden der Nachvollziehbarkeit von Auswahlentscheidungen auch ber die Fnfjahresfrist hinaus bençtigt werden. Einzelheiten dazu regelt die ZDv 64/3 „Behandlung und Sicherung von Unterlagen der Bundeswehr im Frieden und bei der Alarmierung“. 1.3.2 Bei der Verarbeitung und Nutzung personenbezogener Daten in/aus Sachakten sind das Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) VMBl 2003, S. 30 1 und die jeweils gltigen Durchfhrungsbestimmungen 2 zum Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) im Geschftsbereich des BMVg zu beachten. 1.4 Alle in der Personalakte einschließlich der in Dateien gespeicherten Personalaktendaten haben sachlich richtig zu sein. Der Grundsatz der Personalaktenwahrheit gebietet es, unrichtige Daten zu berichtigen. Unterlagen ber gegen den Soldaten gerichtete Beschwerden, Behauptungen sowie Bewertungen, die sich als unbegrndet oder falsch erwiesen haben, sind aus der Personalakte zu entfernen und zu vernichten. Da es gewichtige Grnde geben kann, derartige Vorgnge in der Personalakte zu belassen, ist vor der Entfernung die Zustimmung des Soldaten einzuholen. Nheres dazu wird in Abschnitt 2 dieser Bestimmungen geregelt. 1.5 Personalakten sind vertraulich zu behandeln und vor unbefugter Einsicht zu schtzen. Sie sind keine Verschlusssachen im Sinne der ZDv 2/30 „Sicherheit in der Bundeswehr“. Der Zugang zu Personalakten und der Zugriff auf in Dateien gespeicherte Personalaktendaten ist auf Beschftigte, die mit der Bearbeitung von Personalangelegenheiten betraut sind (z. B. das S 1-Personal), begrenzt und nur zulssig, soweit er fr die Zwecke der Personal1 2
R BwKalender F 35a R BwKalender F 35b
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Personalaktenführung
führung und -bearbeitung erforderlich ist. Näheres dazu wird in der Anlage 5 dieser Bestimmungen geregelt.1 Die mit der Bearbeitung von Personalunterlagen beauftragten Personen haben über den Inhalt der Personalvorgänge Verschwiegenheit zu wahren; vor Beauftragung sind sie hierüber mündlich zu belehren. ... Abschnitt 2 Anlage und Führung von Personalakten, Aufnahme, Entfernung und Vernichtung von Unterlagen aus der Personalakte 2.1 Über jeden Soldaten der Bundeswehr ist eine Personalakte zu führen. Die Grundakte, die über den Soldaten geführten Teilakten sowie die Nebenakte und die Personalaktendaten in Dateien bilden zusammen die Personalakte des Soldaten. Die Personalakte ist insbesondere für die Ausbildung, Beurteilung und Verwendung des Soldaten sowie für Disziplinarangelegenheiten und für die Bearbeitung ärztlicher Fragen von Bedeutung. Sie bildet die Grundlage für die Berechnung der Dienstbezüge und die Feststellung von Versorgungsansprüchen. Den Wehrersatzbehörden dient sie zur Steuerung für die weitere Verwendung des Reservisten. 2.1.1 Zu der Personalakte zählt: − die Grundakte (Stammakte oder Klarsichthülle), − die Teilakten (z. B. Beihilfeakte, Fliegerische Akte, Gesundheitskarte, Berufsförderungsakte, Besoldungsakte, Versorgungsakte, Vorermittlungsakte, Handakte für Reservisten [nur für Reserveoffizieranwärter und Offiziere der Reserve]), − die Nebenakte, − die Personalaktendaten in Dateien. 2.1.2 Unterlagen mit personenbezogenen Daten ohne Personalaktenqualität sind Sachakten. Zu den Sachakten zählen unter anderem die Identifikationsunterlagen oder Nachweispapiere, wie z. B.: − Truppenausweis, − Erkennungsmarke, − Feldjägerdienstausweis, − Sanitätsausweis, − Impfpass, − Röntgenpass, − Berechtigungsscheine, − Dienstführerschein der Bundeswehr, − Fallschirmsprungkarte, − Nachweis für Bekleidung und persönliche Ausrüstung. Diesen Unterlagen mit personenbezogenen Daten fehlt die Personalaktenqualität. ... 2.3 Die Personalakte ist stets auf dem neuesten Stand zu halten, verzugslos zu bearbeiten und laufend auf Vollständigkeit und 1
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→ C 45b
Personalaktenführung
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Richtigkeit zu prüfen. Fehlende Unterlagen sind umgehend zu beschaffen, ggf. von den Soldaten anzufordern. Die Soldaten haben Änderungen in ihren persönlichen Verhältnissen ihrer Einheit/Dienststelle umgehend mitzuteilen und entsprechende Unterlagen vorzulegen. Die meldepflichtigen Änderungen sind in der ZDv 20/15 − Änderungen in den persönlichen und dienstlichen Verhältnissen der Soldaten − geregelt. 2.3.1 Eintragungen in die Personalakte sowie Berichtigungen sind mit dokumentenechten Stiften vorzunehmen. Streichungen sind durch Schwärzung vorzunehmen. Jede Eintragung/Änderung ist mit Unterschrift und Tagesdatum zu versehen. Soweit in Unterlagen Daten zu anderen Personen enthalten sind, sind diese vor Aufnahme in die Personalakte durch Schwärzen unkenntlich zu machen. Eigenmächtige Eintragungen in Personalakten, die die Personalakte inhaltlich verändern, können als Urkundenfälschung (§ 267 StGB) 1 geahndet werden. ... 2.5 Der Soldat ist zu Beschwerden und Behauptungen, die für ihn ungünstig sind oder ihm nachteilig werden können, unbeschadet einer sich bereits aus anderen Vorschriften ergebenden Anhörungsverpflichtung, vor deren Aufnahme in die Personalakte zu hören. Seine Äußerung ist zur Personalakte zu nehmen. Diese Vorgänge sind mit Zustimmung des Soldaten spätestens nach drei Jahren aus der Personalakte zu entfernen, es sei denn, sie unterliegen nach anderen gesetzlichen Bestimmungen einer längeren Tilgungsfrist, sind in eine dienstliche Beurteilung aufgenommen oder haben sich auf den Werdegang des Soldaten (z. B. Beförderung, dienstliche Verwendung usw.) ausgewirkt. Die Frist für die Entfernung wird regelmäßig durch Einleitung eines Straf- oder Disziplinarverfahrens unterbrochen, wenn zwischen dem Gegenstand der Beschwerden/Behauptungen und einem Straf- oder Disziplinarverfahren ein erkennbarer sachlicher Zusammenhang besteht. Stimmt der Soldat einer Entfernung aus der Personalakte nicht zu, bleiben die Vorgänge in der Personalakte, bis der Soldat die Entfernung beantragt. Die Vorgänge sind jedoch mit einem Vermerk zu versehen, dass sie tilgungsreif sind, der Soldat der Herausnahme und Vernichtung widersprochen hat und eine Verwertung zum Nachteil des Soldaten nicht erfolgen darf. 1
→ C 25b
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Personalaktenführung
2.5.1 Förmliche Anerkennungen sowie unanfechtbare Disziplinarmaßnahmen sind in die Personalakte aufzunehmen (§ 7 Wehrdisziplinarordnung [WDO 1]). Die nach § 8 WDO zu tilgenden Maßnahmen sind unverzüglich aus den Personalakten zu entfernen und zu vernichten; Einzelheiten sind in dem Erlass ,,Einrichtung und Führung der Disziplinarbücher’’, ZDv 14/3 B 170 2 geregelt. Darüber hinaus sind folgende Vorgänge zur Personalakte zu nehmen: − freisprechende oder auf Einstellung des Verfahrens lautende disziplinargerichtliche Urteile, − Einstellungsbeschlüsse der Wehrdienstgerichte, − Einstellungsverfügungen der Einleitungsbehörden, − Mitteilung der Einleitungsbehörde, von der Einleitung eines gerichtlichen Disziplinarverfahrens abzusehen, − ausdrücklicher Hinweis auf die fristlose Entlassung bei erneuten Dienstvergehen. Das Gleiche gilt für − Vermerke über missbilligende Äußerungen im Sinne des § 23 Abs. 3 WDO,3 − schriftliche Mitteilungen über das Absehen von einfachen Disziplinarmaßnahmen, weil der Disziplinarvorgesetzte eine Disziplinarmaßnahme nicht für zulässig oder angebracht hielt (§ 36 Abs. 1 WDO),3 jedoch nur dann, wenn diesen Vorgängen voraussehbar für die Dauer der genannten Aufbewahrungszeiten − jeweils gerechnet vom Datum der Entscheidung − Bedeutung für die Verwendung des Soldaten zukommt. Diese Vorgänge sind nach Ablauf der Aufbewahrungsfristen entsprechend den nach der WDO festgelegten Tilgungsfristen für einfache Disziplinarmaßnahmen aus der Personalakte zu entfernen und zu vernichten (§ 8 Abs. 6 WDO).3 2.5.2 Strafurteile, Strafbefehle sowie Mitteilungen über Erziehungsmaßregeln und Zuchtmittel nach dem Jugendgerichtsgesetz, die der Bundeswehr in Anwendung des ,,Justizmitteilungsgesetzes (JuMiG)’’ mitgeteilt wurden, sind zu der Personalakte zu nehmen, soweit dies für die Personalführungsaufgaben erforderlich ist. Soweit in diesen Unterlagen Daten zu anderen Personen enthalten sind, sind diese vor Aufnahme in die Personalakte durch Schwär1 2 3
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→ C 01 → C 18 → C 10
Personalaktenführung
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zen unkenntlich zu machen. Die so in die Personalakte aufgenommenen Unterlagen werden entsprechend den Tilgungsbestimmungen für das Disziplinarbuch (ZDv 14/3, B 170, Abschn. XVI) 1 aus der Personalakte entfernt und vernichtet. Mitteilungen über Erziehungsmaßregeln und Zuchtmittel nach dem Jugendgerichtsgesetz, die lediglich dadurch bekannt geworden sind, weil die Maßnahme von einer Dienststelle der Bundeswehr zu vollstrecken war, sind nicht zu der Personalakte zu nehmen. Die Vollzugsbehörde der Bundeswehr nimmt die ihr zur Durchführung des Vollzugs zugeleiteten Vollstreckungsunterlagen nach Verbüßung zu den Sachakten oder gibt sie an den Jugendrichter als Vollstreckungsleiter zurück. 2.5.3 Freisprechende Strafurteile sowie Einstellungsverfügungen und endgültige Einstellungsbeschlüsse in Strafverfahren sind nicht zur Personalakte zu nehmen, sondern nach Eingang bei den PersBSt mit den einschlägigen, ggf. bereits in der Personalakte befindlichen Vorgängen (z. B. Anklageschrift) zu vernichten, wenn der Soldat dem nicht widerspricht. Abschnitt 2.5 Abs. 3 und 4 gelten entsprechend. 2.5.4 Sofern Vorgänge mit Hinweisen auf Disziplinarmaßnahmen und/oder Strafen, die tilgungsreif sind, in der Personalakte verbleiben müssen, sind die entsprechenden Hinweise zu schwärzen. Ist eine Schwärzung nicht möglich, ist auf dem Vorgang jeweils zu vermerken, dass die Disziplinarmaßnahme/Strafe tilgungsreif/getilgt ist und nicht mehr zu Lasten des Soldaten berücksichtigt werden darf. Dies gilt z. B. für Urteile von Wehrdienstgerichten, in denen auf frühere gegen den Soldaten verhängte, inzwischen aber tilgungsreife/getilgte Disziplinarmaßnahmen verwiesen wird. Das Urteil, in dem auf eine nicht tilgungsfähige gerichtliche Disziplinarmaßnahme erkannt worden ist, muss auf Dauer in den Personalakten verbleiben. 2.6 Beschwerdevorgänge, Behauptungen über das persönliche Verhalten von Soldaten, Vorgänge über Eingaben an den Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages und sonstige Petitionen bilden Sachakten, auch dann, wenn sich die Beschwerden, Eingaben, Petitionen oder Behauptungen gegen das persönliche Verhalten von Soldaten richten. Die Sachakten sind bei der für die Bearbeitung zuständigen Stelle für drei Jahre aufzubewahren, gerechnet ab dem Ablauf des Kalenderjahres, in dem der Vorgang abgeschlossen wurde. 1
→ C 18
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Personalaktenführung
2.6.1 Gegen das persönliche Verhalten von Soldaten gerichtete Beschwerden sowie Behauptungen, die sich ganz oder teilweise als gerechtfertigt erwiesen haben, sind zusammen mit den hierauf ergangenen Entscheidungen nach Maßgabe des Abschnitts 2.5 als Nebenabdrucke oder beglaubigte Kopien in die Personalakte des betroffenen Soldaten aufzunehmen. Sofern Behauptungen sich teilweise als unrichtig erwiesen haben, sind diese, mit Zustimmung des Soldaten, durch Schwärzung der diesbezüglichen Passage aus der Personalakte zu entfernen. Für die Behandlung der Aufnahme und Entfernung der Vorgänge gilt Abschnitt 2.5. 2.6.2 In den Fällen, in denen Beschwerden, Behauptungen, Eingaben/Petitionen zu personellen Entscheidungen geführt haben, die sich auf den Werdegang des Soldaten auswirken, ist der Personalakte die dazu ergangene Entscheidung beizufügen. Diese Vorgänge verbleiben abschließend in der Personalakte. 2.6.3 Wird eine Beurteilung aufgrund einer Beschwerde aufgehoben, ist die Entscheidung zu der Grund- und Nebenakte zu nehmen. Sind in der Entscheidung die zur Aufhebung der Beurteilung führenden Mängel aufgeführt, ist ausschließlich der Tenor des Beschwerdebescheides aufzunehmen. Wenn dies nicht möglich ist, sind die zur Aufhebung der Beurteilung führenden Mängel in der Entscheidung unkenntlich zu machen (schwärzen). Die Beurteilung selbst ist zu vernichten. Ist der Beurteilte mit der Vernichtung nicht einverstanden, ist die Beurteilung als aufgehoben zu kennzeichnen und zur Personalakte zu nehmen. 2.7 Führungszeugnisse und Auszüge aus dem Bundeszentralregister/diesbezügliche Mitteilungen des BMVg, Abteilung PSZ sind zu der Personalakte zu nehmen. Einzelheiten dazu regelt der jeweils gültige Erlass ,,Einholen unbeschränkter Auskunft aus dem Bundeszentralregister’’ (VMBl 1975 S. 479). 2.8 Soweit Unterlagen aus der Personalakte aus einem früheren Dienstverhältnis (Wiedereinsteller, Nationale Volksarmee, Bundesgrenzschutz, Polizei usw.) vorliegen, sind diese in die Personalakte aufzunehmen, soweit sie für Personalführungsaufgaben erforderlich sind. Unterlagen ohne Personalaktenqualität sind dem Betroffenen zurückzugeben. Ist dies nicht möglich, sind diese zu vernichten. 2.9 Die Personalakte ist zu paginieren. Einzelheiten sind dem Abschnitt 3.4.1 und 3.4.2 bzw. 5.4 zu entnehmen. ... 142
Personalaktenfhrung
C 04
Abschnitt 9 Gewhrung von Einsicht in, Vorlage von und Auskunft aus Personalakten der Soldaten einschließlich der in Dateien gespeicherten Personalaktendaten 9. Die Gewhrung von Einsicht in, die Vorlage von und die Auskunft aus Personalakten von Soldaten sowie die Weitergabe von Informationen aus Dateien mit Personalaktendaten regeln § 29 des Soldatengesetzes und die Personalaktenverordnung. Ausfhrungsbestimmungen dazu sind der Anlage 5 1 zu entnehmen. ... bergangs- und Schlussbestimmungen ... 11.2 Die Erlasse ... werden hiermit aufgehoben. BMVg, 08. August 2001 PSZ IV/Z – Az 16-21-01/01-2
1
R C 45b
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C 05
ZDv 20/7
Befçrderung Bestimmungen fr die Befçrderung und fr die Einstellung, bernahme und Zulassung von Soldatinnen und Soldaten ZDv 20/7 ...
(Mrz 2002, Neudruck Januar 2008, Stand 18.02.2009) – Aus z u g –
V. Hinweise und Erluterungen zu Fçrderungsfragen1
a) berprfen der Befçrderungsvoraussetzungen 131. Die fr eine Befçrderung zustndigen oder mit ihrer Durchfhrung befassten Vorgesetzten haben zu prfen, ob Umstnde vorliegen, die der Befçrderung der Soldatin oder des Soldaten entgegenstehen. Dies ist regelmßig der Fall, wenn – die Soldatin oder der Soldat die Entlassung beantragt hat, ein Entlassungsverfahren von Amts wegen eingeleitet wurde oder einen Antrag auf Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer gestellt wurde, – die Soldatin oder der Soldat zu erkennen gegeben hat, nicht befçrdert werden zu wollen, – Disziplinarvorgesetzte disziplinare Ermittlungen (§ 32 der Wehrdisziplinarordnung [WDO]) 2 bzw. die Wehrdisziplinaranwaltschaft disziplinare Vorermittlungen (§ 92 WDO) gegen die Soldatin oder den Soldaten fhrt oder ein gerichtliches Disziplinarverfahren (§ 93 WDO) oder ein Strafverfahren eingeleitet ist, – die Soldatin oder der Soldat rechtskrftig zu einem Befçrderungsverbot oder einer Herabsetzung in der Besoldungsgruppe oder einer Dienstgradherabsetzung verurteilt worden ist, – Erkenntnisse aus Strafverfahren oder Disziplinarverfahren vorliegen, die die persçnliche Eignung der Soldatin oder des Soldaten fr die Befçrderung berhren. Bestehen Zweifel, ob die Soldatin oder der Soldat befçrdert werden darf, ist durch die fr die Aushndigung der Ernennungsurkunde bzw. dienstliche Bekanntgabe der Befçrderung zustndige Vorgesetzte oder den hierzu zustndigen Vorgesetzten (ZDv 14/5 B 116 Nr. 4 Abs. 2, B 119 Nr. 6 Abs. 1) unter Darlegung der Grnde, zu der die Betroffenen anzuhçren sind (Verfahren analog Nr. 963), unverzglich die Entscheidung der Ernennungsdienststelle einzuholen. Wird die Soldatin oder der Soldat nicht befçrdert, sind die Ernennungsunterlagen zurckzugeben (ZDv 14/5 B 116 Nr. 9 Abs. 2 bzw. B 119 Nr. 7). Werden gegen eine Soldatin oder einen Soldaten wegen einer whrend einer besonderen Auslandsverwendung begangenen Handlung oder 1 2
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R Erlass BMVg/PSz I 1 – Az 16-32-00/7 – vom 08.02.2008 R C 10
Befçrderung
C 05
Unterlassung disziplinare oder strafrechtliche Ermittlungen gefhrt, holen die fr die Aushndigung der Ernennungsurkunde bzw. die fr die dienstliche Bekanntgabe der Befçrderung zustndigen Vorgesetzten unverzglich die Auskunft der Ernennungsdienststelle ein, ob die Voraussetzungen der Nr. 135 b. vorliegen.
...
d) Auswirkungen von Dienstvergehen und Ermittlungen auf die Fçrderung 134. Jedes Dienstvergehen kann Auswirkungen auf eine mçgliche Fçrderung (Ernennungen i. S. des § 4 SG 1 und Verwendungsentscheidungen) einer Soldatin oder eines Soldaten haben, da sie oder er grundstzlich durch jedes Fehlverhalten ihre/seine Eignung (Nr. 102) infrage stellt. 135. a. Whrend der Ermittlungen der Disziplinarvorgesetzten, disziplinarer Vorermittlungen gemß § 92 WDO, eines gerichtlichen Disziplinarverfahrens oder eines strafrechtlichen Ermittlungs- oder Gerichtsverfahrens sollen die Betroffenen nicht gefçrdert werden. Ausnahmen sind nur in Hrtefllen vertretbar. Das Vorliegen eines Hrtefalles ist zu prfen, wenn – die Soldatin oder der Soldat sich besonders bewhrt hat, – der bestandskrftige Abschluss eines der o. g. Verfahren sich erheblich verzçgert (in der Regel nach Ablauf eines Jahres seit Aufnahme der Ermittlungen) und die Soldatin oder der Soldat dies nicht zu vertreten hat und – der Tatbestand eine einmalige situationsbedingte und nicht charakterlich bedingte Verfehlung von geringer Schwere darstellt. Die PersBSt hat hierzu von der zustndigen Wehrdisziplinaranwaltschaft eine Stellungnahme zu Art und Schwere der Verfehlung, zur Schuld der Soldatin oder des Soldaten sowie zur Frage einzuholen, ob die Soldatin oder der Soldat die Verzçgerung des Verfahrens zu vertreten hat. Die Entscheidung trifft im BMVg die Abteilungsleitung PSZ, bei den brigen PersBSt die Dienststellenleitung oder ihre Vertretung im Amt. b. Whrend einer besonderen Auslandsverwendung gilt Folgendes: – Nach einem Vorfall, der zu Ermittlungen gemß Satz 1 gefhrt hat, ist baldmçglichst durch den zustndigen Disziplinarvorgesetzten oder die zustndige Disziplinarvorgesetzte in Zusammenarbeit mit der Rechtsberaterin bzw. dem Rechtsberater (Rechtsberater-Stabsoffizier), soweit keine Rechtsberaterin oder kein Rechtsberater im Kontingent eingesetzt ist, mit der Rechtsberaterin oder dem Rechtsberater des Einsatzfhrungskommandos der Bundeswehr, eine Stellungnahme zu erstellen. Diese hat eine erste vorlufige Bewertung dahingehend zu enthalten, ob die Handlung der Soldatin oder des Soldaten in Erfllung des dienstlichen Auftrages erfolgte. Die Stellungnahme ist der PersBSt zu bersenden; ein Nebenabdruck ist den Ermittlungsunterlagen beizufgen. – Die Soldatin oder der Soldat wird grundstzlich uneingeschrnkt bei allen personellen (auch fçrderlichen) Maßnahmen weiter mitbetrachtet. 1
R C 01
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C 05
Befçrderung
– Steht die Soldatin oder der Soldat fr eine Fçrderung heran, hat die zustndige PersBSt jeden Einzelfall mit einem Entscheidungsvorschlag dem BMVg – PSZ I 7 zur Billigung vorzulegen. Dem Entscheidungsvorschlag ist die o. a. Stellungnahme beizufgen. Hat die Soldatin oder der Soldat in Erfllung des dienstlichen Auftrages gehandelt und liegen keine der Fçrderung entgegenstehenden Erkenntnisse vor, ist sie oder er grundstzlich zu fçrdern. Ist dies nicht der Fall, ist nach Absatz a. zu verfahren. 136. Soldatinnen und Soldaten, die zu einem Befçrderungsverbot, Herabsetzung in der Besoldungsgruppe oder Dienstgradherabsetzung verurteilt wurden (§§ 60 bis 62 WDO) 1, drfen wegen der mit diesen gerichtlichen Disziplinarmaßnahmen verbundenen Befçrderungssperre nicht befçrdert werden. Die gerichtliche Disziplinarmaßnahme der Krzung der Dienstbezge (§ 59 WDO) 1 hingegen ist nicht mit einer gesetzlichen Befçrderungssperre verbunden. Gleichwohl mssen Befçrderungen whrend der Vollstreckung auf Ausnahmeflle beschrnkt bleiben, weil das der disziplinaren Maßregelung zu Grunde liegende Dienstvergehen in der Regel die persçnliche Eignung (Nr. 102) fr eine Befçrderung ausschließt. Ein Ausnahmefall kann vorliegen, wenn die Soldatin oder der Soldat schon lngere Zeit vor der Verurteilung zu einer Krzung der Dienstbezge wegen des anhngigen gerichtlichen Disziplinarverfahrens oder eines strafrechtlichen Ermittlungs- oder Gerichtsverfahrens von einer Befçrderung zurckgestellt worden war. Die Entscheidung ist unter Bercksichtigung der in Nr. 135 aufgefhrten Hrtefallregelungen zu treffen. Wird ein Dienstvergehen durch die Einleitungsbehçrde oder das Wehrdienstgericht festgestellt, ohne dass wegen des zu Grunde liegenden Sachverhalts eine gerichtliche Disziplinarmaßnahme verhngt wird, beispielsweise weil § 16 WDO 1 der Verhngung entgegensteht, kann eine Befçrderung erfolgen, wenn die zustndige Dienststelle zu dem Ergebnis kommt, dass trotz des Dienstvergehens die uneingeschrnkte persçnliche Eignung fr eine Befçrderung vorliegt. Die Verhngung einer einfachen Disziplinarmaßnahme steht der Befçrderung im brigen bewhrter Soldatinnen und Soldaten nicht entgegen (§ 22 Abs. 3 WDO) 1. Die Tatsache einer solchen Maßregelung ist daher fr sich genommen kein hinreichender Grund, von einer Befçrderung abzusehen. Gleiches gilt fr den Fall, dass die bzw. der Disziplinarvorgesetzte trotz Vorliegens eines Dienstvergehens von der Verhngung einer einfachen Disziplinarmaßnahme absieht (§ 36 WDO) 1. Fr andere fçrderliche Maßnahmen als die Befçrderung ist es ebenfalls erforderlich festzustellen, dass trotz des Dienstvergehens die uneingeschrnkte persçnliche Eignung hierfr vorliegt.
... 1
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Fristlose Entlassung
C 06a
Fristlose Entlassung a) Hinweise zur disziplinaren Entscheidung im Falle einer fristlosen Entlassung gemß § 55 Abs. 5 des Soldatengesetzes ZDv 14/3 B 130 Wird bei der Entlassungsdienststelle die fristlose Entlassung nach § 55 Abs. 5 des Soldatengesetzes (SG) beantragt, ist das der Entlassung zugrundeliegende Dienstvergehen in jedem Fall zum Gegenstand einer disziplinaren Entscheidung zu machen. Unter Bercksichtigung des Grundsatzes der Verhltnismßigkeit hat die/der nchste Disziplinarvorgesetzte zu prfen, ob es geboten ist, neben der fristlosen Entlassung eine einfache Disziplinarmaßnahme zu verhngen. Dabei sind auch die erheblichen Auswirkungen der fristlosen Entlassung bei der Maßnahmebemessung zu bercksichtigen. Eine Disziplinarmaßnahme ist jedenfalls dann in Betracht zu ziehen, wenn beispielsweise Eigenart und Schwere des Dienstvergehens ein unverzgliches disziplinares Einschreiten erfordern, um die militrische Ordnung aufrecht zu erhalten. Beabsichtigt die/der nchste Disziplinarvorgesetzte, im Hinblick auf die beantragte fristlose Entlassung von der Verhngung einer einfachen Disziplinarmaßnahme auf der Grundlage des § 33 Abs. 1 der Wehrdisziplinarordnung (WDO) abzusehen oder hat die Richterin/der Richter des Truppendienstgerichts einem Disziplinararrest nicht zugestimmt, hat die/der nchste Disziplinarvorgesetzte ihre/seine Entscheidung zurckzustellen, bis die Entlassungsdienststelle eine Entscheidung getroffen hat. Die Entscheidung der Entlassungsdienststelle ist der/dem nchsten Disziplinarvorgesetzten unverzglich vor bersendung der Entlassungsverfgung mitzuteilen. Sieht die/der nchste Disziplinarvorgesetzte danach von der Verhngung einer Disziplinarmaßnahme ab, ist der Soldatin oder dem Soldaten nach vorheriger Anhçrung (§ 36 Abs. 1 WDO) das Absehen von einer Disziplinarmaßnahme mit einem Bescheid gemß Anlage mitzuteilen. Dabei ist der Sachverhalt des Dienstvergehens entsprechend der Form schriftlich festzuhalten, die fr die Verhngung einer einfachen Disziplinarmaßnahme gemß § 37 Abs. 3 Satz 1 und 2 WDO (Zeit, Ort und Sachverhalt) vorgeschrieben ist. Der Bescheid 147
C 06a
Fristlose Entlassung
ist mit einer Rechtsbehelfsbelelehrung 1 zu versehen, der Soldatin oder dem Soldaten sptestens zusammen mit der Entlassungsverfgung gegen Empfangsbekenntnis auszuhndigen und nach Eintritt der Unanfechtbarkeit zur Personalakte zu nehmen. Sofern die Feststellungen des Bescheides nicht im Rahmen eines Wehrbeschwerdeverfahrens aufgehoben werden, hat der festgestellte Sachverhalt zum Beispiel in einem Verwaltungsstreitverfahren gegen die fristlose Entlassung gemß § 145 Abs. 2 WDO Bindungswirkung. Dies bedeutet, dass der Sachverhalt in einem Verwaltungsstreitverfahren weder formell noch materiell nachzuprfen ist, sondern der Entscheidung des Gerichts zugrunde gelegt wird. Soweit der Inhalt des Bescheides nicht den nach § 37 Abs. 3 Satz 1 und 2 WDO geltenden Erfordernissen entspricht, haben die nchsthçheren Disziplinarvorgesetzten auf eine diesen Erfordernissen entsprechende Fassung hinzuwirken (§ 46 Abs. 1 WDO). ... BMVg, 2. April 2009 PSZ I 7, Az 16-02-11 767/08
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R C 32a, Muster unter C. 2. a)
Fristlose Entlassung
C 06a
Anlage zu BMVg – PSZ I 7 Az 16-02-11 767/08 vom 2. April 2009
Einheit/Dienststelle Dienststellung der/des Disziplinarvorgesetzten
Ort, Datum
Persçnlich! Personalangelegenheit! Gegen Empfangsbekenntnis! Herrn/Frau Dienstgrad Name Einheit/Dienststelle Betr.:
Disziplinare Entscheidung zu dem Verhalten, das Gegenstand eines Verfahrens mit dem Ziel Ihrer Entlassung gemß § 55 Abs. 5 des Soldatengesetzes ist
Sie haben ... (es folgt der Sachverhalt des Dienstvergehens mit Zeit und Ortsangaben sowie Feststellung des Verschuldens). Damit haben Sie ein Dienstvergehen begangen. In Anbetracht der Entscheidung der Entlassungsdienststelle, Sie gemß § 55 Abs. 5 des Soldatengesetzes fristlos aus dem Dienstverhltnis zu entlassen, sehe ich von der Verhngung einer Disziplinarmaßnahme wegen dieses Dienstvergehens ab. Rechtsbehelfsbelehrung Gegen diesen Bescheid kçnnen Sie innerhalb eines Monats nach seiner Bekanntgabe, jedoch frhestens nach Ablauf einer Nacht, Beschwerde bei ... in ... einlegen. (Hier ist die Dienststellung der/des nchsten Disziplinarvorgesetzten der/ des entscheidenden Disziplinarvorgesetzten, sowie ihr/sein Dienstsitz einzusetzen.)
Sie kçnnen die Beschwerde auch bei Ihrer/Ihrem nchsten Disziplinarvorgesetzten einlegen. Die Beschwerde kann schriftlich oder mndlich zur Niederschrift eingelegt werden. Wird sie schriftlich eingelegt, ist die Frist nur gewahrt, wenn die Beschwer149
C 06a
Fristlose Entlassung
de vor Ablauf der Frist bei der zur Einlegung zustndigen Stelle eingeht.
(Unterschrift der/des Disziplinarvorgesetzten) (Name, Dienstgrad)
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AH auf die fristlose Entlassung
C 06b
b) Hinweise zum Ausdrcklichen Hinweis auf die fristlose Entlassung gemß § 55 Abs. 5 des Soldatengesetzes Eine Soldatin auf Zeit oder ein Soldat auf Zeit kann nach § 55 Abs. 5 des Soldatengesetzes (SG) whrend der ersten vier Dienstjahre fristlos entlassen werden, wenn sie oder er die Dienstpflichten verletzt hat und das Verbleiben im Dienstverhltnis die militrische Ordnung oder das Ansehen der Bundeswehr ernstlich gefhrden wrde. Besteht nach Art, Hufigkeit und Schwere von Dienstpflichtverletzungen die Gefahr, dass bei erneutem pflichtwidrigen Verhalten die fristlose Entlassung zu verfgen ist, soll die Soldatin auf Zeit oder der Soldat auf Zeit hierauf schriftlich mit einem sogenannten Ausdrcklichen Hinweis (AH) hingewiesen werden. Der AH wird aus Grnden der Frsorge und zur Pflichtenmahnung ausgesprochen. Der AH ist weder zwingende Voraussetzung fr die Entlassung nach § 55 Abs. 5 SG, noch hat er bei erneutem pflichtwidrigen Verhalten zwangslufig die fristlose Entlassung zur Folge. Der AH ist von der Entlassungsdienststelle auszusprechen. Der/dem nchsten Disziplinarvorgesetzten ist regelmßig zuvor Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben, wenn sie oder er nicht selbst die Erteilung des AH beantragt hat. Im AH sollen die im Disziplinarbuch (vgl. dazu ZDv 14/3 B 170)1 eingetragenen einfachen und gerichtlichen Disziplinarmaßnahmen aufgefhrt werden. Die Soldatin auf Zeit oder der Soldat auf Zeit ist zu pflichtgemßem Verhalten anzuhalten und zu belehren, dass sie oder er bei einer erneuten Dienstpflichtverletzung mit der fristlosen Entlassung zu rechnen hat und anfgrund der gesetzlichen Rechtsfolgen der Entlassung den Dienstgrad und den Anspruch auf Dienstbezge und Versorgung verliert. Schließlich soll die Erwartung ausgesprochen werden, dass sich das Verhalten auch im Hinblick auf die mçglichen Folgen zuknftiger Dienstpflichtverletzungen ndert. Die Soldatin auf Zeit oder der Soldat auf Zeit ist vor Erteilung des AH gemß § 29 Abs. 5 SG anzuhçren. Der AH ist anschließend durch die nchste Disziplinarvorgesetzte oder durch den nchsten Disziplinarvorgesetzten gegen Emp1
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C 06b
AH auf die fristlose Entlassung
fangsbekenntnis auszuhndigen und zur Personalakte zu nehmen. Der AH ist mit Zustimmung der Soldatin auf Zeit oder des Soldaten auf Zeit sptestens nach zwei Jahren aus der Personalakte zu entfernen, es sei denn, der AH ist in eine Beurteilung aufgenommen worden oder die Frist fr eine Entfernung wurde durch die Einleitung eines Straf- oder Disziplinarverfahrens unterbrochen, § 29 Abs. 5 Satz 3 und 4 SG. Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf Abschnitt 2.5 des Erlasses „Bestimmungen ber die Fhrung der Personalakten der Soldaten und der Personalunterlagen mit Personalaktenqualitt“ (BMVg- PSZ IV/Z Az 16-26-01 vom 08.08.2001)1 verwiesen. Der Erlass vom 22.09.2004 (Bezug) wird hiermit aufgehoben. Der GVPA ist beteiligt worden. BMVg, 2. April 2009 PSZ I 7, Az 16-02-11
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Beurteilungen des Soldaten
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Bestimmungen ber die Beurteilungen der Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr ZDv 20/6 – Januar 2007 – Stand: nd. 2 vom 12.10.2009 – Aus z u g – ... Kapitel 6 Bestimmungen fr das Erstellen von Beurteilungen ... VIII. Anhçrung der Soldatinnen bzw. Soldaten und Erçrterung 618. Die Soldatinnen und Soldaten sind zu Behauptungen und Bewertungen, die fr sie ungnstig sind oder ihnen nachteilig werden kçnnen, vor deren Aufnahme in die Personalakten zu hçren (gemß § 29 Abs. 5 SG).1 Dies gilt insbesondere vor ihrer Verwertung in Beurteilungen, Beurteilungsvermerken (Nr. 217), Aussagen mit Beurteilungscharakter (Nr. 218), Dienstzeugnissen (Nr. 219), Verwendungshinweisen aus Anlass der Teilnahme am Stabsoffizierlehrgang (Nr. 220), Beurteilungsbeitrgen aus Anlass einer besonderen Auslandsverwendung (Nr. 505), fachlichen Beurteilungsbeitrgen (Nr. 506), Stellungnahmen von nchsthçheren Vorgesetzten (Nr. 904) und weiteren hçheren Vorgesetzten (Nr. 911) oder Stellungnahmen zu Gegenvorstellungen (Nr. 1002). 619. a. Die Beurteilung oder der entsprechende Personalvorgang (Nr. 618, 2. Absatz) ist den Soldatinnen und Soldaten im Entwurf auszuhndigen. Der Entwurf ist in zweifacher Ausfertigung zu erstellen. Die erste Ausfertigung verbleibt bei den Vorgesetzten, die zweite Ausfertigung bei den Soldatinnen oder Soldaten. Das Datum der Aushndigung ist in beiden Ausfertigungen des Entwurfs festzuhalten. Die Soldatinnen und Soldaten haben auf der ersten Ausfertigung fr den Erhalt ihrer Ausfertigung zu unterschreiben. 1
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Beurteilungen des Soldaten
Die Vorgesetzten haben ihre Ausfertigung außerhalb der Personalakte aufzubewahren und drei Monate nach Erçffnung der Beurteilung oder des Personalvorganges zu vernichten, sofern diese bestandskrftig geworden ist. b. Der Entwurf ist frhestens nach Ablauf einer Nacht mit den Soldatinnen oder den Soldaten zu erçrtern. Die Erçrterung kann auch fernmndlich oder in Form einer schriftlichen Anhçrung erfolgen. c. Die Soldatinnen und Soldaten kçnnen sich zum Entwurf mndlich oder schriftlich ußern, insbesondere die Aussagen, Behauptungen oder Wertungen besttigen, bestreiten, ihr Verhalten erklren oder Grnde zu ihrer Entlastung anfhren. d. Der Entwurf des fachlichen Beurteilungsbeitrags (Anlage 18) ist durch die nach Nr. 506 a. zustndigen Fachvorgesetzten vor Abgabe der Endfassung an die beurteilenden Vorgesetzten mit den Beurteilten zu erçrtern. Der fachliche Beurteilungsbeitrag ist durch die beurteilenden oder Stellung nehmenden Vorgesetzten so rechtzeitig bei den Fachvorgesetzten anzufordern, dass er bereits in die Abstimmungsgesprche (Nr. 509 a.) mit einfließen kann. Die Erçffnung des fachlichen Beurteilungsbeitrags erfolgt als Bestandteil der Gesamtbeurteilung durch die beurteilenden Vorgesetzten. Zu diesem Zeitpunkt unterschreiben auch die Beurteilten den fachlichen Beurteilungsbeitrag. 620. a. Sind die Soldatinnen oder Soldaten mit den Aussagen, Behauptungen oder Wertungen einverstanden, kçnnen die Vorgesetzten die Beurteilung oder den entsprechenden Personalvorgang noch am Tag der Erçrterung erçffnen. b. Sind die Soldatinnen oder Soldaten nicht einverstanden, prfen die Vorgesetzten die ußerungen der Soldatinnen oder Soldaten und entscheiden nach pflichtgemßem Ermessen, ob und mit welchem Gewicht sie die ußerung bercksichtigen wollen. Die Vorgesetzten treffen ihre Entscheidung frhestens nach Ablauf einer Nacht nach Erçrterung des Entwurfs mit den Soldatinnen oder Soldaten. Bei Beurteilungen ist dies frhestens der Zeitpunkt der Erçffnung (Ausnahme: Beurteilungen von Reservistinnen und Reserivsten gemß Nr. 215 e.). Dies gilt auch dann, wenn die Soldatinnen oder Soldaten auf eine vorher von ihnen abgegebene schriftliche ußerung verweisen oder die dort vorgetragenen Argumente lediglich wiederholen. Die Entscheidung kommt in der Schlussfassung zum Ausdruck, welche die Vorgesetzten den Soldatinnen und Soldaten, z. B. in Form der Beurteilung erçffnen. 154
Beurteilungen des Soldaten
C 07
c. Eine schriftliche oder zur Niederschrift aufgenommene ußerung der Soldatinnen und Soldaten zu dieser Entscheidung ist der Beurteilung oder dem entsprechenden Personalvorgang beizufgen (Nr. 701 b.). d. Die schriftliche ußerung ist nicht mit der Gegenvorstellung (Nr. 1001) gleichzusetzen. Dies bedeutet, dass die Soldatinnen und Soldaten nach Erçffnung der Beurteilung zustzlich eine Gegenvorstellung abgeben kçnnen. ...
Kapitel 10 Gegenvorstellungen zu Beurteilungen und zu Stellungnahmen 1001. a. Ist die oder der Beurteilte der Auffassung, dass das Persçnlichkeitsbild oder die dienstliche Eignung und Leistung in der Beurteilung oder in einer Stellungnahme nicht richtig dargestellt und bewertet worden ist, kann sie oder er unbeschadet einer eventuellen schriftlichen ußerung im Anhçrungsverfahren nach Nr. 619 c. eine schriftliche Gegenvorstellung abgeben. Darin kçnnen die betroffenen Beurteilten auf die Punkte hinweisen, die nach ihrer Ansicht ergnzt oder aufgrund der anzufhrenden Umstnde anders gewertet werden mssten. b. Gegenvorstellungen sind innerhalb von zwei Wochen nach der Beurteilungserçffnung oder Erçffnung der Stellungnahme den beurteilenden oder Stellung nehmenden Vorgesetzten vorzulegen, auf deren Aussagen oder Wertungen sie sich beziehen. Hierdurch wird kein Beschwerdeverfahren nach der Wehrbeschwerdeordnung 1 erçffnet; darauf ist die oder der Beurteilte hinzuweisen. 1002. a. Die beurteilenden oder Stellung nehmenden Vorgesetzten, auf deren Aussagen oder Wertungen sich die Gegenvorstellungen beziehen, haben hierzu Stellung zu nehmen. Die Stellungnahme ist der/dem Disziplinarvorgesetzten zu erçffnen. Vor Aufnahme zustzlicher Aussagen oder Behauptungen, die fr die Soldatin oder den Soldaten ungnstig sind oder ihnen nachteilig werden kçnnen, sind die Bestimmungen zur Anhçrung und Erçrterung (Nrn. 618–621) zu beachten. b. Weitere ußerungen der Beurteilten bedrfen keiner Stellungnahme mehr. 1
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Beurteilungen des Soldaten
c. Die Gegenvorstellung, die Stellungnahmen und ggf. weitere ußerungen der Beurteilten sind den nchsthçheren oder weiteren hçheren Vorgesetzten – soweit mçglich zusammen mit der Beurteilung – vorzulegen. Diese Vorgesetzten kçnnen ihre Auffassung dazu in ihrer Stellungnahme zur Beurteilung zum Ausdruck bringen. Verzichten weitere hçhere Vorgesetzte durch Nichtanforderung der Beurteilung auf die Ausbung des Rechts zur Stellungnahme, sind Gegenvorstellung, Stellungnahme und ggf. weitere ußerungen der Beurteilten der PersBSt vorzulegen. 1003. Die im Zusammenhang mit der Beurteilung abgegebene Gegenvorstellung, die Stellungnahmen und ggf. weitere ußerungen der Beurteilten sind von der PersBSt auszuwerten, ehe sie Grundlagen fr Personalentscheidungen werden. Eine Mitteilung an die beurteilenden oder Stellung nehmenden Vorgesetzten oder an die Beurteilten ber das Ergebnis der Auswertung erfolgt nicht.
Kapitel 11 Beschwerden gegen Beurteilungen
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1101. Aussagen und Wertungen in Beurteilungen zur Persçnlichkeit, Eignung, Befhigung und Leistung der Beurteilten sind mit einer Beschwerde nicht anfechtbar. Gleichwohl sind Beschwerden gegen Beurteilungen nicht grundstzlich ausgeschlossen. 1102. Soldatinnen und Soldaten kçnnen sich beschweren, wenn sie glauben, dass bei Erstellung der Beurteilung, einschließlich der Stellungnahmen, solche Rechte verletzt worden sind, die ihnen als Garantie fr eine sachgerechte Beurteilung nach der Rechtsordnung eingerumt sind. Eine Beschwerde ist demnach statthaft, wenn die Beurteilten –
die Befangenheit des Beurteilenden (Nr. 305),
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einen Verstoß gegen
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+
die Zustndigkeitsvorschriften (Nrn. 301–304),
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die Beurteilungsgrundstze (Nrn. 401–409),
Schaubild R C 31g
Beurteilungen des Soldaten
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+ + +
die Anhçrungs-/Erçrterungspflicht (Nrn. 618–621), die Erçffnungspflicht (Nrn. 701–703) oder das Benachteiligungsverbot nach § 2 Wehrbeschwerdeordnung 1 geltend machen. 1103. a. Die Beurteilungen und die Stellungnahmen der nchsthçheren und weiteren hçheren Vorgesetzten sind nach Ablauf der gesetzlichen Beschwerdefrist von einem Monat nach der jeweiligen Erçffnung unanfechtbar. b. ber Beschwerden gegen eine Beurteilung oder Stellungnahme entscheiden die ersten Disziplinarvorgesetzten, die zur Beurteilung noch nicht Stellung genommen haben. c. Die Beurteilung wird erst Grundlage von Personalentscheidungen, wenn das Beurteilungsverfahren bestandskrftig abgeschlossen und die Beurteilung von der PersBSt abschließend geprft worden ist.
Kapitel 12 Behandlung aufgehobener Beurteilungen und deren Neufassung 1201. a. Die Beurteilten sind ber die Aufhebung einer Beurteilung oder einer Stellungnahme und die hierfr maßgeblichen Grnde zu unterrichten. b. Nach Ablauf der Beschwerdefrist gegen die Aufhebungsverfgung sind alle Ausfertigungen der aufgehobenen Beurteilung oder Stellungnahme einschließlich der dazugehçrigen Anlagen und Vorgnge (z. B. Anhçrungsvermerke, Gegenvorstellung und Stellungnahme dazu sowie weitere Anlagebltter) zu vernichten. Ein fachlicher Beurteilungsbeitrag ist nur zu vernichten und neu abzufassen, wenn er Gegenstand der Aufhebung ist. Das Gleiche gilt fr Beurteilungsbeitrge aus Anlass der Teilnahme an einer besonderen Auslandsverwendung und vergleichbaren Einstzen. Die Vernichtung ist mit dem Aufhebungsvermerk (Vordruck J, Anlage 20) zu bescheinigen. Aufhebungsverfgung (Vordruck I, Anlage 19/1 oder 19/2) und Aufhebungsvermerk sind in die Personalakten (Grundakte und Nebenakte) aufzunehmen. 1
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Beurteilungen des Soldaten
c. Bei aufgehobenen Stellungnahmen von nchsthçheren oder von weiteren hçheren Vorgesetzten ist gemß Buchstabe a. zu verfahren. Ergnzend dazu sind die Angaben zur Erçffnung sowie Wertungsnderungen in den Spalten „nderung der Wertung (Stufe, Namenszeichen)“ auf dem Vordruck der Beurteilung zu schwrzen oder zu berkleben. Die Schwrzung/berklebung ist durch Namenszeichen, Datum und kleinen Dienststempelabdruck zu beglaubigen. Die Neufassung der Stellungnahme ist auf dem entsprechenden Formblatt des Vordrucks abzugeben. d. Im Beschwerdeverfahren tritt der stattgebende Beschwerdebescheid oder die Gerichtsentscheidung an die Stelle der Aufhebungsverfgung. ...
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WDO Inhaltsbersicht
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Wehrdisziplinarordnung (WDO) in der Fassung der Bekanntmachung vom 16. August 2001 BGBl. I S. 2093; ZDv 14/3 B 101 Zuletzt gendert durch WehrRndG 2008 vom 31. Juli 2008 BGBl. I S. 1629 (1640) und FGG-Reformgesetz vom 17. Dezember 2008 BGBl. I. S. 2586 (2736) Literatur-Hinweise: 1. Bachmann, „Das Zweite Gesetz zur Neuordnung des Wehrdisziplinarrechts und zur nderung anderer Vorschriften“ in NZWehrr 01,177 und in UBWv 02, 41, 81 2. Dau, „Die Neuregelungen der Wehrdisziplinarordnung durch das Wehrrechtsnderungsgesetz 2008“ in NZWehr 09, 19 3. Dau, Wehrdisziplinarordnung, Kommentar, Mnchen, 5. Aufl. 2009 (Vahlen-Verlag) 4. Schwandt, „Ahndung von Dienstvergehen im Wehrdisziplinarverfahren“ in ZBR 97, 301; 99, 77; 01, 269; 02, 297, 382 5. Vogelgesang, „Die neue Wehrdisziplinarordnung“ in ZBR 03, 158, 198 6. Widmaier, „Aktuelle Entwicklungen in der Rechtsprechung des 2. Wehrdienstsenats des Bundesverwaltungsgerichts“ in NZWehrr 08, 201 7. ZDv 14/3 A, Einfhrung Wehrdisziplinarrecht
I n h a l t s b e r s i ch t
§1 §2 §3 §4 §5 §6 §7 §8 §9 § 10
Einleitende Bestimmungen Sachlicher und persçnlicher Geltungsbereich Frher begangene Dienstvergehen Akteneinsicht durch den Soldaten Beteiligung der Vertrauensperson Zustellungen Belehrung ber Rechtsmittel und Rechtsbehelfe Disziplinarbuch Tilgung Ausknfte Entschdigung von Zeugen und Sachverstndigen 159
C 10 § 11 § 12 § 13 § 14
WDO Inhaltsbersicht
Erster Teil Wrdigung besonderer Leistungen durch fçrmliche Anerkennungen Voraussetzungen und Arten der fçrmlichen Anerkennungen Zustndigkeit zum Erteilen von fçrmlichen Anerkennungen Erteilen von fçrmlichen Anerkennungen Rcknahme von fçrmlichen Anerkennungen
§ 17 § 18 § 19 § 20 § 21
Zweiter Teil Ahndung von Dienstvergehen durch Disziplinarmaßnahmen Erster Abschnitt Allgemeine Bestimmungen Disziplinarmaßnahmen, Ermessensgrundsatz Verhltnis der Disziplinarmaßnahmen zu Strafen und Ordnungsmaßnahmen Zeitablauf Verbot mehrfacher, Gebot einheitlicher Ahndung Gnadenrecht Durchsuchung und Beschlagnahme Vorlufige Festnahme
§ 22 § 23 § 24 § 25 § 26
Zweiter Abschnitt Die Disziplinarbefugnis der Disziplinarvorgesetzten und ihre Ausbung 1. Einfache Disziplinarmaßnahmen Arten der einfachen Disziplinarmaßnahmen Verweis, strenger Verweis Disziplinarbuße Ausgangsbeschrnkung Disziplinararrest
§ 27 § 28 § 29 § 30 § 31
2. Disziplinarbefugnis Disziplinarvorgesetzte Stufen der Disziplinarbefugnis Zustndigkeit des nchsten Disziplinarvorgesetzten Zustndigkeit des nchsthçheren Disziplinarvorgesetzten Disziplinarbefugnis nach dem Dienstgrad
§ 15 § 16
160
WDO Inhaltsbersicht § 32 § 33 § 34 § 35 § 36 § 37 § 38 § 39 § 40 § 41
§ 42 § 43 § 44 § 45 § 46 § 47 § 48 § 49 § 50 § 51 § 52 § 53 § 54 § 55
C 10
3. Ausbung der Disziplinarbefugnis Ermittlungen des Disziplinarvorgesetzten Prfungspflicht des Disziplinarvorgesetzten Bindung an tatschliche Feststellungen anderer Entscheidungen Selbstndigkeit des Disziplinarvorgesetzten Absehen von einer Disziplinarmaßnahme Verhngen der Disziplinarmaßnahme Richtlinien fr das Bemessen der Disziplinarmaßnahme Anrechnung von Freiheitsentziehung auf die Disziplinarmaßnahme Mitwirkung des Richters bei der Verhngung von Disziplinararrest Disziplinarvorgesetzter und gerichtliches Disziplinarverfahren 4. Beschwerde gegen Maßnahmen und Entscheidungen des Disziplinarvorgesetzten Anwendung der Wehrbeschwerdeordnung 5. Nochmalige Prfung Aufhebung einer Disziplinarmaßnahme bei nachtrglichem Straf- oder Bußgeldverfahren Aufhebung oder nderung einer Disziplinarmaßnahme aus anderen Grnden Verfahren bei Aufhebung oder nderung einer Disziplinarmaßnahme Dienstaufsicht 6. Vollstreckung Vollstreckbarkeit der Disziplinarmaßnahmen Vollstreckender Vorgesetzter Aussetzung, Aufschub und Unterbrechung der Vollstreckung Vollstreckung von Verweis und strengem Verweis Vollstreckung von Disziplinarbußen Vollstreckung der Ausgangsbeschrnkung Vollstreckung und Vollzug von Disziplinararrest Ausgleich bei nachtrglicher Aufhebung einer vollstreckten Disziplinarmaßnahme Behelfsvollzug bei Disziplinararrest 161
C 10 § 56 § 57
§ 58 § 59 § 60 § 61 § 62 § 63 § 64 § 65 § 66 § 67
§ 68
WDO Inhaltsbersicht
Vollstreckung von Disziplinarbußen und Disziplinararrest im Zusammenhang mit dem Entlassungstag Verjhrung der Vollstreckung
Dritter Abschnitt Das gerichtliche Disziplinarverfahren 1. Gerichtliche Disziplinarmaßnahmen Arten der gerichtlichen Disziplinarmaßnahmen Krzung der Dienstbezge Befçrderungsverbot Herabsetzung in der Besoldungsgruppe Dienstgradherabsetzung Entfernung aus dem Dienstverhltnis Krzung des Ruhegehalts Aberkennung des Ruhegehalts Aberkennung des Dienstgrades Disziplinarmaßnahmen gegen frhere Soldaten, die als Soldaten im Ruhestand gelten 2. Wehrdienstgerichte Bestimmung der Wehrdienstgerichte
§ 69 § 70 § 71 § 72 § 73 § 74 § 75 § 76 § 77 § 78 § 79
a) Truppendienstgerichte Errichtung Zustndigkeit Zusammensetzung Prsidialverfassung Dienstaufsicht Ehrenamtliche Richter Besetzung Große Besetzung Ausschluss von der Ausbung des Richteramtes Sumige ehrenamtliche Richter Ruhen und Erlçschen des Amtes als ehrenamtlicher Richter
§ 80
b) Bundesverwaltungsgericht Wehrdienstsenate, Errichtung, Zusammensetzung, Zustndigkeit
162
WDO Inhaltsbersicht § 81
C 10
3. Wehrdisziplinaranwlte Organisation und Aufgaben
§ 85 § 86 § 87 § 88 § 89 § 90 § 91
4. Allgemeine Vorschriften fr das gerichtliche Disziplinarverfahren Verfahren gegen frhere Soldaten Aussetzung des gerichtlichen Disziplinarverfahrens Bindung an tatschliche Feststellungen anderer Entscheidungen Verhandlungsunfhigkeit des Soldaten Zeugen und Sachverstndige Unzulssigkeit der Verhaftung Gutachten ber den psychischen Zustand Ladungen Verteidigung Ergnzende Vorschriften
§ 92 § 93 § 94 § 95 § 96
5. Einleitung des Verfahrens Vorermittlungen Einleitungsverfgung Einleitungsbehçrden Antrag des Soldaten auf Einleitung des Verfahrens Nachtrgliches gerichtliches Disziplinarverfahren
§ 97
6. Ermittlungen des Wehrdisziplinaranwalts Ermittlungsgrundstze
§ 98 § 99 § 100 § 101 § 102 § 103
7. Verfahren bis zur Hauptverhandlung Einstellung Anschuldigung Zustellung der Anschuldigungsschrift Anrufung des Truppendienstgerichts Disziplinargerichtsbescheid Ladung zur Hauptverhandlung, Ladungsfrist
§ 104 § 105 § 106 § 107 § 108
8. Hauptverhandlung Teilnahme des Soldaten an der Hauptverhandlung Grundsatz der Nichtçffentlichkeit Beweisaufnahme Gegenstand der Urteilsfindung Entscheidung des Truppendienstgerichts
§ 82 § 83 § 84
163
C 10 § 109 § 110 § 111
WDO Inhaltsbersicht
Zahlung des Unterhaltsbeitrags Unterhaltsleistung bei Mithilfe zur Aufdeckung von Straftaten Unterzeichnung des Urteils, Zustellung
9. Gerichtliches Antragsverfahren § 112 Antragstellung § 113 Verfahren 10. Rechtsmittel a) Beschwerde gegen gerichtliche Entscheidungen § 114 Bestimmungen fr das Beschwerdeverfahren b) § 115 § 116 § 117 § 118 § 119 § 120 § 121 § 121a
Berufung Zulssigkeit und Frist der Berufung Einlegung und Begrndung der Berufung Unzulssige Berufung Zustellung der Berufung Aktenbersendung an das Bundesverwaltungsgericht Beschluss des Berufungsgerichts Urteil des Berufungsgerichts Abhilfe bei Verletzung des Anspruchs auf rechtliches Gehçr § 122 Bindung des Truppendienstgerichts § 123 Verfahrensgrundstze § 124 Ausbleiben des Soldaten c) Rechtskraft § 125 Rechtskraft gerichtlicher Entscheidungen 11. Vorlufige Dienstenthebung, Einbehaltung von Dienstbezgen § 126 Zulssigkeit, Wirksamkeit, Rechtsmittel § 127 Verfall und Nachzahlung der einbehaltenen Betrge 12. Antragsverfahren vor dem Wehrdienstgericht bei nachtrglicher strafgerichtlicher Ahndung § 128 Voraussetzungen und Zustndigkeit 164
WDO Inhaltsbersicht 13. § 129 § 130 § 131 § 132 § 133 § 134
C 10
Wiederaufnahme des gerichtlichen Disziplinarverfahrens Wiederaufnahmegrnde Unzulssigkeit der Wiederaufnahme Antrag, Frist, Verfahren Entscheidung durch Beschluss Mndliche Verhandlung, Entscheidung durch Urteil Rechtswirkungen, Entschdigung
14. Vollstreckung von Disziplinarmaßnahmen § 135 Durchfhrung der Vollstreckung 15. § 136 § 137 § 138 § 139 § 140 § 141 § 142
Kosten des Verfahrens Allgemeines Umfang der Kostenpflicht Kostenpflicht des Soldaten und des Bundes Kosten bei Rechtsmitteln und Rechtsbehelfen Notwendige Auslagen Entscheidung ber die Kosten Kostenfestsetzung
Schlussvorschriften § 143 Sonderbestimmung fr Soldaten auf Zeit § 144 Besondere Entlassung eines Soldaten § 145 Bindung der Gerichte an Disziplinarentscheidungen § 146 Ermchtigung zum Erlass einer Rechtsverordnung § 147 berleitungsvorschriften § 148 Einschrnkung von Grundrechten
165
C 10
WDO Vorbemerkung § Vorbemerkung
Vorbemerkung: 1.
Die WDO ist ein Verfahrensgesetz. Sie regelt im Einzelnen das Verfahren bei der Ausbung der Disziplinarbefugnis durch Disziplinarvorgesetzte, enthlt die Verfahrensgrundstze des gerichtlichen Disziplinarverfahrens sowie die Organisationsnormen fr die Wehrdienstgerichte, den Bundeswehrdisziplinaranwalt und die Wehrdisziplinaranwlte. Bei der Ahndung von Dienstvergehen unterscheidet die WDO zwischen – den Befugnissen der Disziplinarvorgesetzten, einfache Disziplinarmaßnahmen zu verhngen, und – dem gerichtlichen Disziplinarverfahren, in dem ein Wehrdienstgericht durch Urteil auf eine gerichtliche Disziplinarmaßnahme oder eine einfache Disziplinarmaßnahme erkennen kann. Die WDO gilt einheitlich fr Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften. Das materielle Pflichtenrecht ist im SG (R C 01) geregelt.
2.
Die WDO soll die Disziplinarvorgesetzten und die anderen Verantwortlichen in den Stand versetzen, die Disziplin als eine unerlssliche Voraussetzung fr die Schlagkraft und Einsatzbereitschaft von Streitkrften aufrechtzuerhalten. Der zustndige Disziplinarvorgesetzte soll die Disziplinarbefugnis im Interesse der Funktionsfhigkeit der Streitkrfte effektiv und unter Beachtung rechtsstaatlicher Grundstze sowie Bercksichtigung der Leitlinien der Inneren Fhrung ausben. Der Gesetzgeber hatte die aus dem Jahr 1957 stammende WDO bereits 1972 berarbeitet und 2001 umfassend novelliert. Diese Novelle war am 1. Januar 2002 in Kraft getreten. Mit dem neuen WehrRndG 2008 vom 31. Juli 2008 sind wichtige Neuregelungen der WDO und der WBO (R C 30) erfolgt. Die nderungen der WDO sind zum 9. August 2008 in Kraft getreten. Sie enthalten berwiegend Folgenderungen zur WBO (insbesondere der Fristen) oder redaktionelle Bereinigungen.
3.
Der Text der Anmerkungen bercksichtigt weitgehend die „amtlichen“ Gesetzesbegrndungen (R BTDrs 14/4660 und 16/7955).
166
WDO
§1
C 10
Einleitende Bestimmungen § 1
Sachlicher und persçnlicher Geltungsbereich
(1) Dieses Gesetz regelt die Wrdigung besonderer Leistungen durch fçrmliche Anerkennungen und die Ahndung von Dienstvergehen durch Disziplinarmaßnahmen. (2) Das Gesetz gilt fr Soldaten. Es gilt ferner fr diejenigen, die in einem Wehrdienstverhltnis gestanden haben (frhere Soldaten), soweit sich aus diesem Gesetz nichts anderes ergibt. (3) Frhere Soldaten, die keinen Anspruch auf Ruhegehalt, jedoch einen sonstigen Anspruch auf Dienstzeitversorgung oder auf Berufsfçrderung haben, gelten bis zur Beendigung der Gewhrung dieser Leistungen im Sinne dieses Gesetzes als Soldaten im Ruhestand. Die Leistungen, die sie erhalten, gelten als Ruhegehalt. Anmerkung: 1. Soldat ist, wer auf Grund der Wehrpflicht oder freiwilliger Verpflichtung in einem Wehrdienstverhltnis steht (Berufssoldaten, Soldaten auf Zeit, Grundwehrdienstleistende, Wehrbende) R § 1 Abs. 1 Satz 1 SG (C 01). 2. Die WDO gilt nach Absatz 2 Satz 2 auch fr frhere Soldaten. Zu den frheren Soldaten gehçren nicht nur die Soldaten im Ruhestand und die Angehçrigen der Reserve, sondern alle aus einem Wehrdienstverhltnis ausgeschiedenen oder wegen berschreitens der Altersgrenze nicht mehr der Wehrpflicht unterliegenden frheren Soldaten, soweit sie nicht ohnehin Soldaten im Ruhestand sind oder als solche gelten. 3. Durch § 1 Abs. 3 wird sichergestellt, dass die fr Soldaten im Ruhestand geltenden Vorschriften der WDO auch auf ehemalige Berufssoldaten und Soldaten auf Zeit angewendet werden kçnnen, solange sie einen Anspruch auf Dienstzeitversorgung oder auf Berufsfçrderung haben. Anspruch auf Dienstzeitversorgung bei Berufssoldaten: Unterhaltsbeitrag nach § 36 SVG und bergangsgeld nach § 37 SVG. Bei Soldaten auf Zeit besteht die Dienstzeitversorgung aus den bergangsgebhrnissen, den Ausgleichsbezgen und der bergangsbeihilfe R §§ 11 bis 13, 73, 74 SVG (BwKalender E 01). Disziplinarmaßnahmen gegen frhere Soldaten R § 67. 167
C 10 § 2
WDO
§§ 2 – 3
Frher begangene Dienstvergehen
(1) Ein Soldat, der nach Beendigung eines frheren Wehrdienstverhltnisses erneut in einem Wehrdienstverhltnis steht, kann auch wegen solcher Dienstvergehen oder als Dienstvergehen geltender Handlungen verfolgt werden, die er in dem frheren Wehrdienstverhltnis oder danach begangen hat. (2) Bei Berufssoldaten oder Soldaten auf Zeit, die frher in einem Dienstverhltnis als Beamter oder Richter gestanden haben, findet dieses Gesetz auch wegen solcher Dienstvergehen Anwendung, die sie in ihrem frheren Dienstverhltnis oder als Versorgungsberechtigte aus einem solchen Dienstverhltnis begangen haben; auch bei einem aus einem solchen Dienstverhltnis Ausgeschiedenen oder Entlassenen gelten die in § 77 Abs. 2 des Bundesbeamtengesetzes bezeichneten Handlungen als Dienstvergehen. Ein Wechsel des Dienstherrn steht der Anwendung dieses Gesetzes nicht entgegen. Als einfache Disziplinarmaßnahmen darf das Wehrdienstgericht nur Verweis oder Disziplinarbuße verhngen.
§ 3
Akteneinsicht durch den Soldaten
(1) Dem Soldaten ist zu gestatten, die Akten einzusehen, soweit dies ohne Gefhrdung des Ermittlungszwecks mçglich ist. Bei der Anhçrung nach § 14 Abs. 1 Satz 3, nach § 32 Abs. 5 Satz 1 oder nach Zustellung der Anschuldigungsschrift ist ihm die Einsicht ohne diese Einschrnkung zu gestatten. Soweit der Soldat die Akten einsehen kann, darf er sich daraus Abschriften fertigen oder auf seine Kosten Kopien anfertigen lassen. (2) Akten und Schriftstcke, die der Soldat nicht einsehen darf, drfen weder beigezogen noch verwertet werden. Anmerkung: Der Anwendungsbereich dieser Vorschrift ist nunmehr ausdrcklich auf die Verfahren vor der Rcknahme einer fçrmlichen Anerkennung und vor der Verhngung einer einfachen Disziplinarmaßnahme erweitert. Im Rahmen disziplinarer Ermittlungen und im Rahmen eines gerichtlichen Disziplinarverfahrens ist dem Soldaten Akteneinsicht zu gestatten, soweit dies ohne Gefhrdung des Ermittlungszwecks mçglich ist. Durch die Neuregelung wird der Soldat in dem Verfahren vor Verhngung einer einfachen Disziplinarmaßnahme in die Lage versetzt, sich besser verteidigen zu kçnnen. 168
WDO § 4
§§ 4 – 5
C 10
Beteiligung der Vertrauensperson
Fr die Beteiligung der Vertrauensperson bei Entscheidungen nach diesem Gesetz gelten die §§ 27 und 28 des Soldatenbeteiligungsgesetzes. Das Ergebnis der Anhçrung der Vertrauensperson ist dem Soldaten vor dessen Anhçrung nach § 14 Abs. 1 Satz 3, § 32 Abs. 5 Satz 1 oder nach § 93 Abs. 1 Satz 2 bekannt zu geben. Anmerkung: 1.
SBG R C 55a.
2. Die Vorschrift stellt klar, dass die Vertrauensperson stets vor der abschließenden Anhçrung des Soldaten zu beteiligen ist. Eine erneute Anhçrung der Vertrauensperson ist dann geboten, wenn der Disziplinarvorgesetzte aufgrund der abschließenden Anhçrung des Soldaten oder aufgrund nachtrglich bekannt gewordener Umstnde Anlass fr weitere Ermittlungen sieht. Es ist beabsichtigt, dies in der ZDv 10/2 (R C 55b) klarzustellen.
§ 5
Zustellungen
(1) Die in diesem Gesetz vorgeschriebenen Zustellungen werden ausgefhrt 1. durch bergabe an den Empfnger gegen Empfangsbekenntnis oder, wenn er die Annahme oder die Ausstellung des Empfangsbekenntnisses verweigert, durch Anfertigung einer Niederschrift hierber, 2. durch eingeschriebenen Brief mit Rckschein, 3. nach den Vorschriften der Zivilprozessordnung ber die Zustellung von Amts wegen, 4. an Behçrden und Dienststellen auch durch Vorlage der Akten mit den Urschriften der zuzustellenden Schriftstcke; der Empfnger hat den Tag der Vorlage in den Akten zu vermerken. (2) Die Zustellung nach Absatz 1 Nr. 3 kann auch durch einen Soldaten ausgefhrt werden. Die çffentliche Zustellung wird auf Antrag des Wehrdisziplinaranwalts von dem Vorsitzenden der Truppendienstkammer bewilligt. (3) Hat der Empfangsberechtigte ein Schriftstck nachweislich erhalten, gilt es sptestens zu diesem Zeitpunkt als zugestellt. 169
C 10 § 6
WDO
§§ 6 – 8
Belehrung ber Rechtsmittel und Rechtsbehelfe
Bei allen nach diesem Gesetz anfechtbaren Entscheidungen ist der Soldat oder der frhere Soldat ber die Mçglichkeit der Anfechtung, ber die Stellen, bei denen das Rechtsmittel oder der Rechtsbehelf einzulegen ist, und ber die Form und Frist der Anfechtung schriftlich zu belehren.
§ 7
Disziplinarbuch
Fçrmliche Anerkennungen, unanfechtbare Disziplinarmaßnahmen und Strafen sind in das Disziplinarbuch einzutragen. Anmerkung: Erlass R C 18.
§ 8
Tilgung
(1) Fçrmliche Anerkennungen sind zu tilgen, wenn ihre Rcknahme unanfechtbar geworden ist. (2) Eine einfache Disziplinarmaßnahme ist nach drei Jahren, eine Krzung der Dienstbezge nach fnf Jahren und ein Befçrderungsverbot, auch in Verbindung mit einer Krzung der Dienstbezge, nach sieben Jahren zu tilgen. Die Frist beginnt mit dem Tag, an dem die Disziplinarmaßnahme verhngt wird oder mit der Verkndung des ersten Urteils. Wird der Soldat whrend der Frist wegen einer anderen Tat rechtskrftig bestraft oder wird gegen ihn eine Disziplinarmaßnahme unanfechtbar verhngt, beginnt die Frist von neuem. Fr den Beginn der Frist gilt Satz 2. (3) Wird eine Disziplinarmaßnahme aufgehoben, ist sie zu tilgen. Hat sie sich auf die Berechnung von Tilgungsfristen ausgewirkt, sind diese erneut zu berechnen. (4) Strafen sind zu tilgen 1. nach fnf Jahren, wenn der Soldat zu Freiheitsstrafe von mehr als einem Jahr verurteilt worden ist, 2. nach drei Jahren in allen brigen Fllen. Die Frist beginnt mit der Verkndung des ersten Urteils, bei Strafbefehlen mit dem Tag der Unterzeichnung durch den Richter. (5) Ist bei einer Krzung der Dienstbezge nach fnf Jahren die Vollstreckung noch nicht beendet, verlngert sich die Frist bis zum Ende der Vollstreckung. 170
WDO
§9
C 10
(6) Einfache Disziplinarmaßnahmen, die nach einer Krzung der Dienstbezge oder nach einem Befçrderungsverbot verhngt werden, sind erst zu tilgen, wenn die Krzung der Dienstbezge oder das Befçrderungsverbot getilgt werden darf. (7) Fçrmliche Anerkennungen, Disziplinarmaßnahmen und Strafen drfen nicht mehr bercksichtigt werden, wenn sie zu tilgen sind; sie sind aus dem Disziplinarbuch und aus den Personalakten zu entfernen. (8) Nach Ablauf der jeweiligen Tilgungsfrist darf der Soldat oder der frhere Soldat jede Auskunft ber die Disziplinarmaßnahme sowie ber den zu Grunde liegenden Sachverhalt verweigern. Er darf erklren, dass er nicht gemaßregelt worden ist. (9) Unterlagen ber die Feststellung eines Dienstvergehens sind nach zwei Jahren aus den Personalakten zu entfernen. Absatz 2 Satz 2 sowie die Abstze 7 und 8 gelten entsprechend. Anmerkung: Einzelheiten zur Tilgung R C 18, Abschn. D.
§ 9
Ausknfte
(1) Ausknfte ber fçrmliche Anerkennungen, ber Disziplinarmaßnahmen und im Disziplinarbuch eingetragene gerichtliche Strafen, Mitteilungen ber Ermittlungen des Disziplinarvorgesetzten, ber Vorermittlungen des Wehrdisziplinaranwalts und ber gerichtliche Disziplinarverfahren sowie ber Tatsachen aus solchen Verfahren werden ohne Zustimmung des Soldaten oder des frheren Soldaten nur erteilt 1. an Dienststellen im Geschftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung, an Gerichte und Staatsanwaltschaften, soweit dies zur Erfllung der in der Zustndigkeit des Empfngers liegenden Aufgaben erforderlich ist, sowie 2. an Verletzte zur Wahrnehmung ihrer Rechte. Unter diesen Voraussetzungen ist auch die bermittlung von Unterlagen zulssig. (2) Der Empfnger darf die bermittelten Ausknfte nur fr den Zweck verarbeiten oder nutzen, zu dessen Erfllung sie ihm bermittelt wurden. (3) Andere Rechtsvorschriften, die eine Auskunftserteilung zulassen, bleiben unberhrt. Ausknfte ber fçrmliche Anerkennungen, ber Disziplinarmaßnahmen und ber im Disziplinarbuch 171
C 10
WDO
§ 10
eingetragene gerichtliche Strafen, die getilgt oder tilgungsreif sind, werden nur mit Zustimmung des Soldaten oder des frheren Soldaten erteilt. Anmerkungen: 1. Nach Absatz 1 Nr. 1 ist eine Auskunftserteilung an Dienststellen im Geschftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung nur zur Aufgabenerfllung des jeweiligen Adressaten zulssig. Vorrangig werden derartige Ausknfte fr Aufgaben im Zusammenhang mit der Personalbearbeitung bençtigt. Die Vorschrift ermçglicht die Auskunftserteilung aber auch fr alle sonstigen dienstlichen Zwecke (beispielsweise fr Schadensflle, Flugunfalluntersuchungen oder fr Havarieverfahren). Die ebenfalls in Nummer 1 geregelte Auskunftserteilung gegenber der Justiz beschrnkt sich nicht auf Strafverfahren, sondern enthlt eine gesetzliche Grundlage fr notwendige bermittlungen auch im Rahmen anderer gerichtlicher Verfahren. Dadurch ist gewhrleistet, dass die Entscheidungen, die als Gegenstand der Auskunftserteilung in Betracht kommen, auch bei anderen gerichtlichen Verfahren, vor allem bei Verwaltungsstreitverfahren in Statusangelegenheiten, bei Schadensersatz- und bei Regressverfahren bercksichtigt werden kçnnen. Mit der Regelung in Nummer 2 erhalten diejenigen, deren Rechte durch ein Verhalten verletzt wurden, das Gegenstand disziplinarer Ermittlungen war, insoweit einen Anspruch auf Auskunftserteilung, als sie die Auskunft zur Geltendmachung eigener Rechte bençtigen. Absatz 1 Satz 2 enthlt die Rechtsgrundlage fr die bermittlung von Unterlagen an die genannten Adressaten. 2.
Erlass R C 11j.
§ 10
Entschdigung von Zeugen und Sachverstndigen
Zeugen und Sachverstndige, die nicht dienstlich gestellt werden, erhalten eine Entschdigung oder Vergtung in entsprechender Anwendung des Justizvergtungs- und -entschdigungsgesetzes. Anmerkung: 1.
JVEG R BGBl. I 2004 S. 776.
2.
Ladung von Soldaten R C 43, Nr. 11 ff.
172
WDO
§ 11
C 10
Erster Teil Wrdigung besonderer Leistungen durch fçrmliche Anerkennungen § 11
Voraussetzungen und Arten der fçrmlichen Anerkennungen
(1) Vorbildliche Pflichterfllung oder hervorragende Einzeltaten kçnnen durch fçrmliche Anerkennungen gewrdigt werden. (2) Fçrmliche Anerkennungen sind 1. Anerkennung im Kompanie- oder Tagesbefehl, 2. Anerkennung im Ministerialblatt des Bundesministeriums der Verteidigung. (3) Mit einer fçrmlichen Anerkennung kann Sonderurlaub bis zu 14 Arbeitstagen verbunden werden. (4) Gute Leistungen kçnnen auch durch Auszeichnungen anderer Art gewrdigt werden. Anmerkung: 1. Jeder Soldat ist verpflichtet, treu zu dienen, d. h. seine Pflichten gewissenhaft zu erfllen. Erfllt er seine tglichen Pflichten in einer die bliche Pflichterfllung bertreffenden Weise, so dass er fr seine Kameraden ein besonderes Beispiel bildet, kann diese vorbildliche Haltung im tglichen Dienst ebenso wie eine aus dem allgemeinen Rahmen herausfallende Einzeltat durch eine fçrmliche Anerkennung gewrdigt werden. 2. Absatz 2 zhlt abschließend die Arten der fçrmlichen Anerkennungen auf. Daneben gibt es andere Anerkennungen (R Absatz 4): – Herausstellen guter Leistungen nach dem Erlass „Erzieherische Maßnahmen“ (R C 71) – Preise fr Bestleistungen R VMBl 2006 S. 132 – Dankurkunden R VMBl 1995 S. 97 – Verleihung des Ehrenzeichens der Bundeswehr (R BwKalender A 38) – Leistungsprmien und -zulagen R VMBl 2006 S. 98 (BwKalender D 02m) 3. Zu Absatz 3: Zustndigkeiten R § 12 WDO, AB 98 zu § 14 SUV (BwKalender C 40a). 173
C 10 § 12
WDO
§§ 12 – 13
Zustndigkeit zum Erteilen von fçrmlichen Anerkennungen
(1) Es kçnnen erteilen 1. der Kompaniechef oder ein anderer Disziplinarvorgesetzter mit der Disziplinarbefugnis eines Kompaniechefs oder einer hçheren Disziplinarbefugnis Anerkennung im Kompanie- oder Tagesbefehl, 2. der Bundesminister der Verteidigung Anerkennung im Ministerialblatt des Bundesministeriums der Verteidigung. (2) Es kçnnen gewhren 1. der Kompaniechef oder ein Disziplinarvorgesetzter mit der Disziplinarbefugnis eines Kompaniechefs Sonderurlaub bis zu fnf Arbeitstagen, 2. der Bataillonskommandeur oder ein Disziplinarvorgesetzter mit der Disziplinarbefugnis eines Bataillonskommandeurs Sonderurlaub bis zu sieben Arbeitstagen, 3. der Regimentskommandeur oder ein Disziplinarvorgesetzter mit der Disziplinarbefugnis eines Regimentskommandeurs Sonderurlaub bis zu 14 Arbeitstagen. Anmerkung: 1. Nach Absatz 1 kann jeder Disziplinarvorgesetzte einem ihm (unmittelbar) unterstehenden Soldaten eine fçrmliche Anerkennung erteilen. Ein hçherer Vorgesetzter sollte jedoch dann handeln, wenn die anerkennenswerte Tat einem grçßeren Kreis von Soldaten mitgeteilt werden soll. 2. Disziplinarvorgesetzter R Erlass ber die Disziplinarbefugnis von Offizieren (R C 12a).
§ 13
Erteilen von fçrmlichen Anerkennungen
(1) Bei der Entscheidung, ob eine fçrmliche Anerkennung erteilt werden soll, ist ein strenger Maßstab anzulegen. Der Soldat soll seiner Persçnlichkeit nach dieser fçrmlichen Anerkennung wrdig sein. Die fçrmliche Anerkennung soll auch seinen Kameraden gegenber gerechtfertigt erscheinen. (2) Den Zeitpunkt des Sonderurlaubs bestimmt der fr die Bewilligung des Erholungsurlaubs zustndige Vorgesetzte. 174
WDO
§ 14
C 10
(3) Wird die fçrmliche Anerkennung von einem hçheren Disziplinarvorgesetzten erteilt, ist der nchste Disziplinarvorgesetzte des Soldaten zu hçren. Anmerkung: 1. Bei der Entscheidung, ob eine fçrmliche Anerkennung erteilt werden soll, ist ein strenger Maßstab geboten; sie darf nicht zur Regel werden. Eine „starre“ Quotenregelung zwischen fçrmlichen Anerkennungen und Disziplinarmaßnahmen beweist Mngel in der Ausbung der Disziplinarbefugnis. 2. Die Vertrauensperson des Soldaten, dem eine Anerkennung erteilt wird, ist vorher zur Person des Soldaten anzuhçren R § 4 Satz 1 WDO i. V. m. § 28 Abs. 2 SBG (R C 55a) und ZDv 10/2, Nr. 240 (R C 55b). Die Entscheidung trifft jedoch der Disziplinarvorgesetzte in eigener Verantwortung. Er ist an die Ansicht der Vertrauensperson nicht gebunden. 3. Wirksam ist die fçrmliche Anerkennung erst mit der Verçffentlichung im Kp- oder Tagesbefehl bzw. VMBl, nicht bereits mit Aushndigung des Formblattes (R ZDv 14/3 Anhang, Vordruck 1) und der Urkunde (R ZDv 14/3 B 111). Zur Behandlung im Disziplinarbuch R C 18.
§ 14
Rcknahme fçrmlicher Anerkennungen
(1) Eine fçrmliche Anerkennung ist zurckzunehmen, wenn sich nachtrglich herausstellt, dass die Voraussetzungen, unter denen sie erteilt wurde, nicht vorlagen. Die Rcknahme ist zu begrnden. Vor der Entscheidung ist der Soldat zu hçren. (2) ber die Rcknahme entscheidet die Einleitungsbehçrde. Hat ein hçherer Disziplinarvorgesetzter die fçrmliche Anerkennung erteilt, steht ihm die Entscheidung zu. Bei Wegfall der Dienststelle des hçheren Disziplinarvorgesetzten wird die Zustndigkeit durch den Bundesminister der Verteidigung bestimmt. (3) Wird die fçrmliche Anerkennung zurckgenommen, ist zugleich zu entscheiden, ob ein in Anspruch genommener Sonderurlaub ganz oder teilweise auf den Erholungsurlaub anzurechnen ist. Eine Anrechnung des in Anspruch genommenen Sonderurlaubs auf den Erholungsurlaub unterbleibt, soweit dies eine besondere Hrte bedeuten wrde. (4) Die Entscheidung ist dem Soldaten zuzustellen. 175
C 10
WDO
§ 15
Anmerkung: Eine Rcknahme der fçrmlichen Anerkennung ist nur zulssig bei – schweren formellen Fehlern, z. B. Anhçrung des nchsten Disziplinarvorgesetzten vor Erteilung durch hçheren Disziplinarvorgesetzten unterbleibt, unzustndiger Vorgesetzter oder ein Vorgesetzter ohne Disziplinarbefugnis erteilt Anerkennung, – bei Nichtvorliegen der materiellen Voraussetzungen (Tuschung, falsche Angaben), z. B. Rettungstat wurde in Wahrheit von einem anderen vollbracht, – bei Unwrdigkeit, wenn sich z. B. nachtrglich herausstellt, dass der Soldat zum Zeitpunkt der Erteilung erheblich vorbestraft war.
Zweiter Teil Ahndung von Dienstvergehen durch Disziplinarmaßnahmen Erster Abschnitt Allgemeine Bestimmungen
§ 15
Disziplinarmaßnahmen, Ermessensgrundsatz
(1) Dienstvergehen (§ 23 des Soldatengesetzes) kçnnen durch einfache Disziplinarmaßnahmen (§ 22) oder durch gerichtliche Disziplinarmaßnahmen (§ 58) geahndet werden. Die Verhngung von gerichtlichen Disziplinarmaßnahmen ist den Wehrdienstgerichten vorbehalten. (2) Der zustndige Disziplinarvorgesetzte bestimmt nach pflichtmßigem Ermessen, ob und wie wegen eines Dienstvergehens nach diesem Gesetz einzuschreiten ist; er hat dabei auch das gesamte dienstliche und außerdienstliche Verhalten zu bercksichtigen. Anmerkung: 1. Nach § 23 Abs. 1 SG (R C 01) begeht der Soldat ein Dienstvergehen, wenn er schuldhaft (d. h. vorstzlich oder fahrlssig) seine Pflichten verletzt. Die schuldhafte Pflichtverletzung ist erste Voraussetzung fr jede Disziplinarmaßnahme. 176
WDO
§ 15
C 10
2. Die einfachen Disziplinarmaßnahmen zhlt § 22, die gerichtlichen Disziplinarmaßnahmen § 58 auf. Diese kçnnen nur die Wehrdienstgerichte verhngen; einfache Disziplinarmaßnahmen kçnnen sowohl vom Wehrdienstgericht als auch vom Disziplinarvorgesetzten verhngt werden. 3. Welcher Disziplinarvorgesetzte zustndig ist, richtet sich nach den §§ 29, 30. 4. Fr die Prfung, die der zustndige Disziplinarvorgesetzte anzustellen hat, ist wesentlich, dass die Disziplinarmaßnahme keine Vergeltung fr begangenes Unrecht sein darf. Die Disziplinarmaßnahme ist vielmehr ein Mittel zur Wiederherstellung der Disziplin. Daher hat das gesamte sonstige Verhalten des Soldaten im Disziplinarverfahren eine weitaus grçßere Bedeutung als im Strafverfahren. Whrend das Gesamtverhalten im Strafverfahren niemals zum Freispruch, sondern hçchstens zu einer milderen Strafe oder zur Einstellung fhrt, kann es im Disziplinarverfahren dazu fhren, dass der Disziplinarvorgesetzte trotz einer einwandfrei erwiesenen schuldhaften Pflichtverletzung von einer Disziplinarmaßnahme absieht. 5. Der zustndige Disziplinarvorgesetzte entscheidet nach eigenem Ermessen, ob er gegen einen Soldaten irgendwelche disziplinaren Maßnahmen nach der Wehrdisziplinarordnung zu treffen hat und welche Maßnahmen geeignet sind. Schaubild R S. 200. 6. Er muss sein Ermessen p fli ch tm ßi g ausben. Ein Vorgesetzter, der Dienstvergehen seiner Untergebenen nicht zur Kenntnis nimmt oder nicht aufklrt, z. B. weil er auf dem Standpunkt steht, in seiner Kompanie gebe es keine Dienstvergehen, handelt pflichtwidrig (R § 28 Abs. 1, § 29). Zum pflichtgemßen Gebrauch des Ermessens gehçrt es auch, dass der Disziplinarvorgesetzte den Sachverhalt aufklrt (insoweit besteht das sog. Legalittsprinzip). Auch anonymen Eingaben von gewisser Bedeutung ist nachzugehen. Dienstliches und außerdienstliches Verhalten des Soldaten sind sodann zu wrdigen. Disziplinarmaßnahmen soll der Disziplinarvorgesetzte in der Regel erst dann treffen, wenn andere erzieherische Maßnahmen ihren Erfolg verfehlt haben. Zu den Grundstzen fr die Maßnahmebemessung R § 38. Zur Selbststndigkeit des Disziplinarvorgesetzten R § 35. 7. Gegen rechtskrftig anerkannte Kriegsdienstverweigerer darf eine einfache Disziplinarmaßnahme weder verhngt noch im Beschwerdeverfahren besttigt werden. Auch die – weitere – Vollstreckung einer vor Anerkennung verhngten Disziplinarmaßnahme ist unzulssig. 177
C 10 § 16
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§ 16
Verhltnis der Disziplinarmaßnahmen zu Strafen und Ordnungsmaßnahmen
(1) Ist durch ein Gericht oder eine Behçrde unanfechtbar eine Strafe oder Ordnungsmaßnahme verhngt worden oder kann eine Tat nach § 153a Abs. 1 Satz 5 oder Abs. 2 Satz 2 der Strafprozessordnung nach Erfllung von Auflagen und Weisungen nicht mehr als Vergehen verfolgt werden, drfen wegen desselben Sachverhalts 1. einfache Disziplinarmaßnahmen mit Ausnahme des Disziplinararrests nicht verhngt werden, 2. Disziplinararrest, Krzung der Dienstbezge oder Krzung des Ruhegehalts nur verhngt werden, wenn dies zustzlich erforderlich ist, um die militrische Ordnung aufrechtzuerhalten oder wenn durch das Fehlverhalten das Ansehen der Bundeswehr ernsthaft beeintrchtigt wurde. (2) Bei der Verhngung von Disziplinararrest ist eine andere Freiheitsentziehung anzurechnen; die Dauer des Disziplinararrests darf zusammen mit der anderen Freiheitsentziehung drei Wochen nicht bersteigen. (3) Wird der Soldat im Strafverfahren oder im Bußgeldverfahren freigesprochen, darf eine Disziplinarmaßnahme nur dann verhngt oder ein gerichtliches Disziplinarverfahren nur eingeleitet oder fortgesetzt werden, wenn der Sachverhalt ein Dienstvergehen enthlt, ohne den Tatbestand einer Strafvorschrift oder einer Bußgeldvorschrift zu erfllen. Vor Beginn oder Fortsetzung der Ermittlungen ist dem Soldaten mitzuteilen, welcher Sachverhalt ihm weiterhin als Pflichtverletzung vorgeworfen wird. Anmerkung: 1. Mit dieser Vorschrift wird das Verhltnis von zuvor verhngter strafgerichtlicher Strafe oder Ordnungsmaßnahme und nachfolgend verhngter Disziplinarmaßnahme geregelt. Außerdem werden die Flle, in denen ein sachgleiches Strafverfahren nach § 153a StPO (R C 27) eingestellt wurde, in diese Regelung einbezogen. 2. Nach Absatz 1 ist die gleichzeitige Verhngung einer einfachen Disziplinarmaßnahme – mit Ausnahme eines Disziplinararrests – bei sachgleicher strafgerichtlicher Ahndung oder im Fall einer Einstellung nach § 153a StPO ausgeschlossen. Dadurch soll eine doppelte Ahndung in den vergleichsweise leichten Fllen verhindert werden, zumal eine auf der Grundlage dieser Bestimmung erbrachte Geldzahlung oder sonstige Leistung als ein der Geldstrafe vergleichbares bel empfunden wird. Außerdem erscheint 178
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§ 17
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es nicht verstndlich, dass zwar bei vorausgegangener Bestrafung auf eine Disziplinarmaßnahme verzichtet werden soll, nicht aber dann, wenn das Strafverfahren bei geringer Schuld eingestellt wird. Disziplinararrest, Krzung der Dienstbezge und Krzung des Ruhegehalts drfen in diesen Fllen nur verhngt werden, wenn dies zum Zeitpunkt der Verhngung der Disziplinarmaßnahme zur Aufrechterhaltung der militrischen Ordnung oder wegen einer Beeintrchtigung des Ansehens der Bundeswehr erforderlich ist. Da die Verhngung von Disziplinararrest der richterlichen Zustimmung bedarf und die in dieser Bestimmung genannten gerichtlichen Disziplinarmaßnahmen nur von einem Wehrdienstgericht verhngt werden drfen, braucht der Disziplinarvorgesetzte knftig nicht mehr (abschließend) zu prfen, ob in diesen Fllen die Voraussetzungen fr eine disziplinare Ahndung vorliegen.
§ 17
Zeitablauf
(1) Disziplinarsachen sind beschleunigt zu behandeln. (2) Sind seit einem Dienstvergehen sechs Monate verstrichen, darf eine einfache Disziplinarmaßnahme nicht mehr verhngt werden. (3) Sind seit einem Dienstvergehen drei Jahre verstrichen, drfen Krzung der Dienstbezge und Krzung des Ruhegehalts nicht mehr verhngt werden. (4) Sind seit dem Dienstvergehen fnf Jahre verstrichen, darf ein Befçrderungsverbot nicht mehr verhngt werden. (5) Ist vor Ablauf der Frist wegen desselben Sachverhalts ein Strafverfahren, ein Bußgeldverfahren oder ein gerichtliches Disziplinarverfahren gegen den Soldaten eingeleitet worden oder ist der Sachverhalt Gegenstand einer Beschwerde, einer militrischen Flugunfall- oder Taucherunfalluntersuchung oder eines Havarieverfahrens, ist die Frist fr die Dauer dieses Verfahrens gehemmt. Anmerkung: Ein lngerer Zeitraum zwischen Tat und Ahndung schwcht in der Regel die erzieherische Wirkung ab oder verhindert sie. Ein lngerer Schwebezustand wre auch dem Vertrauensverhltnis zwischen Disziplinarvorgesetzten und Untergebenen abtrglich. 179
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§§ 18 – 19
Deshalb ist sechs Monate nach Beendigung der Tat die Ahndung mit einer einfachen Disziplinarmaßnahme ausgeschlossen (Absatz 2). Ausnahmen (Absatz 5): a) Strafverfahren (Beginn der Ttigkeit des Staatsanwalts oder der Polizei nach § 163 StPO (R C 27), b) gerichtliches Disziplinarverfahren (Zustellung der Einleitungsverfgung nach § 93 Abs. 1), c) Bußgeldverfahren (z. B. nach dem Gesetz ber Ordnungswidrigkeiten), d) Beschwerdeverfahren nach der WBO (R C 30), e) militrische Flugunfall- (R ZDv 19/6) oder Taucherunfalluntersuchung, f) militrisches Havarieverfahren nach der MDv 160/1. Wenn diese Verfahren vor Ablauf von sechs Monaten eingeleitet werden, wird der weitere Ablauf der Frist gehemmt. Die restliche Frist beginnt erst wieder zu laufen, wenn die Verfahren beendet sind.
§ 18
Verbot mehrfacher, Gebot einheitlicher Ahndung
(1) Ein Dienstvergehen darf nur einmal disziplinar geahndet werden. § 96 bleibt unberhrt. (2) Mehrere Pflichtverletzungen eines Soldaten oder eines frheren Soldaten, ber die gleichzeitig entschieden werden kann, sind als ein Dienstvergehen zu ahnden. Anmerkung: Erlass R ZDv 14/3 B 126; Einschrnkung des Absatzes 2 R § 107 Abs. 2.
§ 19
Gnadenrecht
(1) Dem Bundesprsidenten steht das Gnadenrecht hinsichtlich der nach diesem Gesetz verhngten Disziplinarmaßnahmen zu. Er bt es selbst aus oder bertrgt die Ausbung anderen Stellen. (2) Wird die Entfernung aus dem Dienstverhltnis oder die Aberkennung des Ruhegehalts im Gnadenweg aufgehoben, gilt § 52 des Soldatengesetzes entsprechend. 180
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Anmerkung: 1. Das Gnadenrecht des Bundesprsidenten ist in Art. 60 Abs. 2 GG (R A 10) verankert. Durch die Anordnung vom 5. Oktober 1965 (BGBl I S. 1573) – gendert am 3. November 1970 (BGBl I S. 1513) – hat der Bundesprsident von seinem Recht, die Ausbung des Gnadenrechts anderen Stellen zu bertragen, Gebrauch gemacht. Danach ist der BMVg im Rahmen der WDO zustndig fr Disziplinargnadensachen aller Soldaten. Vom Disziplinargnadenrecht ist die Ausbung des Gnadenrechts nach § 5 SG (R C 01) zu unterscheiden. 2. Den Ablauf des formellen Gnadenverfahrens fr Soldaten regelt die Anordnung ber das Verfahren in Disziplinargnadensachen des Soldaten (DiGnAS) R C 19. 3. Das Begnadigungsrecht erstreckt sich auf unanfechtbar gewordene einfache Disziplinarmaßnahmen und rechtskrftige gerichtliche Disziplinarmaßnahmen. Gegenstand einer Gnadenentschließung kçnnen auch in der WDO normierte, gesetzliche Folgen einer gerichtlichen Disziplinarmaßnahme sein, z. B. Befçrderungssperre bei Degradierung, nicht dagegen solche Folgen, die in einem anderen Gesetz geregelt sind, z. B. Verlust des Anspruchs auf Erteilung eines Zulassungs- und Eingliederungsscheins (§ 9 Abs. 2 SVG R BwKalender E 01). Ein Gnadenerweis kann auch nach dem Tode des Verurteilten zugunsten der Hinterbliebenen erteilt werden. 4. Zum Inhalt des Gnadenrechts gehçren alle Maßnahmen, die die Disziplinarmaßnahme selbst oder ihre Folgen abschwchen oder aufheben. Im Einzelnen umfasst das Gnadenrecht die Befugnis, Disziplinarmaßnahmen zu erlassen, zu ermßigen, umzuwandeln oder auszusetzen. Darunter fallen auch die Beseitigung vermçgensrechtlicher Folgen und die Bewilligung von Unterhaltszuschssen. Der Gnadenerweis kann sich auch auf die Verfahrenskosten erstrecken. Darber hinaus kçnnen Disziplinarmaßnahmen im Gnadenwege vorzeitig getilgt werden, soweit die WDO eine Tilgung vorsieht. Eine gnadenweise Tilgung der gerichtlichen Disziplinarmaßnahmen – mit Ausnahme der Gehaltskrzung, Ruhegehaltskrzung – ist daher ausgeschlossen. 5. Als Gnadengrnde kommen in Betracht: a) Die Berichtigung von Fehlentscheidungen. Hier handelt es sich meist um Entscheidungen, die der Sach- und Rechtslage nicht entsprechen. Im Bereich der einfachen Disziplinarmaß181
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nahmen sind es die Flle des § 44 WDO. Entsprechende Antrge sind Gnadenentscheidungen vorgreiflich. b) Eine hnliche Situation ist gegeben, wenn dem Disziplinarvorgesetzten oder dem Gericht bedeutsame Zumessungsgrnde unbekannt geblieben sind, bei deren Kenntnis wahrscheinlich auf eine erheblich mildere Maßnahme erkannt worden wre. c) Bercksichtigung von Umstnden, die zwar die Grnde fr die Verhngung der Maßnahme unberhrt lassen, aber nachtrglich eine Befreiung von den Folgen rechtfertigen (z. B. nachtrgliche besonders anerkennenswerte Leistungen). d) nderung der wirtschaftlichen oder persçnlichen Verhltnisse des Soldaten nach der Tat, so dass die Maßnahme rckblickend betrachtet als zu hart erscheint. e) nderungen von gesetzlichen Bestimmungen oder nderung der Rechtsprechung, die die Verfehlung nachtrglich in einem milderen Licht erscheinen lassen. Dagegen schließen unehrenhafte Gesinnung, schwere Verstçße gegen die militrische Ordnung oder erhebliche Schdigung des Ansehens der Bundeswehr regelmßig eine Begnadigung aus. Insgesamt setzt die Begnadigung Wrdigkeit voraus. 6. Antragsberechtigt ist der Soldat; aber auch Vorgesetzte, Kameraden und Angehçrige kçnnen Gnadengesuche einreichen. Die Antrge sind beim nchsten Disziplinarvorgesetzten zu stellen und dann sofort dem Rechtsberater/Wehrdisziplinaranwalt vorzulegen. Gnadensachen sind stets Eilsachen. Gnadengesuche haben keine aufschiebende Wirkung. Der Vollzug einer Disziplinarmaßnahme kann jedoch aufgeschoben oder unterbrochen werden, wenn nach pflichtmßigem Ermessen des vollstreckenden Vorgesetzten so erhebliche Gnadengrnde vorliegen, dass Milderung oder Erlass der Maßnahme zu erwarten ist. 7. Der Soldat hat kein Recht auf Gnade. Der Umfang des Gnadenerweises steht im Ermessen des BMVg. Gegen ablehnende Gnadenentschließungen gibt es keine Rechtsmittel, auch nicht die Beschwerde nach der WBO. Widerruf und Rcknahme des Gnadenerweises sind mçglich.
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Durchsuchung und Beschlagnahme
(1) Zur Aufklrung eines Dienstvergehens darf der Disziplinarvorgesetzte Durchsuchungen und Beschlagnahmen nur außerhalb von Wohnungen und nur auf Anordnung des Richters des zustn182
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digen, notfalls des nchst erreichbaren Truppendienstgerichts vornehmen. Durchsucht werden darf nur ein Soldat, gegen den sich der Verdacht eines Dienstvergehens richtet. Die Durchsuchung erstreckt sich auf die Person und die Sachen des Soldaten. Der Beschlagnahme unterliegen alle Gegenstnde, die fr die Aufklrung eines Dienstvergehens von Bedeutung sein kçnnen. Sie darf gegenber jedem Soldaten angeordnet werden. (2) Bei Gefahr im Verzug darf der Disziplinarvorgesetzte Maßnahmen nach Absatz 1 auch ohne richterliche Anordnung treffen. Die richterliche Genehmigung ist unverzglich zu beantragen. Der Antrag auf richterliche Zustimmung oder Genehmigung ist zu begrnden. Die entstandenen Akten sind beizufgen. Die Entscheidung, mit welcher der Richter seine Zustimmung oder Besttigung ganz oder teilweise versagt, ist zu begrnden. Der Disziplinarvorgesetzte kann dagegen innerhalb von drei Tagen das Truppendienstgericht anrufen. Hierfr gelten die Stze 3 und 4 entsprechend. Das Truppendienstgericht entscheidet endgltig durch Beschluss. Der Soldat ist vor allen Entscheidungen, welche die Besttigung von Maßnahmen nach Absatz 1 zum Gegenstand haben, zu hçren. Die Entscheidungen sind ihm zuzustellen. (3) Fr die Durchfhrung von Maßnahmen nach Absatz 1 gilt § 32 Abs. 2 entsprechend. Die Durchsuchung eines Soldaten darf nur von Personen gleichen Geschlechts oder von einem Arzt, der nicht der Truppenarzt des Soldaten sein soll, vorgenommen werden; dies gilt nicht, wenn die sofortige Durchsuchung zum Schutz vor einer Gefahr fr Leib oder Leben erforderlich ist. Die Durchsicht privater Papiere des Soldaten steht nur dem Disziplinarvorgesetzten zu. (4) Dem Soldaten, gegen den sich eine Maßnahme nach Absatz 1 richtet, sind die Grnde fr die Maßnahme mndlich zu erçffnen, soweit der Ermittlungszweck nicht gefhrdet wird. Ihm ist die Anwesenheit bei ihrer Durchfhrung zu gestatten. Ist der Soldat nicht unverzglich erreichbar, ist ein Zeuge beizuziehen. ber die Durchsuchung und ihr wesentliches Ergebnis sowie ber die Beschlagnahme ist unverzglich eine Niederschrift anzufertigen, aus der sich, falls keine richterliche Anordnung ergangen ist, auch die Tatsachen ergeben mssen, die zur Annahme einer Gefahr im Verzug gefhrt haben. Dem Soldaten ist auf Verlangen eine Abschrift auszuhndigen. (5) Im brigen gelten § 94 Abs. 1 und 2, § 95 Abs. 1, §§ 97, 109 und 111k der Strafprozessordnung entsprechend. 183
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Anmerkung: 1. Absatz 1 Satz 1 stellt klar, dass eine Durchsuchung und Beschlagnahme nur außerhalb von Wohnungen zulssig ist. Die Gemeinschaftsunterkunft, in der ein Soldat auf Grund rechtlicher Verpflichtung wohnt (§ 25 Abs. 2), ist keine Wohnung. Die Durchsuchung der dienstlichen Unterkunft eines Soldaten nach Absatz 1 ist auch dann zulssig, wenn dieser nicht mehr aufgrund rechtlicher Verpflichtung, sondern freiwillig in der zur Verfgung gestellten Gemeinschaftsunterkunft wohnt. Der Begriff der Wohnung in Absatz 1 Satz 1 ist mit dem Wohnungsbegriff des Art. 13 Abs. 1 GG identisch. Truppendienstliche Gemeinschaftsunterknfte sind keine Wohnungen in diesem Sinne (R TDG Sd im NZWehrr 06, 255 m. Anm. Eiben, BVerwG, Beschluss vom 10. Mrz 2009 – ZWDB 3.08). Der Disziplinarvorgesetzte wird in die Lage versetzt, Beweismittel auch außerhalb militrischer Liegenschaften zu gewinnen. Unter „Sachen des Soldaten“, die durchsucht werden drfen, sind die in seinem Besitz, Eigentum oder (Mit-)Gewahrsam befindlichen privaten und dienstlichen Gegenstnde (z.B. PC R BVerwG in NZWehrr 08, 71) zu verstehen. Diese Gegenstnde drfen auch dann durchsucht werden, wenn sie der Soldat nicht bei sich fhrt. Hiervon zu unterscheiden ist die Kontrolle dienstlicher Gegenstnde auf Sauberkeit und Ordnung nach Nr. 317 der ZDv 10/5, die private Behltnisse des Soldaten nicht einschließt. Zu den Voraussetzungen einer Spindkontrolle sowie zur Abgrenzung von einer Durchsuchung R BVerwG in NZWehrr 04, 213. Richterlicher Bereitschaftsdienst fr Eilantrge nach § 20 WDO R C 14b. Der Anordnung einer Durchsuchung oder einer Beschlagnahme bedarf es nicht, wenn der Soldat die Durchsuchung gestattet oder Gegenstnde, die fr die Aufklrung eines Dienstvergehens von Bedeutung sein kçnnen, freiwillig herausgibt. 2. Absatz 2 Satz 1 erweitert die Befugnis des Disziplinarvorgesetzten, diese Maßnahmen bei Gefahr im Verzug ohne vorherige richterliche Anordnung zu treffen. Die bisherige Vorschrift hat sich fr die Truppe nicht als praktikabel erwiesen. Die Erfahrung hat vielmehr gezeigt, dass der Anwendungsbereich bei Gefahr im Verzug infolge der Beschrnkung auf Soldaten whrend einer besonderen Auslandsverwendung (§ 1 Abs. 3 SG R C 01) oder von Soldaten, die beurlaubt, kommandiert, versetzt oder entlassen werden sollen, zu eng ist. So besteht keine unmittelbare Zugriffsmçglichkeit des Disziplinarvorgesetzten gegenber den Soldaten, welche die dienstlichen Unterknfte und Anlagen zum Teil fr Tage und Wochen verlassen, wenn sie die besonderen Tatbestands184
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voraussetzungen nicht erfllen (beispielsweise Wochenendausgang, Krankenhausaufenthalt). Auch in diesen Fllen besteht ein Bedrfnis fr eine Durchsuchung und Beschlagnahme, wenn der Verdacht auf ein Dienstvergehen vorliegt. Um dem Richter eine umfassende Nachprfung aller die Durchsuchung und Beschlagnahme rechtfertigenden Umstnde zu ermçglichen, bestimmt Satz 3 und 4, dass der Antrag auf richterliche Zustimmung oder Genehmigung vom Disziplinarvorgesetzten zu begrnden ist und dass die entstandenen Akten, beispielsweise die Niederschrift ber eine Durchsuchung und die beschlagnahmten Gegenstnde, beizufgen sind. Entsprechend der Regelung in § 40 Abs. 3 (Ablehnung der Zustimmung zu einem vom Disziplinarvorgesetzten beantragten Disziplinararrest durch den Richter) sieht Satz 5 vor, dass der Richter eine vollstndig oder teilweise ablehnende Entscheidung zu begrnden hat. Der Disziplinarvorgesetzte erhlt dadurch die Mçglichkeit zu entscheiden, ob er auf der Grundlage des Satzes 6 das Truppendienstgericht anrufen will. Auch fr dieses Verfahren gelten nach Satz 6 bis 8 die Bestimmungen ber das Verfahren bei einer abgelehnten Zustimmung zu einem beantragten Disziplinararrest entsprechend. In Satz 9 wird der Grundsatz des rechtlichen Gehçrs fr die Flle konkretisiert, in denen es um die Besttigung derartiger Maßnahmen geht. Dadurch kann der Ermittlungszweck bei der Durchfhrung dieser Maßnahmen nicht mehr gefhrdet werden. Durch die in Satz 10 ausdrcklich vorgeschriebene Zustellung der Entscheidung wird dem Soldaten die Einlegung einer Beschwerde erleichtert. 3. Absatz 3 Satz 1 bernimmt fr die Vornahme der Durchsuchung und Beschlagnahme die zur Entlastung des Disziplinarvorgesetzten geschaffene und bewhrte Regelung des § 32 Abs. 2 und des § 10 Abs. 1 WBO (R C 30), wonach ein Offizier, der Kompaniefeldwebel oder ein Unteroffizier in entsprechender Dienststellung mit der Aufklrung des Sachverhalts eines Dienstvergehens oder einer Beschwerde beauftragt werden kann. Durch Satz 2 wird sichergestellt, dass der Soldat zum Schutz seiner Wrde nur noch von Soldaten gleichen Geschlechts oder von einem Arzt durchsucht werden darf. Dem besonderen Vertrauensverhltnis zwischen Truppenarzt und Soldaten wird dadurch Rechnung getragen, dass der Truppenarzt nur dann zu einer Durchsuchung herangezogen werden darf, wenn eine andere geeignete Person nicht ohne grçßeren zeitlichen oder sonstigen Aufwand erreichbar ist. Eine Ausnahme ermçglicht das Gesetz, 185
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wenn die sofortige Durchsuchung zum Schutz gegen eine Gefahr fr Leib oder Leben erforderlich ist. Sie bezieht auch eine sofortige Durchsuchung zum Schutz des Durchsuchten ein. Diese Regelung ist vor allem wegen der weiblichen Soldaten notwendig geworden. Satz 3 bestimmt abweichend von den Vorschriften der StPO, auf die in Absatz 5 verwiesen wird, dass die Durchsicht privater Papiere des Soldaten nur dem Disziplinarvorgesetzten zusteht. 4. Absatz 4 verpflichtet die anordnenden Vorgesetzten, dem Soldaten die Anwesenheit whrend der Durchsuchung und Beschlagnahme zu gestatten. Die Grnde fr eine Durchsuchung und Beschlagnahme sind dem Soldaten vorher mndlich zu erçffnen (Satz 1). Diese Regelung entspricht dem Rechtsgedanken des § 106 Abs. 2 StPO (R C 27). Satz 3 regelt die Beiziehung eines Zeugen, wenn der Soldat selbst nicht unverzglich erreichbar ist. 5. Absatz 5 regelt, inwieweit bei einer Beschlagnahme durch den Disziplinarvorgesetzten ergnzend auf die Vorschriften der StPO (R C 27) zurckgegriffen werden kann.
§ 21
Vorlufige Festnahme
(1) Jeder Disziplinarvorgesetzte kann Soldaten, die seiner Disziplinarbefugnis unterstehen, wegen eines Dienstvergehens vorlufig festnehmen, wenn es die Aufrechterhaltung der Disziplin gebietet. (2) Die gleiche Befugnis hat 1. jeder Angehçrige des militrischen Ordnungsdienstes einschließlich der militrischen Wachen gegenber jedem Soldaten, dessen Disziplinarvorgesetzte nicht auf der Stelle erreichbar sind; 2.
a)
jeder Vorgesetzte gegenber jedem Soldaten, dem er Befehle erteilen kann,
b)
jeder Offizier und Unteroffizier gegenber jedem Soldaten, der im Dienstgrad unter ihm steht,
wenn der an sich zustndige Disziplinarvorgesetzte oder ein Angehçriger des militrischen Ordnungsdienstes einschließlich der militrischen Wachen nicht auf der Stelle erreichbar ist. In den Fllen des Buchstaben b wird der festnehmende Offizier oder Unteroffizier durch die Erklrung der Festnahme Vorgesetzter des Festgenommenen. 186
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(3) Angehçrige einer militrischen Wache drfen nur von ihren Wachvorgesetzten festgenommen werden. (4) Der Festgenommene ist auf freien Fuß zu setzen, sobald die Aufrechterhaltung der Disziplin die Festhaltung nicht mehr erforderlich macht, sptestens jedoch am Ende des Tages nach der vorlufigen Festnahme, wenn nicht zuvor wegen Verdachts einer Straftat ein Haftbefehl des Richters ergeht. An Bord von Schiffen außerhalb der Hoheitsgewsser der Bundesrepublik Deutschland darf der Festgenommene nach seiner Anhçrung durch den Kommandanten und auf dessen Anordnung auch ohne richterlichen Haftbefehl ber die in Satz 1 bezeichnete Frist hinaus festgehalten werden, wenn und solange er eine unmittelbare Gefahr fr Menschen oder Schiff darstellt, die auf andere Weise nicht abgewendet werden kann. Bei der Anhçrung ist der Festgenommene auf die Umstnde hinzuweisen, welche die Annahme eines Dienstvergehens und einer Gefahr fr Menschen oder Schiff rechtfertigen. Die Anhçrung soll ihm Gelegenheit geben, die Verdachtsgrnde zu beseitigen und die Tatsachen geltend zu machen, die zu seinen Gunsten sprechen. (5) Der Grund der Festnahme und ihr genauer Zeitpunkt sowie der Zeitpunkt der Freilassung sind schriftlich zu vermerken. In den Fllen der Abstze 2 und 3 ist die vorlufige Festnahme unverzglich der Dienststelle des Festgenommenen zu melden. Anmerkung: 1. Mit der vorlufigen Festnahme soll der Soldat daran gehindert werden, ein Dienstvergehen fortzusetzen oder auf der Stelle weitere Dienstvergehen zu begehen bzw. andere Soldaten dazu zu provozieren. Sie ist damit ein unmittelbar wirksames Mittel zur Aufrechterhaltung und/oder Wiederherstellung der Disziplin. Gleichzeitig ist sie ein (letztes) Mittel, den Befehl eines Vorgesetzten durchzusetzen R § 10 Abs. 5 Satz 2 SG (C 01). 2. We r h at d as Fe s tn ah m e re cht ? a) Disziplinarvorgesetzte, b) Angehçrige des militrischen Ordnungsdienstes (Feldjger, Wachen und Streifen), c) jeder Vorgesetzte (R C 02a) gegenber seinen Untergebenen, d) jeder Offizier und Unteroffizier, der nicht Vorgesetzter ist, gegenber jedem Soldaten, der im Dienstgrad unter ihm steht. Diese Soldaten werden durch die Erklrung der Festnahme Vorgesetzte des Festgenommenen. 187
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§ 21
3. Wa nn kann die Festnahme erfolgen? Die Festnahme ist zulssig, wenn a) der Festzunehmende ein Dienstvergehen begangen hat oder dessen dringend verdchtig ist und b) die Aufrechterhaltung der Disziplin die Festnahme gebietet. Beachte: Bei verfassungskonformer Auslegung des § 21 WDO ist die vorlufige Festnahme nicht geboten, wenn mildere, jedoch nicht weniger wirksame Mittel als die vorlufige Festnahme zur Aufrechterhaltung der Disziplin zur Verfgung stehen (BVerwG in NZWehrr 09, 119). 4. Was hat na ch der Festnahme zu geschehen? Nach der Festnahme mssen a) unverzglich die Dienststelle des Festgenommenen benachrichtigt werden, b) Zeitpunkt und Grund der Festnahme und Zeitpunkt der Freilassung schriftlich durch Aktenvermerk festgehalten werden, c) geprft werden, ob die Aufrechterhaltung der Disziplin ein weiteres Festhalten des Festgenommenen noch erfordert. 5. Ein Haftbefehl i. S. d. § 114 StPO aus disziplinaren Grnden ist unzulssig. 6. An Bord eines Kriegsschiffes darf die Festnahme lnger ausgedehnt werden, wenn und solange a) das Schiff sich außerhalb der Dreimeilenzone befindet, b) der Festgenommene eine unmittelbare Gefahr fr eingeschiffte Personen oder fr das Schiff selbst darstellt, die nur durch Festhaltung abzuwenden ist, c) der Kommandant den Festzunehmenden angehçrt und die Fortsetzung der Festnahme selbst angeordnet hat. Kehrt das Kriegsschiff in die deutschen Hoheitsgewsser zurck, so gelten wieder die normalen Bestimmungen, also Freilassung am Ende des auf die Rckkehr folgenden Tages, falls kein richterlicher Haftbefehl erwirkt wird. 7. Zur vorlufigen Festnahme beim Verdacht einer Straftat R § 127 StPO (C 27).
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§ 22
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Zweiter Abschnitt Die Disziplinarbefugnis der Disziplinarvorgesetzten und ihre Ausbung
1. Einfache Disziplinarmaßnahmen
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Arten der einfachen Disziplinarmaßnahmen
(1) Die Disziplinarmaßnahmen, die von den Disziplinarvorgesetzten verhngt werden kçnnen (einfache Disziplinarmaßnahmen), sind: 1. Verweis, 2. strenger Verweis, 3. Disziplinarbuße, 4. Ausgangsbeschrnkung, 5. Disziplinararrest. (2) Nebeneinander kçnnen verhngt werden: 1. Disziplinararrest und Ausgangsbeschrnkung, 2. bei unerlaubter Abwesenheit des Soldaten von mehr als einem Tag Ausgangsbeschrnkung und Disziplinarbuße oder Disziplinararrest und Disziplinarbuße. Im brigen ist wegen desselben Dienstvergehens nur eine Disziplinarmaßnahme zulssig. (3) Eine einfache Disziplinarmaßnahme steht der Befçrderung eines im brigen bewhrten Soldaten nicht entgegen. Anmerkung: 1. Einfache Disziplinarmaßnahmen kçnnen (regelmßig) durch die Disziplinarvorgesetzten i. S. d. § 1 Abs. 6 SG (R C 01), aber auch durch die Wehrdienstgerichte (R § 58 Abs. 6) verhngt werden. 2. We lche Maßnahmen gegen wen und – bei Disziplinararrest – von welcher Dauer der Disziplinarvorgesetzte verhngen kann, richtet sich gemß § 28 nach der Stu fe der Disziplinarbefugnis, die er innehat. Davon zu unterscheiden ist die Zustndigkeit des Disziplinarvorgesetzten (R §§ 29, 30). 3. Einzelheiten zur Verhngung einer Disziplinarmaßnahme R §§ 32–40 und Schaubild auf S. 200. 4. Die Disziplinarvorgesetzten kçnnen nur die in Abs. 1 und 2 genannten Maßnahmen verhngen. Andere Disziplinarmaßnahmen drfen nicht verhngt werden R § 39 Nr. 3 WStG (C 20) und § 46 Abs. 2 Nr. 2 WDO. Keine Disziplinarmaßnahmen sind die erzieherischen Maßnahmen R § 33 Abs. 1 Satz 1 und C 71. 189
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§ 23
5. Soldaten, die unerlaubt mehr als einen Kalendertag von der Truppe abwesend sind, unterliegen einer schrferen Ahndung. Gegen sie kçnnen Ausgangsbeschrnkung und Disziplinarbuße oder Disziplinararrest und Disziplinarbuße verhngt werden. Eine Koppelung von Ausgangsbeschrnkung, Disziplinarbuße und Disziplinararrest wre jedoch unzulssig. Zu den Maßnahmen bei unerlaubter Abwesenheit von Soldaten R C 17. 6.
Zu Absatz 3 R ZDv 20/7, Nr. 136 (C 05).
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Verweis, strenger Verweis
(1) Der Verweis ist der fçrmliche Tadel eines bestimmten pflichtwidrigen Verhaltens des Soldaten. (2) Der strenge Verweis ist der Verweis, der vor der Truppe bekannt gemacht wird. (3) Missbilligende ußerungen eines Disziplinarvorgesetzten, die nicht ausdrcklich als Verweis oder strenger Verweis bezeichnet werden (Belehrungen, Warnungen, Zurechtweisungen oder hnliche Maßnahmen), sind keine Disziplinarmaßnahmen. Dies gilt auch dann, wenn sie mit einer Entscheidung verbunden werden, mit welcher der Disziplinarvorgesetzte oder die Einleitungsbehçrde ein Dienstvergehen feststellt, von der Verhngung einer Disziplinarmaßnahme oder der Einleitung eines gerichtlichen Disziplinarverfahrens aber absieht. Anmerkung: 1. Der strenge Verweis ist die einzige einfache Disziplinarmaßnahme, die durch Bekanntmachung vor den Soldaten der Einheit oder des Truppenteils vom Dienstgrad des Soldaten an aufwrts vollstreckt wird (R § 50 Abs. 2 und ZDv 14/3 B 133, Abschn. 4 und 5). 2. Zu Absatz 3 Satz 1 beachte den folgenden Erlass BMVg/R I 5 Az 25-01-01/I 50004 vom 14. Juni 2005: Betreff: Missbilligung unter Feststellung eines Dienstvergehens bei Einstellung disziplinarer Vorermittlungen; hi e r: Anwendung der Vorschriften ber die Verfolgungsverjhrung (§ 17 Abs. 2 WDO) Bezug: Beschluss des Bundesverwaltungsgerichts vom 12. Mai 2005, 2 WDB 5.04 (R BVerwG in NZWehrr 05, 33) 190
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§ 23
C 10
Mit dem im Bezug nher bezeichneten Beschluss hat der 2. Wehrdienstsenat des Bundesverwaltungsgerichts nunmehr entschieden, dass auf eine „missbilligende ußerung“, die bei Einstellung disziplinarer Vorermittlungen unter Feststellung eines Dienstvergehens ausgesprochen wird, das Verhngungsverbot des § 17 Abs. 2 WDO Anwendung findet. Im Einzelnen fhrt er hierzu aus: „Begrifflich gehçrt die missbilligende ußerung in den Bereich der erzieherischen Maßnahmen (vgl. Dau, WDO, 4. Aufl., § 23 RNr. 8). Sie darf als solche deshalb gemß Nr. 309 Abs. 1 des Erlasses „Erzieherische Maßnahmen“ (ZDv 14/3 B 151) 1 nach Ablauf von sechs Monaten nicht mehr angeordnet werden. Mit einer missbilligenden ußerung nach Ablauf der Sechs-Monats-Frist des § 17 Abs. 2 WDO wre das Verhngungsverbot umgangen (vgl. dazu Dau, a.a.O., § 17 RNr. 16; vgl. auch Walz in NZWehrr 1985, 177, 185).“ Der 2. Wehrdienstsenat qualifiziert in seiner Entscheidung die „missbilligende ußerung“ als fçrmliche Erzieherische Maßnahme. Er macht hierbei deutlich, dass deren Anordnung anstelle der Verhngung einer (wegen Zeitablaufs nicht mehr zulssigen) Disziplinarmaßnahme rechtswidrig ist. Der Senat sieht hierin eine Umgehung der Verjhrungsvorschriften des § 17 Abs. 2 WDO. Der Erlass „Erzieherische Maßnahmen“ (ZDv 14/3 B 151) 1 legt in Nummer 308 daher ausdrcklich fest, dass deren Anordnung keinen zulssigen Ersatz fr die – an sich gebotene – Verhngung einer Disziplinarmaßnahme darstellt. Erzieherische Maßnahmen drfen nach Nummer 309 Abs. 1 des Erlasses auch nicht mehr angeordnet werden, wenn seit Entstehung des Mangels sechs Monate vergangen sind. Hiervon sind aber nach Nummer 309 Abs. 2 des Erlasses Belehrungen, Warnungen und Zurechtweisungen sowie solche Maßnahmen ausdrcklich ausgenommen, die ausschließlich darauf abzielen, einen noch vorhandenen Mangel zu beseitigen. Nach Nummer 310 Abs. 4 des Erlasses kçnnen solche Maßnahmen sogar neben der Verhngung fçrmlicher Disziplinarmaßnahmen angeordnet werden. Ich bitte um Beachtung der dargestellten Rechtsprechung des 2. Wehrdienstsenats. Hierbei sollten die in Nummer 309 Abs. 2 des Erlasses „Erzieherische Maßnahmen“ eingerumten Mçglichkeiten bercksichtigt werden. Darber hinaus sollte 1
R C 71
191
C 10
WDO
§§ 24 – 25
jeweils eine eingehende Prfung der in § 17 Abs. 5 WDO vorgesehenen Flle der Hemmung des Ablaufs der Verjhrungsfrist erfolgen. 3. Mit Absatz 3 Satz 2 wird klargestellt, dass missbilligende ußerungen eines Disziplinarvorgesetzten auch dann keine Disziplinarmaßnahme darstellen, wenn sie mit einer disziplinaren Entscheidung verbunden werden, beispielsweise in den Fllen, in denen der Disziplinarvorgesetzte oder die Einleitungsbehçrde ein Dienstvergehen feststellt, von der Verhngung einer Disziplinarmaßnahme aber absieht. In diesen Fllen kann die missbilligende ußerung nicht mit einer truppendienstlichen Beschwerde, sondern nur zusammen mit der disziplinaren Entscheidung angefochten werden. Das Beschwerdeverfahren richtet sich auch in diesen Fllen nach § 42 Nummer 12.
§ 24
Disziplinarbuße
(1) Die Disziplinarbuße darf den einmonatigen Betrag der Dienstbezge oder des Wehrsoldes nicht berschreiten. Bei einem Soldaten, dessen Wehrdienstverhltnis weniger als einen Monat dauert, darf die Disziplinarbuße den Betrag nicht bersteigen, der ihm fr die Dauer des Wehrdienstverhltnisses zusteht. (2) Beim Bemessen der Disziplinarbuße sind auch die persçnlichen und wirtschaftlichen Verhltnisse des Soldaten zu bercksichtigen. Anmerkung: 1. Die Disziplinarbuße wird nicht in Bruchteilen (z. B. 3/10 des Gehaltes), sondern in vollen Euro-Betrgen ausgesprochen. Sie kann sich, vom Betrag eines Euro anfangend, bis zur Hçhe des Wehrsoldes fr einen Monat oder, bei Soldaten auf Zeit oder Berufssoldaten, bis zur Hçhe der Bruttomonatsbezge (R WDOBezV, C 11h) steigern. 2. Die Pflicht zur Schadensersatzleistung wird durch die Verhngung einer Disziplinarbuße nicht berhrt R Erlass „Disziplinare Wrdigung bei Schadensfllen“ (C 11f). 3. Zur Vollstreckung der Disziplinarbuße R § 51 und C 13e.
§ 25
Ausgangsbeschrnkung
(1) Die Ausgangsbeschrnkung besteht in dem Verbot, die dienstliche Unterkunft ohne Erlaubnis zu verlassen. Sie kann beim Verhngen durch das Verbot verschrft werden, fr die ganze Dauer oder an bestimmten Tagen Gemeinschaftsrume zu betreten 192
WDO
§ 26
C 10
und Besuch zu empfangen (verschrfte Ausgangsbeschrnkung). Die Verschrfungen nach Satz 2 kçnnen auch einzeln angeordnet werden. (2) Die Ausgangsbeschrnkung dauert mindestens einen Tag und hçchstens drei Wochen. Sie darf nur gegen Soldaten verhngt werden, die aufgrund dienstlicher Anordnung nach § 18 des Soldatengesetzes verpflichtet sind, in einer Gemeinschaftsunterkunft zu wohnen. Anmerkung: 1. Ausgangsbeschrnkung kann in zwei Formen verhngt werden: a) als ei nf ach e Ausgangsbeschrnkung, b) als ve rsch rf te Ausgangsbeschrnkung. Sie kann nur gegen Soldaten verhngt werden, die zum Wohnen in der Gemeinschaftsunterkunft verpflichtet sind. Eine Befreiung von dieser Verpflichtung kann widerrufen werden zum Zwecke der Verhngung und Vollstreckung R C 13c. 2. Die Mindestdauer der Ausgangsbeschrnkung betrgt einen Tag, die Hçchstdauer drei Wochen. 3. Der mit Ausgangsbeschrnkung belegte Soldat nimmt immer am Dienst teil. Die Maßnahme wirkt sich in der Weise aus, dass es dem Soldaten verboten ist, ohne dienstliche Erlaubnis die Unterkunft (d. h. den Kasernenbereich) zu verlassen. Die Ausgangsbeschrnkung kann dadurch verschrft werden, dass dem Soldaten zustzlich verboten wird, Gemeinschaftsrume (R ZDv 10/5, Nr. 308) zu besuchen oder Besuch zu empfangen. Beide Verschrfungen kçnnen auch nebeneinander angeordnet werden. Die Verschrfung muss bei der Verhngung schriftlich festgelegt werden R § 37 Abs. 3 Stze 1 und 2. 4. Zur Vollstreckung der Ausgangsbeschrnkung R § 52.
§ 26
Disziplinararrest
Der Disziplinararrest besteht in einfacher Freiheitsentziehung. Er dauert mindestens drei Tage und hçchstens drei Wochen. Anmerkung: 1. Disziplinararrest darf nur unter Beachtung der Vorschriften des § 40 (Mitwirkung des Richters!) verhngt werden. Beachte die Stufen der Disziplinargewalt in § 28. Zur Vollstreckung R § 53. 2. Zur Maßregelung von sog. „Totalverweigerern“ R C 50b. 193
C 10
WDO
§ 27
2. Disziplinarbefugnis
§ 27
Disziplinarvorgesetzte
(1) Die Befugnis, Disziplinarmaßnahmen zu verhngen und die sonst den Disziplinarvorgesetzten obliegenden Entscheidungen und Maßnahmen zu treffen (Disziplinarbefugnis), haben die Offiziere, denen sie nach diesem Gesetz zusteht, und deren truppendienstliche Vorgesetzte sowie die Vorgesetzten in vergleichbaren Dienststellungen, denen sie durch den Bundesminister der Verteidigung zur Erfllung besonderer Aufgaben verliehen wird. Oberster Disziplinarvorgesetzter ist der Bundesminister der Verteidigung. (2) Die Disziplinarbefugnis ist an die Dienststellung gebunden. Sie kann nicht bertragen werden. Sie geht von selbst auf den Stellvertreter im Kommando ber. Hat der Inhaber der Dienststelle oder der Stellvertreter im Kommando keinen Offiziersrang, geht sie auf den nchsthçheren Disziplinarvorgesetzten ber. (3) Verstçße der Sanittsoffiziere gegen ihre rztlichen Pflichten werden durch vorgesetzte Sanittsoffiziere geahndet. Dies gilt auch dann, wenn mit dem Verstoß gegen rztliche Pflichten ein Verstoß gegen sonstige Pflichten zusammentrifft. Anmerkung: 1. Disziplinarbefugnis ist die Befugnis der Disziplinarvorgesetzten, Disziplinarmaßnahmen zu verhngen bzw. die nach der WDO im brigen zulssigen Entscheidungen und Maßnahmen zu treffen. Davon zu unterscheiden sind sonstige Aufgaben, die mit der Di e ns t s t e ll un g des Disziplinarvorgesetzten verbunden sind. Zur Disziplinarbefugnis bei Abwesenheit des Disziplinarvorgesetzten R ZDv 14/3 B 121 (C 12c). 2. Nach § 1 Abs. 6 SG (R C 01) sind Vorgesetzte, die Disziplinarbefugnis ber die Soldaten ihres Befehlsbereichs haben, Disziplinarvorgesetzte. Disziplinarvorgesetzte kçnnen nur Offiziere sein. Ausnahme: der Minister als oberster Disziplinarvorgesetzter. 3. Man unterscheidet ordentliche Disziplinarvorgesetzte a) „geborene“ Disziplinarvorgesetzte (§ 28 Abs. 1 Satz 2), b) „beliehene“ Disziplinarvorgesetzte (§ 27 Abs. 1 Satz 1 und § 28 Abs. 1 Satz 3) und außerordentliche Disziplinarvorgesetzte nach dem Dienstgrad (§ 31). 194
WDO
§ 28
C 10
4. Geborene Disziplinarvorgesetzte sind entsprechend der truppendienstlichen Gliederung z. Z.: Kompaniechef, Bataillonskommandeur, Regimentskommandeur, Brigadekommandeur, Divisionskommandeur, Kommandierender General eines Korps, Bundesminister der Verteidigung. 5. Beliehene Disziplinarvorgesetzte sind solche truppendienstliche Vorgesetzte, die keine geborenen Disziplinarvorgesetzten sind, denen der Bundesminister der Verteidigung aber Disziplinarbefugnis durch Feststellung (§ 28 Abs. 1 Satz 3) oder Verleihung (§ 27 Abs. 1 Satz 1) zuerkannt hat R C 12a. 6. Die Disziplinarbefugnis dieser ord en tl iche n Disziplinarvorgesetzten wird ausschließlich von der Die n stste l lu ng bestimmt. Der Dienstgrad des jeweiligen Inhabers ist, falls es sich um einen Offizier handelt, ohne Bedeutung. 7. Im Gegensatz dazu hngt die Disziplinarbefugnis der außerordentlichen Disziplinarvorgesetzten – çrtliche Befehlshaber, Fhrer von besonders zusammengestellten Abteilungen und Offiziere in hnlichen Dienststellungen – nach § 31 vom Dienstgrad ab. Man nennt diese Disziplinarvorgesetzten „außerordentliche“, weil ihre Disziplinarbefugnis nur besteht, wenn die zustndigen ordentlichen Disziplinarvorgesetzten nicht erreichbar sind und die Disziplin ein sofortiges Einschreiten erfordert. 8. Grundstzlich ist der Disziplinarvorgesetzte truppendienstlicher Vorgesetzter. Ausnahme: Sanittsoffiziere als Fachvorgesetzte R Erlass „Zusammentreffen rztlicher mit sonstigen Pflichtverletzungen“ (ZDv 14/3 B 123). 9. Disziplinare Behandlung auslndischer Soldaten, die in der Bw ausgebildet werden R ZDv 14/3 B 124. 10. Disziplinarbefugnis bei Wehrbenden R ZDv 14/3 B 125.
§ 28
Stufen der Disziplinarbefugnis
(1) Die Disziplinarbefugnis ist nach der Dienststellung der Disziplinarvorgesetzten abgestuft. Es kçnnen verhngen 1. der Kompaniechef oder ein Offizier in entsprechender Dienststellung a) gegen Unteroffiziere und Mannschaften Verweis, strengen Verweis, Disziplinarbuße und Ausgangsbeschrnkung sowie Disziplinararrest bis zu sieben Tagen, b) gegen Offiziere Verweis; 195
C 10
WDO
§ 28
2.
der Bataillonskommandeur oder ein Offizier in entsprechender Dienststellung a) gegen Unteroffiziere und Mannschaften alle einfachen Disziplinarmaßnahmen, b) gegen Offiziere alle einfachen Disziplinarmaßnahmen, ausgenommen Disziplinararrest; 3. der Bundesminister der Verteidigung sowie die Offiziere vom Regiments- und Brigadekommandeur an aufwrts und die Offiziere in entsprechenden Dienststellungen alle einfachen Disziplinarmaßnahmen. Der Bundesminister der Verteidigung stellt fest, welche Vorgesetzten im Sinne der Nummern 1 bis 3 sich in entsprechenden Dienststellungen befinden. (2) Ein Disziplinarvorgesetzter hat die Disziplinarbefugnis der nchsthçheren Stufe, wenn der sonst zustndige Disziplinarvorgesetzte nicht erreichbar ist und die militrische Disziplin ein sofortiges Einschreiten erfordert. Solche Flle sind unverzglich dem sonst zustndigen Disziplinarvorgesetzten zu melden.
Anmerkung: 1. Stufen der Disziplinarbefugnis: KpChef BtlKdr kann Offz Uffz Offz Uffz gegen Msch Msch Verweis alle einfachen Disziplinarmaßnahmen einschl. Disziplinararrest bis zu 7 Tagen
alle einfachen Disziplinarmaßnahmen ausgenommen Disziplinararrest
alle alle einfachen einDisziplinarfachen maßnahmen Disziplinarmaßnahmen
verhngen. 2. 196
RgtKdr und hçher Offz Uffz Msch
Zur Feststellung nach Absatz 1 R C 12a.
WDO § 29
§§ 29 – 30
C 10
Zustndigkeit des nchsten Disziplinarvorgesetzten
(1) Soweit das Gesetz nichts anderes bestimmt, bt der nchste Disziplinarvorgesetzte die Disziplinarbefugnis aus. Nchster Disziplinarvorgesetzter ist der unterste Vorgesetzte mit Disziplinarbefugnis, dem der Soldat unmittelbar unterstellt ist. Die Zustndigkeit fr die disziplinare Ahndung von Dienstvergehen der Vertrauensperson regelt § 14 Abs. 2 des Soldatenbeteiligungsgesetzes. (2) Wechselt vor Erledigung eines Falles das Unterstellungsverhltnis, wird der neue Disziplinarvorgesetzte zustndig. Dies gilt insbesondere bei Versetzungen oder zeitweiligem Ausscheiden von Truppenteilen aus ihrem Verband sowie bei Kommandierungen, sofern nicht die Dienststelle, die die Kommandierung ausspricht, etwas anderes bestimmt. (3) In den Fllen einer vorbergehenden Unterstellung kann die Disziplinarbefugnis gegen Dienstgradgleiche und Dienstgradhçhere nicht ausgebt werden. Anmerkung: 1. Ausnahmen von der Zustndigkeit des nchsten Disziplinarvorgesetzten R §§ 30 Abs. 1, 2; 93 Abs. 2, 3 WDO und § 14 Abs. 2 SBG (R C 55a). Im brigen schließt seine Disziplinarbefugnis die Disziplinarbefugnis hçherer Vorgesetzter aus R § 31. Eine mangelhafte Handhabung der Disziplinarbefugnis kann sich jedoch in der Beurteilung durch hçhere Vorgesetzte bemerkbar machen. 2. Die Befugnis, Disziplinarmaßnahmen zu verhngen, hat grundstzlich der Disziplinarvorgesetzte, dem der Soldat im Zeitpunkt der Verhngung der Disziplinarmaßnahme, also nicht des Dienstvergehens untersteht.
§ 30
Zustndigkeit des nchsthçheren Disziplinarvorgesetzten
(1) Der nchsthçhere Disziplinarvorgesetzte ist zustndig, wenn die Tat von dem nchsten Disziplinarvorgesetzten nicht geahndet werden kann, weil 1. dieser selbst an der Tat beteiligt ist, 2. die Tat im Fall des § 29 Abs. 3 von einem Dienstgradgleichen oder einem Dienstgradhçheren begangen ist, 197
C 10
WDO
§ 30
3.
die Tat von einer Vertrauensperson begangen worden ist, es sei denn, dass die Voraussetzungen des § 14 Abs. 2 Satz 2 des Soldatenbeteiligungsgesetzes vorliegen,
4.
der nchste Disziplinarvorgesetzte nicht erreichbar ist und die militrische Disziplin ein sofortiges Einschreiten erfordert. Solche Flle sind unverzglich dem sonst zustndigen Disziplinarvorgesetzten mitzuteilen.
(2) Der nchsthçhere Disziplinarvorgesetzte ist weiterhin zur Ahndung der Tat zustndig, wenn der nchste Disziplinarvorgesetzte meldet, dass 1. seine Disziplinarbefugnis nicht ausreicht (§ 28 Abs. 1 Nr. 1 und 2), 2.
er persçnlich durch die Tat verletzt ist,
3.
er sich fr befangen hlt.
(3) Der nchste Disziplinarvorgesetzte hat in den Fllen des Absatzes 1 Nr. 1 bis 3 und des Absatzes 2 das Dienstvergehen dem nchsthçheren Disziplinarvorgesetzten zu melden. Anmerkung: 1. Absatz 1 zhlt die Flle auf, in denen der nchste Disziplinarvorgesetzte keine Disziplinarmaßnahmen verhngen darf. Absatz 2 nennt die Flle, in denen er sich selbst an der Verhngung einer Disziplinarmaßnahme gehindert sieht. 2. Gibt der nchste Disziplinarvorgesetzte eine Sache nach Absatz 1 an den nchsthçheren Disziplinarvorgesetzten ab, so kann dieser die Sache zurckgeben, wenn er der Auffassung ist, dass ein Fall des Absatzes 1 nicht vorliegt. Dies gilt nicht in den Fllen des Absatzes 2, da hier die Zustndigkeit des nchsthçheren Disziplinarvorgesetzten allein durch die Meldung an den nchsthçheren Disziplinarvorgesetzten begrndet wird. 3. Zur Zustndigkeit fr die disziplinare Erledigung von Dienstvergehen der Vertrauensperson und deren Stellvertreter R § 14 Abs. 2 SBG (C 55a) und ZDv 14/3 B 122. 4. Die Bestimmung des Absatzes 3 ist fr Disziplinarvorgesetzte von einschneidender Bedeutung. Sie zwingt u. U. dazu, dass ein Offizier ein Dienstvergehen, an dem er selbst beteiligt ist, melden muss. 198
WDO § 31
§ 31
C 10
Disziplinarbefugnis nach dem Dienstgrad
(1) Die çrtlichen Befehlshaber, die Fhrer von besonders zusammengestellten Abteilungen und die Offiziere in hnlichen Dienststellungen haben im Rahmen ihrer Befehlsbefugnis, sofern ihnen nach ihrer sonstigen Dienststellung keine hçhere Disziplinarbefugnis zusteht, je nach dem Dienstgrad folgende Disziplinarbefugnis: 1. ein Leutnant, Oberleutnant, Hauptmann oder Stabshauptmann oder ein Offizier in entsprechendem Dienstgrad die Disziplinarbefugnis eines Kompaniechefs, 2. ein Major, Oberstleutnant oder ein Offizier in entsprechendem Dienstgrad die Disziplinarbefugnis eines Bataillonskommandeurs, 3. ein Oberst oder ein Offizier in entsprechendem oder hçherem Dienstgrad die Disziplinarbefugnis der hçchsten Stufe (§ 28 Abs. 1 Nr. 3). Der Bundesminister der Verteidigung stellt fest, welchen Offizieren nach dieser Vorschrift Disziplinarbefugnis zusteht. (2) Fr die Disziplinarbefugnis des Stellvertreters im Kommando ist der Dienstgrad des Stellvertreters maßgebend. (3) Die Disziplinarbefugnis dieser Vorgesetzten besteht nur dann, wenn die militrische Disziplin ein sofortiges Einschreiten erfordert und der an sich zustndige Disziplinarvorgesetzte hierzu nicht erreichbar ist. Solche Flle sind unverzglich dem sonst zustndigen Disziplinarvorgesetzten mitzuteilen. (4) Der Chefarzt eines Bundeswehrkrankenhauses kann die Disziplinarbefugnis ausben, wenn die militrische Disziplin ein sofortiges Einschreiten erfordert. Absatz 3 Satz 2 bleibt unberhrt. Anmerkung: Zur Disziplinarbefugnis nach § 31 Abs. 1 R C 12a.
3. Ausbung der Disziplinarbefugnis Vorbemerkung: 1.
2.
Dieser Unterabschnitt enthlt die wichtigen Bestimmungen ber das Verfahren vor dem Disziplinarvorgesetzten. Sie schreiben dem Disziplinarvorgesetzten vor, welche berlegungen er anstellen und welche Verfahren er einhalten muss, bevor er eine Disziplinarmaßnahme verhngt. Den Ablauf des „einfachen“ Disziplinarverfahrens stellt das folgende Schema dar: 199
C 10
200
WDO
§ 31
WDO § 32
§ 32
C 10
Ermittlungen des Disziplinarvorgesetzten
(1) Werden Tatsachen bekannt, die den Verdacht eines Dienstvergehens rechtfertigen, hat der Disziplinarvorgesetzte den Sachverhalt durch die erforderlichen Ermittlungen aufzuklren. Der Inhalt mndlicher Vernehmungen ist aktenkundig zu machen. (2) Der Disziplinarvorgesetzte kann die Aufklrung des Sachverhaltes einem Offizier bertragen. In Fllen von geringerer Bedeutung kann der Disziplinarvorgesetzte auch den Kompaniefeldwebel oder einen Unteroffizier in entsprechender Dienststellung mit der Vernehmung von Zeugen beauftragen, soweit es sich um Mannschaften oder Unteroffiziere ohne Portepee handelt. (3) Bei der Aufklrung des Sachverhalts sind die belastenden, entlastenden und die fr Art und Hçhe der Disziplinarmaßnahme bedeutsamen Umstnde zu ermitteln. (4) Der Soldat ist ber die Ermittlung zu unterrichten, sobald dies ohne Gefhrdung des Ermittlungszwecks mçglich ist. Ihm ist bei Beginn der ersten Vernehmung zu erçffnen, welche Pflichtverletzungen ihm zur Last gelegt werden. Er ist gleichzeitig darauf hinzuweisen, dass es ihm freistehe, sich zur Sache zu ußern oder nicht auszusagen. Sagt er aus, muss er in dienstlichen Angelegenheiten die Wahrheit sagen. Ist die nach den Stzen 2 und 3 vorgeschriebene Belehrung unterblieben oder unrichtig erteilt worden, darf die Aussage des Soldaten nicht zu seinem Nachteil verwertet werden. (5) Vor der Entscheidung ist der Soldat stets zu fragen, ob er etwas zu seiner Entlastung vorbringen will. Hierber ist eine Vernehmungsniederschrift aufzunehmen, die von dem Soldaten unterschrieben sein soll. Anmerkung: 1. Nach § 10 Abs. 2 SG (R C 01) hat der Vorgesetzte die Pflicht zur Dienstaufsicht und ist fr die Disziplin seiner Untergebenen verantwortlich. Die D ie n stau fsi ch tspfl icht zwingt den Vorgesetzten nicht nur zur stndigen berwachung des Dienstbetriebes. Sie zwingt ihn auch dazu, jeder „faulen Sache“ in seinem Bereich, von der er – ganz gleich auf welche Weise – erfhrt, nachzugehen. Er muss also auch anonyme Meldungen, die den Verdacht eines Dienstvergehens begrnden, berprfen. 201
C 10
WDO
§ 33
2. Als Mittel zur Aufklrung kommen nicht nur die schriftliche oder mndliche Vernehmung des beschuldigten Soldaten und der Zeugen, sondern auch Durchsuchung und Beschlagnahme, die Herbeiziehung von Urkunden und der Augenschein in Betracht. Ziel der Aufklrung ist die Bildung der berzeugung von der Tterschaft und der Schuld (oder Unschuld) des Soldaten. Absatz 4 Satz 1 soll einerseits die ungefhrdete Sachverhaltsaufklrung durch den Disziplinarvorgesetzten sicherstellen; andererseits wird durch diese Vorschrift die Verpflichtung des Disziplinarvorgesetzten unterstrichen, den Soldaten ber die Ermittlungen zu unterrichten, sobald dies ohne Gefhrdung des Ermittlungszwecks mçglich ist. Es steht nicht im Belieben eines in einem Verfahren nach der WDO ermittelnden Disziplinarvorgesetzten, einem Beschuldigten vor Abschluss dieses Verfahrens die Stellung eines Zeugen zu demselben Verdachtskomplex zuzuweisen. Ein Befehl an einen beschuldigten Soldaten, in demselben Verfahren als Zeuge auszusagen, ist unwirksam (BVerwG in NZWehrr 09, 119). Satz 5 stellt klar, dass nicht die unterbliebene Protokollierung und damit die Verletzung einer Formvorschrift, sondern nur die unterlassene Anhçrung eine Verletzung des rechtlichen Gehçrs darstellt und nach § 46 Abs. 2 Nr. 7 zur Aufhebung der Disziplinarmaßnahme fhrt. 3. Im Verfahren vor dem Disziplinarvorgesetzten hat der Soldat keinen Anspruch, sich durch Bevollmchtigte oder Beistnde vertreten zu lassen. 4. Zur Anhçrung der Vertrauensperson R § 27 Abs. 1 SBG (C 55a) und ZDv 10/2, Nr. 236 f. (C 55b). 5. Zur Verweigerung der Unterschriftsleistung durch den Soldaten unter der Vernehmungsniederschrift R ZDv 14/3 B 134. 6. Zur Handhabung der Disziplinarbefugnis bei Soldaten des Sanittsdienstes R ZDv 14/3 B 123. 7. Zur Anhçrung des beschuldigten Soldaten und der Vertrauensperson durch einen anderen Soldaten als den Disziplinarvorgesetzten R ZDv 14/3 B 115 und zur Entnahme von Blutproben bei Soldaten R ZDv 14/3 B 120. 8. Vordrucke R C 11i.
§ 33
Prfungspflicht des Disziplinarvorgesetzten
(1) Hat der Soldat ein Dienstvergehen begangen, prft der Disziplinarvorgesetzte, ob er es bei einer erzieherischen Maßnahme 202
WDO
§ 33
C 10
bewenden lassen oder ob er eine Disziplinarmaßnahme verhngen will. Er prft ferner, ob er das Dienstvergehen zur Verhngung einer Disziplinarmaßnahme weiterzumelden oder die Entscheidung der Einleitungsbehçrde herbeizufhren hat. (2) Der Disziplinarvorgesetzte soll erst dann disziplinar einschreiten, wenn andere Maßnahmen erfolglos geblieben sind. Will der Disziplinarvorgesetzte eine Disziplinarmaßnahme verhngen, muss er die Schuld des Soldaten fr erwiesen halten. (3) Ist das Dienstvergehen eine Straftat, gibt der Disziplinarvorgesetzte die Sache unabhngig von der Prfung nach Absatz 1 an die zustndige Strafverfolgungsbehçrde ab, wenn dies entweder zur Aufrechterhaltung der militrischen Ordnung oder wegen der Art der Tat oder der Schwere des Unrechts oder der Schuld geboten ist. Er kann die disziplinare Erledigung bis zur Beendigung des auf die Abgabe eingeleiteten oder eines sonstigen wegen derselben Tat schwebenden Strafverfahrens aussetzen. Das gilt nicht, wenn die Sachaufklrung gesichert ist oder wenn im Strafverfahren aus Grnden nicht verhandelt werden kann, die in der Person oder in dem Verhalten des Soldaten liegen. Anmerkung: 1. Zum Begriff des Dienstvergehens R § 23 SG (C 01). 2. Zum Erlass „Erzieherische Maßnahmen“ R C 71. 3. Zur Verhngung der Disziplinarmaßnahme R § 37 ff. 4. Zur Einleitungsbehçrde R §§ 41, 94 und C 11e. 5. Zur Abgabe an die Staatsanwaltschaft R C 11a und zum Begriff der Strafverfolgungsbehçrde R C 11c; Vordruck R C 11i. 6. Die Mçglichkeit der Aussetzung nach Abs. 3 Satz 2 und 3 stellt die Entscheidung ber die Aussetzung disziplinarer Ermittlungen im Fall eines sachgleichen Strafverfahrens nicht in das Ermessen des Disziplinarvorgesetzten, sondern verpflichtet ihn, seine Ermittlungen bei gesicherter Sachaufklrung oder bei Verfahrensverzçgerung durch den Soldaten fortzusetzen. Diese Regelung folgt dem Beschleunigungsgebot (§ 17 Abs. 1). Sie trgt der Vorrangigkeit des Strafverfahrens dadurch Rechnung, dass sie eine gesicherte Sachaufklrung oder eine Verfahrensverzçgerung durch den Soldaten zur Voraussetzung der Fortfhrung der disziplinaren Ermittlungen macht. Sie soll aber verhindern, dass sich disziplinare Entscheidungen dann unangemessen verzçgern, wenn diese Grnde nicht vorliegen. Diese Vorschrift ist vor allem dann von Bedeutung, wenn die Ermittlungen berwiegend oder ausschließlich im Bereich der Bundeswehr durchgefhrt wurden und 203
C 10
WDO
§§ 34 – 35
wenn ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren in Anbetracht einer disziplinaren Ahndung eingestellt wird.
§ 34
Bindung an tatschliche Feststellungen anderer Entscheidungen
(1) Die tatschlichen Feststellungen eines rechtskrftigen Urteils im Strafverfahren oder Bußgeldverfahren, auf denen die Entscheidung beruht, sind fr den Disziplinarvorgesetzten bindend, soweit das Dienstvergehen denselben Sachverhalt zum Gegenstand hat. (2) Das Wehrdienstgericht hat jedoch bei Entscheidungen nach § 40 Abs. 4, § 42 Nr. 4 und 5 sowie nach § 45 die nochmalige Prfung solcher Feststellungen zu beschließen, deren Richtigkeit seine Mitglieder mit Stimmenmehrheit, bei Entscheidungen durch eine Truppendienstkammer mit der Stimme des Vorsitzenden, bezweifeln. Dies ist in den Grnden der Entscheidung zum Ausdruck zu bringen. Anmerkung: Entscheidet wegen derselben Tat sowohl das Strafgericht durch Urteil als auch der Disziplinarvorgesetzte, ist dieser an die tatschlichen Feststellungen, die das Strafgericht getroffen hat, gebunden. Unterscheide: a) Strafurteil nach Disziplinarmaßnahme Weichen die tatschlichen Feststellungen des Strafurteils von denen der Disziplinarverfgung ab, kann der Soldat Aufhebungsantrag nach § 44 Abs. 3 Satz 2 stellen. Fr diesen Aufhebungsantrag ist das Truppendienstgericht zustndig (R § 45). b) Strafurteil vor Disziplinarmaßnahme Der Disziplinarvorgesetzte darf keine vom strafgerichtlichen Urteil abweichenden tatschlichen Feststellungen treffen.
§ 35
Selbstndigkeit des Disziplinarvorgesetzten
(1) Der zustndige Disziplinarvorgesetzte entscheidet allein verantwortlich; ihm kann nicht befohlen werden, ob und wie er ahnden soll. (2) Verhngt der Disziplinarvorgesetzte eine Disziplinarmaßnahme, drfen hçhere Vorgesetzte diese Entscheidung, abgesehen von den Fllen des § 45 und der Beschwerde, nur unter den Voraussetzungen des § 46 Abs. 2 aufheben. 204
WDO
§ 36
C 10
(3) Hlt der Disziplinarvorgesetzte ein Dienstvergehen zwar fr erwiesen, eine Disziplinarmaßnahme aber nicht fr angebracht, darf kein hçherer Vorgesetzter diese Entscheidung ndern. § 92 Abs. 3 und § 96 bleiben unberhrt. Anmerkung: 1. § 35 legt die Selbstndigkeit des Disziplinarvorgesetzten gesetzlich fest. Verpflichtet ist er nur zur Ermittlung des Sachverhalts (R § 32), bei der Ahndung des Dienstvergehens ist er frei. Ein Eingriff hçherer Vorgesetzter in die Disziplinarbefugnis durch Befehl wre rechtswidrig und unverbindlich. 2. Die Ausbung der Dienstaufsicht wird durch § 35 ebenso wenig ausgeschlossen (R § 46) wie die Einleitung eines gerichtlichen Disziplinarverfahrens bei schweren Dienstvergehen (R § 96). 3. Mit der in § 92 Abs. 3 vorgesehenen Befugnis der Einleitungsbehçrde, ein Dienstvergehen festzustellen, wenn sie nach Abschluss disziplinarer Vorermittlungen von der Einleitung eines gerichtlichen Disziplinarverfahrens absieht, wird der in Absatz 3 Satz 1 normierte Grundsatz eingeschrnkt.
§ 36
Absehen von einer Disziplinarmaßnahme
(1) Wird durch die Ermittlungen ein Dienstvergehen nicht festgestellt oder hlt der Disziplinarvorgesetzte eine Disziplinarmaßnahme nicht fr zulssig oder angebracht, hat er seine Entscheidung dem Soldaten bekannt zu geben, wenn er ihn zuvor gehçrt hat. (2) Der Disziplinarvorgesetzte kann den Fall nur dann erneut verfolgen, wenn erhebliche neue Tatsachen oder Beweismittel bekannt werden. Anmerkung: Neue Tatsachen oder Beweismittel i. S. d. Absatzes 2 sind Zeugenaussagen, Gutachten, Schriftstcke (Urkunden), aber auch ein Gestndnis des Betroffenen. Vor einem erneuten Aufgreifen des Falles ist § 17 Abs. 2 (Verhngungsverbot nach sechs Monaten) zu beachten. 205
C 10 § 37
WDO
§ 37
Verhngen der Disziplinarmaßnahme
(1) Eine Disziplinarmaßnahme darf erst nach Ablauf einer Nacht verhngt werden, nachdem der Soldat gemß § 32 Abs. 5 abschließend gehçrt wurde. Von dem Tag an, an dem ein Soldat zum Entlassungsort in Marsch gesetzt wird, kann die Disziplinarmaßnahme sofort verhngt werden. (2) Die Disziplinarmaßnahme wird durch die dienstliche Bekanntgabe der Disziplinarverfgung an den Soldaten verhngt. Sein Ehrgefhl ist zu schonen. (3) Die Disziplinarverfgung muss bei der Bekanntgabe schriftlich festgelegt sein. Sie muss Zeit, Ort und Sachverhalt des Dienstvergehens sowie Art und Hçhe der Disziplinarmaßnahme, bei der verschrften Ausgangsbeschrnkung auch die Verschrfung enthalten. Eine Abschrift der Disziplinarverfgung ist dem Soldaten bei der Verhngung der Disziplinarmaßnahme auszuhndigen. Ist die Vollstreckung zur Bewhrung ausgesetzt worden, ist ihm dies bekannt zu geben. (4) Sind mehrere Disziplinarmaßnahmen nebeneinander zulssig (§ 22 Abs. 2), drfen sie nur gleichzeitig verhngt werden. (5) Der Disziplinarvorgesetzte kann eine von ihm verhngte Disziplinarmaßnahme nicht mehr aufheben, ndern oder unvollstreckt lassen. Die §§ 39, 49 Abs. 3 und § 56 Abs. 3 bleiben unberhrt. Anmerkung: 1. Die Regelung in Absatz 1 Satz 1 stellt klar, dass die Verhngungsfrist mit der abschließenden Anhçrung des Soldaten beginnt. Diese Anhçrung stellt gleichzeitig den Abschluss der Ermittlungen des Disziplinarvorgesetzten dar. Bei Disziplinararrest ist vor Verhngung die richterliche Zustimmung einzuholen (R § 40). 2. Eine Verhngung „vor der Front“ ist nicht zulssig (R ZDv 14/3 B 133). 3. Zur dienstlichen Bekanntgabe der Disziplinarmaßnahme R ZDv 14/3 B 138. 206
WDO
§ 38
C 10
4. Die schriftlich abzufassende Disziplinarverfgung muss Zeit, Ort und Sachverhalt des Dienstvergehens – wenn auch in knappen Worten – so genau wie mçglich angeben (R § 46 Abs. 2 Nr. 8). Beispiel: falsch: „Er hat am . . . in . . . einen Kameraden beleidigt“ oder „Er hat am . . . in . . . an einer politischen Veranstaltung in Uniform teilgenommen.“ richtig: „Er hat am . . . in . . . zu Uffz Meier gesagt, er sei ein arroganter Blçdmann“, oder „Er hat am . . . in . . . an der Demonstration „Frieden und Abrstung“, die von der PDS-Ortsgruppe Holzlar veranstaltet wurde, und an der abschließenden Kundgebung in Uniform teilgenommen.“
§ 38
Richtlinien fr das Bemessen der Disziplinarmaßnahme
(1) Bei Art und Maß der Disziplinarmaßnahme sind Eigenart und Schwere des Dienstvergehens und seine Auswirkungen, das Maß der Schuld, die Persçnlichkeit, die bisherige Fhrung und die Beweggrnde des Soldaten zu bercksichtigen. (2) In der Regel ist mit den milderen Disziplinarmaßnahmen zu beginnen und erst bei erneuten Dienstvergehen zu schwereren Disziplinarmaßnahmen berzugehen. (3) Disziplinararrest soll erst dann verhngt werden, wenn vorausgegangene erzieherische Maßnahmen und Disziplinarmaßnahmen ihren Zweck nicht erreicht haben oder die Aufrechterhaltung der militrischen Ordnung eine disziplinare Freiheitsentziehung gebietet. Anmerkung: 1. In dieser fr den Disziplinarvorgesetzten besonders wichtigen Vorschrift sind die Grundstze fr jede disziplinare Maßregelung aufgefhrt. Merke: Es gilt das Prinzip der stufenweisen Steigerung (R § 22 Abs. 1). In die berlegungen zur angemessenen Ahndung eines Dienstvergehens sind auch die erzieherischen Maßnahmen einzubeziehen R C 71. 207
C 10
WDO
§§ 39 – 40
2. Ausgangspunkt der berlegungen muss stets der Erziehungszweck des Disziplinarrechts sein, nmlich die Aufrechterhaltung eines geordneten Dienstbetriebes zur Sicherstellung der Einsatzbereitschaft und Schlagkraft der Truppe. 3. Unterschiede in der Handhabung der Disziplinarbefugnis ergeben sich aus dem Persçnlichkeitsbild, dem Maß der Schuld und den Beweggrnden fr das Fehlverhalten. Ein „Strafenkatalog“ fr bestimmte „Deliktsgruppen“ darf nicht aufgestellt werden. Keine schematische Anwendung, z. B. drei Stunden Versptung kosten 20 Euro Disziplinarbuße oder erste Zapfenstreichberschreitung = 50 Euro, zweite = 80 Euro u. . 4. Mehrfachmaßregelungen, auch wegen gleichartigen Fehlverhaltens, sind zulssig (z.B. wiederholte Gehorsamsverweigerungen). 5. § 38 gilt ber § 58 Abs. 7 auch in gerichtlichen Disziplinarverfahren. bersicht fr die Einstufung bestimmter „einleitungswrdiger“ Dienstvergehen R Anm. zu § 58.
§ 39
Anrechnung von Freiheitsentziehung auf die Disziplinarmaßnahme
Auf die Disziplinarmaßnahme kann eine Freiheitsentziehung, die der Soldat aus Anlass seiner Tat durch vorlufige Festnahme oder Untersuchungshaft erlitten hat, nach pflichtmßigem Ermessen in der Weise angerechnet werden, dass die Disziplinarmaßnahme ganz oder teilweise fr vollstreckt erklrt wird. Anmerkung: Anhaltspunkte fr die Umrechnung R § 54 Abs. 1 Satz 2.
§ 40
Mitwirkung des Richters bei der Verhngung von Disziplinararrest
(1) Disziplinararrest darf erst verhngt werden, nachdem der Richter des zustndigen, notfalls des nchsterreichbaren Truppendienstgerichts zugestimmt hat. Der Richter stimmt dem beabsichtigten Disziplinararrest zu, wenn er diese Disziplinarmaßnahme fr zulssig und angebracht hlt. Die Entscheidung bedarf keiner Begrndung. Der Richter kann zugleich die sofortige Vollstreckbarkeit anordnen, wenn dies zur Aufrechterhaltung der militri208
WDO
§ 40
C 10
schen Ordnung geboten ist; diese Entscheidung ist zu begrnden. Hat der Richter die sofortige Vollstreckbarkeit angeordnet, gelten § 37 Abs. 1 Satz 1 und § 47 Abs. 1 nicht. (2) Der Disziplinarvorgesetzte teilt dem Richter in seinem Antrag auf Zustimmung die beabsichtigte Dauer des Disziplinararrests mit. Will er zugleich Ausgangsbeschrnkung oder Disziplinarbuße verhngen, teilt er auch die Dauer der Ausgangsbeschrnkung oder den Betrag der Disziplinarbuße mit. Einen Antrag auf sofortige Vollstreckbarkeit hat er zu begrnden. Der Soldat ist auch zu diesem Antrag zu hçren. Der Disziplinarvorgesetzte fgt dem Antrag die nach § 32 entstandenen Vorgnge bei. Beizufgen sind ferner ein Auszug ber Anerkennungen, Disziplinarmaßnahmen und Bestrafungen aus dem Disziplinarbuch oder den Personalunterlagen und, soweit erforderlich, eine Darstellung des Sachverhalts. (3) Lehnt der Richter es ab, dem Disziplinararrest zuzustimmen oder stimmt er nur einem krzeren Disziplinararrest zu, hat er diese Entscheidung zu begrnden. Ist er der Auffassung, dass eine gerichtliche Disziplinarmaßnahme angebracht ist, bersendet er die Akten der Einleitungsbehçrde zur weiteren Entschließung. (4) Der Disziplinarvorgesetzte kann in den Fllen des Absatzes 3 Satz 1 binnen einer Woche nach Bekanntgabe der richterlichen Entscheidung das Truppendienstgericht anrufen. Hlt das Truppendienstgericht den beabsichtigten oder einen krzeren Disziplinararrest fr zulssig und angebracht, verhngt es diesen selbst. Diese Entscheidung ist endgltig. Der Soldat ist vor der Entscheidung zu hçren; die Anhçrung kann außerhalb der Verhandlung auch durch den Vorsitzenden stattfinden. Dem Soldaten darf nur die Begrndung fr den verhngten Disziplinararrest mitgeteilt werden. Hlt das Truppendienstgericht Disziplinararrest fr nicht angebracht, entscheidet der Disziplinarvorgesetzte, ob er eine andere Disziplinarmaßnahme gegen den Soldaten verhngen will. Hlt das Truppendienstgericht eine gerichtliche Disziplinarmaßnahme fr geboten, bersendet es die Akten der Einleitungsbehçrde zur weiteren Entschließung. (5) An Bord von Schiffen außerhalb der Hoheitsgewsser der Bundesrepublik Deutschland darf Disziplinararrest verhngt werden, bevor der Richter zugestimmt hat, wenn der Richter nicht erreichbar ist und die militrische Disziplin auf andere Weise nicht aufrechterhalten werden kann. § 42 Nr. 2 Satz 1 und § 47 209
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§ 40
Abs. 1 gelten nicht. Hat das Schiff einen Hafen der Bundesrepublik Deutschland erreicht, sind die Vorgnge unverzglich dem Richter vorzulegen. Stimmt er der verhngten Disziplinarmaßnahme nicht zu, hebt er sie zugleich auf. Die Abstze 1 bis 4 gelten sinngemß. § 46 Abs. 4 gilt entsprechend mit der Maßgabe, dass die Frist nach § 17 Abs. 2 mit der Aufhebung der Disziplinarmaßnahme beginnt. (6) Der Richter und das Truppendienstgericht kçnnen dem Bundesverwaltungsgericht Rechtsfragen von grundstzlicher Bedeutung vorlegen. § 18 Abs. 4 der Wehrbeschwerdeordnung gilt entsprechend. Von der Vorlage bis zur Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts luft die Frist nach § 17 Abs. 2 nicht. Anmerkung: 1. Die Disziplinarvorgesetzten kçnnen, soweit ihre Disziplinargewalt nach § 24 reicht, alle einfachen Disziplinarmaßnahmen bis zur Ausgangsbeschrnkung selbststndig, d. h. ohne Zustimmung eines Dritten, verhngen. Nur vor der Verhngung von Disziplinararrest (Kompaniechef bis zu sieben Tagen; Bataillonskommandeur oder ein hçherer Vorgesetzter bis zu drei Wochen) muss die Zustimmung eines Truppendienstrichters eingeholt werden. Die Zustimmung muss ein Richter des Truppendienstgerichts erklren, zu dessen Geschftsbereich der Truppenteil oder die Dienststelle des verhngenden Vorgesetzten gehçrt (R C 14a und C 14b). Falls dieser Richter nicht erreichbar ist, kann der Disziplinarvorgesetzte sich an den richterlichen Bereitschaftsdienst fr Eilantrge wenden (R C 14b). Der Richter kann den Disziplinararrest ganz ablehnen oder aber auch die Maßnahme herabsetzen. Abgesehen von der durch den Richter gesetzten Hçchstgrenze der Maßnahme bleibt der Disziplinarvorgesetzte in seiner Entscheidung frei. Er kann auch nach Besttigung des Disziplinararrests durch den Richter noch einen niedrigeren Disziplinararrest oder eine andere einfache Disziplinarmaßnahme verhngen. Wenn der Disziplinararrest abgelehnt wird, kann der Disziplinarvorgesetzte eine andere einfache Disziplinarmaßnahme verhngen. Wenn der Disziplinarvorgesetzte es zur Aufrechterhaltung der militrischen Ordnung fr geboten hlt, kann er bei dem Truppendienstrichter zugleich die sofortige Vollstreckbarkeit des Disziplinararrests beantragen. Von Amts wegen kann der Richter die sofortige Vollstreckbarkeit nicht anordnen. 210
WDO
§ 40
C 10
Die Anordnung der sofortigen Vollstreckbarkeit bewirkt: – Beschwerde hat grundstzlich keine vollstreckungshemmende Wirkung (Einzelheiten R § 42 Abs. 2), – Vollstreckung ist sofort nach Verhngung mçglich. Zur Vollstreckung im Zusammenhang mit dem Entlassungstag R § 56 Abs. 2. Der Hinweis in Absatz 1 Satz 5 auf die Nichtanwendbarkeit des § 37 Abs. 1 hat zur Folge, dass die Verhngungsfrist bei sofort vollstreckbarem Disziplinararrest entfllt. 2. Dem Richter sind nach Absatz 2 vorzulegen (R ZDv 14/3 B 131): a) Antrag nach ZDv 14/3 (Anhang Vordruck 13 R C 11i) mit beabsichtigter Disziplinarverfgung, einschließlich der etwa vorgesehenen Nebenmaßnahmen (Ausgangsbeschrnkung, Disziplinarbuße), b) die nach § 32 entstandenen Vorgnge (Aktenvermerke, Niederschriften ber die Vernehmung von Zeugen und des Betroffenen), c) Darstellung des Sachverhalts, falls dieser sich nicht schon erschçpfend aus der Disziplinarverfgung ergibt, d) Auszug aus dem Disziplinarbuch Teil I R C 18, e) bei Antrag auf sofortige Vollstreckbarkeit des Disziplinararrests eine eingehende Begrndung, warum diese Anordnung geboten erscheint. 3. Ist der Disziplinarvorgesetzte mit einer ablehnenden Entscheidung des Richters nicht einverstanden, so kann er das Tr up pe nd ie n stge ri ch t (ein Richter und zwei ehrenamtliche Richter) anrufen. In diesen Fllen muss der Soldat nochmals vom Truppendienstgericht gehçrt werden. Das Truppendienstgericht kann nur einen Disziplinararrest verhngen oder ihn ablehnen. Wenn das Truppendienstgericht ablehnt, so kann der Disziplinarvorgesetzte ebenfalls andere Maßnahmen einschließlich der Ausgangsbeschrnkung verhngen. Die ablehnende Entscheidung des Truppendienstgerichts kann nicht mit Beschwerde angefochten werden. Die Anhçrung des Soldaten zur beabsichtigten sofortigen Vollstreckbarkeit in Absatz 2 Satz 3 entspricht dem Grundsatz auf rechtliches Gehçr. Sie ist geboten, weil die aufschiebende Wirkung einer Beschwerde gegen die Disziplinarmaßnahme wegen der Anordnung der sofortigen Vollstreckbarkeit ausgeschlossen ist. 211
C 10
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§§ 41 – 42
4. In den Fllen, in denen der Richter oder das Truppendienstgericht der Ansicht ist, dass nicht Disziplinararrest, sondern eine gerichtliche Disziplinarmaßnahme (R § 58) angebracht ist, leiten sie den Vorgang der Einleitungsbehçrde zu (R § 94).
§ 41
Disziplinarvorgesetzter und gerichtliches Disziplinarverfahren
Ist die Einleitung eines gerichtlichen Disziplinarverfahrens geboten, fhrt der zustndige Disziplinarvorgesetzte die Entscheidung der Einleitungsbehçrde herbei. Anmerkung: Vorlage formlos (mit dem bereits entstandenen Vorgang) an die Einleitungsbehçrde (R § 94 und C 11e) unmittelbar; Nebenabdruck an die Einleitungsbehçrde a. d. D. bersicht fr die Einstufung bestimmter „einleitungswrdiger“ Dienstvergehen R Anm. zu § 58. Die Anhçrung der Vertrauensperson vor der Vorlage ist gesetzlich nicht vorgesehen.
4. Beschwerde gegen Maßnahmen und Entscheidungen des Disziplinarvorgesetzten
§ 42
Anwendung der Wehrbeschwerdeordnung
Auf Beschwerden der Soldaten und der frheren Soldaten gegen Disziplinarmaßnahmen sowie gegen sonstige Maßnahmen und Entscheidungen des Disziplinarvorgesetzten und vorlufige Festnahmen nach diesem Gesetz sind die Vorschriften der Wehrbeschwerdeordnung mit folgender Maßgabe anzuwenden: 1.
Beschwerden gegen Disziplinararrest, bei dem der Richter die sofortige Vollstreckbarkeit angeordnet hat, drfen vor Ablauf einer Nacht eingelegt werden.
2.
Die Beschwerde hemmt die Vollstreckung einer Disziplinarmaßnahme, wenn der Soldat sie vor Beginn der Vollstreckung eingelegt hat. Dieser Zeitpunkt ist dem Soldaten rechtzeitig zu erçffnen, in der Regel bei Verhngung der Disziplinarmaßnahme. Die Vollstreckung wird nicht gehemmt bei Beschwer-
212
WDO
§ 42
C 10
den gegen Disziplinararrest, sofern der Richter die sofortige Vollstreckbarkeit nach § 40 Abs. 1 angeordnet hat, und bei weiteren Beschwerden. Im brigen hat die Beschwerde keine aufschiebende Wirkung. 3.
ber die Beschwerde entscheidet der nchste Disziplinarvorgesetzte des Vorgesetzten, der die angefochtene Disziplinarmaßnahme verhngt oder die angefochtene Maßnahme oder Entscheidung getroffen hat.
4.
ber die weitere Beschwerde entscheidet das Truppendienstgericht. Zustndig ist das Truppendienstgericht, das fr den Befehlsbereich errichtet ist, zu dem der Vorgesetzte, der die angefochtene Disziplinarmaßnahme verhngt oder die angefochtene Maßnahme oder Entscheidung getroffen hat, zum Zeitpunkt des Beschwerdeanlasses gehçrt. Hat der Bundesminister der Verteidigung oder einer der in § 22 der Wehrbeschwerdeordnung genannten Disziplinarvorgesetzten ber die Beschwerde entschieden, ist das Bundesverwaltungsgericht zustndig. Die angefochtene Disziplinarmaßnahme, Maßnahme oder Entscheidung unterliegt der Prfung des Wehrdienstgerichts in vollem Umfang; das Gericht trifft zugleich die in der Sache erforderliche Entscheidung. § 40 Abs. 4 Satz 7 gilt entsprechend.
5.
Gegen die Rcknahme einer fçrmlichen Anerkennung, gegen Maßnahmen nach § 20 und gegen Disziplinararrest ist nur die Beschwerde an das Truppendienstgericht zulssig. Richtet sich die Beschwerde in diesen Fllen gegen eine Maßnahme oder Entscheidung des Bundesministers der Verteidigung oder der in § 22 der Wehrbeschwerdeordnung genannten Disziplinarvorgesetzten, entscheidet das Bundesverwaltungsgericht. Nummer 4 Satz 4 und 5 ist entsprechend anzuwenden.
6.
Die Entscheidung ber die Beschwerde darf die Disziplinarmaßnahme nicht verschrfen.
7.
Wird eine Disziplinarmaßnahme aufgrund einer Beschwerde herabgesetzt oder aufgehoben, ist gleichzeitig nach § 54 ber die Anrechnung der Vollstreckung und ber den Ausgleich fr eine zu Unrecht vollstreckte Disziplinarmaßnahme zu entscheiden.
8.
Hebt das Wehrdienstgericht die Disziplinarmaßnahme auf, weil ein Dienstvergehen nicht vorliegt oder nicht erwiesen ist oder weil es ein Dienstvergehen zwar fr erwiesen, eine Disziplinarmaßnahme aber nicht fr angebracht hlt, kann 213
C 10
WDO
§ 42
der Disziplinarvorgesetzte den Fall nur dann erneut verfolgen, wenn erhebliche neue Tatsachen oder Beweismittel bekannt werden. 9. Wird eine Disziplinarmaßnahme aufgehoben, ohne dass eine andere Disziplinarmaßnahme an ihre Stelle tritt, ist die Aufhebung in derselben Weise bekannt zu machen, in der die Verhngung bekannt gemacht worden ist. 10. Wird ber die Beschwerden eines Soldaten gegen mehrere Disziplinarmaßnahmen gleichzeitig entschieden, so sind die Pflichtverletzungen, die jeder Disziplinarmaßnahme zu Grunde liegen, abweichend von § 18 Abs. 2 jeweils als ein Dienstvergehen zu ahnden. 11. Eine Disziplinarmaßnahme kann auch dann herabgesetzt oder statt ihrer eine andere, mildere Disziplinarmaßnahme verhngt werden, wenn der Soldat zum Zeitpunkt der Entscheidung ber die Beschwerde bereits aus dem Dienstverhltnis ausgeschieden ist. 12. Missbilligende ußerungen, die mit der Feststellung eines Dienstvergehens verbunden werden (§ 23 Abs. 3 Satz 2), kçnnen nur zusammen mit dieser Feststellung angefochten werden. Anmerkung: 1. Die Neufassung des § 42 durch das WehrRndG 2008 will einige Unklarheiten zum Anwendungsbereich der Norm beseitigen. Durch die im Eingangssatz eingefgte Ergnzung um „vorlufige Festnahmen nach diesem Gesetz“ (R § 21) wird klargestellt, dass § 42 auch dann fr Beschwerden gegen eine vorlufige Festnahme gilt, wenn diese nicht von Disziplinarvorgesetzten, sondern von Vorgesetzten ohne Disziplinarbefugnis ausgesprochen wird. 2. Beschwerden gegen Disziplinararrest, bei denen der Richter die sofortige Vollstreckbarkeit angeordnet hat, drfen bereits vor Ablauf einer Nacht eingelegt werden (R Nummer 1). Diese neu eingefgte Nummer 1 verdeutlicht, dass die Nachtfrist nach § 6 Abs. 1 Satz 1 WBO (R C 30) in diesem Fall nicht gilt. 3. § 42 WDO findet nunmehr auch bei Maßnahmen von Vorgesetzten ohne Disziplinarbefugnis Anwendung. Deshalb wurde die bisherige Regelung in Nummer 2, wonach ber die Beschwerde der nchste Disziplinarvorgesetzte des verhngenden Disziplinar214
WDO
§ 43
C 10
vorgesetzten entscheidet, gendert. Nummer 3 stellt daher klar, dass ber die Beschwerde der nchste Disziplinarvorgesetzte des Vorgesetzten entscheidet, der die angefochtene Disziplinarmaßnahme verhngt oder die angefochtene Maßnahme oder Entscheidung getroffen hat, 4. ber die weitere Beschwerde gegen die in § 42 genannten Maßnahmen oder Entscheidungen entscheidet – wie bisher – das Truppendienstgericht. Durch eine Ergnzung der Nummer 4 (bisher Nummer 6) wird nunmehr die Zustndigkeit des Truppendienstgerichts festgelegt, das fr den Befehlsbereich errichtet ist, zu dem der Vorgesetzte, der die angefochtene Disziplinarmaßnahme verhngt oder die angefochtene Maßnahme oder Entscheidung getroffen hat, zum Zeitpunkt des Beschwerdeanlasses gehçrt. 5. Gegen die Rcknahme einer fçrmlichen Anerkennung, gegen Durchsuchungen und Beschlagnahmen und gegen Disziplinararrest ist nur die Beschwerde an das Truppendienstgericht zulssig. Richtet sich die Beschwerde in diesen Fllen gegen eine Maßnahme oder Entscheidung des Bundesministers der Verteidigung oder eines Inspekteurs der Teilstreitkrfte oder eines Vorgesetzten in vergleichbarer Dienststellung, entscheidet das Bundesverwaltungsgericht (R Nummer 5). 6.
Erlass ber Rechtsbehelfe R C 32a.
5. Nochmalige Prfung
§ 43
Aufhebung einer Disziplinarmaßnahme bei nachtrglichem Straf- oder Bußgeldverfahren
(1) Ist eine einfache Disziplinarmaßnahme unanfechtbar verhngt worden und wird wegen desselben Sachverhalts nachtrglich durch ein Gericht oder eine Behçrde eine Strafe oder Ordnungsmaßnahme verhngt oder kann ein Sachverhalt nach § 153a Abs. 1 Satz 5 oder Abs. 2 Satz 2 der Strafprozessordnung nach Erfllung von Auflagen und Weisungen nicht mehr als Vergehen verfolgt werden, so ist die Disziplinarmaßnahme auf Antrag des Soldaten oder des frheren Soldaten aufzuheben, wenn ihre Verhngung nach Abschluss des Strafverfahrens oder des Bußgeldverfahrens gegen § 16 Abs. 1 verstoßen wrde. Die Aufhebung eines Disziplinararrests unterbleibt, wenn die Voraussetzungen fr eine zustzliche disziplinare Ahndung zum Zeitpunkt seiner Verhngung vorgelegen haben. 215
C 10
WDO
§ 44
(2) Disziplinararrest ist aufzuheben, soweit er zusammen mit einer wegen desselben Sachverhalts nachtrglich verhngten Freiheitsentziehung drei Wochen bersteigt. (3) Die Aufhebung ist ausgeschlossen, wenn die Disziplinarmaßnahme im Strafverfahren oder Bußgeldverfahren erkennbar angerechnet worden ist. Anmerkung: 1. Die Vorschrift gibt dem (frheren) Soldaten ein selbststndiges Antragsrecht auf Aufhebung der Disziplinarmaßnahme, wenn er glaubt, dass neben der strafgerichtlichen Strafe oder ordnungsbehçrdlichen Maßnahme die Disziplinarmaßnahme nicht erforderlich ist, um die militrische Ordnung aufrechtzuerhalten oder das Ansehen der Bundeswehr zu wahren. 2. ber den Aufhebungsantrag entscheidet das Wehrdienstgericht R § 45. 3. Zur Aufhebung einer im gerichtlichen Disziplinarverfahren verhngten Disziplinarmaßnahme R § 128.
§ 44
Aufhebung oder nderung einer Disziplinarmaßnahme aus anderen Grnden
(1) Jeder Disziplinarvorgesetzte muss beantragen, die Disziplinarmaßnahme aufzuheben, wenn er der Auffassung ist, dass gegen einen seiner Untergebenen eine Disziplinarmaßnahme verhngt worden ist, obwohl er unschuldig oder nicht nachweisbar schuldig war; er kann dies beantragen, wenn er der Auffassung ist, dass eine Disziplinarmaßnahme nicht angebracht oder nach § 16 Abs. 1 nicht zulssig war. Das Gleiche gilt fr einen Antrag auf Herabsetzung der Disziplinarmaßnahme, wenn bei mehreren Pflichtverletzungen, die als ein Dienstvergehen geahndet worden sind, bei einer die Voraussetzungen des Satzes 1 vorliegen. (2) Der Disziplinarvorgesetzte, der die Disziplinarmaßnahme verhngt hat, oder bei einem Wechsel sein Nachfolger, ist zur Stellung eines Antrags nach Absatz 1 Satz 1 Halbsatz 2 verpflichtet. Dieser Vorgesetzte kann auch beantragen, eine von ihm verhngte Disziplinarmaßnahme herabzusetzen, wenn sie ihm nachtrglich zu hart erscheint. (3) Der Soldat oder der frhere Soldat kann die Aufhebung einer nicht mehr anfechtbaren Disziplinarmaßnahme beantragen, wenn neue Tatsachen oder Beweismittel beigebracht sind, die zur Aufhebung der Disziplinarmaßnahme fhren kçnnen. Als neue Tatsachen gelten auch die tatschlichen Feststellungen eines wegen 216
WDO
§§ 45 – 46
C 10
desselben Sachverhalts ergangenen rechtskrftigen Urteils im Strafverfahren oder Bußgeldverfahren, soweit sie von denen der Disziplinarverfgung abweichen.
§ 45
Verfahren bei Aufhebung oder nderung einer Disziplinarmaßnahme
(1) ber den Antrag auf Aufhebung oder nderung einer Disziplinarmaßnahme entscheidet das Wehrdienstgericht durch Beschluss. (2) Fr das Verfahren gelten die Vorschriften ber die Beschwerde sinngemß. § 20 der Wehrbeschwerdeordnung ist anzuwenden, soweit es sich nicht um Antrge eines Disziplinarvorgesetzten nach § 44 Abs. 1 oder 2 handelt. (3) Von der Entscheidung ber den Antrag sind diejenigen Richter ausgeschlossen, die bei der Verhngung der Disziplinarmaßnahme nach § 40 Abs. 4 oder in einem Beschwerdeverfahren gegen die Disziplinarmaßnahme mitgewirkt haben.
§ 46
Dienstaufsicht
(1) Die hçheren Disziplinarvorgesetzten berwachen die ihnen unterstellten Disziplinarvorgesetzten in der Ausbung der Disziplinarbefugnis. (2) Disziplinarmaßnahmen, die von Disziplinarvorgesetzten verhngt sind, sind aufzuheben, wenn 1. sie von einem unzustndigen Disziplinarvorgesetzten verhngt worden sind, 2. sie nach Art oder Hçhe im Gesetz nicht vorgesehen sind, 3. gegen den Soldaten wegen des Dienstvergehens bereits eine Disziplinarmaßnahme verhngt worden ist (§ 18 Abs. 1), 4. der Disziplinarvorgesetzte seine Disziplinarbefugnis berschritten hat (§ 28), 5. der Disziplinarvorgesetzte dem Soldaten seine Entscheidung bekannt gegeben hatte, dass er gegen ihn wegen eines Dienstvergehens keine Disziplinarmaßnahme verhngen will, und keine erheblichen neuen Tatsachen oder Beweismittel nachtrglich bekannt geworden sind (§ 36), 6. das Dienstvergehen wegen Zeitablaufs nicht mehr geahndet werden durfte (§ 17 Abs. 2), 7. der Soldat nicht zuvor gehçrt worden ist (§ 32 Abs. 5 Satz 1), 217
C 10
WDO
§ 46
8.
die Disziplinarverfgung bei der Bekanntgabe nicht schriftlich festgelegt war oder nicht den vorgeschriebenen Inhalt hatte (§ 37 Abs. 3 Satz 1 und 2),
9.
der Disziplinararrest ohne Zustimmung des Richters verhngt worden ist (§ 40 Abs. 1).
(3) Fr das Aufheben der Disziplinarmaßnahmen sind die hçheren Disziplinarvorgesetzten zustndig. § 42 Nr. 9 findet Anwendung. (4) Der zustndige Disziplinarvorgesetzte prft, ob anstelle einer aufgehobenen Disziplinarmaßnahme eine neue Disziplinarmaßnahme zulssig und angebracht ist. § 42 Nr. 7 gilt entsprechend. (5) Die Disziplinarvorgesetzten haben Aufhebungsgrnde, die ihnen bekannt werden, der fr das Aufheben zustndigen Stelle zu melden. Anmerkung: 1. Die hçheren Disziplinarvorgesetzten ben ihre Dienstaufsicht u. a. durch regelmßige berprfung der Disziplinarbcher (R C 18, Abschn. XXII), Weiterbildung der nachgeordneten Disziplinarvorgesetzten und Anweisungen zur Meldung bedeutender Flle aus. 2. Ihrem Eingreifen sind jedoch durch § 35 Abs. 1 Grenzen gezogen, da dem zustndigen Disziplinarvorgesetzten nicht befohlen werden kann, ob und wie er ahnden soll. 3. Absatz 2 zhlt in den Nummern 1 bis 9 abschließend die Fehler auf, die dazu zwingen, Disziplinarmaßnahmen von Amts wegen aufzuheben. Absatz 2 Nr. 7 macht deutlich, dass ein zwingender Aufhebungsgrund nur besteht, wenn der Soldat vor der Entscheidung ber einen gegen ihn erhobenen Vorwurf nicht gehçrt worden ist. Die unterbliebene Aufnahme seiner Aussage in eine Vernehmungsniederschrift stellt dagegen keinen Aufhebungsgrund dar. Entscheidend fr die Aufhebung einer einfachen Disziplinarmaßnahme im Wege der Dienstaufsicht ist nur die Verletzung rechtlichen Gehçrs, nicht auch der Verstoß gegen eine Ordnungsvorschrift. 4. Zu den Auswirkungen von weiteren Verfahrensverstçßen auf den Bestand einer Disziplinarmaßnahme R C 11n. 218
WDO
§§ 47 – 48
C 10
6. Vollstreckung
§ 47
Vollstreckbarkeit der Disziplinarmaßnahmen
(1) Eine Disziplinarmaßnahme, die ein Disziplinarvorgesetzter verhngt hat, ist erst dann zu vollstrecken, wenn der Soldat an dem auf die Verhngung folgenden Tag ausreichende Zeit und Gelegenheit zur Beschwerde hatte und davon keinen Gebrauch gemacht hat. Vorher kann der Soldat auf Beschwerde nicht verzichten. (2) Disziplinarmaßnahmen, die durch Entscheidung eines Wehrdienstgerichts verhngt sind, werden mit der Rechtskraft der Entscheidung (§ 125) wirksam und vollstreckbar. Anmerkung: 1. Die Vollstreckung einer einfachen Disziplinarmaßnahme, die ein Disziplinarvorgesetzter verhngt hat, be gi nn t frhestens am Mittag des auf die Verhngung folgenden Tages. Zur Verhngung R § 37 Abs. 2. Auch ein Verzicht auf Beschwerde ist vorher nicht zulssig. 2. Macht der Beschwerdefhrer vor Beginn der Vollstreckung von seinem B es chwerd e re cht Gebrauch, darf so lange nicht vollstreckt werden, bis ber die Beschwerde entschieden worden ist. Die weitere Beschwerde hemmt die Vollstreckung nicht R § 42 Nr. 2 Satz 3.
§ 48
Vollstreckender Vorgesetzter
(1) Einfache Disziplinarmaßnahmen vollstreckt der nchste Disziplinarvorgesetzte. Wird die Disziplinarmaßnahme von einer anderen Stelle verhngt, ersucht diese den nchsten Disziplinarvorgesetzten um die Vollstreckung. Andere Dienststellen sollen um die Vollstreckung nur dann ersucht werden, wenn der Soldat sich nicht innerhalb des Befehlsbereichs des nchsten Disziplinarvorgesetzten befindet und die Vollstreckung keinen Aufschub duldet. (2) Der nchste Disziplinarvorgesetzte oder andere Dienststellen (Absatz 1) haben auch einfache Disziplinarmaßnahmen, die im gerichtlichen Disziplinarverfahren verhngt sind, auf Ersuchen des Wehrdisziplinaranwalts zu vollstrecken. Anmerkung: Vollstreckung i. S. d. Abs. 2 R § 135. 219
C 10 § 49
WDO
§§ 49 – 50
Aussetzung, Aufschub und Unterbrechung der Vollstreckung
(1) Beim Verhngen einer einfachen Disziplinarmaßnahme kann die Vollstreckung fnf Monate ausgesetzt werden, um dem Soldaten Gelegenheit zu geben, sich zu bewhren. Aussetzung der Vollstreckung zur Bewhrung soll nur einmal und nur dann gewhrt werden, wenn gegen den Soldaten bisher keine oder nur geringfgige Strafen oder Disziplinarmaßnahmen verhngt worden waren und von der Aussetzung ein gnstiger erzieherischer Erfolg zu erwarten ist. Die Aussetzung der Vollstreckung kann mit einer erzieherischen Maßnahme verbunden werden. (2) Die Frist beginnt mit dem Tag, an dem die Disziplinarmaßnahme unanfechtbar geworden ist. Wird gegen den Soldaten bis zum Ablauf der Bewhrungsfrist wegen einer whrend der Bewhrungsfrist begangenen Tat keine Strafe oder Disziplinarmaßnahme unanfechtbar verhngt, ist die Vollstreckung der Disziplinarmaßnahme erlassen. Anderenfalls ist die Disziplinarmaßnahme zu vollstrecken. (3) Im brigen darf die Vollstreckung nur aus dringenden Grnden aufgeschoben oder unterbrochen werden. Anmerkung: 1. Die Bewhrungszeit betrgt immer fnf Monate. Stets kann nur die Vollstreckung der gesamten Maßnahme ausgesetzt werden. Der Erlass der Vollstreckung bewirkt nicht die Tilgung der Disziplinarmaßnahme. Durch die Mçglichkeit, nach Absatz 1 Satz 3 die Aussetzung der Vollstreckung mit einer erzieherischen Maßnahme zu verbinden, soll dem Soldaten bewusst gemacht werden, dass ein Dienstvergehen disziplinare Folgen hat. Der Disziplinarvorgesetzte erhlt damit eine zustzliche Mçglichkeit, erzieherisch auf den Soldaten einzuwirken. 2. Unterbrechung muss angeordnet und dem Soldaten bekannt gegeben werden. Andernfalls ist keine Nachvollstreckung mçglich.
§ 50
Vollstreckung von Verweis und strengem Verweis
(1) Der Verweis ist mit dem Verhngen vollstreckt. (2) Der strenge Verweis wird vollstreckt durch Bekanntmachung vor den Soldaten der Einheit oder des Truppenteils vom Dienstgrad des Soldaten an aufwrts. Die Bekanntmachung ist darauf zu 220
WDO
§§ 51 – 52
C 10
beschrnken, dass gegen den Soldaten ein strenger Verweis verhngt worden ist. Anmerkung: Die Bekanntgabe des strengen Verweises darf nur den Namen des gemaßregelten Soldaten und die Mitteilung, dass gegen ihn ein strenger Verweis verhngt worden ist, beinhalten (R ZDv 14/3 B 133, Abschn. 4).
§ 51
Vollstreckung von Disziplinarbußen
(1) Die Disziplinarbuße kann von den Dienstbezgen oder dem Wehrsold oder, wenn das Dienstverhltnis endet, von dem Entlassungsgeld oder dem Ruhegehalt abgezogen werden. Die Vollstreckung beginnt mit dem fr den Abzug oder die Zahlung festgesetzten Zeitpunkt. (2) Der vollstreckende Vorgesetzte kann Teilzahlungen bewilligen. (3) Disziplinarbußen, die nicht fristgemß entrichtet sind, werden nach den Vorschriften des Verwaltungs-Vollstreckungsgesetzes beigetrieben. (4) Bei dem Abzug und der Beitreibung einer Disziplinarbuße unterliegen die Dienstbezge, der Wehrsold, das Entlassungsgeld und das Ruhegehalt nicht den Beschrnkungen, die fr die Pfndung gelten. Dem Soldaten oder dem frheren Soldaten sind jedoch die Mittel zu belassen, die zum Unterhalt fr ihn und seine Familie sowie zur Erfllung sonstiger gesetzlicher Unterhaltspflichten notwendig sind. Anmerkung: Verfahrensrichtlinien bei der Vollstreckung von Disziplinarbuße nach § 24 WDO R C 13e.
§ 52
Vollstreckung der Ausgangsbeschrnkung
(1) Die Ausgangsbeschrnkung ist an aufeinander folgenden Tagen zu vollstrecken. Dieser Zeitraum ist zu befehlen. Bei der verschrften Ausgangsbeschrnkung sind Art und Dauer der nach § 25 Abs. 1 Satz 2 und 3 angeordneten Verschrfungen zustzlich zu befehlen. (2) Die Ausgangsbeschrnkung ist vom Beginn des ersten Tages bis zum Ablauf des letzten Tages des befohlenen Zeitraumes zu vollstrecken. 221
C 10
WDO
§ 53
(3) Dem Soldaten kann zur berwachung befohlen werden, sich in angemessenen Zeitabstnden bei Vorgesetzten zu melden. (4) Der Soldat kann aus dringenden Grnden an einem Tag oder an mehreren Tagen fr bestimmte Zeit von den befohlenen Beschrnkungen befreit werden. Die Zeit der Befreiung ist auf die Vollstreckung anzurechnen. Anmerkung: 1. Nach § 25 Abs. 1 Satz 2 und 3 kann die Ausgangsbeschrnkung beim Verhngen durch das Verbot verschrft werden, fr die ganze Dauer oder an bestimmten Tagen Gemeinschaftsrume zu betreten und Besuch zu empfangen. Diese Verschrfungen kçnnen auch einzeln angeordnet werden. 2. Zur Befreiung von der Vollstreckung zur Ausbung des Wahlrechts R BwKalender C 48a, Anlg. 1. 3. Zur seelsorgerischen Betreuung und Religionsausbung whrend der Ausgangsbeschrnkung R C 13d.
§ 53
Vollstreckung und Vollzug von Disziplinararrest
(1) Die Vollstreckung des Disziplinararrests beginnt mit der Freiheitsentziehung. (2) Der Soldat soll whrend des Vollzugs in seiner Ausbildung gefçrdert werden. In der Regel soll er am Dienst teilnehmen; die Teilnahme kann auf bestimmte Arten des Dienstes oder auf eine bestimmte Zeit beschrnkt werden. Ist die Teilnahme am Dienst wegen der Persçnlichkeit des Soldaten, der Art des Dienstes, der Krze des Disziplinararrests oder aus anderen Grnden nicht tunlich, soll der Soldat nach Mçglichkeit in anderer Weise beschftigt werden, die seine Ausbildung fçrdert. Soweit der Soldat nicht am Dienst teilnimmt oder in anderer Weise beschftigt ist, kann er innerhalb dienstlicher Unterknfte und Anlagen zu Arbeiten herangezogen werden, die dem Erziehungszweck und seinen Fhigkeiten angemessen sind. (3) Die Anordnungen nach Absatz 2 trifft der Vollzugsleiter. (4) Das Bundesministerium der Verteidigung wird ermchtigt, durch Rechtsverordnung Vorschriften ber den Vollzug des Disziplinararrests zu erlassen, die sich auf die Berechnung der Dauer der Freiheitsentziehung, die Art der Unterbringung, die Behandlung, die Beschftigung, die Gewhrung und den Entzug von Vergnstigungen, den Verkehr mit der Außenwelt und die Ordnung und Sicherheit im Vollzug beziehen. 222
WDO
§ 54
C 10
Anmerkung: 1. Fr den Vollzug von Disziplinararrest gelten die Vorschriften der Bundeswehrvollzugsordnung und die Ausfhrungsbestimmungen der ZDv 14/10 R C 13a und C 13b. 2. Zur Absicherung des Wahlrechts whrend des Vollzugs R C 13b, Nr. 332 und BwKalender C 48a, Anlg. 1. 3. Zur Unterbrechung des Vollzugs fr die Zeit vom 22. Dezember bis 02. Januar R C 13b, Nr. 353.
§ 54
Ausgleich bei nachtrglicher Aufhebung einer vollstreckten Disziplinarmaßnahme
(1) Wird Disziplinararrest nachtrglich ganz oder teilweise aufgehoben, erhlt der Soldat oder der frhere Soldat einen Ausgleich. Der Ausgleich betrgt fr jeden angefangenen Tag, der zu Unrecht vollzogen worden ist, einen Tag Urlaub oder, soweit Urlaub wegen Ende des Wehrdienstverhltnisses nicht mehr gewhrt werden kann, eine Entschdigung in Geld, die der Entschdigung nach § 7 Abs. 3 des Gesetzes ber die Entschdigung fr Strafverfolgungsmaßnahmen vom 8. Mrz 1971 (BGBl. I S. 157) in der jeweils geltenden Fassung entspricht. (2) Wird eine Ausgangsbeschrnkung nachtrglich ganz oder teilweise aufgehoben, erhlt der Soldat oder der frhere Soldat als Ausgleich fr jeden dienstfreien Tag whrend des Vollzugs, im brigen fr je zwei Tage, die vollzogen worden sind, einen Tag Urlaub und, soweit Urlaub wegen des Endes des Wehrdienstverhltnisses nicht mehr gewhrt werden kann, eine Entschdigung in Geld, die der Entschdigung des Absatzes 1 Satz 2 entspricht. (3) Wird anstelle eines Disziplinararrests oder einer Ausgangsbeschrnkung eine Disziplinarbuße verhngt, so ist sie insoweit fr vollstreckt zu erklren, als dem Soldaten ein Anspruch auf Entschdigung in Geld zusteht. (4) Wird eine Disziplinarbuße nachtrglich aufgehoben, ist sie zu erstatten; wird sie herabgesetzt, ist der Unterschiedsbetrag zu erstatten. (5) Im Fall der Aufhebung eines strengen Verweises gilt § 42 Nr. 9 entsprechend. (6) Die Abstze 1 bis 5 gelten auch in den Fllen des § 22 Abs. 2. (7) Das Wehrdienstgericht, das die Disziplinarmaßnahme ganz oder teilweise aufgehoben hat, entscheidet ber den Ausgleich endgltig durch Beschluss. Im brigen entscheidet ber den 223
C 10
WDO
§ 55
Ausgleich der Disziplinarvorgesetzte, der die Disziplinarmaßnahme ganz oder teilweise aufgehoben hat; § 42 gilt entsprechend. Anmerkung: Zur Auszahlung und Verbuchung von Geldentschdigung (pro Tag: 11 Euro) fr zu Unrecht vollzogenen Disziplinararrest/Ausgangsbeschrnkung ist der folgende Erlass ergangen: „Bezug: BMVg – VR I 5 – Az 27-14-07 vom 25. 01. 1973 Die Entschdigung in Geld als Ausgleich fr einen zu Unrecht vollzogenen Disziplinararrest oder eine zu Unrecht vollzogene Ausgangsbeschrnkung (§ 54 WDO) ist von dem fr den Truppenteil des Soldaten/frheren Soldaten zustndigen Truppendienstgericht zu zahlen. Die Zahlungen sind aus Kapitel 1402 Titel 526 01 – Gerichts- und hnliche Kosten – zu leisten. Der Soldat und – soweit das Wehrdienstgericht die Disziplinarmaßnahme ganz oder teilweise aufgehoben hat – der Disziplinarvorgesetzte sind in jedem Einzelfall unverzglich ber die auszahlende Stelle zu benachrichtigen. BMVg, 30. 11. 2001 R I 5 – Az 27-14-02/526 01“
§ 55
Behelfsvollzug bei Disziplinararrest
(1) Bei Disziplinararrest ist der Behelfsvollzug zulssig, wenn infolge der Art der Verwendung der Truppe oder aus anderen Grnden kein Disziplinararrestraum zur Verfgung steht und die Vollstreckung aus dienstlichen Grnden nicht aufgeschoben werden kann. (2) Der Behelfsvollzug ist in den ordentlichen Vollzug zu berfhren, wenn die besonderen Grnde hierfr fortfallen. (3) Als Behelfsvollzug wird dem Soldaten whrend seiner dienstfreien Zeit der Aufenthalt auf der Wache oder an Bord in einem geeigneten Raum angewiesen. Der vollstreckende Vorgesetzte bestimmt, inwieweit der Soldat in dieser Zeit zu Dienstleistungen heranzuziehen ist.
224
WDO § 56
§§ 56 – 58
C 10
Vollstreckung von Disziplinarbußen und Disziplinararrest im Zusammenhang mit dem Entlassungstag
(1) Eine Disziplinarbuße kann auch nach dem Entlassungstag vollstreckt werden. (2) Soweit Disziplinararrest mit Rcksicht auf den Entlassungstag nicht mehr vollstreckt werden kçnnte, gelten § 42 Nr. 2 Satz 1 und § 47 Abs. 1 nicht, sofern der Richter die sofortige Vollstreckbarkeit angeordnet hat. Diese Entscheidung ist zu begrnden. Der Entlassungstag verschiebt sich um die Dauer des noch nicht verbßten Disziplinararrests. (3) Der vollstreckende Vorgesetzte soll von der Vollstreckung absehen, wenn hieraus kein Nachteil fr die Disziplin zu besorgen ist. Anmerkung: Erlass R ZDv 14/3 B 137.
§ 57
Verjhrung der Vollstreckung
Einfache Disziplinarmaßnahmen drfen nach Ablauf von sechs Monaten nicht mehr vollstreckt werden. Die Frist beginnt mit dem Tag, an dem die Disziplinarmaßnahme unanfechtbar geworden ist. Die Frist ist gewahrt, wenn vor ihrem Ablauf die Vollstreckung beginnt.
Dritter Abschnitt Das gerichtliche Disziplinarverfahren
1. Gerichtliche Disziplinarmaßnahmen
§ 58
Arten der gerichtlichen Disziplinarmaßnahmen
(1) Gerichtliche Disziplinarmaßnahmen gegen Berufssoldaten und Soldaten auf Zeit sind: 1. Krzung der Dienstbezge, 2. Befçrderungsverbot, 3. Herabsetzung in der Besoldungsgruppe, 4. Dienstgradherabsetzung und 5. Entfernung aus dem Dienstverhltnis. 225
C 10
WDO
§ 58
(2) Gerichtliche Disziplinarmaßnahmen gegen Soldaten im Ruhestand sowie gegen frhere Soldaten, die als Soldaten im Ruhestand gelten (§ 1 Abs. 3), sind: 1. Krzung des Ruhegehalts, 2. Herabsetzung in der Besoldungsgruppe, 3. Dienstgradherabsetzung und 4. Aberkennung des Ruhegehalts. Sind sie zugleich Angehçrige der Reserve oder nicht wehrpflichtige frhere Soldaten, die noch zu Dienstleistungen herangezogen werden kçnnen, drfen nur die in Satz 1 genannten gerichtlichen Disziplinarmaßnahmen verhngt werden. (3) Gerichtliche Disziplinarmaßnahmen gegen Angehçrige der Reserve sowie gegen nicht wehrpflichtige frhere Soldaten, die noch zu Dienstleistungen herangezogen werden kçnnen, sind: 1. Dienstgradherabsetzung und 2. Aberkennung des Dienstgrades. (4) Wegen desselben Dienstvergehens drfen nur Krzung der Dienstbezge und Befçrderungsverbot nebeneinander verhngt werden. Sie sollen insbesondere nebeneinander verhngt werden, wenn erkennbar ist, dass ein Befçrderungsverbot keine Auswirkungen auf den weiteren dienstlichen Werdegang des Soldaten haben wird; § 16 Abs. 1 ist nicht anzuwenden. Neben oder anstelle der Krzung des Ruhegehalts kann auf Krzung des Ausgleichs (§ 38 des Soldatenversorgungsgesetzes) erkannt werden. Im brigen darf wegen desselben Dienstvergehens nur eine gerichtliche Disziplinarmaßnahme verhngt werden. (5) Wegen eines Verhaltens, das nach § 17 Abs. 3, § 23 Abs. 2 Nr. 2 Zweite Alternative des Soldatengesetzes als Dienstvergehen gilt, drfen bei Soldaten im Ruhestand sowie bei frheren Soldaten, die als Soldaten im Ruhestand gelten, als gerichtliche Disziplinarmaßnahmen nur Dienstgradherabsetzung oder Aberkennung des Ruhegehalts verhngt werden. (6) Die Wehrdienstgerichte drfen auch einfache Disziplinarmaßnahmen verhngen. (7) Die §§ 38 und 39 gelten auch im gerichtlichen Disziplinarverfahren. Anmerkungen: 1. In den Abstzen 1 bis 3 ist aufgelistet, welche gerichtlichen Disziplinarmaßnahmen gegen die Angehçrigen der verschiedenen Statusgruppen verhngt werden drfen. In diesem Zusammenhang werden auch die nicht wehrpflichtigen frheren Soldaten, 226
WDO
§ 58
C 10
die weder Soldaten im Ruhestand sind noch als Soldaten im Ruhestand gelten und noch zu Dienstleistungen herangezogen werden kçnnen, ausdrcklich genannt. Diese frheren Soldaten sind ausdrcklich in den Anwendungsbereich der Gesetzesbestimmung einzubeziehen, um eine disziplinare Sanktionsmçglichkeit fr die Flle zu schaffen, in denen sie ihrer Verpflichtung zur Dienstleistung schuldhaft nicht nachgekommen sind oder eine Tat begangen haben, die nach § 23 Abs. 2 SG (R C 01) als Dienstvergehen gilt. 2. Gerichtliche Disziplinarmaßnahmen gegen Soldaten, die auf Grund der Wehrpflicht Wehrdienst leisten, sieht das Gesetz nicht vor, weil bei diesen Soldaten regelmßig die Voraussetzungen fr eine fristlose Entlassung mit der Folge des Dienstgradverlustes nach § 29 Abs. 1 Nr. 5 WPflG (R C 50a) vorliegen werden, wenn ein Dienstvergehen mit einfachen Disziplinarmaßnahmen nicht mehr angemessen geahndet werden kann. 3. Bei Absatz 1 Nr. 2 und 3 ist zu beachten: Der Dienstgrad Stabsunteroffizier ist seit 01. Januar 2002 neben der Besoldungsgruppe A 6 auch der Besoldungsgruppe A 7 zugeordnet. Gegen Stabsunteroffiziere in der Besoldungsgruppe A 7 kann somit auf eine Herabsetzung in der Besoldungsgruppe erkannt werden. Bei Stabsunteroffizieren in der Besoldungsgruppe A 6 muss hinsichtlich der Auswirkungen eines Befçrderungsverbots geprft werden, ob sie die Besoldungsgruppe A 7 noch erreichen kçnnen. 4. Absatz 4 Satz 1 ist durch das WehrRndG 2008 neu gefasst worden. Durch die nderung wird deutlicher als bisher herausgestellt, dass die Koppelung mehrerer gerichtlicher Disziplinarmaßnahmen nur bei der Verbindung einer Krzung der Dienstbezge mit einem Befçrderungsverbot zulssig ist. Diese „soll“ nunmehr regelmßig von den Wehrdienstgerichten zumindest dann verhngt werden, wenn das Befçrderungsverbot allein keine Auswirkungen htte, weil eine Befçrderung des Soldaten/der Soldatin ohnehin nicht mehr zu erwarten ist. 5. bersicht ber die Einstufung bestimmter Dienstvergehen aufgrund der Rechtsprechung des BVerwG (zugleich Anhalt fr die Vorlage an die Einleitungsbehçrde nach § 41 WDO):
227
C 10
WDO
§ 58
Entfernung/Aberkennung Ruhegehalt
Dienstgradherabsetzung
– Fahnenflucht – eigenmchtige Abwesenheit (schwere Flle) – entwrdigende Behandlung/Misshandlung Untergebener (schwere Flle)
– eigenmchtige Abwesenheit (leichtere Flle: z. B.: Wehrbung/BwFachschule) – entwrdigende Behandlung/Misshandlung Untergebener – ttlicher Angriff auf Vorgesetzte – Ungehorsam (schwere Flle)
– – – –
– Aneignung von Bw-Eigentum – Betrug zum Nachteil des Dienstherrn (Umzugskosten, TG, Reisekosten, Beihilfe); beachte: in leichten Fllen jetzt auch Befçrderungsverbot vertretbar (R BVerwG in NZWehrr 05, 122) – Kameradendiebstahl – außerdienstl. Diebstahl (schwere Flle) – Vorteilsannahme – Veruntreuung von Haushaltsmitteln – Missbrauch der Dienststellung zu privaten Zwecken (z. B. Privateinsatz von DstKfz oder Untergebenen)
Aneignung von anvertrautem Bw-Eigentum Aneignung von Waffen/Munition Bestechlichkeit Kameradendiebstahl (Erschwerungsgrnde)
– Steuerhinterziehung – Straßenverkehrsgefhrdung (mehrfache Wiederholung/Unfallflucht/erhebliche Personenschden) – homosexuelle bergriffe gegenber Untergebenen – schwere außerdienstliche oder gegenber Untergebenen begangene sexuelle Verfehlungen (z. B. Vergewaltigung, sexuelle Nçtigung) – Handel mit Kinderpornographie
– homosexuelle Bettigung mit Untergebenen oder Kameraden – sonstige schwere sexuelle Verfehlungen (auch sexuelle Belstigungen Untergebener) – Besitz/Verbreitung von Kinderpornographie (z. B. auch im Internet)
– aktive Untersttzung einer verfassungsfeindlichen Partei – Volksverhetzung – Aufforderung zur Kriegsdienstverweigerung
– Agitation gegen die Bundeswehr und grobe Unkameradschaftlichkeit – auslnderfeindliche/antisemitische ußerungen
– Betubungsmittelmissbrauch ber lngeren – Betubungsmittelmissbrauch ber lngeZeitraum/,,Dealer" ren Zeitraum/,,Dealer" (beachte: Bei Verstçßen von Vorgesetzten (beachte: Bei Verstçßen von Vorgesetzbesteht Einleitungspflicht R C 72d, ten besteht Einleitungspflicht R C 72d, Abschnitt 4) Abschnitt 4)
228
WDO Befçrderungsverbot
§ 59
C 10
Krzung Dienstbezge/Ruhegehalt
– eigenmchtige Abwesenheit (z. B. zivile Fachausbildung) – entwrdigende Behandlung/Misshandlung Untergebener (leichtere Flle) – Missbrauch der Dienststellung zu privaten Zwecken (z. B. Privateinsatz von DstKfz oder Untergebenen) – Wachverfehlung – Ungehorsam (Leichtfertigkeit) – Warenhausdiebstahl – außerdienstliche Eigentums-/ Vermçgensdelikte (leichtere Flle) – leichtfertiges Schuldenmachen
– außerdienstliche geringfgige Eigentums-/ Vermçgensdelikte – geringfgige Urkundendelikte
– Trunkenheit am Steuer im Dienst (beach- – Trunkenheit am Steuer außer Dienst (beachte: i. d. R. besteht te: Einleitungspflicht nach ZDv 14/3 B 162, Verhngungsverbot nach § 16 WDO) Abschn. 7 R C 11g) – Trunkenheit am Steuer unter erschwerten Umstnden (Wiederholungsfall/Fahrlehrer/ Unfallflucht/erhebliche Folgen) (beachte: Einleitungspflicht nach ZDv 14/3 B 162, Abschn. 7 R C 11g) – Unfallflucht – ehewidrige Beziehungen mit Kameradenfrau
– ehewidrige Beziehungen mit Kameradenfrau
– unzulssige politische Bettigung von Vorgesetzten im Dienst – Betubungsmittelmissbrauch – Wahrheitspflichtverletzung 6. Zum Grundsatz der Verhltnismßigkeit bei der Maßnahmebemessung R BVerwG in NZWehrr 05, 122, Urteil vom 13.02.2008 – 2 WD 5.07 – und vom 04.03.2009 – 2 WD 10.08. 7. Literatur-Hinweis: Schwandt in ZBR 97, 301; 99, 77; 01, 269; 02, 297, 382
§ 59
Krzung der Dienstbezge
Die Krzung der Dienstbezge besteht in der bruchteilmßigen Verminderung der jeweiligen Dienstbezge um mindestens ein Zwanzigstel und hçchstens ein Fnftel fr die Dauer von sechs Monaten bis zu fnf Jahren. Hat der Soldat aus einem frheren çffentlich-rechtlichen Dienstverhltnis einen Versorgungsanspruch erworben, bleibt bei dessen Regelung die Krzung der Dienstbezge unbercksichtigt. 229
C 10
WDO
§§ 60 – 62
Anmerkung: 1. Dienstbezge R § 1 Abs. 2 WDOBezV (C 11h). 2. Zu den Auswirkungen auf die Fçrderung des Betroffenen R ZDv 20/7, Nr. 134–136 (C 05).
§ 60
Befçrderungsverbot
(1) Whrend des Befçrderungsverbots darf dem Soldaten kein hçherer Dienstgrad verliehen werden. Er darf whrend der Dauer des Befçrderungsverbots auch nicht in eine Planstelle einer hçheren Besoldungsgruppe eingewiesen werden. (2) Die Dauer des Befçrderungsverbots betrgt mindestens ein Jahr und hçchstens vier Jahre. Sie ist nach vollen Monaten zu bemessen.
§ 61
Herabsetzung in der Besoldungsgruppe
Bei einem Soldaten, einem Soldaten im Ruhestand oder einem frheren Soldaten, der als Soldat im Ruhestand gilt (§ 1 Abs. 3), dessen Dienstgrad in zwei Besoldungsgruppen aufgefhrt ist, ist die Herabsetzung in die niedrigere Besoldungsgruppe seines Dienstgrades zulssig. Durch die Herabsetzung in der Besoldungsgruppe verliert der Soldat alle Rechte aus seiner bisherigen Besoldungsgruppe. Der Anspruch auf Dienstbezge und Dienstzeitversorgung richtet sich nach der Besoldungsgruppe, in die er zurcktritt. § 62 Abs. 3 gilt entsprechend. Anmerkung: 1. Durch das WehrRndG 2008 wird der Anwendungsbereich dieser Maßnahme nunmehr auch auf Soldaten im Ruhestand und frhere Soldaten, die als Soldaten im Ruhestand gelten, erstreckt. 2. Hinsichtlich des Dienstgrades Stabsunteroffizier R Anm. 3 zu § 58.
§ 62
Dienstgradherabsetzung
(1) Die Dienstgradherabsetzung um einen oder mehrere Dienstgrade ist bei Offizieren bis zum niedrigsten Offiziersdienstgrad ihrer Laufbahn zulssig. Diese Beschrnkung gilt auch bei Offizieren, gegen die Disziplinarmaßnahmen nach § 58 Abs. 2 und 3 verhngt werden drfen. Bei Unteroffizieren, die Berufssoldaten sind, sowie bei Berufssoldaten im Ruhestand, die einen Unteroffizierdienstgrad fhren, ist die Dienstgradherabsetzung bis zum Feldwebel zulssig. Im brigen ist sie unbeschrnkt zulssig. 230
WDO
§ 63
C 10
(2) Durch die Dienstgradherabsetzung verliert der Soldat alle Rechte aus seinem bisherigen Dienstgrad. Er tritt in den Dienstgrad und, wenn dieser in zwei Besoldungsgruppen aufgefhrt ist, in die Besoldungsgruppe zurck, die das Wehrdienstgericht bestimmt. Die Ansprche auf Dienstbezge und Dienstzeitversorgung richten sich nach dem Dienstgrad und der Besoldungsgruppe, in die er zurcktritt. (3) Der Soldat darf frhestens drei Jahre nach Rechtskraft des Urteils wieder befçrdert werden. § 60 Abs. 1 Satz 2 gilt entsprechend. Aus besonderen Grnden kann das Gericht die Frist im Urteil auf zwei Jahre herabsetzen.
§ 63
Entfernung aus dem Dienstverhltnis
(1) Mit der Entfernung aus dem Dienstverhltnis wird das Dienstverhltnis beendet. Die Entfernung aus dem Dienstverhltnis bewirkt auch den Verlust des Anspruchs auf Dienstbezge, Berufsfçrderung und Dienstzeitversorgung sowie den Verlust des Dienstgrades und der sich daraus ergebenden Befugnisse. Die Verpflichtung, aufgrund der Wehrpflicht Wehrdienst zu leisten, wird durch die Entfernung aus dem Dienstverhltnis nicht berhrt. (2) Der aus dem Dienstverhltnis entfernte Soldat erhlt fr die Dauer von sechs Monaten einen Unterhaltsbeitrag in Hçhe von 50 vom Hundert der Dienstbezge, die ihm bei Eintritt der Unanfechtbarkeit der Entscheidung zustehen; eine Einbehaltung von Dienstbezgen nach § 126 Abs. 2 bleibt unbercksichtigt. Wrden dem Soldaten Versorgungsbezge nur fr eine bestimmte Zeit zustehen, darf der Unterhaltsbeitrag hçchstens fr diese Zeit bewilligt werden. (3) Die Gewhrung des Unterhaltsbeitrags kann in dem Urteil ganz oder teilweise ausgeschlossen werden, soweit der Verurteilte ihrer nicht wrdig oder den erkennbaren Umstnden nach nicht bedrftig ist. Sie kann in dem Urteil ber den Zeitraum von sechs Monaten hinaus verlngert werden, soweit dies zur Vermeidung einer unbilligen Hrte notwendig ist; der Verurteilte hat die Voraussetzungen der unbilligen Hrte glaubhaft zu machen. Fr die Zahlung des Unterhaltsbeitrags gilt § 109. (4) In minder schweren Fllen kann das Gericht den Verlust des Dienstgrades ausschließen, jedoch den Dienstgrad herabsetzen, ohne an die in § 62 Abs. 1 Satz 1 bis 3 bezeichneten Beschrnkungen gebunden zu sein. 231
C 10
WDO
§ 64
Anmerkung: 1. Sinn und Zweck der Regelung ber die Bewilligung eines Unterhaltsbeitrages durch das Gericht in § 109 ist es, dem Verurteilten den bergang in einen zweiten Beruf zu erleichtern oder ihn bei Erwerbsunfhigkeit vor wirtschaftlicher Not zu schtzen. Zur Vermeidung des (frheren) verfahrensmßigen Aufwands sieht Absatz 2 die Gewhrung eines Unterhaltsbeitrags fr die Dauer von sechs Monaten als unmittelbare, d. h. nicht mehr durch das Gericht eigens auszusprechende Rechtsfolge der Entfernung aus dem Dienstverhltnis vor. Als Bemessungsgrundlage der Gewhrung dient dabei nicht mehr das hypothetische Ruhegehalt; vielmehr soll auf die tatschlichen Dienstbezge des Verurteilten abgestellt werden. Dieses Kriterium ist zur Bestimmung des wirtschaftlichen Bedarfs deshalb besser geeignet, weil der Verurteilte seinen bisherigen Lebensstandard nicht an dem hypothetischen Ruhegehalt, sondern an den aktuellen Dienstbezgen orientiert hat und Grnde zur Besserstellung von Soldaten mit lngeren Dienstzeiten bei der Gewhrung des Unterhaltsbeitrags angesichts des ihr zukommenden Zwecks nicht gegeben sind. 2. Um eine Unterhaltsgewhrung in angemessener Hçhe sicherzustellen, ist ein Bewilligungssatz von 50 Prozent der Dienstbezge angemessen, die dem Betroffenen im Zeitpunkt der Unanfechtbarkeit der Entscheidung zustehen. 3. Die Flle, in denen die Bewilligung des Unterhaltsbeitrags nach bisherigem Recht einerseits nicht oder nicht in vollem Umfang und andererseits ber einen lngeren Zeitraum als sechs Monate angezeigt ist, werden in Absatz 3 Satz 2 und 3 geregelt. Nur in diesen Fllen wird das Gericht knftig eine Entscheidung ber den Unterhaltsbeitrag zu treffen haben, whrend die Regelflle durch Satz 1 abgedeckt sind. 4. Zur „Wrdigkeit“ i. S. d. Absatzes 3 R BVerwG in NZWehrr 06, 159.
§ 64
Krzung des Ruhegehalts
Die Krzung des Ruhegehalts besteht in der bruchteilmßigen Verminderung des monatlichen Ruhegehalts. Fr die Krzung des Ruhegehalts gilt § 59 entsprechend. Diese Krzung bleibt bei der Anwendung von Ruhens- und Krzungsvorschriften nach dem Soldatenversorgungsgesetz unbercksichtigt. Der Ausgleich kann bis zur Hlfte gekrzt werden. 232
WDO § 65
§§ 65 – 67
C 10
Aberkennung des Ruhegehalts
(1) Mit der Aberkennung des Ruhegehalts tritt der Verlust der Rechte als Soldat im Ruhestand ein. Sie setzt voraus, dass die Entfernung aus dem Dienstverhltnis gerechtfertigt wre, falls sich der Soldat im Ruhestand noch im Dienst befnde. Die Aberkennung des Ruhegehalts bewirkt auch den Verlust eines noch nicht gezahlten Ausgleichs und des Anspruchs auf Hinterbliebenenversorgung sowie den Verlust des Dienstgrades und der sich daraus ergebenden Befugnisse. § 63 Abs. 4 gilt entsprechend. (2) Der Soldat, dessen Ruhegehalt aberkannt wird, erhlt bis zur Gewhrung einer Rente aufgrund der durchgefhrten Nachversicherung, lngstens jedoch fr die Dauer von sechs Monaten, einen Unterhaltsbeitrag in Hçhe von 70 vom Hundert des Ruhegehalts, das ihm bei Eintritt der Unanfechtbarkeit der Entscheidung zusteht; eine Einbehaltung des Ruhegehalts nach § 126 Abs. 3 bleibt unbercksichtigt. § 63 Abs. 3 gilt entsprechend.
§ 66
Aberkennung des Dienstgrades
Die Aberkennung des Dienstgrades bewirkt den Verlust des Dienstgrades und der sich daraus ergebenden Befugnisse. Sie setzt voraus, dass die Entfernung aus dem Dienstverhltnis gerechtfertigt wre, falls sich der Angehçrige der Reserve oder der nicht wehrpflichtige frhere Soldat, der noch zu Dienstleistungen herangezogen werden kann, noch im Dienst befnde. § 63 Abs. 1 Satz 3 gilt entsprechend.
§ 67
Disziplinarmaßnahmen gegen frhere Soldaten, die als Soldaten im Ruhestand gelten
(1) Bei frheren Soldaten, die als Soldaten im Ruhestand gelten (§ 1 Abs. 3), besteht die Krzung des Ruhegehalts in der Krzung der bergangsbeihilfe, der bergangsgebhrnisse, der Ausgleichsbezge oder des Unterhaltsbeitrags. Neben oder anstelle der Krzung der bergangsgebhrnisse oder der Ausgleichsbezge kann auf Krzung der bergangsbeihilfe erkannt werden. (2) Fr die Krzung der bergangsgebhrnisse, der Ausgleichsbezge oder des Unterhaltsbeitrags gilt § 59 entsprechend. Die bergangsbeihilfe kann bis zur Hlfte gekrzt werden. (3) Durch die Dienstgradherabsetzung erlçschen die Rechte aus einem Eingliederungs- oder Zulassungsschein, sofern der frhere Soldat noch nicht in den çffentlichen Dienst eingestellt worden ist. Im brigen bleibt ein Anspruch auf Berufsfçrderung unberhrt. 233
C 10
WDO
§ 68
(4) Mit der Aberkennung des Ruhegehalts verliert der frhere Soldat den Anspruch auf eine noch nicht gezahlte bergangsbeihilfe sowie Ansprche auf bergangsgebhrnisse, Ausgleichsbezge, Unterhaltsbeitrag und Berufsfçrderung. Er verliert ferner seinen Dienstgrad und die sich daraus ergebenden Befugnisse. § 63 Abs. 4 gilt entsprechend. Anmerkung: Beachte den Erlass „Unterhaltsbeitrag bei frheren Soldaten, die als Soldaten im Ruhestand (§ 1 Abs. 3 WDO) gelten“: Die in § 67 WDO zum Unterhaltsbeitrag getroffenen Regelungen beziehen sich auf den gemß § 73 des Soldatenversorgungsgesetzes zu zahlenden Unterhaltsbeitrag und nicht auf den nach § 63 Abs. 2 WDO (Entfernung aus dem Dienstverhltnis) und nach § 65 Abs. 2 WDO (Aberkennung des Ruhegehalts) zu zahlenden Unterhaltsbeitrag. Im Vorgriff auf eine entsprechende gesetzliche Klarstellung weise ich darauf hin, dass sich die Gewhrung eines Unterhaltsbeitrages fr frhere Soldaten, die gemß § 1 Abs. 3 WDO als Soldaten im Ruhestand gelten und zur Aberkennung des Ruhegehalts verurteilt wurden, nach § 65 Abs. 2 WDO richtet. R I 5 – 25-01-30/00-05/I 50001 Bonn, 04. Juni 2003
2. Wehrdienstgerichte
§ 68
Bestimmung der Wehrdienstgerichte
Dienstgerichte fr gerichtliche Disziplinarverfahren gegen Soldaten und fr Verfahren ber Beschwerden von Soldaten (Wehrdienstgerichte) sind die Truppendienstgerichte (§§ 69 bis 79) und das Bundesverwaltungsgericht (§ 80). Anmerkung zu §§ 68 – 70: Die Wehrdienstgerichtsbarkeit ist auf der Grundlage des Art. 96 Abs. 4 GG (R A 10) geschaffen worden. Die Wehrdienstgerichte sind organisatorisch selbststndig, die personelle Unabhngigkeit der Richter ist gewhrleistet. Sie sind in ihrer rechtsprechenden Ttigkeit nur an Gesetz und Recht gebunden (R Art. 20 Abs. 3 GG) und damit auch sachlich unabhngig. Durch Rechtsverordnung sind zwei Gerichte, die Truppendienstgerichte Nord und Sd mit Sitz in Mnster und Mnchen errichtet 234
WDO
§ 69
C 10
worden (R C 14a). Bei den Truppendienstgerichten sind – berwiegend auswrtige – Kammern gebildet (R C 14b). Diese Zustndigkeitsregelung soll die rumliche Nhe zur Truppe und die Einheitlichkeit der Rechtsprechung in den Truppenteilen gewhrleisten. Die Zustndigkeit der ber das gesamte Bundesgebiet verteilten Kammern ergibt sich aus den vom Prsidium der Gerichte zu erstellenden Geschftsverteilungsplnen. Die Truppendienstkammern entscheiden in der Besetzung mit einem zivilen Berufsrichter als Vorsitzenden und zwei ehrenamtlichen Richtern (Soldaten) R Schaubild und Organigramm C 14c.
a) Truppendienstgerichte
§ 69
Errichtung
(1) Das Bundesministerium der Verteidigung errichtet durch Rechtsverordnung die Truppendienstgerichte und bestimmt deren Sitz und Dienstbereich nach den sachlichen Bedrfnissen der Rechtspflege in der Bundeswehr und in Anlehnung an ihre Gliederung. (2) Bei den Truppendienstgerichten werden Kammern gebildet (Truppendienstkammern). Das Bundesministerium der Verteidigung kann durch Rechtsverordnung Truppendienstkammern bilden, die ihren Sitz außerhalb des Sitzes des Truppendienstgerichts haben, wenn dies den sachlichen Bedrfnissen der Rechtspflege in der Bundeswehr entspricht und wegen der rumlichen Entfernung der Truppenteile oder Dienststellen zum Sitz des Gerichts zweckmßig ist; es kann dabei auch den Dienstbereich der auswrtigen Truppendienstkammern bestimmen. (3) Wird infolge einer Vernderung in der Gliederung der Bundeswehr oder im Interesse einer geordneten Rechtspflege die Gerichtsorganisation gendert, kann das Bundesministerium der Verteidigung durch Rechtsverordnung bestimmen, dass schwebende Verfahren auf ein anderes Truppendienstgericht oder eine andere Truppendienstkammer bergehen, wenn dies zur sachlichen Fçrderung der Verfahren zweckmßig ist. (4) Die Truppendienstgerichte gehçren zum Geschftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung. (5) Bei jedem Truppendienstgericht wird eine Hauptgeschftsstelle, bei jeder Truppendienstkammer eine Geschftsstelle eingerichtet. Die Hauptgeschftsstelle des Truppendienstgerichts nimmt 235
C 10
WDO
§§ 70 – 72
zugleich die Aufgaben der Geschftsstelle einer Truppendienstkammer am Sitz des Gerichts wahr.
§ 70
Zustndigkeit
(1) Zustndig ist das Truppendienstgericht, das fr den Befehlsbereich errichtet ist, zu dem der Truppenteil oder die Dienststelle des Soldaten bei Einleitung des gerichtlichen Disziplinarverfahrens gehçrt. (2) Fr frhere Soldaten ist das Truppendienstgericht zustndig, dem der Wehrbereich zugeteilt ist, in dem sich die zustndige Wehrersatzbehçrde oder, soweit der frhere Soldat nicht mehr der Wehrberwachung unterliegt, sein Wohnsitz befindet. Hat der frhere Soldat keinen Wohnsitz im Geltungsbereich dieses Gesetzes, ist das fr den Sitz des Bundesministeriums der Verteidigung zustndige Truppendienstgericht zustndig. (3) Fehlt ein Gerichtsstand, ist er zweifelhaft oder streitig oder bestehen bei zusammenhngenden Dienstvergehen mehrerer Soldaten unterschiedliche Gerichtsstnde, bestimmt auf Antrag eines Truppendienstgerichts oder einer anderen am Verfahren beteiligten Behçrde oder Dienststelle das Bundesverwaltungsgericht durch Beschluss das zustndige Tuppendienstgericht.
§ 71
Zusammensetzung
(1) Das Truppendienstgericht besteht aus dem Prsidenten und weiteren Richtern in erforderlicher Anzahl. (2) Bei dem Truppendienstgericht wirken ehrenamtliche Richter mit. (3) Bei dem Truppendienstgericht kçnnen Richter kraft Auftrags verwendet werden. Sie drfen bei der großen Besetzung (§ 76) nicht den Vorsitz fhren. (4) Dem Richter eines Truppendienstgerichts kann ein weiteres Richteramt bei einem anderen Truppendienstgericht bertragen werden.
§ 72
Prsidialverfassung
(1) Bei jedem Truppendienstgericht wird ein Prsidium gebildet. (2) Das Prsidium besteht aus dem Prsidenten als Vorsitzenden und aus vier gewhlten Richtern. (3) Der Prsident bernimmt am Sitz des Truppendienstgerichts den Vorsitz einer Kammer. 236
WDO
§§ 73 – 74
C 10
(4) Die vom Prsidium getroffenen Anordnungen kçnnen im Laufe des Geschftsjahres gendert werden, wenn dies infolge einer Vernderung in der Gliederung der Bundeswehr erforderlich wird. (5) Die Vorschriften des Zweiten Titels des Gerichtsverfassungsgesetzes gelten entsprechend, soweit sich aus diesem Gesetz nichts anderes ergibt.
§ 73
Dienstaufsicht
Der Prsident bt die Dienstaufsicht ber die Richter, Beamten und Arbeitnehmer aus.
§ 74
Ehrenamtliche Richter
(1) Die ehrenamtlichen Richter werden fr ein Kalenderjahr berufen. (2) Die Kommandeure der Truppenteile und die Leiter der Dienststellen, fr die das Truppendienstgericht zustndig ist, benennen dem Truppendienstgericht mçglichst die dreifache Anzahl der erforderlichen ehrenamtlichen Richter. Sie benennen außerdem mçglichst die dreifache Anzahl der erforderlichen ehrenamtlichen Richter aus der Laufbahn des Sanittsdienstes, die rzte oder Zahnrzte sind. Außerdem benennen die Kreiswehrersatzmter die erforderliche Anzahl von Angehçrigen der Reserve. Die ehrenamtlichen Richter sind getrennt nach Dienstgradgruppen zu benennen. Soldaten oder frhere Soldaten, die im laufenden oder vorhergegangenen Kalenderjahr in einem Strafverfahren zu einer Freiheitsentziehung oder in einem gerichtlichen Disziplinarverfahren zu einer gerichtlichen Disziplinarmaßnahme rechtskrftig verurteilt worden sind oder gegen die im laufenden oder vorhergegangenen Kalenderjahr unanfechtbar Disziplinararrest verhngt worden ist, sind nicht zu benennen. Nicht zu benennen sind ferner Soldaten oder frhere Soldaten, ber deren Antrag auf Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer noch nicht rechtskrftig entschieden worden ist. (3) Zwei vom Prsidenten bestimmte Richter teilen die Benannten, die das Bundesverwaltungsgericht nicht ausgelost hat (§ 80), auf die Truppendienstkammern auf. Der Vorsitzende der Truppendienstkammer lost in çffentlicher Sitzung die erforderliche Anzahl von ehrenamtlichen Richtern der einzelnen Dienstgradgruppen sowie der Laufbahn des Sanittsdienstes nach einzelnen Dienstgradgruppen aus und trgt sie getrennt in der Reihenfolge der Auslosung in die Liste der ehrenamtlichen Richter der Truppendienstkammer ein. ber die Auslosung wird vom Urkundsbeamten der Geschftsstelle eine Niederschrift aufgenommen. 237
C 10
WDO
§ 74
(4) Soldaten oder frhere Soldaten, die entgegen Absatz 2 Satz 5 oder 6 benannt worden sind oder bei denen zwischen ihrer Benennung und Auslosung einer der in Absatz 2 Satz 5 oder 6 bezeichneten Hinderungsgrnde eingetreten ist, sind bei der Auslosung nicht zu bercksichtigen oder vom Vorsitzenden der Truppendienstkammer von der Liste der ehrenamtlichen Richter zu streichen. Die Nichtbercksichtigung oder Streichung ist unanfechtbar. (5) Nach der Reihenfolge der Liste der ehrenamtlichen Richter werden die ehrenamtlichen Richter zu den einzelnen Sitzungen herangezogen. Von der Reihenfolge darf nur aus zwingenden Grnden und nur mit Zustimmung des Vorsitzenden der Truppendienstkammer abgewichen werden; militrischer Dienst bildet nur dann einen zwingenden Grund, wenn die Ausbung gerade durch den in Frage kommenden ehrenamtlichen Richter besonders wichtig ist. Der Grund fr die Abweichung und die Zustimmung des Vorsitzenden sind aktenkundig zu machen. Wird von der Liste der ehrenamtlichen Richter abgewichen, ist der bergangene ehrenamtliche Richter zu der nchsten Sitzung heranzuziehen. (6) Wird die Berufung neuer ehrenamtlicher Richter erforderlich, werden sie nur fr den Rest des Kalenderjahres berufen. (7) Als ehrenamtlicher Richter soll nur herangezogen werden, wer mindestens sechs Monate Wehrdienst geleistet hat. (8) Fr die Heranziehung von Vertretern bei unvorhergesehener Verhinderung eines ehrenamtlichen Richters oder bei kurzfristiger Anberaumung einer Hauptverhandlung wegen bevorstehender Entlassung des Soldaten kann eine Liste von ehrenamtlichen Richtern aufgestellt werden, die Truppenteilen oder Dienststellen angehçren, die ihren Standort am Sitz der Truppendienstkammer oder in ihrer Nhe haben. Die Abstze 1 bis 7 gelten entsprechend. Anmerkung zu §§ 74 – 79: 1. Ehrenamtliche Richter sind regelmßig aktive oder (im Fall des § 75 Abs. 3 Satz 2) frhere Soldaten. Sie werden bei den Truppendienstgerichten fr ein Kalenderjahr, bei den Wehrdienstsenaten des Bundesverwaltungsgerichts auf zwei Jahre bzw. fr die Zeit des Grundwehrdienstes berufen (R § 80 Abs. 4 Satz 2). Mit der Berufung von Soldaten zu ehrenamtlichen Richtern wird gewhrleistet, dass in den Verfahren vor den Wehrdienstgerichten Kenntnisse und Erfahrungen ber die sozialen, technischen und sonstigen Eigengesetzlichkeiten des militrischen Lebens eingebracht werden. 238
WDO
§ 74
C 10
Die ehrenamtlichen Richter sind wie die Berufsrichter in ihrer rechtsprechenden Ttigkeit unabhngig und nur dem Gesetz unterworfen. Sie kçnnen insoweit keine Weisungen und Befehle von Vorgesetzten erhalten. Als Organe der Rechtspflege sind sie vor Beeinflussung strafrechtlich geschtzt R § 37 WStG (C 20). Die ehrenamtlichen Richter haben gleiches Stimmrecht wie die Berufsrichter. Sie kçnnen sachdienliche Fragen an den Soldaten, die Zeugen oder die Sachverstndigen richten. 2. Die ehrenamtlichen Richter mssen ber den Hergang der Beratung und Abstimmung auch nach Beendigung ihres Amtes schweigen. 3. Die Ttigkeit als ehrenamtlicher Richter ist militrischer Dienst. Das Berufungsschreiben des Gerichts gilt als Anordnung der Dienstreise R BwKalender D 14a, Nr. 6.7. 4. Die hçheren Kommandobehçrden, die zentralen militrischen Dienststellen und die Kreiswehrersatzmter melden zum 10. 10. eines jeden Jahres geeignete Soldaten aller Dienstgradgruppen aus den Teilstreitkrften sowie Sanittsoffiziere in bestimmter Anzahl. Aus den von den Truppendienstgerichten erstellten Vorschlagslisten werden dann die bei den Wehrdienstsenaten und den Kammern der Truppendienstgerichte bençtigten ehrenamtlichen Richter ausgelost. Bei der Heranziehung zu den einzelnen Sitzungen darf von der ausgelosten Reihenfolge nur aus zwingenden Grnden und nur mit Zustimmung des Vorsitzenden der Truppendienstkammer abgewichen werden. 5. Der Soldat ist zur bernahme und Ausbung des Amtes als ehrenamtlicher Richter bei den Wehrdienstgerichten dienstrechtlich verpflichtet R § 20 Abs. 7 SG i. V. m. § 64 BBG (C 01). Militrischer Dienst bildet nur ausnahmsweise einen Grund fr das Nichterscheinen zu einer Sitzung. Hinderungsgrnde mssen in einer schriftlichen Erklrung dienstlich mitgeteilt werden. 6. Die ehrenamtlichen Richter sollen der Teilstreitkraft, nicht jedoch demselben Truppenteil/Dienststelle des Soldaten angehçren. Ein ehrenamtlicher Richter muss stets der Dienstgradgruppe des Soldaten (sog. Kameradenbeisitzer) angehçren, der andere Stabsoffizier sein und im Dienstgrad ber dem Soldaten stehen. In Verfahren gegen Offiziere vom Oberst oder einem entsprechenden Dienstgrad an aufwrts muss der andere ehrenamtliche Richter der Dienstgradgruppe der Generale angehçren. Zu den Dienstgradgruppen R ZDv 14/5 B 185 (BwKalender F 02). 239
C 10
WDO
§ 75
7. Zu den sonstigen Voraussetzungen zur Ausbung des Richteramtes, insbesondere den Ausschlussgrnden R § 75 Abs. 3 und § 77. Grundstzlich sollten nur solche Soldaten fr das Amt des ehrenamtlichen Richters benannt werden, die im Hinblick auf Persçnlichkeitsniveau, Fhrung und dienstliche Leistung bestimmten Mindestanforderungen gengen (R § 74 Abs. 2 Stze 5 und 6). 8. Befçrderung und Versetzung aus dem Zustndigkeitsbereich der Truppendienstkammer kçnnen zum Erlçschen des Amtes fhren (R § 79).
§ 75
Besetzung
(1) Die Truppendienstkammer entscheidet in der Hauptverhandlung mit einem Richter als Vorsitzenden und zwei ehrenamtlichen Richtern. Außerhalb der Hauptverhandlung entscheidet der Vorsitzende allein, soweit nicht nach diesem Gesetz das Truppendienstgericht zu entscheiden hat. (2) Ein ehrenamtlicher Richter muss der Dienstgradgruppe des Soldaten angehçren. Bei Verfahren gegen Sanittsoffiziere, die rzte oder Zahnrzte sind, soll er nach Mçglichkeit außerdem Arzt oder Zahnarzt sein, wenn das Verfahren Verstçße gegen rztliche Pflichten zum Gegenstand hat. Der andere ehrenamtliche Richter muss Stabsoffizier sein und im Dienstgrad ber dem Soldaten stehen. In Verfahren gegen Offiziere vom Obersten oder einem entsprechenden Dienstgrad an aufwrts muss der andere ehrenamtliche Richter der Dienstgradgruppe der Generale angehçren. (3) Die ehrenamtlichen Richter sollen der Teilstreitkraft des Soldaten, jedoch nicht beide demselben Bataillon oder dem entsprechenden Truppenteil oder derselben Dienststelle angehçren. Ein ehrenamtlicher Richter darf nicht Disziplinarvorgesetzter des anderen ehrenamtlichen Richters sein. In Verfahren gegen frhere Soldaten wegen eines Verhaltens, das als Dienstvergehen gilt, soll ein ehrenamtlicher Richter Angehçriger der Reserve sein; er muss der Dienstgradgruppe des frheren Soldaten angehçren. (4) Soweit bei einer Truppendienstkammer ehrenamtliche Richter nach den Abstzen 2 und 3 nicht zur Verfgung stehen, sind Soldaten als ehrenamtliche Richter zu berufen, die bereits als ehrenamtliche Richter einer anderen Kammer des Truppendienstgerichts ausgelost sind. Insoweit findet eine besondere Auslosung 240
WDO
§§ 76 – 78
C 10
statt; § 74 Abs. 3, 5 und 6 gilt entsprechend. Das Amt als ehrenamtlicher Richter bei einer anderen Truppendienstkammer bleibt unberhrt.
§ 76 Große Besetzung Vor Anberaumung der Hauptverhandlung kann der Vorsitzende der Truppendienstkammer durch Beschluss zwei weitere Richter heranziehen, wenn dies nach Umfang oder Bedeutung der Sache geboten ist.
§ 77
Ausschluss von der Ausbung des Richteramtes
(1) Ein Richter oder ein ehrenamtlicher Richter ist von der Ausbung des Richteramtes kraft Gesetzes ausgeschlossen, 1. in Fllen, in denen ein Richter im Strafverfahren von der Ausbung des Richteramtes ausgeschlossen ist, 2. wenn er a) selbst an der Tat beteiligt ist, b) in einem sachgleichen Strafverfahren oder Bußgeldverfahren gegen den Soldaten beteiligt war, c) in einem frheren, dieselbe Sache betreffenden Beschwerdeverfahren, Verfahren auf Aufhebung oder nderung einer einfachen Disziplinarmaßnahme oder in einem dieselbe Sache betreffenden Verfahren nach § 40 Abs. 4 mitgewirkt hat. (2) Ein ehrenamtlicher Richter ist auch ausgeschlossen, wenn er 1. in derselben Sache als Disziplinarvorgesetzter Disziplinarbefugnis ausgebt, bei disziplinaren Ermittlungen oder als Vertrauensperson mitgewirkt hat oder in dem gerichtlichen Disziplinarverfahren gegen den Soldaten ttig gewesen ist, 2. Disziplinarvorgesetzter des Soldaten ist, 3. dem Bataillon oder entsprechenden Truppenteil oder der Dienststelle des Soldaten angehçrt.
§ 78
Sumige ehrenamtliche Richter
(1) Gegen ehrenamtliche Richter, die sich ohne gengende Entschuldigung zu den Sitzungen nicht rechtzeitig einfinden oder die sich ihren Pflichten auf andere Weise entziehen, kann ein Ordnungsgeld festgesetzt werden. Zugleich kçnnen ihnen die dadurch verursachten Kosten auferlegt werden. 241
C 10
WDO
§ 79
(2) Die Entscheidung trifft der Vorsitzende. Gegen die Festsetzung und die Kostenauferlegung kann der ehrenamtliche Richter die Entscheidung des Truppendienstgerichts beantragen. Der Antrag ist innerhalb von zwei Wochen nach Zustellung der Entscheidung zu stellen. Das Truppendienstgericht entscheidet endgltig.
§ 79
Ruhen und Erlçschen des Amtes als ehrenamtlicher Richter
(1) Ein ehrenamtlicher Richter, gegen den ein gerichtliches Disziplinarverfahren eingeleitet ist oder wegen einer vorstzlich begangenen Straftat die çffentliche Klage erhoben oder der Erlass eines Strafbefehls beantragt oder dem die Ausbung des Dienstes nach § 22 des Soldatengesetzes verboten ist, ist whrend dieser Verfahren oder der Dauer des Verbots zur Ausbung seines Amtes nicht heranzuziehen. Ein ehrenamtlicher Richter, der einen Antrag auf Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer gestellt hat, kann bis zum rechtskrftigen Abschluss des Anerkennungsverfahrens und, wenn er anerkannt ist, bis zur Entlassung sein Amt nicht ausben. (2) Das Amt eines ehrenamtlichen Richters erlischt, wenn 1. er im Strafverfahren rechtskrftig zu einer Freiheitsstrafe verurteilt worden ist, 2. er im gerichtlichen Disziplinarverfahren zu einer gerichtlichen Disziplinarmaßnahme verurteilt oder wenn gegen ihn unanfechtbar Disziplinararrest verhngt wird, 3. er nicht mehr einem Truppenteil oder einer Dienststelle angehçrt, fr die das Truppendienstgericht zustndig ist, 4. er den Dienstgrad einer anderen Dienstgradgruppe erhlt oder 5. das Wehrdienstverhltnis oder die Wehrpflicht endet. (3) Ist der ehrenamtliche Richter in den Fllen des Absatzes 2 Nr. 3 aus dem Zustndigkeitsbereich des Truppendienstgerichts durch Versetzung ausgeschieden, erlischt sein Amt mit Ende des Monats nach Mitteilung der Versetzung an ihn, es sei denn, dass er dem Erlçschen des Amtes als ehrenamtlicher Richter widersprochen hat. 242
WDO
§ 80
C 10
b) Bundesverwaltungsgericht
§ 80
Wehrdienstsenate, Errichtung, Zusammensetzung, Zustndigkeit
(1) Fr Wehrdisziplinarsachen und Wehrbeschwerdesachen werden beim Bundesverwaltungsgericht Wehrdienstsenate gebildet. Fr die Gerichtsverfassung gelten die §§ 4 und 11 Abs. 2 bis 5 der Verwaltungsgerichtsordnung, soweit sich aus diesem Gesetz nichts anderes ergibt. (2) Bei den Wehrdienstsenaten kçnnen nur Richter mitwirken, die vom Bundesministerium der Justiz hierfr bestimmt sind. Die Bestimmung wird bei der bertragung des Richteramtes beim Bundesverwaltungsgericht getroffen. Sie kann auf Vorschlag oder mit Zustimmung des Prsidiums des Bundesverwaltungsgerichts auch spter ergehen oder aufgehoben werden. Durch Beschluss des Prsidiums kçnnen Richter anderer Senate auch zu zeitweiligen Mitgliedern eines Wehrdienstsenats bestellt werden, wenn dieser infolge Verhinderung seiner Mitglieder oder regelmßigen Vertreter beschlussunfhig ist. (3) Die Wehrdienstsenate entscheiden in der Besetzung von drei Richtern und zwei ehrenamtlichen Richtern, bei Beschlssen außerhalb der Hauptverhandlung in der Besetzung von drei Richtern. § 75 Abs. 2 und 3 ist anzuwenden. (4) Die ehrenamtlichen Richter werden vor Aufteilung der benannten Soldaten oder frheren Soldaten auf die Truppendienstkammern von einem Richter eines Wehrdienstsenats aus den Soldaten oder frheren Soldaten ausgelost, die den Truppendienstgerichten als ehrenamtliche Richter benannt sind. Soldaten, die aufgrund der Wehrpflicht Wehrdienst leisten, werden fr die Zeit ihres Grundwehrdienstes zum ehrenamtlichen Richter berufen, andere Soldaten oder frhere Soldaten fr zwei Jahre. § 74 Abs. 3 Satz 2 und 3, Abs. 4 bis 8 sowie die §§ 77 und 79 gelten sinngemß. Anmerkung: 1. Das gerichtliche Disziplinarverfahren nach der WDO ist zweistufig aufgebaut. Die Wehrdienstsenate sind Rechtsmittelinstanz gegen Entscheidungen der Truppendienstgerichte (R §§ 114, 115). 243
C 10
WDO
§ 81
Darber hinaus entscheiden sie in Antrags- und Beschwerdeverfahren nach der WDO und WBO R §§ 42 Nr. 4 und 5, § 45 WDO, §§ 21 ff. WBO (C 30). 2. Die Wehrdienstsenate des Bundesverwaltungsgerichts haben ihren Sitz in Leipzig (Anschrift: Simsonplatz 1, 04104 Leipzig R VMBl 2002 S. 334). 3. Besetzung der Wehrdienstsenate: drei Berufsrichter, zwei Soldaten als ehrenamtliche Richter (R Schaubild C 14c).
3. Wehrdisziplinaranwlte
§ 81
Organisation und Aufgaben
(1) Das Bundesministerium der Verteidigung bestellt bei den Truppendienstgerichten Beamte fr die Dauer ihres Hauptamtes als Wehrdisziplinaranwlte. Sie mssen die Befhigung zum Richteramt nach dem Deutschen Richtergesetz haben oder die Voraussetzungen des § 110 Satz 1 des Deutschen Richtergesetzes erfllen. (2) Die Wehrdisziplinaranwlte vertreten die dem Bundesminister der Verteidigung nachgeordneten Einleitungsbehçrden im gerichtlichen Disziplinarverfahren. Sie vertreten auch den Bundesminister der Verteidigung, wenn er selbst Einleitungsbehçrde ist. Sie haben den Ersuchen der Einleitungsbehçrde zu entsprechen. Ihnen obliegt die Vollstreckung von Disziplinarmaßnahmen, die im gerichtlichen Disziplinarverfahren verhngt worden sind. (3) Bei dem Bundesverwaltungsgericht wird ein Bundeswehrdisziplinaranwalt bestellt; er vertritt die oberste Dienstbehçrde und die anderen Einleitungsbehçrden in jeder Lage des Verfahrens vor diesem Gericht. Der Bundeswehrdisziplinaranwalt untersteht dem Bundesminister der Verteidigung und ist nur an dessen Weisungen gebunden. Fr ihn und seine hauptamtlichen Mitarbeiter des hçheren Dienstes gilt Absatz 1 Satz 2. Dem Bundeswehrdisziplinaranwalt unterstehen die Wehrdisziplinaranwlte. (4) Die Einleitungsbehçrde hat auf Verlangen des Bundeswehrdisziplinaranwalts ein gerichtliches Disziplinarverfahren einzuleiten, wenn im Verfahren voraussichtlich auf Entfernung aus dem Dienstverhltnis, auf Aberkennung des Ruhegehalts, auf Aber244
WDO
§ 81
C 10
kennung des Dienstgrades oder auf Dienstgradherabsetzung erkannt werden wird und die Einleitungsbehçrde die Einleitung des Verfahrens zuvor entgegen einem Vorschlag des Wehrdisziplinaranwalts abgelehnt hat. Auf sein Ersuchen sind dem Bundeswehrdisziplinaranwalt die Akten, die fr die Beurteilung eines Dienstvergehens von Bedeutung sein kçnnen, sowie die Personalakten vorzulegen. Absatz 3 Satz 2 und § 98 Abs. 1 und 2 bleiben unberhrt. Anmerkung: 1. Als Wehrdisziplinaranwltinnen und Wehrdisziplinaranwlte sind die Rechtsberaterinnen und Rechtsberater bei den Kommandobehçrden (ab Division) und den Inspekteuren der TSK im Nebenamt bestellt R Anordnung ber die Bestellung und Bezeichnung von Wehrdisziplinaranwltinnen und Wehrdisziplinaranwlten (VMBl 2004 S. 147). Die Rechtsberaterinnen und Rechtsberater fhren in ihrer Eigenschaft als Wehrdisziplinaranwltinnen und Wehrdisziplinaranwlte die Dienststellenbezeichnung „Wehrdisziplinaranwaltschaft“. Der Bereich der Einleitungsbehçrde ist der Dienststellenbezeichnung hinzuzufgen. Beispiel: „Wehrdisziplinaranwaltschaft fr den Bereich der 13. Panzergrenadierdivision“. 2. Anschrift BWDA: Simsonplatz 1, 04104 Leipzig R VMBl 2002 S. 334. 3. Die Ergnzung um einen Absatz 4 im bisherigen § 74 schien 2001 zur Regelung des Falles geboten, dass sich die Einleitungsbehçrde bei dem Verdacht auf Pflichtverletzungen, welche schwere gerichtliche Disziplinarmaßnahmen nach sich ziehen kçnnen, nicht zur Einleitung eines gerichtlichen Disziplinarverfahrens entschließt. Ferner sollte durch die bloße Existenz der Norm verdeutlicht werden, dass das der Einleitung zu Grunde liegende Entschließungsermessen der Einleitungsbehçrde bereits nach dem derzeit geltenden Recht nicht frei, sondern unter Beachtung der wehrdienstgerichtlichen Rechtsprechung zur Verhngung gerichtlicher Disziplinarmaßnahmen seine Grenze im Willkrverbot findet. Sieht eine Einleitungsbehçrde ermessensfehlerhaft von der Einleitung eines gerichtlichen Disziplinarverfahrens ab, kçnnten selbst Pflichtverletzungen, die erwiesenenfalls schwerste gerichtliche Disziplinarmaßnahmen nach sich ziehen wrden, nicht auf dem an sich dafr vorgesehenen Weg nher geprft und gegebe245
C 10
WDO
§ 81
nenfalls schuldangemessen geahndet werden. Fehler bei der Ausbung des Entschließungsermessens fhren ber eine uneinheitliche Einleitungspraxis nicht nur zu einer Fehleinschtzung ber das Gewicht eines disziplinarrechtlich relevanten Verhaltens bei den Soldaten, sondern auch zu fr sie nicht mehr nachvollziehbaren und vor dem Gesetz nicht mehr zu rechtfertigenden Ungleichbehandlungen. Das Erleben oder auch nur die Vorstellung von Willkr wiederum untergrbt nicht nur allgemein den Glauben an die Gerechtigkeit, sondern erschttert auch so nachhaltig das Vertrauen in die Vorgesetzten, dass selbst bei nur wenigen Fllen eines unberechtigten Absehens von einer gebotenen Einleitung die Streitkrfte als Institution und ihre Funktionsfhigkeit dauerhaft Schaden nehmen kçnnten. Die Einfhrung eines solchen Antragsverfahrens bewirkt zunchst nur, dass der Einleitungsbehçrde mit dem Bundeswehrdisziplinaranwalt ber den „eigenen“ Wehrdisziplinaranwalt und die vorgesetzte Einleitungsbehçrde hinaus ein weiterer Dialogpartner benannt wird, von dem auf Grund seiner Funktion eine besondere Sachkunde in der Rechtsprechung der Wehrdienstsenate des Bundesverwaltungsgerichts erwartet werden kann. Auch zurzeit ist der Bundeswehrdisziplinaranwalt als vorgesetzte Stelle des Wehrdisziplinaranwalts und als gesetzlicher Vertreter der Einleitungsbehçrden vor dem Bundesverwaltungsgericht befugt, die Einleitungspraxis zu beobachten oder zu hinterfragen, ggf. mit der Einleitungsbehçrde zu sprechen, auf sie – im Wege der berzeugungsvermittlung – einzuwirken oder durch hçhere Einleitungsbehçrden – dann dienstaufsichtlich – einwirken zu lassen. Insbesondere zu Letzterem muss es aber nicht kommen, wenn bereits im Gesetz durch ein Antragsverfahren die Begrenztheit des Entschließungsermessens deutlich signalisiert und dadurch die Einleitungsbehçrde zu einer kritischen Selbstprfung veranlasst wird. Literatur-Hinweis zu Abs. 4: Wolf in NZWehrr 01, 200
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WDO
§ 82
C 10
4. Allgemeine Vorschriften fr das gerichtliche Disziplinarverfahren Anmerkung: Das gerichtliche Disziplinarverfahren gliedert sich in folgende Abschnitte: – Einleitungsverfgung durch die Einleitungsbehçrde (R § 94 i. V. m. C 11e) – Anschuldigungsschrift durch den Wehrdisziplinaranwalt R §§ 81, 99 – Erlass eines Disziplinargerichtsbescheids R § 102 oder Verfahren vor dem Truppendienstgericht R § 104 ff. – (evtl.) Berufungsverfahren vor dem Bundesverwaltungsgericht (Wehrdienstsenate) R § 115 ff.
§ 82
Verfahren gegen frhere Soldaten
(1) Schwebt gegen einen Soldaten, der in den Ruhestand versetzt wird oder sonst ohne Verlust des Dienstgrades aus seinem Dienstverhltnis ausscheidet, ein gerichtliches Disziplinarverfahren, wird dessen Fortsetzung durch die Beendigung des Dienstverhltnisses nicht berhrt. (2) Ein Ausgleich oder eine bergangsbeihilfe darf vor rechtskrftigem Abschluss des Verfahrens nicht gezahlt werden. Auf Antrag des Soldaten kann der Wehrdisziplinaranwalt es fr zulssig erklren, dass der Ausgleich oder die bergangsbeihilfe ganz oder teilweise zu einem frheren Zeitpunkt gezahlt wird. Die Entscheidung des Wehrdisziplinaranwalts ist dem Soldaten zuzustellen. Lehnt der Wehrdisziplinaranwalt den Antrag ab, kann der Soldat innerhalb eines Monats nach Zustellung die Entscheidung des Truppendienstgerichts beantragen. Dieses entscheidet endgltig. Ist das Verfahren beim Bundesverwaltungsgericht anhngig, treten an die Stelle des Wehrdisziplinaranwalts der Bundeswehrdisziplinaranwalt und an die Stelle des Truppendienstgerichts das Bundesverwaltungsgericht. (3) Gegen einen frheren Soldaten kann ein gerichtliches Disziplinarverfahren nur wegen eines vor Beendigung des Dienstverhltnisses begangenen Dienstvergehens oder wegen einer Handlung 247
C 10
WDO
§§ 83 – 84
eingeleitet werden, die nach § 23 Abs. 2 des Soldatengesetzes als Dienstvergehen gilt.
§ 83
Aussetzung des gerichtlichen Disziplinarverfahrens
(1) Ist gegen den Soldaten wegen des Sachverhalts, der dem gerichtlichen Disziplinarverfahren zu Grunde liegt, im Strafverfahren die çffentliche Klage erhoben worden, so wird das gerichtliche Disziplinarverfahren zunchst ausgesetzt. Das Verfahren ist fortzusetzen, wenn die Sachaufklrung gesichert ist oder wenn im Strafverfahren aus Grnden nicht verhandelt werden kann, die in der Person oder in dem Verhalten des Soldaten liegen. (2) Das gerichtliche Disziplinarverfahren ist sptestens nach Abschluss des Verfahrens, das zur Aussetzung gefhrt hat, fortzusetzen. (3) Das gerichtliche Disziplinarverfahren kann ausgesetzt werden, wenn in einem anderen gesetzlich geordneten Verfahren ber eine Frage zu entscheiden ist, deren Beurteilung fr die Entscheidung im gerichtlichen Disziplinarverfahren von wesentlicher Bedeutung ist. Absatz 1 Satz 2 und Absatz 2 gelten entsprechend. (4) Der Soldat kann gegen eine Aussetzung durch die Einleitungsbehçrde die Entscheidung des Truppendienstgerichts beantragen. Dieses entscheidet endgltig. Anmerkung: Absatz 1 stellt die Entscheidung ber die Aussetzung gerichtlicher Disziplinarverfahren im Fall eines sachgleichen Strafverfahrens nicht in das Ermessen der Einleitungsbehçrde, sondern verpflichtet sie, bei gesicherter Sachaufklrung oder bei Verfahrensverzçgerung durch den Soldaten die Ermittlungen fortzusetzen (R Anm. 6 zu § 33).
§ 84
Bindung an tatschliche Feststellungen anderer Entscheidungen
(1) Die tatschlichen Feststellungen eines rechtskrftigen Urteils im Strafverfahren oder Bußgeldverfahren, auf denen die Entscheidung beruht, sind im gerichtlichen Disziplinarverfahren, das denselben Sachverhalt zum Gegenstand hat, fr die Einleitungsbehçrde, den Wehrdisziplinaranwalt und das Wehrdienstgericht 248
WDO
§§ 85 – 86
C 10
bindend. Das Wehrdienstgericht hat jedoch die nochmalige Prfung solcher Feststellungen zu beschließen, deren Richtigkeit seine Mitglieder mit Stimmenmehrheit, bei einfacher Besetzung der Truppendienstkammer mit der Stimme des Vorsitzenden, bezweifeln. Dies ist in den Urteilsgrnden zum Ausdruck zu bringen. (2) Die in einem anderen gesetzlich geordneten Verfahren getroffenen tatschlichen Feststellungen sind nicht bindend, kçnnen aber der Entscheidung im gerichtlichen Disziplinarverfahren ohne nochmalige Prfung zu Grunde gelegt werden.
§ 85
Verhandlungsunfhigkeit des Soldaten
(1) Der Einleitung oder Fortsetzung eines gerichtlichen Disziplinarverfahrens steht nicht entgegen, dass der Soldat verhandlungsunfhig oder durch Abwesenheit an der Wahrnehmung seiner Rechte gehindert ist. (2) Auf Antrag bestellt das Betreuungsgericht, fr minderjhrige Soldaten das Familiengericht 1. im Falle der Verhandlungsunfhigkeit des Soldaten einen Betreuer, 2. wenn der Soldat durch Abwesenheit an der Wahrnehmung seiner Rechte gehindert ist, einen Pfleger als gesetzlichen Vertreter zur Wahrnehmung der Rechte des Soldaten in dem Verfahren. Der Betreuer oder Pfleger muss Soldat sein. § 16 Abs. 2 des Verwaltungsverfahrensgesetzes gilt entsprechend. Anmerkung: Antragsberechtigte R BVerwG in NZWehrr 05, 214; VwVfG R C 39.
§ 86
Zeugen und Sachverstndige
(1) Die Vereidigung von Zeugen und Sachverstndigen ist nur zulssig, wenn sie zur Sicherung des Beweises oder mit Rcksicht auf die Bedeutung der Aussage oder als Mittel zur Herbeifhrung einer wahren Aussage erforderlich ist. (2) Im Wege der Rechtshilfe kçnnen außer den Truppendienstgerichten im Inland nur die Amtsgerichte um die eidliche Vernehmung von Zeugen und Sachverstndigen ersucht werden. Ein 249
C 10
WDO
§§ 87 – 90
an das Truppendienstgericht gerichtetes Ersuchen wird durch einen Richter ausgefhrt.
§ 87
Unzulssigkeit der Verhaftung
Der Soldat kann im gerichtlichen Disziplinarverfahren nicht verhaftet werden.
§ 88
Gutachten ber den psychischen Zustand
Das Truppendienstgericht kann den Soldaten nach Anhçrung eines Sachverstndigen und des Verteidigers zur Vorbereitung eines Gutachtens ber seinen psychischen Zustand in ein çffentliches psychiatrisches Krankenhaus oder in ein Bundeswehrkrankenhaus zur Beobachtung einweisen. Dem Soldaten, der keinen Verteidiger hat, ist ein Verteidiger zu bestellen. Der Aufenthalt in dem çffentlichen psychiatrischen Krankenhaus oder dem Bundeswehrkrankenhaus darf die Dauer von sechs Wochen nicht berschreiten.
§ 89
Ladungen
Soldaten werden zur Hauptverhandlung sowie zu sonstigen Vernehmungen dienstlich gestellt, auch wenn sie Zeugen oder Sachverstndige sind. Bei der Bekanntgabe des Termins ist dem Soldaten die Ladung auszuhndigen. Frhere Soldaten und andere Personen werden unmittelbar geladen. Anmerkung: 1. „Dienstliche Gestellung“ bedeutet den Befehl an den Soldaten durch den Disziplinarvorgesetzten, zu der Vernehmung oder Hauptverhandlung zu erscheinen R Erlass ber Zustellungen, Ladungen, Vorfhrungen und Zwangsvollstreckungen in der Bundeswehr (C 43) und Erlass ber çffentliche Zustellung von Ladungen im gerichtlichen Disziplinarverfahren (VMBl 1990 S. 249). 2. Zur Aussagegenehmigung im gerichtlichen Disziplinarverfahren R C 42b. Zur Erteilung von Urlaub whrend Straf- und Disziplinarverfahren R C 42a. Anzug des Soldaten vor Gericht R C 42c.
§ 90
Verteidigung
(1) Der Soldat kann sich in jeder Lage des Verfahrens des Beistandes eines Verteidigers bedienen. Der Vorsitzende der Truppendienstkammer bestellt dem Soldaten, der noch keinen Verteidiger gewhlt hat, auf Antrag oder von Amts wegen einen Verteidiger, 250
WDO
§ 91
C 10
wenn die Mitwirkung eines Verteidigers geboten erscheint. Ist der Soldat verhandlungsunfhig, durch Abwesenheit an der Wahrnehmung seiner Rechte gehindert oder minderjhrig, ist ihm in jedem Fall ein Verteidiger zu bestellen. (2) Verteidiger vor dem Truppendienstgericht kçnnen Rechtsanwlte und andere Personen, welche die Befhigung zum Richteramt nach dem Deutschen Richtergesetz haben oder die Voraussetzungen des § 110 Satz 1 des Deutschen Richtergesetzes erfllen, sowie Soldaten sein. Als Verteidiger vor dem Bundesverwaltungsgericht sind nur Personen zugelassen, welche die Befhigung zum Richteramt nach dem Deutschen Richtergesetz haben oder die Voraussetzungen des § 110 Satz 1 des Deutschen Richtergesetzes erfllen. (3) Dem Verteidiger steht das Recht, Einsicht in die Akten zu nehmen, in gleichem Umfang zu wie dem Soldaten.
§ 91
Ergnzende Vorschriften
(1) Zur Ergnzung der Vorschriften dieses Gesetzes ber das gerichtliche Disziplinarverfahren sind die Vorschriften des Gerichtsverfassungsgesetzes, insbesondere ber Sitzungspolizei, Gerichtssprache, Beratung und Abstimmung, und die Vorschriften der Strafprozessordnung sowie § 55a der Verwaltungsgerichtsordnung anzuwenden, soweit nicht die Eigenart des gerichtlichen Disziplinarverfahrens entgegensteht. An die Stelle der in diesen Gesetzen genannten Fristen von einer Woche tritt jeweils eine Frist von zwei Wochen. (2) Die Wehrdienstgerichte entscheiden mit einfacher Stimmenmehrheit. Anmerkung: Der durch das WehrRndG 2008 neu aufgenommene Verweis auf § 55a VwGO ermçglicht die bermittlung elektronischer Dokumente auch im gerichtlichen Disziplinarverfahren nach Erlass einer entsprechenden Rechtsverordnung durch die Bundesregierung (R Art. 2 Nr. 2 des Justizkommunikationsgesetzes vom 22. Mrz 2005, BGBl. I S. 837).
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C 10
WDO
§ 92
5. Einleitung des Verfahrens
§ 92
Vorermittlungen
(1) Zur Vorbereitung ihrer Entschließung ber die Einleitung eines gerichtlichen Disziplinarverfahrens kann die Einleitungsbehçrde den Wehrdisziplinaranwalt um die Vornahme von Vorermittlungen ersuchen. Werden dem Wehrdisziplinaranwalt Tatsachen bekannt, welche die Verhngung einer gerichtlichen Disziplinarmaßnahme erwarten lassen, so nimmt er unbeschadet des Satzes 1 Vorermittlungen auf und fhrt die Entscheidung der Einleitungsbehçrde herbei. (2) Fr die Vorermittlungen gilt § 97 entsprechend. (3) Sieht die Einleitungsbehçrde nach Abschluss der Vorermittlungen von der Einleitung eines gerichtlichen Disziplinarverfahrens ab, hat sie diese Entscheidung dem Soldaten bekannt zu geben, wenn er zuvor gehçrt wurde. Ebenso ist zu verfahren, wenn ein Dienstvergehen vorliegt und ein Disziplinarvorgesetzter wegen dieses Verhaltens bereits eine Disziplinarmaßnahme verhngt hat. Darf im Fall eines Dienstvergehens eine einfache Disziplinarmaßnahme nicht mehr verhngt werden, weil der Verhngung ein Verbot nach § 16 Abs. 1 oder § 17 Abs. 2 entgegensteht oder weil es sich um einen frheren Soldaten handelt, so stellt die Einleitungsbehçrde ein Dienstvergehen fest. Dies gilt auch dann, wenn der Disziplinarvorgesetzte zuvor ein Dienstvergehen verneint und seine Entscheidung dem Soldaten bekannt gegeben hat. Die Entscheidung ist zu begrnden und dem Soldaten zuzustellen. In allen brigen Fllen bleibt der Disziplinarvorgesetzte fr die disziplinare Erledigung zustndig. (4) Der Soldat kann gegen die Feststellung eines Dienstvergehens die Entscheidung des Truppendienstgerichts beantragen. § 42 Nr. 5 Satz 2 und Nr. 12 gilt entsprechend. Der Antrag ist innerhalb eines Monats nach Zustellung der Entscheidung zu stellen. Das Truppendienstgericht entscheidet endgltig, ob ein Dienstvergehen vorliegt und, wenn dies zutrifft, ob missbilligende ußerungen angebracht waren. Die Entscheidung ist dem Soldaten zuzustellen und der Einleitungsbehçrde bekannt zu geben. Anmerkung: 1. In der Vorschrift werden die Regelungen ber die Vorermittlungen des Wehrdisziplinaranwalts, ber die Entschließung, mit 252
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§ 92
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der die Einleitungsbehçrde von der Einleitung eines gerichtlichen Disziplinarverfahrens absieht, sowie ber den Rechtsbehelf gegen eine in diesem Zusammenhang getroffene Feststellung eines Dienstvergehens zusammengefasst. 2. Absatz 1 Satz 2 trgt dem Umstand Rechnung, dass nicht in jedem Fall, in dem die Einleitungsbehçrde oder der Wehrdisziplinaranwalt Kenntnis von einem Vorwurf erhlt, der die Verhngung einer gerichtlichen Disziplinarmaßnahme erwarten lsst, sofort eine Entscheidung der Einleitungsbehçrde ber die Aufnahme von Vorermittlungen herbeigefhrt werden kann. In vielen Fllen bedarf der Sachverhalt ergnzender Ermittlungen, um ihn zur Grundlage einer entsprechenden Entschließung machen zu kçnnen. Die Regelung stellt klar, dass der Wehrdiziplinaranwalt zur Vorbereitung einer solchen Entschließung auch ohne ausdrckliche Ermchtigung der Einleitungsbehçrde Ermittlungen aufnehmen darf. Sie schafft gleichzeitig die erforderliche datenschutzrechtliche Legitimation fr die Ermittlungsttigkeit des Wehrdisziplinaranwalts vor einer Entschließung der Einleitungsbehçrde. 3. Absatz 2 stellt klar, dass die Vorschrift des § 97, der die Ermittlungen des Wehrdisziplinaranwalts regelt, auch fr die Vorermittlungen gilt. 4. Absatz 3 regelt, wie zu verfahren ist, wenn die Einleitungsbehçrde nach Abschluss der Vorermittlungen von der Einleitung eines gerichtlichen Disziplinarverfahrens absieht. Hier ist zwischen fnf Mçglichkeiten zu unterscheiden. Der Verdacht eines Dienstvergehens hat sich durch die Vorermittlungen nicht besttigt. In diesem Fall erhlt der Soldat eine entsprechende Mitteilung, wenn er im Rahmen der Vorermittlungen gehçrt wurde (Satz 1). Ebenso ist zu verfahren, wenn ein Dienstvergehen vorliegt und der Disziplinarvorgesetzte bereits eine Disziplinarmaßnahme verhngt hat (Satz 2). Insoweit bedarf es keiner zustzlichen Feststellung eines Dienstvergehens. In den Fllen, in denen die Vorermittlungen zwar den Verdacht eines Dienstvergehens besttigt haben, in denen aber eine einfache Disziplinarmaßnahme nicht mehr verhngt werden darf, weil wegen desselben Sachverhalts bereits eine Strafe oder Ordnungsmaßnahme verhngt wurde (§ 16 Abs. 1), weil das Dienstvergehen verjhrt ist (§ 17 Abs. 2) oder weil es sich um einen frheren Soldaten handelt, stellt die Einleitungsbehçrde ein Dienstvergehen fest (Satz 3). Die Einleitungsbehçrde ist zu einer solchen Feststellung auch dann befugt, wenn der Disziplinarvorgesetzte zuvor zu Unrecht ein Dienstvergehen verneint und deswegen von einer Disziplinarmaßnahme abgesehen hat (Satz 4). Die Entschei253
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dung ber die Feststellung eines Dienstvergehens ist wegen des mçglichen Rechtsbehelfs zuzustellen (Satz 5). In allen brigen Fllen, bei denen sich im Rahmen der Vorermittlungen ein Dienstvergehen ergeben hat, das noch mit einer einfachen Disziplinarmaßnahme geahndet werden kann, bleibt der Disziplinarvorgesetzte fr die Ahndung zustndig (Satz 6). Der Einleitungsbehçrde ist es in diesen Fllen verwehrt, ein Dienstvergehen festzustellen. Durch diese Regelung soll – abgesehen von den in Satz 3 und Satz 4 vorgesehenen Ausnahmen – vermieden werden, dass derselbe Vorwurf sowohl durch die Einleitungsbehçrde (in Form der Feststellung eines Dienstvergehens) als auch durch den Disziplinarvorgesetzten gewrdigt wird und dass es deswegen zu unterschiedlichen Entscheidungen kommen kann. Als fnfte – hier nicht geregelte – Mçglichkeit bleiben die Flle, in denen der Disziplinarvorgesetzte eine Disziplinarmaßnahme verhngt und in denen sich der Vorwurf eines Dienstvergehens durch die Vorermittlungen nicht besttigt hat. In diesen Fllen ist die Aufhebung oder nderung der Disziplinarmaßnahme gemß § 44 zu beantragen. 5. Nach Absatz 4 hat der Soldat die Mçglichkeit, gegen die Feststellung eines Dienstvergehens durch die Einleitungsbehçrde innerhalb eines Monats die Entscheidung des Truppendienstgerichts zu beantragen. Damit wird die Rechtschutzmçglichkeit, die bislang nur bei der Einstellung eines gerichtlichen Disziplinarverfahrens nach § 98 und bei Ablehnung eines Antrags des Soldaten auf Einleitung eines gerichtlichen Disziplinarverfahrens nach § 95 galt, auf diese Entscheidungen der Einleitungsbehçrde erweitert. Die Verweisung auf § 42 Nr. 12 stellt außerdem klar, dass eine im Zusammenhang mit der Feststellung eines Dienstvergehens ausgesprochene missbilligende ußerung (§ 23 Abs. 3 Satz 2) nur zusammen mit dieser Feststellung angefochten werden kann. Das Truppendienstgericht hat im Rahmen seiner Entscheidung auch ber die Rechtmßigkeit der missbilligenden ußerung zu befinden. Die Entscheidungszustndigkeit des Bundesverwaltungsgerichts in den Fllen, in denen sich der Antrag gegen eine Entscheidung des Bundesministers der Verteidigung oder eines der in § 22 der Wehrbeschwerdeordnung (R C 30) genannten Disziplinarvorgesetzten richtet, ergibt sich aus der Verweisung auf § 42 Nr. 5 Satz 2. Literatur-Hinweis: Bachmann in NZWehrr 02, 58; Peterson in NZWehrr 04, 1, 64
254
WDO § 93
§ 93
C 10
Einleitungsverfgung
(1) Das gerichtliche Disziplinarverfahren wird durch schriftliche Verfgung der Einleitungsbehçrde eingeleitet. Der Soldat ist vorher zu hçren. Die Einleitung wird mit der Zustellung an den Soldaten wirksam. (2) Wird eine militrische Flugunfalluntersuchung durchgefhrt, ist fr die disziplinare Erledigung der damit zusammenhngenden Dienstvergehen die Einleitungsbehçrde zustndig, soweit diese sie nicht dem sonst zustndigen Disziplinarvorgesetzten berlsst. (3) Wird ein Havarieverfahren durchgefhrt, ist fr die disziplinare Erledigung der damit zusammenhngenden Dienstvergehen die Einleitungsbehçrde zustndig, die im Havarieverfahren die Entscheidung trifft. Sie kann auch ein gerichtliches Disziplinarverfahren einleiten, sofern nicht ein hçherer Vorgesetzter Einleitungsbehçrde ist. Anmerkung: 1. Die Bedeutung der Einleitung eines gerichtlichen Disziplinarverfahrens ist berwiegend formaler Natur. Durch sie soll der Soldat fçrmlich auf den Ernst der Lage hingewiesen werden (Warnfunktion). Der Einleitungsbehçrde kommt bei ihrer Entscheidung kein freies Ermessen zu. Der Ermessensgebrauch hat sich vielmehr an der gefestigten Rechtsprechung der Wehrdienstgerichte zu orientieren. Eine unterlassene oder unzureichende Anhçrung der Vertrauensperson beeintrchtigt die Warnfunktion der Einleitung nicht und bewirkt deshalb kein Verfahrenshindernis R TDG Nord in NZWehrr 06, 165. 2. Vor der Einleitung sind der Soldat und die zustndige Vertrauensperson anzuhçren, wenn der betroffene Soldat nicht widerspricht R § 27 Abs. 2 SBG (C 55a) und ZDv 10/2, Nr. 236, 238 (R C 55b). In der vor Ergehen der Einleitungsverfgung unterbliebenen Anhçrung des Soldaten durch die Einleitungsbehçrde liegt ein schwerer Verfahrensfehler, der nur noch bis zum Eingang der Anschuldigungsschrift beim Truppendienstgericht geheilt werden kann (BVerwG in NZWehrr 04, 213). 3. Der Wehrdisziplinaranwalt kann sich im Rahmen der Vorermittlungen zur Vornahme einzelner Ermittlungshandlungen der Untersttzung des Disziplinarvorgesetzten bedienen (BVerwG in NZWehrr 98, 250). 4. Die Einleitungsverfgung ist nicht (im Beschwerdeverfahren oder mit anderen Rechtsbehelfen) anfechtbar. 255
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§ 94
5. Whrend der disziplinaren Vorermittlungen und nach der Einleitung soll der Betroffene grundstzlich nicht gefçrdert werden R ZDv 20/7, Nr. 135 (C 05).
§ 94
Einleitungsbehçrden
(1) Einleitungsbehçrde ist 1. fr Offiziere vom Dienstgrad eines Obersten und eines entsprechenden Dienstgrades an aufwrts der Bundesminister der Verteidigung; er kann seine Befugnisse auf nachgeordnete Einleitungsbehçrden bertragen, sie jedoch im Einzelfall wieder an sich ziehen; 2. fr andere Soldaten der Kommandeur der Division, ein hçherer Vorgesetzter oder Vorgesetzte in entsprechender oder vergleichbarer Dienststellung; 3. fr Soldaten, fr die keine der in Nummer 1 oder 2 genannten Einleitungsbehçrden zustndig ist, sowie fr frhere Soldaten der Bundesminister der Verteidigung oder die von ihm bestimmte Dienststelle. § 93 Abs. 3 bleibt unberhrt. (2) Der Bundesminister der Verteidigung bestimmt, welche Vorgesetzten im Sinne des Absatzes 1 Nr. 2 sich in entsprechender oder vergleichbarer Dienststellung befinden. (3) Zustndig ist die Einleitungsbehçrde, der der Soldat im Zeitpunkt der Einleitung untersteht. Die Zustndigkeit der Einleitungsbehçrde wird durch eine Kommandierung oder Beurlaubung des Soldaten nicht berhrt. (4) Ist zweifelhaft oder streitig, welche Einleitungsbehçrde zustndig ist, bestimmt der Bundesminister der Verteidigung die zustndige Einleitungsbehçrde. (5) Besteht zwischen den Dienstvergehen mehrerer Soldaten, die verschiedenen Einleitungsbehçrden unterstehen, ein Zusammenhang, so kann die gemeinsame hçhere Einleitungsbehçrde die zustndige Einleitungsbehçrde bestimmen. Anmerkung: 1. Erlass ber Einleitungsbehçrden nach § 94 WDO R C 11e. 2. Durch Absatz 5 sollen die Voraussetzungen dafr geschaffen werden, dass sachlich zusammenhngende Dienstvergehen mehrerer Soldaten aus dem Bereich verschiedener Einleitungsbehçrden von vornherein zum Gegenstand eines Verfahrens gemacht werden kçnnen, dass die Ermittlungen durch einen Wehrdisziplinaranwalt gefhrt und damit konzentriert und beschleunigt werden kçnnen 256
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§§ 95 – 96
C 10
und dass in diesen Fllen eine einheitliche gerichtliche Entscheidung ergehen kann. Die Vorschrift stellt die Entscheidung ber die Zusammenfassung mehrerer Verfahren in das Ermessen der gemeinsamen hçheren Einleitungsbehçrde. In diesen Fllen hat die Einleitungsbehçrde, die Wehrdisziplinaranwaltschaft oder der Bundeswehrdisziplinaranwalt auf der Grundlage des § 70 Abs. 3 auf eine Bestimmung des zustndigen Gerichts durch das Bundesverwaltungsgericht hinzuwirken, wenn die Soldaten zu Dienststellen oder Verbnden gehçren, die nicht demselben Gericht zugeordnet sind. 3. Zustndige Einleitungsbehçrde bei Auflçsung, Unterstellungswechsel und Umbenennung von Dienststellen R C 33j).
§ 95
Antrag des Soldaten auf Einleitung des Verfahrens
(1) Jeder, gegen den eine gerichtliche Disziplinarmaßnahme verhngt werden kann, kann die Einleitung eines gerichtlichen Disziplinarverfahrens gegen sich beantragen, um sich von dem Verdacht eines Dienstvergehens zu reinigen. Die Einleitungsbehçrde hat den Sachverhalt aufzuklren und festzustellen, ob der Soldat ein Dienstvergehen begangen hat. Lehnt die Einleitungsbehçrde die Einleitung ab, hat sie diese Entscheidung zu begrnden und dem Soldaten zuzustellen. Sie ist in diesem Fall fr die disziplinare Erledigung zustndig. (2) Hat die Einleitungsbehçrde eine einfache Disziplinarmaßnahme verhngt oder ein Dienstvergehen festgestellt, eine Disziplinarmaßnahme aber nicht verhngt, gilt § 92 Abs. 4 entsprechend. (3) Diese Vorschriften gelten nicht fr Verfahren nach § 144 dieses Gesetzes in Verbindung mit § 88 des Soldatengesetzes. Anmerkung: Mit dem Antrag auf Einleitung eines sog. „Selbstreinigungsverfahrens“ begehrt der Soldat regelmßig, dass ein solches Verfahren nicht eingeleitet wird. Er luft allerdings Gefahr, dass gegen ihn – mçglicherweise wegen anderer Dienstpflichtverletzungen – vorgegangen wird, ohne derartige Ermittlungen rckgngig machen zu kçnnen.
§ 96
Nachtrgliches gerichtliches Disziplinarverfahren
(1) Hlt die Einleitungsbehçrde eine gerichtliche Disziplinarmaßnahme fr geboten, kann sie das gerichtliche Disziplinarverfahren auch einleiten, wenn ein Disziplinarvorgesetzter wegen der Tat 257
C 10
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§ 97
bereits eine Disziplinarmaßnahme verhngt oder eine Disziplinarmaßnahme nicht fr zulssig oder angebracht gehalten und seine Entscheidung dem Soldaten bekannt gegeben hat. Dies gilt nicht, wenn das Wehrdienstgericht auf Beschwerde oder im Fall des § 40 Abs. 4 entschieden hat. (2) Fhrt das gerichtliche Disziplinarverfahren zur Verhngung einer gerichtlichen Disziplinarmaßnahme oder wird der Soldat freigesprochen, so hebt das Wehrdienstgericht in seinem Urteil die Diziplinarmaßnahme auf; ansonsten wird das Verfahren eingestellt. § 54 gilt entsprechend, es sei denn, ein vollstreckter Disziplinararrest, der aufgehoben wird, ist in einem sachgleichen Strafverfahren oder Bußgeldverfahren erkennbar angerechnet worden.
6. Ermittlungen des Wehrdisziplinaranwalts
§ 97
Ermittlungsgrundstze
(1) Der Wehrdisziplinaranwalt hat die belastenden, entlastenden und die fr Art und Hçhe der Disziplinarmaßnahme bedeutsamen Umstnde zu ermitteln. (2) Sobald es ohne Gefhrdung des Ermittlungszwecks mçglich ist, ist dem Soldaten Gelegenheit zu geben, sich zu ußern. Vor Beginn der ersten Vernehmung ist ihm zu erçffnen, welche Pflichtverletzungen ihm zur Last gelegt werden. Er ist gleichzeitig darauf hinzuweisen, dass es ihm freistehe, sich zur Sache zu ußern oder nicht auszusagen. In geeigneten Fllen soll der Soldat auch darauf hingewiesen werden, dass er sich schriftlich ußern kann. In der ersten Ladung ist der Soldat darber zu belehren, dass er jederzeit, auch schon vor der ersten Vernehmung, einen Verteidiger befragen kann. ber die Vernehmung ist eine Niederschrift aufzunehmen, von der dem Soldaten auf Verlangen eine Abschrift auszuhndigen ist. (3) Nach Abschluss der Ermittlungen ist dem Soldaten das wesentliche Ergebnis bekannt zu geben; er ist abschließend zu hçren. Der Soldat kann weitere Ermittlungen beantragen. Der Wehrdisziplinaranwalt entscheidet, ob dem Antrag stattzugeben ist. Bei der abschließenden Vernehmung und etwa erforderlichen weiteren Vernehmungen des Soldaten ist dem Verteidiger die Anwesenheit zu gestatten. 258
WDO
§ 98
C 10
Anmerkung: Eine durch den Wehrdisziplinaranwalt unterbliebene Schlussanhçrung im Sinne des § 97 Abs. 3 Satz 1 WDO (Einzelheiten R BVerwG, Urteil vom 12. 06. 2007 – 2 WD 11.06) stellt einen – nach Einstellung des gerichtlichen Disziplinarverfahrens – nicht mehr heilbaren Verfahrensfehler dar, der der Feststellung eines Dienstvergehens entgegensteht (R BVerwG in NZWehrr 06, 252).
7. Verfahren bis zur Hauptverhandlung
§ 98
Einstellung
(1) Die Einleitungsbehçrde hat das gerichtliche Disziplinarverfahren einzustellen, wenn 1. ein Verfahrenshindernis besteht, 2. eine gerichtliche Disziplinarmaßnahme nicht zulssig ist, 3. nur Krzung der Dienstbezge oder Krzung des Ruhegehalts zu erwarten ist, diese Disziplinarmaßnahmen aber nach § 16 nicht verhngt werden drfen oder 4. ein Dienstvergehen nicht vorliegt oder nicht erwiesen ist. (2) Die Einleitungsbehçrde kann das gerichtliche Disziplinarverfahren einstellen, wenn sie dies nach dem Ergebnis der Ermittlungen oder aus anderen Grnden fr angebracht hlt. Sie ist in diesem Fall fr die disziplinare Erledigung zustndig; das gilt nicht im Fall des § 96. (3) Die Einstellungsverfgung ist zu begrnden und dem Soldaten zuzustellen. Verhngt die Einleitungsbehçrde im Fall des Absatzes 2 Satz 2 eine einfache Disziplinarmaßnahme oder stellt sie ein Dienstvergehen fest und sieht von der Verhngung einer Disziplinarmaßnahme ab, so hat sie diese Entscheidung gleichzeitig mit der Einstellungsverfgung zuzustellen; § 92 Abs. 4 gilt entsprechend. Anmerkung: Mit der Verweisung auf § 92 Abs. 4 wird klargestellt, dass bei der Feststellung eines Dienstvergehens eine Rechtsbehelfsbelehrung zu erfolgen hat (R § 92 Abs. 4 Satz 1, § 6; Muster R C 32a, Abschn. D.3.) und dass eine im Zusammenhang mit der Feststellung eines Dienstvergehens ausgesprochene missbilligende ußerung (§ 23 Abs. 3 Satz 2) nur zusammen mit dieser Feststellung angefochten werden kann. 259
C 10 § 99
WDO
§§ 99 – 101
Anschuldigung
(1) Stellt die Einleitungsbehçrde das gerichtliche Disziplinarverfahren nicht ein, legt der Wehrdisziplinaranwalt eine Anschuldigungsschrift mit den Akten dem Truppendienstgericht vor. Die Anschuldigungsschrift soll die Tatsachen, in denen ein Dienstvergehen erblickt wird, und die Beweismittel geordnet darstellen. Sie darf diese Tatsachen zu Ungunsten des Soldaten nur insoweit verwerten, als ihm Gelegenheit gegeben worden ist, sich dazu zu ußern. Mit dem Eingang der Anschuldigungsschrift ist das Verfahren bei dem Truppendienstgericht anhngig. (2) Teilt der Wehrdisziplinaranwalt mit, dass neue Pflichtverletzungen zum Gegenstand der Verhandlung gemacht werden sollen, setzt der Vorsitzende der Truppendienstkammer das Verfahren aus, bis der Wehrdisziplinaranwalt nach Ergnzung der Ermittlungen einen Nachtrag zur Anschuldigungsschrift vorlegt oder die Fortsetzung des Verfahrens beantragt. (3) Verwertet die Anschuldigungsschrift Tatsachen, zu denen sich der Soldat vorher nicht hat ußern kçnnen oder leidet das in zulssiger Weise eingeleitete Verfahren an anderen Verfahrensmngeln, kann der Vorsitzende der Truppendienstkammer den Wehrdisziplinaranwalt zur Beseitigung der Mngel auffordern. Absatz 2 gilt sinngemß.
§ 100
Zustellung der Anschuldigungsschrift
Der Vorsitzende der Truppendienstkammer stellt dem Soldaten eine Ausfertigung der Anschuldigungsschrift und der Nachtrge (§ 99 Abs. 2) zu und bestimmt eine Frist, innerhalb der der Soldat sich schriftlich ußern kann. Hierbei ist der Soldat auf sein Recht, gemß § 90 Abs. 1 Satz 2 die Bestellung eines Verteidigers zu beantragen, hinzuweisen.
§ 101
Anrufung des Truppendienstgerichts
(1) Ist die Anschuldigungsschrift dem Soldaten innerhalb von sechs Monaten nach der Zustellung der Einleitungsverfgung nicht zugestellt, kann er die Entscheidung des Truppendienstgerichts beantragen. Das Truppendienstgericht hat dem Wehrdisziplinaranwalt Gelegenheit zu geben, sich innerhalb von zwei Wochen zu dem Antrag zu ußern. Es kann verlangen, dass ihm alle bisher entstandenen Vorgnge vorgelegt werden. (2) Stellt das Gericht eine unangemessene Verzçgerung fest, bestimmt es eine Frist, in der entweder die Anschuldigungsschrift vorzulegen oder das Verfahren einzustellen ist. Andernfalls weist 260
WDO
§ 102
C 10
es den Antrag zurck. Der Beschluss ist dem Soldaten und dem Wehrdisziplinaranwalt zuzustellen. Die Entscheidung ist endgltig. (3) Der Lauf der in Absatz 1 Satz 1 bezeichneten Frist ist gehemmt, solange das Verfahren nach § 83 ausgesetzt ist.
§ 102
Disziplinargerichtsbescheid
(1) Der Vorsitzende kann durch Disziplinargerichtsbescheid 1. die erforderliche Disziplinarmaßnahme verhngen, wenn keine hçhere Disziplinarmaßnahme als ein Befçrderungsverbot oder ein Befçrderungsverbot mit Krzung der Dienstbezge oder eine Krzung des Ruhegehalts verwirkt ist, 2. auf Freispruch erkennen oder 3. das Verfahren einstellen, wenn dies aus den Grnden des § 98 Abs. 1 Nr. 1 bis 3 geboten ist. Ein Disziplinargerichtsbescheid darf nur ergehen, wenn die Sache keine besonderen Schwierigkeiten tatschlicher oder rechtlicher Art aufweist und wenn der Wehrdisziplinaranwalt mit Zustimmung der Einleitungsbehçrde und des Bundeswehrdisziplinaranwalts sowie der Soldat der Verhngung einer bestimmten Disziplinarmaßnahme, dem Freispruch oder der Einstellung ohne Hauptverhandlung nicht widersprechen. (2) Der Disziplinargerichtsbescheid ergeht durch Beschluss und ist zu begrnden. Er steht mit seiner Zustellung an den Soldaten einem rechtskrftigen Urteil gleich. Anmerkung: 1. Die Regelungen zum (im Jahr 2002 eingefhrten) Disziplinargerichtsbescheid sind durch das WehrRndG 2008 neu gefasst worden. Mit der Ergnzung in Satz 1 Nr. 1 wird die Mçglichkeit einer Entscheidung durch Disziplinargerichtsbescheid auch bei frheren Soldaten erçffnet, nachdem nunmehr die Krzung des Ruhegehalts in den Katalog der Ahndungsmçglichkeiten aufgenommen worden ist. Mit der Ergnzung in Satz 2 soll klargestellt werden, dass die Wehrdisziplinaranwaltschaft an die (interne) Zustimmung bzw. deren Verweigerung durch den Bundeswehrdisziplinaranwalt gebunden ist. Diese kann auch in Verfahrenshinweisen fr bestimmte Fallgruppen bzw. Disziplinarmaßnahmen antizipiert werden. Dadurch soll sichergestellt werden, dass die erzieherische Funktion des gerichtlichen Disziplinarverfahrens nicht durch 261
C 10
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§ 102
bermßigen Gebrauch des Disziplinargerichtsbescheides Schaden nimmt. Die nderung in Absatz 2 beseitigt Unklarheiten ber den Zeitpunkt des Eintritts der Rechtskraft des Disziplinargerichtsbescheides. Die spezielle Zustellungsregelung in Satz 2 bringt zum Ausdruck, dass eine Zustellung nur an den Soldaten erfolgen muss. 2. Fr das gerichtliche Disziplinarverfahren hat die Einfhrung des Disziplinargerichtsbescheids folgende Auswirkungen: In den Fllen, in denen die Wehrdisziplinaranwaltschaft der Auffassung ist, dass das Verfahren durch Disziplinargerichtsbescheid abgeschlossen werden kann, wird sie ihren Antrag beim Wehrdienstgericht auf Bestimmung eines Termins zur Hauptverhandlung um die Anregung ergnzen: „sofern nicht durch Disziplinargerichtsbescheid entschieden wird“. Schließt sich der Vorsitzende der Truppendienstkammer dieser Bewertung an, teilt er die beabsichtigte Verfahrens- und die konkrete Sachentscheidung dem Soldaten und der Wehrdisziplinaranwaltschaft mit und bestimmt eine Frist, innerhalb derer die Verfahrensbeteiligten widersprechen kçnnen. Gleichzeitig weist er darauf hin, dass der Disziplinargerichtsbescheid bei Ausbleiben eines Widerspruchs mit der Wirkung eines rechtskrftigen Urteils erlassen und zugestellt wird. Verstreicht die Frist ohne Widerspruch, veranlasst das Truppendienstgericht die Zustellung des Disziplinargerichtsbescheids. Mit der Zustellung wird der Disziplinargerichtsbescheid rechtskrftig; das Verfahren ist damit abgeschlossen. Wenn dem Abschluss des Verfahrens durch Disziplinargerichtsbescheid widersprochen worden ist, wird – wie in allen brigen Fllen – die Hauptverhandlung durchgefhrt. 3. Das gerichtliche Verfahren kann durch den Wegfall der Hauptverhandlung erheblich beschleunigt werden. Die Mçglichkeit, ein gerichtliches Disziplinarverfahren durch einen Disziplinargerichtsbescheid zu beenden, bietet sich vor allem dann an, wenn der zu Grunde liegende Sachverhalt zu den typischen Fallgruppen pflichtwidrigen Verhaltens gehçrt, fr welche die stndige Rechtsprechung der Wehrdienstgerichte feste Kriterien zur Einstufung und Bemessung entwickelt hat (R bersicht in Anm. 5 zu § 58). Dies gilt beispielsweise fr die Flle wiederholter außerdienstlicher Trunkenheitsfahrten, fr unerlaubtes Entfernen vom Unfallort und fr außerdienstliche Eigentums- und Vermçgensdelikte ohne erschwerende Umstnde. In diesen Fllen werden regelmßig Befçrderungsverbote verhngt. 262
WDO
§§ 103 – 104
C 10
4. Literatur-Hinweis: Karcher in NZWehrr 02, 232; 05, 23; Zetzsche in NZWehrr 08,15
§ 103
Ladung zur Hauptverhandlung, Ladungsfrist
(1) Nach Ablauf der Frist des § 100 setzt der Vorsitzende den Termin zur Hauptverhandlung an und ldt hierzu den Wehrdisziplinaranwalt, den Soldaten und seinen Verteidiger. Er ldt ferner die Zeugen und Sachverstndigen, deren Erscheinen er fr erforderlich hlt; ihre Namen sind in den Ladungen des Wehrdisziplinaranwalts, des Soldaten und seines Verteidigers anzugeben. Er lsst andere Beweismitel herbeischaffen, die er fr notwendig hlt. (2) Zwischen der Zustellung oder Bekanntgabe der Ladung und der Hauptverhandlung muss eine Frist von mindestens einer Woche liegen, wenn der Soldat nicht auf die Einhaltung der Frist verzichtet; es gilt als Verzicht, wenn der Soldat sich auf die Hauptverhandlung eingelassen hat, ohne zu rgen, dass die Frist nicht eingehalten sei.
8. Hauptverhandlung
§ 104
Teilnahme des Soldaten an der Hauptverhandlung
(1) Die Hauptverhandlung findet auch ohne Anwesenheit des Soldaten statt, 1. wenn der Soldat auf seinen Antrag von der Verpflichtung zum Erscheinen in der Hauptverhandlung entbunden worden ist; 2. wenn die Gestellung des Soldaten nicht ausfhrbar oder nicht angemessen ist, weil sein Aufenthalt unbekannt ist oder weil er sich außerhalb des Geltungsbereichs dieses Gesetzes aufhlt; 3. wenn der frhere Soldat zu dem Termin ordnungsgemß geladen und in der Ladung darauf hingewiesen ist, dass in seiner Abwesenheit verhandelt werden kann; 4. wenn der Soldat nach § 85 durch einen Betreuer oder Pfleger vertreten wird. (2) In den Fllen des Absatzes 1 kann sich der Soldat durch einen Verteidiger vertreten lassen. (3) Bei einem frheren Soldaten kann der Vorsitzende das persçnliche Erscheinen anordnen. Ist der frhere Soldat vorbergehend verhandlungsunfhig oder aus zwingenden Grnden am 263
C 10
WDO
§§ 105 – 106
Erscheinen verhindert, findet keine Hauptverhandlung statt, solange diese Hinderungsgrnde bestehen.
§ 105
Grundsatz der Nichtçffentlichkeit
(1) Die Hauptverhandlung ist nicht çffentlich. Disziplinarvorgesetzten und ihren Beauftragten ist die Anwesenheit zu gestatten. Der Vorsitzende der Truppendienstkammer kann weitere Personen zulassen, die ein berechtigtes persçnliches oder dienstliches Interesse an dem Gegenstand der Verhandlung haben. (2) Auf Antrag des Soldaten ist die ffentlichkeit herzustellen. Die §§ 171a bis 174, 175 Abs. 1 und 3 des Gerichtsverfassungsgesetzes gelten entsprechend. Das Gericht kann fr die Hauptverhandlung oder einen Teil davon die ffentlichkeit auch dann ausschließen, wenn dies zum Schutz der Bundeswehr oder ihrer Einrichtungen zwingend geboten ist.
§ 106
Beweisaufnahme
(1) Das Gericht hat zur Erforschung der Wahrheit die Beweisaufnahme von Amts wegen auf alle Tatsachen und Beweismittel zu erstrecken, die fr die Entscheidung von Bedeutung sind. (2) In der Hauptverhandlung kçnnen Niederschriften ber Beweiserhebungen aus einem gerichtlichen Verfahren durch Verlesen zum Gegenstand der Hauptverhandlung gemacht werden. Einer nochmaligen Vernehmung von Personen, deren Aussage in einer richterlichen Niederschrift enthalten ist, bedarf es nicht. Fr Niederschriften aus dem gerichtlichen Disziplinarverfahren gelten die Stze 1 und 2 nur, wenn die Hauptverhandlung ohne Anwesenheit des Soldaten stattfindet. In diesem Fall kçnnen alle Niederschriften aus dem gerichtlichen Disziplinarverfahren, den Vorermittlungen und den Ermittlungen des Disziplinarvorgesetzten verlesen werden. § 251 der Strafprozessordnung bleibt im brigen unberhrt. Soweit die Personalunterlagen des Soldaten Tatsachen enthalten, die fr die Gesamtbeurteilung erheblich sein kçnnen, sind sie vorzutragen. (3) Wird ohne Anwesenheit des Soldaten verhandelt, trgt der Vorsitzende zu Beginn der Hauptverhandlung in Abwesenheit der Zeugen das Ergebnis des bisherigen Verfahrens vor. Er kann im Fall der großen Besetzung einen weiteren Richter mit der Berichterstattung beauftragen. (4) Zeugen und Sachverstndige werden vernommen, soweit nicht der Soldat und der Wehrdisziplinaranwalt auf die Vernehmung verzichten oder das Truppendienstgericht sie fr unerheblich 264
WDO
§ 107
C 10
erklrt. Der wesentliche Inhalt der Aussagen von Zeugen und Sachverstndigen ist in die Niederschrift ber die Hauptverhandlung aufzunehmen.
§ 107
Gegenstand der Urteilsfindung
(1) Zum Gegenstand der Urteilsfindung kçnnen nur die Pflichtverletzungen gemacht werden, die in der Anschuldigungsschrift und ihren Nachtrgen dem Soldaten als Dienstvergehen zur Last gelegt werden. (2) Nach Anhçrung des Wehrdisziplinaranwalts kann das Truppendienstgericht solche Pflichtverletzungen aus dem gerichtlichen Disziplinarverfahren ausklammern, die fr die Art und Hçhe der zu erwartenden Disziplinarmaßnahme nicht oder voraussichtlich nicht ins Gewicht fallen. Die ausgeklammerten Pflichtverletzungen kçnnen nicht wieder in das gerichtliche Disziplinarverfahren einbezogen werden, es sei denn, die Beschrnkungsvoraussetzungen entfallen nachtrglich. Eine Verfolgung der ausgeklammerten Pflichtverletzungen ist nach dem unanfechtbaren Abschluss des gerichtlichen Disziplinarverfahrens nicht mehr zulssig. (3) Der Urteilsfindung kçnnen auch die Beweise zu Grunde gelegt werden, die nach § 106 Abs. 2 Gegenstand der Hauptverhandlung waren. Anmerkung: Durch Absatz 2 erhlt das Truppendienstgericht die Befugnis, einzelne Pflichtverletzungen, die fr die zu erwartende gerichtliche Disziplinarmaßnahme voraussichtlich nicht ins Gewicht fallen, im Interesse einer Konzentration und Beschleunigung des Verfahrens aus dem Verfahren auszuklammern. Dies ist vor allem dann sachgerecht, wenn bereits einer von mehreren Vorwrfen voraussichtlich zur Entfernung aus dem Dienstverhltnis fhren wird oder wenn die Bercksichtigung eines weiteren Vorwurfs eine schrfere gerichtliche Disziplinarmaßnahme nicht zu rechtfertigen vermag. Außerdem kçnnen durch diese Mçglichkeit zeitund kostenaufwendige Beweiserhebungen, die fr das Ergebnis des Verfahrens unerheblich sind, vermieden werden. Durch die vorherige Anhçrung der Wehrdisziplinaranwaltschaft wird sichergestellt, dass dessen Belange bei der Entscheidung angemessen bercksichtigt werden. Im Hinblick auf den notwendigen Vertrauensschutz und die notwendige Rechtssicherheit ist eine Konzentration grundstzlich bindend mit der Folge, dass eine Verfolgung der ausgeklammerten Pflichtverletzungen nach dem unanfechtbaren Abschluss des 265
C 10
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§§ 108 – 109
gerichtlichen Disziplinarverfahrens nicht mehr zulssig ist. Hiervon ist lediglich fr den Fall eine Ausnahme zu machen, dass die Beschrnkungsvoraussetzungen nachtrglich entfallen. Das ist beispielsweise dann der Fall, wenn der ausgeklammerten Pflichtverletzung durch die Unbeweisbarkeit der im gerichtlichen Disziplinarverfahren verbliebenen Pflichtverletzung nachtrglich ein anderes Gewicht zukommt.
§ 108
Entscheidung des Truppendienstgerichts
(1) Das Urteil kann nur auf eine Disziplinarmaßnahme, auf Freispruch oder auf Einstellung des Verfahrens lauten. (2) Auf Freispruch ist zu erkennen, wenn ein Dienstvergehen nicht vorliegt oder nicht erwiesen ist. (3) Das Verfahren ist einzustellen, wenn ein Verfahrenshindernis besteht, eine Disziplinarmaßnahme nicht zulssig ist oder nach § 16 nicht verhngt werden darf. Das Gericht kann das Verfahren mit Zustimmung des Wehrdisziplinaranwalts einstellen, wenn es ein Dienstvergehen zwar fr erwiesen, eine Disziplinarmaßnahme aber nicht fr angebracht hlt. (4) Besteht ein Verfahrenshindernis, kann der Vorsitzende der Truppendienstkammer das Verfahren außerhalb der Hauptverhandlung durch Beschluss einstellen.
§ 109
Zahlung des Unterhaltsbeitrags
(1) Die Zahlung eines Unterhaltsbeitrags nach § 63 Abs. 2 oder § 65 Abs. 2 beginnt, soweit in dem Urteil nichts anderes bestimmt ist, im Zeitpunkt des Verlustes der Dienst- oder Versorgungsbezge. (2) Die Zahlung des Unterhaltsbeitrags nach § 65 Abs. 2 steht unter dem Vorbehalt der Rckforderung, wenn fr denselben Zeitraum eine Rente aufgrund der Nachversicherung gewhrt wird. Zur Sicherung des Rckforderungsanspruchs hat der Verurteilte eine entsprechende Abtretungserklrung abzugeben. (3) Das Gericht kann in dem Urteil bestimmen, dass der Unterhaltsbeitrag ganz oder teilweise an Personen gezahlt wird, zu deren Unterhalt der Verurteilte gesetzlich verpflichtet ist; nach Rechtskraft des Urteils kann dies das Bundesministerium der Verteidigung bestimmen. (4) Auf den Unterhaltsbeitrag werden Erwerbs- und Erwerbsersatzeinkommen im Sinne des § 18a Abs. 2 und Abs. 3 Satz 1 und 2 des Vierten Buchs Sozialgesetzbuch angerechnet. Der Verurteilte ist verpflichtet, der Stelle, die fr die Zahlung des Unter266
WDO
§ 110
C 10
haltsbeitrags zustndig ist, alle nderungen in seinen Verhltnissen anzuzeigen, die fr die Zahlung des Unterhaltsbeitrags bedeutsam sein kçnnen. Kommt er dieser Pflicht schuldhaft nicht nach, kann ihm der Unterhaltsbeitrag ganz oder teilweise mit Wirkung fr die Vergangenheit entzogen werden. Die Entscheidung trifft das Bundesministerium der Verteidigung. (5) Das Bundesministerium der Verteidigung kann die Befugnisse nach Absatz 3 Halbsatz 2 und Absatz 4 Satz 4 auf andere Behçrden seines Geschftsbereichs bertragen. (6) Der Anspruch auf Unterhaltsbeitrag erlischt, wenn der Verurteilte wieder zum Soldaten ernannt oder sonst in ein çffentlichrechtliches Amts- oder Dienstverhltnis berufen wird. Anmerkung: Erlass R VMBl 2008 S. 152
§ 110
Unterhaltsleistung bei Mithilfe zur Aufdeckung von Straftaten
(1) Im Fall der Entfernung aus dem Dienstverhltnis kann das Bundesministerium der Verteidigung dem frheren Berufssoldaten, der gegen das Verbot der Annahme von Belohnungen oder Geschenken (§ 19 des Soldatengesetzes) verstoßen hat, die Gewhrung einer monatlichen Unterhaltsleistung zusagen, wenn er sein Wissen ber Tatsachen offenbart hat, deren Kenntnis dazu beigetragen hat, Straftaten, insbesondere nach den §§ 331 bis 335 des Strafgesetzbuches, zu verhindern oder ber seinen eigenen Tatbeitrag hinaus aufzuklren. Die Nachversicherung ist durchzufhren. (2) Die Unterhaltsleistung ist als Vomhundertsatz der sich aus der Nachversicherung ergebenden Anwartschaft auf eine Altersrente oder einer entsprechenden Leistung aus der berufsstndischen Alterssicherung mit den folgenden Maßgaben festzusetzen: 1. die Unterhaltsleistung darf die Hçhe der Rentenanwartschaft aus der Nachversicherung nicht erreichen, 2. Unterhaltsleistung und Rentenanwartschaft aus der Nachversicherung drfen zusammen den Betrag nicht bersteigen, der sich als Ruhegehalt nach § 26 Abs. 1 des Soldatenversorgungsgesetzes ergbe. Sie wird gezahlt, wenn der frhere Berufssoldat das 65. Lebensjahr vollendet hat oder eine Rente wegen Erwerbs- oder Berufsunfhigkeit aus der gesetzlichen Rentenversicherung oder eine entsprechende Leistung aus der berufsstndischen Versorgung erhlt. Die Hçchstgrenzen nach Satz 1 gelten auch fr die Zeit des Bezugs der Unterhaltsleistung; an die Stelle der Rentenanwartschaft aus der Nachversicherung tritt die anteilige Rente. 267
C 10
WDO
§§ 111 – 113
(3) Der Anspruch auf die Unterhaltsleistung erlischt bei erneutem Eintritt in den çffentlichen Dienst sowie in den Fllen, die bei einem Berufssoldaten im Ruhestand das Erlçschen der Versorgungsbezge nach § 53 des Soldatengesetzes zur Folge htten. Der hinterbliebene Ehegatte erhlt 55 vom Hundert der Unterhaltsleistung, wenn zum Zeitpunkt der Entfernung aus dem Dienst die Ehe bereits bestanden hatte.
§ 111
Unterzeichnung des Urteils, Zustellung
(1) Das mit Grnden versehene Urteil der Truppendienstkammer ist vom Vorsitzenden, im Fall der großen Besetzung auch von den beiden weiteren Richtern zu unterzeichnen. (2) Dem Soldaten und dem Wehrdisziplinaranwalt ist eine Ausfertigung des Urteils mit Grnden zuzustellen.
9. Gerichtliches Antragsverfahren
§ 112
Antragstellung
Ein nach dem Dritten Abschnitt dieses Gesetzes vorgesehener Antrag auf gerichtliche Entscheidung ist schriftlich oder zu Protokoll der Geschftsstelle des Wehrdienstgerichts zu stellen. Soldaten kçnnen den Antrag auch schriftlich oder mndlich bei ihrem nchsten Disziplinarvorgesetzten oder in den Fllen des § 5 Abs. 2 und des § 11 Buchstabe b der Wehrbeschwerdeordnung bei den dort bezeichneten Vorgesetzten stellen; wird er mndlich gestellt, ist eine Niederschrift aufzunehmen, die der Vorgesetzte unterschreiben muss und der Soldat unterschreiben soll. Von dem Protokoll oder der Niederschrift ist dem Soldaten auf Verlangen eine Abschrift auszuhndigen.
§ 113
Verfahren
In gerichtlichen Antragsverfahren kann das Wehrdienstgericht Beweise erheben und mndliche Verhandlung anordnen. Es entscheidet durch Beschluss. 268
WDO
§§ 114 – 115
C 10
10. Rechtsmittel a) Beschwerde gegen gerichtliche Entscheidungen
§ 114
Bestimmungen fr das Beschwerdeverfahren
(1) Gegen Beschlsse des Truppendienstgerichts und gegen richterliche Verfgungen ist die Beschwerde an das Bundesverwaltungsgericht zulssig, soweit das Gesetz nicht ausdrcklich etwas anderes bestimmt. Entscheidungen, die der Urteilsfllung vorausgehen, unterliegen der Beschwerde nur, soweit sie die Einweisung in ein çffentliches psychiatrisches Krankenhaus oder in ein Bundeswehrkrankenhaus, eine Beschlagnahme oder Durchsuchung, eine Straffestsetzung oder eine dritte Person betreffen. (2) Die Beschwerde ist innerhalb eines Monats nach der Bekanntgabe der Entscheidung bei dem Truppendienstgericht einzulegen. Die Beschwerdefrist wird auch gewahrt, wenn whrend ihres Laufs die Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht eingelegt wird. § 112 gilt entsprechend. Die Beschwerde gegen die Einweisung in ein çffentliches psychiatrisches Krankenhaus oder in ein Bundeswehrkrankenhaus hat aufschiebende Wirkung. (3) Hlt der Vorsitzende der Truppendienstkammer eine Abhilfe fr angebracht, kann das Truppendienstgericht der Beschwerde abhelfen. Anderenfalls entscheidet das Bundesverwaltungsgericht durch Beschluss. (4) Ist die Beschwerde versptet eingelegt, verwirft sie der Vorsitzende der Truppendienstkammer durch Beschluss als unzulssig. Die Entscheidung ist zuzustellen.
b) Berufung
§ 115
Zulssigkeit und Frist der Berufung
(1) Gegen das Urteil des Truppendienstgerichts ist bis zum Ablauf eines Monats nach seiner Zustellung die Berufung an das Bundesverwaltungsgericht zulssig. Befindet sich der Soldat aus dienstlichen Grnden im Ausland, kann der Vorsitzende der Truppendienstkammer die Berufungsfrist durch eine Verfgung, die zugleich mit dem Urteil zuzustellen ist, angemessen verlngern. (2) Ist in dem von dem Soldaten angefochtenen Urteil ein Unterhaltsbeitrag bewilligt worden, kann die Entscheidung zu seinem Nachteil nur gendert werden, wenn der Bundeswehrdisziplinaranwalt dies bis zum Schluss der Hauptverhandlung beantragt. 269
C 10
WDO
§§ 116 – 120
Literatur-Hinweis: Sandbaumhter in NZWehrr 00, 221
§ 116
Einlegung und Begrndung der Berufung
(1) Die Berufung ist bei dem Truppendienstgericht einzulegen. Die Berufungsfrist wird auch gewahrt, wenn whrend ihres Laufs die Berufung beim Bundesverwaltungsgericht eingelegt wird. § 112 gilt entsprechend. (2) In der Berufungsschrift ist das angefochtene Urteil zu bezeichnen und anzugeben, inwieweit es angefochten wird und welche nderungen beantragt werden. Die Antrge sind zu begrnden. Anmerkung: Die Berufung ist unbedingt innerhalb der Monatsfrist des § 115 Abs. 1 zu begrnden (R BVerwG in NZWehrr 01, 77).
§ 117
Unzulssige Berufung
Der Vorsitzende der Truppendienstkammer verwirft die Berufung durch Beschluss als unzulssig, wenn sie nicht statthaft oder nicht in der gesetzlichen Form oder Frist eingelegt ist. Die Entscheidung ist zuzustellen.
§ 118
Zustellung der Berufung
Wird die Berufung nicht als unzulssig verworfen, ist eine Abschrift der Berufungsschrift dem Wehrdisziplinaranwalt oder, wenn dieser die Berufung eingelegt hat, dem Soldaten zuzustellen.
§ 119
Aktenbersendung an das Bundesverwaltungsgericht
Ist die Berufung nicht als unzulssig verworfen worden, sind die Akten nach Ablauf der Frist des § 115 Abs. 1 dem Wehrdisziplinaranwalt zu bersenden. Dieser legt die Akten unverzglich dem Bundeswehrdisziplinaranwalt vor, der sie an das Bundesverwaltungsgericht weiterleitet.
§ 120
Beschluss des Berufungsgerichts
(1) Das Bundesverwaltungsgericht kann durch Beschluss 1. die Berufung aus den Grnden des § 117 als unzulssig verwerfen, 2. das Urteil des Truppendienstgerichts aufheben und die Sache an eine andere Kammer desselben oder eines anderen Truppen270
WDO
§§ 121 – 123
C 10
dienstgerichts zur nochmaligen Verhandlung und Entscheidung zurckverweisen, wenn es weitere Aufklrungen fr erforderlich hlt oder wenn schwere Mngel des Verfahrens vorliegen. (2) Vor der Beschlussfassung in den Fllen des Absatzes 1 ist, wenn der Soldat Berufung eingelegt hat, dem Wehrdisziplinaranwalt und, wenn dieser Berufung eingelegt hat, dem Soldaten Gelegenheit zur ußerung zu geben. (3) Der Beschluss ist zu begrnden und dem Soldaten sowie dem Wehrdisziplinaranwalt zuzustellen.
§ 121
Urteil des Berufungsgerichts
(1) Soweit das Bundesverwaltungsgericht die Berufung fr zulssig und begrndet hlt, hat es das Urteil des Truppendienstgerichts aufzuheben und in der Sache selbst zu entscheiden. (2) Hlt das Bundesverwaltungsgericht weitere Aufklrungen fr erforderlich oder liegen schwere Mngel des Verfahrens vor, kann es das Urteil des Truppendienstgerichts aufheben und die Sache an eine andere Kammer desselben oder eines anderen Truppendienstgerichts zur nochmaligen Verhandlung und Entscheidung zurckverweisen.
§ 121a
Abhilfe bei Verletzung des Anspruchs auf rechtliches Gehçr
Hat das Bundesverwaltungsgericht bei einer Berufungsentscheidung den Anspruch eines Beteiligten auf das rechtliche Gehçr in entscheidungserheblicher Weise verletzt, versetzt es, sofern der Beteiligte noch beschwert ist, von Amts wegen oder auf Antrag insoweit das Verfahren durch Beschluss in die Lage zurck, die vor dem Erlass der Entscheidung bestand. Der Antrag ist innerhalb von zwei Wochen nach Zustellung der Entscheidung schriftlich oder zu Protokoll der Geschftsstelle beim Berufungsgericht zu stellen und zu begrnden.
§ 122
Bindung des Truppendienstgerichts
Wird die Sache an ein Truppendienstgericht zurckverwiesen, ist es an die rechtliche Beurteilung gebunden, die der Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts zu Grunde liegt.
§ 123
Verfahrensgrundstze
Im Verfahren vor dem Bundesverwaltungsgericht drfen Niederschriften ber die Aussagen der in der Hauptverhandlung des 271
C 10
WDO
§§ 124 – 126
ersten Rechtszugs vernommenen Zeugen und Sachverstndigen bei der Berichterstattung und der Beweisaufnahme verlesen werden. Wiederholte Vorladungen und Vernehmungen dieser Zeugen und Sachverstndigen kçnnen unterbleiben, wenn sie zur Erforschung der Wahrheit nicht erforderlich sind. Im brigen gelten die Vorschriften ber das Verfahren vor dem Truppendienstgericht sinngemß.
§ 124
Ausbleiben des Soldaten
Außer in den Fllen des § 104 Abs. 1 findet die Berufungshauptverhandlung auch dann ohne den Soldaten statt, wenn er ordnungsgemß geladen und in der Ladung darauf hingewiesen worden ist, dass in seiner Abwesenheit verhandelt werden kann.
c) Rechtskraft
§ 125
Rechtskraft gerichtlicher Entscheidungen
(1) Die Entscheidungen des Truppendienstgerichts werden mit Ablauf der Rechtsmittelfrist rechtskrftig, wenn kein Rechtsmittel eingelegt ist. Wird auf Rechtsmittel verzichtet oder ein Rechtsmittel zurckgenommen, ist der Zeitpunkt maßgebend, in dem die Erklrung des Verzichts oder der Zurcknahme dem Wehrdienstgericht zugeht. (2) Entscheidungen des Truppendienstgerichts, die mit Rechtsmitteln nicht mehr anfechtbar sind, werden mit ihrer Bekanntgabe rechtskrftig. (3) Die Beschlsse des Bundesverwaltungsgerichts werden mit der Zustellung, seine Urteile mit der Verkndung rechtskrftig.
11. Vorlufige Dienstenthebung, Einbehaltung von Dienstbezgen
§ 126
Zulssigkeit, Wirksamkeit, Rechtsmittel
(1) Die Einleitungsbehçrde kann einen Soldaten vorlufig des Dienstes entheben, wenn das gerichtliche Disziplinarverfahren gegen ihn eingeleitet wird oder eingeleitet worden ist. Mit der vorlufigen Dienstenthebung kann das Verbot, Uniform zu tragen, verbunden werden. 272
WDO
§ 126
C 10
(2) Die Einleitungsbehçrde kann gleichzeitig mit der vorlufigen Dienstenthebung oder spter anordnen, dass dem Soldaten ein Teil, hçchstens die Hlfte der jeweiligen Dienstbezge einbehalten wird, wenn im gerichtlichen Disziplinarverfahren voraussichtlich auf Entfernung aus dem Dienstverhltnis oder Aberkennung des Ruhegehalts erkannt werden wird. Tritt der Soldat whrend des gerichtlichen Disziplinarverfahrens in den Ruhestand, hebt die Einleitungsbehçrde ihre Anordnung ber die Einbehaltung der Dienstbezge auf; gleichzeitig kann sie anordnen, dass ein Teil des Ruhegehalts einbehalten wird. (3) Die Einleitungsbehçrde kann bei einem frheren Soldaten gleichzeitig mit der Einleitung des gerichtlichen Disziplinarverfahrens oder spter anordnen, dass ein Teil, hçchstens 30 vom Hundert des Ruhegehalts einbehalten wird. (4) Die Verfgung der Einleitungsbehçrde ber die getroffenen Anordnungen ist dem Soldaten zuzustellen. Die Anordnung der vorlufigen Dienstenthebung wird mit der Zustellung an den Soldaten, die Anordnung der Einbehaltung der Dienstbezge und des Ruhegehalts mit dem auf die Zustellung folgenden nchsten Flligkeitstag wirksam. (5) Die Einleitungsbehçrde kann eine nach den Abstzen 1 bis 4 getroffene Anordnung jederzeit auf Antrag oder von Amts wegen aufheben. Die Entscheidung ist dem Soldaten zuzustellen. Lehnt die Einleitungsbehçrde einen Antrag auf Aufhebung ab, kann der Soldat innerhalb eines Monats nach Zustellung die Entscheidung des Truppendienstgerichts beantragen. Ist das Verfahren beim Bundesverwaltungsgericht anhngig, tritt dieses Gericht an die Stelle des Truppendienstgerichts. (6) Mit dem rechtskrftigen Abschluss des Verfahrens enden die Anordnungen kraft Gesetzes. Anmerkung: 1. Zu den Voraussetzungen des Absatzes 1 R BVerwG in NZWehrr 06, 209 und Beschluss vom 07. 12. 2006 (2 WDB 3.06). 2. Zu den Auswirkungen einer vorlufigen Dienstenthebung und eines Verbots der Ausbung des Dienstes auf die Berufsfçrderung R ZDv 14/3 B 169. Zum Verbot der Ausbung des Dienstes R § 22 SG (C 01 und C 15). 3. Zur Prognose i. S. d. Absatzes 2 Satz 1 R BVerwG in NZWehrr 05, 216. 4. Dienstbezge R § 1 Abs. 1 WDOBezV (C 11h). 273
C 10 § 127
WDO
§ 127
Verfall und Nachzahlung der einbehaltenen Betrge
(1) Die nach § 126 einbehaltenen Betrge verfallen, wenn 1. im gerichtlichen Disziplinarverfahren auf Entfernung aus dem Dienstverhltnis oder auf Aberkennung des Ruhegehalts oder 2. in einem wegen desselben Sachverhalts eingeleiteten Strafverfahren auf eine Strafe, die den Verlust der Rechte als Berufssoldat oder Soldat auf Zeit oder den Verlust der Ansprche auf Versorgung zur Folge hat, erkannt oder 3. das gerichtliche Disziplinarverfahren eingestellt worden ist, weil der Soldat auf andere Weise seinen Dienstgrad und seine sonstigen Rechte aus dem Dienstverhltnis verloren hat und die Einleitungsbehçrde oder nach Rechtshngigkeit das Wehrdienstgericht festgestellt hat, dass Entfernung aus dem Dienstverhltnis oder Aberkennung des Ruhegehalts gerechtfertigt gewesen wre, oder 4. das gerichtliche Disziplinarverfahren wegen eines Verfahrensmangels eingestellt worden ist und ein innerhalb von drei Monaten nach der Einstellung wegen desselben Dienstvergehens eingeleitetes neues Verfahren zur Entfernung aus dem Dienstverhltnis oder zur Aberkennung des Ruhegehalts gefhrt hat oder 5. in einem gerichtlichen Disziplinarverfahren unter den Voraussetzungen des § 66 auf Aberkennung des Dienstgrades erkannt wird. (2) Die einbehaltenen Betrge sind nachzuzahlen, wenn das gerichtliche Disziplinarverfahren auf andere Weise rechtskrftig abgeschlossen oder von der Einleitungsbehçrde oder nach Rechtshngigkeit vom Wehrdienstgericht im Fall des Absatzes 1 Nr. 3 ohne die dort bezeichnete Feststellung eingestellt wird. Die Kosten des gerichtlichen Disziplinarverfahrens, soweit der Verurteilte sie zu tragen hat, und eine ihm auferlegte Disziplinarbuße kçnnen von den nachzuzahlenden Betrgen abgezogen werden. (3) Auf die nach Absatz 2 nachzuzahlenden Betrge sind Einknfte aus einer whrend der vorlufigen Dienstenthebung ausgebten genehmigungspflichtigen Ttigkeit (§ 20 des Soldatengesetzes) anzurechnen, wenn ein Dienstvergehen oder eine als Dienstvergehen geltende Handlung erwiesen ist. Der Soldat ist verpflichtet, ber die Hçhe solcher Einknfte Auskunft zu geben. (4) Die Feststellung der Einleitungsbehçrde nach Absatz 1 Nr. 3 und die Entscheidung der Einleitungsbehçrde nach Absatz 3 sind dem Soldaten zuzustellen. Er kann innerhalb eines Monats nach 274
WDO
§§ 128 – 129
C 10
Zustellung die Entscheidung des Truppendienstgerichts beantragen. Dieses entscheidet endgltig.
12. Antragsverfahren vor dem Wehrdienstgericht bei nachtrglicher strafgerichtlicher Ahndung
§ 128
Voraussetzungen und Zustndigkeit
(1) Ist im gerichtlichen Disziplinarverfahren eine einfache Disziplinarmaßnahme, Krzung der Dienstbezge oder Krzung des Ruhegehalts rechtskrftig verhngt worden und wird wegen desselben Sachverhalts nachtrglich durch ein Gericht oder eine Behçrde eine Strafe oder Ordnungsmaßnahme verhngt oder kann ein Sachverhalt nach § 153a Abs. 1 Satz 5 oder Abs. 2 Satz 2 der Strafprozessordnung nach Erfllung von Auflagen und Weisungen nicht mehr als Vergehen verfolgt werden, so ist die Disziplinarmaßnahme auf Antrag des Soldaten aufzuheben, wenn ihre Verhngung nach Abschluss des Strafverfahrens oder des Bußgeldverfahrens gegen § 16 Abs. 1 verstoßen wrde. Die Aufhebung einer der in § 16 Abs. 1 Nr. 2 genannten Disziplinarmaßnahmen unterbleibt, wenn die Voraussetzungen fr eine zustzliche disziplinare Ahndung zum Zeitpunkt ihrer Verhngung vorgelegen haben. (2) Ein unanfechtbar verhngter Disziplinararrest ist aufzuheben, wenn und soweit er zusammen mit einer Freiheitsentziehung, die wegen desselben Sachverhalts nachtrglich verhngt wurde, drei Wochen bersteigt. (3) Die Aufhebung ist ausgeschlossen, wenn die Disziplinarmaßnahme im Strafverfahren oder Bußgeldverfahren erkennbar angerechnet worden ist. (4) ber den Antrag auf Aufhebung entscheidet das Gericht, das die Disziplinarmaßnahme verhngt hat. Im Fall des Absatzes 1 gilt § 45 Abs. 3 entsprechend.
13. Wiederaufnahme des gerichtlichen Disziplinarverfahrens
§ 129
Wiederaufnahmegrnde
(1) Die Wiederaufnahme des durch rechtskrftiges Urteil abgeschlossenen gerichtlichen Disziplinarverfahrens ist zulssig, wenn 275
C 10
WDO
§ 129
1. in dem Urteil eine Disziplinarmaßnahme verhngt worden ist, die nach Art oder Hçhe im Gesetz nicht vorgesehen ist, 2. Tatsachen oder Beweismittel erbracht werden, die erheblich und neu sind, 3. das Urteil auf dem Inhalt einer unechten oder verflschten Urkunde oder auf einem vorstzlich oder fahrlssig falsch abgegebenen Zeugnis oder Gutachten beruht, 4. ein Urteil, auf dessen tatschlichen Feststellungen das Urteil im gerichtlichen Disziplinarverfahren beruht, durch ein anderes rechtskrftiges Urteil aufgehoben worden ist, 5. bei dem Urteil ein Richter oder ehrenamtlicher Richter mitgewirkt hat, der sich in dieser Sache der strafbaren Verletzung seiner Amtspflicht schuldig gemacht hat, 6. bei dem Urteil ein Richter oder ehrenamtlicher Richter mitgewirkt hat, der von der Ausbung des Richteramts kraft Gesetzes ausgeschlossen war, es sei denn, dass die Grnde fr den gesetzlichen Ausschluss bereits erfolglos geltend gemacht worden waren, oder 7. der Verurteilte nachtrglich glaubhaft ein Dienstvergehen eingestanden hat, das in dem durch das rechtskrftige Urteil abgeschlossenen gerichtlichen Disziplinarverfahren nicht festgestellt werden konnte. (2) Erheblich im Sinne des Absatzes 1 Nr. 2 sind Tatsachen und Beweismittel, wenn sie allein oder in Verbindung mit den frher getroffenen Feststellungen geeignet sind, eine andere Entscheidung zu begrnden, die Ziel der Wiederaufnahme des gerichtlichen Disziplinarverfahrens sein kann. Neu im Sinne des Absatzes 1 Nr. 2 sind Tatsachen und Beweismittel, die dem Gericht bei seiner Entscheidung nicht bekannt gewesen sind. Ergeht nach Eintritt der Rechtskraft des Urteils im gerichtlichen Disziplinarverfahren in einem wegen desselben Sachverhalts eingeleiteten Straf- oder Bußgeldverfahren ein rechtskrftiges Urteil aufgrund von tatschlichen Feststellungen, die von denjenigen tatschlichen Feststellungen des Urteils im gerichtlichen Disziplinarverfahren, auf denen es beruht, abweichen, gelten die abweichenden Feststellungen des Urteils im Straf- oder Bußgeldverfahren als neue Tatsachen im Sinne des Absatzes 1 Nr. 2. (3) In den Fllen des Absatzes 1 Nr. 3 und 5 ist die Wiederaufnahme des gerichtlichen Disziplinarverfahrens nur zulssig, wenn wegen der behaupteten Handlung eine rechtskrftige Verurteilung erfolgt ist oder wenn ein strafgerichtliches Verfahren aus anderen Grnden als wegen Mangels an Beweisen nicht eingeleitet oder nicht durchgefhrt werden kann. 276
WDO § 130
§§ 130 – 131
C 10
Unzulssigkeit der Wiederaufnahme
(1) Die Wiederaufnahme des durch rechtskrftiges Urteil abgeschlossenen gerichtlichen Disziplinarverfahrens ist unzulssig, wenn nach Eintritt der Rechtskraft 1. ein Urteil im Straf- oder Bußgeldverfahren ergangen ist, das sich auf denselben Sachverhalt grndet und diesen ebenso wrdigt, solange dieses Urteil nicht rechtskrftig aufgehoben ist, oder 2. ein Urteil im Strafverfahren ergangen ist, durch das der Verurteilte seine Rechtsstellung als Berufssoldat oder Soldat auf Zeit oder seinen Anspruch auf Versorgung verloren hat oder verloren htte, wenn er noch im Dienst gewesen wre oder Ruhegehalt bezogen htte. (2) Die Wiederaufnahme des gerichtlichen Disziplinarverfahrens zu Ungunsten des Verurteilten ist außerdem unzulssig, wenn seit dem Eintritt der Rechtskraft des Urteils drei Jahre vergangen sind.
§ 131
Antrag, Frist, Verfahren
(1) Zur Wiederaufnahme des gerichtlichen Disziplinarverfahrens bedarf es eines Antrags. Antragsberechtigt sind 1. der Verurteilte und sein gesetzlicher Vertreter, nach seinem Tod sein Ehegatte oder der Lebenspartner, seine Verwandten aufund absteigender Linie und seine Geschwister, 2. der Wehrdisziplinaranwalt auf Ersuchen der Einleitungsbehçrde. Besteht die Einleitungsbehçrde nicht mehr, bestimmt der Bundesminister der Verteidigung die Dienststelle, die ihre Befugnisse ausbt, 3. der Bundeswehrdisziplinaranwalt auf Anordnung des Bundesministers der Verteidigung, wenn eine Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts angefochten wird. (2) Der Antrag muss innerhalb von drei Monaten bei dem Wehrdienstgericht, dessen Entscheidung angefochten wird, schriftlich oder zur Niederschrift des Urkundsbeamten der Geschftsstelle eingereicht werden. § 112 gilt entsprechend. Die Frist beginnt mit dem Tag, an dem der Antragsberechtigte von dem Grund fr die Wiederaufnahme Kenntnis erhalten hat. In dem Antrag ist das angefochtene Urteil zu bezeichnen und anzugeben, inwieweit es angefochten wird und welche nderungen beantragt werden; die Antrge sind unter Bezeichnung des Beweismittel zu begrnden. 277
C 10
WDO
§§ 132 – 134
(3) Fr das weitere Verfahren gelten die Vorschriften ber das gerichtliche Disziplinarverfahren vor dem Truppendienstgericht und dem Bundesverwaltungsgericht entsprechend.
§ 132
Entscheidung durch Beschluss
(1) Das Wehrdienstgericht kann den Antrag, auch nach Erçffnung der mndlichen Verhandlung, durch Beschluss verwerfen, wenn es die gesetzlichen Voraussetzungen fr seine Zulassung nicht fr gegeben oder ihn fr offensichtlich unbegrndet hlt. (2) Das Wehrdienstgericht kann vor Erçffnung der mndlichen Verhandlung mit Zustimmung des Wehrdisziplinaranwalts oder des Bundeswehrdisziplinaranwalts durch Beschluss das angefochtene Urteil aufheben oder das gerichtliche Disziplinarverfahren einstellen. Der Beschluss ist unanfechtbar. (3) Der rechtskrftige Beschluss nach Absatz 1 sowie der Beschluss nach Absatz 2 stehen einem rechtskrftigen Urteil gleich.
§ 133
Mndliche Verhandlung, Entscheidung durch Urteil
(1) Das Wehrdienstgericht entscheidet, wenn das Wiederaufnahmeverfahren nicht auf andere Weise abgeschlossen wird, aufgrund mndlicher Verhandlung durch Urteil. (2) Gegen das Urteil des Truppendienstgerichts ist Berufung zulssig.
§ 134
Rechtswirkungen, Entschdigung
(1) Wird in einem Wiederaufnahmeverfahren das angefochtene Urteil zu Gunsten des Verurteilten aufgehoben, erhlt der Verurteilte von dem Eintritt der Rechtskraft des aufgehobenen Urteils an die Rechtsstellung, die er erhalten htte, wenn das aufgehobene Urteil der Entscheidung entsprochen htte, die im Wiederaufnahmeverfahren ergangen ist. Wurde in dem aufgehobenen Urteil auf Entfernung aus dem Dienstverhltnis oder auf Aberkennung des Ruhegehalts erkannt, gilt § 52 des Soldatengesetzes entsprechend. (2) Der Verurteilte und die Personen, denen er kraft Gesetzes unterhaltspflichtig ist, kçnnen im Fall des Absatzes 1 neben den hiernach nachtrglich zu gewhrenden Bezgen in entsprechender Anwendung des Gesetzes ber die Entschdigung fr Strafverfolgungsmaßnahmen vom 8. Mrz 1971 (BGBl. I S. 157) in der jeweils geltenden Fassung Ersatz des sonstigen Schadens vom 278
WDO
§ 135
C 10
Bund verlangen. Der Anspruch ist innerhalb von drei Monaten nach dem rechtskrftigen Abschluss des Wiederaufnahmeverfahrens bei der nach § 131 Abs. 1 Nr. 2 zustndigen Einleitungsbehçrde geltend zu machen. Die Entscheidung ist dem Antragsteller zuzustellen. Lehnt die Einleitungsbehçrde den Anspruch ab, gelten fr seine Weiterverfolgung die Vorschriften ber den Rechtsweg fr Klagen aus dem Wehrdienstverhltnis entsprechend.
14. Vollstreckung von Disziplinarmaßnahmen
§ 135
Durchfhrung der Vollstreckung
(1) Um die Vollstreckung von einfachen Disziplinarmaßnahmen ersucht der Wehrdisziplinaranwalt den nchsten Disziplinarvorgesetzten des Soldaten, im Fall des § 48 Abs. 1 Satz 3 eine andere Dienststelle. (2) Die Vollstreckung der Krzung der Dienstbezge beginnt in der Regel mit dem auf den Eintritt der Rechtskraft des Urteils folgenden Monat. Endet das Dienstverhltnis vor oder nach Rechtskraft des Urteils und steht dem Soldaten ein Anspruch auf Dienstzeitversorgung zu, werden die aus den ungekrzten Dienstbezgen errechneten laufenden Versorgungsbezge whrend der Dauer der Krzung der Dienstbezge in demselben Verhltnis gekrzt wie die Dienstbezge. Hat der Soldat keinen Anspruch auf laufende Versorgungsbezge, aber einen Anspruch auf bergangsbeihilfe, wird diese um den Betrag gekrzt, um den die bergangsgebhrnisse zu krzen gewesen wren, wenn der Soldat whrend der im Urteil fr die Krzung der Dienstbezge festgesetzten Dauer bergangsgebhrnisse in Hçhe von 75 vom Hundert der Dienstbezge des letzten Monats erhalten htte. Endet der Anspruch auf bergangsgebhrnisse vor Ablauf der Vollstreckung, wird die bergangsbeihilfe um den Betrag gekrzt, um den die bergangsgebhrnisse noch zu krzen gewesen wren, wenn der Soldat sie weiterhin erhalten htte. In beiden Fllen muss dem Soldaten mindestens die Hlfte der bergangsbeihilfe bleiben. Sterbegeld, Witwen- und Witwergeld sowie Waisengeld werden nicht gekrzt. (3) Die Frist fr das Befçrderungsverbot beginnt mit der Rechtskraft des Urteils, jedoch nicht vor Beendigung der Vollstreckung eines frher verhngten Befçrderungsverbots. (4) Die Herabsetzung in der Besoldungsgruppe und die Dienstgradherabsetzung werden mit der Rechtskraft des Urteils wirk279
C 10
WDO
§§ 136 – 137
sam. Die laufenden Dienst- oder Versorgungsbezge nach der neuen Besoldungsgruppe oder dem neuen Dienstgrad werden vom Ersten des Monats an gezahlt, der der Rechtskraft des Urteils folgt. (5) Die Entfernung aus dem Dienstverhltnis wird mit der Rechtskraft des Urteils wirksam. Die Zahlung der Dienstbezge wird mit dem Ende des Monats eingestellt, in dem das Urteil rechtskrftig wird. Ein auf Entfernung aus dem Dienstverhltnis lautendes Urteil gilt, wenn der Soldat vor Eintritt der Rechtskraft in den Ruhestand tritt, als Urteil auf Aberkennung des Ruhegehalts. (6) Fr die Krzung des Ruhegehalts gilt Absatz 2 Satz 1 und 6, fr die Aberkennung des Ruhegehalts Absatz 5 Satz 1 und 2 und fr die Aberkennung des Dienstgrades Absatz 5 Satz 1 entsprechend.
15. Kosten des Verfahrens
§ 136
Allgemeines
Kosten werden nur im gerichtlichen Disziplinarverfahren erhoben.
§ 137
Umfang der Kostenpflicht
(1) Gerichtliche Disziplinarverfahren sind gebhrenfrei. (2) Als Auslagen werden erhoben 1. Auslagen, die nach den Vorschriften des Gerichtskostengesetzes erhoben werden, 2. Kosten, die durch die dienstliche Gestellung des Soldaten und von Soldaten als Zeugen oder Sachverstndigen (§ 89) entstanden sind, mit Ausnahme der Postgebhren, 3. die whrend der Ermittlungen des Wehrdisziplinaranwalts entstandenen Reisekosten des Wehrdisziplinaranwalts, eines ersuchten Richters und ihrer Schriftfhrer, 4. die Kosten fr die Unterbringung und Untersuchung des Soldaten in einem çffentlichen psychiatrischen Krankenhaus oder in einem Bundeswehrkrankenhaus, 5. die an einen Rechtsanwalt zu zahlenden Betrge sowie die baren Auslagen eines sonst bestellten Verteidigers, 6. die Auslagen des nach § 85 Abs. 2 bestellten Betreuers oder Pflegers. 280
WDO § 138
§§ 138 – 139
C 10
Kostenpflicht des Soldaten und des Bundes
(1) Die Kosten des Verfahrens sind dem Soldaten aufzuerlegen, wenn er verurteilt wird; sie sind jedoch dem Bund teilweise oder ganz aufzuerlegen, soweit es unbillig wre, den Soldaten damit zu belasten. Satz 1 Halbsatz 2 gilt auch, wenn durch Untersuchungen zur Aufklrung bestimmter belastender oder entlastender Umstnde besondere Kosten entstanden und diese Untersuchungen zu Gunsten des Soldaten ausgegangen sind. (2) Entsprechendes gilt, wenn das Wehrdienstgericht das gerichtliche Disziplinarverfahren einstellt, weil der Soldat auf andere Weise als durch eine Verurteilung in einem gerichtlichen Disziplinarverfahren seinen Dienstgrad und seine sonstigen Rechte aus dem Dienstverhltnis verloren hat und nach dem Ergebnis der Ermittlungen ein Dienstvergehen oder eine als Dienstvergehen geltende Handlung erwiesen ist. (3) Wird der Soldat freigesprochen oder stellt das Wehrdienstgericht das gerichtliche Disziplinarverfahren in anderen als den in Absatz 2 bezeichneten Fllen ein, sind ihm nur solche Kosten aufzuerlegen, die er durch schuldhafte Sumnis verursacht hat. (4) Kosten des Verfahrens, die nicht nach Absatz 1 Satz 1, Absatz 2 oder 3 dem Soldaten zur Last fallen, sind dem Bund aufzuerlegen, es sei denn, dass sie ganz oder teilweise von einem Dritten zu tragen sind.
§ 139
Kosten bei Rechtsmitteln und Rechtsbehelfen
(1) Die Kosten eines erfolgreichen Rechtsmittels des Soldaten oder des Wehrdisziplinaranwalts, soweit dieser es zu Gunsten des Soldaten eingelegt hat, sind dem Bund aufzuerlegen. Die Kosten eines zu Ungunsten des Soldaten eingelegten und erfolgreichen Rechtsmittels des Wehrdisziplinaranwalts trgt der Soldat; sie sind jedoch dem Bund teilweise oder ganz aufzuerlegen, soweit es unbillig wre, den Soldaten damit zu belasten. (2) Die Kosten eines zurckgenommenen oder erfolglos eingelegten Rechtsmittels treffen den, der es eingelegt hat. (3) Hat das Rechtsmittel teilweise Erfolg, hat das Wehrdienstgericht die Kosten teilweise oder ganz dem Bund aufzuerlegen, soweit es unbillig wre, den Soldaten damit zu belasten. (4) Hat das Wehrdienstgericht das gerichtliche Disziplinarverfahren eingestellt, weil gegen den Soldaten, der nach Einlegung der Berufung in den Ruhestand getreten ist, ein verwirktes Befçrderungsverbot nicht verhngt werden darf, so hat dieser die Kosten des Verfahrens zu tragen. Soweit es unbillig wre, den 281
C 10
WDO
§ 140
Soldaten mit den Kosten des Verfahrens zu belasten, sind sie dem Bund ganz oder teilweise aufzuerlegen. (5) Die Abstze 1 bis 4 gelten sinngemß fr die Kosten des Verfahrens, die durch einen Antrag auf gerichtliche Entscheidung in den Fllen des § 92 Abs. 4, § 95 Abs. 2, § 98 Abs. 3 Satz 2, § 121a, § 127 Abs. 4 und § 128 oder durch einen Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens entstanden sind.
§ 140
Notwendige Auslagen
(1) Die dem Soldaten erwachsenen notwendigen Auslagen sind dem Bund aufzuerlegen, wenn der Soldat freigesprochen oder das gerichtliche Disziplinarverfahren aus anderen als den in § 138 Abs. 2 bezeichneten Grnden eingestellt wird. (2) Die dem verurteilten Soldaten erwachsenen notwendigen Auslagen sind teilweise oder ganz dem Bund aufzuerlegen, soweit es unbillig wre, den Soldaten damit zu belasten. Satz 1 gilt auch, wenn die zur Anschuldigung gestellten Pflichtverletzungen nur zum Teil die Grundlage der Verurteilung bilden oder durch Untersuchungen zur Aufklrung bestimmter belastender oder entlastender Umstnde dem Soldaten besondere Auslagen erwachsen und diese Untersuchungen zu Gunsten des Soldaten ausgegangen sind. (3) Wird ein Rechtsmittel vom Wehrdisziplinaranwalt zu Ungunsten des Soldaten eingelegt und wird es zurckgenommen oder bleibt es erfolglos, sind die dem Soldaten im Rechtsmittelverfahren erwachsenen notwendigen Auslagen dem Bund aufzuerlegen. Dasselbe gilt, wenn ein vom Wehrdisziplinaranwalt zu Gunsten des Soldaten eingelegtes Rechtsmittel Erfolg hat. Hat ein zu Ungunsten des Soldaten eingelegtes Rechtsmittel des Wehrdisziplinaranwalts Erfolg, so sind die notwendigen Auslagen, die dem Soldaten im Rechtsmittelverfahren erwachsen sind, teilweise oder ganz dem Bund aufzuerlegen, soweit es unbillig wre, den Soldaten damit zu belasten. (4) Hat der Soldat das Rechtsmittel beschrnkt und hat es Erfolg, sind die notwendigen Auslagen des Soldaten dem Bund aufzuerlegen. (5) Hat ein Rechtsmittel teilweise Erfolg, gilt § 139 Abs. 3 entsprechend. Bei einem in vollem Umfang erfolglosen Rechtsmittel des Soldaten ist es unzulssig, die notwendigen Auslagen, die diesem im Rechtsmittelverfahren erwachsen sind, ganz oder teilweise dem Bund aufzuerlegen. (6) Notwendige Auslagen, die dem Soldaten durch schuldhafte Sumnis erwachsen sind, werden dem Bund nicht auferlegt. 282
WDO
§ 141
C 10
(7) Die notwendigen Auslagen des Soldaten werden dem Bund nicht auferlegt, wenn der Soldat die Einleitung des gerichtlichen Disziplinarverfahrens dadurch veranlasst hat, dass er vorgetuscht hat, das ihm zur Last gelegte Dienstvergehen begangen zu haben. Es kann davon abgesehen werden, die notwendigen Auslagen des Soldaten dem Bund aufzuerlegen, wenn 1. der Soldat das gerichtliche Disziplinarverfahren dadurch veranlasst hat, dass er sich selbst in wesentlichen Punkten wahrheitswidrig oder im Widerspruch zu seinen spteren Erklrungen belastet oder wesentliche entlastende Umstnde verschwiegen hat, obwohl er sich zu dem gegen ihn erhobenen Vorwurf geußert hat, 2. gegen den Soldaten wegen eines Dienstvergehens eine Disziplinarmaßnahme im gerichtlichen Disziplinarverfahren nur deshalb nicht verhngt wird, weil ein Verfahrenshindernis besteht, 3. das Wehrdienstgericht das Verfahren nach § 108 Abs. 3 Satz 2 einstellt, 4. die Einleitungsbehçrde das gerichtliche Disziplinarverfahren einstellt und eine einfache Disziplinarmaßnahme verhngt. (8) Zu den notwendigen Auslagen gehçren auch 1. die Entschdigung fr eine notwendige Zeitversumnis nach den Vorschriften, die fr die Entschdigung von Zeugen gelten, wenn kein Anspruch auf Dienst- oder Versorgungsbezge besteht, 2. die Gebhren und Auslagen eines Rechtsanwalts, soweit sie nach § 91 Abs. 2 der Zivilprozessordnung zu erstatten wren, sowie die Auslagen eines sonstigen Verteidigers. (9) Fr die Vorermittlungen nach § 92, die Antragsverfahren nach § 92 Abs. 4, § 95 Abs. 2, § 98 Abs. 3 Satz 2, § 121a, § 127 Abs. 4 und § 128 sowie im Wiederaufnahmeverfahren gelten die Abstze 1 bis 8 sinngemß.
§ 141
Entscheidung ber die Kosten
(1) Jede Entscheidung in der Hauptsache muss bestimmen, wer die Kosten des Verfahrens zu tragen hat. (2) Die Entscheidung darber, wer die notwendigen Auslagen trgt, trifft das Wehrdienstgericht in dem Urteil oder dem Beschluss, der das Verfahren abschließt. (3) Die Kosten kçnnen von den Dienst- oder Versorgungsbezgen oder von einem nach § 109 bewilligten Unterhaltsbeitrag abgezogen werden. Soweit erforderlich, werden Geldbetrge nach den 283
C 10
WDO
§§ 142 – 143
Vorschriften des Verwaltungs-Vollstreckungsgesetzes beigetrieben. (4) Sieht die Einleitungsbehçrde nach Abschluss der Vorermittlungen gemß § 92 von der Einleitung eines gerichtlichen Disziplinarverfahrens ab oder stellt sie das gerichtliche Disziplinarverfahren ein, entscheidet auf ihren Antrag oder auf Antrag des Soldaten der zustndige Richter des Truppendienstgerichts, das zur Entscheidung ber die Hauptsache zustndig gewesen wre, wer die notwendigen Auslagen trgt. Der Antrag auf Erstattung der notwendigen Auslagen ist innerhalb eines Monats nach Zustellung der Entscheidung beim Truppendienstgericht einzureichen. Beabsichtigt der Richter, die notwendigen Auslagen nicht in vollem Umfang dem Bund aufzuerlegen, ist dem Soldaten Gelegenheit zur ußerung zu geben. Der Beschluss ist dem Soldaten zuzustellen und der Einleitungsbehçrde bekannt zu geben. (5) Gegen die Entscheidung des Truppendienstgerichts oder des Richters des Truppendienstgerichts ber die Kosten und die notwendigen Auslagen ist die Beschwerde zulssig. Die Beschwerde ist bis zum Ablauf eines Monats nach Zustellung der Entscheidung bei dem Truppendienstgericht einzulegen. ber die Beschwerde entscheidet das Truppendienstgericht. Literatur-Hinweis: Lingens/Plachetka, „Beschwerden gegen richterliche Kostenentscheidungen“, in NZWehrr 04, 76.
§ 142
Kostenfestsetzung
Die Hçhe der Kosten, die nach der Kostenentscheidung zu erstatten sind, wird vom Urkundsbeamten der Geschftsstelle des Truppendienstgerichts festgesetzt. Auf Erinnerung gegen die Festsetzung entscheidet der Vorsitzende der Truppendienstkammer endgltig. § 112 gilt entsprechend.
Schlussvorschriften § 143
Sonderbestimmung fr Soldaten auf Zeit
(1) Wird einem Soldaten auf Zeit whrend der ersten vier Dienstjahre eine Entlassungsverfgung nach § 55 Abs. 5 des Soldatengesetzes zugestellt, kann gegen ihn wegen derselben Tat ein gerichtliches Disziplinarverfahren erst eingeleitet oder fortgesetzt werden, wenn unanfechtbar feststeht, dass die Entlassungsverf284
WDO
§§ 144 – 145
C 10
gung nicht zur Beendigung des Dienstverhltnisses fhrt. Hebt das Verwaltungsgericht die Entlassungsverfgung auf, darf wegen derselben Tat nicht auf Entfernung aus dem Dienstverhltnis erkannt werden. § 84 Abs. 2 gilt entsprechend. (2) Wird gegen einen Soldaten auf Zeit ein gerichtliches Disziplinarverfahren anhngig, kann er wegen derselben Tat nicht mehr nach § 55 Abs. 5 des Soldatengesetzes entlassen werden. Anmerkung: 1. § 55 Abs. 5 SG R C 01. Erlass R C 11d. 2. „Anhngigkeit“ i. S. d. Absatzes 2 R § 99 Abs. 1 Satz 4.
§ 144
Besondere Entlassung eines Soldaten
Auf das Verfahren der Wehrdienstgerichte in den Fllen des § 88 des Soldatengesetzes finden die Vorschriften ber das gerichtliche Disziplinarverfahren entsprechende Anwendung. Das Urteil stellt fest, dass der Soldat aufgrund seines Verhaltens vor der Ernennung der Berufung in sein Dienstverhltnis unwrdig ist, oder es weist den Antrag auf eine solche Feststellung ab.
§ 145
Bindung der Gerichte an Disziplinarentscheidungen
(1) Fr die Entscheidung im gerichtlichen Disziplinarverfahren, fr die richterliche Nachprfung der Entscheidungen des Disziplinarvorgesetzten sowie fr die sonst in diesem Gesetz vorgesehenen richterlichen Entscheidungen sind die Wehrdienstgerichte ausschließlich zustndig. (2) Die aufgrund dieses Gesetzes ergehenden Entscheidungen der Disziplinarvorgesetzten und der Wehrdienstgerichte sind fr die Beurteilung der vor einem Gericht geltend gemachten Rechte aus dem Dienstverhltnis bindend. Anmerkung: 1. § 145 legt die sachliche Abgrenzung der Wehrdienstgerichtsbarkeit (R § 68) zu den anderen Gerichtsbarkeiten fest. 2. Zu den Entscheidungen, die Bindungswirkung fr andere Gerichte entfalten, gehçren z. B. disziplinargerichtliche Verurteilungen, Freispruch, unanfechtbare Disziplinarmaßnahmen, Beschwerdeentscheidungen und ein Bescheid des Disziplinarvorgesetzten zu § 55 Abs. 5 SG i. S. d. Erlasses ZDv 14/3 B 130 (R C 06a). 285
C 10
WDO
§§ 146 – 147
3. Die bindende Wirkung umfasst die tatschlichen Feststellungen und die disziplinare Wrdigung (R BVerwG in NZWehrr 89, 72; BVerwGE 69, 334), nicht jedoch z. B. die Feststellungen zur groben Fahrlssigkeit, da diese zur Maßnahmebemessung gehçren. Dies ist bedeutsam bei der Geltendmachung von Schadenersatz des Bundes gegen den Soldaten R § 24 SG (C 01). 4. Stellt ein Wehrdienstgericht im Disziplinarverfahren fest, dass ein Soldat keine Dienstpflichtverletzung begangen hat, so kann regelmßig eine Versetzung allein mit dem identischen Sachverhalt nicht begrndet werden (R BVerwG in NZWehrr 89, 80). 5.
Literatur-Hinweis zu Absatz 2: Lucks in NZWehrr 06, 145.
§ 146
Ermchtigung zum Erlass einer Rechtsverordnung
Das Bundesministerium der Verteidigung wird ermchtigt, durch Rechtsverordnung im Einvernehmen mit dem Bundesministerium des Innern zu bestimmen, welche Bezge einschließlich der Sachbezge als Dienstbezge und Wehrsold im Sinne der §§ 24, 126 und des 1. Unterabschnittes des Dritten Abschnitts anzusehen sind. Anmerkung: VO R C 11h.
§ 147
berleitungsvorschriften
(1) Die Tilgung einer einfachen Disziplinarmaßnahme, die vor dem 1. Januar 2002 verhngt wurde, richtet sich nach den bisher geltenden Vorschriften. Ein Befçrderungsverbot, das vor dem 1. Januar 2002 verhngt wurde, ist nach den Vorschriften dieses Gesetzes zu tilgen. (2) Fr Beschwerden gegen vor dem 1. Januar 2002 verhngte Disziplinarmaßnahmen sowie gegen sonstige Maßnahmen und Entscheidungen des Disziplinarvorgesetzten vor dem 1. Januar 2002 gelten die bisherigen Vorschriften. 286
WDO § 148
§ 148
C 10
Einschrnkung von Grundrechten
Durch dieses Gesetz werden das Grundrecht auf kçrperliche Unversehrtheit (Artikel 2 Abs. 2 Satz 1 des Grundgesetzes) und das Grundrecht der Freiheit der Person (Artikel 2 Abs. 2 Satz 2 des Grundgesetzes) eingeschrnkt.
287
C 11a
Einzelerlasse WDO
Einzelerlasse zur WDO a) Abgabe an die Staatsanwaltschaft ZDv 14/3
B 117
I. Gesetzliche Grundlage § 33 der Wehrdisziplinarordnung (WDO) bestimmt: . . .
1
II. Prfungspflicht Der Disziplinarvorgesetzte hat danach bei einem Dienstvergehen, das eine Straftat ist, zu prfen: 1. Disziplinare Erledigung (§ 33 Abs. 1 WDO) Er kann es bei einer Belehrung, Warnung, Zurechtweisung oder einer anderen zulssigen Maßnahme bewenden lassen oder eine einfache Disziplinarmaßnahme verhngen. Er hat die Tat zur disziplinaren Ahndung weiterzumelden (§ 30 WDO) oder die Entscheidung der Einleitungsbehçrde herbeizufhren, wenn ein gerichtliches Disziplinarverfahren eingeleitet werden soll (§ 41 WDO). 2. Strafrechtliche Erledigung (§ 33 Abs. 3 WDO) Er hat die Sache vor oder nach der disziplinaren Erledigung an die Staatsanwaltschaft abzugeben, wenn dies aus den in § 33 Abs. 3 WDO genannten Grnden geboten ist (vgl. Nr. III und IV). Auch jeder hçhere Disziplinarvorgesetzte gibt die Sache an die Staatsanwaltschaft ab, wenn er von ihr Kenntnis hat und die Voraussetzungen fr eine Abgabe vorliegen. III. Strafrechtliche Erledigung – Abgabepflicht Der Disziplinarvorgesetzte gibt die Sache an die Staatsanwaltschaft ab, wenn er zu der berzeugung gelangt, dass die Abgabe erforderlich ist, 1. zur Aufrechterhaltung der militrischen Ordnung (z. B. Gehorsamsverweigerung vor versammelter Mannschaft, ttlicher Angriff gegen einen Vorgesetzten, Meuterei), 2. wegen der Art der Tat (z. B. Landesverrat, Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung), 1
288
Text R C 10
Einzelerlasse WDO
C 11a
3.
wegen der Schwere des Unrechts (z. B. Fahnenflucht, beharrlich wiederholte Misshandlung eines Untergebenen) oder 4. wegen der Schwere der Schuld (z. B. mit berlegung ausgefhrte schwere Straftat im Gegensatz zur Kurzschlusshandlung). Die Abgabe an die Staatsanwaltschaft enthlt zugleich eine Strafanzeige, ersetzt aber nicht die Stellung eines Strafantrages im Sinne des § 77a des Strafgesetzbuches (StGB). Der Disziplinarvorgesetzte ist auch bei der Abgabe an die Staatsanwaltschaft nicht gehindert, den Sachverhalt zur Grundlage einer disziplinaren Entscheidung zu machen, wenn die Sachaufklrung gesichert ist. 1.
2.
IV. Einzelregelung Bei den in Anhang 1 aufgefhrten besonders schweren Straftaten liegen die Voraussetzungen fr die Abgabe nach Nr. III stets vor. Diese Straftaten hat der Disziplinarvorgesetzte daher ohne weitere Prfung an die Staatsanwaltschaft abzugeben. Bei den im Anhang 2 aufgefhrten schweren Straftaten liegen die Voraussetzungen, unter denen die Abgabe nach Nr. III geboten ist, regelmßig vor. Diese Straftaten gibt der Disziplinarvorgesetzte an die Staatsanwaltschaft ab, soweit nicht im Einzelfall eine Ausnahme gerechtfertigt erscheint. Ausnahmen kçnnen bei leichteren Fllen von Vergehen nach dem Strafgesetzbuch oder dem Wehrstrafgesetz (WStG) etwa dann angebracht sein, wenn es sich bei einem sonst untadeligen Soldaten um eine als einmalige Entgleisung anzusehende Kurzschlusshandlung handelt. Auf die Hçhe der zu erwartenden Strafe kommt es nicht in erster Linie an; maßgebend sind stets die Umstnde des Einzelfalls. Besonderes gilt fr den Diebstahl geringwertiger Sachen, der regelmßig nicht als schwere Straftat anzusehen ist. Er wird grundstzlich nur auf Antrag des Verletzten verfolgt (§§ 248a, 77 StGB), wenn nicht die Strafverfolgungsbehçrde wegen des besonderen çffentlichen Interesses von Amts wegen einschreitet. Daher ist in derartigen Fllen stets zu prfen, ob nicht die Aufrechterhaltung der militrischen Ordnung trotz des geringen Wertes der Sache ein besonderes dienstliches Interesse an der Strafverfolgung begrndet (z. B. bei Kameradendiebstahl in der dienstlichen Unterkunft). Gehçrt die gestohlene Sache dem Dienstherrn und dient sie der Einsatzbereitschaft der Bundeswehr, kommt es in der Regel nicht darauf an, ob sie nur von geringem Wert ist (z. B. bei Benzindiebstahl). Entsprechendes gilt bei Unterschlagung, Hehlerei, Betrug und 289
C 11a
Einzelerlasse WDO
Untreue, soweit es sich um geringwertige Sachen oder Vermçgenswerte handelt. 3.
Bei dem Verdacht einer Korruptionsstraftat, insbesondere Vorteilsannahme (§ 331 StGB), Bestechlichkeit (§ 332 StGB), Vorteilsgewhrung (§ 333 StGB) und Bestechung (§ 334 StGB) ist gemß ZDv 10/13 Nr. 308 unverzglich das Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) Referat ES zu unterrichten, damit Ermittlungen auch bei weiteren Dienststellen der Bundeswehr oder bei Dritten (z. B. Auftragnehmern der Bundeswehr) koordiniert durchgefhrt werden kçnnen. Eine Abgabe an die Staatsanwaltschaft erfolgt in diesen Fllen erst nach Zustimmung BMVg ES.
4.
Bei allen brigen Straftaten (z. B. Bedrohung, Nçtigung) entscheidet der Disziplinarvorgesetzte selbstverantwortlich, ob die Sache an die Staatsanwaltschaft abzugeben ist. Bei Bagatellfllen wird die Abgabe regelmßig nicht erforderlich sein, sofern sie nicht ausnahmsweise zur Aufrechterhaltung der militrischen Ordnung notwendig erscheint.
5.
Abgabesachen sind als Eilsachen zu behandeln. Fr die Abgabe ist der Vordruck 17 (Anhang, Anlage 28) 1 zu verwenden. V. Entscheidung der Einleitungsbehçrde
Will der Disziplinarvorgesetzte eine der im Anhang 2 aufgefhrten Straftaten nicht abgeben, hat er eine Stellungnahme des zustndigen Rechtsberaters einzuholen. Hlt der Rechtsberater eine Abgabe fr geboten und schließt sich der Disziplinarvorgesetzte dieser Auffassung nicht an, hat er die Entscheidung der Einleitungsbehçrde herbeizufhren. VI. Mitteilungen von Disziplinarmaßnahmen an die Staatsanwaltschaft 1.
Hat der Disziplinarvorgesetzte wegen derselben Tat eine einfache Disziplinarmaßnahme verhngt, teilt er dies der Staatsanwaltschaft bei der Abgabe mit. Anzugeben sind Art und Hçhe der Disziplinarmaßnahme. Bei Disziplinararrest ist ferner anzugeben, ob die Disziplinarmaßnahme bereits vollstreckt ist, noch vollstreckt werden soll oder zur Bewhrung ausgesetzt worden ist. Wird die Aussetzung zur Bewhrung widerrufen, ist der Widerruf ebenfalls der Staatsanwaltschaft mitzuteilen.
1
R C 11i
290
Einzelerlasse WDO
C 11a
2. Die Mitteilungspflicht obliegt dem Disziplinarvorgesetzten auch dann, wenn wegen derselben Tat eine einfache Disziplinarmaßnahme nach der Abgabe, aber vor rechtskrftigem Abschluss des Strafverfahrens, verhngt wird. VII. Abgabe an die Staatsanwaltschaft im Zusammenhang mit einer besonderen Auslandsverwendung Bei der Abgabe von Straftaten, die Soldaten der Bundeswehr whrend einer besonderen Auslandsverwendung im Sinne des § 62 Abs. 1 des Soldatengesetzes im Ausland begehen, ist wie folgt zu verfahren: 1. Ist das Dienstvergehen eine Straftat, legt der nchste Disziplinarvorgesetzte den Vorgang unmittelbar und unter nachrichtlicher Beteilung der Zwischenvorgesetzten und der Einleitungsbehçrde dem Kontingentfhrer im Einsatzgebiet (KtgtFhr i. E.) vor. 2. Die im Anhang 1 des Erlasses „Abgabe an die Staatsanwaltschaft“ angegebenen besonders schweren Straftaten gibt der KtgtFhr i. E. stets an die zustndige deutsche Staatsanwaltschaft ab. Gleichzeitig setzt er den zustndigen Inspekteur bei nachrichtlicher Beteiligung des BMVg – Einsatzfhrungsstab – Einsatzberatung – unmittelbar von der Abgabe in Kenntnis. Der zustndige Inspekteur stellt die Unterrichtung der Leitung sicher. 3. Bejaht der KtgtFhr i. E. in Fllen des einsatzbedingten Schusswaffengebrauchs mit Personenschden die Voraussetzungen fr eine Abgabe, legt er den Vorgang unter Darlegung der Grnde bei nachrichtlicher Beteiligung des BMVg – Einsatzfhrungsstab – Einsatzberatung – unmittelbar und unverzglich dem zustndigen Inspekteur oder Vorgesetzten in vergleichbarer Dienststellung vor, der die Entscheidung der Leitung herbeifhrt. In allen anderen Fllen entscheidet der KtgtFhr i. E. Verneint der KtgtFhr i. E. die Voraussetzungen fr eine Abgabe an die Staatsanwaltschaft, unterbleibt die Abgabe; einer Vorlage an den zustndigen Inspekteur bedarf es nicht. VIII. Auskunftserteilung durch den Rechtsberater Der Rechtsberater erteilt Auskunft ber alle Fragen, die mit einer Abgabe zusammenhngen. 291
C 11a
Einzelerlasse WDO Anhang 1 – Neufassung –
Besonders schwere Straftaten, die stets abzugeben sind WStG R C 20; StGB R C 25b; VStGB R C 22 Straftaten nach dem Vçlkerstrafgesetzbuch (VStGB)*) Eigenmchtige Abwesenheit im Wiederholungsfall Fahnenflucht Besonders schwerer Fall des Ungehorsams Besonders schwerer Fall des ttlichen Angriffs auf einen Vorgesetzten Besonders schwerer Fall der Meuterei Besonders schwerer Fall der Misshandlung eines Untergebenen Besonders schwerer Fall der entwrdigenden Behandlung Verleiten und erfolgloses Verleiten zu einer rechtswidrigen Tat Missbrauch der Disziplinarbefugnis Besonders schwerer Fall der Wachverfehlung Straftaten im Amt (§ 48 WStG i. V. m.:) Gefangenenbefreiung Verletzung der Vertraulichkeit des Wortes Vorteilsannahme und Bestechlichkeit
Kçrperverletzung im Amt Aussageerpressung Vollstreckung gegen Unschuldige
§ 15 WStG § 16 Abs. 1 WStG § 19 Abs. 3 WStG § 25 Abs. 3 WStG § 27 Abs. 3 WStG § 30 Abs. 4 WStG § 31 Abs. 3 WStG §§ 33, 34 WStG § 39 WStG § 44 Abs. 4 WStG § 120 Abs. 2 StGB § 201 Abs. 3 StGB §§ 331, 332, 335 Abs. 1 Nr. 1 Buchstabe a, Abs. 2, 336 StGB § 340 StGB § 343 StGB § 345 StGB
Die mit *) versehenen Straftaten sind stets unmittelbar an den Generalbundesanwalt beim Bundesgerichtshof in Karlsruhe abzugeben.
292
Einzelerlasse WDO Vorbereitung eines Angriffskrieges Aufstacheln zum Angriffskrieg Hochverrat Gefhrdung des demokratischen Rechtsstaates Landesverrat und Gefhrdung der ußeren Sicherheit Nçtigung von Verfassungsorganen, des Bundesprsidenten und von Mitgliedern eines Verfassungsorgans Straftaten gegen die Landesverteidigung Bildung terroristischer Vereinigungen Volksverhetzung Geld- und Wertzeichenflschung Flschung von Zahlungskarten, Schecks, Wechseln und Vordrucken von Euroschecks Meineid, Eidesgleiche Bekrftigung Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung Mord Totschlag Aussetzung Gefhrliche Kçrperverletzung Misshandlung von Schutzbefohlenen Schwere Kçrperverletzung, Kçrperverletzung mit Todesfolge Menschenhandel Menschenraub und Verschleppung Freiheitsberaubung, erpresserischer Menschenraub, Geiselnahme
C 11a § 80 StGB*) § 80a StGB §§ 81–83 StGB*) §§ 84–90b StGB §§ 94–100a StGB*) §§ 105, 106 StGB*) §§ 109d–109h StGB §§ 129a, 129b StGB*) § 130 StGB §§ 146–149, 151 StGB §§ 152a, 152b StGB §§ 154, 155 StGB §§ 174–181a, 182, 184b–184d StGB § 211 StGB §§ 212, 213 StGB § 221 StGB § 224 StGB § 225 StGB §§ 226, 227 StGB §§ 232–233a StGB §§ 234, 234a StGB §§ 239 Abs. 3 bis 5, 239a, 239b StGB
Die mit *) versehenen Straftaten sind stets unmittelbar an den Generalbundesanwalt beim Bundesgerichtshof in Karlsruhe abzugeben.
293
C 11a
Einzelerlasse WDO
Besonders schwerer Fall der Nçtigung Besonders schwerer Fall des Diebstahls, Diebstahl mit Waffen, Bandendiebstahl, Wohnungseinbruchdiebstahl, schwerer Bandendiebstahl Raub und Erpressung Gewerbsmßige Hehlerei, Bandenhehlerei, gewerbsmßige Bandenhehlerei Brandstiftung Kernenergie-, Sprengstoff-, Strahlungsverbrechen Gemeingefhrliche Vergiftung Ruberischer Angriff auf Kraftfahrer Angriffe auf den Luft- und Seeverkehr Besonders schwerer Fall einer Umweltstraftat Schwere Gefhrdung durch Freisetzen von Giften Vorteilgewhrung, Bestechung und Rechtsbeugung Verfolgung Unschuldiger Straftaten nach dem Gesetz ber den Verkehr mit Betubungsmitteln (Betubungsmittelgesetz – BtMG)1
1
294
R C 25e
§ 240 Abs. 4 StGB §§ 243–244a StGB §§ 249–255 StGB §§ 260, 260a StGB §§ 306–306c StGB §§ 307–310 StGB § 314 StGB § 316a StGB § 316c StGB § 330 StGB § 330a StGB §§ 333–336, 339 StGB § 344 StGB §§ 29 Abs. 3, 29a, 30, 30a BtMG
Einzelerlasse WDO
C 11a
Anhang 2 Schwere Straftaten, die abzugeben sind, soweit es sich nicht um Ausnahmen handelt Verbrechen, die nicht in Anhang 1 aufgefhrt sind*) oder Straftaten nach dem Wehrstrafgesetz (WStG), die nicht im Anhang 1 aufgefhrt sind, z. B. eigenmchtige Abwesenheit (§ 15 WStG) im Erstfall, Ungehorsam (§ 19 WStG) Straftaten im Amt (§ 48 WStG i. V. m.:) Verletzung des Post- und Fernmeldegeheimnisses Falschbeurkundung im Amt Verletzung des Dienstgeheimnisses ffentliche Aufforderung zu Straftaten Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte Landfriedensbruch Stçrung des çffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten Bildung bewaffneter Gruppen Gewaltdarstellung Nichtanzeige geplanter Straftaten Unerlaubtes Entfernen vom Unfallort Falsche uneidliche Aussage Tçtung auf Verlangen Abbruch der Schwangerschaft Fahrlssige Tçtung Freiheitsberaubung Diebstahl, Unterschlagung und Hehlerei
*)
§ 206 Abs. 4 StGB § 348 StGB § 353b StGB § 111 StGB § 113 StGB §§ 125, 125a StGB § 126 StGB § 127 StGB § 131 StGB § 138 StGB § 142 StGB § 153 StGB § 216 StGB § 218 Abs. 2 StGB § 222 StGB § 239 Abs. 1 StGB §§ 242, 246, 259 StGB
Verbrechen sind rechtswidrige Taten, die im Mindestmaß mit Freiheitsstrafe von einem Jahr oder darber bedroht sind.
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C 11a
Einzelerlasse WDO
Geldwsche, Verschleierung unrechtmßig erlangter Vermçgenswerte Betrug und Untreue Urkundenflschung, Falschbeurkundung und Urkundenunterdrckung Gefhrliche Eingriffe in den Bahn-, Schiffs-, Luft- und Straßenverkehr Gefhrdung des Bahn-, Schiffs-, Luft- und Straßenverkehrs Trunkenheit im Verkehr Stçrung çffentlicher Betriebe und von Telekommunikationsanlagen, Beschdigung wichtiger Anlagen Unterlassene Hilfeleistung Gewsser-, Boden- und Luftverunreinigung Straftaten gegen die Umwelt Straftaten nach dem Waffengesetz (WaffG) Straftaten nach dem Gesetz ber den Verkehr mit Betubungsmitteln (Betubungsmittelgesetz – BtMG)1
1
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R C 25e
§ 261 StGB §§ 263–266 StGB §§ 267–274 StGB §§ 315, 315b StGB §§ 315a, 315c StGB § 316 StGB §§ 316b, 317, 318 StGB § 323c StGB §§ 324 bis 325 StGB §§ 324–329 StGB § 53 WaffG § 29 Abs. 1, 2, 4 BtMG
Einzelerlasse WDO
C 11b
b) Meldung nachrichtendienstlicher Verdachtsflle an den Militrischen Abschirmdienst durch den Disziplinarvorgesetzten ZDv 14/3 B 118 1. Anhaltspunkte fr Bestrebungen, die gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung, den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes gerichtet sind (§ 1 Abs. 1 Nr. 1 des Gesetzes ber den Militrischen Abschirmdienst – MAD-Gesetz) sowie Anhaltspunkte fr sicherheitsgefhrdende oder geheimdienstliche Ttigkeiten im Geltungsbereich des MAD-Gesetzes fr eine fremde Macht (§ 1 Abs. 1 Nr. 2 MAD-Gesetz) sind sofort dem Amt fr den Militrischen Abschirmdienst 1 zu melden. Eine Meldung ist insbesondere auch zu erstatten bei Verdacht auf – solche Straftaten, bei denen aufgrund ihrer Zielsetzung, des Motivs des Tters oder dessen Verbindung zu einer Organisation tatschliche Anhaltspunkte dafr vorliegen, dass sie gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung, den Bestand und die Sicherheit des Bundes oder eines Landes gerichtet sind (Staatsschutzdelikte). – Straftaten des Friedensverrates oder des Hochverrates (§§ 80–83 des Strafgesetzbuches – StGB) 2. – Straftaten der Gefhrdung des demokratischen Rechtsstaates (§§ 84–90b StGB, § 20 Abs. 1 Nr. 1–4 des Vereinsgesetzes). – Straftaten des Landesverrats und der Gefhrdung der ußeren Sicherheit (§§ 94–100a StGB). – Straftaten gegen Verfassungsorgane sowie bei Wahlen und Abstimmungen (§§ 105–108e StGB). – Straftaten gegen die Landesverteidigung (§§ 109–109g StGB). – Verletzung eines Dienstgeheimnisses und einer besonderen Geheimhaltungspflicht (§ 353b StGB). Die in der ZDv 10/13, Kapitel 2, Nr. 206 getroffenen Bestimmungen sind zu beachten. 1
2
Die Anschrift des Amtes fr den Militrischen Abschirmdienst lautet: Amt fr den Militrischen Abschirmdienst, Postfach 10 02 03, 50442 Kçln R C 25a
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C 11c
Einzelerlasse WDO
2. Die Abgabepflicht des Disziplinarvorgesetzten nach § 33 Abs. 3 der Wehrdisziplinarordnung in Verbindung mit dem Erlass „Abgabe an die Staatsanwaltschaft“ (B 117) 1 bleibt unberhrt. Bei der Abgabe ist der zustndigen Strafverfolgungsbehçrde (Staatsanwaltschaft, Generalbundesanwalt) die Anschrift des Amtes fr den Militrischen Abschirmdienst mitzuteilen. Vor der Abgabe hat der Disziplinarvorgesetzte das Amt fr den Militrischen Abschirmdienst ber seine Feststellungen und Maßnahmen zu unterrichten. 3. Unberhrt bleibt die gesetzlich begrndete Pflicht des Soldaten, Straftaten anzuzeigen und bei Gefhrdung der freiheitlichen demokratischen Grundordnung fr ihre Erhaltung einzutreten (§ 14 Abs. 1 Satz 3 des Soldatengesetzes) 2.
c) Strafverfolgungsbehçrde im Sinne von § 33 Abs. 3 WDO und Benachrichtigung der Polizei ZDv 14/3
B 119
1. Ist das Dienstvergehen eine Straftat, gibt der Disziplinarvorgesetzte die Sache an die zustndige Strafverfolgungsbehçrde ab, wenn die Voraussetzungen des § 33 Abs. 3 der Wehrdisziplinarordnung (WDO) 3 und des Erlasses „Abgabe an die Staatsanwaltschaft“ (B 117) 1 vorliegen. Strafverfolgungsbehçrde im Sinne des § 33 Abs. 3 WDO ist nur die zustndige Staatsanwaltschaft. Der Disziplinarvorgesetzte hat die Sache auch dann abzugeben, wenn die Staatsanwaltschaft oder ihre Hilfsorgane bereits Kenntnis von der Straftat erlangt haben. 2. Die Abgabe an die Staatsanwaltschaft schließt nicht aus, dass der Disziplinarvorgesetzte gleichzeitig mit der Abgabe oder schon vorher die Polizei unterrichtet. Dies wird insbesondere in Betracht kommen, wenn bei schwer wiegenden Straftaten unverzgliche polizeiliche Maßnahmen geboten sind, um die Straftat aufzuklren (z. B. Spurensicherung am Tatort), des Tters habhaft zu werden (Fahndungsmaßnahmen), weitere Straftaten zu verhindern oder mçglichen Verbindungen mit anderen, auch zivilen Strafttern nachzugehen (z. B. Hehlerei, Verstçße gegen das Betu1 2 3
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R C 11a R C 01 R C 10
Einzelerlasse WDO
C 11d
bungsmittelgesetz). Der Disziplinarvorgesetzte muss dabei bercksichtigen, dass die Staatsanwaltschaft auch auf Grund dieser Benachrichtigung Ermittlungen aufnehmen kann. Unberhrt hiervon bleiben das Recht und die Pflicht des Disziplinarvorgesetzten, Dienstvergehen aufzuklren sowie auf Anordnung des zustndigen Truppendienstrichters Durchsuchungen und Beschlagnahmen vorzunehmen (§ 20 WDO), soweit dadurch nicht gebotene polizeiliche Maßnahmen vereitelt oder erschwert werden. In keinem Fall jedoch befreit die Benachrichtigung der Polizei den Disziplinarvorgesetzten von der Pflicht zur Abgabe an die Staatsanwaltschaft.
d) Durchfhrung des § 143 der Wehrdisziplinarordnung – Sonderbestimmung fr Soldaten auf Zeit – ZDv 14/3
B 165
1. § 143 der Wehrdisziplinarordnung (WDO) . . . 1 2.1 Mit Rcksicht auf diese gesetzliche Regelung ist von der Einleitung eines gerichtlichen Disziplinarverfahrens grundstzlich abzusehen und der Weg der Entlassung nach § 55 Abs. 5 des Soldatengesetzes (SG) 2 zu whlen, falls mit hinreichender Sicherheit anzunehmen ist, dass der Soldat auf diesem Weg aus der Bundeswehr entfernt wird. 2.2 Ist die Einleitungsbehçrde zugleich Entlassungsdienststelle, prft sie zunchst, ob das Dienstvergehen die Entlassung nach § 55 Abs. 5 SG rechtfertigt. Wird dies bejaht, ist der Soldat zu entlassen. Bestehen Zweifel, ob die Voraussetzungen der fristlosen Entlassung vorliegen, ist von der Entlassung abzusehen. In diesem Fall prft die Einleitungsbehçrde, ob die Einleitung eines gerichtlichen Disziplinarverfahrens geboten ist. 2.3 Ist fr die Entlassung des Soldaten eine andere Dienststelle als die Einleitungsbehçrde zustndig, fhrt sie die Entscheidung der Entlassungsdienststelle nach § 55 Abs. 5 SG herbei. Von der Einleitung eines gerichtlichen Disziplinarverfahrens ist grundstzlich abzusehen, bis die Entlassungsdienststelle entschieden hat, dass der Soldat nicht entlassen wird. 3.1 Soll ausnahmsweise neben einem Entlassungsverfahren nach § 55 Abs. 5 SG ein gerichtliches Disziplinarverfahren eingeleitet 1 2
Text R C 10 R C 01
299
C 11e
Einzelerlasse WDO
werden, ist dies nur bis zur Zustellung der Entlassungsverfgung zulssig. Das gerichtliche Disziplinarverfahren muss jedoch ausgesetzt werden, bis unanfechtbar feststeht, dass das Entlassungsverfahren nicht zur Beendigung des Dienstverhltnisses fhrt. 3.2 Ergeht eine Entlassungsverfgung und wird diese unanfechtbar, ist das gerichtliche Disziplinarverfahren einzustellen. Einbehaltene Dienstbezge (§ 126 Abs. 2 WDO) verfallen nur, wenn die Einleitungsbehçrde gemß § 127 Abs. 1 Nr. 3 WDO feststellt, dass die Entfernung aus dem Dienstverhltnis gerechtfertigt gewesen wre. Diese Feststellung kann in die Einstellungsverfgung einbezogen werden; insoweit ist jedoch eine Rechtsbehelfsbelehrung zu erteilen (§ 127 Abs. 4 WDO). 4. Zur Vorbereitung ihrer Entscheidung nach § 55 Abs. 5 SG kann die Entlassungsdienststelle die Einleitungsbehçrde um die Vornahme von Ermittlungen ersuchen. 5. Die Entlassungsdienststelle unterrichtet die Einleitungsbehçrde unverzglich ber – die Einleitung eines Entlassungsverfahrens, sofern nicht die Einleitungsbehçrde selbst das Entlassungsverfahren angeregt hat; – ihre Entscheidung, dass der Soldat nicht entlassen wird; – die Zustellung der Entlassungsverfgung; – die Unanfechtbarkeit der Entlassungsverfgung oder ihre Aufhebung.
e) Einleitungsbehçrden ZDv 14/3
B 161
Auf der Grundlage des § 94 Abs. 1 und 2 der Wehrdisziplinarordnung (WDO)1 bestimme ich zu Einleitungsbehçrden: 1.1 fr die ihnen truppendienstlich unterstellten Offiziere im Dienstgrad Oberst oder in entsprechenden Dienstgraden und 1.2 fr die ihnen truppendienstlich unterstellten Soldatinnen und Soldaten bis zum Dienstgrad eines Oberstleutnants oder eines entsprechenden Dienstgrades, wenn keine der in Nummer 2 genannten Einleitungsbehçrden zustndig ist, a) die Stellvertreterin des Generalinspekteurs der Bundeswehr und Inspekteurin der Streitkrftebasis oder den Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr und Inspekteur der Streitkrftebasis, b) die Inspekteurin oder den Inspekteur des Heeres, 3 1
300
R C 10
Einzelerlasse WDO
C 11e
c) d) e)
die Inspekteurin oder den Inspekteur der Luftwaffe, die Inspekteurin oder den Inspekteur der Marine, die Inspekteurin oder den Inspekteur des Sanittsdienstes der Bundeswehr; 2. fr die brigen Soldatinnen und Soldaten bis zum Dienstgrad eines Oberstleutnants oder eines entsprechenden Dienstgrades, soweit sie ihnen truppendienstlich unterstellt sind, 2.1 in der Streitkrftebasis a) die Befehlshaberin oder den Befehlshaber Einsatzfhrungskommando der Bundeswehr, b) die Befehlshaberin oder den Befehlshaber Streitkrfteuntersttzungskommando, c) die Amtschefin oder den Amtschef Streitkrfteamt, d) die Befehlshaberin oder den Befehlshaber im Wehrbereich, e) die Befehlshaberin oder den Befehlshaber Kommando Operative Fhrung Eingreifkrfte, f) die Amtschefin oder den Amtschef des Amtes fr den Militrischen Abschirmdienst/die Stndige Vertreterin oder den Stndigen Vertreter der Prsidentin oder des Prsidenten des Amtes fr den Militrischen Abschirmdienst, g) die Amtschefin oder den Amtschef Personalamt der Bundeswehr, h) die Leiterin oder den Leiter der Stammdienststelle der Bundeswehr, 2.2 im Heer a) die Befehlshaberin oder den Befehlshaber Heeresfhrungskommando, b) die oder den Kommandierenden General/Stellvertretenden Kommandierenden General des I. Deutsch-Niederlndischen Korps, c) die Amtschefin oder den Amtschef Heeresamt, d) die Kommandeurin oder den Kommandeur einer Division, 2.3 in der Luftwaffe a) die Befehlshaberin oder den Befehlshaber Luftwaffenfhrungskommando, b) die Amtschefin oder den Amtschef Luftwaffenamt, c) die Kommandeurin oder den Kommandeur einer Division, d) die Kommandeurin oder den Kommandeur Lufttransportkommando, e) die Kommandeurin oder den Kommandeur Luftwaffenausbildungskommando, 301
C 11e f)
Einzelerlasse WDO
die Kommandeurin oder den Kommandeur Waffensystemkommando der Luftwaffe,
2.4 in der Marine a) die Befehlshaberin oder den Befehlshaber der Flotte, b) die Amtschefin oder den Amtschef Marineamt, 2.5 im Zentralen Sanittsdienst der Bundeswehr a) die Befehlshaberin oder den Befehlshaber Sanittsfhrungskommando, b) die Amtschefin oder den Amtschef Sanittsamt der Bundeswehr, c) die Kommandeurin oder den Kommandeur eines Sanittskommandos, 3.1 fr frhere Soldatinnen und Soldaten, die berechtigt sind, einen Offizierdienstgrad zu fhren die Amtschefin oder den Amtschef Personalamt der Bundeswehr, 3.2 fr frhere Soldatinnen oder Soldaten, die berechtigt sind, einen Unteroffizier- oder Mannschaftsdienstgrad zu fhren, die Leiterin oder den Leiter der Stammdienststelle der Bundeswehr, 3.3 fr frhere Soldatinnen und Soldaten bis zum Dienstgrad eines Oberstleutnants oder eines entsprechenden Dienstgrades, die zum Zeitpunkt ihres Dienstzeitendes zum Amt fr Militrkunde versetzt waren, die Stellvertreterin des Generalinspekteurs der Bundeswehr und Inspekteurin der Streitkrftebasis oder den Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr und Inspekteur der Streitkrftebasis. 4. – – –
Es bleibt bei meiner Zustndigkeit als Einleitungsbehçrde fr Offiziere in der Dienstgradgruppe der Generale/Admirale, fr Soldatinnen und Soldaten, die keiner der in Nummer 1 und 2 genannten Einleitungsbehçrden unterstehen und fr Offiziere im Ruhestand sowie fr sonstige frhere Offiziere, die noch zu einem Wehrdienst herangezogen werden kçnnen, jeweils vom Dienstgrad Oberst oder einem entsprechenden Dienstgrad an aufwrts.
5. Bei Wegfall der Einleitungsbehçrde nach Einleitung eines gerichtlichen Disziplinarverfahrens geht deren Zustndigkeit auf diejenige Einleitungsbehçrde ber, der die Soldatin oder der Soldat nunmehr truppendienstlich unterstellt ist. 302
Einzelerlasse WDO
C 11f
Bei Wegfall der Einleitungsbehçrde nach Ausscheiden der Soldatin oder des Soldaten aus dem Wehrdienstverhltnis geht deren Zustndigkeit – bei Offizieren auf die Amtschefin oder den Amtschef Personalamt, – bei Unteroffizieren und Mannschaftsdienstgraden auf die Leiterin oder den Leiter der Stammdienststelle der Bundeswehr ber. 6. Dieser Erlass tritt mit Wirkung vom 1. Mrz 2009 in Kraft. Zum gleichen Zeitpunkt wird der Erlass „Einleitungsbehçrden“ in der seit dem 1. Oktober 2004 geltenden Fassung aufgehoben.
f) Disziplinare Ahndung bei Schadensfllen ZDv 14/3 B 127 Die disziplinare Ahndung von Schadensfllen als Dienstvergehen nach § 23 des Soldatengesetzes 1 (SG) in Verbindung mit § 33 der Wehrdisziplinarordnung 2 und die Prfung von Schadenersatzansprchen nach § 24 SG 3 sind voneinander unabhngig. Aus diesem Grunde hat der zustndige Disziplinarvorgesetzte das Verhalten von beteiligten Soldaten auch dann disziplinar zu ahnden, wenn im Schadensverfahren ein haftungsbegrndendes Verschulden (Vorsatz und grobe Fahrlssigkeit) verneint worden ist. Fr ein Dienstvergehen reicht bereits eine fahrlssige Schdigung des Dienstherrn aus (vgl. § 23 Abs. 1 SG), auch wenn der Soldat nach § 24 Abs. 1 Satz 1 SG deswegen nicht auf Schadensersatz haftet.
g) Trunkenheit im Verkehr ZDv 14/3 B 162 – Neufassung – 1. Ein Soldat, der unter Alkoholeinfluss ein Kraftfahrzeug fhrt, gefhrdet in unverantwortlicher Weise Leben, Gesundheit und Eigentum anderer Verkehrsteilnehmer und nicht zuletzt sich selbst. Bei Benutzung eines Dienstkraftfahrzeuges setzt er leichtfertig Eigentum und Vermçgen des Dienstherrn aufs Spiel. Gleiches gilt fr das Fhren eines Kraftfahrzeuges unter Einfluss anderer berauschender Mittel (z. B. Substanzen, die unter das Betubungsmittelgesetz fallen, aber auch sonstige Mittel, die das Reaktionsvermçgen, Koordinationsvermçgen oder das Bewusstsein beeinflussen kçnnen). 1 2 3
R C 01 R C 10 Schadensbestimmungen R BwKalender F 80
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C 11g
Einzelerlasse WDO
2. Kraftfahrern von Dienstfahrzeugen ist es verboten, – ein Dienstfahrzeug zu fhren, wenn sie unter der Wirkung alkoholischer Getrnke oder anderer berauschender Mittel stehen (vgl. ZDv 43/2 1 Nr. 322), – alkoholische Getrnke zu sich zu nehmen, wenn innerhalb der folgenden zwçlf Stunden ein Fahrauftrag durchzufhren ist. Kraftfahrer sind verpflichtet, ihren Vorgesetzten zu melden, wenn sie sich nicht in der Lage fhlen, das Fahrzeug sicher zu fhren. Das Verbot des Alkoholkonsums im Dienst und bei Dienstunterbrechungen (ZDv 10/5 2 Nr. 403) gilt fr Kraftfahrer und ihre Beifahrer whrend des Fahrdienstes und in Fahrpausen sowie fr Kraftfahrer, die als „Kraftfahrer vom Dienst“ zu einer stndigen oder zu einer zeitlich begrenzten Fahrbereitschaft eingeteilt sind; insoweit gibt es keine Befugnis, eine Ausnahmegenehmigung zu erteilen. Unbefugter Besitz und Konsum von Betubungsmitteln innerhalb und außerhalb des Dienstes ist Soldaten verboten (ZDv 10/5 3) Nr. 404). Personen, die Rauschmittel nehmen oder zum stndigen Alkoholmissbrauch neigen, sind als Kraftfahrer ungeeignet; ihnen ist die Fahrerlaubnis gemß ZDv 43/1 3 zu entziehen. 3. Trunkenheit im Verkehr und Straßenverkehrsgefhrdung infolge Fahruntchtigkeit auf Grund des Genusses von Alkohol oder anderen berauschenden Mitteln sind schwerwiegende, mit Geldstrafe oder sogar mit Freiheitsstrafe bedrohte Straftaten (§ 316 sowie § 315c Abs. 1 Nr. 1a, Abs. 2 und 3 des Strafgesetzbuches – StGB 4 ). Sie haben zudem in der Regel die Einziehung des zivilen Fhrerscheins und des Fhrerscheins der Bundeswehr und die Entziehung der Fahrerlaubnis mit lang dauernder Sperre fr eine Wiedererteilung zur Folge. Auf die Meldepflicht von Kraftfahrern, die Inhaber einer Fahrerlaubnis der Bundeswehr sind, nach ZDv 43/1 Nr. 601 wird hingewiesen. Trunkenheit im Verkehr (§ 316 StGB)4 liegt bei dem Fahrer eines Kraftfahrzeugs vor, wenn er sich infolge des Genusses alkoholischer Getrnke oder anderer berauschender Mittel nicht sicher im Ver1 2 3 4
304
ZDv 43/2 „Kraftfahrvorschrift fr die Bundeswehr – Bestimmungen fr den Kraftfahrbetrieb von Dienstfahrzeugen“ ZDv 10/5 „Leben in der militrischen Gemeinschaft“ R C 72b ZDv 43/1 „Kraftfahrvorschrift fr die Bundeswehr – Bestimmungen fr die Ausbildung, Prfung und Anerkennung“ ZDv 14/2 „Strafrecht, Wehrstrafrecht, Vçlkerstrafrecht“ R C 25b
Einzelerlasse WDO
C 11g
kehr bewegen kann und damit fahruntchtig ist. Fahruntchtigkeit ist bei einer Blutalkoholkonzentration von 1,1 Promille und mehr immer gegeben (absolute Fahruntchtigkeit). Selbst bei einem geringeren Blutalkoholgehalt, etwa ab 0,3 Promille, liegt Trunkenheit im Verkehr vor, wenn der Fahrer durch seine Fahrweise gezeigt hat, dass er – mçglicherweise zustzlich bedingt durch bermdung – nicht in der Lage war, das Kraftfahrzeug sicher zu fhren (relative Fahruntchtigkeit). In diesen Fllen wird hufig, so bei Unfllen, fahrlssige Straßenverkehrsgefhrdung (§ 315c Abs. 3 StGB) wegen alkoholbedingter Fahruntchtigkeit vorliegen. 4. Trunkenheit im Verkehr und Straßenverkehrsgefhrdung infolge Fahruntchtigkeit auf Grund des Genusses von alkoholischen Getrnken oder anderen berauschenden Mitteln sind zudem Dienstvergehen. Ein Soldat wird mit einem solchen Verhalten in und außer Dienst nicht der Achtung und dem Vertrauen gerecht, die sein Dienst oder seine dienstliche Stellung erfordert (§ 17 Abs. 2 des Soldatengesetzes – SG)1 . Er kann mit einem solchen Verhalten im Dienst zudem gegen seine Gehorsamspflicht verstoßen (§ 11 SG). 5. In allen Fllen des Verdachts der Trunkenheit im Verkehr einschließlich der Straßenverkehrsgefhrdung wegen Fahruntchtigkeit auf Grund des Genusses von alkoholischen Getrnken oder anderen berauschenden Mitteln, die Berufssoldaten und Soldaten auf Zeit mit Vorgesetztendienstgrad betreffen, hat die Einleitungsbehçrde die Wehrdisziplinaranwaltschaft um Vorermittlungen nach § 92 Abs. 1 der Wehrdisziplinarordnung (WDO)2 zu ersuchen. Soweit diese Ermittlungen nicht schon etwa auf Grund der Mitteilung in Strafsachen oder anderer Erkenntnisse durch die Wehrdisziplinaranwaltschaft gefhrt werden, hat der nchste Disziplinarvorgesetzte die ihm bekannt gewordenen Flle der Einleitungsbehçrde zur Prfung der Einleitung eines gerichtlichen Disziplinarverfahrens zu melden und gemß § 33 Abs. 3 WDO zu prfen, ob die Sache an die Staatsanwaltschaft abzugeben ist. 6. Die Einleitung eines gerichtlichen Disziplinarverfahrens gegen Berufssoldaten und Soldaten auf Zeit mit Vorgesetztendienstgrad ist grundstzlich geboten, wenn das Dienstvergehen die Verurteilung mindestens zu einem Befçrderungsverbot erwarten lsst. Dies wird regelmßig der Fall sein bei Trunkenheit im Verkehr – in Ausbung des Dienstes mit Dienst- oder Privatkraftfahrzeugen auf Grund dienstlicher Anordnung oder sonst zur Erledigung dienstlicher Aufgaben; 1 2
R C 01 R C 10
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C 11g –
Einzelerlasse WDO
bei außerdienstlichen Fahrten, wenn frheres, einschlgiges Fehlverhalten – mçglicherweise auch ein solches noch vor Beginn des Wehrdienstverhltnisses – vorausgegangen ist, das zu einer strafgerichtlichen Bestrafung, zu einer einfachen Disziplinarmaßnahme oder zu einer gerichtlichen Disziplinarmaßnahme gefhrt hatte, und wenn die Verhngung der einfachen Disziplinarmaßnahme oder die erstinstanzliche Verurteilung grundstzlich nicht lnger als drei Jahre zurckliegt. Ein solcher Wiederholungsfall kann auch vorliegen, wenn der Soldat zuvor wegen einer Ordnungswidrigkeit nach § 24a des Straßenverkehrsgesetzes (StVG [0,5-Promille-Regelung]) mit einem Bußgeldbescheid und Fahrverbot (§ 25 StVG) belegt worden war und erschwerende Umstnde, etwa die Nichtbeachtung eindringlicher Belehrungen, hinzutreten; – bei erstmaliger Begehung, wenn sich aus dem Gesamtverhalten des Soldaten eine grob rcksichtslose Gesinnung ergibt und dadurch andere Verkehrsteilnehmer gefhrdet oder geschdigt wurden, wenn ein unerlaubtes Entfernen vom Unfallort, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, Fahren ohne Fahrerlaubnis oder ohne Versicherungsschutz hinzutreten oder wenn der Soldat zur Zeit der Tat Fahrlehrer, Fahrschulleiter, amtlich anerkannter Prfer oder amtlich anerkannter Sachverstndiger fr den Kraftfahrzeugverkehr der Bundeswehr war. Auch bei einer Ersttat nach wiederholtem anderweitigen, vor allem alkoholbedingten Fehlverhalten und wiederholter eindringlicher Pflichtenmahnung kann ein Befçrderungsverbot verwirkt sein. 7. Ist insbesondere bei erstmaliger Trunkenheit im Verkehr nur eine Krzung der Dienstbezge oder eine einfache Disziplinarmaßnahme angemessen, steht der Verhngung solcher Maßnahmen grundstzlich das Verbot zustzlicher disziplinarer Ahndung nach § 16 WDO entgegen. Ist der Vorwurf der Trunkenheit im Verkehr Gegenstand von Vorermittlungen nach § 92 WDO, richtet sich das Verfahren nach dieser Bestimmung. Bei Trunkenheit im Verkehr von wehrpflichtigen Mannschaftsdienstgraden kommt ein gerichtliches Disziplinarverfahren nicht in Betracht. Darf wegen einer sachgleichen strafgerichtlichen Bestrafung eine einfache Disziplinarmaßnahme nach § 16 WDO nicht verhngt werden, belehrt der Disziplinarvorgesetzte den Soldaten ber die Pflichtwidrigkeit seines Verhaltens.
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Einzelerlasse WDO
C 11h
h) Verordnung zur Bestimmung der Bezüge im Sinne der Wehrdisziplinarordnung (WDO-Bezügeverordnung − WDOBezV) Vom 18. Juli 2007 BGBl. I S. 1809 Auf Grund des § 146 der Wehrdisziplinarordnung 1 vom 16. August 2001 (BGBl. I S. 2093) verordnet das Bundesministerium der Verteidigung im Einvernehmen mit dem Bundesministerium des Innern:
§ 1 Dienstbezüge und Wehrsold (1) Dienstbezüge im Sinne der §§ 24, 59 und 126 der Wehrdisziplinarordnung sind das Grundgehalt in der jeweiligen Stufe, die Leistungszulage, die Leistungsprämie, die Amtszulage, die Stellenzulage, die Ausgleichs- und Überleitungszulage, der Auslandszuschlag und der Auslandsverwendungszuschlag sowie für Sanitätsoffizier-Anwärterinnen und Sanitätsoffizier-Anwärter mit Anspruch auf Ausbildungsgeld der Grundbetrag des Ausbildungsgeldes. (2) Dienstbezüge im Sinne der §§ 61 bis 63 der Wehrdisziplinarordnung sind alle auf Grund des soldatischen Dienstverhältnisses zu gewährenden Bezüge. (3) Wehrsold im Sinne des § 24 der Wehrdisziplinarordnung sind der einfache Wehrsold, der doppelte Wehrsold bei Auslandseinsätzen, der Auslandsverwendungszuschlag, das Dienstgeld, der Leistungszuschlag bei Wehrübungen, der Reserveoffizierzuschlag, der Reserveunteroffizierzuschlag, der Wehrdienstzuschlag und der Verpflichtungszuschlag.
§ 2 Übergangsvorschrift Wird ein vor Inkrafttreten dieser Verordnung rechtskräftig gewordenes Urteil auf Kürzung der Dienstbezüge oder eine vor Inkrafttreten dieser Verordnung verhängte Disziplinarbuße vollstreckt oder ist auf Grund einer Anordnung der Einleitungsbehörde vor dem Inkrafttreten dieser Verordnung ein Teil der Dienstbezüge einbehalten worden, gilt für die Dienstbezüge und den Wehrsold die Verordnung zur Durchführung der Wehrdisziplinarordnung vom 26. März 1999 (BGBl. I S. 545) fort. 1
→ C 10
307
C 11i § 3
Einzelerlasse WDO
Inkrafttreten, Außerkrafttreten
Diese Verordnung tritt am Tag nach der Verkndung in Kraft.1 Gleichzeitig tritt die Verordnung zur Durchfhrung der Wehrdisziplinarordnung vom 26. Mrz 1999 (BGBl. I S. 545) außer Kraft.
i) Vordrucke fr fçrmliche Anerkennungen und die Ausbung der Disziplinarbefugnis ZDv 14/3
Anhang
– Au s z ug
2
–
1. Die Vordrucke sind fr die Disziplinarvorgesetzten bindend. Will die Einleitungsbehçrde bei Einstellung eines gerichtlichen Disziplinarverfahrens zugleich eine einfache Disziplinarmaßnahme verhngen, kann sie diese auch ohne Verwendung des Vordrucks in die Einstellungsverfgung einbeziehen. 2. Beim Ausfllen der Vordrucke sind die jeweils zutreffenden Kstchen anzukreuzen. Wo diese nicht vorgesehen sind, mssen die jeweils nicht zutreffenden Worte gestrichen werden. Soweit der vorhandene Platz nicht ausreicht, sind besondere Bltter anzufgen. 3. Die Vordrucke fr die fçrmliche Anerkennung und die einfachen Disziplinarmaßnahmen sind fnffach zu fertigen: Die „5. Ausfertigung fr den Soldaten/die Soldatin“ ist ebenso wie die Verfgung fr das Disziplinarbuch als Urschrift herzustellen, die fr die Grundakte, die Nebenakte und den Rechtsberater bestimmten Verfgungen sind wie bisher auszufertigen. Bei der Urschrift fr den Soldaten bleibt die Rckseite des Vordrucks frei. Bei der Ausfertigung fr den Rechtsberater ist vor dem Wort „Disziplinarmaßnahme“ jeweils anzugeben, ob es sich um die 1., 2. usw. einfache Disziplinarmaßnahme handelt. Der Disziplinarvorgesetzte unterschreibt die fr den Soldaten und das Disziplinarbuch bestimmten Urschriften; die weiteren Ausfer1 2
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am 11. 08. 2007 – Vordruck 13: Antrag auf Zustimmung zum Disziplinararrest R S. 310 f. – Vordruck 14: Niederschrift ber die Vernehmung eines Soldaten/ einer Soldatin R S. 312 – Vordruck 15: Niederschrift ber die Vernehmung eines Zeugen/einer Zeugin R S. 313 – Vordruck 17: Abgabe an die Staatsanwaltschaft R S. 314 f.
Einzelerlasse WDO
C 11i
tigungen kçnnen von einem Offizier, bei Unteroffizieren und Mannschaften vom Kompaniefeldwebel oder einem Unteroffizier in entsprechender Dienststellung beglaubigt werden. 4. Der Vordruck fr den „Antrag nach § 40 WDO“ (Antrag auf Zustimmung zum Disziplinararrest) ist zweifach zu fertigen: Urschrift fr das Truppendienstgericht, Ausfertigung fr den Disziplinarvorgesetzten. 5. Der Vordruck „Abgabe an die Staatsanwaltschaft nach § 33 Abs. 3 WDO“ ist vierfach zu fertigen: Urschrift fr die Staatsanwaltschaft je eine Ausfertigung fr den Disziplinarvorgesetzten, die personalbearbeitende Stelle und den Rechtsberater. Die Ausfertigung fr die personalbearbeitende Stelle und den Rechtsberater kçnnen nach Nummer 3 beglaubigt werden. 6. Hinweis: Die Vordrucke der Anlagen 12 bis 30 sowie die Anlage 11 stehen in der Formulardatenbank Bw im Intr@net zur Verfgung.
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C 11i
Einzelerlasse WDO ZDv 14/3, Anhang Vordruck 13
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Einzelerlasse WDO
C 11i
ZDv 14/3, Anhang Vordruck 13 (Rckseite)
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C 11i
Einzelerlasse WDO ZDv 14/3, Anhang Vordruck 14
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Einzelerlasse WDO
C 11i
ZDv 14/3, Anhang Vordruck 15
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C 11i
Einzelerlasse WDO ZDv 14/3, Anhang Vordruck 17
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Einzelerlasse WDO
C 11i
ZDv 14/3, Anhang Vordruck 17 (Rckseite)
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C 11j
Einzelerlasse WDO
j) Ausknfte ber Disziplinarmaßnahmen ZDv 14/3
B 114
1. Die Regelungen des § 9 der Wehrdisziplinarordnung tragen einerseits dem Vertraulichkeitsgrundsatz bei Disziplinarangelegenheiten Rechnung, andererseits bercksichtigt sie, dass derartige Ausknfte auch in anderen Verfahren bençtigt werden. 2. Gegenstand einer Auskunftserteilung kçnnen neben einfachen und gerichtlichen Disziplinarmaßnahmen fçrmliche Anerkennungen und im Disziplinarbuch eingetragene gerichtliche Strafen sein. Außerdem wird die Auskunftsmçglichkeit, die sich bisher nur auf verhngte Disziplinarmaßnahmen oder gerichtliche Strafen bezog, auf Ermittlungen des Disziplinarvorgesetzten, auf Vorermittlungen des Wehrdisziplinaranwalts, auf gerichtliche Disziplinarverfahren sowie auf Tatsachen aus solchen Verfahren erweitert. 3. Eine Auskunftserteilung an Dienststellen im Geschftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung ist nur zur Aufgabenerfllung des jeweiligen Adressaten zulssig. Vorrangig werden derartige Ausknfte fr Aufgaben im Zusammenhang mit der Personalbearbeitung bençtigt. Die Vorschrift ermçglicht die Auskunftserteilung aber auch fr alle sonstigen dienstlichen Zwecke (beispielsweise fr Schadensflle, Flugunfalluntersuchungen oder fr Havarieverfahren). 4. Die Auskunftserteilung gegenber der Justiz beschrnkt sich nicht auf Strafverfahren, sondern enthlt eine gesetzliche Grundlage fr notwendige bermittlungen auch im Rahmen anderer gerichtlicher Verfahren. Dadurch ist gewhrleistet, dass die Entscheidungen, die als Gegenstand der Auskunftserteilung in Betracht kommen, auch bei anderen gerichtlichen Verfahren, vor allem bei Verwaltungsstreitverfahren in Statusangelegenheiten, bei Schadensersatz- und bei Regressverfahren bercksichtigt werden kçnnen. 5. Außerdem erhalten diejenigen, deren Rechte durch ein Verhalten verletzt wurden, das Gegenstand disziplinarer Ermittlungen war, insoweit einen Anspruch auf Auskunftserteilung, als sie die Auskunft zur Geltendmachung eigener Rechte bençtigen. 6. Die gesetzliche Regelung ermçglicht auch die bermittlung von Unterlagen an die genannten Adressaten. 7. Die bermittelten Ausknfte drfen nur fr die Erfllung der Zwecke des Adressaten verwendet werden. 316
Einzelerlasse WDO
C 11k
8. Die Auskunftsregelung lsst andere – bereichsspezifische – Auskunfts- oder bermittlungsregelungen (z. B. an den Beschwerdefhrer nach § 13 Abs. 2 Satz 2 der Wehrbeschwerdeordnung 1 oder an den Wehrbeauftragten auf Grund des Gesetzes ber den Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages 2) unberhrt. 9. Nach Eintritt der Tilgungsreife drfen Ausknfte ber zu tilgende Maßnahmen nur noch mit Zustimmungen des Soldaten oder des frheren Soldaten erteilt werden. Durch diese Regelung soll verhindert werden, dass Ausknfte nur deswegen erteilt werden, weil die Eintragungen noch nicht getilgt wurden. 10. In allen Zweifelsfllen ist der Rechtsberater einzuschalten.
k) Faktische Soldatenverhltnisse ZDv 14/5
B 129
Stand: nderung 214 vom 21. 03. 2000 – Aus z u g – ... III Statusrechtliche Folgen des fehlerhaften Dienstverhltnisses 12. Eine an sich strafwrdige Tat kann disziplinar und wehrstrafrechtlich nicht geahndet werden, wenn sie whrend eines Zeitraums begangen worden ist, in dem kein rechtswirksam begrndetes Dienstverhltnis bestand 3. Dies gilt auch, wenn das fehlerhafte Dienstverhltnis rckwirkend geheilt ist. Ein Offizier oder Unteroffizier kann jedoch disziplinargerichtlich zur Verantwortung gezogen werden, wenn er nicht der Achtung und dem Vertrauen gerecht wird, die fr seine Verwendung in seinem Dienstgrad erforderlich sind (§ 17 Abs. 3, § 23 Abs. 2 Nr. 2 SG). Gegen einen Offizier oder Unteroffizier, der Dienst leistet oder Angehçriger der Reserve ist, kann nur auf die gerichtliche Disziplinarmaßnahme der Dienstgradherabsetzung, gegen einen Offizier oder Unteroffizier, der gemß § 1 Abs. 3 WDO als Soldat im Ruhestand gilt, auch auf die gerichtliche Disziplinarmaßnahme der Aberkennung des Ruhegehalts erkannt werden. 1 2 3
R C 30 R A 20 Beachte: In diesem sog. „faktisches Soldatenverhltnis“ bleiben Vorgesetzteneigenschaft und Befehlsbefugnis bestehen. Rechtsprechung: BVerwG in NZWehrr 08, 73
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C 11m
Einzelerlasse WDO
13. Beförderungen während eines nicht rechtswirksam begründeten Dienstverhältnisses sind gültig. IV Überprüfung der Personalunterlagen 14. Die Personalunterlagen sind bei jeder sich bietenden Gelegenheit darauf zu überprüfen, ob das Dienstverhältnis des Soldaten rechtswirksam begründet und ggf. rechtswirksam verlängert worden ist. Fehlerhafte Dienstverhältnisse sind unverzüglich nach Maßgabe der vorstehenden Bestimmungen zu bereinigen. Die Überprüfung ist spätestens vor Übersendung der Personalunterlagen an Wehrdisziplinar- und Staatsanwälte sowie an Wehrdienst-, Straf- und Verwaltungsgerichte vorzunehmen. Wird festgestellt, dass der Betroffene kein Soldat im Rechtssinne war oder ist, so sind die genannten Stellen hierauf unter Angabe des Zeitraums der Fehlerhaftigkeit des Dienstverhältnisses hinzuweisen. 15. Zweifelsfälle sind im Benehmen mit der Stammdienststelle der jeweiligen Teilstreitkraft und − hinsichtlich der Offizieranwärter − mit dem Personalamt der Bundeswehr zu klären. Können die Zweifel nicht behoben werden, so ist meine Entscheidung einzuholen.
l) − zzt. unbesetzt −
m) Gebot der einheitlichen Ahndung mehrerer Dienstpflichtverletzungen ZDv 14/3
B 126
1.1 § 23 Abs. 1 des Soldatengesetzes bestimmt den Begriff des Dienstvergehens wie folgt: ,,Der Soldat begeht ein Dienstvergehen, wenn er schuldhaft seine Pflichten verletzt.’’ 1.2 § 18 Abs. 2 der Wehrdisziplinarordnung (WDO) bestimmt dazu in verfahrensrechtlicher Hinsicht: ,,Mehrere Pflichtverletzungen eines Soldaten oder eines früheren Soldaten, über die gleichzeitig entschieden werden kann, sind als ein Dienstvergehen zu ahnden.’’ 318
Einzelerlasse WDO
C 11m
2.1 Der verfahrensrechtliche Grundsatz der einheitlichen Ahndung eines Dienstvergehens soll sicherstellen, dass die Disziplinarmaßnahme das gesamte disziplinar zu wrdigende Verhalten des Soldaten erfasst. Der Disziplinarvorgesetzte ist zu einer einheitlichen Ahndung gemß § 18 Abs. 2 WDO jedoch nur insoweit verpflichtet, als er die ihm bekannt gewordenen mehreren Pflichtverletzungen nach pflichtgemßem Ermessen fr entscheidungsreif hlt. 2.2 Entscheidungsreife liegt vor, wenn – der Sachverhalt aufgeklrt ist (§ 32 Abs. 1 bis 4 WDO), – die Vertrauensperson mit Zustimmung des Soldaten angehçrt wurde (§ 27 Abs. 1 SBG), – der Soldat abschließend gehçrt wurde (§ 32 Abs. 5 WDO) und – eine Nacht seit abschließender Anhçrung des Soldaten abgelaufen ist (§ 37 Abs. 1 Satz 1 WDO), sofern nicht ein Fall des § 33 Abs. 1 Satz 2 oder des § 56 Abs. 2 WDO vorliegt. – Bei Verhngung von Disziplinararrest muss außerdem die Zustimmung des Richters vorliegen (§ 40 Abs. 1 WDO). 2.3 Hat der Soldat, nachdem eine Pflichtverletzung entscheidungsreif geworden ist, erneut eine Pflichtverletzung begangen und kann wegen dieser eine Disziplinarmaßnahme nicht verhngt werden, weil seit abschließender Anhçrung des Soldaten noch keine Nacht abgelaufen ist (§ 37 Abs. 1 WDO), gilt § 18 Abs. 2 WDO wegen mangelnder Entscheidungsreife der zweiten Pflichtverletzung nicht. Dem Disziplinarvorgesetzten steht es jedoch frei, den Ablauf der Nacht abzuwarten und dann gemß § 18 Abs. 2 WDO zu verfahren. 3. Hat der Disziplinarvorgesetzte entgegen § 18 Abs. 2 WDO von mehreren entscheidungsreifen Pflichtverletzungen eine Pflichtverletzung getrennt geahndet, wird dadurch die disziplinare Ahndung der anderen Pflichtverletzungen nicht unzulssig. Die weitere Disziplinarmaßnahme sollte jedoch nach Art und Hçhe so bemessen werden, dass sie in Verbindung mit der bereits verhngten Maßnahme der erzieherischen Wirkung einer unter Beachtung des § 18 Abs. 2 WDO verhngten Disziplinarmaßnahme gleichkommt. 4.1 Werden mehrere entscheidungsreife Pflichtverletzungen entgegen § 18 Abs. 2 WDO getrennt geahndet und wird gegen jede der Disziplinarmaßnahmen Beschwerde eingelegt, mssen alle Disziplinarmaßnahmen, sofern gleichzeitig ber sie entschieden werden kann, in einem Beschwerdebescheid aufgehoben werden. Zugleich ist unter Beachtung des § 18 Abs. 2 WDO auf eine Disziplinarmaßnahme fr alle Pflichtverletzungen zu erkennen. Diese darf 319
C 11m
Einzelerlasse WDO
jedoch wegen des Verbotes der Schlechterstellung nach Art und Hçhe nicht ber die schwerste der angefochtenen Disziplinarmaßnahmen hinausgehen.
Beispiel: Drei Pflichtverletzungen eines Soldaten werden getrennt nacheinander mit einem strengen Verweis, einer Disziplinarbuße von 50,– E und einer 14-tgigen verschrften Ausgangsbeschrnkung geahndet, obwohl bereits im Zeitpunkt der Verhngung des strengen Verweises alle drei Pflichtverletzungen entscheidungsreif waren. Im Beschwerdebescheid sind alle drei Disziplinarmaßnahmen aufzuheben. Als neue Disziplinarmaßnahme darf hçchstens eine 14-tgige verschrfte Ausgangsbeschrnkung verhngt werden. Das gilt auch dann, wenn die Disziplinarbuße und die verschrfte Ausgangsbeschrnkung jeweils wegen unerlaubter Abwesenheit von der Truppe verhngt worden sind. Eine nachtrgliche Zusammenziehung beider Maßnahmen nach § 22 Abs. 2 Nr. 2 WDO ist nicht zulssig. 4.2 Absatz 1 gilt entsprechend, wenn nur gegen eine oder mehrere der entgegen § 18 Abs. 2 WDO getrennt verhngten Disziplinarmaßnahmen Beschwerde eingelegt wird. Bei der Bemessung der anstelle der angefochtenen Disziplinarmaßnahmen zu verhngenden neuen Disziplinarmaßnahme ist außerdem Nr. 3 Satz 2 zu beachten.
Beispiel: Der Soldat legt nur gegen den strengen Verweis und die 14-tgige verschrfte Ausgangsbeschrnkung Beschwerde ein. Die Disziplinarbuße wird unanfechtbar. Im Beschwerdebescheid mssen die beiden angefochtenen Disziplinarmaßnahmen aufgehoben werden. Als neue Disziplinarmaßnahme erscheint unter Bercksichtigung der unanfechtbaren Disziplinarbuße von 50,– E z. B. eine verschrfte Ausgangsbeschrnkung von 10 Tagen angemessen. 4.3 Abstze 1 und 2 gelten nicht, wenn ber mehrere Beschwerden gegen Disziplinarmaßnahmen, die unter Beachtung des § 18 Abs. 2 WDO verhngt worden sind, gleichzeitig entschieden wird. Sollen in diesem Fall anstelle der angefochtenen Disziplinarmaßnahmen neue Disziplinarmaßnahmen verhngt werden, sind die jeder Disziplinarmaßnahme zu Grunde liegenden Pflichtverletzungen abweichend von § 18 Abs. 2 WDO jeweils fr sich als ein Dienstvergehen zu ahnden (vgl. § 42 Nr. 10 WDO). 320
Einzelerlasse WDO
C 11n
Beispiel: Ein Soldat wird mit 14 Tagen verschrfter Ausgangsbeschrnkung gemaßregelt. Nach der Verhngung der Disziplinarmaßnahme begeht er erneut ein Dienstvergehen, das mit einer Disziplinarbuße von 50,– E geahndet wird. Die gegen beide Disziplinarmaßnahmen eingelegten Beschwerden sind – z. B. wegen der unterschiedlichen Dauer der jeweiligen Ermittlungen – gleichzeitig entscheidungsreif. Jede Beschwerde ist unabhngig von der anderen zu entscheiden. Werden beide Disziplinarmaßnahmen aufgehoben und sollen neue Disziplinarmaßnahmen verhngt werden, ist § 18 Abs. 2 WDO nicht anzuwenden. Das schließt nicht aus, in geeigneten Fllen beide Entscheidungen in einem Beschwerdebescheid zusammenzufassen. 5. Sind entgegen § 18 Abs. 2 WDO mehrere Pflichtverletzungen getrennt geahndet worden und sind die Disziplinarmaßnahmen unanfechtbar geworden, kçnnen sie wegen Verstoßes gegen § 18 Abs. 2 WDO weder im Wege der Dienstaufsicht (§ 46 WDO) noch im Verfahren nach den §§ 44, 45 WDO aufgehoben werden.
n) Auswirkung von Verfahrensverstçßen auf den Bestand einer Disziplinarmaßnahme ZDv 14/3
B 140
Es ist in jedem Einzelfall zu unterscheiden zwischen Verfahrensmngeln, die nach § 46 Abs. 2 der Wehrdisziplinarordnung (WDO) zur Aufhebung im Wege der Dienstaufsicht fhren, und solchen, die nicht von § 46 Abs. 2 WDO erfasst werden. 1. Verstçße im Sinne von § 46 Abs. 2 WDO Stellt ein hçherer Disziplinarvorgesetzter bei der Wahrnehmung der Dienstaufsicht oder aufgrund einer gegen eine einfache Disziplinarmaßnahme eingelegten Beschwerde fest, dass die Voraussetzungen von § 46 Abs. 2 WDO vorliegen, hebt er die Disziplinarmaßnahme von Amts wegen auf. Der zustndige Disziplinarvorgesetzte hat gemß § 46 Abs. 4 Satz 1 WDO zu prfen, ob an Stelle der aufgehobenen Disziplinarmaßnahme eine neue Disziplinarmaßnahme zulssig und angebracht ist. Er muss hierbei jedoch den Rechtsgedanken des Verbots der Schlechterstellung (vgl. § 42 Nr. 6 WDO) beachten, wenn die Aufhebung gemß § 46 Abs. 2 WDO im Rahmen eines Beschwerdeverfahrens erfolgt ist. 321
C 11n
Einzelerlasse WDO
Eine schrfere Disziplinarmaßnahme kommt in diesem Fall nur in Betracht, wenn der Soldat zwischenzeitlich eine neue Dienstpflichtverletzung begangen hat, die gemß § 18 Abs. 2 WDO mit der ursprnglichen Pflichtverletzung als ein Dienstvergehen zu ahnden ist (vgl. ZDv 14/3 B 126 R C 11m). Mit der Aufhebung der Disziplinarmaßnahme gemß § 46 Abs. 2 WDO wird eine gegen diese Disziplinarmaßnahme eingelegte Beschwerde gegenstandslos; sie ist mit dieser Begrndung zurckzuweisen. 2. Verstçße, die nicht in § 46 Abs. 2 genannt sind Stellt ein hçherer Disziplinarvorgesetzter im Rahmen seiner durch eine Beschwerde ausgelçsten Ermittlungen Verstçße gegen Verfahrensvorschriften der WDO fest, die nicht in § 46 WDO genannt sind, so ist nicht allein deshalb die Beschwerde begrndet und die Disziplinarmaßnahme aufzuheben. Ebenso wie kein Rechtsschutzbedrfnis fr eine gesonderte Feststellung eines etwaigen Verstoßes gegen Form-, Frist- oder Zustndigkeitsbestimmungen der Wehrbeschwerdeordnung (WBO) zu bejahen ist, besteht kein Bedrfnis, Disziplinarmaßnahmen allein wegen eines Formfehlers aufzuheben. Wie jene Bestimmungen bestehen die Verfahrensvorschriften der WDO nicht um ihrer selbst willen, sondern ausschließlich als Mittel zur Gewhrleistung materiell mçglichst gerechter, angemessener Disziplinarmaßnahmen. Eine Aufhebung oder Abnderung einer verhngten Disziplinarmaßnahme ist wegen eines Verstoßes gegen Verfahrensvorschriften daher nur dann geboten, wenn dieser Verstoß die Entscheidung des verhngenden Disziplinarvorgesetzten zum Nachteil des betroffenen Soldaten beeinflusst hat. Der Disziplinarvorgesetzte hat die angefochtene Disziplinarmaßnahme unter allen Gesichtspunkten auf ihre Recht- und Zweckmßigkeit zu berprfen. Dazu muss er ggf. den Sachverhalt ergnzend aufklren und unterbliebene oder fehlerhafte Ermittlungshandlungen nachholen (§ 42 WDO, § 10 Abs. 1 WBO). Die eingangs genannten Verfahrenstçße sind danach im Beschwerdeverfahren wie folgt zu behandeln: a) Ahndung mehrerer Pflichtverletzungen, ber die gleichzeitig entschieden werden konnte, mit mehreren Disziplinarmaßnahmen (§ 18 Abs. 2 WDO): Hier muss davon ausgegangen werden, dass der Verfahrensfehler die Art oder Hçhe der Disziplinarmaßnahme beeintrchtigt hat; es ist nach Nr. 4 des Erlasses B 126 (R C 11m) zu verfahren. 322
Einzelerlasse WDO b)
c)
d)
e)
f)
C 11n
Aufklrung des Sachverhalts durch einen Kompaniefeldwebel (§ 32 Abs. 2 Satz 1 WDO): Die Aufklrung des Sachverhalts muss nur dann nachgeholt werden, wenn sich aus der Beschwerdeschrift oder aus den Akten Anhaltspunkte dafr ergeben, dass der vom Kompaniefeldwebel ermittelte Sachverhalt den tatschlichen Ablauf des Geschehens unrichtig oder unvollstndig wiedergibt. Die Sachverhaltsaufklrung kann sowohl durch den fr die Beschwerdeentscheidung zustndigen Disziplinarvorgesetzten als auch durch einen beauftragten Offizier nachgeholt werden (§ 10 Abs. 1 WBO). Vernehmung von Zeugen durch einen Unteroffizier (§ 32 Abs. 2 Satz 2 WDO): Auch in diesem Fall hngt es vom Beschwerdevorbringen und vom Aussagewert der Vernehmungsniederschrift ab, ob eine erneute oder eine ergnzende Vernehmung der Zeugen erforderlich ist. Vernehmung des Soldaten ohne vorherige Belehrung gemß § 32 Abs. 4 WDO: Der Soldat ist gemß § 32 Abs. 4 Satz 2 und 3 WDO zu belehren. Ist diese Belehrung unterblieben oder unrichtig erteilt worden, darf die Aussage des Soldaten nicht zu seinem Nachteil verwertet werden. Verweigert er nach Belehrung die Aussage, ist die Disziplinarmaßnahme aufzuheben, wenn keine sonstigen Beweismittel zur Verfgung stehen, die zum Nachweis des Dienstvergehens geeignet sind. Schlussanhçrung des Soldaten durch einen Kompaniefeldwebel (§ 32 Abs. 5 WDO; ZDv 14/3 B 115 Nr. 1) Das Schlussgehçr nach § 32 Abs. 5 WDO durch eine dafr nicht zustndige Person fhrt nicht zur Aufhebung der Disziplinarmaßnahme nach § 46 Abs. 2 Nr. 7 WDO. Da der fr die Beschwerdeentscheidung zustndige Disziplinarvorgesetzte dem Beschwerdefhrer im Rahmen des Beschwerdeverfahrens ohnehin umfassendes rechtliches Gehçr gewhren muss, wird hierdurch der Verfahrensverstoß geheilt. Unterlassung der Anhçrung der Vertrauensperson zur Person des Soldaten, zum Sachverhalt und zum Disziplinarmaß nach § 27 des Soldatenbeteiligungsgesetzes (SBG): Ist eine nach § 27 SBG vorgesehene Anhçrung der Vertrauensperson unterblieben oder fehlerhaft, ist die Anhçrung nachzuholen, sofern der Soldat nicht widerspricht. Die Disziplinarmaßnahme ist aufzuheben, wenn sich herausstellt, dass die 323
C 11n g)
324
Einzelerlasse WDO
unterbliebene oder fehlerhafte Anhçrung die Disziplinarmaßnahme zum Nachteil des Soldaten beeinflusst hat. Verhngung der Disziplinarmaßnahme vor Ablauf der Nachtfrist im Sinne von § 37 Abs. 1 Satz 1 WDO Der zustndige Disziplinarvorgesetzte prft im Rahmen der Beschwerdeentscheidung lediglich, ob die Disziplinarmaßnahme den Maßstben des § 38 WDO entspricht. Stellt der zustndige Disziplinarvorgesetzte danach ein Dienstvergehen fest und erweist sich die angefochtene Disziplinarmaßnahme nach Art und Hçhe unter Bercksichtigung aller Umstnde des Falles als zu Recht verhngt, weist er die Beschwerde gegen die Disziplinarmaßnahme trotz eines Verfahrensverstoßes zurck. Ist dies nicht der Fall, hebt der Disziplinarvorgesetzte entsprechend dem Ergebnis seiner berprfung die angefochtene Disziplinarmaßnahme auf oder ndert sie unter Beachtung von § 42 Nr. 6 WDO ab.
Disziplinarbefugnis
C 12a
Disziplinarbefugnis a) Erlass ber die Disziplinarbefugnis von Offizieren – Neufassung – ZDv 14/3
B 112
– Online-Version – Stand 1. Oktober 20091 – – Aus z u g – Abschnitt 1 Rechtsgrundlagen 1. Disziplinarbefugnis kraft Gesetzes Die Disziplinarbefugnis des Kompaniechefs, Bataillonskommandeurs und der Offiziere vom Regimentskommandeur oder Brigadekommandeur an aufwrts ergibt sich unmittelbar aus § 28 Abs. 1 Satz 2 der Wehrdisziplinarordnung (WDO) 2, ohne dass es einer Feststellung oder Verleihung bedarf. 2. Disziplinarbefugnis kraft Feststellung oder Verleihung 2.1 Auf Grund des § 28 Abs. 1 Satz 3 WDO wird Disziplinarbefugnis fr diejenigen Vorgesetzten festgestellt, die sich in einer einem Kompaniechef, Bataillons- oder Regimentskommandeur oder hçheren Vorgesetzten entsprechenden Dienststellung befinden, ohne deren Dienststellungsbezeichnung zu fhren. 2.2 Auf Grund des § 27 Abs. 1 Satz 1 WDO wird Disziplinarbefugnis an diejenigen Vorgesetzten verliehen, die sich in einer einem Kompaniechef, Bataillons- oder Regimentskommandeur oder hçheren Vorgesetzten vergleichbaren Dienststellung befinden, ohne deren Dienststellungsbezeichnung zu fhren. 2.3 Auf Grund des § 31 Abs. 1 Satz 2 WDO wird festgestellt, welche Offiziere in ihrer Eigenschaft als çrtliche Befehlshaber oder Fhrer von besonders zusammengestellten Abteilungen oder als Offiziere in hnlichen Dienststellungen Disziplinarbefugnis der ersten, zweiten oder dritten Stufe entsprechend ihrem Dienstgrad haben. ... 1
2
Bei Bedarf teilt das Fachreferat R I 5 auf Anfrage den aktuellen Stand der Feststellung oder Verleihung von Disziplinarbefugnis mit. R C 10
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C 12b
Disziplinarbefugnis
b) bertragung der Dienstaufsicht ber das Stabspersonal bei Stben der Bundeswehr sowie ber das Personal von Bundeswehrkrankenhusern und Zentralen Instituten des Sanittsdienstes der Bundeswehr ZDv 14/3 B 113 I. Dienstaufsicht ber das Stabspersonal bei Stben der Bundeswehr 1. Nach Abschnitt 2 Nr. 3.2.4, Abschnitt 3 Nr. 6.2.17, Abschnitt 4 Nr. 9.2.4, Abschnitt 5 Nr. 12.2.2 und Abschnitt 6 Nr. 15.2.27 des Erlasses ber die Disziplinarbefugnis von Offizieren (B 112) hat im Heer, in der Luftwaffe, in der Marine, im Bereich der Streitkrftebasis und bei sonstigen Dienststellen der Bundeswehr und im Bereich des Zentralen Sanittsdienstes der Bundeswehr die Disziplinarbefugnis eines Kompaniechefs der Offizier in einem Stab, dem Dienstaufsicht ber das Stabspersonal bertragen ist. 2. Soweit eine Stabskompanie/Stabsbatterie/Stabsstaffel oder ein Stabsquartier nicht besteht, ist die Dienstaufsicht ber das Stabspersonal – mit Ausnahme der Offiziere – bertragen: 2.1 dem Offizier, der den Dienstposten eines Zugfhrers innerhalb eines Stabes nach der STAN innehat; 2.2 dem dienstltesten Zugfhrer, wenn innerhalb eines Stabes mehrere Zge vorhanden sind, sofern er Offizier ist; 2.3 dem S1-(Stabs-)Offizier/Leiter Stabsgebiet Personalwesen – ist dieser nicht vorhanden, dem Offizier im Stabe, dem nach der STAN die Wahrnehmung der S1-Aufgaben bertragen ist – in den nicht durch Nrn. 2.1 und 2.2 erfassten Fllen.
II. Dienstaufsicht ber das Personal von Bundeswehrkrankenhusern 1. Nach Abschnitt 5 a) Nr. 12.2.2 des Erlasses ber die Disziplinarbefugnis von Offizieren (B 112) hat der Offizier in einem Bundeswehrkrankenhaus, dem die Dienstaufsicht ber das Stabspersonal des Krankenhauses bertragen ist, die Disziplinarbefugnis eines Kompaniechefs. b) Nr. 12.2.4 des Erlasses ber die Disziplinarbefugnis von Offizieren (B 112) hat der Offizier in einem Bundeswehrkrankenhaus, dem die Dienstaufsicht ber das Stammpersonal des Kranken326
Disziplinarbefugnis
C 12b
hauses bertragen ist, die Disziplinarbefugnis eines Kompaniechefs. 2. Dem Leiter der Stabsgruppe in den Bundeswehrkrankenhusern ist die Dienstaufsicht ber das Personal der Stabsgruppe bertragen. 3. Dem Stabszugfhrer in den Bundeswehrkrankenhusern ist die Dienstaufsicht ber die Unteroffiziere und Mannschaften – mit Ausnahme der Unteroffiziere und Mannschaften der Stabsgruppe – bertragen. III. Dienstaufsicht ber das Personal von Zentralen Instituten des Sanittsdienstes der Bundeswehr 1. Nach Abschnitt 5 Nr. 12.2.5 des Erlasses ber die Disziplinarbefugnis von Offizieren (B 112) hat der Offizier in einem Zentralen Institut des Sanittsdienstes der Bundeswehr, dem die Dienstaufsicht ber das Personal bertragen ist, die Disziplinarbefugnis eines Kompaniechefs. 2. In den Zentralen Instituten des Sanittsdienstes der Bundeswehr ist die Dienstaufsicht ber das Personal mit Ausnahme der Sanittsoffiziere dem Leiter der Stabsgruppe bertragen, sofern er Offizier ist.
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C 12c
Disziplinarbefugnis
c) Disziplinarbefugnis bei Abwesenheit des Disziplinarvorgesetzten ZDv 14/3 B 121 Die Disziplinarbefugnis ist an die Dienststellung gebunden. Sie kann nicht bertragen werden. Sie geht von selbst auf den Stellvertreter im Kommando ber (§ 27 Abs. 2 der Wehrdisziplinarordnung). Ist ein Vertreter im Kommando bestimmt, hat dieser aber keinen Offiziersrang, geht die Disziplinarbefugnis auf den nchsthçheren Disziplinarvorgesetzten ber. Ist kein Vertreter bestimmt oder ist dieser an der Ausbung der Disziplinarbefugnis gehindert, wird der Stellvertreter von einem hçheren Vorgesetzten oder dem Inhaber der Dienststellung selbst bestimmt. Fallen der Inhaber einer Dienststellung und der vorgesehene Vertreter aus, ohne dass eine Regelung ber die weitere Vertretung getroffen worden ist, bernimmt der Dienstranglteste, bei gleichem Dienstrangalter der lebenslteste Soldat die militrische Kommandogewalt, bis von hçherer Stelle eine Regelung getroffen wird. Ein Vertretungsfall liegt vor, wenn der Disziplinarvorgesetzte an der Ausbung der Disziplinarbefugnis gehindert ist (z. B. Krankheit, Urlaub). Eine Verhinderung liegt auch vor, wenn er zwar im Dienst, aber nicht in Ausbung seiner Dienststellung als Disziplinarvorgesetzter ttig ist (z. B. bei Kommandierung zu einem Lehrgang). Die dienstliche Abwesenheit begrndet dagegen keinen Vertretungsfall, solange sich der Disziplinarvorgesetzte in Ausbung seiner Dienststellung befindet (z. B. Dienstreise).
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BwVollzO
§§ 1−3
C 13a
Vollstreckung a) Verordnung über den Vollzug von Freiheitsstrafe, Strafarrest, Jugendarrest und Disziplinararrest durch Behörden der Bundeswehr − Bundeswehrvollzugsordnung (BwVollzO) − Vom 29. November 1972 BGBl. I 1972 S. 2205; 1976 S. 605 ZDv 14/10 Auf Grund des Artikels 7 des Einführungsgesetzes zum Wehrstrafgesetz vom 30. März 1957 (Bundesgesetzbl. I S. 306) und des § 115 des Jugendgerichtsgesetzes vom 4. August 1953 (Bundesgesetzbl. I S. 751), beide zuletzt geändert durch das Gesetz zur Neuordnung des Wehrdisziplinarrechts vom 21. August 1972 (Bundesgesetzbl. I S. 1481), wird von der Bundesregierung mit Zustimmung des Bundesrates und auf Grund des § 49 Abs. 4 der Wehrdisziplinarordnung in der Fassung der Bekanntmachung vom 4. September 1972 (Bundesgesetzbl. I S. 1665) von dem Bundesminister der Verteidigung verordnet:
§ 1 Geltungsbereich Diese Verordnung gilt für den Vollzug von Freiheitsstrafe, Strafarrest und Jugendarrest sowie für den Vollzug von Disziplinararrest an Soldaten durch Behörden der Bundeswehr.
§ 2 Behandlungsgrundsatz (1) Im Vollzug soll die Bereitschaft des Soldaten gefördert werden, ein gesetzmäßiges Leben zu führen, namentlich seine soldatischen Pflichten zu erfüllen. (2) Der Soldat nimmt in der Regel am Dienst teil.
§ 3 Vollzugseinrichtungen (1) Der Vollzug wird in militärischen Anlagen und Einrichtungen und, soweit der Soldat am Dienst teilnimmt, bei einer militärischen Einheit oder Dienststelle durchgeführt. 329
C 13a
BwVollzO
§§ 4−6
(2) Der Soldat wird von anderen Soldaten getrennt in einem Arrestraum untergebracht, soweit er nicht wegen der Teilnahme am Dienst oder wegen seiner Beschäftigung außerhalb des Arrestraumes eingesetzt wird.
§ 4 Vollzugsleiter und Vollzugshelfer (1) Die Vollzugsbehörden der Bundeswehr bestellen Vollzugsleiter und Vollzugshelfer; der Vollzugsleiter und die Vollzugshelfer sind für die Dauer des Vollzuges Vorgesetzte des Soldaten nach § 3 der Verordnung über die Regelung des militärischen Vorgesetztenverhältnisses 1. (2) Der Vollzugsleiter ist für die ordnungsgemäße Durchführung des Vollzuges verantwortlich; er trifft die im Rahmen des Vollzuges erforderlichen Entscheidungen. (3) Die Vollzugshelfer unterstützen den Vollzugsleiter nach dessen Weisungen in der Durchführung des Vollzugs.
§ 5 Dauer der Freiheitsentziehung (1) Die Dauer der Freiheitsentziehung wird nach Tagen berechnet; dabei ist die Woche mit sieben Tagen, der Monat nach der Kalenderzeit zu berechnen. (2) Der Tag, an dem sich der Soldat zum Vollzug meldet, und der Tag, an dem er entlassen wird, sind voll anzurechnen; das Gleiche gilt, wenn der Vollzug unterbrochen wird. (3) Der Freizeitarrest beginnt am Sonnabend um 8.00 Uhr und endet am Montag eine Stunde vor Dienstbeginn. (4) Wird Freiheitsstrafe, Strafarrest oder Jugendarrest vollzogen und fällt der Entlassungszeitpunkt auf den ersten Werktag nach Ostern oder Pfingsten oder in die Zeit vom 22. Dezember bis zum 2. Januar, so kann der Soldat an dem diesem Tag oder Zeitraum vorhergehenden Werktag entlassen werden, wenn dies nach der Länge der Freiheitsentziehung vertretbar ist und keine Nachteile für die Disziplin zu besorgen sind.
§ 6 Vollzugsplan Der Vollzugsleiter hat einen auf die Persönlichkeit des Soldaten ausgerichteten Vollzugsplan zu erstellen, soweit dies wegen der Teilnahme des Soldaten am Dienst oder wegen seiner Beschäfti1
330
→ C 02a
BwVollzO
§§ 7−9
C 13a
gung geboten erscheint. Der Vollzugsplan ist dem Soldaten zu eröffnen. Die Anordnungen im Vollzugsplan können widerrufen oder geändert werden, soweit die Persönlichkeit des Soldaten, die Sicherheit oder Ordnung im Vollzug oder die militärische Ordnung dies erfordern; dies ist unter Angabe der Gründe im Vollzugsplan zu vermerken.
§ 7 Ärztliche Untersuchung vor Beginn des Vollzuges Der Disziplinarvorgesetzte veranlasst vor Beginn des Vollzuges eine ärztliche Untersuchung, wenn ihm Anhaltspunkte dafür bekannt geworden sind, dass der Gesundheitszustand des Soldaten den Vollzug nicht zulässt. Ist der Soldat nicht vollzugstauglich, so hat 1. der vollstreckende Vorgesetzte, wenn Disziplinararrest zu vollziehen ist, die Vollstreckung aufzuschieben, 2. der Vollzugsleiter, wenn Freiheitsstrafe oder Strafarrest zu vollziehen ist, die Entscheidung der Vollstreckungsbehörde, wenn Jugendarrest zu vollziehen ist, die Entscheidung des Vollstreckungsleiters herbeizuführen.
§ 8 Mitnahme dienstlicher und persönlicher Gegenstände (1) Der Soldat hat zum Vollzug nur die Gegenstände mitzubringen, die für den dienstlichen und persönlichen Gebrauch als notwendig bestimmt worden sind. Lichtbilder nahestehender Personen, Erinnerungsstücke von persönlichem Wert sowie Gegenstände des religiösen Gebrauchs sind ihm zu belassen. Besitz von Büchern und anderen Gegenständen zur Fortbildung oder zur sonstigen Freizeitbeschäftigung ist ihm in angemessenem Umfang zu gestatten, soweit der Besitz oder die Überlassung oder Benutzung nicht mit Strafe oder Geldbuße bedroht ist oder die Sicherheit oder Ordnung im Vollzug oder die militärische Ordnung gefährden würde. (2) Entscheidungen nach Absatz 1 können eingeschränkt oder widerrufen werden, soweit sich nachträglich ergibt, dass die Voraussetzungen für die Entscheidung nicht mehr gegeben sind. (3) Der Soldat, seine Sachen und der Arrestraum dürfen durchsucht werden. Gegenstände, die der Soldat nicht besitzen darf, sind ihm abzunehmen und für ihn aufzubewahren.
§ 9 Pflichten und Rechte des Soldaten Der Soldat hat auch während des Vollzuges die Pflichten und Rechte des Soldaten, soweit sich nicht aus den Vorschriften über den Vollzug etwas anderes ergibt. 331
C 13a
BwVollzO
§§ 10−13
§ 10 Teilnahme am Dienst und Beschäftigung (1) Der Soldat soll während des Vollzuges in seiner Ausbildung gefördert werden. In der Regel soll er bei einer militärischen Einheit, wenn dies nicht möglich oder nicht tunlich ist, bei einer militärischen Dienststelle am Dienst teilnehmen; die Teilnahme kann auf bestimmte Arten des Dienstes oder auf eine bestimmte Zeit beschränkt werden. Ist die Teilnahme am Dienst wegen der Persönlichkeit des Soldaten, der Art des Dienstes, der Kürze des Vollzuges oder aus anderen Gründen nicht tunlich, so soll der Soldat nach Möglichkeit in einer Weise beschäftigt werden, die seine Ausbildung fördert. (2) Soweit der Soldat nicht am Dienst teilnimmt oder in anderer Weise beschäftigt wird, kann er innerhalb dienstlicher Unterkünfte und Anlagen zu Arbeiten herangezogen werden, die dem Erziehungszweck und den Fähigkeiten des Soldaten angemessen sind. (3) Der Soldat darf nicht zum Wachdienst eingeteilt und nicht zu Sicherheitsaufgaben herangezogen werden.
§ 11 Aufenthalt im Freien Dem Soldaten wird täglich mindestens eine Stunde Aufenthalt im Freien ermöglicht, wenn die Witterung dies zu der festgesetzten Zeit zulässt. Der Aufenthalt im Freien kann versagt werden, wenn der Soldat während des Dienstes oder seiner Beschäftigung sich schon mindestens eine Stunde im Freien aufgehalten hat.
§ 12 Verpflegung, persönlicher Bedarf Der Soldat erhält Truppenverpflegung; Tabakwaren, andere Genußmittel, zusätzliche Nahrungsmittel und Mittel zur Körperpflege sind in angemessenem Umfang gestattet. Gegenstände, die die Sicherheit oder Ordnung im Vollzug gefährden, können ausgeschlossen werden. Besitz und Genuss alkoholischer Getränke sowie anderer Rauschmittel sind untersagt.
§ 13 Seelsorgerische Betreuung (1) Der Soldat hat Anspruch auf seelsorgerische Betreuung durch einen Militärgeistlichen seiner Religionsgemeinschaft. Ist ein solcher Militärgeistlicher nicht bestellt, so ist dem Soldaten nach Möglichkeit zu helfen, mit einem Seelsorger seines Bekenntnisses in Verbindung zu treten. 332
BwVollzO
§§ 14−16
C 13a
(2) Dem Soldaten ist Gelegenheit zu geben, am Gottesdienst und an anderen religiösen Veranstaltungen seines Bekenntnisses innerhalb der militärischen Anlage oder Einrichtung, in der der Vollzug durchgeführt wird, teilzunehmen. (3) Besteht an Sonntagen oder gesetzlichen Feiertagen keine Möglichkeit zur Teilnahme am Gottesdienst innerhalb der militärischen Anlage oder Einrichtung, so darf der Soldat im Standort an einem Gottesdienst seines Bekenntnisses teilnehmen; das gilt auch an sonstigen kirchlichen Feiertagen, soweit ihm außerhalb des Vollzuges Dienstbefreiung zu erteilen wäre. (4) Die Teilnahme an Gottesdiensten und religiösen Veranstaltungen kann aus Gründen der Sicherheit oder Ordnung untersagt werden. Die Teilnahme am Gottesdienst im Standort kann auch zeitlich oder auf den Gottesdienst in einer bestimmten Kirche beschränkt werden.
§ 14 Ärztliche Betreuung (1) Der Soldat erhält ärztliche Betreuung durch den Truppenarzt im Rahmen der freien Heilfürsorge. (2) Aus Gründen der Gesundheit des Soldaten kann der Vollzugsleiter auf Vorschlag des Truppenarztes von Vollzugsvorschriften abweichen; solche Abweichungen sind im Vollzugsplan zu vermerken.
§ 15 Brief- und Paketpost (1) Der Soldat darf Brief- und Paketpost empfangen und absenden. Sein Schriftverkehr wird nicht überwacht. Pakete und Päckchen darf der Soldat nur unter Aufsicht öffnen oder verpacken; dies gilt nicht, wenn Disziplinararrest vollzogen wird. (2) Ist gegen den Soldaten in einer anderen Sache die Untersuchungshaft angeordnet, so gelten die Bestimmungen des Absatzes 1 nur, soweit nicht der Richter hinsichtlich der Überwachung des Postverkehrs des Soldaten andere Anordnungen trifft.
§ 16 Empfang von Besuchen (1) Der Soldat darf wöchentlich einmal Besuch empfangen. Weitere Besuche können gestattet werden, insbesondere wenn ein wichtiger Grund vorliegt und der Vollzug nicht gefährdet wird. Besuche können untersagt oder überwacht werden, soweit dies für die Sicherheit oder Ordnung im Vollzug notwendig ist; die Unter333
C 13a
BwVollzO
§§ 17−18
haltung des Soldaten mit Besuchern darf nur dann überwacht werden, wenn es aus diesen Gründen unerlässlich ist. (2) Die Beschränkungen des Absatzes 1 gelten nicht für Besuche von Verteidigern sowie von Rechtsanwälten und Notaren in einer den Soldaten betreffenden Rechtssache. Sie gelten ferner nicht für Besuche von Vertretern der Jugendgerichtshilfe und, wenn der Soldat unter Bewährungsaufsicht steht oder Erziehungshilfe angeordnet ist, für Besuche des Bewährungshelfers und des Erziehungshelfers. (3) Ist gegen den Soldaten in einer anderen Sache die Untersuchungshaft angeordnet, so gelten die Bestimmungen des Absatzes 1 nur, soweit nicht der Richter hinsichtlich der Überwachung der Besuche andere Anordnungen trifft.
§ 17 Vollzugserleichterungen (1) Der Vollzugsleiter kann dem Soldaten wegen dringender persönlicher Gründe Urlaub bis zu sieben Tagen erteilen. Durch den Urlaub wird die Vollstreckung nicht unterbrochen. (2) Ist die Strafe oder Arrest mehr als einen Monat ununterbrochen vollzogen worden, so können dem Soldaten bei guter Führung auch andere Vollzugserleichterungen bewilligt werden, soweit dies mit der Sicherheit und Ordnung im Vollzug vereinbar ist. Als besondere Erleichterungen können das Verlassen des Arrestgebäudes oder der militärischen Anlage oder Einrichtung auch außerhalb der Dienstzeit und für jeden Monat ununterbrochenen Vollzuges ein Tag Urlaub bewilligt werden. Der Urlaub ist auf den Jahresurlaub anzurechnen; Absatz 1 Satz 2 gilt entsprechend. (3) Die Vollzugserleichterungen können eingeschränkt oder widerrufen werden, soweit sich nachträglich ergibt, dass die Voraussetzungen für ihre Bewilligung nicht mehr gegeben sind.
§ 18 Vollzugsuntauglichkeit (1) Wird der Soldat wegen Krankheit in ein Bundeswehrkrankenhaus oder in eine andere Krankenanstalt verbracht oder ist er nach Feststellung des Truppenarztes sonst nicht mehr vollzugstauglich, so hat der Vollzugsleiter, wenn Disziplinararrest vollzogen wird, die Entscheidung des vollstreckenden Vorgesetzten, wenn Freiheitsstrafe oder Strafarrest vollzogen wird, die Entscheidung der Vollstreckungsbehörde, und wenn Jugendarrest vollzogen wird, die Entscheidung des Vollstreckungsleiters herbeizuführen, ob die Vollstreckung unterbrochen wird. (2) Bis zur Entscheidung über die Unterbrechung der Vollstreckung kann von den Vollzugsvorschriften abgewichen werden. 334
BwVollzO
§§ 19−21
C 13a
§ 19 Ordnung und Sicherheit im Vollzug (1) Verstößt ein Soldat gegen die Ordnung oder gefährdet er die Sicherheit im Vollzug, so können besondere Maßnahmen getroffen werden. Sie dürfen nur insoweit und so lange aufrechterhalten werden, als notwendig ist, um die Sicherheit oder Ordnung im Vollzug zu gewährleisten oder wiederherzustellen. (2) Als besondere Maßnahmen sind zulässig: 1. der Entzug oder die Vorenthaltung von Gegenständen, die der Soldat zu Gewalttätigkeiten, zur Flucht, zum Selbstmord oder zur Selbstbeschädigung oder sonst missbrauchen könnte, 2. die Beobachtung bei Nacht, 3. der Entzug oder die Beschränkung des Aufenthalts im Freien, 4. die Unterbringung in einem besonders gesicherten Arrestraum ohne gefährdende Gegenstände. Maßnahmen nach den Nummern 1 und 2 sind unzulässig, wenn der Soldat nur gegen die Ordnung im Vollzug verstößt. (3) Mehrere Maßnahmen können nebeneinander angeordnet werden, soweit die Ordnung oder Sicherheit im Vollzug nur dadurch gewährleistet oder wiederhergestellt werden kann. Eine in ihrer Wirkung schärfere Maßnahme darf nur angeordnet werden, wenn eine leichtere keinen Erfolg verspricht. (4) Die Anordnungen sind unter Angabe der Gründe im Vollzugsplan zu vermerken oder sonst aktenkundig zu machen. Sie können bei Gefahr im Verzug auch vorläufig von den Vollzugshelfern getroffen werden; in diesen Fällen ist die Entscheidung des Vollzugsleiters unverzüglich einzuholen.
§ 20 Behandlung von Beschwerden Für Beschwerden gegen unrichtige Behandlung durch militärische Vorgesetzte oder Dienststellen der Bundeswehr im Vollzug gelten die Vorschriften der Wehrbeschwerdeordnung. 1
§ 21 Einschränkung von Grundrechten Das Grundrecht der körperlichen Unversehrtheit (Artikel 2 Abs. 2 Satz 1 des Grundgesetzes 2) sowie das Grundrecht des Postgeheimnisses (Artikel 10 Abs. 1 des Grundgesetzes 2) werden nach Maßgabe dieser Verordnung eingeschränkt. 1 2
→ C 30 und C 13b, Nr 303 → A 10
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C 13b
AB zur Vollzugsordnung b) Ausführungsbestimmungen zur Bundeswehrvollzugsordnung ZDv 14/10 Teil B i. d. F. des FS BMVg − R I 5 − vom 14. 08. 2003
Kapitel 1 Allgemeine Bestimmungen I. Vollzugsorganisation der Bundeswehr
a Gegenstand des Bundeswehrvollzugs 101.1 In Vollzugseinrichtungen der Bundeswehr werden an Soldaten aller Dienstgradgruppen einheitlich vollzogen (1) Disziplinararrest (§ 26 der Wehrdisziplinarordnung [WDO] 2), (2) Strafarrest (§ 9 des Wehrstrafgesetzes [WStG] 3), (3) Freiheitsstrafe (§ 38 des Strafgesetzbuches [StGB] 4), auch Ersatzfreiheitsstrafe (§ 43 StGB, § 11 WStG), von nicht mehr als sechs Monaten, (4) Jugendarrest in der Form von Freizeit-, Kurz- oder Dauerarrest (§ 11 Abs 3, § 15 Abs 3 Satz 2, § 16 des Jugendgerichtsgesetzes [JGG] 5 und § 98 Abs 2 des Gesetzes über Ordnungswidrigkeiten [OWiG]), in den Fällen Nr 101 (3, 4) jedoch nur aufgrund von Aufnahmeersuchen der Vollstreckungsbehörden nach Artikel 5 Abs 2 des Einführungsgesetzes zum Wehrstrafgesetz (EGWStG 6). 102. Ordnungs-, Sicherungs-, Zwangs- und Erzwingungshaft sind keine Freiheitsstrafen im Sinne des § 1 BwVollzO und werden in Vollzugseinrichtungen der Bundeswehr nicht vollzogen; das gilt auch für Untersuchungshaft, freiheitsentziehende Maßregeln der Besserung und Sicherung sowie Unterbringung. Der auf Grund einer vorläufigen Festnahme angeordnete Freiheitsentzug bestimmt sich ausschließlich nach § 21 WDO. 1 2 3 4 5 6
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zu § 1 BwVollzO (→ C 13a) → C 10 → C 20 → C 25b → C 28 → C 21
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C 13b
103. Die Zuständigkeit der Bundeswehr für den Vollzug der Freiheitsentziehungen nach Nr 101 ist gegeben, solange der Soldat im Wehrdienstverhältnis steht (§ 1 Abs 1 des Soldatengesetzes [SG]); Nr 357 ist zu beachten. Die Zuständigkeit der Bundeswehr für den Vollzug einer Ersatzfreiheitsstrafe bestimmt sich nach der Höhe der aufgrund des Strafurteils ersatzweise zu vollstreckenden Freiheitsstrafe; Zahlungen des Soldaten auf die Geldstrafe bleiben ohne Einfluss auf die Zuständigkeit.
b Begriffsbestimmungen 104. Im Sinne dieser Bestimmungen ist „Vollzug’’ die unmittelbare Verwirklichung der von Strafgerichten, Jugendgerichten, Disziplinarvorgesetzten und Wehrdienstgerichten verhängten Freiheitsentziehungen nach Nr 101, „Vollzugseinrichtung’’ die militärische Anlage und Einrichtung, die über Arresträume verfügt, „Vollstreckung’’ die Einleitung des Vollzugs der Freiheitsentziehungen nach Nr 101 und Überwachung hinsichtlich seiner Dauer durch Vollstreckungsbehörden der Justiz, vollstreckende Wehrdisziplinaranwälte und Disziplinarvorgesetzte, „Vollstreckungsbehörde’’ die Staatsanwaltschaft (§ 451 der Strafprozessordnung [StPO]), die Strafarrest und Freiheitsstrafe vollstreckt, außerdem der Jugendrichter, der als Vollstreckungsleiter Jugendarrest vollstreckt, „Vollstreckender Disziplinarvorgesetzter’’ jeweils der Vorgesetzte oder die Dienststelle, die in Nr 119 genannt sind.
c Vollzugsbehörden, -organe der Bundeswehr 105.1 Die mit der Durchführung des Vollzugs in der Bundeswehr verbundenen Aufgaben sind den in Nr 106, 107 bezeichneten Vollzugsbehörden und -organen des Territorialheeres übertragen. Zusätzliche, auf Grund örtlicher Verhältnisse erforderliche Sonderregelungen ergeben sich aus den Dienstanweisungen für die Vollzugsleiter. 106. Vollzugsbehörden im Sinne von § 4 Abs 1 BwVollzO sind (1) die Befehlshaber und Divisionskommandeure in den Wehrbereichen I bis IV als höhere Vollzugsbehörden − nach Wirksamwerden der Defusionierung im Einzelfall die Befehlshaber in den Wehrbereichen. 1
zu § 4 Abs. 1 BwVollzO (→ C 13a)
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(2) Die Standortältesten 1) als Vollzugsbehörden. 107. Vollzugsorgane sind (1) die Kasernenkommandanten, soweit sie durch Aufnahme in die Standortlisten (Nr 113) hierzu bestellt worden sind, als Vollzugsleiter; (2) hierzu bestellte Offiziere und Unteroffiziere m. P. von in den Standortbereichen ständig untergebrachten Truppenteilen und Dienststellen (z. B. Standortdienst-, Kasernen-, S 1- oder S 2-Feldwebel) oder Soldaten des Wachdienstes sowie besonders ausgewählte und eingewiesene Soldaten als Vollzugshelfer. 108. Die Vollzugshelfer werden für jede Vollzugseinrichtung auf Vorschlag des Vollzugsleiters von den Vollzugsbehörden bestellt; der Vollzugsleiter hat sich mit den truppendienstlichen Vorgesetzten der als Vollzugshelfer vorgesehenen Soldaten ins Benehmen zu setzen. Die Bestellung bedarf der Schriftform. Bei Soldaten des Wachdienstes kann die (nicht namentliche) Bestellung durch Dauerbefehl der Vollzugsbehörde vorgenommen werden. Im Übrigen ist auf die mit dem Vollzug verbundene besondere Verantwortung und auf die Verpflichtung zu stets menschenwürdiger Behandlung der Soldaten im Vollzug hinzuweisen. 109. Die Vollzugsleiter und -helfer dürfen ihre Aufgaben nicht auf andere Soldaten übertragen. Für den Fall der Verhinderung des Vollzugsleiters soll die Vollzugsbehörde jedoch einen ständigen Vertreter (z. B. Kasernenoffizier) durch schriftlichen Befehl bestellen. Aufgaben, die nach dieser Dienstvorschrift ausdrücklich dem Vollzugsleiter obliegen, dürfen nicht von den Vollzugshelfern wahrgenommen werden; zu besonderen Maßnahmen bei Gefahr im Verzug vgl. § 19 Abs 4 Satz 2 BwVollzO. Soweit Soldaten des Wachdienstes zu Vollzugshelfern bestellt werden, ergeben sich deren Aufgaben im Rahmen des Vollzugs aus der Besonderen Wachanweisung und der Dienstanweisung für den Offizier vom Wachdienst bzw. Stellvertretenden Offizier vom Wachdienst 2). Bei Wahrnehmung von Aufgaben im Rahmen des Vollzugs finden Wachdienstvorschriften keine Anwendung. 1 2
) )
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→ ZDv 40/1 Nr 210 → ZDv 10/6 VS-NfD Nr. 101
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C 13b
110. Es unterstehen im besonderen Aufgabenbereich des Vollzugs jeweils − die Vollzugshelfer den Vollzugsleitern, − die Vollzugsleiter den Vollzugsbehörden, − die Vollzugsbehörden den höheren Vollzugsbehörden. 111. Die Befehlshaber und Divisionskommandeure in den Wehrbereichen I bis IV unterstehen im besonderen Aufgabenbereich des Vollzuges dem Bundesministerium der Verteidigung − stellvertretender Generalinspekteur und Inspekteur der Streitkräftebasis −. Dem Bundesministerium der Verteidigung − stellvertretender Generalinspekteur und Inspekteur der Streitkräftebasis − obliegt die Leitung und Überwachung des Vollzugs in allen Teilstreitkräften.
d Zuständigkeit der Vollzugsleiter 112. Die örtliche Zuständigkeit eines Vollzugsleiters der Bundeswehr richtet sich nach dem Standort des zum Vollzug aufzunehmenden Soldaten; bei einem Standort mit mehreren Vollzugseinrichtungen ist es der Vollzugsleiter, dessen Vollzugseinrichtung dem Truppenteil oder der Dienststelle des Soldaten am nächsten liegt. Befindet sich am Standort keine Vollzugseinrichtung, ist grundsätzlich die nächstgelegene zuständig, es sei denn, im Einzelfall wird nach Nr 204 bis 207 verfahren. 113. Die höheren Vollzugsbehörden erstellen für ihren Bereich Standortlisten (Muster Anlage 1), aus denen die für alle Standorte zuständigen Vollzugsbehörden und -leiter mit Anschrift hervorgehen und übersenden diese Listen den Vollzugsbehörden sowie den Justizministerien der Länder ihres Befehlsbereichs zur Bekanntgabe bei den Vollstreckungsbehörden. Spätere Änderungen sind sofort mitzuteilen. 114. Die höheren Vollzugsbehörden bestimmen jeweils Vollzugseinrichtungen, in denen der Vollzug an Offizieren, an Unteroffizieren sowie an weiblichen Soldaten durchführbar ist. Die Bestimmung erfolgt in der Standortliste. 115. Für den in Nr 114 genannten Personenkreis können überregionale Vollzugseinrichtungen festgelegt werden. Von den Ausführungsbestimmungen abweichende Einzelheiten für den Vollzug an weiblichen Soldaten, insbesondere zur Aufsicht, Durchsuchung und Regelung der ärztlichen Betreuung, ergeben sich aus der Dienstanweisung für den zuständigen Vollzugsleiter. 116. Anfragen der Vollstreckungsbehörden über die Zuständigkeit von Vollzugsbehörden, -leitern und -einrichtungen der Bun339
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deswehr beantworten die Rechtsberater der höheren Vollzugsbehörden (§ 22 Abs 3 StVollstrO). 117. Nimmt die Vollzugsbehörde auch die Aufgaben des Vollzugsleiters wahr, ist jeweils kenntlich zu machen, in welcher Funktion sie handelt. II. Vollstreckung und Vollzug
a Anwendung der Vollstreckungsvorschriften 118. Für die Vollstreckung von Freiheitsstrafe, Strafarrest oder Jugendarrest gelten die Vorschriften der StVollstrO. Soweit die BwVollzO abweichende Regelungen trifft (z. B. § 5 BwVollzO) gehen diese der StVollstrO vor. Die Vollstreckung von Disziplinararrest bestimmt sich nach der Wehrdisziplinarordnung, insbesondere nach § 42 Nr 1, §§ 47 bis 49, 53 bis 57, 81 Abs 2 Satz 4, § 135 WDO. 119. Vollstreckender Disziplinarvorgesetzter ist der nächste Disziplinarvorgesetzte des Soldaten. Wird eine andere Dienststelle um die Vollstreckung ersucht (§ 48 Abs 1 Satz 3 WDO), obliegen dieser die in dieser Dienstvorschrift bezeichneten Aufgaben des vollstreckenden Disziplinarvorgesetzten. Das Gleiche gilt, wenn auf Ersuchen des Wehrdisziplinaranwalts Disziplinararrest, der im disziplinargerichtlichen Verfahren verhängt worden ist, vollstreckt wird (§ 48 Abs 2, § 135 WDO); der nächste Disziplinarvorgesetzte oder die ersuchte Dienststelle haben in diesem Fall den Wehrdisziplinaranwalt von allen für die Vollstreckung erheblichen Umständen zu verständigen und ggf dessen Entscheidung herbeizuführen. 120. Dem Gebot der nachdrücklichen Vollstreckung entsprechend (§ 2 StVollstrO, § 49 Abs 3 WDO) ist der Vollzug von Freiheitsentziehungen durch die Vollzugsbehörden und -organe der Bundeswehr unverzüglich einzuleiten und durchzuführen. Beschwerden gegen Disziplinararrest haben aufschiebende Wirkung, wenn sie vor Beginn der Freiheitsentziehung (Nr 235) eingelegt werden; dies gilt nicht, wenn die sofortige Vollstreckbarkeit angeordnet ist (§ 42 Nr 1 Satz 3, § 56 Abs 2 Satz 1 WDO). Im Übrigen haben Gnadengesuche, Beschwerden und sonstige Eingaben ohne besondere Entscheidung der dafür zuständigen Stelle (Disziplinarvorgesetzter, Wehrdisziplinaranwalt, Vollstreckungsbehörde, Gnadenbehörde) keinen Einfluss auf den Vollzug 1). 1
)
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Etwas anderes gilt, wenn in den in § 453 Abs 2 Satz 3 und § 454 Abs 2 Satz 2 StPO geregelten Fällen sofortige Beschwerde eingelegt wird.
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C 13b
b Behelfsvollzug; Vollzug im Ausland 121. Behelfsvollzug ist nur bei Disziplinararrest und nur dann zulässig, wenn infolge der Art der Verwendung der Truppe oder aus anderen Gründen kein Arrestraum zur Verfügung steht und die Vollstreckung aus dienstlichen Gründen nicht aufgeschoben werden kann (§ 55 Abs 1 WDO). Steht in der an sich örtlich zuständigen Vollzugseinrichtung ein freier oder geeigneter Arrestraum nicht zur Verfügung, ist der Vollzug nach Nr 204 bis 207 einzuleiten. Dem vollstreckenden Disziplinarvorgesetzten obliegen Einleitung und Durchführung des Behelfsvollzugs; er hat dabei so weit wie möglich den Grundsätzen in Kapitel 3 zu entsprechen. An Bord sollen für Behelfsvollzug nur solche Räume vorgesehen werden, die mindestens 6 qm groß sind, über ausreichende Belüftung und Beleuchtung sowie über eine Koje verfügen. Sie sollen keine Gegenstände enthalten, die zu Selbsttötung, -verletzung missbraucht werden können und sollen eine Möglichkeit zur Beobachtung des Soldaten aufweisen. 122. Der Vollzug einer Freiheitsentziehung nach Nr 101 im Hoheitsgebiet eines ausländischen NATO-Staates ist aufgrund von Artikel VII NATO-Truppenstatut zulässig, wenn die organisatorischen Einrichtungen (Vollzugsorgane der Bundeswehr und Vollzugseinrichtung) dafür vorhanden sind. Steht kein vorschriftsmäßiger Arrestraum zur Verfügung, ist die Durchführung von Behelfsvollzug unter den Voraussetzungen von § 55 WDO zulässig. Der Vollzug einer Freiheitsentziehung nach Nr 101 im Hoheitsgebiet eines nicht der NATO angehörenden Staates ist nur zulässig, wenn hierüber mit dem betreffenden Staat eine entsprechende vertragliche Regelung getroffen wurde. Der Vollzug von Disziplinrarrest bei besonderen Auslandsverwendungen − insbesondere im Rahmen der Beteiligung an Missionen der Vereinten Nationen − ist zulässig, wenn − dabei auf der Grundlage des entsprechenden Mandats deutsches Wehrrecht zur Anwendung kommt und − die Vollstreckung des Disziplinararrestes während der besonderen Auslandsverwendung aus dienstlichen Gründen nicht aufgeschoben werden kann. Der Behelfsvollzug ist gemäß § 55 WDO zulässig. Für den Vollzug ist der vollstreckende Disziplinarvorgesetzte verantwortlich. Er bestimmt einen Vollzugshelfer und überwacht die Einhaltung der in Kapitel 3 festgelegten Grundsätze gemäß der gegebenen Umstände. 341
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AB zur Vollzugsordnung c Urkundliche Vollzugsgrundlagen
123. Der Vollzug in Vollzugseinrichtungen der Bundeswehr wird bei Disziplinararrest nach einem Vollzugsersuchen (Muster Anlage 2) des vollstreckenden Disziplinarvorgesetzten, bei Freiheitsstrafe, Straf- oder Jugendarrest nach einem Aufnahmeersuchen (Muster Anlage 3) der Vollstreckungsbehörden eingeleitet und durchgeführt. 124. An unzuständige Vollzugsbehörden gerichtete Aufnahmeersuchen, an unzuständige Vollzugsbehörden, -leiter gerichtete Vollzugsersuchen sind von diesen unverzüglich an die zuständigen Stellen unter Abgabenachricht weiterzuleiten. 125. Aufnahmeersuchen über Freiheitsentziehungen, für deren Vollzug die Bundeswehr nach Artikel 5 EGWStG nicht zuständig ist, sind den Vollstreckungsbehörden unverzüglich zurückzugeben. Hat der Vollzug in einer Vollzugseinrichtung der Bundeswehr bereits begonnen, ist der Soldat in die von der Vollstreckungsbehörde bestimmte Justizvollzugsanstalt oder sonstige Anstalt zu verlegen.
d Vollzug mehrerer Freiheitsentziehungen 126. Mehrere gegen denselben Soldaten verhängte Freiheitsentziehungen werden unmittelbar nacheinander vollzogen. In die Unterlagen ist ein Vermerk über die weitere Freiheitsentziehung aufzunehmen. Zur Reihenfolge der Vollstreckung vgl. Nr 129 und § 43 Abs 2 StVollstrO; bestehen beim Vollzug mehrerer Freiheitsentziehungen nach Nr 101 (2 bis 4) Unklarheiten über die richtige Reihenfolge, führt der Vollzugsleiter unverzüglich eine Entscheidung der Vollstreckungsbehörde(n) nach § 43 StVollstrO herbei. Die Mitteilungspflicht nach Nr 132 ist mit der Maßgabe zu beachten, dass allen um Vollstreckung ersuchenden Vollstreckungsbehörden von weiteren Freiheitsentziehungen nach Nr 101 Mitteilung zu machen ist, gleichgültig, ob der Vollzug einer der Freiheitsentziehungen bereits begonnen hat. Diese Mitteilungspflicht besteht auch, wenn dieselbe Vollstreckungsbehörde um den Vollzug einer weiteren Freiheitsentziehung ersucht hat. 127. Übersteigt die Gesamtvollzugsdauer mehrerer nacheinander zu vollziehenden Freiheitsentziehungen sechs Monate, entfällt hierdurch nicht die Zuständigkeit der Bundeswehr nach Artikel 5 Abs 2 EGWStG. 128. Übersteigt die Dauer einer von mehreren nacheinander zu vollziehenden Freiheitsentziehungen sechs Monate, so ist hinsicht342
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lich der weiteren Freiheitsentziehung nach Nr 125 zu verfahren. Das Gleiche gilt bei nachträglicher Bildung einer Gesamtstrafe (§ 55 StGB, § 460 StPO), wenn der Vollzug einer in sie einbezogenen Strafe (d. h. auch Strafarrest) bereits begonnen hat und die Dauer der gebildeten Gesamtstrafe sechs Monate übersteigt. 129. Liegen dem Vollzugsleiter gleichzeitig Vollzugs- und Aufnahmeersuchen vor, soll zunächst der Vollzug von Disziplinararrest durchgeführt werden; der Vollstreckungsbehörde ist hiervon Mitteilung zu machen. Eine Rücksendung des Aufnahmeersuchens entfällt. Ist ausnahmsweise die Vollstreckung der anderen Freiheitsentziehung vordringlich, ist der vollstreckende Disziplinarvorgesetzte hiervon in Kenntnis zu setzen; dieser ordnet den Aufschub der Vollstreckung des Disziplinararrests nach § 49 Abs 3 WDO bis zum Vollzugsende der anderen Freiheitsentziehung an. 130. Bereits begonnener Vollzug einer Freiheitsentziehung an einem Soldaten kann aus Gründen vordringlichen Vollzugs einer anderen Freiheitsentziehung nur dann abgebrochen werden, wenn eine Entscheidung der Vollstreckungsbehörde bzw. des vollstreckenden Disziplinarvorgesetzten über die Unterbrechung der Vollstreckung vorliegt.
e Mitteilungspflichten 131. Den Vollstreckungsbehörden bzw. den vollstreckenden Disziplinarvorgesetzten sind unverzüglich alle Umstände, die Einfluss auf die Vollstreckung haben können, mitzuteilen. Die in Nr 132 bis 135 aufgeführten Mitteilungen erfolgen durch Übersendung des entsprechend ausgefüllten Vordrucks (Anlage 4; der Vordruck ist entsprechend dem Muster selbst herzustellen). 132. Die Vollstreckungsbehörde erhält von dem Vollzugsleiter Mitteilung nach § 35 Abs 1 StVollstrO. Die Mitteilungspflicht nach § 35 Abs 1 Buchstabe c StVollstrO erfasst die in Nr 219, 220, 223 geregelten Fälle. Die Mitteilungspflicht nach § 35 Abs 1 Buchstabe f StVollstrO ist insbesondere dann zu beachten, wenn (1) der Soldat aus dem Vollzug entwichen oder nicht vom Ausgang oder Urlaub zurückgekehrt ist, (2) wegen Vollzugsuntauglichkeit des Soldaten eine Entscheidung über die Unterbrechung oder den Aufschub der Vollstreckung erforderlich wird (Nr 208, 337), (3) der Vollzug an dem Soldaten nach Ende der Unterbrechung der Vollstreckung oder Wiederergreifung fortgesetzt wird (mit erneuter einstweiliger Berechnung des Vollzugsendes), (4) der Vollzug beendet ist (durch Übersendung der Vollzugsbescheinigung). 343
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AB zur Vollzugsordnung
133. Beim Vollzug von Disziplinararrest erhält der vollstreckende Disziplinarvorgesetzte vom Vollzugsleiter insbesondere Mitteilung (1) über die Zeitpunkte der Aufnahme und voraussichtlichen Entlassung des Soldaten, (2) wenn der Soldat sich nicht zum vorgesehenen Gestellungstermin zum Vollzug gemeldet hat, (3) wenn der Soldat in eine andere Vollzugseinrichtung, Justizvollzugsanstalt oder sonstige Anstalt verlegt oder verbracht worden ist, (4) in den Fällen von Nr 132 Satz 3. 134. Dem nächsten Disziplinarvorgesetzten des Soldaten ist, soweit ihm nicht bereits als vollstreckendem Disziplinarvorgesetzten Mitteilung gemacht wird oder ihm sonst der Sachverhalt offenbar bekannt ist, Mitteilung in den in Nr 133 bezeichneten Fällen zu machen. 135. Der Vollzugsbehörde ist Mitteilung zu machen, (1) sobald ein Soldat zum Vollzug aufgenommen oder in den Vollzug übernommen worden ist (mit Angabe des voraussichtlichen Vollzugsendes und der Art der Freiheitsentziehung), (2) jede von den Angaben zu Nr 135 (1) abweichende Berechnung des Vollzugsendes, (3) wenn der Vollzug unterbrochen worden ist, (4) wenn der Soldat in eine andere Vollzugseinrichtung der Bundeswehr, eine Justizvollzugsanstalt oder sonstige Anstalt verlegt worden ist, (5) sobald der Vollzug beendet ist (mit Angaben über den Umfang der Teilnahme am Dienst).
Kapitel 2 Einleitung des Vollzugs durch die Bundeswehr I. Einleitende Maßnahmen a Behandlung des Vollzugs-, Aufnahmeersuchens 201. Das Vollzugsersuchen ist erst zu stellen, wenn die Vollzugstauglichkeit des Soldaten feststeht. Der vollstreckende Disziplinarvorgesetzte stellt außerdem zuvor bei dem zuständigen Vollzugsleiter fest, ob dieser über einen zur Durchführung des Vollzugs freien und geeigneten Arrestraum verfügt. Ist der Vollzug dort möglich, ist das Vollzugsersuchen an den Vollzugsleiter zu richten; die weiteren, den Vollzug vorbereitenden Maßnahmen (Nr 209 bis 215) sind durchzuführen. Ist der Vollzug 344
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in der an sich zuständigen Vollzugseinrichtung nicht möglich, ist das Vollzugsersuchen der Vollzugsbehörde mit dem Ersuchen vorzulegen, nach Nr 204 bis 207 zu verfahren; die weiteren, den Vollzug vorbereitenden Maßnahmen sind durchzuführen, wenn die nunmehr zuständige Vollzugseinrichtung durch Abgabenachricht der Vollzugsbehörde feststeht. 202. Aufnahmeersuchen (2fach) der Vollstreckungsbehörden leitet die Vollzugsbehörde an den für den Soldaten zuständigen Vollzugsleiter weiter; eine Abgabenachricht entfällt. Die Weiterleitung unterbleibt, wenn aus der Belegungsübersicht schon zu erkennen ist, dass der zuständige Vollzugsleiter nicht über einen freien oder geeigneten Arrestraum verfügt; in diesem Fall verfährt die Vollzugsbehörde nach Nr 204 bis 207. Der Vollzugsleiter ersucht den nächsten Disziplinarvorgesetzten des Soldaten um die den Vollzug vorbereitenden Maßnahmen (Vordruck Anlage 5; der Vordruck ist entsprechend dem Muster selbst herzustellen), wenn der Vollzug in seinem Bereich durchgeführt werden kann. Andernfalls, insbesondere bei mangelnder Eignung seiner Vollzugseinrichtung, legt er das Aufnahmeersuchen seiner Vollzugsbehörde mit dem Ersuchen vor, nach Nr 204 bis 207 zu verfahren. 203. Die Eignung einer Vollzugseinrichtung oder eines Arrestraumes im Sinne dieser Dienstvorschrift bestimmt sich nach (1) der Möglichkeit zur Durchführung ordnungsgemäßen Vollzugs, insbesondere unter Beachtung des Grundsatzes der Teilnahme am Dienst, und (2) der Möglichkeit besonderer Sicherungsmaßnahmen bei Anhaltspunkten für Flucht-, Selbsttötungs-, Selbstverletzungsgefahr oder Gefahr von Gewalttätigkeiten des Soldaten.
b Bestimmung eines anderen Vollzugsleiters 204. Die Vollzugsbehörde bestimmt einen anderen Vollzugsleiter ihres Bereichs als zuständig, wenn der an sich zuständige Vollzugsleiter nicht über einen freien oder geeigneten Arrestraum verfügt. 205. Die Vollzugsbehörde wendet sich an eine benachbarte Vollzugsbehörde mit dem Ersuchen, einen Vollzugsleiter aus deren Bereich zu bestimmen, wenn der Vollzug in ihrem Bereich nicht möglich ist, insbesondere aus Gründen mangelnder Eignung der eigenen Vollzugseinrichtungen. Entspricht die benachbarte Vollzugsbehörde dem Ersuchen nicht, so bestimmt die höhere Vollzugsbehörde die zuständige Vollzugseinrichtung. 345
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206. Die Vollzugsbehörde leitet sodann das Vollzugs- oder Aufnahmeersuchen unter Hinweis auf die Zuständigkeitsbestimmung unmittelbar an den nach Nr 204, 205 bestimmten Vollzugsleiter weiter; dem vollstreckenden Disziplinarvorgesetzten bzw. der Vollstreckungsbehörde ist Abgabenachricht zu erteilen. 207. Wird der Vollzug im Bereich einer anderen höheren Vollzugsbehörde aus den in Nr 204 genannten Gründen erforderlich, so legt die Vollzugsbehörde das Vollzugs- oder Aufnahmeersuchen über die höhere Vollzugsbehörde des eigenen Bereichs der höheren Vollzugsbehörde des anderen Bereichs vor, die ihrerseits den zuständigen Vollzugsleiter bestimmt und bei Abgabe dorthin dem vollstreckenden Disziplinarvorgesetzten bzw. der Vollstreckungsbehörde Abgabenachricht erteilt. Können sich die höheren Vollzugsbehörden über die Zuständigkeit nicht einigen, so entscheidet das Bundesministerium der Verteidigung − stellvertretender Generalinspekteur und Inspekteur der Streitkräftebasis −.
c Vorbereitende Maßnahmen; Gestellung zum Vollzug 208. Der Soldat ist von seinem nächsten Disziplinarvorgesetzten zu befragen, ob er Bedenken gegen seine Vollzugstauglichkeit vorzubringen hat. Erhebt der Soldat Bedenken oder bestehen sonst Anhaltspunkte dafür, dass der Gesundheitszustand des Soldaten den Vollzug nicht zulässt, ist nach § 7 Satz 1 BwVollzO eine ärztliche Untersuchung zu veranlassen. Das Ergebnis der Befragung und evtl ärztlichen Untersuchung ist schriftlich festzuhalten und dem Vollzugsleiter unverzüglich mitzuteilen. Beim beabsichtigten Vollzug von Disziplinararrest entfällt die Mitteilung, wenn der Soldat vollzugsuntauglich ist (vgl. Nr 201 Abs 1). Bei Vollzugsuntauglichkeit ist im Übrigen nach § 7 Satz 2 BwVollzO zu verfahren. Der Vollzugsleiter hat die Vollstreckungsbehörde (bzw. den Vollstreckungsleiter) nach Nr 132 hiervon in Kenntnis zu setzen und um Entscheidung über einen Vollstreckungsaufschub zu bitten, wenn der Soldat voraussichtlich nicht innerhalb der im Aufnahmeersuchen gesetzten Frist zum Vollzug gestellt werden kann. 209. Bestehen Anhaltspunkte für Flucht-, Selbsttötungs-, Selbstverletzungsgefahr oder drohende Gewalttätigkeiten des Soldaten oder sind sonst Tatsachen bekannt, die für den Vollzug von Bedeutung sein können, ist der Vollzugsleiter unverzüglich davon zu informieren. Hinweise zur Verhütung von Selbsttötungen sind der Anlage 9 zu entnehmen. Umstände, die gegen eine volle oder teilweise Teilnahme des Soldaten am Dienst seiner Einheit oder Dienststelle sprechen, hat der 346
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nächste Disziplinarvorgesetzte im Vollzugsersuchen oder gesondert darzulegen. Hat der Richter Erziehungshilfe durch den nächsten Disziplinarvorgesetzten nach § 112a Nr 2 JGG rechtskräftig angeordnet, hat der nächste Disziplinarvorgesetzte dem Vollzugsleiter ein Verbot mitzuteilen, durch das dem Soldaten der Besitz bestimmter Gegenstände oder der Verkehr mit bestimmten Personen oder Personen bestimmter Gruppen untersagt wird. 210. Der nächste Disziplinarvorgesetzte befiehlt dem Soldaten, folgende Gegenstände zum Vollzug mitzubringen: − Truppenausweis, − Feldanzug/Arbeitsanzug, − Schlafanzug, − Schlafdecke, − Bezug für Schlafdecke, − Kopfkissen, − Bettlaken, − Essbesteck, − Kochgeschirr mit Einsatz, − persönliche Wäsche (Ober- und Unterwäsche, Taschentücher), − Wasch- und Rasierzeug (Handtücher), − Toilettenartikel, − Schuhputzzeug, − ggf Vergleichsmitteilung, wenn für die wirtschaftliche Versorgung des Soldaten ein anderer Wirtschaftstruppenteil zuständig ist. Befindet sich die Vollzugseinrichtung nicht im Kasernenbereich der Einheit oder Dienststelle des Soldaten, so sind zusätzlich Dienstanzug, Sportanzug und persönliche Ausrüstung mitzubringen. 211.1 Waffen, waffengleiche Gegenstände, Werkzeuge, alkoholische Getränke, Rauschmittel, Radio- oder Fernsehgerät, Ton- oder Bildträger, Musikinstrumente dürfen nicht zum Vollzug mitgenommen werden, da hierdurch regelmäßig die militärische Ordnung und die Ordnung im Vollzug gefährdet werden. Ob bei Mitnahme sonstiger Gegenstände die Voraussetzungen von § 8 Abs 1 Satz 2, 3 BwVollzO gegeben sind, entscheidet der Vollzugsleiter. 1
zu § 8 BwVollzO (→ C 13a)
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Der nächste Disziplinarvorgesetzte hat den Soldaten über die Bestimmungen der Absätze 1 und 2 zu belehren. 212. Der Soldat wird zum Vollzug von Freiheitsentziehungen durch den nächsten Disziplinarvorgesetzten unverzüglich dienstlich gestellt, wenn die zuständige Vollzugseinrichtung durch das Ersuchen um vorbereitende Maßnahmen (Nr 202 Abs 2 Satz 1) oder durch Abgabenachricht der Vollzugsbehörde (Nr 206, 207) feststeht. Beim Vollzug von Disziplinararrest sind § 47 Abs 1 WDO und Nr 209 bis 211 zu beachten. Beim Vollzug von Disziplinararrest soll der Gestellungszeitpunkt nach Möglichkeit so geregelt werden, dass der Entlassungszeitpunkt nicht in die Zeit vom 22. Dezember bis zum 2. Januar, auf die Oster- und Pfingstfeiertage oder den jeweils folgenden Tag fällt. Ggf ist die Vollstreckung kurzfristig zu verschieben. Ein Aufschub soll nicht gewährt werden, wenn der Richter des Truppendienstgerichts die sofortige Vollstreckbarkeit angeordnet hat. Der genaue Gestellungstermin ist dem Vollzugsleiter vorab (fernmündlich) mitzuteilen, der ggf die Begleitung durch einen Vollzugshelfer anordnet. Die Gestellung soll so geregelt werden, dass die Aufnahme des Soldaten zum Vollzug ohne Verzögerung möglich ist. 213. Zum Vollzug einer Ersatzfreiheitsstrafe ist der Soldat dienstlich zu gestellen, auch wenn der Soldat erklärt, die Geldstrafe gezahlt zu haben oder zahlen zu wollen; bei Absicht zur Zahlung ist ihm jedoch hierzu Gelegenheit zu geben. Der Vollzugsleiter nimmt das Ersuchen um vorbereitende Maßnahmen zurück, wenn ihm der Zahlungsnachweis über die vollständige Bezahlung vorgelegt wird; in diesem Fall entfällt die dienstliche Gestellung des Soldaten. 214. Ist beim beabsichtigten Vollzug von Freiheitsstrafe, Strafoder Jugendarrest die Gestellung zum Vollzug zu dem, im Aufnahmeersuchen bzw. in der Ladung zum Strafantritt bezeichneten, spätesten Antrittstermin nicht möglich, hat der nächste Disziplinarvorgesetzte den Vollzugsleiter hiervon zu verständigen, der seinerseits die Mitteilungspflichten gegenüber der Vollstreckungsbehörde beachtet. Ist die Gestellung zwar möglich, stehen ihr aber zwingende dienstliche Gründe entgegen (z. B. Teilnahme des Soldaten an einer Übung), hat der nächste Disziplinarvorgesetzte die Vollstreckungsbehörde zu bitten, die Vollstreckung kurzfristig, aber nicht länger als 3 Wochen, zurückzustellen. Der Vollzugsleiter ist zu verständigen. 348
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Hat der Soldat vorübergehenden Aufschub der Vollstreckung beantragt (§ 456 StPO), ist ein Aufschub der Gestellung nur bis zu dem, im Aufnahmeersuchen bzw. in der Ladung zum Strafantritt bezeichneten, spätesten Antrittstermin hinaus zulässig. 215. In den in Nr 214 Abs 1 und 2 bezeichneten Fällen sind die vorbereitenden Maßnahmen nach Nr 208– 211 erst vor dem späteren Gestellungstermin zu treffen. 216. Erhält der nächste Disziplinarvorgesetzte eine Abschrift der Ladung zum Strafantritt (§ 27 Abs. 4 StVollstrO) des Soldaten in einer Vollzugseinrichtung der Bundeswehr, ohne dass bereits ein Ersuchen des Vollzugsleiters um die den Vollzug vorbereitenden Maßnahmen vorliegt, oder geht ein Aufnahmeersuchen beim nächsten Disziplinarvorgesetzten statt bei der Vollzugsbehörde ein, leitet er diese sofort der zuständigen Vollzugsbehörde zu, die entsprechend Nr 204 bis 207 verfährt. 217. Eine an einen unzuständigen Disziplinarvorgesetzten übersandte Ladung zum Strafantritt ist unter Abgabenachricht an die Vollstreckungsbehörde unverzüglich an den zuständigen weiterzuleiten. II. Aufnahme zum Vollzug
a Grundlagen für die Aufnahme 218. Zum Vollzug aufzunehmen ist der Soldat, der (1) auf Grund eines Vollzugs-, Aufnahmeersuchens oder einer Ladung zum Strafantritt zum Vollzug dienstlich gestellt wird, (2) sich unter den Voraussetzungen von Nr 219 selbst zum Vollzug stellt, (3) auf Grund eines Vorführungs- oder Haftbefehls oder eines Überführungsersuchens der Vollzugseinrichtung der Bundeswehr zugeführt bzw. in diese übergeführt wird, ohne dass die in Nr 218 (1) genannten Unterlagen vorliegen. 219. Ein Soldat, der sich unter Vorzeigen der Ladung zum Strafantritt bei der zuständigen Vollzugseinrichtung der Bundeswehr selbst zum Vollzug stellt, ohne dass ein Aufnahmeersuchen vorliegt, ist zum Vollzug aufzunehmen, wenn sein nächster Disziplinarvorgesetzter auf Anfrage des Vollzugsleiters damit einverstanden und seine Vollzugstauglichkeit gegeben ist. Ein Ersuchen um vorbereitende Maßnahmen entfällt dann. Verfügt der an sich zuständige Vollzugsleiter nicht über einen freien Arrestraum oder stellt sich der Soldat bei einer unzuständigen Vollzugseinrichtung, ist der Soldat nicht aufzunehmen. Das 349
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Gleiche gilt, wenn der Soldat eine Ladung zum Strafantritt nicht vorweisen kann. Unterbleibt die Aufnahme, hat der Vollzugsleiter in jedem Fall die Vollstreckungsbehörde hiervon zu verständigen. 220. Zum Vollzug aufzunehmen ist ein Soldat, der auf Grund eines Vorführungs- oder Haftbefehls (§ 457 StPO, § 33 StVollstrO) der zuständigen Vollzugseinrichtung der Bundeswehr zugeführt wird, ohne dass dem Vollzugsleiter bereits ein Aufnahmeersuchen vorliegt. Grundlage für die Aufnahme ist, wenn keine Ladung zum Strafantritt vorgelegt wird, der Vorführungs- oder Haftbefehl. Ein Ersuchen um vorbereitende Maßnahmen entfällt. Wird der Soldat einer unzuständigen Vollzugseinrichtung zugeführt, ist vom Vollzugsleiter die Zuführung zur zuständigen und aufnahmebereiten Vollzugseinrichtung zu veranlassen. 221. Verfügt der zuständige Vollzugsleiter über keinen freien Arrestraum, hat er (fernmündlich, ggf. über die Vollzugsbehörde) eine benachbarte und aufnahmebereite Vollzugseinrichtung zu ermitteln und die Zuführung dorthin zu veranlassen. Der Soldat ist später bei Vorliegen des Aufnahmeersuchens in die zuständige bzw. nach Nr 206, 207 bestimmte Vollzugseinrichtung zu verlegen. 222. Eine Aufnahme erfolgt nicht bei Zuführung auf Grund eines Untersuchungshaftbefehls (§ 114 StPO); die Zuführung zur zuständigen Justizvollzugsanstalt durch die Polizei ist zu veranlassen. 223. Nr 220 bis 222 gilt entsprechend, wenn ein Soldat auf Grund eines Überführungsersuchens (§ 28 StVollstrO) in eine Vollzugseinrichtung der Bundeswehr übergeführt werden soll, ohne dass dem Vollzugsleiter bereits ein Aufnahmeersuchen vorliegt. Grundlage für die Aufnahme ist das Überführungsersuchen.
b Besondere Bestimmungen für den Vollzug der Ersatzfreiheitsstrafe 224. Wird vor Aufnahme des Soldaten zum Vollzug einer Ersatzfreiheitsstrafe den Vollzugsbehörden, -organen der Bundeswehr ein Nachweis über die Zahlung des zur Vollstreckungsabwendung der Ersatzfreiheitsstrafe erforderlichen Geldbetrages vorgelegt, so ist der Soldat nicht zum Vollzug aufzunehmen. Der zur Vollstreckungsabwendung erforderliche Geldbetrag ergibt sich aus dem Aufnahmeersuchen der Ladung zum Strafantritt oder dem Vorführungs- oder Haftbefehl. Ausreichende Zahlungsnachweise sind Post-, Bankbescheinigungen oder Quittungen über die Einzahlung oder Überweisung durch den Soldaten. Vollzugsbehör350
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den und -organe sind zur Annahme von Zahlungen auf die Geldstrafe nicht berechtigt. Die Bescheinigung bzw. Quittung muss die Zahlung zweifelsfrei erkennen lassen; bei Zweifeln führt der Vollzugsleiter eine Entscheidung der Vollstreckungsbehörde über die Aufnahme zum Vollzug herbei (ggf fernmündlich). Das Aufnahmeersuchen ist der Vollstreckungsbehörde unter Hinweis auf die Zahlung durch den Vollzugsleiter zurückzugeben. 225. Will ein Soldat bei Aufnahme den Vollzug durch Zahlung des Betrages der Geldstrafe oder Restgeldstrafe abwenden, so ist ihm hierzu Gelegenheit zu geben, sobald die Einzahlung möglich ist. Der Vollzugsleiter entscheidet nach pflichtgemäßem Ermessen, ob der Soldat auf dem Weg zur Zahlung durch einen Vollzugshelfer beaufsichtigt wird. Bei Vorlage des Zahlungsnachweises ist nach Nr 224 zu verfahren; andernfalls ist der Soldat zum Vollzug aufzunehmen. Letzteres gilt auch bei Zahlung eines Teilbetrages, soweit der noch offene Betrag der Geldstrafe einem oder mehreren vollen Tagen Freiheitsstrafe entspricht; wegen eines keinem vollen Tag entsprechenden Teilbetrages ist der Vollzug unzulässig (§ 459e Abs 3 StPO; Nr 239). 226. Nr 225 gilt entsprechend bei Zahlungswilligkeit eines zum Vollzug aufgenommenen Soldaten; der Vollzugsleiter entscheidet, ob dem Soldaten zum Zwecke der Zahlung ggf gestattet wird, den Bereich des Arrestgebäudes oder der Vollzugseinrichtung zu verlassen. Bei Vorlage des Zahlungsnachweises über die vollständige Zahlung des zur Vollstreckungsabwendung erforderlichen Geldbetrages ist der Soldat sofort aus dem Vollzug zu entlassen, bei nicht vollständiger Zahlung zum errechneten Zeitpunkt. 227. Zum Vollzug der Ersatzfreiheitsstrafe vgl. im Übrigen die in Nr 103 Abs 2, Nr 213, 230 Abs 2, Nr 239 getroffenen Regelungen. Ist Jugendarrest zu vollziehen, der wegen Nichtzahlung einer Geldbuße verhängt wurde (§ 11 Abs 3, § 15 Abs 3 Satz 2 JGG und § 98 Abs 2 OWiG), gelten die Bestimmungen Nr 213, 224−226 entsprechend, wenn der Soldat erklärt, die Geldbuße bezahlt zu haben oder bezahlen zu wollen. Ist Jugendarrest wegen Nichterfüllung sonstiger Weisungen und Auflagen (z. B. Erbringung von Arbeitsleistungen) zu vollziehen, so holt der Vollzugsleiter (fernmündlich) die Entscheidung der Vollstreckungsbehörde über die Aufnahme zum Vollzug herbei, wenn der Soldat erklärt, der Weisung nachgekommen zu sein oder die Auflage erfüllt zu haben.
c Aufnahmeverfahren 228. Bei Aufnahme des Soldaten sind folgende Maßnahmen zu treffen: 351
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(1) Die Personengleichheit des zum Vollzug erscheinenden Soldaten mit der Person, die nach den in Nr 218 genannten Unterlagen zum Vollzug aufgenommen werden soll, ist an Hand des Truppenausweises oder sonstiger Ausweise festzustellen. Ggf sind ihm die in § 29 Abs 3 Buchstaben a und b StVollstrO bezeichneten Schriftstücke auszuhändigen; die Bescheinigung über die Aushändigung ist der Vollstreckungsbehörde zu übersenden. (2) Soweit Maßnahmen nach Nr 208, 210 bisher unterblieben sind, trifft diese der Vollzugsleiter; der nächste Disziplinarvorgesetzte des Soldaten ist ggf auf die Mitteilungspflichten nach Nr 209 hinzuweisen. Bei Vollzugsuntauglichkeit wird der Soldat nicht aufgenommen; § 7 Satz 2 BwVollzO ist zu beachten. (3) Der Soldat und seine mitgebrachten Sachen sind zu durchsuchen. Dabei sind Ehre und Schamgefühl des Soldaten zu schonen; andere Soldaten, die sich im Vollzug befinden oder aufgenommen werden sollen, dürfen bei der Durchsuchung nicht zugegen sein. Von der Durchsuchung kann abgesehen werden, wenn ausgeschlossen erscheint, dass der Soldat dem Mitnahmeverbot unterliegende Gegenstände (Nr 211) mit sich führt. Der Vollzugsleiter entscheidet anschließend und auch im weiteren Verlauf des Vollzugs unter Beachtung von § 8 Abs 1 BwVollzO, welche zusätzlichen, vom Soldaten mitgebrachten oder ihm übergebenen Gegenstände diesem während des Vollzugs im Arrestraum belassen werden; Nr 209 Abs 3 ist zu beachten. Dem Soldaten abgenommene Gegenstände sind regelmäßig seinem Truppenteil oder seiner Dienststelle zur Aufbewahrung zu geben. Für den Soldaten ist außerhalb des Arrestraumes ein Schrank aufzustellen, in dem er benötigte Gegenstände (wie z. B. Besteck, Geld) gesichert aufbewahren kann; der Schlüssel hierzu ist dem Soldaten auszuhändigen. Der Schrank kann ebenso wie der Arrestraum durchsucht werden. Die dem Soldaten abgenommenen Gegenstände sind in dem über die Aufnahme anzufertigenden Protokoll aufzuführen. Fehlen dem Soldaten zum Vollzug mitzubringende Gegenstände, entscheidet der Vollzugsleiter, wie diese beschafft werden. (4) Dem Soldaten sind die einstweilige Berechnung der Dauer der Freiheitsentsziehung in der in Nr 241 beschriebenen Form und der Vollzugsplan bekannt zu geben. (5) Der Soldat ist über die für den Vollzug wichtigen Bestimmungen zu belehren; hierzu kann ihm ein Merkblatt (Anlage 6) ausgehändigt werden. 352
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Dem Soldaten sind die Namen der zuständigen Vollzugshelfer bekannt zu geben, soweit diese nicht Soldaten des Wachdienstes sind. (6) Der genaue Zeitpunkt der Aufnahme ist im Aufnahmeprotokoll festzuhalten, das von dem Soldaten und dem die Aufnahme durchführenden Vollzugsleiter, -helfer unterschrieben wird. 229. Bei Aufnahme des Soldaten sind die in Nr 132 bis 135 bezeichneten Mitteilungen noch am selben Tage zu machen; bei fehlendem Aufnahmeersuchen ist insbesondere § 35 Abs 1 Buchstabe c StVollstrO zu beachten. Im Fall Nr 231 ist vom Vollzugsende der alten und vom Beginn der neuen Freiheitsentziehung nach Nr 132, 133 gesondert Mitteilung zu machen; der Vollstreckungsbehörde ist eine weitere einstweilige Berechnung vorzulegen. 230. Tritt der Soldat den Vollzug nicht an, sind die sich aus § 35 Abs 1 Buchstaben a, b StVollstrO und Nr 133, 134 ergebenden Mitteilungspflichten zu beachten. Hat der Soldat einen Monat nach Ablauf der im Aufnahmeersuchen gesetzten Frist den Vollzug einer Ersatzfreiheitsstrafe noch nicht angetreten, so gilt das Aufnahmeersuchen unter den Voraussetzungen von § 51 Abs 2 Satz 2 StVollstrO als zurückgenommen; eine Mitteilung nach Nr 132 entfällt dann. 231. Schließt sich an eine Freiheitsentziehung eine weitere an, so gilt mit dem Ende des laufenden Vollzugs der Soldat als für die neue Freiheitsentziehung aufgenommen; das Aufnahmeverfahren nach Nr 228 entfällt. An die Stelle des Aufnahmeprotokolls tritt nach Nr 126 Abs 1 Satz 2 der Vermerk über den Beginn der neuen Freiheitsentziehung (ab dem folgenden Tag), der vom Soldaten zu unterschreiben ist. Die vollstreckbare Entscheidung, die der weiteren Freiheitsentziehung zugrunde liegt, ist genau zu bezeichnen. III. Einstweilige Berechnung der Dauer der Freiheitsentziehung 232. Die Dauer der Freiheitsentziehung berechnet bei Freiheitsstrafe, Strafarrest und Jugendarrest die Vollstreckungsbehörde, bei Disziplinararrest der vollstreckende Disziplinarvorgesetzte. Ist der Soldat zum Vollzug von Freiheitsstrafe, Strafarrest oder Jugendarrest gestellt, ist der Vollstreckungsbehörde eine, im Aufnahmeersuchen zu ergänzende, einstweilige Berechnung unverzüglich zu übersenden. Bei Disziplinararrest ist der errechnete Entlassungstermin in der Mitteilung nach Nr 133 (1) für den Disziplinarvorgesetzten einzutragen. Bei Unklarheiten über die Berechnung kann der Rechtsberater der höheren Vollzugsbehörde eingeschaltet werden. 353
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233. Soweit § 5 BwVollzO keine abweichende Regelung trifft, sind für die Berechnung die Vorschriften der StVollstrO anzuwenden. Sie gelten auch für die Berechnung des Disziplinararrestes. 234. Umstände, die die Berechnung beeinflussen, sind der Vollstreckungsbehörde bzw. dem vollstreckenden Disziplinarvorgesetzten unverzüglich mitzuteilen; das Ende der Freiheitsentziehung ist ggf neu zu berechnen. 235. Die Freiheitsentziehung beginnt bei Selbststellung mit dem Zeitpunkt der Meldung zum Vollzug, im übrigen mit dem Zeitpunkt, an dem sich der Soldat zur dienstlichen Gestellung bei dem zuständigen Vorgesetzten meldet. Der Tag, auf den dieser Zeitpunkt fällt, ist voll anzurechnen (Anlage 7, Berechnungsbeispiel 1). Bei einer Zuführung auf Grund eines Vorführungs- oder Haftbefehls ist § 38 StVollstrO zu beachten; die Festnahme durch Feldjäger steht der polizeilichen Festnahme gleich (§ 40 Abs 2 Satz 2 StVollstrO). 236. Von dem Beginn der Freiheitsentziehung an wird nach vollen Tagen gerechnet; dabei ist die Woche mit 7 Tagen, der Monat nach der Kalenderzeit zu berechnen (Anlage 7, Berechnungsbeispiel 2). Bei der Berechnung nach Monaten ist vom Beginn der Freiheitsentziehung bis zum Beginn des Tages zu rechnen, der durch seine Zahl dem Tag des Beginns der Freiheitsentziehung entspricht. Die Freiheitsentziehung endet an diesem Tage um 0.00 Uhr (§ 37 Abs 4 StVollstrO); dieser Zeitpunkt wird auf 24.00 Uhr des vorhergehenden Tages umgestellt (Anlage 7, Berechnungsbeispiel 3). Fehlt bei dieser Berechnung der Tag des Monats, der durch seine Zahl dem Tag des Beginns der Freiheitsentziehung entspricht, tritt an seine Stelle der letzte Tag des Monats (Anlage 7, Berechnungsbeispiel 4). 237. Ist die Dauer der Freiheitsentziehung nach mehreren Zeiteinheiten (z. B. nach Monaten und Wochen) zu berechnen, ist nach § 37 Abs 5 StVollstrO bei Vorwärtsrechnung zuerst die größere Zeiteinheit zu berücksichtigen (Anlage 7, Berechnungsbeispiel 5), bei Rückwärtsrechnung die kleinere. 238. Wird die Vollstreckung unterbrochen oder ist der Soldat unerlaubt abwesend (Nr 342), ist der Tag der Unterbrechung oder des Beginns der unerlaubten Abwesenheit voll als vollzogen anzurechnen. Im Übrigen ist in diesen Fällen nach § 37 Abs 2 Satz 3 bis 5 StVollstrO zu verfahren und, wenn eine genaue Feststellung des Tages nicht möglich ist, der Tag anzurechnen, der der Wirklichkeit mutmaßlich am nächsten kommt (Anlage 7, Berechnungsbeispiel 6). 354
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Wird der Vollzug wieder fortgesetzt, ist bei Soldaten, die unerlaubt abwesend waren, der Zeitpunkt des Wiederbeginns des Vollzugs nach § 40 Abs 2 StVollstrO festzusetzen. Dabei ist auch der Tag des Wiederbeginns des Vollzugs voll anzurechnen (Anlage 7, Berechnungsbeispiel 6); im Übrigen wird die Zeit der Unterbrechung nicht auf die Freiheitsentziehung angerechnet. 239. Beim Vollzug einer Ersatzfreiheitsstrafe berechnet sich die Dauer der Freiheitsentziehung nach der Höhe der, im Aufnahmeersuchen oder der Ladung zum Strafantritt angegebenen, uneinbringlichen Geldstrafe. An Stelle der uneinbringlichen Geldstrafe tritt Freiheitsentziehung (Freiheitsstrafe oder Strafarrest). Einem Tagessatz entspricht ein Tag Freiheitsentziehung; das Mindestmaß der Ersatzfreiheitsstrafe oder des Strafarrestes ist ein Tag (§ 43 StGB, § 11 WStG). Spätere Zahlungen auf die Geldstrafe sind entsprechend zu berücksichtigen (Anlage 7, Berechnungsbeispiel 7). 240. Zur Berechnung der Dauer der Freiheitsentziehung gehört beim Vollzug von Freiheitsstrafe und Strafarrest von jeweils mehr als zwei Monaten auch die Errechnung des Zeitpunktes, zu dem die Vollstreckung des Strafrestes nach § 57 StGB, § 14a WStG zur Bewährung ausgesetzt werden kann. Der Vollzugsleiter hat drei Wochen vor diesem Zeitpunkt der Vollstreckungsbehörde nach § 36 Abs 2 StVollstrO einen Bericht (Muster Anlage 8) vorzulegen, der Aussagen macht zur Persönlichkeit des Soldaten, zu seinen Lebensverhältnissen und den Wirkungen, die von einer Aussetzung des Strafrestes für ihn zu erwarten sind. Beim Vollzug von Strafarrest ist außerdem dazu Stellung zu nehmen, ob zur Wahrung der Disziplin die Vollstreckung des Strafrestes geboten ist. Auf die eingeholte Einwilligung des Soldaten zu einer eventuellen Strafaussetzung zur Bewährung ist hinzuweisen. Zur Erstellung des Berichtes setzt sich der Vollzugsleiter mit dem nächsten Disziplinarvorgesetzten des Soldaten ins Benehmen. 241. Dem Soldaten ist noch bei der Aufnahme die einstweilige Berechnung der Dauer der Freiheitsentziehung bekannt zu geben. Dabei ist ihm zu eröffnen, dass die Vollstreckungsbehörde bzw. der vollstreckende Disziplinarvorgesetzte über die Berechnung endgültig entscheidet und ihm jede, von der einstweiligen Berechnung abweichende Entscheidung mitgeteilt wird. Zweifelt der Soldat die endgültige Berechnung an, so ist er darauf hinzuweisen, dass er nach § 458 StPO die Entscheidung des Gerichts beantragen kann, bzw. − bei Disziplinararrest − die Entscheidung des vollstreckenden Disziplinarvorgesetzten im Wege der Beschwerde anfechten kann. 355
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IV. Planung und inhaltliche Gestaltung des Vollzugs 242.1 Bei oder unmittelbar nach der Aufnahme befiehlt der Vollzugsleiter den Ablauf des Vollzugs durch den Vollzugsplan. Soll der Soldat am Dienst nach Dienstplan teilnehmen, enthält der Vollzugsplan den Ausspruch, bei welcher Einheit oder Dienststelle er Dienst zu leisten hat. Der Vollzugsleiter soll jedoch bei Freiheitsentziehungen, die über 7 Tage hinausgehen, zusätzliche Anordnungen zur Gestaltung der dienst- oder beschäftigungsfreien Zeit des Soldaten treffen, insbesondere Art und Umfang der Selbstbeschäftigung, Besuchszeitpunkte und ggf Vollzugserleichterungen festlegen. Soll der Soldat nicht oder nur teilweise am Dienst teilnehmen, legt der Vollzugsplan die Zeiten und Orte teilweiser Dienstverrichtung, der Beschäftigung nach § 10 Abs 1 Satz 3 BwVollzO oder der Arbeiten nach § 10 Abs 2 BwVollzO fest. Anordnungen nach Abs 2 Satz 2 sind in jedem Fall erforderlich. Im Vollzugsplan ist die Begründung für eine Anordnung zu vermerken, wonach der Soldat − nicht am Dienst seiner Einheit, − am Dienst bei einer Dienststelle oder − nur zum Teil oder gar nicht am Dienst teilnehmen soll. 243. Dem Vollzugsplan sind als Anlage Wochenübersichten beizufügen, aus denen sich der Verlauf des Vollzugs ergibt. Hierin sind insbesondere zu vermerken − Zeitpunkte der Abmeldung zum und Rückmeldung vom Dienst sowie weitere Zeiten der Abwesenheit des Soldaten vom Arrestraum (z. B. Aufenthalt im Freien), − Besuche, − Vollzugserleichterungen nach § 17 BwVollzO, − Abweichungen von Vollzugsvorschriften nach § 14 Abs 2, § 18 Abs 2 BwVollzO und Abweichungen von den Anordnungen im Vollzugsplan (§ 6 Satz 3 BwVollzO), − Entzug von Gegenständen und − besondere Maßnahmen nach § 19 BwVollzO. 244.2 Während des Vollzugs nimmt der Soldat in der Regel am Dienst teil; nur am Tage der Aufnahme zum Vollzug ist grundsätzlich hiervon abzusehen. Von der Teilnahme am Dienst kann im 1 2
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zu § 6 BwVollzO (→ C 13a) zu § 10 BwVollzO (→ C 13a)
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Übrigen nur unter den Voraussetzungen des § 10 Abs 1 Satz 3 BwVollzO abgesehen werden. Die Entscheidung über die Teilnahme am Dienst trifft der Vollzugsleiter im Benehmen mit dem nächsten Disziplinarvorgesetzten des Soldaten; die Mitteilung nach Nr 209 Abs 2 hat er zu berücksichtigen. Der Vollzugsleiter bestimmt auch, bei welcher Einheit oder Dienststelle der Soldat am Dienst teilnimmt und ob und in welcher Weise die Teilnahme am Dienst auf bestimmte Arten des Dienstes oder auf eine bestimmte Zeit beschränkt wird. Die Entscheidung über die Teilnahme am Dienst kann während des Vollzugs nur unter den Voraussetzungen des § 6 Satz 3 BwVollzO abgeändert werden. 245. Der Soldat soll grundsätzlich bei seiner Einheit am Dienst teilnehmen. Soweit es im Einzelfall die Persönlichkeit des Soldaten, die Disziplin, die Art des Dienstes der Einheit oder andere Gründe erfordern, kann der Soldat auch bei einer anderen Einheit zum Dienst oder für bestimmte Arten oder Zeiten des Dienstes eingeteilt werden. Die Persönlichkeit des Soldaten ist insbesondere nach dem Stand seiner Erziehung und militärischen Ausbildung, seinem bisherigen dienstlichen Verhalten und der Tat, die zur Verhängung der Freiheitsentziehung führte, zu beurteilen. Die Bildung besonderer Einheiten für Soldaten, an denen Freiheitsentziehungen vollzogen werden, ist unzulässig. Kann der Soldat zur Teilnahme am Dienst nicht bei einer militärischen Einheit eingeteilt werden, soll er bei einer militärischen Dienststelle am Dienst teilnehmen; jedoch soll er grundsätzlich nicht bei der Dienststelle eingeteilt werden, der er angehört. 246. Ist der Soldat uneingeschränkt zur Teilnahme am Dienst eingeteilt, verrichtet er grundsätzlich jeden Dienst nach Dienstplan, jedoch mit den in § 10 Abs 3 BwVollzO bezeichneten Ausnahmen. Mahlzeiten nimmt er gemeinsam mit den Soldaten der Einheit oder Dienststelle ein, soweit der Vollzugsleiter nichts anderes bestimmt. Dem Soldaten ist zu befehlen, dass er sich jeweils zu Dienstbeginn bei der Einheit oder Dienststelle meldet, nach Dienst sofort oder zum befohlenen Zeitpunkt zum Arrestraum zurückkehrt und sich dort bei einem Vollzugshelfer meldet. Besondere Anordnungen zur Beaufsichtigung des Soldaten während seiner Abwesenheit vom Arrestraum sind im Vollzugsplan zu vermerken; vgl. im Übrigen Nr 302 Abs 2, Nr 319. 357
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247. Eine Teilnahme am Dienst ist, außer bei beharrlicher Dienstverweigerung, nach § 10 Abs 1 Satz 3 BwVollzO insbesondere dann nicht tunlich, wenn − die Aufrechterhaltung der Disziplin in der Truppe es gebietet, − die ernsthafte Gefahr besteht, der Soldat werde sich erneut unerlaubt von der Truppe entfernen, − hinreichende Anhaltspunkte dafür gegeen sind, dass der Soldat weitere Straftaten oder Dienstvergehen begeht oder − die Dauer der Freiheitsentziehung 3 Tage oder weniger beträgt und nicht dienstliche Gründe die Teilnahme erfordern. Ist in diesem Fall auch eine teilweise Teilnahme am Dienst nicht möglich, so ist eine Beschäftigung des Soldaten nach § 10 Abs 1 Satz 3 oder § 10 Abs 2 BwVollzO erst dann zulässig, wenn die Gründe, die der Teilnahme am Dienst entgegenstehen, durch eine Verlegung in eine andere Vollzugseinrichtung nicht beseitigt werden können oder eine Verlegung im Hinblick auf die Kürze der Freiheitsentziehung untunlich ist. 248. Soweit der Soldat nicht zum Dienst eingeteilt wird, soll er während der regulären Dienstzeit in ausbildungsfördernder Weise oder, soweit auch dies nicht möglich ist, nach § 10 Abs 2 BwVollzO auf Weisung der Vollzugsorgane beschäftigt werden. Die Anordnung zur Beschäftigung ist zulässig neben der Anordnung zur teilweisen Teilnahme am Dienst. Die Beschäftigung kann im Arrestraum und im Ausnahmefall auf Anordnung des Vollzugsleiters auch außerhalb der regulären Dienstzeit erfolgen. Ausbildungsfördernd ist eine Beschäftigung, die die Kenntnisse und Fertigkeiten des Soldaten in seiner Hauptverwendung erweitert oder Fähigkeiten entwickelt, die der Soldat zur Erfüllung seiner militärischen Aufgaben − auch in Nebenfunktion − benötigt. Den Fähigkeiten des Soldaten angemessen ist eine Beschäftigung nach § 10 Abs 2 BwVollzO, die seiner Eignung oder seiner militärischen oder zivilen Ausbildung entspricht. Der Erziehungszweck bestimmt sich nach § 2 BwVollzO. 249. Die Anordnungen zur Selbstbeschäftigung sollen auch den Erziehungszweck des Vollzugs beachten; Wünsche des Soldaten, insbesondere Weiterbildungswünsche, sind zu berücksichtigen, soweit die Persönlichkeit des Soldaten, die Sicherheit oder Ordnung im Vollzug oder die militärische Ordnung dies erlauben. Besteht in der Nähe des Arrestraumes Gelegenheit dazu, kann dem Soldaten unter Aufsicht die Teilnahme am Hörfunk- oder Fernsehprogramm zur Fortsetzung einer von ihm bereits begonnenen Fortbildung oder insoweit gestattet werden, als seinem Anspruch auf staatsbürgerliche Information anders (z. B. durch Zeitungen) nicht 358
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entsprochen werden kann. Den Beginn der Fortbildung hat der Soldat ggf glaubhaft zu machen. 250. Die Anordnungen im Vollzugsplan und spätere Ergänzungen oder Änderungen sind dem Soldaten zu eröffnen. Die Eröffnung kann auch ein Vollzugshelfer vornehmen; sie ist zu vermerken.
Kapitel 3 I. Behandlung des Soldaten im Vollzug
a Unterstellung; Beschwerderecht 301. Das truppendienstliche Unterstellungsverhältnis und die Disziplinargewalt der Disziplinarvorgesetzten des Soldaten bleiben durch den Vollzug unberührt. Zur Disziplinargewalt des Vollzugsleiters entsprechend seinem Dienstgrad vgl. Nr 343. Der Vollzugsleiter verständigt den nächsten Disziplinarvorgesetzten des Soldaten von Dienstvergehen während des Vollzugs, damit das Verhalten des Soldaten disziplinar gewürdigt wird. 302. Mit Aufnahme zum Vollzug entsteht das Unterstellungsverhältnis im besonderen Aufgabenbereich des Vollzugs. Nimmt der Soldat während des Vollzugs nicht am Dienst seiner Einheit oder Dienststelle, sondern einer anderen teil, untersteht er im besonderen Aufgabenbereich dieses Dienstes dem hierfür verantwortlichen Vorgesetzten; dieser Vorgesetzte hat die Beaufsichtigung des Soldaten während des Dienstes sicherzustellen.1 303.2 Der Soldat kann während des Vollzugs Beschwerden auch beim Vollzugsleiter einlegen (§ 5 Abs 2 Satz 2 WBO). Über Beschwerden gegen unrichtige Behandlung im Vollzug entscheiden die im besonderen Aufgabenbereich übergeordneten Vorgesetzten mit Disziplinargewalt. Daher sind Beschwerden gegen Vollzugshelfer durch den Vollzugsleiter, gegen den Vollzugsleiter durch die Vollzugsbehörde, im Fall der Nr 117 durch die höhere Vollzugsbehörde zu entscheiden. Bei Freiheitsentziehungen nach Nr 101 (2 bis 4) steht dem Soldaten wegen ungerechter Behandlung im Vollzug neben dem Beschwerde- und Antragsrecht nach der Wehrbeschwerdeordnung auch der Rechtsweg zu den ordentlichen Gerichten nach Maßgabe der §§ 23 ff. des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetz (EGGVG) offen (vgl. Textauszug teil C). Ein derartiger Antrag, der in der Regel erst nach Entscheidung über die über die weitere 1 2
zu § 4 Abs 1 BwVollzO (→ C 13a) zu § 20 BwVollzO (→ C 13a)
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Beschwerde zulässig ist (§ 24 Abs 2 EGGVG), ist vom Vollzugsleiter auf Verlangen des Soldaten unverzüglich dem zuständigen Oberlandesgericht oder dem nächstgelegenen Amtsgericht zuzuleiten. Eine Beschwerde oder Eingabe des Soldaten, die Einwendungen gegen die Zulässigkeit der Vollstreckung enthält, ist vom Vollzugsleiter bei Vollzug einer Freiheitsentziehug nach Nr 101 (2 bis 4) der Vollstreckungsbehörde, bei Vollzug von Disziplinararrest dem nächsten Disziplinarvorgesetzten des vollstreckenden Disziplinarvorgesetzten unverzüglich zuzuleiten. Dem vollstreckenden Disziplinarvorgesetzten ist der Inhalt der Beschwerde mitzuteilen. 304. Dem Soldaten ist auf sein Verlangen zur Abfassung einer Beschwerde oder Eingabe der erforderliche Schreibbedarf zu stellen.
b Unterbringung, Arrestraum 305. Der Soldat wird allein in einem Arrestraum untergebracht, der ständig unter Verschluss zu halten ist. Der Arrestraum soll 7 bis 9 qm und darf nicht weniger als 6 qm groß sein. Er muss für eine gesunde Lebensführung ausreichend sein und in seiner baulichen Beschaffenheit und Ausgestaltung den jeweils gültigen baufachlichen Richtlinien entsprechen. Er ist wie Truppenunterkünfte zu beheizen und soll nach Möglichkeit ein WC enthalten. 306. Der Arrestraum ist auszustatten mit − einer einfachen Bettstelle aus Stahl oder einer Holzpritsche, − einer einteiligen Matratze mit Kopfkeil, − je einem einfachen Tisch und Stuhl aus Holz − einem Aschenbecher. Wenn im Arrestraum eine eingebaute Waschgelegenheit nicht vorhanden ist, ist er auszustatten mit einem Eimer und einer Waschschüssel aus Kunststoff. Sind Bettstellen aus Stahl oder Holzpritschen nicht vorhanden, kann auch die in Wachlokalen gebräuchliche Schlafpritsche aus Holz verwendet werden. Der Arrestraum soll mit einer Klingelanlage versehen sein, die es dem Soldaten ermöglicht, einen Vollzugshelfer herbeizurufen. 307. Der Arrestraum ist ferner auszustatten mit der Bibel sowie mit einem ev und kath ,,Soldaten-Gebet- und Gesangbuch’’. 308. Der Soldat kann den Arrestraum zusätzlich mit persönlichen Gegenständen ausstatten, die ihm bei der Aufnahme belassen 360
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oder später gestattet wurden. Die Form der Ausstattung darf weder die Übersichtlichkeit des Arrestraumes behindern noch in anderer Weise die Sicherheit oder die Ordnung gefährden. 309. Die Vollzugsbehörden überprüfen in angemessenen Abständen, mindestens jedoch einmal jährlich, den baulichen Zustand und die ständige Ausstattung der zum Vollzug bestimmten Arresträume ihres Bereichs; auch auf die Einhaltung der Hygienevorschriften ist zu achten. Nicht den Anforderungen entsprechende Arresträume sind für den Vollzug zu sperren. Räume in Bundeswehrkrankenhäusern dürfen nicht zum Vollzug bestimmt werden. 310. Die höheren Vollzugsbehörden bestimmen die Vollzugseinrichtungen, in denen hinsichtlich der baulichen Beschaffenheit der Vollzug bei Flucht-, Selbsttötungs- oder Selbstverletzungsgefahr oder Gefahr von Gewalttätigkeiten des Soldaten möglich ist, wenn Sicherungsmaßnahmen in hierfür geeigneten Arresträumen nicht ausreichen.
c Anzug, Verpflegung, persönlicher Bedarf 311. Der Soldat trägt im Vollzug grundsätzlich den Arbeitsanzug. Während der Teilnahme am Dienst trägt er den nach Dienstplan befohlenen Anzug (vgl. im übrigen Nr 315 Abs 4). 312. Nimmt der Soldat nicht an den Mahlzeiten der Einheit oder Dienststelle teil, bei der er Dienst leistet, stellt der Vollzugsleiter die Zuführung der Truppenverpflegung (einschließlich zugehöriger Getränke) in den Arrestraum sicher. Dies gilt auch für dienstfreie Zeiten. Dem Soldaten ist in ausreichendem Maße Trinkwasser zur Verfügung zu stellen. Schonkost erhält der Soldat nur bei entsprechender Verordnung des Truppenarztes. Dem Soldaten ist, soweit es die Umstände zulassen, zu ermöglichen, Speisevorschriften seiner Religionsgemeinschaft zu befolgen. Verweigert der Soldat beharrlich die Nahrungsaufnahme, ist der Truppenarzt hinzuzuziehen und nach Nr 337 zu verfahren. Beim Vollzug einer Freiheitsentziehung nach Nr 101 (3, 4) entscheidet die Vollstreckungsbehörde, ob der Soldat zur Fortsetzung des Vollzugs in eine Justizvollzugsanstalt verlegt wird. Der nächste Disziplinarvorgesetzte des Soldaten ist nach Nr 301 Abs 2 zu verständigen. 313. Dem Soldaten ist Gelegenheit zu geben, durch Vermittlung des Vollzugspersonals für seinen persönlichen Bedarf (z. B. Zusatzverpflegung oder Getränke) in angemessener Weise zu sorgen; statt einer Vermittlung durch das Vollzugspersonal kann, soweit dies 361
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aus Gründen der Ordnung und der Sicherheit im Vollzug vertretbar ist, auch die Selbstbeschaffung gestattet werden. Nimmt der Soldat am Dienst teil, kann in der Regel davon ausgegangen werden, dass er die Gelegenheit während der Dienstpausen hat. Das gilt auch für den zu gegebenem Zeitpunkt vorzunehmenden Wäschetausch. Die Beschaffung z. B. eines Tagesbedarfs von 100 g Schokolade und/oder 10 Zigaretten (oder 15 g Tabak in anderer Form) gilt noch als angemessen.
d Seelsorgerische und soziale Betreuung; Fürsorgepflicht 314. Der Anspruch auf seelsorgerische Betreuung schließt nicht den Anspruch ein, den zuständigen Militärgeistlichen der Bundeswehr oder einen anderen Seelsorger aufzusuchen. Entsprechendes gilt, wenn der Soldat einen Sozialarbeiter der Bundeswehr oder einen anderen Sozialarbeiter aufsuchen will. 315. Der Soldat hat in den Fällen des § 13 Abs 3 BwVollzO keinen Anspruch darauf, außerhalb der militärischen Anlage oder Einrichtung eine andere als die nächstgelegene Kirche aufzusuchen; bei seiner Entscheidung soll der Vollzugsleiter wichtige Gründe angemessen berücksichtigen (z. B. Gottesdienst aus Anlass einer religiösen Familienfeier). Der Soldat hat mind. zwei Tage vorher seine Absicht zur Teilnahme an einem Gottesdienst oder einer religiösen Veranstaltung bekannt zu geben; hierüber ist er zu belehren. Zur Teilnahme gestattet der Vollzugsleiter dem Soldaten das Verlassen des Arrestgebäudes oder der Vollzugseinrichtung. Bei Begleitung durch einen Vollzugshelfer ist eine Beaufsichtigung des Soldaten auch während des Gottesdienstes oder der religiösen Veranstaltung nicht zulässig, es sei denn, dass der Vollzugsleiter eine Überwachung der Teilnahme nach § 13 Abs 4 BwVollzO angeordnet hat. Der Soldat trägt zur Teilnahme an Gottesdiensten oder religiösen Veranstaltungen den Dienstanzug. Nach Rückkehr vom Gottesdienst oder einer religiösen Veranstaltung soll der Soldat durchsucht werden; Nr 228 (3) gilt entsprechend. 316. Während des Vollzugs kommt der Fürsorgepflicht des nächsten Disziplinarvorgesetzten gegenüber dem Soldaten besondere Bedeutung zu. Soweit möglich, hat dieser den Soldaten während des Vollzugs zu besuchen; er soll dem Vollzugsleiter Vorschläge für den weiteren Verlauf des Vollzugs machen. 362
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Es finden einleitende und eingehende Aussprachen statt, wenn für den jugendlichen oder heranwachsenden Soldaten Erziehungshilfe durch den Disziplinarvorgesetzten als Erziehungsmaßregel angeordnet worden ist (§ 112a Nr 2 JGG). Auskünfte, die einen Hinweis darauf enthalten, dass sich der Soldat im Vollzug befindet, sind gegenüber Privatpersonen mit Ausnahme der nächsten Angehörigen des Soldaten grundsätzlich unzulässig.
e Regelung des Tagesablaufs 317. Die vom Soldaten im Vollzug einzuhaltende Tages- und Nachteinteilung ist grundsätzlich auf den Dienst der Einheit oder Dienststelle, an deren Dienst der Soldat teilnimmt, abzustimmen. Der Soldat ist so rechtzeitig zu wecken, dass er dort am Frühstück teilnehmen kann. Nimmt der Soldat nicht am Dienst teil, soll er an Werktagen um 6.00 Uhr, an Sonn- und Feiertagen um 7.00 Uhr geweckt werden. Die Nachtruhe beginnt um 21.00 Uhr. 318. Nach dem Wecken hat der Soldat für seine persönliche Hygiene zu sorgen und den Arrestraum zu ordnen, ggf zu reinigen; Putzzeug ist zu stellen. 319. Die Zeitpunkte der Abmeldung zum und Rückmeldung vom Dienst sind im Vollzugsplan zu vermerken. Der Vollzugsleiter entscheidet, ob der Soldat auf dem Weg vom und zum Dienst von einem Vollzugshelfer beaufsichtigt wird. Nach Rückkehr vom Dienst oder von einer Beschäftigung außerhalb des Arrestraumes soll der Soldat durchsucht werden; Nr 228 (3) gilt entsprechend. 320.1 Während des Aufenthalts im Freien ist der Soldat durch Vollzugshelfer zu beaufsichtigen. Ein Zusammentreffen von Soldaten verschiedener Dienstgradgruppen, die sich im Vollzug befinden, ist zu vermeiden. 321. In seiner dienst- oder beschäftigungsfreien Zeit kann sich der Soldat im Arrestraum selbst beschäftigen. Der Vollzugsleiter kann hierzu im Vollzugsplan nähere Anordnungen treffen (vgl. Nr 249); insbesondere kann er Art und Umfang einer Selbstbeschäftigung verbieten, wenn diese nicht im Einklang mit dem Vollzugszweck steht. Unter den Voraussetzungen von § 8 Abs 1 Satz 3 BwVollzO kann dem Soldaten Lesestoff (wie z. B. pornographische Lektüre oder Zersetzungsmaterial) entzogen werden. Das Verbot ist im Vollzugs1
zu § 11 BwVollzO (→ C 13a)
363
C 13b
AB zur Vollzugsordnung
plan zu vermerken. Dem Soldaten ist die Lektüre einer Tageszeitung grundsätzlich zu gestatten; für die Beschaffung gilt Nr 313 Abs 1. II. Verkehr mit der Außenwelt a Besuche 322. Besucher des Soldaten bedürfen der Besuchserlaubnis des Vollzugsleiters. Militärgeistliche, andere Geistliche, Truppenärzte, Disziplinarvorgesetzte des Soldaten, Sozialarbeiter der Bundeswehr und der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages erhalten ohne Besuchserlaubnis Zutritt zum Arrestraum des Soldaten, ebenso Organe der Rechtspflege zu Vernehmungen (Richter, Staatsanwälte und deren Hilfsbeamte, Wehrdisziplinaranwälte). Besuche sind im Vollzugsplan zu vermerken. Mehr als zwei Besucher gleichzeitig dürfen nicht zum Besuch zugelassen werden. 323.1 Ein Grund zur Versagung der Besuchserlaubnis liegt in der Regel vor, wenn (1) der Soldat den Besuch ablehnt, (2) der Besucher sich nicht über seine Person ausweisen kann, (3) der Besuch zur Unzeit erfolgen soll, (4) durch den Besuch die Sicherheit oder Ordnung im Vollzug gefährdet würde, (5) von dem Besucher zu befürchten ist, dass er einen schädlichen Einfluss auf den Soldaten hat, (6) bei Anordnung von Erziehungshilfe der Besucher unter das in Nr 209 Abs 3 bezeichnete Verbot fällt oder (7) bei einem minderjährigen Soldaten der Erziehungsberechtigte nicht einverstanden ist. 324. Folgenden Personen, die sich über ihre Person und ggf über ihr Funktion ausweisen können, ist die Besuchserlaubnis unbeschränkt zu erteilen: (1) Zugelassenen Verteidigern des Soldaten, Rechtsanwälten, zugelassenen Rechtsbeiständen und Notaren sowie deren bevollmächtigten Vertretern, wenn sie hierbei in einer den Soldaten betreffenden Rechtsangelegenheit tätig werden, (2) Vertretern der Jugendgerichtshilfe und, wenn der Soldat unter Bewährungsaufsicht steht oder Erziehungshilfe angeordnet ist, Bewährungshelfern oder Erziehungshelfern. 1
364
zu § 16 BwVollzO (→ C 13a)
AB zur Vollzugsordnung
C 13b
Folgenden Personen soll die Besuchserlaubnis, hinsichtlich Zeitpunkt und Dauer auf das notwendige Maß beschränkt, erteilt werden: (1) Vertrauenspersonen und Soldatenvertretern (§§ 2, 5 Soldatenbeteiligungsgesetz 1) in Erfüllung ihrer Aufgaben, (2) Angehörigen der Dienststelle des Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages in Erfüllung ihrer Dienstpflichten, (3) Vertretern des Soldaten in Verfahren nach der Wehrbeschwerdeordnung 2, (4) den nach § 26 Abs 8 des Wehrpflichtgesetzes beauftragten Personen in Kriegsdienstverweigerungsverfahren des Soldaten. 325. Besuche des in Nr 322 Abs 1 Satz 2 und Nr 324 Abs 1 Nr 1 und 2 genannten Personenkreises dürfen nicht überwacht werden. Die Überwachung von Besuchen anderer Personen ist nur nach § 16 Abs 1 Satz 3 BwVollzO zulässig. Ein Besuch darf abgebrochen werden, wenn der Soldat oder der Besucher hierbei trotz Androhung des Abbruchs gegen die Sicherheit oder Ordnung im Vollzug verstößt. Die Androhung des Abbruchs unterbleibt, wenn es unerlässlich ist, den Besuch sofort abzubrechen. 326. Der Soldat darf ohne Erlaubnis keine Gegenstände von Besuchern annehmen oder ihnen übergeben. Dies gilt nicht für Schriftstücke und sonstige Unterlagen, die bei Besuchen nach Nr 324 Abs 1 Nr 1 zur Erledigung einer den Soldaten betreffenden Rechtssache angenommen oder übergeben werden. Nach dem Besuch können der Soldat, seine Sachen und der Arrestraum durchsucht werden. Eine Durchsuchung von in militärischen Sicherheitsbereichen befindlichen Besuchern durch nach § 1 UZwGBw 3 hierzu berechtigte Personen ist von den Vollzugsorganen dann zu veranlassen, wenn der Verdacht einer Straftat gegen die Bundeswehr besteht und zu vermuten ist, dass die Durchsuchung zur Auffindung von Beweismitteln führen werde 4. Im Übrigen unterliegt jeder Besucher einer allgemeinen Anordnung von Durchsuchungen nach § 8 UZwGBw. 1 2 3 4
→ → → →
C 55a ZDv 14/3 C 218 (C 33b) C 70 § 7 UZwGBw (C 70)
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AB zur Vollzugsordnung
b Post- und Geldverkehr 327. Das Öffnen und Verpacken von Paketen oder Päckchen soll, außer beim Vollzug von Disziplinararrest, nicht im Arrestraum des Soldaten geschehen. Schriftstücke, die Paketen oder Päckchen beiliegen, dürfen weder eingesehen noch geöffnet werden; für die Entscheidung über die Belassung von Gegenständen im Vollzug gilt Nr 228 (3) Abs 2. Von Absatz 1 oder 2 abweichende Regelungen können bei angeordneter Untersuchungshaft durch den Richter getroffen werden. 328. Ferngespräche oder das Aufgeben von Telegrammen sind dem Soldaten nur in unaufschiebbaren, dringenden Einzelfällen zu gestatten; Nr 313 Abs 1 Satz 2 gilt entsprechend. 329. Nr 328 gilt entsprechend für den Geldverkehr; es ist vorab zu prüfen, ob dem Anliegen des Soldaten nicht durch Bevollmächtigung entsprochen werden kann. c Wahrnehmung von Terminen; Ausübung des Wahlrechts 330. Der Vollzugsleiter kann dem Soldaten zur Teilnahme an einem gerichtlichen oder unaufschiebbaren behördlichen Termin das Verlassen der Vollzugseinrichtung erlauben oder Urlaub erteilen, wenn anzunehmen ist, dass er den Termin wahrnimmt und keine Entweichungs- oder Missbrauchsgefahr besteht; entsprechende amtliche Unterlagen sind dem Vollzugsleiter vorzulegen. Wird dem Soldaten die Teilnahme nicht ermöglicht, ist das Gericht oder die Behörde hiervon zu unterrichten. 331. Die Vollziehung eines Vorführungsbefehls obliegt den Polizeidienststellen des Landes; ihnen ist der Soldat zur Vollziehung zu überantworten. Die Vollstreckungsbehörde kann auch das zuständige Feldjägerdienstkommando um die Vollziehung ersuchen (§ 33 Abs 5 StVollstrO). 332. Der Vollzugsleiter hat dafür Sorge zu tragen, dass der Soldat bei Europa-, Bundestags-, Landtags- oder Kommunalwahlen sein Wahlrecht ausüben kann. Befindet sich die Vollzugseinrichtung nicht am Wahlort, ist der Soldat rechtzeitig auf die Möglichkeit hinzuweisen, sein Stimmrecht durch Briefwahl auszuüben. Der Vollzugsleiter hat dem Soldaten zur Ausübung des Stimmrechts am Wahltag auf sein Verlangen das Verlassen der Vollzugseinrichtung zu gestatten. Wenn eine Stimmabgabe am Standort und Briefwahl nicht möglich sind, ist dem Soldaten ggf Urlaub auf Antrag zu gewähren. Über sein Antragsrecht ist der Soldat zu belehren. Bei Entweichungs- oder Missbrauchsgefahr entscheidet der Vollzugsleiter, ob der Soldat von einem Vollzugshelfer begleitet wird. 366
AB zur Vollzugsordnung
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d Urlaub, Ausgang, Verlassen des Arrestgebäudes 333. Der Vollzugsleiter kann dem Soldaten aus dringenden persönlichen Gründen statt Urlaub auch das Verlassen des Arrestgebäudes oder der Vollzugseinrichtung gestatten (für einige Stunden). Bei Erteilung von Urlaub als Vollzugserleichterung soll sich der Vollzugsleiter zuvor mit dem nächsten Disziplinarvorgesetzten des Soldaten ins Benehmen setzen. Eine nachträglich einschränkende oder widerrufende Entscheidung ist dem Soldaten mündlich zu eröffnen, ebenso eine Entscheidung, mit der ein Antrag des Soldaten auf Gewährung von Urlaub, Ausgang oder Verlassen des Arrestgebäudes oder der Vollzugseinrichtung abgelehnt wird; die Entscheidung ist im Vollzugsplan mit Begründung zu vermerken. Bei nachträglichem Widerruf gewährten Urlaubs ist das Ende der Freiheitsentziehung entsprechend Nr 238 neu zu berechnen. 334. In allen Fällen des Verlassens des Arrestgebäudes kann der Soldat auf Befehl des Vollzugsleiters von einem Vollzugshelfer begleitet werden. Dieser erteilt dem Soldaten im Rahmen seiner Befehlsbefugnis (Nr 302, 344) die erforderlichen Befehle; der Vollzugshelfer ist unbewaffnet. Der Vollzugsleiter kann weitere Vollzugshelfer mit der Begleitung beauftragen, wenn trotz Fluchtgefahr oder Gefahr von Gewalttätigkeiten des Soldaten ein Verlassen des Arrestgebäudes notwendig wird. 335.1 Der Soldat ist vor Rückkehr in den Arrestraum zu durchsuchen. Hierfür gilt Nr 228 (3) entsprechend. III. Maßnahmen bei Erkrankung und im Todesfall 336.2 Bei einer Erkrankung des Soldaten ist der für den Standort der Vollzugseinrichtung zuständige Truppenarzt, in Notfällen der nächsterreichbare Arzt zu benachrichtigen. Wird auf ärztlichen Vorschlag von Vollzugsvorschriften abgewichen, sind die Abweichungen mit Gründen im Vollzugsplan zu vermerken. 337.3 Ist nach Feststellung des Truppenarztes die Behandlung des erkrankten Soldaten im Arrestraum nicht möglich, ist der Soldat in den Sanitätsbereich, in ein Bundeswehrkrankenhaus oder in eine andere Krankenanstalt zu verbringen und durch den Vollzugsleiter unverzüglich die in § 18 Abs 1 BwVollzO bezeichnete 1 2 3
zu § 8 Abs 3 BwVollzO (→ C 13a) zu § 14 BwVollzO (→ C 13a) zu § 18 BwVollzO (→ C 13a)
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AB zur Vollzugsordnung
Entscheidung herbeizuführen. Beim Vollzug von Disziplinararrest hat der vollstreckende Disziplinarvorgesetzte die Vollstreckung in der Regel zu unterbrechen. Wird der Soldat in ein Bundeswehrkrankenhaus oder in eine andere Krankenanstalt verbracht oder ist er nach Feststellung des Truppenarztes aus anderen Gründen nicht mehr vollzugstauglich, setzt der Vollzugsleiter bis zur Entscheidung über die Unterbrechug der Vollstreckung die Vollzugsmaßnahmen nach § 18 Abs 2 BwVollzO aus, soweit dies angesichts der Art und Schwere der Erkrankung geboten erscheint. Durch die Verbringung des Soldaten in ein Bundeswehrkrankenhaus oder in eine andere Krankenanstalt wird die Unterstellung des Soldaten nicht berührt. Der Chefarzt eines Bundeswehrkrankenhauses hat nach § 27 Abs 1 Satz 2 WDO in Verbindung mit Abschnitt 3 Nr 3 des Erlasses über die Disziplinargewalt von Offizieren 1 die Disziplinargewalt entsprechend seinem Dienstgrad. Die Disziplinargewalt kann nur unter den Voraussetzungen von § 27 Abs 4 WDO ausgeübt werden. 338. Bei einer schweren Erkrankung des Soldaten sind der nächste Disziplinarvorgesetzte des Soldaten, der zuständige Militärgeistliche und seine nächsten Angehörigen zu benachrichtigen. Dem Wunsch des Soldaten, auch andere Personen zu benachrichtigen, ist möglichst zu entsprechen. Ist der Soldat bei einem Unfall schwer verletzt worden oder ist er lebensgefährlich erkrankt, ist Nr 403 der ZDv 10/13 (Besondere Vorkommnisse) zu beachten. 339. Im Fall des Todes des Soldaten ist unverzüglich der Truppenarzt hinzuzuziehen und der zuständige Militärgeistliche zu verständigen, oder, wenn dieser nicht sofort erreichbar ist, der nächsterreichbare Geistliche der entsprechenden Konfession. Nr 105 und Anlage 2/1 der ZDv 10/13 sind zu beachten. Der Vollzugsleiter verständigt außerdem den nächsten Disziplinarvorgesetzten, dem die Benachrichtigung der Angehörigen des Soldaten obliegt, und − beim Vollzug einer Freiheitsentziehung nach Nr 101 (2 bis 4) − die Vollstreckungsbehörde. Sind Anhaltspunkte dafür vorhanden, dass der Soldat eines nicht natürlichen Todes gestorben ist, so hat der Vollzugsleiter die örtlich zuständige Staatsanwaltschaft oder das örtlich zuständige Amtsgericht zu unterrichten. Über die Leiche darf in diesem Fall nur mit schriftlicher Einwilligung der Staatsanwaltschaft oder des 1
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→ ZDv 14/3 B 112 (C 12a)
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Richters beim Amtsgericht verfügt werden. Zur Bestattung ist die schriftliche Genehmigung der Staatsanwaltschaft erforderlich. Gegenstände aus dem Besitz des Soldaten sind unverzüglich dessen nächsten Disziplinarvorgesetzten zu übergeben. Im Übrigen ist nach dem Erlass ,,Überführung und Bestattung von verstorbenen Soldaten’’ zu verfahren (vgl. VMBl 1962 S. 412 und VMBl 1964 S. 547). IV. Sicherheit und Ordnung im Vollzug 340.1 Bei Flucht-, Selbsttötungs- oder Selbstverletzungsgefahr oder bei drohenden Gewalttätigkeiten des Soldaten ist dieser in einen besonders gesicherten Arrestraum zu verbringen, wenn andere Sicherungsmaßnahmen nach § 19 Abs 2 Nr 1-3 BwVollzO nicht ausreichen. Verfügt die Vollzugseinrichtung nicht über einen derartigen Arrestraum, ist der Soldat unverzüglich in eine hierzu bestimmte Vollzugseinrichtung (Nr 310) zu verlegen. Der Vollzugsleiter entscheidet bei Fluchtgefahr oder drohenden Gewalttätigkeiten, inwieweit der Soldat weiterhin am Dienst teilnimmt oder außerhalb des Arrestraumes beschäftigt wird; vgl. im Übrigen § 19 Abs 4 BwVollzO. Hinweise zur Verhütung von Selbsttötungen sind der Anlage 9 zu entnehmen. Fälle von Selbsttötungen oder Selbsttötungsversuchen sind der höheren Vollzugsbehörde zu melden. 341.2 Besteht bei dem Soldaten die Gefahr der Selbsttötung, Selbstverletzung oder Flucht, ist er, ebenso wie sein Arrestraum und seine Sachen, häufiger und unvermutet zu durchsuchen. 342. Im Falle des Entweichens, oder wenn der Soldat nicht vom Ausgang oder Urlaub zurückkehrt, ist der nächste Disziplinarvorgesetze zu verständigen, der die bei unerlaubter Abwesenheit erforderlichen Maßnahmen einleitet 3. Der genaue Zeitpunkt des Beginns der unerlaubten Abwesenheit ist (mit Uhrzeit) in den Vollzugsunterlagen zu vermerken; Nr 132, 234, 238 sind zu beachten. Die Unterstellung des Soldaten nach Nr 302 Abs 1 bleibt für die Zeit der Unterbrechung des Vollzugs bestehen. 343. Der Vollzugsleiter hat nach § 31 Abs 1 Satz 2 WDO in Verbindung mit Abschnitt 3 Nr 21 des Erlasses über die Disziplinar1 2 3
zu § 19 BwVollzO (→ C 13a) zu § 8 Abs 3 BwVollzO (→ C 13a) → ZDv 14/3 B 153 (C 17)
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gewalt von Offizieren 1 die Disziplinargewalt entsprechend seinem Dienstgrad. Die Disziplinargewalt besteht nur gegenüber den ihm in seinem besonderen Aufgabenbereich unterstellten Soldaten und kann nur dann ausgeübt werden, wenn die militärische Disziplin ein sofortiges Einschreiten erfordert und der an sich zuständige Disziplinarvorgesetzte hierzu nicht erreichbar ist (§ 31 Abs 3 WDO). Solche Fälle sind unverzüglich dem sonst zuständigen Disziplinarvorgesetzten mitzuteilen. Sog. Hausstrafen dürfen gegen den Soldaten nicht verhängt werden; bei Dienstvergehen vgl. Nr 301 Abs 2. Hiervon unberührt bleibt die Möglichkeit, bewilligte Vollzugserleichterungen nach § 17 Abs 3 BwVollzO einzuschränken oder zu widerrufen. 344. Vollzugsleiter und -helfer sind gegenüber dem Soldaten nach § 10 Abs 5 Satz 2 SG berechtigt, notfalls auch zwangsweise ihre Befehle (z. B. zum Stehenbleiben, Mitkommen) durchzusetzen. Zur Durchsetzung dürfen körperliche Gewalt und ihre Hilfsmittel (z. B. Fesseln, technische Sperren) angewandt werden; Waffengebrauch ist unzulässig. Bei der zwangsweisen Durchsetzung eines Befehls darf unter mehreren möglichen und gesetzlich zugelassenen Maßnahmen nur diejenige getroffen werden, die geeignet ist, den angestrebten Zweck zu erreichen (Geeignetheit) und mit möglichst wenigen Nachteilen verbunden ist (Erforderlichkeit). Eine danach zulässige Maßnahme hat zu unterbleiben, wenn der durch sie zu erwartende Schaden erkennbar außer Verhältnis zu dem beabsichtigten Erfolg steht (Verhältnismäßigkeit). Zwang ist nicht mehr anzuwenden, wenn sein Zweck erreicht ist. Maßnahmen auf Grund des UZwGBw zur Abwehr von Straftaten gegen die Bundeswehr oder sonstigen Störungen (vgl. § 9 UZwGBw) durch hierzu nach § 1 UZwGBw berechtigte Personen bleiben unberührt. V. Besondere Regelungen
a Verlegung Überführung 345. Ist die Verlegung des Soldaten in eine andere Vollzugseinrichtung der Bundeswehr angeordnet, so richtet der Vollzugsleiter unmittelbar an den übernehmenden Vollzugsleiter ein Übernahmeersuchen, nachdem er zuvor dessen Einverständnis zur Übernahme eingeholt hat. Dem Übernahmeersuchen sind sämtliche, den Soldaten betreffenden Vollzugsunterlgen beizufügen (einschließlich Vergleichsmitteilung); außerdem ist der genaue Zeitpunkt der Überführung anzukündigen. 1
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→ ZDv 14/3 B 112 (C 12a)
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Ist der ersuchte Vollzugsleiter mit der Übernahme nicht einverstanden, führt der Vollzugsleiter eine Entscheidung der Vollzugsbehörde herbei, die dann entsprechend Nr 204 bis 207 verfährt. Wird eine andere Vollzugseinrichtung für den weiteren Vollzug bestimmt, richtet der Vollzugsleiter das Übernahmeersuchen unmittelbar an den bestimmten Vollzugsleiter. 346. Ist die Verlegung des Soldaten in eine Justizvollzugsanstalt oder sonstige Anstalt erforderlich, ist die für die weitere Vollstreckung zuständige Vollstreckungsbehörde zu bitten, die Überführung des Soldaten nach § 28 StVollstrO zu veranlassen. Ein Übernahmeersuchen entfällt. Dem Soldaten soll ermöglicht werden, vor der Überführung seine Angelegenheiten zu ordnen. Abgenommene Gegenstände sind im Beisein des Soldaten den Transportbegleitern gegen Empfangsbestätigung auszuhändigen. 347. Die Überführung zu der für den weiteren Vollzug zuständigen Vollzugseinrichtung der Bundeswehr oder ggf auch Justizvollzugsanstalt oder sonstigen Anstalt wird im Wege der Gestellung des Soldaten durch den Vollzugsleiter vorgenommen. Falls die Vollstreckungsbehörde darum ersucht, wird der Soldat von einem Vollzugshelfer begleitet; im Übrigen entscheidet hierüber der Vollzugsleiter. Statt dessen kann auch die nächste Feldjägerdienststelle um die Überführung des Soldaten ersucht werden, bei Überführung in eine Justizvollzugsanstalt oder andere Anstalt jedoch nur dann, wenn der Ablieferungsort nicht mehr als 100 km entfernt ist 1; liegt diese Anstalt mehr als 100 km entfernt, kann im Einvernehmen mit der Vollstreckungsbehörde die Überführung in eine näher gelegene Anstalt angeordnet werden.
b Anordnung von Untersuchungshaft 348. Wird während des Vollzugs einer Freiheitsentziehung Untersuchungshaft gegen den Soldaten durch den Richter angeordnet (§§ 112 ff. StPO), so hat der Vollzugsleiter unverzüglich mit der für die Vollstreckung der laufenden Freiheitsentziehung zuständigen Vollstreckungsbehörde bzw. mit dem vollstreckenden Disziplinarvorgesetzten Verbindung aufzunehmen und um eine Entscheidung über die Unterbrechung der Vollstreckung der laufenden Freiheitsentziehung nach § 22 Abs 3 Satz 3 StVollstrO bzw. § 45 Abs 3 WDO zu bitten. Beim Vollzug von Disziplinararrest hat der vollstreckende Disziplinarvorgesetzte, wenn nicht besondere Gründe entgegenstehen, die Unterbrechung anzuordnen; beim Vollzug von 1
ZDv 75/100 Nr 423
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AB zur Vollzugsordnung
Freiheitsstrafe und Jugendarrest kann statt dessen auch eine Verlegung erfolgen. Wird die Vollstreckung unterbrochen, ist der Soldat in die für den Vollzug der Untersuchungshaft zuständige Justizvollzugsanstalt zu verlegen. Bei einer Überführung durch die Bundeswehr ist regelmäßig eine Begleitung durch Vollzugshelfer oder Feldjäger erforderlich. 349. Bis zur Verlegung in die zuständige Justizvollzugsanstalt ist der Vollzug der laufenden Freiheitsentziehung fortzusetzen. Dabei unterliegt der Soldat abweichend von § 9 BwVollzO auch denjenigen Beschränkungen seiner Freiheit, die der Zweck der Untersuchungshaft erfordert. Die notwendigen Maßnahmen ordnet der nach § 126 StPO zuständige Richter 1 an. Er kann insbesondere anordnen, dass ihm der Schriftwechsel des Soldaten zur Mitprüfung vorgelegt und vor der Zulassung von Besuchen seine Zustimmung eingeholt wird (vgl. auch § 15 Abs 2, § 16 Abs 3 BwVollzO). In dringenden Fällen können vorläufige Maßnahmen getroffen werden, die der Genehmigung des Richters bedürfen (§ 119 Abs 6 Satz 2 und 3 StPO). Bei allen Maßnahmen und Entscheidungen des Vollzugsleiters ist der Sicherungszweck der Untersuchungshaft zu berücksichtigen, insbesondere bei der Entscheidung über die weitere Teilnahme am Dienst oder Beschäftigung außerhalb des Arrestraumes. Ohne besondere Aufsicht darf sich der Soldat nicht außerhalb des Arrestraumes aufhalten. Die Bestimmungen der Absätze 2 und 3 gelten in gleicher Weise, wenn eine Freiheitsentziehung in Unterbrechung von Untersuchungshaft bei der Bundeswehr vollzogen wird.
c Unterbrechung der Vollstreckung 350. Wird die Vollstreckung der Freiheitsentziehung durch die Vollstreckungsbehörde bzw. den vollstreckenden Disziplinarvorgesetzten unterbrochen, ist der Vollzug an dem Soldaten zu unterbrechen. Es sind alle Maßnahmen zu vermeiden, die im Widerspruch zu der angeordneten Unterbrechung darauf hinauslaufen, dass die Verfügung der Vollzugsorgane über den Soldaten aufrechterhalten wird; die Unterstellung nach Nr 302 ist für die Zeit der Unterbrechung der Vollstreckung aufgehoben. Die Anordnung der Unterbrechung der Vollstreckung ist dem Soldaten unverzüglich bekannt zu geben, sofern er zur Entgegen1
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oder an dessen Stelle der Staatsanwalt, dem der Richter die Anordnung der entsprechenden Maßnahmen überlassen hat
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nahme in der Lage ist. Ihm sind die abgenommenen Gegenstände gegen Empfangsbestätigung wieder auszuhändigen. 351. Ist der Soldat auf freiem Fuß, gestellt bei Freiheitsentziehung nach Nr 101 (2 bis 4) der nächste Disziplinarvorgesetzte den Soldaten nach Absprache mit dem Vollzugsleiter zur Fortsetzung des Vollzugs, nachdem ihm von der Vollstreckungsbehörde eine Abschrift der Ladung zur Fortsetzung der Vollstreckung übersandt wurde. Nr 228 findet für die Wiederaufnahme entsprechende Anwendung; insbesondere ist das Ende der Freiheitsentziehung neu zu berechnen. 352. Die Bestimmungen Nr 350, 351 finden keine Anwendung, wenn die Vollstreckung unterbrochen wird, um den Soldaten in den Vollzug einer anderen Freiheitsentziehung zu überführen; für diesen Fall gilt Nr 231 entsprechend. 353. Beim Vollzug von Disziplinararrest kann der vollstreckende Disziplinarvorgesetzte die Vollstreckung für den Zeitraum vom 22. Dezember bis zum 2. Januar oder für einen Teil dieses Zeitraums unterbrechen, wenn der Soldat dies beantragt; der Soldat ist über das Antragsrecht zu belehren. Bei der Entscheidung über den Antrag sind die Persönlichkeit des Soldaten und die Art des Dienstvergehens zu berücksichtigen. Eine Unterbrechung der Vollstreckung soll nicht gewährt werden, wenn der Richter des Truppendienstgerichts die sofortige Vollstreckbarkeit angeordnet hat. 354. In den in Nr 342 bezeichneten Fällen wird durch die unerlaubte Abwesenheit des Soldaten nur der Vollzug, nicht aber die Vollstreckung unterbrochen. Das Gleiche gilt bei nachträglichem Widerruf bewilligten Urlaubs nach § 17 Abs 3 BwVollzO. VI. Entlassung a Entlassungsvoraussetzungen 355. Der Soldat ist aus dem Vollzug der Bundeswehr zu entlassen, wenn (1) die berechnete Dauer der Freiheitsentziehung abgelaufen ist, (2) das Dienstverhältnis des Soldaten endet (beachte jedoch die Fälle der Nr 357), (3) die Vollstreckungsbehörde oder der vollstreckende Disziplinarvorgesetzte die Entlassung anordnet, (4) eine Gnadenbehörde die vorzeitige Beendigung der Freiheitsentziehung anordnet. 356. Wird Freiheitsstrafe, Strafarrest oder Jugendarrest vollzogen, kann der Soldat auch dann vorzeitig aus dem Vollzug entlas373
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sen werden, wenn und soweit für die Entlassung die Voraussetzungen des § 5 Abs 4 BwVollzO 1 gegeben sind. Die Entscheidung trifft der Vollzugsleiter. Er darf die Entlassung nach der Länge der Freiheitsentziehung nur als vertretbar ansehen, wenn sich der Soldat zum Zeitpunkt der beabsichtigten Entlassung wenigstens einen Monat ununterbrochen im Vollzug befindet. Zu der Frage, ob durch die vorzeitige Entlassung Nachteile für die Disziplin zu besorgen sind, hat er eine Stellungnahme des nächsten Disziplinarvorgesetzten des Soldaten einzuholen; eine fernmündliche Stellungnahme ist im Vollzugsplan zu vermerken. Durch die vorzeitige Entlassung wird dem Soldaten der Restteil der Freiheitsentziehung erlassen. Der Vollstreckungsbehörde ist entsprechende Mitteilung zu machen (vgl. Vordruck Anlage 10). 357. Im Fall Nr 355 (2) ist darauf zu achten, dass sich beim Vollzug von Disziplinararrest der Tag der Entlassung aus der Bundeswehr um die Dauer des noch nicht verbüßten Disziplinararrestes verschiebt, wenn der Richter des Truppendienstgerichts die sofortige Vollstreckbarkeit des Disziplinararrestes angeordnet hat (§ 52 Abs 2 WDO). Bei Freiheitsentziehungen nach Nr 101 (2 bis 4), die bei Entlassung aus der Bundeswehr noch nicht vollständig vollzogen sind, hat der Vollzugsleiter rechtzeitig vor der Entlassung die nach Nr 346 vorgesehenen Maßnahmen zur Fortsetzung des Vollzugs in der Justizvollzugsanstalt zu treffen. 358. In den Fällen Nr 355 (3, 4) ist für die Entlassung eine schriftliche Anordnung erforderlich. Bei fernmündlicher Anordnung, die der schriftlichen Bestätigung bedarf, ist in jedem Fall vor der Entlassung rückzufragen.
b Entlassungsverfahren 359. Der Soldat wird zu seiner Einheit oder Dienststelle mit dem Befehl, sich dort zu melden, entlassen. Bei einer von der Bundeswehr im Anschluss zu vollziehenden Freiheitsentziehung gilt Nr 231. 360. Der Soldat ist in den Fällen der Nr 353 am letzten Werktag vor dem Zeitraum, für den die Vollstreckung des Disziplinararrestes unterbrochen worden ist, in den Fällen der Nr 355 (1, 2) am letzten Tag der Freiheitsentziehung oder des Wehrdienstes und in den Fällen der Nr 356 an dem Werktag, für den die Entlassung angeordnet worden ist, um 17.00 Uhr zu entlassen. Die Entlassung kann nach dem Ermessen des Vollzugsleiters auch zu einer früheren Uhrzeit erfolgen. 1
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Wird Jugendarrest in der Form des Freizeitarrestes vollzogen, ist der Soldat zu dem in § 5 Abs 3 BwVollzO bestimmten Zeitpunkt zu entlassen. Dabei gilt als Dienstbeginn der regelmäßige Dienstbeginn der Einheit oder Dienststelle, der der Soldat angehört. In den Fällen der Nr 355 (3, 4) ist der Soldat zu der angeordneten Uhrzeit und, wenn in dem Entlassungsersuchen keine Uhrzeit bestimmt worden ist, um 17.00 Uhr zu entlassen. 361. Am Entlassungstag ist der Soldat dem Truppenarzt vorzustellen. Das Ergebnis der Überprüfung des Gesundheitszustandes ist zu den Vollzugsunterlagen zu nehmen. Die dem Soldaten bei der Aufnahme oder später abgenommenen Gegenstände sind ihm gegen Empfangsbestätigung auszuhändigen. 362. Dem Soldaten ist über den Vollzug der Freiheitsentziehung eine Vollzugsbescheinigung (Vordruck Anlage 10; der Vordruck ist entsprechend dem Muster selbst herzustellen) vom Vollzugsleiter auszustellen. Durchschriften hiervon sind der Vollzugsbehörde, dem nächsten Disziplinarvorgesetzten und ggf der Vollstreckungsbehörde zu übersenden. Erteilter Urlaub ist zu vermerken und anzugeben, ob dieser auf den Jahresurlaub des Soldaten anzurechnen ist. 363. Dem nächsten Disziplinarvorgesetzten des Soldaten ist der genaue Entlassungszeitpunkt (fernmündlich) spätestens einen Tag vorher bekannt zu geben.
Kapitel 4 Vollzugsgeschäftsverkehr I. Geschäftsverteilung 401. Der höheren Vollzugsbehörde obliegen nach dieser Dienstvorschrift (1) die Bestellung der Vollzugsleiter (Nr 107), (2) die Erstellung und Versendung der Standortlisten (Nr 113), (3) die Bestimmung der Vollzugseinrichtungen für Offiziere (Nr 114), (4) die Bestimmung der Vollzugseinrichtungen mit besonders zu sichernden Arresträumen (Nr 310), (5) die Beantwortung von Anfragen über die Zuständigkeit der Vollzugseinrichtungen, Klärung von Zweifelsfragen (Nr 116, 205), (6) die Entscheidung über Beschwerden und Eingaben auf dem Gebiet des Vollzugs, soweit die Zuständigkeit der höheren Vollzugsbehörde gegeben ist, 375
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(7) die Koordinierung der Zusammenarbeit der unterstellten Vollzugsbehörden, -organe mit den Justizbehörden der Länder. Darüber hinaus legt die höhere Vollzugsbehörde dem Bundesministerium der Verteidigung − stellvertretender Generalinspekteur und Inspekteur der Streitkräftebasis − jeweils zum 1. Februar die Vollzugsstatistik (Vordruck Anlage 11; der Vordruck ist entsprechend dem Muster selbst herzustellen) für das vergangene Kalenderjahr zur Auswertung vor. Die Vollzugsstatistik enthält auch Angaben über den Umfang der Teilnahme am Dienst. Im Rahmen der Dienstaufsicht überprüft die höhere Vollzugsbehörde regelmäßig innerhalb ihres Bereichs die ordnungsgemäße Durchführung des Vollzugs nach dieser Dienstvorschrift. Sie hat die rechtliche Unterweisung und laufende Unterstützung der Vollzugsbehörden und Vollzugsorgane sicherzustellen. 402. Der Vollzugsbehörde obliegen nach dieser Dienstvorschrift (1) die schriftliche Bestellung der Vollzugshelfer (Nr 107), (2) die Weiterleitung von Aufnahmeersuchen der Vollstreckungsbehörden an die zuständigen Vollzugsleiter (Nr 202, 206), (3) die Bestimmung der zuständigen Vollzugsleiter (Nr 204), (4) die Ersuchen und Bestimmung anderer Vollzugsleiter (Nr 205, 207), (5) die Führung der Belegungsübersicht (Nr 202) und Überwachung des zeitlichen Ablaufs des Vollzugs (Nr 406), (6) die Überprüfung des baulichen Zustandes und der ständigen Ausstattung der Arresträume ihres Bereichs (Nr 309), (7) die Entscheidung über Beschwerden und Eingaben auf dem Gebiet des Vollzugs, soweit die Zuständigkeit der Vollzugsbehörde gegeben ist. Darüber hinaus legt die Vollzugsbehörde jeweils zum 15. Januar die Vollzugsstatistik (Vordruck Anlage 11) für das vergangene Kalenderjahr der höheren Vollzugsbehörde vor (vgl. auch Nr 401 Abs 2 Satz 2). Die Vollzugsbehörde übt die Dienstaufsicht über die Vollzugsorgane ihres Bereichs aus. 403. Dem Vollzugsleiter obliegen nach dieser Dienstvorschrift (1) die Auswahl der von der Vollzugsbehörde zu bestellenden Vollzugshelfer (Nr 108), (2) alle Maßnahmen zur Einleitung und Durchführung des Vollzugs an Soldaten nach dieser Dienstvorschrift, (3) die im Rahmen des Vollzugs erforderlichen Entscheidungen (§ 4 Abs 2 BwVollzO), 376
AB zur Vollzugsordnung
C 13b
(4) die Erledigung des Schriftverkehrs, insbesondere mit den Disziplinarvorgesetzten und Vollstreckungsbehörden, (5) die Entscheidung über Beschwerden und Eingaben gegen die unterstellten Vollzugshelfer, soweit seine Zuständigkeit gegeben ist. Darüber hinaus hat der Vollzugsleiter die unterstellten Vollzugshelfer einzuweisen und in ihrer Funktion zu überwachen. II. Wesentliche Bestimmungen zur Aktenführung 404. Die Vollzugsbehörde führt in Loseblattform die Belegungsübersicht (Nr 402 (5)). Die hierin aufgeführten Arresträume sind für den Vollzug bestimmt, es sei denn, dass eine Sperrung verfügt wird (Nr 309 Abs 1 Satz 2), die zu vermerken ist. Ebenso sind die Zeitpunkte der Überprüfung nach Nr 402 (6) festzuhalten. 405. Aufgrund der Mitteilungen nach Nr 135 sind in der Belegungsübersicht einzutragen (1) Namen und Dienstgrade der Soldaten, an denen der Vollzug durchgeführt wird, (2) Art der Freiheitsentziehungen, (3) Dauer der Freiheitsentziehungen, (4) Zeitlicher Umfang der Teilnahme am Dienst. Die Eintragungen dienen auch als Grundlage für die nach Nr 402 Abs 2 zu erstellende Statistik. Angaben zu Nr 405 (4) fordert die Vollzugsbehörde ggf gesondert vom Vollzugsleiter an, wenn der Vollzug einer Freiheitsentziehung nur zum Teil in ein Kalenderjahr fiel. 406. Im Rahmen ihrer Dienstaufsicht überwacht die Vollzugsbehörde insbesondere an Hand eines Terminkalenders die ordnungsgemäße Durchführung des Vollzugs hinsichtlich seines zeitlichen Ablaufs. Geht innerhalb von zwei Tagen nach dem berechneten und gemeldeten Vollzugsende (Nr 135 (1, 2)) keine Mitteilung über die Entlassung (Nr 135 (5)) ein, ist beim Vollzugsleiter (fernmündlich) nachzufragen; das Gleiche gilt, wenn der, im Aufnahmeersuchen bezeichnete, späteste Antrittstermin um zwei Tage überschritten worden ist, ohne dass eine Mitteilung nach Nr 135 (1) vorliegt. 407. Der Vollzugsleiter führt das Zu- und Abgangsbuch, das Namen und Dienstgrade der zum Vollzug aufgenommenen Soldaten sowie Art und Dauer der Freiheitsentziehungen festhält; ferner sind die Zeitpunkte der Aufnahme, der voraussichtlichen und der tatsächlichen Entlassung sowie die zugewiesenen Arresträume einzutragen. 377
C 13b
AB zur Vollzugsordnung
Zu Eintragungen in das Zu- und Abgangsbuch kann der Vollzugsleiter auch Vollzugshelfer ermächtigen. 408. Die die Soldaten betreffenden Vollzugsunterlagen sind geheftet und alphabetisch geordnet zu führen. Sie enthalten insbesondere − ein Stück des Aufnahme- oder Vollzugsersuchens, − das Protokoll über die Aufnahme zum Vollzug, − die Durchschriften der Mitteilungen nach Nr 132 bis 135, − den Vollzugsplan, − die Empfangsbestätigung nach Nr 350, 361, − die Durchschrift der Vollzugsbescheinigung. Vorhandene G-Unterlagen sind dem für die Dauer des Vollzugs zuständigen Truppenarzt zu übersenden. 409. Der Vollzugsleiter überwacht an Hand des Terminkalenders die Einhaltung der Termine; Eintragungen dürfen nur von ihm vorgenommen werden. Die errechneten oder die von den Vollstreckungsbehörden bzw. den vollstreckenden Disziplinarvorgesetzten festgelegten Entlassungstermine sind mit besonderer Sorgfalt zu beachten. Beim Vollzug von Freiheitsstrafe oder Strafarrest von jeweils mehr als zwei Monaten ist der in Nr 240 bezeichnete Berichtstermin zu beachten. 410. Die bei dem Vollzugsleiter angefallenen Beschwerdeunterlagen (Sachakten) sind nach Abschluss der Vollzugsbehörde zur Aufbewahrung und ggf Auswertung vorzulegen. 411. Die regelmäßige Aufbewahrungsfrist für die in Nr 404, 406, 408 bis 410 genannten Vollzugsunterlagen beträgt zwei Jahre. Die Frist beginnt mit dem Ende des Jahres, in dem der Vollzug endet.
378
Vollstreckung
C 13c
c) Auslegung der Begriffe „Dienstliche Unterkunft’’ und „Wohnen in Gemeinschaftsunterkunft’’ bei der Ausgangsbeschränkung (§ 25 der Wehrdisziplinarordnung) ZDv 14/3 B 132 1.1 § 25 Abs. 1 Satz 1 der Wehrdisziplinarordnung (WDO) bestimmt: ,,Die Ausgangsbeschränkung besteht in dem Verbot, die dienstliche Unterkunft ohne Erlaubnis zu verlassen.’’ 1.2 ,,Dienstliche Unterkunft’’ im Sinne dieser Vorschrift ist nicht der Unterkunftsraum oder das Unterkunftsgebäude, sondern der Kasernenbereich, d. h. der geschlossene räumliche Bereich, in dem sich das Unterkunftsgebäude befindet. 2.1 § 25 Abs. 2 Satz 2 WDO bestimmt: ,,Sie’’ (die Ausgangsbeschränkung) ,,darf nur gegen Soldaten verhängt werden, die auf Grund dienstlicher Anordnung nach § 18 des Soldatengesetzes 1 verpflichtet sind, in einer Gemeinschaftsunterkunft zu wohnen.’’ 2.2 Damit sind nur diejenigen Soldaten gemeint, die rechtlich verpflichtet sind, in Gemeinschaftsunterkunft zu wohnen. Näheres regelt die Verwaltungsvorschrift zu § 18 des Soldatengesetzes − SG − ZDv 70/1 Anlage 1. Schläft z. B. ein nicht kasernenpflichtiger Soldat im Kasernenbereich, kann Ausgangsbeschränkung gegen ihn nicht verhängt werden. Die im Einzelfall erteilte Befreiung von der Verpflichtung zum Wohnen in einer Gemeinschaftsunterkunft kann widerrufen werden, um eine Ausgangsbeschränkung zu verhängen und zu vollstrecken. 2.3 Entfällt die Verpflichtung zum Wohnen in der Gemeinschaftsunterkunft nachträglich, darf die Ausgangsbeschränkung nicht mehr vollstreckt werden. Entfällt die Verpflichtung vorübergehend, ist die Vollstreckung aufzuschieben oder zu unterbrechen (§ 49 Abs. 3 WDO). Sofern die Vollstreckung aufgeschoben ist, läuft die Frist für die Verjährung der Vollstreckung weiter.
1
→ C 01
379
C 13d
Vollstreckung
d) Seelsorgerische Betreuung und Religionsausübung während der Vollstreckung von Ausgangsbeschränkung ZDv 14/3 B 135 Nach § 36 des Soldatengesetzes hat der Soldat Anspruch auf seelsorgerische Betreuung und ungestörte Religionsausübung. Um sicherzustellen, dass dieser Anspruch auch während der Vollstreckung von Ausgangsbeschränkung unbeeinträchtigt bleibt, ist wie folgt zu verfahren: 1.1 Besteht an Sonntagen oder gesetzlichen Feiertagen keine Möglichkeit zur Teilnahme am Gottesdienst innerhalb der dienstlichen Unterkunft, darf der Soldat im Standort oder, wenn dort kein Gottesdienst stattfindet, in einem Nachbarstandort an einem Gottesdienst seines Bekenntnisses teilnehmen; das gilt auch an sonstigen kirchlichen Feiertagen, soweit dem Soldaten außerhalb der Vollstreckung von Ausgangsbeschränkung Dienstbefreiung zu erteilen wäre. 1.2 Der Soldat darf auch am Standortgottesdienst teilnehmen, der an Werktagen stattfindet. Er darf innerhalb seines Kasernenbereichs auch andere religiöse Veranstaltungen der Militärseelsorge besuchen. 2. Wird gegen den Soldaten verschärfte Ausgangsbeschränkung vollstreckt (§ 25 Abs. 1 Satz 2 der Wehrdisziplinarordnung − WDO), gelten die Verbote, Gemeinschaftsräume zu betreten und Besuch zu empfangen, nicht während der Teilnahme am Gottesdienst und an anderen religiösen Veranstaltungen seines Bekenntnisses sowie für den Besuch durch einen Militärgeistlichen seiner Religionsgemeinschaft. Ist ein solcher Militärgeistlicher nicht bestellt, darf der Soldat auch Besuch durch einen Seelsorger seines Bekenntnisses empfangen. 3. Die Teilnahme an Gottesdiensten und religiösen Veranstaltungen kann aus Gründen der Sicherheit oder Ordnung untersagt werden. Die Teilnahme am Gottesdienst im Standort oder im Nachbarstandort kann auch zeitlich oder auf den Gottesdienst in einer bestimmten Kirche beschränkt werden. 4. Ist gegen den Soldaten Disziplinararrest und Ausgangsbeschränkung verhängt worden, gilt für die seelsorgerische Betreuung während des Vollzugs des Disziplinararrests § 13 der Bundes380
Vollstreckung Disziplinarbuße
C 13e
wehrvollzugsordnung in Verbindung mit den dazu erlassenen Ausfhrungsbestimmungen1 . 5. Die Zeit der Vollstreckungsvergnstigungen ist auf die Vollstreckung anzurechnen (§ 52 Abs. 4 WDO).
e) Verfahrensrichtlinien bei der Vollstreckung von Disziplinarbußen nach § 24 der Wehrdisziplinarordnung *) ZDv 14/3 B 136 1. Die Vollstreckung einer Disziplinarbuße beginnt nach § 51 Abs. 1 der Wehrdisziplinarordnung (WDO) mit dem fr den Abzug oder die Zahlung festgesetzten Zeitpunkt. 2. Disziplinarbußen sind mçglichst in durch fnf teilbaren EuroBetrgen festzusetzen. § 24 Abs. 2 WDO in Verbindung mit der „Verordnung zur Bestimmung der Bezge im Sinne der Wehrdisziplinarordnung (WDO-Bezgeverordnung – WDOBezV)“ vom 18. Juli 2007 (B 102) sowie § 51 Abs. 4 WDO sind zu beachten. ber die zu belassenden notwendigen Mittel entscheidet der vollstreckende Vorgesetzte. 3. Disziplinarbußen kçnnen bei der fr die Einheit/Dienststelle zustndigen Zahlungseinrichtung bar eingezahlt oder an die Bundeskasse berwiesen werden. Bei Wehrsoldempfngern ist die Disziplinarbuße grundstzlich vom Wehrsold/Entlassungsgeld einzubehalten. 4. Der Disziplinarvorgesetzte bersendet dem zustndigen Bundeswehr-Dienstleistungszentrum (BwDLZ) die „Mitteilung ber eine verhngte Disziplinarbuße – Bareinzahlung/ berweisung –“ (s. Anhang, Anlage 6/1) 2 und hndigt dem Soldaten eine Durchschrift dieser Mitteilung gegen Empfangsbekenntnis aus. Das BwDLZ teilt dem Disziplinarvorgesetzten unverzglich die Einzahlung durch den Soldaten mit. ber den Gesamtbetrag der Disziplinarbuße ist Annahmeanordnung bei Kapitel 1402/Titel 112 01 zu erteilen. 5. Wird die Zahlung nach Nummer 3 Satz 1 nicht am festgesetzten Tag geleistet oder ist von vornherein damit zu rechnen, dass der 1 *)
2
R C 13b, Nr 314 und 315 Wegen der Einfhrung der Besoldungsabrechnung im Personalwirtschaftssystem befindet sich dieser Erlass in berarbeitung. Er gilt bergangsweise fort unter Beachtung der abweichenden vorlufigen Ausfhrungsbestimmungen zur ZDv 20/15, GV 168 (mil). hier nicht abgedruckt
381
C 13e
Vollstreckung Disziplinarbuße
Soldat einer Aufforderung zur Zahlung nicht zeitgerecht nachkommen wird, ist die Disziplinarbuße durch Abzug von den Dienstbezgen, vom Wehrsold, vom Entlassungsgeld oder von den Versorgungsbezgen nach dem Soldatenversorgungsgesetz (SVG) zu vollstrecken. Hierbei ist wie folgt zu verfahren: A. Bei Empfngern von Dienstbezgen 6. Der Disziplinarvorgesetzte benachrichtigt die zustndige Wehrbereichsverwaltung – Gebhrniswesen – (WBV) durch die bersendung der „Mitteilung ber eine verhngte Disziplinarbuße – Einbehaltung von den Dienstbezgen –„ (s. Anhang, Anlage 6/2).1 Eine Durchschrift dieser Mitteilung ist dem Soldaten gegen Empfangsbekenntnis auszuhndigen. Eine nach Nummer 4 bereits erteilte Annahmeanordnung ist vom BwDLZ aufzuheben, wenn die Zahlung nicht rechtzeitig oder nicht in voller Hçhe am festgesetzten Tag geleistet wurde; ber geleistete Teilbetrge ist eine neue Annahmeanordnung zu erteilen. 7. Die WBV teilt dem Disziplinarvorgesetzten unverzglich schriftlich mit, von welchem Zeitpunkt ab die Disziplinarbuße einbehalten wird. nderungen hierzu sowie nderungen in der Hçhe der Dienstbezge, die fr die Vollstreckung der Disziplinarbuße Bedeutung haben kçnnen, sind unverzglich dem Disziplinarvorgesetzten mitzuteilen. 8. Die WBV kann eine Disziplinarbuße nur dann mit Beginn des folgenden Monats vollstrecken, wenn die Mitteilung sptestens bis zum 8. eines Monats vorliegt; spter eingehende Mitteilungen kçnnen von der WBV erst bei der Zahlung der Dienstbezge fr den bernchsten Monat bercksichtigt werden. Von der WBV einbehaltene Disziplinarbußen sind bei Kapitel 1402/Titel 112 01 zu vereinnahmen. Pfndungen und Abtretungen der Dienstbezge sind bei der Einbehaltung einer Disziplinarbuße zu bercksichtigen. B. Bei Empfngern von Versorgungsbezgen 9. Bei Soldaten, die Anspruch auf Versorgungsbezge nach dem SVG haben, ist eine Disziplinarbuße durch Abzug von den zustehenden Bezgen (§ 1 Abs. 2 WDO) nach diesen Richtlinien zu vollstrecken. In der Mitteilung ist die Bezeichnung „Dienstbezge“ 1
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hier nicht abgedruckt
Vollstreckung Disziplinarbuße
C 13e
jeweils entsprechend zu ndern (z. B. in „bergangsgebhrnisse“ oder „Ruhegehalt“). C. Bei Wehrsoldempfngern 10. Der Disziplinarvorgesetzte benachrichtigt das fr den Soldaten zustndige BwDLZ durch die „Mitteilung ber eine verhngte Disziplinarbuße – Einbehaltung vom Wehrsold/ Entlassungsgeld –“ (s. Anhang, Anlage 6/3)1 ber die verhngte Disziplinarbuße. Eine Durchschrift dieser Mitteilung ist dem Soldaten gegen Empfangsbekenntnis auszuhndigen.Die Disziplinarbuße ist an dem in der Mitteilung festgesetzten Tag vom Wehrsold einzubehalten; Nummer 4 Satz 2 und 3 und Nummer 8 Abs. 3 gelten entsprechend. 11. Die Disziplinarbuße kann bei Wehrsoldempfngern nur dann im folgenden Monat vollstreckt werden, wenn dem fr den Soldaten zustndigen BwDLZ die Mitteilung bis zum letzten Tag eines Monats vorliegt. Soll die Disziplinarbuße durch Abzug vom Entlassungsgeld vollstreckt werden, so ist die Mitteilung rechtzeitig vor Zahlung des Entlassungsgeldes dem BwDLZ zu bergeben. D. Bei entlassenen Soldaten 12. Disziplinarbußen bereits entlassener Soldaten, die nicht fristgemß entrichtet werden, sind – soweit nicht nach Nummer 9 zu verfahren ist – nach den im VMBl 1957 S. 630, VMBl 1963 S. 307, VMBl 1969 S. 403, VMBl 1969 S. 420 und VMBl 2001 S. 212 bekannt gegebenen Richtlinien ber das Verwaltungszwangsverfahren zur Beitreibung çffentlich-rechtlicher Geldforderungen des Bundes beizutreiben.
1
hier nicht abgedruckt
383
C 14a
Truppendienstgerichte
§§ 1−3
Truppendienstgerichte a) Verordnung über die Errichtung von Truppendienstgerichten (Errichtungsverordnung − ErrV) Vom 16. Mai 2006 (BGBl. I S. 1262)
§ 1 Errichtung von Truppendienstgerichten Es werden errichtet: 1. das Truppendienstgericht Nord mit Sitz in Münster und 2. das Truppendienstgericht Süd mit Sitz in München.
§ 2 Zuständigkeit der Truppendienstgerichte (1) Das Truppendienstgericht Nord ist zuständig für die Truppenteile und Dienststellen mit Standort 1. im Wehrbereich I, 2. im Wehrbereich II in dem Bundesland Nordrhein-Westfalen, 3. im Wehrbereich III in den Bundesländern Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt sowie 4. in den Niederlanden und Polen. (2) Das Truppendienstgericht Süd ist zuständig für die Truppenteile und Dienststellen mit Standort 1. im Wehrbereich II in den Bundesländern Hessen, RheinlandPfalz und Saarland, 2. im Wehrbereich III in den Bundesländern Sachsen und Thüringen, 3. im Wehrbereich IV sowie 4. im Ausland. Es ist ferner zuständig für Truppenteile und Dienststellen, die sich im Ausland befinden und für die nach Absatz 1 keine andere Zuständigkeit begründet ist.
§ 3 Truppendienstkammern (1) Am Sitz des Truppendienstgerichts werden jeweils die 1. und 2. Truppendienstkammer gebildet. 384
Truppendienstgerichte
§§ 4−5
C 14a
(2) Folgende auswärtige Truppendienstkammern werden gebildet: 1 1. bei dem Truppendienstgericht Nord a) die 3. und 4. Kammer in Hannover, b) die 5. und 6. Kammer in Potsdam und c) die 7. und 8. Kammer in Hamburg; 2. bei dem Truppendienstgericht Süd a) die 3. und 4. Kammer in Koblenz, b) die 5. und 6. Kammer in Karlsruhe und c) die 7. Kammer in Erfurt.
§ 4 Überleitungsvorschrift Für die bei Inkrafttreten dieser Verordnung anhängigen Verfahren und eingegangenen Anträge bleibt es bei der bisherigen Zuständigkeit.
§ 5 Inkrafttreten, Außerkrafttreten Diese Verordnung tritt am 1. Juli 2006 in Kraft. Gleichzeitig tritt die Verordnung über die Errichtung von Truppendienstgerichten vom 6. Juni 2001 (BGBl. I S. 1039), geändert durch die Verordnung vom 30. Juli 2001 (BGBl. I S. 2127), außer Kraft.
1
aktueller Stand → C 14b
385
C 14b
Truppendienstgerichte
b) Anschriften der Truppendienstgerichte und Truppendienstkammern VMBl 2006 S. 136 Stand: April 2009
Sitz/Anschrift
Fernsprech-Nr.
BwFernwahl
Truppendienstgericht Nord (Mnster) 1. Kammer
2. Kammer 3. Kammer
4. Kammer 5. Kammer
6. Kammer 7. Kammer 8. Kammer
386
Hohenzollernring 40 (02 51) 9 36-24 51 48145 Mnster/Westf. Fax: 24 55 E-Mail:
[email protected] – wie 1. Kammer – E-Mail:
[email protected] Hans-Bçckler-Allee 16–18 (05 11) 2 84-13 69 30173 Hannover Fax: 13 75 E-Mail:
[email protected] – wie 3. Kammer – Berliner Str. 26 A (03 31) 23 25-4 01 14467 Potsdam Fax: 4 09 E-Mail:
[email protected] – wie 5. Kammer – Albert-Einstein-Ring 6 (0 40) 8 22 97 79-10 22761 Hamburg Fax: 29 E-Mail:
[email protected] – wie 7. Kammer –
33 23
22 00
85 87
Truppendienstgerichte Sitz/Anschrift
Fernsprech-Nr.
C 14b BwFernwahl
Truppendienstgericht Sd (Mnchen) 1. Kammer
2. Kammer 3. Kammer
4. Kammer 5. Kammer
6. Kammer 7. Kammer
Dachauer Str. 128/18 (0 89) 12 49-26 63 80637 Mnchen Fax: 26 62 E-Mail:
[email protected] – wie 1. Kammer – -26 64 E-Mail:
[email protected] Mainzer Str. 39 (02 61) 8 96-35 15 10 56068 Koblenz Fax: 35 15 22 E-Mail:
[email protected] – wie 3. Kammer – (02 61) 8 96-35 15 31 Fax: 35 15 32 Kantstraße 1a (07 21) 93 38 13-33 76137 Karlsruhe Fax: 36 E-Mail:
[email protected] – wie 5. Kammer – Am Tannenwldchen 44 (03 61) 3 42-76 00 99096 Erfurt Fax: 76 30 E-Mail:
[email protected] 62 27
44 00
44 00
87 00
Hinweis Die Truppendienstgerichte Nord und Sd stellen seit dem 30. Mrz 2009 sicher, dass den Disziplinarvorgesetzten fr Eilantrge nach den §§ 20 und 40 WDO (R C 10) außerhalb der regulren Dienstzeit telefonisch ein Truppendienstrichter zur Verfgung steht. Dieser richterliche Bereitschaftsdienst ist ber die zentrale Rufnummer 90 / 3323 – 2471 im AllgFspWNBw erreichbar.
387
388 5. Kammer Potsdam 6. Kammer Potsdam 7. Kammer Hamburg 8. Kammer Hamburg
1. Kammer Münster
2. Kammer Münster
3. Kammer Hannover
4. Kammer Hannover
Truppendienstgericht Nord Münster
Wehrdisziplinaranwaltschaften
Bundeswehrdisziplinaranwalt Leipzig
Bundesministerium der Verteidigung Bundesministerium der Justiz
Stand: September 2008
4. Kammer Koblenz
3. Kammer Koblenz
2. Kammer München
1. Kammer München
7. Kammer Erfurt
6. Kammer Karlsruhe
5. Kammer Karlsruhe
Truppendienstgericht Süd München
Bundesverwaltungsgericht - Wehrdienstsenate Leipzig
c) Organisation der Wehrdienstgerichte
C 14c Truppendienstgerichte
• Arrestbestätigungsverfahren
• Beschwerde- und Antragsverfahren nach der Wehrbeschwerdeordnung und der Wehrdisziplinarordnung
• gerichtlichen Disziplinarverfahren
• Beschwerde- und Antragsverfahren nach der Wehrbeschwerdeordnung und der Wehrdisziplinarordnung
• Berufungsverfahren gegen Urteile der Truppendienstgerichte
Aufgaben: Entscheidung in
Aufgaben:
– 2 Wehrdienstsenate –
– 16 Kammern –
Entscheidung in
BUNDESVERWALTUNGSGERICHT
TRUPPENDIENSTGERICHTE
DIE WEHRDIENSTGERICHTSBARKEIT Zuständigkeiten
Wehrdienstgerichtsbarkeit
C 14c
389
C 15
Verbot der Ausübung des Dienstes
Verbot der Ausübung des Dienstes ZDv 14/3
B 152
− Neufassung − Nach § 22 des Soldatengesetzes (SG) 1 kann einem Soldaten aus zwingenden dienstlichen Gründen die Ausübung des Dienstes verboten werden. Hierzu werden nachstehende Durchführungsbestimmungen erlassen: A. Begriffsbestimmungen 1.1 Verbot der Ausübung des Dienstes ist der Befehl, sich jeder dienstlichen Tätigkeit zu enthalten. 1.2 Zwingende dienstliche Gründe zu dem Verbot liegen insbesondere vor, wenn eine weitere Tätigkeit des Soldaten nicht verantwortet werden kann, weil sie die Disziplin, das Ansehen der Bundeswehr, die öffentliche Sicherheit und Ordnung gefährdet oder sonst den Dienst erheblich stört. 1.3 Das Verbot der Ausübung des Dienstes unterscheidet sich von der vorläufigen Dienstenthebung nach § 126 der Wehrdisziplinarordnung (WDO) 2 vor allem dadurch, dass es nicht die gleichzeitige oder bereits vollzogene Einleitung eines gerichtlichen Disziplinarverfahrens voraussetzt und dass mit ihm die Einbehaltung eines Teils der Dienstbezüge nicht verbunden werden kann. B. Dauer des Verbots 2.1 Das Verbot kann befristet oder unbefristet (bis auf weiteres) ausgesprochen werden. 2.2 Das Verbot endet mit Ablauf der darin festgesetzten Frist. Es erlischt in jedem Falle, sofern nicht bis zum Ablauf von drei Monaten gegen den Soldaten ein gerichtliches Disziplinarverfahren, ein Strafverfahren oder ein Entlassungsverfahren eingeleitet ist (§ 22 SG 1). Es wird gegenstandslos, wenn nach § 126 WDO 2 die Einleitungsbehörde den Soldaten vorläufig des Dienstes enthebt. 1 2
390
→ C 01 → C 10
Verbot der Ausbung des Dienstes
C 15
C. Einfluss auf die Rechte und Pflichten des Soldaten 3.1 Das Verbot der Ausbung des Dienstes berhrt die sonstigen Rechte und Pflichten des Soldaten nicht. 3.2 Der Soldat behlt seine Dienstbezge. Die Zeit, whrend der das Verbot wirksam ist, wird auf die ruhegehaltfhige Dienstzeit angerechnet. 4. Die Zeit, whrend der einem Soldat die Ausbung des Dienstes verboten ist, gilt nicht als Urlaub. In Fllen, in denen die Anwesenheit des Soldaten am Standort nicht erforderlich ist, kann ihm die Genehmigung zum Aufenthalt an einem anderen Ort erteilt werden. In der Regel ist dies der bisherige Wohnsitz des Soldaten. 5. Die Auswirkung des Verbots auf die Berufsfçrderung werden in einem besonderen Erlass geregelt (B 169). D. Zustzliche Maßnahmen 6. Neben dem Verbot der Ausbung des Dienstes kann das Verbot, Uniform zu tragen, ausgesprochen werden. E. Zustndigkeiten 7. Zum Ausspruch des Verbots der Ausbung des Dienstes werden ermchtigt: 7.1 die Vorgesetzten mit mindestens der Disziplinargewalt eines Kompaniechefs fr die ihnen unterstellten Mannschaften, 7.2 die Vorgesetzten mit mindestens der Disziplinargewalt eines Bataillonskommandeurs fr die ihnen unterstellten Unteroffiziere, 7.3 die Disziplinarvorgesetzten in der Dienststellung eines Divisionskommandeurs, hçhere Vorgesetzte oder Vorgesetzte in entsprechenden oder vergleichbaren Dienststellungen fr alle ihnen unterstellten Offiziere. 8. Alle nach Nummer 7 nicht zustndigen Disziplinarvorgesetzten kçnnen das Verbot vo rl ufi g fr den Zeitraum von einer Woche aussprechen, sofern ein sofortiges Einschreiten erforderlich und der an sich zustndige Disziplinarvorgesetzte hierzu nicht erreichbar ist. F. Verfahren 9. Vor dem Erlass des Verbots ist der Soldat unter Aufnahme einer Niederschrift zu dem Verbot zu hçren. Dies gilt auch, 391
C 15
Verbot der Ausbung des Dienstes
wenn er sich bereits vorher zu dem Sachverhalt dienstlich geußert hat. 10.1 Das Verbot ist unter Angabe der wesentlichen Grnde schriftlich zu verfgen – s. Anlage 7/1 –. 10.2 Die Verfgung ist dem Soldaten gegen Empfangsbekenntnis auszuhndigen oder nach den sonstigen Vorschriften des Verwaltungszustellungsgesetzes 1 zuzustellen (siehe auch B 154 2). 11. Der Ausspruch des vorlufigen Verbots der Ausbung des Dienstes durch die nach Nummer 8 ermchtigten Vorgesetzten ist den nach Nummer 7 zustndigen Vorgesetzten unverzglich unmittelbar zu melden. Diese entscheiden innerhalb einer Frist von drei Tagen nach Eingang der Meldung, ob die getroffenen Maßnahmen aufrechtzuerhalten sind. Die Nummern 9 und 10 sind entsprechend anzuwenden.
1 2
392
R BwKalender C 44a R C 43
Verbot der Ausbung des Dienstes (ZDv 14/3
C 15 Anlage B 152)
(Muster) ....................................................... ....................... , den .................... (Truppenteil, Dienststelle) (Ort) Herrn/Frau ................................................................. .............................................................................................................. (Ort) Nach § 22 des Soldatengesetzes verbiete ich Ihnen bis ................... ........................... / bis auf weiteres*) die Ausbung Ihres Dienstes. Zugleich untersage ich Ihnen das Tragen der Uniform*). Ihre Anwesenheit am Standort ist zur Zeit nicht erforderlich. Ich gestatte Ihnen daher den Aufenthalt in ........................................ *). Zur gegebenen Zeit werden Sie weitere Befehle von mir oder Ihrem Disziplinarvorgesetzten erhalten. Durch das Verbot werden Ihre sonstigen Rechte und Pflichten als Soldat nicht beeintrchtigt. Falls Sie eine Nebenttigkeit gegen Vergtung ausben, wird auf § 20 des Soldatengesetzes verwiesen, wonach eine Genehmigung des hierfr zustndigen Vorgesetzten erforderlich ist. Begrndung1: .......................................................... ............................................................................ (Unterschrift) ............................................................................ (Dienstgrad und Dienststellung) )
* 1
Dieser Wortlaut ist nur im zutreffenden Falle anzuwenden. Begrndung entsprechend § 37 Abs. 3 Satz 2 WDO (R C 10): TDG Sd in NZWehrr 98, 212.
393
Notizen
Unerlaubte Abwesenheit
C 17
Maßnahmen bei unerlaubter Abwesenheit von Soldaten ZDv 14/3 B 153 Ist ein Soldat unerlaubt von seiner Truppe oder Dienststelle abwesend, hat der zustndige Disziplinarvorgesetzte unverzglich alles zu tun, um den Grund der Abwesenheit zu ermitteln und die Rckkehr zu veranlassen. 1. Ist der Aufenthaltsort des Soldaten bekannt, hat der Disziplinarvorgesetzte ihm fernmndlich, schriftlich (z. B. durch Einschreiben mit Rckschein) oder auf andere Weise die sofortige Rckkehr zu befehlen, wobei Weg, Transportmittel und nach Mçglichkeit die Abfahrtszeit anzugeben sind. 2. Ist der Aufenthaltsort des Soldaten unbekannt oder wird der Befehl zur Rckkehr nicht befolgt, hat der Disziplinarvorgesetzte nach Ablauf von drei vollen Kalendertagen das fr den Standort seines Truppenteils/seiner Dienststelle zustndige Wehrbereichskommando, in dringenden Fllen das nchsterreichbare Feldjgerdienstkommando gemß ZDv 10/13 („Besondere Vorkommnisse“)1 Nr. 303, 407 und Anlage 3, zu benachrichtigen. Dabei ist ber die Einschaltung der Polizei zu entscheiden (ZDv 10/13 Anlage 3 Nr. 6.5). Im Ausland ist grundstzlich das nchsterreichbare Feldjgerdienstkommando/der jeweilige Feldjgerfhrer im Einsatzgebiet zu benachrichtigen. Die Meldepflicht des Disziplinarvorgesetzten gemß ZDv 10/13 bleibt davon unberhrt. 3. Bei begrndetem Verdacht, dass der Soldat eigenmchtige Abwesenheit (§ 15 des Wehrstrafgesetzes – WStG2 ) im Wiederholungsfall oder Fahnenflucht (§ 16 WStG) begangen hat, ist der Vorgang unverzglich an die zustndige Staatsanwaltschaft abzugeben (§ 33 Abs. 3 der Wehrdisziplinarordnung – WDO3 – in Verbindung mit dem Erlass „Abgabe an die Staatsanwaltschaft“ ZDv 14/3 B 117 Nr. IV 14 ). Bei dem Verdacht der erstmaligen eigenmchtigen Abwesenheit prft der Disziplinarvorgesetzte, ob im Ausnahmefall von einer Abgabe abgesehen werden kann (ZDv 14/3 B 117 Nr. IV 2 und V). 1 2 3 4
R R R R
BwKalender F 78 C 20 C 11a C 10
395
C 17
Unerlaubte Abwesenheit
Bei Gefahr im Verzug kann zustzlich zur Abgabe an die zustndige Staatsanwaltschaft nach § 33 Abs. 3 WDO auch die zustndige Polizeidienststelle unmittelbar unterrichtet werden. In dem Abgabeschreiben sind die Grnde anzugeben, die den vorgenannten Tatverdacht rechtfertigen. Zur Prfung der Frage, ob eine Fahndung mit dem Ziel der Festnahme einzuleiten ist, teilt der Disziplinarvorgesetzte dabei außerdem Art, Umfang und Ergebnis der bisherigen Nachforschungen nach dem Aufenthaltsort des Beschuldigten mit. Nachforschungsergebnisse der Feldjger kann er dabei als Grundlage heranziehen. 4. Begrndeter Verdacht, dass ein unerlaubt abwesender Soldat Fahnenflucht begangen hat, ist grundstzlich gegeben, wenn er – ein Entlassungsgesuch eingereicht hat; – vor der unerlaubten Abwesenheit ernsthaft die Absicht geußert hat, die Truppe oder Dienststelle fr immer zu verlassen; – bei seinem Weggang alle Privatsachen mitgenommen hat; – Uniform oder Ausweise an seine Truppe oder Dienststelle zurckgeschickt hat; – auf andere Weise zu erkennen gegeben hat, dass er sich fr immer der Verpflichtung zum Wehrdienst entziehen oder durch seine Abwesenheit die Beendigung des Wehrdienstverhltnisses erreichen will. Begrndeter Verdacht einer eigenmchtigen Abwesenheit ist grundstzlich gegeben, wenn seit dem eigenmchtigen Entfernen oder Fernbleiben des Soldaten drei volle Kalendertage verstrichen sind. 5. Besteht in den Fllen von eigenmchtiger Abwesenheit oder Fahnenflucht der dringende Verdacht, dass sich der betreffende Soldat bereits ins Ausland begeben hat bzw. sich begeben wird, ist durch das mit der Nachforschung beauftragte Feldjgerdienstkommando unverzglich die çrtliche (deutsche) Polizeidienststelle mit der Bitte einzuschalten, die erforderlichen Fahndungsmaßnahmen zu veranlassen. Wird ein Soldat, fr den ein entsprechendes Ersuchen an die Polizei gestellt wurde, durch Feldjger aufgegriffen oder kehrt er freiwillig zur Truppe zurck, ist die zustndige Polizeidienststelle unverzglich durch die Feldjger zu unterrichten. 6. Neue Erkenntnisse, insbesondere ein neuer mçglicher Aufenthaltsort, Erlass oder Aufhebung eines Haftbefehls, Antragstellung auf Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer, meldet der Disziplinarvorgesetzte dem zustndigen Wehrbereichskommando, in dringenden Fllen dem nchstgelegenen Feldjgerdienstkommando mit 396
Unerlaubte Abwesenheit
C 17
weiterer Meldung gemß ZDv 10/13 „Besondere Vorkommnisse“ Nr. 515 und Anlage 3.1 7. Liegt gegen den zurckgekehrten Soldaten ein Haftbefehl vor, teilt der Disziplinarvorgesetzte dem Gericht, das den Haftbefehl erlassen hat, und dem zustndigen Feldjgerdienstkommando die Rckkehr des Soldaten mit. Wurde die Polizei eingeschaltet, ist auch ihr die Rckkehr mitzuteilen. Bleibt der Haftbefehl bestehen, liegt die Zustndigkeit fr eine Vorfhrung vor den Richter bei der jeweiligen Polizeidienststelle. 8. Kehrt ein gesuchter Soldat zurck oder wird er zurckgebracht, ist stets eine disziplinare Prfung geboten. Ist ein Soldat nicht lnger als drei volle Kalendertage unerlaubt abwesend gewesen und besteht kein Verdacht, dass er Fahnenflucht begangen hat, kann der Fall nur disziplinar geahndet werden. In den brigen Fllen ist der Verdacht einer Straftat und, soweit noch nicht geschehen, die Abgabe an die Staatsanwaltschaft zu prfen. Bei unerlaubter Abwesenheit des Soldaten von mehr als einem Kalendertag ist die Verhngung von Ausgangsbeschrnkung und Disziplinarbuße oder Disziplinararrest und Disziplinarbuße nebeneinander zulssig (§ 22 Abs. 2 Nr. 2 WDO) 2 . Eine Aussetzung der disziplinaren Erledigung bis zur Beendigung des auf die Abgabe eingeleiteten oder eines sonstigen wegen derselben Tat schwebenden Strafverfahrens (§ 33 Abs. 3 WDO) ist regelmßig nur dann vertretbar, wenn der Sachverhalt nicht hinreichend aufgeklrt werden kann. 9. Fr die Zeit des schuldhaften Fernbleibens ist von Amts wegen der Verlust der Bezge in bereinstimmung mit den einschlgigen Durchfhrungsbestimmungen 3 festzustellen. Ein Ermessensspielraum besteht nicht. Die Feststellung ist durch den nchsten (ggf. den letzten nchsten) Disziplinarvorgesetzten zu treffen. 10. Wird ein gesuchter Soldat, gegen den kein Haftbefehl vorliegt, aufgegriffen, veranlasst der Disziplinarvorgesetzte die unverzgliche Abholung. 1 2 3
R BwKalender F 78 R C 10 Durchfhrungsbestimmungen zu den Vorschriften ber den Verlust der Bezge von Beamten und Richtern im Geschftsbereich des Bundesministers der Verteidigung sowie von Soldaten bei ungenehmigtem, schuldhaftem Fernbleiben vom Dienst (VMBl 1977, S. 332)
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11. Wird ein wegen Verdachts des Vergehens gemß §§ 15, 16 WStG1 gesuchter Soldat von Angehçrigen der Bundeswehr aufgegriffen, nachdem eine Abgabe erfolgt ist, ist die zustndige Strafverfolgungsbehçrde unverzglich zu verstndigen, damit diese die Rcknahme etwaiger Fahndungsmaßnahmen, insbesondere die Lçschung einer Fahndungsausschreibung, veranlassen kann. Besteht zum Zeitpunkt des Aufgriffs bereits ein Haftbefehl, ist das zustndige Feldjgerdienstkommando und die fr den Aufgriffsort zustndige Polizeidienststelle zu informieren, damit diese die Vorfhrung vor den Haftrichter veranlasst. 12. Tritt ein wehrpflichtiger Soldat seinen Dienst in der Bundeswehr zu dem im Einberufungsbescheid bestimmten Zeitpunkt nicht an, sind die vorstehenden Vorschriften sinngemß anzuwenden, denn der Wehrpflichtige wird nach § 2 des Soldatengesetzes mit dem im Einberufungsbescheid fr den Diensteintritt festgesetzten Zeitpunkt Soldat. Vor Abgabe an die Staatsanwaltschaft und vor Einleitung sonstiger Maßnahmen hat der Disziplinarvorgesetzte durch Anfrage bei dem zustndigen Kreiswehrersatzamt festzustellen, ob – der Einberufungsbescheid dem Wehrpflichtigen wirksam zugestellt worden ist, – ein eingelegter Widerspruch ausnahmsweise aufschiebende Wirkung oder das Verwaltungsgericht die aufschiebende Wirkung angeordnet hat oder – sonstige Grnde vorliegen, die der Einberufung entgegenstehen. Sollten sich dabei hinsichtlich der Verbindlichkeit der Einberufung vernderte Erkenntnisse ergeben, informiert der Disziplinarvorgesetzte unverzglich die an der Nachforschung beteiligten Stellen. Unabhngig von dieser Anfrage des Disziplinarvorgesetzten hat das Kreiswehrersatzamt dem Einberufungstruppenteil eintretende Einberufungshindernisse sofort mitzuteilen. Fallen diese nachtrglich fort, hat das Kreiswehrersatzamt den Einberufungstruppenteil unverzglich zu unterrichten. Ergibt sich aus der Mitteilung des Kreiswehrersatzamtes, dass der Einberufungsbescheid noch wirksam ist, hat der Disziplinarvorgesetzte nach den Bestimmungen dieses Erlasses zu verfahren. Darber hinaus kann er die Polizei des jeweiligen Wohnsitzes unter Hinweis auf § 44 Abs. 3 des Wehrpflichtgesetzes ersuchen, den 1
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wehrpflichtigen Soldaten dem nchsten Feldjgerdienstkommando zuzufhren. Wird ein Soldat, der den Wehrdienst nicht angetreten hat, aufgegriffen oder stellt er sich freiwillig der Truppe, ist das fr die Einberufung zustndige Kreiswehrersatzamt durch den Disziplinarvorgesetzten unverzglich zu unterrichten. Eine erneute Festsetzung von Ort und Zeit des Dienstantritts durch das Kreiswehrersatzamt unterbleibt; der Soldat hat sofort am Dienst teilzunehmen. Die Bestimmung des Entlassungszeitpunkts fr Soldaten, die ihren Wehrdienst nicht zu dem im Einberufungsbescheid festgesetzten Zeitpunkt, sondern spter angetreten haben, erfolgt gemß den „Bestimmungen ber das Nachdienen von Soldaten, die Grundwehrdienst zu leisten haben“ (ZDv 14/5 B 161) 1 . Tritt ein Soldat vor Ablauf der vom Kreiswehrersatzamt im Einberufungsbescheid vorgesehenen Dauer des Grundwehrdienstes diesen nicht freiwillig an oder wird er in dieser Zeit nicht aufgegriffen, sind die Personalunterlagen dem zustndigen Kreiswehrersatzamt zurckzusenden. 13. Kosten – insbesondere Fahndungs- und Rckfhrungskosten – die der Bundeswehr durch die Rckfhrung eines Soldaten zur Truppe entstanden sind, sind vom Soldaten nicht zurckzufordern. Fr unerlaubt abwesende Soldaten, die aus dem Ausland um Rckfhrung nachsuchen, gelten die Hilfeleistungsbestimmungen des § 5 des Konsulargesetzes, wonach der Hilfeleistungsempfnger zum Ersatz der Auslagen verpflichtet ist.
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Disziplinarbuch
Einrichtung und Führung des Disziplinarbuchs ZDv 14/3
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A. Disziplinarbücher I. Zweck des Disziplinarbuchs 1. Über förmliche Anerkennungen sowie über einfache oder gerichtliche Disziplinarmaßnahmen und strafgerichtliche Strafen wird für Soldaten ein Disziplinarbuch geführt (§ 7 der Wehrdisziplinarordnung − WDO 1). 2. Das Disziplinarbuch soll den höheren Disziplinarvorgesetzten die Dienstaufsicht über die Ausübung der Disziplinarbefugnis erleichtern. Es dient gleichzeitig als Grundlage für die Tilgung von einfachen Disziplinarmaßnahmen, Kürzung der Dienstbezüge und Beförderungsverbot. II. Führung des Disziplinarbuchs 1. Der nächste Disziplinarvorgesetzte hat ein Disziplinarbuch für die ihm truppendienstlich unterstellten Soldaten anzulegen. Er ist für die Führung des Disziplinarbuches verantwortlich. Das Disziplinarbuch ist unter Verschluss aufzubewahren. 2. Der Disziplinarvorgesetzte kann die Bearbeitung des Disziplinarbuchs einem Offizier oder einem Unteroffizier mit Portepee übertragen. 3. Das Disziplinarbuch des Bundesministeriums der Verteidigung wird bei der Abteilung PSZ geführt. III. Gliederung des Disziplinarbuchs 1. Das Disziplinarbuch gliedert sich in drei Teile. 2. Teil I besteht aus Karteiblättern, auf die förmliche Anerkennungen, einfache und gerichtliche Disziplinarmaßnahmen sowie strafgerichtliche Strafen einzutragen sind. 3. Teil II ist eine Sammlung der förmlichen Anerkennungen. 4. Teil III ist eine Sammlung der einfachen Disziplinarmaßnahmen. 1
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5. Das Disziplinarbuch ist als Ordner anzulegen, der die Aufschrift „Disziplinarbuch“ trgt. Das Disziplinarbuch beginnt mit einer Titelseite (Anhang, Anlage 10 1). 6. Die in Teil I–III aufzunehmenden Vorgnge sind nach den Namen der Soldaten alphabetisch abzuheften. 7. Dem Teil I ist ein Nachweis ber die jeweilige Zahl der Karteibltter vorzuheften.
B. Eintragungspflichtige Entscheidungen und Maßnahmen IV. 1. Der Eintragung unterliegen unanfechtbare oder bestands-/ rechtskrftige – fçrmliche Anerkennungen (§ 11 WDO), – einfache Disziplinarmaßnahmen (§ 22 WDO), – gerichtliche Disziplinarmaßnahmen (§ 58 WDO) und – strafgerichtliche Strafen. 2. Strafgerichtliche Strafen nach Absatz 1 sind Strafen, auf die ein Strafgericht erkannt hat und die auf Freiheitsentziehung oder Geldstrafe lauten. Dem stehen rechtskrftige Strafbefehle gleich. 3. Strafgerichtliche Strafen auslndischer Gerichte sind nur dann einzutragen, wenn die abgeurteilte Tat auch nach deutschem Strafrecht eine Straftat darstellt. 4. Strafgerichtliche Strafen wegen einer Tat, die vor Beginn des Wehrdienstverhltnisses begangen worden ist, sind nicht einzutragen. 5. Verwarnung mit Strafvorbehalt (§ 59 des Strafgesetzbuches – StGB), Schuldausspruch unter Absehung von einer Strafe (§ 60 StGB) sowie gebhrenpflichtige Verwarnungen und Geldbußen, die nach dem Gesetz ber Ordnungswidrigkeiten festgesetzt worden sind, unterliegen nicht der Eintragung. Entsprechendes gilt fr die Erziehungsmaßregeln der Erteilung von Weisungen und der Hilfe zur Erziehung sowie die Zuchtmittel der Verwarnung, der Erteilung von Auflagen und des Jugendarrestes nach dem Jugendgerichtsgesetz. 6. Ausknfte des Kraftfahrt-Bundesamtes aus dem Verkehrszentralregister sind nicht einzutragen. 1
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Disziplinarbuch C. Fhrung des Disziplinarbuchs V. Teil I des Disziplinarbuchs
Fçrmliche Anerkennungen, einfache und gerichtliche Disziplinarmaßnahmen sowie strafgerichtliche Strafen sind in ein Karteiblatt (Anhang, Anlage 11/1, 11/2 1) einzutragen. VI. Eintragung strafgerichtlicher Strafen Als Grundlage fr die Eintragung strafgerichtlicher Strafen dienen die Mitteilungen der Justizbehçrden in Strafsachen. Zu besonderen Nachforschungen ist der Disziplinarvorgesetzte nicht verpflichtet. VII. Teil II des Disziplinarbuchs 1. In Teil II sind die fçrmlichen Anerkennungen aufzunehmen, die der nchste oder ein hçherer Disziplinarvorgesetzter erteilt hat. 2. Hat ein hçherer Disziplinarvorgesetzter eine fçrmliche Anerkennung erteilt, bersendet er die fr das Disziplinarbuch bestimmte Verfgung dem nchsten Disziplinarvorgesetzten des Soldaten. VIII. Rcknahme einer fçrmlichen Anerkennung Die unanfechtbare Rcknahme einer fçrmlichen Anerkennung (§ 14 WDO) ist dem nchsten Disziplinarvorgesetzten des Soldaten mitzuteilen. IX. Teil III des Disziplinarbuchs 1. In Teil III sind alle einfachen Disziplinarmaßnahmen aufzunehmen, die der nchste oder ein anderer Disziplinarvorgesetzter verhngt hat. 2. Hat ein anderer Disziplinarvorgesetzter eine einfache Disziplinarmaßnahme verhngt, bersendet er die fr das Disziplinarbuch bestimmte Verfgung dem nchsten Disziplinarvorgesetzten des Soldaten. 3. Einfache Disziplinarmaßnahmen, die nach § 40 Abs. 4 WDO oder in einem gerichtlichen Disziplinarverfahren von einem Wehrdienstgericht verhngt worden sind, sind nur in Teil I einzutragen. 1
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X. nderung oder Aufhebung einer Disziplinarmaßnahme 1. Wird eine einfache Disziplinarmaßnahme im Beschwerdeverfahren gendert, ist dies auf der fr das Disziplinarbuch bestimmten Verfgung sowie auf den Ausfertigungen fr die Personalunterlagen und fr den Rechtsberater unter genauer Bezeichnung der ndernden Entscheidung zu vermerken. Ist der Tatbestand der Disziplinarverfgung gendert worden, ist dies durch den Zusatz „(Tatbestand gendert)“ kenntlich zu machen. 2. Wird eine einfache Disziplinarmaßnahme in einem Antragsverfahren nach § 44 WDO herabgesetzt, ist dies auf der Verfgung in Teil III zu vermerken; die Eintragung in Teil I ist zu berichtigen. 3. Wird eine einfache Disziplinarmaßnahme in einem Antragsverfahren nach §§ 43, 44 oder § 128 WDO oder in einem gerichtlichen Disziplinarverfahren nach § 96 WDO aufgehoben, ist die Verfgung aus Teil III zu entfernen und zu vernichten. Die Eintragung in Teil I ist zu tilgen. 4. Wird eine einfache Disziplinarmaßnahme im Wege der Dienstaufsicht (§ 46 WDO) aufgehoben, ist die Verfgung aus Teil III zu entfernen und zu vernichten. Die Eintragung in Teil I ist zu tilgen. 5. Wird eine Krzung der Dienstbezge im Antragsverfahren nach § 128 WDO aufgehoben, ist die Eintragung in Teil I zu tilgen. XI. Versetzung, Kommandierung, Entlassung 1. Wird ein Soldat versetzt, sind die ihn betreffenden Vorgnge aus Teil II und III zu entfernen und zu vernichten. Das Karteiblatt aus Teil I ist mit den Personalunterlagen der neuen Dienststelle zu bersenden. Der nchste Disziplinarvorgesetzte der neuen Dienststelle hat das Karteiblatt in sein Disziplinarbuch aufzunehmen. 2. Wird ein Soldat kommandiert und werden seine Personalunterlagen an die neue Dienststelle abgegeben, ist das Karteiblatt aus Teil I mit den Personalunterlagen an die neue Dienststelle zu bersenden. Nach Ende der Kommandierung hat diese das Karteiblatt aus Teil I mit den Personalunterlagen an die frhere Dienststelle zurckzusenden und die den Soldaten betreffenden Vorgnge aus Teil II und III zu entfernen und zu vernichten. 3. Bei kurzfristigen Kommandierungen, bei denen die Personalunterlagen nicht abgegeben werden, ist bei Ende der Kommandierung ein bei der neuen Dienststelle angelegtes Karteiblatt aus Teil I an die frhere Dienststelle zu bersenden; Vorgnge aus Teil II und III sind zu entfernen und zu vernichten. 403
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4. Scheidet ein Soldat aus der Bundeswehr aus, ist das Karteiblatt aus Teil I zu den Personalunterlagen zu nehmen. Die Vorgnge aus Teil II und III sind zu entfernen und zu vernichten.
D. Tilgung XII. Zustndigkeit 1. Zustndig fr die Tilgung sind a) fr Soldaten der nchste Disziplinarvorgesetzte; b) fr ausgeschiedene Soldaten, die Angehçrige der Reserve sind, – die Kreiswehrersatzmter, soweit ihnen die Fhrung der Personalunterlagen bertragen ist, – die personalbearbeitenden Stellen in allen brigen Fllen. 2. Bis zum 1. Mrz jeden Jahres ist zu berprfen, ob Eintragungen im Disziplinarbuch tilgungsreif geworden sind. 3. Werden frhere Soldaten wieder verwendet, hat der nchste Disziplinarvorgesetzte den Teil I des Disziplinarbuches unverzglich zu berprfen. XIII. Tilgung von fçrmlichen Anerkennungen und Disziplinarmaßnahmen 1. Fçrmliche Anerkennungen sind zu tilgen, wenn sie unanfechtbar zurckgenommen worden sind. Im brigen ist jede nicht zurckgenommene fçrmliche Anerkennung drei Jahre nach ihrer Erteilung aus Teil II zu entfernen und zu vernichten. Die Eintragung in Teil I sowie die in den Personalunterlagen befindliche Ausfertigung bleiben unberhrt. 2. Eine einfache Disziplinarmaßnahme ist nach drei Jahren zu tilgen. Eine Krzung der Dienstbezge ist nach fnf Jahren und ein Befçrderungsverbot nach sieben Jahren zu tilgen. 3. Die Frist beginnt bei einfachen Disziplinarmaßnahmen, die der Disziplinarvorgesetzte oder ein Wehrdienstgericht im Verfahren nach § 40 Abs. 4 WDO verhngt hat, mit dem Tag, an dem die Disziplinarmaßnahme verhngt wird. Wird die einfache Disziplinarmaßnahme nachtrglich gendert oder wird sie aufgehoben und wegen derselben Tat eine neue einfache Disziplinarmaßnahme verhngt, rechnet die Frist vom Tage der ersten Verhngung an. 4. Fr Krzungen der Dienstbezge, Befçrderungsverbot und fr einfache Disziplinarmaßnahmen, die ein Wehrdienstgericht verhngt hat, beginnt die Frist mit der Verkndung des ersten Urteils. 404
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XIV. Unterbrechung der Tilgungsfrist 1. Wird der Soldat whrend der Frist wegen einer anderen Tat, die er whrend des Wehrdienstverhltnisses begangen hat, zu einer strafgerichtlichen Strafe oder zu einer gerichtlichen Disziplinarmaßnahme rechtskrftig verurteilt oder wird gegen ihn eine einfache Disziplinarmaßnahme unanfechtbar verhngt, beginnt die Frist mit dem Tage der Verkndung des ersten Urteils oder mit dem Tage der Verhngung erneut zu laufen. Der Eintritt der Rechtskraft oder der Unanfechtbarkeit nach § 8 Abs. 2 Satz 3 WDO ist lediglich Unterbrechungsvoraussetzung. 2. Bis zum Eintritt der Rechtskraft oder der Unanfechtbarkeit tilgungsreif gewordene Disziplinarmaßnahmen sind zu tilgen. 3. Wird eine Entscheidung, die die Frist unterbrochen hat, nachtrglich aufgehoben, ist die Eintragung zu tilgen; die Tilgungsfristen sind so zu berechnen, als wre die Entscheidung nicht ergangen. XV. Verlngerung der Tilgungsfristen 1. Ist bei einer Krzung der Dienstbezge nach fnf Jahren die Vollstreckung noch nicht beendet, verlngert sich die Tilgungsfrist bis zum Ende der Vollstreckung. 2. Einfache Disziplinarmaßnahmen, die nach einer Krzung der Dienstbezge verhngt werden, sind erst zu tilgen, wenn die Krzung der Dienstbezge oder das Befçrderungsverbot getilgt werden darf. XVI. Tilgung von strafgerichtlichen Strafen 1. Fr die Zwecke des Disziplinarbuchs sind die in Teil I eingetragenen strafgerichtlichen Strafen nach Maßgabe des § 8 Abs. 4 WDO zu tilgen. 2. Die Frist beginnt mit der Verkndung des ersten Urteils, bei Strafbefehlen oder Strafverfgungen mit dem Tag der Unterzeichnung durch den Richter. XVII. Form der Tilgung 1. Ist in Teil I eine Eintragung zu tilgen, ist das Karteiblatt zu entfernen und zu vernichten. Noch nicht tilgungsreife Eintragungen sind auf ein neues Karteiblatt nach dem Muster der Anlage 5 1 zu bertragen. 2. Ist durch die Tilgung einer strafgerichtlichen Strafe zwischen zwei aufeinanderfolgenden Eintragungen ein zeitlicher Abstand 1
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der Verhngungs- bzw. Verkndungsdaten von mehr als drei Jahren entstanden, ist die Tilgungsfrist der frheren Maßnahme auf gleicher Hçhe in der rechten Spalte (Ende nach Unterbrechung) des neuen Karteiblattes einzutragen. Dies verdeutlicht, dass die Eintragung noch nicht tilgungsreif und die Tilgung nicht durch ein Versehen unterblieben ist. 3. Sonstige Sachvorgnge (z. B. Vernehmungsniederschriften, Vermerke), die sich auf die getilgte fçrmliche Anerkennung, die getilgte Disziplinarmaßnahme oder strafgerichtliche Strafe beziehen, sind ebenfalls zu vernichten. 4. Vorgnge, die zu tilgen sind, sind auch aus den Personalunterlagen zu entfernen und zu vernichten. XVIII. Mitteilung ber die Tilgung ber die Tilgung hat der Disziplinarvorgesetzte die personalbearbeitende Stelle unverzglich zu unterrichten. XIX. Tilgung durch andere Disziplinarvorgesetzte Ist eine fçrmliche Anerkennung oder eine einfache Disziplinarmaßnahme von einem anderen als dem nchsten Disziplinarvorgesetzten erteilt oder verhngt worden, hat dieser alle sich darauf beziehenden Vorgnge nach drei Jahren zu vernichten.
E. Form der Eintragung, Ausknfte XX. Eintragung 1. Eintragungen sowie Nachtrge und nderungen im Disziplinarbuch sind unter Angabe des Dienstgrades, der Dienststellung und des Zeitpunktes der Eintragung zu unterschreiben. 2. Disziplinarbcher sind çffentliche Urkunden. Falschbeurkundungen oder Urkundenflschungen in einem Disziplinarbuch sind strafbar. XXI. Ausknfte Die Erteilung von Ausknften ber fçrmliche Anerkennungen, einfache Disziplinarmaßnahmen und im Disziplinarbuch eingetragene gerichtliche Strafen richtet sich nach B 114 „Ausknfte ber Disziplinarmaßnahmen“ 1. 1
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F. Dienstaufsicht XXII. Dienstaufsicht 1. Die nchsthçheren Disziplinarvorgesetzten haben die Disziplinarbcher der ihnen unterstellten Disziplinarvorgesetzten mindestens einmal im Kalenderjahr zu prfen. Disziplinarbcher, die vom Regimentskommandeur oder einem Offizier in einer entsprechenden oder vergleichbaren Dienststellung an aufwrts gefhrt werden, brauchen nicht geprft zu werden. Die Prfung der Disziplinarbcher durch die hçheren Disziplinarvorgesetzten im Rahmen ihrer Dienstaufsicht bleibt unberhrt. 2. Jede Prfung des Disziplinarbuches sowie Beanstandungen und Belehrungen sind aktenkundig zu machen; diese Vorgnge sind beim nchsten Disziplinarvorgesetzten gesondert aufzubewahren.
G. berleitungsvorschriften XXIII. berleitungsvorschriften 1. Eine einfache Disziplinarmaßnahme, die vor dem 1. Januar 2002 gegen einen Soldaten verhngt wurde, der aufgrund der Wehrpflicht Wehrdienst leistet, ist nach einem Jahr zu tilgen. 2. Ein Befçrderungsverbot, das vor dem 1. Januar 2002 verhngt wurde, ist nach sieben Jahren zu tilgen. Hat sich diese Tilgung auf die Berechnung weiterer Tilgungsfristen ausgewirkt, sind diese Fristen erneut zu berecnen.
H. Klrung von Zweifelsfragen XXIV. Beteiligung des Rechtsberaters Bei Zweifelsfragen erteilt der Rechtsberater Auskunft.
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Disziplinargnadensachen
Disziplinargnadensachen Anordnung ber das Verfahren in Disziplinargnadensachen der Soldaten (DiGnAS) ZDv 14/3
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– Aus z u g – I. Zustndigkeit fr Gnadenentscheidungen (GG) 1. Nach Artikel 60 Abs. 2 des Grundgesetzes (GG) bt der Bundesprsident fr den Bund das Begnadigungsrecht im Einzelfall aus. Ihm steht daher auch das Begnadigungsrecht hinsichtlich der nach der Wehrdisziplinarordnung (WDO) verhngten Disziplinarmaßnahmen zu (§ 19 WDO). 2. Entsprechend der Ermchtigung in Artikel 60 Abs. 3 GG und § 19 Abs. 1 Satz 2 WDO hat sich der Bundesprsident die Ausbung des Begnadigungsrechts in Disziplinarsachen fr die Flle vorbehalten, in denen im Gnadenwege die Aufhebung der Entfernung aus dem Dienstverhltnis, die Beseitigung einzelner ihrer Folgen (z. B. Dienstgradverlust) sowie die Aufhebung der Aberkennung des Ruhegehalts oder die Gewhrung eines Unterhaltungsbeitrags beantragt wird. Darber hinaus hat sich der Bundesprsident die Entscheidung ber die Beseitigung der dienstoder versorgungsrechtlichen Folgen einer strafgerichtlichen Verurteilung sowie in Fllen von außerordentlicher Bedeutung vorbehalten. 3. Im brigen hat der Bundesprsident bei Disziplinargnadensachen der Soldaten die Ausbung des Begnadigungsrechts dem Bundesminister der Verteidigung bertragen. Durch Anordnung vom 5. Oktober 1965 (BGBl I S. 1573) in der Fassung der nderung vom 3. November 1970 (BGBl I S. 1513). II. Gnadenstellen 1. Die Vorbereitung von Gnadenentscheidungen obliegt den Gnadenstellen. 2. Gnadenstelle ist a) bei in gerichtlichen Disziplinarverfahren verhngten Disziplinarmaßnahmen und bei einer strafgerichtlichen Verurteilung, 408
Disziplinargnadensachen
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die den Verlust der Rechte als Berufssoldat oder Soldat auf Zeit oder den Verlust der Ansprche auf Versorgung zur Folge hat –
b)
die Wehrdisziplinaranwaltschaft der Einleitungsbehçrde, die das gerichtliche Disziplinarverfahren eingeleitet hat, oder fr die Einleitung zustndig gewesen wre,
bei außerhalb des gerichtlichen Disziplinarverfahrens verhngten einfachen Disziplinarmaßnahmen –
der Rechtsberater der Kommandobehçrde, zu deren Befehlsbereich der Soldat im Zeitpunkt der Verhngung der Disziplinarmaßnahme gehçrte,
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der Rechtsberater des Wehrbereichskommandos, in dessen Bereich die Einheit/Dienststelle des Soldaten zum Zeitpunkt der Verhngung der Disziplinarmaßnahme lag, wenn die Einheit/Dienststelle des Soldaten keiner Kommandobehçrde unterstand, der ein Rechtsberater zugeteilt war.
3. In Zweifelsfllen bestimmt das Bundesministerium der Verteidigung die zustndige Gnadenstelle. ...
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Wehrstrafgesetz
Inhaltsübersicht
Wehrstrafgesetz (WStG) Vom 24. Mai 1974 BGBl. I 1974 S. 1213 ZDv 14/2 B Kap. 6 Zuletzt geändert durch Streitkräftereserve-Neuordnungsgesetz vom 22. April 2005 BGBl. I S. 1106 (1125)
I n h a l tsü b e rsic h t Erster Teil Allgemeine Bestimmungen
§§
Geltungsbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Auslandstaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Begriffsbestimmungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anwendung des allgemeinen Strafrechts. . . . . . . . . Militärische Straftaten gegen verbündete Streitkräfte . Handeln auf Befehl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Furcht vor persönlicher Gefahr . . . . . . . . . . . . . . Selbstverschuldete Trunkenheit . . . . . . . . . . . . . . (weggefallen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Strafarrest . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Geldstrafe bei Straftaten von Soldaten. . . . . . . . . . Ersatzfreiheitsstrafe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Strafarrest statt Freiheitsstrafe . . . . . . . . . . . . . . Zusammentreffen mehrerer Straftaten . . . . . . . . . . Strafaussetzung zur Bewährung bei Freiheitsstrafe . . Strafaussetzung zur Bewährung bei Strafarrest . . . .
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Zweiter Teil Militärische Straftaten
Erster Abschnitt Straftaten gegen die Pflicht zur militärischen Dienstleistung Eigenmächtige Abwesenheit . . . . . Fahnenflucht . . . . . . . . . . . . . . Selbstverstümmelung . . . . . . . . . Dienstentziehung durch Täuschung. 410
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Wehrstrafgesetz
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Inhaltsübersicht
Zweiter Abschnitt Straftaten gegen die Pflichten der Untergebenen Ungehorsam . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gehorsamsverweigerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Leichtfertiges Nichtbefolgen eines Befehls . . . . . . . . . Verbindlichkeit des Befehls; Irrtum . . . . . . . . . . . . . . Bedrohung eines Vorgesetzten . . . . . . . . . . . . . . . . . Nötigung eines Vorgesetzten . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tätlicher Angriff gegen einen Vorgesetzten . . . . . . . . . (weggefallen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Meuterei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verabredung zur Unbotmäßigkeit . . . . . . . . . . . . . . . Taten gegen Soldaten mit höherem Dienstgrad . . . . . . .
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Dritter Abschnitt Straftaten gegen die Pflichten der Vorgesetzten Misshandlung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Entwürdigende Behandlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . Missbrauch der Befehlsbefugnis zu unzulässigen Zwecken Verleiten zu einer rechtswidrigen Tat . . . . . . . . . . . . . Erfolgloses Verleiten zu einer rechtswidrigen Tat . . . . . . Unterdrücken von Beschwerden . . . . . . . . . . . . . . . . Taten von Soldaten mit höherem Dienstgrad . . . . . . . . Beeinflussung der Rechtspflege . . . . . . . . . . . . . . . . Anmaßen von Befehlsbefugnissen . . . . . . . . . . . . . . . Missbrauch der Disziplinarbefugnis . . . . . . . . . . . . . Unterlassene Mitwirkung bei Strafverfahren . . . . . . . . Mangelhafte Dienstaufsicht . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Vierter Abschnitt Straftaten gegen andere militärische Pflichten Unwahre dienstliche Meldung . . . . . . . . . . . . . . . . . Unterlassene Meldung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wachverfehlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pflichtverletzung bei Sonderaufträgen . . . . . . . . . . . . Rechtswidriger Waffengebrauch . . . . . . . . . . . . . . . . (weggefallen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verletzung anderer Dienstpflichten . . . . . . . . . . . . . .
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Literatur-Hinweise: 1. Dau in Erbs/Kohlhaas, Strafrechtliche Nebengesetze, W 50, LoseblattKommentar, München (Beck’sche Kurz-Kommentare) 2. Schölz/Lingens, Wehrstrafgesetz, München, 4. Aufl. 2000 (Beck’sche Kurzkommentare) 3. ZDv 14/2 B Kap. 5 (Einführung in das Wehrstrafrecht)
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Wehrstrafgesetz
§1
Erster Teil Allgemeine Bestimmungen § 1 Geltungsbereich (1) Dieses Gesetz gilt für Straftaten, die Soldaten der Bundeswehr begehen. (2) Es gilt auch für Straftaten, durch die militärische Vorgesetzte, die nicht Soldaten sind, ihre Pflichten verletzen (§§ 30 bis 41). (3) Wegen Verletzung von Privatgeheimnissen (§ 203 Abs. 2, 4, 5, §§ 204, 205 des Strafgesetzbuches), wegen Verletzung des Dienstgeheimnisses (§ 353b Abs. 1 des Strafgesetzbuches) und wegen Verletzung des Post- und Fernmeldegeheimnisses (§ 354 Abs. 4 des Strafgesetzbuches) sind nach der Maßgabe des § 48 auch frühere Soldaten strafbar, soweit ihnen diese Geheimnisse während des Wehrdienstes anvertraut worden oder sonst bekannt geworden sind. (4) Wegen Anstiftung und Beihilfe zu militärischen Straftaten sowie wegen Versuchs der Beteiligung an solchen Straftaten ist nach diesem Gesetz auch strafbar, wer nicht Soldat ist. Anmerkung: 1. Das Gesetz gilt grundsätzlich für alle im Dienst stehenden Soldaten. Soldat in diesem Sinne sind die Wehrpflichtigen während der Dauer des Grundwehrdienstes, der Dauer der Wehrübungen einschließlich des Bereitschaftsdienstes und im Verteidigungsfall, außerdem die Soldaten auf Zeit und die Berufssoldaten. Wegen der in Absatz 3 genannten Straftaten gilt das Wehrstrafgesetz auch für frühere Soldaten unter den in diesem Absatz genannten Voraussetzungen. Auf „faktische’’ Soldatenverhältnisse (→ C 11k) findet das WStG keine Anwendung. 2. Wer Vorgesetzter im Sinne des WStG ist, richtet sich nach der VO über die Regelung des militärischen Vorgesetztenverhältnisses → C 02a. Militärischer Vorgesetzter ohne Soldateneigenschaft ist als Inhaber der Befehls- und Kommandogewalt über die Streitkräfte der Bundesminister der Verteidigung → Art. 65a GG (A 10). Soweit er dabei von einem oder mehreren Staatssekretären vertreten wird, sind auch diese militärische Vorgesetzte i. S. von Absatz 2. Mit der Verkündigung des Verteidigungsfalles geht die Befehls- und Kommandogewalt auf den Bundeskanzler über → Art. 115b GG (A 10). 3. 412
Zu den in Absatz 3 genannten §§ → C 25b.
Wehrstrafgesetz
§§ 1a−3
C 20
§ 1a Auslandstaten (1) Das deutsche Strafrecht gilt, unabhängig vom Recht des Tatorts, für Taten, die nach diesem Gesetz mit Strafe bedroht sind und im Ausland begangen werden, wenn der Täter 1. Soldat ist oder zu den in § 1 Abs. 2 bezeichneten Personen gehört oder 2. Deutscher ist und seine Lebensgrundlagen im räumlichen Geltungsbereich dieses Gesetzes hat. (2) Das deutsche Strafrecht gilt, unabhängig vom Recht des Tatorts, auch für Taten, die ein Soldat während eines dienstlichen Aufenthalts oder in Beziehung auf den Dienst im Ausland begeht. Literatur-Hinweis: Wentzek in NZWehrr 97, 25.
§ 2 Begriffsbestimmungen Im Sinne dieses Gesetzes ist 1. eine militärische Straftat eine Handlung, die der Zweite Teil dieses Gesetzes mit Strafe bedroht; 2. ein Befehl eine Anweisung zu einem bestimmten Verhalten, die ein militärischer Vorgesetzter (§ 1 Abs. 3 des Soldatengesetzes) einem Untergebenen schriftlich, mündlich oder in anderer Weise, allgemein oder für den Einzelfall und mit dem Anspruch auf Gehorsam erteilt; 3. eine schwerwiegende Folge eine Gefahr für die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland, die Schlagkraft der Truppe, Leib oder Leben eines Menschen oder Sachen von bedeutendem Wert, die dem Täter nicht gehören. Anmerkung: 1. Die Begriffsbestimmungen des § 2 sind zunächst für den 2. Teil des WStG von Bedeutung. Nr. 2 enthält darüber hinaus die allgemein gültige Definition des Befehls. Zur Befugnis, Dienstvorschriften und Erlasse als Befehle erlassen zu können → BVerwG, Beschluss vom 29. 06. 2006 (2 WD 2.06) und in NZWehrr 06, 247. 2. Militärische Straftaten sind allein Handlungen, die nach dem WStG mit Strafe bedroht sind, nicht aber „allgemeine’’ Straftaten nach anderen Gesetzen, selbst wenn dort die Bundeswehr genannt wird (z. B. §§ 109 bis 109h StGB → C 25b).
§ 3 Anwendung des allgemeinen Strafrechts (1) Das allgemeine Strafrecht ist anzuwenden, soweit dieses Gesetz nichts anderes bestimmt. 413
C 20
Wehrstrafgesetz
§§ 4−6
(2) Für Straftaten von Soldaten, die Jugendliche oder Heranwachsende sind, gelten besondere Vorschriften des Jugendgerichtsgesetzes. Anmerkung: Unter allgemeinem Strafrecht sind das StGB (→ C 25b), das VStGB (→ C 22) und die strafrechtlichen Nebengesetze (z. B. StVG, OWiG) zu verstehen. Sondervorschriften des Jugendgerichtsgesetzes → C 28a.
§ 4 Militärische Straftaten gegen verbündete Streitkräfte (1) Die Vorschriften dieses Gesetzes sind auch dann anzuwenden, wenn ein Soldat der Bundeswehr eine militärische Straftat gegen Streitkräfte eines verbündeten Staates oder eines ihrer Mitglieder begeht. (2) Das Gericht kann von der Strafe absehen, wenn die Wahrung der Disziplin in der Bundeswehr eine Bestrafung nicht erfordert.
§ 5 Handeln auf Befehl (1) Begeht ein Untergebener eine rechtswidrige Tat, die den Tatbestand eines Strafgesetzes verwirklicht, auf Befehl, so trifft ihn eine Schuld nur, wenn er erkennt, dass es sich um eine rechtswidrige Tat handelt oder dies nach den ihm bekannten Umständen offensichtlich ist. (2) Ist die Schuld des Untergebenen mit Rücksicht auf die besondere Lage, in der er sich bei der Ausführung des Befehls befand, gering, so kann das Gericht die Strafe nach § 49 Abs. 1 des Strafgesetzbuches mildern, bei Vergehen auch von Strafe absehen. Anmerkung: § 5 zieht die strafrechtlichen Folgerungen aus § 11 Abs. 2 SG (→ C 01).
§ 6 Furcht vor persönlicher Gefahr Furcht vor persönlicher Gefahr entschuldigt eine Tat nicht, wenn die soldatische Pflicht verlangt, die Gefahr zu bestehen. Anmerkung: Nach § 7 SG (→ C 01) ist der Soldat verpflichtet, tapfer zu sein. 414
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§§ 7−11
C 20
§ 7 Selbstverschuldete Trunkenheit (1) Selbstverschuldete Trunkenheit führt nicht zu einer Milderung der angedrohten Strafe, wenn die Tat eine militärische Straftat ist, gegen das Kriegsvölkerrecht verstößt oder in Ausübung des Dienstes begangen wird. (2) Der Trunkenheit steht ein Rausch anderer Art gleich. Anmerkung: Der Soldat, der im Rausch (bedingt durch Alkohol oder Betäubungsmittel) gegen die Bestimmungen des WStG verstößt, wird so bestraft, als hätte er die gleiche Tat nüchtern begangen. Führt der Rausch jedoch zur Schuldunfähigkeit (ab ca. 3‰) und ist die Tat in diesem Zustand begangen worden, ist eine Bestrafung nach WStG wegen § 20 StGB (→ C 25b) ausgeschlossen. Es kommt allerdings § 323a StGB in Betracht.
§ 8
(weggefallen)
§ 9 Strafarrest (1) Das Höchstmaß des Strafarrestes ist sechs Monate, das Mindestmaß zwei Wochen. (2) Der Strafarrest besteht in Freiheitsentziehung. Im Vollzug soll der Soldat, soweit tunlich, in seiner Ausbildung gefördert werden. (3) Die Vollstreckung des Strafarrestes verjährt in zwei Jahren. Anmerkung: Zum Vollzug des Strafarrestes → C 13a und C 13b.
§ 10 Geldstrafe bei Straftaten von Soldaten Bei Straftaten von Soldaten darf Geldstrafe nicht verhängt werden, wenn besondere Umstände, die in der Tat oder der Persönlichkeit des Täters liegen, die Verhängung von Freiheitsstrafe zur Wahrung der Disziplin gebieten.
§ 11 Ersatzfreiheitsstrafe Ist wegen einer Tat, die ein Soldat während der Ausübung des Dienstes oder in Beziehung auf den Dienst begangen hat, eine Geldstrafe bis zu einhundertachtzig Tagessätzen verhängt, so ist 415
C 20
Wehrstrafgesetz
§§ 12−14
die Ersatzfreiheitsstrafe Strafarrest. Einem Tagessatz entspricht ein Tag Strafarrest.
§ 12 Strafarrest statt Freiheitsstrafe Darf auf Geldstrafe nach § 10 nicht erkannt werden oder ist bei Straftaten von Soldaten die Verhängung einer Freiheitsstrafe, die nach § 47 des Strafgesetzbuches unerlässlich ist, auch zur Wahrung der Disziplin geboten, so ist, wenn eine Freiheitsstrafe von mehr als sechs Monaten nicht in Betracht kommt, auf Strafarrest zu erkennen.
§ 13 Zusammentreffen mehrerer Straftaten (1) Wäre nach den Vorschriften des Strafgesetzbuches eine Gesamtstrafe von mehr als sechs Monaten Strafarrest zu bilden, so wird statt auf Strafarrest auf Freiheitsstrafe erkannt. Die Gesamtstrafe darf zwei Jahre nicht übersteigen. (2) Trifft zeitige Freiheitsstrafe mit Strafarrest zusammen, so ist die Gesamtstrafe durch Erhöhung der Freiheitsstrafe zu bilden. Jedoch ist auf Freiheitsstrafe und Strafarrest gesondert zu erkennen, wenn die Voraussetzungen für die Aussetzung der Vollstreckung des Strafarrestes nicht vorliegen, die Vollstreckung der Gesamtstrafe aber zur Bewährung ausgesetzt werden müsste. In diesem Fall sind beide Strafen so zu kürzen, dass ihre Summe die Dauer der sonst zu bildenden Gesamtstrafe nicht überschreitet. (3) Die Absätze 1 und 2 sind auch anzuwenden, wenn nach den allgemeinen Vorschriften eine Gesamtstrafe nachträglich zu bilden ist.
§ 14 Strafaussetzung zur Bewährung bei Freiheitsstrafe (1) Bei der Verurteilung zu Freiheitsstrafe von mindestens sechs Monaten wird die Vollstreckung nicht ausgesetzt, wenn die Wahrung der Disziplin sie gebietet. (2) Bewährungsauflagen und Weisungen (§§ 56b bis 56d des Strafgesetzbuches) sollen die Besonderheiten des Wehrdienstes berücksichtigen. (3) Für die Dauer des Wehrdienstverhältnisses kann ein Soldat als ehrenamtlicher Bewährungshelfer (§ 56d des Strafgesetzbuches) bestellt werden. Er untersteht bei der Überwachung des Verurteilten nicht den Anweisungen des Gerichts. (4) Von der Überwachung durch einen Bewährungshelfer, der nicht Soldat ist, sind für die Dauer des Wehrdienstverhältnisses Angele416
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§§ 14a−15
C 20
genheiten ausgeschlossen, für welche die militärischen Vorgesetzten des Verurteilten zu sorgen haben. Maßnahmen des Disziplinarvorgesetzten haben den Vorrang.
§ 14a Strafaussetzung zur Bewährung bei Strafarrest (1) Das Gericht setzt die Vollstreckung des Strafarrestes unter den Voraussetzungen des § 56 Abs. 1 Satz 1 des Strafgesetzbuches zur Bewährung aus, wenn nicht die Wahrung der Disziplin die Vollstreckung gebietet. § 56 Abs. 1 Satz 2, Abs. 4, die §§ 56a bis 56c, 56e bis 56g und 58 des Strafgesetzbuches gelten entsprechend. (2) Das Gericht kann die Vollstreckung des Restes eines Strafarrestes unter den Voraussetzungen des § 57 Abs. 1 Satz 1 des Strafgesetzbuches zur Bewährung aussetzen. § 57 Abs. 1 Satz 2, Abs. 4 und die §§ 56a bis 56c, 56e bis 56g des Strafgesetzbuches gelten entsprechend. (3) Bewährungsauflagen und Weisungen (§§ 56b und 56c des Strafgesetzbuches) sollen die Besonderheiten des Wehrdienstes berücksichtigen.
Zweiter Teil Militärische Straftaten Erster Abschnitt Straftaten gegen die Pflicht zur militärischen Dienstleistung
§ 15 Eigenmächtige Abwesenheit (1) Wer eigenmächtig seine Truppe oder Dienststelle verlässt oder ihr fernbleibt und vorsätzlich oder fahrlässig länger als drei volle Kalendertage abwesend ist, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren bestraft. (2) Ebenso wird bestraft, wer außerhalb des räumlichen Geltungsbereichs dieses Gesetzes von seiner Truppe oder Dienststelle abgekommen ist und es vorsätzlich oder fahrlässig unterlässt, sich bei ihr, einer anderen Truppe oder Dienststelle der Bundeswehr oder einer Behörde der Bundesrepublik Deutschland innerhalb von drei vollen Kalendertagen zu melden. Anmerkung: Folgende Fälle sind denkbar: 1. Ein Grundwehrdienstleistender/Wehrübender verlässt seine Truppe, hat aber nicht die Absicht, sich für dauernd dem Wehrdienst zu entziehen (sonst § 16), 417
C 20 2. 3.
Wehrstrafgesetz
§ 16
ein Soldat auf Zeit oder Berufssoldat verlässt eigenmächtig, ohne ordnungsgemäß entlassen zu sein, seine Truppe, ein Soldat ist im Ausland von seiner Truppe abgekommen und bemüht sich nicht, sie wieder zu erreichen.
Ein voller Kalendertag reicht von 0 bis 24 Uhr, also nicht beliebig 24 Stunden in Folge. Nach dem klaren Wortlaut des Gesetzes (,,Kalendertage’’) kommt es für die Berechnung der drei Tage nicht darauf an, ob an einem oder mehreren dienstfrei ist oder nicht. Außerdem ist hier der sog. ,,Einrahmungsfall’’ zu berücksichtigen: Ein Einrahmungsfall liegt vor, wenn allgemein dienstfreie Tage (Samstage, Sonntage, Feiertage, allgemein dienstfreie Tage ohne das Vorliegen von Einzelgenehmigungen) von Fehlzeiten eingerahmt sind. Fehlzeit i. d. Sinne ist jede Zeit (also nicht zwingend ein voller Kalendertag), an der ohne Genehmigung Abwesenheit vorliegt. Fehlzeiten müssen demnach vor und nach den dienstfreien Tagen liegen, um einen Einrahmungsfall zu begründen. Liegt ein Einrahmungsfall vor, so zählen auch die allgemein dienstfreien Tage als Tage der eigenmächtigen Abwesenheit. Maßnahmen des Disziplinarvorgesetzten → C 17.
§ 16 Fahnenflucht (1) Wer eigenmächtig seine Truppe oder Dienststelle verlässt oder ihr fernbleibt, um sich der Verpflichtung zum Wehrdienst dauernd oder für die Zeit eines bewaffneten Einsatzes zu entziehen oder die Beendigung des Wehrdienstverhältnisses zu erreichen, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren bestraft. (2) Der Versuch ist strafbar. (3) Stellt sich der Täter innerhalb eines Monats und ist er bereit, der Verpflichtung zum Wehrdienst nachzukommen, so ist die Strafe Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren. (4) Die Vorschriften über den Versuch der Beteiligung nach § 30 Abs. 1 des Strafgesetzbuches gelten für Straftaten nach Absatz 1 entsprechend. Anmerkung: Fahnenflucht liegt nur vor, wenn der Soldat die Absicht hat, dem Wehrdienst dauernd, d. h. für immer oder für die Zeit eines bestimmten bewaffneten Einsatzes, fernzubleiben. Maßnahmen des Disziplinarvorgesetzten → C 17. 418
Wehrstrafgesetz
§§ 17−19
C 20
§ 17 Selbstverstümmelung (1) Wer sich oder einen anderen Soldaten mit dessen Einwilligung durch Verstümmelung oder auf andere Weise zum Wehrdienst untauglich macht oder machen lässt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren bestraft. Dies gilt auch dann, wenn der Täter die Untauglichkeit nur für gewisse Zeit oder teilweise herbeiführt. (2) Der Versuch ist strafbar.
§ 18 Dienstentziehung durch Täuschung (1) Wer sich oder einen anderen Soldaten durch arglistige, auf Täuschung berechnete Machenschaften dem Wehrdienst dauernd oder für gewisse Zeit, ganz oder teilweise entzieht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren bestraft. (2) Der Versuch ist strafbar. Zweiter Abschnitt Straftaten gegen die Pflichten der Untergebenen
§ 19 Ungehorsam (1) Wer einen Befehl nicht befolgt und dadurch wenigstens fahrlässig eine schwerwiegende Folge (§ 2 Nr. 3) verursacht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren bestraft. (2) Der Versuch ist strafbar. (3) In besonders schweren Fällen ist die Strafe Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren. Ein besonders schwerer Fall liegt in der Regel vor, wenn der Täter durch die Tat 1. wenigstens fahrlässig die Gefahr eines schweren Nachteils für die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland oder die Schlagkraft der Truppe oder 2. fahrlässig den Tod oder eine schwere Körperverletzung eines anderen (§ 226 des Strafgesetzbuches) verursacht. (4) Die Vorschriften über den Versuch der Beteiligung nach § 30 Abs. 1 des Strafgesetzbuches gelten für Straftaten nach Absatz 1 entsprechend. Anmerkung: Der einfache vorsätzliche Ungehorsam ist nur strafbar, wenn er eine der in § 2 Nr. 3 bezeichneten schwerwiegenden Folgen herbei419
C 20
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§§ 20−22
führt. In den übrigen Fällen wird ein Verstoß gegen die Gehorsampflicht nach der WDO (→ C 10) geahndet.
§ 20 Gehorsamsverweigerung (1) Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren wird bestraft, 1. wer die Befolgung eines Befehls dadurch verweigert, dass er sich mit Wort oder Tat gegen ihn auflehnt, oder 2. wer darauf beharrt, einen Befehl nicht zu befolgen, nachdem dieser wiederholt worden ist. (2) Verweigert der Täter in den Fällen des Absatzes 1 Nr. 1 den Gehorsam gegenüber einem Befehl, der nicht sofort auszuführen ist, befolgt er ihn aber rechtzeitig und freiwillig, so kann das Gericht von Strafe absehen.
§ 21 Leichtfertiges Nichtbefolgen eines Befehls Wer leichtfertig einen Befehl nicht befolgt und dadurch wenigstens fahrlässig eine schwerwiegende Folge (§ 2 Nr. 3) verursacht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren bestraft.
§ 22 Verbindlichkeit des Befehls; Irrtum (1) In den Fällen der §§ 19 bis 21 handelt der Untergebene nicht rechtswidrig, wenn der Befehl nicht verbindlich ist, insbesondere wenn er nicht zu dienstlichen Zwecken erteilt ist oder die Menschenwürde verletzt oder wenn durch das Befolgen eine Straftat begangen würde. Dies gilt auch, wenn der Untergebene irrig annimmt, der Befehl sei verbindlich. (2) Befolgt ein Untergebener einen Befehl nicht, weil er irrig annimmt, dass durch die Ausführung eine Straftat begangen würde, so ist er nach den §§ 19 bis 21 nicht strafbar, wenn er den Irrtum nicht vermeiden konnte. (3) Nimmt ein Untergebener irrig an, dass ein Befehl aus anderen Gründen nicht verbindlich ist, und befolgt er ihn deshalb nicht, so ist er nach den §§ 19 bis 21 nicht strafbar, wenn er den Irrtum nicht vermeiden konnte und ihm nach den ihm bekannten Umständen auch nicht zuzumuten war, sich mit Rechtsbehelfen gegen den vermeintlich nicht verbindlichen Befehl zu wehren; war ihm dies zuzumuten, so kann das Gericht von einer Bestrafung nach den §§ 19 bis 21 absehen. Anmerkung: 1. § 22 zieht die strafrechtlichen Folgerungen aus den Bestimmungen des § 11 SG (→ C 01). 420
Wehrstrafgesetz
§§ 23−24
C 20
2. Die Verstöße gegen die §§ 19 bis 21 sind nur strafbar, wenn es sich um verbindliche Befehle gehandelt hat. Ob der Befehl verbindlich war oder nicht, muss objektiv, unabhängig von der Meinung des Befehlenden oder des Gehorchenden, entschieden werden. 3. Nahm der Soldat an, dass mit der Ausführung des Befehls eine Straftat begangen würde, ohne dass dies tatsächlich der Fall war und befolgte er deshalb den Befehl nicht, so muss geprüft werden, ob ihm der Irrtum vorzuwerfen ist, d. h. ob er den Irrtum selbst verschuldet hat, oder ob er als vernünftig und gerecht denkender Soldat dieser Meinung sein konnte. Ist dies der Fall, so darf er strafrechtlich und disziplinarrechtlich nicht bestraft werden. 4. Befehle, die nach § 11 Abs. 1 SG unverbindlich sind, kann der Soldat befolgen, er braucht dies aber nicht. Hat er irrtümlich angenommen, dass ein solcher Befehl vorliegt, so gilt das unter 3. Gesagte mit dem Unterschied, dass er, wenn auch milder, bestraft wird.
§ 23 Bedrohung eines Vorgesetzten Wer im Dienst oder in Beziehung auf eine Diensthandlung einen Vorgesetzten mit der Begehung einer Straftat bedroht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren bestraft.
§ 24 Nötigung eines Vorgesetzten (1) Wer es unternimmt, durch Gewalt oder Drohung einen Vorgesetzten zu nötigen, eine Diensthandlung vorzunehmen oder zu unterlassen, wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu drei Jahren bestraft. (2) Ebenso wird bestraft, wer die Tat gegen einen Soldaten begeht, der zur Unterstützung des Vorgesetzten zugezogen worden ist. (3) In minder schweren Fällen ist die Strafe Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren. (4) In besonders schweren Fällen ist die Strafe Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren. Ein besonders schwerer Fall liegt in der Regel vor, wenn der Täter durch die Tat eine schwerwiegende Folge (§ 2 Nr. 3) herbeiführt. Anmerkung: 1. Die Nötigung kann durch körperliche Gewalt oder durch Drohung erfolgen. Die G e walt muss sich nicht auf den Genötigten, sie kann sich auch auf dritte Personen, z. B. dessen Kind richten. 421
C 20
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§§ 25−28
Die Mittel der D ro h u n g sind nicht angeführt. Es genügt jedes Mittel, das geeignet ist, den Vorgesetzten zu dem bezweckten Verhalten auf unrechtmäßige Weise zu veranlassen. Keine Drohung z. B. ist die Ankündigung einer rechtmäßigen Beschwerde oder Meldung. 2. Die Gewalt oder Drohung muss den Zwe c k haben, den Vorgesetzten zu einer Diensthandlung zu zwingen oder ihn zu zwingen, eine Diensthandlung nicht vorzunehmen.
§ 25 Tätlicher Angriff gegen einen Vorgesetzten (1) Wer es unternimmt, gegen einen Vorgesetzten tätlich zu werden, wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu drei Jahren bestraft. (2) In minder schweren Fällen ist die Strafe Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren. (3) In besonders schweren Fällen ist die Strafe Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren. Ein besonders schwerer Fall liegt in der Regel vor, wenn der Täter durch die Tat eine schwerwiegende Folge (§ 2 Nr. 3) herbeiführt.
§ 26
(weggefallen)
§ 27 Meuterei (1) Wenn Soldaten sich zusammenrotten und mit vereinten Kräften eine Gehorsamsverweigerung (§ 20), ein Bedrohung (§ 23), eine Nötigung (§ 24) oder einen tätlichen Angriff (§ 25) begehen, so wird jeder, der sich an der Zusammenrottung beteiligt, mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren bestraft. (2) Der Versuch ist strafbar. (3) In besonders schweren Fällen ist die Strafe Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren. Ein besonders schwerer Fall liegt vor, wenn der Täter Rädelsführer ist oder durch die Tat eine schwerwiegende Folge (§ 2 Nr. 3) herbeiführt. (4) Wer sich nur an der Zusammenrottung beteiligt, jedoch freiwillig zur Ordnung zurückkehrt, bevor eine der in Absatz 1 bezeichneten Taten begangen wird, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren bestraft.
§ 28 Verabredung zur Unbotmäßigkeit (1) Verabreden Soldaten, gemeinschaftlich eine Gehorsamsverweigerung (§ 20), eine Bedrohung (§ 23), eine Nötigung (§ 24), einen 422
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§§ 29−30
C 20
tätlichen Angriff (§ 25) oder eine Meuterei (§ 27) zu begehen, so werden sie nach den Vorschriften bestraft, die für die Begehung der Tat gelten. In den Fällen des § 27 kann die Strafe nach § 49 Abs. 1 des Strafgesetzbuches gemildert werden. (2) Nach Absatz 1 wird nicht bestraft, wer nach der Verabredung freiwillig die Tat verhindert. Unterbleibt sie ohne sein Zutun oder wird sie unabhängig von seinem früheren Verhalten begangen, so genügt zu seiner Straflosigkeit sein freiwilliges und ernsthaftes Bemühen, die Tat zu verhindern. Anmerkung: Im Gegensatz zu § 27, bei dem die Zusammenrottung äußerlich in Erscheinung getreten sein muss, genügt hier die bloße Verabredung, ohne dass es zu einer Zusammenrottung oder zum Beginn der verabredeten Straftaten gekommen ist.
§ 29 Taten gegen Soldaten mit höherem Dienstgrad (1) Die §§ 23 bis 28 gelten entsprechend, wenn die Tat gegen einen Soldaten begangen wird, der zur Zeit der Tat nicht Vorgesetzter des Täters, aber 1. Offizier oder Unteroffizier ist und einen höheren Dienstgrad als der Täter hat oder 2. im Dienst dessen Vorgesetzter ist, und der Täter oder der andere zur Zeit der Tat im Dienst ist oder die Tat sich auf eine Diensthandlung bezieht. (2) In den Fällen des Absatzes 1 Nr. 1 ist § 4 nicht anzuwenden. Dritter Abschnitt Straftaten gegen die Pflichten der Vorgesetzten Vorbemerkung: Vorgesetzte im Sinne der §§ 30 bis 41 sind alle militärischen Vorgesetzten nach der VorgV (→ C 02a) ohne Rücksicht darauf, welchen Dienstgrad sie haben. Der Kreis dieser Vorgesetzten ist durch § 36 wesentlich erweitert.
§ 30 Misshandlung (1) Wer einen Untergebenen körperlich misshandelt oder an der Gesundheit beschädigt, wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren bestraft. 423
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Wehrstrafgesetz
§ 31
(2) Ebenso wird bestraft, wer es fördert oder pflichtwidrig duldet, dass ein Untergebener die Tat gegen einen anderen Soldaten begeht. (3) In minder schweren Fällen ist die Strafe Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren. (4) In besonders schweren Fällen ist die Strafe Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren. Ein besonders schwerer Fall liegt vor, wenn der Täter sein Verhalten beharrlich wiederholt. Anmerkung: 1. Körperliche Misshandlung setzt eine unmittelbare Einwirkung auf den Untergebenen voraus, z. B. Schlagen. Die gesundheitliche Beschädigung kann auch durch Befehl oder auf sonstige Weise erfolgen. 2. Der selbst vorgenommenen Misshandlung steht es gleich, wenn ein Vorgesetzter zulässt, dass ihm unterstellte Vorgesetzte ihre Untergebenen misshandeln.
§ 31 Entwürdigende Behandlung (1) Wer einen Untergebenen entwürdigend behandelt oder ihm böswillig den Dienst erschwert, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren bestraft. (2) Ebenso wird bestraft, wer es fördert oder pflichtwidrig duldet, dass ein Untergebener die Tat gegen einen anderen Soldaten begeht. (3) In besonderen schweren Fällen ist die Strafe Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren. Ein besonders schwerer Fall liegt in der Regel vor, wenn der Täter sein Verhalten beharrlich wiederholt. Anmerkung: 1. Zu unterscheiden ist a) die herabwürdigende Behandlung (Verstoß gegen die Menschenwürde) oder b) das bösartige Erschweren des Dienstes (z. B. Einteilung zum Dienst, ohne dass der Betroffene Gelegenheit erhält, nach einer bestimmten Zeit an der Verpflegung teilzunehmen). 2. Ebenso wie bei der Misshandlung (→ § 30) ist es gleichgültig, ob der Vorgesetzte die Tat selbst ausführt oder zulässt, dass Zwischenvorgesetzte die Tat begehen. 424
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§§ 32−34
C 20
§ 32 Missbrauch der Befehlsbefugnis zu unzulässigen Zwecken Wer seine Befehlsbefugnis oder Dienststellung gegenüber einem Untergebenen zu Befehlen, Forderungen oder Zumutungen missbraucht, die nicht in Beziehung zum Dienst stehen oder dienstlichen Zwecken zuwiderlaufen, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren bestraft, wenn die Tat nicht in anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist. Anmerkung: Jeder Befehl, der zu nichtdienstlichen Zwecken erteilt wird, ist grundsätzlich strafbar. Vorgesetzte, die der Bestimmung des § 10 Abs. 4 SG (→ C 01) zuwiderhandeln, sind der Gefahr einer strafrechtlichen Verfolgung ausgesetzt.
§ 33 Verleiten zu einer rechtswidrigen Tat Wer durch Missbrauch seiner Befehlsbefugnis oder Dienststellung einen Untergebenen zu einer von diesem begangenen rechtswidrigen Tat bestimmt hat, die den Tatbestand eines Strafgesetzes verwirklicht, wird nach den Vorschriften bestraft, die für die Begehung der Tat gelten. Die Strafe kann bis auf das Doppelte der sonst zulässigen Höchststrafe, jedoch nicht über das gesetzliche Höchstmaß der angedrohten Strafe hinaus erhöht werden. Anmerkung: 1. § 33 ist das Gegenstück zu § 5. Dieser regelt die Strafbarkeit des Untergebenen, § 33 die des Vorgesetzten. Voraussetzung ist, dass der Untergebene die Tat begangen hat und zu dieser Tat durch Befehl oder durch Missbrauch der Dienststellung bestimmt worden ist. 2. § 33 regelt die Fälle, in denen der Untergebene die Straftat begangen hat. Die Fälle, in denen die strafbare Handlung unterbleibt, sind in § 34 geregelt.
§ 34 Erfolgloses Verleiten zu einer rechtswidrigen Tat (1) Wer durch Missbrauch seiner Befehlsbefugnis oder Dienststellung einen Untergebenen zu bestimmen versucht, eine rechtswidrige Tat, die den Tatbestand eines Strafgesetzes verwirklicht, zu begehen oder zu ihr anzustiften, wird nach den für die Begehung der Tat geltenden Vorschriften bestraft. Jedoch kann die Strafe nach § 49 Abs. 1 des Strafgesetzbuches gemildert werden. 425
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Wehrstrafgesetz
§§ 35−36
(2) Nach Absatz 1 wird nicht bestraft, wer freiwillig den Versuch aufgibt, den Untergebenen zu bestimmen, und eine etwa bestehende Gefahr, dass der Untergebene die Tat begeht, abwendet. Unterbleibt die Tat ohne Zutun des Zurücktretenden oder wird sie unabhängig von seinem früheren Verhalten begangen, so genügt zu seiner Straflosigkeit sein freiwilliges und ernsthaftes Bemühen, die Tat zu verhindern. Anmerkung: § 34 regelt nur die Fälle, in denen es nicht zu der strafbaren Handlung des Untergebenen kommt. Hat der Untergebene die strafbare Handlung begangen, so gilt § 33.
§ 35 Unterdrücken von Beschwerden (1) Wer einen Untergebenen durch Befehle, Drohungen, Versprechungen, Geschenke oder sonst auf pflichtwidrige Weise davon abhält, Eingaben, Meldungen oder Beschwerden bei der Volksvertretung der Bundesrepublik Deutschland oder eines ihrer Länder, bei dem Wehrbeauftragten des Bundestages, bei einer Dienststelle oder bei einem Vorgesetzten anzubringen, Anzeige zu erstatten oder von einem Rechtsbehelf Gebrauch zu machen, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren bestraft. (2) Ebenso wird bestraft, wer eine solche Erklärung, zu deren Prüfung oder Weitergabe er dienstlich verpflichtet ist, unterdrückt. (3) Der Versuch ist strafbar. Anmerkung: § 2 WBO verbietet es, Soldaten zu benachteiligen, weil sie sich beschwert haben (→ C 30). § 35 WStG verbietet den Vorgesetzten darüber hinaus unter Strafandrohung, Untergebene von Beschwerden abzuhalten.
§ 36 Taten von Soldaten mit höherem Dienstgrad (1) Die §§ 30 bis 35 gelten entsprechend für Taten eines Soldaten, der zur Zeit der Tat nicht Vorgesetzter des anderen, aber 1. Offizier oder Unteroffizier ist und einen höheren Dienstgrad als der andere hat oder 2. im Dienst dessen Vorgesetzter ist und der bei der Tat seine Dienststellung missbraucht. (2) In den Fällen des Absatzes 1 Nr. 1 ist § 4 nicht anzuwenden. 426
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§§ 37−39
C 20
§ 37 Beeinflussung der Rechtspflege Wer es unternimmt, durch Missbrauch seiner Befehlsbefugnis oder Dienststellung unzulässigen Einfluss auf Soldaten zu nehmen, die als Organe der Rechtspflege tätig sind, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren bestraft, wenn die Tat nicht in anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist. Anmerkung: Zur Rechtspflege gehören u. a. die Wehrdienstgerichte (→ C 14). Beispiel: Beeinflussung von ehrenamtlichen Richtern beim Truppendienstgericht („Sehen Sie ja zu, dass der Kerl entlassen wird!’’).
§ 38 Anmaßen von Befehlsbefugnissen Wer sich Befehlsbefugnis oder Disziplinarbefugnis anmaßt oder seine Befehlsbefugnis oder Disziplinarbefugnis überschreitet, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren bestraft, wenn die Tat nicht in § 39 mit Strafe bedroht ist. Anmerkung: 1. Während § 32 die Fälle regelt, in denen Vorgesetzte ihre Befehlsbefugnis zu unzulässigen Zwecken missbrauchen, regelt § 38 die Fälle, in denen sich ein Soldat Befehlsbefugnisse oder Disziplinarbefugnis, die er nicht oder nicht in diesem Maße hat, anmaßt. 2. Die Regelung der Befehlsbefugnis findet sich in der VorgV (→ C 02a). 3. Zur Disziplinarbefugnis → § 27 ff. WDO (C 10). 4. Zum Missbrauch der Disziplinarbefugnis → § 39.
§ 39 Missbrauch der Disziplinarbefugnis Ein Disziplinarvorgesetzter, der absichtlich oder wissentlich 1. einen Untergebenen, der nach dem Gesetz nicht disziplinarrechtlich verfolgt werden darf, disziplinarrechtlich verfolgt oder auf eine solche Verfolgung hinwirkt, 2. zum Nachteil des Untergebenen eine Disziplinarmaßnahme verhängt, die nach Art oder Höhe im Gesetz nicht vorgesehen ist oder die er nicht verhängen darf, oder 3. ein Dienstvergehen mit unerlaubten Maßnahmen ahndet, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren bestraft. 427
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Wehrstrafgesetz
§§ 40−41
Anmerkung: 1. Außer nach § 39 kann sich ein Disziplinarvorgesetzter nach § 38 strafbar machen, wenn er seine Disziplinarbefugnis überschreitet (z. B. ein Kompaniechef, der gegen einen Offizier Ausgangsbeschränkung verhängt). 2. Unerlaubte Maßnahmen sind Maßnahmen, die nicht der Ausbildung oder Erziehung dienen, sondern Strafcharakter tragen. Beispiel: Kompaniechef lässt die Soldaten, die Mängel in der Formalausbildung offenbaren, über Sonntag zur Feuerwache einteilen.
§ 40 Unterlassene Mitwirkung bei Strafverfahren Wer es seiner Pflicht als Vorgesetzter zuwider unterlässt, 1. den Verdacht zu melden oder zu untersuchen, dass ein Untergebener eine rechtswidrige Tat begangen hat, die den Tatbestand eines Strafgesetzes verwirklicht, oder 2. eine solche Sache an die Strafverfolgungsbehörde abzugeben, um den Untergebenen der im Gesetz vorgesehenen Strafe oder Maßnahme (§ 11 Abs. 1 Nr. 8 des Strafgesetzbuches) zu entziehen, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren bestraft. Anmerkung: Gemäß § 33 Abs. 3 WDO (→ C 10) sind die Vorgesetzten unter den dort bezeichneten Voraussetzungen verpflichtet, bei Verdacht strafbarer Handlung die Angelegenheit an die Strafverfolgungsbehörden abzugeben (→ Abgabeerlass C 11a). Die Verletzung dieser Pflicht wie auch der allgemeinen Pflicht, solche Angelegenheiten zu untersuchen, ist strafbar, wenn dies in der Absicht geschieht, den Untergebenen vor den Folgen der Strafverfolgung zu bewahren.
§ 41 Mangelhafte Dienstaufsicht (1) Wer es unterlässt, Untergebene pflichtgemäß zu beaufsichtigen oder beaufsichtigen zu lassen, und dadurch wenigstens fahrlässig eine schwerwiegende Folge (§ 2 Nr. 3) verursacht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren bestraft. (2) Der Versuch ist strafbar. (3) Wer die Aufsichtspflicht leichtfertig verletzt und dadurch wenigstens fahrlässig eine schwerwiegende Folge verursacht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten bestraft. 428
Wehrstrafgesetz
§§ 42−43
C 20
(4) Die Absätze 1 bis 3 sind nicht anzuwenden, wenn die Tat in anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist. Anmerkung: Schuldhafte Verletzung der Dienstaufsichtspflicht (§ 10 Abs. 2 SG → C 01) ist in jedem Falle ein Dienstvergehen. Tritt zu dem Dienstvergehen eine der in § 2 Nr. 3 angeführten schwerwiegenden Folgen, so liegt eine Straftat vor. Vierter Abschnitt Straftaten gegen andere militärische Pflichten
§ 42 Unwahre dienstliche Meldung (1) Wer 1. in einer dienstlichen Meldung oder Erklärung unwahre Angaben über Tatsachen von dienstlicher Bedeutung macht, 2. eine solche Meldung weitergibt, ohne sie pflichtgemäß zu berichtigen, oder 3. eine dienstliche Meldung unrichtig übermittelt und dadurch wenigstens fahrlässig eine schwerwiegende Folge (§ 2 Nr. 3) verursacht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren bestraft. (2) Der Versuch ist strafbar. (3) Wer im Falle des Absatzes 1 leichtfertig handelt und die schwerwiegende Folge wenigstens fahrlässig verursacht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr bestraft. Anmerkung: 1. Gemäß § 13 SG (→ C 01) muss der Soldat in dienstlichen Angelegenheiten die Wahrheit sagen. Eine Meldung darf jedoch nur gefordert werden, wenn der Dienst dies rechtfertigt. 2. Die unwahre dienstliche Meldung kann von Vorgesetzten oder Untergebenen ausgehen. Sie ist strafrechtlich nur zu ahnden, wenn durch die unwahre dienstliche Meldung eine der in § 2 Nr. 3 angeführten schwerwiegenden Folgen herbeigeführt wird.
§ 43 Unterlassene Meldung (1) Wer von dem Vorhaben oder der Ausführung einer Meuterei (§ 27) oder einer Sabotage (§ 109e Abs. 1 des Strafgesetzbuches) zu 429
C 20
Wehrstrafgesetz
§ 44
einer Zeit, zu der die Ausführung oder der Erfolg noch abgewendet werden kann, glaubhaft erfährt und es unterlässt, unverzüglich Meldung zu machen, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren bestraft. (2) § 139 des Strafgesetzbuches gilt entsprechend. Anmerkung: § 43 verpflichtet jeden Soldaten, der von einer geplanten oder bereits ausgeführten Meuterei oder Sabotage erfährt, unverzüglich Meldung zu erstatten.
§ 44 Wachverfehlung (1) Wer im Wachdienst 1. als Wachvorgesetzter es unterlässt, die Wache pflichtgemäß zu beaufsichtigen, 2. pflichtwidrig seinen Postenbereich oder Streifenweg verlässt oder 3. sich außerstande setzt, seinen Dienst zu versehen, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren bestraft. (2) Ebenso wird bestraft, wer im Wachdienst in anderen als den in Absatz 1 bezeichneten Fällen Befehle nicht befolgt, die für den Wachdienst gelten, und dadurch wenigstens fahrlässig eine schwerwiegende Folge (§ 2 Nr. 3) verursacht. (3) Der Versuch ist strafbar. (4) In besonders schweren Fällen ist die Strafe Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren. § 19 Abs. 3 Satz 2 gilt entsprechend. (5) Wer in Fällen der Absätze 1 und 2 fahrlässig handelt und dadurch wenigstens fahrlässig eine schwerwiegende Folge verursacht (§ 2 Nr. 3) wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren bestraft. (6) Wird ein Befehl nicht befolgt (Absatz 2), so gelten § 22 sowie die Vorschriften über den Versuch der Beteiligung nach § 30 Abs. 1 des Strafgesetzbuches entsprechend. Anmerkung: 1. Täter können nur Soldaten sein, die sich im Wachdienst befinden (→ ZDv 10/6). Dazu ist Voraussetzung, dass die Soldaten den Wachdienst tatsächlich angetreten haben und auf ihre erhöhte Ver430
Wehrstrafgesetz
§ 45
C 20
antwortung als militärische Wache besonders hingewiesen worden sind. Dies geschieht allgemein durch die sog. Vergatterung. Entscheidend ist, dass der Soldat genau den Zeitpunkt kennt, von dem an ihm die Wachaufgaben übertragen sind. Unerheblich ist es dabei, wenn er gerade eine Wachpause hat. Von dem Zeitpunkt der Übertragung der Wachaufgaben an unterliegt er nicht nur der Strafbestimmung des § 44 WStG, die Übertragung begründet gleichzeitig das Vorgesetztenverhältnis der Soldaten im Wachdienst nach § 3 VorgV (→ C 02a) und verleiht ihnen die Befugnisse nach dem UZwGBw (→ C 70). 2. Bei den einzelnen Tatbeständen des Absatzes 1 ist Folgendes zu beachten: Ziff. 1: Wachvorgesetzte militärischer Wachen sind der Wachhabende und sein Stellvertreter, der Offizier vom Wachdienst (OvWa) und sein Stellvertreter sowie der Kasernenkommandant und dessen truppendienstliche Vorgesetzten (→ ZDv 10/6, Nr 217). Ziff. 2: Das Verlassen des Postenbereichs oder des Streifenwegs bedeutet, dass sich der Posten von dem ihm zugeteilten Ort oder Weg vorübergehend oder dauernd entfernt. Ziff. 3: Dieses Merkmal liegt vor, wenn der Soldat sich (z. B. weil er schläft, sich betrinkt oder sich durch Lesen oder Kartenspielen stark ablenken lässt) in einen Zustand versetzt, der es ihm nicht mehr ermöglicht, seinen Wachaufgaben pflichtgemäß nachzukommen. 3. Absatz 2 ahndet Verstöße von Wachsoldaten gegen Wachvorschriften (Ungehorsamsfälle), die nicht in Absatz 1 genannt sind. Hierunter fallen z. B. Befehle für die Wache über die Personenund Fahrzeugkontrolle. Strafbar sind derartige Wachverfehlungen im Gegensatz zu den in Absatz 1 genannten Fällen jedoch nur, wenn dadurch wenigstens fahrlässig eine schwerwiegende Folge i. S. des § 2 Nr. 3 verursacht wird.
§ 45 Pflichtverletzung bei Sonderaufträgen Nach § 44 Abs. 1, 3 bis 6 wird auch bestraft, wer als Führer eines Kommandos oder einer Abteilung, der einen Sonderauftrag selbstständig auszuführen hat und auf seine erhöhte Verantwortung hingewiesen ist, 1. sich außerstande setzt, den Auftrag pflichtgemäß zu erfüllen, 2. seinen Posten verlässt oder 3. Befehle nicht befolgt, die für die Ausführung des Auftrags gelten, und dadurch wenigstens fahrlässig eine schwerwiegende Folge (§ 2 Nr. 3) verursacht. 431
C 20
Wehrstrafgesetz
§§ 46−48
§ 46 Rechtswidriger Waffengebrauch Wer von der Waffe einen rechtswidrigen Gebrauch macht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr bestraft, wenn die Tat nicht in anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist.
§ 47
(weggefallen)
§ 48 Verletzung anderer Dienstpflichten (1) Für die Anwendung der Vorschriften des Strafgesetzbuches über Gefangenenbefreiung (§ 120 Abs. 2), Verletzung der Vertraulichkeit des Wortes (§ 201 Abs. 3), Verletzung von Privatgeheimnissen (§ 203 Abs. 2, 4, 5, §§ 204, 205), Vorteilsannahme und Bestechlichkeit (§§ 331, 332, 335 Abs. 1 Nr. 1 Buchst. a, Abs. 2, § 336), Körperverletzung im Amt (§ 340), Aussageerpressung (§ 343), Vollstreckung gegen Unschuldige (§ 345), Falschbeurkundung im Amt (§ 348), Verletzung des Dienstgeheimnisses (§ 353b Abs. 1) und Verletzung des Post- und Fernmeldegeheimnisses (§ 354 Abs. 4) stehen Offiziere und Unteroffiziere den Amtsträgern und ihr Wehrdienst dem Amte gleich. (2) Für die Anwendung der Vorschriften des Strafgesetzbuches über Gefangenenbefreiung (§ 120 Abs. 2), Bestechlichkeit (§§ 332, 335 Abs. 1 Nr. 1 Buchst. a, Abs. 2, § 336), Falschbeurkundung im Amt (§ 348) und Verletzung des Dienstgeheimnisses (§ 353b Abs. 1) stehen auch Mannschaften den Amtsträgern und ihr Wehrdienst dem Amte gleich. Anmerkung: StGB → C 25b
432
Einführungsgesetz z. Wehrstrafgesetz
C 21
Einführungsgesetz zum Wehrstrafgesetz Vom 30. März 1957 ZDv 14/2 B Kap. 7 Zuletzt geändert durch Artikel 6 des 23. StrÄndG vom 13. April 1986 BGBl I S. 393
Artikel 1−3 (überholt) Artikel 4 Vormilitärische Straftaten Ist wegen einer vor Beginn des Wehrdienstes begangenen Straftat die Vollstreckung der Strafe zur Bewährung ausgesetzt (§§ 56 bis 58 des Strafgesetzbuches), so gelten für die Dauer des Wehrdienstverhältnisses eines Soldaten der Bundeswehr folgende besondere Vorschriften: 1. Bewährungsauflagen und Weisungen (§§ 56b bis 56d des Strafgesetzbuches) sollen die Besonderheiten des Wehrdienstes berücksichtigen. Bewährungsauflagen und Weisungen, die bereits angeordnet sind, soll der Richter diesen Besonderheiten anpassen. 2. Als ehrenamtlicher Bewährungshelfer (§ 56d des Strafgesetzbuches) kann ein Soldat bestellt werden. Er untersteht bei der Überwachung des Verurteilten nicht den Anweisungen des Gerichts. 3. Von der Überwachung durch einen Bewährungshelfer, der nicht Soldat ist, sind Angelegenheiten ausgeschlossen, für welche die militärischen Vorgesetzten des Verurteilten zu sorgen haben. Maßnahmen des Disziplinarvorgesetzten haben den Vorrang.
Artikel 5 Vollzug von Freiheitsstrafen und Jugendarrest an Soldaten der Bundeswehr (1) Strafarrest wird an Soldaten der Bundeswehr von deren Behörden vollzogen. (2) Auf Ersuchen der Vollstreckungsbehörde wird auch Freiheitsstrafe von nicht mehr als sechs Monaten sowie Jugendarrest an 433
C 21
Einführungsgesetz z. Wehrstrafgesetz
Soldaten der Bundeswehr von deren Behörden vollzogen; sie sind dann wie Strafarrest zu vollziehen 1.
Artikel 6 Unterbrechung der Strafvollstreckung im Krankheitsfall Die Vollstreckungsbehörde unterbricht die Vollstreckung eines Strafarrestes und einer Freiheitsstrafe, die durch Behörden der Bundeswehr vollzogen wird, wenn der Unterbrechung keine überwiegenden Gründe entgegenstehen und 1. der Verurteilte in Geisteskrankheit verfällt, 2. von der Vollstreckung eine nahe Lebensgefahr für den Verurteilten zu besorgen ist oder 3. der Verurteilte in einer Sanitätseinrichtung der Bundeswehr oder in einer anderen Krankenanstalt stationär aufgenommen wird. § 458 Abs. 2, Abs. 3 Satz 1 der Strafprozessordnung ist anzuwenden.
Artikel 7 Ausführungsvorschriften für den Vollzug (1) Die Bundesregierung wird ermächtigt, durch Rechtsverordnung 2 mit Zustimmung des Bundesrates für den Vollzug durch Behörden der Bundeswehr Vorschriften zu erlassen, die sich auf die Berechnung der Dauer der Freiheitsentziehung, die Art der Unterbringung, die Behandlung, die Beschäftigung, die Gewährung und den Entzug von Vergünstigungen, den Verkehr mit der Außenwelt, die Ordnung und Sicherheit im Vollzug und die Ahndung von Verstößen hiergegen beziehen. (2) Durch die Rechtsverordnung können die Grundrechte der körperlichen Unversehrtheit und der Freiheit der Person (Artikel 2 Abs. 2 Satz 1 und 2 des Grundgesetzes) sowie das Grundrecht des Postgeheimnisses (Artikel 10 Abs. 1 des Grundgesetzes) eingeschränkt werden 3.
Artikel 8 Inkrafttreten 4 1 2 3 4
434
→ § 1 BwVollzO (C 13a) und AB BwVollzO, Nr. 101 ff. (C 13b) → BwVollzO (C 13a) → § 21 BwVollzO (C 13a); GG → A 10 1. Mai 1957
VStGB
§§ 1−4
C 22
Völkerstrafgesetzbuch (VStGB) Vom 26. Juni 2002 BGBl. I S. 2254 ZDv 14/2 C Kap. 9 Literatur-Hinweis: ZDv 14/2 C Kap. 8 (Einführung in das Völkerstrafrecht)
Teil 1 Allgemeine Regelungen § 1 Anwendungsbereich Dieses Gesetz gilt für alle in ihm bezeichneten Straftaten gegen das Völkerrecht, für die in ihm bezeichneten Verbrechen auch dann, wenn die Tat im Ausland begangen wurde und keinen Bezug zum Inland aufweist.
§ 2 Anwendung des allgemeinen Rechts Auf Taten nach diesem Gesetz findet das allgemeine Strafrecht Anwendung, soweit dieses Gesetz nicht in den §§ 1 und 3 bis 5 besondere Bestimmungen trifft.
§ 3 Handeln auf Befehl oder Anordnung Ohne Schuld handelt, wer eine Tat nach den §§ 8 bis 14 in Ausführung eines militärischen Befehls oder einer Anordnung von vergleichbarer tatsächlicher Bindungswirkung begeht, sofern der Täter nicht erkennt, dass der Befehl oder die Anordnung rechtswidrig ist und deren Rechtswidrigkeit auch nicht offensichtlich ist.
§ 4 Verantwortlichkeit militärischer Befehlshaber und anderer Vorgesetzter (1) Ein militärischer Befehlshaber oder ziviler Vorgesetzter, der es unterlässt, seinen Untergebenen daran zu hindern, eine Tat nach diesem Gesetz zu begehen, wird wie ein Täter der von dem Untergebenen begangenen Tat bestraft. § 13 Abs. 2 des Strafgesetzbuches 1 findet in diesem Fall keine Anwendung. (2) Einem militärischen Befehlshaber steht eine Person gleich, die in einer Truppe tatsächliche Befehls- oder Führungsgewalt und 1
→ C 25b
435
C 22
VStGB
§§ 5−7
Kontrolle ausübt. Einem zivilen Vorgesetzten steht eine Person gleich, die in einer zivilen Organisation oder einem Unternehmen tatsächliche Führungsgewalt und Kontrolle ausübt.
§ 5 Unverjährbarkeit Die Verfolgung von Verbrechen nach diesem Gesetz und die Vollstreckung der wegen ihnen verhängten Strafen verjähren nicht.
Teil 2 Straftaten gegen das Völkerrecht Abschnitt 1 Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit
§ 6 Völkermord (1) Wer in der Absicht, eine nationale, rassische, religiöse oder ethnische Gruppe als solche ganz oder teilweise zu zerstören, 1. ein Mitglied der Gruppe tötet, 2. einem Mitglied der Gruppe schwere körperliche oder seelische Schäden, insbesondere der in § 226 des Strafgesetzbuches bezeichneten Art, zufügt, 3. die Gruppe unter Lebensbedingungen stellt, die geeignet sind, ihre körperliche Zerstörung ganz oder teilweise herbeizuführen, 4. Maßregeln verhängt, die Geburten innerhalb der Gruppe verhindern sollen, 5. ein Kind der Gruppe gewaltsam in eine andere Gruppe überführt, wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe bestraft. (2) In minder schweren Fällen des Absatzes 1 Nr. 2 bis 5 ist die Strafe Freiheitsstrafe nicht unter fünf Jahren.
§ 7 Verbrechen gegen die Menschlichkeit (1) Wer im Rahmen eines ausgedehnten oder systematischen Angriffs gegen eine Zivilbevölkerung 1. einen Menschen tötet, 2. in der Absicht, eine Bevölkerung ganz oder teilweise zu zerstören, diese oder Teile hiervon unter Lebensbedingungen stellt, die geeignet sind, deren Zerstörung ganz oder teilweise herbeizuführen, 436
VStGB
§7
C 22
3.
Menschenhandel betreibt, insbesondere mit einer Frau oder einem Kind, oder wer auf andere Weise einen Menschen versklavt und sich dabei ein Eigentumsrecht an ihm anmaßt, 4. einen Menschen, der sich rechtmäßig in einem Gebiet aufhält, vertreibt oder zwangsweise überführt, indem er ihn unter Verstoß gegen eine allgemeine Regel des Völkerrechts durch Ausweisung oder andere Zwangsmaßnahmen in einen anderen Staat oder in ein anderes Gebiet verbringt, 5. einen Menschen, der sich in seinem Gewahrsam oder in sonstiger Weise unter seiner Kontrolle befindet, foltert, indem er ihm erhebliche körperliche oder seelische Schäden oder Leiden zufügt, die nicht lediglich Folge völkerrechtlich zulässiger Sanktionen sind, 6. einen anderen Menschen sexuell nötigt oder vergewaltigt, ihn zur Prostitution nötigt, der Fortpflanzungsfähigkeit beraubt oder in der Absicht, die ethnische Zusammensetzung einer Bevölkerung zu beeinflussen, eine unter Anwendung von Zwang geschwängerte Frau gefangen hält, 7. einen Menschen dadurch zwangsweise verschwinden lässt, dass er in der Absicht, ihn für längere Zeit dem Schutz des Gesetzes zu entziehen, a) ihn im Auftrag oder mit Billigung eines Staates oder einer politischen Organisation entführt oder sonst in schwerwiegender Weise der körperlichen Freiheit beraubt, ohne dass im Weiteren auf Nachfrage unverzüglich wahrheitsgemäß Auskunft über sein Schicksal und seinen Verbleib erteilt wird, oder b) sich im Auftrag des Staates oder der politischen Organisation oder entgegen einer Rechtspflicht weigert, unverzüglich Auskunft über das Schicksal und den Verbleib des Menschen zu erteilen, der unter den Voraussetzungen des Buchstaben a seiner körperlichen Freiheit beraubt wurde, oder eine falsche Auskunft dazu erteilt, 8. einem anderen Menschen schwere körperliche oder seelische Schäden, insbesondere der in § 226 des Strafgesetzbuches bezeichneten Art, zufügt, 9. einen Menschen unter Verstoß gegen eine allgemeine Regel des Völkerrechts in schwerwiegender Weise der körperlichen Freiheit beraubt oder 10. eine identifizierbare Gruppe oder Gemeinschaft verfolgt, indem er ihr aus politischen, rassischen, nationalen, ethnischen, kulturellen oder religiösen Gründen, aus Gründen des Geschlechts oder aus anderen nach den allgemeinen Regeln 437
C 22
VStGB
§8
des Völkerrechts als unzulässig anerkannten Gründen grundlegende Menschenrechte entzieht oder diese wesentlich einschränkt, wird in den Fällen der Nummern 1 und 2 mit lebenslanger Freiheitsstrafe, in den Fällen der Nummern 3 bis 7 mit Freiheitsstrafe nicht unter fünf Jahren und in den Fällen der Nummern 8 bis 10 mit Freiheitsstrafe nicht unter drei Jahren bestraft. (2) In minder schweren Fällen des Absatzes 1 Nr. 2 ist die Strafe Freiheitsstrafe nicht unter fünf Jahren, in minder schweren Fällen des Absatzes 1 Nr. 3 bis 7 Freiheitsstrafe nicht unter zwei Jahren und in minder schweren Fällen des Absatzes 1 Nr. 8 und 9 Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr. (3) Verursacht der Täter durch eine Tat nach Absatz 1 Nr. 3 bis 10 den Tod eines Menschen, so ist die Strafe in den Fällen des Absatzes 1 Nr. 3 bis 7 lebenslange Freiheitsstrafe oder Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren und in den Fällen des Absatzes 1 Nr. 8 bis 10 Freiheitsstrafe nicht unter fünf Jahren. (4) In minder schweren Fällen des Absatzes 3 ist die Strafe bei einer Tat nach Absatz 1 Nr. 3 bis 7 Freiheitsstrafe nicht unter fünf Jahren und bei einer Tat nach Absatz 1 Nr. 8 bis 10 Freiheitsstrafe nicht unter drei Jahren. (5) Wer ein Verbrechen nach Absatz 1 in der Absicht begeht, ein institutionalisiertes Regime der systematischen Unterdrückung und Beherrschung einer rassischen Gruppe durch eine andere aufrechtzuerhalten, wird mit Freiheitsstrafe nicht unter fünf Jahren bestraft, soweit nicht die Tat nach Absatz 1 oder Absatz 3 mit schwererer Strafe bedroht ist. In minder schweren Fällen ist die Strafe Freiheitsstrafe nicht unter drei Jahren, soweit nicht die Tat nach Absatz 2 oder Absatz 4 mit schwererer Strafe bedroht ist. Abschnitt 2 Kriegsverbrechen
§ 8 Kriegsverbrechen gegen Personen (1) Wer im Zusammenhang mit einem internationalen oder nichtinternationalen bewaffneten Konflikt 1. eine nach dem humanitären Völkerrecht zu schützende Person tötet, 2. eine nach dem humanitären Völkerrecht zu schützende Person als Geisel nimmt, 438
VStGB 3.
4.
5.
6.
7.
8.
§8
C 22
eine nach dem humanitären Völkerrecht zu schützende Person grausam oder unmenschlich behandelt, indem er ihr erhebliche körperliche oder seelische Schäden oder Leiden zufügt, insbesondere sie foltert oder verstümmelt, eine nach dem humanitären Völkerrecht zu schützende Person sexuell nötigt oder vergewaltigt, sie zur Prostitution nötigt, der Fortpflanzungsfähigkeit beraubt oder in der Absicht, die ethnische Zusammensetzung einer Bevölkerung zu beeinflussen, eine unter Anwendung von Zwang geschwängerte Frau gefangen hält, Kinder unter 15 Jahren für Streitkräfte zwangsverpflichtet oder in Streitkräfte oder bewaffnete Gruppen eingliedert oder sie zur aktiven Teilnahme an Feindseligkeiten verwendet, eine nach dem humanitären Völkerrecht zu schützende Person, die sich rechtmäßig in einem Gebiet aufhält, vertreibt oder zwangsweise überführt, indem er sie unter Verstoß gegen eine allgemeine Regel des Völkerrechts durch Ausweisung oder andere Zwangsmaßnahmen in einen anderen Staat oder in ein anderes Gebiet verbringt, gegen eine nach dem humanitären Völkerrecht zu schützende Person eine erhebliche Strafe, insbesondere die Todesstrafe oder eine Freiheitsstrafe verhängt oder vollstreckt, ohne dass diese Person in einem unparteiischen ordentlichen Gerichtsverfahren, das die völkerrechtlich erforderlichen Rechtsgarantien bietet, abgeurteilt worden ist, eine nach dem humanitären Völkerrecht zu schützende Person in die Gefahr des Todes oder einer schweren Gesundheitsschädigung bringt, indem er a) an einer solchen Person Versuche vornimmt, in die sie nicht zuvor freiwillig und ausdrücklich eingewilligt hat oder die weder medizinisch notwendig sind noch in ihrem Interesse durchgeführt werden, b) einer solchen Person Gewebe oder Organe für Übertragungszwecke entnimmt, sofern es sich nicht um die Entnahme von Blut oder Haut zu therapeutischen Zwecken im Einklang mit den allgemein anerkannten medizinischen Grundsätzen handelt und die Person zuvor nicht freiwillig und ausdrücklich eingewilligt hat, oder c) bei einer solchen Person medizinisch nicht anerkannte Behandlungsmethoden anwendet, ohne dass dies medizinisch notwendig ist und die Person zuvor freiwillig und ausdrücklich eingewilligt hat, oder 439
C 22
VStGB
§8
9.
eine nach dem humanitären Völkerrecht zu schützende Person in schwerwiegender Weise entwürdigend oder erniedrigend behandelt, wird in den Fällen der Nummer 1 mit lebenslanger Freiheitsstrafe, in den Fällen der Nummer 2 mit Freiheitsstrafe nicht unter fünf Jahren, in den Fällen der Nummern 3 bis 5 mit Freiheitsstrafe nicht unter drei Jahren, in den Fällen der Nummern 6 bis 8 mit Freiheitsstrafe nicht unter zwei Jahren und in den Fällen der Nummer 9 mit Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr bestraft. (2) Wer im Zusammenhang mit einem internationalen oder nichtinternationalen bewaffneten Konflikt einen Angehörigen der gegnerischen Streitkräfte oder einen Kämpfer der gegnerischen Partei verwundet, nachdem dieser sich bedingungslos ergeben hat oder sonst außer Gefecht ist, wird mit Freiheitsstrafe nicht unter drei Jahren bestraft. (3) Wer im Zusammenhang mit einem internationalen bewaffneten Konflikt 1. eine geschützte Person im Sinne des Absatzes 6 Nr. 1 rechtswidrig gefangen hält oder ihre Heimschaffung ungerechtfertigt verzögert, 2. als Angehöriger einer Besatzungsmacht einen Teil der eigenen Zivilbevölkerung in das besetzte Gebiet überführt, 3. eine geschützte Person im Sinne des Absatzes 6 Nr. 1 mit Gewalt oder durch Drohung mit einem empfindlichen Übel zum Dienst in den Streitkräften einer feindlichen Macht nötigt oder 4. einen Angehörigen der gegnerischen Partei mit Gewalt oder durch Drohung mit einem empfindlichen Übel nötigt, an Kriegshandlungen gegen sein eigenes Land teilzunehmen, wird mit Freiheitsstrafe nicht unter zwei Jahren bestraft. (4) Verursacht der Täter durch eine Tat nach Absatz 1 Nr. 2 bis 6 den Tod des Opfers, so ist in den Fällen des Absatzes 1 Nr. 2 die Strafe lebenslange Freiheitsstrafe oder Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren, in den Fällen des Absatzes 1 Nr. 3 bis 5 Freiheitsstrafe nicht unter fünf Jahren, in den Fällen des Absatzes 1 Nr. 6 Freiheitsstrafe nicht unter drei Jahren. Führt eine Handlung nach Absatz 1 Nr. 8 zum Tod oder zu einer schweren Gesundheitsschädigung, so ist die Strafe Freiheitsstrafe nicht unter drei Jahren. (5) In minder schweren Fällen des Absatzes 1 Nr. 2 ist die Strafe Freiheitsstrafe nicht unter zwei Jahren, in minder schweren Fällen des Absatzes 1 Nr. 3 und 4 und des Absatzes 2 Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr, in minder schweren Fällen des Absatzes 1 Nr. 6 440
VStGB
§§ 9−10
C 22
und des Absatzes 3 Nr. 1 Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren. (6) Nach dem humanitären Völkerrecht zu schützende Personen sind 1. im internationalen bewaffneten Konflikt: geschützte Personen im Sinne der Genfer Abkommen und des Zusatzprotokolls I (Anlage zu diesem Gesetz),1 namentlich Verwundete, Kranke, Schiffbrüchige, Kriegsgefangene und Zivilpersonen; 2. im nichtinternationalen bewaffneten Konflikt: Verwundete, Kranke, Schiffbrüchige sowie Personen, die nicht unmittelbar an den Feindseligkeiten teilnehmen und sich in der Gewalt der gegnerischen Partei befinden; 3. im internationalen und nichtinternationalen bewaffneten Konflikt: Angehörige der Streitkräfte und Kämpfer der gegnerischen Partei, welche die Waffen gestreckt haben oder in sonstiger Weise wehrlos sind.
§ 9 Kriegsverbrechen gegen Eigentum und sonstige Rechte (1) Wer im Zusammenhang mit einem internationalen oder nichtinternationalen bewaffneten Konflikt plündert oder, ohne dass dies durch die Erfordernisse des bewaffneten Konflikts geboten ist, sonst in erheblichem Umfang völkerrechtswidrig Sachen der gegnerischen Partei, die der Gewalt der eigenen Partei unterliegen, zerstört, sich aneignet oder beschlagnahmt, wird mit Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren bestraft. (2) Wer im Zusammenhang mit einem internationalen oder nichtinternationalen bewaffneten Konflikt völkerrechtswidrig anordnet, dass Rechte und Forderungen aller oder eines wesentlichen Teils der Angehörigen der gegnerischen Partei aufgehoben oder ausgesetzt werden oder vor Gericht nicht einklagbar sind, wird mit Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren bestraft.
§ 10 Kriegsverbrechen gegen humanitäre Operationen und Embleme (1) Wer im Zusammenhang mit einem internationalen oder nichtinternationalen bewaffneten Konflikt 1. einen Angriff gegen Personen, Einrichtungen, Material, Einheiten oder Fahrzeuge richtet, die an einer humanitären Hilfs1
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VStGB
§ 11
mission oder an einer friedenserhaltenden Mission in Übereinstimmung mit der Charta der Vereinigten Nationen beteiligt sind, solange sie Anspruch auf den Schutz haben, der Zivilpersonen oder zivilen Objekten nach dem humanitären Völkerrecht gewährt wird, oder 2. einen Angriff gegen Personen, Gebäude, Material, Sanitätseinheiten oder Sanitätstransportmittel richtet, die in Übereinstimmung mit dem humanitären Völkerrecht mit den Schutzzeichen der Genfer Abkommen gekennzeichnet sind, wird mit Freiheitsstrafe nicht unter drei Jahren bestraft. In minder schweren Fällen, insbesondere wenn der Angriff nicht mit militärischen Mitteln erfolgt, ist die Strafe Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr. (2) Wer im Zusammenhang mit einem internationalen oder nichtinternationalen bewaffneten Konflikt die Schutzzeichen der Genfer Abkommen, die Parlamentärflagge oder die Flagge, die militärischen Abzeichen oder die Uniform des Feindes oder der Vereinten Nationen missbraucht und dadurch den Tod oder die schwere Verletzung eines Menschen (§ 226 des Strafgesetzbuches) verursacht, wird mit Freiheitsstrafe nicht unter fünf Jahren bestraft.
§ 11 Kriegsverbrechen des Einsatzes verbotener Methoden der Kriegsführung (1) Wer im Zusammenhang mit einem internationalen oder nichtinternationalen bewaffneten Konflikt 1. mit militärischen Mitteln einen Angriff gegen die Zivilbevölkerung als solche oder gegen einzelne Zivilpersonen richtet, die an den Feindseligkeiten nicht unmittelbar teilnehmen, 2. mit militärischen Mitteln einen Angriff gegen zivile Objekte richtet, solange sie durch das humanitäre Völkerrecht als solche geschützt sind, namentlich Gebäude, die dem Gottesdienst, der Erziehung, der Kunst, der Wissenschaft oder der Wohltätigkeit gewidmet sind, geschichtliche Denkmäler, Krankenhäuser und Sammelplätze für Kranke und Verwundete, unverteidigte Städte, Dörfer, Wohnstätten oder Gebäude oder entmilitarisierte Zonen sowie Anlagen und Einrichtungen, die gefährliche Kräfte enthalten, 3. mit militärischen Mitteln einen Angriff durchführt und dabei als sicher erwartet, dass der Angriff die Tötung oder Verletzung von Zivilpersonen oder die Beschädigung ziviler Objekte in einem Ausmaß verursachen wird, das außer Verhältnis zu dem insgesamt erwarteten konkreten und unmittelbaren militärischen Vorteil steht, 442
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4.
eine nach dem humanitären Völkerrecht zu schützende Person als Schutzschild einsetzt, um den Gegner von Kriegshandlungen gegen bestimmte Ziele abzuhalten, 5. das Aushungern von Zivilpersonen als Methode der Kriegsführung einsetzt, indem er ihnen die für sie lebensnotwendigen Gegenstände vorenthält oder Hilfslieferungen unter Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht behindert, 6. als Befehlshaber anordnet oder androht, das kein Pardon gegeben wird, oder 7. einen Angehörigen der gegnerischen Streitkräfte oder einen Kämpfer der gegnerischen Partei meuchlerisch tötet oder verwundet, wird mit Freiheitsstrafe nicht unter drei Jahren bestraft. In minder schweren Fällen der Nummer 2 ist die Strafe Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr. (2) Verursacht der Täter durch eine Tat nach Absatz 1 Nr. 1 bis 6 den Tod oder die schwere Verletzung einer Zivilperson (§ 226 des Strafgesetzbuches) oder einer nach dem humanitären Völkerrecht zu schützenden Person, wird er mit Freiheitsstrafe nicht unter fünf Jahren bestraft. Führt der Täter den Tod vorsätzlich herbei, ist die Strafe lebenslange Freiheitsstrafe oder Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren. (3) Wer im Zusammenhang mit einem internationalen bewaffneten Konflikt mit militärischen Mitteln einen Angriff durchführt und dabei als sicher erwartet, dass der Angriff weit reichende, langfristige und schwere Schäden an der natürlichen Umwelt verursachen wird, die außer Verhältnis zu dem insgesamt erwarteten konkreten und unmittelbaren militärischen Vorteil stehen, wird mit Freiheitsstrafe nicht unter drei Jahren bestraft.
§ 12 Kriegsverbrechen des Einsatzes verbotener Mittel der Kriegsführung (1) Wer im Zusammenhang mit einem internationalen oder nichtinternationalen bewaffneten Konflikt 1. Gift oder vergiftete Waffen verwendet, 2. biologische oder chemische Waffen verwendet oder 3. Geschosse verwendet, die sich leicht im Körper des Menschen ausdehnen oder flachdrücken, insbesondere Geschosse mit einem harten Mantel, der den Kern nicht ganz umschließt oder mit Einschnitten versehen ist, wird mit Freiheitsstrafe nicht unter drei Jahren bestraft. 443
C 22
VStGB
§§ 13−14
(2) Verursacht der Täter durch eine Tat nach Absatz 1 den Tod oder die schwere Verletzung einer Zivilperson (§ 226 des Strafgesetzbuches) oder einer nach dem humanitären Völkerrecht zu schützenden Person, wird er mit Freiheitsstrafe nicht unter fünf Jahren bestraft. Führt der Täter den Tod vorsätzlich herbei, ist die Strafe lebenslange Freiheitsstrafe oder Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren. Abschnitt 3 Sonstige Straftaten
§ 13 Verletzung der Aufsichtspflicht (1) Ein militärischer Befehlshaber, der es vorsätzlich oder fahrlässig unterlässt, einen Untergebenen, der seiner Befehlsgewalt oder seiner tatsächlichen Kontrolle untersteht, gehörig zu beaufsichtigen, wird wegen Verletzung der Aufsichtspflicht bestraft, wenn der Untergebene eine Tat nach diesem Gesetz begeht, deren Bevorstehen dem Befehlshaber erkennbar war und die er hätte verhindern können. (2) Ein ziviler Vorgesetzter, der es vorsätzlich oder fahrlässig unterlässt, einen Untergebenen, der seiner Anordnungsgewalt oder seiner tatsächlichen Kontrolle untersteht, gehörig zu beaufsichtigen, wird wegen Verletzung der Aufsichtspflicht bestraft, wenn der Untergebene eine Tat nach diesem Gesetz begeht, deren Bevorstehen dem Vorgesetzten ohne weiteres erkennbar war und die er hätte verhindern können. (3) § 4 Abs. 2 gilt entsprechend. (4) Die vorsätzliche Verletzung der Aufsichtspflicht wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren, die fahrlässige Verletzung der Aufsichtspflicht wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren bestraft.
§ 14 Unterlassen der Meldung einer Straftat (1) Ein militärischer Befehlshaber oder ein ziviler Vorgesetzter, der es unterlässt, eine Tat nach diesem Gesetz, die ein Untergebener begangen hat, unverzüglich der für die Untersuchung oder Verfolgung solcher Taten zuständigen Stelle zur Kenntnis zu bringen, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren bestraft. (2) § 4 Abs. 2 gilt entsprechend.
444
Strafrecht
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Strafrecht Ge sa mtin halt sbe rsich t Seite a) Einfhrung in das Strafrecht (ZDv 14/2 A Kap. 1) . . . . 446 b) Strafgesetzbuch Inhaltsbersicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 453 Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 692 c) Gesetz ber den Schutz der Truppen des Nordatlantikpaktes durch das Straf- und Ordnungswidrigkeitenrecht (NATO-Truppen-Schutzgesetz – NTSG) . . . . . . . . . . . . . 707 d) Beachtung des Umweltstrafrechts im Dienst- und Ausbildungsbetrieb in der Bundeswehr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 712 e) Betubungsmittelgesetz – Auszug – . . . . . . . . . . . . . . . . . 714 f) Zustndigkeit fr die Stellung des Strafantrages nach § 77 Abs. 1 des Strafgesetzbuches (StGB) bei Vermçgensund Eigentumsdelikten gegen die Bundeswehr, die nur auf Antrag verfolgt werden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 720
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Strafrecht a) Einführung in das Strafrecht ZDv 14/2 A Kap. 1 I. Zweck, Ziel und Quellen des Strafrechts
101. Das Strafrecht ist der Teil der Rechtsordnung, der die einzelnen Merkmale strafwürdigen Verhaltens festlegt, die Voraussetzungen der Strafbarkeit bestimmt sowie Strafen und sonstige Rechtsfolgen strafbaren Verhaltens androht. Es dient dem Schutz von Rechtsgütern, deren Erhaltung für ein geordnetes Zusammenleben der Menschen unerlässlich ist und deren Verletzung den Rechtsfrieden innerhalb einer sozialen Gemeinschaft besonders stark gefährden würde. Zu diesen Rechtsgütern gehören sowohl Individualinteressen wie zum Beispiel Leben, körperliche Unversehrtheit, persönliche Freiheit, Ehre, Eigentum, Vermögen, als auch Rechtsgüter der Allgemeinheit wie etwa der Bestand und die Funktionsfähigkeit des Staates, seiner freiheitlich-demokratischen Grundordnung und seiner Organe. Strafvorschriften sind immer dort vorgesehen, wo weniger einschneidende Maßnahmen − zum Beispiel die Durchsetzung zivilrechtlicher Ansprüche oder Eingriffe nach dem Polizei- und Ordnungsrecht − für einen wirksamen Rechtsgüterschutz nicht mehr ausreichen. 102. Mit der Bestrafung eines Straftäters werden mehrere Zwecke verfolgt, die gleichberechtigt nebeneinander stehen. Zunächst ist Strafe Sühne und Vergeltung für schuldhaft begangenes Unrecht. Daneben soll die Strafe auf den Täter einwirken, damit er künftig die Rechtsordnung beachtet (Spezialprävention). Daher ist im Strafvollzug seine Wiedereingliederung in die soziale Gemeinschaft (Resozialisierung) ein wesentliches Ziel. Außerdem wird die Gesellschaft durch die Einschließung gefährlicher Täter geschützt. Neben diesen Zwecken verfolgen Kriminalstrafen aber auch das Ziel, andere von der Begehung von Straftaten abzuhalten, indem das Rechtsbewusstsein und das Vertrauen der Allgemeinheit in die Rechtsordnung gestärkt und potenzielle Straftäter abgeschreckt werden (Generalprävention). 103. Hauptquelle des Strafrechts ist das Strafgesetzbuch (StGB) in seiner am 13. November 1998 bekannt gemachten Fassung (BGBl. I S. 3322). Dieses Gesetz, das auf das ,,Strafgesetzbuch für das Deutsche Reich’’ vom 15. Mai 1871 zurückgeht, war stets dem politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel unterworfen. Seit dem Inkrafttreten des Grundgesetzes am 23. Mai 1949 haben sechs Strafrechtsreformgesetze, 36 Strafrechtsänderungsgesetze und zahllose Einzeländerungen das StGB an die kriminalpo446
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litischen Erfordernisse angepasst. So hat der Gesetzgeber in den letzten Jahren unter anderem zahlreiche Strafnormen zur Bekämpfung des Terrorismus, der Wirtschaftskriminalität sowie von Taten gegen die sexuelle Selbstbestimmung geschaffen. Bemühungen im Kampf gegen alle Formen der internationalen Kriminalität gewinnen dabei immer mehr an Bedeutung. 104. Das StGB ist in einen Allgemeinen Teil (§§ 1 bis 79b StGB) und in einen Besonderen Teil (§§ 80 bis 358 StGB) gegliedert. Der Allgemeine Teil enthält Bestimmungen, die für alle Straftaten gelten. Er beschreibt den Geltungsbereich des deutschen Strafrechts sowie die Grundlagen der Strafbarkeit, unter anderem die Strafbarkeit des Versuchs, die verschiedenen Formen der Täterschaft und Teilnahme (Anstifter, Gehilfen) sowie verschiedene Rechtfertigungs- und Entschuldigungsgründe. Weitere Abschnitte bestimmen die Rechtsfolgen der Tat, also in erster Linie die Strafen und ihre Bemessungsgrundsätze, aber auch die Voraussetzungen einer Strafaussetzung zur Bewährung, Maßregeln der Besserung und Sicherung und sonstige Folgen. Der Besondere Teil enthält die Straftatbestände, in denen die Merkmale und Voraussetzungen der einzelnen Taten beschrieben sowie die daran geknüpfte Strafdrohung und -folgen bezeichnet werden. In der Praxis des militärischen Bereiches, insbesondere für die Tätigkeit der Disziplinarvorgesetzten, stehen die Tatbestände der Straftaten gegen die Landesverteidigung im 5. Abschnitt (§§ 109 bis 109k StGB), des Diebstahls und der Unterschlagung im 19. Abschnitt (§§ 242 bis 284c StGB), der Sachbeschädigung im 27. Abschnitt (§§ 303 bis 305a StGB) und die Straftaten im Amt im 30. Abschnitt (§§ 331 bis 358 StGB i. V. m. § 48 Wehrstrafgesetz) 1 im Vordergrund. 105. Neben dem StGB enthalten auch zahlreiche andere Gesetze Strafbestimmungen. So werden gravierende Verstöße, z. B. gegen das Betäubungsmittel-, das Waffen-, das Kriegswaffen- oder gegen das Straßenverkehrsgesetz in den jeweiligen Spezialgesetzen selbst unter Kriminalstrafe gestellt (sog. strafrechtliche Nebengesetze − siehe hierzu Teil D). Das Wehrstrafgesetz 1 (WStG − siehe hierzu Teil B) führt ,,militärische Straftaten’’ wie die Fahnenflucht oder die Misshandlung von Untergebenen auf. Es dient damit der Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung der Funktionsfähigkeit und Einsatzbereitschaft der Streitkräfte. II. Strafrechtliche Besonderheiten für die Streitkräfte 106. Das StGB legt in seinem ersten Abschnitt fest, für welche Taten das deutsche Strafrecht gilt. In erster Linie sind dies Taten, 1
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die im Inland oder an Bord von deutschen Schiffen und Luftfahrzeugen begangen werden. Taten, die im Ausland begangen werden, sind dann erfasst, wenn sie sich gegen bestimmte wichtige inländische Rechtsgüter (vgl. § 5 StGB) oder gegen international geschützte Rechtsgüter (vgl. § 6 StGB) richten. Deutsches Strafrecht ist auch auf Auslandstaten Deutscher anzuwenden, wenn die Tat am Tatort mit Strafe bedroht ist (im Einzelnen § 7 StGB). Für Soldaten der Bundeswehr gilt die Besonderheit, dass das deutsche Strafrecht unabhängig vom Recht des Tatorts für Taten gilt, die ein Soldat während eines dienstlichen Aufenthalts − zum Beispiel einem Auslandseinsatz − oder in Beziehung auf den Dienst im Ausland begeht (§ 1a Abs. 2 WStG).1 107. Begeht ein Soldat der Bundeswehr eine Straftat, so kann dies in mehrfacher Weise die Ausübung der Disziplinarbefugnis nach der Wehrdisziplinarordnung (WDO) 2 berühren. Strafrecht und Disziplinarrecht stehen insoweit nebeneinander, als wegen derselben Tat sowohl eine strafrechtliche Verurteilung des Soldaten als auch eine zusätzliche disziplinare Ahndung grundsätzlich zulässig sind. Das in Artikel 103 Abs. 3 des Grundgesetzes verankerte Verbot der Doppelbestrafung wird dadurch nicht verletzt, da sich das Wehrdisziplinarrecht nach Rechtsgrund und Zweckbestimmung von den Zwecken der Kriminalstrafe unterscheidet. Das Disziplinarrecht dient nicht der Sühne für begangenes Unrecht, sondern der Aufrechterhaltung der inneren Ordnung der Streitkräfte. Hier stehen der Erziehungsgedanke und − etwa bei der Entfernung aus dem Dienstverhältnis − die Reinerhaltung des Berufsstandes im Vordergrund. Dem im Grundgesetz verankerten Grundsatz der Verhältnismäßigkeit wird durch verschiedene gesetzliche Regeln Rechnung getragen, die eine Anrechnung von Strafen und Ordnungsmaßnahmen im Wehrdisziplinarrecht vorsehen (vgl. §§ 16, 39, 43 und 128 WDO 2 sowie den so genannten ,,Anrechnungserlass’’, ZDv 14/3, B 128). 108. Erhält ein Disziplinarvorgesetzter − häufig durch die Strafverfolgungsbehörden im Wege einer ,,Mitteilung in Strafsachen’’ − Kenntnis davon, dass ein ihm unterstellter Soldat eine Straftat begangen hat, ist er von Amts wegen verpflichtet zu prüfen, ob der Soldat durch die Tat zugleich auch ein Dienstvergehen begangen hat. So kann es zum Beispiel sein, dass dieser durch eine außerdienstliche Tat (z. B. einen Diebstahl oder einen Meineid) seine Pflicht verletzt hat, sich außer Dienst und außerhalb militärischer Unterkünfte und Anlagen so zu verhalten, dass er das Ansehen der 1 2
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Bundeswehr oder die Achtung und das Vertrauen, die seine dienstliche Stellung erfordert, nicht ernsthaft beeinträchtigt (§ 17 Abs. 2 Soldatengesetz). In der Regel kann er jedoch die disziplinare Erledigung bis zur Beendigung des schwebenden Strafverfahrens aussetzen. 109. Stellt ein Disziplinarvorgesetzter selbst fest, dass ein Dienstvergehen zugleich eine Straftat ist (z. B. die Misshandlung eines Kameraden), so muss er prüfen, ob er die Sache an die zuständige Strafverfolgungsbehörde abgibt (§ 33 Abs. 3 WDO).1 Für diese oft nicht leichte Entscheidung ist der Erlass ,,Abgabe an die Staatsanwaltschaft’’ (ZDv 14/3, B 117) 2 heranzuziehen. Eine Abgabe schließt nicht aus, dass der Disziplinarvorgesetzte vorher oder gleichzeitig die disziplinare Würdigung vornimmt. III. Die Straftat 110. Die Straftat ist der zentrale Rechtsbegriff des Strafrechts. Die Verhängung einer Kriminalstrafe ist nur dann zulässig, wenn eine Person eine tatbestandsmäßige, rechtswidrige und schuldhafte Handlung, also eine Straftat begangen hat. Jede Prüfung eines Verhaltens auf seine strafrechtliche Bedeutung muss daher diese drei Stufen des Deliktaufbaus umfassen. 111. Tatbestandsmäßigkeit Die abstrakt und generell formulierten Straftatbestände des StGB und der strafrechtlichen Nebengesetze fassen die tat- und täterbezogenen Merkmale (z. B. Tatobjekt, Tathandlung, Tatmittel, besondere Umstände, Qualifikationen) zusammen, die Voraussetzung für die Strafbarkeit eines Verhaltens sind. So führt das Gesetz z. B. in § 242 StGB die Merkmale auf, die ein menschliches Verhalten aufweisen muss, um einen Diebstahl anzunehmen. Hier setzt der objektive (äußere) Tatbestand voraus, dass der Täter einem anderen eine fremde bewegliche Sache wegnimmt. Zur Verwirklichung des objektiven Tatbestands muss der subjektive Tatbestand hinzutreten, also eine bestimmte innere Einstellung und Vorstellung des Täters. Hierunter fällt regelmäßig das Erfordernis, dass der Täter mit Vorsatz gehandelt hat. Dies bedeutet, dass er den Handlungsablauf mit allen Merkmalen kannte (z. B. beim Diebstahl wusste, dass die Sache nicht ihm gehört) und ihn auch so herbeiführen wollte. Häufig knüpft das Gesetz seine Strafdrohung zusätzlich an bestimmte Motive, Tendenzen oder Absichten, so im Diebstahlstatbestand an die Absicht des Täters, sich oder einem Dritten die 1 2
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fremde Sache rechtswidrig zuzueignen. Stellt das Gesetz die fahrlässige Begehungsform unter Strafe (z. B. die fahrlässige Körperverletzung, § 229 StGB), so ist zu prüfen, ob der Täter den Tatbestand − obgleich ungewollt − durch eine pflichtwidrige Vernachlässigung ,,der im Verkehr erforderlichen Sorgfalt’’ verwirklicht hat. 112. Rechtswidrigkeit Wenn ein Täter den objektiven und subjektiven Tatbestand erfüllt, ist seine Handlung in der Regel rechtswidrig (,,Tatbestandsmäßigkeit indiziert Rechtswidrigkeit’’). Diese Regel erfährt eine Ausnahme, wenn die Rechtsordnung die Handlung im konkreten Fall aus bestimmten − meist gesetzlich festgelegten − Gründen erlaubt. Diese nennt man Rechtfertigungsgründe; sie lassen die Rechtswidrigkeit entfallen. Ein solcher Rechtfertigungsgrund besteht z. B. dann, wenn jemand zwar vorsätzlich einen anderen schlägt und damit den Tatbestand der Körperverletzung (§ 223 StGB) erfüllt, dies aber aus Notwehr (§ 32 StGB) tat, um einen Angriff des anderen abzuwehren. Auch die Festsetzung einer Person durch einen Soldaten, die grundsätzlich den Tatbestand einer Freiheitsberaubung (§ 239 StGB) erfüllt, ist gerechtfertigt, wenn die gesetzlichen Voraussetzungen eines vorläufigen Festnahmerechts (§ 127 Abs. 1 StPO,1 § 21 WDO 2 oder § 6 UZwGBw 3) gegeben sind. Weitere Beispiele für Rechtfertigungsgründe sind: 1. Rechtfertigender Notstand (§ 34 StGB), 2. Einwilligung des Verletzten, z. B. in einen chirurgischen Eingriff, 3. spezialgesetzliche Befugnisse eines Soldaten, z. B. zur Durchsuchung oder zum Schusswaffengebrauch, 4. Wahrnehmung berechtigter Interessen bei tatbestandsmäßiger Beleidigungshandlung (§ 193 StGB), 5. Selbsthilfe nach § 229 Bürgerliches Gesetzbuch. 113. Schuld Die Schuld ist die entscheidende Grundlage für die Verhängung und Bemessung einer Kriminalstrafe. Die Verbindung von Schuld und Strafe besitzt verfassungsrechtlichen Rang. Unter Schuld versteht man die persönliche Vorwerfbarkeit eines tatbestandsmäßigen und rechtswidrigen Verhaltens eines Menschen. Grundlage des Schuldprinzips ist die Fähigkeit des Menschen, sich frei zwischen 1 2 3
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Recht und Unrecht zu entscheiden. Wenn diese Entscheidungsfreiheit nicht besteht, kann ein Schuldvorwurf nicht erhoben werden; an die Stelle der Strafe können jedoch Maßregeln der Besserung und Sicherung treten. Ohne Schuld handelt insbesondere, wer wegen einer seelischen oder psychischen Störung, wegen einer tief greifenden Bewusstseinsstörung oder wegen eines Rauschzustandes schuldunfähig ist (§ 20 StGB, verminderte Schuldfähigkeit § 21 StGB), aber auch Kinder unter 14 Jahren (§ 19 StGB). Überdies sind eine Reihe besonderer Umstände denkbar, die es dem Täter ebenfalls unmöglich machen oder doch bis zur Unerträglichkeit erschweren, sich rechtmäßig zu verhalten. Liegen solche Umstände vor, so kann gegen den Täter ebenfalls ein Schuldvorwurf nicht erhoben werden. Solche Umstände nennt man − je nach dem Ausmaß ihrer Wirkung − Entschuldigungs- oder Schuldminderungsgründe. Die Rechtsordnung kennt unter anderem folgende Entschuldigungs- oder Schuldminderungsgründe: 1. Unvermeidbarer Verbotsirrtum (§ 17) 2. Entschuldigender Notstand (§ 35) 3. Notwehrüberschreitung (§ 33) 4. Handeln aufgrund eines für verbindlich gehaltenen rechtswidrigen Befehls (§ 5 WStG) 5. Entschuldigende Pflichtenkollision. Bewirkt ein solcher Umstand nur eine Schuldminderung, so begeht der Täter zwar eine Straftat, jedoch ist der darin enthaltene Schuldvorwurf von vermindertem Gewicht, sodass eine geringere Strafe verwirkt ist. IV. Rechtsfolgen der Straftat 114. Das Sanktionensystem des deutschen Strafrechts ist vielgestaltig. Im Mittelpunkt stehen die Kriminalstrafen in Form der Freiheits- und Geldstrafe, daneben besteht das Fahrverbot als einzige Form der Nebenstrafe. Eine Vielzahl von freiheitsentziehenden (z. B. Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus oder in der Sicherungsverwahrung) sowie sonstiger (z. B. Führungsaufsicht, Entziehung der Fahrerlaubnis, Berufsverbot) Maßregeln der Besserung und Sicherung ermöglichen ein besonderes Einwirken auf den Täter. Das Jugendstrafrecht wird dem Erziehungsgedanken in der Weise gerecht, dass das Jugendgerichtsgesetz (JGG 1 − siehe Kapitel 4) neben der Jugendstrafe auch Erziehungsmaßregeln und so genannte Zuchtmittel (u. a. Verwarnung, Jugendarrest) zur Verfügung stellt. Für Straftaten von Soldaten ist 1
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in § 9 WStG der Strafarrest als besondere Form einer kurzzeitigen freiheitsentziehenden Kriminalstrafe vorgesehen. Der betroffene Soldat soll im Vollzug grundsätzlich in seiner Ausbildung gefördert werden. 115. Das deutsche Strafrecht sieht die zeitige und die lebenslängliche Freiheitsstrafe vor. Die zeitige Freiheitsstrafe beträgt zwischen einem Monat und 15 Jahren (§ 38 Abs. 2 StGB); im Bereich von einem Monat bis zu sechs Monaten ist sie jedoch nur in Ausnahmefällen zulässig (§ 47 StGB). In der Praxis ist die Vollstreckung der Freiheitsstrafe durch eine erhebliche Ausdehnung der Strafaussetzung zur Bewährung (§§ 56 bis 56g StGB) zurückgedrängt. Freiheitsstrafen und Ersatzfreiheitsstrafen bis zu sechs Monaten sowie Jugendarrest gegen Soldaten der Bundeswehr können ebenso wie Strafarrest und Disziplinararrest in Vollzugseinrichtungen der Bundeswehr vollzogen werden (vgl. ZDv 14/10). In der Regel wird damit gewährleistet, dass der Soldat am Dienst teilnehmen kann. 116. Um bei der Festsetzung der Geldstrafe ein möglichst hohes Maß an Gerechtigkeit zu wahren, sieht das Gesetz in den einzelnen Strafdrohungen keine ziffernmäßig bezeichnete Summen vor. Vielmehr wird die Geldstrafe in so genannten Tagessätzen verhängt, deren Anzahl zwischen 5 und 360 betragen kann. Mit der Anzahl der Tagessätze berücksichtigt das Gericht die Schuld und den Vorbeugungszweck der Strafe (Strafmaß). Die persönlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse des Täters bleibt hierfür grundsätzlich außer Betracht. Diese wirken sich bei der vom Gericht festzulegenden Höhe des einzelnen Tagessatzes aus. Grundlage ist hierbei das Nettoeinkommen des Täters. Die Höhe des einzelnen Tagessatzes kann zwischen einem und 5000 Euro festgelegt werden. V. Die Strafgerichtsbarkeit 117. Die Verhängung der Kriminalstrafen ist den allgemeinen Strafgerichten vorbehalten. Eine spezielle Strafgerichtsbarkeit für Angehörige der Streitkräfte gibt es in der Bundesrepublik Deutschland nicht. Die Strafverfolgungsbehörden (Staatsanwaltschaften) verfolgen jede Straftat, die zu ihrer Kenntnis gelangt. Sie sind auch bei der Verfolgung von Straftaten der Soldaten nicht davon abhängig, dass der Disziplinarvorgesetzte des Täters die Sache an die Staatsanwaltschaft abgibt. Häufig wird jedoch erst die in § 33 Abs. 3 WDO vorgesehene Abgabe durch den Disziplinarvorgesetzten der Staatsanwaltschaft die Kenntnis von einer Straftat verschaffen.
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Inhaltsbersicht
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c) Strafgesetzbuch (StGB) in der Fassung der Bekanntmachung vom 13. November 1998 BGBl. I S. 3322 ZDv 14/2 A Kap. 2 Zuletzt gendert durch Gesetz vom 02. Oktober 2009 BGBl. I S. 3214 (3219)
Stichwortverzeichnis zum StGB R S. 686 I n h a l t s b e r s i ch t Allgemeiner Teil Erster Abschnitt Das Strafgesetz
§5 §6 §7 §8 §9 § 10
Erster Titel Geltungsbereich Keine Strafe ohne Gesetz Zeitliche Geltung Geltung fr Inlandstaten Geltung fr Taten auf deutschen Schiffen und Luftfahrzeugen Auslandstaten gegen inlndische Rechtsgter Auslandstaten gegen international geschtzte Rechtsgter Geltung fr Auslandstaten in anderen Fllen Zeit der Tat Ort der Tat Sondervorschriften fr Jugendliche und Heranwachsende
§ 11 § 12
Zweiter Titel Sprachgebrauch Personen- und Sachbegriffe Verbrechen und Vergehen
§1 §2 §3 §4
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Inhaltsübersicht
Zweiter Abschnitt Die Tat
Erster Titel Grundlagen der Strafbarkeit § 13 § 14 § 15 § 16 § 17 § 18 § 19 § 20 § 21
Begehen durch Unterlassen Handeln für einen anderen Vorsätzliches und fahrlässiges Handeln Irrtum über Tatumstände Verbotsirrtum Schwerere Strafe bei besonderen Tatfolgen Schuldunfähigkeit des Kindes Schuldunfähigkeit wegen seelischer Störungen Verminderte Schuldfähigkeit
Zweiter Titel Versuch § 22 § 23 § 24
Begriffsbestimmung Strafbarkeit des Versuchs Rücktritt
Dritter Titel Täterschaft und Teilnahme § 25 § 26 § 27 § 28 § 29 § 30 § 31
Täterschaft Anstiftung Beihilfe Besondere persönliche Merkmale Selbständige Strafbarkeit des Beteiligten Versuch der Beteiligung Rücktritt vom Versuch der Beteiligung
Vierter Titel Notwehr und Notstand § 32 § 33 § 34 § 35
Notwehr Überschreitung der Notwehr Rechtfertigender Notstand Entschuldigender Notstand
Fünfter Titel Straflosigkeit parlamentarischer Äußerungen und Berichte § 36 § 37 454
Parlamentarische Äußerungen Parlamentarische Berichte
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Inhaltsbersicht
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Dritter Abschnitt Rechtsfolgen der Tat
§ 38 § 39
Erster Titel Strafen – Freiheitsstrafe – Dauer der Freiheitsstrafe Bemessung der Freiheitsstrafe
§ 40 § 41 § 42 § 43
– Geldstrafe – Verhngung in Tagesstzen Geldstrafe neben Freiheitsstrafe Zahlungserleichterungen Ersatzfreiheitsstrafe
§ 43a
– Vermçgensstrafe – (nichtig)
§ 44
– Nebenstrafe – Fahrverbot
§ 45 § 45a § 45b
– Nebenfolgen – Verlust der Amtsfhigkeit, der Whlbarkeit und des Stimmrechts Eintritt und Berechnung des Verlustes Wiederverleihung von Fhigkeiten und Rechten
§ 47 § 48 § 49 § 50 § 51
Zweiter Titel Strafbemessung Grundstze der Strafzumessung Tter-Opfer-Ausgleich, Schadenswiedergutmachung Hilfe zur Aufklrung oder Verhinderung von schweren Straftaten Kurze Freiheitsstrafe nur in Ausnahmefllen (weggefallen) Besondere gesetzliche Milderungsgrnde Zusammentreffen von Milderungsgrnden Anrechnung
§ 52 § 53 § 54 § 55
Dritter Titel Strafbemessung bei mehreren Gesetzesverletzungen Tateinheit Tatmehrheit Bildung der Gesamtstrafe Nachtrgliche Bildung der Gesamtstrafe
§ 46 § 46a § 46b
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Inhaltsübersicht
Vierter Titel Strafaussetzung zur Bewährung § 56 § 56a § 56b § 56c § 56d § 56e § 56f § 56g § 57 § 57a § 57b § 58
Strafaussetzung Bewährungszeit Auflagen Weisungen Bewährungshilfe Nachträgliche Entscheidungen Widerruf der Strafaussetzung Straferlass Aussetzung des Strafrestes bei zeitiger Freiheitsstrafe Aussetzung des Strafrestes bei lebenslanger Freiheitsstrafe Aussetzung des Strafrestes bei lebenslanger Freiheitsstrafe als Gesamtstrafe Gesamtstrafe und Strafaussetzung
Fünfter Titel Verwarnung mit Strafvorbehalt; Absehen von Strafe § 59 § 59a § 59b § 59c § 60
Voraussetzungen der Verwarnung mit Strafvorbehalt Bewährungszeit, Auflagen und Weisungen Verurteilung zu der vorbehaltenen Strafe Gesamtstrafe und Verwarnung mit Strafvorbehalt Absehen von Strafe
Sechster Titel Maßregeln der Besserung und Sicherung § 61 § 62
Übersicht Grundsatz der Verhältnismäßigkeit − Freiheitsentziehende Maßregeln −
§ 63 § 64 § 65 § 66 § 66a § 66b § 67 § 67a § 67b § 67c 456
Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus Unterbringung in einer Entziehungsanstalt (weggefallen) Unterbringung in der Sicherungsverwahrung Vorbehalt der Unterbringung in der Sicherungsverwahrung Nachträgliche Anordnung der Unterbringung in der Sicherungsverwahrung Reihenfolge der Vollstreckung Überweisung in den Vollzug einer anderen Maßregel Aussetzung zugleich mit der Anordnung Späterer Beginn der Unterbringung
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Inhaltsübersicht
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§ 67d § 67e § 67f § 67g § 67h
Dauer der Unterbringung Überprüfung Mehrfache Anordnung der Maßregel Widerruf der Aussetzung Befristete Wiederinvollzugsetzung; Krisenintervention
§ 68 § 68a § 68b § 68c § 68d § 68e § 68f § 68g
− Führungsaufsicht − Voraussetzungen der Führungsaufsicht Aufsichtsstelle, Bewährungshilfe, forensische Ambulanz Weisungen Dauer der Führungsaufsicht Nachträgliche Entscheidungen Beendigung oder Ruhen der Führungsaufsicht Führungsaufsicht bei Nichtaussetzung des Strafrestes Führungsaufsicht und Aussetzung zur Bewährung
§ 69 § 69a § 69b
− Entziehung der Fahrerlaubnis − Entziehung der Fahrerlaubnis Sperre für die Erteilung einer Fahrerlaubnis Wirkung der Entziehung bei einer ausländischen Fahrerlaubnis
§ 70 § 70a § 70b
− Berufsverbot − Anordnung des Berufsverbots Aussetzung des Berufsverbots Widerruf der Aussetzung und Erledigung des Berufsverbots
§ 71 § 72
− Gemeinsame Vorschriften − Selbständige Anordnung Verbindung von Maßregeln
Siebenter Titel Verfall und Einziehung § 73 § 73a § 73b § 73c § 73d § 73e § 74 § 74a § 74b
Voraussetzungen des Verfalls Verfall des Wertersatzes Schätzung Härtevorschrift Erweiterter Verfall Wirkung des Verfalls Voraussetzungen der Einziehung Erweiterte Voraussetzungen der Einziehung Grundsatz der Verhältnismäßigkeit 457
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Inhaltsübersicht
§ 74c § 74d § 74e § 74f § 75
Einziehung des Wertersatzes Einziehung von Schriften und Unbrauchbarmachung Wirkung der Einziehung Entschädigung Sondervorschrift für Organe und Vertreter
§ 76 § 76a
− Gemeinsame Vorschriften − Nachträgliche Anordnung von Verfall oder Einziehung des Wertersatzes Selbstständige Anordnung
§ 77 § 77a § 77b § 77c § 77d § 77e
Vierter Abschnitt Strafantrag, Ermächtigung, Strafverlangen Antragsberechtigte Antrag des Dienstvorgesetzten Antragsfrist Wechselseitig begangene Taten Zurücknahme des Antrags Ermächtigung und Strafverlangen
§ 78 § 78a § 78b § 78c
Fünfter Abschnitt Verjährung Erster Titel Verfolgungsverjährung Verjährungsfrist Beginn Ruhen Unterbrechung
§ 79 § 79a § 79b
Zweiter Titel Vollstreckungsverjährung Verjährungsfrist Ruhen Verlängerung
§ 80 § 80a
Erster Abschnitt Friedensverrat, Hochverrat und Gefährdung des demokratischen Rechtsstaates Erster Titel Friedensverrat Vorbereitung eines Angriffskrieges Aufstacheln zum Angriffskrieg
Besonderer Teil
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StGB
§ 81 § 82 § 83 § 83a
Inhaltsbersicht
C 25b
Zweiter Titel Hochverrat Hochverrat gegen den Bund Hochverrat gegen ein Land Vorbereitung eines hochverrterischen Unternehmens Ttige Reue
§ 91a
Dritter Titel Gefhrdung des demokratischen Rechtsstaates Fortfhrung einer fr verfassungswidrig erklrten Partei Verstoß gegen ein Vereinigungsverbot Verbreiten von Propagandamitteln verfassungswidriger Organisationen Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen Agententtigkeit zu Sabotagezwecken Verfassungsfeindliche Sabotage Verfassungsfeindliche Einwirkung auf Bundeswehr und çffentliche Sicherheitsorgane Vorbereitung einer schweren staatsgefhrdenden Gewalttat Aufnahme von Beziehungen zur Begehung einer schweren staatsgefhrdenden Gewalttat Verunglimpfung des Bundesprsidenten Verunglimpfung des Staates und seiner Symbole Verfassungsfeindliche Verunglimpfung von Verfassungsorganen Anleitung zur Begehung einer schweren staatsgefhrdenden Gewalttat Anwendungsbereich
§ 92 § 92a § 92b
Vierter Titel Gemeinsame Vorschriften Begriffsbestimmungen Nebenfolgen Einziehung
§ 84 § 85 § 86 § 86a § 87 § 88 § 89 § 89a § 89b § 90 § 90a § 90b § 91
§ 93 § 94 § 95 § 96 § 97 § 97a
Zweiter Abschnitt Landesverrat und Gefhrdung der ußeren Sicherheit Begriff des Staatsgeheimnisses Landesverrat Offenbaren von Staatsgeheimnissen Landesverrterische Aussphung; Auskundschaften von Staatsgeheimnissen Preisgabe von Staatsgeheimnissen Verrat illegaler Geheimnisse 459
C 25b § 97b § 98 § 99 § 100 § 100a § 101 § 101a
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Inhaltsbersicht
Verrat in irriger Annahme eines illegalen Geheimnisses Landesverrterische Agententtigkeit Geheimdienstliche Agententtigkeit Friedensgefhrdende Beziehungen Landesverrterische Flschung Nebenfolgen Einziehung
Dritter Abschnitt Straftaten gegen auslndische Staaten § 102 Angriff gegen Organe und Vertreter auslndischer Staaten § 103 Beleidigung von Organen und Vertretern auslndischer Staaten § 104 Verletzung von Flaggen und Hoheitszeichen auslndischer Staaten § 104a Voraussetzungen der Strafverfolgung
§ 105 § 106 § 106a § 106b § 107 § 107a § 107b § 107c § 108 § 108a § 108b § 108c § 108d § 108e
Vierter Abschnitt Straftaten gegen Verfassungsorgane sowie bei Wahlen und Abstimmungen Nçtigung von Verfassungsorganen Nçtigung des Bundesprsidenten und von Mitgliedern eines Verfassungsorgans (weggefallen) Stçrung der Ttigkeit eines Gesetzgebungsorgans Wahlbehinderung Wahlflschung Flschung von Wahlunterlagen Verletzung des Wahlgeheimnisses Whlernçtigung Whlertuschung Whlerbestechung Nebenfolgen Geltungsbereich Abgeordnetenbestechung
Fnfter Abschnitt Straftaten gegen die Landesverteidigung § 109 Wehrpflichtentziehung durch Verstmmelung § 109a Wehrpflichtentziehung durch Tuschung §§ 109b und 109c (weggefallen) § 109d Stçrpropaganda gegen die Bundeswehr § 109e Sabotagehandlungen an Verteidigungsmitteln § 109f Sicherheitsgefhrdender Nachrichtendienst § 109g Sicherheitsgefhrdendes Abbilden 460
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Inhaltsbersicht
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§ 109h Anwerben fr fremden Wehrdienst § 109i Nebenfolgen § 109k Einziehung Sechster Abschnitt Widerstand gegen die Staatsgewalt § 110 (weggefallen) § 111 ffentliche Aufforderung zu Straftaten § 112 (weggefallen) § 113 Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte § 114 Widerstand gegen Personen, die Vollstreckungsbeamten gleichstehen §§ 115 bis 119 (weggefallen) § 120 Gefangenenbefreiung § 121 Gefangenenmeuterei § 122 (weggefallen)
§ 123 § 124 § 125 § 125a § 126 § 127 § 128 § 129 § 129a § 129b § 130 § 130a § 131 § 132 § 132a § 133 § 134 § 135 § 136 § 137 § 138 § 139 § 140 § 141
Siebenter Abschnitt Straftaten gegen die çffentliche Ordnung Hausfriedensbruch Schwerer Hausfriedensbruch Landfriedensbruch Besonders schwerer Fall des Landfriedensbruchs Stçrung des çffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten Bildung bewaffneter Gruppen (weggefallen) Bildung krimineller Vereinigungen Bildung terroristischer Vereinigungen Kriminelle und terroristische Vereinigungen im Ausland; Erweiterter Verfall und Einziehung Volksverhetzung Anleitung zu Straftaten Gewaltdarstellung Amtsanmaßung MissbrauchvonTiteln,BerufsbezeichnungenundAbzeichen Verwahrungsbruch Verletzung amtlicher Bekanntmachungen (weggefallen) Verstrickungsbruch; Siegelbruch (weggefallen) Nichtanzeige geplanter Straftaten Straflosigkeit der Nichtanzeige geplanter Straftaten Belohnung und Billigung von Straftaten (weggefallen) 461
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StGB
Inhaltsbersicht
§ 142 Unerlaubtes Entfernen vom Unfallort §§ 143 und 144 (weggefallen) § 145 Missbrauch von Notrufen und Beeintrchtigung von Unfallverhtungs- und Nothilfemitteln § 145a Verstoß gegen Weisungen whrend der Fhrungsaufsicht § 145b (weggefallen) § 145c Verstoß gegen das Berufsverbot § 145d Vortuschen einer Straftat Achter Abschnitt Geld- und Wertzeichenflschung § 146 § 147 § 148 § 149 § 150 § 151 § 152
Geldflschung Inverkehrbringen von Falschgeld Wertzeichenflschung Vorbereitung der Flschung von Geld und Wertzeichen Erweiterter Verfall und Einziehung Wertpapiere Geld, Wertzeichen und Wertpapiere eines fremden Whrungsgebiets § 152a Flschung von Zahlungskarten, Schecks und Wechseln § 152b Flschung von Zahlungskarten mit Garantiefunktion und Vordrucken fr Euroschecks
§ 163
Neunter Abschnitt Falsche uneidliche Aussage und Meineid Falsche uneidliche Aussage Meineid Eidesgleiche Bekrftigungen Falsche Versicherung an Eides statt Aussagenotstand Berichtigung einer falschen Angabe Versuch der Anstiftung zur Falschaussage Verleitung zur Falschaussage Fahrlssiger Falscheid; fahrlssige falsche Versicherung an Eides statt Internationale Gerichte; nationale Untersuchungsausschsse (weggefallen)
§ 164 § 165
Zehnter Abschnitt Falsche Verdchtigung Falsche Verdchtigung Bekanntgabe der Verurteilung
§ 153 § 154 § 155 § 156 § 157 § 158 § 159 § 160 § 161 § 162
462
StGB
Inhaltsübersicht
C 25b
Elfter Abschnitt Straftaten, welche sich auf Religion und Weltanschauung beziehen § 166
Beschimpfung von Bekenntnissen, Religionsgesellschaften und Weltanschauungsvereinigungen § 167 Störung der Religionsausübung § 167a Störung einer Bestattungsfeier § 168 Störung der Totenruhe Zwölfter Abschnitt Straftaten gegen den Personenstand, die Ehe und die Familie § 169 § 170 § 171 § 172 § 173
Personenstandsfälschung Verletzung der Unterhaltspflicht Verletzung der Fürsorge- oder Erziehungspflicht Doppelehe Beischlaf zwischen Verwandten Dreizehnter Abschnitt Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung
§ 174 Sexueller Missbrauch von Schutzbefohlenen § 174a Sexueller Missbrauch von Gefangenen, behördlich Verwahrten oder Kranken und Hilfsbedürftigen in Einrichtungen § 174b Sexueller Missbrauch unter Ausnutzung einer Amtsstellung § 174c Sexueller Missbrauch unter Ausnutzung eines Beratungs-, Behandlungs- oder Betreuungsverhältnisses § 175 (weggefallen) § 176 Sexueller Missbrauch von Kindern § 176a Schwerer sexueller Missbrauch von Kindern § 176b Sexueller Missbrauch von Kindern mit Todesfolge § 177 Sexuelle Nötigung; Vergewaltigung § 178 Sexuelle Nötigung und Vergewaltigung mit Todesfolge § 179 Sexueller Missbrauch widerstandsunfähiger Personen § 180 Förderung sexueller Handlungen Minderjähriger § 180a Ausbeutung von Prostituierten §§ 180b und 181 (weggefallen) § 181a Zuhälterei § 181b Führungsaufsicht § 181c Vermögensstrafe und Erweiterter Verfall § 182 Sexueller Missbrauch von Jugendlichen § 183 Exhibitionistische Handlungen § 183a Erregung öffentlichen Ärgernisses 463
C 25b
StGB
Inhaltsbersicht
§ 184 Verbreitung pornographischer Schriften § 184a Verbreitung gewalt- oder tierpornographischer Schriften § 184b Verbreitung, Erwerb und Besitz kinderpornographischer Schriften § 184c Verbreitung, Erwerb und Besitz jugendpornographischer Schriften § 184d Verbreitung pornographischer Darbietungen durch Rundfunk, Medien- oder Teledienste § 184e Ausbung der verbotenen Prostitution § 184f Jugendgefhrdende Prostitution § 184g Begriffsbestimmungen Vierzehnter Abschnitt Beleidigung § 185 § 186 § 187 § 188
Beleidigung ble Nachrede Verleumdung ble Nachrede und Verleumdung gegen Personen des politischen Lebens § 189 Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener § 190 Wahrheitsbeweis durch Strafurteil § 191 (weggefallen) § 192 Beleidigung trotz Wahrheitsbeweises § 193 Wahrnehmung berechtigter Interessen § 194 Strafantrag §§ 195 bis 198 (weggefallen) § 199 Wechselseitig begangene Beleidigungen § 200 Bekanntgabe der Verurteilung Fnfzehnter Abschnitt Verletzung des persçnlichen Lebens- und Geheimbereichs § 201 Verletzung der Vertraulichkeit des Wortes § 201a Verletzung des hçchstpersçnlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahmen § 202 Verletzung des Briefgeheimnisses § 202a Aussphen von Daten § 202b Abfangen von Daten § 202c Vorbereiten des Aussphens und Abfangens von Daten § 203 Verletzung von Privatgeheimnissen § 204 Verwertung fremder Geheimnisse § 205 Strafantrag § 206 Verletzung des Post- oder Fernmeldegeheimnisses §§ 207 bis 210 (weggefallen) 464
StGB
Inhaltsbersicht
C 25b
Sechzehnter Abschnitt Straftaten gegen das Leben § 211 Mord § 212 Totschlag § 213 Minder schwerer Fall des Totschlags §§ 214 und 215 (weggefallen) § 216 Tçtung auf Verlangen § 217 (weggefallen) § 218 Schwangerschaftsabbruch § 218a Straflosigkeit des Schwangerschaftsabbruchs § 218b Schwangerschaftsabbruch ohne rztliche Feststellung; unrichtige rztliche Feststellung § 218c rztliche Pflichtverletzung bei einem Schwangerschaftsabbruch § 219 Beratung der Schwangeren in einer Not- und Konfliktlage § 219a Werbung fr den Abbruch der Schwangerschaft § 219b Inverkehrbringen von Mitteln zum Abbruch der Schwangerschaft §§ 220 und 220a (weggefallen) § 221 Aussetzung § 222 Fahrlssige Tçtung
§ 223 § 224 § 225 § 226 § 227 § 228 § 229 § 230 § 231
Siebzehnter Abschnitt Straftaten gegen die kçrperliche Unversehrtheit Kçrperverletzung Gefhrliche Kçrperverletzung Misshandlung von Schutzbefohlenen Schwere Kçrperverletzung Kçrperverletzung mit Todesfolge Einwilligung Fahrlssige Kçrperverletzung Strafantrag Beteiligung an einer Schlgerei
Achtzehnter Abschnitt Straftaten gegen die persçnliche Freiheit § 232 Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung § 233 Menschenhandel zum Zweck der Ausbeutung der Arbeitskraft § 233a Fçrderung des Menschenhandels § 233b Fhrungsaufsicht, Erweiterter Verfall § 234 Menschenraub § 234a Verschleppung § 235 Entziehung Minderjhriger § 236 Kinderhandel 465
C 25b § 237 § 238 § 239 § 239a § 239b § 239c § 240 § 241 § 241a
§ 242 § 243 § 244 § 244a § 245 § 246 § 247 § 248 § 248a § 248b § 248c
§ 249 § 250 § 251 § 252 § 253 § 254 § 255 § 256
StGB
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(weggefallen) Nachstellung Freiheitsberaubung Erpresserischer Menschenraub Geiselnahme Fhrungsaufsicht Nçtigung Bedrohung Politische Verdchtigung Neunzehnter Abschnitt Diebstahl und Unterschlagung Diebstahl Besonders schwerer Fall des Diebstahls Diebstahl mit Waffen; Bandendiebstahl; Wohnungseinbruchdiebstahl Schwerer Bandendiebstahl Fhrungsaufsicht Unterschlagung Haus- und Familiendiebstahl (weggefallen) Diebstahl und Unterschlagung geringwertiger Sachen Unbefugter Gebrauch eines Fahrzeugs Entziehung elektrischer Energie Zwanzigster Abschnitt Raub und Erpressung Raub Schwerer Raub Raub mit Todesfolge Ruberischer Diebstahl Erpressung (weggefallen) Ruberische Erpressung Fhrungsaufsicht, Vermçgensstrafe und Erweiterter Verfall
Einundzwanzigster Abschnitt Begnstigung und Hehlerei § 257 Begnstigung § 258 Strafvereitelung § 258a Strafvereitelung im Amt § 259 Hehlerei § 260 Gewerbsmßige Hehlerei, Bandenhehlerei § 260a Gewerbsmßige Bandenhehlerei 466
StGB § 261 § 262
§ 263 § 263a § 264 § 264a § 265 § 265a § 265b § 266 § 266a § 266b
Inhaltsbersicht
C 25b
Geldwsche; Verschleierung unrechtmßig erlangter Vermçgenswerte Fhrungsaufsicht Zweiundzwanzigster Abschnitt Betrug und Untreue Betrug Computerbetrug Subventionsbetrug Kapitalanlagebetrug Versicherungsmissbrauch Erschleichen von Leistungen Kreditbetrug Untreue Vorenthalten und Veruntreuen von Arbeitsentgelt Missbrauch von Scheck- und Kreditkarten Dreiundzwanzigster Abschnitt Urkundenflschung
§ 267 § 268 § 269 § 270 § 271 § 272 § 273 § 274
Urkundenflschung Flschung technischer Aufzeichnungen Flschung beweiserheblicher Daten Tuschung im Rechtsverkehr bei Datenverarbeitung Mittelbare Falschbeurkundung (weggefallen) Verndern von amtlichen Ausweisen Urkundenunterdrckung; Vernderung einer Grenzbezeichnung § 275 Vorbereitung der Flschung von amtlichen Ausweisen § 276 Verschaffen von falschen amtlichen Ausweisen § 276a Aufenthaltsrechtliche Papiere; Fahrzeugpapiere § 277 Flschung von Gesundheitszeugnissen § 278 Ausstellen unrichtiger Gesundheitszeugnisse § 279 Gebrauch unrichtiger Gesundheitszeugnisse § 280 (weggefallen) § 281 Missbrauch von Ausweispapieren § 282 Vermçgensstrafe, Erweiterter Verfall und Einziehung Vierundzwanzigster Abschnitt Insolvenzstraftaten § 283 § 283a § 283b § 283c § 283d
Bankrott Besonders schwerer Fall des Bankrotts Verletzung der Buchfhrungspflicht Glubigerbegnstigung Schuldnerbegnstigung 467
C 25b
StGB
Inhaltsübersicht
Fünfundzwanzigster Abschnitt Strafbarer Eigennutz § 284 § 285 § 286 § 287 § 288 § 289 § 290 § 291 § 292 § 293 § 294 § 295 § 296 § 297
Unerlaubte Veranstaltung eines Glücksspiels Beteiligung am unerlaubten Glücksspiel Vermögensstrafe, Erweiterter Verfall und Einziehung Unerlaubte Veranstaltung einer Lotterie oder einer Ausspielung Vereiteln der Zwangsvollstreckung Pfandkehr Unbefugter Gebrauch von Pfandsachen Wucher Jagdwilderei Fischwilderei Strafantrag Einziehung (weggefallen) Gefährdung von Schiffen, Kraft- und Luftfahrzeugen durch Bannware Sechsundzwanzigster Abschnitt Straftaten gegen den Wettbewerb
§ 298 § 299 § 300 § 301 § 302
Wettbewerbsbeschränkende Absprachen bei Ausschreibungen Bestechlichkeit und Bestechung im geschäftlichen Verkehr Besonders schwere Fälle der Bestechlichkeit und Bestechung im geschäftlichen Verkehr Strafantrag Vermögensstrafe und Erweiterter Verfall Siebenundzwanzigster Abschnitt Sachbeschädigung
§ 303 § 303a § 303b § 303c § 304 § 305 § 305a
Sachbeschädigung Datenveränderung Computersabotage Strafantrag Gemeinschädliche Sachbeschädigung Zerstörung von Bauwerken Zerstörung wichtiger Arbeitsmittel Achtundzwanzigster Abschnitt Gemeingefährliche Straftaten
§ 306 Brandstiftung § 306a Schwere Brandstiftung 468
StGB § 306b § 306c § 306d § 306e § 306f § 307 § 308 § 309 § 310 § 311 § 312 § 313 § 314 § 314a § 315 § 315a § 315b § 315c § 315d § 316 § 316a § 316b § 316c § 317 § 318 § 319 § 320 § 321 § 322 § 323 § 323a § 323b § 323c
Inhaltsübersicht
C 25b
Besonders schwere Brandstiftung Brandstiftung mit Todesfolge Fahrlässige Brandstiftung Tätige Reue Herbeiführen einer Brandgefahr Herbeiführen einer Explosion durch Kernenergie Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion Missbrauch ionisierender Strahlen Vorbereitung eines Explosions- oder Strahlungsverbrechens Freisetzen ionisierender Strahlen Fehlerhafte Herstellung einer kerntechnischen Anlage Herbeiführen einer Überschwemmung Gemeingefährliche Vergiftung Tätige Reue Gefährliche Eingriffe in den Bahn-, Schiffs- und Luftverkehr Gefährdung des Bahn-, Schiffs- und Luftverkehrs Gefährliche Eingriffe in den Straßenverkehr Gefährdung des Straßenverkehrs Schienenbahnen im Straßenverkehr Trunkenheit im Verkehr Räuberischer Angriff auf Kraftfahrer Störung öffentlicher Betriebe Angriffe auf den Luft- und Seeverkehr Störung von Telekommunikationsanlagen Beschädigung wichtiger Anlagen Baugefährdung Tätige Reue Führungsaufsicht Einziehung (weggefallen) Vollrausch Gefährdung einer Entziehungskur Unterlassene Hilfeleistung Neunundzwanzigster Abschnitt Straftaten gegen die Umwelt
§ 324 § 324a § 325 § 325a § 326 § 327
Gewässerverunreinigung Bodenverunreinigung Luftverunreinigung Verursachen von Lärm, Erschütterungen und nichtionisierenden Strahlen Unerlaubter Umgang mit gefährlichen Abfällen Unerlaubtes Betreiben von Anlagen 469
C 25b § 328 § 329 § 330 § 330a § 330b § 330c § 330d
StGB
Inhaltsübersicht
Unerlaubter Umgang mit radioaktiven Stoffen und anderen gefährlichen Stoffen und Gütern Gefährdung schutzbedürftiger Gebiete Besonders schwerer Fall einer Umweltstraftat Schwere Gefährdung durch Freisetzen von Giften Tätige Reue Einziehung Begriffsbestimmungen Dreißigster Abschnitt Straftaten im Amt
§ 331 § 332 § 333 § 334 § 335
Vorteilsannahme Bestechlichkeit Vorteilsgewährung Bestechung Besonders schwere Fälle der Bestechlichkeit und Bestechung § 336 Unterlassen der Diensthandlung § 337 Schiedsrichtervergütung § 338 Vermögensstrafe und Erweiterter Verfall § 339 Rechtsbeugung § 340 Körperverletzung im Amt §§ 341 und 342 (weggefallen) § 343 Aussageerpressung § 344 Verfolgung Unschuldiger § 345 Vollstreckung gegen Unschuldige §§ 346 und 347 (weggefallen) § 348 Falschbeurkundung im Amt §§ 349 bis 351 (weggefallen) § 352 Gebührenüberhebung § 353 Abgabenüberhebung; Leistungskürzung § 353a Vertrauensbruch im auswärtigen Dienst § 353b Verletzung des Dienstgeheimnisses und einer besonderen Geheimhaltungspflicht § 353c (weggefallen) § 353d Verbotene Mitteilungen über Gerichtsverhandlungen § 354 (weggefallen) § 355 Verletzung des Steuergeheimnisses § 356 Parteiverrat § 357 Verleitung eines Untergebenen zu einer Straftat § 358 Nebenfolgen
470
StGB
§§ 1−4
C 25b
Allgemeiner Teil Erster Abschnitt Das Strafgesetz Erster Titel Geltungsbereich
§ 1 Keine Strafe ohne Gesetz Eine Tat kann nur bestraft werden, wenn die Strafbarkeit gesetzlich bestimmt war, bevor die Tat begangen wurde.
§ 2 Zeitliche Geltung (1) Die Strafe und ihre Nebenfolgen bestimmen sich nach dem Gesetz, das zur Zeit der Tat gilt. (2) Wird die Strafdrohung während der Begehung der Tat geändert, so ist das Gesetz anzuwenden, das bei Beendigung der Tat gilt. (3) Wird das Gesetz, das bei Beendigung der Tat gilt, vor der Entscheidung geändert, so ist das mildeste Gesetz anzuwenden. (4) Ein Gesetz, das nur für eine bestimmte Zeit gelten soll, ist auf Taten, die während seiner Geltung begangen sind, auch dann anzuwenden, wenn es außer Kraft getreten ist. Dies gilt nicht, soweit ein Gesetz etwas anderes bestimmt. (5) Für Verfall, Einziehung und Unbrauchbarmachung gelten die Absätze 1 bis 4 entsprechend. (6) Über Maßregeln der Besserung und Sicherung ist, wenn gesetzlich nichts anderes bestimmt ist, nach dem Gesetz zu entscheiden, das zur Zeit der Entscheidung gilt.
§ 3 Geltung für Inlandstaten Das deutsche Strafrecht gilt für Taten, die im Inland begangen werden.
§ 4 Geltung für Taten auf deutschen Schiffen und Luftfahrzeugen Das deutsche Strafrecht gilt, unabhängig vom Recht des Tatorts, für Taten, die auf einem Schiff oder in einem Luftfahrzeug began471
C 25b
StGB
§5
gen werden, das berechtigt ist, die Bundesflagge oder das Staatszugehörigkeitszeichen der Bundesrepublik Deutschland zu führen.
§ 5 Auslandstaten gegen inländische Rechtsgüter Das Deutsche Strafrecht gilt, unabhängig vom Recht des Tatorts, für folgende Taten, die im Ausland begangen werden: 1. Vorbereitung eines Angriffskrieges (§ 80); 2. Hochverrat (§§ 81 bis 83); 3. Gefährdung des demokratischen Rechtsstaates a) in den Fällen der §§ 89, 90a Abs. 1 und des § 90b, wenn der Täter Deutscher ist und seine Lebensgrundlage im räumlichen Geltungsbereich dieses Gesetzes hat, und b) in den Fällen der §§ 90 und 90a Abs. 2; 4. Landesverrat und Gefährdung der äußeren Sicherheit (§§ 94 bis 100a); 5. Straftaten gegen die Landesverteidigung a) in den Fällen der §§ 109 und 109e bis 109g und b) in den Fällen der §§ 109a, 109d und 109h, wenn der Täter Deutscher ist und seine Lebensgrundlage im räumlichen Geltungsbereich dieses Gesetzes hat; 6. Verschleppung und politische Verdächtigung (§§ 234a, 241a), wenn die Tat sich gegen einen Deutschen richtet, der im Inland seinen Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt hat; 6a. Entziehung eines Kindes in den Fällen des § 235 Abs. 2 Nr. 2, wenn die Tat sich gegen eine Person richtet, die im Inland ihren Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt hat; 7. Verletzung von Betriebs- oder Geschäftsgeheimnissen eines im räumlichen Geltungsbereich dieses Gesetzes liegenden Betriebs, eines Unternehmens, das dort seinen Sitz hat, oder eines Unternehmens mit Sitz im Ausland, das von einem Unternehmen mit Sitz im räumlichen Geltungsbereich dieses Gesetzes abhängig ist und mit diesem einen Konzern bildet; 8. Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung a) in den Fällen des § 174 Abs. 1 und 3, wenn der Täter und der, gegen den die Tat begangen wird, zur Zeit der Tat Deutsche sind und ihre Lebensgrundlage im Inland haben, und b) in den Fällen der §§ 176 bis 176b und 182, wenn der Täter Deutscher ist; 9. Abbruch der Schwangerschaft (§ 218), wenn der Täter zur Zeit der Tat Deutscher ist und seine Lebensgrundlage im räumlichen Geltungsbereich dieses Gesetzes hat; 472
StGB
§5
C 25b
10. falsche uneidliche Aussage, Meineid und falsche Versicherung an Eides statt (§§ 153 bis 156) in einem Verfahren, das im räumlichen Geltungsbereich dieses Gesetzes bei einem Gericht oder einer anderen deutschen Stelle anhängig ist, die zur Abnahme von Eiden oder eidesstattlichen Versicherungen zuständig ist; 11. Straftaten gegen die Umwelt in den Fällen der §§ 324, 326, 330 und 330a, die im Bereich der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone begangen werden, soweit völkerrechtliche Übereinkommen zum Schutze des Meeres ihre Verfolgung als Straftaten gestatten; 11a. Straftaten nach § 328 Abs. 2 Nr. 3 und 4, Abs. 4 und 5, auch in Verbindung mit § 330, wenn der Täter zur Zeit der Tat Deutscher ist, 12. Taten, die ein deutscher Amtsträger oder für den öffentlichen Dienst besonders Verpflichteter während eines dienstlichen Aufenthalts oder in Beziehung auf den Dienst begeht; 13. Taten, die ein Ausländer als Amtsträger oder für den öffentlichen Dienst besonders Verpflichteter begeht; 14. Taten, die jemand gegen einen Amtsträger, einen für den öffentlichen Dienst besonders Verpflichteten oder einen Soldaten der Bundeswehr während der Ausübung ihres Dienstes oder in Beziehung auf ihren Dienst begeht; 14a.Abgeordnetenbestechung (§ 108e), wenn der Täter zur Zeit der Tat Deutscher ist oder die Tat gegenüber einem Deutschen begangen wird; 15. Organ- und Gewebehandel (§ 18 des Transplantationsgesetzes), wenn der Täter zur Zeit der Tat Deutscher ist. Zu Nr. 11 ist folgender Art. 12 des Ausführungsgesetzes zum Seerechtsübereinkommen zu beachten: Artikel 12 Erweiterung des Geltungsbereichs des deutschen Strafrechts Das deutsche Strafrecht gilt für Straftaten gegen die Umwelt in den Fällen der §§ 324, 326, 330 und 330a des Strafgesetzbuches, die von einem Schiff aus in der Nordsee oder Ostsee außerhalb der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone durch Einleiten von Stoffen unter Verletzung verwaltungsrechtlicher Pflichten (§ 330d Nr. 4, 5 des Strafgesetzbuches) begangen werden, welche der Durchführung völkerrechtlicher Übereinkommen zum Schutz des Meeres dienen. Soweit die Tat in den Hoheitsgewässern eines anderen Staates begangen wird, gilt dies, wenn die Tat nach dem Recht dieses Staates mit Strafe bedroht ist. Für die Abgrenzung der Nordsee ist Artikel 2 des Übereinkommens zur Zusammenarbeit bei der Bekämpfung der Verschmutzung der Nordsee durch Öl und andere Schadstoffe vom 13. September 1983 (BGBl 1990 II S. 70) maßgebend.
473
C 25b § 6
StGB
§§ 6 – 7
Auslandstaten gegen international geschtzte Rechtsgter
Das deutsche Strafrecht gilt weiter, unabhngig vom Recht des Tatorts, fr folgende Taten, die im Ausland begangen werden: 1. (weggefallen) 2. Kernenergie-, Sprengstoff- und Strahlungsverbrechen in den Fllen der §§ 307 und 308 Abs. 1 bis 4, des § 309 Abs. 2 und des § 310; 3. Angriffe auf den Luft- und Seeverkehr (§ 316c); 4. Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung und zum Zweck der Ausbeutung der Arbeitskraft sowie Fçrderung des Menschenhandels (§§ 232 bis 233a); 5. unbefugter Vertrieb von Betubungsmitteln; 6. Verbreitung pornographischer Schriften in den Fllen der §§ 184a, 184b Abs. 1 bis 3 und § 184c Abs. 1 bis 3, jeweils auch in Verbindung mit § 184d Satz 1; 7. Geld- und Wertpapierflschung (§§ 146, 151 und 152), Flschung von Zahlungskarten mit Garantiefunktion und Vordrucken fr Euroschecks (§ 152b Abs. 1 bis 4) sowie deren Vorbereitung (§§ 149, 151, 152 und 152b Abs. 5); 8. Subventionsbetrug (§ 264); 9. Taten, die auf Grund eines fr die Bundesrepublik Deutschland verbindlichen zwischenstaatlichen Abkommens auch dann zu verfolgen sind, wenn sie im Ausland begangen werden.
§ 7
Geltung fr Auslandstaten in anderen Fllen
(1) Das deutsche Strafrecht gilt fr Taten, die im Ausland gegen einen Deutschen begangen werden, wenn die Tat am Tatort mit Strafe bedroht ist oder der Tatort keiner Strafgewalt unterliegt. (2) Fr andere Taten, die im Ausland begangen werden, gilt das deutsche Strafrecht, wenn die Tat am Tatort mit Strafe bedroht ist oder der Tatort keiner Strafgewalt unterliegt und wenn der Tter 1. zur Zeit der Tat Deutscher war oder es nach der Tat geworden ist oder 2. zur Zeit der Tat Auslnder war, im Inland betroffen und, obwohl das Auslieferungsgesetz seine Auslieferung nach der Art der Tat zuließe, nicht ausgeliefert wird, weil ein Auslieferungsersuchen innerhalb angemessener Frist nicht gestellt oder abgelehnt wird oder die Auslieferung nicht ausfhrbar ist. 474
StGB
§§ 8−11
C 25b
§ 8 Zeit der Tat Eine Tat ist zu der Zeit begangen, zu welcher der Täter oder der Teilnehmer gehandelt hat oder im Falle des Unterlassens hätte handeln müssen. Wann der Erfolg eintritt, ist nicht maßgebend.
§ 9 Ort der Tat (1) Eine Tat ist an jedem Ort begangen, an dem der Täter gehandelt hat oder im Falle des Unterlassens hätte handeln müssen oder an dem der zum Tatbestand gehörende Erfolg eingetreten ist oder nach der Vorstellung des Täters eintreten sollte. (2) Die Teilnahme ist sowohl an dem Ort begangen, an dem die Tat begangen ist, als auch an jedem Ort, an dem der Teilnehmer gehandelt hat oder im Falle des Unterlassens hätte handeln müssen oder an dem nach seiner Vorstellung die Tat begangen werden sollte. Hat der Teilnehmer an einer Auslandstat im Inland gehandelt, so gilt für die Teilnahme das deutsche Strafrecht, auch wenn die Tat nach dem Recht des Tatorts nicht mit Strafe bedroht ist.
§ 10 Sondervorschriften für Jugendliche und Heranwachsende Für Taten von Jugendlichen und Heranwachsenden gilt dieses Gesetz nur, soweit im Jugendgerichtsgesetz nichts anderes bestimmt ist. Zweiter Titel Sprachgebrauch
§ 11 Personen- und Sachbegriffe (1) Im Sinne dieses Gesetzes ist 1. Angehöriger: wer zu den folgenden Personen gehört: a) Verwandte und Verschwägerte gerader Linie, der Ehegatte, der Lebenspartner, der Verlobte, auch im Sinne des Lebenspartnerschaftsgesetzes, Geschwister, Ehegatten der Geschwister, Geschwister der Ehegatten oder Lebenspartner, und zwar auch dann, wenn die Ehe oder die Lebenspartnerschaft, welche die Beziehung begründet hat, nicht mehr besteht oder wenn die Verwandtschaft oder Schwägerschaft erloschen ist, b) Pflegeeltern und Pflegekinder; 475
C 25b 2.
StGB
§ 11
Amtsträger: wer nach deutschen Recht a) Beamter oder Richter ist, b) in einem sonstigen öffentlich-rechtlichen Amtsverhältnis steht oder c) sonst dazu bestellt ist, bei einer Behörde oder bei einer sonstigen Stelle oder in deren Auftrag Aufgaben der öffentlichen Verwaltung unbeschadet der zur Aufgabenerfüllung gewählten Organisationsform wahrzunehmen; 3. Richter: wer nach deutschem Recht Berufsrichter oder ehrenamtlicher Richter ist; 4. für den öffentlichen Dienst besonders Verpflichteter: wer, ohne Amtsträger zu sein, a) bei einer Behörde oder bei einer sonstigen Stelle, die Aufgaben der öffentlichen Verwaltung wahrnimmt, oder b) bei einem Verband oder sonstigen Zusammenschluss, Betrieb oder Unternehmen, die für eine Behörde oder für eine sonstige Stelle Aufgaben der öffentlichen Verwaltung ausführen, beschäftigt oder für sie tätig und auf die gewissenhafte Erfüllung seiner Obliegenheiten auf Grund eines Gesetzes förmlich verpflichtet ist; 5. rechtswidrige Tat: nur eine solche, die den Tatbestand eines Strafgesetzes verwirklicht; 6. Unternehmen einer Tat: deren Versuch und deren Vollendung; 7. Behörde: auch ein Gericht; 8. Maßnahme: jede Maßregel der Besserung und Sicherung, der Verfall, die Einziehung und die Unbrauchbarmachung; 9. Entgelt: jede in einem Vermögensvorteil bestehende Gegenleistung. (2) Vorsätzlich im Sinne dieses Gesetzes ist eine Tat auch dann, wenn sie einen gesetzlichen Tatbestand verwirklicht, der hinsichtlich der Handlung Vorsatz voraussetzt, hinsichtlich einer dadurch verursachten besonderen Folge jedoch Fahrlässigkeit ausreichen lässt. 476
StGB
§§ 12−14
C 25b
(3) Den Schriften stehen Ton- und Bildträger, Datenspeicher, Abbildungen und andere Darstellungen in denjenigen Vorschriften gleich, die auf diesen Absatz verweisen.
§ 12 Verbrechen und Vergehen (1) Verbrechen sind rechtswidrige Taten, die im Mindestmaß mit Freiheitsstrafe von einem Jahr oder darüber bedroht sind. (2) Vergehen sind rechtswidrige Taten, die im Mindestmaß mit einer geringeren Freiheitsstrafe oder die mit Geldstrafe bedroht sind. (3) Schärfungen oder Milderungen, die nach den Vorschriften des Allgemeinen Teils oder für besonders schwere oder minder schwere Fälle vorgesehen sind, bleiben für die Einteilung außer Betracht.
Zweiter Abschnitt Die Tat Erster Titel Grundlagen der Strafbarkeit
§ 13 Begehen durch Unterlassen (1) Wer es unterlässt, einen Erfolg abzuwenden, der zum Tatbestand eines Strafgesetzes gehört, ist nach diesem Gesetz nur dann strafbar, wenn er rechtlich dafür einzustehen hat, dass der Erfolg nicht eintritt, und wenn das Unterlassen der Verwirklichung des gesetzlichen Tatbestandes durch ein Tun entspricht. (2) Die Strafe kann nach § 49 Abs. 1 gemildert werden.
§ 14 Handeln für einen anderen (1) Handelt jemand 1. als vertretungsberechtigtes Organ einer juristischen Person oder als Mitglied eines solchen Organs, 2. als vertretungsberechtigter Gesellschafter einer rechtsfähigen Personengesellschaft oder 3. als gesetzlicher Verteter eines anderen, so ist ein Gesetz, nach dem besondere persönliche Eigenschaften, Verhältnisse oder Umstände (besondere persönliche Merkmale) die Strafbarkeit begründen, auch auf den Vertreter anzuwenden, wenn diese Merkmale zwar nicht bei ihm, aber bei dem Vertretenen vorliegen. 477
C 25b
StGB
§§ 15−18
(2) Ist jemand von dem Inhaber eines Betriebs oder einem sonst dazu Befugten 1. beauftragt, den Betrieb ganz oder zum Teil zu leiten, oder 2. ausdrücklich beauftragt, in eigener Verantwortung Aufgaben wahrzunehmen, die dem Inhaber des Betriebs obliegen und handelt er auf Grund dieses Auftrags, so ist ein Gesetz, nach dem besondere persönliche Merkmale die Strafbarkeit begründen, auch auf den Beauftragten anzuwenden, wenn diese Merkmale zwar nicht bei ihm, aber bei dem Inhaber des Betriebs vorliegen. Dem Betrieb im Sinne des Satzes 1 steht das Unternehmen gleich. Handelt jemand auf Grund eines entsprechenden Auftrags für eine Stelle, die Aufgaben der öffentlichen Verwaltung wahrnimmt, so ist Satz 1 sinngemäß anzuwenden. (3) Die Absätze 1 und 2 sind auch dann anzuwenden, wenn die Rechtshandlung, welche die Vertretungsbefugnis oder das Auftragsverhältnis begründen sollte, unwirksam ist.
§ 15 Vorsätzliches und fahrlässiges Handeln Strafbar ist nur vorsätzliches Handeln, wenn nicht das Gesetz fahrlässiges Handeln ausdrücklich mit Strafe bedroht.
§ 16 Irrtum über Tatumstände (1) Wer bei Begehung der Tat einen Umstand nicht kennt, der zum gesetzlichen Tatbestand gehört, handelt nicht vorsätzlich. Die Strafbarkeit wegen fahrlässiger Begehung bleibt unberührt. (2) Wer bei Begehung der Tat irrig Umstände annimmt, welche den Tatbestand eines milderen Gesetzes verwirklichen würden, kann wegen vorsätzlicher Begehung nur nach dem milderen Gesetz bestraft werden.
§ 17 Verbotsirrtum Fehlt dem Täter bei Begehung der Tat die Einsicht, Unrecht zu tun, so handelt er ohne Schuld , wenn er diesen Irrtum nicht vermeiden konnte. Konnte der Täter den Irrtum vermeiden, so kann die Strafe nach § 49 Abs. 1 gemildert werden.
§ 18 Schwerere Strafe bei besonderen Tatfolgen Knüpft das Gesetz an eine besondere Folge der Tat eine schwerere Strafe, so trifft sie den Täter oder den Teilnehmer nur, wenn ihm hinsichtlich dieser Folge wenigstens Fahrlässigkeit zur Last fällt. 478
StGB
§§ 19−24
C 25b
§ 19 Schuldunfähigkeit des Kindes Schuldunfähig ist, wer bei Begehung der Tat noch nicht vierzehn Jahre alt ist.
§ 20 Schuldunfähigkeit wegen seelischer Störungen Ohne Schuld handelt, wer bei Begehung der Tat wegen einer krankhaften seelischen Störung, wegen einer tief greifenden Bewusstseinsstörung oder wegen Schwachsinns oder einer schweren anderen seelischen Abartigkeit unfähig ist, das Unrecht der Tat einzusehen oder nach dieser Einsicht zu handeln.
§ 21 Verminderte Schuldfähigkeit Ist die Fähigkeit des Täters, das Unrecht der Tat einzusehen oder nach dieser Einsicht zu handeln, aus einem der in § 20 bezeichneten Gründe bei Begehung der Tat erheblich vermindert, so kann die Strafe nach § 49 Abs. 1 gemildert werden. Zweiter Titel Versuch
§ 22 Begriffsbestimmung Eine Straftat versucht, wer nach seiner Vorstellung von der Tat zur Verwirklichung des Tatbestandes unmittelbar ansetzt.
§ 23 Strafbarkeit des Versuchs (1) Der Versuch eines Verbrechens ist stets strafbar, der Versuch eines Vergehens nur dann, wenn das Gesetz es ausdrücklich bestimmt. (2) Der Versuch kann milder bestraft werden als die vollendete Tat (§ 49 Abs. 1). (3) Hat der Täter aus grobem Unverstand verkannt, dass der Versuch nach der Art des Gegenstandes, an dem, oder des Mittels, mit dem die Tat begangen werden sollte, überhaupt nicht zur Vollendung führen konnte, so kann das Gericht von Strafe absehen oder die Strafe nach seinem Ermessen mildern (§ 49 Abs. 2).
§ 24 Rücktritt (1) Wegen Versuchs wird nicht bestraft, wer freiwillig die weitere Ausführung der Tat aufgibt oder deren Vollendung verhindert. 479
C 25b
StGB
§§ 25−28
Wird die Tat ohne Zutun des Zurücktreten den nicht vollendet, so wird er straflos, wenn er sich freiwillig und ernsthaft bemüht, die Vollendung zu verhindern. (2) Sind an der Tat mehrere beteiligt, so wird wegen Versuchs nicht bestraft, wer freiwillig die Vollendung verhindert. Jedoch genügt zu seiner Straflosigkeit sein freiwilliges und ernsthaftes Bemühen, die Vollendung der Tat zu verhindern, wenn sie ohne sein Zutun nicht vollendet oder unabhängig von seinem früheren Tatbeitrag begangen wird. Dritter Titel Täterschaft und Teilnahme
§ 25 Täterschaft (1) Als Täter wird bestraft, wer die Straftat selbst oder durch einen anderen begeht. (2) Begehen mehrere die Straftat gemeinschaftlich, so wird jeder als Täter bestraft (Mittäter).
§ 26 Anstiftung Als Anstifter wird gleich einem Täter bestraft, wer vorsätzlich einen anderen zu dessen vorsätzlich begangener rechtswidriger Tat bestimmt hat.
§ 27 Beihilfe (1) Als Gehilfe wird bestraft, wer vorsätzlich einem anderen zu dessen vorsätzlich begangener rechtswidriger Tat Hilfe geleistet hat. (2) Die Strafe für den Gehilfen richtet sich nach der Strafdrohung für den Täter. Sie ist nach § 49 Abs. 1 zu mildern.
§ 28 Besondere persönliche Merkmale (1) Fehlen besondere persönliche Merkmale (§ 14 Abs. 1), welche die Strafbarkeit des Täters begründen, beim Teilnehmer (Anstifter oder Gehilfe), so ist dessen Strafe nach § 49 Abs. 1 zu mildern. (2) Bestimmt das Gesetz, dass besondere persönliche Merkmale die Strafe schärfen, mildern oder ausschließen, so gilt das nur für den Beteiligten (Täter oder Teilnehmer), bei dem sie vorliegen. 480
StGB
§§ 29−32
C 25b
§ 29 Selbständige Strafbarkeit des Beteiligten Jeder Beteiligte wird ohne Rücksicht auf die Schuld des anderen nach seiner Schuld bestraft.
§ 30 Versuch der Beteiligung (1) Wer einen anderen zu bestimmen versucht, ein Verbrechen zu begehen oder zu ihm anzustiften, wird nach den Vorschriften über den Versuch des Verbrechens bestraft. Jedoch ist die Strafe nach § 49 Abs. 1 zu mildern. § 23 Abs. 3 gilt entsprechend. (2) Ebenso wird bestraft, wer sich bereit erklärt, wer das Erbieten eines anderen annimmt oder wer mit einem anderen verabredet, ein Verbrechen zu begehen oder zu ihm anzustiften.
§ 31 Rücktritt vom Versuch der Beteiligung (1) Nach § 30 wird nicht bestraft, wer freiwillig 1. den Versuch aufgibt, einen anderen zu einem Verbrechen zu bestimmen, und eine etwa bestehende Gefahr, dass der andere die Tat begeht, abwendet, 2. nachdem er sich zu einem Verbrechen bereit erklärt hatte, sein Vorhaben aufgibt oder, 3. nachdem er ein Verbrechen verabredet oder das Erbieten eines anderen zu einem Verbrechen angenommen hatte, die Tat verhindert. (2) Unterbleibt die Tat ohne Zutun des Zurücktretenden oder wird sie unabhängig von seinem früheren Verhalten begangen, so genügt zu seiner Straflosigkeit sein freiwilliges und ernsthaftes Bemühen, die Tat zu verhindern. Vierter Titel Notwehr und Notstand 1
§ 32 Notwehr (1) Wer eine Tat begeht, die durch Notwehr geboten ist, handelt nicht rechtswidrig. (2) Notwehr ist die Verteidigung, die erforderlich ist, um einen gegenwärtigen rechtswidrigen Angriff von sich oder einem anderen abzuwenden. 1
→ C 26
481
C 25b
StGB
§§ 33−36
§ 33 Überschreitung der Notwehr Überschreitet der Täter die Grenzen der Notwehr aus Verwirrung, Furcht oder Schrecken, so wird er nicht bestraft.
§ 34 Rechtfertigender Notstand Wer in einer gegenwärtigen, nicht anders abwendbaren Gefahr für Leben, Leib, Freiheit, Ehre, Eigentum oder ein anderes Rechtsgut eine Tat begeht, um die Gefahr von sich oder einem anderen abzuwenden, handelt nicht rechtswidrig, wenn bei Abwägung der widerstreitenden Interessen, namentlich der betroffenen Rechtsgüter und des Grades der ihnen drohenden Gefahren, das geschützte Interesse das beeinträchtigte wesentlich überwiegt. Dies gilt jedoch nur, soweit die Tat ein angemessenes Mittel ist, die Gefahr abzuwenden.
§ 35
Entschuldigender Notstand
(1) Wer in einer gegenwärtigen, nicht anders abwendbaren Gefahr für Leben, Leib oder Freiheit eine rechtswidrige Tat begeht, um die Gefahr von sich, einem Angehörigen oder einer anderen ihm nahe stehenden Person abzuwenden, handelt ohne Schuld. Dies gilt nicht, soweit dem Täter nach den Umständen, namentlich weil er die Gefahr selbst verursacht hat oder weil er in einem besonderen Rechtsverhältnis stand, zugemutet werden konnte, die Gefahr hinzunehmen; jedoch kann die Strafe nach § 49 Abs. 1 gemildert werden, wenn der Täter nicht mit Rücksicht auf ein besonderes Rechtsverhältnis die Gefahr hinzunehmen hatte. (2) Nimmt der Täter bei Begehung der Tat irrig Umstände an, welche ihn nach Absatz 1 entschuldigen würden, so wird er nur dann bestraft, wenn er den Irrtum vermeiden konnte. Die Strafe ist nach § 49 Abs. 1 zu mildern.
Fünfter Titel Straflosigkeit parlamentarischer Äußerungen und Berichte
§ 36 Parlamentarische Äußerungen Mitglieder des Bundestages, der Bundesversammlung oder eines Gesetzgebungsorgans eines Landes dürfen zu keiner Zeit wegen ihrer Abstimmung oder wegen einer Äußerung, die sie in der Körperschaft oder in einem ihrer Ausschüsse getan haben, außerhalb 482
StGB
§§ 37 – 40
C 25b
der Kçrperschaft zur Verantwortung gezogen werden. Dies gilt nicht fr verleumderische Beleidigungen.
§ 37
Parlamentarische Berichte
Wahrheitsgetreue Berichte ber die çffentlichen Sitzungen der in § 36 bezeichneten Kçrperschaften oder ihrer Ausschsse bleiben von jeder Verantwortlichkeit frei.
Dritter Abschnitt Rechtsfolgen der Tat Erster Titel Strafen
Freiheitsstrafe
§ 38
Dauer der Freiheitsstrafe
(1) Die Freiheitsstrafe ist zeitig, wenn das Gesetz nicht lebenslange Freiheitsstrafe androht. (2) Das Hçchstmaß der zeitigen Freiheitsstrafe ist fnfzehn Jahre, ihr Mindestmaß ein Monat.
§ 39
Bemessung der Freiheitsstrafe
Freiheitsstrafe unter einem Jahr wird nach vollen Wochen und Monaten, Freiheitsstrafe von lngerer Dauer nach vollen Monaten und Jahren bemessen.
Geldstrafe
§ 40
Verhngung in Tagesstzen
(1) Die Geldstrafe wird in Tagesstzen verhngt. Sie betrgt mindestens fnf und, wenn das Gesetz nichts anderes bestimmt, hçchstens dreihundertsechzig volle Tagesstze. (2) Die Hçhe eines Tagessatzes bestimmt das Gericht unter Bercksichtigung der persçnlichen und wirtschaftlichen Verhltnisse des Tters. Dabei geht es in der Regel von dem Nettoeinkommen aus, das der Tter durchschnittlich an einem Tag hat oder haben kçnnte. Ein Tagessatz wird auf mindestens einen und hçchstens dreißigtausend Euro festgesetzt. 483
C 25b
StGB
§§ 41−43a
(3) Die Einkünfte des Täters, sein Vermögen und andere Grundlagen für die Bemessung eines Tagessatzes können geschätzt werden. (4) In der Entscheidung werden Zahl und Höhe der Tagessätze angegeben.
§ 41 Geldstrafe neben Freiheitsstrafe Hat der Täter sich durch die Tat bereichert oder zu bereichern versucht, so kann neben einer Freiheitsstrafe eine sonst nicht oder nur wahlweise angedrohte Geldstrafe verhängt werden, wenn dies auch unter Berücksichtigung der persönlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse des Täters angebracht ist. Dies gilt nicht, wenn das Gericht nach § 43a eine Vermögensstrafe verhängt.
§ 42 Zahlungserleichterungen Ist dem Verurteilten nach seinen persönlichen oder wirtschaftlichen Verhältnissen nicht zuzumuten, die Geldstrafe sofort zu zahlen, so bewilligt ihm das Gericht eine Zahlungsfrist oder gestattet ihm, die Strafe in bestimmten Teilbeträgen zu zahlen. Das Gericht kann dabei anordnen, dass die Vergünstigung, die Geldstrafe in bestimmten Teilbeträgen zu zahlen, entfällt, wenn der Verurteilte einen Teilbetrag nicht rechtzeitig zahlt. Das Gericht soll Zahlungserleichterungen auch gewähren, wenn ohne die Bewilligung die Wiedergutmachung des durch die Straftat verursachten Schadens durch den Verurteilten erheblich gefährdet wäre; dabei kann dem Verurteilten der Nachweis der Wiedergutmachung auferlegt werden.
§ 43 Ersatzfreiheitsstrafe An die Stelle einer uneinbringlichen Geldstrafe tritt Freiheitsstrafe. Einem Tagessatz entspricht ein Tag Freiheitsstrafe. Das Mindestmaß der Ersatzfreiheitsstrafe ist ein Tag.
Vermögensstrafe
§ 43a Verhängung der Vermögensstrafe (nichtig) 1 1
484
→ Urteil des BVerfG vom 20. 03. 2002 (BGBl. I S. 1340)
StGB
§§ 44−45
C 25b
Nebenstrafe
§ 44 Fahrverbot 1 (1) Wird jemand wegen einer Straftat, die er bei oder im Zusammenhang mit dem Führen eines Kraftfahrzeuges oder unter Verletzung der Pflichten eines Kraftfahrzeugführers begangen hat, zu einer Freiheitsstrafe oder einer Geldstrafe verurteilt, so kann ihm das Gericht für die Dauer von einem Monat bis zu drei Monaten verbieten, im Straßenverkehr Kraftfahrzeuge jeder oder einer bestimmten Art zu führen. Ein Fahrverbot ist in der Regel anzuordnen, wenn in den Fällen einer Verurteilung nach § 315c Abs. 1 Nr. 1 Buchstabe a, Abs. 3 oder § 316 die Entziehung der Fahrerlaubnis nach § 69 unterbleibt. (2) Das Fahrverbot wird mit der Rechtskraft des Urteils wirksam. Für seine Dauer werden von einer deutschen Behörde ausgestellte nationale und internationale Führerscheine amtlich verwahrt. Dies gilt auch, wenn der Führerschein von einer Behörde eines Mitgliedstaates der Europäischen Union oder eines anderen Vertragsstaates des Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum ausgestellt worden ist, sofern der Inhaber seinen ordentlichen Wohnsitz im Inland hat. In anderen ausländischen Führerscheinen wird das Fahrverbot vermerkt. (3) Ist ein Führerschein amtlich zu verwahren oder das Fahrverbot in einem ausländischen Führerschein zu vermerken, so wird die Verbotsfrist erst von dem Tage an gerechnet, an dem dies geschieht. In die Verbotsfrist wird die Zeit nicht eingerechnet, in welcher der Täter auf behördliche Anordnung in einer Anstalt verwahrt worden ist.
Nebenfolgen
§ 45 Verlust der Amtsfähigkeit, der Wählbarkeit und des Stimmrechts (1) Wer wegen eines Verbrechens zu Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr verurteilt wird, verliert für die Dauer von fünf Jahren die Fähigkeit, öffentliche Ämter zu bekleiden und Rechte aus öffentlichen Wahlen zu erlangen. (2) Das Gericht kann dem Verurteilten für die Dauer von zwei bis zu fünf Jahren die in Absatz 1 bezeichneten Fähigkeiten aberkennen, soweit das Gesetz es besonders vorsieht. 1
Meldepflicht des MKF → ZDv 43/1, Nr. 601; Maßnahmen des Disziplinarvorgesetzten → Nr. 602 ff.
485
C 25b
StGB
§§ 45a−45b
(3) Mit dem Verlust der Fähigkeit, öffentliche Ämter zu bekleiden, verliert der Verurteilte zugleich die entsprechenden Rechtsstellungen und Rechte, die er innehat. (4) Mit dem Verlust der Fähigkeit, Rechte aus öffentlichen Wahlen zu erlangen, verliert der Verurteilte zugleich die entsprechenden Rechtsstellungen und Rechte, die er innehat, soweit das Gesetz nichts anderes bestimmt. (5) Das Gericht kann dem Verurteilten für die Dauer von zwei bis zu fünf Jahren das Recht, in öffentlichen Angelegenheiten zu wählen oder zu stimmen, aberkennen, soweit das Gesetz es besonders vorsieht.
§ 45a Eintritt und Berechnung des Verlustes (1) Der Verlust der Fähigkeiten, Rechtsstellungen und Rechte wird mit der Rechtskraft des Urteils wirksam. (2) Die Dauer des Verlustes einer Fähigkeit oder eines Rechts wird von dem Tage an gerechnet, an dem die Freiheitsstrafe verbüßt, verjährt oder erlassen ist. Ist neben der Freiheitsstrafe eine freiheitsentziehende Maßregel der Besserung und Sicherung angeordnet worden, so wird die Frist erst von dem Tage an gerechnet, an dem auch die Maßregel erledigt ist. (3) War die Vollstreckung der Strafe, des Strafrestes oder der Maßregel zur Bewährung oder im Gnadenweg ausgesetzt, so wird in die Frist die Bewährungszeit eingerechnet, wenn nach deren Ablauf die Strafe oder der Strafrest erlassen wird oder die Maßregel erledigt ist.
§ 45b Wiederverleihung von Fähigkeiten und Rechten (1) Das Gericht kann nach § 45 Abs. 1 und 2 verlorene Fähigkeiten und nach § 45 Abs. 5 verlorene Rechte wiederverleihen, wenn 1. der Verlust die Hälfte der Zeit, für die er dauern sollte, wirksam war und 2. zu erwarten ist, dass der Verurteilte künftig keine vorsätzlichen Straftaten mehr begehen wird. (2) In die Fristen wird die Zeit nicht eingerechnet, in welcher der Verurteilte auf behördliche Anordnung in einer Anstalt verwahrt worden ist. 486
StGB
§§ 46 – 46a
C 25b
Zweiter Titel Strafbemessung
§ 46
Grundstze der Strafzumessung
(1) Die Schuld des Tters ist Grundlage fr die Zumessung der Strafe. Die Wirkungen, die von der Strafe fr das knftige Leben des Tters in der Gesellschaft zu erwarten sind, sind zu bercksichtigen. (2) Bei der Zumessung wgt das Gericht die Umstnde, die fr und gegen den Tter sprechen, gegeneinander ab. Dabei kommen namentlich in Betracht: die Beweggrnde und die Ziele des Tters, die Gesinnung, die aus der Tat spricht, und der bei der Tat aufgewendete Wille, das Maß der Pflichtwidrigkeit, die Art der Ausfhrung und die verschuldeten Auswirkungen der Tat, das Vorleben des Tters, seine persçnlichen und wirtschaftlichen Verhltnisse sowie sein Verhalten nach der Tat, besonders sein Bemhen, den Schaden wiedergutzumachen, sowie das Bemhen des Tters, einen Ausgleich mit dem Verletzten zu erreichen. (3) Umstnde, die schon Merkmale des gesetzlichen Tatbestandes sind, drfen nicht bercksichtigt werden.
§ 46a
Tter-Opfer-Ausgleich, Schadenswiedergutmachung
Hat der Tter 1. in dem Bemhen, einen Ausgleich mit dem Verletzten zu erreichen (Tter-Opfer-Ausgleich), seine Tat ganz oder zum berwiegenden Teil wiedergutgemacht oder deren Wiedergutmachung ernsthaft erstrebt oder 2. in einem Fall, in welchem die Schadenswiedergutmachung von ihm erhebliche persçnliche Leistungen oder persçnlichen Verzicht erfordert hat, das Opfer ganz oder zum berwiegenden Teil entschdigt, so kann das Gericht die Strafe nach § 49 Abs. 1 mildern oder, wenn keine hçhere Strafe als Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder Geldstrafe bis zu dreihundertsechzig Tagesstzen verwirkt ist, von Strafe absehen. 487
C 25b § 46b
StGB
§§ 46b – 47
Hilfe zur Aufklrung oder Verhinderung von schweren Straftaten
(1) Wenn der Tter einer Straftat, die mit einer im Mindestmaß erhçhten Freiheitsstrafe oder mit lebenslanger Freiheitsstrafe bedroht ist, 1. durch freiwilliges Offenbaren seines Wissens wesentlich dazu beigetragen hat, dass eine Tat nach § 100a Abs. 2 der Strafprozessordnung aufgedeckt werden konnte, oder 2. freiwillig sein Wissen so rechtzeitig einer Dienststelle offenbart, dass eine Tat nach § 100a Abs. 2 der Strafprozessordnung, von deren Planung er weiß, noch verhindert werden kann, kann das Gericht die Strafe nach § 49 Abs. 1 mildern, wobei an die Stelle ausschließlich angedrohter lebenslanger Freiheitsstrafe eine Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren tritt. Fr die Einordnung als Straftat, die mit einer im Mindestmaß erhçhten Freiheitsstrafe bedroht ist, werden nur Schrfungen fr besonders schwere Flle und keine Milderungen bercksichtigt. War der Tter an der Tat beteiligt, muss sich sein Beitrag zur Aufklrung nach Satz 1 Nr. 1 ber den eigenen Tatbeitrag hinaus erstrecken. Anstelle einer Milderung kann das Gericht von Strafe absehen, wenn die Straftat ausschließlich mit zeitiger Freiheitsstrafe bedroht ist und der Tter keine Freiheitsstrafe von mehr als drei Jahren verwirkt hat. (2) Bei der Entscheidung nach Absatz 1 hat das Gericht insbesondere zu bercksichtigen: 1. die Art und den Umfang der offenbarten Tatsachen und deren Bedeutung fr die Aufklrung oder Verhinderung der Tat, den Zeitpunkt der Offenbarung, das Ausmaß der Untersttzung der Strafverfolgungsbehçrden durch den Tter und die Schwere der Tat, auf die sich seine Angaben beziehen, sowie 2. das Verhltnis der in Nummer 1 genannten Umstnde zur Schwere der Straftat und Schuld des Tters. (3) Eine Milderung sowie das Absehen von Strafe nach Absatz 1 sind ausgeschlossen, wenn der Tter sein Wissen erst offenbart, nachdem die Erçffnung des Hauptverfahrens (§ 207 der Strafprozessordnung) gegen ihn beschlossen worden ist.
§ 47
Kurze Freiheitsstrafe nur in Ausnahmefllen
(1) Eine Freiheitsstrafe unter sechs Monaten verhngt das Gericht nur, wenn besondere Umstnde, die in der Tat oder der Persçnlichkeit des Tters liegen, die Verhngung einer Freiheitsstrafe zur Einwirkung auf den Tter oder zur Verteidigung der Rechtsordnung unerlsslich machen. 488
StGB
§§ 48 – 51
C 25b
(2) Droht das Gesetz keine Geldstrafe an und kommt eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten oder darber nicht in Betracht, so verhngt das Gericht eine Geldstrafe, wenn nicht die Verhngung einer Freiheitsstrafe nach Absatz 1 unerlsslich ist. Droht das Gesetz ein erhçhtes Mindestmaß der Freiheitsstrafe an, so bestimmt sich das Mindestmaß der Geldstrafe in den Fllen des Satzes 1 nach dem Mindestmaß der angedrohten Freiheitsstrafe; dabei entsprechen dreißig Tagesstze einem Monat Freiheitsstrafe.
§ 48
(weggefallen)
§ 49
Besondere gesetzliche Milderungsgrnde
(1) Ist eine Milderung nach dieser Vorschrift vorgeschrieben oder zugelassen, so gilt fr die Milderung Folgendes: 1. An die Stelle von lebenslanger Freiheitsstrafe tritt Freiheitsstrafe nicht unter drei Jahren. 2. Bei zeitiger Freiheitsstrafe darf hçchstens auf drei Viertel des angedrohten Hçchstmaßes erkannt werden. Bei Geldstrafe gilt dasselbe fr die Hçchstzahl der Tagesstze. 3. Das erhçhte Mindestmaß einer Freiheitsstrafe ermßigt sich im Falle eines Mindestmaßes von zehn oder fnf Jahren auf zwei Jahre, im Falle eines Mindestmaßes von drei oder zwei Jahren auf sechs Monate, im Falle eines Mindestmaßes von einem Jahr auf drei Monate, im brigen auf das gesetzliche Mindestmaß. (2) Darf das Gericht nach einem Gesetz, das auf diese Vorschrift verweist, die Strafe nach seinem Ermessen mildern, so kann es bis zum gesetzlichen Mindestmaß der angedrohten Strafe herabgehen oder statt auf Freiheitsstrafe auf Geldstrafe erkennen.
§ 50
Zusammentreffen von Milderungsgrnden
Ein Umstand, der allein oder mit anderen Umstnden die Annahme eines minder schweren Falles begrndet und der zugleich ein besonderer gesetzlicher Milderungsgrund nach § 49 ist, darf nur einmal bercksichtigt werden.
§ 51
Anrechnung
(1) Hat der Verurteilte aus Anlass einer Tat, die Gegenstand des Verfahrens ist oder gewesen ist, Untersuchungshaft oder eine andere Freiheitsentziehung erlitten, so wird sie auf zeitige Frei489
C 25b
StGB
§ 52
heitsstrafe und auf Geldstrafe angerechnet. Das Gericht kann jedoch anordnen, dass die Anrechnung ganz oder zum Teil unterbleibt, wenn sie im Hinblick auf das Verhalten des Verurteilten nach der Tat nicht gerechtfertigt ist. (2) Wird eine rechtskrftig verhngte Strafe in einem spteren Verfahren durch eine andere Strafe ersetzt, so wird auf diese die frhere Strafe angerechnet, soweit sie vollstreckt oder durch Anrechnung erledigt ist. (3) Ist der Verurteilte wegen derselben Tat im Ausland bestraft worden, so wird auf die neue Strafe die auslndische angerechnet, soweit sie vollstreckt ist. Fr eine andere im Ausland erlittene Freiheitsentziehung gilt Absatz 1 entsprechend. (4) Bei der Anrechnung von Geldstrafe oder auf Geldstrafe entspricht ein Tag Freiheitsentziehung einem Tagessatz. Wird eine auslndische Strafe oder Freiheitsentziehung angerechnet, so bestimmt das Gericht den Maßstab nach seinem Ermessen. (5) Fr die Anrechnung der Dauer einer vorlufigen Entziehung der Fahrerlaubnis (§ 111a der Strafprozessordnung) auf das Fahrverbot nach § 44 gilt Absatz 1 entsprechend. In diesem Sinne steht der vorlufigen Entziehung der Fahrerlaubnis die Verwahrung, Sicherstellung oder Beschlagnahme des Fhrerscheins (§ 94 der Strafprozessordnung) gleich.
Dritter Titel Strafbemessung bei mehreren Gesetzesverletzungen
§ 52
Tateinheit
(1) Verletzt dieselbe Handlung mehrere Strafgesetze oder dasselbe Strafgesetz mehrmals, so wird nur auf eine Strafe erkannt. (2) Sind mehrere Strafgesetze verletzt, so wird die Strafe nach dem Gesetz bestimmt, das die schwerste Strafe androht. Sie darf nicht milder sein, als die anderen anwendbaren Gesetze es zulassen. (3) Geldstrafe kann das Gericht unter den Voraussetzungen des § 41 neben Freiheitsstrafe gesondert verhngen. (4) Lsst eines der anwendbaren Gesetze die Vermçgensstrafe zu, so kann das Gericht auf sie neben einer lebenslangen oder einer zeitigen Freiheitsstrafe von mehr als zwei Jahren gesondert erkennen. Im brigen muss oder kann auf Nebenstrafen, Nebenfolgen 490
StGB
§§ 53 – 54
C 25b
und Maßnahmen (§ 11 Abs. 1 Nr. 8) erkannt werden, wenn eines der anwendbaren Gesetze sie vorschreibt oder zulsst.
§ 53
Tatmehrheit
(1) Hat jemand mehrere Straftaten begangen, die gleichzeitig abgeurteilt werden, und dadurch mehrere Freiheitsstrafen oder mehrere Geldstrafen verwirkt, so wird auf eine Gesamtstrafe erkannt. (2) Trifft Freiheitsstrafe mit Geldstrafe zusammen, so wird auf eine Gesamtstrafe erkannt. Jedoch kann das Gericht auf Geldstrafe auch gesondert erkennen; soll in diesen Fllen wegen mehrerer Straftaten Geldstrafe verhngt werden, so wird insoweit auf eine Gesamtgeldstrafe erkannt. (3) Hat der Tter nach dem Gesetz, nach welchem § 43a Anwendung findet, oder im Fall des § 52 Abs. 4 als Einzelstrafe eine lebenslange oder eine zeitige Freiheitsstrafe von mehr als zwei Jahren verwirkt, so kann das Gericht neben der nach Absatz 1 oder 2 zu bildenden Gesamtstrafe gesondert eine Vermçgensstrafe verhngen; soll in diesen Fllen wegen mehrerer Straftaten Vermçgensstrafe verhngt werden, so wird insoweit auf eine Gesamtvermçgensstrafe erkannt. § 43a Abs. 3 gilt entsprechend. (4) § 52 Abs. 3 und 4 Satz 2 gilt sinngemß.
§ 54
Bildung der Gesamtstrafe
(1) Ist eine der Einzelstrafen eine lebenslange Freiheitsstrafe, so wird als Gesamtstrafe auf lebenslange Freiheitsstrafe erkannt. In allen brigen Fllen wird die Gesamtstrafe durch Erhçhung der verwirkten hçchsten Strafe, bei Strafen verschiedener Art durch Erhçhung der ihrer Art nach schwersten Strafe gebildet. Dabei werden die Person des Tters und die einzelnen Straftaten zusammenfassend gewrdigt. (2) Die Gesamtstrafe darf die Summe der Einzelstrafen nicht erreichen. Sie darf bei zeitigen Freiheitsstrafen fnfzehn Jahre, bei Vermçgensstrafen den Wert des Vermçgens des Tters und bei Geldstrafe siebenhundertzwanzig Tagesstze nicht bersteigen; § 43a Abs. 1 Satz 3 gilt entsprechend. (3) Ist eine Gesamtstrafe aus Freiheits- und Geldstrafe zu bilden, so entspricht bei der Bestimmung der Summe der Einzelstrafen ein Tagessatz einem Tag Freiheitsstrafe. 491
C 25b § 55
StGB
§§ 55 – 56
Nachtrgliche Bildung der Gesamtstrafe
(1) Die §§ 53 und 54 sind auch anzuwenden, wenn ein rechtskrftig Verurteilter, bevor die gegen ihn erkannte Strafe vollstreckt, verjhrt oder erlassen ist, wegen einer anderen Straftat verurteilt wird, die er vor der frheren Verurteilung begangen hat. Als frhere Verurteilung gilt das Urteil in dem frheren Verfahren, in dem die zugrunde liegenden tatschlichen Feststellungen letztmals geprft werden konnten. (2) Vermçgensstrafen, Nebenstrafen, Nebenfolgen und Maßnahmen (§ 11 Abs. 1 Nr. 8), auf die in der frheren Entscheidung erkannt war, sind aufrechtzuerhalten, soweit sie nicht durch die neue Entscheidung gegenstandslos werden. Dies gilt auch, wenn die Hçhe der Vermçgensstrafe, auf die in der frheren Entscheidung erkannt war, den Wert des Vermçgens des Tters zum Zeitpunkt der neuen Entscheidung bersteigt.
Vierter Titel Strafaussetzung zur Bewhrung
§ 56
Strafaussetzung
(1) Bei der Verurteilung zu Freiheitsstrafe von nicht mehr als einem Jahr setzt das Gericht die Vollstreckung der Strafe zur Bewhrung aus, wenn zu erwarten ist, dass der Verurteilte sich schon die Verurteilung zur Warnung dienen lassen und knftig auch ohne die Einwirkung des Strafvollzugs keine Straftaten mehr begehen wird. Dabei sind namentlich die Persçnlichkeit des Verurteilten, sein Vorleben, die Umstnde seiner Tat, sein Verhalten nach der Tat, seine Lebensverhltnisse und die Wirkungen zu bercksichtigen, die von der Aussetzung fr ihn zu erwarten sind. (2) Das Gericht kann unter den Voraussetzungen des Absatzes 1 auch die Vollstreckung einer hçheren Freiheitsstrafe, die zwei Jahre nicht bersteigt, zur Bewhrung aussetzen, wenn nach der Gesamtwrdigung von Tat und Persçnlichkeit des Verurteilten besondere Umstnde vorliegen. Bei der Entscheidung ist namentlich auch das Bemhen des Verurteilten, den durch die Tat verursachten Schaden wiedergutzumachen, zu bercksichtigen. (3) Bei der Verurteilung zu Freiheitsstrafe von mindestens sechs Monaten wird die Vollstreckung nicht ausgesetzt, wenn die Verteidigung der Rechtsordnung sie gebietet. 492
StGB
§§ 56a – 56b
C 25b
(4) Die Strafaussetzung kann nicht auf einen Teil der Strafe beschrnkt werden. Sie wird durch eine Anrechnung von Untersuchungshaft oder einer anderen Freiheitsentziehung nicht ausgeschlossen.
§ 56a
1
Bewhrungszeit
(1) Das Gericht bestimmt die Dauer der Bewhrungszeit. Sie darf fnf Jahre nicht berschreiten und zwei Jahre nicht unterschreiten. (2) Die Bewhrungszeit beginnt mit der Rechtskraft der Entscheidung ber die Strafaussetzung. Sie kann nachtrglich bis auf das Mindestmaß verkrzt oder vor ihrem Ablauf bis auf das Hçchstmaß verlngert werden.
§ 56b
1
Auflagen
(1) Das Gericht kann dem Verurteilten Auflagen erteilen, die der Genugtuung fr das begangene Unrecht dienen. Dabei drfen an den Verurteilten keine unzumutbaren Anforderungen gestellt werden. (2) Das Gericht kann dem Verurteilten auferlegen, 1. nach Krften den durch die Tat verursachten Schaden wiedergutzumachen, 2. einen Geldbetrag zugunsten einer gemeinntzigen Einrichtung zu zahlen, wenn dies im Hinblick auf die Tat und die Persçnlichkeit des Tters angebracht ist, 3. sonst gemeinntzige Leistungen zu erbringen oder 4. einen Geldbetrag zugunsten der Staatskasse zu zahlen. Eine Auflage nach Satz 1 Nr. 2 bis 4 soll das Gericht nur erteilen, soweit die Erfllung der Auflage einer Wiedergutmachung des Schadens nicht entgegensteht. (3) Erbietet sich der Verurteilte zu angemessenen Leistungen, die der Genugtuung fr das begangene Unrecht dienen, so sieht das Gericht in der Regel von Auflagen vorlufig ab, wenn die Erfllung des Anerbietens zu erwarten ist. 2 1
Fr vormilitrische Straftaten eines Soldaten der Bw gilt fr die Dauer des Wehrdienstverhltnisses Art. 4 EG WStG (R C 21).
493
C 25b § 56c
1
StGB
§§ 56c – 56d
Weisungen
(1) Das Gericht erteilt dem Verurteilten fr die Dauer der Bewhrungszeit Weisungen, wenn er dieser Hilfe bedarf, um keine Straftaten mehr zu begehen. Dabei drfen an die Lebensfhrung des Verurteilten keine unzumutbaren Anforderungen gestellt werden. (2) Das Gericht kann den Verurteilten namentlich anweisen, 1. Anordnungen zu befolgen, die sich auf Aufenthalt, Ausbildung, Arbeit oder Freizeit oder auf die Ordnung seiner wirtschaftlichen Verhltnisse beziehen, 2. sich zu bestimmten Zeiten bei Gericht oder einer anderen Stelle zu melden, 3. zu der verletzten Person oder bestimmten Personen oder Personen einer bestimmten Gruppe, die ihm Gelegenheit oder Anreiz zu weiteren Straftaten bieten kçnnen, keinen Kontakt aufzunehmen, mit ihnen nicht zu verkehren, sie nicht zu beschftigen, auszubilden oder zu beherbergen, 4. bestimmte Gegenstnde, die ihm Gelegenheit oder Anreiz zu weiteren Straftaten bieten kçnnen, nicht zu besitzen, bei sich zu fhren oder verwahren zu lassen oder 5. Unterhaltspflichten nachzukommen. (3) Die Weisung, 1. sich einer Heilbehandlung, die mit einem kçrperlichen Eingriff verbunden ist, oder einer Entziehungskur zu unterziehen oder 2. in einem geeigneten Heim oder einer geeigneten Anstalt Aufenthalt zu nehmen, darf nur mit Einwilligung des Verurteilten erteilt werden. (4) Macht der Verurteilte entsprechende Zusagen fr seine knftige Lebensfhrung, so sieht das Gericht in der Regel von Weisungen vorlufig ab, wenn die Einhaltung der Zusagen zu erwarten ist.
§ 56d
1
Bewhrungshilfe
(1) Das Gericht unterstellt die verurteilte Person fr die Dauer oder einen Teil der Bewhrungszeit der Aufsicht und Leitung einer Bewhrungshelferin oder eines Bewhrungshelfers, wenn dies angezeigt ist, um sie von Straftaten abzuhalten. 2 1
494
Fr vormilitrische Straftaten eines Soldaten der Bw gilt fr die Dauer des Wehrdienstverhltnisses Art. 4 EG WStG (R C 21).
StGB
§§ 56e – 56f
C 25b
(2) Eine Weisung nach Absatz 1 erteilt das Gericht in der Regel, wenn es eine Freiheitsstrafe von mehr als neun Monaten aussetzt und die verurteilte Person noch nicht 27 Jahre alt ist. (3) Die Bewhrungshelferin oder der Bewhrungshelfer steht der verurteilten Person helfend und betreuend zur Seite. Sie oder er berwacht im Einvernehmen mit dem Gericht die Erfllung der Auflagen und Weisungen sowie der Anerbieten und Zusagen und berichtet ber die Lebensfhrung der verurteilten Person in Zeitabstnden, die das Gericht bestimmt. Grçbliche oder beharrliche Verstçße gegen Auflagen, Weisungen, Anerbieten oder Zusagen teilt die Bewhrungshelferin oder der Bewhrungshelfer dem Gericht mit. (4) Die Bewhrungshelferin oder der Bewhrungshelfer wird vom Gericht bestellt. Es kann der Bewhrungshelferin oder dem Bewhrungshelfer fr die Ttigkeit nach Absatz 3 Anweisungen erteilen. (5) Die Ttigkeit der Bewhrungshelferin oder des Bewhrungshelfers wird haupt- oder ehrenamtlich ausgebt.
§ 56e
Nachtrgliche Entscheidungen
Das Gericht kann Entscheidungen nach den §§ 56b bis 56d auch nachtrglich treffen, ndern oder aufheben.
§ 56f
Widerruf der Strafaussetzung
(1) Das Gericht widerruft die Strafaussetzung, wenn die verurteilte Person 1. in der Bewhrungszeit eine Straftat begeht und dadurch zeigt, dass die Erwartung, die der Strafaussetzung zugrunde lag, sich nicht erfllt hat, 2. gegen Weisungen grçblich oder beharrlich verstçßt oder sich der Aufsicht und Leitung der Bewhrungshelferin oder des Bewhrungshelfers beharrlich entzieht und dadurch Anlass zu der Besorgnis gibt, dass sie erneut Straftaten begehen wird, oder 3. gegen Auflagen grçblich oder beharrlich verstçßt. Satz 1 Nr. 1 gilt entsprechend, wenn die Tat in der Zeit zwischen der Entscheidung ber die Strafaussetzung und deren Rechtskraft oder bei nachtrglicher Gesamtstrafenbildung in der Zeit zwischen der Entscheidung ber die Strafaussetzung in einem einbezogenen Urteil und der Rechtskraft der Entscheidung ber die Gesamtstrafe begangen worden ist. 495
C 25b
StGB
§§ 56g – 57
(2) Das Gericht sieht jedoch von dem Widerruf ab, wenn es ausreicht, 1. weitere Auflagen oder Weisungen zu erteilen, insbesondere die verurteilte Person einer Bewhrungshelferin oder einem Bewhrungshelfer zu unterstellen, oder 2. die Bewhrungs- oder Unterstellungszeit zu verlngern. In den Fllen der Nummer 2 darf die Bewhrungszeit nicht um mehr als die Hlfte der zunchst bestimmten Bewhrungszeit verlngert werden. (3) Leistungen, die die verurteilte Person zur Erfllung von Auflagen, Anerbieten, Weisungen oder Zusagen erbracht hat, werden nicht erstattet. Das Gericht kann jedoch, wenn es die Strafaussetzung widerruft, Leistungen, die die verurteilte Person zur Erfllung von Auflagen nach § 56b Abs. 2 Satz 1 Nr. 2 bis 4 oder entsprechenden Anerbieten nach § 56b Abs. 3 erbracht hat, auf die Strafe anrechnen.
§ 56g
Straferlass
(1) Widerruft das Gericht die Strafaussetzung nicht, so erlsst es die Strafe nach Ablauf der Bewhrungszeit. § 56f Abs. 3 Satz 1 ist anzuwenden. (2) Das Gericht kann den Straferlaß widerrufen, wenn der Verurteilte wegen einer in der Bewhrungszeit begangenen vorstzlichen Straftat zu Freiheitsstrafe von mindestens sechs Monaten verurteilt wird. Der Widerruf ist nur innerhalb von einem Jahr nach Ablauf der Bewhrungszeit und von sechs Monaten nach Rechtskraft der Verurteilung zulssig. § 56f Abs. 1 Satz 2 und Abs. 3 gilt entsprechend.
§ 57
Aussetzung des Strafrestes bei zeitiger Freiheitsstrafe
(1) Das Gericht setzt die Vollstreckung des Restes einer zeitigen Freiheitsstrafe zur Bewhrung aus, wenn 1. zwei Drittel der verhngten Strafe, mindestens jedoch zwei Monate, verbßt sind, 2. dies unter Bercksichtigung des Sicherheitsinteresses der Allgemeinheit verantwortet werden kann, und 3. die verurteilte Person einwilligt. Bei der Entscheidung sind insbesondere die Persçnlichkeit der verurteilten Person, ihr Vorleben, die Umstnde ihrer Tat, das Gewicht des bei einem Rckfall bedrohten Rechtsguts, das Verhalten der verurteilten Person im Vollzug, ihre Lebensverhltnisse 496
StGB
§ 57
C 25b
und die Wirkungen zu bercksichtigen, die von der Aussetzung fr sie zu erwarten sind. (2) Schon nach Verbßung der Hlfte einer zeitigen Freiheitsstrafe, mindestens jedoch von sechs Monaten, kann das Gericht die Vollstreckung des Restes zur Bewhrung aussetzen, wenn 1. die verurteilte Person erstmals eine Freiheitsstrafe verbßt und diese zwei Jahre nicht bersteigt oder 2. die Gesamtwrdigung von Tat, Persçnlichkeit der verurteilten Person und ihrer Entwicklung whrend des Strafvollzugs ergibt, daß besondere Umstnde vorliegen, und die brigen Voraussetzungen des Absatzes 1 erfllt sind. (3) Die §§ 56a bis 56e gelten entsprechend; die Bewhrungszeit darf, auch wenn sie nachtrglich verkrzt wird, die Dauer des Strafrestes nicht unterschreiten. Hat die verurteilte Person mindestens ein Jahr ihrer Strafe verbßt, bevor deren Rest zur Bewhrung ausgesetzt wird, so unterstellt sie das Gericht in der Regel fr die Dauer oder einen Teil der Bewhrungszeit der Aufsicht und Leitung einer Bewhrungshelferin oder eines Bewhrungshelfers. (4) Soweit eine Freiheitsstrafe durch Anrechnung erledigt ist, gilt sie als verbßte Strafe im Sinne der Abstze 1 bis 3. (5) Die §§ 56f und 56g gelten entsprechend. Das Gericht widerruft die Strafaussetzung auch dann, wenn die verurteilte Person in der Zeit zwischen der Verurteilung und der Entscheidung ber die Strafaussetzung eine Straftat begangen hat, die von dem Gericht bei der Entscheidung ber die Strafaussetzung aus tatschlichen Grnden nicht bercksichtigt werden konnte und die im Fall ihrer Bercksichtigung zur Versagung der Strafaussetzung gefhrt htte; als Verurteilung gilt das Urteil, in dem die zugrunde liegenden tatschlichen Feststellungen letztmals geprft werden konnten. (6) Das Gericht kann davon absehen, die Vollstreckung des Restes einer zeitigen Freiheitsstrafe zur Bewhrung auszusetzen, wenn die verurteilte Person unzureichende oder falsche Angaben ber den Verbleib von Gegenstnden macht, die dem Verfall unterliegen oder nur deshalb nicht unterliegen, weil der verletzten Person aus der Tat ein Anspruch der in § 73 Abs. 1 Satz 2 bezeichneten Art erwachsen ist. (7) Das Gericht kann Fristen von hçchstens sechs Monaten festsetzen, vor deren Ablauf ein Antrag der verurteilten Person, den Strafrest zur Bewhrung auszusetzen, unzulssig ist. 497
C 25b § 57a
StGB
§§ 57a – 58
Aussetzung des Strafrestes bei lebenslanger Freiheitsstrafe
(1) Das Gericht setzt die Vollstreckung des Restes einer lebenslangen Freiheitsstrafe zur Bewhrung aus, wenn 1. fnfzehn Jahre der Strafe verbßt sind, 2. nicht die besondere Schwere der Schuld des Verurteilten die weitere Vollstreckung gebietet und 3. die Voraussetzungen des § 57 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 und 3 vorliegen. § 57 Abs. 1 Satz 2 und Abs. 6 gilt entsprechend. (2) Als verbßte Strafe im Sinne des Absatzes 1 Satz 1 Nr. 1 gilt jede Freiheitsentziehung, die der Verurteilte aus Anlass der Tat erlitten hat. (3) Die Dauer der Bewhrungszeit betrgt fnf Jahre. § 56a Abs. 2 Satz 1 und die §§ 56b bis 56g, 57 Abs. 3 Satz 2 und Abs. 5 Satz 2 gelten entsprechend. (4) Das Gericht kann Fristen von hçchstens zwei Jahren festsetzen, vor deren Ablauf ein Antrag des Verurteilten, den Strafrest zur Bewhrung auszusetzen, unzulssig ist.
§ 57b
Aussetzung des Strafrestes bei lebenslanger Freiheitsstrafe als Gesamtstrafe
Ist auf lebenslange Freiheitsstrafe als Gesamtstrafe erkannt, so werden bei der Feststellung der besonderen Schwere der Schuld (§ 57a Abs. 1 Satz 1 Nr. 2) die einzelnen Straftaten zusammenfassend gewrdigt.
§ 58
Gesamtstrafe und Strafaussetzung
(1) Hat jemand mehrere Straftaten begangen, so ist fr die Strafaussetzung nach § 56 die Hçhe der Gesamtstrafe maßgebend. (2) Ist in den Fllen des § 55 Abs. 1 die Vollstreckung der in der frheren Entscheidung verhngten Freiheitsstrafe ganz oder fr den Strafrest zur Bewhrung ausgesetzt und wird auch die Gesamtstrafe zur Bewhrung ausgesetzt, so verkrzt sich das Mindestmaß der neuen Bewhrungszeit um die bereits abgelaufene Bewhrungszeit, jedoch nicht auf weniger als ein Jahr. Wird die Gesamtstrafe nicht zur Bewhrung ausgesetzt, so gilt § 56f Abs. 3 entsprechend. 498
StGB
§§ 59 – 59a
C 25b
Fnfter Titel Verwarnung mit Strafvorbehalt; Absehen von Strafe
§ 59
Voraussetzungen der Verwarnung mit Strafvorbehalt
(1) Hat jemand Geldstrafe bis zu einhundertachtzig Tagesstzen verwirkt, so kann das Gericht ihn neben dem Schuldspruch verwarnen, die Strafe bestimmen und die Verurteilung zu dieser Strafe vorbehalten, wenn 1. zu erwarten ist, dass der Tter knftig auch ohne Verurteilung zu Strafe keine Straftaten mehr begehen wird, 2. nach der Gesamtwrdigung von Tat und Persçnlichkeit des Tters besondere Umstnde vorliegen, die eine Verhngung von Strafe entbehrlich machen, und 3. die Verteidigung der Rechtsordnung die Verurteilung zu Strafe nicht gebietet. § 56 Abs. 1 Satz 2 gilt entsprechend. (2) Neben der Verwarnung kann auf Verfall, Einziehung oder Unbrauchbarmachung erkannt werden. Neben Maßregeln der Besserung und Sicherung ist die Verwarnung mit Strafvorbehalt nicht zulssig.
§ 59a
Bewhrungszeit, Auflagen und Weisungen
(1) Das Gericht bestimmt die Dauer der Bewhrungszeit. Sie darf zwei Jahre nicht berschreiten und ein Jahr nicht unterschreiten. (2) Das Gericht kann den Verwarnten anweisen, 1. sich zu bemhen, einen Ausgleich mit dem Verletzten zu erreichen oder sonst den durch die Tat verursachten Schaden wiedergutzumachen, 2. seinen Unterhaltspflichten nachzukommen, 3. einen Geldbetrag zugunsten einer gemeinntzigen Einrichtung oder der Staatskasse zu zahlen, 4. sich einer ambulanten Heilbehandlung oder einer ambulanten Entziehungskur zu unterziehen oder 5. an einem Verkehrsunterricht teilzunehmen. Dabei drfen an die Lebensfhrung des Verwarnten keine unzumutbaren Anforderungen gestellt werden; auch drfen die Auflagen und Weisungen nach Satz 1 Nr. 3 bis 5 zur Bedeutung der vom Tter begangenen Tat nicht außer Verhltnis stehen. § 56c Abs. 3 und 4 und § 56e gelten entsprechend. 499
C 25b § 59b
StGB
§§ 59b – 61
Verurteilung zu der vorbehaltenen Strafe
(1) Fr die Verurteilung zu der vorbehaltenen Strafe gilt § 56f entsprechend. (2) Wird der Verwarnte nicht zu der vorbehaltenen Strafe verurteilt, so stellt das Gericht nach Ablauf der Bewhrungszeit fest, dass es bei der Verwarnung sein Bewenden hat.
§ 59c
Gesamtstrafe und Verwarnung mit Strafvorbehalt
(1) Hat jemand mehrere Straftaten begangen, so sind bei der Verwarnung mit Strafvorbehalt fr die Bestimmung der Strafe die §§ 53 bis 55 entsprechend anzuwenden. (2) Wird der Verwarnte wegen einer vor der Verwarnung begangenen Straftat nachtrglich zu Strafe verurteilt, so sind die Vorschriften ber die Bildung einer Gesamtstrafe (§§ 53 bis 55 und 58) mit der Maßgabe anzuwenden, dass die vorbehaltene Strafe in den Fllen des § 55 einer erkannten Strafe gleichsteht.
§ 60
Absehen von Strafe
Das Gericht sieht von Strafe ab, wenn die Folgen der Tat, die den Tter getroffen haben, so schwer sind, dass die Verhngung einer Strafe offensichtlich verfehlt wre. Dies gilt nicht, wenn der Tter fr die Tat eine Freiheitsstrafe von mehr als einem Jahr verwirkt hat.
Sechster Titel Maßregeln der Besserung und Sicherung
§ 61
bersicht
Maßregeln der Besserung und Sicherung sind 1. die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus, 2. die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt, 3. die Unterbringung in der Sicherungsverwahrung, 4. die Fhrungsaufsicht, 5. die Entziehung der Fahrerlaubnis, 6. das Berufsverbot. 500
StGB § 62
§§ 62 – 65
C 25b
Grundsatz der Verhltnismßigkeit
Eine Maßregel der Besserung und Sicherung darf nicht angeordnet werden, wenn sie zur Bedeutung der vom Tter begangenen und zu erwartenden Taten sowie zu dem Grad der von ihm ausgehenden Gefahr außer Verhltnis steht.
Freiheitsentziehende Maßregeln
§ 63
Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus
Hat jemand eine rechtswidrige Tat im Zustand der Schuldunfhigkeit (§ 20) oder der verminderten Schuldfhigkeit (§ 21) begangen, so ordnet das Gericht die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus an, wenn die Gesamtwrdigung des Tters und seiner Tat ergibt, dass von ihm infolge seines Zustandes erhebliche rechtswidrige Taten zu erwarten sind und er deshalb fr die Allgemeinheit gefhrlich ist.
§ 64
Unterbringung in einer Entziehungsanstalt
(1) Hat eine Person den Hang, alkoholische Getrnke oder andere berauschende Mittel im bermaß zu sich zu nehmen, und wird sie wegen einer rechtswidrigen Tat, die sie im Rausch begangen hat oder die auf ihren Hang zurckgeht, verurteilt oder nur deshalb nicht verurteilt, weil ihre Schuldunfhigkeit erwiesen oder nicht auszuschließen ist, so soll das Gericht die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt anordnen, wenn die Gefahr besteht, dass sie infolge ihres Hanges erhebliche rechtswidrige Taten begehen wird. Die Anordnung ergeht nur, wenn eine hinreichend konkrete Aussicht besteht, die Person durch die Behandlung in einer Entziehungsanstalt zu heilen oder ber eine erhebliche Zeit vor dem Rckfall in den Hang zu bewahren und von der Begehung erheblicher rechtswidriger Taten abzuhalten, die auf ihren Hang zurckgehen. (2) Die Anordnung unterbleibt, wenn eine Entziehungskur von vornherein aussichtslos erscheint.
§ 65
(weggefallen) 501
C 25b § 66
StGB
§ 66
Unterbringung in der Sicherungsverwahrung
(1) Wird jemand wegen einer vorstzlichen Straftat zu Freiheitsstrafe von mindestens zwei Jahren verurteilt, so ordnet das Gericht neben der Strafe die Sicherungsverwahrung an, wenn 1. der Tter wegen vorstzlicher Straftaten, die er vor der neuen Tat begangen hat, schon zweimal jeweils zu einer Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr verurteilt worden ist, 2. er wegen einer oder mehrerer dieser Taten vor der neuen Tat fr die Zeit von mindestens zwei Jahren Freiheitsstrafe verbßt oder sich im Vollzug einer freiheitsentziehenden Maßregel der Besserung und Sicherung befunden hat und 3. die Gesamtwrdigung des Tters und seiner Taten ergibt, dass er infolge eines Hanges zu erheblichen Straftaten, namentlich zu solchen, durch welche die Opfer seelisch oder kçrperlich schwer geschdigt werden oder schwerer wirtschaftlicher Schaden angerichtet wird, fr die Allgemeinheit gefhrlich ist. (2) Hat jemand drei vorstzliche Straftaten begangen, durch die er jeweils Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr verwirkt hat, und wird er wegen einer oder mehrerer dieser Taten zu Freiheitsstrafe von mindestens drei Jahren verurteilt, so kann das Gericht unter der in Absatz 1 Nr. 3 bezeichneten Voraussetzung neben der Strafe die Sicherungsverwahrung auch ohne frhere Verurteilung oder Freiheitsentziehung (Absatz 1 Nr. 1 und 2) anordnen. (3) Wird jemand wegen eines Verbrechens oder wegen einer Straftat nach den §§ 174 bis 174c, 176, 179 Abs. 1 bis 4, §§ 180, 182, 224, 225 Abs. 1 oder 2 oder nach § 323a, soweit die im Rausch begangene Tat ein Verbrechen oder eine der vorgenannten rechtswidrigen Taten ist, zu Freiheitsstrafe von mindestens zwei Jahren verurteilt, so kann das Gericht neben der Strafe die Sicherungsverwahrung anordnen, wenn der Tter wegen einer oder mehrerer solcher Straftaten, die er vor der neuen Tat begangen hat, schon einmal zu Freiheitsstrafe von mindestens drei Jahren verurteilt worden ist und die in Absatz 1 Nr. 2 und 3 genannten Voraussetzungen erfllt sind. Hat jemand zwei Straftaten der in Satz 1 bezeichneten Art begangen, durch die er jeweils Freiheitsstrafe von mindestens zwei Jahren verwirkt hat und wird er wegen einer oder mehrerer dieser Taten zu Freiheitsstrafe von mindestens drei Jahren verurteilt, so kann das Gericht unter den in Absatz 1 Nr. 3 bezeichneten Voraussetzungen neben der Strafe die Sicherungsverwahrung auch ohne frhere Verurteilung oder Freiheitsentziehung (Absatz 1 Nr. 1 und 2) anordnen. Die Abstze 1 und 2 bleiben unberhrt. 502
StGB
§§ 66a – 66b
C 25b
(4) Im Sinne des Absatzes 1 Nr. 1 gilt eine Verurteilung zu Gesamtstrafe als eine einzige Verurteilung. Ist Untersuchungshaft oder eine andere Freiheitsentziehung auf Freiheitsstrafe angerechnet, so gilt sie als verbßte Strafe im Sinne des Absatzes 1 Nr. 2. Eine frhere Tat bleibt außer Betracht, wenn zwischen ihr und der folgenden Tat mehr als fnf Jahre verstrichen sind. In die Frist wird die Zeit nicht eingerechnet, in welcher der Tter auf behçrdliche Anordnung in einer Anstalt verwahrt worden ist. Eine Tat, die außerhalb des rumlichen Geltungsbereichs dieses Gesetzes abgeurteilt worden ist, steht einer innerhalb dieses Bereichs abgeurteilten Tat gleich, wenn sie nach deutschem Strafrecht eine vorstzliche Tat, in den Fllen des Absatzes 3 eine der Straftaten der in Absatz 3 Satz 1 bezeichneten Art wre.
§ 66a
Vorbehalt der Unterbringung in der Sicherungsverwahrung
(1) Ist bei der Verurteilung wegen einer der in § 66 Abs. 3 Satz 1 genannten Straftaten nicht mit hinreichender Sicherheit feststellbar, ob der Tter fr die Allgemeinheit im Sinne von § 66 Abs. 1 Nr. 3 gefhrlich ist, so kann das Gericht die Anordnung der Sicherungsverwahrung vorbehalten, wenn die brigen Voraussetzungen des § 66 Abs. 3 erfllt sind. (2) ber die Anordnung der Sicherungsverwahrung entscheidet das Gericht sptestens sechs Monate vor dem Zeitpunkt, ab dem eine Aussetzung der Vollstreckung des Strafrestes zur Bewhrung nach § 57 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1, § 57a Abs. 1 Satz 1 Nr. 1, auch in Verbindung mit § 454b Abs. 3 der Strafprozessordnung, mçglich ist. Es ordnet die Sicherungsverwahrung an, wenn die Gesamtwrdigung des Verurteilten, seiner Taten und seiner Entwicklung whrend des Strafvollzuges ergibt, dass von ihm erhebliche Straftaten zu erwarten sind, durch welche die Opfer seelisch oder kçrperlich schwer geschdigt werden. (3) Die Entscheidung ber die Aussetzung der Vollstreckung des Strafrestes zur Bewhrung darf erst nach Rechtskraft der Entscheidung nach Absatz 2 Satz 1 ergehen. Dies gilt nicht, wenn die Voraussetzungen des § 57 Abs. 2 Nr. 2 offensichtlich nicht vorliegen.
§ 66b
Nachtrgliche Anordnung der Unterbringung in der Sicherungsverwahrung
(1) Werden nach einer Verurteilung wegen eines Verbrechens gegen das Leben, die kçrperliche Unversehrtheit, die persçnliche Freiheit oder die sexuelle Selbstbestimmung oder eines Verbrechens 503
C 25b
StGB
§ 66b
nach den §§ 250, 251, auch in Verbindung mit den §§ 252, 255, oder wegen eines der in § 66 Abs. 3 Satz 1 genannten Vergehen vor Ende des Vollzugs dieser Freiheitsstrafe Tatsachen erkennbar, die auf eine erhebliche Gefhrlichkeit des Verurteilten fr die Allgemeinheit hinweisen, so kann das Gericht die Unterbringung in der Sicherungsverwahrung nachtrglich anordnen, wenn die Gesamtwrdigung des Verurteilten, seiner Taten und ergnzend seiner Entwicklung whrend des Strafvollzugs ergibt, dass er mit hoher Wahrscheinlichkeit erhebliche Straftaten begehen wird, durch welche die Opfer seelisch oder kçrperlich schwer geschdigt werden, und wenn im Zeitpunkt der Entscheidung ber die nachtrgliche Anordnung der Sicherungsverwahrung die brigen Voraussetzungen des § 66 erfllt sind. War die Anordnung der Sicherungsverwahrung im Zeitpunkt der Verurteilung aus rechtlichen Grnden nicht mçglich, so bercksichtigt das Gericht als Tatsachen im Sinne des Satzes 1 auch solche, die im Zeitpunkt der Verurteilung bereits erkennbar waren. (2) Werden Tatsachen der in Absatz 1 Satz 1 genannten Art nach einer Verurteilung zu einer Freiheitsstrafe von mindestens fnf Jahren wegen eines oder mehrerer Verbrechen gegen das Leben, die kçrperliche Unversehrtheit, die persçnliche Freiheit, die sexuelle Selbstbestimmung oder nach den §§ 250, 251, auch in Verbindung mit § 252 oder § 255, erkennbar, so kann das Gericht die Unterbringung in der Sicherungsverwahrung nachtrglich anordnen, wenn die Gesamtwrdigung des Verurteilten, seiner Tat oder seiner Taten und ergnzend seiner Entwicklung whrend des Strafvollzugs ergibt, dass er mit hoher Wahrscheinlichkeit erhebliche Straftaten begehen wird, durch welche die Opfer seelisch oder kçrperlich schwer geschdigt werden. (3) Ist die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus nach § 67d Abs. 6 fr erledigt erklrt worden, weil der die Schuldfhigkeit ausschließende oder vermindernde Zustand, auf dem die Unterbringung beruhte, im Zeitpunkt der Erledigungsentscheidung nicht bestanden hat, so kann das Gericht die Unterbringung in der Sicherungsverwahrung nachtrglich anordnen, wenn 1. die Unterbringung des Betroffenen nach § 63 wegen mehrerer der in § 66 Abs. 3 Satz 1 genannten Taten angeordnet wurde oder wenn der Betroffene wegen einer oder mehrerer solcher Taten, die er vor der zur Unterbringung nach § 63 fhrenden Tat begangen hat, schon einmal zu einer Freiheitsstrafe von mindestens drei Jahren verurteilt oder in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht worden war und 2. die Gesamtwrdigung des Betroffenen, seiner Taten und ergnzend seiner Entwicklung whrend des Vollzugs der Maß504
StGB
§ 67
C 25b
regel ergibt, dass er mit hoher Wahrscheinlichkeit erhebliche Straftaten begehen wird, durch welche die Opfer seelisch oder kçrperlich schwer geschdigt werden.
§ 67
Reihenfolge der Vollstreckung
(1) Wird die Unterbringung in einer Anstalt nach den §§ 63 und 64 neben einer Freiheitsstrafe angeordnet, so wird die Maßregel vor der Strafe vollzogen. (2) Das Gericht bestimmt jedoch, dass die Strafe oder ein Teil der Strafe vor der Maßregel zu vollziehen ist, wenn der Zweck der Maßregel dadurch leichter erreicht wird. Bei Anordnung der Unterbringung in einer Entziehungsanstalt neben einer zeitigen Freiheitsstrafe von ber drei Jahren soll das Gericht bestimmen, dass ein Teil der Strafe vor der Maßregel zu vollziehen ist. Dieser Teil der Strafe ist so zu bemessen, dass nach seiner Vollziehung und einer anschließenden Unterbringung eine Entscheidung nach Absatz 5 Satz 1 mçglich ist. Das Gericht soll ferner bestimmen, dass die Strafe vor der Maßregel zu vollziehen ist, wenn die verurteilte Person vollziehbar zur Ausreise verpflichtet und zu erwarten ist, dass ihr Aufenthalt im rumlichen Geltungsbereich dieses Gesetzes whrend oder unmittelbar nach Verbßung der Strafe beendet wird. (3) Das Gericht kann eine Anordnung nach Absatz 2 Satz 1 oder 2 nachtrglich treffen, ndern oder aufheben, wenn Umstnde in der Person des Verurteilten es angezeigt erscheinen lassen. Eine Anordnung nach Absatz 2 Satz 4 kann das Gericht auch nachtrglich treffen. Hat es eine Anordnung nach Absatz 2 Satz 4 getroffen, so hebt es diese auf, wenn eine Beendigung des Aufenthalts der verurteilten Person im rumlichen Geltungsbereich dieses Gesetzes whrend oder unmittelbar nach Verbßung der Strafe nicht mehr zu erwarten ist. (4) Wird die Maßregel ganz oder zum Teil vor der Strafe vollzogen, so wird die Zeit des Vollzugs der Maßregel auf die Strafe angerechnet, bis zwei Drittel der Strafe erledigt sind. (5) Wird die Maßregel vor der Strafe oder vor einem Rest der Strafe vollzogen, so kann das Gericht die Vollstreckung des Strafrestes unter den Voraussetzungen des § 57 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 und 3 zur Bewhrung aussetzen, wenn die Hlfte der Strafe erledigt ist. Wird der Strafrest nicht ausgesetzt, so wird der Vollzug der Maßregel fortgesetzt; das Gericht kann jedoch den Vollzug der Strafe anordnen, wenn Umstnde in der Person des Verurteilten es angezeigt erscheinen lassen. 505
C 25b § 67a
StGB
§§ 67a – 67b
berweisung in den Vollzug einer anderen Maßregel
(1) Ist die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus oder einer Entziehungsanstalt angeordnet worden, so kann das Gericht die untergebrachte Person nachtrglich in den Vollzug der anderen Maßregel berweisen, wenn ihre Resozialisierung dadurch besser gefçrdert werden kann. (2) Unter den Voraussetzungen des Absatzes 1 kann das Gericht nachtrglich auch eine Person, gegen die Sicherungsverwahrung angeordnet worden ist, in den Vollzug einer der in Absatz 1 genannten Maßregeln berweisen. Dies gilt bereits dann, wenn sich die Person noch im Vollzug der Freiheitsstrafe befindet und bei ihr ein Zustand nach § 20 oder § 21 vorliegt. (3) Das Gericht kann eine Entscheidung nach den Abstzen 1 und 2 ndern oder aufheben, wenn sich nachtrglich ergibt, dass die Resozialisierung der untergebrachten Person dadurch besser gefçrdert werden kann. Eine Entscheidung nach Absatz 2 kann das Gericht ferner aufheben, wenn sich nachtrglich ergibt, dass mit dem Vollzug der in Absatz 1 genannten Maßregeln kein Erfolg erzielt werden kann. (4) Die Fristen fr die Dauer der Unterbringung und die berprfung richten sich nach den Vorschriften, die fr die im Urteil angeordnete Unterbringung gelten. Im Falle des Absatzes 2 hat das Gericht erstmals nach Ablauf von einem Jahr, sodann im Falle des Satzes 2 bis zum Beginn der Vollstreckung der Unterbringung jeweils sptestens vor Ablauf von weiteren zwei Jahren zu prfen, ob die Voraussetzungen fr eine Entscheidung nach Absatz 3 Satz 2 vorliegen.
§ 67b
Aussetzung zugleich mit der Anordnung
(1) Ordnet das Gericht die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus oder einer Entziehungsanstalt an, so setzt es zugleich deren Vollstreckung zur Bewhrung aus, wenn besondere Umstnde die Erwartung rechtfertigen, dass der Zweck der Maßregel auch dadurch erreicht werden kann. Die Aussetzung unterbleibt, wenn der Tter noch Freiheitsstrafe zu verbßen hat, die gleichzeitig mit der Maßregel verhngt und nicht zur Bewhrung ausgesetzt wird. (2) Mit der Aussetzung tritt Fhrungsaufsicht ein. 506
StGB § 67c
§§ 67c – 67d
C 25b
Spterer Beginn der Unterbringung
(1) Wird eine Freiheitsstrafe vor einer zugleich angeordneten Unterbringung vollzogen, so prft das Gericht vor dem Ende des Vollzugs der Strafe, ob der Zweck der Maßregel die Unterbringung noch erfordert. Ist das nicht der Fall, so setzt es die Vollstreckung der Unterbringung zur Bewhrung aus; mit der Aussetzung tritt Fhrungsaufsicht ein. (2) Hat der Vollzug der Unterbringung drei Jahre nach Rechtskraft ihrer Anordnung noch nicht begonnen und liegt ein Fall des Absatzes 1 oder des § 67b nicht vor, so darf die Unterbringung nur noch vollzogen werden, wenn das Gericht es anordnet. In die Frist wird die Zeit nicht eingerechnet, in welcher der Tter auf behçrdliche Anordnung in einer Anstalt verwahrt worden ist. Das Gericht ordnet den Vollzug an, wenn der Zweck der Maßregel die Unterbringung noch erfordert. Ist der Zweck der Maßregel nicht erreicht, rechtfertigen aber besondere Umstnde die Erwartung, dass er auch durch die Aussetzung erreicht werden kann, so setzt das Gericht die Vollstreckung der Unterbringung zur Bewhrung aus; mit der Aussetzung tritt Fhrungsaufsicht ein. Ist der Zweck der Maßregel erreicht, so erklrt das Gericht sie fr erledigt.
§ 67d
Dauer der Unterbringung
(1) Die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt darf zwei Jahre nicht bersteigen. Die Frist luft vom Beginn der Unterbringung an. Wird vor einer Freiheitsstrafe eine daneben angeordnete freiheitsentziehende Maßregel vollzogen, so verlngert sich die Hçchstfrist um die Dauer der Freiheitsstrafe, soweit die Zeit des Vollzugs der Maßregel auf die Strafe angerechnet wird. (2) Ist keine Hçchstfrist vorgesehen oder ist die Frist noch nicht abgelaufen, so setzt das Gericht die weitere Vollstreckung der Unterbringung zur Bewhrung aus, wenn zu erwarten ist, dass der Untergebrachte außerhalb des Maßregelvollzugs keine rechtswidrigen Taten mehr begehen wird. Mit der Aussetzung tritt Fhrungsaufsicht ein. (3) Sind zehn Jahre der Unterbringung in der Sicherungsverwahrung vollzogen worden, so erklrt das Gericht die Maßregel fr erledigt, wenn nicht die Gefahr besteht, dass der Untergebrachte infolge seines Hanges erhebliche Straftaten begehen wird, durch welche die Opfer seelisch oder kçrperlich schwer geschdigt werden. Mit der Entlassung aus dem Vollzug der Unterbringung tritt Fhrungsaufsicht ein. 507
C 25b
StGB
§§ 67e – 67g
(4) Ist die Hçchstfrist abgelaufen, so wird der Untergebrachte entlassen. Die Maßregel ist damit erledigt. Mit der Entlassung aus dem Vollzug der Unterbringung tritt Fhrungsaufsicht ein. (5) Das Gericht erklrt die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt fr erledigt, wenn die Voraussetzungen des § 64 Satz 2 nicht mehr vorliegen. Mit der Entlassung aus dem Vollzug der Unterbringung tritt Fhrungsaufsicht ein. (6) Stellt das Gericht nach Beginn der Vollstreckung der Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus fest, dass die Voraussetzungen der Maßregel nicht mehr vorliegen oder die weitere Vollstreckung der Maßregel unverhltnismßig wre, so erklrt es sie fr erledigt. Mit der Entlassung aus dem Vollzug der Unterbringung tritt Fhrungsaufsicht ein. Das Gericht ordnet den Nichteintritt der Fhrungsaufsicht an, wenn zu erwarten ist, dass der Betroffene auch ohne sie keine Straftaten mehr begehen wird.
§ 67e
berprfung
(1) Das Gericht kann jederzeit prfen, ob die weitere Vollstreckung der Unterbringung zur Bewhrung auszusetzen oder fr erledigt zu erklren ist. Es muss dies vor Ablauf bestimmter Fristen prfen. (2) Die Fristen betragen bei der Unterbringung in einer Entziehungsanstalt sechs Monate, in einem psychiatrischen Krankenhaus ein Jahr, in der Sicherungsverwahrung zwei Jahre. (3) Das Gericht kann die Fristen krzen. Es kann im Rahmen der gesetzlichen Prfungsfristen auch Fristen festsetzen, vor deren Ablauf ein Antrag auf Prfung unzulssig ist. (4) Die Fristen laufen vom Beginn der Unterbringung an. Lehnt das Gericht die Aussetzung oder Erledigungserklrung ab, so beginnen die Fristen mit der Entscheidung von neuem.
§ 67f
Mehrfache Anordnung der Maßregel
Ordnet das Gericht die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt an, so ist eine frhere Anordnung der Maßregel erledigt.
§ 67g
Widerruf der Aussetzung
(1) Das Gericht widerruft die Aussetzung einer Unterbringung, wenn die verurteilte Person 1. whrend der Dauer der Fhrungsaufsicht eine rechtswidrige Tat begeht, 508
StGB
§ 67h
C 25b
2.
gegen Weisungen nach § 68b grçblich oder beharrlich verstçßt oder 3. sich der Aufsicht und Leitung der Bewhrungshelferin oder des Bewhrungshelfers oder der Aufsichtsstelle beharrlich entzieht und sich daraus ergibt, dass der Zweck der Maßregel ihre Unterbringung erfordert. Satz 1 Nr. 1 gilt entsprechend, wenn der Widerrufsgrund zwischen der Entscheidung ber die Aussetzung und dem Beginn der Fhrungsaufsicht (§ 68c Abs. 4) entstanden ist. (2) Das Gericht widerruft die Aussetzung einer Unterbringung nach den §§ 63 und 64 auch dann, wenn sich whrend der Dauer der Fhrungsaufsicht ergibt, dass von der verurteilten Person infolge ihres Zustands rechtswidrige Taten zu erwarten sind und deshalb der Zweck der Maßregel ihre Unterbringung erfordert. (3) Das Gericht widerruft die Aussetzung ferner, wenn Umstnde, die ihm whrend der Dauer der Fhrungsaufsicht bekannt werden und zur Versagung der Aussetzung gefhrt htten, zeigen, daß der Zweck der Maßregel die Unterbringung der verurteilten Person erfordert. (4) Die Dauer der Unterbringung vor und nach dem Widerruf darf insgesamt die gesetzliche Hçchstfrist der Maßregel nicht bersteigen. (5) Widerruft das Gericht die Aussetzung der Unterbringung nicht, so ist die Maßregel mit dem Ende der Fhrungsaufsicht erledigt. (6) Leistungen, die die verurteilte Person zur Erfllung von Weisungen erbracht hat, werden nicht erstattet.
§ 67h
Befristete Wiederinvollzugsetzung; Krisenintervention
(1) Whrend der Dauer der Fhrungsaufsicht kann das Gericht die ausgesetzte Unterbringung nach § 63 oder § 64 fr eine Dauer von hçchstens drei Monaten wieder in Vollzug setzen, wenn eine akute Verschlechterung des Zustands der aus der Unterbringung entlassenen Person oder ein Rckfall in ihr Suchtverhalten eingetreten ist und die Maßnahme erforderlich ist, um einen Widerruf nach § 67g zu vermeiden. Unter den Voraussetzungen des Satzes 1 kann es die Maßnahme erneut anordnen oder ihre Dauer verlngern; die Dauer der Maßnahme darf insgesamt sechs Monate nicht berschreiten. § 67g Abs. 4 gilt entsprechend. (2) Das Gericht hebt die Maßnahme vor Ablauf der nach Absatz 1 gesetzten Frist auf, wenn ihr Zweck erreicht ist. 509
C 25b
StGB
§§ 68 – 68a
Fhrungsaufsicht
§ 68
Voraussetzungen der Fhrungsaufsicht
(1) Hat jemand wegen einer Straftat, bei der das Gesetz Fhrungsaufsicht besonders vorsieht, zeitige Freiheitsstrafe von mindestens sechs Monaten verwirkt, so kann das Gericht neben der Strafe Fhrungsaufsicht anordnen, wenn die Gefahr besteht, dass er weitere Straftaten begehen wird. (2) Die Vorschriften ber die Fhrungsaufsicht kraft Gesetzes (§§ 67b, 67c, 67d Abs. 2 bis 6 und § 68f) bleiben unberhrt.
§ 68a
Aufsichtsstelle, Bewhrungshilfe, forensische Ambulanz
(1) Die verurteilte Person untersteht einer Aufsichtsstelle; das Gericht bestellt ihr fr die Dauer der Fhrungsaufsicht eine Bewhrungshelferin oder einen Bewhrungshelfer. (2) Die Bewhrungshelferin oder der Bewhrungshelfer und die Aufsichtsstelle stehen im Einvernehmen miteinander der verurteilten Person helfend und betreuend zur Seite. (3) Die Aufsichtsstelle berwacht im Einvernehmen mit dem Gericht und mit Untersttzung der Bewhrungshelferin oder des Bewhrungshelfers das Verhalten der verurteilten Person und die Erfllung der Weisungen. (4) Besteht zwischen der Aufsichtsstelle und der Bewhrungshelferin oder dem Bewhrungshelfer in Fragen, welche die Hilfe fr die verurteilte Person und ihre Betreuung berhren, kein Einvernehmen, entscheidet das Gericht. (5) Das Gericht kann der Aufsichtsstelle und der Bewhrungshelferin oder dem Bewhrungshelfer fr ihre Ttigkeit Anweisungen erteilen. (6) Vor Stellung eines Antrags nach § 145a Satz 2 hçrt die Aufsichtsstelle die Bewhrungshelferin oder den Bewhrungshelfer; Absatz 4 ist nicht anzuwenden. (7) Wird eine Weisung nach § 68b Abs. 2 Satz 2 und 3 erteilt, steht im Einvernehmen mit den in Absatz 2 Genannten auch die forensische Ambulanz der verurteilten Person helfend und betreuend zur Seite. Im brigen gelten die Abstze 3 und 6, soweit sie die Stellung der Bewhrungshelferin oder des Bewhrungshelfers betreffen, auch fr die forensische Ambulanz. (8) Die in Absatz 1 Genannten und die in § 203 Abs. 1 Nr. 1, 2 und 5 genannten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der forensi510
StGB
§ 68b
C 25b
schen Ambulanz haben fremde Geheimnisse, die ihnen im Rahmen des durch § 203 geschtzten Verhltnisses anvertraut oder sonst bekannt geworden sind, einander zu offenbaren, soweit dies notwendig ist, um der verurteilten Person zu helfen, nicht wieder straffllig zu werden. Darber hinaus haben die in § 203 Abs. 1 Nr. 1, 2 und 5 genannten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der forensischen Ambulanz solche Geheimnisse gegenber der Aufsichtsstelle und dem Gericht zu offenbaren, soweit aus ihrer Sicht 1. dies notwendig ist, um zu berwachen, ob die verurteilte Person einer Vorstellungsweisung nach § 68b Abs. 1 Satz 1 Nr. 11 nachkommt oder im Rahmen einer Weisung nach § 68b Abs. 2 Satz 2 und 3 an einer Behandlung teilnimmt, 2. das Verhalten oder der Zustand der verurteilten Person Maßnahmen nach § 67g, § 67h oder § 68c Abs. 2 oder Abs. 3 erforderlich erscheinen lsst oder 3. dies zur Abwehr einer erheblichen gegenwrtigen Gefahr fr das Leben, die kçrperliche Unversehrtheit, die persçnliche Freiheit oder die sexuelle Selbstbestimmung Dritter erforderlich ist. In den Fllen der Stze 1 und 2 Nr. 2 und 3 drfen Tatsachen im Sinne von § 203 Abs. 1, die von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der forensischen Ambulanz offenbart wurden, nur zu den dort genannten Zwecken verwendet werden.
§ 68b
Weisungen
(1) Das Gericht kann die verurteilte Person fr die Dauer der Fhrungsaufsicht oder fr eine krzere Zeit anweisen, 1. den Wohn- oder Aufenthaltsort oder einen bestimmten Bereich nicht ohne Erlaubnis der Aufsichtsstelle zu verlassen, 2. sich nicht an bestimmten Orten aufzuhalten, die ihr Gelegenheit oder Anreiz zu weiteren Straftaten bieten kçnnen, 3. zu der verletzten Person oder bestimmten Personen oder Personen einer bestimmten Gruppe, die ihr Gelegenheit oder Anreiz zu weiteren Straftaten bieten kçnnen, keinen Kontakt aufzunehmen, mit ihnen nicht zu verkehren, sie nicht zu beschftigen, auszubilden oder zu beherbergen, 4. bestimmte Ttigkeiten nicht auszuben, die sie nach den Umstnden zu Straftaten missbrauchen kann, 5. bestimmte Gegenstnde, die ihr Gelegenheit oder Anreiz zu weiteren Straftaten bieten kçnnen, nicht zu besitzen, bei sich zu fhren oder verwahren zu lassen, 511
C 25b
StGB
§ 68b
6.
Kraftfahrzeuge oder bestimmte Arten von Kraftfahrzeugen oder von anderen Fahrzeugen nicht zu halten oder zu fhren, die sie nach den Umstnden zu Straftaten missbrauchen kann, 7. sich zu bestimmten Zeiten bei der Aufsichtsstelle, einer bestimmten Dienststelle oder der Bewhrungshelferin oder dem Bewhrungshelfer zu melden, 8. jeden Wechsel der Wohnung oder des Arbeitsplatzes unverzglich der Aufsichtsstelle zu melden, 9. sich im Fall der Erwerbslosigkeit bei der zustndigen Agentur fr Arbeit oder einer anderen zur Arbeitsvermittlung zugelassenen Stelle zu melden, 10. keine alkoholischen Getrnke oder andere berauschende Mittel zu sich zu nehmen, wenn aufgrund bestimmter Tatsachen Grnde fr die Annahme bestehen, dass der Konsum solcher Mittel zur Begehung weiterer Straftaten beitragen wird, und sich Alkohol- oder Suchtmittelkontrollen zu unterziehen, die nicht mit einem kçrperlichen Eingriff verbunden sind, oder 11. sich zu bestimmten Zeiten oder in bestimmten Abstnden bei einer rztin oder einem Arzt, einer Psychotherapeutin oder einem Psychotherapeuten oder einer forensischen Ambulanz vorzustellen. Das Gericht hat in seiner Weisung das verbotene oder verlangte Verhalten genau zu bestimmen. (2) Das Gericht kann der verurteilten Person fr die Dauer der Fhrungsaufsicht oder fr eine krzere Zeit weitere Weisungen erteilen, insbesondere solche, die sich auf Ausbildung, Arbeit, Freizeit, die Ordnung der wirtschaftlichen Verhltnisse oder die Erfllung von Unterhaltspflichten beziehen. Das Gericht kann die verurteilte Person insbesondere anweisen, sich psychiatrisch, psycho- oder sozialtherapeutisch betreuen und behandeln zu lassen (Therapieweisung). Die Betreuung und Behandlung kann durch eine forensische Ambulanz erfolgen. § 56c Abs. 3 gilt entsprechend, auch fr die Weisung, sich Alkohol- oder Suchtmittelkontrollen zu unterziehen, die mit kçrperlichen Eingriffen verbunden sind. (3) Bei den Weisungen drfen an die Lebensfhrung der verurteilten Person keine unzumutbaren Anforderungen gestellt werden. (4) Wenn mit Eintritt der Fhrungsaufsicht eine bereits bestehende Fhrungsaufsicht nach § 68e Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 endet, muss das Gericht auch die Weisungen in seine Entscheidung einbeziehen, die im Rahmen der frheren Fhrungsaufsicht erteilt worden sind. 512
StGB
§ 68c
C 25b
(5) Soweit die Betreuung der verurteilten Person in den Fllen des Absatzes 1 Nr. 11 oder ihre Behandlung in den Fllen des Absatzes 2 nicht durch eine forensische Ambulanz erfolgt, gilt § 68a Abs. 8 entsprechend.
§ 68c
Dauer der Fhrungsaufsicht
(1) Die Fhrungsaufsicht dauert mindestens zwei und hçchstens fnf Jahre. Das Gericht kann die Hçchstdauer abkrzen. (2) Das Gericht kann eine die Hçchstdauer nach Absatz 1 Satz 1 berschreitende unbefristete Fhrungsaufsicht anordnen, wenn die verurteilte Person 1. in eine Weisung nach § 56c Abs. 3 Nr. 1 nicht einwilligt oder 2. einer Weisung, sich einer Heilbehandlung oder einer Entziehungskur zu unterziehen, oder einer Therapieweisung nicht nachkommt und eine Gefhrdung der Allgemeinheit durch die Begehung weiterer erheblicher Straftaten zu befrchten ist. Erklrt die verurteilte Person in den Fllen des Satzes 1 Nr. 1 nachtrglich ihre Einwilligung, setzt das Gericht die weitere Dauer der Fhrungsaufsicht fest. Im brigen gilt § 68e Abs. 3. (3) Das Gericht kann die Fhrungsaufsicht ber die Hçchstdauer nach Absatz 1 Satz 1 hinaus unbefristet verlngern, wenn 1. in Fllen der Aussetzung der Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus nach § 67d Abs. 2 aufgrund bestimmter Tatsachen Grnde fr die Annahme bestehen, dass die verurteilte Person andernfalls alsbald in einen Zustand nach § 20 oder § 21 geraten wird, infolge dessen eine Gefhrdung der Allgemeinheit durch die Begehung weiterer erheblicher rechtswidriger Taten zu befrchten ist, oder 2. gegen die verurteilte Person wegen Straftaten der in § 181b genannten Art eine Freiheitsstrafe oder Gesamtfreiheitsstrafe von mehr als zwei Jahren verhngt oder die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus oder in einer Entziehungsanstalt angeordnet wurde und sich aus dem Verstoß gegen Weisungen nach § 68b Abs. 1 oder Abs. 2 oder aufgrund anderer bestimmter Tatsachen konkrete Anhaltspunkte dafr ergeben, dass eine Gefhrdung der Allgemeinheit durch die Begehung weiterer erheblicher Straftaten zu befrchten ist. (4) In den Fllen des § 68 Abs. 1 beginnt die Fhrungsaufsicht mit der Rechtskraft ihrer Anordnung, in den Fllen des § 67b Abs. 2, des § 67c Abs. 1 Satz 2 und Abs. 2 Satz 4 und des § 67d Abs. 2 Satz 2 mit der Rechtskraft der Aussetzungsentscheidung oder zu einem gerichtlich angeordneten spteren Zeitpunkt. In ihre Dauer 513
C 25b
StGB
§§ 68d – 68f
wird die Zeit nicht eingerechnet, in welcher die verurteilte Person flchtig ist, sich verborgen hlt oder auf behçrdliche Anordnung in seiner Anstalt verwahrt wird.
§ 68d
Nachtrgliche Entscheidungen
Das Gericht kann Entscheidungen nach § 68a Abs. 1 und 5, den §§ 68b und 68c Abs. 1 Satz 2 und Abs. 2 und 3 auch nachtrglich treffen, ndern oder aufheben.
§ 68e
Beendigung oder Ruhen der Fhrungsaufsicht
(1) Soweit sie nicht unbefristet ist, endet die Fhrungsaufsicht 1. mit Beginn des Vollzugs einer freiheitsentziehenden Maßregel, 2. mit Beginn des Vollzugs einer Freiheitsstrafe, neben der eine freiheitsentziehende Maßregel angeordnet ist, 3. mit Eintritt einer neuen Fhrungsaufsicht. In den brigen Fllen ruht die Fhrungsaufsicht whrend der Dauer des Vollzugs einer Freiheitsstrafe oder einer freiheitsentziehenden Maßregel. Tritt eine neue Fhrungsaufsicht zu einer bestehenden unbefristeten hinzu, ordnet das Gericht das Entfallen der neuen Maßregel an, wenn es ihrer neben der bestehenden nicht bedarf. (2) Das Gericht hebt die Fhrungsaufsicht auf, wenn zu erwarten ist, dass die verurteilte Person auch ohne sie keine Straftaten mehr begehen wird. Die Aufhebung ist frhestens nach Ablauf der gesetzlichen Mindestdauer zulssig. Das Gericht kann Fristen von hçchstens sechs Monaten festsetzen, vor deren Ablauf ein Antrag auf Aufhebung der Fhrungsaufsicht unzulssig ist. (3) Ist unbefristete Fhrungsaufsicht eingetreten, prft das Gericht 1. in den Fllen des § 68c Abs. 2 Satz 1 sptestens mit Verstreichen der Hçchstfrist nach § 68c Abs. 1 Satz 1, 2. in den Fllen des § 68c Abs. 3 vor Ablauf von zwei Jahren, ob eine Entscheidung nach Absatz 2 Satz 1 geboten ist. Lehnt das Gericht eine Aufhebung der Fhrungsaufsicht ab, hat es vor Ablauf von zwei Jahren von neuem ber eine Aufhebung der Fhrungsaufsicht zu entscheiden.
§ 68f
Fhrungsaufsicht bei Nichtaussetzung des Strafrestes
(1) Ist eine Freiheitsstrafe oder Gesamtfreiheitsstrafe von mindestens zwei Jahren wegen vorstzlicher Straftaten oder eine Frei514
StGB
§§ 68g – 69
C 25b
heitsstrafe oder Gesamtfreiheitsstrafe von mindestens einem Jahr wegen Straftaten der in § 181b genannten Art vollstndig vollstreckt worden, tritt mit der Entlassung der verurteilten Person aus dem Strafvollzug Fhrungsaufsicht ein. Dies gilt nicht, wenn im Anschluss an die Strafverbßung eine freiheitsentziehende Maßregel der Besserung und Sicherung vollzogen wird. (2) Ist zu erwarten, dass die verurteilte Person auch ohne die Fhrungsaufsicht keine Straftaten mehr begehen wird, ordnet das Gericht an, dass die Maßregel entfllt.
§ 68g
Fhrungsaufsicht und Aussetzung zur Bewhrung
(1) Ist die Strafaussetzung oder Aussetzung des Strafrestes angeordnet oder das Berufsverbot zur Bewhrung ausgesetzt und steht der Verurteilte wegen derselben oder einer anderen Tat zugleich unter Fhrungsaufsicht, so gelten fr die Aufsicht und die Erteilung von Weisungen nur die §§ 68a und 68b. Die Fhrungsaufsicht endet nicht vor Ablauf der Bewhrungszeit. (2) Sind die Aussetzung zur Bewhrung und die Fhrungsaufsicht auf Grund derselben Tat angeordnet, so kann das Gericht jedoch bestimmen, daß die Fhrungsaufsicht bis zum Ablauf der Bewhrungszeit ruht. Die Bewhrungszeit wird dann in die Dauer der Fhrungsaufsicht nicht eingerechnet. (3) Wird nach Ablauf der Bewhrungszeit die Strafe oder der Strafrest erlassen oder das Berufsverbot fr erledigt erklrt, so endet damit auch eine wegen derselben Tat angeordnete Fhrungsaufsicht. Dies gilt nicht, wenn die Fhrungsaufsicht unbefristet ist (§ 68c Abs. 2 Satz 1 oder Abs. 3).
Entziehung der Fahrerlaubnis
§ 69
Entziehung der Fahrerlaubnis
(1) Wird jemand wegen einer rechtswidrigen Tat, die er bei oder im Zusammenhang mit dem Fhren eines Kraftfahrzeugs oder unter Verletzung der Pflichten eines Kraftfahrzeugfhrers begangen hat, verurteilt oder nur deshalb nicht verurteilt, weil seine Schuldunfhigkeit erwiesen oder nicht auszuschließen ist, so entzieht ihm das Gericht die Fahrerlaubnis, wenn sich aus der Tat ergibt, dass er zum Fhren von Kraftfahrzeugen ungeeignet ist. Einer weiteren Prfung nach § 62 bedarf es nicht. 515
C 25b
StGB
§ 69a
(2) Ist die rechtswidrige Tat in den Fllen des Absatzes 1 ein Vergehen 1. der Gefhrdung des Straßenverkehrs (§ 315c), 2. der Trunkenheit im Verkehr (§ 316), 3. des unerlaubten Entfernens vom Unfallort (§ 142), obwohl der Tter weiß oder wissen kann, dass bei dem Unfall ein Mensch getçtet oder nicht unerheblich verletzt worden oder an fremden Sachen bedeutender Schaden entstanden ist, oder 4. des Vollrausches (§ 323a), der sich auf eine der Taten nach den Nummern 1 bis 3 bezieht, so ist der Tter in der Regel als ungeeignet zum Fhren von Kraftfahrzeugen anzusehen. (3) Die Fahrerlaubnis erlischt mit der Rechtskraft des Urteils. Ein von einer deutschen Behçrde ausgestellter Fhrerschein wird im Urteil eingezogen.
§ 69a
Sperre fr die Erteilung einer Fahrerlaubnis
(1) Entzieht das Gericht die Fahrerlaubnis, so bestimmt es zugleich, dass fr die Dauer von sechs Monaten bis zu fnf Jahren keine neue Fahrerlaubnis erteilt werden darf (Sperre). Die Sperre kann fr immer angeordnet werden, wenn zu erwarten ist, dass die gesetzliche Hçchstfrist zur Abwehr der von dem Tter drohenden Gefahr nicht ausreicht. Hat der Tter keine Fahrerlaubnis, so wird nur die Sperre angeordnet. (2) Das Gericht kann von der Sperre bestimmte Arten von Kraftfahrzeugen ausnehmen, wenn besondere Umstnde die Annahme rechtfertigen, dass der Zweck der Maßregel dadurch nicht gefhrdet wird. (3) Das Mindestmaß der Sperre betrgt ein Jahr, wenn gegen den Tter in den letzten drei Jahren vor der Tat bereits einmal eine Sperre angeordnet worden ist. (4) War dem Tter die Fahrerlaubnis wegen der Tat vorlufig entzogen (§ 111a der Strafprozeßordnung), so verkrzt sich das Mindestmaß der Sperre um die Zeit, in der die vorlufige Entziehung wirksam war. Es darf jedoch drei Monate nicht unterschreiten. (5) Die Sperre beginnt mit der Rechtskraft des Urteils. In die Frist wird die Zeit einer wegen der Tat angeordneten vorlufigen Entziehung eingerechnet, soweit sie nach Verkndung des Urteils verstrichen ist, in dem die der Maßregel zugrunde liegenden tatschlichen Feststellungen letztmals geprft werden konnten. 516
StGB
§§ 69b – 70
C 25b
(6) Im Sinne der Abstze 4 und 5 steht der vorlufigen Entziehung der Fahrerlaubnis die Verwahrung, Sicherstellung oder Beschlagnahme des Fhrerscheins (§ 94 der Strafprozessordnung) gleich. (7) Ergibt sich Grund zu der Annahme, dass der Tter zum Fhren von Kraftfahrzeugen nicht mehr ungeeignet ist, so kann das Gericht die Sperre vorzeitig aufheben. Die Aufhebung ist frhestens zulssig, wenn die Sperre drei Monate, in den Fllen des Absatzes 3 ein Jahr gedauert hat; Absatz 5 Satz 2 und Absatz 6 gelten entsprechend.
§ 69b
Wirkung der Entziehung bei einer auslndischen Fahrerlaubnis
(1) Darf der Tter auf Grund einer im Ausland erteilten Fahrerlaubnis im Inland Kraftfahrzeuge fhren, ohne dass ihm von einer deutschen Behçrde eine Fahrerlaubnis erteilt worden ist, so hat die Entziehung der Fahrerlaubnis die Wirkung einer Aberkennung des Rechts, von der Fahrerlaubnis im Inland Gebrauch zu machen. Mit der Rechtskraft der Entscheidung erlischt das Recht zum Fhren von Kraftfahrzeugen im Inland. Whrend der Sperre darf weder das Recht, von der auslndischen Fahrerlaubnis wieder Gebrauch zu machen, noch eine inlndische Fahrerlaubnis erteilt werden. (2) Ist der auslndische Fhrerschein von einer Behçrde eines Mitgliedstaates der Europischen Union oder eines anderen Vertragsstaates des Abkommens ber den Europischen Wirtschaftsraum ausgestellt worden und hat der Inhaber seinen ordentlichen Wohnsitz im Inland, so wird der Fhrerschein im Urteil eingezogen und an die ausstellende Behçrde zurckgesandt. In anderen Fllen werden die Entziehung der Fahrerlaubnis und die Sperre in den auslndischen Fhrerscheinen vermerkt.
Berufsverbot
§ 70
Anordnung des Berufsverbots
(1) Wird jemand wegen einer rechtswidrigen Tat, die er unter Missbrauch seines Berufs oder Gewerbes oder unter grober Verletzung der mit ihnen verbundenen Pflichten begangen hat, verurteilt oder nur deshalb nicht verurteilt, weil seine Schuldunfhigkeit erwiesen oder nicht auszuschließen ist, so kann ihm das Gericht die Ausbung des Berufs, Berufszweiges, Gewerbes oder Gewerbezweiges fr die Dauer von einem Jahr bis zu fnf Jahren verbieten, 517
C 25b
StGB
§ 70a
wenn die Gesamtwrdigung des Tters und der Tat die Gefahr erkennen lsst, dass er bei weiterer Ausbung des Berufs, Berufszweiges, Gewerbes oder Gewerbezweiges erhebliche rechtswidrige Taten der bezeichneten Art begehen wird. Das Berufsverbot kann fr immer angeordnet werden, wenn zu erwarten ist, dass die gesetzliche Hçchstfrist zur Abwehr der von dem Tter drohenden Gefahr nicht ausreicht. (2) War dem Tter die Ausbung des Berufs, Berufszweiges, Gewerbes oder Gewerbezweiges vorlufig verboten (§ 132a der Strafprozessordnung), so verkrzt sich das Mindestmaß der Verbotsfrist um die Zeit, in der das vorlufige Berufsverbot wirksam war. Es darf jedoch drei Monate nicht unterschreiten. (3) Solange das Verbot wirksam ist, darf der Tter den Beruf, den Berufszweig, das Gewerbe oder den Gewerbezweig auch nicht fr einen anderen ausben oder durch eine von seinen Weisungen abhngige Person fr sich ausben lassen. (4) Das Berufsverbot wird mit der Rechtskraft des Urteils wirksam. In die Verbotsfrist wird die Zeit eines wegen der Tat angeordneten vorlufigen Berufsverbots eingerechnet, soweit sie nach Verkndung des Urteils verstrichen ist, in dem die der Maßregel zugrunde liegenden tatschlichen Feststellungen letztmals geprft werden konnten. Die Zeit, in welcher der Tter auf behçrdliche Anordnung in einer Anstalt verwahrt worden ist, wird nicht eingerechnet.
§ 70a
Aussetzung des Berufsverbots
(1) Ergibt sich nach Anordnung des Berufsverbots Grund zu der Annahme, dass die Gefahr, der Tter werde erhebliche rechtswidrige Taten der in § 70 Abs. 1 bezeichneten Art begehen, nicht mehr besteht, so kann das Gericht das Verbot zur Bewhrung aussetzen. (2) Die Anordnung ist frhestens zulssig, wenn das Verbot ein Jahr gedauert hat. In die Frist wird im Rahmen des § 70 Abs. 4 Satz 2 die Zeit eines vorlufigen Berufsverbots eingerechnet. Die Zeit, in welcher der Tter auf behçrdliche Anordnung in einer Anstalt verwahrt worden ist, wird nicht eingerechnet. (3) Wird das Berufsverbot zur Bewhrung ausgesetzt, so gelten die §§ 56a und 56c bis 56e entsprechend. Die Bewhrungszeit verlngert sich jedoch um die Zeit, in der eine Freiheitsstrafe oder eine freiheitsentziehende Maßregel vollzogen wird, die gegen den Verurteilten wegen der Tat verhngt oder angeordnet worden ist. 518
StGB § 70b
§§ 70b – 72
C 25b
Widerruf der Aussetzung und Erledigung des Berufsverbots
(1) Das Gericht widerruft die Aussetzung eines Berufsverbots, wenn die verurteilte Person 1. whrend der Bewhrungszeit unter Missbrauch ihres Berufs oder Gewerbes oder unter grober Verletzung der mit ihnen verbundenen Pflichten eine rechtswidrige Tat begeht, 2. gegen eine Weisung grçblich oder beharrlich verstçßt oder 3. sich der Aufsicht und Leitung der Bewhrungshelferin oder des Bewhrungshelfers beharrlich entzieht und sich daraus ergibt, dass der Zweck des Berufsverbots dessen weitere Anwendung erfordert. (2) Das Gericht widerruft die Aussetzung des Berufsverbots auch dann, wenn Umstnde, die ihm whrend der Bewhrungszeit bekannt werden und zur Versagung der Aussetzung gefhrt htten, zeigen, dass der Zweck der Maßregel die weitere Anwendung des Berufsverbots erfordert. (3) Die Zeit der Aussetzung des Berufsverbots wird in die Verbotsfrist nicht eingerechnet. (4) Leistungen, die die verurteilte Person zur Erfllung von Weisungen oder Zusagen erbracht hat, werden nicht erstattet. (5) Nach Ablauf der Bewhrungszeit erklrt das Gericht das Berufsverbot fr erledigt.
Gemeinsame Vorschriften
§ 71
Selbstndige Anordnung
(1) Die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus oder in einer Entziehungsanstalt kann das Gericht auch selbstndig anordnen, wenn das Strafverfahren wegen Schuldunfhigkeit oder Verhandlungsunfhigkeit des Tters undurchfhrbar ist. (2) Dasselbe gilt fr die Entziehung der Fahrerlaubnis und das Berufsverbot.
§ 72
Verbindung von Maßregeln
(1) Sind die Voraussetzungen fr mehrere Maßregeln erfllt, ist aber der erstrebte Zweck durch einzelne von ihnen zu erreichen, so werden nur sie angeordnet. Dabei ist unter mehreren geeigneten Maßregeln denen der Vorzug zu geben, die den Tter am wenigsten beschweren. 519
C 25b
StGB
§§ 73 – 73a
(2) Im brigen werden die Maßregeln nebeneinander angeordnet, wenn das Gesetz nichts anderes bestimmt. (3) Werden mehrere freiheitsentziehende Maßregeln angeordnet, so bestimmt das Gericht die Reihenfolge der Vollstreckung. Vor dem Ende des Vollzugs einer Maßregel ordnet das Gericht jeweils den Vollzug der nchsten an, wenn deren Zweck die Unterbringung noch erfordert. § 67c Abs. 2 Satz 4 und 5 ist anzuwenden.
Siebenter Titel Verfall und Einziehung
§ 73
Voraussetzungen des Verfalls
(1) Ist eine rechtswidrige Tat begangen worden und hat der Tter oder Teilnehmer fr die Tat oder aus ihr etwas erlangt, so ordnet das Gericht dessen Verfall an. Dies gilt nicht, soweit dem Verletzten aus der Tat ein Anspruch erwachsen ist, dessen Erfllung dem Tter oder Teilnehmer den Wert des aus der Tat Erlangten entziehen wrde. (2) Die Anordnung des Verfalls erstreckt sich auf die gezogenen Nutzungen. Sie kann sich auch auf die Gegenstnde erstrecken, die der Tter oder Teilnehmer durch die Verußerung eines erlangten Gegenstandes oder als Ersatz fr dessen Zerstçrung, Beschdigung oder Entziehung oder auf Grund eines erlangten Rechts erworben hat. (3) Hat der Tter oder Teilnehmer fr einen anderen gehandelt und hat dadurch dieser etwas erlangt, so richtet sich die Anordnung des Verfalls nach den Abstzen 1 und 2 gegen ihn. (4) Der Verfall eines Gegenstandes wird auch angeordnet, wenn er einem Dritten gehçrt oder zusteht, der ihn fr die Tat oder sonst in Kenntnis der Tatumstnde gewhrt hat.
§ 73a
Verfall des Wertersatzes
Soweit der Verfall eines bestimmten Gegenstandes wegen der Beschaffenheit des Erlangten oder aus einem anderen Grunde nicht mçglich ist oder von dem Verfall eines Ersatzgegenstandes nach § 73 Abs. 2 Satz 2 abgesehen wird, ordnet das Gericht den Verfall eines Geldbetrags an, der dem Wert des Erlangten entspricht. Eine solche Anordnung trifft das Gericht auch neben dem Verfall eines Gegenstandes, soweit dessen Wert hinter dem Wert des zunchst Erlangten zurckbleibt. 520
StGB § 73b
§§ 73b – 73e
C 25b
Schtzung
Der Umfang des Erlangten und dessen Wert sowie die Hçhe des Anspruchs, dessen Erfllung dem Tter oder Teilnehmer das aus der Tat Erlangte entziehen wrde, kçnnen geschtzt werden.
§ 73c
Hrtevorschrift
(1) Der Verfall wird nicht angeordnet, soweit er fr den Betroffenen eine unbillige Hrte wre. Die Anordnung kann unterbleiben, soweit der Wert des Erlangten zur Zeit der Anordnung in dem Vermçgen des Betroffenen nicht mehr vorhanden ist oder wenn das Erlangte nur einen geringen Wert hat. (2) Fr die Bewilligung von Zahlungserleichterungen gilt § 42 entsprechend.
§ 73d
Erweiterter Verfall
(1) Ist eine rechtswidrige Tat nach einem Gesetz begangen worden, das auf diese Vorschrift verweist, so ordnet das Gericht den Verfall von Gegenstnden des Tters oder Teilnehmers auch dann an, wenn die Umstnde die Annahme rechtfertigen, dass diese Gegenstnde fr rechtswidrige Taten oder aus ihnen erlangt worden sind. Satz 1 ist auch anzuwenden, wenn ein Gegenstand dem Tter oder Teilnehmer nur deshalb nicht gehçrt oder zusteht, weil er den Gegenstand fr eine rechtswidrige Tat oder aus ihr erlangt hat. § 73 Abs. 1 Satz 2, auch in Verbindung mit § 73b, und § 73 Abs. 2 gelten entsprechend. (2) Ist der Verfall eines bestimmten Gegenstandes nach der Tat ganz oder teilweise unmçglich geworden, so finden insoweit die §§ 73a und 73b sinngemß Anwendung. (3) Ist nach Anordnung des Verfalls nach Absatz 1 wegen einer anderen rechtswidrigen Tat, die der Tter oder Teilnehmer vor der Anordnung begangen hat, erneut ber den Verfall von Gegenstnden des Tters oder Teilnehmers zu entscheiden, so bercksichtigt das Gericht hierbei die bereits ergangene Anordnung. (4) § 73c gilt entsprechend.
§ 73e
Wirkung des Verfalls
(1) Wird der Verfall eines Gegenstandes angeordnet, so geht das Eigentum an der Sache oder das verfallene Recht mit der Rechtskraft der Entscheidung auf den Staat ber, wenn es dem von der Anordnung Betroffenen zu dieser Zeit zusteht. Rechte Dritter an dem Gegenstand bleiben bestehen. 521
C 25b
StGB
§§ 74 – 74b
(2) Vor der Rechtskraft wirkt die Anordnung als Verußerungsverbot im Sinne des § 136 des Brgerlichen Gesetzbuches; das Verbot umfasst auch andere Verfgungen als Verußerungen.
§ 74
Voraussetzungen der Einziehung
(1) Ist eine vorstzliche Straftat begangen worden, so kçnnen Gegenstnde, die durch sie hervorgebracht oder zu ihrer Begehung oder Vorbereitung gebraucht worden oder bestimmt gewesen sind, eingezogen werden. (2) Die Einziehung ist nur zulssig, wenn 1. die Gegenstnde zur Zeit der Entscheidung dem Tter oder Teilnehmer gehçren oder zustehen oder 2. die Gegenstnde nach ihrer Art und den Umstnden die Allgemeinheit gefhrden oder die Gefahr besteht, daß sie der Begehung rechtswidriger Taten dienen werden. (3) Unter den Voraussetzungen des Absatzes 2 Nr. 2 ist die Einziehung der Gegenstnde auch zulssig, wenn der Tter ohne Schuld gehandelt hat. (4) Wird die Einziehung durch eine besondere Vorschrift ber Absatz 1 hinaus vorgeschrieben oder zugelassen, so gelten die Abstze 2 und 3 entsprechend.
§ 74a
Erweiterte Voraussetzungen der Einziehung
Verweist das Gesetz auf diese Vorschrift, so drfen die Gegenstnde abweichend von § 74 Abs. 2 Nr. 1 auch dann eingezogen werden, wenn derjenige, dem sie zur Zeit der Entscheidung gehçren oder zustehen, 1. wenigstens leichtfertig dazu beigetragen hat, dass die Sache oder das Recht Mittel oder Gegenstand der Tat oder ihrer Vorbereitung gewesen ist, oder 2. die Gegenstnde in Kenntnis der Umstnde, welche die Einziehung zugelassen htten, in verwerflicher Weise erworben hat.
§ 74b
Grundsatz der Verhltnismßigkeit
(1) Ist die Einziehung nicht vorgeschrieben, so darf sie in den Fllen des § 74 Abs. 2 Nr. 1 und des § 74a nicht angeordnet werden, wenn sie zur Bedeutung der begangenen Tat und zum Vorwurf, der den von der Einziehung betroffenen Tter oder Teilnehmer oder in den Fllen des § 74a den Dritten trifft, außer Verhltnis steht. 522
StGB
§§ 74c – 74d
C 25b
(2) Das Gericht ordnet in den Fllen der §§ 74 und 74a an, dass die Einziehung vorbehalten bleibt, und trifft eine weniger einschneidende Maßnahme, wenn der Zweck der Einziehung auch durch sie erreicht werden kann. In Betracht kommt namentlich die Anweisung, 1. die Gegenstnde unbrauchbar zu machen, 2. an den Gegenstnden bestimmte Einrichtungen oder Kennzeichen zu beseitigen oder die Gegenstnde sonst zu ndern oder 3. ber die Gegenstnde in bestimmter Weise zu verfgen. Wird die Anweisung befolgt, so wird der Vorbehalt der Einziehung aufgehoben; andernfalls ordnet das Gericht die Einziehung nachtrglich an. (3) Ist die Einziehung nicht vorgeschrieben, so kann sie auf einen Teil der Gegenstnde beschrnkt werden.
§ 74c
Einziehung des Wertersatzes
(1) Hat der Tter oder Teilnehmer den Gegenstand, der ihm zur Zeit der Tat gehçrte oder zustand und auf dessen Einziehung htte erkannt werden kçnnen, vor der Entscheidung ber die Einziehung verwertet, namentlich verußert oder verbraucht, oder hat er die Einziehung des Gegenstandes sonst vereitelt, so kann das Gericht die Einziehung eines Geldbetrags gegen den Tter oder Teilnehmer bis zu der Hçhe anordnen, die dem Wert des Gegenstandes entspricht. (2) Eine solche Anordnung kann das Gericht auch neben der Einziehung eines Gegenstandes oder an deren Stelle treffen, wenn ihn der Tter oder Teilnehmer vor der Entscheidung ber die Einziehung mit dem Recht eines Dritten belastet hat, dessen Erlçschen ohne Entschdigung nicht angeordnet werden kann oder im Falle der Einziehung nicht angeordnet werden kçnnte (§ 74e Abs. 2 und § 74f); trifft das Gericht die Anordnung neben der Einziehung, so bemisst sich die Hçhe des Wertersatzes nach dem Wert der Belastung des Gegenstandes. (3) Der Wert des Gegenstandes und der Belastung kann geschtzt werden. (4) Fr die Bewilligung von Zahlungserleichterungen gilt § 42.
§ 74d
Einziehung von Schriften und Unbrauchbarmachung
(1) Schriften (§ 11 Abs. 3), die einen solchen Inhalt haben, dass jede vorstzliche Verbreitung in Kenntnis ihres Inhalts den Tat523
C 25b
StGB
§ 74e
bestand eines Strafgesetzes verwirklichen wrde, werden eingezogen, wenn mindestens ein Stck durch eine rechtswidrige Tat verbreitet oder zur Verbreitung bestimmt worden ist. Zugleich wird angeordnet, dass die zur Herstellung der Schriften gebrauchten oder bestimmten Vorrichtungen, wie Platten, Formen, Druckstze, Druckstçcke, Negative oder Matrizen, unbrauchbar gemacht werden. (2) Die Einziehung erstreckt sich nur auf die Stcke, die sich im Besitz der bei ihrer Verbreitung oder deren Vorbereitung mitwirkenden Personen befinden oder çffentlich ausgelegt oder beim Verbreiten durch Versenden noch nicht dem Empfnger ausgehndigt worden sind. (3) Absatz 1 gilt entsprechend bei Schriften (§ 11 Abs. 3), die einen solchen Inhalt haben, dass die vorstzliche Verbreitung in Kenntnis ihres Inhalts nur bei Hinzutreten weiterer Tatumstnde den Tatbestand eines Strafgesetzes verwirklichen wrde. Die Einziehung und Unbrauchbarmachung werden jedoch nur angeordnet, soweit 1. die Stcke und die in Absatz 1 Satz 2 bezeichneten Gegenstnde sich im Besitz des Tters, Teilnehmers oder eines anderen befinden, fr den der Tter oder Teilnehmer gehandelt hat, oder von diesen Personen zur Verbreitung bestimmt sind und 2. die Maßnahmen erforderlich sind, um ein gesetzwidriges Verbreiten durch diese Personen zu verhindern. (4) Dem Verbreiten im Sinne der Abstze 1 bis 3 steht es gleich, wenn eine Schrift (§ 11 Abs. 3) oder mindestens ein Stck der Schrift durch Ausstellen, Anschlagen, Vorfhren oder in anderer Weise çffentlich zugnglich gemacht wird. (5) § 74b Abs. 2 und 3 gilt entsprechend.
§ 74e
Wirkung der Einziehung
(1) Wird ein Gegenstand eingezogen, so geht das Eigentum an der Sache oder das eingezogene Recht mit der Rechtskraft der Entscheidung auf den Staat ber. (2) Rechte Dritter an dem Gegenstand bleiben bestehen. Das Gericht ordnet jedoch das Erlçschen dieser Rechte an, wenn es die Einziehung darauf sttzt, dass die Voraussetzungen des § 74 Abs. 2 Nr. 2 vorliegen. Es kann das Erlçschen des Rechts eines Dritten auch dann anordnen, wenn diesem eine Entschdigung nach § 74f Abs. 2 Nr. 1 oder 2 nicht zu gewhren ist. 524
StGB
§§ 74f – 75
C 25b
(3) § 73e Abs. 2 gilt entsprechend fr die Anordnung der Einziehung und die Anordnung des Vorbehalts der Einziehung, auch wenn sie noch nicht rechtskrftig ist.
§ 74f
Entschdigung
(1) Stand das Eigentum an der Sache oder das eingezogene Recht zur Zeit der Rechtskraft der Entscheidung ber die Einziehung oder Unbrauchbarmachung einem Dritten zu oder war der Gegenstand mit dem Recht eines Dritten belastet, das durch die Entscheidung erloschen oder beeintrchtigt ist, so wird der Dritte aus der Staatskasse unter Bercksichtigung des Verkehrswertes angemessen in Geld entschdigt. (2) Eine Entschdigung wird nicht gewhrt, wenn 1. der Dritte wenigstens leichtfertig dazu beigetragen hat, dass die Sache oder das Recht Mittel oder Gegenstand der Tat oder ihrer Vorbereitung gewesen ist, 2. der Dritte den Gegenstand oder das Recht an dem Gegenstand in Kenntnis der Umstnde, welche die Einziehung oder Unbrauchbarmachung zulassen, in verwerflicher Weise erworben hat oder 3. es nach den Umstnden, welche die Einziehung oder Unbrauchbarmachung begrndet haben, auf Grund von Rechtsvorschriften außerhalb des Strafrechts zulssig wre, den Gegenstand dem Dritten ohne Entschdigung dauernd zu entziehen. (3) In den Fllen des Absatzes 2 kann eine Entschdigung gewhrt werden, soweit es eine unbillige Hrte wre, sie zu versagen.
§ 75
Sondervorschrift fr Organe und Vertreter
Hat jemand 1. als vertretungsberechtigtes Organ einer juristischen Person oder als Mitglied eines solchens Organs, 2. als Vorstand eines nicht rechtsfhigen Vereins oder als Mitglied eines solchen Vorstandes, 3. als vertretungsberechtigter Gesellschafter einer rechtsfhigen Personengesellschaft, 4. als Generalbevollmchtigter oder in leitender Stellung als Prokurist oder Handlungsbevollmchtigter einer juristischen Person oder einer in Nummer 2 oder 3 genannten Personenvereinigung, 5. als sonstige Person, die fr die Leitung des Betriebs oder Unternehmens einer juristischen Person oder einer in 525
C 25b
StGB
§§ 76 – 76a
Nummer 2 oder 3 genannten Personenvereinigung verantwortlich handelt, wozu auch die berwachung der Geschftsfhrung oder die sonstige Ausbung von Kontrollbefugnissen in leitender Stellung gehçrt, eine Handlung vorgenommen, die ihm gegenber unter den brigen Voraussetzungen der §§ 74 bis 74c und 74f die Einziehung eines Gegenstandes oder des Wertersatzes zulassen oder den Ausschluss der Entschdigung begrnden wrde, so wird seine Handlung bei Anwendung dieser Vorschriften dem Vertretenen zugerechnet. § 14 Abs. 3 gilt entsprechend.
Gemeinsame Vorschriften
§ 76
Nachtrgliche Anordnung von Verfall oder Einziehung des Wertersatzes
Ist die Anordnung des Verfalls oder der Einziehung eines Gegenstandes nicht ausfhrbar oder unzureichend, weil nach der Anordnung eine der in §§ 73a, 73d Abs. 2 oder § 74c bezeichneten Voraussetzungen eingetreten oder bekanntgeworden ist, so kann das Gericht den Verfall oder die Einziehung des Wertersatzes nachtrglich anordnen.
§ 76a
Selbststndige Anordnung
(1) Kann wegen der Straftat aus tatschlichen Grnden keine bestimmte Person verfolgt oder verurteilt werden, so muss oder kann auf Verfall oder Einziehung des Gegenstandes oder des Wertersatzes oder auf Unbrauchbarmachung selbststndig erkannt werden, wenn die Voraussetzungen, unter denen die Maßnahme vorgeschrieben oder zugelassen ist, im brigen vorliegen. (2) Unter den Voraussetzungen des § 74 Abs. 2 Nr. 2, Abs. 3 und des § 74d ist Absatz 1 auch dann anzuwenden, wenn 1. die Verfolgung der Straftat verjhrt ist oder 2. sonst aus rechtlichen Grnden keine bestimmte Person verfolgt werden kann und das Gesetz nichts anderes bestimmt. Einziehung oder Unbrauchbarmachung drfen jedoch nicht angeordnet werden, wenn Antrag, Ermchtigung oder Strafverlangen fehlen. (3) Absatz 1 ist auch anzuwenden, wenn das Gericht von Strafe absieht oder wenn das Verfahren nach einer Vorschrift eingestellt wird, die dies nach dem Ermessen der Staatsanwaltschaft oder des Gerichts oder im Einvernehmen beider zulsst. 526
StGB
§§ 77 – 77a
C 25b
Vierter Abschnitt Strafantrag, Ermchtigung, Strafverlangen § 77
Antragsberechtigte
1
(1) Ist die Tat nur auf Antrag verfolgbar, so kann, soweit das Gesetz nichts anderes bestimmt, der Verletzte den Antrag stellen. (2) Stirbt der Verletzte, so geht sein Antragsrecht in den Fllen, die das Gesetz bestimmt, auf den Ehegatten, den Lebenspartner und die Kinder ber. Hat der Verletzte weder einen Ehegatten oder einen Lebenspartner noch Kinder hinterlassen oder sind sie vor Ablauf der Antragsfrist gestorben, so geht das Antragsrecht auf die Eltern und, wenn auch sie vor Ablauf der Antragsfrist gestorben sind, auf die Geschwister und die Enkel ber. Ist ein Angehçriger an der Tat beteiligt oder ist seine Verwandtschaft erloschen, so scheidet er bei dem bergang des Antragsrechts aus. Das Antragsrecht geht nicht ber, wenn die Verfolgung dem erklrten Willen des Verletzten widerspricht. (3) Ist der Antragsberechtigte geschftsunfhig oder beschrnkt geschftsfhig, so kçnnen der gesetzliche Vertreter in den persçnlichen Angelegenheiten und derjenige, dem die Sorge fr die Person des Antragsberechtigten zusteht, den Antrag stellen. (4) Sind mehrere antragsberechtigt, so kann jeder den Antrag selbstndig stellen.
§ 77a
Antrag des Dienstvorgesetzten
(1) Ist die Tat von einem Amtstrger, einem fr den çffentlichen Dienst besonders Verpflichteten oder einem Soldaten der Bundeswehr oder gegen ihn begangen und auf Antrag des Dienstvorgesetzten verfolgbar, so ist derjenige Dienstvorgesetzte antragsberechtigt, dem der Betreffende zur Zeit der Tat unterstellt war. (2) Bei Berufsrichtern ist an Stelle des Dienstvorgesetzten antragsberechtigt, wer die Dienstaufsicht ber den Richter fhrt. Bei Soldaten ist Dienstvorgesetzter der Disziplinarvorgesetzte. (3) Bei einem Amtstrger oder einem fr den çffentlichen Dienst besonders Verpflichteten, der keinen Dienstvorgesetzten hat oder gehabt hat, kann die Dienststelle, fr die er ttig war, den Antrag stellen. Leitet der Amtstrger oder der Verpflichtete selbst diese Dienststelle, so ist die staatliche Aufsichtsbehçrde antragsberechtigt. 1
R C 25f
527
C 25b
StGB
§§ 77b – 77d
(4) Bei Mitgliedern der Bundesregierung ist die Bundesregierung, bei Mitgliedern einer Landesregierung die Landesregierung antragsberechtigt.
§ 77b
Antragsfrist
(1) Eine Tat, die nur auf Antrag verfolgbar ist, wird nicht verfolgt, wenn der Antragsberechtigte es unterlsst, den Antrag bis zum Ablauf einer Frist von drei Monaten zu stellen. Fllt das Ende der Frist auf einen Sonntag, einen allgemeinen Feiertag oder einen Sonnabend, so endet die Frist mit Ablauf des nchsten Werktags. (2) Die Frist beginnt mit Ablauf des Tages, an dem der Berechtigte von der Tat und der Person des Tters Kenntnis erlangt. Hngt die Verfolgbarkeit der Tat auch von einer Entscheidung ber die Nichtigkeit oder Auflçsung einer Ehe ab, so beginnt die Frist nicht vor Ablauf des Tages, an dem der Berechtigte von der Rechtskraft der Entscheidung Kenntnis erlangt. Fr den Antrag des gesetzlichen Vertreters und des Sorgeberechtigten kommt es auf dessen Kenntnis an. (3) Sind mehrere antragsberechtigt oder mehrere an der Tat beteiligt, so luft die Frist fr und gegen jeden gesondert. (4) Ist durch Tod des Verletzten das Antragsrecht auf Angehçrige bergegangen, so endet die Frist frhestens drei Monate und sptestens sechs Monate nach dem Tod des Verletzten. (5) Der Lauf der Frist ruht, wenn ein Antrag auf Durchfhrung eines Shneversuchs gemß § 380 der Strafprozessordnung bei der Vergleichsbehçrde eingeht, bis zur Ausstellung der Bescheinigung nach § 380 Abs. 1 Satz 3 der Strafprozessordnung.
§ 77c
Wechselseitig begangene Taten
Hat bei wechselseitig begangenen Taten, die miteinander zusammenhngen und nur auf Antrag verfolgbar sind, ein Berechtigter die Strafverfolgung des anderen beantragt, so erlischt das Antragsrecht des anderen, wenn er es nicht bis zur Beendigung des letzten Wortes im ersten Rechtszug ausbt. Er kann den Antrag auch dann noch stellen, wenn fr ihn die Antragsfrist schon verstrichen ist.
§ 77d
Zurcknahme des Antrags
(1) Der Antrag kann zurckgenommen werden. Die Zurcknahme kann bis zum rechtskrftigen Abschluss des Strafverfahrens erklrt werden. Ein zurckgenommener Antrag kann nicht nochmals gestellt werden. 528
StGB
§§ 77e – 78a
C 25b
(2) Stirbt der Verletzte oder der im Falle seines Todes Berechtigte, nachdem er den Antrag gestellt hat, so kçnnen der Ehegatte, der Lebenspartner, die Kinder, die Eltern, die Geschwister und die Enkel des Verletzten in der Rangfolge des § 77 Abs. 2 den Antrag zurcknehmen. Mehrere Angehçrige des gleichen Ranges kçnnen das Recht nur gemeinsam ausben. Wer an der Tat beteiligt ist, kann den Antrag nicht zurcknehmen.
§ 77e
Ermchtigung und Strafverlangen
Ist eine Tat nur mit Ermchtigung oder auf Strafverlangen verfolgbar, so gelten die §§ 77 und 77d entsprechend.
Fnfter Abschnitt Verjhrung Erster Titel Verfolgungsverjhrung
§ 78
Verjhrungsfrist
(1) Die Verjhrung schließt die Ahndung der Tat und die Anordnung von Maßnahmen (§ 11 Abs. 1 Nr. 8) aus. § 76a Abs. 2 Satz 1 Nr. 1 bleibt unberhrt. (2) Verbrechen nach § 211 (Mord) verjhren nicht. (3) Soweit die Verfolgung verjhrt, betrgt die Verjhrungsfrist 1. dreißig Jahre bei Taten, die mit lebenslanger Freiheitsstrafe bedroht sind, 2. zwanzig Jahre bei Taten, die im Hçchstmaß mit Freiheitsstrafen von mehr als zehn Jahren bedroht sind, 3. zehn Jahre bei Taten, die im Hçchstmaß mit Freiheitsstrafen von mehr als fnf Jahren bis zu zehn Jahren bedroht sind, 4. fnf Jahre bei Taten, die im Hçchstmaß mit Freiheitsstrafen von mehr als einem Jahr bis zu fnf Jahren bedroht sind, 5. drei Jahre bei den brigen Taten. (4) Die Frist richtet sich nach der Strafdrohung des Gesetzes, dessen Tatbestand die Tat verwirklicht, ohne Rcksicht auf Schrfungen oder Milderungen, die nach den Vorschriften des Allgemeinen Teils oder fr besonders schwere oder minder schwere Flle vorgesehen sind.
§ 78a
Beginn
Die Verjhrung beginnt, sobald die Tat beendet ist. Tritt ein zum Tatbestand gehçrender Erfolg erst spter ein, so beginnt die Verjhrung mit diesem Zeitpunkt. 529
C 25b § 78b
StGB
§ 78b
Ruhen
(1) Die Verjhrung ruht 1. bis zur Vollendung des achtzehnten Lebensjahres des Opfers bei Straftaten nach den §§ 174 bis 174c, 176 bis 179 und 225 sowie nach den §§ 224 und 226, wenn mindestens ein Beteiligter durch dieselbe Tat § 225 verletzt, 2. solange nach dem Gesetz die Verfolgung nicht begonnen oder nicht fortgesetzt werden kann; dies gilt nicht, wenn die Tat nur deshalb nicht verfolgt werden kann, weil Antrag, Ermchtigung oder Strafverlangen fehlen. (2) Steht der Verfolgung entgegen, dass der Tter Mitglied des Bundestages oder eines Gesetzgebungsorgans eines Landes ist, so beginnt die Verjhrung erst mit Ablauf des Tages zu ruhen, an dem 1. die Staatsanwaltschaft oder eine Behçrde oder ein Beamter des Polizeidienstes von der Tat und der Person des Tters Kenntnis erlangt oder 2. eine Strafanzeige oder ein Strafantrag gegen den Tter angebracht wird (§ 158 der Strafprozessordnung). (3) Ist vor Ablauf der Verjhrungsfrist ein Urteil des ersten Rechtszuges ergangen, so luft die Verjhrungsfrist nicht vor dem Zeitpunkt ab, in dem das Verfahren rechtskrftig abgeschlossen ist. (4) Droht das Gesetz strafschrfend fr besonders schwere Flle Freiheitsstrafe von mehr als fnf Jahren an und ist das Hauptverfahren vor dem Landgericht erçffnet worden, so ruht die Verjhrung in den Fllen des § 78 Abs. 3 Nr. 4 ab Erçffnung des Hauptverfahrens, hçchstens jedoch fr einen Zeitraum von fnf Jahren; Absatz 3 bleibt unberhrt. (5) Hlt sich der Tter in einem auslndischen Staat auf und stellt die zustndige Behçrde ein fçrmliches Auslieferungsersuchen an diesen Staat, ruht die Verjhrung ab dem Zeitpunkt des Zugangs des Ersuchens beim auslndischen Staat 1. bis zur bergabe des Tters an die deutschen Behçrden, 2. bis der Tter das Hoheitsgebiet des ersuchten Staates auf andere Weise verlassen hat, 3. bis zum Eingang der Ablehnung dieses Ersuchens durch den auslndischen Staat bei den deutschen Behçrden oder 4. bis zur Rcknahme dieses Ersuchens. Lsst sich das Datum des Zugangs des Ersuchens beim auslndischen Staat nicht ermitteln, gilt das Ersuchen nach Ablauf von einem Monat seit der Absendung oder bergabe an den auslndischen Staat als zugegangen, sofern nicht die ersuchende Behçrde Kenntnis davon erlangt, dass das Ersuchen dem auslndischen 530
StGB
§ 78c
C 25b
Staat tatschlich nicht oder erst zu einem spteren Zeitpunkt zugegangen ist. Satz 1 gilt nicht fr ein Auslieferungsersuchen, fr das im ersuchten Staat auf Grund des Rahmenbeschlusses des Rates vom 13. Juni 2002 ber den Europischen Haftbefehl und die bergabeverfahren zwischen den Mitgliedstaaten (ABl. EG Nr. L 190 S. 1) oder auf Grund vçlkerrechtlicher Vereinbarung eine § 83c des Gesetzes ber die internationale Rechtshilfe in Strafsachen vergleichbare Fristenregelung besteht.
§ 78c
Unterbrechung
(1) Die Verjhrung wird unterbrochen durch 1. die erste Vernehmung des Beschuldigten, die Bekanntgabe, dass gegen ihn das Ermittlungsverfahren eingeleitet ist, oder die Anordnung dieser Vernehmung oder Bekanntgabe, 2. jede richterliche Vernehmung des Beschuldigten oder deren Anordnung, 3. jede Beauftragung eines Sachverstndigen durch den Richter oder Staatsanwalt, wenn vorher der Beschuldigte vernommen oder ihm die Einleitung des Ermittlungsverfahrens bekannt gegeben worden ist, 4. jede richterliche Beschlagnahme- oder Durchsuchungsanordnung und richterliche Entscheidungen, welche diese aufrechterhalten, 5. den Haftbefehl, den Unterbringungsbefehl, den Vorfhrungsbefehl und richterliche Entscheidungen, welche diese aufrechterhalten, 6. die Erhebung der çffentlichen Klage, 7. die Erçffnung des Hauptverfahrens, 8. jede Anberaumung einer Hauptverhandlung, 9. den Strafbefehl oder eine andere dem Urteil entsprechende Entscheidung, 10. die vorlufige gerichtliche Einstellung des Verfahrens wegen Abwesenheit des Angeschuldigten sowie jede Anordnung des Richters oder Staatsanwalts, die nach einer solchen Einstellung des Verfahrens oder im Verfahren gegen Abwesende zur Ermittlung des Aufenthalts des Angeschuldigten oder zur Sicherung von Beweisen ergeht, 11. die vorlufige gerichtliche Einstellung des Verfahrens wegen Verhandlungsunfhigkeit des Angeschuldigten sowie jede Anordnung des Richters oder Staatsanwalts, die nach einer solchen Einstellung des Verfahrens zur berprfung der Verhandlungsfhigkeit des Angeschuldigten ergeht, oder 531
C 25b
StGB
§ 79
12. jedes richterliche Ersuchen, eine Untersuchungshandlung im Ausland vorzunehmen. Im Sicherungsverfahren und im selbstndigen Verfahren wird die Verjhrung durch die dem Satz 1 entsprechenden Handlungen zur Durchfhrung des Sicherungsverfahrens oder des selbstndigen Verfahrens unterbrochen. (2) Die Verjhrung ist bei einer schriftlichen Anordnung oder Entscheidung in dem Zeitpunkt unterbrochen, in dem die Anordnung oder Entscheidung unterzeichnet wird. Ist das Schriftstck nicht alsbald nach der Unterzeichnung in den Geschftsgang gelangt, so ist der Zeitpunkt maßgebend, in dem es tatschlich in den Geschftsgang gegeben worden ist. (3) Nach jeder Unterbrechung beginnt die Verjhrung von neuem. Die Verfolgung ist jedoch sptestens verjhrt, wenn seit dem in § 78a bezeichneten Zeitpunkt das Doppelte der gesetzlichen Verjhrungsfrist und, wenn die Verjhrungsfrist nach besonderen Gesetzen krzer ist als drei Jahre, mindestens drei Jahre verstrichen sind. § 78b bleibt unberhrt. (4) Die Unterbrechung wirkt nur gegenber demjenigen, auf den sich die Handlung bezieht. (5) Wird ein Gesetz, das bei der Beendigung der Tat gilt, vor der Entscheidung gendert und verkrzt sich hierdurch die Frist der Verjhrung, so bleiben Unterbrechungshandlungen, die vor dem Inkrafttreten des neuen Rechts vorgenommen worden sind, wirksam, auch wenn im Zeitpunkt der Unterbrechung die Verfolgung nach dem neuen Recht bereits verjhrt gewesen wre.
Zweiter Titel Vollstreckungsverjhrung
§ 79
Verjhrungsfrist
(1) Eine rechtskrftig verhngte Strafe oder Maßnahme (§ 11 Abs. 1 Nr. 8) darf nach Ablauf der Verjhrungsfrist nicht mehr vollstreckt werden. (2) Die Vollstreckung von lebenslangen Freiheitsstrafen verjhrt nicht. 532
StGB
§ 79a
C 25b
(3) Die Verjhrungsfrist betrgt 1. fnfundzwanzig Jahre bei Freiheitsstrafe von mehr als zehn Jahren, 2. zwanzig Jahre bei Freiheitsstrafe von mehr als fnf Jahren bis zu zehn Jahren, 3. zehn Jahre bei Freiheitsstrafe von mehr als einem Jahr bis zu fnf Jahren, 4. fnf Jahre bei Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr und bei Geldstrafe von mehr als dreißig Tagesstzen, 5. drei Jahre bei Geldstrafe bis zu dreißig Tagesstzen. (4) Die Vollstreckung der Sicherungsverwahrung und der unbefristeten Fhrungsaufsicht (§ 68c Abs. 2 Satz 1 oder Abs. 3) verjhren nicht. Die Verjhrungsfrist betrgt 1. fnf Jahre in den sonstigen Fllen der Fhrungsaufsicht sowie bei der ersten Unterbringung in einer Erziehungsanstalt, 2. zehn Jahre bei den brigen Maßnahmen. (5) Ist auf Freiheitsstrafe und Geldstrafe zugleich oder ist neben einer Strafe auf eine freiheitsentziehende Maßregel, auf Verfall, Einziehung oder Unbrauchbarmachung erkannt, so verjhrt die Vollstreckung der einen Strafe oder Maßnahme nicht frher als die der anderen. Jedoch hindert eine zugleich angeordnete Sicherungsverwahrung die Verjhrung der Vollstreckung von Strafen oder anderen Maßnahmen nicht. (6) Die Verjhrung beginnt mit der Rechtskraft der Entscheidung.
§ 79a
Ruhen
Die Verjhrung ruht, 1. solange nach dem Gesetz die Vollstreckung nicht begonnen oder nicht fortgesetzt werden kann, 2. solange dem Verurteilten a) Aufschub oder Unterbrechung der Vollstreckung, b) Aussetzung zur Bewhrung durch richterliche Entscheidung oder im Gnadenweg oder c) Zahlungserleichterung bei Geldstrafe, Verfall oder Einziehung bewilligt ist, 3. solange der Verurteilte im In- oder Ausland auf behçrdliche Anordnung in einer Anstalt verwahrt wird. 533
C 25b § 79b
StGB
§§ 79b – 81
Verlngerung
Das Gericht kann die Verjhrungsfrist vor ihrem Ablauf auf Antrag der Vollstreckungsbehçrde einmal um die Hlfte der gesetzlichen Verjhrungsfrist verlngern, wenn der Verurteilte sich in einem Gebiet aufhlt, aus dem seine Auslieferung oder berstellung nicht erreicht werden kann.
Besonderer Teil Erster Abschnitt Friedensverrat, Hochverrat und Gefhrdung des demokratischen Rechtsstaates Erster Titel Friedensverrat
§ 80
Vorbereitung eines Angriffskrieges
Wer einen Angriffskrieg (Artikel 26 Abs. 1 des Grundgesetzes) 1, an dem die Bundesrepublik Deutschland beteiligt sein soll, vorbereitet und dadurch die Gefahr eines Krieges fr die Bundesrepublik Deutschland herbeifhrt, wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe oder mit Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren bestraft.
§ 80a
Aufstacheln zum Angriffskrieg
Wer im rumlichen Geltungsbereich dieses Gesetzes çffentlich, in einer Versammlung oder durch Verbreiten von Schriften (§ 11 Abs. 3) zum Angriffskrieg (§ 80) aufstachelt, wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fnf Jahren bestraft. Zweiter Titel Hochverrat
§ 81
Hochverrat gegen den Bund
(1) Wer es unternimmt, mit Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt 1. den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu beeintrchtigen oder 2. die auf dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland beruhende verfassungsmßige Ordnung zu ndern, 1
534
R A 10
StGB
§§ 82 – 83a
C 25b
wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe oder mit Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren bestraft. (2) In minder schweren Fllen ist die Strafe Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren.
§ 82
Hochverrat gegen ein Land
(1) Wer es unternimmt, mit Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt 1. das Gebiet eines Landes ganz oder zum Teil einem anderen Land der Bundesrepublik Deutschland einzuverleiben oder einen Teil eines Landes von diesem abzutrennen oder 2. die auf der Verfassung eines Landes beruhende verfassungsmßige Ordnung zu ndern, wird mit Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren bestraft. (2) In minder schweren Fllen ist die Strafe Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fnf Jahren.
§ 83
Vorbereitung eines hochverrterischen Unternehmens
(1) Wer ein bestimmtes hochverrterisches Unternehmen gegen den Bund vorbereitet, wird mit Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren, in minder schweren Fllen mit Freiheitsstafe von einem Jahr bis zu fnf Jahren bestraft. (2) Wer ein bestimmtes hochverrterisches Unternehmen gegen ein Land vorbereitet, wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fnf Jahren bestraft.
§ 83a
Ttige Reue
(1) In den Fllen der §§ 81 und 82 kann das Gericht die Strafe nach seinem Ermessen mildern (§ 49 Abs. 2) oder von einer Bestrafung nach diesen Vorschriften absehen, wenn der Tter freiwillig die weitere Ausfhrung der Tat aufgibt und eine von ihm erkannte Gefahr, daß andere das Unternehmen weiter ausfhren, abwendet oder wesentlich mindert oder wenn er freiwillig die Vollendung der Tat verhindert. (2) In den Fllen des § 83 kann das Gericht nach Absatz 1 verfahren, wenn der Tter freiwillig sein Vorhaben aufgibt und eine von ihm verursachte und erkannte Gefahr, daß andere das Unternehmen weiter vorbereiten oder es ausfhren, abwendet 535
C 25b
StGB
§ 84
oder wesentlich mindert oder wenn er freiwillig die Vollendung der Tat verhindert. (3) Wird ohne Zutun des Tters die bezeichnete Gefahr abgewendet oder wesentlich gemindert oder die Vollendung der Tat verhindert, so gengt sein freiwilliges und ernsthaftes Bemhen, dieses Ziel zu erreichen.
Dritter Titel Gefhrdung des demokratischen Rechtsstaates
§ 84
Fortfhrung einer fr verfassungswidrig erklrten Partei
(1) Wer als Rdelsfhrer oder Hintermann im rumlichen Geltungsbereich dieses Gesetzes den organisatorischen Zusammenhalt 1. einer vom Bundesverfassungsgericht fr verfassungswidrig erklrten Partei oder 2. einer Partei, von der das Bundesverfassungsgericht festgestellt hat, daß sie Ersatzorganisation einer verbotenen Partei ist, aufrechterhlt, wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fnf Jahren bestraft. Der Versuch ist strafbar. (2) Wer sich in einer Partei der in Absatz 1 bezeichneten Art als Mitglied bettigt oder wer ihren organisatorischen Zusammenhalt untersttzt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (3) Wer einer anderen Sachentscheidung des Bundesverfassungsgerichts, die im Verfahren nach Artikel 21 Abs. 2 des Grundgesetzes oder im Verfahren nach § 33 Abs. 2 des Parteiengesetzes erlassen ist, oder einer vollziehbaren Maßnahme zuwiderhandelt, die im Vollzug einer in einem solchen Verfahren ergangenen Sachentscheidung getroffen ist, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. Den in Satz 1 bezeichneten Verfahren steht ein Verfahren nach Artikel 18 des Grundgesetzes gleich. (4) In den Fllen des Absatzes 1 Satz 2 und der Abstze 2 und 3 Satz 1 kann das Gericht bei Beteiligten, deren Schuld gering und deren Mitwirkung von untergeordneter Bedeutung ist, die Strafe nach seinem Ermessen mildern (§ 49 Abs. 2) oder von einer Bestrafung nach diesen Vorschriften absehen. 536
StGB
§§ 85 – 86
C 25b
(5) In den Fllen der Abstze 1 bis 3 Satz 1 kann das Gericht die Strafe nach seinem Ermessen mildern (§ 49 Abs. 2) oder von einer Bestrafung nach diesen Vorschriften absehen, wenn der Tter sich freiwillig und ernsthaft bemht, das Fortbestehen der Partei zu verhindern; erreicht er dieses Ziel oder wird es ohne sein Bemhen erreicht, so wird der Tter nicht bestraft.
§ 85
Verstoß gegen ein Vereinigungsverbot
(1) Wer als Rdelsfhrer oder Hintermann im rumlichen Geltungsbereich dieses Gesetzes den organisatorischen Zusammenhalt 1. einer Partei oder Vereinigung, von der im Verfahren nach § 33 Abs. 3 des Parteiengesetzes unanfechtbar festgestellt ist, dass sie Ersatzorganisation einer verbotenen Partei ist, oder 2. einer Vereinigung, die unanfechtbar verboten ist, weil sie sich gegen die verfassungsmßige Ordnung oder gegen den Gedanken der Vçlkerverstndigung richtet, oder von der unanfechtbar festgestellt ist, dass sie Ersatzorganisation einer solchen verbotenen Vereinigung ist, aufrecht erhlt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. Der Versuch ist strafbar. (2) Wer sich in einer Partei oder Vereinigung der in Absatz 1 bezeichneten Art als Mitglied bettigt oder wer ihren organisatorischen Zusammenhalt untersttzt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (3) § 84 Abs. 4 und 5 gilt entsprechend.
§ 86
Verbreiten von Propagandamitteln verfassungswidriger Organisationen
(1) Wer Propagandamittel 1. einer vom Bundesverfassungsgericht fr verfassungswidrig erklrten Partei oder einer Partei oder Vereinigung, von der unanfechtbar festgestellt ist, dass sie Ersatzorganisation einer solchen Partei ist, 2. einer Vereinigung, die unanfechtbar verboten ist, weil sie sich gegen die verfassungsmßige Ordnung oder gegen den Gedanken der Vçlkerverstndigung richtet, oder von der unanfechtbar festgestellt ist, dass sie Ersatzorganisation einer solchen verbotenen Vereinigung ist, 3. einer Regierung, Vereinigung oder Einrichtung außerhalb des rumlichen Geltungsbereichs dieses Gesetzes, die fr die 537
C 25b
StGB
§ 86a
Zwecke einer der in den Nummern 1 und 2 bezeichneten Parteien oder Vereinigungen ttig ist, oder 4. Propagandamittel, die nach ihrem Inhalt dazu bestimmt sind, Bestrebungen einer ehemaligen nationalsozialistischen Organisation fortzusetzen, im Inland verbreitet oder zur Verbreitung im Inland oder Ausland herstellt, vorrtig hlt, einfhrt oder ausfhrt oder in Datenspeichern çffentlich zugnglich macht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Propagandamittel im Sinne des Absatzes 1 sind nur solche Schriften (§ 11 Abs. 3), deren Inhalt gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung oder den Gedanken der Vçlkerverstndigung gerichtet ist. (3) Absatz 1 gilt nicht, wenn das Propagandamittel oder die Handlung der staatsbrgerlichen Aufklrung, der Abwehr verfassungswidriger Bestrebungen, der Kunst oder der Wissenschaft, der Forschung oder der Lehre, der Berichterstattung ber Vorgnge des Zeitgeschehens oder der Geschichte oder hnlichen Zwecken dient. (4) Ist die Schuld gering, so kann das Gericht von einer Bestrafung nach dieser Vorschrift absehen.
§ 86a
Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen
(1) Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer 1. im Inland Kennzeichen einer der in § 86 Abs. 1 Nr. 1, 2 und 4 bezeichneten Parteien oder Vereinigungen verbreitet oder çffentlich, in einer Versammlung oder in von ihm verbreiteten Schriften (§ 11 Abs. 3) verwendet oder 2. Gegenstnde, die derartige Kennzeichen darstellen oder enthalten, zur Verbreitung oder Verwendung im Inland oder Ausland in der in Nummer 1 bezeichneten Art und Weise herstellt, vorrtig hlt, einfhrt oder ausfhrt. (2) Kennzeichen im Sinne des Absatzes 1 sind namentlich Fahnen, Abzeichen, Uniformstcke, Parolen und Grußformen. Den in Satz 1 genannten Kennzeichen stehen solche gleich, die ihnen zum Verwechseln hnlich sind. (3) § 86 Abs. 3 und 4 gilt entsprechend. 538
StGB
§ 87
C 25b
Anmerkung: Nationalsozialistische Kennzeichen, insbesondere das Hakenkreuz, drfen im Bereich der Bw grundstzlich nicht gezeigt werden R ZDv 10/1, Anlg. 3, Nr. 22 „Richtlinien zum Traditionsverstndnis und zur Traditionspflege in der Bw“ vom 20. September 1982; in diesem sog. „Traditionserlass“ sind auch die Ausnahmen von dem o. a. Verbot geregelt. Richtlinien zur Untersttzung der politisch-historischen Bildung durch militrgeschichtliche Exponate (Sammlungen) R VMBl 1999 S. 311.
§ 87
Agententtigkeit zu Sabotagezwecken
(1) Mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer einen Auftrag einer Regierung, Vereinigung oder Einrichtung außerhalb des rumlichen Geltungsbereichs dieses Gesetzes zur Vorbereitung von Sabotagehandlungen, die in diesem Geltungsbereich begangen werden sollen, dadurch befolgt, dass er 1. sich bereit hlt, auf Weisung einer der bezeichneten Stellen solche Handlungen zu begehen, 2. Sabotageobjekte auskundschaftet, 3. Sabotagemittel herstellt, sich oder einem anderen verschafft, verwahrt, einem anderen berlsst oder in diesen Bereich einfhrt, 4. Lager zur Aufnahme von Sabotagemitteln oder Sttzpunkte fr die Sabotagettigkeit einrichtet, unterhlt oder berprft, 5. sich zur Begehung von Sabotagehandlungen schulen lsst oder andere dazu schult oder 6. die Verbindung zwischen einem Sabotageagenten (Nummern 1 bis 5) und einer der bezeichneten Stellen herstellt oder aufrechterhlt, und sich dadurch absichtlich oder wissentlich fr Bestrebungen gegen den Bestand oder die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland oder gegen Verfassungsgrundstze einsetzt. (2) Sabotagehandlungen im Sinne des Absatzes 1 sind 1. Handlungen, die den Tatbestand der §§ 109e, 305, 306 bis 306c, 307 bis 309, 313, 315, 315b, 316b, 316c Abs. 1 Nr. 2, der §§ 317 oder 318 verwirklichen, und 2. andere Handlungen, durch die der Betrieb eines fr die Landesverteidigung, den Schutz der Zivilbevçlkerung gegen Kriegsgefahren oder fr die Gesamtwirtschaft wichtigen Unternehmens dadurch verhindert oder gestçrt wird, dass eine dem Betrieb dienende Sache zerstçrt, beschdigt, besei539
C 25b
StGB
§§ 88 – 89
tigt, verndert oder unbrauchbar gemacht oder dass die fr den Betrieb bestimmte Energie entzogen wird. (3) Das Gericht kann von einer Bestrafung nach diesen Vorschriften absehen, wenn der Tter freiwillig sein Verhalten aufgibt und sein Wissen so rechtzeitig einer Dienststelle offenbart, dass Sabotagehandlungen, deren Planung er kennt, noch verhindert werden kçnnen.
§ 88
Verfassungsfeindliche Sabotage
(1) Wer als Rdelsfhrer oder Hintermann einer Gruppe oder, ohne mit einer Gruppe oder fr eine solche zu handeln, als einzelner absichtlich bewirkt, dass im rumlichen Geltungsbereich dieses Gesetzes durch Stçrhandlungen 1. Unternehmen oder Anlagen, die der çffentlichen Versorgung mit Postdienstleistungen oder dem çffentlichen Verkehr dienen, 2. Telekommunikationsanlagen, die çffentlichen Zwecken dienen, 3. Unternehmen oder Anlagen, die der çffentlichen Versorgung mit Wasser, Licht, Wrme oder Kraft dienen oder sonst fr die Versorgung der Bevçlkerung lebenswichtig sind, oder 4. Dienststellen, Anlagen, Einrichtungen oder Gegenstnde, die ganz oder berwiegend der çffentlichen Sicherheit oder Ordnung dienen, ganz oder zum Teil außer Ttigkeit gesetzt oder den bestimmungsmßigen Zwecken entzogen werden, und sich dadurch absichtlich fr Bestrebungen gegen den Bestand oder die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland oder gegen Verfassungsgrundstze einsetzt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Der Versuch ist strafbar.
§ 89
Verfassungsfeindliche Einwirkung auf Bundeswehr und çffentliche Sicherheitsorgane
(1) Wer auf Angehçrige der Bundeswehr oder eines çffentlichen Sicherheitsorgans planmßig einwirkt, um deren pflichtmßige Bereitschaft zum Schutz der Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland oder der verfassungsmßigen Ordnung zu untergraben, und sich dadurch absichtlich fr Bestrebungen gegen den Bestand oder die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland oder gegen Verfassungsgrundstze einsetzt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. 540
StGB
§ 89a
C 25b
(2) Der Versuch ist strafbar. (3) § 86 Abs. 4 gilt entsprechend.
§ 89a
Vorbereitung einer schweren staatsgefhrdenden Gewalttat
(1) Wer eine schwere staatsgefhrdende Gewalttat vorbereitet, wird mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren bestraft. Eine schwere staatsgefhrdende Gewalttat ist eine Straftat gegen das Leben in den Fllen des § 211 oder des § 212 oder gegen die persçnliche Freiheit in den Fllen des § 239a oder des § 239b, die nach den Umstnden bestimmt und geeignet ist, den Bestand oder die Sicherheit eines Staates oder einer internationalen Organisation zu beeintrchtigen oder Verfassungsgrundstze der Bundesrepublik Deutschland zu beseitigen, außer Geltung zu setzen oder zu untergraben. (2) Absatz 1 ist nur anzuwenden, wenn der Tter eine schwere staatsgefhrdende Gewalttat vorbereitet, indem er 1. eine andere Person unterweist oder sich unterweisen lsst in der Herstellung von oder im Umgang mit Schusswaffen, Sprengstoffen, Spreng- oder Brandvorrichtungen, Kernbrennoder sonstigen radioaktiven Stoffen, Stoffen, die Gift enthalten oder hervorbringen kçnnen, anderen gesundheitsschdlichen Stoffen, zur Ausfhrung der Tat erforderlichen besonderen Vorrichtungen oder in sonstigen Fertigkeiten, die der Begehung einer der in Absatz 1 genannten Straftaten dienen, 2. Waffen, Stoffe oder Vorrichtungen der in Nummer 1 bezeichneten Art herstellt, sich oder einem anderen verschafft, verwahrt oder einem anderen berlsst, 3. Gegenstnde oder Stoffe sich verschafft oder verwahrt, die fr die Herstellung von Waffen, Stoffen oder Vorrichtungen der in Nummer 1 bezeichneten Art wesentlich sind, oder 4. fr deren Begehung nicht unerhebliche Vermçgenswerte sammelt, entgegennimmt oder zur Verfgung stellt. (3) Absatz 1 gilt auch, wenn die Vorbereitung im Ausland begangen wird. Wird die Vorbereitung außerhalb der Mitgliedstaaten der Europischen Union begangen, gilt dies nur, wenn sie durch einen Deutschen oder einen Auslnder mit Lebensgrundlage im Inland begangen wird oder die vorbereitete schwere staatsgefhrdende Gewalttat im Inland oder durch oder gegen einen Deutschen begangen werden soll. (4) In den Fllen des Absatzes 3 Satz 2 bedarf die Verfolgung der Ermchtigung durch das Bundesministerium der Justiz. Wird die 541
C 25b
StGB
§ 89b
Vorbereitung in einem anderen Mitgliedstaat der Europischen Union begangen, bedarf die Verfolgung der Ermchtigung durch das Bundesministerium der Justiz, wenn die Vorbereitung weder durch einen Deutschen erfolgt noch die vorbereitete schwere staatsgefhrdende Gewalttat im Inland noch durch oder gegen einen Deutschen begangen werden soll. (5) In minder schweren Fllen ist die Strafe Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fnf Jahren. (6) Das Gericht kann Fhrungsaufsicht anordnen (§ 68 Abs. 1); § 73d ist anzuwenden. (7) Das Gericht kann die Strafe nach seinem Ermessen mildern (§ 49 Abs. 2) oder von einer Bestrafung nach dieser Vorschrift absehen, wenn der Tter freiwillig die weitere Vorbereitung der schweren staatsgefhrdenden Gewalttat aufgibt und eine von ihm verursachte und erkannte Gefahr, dass andere diese Tat weiter vorbereiten oder sie ausfhren, abwendet oder wesentlich mindert oder wenn er freiwillig die Vollendung dieser Tat verhindert. Wird ohne Zutun des Tters die bezeichnete Gefahr abgewendet oder wesentlich gemindert oder die Vollendung der schweren staatsgefhrdenden Gewalttat verhindert, gengt sein freiwilliges und ernsthaftes Bemhen, dieses Ziel zu erreichen.
§ 89b
Aufnahme von Beziehungen zur Begehung einer schweren staatsgefhrdenden Gewalttat
(1) Wer in der Absicht, sich in der Begehung einer schweren staatsgefhrdenden Gewalttat gemß § 89a Abs. 2 Nr. 1 unterweisen zu lassen, zu einer Vereinigung im Sinne des § 129a, auch in Verbindung mit § 129b, Beziehungen aufnimmt oder unterhlt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Absatz 1 gilt nicht, wenn die Handlung ausschließlich der Erfllung rechtmßiger beruflicher oder dienstlicher Pflichten dient. (3) Absatz 1 gilt auch, wenn das Aufnehmen oder Unterhalten von Beziehungen im Ausland erfolgt. Außerhalb der Mitgliedstaaten der Europischen Union gilt dies nur, wenn das Aufnehmen oder Unterhalten von Beziehungen durch einen Deutschen oder einen Auslnder mit Lebensgrundlage im Inland begangen wird. (4) Die Verfolgung bedarf der Ermchtigung durch das Bundesministerium der Justiz 542
StGB 1. 2.
§§ 90 – 90a
C 25b
in den Fllen des Absatzes 3 Satz 2 oder wenn das Aufnehmen oder Unterhalten von Beziehungen in einem anderen Mitgliedstaat der Europischen Union nicht durch einen Deutschen begangen wird.
(5) Ist die Schuld gering, so kann das Gericht von einer Bestrafung nach dieser Vorschrift absehen.
§ 90
Verunglimpfung des Bundesprsidenten
(1) Wer çffentlich, in einer Versammlung oder durch Verbreiten von Schriften (§ 11 Abs. 3) den Bundesprsidenten verunglimpft, wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fnf Jahren bestraft. (2) In minder schweren Fllen kann das Gericht die Strafe nach seinem Ermessen mildern (§ 49 Abs. 2), wenn nicht die Voraussetzungen des § 188 erfllt sind. (3) Die Strafe ist Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fnf Jahren, wenn die Tat eine Verleumdung (§ 187) ist oder wenn der Tter sich durch die Tat absichtlich fr Bestrebungen gegen den Bestand der Bundesrepublik Deutschland oder gegen Verfassungsgrundstze einsetzt. (4) Die Tat wird nur mit Ermchtigung des Bundesprsidenten verfolgt.
§ 90a
Verunglimpfung des Staates und seiner Symbole
(1) Wer çffentlich, in einer Versammlung oder durch Verbreiten von Schriften (§ 11 Abs. 3) 1. die Bundesrepublik Deutschland oder eines ihrer Lnder oder ihre verfassungsmßige Ordnung beschimpft oder bçswillig verchtlich macht oder 2. die Farben, die Flagge, das Wappen oder die Hymne der Bundesrepublik Deutschland oder eines ihrer Lnder verunglimpft, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Ebenso wird bestraft, wer eine çffentlich gezeigte Flagge der Bundesrepublik Deutschland oder eines ihrer Lnder oder ein von einer Behçrde çffentlich angebrachtes Hoheitszeichen der Bundesrepublik Deutschland oder eines ihrer Lnder entfernt, zerstçrt, beschdigt, unbrauchbar oder unkenntlich macht oder beschimpfenden Unfug daran verbt. Der Versuch ist strafbar. 543
C 25b
StGB
§§ 90b – 91
(3) Die Strafe ist Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder Geldstrafe, wenn der Tter sich durch die Tat absichtlich fr Bestrebungen gegen den Bestand der Bundesrepublik Deutschland oder gegen Verfassungsgrundstze einsetzt.
§ 90b
Verfassungsfeindliche Verunglimpfung von Verfassungsorganen
(1) Wer çffentlich, in einer Versammlung oder durch Verbreiten von Schriften (§ 11 Abs. 3) ein Gesetzgebungsorgan, die Regierung oder das Verfassungsgericht des Bundes oder eines Landes oder eines ihrer Mitglieder in dieser Eigenschaft in einer das Ansehen des Staates gefhrdenden Weise verunglimpft und sich dadurch absichtlich fr Bestrebungen gegen den Bestand der Bundesrepublik Deutschland oder gegen Verfassungsgrundstze einsetzt, wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fnf Jahren bestraft. (2) Die Tat wird nur mit Ermchtigung des betroffenen Verfassungsorgans oder Mitglieds verfolgt.
§ 91
Anleitung zur Begehung einer schweren staatsgefhrdenden Gewalttat
(1) Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer 1. eine Schrift (§ 11 Abs. 3), die nach ihrem Inhalt geeignet ist, als Anleitung zu einer schweren staatsgefhrdenden Gewalttat (§ 89a Abs. 1) zu dienen, anpreist oder einer anderen Person zugnglich macht, wenn die Umstnde ihrer Verbreitung geeignet sind, die Bereitschaft anderer zu fçrdern oder zu wecken, eine schwere staatsgefhrdende Gewalttat zu begehen, 2. sich eine Schrift der in Nummer 1 bezeichneten Art verschafft, um eine schwere staatsgefhrdende Gewalttat zu begehen. (2) Absatz 1 Nr. 1 ist nicht anzuwenden, wenn 1. die Handlung der staatsbrgerlichen Aufklrung, der Abwehr verfassungswidriger Bestrebungen, der Kunst und Wissenschaft, der Forschung oder der Lehre, der Berichterstattung ber Vorgnge des Zeitgeschehens oder der Geschichte oder hnlichen Zwecken dient oderdie Handlung ausschließlich der Erfllung rechtmßiger beruflicher oder dienstlicher Pflichten dient. (3) Ist die Schuld gering, so kann das Gericht von einer Bestrafung nach dieser Vorschrift absehen. 544
StGB § 91a
§§ 91a – 92
C 25b
Anwendungsbereich
Die §§ 84, 85 und 87 gelten nur fr Taten, die durch eine im rumlichen Geltungsbereich dieses Gesetzes ausgebte Ttigkeit begangen werden. Vierter Titel Gemeinsame Vorschriften
§ 92
Begriffsbestimmungen
(1) Im Sinne dieses Gesetzes beeintrchtigt den Bestand der Bundesrepublik Deutschland, wer ihre Freiheit von fremder Botmßigkeit aufhebt, ihre staatliche Einheit beseitigt oder ein zu ihr gehçrendes Gebiet abtrennt. (2) Im Sinne dieses Gesetzes sind Verfassungsgrundstze 1. das Recht des Volkes, die Staatsgewalt in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung auszuben und die Volksvertretung in allgemeiner, unmittelbarer, freier, gleicher und geheimer Wahl zu whlen, 2. die Bindung der Gesetzgebung an die verfassungsmßige Ordnung und die Bindung der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung an Gesetz und Recht, 3. das Recht auf die Bildung und Ausbung einer parlamentarischen Opposition, 4. die Ablçsbarkeit der Regierung und ihre Verantwortlichkeit gegenber der Volksvertretung, 5. die Unabhngigkeit der Gerichte und 6. der Ausschluss jeder Gewalt- und Willkrherrschaft. (3) Im Sinne dieses Gesetzes sind 1. Bestrebungen gegen den Bestand der Bundesrepublik Deutschland solche Bestrebungen, deren Trger darauf hinarbeiten, den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu beeintrchtigen (Absatz 1), 2. Bestrebungen gegen die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland solche Bestrebungen, deren Trger darauf hinarbeiten, die ußere oder innere Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland zu beeintrchtigen, 3. Bestrebungen gegen Verfassungsgrundstze solche Bestrebungen, deren Trger darauf hinarbeiten, einen Verfassungsgrundsatz (Absatz 2) zu beseitigen, außer Geltung zu setzen oder zu untergraben. 545
C 25b § 92a
StGB
§§ 92a – 94
Nebenfolgen
Neben einer Freiheitsstrafe von mindestens sechs Monaten wegen einer Straftat nach diesem Abschnitt kann das Gericht die Fhigkeit, çffentliche mter zu bekleiden, die Fhigkeit, Rechte aus çffentlichen Wahlen zu erlangen, und das Recht, in çffentlichen Angelegenheiten zu whlen oder zu stimmen, aberkennen (§ 45 Abs. 2 und 5).
§ 92b
Einziehung
Ist eine Straftat nach diesem Abschnitt begangen worden, so kçnnen 1. Gegenstnde, die durch die Tat hervorgebracht oder zu ihrer Begehung oder Vorbereitung gebraucht worden oder bestimmt gewesen sind, und 2. Gegenstnde, auf die sich eine Straftat nach den §§ 80a, 86, 86a, 89a bis 91 bezieht, eingezogen werden. § 74a ist anzuwenden.
Zweiter Abschnitt Landesverrat und Gefhrdung der ußeren Sicherheit § 93
Begriff des Staatsgeheimnisses
(1) Staatsgeheimnisse sind Tatsachen, Gegenstnde oder Erkenntnisse, die nur einem begrenzten Personenkreis zugnglich sind und vor einer fremden Macht geheim gehalten werden mssen, um die Gefahr eines schweren Nachteils fr die ußere Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland abzuwenden. (2) Tatsachen, die gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung oder unter Geheimhaltung gegenber den Vertragspartnern der Bundesrepublik Deutschland gegen zwischenstaatlich vereinbarte Rstungsbeschrnkungen verstoßen, sind keine Staatsgeheimnisse.
§ 94
Landesverrat
(1) Wer ein Staatsgeheimnis 1. einer fremden Macht oder einem ihrer Mittelsmnner mitteilt oder 546
StGB
§§ 95 – 97
C 25b
2.
sonst an einen Unbefugten gelangen lsst oder çffentlich bekannt macht, um die Bundesrepublik Deutschland zu benachteiligen oder eine fremde Macht zu begnstigen, und dadurch die Gefahr eines schweren Nachteils fr die ußere Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland herbeifhrt, wird mit Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr bestraft. (2) In besonders schweren Fllen ist die Strafe lebenslange Freiheitsstrafe oder Freiheitsstrafe nicht unter fnf Jahren. Ein besonders schwerer Fall liegt in der Regel vor, wenn der Tter 1. eine verantwortliche Stellung missbraucht, die ihn zur Wahrung von Staatsgeheimnissen besonders verpflichtet, oder 2. durch die Tat die Gefahr eines besonders schweren Nachteils fr die ußere Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland herbeifhrt.
§ 95
Offenbaren von Staatsgeheimnissen
(1) Wer ein Staatsgeheimnis, das von einer amtlichen Stelle oder auf deren Veranlassung geheim gehalten wird, an einen Unbefugten gelangen lßt oder çffentlich bekannt macht und dadurch die Gefahr eines schweren Nachteils fr die ußere Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland herbeifhrt, wird mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fnf Jahren bestraft, wenn die Tat nicht in § 94 mit Strafe bedroht ist. (2) Der Versuch ist strafbar. (3) In besonders schweren Fllen ist die Strafe Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren. § 94 Abs. 2 Satz 2 ist anzuwenden.
§ 96
Landesverrterische Aussphung; Auskundschaften von Staatsgeheimnissen
(1) Wer sich ein Staatsgeheimnis verschafft, um es zu verraten (§ 94), wird mit Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren bestraft. (2) Wer sich ein Staatsgeheimnis, das von einer amtlichen Stelle oder auf deren Veranlassung geheim gehalten wird, verschafft, um es zu offenbaren (§ 95), wird mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fnf Jahren bestraft. Der Versuch ist strafbar.
§ 97
Preisgabe von Staatsgeheimnissen
(1) Wer ein Staatsgeheimnis, das von einer amtlichen Stelle oder auf deren Veranlassung geheim gehalten wird, an einen Unbefugten gelangen lsst oder çffentlich bekannt macht und dadurch 547
C 25b
StGB
§§ 97a – 97b
fahrlssig die Gefahr eines schweren Nachteils fr die ußere Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland verursacht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Wer ein Staatsgeheimnis, das von einer amtlichen Stelle oder auf deren Veranlassung geheim gehalten wird und das ihm kraft seines Amtes, seiner Dienststellung oder eines von einer amtlichen Stelle erteilten Auftrags zugnglich war, leichtfertig an einen Unbefugten gelangen lsst und dadurch fahrlssig die Gefahr eines schweren Nachteils fr die ußere Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland verursacht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (3) Die Tat wird nur mit Ermchtigung der Bundesregierung verfolgt.
§ 97a
Verrat illegaler Geheimnisse
Wer ein Geheimnis, das wegen eines der in § 93 Abs. 2 bezeichneten Verstçße kein Staatsgeheimnis ist, einer fremden Macht oder einem ihrer Mittelsmnner mitteilt und dadurch die Gefahr eines schweren Nachteils fr die ußere Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland herbeifhrt, wird wie ein Landesverrter (§ 94) bestraft. § 96 Abs. 1 in Verbindung mit § 94 Abs. 1 Nr. 1 ist auf Geheimnisse der in Satz 1 bezeichneten Art entsprechend anzuwenden.
§ 97b
Verrat in irriger Annahme eines illegalen Geheimnisses
(1) Handelt der Tter in den Fllen der §§ 94 bis 97 in der irrigen Annahme, das Staatsgeheimnis sei ein Geheimnis der in § 97a bezeichneten Art, so wird er, wenn 1. dieser Irrtum ihm vorzuwerfen ist, 2. er nicht in der Absicht handelt, dem vermeintlichen Verstoß entgegenzuwirken, oder 3. die Tat nach den Umstnden kein angemessenes Mittel zu diesem Zweck ist, nach den bezeichneten Vorschriften bestraft. Die Tat ist in der Regel kein angemessenes Mittel, wenn der Tter nicht zuvor ein Mitglied des Bundestages um Abhilfe angerufen hat. (2) War dem Tter als Amtstrger oder als Soldat der Bundeswehr das Staatsgeheimnis dienstlich anvertraut oder zugnglich, so wird er auch dann bestraft, wenn nicht zuvor der Amtstrger einen Dienstvorgesetzten, der Soldat einen Disziplinarvorgesetzten um Abhilfe angerufen hat. Dies gilt fr die fr den çffentlichen Dienst 548
StGB
§§ 98 – 99
C 25b
besonders Verpflichteten und fr Personen, die im Sinne des § 353b Abs. 2 verpflichtet worden sind, sinngemß.
§ 98
Landesverrterische Agententtigkeit
(1) Wer 1. fr eine fremde Macht eine Ttigkeit ausbt, die auf die Erlangung oder Mitteilung von Staatsgeheimnissen gerichtet ist, oder 2. gegenber einer fremden Macht oder einem ihrer Mittelsmnner sich zu einer solchen Ttigkeit bereit erklrt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft, wenn die Tat nicht in § 94 oder § 96 Abs. 1 mit Strafe bedroht ist. In besonders schweren Fllen ist die Strafe Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren; § 94 Abs. 2 Satz 2 Nr. 1 gilt entsprechend. (2) Das Gericht kann die Strafe nach seinem Ermessen mildern (§ 49 Abs. 2) oder von einer Bestrafung nach diesen Vorschriften absehen, wenn der Tter freiwillig sein Verhalten aufgibt und sein Wissen einer Dienststelle offenbart. Ist der Tter in den Fllen des Absatzes 1 Satz 1 von der fremden Macht oder einem ihrer Mittelsmnner zu seinem Verhalten gedrngt worden, so wird er nach dieser Vorschrift nicht bestraft, wenn er freiwillig sein Verhalten aufgibt und sein Wissen unverzglich einer Dienststelle offenbart.
§ 99
Geheimdienstliche Agententtigkeit
(1) Wer 1. fr den Geheimdienst einer fremden Macht eine geheimdienstliche Ttigkeit gegen die Bundesrepublik Deutschland ausbt, die auf die Mitteilung oder Lieferung von Tatsachen, Gegenstnden oder Erkenntnissen gerichtet ist, oder 2. gegenber dem Geheimdienst einer fremden Macht oder einem seiner Mittelsmnner sich zu einer solchen Ttigkeit bereit erklrt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft, wenn die Tat nicht in § 94 oder § 96 Abs. 1, in § 97a oder in § 97b in Verbindung mit § 94 oder § 96 Abs. 1 mit Strafe bedroht ist. (2) In besonders schweren Fllen ist die Strafe Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren. Ein besonders schwerer Fall liegt in der Regel vor, wenn der Tter Tatsachen, Gegenstnde oder Erkenntnisse, die von einer amtlichen Stelle oder auf deren Ver549
C 25b
StGB
§§ 100 – 100a
anlassung geheim gehalten werden, mitteilt oder liefert und wenn er 1. eine verantwortliche Stellung missbraucht, die ihn zur Wahrung solcher Geheimnisse besonders verpflichtet, oder 2. durch die Tat die Gefahr eines schweren Nachteils fr die Bundesrepublik Deutschland herbeifhrt. (3) § 98 Abs. 2 gilt entsprechend.
§ 100
Friedensgefhrdende Beziehungen
(1) Wer als Deutscher, der seine Lebensgrundlage im rumlichen Geltungsbereich dieses Gesetzes hat, in der Absicht, einen Krieg oder ein bewaffnetes Unternehmen gegen die Bundesrepublik Deutschland herbeizufhren, zu einer Regierung, Vereinigung oder Einrichtung außerhalb des rumlichen Geltungsbereichs dieses Gesetzes oder zu einem ihrer Mittelsmnner Beziehungen aufnimmt oder unterhlt, wird mit Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr bestraft. (2) In besonders schweren Fllen ist die Strafe lebenslange Freiheitsstrafe oder Freiheitsstrafe nicht unter fnf Jahren. Ein besonders schwerer Fall liegt in der Regel vor, wenn der Tter durch die Tat eine schwere Gefahr fr den Bestand der Bundesrepublik Deutschland herbeifhrt. (3) In minder schweren Fllen ist die Strafe Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu fnf Jahren.
§ 100a
Landesverrterische Flschung
(1) Wer wider besseres Wissen geflschte oder verflschte Gegenstnde, Nachrichten darber oder unwahre Behauptungen tatschlicher Art, die im Falle ihrer Echtheit oder Wahrheit fr die ußere Sicherheit oder die Beziehungen der Bundesrepublik Deutschland zu einer fremden Macht von Bedeutung wren, an einen anderen gelangen lsst oder çffentlich bekannt macht, um einer fremden Macht vorzutuschen, daß es sich um echte Gegenstnde oder um Tatsachen handele, und dadurch die Gefahr eines schweren Nachteils fr die ußere Sicherheit oder die Beziehungen der Bundesrepublik Deutschland zu einer fremden Macht herbeifhrt, wird mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fnf Jahren bestraft. (2) Ebenso wird bestraft, wer solche Gegenstnde durch Flschung oder Verflschung herstellt oder sie sich verschafft, um sie in der in Absatz 1 bezeichneten Weise zur Tuschung einer fremden Macht an einen anderen gelangen zu lassen oder çffentlich 550
StGB
§§ 101 – 101a
C 25b
bekanntzumachen und dadurch die Gefahr eines schweren Nachteils fr die ußere Sicherheit oder die Beziehungen der Bundesrepublik Deutschland zu einer fremden Macht herbeizufhren. (3) Der Versuch ist strafbar. (4) In besonders schweren Fllen ist die Strafe Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr. Ein besonders schwerer Fall liegt in der Regel vor, wenn der Tter durch die Tat einen besonders schweren Nachteil fr die ußere Sicherheit oder die Beziehungen der Bundesrepublik Deutschland zu einer fremden Macht herbeifhrt.
§ 101
Nebenfolgen
Neben einer Freiheitsstrafe von mindestens sechs Monaten wegen einer vorstzlichen Straftat nach diesem Abschnitt kann das Gericht die Fhigkeit, çffentliche mter zu bekleiden, die Fhigkeit, Rechte aus çffentlichen Wahlen zu erlangen, und das Recht, in çffentlichen Angelegenheiten zu whlen oder zu stimmen, aberkennen (§ 45 Abs. 2 und 5).
§ 101a
Einziehung
Ist eine Straftat nach diesem Abschnitt begangen worden, so kçnnen 1.
Gegenstnde, die durch die Tat hervorgebracht oder zu ihrer Begehung oder Vorbereitung gebraucht worden oder bestimmt gewesen sind, und
2.
Gegenstnde, die Staatsgeheimnisse sind, und Gegenstnde der in § 100a bezeichneten Art, auf die sich die Tat bezieht,
eingezogen werden. § 74a ist anzuwenden. Gegenstnde der in Satz 1 Nr. 2 bezeichneten Art werden auch ohne die Voraussetzungen des § 74 Abs. 2 eingezogen, wenn dies erforderlich ist, um die Gefahr eines schweren Nachteils fr die ußere Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland abzuwenden; dies gilt auch dann, wenn der Tter ohne Schuld gehandelt hat. 551
C 25b
StGB
§§ 102 – 104
Dritter Abschnitt Straftaten gegen auslndische Staaten § 102
Angriff gegen Organe und Vertreter auslndischer Staaten
(1) Wer einen Angriff auf Leib oder Leben eines auslndischen Staatsoberhaupts, eines Mitglieds einer auslndischen Regierung oder eines im Bundesgebiet beglaubigten Leiters einer auslndischen diplomatischen Vertretung begeht, whrend sich der Angegriffene in amtlicher Eigenschaft im Inland aufhlt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe, in besonders schweren Fllen mit Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr bestraft. (2) Neben einer Freiheitsstrafe von mindestens sechs Monaten kann das Gericht die Fhigkeit, çffentliche mter zu bekleiden, die Fhigkeit, Rechte aus çffentlichen Wahlen zu erlangen, und das Recht, in çffentlichen Angelegenheiten zu whlen oder zu stimmen, aberkennen (§ 45 Abs. 2 und 5).
§ 103
Beleidigung von Organen und Vertretern auslndischer Staaten
(1) Wer ein auslndisches Staatsoberhaupt oder wer mit Beziehung auf ihre Stellung ein Mitglied einer auslndischen Regierung, das sich in amtlicher Eigenschaft im Inland aufhlt, oder einen im Bundesgebiet beglaubigten Leiter einer auslndischen diplomatischen Vertretung beleidigt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe, im Falle der verleumderischen Beleidigung mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fnf Jahren bestraft. (2) Ist die Tat çffentlich, in einer Versammlung oder durch Verbreiten von Schriften (§ 11 Abs. 3) begangen, so ist § 200 anzuwenden. Den Antrag auf Bekanntgabe der Verurteilung kann auch der Staatsanwalt stellen.
§ 104
Verletzung von Flaggen und Hoheitszeichen auslndischer Staaten
(1) Wer eine auf Grund von Rechtsvorschriften oder nach anerkanntem Brauch çffentlich gezeigte Flagge eines auslndischen Staates oder wer ein Hoheitszeichen eines solchen Staates, das von einer anerkannten Vertretung dieses Staates çffentlich angebracht worden ist, entfernt, zerstçrt, beschdigt oder unkenntlich macht 552
StGB
§§ 104a – 106
C 25b
oder wer beschimpfenden Unfug daran verbt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Der Versuch ist strafbar.
§ 104a
Voraussetzungen der Strafverfolgung
Straftaten nach diesem Abschnitt werden nur verfolgt, wenn die Bundesrepublik Deutschland zu dem anderen Staat diplomatische Beziehungen unterhlt, die Gegenseitigkeit verbrgt ist und auch zur Zeit der Tat verbrgt war, ein Strafverlangen der auslndischen Regierung vorliegt und die Bundesregierung die Ermchtigung zur Strafverfolgung erteilt.
Vierter Abschnitt Straftaten gegen Verfassungsorgane sowie bei Wahlen und Abstimmungen § 105
Nçtigung von Verfassungsorganen
(1) Wer 1. ein Gesetzgebungsorgan des Bundes oder eines Landes oder einen seiner Ausschsse, 2. die Bundesversammlung oder einen ihrer Ausschsse oder 3. die Regierung oder das Verfassungsgericht des Bundes oder eines Landes rechtswidrig mit Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt nçtigt, ihre Befugnisse nicht oder in einem bestimmten Sinne auszuben, wird mit Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren bestraft. (2) In minder schweren Fllen ist die Strafe Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fnf Jahren.
§ 106
Nçtigung des Bundesprsidenten und von Mitgliedern eines Verfassungsorgans
(1) Wer 1. den Bundesprsidenten oder 2. ein Mitglied a) eines Gesetzgebungsorgans des Bundes oder eines Landes, b) der Bundesversammlung oder c) der Regierung oder des Verfassungsgerichts des Bundes oder eines Landes 553
C 25b
StGB
§§ 106a – 107a
rechtswidrig mit Gewalt oder durch Drohung mit einem empfindlichen bel nçtigt, seine Befugnisse nicht oder in einem bestimmten Sinne auszuben, wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fnf Jahren bestraft. (2) Der Versuch ist strafbar. (3) In besonders schweren Fllen ist die Strafe Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren.
§ 106a
(weggefallen)
§ 106b
Stçrung der Ttigkeit eines Gesetzgebungsorgans
(1) Wer gegen Anordnungen verstçßt, die ein Gesetzgebungsorgan des Bundes oder eines Landes oder sein Prsident ber die Sicherheit und Ordnung im Gebude des Gesetzgebungsorgans oder auf dem dazugehçrenden Grundstck allgemein oder im Einzelfall erlsst, und dadurch die Ttigkeit des Gesetzgebungsorgans hindert oder stçrt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Die Strafvorschrift des Absatzes 1 gilt bei Anordnungen eines Gesetzgebungsorgans des Bundes oder seines Prsidenten weder fr die Mitglieder des Bundestages noch fr die Mitglieder des Bundesrates und der Bundesregierung sowie ihre Beauftragten, bei Anordnungen eines Gesetzgebungsorgans eines Landes oder seines Prsidenten weder fr die Mitglieder der Gesetzgebungsorgane dieses Landes noch fr die Mitglieder der Landesregierung und ihre Beauftragten.
§ 107
Wahlbehinderung
(1) Wer mit Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt eine Wahl oder die Feststellung ihres Ergebnisses verhindert oder stçrt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe, in besonders schweren Fllen mit Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr bestraft. (2) Der Versuch ist strafbar.
§ 107a
Wahlflschung
(1) Wer unbefugt whlt oder sonst ein unrichtiges Ergebnis einer Wahl herbeifhrt oder das Ergebnis verflscht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. 554
StGB
§§ 107b – 108a
C 25b
(2) Ebenso wird bestraft, wer das Ergebnis einer Wahl unrichtig verkndet oder verknden lsst. (3) Der Versuch ist strafbar.
§ 107b
Flschung von Wahlunterlagen
(1) Wer 1. seine Eintragung in die Whlerliste (Wahlkartei) durch falsche Angaben erwirkt, 2. einen anderen als Whler eintrgt, von dem er weiß, dass er keinen Anspruch auf Eintragung hat, 3. die Eintragung eines Wahlberechtigten als Whler verhindert, obwohl er dessen Wahlberechtigung kennt, 4. sich als Bewerber fr eine Wahl aufstellen lsst, obwohl er nicht whlbar ist, wird mit Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe bis zu einhundertachtzig Tagesstzen bestraft, wenn die Tat nicht in anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist. (2) Der Eintragung in die Whlerliste als Whler entspricht die Ausstellung der Wahlunterlagen fr die Urwahlen in der Sozialversicherung.
§ 107c
Verletzung des Wahlgeheimnisses
Wer einer dem Schutz des Wahlgeheimnisses dienenden Vorschrift in der Absicht zuwiderhandelt, sich oder einem anderen Kenntnis davon zu verschaffen, wie jemand gewhlt hat, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
§ 108
Whlernçtigung
(1) Wer rechtswidrig mit Gewalt, durch Drohung mit einem empfindlichen bel, durch Missbrauch eines beruflichen oder wirtschaftlichen Abhngigkeitsverhltnisses oder durch sonstigen wirtschaftlichen Druck einen anderen nçtigt oder hindert, zu whlen oder sein Wahlrecht in einem bestimmten Sinne auszuben, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe, in besonders schweren Fllen mit Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren bestraft. (2) Der Versuch ist strafbar.
§ 108a
Whlertuschung
(1) Wer durch Tuschung bewirkt, dass jemand bei der Stimmabgabe ber den Inhalt seiner Erklrung irrt oder gegen seinen 555
C 25b
StGB
§§ 108b – 108e
Willen nicht oder ungltig whlt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Der Versuch ist strafbar.
§ 108b
Whlerbestechung
(1) Wer einem anderen dafr, dass er nicht oder in einem bestimmten Sinne whle, Geschenke oder andere Vorteile anbietet, verspricht oder gewhrt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Ebenso wird bestraft, wer dafr, dass er nicht oder in einem bestimmten Sinne whle, Geschenke oder andere Vorteile fordert, sich versprechen lsst oder annimmt.
§ 108c
Nebenfolgen
Neben einer Freiheitsstrafe von mindestens sechs Monaten wegen einer Straftat nach den §§ 107, 107a, 108 und 108b kann das Gericht die Fhigkeit, Rechte aus çffentlichen Wahlen zu erlangen, und das Recht, in çffentlichen Angelegenheiten zu whlen oder zu stimmen, aberkennen (§ 45 Abs. 2 und 5).
§ 108d
Geltungsbereich
Die §§ 107 bis 108c gelten fr Wahlen zu den Volksvertretungen, fr die Wahl der Abgeordneten des Europischen Parlaments, fr sonstige Wahlen und Abstimmungen des Volkes im Bund, in den Lndern, Gemeinden und Gemeindeverbnden sowie fr Urwahlen in der Sozialversicherung. Einer Wahl oder Abstimmung steht das Unterschreiben eines Wahlvorschlags oder das Unterschreiben fr ein Volksbegehren gleich.
§ 108e
Abgeordnetenbestechung
(1) Wer es unternimmt, fr eine Wahl oder Abstimmung im Europischen Parlament oder in einer Volksvertretung des Bundes, der Lnder, Gemeinden oder Gemeindeverbnde eine Stimme zu kaufen oder zu verkaufen, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Neben einer Freiheitsstrafe von mindestens sechs Monaten wegen einer Straftat nach Absatz 1 kann das Gericht die Fhigkeit, Rechte aus çffentlichen Wahlen zu erlangen, und das Recht, 556
StGB
§§ 109 – 109e
C 25b
in çffentlichen Angelegenheiten zu whlen oder zu stimmen, aberkennen.
Fnfter Abschnitt Straftaten gegen die Landesverteidigung § 109
Wehrpflichtentziehung durch Verstmmelung
(1) Wer sich oder einen anderen mit dessen Einwilligung durch Verstmmelung oder auf andere Weise zur Erfllung der Wehrpflicht untauglich macht oder machen lsst, wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fnf Jahren bestraft. (2) Fhrt der Tter die Untauglichkeit nur fr eine gewisse Zeit oder fr eine einzelne Art der Verwendung herbei, so ist die Strafe Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder Geldstrafe. (3) Der Versuch ist strafbar.
§ 109a
Wehrpflichtentziehung durch Tuschung
(1) Wer sich oder einen anderen durch arglistige, auf Tuschung berechnete Machenschaften der Erfllung der Wehrpflicht dauernd oder fr eine gewisse Zeit, ganz oder fr eine einzelne Art der Verwendung entzieht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Der Versuch ist strafbar.
§§ 109b und 109c § 109d
(weggefallen)
Stçrpropaganda gegen die Bundeswehr
(1) Wer unwahre oder grçblich entstellte Behauptungen tatschlicher Art, deren Verbreitung geeignet ist, die Ttigkeit der Bundeswehr zu stçren, wider besseres Wissen zum Zwecke der Verbreitung aufstellt oder solche Behauptungen in Kenntnis ihrer Unwahrheit verbreitet, um die Bundeswehr in der Erfllung ihrer Aufgabe der Landesverteidigung zu behindern, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Der Versuch ist strafbar.
§ 109e
Sabotagehandlungen an Verteidigungsmitteln
(1) Wer ein Wehrmittel oder eine Einrichtung oder Anlage, die ganz oder vorwiegend der Landesverteidigung oder dem Schutz der Zivilbevçlkerung gegen Kriegsgefahren dient, unbefugt zerstçrt, beschdigt, verndert, unbrauchbar macht oder beseitigt 557
C 25b
StGB
§§ 109f – 109g
und dadurch die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland, die Schlagkraft der Truppe oder Menschenleben gefhrdet, wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fnf Jahren bestraft. (2) Ebenso wird bestraft, wer wissentlich einen solchen Gegenstand oder den dafr bestimmten Werkstoff fehlerhaft herstellt oder liefert und dadurch wissentlich die in Absatz 1 bezeichnete Gefahr herbeifhrt. (3) Der Versuch ist strafbar. (4) In besonders schweren Fllen ist die Strafe Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren. (5) Wer die Gefahr in den Fllen des Absatzes 1 fahrlssig, in den Fllen des Absatzes 2 nicht wissentlich, aber vorstzlich oder fahrlssig herbeifhrt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft, wenn die Tat nicht in anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist.
§ 109f
Sicherheitsgefhrdender Nachrichtendienst
(1) Wer fr eine Dienststelle, eine Partei oder eine andere Vereinigung außerhalb des rumlichen Geltungsbereichs diese Gesetzes, fr eine verbotene Vereinigung oder fr einen ihrer Mittelsmnner 1. Nachrichten ber Angelegenheiten der Landesverteidigung sammelt, 2. einen Nachrichtendienst betreibt, der Angelegenheiten der Landesverteidigung zum Gegenstand hat, oder 3. fr eine dieser Ttigkeiten anwirbt oder sie untersttzt und dadurch Bestrebungen dient, die gegen die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland oder die Schlagkraft der Truppe gerichtet sind, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft, wenn die Tat nicht in anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist. Ausgenommen ist eine zur Unterrichtung der ffentlichkeit im Rahmen der blichen Presseoder Funkberichterstattung ausgebte Ttigkeit. (2) Der Versuch ist strafbar.
§ 109g
Sicherheitsgefhrdendes Abbilden
(1) Wer von einem Wehrmittel, einer militrischen Einrichtung oder Anlage oder einem militrischen Vorgang eine Abbildung oder Beschreibung anfertigt oder eine solche Abbildung oder Beschreibung an einen anderen gelangen lsst und dadurch wissentlich die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland oder die 558
StGB
§§ 109h – 109k
C 25b
Schlagkraft der Truppe gefhrdet, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Wer von einem Luftfahrzeug aus eine Lichtbildaufnahme von einem Gebiet oder Gegenstand im rumlichen Geltungsbereich dieses Gesetzes anfertigt oder eine solche Aufnahme oder eine danach hergestellte Abbildung an einen anderen gelangen lsst und dadurch wissentlich die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland oder die Schlagkraft der Truppe gefhrdet, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft, wenn die Tat nicht in Absatz 1 mit Strafe bedroht ist. (3) Der Versuch ist strafbar. (4) Wer in den Fllen des Absatzes 1 die Abbildung oder Beschreibung an einen anderen gelangen lsst und dadurch die Gefahr nicht wissentlich, aber vorstzlich oder leichtfertig herbeifhrt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. Die Tat ist jedoch nicht strafbar, wenn der Tter mit Erlaubnis der zustndigen Dienststelle gehandelt hat.
§ 109h
Anwerben fr fremden Wehrdienst
(1) Wer zugunsten einer auslndischen Macht einen Deutschen zum Wehrdienst in einer militrischen oder militrhnlichen Einrichtung anwirbt oder ihren Werbern oder dem Wehrdienst einer solchen Einrichtung zufhrt, wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fnf Jahren bestraft. (2) Der Versuch ist strafbar.
§ 109i
Nebenfolgen
Neben einer Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr wegen einer Straftat nach den §§ 109e und 109f kann das Gericht die Fhigkeit, çffentliche mter zu bekleiden, die Fhigkeit, Rechte aus çffentlichen Wahlen zu erlangen, und das Recht, in çffentlichen Angelegenheiten zu whlen oder zu stimmen, aberkennen (§ 45 Abs. 2 und 5).
§ 109k
Einziehung
Ist eine Straftat nach den §§ 109d bis 109g begangen worden, so kçnnen 1. Gegenstnde, die durch die Tat hervorgebracht oder zu ihrer Begehung oder Vorbereitung gebraucht worden oder bestimmt gewesen sind, und 559
C 25b
StGB
§§ 110 – 113
2.
Abbildungen, Beschreibungen und Aufnahmen, auf die sich eine Straftat nach § 109g bezieht, eingezogen werden. § 74a ist anzuwenden. Gegenstnde der in Satz 1 Nr. 2 bezeichneten Art werden auch ohne die Voraussetzungen des § 74 Abs. 2 eingezogen, wenn das Interesse der Landesverteidigung es erfordert; dies gilt auch dann, wenn der Tter ohne Schuld gehandelt hat.
Sechster Abschnitt Widerstand gegen die Staatsgewalt § 110
(weggefallen)
§ 111
ffentliche Aufforderung zu Straftaten
(1) Wer çffentlich, in einer Versammlung oder durch Verbreiten von Schriften (§ 11 Abs. 3) zu einer rechtswidrigen Tat auffordert, wird wie ein Anstifter (§ 26) bestraft. (2) Bleibt die Aufforderung ohne Erfolg, so ist die Strafe Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder Geldstrafe. Die Strafe darf nicht schwerer sein als die, die fr den Fall angedroht ist, dass die Aufforderung Erfolg hat (Absatz 1); § 49 Abs. 1 Nr. 2 ist anzuwenden.
§ 112
(weggefallen)
§ 113
Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte
(1) Wer einem Amtstrger oder Soldaten der Bundeswehr, der zur Vollstreckung von Gesetzen, Rechtsverordnungen, Urteilen, Gerichtsbeschlssen oder Verfgungen berufen ist, bei der Vornahme einer solchen Diensthandlung mit Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt Widerstand leistet oder ihn dabei ttlich angreift, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) In besonders schweren Fllen ist die Strafe Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fnf Jahren. Ein besonders schwerer Fall liegt in der Regel vor, wenn 1. der Tter oder ein anderer Beteiligter eine Waffe bei sich fhrt, um diese bei der Tat zu verwenden, oder 2. der Tter durch eine Gewaltttigkeit den Angegriffenen in die Gefahr der Todes oder einer schweren Gesundheitsschdigung bringt. 560
StGB
§§ 114 – 120
C 25b
(3) Die Tat ist nicht nach dieser Vorschrift strafbar, wenn die Diensthandlung nicht rechtmßig ist. Dies gilt auch dann, wenn der Tter irrig annimmt, die Diensthandlung sei rechtmßig. (4) Nimmt der Tter bei Begehung der Tat irrig an, die Diensthandlung sei nicht rechtmßig, und konnte er den Irrtum vermeiden, so kann das Gericht die Strafe nach seinem Ermessen mildern (§ 49 Abs. 2) oder bei geringer Schuld von einer Bestrafung nach dieser Vorschrift absehen. Konnte der Tter den Irrtum nicht vermeiden und war ihm nach den ihm bekannten Umstnden auch nicht zuzumuten, sich mit Rechtsbehelfen gegen die vermeintlich rechtswidrige Diensthandlung zu wehren, so ist die Tat nicht nach dieser Vorschrift strafbar; war ihm dies zuzumuten, so kann das Gericht die Strafe nach seinem Ermessen mildern (§ 49 Abs. 2) oder von einer Bestrafung nach dieser Vorschrift absehen.
§ 114
Widerstand gegen Personen, die Vollstreckungsbeamten gleichstehen
(1) Der Diensthandlung eines Amtstrgers im Sinne des § 113 stehen Vollstreckungshandlungen von Personen gleich, die die Rechte und Pflichten eines Polizeibeamten haben oder Ermittlungspersonen der Staatsanwaltschaft sind, ohne Amtstrger zu sein. (2) § 113 gilt entsprechend zum Schutz von Personen, die zur Untersttzung bei der Diensthandlung zugezogen sind.
§§ 115 bis 119 § 120
(weggefallen)
Gefangenenbefreiung
(1) Wer einen Gefangenen befreit, ihn zum Entweichen verleitet, oder dabei fçrdert, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Ist der Tter als Amtstrger oder als fr den çffentlichen Dienst besonders Verpflichteter gehalten, das Entweichen des Gefangenen zu verhindern, so ist die Strafe Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder Geldstrafe. (3) Der Versuch ist strafbar. (4) Einem Gefangenen im Sinne der Abstze 1 und 2 steht gleich, wer sonst auf behçrdliche Anordnung in einer Anstalt verwahrt wird. 561
C 25b § 121
StGB
§§ 121 – 123
Gefangenenmeuterei
(1) Gefangene, die sich zusammenrotten und mit vereinten Krften 1. einen Anstaltsbeamten, einen anderen Amtstrger oder einen mit ihrer Beaufsichtigung, Betreuung oder Untersuchung Beauftragten nçtigen (§ 240) oder ttlich angreifen, 2. gewaltsam ausbrechen oder 3. gewaltsam einem von ihnen oder einem anderen Gefangenen zum Ausbruch verhelfen, werden mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fnf Jahren bestraft. (2) Der Versuch ist strafbar. (3) In besonders schweren Fllen wird die Meuterei mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren bestraft. Ein besonders schwerer Fall liegt in der Regel vor, wenn der Tter oder ein anderer Beteiligter 1. eine Schusswaffe bei sich fhrt, 2. eine andere Waffe bei sich fhrt, um diese bei der Tat zu verwenden, oder 3. durch eine Gewaltttigkeit einen anderen in die Gefahr des Todes oder einer schweren Gesundheitsschdigung bringt. (4) Gefangener im Sinne der Abstze 1 bis 3 ist auch, wer in der Sicherungsverwahrung untergebracht ist.
§ 122
(weggefallen)
Siebenter Abschnitt Straftaten gegen die çffentliche Ordnung § 123
Hausfriedensbruch
(1) Wer in die Wohnung, in die Geschftsrume oder in das befriedete Besitztum eines anderen oder in abgeschlossene Rume, welche zum çffentlichen Dienst oder Verkehr bestimmt sind, widerrechtlich eindringt, oder wer, wenn er ohne Befugnis darin verweilt, auf die Aufforderung des Berechtigten sich nicht entfernt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Die Tat wird nur auf Antrag verfolgt. 562
StGB § 124
§§ 124 – 125a
C 25b
Schwerer Hausfriedensbruch
Wenn sich eine Menschenmenge çffentlich zusammenrottet und in der Absicht, Gewaltttigkeiten gegen Personen oder Sachen mit vereinten Krften zu begehen, in die Wohnung, in die Geschftsrume oder in das befriedete Besitztum eines anderen oder in abgeschlossene Rume, welche zum çffentlichen Dienst bestimmt sind, widerrechtlich eindringt, so wird jeder, welcher an diesen Handlungen teilnimmt, mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
§ 125
Landfriedensbruch
(1) Wer sich an 1. Gewaltttigkeiten gegen Menschen oder Sachen oder 2. Bedrohungen von Menschen mit einer Gewaltttigkeit, die aus einer Menschenmenge in einer die çffentliche Sicherheit gefhrdenden Weise mit vereinten Krften begangen werden, als Tter oder Teilnehmer beteiligt oder wer auf die Menschenmenge einwirkt, um ihre Bereitschaft zu solchen Handlungen zu fçrdern, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft, wenn die Tat nicht in anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist. (2) Soweit die in Absatz 1 Nr. 1, 2 bezeichneten Handlungen in § 113 mit Strafe bedroht sind, gilt § 113 Abs. 3, 4 sinngemß.
§ 125a
Besonders schwerer Fall des Landfriedensbruchs
In besonders schweren Fllen des § 125 Abs. 1 ist die Strafe Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren. Ein besonders schwerer Fall liegt in der Regel vor, wenn der Tter 1. eine Schusswaffe bei sich fhrt, 2. eine andere Waffe bei sich fhrt, um diese bei der Tat zu verwenden, 3. durch eine Gewaltttigkeit einen anderen in die Gefahr des Todes oder einer schweren Gesundheitsschdigung bringt oder 4. plndert oder bedeutenden Schaden an fremden Sachen anrichtet. 563
C 25b § 126
StGB
§§ 126 – 128
Stçrung des çffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten
(1) Wer in einer Weise, die geeignet ist, den çffentlichen Frieden zu stçren, 1. einen der in § 125a Satz 2 Nr. 1 bis 4 bezeichneten Flle des Landfriedensbruchs, 2. einen Mord (§ 211), Totschlag (§ 212) oder Vçlkermord (§ 6 des Vçlkerstrafgesetzbuches) oder ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit (§ 7 des Vçlkerstrafgesetzbuches) oder ein Kriegsverbrechen (§§ 8, 9, 10, 11 oder 12 des Vçlkerstrafgesetzbuches), 3. eine schwere Kçrperverletzung (§ 226), 4. eine Straftat gegen die persçnliche Freiheit in den Fllen des § 232 Abs. 3, 4 oder Abs. 5, des § 233 Abs. 3, jeweils soweit es sich um Verbrechen handelt, der §§ 234, 234a, 239a oder 239b, 5. einen Raub oder eine ruberische Erpressung (§§ 249 bis 251, 255), 6. ein gemeingefhrliches Verbrechen in den Fllen der §§ 306 bis 306c oder 307 Abs. 1 bis 3, des § 308 Abs. 1 bis 3, des § 309 Abs. 1 bis 4, der §§ 313, 314 oder 315 Abs. 3, des § 315b Abs. 3, des § 316a Abs. 1 oder 3, des § 316c Abs. 1 oder 3 oder des § 318 Abs. 3 oder 4 oder 7. ein gemeingefhrliches Vergehen in den Fllen des § 309 Abs. 6, des § 311 Abs. 1, des § 316b Abs. 1, des § 317 Abs. 1 oder des § 318 Abs. 1 androht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Ebenso wird bestraft, wer in einer Weise, die geeignet ist, den çffentlichen Frieden zu stçren, wider besseres Wissen vortuscht, die Verwirklichung einer der in Absatz 1 genannten rechtswidrigen Taten stehe bevor.
§ 127
Bildung bewaffneter Gruppen
Wer unbefugt eine Gruppe, die ber Waffen oder andere gefhrliche Werkzeuge verfgt, bildet oder befehligt oder wer sich einer solchen Gruppe anschließt, sie mit Waffen oder Geld versorgt oder sonst untersttzt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
§ 128 (weggefallen) 564
StGB § 129
§ 129
C 25b
Bildung krimineller Vereinigungen
(1) Wer eine Vereinigung grndet, deren Zwecke oder deren Ttigkeit darauf gerichtet sind, Straftaten zu begehen, oder wer sich an einer solchen Vereinigung als Mitglied beteiligt, fr sie um Mitglieder oder Untersttzer wirbt oder sie untersttzt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Absatz 1 ist nicht anzuwenden, 1. wenn die Vereinigung eine politische Partei ist, die das Bundesverfassungsgericht nicht fr verfassungswidrig erklrt hat, 2. wenn die Begehung von Straftaten nur ein Zweck oder eine Ttigkeit von untergeordneter Bedeutung ist oder 3. soweit die Zwecke oder die Ttigkeit der Vereinigung Straftaten nach den §§ 84 bis 87 betreffen. (3) Der Versuch, eine in Absatz 1 bezeichnete Vereinigung zu grnden, ist strafbar. (4) Gehçrt der Tter zu den Rdelsfhrern oder Hintermnnern oder liegt sonst ein besonders schwerer Fall vor, so ist auf Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fnf Jahren zu erkennen; auf Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren ist zu erkennen, wenn der Zweck oder die Ttigkeit der kriminellen Vereinigung darauf gerichtet ist, in § 100c Abs. 2 Nr. 1 Buchstabe a, c, d, e und g mit Ausnahme von Straftaten nach § 239a oder § 239b, Buchstabe h bis m, Nr. 2 bis 5 und 7 der Strafprozessordnung genannte Straftaten zu begehen. (5) Das Gericht kann bei Beteiligten, deren Schuld gering und deren Mitwirkung von untergeordneter Bedeutung ist, von einer Bestrafung nach den Abstzen 1 und 3 absehen. (6) Das Gericht kann die Strafe nach seinem Ermessen mildern (§ 49 Abs. 2) oder von einer Bestrafung nach diesen Vorschriften absehen, wenn der Tter 1. sich freiwillig und ernsthaft bemht, das Fortbestehen der Vereinigung oder die Begehung einer ihren Zielen entsprechenden Straftat zu verhindern, oder 2. freiwillig sein Wissen so rechtzeitig einer Dienststelle offenbart, dass Straftaten, deren Planung er kennt, noch verhindert werden kçnnen; erreicht der Tter sein Ziel, das Fortbestehen der Vereinigung zu verhindern, oder wird es ohne sein Bemhen erreicht, so wird er nicht bestraft. 565
C 25b § 129a
StGB
§ 129a
Bildung terroristischer Vereinigungen
(1) Wer eine Vereinigung grndet, deren Zwecke oder deren Ttigkeit darauf gerichtet sind, 1. Mord (§ 211) oder Totschlag (§ 212) oder Vçlkermord (§ 6 des Vçlkerstrafgesetzbuches) oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit (§ 7 des Vçlkerstrafgesetzbuches) oder Kriegsverbrechen (§§ 8, 9, 10, 11 oder § 12 des Vçlkerstrafgesetzbuches) oder 2. Straftaten gegen die persçnliche Freiheit in den Fllen des § 239a oder des § 239b zu begehen, oder wer sich an einer solchen Vereinigung als Mitglied beteiligt, fr sie um Mitglieder oder Untersttzer wirbt oder sie untersttzt, wird mit Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren bestraft. (2) Ebenso wird bestraft, wer eine Vereinigung grndet, deren Zwecke oder deren Ttigkeit darauf gerichtet sind, 1. einem anderen Menschen schwere kçrperliche oder seelische Schden, insbesondere der in § 226 bezeichneten Art, zuzufgen, 2. Straftaten nach den §§ 303b, 305, 305a oder gemeingefhrliche Straftaten in den Fllen der §§ 306 bis 306c oder 307 Abs. 1 bis 3, des § 308 Abs. 1 bis 4, des § 309 Abs. 1 bis 5, der §§ 313, 314 oder 315 Abs. 1, 3 oder 4, des § 316b Abs. 1 oder 3 oder des § 316c Abs. 1 bis 3 oder des § 317 Abs. 1, 3. Straftaten gegen die Umwelt in den Fllen des § 330a Abs. 1 bis 3, 4. Straftaten nach § 19 Abs. 1 bis 3, § 20 Abs. 1 oder 2, § 20a Abs. 1 bis 3, § 19 Abs. 2 Nr. 2 oder Abs. 3 Nr. 2, § 20 Abs. 1 oder 2 oder § 20a Abs. 1 bis 3, jeweils auch in Verbindung mit § 21, oder nach § 22a Abs. 1 bis 3 des Gesetzes ber die Kontrolle von Kriegswaffen oder 5. Straftaten nach § 51 Abs. 1 bis 3 des Waffengesetzes zu begehen, oder wer sich an einer solchen Vereinigung als Mitglied beteiligt, wenn eine der in den Nummern 1 bis 5 bezeichneten Taten bestimmt ist, die Bevçlkerung auf erhebliche Weise einzuschchtern, eine Behçrde oder eine internationale Organisation rechtswidrig mit Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt zu nçtigen oder die politischen, verfassungsrechtlichen, wirtschaftlichen oder sozialen Grundstrukturen eines Staates oder einer internationalen Organisation zu beseitigen oder erheblich zu beeintrchtigen, und durch die Art ihrer Begehung oder ihre Auswirkungen einen Staat oder eine internationale Organisation erheblich schdigen kann. 566
StGB
§ 129b
C 25b
(3) Sind die Zwecke oder die Ttigkeit der Vereinigung darauf gerichtet, eine der in Absatz 1 und 2 bezeichneten Straftaten anzudrohen, ist auf Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fnf Jahren zu erkennen. (4) Gehçrt der Tter zu den Rdelsfhrern oder Hintermnnern, so ist in den Fllen der Abstze 1 und 2 auf Freiheitsstrafe nicht unter drei Jahren, in den Fllen des Absatzes 3 auf Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren zu erkennen. (5) Wer eine in Absatz 1, 2 oder Absatz 3 bezeichnete Vereinigung untersttzt, wird in den Fllen der Abstze 1 und 2 mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren, in den Fllen des Absatzes 3 mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. Wer fr eine in Absatz 1 oder Absatz 2 bezeichnete Vereinigung um Mitglieder oder Untersttzer wirbt, wird mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fnf Jahren bestraft. (6) Das Gericht kann bei Beteiligten, deren Schuld gering und deren Mitwirkung von untergeordneter Bedeutung ist, in den Fllen der Abstze 1, 2, 3 und 5 die Strafe nach seinem Ermessen (§ 49 Abs. 2) mildern. (7) § 129 Abs. 6 gilt entsprechend. (8) Neben einer Freiheitsstrafe von mindestens sechs Monaten kann das Gericht die Fhigkeit, çffentliche mter zu bekleiden, und die Fhigkeit, Rechte aus çffentlichen Wahlen zu erlangen, aberkennen (§ 45 Abs. 2). (9) In den Fllen der Abstze 1, 2 und 4 kann das Gericht Fhrungsaufsicht anordnen (§ 68 Abs. 1).
§ 129b
Kriminelle und terroristische Vereinigungen im Ausland; Erweiterter Verfall und Einziehung
(1) Die §§ 129 und 129a gelten auch fr Vereinigungen im Ausland. Bezieht sich die Tat auf eine Vereinigung außerhalb der Mitgliedstaaten der Europischen Union, so gilt dies nur, wenn sie durch eine im rumlichen Geltungsbereich dieses Gesetzes ausgebte Ttigkeit begangen wird oder wenn der Tter oder das Opfer Deutscher ist oder sich im Inland befindet. In den Fllen des Satzes 2 wird die Tat nur mit Ermchtigung des Bundesministeriums der Justiz verfolgt. Die Ermchtigung kann fr den Einzelfall oder allgemein auch fr die Verfolgung knftiger Taten erteilt werden, die sich auf eine bestimmte Vereinigung beziehen. Bei der Entscheidung ber die Ermchtigung zieht das Ministerium in Betracht, ob die Bestrebungen der Vereinigung gegen die Grundwerte einer die Wrde des Menschen achtenden staatlichen Ord567
C 25b
StGB
§ 130
nung oder gegen das friedliche Zusammenleben der Vçlker gerichtet sind und bei Abwgung aller Umstnde als verwerflich erscheinen. (2) In den Fllen der §§ 129 und 129a, jeweils auch in Verbindung mit Absatz 1, sind die §§ 73d und 74a anzuwenden.
§ 130
Volksverhetzung
(1) Wer in einer Weise, die geeignet ist, den çffentlichen Frieden zu stçren, 1. zum Hass gegen Teile der Bevçlkerung aufstachelt oder zu Gewalt- oder Willkrmaßnahmen gegen sie auffordert oder 2. die Menschenwrde anderer dadurch angreift, dass er Teile der Bevçlkerung beschimpft, bçswillig verchtlich macht oder verleumdet, wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fnf Jahren bestraft. (2) Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer 1. Schriften (§ 11 Abs. 3), die zum Hass gegen Teile der Bevçlkerung oder gegen eine nationale, rassische, religiçse oder durch ihr Volkstum bestimmte Gruppe aufstacheln, zu Gewalt- oder Willkrmaßnahmen gegen sie auffordern oder die Menschenwrde anderer dadurch angreifen, dass Teile der Bevçlkerung oder eine vorbezeichnete Gruppe beschimpft, bçswillig verchtlich gemacht oder verleumdet werden, a) verbreitet, b) çffentlich ausstellt, anschlgt, vorfhrt oder sonst zugnglich macht, c) einer Person unter achtzehn Jahren anbietet, berlsst oder zugnglich macht oder d) herstellt, bezieht, liefert, vorrtig hlt, anbietet, ankndigt, anpreist, einzufhren oder auszufhren unternimmt, um sie oder aus ihnen gewonnene Stcke im Sinne der Buchstaben a bis c zu verwenden oder einem anderen eine solche Verwendung zu ermçglichen, oder 2. eine Darbietung des in Nummer 1 bezeichneten Inhalts durch Rundfunk, Medien- oder Teledienste verbreitet. (3) Mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer eine unter der Herrschaft des Nationalsozialismus begangene Handlung der in § 6 Abs. 1 des Vçlkerstrafgesetzbuches bezeichneten Art in einer Weise, die geeignet ist, den çffentlichen 568
StGB
§§ 130a – 131
C 25b
Frieden zu stçren, çffentlich oder in einer Versammlung billigt, leugnet oder verharmlost. (4) Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer çffentlich oder in einer Versammlung den çffentlichen Frieden in einer die Wrde der Opfer verletzenden Weise dadurch stçrt, dass er die nationalsozialistische Gewalt- und Willkrherrschaft billigt, verherrlicht oder rechtfertigt. (5) Absatz 2 gilt auch fr Schriften (§ 11 Abs. 3) des in den Abstzen 3 und 4 bezeichneten Inhalts. (6) In den Fllen des Absatzes 2, auch in Verbindung mit Absatz 5, und in den Fllen der Abstze 3 und 4 gilt § 86 Abs. 3 entsprechend.
§ 130a
Anleitung zu Straftaten
(1) Wer eine Schrift (§ 11 Abs. 3), die geeignet ist, als Anleitung zu einer in § 126 Abs. 1 genannten rechtswidrigen Tat zu dienen, und nach ihrem Inhalt bestimmt ist, die Bereitschaft anderer zu fçrdern oder zu wecken, eine solche Tat zu begehen, verbreitet, çffentlich ausstellt, anschlgt, vorfhrt oder sonst zugnglich macht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Ebenso wird bestraft, wer 1. eine Schrift (§ 11 Abs. 3), die geeignet ist, als Anleitung zu einer in § 126 Abs. 1 genannten rechtswidrigen Tat zu dienen, verbreitet, çffentlich ausstellt, anschlgt, vorfhrt oder sonst zugnglich macht oder 2. çffentlich oder in einer Versammlung zu einer in § 126 Abs. 1 genannten rechtswidrigen Tat eine Anleitung gibt, um die Bereitschaft anderer zu fçrdern oder zu wecken, eine solche Tat zu begehen. (3) § 86 Abs. 3 gilt entsprechend.
§ 131
Gewaltdarstellung
(1) Wer Schriften (§ 11 Abs. 3), die grausame oder sonst unmenschliche Gewaltttigkeiten gegen Menschen oder menschenhnliche Wesen in einer Art schildern, die eine Verherrlichung oder Verharmlosung solcher Gewaltttigkeiten ausdrckt oder die das Grausame oder Unmenschliche des Vorganges in einer die Menschenwrde verletzenden Weise darstellt, 569
C 25b
StGB
§§ 132 – 132a
1. 2.
verbreitet, çffentlich ausstellt, anschlgt, vorfhrt oder sonst zugnglich macht, 3. einer Person unter achtzehn Jahren anbietet, berlsst oder zugnglich macht oder 4. herstellt, bezieht, liefert, vorrtig hlt, anbietet, ankndigt, anpreist, einzufhren oder auszufhren unternimmt, um sie oder aus ihnen gewonnene Stcke im Sinne der Nummern 1 bis 3 zu verwenden oder einem anderen eine solche Verwendung zu ermçglichen, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Ebenso wird bestraft, wer eine Darbietung des in Absatz 1 bezeichneten Inhalts durch Rundfunk, Medien- oder Teledienste verbreitet. (3) Die Abstze 1 und 2 gelten nicht, wenn die Handlung der Berichterstattung ber Vorgnge des Zeitgeschehens oder der Geschichte dient. (4) Absatz 1 Nr. 3 ist nicht anzuwenden, wenn der zur Sorge fr die Person Berechtigte handelt; dies gilt nicht, wenn der Sorgeberechtigte durch das Anbieten, berlassen oder Zugnglichmachen seine Erziehungspflicht grçblich verletzt.
§ 132
Amtsanmaßung
Wer unbefugt sich mit der Ausbung eines çffentlichen Amtes befasst oder eine Handlung vornimmt, welche nur kraft eines çffentlichen Amtes vorgenommen werden darf, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
§ 132a
Missbrauch von Titeln, Berufsbezeichnungen und Abzeichen
(1) Wer unbefugt 1. inlndische oder auslndische Amts- oder Dienstbezeichnungen, akademische Grade, Titel oder çffentliche Wrden fhrt, 2. die Berufsbezeichnung Arzt, Zahnarzt, Psychologischer Psychotherapeut, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut, Psychotherapeut, Tierarzt, Apotheker, Rechtsanwalt, Patentanwalt, Wirtschaftsprfer, vereidigter Buchprfer, Steuerberater oder Steuerbevollmchtigter fhrt, 3. die Bezeichnung çffentlich bestellter Sachverstndiger fhrt oder 570
StGB
§§ 133 – 135
C 25b
4.
inlndische oder auslndische Uniformen, Amtskleidungen oder Amtsabzeichen trgt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Den in Absatz 1 genannten Bezeichnungen, akademischen Graden, Titeln, Wrden, Uniformen, Amtskleidungen oder Amtsabzeichen stehen solche gleich, die ihnen zum Verwechseln hnlich sind. (3) Die Abstze 1 und 2 gelten auch fr Amtsbezeichnungen, Titel, Wrden, Amtskleidungen und Amtsabzeichen der Kirchen und anderen Religionsgesellschaften des çffentlichen Rechts. (4) Gegenstnde, auf die sich eine Straftat nach Absatz 1 Nr. 4, allein oder in Verbindung mit Absatz 2 oder 3 bezieht, kçnnen eingezogen werden.
§ 133
Verwahrungsbruch
(1) Wer Schriftstcke oder andere bewegliche Sachen, die sich in dienstlicher Verwahrung befinden oder ihm oder einem anderen dienstlich in Verwahrung gegeben worden sind, zerstçrt, beschdigt, unbrauchbar macht oder der dienstlichen Verfgung entzieht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Dasselbe gilt fr Schriftstcke oder andere bewegliche Sachen, die sich in amtlicher Verwahrung einer Kirche oder anderen Religionsgesellschaft des çffentlichen Rechts befinden oder von dieser dem Tter oder einem anderen amtlich in Verwahrung gegeben worden sind. (3) Wer die Tat an einer Sache begeht, die ihm als Amtstrger oder fr den çffentlichen Dienst besonders Verpflichteten anvertraut worden oder zugnglich geworden ist, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
§ 134
Verletzung amtlicher Bekanntmachungen
Wer wissentlich ein dienstliches Schriftstck, das zur Bekanntmachung çffentlich angeschlagen oder ausgelegt ist, zerstçrt, beseitigt, verunstaltet, unkenntlich macht oder in seinem Sinn entstellt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.
§ 135
(weggefallen) 571
C 25b § 136
StGB
§§ 136 – 138
Verstrickungsbruch; Siegelbruch
(1) Wer eine Sache, die gepfndet oder sonst dienstlich in Beschlag genommen ist, zerstçrt, beschdigt, unbrauchbar macht oder in anderer Weise ganz oder zum Teil der Verstrickung entzieht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Ebenso wird bestraft, wer ein dienstliches Siegel beschdigt, ablçst oder unkenntlich macht, das angelegt ist, um Sachen in Beschlag zu nehmen, dienstlich zu verschließen oder zu bezeichnen, oder wer den durch ein solches Siegel bewirkten Verschluss ganz oder zum Teil unwirksam macht. (3) Die Tat ist nicht nach den Abstzen 1 und 2 strafbar, wenn die Pfndung, die Beschlagnahme oder die Anlegung des Siegels nicht durch eine rechtmßige Diensthandlung vorgenommen ist. Dies gilt auch dann, wenn der Tter irrig annimmt, die Diensthandlung sei rechtmßig. (4) § 113 Abs. 4 gilt sinngemß.
§ 137
(weggefallen)
§ 138
Nichtanzeige geplanter Straftaten
(1) Wer von dem Vorhaben oder der Ausfhrung 1. einer Vorbereitung eines Angriffskrieges (§ 80), 2. eines Hochverrats in den Fllen der §§ 81 bis 83 Abs. 1, 3. eines Landesverrats oder einer Gefhrdung der ußeren Sicherheit in den Fllen der §§ 94 bis 96, 97a oder 100, 4. einer Geld- oder Wertpapierflschung in den Fllen der §§ 146, 151, 152 oder einer Flschung von Zahlungskarten mit Garantiefunktion und Vordrucken fr Euroschecks in den Fllen des § 152b Abs. 1 bis 3, 5. eines Mordes (§ 211) oder Totschlags (§ 212) oder eines Vçlkermordes (§ 6 des Vçlkerstrafgesetzbuches) oder eines Verbrechens gegen die Menschlichkeit (§ 7 des Vçlkerstrafgesetzbuches) oder eines Kriegsverbrechens (§§ 8, 9, 10, 11 oder 12 des Vçlkerstrafgesetzbuches), 6. einer Straftat gegen die persçnliche Freiheit in den Fllen des § 232 Abs. 3, 4 oder Abs. 5, des § 233 Abs. 3, jeweils so weit es sich um Verbrechen handelt, der §§ 234, 234a, 239a oder 239b, 7. eines Raubes oder einer ruberischen Erpressung (§§ 249 bis 251, 255) oder 8. einer gemeingefhrlichen Straftat in den Fllen der §§ 306 bis 306c oder 307 Abs. 1 bis 3, des § 308 Abs. 1 bis 4, des § 309 572
StGB
§ 139
C 25b
Abs. 1 bis 5, der §§ 310, 313, 314 oder 315 Abs. 3, des § 315b Abs. 3 oder der §§ 316a oder 316c zu einer Zeit, zu der die Ausfhrung oder der Erfolg noch abgewendet werden kann, glaubhaft erfhrt und es unterlsst, der Behçrde oder dem Bedrohten rechtzeitig Anzeige zu machen, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Ebenso wird bestraft, wer 1. von der Ausfhrung einer Straftat nach § 89a oder 2. von dem Vorhaben oder der Ausfhrung einer Straftat nach § 129a, auch in Verbindung mit § 129b Abs. 1 Satz 1 und 2, zu einer Zeit, zu der die Ausfhrung noch abgewendet werden kann, glaubhaft erfhrt und es unterlsst, der Behçrde unverzglich Anzeige zu erstatten. § 129b Abs. 1 Satz 3 bis 5 gilt im Fall der Nummer 2 entsprechend. (3) Wer die Anzeige leichtfertig unterlsst, obwohl er von dem Vorhaben oder der Ausfhrung der rechtswidrigen Tat glaubhaft erfahren hat, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.
§ 139
Straflosigkeit der Nichtanzeige geplanter Straftaten
(1) Ist in den Fllen des § 138 die Tat nicht versucht worden, so kann von Strafe abgesehen werden. (2) Ein Geistlicher ist nicht verpflichtet anzuzeigen, was ihm in seiner Eigenschaft als Seelsorger anvertraut worden ist. (3) Wer eine Anzeige unterlsst, die er gegen einen Angehçrigen erstatten msste, ist straffrei, wenn er sich ernsthaft bemht hat, ihn von der Tat abzuhalten oder den Erfolg abzuwenden, es sei denn, dass es sich um 1. einen Mord oder Totschlag (§§ 211, 212), 2. einen Vçlkermord in den Fllen des § 6 Abs. 1 Nr. 1 des Vçlkerstrafgesetzbuches oder ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit in den Fllen des § 7 Abs. 1 Nr. 1 des Vçlkerstrafgesetzbuches oder ein Kriegsverbrechen in den Fllen des § 8 Abs. 1 Nr. 1 des Vçlkerstrafgesetzbuches oder 3. einen erpresserischen Menschenraub (§ 239a Abs. 1), eine Geiselnahme (§ 239b Abs. 1) oder einen Angriff auf den Luftund Seeverkehr (§ 316c Abs. 1) durch eine terroristische Vereinigung (§ 129a, auch in Verbindung mit § 129b Abs. 1) handelt. Unter denselben Voraussetzungen ist ein Rechtsanwalt, Verteidiger, Arzt, Psychologischer Psychotherapeut oder Kinderund Jugendlichenpsychotherapeut nicht verpflichtet anzuzeigen, 573
C 25b
StGB
§§ 140 – 142
was ihm in dieser Eigenschaft anvertraut worden ist. Die berufsmßigen Gehilfen der in Satz 2 genannten Personen und die Personen, die bei diesen zur Vorbereitung auf den Beruf ttig sind, sind nicht verpflichtet mitzuteilen, was ihnen in ihrer beruflichen Eigenschaft bekannt geworden ist. (4) Straffrei ist, wer die Ausfhrung oder den Erfolg der Tat anders als durch Anzeige abwendet. Unterbleibt die Ausfhrung oder der Erfolg der Tat ohne Zutun des zur Anzeige Verpflichteten, so gengt zu seiner Straflosigkeit sein ernsthaftes Bemhen, den Erfolg abzuwenden.
§ 140
Belohnung und Billigung von Straftaten
Wer eine der in § 138 Abs. 1 Nr. 1 bis 4 und in § 126 Abs. 1 genannten rechtswidrigen Taten oder eine rechtswidrige Tat nach § 176 Abs. 3, nach den §§ 176a und 176b, nach den §§ 177 und 178 oder nach § 179 Abs. 3, 5 und 6, nachdem sie begangen oder in strafbarer Weise versucht worden ist, 1. belohnt oder 2. in einer Weise, die geeignet ist, den çffentlichen Frieden zu stçren, çffentlich, in einer Versammlung oder durch Verbreiten von Schriften (§ 11 Abs. 3) billigt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
§ 141
(weggefallen)
§ 142
Unerlaubtes Entfernen vom Unfallort
(1) Ein Unfallbeteiligter, der sich nach einem Unfall im Straßenverkehr vom Unfallort entfernt, bevor er 1. zugunsten der anderen Unfallbeteiligten und der Geschdigten die Feststellung seiner Person, seines Fahrzeugs und der Art seiner Beteiligung durch seine Anwesenheit und durch die Angabe, dass er an dem Unfall beteiligt ist, ermçglicht hat oder 2. eine nach den Umstnden angemessene Zeit gewartet hat, ohne dass jemand bereit war, die Feststellungen zu treffen, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Nach Absatz 1 wird auch ein Unfallbeteiligter bestraft, der sich 1. nach Ablauf der Wartefrist (Absatz 1 Nr. 2) oder 2. berechtigt oder entschuldigt 574
StGB
§§ 143 – 145
C 25b
vom Unfallort entfernt hat und die Feststellungen nicht unverzglich nachtrglich ermçglicht. (3) Der Verpflichtung, die Feststellungen nachtrglich zu ermçglichen, gengt der Unfallbeteiligte, wenn er den Berechtigten (Absatz 1 Nr. 1) oder einer nahe gelegenen Polizeidienststelle mitteilt, dass er an dem Unfall beteiligt gewesen ist, und wenn er seine Anschrift, seinen Aufenthalt sowie das Kennzeichen und den Standort seines Fahrzeugs angibt und dieses zu unverzglichen Feststellungen fr eine ihm zumutbare Zeit zur Verfgung hlt. Dies gilt nicht, wenn er durch sein Verhalten die Feststellungen absichtlich vereitelt. (4) Das Gericht mildert in den Fllen der Abstze 1 und 2 die Strafe (§ 49 Abs. 1) oder kann von Strafe nach diesen Vorschriften absehen, wenn der Unfallbeteiligte innerhalb von vierundzwanzig Stunden nach einem Unfall außerhalb des fließenden Verkehrs, der ausschließlich nicht bedeutenden Sachschaden zur Folge hat, freiwillig die Feststellungen nachtrglich ermçglicht (Absatz 3). (5) Unfallbeteiligter ist jeder, dessen Verhalten nach den Umstnden zur Verursachung des Unfalls beigetragen haben kann.
§§ 143 und 144 § 145
(weggefallen)
Missbrauch von Notrufen und Beeintrchtigung von Unfallverhtungs- und Nothilfemitteln
(1) Wer absichtlich oder wissentlich 1. Notrufe oder Notzeichen missbraucht oder 2. vortuscht, dass wegen eines Unglcksfalles oder wegen gemeiner Gefahr oder Not die Hilfe anderer erforderlich sei, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Wer absichtlich oder wissentlich 1. die zur Verhtung von Unglcksfllen oder gemeiner Gefahr dienenden Warn- oder Verbotszeichen beseitigt, unkenntlich macht oder in ihrem Sinn entstellt oder 2. die zur Verhtung von Unglcksfllen oder gemeiner Gefahr dienenden Schutzvorrichtungen oder die zur Hilfeleistung bei Unglcksfllen oder gemeiner Gefahr bestimmten Rettungsgerte oder anderen Sachen beseitigt, verndert oder unbrauchbar macht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft, wenn die Tat nicht in § 303 oder § 304 mit Strafe bedroht ist. 575
C 25b § 145a
StGB
§§ 145a – 145d
Verstoß gegen Weisungen whrend der Fhrungsaufsicht
Wer whrend der Fhrungsaufsicht gegen eine bestimmte Weisung der in § 68b Abs. 1 bezeichneten Art verstçßt und dadurch den Zweck der Maßregel gefhrdet, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahr oder mit Geldstrafe bestraft. Die Tat wird nur auf Antrag der Aufsichtsstelle (§ 68a) verfolgt.
§ 145b
(weggefallen)
§ 145c
Verstoß gegen das Berufsverbot
Wer einen Beruf, einen Berufszweig, ein Gewerbe oder einen Gewerbezweig fr sich oder einen anderen ausbt oder durch einen anderen fr sich ausben lsst, obwohl dies ihm oder dem anderen strafgerichtlich untersagt ist, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.
§ 145d
Vortuschen einer Straftat
(1) Wer wider besseres Wissen einer Behçrde oder einer zur Entgegennahme von Anzeigen zustndigen Stelle vortuscht, 1. dass eine rechtswidrige Tat begangen worden sei oder 2. dass die Verwirklichung einer der in § 126 Abs. 1 genannten rechtswidrigen Taten bevorstehe, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft, wenn die Tat nicht in § 164, § 258 oder § 258a mit Strafe bedroht ist. (2) Ebenso wird bestraft, wer wider besseres Wissen eine der in Absatz 1 bezeichneten Stellen ber den Beteiligten 1. an einer rechtswidrigen Tat oder 2. an einer bevorstehenden, in § 126 Abs. 1 genannten rechtswidrigen Tat zu tuschen sucht. (3) Mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fnf Jahren wird bestraft, wer 1. eine Tat nach Absatz 1 Nr. 1 oder Absatz 2 Nr. 1 begeht oder 2. wider besseres Wissen einer der in Absatz 1 bezeichneten Stellen vortuscht, dass die Verwirklichung einer der in § 46b Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 dieses Gesetzes oder in § 31 Satz 1 Nr. 2 des Betubungsmittelgesetzes genannten rechtswidrigen Taten bevorstehe, oder 576
StGB 3.
§§ 146 – 147
C 25b
wider besseres Wissen eine dieser Stellen ber den Beteiligten an einer bevorstehenden Tat nach Nummer 2 zu tuschen sucht,
um eine Strafmilderung oder ein Absehen von Strafe nach § 46b dieses Gesetzes oder § 31 des Betubungsmittelgesetzes zu erlangen. (4) In minder schweren Fllen des Absatzes 3 ist die Strafe Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe.
Achter Abschnitt Geld- und Wertzeichenflschung § 146
Geldflschung
(1) Mit Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr wird bestraft, wer 1. Geld in der Absicht nachmacht, dass es als echt in Verkehr gebracht oder dass ein solches Inverkehrbringen ermçglicht werde, oder Geld in dieser Absicht so verflscht, dass der Anschein eines hçheren Wertes hervorgerufen wird, 2. falsches Geld in dieser Absicht sich verschafft oder feilhlt oder 3. falsches Geld, das er unter den Voraussetzungen der Nummern 1 oder 2 nachgemacht, verflscht oder sich verschafft hat, als echt in Verkehr bringt. (2) Handelt der Tter gewerbsmßig oder als Mitglied einer Bande, die sich zur fortgesetzten Begehung einer Geldflschung verbunden hat, so ist die Strafe Freiheitsstrafe nicht unter zwei Jahren. (3) In minder schweren Fllen des Absatzes 1 ist auf Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fnf Jahren, in minder schweren Fllen des Absatzes 2 auf Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren zu erkennen.
§ 147
Inverkehrbringen von Falschgeld
(1) Wer, abgesehen von den Fllen des § 146, falsches Geld als echt in Verkehr bringt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Der Versuch ist strafbar. 577
C 25b § 148
StGB
§§ 148 – 149
Wertzeichenflschung
(1) Mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer 1. amtliche Wertzeichen in der Absicht nachmacht, dass sie als echt verwendet oder in Verkehr gebracht werden oder dass ein solches Verwenden oder Inverkehrbringen ermçglicht werde, oder amtliche Wertzeichen in dieser Absicht so verflscht, dass der Anschein eines hçheren Wertes hervorgerufen wird, 2. falsche amtliche Wertzeichen in dieser Absicht sich verschafft oder 3. falsche amtliche Wertzeichen als echt verwendet, feilhlt oder in Verkehr bringt. (2) Wer bereits verwendete amtliche Wertzeichen, an denen das Entwertungszeichen beseitigt worden ist, als gltig verwendet oder in Verkehr bringt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft. (3) Der Versuch ist strafbar.
§ 149
Vorbereitung der Flschung von Geld und Wertzeichen
(1) Wer eine Flschung von Geld oder Wertzeichen vorbereitet, indem er 1. Platten, Formen, Druckstze, Druckstçcke, Negative, Matrizen, Computerprogramme oder hnliche Vorrichtungen, die ihrer Art nach zur Begehung der Tat geeignet sind, 2. Papier, das einer solchen Papierart gleicht oder zum Verwechseln hnlich ist, die zur Herstellung von Geld oder amtlichen Wertzeichen bestimmt und gegen Nachahmung besonders gesichert ist, oder 3. Hologramme oder andere Bestandteile, die der Sicherung gegen Flschung dienen, herstellt, sich oder einem anderen verschafft, feilhlt, verwahrt oder einem anderen berlsst, wird, wenn er eine Geldflschung vorbereitet, mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe, sonst mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Nach Absatz 1 wird nicht bestraft, wer freiwillig 1. die Ausfhrung der vorbereiteten Tat aufgibt und eine von ihm verursachte Gefahr, dass andere die Tat weiter vorbereiten oder sie ausfhren, abwendet oder die Vollendung der Tat verhindert und 578
StGB 2.
§§ 150 – 152
C 25b
die Flschungsmittel, soweit sie noch vorhanden und zur Flschung brauchbar sind, vernichtet, unbrauchbar macht, ihr Vorhandensein einer Behçrde anzeigt oder sie dort abliefert.
(3) Wird ohne Zutun des Tters die Gefahr, dass andere die Tat weiter vorbereiten oder sie ausfhren, abgewendet oder die Vollendung der Tat verhindert, so gengt an Stelle der Voraussetzungen des Absatzes 2 Nr. 1 das freiwillige und ernsthafte Bemhen des Tters, dieses Ziel zu erreichen.
§ 150
Erweiterter Verfall und Einziehung
(1) In den Fllen der §§ 146, 148 Abs. 1, der Vorbereitung einer Geldflschung nach § 149 Abs. 1, der §§ 152a und 152b ist § 73d anzuwenden, wenn der Tter gewerbsmßig oder als Mitglied einer Bande handelt, die sich zur fortgesetzten Begehung solcher Taten verbunden hat. (2) Ist eine Straftat nach diesem Abschnitt begangen worden, so werden das falsche Geld, die falschen oder entwerteten Wertzeichen und die in § 149 bezeichneten Flschungsmittel eingezogen.
§ 151
Wertpapiere
Dem Geld im Sinne der §§ 146, 147, 149 und 150 stehen folgende Wertpapiere gleich, wenn sie durch Druck und Papierart gegen Nachahmung besonders gesichert sind: 1. Inhaber- sowie solche Orderschuldverschreibungen, die Teile einer Gesamtemission sind, wenn in den Schuldverschreibungen die Zahlung einer bestimmten Geldsumme versprochen wird; 2. Aktien; 3. von Kapitalanlagegesellschaften ausgegebene Anteilscheine; 4. Zins-, Gewinnanteil- und Erneuerungsscheine zu Wertpapieren der in den Nummern 1 bis 3 bezeichneten Art sowie Zertifikate ber Lieferung solcher Wertpapiere; 5. Reiseschecks.
§ 152
Geld, Wertzeichen und Wertpapiere eines fremden Whrungsgebiets
Die §§ 146 bis 151 sind auch auf Geld, Wertzeichen und Wertpapiere eines fremden Whrungsgebiets anzuwenden. 579
C 25b § 152a
StGB
§§ 152a – 152b
Flschung von Zahlungskarten, Schecks und Wechseln
(1) Wer zur Tuschung im Rechtsverkehr oder, um eine solche Tuschung zu ermçglichen, 1. inlndische oder auslndische Zahlungskarten, Schecks oder Wechsel nachmacht oder verflscht oder 2. solche falschen Karten, Schecks oder Wechsel sich oder einem anderen verschafft, feilhlt, einem anderen berlsst oder gebraucht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Der Versuch ist strafbar. (3) Handelt der Tter gewerbsmßig oder als Mitglied einer Bande, die sich zur fortgesetzten Begehung von Straftaten nach Absatz 1 verbunden hat, so ist die Strafe Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren. (4) Zahlungskarten im Sinne des Absatzes 1 sind Karten, 1. die von einem Kreditinstitut oder Finanzdienstleistungsinstitut herausgegeben wurden und 2. durch Ausgestaltung oder Codierung besonders gegen Nachahmung gesichert sind. (5) § 149, soweit er sich auf die Flschung von Wertzeichen bezieht, und § 150 Abs. 2 gelten entsprechend.
§ 152b
Flschung von Zahlungskarten mit Garantiefunktion und Vordrucken fr Euroschecks
(1) Wer eine der in § 152a Abs. 1 bezeichneten Handlungen in Bezug auf Zahlungskarten mit Garantiefunktion oder Euroscheckvordrucke begeht, wird mit Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren bestraft. (2) Handelt der Tter gewerbsmßig oder als Mitglied einer Bande, die sich zur fortgesetzten Begehung von Straftaten nach Absatz 1 verbunden hat, so ist die Strafe Freiheitsstrafe nicht unter zwei Jahren. (3) In minder schweren Fllen des Absatzes 1 ist auf Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fnf Jahren, in minder schweren Fllen des Absatzes 2 auf Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren zu erkennen. (4) Zahlungskarten mit Garantiefunktion im Sinne des Absatzes 1 sind Kreditkarten, Euroscheckkarten und sonstige Karten, 580
StGB
§§ 153 – 157
C 25b
1.
die es ermçglichen, den Aussteller im Zahlungsverkehr zu einer garantierten Zahlung zu veranlassen, und 2. durch Ausgestaltung oder Codierung besonders gegen Nachahmung gesichert sind. (5) § 149, soweit er sich auf die Flschung von Geld bezieht, und § 150 Abs. 2 gelten entsprechend.
Neunter Abschnitt Falsche uneidliche Aussage und Meineid § 153
Falsche uneidliche Aussage
Wer vor Gericht oder vor einer anderen zur eidlichen Vernehmung von Zeugen oder Sachverstndigen zustndigen Stelle als Zeuge oder Sachverstndiger uneidlich falsch aussagt, wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fnf Jahren bestraft.
§ 154
Meineid
(1) Wer vor Gericht oder vor einer anderen zur Abnahme von Eiden zustndigen Stelle falsch schwçrt, wird mit Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr bestraft. (2) In minder schweren Fllen ist die Strafe Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fnf Jahren.
§ 155
Eidesgleiche Bekrftigungen
Dem Eid stehen gleich 1. die den Eid ersetzende Bekrftigung, 2. die Berufung auf einen frheren Eid oder auf eine frhere Bekrftigung.
§ 156
Falsche Versicherung an Eides statt
Wer vor einer zur Abnahme einer Versicherung an Eides statt zustndigen Behçrde eine solche Versicherung falsch abgibt oder unter Berufung auf eine solche Versicherung falsch aussagt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
§ 157
Aussagenotstand
(1) Hat ein Zeuge oder Sachverstndiger sich eines Meineids oder einer falschen uneidlichen Aussage schuldig gemacht, so kann das 581
C 25b
StGB
§§ 158 – 160
Gericht die Strafe nach seinem Ermessen mildern (§ 49 Abs. 2) und im Falle uneidlicher Aussage auch ganz von Strafe absehen, wenn der Tter die Unwahrheit gesagt hat, um von einem Angehçrigen oder von sich selbst die Gefahr abzuwenden, bestraft oder einer freiheitsentziehenden Maßregel der Besserung und Sicherung unterworfen zu werden. (2) Das Gericht kann auch dann die Strafe nach seinem Ermessen mildern (§ 49 Abs. 2) oder ganz von Strafe absehen, wenn ein noch nicht Eidesmndiger uneidlich falsch ausgesagt hat.
§ 158
Berichtigung einer falschen Angabe
(1) Das Gericht kann die Strafe wegen Meineids, falscher Versicherung an Eides statt oder falscher uneidlicher Aussage nach seinem Ermessen mildern (§ 49 Abs. 2) oder von Strafe absehen, wenn der Tter die falsche Angabe rechtzeitig berichtigt. (2) Die Berichtigung ist versptet, wenn sie bei der Entscheidung nicht mehr verwertet werden kann oder aus der Tat ein Nachteil fr einen anderen entstanden ist oder wenn schon gegen den Tter eine Anzeige erstattet oder eine Untersuchung eingeleitet worden ist. (3) Die Berichtigung kann bei der Stelle, der die falsche Angabe gemacht worden ist oder die sie im Verfahren zu prfen hat, sowie bei einem Gericht, einem Staatsanwalt oder einer Polizeibehçrde erfolgen.
§ 159
Versuch der Anstiftung zur Falschaussage
Fr den Versuch der Anstiftung zu einer falschen uneidlichen Aussage (§ 153) und einer falschen Versicherung an Eides statt (§ 156) gelten § 30 Abs. 1 und § 31 Abs. 1 Nr. 1 und Abs. 2 entsprechend.
§ 160
Verleitung zur Falschaussage
(1) Wer einen anderen zur Ableistung eines falschen Eides verleitet, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft; wer einen anderen zur Ableistung einer falschen Versicherung an Eides statt oder einer falschen uneidlichen Aussage verleitet, wird mit Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe bis zu einhundertachtzig Tagesstzen bestraft. (2) Der Versuch ist strafbar. 582
StGB § 161
§§ 161 – 164
C 25b
Fahrlssiger Falscheid; fahrlssige falsche Versicherung an Eides statt
(1) Wenn eine der in den §§ 154 bis 156 bezeichneten Handlungen aus Fahrlssigkeit begangen worden ist, so tritt Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder Geldstrafe ein. (2) Straflosigkeit tritt ein, wenn der Tter die falsche Angabe rechtzeitig berichtigt. Die Vorschriften des § 158 Abs. 2 und 3 gelten entsprechend.
§ 162
Internationale Gerichte; nationale Unterausschsse
(1) Die §§ 153 bis 161 sind auch auf falsche Angaben in einem Verfahren vor einem internationalen Gericht, das durch einen fr die Bundesrepublik Deutschland verbindlichen Rechtsakt errichtet worden ist, anzuwenden. (2) Die §§ 153 und 157 bis 160, soweit sie sich auf falsche uneidliche Aussagen beziehen, sind auch auf falsche Angaben vor einem Untersuchungsauschuss eines Gesetzgebungsorgans des Bundes oder eines Landes anzuwenden.
§ 163
(weggefallen)
Zehnter Abschnitt Falsche Verdchtigung § 164
Falsche Verdchtigung
(1) Wer einen anderen bei einer Behçrde oder einem zur Entgegennahme von Anzeigen zustndigen Amtstrger oder militrischen Vorgesetzten oder çffentlich wider besseres Wissen einer rechtswidrigen Tat oder der Verletzung einer Dienstpflicht in der Absicht verdchtigt, ein behçrdliches Verfahren oder andere behçrdliche Maßnahmen gegen ihn herbeizufhren oder fortdauern zu lassen, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Ebenso wird bestraft, wer in gleicher Absicht bei einer der in Absatz 1 bezeichneten Stellen oder çffentlich ber einen anderen wider besseres Wissen eine sonstige Behauptung tatschlicher Art aufstellt, die geeignet ist, ein behçrdliches Verfahren oder andere 583
C 25b
StGB
§§ 165 – 166
behçrdliche Maßnahmen gegen ihn herbeizufhren oder fortdauern zu lassen. (3) Mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren wird bestraft, wer die falsche Verdchtigung begeht, um eine Strafmilderung oder ein Absehen von Strafe nach § 46b dieses Gesetzes oder § 31 des Betubungsmittelgesetzes zu erlangen. In minder schweren Fllen ist die Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fnf Jahren.
§ 165
Bekanntgabe der Verurteilung
(1) Ist die Tat nach § 164 çffentlich oder durch Verbreiten von Schriften (§ 11 Abs. 3) begangen und wird ihretwegen auf Strafe erkannt, so ist auf Antrag des Verletzten anzuordnen, dass die Verurteilung wegen falscher Verdchtigung auf Verlangen çffentlich bekannt gemacht wird. Stirbt der Verletzte, so geht das Antragsrecht auf die in § 77 Abs. 2 bezeichneten Angehçrigen ber. § 77 Abs. 2 bis 4 gilt entsprechend. (2) Fr die Art der Bekanntmachung gilt § 200 Abs. 2 entsprechend.
Elfter Abschnitt Straftaten, welche sich auf Religion und Weltanschauung beziehen § 166
Beschimpfung von Bekenntnissen, Religionsgesellschaften und Weltanschauungsvereinigungen
(1) Wer çffentlich oder durch Verbreiten von Schriften (§ 11 Abs. 3) den Inhalt des religiçsen oder weltanschaulichen Bekenntnisses anderer in einer Weise beschimpft, die geeignet ist, den çffentlichen Frieden zu stçren, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Ebenso wird bestraft, wer çffentlich oder durch Verbreiten von Schriften (§ 11 Abs. 3) eine im Inland bestehende Kirche oder andere Religionsgesellschaft oder Weltanschauungsvereinigung, ihre Einrichtungen oder Gebruche in einer Weise beschimpft, die geeignet ist, den çffentlichen Frieden zu stçren. 584
StGB § 167
§§ 167 – 169
C 25b
Stçrung der Religionsausbung
(1) Wer 1. den Gottesdienst oder eine gottesdienstliche Handlung einer im Inland bestehenden Kirche oder anderen Religionsgesellschaft absichtlich und in grober Weise stçrt oder 2. an einem Ort, der dem Gottesdienst einer solchen Religionsgesellschaft gewidmet ist, beschimpfenden Unfug verbt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Dem Gottesdienst stehen entsprechende Feiern einer im Inland bestehenden Weltanschauungsvereinigung gleich.
§ 167a
Stçrung einer Bestattungsfeier
Wer eine Bestattungsfeier absichtlich oder wissentlich stçrt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
§ 168
Stçrung der Totenruhe
(1) Wer unbefugt aus dem Gewahrsam des Berechtigten den Kçrper oder Teile des Kçrpers eines verstorbenen Menschen, eine tote Leibesfrucht, Teile einer solchen oder die Asche eines verstorbenen Menschen wegnimmt oder wer daran beschimpfenden Unfug verbt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Ebenso wird bestraft, wer eine Aufbahrungssttte, Beisetzungssttte oder çffentliche Totengedenksttte zerstçrt oder beschdigt oder wer dort beschimpfenden Unfug verbt. (3) Der Versuch ist strafbar.
Zwçlfter Abschnitt Straftaten gegen den Personenstand, die Ehe und die Familie § 169
Personenstandsflschung
(1) Wer ein Kind unterschiebt oder den Personenstand eines anderen gegenber einer zur Fhrung von Personenstandsregistern oder zur Feststellung des Personenstands zustndigen Behçrde falsch angibt oder unterdrckt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Der Versuch ist strafbar. 585
C 25b § 170
StGB
§§ 170 – 173
Verletzung der Unterhaltspflicht
(1) Wer sich einer gesetzlichen Unterhaltspflicht entzieht, so dass der Lebensbedarf des Unterhaltsberechtigten gefhrdet ist oder ohne die Hilfe anderer gefhrdet wre, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Wer einer Schwangeren zum Unterhalt verpflichtet ist und ihr diesen Unterhalt in verwerflicher Weise vorenthlt und dadurch den Schwangerschaftsabbruch bewirkt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
§ 171
Verletzung der Frsorge- oder Erziehungspflicht
Wer seine Frsorge- oder Erziehungspflicht gegenber einer Person unter sechzehn Jahren grçblich verletzt und dadurch den Schutzbefohlenen in die Gefahr bringt, in seiner kçrperlichen oder psychischen Entwicklung erheblich geschdigt zu werden, einen kriminellen Lebenswandel zu fhren oder der Prostitution nachzugehen, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
§ 172
Doppelehe
Wer eine Ehe schließt, obwohl er verheiratet ist, oder wer mit einem Verheirateten eine Ehe schließt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
§ 173
Beischlaf zwischen Verwandten
(1) Wer mit einem leiblichen Abkçmmling den Beischlaf vollzieht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Wer mit einem leiblichen Verwandten aufsteigender Linie den Beischlaf vollzieht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft; dies gilt auch dann, wenn das Verwandtschaftsverhltnis erloschen ist. Ebenso werden leibliche Geschwister bestraft, die miteinander den Beischlaf vollziehen. (3) Abkçmmlinge und Geschwister werden nicht nach dieser Vorschrift bestraft, wenn sie zur Zeit der Tat noch nicht achtzehn Jahre alt waren. 586
StGB
§§ 174 – 174a
C 25b
Dreizehnter Abschnitt Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung § 174
Sexueller Missbrauch von Schutzbefohlenen
(1) Wer sexuelle Handlungen 1. an einer Person unter sechzehn Jahren, die ihm zur Erziehung, zur Ausbildung oder zur Betreuung in der Lebensfhrung anvertraut ist, 2. an einer Person unter achtzehn Jahren, die ihm zur Erziehung, zur Ausbildung oder zur Betreuung in der Lebensfhrung anvertraut oder im Rahmen eines Dienst- oder Arbeitsverhltnisses untergeordnet ist, unter Missbrauch einer mit dem Erziehungs-, Ausbildungs-, Betreuungs-, Dienst- oder Arbeitsverhltnis verbundenen Abhngigkeit oder 3. an seinem noch nicht achtzehn Jahre alten leiblichen oder angenommenen Kind vornimmt oder an sich von dem Schutzbefohlenen vornehmen lsst, wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fnf Jahren bestraft. (2) Wer unter den Voraussetzungen des Absatzes 1 Nr. 1 bis 3 1. sexuelle Handlungen vor dem Schutzbefohlenen vornimmt oder 2. den Schutzbefohlenen dazu bestimmt, dass er sexuelle Handlungen vor ihm vornimmt, um sich oder den Schutzbefohlenen hierdurch sexuell zu erregen, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (3) Der Versuch ist strafbar. (4) In den Fllen des Absatzes 1 Nr. 1 oder des Absatzes 2 in Verbindung mit Absatz 1 Nr. 1 kann das Gericht von einer Bestrafung nach dieser Vorschrift absehen, wenn bei Bercksichtigung des Verhaltens des Schutzbefohlenen das Unrecht der Tat gering ist.
§ 174a
Sexueller Missbrauch von Gefangenen, behçrdlich Verwahrten oder Kranken und Hilfsbedrftigen in Einrichtungen
(1) Wer sexuelle Handlungen an einer gefangenen oder auf behçrdliche Anordnung verwahrten Person, die ihm zur Erziehung, Ausbildung, Beaufsichtigung oder Betreuung anvertraut ist, unter Missbrauch seiner Stellung vornimmt oder an sich von der gefan587
C 25b
StGB
§§ 174b – 174c
genen oder verwahrten Person vornehmen lsst, wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fnf Jahren bestraft. (2) Ebenso wird bestraft, wer eine Person, die in einer Einrichtung fr kranke oder hilfsbedrftige Menschen aufgenommen und ihm zur Beaufsichtigung oder Betreuung anvertraut ist, dadurch missbraucht, dass er unter Ausnutzung der Krankheit oder Hilfsbedrftigkeit dieser Person sexuelle Handlungen an ihr vornimmt oder an sich von ihr vornehmen lsst. (3) Der Versuch ist strafbar.
§ 174b
Sexueller Missbrauch unter Ausnutzung einer Amtsstellung
(1) Wer als Amtstrger, der zur Mitwirkung an einem Strafverfahren oder an einem Verfahren zur Anordnung einer freiheitsentziehenden Maßregel der Besserung und Sicherung oder einer behçrdlichen Verwahrung berufen ist, unter Missbrauch der durch das Verfahren begrndeten Abhngigkeit sexuelle Handlungen an demjenigen, gegen den sich das Verfahren richtet, vornimmt oder an sich von dem anderen vornehmen lsst, wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fnf Jahren bestraft. (2) Der Versuch ist strafbar.
§ 174c
Sexueller Missbrauch unter Ausnutzung eines Beratungs-, Behandlungs- oder Betreuungsverhltnisses
(1) Wer sexuelle Handlungen an einer Person, die ihm wegen einer geistigen oder seelischen Krankheit oder Behinderung einschließlich einer Suchtkrankheit oder wegen einer kçrperlichen Krankheit oder Behinderung zur Beratung, Behandlung oder Betreuung anvertraut ist, unter Missbrauch des Beratungs-, Behandlungsoder Betreuungsverhltnisses vornimmt oder an sich von ihr vornehmen lsst, wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fnf Jahren bestraft. (2) Ebenso wird bestraft, wer sexuelle Handlungen an einer Person, die ihm zur psychotherapeutischen Behandlung anvertraut ist, unter Missbrauch des Behandlungsverhltnisses vornimmt oder an sich von ihr vornehmen lsst. (3) Der Versuch ist strafbar. 588
StGB
§§ 175 – 176a
§ 175
(weggefallen)
§ 176
Sexueller Missbrauch von Kindern
C 25b
(1) Wer sexuelle Handlungen an einer Person unter vierzehn Jahren (Kind) vornimmt oder an sich von dem Kind vornehmen lsst, wird mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren bestraft. (2) Ebenso wird bestraft, wer ein Kind dazu bestimmt, dass es sexuelle Handlungen an einem Dritten vornimmt oder von einem Dritten an sich vornehmen lsst. (3) In besonders schweren Fllen ist auf Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr zu erkennen. (4) Mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fnf Jahren wird bestraft, wer 1. sexuelle Handlungen vor einem Kind vornimmt, 2. ein Kind dazu bestimmt, dass es sexuelle Handlungen vornimmt, soweit die Tat nicht nach Absatz 1 oder Absatz 2 mit Strafe bedroht ist. 3. auf ein Kind durch Schriften (§ 11 Abs. 3) einwirkt, um es zu sexuellen Handlungen zu bringen, die es an oder vor dem Tter oder einem Dritten vornehmen oder von dem Tter oder einem Dritten an sich vornehmen lassen soll, oder 4. auf ein Kind durch Vorzeigen pornographischer Abbildungen oder Darstellungen, durch Abspielen von Tontrgern pornographischen Inhalts oder durch entsprechende Reden einwirkt. (5) Mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fnf Jahren wird bestraft, wer ein Kind fr eine Tat nach den Abstzen 1 bis 4 anbietet oder nachzuweisen verspricht oder wer sich mit einem anderen zu einer solchen Tat verabredet. (6) Der Versuch ist strafbar; dies gilt nicht fr Taten nach Absatz 4 Nr. 3 und 4 und Absatz 5.
§ 176a
Schwerer sexueller Missbrauch von Kindern
(1) Der sexuelle Missbrauch von Kindern wird in den Fllen des § 176 Abs. 1 und 2 mit Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr bestraft, wenn der Tter innerhalb der letzten fnf Jahre wegen einer solchen Straftat rechtskrftig verurteilt worden ist. (2) Der sexuelle Missbrauch von Kindern wird in den Fllen des § 176 Abs. 1 und 2 mit Freiheitsstrafe nicht unter zwei Jahren bestraft, wenn 589
C 25b
StGB
§§ 176b – 177
1.
eine Person ber achtzehn Jahren mit dem Kind den Beischlaf vollzieht oder hnliche sexuelle Handlungen an ihm vornimmt oder an sich von ihm vornehmen lsst, die mit einem Eindringen in den Kçrper verbunden sind, 2. die Tat von mehreren gemeinschaftlich begangen wird oder 3. der Tter das Kind durch die Tat in die Gefahr einer schweren Gesundheitsschdigung oder einer erheblichen Schdigung der kçrperlichen oder seelischen Entwicklung bringt. (3) Mit Freiheitsstrafe nicht unter zwei Jahren wird bestraft, wer in den Fllen des § 176 Abs. 1 bis 3, 4 Nr. 1 oder Nr. 2 oder des § 176 Abs. 6 als Tter oder anderer Beteiligter in der Absicht handelt, die Tat zum Gegenstand einer pornographischen Schrift (§ 11 Abs. 3) zu machen, die nach § 184b Abs. 1 bis 3 verbreitet werden soll. (4) In minder schweren Fllen des Absatzes 1 ist auf Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fnf Jahren, in minder schweren Fllen des Absatzes 2 auf Freihheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren zu erkennen. (5) Mit Freiheitsstrafe nicht unter fnf Jahren wird bestraft, wer das Kind in den Fllen des § 176 Abs. 1 bis 3 bei der Tat kçrperlich schwer misshandelt oder durch die Tat in die Gefahr des Todes bringt. (6) In die in Absatz 1 bezeichnete Frist wird die Zeit nicht eingerechnet, in welcher der Tter auf behçrdliche Anordnung in einer Anstalt verwahrt worden ist. Eine Tat, die im Ausland abgeurteilt worden ist, steht in den Fllen des Absatzes 1 einer im Inland abgeurteilten Tat gleich, wenn sie nach deutschem Strafrecht eine solche nach § 176 Abs. 1 oder 2 wre.
§ 176b
Sexueller Missbrauch von Kindern mit Todesfolge
Verursacht der Tter durch den sexuellen Missbrauch (§§ 176 und 176a) wenigstens leichtfertig den Tod des Kindes, so ist die Strafe lebenslange Freiheitsstrafe oder Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren.
§ 177
Sexuelle Nçtigung; Vergewaltigung
(1) Wer eine andere Person 1. mit Gewalt, 2. durch Drohung mit gegenwrtiger Gefahr fr Leib oder Leben oder 590
StGB
§ 178
C 25b
3.
unter Ausnutzung einer Lage, in der das Opfer der Einwirkung des Tters schutzlos ausgeliefert ist, nçtigt, sexuelle Handlungen des Tters oder eines Dritten an sich zu dulden oder an dem Tter oder einem Dritten vorzunehmen, wird mit Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr bestraft. (2) In besonders schweren Fllen ist die Strafe Freiheitsstrafe nicht unter zwei Jahren. Ein besonders schwerer Fall liegt in der Regel vor, wenn 1. der Tter mit dem Opfer den Beischlaf vollzieht oder hnliche sexuelle Handlungen an dem Opfer vornimmt oder an sich von ihm vornehmen lsst, die dieses besonders erniedrigen, insbesondere, wenn sie mit einem Eindringen in den Kçrper verbunden sind (Vergewaltigung), oder 2. die Tat von mehreren gemeinschaftlich begangen wird. (3) Auf Freiheitsstrafe nicht unter drei Jahren ist zu erkennen, wenn der Tter 1. eine Waffe oder ein anderes gefhrliches Werkzeug bei sich fhrt, 2. sonst ein Werkzeug oder Mittel bei sich fhrt, um den Widerstand einer anderen Person durch Gewalt oder Drohung mit Gewalt zu verhindern oder zu berwinden, oder 3. das Opfer durch die Tat in die Gefahr einer schweren Gesundheitsschdigung bringt. (4) Auf Freiheitsstrafe nicht unter fnf Jahren ist zu erkennen, wenn der Tter 1. bei der Tat eine Waffe oder ein anderes gefhrliches Werkzeug verwendet oder 2. das Opfer a) bei der Tat kçrperlich schwer misshandelt oder b) durch die Tat in die Gefahr des Todes bringt. (5) In minder schweren Fllen des Absatzes 1 ist auf Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fnf Jahren, in minder schweren Fllen der Abstze 3 und 4 auf Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren zu erkennen.
§ 178
Sexuelle Nçtigung und Vergewaltigung mit Todesfolge
Verursacht der Tter durch die sexuelle Nçtigung oder Vergewaltigung (§ 177) wenigstens leichtfertig den Tod des Opfers, so ist die Strafe lebenslange Freiheitsstrafe oder Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren. 591
C 25b § 179
StGB
§§ 179 – 180
Sexueller Missbrauch widerstandsunfhiger Personen
(1) Wer eine andere Person, die 1. wegen einer geistigen oder seelischen Krankheit oder Behinderung einschließlich einer Suchtkrankheit oder wegen einer tiefgreifenden Bewusstseinsstçrung oder 2. kçrperlich zum Widerstand unfhig ist, dadurch missbraucht, dass er unter Ausnutzung der Widerstandsunfhigkeit sexuelle Handlungen an ihr vornimmt oder an sich von ihr vornehmen lsst, wird mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren bestraft. (2) Ebenso wird bestraft, wer eine widerstandsunfhige Person (Absatz 1) dadurch missbraucht, dass er sie unter Ausnutzung der Widerstandsunfhigkeit dazu bestimmt, sexuelle Handlungen an einem Dritten vorzunehmen oder von einem Dritten an sich vornehmen zu lassen. (3) In besonders schweren Fllen ist auf Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr zu erkennen. (4) Der Versuch ist strafbar. (5) Auf Freiheitsstrafe nicht unter zwei Jahren ist zu erkennen, wenn 1. der Tter mit dem Opfer den Beischlaf vollzieht oder hnliche sexuelle Handlungen an ihm vornimmt oder an sich von ihm vornehmen lsst, die mit einem Eindringen in den Kçrper verbunden sind, 2. die Tat von mehreren gemeinschaftlich begangen wird oder 3. der Tter das Opfer durch die Tat in die Gefahr einer schweren Gesundheitsschdigung oder einer erheblichen Schdigung der kçrperlichen oder seelischen Entwicklung bringt. (6) In minder schweren Fllen des Absatzes 5 ist auf Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren zu erkennen. (7) § 177 Abs. 4 Nr. 2 und § 178 gelten entsprechend.
§ 180
Fçrderung sexueller Handlungen Minderjhriger
(1) Wer sexuellen Handlungen einer Person unter sechzehn Jahren an oder vor einem Dritten oder sexuellen Handlungen eines Dritten an einer Person unter sechzehn Jahren 1. durch seine Vermittlung oder 2. durch Gewhren oder Verschaffen von Gelegenheit Vorschub leistet, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. Satz 1 Nr. 2 ist nicht anzuwenden, wenn 592
StGB
§§ 180a – 181a
C 25b
der zur Sorge fr die Person Berechtigte handelt; dies gilt nicht, wenn der Sorgeberechtigte durch das Vorschubleisten seine Erziehungspflicht grçblich verletzt. (2) Wer eine Person unter achtzehn Jahren bestimmt, sexuelle Handlungen gegen Entgelt an oder vor einem Dritten vorzunehmen oder von einem Dritten an sich vornehmen zu lassen, oder wer solchen Handlungen durch seine Vermittlung Vorschub leistet, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (3) Wer eine Person unter achtzehn Jahren, die ihm zur Erziehung, zur Ausbildung oder zur Betreuung in der Lebensfhrung anvertraut oder im Rahmen eines Dienst- oder Arbeitsverhltnisses untergeordnet ist, unter Missbrauch einer mit dem Erziehungs-, Ausbildungs-, Betreuungs-, Dienst- oder Arbeitsverhltnis verbundenen Abhngigkeit bestimmt, sexuelle Handlungen an oder vor einem Dritten vorzunehmen oder von einem Dritten an sich vornehmen zu lassen, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (4) In den Fllen der Abstze 2 und 3 ist der Versuch strafbar.
§ 180a
Ausbeutung von Prostituierten
(1) Wer gewerbsmßig einen Betrieb unterhlt oder leitet, in dem Personen der Prostitution nachgehen und in dem diese in persçnlicher oder wirtschaftlicher Abhngigkeit gehalten werden, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Ebenso wird bestraft, wer 1. einer Person unter achtzehn Jahren zur Ausbung der Prostitution Wohnung, gewerbsmßig Unterkunft oder gewerbsmßig Aufenthalt gewhrt oder 2. eine andere Person, der er zur Ausbung der Prostitution Wohnung gewhrt, zur Prostitution anhlt oder im Hinblick auf sie ausbeutet.
§§ 180b bis 181 § 181a
(weggefallen)
Zuhlterei
(1) Mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fnf Jahren wird bestraft, wer 1. eine andere Person, die der Prostitution nachgeht, ausbeutet oder 593
C 25b
StGB
§§ 181b – 182
2.
seines Vermçgensvorteils wegen eine andere Person bei der Ausbung der Prostitution berwacht, Ort, Zeit, Ausmaß oder andere Umstnde der Prostitutionsausbung bestimmt oder Maßnahmen trifft, die sie davon abhalten sollen, die Prostitution aufzugeben, und im Hinblick darauf Beziehungen zu ihr unterhlt, die ber den Einzelfall hinausgehen. (2) Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer die persçnliche oder wirtschaftliche Unabhngigkeit einer anderen Person dadurch beeintrchtigt, dass er gewerbsmßig die Prostitutionsausbung der anderen Person durch Vermittlung sexuellen Verkehrs fçrdert und im Hinblick darauf Beziehungen zu ihr unterhlt, die ber den Einzelfall hinausgehen. (3) Nach den Abstzen 1 und 2 wird auch bestraft, wer die in Absatz 1 Nr. 1 und 2 genannten Handlungen oder die in Absatz 2 bezeichnete Fçrderung gegenber seinem Ehegatten vornimmt.
§ 181b
Fhrungsaufsicht
In den Fllen der §§ 174 bis 174c, 176 bis 180, 181a und 182 kann das Gericht Fhrungsaufsicht anordnen (§ 68 Abs. 1).
§ 181c
Vermçgensstrafe und Erweiterter Verfall
In den Fllen des § 181a Abs. 1 Nr. 2 sind die §§ 43a, 73d anzuwenden, wenn der Tter als Mitglied einer Bande handelt, die sich zur fortgesetzten Begehung solcher Taten verbunden hat. § 73d ist auch dann anzuwenden, wenn der Tter gewerbsmßig handelt.
§ 182
Sexueller Missbrauch von Jugendlichen
(1) Wer eine Person unter achtzehn Jahren dadurch missbraucht, dass er unter Ausnutzung einer Zwangslage 1. sexuelle Handlungen an ihr vornimmt oder an sich von ihr vornehmen lsst oder 2. diese dazu bestimmt, sexuelle Handlungen an einem Dritten vorzunehmen oder von einem Dritten an sich vornehmen zu lassen, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Ebenso wird eine Person ber achtzehn Jahren bestraft, die eine Person unter achtzehn Jahren dadurch missbraucht, dass sie 594
StGB
§ 183
C 25b
gegen Entgelt sexuelle Handlungen an ihr vornimmt oder an sich von ihr vornehmen lsst. (3) Eine Person ber einundzwanzig Jahre, die eine Person unter sechzehn Jahren dadurch missbraucht, dass sie 1. sexuelle Handlungen an ihr vornimmt oder an sich von ihr vornehmen lsst oder 2. diese dazu bestimmt, sexuelle Handlungen an einem Dritten vorzunehmen oder von einem Dritten an sich vornehmen zu lassen, und dabei die fehlende Fhigkeit des Opferns zur sexuellen Selbstbestimmung ausnutzt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (4) Der Versuch ist strafbar. (5) In den Fllen des Absatzes 3 wird die Tat nur auf Antrag verfolgt, es sei denn, dass die Strafverfolgungsbehçrde wegen des besonderen çffentlichen Interesses an der Strafverfolgung ein Einschreiten von Amts wegen fr geboten hlt. (6) In den Fllen der Abstze 1 bis 3 kann das Gericht von Strafe nach diesen Vorschriften absehen, wenn bei Bercksichtigung des Verhaltens der Person, gegen die sich die Tat richtet, das Unrecht der Tat gering ist.
§ 183
Exhibitionistische Handlungen
(1) Ein Mann, der eine andere Person durch eine exhibitionistische Handlung belstigt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Die Tat wird nur auf Antrag verfolgt, es sei denn, dass die Strafverfolgungsbehçrde wegen des besonderen çffentlichen Interesses an der Strafverfolgung ein Einschreiten von Amts wegen fr geboten hlt. (3) Das Gericht kann die Vollstreckung einer Freiheitsstrafe auch dann zur Bewhrung aussetzen, wenn zu erwarten ist, dass der Tter erst nach einer lngeren Heilbehandlung keine exhibitionistischen Handlungen mehr vornehmen wird. (4) Absatz 3 gilt auch, wenn ein Mann oder eine Frau wegen einer exhibitionistischen Handlung 1. nach einer anderen Vorschrift, die im Hçchstmaß Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder Geldstrafe androht, oder 2. nach § 174 Abs. 2 Nr. 1 oder § 176 Abs. 4 Nr. 1 bestraft wird. 595
C 25b § 183a
StGB
§§ 183a – 184
Erregung çffentlichen rgernisses
Wer çffentlich sexuelle Handlungen vornimmt und dadurch absichtlich oder wissentlich ein rgernis erregt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft, wenn die Tat nicht in § 183 mit Strafe bedroht ist.
§ 184
Verbreitung pornographischer Schriften
(1) Wer pornographische Schriften (§ 11 Abs. 3) 1. einer Person unter achtzehn Jahren anbietet, berlsst oder zugnglich macht, 2. an einem Ort, der Personen unter achtzehn Jahren zugnglich ist oder von ihnen eingesehen werden kann, ausstellt, anschlgt, vorfhrt oder sonst zugnglich macht, 3. im Einzelhandel außerhalb von Geschftsrumen, in Kiosken oder anderen Verkaufsstellen, die der Kunde nicht zu betreten pflegt, im Versandhandel oder in gewerblichen Leihbchereien oder Lesezirkeln einem anderen anbietet oder berlsst, 3a. im Wege gewerblicher Vermietung oder vergleichbarer gewerblicher Gewhrung des Gebrauchs, ausgenommen in Ladengeschften, die Personen unter achtzehn Jahren nicht zugnglich sind und von ihnen nicht eingesehen werden kçnnen, einem anderen anbietet oder berlsst, 4. im Wege des Versandhandels einzufhren unternimmt, 5. çffentlich an einem Ort, der Personen unter achtzehn Jahren zugnglich ist oder von ihnen eingesehen werden kann, oder durch Verbreiten von Schriften außerhalb des Geschftsverkehrs mit dem einschlgigen Handel anbietet, ankndigt oder anpreist, 6. an einen anderen gelangen lsst, ohne von diesem hierzu aufgefordert zu sein, 7. in einer çffentlichen Filmvorfhrung gegen ein Entgelt zeigt, das ganz oder berwiegend fr diese Vorfhrung verlangt wird, 8. herstellt, bezieht, liefert, vorrtig hlt oder einzufhren unternimmt, um sie oder aus ihnen gewonnene Stcke im Sinne der Nummern 1 bis 7 zu verwenden oder einem anderen eine solche Verwendung zu ermçglichen, oder 9. auszufhren unternimmt, um sie oder aus ihnen gewonnene Stcke im Ausland unter Verstoß gegen die dort geltenden Strafvorschriften zu verbreiten oder çffentlich zugnglich zu machen oder eine solche Verwendung zu ermçglichen, 596
StGB
§§ 184a – 184b
C 25b
wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Absatz 1 Nr. 1 ist nicht anzuwenden, wenn der zur Sorge fr die Person Berechtigte handelt; dies gilt nicht, wenn der Sorgeberechtigte durch das Anbieten, berlassen oder Zugnglichmachen seine Erziehungspflicht grçblich verletzt. Absatz 1 Nr. 3a gilt nicht, wenn die Handlung im Geschftsverkehr mit gewerblichen Entleihern erfolgt.
§ 184a
Verbreitung gewalt- oder tierpornographischer Schriften
Wer pornographische Schriften (§ 11 Abs. 3), die Gewaltttigkeiten oder sexuelle Handlungen von Menschen mit Tieren zum Gegenstand haben, 1. verbreitet, 2. çffentlich ausstellt, anschlgt, vorfhrt oder sonst zugnglich macht oder 3. herstellt, bezieht, liefert, vorrtig hlt, anbietet, ankndigt, anpreist, einzufhren oder auszufhren unternimmt, um sie oder aus ihnen gewonnene Stcke im Sinne der Nummer 1 oder Nummer 2 zu verwenden oder einem anderen eine solche Verwendung zu ermçglichen, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
§ 184b
Verbreitung, Erwerb und Besitz kinderpornographischer Schriften
(1) Wer pornographische Schriften (§ 11 Abs. 3), die sexuelle Handlungen von, an oder vor Kindern (§ 176 Abs. 1) zum Gegenstand haben (kinderpornographische Schriften), 1. verbreitet, 2. çffentlich ausstellt, anschlgt, vorfhrt oder sonst zugnglich macht oder 3. herstellt, bezieht, liefert, vorrtig hlt, anbietet, ankndigt, anpreist, einzufhren oder auszufhren unternimmt, um sie oder aus ihnen gewonnene Stcke im Sinne der Nummer 1 oder Nummer 2 zu verwenden oder einem anderen eine solche Verwendung zu ermçglichen, wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fnf Jahren bestraft. 597
C 25b
StGB
§ 184c
(2) Ebenso wird bestraft, wer es unternimmt, einem anderen den Besitz von kinderpornographischen Schriften zu verschaffen, die ein tatschliches oder wirklichkeitsnahes Geschehen wiedergeben. (3) In den Fllen des Absatzes 1 oder des Absatzes 2 ist auf Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren zu erkennen, wenn der Tter gewerbsmßig oder als Mitglied einer Bande handelt, die sich zur fortgesetzten Begehung solcher Taten verbunden hat, und die kinderpornographischen Schriften ein tatschliches oder wirklichkeitsnahes Geschehen wiedergeben. (4) Wer es unternimmt, sich den Besitz von kinderpornographischen Schriften zu verschaffen, die ein tatschliches oder wirklichkeitsnahes Geschehen wiedergeben, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. Ebenso wird bestraft, wer die in Satz 1 bezeichneten Schriften besitzt. (5) Die Abstze 2 und 4 gelten nicht fr Handlungen, die ausschließlich der Erfllung rechtmßiger dienstlicher oder beruflicher Pflichten dienen. (6) In den Fllen des Absatzes 3 ist § 73d anzuwenden. Gegenstnde, auf die sich eine Straftat nach Absatz 2 oder Absatz 4 bezieht, werden eingezogen. § 74a ist anzuwenden.
§ 184c
Verbreitung, Erwerb und Besitz jugendpornographischer Schriften
(1) Wer pornographische Schriften (§ 11 Abs. 3), die sexuelle Handlungen von, an oder vor Personen von vierzehn bis achtzehn Jahren zum Gegenstand haben (jugendpornographische Schriften), 1. verbreitet, 2. çffentlich ausstellt, anschlgt, vorfhrt oder sonst zugnglich macht oder 3. herstellt, bezieht, liefert, vorrtig hlt, anbietet, ankndigt, anpreist, einzufhren oder auszufhren unternimmt, um sie oder aus ihnen gewonnene Stcke im Sinne der Nummer 1 oder Nummer 2 zu verwenden oder einem anderen eine solche Verwendung zu ermçglichen, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Ebenso wird bestraft. wer es unternimmt, einem anderen den Besitz von jugendpornographischen Schriften zu verschaffen, die ein tatschliches oder wirklichkeitsnahes Geschehen wiedergeben. (3) In den Fllen des Absatzes 1 oder des Absatzes 2 ist auf Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fnf Jahren zu erkennen, wenn der Tter gewerbsmßig oder als Mitglied einer Bande 598
StGB
§§ 184d – 184f
C 25b
handelt, die sich zur fortgesetzten Begehung solcher Taten verbunden hat, und die jugendpornographischen Schriften ein tatschliches oder wirklichkeitsnahes Geschehen wiedergeben. (4) Wer es unternimmt, sich den Besitz von jugendpornographischen Schriften zu verschaffen, die ein tatschliches Geschehen wiedergeben, oder wer solche Schriften besitzt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft. Satz 1 ist nicht anzuwenden auf Handlungen von Personen in Bezug auf solche jugendpornographischen Schriften, die sie im Alter von unter achtzehn Jahren mit Einwilligung der dargestellten Personen hergestellt haben. (5) § 184b Abs. 5 und 6 gilt entsprechend.
§ 184d
Verbreitung pornographischer Darbietungen durch Rundfunk, Medien- oder Teledienste
Nach den §§ 184 bis 184c wird auch bestraft, wer eine pornographische Darbietung durch Rundfunk, Medien- oder Teledienste verbreitet. In den Fllen des § 184 Abs. 1 ist Satz 1 bei einer Verbreitung durch Medien- oder Teledienste nicht anzuwenden, wenn durch technische oder sonstige Vorkehrungen sichergestellt ist, dass die pornographische Darbietung Personen unter achtzehn Jahren nicht zugnglich ist.
§ 184e
Ausbung der verbotenen Prostitution
Wer einem durch Rechtsverordnung erlassenen Verbot, der Prostitution an bestimmten Orten berhaupt oder zu bestimmten Tageszeiten nachzugehen, beharrlich zuwiderhandelt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe bis zu einhundertachtzig Tagesstzen bestraft.
§ 184f
Jugendgefhrdende Prostitution
Wer der Prostitution 1. in der Nhe einer Schule oder anderen rtlichkeit, die zum Besuch durch Personen unter achtzehn Jahren bestimmt ist, oder 2. in einem Haus, in dem Personen unter achtzehn Jahren wohnen, in einer Weise nachgeht, die diese Personen sittlich gefhrdet, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft. 599
C 25b § 184g
StGB
§§ 184g – 187
Begriffsbestimmungen
Im Sinne dieses Gesetzes sind 1. sexuelle Handlungen nur solche, die im Hinblick auf das jeweils geschtzte Rechtsgut von einiger Erheblichkeit sind, 2. sexuelle Handlungen vor einem anderen nur solche, die vor einem anderen vorgenommen werden, der den Vorgang wahrnimmt.
Vierzehnter Abschnitt Beleidigung 1 § 185
Beleidigung
2
Die Beleidigung wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe und, wenn die Beleidigung mittels einer Ttlichkeit begangen wird, mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
§ 186
ble Nachrede
Wer in Beziehung auf einen anderen eine Tatsache behauptet oder verbreitet, welche denselben verchtlich zu machen oder in der çffentlichen Meinung herabzuwrdigen geeignet ist, wird, wenn nicht diese Tatsache erweislich wahr ist, mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe und, wenn die Tat çffentlich oder durch Verbreiten von Schriften (§ 11 Abs. 3) begangen ist, mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
§ 187
Verleumdung
Wer wider besseres Wissen in Beziehung auf einen anderen eine unwahre Tatsache behauptet oder verbreitet, welche denselben verchtlich zu machen oder in der çffentlichen Meinung herabzuwrdigen oder dessen Kredit zu gefhrden geeignet ist, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe und, wenn die Tat çffentlich, in einer Versammlung oder durch Verbreiten 1 2
600
Zum Strafantrag R § 194 Die Bw als Institution und die Soldaten der Bw als Gruppe sind beleidigungsfhig. Die Soldaten der Bw, nicht die Bw als solche, gehçren auch zu dem von § 130 StGB geschtzten Personenkreis (R BVerfG in NZWehrr 94, 241 = NJW 94, 2943 und in NJW 95, 3303; BGH in NJW 89, 1365; OLG Frankfurt in NJW 89, 1367; „Soldaten = Mçrder“; grundlegend zum strafrechtlichen Ehrenschutz der Bw R Dau in NJW 1988, 2650 und Gounalakis in NJW 96, 481.
StGB
§§ 188 – 193
C 25b
von Schriften (§ 11 Abs. 3) begangen ist, mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
§ 188
ble Nachrede und Verleumdung gegen Personen des politischen Lebens
(1) Wird gegen eine im politischen Leben des Volkes stehende Person çffentlich, in einer Versammlung oder durch Verbreiten von Schriften (§ 11 Abs. 3) eine ble Nachrede (§ 186) aus Beweggrnden begangen, die mit der Stellung des Beleidigten im çffentlichen Leben zusammenhngen, und ist die Tat geeignet, sein çffentliches Wirken erheblich zu erschweren, so ist die Strafe Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fnf Jahren. (2) Eine Verleumdung (§ 187) wird unter den gleichen Voraussetzungen mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fnf Jahren bestraft.
§ 189
Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener
Wer das Andenken eines Verstorbenen verunglimpft, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
§ 190
Wahrheitsbeweis durch Strafurteil
Ist die behauptete oder verbreitete Tatsache eine Straftat, so ist der Beweis der Wahrheit als erbracht anzusehen, wenn der Beleidigte wegen dieser Tat rechtskrftig verurteilt worden ist. Der Beweis der Wahrheit ist dagegen ausgeschlossen, wenn der Beleidigte vor der Behauptung oder Verbreitung rechtskrftig freigesprochen worden ist.
§ 191
(weggefallen)
§ 192
Beleidigung trotz Wahrheitsbeweises
Der Beweis der Wahrheit der behaupteten oder verbreiteten Tatsache schließt die Bestrafung nach § 185 nicht aus, wenn das Vorhandensein einer Beleidigung aus der Form der Behauptung oder Verbreitung oder aus den Umstnden, unter welchen sie geschah, hervorgeht.
§ 193
Wahrnehmung berechtigter Interessen
Tadelnde Urteile ber wissenschaftliche, knstlerische oder gewerbliche Leistungen, desgleichen ußerungen, welche zur Ausfhrung oder Verteidigung von Rechten oder zur Wahrneh601
C 25b
StGB
§ 194
mung berechtigter Interessen gemacht werden, sowie Vorhaltungen und Rgen der Vorgesetzten gegen ihre Untergebenen, dienstliche Anzeigen oder Urteile von Seiten eines Beamten und hnliche Flle sind nur insofern strafbar, als das Vorhandensein einer Beleidigung aus der Form der ußerung oder aus den Umstnden, unter welchen sie geschah, hervorgeht.
§ 194
Strafantrag
1
(1) Die Beleidigung wird nur auf Antrag verfolgt. Ist die Tat durch Verbreiten oder çffentliches Zugnglichmachen einer Schrift (§ 11 Abs. 3), in einer Versammlung oder durch eine Darbietung im Rundfunk begangen, so ist ein Antrag nicht erforderlich, wenn der Verletzte als Angehçriger einer Gruppe unter der nationalsozialistischen oder einer anderen Gewalt- und Willkrherrschaft verfolgt wurde, diese Gruppe Teil der Bevçlkerung ist und die Beleidigung mit dieser Verfolgung zusammenhngt. Die Tat kann jedoch nicht von Amts wegen verfolgt werden, wenn der Verletzte widerspricht. Der Widerspruch kann nicht zurckgenommen werden. Stirbt der Verletzte, so gehen das Antragsrecht und das Widerspruchsrecht auf die in § 77 Abs. 2 bezeichneten Angehçrigen ber. (2) Ist das Andenken eines Verstorbenen verunglimpft, so steht das Antragsrecht den in § 77 Abs. 2 bezeichneten Angehçrigen zu. Ist die Tat durch Verbreiten oder çffentliches Zugnglichmachen einer Schrift (§ 11 Abs. 3), in einer Versammlung oder durch eine Darbietung im Rundfunk begangen, so ist ein Antrag nicht erforderlich, wenn der Verstorbene sein Leben als Opfer der nationalsozialistischen oder einer anderen Gewalt- und Willkrherrschaft verloren hat und die Verunglimpfung damit zusammenhngt. Die Tat kann jedoch nicht von Amts wegen verfolgt werden, wenn ein Antragsberechtigter der Verfolgung widerspricht. Der Widerspruch kann nicht zurckgenommen werden. (3) Ist die Beleidigung gegen einen Amtstrger, einen fr den çffentlichen Dienst besonders Verpflichteten oder einen Soldaten der Bundeswehr whrend der Ausbung seines Dienstes oder in Beziehung auf seinen Dienst begangen, so wird sie auch auf Antrag des Dienstvorgesetzten verfolgt. Richtet sich die Tat gegen eine Behçrde oder eine sonstige Stelle, die Aufgaben der çffentlichen Verwaltung wahrnimmt, so wird sie auf Antrag des Behçrdenleiters oder des Leiters der aufsichtfhrenden Behçrde verfolgt. Dasselbe gilt fr Trger von mtern und fr Behçrden der Kirchen und anderen Religionsgesellschaften des çffentlichen Rechts. 1
602
Adressat R § 158 Abs. 2 StPO (C 27)
StGB
§§ 195 – 201
C 25b
(4) Richtet sich die Tat gegen ein Gesetzgebungsorgan des Bundes oder eines Landes oder eine andere politische Kçrperschaft im rumlichen Geltungsbereich dieses Gesetzes, so wird sie nur mit Ermchtigung der betroffenen Kçrperschaft verfolgt.
§§ 195 bis 198 § 199
(weggefallen)
Wechselseitig begangene Beleidigungen
Wenn eine Beleidigung auf der Stelle erwidert wird, so kann der Richter beide Beleidiger oder einen derselben fr straffrei erklren.
§ 200
Bekanntgabe der Verurteilung
(1) Ist die Beleidigung çffentlich oder durch Verbreiten von Schriften (§ 11 Abs. 3) begangen und wird ihretwegen auf Strafe erkannt, so ist auf Antrag des Verletzten oder eines sonst zum Strafantrag Berechtigten anzuordnen, dass die Verurteilung wegen der Beleidigung auf Verlangen çffentlich bekannt gemacht wird. (2) Die Art der Bekanntmachung ist im Urteil zu bestimmen. Ist die Beleidigung durch Verçffentlichung in einer Zeitung oder Zeitschrift begangen, so ist auch die Bekanntmachung in eine Zeitung oder Zeitschrift aufzunehmen, und zwar, wenn mçglich, in dieselbe, in der die Beleidigung enthalten war; dies gilt entsprechend, wenn die Beleidigung durch Verçffentlichung im Rundfunk begangen ist.
Fnfzehnter Abschnitt Verletzung des persçnlichen Lebens- und Geheimbereichs § 201
Verletzung der Vertraulichkeit des Wortes
(1) Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer unbefugt 1. das nichtçffentlich gesprochene Wort eines anderen auf einen Tontrger aufnimmt oder 2. eine so hergestellte Aufnahme gebraucht oder einem Dritten zugnglich macht. 603
C 25b
StGB
§ 201a
(2) Ebenso wird bestraft, wer unbefugt 1. das nicht zu seiner Kenntnis bestimmte nichtçffentlich gesprochene Wort eines anderen mit einem Abhçrgert abhçrt oder 2. das nach Absatz 1 Nr. 1 aufgenommene oder nach Absatz 2 Nr. 1 abgehçrte nichtçffentlich gesprochene Wort eines anderen im Wortlaut oder seinem wesentlichen Inhalt nach çffentlich mitteilt. Die Tat nach Satz 1 Nr. 2 ist nur strafbar, wenn die çffentliche Mitteilung geeignet ist, berechtigte Interessen eines anderen zu beeintrchtigen. Sie ist nicht rechtswidrig, wenn die çffentliche Mitteilung zur Wahrnehmung berragender çffentlicher Interessen gemacht wird. (3) Mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer als Amtstrger oder als fr den çffentlichen Dienst besonders Verpflichteter die Vertraulichkeit des Wortes verletzt (Abstze 1 und 2). (4) Der Versuch ist strafbar. (5) Die Tontrger und Abhçrgerte, die der Tter oder Teilnehmer verwendet hat, kçnnen eingezogen werden. § 74a ist anzuwenden.
§ 201a
Verletzung des hçchstpersçnlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahmen
(1) Wer von einer anderen Person, die sich in einer Wohnung oder einem gegen Einblick besonders geschtzten Raum befindet, unbefugt Bildaufnahmen herstellt oder bertrgt und dadurch deren hçchstpersçnlichen Lebensbereich verletzt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Ebenso wird bestraft, wer eine durch eine Tat nach Absatz 1 hergestellte Bildaufnahme gebraucht oder einem Dritten zugnglich macht. (3) Wer eine befugt hergestellte Bildaufnahme von einer anderen Person, die sich in einer Wohnung oder einem gegen Einblick besonders geschtzten Raum befindet, wissentlich unbefugt einem Dritten zugnglich macht und dadurch deren hçchstpersçnlichen Lebensbereich verletzt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft. (4) Die Bildtrger sowie Bildaufnahmegerte oder andere technische Mittel, die der Tter oder Teilnehmer verwendet hat, kçnnen eingezogen werden. § 74a ist anzuwenden. 604
StGB § 202
§§ 202 – 202c
C 25b
Verletzung des Briefgeheimnisses
(1) Wer unbefugt 1. einen verschlossenen Brief oder ein anderes verschlossenes Schriftstck, die nicht zu seiner Kenntnis bestimmt sind, çffnet oder 2. sich vom Inhalt eines solchen Schriftstcks ohne ffnung des Verschlusses unter Anwendung technischer Mittel Kenntnis verschafft, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft, wenn die Tat nicht in § 206 mit Strafe bedroht ist. (2) Ebenso wird bestraft, wer sich unbefugt vom Inhalt eines Schriftstcks, das nicht zu seiner Kenntnis bestimmt und durch ein verschlossenes Behltnis gegen Kenntnisnahme besonders gesichert ist, Kenntnis verschafft, nachdem er dazu das Behltnis geçffnet hat. (3) Einem Schriftstck im Sinne der Abstze 1 und 2 steht eine Abbildung gleich.
§ 202a
Aussphen von Daten
(1) Wer unbefugt Daten, die nicht fr ihn bestimmt und die gegen unberechtigten Zugang besonders gesichert sind, sich oder einem anderen verschafft, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Daten im Sinne des Absatzes 1 sind nur solche, die elektronisch, magnetisch oder sonst nicht unmittelbar wahrnehmbar gespeichert sind oder bermittelt werden.
§ 202b
Abfangen von Daten
Wer unbefugt sich oder einem anderen unter Anwendung von technischen Mitteln nicht fr ihn bestimmte Daten (§ 202a Abs. 2) aus einer nichtçffentlichen Datenbermittlung oder aus der elektromagnetischen Abstrahlung einer Datenverarbeitungsanlage verschafft, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft, wenn die Tat nicht in anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist.
§ 202c
Vorbereiten des Aussphens und Abfangens von Daten
(1) Wer eine Straftat nach § 202a oder § 202b vorbereitet, indem er 1. Passwçrter oder sonstige Sicherungscodes, die den Zugang zu Daten (§ 202a Abs. 2) ermçglichen, oder 605
C 25b
StGB
§ 203
2.
Computerprogramme, deren Zweck die Begehung einer solchen Tat ist, herstellt, sich oder einem anderen verschafft, verkauft, einem anderen berlsst, verbreitet oder sonst zugnglich macht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft. (2) § 149 Abs. 2 und 3 gilt entsprechend.
§ 203
Verletzung von Privatgeheimnissen
(1) Wer unbefugt ein fremdes Geheimnis, namentlich ein zum persçnlichen Lebensbereich gehçrendes Geheimnis oder ein Betriebs- oder Geschftsgeheimnis, offenbart, das ihm als 1. Arzt, Zahnarzt, Tierarzt, Apotheker oder Angehçrigen eines anderen Heilberufs, der fr die Berufsausbung oder die Fhrung der Berufsbezeichnung eine staatlich geregelte Ausbildung erfordert, 2. Berufspsychologen mit staatlich anerkannter wissenschaftlicher Abschlussprfung, 3. Rechtsanwalt, Patentanwalt, Notar, Verteidiger in einem gesetzlich geordneten Verfahren, Wirtschaftsprfer, vereidigtem Buchprfer, Steuerberater, Steuerbevollmchtigten oder Organ oder Mitglied eines Organs einer Rechtsanwalts-, Patentanwalts-, Wirtschaftsprfungs-, Buchprfungs- oder Steuerberatungsgesellschaft, 4. Ehe-, Familien-, Erziehungs- oder Jugendberater sowie Berater fr Suchtfragen in einer Beratungsstelle, die von einer Behçrde oder Kçrperschaft, Anstalt oder Stiftung des çffentlichen Rechts anerkannt ist, 4a. Mitglied oder Beauftragten einer anerkannten Beratungsstelle nach den §§ 3 und 8 des Schwangerschaftskonfliktgesetzes, 5. staatlich anerkanntem Sozialarbeiter oder staatlich anerkanntem Sozialpdagogen oder 6. Angehçrigen eines Unternehmens der privaten Kranken-, Unfall- oder Lebensversicherung oder einer privatrztlichen, steuerberaterlichen oder anwaltlichen Verrechnungsstelle anvertraut worden oder sonst bekannt geworden ist, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Ebenso wird bestraft, wer unbefugt ein fremdes Geheimnis, namentlich ein zum persçnlichen Lebensbereich gehçrendes Geheimnis oder ein Betriebs- oder Geschftsgeheimnis, offenbart, das ihm als 1. Amtstrger, 2. fr den çffentlichen Dienst besonders Verpflichteten, 606
StGB
§ 203
C 25b
3.
Person, die Aufgaben oder Befugnisse nach dem Personalvertretungsrecht wahrnimmt, 4. Mitglied eines fr ein Gesetzgebungsorgan des Bundes oder eines Landes ttigen Untersuchungsausschusses, sonstigen Ausschusses oder Rates, das nicht selbst Mitglied des Gesetzgebungsorgans ist, oder als Hilfskraft eines solchen Ausschusses oder Rates, 5. çffentlich bestelltem Sachverstndigen, der auf die gewissenhafte Erfllung seiner Obliegenheiten auf Grund eines Gesetzes fçrmlich verpflichtet worden ist, oder 6. Person, die auf die gewissenhafte Erfllung ihrer Geheimhaltungspflicht bei der Durchfhrung wissenschaftlicher Forschungsvorhaben auf Grund eines Gesetzes fçrmlich verpflichtet worden ist, anvertraut worden oder sonst bekannt geworden ist. Einem Geheimnis im Sinne des Satzes 1 stehen Einzelangaben ber persçnliche oder sachliche Verhltnisse eines anderen gleich, die fr Aufgaben der çffentlichen Verwaltung erfasst worden sind; Satz 1 ist jedoch nicht anzuwenden, soweit solche Einzelangaben anderen Behçrden oder sonstigen Stellen fr Aufgaben der çffentlichen Verwaltung bekannt gegeben werden und das Gesetz dies nicht untersagt. (2a) Die Abstze 1 und 2 gelten entsprechend, wenn ein Beauftragter fr den Datenschutz unbefugt ein fremdes Geheimnis im Sinne dieser Vorschriften offenbart, das einem in den Abstzen 1 und 2 Genannten in dessen beruflicher Eigenschaft anvertraut worden oder sonst bekannt geworden ist und von dem er bei der Erfllung seiner Aufgaben als Beauftragter fr den Datenschutz Kenntnis erlangt hat. (3) Einem in Absatz 1 Nr. 3 genannten Rechtsanwalt stehen andere Mitglieder einer Rechtsanwaltskammer gleich. Den in Absatz 1 und Satz 1 Genannten stehen ihre berufsmßig ttigen Gehilfen und die Personen gleich, die bei ihnen zur Vorbereitung auf den Beruf ttig sind. Den in Absatz 1 und den in Satz 1 und 2 Genannten steht nach dem Tod des zur Wahrung des Geheimnisses Verpflichteten ferner gleich, wer das Geheimnis von dem Verstorbenen oder aus dessen Nachlass erlangt hat. (4) Die Abstze 1 bis 3 sind auch anzuwenden, wenn der Tter das fremde Geheimnis nach dem Tod des Betroffenen unbefugt offenbart. (5) Handelt der Tter gegen Entgelt oder in der Absicht, sich oder einen anderen zu bereichern oder einen anderen zu schdigen, so ist die Strafe Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder Geldstrafe. 607
C 25b § 204
StGB
§§ 204 – 206
Verwertung fremder Geheimnisse
(1) Wer unbefugt ein fremdes Geheimnis, namentlich ein Betriebsoder Geschftsgeheimnis, zu dessen Geheimhaltung er nach § 203 verpflichtet ist, verwertet, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) § 203 Abs. 4 gilt entsprechend.
§ 205
Strafantrag
(1) In den Fllen des § 201 Abs. 1 und 2 und der §§ 201a, 202, 203 und 204 wird die Tat nur auf Antrag verfolgt. Dies gilt auch in den Fllen der §§ 202a und 202b, es sei denn, dass die Strafverfolgungsbehçrde wegen des besonderen çffentlichen Interesses an der Strafverfolgung ein Einschreiten von Amts wegen fr geboten hlt. (2) Stirbt der Verletzte, so geht das Antragsrecht nach § 77 Abs. 2 auf die Angehçrigen ber; dies gilt nicht in den Fllen der §§ 202a und 202b. Gehçrt das Geheimnis nicht zum persçnlichen Lebensbereich des Verletzten, so geht das Antragsrecht bei Straftaten nach den §§ 203 und 204 auf die Erben ber. Offenbart oder verwertet der Tter in den Fllen der §§ 203 und 204 das Geheimnis nach dem Tod des Betroffenen, so gelten die Stze 1 und 2 sinngemß.
§ 206
Verletzung des Post- oder Fernmeldegeheimnisses
(1) Wer unbefugt einer anderen Person eine Mitteilung ber Tatsachen macht, die dem Post- oder Fernmeldegeheimnis unterliegen und die ihm als Inhaber oder Beschftigtem eines Unternehmens bekannt geworden sind, das geschftsmßig Post- oder Telekommunikationsdienste erbringt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Ebenso wird bestraft, wer als Inhaber oder Beschftigter eines in Absatz 1 bezeichneten Unternehmens unbefugt 1. eine Sendung, die einem solchen Unternehmen zur bermittlung anvertraut worden und verschlossen ist, çffnet oder sich von ihrem Inhalt ohne ffnung des Verschlusses unter Anwendung technischer Mittel Kenntnis verschafft, 2. eine einem solchen Unternehmen zur bermittlung anvertraute Sendung unterdrckt oder 3. eine der in Absatz 1 oder in Nummer 1 oder 2 bezeichneten Handlungen gestattet oder fçrdert. 608
StGB
§§ 207 – 211
C 25b
(3) Die Abstze 1 und 2 gelten auch fr Personen, die 1. Aufgaben der Aufsicht ber ein in Absatz 1 bezeichnetes Unternehmen wahrnehmen, 2. von einem solchen Unternehmen oder mit dessen Ermchtigung mit dem Erbringen von Post- oder Telekommunikationsdiensten betraut sind oder 3. mit der Herstellung einer dem Betrieb eines solchen Unternehmens dienenden Anlage oder mit Arbeiten daran betraut sind. (4) Wer unbefugt einer anderen Person eine Mitteilung ber Tatsachen macht, die ihm als außerhalb des Post- oder Telekommunikationsbereichs ttigem Amtstrger auf Grund eines befugten oder unbefugten Eingriffs in das Post- oder Fernmeldegeheimnis bekannt geworden sind, wird mit Freiheitsstrafe zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (5) Dem Postgeheimnis unterliegen die nheren Umstnde des Postverkehrs bestimmter Personen sowie der Inhalt von Postsendungen. Dem Fernmeldegeheimnis unterliegen der Inhalt der Telekommunikation und ihre nheren Umstnde, insbesondere die Tatsache, ob jemand an einem Telekommunikationsvorgang beteiligt ist oder war. Das Fernmeldegeheimnis erstreckt sich auch auf die nheren Umstnde erfolgloser Verbindungsversuche.
§§ 207 bis 210
(weggefallen)
Sechzehnter Abschnitt Straftaten gegen das Leben § 211
Mord
(1) Der Mçrder wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe bestraft. (2) Mçrder ist, wer aus Mordlust, zur Befriedigung des Geschlechtstriebs, aus Habgier oder sonst aus niedrigen Beweggrnden, heimtckisch oder grausam oder mit gemeingefhrlichen Mitteln oder, um eine andere Straftat zu ermçglichen oder zu verdecken, einen Menschen tçtet. 609
C 25b § 212
StGB
§§ 212 – 218
Totschlag
(1) Wer einen Menschen tçtet, ohne Mçrder zu sein, wird als Totschlger mit Freiheitsstrafe nicht unter fnf Jahren bestraft. (2) In besonders schweren Fllen ist auf lebenslange Freiheitsstrafe zu erkennen.
§ 213
Minder schwerer Fall des Totschlags
War der Totschlger ohne eigene Schuld durch eine ihm oder einem Angehçrigen zugefgte Misshandlung oder schwere Beleidigung von dem getçteten Menschen zum Zorn gereizt und hierdurch auf der Stelle zur Tat hingerissen worden oder liegt sonst ein minder schwerer Fall vor, so ist die Strafe Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren.
§§ 214 und 215 § 216
(weggefallen)
Tçtung auf Verlangen
(1) Ist jemand durch das ausdrckliche und ernstliche Verlangen des Getçteten zur Tçtung bestimmt worden, so ist auf Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fnf Jahren zu erkennen. (2) Der Versuch ist strafbar.
§ 217
(weggefallen)
§ 218
Schwangerschaftsabbruch
(1) Wer eine Schwangerschaft abbricht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. Handlungen, deren Wirkung vor Abschluss der Einnistung des befruchteten Eies in der Gebrmutter eintritt, gelten nicht als Schwangerschaftsabbruch im Sinne dieses Gesetzes. (2) In besonders schweren Fllen ist die Strafe Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fnf Jahren. Ein besonders schwerer Fall liegt in der Regel vor, wenn der Tter 1. gegen den Willen der Schwangeren handelt oder 2. leichtfertig die Gefahr des Todes oder einer schweren Gesundheitsschdigung der Schwangeren verursacht. (3) Begeht die Schwangere die Tat, so ist die Strafe Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder Geldstrafe. (4) Der Versuch ist strafbar. Die Schwangere wird nicht wegen Versuchs bestraft. 610
StGB § 218a
§§ 218a – 218b
C 25b
Straflosigkeit des Schwangerschaftsabbruchs
(1) Der Tatbestand des § 218 ist nicht verwirklicht, wenn 1. die Schwangere den Schwangerschaftsabbruch verlangt und dem Arzt durch eine Bescheinigung nach § 219 Abs. 2 Satz 2 nachgewiesen hat, dass sie sich mindestens drei Tage vor dem Eingriff hat beraten lassen, 2. der Schwangerschaftsabbruch von einem Arzt vorgenommen wird und 3. seit der Empfngnis nicht mehr als zwçlf Wochen vergangen sind. (2) Der mit Einwilligung der Schwangeren von einem Arzt vorgenommene Schwangerschaftsabbruch ist nicht rechtswidrig, wenn der Abbruch der Schwangerschaft unter Bercksichtigung der gegenwrtigen und zuknftigen Lebensverhltnisse der Schwangeren nach rztlicher Erkenntnis angezeigt ist, um eine Gefahr fr das Leben oder die Gefahr einer schwerwiegenden Beeintrchtigung des kçrperlichen oder seelischen Gesundheitszustandes der Schwangeren abzuwenden, und die Gefahr nicht auf eine andere fr sie zumutbare Weise abgewendet werden kann. (3) Die Voraussetzungen des Absatzes 2 gelten bei einem Schwangerschaftsabbruch, der mit Einwilligung der Schwangeren von einem Arzt vorgenommen wird, auch als erfllt, wenn nach rztlicher Erkenntnis an der Schwangeren eine rechtswidrige Tat nach den §§ 176 bis 179 des Strafgesetzbuches begangen worden ist, dringende Grnde fr die Annahme sprechen, daß die Schwangerschaft auf der Tat beruht, und seit der Empfngnis nicht mehr als zwçlf Wochen vergangen sind. (4) Die Schwangere ist nicht nach § 218 strafbar, wenn der Schwangerschaftsabbruch nach Beratung (§ 219) von einem Arzt vorgenommen worden ist und seit der Empfngnis nicht mehr als zweiundzwanzig Wochen verstrichen sind. Das Gericht kann von Strafe nach § 218 absehen, wenn die Schwangere sich zur Zeit des Eingriffs in besonderer Bedrngnis befunden hat.
§ 218b
Schwangerschaftsabbruch ohne rztliche Feststellung; unrichtige rztliche Feststellung
(1) Wer in den Fllen des § 218a Abs. 2 oder 3 eine Schwangerschaft abbricht, ohne dass ihm die schriftliche Feststellung eines Arztes, der nicht selbst den Schwangerschaftsabbruch vornimmt, darber vorgelegen hat, ob die Voraussetzungen des § 218a Abs. 2 oder 3 gegeben sind, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft, wenn die Tat nicht in § 218 mit 611
C 25b
StGB
§§ 218c – 219
Strafe bedroht ist. Wer als Arzt wider besseres Wissen eine unrichtige Feststellung ber die Voraussetzungen des § 218a Abs. 2 oder 3 zur Vorlage nach Satz 1 trifft, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft, wenn die Tat nicht in § 218 mit Strafe bedroht ist. Die Schwangere ist nicht nach Satz 1 oder 2 strafbar. (2) Ein Arzt darf Feststellungen nach § 218a Abs. 2 oder 3 nicht treffen, wenn ihm die zustndige Stelle dies untersagt hat, weil er wegen einer rechtswidrigen Tat nach Absatz 1, den §§ 218, 219a oder 219b oder wegen einer anderen rechtswidrigen Tat, die er im Zusammenhang mit einem Schwangerschaftsabbruch begangen hat, rechtskrftig verurteilt worden ist. Die zustndige Stelle kann einem Arzt vorlufig untersagen, Feststellungen nach § 218a Abs. 2 und 3 zu treffen, wenn gegen ihn wegen des Verdachts einer der in Satz 1 bezeichneten rechtswidrigen Taten das Hauptverfahren erçffnet worden ist.
§ 218c
rztliche Pflichtverletzung bei einem Schwangerschaftsabbruch
(1) Wer eine Schwangerschaft abbricht, 1. ohne der Frau Gelegenheit gegeben zu haben, ihm die Grnde fr ihr Verlangen nach Abbruch der Schwangerschaft darzulegen, 2. ohne die Schwangere ber die Bedeutung des Eingriffs, insbesondere ber Ablauf, Folgen, Risiken, mçgliche physische und psychische Auswirkungen rztlich beraten zu haben, 3. ohne sich zuvor in den Fllen des § 218a Abs. 1 und 3 auf Grund rtzlicher Untersuchung von der Dauer der Schwangerschaft berzeugt zu haben oder 4. obwohl er die Frau in einem Fall des § 218a Abs. 1 nach § 219 beraten hat, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft, wenn die Tat nicht in § 218 mit Strafe bedroht ist. (2) Die Schwangere ist nicht nach Absatz 1 strafbar.
§ 219
Beratung der Schwangeren in einer Not- und Konfliktlage
(1) Die Beratung dient dem Schutz des ungeborenen Lebens. Sie hat sich von dem Bemhen leiten zu lassen, die Frau zur Fortsetzung der Schwangerschaft zu ermutigen und ihr Perspektiven fr ein Leben mit dem Kind zu erçffnen; sie soll ihr helfen, eine verantwortliche und gewissenhafte Entscheidung zu treffen. Dabei 612
StGB
§ 219a
C 25b
muss der Frau bewusst sein, dass das Ungeborene in jedem Stadium der Schwangerschaft auch ihr gegenber ein eigenes Recht auf Leben hat und daß deshalb nach der Rechtsordnung ein Schwangerschaftsabbruch nur in Ausnahmesituationen in Betracht kommen kann, wenn der Frau durch das Austragen des Kindes eine Belastung erwchst, die so schwer und außergewçhnlich ist, dass sie die zumutbare Opfergrenze bersteigt. Die Beratung soll durch Rat und Hilfe dazu beitragen, die in Zusammenhang mit der Schwangerschaft bestehende Konfliktlage zu bewltigen und einer Notlage abzuhelfen. Das Nhere regelt das Schwangerschaftskonfliktgesetz. (2) Die Beratung hat nach dem Schwangerschaftskonfliktgesetz durch eine anerkannte Schwangerschaftskonfliktberatungsstelle zu erfolgen. Die Beratungsstelle hat der Schwangeren nach Abschluss der Beratung hierber eine mit dem Datum des letzten Beratungsgesprchs und dem Namen der Schwangeren versehene Bescheinigung nach Maßgabe des Schwangerschaftskonfliktgesetzes auszustellen. Der Arzt, der den Abbruch der Schwangerschaft vornimmt, ist als Berater ausgeschlossen.
§ 219a
Werbung fr den Abbruch der Schwangerschaft
(1) Wer çffentlich, in einer Versammlung oder durch Verbreiten von Schriften (§ 11 Abs. 3) seines Vermçgensvorteils wegen oder in grob anstçßiger Weise 1. eigene oder fremde Dienste zur Vornahme oder Fçrderung eines Schwangerschaftsabbruchs oder 2. Mittel, Gegenstnde oder Verfahren, die zum Abbruch der Schwangerschaft geeignet sind, unter Hinweis auf diese Eignung anbietet, ankndigt, anpreist oder Erklrungen solchen Inhalts bekanntgibt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Absatz 1 Nr. 1 gilt nicht, wenn rzte oder auf Grund Gesetzes anerkannte Beratungsstellen darber unterrichtet werden, welche rzte, Krankenhuser oder Einrichtungen bereit sind, einen Schwangerschaftsabbruch unter den Voraussetzungen des § 218a Abs. 1 bis 3 vorzunehmen. (3) Absatz 1 Nr. 2 gilt nicht, wenn die Tat gegenber rzten oder Personen, die zum Handel mit den in Absatz 1 Nr. 2 erwhnten Mitteln oder Gegenstnden befugt sind, oder durch eine Verçffentlichung in rztlichen oder pharmazeutischen Fachblttern begangen wird. 613
C 25b § 219b
StGB
§§ 219b – 222
Inverkehrbringen von Mitteln zum Abbruch der Schwangerschaft
(1) Wer in der Absicht, rechtswidrige Taten nach § 218 zu fçrdern, Mittel oder Gegenstnde, die zum Schwangerschaftsabbruch geeignet sind, in den Verkehr bringt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Die Teilnahme der Frau, die den Abbruch ihrer Schwangerschaft vorbereitet, ist nicht nach Absatz 1 strafbar. (3) Mittel oder Gegenstnde, auf die sich die Tat bezieht, kçnnen eingezogen werden.
§§ 220 und 220a (weggefallen) § 221
Aussetzung
(1) Wer einen Menschen 1. in eine hilflose Lage versetzt oder 2. in einer hilflosen Lage im Stich lsst, obwohl er ihn in seiner Obhut hat oder ihm sonst beizustehen verpflichtet ist, und ihn dadurch der Gefahr des Todes oder einer schweren Gesundheitsschdigung aussetzt, wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fnf Jahren bestraft. (2) Auf Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren ist zu erkennen, wenn der Tter 1. die Tat gegen sein Kind oder eine Person begeht, die ihm zur Erziehung oder zur Betreuung in der Lebensfhrung anvertraut ist, oder 2. durch die Tat eine schwere Gesundheitsschdigung des Opfers verursacht. (3) Verursacht der Tter durch die Tat den Tod des Opfers, so ist die Strafe Freiheitsstrafe nicht unter drei Jahren. (4) In minder schweren Fllen des Absatzes 2 ist auf Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fnf Jahren, in minder schweren Fllen des Absatzes 3 auf Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren zu erkennen.
§ 222
Fahrlssige Tçtung
Wer durch Fahrlssigkeit den Tod eines Menschen verursacht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. 614
StGB
§§ 223 – 225
C 25b
Siebzehnter Abschnitt Straftaten gegen die kçrperliche Unversehrtheit § 223
Kçrperverletzung
(1) Wer eine andere Person kçrperlich misshandelt oder an der Gesundheit schdigt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Der Versuch ist strafbar.
§ 224
Gefhrliche Kçrperverletzung
(1) Wer die Kçrperverletzung 1. durch Beibringung von Gift oder anderen gesundheitsschdlichen Stoffen, 2. mittels einer Waffe oder eines anderen gefhrlichen Werkzeugs, 3. mittels eines hinterlistigen berfalls, 4. mit einem anderen Beteiligten gemeinschaftlich oder 5. mittels einer das Leben gefhrdenden Behandlung begeht, wird mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren, in minder schweren Fllen mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fnf Jahren bestraft. (2) Der Versuch ist strafbar.
§ 225
Misshandlung von Schutzbefohlenen
(1) Wer eine Person unter achtzehn Jahren oder eine wegen Gebrechlichkeit oder Krankheit wehrlose Person, die 1. seiner Frsorge oder Obhut untersteht, 2. seinem Hausstand angehçrt, 3. von dem Frsorgepflichtigen seiner Gewalt berlassen worden oder 4. ihm im Rahmen eines Dienst- oder Arbeitsverhltnisses untergeordnet ist, qult oder roh misshandelt, oder wer durch bçswillige Vernachlssigung seiner Pflicht, fr sie zu sorgen, sie an der Gesundheit schdigt, wird mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren bestraft. (2) Der Versuch ist strafbar. (3) Auf Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr ist zu erkennen, wenn der Tter die schutzbefohlene Person durch die Tat in die Gefahr 615
C 25b
StGB
§§ 226 – 228
1. 2.
des Todes oder einer schweren Gesundheitsschdigung oder einer erheblichen Schdigung der kçrperlichen oder seelischen Entwicklung bringt. (4) In minder schweren Fllen des Absatzes 1 ist auf Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fnf Jahren, in minder schweren Fllen des Absatzes 3 auf Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fnf Jahren zu erkennen.
§ 226
Schwere Kçrperverletzung
(1) Hat die Kçrperverletzung zur Folge, dass die verletzte Person 1. das Sehvermçgen auf einem Auge oder beiden Augen, das Gehçr, das Sprechvermçgen oder die Fortpflanzungsfhigkeit verliert, 2. ein wichtiges Glied des Kçrpers verliert oder dauernd nicht mehr gebrauchen kann oder 3. in erheblicher Weise dauernd entstellt wird oder in Siechtum, Lhmung oder geistige Krankheit oder Behinderung verfllt, so ist die Strafe Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren. (2) Verursacht der Tter eine der in Absatz 1 bezeichneten Folgen absichtlich oder wissentlich, so ist die Strafe Freiheitsstrafe nicht unter drei Jahren. (3) In minder schweren Fllen des Absatzes 1 ist auf Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fnf Jahren, in minder schweren Fllen des Absatzes 2 auf Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren zu erkennen.
§ 227
Kçrperverletzung mit Todesfolge
(1) Verursacht der Tter durch die Kçrperverletzung (§§ 223 bis 226) den Tod der verletzten Person, so ist die Strafe Freiheitsstrafe nicht unter drei Jahren. (2) In minder schweren Fllen ist auf Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren zu erkennen.
§ 228
Einwilligung
Wer eine Kçrperverletzung mit Einwilligung der verletzten Person vornimmt, handelt nur dann rechtswidrig, wenn die Tat trotz der Einwilligung gegen die guten Sitten verstçßt. 616
StGB § 229
§§ 229 – 232
C 25b
Fahrlssige Kçrperverletzung
Wer durch Fahrlssigkeit die Kçrperverletzung einer anderen Person verursacht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
§ 230
Strafantrag
(1) Die vorstzliche Kçrperverletzung nach § 223 und die fahrlssige Kçrperverletzung nach § 229 werden nur auf Antrag verfolgt, es sei denn, dass die Strafverfolgungsbehçrde wegen des besonderen çffentlichen Interesses an der Strafverfolgung ein Einschreiten von Amts wegen fr geboten hlt. Stirbt die verletzte Person, so geht bei vorstzlicher Kçrperverletzung das Antragsrecht nach § 77 Abs. 2 auf die Angehçrigen ber. (2) Ist die Tat gegen einen Amtstrger, einen fr den çffentlichen Dienst besonders Verpflichteten oder einen Soldaten der Bundeswehr whrend der Ausbung seines Dienstes oder in Beziehung auf seinen Dienst begangen, so wird sie auch auf Antrag des Dienstvorgesetzten verfolgt. Dasselbe gilt fr Trger von mtern der Kirchen und anderen Religionsgesellschaften des çffentlichen Rechts.
§ 231
Beteiligung an einer Schlgerei
(1) Wer sich an einer Schlgerei oder an einem von mehreren verbten Angriff beteiligt, wird schon wegen dieser Beteiligung mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft, wenn durch die Schlgerei oder den Angriff der Tod eines Menschen oder eine schwere Kçrperverletzung (§ 226) verursacht worden ist. (2) Nach Absatz 1 ist nicht strafbar, wer an der Schlgerei oder dem Angriff beteiligt war, ohne daß ihm dies vorzuwerfen ist.
Achtzehnter Abschnitt Straftaten gegen die persçnliche Freiheit § 232
Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung
(1) Wer eine andere Person unter Ausnutzung einer Zwangslage oder der Hilflosigkeit, die mit ihrem Aufenthalt in einem fremden Land verbunden ist, zur Aufnahme oder Fortsetzung der Prostitution oder dazu bringt, sexuelle Handlungen, durch die sie ausgebeutet wird, an oder vor dem Tter oder einem Dritten 617
C 25b
StGB
§ 233
vorzunehmen oder von dem Tter oder einem Dritten an sich vornehmen zu lassen, wird mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren bestraft. Ebenso wird bestraft, wer eine Person unter einundzwanzig Jahren zur Aufnahme oder Fortsetzung der Prostitution oder zu den sonst in Satz 1 bezeichneten sexuellen Handlungen bringt. (2) Der Versuch ist strafbar. (3) Auf Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren ist zu erkennen, wenn 1. das Opfer der Tat ein Kind (§ 176 Abs. 1) ist, 2. der Tter das Opfer bei der Tat kçrperlich schwer misshandelt oder durch die Tat in die Gefahr des Todes bringt oder 3. der Tter die Tat gewerbsmßig oder als Mitglied einer Bande, die sich zur fortgesetzten Begehung solcher Taten verbunden hat, begeht. (4) Nach Absatz 3 wird auch bestraft, wer 1. eine andere Person mit Gewalt, durch Drohung mit einem empfindlichen bel oder durch List zur Aufnahme oder Fortsetzung der Prostitution oder zu den sonst in Absatz 1 Satz 1 bezeichneten sexuellen Handlungen bringt oder 2. sich einer anderen Person mit Gewalt, durch Drohung mit einem empfindlichen bel oder durch List bemchtigt, um sie zur Aufnahme oder Fortsetzung der Prostitution oder zu den sonst in Absatz 1 Satz 1 bezeichneten sexuellen Handlungen zu bringen. (5) In minder schweren Fllen des Absatzes 1 ist auf Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fnf Jahren, in minder schweren Fllen der Abstze 3 und 4 ist auf Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fnf Jahren zu erkennen.
§ 233
Menschenhandel zum Zweck der Ausbeutung der Arbeitskraft
(1) Wer eine andere Person unter Ausnutzung einer Zwangslage oder der Hilflosigkeit, die mit ihrem Aufenthalt in einem fremden Land verbunden ist, in Sklaverei, Leibeigenschaft oder Schuldknechtschaft oder zur Aufnahme oder Fortsetzung einer Beschftigung bei ihm oder einem Dritten zu Arbeitsbedingungen, die in einem aufflligen Missverhltnis zu den Arbeitsbedingungen anderer Arbeitnehmerinnen oder Arbeitnehmer stehen, welche die gleiche oder eine vergleichbare Ttigkeit ausben, bringt, wird mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren bestraft. Ebenso wird bestraft, wer eine Person unter einundzwanzig Jah618
StGB
§§ 233a – 234
C 25b
ren in Sklaverei, Leibeigenschaft oder Schuldknechtschaft oder zur Aufnahme oder Fortsetzung einer in Satz 1 bezeichneten Beschftigung bringt. (2) Der Versuch ist strafbar. (3) § 232 Abs. 3 bis 5 gilt entsprechend.
§ 233a
Fçrderung des Menschenhandels
(1) Wer einem Menschenhandel nach § 232 oder § 233 Vorschub leistet, indem er eine andere Person anwirbt, befçrdert, weitergibt, beherbergt oder aufnimmt, wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fnf Jahren bestraft. (2) Auf Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren ist zu erkennen, wenn 1. das Opfer der Tat ein Kind (§ 176 Abs. 1) ist, 2. der Tter das Opfer bei der Tat kçrperlich schwer misshandelt oder durch die Tat in die Gefahr des Todes bringt oder 3. der Tter die Tat mit Gewalt oder durch Drohung mit einem empfindlichen bel oder gewerbsmßig oder als Mitglied einer Bande, die sich zur fortgesetzten Begehung solcher Taten verbunden hat, begeht. (3) Der Versuch ist strafbar.
§ 233b
Fhrungsaufsicht, Erweiterter Verfall
(1) In den Fllen der §§ 232 bis § 233a kann das Gericht Fhrungsaufsicht anordnen (§ 68 Abs. 1). (2) In den Fllen der §§ 232 bis 233a ist § 73d anzuwenden, wenn der Tter gewerbsmßig oder als Mitglied einer Bande handelt, die sich zur fortgesetzten Begehung solcher Taten verbunden hat.
§ 234
Menschenraub
(1) Wer sich einer anderen Person mit Gewalt, durch Drohung mit einem empfindlichen bel oder durch List bemchtigt, um sie in hilfloser Lage auszusetzen oder dem Dienst in einer militrischen oder militrhnlichen Einrichtung im Ausland zuzufhren, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zehn Jahren bestraft. (2) In minder schweren Fllen ist die Strafe Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fnf Jahren. 619
C 25b § 234a
StGB
§§ 234a – 235
Verschleppung
(1) Wer einen anderen durch List, Drohung oder Gewalt in ein Gebiet außerhalb des rumlichen Geltungsbereichs dieses Gesetzes verbringt oder veranlasst, sich dorthin zu begeben, oder davon abhlt, von dort zurckzukehren, und dadurch der Gefahr aussetzt, aus politischen Grnden verfolgt zu werden und hierbei im Widerspruch zu rechtsstaatlichen Grundstzen durch Gewaltoder Willkrmaßnahmen Schaden an Leib oder Leben zu erleiden, der Freiheit beraubt oder in seiner beruflichen oder wirtschaftlichen Stellung empfindlich beeintrchtigt zu werden, wird mit Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr bestraft. (2) In minder schweren Fllen ist die Strafe Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fnf Jahren. (3) Wer eine solche Tat vorbereitet, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
§ 235
Entziehung Minderjhriger
(1) Mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer 1. eine Person unter achtzehn Jahren mit Gewalt, durch Drohung mit einem empfindlichen bel oder durch List oder 2. ein Kind, ohne dessen Angehçriger zu sein, den Eltern, einem Elternteil, dem Vormund oder dem Pfleger entzieht oder vorenthlt. (2) Ebenso wird bestraft, wer ein Kind den Eltern, einem Elternteil, dem Vormund oder dem Pfleger 1. entzieht, um es in das Ausland zu verbringen, oder 2. im Ausland vorenthlt, nachdem es dorthin verbracht worden ist oder es sich dorthin begeben hat. (3) In den Fllen des Absatzes 1 Nr. 2 und des Absatzes 2 Nr. 1 ist der Versuch strafbar. (4) Auf Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren ist zu erkennen, wenn der Tter 1. das Opfer durch die Tat in die Gefahr des Todes oder einer schweren Gesundheitsschdigung oder einer erheblichen Schdigung der kçrperlichen oder seelischen Entwicklung bringt oder 2. die Tat gegen Entgelt oder in der Absicht begeht, sich oder einen Dritten zu bereichern. (5) Verursacht der Tter durch die Tat den Tod des Opfers, so ist die Strafe Freiheitsstrafe nicht unter drei Jahren. 620
StGB
§ 236
C 25b
(6) In minder schweren Fllen des Absatzes 4 ist auf Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fnf Jahren, in minder schweren Fllen des Absatzes 5 auf Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren zu erkennen. (7) Die Entziehung Minderjhriger wird in den Fllen der Abstze 1 bis 3 nur auf Antrag verfolgt, es sei denn, dass die Strafverfolgungsbehçrde wegen des besonderen çffentlichen Interesses an der Strafverfolgung ein Einschreiten von Amts wegen fr geboten hlt.
§ 236
Kinderhandel
(1) Wer sein noch nicht achtzehn Jahre altes Kind oder seinen noch nicht achtzehn Jahre alten Mndel oder Pflegling unter grober Vernachlssigung der Frsorge- oder Erziehungspflicht einem anderen auf Dauer berlsst und dabei gegen Entgelt oder in der Absicht handelt, sich oder einen Dritten zu bereichern, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. Ebenso wird bestraft, wer in den Fllen des Satzes 1 das Kind, den Mndel oder Pflegling auf Dauer bei sich aufnimmt und dafr ein Entgelt gewhrt. (2) Wer unbefugt 1. die Adoption einer Person unter achtzehn Jahren vermittelt oder 2. eine Vermittlungsttigkeit ausbt, die zum Ziel hat, dass ein Dritter eine Person unter achtzehn Jahren auf Dauer bei sich aufnimmt, und dabei gegen Entgelt oder in der Absicht handelt, sich oder einen Dritten zu bereichern, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. Ebenso wird bestraft, wer als Vermittler der Adoption einer Person unter achtzehn Jahren einer Person fr die Erteilung der erforderlichen Zustimmung zur Adoption ein Entgelt gewhrt. Bewirkt der Tter in den Fllen des Satzes 1, dass die vermittelte Person in das Inland oder in das Ausland verbracht wird, so ist die Strafe Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder Geldstrafe. (3) Der Versuch ist strafbar. (4) Auf Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren ist zu erkennen, wenn der Tter, 1. aus Gewinnsucht, gewerbsmßig oder als Mitglied einer Bande handelt, die sich zur fortgesetzten Begehung eines Kinderhandels verbunden hat, oder 621
C 25b
StGB
§§ 237 – 238
2.
das Kind oder die vermittelte Person durch die Tat in die Gefahr einer erheblichen Schdigung der kçrperlichen oder seelischen Entwicklung bringt. (5) In den Fllen der Abstze 1 und 3 kann das Gericht bei Beteiligten und in den Fllen der Abstze 2 und 3 bei Teilnehmern, deren Schuld unter Bercksichtigung des kçrperlichen oder seelischen Wohls des Kindes oder der vermittelten Person gering ist, die Strafe nach seinem Ermessen mildern (§ 49 Abs. 2) oder von Strafe nach den Abstzen 1 bis 3 absehen.
§ 237
(weggefallen)
§ 238
Nachstellung
(1) Wer einem Menschen unbefugt nachstellt, indem er beharrlich 1. seine rumliche Nhe aufsucht, 2. unter Verwendung von Telekommunikationsmitteln oder sonstigen Mitteln der Kommunikation oder ber Dritte Kontakt zu ihm herstellen versucht, 3. unter missbruchlicher Verwendung von dessen personenbezogenen Daten Bestellungen von Waren oder Dienstleistungen fr ihn aufgibt oder Dritte veranlasst, mit diesem Kontakt aufzunehmen, 4. ihn mit der Verletzung von Leben, kçrperlicher Unversehrtheit, Gesundheit oder Freiheit seiner selbst oder einer ihm nahe stehenden Person bedroht oder 5. eine andere vergleichbare Handlung vornimmt und dadurch seine Lebensgestaltung schwerwiegend beeintrchtigt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Auf Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fnf Jahren ist zu erkennen, wenn der Tter das Opfer, einen Angehçrigen des Opfers oder eine andere dem Opfer nahe stehende Person durch die Tat in die Gefahr des Todes oder einer schweren Gesundheitsschdigung bringt. (3) Verursacht der Tter durch die Tat den Tod des Opfers, eines Angehçrigen des Opfers oder einer anderen dem Opfer nahe stehenden Person, so ist die Strafe Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren. (4) In den Fllen des Absatzes 1 wird die Tat nur auf Antrag verfolgt, es sei denn, dass die Strafverfolgungsbehçrde wegen des besonderen çffentlichen Interesses an der Strafverfolgung ein Einschreiten von Amts wegen fr geboten hlt. 622
StGB § 239
§§ 239 – 239b
C 25b
Freiheitsberaubung
(1) Wer einen Menschen einsperrt oder auf andere Weise der Freiheit beraubt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Der Versuch ist strafbar. (3) Auf Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren ist zu erkennen, wenn der Tter 1. das Opfer lnger als eine Woche der Freiheit beraubt oder 2. durch die Tat oder eine whrend der Tat begangene Handlung eine schwere Gesundheitsschdigung des Opfers verursacht. (4) Verursacht der Tter durch die Tat oder eine whrend der Tat begangene Handlung den Tod des Opfers, so ist die Strafe Freiheitsstrafe nicht unter drei Jahren. (5) In minder schweren Fllen des Absatzes 3 ist auf Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fnf Jahren, in minder schweren Fllen des Absatzes 4 auf Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren zu erkennen.
§ 239a
Erpresserischer Menschenraub
(1) Wer einen Menschen entfhrt oder sich eines Menschen bemchtigt, um die Sorge des Opfers um sein Wohl oder die Sorge eines Dritten um das Wohl des Opfers zu einer Erpressung (§ 253) auszunutzen, oder wer die von ihm durch eine solche Handlung geschaffene Lage eines Menschen zu einer solchen Erpressung ausnutzt, wird mit Freiheitsstrafe nicht unter fnf Jahren bestraft. (2) In minder schweren Fllen ist die Strafe Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr. (3) Verursacht der Tter durch die Tat wenigstens leichtfertig den Tod des Opfers, so ist die Strafe lebenslange Freiheitsstrafe oder Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren. (4) Das Gericht kann die Strafe nach § 49 Abs. 1 mildern, wenn der Tter das Opfer unter Verzicht auf die erstrebte Leistung in dessen Lebenskreis zurckgelangen lsst. Tritt dieser Erfolg ohne Zutun des Tters ein, so gengt sein ernsthaftes Bemhen, den Erfolg zu erreichen.
§ 239b
Geiselnahme
(1) Wer einen Menschen entfhrt oder sich eines Menschen bemchtigt, um ihn oder einen Dritten durch die Drohung mit dem Tod oder einer schweren Kçrperverletzung (§ 226) des Opfers oder mit dessen Freiheitsentziehung von ber einer Woche Dauer zu 623
C 25b
StGB
§§ 239c – 241
einer Handlung, Duldung oder Unterlassung zu nçtigen, oder wer die von ihm durch eine solche Handlung geschaffene Lage eines Menschen zu einer solchen Nçtigung ausnutzt, wird mit Freiheitsstrafe nicht unter fnf Jahren bestraft. (2) § 239a Abs. 2 bis 4 gilt entsprechend.
§ 239c
Fhrungsaufsicht
In den Fllen der §§ 239a und 239b kann das Gericht Fhrungsaufsicht anordnen (§ 68 Abs. 1).
§ 240
Nçtigung
(1) Wer einen Menschen rechtswidrig mit Gewalt oder durch Drohung mit einem empfindlichen bel zu einer Handlung, Duldung oder Unterlassung nçtigt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Rechtswidrig ist die Tat, wenn die Anwendung der Gewalt oder die Androhung des bels zu dem angestrebten Zweck als verwerflich anzusehen ist. (3) Der Versuch ist strafbar. (4) In besonders schweren Fllen ist die Strafe Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fnf Jahren. Ein besonders schwerer Fall liegt in der Regel vor, wenn der Tter 1. eine andere Person zu einer sexuellen Handlung oder zur Eingehung der Ehe nçtigt, 2. eine Schwangere zum Schwangerschaftsabbruch nçtigt oder 3. seine Befugnisse oder seine Stellung als Amtstrger missbraucht. Anmerkung: Zur Strafbarkeit von Sitzblockaden (z. B. vor Kasernentoren) R BVerfG in NJW 88, 693; 91, 971 und NZWehrr 95, 115; BGH in NJW 86, 1883; 95, 2862; Heinen in Trx 96, 271. Erlass „Schutz von Veranstaltungen ...“ R VMBl 2000 S. 177.
§ 241
Bedrohung
(1) Wer einen Menschen mit der Begehung eines gegen ihn oder eine ihm nahestehende Person gerichteten Verbrechens bedroht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft. 624
StGB
§§ 241a – 243
C 25b
(2) Ebenso wird bestraft, wer wider besseres Wissen einem Menschen vortuscht, dass die Verwirklichung eines gegen ihn oder eine ihm nahestehende Person gerichteten Verbrechens bevorstehe.
§ 241a
Politische Verdchtigung
(1) Wer einen anderen durch eine Anzeige oder eine Verdchtigung der Gefahr aussetzt, aus politischen Grnden verfolgt zu werden und hierbei im Widerspruch zu rechtsstaatlichen Grundstzen durch Gewalt- oder Willkrmaßnahmen Schaden an Leib oder Leben zu erleiden, der Freiheit beraubt oder in seiner beruflichen oder wirtschaftlichen Stellung empfindlich beeintrchtigt zu werden, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Ebenso wird bestraft, wer eine Mitteilung ber einen anderen macht oder bermittelt und ihn dadurch der in Absatz 1 bezeichneten Gefahr einer politischen Verfolgung aussetzt. (3) Der Versuch ist strafbar. (4) Wird in der Anzeige, Verdchtigung oder Mitteilung gegen den anderen eine unwahre Behauptung aufgestellt oder ist die Tat in der Absicht begangen, eine der in Absatz 1 bezeichneten Folgen herbeizufhren, oder liegt sonst ein besonders schwerer Fall vor, so kann auf Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren erkannt werden.
Neunzehnter Abschnitt Diebstahl und Unterschlagung § 242
Diebstahl
(1) Wer eine fremde bewegliche Sache einem anderen in der Absicht wegnimmt, die Sache sich oder einem Dritten rechtswidrig zuzueignen, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Der Versuch ist strafbar.
§ 243
Besonders schwerer Fall des Diebstahls
(1) In besonders schweren Fllen wird der Diebstahl mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu zehn Jahren bestraft. Ein besonders schwerer Fall liegt in der Regel vor, wenn der Tter 1. zur Ausfhrung der Tat in ein Gebude, einen Dienst- oder Geschftsraum oder in einen anderen umschlossenen Raum 625
C 25b
StGB
§ 244
einbricht, einsteigt, mit einem falschen Schlssel oder einem anderen nicht zur ordnungsmßigen ffnung bestimmten Werkzeug eindringt oder sich in dem Raum verborgen hlt, 2. eine Sache stiehlt, die durch ein verschlossenes Behltnis oder eine andere Schutzvorrichtung gegen Wegnahme besonders gesichert ist, 3. gewerbsmßig stiehlt, 4. aus einer Kirche oder einem anderen der Religionsausbung dienenden Gebude oder Raum eine Sache stiehlt, die dem Gottesdienst gewidmet ist oder der religiçsen Verehrung dient, 5. eine Sache von Bedeutung fr Wissenschaft, Kunst oder Geschichte oder fr die technische Entwicklung stiehlt, die sich in einer allgemein zugnglichen Sammlung befindet oder çffentlich ausgestellt ist, 6. stiehlt, indem er die Hilflosigkeit einer anderen Person, einen Unglcksfall oder eine gemeine Gefahr ausnutzt oder 7. eine Handfeuerwaffe, zu deren Erwerb es nach dem Waffengesetz der Erlaubnis bedarf, ein Maschinengewehr, eine Maschinenpistole, ein voll- oder halbautomatisches Gewehr oder eine Sprengstoff enthaltende Kriegswaffe im Sinne des Kriegswaffenkontrollgesetzes oder Sprengstoff stiehlt. (2) In den Fllen des Absatzes 1 Satz 2 Nr. 1 bis 6 ist ein besonders schwerer Fall ausgeschlossen, wenn sich die Tat auf eine geringwertige Sache bezieht.
§ 244
Diebstahl mit Waffen; Bandendiebstahl; Wohnungseinbruchdiebstahl
(1) Mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren wird bestraft, wer 1. einen Diebstahl begeht, bei dem er oder ein anderer Beteiligter a) eine Waffe oder ein anderes gefhrliches Werkzeug bei sich fhrt, b) sonst ein Werkzeug oder Mittel bei sich fhrt, um den Widerstand einer anderen Person durch Gewalt oder Drohung mit Gewalt zu verhindern oder zu berwinden, 2. als Mitglied einer Bande, die sich zur fortgesetzten Begehung von Raub oder Diebstahl verbunden hat, unter Mitwirkung eines anderen Bandenmitglieds stiehlt oder 3. einen Diebstahl begeht, bei dem er zur Ausfhrung der Tat in eine Wohnung einbricht, einsteigt, mit einem falschen Schlssel oder einem anderen nicht zur ordnungsmßigen ffnung 626
StGB
§§ 244a – 247
C 25b
bestimmten Werkzeug eindringt oder sich in der Wohnung verborgen hlt. (2) Der Versuch ist strafbar. (3) In den Fllen des Absatzes 1 Nr. 2 sind die §§ 43a, 73d anzuwenden. Anmerkung: Nach Absatz 1 Nr. 1 wird auch ein Soldat bestraft, der einen „einfachen“ Diebstahl (R § 242) begehen will, dabei aber „zufllig“ seine Dienstwaffe mitfhrt.
§ 244a
Schwerer Bandendiebstahl
(1) Mit Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren wird bestraft, wer den Diebstahl unter den in § 243 Abs. 1 Satz 2 genannten Voraussetzungen oder in den Fllen des § 244 Abs. 1 Nr. 1 oder 3 als Mitglied einer Bande, die sich zur fortgesetzten Begehung von Raub oder Diebstahl verbunden hat, unter Mitwirkung eines anderen Bandenmitglieds begeht. (2) In minder schweren Fllen ist die Strafe Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fnf Jahren. (3) Die §§ 43a, 73d sind anzuwenden.
§ 245
Fhrungsaufsicht
In den Fllen der §§ 242 bis 244a kann das Gericht Fhrungsaufsicht anordnen (§ 68 Abs. 1).
§ 246
Unterschlagung
(1) Wer eine fremde bewegliche Sache sich oder einem Dritten rechtswidrig zueignet, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft, wenn die Tat nicht in anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist. (2) Ist in den Fllen des Absatzes 1 die Sache dem Tter anvertraut, so ist die Strafe Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder Geldstrafe. (3) Der Versuch ist strafbar.
§ 247
Haus- und Familiendiebstahl
Ist durch einen Diebstahl oder eine Unterschlagung ein Angehçriger, der Vormund oder der Betreuer verletzt oder lebt der Verletzte 627
C 25b
StGB
§§ 248 – 248c
mit dem Tter in huslicher Gemeinschaft, so wird die Tat nur auf Antrag verfolgt.
§ 248 § 248a
(weggefallen) Diebstahl und Unterschlagung geringwertiger Sachen
Der Diebstahl und die Unterschlagung geringwertiger Sachen werden in den Fllen der §§ 242 und 246 nur auf Antrag verfolgt, es sei denn, dass die Strafverfolgungsbehçrde wegen des besonderen çffentlichen Interesses an der Strafverfolgung ein Einschreiten von Amts wegen fr geboten hlt.
§ 248b
Unbefugter Gebrauch eines Fahrzeugs
(1) Wer ein Kraftfahrzeug oder ein Fahrrad gegen den Willen des Berechtigten in Gebrauch nimmt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft, wenn die Tat nicht in anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist. (2) Der Versuch ist strafbar. (3) Die Tat wird nur auf Antrag verfolgt. (4) Kraftfahrzeuge im Sinne dieser Vorschrift sind die Fahrzeuge, die durch Maschinenkraft bewegt werden, Landkraftfahrzeuge nur insoweit, als sie nicht an Bahngleise gebunden sind.
§ 248c
Entziehung elektrischer Energie
(1) Wer einer elektrischen Anlage oder Einrichtung fremde elektrische Energie mittels eines Leiters entzieht, der zur ordnungsmßigen Entnahme von Energie aus der Anlage oder Einrichtung nicht bestimmt ist, wird, wenn er die Handlung in der Absicht begeht, die elektrische Energie sich oder einem Dritten rechtswidrig zuzueignen, mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Der Versuch ist strafbar. (3) Die §§ 247 und 248a gelten entsprechend. (4) Wird die in Absatz 1 bezeichnete Handlung in der Absicht begangen, einem anderen rechtswidrig Schaden zuzufgen, so ist die Strafe Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder Geldstrafe. Die Tat wird nur auf Antrag verfolgt. 628
StGB
§§ 249 – 250
C 25b
Zwanzigster Abschnitt Raub und Erpressung § 249
Raub
(1) Wer mit Gewalt gegen eine Person oder unter Anwendung von Drohungen mit gegenwrtiger Gefahr fr Leib oder Leben eine fremde bewegliche Sache einem anderen in der Absicht wegnimmt, die Sache sich oder einem Dritten rechtswidrig zuzueignen, wird mit Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr bestraft. (2) In minder schweren Fllen ist die Strafe Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fnf Jahren.
§ 250
Schwerer Raub
(1) Auf Freiheitsstrafe nicht unter drei Jahren ist zu erkennen, wenn 1. der Tter oder ein anderer Beteiligter am Raub a) eine Waffe oder ein anderes gefhrliches Werkzeug bei sich fhrt, b) sonst ein Werkzeug oder Mittel bei sich fhrt, um den Widerstand einer anderen Person durch Gewalt oder Drohung mit Gewalt zu verhindern oder zu berwinden, c) eine andere Person durch die Tat in die Gefahr einer schweren Gesundheitsschdigung bringt oder 2. der Tter den Raub als Mitglied einer Bande, die sich zur fortgesetzten Begehung von Raub oder Diebstahl verbunden hat, unter Mitwirkung eines anderen Bandenmitglieds begeht. (2) Auf Freiheitsstrafe nicht unter fnf Jahren ist zu erkennen, wenn der Tter oder ein anderer Beteiligter am Raub 1. bei der Tat eine Waffe oder ein anderes gefhrliches Werkzeug verwendet, 2. in den Fllen des Absatzes 1 Nr. 2 eine Waffe bei sich fhrt oder 3. eine andere Person a) bei der Tat kçrperlich schwer misshandelt oder b) durch die Tat in die Gefahr des Todes bringt. (3) In minder schweren Fllen der Abstze 1 und 2 ist die Strafe Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren. 629
C 25b § 251
StGB
§§ 251 – 255
Raub mit Todesfolge
Verursacht der Tter durch den Raub (§§ 249 und 250) wenigstens leichtfertig den Tod eines anderen Menschen, so ist die Strafe lebenslange Freiheitsstrafe oder Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren.
§ 252
Ruberischer Diebstahl
Wer, bei einem Diebstahl auf frischer Tat betroffen, gegen eine Person Gewalt verbt oder Drohungen mit gegenwrtiger Gefahr fr Leib oder Leben anwendet, um sich im Besitz des gestohlenen Gutes zu erhalten, ist gleich einem Ruber zu bestrafen.
§ 253
Erpressung
(1) Wer einen Menschen rechtswidrig mit Gewalt oder durch Drohung mit einem empfindlichen bel zu einer Handlung, Duldung oder Unterlassung nçtigt und dadurch dem Vermçgen des Gençtigten oder eines anderen Nachteil zufgt, um sich oder einen Dritten zu Unrecht zu bereichern, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Rechtswidrig ist die Tat, wenn die Anwendung der Gewalt oder die Androhung des bels zu dem angestrebten Zweck als verwerflich anzusehen ist. (3) Der Versuch ist strafbar. (4) In besonders schweren Fllen ist die Strafe Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr. Ein besonders schwerer Fall liegt in der Regel vor, wenn der Tter gewerbsmßig oder als Mitglied einer Bande handelt, die sich zur fortgesetzten Begehung einer Erpressung verbunden hat.
§ 254
(weggefallen)
§ 255
Ruberische Erpressung
Wird die Erpressung durch Gewalt gegen eine Person oder unter Anwendung von Drohungen mit gegenwrtiger Gefahr fr Leib oder Leben begangen, so ist der Tter gleich einem Ruber zu bestrafen. 630
StGB § 256
§§ 256 – 258
C 25b
Fhrungsaufsicht, Vermçgensstrafe und Erweiterer Verfall
(1) In den Fllen der §§ 249 bis 255 kann das Gericht Fhrungsaufsicht anordnen (§ 68 Abs. 1). (2) In den Fllen der §§ 253 und 255 sind die §§ 43a, 73d anzuwenden, wenn der Tter als Mitglied einer Bande handelt, die sich zur fortgesetzten Begehung solcher Taten verbunden hat. § 73d ist auch dann anzuwenden, wenn der Tter gewerbsmßig handelt.
Einundzwanzigster Abschnitt Begnstigung und Hehlerei § 257
Begnstigung
(1) Wer einem anderen, der eine rechtswidrige Tat begangen hat, in der Absicht Hilfe leistet, ihm die Vorteile der Tat zu sichern, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Die Strafe darf nicht schwerer sein als die fr die Vortat angedrohte Strafe. (3) Wegen Begnstigung wird nicht bestraft, wer wegen Beteiligung an der Vortat strafbar ist. Dies gilt nicht fr denjenigen, der einen an der Vortat Unbeteiligten zur Begnstigung anstiftet. (4) Die Begnstigung wird nur auf Antrag, mit Ermchtigung oder auf Strafverlangen verfolgt, wenn der Begnstiger als Tter oder Teilnehmer der Vortat nur auf Antrag, mit Ermchtigung oder auf Strafverlangen verfolgt werden kçnnte. § 248a gilt sinngemß.
§ 258
Strafvereitelung
(1) Wer absichtlich oder wissentlich ganz oder zum Teil vereitelt, daß ein anderer dem Strafgesetz gemß wegen einer rechtswidrigen Tat bestraft oder einer Maßnahme (§ 11 Abs. 1 Nr. 8) unterworfen wird, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Ebenso wird bestraft, wer absichtlich oder wissentlich die Vollstreckung einer gegen einen anderen verhngten Strafe oder Maßnahme ganz oder zum Teil vereitelt. (3) Die Strafe darf nicht schwerer sein als die fr die Vortat angedrohte Strafe. (4) Der Versuch ist strafbar. (5) Wegen Strafvereitelung wird nicht bestraft, wer durch die Tat zugleich ganz oder zum Teil vereiteln will, dass er selbst bestraft 631
C 25b
StGB
§§ 258a – 260a
oder einer Maßnahme unterworfen wird oder dass eine gegen ihn verhngte Strafe oder Maßnahme vollstreckt wird. (6) Wer die Tat zugunsten eines Angehçrigen begeht, ist straffrei.
§ 258a
Strafvereitelung im Amt
(1) Ist in den Fllen des § 258 Abs. 1 der Tter als Amtstrger zur Mitwirkung bei dem Strafverfahren oder dem Verfahren zur Anordnung der Maßnahme (§ 11 Abs. 1 Nr. 8) oder ist er in den Fllen des § 258 Abs. 2 als Amtstrger zur Mitwirkung bei der Vollstreckung der Strafe oder Maßnahme berufen, so ist die Strafe Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fnf Jahren, in minder schweren Fllen Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe. (2) Der Versuch ist strafbar. (3) § 258 Abs. 3 und 6 ist nicht anzuwenden.
§ 259
Hehlerei
(1) Wer eine Sache, die ein anderer gestohlen oder sonst durch eine gegen fremdes Vermçgen gerichtete rechtswidrige Tat erlangt hat, ankauft oder sonst sich oder einem Dritten verschafft, sie absetzt oder absetzen hilft, um sich oder einen Dritten zu bereichern, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Die §§ 247 und 248a gelten sinngemß. (3) Der Versuch ist strafbar.
§ 260
Gewerbsmßige Hehlerei, Bandenhehlerei
(1) Mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren wird bestraft, wer die Hehlerei 1. gewerbsmßig oder 2. als Mitglied einer Bande, die sich zur fortgesetzten Begehung von Raub, Diebstahl oder Hehlerei verbunden hat, begeht. (2) Der Versuch ist strafbar. (3) In den Fllen des Absatzes 1 Nr. 2 sind die §§ 43a, 73d anzuwenden. § 73d ist auch in den Fllen des Absatzes 1 Nr. 1 anzuwenden.
§ 260a
Gewerbsmßige Bandenhehlerei
(1) Mit Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren wird bestraft, wer die Hehlerei als Mitglied einer Bande, die sich zur 632
StGB
§ 261
C 25b
fortgesetzten Begehung von Raub, Diebstahl oder Hehlerei verbunden hat, gewerbsmßig begeht. (2) In minder schweren Fllen ist die Strafe Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fnf Jahren. (3) Die §§ 43a, 73d sind anzuwenden.
§ 261
Geldwsche; Verschleierung unrechtmßig erlangter Vermçgenswerte
(1) Wer einen Gegenstand, der aus einer in Satz 2 genannten rechtswidrigen Tat herrhrt, verbirgt, dessen Herkunft verschleiert oder die Ermittlung der Herkunft, das Auffinden, den Verfall, die Einziehung oder die Sicherstellung eines solchen Gegenstandes vereitelt oder gefhrdet, wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fnf Jahren bestraft. Rechtswidrige Taten im Sinne des Satzes 1 sind 1. Verbrechen, 2. Vergehen nach a) § 332 Abs. 1, auch in Verbindung mit Abs. 3, und § 334, b) § 29 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 des Betubungsmittelgesetzes und § 19 Abs. 1 Nr. 1 des Grundstoffberwachungsgesetzes, 3. Vergehen nach § 373 und nach § 374 Abs. 2 der Abgabenordnung, jeweils auch in Verbindung mit § 12 Abs. 1 des Gesetzes zur Durchfhrung der Gemeinsamen Marktorganisationen und der Direktzahlungen, 4. Vergehen a) nach den §§ 152a, 181a, 232 Abs. 1 und 2, § 233 Abs. 1 und 2, §§ 233a, 242, 246, 253, 259, 263 bis 264, 266, 267, 269, 271, 284, 326 Abs. 1, 2 und 4, § 328 Abs. 1, 2 und 4 sowie § 348, b) nach § 96 des Aufenthaltsgesetzes, § 84 des Asylverfahrensgesetzes und nach § 370 der Abgabenordnung, die gewerbsmßig oder von einem Mitglied einer Bande, die sich zur fortgesetzten Begehung solcher Taten verbunden hat, begangen worden sind, und 5. Vergehen nach § 89a und nach den §§ 129 und 129a Abs. 3 und 5, jeweils auch in Verbindung mit § 129b Abs. 1, sowie von einem Mitglied einer kriminellen oder terroristischen Vereinigung (§§ 129, 129a, jeweils auch in Verbindung mit § 129b Abs. 1) begangene Vergehen. Satz 1 gilt in den Fllen der gewerbsmßigen oder bandenmßigen Steuerhinterziehung nach § 370 der Abgabenordnung fr die durch die Steuerhinterziehung ersparten Aufwendungen und 633
C 25b
StGB
§ 261
unrechtmßig erlangten Steuererstattungen und -vergtungen sowie in den Fllen des Satzes 2 Nr. 3 auch fr einen Gegenstand, hinsichtlich dessen Abgaben hinterzogen worden sind. (2) Ebenso wird bestraft, wer einen in Absatz 1 bezeichneten Gegenstand 1.1 sich oder einem Dritten verschafft oder 2. verwahrt oder fr sich oder einen Dritten verwendet, wenn er die Herkunft des Gegenstandes zu dem Zeitpunkt gekannt hat, zu dem er ihn erlangt hat. (3) Der Versuch ist strafbar. (4) In besonders schweren Fllen ist die Strafe Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren. Ein besonders schwerer Fall liegt in der Regel vor, wenn der Tter gewerbsmßig oder als Mitglied einer Bande handelt, die sich zur fortgesetzten Begehung einer Geldwsche verbunden hat. (5) Wer in den Fllen des Absatzes 1 oder 2 leichtfertig nicht erkennt, dass der Gegenstand aus einer in Absatz 1 genannten rechtswidrigen Tat herrhrt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (6) Die Tat ist nicht nach Absatz 2 strafbar, wenn zuvor ein Dritter den Gegenstand erlangt hat, ohne hierdurch eine Straftat zu begehen. (7) Gegenstnde, auf die sich die Straftat bezieht, kçnnen eingezogen werden. § 74a ist anzuwenden. § 73d ist anzuwenden, wenn der Tter gewerbsmßig oder als Mitglied einer Bande handelt, die sich zur fortgesetzten Begehung einer Geldwsche verbunden hat. (8) Den in den Abstzen 1, 2 und 5 bezeichneten Gegenstnden stehen solche gleich, die aus einer im Ausland begangenen Tat der in Absatz 1 bezeichneten Art herrhren, wenn die Tat auch am Tatort mit Strafe bedroht ist. (9) Nach den Abstzen 1 bis 5 wird nicht bestraft, wer 1. die Tat freiwillig bei der zustndigen Behçrde anzeigt oder freiwillig eine solche Anzeige veranlasst, wenn nicht die Tat in diesem Zeitpunkt ganz oder zum Teil bereits entdeckt war und der Tter dies wusste oder bei verstndiger Wrdigung der Sachlage damit rechnen musste, und 1
634
BVerfG, Urteil vom 30. 03. 2004 (BGBl. I S. 715): „§ 261 Absatz 2 Nummer 1 des Strafgesetzbuchs ist mit dem Grundgesetz vereinbar, soweit Strafverteidiger nur dann mit Strafe bedroht werden, wenn sie im Zeitpunkt der Annahme ihres Honorars sichere Kenntnis von dessen Herkunft hatten.“
StGB
§§ 262 – 263
C 25b
2.
in den Fllen des Absatzes 1 oder 2 unter den in Nummer 1 genannten Voraussetzungen die Sicherstellung des Gegenstandes bewirkt, auf den sich die Straftat bezieht. Nach den Abstzen 1 bis 5 wird außerdem nicht bestraft, wer wegen Beteiligung an der Vortat strafbar ist.
§ 262
Fhrungsaufsicht
In den Fllen der §§ 259 bis 261 kann das Gericht Fhrungsaufsicht anordnen (§ 68 Abs. 1).
Zweiundzwanzigster Abschnitt Betrug und Untreue § 263
Betrug
(1) Wer in der Absicht, sich oder einem Dritten einen rechtswidrigen Vermçgensvorteil zu verschaffen, das Vermçgen eines anderen dadurch beschdigt, dass er durch Vorspiegelung falscher oder durch Entstellung oder Unterdrckung wahrer Tatsachen einen Irrtum erregt oder unterhlt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Der Versuch ist strafbar. (3) In besonders schweren Fllen ist die Strafe Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren. Ein besonders schwerer Fall liegt in der Regel vor, wenn der Tter 1. gewerbsmßig oder als Mitglied einer Bande handelt, die sich zur fortgesetzten Begehung von Urkundenflschung oder Betrug verbunden hat, 2. einen Vermçgensverlust großen Ausmaßes herbeifhrt oder in der Absicht handelt, durch die fortgesetzte Begehung von Betrug eine große Zahl von Menschen in die Gefahr des Verlustes von Vermçgenswerten zu bringen, 3. eine andere Person in wirtschaftliche Not bringt, 4. seine Befugnisse oder seine Stellung als Amtstrger missbraucht oder 5. einen Versicherungsfall vortuscht, nachdem er oder ein anderer zu diesem Zweck eine Sache von bedeutendem Wert in Brand gesetzt oder durch eine Brandlegung ganz oder teilweise zerstçrt oder ein Schiff zum Sinken oder Stranden gebracht hat. (4) § 243 Abs. 2 sowie die §§ 247 und 248a gelten entsprechend. 635
C 25b
StGB
§§ 263a – 264
(5) Mit Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren, in minder schweren Fllen mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fnf Jahren wird bestraft, wer den Betrug als Mitglied einer Bande, die sich zur fortgesetzten Begehung von Straftaten nach den §§ 263 bis 264 oder 267 bis 269 verbunden hat, gewerbsmßig begeht. (6) Das Gericht kann Fhrungsaufsicht anordnen (§ 68 Abs. 1). (7) Die §§ 43a und 73d sind anzuwenden, wenn der Tter als Mitglied einer Bande handelt, die sich zur fortgesetzten Begehung von Straftaten nach den §§ 263 bis 264 oder 267 bis 269 verbunden hat. § 73d ist auch dann anzuwenden, wenn der Tter gewerbsmßig handelt.
§ 263a
Computerbetrug
(1) Wer in der Absicht, sich oder einem Dritten einen rechtswidrigen Vermçgensvorteil zu verschaffen, das Vermçgen eines anderen dadurch beschdigt, dass er das Ergebnis eines Datenverarbeitungsvorgangs durch unrichtige Gestaltung des Programms, durch Verwendung unrichtiger oder unvollstndiger Daten, durch unbefugte Verwendung von Daten oder sonst durch unbefugte Einwirkung auf den Ablauf beeinflusst, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) § 263 Abs. 2 bis 7 gilt entsprechend. (3) Wer eine Straftat nach Absatz 1 vorbereitet, indem er Computerprogramme, deren Zweck die Begehung einer solchen Tat ist, herstellt, sich oder einem anderen verschafft, feilhlt, verwahrt oder einem anderen berlsst, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (4) In den Fllen des Absatzes 3 gilt § 149 Abs. 2 und 3 entsprechend.
§ 264
Subventionsbetrug
(1) Mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer 1. einer fr die Bewilligung einer Subvention zustndigen Behçrde oder einer anderen in das Subventionsverfahren eingeschalteten Stelle oder Person (Subventionsgeber) ber subventionserhebliche Tatsachen fr sich oder einen anderen unrichtige oder unvollstndige Angaben macht, die fr ihn oder den anderen vorteilhaft sind, 2. einen Gegenstand oder eine Geldleistung, deren Verwendung durch Rechtsvorschriften oder durch den Subventionsgeber 636
StGB
3. 4.
§ 264
C 25b
im Hinblick auf eine Subvention beschrnkt ist, entgegen der Verwendungsbeschrnkung verwendet, den Subventionsgeber entgegen den Rechtsvorschriften ber die Subventionsvergabe ber subventionserhebliche Tatsachen in Unkenntnis lsst oder in einem Subventionsverfahren eine durch unrichtige oder unvollstndige Angaben erlangte Bescheinigung ber eine Subventionsberechtigung oder ber subventionserhebliche Tatsachen gebraucht.
(2) In besonders schweren Fllen ist die Strafe Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren. Ein besonders schwerer Fall liegt in der Regel vor, wenn der Tter 1. aus grobem Eigennutz oder unter Verwendung nachgemachter oder verflschter Belege fr sich oder einen anderen eine nicht gerechtfertigte Subvention großen Ausmaßes erlangt, 2. seine Befugnisse oder seine Stellung als Amtstrger missbraucht oder 3. die Mithilfe eines Amtstrgers ausnutzt, der seine Befugnisse oder seine Stellung missbraucht. (3) § 263 Abs. 5 gilt entsprechend. (4) Wer in den Fllen des Absatzes 1 Nr. 1 bis 3 leichtfertig handelt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (5) Nach den Abstzen 1 und 4 wird nicht bestraft, wer freiwillig verhindert, dass auf Grund der Tat die Subvention gewhrt wird. Wird die Subvention ohne Zutun des Tters nicht gewhrt, so wird er straflos, wenn er sich freiwillig und ernsthaft bemht, das Gewhren der Subvention zu verhindern. (6) Neben einer Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr wegen einer Straftat nach den Abstzen 1 bis 3 kann das Gericht die Fhigkeit, çffentliche mter zu bekleiden, und die Fhigkeit, Rechte aus çffentlichen Wahlen zu erlangen, aberkennen (§ 45 Abs. 2). Gegenstnde, auf die sich die Tat bezieht, kçnnen eingezogen werden; § 74a ist anzuwenden. (7) Subvention im Sinne dieser Vorschrift ist 1. eine Leistung aus çffentlichen Mitteln nach Bundes- oder Landesrecht an Betriebe oder Unternehmen, die wenigstens zum Teil a) ohne marktmßige Gegenleistung gewhrt wird und b) der Fçrderung der Wirtschaft dienen soll; 637
C 25b
StGB
§§ 264a – 265
2.
eine Leistung aus çffentlichen Mitteln nach dem Recht der Europischen Gemeinschaften, die wenigstens zum Teil ohne marktmßige Gegenleistung gewhrt wird. Betrieb oder Unternehmen im Sinne des Satzes 1 Nr. 1 ist auch das çffentliche Unternehmen. (8) Subventionserheblich im Sinne des Absatzes 1 sind Tatsachen, 1. die durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes von dem Subventionsgeber als subventionserheblich bezeichnet sind oder 2. von denen die Bewilligung, Gewhrung, Rckforderung, Weitergewhrung oder das Belassen einer Subvention oder eines Subventionsvorteils gesetzlich abhngig ist.
§ 264a
Kapitalanlagebetrug
(1) Wer im Zusammenhang mit 1. dem Vertrieb von Wertpapieren, Bezugsrechten oder von Anteilen, die eine Beteiligung an dem Ergebnis eines Unternehmens gewhren sollen, oder 2. dem Angebot, die Einlage auf solche Anteile zu erhçhen, in Prospekten oder in Darstellungen oder bersichten ber den Vermçgensstand hinsichtlich der fr die Entscheidung ber den Erwerb oder die Erhçhung erheblichen Umstnde gegenber einem grçßeren Kreis von Personen unrichtige vorteilhafte Angaben macht oder nachteilige Tatsachen verschweigt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Absatz 1 gilt entsprechend, wenn sich die Tat auf Anteile an einem Vermçgen bezieht, das ein Unternehmen im eigenen Namen, jedoch fr fremde Rechnung verwaltet. (3) Nach den Abstzen 1 und 2 wird nicht bestraft, wer freiwillig verhindert, dass auf Grund der Tat die durch den Erwerb oder die Erhçhung bedingte Leistung erbracht wird. Wird die Leistung ohne Zutun des Tters nicht erbracht, so wird er straflos, wenn er sich freiwillig und ernsthaft bemht, das Erbringen der Leistung zu verhindern.
§ 265
Versicherungsmissbrauch
(1) Wer eine gegen Untergang, Beschdigung, Beeintrchtigung der Brauchbarkeit, Verlust oder Diebstahl versicherte Sache beschdigt, zerstçrt, in ihrer Brauchbarkeit beeintrchtigt, beiseite schafft oder einem anderen berlsst, um sich oder einem Dritten Leistungen aus der Versicherung zu verschaffen, wird mit 638
StGB
§§ 265a – 265b
C 25b
Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft, wenn die Tat nicht in § 263 mit Strafe bedroht ist. (2) Der Versuch ist strafbar.
§ 265a
Erschleichen von Leistungen
(1) Wer die Leistung eines Automaten oder eines çffentlichen Zwecken dienenden Telekommunikationsnetzes, die Befçrderung durch ein Verkehrsmittel oder den Zutritt zu einer Veranstaltung oder einer Einrichtung in der Absicht erschleicht, das Entgelt nicht zu entrichten, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft, wenn die Tat nicht in anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist. (2) Der Versuch ist strafbar. (3) Die §§ 247 und 248a gelten entsprechend.
§ 265b
Kreditbetrug
(1) Wer einem Betrieb oder Unternehmen im Zusammenhang mit einem Antrag auf Gewhrung, Belassung oder Vernderung der Bedingungen eines Kredits fr einen Betrieb oder ein Unternehmen oder einen vorgetuschten Betrieb oder ein vorgetuschtes Unternehmen 1. ber wirtschaftliche Verhltnisse a) unrichtige oder unvollstndige Unterlagen, namentlich Bilanzen, Gewinn- und Verlustrechnungen, Vermçgensbersichten oder Gutachten vorlegt oder b) schriftlich unrichtige oder unvollstndige Angaben macht, die fr den Kreditnehmer vorteilhaft und fr die Entscheidung ber einen solchen Antrag erheblich sind, oder 2. solche Verschlechterungen der in den Unterlagen oder Angaben dargestellten wirtschaftlichen Verhltnisse bei der Vorlage nicht mitteilt, die fr die Entscheidung ber einen solchen Antrag erheblich sind, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Nach Absatz 1 wird nicht bestraft, wer freiwillig verhindert, dass der Kreditgeber auf Grund der Tat die beantragte Leistung erbringt. Wird die Leistung ohne Zutun des Tters nicht erbracht, so wird er straflos, wenn er sich freiwillig und ernsthaft bemht, das Erbringen der Leistung zu verhindern. 639
C 25b
StGB
§§ 266 – 266a
(3) Im Sinne des Absatzes 1 sind 1. Betriebe und Unternehmen unabhngig von ihrem Gegenstand solche, die nach Art und Umfang einen in kaufmnnischer Weise eingerichteten Geschftsbetrieb erfordern; 2. Kredite Gelddarlehen aller Art, Akzeptkredite, der entgeltliche Erwerb und die Stundung von Geldforderungen, die Diskontierung von Wechseln und Schecks und die bernahme von Brgschaften, Garantien und sonstigen Gewhrleistungen.
§ 266
Untreue
(1) Wer die ihm durch Gesetz, behçrdlichen Auftrag oder Rechtsgeschft eingerumte Befugnis, ber fremdes Vermçgen zu verfgen oder einen anderen zu verpflichten, missbraucht oder die ihm kraft Gesetzes, behçrdlichen Auftrags, Rechtsgeschfts oder eines Treueverhltnisses obliegende Pflicht, fremde Vermçgensinteressen wahrzunehmen, verletzt und dadurch dem, dessen Vermçgensinteressen er zu betreuen hat, Nachteil zufgt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) § 243 Abs. 2 und die §§ 247, 248a und 263 Abs. 3 gelten entsprechend.
§ 266a
Vorenthalten und Veruntreuen von Arbeitsentgelt
(1) Wer als Arbeitgeber der Einzugsstelle Beitrge des Arbeitnehmers zur Sozialversicherung einschließlich der Arbeitsfçrderung, unabhngig davon, ob Arbeitsentgelt gezahlt wird, vorenthlt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Ebenso wird bestraft, wer als Arbeitgeber 1. der fr den Einzug der Beitrge zustndigen Stelle ber sozialversicherungsrechtlich erhebliche Tatsachen unrichtige oder unvollstndige Angaben macht oder 2. die fr den Einzug der Beitrge zustndige Stelle pflichtwidrig ber sozialversicherungsrechtlich erhebliche Tatsachen in Unkenntnis lsst und dadurch dieser Stelle vom Arbeitgeber zu tragende Beitrge zur Sozialversicherung einschließlich der Arbeitsfçrderung, unabhngig davon, ob Arbeitsentgelt gezahlt wird, vorenthlt. (3) Wer als Arbeitgeber sonst Teile des Arbeitsentgelts, die er fr den Arbeitnehmer an einen anderen zu zahlen hat, dem Arbeitnehmer einbehlt, sie jedoch an den anderen nicht zahlt und es 640
StGB
§ 266b
C 25b
unterlsst, den Arbeitnehmer sptestens im Zeitpunkt der Flligkeit oder unverzglich danach ber das Unterlassen der Zahlung an den anderen zu unterrichten, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. Satz 1 gilt nicht fr Teile des Arbeitsentgelts, die als Lohnsteuer einbehalten werden. (4) In besonders schweren Fllen der Abstze 1 und 2 ist die Strafe Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren. Ein besonders schwerer Fall liegt in der Regel vor, wenn der Tter 1. aus grobem Eigennutz in großem Ausmaß Beitrge vorenthlt, 2.
unter Verwendung nachgemachter oder verflschter Belege fortgesetzt Beitrge vorenthlt oder
3.
die Mithilfe eines Amtstrgers ausnutzt, der seine Befugnisse oder seine Stellung missbraucht.
(5) Dem Arbeitgeber stehen der Auftraggeber eines Heimarbeiters, Hausgewerbetreibenden oder einer Person, die im Sinne des Heimarbeitsgesetzes diesen gleichgestellt ist, sowie der Zwischenmeister gleich. (6) In den Fllen der Abstze 1 und 2 kann das Gericht von einer Bestrafung nach dieser Vorschrift absehen, wenn der Arbeitgeber sptestens im Zeitpunkt der Flligkeit oder unverzglich danach der Einzugsstelle schriftlich 1. die Hçhe der vorenthaltenen Beitrge mitteilt und 2.
darlegt, warum die fristgemße Zahlung nicht mçglich ist, obwohl er sich darum ernsthaft bemht hat.
Liegen die Voraussetzungen des Satzes 1 vor und werden die Beitrge dann nachtrglich innerhalb der von der Einzugsstelle bestimmten angemessenen Frist entrichtet, wird der Tter insoweit nicht bestraft. In den Fllen des Absatzes 3 gelten die Stze 1 und 2 entsprechend.
§ 266b
Missbrauch von Scheck- und Kreditkarten
(1) Wer die ihm durch die berlassung einer Scheckkarte oder einer Kreditkarte eingerumte Mçglichkeit, den Aussteller zu einer Zahlung zu veranlassen, missbraucht und diesen dadurch schdigt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) § 248a gilt entsprechend. 641
C 25b
StGB
§§ 267 – 268
Dreiundzwanzigster Abschnitt Urkundenflschung § 267
Urkundenflschung
(1) Wer zur Tuschung im Rechtsverkehr eine unechte Urkunde herstellt, eine echte Urkunde verflscht oder eine unechte oder verflschte Urkunde gebraucht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Der Versuch ist strafbar. (3) In besonders schweren Fllen ist die Strafe Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren. Ein besonders schwerer Fall liegt in der Regel vor, wenn der Tter 1. gewerbsmßig oder als Mitglied einer Bande handelt, die sich zur fortgesetzten Begehung von Betrug oder Urkundenflschung verbunden hat, 2. einen Vermçgensverlust großen Ausmaßes herbeifhrt, 3. durch eine große Zahl von unechten oder verflschten Urkunden die Sicherheit des Rechtsverkehrs erheblich gefhrdet oder 4. seine Befugnisse oder seine Stellung als Amtstrger missbraucht. (4) Mit Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren, in minder schweren Fllen mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fnf Jahren wird bestraft, wer die Urkundenflschung als Mitglied einer Bande, die sich zur fortgesetzten Begehung von Straftaten nach den §§ 263 bis 264 oder 267 bis 269 verbunden hat, gewerbsmßig begeht.
§ 268
Flschung technischer Aufzeichnungen
(1) Wer zur Tuschung im Rechtsverkehr 1. eine unechte technische Aufzeichnung herstellt oder eine technische Aufzeichnung verflscht oder 2. eine unechte oder verflschte technische Aufzeichnung gebraucht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Technische Aufzeichnung ist eine Darstellung von Daten, Messoder Rechenwerten, Zustnden oder Geschehensablufen, die durch ein technisches Gert ganz oder zum Teil selbstttig bewirkt wird, den Gegenstand der Aufzeichnung allgemein oder fr Eingeweihte erkennen lsst und zum Beweis einer rechtlich erheblichen 642
StGB
§§ 269 – 271
C 25b
Tatsache bestimmt ist, gleichviel ob ihr die Bestimmung schon bei der Herstellung oder erst spter gegeben wird. (3) Der Herstellung einer unechten technischen Aufzeichnung steht es gleich, wenn der Tter durch stçrende Einwirkung auf den Aufzeichnungsvorgang das Ergebnis der Aufzeichnung beeinflusst. (4) Der Versuch ist strafbar. (5) § 267 Abs. 3 und 4 gilt entsprechend.
§ 269
Flschung beweiserheblicher Daten
(1) Wer zur Tuschung im Rechtsverkehr beweiserhebliche Daten so speichert oder verndert, dass bei ihrer Wahrnehmung eine unechte oder verflschte Urkunde vorliegen wrde, oder derart gespeicherte oder vernderte Daten gebraucht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Der Versuch ist strafbar. (3) § 267 Abs. 3 und 4 gilt entsprechend.
§ 270
Tuschung im Rechtsverkehr bei Datenverarbeitung
Der Tuschung im Rechtsverkehr steht die flschliche Beeinflussung einer Datenverarbeitung im Rechtsverkehr gleich.
§ 271
Mittelbare Falschbeurkundung
(1) Wer bewirkt, dass Erklrungen, Verhandlungen oder Tatsachen, welche fr Rechte oder Rechtsverhltnisse von Erheblichkeit sind, in çffentlichen Urkunden, Bchern, Dateien oder Registern als abgegeben oder geschehen beurkundet oder gespeichert werden, whrend sie berhaupt nicht oder in anderer Weise oder von einer Person in einer ihr nicht zustehenden Eigenschaft oder von einer anderen Person abgegeben oder geschehen sind, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Ebenso wird bestraft, wer eine falsche Beurkundung oder Datenspeicherung der in Absatz 1 bezeichneten Art zur Tuschung im Rechtsverkehr gebraucht. (3) Handelt der Tter gegen Entgelt oder in der Absicht, sich oder einen Dritten zu bereichern oder eine andere Person zu schdigen, so ist die Strafe Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fnf Jahren. (4) Der Versuch ist strafbar. 643
C 25b
StGB
§§ 272 – 275
§ 272
(weggefallen)
§ 273
Verndern von amtlichen Ausweisen
(1) Wer zur Tuschung im Rechtsverkehr 1. eine Eintragung in einem amtlichen Ausweis entfernt, unkenntlich macht, berdeckt oder unterdrckt oder eine einzelne Seite aus einem amtlichen Ausweis entfernt oder 2. einen derart vernderten amtlichen Ausweis gebraucht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft, wenn die Tat nicht in § 267 oder § 274 mit Strafe bedroht ist. (2) Der Versuch ist strafbar.
§ 274
Urkundenunterdrckung; Vernderung einer Grenzbezeichnung
(1) Mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer 1. eine Urkunde oder eine technische Aufzeichnung, welche ihm entweder berhaupt nicht oder nicht ausschließlich gehçrt, in der Absicht, einem anderen Nachteil zuzufgen, vernichtet, beschdigt oder unterdrckt, 2. beweiserhebliche Daten (§ 202a Abs. 2), ber die er nicht oder nicht ausschließlich verfgen darf, in der Absicht, einem anderen Nachteil zuzufgen, lçscht, unterdrckt, unbrauchbar macht oder verndert oder 3. einen Grenzstein oder ein anderes zur Bezeichnung einer Grenze oder eines Wasserstandes bestimmtes Merkmal in der Absicht, einem anderen Nachteil zuzufgen, wegnimmt, vernichtet, unkenntlich macht, verrckt oder flschlich setzt. (2) Der Versuch ist strafbar.
§ 275
Vorbereitung der Flschung von amtlichen Ausweisen
(1) Wer eine Flschung von amtlichen Ausweisen vorbereitet, indem er 1. Platten, Formen, Druckstze, Druckstçcke, Negative, Matrizen oder hnliche Vorrichtungen, die ihrer Art nach zur Begehung der Tat geeignet sind, 2. Papier, das einer solchen Papierart gleicht oder zum Verwechseln hnlich ist, die zur Herstellung von amtlichen Ausweisen 644
StGB
§§ 276 – 277
C 25b
bestimmt und gegen Nachahmung besonders gesichert ist, oder 3. Vordrucke fr amtliche Ausweise herstellt, sich oder einem anderen verschafft, feilhlt, verwahrt, einem anderen berlsst oder einzufhren oder auszufhren unternimmt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Handelt der Tter gewerbsmßig oder als Mitglied einer Bande, die sich zur fortgesetzten Begehung von Straftaten nach Absatz 1 verbunden hat, so ist die Strafe Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fnf Jahren. (3) § 149 Abs. 2 und 3 gilt entsprechend.
§ 276
Verschaffen von falschen amtlichen Ausweisen
(1) Wer einen unechten oder verflschten amtlichen Ausweis oder einen amtlichen Ausweis, der eine falsche Beurkundung der in den §§ 271 und 348 bezeichneten Art enthlt, 1. einzufhren oder auszufhren unternimmt oder 2. in der Absicht, dessen Gebrauch zur Tuschung im Rechtsverkehr zu ermçglichen, sich oder einem anderen verschafft, verwahrt oder einem anderen berlsst, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Handelt der Tter gewerbsmßig oder als Mitglied einer Bande, die sich zur fortgesetzten Begehung von Straftaten nach Absatz 1 verbunden hat, so ist die Strafe Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fnf Jahren.
§ 276a
Aufenthaltsrechtliche Papiere; Fahrzeugpapiere
Die §§ 275 und 276 gelten auch fr aufenthaltsrechtliche Papiere, namentlich Aufenthaltstitel und Duldungen, sowie fr Fahrzeugpapiere, namentlich Fahrzeugscheine und Fahrzeugbriefe.
§ 277
Flschung von Gesundheitszeugnissen
Wer unter der ihm nicht zustehenden Bezeichnung als Arzt oder als eine andere approbierte Medizinalperson oder unberechtigt unter dem Namen solcher Personen ein Zeugnis ber seinen oder eines anderen Gesundheitszustand ausstellt oder ein derartiges echtes Zeugnis verflscht und davon zur Tuschung von Behçrden oder Versicherungsgesellschaften Gebrauch macht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft. 645
C 25b § 278
StGB
§§ 278 – 282
Ausstellen unrichtiger Gesundheitszeugnisse
rzte und andere approbierte Medizinalpersonen, welche ein unrichtiges Zeugnis ber den Gesundheitszustand eines Menschen zum Gebrauch bei einer Behçrde oder Versicherungsgesellschaft wider besseres Wissen ausstellen, werden mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
§ 279
Gebrauch unrichtiger Gesundheitszeugnisse
Wer, um eine Behçrde oder eine Versicherungsgesellschaft ber seinen oder eines anderen Gesundheitszustand zu tuschen, von einem Zeugnis der in den §§ 277 und 278 bezeichneten Art Gebrauch macht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.
§ 280
(weggefallen)
§ 281
Missbrauch von Ausweispapieren
(1) Wer ein Ausweispapier, das fr einen anderen ausgestellt ist, zur Tuschung im Rechtsverkehr gebraucht, oder wer zur Tuschung im Rechtsverkehr einem anderen ein Ausweispapier berlsst, das nicht fr diesen ausgestellt ist, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft. Der Versuch ist strafbar. (2) Einem Ausweispapier stehen Zeugnisse und andere Urkunden gleich, die im Verkehr als Ausweis verwendet werden.
§ 282
Vermçgensstrafe, Erweiterter Verfall und Einziehung
(1) In den Fllen der §§ 267 bis 269, 275 und 276 sind die §§ 43a und 73d anzuwenden, wenn der Tter als Mitglied einer Bande handelt, die sich zur fortgesetzten Begehung solcher Taten verbunden hat. § 73d ist auch dann anzuwenden, wenn der Tter gewerbsmßig handelt. (2) Gegenstnde, auf die sich eine Straftat nach § 267, § 268, § 271 Abs. 2 und 3, § 273 oder § 276, dieser auch in Verbindung mit § 276a, oder nach § 279 bezieht, kçnnen eingezogen werden. In den Fllen des § 275, auch in Verbindung mit § 276a, werden die dort bezeichneten Flschungsmittel eingezogen. 646
StGB
§ 283
C 25b
Vierundzwanzigster Abschnitt Insolvenzstraftaten § 283
Bankrott
(1) Mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer bei berschuldung oder bei drohender oder eingetretener Zahlungsunfhigkeit 1. Bestandteile seines Vermçgens, die im Falle der Erçffnung des Insolvenzverfahrens zur Insolvenzmasse gehçren, beiseite schafft oder verheimlicht oder in einer den Anforderungen einer ordnungsgemßen Wirtschaft widersprechenden Weise zerstçrt, beschdigt oder unbrauchbar macht, 2. in einer den Anforderungen einer ordnungsgemßen Wirtschaft widersprechenden Weise Verlust- oder Spekulationsgeschfte oder Differenzgeschfte mit Waren oder Wertpapieren eingeht oder durch unwirtschaftliche Ausgaben, Spiel oder Wette bermßige Betrge verbraucht oder schuldig wird, 3. Waren oder Wertpapiere auf Kredit beschafft und sie oder die aus diesen Waren hergestellten Sachen erheblich unter ihrem Wert in einer den Anforderungen einer ordnungsgemßen Wirtschaft widersprechenden Weise verußert oder sonst abgibt, 4. Rechte anderer vortuscht oder erdichtete Rechte anerkennt, 5. Handelsbcher, zu deren Fhrung er gesetzlich verpflichtet ist, zu fhren unterlsst oder so fhrt oder verndert, dass die bersicht ber seinen Vermçgensstand erschwert wird, 6. Handelsbcher oder sonstige Unterlagen, zu deren Aufbewahrung ein Kaufmann nach Handelsrecht verpflichtet ist, vor Ablauf der fr Buchfhrungspflichtige bestehenden Aufbewahrungsfristen beiseite schafft, verheimlicht, zerstçrt oder beschdigt und dadurch die bersicht ber seinen Vermçgensstand erschwert, 7. entgegen dem Handelsrecht a) Bilanzen so aufstellt, dass die bersicht ber seinen Vermçgensstand erschwert wird, oder b) es unterlsst, die Bilanz seines Vermçgens oder das Inventar in der vorgeschriebenen Zeit aufzustellen, oder 8. in einer anderen, den Anforderungen einer ordnungsgemßen Wirtschaft grob widersprechenden Weise seinen Vermçgensstand verringert oder seine wirklichen geschftlichen Verhltnisse verheimlicht oder verschleiert. 647
C 25b
StGB
§§ 283a – 283b
(2) Ebenso wird bestraft, wer durch eine der in Absatz 1 bezeichneten Handlungen seine berschuldung oder Zahlungsunfhigkeit herbeifhrt. (3) Der Versuch ist strafbar. (4) Wer in den Fllen 1. des Absatzes 1 die berschuldung oder die drohende oder eingetretene Zahlungsunfhigkeit fahrlssig nicht kennt oder 2. des Absatzes 2 die berschuldung oder Zahlungsunfhigkeit leichtfertig verursacht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (5) Wer in den Fllen 1. des Absatzes 1 Nr. 2, 5 oder 7 fahrlssig handelt und die berschuldung oder die drohende oder eingetretene Zahlungsunfhigkeit wenigstens fahrlssig nicht kennt oder 2. des Absatzes 2 in Verbindung mit Absatz 1 Nr. 2, 5 oder 7 fahrlssig handelt und die berschuldung oder Zahlungsunfhigkeit wenigstens leichtfertig verursacht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (6) Die Tat ist nur dann strafbar, wenn der Tter seine Zahlungen eingestellt hat oder ber sein Vermçgen das Insolvenzverfahren erçffnet oder der Erçffnungsantrag mangels Masse abgewiesen worden ist.
§ 283a
Besonders schwerer Fall des Bankrotts
In besonders schweren Fllen des § 283 Abs. 1 bis 3 wird der Bankrott mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren bestraft. Ein besonders schwerer Fall liegt in der Regel vor, wenn der Tter 1. aus Gewinnsucht handelt oder 2. wissentlich viele Personen in die Gefahr des Verlustes ihrer ihm anvertrauten Vermçgenswerte oder in wirtschaftliche Not bringt.
§ 283b
Verletzung der Buchfhrungspflicht
(1) Mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer 1. Handelsbcher, zu deren Fhrung er gesetzlich verpflichtet ist, zu fhren unterlsst oder so fhrt oder verndert, dass die bersicht ber seinen Vermçgensstand erschwert wird, 648
StGB 2.
3.
§§ 283c – 283d
C 25b
Handelsbcher oder sonstige Unterlagen, zu deren Aufbewahrung er nach Handelsrecht verpflichtet ist, vor Ablauf der gesetzlichen Aufbewahrungsfristen beiseite schafft, verheimlicht, zerstçrt oder beschdigt und dadurch die bersicht ber seinen Vermçgensstand erschwert, entgegen dem Handelsrecht a) Bilanzen so aufstellt, dass die bersicht ber seinen Vermçgensstand erschwert wird, oder b) es unterlsst, die Bilanz seines Vermçgens oder das Inventar in der vorgeschriebenen Zeit aufzustellen.
(2) Wer in den Fllen des Absatzes 1 Nr. 1 oder 3 fahrlssig handelt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft. (3) § 283 Abs. 6 gilt entsprechend.
§ 283c
Glubigerbegnstigung
(1) Wer in Kenntnis seiner Zahlungsunfhigkeit einem Glubiger eine Sicherheit oder Befriedigung gewhrt, die dieser nicht oder nicht in der Art oder nicht zu der Zeit zu beanspruchen hat, und ihn dadurch absichtlich oder wissentlich vor den brigen Glubigern begnstigt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Der Versuch ist strafbar. (3) § 283 Abs. 6 gilt entsprechend.
§ 283d
Schuldnerbegnstigung
(1) Mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer 1. in Kenntnis der einem anderen drohenden Zahlungsunfhigkeit oder 2. nach Zahlungseinstellung, in einem Insolvenzverfahren oder in einem Verfahren zur Herbeifhrung der Entscheidung ber die Erçffnung des Insolvenzverfahrens eines anderen Bestandteile des Vermçgens eines anderen, die im Falle der Erçffnung des Insolvenzverfahrens zur Insolvenzmasse gehçren, mit dessen Einwilligung oder zu dessen Gunsten beiseite schafft oder verheimlicht oder in einer den Anforderungen einer ordnungsgemßen Wirtschaft widersprechenden Weise zerstçrt, beschdigt oder unbrauchbar macht. (2) Der Versuch ist strafbar. 649
C 25b
StGB
§§ 284 – 285
(3) In besonders schweren Fllen ist die Strafe Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren. Ein besonders schwerer Fall liegt in der Regel vor, wenn der Tter 1. aus Gewinnsucht handelt oder 2. wissentlich viele Personen in die Gefahr des Verlustes ihrer dem anderen anvertrauten Vermçgenswerte oder in wirtschaftliche Not bringt. (4) Die Tat ist nur dann strafbar, wenn der andere seine Zahlungen eingestellt hat oder ber sein Vermçgen das Insolvenzverfahren erçffnet oder der Erçffnungsantrag mangels Masse abgewiesen worden ist.
Fnfundzwanzigster Abschnitt Strafbarer Eigennutz § 284
Unerlaubte Veranstaltung eines Glcksspiels
(1) Wer ohne behçrdliche Erlaubnis çffentlich ein Glcksspiel veranstaltet oder hlt oder die Einrichtungen hierzu bereitstellt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Als çffentlich veranstaltet gelten auch Glcksspiele in Vereinen oder geschlossenen Gesellschaften, in denen Glcksspiele gewohnheitsmßig veranstaltet werden. (3) Wer in den Fllen des Absatzes 1 1. gewerbsmßig oder 2. als Mitglied einer Bande handelt, die sich zur fortgesetzten Begehung solcher Taten verbunden hat, wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fnf Jahren bestraft. (4) Wer fr ein çffentliches Glcksspiel (Abstze 1 und 2) wirbt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.
§ 285
Beteiligung am unerlaubten Glcksspiel
Wer sich an einem çffentlichen Glcksspiel (§ 284) beteiligt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe bis zu einhundertachtzig Tagesstzen bestraft. 650
StGB § 286
§§ 286 – 289
C 25b
Vermçgensstrafe, Erweiterter Verfall und Einziehung
(1) In den Fllen des § 284 Abs. 3 Nr. 2 sind die §§ 43a, 73d anzuwenden. § 73d ist auch in den Fllen des § 284 Abs. 3 Nr. 1 anzuwenden. (2) In den Fllen der §§ 284 und 285 werden die Spieleinrichtungen und das auf dem Spieltisch oder in der Bank vorgefundene Geld eingezogen, wenn sie dem Tter oder Teilnehmer zur Zeit der Entscheidung gehçren. Andernfalls kçnnen die Gegenstnde eingezogen werden; § 74a ist anzuwenden.
§ 287
Unerlaubte Veranstaltung einer Lotterie oder einer Ausspielung
(1) Wer ohne behçrdliche Erlaubnis çffentliche Lotterien oder Ausspielungen beweglicher oder unbeweglicher Sachen veranstaltet, namentlich den Abschluss von Spielvertrgen fr eine çffentliche Lotterie oder Ausspielung anbietet oder auf den Abschluss solcher Spielvertrge gerichtete Angebote annimmt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Wer fr çffentliche Lotterien oder Ausspielungen (Absatz 1) wirbt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.
§ 288
Vereiteln der Zwangsvollstreckung
(1) Wer bei einer ihm drohenden Zwangsvollstreckung in der Absicht, die Befriedigung des Glubigers zu vereiteln, Bestandteile seines Vermçgens verußert oder beiseite schafft, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Die Tat wird nur auf Antrag verfolgt.
§ 289
Pfandkehr
(1) Wer seine eigene bewegliche Sache oder eine fremde bewegliche Sache zugunsten des Eigentmers derselben dem Nutznießer, Pfandglubiger oder demjenigen, welchem an der Sache ein Gebrauchs- oder Zurckbehaltungsrecht zusteht, in rechtswidriger Absicht wegnimmt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Der Versuch ist strafbar. (3) Die Tat wird nur auf Antrag verfolgt. 651
C 25b § 290
StGB
§§ 290 – 292
Unbefugter Gebrauch von Pfandsachen
ffentliche Pfandleiher, welche die von ihnen in Pfand genommenen Gegenstnde unbefugt in Gebrauch nehmen, werden mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.
§ 291
Wucher
(1) Wer die Zwangslage, die Unerfahrenheit, den Mangel an Urteilsvermçgen oder die erhebliche Willensschwche eines anderen dadurch ausbeutet, dass er sich oder einem Dritten 1. fr die Vermietung von Rumen zum Wohnen oder damit verbundenen Nebenleistungen, 2. fr die Gewhrung eines Kredits, 3. fr eine sonstige Leistung oder 4. fr die Vermittlung einer der vorbezeichneten Leistungen Vermçgensvorteile versprechen oder gewhren lsst, die in einem aufflligen Missverhltnis zu der Leistung oder deren Vermittlung stehen, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. Wirken mehrere Personen als Leistende, Vermittler oder in anderer Weise mit und ergibt sich dadurch ein aufflliges Missverhltnis zwischen smtlichen Vermçgensvorteilen und smtlichen Gegenleistungen, so gilt Satz 1 fr jeden, der die Zwangslage oder sonstige Schwche des anderen fr sich oder einen Dritten zur Erzielung eines bermßigen Vermçgensvorteils ausnutzt. (2) In besonders schweren Fllen ist die Strafe Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren. Ein besonders schwerer Fall liegt in der Regel vor, wenn der Tter 1. durch die Tat den anderen in wirtschaftliche Not bringt, 2. die Tat gewerbsmßig begeht, 3. sich durch Wechsel wucherische Vermçgensvorteile versprechen lsst.
§ 292
Jagdwilderei
(1) Wer unter Verletzung fremden Jagdrechts oder Jagdausbungsrechts 1. dem Wild nachstellt, es fngt, erlegt oder sich oder einem Dritten zueignet oder 2. eine Sache, die dem Jagdrecht unterliegt, sich oder einem Dritten zueignet, beschdigt oder zerstçrt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. 652
StGB
§§ 293 – 297
C 25b
(2) In besonders schweren Fllen ist die Strafe Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fnf Jahren. Ein besonders schwerer Fall liegt in der Regel vor, wenn die Tat 1. gewerbs- oder gewohnheitsmßig, 2. zur Nachtzeit, in der Schonzeit, unter Anwendung von Schlingen oder in anderer nicht weidmnnischer Weise oder 3. von mehreren mit Schusswaffen ausgersteten Beteiligten gemeinschaftlich begangen wird.
§ 293
Fischwilderei
Wer unter Verletzung fremden Fischereirechts oder Fischereiausbungsrechts 1. fischt oder 2. eine Sache, die dem Fischereirecht unterliegt, sich oder einem Dritten zueignet, beschdigt oder zerstçrt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
§ 294
Strafantrag
In den Fllen des § 292 Abs. 1 und des § 293 wird die Tat nur auf Antrag des Verletzten verfolgt, wenn sie von einem Angehçrigen oder an einem Ort begangen worden ist, wo der Tter die Jagd oder die Fischerei in beschrnktem Umfang ausben durfte.
§ 295
Einziehung
Jagd- und Fischereigerte, Hunde und andere Tiere, die der Tter oder Teilnehmer bei der Tat mit sich gefhrt oder verwendet hat, kçnnen eingezogen werden. § 74a ist anzuwenden.
§ 296
(weggefallen)
§ 297
Gefhrdung von Schiffen, Kraft- und Luftfahrzeugen durch Bannware
(1) Wer ohne Wissen des Reeders oder des Schiffsfhrers oder als Schiffsfhrer ohne Wissen des Reeders eine Sache an Bord eines deutschen Schiffes bringt oder nimmt, deren Befçrderung 1. fr das Schiff oder die Ladung die Gefahr einer Beschlagnahme oder Einziehung oder 2. fr den Reeder oder den Schiffsfhrer die Gefahr einer Bestrafung 653
C 25b
StGB
§§ 298 – 299
verursacht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Ebenso wird bestraft, wer als Reeder ohne Wissen des Schiffsfhrers eine Sache an Bord eines deutschen Schiffes bringt oder nimmt, deren Befçrderung fr den Schiffsfhrer die Gefahr einer Bestrafung verursacht. (3) Absatz 1 Nr. 1 gilt auch fr auslndische Schiffe, die ihre Ladung ganz oder zum Teil im Inland genommen haben. (4) Die Abstze 1 bis 3 sind entsprechend anzuwenden, wenn Sachen in Kraft- oder Luftfahrzeuge gebracht oder genommen werden. An die Stelle des Reeders und des Schiffsfhrers treten der Halter und der Fhrer des Kraft- oder Luftfahrzeuges.
Sechsundzwanzigster Abschnitt Straftaten gegen den Wettbewerb § 298
Wettbewerbsbeschrnkende Absprachen bei Ausschreibungen
(1) Wer bei einer Ausschreibung ber Waren oder gewerbliche Leistungen ein Angebot abgibt, das auf einer rechtswidrigen Absprache beruht, die darauf abzielt, den Veranstalter zur Annahme eines bestimmten Angebots zu veranlassen, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Der Ausschreibung im Sinne des Absatzes 1 steht die freihndige Vergabe eines Auftrages nach vorausgegangenem Teilnahmewettbewerb gleich. (3) Nach Absatz 1, auch in Verbindung mit Absatz 2, wird nicht bestraft, wer freiwillig verhindert, dass der Veranstalter das Angebot annimmt oder dieser seine Leistung erbringt. Wird ohne Zutun des Tters das Angebot nicht angenommen oder die Leistung des Veranstalters nicht erbracht, so wird er straflos, wenn er sich freiwillig und ernsthaft bemht, die Annahme des Angebots oder das Erbringen der Leistung zu verhindern.
§ 299
Bestechlichkeit und Bestechung im geschftlichen Verkehr
(1) Wer als Angestellter oder Beauftragter eines geschftlichen Betriebes im geschftlichen Verkehr einen Vorteil fr sich oder einen Dritten als Gegenleistung dafr fordert, sich versprechen lsst oder annimmt, dass er einen anderen bei dem Bezug von 654
StGB
§§ 300 – 302
C 25b
Waren oder gewerblichen Leistungen im Wettbewerb in unlauterer Weise bevorzuge, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Ebenso wird bestraft, wer im geschftlichen Verkehr zu Zwecken des Wettbewerbs einem Angestellten oder Beauftragten eines geschftlichen Betriebes einen Vorteil fr diesen oder einen Dritten als Gegenleistung dafr anbietet, verspricht oder gewhrt, dass er ihn oder einen anderen bei dem Bezug von Waren oder gewerblichen Leistungen in unlauterer Weise bevorzuge. (3) Die Abstze 1 und 2 gelten auch fr Handlungen im auslndischen Wettbewerb.
§ 300
Besonders schwere Flle der Bestechlichkeit und Bestechung im geschftlichen Verkehr
In besonders schweren Fllen wird eine Tat nach § 299 mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fnf Jahren bestraft. Ein besonders schwerer Fall liegt in der Regel vor, wenn 1. die Tat sich auf einen Vorteil großen Ausmaßes bezieht oder 2. der Tter gewerbsmßig oder als Mitglied einer Bande handelt, die sich zur fortgesetzten Begehung solcher Taten verbunden hat.
§ 301
Strafantrag
(1) Die Bestechlichkeit und Bestechung im geschftlichen Verkehr nach § 299 wird nur auf Antrag verfolgt, es sei denn, dass die Strafverfolgungsbehçrde wegen des besonderen çffentlichen Interesses an der Strafverfolgung ein Einschreiten von Amts wegen fr geboten hlt. (2) Das Recht, den Strafantrag nach Absatz 1 zu stellen, hat neben dem Verletzten jeder der in § 8 Abs. 2 Nr. 1, 2 und 4 des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb bezeichneten Gewerbetreibenden, Verbnde und Kammern.
§ 302
Vermçgensstrafe und Erweiterter Verfall
(1) In den Fllen des § 299 Abs. 1 ist § 73d anzuwenden, wenn der Tter gewerbsmßig oder als Mitglied einer Bande handelt, die sich zur fortgesetzten Begehung solcher Taten verbunden hat. (2) In den Fllen des § 299 Abs. 2 sind die §§ 43a, 73d anzuwenden, wenn der Tter als Mitglied einer Bande handelt, die sich zur fortgesetzten Begehung solcher Taten verbunden hat. § 73d ist auch dann anzuwenden, wenn der Tter gewerbsmßig handelt. 655
C 25b
StGB
§§ 303 – 303b
Siebenundzwanzigster Abschnitt Sachbeschdigung § 303
Sachbeschdigung
(1) Wer rechtswidrig eine fremde Sache beschdigt oder zerstçrt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Ebenso wird bestraft, wer unbefugt das Erscheinungsbild einer fremden Sache nicht nur unerheblich und nicht nur vorbergehend verndert. (3) Der Versuch ist strafbar.
§ 303a
Datenvernderung
(1) Wer rechtswidrig Daten (§ 202a Abs. 2) lçscht, unterdrckt, unbrauchbar macht oder verndert, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Der Versuch ist strafbar. (3) Fr die Vorbereitung einer Straftat nach Absatz 1 gilt § 202c entsprechend.
§ 303b
Computersabotage
(1) Wer eine Datenverarbeitung, die fr einen anderen von wesentlicher Bedeutung ist, dadurch erheblich stçrt, dass er 1. eine Tat nach § 303a Abs. 1 begeht, 2. Daten (§ 202a Abs. 2) in der Absicht, einem anderen Nachteil zuzufgen, eingibt oder bermittelt oder 3. eine Datenverarbeitungsanlage oder einen Datentrger zerstçrt, beschdigt, unbrauchbar macht, beseitigt oder verndert, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Handelt es sich um eine Datenverarbeitung, die fr einen fremden Betrieb, ein fremdes Unternehmen oder eine Behçrde von wesentlicher Bedeutung ist, ist die Strafe Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder Geldstrafe. (3) Der Versuch ist strafbar. (4) In besonders schweren Fllen des Absatzes 2 ist die Strafe Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren. Ein besonders schwerer Fall liegt in der Regel vor, wenn der Tter 656
StGB 1. 2. 3.
§§ 303c – 305
C 25b
einen Vermçgensverlust großen Ausmaßes herbeifhrt, gewerbsmßig oder als Mitglied einer Bande handelt, die sich zur fortgesetzten Begehung von Computersabotage verbunden hat, durch die Tat die Versorgung der Bevçlkerung mit lebenswichtigen Gtern oder Dienstleistungen oder die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland beeintrchtigt.
(5) Fr die Vorbereitung einer Straftat nach Absatz 1 gilt § 202c entsprechend.
§ 303c
Strafantrag
In den Fllen der §§ 303, 303a Abs. 1 und 2 sowie § 303b Abs. 1 bis 3 wird die Tat nur auf Antrag verfolgt, es sei denn, dass die Strafverfolgungsbehçrde wegen des besonderen çffentlichen Interesses an der Strafverfolgung ein Einschreiten von Amts wegen fr geboten hlt.
§ 304
Gemeinschdliche Sachbeschdigung
(1) Wer rechtswidrig Gegenstnde der Verehrung einer im Staat bestehenden Religionsgesellschaft oder Sachen, die dem Gottesdienst gewidmet sind, oder Grabmler, çffentliche Denkmler, Naturdenkmler, Gegenstnde der Kunst, der Wissenschaft oder des Gewerbes, welche in çffentlichen Sammlungen aufbewahrt werden oder çffentlich aufgestellt sind, oder Gegenstnde, welche zum çffentlichen Nutzen oder zur Verschçnerung çffentlicher Wege, Pltze oder Anlagen dienen, beschdigt oder zerstçrt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Ebenso wird bestraft, wer unbefugt das Erscheinungsbild einer in Absatz 1 bezeichneten Sache oder eines dort bezeichneten Gegenstandes nicht nur unerheblich und nicht nur vorbergehend verndert. (3) Der Versuch ist strafbar.
§ 305
Zerstçrung von Bauwerken
(1) Wer rechtswidrig ein Gebude, ein Schiff, eine Brcke, einen Damm, eine gebaute Straße, eine Eisenbahn oder ein anderes Bauwerk, welche fremdes Eigentum sind, ganz oder teilweise zerstçrt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Der Versuch ist strafbar. 657
C 25b § 305a
StGB
§§ 305a – 306a
Zerstçrung wichtiger Arbeitsmittel
(1) Wer rechtswidrig 1. ein fremdes technisches Arbeitsmittel von bedeutendem Wert, das fr die Errichtung einer Anlage oder eines Unternehmens im Sinne des § 316b Abs. 1 Nr. 1 oder 2 oder einer Anlage, die dem Betrieb oder der Entsorgung einer solchen Anlage oder eines solchen Unternehmens dient, von wesentlicher Bedeutung ist, oder 2. ein Kraftfahrzeug der Polizei oder der Bundeswehr ganz oder teilweise zerstçrt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Der Versuch ist strafbar.
Achtundzwanzigster Abschnitt Gemeingefhrliche Straftaten § 306
Brandstiftung
(1) Wer fremde 1. Gebude oder Htten, 2. Betriebssttten oder technische Einrichtungen, namentlich Maschinen, 3. Warenlager oder -vorrte, 4. Kraftfahrzeuge, Schienen-, Luft- oder Wasserfahrzeuge, 5. Wlder, Heiden oder Moore oder 6. land-, ernhrungs- oder forstwirtschaftliche Anlagen oder Erzeugnisse in Brand setzt oder durch eine Brandlegung ganz oder teilweise zerstçrt, wird mit Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren bestraft. (2) In minder schweren Fllen ist die Strafe Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fnf Jahren.
§ 306a
Schwere Brandstiftung
(1) Mit Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr wird bestraft, wer 1. ein Gebude, ein Schiff, eine Htte oder eine andere Rumlichkeit, die der Wohnung von Menschen dient, 2. eine Kirche oder ein anderes der Religionsausbung dienendes Gebude oder 658
StGB
§§ 306b – 306d
C 25b
3.
eine Rumlichkeit, die zeitweise dem Aufenthalt von Menschen dient, zu einer Zeit, in der Menschen sich dort aufzuhalten pflegen in Brand setzt oder durch eine Brandlegung ganz oder teilweise zerstçrt. (2) Ebenso wird bestraft, wer eine in § 306 Abs. 1 Nr. 1 bis 6 bezeichnete Sache in Brand setzt oder durch eine Brandlegung ganz oder teilweise zerstçrt und dadurch einen anderen Menschen in die Gefahr einer Gesundheitsschdigung bringt. (3) In minder schweren Fllen der Abstze 1 und 2 ist die Strafe Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fnf Jahren.
§ 306b
Besonders schwere Brandstiftung
(1) Wer durch eine Brandstiftung nach § 306 oder § 306a eine schwere Gesundheitsschdigung eines anderen Menschen oder eine Gesundheitsschdigung einer großen Zahl von Menschen verursacht, wird mit Freiheitsstrafe nicht unter zwei Jahren bestraft. (2) Auf Freiheitsstrafe nicht unter fnf Jahren ist zu erkennen, wenn der Tter in den Fllen des § 306a 1. einen anderen Menschen durch die Tat in die Gefahr des Todes bringt, 2. in der Absicht handelt, eine andere Straftat zu ermçglichen oder zu verdecken oder 3. das Lçschen des Brandes verhindert oder erschwert.
§ 306c
Brandstiftung mit Todesfolge
Verursacht der Tter durch eine Brandstiftung nach den §§ 306 bis 306b wenigstens leichtfertig den Tod eines anderen Menschen, so ist die Strafe lebenslange Freiheitsstrafe oder Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren.
§ 306d
Fahrlssige Brandstiftung
(1) Wer in den Fllen des § 306 Abs. 1 oder des § 306a Abs. 1 fahrlssig handelt oder in den Fllen des § 306a Abs. 2 die Gefahr fahrlssig verursacht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Wer in den Fllen des § 306a Abs. 2 fahrlssig handelt und die Gefahr fahrlssig verursacht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. 659
C 25b § 306e
StGB
§§ 306e – 307
Ttige Reue
(1) Das Gericht kann in den Fllen der §§ 306, 306a und 306b die Strafe nach seinem Ermessen mildern (§ 49 Abs. 2) oder von Strafe nach diesen Vorschriften absehen, wenn der Tter freiwillig den Brand lçscht, bevor ein erheblicher Schaden entsteht. (2) Nach § 306d wird nicht bestraft, wer freiwillig den Brand lçscht, bevor ein erheblicher Schaden entsteht. (3) Wird der Brand ohne Zutun des Tters gelçscht, bevor ein erheblicher Schaden entstanden ist, so gengt sein freiwilliges und ernsthaftes Bemhen, dieses Ziel zu erreichen.
§ 306f
Herbeifhren einer Brandgefahr
(1) Wer fremde 1. feuergefhrdete Betriebe oder Anlagen, 2. Anlagen oder Betriebe der Land- oder Ernhrungswirtschaft, in denen sich deren Erzeugnisse befinden, 3. Wlder, Heiden oder Moore oder 4. bestellte Felder oder leicht entzndliche Erzeugnisse der Landwirtschaft, die auf Feldern lagern, durch Rauchen, durch offenes Feuer oder Licht, durch Wegwerfen brennender oder glimmender Gegenstnde oder in sonstiger Weise in Brandgefahr bringt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Ebenso wird bestraft, wer eine in Absatz 1 Nr. 1 bis 4 bezeichnete Sache in Brandgefahr bringt und dadurch Leib oder Leben eines anderen Menschen oder fremde Sachen von bedeutendem Wert gefhrdet. (3) Wer in den Fllen des Absatzes 1 fahrlssig handelt oder in den Fllen des Absatzes 2 die Gefahr fahrlssig verursacht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.
§ 307
Herbeifhren einer Explosion durch Kernenergie
(1) Wer es unternimmt, durch Freisetzen von Kernenergie eine Explosion herbeizufhren und dadurch Leib oder Leben eines anderen Menschen oder fremde Sachen von bedeutendem Wert zu gefhrden, wird mit Freiheitsstrafe nicht unter fnf Jahren bestraft. (2) Wer durch Freisetzen von Kernenergie eine Explosion herbeifhrt und dadurch Leib oder Leben eines anderen Menschen oder 660
StGB
§§ 308 – 309
C 25b
fremde Sachen von bedeutendem Wert fahrlssig gefhrdet, wird mit Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren bestraft. (3) Verursacht der Tter durch die Tat wenigstens leichtfertig den Tod eines anderen Menschen, so ist die Strafe 1. in den Fllen des Absatzes 1 lebenslange Freiheitsstrafe oder Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren, 2. in den Fllen des Absatzes 2 Freiheitsstrafe nicht unter fnf Jahren. (4) Wer in den Fllen des Absatzes 2 fahrlssig handelt und die Gefahr fahrlssig verursacht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
§ 308
Herbeifhren einer Sprengstoffexplosion
(1) Wer anders als durch Freisetzen von Kernenergie, namentlich durch Sprengstoff, eine Explosion herbeifhrt und dadurch Leib oder Leben eines anderen Menschen oder fremde Sachen von bedeutendem Wert gefhrdet, wird mit Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr bestraft. (2) Verursacht der Tter durch die Tat eine schwere Gesundheitsschdigung eines anderen Menschen oder eine Gesundheitsschdigung einer großen Zahl von Menschen, so ist auf Freiheitsstrafe nicht unter zwei Jahren zu erkennen. (3) Verursacht der Tter durch die Tat wenigstens leichtfertig den Tod eines anderen Menschen, so ist die Strafe lebenslange Freiheitsstrafe oder Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren. (4) In minder schweren Fllen des Absatzes 1 ist auf Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fnf Jahren, in minder schweren Fllen des Absatzes 2 auf Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren zu erkennen. (5) Wer in den Fllen des Absatzes 1 die Gefahr fahrlssig verursacht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (6) Wer in den Fllen des Absatzes 1 fahrlssig handelt und die Gefahr fahrlssig verursacht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
§ 309
Missbrauch ionisierender Strahlen
(1) Wer in der Absicht, die Gesundheit eines anderen Menschen zu schdigen, es unternimmt, ihn einer ionisierenden Strahlung auszusetzen, die dessen Gesundheit zu schdigen geeignet ist, wird mit Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren bestraft. 661
C 25b
StGB
§ 310
(2) Unternimmt es der Tter, eine unbersehbare Zahl von Menschen einer solchen Strahlung auszusetzen, so ist die Strafe Freiheitsstrafe nicht unter fnf Jahren. (3) Verursacht der Tter in den Fllen des Absatzes 1 durch die Tat eine schwere Gesundheitsschdigung eines anderen Menschen oder eine Gesundheitsschdigung einer großen Zahl von Menschen, so ist auf Freiheitsstrafe nicht unter zwei Jahren zu erkennen. (4) Verursacht der Tter durch die Tat wenigstens leichtfertig den Tod eines anderen Menschen, so ist die Strafe lebenslange Freiheitsstrafe oder Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren. (5) In minder schweren Fllen des Absatzes 1 ist auf Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fnf Jahren, in minder schweren Fllen des Absatzes 3 auf Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren zu erkennen. (6) Wer in der Absicht, 1. die Brauchbarkeit einer fremden Sache von bedeutendem Wert zu beeintrchtigen, 2. nachhaltig ein Gewsser, die Luft oder den Boden nachteilig zu verndern oder 3. ihm nicht gehçrende Tiere oder Pflanzen von bedeutendem Wert zu schdigen, die Sache, das Gewsser, die Luft, den Boden, die Tiere oder Pflanzen einer ionisierenden Strahlung aussetzt, die geeignet ist, solche Beeintrchtigungen, Vernderungen oder Schden hervorzurufen, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. Der Versuch ist strafbar.
§ 310
Vorbereitung eines Explosions- oder Strahlungsverbrechens
(1) Wer zur Vorbereitung 1. eines bestimmten Unternehmens im Sinne des § 307 Abs. 1 oder des § 309 Abs. 2, 2. einer Straftat nach § 308 Abs. 1, die durch Sprengstoff begangen werden soll, 3. einer Straftat nach § 309 Abs. 1 oder 4. einer Straftat nach § 309 Abs. 6, Kernbrennstoffe, sonstige radioaktive Stoffe, Sprengstoffe oder die zur Ausfhrung der Tat erforderlichen besonderen Vorrichtungen herstellt, sich oder einem anderen verschafft, verwahrt oder einem anderen berlsst, wird in den Fllen der Nummer 1 mit Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren, in den Fllen 662
StGB
§§ 311 – 312
C 25b
der Nummer 2 und der Nummer 3 mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fnf Jahren, in den Fllen der Nummer 4 mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) In minder schweren Fllen des Absatzes 1 Nr. 1 ist die Strafe Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fnf Jahren. (3) In den Fllen des Absatzes 1 Nr. 3 und 4 ist der Versuch strafbar.
§ 311
Freisetzen ionisierender Strahlen
(1) Wer unter Verletzung verwaltungsrechtlicher Pflichten (§ 330d Nr. 4, 5) 1. ionisierende Strahlen freisetzt oder 2. Kernspaltungsvorgnge bewirkt, die geeignet sind, Leib oder Leben eines anderen Menschen oder fremde Sachen von bedeutendem Wert zu schdigen, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Der Versuch ist strafbar. (3) Wer fahrlssig 1. beim Betrieb einer Anlage, insbesondere einer Betriebssttte, eine Handlung im Sinne des Absatzes 1 in einer Weise begeht, die geeignet ist, eine Schdigung außerhalb des zur Anlage gehçrenden Bereichs herbeizufhren oder 2. in sonstigen Fllen des Absatzes 1 unter grober Verletzung verwaltungsrechtlicher Pflichten handelt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
§ 312
Fehlerhafte Herstellung einer kerntechnischen Anlage
(1) Wer eine kerntechnische Anlage (§ 330d Nr. 2) oder Gegenstnde, die zur Errichtung oder zum Betrieb einer solchen Anlage bestimmt sind, fehlerhaft herstellt oder liefert und dadurch eine Gefahr fr Leib oder Leben eines anderen Menschen oder fr fremde Sachen von bedeutendem Wert herbeifhrt, die mit der Wirkung eines Kernspaltungsvorgangs oder der Strahlung eines radioaktiven Stoffes zusammenhngt, wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fnf Jahren bestraft. (2) Der Versuch ist strafbar. (3) Verursacht der Tter durch die Tat eine schwere Gesundheitsschdigung eines anderen Menschen oder eine Gesundheitsschdi663
C 25b
StGB
§§ 313 – 314a
gung einer großen Zahl von Menschen, so ist auf Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren zu erkennen. (4) Verursacht der Tter durch die Tat den Tod eines anderen Menschen, so ist die Strafe Freiheitsstrafe nicht unter drei Jahren. (5) In minder schweren Fllen des Absatzes 3 ist auf Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fnf Jahren, in minder schweren Fllen des Absatzes 4 auf Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren zu erkennen. (6) Wer in den Fllen des Absatzes 1 1. die Gefahr fahrlssig verursacht oder 2. leichtfertig handelt und die Gefahr fahrlssig verursacht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
§ 313
Herbeifhren einer berschwemmung
(1) Wer eine berschwemmung herbeifhrt und dadurch Leib oder Leben eines anderen Menschen oder fremde Sachen von bedeutendem Wert gefhrdet, wird mit Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren bestraft. (2) § 308 Abs. 2 bis 6 gilt entsprechend.
§ 314
Gemeingefhrliche Vergiftung
(1) Mit Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren wird bestraft, wer 1. Wasser in gefassten Quellen, in Brunnen, Leitungen oder Trinkwasserspeichern oder 2. Gegenstnde, die zum çffentlichen Verkauf oder Verbrauch bestimmt sind, vergiftet oder ihnen gesundheitsschdliche Stoffe beimischt oder vergiftete oder mit gesundheitsschdlichen Stoffen vermischte Gegenstnde im Sinne der Nummer 2 verkauft, feilhlt oder sonst in den Verkehr bringt. (2) § 308 Abs. 2 bis 4 gilt entsprechend.
§ 314a
Ttige Reue
(1) Das Gericht kann die Strafe in den Fllen des § 307 Abs. 1 und des § 309 Abs. 2 nach seinem Ermessen mildern (§ 49 Abs. 2), wenn der Tter freiwillig die weitere Ausfhrung der Tat aufgibt oder sonst die Gefahr abwendet. 664
StGB
§ 315
C 25b
(2) Das Gericht kann die in den folgenden Vorschriften angedrohte Strafe nach seinem Ermessen mildern (§ 49 Abs. 2) oder von Strafe nach diesen Vorschriften absehen, wenn der Tter 1. in den Fllen des § 309 Abs. 1 oder § 314 Abs. 1 freiwillig die weitere Ausfhrung der Tat aufgibt oder sonst die Gefahr abwendet oder 2. in den Fllen des a) § 307 Abs. 2, b) § 308 Abs. 1 und 5, c) § 309 Abs. 6, d) § 311 Abs. 1, e) § 312 Abs. 1 und 6 Nr. 1, f) § 313, auch in Verbindung mit § 308 Abs. 5, freiwillig die Gefahr abwendet, bevor ein erheblicher Schaden entsteht. (3) Nach den folgenden Vorschriften wird nicht bestraft, wer 1. in den Fllen des a) § 307 Abs. 4, b) § 308 Abs. 6, c) § 311 Abs. 3, d) § 312 Abs. 6 Nr. 2, e) § 313 Abs. 2 in Verbindung mit § 308 Abs. 6 freiwillig die Gefahr abwendet, bevor ein erheblicher Schaden entsteht, oder 2. in den Fllen des § 310 freiwillig die weitere Ausfhrung der Tat aufgibt oder sonst die Gefahr abwendet. (4) Wird ohne Zutun des Tters die Gefahr abgewendet, so gengt sein freiwilliges und ernsthaftes Bemhen, dieses Ziel zu erreichen.
§ 315
Gefhrliche Eingriffe in den Bahn-, Schiffs- und Luftverkehr
(1) Wer die Sicherheit des Schienenbahn-, Schwebebahn-, Schiffsoder Luftverkehrs dadurch beeintrchtigt, dass er 1. Anlagen oder Befçrderungsmittel zerstçrt, beschdigt oder beseitigt, 2. Hindernisse bereitet, 3. falsche Zeichen oder Signale gibt oder 4. einen hnlichen, ebenso gefhrlichen Eingriff vornimmt, 665
C 25b
StGB
§ 315a
und dadurch Leib oder Leben eines anderen Menschen oder fremde Sachen von bedeutendem Wert gefhrdet, wird mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren bestraft. (2) Der Versuch ist strafbar. (3) Auf Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr ist zu erkennen, wenn der Tter 1. in der Absicht handelt, a) einen Unglcksfall herbeizufhren oder b) eine andere Straftat zu ermçglichen oder zu verdecken, oder 2. durch die Tat eine schwere Gesundheitsschdigung eines anderen Menschen oder eine Gesundheitsschdigung einer großen Zahl von Menschen verursacht. (4) In minder schweren Fllen des Absatzes 1 ist auf Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fnf Jahren, in minder schweren Fllen des Absatzes 3 auf Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fnf Jahren zu erkennen. (5) Wer in den Fllen des Absatzes 1 die Gefahr fahrlssig verursacht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (6) Wer in den Fllen des Absatzes 1 fahrlssig handelt und die Gefahr fahrlssig verursacht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
§ 315a
Gefhrdung des Bahn-, Schiffs- und Luftverkehrs
(1) Mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer 1. ein Schienenbahn- oder Schwebebahnfahrzeug, ein Schiff oder ein Luftfahrzeug fhrt, obwohl er infolge des Genusses alkoholischer Getrnke oder anderer berauschender Mittel oder infolge geistiger oder kçrperlicher Mngel nicht in der Lage ist, das Fahrzeug sicher zu fhren, oder 2. als Fhrer eines solchen Fahrzeugs oder als sonst fr die Sicherheit Verantwortlicher durch grob pflichtwidriges Verhalten gegen Rechtsvorschriften zur Sicherung des Schienenbahn-, Schwebebahn-, Schiffs- oder Luftverkehrs verstçßt und dadurch Leib oder Leben eines anderen Menschen oder fremde Sachen von bedeutendem Wert gefhrdet. (2) In den Fllen des Absatzes 1 Nr. 1 ist der Versuch strafbar. 666
StGB
C 25b
Sichwortverzeichnis
(3) Wer in den Fllen des Absatzes 1 1. die Gefahr fahrlssig verursacht oder 2. fahrlssig handelt und die Gefahr fahrlssig verursacht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
§ 315b
Gefhrliche Eingriffe in den Straßenverkehr
(1) Wer die Sicherheit des Straßenverkehrs dadurch beeintrchtigt, dass er 1. Anlagen oder Fahrzeuge zerstçrt, beschdigt oder beseitigt, 2. Hindernisse bereitet oder 3. einen hnlichen, ebenso gefhrlichen Eingriff vornimmt, und dadurch Leib oder Leben eines anderen Menschen oder fremde Sachen von bedeutendem Wert gefhrdet, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Der Versuch ist strafbar. (3) Handelt der Tter unter den Voraussetzungen des § 315 Abs. 3, so ist die Strafe Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren, in minder schweren Fllen Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fnf Jahren. (4) Wer in den Fllen des Absatzes 1 die Gefahr fahrlssig verursacht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (5) Wer in den Fllen des Absatzes 1 fahrlssig handelt und die Gefahr fahrlssig verursacht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
§ 315c
Gefhrdung des Straßenverkehrs
(1) Wer im Straßenverkehr 1. ein Fahrzeug fhrt, obwohl er a) infolge des Genusses alkoholischer Getrnke rer berauschender Mittel oder 1
1
oder ande-
Mit Beschluss vom 28. 6. 1990 (NJW 1990, 2393) hat der BGH den Grenzwert fr die alkoholbedingte absolute Fahruntchtigkeit von Kraftfahrern i. S. der §§ 315c, 316 StGB auf 1,1 % (Grundwert 1,0 % und Sicherheitszuschlag 0,1 %) festgelegt und damit den seit dem Jahre 1966 geltenden Grenzwert von 1,3 % um 0,2 % herabgesetzt. Dieser neue Wert bedeutet, dass von 1,1 % an aufwrts jeder Kraftfahrzeugfhrer ohne die Mçglichkeit eines Gegenbeweises allein wegen der Hçhe seines Blutalkohols als fahruntchtig angesehen wird.
667
C 25b
StGB
§§ 315d – 316
b) infolge geistiger oder kçrperlicher Mngel nicht in der Lage ist, das Fahrzeug sicher zu fhren, oder 2. grob verkehrswidrig und rcksichtslos a) die Vorfahrt nicht beachtet, b) falsch berholt oder sonst bei berholvorgngen falsch fhrt, c) an Fußgngerberwegen falsch fhrt, d) an unbersichtlichen Stellen, an Straßenkreuzungen, Straßeneinmndungen oder Bahnbergngen zu schnell fhrt, e) an unbersichtlichen Stellen nicht die rechte Seite der Fahrbahn einhlt, f) auf Autobahnen oder Kraftfahrstraßen wendet, rckwrts oder entgegen der Fahrtrichtung fhrt oder dies versucht oder g) haltende oder liegengebliebene Fahrzeuge nicht auf ausreichende Entfernung kenntlich macht, obwohl das zur Sicherung des Verkehrs erforderlich ist, und dadurch Leib oder Leben eines anderen Menschen oder fremde Sachen von bedeutendem Wert gefhrdet, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) In den Fllen des Absatzes 1 Nr. 1 ist der Versuch strafbar. (3) Wer in den Fllen des Absatzes 1 1. die Gefahr fahrlssig verursacht oder 2. fahrlssig handelt und die Gefahr fahrlssig verursacht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
§ 315d
Schienenbahnen im Straßenverkehr
Soweit Schienenbahnen am Straßenverkehr teilnehmen, sind nur die Vorschriften zum Schutz des Straßenverkehrs (§§ 315b und 315c) anzuwenden.
§ 316
Trunkenheit im Verkehr
1
(1) Wer im Verkehr (§§ 315 bis 315d) ein Fahrzeug fhrt, obwohl er infolge des Genusses alkoholischer Getrnke oder anderer berauschender Mittel nicht in der Lage ist, das Fahrzeug sicher zu fhren, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geld1
668
R C 11g und Fußnote zu § 315c StGB
StGB
§§ 316a – 316b
C 25b
strafe bestraft, wenn die Tat nicht in § 315a oder 315c mit Strafe bedroht ist. (2) Nach Absatz 1 wird auch bestraft, wer die Tat fahrlssig begeht.
§ 316a
Ruberischer Angriff auf Kraftfahrer
(1) Wer zur Begehung eines Raubes (§§ 249 oder 250), eines ruberischen Diebstahls (§ 252) oder einer ruberischen Erpressung (§ 255) einen Angriff auf Leib oder Leben oder die Entschlussfreiheit des Fhrers eines Kraftfahrzeugs oder eines Mitfahrers verbt und dabei die besonderen Verhltnisse des Straßenverkehrs ausnutzt, wird mit Freiheitsstrafe nicht unter fnf Jahren bestraft. (2) In minder schweren Fllen ist die Strafe Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren. (3) Verursacht der Tter durch die Tat wenigstens leichtfertig den Tod eines anderen Menschen, so ist die Strafe lebenslange Freiheitsstrafe oder Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren.
§ 316b
Stçrung çffentlicher Betriebe
(1) Wer den Betrieb 1. von Unternehmen oder Anlagen, die der çffentlichen Versorgung mit Postdienstleistungen oder dem çffentlichen Verkehr dienen, 2. einer der çffentlichen Versorgung mit Wasser, Licht, Wrme oder Kraft dienenden Anlage oder eines fr die Versorgung der Bevçlkerung lebenswichtigen Unternehmens oder 3. einer der çffentlichen Ordnung oder Sicherheit dienenden Einrichtung oder Anlage dadurch verhindert oder stçrt, dass er eine dem Betrieb dienende Sache zerstçrt, beschdigt, beseitigt, verndert oder unbrauchbar macht oder die fr den Betrieb bestimmte elektrische Kraft entzieht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Der Versuch ist strafbar. (3) In besonders schweren Fllen ist die Strafe Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren. Ein besonders schwerer Fall liegt in der Regel vor, wenn der Tter durch die Tat die Versorgung der Bevçlkerung mit lebenswichtigen Gtern, insbesondere mit Wasser, Licht, Wrme oder Kraft, beeintrchtigt. 669
C 25b § 316c
StGB
§§ 316c – 317
Angriffe auf den Luft- und Seeverkehr
(1) Mit Freiheitsstrafe nicht unter fnf Jahren wird bestraft, wer 1. Gewalt anwendet oder die Entschlussfreiheit einer Person angreift oder sonstige Machenschaften vornimmt, um dadurch die Herrschaft ber a) ein im zivilen Luftverkehr eingesetztes und im Flug befindliches Luftfahrzeug oder b) ein im zivilen Seeverkehr eingesetztes Schiff zu erlangen oder auf dessen Fhrung einzuwirken, oder 2. um ein solches Luftfahrzeug oder Schiff oder dessen an Bord befindliche Ladung zu zerstçren oder zu beschdigen, Schusswaffen gebraucht oder es unternimmt, eine Explosion oder einen Brand herbeizufhren. Einem im Flug befindlichen Luftfahrzeug steht ein Luftfahrzeug gleich, das von Mitgliedern der Besatzung oder von Fluggsten bereits betreten ist oder dessen Beladung bereits begonnen hat oder das von Mitgliedern der Besatzung oder von Fluggsten noch nicht planmßig verlassen ist oder dessen planmßige Entladung noch nicht abgeschlossen ist. (2) In minder schweren Fllen ist die Strafe Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren. (3) Verursacht der Tter durch die Tat wenigstens leichtfertig den Tod eines anderen Menschen, so ist die Strafe lebenslange Freiheitsstrafe oder Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren. (4) Wer zur Vorbereitung einer Straftat nach Absatz 1 Schusswaffen, Sprengstoffe oder sonst zur Herbeifhrung einer Explosion oder eines Brandes bestimmte Stoffe oder Vorrichtungen herstellt, sich oder einem anderen verschafft, verwahrt oder einem anderen berlsst, wird mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fnf Jahren bestraft.
§ 317
Stçrung von Telekommunikationsanlagen
(1) Wer den Betrieb einer çffentlichen Zwecken dienenden Telekommunikationsanlage dadurch verhindert oder gefhrdet, dass er eine dem Betrieb dienende Sache zerstçrt, beschdigt, beseitigt, verndert oder unbrauchbar macht oder die fr den Betrieb bestimmte elektrische Kraft entzieht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Der Versuch ist strafbar. (3) Wer die Tat fahrlssig begeht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft. 670
StGB § 318
§§ 318 – 319
C 25b
Beschdigung wichtiger Anlagen
(1) Wer Wasserleitungen, Schleusen, Wehre, Deiche, Dmme oder andere Wasserbauten oder Brcken, Fhren, Wege oder Schutzwehre oder dem Bergwerksbetrieb dienende Vorrichtungen zur Wasserhaltung, zur Wetterfhrung oder zum Ein- und Ausfahren der Beschftigten beschdigt oder zerstçrt und dadurch Leib oder Leben eines anderen Menschen gefhrdet, wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fnf Jahren bestraft. (2) Der Versuch ist strafbar. (3) Verursacht der Tter durch die Tat eine schwere Gesundheitsschdigung eines anderen Menschen oder eine Gesundheitsschdigung einer großen Zahl von Menschen, so ist auf Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren zu erkennen. (4) Verursacht der Tter durch die Tat den Tod eines anderen Menschen, so ist die Strafe Freiheitsstrafe nicht unter drei Jahren. (5) In minder schweren Fllen des Absatzes 3 ist auf Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fnf Jahren, in minder schweren Fllen des Absatzes 4 auf Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren zu erkennen. (6) Wer in den Fllen des Absatzes 1 1. die Gefahr fahrlssig verursacht oder 2. fahrlssig handelt und die Gefahr fahrlssig verursacht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
§ 319
Baugefhrdung
(1) Wer bei der Planung, Leitung oder Ausfhrung eines Baues oder des Abbruchs eines Bauwerks gegen die allgemein anerkannten Regeln der Technik verstçßt und dadurch Leib oder Leben eines anderen Menschen gefhrdet, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Ebenso wird bestraft, wer in Ausbung eines Berufs oder Gewerbes bei der Planung, Leitung oder Ausfhrung eines Vorhabens, technische Einrichtungen in ein Bauwerk einzubauen oder eingebaute Einrichtungen dieser Art zu ndern, gegen die allgemein anerkannten Regeln der Technik verstçßt und dadurch Leib oder Leben eines anderen Menschen gefhrdet. (3) Wer die Gefahr fahrlssig verursacht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. 671
C 25b
StGB
§§ 320 – 321
(4) Wer in den Fllen der Abstze 1 und 2 fahrlssig handelt und die Gefahr fahrlssig verursacht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
§ 320
Ttige Reue
(1) Das Gericht kann die Strafe in den Fllen des § 316c Abs. 1 nach seinem Ermessen mildern (§ 49 Abs. 2), wenn der Tter freiwillig die weitere Ausfhrung der Tat aufgibt oder sonst den Erfolg abwendet. (2) Das Gericht kann die in den folgenden Vorschriften angedrohte Strafe nach seinem Ermessen mildern (§ 49 Abs. 2) oder von Strafe nach diesen Vorschriften absehen, wenn der Tter in den Fllen 1. des § 315 Abs. 1, 3 Nr. 1 oder Abs. 5, 2. des § 315b Abs. 1, 3 oder 4, Abs. 3 in Verbindung mit § 315 Abs. 3 Nr. 1, 3. des § 318 Abs. 1 oder 6 Nr. 1, 4. des § 319 Abs. 1 bis 3 freiwillig die Gefahr abwendet, bevor ein erheblicher Schaden entsteht. (3) Nach den folgenden Vorschriften wird nicht bestraft, wer 1. in den Fllen des a) § 315 Abs. 6, b) § 315b Abs. 5, c) § 318 Abs. 6 Nr. 2, d) § 319 Abs. 4 freiwillig die Gefahr abwendet, bevor ein erheblicher Schaden entsteht, oder 2. in den Fllen des § 316c Abs. 4 freiwillig die weitere Ausfhrung der Tat aufgibt oder sonst die Gefahr abwendet. (4) Wird ohne Zutun des Tters die Gefahr oder der Erfolg abgewendet, so gengt sein freiwilliges und ernsthaftes Bemhen, dieses Ziel zu erreichen.
§ 321
Fhrungsaufsicht
In den Fllen der §§ 306 bis 306c und 307 Abs. 1 bis 3, des § 308 Abs. 1 bis 3, des § 309 Abs. 1 bis 4, des § 310 Abs. 1 und des § 316c Abs. 1 Nr. 2 kann das Gericht Fhrungsaufsicht anordnen (§ 68 Abs. 1). 672
StGB § 322
§§ 322 – 323c
C 25b
Einziehung
Ist eine Straftat nach den §§ 306 bis 306c, 307 bis 314 oder 316c begangen worden, so kçnnen 1. Gegenstnde, die durch die Tat hervorgebracht oder zu ihrer Begehung oder Vorbereitung gebraucht worden oder bestimmt gewesen sind, und 2. Gegenstnde, auf die sich eine Straftat nach den §§ 310 bis 312, 314 oder 316c bezieht, eingezogen werden.
§ 323
(weggefallen)
§ 323a
Vollrausch
(1) Wer sich vorstzlich oder fahrlssig durch alkoholische Getrnke oder andere berauschende Mittel in einen Rausch versetzt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft, wenn er in diesem Zustand eine rechtswidrige Tat begeht und ihretwegen nicht bestraft werden kann, weil er infolge des Rausches schuldunfhig war oder weil dies nicht auszuschließen ist. (2) Die Strafe darf nicht schwerer sein als die Strafe, die fr die im Rausch begangene Tat angedroht ist. (3) Die Tat wird nur auf Antrag, mit Ermchtigung oder auf Strafverlangen verfolgt, wenn die Rauschtat nur auf Antrag, mit Ermchtigung oder auf Strafverlangen verfolgt werden kçnnte.
§ 323b
Gefhrdung einer Entziehungskur
Wer wissentlich einem anderen, der auf Grund behçrdlicher Anordnung oder ohne seine Einwilligung zu einer Entziehungskur in einer Anstalt untergebracht ist, ohne Erlaubnis des Anstaltsleiters oder seines Beauftragten alkoholische Getrnke oder andere berauschende Mittel verschafft oder berlsst oder ihn zum Genuss solcher Mittel verleitet, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.
§ 323c
Unterlassene Hilfeleistung
Wer bei Unglcksfllen oder gemeiner Gefahr oder Not nicht Hilfe leistet, obwohl dies erforderlich und ihm den Umstnden nach zuzumuten, insbesondere ohne erhebliche eigene Gefahr und ohne Verletzung anderer wichtiger Pflichten mçglich ist, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft. 673
C 25b
StGB
§§ 324 – 325
Neunundzwanzigster Abschnitt Straftaten gegen die Umwelt 1 § 324
Gewsserverunreinigung
(1) Wer unbefugt ein Gewsser verunreinigt oder sonst dessen Eigenschaften nachteilig verndert, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Der Versuch ist strafbar. (3) Handelt der Tter fahrlssig, so ist die Strafe Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe.
§ 324a
Bodenverunreinigung
(1) Wer unter Verletzung verwaltungsrechtlicher Pflichten Stoffe in den Boden einbringt, eindringen lsst oder freisetzt und diesen dadurch 1. in einer Weise, die geeignet ist, die Gesundheit eines anderen, Tiere, Pflanzen oder andere Sachen von bedeutendem Wert oder ein Gewsser zu schdigen, oder 2. in bedeutendem Umfang verunreinigt oder sonst nachteilig verndert, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Der Versuch ist strafbar. (3) Handelt der Tter fahrlssig, so ist die Strafe Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe.
§ 325
Luftverunreinigung
(1) Wer beim Betrieb einer Anlage, insbesondere einer Betriebssttte oder Maschine, unter Verletzung verwaltungsrechtlicher Pflichten Vernderungen der Luft verursacht, die geeignet sind, außerhalb des zur Anlage gehçrenden Bereichs die Gesundheit eines anderen, Tiere, Pflanzen oder andere Sachen von bedeutendem Wert zu schdigen, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. Der Versuch ist strafbar. (2) Wer beim Betrieb einer Anlage, insbesondere einer Betriebssttte oder Maschine, unter grober Verletzung verwaltungsrechtlicher Pflichten Schadstoffe in bedeutendem Umfang in die Luft außerhalb des Betriebsgelndes freisetzt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. 1
674
R C 25d
StGB
§§ 325a – 326
C 25b
(3) Handelt der Tter fahrlssig, so ist die Strafe Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe. (4) Schadstoffe im Sinne des Absatzes 2 sind Stoffe, die geeignet sind, 1. die Gesundheit eines anderen, Tiere, Pflanzen oder andere Sachen von bedeutendem Wert zu schdigen oder 2. nachhaltig ein Gewsser, die Luft oder den Boden zu verunreinigen oder sonst nachteilig zu verndern. (5) Die Abstze 1 bis 3 gelten nicht fr Kraftfahrzeuge, Schienen-, Luft- oder Wasserfahrzeuge.
§ 325a
Verursachen von Lrm, Erschtterungen und nichtionisierenden Strahlen
(1) Wer beim Betrieb einer Anlage, insbesondere einer Betriebssttte oder Maschine, unter Verletzung verwaltungsrechtlicher Pflichten Lrm verursacht, der geeignet ist, außerhalb des zur Anlage gehçrenden Bereichs die Gesundheit eines anderen zu schdigen, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Wer beim Betrieb einer Anlage, insbesondere einer Betriebssttte oder Maschine, unter Verletzung verwaltungsrechtlicher Pflichten, die dem Schutz vor Lrm, Erschtterungen oder nichtionisierenden Strahlen dienen, die Gesundheit eines anderen, ihm nicht gehçrende Tiere oder fremde Sachen von bedeutendem Wert gefhrdet, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (3) Handelt der Tter fahrlssig, so ist die Strafe 1. in den Fllen des Absatzes 1 Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder Geldstrafe, 2. in den Fllen des Absatzes 2 Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe. (4) Die Abstze 1 bis 3 gelten nicht fr Kraftfahrzeuge, Schienen-, Luft- oder Wasserfahrzeuge.
§ 326
Unerlaubter Umgang mit gefhrlichen Abfllen
(1) Wer unbefugt Abflle, die 1. Gifte oder Erreger von auf Menschen oder Tiere bertragbaren gemeingefhrlichen Krankheiten enthalten oder hervorbringen kçnnen, 2. fr den Menschen krebserzeugend, fruchtschdigend oder erbgutverndernd sind, 675
C 25b
StGB
§ 327
3.
explosionsgefhrlich, selbstentzndlich oder nicht nur geringfgig radioaktiv sind oder 4. nach Art, Beschaffenheit oder Menge geeignet sind, a) nachhaltig ein Gewsser, die Luft oder den Boden zu verunreinigen oder sonst nachteilig zu verndern oder b) einen Bestand von Tieren oder Pflanzen zu gefhrden, außerhalb einer dafr zugelassenen Anlage oder unter wesentlicher Abweichung von einem vorgeschriebenen oder zugelassenen Verfahren behandelt, lagert, ablagert, ablsst oder sonst beseitigt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Ebenso wird bestraft, wer Abflle im Sinne des Absatzes 1 entgegen einem Verbot oder ohne die erforderliche Genehmigung in den, aus dem oder durch den Geltungsbereich dieses Gesetzes verbringt. (3) Wer radioaktive Abflle unter Verletzung verwaltungsrechtlicher Pflichten nicht abliefert, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (4) In den Fllen der Abstze 1 und 2 ist der Versuch strafbar. (5) Handelt der Tter fahrlssig, so ist die Strafe 1. in den Fllen der Abstze 1 und 2 Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe, 2. in den Fllen des Absatzes 3 Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder Geldstrafe. (6) Die Tat ist dann nicht strafbar, wenn schdliche Einwirkungen auf die Umwelt, insbesondere auf Menschen, Gewsser, die Luft, den Boden, Nutztiere oder Nutzpflanzen, wegen der geringen Menge der Abflle offensichtlich ausgeschlossen sind.
§ 327
Unerlaubtes Betreiben von Anlagen
(1) Wer ohne die erforderliche Genehmigung oder entgegen einer vollziehbaren Untersagung 1. eine kerntechnische Anlage betreibt, eine betriebsbereite oder stillgelegte kerntechnische Anlage innehat oder ganz oder teilweise abbaut oder eine solche Anlage oder ihren Betrieb wesentlich ndert oder 2. eine Betriebssttte, in der Kernbrennstoffe verwendet werden, oder deren Lage wesentlich ndert, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. 676
StGB
§ 328
C 25b
(2) Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer 1. eine genehmigungsbedrftige Anlage oder eine sonstige Anlage im Sinne des Bundes-Immissionsschutzgesetzes, deren Betrieb zum Schutz vor Gefahren untersagt worden ist, 2. eine genehmigungsbedrftige Rohrleitungsanlage zum Befçrdern wassergefhrdender Stoffe im Sinne des Gesetzes ber die Umweltvertrglichkeitsprfung oder 3. eine Abfallentsorgungsanlage im Sinne des Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetzes ohne die nach dem jeweiligen Gesetz erforderliche Genehmigung oder Planfeststellung oder entgegen einer auf dem jeweiligen Gesetz beruhenden vollziehbaren Untersagung betreibt. (3) Handelt der Tter fahrlssig, so ist die Strafe 1. in den Fllen des Absatzes 1 Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe, 2. in den Fllen des Absatzes 2 Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder Geldstrafe.
§ 328
Unerlaubter Umgang mit radioaktiven Stoffen und anderen gehrlichen Stoffen und Gtern
(1) Mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, 1. wer ohne die erforderliche Genehmigung oder entgegen einer vollziehbaren Untersagung Kernbrennstoffe oder 2. wer grob pflichtwidrig ohne die erforderliche Genehmigung oder wer entgegen einer vollziehbaren Untersagung sonstige radioaktive Stoffe, die nach Art, Beschaffenheit oder Menge geeignet sind, durch ionisierende Strahlen den Tod oder eine schwere Gesundheitsschdigung eines anderen herbeizufhren, aufbewahrt, befçrdert, bearbeitet, verarbeitet oder sonst verwendet, einfhrt oder ausfhrt. (2) Ebenso wird bestraft, wer 1. Kernbrennstoffe, zu deren Ablieferung er auf Grund des Atomgesetzes verpflichtet ist, nicht unverzglich abliefert, 2. Kernbrennstoffe oder die in Absatz 1 Nr. 2 bezeichneten Stoffe an Unberechtigte abgibt oder die Abgabe an Unberechtigte vermittelt, 3. eine nukleare Explosion verursacht oder 4. einen anderen zu einer in Nummer 3 bezeichneten Handlung verleitet oder eine solche Handlung fçrdert. 677
C 25b
StGB
§ 329
(3) Mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer unter grober Verletzung verwaltungsrechtlicher Pflichten 1. beim Betrieb einer Anlage, insbesondere einer Betriebssttte oder technischen Einrichtung, radioaktive Stoffe oder Gefahrstoffe im Sinne des Chemikaliengesetzes lagert, bearbeitet, verarbeitet oder sonst verwendet oder 2. gefhrliche Gter befçrdert, versendet, verpackt oder auspackt, verldt oder entldt, entgegennimmt oder anderen berlsst und dadurch die Gesundheit eines anderen, ihm nicht gehçrende Tiere oder fremde Sachen von bedeutendem Wert gefhrdet. (4) Der Versuch ist strafbar. (5) Handelt der Tter fahrlssig, so ist die Strafe Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe. (6) Die Abstze 4 und 5 gelten nicht fr Taten nach Absatz 2 Nr. 4.
§ 329
Gefhrdung schutzbedrftiger Gebiete
(1) Wer entgegen einer auf Grund des Bundes-Immissionsschutzgesetzes erlassenen Rechtsverordnung ber ein Gebiet, das eines besonderen Schutzes vor schdlichen Umwelteinwirkungen durch Luftverunreinigungen oder Gerusche bedarf oder in dem whrend austauscharmer Wetterlagen ein starkes Anwachsen schdlicher Umwelteinwirkungen durch Luftverunreinigungen zu befrchten ist, Anlagen innerhalb des Gebiets betreibt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. Ebenso wird bestraft, wer innerhalb eines solchen Gebiets Anlagen entgegen einer vollziehbaren Anordnung betreibt, die auf Grund einer in Satz 1 bezeichneten Rechtsverordnung ergangen ist. Die Stze 1 und 2 gelten nicht fr Kraftfahrzeuge, Schienen-, Luft- oder Wasserfahrzeuge. (2) Wer entgegen einer zum Schutz eines Wasser- oder Heilquellenschutzgebiets erlassenen Rechtsvorschrift oder vollziehbaren Untersagung 1. betriebliche Anlagen zum Umgang mit wassergefhrdenden Stoffen betreibt, 2. Rohrleitungsanlagen zum Befçrdern wassergefhrdender Stoffe betreibt oder solche Stoffe befçrdert oder 3. im Rahmen eines Gewerbebetriebs Kies, Sand, Ton oder andere feste Stoffe abbaut, 678
StGB
§ 330
C 25b
wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. Betriebliche Anlage im Sinne des Satzes 1 ist auch die Anlage in einem çffentlichen Unternehmen. (3) Wer entgegen einer zum Schutz eines Naturschutzgebietes, einer als Naturschutzgebiet einstweilig sichergestellten Flche oder eines Nationalparks erlassenen Rechtsvorschrift oder vollziehbaren Untersagung 1. Bodenschtze oder andere Bodenbestandteile abbaut oder gewinnt, 2. Abgrabungen oder Aufschttungen vornimmt, 3. Gewsser schafft, verndert oder beseitigt, 4. Moore, Smpfe, Brche oder sonstige Feuchtgebiete entwssert, 5. Wald rodet, 6. Tiere einer im Sinne des Bundesnaturschutzgesetzes besonders geschtzten Art tçtet, fngt, diesen nachstellt oder deren Gelege ganz oder teilweise zerstçrt oder entfernt, 7. Pflanzen einer im Sinne des Bundesnaturschutzgesetzes besonders geschtzten Art beschdigt oder entfernt oder 8. ein Gebude errichtet und dadurch den jeweiligen Schutzzweck nicht unerheblich beeintrchtigt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (4) Handelt der Tter fahrlssig, so ist die Strafe 1. in den Fllen der Abstze 1 und 2 Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder Geldstrafe, 2. in den Fllen des Absatzes 3 Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe.
§ 330
Besonders schwerer Fall einer Umweltstraftat
(1) In besonders schweren Fllen wird eine vorstzliche Tat nach den §§ 324 bis 329 mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren bestraft. Ein besonders schwerer Fall liegt in der Regel vor, wenn der Tter 1. ein Gewsser, den Boden oder ein Schutzgebiet im Sinne des § 329 Abs. 3 derart beeintrchtigt, daß die Beeintrchtigung nicht, nur mit außerordentlichem Aufwand oder erst nach lngerer Zeit beseitigt werden kann, 2. die çffentliche Wasserversorgung gefhrdet, 3. einen Bestand von Tieren oder Pflanzen der vom Ausstreben bedrohten Arten nachhaltig schdigt oder 4. aus Gewinnsucht handelt. 679
C 25b
StGB
§§ 330a – 330b
(2) Wer durch eine vorstzliche Tat nach den §§ 324 bis 329 1. einen anderen Menschen in die Gefahr des Todes oder einer schweren Gesundheitsschdigung oder eine große Zahl von Menschen in die Gefahr einer Gesundheitsschdigung bringt oder 2. den Tod eines anderen Menschen verursacht, wird in den Fllen der Nummer 1 mit Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren, in den Fllen der Nummer 2 mit Freiheitsstrafe nicht unter drei Jahren bestraft, wenn die Tat nicht in § 330a Abs. 1 bis 3 mit Strafe bedroht ist. (3) In minder schweren Fllen des Absatzes 2 Nr. 1 ist auf Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fnf Jahren, in minder schweren Fllen des Absatzes 2 Nr. 2 auf Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren zu erkennen.
§ 330a
Schwere Gefhrdung durch Freisetzen von Giften
(1) Wer Stoffe, die Gifte enthalten oder hervorbringen kçnnen, verbreitet oder freisetzt und dadurch die Gefahr des Todes oder einer schweren Gesundheitsschdigung eines anderen Menschen oder die Gefahr einer Gesundheitsschdigung einer großen Zahl von Menschen verursacht, wird mit Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren bestraft. (2) Verursacht der Tter durch die Tat den Tod eines anderen Menschen, so ist die Strafe Freiheitsstrafe nicht unter drei Jahren. (3) In minder schweren Fllen des Absatzes 1 ist auf Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fnf Jahren, in minder schweren Fllen des Absatzes 2 auf Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren zu erkennen. (4) Wer in den Fllen des Absatzes 1 die Gefahr fahrlssig verursacht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (5) Wer in den Fllen des Absatzes 1 leichtfertig handelt und die Gefahr fahrlssig verursacht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
§ 330b
Ttige Reue
(1) Das Gericht kann in den Fllen des § 325a Abs. 2, des § 326 Abs. 1 bis 3, des § 328 Abs. 1 bis 3 und des § 330a Abs. 1, 3 und 4 die Strafe nach seinem Ermessen mildern (§ 49 Abs. 2) oder von Strafe nach diesen Vorschriften absehen, wenn der Tter freiwillig 680
StGB
§§ 330c – 330d
C 25b
die Gefahr abwendet oder den von ihm verursachten Zustand beseitigt, bevor ein erheblicher Schaden entsteht. Unter denselben Voraussetzungen wird der Tter nicht nach § 325a Abs. 3 Nr. 2, § 326 Abs. 5, § 328 Abs. 5 und § 330a Abs. 5 bestraft. (2) Wird ohne Zutun des Tters die Gefahr abgewendet oder der rechtswidrig verursachte Zustand beseitigt, so gengt sein freiwilliges und ernsthaftes Bemhen, dieses Ziel zu erreichen.
§ 330c
Einziehung
Ist eine Straftat nach den §§ 326, 327 Abs. 1 oder 2, §§ 328, 329 Abs. 1, 2 oder 3, dieser auch in Verbindung mit Abs. 4, begangen worden, so kçnnen 1. Gegenstnde, die durch die Tat hervorgebracht oder zu ihrer Begehung oder Vorbereitung gebraucht worden oder bestimmt gewesen sind, und 2. Gegenstnde, auf die sich die Tat bezieht, eingezogen werden. § 74a ist anzuwenden.
§ 330d
Begriffsbestimmungen
Im Sinne dieses Abschnitts ist 1. ein Gewsser: ein oberirdisches Gewsser; das Grundwasser und das Meer; 2. eine kerntechnische Anlage: eine Anlage zur Erzeugung oder zur Bearbeitung oder Verarbeitung oder zur Spaltung von Kernbrennstoffen oder zur Aufarbeitung bestrahlter Kernbrennstoffe; 3. ein gefhrliches Gut: ein Gut im Sinne des Gesetzes ber die Befçrderung gefhrlicher Gter und einer darauf beruhenden Rechtsverordnung und im Sinne der Rechtsvorschriften ber die internationale Befçrderung gefhrlicher Gter im jeweiligen Anwendungsbereich; 4. eine verwaltungsrechtliche Pflicht: eine Pflicht, die sich aus a) einer Rechtsvorschrift, b) einer gerichtlichen Entscheidung, c) einem vollziehbaren Verwaltungsakt, d) einer vollziehbaren Auflage oder e) einem çffentlich-rechtlichen Vertrag, soweit die Pflicht auch durch Verwaltungsakt htte auferlegt werden kçnnen, 681
C 25b 5.
StGB
§§ 331 – 332
ergibt und dem Schutz vor Gefahren oder schdlichen Einwirkungen auf die Umwelt, insbesondere auf Menschen, Tiere oder Pflanzen, Gewsser, die Luft oder den Boden, dient; ein Handeln ohne Genehmigung, Planfeststellung oder sonstige Zulassung: auch ein Handeln auf Grund einer durch Drohung, Bestechung oder Kollusion erwirkten oder durch unrichtige oder unvollstndige Angaben erschlichenen Genehmigung, Planfeststellung oder sonstigen Zulassung.
Dreißigster Abschnitt Straftaten im Amt § 331
Vorteilsannahme
(1) Ein Amtstrger oder ein fr den çffentlichen Dienst besonders Verpflichteter, der fr die Dienstausbung einen Vorteil fr sich oder einen Dritten fordert, sich versprechen lsst oder annimmt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Ein Richter oder Schiedsrichter, der einen Vorteil fr sich oder einen Dritten als Gegenleistung dafr fordert, sich versprechen lsst oder annimmt, daß er eine richterliche Handlung vorgenommen hat oder knftig vornehme, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. Der Versuch ist strafbar. (3) Die Tat ist nicht nach Absatz 1 strafbar, wenn der Tter einen nicht von ihm geforderten Vorteil sich versprechen lsst oder annimmt und die zustndige Behçrde im Rahmen ihrer Befugnisse entweder die Annahme vorher genehmigt hat oder der Tter unverzglich bei ihr Anzeige erstattet und sie die Annahme genehmigt.
§ 332
Bestechlichkeit
(1) Ein Amtstrger oder ein fr den çffentlichen Dienst besonders Verpflichteter, der einen Vorteil fr sich oder einen Dritten als Gegenleistung dafr fordert, sich versprechen lsst oder annimmt, dass er eine Diensthandlung vorgenommen hat oder knftig vornehme und dadurch seine Dienstpflichten verletzt hat oder verletzen wrde, wird mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fnf Jahren bestraft. In minder schweren Fllen ist die Strafe 682
StGB
§§ 333 – 334
C 25b
Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe. Der Versuch ist strafbar. (2) Ein Richter oder Schiedsrichter, der einen Vorteil fr sich oder einen Dritten als Gegenleistung dafr fordert, sich versprechen lsst oder annimmt, dass er eine richterliche Handlung vorgenommen hat oder knftig vornehme und dadurch seine richterlichen Pflichten verletzt hat oder verletzen wrde, wird mit Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren bestraft. In minder schweren Fllen ist die Strafe Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fnf Jahren. (3) Falls der Tter den Vorteil als Gegenleistung fr eine knftige Handlung fordert, sich versprechen lsst oder annimmt, so sind die Abstze 1 und 2 schon dann anzuwenden, wenn er sich dem anderen gegenber bereit gezeigt hat, 1. bei der Handlung seine Pflichten zu verletzen oder, 2. soweit die Handlung in seinem Ermessen steht, sich bei Ausbung des Ermessens durch den Vorteil beeinflussen zu lassen.
§ 333
Vorteilsgewhrung
(1) Wer einem Amtstrger, einem fr den çffentlichen Dienst besonders Verpflichteten oder einem Soldaten der Bundeswehr fr die Dienstausbung einen Vorteil fr diesen oder einen Dritten anbietet, verspricht oder gewhrt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Wer einem Richter oder Schiedsrichter einen Vorteil fr diesen oder einen Dritten als Gegenleistung dafr anbietet, verspricht oder gewhrt, dass er eine richterliche Handlung vorgenommen hat oder knftig vornehme, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (3) Die Tat ist nicht nach Absatz 1 strafbar, wenn die zustndige Behçrde im Rahmen ihrer Befugnisse entweder die Annahme des Vorteils durch den Empfnger vorher genehmigt hat oder sie auf unverzgliche Anzeige des Empfngers genehmigt.
§ 334
Bestechung
(1) Wer einem Amtstrger, einem fr den çffentlichen Dienst besonders Verpflichteten oder einem Soldaten der Bundeswehr einen Vorteil fr diesen oder einen Dritten als Gegenleistung dafr anbietet, verspricht oder gewhrt, dass er eine Diensthandlung vorgenommen hat oder knftig vornehme und dadurch seine Dienstpflichten verletzt hat oder verletzen wrde, wird mit Frei683
C 25b
StGB
§ 335
heitsstrafe von drei Monaten bis zu fnf Jahren bestraft. In minder schweren Fllen ist die Strafe Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder Geldstrafe. (2) Wer einem Richter oder Schiedsrichter einen Vorteil fr diesen oder einen Dritten als Gegenleistung dafr anbietet, verspricht oder gewhrt, dass er eine richterliche Handlung 1. vorgenommen und dadurch seine richterlichen Pflichten verletzt hat oder 2. knftig vornehme und dadurch seine richterlichen Pflichten verletzen wrde, wird in den Fllen der Nummer 1 mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fnf Jahren, in den Fllen der Nummer 2 mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fnf Jahren bestraft. Der Versuch ist strafbar. (3) Falls der Tter den Vorteil als Gegenleistung fr eine knftige Handlung anbietet, verspricht oder gewhrt, so sind die Abstze 1 und 2 schon dann anzuwenden, wenn er den anderen zu bestimmen versucht, dass dieser 1. bei der Handlung seine Pflichten verletzt oder, 2. soweit die Handlung in seinem Ermessen steht, sich bei der Ausbung des Ermessens durch den Vorteil beeinflussen lsst.
§ 335
Besonders schwere Flle der Bestechlichkeit und Bestechung
(1) In besonders schweren Fllen wird 1. eine Tat nach a) § 332 Abs. 1 Satz 1, auch in Verbindung mit Abs. 3, und b) § 334 Abs. 1 Satz 1 und Abs. 2, jeweils auch in Verbindung mit Abs. 3, mit Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren und 2. eine Tat nach § 332 Abs. 2, auch in Verbindung mit Abs. 3, mit Freiheitsstrafe nicht unter zwei Jahren bestraft. (2) Ein besonders schwerer Fall im Sinne des Absatzes 1 liegt in der Regel vor, wenn 1. die Tat sich auf einen Vorteil großen Ausmaßes bezieht, 2. der Tter fortgesetzt Vorteile annimmt, die er als Gegenleistung dafr gefordert hat, dass er eine Diensthandlung knftig vornehme, oder 684
StGB 3.
§§ 336 – 340
C 25b
der Tter gewerbsmßig oder als Mitglied einer Bande handelt, die sich zur fortgesetzten Begehung solcher Taten verbunden hat.
§ 336
Unterlassen der Diensthandlung
Der Vornahme einer Diensthandlung oder einer richterlichen Handlung im Sinne der §§ 331 bis 335 steht das Unterlassen der Handlung gleich.
§ 337
Schiedsrichtervergtung
Die Vergtung eines Schiedsrichters ist nur dann ein Vorteil im Sinne der §§ 331 bis 335, wenn der Schiedsrichter sie von einer Partei hinter dem Rcken der anderen fordert, sich versprechen lsst oder annimmt oder wenn sie ihm eine Partei hinter dem Rcken der anderen anbietet, verspricht oder gewhrt.
§ 338
Vermçgensstrafe und Erweiterter Verfall
(1) In den Fllen des § 332, auch in Verbindung mit den §§ 336 und 337, ist § 73d anzuwenden, wenn der Tter gewerbsmßig oder als Mitglied einer Bande handelt, die sich zur fortgesetzten Begehung solcher Taten verbunden hat. (2) In den Fllen des § 334, auch in Verbindung mit den §§ 336 und 337, sind die §§ 43a, 73d anzuwenden, wenn der Tter als Mitglied einer Bande handelt, die sich zur fortgesetzten Begehung solcher Taten verbunden hat. § 73d ist auch dann anzuwenden, wenn der Tter gewerbsmßig handelt.
§ 339
Rechtsbeugung
Ein Richter, ein anderer Amtstrger oder ein Schiedsrichter, welcher sich bei der Leitung oder Entscheidung einer Rechtssache zugunsten oder zum Nachteil einer Partei einer Beugung des Rechts schuldig macht, wird mit Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu fnf Jahren bestraft.
§ 340
Kçrperverletzung im Amt
(1) Ein Amtstrger, der whrend der Ausbung seines Dienstes oder in Beziehung auf seinen Dienst eine Kçrperverletzung begeht oder begehen lsst, wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fnf Jahren bestraft. In minder schweren Fllen ist die Strafe Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder Geldstrafe. (2) Der Versuch ist strafbar. 685
C 25b
StGB
§§ 341 – 344
(3) Die §§ 224 bis 229 gelten fr Straftaten nach Absatz 1 Satz 1 entsprechend.
§§ 341 und 342 § 343
(weggefallen)
Aussageerpressung
(1) Wer als Amtstrger, der zur Mitwirkung an 1. einem Strafverfahren, einem Verfahren zur Anordnung einer behçrdlichen Verwahrung, 2. einem Bußgeldverfahren oder 3. einem Disziplinarverfahren oder einem ehrengerichtlichen oder berufsgerichtlichen Verfahren berufen ist, einen anderen kçrperlich misshandelt, gegen ihn sonst Gewalt anwendet, ihm Gewalt androht oder ihn seelisch qult, um ihn zu nçtigen, in dem Verfahren etwas auszusagen oder zu erklren oder dies zu unterlassen, wird mit Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren bestraft. (2) In minder schweren Fllen ist die Strafe Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fnf Jahren.
§ 344
Verfolgung Unschuldiger
(1) Wer als Amtstrger, der zur Mitwirkung an einem Strafverfahren, abgesehen von dem Verfahren zur Anordnung einer nicht freiheitsentziehenden Maßnahme (§ 11 Abs. 1 Nr. 8), berufen ist, absichtlich oder wissentlich einen Unschuldigen oder jemanden, der sonst nach dem Gesetz nicht strafrechtlich verfolgt werden darf, strafrechtlich verfolgt oder auf eine solche Verfolgung hinwirkt, wird mit Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren, in minder schweren Fllen mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fnf Jahren bestraft. Satz 1 gilt sinngemß fr einen Amtstrger, der zur Mitwirkung an einem Verfahren zur Anordnung einer behçrdlichen Verwahrung berufen ist. (2) Wer als Amtstrger, der zur Mitwirkung an einem Verfahren zur Anordnung einer nicht freiheitsentziehenden Maßnahme (§ 11 Abs. 1 Nr. 8) berufen ist, absichtlich oder wissentlich jemanden, der nach dem Gesetz nicht strafrechtlich verfolgt werden darf, strafrechtlich verfolgt oder auf eine solche Verfolgung hinwirkt, wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fnf Jahren bestraft. Satz 1 gilt sinngemß fr einen Amtstrger, der zur Mitwirkung an 686
StGB
§§ 345 – 348
C 25b
1. 2.
einem Bußgeldverfahren oder einem Disziplinarverfahren oder einem ehrengerichtlichen oder berufsgerichtlichen Verfahren berufen ist. Der Versuch ist strafbar.
§ 345
Vollstreckung gegen Unschuldige
(1) Wer als Amtstrger, der zur Mitwirkung bei der Vollstreckung einer Freiheitsstrafe, einer freiheitsentziehenden Maßregel der Besserung und Sicherung oder einer behçrdlichen Verwahrung berufen ist, eine solche Strafe, Maßregel oder Verwahrung vollstreckt, obwohl sie nach dem Gesetz nicht vollstreckt werden darf, wird mit Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren, in minder schweren Fllen mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fnf Jahren bestraft. (2) Handelt der Tter leichtfertig, so ist die Strafe Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder Geldstrafe. (3) Wer, abgesehen von den Fllen des Absatzes 1, als Amtstrger, der zur Mitwirkung bei der Vollstreckung einer Strafe oder einer Maßnahme (§ 11 Abs. 1 Nr. 8) berufen ist, eine Strafe oder Maßnahme vollstreckt, obwohl sie nach dem Gesetz nicht vollstreckt werden darf, wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fnf Jahren bestraft. Ebenso wird bestraft, wer als Amtstrger, der zur Mitwirkung bei der Vollstreckung 1. eines Jugendarrestes, 2. einer Geldbuße oder Nebenfolge nach dem Ordnungswidrigkeitenrecht, 3. eines Ordnungsgeldes oder einer Ordnungshaft oder 4. einer Disziplinarmaßnahme oder einer ehrengerichtlichen oder berufsgerichtlichen Maßnahme berufen ist, eine solche Rechtsfolge vollstreckt, obwohl sie nach dem Gesetz nicht vollstreckt werden darf. Der Versuch ist strafbar.
§§ 346 und 347 § 348
(weggefallen)
Falschbeurkundung im Amt
(1) Ein Amtstrger, der, zur Aufnahme çffentlicher Urkunden befugt, innerhalb seiner Zustndigkeit eine rechtlich erhebliche Tatsache falsch beurkundet oder in çffentliche Register, Bcher 687
C 25b
StGB
§§ 349 – 353a
oder Dateien falsch eintrgt oder eingibt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Der Versuch ist strafbar.
§§ 349 bis 351 § 352
(weggefallen)
Gebhrenberhebung
(1) Ein Amtstrger, Anwalt oder sonstiger Rechtsbeistand, welcher Gebhren oder andere Vergtungen fr amtliche Verrichtungen zu seinem Vorteil zu erheben hat, wird, wenn er Gebhren oder Vergtungen erhebt, von denen er weiß, dass der Zahlende sie berhaupt nicht oder nur in geringerem Betrag schuldet, mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Der Versuch ist strafbar.
§ 353
Abgabenberhebung; Leistungskrzung
(1) Ein Amtstrger, der Steuern, Gebhren oder andere Abgaben fr eine çffentliche Kasse zu erheben hat, wird, wenn er Abgaben, von denen er weiß, dass der Zahlende sie berhaupt nicht oder nur in geringerem Betrag schuldet, erhebt und das rechtswidrig Erhobene ganz oder zum Teil nicht zur Kasse bringt, mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fnf Jahren bestraft. (2) Ebenso wird bestraft, wer als Amtstrger bei amtlichen Ausgaben an Geld oder Naturalien dem Empfnger rechtswidrig Abzge macht und die Ausgaben als vollstndig geleistet in Rechnung stellt.
§ 353a
Vertrauensbruch im auswrtigen Dienst
(1) Wer bei der Vertretung der Bundesrepublik Deutschland gegenber einer fremden Regierung, einer Staatengemeinschaft oder einer zwischenstaatlichen Einrichtung einer amtlichen Anweisung zuwiderhandelt oder in der Absicht, die Bundesregierung irrezuleiten, unwahre Berichte tatschlicher Art erstattet, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Die Tat wird nur mit Ermchtigung der Bundesregierung verfolgt. 688
StGB § 353b
§ 353b
C 25b
Verletzung des Dienstgeheimnisses und einer besonderen Geheimhaltungspflicht
(1) Wer ein Geheimnis, das ihm als 1. Amtstrger, 2. fr den çffentlichen Dienst besonders Verpflichteten oder 3. Person, die Aufgaben oder Befugnisse nach dem Personalvertretungsrecht wahrnimmt, anvertraut worden oder sonst bekannt geworden ist, unbefugt offenbart und dadurch wichtige çffentliche Interessen gefhrdet, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. Hat der Tter durch die Tat fahrlssig wichtige çffentliche Interessen gefhrdet, so wird er mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Wer, abgesehen von den Fllen des Absatzes 1, unbefugt einen Gegenstand oder eine Nachricht, zu deren Geheimhaltung er 1. auf Grund des Beschlusses eines Gesetzgebungsorgans des Bundes oder eines Landes oder eines seiner Ausschsse verpflichtet ist oder 2. von einer anderen amtlichen Stelle unter Hinweis auf die Strafbarkeit der Verletzung der Geheimhaltungspflicht fçrmlich verpflichtet worden ist, an einen anderen gelangen lsst oder çffentlich bekannt macht und dadurch wichtige çffentliche Interessen gefhrdet, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (3) Der Versuch ist strafbar. (4) Die Tat wird nur mit Ermchtigung verfolgt. Die Ermchtigung wird erteilt 1. von dem Prsidenten des Gesetzgebungsorgans a) in den Fllen des Absatzes 1, wenn dem Tter das Geheimnis whrend seiner Ttigkeit bei einem oder fr ein Gesetzgebungsorgan des Bundes oder eines Landes bekannt geworden ist, b) in den Fllen des Absatzes 2 Nr. 1; 2. von der obersten Bundesbehçrde a) in den Fllen des Absatzes 1, wenn dem Tter das Geheimnis whrend seiner Ttigkeit sonst bei einer oder fr eine Behçrde oder bei einer anderen amtlichen Stelle des Bundes oder fr eine solche Stelle bekannt geworden ist, b) in den Fllen des Absatzes 2 Nr. 2, wenn der Tter von einer amtlichen Stelle des Bundes verpflichtet worden ist; 689
C 25b 3.
StGB
§§ 353c – 355
von der obersten Landesbehçrde in allen brigen Fllen der Abstze 1 und 2 Nr. 2.
§ 353c
(weggefallen)
§ 353d
Verbotene Mitteilungen ber Gerichtsverhandlungen
Mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer 1. entgegen einem gesetzlichen Verbot ber eine Gerichtsverhandlung, bei der die ffentlichkeit ausgeschlossen war, oder ber den Inhalt eines die Sache betreffenden amtlichen Schriftstcks çffentlich eine Mitteilung macht, 2. entgegen einer vom Gericht auf Grund eines Gesetzes auferlegten Schweigepflicht Tatsachen unbefugt offenbart, die durch eine nichtçffentliche Gerichtsverhandlung oder durch ein die Sache betreffendes amtliches Schriftstck zu seiner Kenntnis gelangt sind, oder 3. die Anklageschrift oder andere amtliche Schriftstcke eines Strafverfahrens, eines Bußgeldverfahrens oder eines Disziplinarverfahrens, ganz oder in wesentlichen Teilen, im Wortlaut çffentlich mitteilt, bevor sie in çffentlicher Verhandlung erçrtert worden sind oder das Verfahren abgeschlossen ist.
§ 354
(weggefallen)
§ 355
Verletzung des Steuergeheimnisses
(1) Wer unbefugt 1. Verhltnisse eines anderen, die ihm als Amtstrger a) in einem Verwaltungsverfahren oder einem gerichtlichen Verfahren in Steuersachen, b) in einem Strafverfahren wegen einer Steuerstraftat oder in einem Bußgeldverfahren wegen einer Steuerordnungswidrigkeit, c) aus anderem Anlass durch Mitteilung einer Finanzbehçrde oder durch die gesetzlich vorgeschriebene Vorlage eines Steuerbescheids oder einer Bescheinigung ber die bei der Besteuerung getroffenen Feststellungen bekannt geworden sind, oder 2. ein fremdes Betriebs- oder Geschftsgeheimnis, das ihm als Amtstrger in einem der in Nummer 1 genannten Verfahren bekannt geworden ist, 690
StGB
§§ 356 – 358
C 25b
offenbart oder verwertet, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Den Amtstrgern im Sinne des Absatzes 1 stehen gleich 1. die fr den çffentlichen Dienst besonders Verpflichteten, 2. amtlich zugezogene Sachverstndige und 3. die Trger von mtern der Kirchen und anderen Religionsgesellschaften des çffentlichen Rechts. (3) Die Tat wird nur auf Antrag des Dienstvorgesetzten oder des Verletzten verfolgt. Bei Taten amtlich zugezogener Sachverstndiger ist der Leiter der Behçrde, deren Verfahren betroffen ist, neben dem Verletzten antragsberechtigt.
§ 356
Parteiverrat
(1) Ein Anwalt oder ein anderer Rechtsbeistand, welcher bei den ihm in dieser Eigenschaft anvertrauten Angelegenheiten in derselben Rechtssache beiden Parteien durch Rat oder Beistand pflichtwidrig dient, wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fnf Jahren bestraft. (2) Handelt derselbe im Einverstndnis mit der Gegenpartei zum Nachteil seiner Partei, so tritt Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu fnf Jahren ein.
§ 357
Verleitung eines Untergebenen zu einer Straftat
(1) Ein Vorgesetzter, welcher seine Untergebenen zu einer rechtswidrigen Tat im Amt verleitet oder zu verleiten unternimmt oder eine solche rechtswidrige Tat seiner Untergebenen geschehen lsst, hat die fr diese rechtswidrige Tat angedrohte Strafe verwirkt. (2) Dieselbe Bestimmung findet auf einen Amtstrger Anwendung, welchem eine Aufsicht oder Kontrolle ber die Dienstgeschfte eines anderen Amtstrgers bertragen ist, sofern die von diesem letzteren Amtstrger begangene rechtswidrige Tat die zur Aufsicht oder Kontrolle gehçrenden Geschfte betrifft.
§ 358
Nebenfolgen
Neben einer Freiheitsstrafe von mindestens sechs Monaten wegen einer Straftat nach den §§ 332, 335, 339, 340, 343, 344, 345 Abs. 1 und 3, §§ 348, 352 bis 353b Abs. 1, §§ 355 und 357 kann das Gericht die Fhigkeit, çffentliche mter zu bekleiden (§ 45 Abs. 2), aberkennen. 691
C 25b
StGB
Stichwortverzeichnis
Stichwortverzeichnis Die Zahlen hinter den Begriffen bezeichnen den Paragraphen, die rçmischen Zahlen den Absatz und die eingeklammerten Zahlen die evtl. Nr. A Abbilden, Sicherheitsgefhrdendes 109g Abbildungen 11 III Abbruch der Schwangerschaft 5 (9), 218–219b Abfallbeseitigung, umweltgefhrdende 326 Abflle, gefhrliche, unerlaubter Umgang 326 Abfangen von Daten 202b Abgabenberhebung 353 Abgeordnete 36 Abgeordnetenbestechung 108e Absehen von Strafe 60 nderung der Strafdrohung 2 II, III rztliche Feststellung 219, 219a Agententtigkeit, landesverrterische 98 –, geheimdienstliche 99 Amtliche Ausweise, falsche, Verschaffen 276 –, Verndern 273 –, Vorbereitung der Flschung 275 Amtliche Bekanntmachungen, Verletzung 134 Amtsanmaßung 132 Amtsfhigkeit, Verlust 45–45b Amtstrger 5 (12–14), 11 I (2), 77a, 264 II (2, 3), 353b I (1) Androhung von Straftaten 126, 88a Angehçriger 11 I (1) Angriffskrieg 5 (1), 80, 80a Anlage, betriebliche 330d (3) Anleitung zur Begehung einer schweren staatsgefhrdenden Gewalttat 91 Anrechnung der Untersuchungshaft, Freiheitsentziehung 51 I–III – von Geldstrafe 51 IV Anstifter 26 Anstiftung zur Falschaussage 159 Antragsrecht des Vorgesetzten 196 Antragsrcknahme 77d Anwerbung fr auslndischen Wehrdienst 109h Arbeitsentgelt, Vorenthalten, Veruntreuen 266a rgernis, çffentliches 183a ußere Sicherheit, Gefhrdung 5 (4), 93–101a 692
StGB
Stichwortverzeichnis
C 25b
Aufenthaltsgenehmigungen, Flschung, Verschaffung 276a Aufforderung zu strafbaren Handlungen 111 Auflagen 56b, 59a II Aufnahme von Beziehungen zur Begehung einer schweren staatsgefhrdenden Gewalttat 89b Aufsichtsstelle 68a Auskundschaften von Staatsgeheimnissen 96 II Auslndische Staaten, Straftaten gegen 102–104a Auslandstaten 5, 6, 7 Aussageerpressung 343 Aussagenotstand 157 Ausschreibungen, Absprache 298 Aussetzung 221 Aussetzung des Strafrestes 57, 57a Aussphen von Daten 202a Aussphung, landesverrterische 96 I Ausspielungen 287 Auswrtiger Dienst, Vertrauensbruch 353a Ausweispapiere, Mißbrauch 281 Auswirkungen, verschuldete 46 II Automatenmissbrauch 265a B Bandendiebstahl 244, 244a Bandenhehlerei 260, 260a Bankrott 283 –, besonders schwerer Fall 283a Bannware, Schiffsgefhrdung, Kraft- und Luftfahrzeuge 297 Baugefhrdung 319 Beauftragter 14 II Bedrohung 241 Bedrohung mit Gewaltttigkeit 125 Befçrderungsentgelt, Erschleichen von Leistungen 265a Befreiung von Untergebrachten 120 IV Befristete Invollzugsetzung 67h Begnstigung 257 Behandlungsverhltnis, sexueller Missbrauch 174c Beihilfe 27 Behçrde 11 I (7) Beischlaf zwischen Verwandten 173 Bekanntmachung 165, 200 Beleidigung 185 Beleidigung auslndischer Staatsoberhupter, Staatsmnner 103 Belohnung oder Billigung von Straftaten 140 Beratung, Abbruch der Schwangerschaft 218b 693
C 25b
StGB
Stichwortverzeichnis
Beratungsverhltnis, sexueller Missbrauch 174c Berichtigung einer falschen Aussage 158 Berufsausbung trotz Verbot 145c Berufsverbot 70–70b, 145c Beschdigung amtlicher Bekanntmachungen 134 Beschdigung von Wasserbauten usw. 318 Beschimpfung von Bekenntnissen 166 Besonders Verpflichtete 5 (12–14), 11 I (4), 77a Bestattungsfeier, Stçrung 167a Bestechlichkeit 332, 335 – im geschftlichen Verkehr 299–302 Bestechung 334, 335 Betreuungsverhltnis, sexueller Missbrauch 174c Betriebsgeheimnisse, Verletzung von B. 5 (7), 204 Betrug 263 Bewaffnete Gruppen 127 Bewhrungszeit 56a, 59a I Bewhrungshilfe 56d, 68a Beweggrnde 46 II Bewusstseinsstçrung 20 Bildaufnahmen, Verletzung des hçchstpersçnlichen Lebensbereichs durch 201a Brandgefahr 306f Brandstiftung 306–306d Briefgeheimnisverletzung 202 Brunnenvergiftung 324 Buchfhrungspflicht, Verletzung 283b Bundesprsident, Verunglimpfung des 90 – Nçtigung des 106 Bundeswehr, Stçrpropaganda 109d C Computerbetrug 263a Computersabotage 303b D Darstellungen, andere 11 III Daten, –, Abfangen 202b, –, Aussphen 202a, –, Vorbereiten des Aussphens und Abfangens 202c –, beweiserhebliche, Flschung 269 Datenvernderung 303a Datenverarbeitung, Tuschung im Rechtsverkehr 270 694
StGB
Stichwortverzeichnis
Dauer der Unterbringung 67d – der Fhrungsaufsicht 68c Demokratischer Rechtsstaat, Gefhrdung Diebstahl 242, 243 Dienstgeheimnis, Verletzung 353b Diensthandlungen, Widerstand 113, 114 Doppelehe 172 Dreimonatsfrist 77b
C 25b
5 (3), 84–91
E Eidesgleiche Beteuerung 155 Einziehung 2 V, 74–76a, 92b, 101a, 109k, 129b, 150, 282, 286, 295, 322, 330c Entgelt 11 I (9) Entschdigung bei Einziehung 74f Entweichenlassen Gefangener 120 Entziehung Minderjhriger 5 (6a), 235 Entziehungsanstalt 64 Entziehung elektrischer Energie 248c Entziehungskur, Gefhrdung 323b Erbanlage, Abbruch der Schwangerschaft 218a Ermchtigung 197 Erpresserischer Menschenraub 239a Erpressung 253, 239a Erregung çffentlichen rgernisses 183 Ersatzfreiheitsstrafe 43 Ersatzorganisationen 85 Erschleichen von Leistungen 265a Erweiterter Verfall 73d, 233b Erziehungspflicht, Verletzung 171 Euroscheckkarten, Flschung von Vordrucken 152a Euroschecks, Flschung von Vordrucken 152a Exhibitionistische Handlungen 183 Explosion 307, 308, 310 F Fahrerlaubnis, Entziehung 51 V, 69–69b Fahrlssiger Falscheid 161 Fahrlssige Kçrperverletzung 229 – Tçtung 222 Fahrlssiges Handeln 15, 18 Fahrzeugpapiere 276a Fahrverbot 44, 51 V Falschbeurkundung im Amt 348 Flschung von Wertzeichen 148 695
C 25b
StGB
Stichwortverzeichnis
– von Zahlungskarten und Schecks 152a, 152b – technischer Aufzeichnungen 268 – beweiserheblicher Daten 269 Falsche uneidliche Aussage 5 (10), 153 Falsche Verdchtigung 164, 165 Falschgeld, Verbreitung von 147 Falschmnzerei 146 Falsche Versicherung an Eides statt 156 Fernmeldegeheimnis, Verletzung 206 Fernmeldenetz, Erschleichen von Leistungen 265a Fischerei in Kstengewssern 296a Fischwilderei 293 Forensische Ambulanz 68a Formalbeleidigung 192 Freiheitsberaubung 239 Freiheitsstrafe 38, 39 Friedensgefhrdung 100 Frist fr den Strafantrag 77b Fhrungsaufsicht 68–68g, 129a, 145a, 181b, 228, 233b, 239c, 245, 256, 262, 263 V, 321 Frsorgepflicht, Verletzung 171 G Gebrauchsanmaßung 290 Gebrauch falscher Beurkundungen 273 Gebhrenberhebung 352 Gefangenenbefreiung 120 Gefangenenmeuterei 121 Gefhrdung des Bahn-, Schiffs- oder Luftverkehrs 315a Gefhrdung des Straßenverkehrs 315c – schutzbedrftiger Gebiete 329 Gefhrliche Eingriffe in den Bahn-, Schiffs- oder Luftverkehr 315 Gefhrliche Eingriffe in den Straßenverkehr 315b Gefhrliches Gut, Begriff 330d (4) Geheimdienstttigkeit 99 Geheimhaltungspflicht, besondere, Verletzung 353b Geiselnahme 239b Geldflschung 146, 151, 152 –, Vorbereitung 149 Geldstrafe 40–43 Geldwsche 261 Geltungsbereich 1–10 Gemeingefhrliche Straftaten 306–306d, 306f, 307–314, 315–319, 129a I (3) 696
StGB
Stichwortverzeichnis
C 25b
Gemeingefhrliches Verbrechen, Androhung 126 Gerichtsverhandlungen, verbotene Mitteilungen 353d Gesamtstrafe 54, 55, 58, 59c Geschftsgeheimnisse, Verletzung von G. 5 (7), 204 Gesetz, keine Strafe ohne G. 1 Gesinnung 46 II Gesundheitsschdigung, Widerstand 113 II (2), 121 III (3), 125a (3) Gesundheitszeugnisse 277, 278, 279 Gewsser, Verunreinigung 324 –, Begriff 330d (1) Gewahrsamsbruch 133 Gewaltdarstellung 131 Gewaltttigkeit aus einer Menschenmenge 125, 125a Gifte 314, 330a Glubigerbegnstigung 283c Glcksspiele 284, 285 Grenzverrckung 274 H Handeln des Vertretungsberechtigten 14 Hausfriedensbruch 123, 124 Haus- und Familiendiebstahl 247 Hehlerei 259, 260 Heranwachsende 10 Herbeifhrung einer Explosion 307, 308 Herbeifhrung von Brandgefahr 306f Hilfe zur Aufklrung oder Verhinderung von schweren Straftaten 46b Hilfsbeamte der Staatsanwaltschaft 114 I Hochverrat 5 (2), 81, 82, 83 Hoheitszeichen 104 I Indemnitt von Abgeordneten 36 Indemnitt von Parlamentsberichten 37 Indikation zum Schwangerschaftsabbruch Inlandstaten 3 Insolvenzstraftaten 283–283d Ionisierende Strahlen 309, 311 Irrtum 15, 16
218a
697
C 25b
StGB
Stichwortverzeichnis
J Jagd- und Fischereigert Jagdwilderei 292 Jugendliche 10
295
K Kapitalanlagebetrug 264a Kennzeichen von Parteien 86a Kernbrennstoffe, unerlaubter Umgang 328 Kernenergie, Explosion 307 Kernspaltungsvorgnge, Bewirkung 311 I (1) Kerntechnische Anlage, fehlerhafte Herstellung –, unerlaubtes Betreiben 327 –, Begriff 330d (2) Kinder 19 Kinderhandel 236 Konterbande 297 Kçrperliche Unversehrtheit 223–231 Kçrperverletzung 126 I (3), 223–231 – im Amt 340 Kostenrecht, anzuwendendes 319 Kraftfahrer, Angriff auf 316a Kreditbetrug 265b Kreditkarten, Missbrauch 266b Kriegshetze 80a Kriminelle Vereinigungen 129, 129b Krisenintervention 67h L Lrm 325 Landesverrterische Flschung 100a Landesverrat 5 (4), 94 Landesverteidigung, Straftaten gegen d. L. Landfriedensbruch 125, 125a Lebensgefahr 113 II (1) Leistungskrzung 353 Lotterien 287 Luftfahrzeuge 4, 297 IV, 315a, 316c Luftverkehr, Angriff, Anzeige 139 III (3) Luftverunreinigung 325 M Maß der Pflichtwidrigkeit Maßnahme 11 I (8) 698
46 II
312
5 (5), 109–109k
StGB
Stichwortverzeichnis
C 25b
Maßregeln der Besserung und Sicherung 2 VI, 61–72 Medizinische Indikation 218a I Meineid 5 (10), 154 Menschenhandel – zum Zweck der sexuellen Ausbeutung 232 – zum Zweck der Ausbeutung der Arbeitskraft 233 – Fçrderung des Menschenhandels 233a Menschenraub 234 –, erpresserischer 239a Menschenwrde, Angriff auf die 130 Milderungen 12 III, 49, 50 Militrischer Nachrichtendienst 109f Minderjhrige, Fçrderung sexueller Handlungen 180 Missbrauch von Ausweispapieren 281 – von Titeln, Berufsbezeichnungen, Abzeichen 132a – von Scheck-, Kreditkarten 266b Misshandlung von Schutzbefohlenen 225 Mittter 25 II Mittelbare Falschbeurkundung 271 – im Amt 348 Mord 211, 129a Mnzverflschung 146 N Nachrichtendienst, sicherheitsgefhrdender 109f Nachstellung 238 Nationalsozialistische Kennzeichen 86a Nebenfolgen 45–45b, 92a, 101, 108c, 109i, 358 Nebenstrafe 44 Nichtanzeige geplanter Straftaten 138 Nçtigung 240 –, sexuelle 177, 178 Nçtigung des Bundesprsidenten 106 Nçtigung eines Verfassungsorgans 105 Notentwendung 248a Notrufe, Missbrauch 145 Notstand 34, 35 Notwehr 32, 33 Notlage, Abbruch der Schwangerschaft 218a II (3) nulla poena sine lege 1 O Offenbaren von Staatsgeheimnissen Organhandel 5 (15)
95 699
C 25b
StGB
Organisation, verbotene Ort der Tat 9
Stichwortverzeichnis 86a
P Parlamentarische ußerungen 36 – Berichte 37 Parlamentsfrieden 106b Parteien, verfassungswidrige 84 Parteiverrat 356 Persçnlicher Lebens- und Geheimbereich, Verletzung Personenstandsflschung 169 Pfandentstrickung 136 Pfandkehr 289 Pfandleiher 290 Pfandsachen, unbefugter Gebrauch 290 Pflichtverletzung des Vorgesetzten 357 Plnderung 125a (4) Politische Verdchtigung 5 (6), 241a Pornographische Schriften 184 Postgeheimnis, Verletzung 206 Preisgabe von Staatsgeheimnissen 97 Privatgeheimnis, Verletzung 203 Propagandamittel, Verbreitung verbotener 86 Prostitution, Ausbeutung von Prostituierten 180a – Ausbung der verbotenen Pr. 184e – jugendgefhrdende 184f Psychiatrisches Krankenhaus 63 R Raub 249, 250, 251 Rdelsfhrer 129a I Ruberischer Angriff auf Kraftfahrer 316a Ruberischer Diebstahl 252 Ruberische Erpressung 255 Raufhandel 227 Rauschmittel an Untergebrachte 323b Rauschtaten 323a Rechtsfolgen der Tat 38–76a Rechtmßigkeit der Amts-, Diensthandlung 113 III Rechtsbeugung 339 Rechtswidrige Tat 11 I (5) Religionsausbung, Stçrung 167, 168 Religionsbeschimpfung 166 Richter 11 I (3) Richterbestechung 334 II 700
201–205
StGB
Stichwortverzeichnis
C 25b
Rcktritt vom Versuch 24, 31 Ruhen der Verfolgungsverjhrung 78b – der Vollstreckungsverjhrung 79a S Sabotage 87 –, verfassungsfeindliche 88 – an Verteidigungsmitteln 109e Sachbeschdigung 303, 304 Schadenswiedergutmachung 46a Schrfungen 12 III Scheckkarten, Missbrauch 266b Schiedsrichtervergtung 337 Schienenbahnen im Straßenverkehr 315d Schiffe, deutsche 4 Schiffsgefhrdung durch Bannware 297 Schiffsverkehr 315a Schlgerei 231 Schuldfhigkeit, verminderte 21 Schuldnerbegnstigung 283d Schuldunfhigkeit 19, 20 Schusswaffe 125a (1) Schutzbedrftige Gebiete, Gefhrdung 329 Schutzbefohlene, sexueller Missbrauch 174 –, Misshandlung 225 Schwachsinn 20 Schwangerschaftsabbruch 5 (9), 218–219b Seelische Stçrung 20, 21 Seeverkehr, Angriff, Anzeige 139 III (3) Selbstverstmmelung 109 Sexuelle Nçtigung 177, 178 Sexuelle Selbstbestimmung, Straftaten gegen 5 (8), 174–184c Sexueller Missbrauch von Schutzbefohlenen 174 – von Gefangenen 174a – unter Ausnutzung einer Amtsstellung 174b – unter Ausnutzung eines Beratungs-, Behandlungs- oder Betreuungsverhltnisses 174c – von Kindern 5 (8b), 176, 176a, 176b, 218a II (2) – Widerstandsunfhiger 179 – von Jugendlichen 182 Sicherungsverwahrung 61 (3), 66–66b Siegelbruch 136 II Soldaten 5 (13) Soziale Indikation 218a II (3) Sozialversicherung, Urwahlen 107b II, 108d 701
C 25b
StGB
Stichwortverzeichnis
Staatsgeheimnis 93–98 Staatsmnner, auslndische 102, 103 Staatsverleumdung 131 Stalking 238 Steuergeheimnis 355 Stimmrecht, Verlust 45–45b Stçrhandlungen 88 Stçrung des Gottesdienstes 167 Stçrung çffentlicher Betriebe 316b Stçrung der Ttigkeit eines Gesetzgebungsorgans Stçrung des çffentlichen Friedens 126 Stçrung der Totenruhe 168 Stçrung von Telekommunikationsanlagen 317 Strafantrag 77–77d Strafantragsfrist 77b Strafaussetzung zur Bewhrung 56–58 Strafbarkeit, Grundlagen 13–21 Strafbemessung 46–55 Straferlass nach Bewhrung 56g Strafrest, Aussetzung 57 Strafvereitelung 258 – im Amt 258a Strafverfolgungsverjhrung 78–78c Strafverlangen 77e Strafvollstreckungsverjhrung 79–79b Straßenverkehr 315b, 315c, 315d, 316 Subvention, Begriff 264 VI Subventionsbetrug 6 (8), 264 Subventionserheblichkeit 264 VII Symbole 90a
106b
T Tter-Opfer-Ausgleich 46a Tterschaft 25 I Ttige Reue 83a, 306e, 310, 314a, 320, 330b Tateinheit 52 Tatfolgen, besondere 18 Tatmehrheit 53 Telekommunikationsanlagen, Stçrung 317 –, Sabotage 88 Telekommunikationsnetz, Erschleichen von Leistungen 265a Terroristische Vereinigungen 6, 129a, 129b, 138 II, 139 III (3) Tçtung auf Verlangen 216 Ton- und Bildtrger 11 III Totenruhe, Stçrung 168 702
StGB Totschlag 212, 213 Trunkenheit im Verkehr
Stichwortverzeichnis
C 25b
316
U bermßige Abgabenerhebung 353 bermßige Gebhrenerhebung 352 berprfung bei Unterbringung 67e berschwemmung 313 ble Nachrede 186, 188 Umstnde 46 II Umwelt, Straftaten 6 (11), 324–330d Umweltgefhrdende Abfallbeseitigung 326 Umweltgefhrdung, schwere 330 Unbefugte Weitergabe geheimer Gegenstnde, Nachrichten 353b II Unbefugter Gebrauch von Fahrzeugen 248b Unbefugte Kstenfischerei 296a Unbefugtes Titelfhren und Uniformtragen 132a Unbrauchbarmachung 2 V, 74d Unerlaubter Umgang mit gefhrlichen Hunden 143 Unerlaubtes Entfernen vom Unfallort 142 Unfallverhtung, Beeintrchtigung 145 Unrichtige rztliche Feststellung 219a Unterbrechung der Verfolgungsverjhrung 78c Unterhaltspflicht, Verletzung 170 Unterlassen 13 Unterlassene Diensthandlung 336 Unterlassene Hilfeleistung 323c Unternehmen einer Tat 11 I (6) Unterschlagung 246 Untersuchungshaft, Anrechnung 51 I–III Untreue 266 Unversehrtheit, kçrperliche, Straftaten 223–231 Unzulssige Strafvollstreckung 345 Urkundenflschung 267 Urkundenunterdrckung 274 Urwahlen in der Sozialversicherung 107b II, 108d V Verbotsirrtum 17 Verbrechen 12 I Verbreitung pornographischer Schriften 184 ff. Verfall 2 V, 73–73e, 76, 76a, 129b, 150, 181c, 256, 282, 286, 302, 338 Verfassungsfeindliche Sabotage 88 703
C 25b
StGB
Stichwortverzeichnis
Verfassungsgrundstze 92 II Verfassungswidrigkeit 84 Verfolgung Unschuldiger 344 Verfolgungsverjhrung 78–78c Vergehen 12 II Vergewaltigung 177, 178, 218a II (2) Vergiftung, gemeingefhrliche 314 Verhltnismßigkeit 62, 74b Verhalten nach der Tat 46 II Verherrlichung von Gewalt 131 Verjhrung 78–79b Verkehrsunfallflucht 142 Verlassen Schwangerer 170c Verleitung zur Falschaussage 160 – Untergebener 357 Verletzung des Briefgeheimnisses 202 Verletzung des Dienstgeheimnisses 353b Verletzung des hçchstpersçnl. Lebensbereichs d. Bildaufnahmen 201a Verletzung der Regeln der Technik 319 Verletzung der Unterhaltspflicht 170 Verleumdung 187, 188 – der Bundeswehr 109d Vermçgensstrafe 43a, 181c, 256, 282, 286, 302, 338 Verçffentlichung der Verurteilung 165, 200 Verpflichteter, besonders V. 5 (12–14), 11 I (4), 353b I (2) Verrat illegaler Geheimnisse 97a, 97b Versagung der Hilfe gegenber einer Schwangeren 170c Verschleierung unrechtmßiger Vermçgenswerte 261 Verschleppung 5 (6), 234a Versicherung an Eides statt, falsche 5 (10), 156 Versicherungsmissbrauch 265 Verstrickungsbruch 136 I Verstmmelung 109 Versuch 22–24, 30, 31 Vertraulichkeit des Wortes, Verletzung 201 Vertretungsberechtigte 14 Verunglimpfung der nationalen Symbole 90a Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener 189 Verunglimpfung des Bundesprsidenten 90 Verunglimpfung des Staates 90a Verunglimpfung von Verfassungsorganen 90b Verunreinigung eines Gewssers 324 – der Luft 325 Veruntreuen von Arbeitsentgelt 266a 704
StGB
Stichwortverzeichnis
C 25b
Verwahrungsbruch 133 Verwarnung mit Strafvorbehalt 59–59c Vçlkermord 220a Volksbegehren 108d Volksverhetzung 130 Vollrausch 323a Vollstreckung gegen Unschuldige 345 Vollstreckungsvereitelung 288 Vollstreckungsverjhrung 79–79b Vorbereiten des Aussphens und Abfragens von Daten 202c Vorbereitung einer schweren staatsgefhrdenden Gewalttat 89a Vorbereitung eines Angriffskrieges 80 Vorenthalten von Arbeitsentgelt 266a Vorleben 46 II Vorsatz 11 II Vortuschen einer Straftat 145d Vorteilsannahme 331 Vorteilsgewhrung 333 W Whlbarkeit, Verlust 45–45b Whlerbestechung 108b Whlernçtigung 108 Whlertuschung 108a Waffenbesitz 113 II (1), 125a (1, 2) Wahlbegriff 108d Wahlbehinderung 107 Wahlflschung 107a Wahlgeheimnis, Verletzung des 107c Wahlrecht, Verlust 45–45b Wahlunterlagen, Flschung von 107b Wahrheitsbeweis 190, 192 Wahrnehmung berechtigter Interessen 193 Wechselseitige Beleidigungen 199 Wehrmittelbeschdigung 109e Wehrpflichtentziehung durch Tuschung 109a Weisungen bei Strafaussetzung 56c – bei Verwarnung mit Strafvorbehalt 59a III Weitergabe, unbefugte von Gegenstnden, Nachrichten Wertersatz, Einziehung des 74c –, Verfall 73a Wertzeichenflschung 148, 151, 152 – Vorbereitung 149 Wettbewerbsstraftaten 298–302 Wichtige Anlagen, Beschdigung 318
353b II
705
C 25b
StGB
Stichwortverzeichnis
Widerruf der Strafaussetzung 56f – bei Fhrungsaufsicht 68b Widerstand gegen die Staatsgewalt 111–122b Widerstandsunfhige, sexueller Missbrauch 179 Wiedergutmachung 46 II Wilderei 292, 293 Wohnungseinbruchdiebstahl 244 Wucher 291 Z Zahlungserleichterungen 42 Zahlungskarten, Flschung 152a, 152b Zeit der Tat 8 Zeitliche Geltung 2 Zersetzung, staatsgefhrdende 89 Zerstçrung von Bauwerken 305 Zuhlterei 181a Zurcknahme des Strafantrags 77d Zwangsvollstreckung, Vereitelung 288 Zwischenstaatliche Abkommen 6 (9)
706
NATO-Truppen-Schutzgesetz
§1
C 25c
c) Gesetz ber den Schutz der Truppen des Nordatlantikpaktes durch das Straf- und Ordnungswidrigkeitenrecht (NATO-Truppen-Schutzgesetz – NTSG) 1 Neufassung vom 27. Mrz 2008 BGBl. I S. 490 ZDv 14/2
§ 1
Kap. 3
Anwendung von Strafvorschriften zum Schutz der Vertragsstaaten des Nordatlantikpaktes
(1) Zum Schutz der nichtdeutschen Vertragsstaaten des Nordatlantikpaktes und ihrer in der Bundesrepublik Deutschland stationierten Truppen gelten die §§ 93 bis 97 und 98 bis 100 in Verbindung mit den §§ 101 und 101a des Strafgesetzbuches mit folgender Maßgabe: 1. Den Staatsgeheimnissen im Sinne des § 93 des Strafgesetzbuches entsprechen militrische Geheimnisse der Vertragsstaaten. Militrische Geheimnisse im Sinne dieser Vorschrift sind Tatsachen, Gegenstnde oder Erkenntnisse, welche die Verteidigung betreffen und von einer im rumlichen Geltungsbereich dieses Gesetzes befindlichen Dienststelle eines Vertragsstaates mit Rcksicht auf dessen Sicherheit oder die Sicherheit seiner in der Bundesrepublik Deutschland stationierten Truppen geheimgehalten werden. Ausgenommen sind Gegenstnde, ber deren Geheimhaltung zu bestimmen Angelegenheit der Bundesrepublik Deutschland ist, sowie Nachrichten darber. 2. In den Fllen des § 94 Abs. 1 Nr. 2 des Strafgesetzbuches tritt an die Stelle der Absicht, die Bundesrepublik Deutschland zu benachteiligen, die Absicht, den betroffenen Vertragsstaat oder seine in der Bundesrepublik Deutschland stationierten Truppen zu benachteiligen. 3. In den Fllen der §§ 94 bis 97 des Strafgesetzbuches tritt an die Stelle der Gefahr eines schweren Nachteils fr die ußere Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland die Gefahr eines schweren Nachteils fr die Sicherheit des betroffenen Vertragsstaates oder seiner in der Bundesrepublik Deutschland stationierten Truppen. 4. In den Fllen des § 99 des Strafgesetzbuches tritt an die Stelle der gegen die Bundesrepublik Deutschland ausgebten geheim1
frhere Bezeichnung: Viertes Strafrechtsnderungsgesetz
707
C 25c 5. 6.
7.
NATO-Truppen-Schutzgesetz § 1
dienstlichen Tätigkeit eine gegen den betroffenen Vertragsstaat oder seine in der Bundesrepublik Deutschland stationierten Truppen ausgeübte geheimdienstliche Tätigkeit. In den Fällen des § 100 des Strafgesetzbuches tritt an die Stelle der Bundesrepublik Deutschland der betroffene Vertragsstaat. In den Fällen der §§ 94 bis 97 des Strafgesetzbuches ist die Strafverfolgung nur zulässig, wenn die oberste militärische Dienststelle der in der Bundesrepublik Deutschland stationierten Truppen des betroffenen Vertragsstaates oder der Leiter ihrer diplomatischen Vertretung erklärt, dass die Wahrung des Geheimnisses für die Sicherheit des Vertragsstaates oder seiner in der Bundesrepublik Deutschland stationierten Truppen zur Zeit der Tat erforderlich war. An die Stelle der Ermächtigung der Bundesregierung nach § 97 Abs. 3 des Strafgesetzbuches tritt das Strafverlangen der obersten militärischen Dienststelle der in der Bundesrepublik Deutschland stationierten Truppen des betroffenen Vertragsstaates oder des Leiters ihrer diplomatischen Vertretung.
(2) Zum Schutz der in der Bundesrepublik Deutschland stationierten Truppen der nichtdeutschen Vertragsstaaten des Nordatlantikpaktes, die sich zur Zeit der Tat im räumlichen Geltungsbereich dieses Gesetzes aufhalten, sind folgende Vorschriften des Strafgesetzbuches mit den in den Nummern 1 bis 10 bestimmten Besonderheiten anzuwenden: 1. § 87 in Verbindung mit den §§ 92a, 92b auf Taten, durch die sich der Täter wissentlich für Bestrebungen einsetzt, die gegen die Sicherheit des betroffenen Vertragsstaates oder die Sicherheit dieser Truppen gerichtet sind; 2. § 89 in Verbindung mit den §§ 92a, 92b auf Taten, die der Täter in der Absicht begeht, die pflichtmäßige Bereitschaft von Soldaten, Beamten oder Bediensteten dieser Truppen zum Dienst für die Verteidigung zu untergraben, und durch die er sich absichtlich für Bestrebungen einsetzt, die gegen die Sicherheit des betroffenen Vertragsstaates oder die Sicherheit dieser Truppen gerichtet sind; 3. § 90a Abs. 1 Nr. 2 und Abs. 2 in Verbindung mit den § 92a, 92b auf Taten gegen die nationalen Symbole dieser Truppen; 4. die in §§ 109d bis 109g in Verbindung mit den §§ 109i, 109k auf Taten gegen dieser Truppen, deren Soldaten, Wehrmittel, Einrichtungen, Anlagen oder militärische Vorgänge mit der Maßgabe, dass an die Stelle der Bundesrepublik Deutschland der betroffene Vertragsstaat, an die Stelle der Bundeswehr 708
NATO-Truppen-Schutzgesetz § 1
5. 6. 7. 8. 9. 9a. 10.
C 25c
diese Truppe und an die Stelle der Landesverteidigung die Verteidigung der Vertragsstaaten treten; die §§ 113, 114 Abs. 2, §§ 125 und 125a auf Straftaten gegen Soldaten oder Beamte dieser Truppen; § 120 auf Taten gegen den Gewahrsam an Gefangenen dieser Truppen oder an Personen, die auf ihre Anordnung in einer Anstalt untergebracht sind; die §§ 123 und 124 auf Taten gegen den Hausfrieden von Räumen, die zum öffentlichen Dienst oder Verkehr dieser Truppen bestimmt sind; § 132 auf die Anmaßung dienstlicher Befugnisse von Soldaten oder Beamten dieser Truppen; § 194 Abs. 3 auf Beleidigungen gegen eine Dienststelle, einen Soldaten oder einen Beamten dieser Truppen; § 305a auf Straftaten der Zerstörung von Kraftfahrzeugen dieser Truppe; § 333 Abs. 1, 3, § 334 Abs. 1, 3, § 335 Abs. 1 Nr. 1 Buchstabe b, Abs. 2 Nr. 1 und 3, § 336 auf die Vorteilsgewährung an und die Bestechung von Soldaten, Beamten dieser Truppen oder solchen Bediensteten der Truppen, die auf Grund einer allgemeinen oder besonderen Anweisung einer höheren Dienststelle der Truppen zur gewissenhaften Erfüllung ihrer Obliegenheiten förmlich verpflichtet worden sind.
(3) Zum Schutz der in der Bundesrepublik Deutschland stationierten Truppen der nichtdeutschen Vertragsstaaten des Nordatlantikpaktes, die sich zur Zeit der Tat im räumlichen Geltungsbereich dieses Gesetzes aufhalten, sind ferner die §§ 16, 19 des Wehrstrafgesetzes und, in Verbindung mit diesen Vorschriften, § 111 des Strafgesetzbuches auf Taten gegen diese Truppen mit folgenden Besonderheiten anzuwenden: 1. In den §§ 16, 19 des Wehrstrafgesetzes treten an die Stelle der Bundesrepublik Deutschland der betroffene Vertragsstaat und an die Stelle der Bundeswehr und ihrer Soldaten diese Truppen und deren Soldaten; 2. strafbar ist nur, wer einen Soldaten dieser Truppen zu einer vorsätzlichen rechtswidrigen Tat nach § 16 oder § 19 des Wehrstrafgesetzes bestimmt oder zu bestimmen versucht oder ihm dazu Hilfe leistet oder wer nach § 111 des Strafgesetzbuches zu einer solchen Tat auffordert. (4) Die Absätze 1 bis 3 gelten nur für Straftaten, die im räumlichen Geltungsbereich dieses Gesetzes begangen werden. 709
C 25c § 2
NATO-Truppen-Schutzgesetz
§§ 2 – 4
Anwendung von Bußgeldvorschriften zum Schutz der Vertragsstaaten des Nordatlantikpaktes
Zum Schutz der in der Bundesrepublik Deutschland stationierten Truppen der nichtdeutschen Vertragsstaaten des Nordatlantikpaktes, die sich zur Zeit der Tat im rumlichen Geltungsbereich dieses Gesetzes aufhalten, sind folgende Vorschriften des Gesetzes ber Ordnungswidrigkeiten mit den in den Nummern 1 bis 3 bestimmten Besonderheiten anzuwenden: 1. § 111 auf Taten gegenber einem zustndigen Soldaten oder zustndigen Beamten dieser Truppen; 2. § 113 auf çffentliche Ansammlungen, die gegen Soldaten, Beamte oder von ihnen zur Untersttzung zugezogene Bedienstete dieser Truppen gerichtet sind; 3. § 114 auf das Betreten von militrischen Einrichtungen und Anlagen eines Vertragsstaates sowie von rtlichkeiten, die aus Sicherheitsgrnden zur Erfllung dienstlicher Aufgaben dieser Truppen gesperrt sind.
§ 3
Anwendung von Vorschriften des Gerichtsverfassungsgesetzes bei Straftaten gegen die Vertragsstaaten des Nordatlantikpaktes
Fr die Anwendung der Vorschriften des Gerichtsverfassungsgesetzes ber die gerichtliche Zustndigkeit und die bernahme, Abgabe oder berweisung der Untersuchung, Verhandlung und Entscheidung in Strafsachen stehen die in § 1 genannten Straftaten den ihnen entsprechenden Verstçßen gegen Vorschriften des Strafgesetzbuches gleich.
§ 4
Anwendung von Vorschriften der Strafprozessordnung bei Straftaten gegen die Vertragsstaaten des Nordatlantikpaktes
(1) Hat ein Strafverfahren Straftaten nach § 1 dieses Gesetzes in Verbindung mit den §§ 94 bis 100, 109f oder 109g des Strafgesetzbuches zum Gegenstand, so gilt § 153c der Strafprozessordnung entsprechend mit der Maßgabe, dass das Absehen von der Verfolgung oder die Einstellung des Verfahrens zulssig ist, 1. wenn der Tter nach der Tat, bevor ihm deren Entdeckung bekannt geworden ist, dazu beigetragen hat, eine Gefahr fr die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland oder des betroffenen Vertragsstaates abzuwenden, oder wenn er einen solchen Beitrag dadurch geleistet hat, dass er nach der Tat 71 0
NATO-Truppen-Schutzgesetz § 4
2.
C 25c
mit ihr zusammenhängendes Wissen über verräterische Bestrebungen offenbart hat, oder soweit die Durchführung des Verfahrens über die in der Tat selbst liegende Gefährdung hinaus die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland oder des betroffenen Vertragsstaates beeinträchtigen würde.
(2) Hat ein Strafverfahren Straftaten nach § 1 dieses Gesetzes in Verbindung mit den §§ 87, 89, 90a, 94 bis 100, 109d oder 109f des Strafgesetzbuches zum Gegenstand, so gelten die §§ 153c und 153d der Strafprozessordnung entsprechend mit der Maßgabe, dass an die Stelle der Gefahr eines schweren Nachteils für die Bundesrepublik Deutschland die Gefahr eines schweren Nachteils für den betroffenen Vertragsstaat oder seine in der Bundesrepublik Deutschland stationierten Truppen treten und überwiegende öffentliche Interessen auch solche des betroffenen Vertragsstaates sind. (3) Bevor von der Erhebung der öffentlichen Klage abgesehen, das Verfahren eingestellt oder die Klage zurückgenommen wird, ist der obersten militärischen Dienststelle der in der Bundesrepublik Deutschland stationierten Truppen des betroffenen Vertragsstaates oder dem Leiter ihrer diplomatischen Vertretung Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben.
711
C 25d
Umweltstrafrecht
d) Beachtung des Umweltstrafrechts im Dienst- und Ausbildungsbetrieb in der Bundeswehr − Neufassung − VMBl 1998 S. 220; ZDv 14/2 D Anh. 10 1. Durch das 31. Strafrechtsänderungsgesetz vom 27. Juni 1994 (BGBl. I S. 1440) wurden die im Strafgesetzbuch (StGB) 1 enthaltenen Straftaten gegen die Umwelt ergänzt und neu gefasst. Damit sind Verhaltensweisen, die unkontrollierbar Menschen, Gewässer, die Luft, besonders schützenswerte Bestandteile von Natur und Landschaft und den Boden (einschließlich Flora und Fauna) schädigen oder gefährden können, umfassend unter Strafe gestellt. Im Wesentlichen handelt es sich um − Gewässerverunreinigung (§ 324 StGB) − Bodenverunreinigung (§ 324a StGB) − Luftverunreinigung (§ 325 StGB) − Verursachen von Lärm, Erschütterungen und nichtionisierenden Strahlen (§ 325a StGB) − Umweltgefährdende Abfallbeseitigung (§ 326 StGB) − Unerlaubtes Betreiben von Anlagen (§ 327 StGB) − Unerlaubter Umgang mit radioaktiven Stoffen und anderen gefährlichen Stoffen und Gütern (§ 328 StGB) − Gefährdung schutzbedürftiger Gebiete (§ 329 StGB) − Schwere Gefährdung durch Freisetzen von Giften (§ 330a StGB) 2. Die Umwelt genießt wie andere Rechtsgüter strafrechtlichen Schutz. Verstöße gegen die Bestimmungen des Umweltstrafrechts werden als kriminelle Delikte mit Freiheits- und/oder Geldstrafen geahndet. Ausnahmeregelungen für die Bundeswehr bestehen im Strafrecht nicht. 3. Das Umweltstrafrecht ist bei dem Dienst- und Ausbildungsbetrieb zu beachten. Deshalb sind Hinweise darauf in den Dienst- und 1
712
→ C 25b
Umweltstrafrecht
C 25d
Ausbildungsbetrieb einzubeziehen. Bei Belehrungen über die Vermeidung von Umweltschäden, insbesondere vor Übungen und Übungsplatz-Aufenthalten, ist auf das Umweltstrafrecht hinzuweisen. Die im StGB enthaltenen Straftaten gegen die Umwelt sind im Allgemeinen Umdruck Nummer 165 ,,Umweltrechtssammlung für den Umweltschutz in der Bundeswehr’’ aufgeführt. 4. Der Erlass vom 4. Januar 1982 − S I 7 − Az 63-25-00/18(VMBl S. 48) sowie die Änderungen hierzu vom 15. Juli 1985 (VMBl S. 223) und 28. Juni 1988 (VMBl S. 172) werden aufgehoben. BMVg, 30. April 1998 R I 5 − Az 39-72-10/07
713
C 25e
BtMG
§§ 1 – 2
e) Gesetz ber den Verkehr mit Betubungsmitteln (Betubungsmittelgesetz – BtMG) Vom 1. Mrz 1994 BGBl. I S. 359 ZDv 14/2 D Kap. 11 Zuletzt gendert durch Verordnung vom 18. Dezember 2009 BGBl. I S. 3944 – Aus z u g –
Erster Abschnitt Begriffsbestimmungen § 1
Betubungsmittel
(1) Betubungsmittel im Sinne dieses Gesetzes sind die in den Anlagen I bis III aufgefhrten Stoffe und Zubereitungen. ...
§ 2
Sonstige Begriffe
(1) Im Sinne dieses Gesetzes ist 1. Stoff: a) chemische Elemente und chemische Verbindungen sowie deren natrlich vorkommende Gemische und Lçsungen, b) Pflanzen, Algen, Pilze und Flechten sowie deren Teile und Bestandteile in bearbeitetem oder unbearbeitetem Zustand, c) Tierkçrper, auch lebender Tiere, sowie Kçrperteile, -bestandteile und Stoffwechselprodukte von Menschen und Tier in bearbeitetem und unbearbeitetem Zustand, d) Mikroorganismen einschließlich Viren sowie deren Bestandteile oder Stoffwechselprodukte; 2. Zubereitung: ohne Rcksicht auf ihren Aggregatzustand ein Stoffgemisch oder die Lçsung eines oder mehrerer Stoffe außer den natrlich vorkommenden Gemischen und Lçsungen, 3. ausgenommene Zubereitung: eine in den Anlagen I bis III bezeichnete Zubereitung, die von den betubungsmittelrechtlichen Vorschriften ganz oder teilweise ausgenommen ist; 4. Herstellen: das Gewinnen, Anfertigen, Zubereiten, Be- oder Verarbeiten, Reinigen und Umwandeln. 714
BtMG
§§ 26 – 29
C 25e
(2) Der Einfuhr oder Ausfuhr eines Betubungsmittels steht jedes sonstige Verbringen in den oder aus dem Geltungsbereich dieses Gesetzes gleich. ...
Fnfter Abschnitt Vorschriften fr Behçrden § 26
Bundeswehr, Bundespolizei, Bereitschaftspolizei und Zivilschutz
(1) Dieses Gesetz findet mit Ausnahme der Vorschriften ber die Erlaubnis nach § 3 auf Einrichtungen, die der Betubungsmittelversorgung der Bundeswehr und der Bundespolizei dienen, sowie auf die Bevorratung mit in Anlage II oder III bezeichneten Betubungsmitteln fr den Zivilschutz entsprechende Anwendung. (2) In den Bereichen der Bundeswehr und der Bundespolizei obliegt der Vollzug dieses Gesetzes und die berwachung des Betubungsmittelverkehrs den jeweils zustndigen Stellen und Sachverstndigen der Bundeswehr und der Bundespolizei. Im Bereich des Zivilschutzes obliegt der Vollzug dieses Gesetzes den fr die Sanittsmaterialbevorratung zustndigen Bundes- und Landesbehçrden. (3) Der Bundesminister der Verteidigung kann fr seinen Geschftsbereich im Einvernehmen mit dem Bundesminister in Einzelfllen Ausnahmen von diesem Gesetz und den auf Grund dieses Gesetzes erlassenen Rechtsverordnungen zulassen, soweit die internationalen Suchtstoffbereinkommen dem nicht entgegenstehen und dies zwingende Grnde der Verteidigung erfordern. ...
Sechster Abschnitt Straftaten und Ordnungswidrigkeiten § 29
Straftaten
(1) Mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer 1. Betubungsmittel unerlaubt anbaut, herstellt, mit ihnen Handel treibt, sie, ohne Handel zu treiben, einfhrt, ausfhrt, verußert, abgibt, sonst in den Verkehr bringt, erwirbt oder sich in sonstiger Weise verschafft, 2. eine ausgenommene Zubereitung (§ 2 Abs. 1 Nr. 3) ohne Erlaubnis nach § 3 Abs. 1 Nr. 2 herstellt, 715
C 25e 3.
BtMG
§ 29
Betubungsmittel besitzt, ohne zugleich im Besitz einer schriftlichen Erlaubnis fr den Erwerb zu sein, 4. (weggefallen) 5. entgegen § 11 Abs. 1 Satz 2 Betubungsmittel durchfhrt, 6. entgegen § 13 Abs. 1 Betubungsmittel a) verschreibt, b) verabreicht oder zum unmittelbaren Verbrauch berlsst, 7. entgegen § 13 Abs. 2 Betubungsmittel in einer Apotheke oder tierrztlichen Hausapotheke abgibt, 8. entgegen § 14 Abs. 5 fr Betubungsmittel wirbt, 9. unrichtige oder unvollstndige Angaben macht, um fr sich oder einen anderen oder fr ein Tier die Verschreibung eines Betubungsmittels zu erlangen, 10. einem anderen eine Gelegenheit zum unbefugten Erwerb oder zur unbefugten Abgabe von Betubungsmitteln verschafft oder gewhrt, eine solche Gelegenheit çffentlich oder eigenntzig mitteilt oder einen anderen zum unbefugten Verbrauch von Betubungsmitteln verleitet, 11. ohne Erlaubnis nach § 10a einem anderen eine Gelegenheit zum unbefugten Verbrauch von Betubungsmitteln verschafft oder gewhrt, oder wer eine außerhalb einer Einrichtung nach § 10a bestehende Gelegenheit zu einem solchen Verbrauch eigenntzig oder çffentlich mitteilt, 12. çffentlich, in einer Versammlung oder durch Verbreiten von Schriften (§ 11 Abs. 3 des Strafgesetzbuches) dazu auffordert, Betubungsmittel zu verbrauchen, die nicht zulssigerweise verschrieben worden sind, 13. Geldmittel oder andere Vermçgensgegenstnde einem anderen fr eine rechtswidrige Tat nach Nummern 1, 5, 6, 7, 10, 11 oder 12 bereitstellt, 14. einer Rechtsverordnung nach § 11 Abs. 2 Satz 2 Nr. 1 oder § 13 Abs. 3 Satz 2 Nr. 1 oder 5 zuwiderhandelt, soweit sie fr einen bestimmten Tatbestand auf diese Strafvorschrift verweist. Die Abgabe von sterilen Einmalspritzen an Betubungsmittelabhngige stellt kein Verschaffen von Gelegenheit zum Verbrauch im Sinne des Satzes 1 Nr. 10 dar. (2) In den Fllen des Absatzes 1 Satz 1 Nr. 1, 2, 5 oder 6 Buchstabe b ist der Versuch strafbar. (3) In besonders schweren Fllen ist die Strafe Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr. Ein besonders schwerer Fall liegt in der Regel vor, wenn der Tter 1. in den Fllen des Absatzes 1 Satz 1 Nr. 1, 5, 6, 10 oder 13 gewerbsmßig handelt, 716
BtMG
§§ 29a – 30
C 25e
2.
durch eine der in Absatz 1 Satz 1 Nr. 1, 6 oder 7 bezeichneten Handlungen die Gesundheit mehrerer Menschen gefhrdet. (4) Handelt der Tter in den Fllen des Absatzes 1 Satz 1 Nr. 1, 2, 5, 6 Buchstabe b oder Nr. 10 fahrlssig, so ist die Strafe Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder Geldstrafe. (5) Das Gericht kann von einer Bestrafung nach den Abstzen 1, 2 und 4 absehen, wenn der Tter die Betubungsmittel lediglich zum Eigenverbrauch in geringer Menge anbaut, herstellt, einfhrt, ausfhrt, durchfhrt, erwirbt, sich in sonstiger Weise verschafft oder besitzt. (6) Die Vorschriften des Absatzes 1 Satz 1 Nr. 1 sind, soweit sie das Handeltreiben, Abgeben oder Verußern betreffen, auch anzuwenden, wenn sich die Handlung auf Stoffe oder Zubereitungen bezieht, die nicht Betubungsmittel sind, aber als solche ausgegeben werden.
§ 29a
Straftaten
(1) Mit Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr wird bestraft, wer 1. als Person ber 21 Jahre Betubungsmittel unerlaubt an eine Person unter 18 Jahren abgibt oder sie ihr entgegen § 13 Abs. 1 verabreicht oder zum unmittelbaren Verbrauch berlsst oder 2. mit Betubungsmitteln in nicht geringer Menge unerlaubt Handel treibt, sie in nicht geringer Menge herstellt oder abgibt oder sie besitzt, ohne sie auf Grund einer Erlaubnis nach § 3 Abs. 1 erlangt zu haben. (2) In minder schweren Fllen ist die Strafe Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fnf Jahren.
§ 30
Straftaten
(1) Mit Freiheitsstrafe nicht unter zwei Jahren wird bestraft, wer 1. Betubungsmittel unerlaubt anbaut, herstellt oder mit ihnen Handel treibt (§ 29 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1) und dabei als Mitglied einer Bande handelt, die sich zur fortgesetzten Begehung solcher Taten verbunden hat, 2. im Falle des § 29a Abs. 1 Nr. 1 gewerbsmßig handelt, 3. Betubungsmittel abgibt, einem anderen verabreicht oder zum unmittelbaren Verbrauch berlsst und dadurch leichtfertig dessen Tod verursacht oder 4. Betubungsmittel in nicht geringer Menge unerlaubt einfhrt. (2) In minder schweren Fllen ist die Strafe Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fnf Jahren. 717
C 25e § 30a
BtMG
§§ 30a – 31
Straftaten
(1) Mit Freiheitsstrafe nicht unter fnf Jahren wird bestraft, wer Betubungsmittel in nicht geringer Menge unerlaubt anbaut, herstellt, mit ihnen Handel treibt, sie ein- oder ausfhrt (§ 29 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1) und dabei als Mitglied einer Bande handelt, die sich zur fortgesetzten Begehung solcher Taten verbunden hat. (2) Ebenso wird bestraft, wer 1. als Person ber 21 Jahre eine Person unter 18 Jahren bestimmt, mit Betubungsmitteln unerlaubt Handel zu treiben, sie, ohne Handel zu treiben, einzufhren, auszufhren, zu verußern, abzugeben oder sonst in den Verkehr zu bringen oder eine dieser Handlungen zu fçrdern, oder 2. mit Betubungsmitteln in nicht geringer Menge unerlaubt Handel treibt oder sie, ohne Handel zu treiben, einfhrt, ausfhrt oder sich verschafft und dabei eine Schusswaffe oder sonstige Gegenstnde mit sich fhrt, die ihrer Art nach zur Verletzung von Personen geeignet und bestimmt sind. (3) In minder schweren Fllen ist die Strafe Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren. ...
§ 30c
Vermçgensstrafe
(1) In den Fllen des § 29 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1, 5, 6, 10, 11 und 13 ist § 43a des Strafgesetzbuches 1 anzuwenden. Dies gilt nicht, soweit der Tter Betubungsmittel, ohne mit ihnen Handel zu treiben, verußert, abgibt, erwirbt oder sich in sonstiger Weise verschafft. (2) In den Fllen der §§ 29a, 30, 30a und 30b ist § 43a des Strafgesetzbuches 1 anzuwenden.
§ 31
Strafmilderung oder Absehen von Strafe
Das Gericht kann die Strafe nach § 49 Abs. 1 des Strafgesetzbuches1 mildern oder, wenn der Tter keine Freiheitsstrafe von mehr als drei Jahren verwirkt hat, von Strafe absehen, wenn der Tter 1. durch freiwillige Offenbarung seines Wissens wesentlich dazu beigetragen hat, dass die Tat ber seinen eigenen Tatbeitrag hinaus aufgedeckt werden konnte, oder 2. freiwillig sein Wissen so rechtzeitig einer Dienststelle offenbart, dass Straftaten nach § 29 Abs. 3, § 29a Abs. 1, § 30 Abs. 1, § 30a Abs. 1, von deren Planung er weiß, noch verhindert werden kçnnen. 1
718
R C 25b
BtMG § 31a
§ 31a
C 25e
Absehen von der Verfolgung
(1) Hat das Verfahren ein Vergehen nach § 29 Abs. 1, 2 oder 4 zum Gegenstand, so kann die Staatsanwaltschaft von der Verfolgung absehen, wenn die Schuld des Tters als gering anzusehen wre, kein çffentliches Interesse an der Strafverfolgung besteht und der Tter die Betubungsmittel lediglich zum Eigenverbrauch in geringer Menge anbaut, herstellt, einfhrt, ausfhrt, durchfhrt, erwirbt, sich in sonstiger Weise verschafft oder besitzt. Von der Verfolgung soll abgesehen werden, wenn der Tter in einem Drogenkonsumraum Betubungsmittel lediglich zum Eigenverbrauch, der nach § 10a geduldet werden kann, in geringer Menge besitzt, ohne zugleich im Besitz einer schriftlichen Erlaubnis fr den Erwerb zu sein. (2) Ist die Klage bereits erhoben, so kann das Gericht in jeder Lage des Verfahrens unter den Voraussetzungen des Absatzes 1 mit Zustimmung der Staatsanwaltschaft und des Angeschuldigten das Verfahren einstellen. Der Zustimmung des Angeschuldigten bedarf es nicht, wenn die Hauptverhandlung aus den in § 205 der Strafprozessordnung angefhrten Grnden nicht durchgefhrt werden kann oder in den Fllen des § 231 Abs. 2 der Strafprozessordnung und der §§ 232 und 233 der Strafprozessordnung in seiner Abwesenheit durchgefhrt wird. Die Entscheidung ergeht durch Beschluss. Der Beschluss ist nicht anfechtbar. ... Anmerkungen zu §§ 29–31a: 1. Zur disziplinaren Relevanz R BVerwG in NZWehrr 95, 166 = NJW 95, 2240: Der strafbare Besitz oder Erwerb von Cannabisprodukten stellt fr Soldaten ebenso wie deren einmaliger Genuss oder Weitergabe an Dritte wegen der erheblichen Gefahren fr die Gesundheit der Betroffenen und die Einsatzbereitschaft der Truppe stets einen Verstoß gegen die Pflicht zum treuen Dienen nach § 7 SG (RC 01) und damit eine schwerwiegende Pflichtwidrigkeit dar (im Anschluss an BVerfG in NJW 94, 1577 ff.). Soldaten haben als Angehçrige der vollziehenden Gewalt, zu deren Aufgaben unter anderem die Beachtung der Vorschriften des Betubungsmittelgesetzes im dienstlichen Bereich gehçrt, auch bei Erwerb und Besitz von Drogen zum Eigenverbrauch in geringer Menge wegen der Mçglichkeit einer Fremdgefhrdung in der Kaserne besondere Anforderungen zu erfllen. 2. Erlasse R C 72b–d 719
C 25f
Zuständigkeit für Strafantrag
f) Zuständigkeit für die Stellung des Strafantrages nach § 77 Abs. 1 des Strafgesetzbuches (StGB) bei Vermögens- und Eigentumsdelikten gegen die Bundeswehr, die nur auf Antrag verfolgt werden VMBl 1975 S. 429 1. Eine Reihe von Vermögens- und Eigentumsdelikten werden nur auf Antrag verfolgt. Antragsberechtigt ist nach § 77 Abs. 1 StGB 1 der Verletzte. 2. Werden Vermögens- und Eigentumsdelikte nach Nummer 1 gegen die Bundeswehr (Verletzte) begangen, ist grundsätzlich davon auszugehen, dass die Befugnis zur Strafantragstellung dem Leiter der Dienststelle obliegt, die für die Verwaltung der Sache oder der Vermögenswerte zuständig ist. 3. Werden Vermögens- und Eigentumsdelikte nach Nummer 1 gegen die Bundeswehr von Soldaten begangen, wird die Befugnis zur Strafantragstellung nach § 77 Abs. 1 StGB im Hinblick auf § 33 Abs. 3 der Wehrdisziplinarordnung 2 auf den zum Zeitpunkt der Antragstellung zuständigen Disziplinarvorgesetzten der Soldaten übertragen. 4. Werden Vermögens- und Eigentumsdelikte nach Nummer 1 gegen die Bundeswehr von Arbeitern oder Angestellten der Bundeswehr begangen, wird die Strafantragsbefugnis auf den Leiter der personalbearbeitenden Dienststellen übertragen. Ist der Täter ein im Dienstverhältnis der Bundeswehr stehender Beamter oder Richter, ist der Dienstvorgesetzte für die Strafantragstellung zuständig. BMVg, 15. Oktober 1975 Org 1 − Az 10-01-01 1 2
720
→ C 25b → C 10
Notwehr
C 26
Notwehr 1 − Notstand 2 − Selbsthilfe Die einschlägigen Bestimmungen finden sich im StGB und im BGB:
A. Notwehr § 32 StGB: Notwehr (1) Wer eine Tat begeht, die durch Notwehr geboten ist, handelt nicht rechtswidrig. (2) Notwehr ist die Verteidigung, die erforderlich ist, um einen gegenwärtigen rechtswidrigen Angriff von sich oder einem anderen abzuwenden.
§ 33 StGB: Überschreitung der Notwehr Überschreitet der Täter die Grenzen der Notwehr aus Verwirrung, Furcht oder Schrecken, so wird er nicht bestraft. Anmerkung: Voraussetzung der Notwehr ist: 1. dass ein Angriff vorliegt, 2. dass der Angriff gegenwärtig ist, 3. dass der Angriff rechtswidrig ist, 4. dass die Abwehr erforderlich ist. 1. Der Angriff kann sich z. B. gegen Leib, Leben, Ehre oder Besitz richten. Gehört das angegriffene Gut einem anderen, so bezeichnet man die Abwehr dieses Angriffes als Nothilfe. Notwehr ist nur möglich gegen Menschen. Auf die Schuldfähigkeit (→ § 20 StGB − C 25b −) des Angreifers kommt es nicht an, so dass Notwehr auch gegen Geisteskranke oder Volltrunkene möglich ist. Notwehr gegen Tiere ist ausgeschlossen (→ Notstand). 2. Gegenwärtig ist der Angriff, der gerade stattfindet oder unmittelbar bevorsteht, so dass der Beginn des Angriffes nicht abgewartet zu werden braucht. Der Angriff dauert so lange, bis er vollständig abgewehrt ist. Flieht z. B. der Dieb mit dem gestohlenen Gut, so dauert der Angriff noch fort. 1 2
→ C 25a, Nr 108 → C 25a, Nr 108, 109
721
C 26
Notwehr
3. Der Angriff muss rechtswidrig sein. Es ist nicht erforderlich, dass ein strafbarer Angriff vorliegt. 4. Die Notwehrhandlung muss zur Abwehr des Angriffs erforderlich sein. Erforderlich ist ein Abwehrmittel, wenn kein anderes milderes und mit Gewissheit wirksames Mittel zur Verfügung steht. Nicht erforderlich ist, dass man sich der Polizei oder des Gerichts bedient. Recht braucht dem Unrecht nicht zu weichen. Notwehr rechtfertigt, falls den Umständen nach erforderlich, auch den Gebrauch der Schusswaffe.
§ 227 BGB: Notwehr (1) Eine durch Notwehr gebotene Handlung ist nicht widerrechtlich. (2) Eine Notwehr ist diejenige Verteidigung, welche erforderlich ist, um einen gegenwärtigen rechtswidrigen Angriff von sich oder einem anderen abzuwenden.
B. Notstand § 34 StGB: Rechtfertigender Notstand Wer in einer gegenwärtigen, nicht anders abwendbaren Gefahr für Leben, Leib, Freiheit, Ehre, Eigentum oder ein anderes Rechtsgut eine Tat begeht, um die Gefahr von sich oder einem anderen abzuwenden, handelt nicht rechtswidrig, wenn bei Abwägung der widerstreitenden Interessen, namentlich der betroffenen Rechtsgüter und des Grades der ihnen drohenden Gefahren, das geschützte Interesse das beeinträchtigte wesentlich überwiegt. Dies gilt jedoch nur, soweit die Tat ein angemessenes Mittel ist, die Gefahr abzuwenden.
§ 35 StGB: Entschuldigender Notstand (1) Wer in einer gegenwärtigen, nicht anders abwendbaren Gefahr für Leben, Leib oder Freiheit eine rechtswidrige Tat begeht, um die Gefahr von sich, einem Angehörigen oder einer anderen ihm nahestehenden Person abzuwenden, handelt ohne Schuld. Dies gilt nicht, soweit dem Täter nach den Umständen, namentlich weil er die Gefahr selbst verursacht hat oder weil er in einem besonderen Rechtsverhältnis stand, zugemutet werden konnte, die Gefahr hinzunehmen; jedoch kann die Strafe nach § 49 Abs. 1 gemildert wer722
Notwehr
C 26
den, wenn der Täter nicht mit Rücksicht auf ein besonderes Rechtsverhältnis die Gefahr hinzunehmen hatte. (2) Nimmt der Täter bei Begehung der Tat irrig Umstände an, welche ihn nach Absatz 1 entschuldigen würden, so wird er nur dann bestraft, wenn er den Irrtum vermeiden konnte. Die Strafe ist nach § 49 Abs. 1 zu mildern. Anmerkung: Im Gegensatz zur Notwehr geht beim Notstand die Gefahr im Allgemeinen von einer Sache aus. Ein Tier ist in diesem Sinne auch eine Sache. Die Abwehr dieser Gefahr muss das letzte Mittel zur Beseitigung der Gefahr sein. Außerdem ist die Straffreiheit nur gegeben, wenn der Notstand ohne Verschulden des Betroffenen eingetreten ist.
§ 228 BGB: Notstand Wer eine fremde Sache beschädigt oder zerstört, um eine durch sie drohende Gefahr von sich oder einem anderen abzuwenden, handelt nicht widerrechtlich, wenn die Beschädigung oder die Zerstörung zur Abwendung der Gefahr erforderlich ist und der Schaden nicht außer Verhältnis zu der Gefahr steht. Hat der Handelnde die Gefahr verschuldet, so ist er zum Schadensersatz verpflichtet.
§ 904 BGB: Notstand Der Eigentümer einer Sache ist nicht berechtigt, die Einwirkung eines anderen auf die Sache zu verbieten, wenn die Einwirkung zur Abwendung einer gegenwärtigen Gefahr notwendig und der drohende Schaden gegenüber dem aus der Einwirkung dem Eigentümer entstehenden Schaden unverhältnismäßig groß ist. Der Eigentümer kann Ersatz des ihm entstehenden Schadens verlangen.
C. Selbsthilfe In den gleichen Zusammenhang gehören die Bestimmungen des BGB über die Selbsthilfe. Diese Bestimmungen sind nicht eigens im StGB aufgeführt. Sie stehen jedoch mit den strafrechtlichen Bestimmungen über Notwehr und Notstand in engem Zusammenhang.
§ 229 BGB: Selbsthilfe Wer zum Zwecke der Selbsthilfe eine Sache wegnimmt, zerstört oder beschädigt oder wer zum Zwecke der Selbsthilfe einen Ver723
C 26
Notwehr
pflichteten, welcher der Flucht verdächtigt ist, festnimmt oder den Widerstand des Verpflichteten gegen eine Handlung, die dieser zu dulden verpflichtet ist, beseitigt, handelt nicht widerrechtlich, wenn obrigkeitliche Hilfe nicht rechtzeitig zu erlangen ist und ohne sofortiges Eingreifen die Gefahr besteht, dass die Verwirklichung des Anspruches vereitelt oder wesentlich erschwert werde.
§ 230 BGB: Grenzen der Selbsthilfe (1) Die Selbsthilfe darf nicht weiter gehen, als zur Abwendung der Gefahr erforderlich ist. (2) Im Falle der Wegnahme von Sachen ist, sofern nicht Zwangsvollstreckung erwirkt ist, der dingliche Arrest zu beantragen. (3) Im Falle der Festnahme des Verpflichteten ist, sofern er nicht wieder in Freiheit gesetzt wird, der persönliche Sicherheitsarrest bei dem Amtsgericht zu beantragen, in dessen Bezirk die Festnahme erfolgt ist; der Verpflichtete ist unverzüglich dem Gericht vorzuführen. (4) Wird der Arrestantrag verzögert oder abgelehnt, so hat die Rückgabe der weggenommenen Sachen und die Freilassung des Festgenommenen unverzüglich zu erfolgen.
§ 231 BGB: Irrtümliche Selbsthilfe Wer eine der im § 229 bezeichneten Handlungen in der irrigen Annahme vornimmt, dass die für den Ausschluss der Widerrechtlichkeit erforderlichen Voraussetzungen vorhanden seien, ist dem anderen Teile zum Schadensersatz verpflichtet, auch wenn der Irrtum nicht auf Fahrlässigkeit beruht.
724
StPO
§§ 7 – 9
C 27
Strafprozessordnung (StPO) in der Neufassung vom 7. April 1987 BGBl. I S. 1074, 1319 Zuletzt gendert durch Gesetz vom 30. Juli 2009 BGBl. I S. 2437 (2439) – Aus z u g –
E r s te s B u ch Allgemeine Vorschriften
...
Zweiter Abschnitt Gerichtsstand § 7
(Tatort)
(1) Der Gerichtsstand ist bei dem Gericht begrndet, in dessen Bezirk die Straftat begangen ist. (2) Wird die Straftat durch den Inhalt einer im Geltungsbereich dieses Bundesgesetzes erschienenen Druckschrift verwirklicht, so ist als das nach Absatz 1 zustndige Gericht nur das Gericht anzusehen, in dessen Bezirk die Druckschrift erschienen ist. Jedoch ist in den Fllen der Beleidigung, sofern die Verfolgung im Wege der Privatklage stattfindet, auch das Gericht, in dessen Bezirk die Druckschrift verbreitet worden ist, zustndig, wenn in diesem Bezirk die beleidigte Person ihren Wohnsitz oder gewçhnlichen Aufenthalt hat.
§ 8
(Wohnsitz; Aufenthaltsort)
(1) Der Gerichtsstand ist auch bei dem Gericht begrndet, in dessen Bezirk der Angeschuldigte zur Zeit der Erhebung der Klage seinen Wohnsitz hat. (2) Hat der Angeschuldigte keinen Wohnsitz im Geltungsbereich dieses Bundesgesetzes, so wird der Gerichtsstand auch durch den gewçhnlichen Aufenthaltsort und, wenn ein solcher nicht bekannt ist, durch den letzten Wohnsitz bestimmt.
§ 9
(Ergreifungsort)
Der Gerichtsstand ist auch bei dem Gericht begrndet, in dessen Bezirk der Beschuldigte ergriffen worden ist. 725
C 27 § 10
StPO
§§ 10 – 52
(Heimathafen)
(1) Ist die Straftat auf einem Schiff, das berechtigt ist, die Bundesflagge zu fhren, außerhalb des Geltungsbereichs dieses Gesetzes begangen, so ist das Gericht zustndig, in dessen Bezirk der Heimathafen oder der Hafen im Geltungsbereich dieses Gesetzes liegt, den das Schiff nach der Tat zuerst erreicht. (2) 1 Absatz 1 gilt entsprechend fr Luftfahrzeuge, die berechtigt sind, das Staatszugehçrigkeitszeichen der Bundesrepublik Deutschland zu fhren.
§ 10a
(Meeresumwelt-Straftaten)
Ist fr eine Straftat, die außerhalb des Geltungsbereichs dieses Gesetzes im Bereich des Meeres begangen wird, ein Gerichtsstand nicht begrndet, so ist Hamburg Gerichtsstand; zustndiges Amtsgericht ist das Amtsgericht Hamburg.
§ 11
(Wohnsitz im Ausland)
(1) Deutsche, die das Recht der Exterritorialitt genießen, sowie die im Ausland angestellten Beamten des Bundes oder eines deutschen Landes behalten hinsichtlich des Gerichtsstandes den Wohnsitz, den sie im Inland hatten. Wenn sie einen solchen Wohnsitz nicht hatten, so gilt der Sitz der Bundesregierung als ihr Wohnsitz. (2) Auf Wahlkonsuln sind diese Vorschriften nicht anzuwenden. ...
Sechster Abschnitt Zeugen § 52
(Zeugnisverweigerungsgrnde)
(1) Zur Verweigerung des Zeugnisses sind berechtigt 1. der Verlobte des Beschuldigten oder die Person, mit der der Beschuldigte ein Versprechen eingegangen ist, eine Lebenspartnerschaft zu begrnden; 2. der Ehegatte des Beschuldigten, auch wenn die Ehe nicht mehr besteht; 2a. der Lebenspartner des Beschuldigten, auch wenn die Lebenspartnerschaft nicht mehr besteht; 1
726
Beachte: Gesetz zu dem Abkommen vom 14. September 1963 ber strafbare und bestimmte andere an Bord von Luftfahrzeugen begangene Handlungen vom 4. 2. 1969 (BGBl II S. 121) mit Bek. ber das Inkrafttreten vom 20. 5. 1970 (BGBl II S. 276).
StPO
§ 53
C 27
3.
wer mit dem Beschuldigten in gerader Linie verwandt oder verschwgert, in der Seitenlinie bis zum dritten Grad verwandt oder bis zum zweiten Grad verschwgert ist oder war. (2) Haben Minderjhrige wegen mangelnder Verstandsreife oder haben Minderjhrige oder Betreute wegen einer psychischen Krankheit oder einer geistigen oder seelischen Behinderung von der Bedeutung des Zeugnisverweigerungsrechts keine gengende Vorstellung, so drfen sie nur vernommen werden, wenn sie zur Aussage bereit sind und auch ihr gesetzlicher Vertreter der Vernehmung zustimmt. Ist der gesetzliche Vertreter selbst Beschuldigter, so kann er ber die Ausbung des Zeugnisverweigerungsrechts nicht entscheiden; das Gleiche gilt fr den nicht beschuldigten Elternteil, wenn die gesetzliche Vertretung beiden Eltern zusteht. (3) Die zur Verweigerung des Zeugnisses berechtigten Personen, in den Fllen des Absatzes 2 auch deren zur Entscheidung ber die Ausbung des Zeugnisverweigerungsrechts befugte Vertreter, sind vor jeder Vernehmung ber ihr Recht zu belehren. Sie kçnnen den Verzicht auf dieses Recht auch whrend der Vernehmung widerrufen.
§ 53
(Sonstige Berechtigte)
(1) Zur Verweigerung des Zeugnisses sind ferner berechtigt 1. Geistliche ber das, was ihnen in ihrer Eigenschaft als Seelsorger anvertraut worden oder bekannt geworden ist; 2. Verteidiger des Beschuldigten ber das, was ihnen in dieser Eigenschaft anvertraut worden oder bekannt geworden ist; 3. Rechtsanwlte, Patentanwlte, Notare, Wirtschaftsprfer, vereidigte Buchprfer, Steuerberater und Steuerbevollmchtigte, rzte, Zahnrzte, Psychologische Psychotherapeuten, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten, Apotheker und Hebammen ber das, was ihnen in dieser Eigenschaft anvertraut worden oder bekannt geworden ist; Rechtsanwlten stehen dabei sonstige Mitglieder einer Rechtsanwaltskammer gleich; 3a. Mitglieder oder Beauftragte einer anerkannten Beratungsstelle nach den §§ 3 und 8 des Schwangerschaftskonfliktgesetzes ber das, was ihnen in dieser Eigenschaft anvertraut worden oder bekannt geworden ist; 3b. Berater fr Fragen der Betubungsmittelabhngigkeit in einer Beratungsstelle, die eine Behçrde oder eine Kçrperschaft, Anstalt oder Stiftung des çffentlichen Rechts anerkannt oder bei sich eingerichtet hat, ber das, was ihnen in dieser Eigenschaft anvertraut worden oder bekannt geworden ist; 727
C 27 4.
StPO
§ 53
Mitglieder des Deutschen Bundestages, der Bundesversammlung, des Europischen Parlaments aus der Bundesrepublik Deutschland oder eines Landtages ber Personen, die ihnen in ihrer Eigenschaft als Mitglieder dieser Organe oder denen sie in dieser Eigenschaft Tatsachen anvertraut haben, sowie ber diese Tatsachen selbst; 5. Personen, die bei der Vorbereitung, Herstellung oder Verbreitung von Druckwerken, Rundfunksendungen, Filmberichten oder der Unterrichtung oder Meinungsbildung dienenden Informations- und Kommunikationsdiensten berufsmßig mitwirken oder mitgewirkt haben. Die in Satz 1 Nr. 5 genannten Personen drfen das Zeugnis verweigern ber die Person des Verfassers oder Einsenders von Beitrgen und Unterlagen oder des sonstigen Informanten sowie ber die ihnen im Hinblick auf ihre Ttigkeit gemachten Mitteilungen, ber deren Inhalt sowie ber den Inhalt selbst erarbeiteter Materialien und den Gegenstand berufsbezogener Wahrnehmungen. Dies gilt nur, soweit es sich um Beitrge, Unterlagen, Mitteilungen und Materialien fr den redaktionellen Teil oder redaktionell aufbereitete Informations- und Kommunikationsdienste handelt. (2) Die in Absatz 1 Satz 1 Nr. 2 bis 3b Genannten drfen das Zeugnis nicht verweigern, wenn sie von der Verpflichtung zur Verschwiegenheit entbunden sind. Die Berechtigung zur Zeugnisverweigerung der in Absatz 1 Satz 1 Nr. 5 Genannten ber den Inhalt selbst erarbeiteter Materialien und den Gegenstand entsprechender Wahrnehmungen entfllt, wenn die Aussage zur Aufklrung eines Verbrechens beitragen soll oder wenn Gegenstand der Untersuchung 1. eine Straftat des Friedensverrats und der Gefhrdung des demokratischen Rechtsstaats oder des Landesverrats und der Gefhrdung der ußeren Sicherheit (§§ 80a, 85, 87, 88, 95, auch in Verbindung mit § 97b, §§ 97a, 98 bis 100a des Strafgesetzbuches), 2. eine Straftat gegen die sexuelle Selbstbestimmung nach den §§ 174 bis 176, 179 des Strafgesetzbuches oder 3. eine Geldwsche, eine Verschleierung unrechtmßig erlangter Vermçgenswerte nach § 261 Abs. 1 bis 4 des Strafgesetzbuches ist und die Erforschung des Sachverhalts oder die Ermittlung des Aufenthaltsortes des Beschuldigten auf andere Weise aussichtslos oder wesentlich erschwert wre. Der Zeuge kann jedoch auch in diesen Fllen die Aussage verweigern, soweit sie zur Offenbarung der Person des Verfassers oder Einsenders von Beitrgen und Unterlagen oder des sonstigen Informanten oder der ihm im 728
StPO
§§ 53a – 55
C 27
Hinblick auf seine Ttigkeit nach Absatz 1 Satz 1 Nr. 5 gemachten Mitteilungen oder deren Inhalts fhren wrde.
§ 53a
(Hilfspersonen)
(1) Den in § 53 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 bis 4 Genannten stehen ihre Gehilfen und die Personen gleich, die zur Vorbereitung auf den Beruf an der berufsmßigen Ttigkeit teilnehmen. ber die Ausbung des Rechtes dieser Hilfspersonen, das Zeugnis zu verweigern, entscheiden die in § 53 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 bis 4 Genannten, es sei denn, dass diese Entscheidung in absehbarer Zeit nicht herbeigefhrt werden kann. (2) Die Entbindung von der Verpflichtung zur Verschwiegenheit (§ 53 Abs. 2 Satz 1) gilt auch fr die Hilfspersonen.
§ 54
(Aussagegenehmigung)
1
(1) Fr die Vernehmung von Richtern, Beamten und anderen Personen des çffentlichen Dienstes als Zeugen ber Umstnde, auf die sich ihre Pflicht zur Amtsverschwiegenheit bezieht, und fr die Genehmigung zur Aussage gelten die besonderen beamtenrechtlichen Vorschriften. (2) Fr die Mitglieder des Bundestages, eines Landtages, der Bundes- oder einer Landesregierung sowie fr die Angestellten einer Fraktion des Bundestages und eines Landtages gelten die fr sie maßgebenden besonderen Vorschriften. (3) Der Bundesprsident kann das Zeugnis verweigern, wenn die Ablegung des Zeugnisses dem Wohl des Bundes oder eines deutschen Landes Nachteile bereiten wrde. (4) Diese Vorschriften gelten auch, wenn die vorgenannten Personen nicht mehr im çffentlichen Dienst oder Angestellte einer Fraktion sind oder ihre Mandate beendet sind, soweit es sich um Tatsachen handelt, die sich whrend ihrer Dienst-, Beschftigungsoder Mandatszeit ereignet haben oder ihnen whrend ihrer Dienst-, Beschftigungs- oder Mandatszeit zur Kenntnis gelangt sind.
§ 55
(Auskunftsverweigerungsrecht)
(1) Jeder Zeuge kann die Auskunft auf solche Fragen verweigern, deren Beantwortung ihm selbst oder einem der in § 52 Abs. 1 bezeichneten Angehçrigen die Gefahr zuziehen wrde, wegen einer Straftat oder einer Ordnungswidrigkeit verfolgt zu werden. (2) Der Zeuge ist ber sein Recht zur Verweigerung der Auskunft zu belehren. 1
R § 14 Abs. 2 SG (C 01 und C 42b)
729
C 27
StPO
§§ 81a – 81d
Anmerkung: Beruft sich ein Soldat nach § 91 WDO (R C 10) i. V. m. § 55 StPO zu Recht auf sein Auskunftsverweigerungsrecht, so lsst dieses Verhalten keine unlauteren Motive erkennen R BVerwG in NZWehrr 89, 72. ...
§ 81a
(Kçrperliche Untersuchung; Blutprobe)
(1) Eine kçrperliche Untersuchung des Beschuldigten darf zur Feststellung von Tatsachen angeordnet werden, die fr das Verfahren von Bedeutung sind. Zu diesem Zweck sind Entnahmen von Blutproben und andere kçrperliche Eingriffe, die von einem Arzt nach den Regeln der rztlichen Kunst zu Untersuchungszwecken vorgenommen werden, ohne Einwilligung des Beschuldigten zulssig, wenn kein Nachteil fr seine Gesundheit zu befrchten ist. (2) Die Anordnung steht dem Richter, bei Gefhrdung des Untersuchungserfolges durch Verzçgerung auch der Staatsanwaltschaft und ihren Hilfsbeamten (§ 152 des Gerichtsverfassungsgesetzes) zu. (3) Dem Beschuldigten entnommene Blutproben oder sonstige Kçrperzellen drfen nur fr Zwecke des der Entnahme zugrunde liegenden oder eines anderen anhngigen Strafverfahrens verwendet werden; sie sind unverzglich zu vernichten, sobald sie hierfr nicht mehr erforderlich sind. Anmerkung: Der Disziplinarvorgesetzte darf die Entnahme einer Blutprobe nicht anordnen R C 72g. ...
§ 81d
(Verletzung des Schamgefhls)
(1) Kann die kçrperliche Untersuchung das Schamgefhl verletzen, so wird sie von einer Person gleichen Geschlechts oder von einer rztin oder einem Arzt vorgenommen. Bei berechtigtem Interesse soll dem Wunsch, die Untersuchung einer Person oder einem Arzt bestimmten Geschlechts zu bertragen, entsprochen werden. Auf Verlangen der betroffenen Person soll eine Person des Vertrauens zugelassen werden. Die betroffene Person ist auf die Regelungen der Stze 2 und 3 hinzuweisen. (2) Diese Vorschrift gilt auch dann, wenn die betroffene Person in die Untersuchung einwilligt. ... 730
StPO
§§ 94 – 96
C 27
Achter Abschnitt Beschlagnahme, berwachung des Fernmeldeverkehrs, Rasterfahndung, Einsatz technischer Mittel, Einsatz Verdeckter Ermittler und Durchsuchung § 94
(Beweismittel)
(1) Gegenstnde, die als Beweismittel fr die Untersuchung von Bedeutung sein kçnnen, sind in Verwahrung zu nehmen oder in anderer Weise sicherzustellen. (2) Befinden sich die Gegenstnde in dem Gewahrsam einer Person und werden sie nicht freiwillig herausgegeben, so bedarf es der Beschlagnahme 1. (3) Die Abstze 1 und 2 gelten auch fr Fhrerscheine, die der Einziehung unterliegen.
§ 95
(Vorlage, Auslieferung)
(1) Wer einen Gegenstand der vorbezeichneten Art in seinem Gewahrsam hat, ist verpflichtet, ihn auf Erfordern vorzulegen und auszuliefern. (2) Im Falle der Weigerung kçnnen gegen ihn die in § 70 bestimmten Ordnungs- und Zwangsmittel festgesetzt werden. Das gilt nicht bei Personen, die zur Verweigerung des Zeugnisses berechtigt sind.
§ 96
(Geheimakten)
Die Vorlegung oder Auslieferung von Akten oder anderen in amtlicher Verwahrung befindlichen Schriftstcken durch Behçrden und çffentliche Beamte darf nicht gefordert werden, wenn deren oberste Dienstbehçrde erklrt, dass das Bekanntwerden des Inhalts dieser Akten oder Schriftstcke dem Wohl des Bundes oder eines deutschen Landes Nachteile bereiten wrde. Satz 1 gilt entsprechend fr Akten und sonstige Schriftstcke, die sich im Gewahrsam eines Mitglieds des Bundestages oder eines Landtages beziehungsweise eines Angestellten einer Fraktion des Bundestages oder eines Landtages befinden, wenn die fr die Erteilung einer Aussagegenehmigung zustndige Stelle eine solche Erklrung abgegeben hat. 1
Bei Verdacht eines Dienstvergehens R § 20 WDO (C 10); im Rahmen militrischer Wachaufgaben R § 7 UZwGBw (C 70), innerhalb von Liegenschaften der Bw R § 98 Abs. 4
731
C 27 § 97
StPO
§ 97
(Keine Beschlagnahme)
(1) Der Beschlagnahme unterliegen nicht 1. schriftliche Mitteilungen zwischen dem Beschuldigten und den Personen, die nach § 52 oder § 53 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 bis 3b das Zeugnis verweigern drfen; 2. Aufzeichnungen, welche die in § 53 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 bis 3b Genannten ber die ihnen vom Beschuldigten anvertrauten Mitteilungen oder ber andere Umstnde gemacht haben, auf die sich das Zeugnisverweigerungsrecht erstreckt; 3. andere Gegenstnde einschließlich der rztlichen Untersuchungsbefunde, auf die sich das Zeugnisverweigerungsrecht der in § 53 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 bis 3b Genannten erstreckt. (2) Diese Beschrnkungen gelten nur, wenn die Gegenstnde im Gewahrsam der zur Verweigerung des Zeugnisses Berechtigten sind, es sei denn, es handelt sich um eine elektronische Gesundheitskarte im Sinne des § 291a des Fnften Buches Sozialgesetzbuch. Der Beschlagnahme unterliegen auch nicht Gegenstnde, auf die sich das Zeugnisverweigerungsrecht der rzte, Zahnrzte, Psychologischen Psychotherapeuten, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten, Apotheker und Hebammen erstreckt, wenn sie im Gewahrsam einer Krankenanstalt oder eines Dienstleisters, der fr die Genannten personenbezogene Daten erhebt, verarbeitet oder nutzt, sowie Gegenstnde, auf die sich das Zeugnisverweigerungsrecht der in § 53 Abs. 1 Satz 1 Nr. 3a und 3b genannten Personen erstreckt, wenn sie im Gewahrsam der in dieser Vorschrift bezeichneten Beratungsstelle sind. Die Beschrnkungen der Beschlagnahme gelten nicht, wenn bestimmte Tatsachen den Verdacht begrnden, dass die zeugnisverweigerungsberechtigte Person an der Tat oder an einer Begnstigung, Strafvereitelung oder Hehlerei beteiligt ist, oder wenn es sich um Gegenstnde handelt, die durch eine Straftat hervorgebracht oder zur Begehung einer Straftat gebraucht oder bestimmt sind oder die aus einer Straftat herrhren. (3) Die Abstze 1 und 2 sind entsprechend anzuwenden, soweit die Hilfspersonen (§ 53a) der in § 53 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 bis 3b Genannten das Zeugnis verweigern drfen. (4) Soweit das Zeugnisverweigerungsrecht der in § 53 Abs. 1 Satz 1 Nr. 4 genannten Personen reicht, ist die Beschlagnahme von Gegenstnden unzulssig. Dieser Beschlagnahmeschutz erstreckt sich auch auf Gegenstnde, die von den in § 53 Abs. 1 Satz 1 Nr. 4 genannten Personen ihren Hilfspersonen (§ 53a) anvertraut sind. Satz 1 gilt entsprechend, soweit die Hilfspersonen (§ 53a) der in § 53 Abs. 1 Satz 1 Nr. 4 genannten Personen das Zeugnis verweigern drften. 732
StPO
§ 98
C 27
(5) Soweit das Zeugnisverweigerungsrecht der in § 53 Abs. 1 Satz 1 Nr. 5 genannten Personen reicht, ist die Beschlagnahme von Schriftstcken, Ton-, Bild- und Datentrgern, Abbildungen und anderen Darstellungen, die sich im Gewahrsam dieser Personen oder der Redaktion, des Verlages, der Druckerei oder der Rundfunkanstalt befinden, unzulssig. Absatz 2 Satz 3 und § 160a Abs. 4 Satz 2 gelten entsprechend; die Beschlagnahme ist jedoch auch in diesen Fllen nur zulssig, wenn sie unter Bercksichtigung der Grundrechte aus Artikel 5 Abs. 1 Satz 2 des Grundgesetzes nicht außer Verhltnis zur Bedeutung der Sache steht und die Erforschung des Sachverhaltes oder die Ermittlung des Aufenthaltsortes des Tters auf andere Weise aussichtslos oder wesentlich erschwert wre.
§ 98
(Richterliche Anordnung)
(1) Beschlagnahmen drfen nur durch das Gericht, bei Gefahr im Verzug auch durch die Staatsanwaltschaft und ihre Ermittlungspersonen (§ 152 des Gerichtsverfassungsgesetzes) angeordnet werden. Die Beschlagnahme nach § 97 Abs. 5 Satz 2 in den Rumen einer Redaktion, eines Verlages, einer Druckerei oder einer Rundfunkanstalt darf nur durch das Gericht angeordnet werden. (2) Der Beamte, der einen Gegenstand ohne gerichtliche Anordnung beschlagnahmt hat, soll binnen drei Tagen die richterliche Besttigung beantragen, wenn bei der Beschlagnahme weder der davon Betroffene noch ein erwachsener Angehçriger anwesend war oder wenn der Betroffene und im Falle seiner Abwesenheit ein erwachsener Angehçriger des Betroffenen gegen die Beschlagnahme ausdrcklichen Widerspruch erhoben hat. Der Betroffene kann jederzeit die gerichtliche Entscheidung beantragen. Die Zustndigkeit des Gerichts bestimmt sich nach § 162. Der Betroffene kann den Antrag auch bei dem Amtsgericht einreichen, in dessen Bezirk die Beschlagnahme stattgefunden hat; dieses leitet den Antrag dem zustndigen Gericht zu. Ist dieses Amtsgericht nach Satz 4 unzustndig, so leitet der Richter den Antrag dem zustndigen Amtsgericht zu. Der Betroffene ist ber seine Rechte zu belehren. (3) Ist nach erhobener çffentlicher Klage die Beschlagnahme durch die Staatsanwaltschaft oder eine ihrer Ermittlungspersonen erfolgt, so ist binnen drei Tagen dem Gericht von der Beschlagnahme Anzeige zu machen; die beschlagnahmten Gegenstnde sind ihm zur Verfgung zu stellen. (4) Wird eine Beschlagnahme in einem Dienstgebude oder einer nicht allgemein zugnglichen Einrichtung oder Anlage der Bundeswehr erforderlich, so wird die vorgesetzte Dienststelle der Bundeswehr um ihre Durchfhrung ersucht. Die ersuchende Stelle ist zur Mitwirkung berechtigt. Des Ersuchens bedarf es nicht, 733
C 27
StPO
§§ 102 – 104
wenn die Beschlagnahme in Rumen vorzunehmen ist, die ausschließlich von anderen Personen als Soldaten bewohnt werden. ...
§ 102
(Durchsuchung)
1
Bei dem, welcher als Tter oder Teilnehmer einer Straftat oder der Begnstigung, Strafvereitelung oder Hehlerei verdchtig ist, kann eine Durchsuchung der Wohnung und anderer Rume sowie seiner Person und der ihm gehçrenden Sachen sowohl zum Zweck seiner Ergreifung als auch dann vorgenommen werden, wenn zu vermuten ist, dass die Durchsuchung zur Auffindung von Beweismitteln fhren werde.
§ 103
(Unbeteiligte)
(1) Bei anderen Personen sind Durchsuchungen nur zur Ergreifung des Beschuldigten oder zur Verfolgung von Spuren einer Straftat oder zur Beschlagnahme bestimmter Gegenstnde und nur dann zulssig, wenn Tatsachen vorliegen, aus denen zu schließen ist, dass die gesuchte Person, Spur oder Sache sich in den zu durchsuchenden Rumen befindet. Zum Zwecke der Ergreifung eines Beschuldigten, der dringend verdchtig ist, eine Straftat nach § 89a des Strafgesetzbuches oder nach § 129a, auch in Verbindung mit § 129b Abs. 1, des Strafgesetzbuches oder eine der in dieser Vorschrift bezeichneten Straftaten begangen zu haben, ist eine Durchsuchung von Wohnungen und anderen Rumen auch zulssig, wenn diese sich in einem Gebude befinden, von dem auf Grund von Tatsachen anzunehmen ist, dass sich der Beschuldigte in ihm aufhlt. (2) Die Beschrnkungen des Absatzes 1 Satz 1 gelten nicht fr Rume, in denen der Beschuldigte ergriffen worden ist oder die er whrend der Verfolgung betreten hat.
§ 104
(Nachtzeit)
(1) Zur Nachtzeit drfen die Wohnung, die Geschftsrume und das befriedete Besitztum nur bei Verfolgung auf frischer Tat oder bei Gefahr im Verzug oder dann durchsucht werden, wenn es sich um die Wiederergreifung eines entwichenen Gefangenen handelt. (2) Diese Beschrnkung gilt nicht fr Rume, die zur Nachtzeit jedermann zugnglich oder die der Polizei als Herbergen oder Versammlungsorte bestrafter Personen, als Niederlagen von 1
734
Beim Verdacht eines Dienstvergehens R § 20 WDO (C 10); im Rahmen militrischer Wachaufgaben R §§ 7, 8 UZwGBw (C 70); innerhalb von Liegenschaften der Bw R § 105 Abs. 3
StPO
§§ 105 – 106
C 27
Sachen, die mittels Straftaten erlangt sind, oder als Schlupfwinkel des Glcksspiels, des unerlaubten Betubungsmittel- und Waffenhandels oder der Prostitution bekannt sind. (3) Die Nachtzeit umfasst in dem Zeitraum vom ersten April bis dreißigsten September die Stunden von neun Uhr abends bis vier Uhr morgens und in dem Zeitraum vom ersten Oktober bis einunddreißigsten Mrz die Stunden von neun Uhr abends bis sechs Uhr morgens.
§ 105
(Richterliche Anordnung; Durchfhrung)
(1) Durchsuchungen drfen nur durch den Richter, bei Gefahr im Verzug auch durch die Staatsanwaltschaft und ihre Ermittlungspersonen (§ 152 des Gerichtsverfassungsgesetzes) angeordnet werden. Durchsuchungen nach § 103 Abs. 1 Satz 2 ordnet der Richter an; die Staatsanwaltschaft ist hierzu befugt, wenn Gefahr im Verzug ist. (2) Wenn eine Durchsuchung der Wohnung, der Geschftsrume oder des befriedeten Besitztums ohne Beisein des Richters oder des Staatsanwalts stattfindet, so sind, wenn mçglich, ein Gemeindebeamter oder zwei Mitglieder der Gemeinde, in deren Bezirk die Durchsuchung erfolgt, zuzuziehen. Die als Gemeindemitglieder zugezogenen Personen drfen nicht Polizeibeamte oder Ermittlungspersonen der Staatsanwaltschaft sein. (3) Wird eine Durchsuchung in einem Dienstgebude oder einer nicht allgemein zugnglichen Einrichtung oder Anlage der Bundeswehr erforderlich, so wird die vorgesetzte Dienststelle der Bundeswehr um ihre Durchfhrung ersucht. Die ersuchende Stelle ist zur Mitwirkung berechtigt. Des Ersuchens bedarf es nicht, wenn die Durchsuchung von Rumen vorzunehmen ist, die ausschließlich von anderen Personen als Soldaten bewohnt werden.
§ 106
(Anwesenheit des Inhabers)
(1) Der Inhaber der zu durchsuchenden Rume oder Gegenstnde darf der Durchsuchung beiwohnen. Ist er abwesend, so ist, wenn mçglich, sein Vertreter oder ein erwachsener Angehçriger, Hausgenosse oder Nachbar zuzuziehen. (2) Dem Inhaber oder der in dessen Abwesenheit zugezogenen Person ist in den Fllen des § 103 Abs. 1 der Zweck der Durchsuchung vor deren Beginn bekannt zu machen. Diese Vorschrift gilt nicht fr die Inhaber der in § 104 Abs. 2 bezeichneten Rume. 735
C 27 § 107
StPO
§§ 107 – 111a
(Schriftliche Mitteilung)
Dem von der Durchsuchung Betroffenen ist nach deren Beendigung auf Verlangen eine schriftliche Mitteilung zu machen, die den Grund der Durchsuchung (§§ 102, 103) sowie im Falle des § 102 die Straftat bezeichnen muss. Auch ist ihm auf Verlangen ein Verzeichnis der in Verwahrung oder in Beschlag genommenen Gegenstnde, falls aber nichts Verdchtiges gefunden wird, eine Bescheinigung hierber zu geben. ...
§ 109
(Kennzeichnung beschlagnahmter Gegenstnde)
Die in Verwahrung oder in Beschlag genommenen Gegenstnde sind genau zu verzeichnen und zur Verhtung von Verwechslungen durch amtliche Siegel oder in sonst geeigneter Weise kenntlich zu machen. ...
§ 111a
(Vorlufige Entziehung der Fahrerlaubnis)
1
(1) Sind dringende Grnde fr die Annahme vorhanden, dass die Fahrerlaubnis entzogen werden wird (§ 69 des Strafgesetzbuches), so kann der Richter dem Beschuldigten durch Beschluss die Fahrerlaubnis vorlufig entziehen. Von der vorlufigen Entziehung kçnnen bestimmte Arten von Kraftfahrzeugen ausgenommen werden, wenn besondere Umstnde die Annahme rechtfertigen, dass der Zweck der Maßnahme dadurch nicht gefhrdet wird. (2) Die vorlufige Entziehung der Fahrerlaubnis ist aufzuheben, wenn ihr Grund weggefallen ist oder wenn das Gericht im Urteil die Fahrerlaubnis nicht entzieht. (3) Die vorlufige Entziehung der Fahrerlaubnis wirkt zugleich als Anordnung oder Besttigung der Beschlagnahme des von einer deutschen Behçrde ausgestellten Fhrerscheins. Dies gilt auch, wenn der Fhrerschein von einer Behçrde eines Mitgliedstaates der Europischen Union oder eines anderen Vertragsstaates des Abkommens ber den Europischen Wirtschaftsraum ausgestellt worden ist, sofern der Inhaber seinen ordentlichen Wohnsitz im Inland hat. (4) Ist ein Fhrerschein beschlagnahmt, weil er nach § 69 Abs. 3 Satz 2 des Strafgesetzbuches eingezogen werden kann, und bedarf es einer richterlichen Entscheidung ber die Beschlagnahme, so 1
736
Meldepflicht des MKF R ZDv 43/1, Nr. 626; Maßnahmen des Disziplinarvorgesetzten R Nr. 603 ff.
StPO
§§ 111k – 112
C 27
tritt an deren Stelle die Entscheidung ber die vorlufige Entziehung der Fahrerlaubnis. (5) Ein Fhrerschein, der in Verwahrung genommen, sichergestellt oder beschlagnahmt ist, weil er nach § 69 Abs. 3 Satz 2 des Strafgesetzbuches eingezogen werden kann, ist dem Beschuldigten zurckzugeben, wenn der Richter die vorlufige Entziehung der Fahrerlaubnis wegen Fehlens der in Absatz 1 bezeichneten Voraussetzungen ablehnt, wenn er sie aufhebt oder wenn das Gericht im Urteil die Fahrerlaubnis nicht entzieht. Wird jedoch im Urteil ein Fahrverbot nach § 44 des Strafgesetzbuches verhngt, so kann die Rckgabe des Fhrerscheins aufgeschoben werden, wenn der Beschuldigte nicht widerspricht. (6) In anderen als in Absatz 3 Satz 2 genannten auslndischen Fhrerscheinen ist die vorlufige Entziehung der Fahrerlaubnis zu vermerken. Bis zur Eintragung dieses Vermerkes kann der Fhrerschein beschlagnahmt werden (§ 94 Abs. 3, § 98). ...
§ 111k
(Herausgabe an Verletzten)
Wird eine bewegliche Sache, die nach § 94 beschlagnahmt oder sonst sichergestellt oder nach § 111c Abs. 1 beschlagnahmt worden ist, fr Zwecke des Strafverfahrens nicht mehr bençtigt, so soll sie dem Verletzten, dem sie durch die Straftat entzogen worden ist, herausgegeben werden, wenn er bekannt ist und Ansprche Dritter nicht entgegenstehen. § 111f Abs. 5 ist anzuwenden. Die Staatsanwaltschaft kann die Entscheidung des Gerichts herbeifhren, wenn das Recht des Verletzten nicht offenkundig ist. ...
Neunter Abschnitt Verhaftung und vorlufige Festnahme § 112
(Untersuchungshaft)
(1) Die Untersuchungshaft darf gegen den Beschuldigten angeordnet werden, wenn er der Tat dringend verdchtig ist und ein Haftgrund besteht. Sie darf nicht angeordnet werden, wenn sie zu der Bedeutung der Sache und der zu erwartenden Strafe oder Maßregel der Besserung und Sicherung außer Verhltnis steht. (2) Ein Haftgrund besteht, wenn auf Grund bestimmter Tatsachen 1. festgestellt wird, dass der Beschuldigte flchtig ist oder sich verborgen hlt, 737
C 27 2. 3.
StPO
§ 127
bei Wrdigung der Umstnde des Einzelfalles die Gefahr besteht, dass der Beschuldigte sich dem Strafverfahren entziehen werde (Fluchtgefahr), oder das Verhalten des Beschuldigten den dringenden Verdacht begrndet, er werde a) Beweismittel vernichten, verndern, beiseite schaffen, unterdrcken oder flschen oder b) auf Mitbeschuldigte, Zeugen oder Sachverstndige in unlauterer Weise einwirken oder c) andere zu solchem Verhalten veranlassen, und wenn deshalb die Gefahr droht, dass die Ermittlung der Wahrheit erschwert werde (Verdunkelungsgefahr).
(3) Gegen den Beschuldigten, der einer Straftat nach § 6 Abs. 1 Nr. 1 des Vçlkerstrafgesetzbuches 1 oder § 129a Abs. 1 oder Abs. 2, auch in Verbindung mit § 129b Abs. 1, oder nach den §§ 211, 212, 226, 306b oder 306c des Strafgesetzbuches oder, soweit durch die Tat Leib oder Leben eines anderen gefhrdet worden ist, nach § 308 Abs. 1 bis 3 des Strafgesetzbuches dringend verdchtig ist, darf die Untersuchungshaft auch angeordnet werden, wenn ein Haftgrund nach Absatz 2 nicht besteht. ...
§ 127
(Vorlufige Festnahme)
2
(1) Wird jemand auf frischer Tat betroffen oder verfolgt, so ist, wenn er der Flucht verdchtig ist oder seine Identitt nicht sofort festgestellt werden kann, jedermann befugt, ihn auch ohne richterliche Anordnung vorlufig festzunehmen. Die Feststellung der Identitt einer Person durch die Staatsanwaltschaft oder die Beamten des Polizeidienstes bestimmt sich nach § 163b Abs. 1. (2) Die Staatsanwaltschaft und die Beamten des Polizeidienstes sind bei Gefahr im Verzug auch dann zur vorlufigen Festnahme befugt, wenn die Voraussetzungen eines Haftbefehls oder eines Unterbringungsbefehls vorliegen. (3) Ist eine Straftat nur auf Antrag verfolgbar, so ist die vorlufige Festnahme auch dann zulssig, wenn ein Antrag noch nicht gestellt ist. Dies gilt entsprechend, wenn eine Straftat nur mit Ermchtigung oder auf Strafverlangen verfolgbar ist. 1 2
738
R C 22 sog. „Jedermann-Paragraph“
StPO
§§ 127a – 128
C 27
(4) Fr die vorlufige Festnahme durch die Staatsanwaltschaft und die Beamten des Polizeidienstes gelten die §§ 114a bis 114c entsprechend.
§ 127a
(Bagatelldelikt)
(1) Hat der Beschuldigte im Geltungsbereich dieses Gesetzes keinen festen Wohnsitz oder Aufenthalt und liegen die Voraussetzungen eines Haftbefehls nur wegen Fluchtgefahr vor, so kann davon abgesehen werden, seine Festnahme anzuordnen oder aufrechtzuerhalten, wenn 1. nicht damit zu rechnen ist, dass wegen der Tat eine Freiheitsstrafe verhngt oder eine freiheitsentziehende Maßregel der Besserung und Sicherung angeordnet wird und 2. der Beschuldigte eine angemessene Sicherheit fr die zu erwartende Geldstrafe und die Kosten des Verfahrens leistet. (2) § 116a Abs. 1 und 3 gilt entsprechend.
§ 127b
(Hauptverhandlungshaft)
(1) Die Staatsanwaltschaft und die Beamten des Polizeidienstes sind zur vorlufigen Festnahme eines auf frischer Tat Betroffenen oder Verfolgten auch dann befugt, wenn 1. eine unverzgliche Entscheidung im beschleunigten Verfahren wahrscheinlich ist und 2. auf Grund bestimmter Tatsachen zu befrchten ist, dass der Festgenommene der Hauptverhandlung fernbleiben wird. Die §§ 114a bis 114c gelten entsprechend. (2) Ein Haftbefehl (§ 128 Abs. 2 Satz 2) darf aus den Grnden des Absatzes 1 gegen den der Tat dringend Verdchtigen nur ergehen, wenn die Durchfhrung der Hauptverhandlung binnen einer Woche nach der Festnahme zu erwarten ist. Der Haftbefehl ist auf hçchstens eine Woche ab dem Tage der Festnahme zu befristen. (3) ber den Erlass des Haftbefehls soll der fr die Durchfhrung des beschleunigten Verfahrens zustndige Richter entscheiden.
§ 128
(Unverzgliche Vorfhrung)
1
(1) Der Festgenommene ist, sofern er nicht wieder in Freiheit gesetzt wird, unverzglich, sptestens am Tage nach der Festnahme, dem Richter bei dem Amtsgericht, in dessen Bezirk er 1
R Art. 104 Abs. 3 GG (A 10)
739
C 27
StPO
§§ 136a – 152
festgenommen worden ist, vorzufhren. Der Richter vernimmt den Vorgefhrten gemß § 115 Abs. 3. (2) Hlt der Richter die Festnahme nicht fr gerechtfertigt oder ihre Grnde fr beseitigt, so ordnet er die Freilassung an. Andernfalls erlsst er auf Antrag der Staatsanwaltschaft oder, wenn ein Staatsanwalt nicht erreichbar ist, von Amts wegen einen Haftbefehl oder einen Unterbringungsbefehl. § 115 Abs. 4 gilt entsprechend. ...
§ 136a
(Verbotene Vernehmungsmethoden)
(1) Die Freiheit der Willensentschließung und der Willensbettigung des Beschuldigten darf nicht beeintrchtigt werden durch Misshandlung, durch Ermdung, durch kçrperlichen Eingriff, durch Verabreichung von Mitteln, durch Qulerei, durch Tuschung oder durch Hypnose. Zwang darf nur angewandt werden, soweit das Strafverfahrensrecht dies zulsst. Die Drohung mit einer nach seinen Vorschriften unzulssigen Maßnahme und das Versprechen eines gesetzlich nicht vorgesehenen Vorteils sind verboten. (2) Maßnahmen, die das Erinnerungsvermçgen oder die Einsichtsfhigkeit des Beschuldigten beeintrchtigen, sind nicht gestattet. (3) Das Verbot der Abstze 1 und 2 gilt ohne Rcksicht auf die Einwilligung des Beschuldigten. Aussagen, die unter Verletzung dieses Verbots zustande gekommen sind, drfen auch dann nicht verwertet werden, wenn der Beschuldigte der Verwertung zustimmt. ...
Zwei t es Bu ch Verfahren im ersten Rechtszug Erster Abschnitt ffentliche Klage § 151
(Klage ist Voraussetzung)
Die Erçffnung einer gerichtlichen Untersuchung ist durch die Erhebung einer Klage bedingt.
§ 152
(Staatsanwaltschaft)
(1) Zur Erhebung der çffentlichen Klage ist die Staatsanwaltschaft berufen. 740
StPO
§§ 153 – 153a
C 27
(2) Sie ist, soweit nicht gesetzlich ein anderes bestimmt ist, verpflichtet, wegen aller verfolgbaren Straftaten einzuschreiten, sofern zureichende tatschliche Anhaltspunkte vorliegen. ...
§ 153
(Absehen von der Verfolgung; Einstellung)
(1) Hat das Verfahren ein Vergehen zum Gegenstand, so kann die Staatsanwaltschaft mit Zustimmung des fr die Erçffnung des Hauptverfahrens zustndigen Gerichts von der Verfolgung absehen, wenn die Schuld des Tters als gering anzusehen wre und kein çffentliches Interesse an der Verfolgung besteht. Der Zustimmung des Gerichtes bedarf es nicht bei einem Vergehen, das nicht mit einer im Mindestmaß erhçhten Strafe bedroht ist und bei dem die durch die Tat verursachten Folgen gering sind. (2) Ist die Klage bereits erhoben, so kann das Gericht in jeder Lage des Verfahrens unter den Voraussetzungen des Absatzes 1 mit Zustimmung der Staatsanwaltschaft und des Angeschuldigten das Verfahren einstellen. Der Zustimmung des Angeschuldigten bedarf es nicht, wenn die Hauptverhandlung aus den in § 205 angefhrten Grnden nicht durchgefhrt werden kann oder in den Fllen des § 231 Abs. 2 und der §§ 232 und 233 in seiner Abwesenheit durchgefhrt wird. Die Entscheidung ergeht durch Beschluss. Der Beschluss ist nicht anfechtbar. Literatur-Hinweis: Wessel in BWV 1993, 9 „Zustndigkeiten und Befugnisse der Bundeswehr gegenber Einstellungsverfgungen der Staatsanwaltschaften . . .“.
§ 153a
(Auflagen, Weisungen)
(1) Mit Zustimmung des fr die Erçffnung des Hauptverfahrens zustndigen Gerichts und des Beschuldigten kann die Staatsanwaltschaft bei einem Vergehen vorlufig von der Erhebung der çffentlichen Klage absehen und zugleich dem Beschuldigten Auflagen und Weisungen erteilen, wenn diese geeignet sind, das çffentliche Interesse an der Strafverfolgung zu beseitigen, und die Schwere der Schuld nicht entgegensteht. Als Auflagen oder Weisungen kommen insbesondere in Betracht, 1. zur Wiedergutmachung des durch die Tat verursachten Schadens eine bestimmte Leistung zu erbringen, 2. einen Geldbetrag zugunsten einer gemeinntzigen Einrichtung oder der Staatskasse zu zahlen, 3. sonst gemeinntzige Leistungen zu erbringen, 741
C 27
StPO
§ 153a
4.
Unterhaltspflichten in einer bestimmten Hçhe nachzukommen, 5. sich ernsthaft zu bemhen, einen Ausgleich mit dem Verletzten zu erreichen (Tter-Opfer-Ausgleich) und dabei seine Tat ganz oder zum berwiegenden Teil wieder gut zu machen oder deren Wiedergutmachung zu erstreben, oder 6. an einem Aufbauseminar nach § 2b Abs. 2 Satz 2 oder § 4 Abs. 8 Satz 4 des Straßenverkehrsgesetzes teilzunehmen. Zur Erfllung der Auflagen und Weisungen setzt die Staatsanwaltschaft dem Beschuldigten eine Frist, die in den Fllen des Satzes 2 Nr. 1 bis 3, 5 und 6 hçchstens sechs Monate, in den Fllen des Satzes 2 Nr. 4 hçchstens ein Jahr betrgt. Die Staatsanwaltschaft kann Auflagen und Weisungen nachtrglich aufheben und die Frist einmal fr die Dauer von drei Monaten verlngern; mit Zustimmung des Beschuldigten kann sie auch Auflagen und Weisungen nachtrglich auferlegen und ndern. Erfllt der Beschuldigte die Auflagen und Weisungen, so kann die Tat nicht mehr als Vergehen verfolgt werden. Erfllt der Beschuldigte die Auflagen und Weisungen nicht, so werden Leistungen, die er zu ihrer Erfllung erbracht hat, nicht erstattet. § 153 Abs. 1 Satz 2 gilt in den Fllen des Satzes 2 Nr. 1 bis 5 entsprechend. (2) Ist die Klage bereits erhoben, so kann das Gericht mit Zustimmung der Staatsanwaltschaft und des Angeschuldigten das Verfahren bis zum Ende der Hauptverhandlung, in der die tatschlichen Feststellungen letztmals geprft werden kçnnen, vorlufig einstellen und zugleich dem Angeschuldigten die in Absatz 1 Satz 1 und 2 bezeichneten Auflagen und Weisungen erteilen. Absatz 1 Satz 3 bis 6 gilt entsprechend. Die Entscheidung nach Satz 1 ergeht durch Beschluss. Der Beschluss ist nicht anfechtbar. Satz 4 gilt auch fr eine Feststellung, dass gemß Satz 1 erteilte Auflagen und Weisungen erfllt worden sind. (3) Whrend des Laufes der fr die Erfllung der Auflagen und Weisungen gesetzten Frist ruht die Verjhrung. Anmerkung: Die Erledigung des Strafverfahrens nach § 153a StPO durch die Staatsanwaltschaft (R Absatz 1) oder das Strafgericht (R Absatz 2) erfolgt bei „Klein-Kriminalitt“ hufig in der Praxis. Folge: Keine „Vorstrafe“, keine Eintragung im Bundeszentralregister oder im Disziplinarbuch (R C 18, Abschn. IV.) und nach § 16 Abs. 1 WDO (R C 10) nunmehr auch eine „begrenzte Sperrwirkung“, so dass einfache und gerichtliche Disziplinarmaßnahmen in Form der Krzung der Dienstbezge oder des Ruhegehalts regelmßig unzulssig sind. 742
StPO
§§ 153b – 153c
C 27
Ein Soldat, der als Beschuldigter oder als Angeschuldigter im Strafverfahren einer Erledigung nach § 153a StPO zustimmt – weil er z. B. die Belastung oder Wirkung in der ffentlichkeit scheut –, sollte wissen, dass allein aus einem Einstellungsbeschluss nach § 153a StPO und auch aus einer dabei abgegebenen Zustimmungserklrung nicht geschlossen werden darf, die ihm zur Last gelegte Tat sei auch tatschlich nachgewiesen (R BVerfG in NJW 91, 1530; BVerwG in NZWehrr 06, 246). Das heißt aber nicht, dass eine solche Einstellung des Strafverfahrens einer eigenstndigen Wrdigung und Bewertung der strafrechtlichen Verfahrensakten in einem gerichtlichen Disziplinarverfahren entgegenstnde, wenn es sich um ein Dienstvergehen handelt, das zumindest ein Befçrderungsverbot erfordert (R bersicht bei § 58 WDO [C 10]).
§ 153b
(Absehen von der Anklage)
(1) Liegen die Voraussetzungen vor, unter denen das Gericht von Strafe absehen kçnnte, so kann die Staatsanwaltschaft mit Zustimmung des Gerichts, das fr die Hauptverhandlung zustndig wre, von der Erhebung der çffentlichen Klage absehen. (2) Ist die Klage bereits erhoben, so kann das Gericht bis zum Beginn der Hauptverhandlung mit Zustimmung der Staatsanwaltschaft und des Angeschuldigten das Verfahren einstellen.
§ 153c
(Absehen in besonderen Fllen)
(1) Die Staatsanwaltschaft kann von der Verfolgung von Straftaten absehen, 1. die außerhalb des rumlichen Geltungsbereichs dieses Gesetzes begangen sind oder die ein Teilnehmer an einer außerhalb des rumlichen Geltungsbereichs dieses Gesetzes begangenen Handlung in diesem Bereich begangen hat, 2. die ein Auslnder im Inland auf einem auslndischen Schiff oder Luftfahrzeug begangen hat, 3. wenn in den Fllen der §§ 129 und 129a, jeweils auch in Verbindung mit § 129b Abs. 1, des Strafgesetzbuches die Vereinigung nicht oder nicht berwiegend im Inland besteht und die im Inland begangenen Beteiligungshandlungen von untergeordneter Bedeutung sind oder sich auf die bloße Mitgliedschaft beschrnken. (2) Fr Taten, die nach dem Vçlkerstrafgesetzbuch 1 strafbar sind, gilt § 153f. ... 1
R C 22
743
C 27 § 153f
StPO
§§ 153f – 154
(Absehen von Strafverfolgung bei Straftaten nach dem Vçlkerstrafgesetzbuch)
(1) Die Staatsanwaltschaft kann von der Verfolgung einer Tat, die nach den §§ 6 bis 14 des Vçlkerstrafgesetzbuches strafbar ist, in den Fllen des § 153c Abs. 1 Nr. 1 und 2 absehen, wenn sich der Beschuldigte nicht im Inland aufhlt und ein solcher Aufenthalt auch nicht zu erwarten ist. Ist in den Fllen des § 153c Abs. 1 Nr. 1 der Beschuldigte Deutscher, so gilt dies jedoch nur dann, wenn die Tat vor einem internationalen Gerichtshof oder durch einen Staat, auf dessen Gebiet die Tat begangen oder dessen Angehçriger durch die Tat verletzt wurde, verfolgt wird. (2) Die Staatsanwaltschaft kann insbesondere von der Verfolgung einer Tat, die nach den §§ 6 bis 14 des Vçlkerstrafgesetzbuches strafbar ist, in den Fllen des § 153c Abs. 1 Nr. 1 und 2 absehen, wenn 1. kein Tatverdacht gegen einen Deutschen besteht, 2. die Tat nicht gegen einen Deutschen begangen wurde, 3. kein Tatverdchtiger sich im Inland aufhlt und ein solcher Aufenthalt auch nicht zu erwarten ist und 4. die Tat vor einem internationalen Gerichtshof oder durch einen Staat, auf dessen Gebiet die Tat begangen wurde, dessen Angehçriger der Tat verdchtig ist oder dessen Angehçriger durch die Tat verletzt wurde, verfolgt wird. Dasselbe gilt, wenn sich ein wegen einer im Ausland begangenen Tat beschuldigter Auslnder im Inland aufhlt, aber die Voraussetzungen nach Satz 1 Nr. 2 und 4 erfllt sind und die berstellung an einen internationalen Gerichtshof oder die Auslieferung an den verfolgenden Staat zulssig und beabsichtigt ist. (3) Ist in den Fllen des Absatzes 1 oder 2 die çffentliche Klage bereits erhoben, so kann die Staatsanwaltschaft die Klage in jeder Lage des Verfahrens zurcknehmen und das Verfahren einstellen.
§ 154
(Absehen von der Verfolgung; Einstellung)
(1) Die Staatsanwaltschaft kann von der Verfolgung einer Tat absehen, 1. wenn die Strafe oder die Maßregel der Besserung und Sicherung, zu der die Verfolgung fhren kann, neben einer Strafe oder Maßregel der Besserung und Sicherung, die gegen den Beschuldigten wegen einer anderen Tat rechtskrftig verhngt worden ist oder die er wegen einer anderen Tat zu erwarten hat, nicht betrchtlich ins Gewicht fllt oder 744
StPO 2.
§ 154e
C 27
darber hinaus, wenn ein Urteil wegen dieser Tat in angemessener Frist nicht zu erwarten ist und wenn eine Strafe oder Maßregel der Besserung und Sicherung, die gegen den Beschuldigten rechtskrftig verhngt worden ist oder die er wegen einer anderen Tat zu erwarten hat, zur Einwirkung auf den Tter und zur Verteidigung der Rechtsordnung ausreichend erscheint.
(2) Ist die çffentliche Klage bereits erhoben, so kann das Gericht auf Antrag der Staatsanwaltschaft das Verfahren in jeder Lage vorlufig einstellen. (3) Ist das Verfahren mit Rcksicht auf eine wegen einer anderen Tat bereits rechtskrftig erkannten Strafe oder Maßregel der Besserung und Sicherung vorlufig eingestellt worden, so kann es, falls nicht inzwischen Verjhrung eingetreten ist, wieder aufgenommen werden, wenn die rechtskrftig erkannte Strafe oder Maßregel der Besserung und Sicherung nachtrglich wegfllt. (4) Ist das Verfahren mit Rcksicht auf eine wegen einer anderen Tat zu erwartende Strafe oder Maßregel der Besserung und Sicherung vorlufig eingestellt worden, so kann es, falls nicht inzwischen Verjhrung eingetreten ist, binnen drei Monaten nach Rechtskraft des wegen der anderen Tat ergehenden Urteils wieder aufgenommen werden. (5) Hat das Gericht das Verfahren vorlufig eingestellt, so bedarf es zur Wiederaufnahme eines Gerichtsbeschlusses. ...
§ 154e
(Falsche Verdchtigung, Beleidigung)
(1) Von der Erhebung der çffentlichen Klage wegen einer falschen Verdchtigung oder Beleidigung (§§ 164, 185 bis 188 des Strafgesetzbuches) soll abgesehen werden, solange wegen der angezeigten oder behaupteten Handlung ein Straf- oder Disziplinarverfahren anhngig ist. (2) Ist die çffentliche Klage oder eine Privatklage bereits erhoben, so stellt das Gericht das Verfahren bis zum Abschluss des Strafoder Disziplinarverfahrens wegen der angezeigten oder behaupteten Handlung ein. (3) Bis zum Abschluss des Straf- oder Disziplinarverfahrens wegen der angezeigten oder behaupteten Handlung ruht die Verjhrung der Verfolgung der falschen Verdchtigung oder Beleidigung. 745
C 27 § 155
StPO
§§ 155 – 158
(Bindung an die Klage)
(1) Die Untersuchung und Entscheidung erstreckt sich nur auf die in der Klage bezeichnete Tat und auf die durch die Klage beschuldigten Personen. (2) Innerhalb dieser Grenzen sind die Gerichte zu einer selbstndigen Ttigkeit berechtigt und verpflichtet; insbesondere sind sie bei Anwendung des Strafgesetzes an die gestellten Antrge nicht gebunden. ...
§ 156
(Ausschluss der Rcknahme)
Die çffentliche Klage kann nach Erçffnung des Hauptverfahrens nicht zurckgenommen werden.
§ 157
(Angeschuldigter, Angeklagter)
Im Sinne dieses Gesetzes ist Angeschuldigter der Beschuldigte, gegen den die çffentliche Klage erhoben ist, Angeklagter der Beschuldigte oder Angeschuldigte, gegen den die Erçffnung des Hauptverfahrens beschlossen ist.
Zweiter Abschnitt Vorbereitung der çffentlichen Klage § 158
(Anzeige, Strafantrag)
(1) Die Anzeige einer Straftat und der Strafantrag kçnnen bei der Staatsanwaltschaft, den Behçrden und Beamten des Polizeidienstes und den Amtsgerichten mndlich oder schriftlich angebracht werden. Die mndliche Anzeige ist zu beurkunden. (2) Bei Straftaten, deren Verfolgung nur auf Antrag eintritt, muss der Antrag bei einem Gericht oder der Staatsanwaltschaft schriftlich oder zu Protokoll, bei einer anderen Behçrde schriftlich angebracht werden. (3) Zeigt ein im Inland wohnhafter Verletzter eine in einem anderen Mitgliedstaat der Europischen Union begangene Straftat an, so bermittelt die Staatsanwaltschaft die Anzeige auf Antrag des Verletzten an die zustndige Strafverfolgungsbehçrde des anderen Mitgliedstaats, wenn fr die Tat das deutsche Strafrecht nicht gilt oder von der Verfolgung der Tat nach § 153c Absatz 1 746
StPO
§§ 159 – 161
C 27
Satz 1 Nummer 1, auch in Verbindung mit § 153f, abgesehen wird. Von der bermittlung kann abgesehen werden, wenn 1. die Tat und die fr ihre Verfolgung wesentlichen Umstnde der zustndigen auslndischen Behçrde bereits bekannt sind oder 2. der Unrechtsgehalt der Tat gering ist und der verletzten Person die Anzeige im Ausland mçglich gewesen wre.
§ 159
(Nicht natrlicher Todesfall)
1
(1) Sind Anhaltspunkte dafr vorhanden, dass jemand eines nicht natrlichen Todes gestorben ist, oder wird der Leichnam eines Unbekannten gefunden, so sind die Polizei- und Gemeindebehçrden zur sofortigen Anzeige an die Staatsanwaltschaft oder an das Amtsgericht verpflichtet. (2) Zur Bestattung ist die schriftliche Genehmigung der Staatsanwaltschaft erforderlich.
§ 160
(Ermittlung des Sachverhalts)
(1) Sobald die Staatsanwaltschaft durch eine Anzeige oder auf anderem Wege von dem Verdacht einer Straftat Kenntnis erhlt, hat sie zu ihrer Entschließung darber, ob die çffentliche Klage zu erheben ist, den Sachverhalt zu erforschen. (2) Die Staatsanwaltschaft hat nicht nur die zur Belastung, sondern auch die zur Entlastung dienenden Umstnde zu ermitteln und fr die Erhebung der Beweise Sorge zu tragen, deren Verlust zu besorgen ist. (3) Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft sollen sich auch auf die Umstnde erstrecken, die fr die Bestimmung der Rechtsfolgen der Tat von Bedeutung sind. Dazu kann sie sich der Gerichtshilfe bedienen. (4) Eine Maßnahme ist unzulssig, soweit besondere bundesgesetzliche oder entsprechende landesgesetzliche Verwendungsregelungen entgegenstehen. ...
§ 161
(Ermittlungen, Amtshilfe)
(1) Zu dem in § 160 Abs. 1 bis 3 bezeichneten Zweck ist die Staatsanwaltschaft befugt, von allen Behçrden Auskunft zu verlangen und Ermittlungen jeder Art entweder selbst vorzunehmen oder durch die Behçrden und Beamten des Polizeidienstes vor1
Es besteht Meldepflicht nach ZDv 10/13 Nr. 406 (R BwKalender F 78).
747
C 27
StPO
§ 161a
nehmen zu lassen, soweit nicht andere gesetzliche Vorschriften ihre Befugnisse besonders regeln. Die Behçrden und Beamten des Polizeidienstes sind verpflichtet, dem Ersuchen oder Auftrag der Staatsanwaltschaft zu gengen, und in diesem Falle befugt, von allen Behçrden Auskunft zu verlangen. (2) Ist eine Maßnahme nach diesem Gesetz nur bei Verdacht bestimmter Straftaten zulssig, so drfen die auf Grund einer entsprechenden Maßnahme nach anderen Gesetzen erlangten personenbezogenen Daten ohne Einwilligung der von der Maßnahme betroffenen Personen zu Beweiszwecken im Strafverfahren nur zur Aufklrung solcher Straftaten verwendet werden, zu deren Aufklrung eine solche Maßnahme nach diesem Gesetz htte angeordnet werden drfen. § 100d Abs. 5 Nr. 3 bleibt unberhrt. (3) In oder aus einer Wohnung erlangte personenbezogene Daten aus einem Einsatz technischer Mittel zur Eigensicherung im Zuge nicht offener Ermittlungen auf polizeirechtlicher Grundlage drfen unter Beachtung des Grundsatzes der Verhltnismßigkeit zu Beweiszwecken nur verwendet werden (Artikel 13 Abs. 5 des Grundgesetzes), wenn das Amtsgericht (§ 162 Abs. 1), in dessen Bezirk die anordnende Stelle ihren Sitz hat, die Rechtmßigkeit der Maßnahme festgestellt hat; bei Gefahr im Verzug ist die richterliche Entscheidung unverzglich nachzuholen.
§ 161a
(Zeugen, Sachverstndige)
(1) Zeugen und Sachverstndige sind verpflichtet, auf Ladung vor der Staatsanwaltschaft zu erscheinen und zur Sache auszusagen oder ihr Gutachten zu erstatten. Soweit nichts anderes bestimmt ist, gelten die Vorschriften des sechsten und siebenten Abschnitts des ersten Buches ber Zeugen und Sachverstndige entsprechend. Die eidliche Vernehmung bleibt dem Richter vorbehalten. (2) Bei unberechtigtem Ausbleiben oder unberechtigter Weigerung eines Zeugen oder Sachverstndigen steht die Befugnis zu den in den §§ 51, 70 und 77 vorgesehenen Maßregeln der Staatsanwaltschaft zu. Jedoch bleibt die Festsetzung der Haft dem nach § 162 zustndigen Gericht vorbehalten. (3) Gegen Entscheidungen der Staatsanwaltschaft nach Absatz 2 Satz 1 kann gerichtliche Entscheidung durch das nach § 162 zustndige Gericht beantragt werden. Gleiches gilt, wenn die Staatsanwaltschaft Entscheidungen im Sinne des § 68b getroffen hat. Die §§ 297 bis 300, 302, 306 bis 309, 311a und 473a gelten jeweils entsprechend. Gerichtliche Entscheidungen nach den Stzen 1 und 2 sind unanfechtbar. 748
StPO
§§ 163 – 170
C 27
(4) Ersucht eine Staatsanwaltschaft eine andere Staatsanwaltschaft um die Vernehmung eines Zeugen oder Sachverstndigen, so stehen die Befugnisse nach Absatz 2 Satz 1 auch der ersuchten Staatsanwaltschaft zu. ...
§ 163
(Polizeiliche Ermittlungen)
(1) Die Behçrden und Beamten des Polizeidienstes haben Straftaten zu erforschen und alle keinen Aufschub gestattenden Anordnungen zu treffen, um die Verdunkelung der Sache zu verhten. Zu diesem Zweck sind sie befugt, alle Behçrden um Auskunft zu ersuchen, bei Gefahr im Verzug auch, die Auskunft zu verlangen, sowie Ermittlungen jeder Art vorzunehmen, soweit nicht andere gesetzliche Vorschriften ihre Befugnisse besonders regeln. (2) Die Behçrden und Beamten des Polizeidienstes bersenden ihre Verhandlungen ohne Verzug der Staatsanwaltschaft. Erscheint die schleunige Vornahme richterlicher Untersuchungshandlungen erforderlich, so kann die bersendung unmittelbar an das Amtsgericht erfolgen. (3) Bei der Vernehmung eines Zeugen durch Beamte des Polizeidienstes sind § 52 Absatz 3, § 55 Absatz 2, § 57 Satz 1 und die §§ 58, 58a, 68 bis 69 entsprechend anzuwenden. ber eine Gestattung nach § 68 Absatz 3 Satz 1 und ber die Beiordnung eines Zeugenbeistands entscheidet die Staatsanwaltschaft; im brigen trifft die erforderlichen Entscheidungen die die Vernehmung leitende Person. Bei Entscheidungen durch Beamte des Polizeidienstes nach § 68b Absatz 1 Satz 3 gilt § 161a Absatz 3 Satz 2 bis 4 entsprechend. Fr die Belehrung des Sachverstndigen durch Beamte des Polizeidienstes gelten § 52 Absatz 3 und § 55 Absatz 2 entsprechend. In den Fllen des § 81c Absatz 3 Satz 1 und 2 gilt § 52 Absatz 3 auch bei Untersuchungen durch Beamte des Polizeidienstes sinngemß. ...
§ 170
(Anklageschrift; Einstellung)
(1) Bieten die Ermittlungen gengenden Anlass zur Erhebung der çffentlichen Klage, so erhebt die Staatsanwaltschaft sie durch Einreichung einer Anklageschrift bei dem zustndigen Gericht. (2) Andernfalls stellt die Staatsanwaltschaft das Verfahren ein. Hiervon setzt sie den Beschuldigten in Kenntnis, wenn er als solcher vernommen worden ist oder ein Haftbefehl gegen ihn erlassen war; dasselbe gilt, wenn er um einen Bescheid gebeten hat 749
C 27
StPO
§§ 171 – 172
oder wenn ein besonderes Interesse an der Bekanntgabe ersichtlich ist.
§ 171
(Antrag auf Klageerhebung)
Gibt die Staatsanwaltschaft einem Antrag auf Erhebung der çffentlichen Klage keine Folge oder verfgt sie nach dem Abschluss der Ermittlungen die Einstellung des Verfahrens, so hat sie den Antragsteller unter Angabe der Grnde zu bescheiden. In dem Bescheid ist der Antragsteller, der zugleich der Verletzte ist, ber die Mçglichkeit der Anfechtung und die dafr vorgesehene Frist (§ 172 Abs. 1) zu belehren.
§ 172
(Beschwerderecht des Verletzten)
(1) Ist der Antragsteller zugleich der Verletzte, so steht ihm gegen den Bescheid nach § 171 binnen zwei Wochen nach der Bekanntmachung die Beschwerde an den vorgesetzten Beamten der Staatsanwaltschaft zu. Durch die Einlegung der Beschwerde bei der Staatsanwaltschaft wird die Frist gewahrt. Sie luft nicht, wenn die Belehrung nach § 171 Satz 2 unterblieben ist. (2) Gegen den ablehnenden Bescheid das vorgesetzten Beamten der Staatsanwaltschaft kann der Antragsteller binnen einem Monat nach der Bekanntmachung gerichtliche Entscheidung beantragen. Hierber und ber die dafr vorgesehene Form ist er zu belehren; die Frist luft nicht, wenn die Belehrung unterblieben ist. Der Antrag ist nicht zulssig, wenn das Verfahren ausschließlich eine Straftat zum Gegenstand hat, die vom Verletzten im Wege der Privatklage verfolgt werden kann, oder wenn die Staatsanwaltschaft nach § 153 Abs. 1, § 153a Abs. 1 Satz 1, 7 oder § 153b Abs. 1 von der Verfolgung der Tat abgesehen hat; dasselbe gilt in den Fllen der §§ 153c bis 154 Abs. 1 sowie der §§ 154b und 154c. (3) Der Antrag auf gerichtliche Entscheidung muss die Tatsachen, welche die Erhebung der çffentlichen Klage begrnden sollen, und die Beweismittel angeben. Er muss von einem Rechtsanwalt unterzeichnet sein; fr die Prozesskostenhilfe gelten dieselben Vorschriften wie in brgerlichen Rechtsstreitigkeiten. Der Antrag ist bei dem fr die Entscheidung zustndigen Gericht einzureichen. (4) Zur Entscheidung ber den Antrag ist das Oberlandesgericht zustndig. § 120 des Gerichtsverfassungsgesetzes ist sinngemß anzuwenden. ...
750
Jugendgerichtsgesetz
§§ 1 – 2
C 28
Jugendgerichtsgesetz (JGG) 1 in der Fassung der Bekanntmachung vom 11. Dezember 1974 BGBl I S. 3427 ZDv 14/2 A Kap. 4 Zuletzt gendert durch Gesetz vom 29. Juli 2009 BGBl. I S. 2280 (2285) – Aus z u g –
Erster Teil Anwendungsbereich § 1
Persçnlicher und sachlicher Anwendungsbereich
(1) Dieses Gesetz gilt, wenn ein Jugendlicher oder ein Heranwachsender eine Verfehlung begeht, die nach den allgemeinen Vorschriften mit Strafe bedroht ist. (2) Jugendlicher ist, wer zur Zeit der Tat vierzehn, aber noch nicht achtzehn, Heranwachsender, wer zur Zeit der Tat achtzehn, aber noch nicht einundzwanzig Jahre alt ist.
§ 2
Ziel des Jugendstrafrechts; Anwendung des allgemeinen Rechts
(1) Die Anwendung des Jugendstrafrechts soll vor allem erneuten Straftaten eines Jugendlichen oder Heranwachsenden entgegenwirken. Um dieses Ziel zu erreichen, sind die Rechtsfolgen und unter Beachtung des elterlichen Erziehungsrechts auch das Verfahren vorrangig am Erziehungsgedanken auszurichten. (2) Die allgemeinen Vorschriften gelten nur, soweit in diesem Gesetz nichts anderes bestimmt ist. 1
Fr das Gebiet der ehem. DDR beachte die zum Jugendgerichtsgesetz aufgrund des Einigungsvertrages v. 31. 8. 1990 (BGBl II S. 889, 957, 958) geltenden Maßgaben.
751
C 28
Jugendgerichtsgesetz
§§ 3 – 6
Zweiter Teil Jugendliche
Erstes Hauptstck Verfehlungen Jugendlicher und ihre Folgen Erster Abschnitt Allgemeine Vorschriften
§ 3
Verantwortlichkeit
Ein Jugendlicher ist strafrechtlich verantwortlich, wenn er zur Zeit der Tat nach seiner sittlichen und geistigen Entwicklung reif genug ist, das Unrecht der Tat einzusehen und nach dieser Einsicht zu handeln. Zur Erziehung eines Jugendlichen, der mangels Reife strafrechtlich nicht verantwortlich ist, kann der Richter dieselben Maßnahmen anordnen wie das Familiengericht.
§ 4
Rechtliche Einordnung der Taten Jugendlicher
Ob die rechtswidrige Tat eines Jugendlichen als Verbrechen oder Vergehen anzusehen ist und wann sie verjhrt, richtet sich nach den Vorschriften des allgemeinen Strafrechts.
§ 5
Die Folgen der Jugendstraftat
(1) Aus Anlass der Straftat eines Jugendlichen kçnnen Erziehungsmaßregeln angeordnet werden. (2) Die Straftat eines Jugendlichen wird mit Zuchtmitteln oder mit Jugendstrafe geahndet, wenn Erziehungsmaßregeln nicht ausreichen. (3) Von Zuchtmitteln und Jugendstrafe wird abgesehen, wenn die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus oder einer Entziehungsanstalt die Ahndung durch den Richter entbehrlich macht.
§ 6
Nebenfolgen
(1) Auf Unfhigkeit, çffentliche mter zu bekleiden, Rechte aus çffentlichen Wahlen zu erlangen oder in çffentlichen Angelegenheiten zu whlen oder zu stimmen, darf nicht erkannt werden. Die Bekanntgabe der Verurteilung darf nicht angeordnet werden. 752
Jugendgerichtsgesetz
§§ 7 – 10
C 28
(2) Der Verlust der Fhigkeit, çffentliche mter zu bekleiden und Rechte aus çffentlichen Wahlen zu erlangen (§ 45 Abs. 1 des Strafgesetzbuches), tritt nicht ein.
§ 7
Maßregeln der Besserung und Sicherung
(1) Als Maßregeln der Besserung und Sicherung im Sinne des allgemeinen Strafrechts kçnnen die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus oder einer Entziehungsanstalt, die Fhrungsaufsicht oder die Entziehung der Fahrerlaubnis angeordnet werden (§ 61 Nr. 1, 2, 4 und 5 des Strafgesetzbuches). (2)–(4) . . .
§ 8
Verbindung von Maßnahmen und Jugendstrafe
(1) Erziehungsmaßregeln und Zuchtmittel, ebenso mehrere Erziehungsmaßregeln oder mehrere Zuchtmittel kçnnen nebeneinander angeordnet werden. Mit der Anordnung von Hilfe zur Erziehung nach § 12 Nr. 2 darf Jugendarrest nicht verbunden werden. (2) Der Richter kann neben Jugendstrafe nur Weisungen und Auflagen erteilen und die Erziehungsbeistandschaft anordnen. Steht der Jugendliche unter Bewhrungsaufsicht, so ruht eine gleichzeitig bestehende Erziehungsbeistandschaft bis zum Ablauf der Bewhrungszeit. (3) Der Richter kann neben Erziehungsmaßregeln, Zuchtmitteln und Jugendstrafe auf die nach diesem Gesetz zulssigen Nebenstrafen und Nebenfolgen erkennen. Zweiter Abschnitt Erziehungsmaßregeln
§ 9
Arten
Erziehungsmaßregeln sind 1. die Erteilung von Weisungen, 2. die Anordnung, Hilfe zur Erziehung im Sinne des § 12 in Anspruch zu nehmen.
§ 10
Weisungen
(1) Weisungen sind Gebote und Verbote, welche die Lebensfhrung des Jugendlichen regeln und dadurch seine Erziehung fçrdern und sichern sollen. Dabei drfen an die Lebensfhrung des Jugendlichen keine unzumutbaren Anforderungen gestellt werden. Der Richter kann dem Jugendlichen insbesondere auferlegen, 1. Weisungen zu befolgen, die sich auf den Aufenthaltsort beziehen, 753
C 28 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9.
Jugendgerichtsgesetz §§ 11−12
bei einer Familie oder in einem Heim zu wohnen, eine Ausbildungs- oder Arbeitsstelle anzunehmen, Arbeitsleistungen zu erbringen, sich der Betreuung und Aufsicht einer bestimmten Person (Betreuungshelfer) zu unterstellen, an einem sozialen Trainingskurs teilzunehmen, sich zu bemühen, einen Ausgleich mit dem Verletzten zu erreichen (Täter-Opfer-Ausgleich), den Verkehr mit bestimmten Personen oder den Besuch von Gast- oder Vergnügungsstätten zu unterlassen oder an einem Verkehrsunterricht teilzunehmen.
(2) Der Richter kann dem Jugendlichen auch mit Zustimmung des Erziehungsberechtigten und des gesetzlichen Vertreters auferlegen, sich einer heilerzieherischen Behandlung durch einen Sachverständigen oder einer Entziehungskur zu unterziehen. Hat der Jugendliche das sechzehnte Lebensjahr vollendet, so soll dies nur mit seinem Einverständnis geschehen.
§ 11 Laufzeit und nachträgliche Änderung von Weisungen; Folgen der Zuwiderhandlung (1) Der Richter bestimmt die Laufzeit der Weisungen. Die Laufzeit darf zwei Jahre nicht überschreiten; sie soll bei einer Weisung nach § 10 Abs. 1 Satz 3 Nr. 5 nicht mehr als ein Jahr, bei einer Weisung nach § 10 Abs. 1 Satz 3 Nr. 6 nicht mehr als sechs Monate betragen. (2) Der Richter kann Weisungen ändern, von ihnen befreien oder ihre Laufzeit vor Ablauf bis auf drei Jahre verlängern, wenn dies aus Gründen der Erziehung geboten ist. (3) Kommt der Jugendliche Weisungen schuldhaft nicht nach, so kann Jugendarrest verhängt werden, wenn eine Belehrung über die Folgen schuldhafter Zuwiderhandlung erfolgt war. Hiernach verhängter Jugendarrest darf bei einer Verurteilung insgesamt die Dauer von vier Wochen nicht überschreiten. Der Richter sieht von der Vollstreckung des Jugendarrestes ab, wenn der Jugendliche nach Verhängung des Arrestes der Weisung nachkommt.
§ 12 Hilfe zur Erziehung Der Richter kann den Jugendlichen im Einvernehmen mit dem Jugendamt auch verpflichten, unter den im Achten Buch Sozialgesetzbuch genannten Voraussetzungen Hilfe zur Erziehung 754
Jugendgerichtsgesetz §§ 13−15
C 28
1.
in Form der Erziehungsbeistandschaft im Sinne des § 30 des Achten Buches Sozialgesetzbuch oder 2. in einer Einrichtung über Tag und Nacht oder in einer sonstigen betreuten Wohnform im Sinne des § 34 des Achten Buches Sozialgesetzbuch in Anspruch zu nehmen. Dritter Abschnitt Zuchtmittel
§ 13 Arten und Anwendung (1) Der Richter ahndet die Straftat mit Zuchtmitteln, wenn Jugendstrafe nicht geboten ist, dem Jugendlichen aber eindringlich zum Bewusstsein gebracht werden muss, dass er für das von ihm begangene Unrecht einzustehen hat. (2) 1 Zuchtmittel sind 1. die Verwarnung, 2. die Erteilung von Auflagen, 3. der Jugendarrest. (3) Zuchtmittel haben nicht die Rechtswirkungen einer Strafe.
§ 14 Verwarnung Durch die Verwarnung soll dem Jugendlichen das Unrecht der Tat eindringlich vorgehalten werden.
§ 15 Auflagen (1) Der Richter kann dem Jugendlichen auferlegen, 1. nach Kräften den durch die Tat verursachten Schaden wieder gutzumachen, 2. sich persönlich bei dem Verletzten zu entschuldigen, 3. Arbeitsleistungen zu erbringen oder 4. einen Geldbetrag zugunsten einer gemeinnützigen Einrichtung zu zahlen. Dabei dürfen an den Jugendlichen keine unzumutbaren Anforderungen gestellt werden. 1
Für das Gebiet der ehem. DDR findet § 13 Abs. 2 nach dem Einigungsvertrag vom 31. 8. 1990 (BGBl II S. 889, 957) keine Anwendung.
755
C 28
Jugendgerichtsgesetz §§ 16−17
(2) Der Richter soll die Zahlung eines Geldbetrages nur anordnen, wenn 1. der Jugendliche eine leichte Verfehlung begangen hat und anzunehmen ist, dass er den Geldbetrag aus Mitteln zahlt, über die er selbständig verfügen darf, oder 2. dem Jugendlichen der Gewinn, den er aus der Tat erlangt, oder das Entgelt, das er für sie erhalten hat, entzogen werden soll. (3) Der Richter kann nachträglich Auflagen ändern oder von ihrer Erfüllung ganz oder zum Teil befreien, wenn dies aus Gründen der Erziehung geboten ist. Bei schuldhafter Nichterfüllung von Auflagen gilt § 11 Abs. 3 entsprechend. Ist Jugendarrest vollstreckt worden, so kann der Richter die Auflagen ganz oder zum Teil für erledigt erklären.
§ 16 Jugendarrest (1) Der Jugendarrest ist Freizeitarrest, Kurzarrest oder Dauerarrest. (2) Der Freizeitarrest wird für die wöchentliche Freizeit des Jugendlichen verhängt und auf eine oder zwei Freizeiten bemessen. (3) Der Kurzarrest wird statt des Freizeitarrestes verhängt, wenn der zusammenhängende Vollzug aus Gründen der Erziehung zweckmäßig erscheint und weder die Ausbildung noch die Arbeit des Jugendlichen beeinträchtigt werden. Dabei stehen zwei Tage Kurzarrest einer Freizeit gleich. (4) Der Dauerarrest beträgt mindestens eine Woche und höchstens vier Wochen. Er wird nach vollen Tagen oder Wochen bemessen.
Vierter Abschnitt Die Jugendstrafe
§ 17 Form und Voraussetzungen (1) Die Jugendstrafe ist Freiheitsentzug in einer für ihren Vollzug vorgesehenen Einrichtung. (2) Der Richter verhängt Jugendstrafe, wenn wegen der schädlichen Neigungen des Jugendlichen, die in der Tat hervorgetreten sind, Erziehungsmaßregeln oder Zuchtmittel zur Erziehung nicht 756
Jugendgerichtsgesetz §§ 18−21
C 28
ausreichen oder wenn wegen der Schwere der Schuld Strafe erforderlich ist.
§ 18 Dauer der Jugendstrafe (1) Das Mindestmaß der Jugendstrafe beträgt sechs Monate, das Höchstmaß fünf Jahre. Handelt es sich bei der Tat um ein Verbrechen, für das nach dem allgemeinen Strafrecht eine Höchststrafe von mehr als zehn Jahren Freiheitsstrafe angedroht ist, so ist das Höchstmaß zehn Jahre. Die Strafrahmen des allgemeinen Strafrechts gelten nicht. (2) Die Jugendstrafe ist so zu bemessen, dass die erforderliche erzieherische Einwirkung möglich ist.
§ 19 (aufgehoben) Fünfter Abschnitt Aussetzung der Jugendstrafe zur Bewährung
§ 20 (weggefallen) § 21 Strafaussetzung (1) Bei der Verurteilung zu einer Jugendstrafe von nicht mehr als einem Jahr setzt der Richter die Vollstreckung der Strafe zur Bewährung aus, wenn zu erwarten ist, dass der Jugendliche sich schon die Verurteilung zur Warnung dienen lassen und auch ohne die Einwirkung des Strafvollzugs unter der erzieherischen Einwirkung in der Bewährungszeit künftig einen rechtschaffenen Lebenswandel führen wird. Dabei sind namentlich die Persönlichkeit des Jugendlichen, sein Vorleben, die Umstände seiner Tat, sein Verhalten nach der Tat, seine Lebensverhältnisse und die Wirkungen zu berücksichtigen, die von der Aussetzung für ihn zu erwarten sind. (2) Der Richter setzt unter den Voraussetzungen des Absatzes 1 auch die Vollstreckung einer höheren Jugendstrafe, die zwei Jahre nicht übersteigt, zur Bewährung aus, wenn nicht die Vollstreckung im Hinblick auf die Entwicklung des Jugendlichen geboten ist. (3) Die Strafaussetzung kann nicht auf einen Teil der Jugendstrafe beschränkt werden. Sie wird durch eine Anrechnung von Untersuchungshaft oder einer anderen Freiheitsentziehung nicht ausgeschlossen. 757
C 28
Jugendgerichtsgesetz §§ 22−24
§ 22 Bewährungszeit (1) Der Richter bestimmt die Dauer der Bewährungszeit. Sie darf drei Jahre nicht überschreiten und zwei Jahre nicht unterschreiten. (2) Die Bewährungszeit beginnt mit der Rechtskraft der Entscheidung über die Aussetzung der Jugendstrafe. Sie kann nachträglich bis auf ein Jahr verkürzt oder vor ihrem Ablauf bis auf vier Jahre verlängert werden. In den Fällen des § 21 Abs. 2 darf die Bewährungszeit jedoch nur bis auf zwei Jahre verkürzt werden.
§ 23 Weisungen und Auflagen (1) Der Richter soll für die Dauer der Bewährungszeit die Lebensführung des Jugendlichen durch Weisungen erzieherisch beeinflussen. Er kann dem Jugendlichen auch Auflagen erteilen. Diese Anordnungen kann er auch nachträglich treffen, ändern oder aufheben. Die §§ 10, 11 Abs. 3 und § 15 Abs. 1, 2, 3 Satz 2 gelten entsprechend. (2) Macht der Jugendliche Zusagen für seine künftige Lebensführung oder erbietet er sich zu angemessenen Leistungen, die der Genugtuung für das begangene Unrecht dienen, so sieht der Richter in der Regel von entsprechenden Weisungen oder Auflagen vorläufig ab, wenn die Erfüllung der Zusagen oder des Anerbietens zu erwarten ist.
§ 24 Bewährungshilfe (1) Der Richter unterstellt den Jugendlichen in der Bewährungszeit für höchstens zwei Jahre der Aufsicht und Leitung eines hauptamtlichen Bewährungshelfers. Er kann ihn auch einem ehrenamtlichen Bewährungshelfer unterstellen, wenn dies aus Gründen der Erziehung zweckmäßig erscheint. § 22 Abs. 2 Satz 1 gilt entsprechend. (2) Der Richter kann eine nach Absatz 1 getroffene Entscheidung vor Ablauf der Unterstellungszeit ändern oder aufheben; er kann auch die Unterstellung des Jugendlichen in der Bewährungszeit erneut anordnen. Dabei kann das in Absatz 1 Satz 1 bestimmte Höchstmaß überschritten werden. (3) Der Bewährungshelfer steht dem Jugendlichen helfend und betreuend zur Seite. Er überwacht im Einvernehmen mit dem Richter die Erfüllung der Weisungen, Auflagen, Zusagen und 758
Jugendgerichtsgesetz §§ 25−26
C 28
Anerbieten. Der Bewährungshelfer soll die Erziehung des Jugendlichen fördern und möglichst mit dem Erziehungsberechtigten und dem gesetzlichen Vertreter vertrauensvoll zusammenwirken. Er hat bei der Ausübung seines Amtes das Recht auf Zutritt zu dem Jugendlichen. Er kann von dem Erziehungsberechtigten, dem gesetzlichen Vertreter, der Schule, dem Ausbildenden Auskunft über die Lebensführung des Jugendlichen verlangen.
§ 25 Bestellung und Pflichten des Bewährungshelfers Der Bewährungshelfer wird vom Richter bestellt. Der Richter kann ihm für seine Tätigkeit nach § 24 Abs. 3 Anweisungen erteilen. Der Bewährungshelfer berichtet über die Lebensführung des Jugendlichen in Zeitabständen, die der Richter bestimmt. Gröbliche oder beharrliche Verstöße gegen Weisungen, Auflagen, Zusagen oder Anerbieten teilt er dem Richter mit.
§ 26 Widerruf der Strafaussetzung (1) Der Richter widerruft die Aussetzung der Jugendstrafe, wenn der Jugendliche 1. in der Bewährungszeit eine Straftat begeht und dadurch zeigt, dass die Erwartung, die der Strafaussetzung zugrunde lag, sich nicht erfüllt hat, 2. gegen Weisungen gröblich oder beharrlich verstößt oder sich der Aufsicht und Leitung des Bewährungshelfers beharrlich entzieht und dadurch Anlass zu der Besorgnis gibt, dass er erneut Straftaten begehen wird, oder 3. gegen Auflagen gröblich oder beharrlich verstößt. Satz 1 Nr. 1 gilt entsprechend, wenn die Tat in der Zeit zwischen der Entscheidung über die Strafaussetzung und deren Rechtskraft begangen worden ist. (2) Der Richter sieht jedoch von dem Widerruf ab, wenn es ausreicht, 1. weitere Weisungen oder Auflagen zu erteilen, 2. die Bewährungs- oder Unterstellungszeit bis zu einem Höchstmaß von vier Jahren zu verlängern oder 3. den Jugendlichen vor Ablauf der Bewährungszeit erneut einem Bewährungshelfer zu unterstellen. (3) Leistungen, die der Jugendliche zur Erfüllung von Weisungen, Auflagen, Zusagen oder Anerbieten (§ 23) erbracht hat, werden nicht erstattet. Der Richter kann jedoch, wenn er die Strafaussetzung widerruft, Leistungen, die der Jugendliche zur Erfüllung von 759
C 28
Jugendgerichtsgesetz §§ 26a−30
Auflagen oder entsprechenden Anerbieten erbracht hat, auf die Jugendstrafe anrechnen.
§ 26a Erlass der Jugendstrafe Widerruft der Richter die Strafaussetzung nicht, so erlässt er die Jugendstrafe nach Ablauf der Bewährungszeit. § 26 Abs. 3 Satz 1 ist anzuwenden. Sechster Abschnitt Aussetzung der Verhängung der Jugendstrafe
§ 27 Voraussetzungen Kann nach Erschöpfung der Ermittlungsmöglichkeiten nicht mit Sicherheit beurteilt werden, ob in der Straftat eines Jugendlichen schädliche Neigungen von einem Umfang hervorgetreten sind, dass eine Jugendstrafe erforderlich ist, so kann der Richter die Schuld des Jugendlichen feststellen, die Entscheidung über die Verhängung der Jugendstrafe aber für eine von ihm zu bestimmende Bewährungszeit aussetzen.
§ 28 Bewährungszeit (1) Die Bewährungszeit darf zwei Jahre nicht überschreiten und ein Jahr nicht unterschreiten. (2) Die Bewährungszeit beginnt mit der Rechtskraft des Urteils, in dem die Schuld des Jugendlichen festgestellt wird. Sie kann nachträglich bis auf ein Jahr verkürzt oder vor ihrem Ablauf bis auf zwei Jahre verlängert werden.
§ 29 Bewährungshilfe Der Jugendliche wird für die Dauer oder einen Teil der Bewährungszeit der Aufsicht und Leitung eines Bewährungshelfers unterstellt. Die §§ 23, 24 Abs. 1 Satz 1 und 2, Abs. 2 und 3 und die §§ 25, 28 Abs. 2 Satz 1 sind entsprechend anzuwenden.
§ 30 Verhängung der Jugendstrafe; Tilgung des Schuldspruchs (1) Stellt sich vor allem durch schlechte Führung des Jugendlichen während der Bewährungszeit heraus, dass die in dem Schuldspruch missbilligte Tat auf schädliche Neigungen von einem 760
Jugendgerichtsgesetz §§ 31−32
C 28
Umfang zurückzuführen ist, dass eine Jugendstrafe erforderlich ist, so erkennt der Richter auf die Strafe, die er im Zeitpunkt des Schuldspruchs bei sicherer Beurteilung der schädlichen Neigungen des Jugendlichen ausgesprochen hätte. (2) Liegen die Voraussetzungen des Absatzes 1 nach Ablauf der Bewährungszeit nicht vor, so wird der Schuldspruch getilgt. Siebenter Abschnitt Mehrere Straftaten
§ 31 Mehrere Straftaten eines Jugendlichen (1) Auch wenn ein Jugendlicher mehrere Straftaten begangen hat, setzt der Richter nur einheitlich Erziehungsmaßregeln, Zuchtmittel oder eine Jugendstrafe fest. Soweit es dieses Gesetz zulässt (§ 8), können ungleichartige Erziehungsmaßregeln und Zuchtmittel nebeneinander angeordnet oder Maßnahmen mit der Strafe verbunden werden. Die gesetzlichen Höchstgrenzen des Jugendarrestes und der Jugendstrafe dürfen nicht überschritten werden. (2) Ist gegen den Jugendlichen wegen eines Teils der Straftaten bereits rechtskräftig die Schuld festgestellt oder eine Erziehungsmaßregel, ein Zuchtmittel oder eine Jugendstrafe festgesetzt worden, aber noch nicht vollständig ausgeführt, verbüßt oder sonst erledigt, so wird unter Einbeziehung des Urteils in gleicher Weise nur einheitlich auf Maßnahmen oder Jugendstrafe erkannt. Die Anrechnung bereits verbüßten Jugendarrestes steht im Ermessen des Richters, wenn er auf Jugendstrafe erkennt. (3) Ist es aus erzieherischen Gründen zweckmäßig, so kann der Richter davon absehen, schon abgeurteilte Straftaten in die neue Entscheidung einzubeziehen. Dabei kann er Erziehungsmaßregeln und Zuchtmittel für erledigt erklären, wenn er auf Jugendstrafe erkennt.
§ 32 Mehrere Straftaten in verschiedenen Alters- und Reifestufen Für mehrere Straftaten, die gleichzeitig abgeurteilt werden und auf die teils Jugendstrafrecht und teils allgemeines Strafrecht anzuwenden wäre, gilt einheitlich das Jugendstrafrecht, wenn das Schwergewicht bei den Straftaten liegt, die nach Jugendstrafrecht zu beurteilen wären. Ist dies nicht der Fall, so ist einheitlich das allgemeine Strafrecht anzuwenden. ... 761
C 28
Jugendgerichtsgesetz
§§ 82 – 83
Drittes Hauptstck Vollstreckung und Vollzug Erster Abschnitt Vollstreckung
Erster Unterabschnitt Verfassung der Vollstreckung und Zustndigkeit
§ 82
Vollstreckungsleiter
(1) Vollstreckungsleiter ist der Jugendrichter. Er nimmt auch die Aufgaben wahr, welche die Strafprozessordnung der Strafvollstreckungskammer zuweist. (2) Soweit der Richter Hilfe zur Erziehung im Sinne des § 12 angeordnet hat, richtet sich die weitere Zustndigkeit nach den Vorschriften des Achten Buches Sozialgesetzbuch. (3) In den Fllen des § 7 Abs. 2 und 3 richten sich die Vollstreckung der Unterbringung und die Zustndigkeit hierfr nach den Vorschriften der Strafprozessordnung, wenn der Betroffene das einundzwanzigste Lebensjahr vollendet hat.
§ 83
Entscheidungen im Vollstreckungsverfahren
(1) Die Entscheidungen des Vollstreckungsleiters nach den §§ 86 bis 89a und 89b Abs. 2 sowie nach den §§ 462a und 463 der Strafprozessordnung sind jugendrichterliche Entscheidungen. (2) Fr die bei der Vollstreckung notwendig werdenden gerichtlichen Entscheidungen gegen eine vom Vollstreckungsleiter getroffene Anordnung ist die Jugendkammer in den Fllen zustndig, in denen 1. der Vollstreckungsleiter selbst oder unter seinem Vorsitz das Jugendschçffengericht im ersten Rechtszug erkannt hat, 2. der Vollstreckungsleiter in Wahrnehmung der Aufgaben der Strafvollstreckungskammer ber seine eigene Anordnung zu entscheiden htte. (3) Die Entscheidungen nach den Abstzen 1 und 2 kçnnen, soweit nichts anderes bestimmt ist, mit sofortiger Beschwerde angefochten werden. Die §§ 67 bis 69 gelten sinngemß. ... 762
Jugendgerichtsgesetz
§§ 90 – 105
C 28
Zweiter Abschnitt Vollzug 1
§ 90
Jugendarrest
(1) Der Vollzug des Jugendarrestes soll das Ehrgefhl des Jugendlichen wecken und ihm eindringlich zum Bewusstsein bringen, dass er fr das von ihm begangene Unrecht einzustehen hat. Der Vollzug des Jugendarrestes soll erzieherisch gestaltet werden. Er soll dem Jugendlichen helfen, die Schwierigkeiten zu bewltigen, die zur Begehung der Straftat beigetragen haben. (2) Der Jugendarrest wird in Jugendarrestanstalten oder Freizeitarrestrumen der Landesjustizverwaltung vollzogen. Vollzugsleiter ist der Jugendrichter am Ort des Vollzugs. ...
Dritter Teil Heranwachsende Erster Abschnitt Anwendung des sachlichen Strafrechts
§ 105
Anwendung des Jugendstrafrechts auf Heranwachsende
(1) Begeht ein Heranwachsender eine Verfehlung, die nach den allgemeinen Vorschriften mit Strafe bedroht ist, so wendet der Richter die fr einen Jugendlichen geltenden Vorschriften der §§ 4 bis 8, 9 Nr. 1, §§ 10, 11 und 13 bis 32 entsprechend an, wenn 1. die Gesamtwrdigung der Persçnlichkeit des Tters bei Bercksichtigung auch der Umweltbedingungen ergibt, dass er zur Zeit der Tat nach seiner sittlichen und geistigen Entwicklung noch einem Jugendlichen gleichstand, oder 2. es sich nach der Art, den Umstnden oder den Beweggrnden der Tat um eine Jugendverfehlung handelt. (2) § 31 Abs. 2 Satz 1, Abs. 3 ist auch dann anzuwenden, wenn der Heranwachsende wegen eines Teils der Straftaten bereits rechtskrftig nach allgemeinem Strafrecht verurteilt worden ist. (3) Das Hçchstmaß der Jugendstrafe fr Heranwachsende betrgt zehn Jahre. 1
Vollzug durch Behçrden der Bw R C 13a und C 13b.
763
C 28 § 106
Jugendgerichtsgesetz
§§ 106 – 112b
Milderung des allgemeinen Strafrechts fr Heranwachsende
(1) Ist wegen der Straftat eines Heranwachsenden das allgemeine Strafrecht anzuwenden, so kann das Gericht an Stelle von lebenslanger Freiheitsstrafe auf eine Freiheitsstrafe von zehn bis zu fnfzehn Jahren erkennen. (2) Das Gericht kann anordnen, dass der Verlust der Fhigkeit, çffentliche mter zu bekleiden und Rechte aus çffentlichen Wahlen zu erlangen (§ 45 Abs. 1 des Strafgesetzbuches), nicht eintritt. (3)–(7) . . .
Vierter Teil Sondervorschriften fr Soldaten der Bundeswehr § 112a
Anwendung des Jugendstrafrechts
Das Jugendstrafrecht (§§ 3 bis 32, 105) gilt fr die Dauer des Wehrdienstverhltnisses eines Jugendlichen oder Heranwachsenden mit folgenden Abweichungen: 1. Hilfe zur Erziehung im Sinne des § 12 darf nicht angeordnet werden. 2. Bedarf der Jugendliche oder Heranwachsende nach seiner sittlichen oder geistigen Entwicklung besonderer erzieherischer Einwirkung, so kann der Richter Erziehungshilfe durch den Disziplinarvorgesetzten als Erziehungsmaßregel anordnen. 3. Bei der Erteilung von Weisungen und Auflagen soll der Richter die Besonderheiten des Wehrdienstes bercksichtigen. Weisungen und Auflagen, die bereits erteilt sind, soll er diesen Besonderheiten anpassen. 4. Als ehrenamtlicher Bewhrungshelfer kann ein Soldat bestellt werden. Er untersteht bei seiner Ttigkeit (§ 25 Satz 2) nicht den Anweisungen des Richters. 5. Von der berwachung durch einen Bewhrungshelfer, der nicht Soldat ist, sind Angelegenheiten ausgeschlossen, fr welche die militrischen Vorgesetzten des Jugendlichen oder Heranwachsenden zu sorgen haben. Maßnahmen des Disziplinarvorgesetzten haben den Vorrang.
§ 112b
Erziehungshilfe durch den Disziplinarvorgesetzten
(1) Hat der Richter Erziehungshilfe (§ 112a Nr. 2) angeordnet, so sorgt der nchste Disziplinarvorgesetzte dafr, dass der Jugend764
Jugendgerichtsgesetz
§§ 112c – 112e
C 28
liche oder Heranwachsende, auch außerhalb des Dienstes, berwacht und betreut wird. (2) Zu diesem Zweck werden dem Jugendlichen oder Heranwachsenden Pflichten und Beschrnkungen auferlegt, die sich auf den Dienst, die Freizeit, den Urlaub und die Auszahlung der Besoldung beziehen kçnnen. Das Nhere wird durch Rechtsverordnung (§ 115) geregelt. (3) Die Erziehungshilfe dauert so lange, bis ihr Zweck erreicht ist. Sie endet jedoch sptestens, wenn sie ein Jahr gedauert hat oder wenn der Soldat zweiundzwanzig Jahre alt oder aus dem Wehrdienst entlassen wird. (4) Die Erziehungshilfe kann auch neben Jugendstrafe angeordnet werden.
§ 112c
Vollstreckung
(1) Der Vollstreckungsleiter erklrt die Erziehungsmaßregel nach § 112a Nr. 2 fr erledigt, wenn ihr Zweck erreicht ist. (2) Der Vollstreckungsleiter sieht davon ab, Jugendarrest, der wegen einer vor Beginn des Wehrdienstverhltnisses begangenen Tat verhngt ist, gegenber Soldaten der Bundeswehr zu vollstrecken, wenn die Besonderheiten des Wehrdienstes es erfordern und ihnen nicht durch einen Aufschub der Vollstreckung Rechnung getragen werden kann. (3) Die Entscheidungen des Vollstreckungsleiters nach den Abstzen 1 und 2 sind jugendrichterliche Entscheidungen im Sinne des § 83.
§ 112d
Anhçrung des Disziplinarvorgesetzten
Bevor der Richter oder der Vollstreckungsleiter einem Soldaten der Bundeswehr Weisungen oder Auflagen erteilt, die Erziehungsmaßregel nach § 112a Nr. 2 anordnet oder fr erledigt erklrt, von der Vollstreckung des Jugendarrestes nach § 112c Abs. 2 absieht oder einen Soldaten als Bewhrungshelfer bestellt, soll er den nchsten Disziplinarvorgesetzten des Jugendlichen oder Heranwachsenden hçren.
§ 112e
Verfahren vor Gerichten, die fr allgemeine Strafsachen zustndig sind
In Verfahren gegen Jugendliche oder Heranwachsende vor den fr allgemeine Strafsachen zustndigen Gerichten (§ 104) sind die §§ 112a, 112b und 112d anzuwenden. 765
C 28
Jugendgerichtsgesetz
§ 115
Fnfter Teil Schluss- und bergangsvorschriften ...
§ 115
Rechtsvorschriften der Bundesregierung ber den Vollzug 1
...
1
766
z. B. Verordnung ber den Vollzug von Freiheitsstrafe, Strafarrest, Jugendarrest und Disziplinararrest durch Behçrden der Bundeswehr – Bundeswehrvollzugsordnung (BwVollzO) R C 13a
Rechtsschutz
C 29a
Rechtsschutz a) Gewhrung von Rechtsschutz fr Bundesbedienstete – Neufassung – BMI v. 2. 12. 2005 – D I 3 211 481/11 – VMBl 2006 S. 103 – A. Die Gewhrung von Rechtsschutz nach Maßgabe der folgenden Regelungen ist Teil der dienstlichen Frsorge. Im Einvernehmen mit dem Bundesministerium der Finanzen bitte ich, bei der Gewhrung von Rechtsschutz fr Bundesbedienstete wie folgt zu verfahren: I. Voraussetzungen Ist gegen Bedienstete wegen einer dienstlichen Verrichtung oder eines Verhaltens, das mit einer dienstlichen Ttigkeit im Zusammenhang steht – ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft eingeleitet worden, – die çffentliche Klage im strafgerichtlichen Verfahren erhoben worden, – Privatklage (§ 374 Strafprozessordnung – StPO) erhoben worden, – der Erlass eines Strafbefehls beantragt worden oder – eine Untersuchung vor dem Seeamt eingeleitet worden, kann nach Maßgabe der folgenden Voraussetzungen auf schriftlichen Antrag ein zinsloses Darlehen fr die notwendigen Kosten der Rechtsverteidigung gewhrt werden. Sind alle Voraussetzungen erfllt, wird das Darlehen im Regelfall zu bewilligen sein. Entsprechendes gilt auch bei einem Bußgeldverfahren sowie bei zivil- und verwaltungsrechtlichen Streitigkeiten. Der Rechtsschutz ist von den Bediensteten frhzeitig nach Kenntnis des Verfahrensbeginns bei der entscheidungsbefugten Behçrde zu beantragen. Entscheidungsbefugte Behçrden im Sinne dieser Regelungen sind die Beschftigungsbehçrden, es sei denn, die oberste Dienstbehçrde hat etwas anderes bestimmt. 1
Beachte die besonderen Regelungen bei dienstlicher Ttigkeit im Ausland R C 29b
767
C 29a
Rechtsschutz
Voraussetzung für die Gewährung ist, dass a) ein dienstliches Interesse an einer zweckentsprechenden Rechtsverteidigung besteht (z. B. weil im Falle einer Verurteilung mit Schadenersatzansprüchen gegen den Bund zu rechnen wäre); ein derartiges Interesse ist in der Regel insbesondere bei Polizeivollzugsbeamtinnen und Polizeivollzugsbeamten und anderen Bediensteten gegeben, soweit sie Vollzugsaufgaben wahrnehmen oder in Wahrnehmung hoheitlicher Befugnisse Zwang ausüben, b) der Behörde die Gewährung des Rechtsschutzes zugemutet werden kann, insbesondere der Dienstherr nicht selbst das Verfahren in Gang gesetzt hat, c) der Umfang der von Bediensteten vorgenommenen Maßnahmen (z. B. Bestellung einer anwaltlichen Vertretung, Einholung eines Gutachtens) wegen der Eigenart der Sach- oder Rechtslage geboten erscheint, d) nach den Umständen des Falles anzunehmen ist, dass die Bedienstete oder den Bediensteten kein oder kein schweres Verschulden trifft, e) von anderer Seite primärer Rechtsschutz nicht zu erlangen ist und f) die Verauslagung der Kosten der Bediensteten oder dem Bediensteten nicht zugemutet werden kann. Für die Zumutbarkeit können u. a. die in der Regel zu erwartenden Kosten im Verhältnis zu den Bezügen (Dienstbezüge, die entsprechenden Entgelte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer des Bundes oder Erwerbseinkommen, Versorgungsbezüge und den Versorgungsbezügen gleichstehende Bezüge) bzw. zum Erwerbseinkommen herangezogen werden. Maßgebend ist der jeweilige Zeitpunkt der Antragstellung. Als nicht zumutbar gilt für Beschäftigte im Polizeivollzugsdienst und für andere Bedienstete, soweit sie Vollzugsaufgaben wahrnehmen oder in Wahrnehmung hoheitlicher Befugnisse Zwang ausüben sowie für vergleichbare Gruppen die Verauslagung von Kosten, wenn sie schriftlich erklären, die Kosten der Rechtsverteidigung nicht anderweitig geltend zu machen. Darüber hinaus kann ein Darlehen gewährt werden, wenn der oder die Bedienstete nach Überzeugung des Dienstherrn bzw. Arbeitgebers rechtmäßig gehandelt hat; in Ausnahmefällen kann ein Darlehen auch gewährt werden, wenn der Dienstherr bzw. Arbeitgeber die anwaltliche Vertretung im dienstlichen Interesse für notwendig erachtet. 768
Rechtsschutz
C 29a
Die Entscheidung über die Höhe des Darlehens trifft die entscheidungsbefugte Behörde nach pflichtgemäßem Ermessen. Die Entscheidung über die Darlehensgewährung bzw. die Höhe des Darlehensbetrages kann in besonderen Fällen abgeändert werden, wenn sich etwa die Erwägung zur Zumutbarkeit, vor allem zur wirtschaftlichen Situation der Bediensteten, nachträglich als unzutreffend erweisen oder wesentliche Änderungen zugunsten der Bediensteten eingetreten sind. Bedienstete im Sinne dieser Regelung sind Beamtinnen, Beamte und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer des Bundes und der bundesunmittelbaren Körperschaften, Anstalten und Stiftungen des öffentlichen Rechts sowie Richterinnen und Richter im Bundesdienst, Soldatinnen, Soldaten und frühere Angehörige dieser Personenkreise. Für Personen, die zum Bund in einem öffentlich-rechtlichen Amtsverhältnis stehen, gelten diese Regelungen entsprechend.
II. Umfang 1. Notwendige Kosten a)
Notwendige Kosten der Rechtsverteidigung sind die Gebühren und Auslagen (Vergütung), die für die anwaltliche Vertretung nach § 91 Abs. 2 der Zivilprozessordnung (ZPO) bzw. § 464a Abs. 2 StPO zu erstatten sind.
b)
Gegenstand des Rechtsschutzes sind die tatsächlich entstandenen und belegbaren notwendigen Auslagen im Sinne der Nr. 7000 bis 7008 der Vorbemerkung Nr. 7 der Anlage 1 (Vergütungsverzeichnis) zum Rechtsanwaltsvergütungsgesetz. Die Pauschale gem. Nr. 7002 des Vergütungsverzeichnisses ist stets zu berücksichtigen.
c)
Wird ein Verfahren gegen Bedienstete geführt, das nur teilweise dienstbezogen ist, so kommt Rechtsschutz nur für den dienstbezogenen Teil in Frage. Die dienstbezogenen Verfahrenskosten sind durch die Bediensteten darzulegen.
d)
Ein Überschreiten des gesetzlichen Gebührenrahmens kann nur ausnahmsweise unter folgenden Voraussetzungen berücksichtigt werden: − Bei der Überschreitung des gesetzlichen Gebührenrahmens haben die Bediensteten den Antrag auf Gewährung 769
C 29a
−
−
Rechtsschutz
eines Darlehens spätestens unmittelbar nach Beauftragung der anwaltlichen Vertretung, aber vor Abschluss der im Entwurf beizufügenden Honorarvereinbarung vorzulegen. Eine Überschreitung der gesetzlichen Gebühr kann nur dann als notwendig anerkannt und bei der Bemessung des Darlehens berücksichtigt werden, wenn dies nach der Berechnung der Angelegenheit sowie nach Umfang und Schwierigkeit der anwaltlichen Tätigkeit gerechtfertigt erscheint. Bei erheblicher Überschreitung des gesetzlichen Gebührenrahmens kann die Behörde ggf. von der Anwaltskammer eine Bestätigung über die Angemessenheit des Honorars einholen. Zahlungen dürfen erst nach Vorlage einer wirksamen Honorarvereinbarung geleistet werden.
e)
Ein Ausnahmefall, der die Bestellung einer auswärtigen Anwältin oder eines auswärtigen Anwalts als notwendig erscheinen lassen kann, kann dann vorliegen, wenn die Rechtsverteidigung so entscheidende Schwierigkeiten in sich birgt, dass die Rechte der Beschuldigten nur dann als gewahrt angesehen werden können, wenn sie durch eine Anwältin oder einen Anwalt vertreten werden, der mit der Materie besonders vertraut ist.
f)
Die Bestellung mehrerer Anwältinnen und Anwälte stellt einen außergewöhnlichen Ausnahmefall dar, der von der entscheidungsbefugten Behörde besonders eingehend zu prüfen ist und nur unter Anlegung eines strengen Maßstabes und mit einer ausführlichen Begründung berücksichtigt werden darf.
2. Eigenbeteiligung der Bediensteten Bedienstete haben sich grundsätzlich an den Kosten eines Verfahrens mit eigenen Mitteln im Rahmen eines angemessenen Eigenanteils zu beteiligen. Von einer Selbstbeteiligung kann im Einzelfall ausnahmsweise abgesehen werden. Dies gilt insbesondere in Fällen einer schwierigen wirtschaftlichen Situation, wenn das Verfahren selbst auf Umständen beruht, die sich der Dienstherr bzw. Arbeitgeber zurechnen lassen muss oder wenn die Bediensteten nach Auffassung des Dienstherrn rechtmäßig gehandelt haben. In der Regel kann bei Polizeivollzugsbeamtinnen, Polizeivollzugsbeamten und anderen Bediensteten, soweit sie Vollzugsaufgaben wahrnehmen oder in Wahrnehmung hoheitlicher Befugnisse Zwang ausüben sowie für vergleichbare Gruppen von einer Eigenbeteiligung abgesehen werden, es sei denn, sie werden verurteilt. 770
Rechtsschutz
C 29a
Die Entscheidung über die Höhe des Eigenanteils und des Darlehens kann in besonderen Fällen abgeändert werden, wenn sich etwa die Erwägungen zur Zumutbarkeit, vor allem zur wirtschaftlichen Situation der Bediensteten, nachträglich als unzutreffend erweisen oder wesentliche Änderungen zugunsten der Bediensteten eingetreten sind. Dies gilt auch im Hinblick auf die Entwicklung (Steigerung) der Verfahrenskosten. III. Rückzahlung des Darlehens Das Darlehen ist in angemessenen Raten zurückzuzahlen. Die entscheidungsbefugte Behörde setzt die Raten unter Berücksichtigung der persönlichen Verhältnisse der Bediensteten (Einkommenssituation, Schulden, Anzahl der zu versorgenden minderjährigen Kinder, Unterhaltsverpflichtungen) fest. Sind die Bediensteten im Strafverfahren freigesprochen worden oder wurde die Eröffnung des Hauptverfahrens abgelehnt oder das Verfahren eingestellt (§ 467 StPO), ist nach Vorlage einer endgültigen Abrechnung von einer Rückzahlung des Darlehens abzusehen. Von einer Rückzahlung kann abgesehen werden, wenn kein schweres Verschulden vorliegt oder das Strafverfahren eingestellt wurde oder ein auch nur außergerichtliches Verfahren gegen die Bediensteten auf einer vorsätzlich oder leichtfertig erstatteten unwahren Anzeige beruht (§ 469 StPO) oder eine Anzeige zurückgenommen wurde oder im Zivil- oder Verwaltungsstreitverfahren die Bediensteten im Ergebnis (z. B. auch entsprechende Vergleiche) obsiegt haben und eine vollständige Kostenerstattung von anderer Seite nicht zu erlangen ist. Die Bediensteten haben unmittelbar nach Kenntnis des Verfahrens- oder Prozessausgangs die entscheidungsbefugte Behörde zu unterrichten. IV. Nachträgliche Übernahme der Kosten Eine nachträgliche Übernahme der nachgewiesenen notwendigen Kosten und weiterer Kosten sowie eine Minderung des Eigenanteils des Beschäftigten durch die Dienststelle sind nur in besonders begründeten Fällen zulässig. Unkenntnis dieses Rundschreibens und seiner Regelungen genügt insoweit nicht. V. Buchung der Darlehen Die mit der Gewährung von Rechtsschutz verbundenen Ausgaben sind in den jeweiligen Einzelplänen aufzufangen; dies gilt auch für die Anwendung der Richtlinien für Untersuchungen vor dem Seeamt. 771
C 29a 1.
2.
Rechtsschutz
Es sind zu buchen: a) Darlehen bei Titel 443 01, b) zurückgezahlte Darlehen bei Titel 119 99 des Kapitels, aus dem das Darlehen gewährt wurde. Sind Antragstellerin und Antragsteller im Zeitpunkt der Entscheidung nach diesen Regelungen ehemalige Bedienstete bzw. ehemalige Amtsträger des Bundes, sind die Ausgaben aus dem Einzelplan 33 des Bundeshaushalts zu leisten. VI. Schutz von Rechten
Bedienstete, denen Rechtsschutz nach diesen Regelungen gewährt wird, verlieren hierdurch nicht ihre möglichen Ansprüche gegen den Bund nach § 2 Abs. 2 des Gesetzes über die Pflichtversicherung für Kraftfahrzeughalter in Verbindung mit § 150 Abs. 1 Satz 3 und 4 des Versicherungsvertragsgesetzes. Bedienstete behalten auch die auf allgemeinen Rechtsgrundsätzen über die Beschränkung der Arbeitnehmerhaftung beruhenden Ansprüche gegen ihre Dienstherrn oder Arbeitgeber auf Übernahme der notwendigen Kosten ihrer Rechtsverteidigung und auf Freistellung von den ihnen auferlegten gerichtlichen und außergerichtlichen Kosten. VII. Schlussbestimmungen ... Hierzu wird angeordnet: B. Ein dienstliches Interesse an einer zweckentsprechenden Rechtsverteidigung kann auch aus Fürsorgegründen anerkannt werden. C. Die Befugnis für die Entscheidungen im Sinne dieser Regelung übertrage ich 1. für den nachgeordneten Bereich auf a) das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung für die eigene Behörde, b) das Bundesamt für Wehrverwaltung für die eigene Behörde, für die Angehörigen des Militärischen Abschirmdienstes sowie für alle Dienststellen und Einheiten im Ausland, vorbehaltlich der Regelung gemäß Buchstabe d, 772
Rechtsschutz
C 29a
c)
2. 3.
4.
das Bundesamt für Informationsmanagement und Informationstechnik der Bundeswehr im Rahmen seiner Zuständigkeit als personalbearbeitende Dienststelle, d) die Bundeswehrverwaltungsstelle in den USA und Kanada für ihren regionalen Zuständigkeitsbereich, e) die Wehrbereichsverwaltungen für ihren regionalen Zuständigkeitsbereich, vorbehaltlich der Zuständigkeit des Bundesministeriums der Verteidigung (BMVg), des Bundesamtes für Wehrtechnik und Beschaffung, des Bundesamtes für Wehrverwaltung und der Bundeswehrverwaltungsstelle in den USA und Kanada. Für Angehörige des BMVg bleibt es bei meiner Zuständigkeit. Die zur Entscheidung zuständige Stelle bestimmt sich nach der dienstlichen Zugehörigkeit des Antragstellers im Zeitpunkt der Antragstellung. Frühere Angehörige stellen ihren Antrag bei der Wehrbereichsverwaltung, in deren Bereich sich ihr Wohnsitz befindet. Anträge von Soldatinnen und Soldaten, die nicht dem BMVg angehören, sind der zur Entscheidung zuständigen Stelle auf dem Dienstweg über die Division oder vergleichbare Kommandobehörde vorzulegen. Dem Antrag ist eine Stellungnahme der oder des Disziplinarvorgesetzten mit mindestens der Disziplinarbefugnis eines Bataillonskommandeurs beizufügen. D.
Die Zuständigkeit zur Entscheidung über eine Beschwerde einer Soldatin oder eines Soldaten richtet sich nach § 9 Abs. 1 Satz 2, § 23 Abs. 4 Satz 1 der Wehrbeschwerdeordnung 1 in Verbindung mit der ,,Allgemeinen Anordnung über die Übertragung von Zuständigkeiten zur Entscheidung über Beschwerden nach der Wehrbeschwerdeordnung im Bereich des Bundesministeriums der Verteidigung’’ (ZDv 14/3 C 202) 2. Bei der Entscheidung über den Widerspruch einer Beamtin oder eines Beamten ist nach § 172 des Bundesbeamtengesetzes 3 in Verbindung mit der ,,Allgemeinen Anordnung über die Übertragung von Zuständigkeiten im Widerspruchsverfahren und über die Vertretung bei Klagen aus dem Beamten- oder Wehrdienstverhältnis im Geschäftsbereich des 1 2 3
→ C 30 → C 33f → TbBwVerwaltung D 01
773
C 29a
Rechtsschutz
Bundesministeriums der Verteidigung’’ (VMBl 2006 S. 34) 1 zu verfahren. E. 1.
Es sind zu buchen: a) Darlehen bei Kapitel 1401 Titel 443 01 für den gesamten Geschäftsbereich des BMVg, b) Einnahmen aus Tilgungen von Darlehen bei Kapitel 1402 Titel 119 99.
2.
Sind die Antragstellerinnen oder Antragsteller im Zeitpunkt der Entscheidung nach diesen Regelungen ehemalige Bundesbedienstete oder Amtsträger des Bundes, sind die Ausgaben aus dem Einzelplan 33 des Bundeshaushalts zu leisten. Werden Darlehen zurückgezahlt, fließen sie dem Kapitel zu, aus dem sie gewährt wurden. F.
Werden Soldaten, die nach Maßgabe des Wehrpflichtgesetzes Wehrdienst leisten, verurteilt und liegt nur ein geringes Verschulden vor, können auch die ihnen entstandenen Kosten einer Nebenklage teilweise zu Lasten des Bundeshaushalts übernommen werden. G. Der Erlass vom 5. Januar 2000 − R I 5 − Az 39-72-07/01 (VMBl S. 44) wird aufgehoben. Der Hauptpersonalrat beim BMVg und der Gesamtvertrauenspersonenausschuss beim BMVg sind beteiligt worden. Die Hauptschwerbehindertenvertretung beim BMVg ist gehört worden. BMVg, 24. Mai 2006 PSZ III 1 − Az 23-01-00/190
1
774
→ C 35a
Rechtsschutz
C 29b
b) Rechtsschutz fr Bundesbedienstete bei dienstlicher Ttigkeit im Ausland
A. Das Bundesministerium des Innern hat die Richtlinien fr die Gewhrung von Rechtsschutz fr Bundesbedienstete bei dienstichen Ttigkeiten im Ausland neu gefasst. Das Rundschreiben des Bundesministeriums des lnnern vom 24. Oktober 2008 – D 6 – 211 461/l – hat folgenden Wortlaut: „Fr dienstliche Ttigkeiten von Bundesbediensteten im Ausland gilt das Rundschreiben vom 2. Dezember 2005 – D I 3 – 211– 481/11 mit folgender Maßgabe: Werden Bundesbedienstete wegen einer dienstlichenTtigkeit im Ausland einer Straftat gegen das Leben oder die kçrperliche Unversehrtheit beschuldigt oder verdchtigt, trgt der Bund die notwendigen Kosten ihrer strafrechtlichen Rechtsverteidigung. Der Anspruch entsteht bereits dann, wenn staatsanwaltschaftliche Ermittlungen zu erwarten sind. Der Anspruch bleibt unberhrt von etwaigen Ansprchen auf Rechtsschutz von dritter Seite, soweit die Summe der Erstattungen die Aufwendungen nicht bersteigt. Bei Gewhrung von Rechtsschutz nach diesen Grundstzen gilt: 1. Der Anspruch entfllt rckwirkend, wenn die oder der Bundesbedienstete fr die Tat wegen vorstzlicher Straftat gegen das Leben oder die kçrperliche Unversehrtheit verurteilt wird. Fr die Rckzahlung vom Bund geleisteter Zahlungen gilt Nummer III Satz 2 des Bezugsrundschreibens in sinngemßer Anwendung. 2. Zustndig ist die oberste Dienstbehçrde. Eine bertragung der Entscheidungsbefugnis ist zulssig. Der zustndige Dienstvorgesetzte soll Betroffene bei der Wahrnehmung ihrer Rechte untersttzen. Auf Verlangen haben Bedienstete ber Aufwendungen und Erstattungen von dritter Seite Rechenschaft abzulegen. Die Nummern II. 2. bis IV. des Bezugsrundschreibens finden keine Anwendung.“ Hierzu wird angeordnet:
1
R C 29a
775
C 29b
Rechtsschutz
B. 1. Die Festlegung/Entscheidung ber die zu gewhrenden finanziellen Leistungen fr die Inanspruchnahme einer Rechtsanwltin oder eines Rechtsanwaltes trifft die oder der Disziplinarvorgesetzte ggf. nach Rcksprache mit der Rechtsberaterin bzw. dem Rechtsberater vor Ort. Die Einsatzwehrverwaltung weist die erforderlichen Finanzmittel zu. 2. Im Falle von Handlungen oder Unterlassungen gemß Abschnitt A Nr. 1 sind die betroffenen Bundeswehrangehçrigen durch die ermittelnden Disziplinarvorgesetzten oder die Rechtsberaterin/den Rechtsberater unverzglich ber das Recht zu belehren, sich anwaltlich beraten zu lassen. Ihnen ist der Rat zu geben, anwaltliche Beratung in Anspruch zu nehmen. Dabei ist ihnen eine Liste von Fachanwltinnen und Fachanwlten fr Strafrecht der Rechtsanwaltskammer ihres Heimat- und/oder ihres inlndischen Dienstortes bzw. des Ortes oder des Bezirks der zustndigen Staatsanwaltschaft zu bergeben.
C. Hinsichtlich der Zustndigkeit fr die Gewhrung von Rechtsschutz im Ausland sofern es sich nicht um Einsatzgebiete handelt, verbleibt es bei den bisherigen unter Abschnitt C getroffenen Regelungen des Erlasses „Gewhrung von Rechtsschutz fr Bundesbedienstete“ (VMBl 2006 S. 104 f.).1
D. Fr die Gewhrung von Rechtsschutz fr dienstliche Ttigkeiten von Bundeswehrangehçrigen im Inland gelten die Regelungen des Erlasses „Gewhrung von Rechtsschutz fr Bundesbedienstete“ (VMBl 2006 S.103 ff.)1 unverndert. Fernschreiberlass BMVg PSZ III 1 vom 3. November 2008, 15.10 Uhr, mbh 2240 i.d.F. der 1. nd. vom 4. November 2008 - Az 23-01-00/-190, mbh 2242 1 2
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R C 29a Beachte ferner: BMVg/F S I, G1-/A1-Information „Ermittlungen in besonderen Auslandsverwendungen und Aufgaben der Disziplinarvorgesetzten, erweiterter Rechtsschutz“ vom 25. November 2008.
WBO
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Wehrbeschwerdeordnung (WBO) in der Fassung der Bekanntmachung vom 22. Januar 2009 BGBl I S. 8; VMBl 2009 S. 3 ZDv 14/3 C 201 Literatur-Hinweise: 1. Bachmann, „Beschwerden wegen eines pflichtwidrigen Verhaltens“ in NZWehrr 04, 45 2. Dau, „Die Neuregelungen der Wehrbeschwerdeordnung durch das Wehrrechtsnderungsgesetz 2008“ in NVwZ 09, 22 3. Dau, Wehrbeschwerdeordnung, Kommentar, Mnchen, 5. Aufl. 2009 (Vahlen-Verlag) 4. Gronimus, „Die neue Wehrbeschwerdeordnung – auch eine Transformation der Bundeswehr“ in NZWehrr 09, 89 5. Lingens, Disziplinarvorgesetzter und Beschwerdefhrer, Praxis-Handbuch Beschwerderecht, Regensburg, 5. Aufl. 2009 (Walhalla Fachverlag) 6. Lingens, „Zur ergnzenden Anwendung der VwGO im Wehrbeschwerdeverfahren in NZWehrr 03, 167 7. ZDv 14/3 A, Einfhrung Wehrbeschwerderecht
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I n h a l t s b e r s i ch t Beschwerderecht Verbot der Benachteiligung Wirkung der Beschwerde Vermittlung und Aussprache Einlegung der Beschwerde Frist und Form der Beschwerde Fristversumnis Zurcknahme der Beschwerde Zustndigkeit fr den Beschwerdebescheid Vorbereitung der Entscheidung Beschwerden bei abgesetzten Truppenteilen Beschwerdebescheid Inhalt des Beschwerdebescheides Umfang der Untersuchung Verfahren bei Beendigung des Dienstverhltnisses Weitere Beschwerde Notwendige Aufwendungen und Kosten im vorgerichtlichen Verfahren § 17 Antrag auf Entscheidung des Truppendienstgerichts § 18 Verfahren des Truppendienstgerichts § 19 Inhalt der Entscheidung § 20 Notwendige Aufwendungen und Kosten im Verfahren vor dem Truppendienstgericht § 21 Entscheidungen des Bundesministers der Verteidigung § 22 Entscheidungen der Inspekteure § 22a Rechtsbeschwerde § 22b Nichtzulassungsbeschwerde § 23 Verwaltungsgerichtliches Vorverfahren § 23a Ergnzende Vorschriften § 24 Inkrafttreten §1 §2 §3 §4 §5 §6 §7 §8 §9 § 10 § 11 § 12 § 13 § 14 § 15 § 16 § 16a
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Vorbemerkung: 1.
Bereits durch die Rechtsschutzgarantie des Art. 19 Abs. 4 GG (R A 10) wird dem Soldaten das Recht gewhrleistet, rechtswidrige belastende Maßnahmen durch ein unabhngiges Gericht berprfen zu lassen. Grundstzlich bestimmt § 82 SG (C 01), dass fr Klagen aus dem Wehrdienstverhltnis der Rechtsweg zu den Verwaltungsgerichten erçffnet ist, soweit nicht ein anderer Rechtsweg besonders festgelegt ist. Dies ist durch § 17 WBO erfolgt, der fr Maßnahmen aus dem militrischen ber- und Unterordnungsverhltnis (Vorgesetzter – Untergebener) den Rechtsweg zu den Wehrdienstgerichten bestimmt.
2.
Unabhngig von der fçrmlichen Beschwerde nach der Wehrbeschwerdeordnung stehen dem Soldaten weitere Rechtsschutzmçglichkeiten zur Verfgung: Meldung, Gegenvorstellung, Dienstaufsichtsbeschwerde, Petition an den Deutschen Bundestag (Petitionsausschuss), Eingabe an den Wehrbeauftragten (R A 20, A 21). Die letzte, regelmßig nach Ausschçpfung des Rechtsweges erçffnete Mçglichkeit, Rechtsschutz zu erhalten, hat der Soldat durch eine Verfassungsbeschwerde an das Bundesverfassungsgericht. Selbstverstndlich kann der Soldat auch von seinem Recht zur Strafanzeige an die Strafverfolgungsbehçrden Gebrauch machen.
3.
Mit Wirkung vom 01.02.2009 sind aufgrund des WehrRndG 2008 vom 31. Juli 2008 (R BGBl. I S. 1629) einige wichtige Neuregelungen der WBO in Kraft getreten. Der Text der Anmerkungen bercksichtigt weitgehend die „amtliche“ Gesetzesbegrndung (R BTDrs 16/7955).
4.
Die WBO rumt jedem Soldaten ein umfassendes Beschwerderecht ein. Er kann sich gegen jede unrichtige Behandlung von Vorgesetzten und Dienststellen und jedes pflichtwidrige Verhalten von Kameraden beschweren. Mit der Wehrbeschwerde kann er die Nachprfung eines persçnlichen Verhaltens wie auch die Nachprfung einer Maßnahme auf Rechtmßigkeit und Zweckmßigkeit erreichen.
5.
Mit der Wahrnehmung des Rechts zur Beschwerde dient der Soldat nicht nur der Durchsetzung seiner eigenen Rechte, er trgt auch zur Aufrechterhaltung und Wiederherstellung der militrischen Ordnung bei. Misstnde, Stçrungsquellen, unzulngliche Kameradschaft werden hierdurch bekannt und geben den Vorgesetzten Gelegenheit, rechtzeitig fr Abhilfe zu sorgen. Sofern keine eigene „Beschwer“ vorliegt, empfiehlt 779
C 30 6.
7.
8.
§ 1
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§1
sich regelmßig die Meldung, da eine Beschwerde sonst als unzulssig zurckgewiesen werden muss. Es gibt keine Pflicht zur Beschwerde, aber einen besonderen Schutz des Beschwerderechts. Der Soldat darf wegen der Beschwerdeeinlegung nicht benachteiligt werden. Der Disziplinarvorgesetzte macht sich strafbar, wenn er Beschwerden unterdrckt R § 35 WStG (C 20). Die Beschwerde ist als fçrmlicher Rechtsbehelf an bestimmte Zulssigkeitsvoraussetzungen gebunden. Sie muss innerhalb einer bestimmten (durch das WehrRndG 2008 nunmehr auf einen Monat verlngerten) Frist, in einer bestimmten Form und bei den zustndigen Stellen eingelegt werden; der Soldat muss eine persçnliche Beschwer vortragen. Die Beschwerde darf nicht gemeinschaftlich erhoben werden. Schaubilder zum Beschwerderecht und den weiteren Rechtsschutzmçglichkeiten R C 31.
Beschwerderecht
(1) Der Soldat kann sich beschweren, wenn er glaubt, von Vorgesetzten oder von Dienststellen der Bundeswehr unrichtig behandelt oder durch pflichtwidriges Verhalten von Kameraden verletzt zu sein. Das Beschwerderecht der Vertrauensperson regelt das Soldatenbeteiligungsgesetz. (2) Der Soldat kann die Beschwerde auch darauf sttzen, daß ihm auf einen Antrag innerhalb eines Monats kein Bescheid erteilt worden ist. (3) Nach Beendigung eines Wehrdienstverhltnisses steht dem frheren Soldaten das Beschwerderecht zu, wenn der Beschwerdeanlass in die Wehrdienstzeit fllt. (4) Gemeinschaftliche Beschwerden sind unzulssig. Insoweit wird das Petitionsrecht nach Artikel 17 des Grundgesetzes eingeschrnkt. Anmerkung: 1. Durch § 1 Abs. 1 WBO ergibt sich fr den Soldaten eine Vielfalt von Beschwerdemçglichkeiten, die einerseits durch die Aufspaltung des Rechtsweges zu den Wehrdienstgerichten R § 62 WDO (C 10) und den Verwaltungsgerichten R § 59 SG (C 01), § 17 WBO und andererseits durch den unterschiedlich geregelten beschwerderechtlichen Instanzenzug (Schema R C 31a bis C 31c) nicht einheitlich behandelt werden kçnnen. 780
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§1
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2. Fr die richtige Bearbeitung von Beschwerden empfiehlt sich eine Dreiteilung der Beschwerdegegenstnde in a) truppendienstliche Beschwerden, b)
Verwaltungsbeschwerden,
c)
Disziplinarbeschwerden.
Zu a) Der truppendienstliche Beschwerdeweg fhrt grundstzlich ber Beschwerde und weitere Beschwerde zu den Wehrdienstgerichten. Zu den truppendienstlichen Angelegenheiten gehçren –
Maßnahmen von Vorgesetzten/Dienststellen (z. B. Befehle, Versetzung, Kommandierung, Dienstpostenwechsel, Ablçsung vom Studium, Prfungen, Beurteilungen, Verbot der Ausbung des Dienstes, Ablehnung von Antrgen auf Genehmigung von Urlaub oder Nebenttigkeit) und
–
pflichtwidriges Verhalten von Kameraden (z. B. Beleidigung, Kçrperverletzung, unterlassene Untersttzung/Hilfe). Die Rge pflichtwidrigen Verhaltens eines Kameraden kann jedoch nicht zum Gegenstand eines Antrages an das Wehrdienstgericht gemacht werden R § 17 Abs. 1 Satz 1.
Zu b) In Verwaltungsangelegenheiten fhrt der Beschwerdeweg nur ber eine Beschwerdeinstanz (weitere Beschwerde ist nicht statthaft) zu den Verwaltungsgerichten. Hierzu gehçren –
die Bundeswehrverwaltungsangelegenheiten, die von Dienststellen der Bundeswehrverwaltung (BwDLZ, WBV) wahrgenommen werden (z. B. Gebhrnisse, Beihilfe, Leistungsbescheide, Unterkunfts- und Liegenschaftsangelegenheiten), Reisekosten, Verpflegungskosten, Wehrsold, Aufwandsentschdigungen),
–
allgemeine Verwaltungsangelegenheiten und Statusangelegenheiten (z. B. Zulagen, Vergtungen, Verlust der Dienstbezge, Zusage Umzugskostenvergtung, Ernennung, Entlassung, unterlassene Befçrderung R C 32 b).
Zu c) Die Disziplinarbeschwerde ist in § 42 WDO (R C 10) gesondert geregelt. Gegen einfache Disziplinarmaßnahmen (mit Ausnahme des Disziplinararrestes), die von Disziplinarvorgesetzten verhngt worden sind, und vorlufige Festnahmen (R § 21 781
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§1
WDO) steht dem Soldaten die Beschwerde an den nchsthçheren Disziplinarvorgesetzten und die weitere Beschwerde an das Wehrdienstgericht zu. Gegen Disziplinararrest ist unmittelbar die Beschwerde an das Wehrdienstgericht erçffnet (Schema R C 31e). Merke: Beschwerde gegen Vollstreckungsmodalitten ist hingegen eine truppendienstliche Beschwerde. Beispiel: Soldat trgt vor, er sehe ein, dass er eine Ausgangsbeschrnkung verdient habe, aber er verstehe nicht, warum seine Bitte, den Beginn der Vollstreckung um zwei Tage wegen dringender Familienangelegenheiten zu verschieben, nicht erfllt worden sei. Merke: Es gibt nur ein Beschwerderecht des gemaßgeregelten Soldaten. Der verhngende Disziplinarvorgesetzte kann sich nicht etwa deshalb beschweren, weil seine Maßnahme aufgehoben oder abgendert worden ist. 3. Durch das SBG (R C 55a) ist erstmals auch der Vertrauensperson (frher prgnanter als „Vertrauensmann“ bezeichnet) ein Beschwerderecht eingerumt worden, wenn sie glaubt, wegen ihrer Ttigkeit als Vertrauensperson benachteiligt oder in der Ausbung dieses Amtes behindert zu werden (R § 16 SBG). Beschwerden gegen die Vertrauensperson R § 17 SBG (C 55a). 4. In Absatz 2 wird die Unttigkeit als Unterfall der unrichtigen Behandlung gesondert geregelt. Beispiel: Antrag auf Urlaub, auf Erteilung der Genehmigung zur Ausbung einer Nebenttigkeit. Nach Ablauf eines Monats nach Einlegung des Antrages kann der Soldat die Entscheidung der nchsthçheren Stelle durch Einlegung der Beschwerde erreichen. Unerheblich ist, aus welchen Grnden der zustndige Vorgesetzte nicht entschieden hat. Es wird nur in der Sache, nicht ber die Sumigkeit entschieden R § 13 Abs. 1 Satz 5 WBO. Zur sog. „weiteren Unttigkeitsbeschwerde“ R § 16 Abs. 2. 5. Das Verbot des § 1 Abs. 3 WBO a.F., wonach gegen dienstliche Beurteilungen eine Beschwerde nicht stattfand, wurde durch das WehrRndG 2008 aufgehoben. Bei Verstçßen gegen Verfahrensvorschriften ist knftig ein Beschwerderecht gegeben. Die wesentlichen Beschwerdegrnde sind in der ZDv 20/6 Nr. 1102 (C 07) aufgefhrt. 782
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§2
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hnlich wie Beschwerden gegen Beurteilungen sind auch Beschwerden gegen Prfungsentscheidungen zu behandeln. Auch hier ist das eigentliche Werturteil des Prfers nicht beschwerdefhig. Beschwerdegrnde kçnnen vielmehr nur die Verletzung allgemein gltiger Bewertungsmaßstbe oder von Verfahrensbestimmungen bzw. die Verwertung falscher Tatsachen oder sachfremder Erwgungen sein. Durch § 1 Abs. 3 WBO n.F. wird nunmehr klargestellt, dass auch nach Beendigung eines Wehrdienstverhltnisses dem frheren Soldaten das Beschwerderecht noch zusteht, wenn der Beschwerdeanlass in die Wehrdienstzeit fllt (R C 33c). 6. Das Verbot der gemeinschaftlichen Beschwerde ist durch Artikel 17a GG (R A 10) verfassungsrechtlich abgesichert. Der Soldat soll fr sein Anliegen alleinverantwortlich und persçnlich eintreten. Darber hinaus liegt dem Verbot der Gedanke zu Grunde, dass Sammelbeschwerden geeignet sind, Unruhe unter den Soldaten zu wecken und Disziplinwidrigkeiten zu fçrdern. Unzulssige Beschwerden liegen daher vor, wenn – eine Beschwerdeschrift von mehreren Soldaten unterzeichnet ist, – mehrere Soldaten eine gemeinsame Beschwerdeschrift gegen ihren Zugfhrer verfassen, auch wenn sie inhaltlich verschiedene und gesondert unterschriebene Sachverhalte enthlt, – mehrere Soldaten getrennte Beschwerdeschriften mit gleichlautendem Text einlegen. Zulssig ist es aber, wenn mehrere Soldaten denselben Sachverhalt zum Gegenstand einer eigenstndigen Beschwerde machen. Auch kann sich ein Soldat der Hilfe eines in der Formulierung gewandten Kameraden bedienen.
§ 2
Verbot der Benachteiligung
Niemand darf dienstlich gemaßregelt oder benachteiligt werden, weil seine Beschwerde nicht auf dem vorgeschriebenen Weg oder nicht fristgerecht eingelegt worden ist oder weil er eine unbegrndete Beschwerde erhoben hat. Anmerkung: 1. Das Benachteiligungsverbot schtzt den Soldaten vor dienstlichen Nachteilen, wenn er 783
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§3
–
Form- und Fristvorschriften nicht eingehalten hat: Beispiel: Soldat legt die Beschwerde bei einem Vorgesetzten ein, den er flschlicherweise als den fr die Beschwerdeentscheidung zustndigen Vorgesetzten angesehen hat. Die Einhaltung des Dienstweges ist im Beschwerdeverfahren nicht vorgeschrieben; oder – eine unbegrndete Beschwerde erhoben hat. Das Benachteiligungsverbot verhindert natrlich nicht, dass derartige Beschwerden als unzulssig oder unbegrndet zurckgewiesen werden (R § 12 Abs. 3 WBO). 2. Das Benachteiligungsverbot schtzt den Soldaten auch nicht vor disziplinarer Maßregelung oder strafrechtlicher Bestrafung, wenn in der Beschwerde vorstzlich oder leichtfertig unwahre Angaben gemacht werden, oder wenn der Soldat sich in beleidigender, gehssiger oder krnkender Weise ber Vorgesetzte ußert R C 33 g). Dem Beschwerdefhrer wird man allerdings zubilligen mssen, dass er sein Anliegen nachdrcklich, in freimtiger und offener Kritik sowie mit einer gewissen Leidenschaft vertritt. Zulssig: „Die Maßnahme ist fehlerhaft, rechtswidrig“; auch noch: „Der Vorgesetzte ist selbstherrlich und ohne dienstliche Begrndung ttig geworden“. Unzulssig dagegen: „Die Vorgesetzten zeigen eine korrupte Handlungsweise“ oder: „Unser Kompaniechef ist ein arroganter Schwachkopf“.
§ 3
Wirkung der Beschwerde
(1) Die Beschwerde in truppendienstlichen Angelegenheiten hat keine aufschiebende Wirkung. Die Einlegung der Beschwerde befreit insbesondere nicht davon, einen Befehl, gegen den sich die Beschwerde richtet, auszufhren. § 11 des Soldatengesetzes bleibt unberhrt. (2) Die fr die Entscheidung zustndige Stelle prft auch ohne Antrag des Beschwerdefhrers, ob die Ausfhrung des Befehls oder die Vollziehung einer Maßnahme bis zur Entscheidung ber die Beschwerde auszusetzen ist oder andere einstweilige Maßnahmen zu treffen sind. Wird ein entsprechender Antrag abgelehnt, kann der Beschwerdefhrer die Entscheidung des Wehrdienstgerichts beantragen. 784
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§4
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Anmerkung: 1. Grundstzlich kann zwar der Brger bei Rechtsstreitigkeiten mit der çffentlichen Verwaltung davon ausgehen, dass durch einen Rechtsbefehl der Vollzug der angegriffenen Maßnahme zunchst bis zum Abschluss des Verfahrens hinausgeschoben wird. Demgegenber hat die Beschwerde in truppendienstlichen Angelegenheiten keine aufschiebende Wirkung, da die Aufrechterhaltung der militrischen Ordnung grundstzlich die sofortige Vollziehbarkeit truppendienstlicher Maßnahmen erfordert. Insbesondere mssen verbindliche Befehle sofort ausgefhrt werden R § 11 SG (C 01). Eine Ausnahme gilt bei Disziplinarbeschwerden R § 42 Nr. 2 WDO (R C 10). Bei Beschwerden in Verwaltungsangelegenheiten R § 23 Abs. 6. 2. Die Neufassung des Abs. 2 durch das WehrRndG 2008 macht deutlich, dass die Beschwerdestelle nicht nur befugt ist, die Vollziehung einer Maßnahme auszusetzen bzw. andere einstweilige Maßnahmen zu treffen, sondern dass sie verpflichtet ist, die Notwendigkeit solcher Maßnahmen in jedem Verfahrensstadium vom Amts wegen zu prfen. Beispiel: Auflçsen einer Stubengemeinschaft bei stndigen Streitereien, Ablçsung vom Dienstposten oder Kommandierung bei schweren Missgriffen und stndigen Fehlentscheidungen. Es bleibt dem Beschwerdefhrer unbenommen, auf eine solche Eilentscheidung durch einen Antrag hinzuwirken. Wird diesem Antrag nicht oder nur teilweise entsprochen, kann er die Eilentscheidung des zustndigen Wehrdienstgerichts beantragen, das dann nach Maßgabe des § 17 Abs. 6 entscheidet.
§ 4
Vermittlung und Aussprache
(1) Der Beschwerdefhrer kann vor Einlegung der Beschwerde einen Vermittler anrufen, wenn er sich persçnlich gekrnkt fhlt und ihm ein gtlicher Ausgleich mçglich erscheint. (2) Der Vermittler darf frhestens nach Ablauf einer Nacht und muss innerhalb einer Woche, nachdem der Beschwerdefhrer von dem Beschwerdeanlass Kenntnis erhalten hat, angerufen werden. (3) Als Vermittler whlt der Beschwerdefhrer einen Soldaten, der sein persçnliches Vertrauen genießt und an der Sache selbst nicht beteiligt ist. Der als Vermittler Angerufene darf die Durchfhrung der Vermittlung nur aus wichtigem Grund ablehnen. Unmittelbare Vorgesetzte des Beschwerdefhrers oder desjenigen, ber den die 785
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WBO
§5
Beschwerde gefhrt wird (Betroffener), drfen die Vermittlung nicht bernehmen. (4) Der Vermittler soll sich in persçnlichem Benehmen mit den Beteiligten mit dem Sachverhalt vertraut machen und sich um einen Ausgleich bemhen. (5) Bittet der Beschwerdefhrer den Betroffenen vor der Vermittlung oder an Stelle einer Vermittlung um eine Aussprache, hat der Betroffene ihm Gelegenheit zur Darlegung seines Standpunktes zu geben. (6) Der Lauf der Beschwerdefrist wird durch eine Vermittlung oder eine Aussprache nicht gehemmt. Anmerkung: 1. Die Vermittlung ist nur in den Fllen mçglich, in denen der Beschwerdefhrer sich persçnlich gekrnkt fhlt und sich deshalb beschweren will. Diese Krnkung kann von einem Vorgesetzten oder einem Kameraden ausgehen. In der Regel wird es sich um beleidigende ußerungen handeln. Die Vermittlung ist nur statthaft, sofern noch keine Beschwerde eingelegt worden ist. 2. Grundstzlich ist jeder Soldat zur bernahme der Vermittlung verpflichtet. Zur Vermittlung durch die Vertrauensperson R § 31 SBG (C 55a).
§ 5
Einlegung der Beschwerde
(1) Die Beschwerde ist bei dem nchsten Disziplinarvorgesetzten des Beschwerdefhrers einzulegen. Ist fr die Entscheidung eine andere Stelle zustndig, kann die Beschwerde auch dort eingelegt werden. (2) Soldaten in stationrer Behandlung in einem Bundeswehrkrankenhaus kçnnen Beschwerden auch bei dem Chefarzt des Bundeswehrkrankenhauses einlegen. Soldaten, die sich zum Zweck der Vollstreckung in Vollzugseinrichtungen der Bundeswehr befinden, kçnnen Beschwerden auch bei den Vollzugsvorgesetzten einlegen. (3) Ist der nchste Disziplinarvorgesetzte oder sind die in Absatz 2 genannten Stellen nicht selbst zur Entscheidung ber eine bei ihnen eingelegte Beschwerde zustndig, haben sie diese unverzglich der zustndigen Stelle unmittelbar zuzuleiten. Anmerkung: 1. Sinn der Vorschrift des § 5 WBO ist es, dem Soldaten die Einlegung der Beschwerde so einfach wie mçglich zu machen. Der 786
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§6
C 30
Soldat sollte Beschwerde, weitere Beschwerde und den Antrag an das Wehrdienstgericht (R § 17 Abs. 4) stets bei seinem nchsten Disziplinarvorgesetzten einlegen, da er dadurch in jedem Fall die Frist wahrt. Der Kompaniechef ist „Briefkasten“ fr alle Beschwerden. Weitere Beschwerdeadressaten: – Die fr die Beschwerdeentscheidung zustndige Stelle (bei der Beschwerde gegen Disziplinararrest ist das das zustndige Wehrdienstgericht), – bei der Verwaltungsbeschwerde die erstentscheidende Stelle R § 23, – Sonderflle bei Aufenthalt im Bundeswehrkrankenhaus und in Vollzugseinrichtungen R ZDv 14/10 Nr. 303 (C 13b), bei abgesetzten Truppenteilen oder an Bord von Schiffen R § 5 Abs. 2, § 11. 2. Der Vorgesetzte muss die Beschwerde entgegennehmen, also auch dann, wenn der Soldat die Beschwerde z. B. mndlich einlegen will. Ist die Beschwerde eingelegt, so prft der Vorgesetzte, wer fr die Entscheidung ber die Beschwerde zustndig ist, und leitet diesem die Beschwerde unmittelbar, also ohne Einhaltung des Dienstweges, und unverzglich zu. 3. Ob der Vorgesetzte, der eine bei ihm eingelegte Beschwerde an die zustndige Stelle abgibt, zu der Beschwerde Stellung nimmt oder nicht, kommt auf die Art der Beschwerde an. In den meisten Fllen wird sich eine Stellungnahme auf eine ußerung zur Person des Beschwerdefhrers und, soweit vorhanden, auf eigene Wahrnehmungen zur Sache beschrnken. Falls bei dem Vorfall, der Gegenstand der Beschwerde ist, auch andere Soldaten anwesend waren, wird er deren Name und Anschrift angeben.
§ 6
Frist und Form der Beschwerde
(1) Die Beschwerde darf frhestens nach Ablauf einer Nacht und muß innerhalb eines Monats eingelegt werden, nachdem der Beschwerdefhrer von dem Beschwerdeanlaß Kenntnis erhalten hat. (2) Die Beschwerde ist schriftlich oder mndlich einzulegen. Wird sie mndlich vorgetragen, ist eine Niederschrift zu fertigen, die der Aufnehmende unterschreiben muß und der Beschwerdefhrer unterschreiben soll. Von der Niederschrift ist dem Beschwerdefhrer auf Verlangen eine Abschrift auszuhndigen. 787
C 30
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Anmerkung: 1. Die Beschwerde kann schriftlich oder mndlich eingelegt werden. Die Beschwerde sollte enthalten: Name, Truppenteil/ Dienststelle, Beschwerdegegenstand, eigenhndige Unterschrift. Eine Begrndung muss nicht beigefgt werden. Im eigenen Interesse sollte der Beschwerdefhrer jedoch den Zeitpunkt des Beschwerdeanlasses und den Zeitpunkt der Kenntniserlangung sowie Einzelheiten des Sachverhaltes auffhren. Die Beschwerde kann auch fernschriftlich, telegrafisch oder per Telefax, nicht jedoch fernmndlich erhoben werden. 2.
Zur Vertretung R C 33 b).
3. Das Recht zur mndlichen Einlegung gibt dem Beschwerdefhrer grundstzlich ein hçchstpersçnliches Vortragsrecht bei seinem Disziplinarvorgesetzten. Mit der Fertigung der Niederschrift kann jedoch ein anderer Offizier oder der Kompaniefeldwebel beauftragt werden. Zweckmßigerweise wird eine Schreibkraft zugezogen. Durch seine Unterschrift besttigt der Beschwerdefhrer, dass er mit der Niederschrift einverstanden ist. Er kann auch Berichtigungen vornehmen und diese abzeichnen. Verweigert der Beschwerdefhrer die Unterschrift, kann ihm nicht befohlen werden, zu unterschreiben. 4. Maßgeblich fr den Beginn der Beschwerdefrist ist der Zeitpunkt der Kenntniserlangung vom Beschwerdeanlass. Wurde z. B. ein Leistungsbescheid zugestellt, muss der Soldat auch die Zustellungsfiktion nach den Vorschriften des Verwaltungszustellungsgesetzes (R C 44a) gegen sich gelten lassen. Kenntnis von der Maßnahme und Kenntnis vom Beschwerdeanlass kçnnen auseinander fallen. Beispiel: Soldat erfhrt erst nach Aushndigung der Versetzungsverfgung von den ihn belastenden Hintergrnden der Maßnahme. 5. Die Nachtfrist soll den Soldaten vor bereilten Schritten schtzen. Zum Verfahren bei verfrht eingelegten Beschwerden R ZDv 14/3 C 211. Die Frist, innerhalb derer die Beschwerde sptestens eingelegt werden muss, wurde durch das WehrRndG 2008 von zwei Wochen auf einen Monat verlngert. Fllt das Ende der Frist auf einen Sonnabend, Sonntag oder Feiertag, luft die Frist erst an dem darauf folgenden Werktag ab (§ 31 Abs. 3 Satz 1 Verwaltungsverfahrensgesetz R C 39). 788
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§§ 7 – 8
C 30
Beispiel: Erlangt ein Soldat am Dienstag, den 01.09.2009, Kenntnis vom Beschwerdeanlass, beginnt die Monatsfrist am Mittwoch, den 02.09.2009, zu laufen und endet am Donnerstag, den 01.10.2009, 24:00 Uhr.
§ 7
Fristversumnis
(1) Wird der Beschwerdefhrer an der Einhaltung einer Frist durch militrischen Dienst, durch Naturereignisse oder andere unabwendbare Zuflle gehindert, luft die Frist erst zwei Wochen nach Beseitigung des Hindernisses ab. (2) Als unabwendbarer Zufall ist auch anzusehen, wenn eine vorgeschriebene Rechtsbehelfsbelehrung unterblieben oder unrichtig ist. Anmerkung: 1. § 7 gewhrt dem Soldaten, der an der Einhaltung der Beschwerdefrist durch unabwendbare Ereignisse gehindert ist, eine Fristverlngerung. Als Sondervorschrift fr das Wehrbeschwerdeverfahren schließt § 7 die Vorschriften ber die „Wiedereinsetzung in den vorigen Stand“ in anderen Verfahrensordnungen aus. Dem Soldaten bleiben nach Sinn und Zweck der Vorschrift stets zwei Wochen nach Beseitigung des Hindernisses. 2. Unabwendbare Ereignisse kçnnen ber die im Gesetz genannten Beispiele hinaus sein: Unflle, berraschende schwere Krankheit, Stçrungen in der Postzustellung durch Streik und hnliches.
§ 8
Zurcknahme der Beschwerde
(1) Die Beschwerde kann jederzeit durch schriftliche oder mndliche Erklrung zurckgenommen werden. § 6 Abs. 2 Satz 2 und 3 gilt entsprechend. Die Erklrung ist gegenber dem nchsten Disziplinarvorgesetzten oder der fr die Entscheidung sonst zustndigen Stelle abzugeben. Diese Beschwerde ist dadurch erledigt. (2) Die Pflicht des Vorgesetzten, im Rahmen seiner Dienstaufsicht Mngel abzustellen, bleibt bestehen. Anmerkung: Von der Rcknahme ist der Verzicht auf das Recht zur Beschwerde zu unterscheiden. Der Verzicht bewirkt den Verlust des Beschwerderechtes. Fr den Verzicht gelten Form und Nachtfrist wie fr die Einlegung der Beschwerde. Fr die Disziplinarbeschwerde beach789
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WBO
§9
te § 47 Abs. 1 WDO (R C 10). Ein vorzeitig erklrter Beschwerdeverzicht ist unwirksam.
§ 9
Zustndigkeit fr den Beschwerdebescheid
(1) ber die Beschwerde entscheidet der Disziplinarvorgesetzte, der den Gegenstand der Beschwerde zu beurteilen hat. ber Beschwerden gegen Dienststellen der Bundeswehrverwaltung entscheidet die nchsthçhere Dienststelle. (2) Hat der Bundesminister der Verteidigung ber Beschwerden in truppendienstlichen Angelegenheiten zu entscheiden, kann sein Vertreter die Beschwerdeentscheidung unterzeichnen; der Bundesminister der Verteidigung kann die Zeichnungsbefugnis weiter bertragen. Bei Beschwerden in Verwaltungsangelegenheiten entscheidet der Bundesminister der Verteidigung als oberste Dienstbehçrde. (3) Hat das Unterstellungsverhltnis des Betroffenen (§ 4 Abs. 3 Satz 3) gewechselt, und richtet sich die Beschwerde gegen seine Person, geht die Zustndigkeit auf den neuen Vorgesetzten des Betroffenen ber. (4) In Zweifelsfllen bestimmt der nchste gemeinsame Vorgesetzte, wer zu entscheiden hat. Anmerkung: 1. Die Prfung der Zustndigkeit steht am Anfang jeder Beschwerdebearbeitung (Schema R C 31d). Bei Unzustndigkeit besteht Weiterleitungspflicht R § 5 Abs. 3. 2. Fr die Entscheidung zustndig ist stets derjenige mit Disziplinargewalt versehene Offizier (R C 12 a), der der Sache nach auf Grund der geltenden Organisation in erster Linie zur Beurteilung des Beschwerdegegenstandes, d. h. zur Prfung, Wrdigung und abschließenden Entscheidung berufen ist. Die Entscheidungskompetenz richtet sich regelmßig nach der truppendienstlichen Unterstellung des Betroffenen. Beachte: Truppendienstliche Maßnahmen sind grundstzlich demjenigen Vorgesetzten zuzurechnen, der sie dem Untergebenen gegenber getroffen hat. Es ist dabei unbeachtlich, inwieweit er durch dienstinterne Befehle, Weisungen oder allgemeine Regelungen gebunden war (R BVerwG in NZWehrr 92, 31). Selbst wenn dem nchsten Disziplinarvorgesetzten z. B. bei der Gewhrung von Quartalsausgleichstagen (R ZDv 14/5 B 196) keinerlei Spielraum bei der Bestimmung der begnstigten Soldaten bliebe, handelte es 790
WBO
§ 10
C 30
sich bei der Gewhrung oder der Ablehnung der dienstfreien Tage um seine Entscheidung. Weisungsgebundenheit im Innenverhltnis fhrt nur in Ausnahmefllen dazu, dass die nach außen wirkende Entscheidung dem Weisungsgeber zuzurechnen ist. In aller Regel wird dies u. a. nur der Fall sein, wenn sich die Weisung auf einen konkreten Einzelfall bezieht. Besteht die „Weisung“ in dem Erlass allgemeiner Dienstvorschriften oder in der Festlegung von abstrakten Auswahlkriterien, dann sind die allgemeinen Regelungen durch eine Entscheidung im Einzelfall umzusetzen. Diese Einzelfallentscheidung ist dann demjenigen nicht zuzurechnen, der die allgemeinen Regelungen erlassen hat (BVerwG in NZWehrr 01, 164). Andere Zustndigkeiten ergeben sich jedoch aus einer Unterstellung im besonderen Aufgabenbereich oder im Fachdienst. Beispiele: a) Beschwerde gegen einen Befehl des Zugfhrers = zustndig: Kompaniechef. b) Beschwerde gegen Befehl des Kasernenkommandanten zur Verkehrsregelung im Kasernengelnde = zustndig: Standortltester. c) Beschwerde gegen Sanittsoffizier in Heilfrsorgeangelegenheiten = zustndig: fachlich vorgesetzter Sanittsoffizier mit Disziplinargewalt. 3. Was Gegenstand der Beschwerde ist, muss entnommen werden aus a) den tatschlichen Behauptungen, b) dem Begehren des Beschwerdefhrers (im Zweifel durch Nachfrage beim Beschwerdefhrer zu ermitteln). 4. Nur fr die reinen Bundeswehrverwaltungsangelegenheiten gilt § 9 Abs. 1 Satz 2. Beispiel: Gegen Entscheidungen des Bundeswehr-Dienstleistungszentrums entscheidet die WBV als bergeordnete Dienststelle.
§ 10
Vorbereitung der Entscheidung
(1) Der entscheidende Vorgesetzte hat den Sachverhalt durch mndliche oder schriftliche Verhandlungen zu klren. Er kann die Aufklrung des Sachverhalts einem Offizier bertragen. In Fllen von geringerer Bedeutung kann der entscheidende Vorgesetzte auch den Kompaniefeldwebel oder einen Unteroffizier in entsprechender Dienststellung mit der Vernehmung von Zeugen beauftragen, soweit es sich um Mannschaften oder Unteroffiziere ohne 791
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WBO
§ 10
Portepee handelt. ber den Inhalt mndlicher Verhandlungen ist ein kurzer zusammenfassender Bericht zu fertigen. (2) Bei Beschwerden in fachdienstlichen Angelegenheiten ist die Stellungnahme der nchsthçheren Fachdienststelle einzuholen, wenn diese nicht selbst fr die Entscheidung zustndig ist. (3) Die Beteiligung der Vertrauensperson regelt das Soldatenbeteiligungsgesetz. Anmerkung: 1. Im Wehrbeschwerdeverfahren gilt der Untersuchungsgrundsatz, d. h. der fr die Entscheidung zustndige Vorgesetzte muss von Amts wegen den Sachverhalt aufklren. Bei der Prfung und Auslegung der Beschwerdeschrift ist besonders darauf zu achten, welche Tatsachen entscheidungserheblich sind. Unklarheiten mssen durch entsprechende Nachforschungen und Beweise beseitigt werden. Den Beschwerdefhrer trifft ebenfalls eine gewisse Mitwirkungspflicht bei der Aufklrung. Beispiel: Beschwerdefhrer trgt Sachverhalt vor, der sich nur zwischen ihm und dem Betroffenen abgespielt hat. Bestreitet dieser den Geschehensablauf, trifft den Beschwerdefhrer eine ußerungsund Darlegungspflicht, er darf sich nicht darauf beschrnken, die Bewertung als unrechtmßig zu bezeichnen. 2. Der Beschwerdefhrer sollte stets angehçrt werden; ihm sollten auch abweichende Stellungnahmen und Zeugenaussagen mitgeteilt werden. Auch der Betroffene (R § 4 Abs. 3 Satz 3) ist stets anzuhçren. 3. Als Beweismittel kommen in Betracht: Einholung von Ausknften, Vernehmung von Zeugen und Sachverstndigen, Beiziehung von Urkunden und Akten, Einnahme des Augenscheins (Ortsbesichtigung). 4.
Zur Beteiligung der Vertrauensperson R § 30 SBG (R C 33a).
5. Bei lngerer Bearbeitungsdauer sollte ein Zwischenbescheid gegeben werden. Dieser unterbricht jedoch nicht die Monatsfrist nach §§ 1 Abs. 2 und 16 Abs. 2 R C 33a. Auch der Betroffene sollte ber den Sachverhalt informiert werden. 6. (Weitere) Beschwerden sind beschleunigt zu bearbeiten R C 33a. 792
WBO § 11
§§ 11 – 12
C 30
Beschwerden bei abgesetzten Truppenteilen
Ist der fr die Entscheidung zustndige Disziplinarvorgesetzte bei abgesetzten Truppenteilen, an Bord von Schiffen oder hnlichen Fllen nicht anwesend und auf dem gewçhnlichen Postwege schriftlich nicht erreichbar, gilt Folgendes: a) Der Beschwerdefhrer kann die Beschwerde einlegen, sobald die Behinderung weggefallen ist. Die Frist fr die Einlegung der Beschwerde luft in diesem Falle erst zwei Wochen nach Beseitigung des Hindernisses ab. b) Die Beschwerde kann auch bei dem hçchsten anwesenden Offizier eingelegt werden. Dieser hat die Entscheidung ber die Beschwerde gemß § 10 vorzubereiten und die Akten nach Behebung des Hindernisses unverzglich der fr die Entscheidung zustndigen Stelle zuzuleiten. Er kann Maßnahmen gemß § 3 Abs. 2 treffen. Anmerkung: In den Fllen des § 11 WBO kann der Beschwerdefhrer frei whlen, ob er abwarten will, bis der fr die Entscheidung zustndige Disziplinarvorgesetzte wieder anwesend oder zumindestens schriftlich erreichbar ist, oder ob er seine Beschwerde bei dem hçchsten anwesenden Offizier einlegen will. Dieser kann zwar keine Entscheidung treffen, aber den Sachverhalt aufklren und notwendige Sofortmaßnahmen ergreifen.
§ 12
Beschwerdebescheid
(1) ber die Beschwerde wird schriftlich entschieden. Der Bescheid ist zu begrnden. Er ist dem Beschwerdefhrer nach den Vorschriften der Wehrdisziplinarordnung zuzustellen und auch dem Betroffenen (§ 4 Abs. 3 Satz 3) mitzuteilen. Soweit die Beschwerde zurckgewiesen wird, ist der Beschwerdefhrer ber den zulssigen Rechtsbehelf, die Stelle, bei der der Rechtsbehelf einzulegen ist, und die einzuhaltende Frist schriftlich zu belehren. (2) Ist fr die Entscheidung ber die Beschwerde die Beurteilung einer Frage, ber die in einem anderen Verfahren entschieden werden soll, von wesentlicher Bedeutung, kann das Beschwerdeverfahren bis zur Beendigung des anderen Verfahrens ausgesetzt werden, wenn dadurch keine unangemessene Verzçgerung eintritt. Dem Beschwerdefhrer ist die Aussetzung mitzuteilen. Soweit die Beschwerde durch den Ausgang des anderen Verfahrens nicht erledigt wird, ist sie weiter zu behandeln. 79 3
C 30
WBO
§ 13
(3) Ist die Beschwerde nicht innerhalb der vorgeschriebenen Frist bei einer Stelle eingegangen, bei der sie nach diesem Gesetz eingelegt werden kann, ist sie unter Hinweis auf diesen Mangel zurckzuweisen. Ihr ist trotzdem nachzugehen; soweit erforderlich, ist fr Abhilfe zu sorgen. Anmerkung: 1. § 12 legt Form und zusammen mit § 13 den notwendigen Inhalt der Beschwerdeentscheidung fest. Der Beschwerdebescheid muss schriftlich ergehen und ist zu begrnden. Die Entscheidung muss sich klar aus der Entscheidungsformel ergeben; der Soldat ist ber den zulssigen Rechtsbehelf zu belehren. Der Bescheid muss fçrmlich zugestellt werden (R C 33h). Eine Kostenentscheidung ist nur den stattgebenden Bescheiden ber Verwaltungsbeschwerden beizufgen R § 80 Verwaltungsverfahrensgesetz (C 39). 2. Der Vorgesetzte muss einen (teilweise) zurckweisenden Bescheid so begrnden, dass der Beschwerdefhrer die Erfolgsaussichten einer weiteren Beschwerde, eines Antrages an das Wehrdienstgericht oder einer Klage an das Verwaltungsgericht beurteilen kann. Es mssen die wesentlichen tatschlichen und rechtlichen Grnde mitgeteilt werden. Insbesondere mssen auch die Gesichtspunkte deutlich werden, die fr die Ermessensentscheidung ausschlaggebend waren. 3. Die Aussetzung des Verfahrens kommt dann in Betracht, wenn die Beurteilung des Beschwerdegegenstandes zum Beispiel vom Ausgang eines anderen Verfahrens (z. B. Strafverfahren) abhngt. 4. Bei Unzulssigkeit der Beschwerde ist ihr dienstaufsichtlich nachzugehen. Gegen das Ergebnis dieser berprfung gibt es keine Beschwerde. Deshalb soll im Beschwerdebescheid deutlich gemacht werden, dass sich die Rechtsbehelfsbelehrung nur auf den Teil der Beschwerde bezieht, der sich mit der Unzulssigkeit der Beschwerde auseinander setzt. 5. Zur Aufnahme des Beschwerdevorgangs in die Personalakten R C 04 Nr. 2.6.
§ 13
Inhalt des Beschwerdebescheides
(1) Soweit die Beschwerde sich als begrndet erweist, ist ihr stattzugeben und fr Abhilfe zu sorgen. Dabei sind unzulssige oder unsachgemße Befehle oder Maßnahmen aufzuheben oder abzundern. Ist ein Befehl bereits ausgefhrt oder sonst erledigt, ist auszusprechen, dass er nicht htte ergehen drfen. Dies gilt entsprechend auch fr sonstige Maßnahmen und Unterlassungen, wenn der Beschwerdefhrer ein berechtigtes Interesse an dieser 794
WBO
§ 13
C 30
Feststellung hat. Zu Unrecht unterbliebene Maßnahmen sind, soweit noch mçglich, nachzuholen, zu Unrecht abgelehnte Gesuche oder Antrge sind zu genehmigen. Bei einer Beschwerde nach § 1 Abs. 2 ist in der Sache selbst zu entscheiden. (2) Ergibt sich, dass ein Dienstvergehen vorliegt, ist nach der Wehrdisziplinarordnung zu verfahren. Dem Beschwerdefhrer ist mitzuteilen, ob gegen den Betroffenen eine Disziplinarmaßnahme verhngt oder von einer Disziplinarmaßnahme abgesehen worden ist. (3) Soweit die Beschwerde nicht begrndet ist, ist sie zurckzuweisen. (4) Soweit der Beschwerde stattgegeben wird, ist auch ber die Erstattung der notwendigen Aufwendungen sowie ber die Notwendigkeit der Hinzuziehung eines Bevollmchtigten zu entscheiden. Anmerkung: 1. Entscheidungsformeln R C 31j 2. Einzelheiten R „Aufwendungserlass“ in VMBl 2009 S. 8 (= ZDv 14/3 C 225). Bei zulssigen und begrndeten Beschwerden muss der angegriffene Befehl aufgehoben oder die Rechtswidrigkeit oder die Unsachgemßheit eines bereits ausgefhrten Befehlsfestgestellt werden. Ein beantragter Urlaub muss genehmigt, eine zu Unrecht verhngte Disziplinarmaßnahme aufgehoben werden. Ergibt sich bei der Sachverhaltsaufklrung ein Dienstvergehen des Betroffenen, ist das Ergebnis der disziplinaren Wrdigung in allgemeiner Formulierung mitzuteilen. Nicht zulssig ist es, dem Beschwerdefhrer Art und Hçhe der gegen den Betroffenen verhngten Disziplinarmaßnahme bekannt zu geben. In dem Beschwerdebescheid ist auch festzustellen, dass unzulssige Maßnahmen und unrechtmßige Unterlassungen, die bereits erledigt sind, nicht htten ergehen drfen bzw. zu Unrecht unterbliebene Maßnahmen htten vorgenommen werden mssen. Diese Feststellung ist jedoch (anders als bei Befehlen!) nur zu treffen, wenn der Beschwerdefhrer ein berechtigtes Interesse geltend macht (R § 13 Abs. 1 Satz 4). 3. Beachte die Neuregelung des Abs. 4 durch das WehrRndG 2008: Hat die truppendienstliche Beschwerde Erfolg, sind dem Beschwerdefhrer die notwendigen Aufwendung im vorgerichtlichen Beschwerdeverfahren zu erstatten (R § 16a). In dem Beschwerdebescheid ist in diesem Fall auch ber die Notwendigkeit der Hinzuziehung eines Bevollmchtigten zu entscheiden; wird diese als notwendig erachtet, sind die Kosten zu erstatten. 795
C 30 § 14
WBO
§§ 14 – 16
Umfang der Untersuchung
Die Untersuchung der Beschwerde ist stets darauf zu erstrecken, ob mangelnde Dienstaufsicht oder sonstige Mngel im dienstlichen Bereich vorliegen. Anmerkung: Durch Beschwerden wird in vielen Fllen offenkundig, dass die Dienstaufsicht der zustndigen Vorgesetzten nicht in der erforderlichen Weise wahrgenommen worden ist. Die auch an anderen Stellen (R § 8 Abs. 2, § 12 Abs. 3) zum Ausdruck gebrachte Verpflichtung zur Ausbung der Dienstaufsicht macht deutlich, dass die Beschwerde nicht allein dem Rechtsschutz des einzelnen Soldaten zu dienen bestimmt ist, sondern auch die Selbstkontrolle der Streitkrfte und der Verwaltung bezweckt.
§ 15
Verfahren bei Beendigung des Dienstverhltnisses
Die Fortfhrung des Verfahrens wird nicht dadurch berhrt, dass nach Einlegung der Beschwerde das Dienstverhltnis des Beschwerdefhrers endigt. Anmerkung: § 15 stellt klar, dass das Beschwerdeverfahren auch nach dem Ausscheiden aus dem Wehrdienst fortgefhrt und zum Abschluss gebracht wird. Der frhere Soldat kann gegen den ablehnenden Beschwerdebescheid in truppendienstlichen Angelegenheiten weitere Beschwerde und Antrag an das Wehrdienstgericht und in Verwaltungsangelegenheiten Klage zum Verwaltungsgericht erheben. Durch § 1 Abs. 3 WBO n.F. ist nunmehr klargestellt, dass dem frheren Soldaten auch nach Beendigung seines Wehrdienstverhltnisses noch das Beschwerderecht zusteht, wenn der Beschwerdeanlass in die Wehrdienstzeit fllt (R C 33c).
§ 16
Weitere Beschwerde
(1) Ist die Beschwerde in truppendienstlichen Angelegenheiten erfolglos geblieben, kann der Beschwerdefhrer innerhalb eines Monats nach Zustellung des Beschwerdebescheides weitere Beschwerde einlegen. 796
WBO
§ 16a
C 30
(2) Die weitere Beschwerde kann auch eingelegt werden, wenn ber die Beschwerde innerhalb eines Monats nicht entschieden worden ist. (3) Fr die Entscheidung ber die weitere Beschwerde ist der nchsthçhere Disziplinarvorgesetzte zustndig. (4) Fr die weitere Beschwerde gelten die Vorschriften ber die Beschwerde entsprechend. Anmerkung: 1. Weitere Beschwerde kann der Soldat einlegen, wenn seine Beschwerde ganz oder teilweise als unzulssig oder unbegrndet zurckgewiesen worden ist. Die weitere Beschwerde wird ebenso eingelegt wie die Beschwerde; lediglich die Nachtfrist nach § 6 Abs. 1 Satz 1 braucht nicht eingehalten zu werden. Die Frist, innerhalb derer die weitere Beschwerde sptestens eingelegt werden muss, wurde durch das WehrRndG 2008 von zwei Wochen auf einen Monat verlngert. 2. Weitere Beschwerde kann der Soldat auch dann einlegen, wenn ber seine Beschwerde nicht innerhalb eines Monats entschieden worden ist. Fr diese sog. „weitere Unttigkeitsbeschwerde“ gelten die gleichen Regeln wie fr die Unttigkeitsbeschwerde nach § 1 Abs. 2. Der Vorgesetzte, der fr die Erstbeschwerdeentscheidung zustndig war, muss die entstandenen Vorgnge an den nunmehr fr die Entscheidung zustndigen Vorgesetzten abgeben R C 33a und Erlass ZDv 14/3 C 221. Mit der weiteren Unttigkeitsbeschwerde kann allerdings nur die Entscheidung in der Sache, nicht jedoch ber den Grund oder das Verschulden der Verzçgerung erreicht werden (R § 16 Abs. 2 und 4 i. V. m. § 13 Abs. 1 Satz 5). 3. Gegen eine ablehnende Entscheidung ber die weitere Beschwerde ist der Antrag an das Wehrdienstgericht (R §§ 17, 21, 22 WBO) zulssig, es sei denn, es handelt sich um eine Kameradenbeschwerde. 4. In Verwaltungsangelegenheiten ist die weitere Beschwerde unzulssig (R § 23 Abs. 3).
§ 16a
Notwendige Aufwendungen und Kosten im vorgerichtlichen Verfahren
(1) Das vorgerichtliche Verfahren beginnt mit der Einlegung der Beschwerde. Es ist kostenfrei. (2) Soweit die Beschwerde in truppendienstlichen Angelegenheiten erfolgreich ist, sind dem Beschwerdefhrer die ihm zur zweck797
C 30
WBO
§ 16a
entsprechenden Rechtsverfolgung oder Rechtsverteidigung erwachsenen notwendigen Aufwendungen zu erstatten. (3) Die Vergtung eines Rechtsanwalts oder eines sonstigen Bevollmchtigten ist nur dann erstattungsfhig, wenn die Hinzuziehung notwendig war. (4) Soweit der Beschwerde vor Erlass eines Beschwerdebescheides abgeholfen wird, sind die Abstze 1 bis 3 unter Bercksichtigung des bisherigen Sachstandes sinngemß anzuwenden. (5) Die Entscheidung ber die Erstattung der notwendigen Aufwendungen sowie die Notwendigkeit der Hinzuziehung eines Bevollmchtigten kann durch Anrufung des Truppendienstgerichts angefochten werden. § 17 Abs. 4 gilt entsprechend. Der Vorsitzende der Truppendienstkammer entscheidet hierber endgltig durch Beschluss. Erlsst der Bundesminister der Verteidigung oder der Inspekteur einer Teilstreitkraft oder ein Vorgesetzter in vergleichbarer Dienststellung den Beschwerdebescheid, gelten die Stze 1 bis 3 entsprechend mit der Maßgabe, dass das Bundesverwaltungsgericht an die Stelle des Truppendienstgerichts tritt. (6) § 140 Abs. 8 und § 142 der Wehrdisziplinarordnung gelten entsprechend. Anmerkung: 1. Diese Vorschrift wurde durch das WehrRndG 2008 neu eingefgt. Sie trifft die Regelungen fr die Entscheidung ber die Aufwendung und Kosten im vorgerichtlichen Beschwerdeverfahren in truppendienstlichen Angelegenheiten. 2. Die bereits gebte Praxis, nach der die Zurckweisung der Beschwerde und der weiteren Beschwerde in truppendienstlichen Angelegenheiten fr die Beschwerdefhrer keine Kostentragungspflicht auslçst, wird nunmehr durch Abs. 1 festgeschrieben. 3. Die Abstze 2 und 3 strken die Rechte der Soldaten, indem die im vorgerichtlichen Beschwerdeverfahren entstandenen notwendigen Aufwendungen bei erfolgreicher Beschwerde erstattet werden. Die Kostenentscheidung wird damit notwendiger Bestandteil des Beschwerdebescheides. Sie kann isoliert durch Anrufung des TDG angefochten werden. Demnach setzt der Urkundsbeamte der Geschftsstelle des zustndigen TDG die Hçhe der Aufwendungen fest, die gemß der Kostengrundentscheidung im Beschwerdebescheid zu erstatten sind. Die Regelungen gelten gemß Abs. 4 sinngemß, wenn der Beschwerde vor Erlass eines Beschwerdebescheides abgeholfen wird. In diesem Fall erfolgt eine isolierte Kostengrundentscheidung. Die Vorschrif798
WBO
§ 17
C 30
ten sind sinngemß bei Entscheidungen des Bundesverwaltungsgerichts anzuwenden. 4. Einzelheiten R „Aufwendungserlass“ in VMBl 2009 S. 8 (= ZDv 14/3 C 225).
§ 17
Antrag auf Entscheidung des Truppendienstgerichts
(1) Ist die weitere Beschwerde erfolglos geblieben, kann der Beschwerdefhrer die Entscheidung des Truppendienstgerichts beantragen, wenn seine Beschwerde eine Verletzung seiner Rechte oder eine Verletzung von Pflichten eines Vorgesetzten ihm gegenber zum Gegenstand hat, die im Zweiten Unterabschnitt des Ersten Abschnittes des Soldatengesetzes mit Ausnahme der §§ 24, 25, 30 und 31 geregelt sind. Der Antrag kann auch gestellt werden, wenn ber die weitere Beschwerde innerhalb eines Monats nicht entschieden worden ist. (2) Das Verfahren vor dem Truppendienstgericht tritt insoweit an die Stelle des Verwaltungsrechtswegs gemß § 82 Soldatengesetzes. (3) Mit dem Antrag kann nur geltend gemacht werden, dass eine dienstliche Maßnahme oder Unterlassung rechtswidrig sei. Rechtswidrigkeit ist auch gegeben, wenn der Beschwerdefhrer durch berschreitung oder Mißbrauch dienstlicher Befugnisse verletzt ist. (4) Der Antrag ist innerhalb eines Monats nach Zustellung des zurckweisenden Beschwerdebescheides oder nach Ablauf der in Absatz 1 Satz 2 bestimmten Frist bei dem zustndigen Truppendienstgericht schriftlich oder mndlich zur Niederschrift einzulegen. Dabei soll der Beschwerdefhrer unter Beifgung des Beschwerdebescheides sowie des Bescheides ber die weitere Beschwerde die zur Begrndung des Antrags dienenden Tatsachen und Beweismittel angeben. Die Frist wird auch gewahrt, wenn der Antrag bei dem nchsten Disziplinarvorgesetzten oder in den Fllen des § 5 Abs. 2 und des § 11 Buchstabe b bei den dort bezeichneten Vorgesetzten eingelegt wird. Der Antrag ist dem Truppendienstgericht unverzglich vorzulegen. Zustndig ist das Truppendienstgericht, das fr den Befehlsbereich errichtet ist, zu dem der Betroffene zum Zeitpunkt des Beschwerdeanlasses gehçrt. (5) Nach Ablauf eines Jahres seit Einlegung der weiteren Beschwerde ist die Anrufung des Truppendienstgerichts ausgeschlossen. § 7 gilt entsprechend. 799
C 30
WBO
§ 17
(6) Der Antrag hat keine aufschiebende Wirkung. Das Truppendienstgericht, in dringenden Fllen sein Vorsitzender, kann auf Antrag des Beschwerdefhrers oder von Amts wegen die aufschiebende Wirkung nach Anhçrung des zustndigen Disziplinarvorgesetzten anordnen. Die Anordnung kann schon vor Stellung des Antrags auf gerichtliche Entscheidung getroffen werden, wenn der zustndige Disziplinarvorgesetzte einen Antrag nach § 3 Abs. 2 abgelehnt oder die Vollziehung nicht innerhalb einer vom Truppendienstgericht gesetzten Frist ausgesetzt hat. Anmerkung: 1. Nach § 82 Abs. 1 SG ist fr Klagen aus dem Wehrdienstverhltnis der Verwaltungsrechtsweg erçffnet, soweit nicht ein anderer Rechtsweg gesetzlich vorgeschrieben ist. § 17 Abs. 1 legt fest, unter welchen Voraussetzungen der Rechtsweg zu den Wehrdienstgerichten (Truppendienstgerichte, Wehrdienstsenate des Bundesverwaltungsgerichtes R §§ 68, 69 und 80 WDO – C 10 –) gegeben ist. Nach dieser abschließenden Aufzhlung entscheiden die Wehrdienstgerichte im Wesentlichen ber die Verletzung solcher Rechte und Pflichten, die auf dem Verhltnis der besonderen militrischen ber- und Unterordnung beruhen; die Rge pflichtwidrigen Verhaltens von Kameraden kann daher nicht der gerichtlichen berprfung unterzogen werden. Die allgemeinen Verwaltungsgerichte sind dann zustndig, wenn das allgemeine Dienstverhltnis, also die Rechtsstellung des Soldaten gegenber dem Bund als seinem Dienstherrn, zur Beurteilung ansteht. Einzelheiten (R C 32 a). 2. Die Frist zur Einlegung des Antrags auf Entscheidung des TDG wurde durch das WehrRndG 2008 auf einen Monat nach Zustellung des zurckweisenden Beschwerdebescheides verlngert (R Abs. 4 Satz 1). Die Einlegung erfolgt nunmehr regelmßig bei dem zustndigen TDG. Zustndig ist das Gericht, das fr den Befehlsbereich errichtet ist, zu dem der Betroffene (= die Person, ber die Beschwerde gefhrt wird R § 4 Abs. 3), zum Zeitpunkt des Beschwerdeanlasses gehçrt (R Abs. 4 Satz 5). Die bisherige Begrndungspflicht als Zulssigkeitsvoraussetzung fr den Antrag auf Entscheidung des TDG ist entfallen. Satz 2 fordert jedoch grundstzlich („soll“) die Angabe der den Antrag begrndenden Tatsachen und Beweismittel. Abweichend von der bisher geltenden Fassung sieht Satz 4 vor, dass Vorgesetzte den Antrag unverzglich dem TDG vorzulegen haben. Der Antrag an das Wehrdienstgericht kann gestellt werden nach erfolgloser Beschwerde und weiterer Beschwerde. 800
WBO
§§ 18 – 19
C 30
3. Das zustndige Truppendienstgericht ergibt sich aus der Verordnung ber die Errichtung der Truppendienstgerichte (R C 14 a).
§ 18
Verfahren des Truppendienstgerichts
(1) Fr die Besetzung des Truppendienstgerichts ist der Dienstgrad des Beschwerdefhrers maßgebend. (2) Das Truppendienstgericht hat von Amts wegen den Sachverhalt aufzuklren. Es kann Beweise wie im gerichtlichen Disziplinarverfahren erheben. Es entscheidet ohne mndliche Verhandlung, kann jedoch mndliche Verhandlung anberaumen, wenn es dies fr erforderlich hlt. Haben Beweiserhebungen stattgefunden, hat das Truppendienstgericht das Beweisergebnis dem Beschwerdefhrer und dem Betroffenen mitzuteilen und ihnen innerhalb einer vom Gericht zu setzenden Frist, die wenigstens drei Tage betragen muss, Gelegenheit zur Akteneinsicht und Stellungnahme zu geben. Das Truppendienstgericht entscheidet durch Beschluss, der dem Beschwerdefhrer sowie dem Bundesministerium der Verteidigung nach den Vorschriften der Wehrdisziplinarordnung zuzustellen und dem Betroffenen formlos zu bermitteln ist. Die Entscheidung ist zu begrnden. (3) Hlt das Truppendienstgericht die Zustndigkeit eines anderen Gerichts fr gegeben, verweist es die Sache dorthin. Die Entscheidung ist bindend. (4) Das Truppendienstgericht kann Rechtsfragen von grundstzlicher Bedeutung dem Bundesverwaltungsgericht zur Entscheidung vorlegen, wenn nach seiner Auffassung die Fortbildung des Rechts oder die Sicherung einer einheitlichen Rechtsprechung es erfordert. Die Wehrdienstsenate entscheiden in der Besetzung mit drei Richtern und zwei ehrenamtlichen Richtern durch Beschluss. Dem Bundeswehrdisziplinaranwalt ist vor der Entscheidung Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben. Die Entscheidung ist in der vorliegenden Sache fr das Truppendienstgericht bindend. Anmerkung: Bei den Truppendienstgerichten und Wehrdienstsenaten des Bundesverwaltungsgerichtes wirken ausschließlich Soldaten als ehrenamtliche Richter mit.
§ 19
Inhalt der Entscheidung
(1) Hlt das Truppendienstgericht einen Befehl oder eine Maßnahme, gegen die sich der Antrag richtet, fr rechtswidrig, hebt es 801
C 30
WBO
§ 20
den Befehl oder die Maßnahme auf. Ist ein Befehl bereits ausgefhrt oder anders erledigt, ist auszusprechen, dass er rechtswidrig war. Dies gilt entsprechend auch fr sonstige Maßnahmen oder Unterlassungen, wenn der Beschwerdefhrer ein berechtigtes Interesse an dieser Feststellung hat. Hlt das Truppendienstgericht die Ablehnung eines Antrages oder die Unterlassung einer Maßnahme fr rechtswidrig, spricht es die Verpflichtung aus, dem Antrag zu entsprechen oder unter Beachtung der Rechtsauffassung des Gerichts anderweit ttig zu werden. (2) Ist der Beschwerdefhrer durch ein Dienstvergehen verletzt worden, spricht das Truppendienstgericht auch die Verpflichtung aus, nach Maßgabe der Wehrdisziplinarordnung zu verfahren.
§ 20
Notwendige Aufwendungen und Kosten im Verfahren vor dem Truppendienstgericht
(1) Soweit dem Antrag auf Entscheidung des Truppendienstgerichts stattgegeben wird, sind die dem Beschwerdefhrer im Verfahren vor dem Truppendienstgericht einschließlich der im vorgerichtlichen Verfahren erwachsenen notwendigen Aufwendungen dem Bund aufzuerlegen. Dies gilt nicht fr notwendige Aufwendungen, die dem Beschwerdefhrer durch schuldhafte Sumnis erwachsen sind. (2) Dem Beschwerdefhrer kçnnen die Kosten des Verfahrens vor dem Truppendienstgericht auferlegt werden, soweit das Gericht den Antrag als offensichtlich unzulssig oder offensichtlich unbegrndet erachtet. Die Kosten des Verfahrens, die er durch schuldhafte Sumnis verursacht hat, sind ihm aufzuerlegen. (3) Ist der Antrag auf gerichtliche Entscheidung gegenstandslos geworden, sind die Abstze 1 und 2 unter Bercksichtigung des bisherigen Sachstands sinngemß anzuwenden. (4) § 137 Abs. 1 und 2 Nr. 1 bis 3, § 140 Abs. 8, § 141 Abs. 1 und 2 sowie § 142 der Wehrdisziplinarordnung gelten entsprechend. Anmerkung: 1. Hat der Beschwerdefhrer vor dem Truppendienstgericht mit seinem Antrag Erfolg, kann er seine notwendigen Auslagen, z. B. fr einen Rechtsanwalt, vom Bund zurckverlangen. Notwendig sind nur die Auslagen, die objektiv unvermeidbar durch das Verfahren zur zweckentsprechenden Rechtsverfolgung entstanden sind. 2. Bei Beschwerden in Verwaltungsangelegenheiten gilt § 80 Verwaltungsverfahrensgesetz (R C 39). 802
WBO § 21
§§ 21 – 22
C 30
Entscheidungen des Bundesministers der Verteidigung
(1) Gegen Entscheidungen oder Maßnahmen des Bundesministers der Verteidigung einschließlich der Entscheidungen ber Beschwerden oder weitere Beschwerden kann der Beschwerdefhrer unmittelbar die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts beantragen. Der Antrag ist beim Bundesministerium der Verteidigung zu stellen. (2) Fr den Antrag auf Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts und fr das Verfahren gelten die §§ 17 bis 20 entsprechend. § 20 Abs. 4 in Verbindung mit § 142 der Wehrdisziplinarordnung ist mit der Maßgabe anzuwenden, dass an die Stelle des Truppendienstgerichts das Bundesverwaltungsgericht tritt. (3) Abweichend von § 17 Abs. 4 Satz 4 legt das Bundesministerium der Verteidigung den Antrag mit einer Stellungnahme vor. Im brigen wird der Bundesminister der Verteidigung im Verfahren vor dem Bundesverwaltungsgericht durch den Bundeswehrdisziplinaranwalt vertreten.
§ 22
Entscheidungen der Inspekteure
Fr die Entscheidungen der Inspekteure der Teilstreitkrfte und der Vorgesetzten in vergleichbaren Dienststellungen ber weitere Beschwerden gilt § 21 Abs. 1, 2 und 3 Satz 2 entsprechend. Anmerkung: §§ 21, 22 regeln den Rechtsweg zu den Wehrdienstgerichten in truppendienstlichen Angelegenheiten R §§ 17 ff. Sinn der Regelung ist es, Entscheidungen des Ministers wegen ihrer bergreifenden und grundstzlichen Bedeutung und Tragweite nicht der Rechtsprechung der verschiedenen Kammern der Truppendienstgerichte mit der Gefahr untereinander abweichender Ergebnisse zu berlassen. Durch die Zustndigkeit der Wehrdienstsenate beim Bundesverwaltungsgericht wird die Einheitlichkeit der Rechtsprechung in Grundsatzfragen sichergestellt. Grundstzlich kçnnen allgemeine Richtlinien und Weisungen des Ministers an nachgeordnete Stellen nicht mit der Beschwerde angegriffen werden, da sie als dienstinterne Vorgnge den Soldaten nicht unmittelbar berhren. Einzelheiten und Ausnahmen R Anm. 2 zu § 9. 803
C 30 § 22a
WBO
§ 22a
Rechtsbeschwerde
(1) Gegen den Beschluss des Truppendienstgerichts steht dem Beschwerdefhrer und dem Bundesministerium der Verteidigung die Rechtsbeschwerde an das Bundesverwaltungsgericht zu, wenn diese in der Entscheidung des Truppendienstgerichts oder auf Beschwerde gegen die Nichtzulassung durch das Bundesverwaltungsgericht zugelassen wird. (2) Die Rechtsbeschwerde ist nur zuzulassen, wenn 1. die Beschwerdesache grundstzliche Bedeutung hat, 2. der angefochtene Beschluss von einer Entscheidung eines Wehrdienstgerichts, des Gemeinsamen Senats der obersten Gerichtshçfe des Bundes oder des Bundesverfassungsgerichts abweicht und die Entscheidung auf dieser Abweichung beruht oder 3. ein Verfahrensmangel geltend gemacht wird und vorliegt, auf dem die Entscheidung beruhen kann. (3) Das Bundesverwaltungsgericht ist an die Zulassung der Rechtsbeschwerde durch das Truppendienstgericht gebunden. (4) Die Rechtsbeschwerde ist bei dem Truppendienstgericht, dessen Beschluss angefochten wird, innerhalb eines Monats nach Zustellung des Beschlusses schriftlich einzulegen und innerhalb von zwei Monaten nach Zustellung des Beschlusses schriftlich zu begrnden. (5) Der Beschwerdefhrer muss sich im Rechtsbeschwerdeverfahren, soweit er einen Antrag stellt, durch einen Rechtsanwalt oder durch eine Person vertreten lassen, welche die Befhigung zum Richteramt nach dem Deutschen Richtergesetz hat oder die Voraussetzungen des § 110 des Deutschen Richtergesetzes erfllt. § 21 Abs. 2 und Abs. 3 Satz 2 gilt entsprechend. (6) ber die Rechtsbeschwerde entscheidet das Bundesverwaltungsgericht durch Beschluss. Ist die Rechtsbeschwerde begrndet, kann das Bundesverwaltungsgericht in der Sache selbst entscheiden oder den angefochtenen Beschluss aufheben und die Sache an das Truppendienstgericht zur anderweitigen Verhandlung und Entscheidung zurckverweisen. Anmerkungen: 1. Die Rechtsbeschwerde wurde durch das WehrRndG 2008 neu eingefhrt. Ziel dieser Vorschrift ist es, unter bestimmten Voraussetzungen eine berprfung von Entscheidungen der Truppendienstgerichte in Beschwerdeverfahren durch das Bundesverwaltungsgericht zu ermçglichen und damit die Voraussetzungen 804
WBO
§ 22b
C 30
fr eine einheitliche Rechtsprechung zu schaffen sowie die Weiterentwicklung des Rechts zu fçrdern. Die bereits in § 18 Abs. 4 verankerte Mçglichkeit des Truppendienstgerichts, Rechtsfragen von grundstzlicher Bedeutung dem Bundesverwaltungsgericht vorzulegen, wird in der Praxis nur wenig genutzt. Zudem hat dort der Beschwerdefhrer keine Mçglichkeit, auf das Verfahren einzuwirken. Voraussetzung der Rechtsbeschwerde nach § 22a ist die Zulassung durch das TDG, ber die es in der Entscheidung ber den Antrag auf gerichtliche Entscheidung zu befinden hat, oder – im Fall der Nichtzulassung – durch das Bundesverwaltungsgericht in dem § 22b geregelten Verfahren. Da die Rechtsbeschwerde auf eine Grundsatz- und Divergenzrechtsprechung in Wehrbeschwerdesachen abzielt, kann sie auch vom BMVg eingelegt werden. 2. Abs. 2 enthlt die materiellen Zulssigkeitsvoraussetzungen fr die Rechtsbeschwerde und stellt klar, dass sie der hçchstrichterlichen Entscheidung von Grundsatz- und Divergenzfragen dient und daher nicht als Rechtsmittel mit dem Ziel einer umfassenden berprfung der angefochtenen Entscheidung ausgestaltet ist. Nr. 3 erçffnet zudem die Mçglichkeit, einen entscheidungserheblichen Verfahrensmangel des Antragsverfahrens vor dem TDG – insbesondere richterliche Verstçße gegen den Anspruch auf rechtliches Gehçr – vor dem Bundesverwaltungsgericht geltend zu machen. 3. Abs. 4 lehnt sich hinsichtlich der Einlegungsfrist und -modalitten an das gerichtliche Antragsverfahren vor dem Bundesverwaltungsgericht an. In der fr die Rechtsbeschwerde erforderlichen Begrndung ist darzulegen, woraus sich die grundstzliche Bedeutung des Beschwerdeverfahrens ergibt, oder es ist die Entscheidung anzugeben, von der die angefochtene Entscheidung abweicht. Im Fall von Abs. 2 Nr. 3 ist der entscheidungserhebliche Verfahrensmangel darzulegen. 4. Der in Abs. 5 Satz 1 normierte Vertretungszwang fr den Beschwerdefhrer ist wegen der rechtlichen Schwierigkeit der Begrndung einer Rechtsbeschwerde geboten.
§ 22b
Nichtzulassungsbeschwerde
(1) Bei Nichtzulassung der Rechtsbeschwerde durch das Truppendienstgericht steht dem Beschwerdefhrer und dem Bundesministerium der Verteidigung die Nichtzulassungsbeschwerde an das Bundesverwaltungsgericht zu. § 22a Abs. 5 gilt entsprechend. (2) Die Nichtzulassungsbeschwerde ist innerhalb eines Monats nach Zustellung des Beschlusses schriftlich bei dem Truppen805
C 30
WBO
§ 22b
dienstgericht einzulegen und innerhalb von zwei Monaten nach Zustellung des Beschlusses schriftlich zu begrnden. In der Begrndung muss die grundstzliche Bedeutung der Beschwerdesache dargelegt oder die Entscheidung, von welcher der Beschluss abweicht, oder der Verfahrensmangel bezeichnet werden. (3) Die Einlegung der Nichtzulassungsbeschwerde hemmt die Rechtskraft des angefochtenen Beschlusses. (4) Hilft das Truppendienstgericht der Nichtzulassungsbeschwerde nicht ab, entscheidet das Bundesverwaltungsgericht in der Besetzung ohne ehrenamtliche Richter durch Beschluss. Der Beschluss ist zu begrnden. Mit der Ablehnung der Nichtzulassungsbeschwerde durch das Bundesverwaltungsgericht wird der Beschluss des Truppendienstgerichts rechtskrftig. (5) Wird der Nichtzulassungsbeschwerde abgeholfen oder lsst das Bundesverwaltungsgericht die Rechtsbeschwerde zu, wird das Nichtzulassungsbeschwerdeverfahren als Rechtsbeschwerdeverfahren fortgesetzt. In diesem Fall ist die Rechtsbeschwerde innerhalb eines Monats nach Zustellung der Entscheidung ber die Zulassung zu begrnden. Darauf ist in dem Beschluss hinzuweisen. Anmerkungen: 1. Die Nichtzulassungsbeschwerde wurde durch das WehrRndG 2008 neu eingefhrt. Bei Nichtzulassung der Rechtsbeschwerde (R § 22a) durch das TDG besteht die Mçglichkeit, die Zulassung beim Bundesverwaltungsgericht zu beantragen. 2. Abs. 2 regelt entsprechend § 22a Abs. 4, innerhalb welcher Frist und bei welchem Adressaten die Nichtzulassungsbeschwerde einzulegen ist. Wie bei der Rechtsbeschwerde ist auch hier eine qualifizierte Begrndung Zulassungsvoraussetzung. 3. Abs. 3 stellt sicher, dass die Entscheidung des Truppendienstgerichts nicht eher rechtskrftig wird, bis ber die Nichtzulassungsbeschwerde entschieden worden ist. 4. Nach Abs. 4 entscheidet das Bundesverwaltungsgericht unabhngig vom Vorbringen des Antragstellers, ob die Zulassungsvoraussetzungen vorliegen. Fr den Fall, dass das TDG der Nichtzulassungsbeschwerde nicht abhilft, entscheidet das Bundesverwaltungsgericht durch Beschluss, der zu begrnden ist. Insbesondere zur Verfahrensbeschleunigung soll hierbei auf die ehrenamtlichen Richter verzichtet werden, die allerdings im Fall der Zulassung und der Fortsetzung als Rechtsbeschwerdeverfahren zu beteiligen sind. Mit der endgltigen Ablehnung erwchst 806
WBO
§ 23
C 30
die Entscheidung des TDG in Rechtskraft, die mit der gerichtsinternen Herausgabe des ablehnenden Beschlusses an die Post eintritt.
§ 23
Verwaltungsgerichtliches Vorverfahren
(1) Ist fr die Klage aus dem Wehrdienstverhltnis der Verwaltungsrechtsweg gegeben, so tritt das Beschwerdeverfahren an die Stelle des Vorverfahrens. (2) Die Beschwerde kann in diesen Fllen auch bei der Stelle eingelegt werden, deren Entscheidung angefochten wird. Hlt diese Stelle die Beschwerde fr begrndet, hilft sie ihr ab. Andernfalls legt sie die Beschwerde der zur Entscheidung zustndigen Stelle vor. (3) Die weitere Beschwerde ist nicht zulssig. (4) Der Bundesminister der Verteidigung kann die Entscheidung fr Flle, in denen er zur Entscheidung ber die Beschwerde zustndig wre, durch allgemeine Anordnung auf die Stelle, die die angefochtene Maßnahme erlassen hat, oder auf andere Stellen bertragen. Die Anordnung ist zu verçffentlichen. (5) Gegen Entscheidungen des Bundesministers der Verteidigung ist die Klage erst zulssig, wenn dieser auf eine Beschwerde erneut entschieden hat. (6) Die Beschwerde hat aufschiebende Wirkung. Die aufschiebende Wirkung entfllt bei Entscheidungen ber die Begrndung, Umwandlung oder Beendigung eines Wehrdienstverhltnisses. Im brigen gelten die Bestimmungen des § 80 Abs. 5, 7 und 8 der Verwaltungsgerichtsordnung entsprechend. (7) § 18 Abs. 3 gilt entsprechend. Anmerkung: 1. § 23 regelt das Beschwerdeverfahren als Vorverfahren fr das Klageverfahren vor den Verwaltungsgerichten, das gemß § 59 SG grundstzlich fr Rechtsstreitigkeiten aus dem Wehrdienstverhltnis vorgeschrieben ist (R C 32 a), Nr. I, III und IV). 2. Neben dem Rechtsweg zu den Wehrdienstgerichten in truppendienstlichen Angelegenheiten (R § 17 WBO) ist im Soldatenversorgungsgesetz – R BwKalender E 01 – fr den Bereich der 807
C 30
WBO
§ 23
Beschdigtenversorgung der Rechtsweg vor den Gerichten der Sozialgerichtsbarkeit (§ 88 Abs. 7 SVG) und fr Rechtsstreitigkeiten wegen Dienstzeitversorgung und Berufsfçrderung der Rechtsweg zu den allgemeinen Verwaltungsgerichten (§ 87 Abs. 3 SVG) erçffnet. Auch in diesem Verfahren tritt das Beschwerdeverfahren an die Stelle des Widerspruchsverfahrens nach der VwGO und des Vorverfahrens nach dem Sozialgerichtsgesetz (R § 88 Abs. 3, 6 SVG). 3. Verwaltungsangelegenheiten betreffen u. a. (R C 32 a), Nr. IV.): – Statusfragen (Begrndung, Beendigung des Dienstverhltnisses), – Dienst- und Versorgungsbezge, – Geld- und Sachbezge nach dem Bundesbesoldungsgesetz, – Anspruch auf Heilfrsorge, – Beschwerden gegen Leistungsbescheide, – Beschwerden gegen die Versagung der Teilnahme an der Gemeinschaftsverpflegung oder die Versagung des Wohnens in einer Gemeinschaftsunterkunft, – Beschwerden gegen Handlungsweisen des Dienstherrn, die eine Verletzung der allgemeinen Frsorgepflicht nach § 31 darstellen, – Mitfluggenehmigung, – Geltendmachung der Rechte als Mitglied in der Personalvertretung nach dem BPersVG (R P 01) i. V. m. § 48 ff. SBG (R C 55a). 4. Die Verwaltungsbeschwerde hat folgende Sonderregelungen: a) Die Beschwerde kann auch bei der erstentscheidenden Stelle eingelegt werden, b) eine weitere Beschwerde ist nicht zulssig, c) Abhilfeprfung der entscheidenden Stelle, Weiterleitungspflicht an die zustndige Stelle nur dann, wenn nicht abgeholfen wird. 5. Abweichend von der bisher geltenden Regelung hat der durch das WehrRndG 2008 genderte Abs. 6 die grundstzlich aufschiebende Wirkung der Beschwerde in Verwaltungsangelegenheiten eingefhrt, die allerdings fr bestimmte Beschwerdegegenstnde entfllt. Die gesetzlich festgelegten Ausnahmen betreffen Statusangelegenheiten, bei denen das Interesse der Dienstbehçrde an der sofortigen Vollziehbarkeit der Entscheidung das Interesse den Beschwerdefhrers an der aufschiebenden Wirkung der Beschwerde wegen der besonderen Erfordernisse der militrischen Personalfhrung regelmßig berwiegt. Satz 3 erçffnet dem 808
WBO
§ 23a
C 30
Beschwerdefhrer die vorlufigen Rechtsschutzmçglichkeiten entsprechend § 80 der Verwaltungsgerichtsordnung. § 80 der Verwaltungsgerichtsordnung lautet: ... (5) Auf Antrag kann das Gericht der Hauptsache die aufschiebende Wirkung in den Fllen des Absatzes 2 Nr. 1 und 3 ganz oder teilweise anordnen, im Fall des Absatzes 2 Nr. 4 ganz oder teilweise wiederherstellen. Der Antrag ist schon vor Erhebung der Anfechtungsklage zulssig. Ist der Verwaltungsakt im Zeitpunkt der Entscheidung schon vollzogen, so kann das Gericht die Aufhebung der Vollziehung anordnen. Die Wiederherstellung der aufschiebenden Wirkung kann von der Leistung einer Sicherheit oder von anderen Auflagen abhngig gemacht werden. Sie kann auch befristet werden. ... (7) Das Gericht der Hauptsache kann Beschlsse ber Antrge nach Absatz 5 jederzeit ndern oder aufheben. Jeder Beteiligte kann die nderung oder Aufhebung wegen vernderter oder im ursprnglichen Verfahren ohne Verschulden nicht geltend gemachter Umstnde beantragen. (8) In dringenden Fllen kann der Vorsitzende entscheiden. 6. Ist der BMVg fr die Beschwerdeentscheidung zustndig, gilt die allgemeine Anordnung ber die bertragung von Zustndigkeiten R C 33f. 7. Zur Rechtsbehelfsbelehrung R ZDv 14/3 C 231 = C 32a). 8. Erlass ber die Behandlung von Zulagenbeschwerden R C 33d .
§ 23a
Ergnzende Vorschriften
(1) Zur Ergnzung der Vorschriften dieses Gesetzes gelten die Vorschriften der Wehrdisziplinarordnung, insbesondere ber Akteneinsicht, Befangenheit der fr die Entscheidung zustndigen Disziplinarvorgesetzten, Bindung an tatschliche Feststellungen anderer Entscheidungen, Entschdigung von Zeugen und Sachverstndigen und Wiederaufnahme entsprechend. (2) In den gerichtlichen Antragsverfahren sowie in den Verfahren nach den §§ 22a und 22b sind darber hinaus die Vorschriften der Verwaltungsgerichtsordnung sowie des Gerichtsverfassungsgesetzes entsprechend anzuwenden, soweit nicht die Eigenart des Beschwerdeverfahrens entgegensteht. 809
C 30
WBO
§ 24
(3) Fr die Rge der Verletzung des Anspruchs auf rechtliches Gehçr gilt § 152a der Verwaltungsgerichtsordnung entsprechend. Anmerkung: 1. Die WBO verzichtet bewusst auf eigenstndige Regelungen zur Akteneinsicht, Befangenheit usw. Stattdessen verweist die Neufassung nach bisher gebter Praxis auf die entsprechende Anwendung der einschlgigen Regelungen der WDO (R C 10) hin. 2. Abs. 2 erklrt fr die gerichtlichen Verfahren die VwGO (R TbBwVerw C 40) und das Gerichtsverfassungsgesetz fr entsprechend anwendbar. Dies gilt jedoch nur so weit, wie die Eigenart des Beschwerdeverfahrens nicht entgegensteht. Somit wird beispielsweise der Besonderheit Rechnung getragen, dass sich Beschwerdefhrer sowie Betroffene – anders als Klger sowie Beklagte im Verwaltungsstreitverfahren – nicht als Parteien gegenberstehen. Die Formulierung „darber hinaus“ in Absatz 2 macht deutlich, dass die einschlgigen Bestimmungen der WDO (R C 10) auch in den gerichtlichen Verfahren entsprechend anwendbar sind. Dies gilt insbesondere fr § 91 Abs. 1 WDO, der mit seiner Verweisung auf die ergnzende Anwendbarkeit der Vorschriften des Gerichtsverfassungsgesetzes und der Strafprozessordnung (R C 27) den Erfordernissen der Beschwerden gegen Disziplinarmaßnahmen Rechnung trgt. 3. Zu Abs. 3: § 152a VwGO R TbBwVerw C 40.
§ 24
Inkrafttreten
– 1. Februar 2009 –
810
C 31a
Beschwerdeweg des Soldaten a) Beschwerdeweg des Soldaten
Legislative
Justiz
Exekutive Beschwerdeführer
Beschwerde
weitere Beschwerde
Wehrbeauftragter
Bundestag
Bundesverwaltungsgericht
Bundesminister der Verteidigung
§§ 22a WBO
Bundesregierung
OVG
evtl. Rechtsbeschwerde
Petitionsausschuss
Truppen- Verwaltungsdienstgericht gericht
BMVg kann – Betroffener oder – entscheidender Vorgesetzter für Beschwerde oder weitere Beschwerde sein §§ 21, 22
Wehrdienst- Revisionssenate senate
Zeichenerklärung Beschwerde gegen unzweckmäßigen Befehl Beschwerde gegen unrechtmäßigen Befehl Beschwerde gegen Entscheidungen in Verwaltungsangelegenheiten
811
C 31b
Rechtsweg – Verwaltungsgerichte
b) Der Rechtsweg vor den Verwaltungsgerichten
812
Rechtsschutz – Soldaten
C 31c
c) Rechtsschutzmçglichkeiten des Soldaten
81 3
C 31d
Zustndigkeit
d) Beschwerdearten und Zustndigkeiten fr die Beschwerdeentscheidung
814
Instanzenzug
C 31e
e) Beschwerdearten und Instanzenzug
1 2 3
Truppendienstgericht oder Wehrdienstsenate R § 22a WBO R § 22b WBO
815
C 31f
Zulssigkeitsvoraussetzungen
f) Zulssigkeitsvoraussetzungen der Beschwerde
816
Beschwerde gegen Beurteilungen
C 31g
g) Die Beschwerde gegen Beurteilungen
1
ang e Bef
- Gleichbehandlung - Beurteilungszeitraum - klar u. widerspruchsfrei - sachgerecht
keine Beschwerde möglich gegen
cht pfli ngs icht öru spfl Anh terung r Erö
nhe it
Beurteilungsgrundsätze
gsv ach teil igu n Ben
keit
dig
tän
Zus
über - Persönlichkeit - Leistung - Eignung - Befähigung
erb ot
WERTURTEIL
Eröffnungspflicht
1
ZDv 20/6, Nr. 1101 f. R C 07
817
C 31h
Beschwerdeverfahren h) Ablauf des Beschwerdeverfahrens
818
C 31i
Beschwerdebescheid i) Aufbau des Beschwerdebescheides
1 2
1
R § 12 WBO (C 30) nur bei teilweise oder in vollem Umfang stattgegebenen Verwaltungsbeschwerden (§§ 72, 73 Abs. 3 VwGO i.V.m. § 80 VwVfG R C 39), truppendienstlichen (§ 16a WBO R C 39) oder Disziplinar-Beschwerden (§ 42 Satz 1 WDO R C 10 i.V.m. § 16 WBO R C 30).
819
C 31j
Entscheidungsformeln j) Muster fr Entscheidungsformeln
1. UNZULÄSSIGE Beschwerde:
„Ich weise Ihre Beschwerde zurück“ oder „Die Beschwerde wird zurückgewiesen“
2. UNBEGRÜNDETE Beschwerde:
„Ich weise Ihre Beschwerde zurück“ oder „Die Beschwerde wird zurückgewiesen“
3. ZULÄSSIGE und BEGRÜNDETE truppendienstliche Beschwerde: „1 2 3
Ich gebe Ihrer Beschwerde statt. Den Befehl des .......... hebe ich auf. Der Befehl des .......... war rechtswidrig oder Der Befehl des .......... war unsachgemäß 4a Ich gewähre Ihnen den beantragten Urlaub b Ich habe gegen den .......... eine einfache Disziplinarmaßnahme verhängt oder Ich habe von der Verhängung einer Disziplinarmaßnahme abgesehen 5 Ihre notwendigen Aufwendungen sind Ihnen zu erstatten. 6. falls zutreffend1: Die Hinzuziehung eines Bevollmächtigten war notwendig.“
4. ZULÄSSIGE und BEGRÜNDETE Disziplinarbeschwerde: „1 2 3 4
Ich gebe Ihrer Beschwerde statt. Den gegen Sie am .......... durch .......... verhängten strengen Verweis hebe ich auf. Ihre notwendigen Aufwendungen sind Ihnen zu erstatten. falls zutreffend1: Die Hinzuziehung eines Bevollmächtigten war notwendig.“
5. ZULÄSSIGE und TEILWEISE begründete Disziplinarbeschwerde: „1 2 3 4 1
Die gegen Sie am .......... durch .......... verhängte Disziplinarbuße in Höhe von 150,– EUR hebe ich auf. Ich verhänge gegen Sie einen strengen Verweis, weil Sie am .......... in .......... . Ihre notwendigen Aufwendungen sind Ihnen zu einem zu erstatten. falls zutreffend1: Die Hinzuziehung eines Bevollmächtigten war notwendig.“
Im Beschwerdebescheid ist gegebenenfalls auch über die Notwendigkeit der Hinzuziehung eines Verfahrensbevollmächtigten zu entscheiden. Dessen Vergütung ist aber nur erstattungsfähig, wenn seine Hinzuziehung notwendig war ( § 16a Abs. 3 WBO).
820
Rechtsbehelfe
C 32
Belehrungen von Soldatinnen und Soldaten ber Rechtsbehelfe nach der Verwaltungsgerichtsordnung, der Wehrbeschwerdeordnung und der Wehrdisziplinarordnung ZDv 14/3 C 231 – Neufassung – VMBl 2009 S. 121 I. Gesetzliche Regelungen Nach den §§ 12 und 16 der Wehrbeschwerdeordnung (WBO)1) sind der Beschwerdebescheid und der weitere Beschwerdebescheid, soweit die Beschwerde oder die weitere Beschwerde zurckgewiesen wird, mit einer Belehrung ber den zulssigen Rechtsbehelf, die Stelle, bei welcher der Rechtsbehelf einzulegen ist, und die einzuhaltende Frist zu versehen. § 6 der Wehrdisziplinarordnung (WDO)2) schreibt vor, dass bei allen nach diesem Gesetz anfechtbaren Entscheidungen ber die Mçglichkeit der Anfechtung, ber die Stellen, bei denen das Rechtsmittel oder der Rechtsbehelf3) , einzulegen ist und ber die Form und Frist der Anfechtung schriftlich zu belehren ist. Auch nach § 59 der Verwaltungsgerichtsordnung (VwGO) ist bei Erlass eines schriftlichen anfechtbaren Verwaltungsaktes eine schriftliche Rechtsbehelfsbelehrung zu erteilen. Die Rechtsbehelfsbelehrung ist Teil des Bescheides. Die Schlusszeichnung des Bescheides muss sich daher erkennbar auch auf die Rechtsbehelfsbelehrung beziehen. Die Rechtsbehelfsbelehrung ist deswegen nicht als Anlage beizufgen, sondern vor die Unterschrift zu setzen. II. Arten der Beschwerden Welche Rechtsbehelfsbelehrung im Einzelfall zu erteilen ist, hngt davon ab, ob es sich bei dem Beschwerdegegenstand um eine Verwaltungsangelegenheit, eine truppendienstliche Angelegenheit, eine einfache Disziplinarmaßnahme oder um eine sonstige Maß1) 2) 3)
R C 30 R C 10 „Rechtsbehelf“ ist der Oberbegriff fr ein Gesuch, mit dem eine Entscheidung angefochten wird; der Begriff „Rechtsmittel“ wird hingegen insbesondere im gerichtlichen Verfahren verwendet (zum Beispiel Berufung, Revision).
821
C 32
Rechtsbehelfe
nahme oder Entscheidung im Sinne des § 42 WDO handelt. Diese Unterscheidung ist fr den Umfang des Beschwerderechts und fr die Bestimmung des Rechtsweges von Bedeutung. Dabei ist zu bercksichtigen, dass ein aus mehreren Teilen bestehendes Begehren in einer einheitlich zu treffenden Entscheidung zu verschiedenen, nebeneinander zu erteilenden Rechtsbehelfsbelehrungen fhren kann. In Verwaltungsangelegenheiten sieht die WBO in Angleichung an die VwGO nur die Mçglichkeit einer einmaligen Beschwerde vor (§ 23 Absatz 3 WBO), bevor das Verwaltungsgericht angerufen werden kann. In truppendienstlichen Angelegenheiten gibt es dagegen gemß § 16 Absatz 1 WBO noch die weitere Beschwerde, nach deren Zurckweisung das Truppendienstgericht angerufen werden kann (§ 17 Absatz 1 WBO). Bei den Maßnahmen nach der WDO, an denen zuvor ein Richter mitgewirkt hat (Disziplinararrest, Durchsuchung, Beschlagnahme) sowie bei der Rcknahme einer fçrmlichen Anerkennung durch die Einleitungsbehçrde, entscheidet nach § 42 Nummer 5 WDO das Wehrdienstgericht bereits ber die Beschwerde, bei sonstigen Maßnahmen nach der WDO ber die weitere Beschwerde. Die sogenannte Truppenverwaltungsbeschwerde ist mit Einrichtung der Bundeswehr-Dienstleistungszentren entfallen. III. Bestimmung des Rechtsweges Fr die Bestimmung des Rechtsweges nach Abschluss des Beschwerdeverfahrens ist von § 82 des Soldatengesetzes (SG)4) auszugehen. Danach ist fr Klagen von Soldatinnen oder Soldaten aus dem Wehrdienstverhltnis der Verwaltungsrechtsweg gegeben, soweit nicht ein anderer Rechtsweg gesetzlich vorgeschrieben ist (vgl. auch § 40 Absatz 1 VwGO). Ein anderer Rechtsweg ist u. a. nach den §§ 17, 21 und 22 WBO vorgeschrieben. Danach sind die Wehrdienstgerichte zustndig, wenn Beschwerden eine Verletzung der Rechte der Soldatinnen oder Soldaten oder eine Verletzung von Pflichten durch Vorgesetzte ihnen gegenber zum Gegenstand haben, die in den §§ 6 bis 36 SG mit Ausnahme der §§ 24, 25, 30 und 31 SG geregelt sind. Der Rechtsweg zu den Wehrdienstgerichten ist ferner bei allen nach der WDO anfechtbaren Entscheidungen vorgeschrieben (§ 145 Absatz 1 WDO). 4)
822
R C 01
Rechtsbehelfe
C 32
In den Fllen der Beschdigtenversorgung nach den §§ 85 und 86 sowie nach § 41 Absatz 2 des Soldatenversorgungsgesetzes (SVG)5) sind gemß § 88 Absatz 7 SVG anstelle der Verwaltungsgerichte die Sozialgerichte zustndig. IV. Beschwerden in Verwaltungsangelegenheiten Die §§ 24, 30 und 31 SG betreffen die Haftung der Soldatinnen und Soldaten, die Geld- und Sachbezge, die Heilfrsorge, die Versorgung sowie die Frsorge des Dienstherrn.6) Diese Angelegenheiten gehçren genauso wie zum Beispiel die Versetzung in den Ruhestand und den einstweiligen Ruhestand (§§ 44, 50 SG) sowie die Entlassung (§§ 46, 55 SG) zu den Verwaltungsangelegenheiten. Auf diesen Gebieten muss schon ein schriftlich erlassener, anfechtbarer (belastender) Verwaltungsakt eine Rechtsbehelfsbelehrung enthalten (§ 59 VwGO). Ebenso sind ablehnende Bescheide ber Antrge auf Stundung oder Erlass von Ansprchen nach § 59 der Bundeshaushaltsordnung mit einer Rechtsbehelfsbelehrung zu versehen. In diesen Verwaltungsangelegenheiten tritt das Beschwerdeverfahren an die Stelle des ansonsten nach der VwGO vorgeschriebenen verwaltungsrechtlichen Vorverfahrens. Bei einem Beschwerdebescheid in einer Verwaltungsangelegenheit muss daher eine Rechtsbehelfsbelehrung verwendet werden, die (unmittelbar) auf die Zustndigkeit der Verwaltungsgerichte hinweist. Zu den Verwaltungsangelegenheiten gehçren nicht die brgerlichrechtlichen Ansprche, zum Beispiel aus Mietvertrgen. Insoweit sind Beschwerden unzulssig. Diese Ansprche kçnnen nur vor den ordentlichen Gerichten geltend gemacht werden. V. Beschwerden in truppendienstlichen und Disziplinarangelegenheiten Bei truppendienstlichen Angelegenheiten („Erstmaßnahmen“) ist eine Rechtsbehelfsbelehrung grundstzlich nicht erforderlich; dies gilt auch bei schriftlichen Befehlen oder Maßnahmen, zum Beispiel einer Versetzungsverfgung. Truppendienstliche Angelegenheiten sind insbesondere: 5) 6)
Im VMBl nicht verçffentlicht. Im Einzelnen handelt es sich insbesondere um Antrge und Beschwerden betreffend Dienst- und Versorgungsbezge, Geld- und Sachbezge nach dem Wehrsoldgesetz, Zulagen, Aufwandsentschdigungen, Beihilfen, Untersttzungen, Vorschsse, Haushaltsdarlehen, Wohnungsfrsorge, Wohnungs- und Heizkostenzuschsse, Mietbeihilfen. Reise- und Umzugskostenvergtung sowie Aufrechnungs- und Leistungsbescheide.
823
C 32
Rechtsbehelfe
a)
Befehle, unabhngig davon, ob sie bereits ausgefhrt sind oder nicht b) die Ablehnung von Antrgen insbesondere auf folgenden Gebieten: – Annahme von Belohnungen oder Geschenken (§ 19 SG) – Nebenttigkeit (§ 20 SG) – Vormundschaft und Ehrenmter (§ 21 SG) – Urlaub (§§ 28, 28a SG) – Einsicht in die Personalakte (§ 29 Absatz 7 und 8 SG) c) sonstige aus dem ber-/Unterordnungsverhltnis folgende Maßnahmen oder Unterlassungen wie – Verbot der Ausbung des Dienstes (§ 22 SG) – unterlassene Anhçrung ber Behauptungen tatschlicher Art vor Aufnahme in die Personalakten oder vor Verwertung in einer Beurteilung (§ 29 Absatz 5 SG) – unterlassene oder fehlerhafte Beteiligung der Vertrauensperson (Anhçrung, Vorschlagsrecht, Mitbestimmung) – unterlassene Erçffnung einer Beurteilung (§ 2 der Soldatenlaufbahnverordnung7) . Nur soweit es sich um die Verhngung einer Disziplinarmaßnahme oder um eine sonstige anfechtbare Entscheidung nach der WDO von Vorgesetzten handelt, muss eine schriftliche Rechtsbehelfsbelehrung erteilt werden (§ 42 WDO in Verbindung mit § 6 WDO). Gleiches gilt bei einer truppendienstlichen Erstmaßnahme des Bundesministeriums der Verteidigung (BMVg), gegen die nur der Antrag auf gerichtliche Entscheidung, ber den das Bundesverwaltungsgericht (Wehrdienstsenate) entscheidet, gegeben ist. Im brigen ist eine Rechtsbehelfsbelehrung in truppendienstlichen Angelegenheiten nur bei ganz oder teilweise zurckweisenden Entscheidungen ber Beschwerden und weitere Beschwerden zu erteilen. Der Inhalt der Rechtsbehelfsbelehrung hngt von der jeweiligen Maßnahme oder Entscheidung ab (Nheres siehe Anlage 1). VI. Anfechtung von Entscheidungen der Einleitungsbehçrde Bei folgenden Entscheidungen einer Einleitungsbehçrde ist nach § 6 WDO eine Rechtsbehelfsbelehrung zu erteilen: a) Aussetzung des gerichtlichen Disziplinarverfahrens (§ 83 Absatz 4 WDO); b) Feststellung eines Dienstvergehens (§ 92 Absatz 4 WDO); 7)
824
VMBl 2007 S. 81
Rechtsbehelfe c) d) e) f) g) h)
C 32
Ablehnung eines Antrags auf Einleitung eines gerichtlichen Disziplinarverfahrens mit der Feststellung eines Dienstvergehens (§ 95 Absatz 2, § 92 Absatz 4 WDO); Einstellung des gerichtlichen Disziplinarverfahrens mit der Feststellung eines Dienstvergehens (§ 98 Absatz 3, § 92 Absatz 4 WDO); Anordnung der vorlufigen Dienstenthebung, des Uniformtrageverbots oder der Einbehaltung von Dienstbezgen (§ 126 Absatz 5 WDO); Ablehnung des Antrags auf Aufhebung einer vorlufigen Dienstenthebung, des Uniformtrageverbots oder der Einbehaltung von Dienstbezgen (§ 126 Absatz 5 WDO); Feststellung ber den Verfall von Dienstbezgen und ber die Anrechnung von Einknften aus Nebenttigkeiten (§ 127 Absatz 4 WDO); Rcknahme einer fçrmlichen Anerkennung (§§ 14, 42 Nummer 5 WDO). VII. Bedeutung der Belehrung
Die Erteilung einer richtigen und vollstndigen Rechtsbehelfsbelehrung ist aus folgenden Grnden von besonderer Bedeutung: a) Unterbleibt in Verwaltungsangelegenheiten bei einem Verwaltungsakt eine gesetzlich vorgeschriebene Rechtsbehelfsbelehrung oder ist diese unrichtig oder unvollstndig erteilt, ist dies fr die Beschwerdefhrerin oder den Beschwerdefhrer ein unabwendbarer Zufall (§ 7 Absatz 2 WBO). Ein an sich versptet eingelegter Rechtsbehelf ist damit als fristgerecht anzusehen, wenn der Rechtsbehelf innerhalb von zwei Wochen nachgeholt wird, nachdem der Soldatin oder dem Soldaten eine ordnungsgemße Rechtsbehelfsbelehrung, gegebenenfalls eine Berichtigung oder Ergnzung, zugegangen ist. Zu prfen ist jedoch weiterhin, ob die Fristversumnis auf dem Mangel der Rechtsbehelfsbelehrung beruht (vgl. § 7 Absatz 1 WBO). Davon ist bei Fehlen einer vorgeschriebenen Rechtsbehelfsbelehrung regelmßig auszugehen. Bei Fehlern oder Unvollstndigkeit der Rechtsbehelfsbelehrung hat die Beschwerdefhrerin oder der Beschwerdefhrer jedoch darzulegen, dass der Mangel der Belehrung sie oder ihn an der Einhaltung der Frist gehindert hat. Insoweit sind keine berzogenen Anforderungen zu stellen. b) Unterbleibt in Verwaltungsangelegenheiten hingegen bei einem Beschwerdebescheid die vorgeschriebene Rechtsbehelfsbelehrung oder ist diese unrichtig oder unvollstndig erteilt, beginnt die fr den Rechtsbehelf maßgebende Frist nicht zu laufen. Solange die Rechtsbehelfsbelehrung nicht nachgeholt oder 825
C 32 c)
Rechtsbehelfe
berichtigt worden ist, kann die Klage vielmehr grundstzlich innerhalb eines Jahres seit Zustellung oder Erçffnung des Beschwerdebescheides eingelegt werden (§ 58 Absatz 2 VwGO). Unterbleibt in truppendienstlichen Angelegenheiten einschließlich der einfachen Disziplinarmaßnahmen eine vorgeschriebene Rechtsbehelfsbelehrung oder ist diese unrichtig oder unvollstndig erteilt, ist dies nach § 7 Absatz 2 WBO ein unabwendbarer Zufall (vgl. Buchstabe a).
VIII. Muster fr Rechtsbehelfsbelehrungen, Zustndigkeit der Gerichte Welche Belehrung ber Rechtsbehelfe im Einzelnen zu verwenden ist, ergibt sich aus der nachfolgenden Zusammenstellung (Anlage 1). Fr Rechtsbehelfsbelehrungen gegen einen schriftlichen Verwaltungsakt einer Bundesbehçrde gelten die Muster im VMBl 1998 S. 136. Um Schwierigkeiten bei Belehrungen ber Rechtsbehelfe zu vermeiden, sind die in der Anlage 1 enthaltenen Muster grundstzlich von allen Disziplinarvorgesetzten und Dienststellen der Wehrverwaltung zu verwenden. Die in der Rechtsbehelfsbelehrung anzugebende Anschrift des jeweils zustndigen Verwaltungsgerichts sowie die Zustndigkeitsbereiche der Verwaltungsgerichte sind in der Anlage 2 zusammengestellt. Sitz und Dienstbereich der beiden Truppendienstgerichte bzw. der einzelnen Truppendienstkammern ergeben sich aus der Verordnung ber die Errichtung von Truppendienstgerichten vom 16. Mai 20068) und aus den jeweiligen Geschftsverteilungsplnen der Gerichte. Die Wehrdienstsenate des Bundesverwaltungsgerichts haben ihren Sitz in 04107 Leipzig, Simsonplatz 1. IX. Schlussbestimmungen Dieser Erlass gilt mit sofortiger Wirkung. Gleichzeitig werden die Erlasse vom – 15. September 1978 – VR I 5 – Az 25-01-30/07 (VMBl S. 261) sowie die redaktionelle nderung (VMBl 1978 S. 372) und – 21. Juni 1993 – VR I 5 – Az 25-01-30/07 (VMBl S. 189) aufgehoben. BMVg, 4. August 2009 R I 5 – 25-01-30/07
8)
826
R C 14a (zu den Anschriften von Truppendienstkammern R C 14b).
C 32
Rechtsbehelfe
Anlage 1 Muster fr die Belehrung von Soldatinnen und Soldaten ber Rechtsbehelfe1) Inhalt: A. Belehrung bei Entscheidungen in Verwaltungsangelegenheiten B.
Belehrung bei Entscheidungen in truppendienstlichen Angelegenheiten mit Ausnahme von einfachen Disziplinarmaßnahmen und sonstigen Entscheidungen nach der WDO
C.
Belehrung bei einfachen Disziplinarmaßnahmen und sonstigen Maßnahmen von Vorgesetzten nach der WDO
D. Belehrung bei Entscheidungen der Einleitungsbehçrde E.
Besonderheiten bei stationrer Behandlung, Vollstreckung in Vollzugseinrichtungen der Bundeswehr und bei frheren Soldatinnen und Soldaten A. Belehrung bei Entscheidungen in Verwaltungsangelegenheiten2)
1.
Belehrung bei einem schriftlich erlassenen, anfechtbaren (belastenden) Verwaltungsakt (§ 59 VwGO, § 23 WBO) Gegen diesen Bescheid ...3) kçnnen Sie innerhalb eines Monats nach seiner Bekanntgabe, jedoch frhestens nach Ablauf einer Nacht, Beschwerde bei mir oder bei ... in ...4) einlegen. Sie kçnnen diese Beschwerde auch bei Ihrer/Ihrem nchsten Disziplinarvorgesetzten ... in ... einlegen. Die Beschwerde kann
1)
Die Rechtsbehelfsbelehrungen durch die Truppendienstgerichte sowie die nach dem Wehrpflichtgesetz und dem Soldatenversorgungsgesetz im Rahmen der Beschdigtenversorgung sind nicht bercksichtigt. Bei Beschwerden gegen Vorschriften ber die Gewhrung von Zulagen ist der Erlass unter ZDv 14/3, C 220 (R C 33d) zu beachten. Hier ist der Verwaltungsakt im Einzelnen zu bezeichnen. Hier ist die oder der nchste Disziplinarvorgesetzte (Dienststellung, ohne Angabe des Namens) der oder des Vorgesetzten, die oder der die Entscheidung erlassen hat, oder, falls eine Dienststelle der Bundeswehrverwaltung die Entscheidung erlassen hat, die nchsthçhere Dienststelle der Bundeswehrverwaltung mit Angabe des Dienstsitzes einzusetzen. Ist das Bundesministerium der Verteidigung die nchsthçhere Dienststelle der Bundeswehrverwaltung, ist die „Allgemeine Anordnung ber die bertragung von Zustndigkeiten zur Entscheidung ber Beschwerden nach der Wehrbeschwerdeordnung im Bereich des Bundesministeriums der Verteidigung“ zu beachten (ZDv 14/3, C 202; R C 33f).
2) 3) 4)
827
C 32
Rechtsbehelfe
schriftlich oder mndlich zur Niederschrift5) eingelegt werden. Wird sie schriftlich eingelegt, ist die Frist nur gewahrt, wenn die Beschwerde vor Ablauf der Frist bei der fr die Einlegung zustndigen Stelle eingeht. 2.
Belehrung bei der zurckweisenden Entscheidung ber eine Beschwerde in Verwaltungsangelegenheiten (§§ 23, 12 WBO) Gegen diesen Bescheid kçnnen Sie innerhalb eines Monats nach seiner Zustellung Klage bei dem Verwaltungsgericht in ...6) schriftlich oder zur Niederschrift der Urkundsbeamtin oder des Urkundsbeamten der Geschftsstelle des Gerichts erheben. Wird sie schriftlich erhoben, ist die Frist nur gewahrt, wenn die Klage vor Ablauf der Frist bei dem Verwaltungsgericht eingeht. Die Klage ist gegen die Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch das Bundesministerium der Verteidigung, dieses vertreten durch ...7) zu richten und muss die Klgerin oder den Klger sowie den Gegenstand des Klagebegehrens bezeichnen. Sie soll einen bestimmten Antrag enthalten. Die zur Begrndung dienenden Tatsachen und Beweismittel sollen angegeben werden. Dieser Bescheid und der angefochtene Verwaltungsakt sollen in Urschrift oder Abschrift beigefgt werden. Im brigen sollen der Klage nebst Anlagen so viele Abschriften beigefgt werden, dass alle Beteiligten eine Ausfertigung erhalten kçnnen.
5)
Beachte § 6 Absatz 2 Satz 2 WBO: „Wird sie (die Beschwerde) mndlich vorgetragen, ist eine Niederschrift aufzunehmen, die der Aufnehmende unterschreiben muss und der Beschwerdefhrer unterschreiben soll. Von der Niederschrift ist dem Beschwerdefhrer auf Verlangen eine Abschrift auszuhndigen.“ Hier ist die Anschrift des Verwaltungsgerichts (siehe Anlage 2) einzusetzen, in dessen Bezirk die Beschwerdefhrerin oder der Beschwerdefhrer ihren/ seinen dienstlichen Wohnsitz (§ 15 des Bundesbesoldungsgesetzes) oder in Ermangelung dessen ihren/seinen Wohnsitz hat. Der dienstliche Wohnsitz der Soldatin oder des Soldaten ist an ihrem/seinen Standort. Hat die Beschwerdefhrerin oder der Beschwerdefhrer keinen dienstlichen Wohnsitz oder keinen Wohnsitz innerhalb des Zustndigkeitsbereichs der Behçrde, die den ursprnglichen Verwaltungsakt erlassen hat, ist das Verwaltungsgericht çrtlich zustndig, in dessen Bezirk diese Behçrde ihren Sitz hat. In allen anderen Fllen ist das Verwaltungsgericht Kçln zustndig. Hier ist die Behçrde nebst Anschrift einzusetzen, die fr die Vertretung des Bundesministeriums der Verteidigung (BMVg) zustndig ist (siehe Vertretungsanordnung BMVg, VMBl 2003 S. 2; 86). Ist das BMVg zustndig, ist die Anschrift aus Abschnitt B Nr. 1 Buchstabe b einzusetzen.
6)
7)
828
Rechtsbehelfe
1. a)
b)
2. a) 8)
C 32
B. Belehrung bei Entscheidungen in truppendienstlichen Angelegenheiten mit Ausnahme von einfachen Disziplinarmaßnahmen und sonstigen Entscheidungen nach der WDO Belehrung bei einer zurckweisenden Entscheidung ber eine Beschwerde (§§ 12, 16, 21 WBO) durch Disziplinarvorgesetzte, außer der Bundesministerin oder dem Bundesminister der Verteidigung: Gegen diesen Bescheid kçnnen Sie innerhalb eines Monats nach seiner Zustellung weitere Beschwerde bei ... in ...8) einlegen. Sie kçnnen die weitere Beschwerde auch bei Ihrer/Ihrem nchsten Disziplinarvorgesetzten ... in ... einlegen. Die Beschwerde kann schriftlich oder mndlich zur Niederschrift5) eingelegt werden. Wird sie schriftlich eingelegt, ist die Frist nur gewahrt, wenn die Beschwerde vor Ablauf der Frist bei der fr die Einlegung zustndigen Stelle eingeht. durch die Bundesministerin oder den Bundesminister der Verteidigung: Gegen diesen Bescheid kçnnen Sie die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts (Wehrdienstsenate) beantragen. Der Antrag ist innerhalb eines Monats nach Zustellung dieses Bescheides beim Bundesministerium der Verteidigung, Postfach 13 28, 53003 Bonn (Postanschrift) bzw. Fontainengraben 150, 53123 Bonn (Hausanschrift), zu stellen. Sie kçnnen den Antrag auch bei Ihrer/Ihrem nchsten Disziplinarvorgesetzten ... in ... einlegen. Der Antrag kann schriftlich oder mndlich zur Niederschrift5) gestellt werden. Wird er schriftlich gestellt, ist die Frist nur gewahrt, wenn der Antrag vor Ablauf der Frist bei der fr die Einlegung zustndigen Stelle eingeht. Die zur Begrndung des Antrags dienenden Tatsachen und Beweismittel sollen unter Beifgung des Beschwerdebescheides angegeben werden. Mit dem Antrag kann nur geltend gemacht werden, dass eine dienstliche Maßnahme oder Unterlassung rechtswidrig sei. Belehrung bei einer zurckweisenden Entscheidung ber eine weitere Beschwerde (§§ 16, 17, 21, 22 i. V. m. § 12 WBO) durch Disziplinarvorgesetzte, außer der Bundesministerin oder dem Bundesminister der Verteidigung, den Inspekteurinnen Hier sind Dienststellung und Dienstsitz der oder des nchsten Disziplinarvorgesetzten (ohne Angabe des Namens) der oder des Vorgesetzten, die oder der ber die Beschwerde entschieden hat, einzusetzen.
829
C 32
b)
9)
Rechtsbehelfe
oder Inspekteuren der Teilstreitkrfte und den Vorgesetzten in vergleichbaren Dienststellungen: Gegen diesen Bescheid kçnnen Sie die Entscheidung des Truppendienstgerichts beantragen. Der Antrag ist innerhalb eines Monats nach Zustellung dieses Bescheides beim Truppendienstgericht ..., ... Kammer, in ... Straße ...9) einzulegen. Sie kçnnen den Antrag auch bei Ihrer/Ihrem nchsten Disziplinarvorgesetzten ... in ... einlegen. Der Antrag kann schriftlich oder mndlich zur Niederschrift5) gestellt werden. Wird er schriftlich gestellt, ist die Frist nur gewahrt, wenn der Antrag vor Ablauf der Frist bei der fr die Einlegung zustndigen Stelle eingeht. Die zur Begrndung des Antrags dienenden Tatsachen und Beweismittel sollen unter Beifgung des Beschwerdebescheides sowie des Bescheides ber die weitere Beschwerde angegeben werden. Mit dem Antrag auf Entscheidung des Truppendienstgerichts kann nur geltend gemacht werden, dass eine dienstliche Maßnahme oder Unterlassung rechtswidrig sei. durch die Bundesministerin oder den Bundesminister der Verteidigung, die Inspekteurinnen oder Inspekteure der Teilstreitkrfte und die Vorgesetzten in vergleichbaren Dienststellungen: Gegen diesen Bescheid kçnnen Sie die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts (Wehrdienstsenate) beantragen. Der Antrag ist innerhalb eines Monats nach Zustellung dieses Bescheides beim Bundesministerium der Verteidigung10), Postfach 13 28, 53003 Bonn (Postanschrift) bzw. Fontainengraben 150, 53123 Bonn (Hausanschrift), zu steilen. Sie kçnnen den Antrag auch bei Ihrer/Ihrem nchsten Disziplinarvorgesetzten ... in ... einlegen. Der Antrag kann schriftlich oder mndlich zur Niederschrift5) gestellt werden. Wird er schriftlich gestellt, ist die Frist nur gewahrt, wenn der Antrag vor Ablauf der Frist bei der fr die Einlegung zustndigen Stelle eingeht. Die zur Begrndung des Antrags dienenden Tatsachen und Beweismittel sollen unter Beifgung des Beschwerdebescheides und des Bescheides ber die weitere Beschwerde angegeben werden. Mit dem Antrag kann nur geltend gemacht werden,
Hier ist die Bezeichnung der zustndigen Kammer des Truppendienstgerichts Nord oder Sd mit Angabe des Dienstsitzes und der Anschrift einzusetzen; siehe dazu Fußnote 8 des vorstehenden Erlasses. 10) Gegebenenfalls um die konkrete Angabe der in § 22 WBO genannten Vorgesetzten zu ergnzen.
830
Rechtsbehelfe
C 32
dass eine dienstliche Maßnahme oder Unterlassung rechtswidrig sei. C. Belehrung bei einfachen Disziplinarmaßnahmen und sonstigen Maßnahmen von Vorgesetzten nach der WDO 1.
Belehrung bei der Verhngung von Disziplinararrest sowie bei Durchsuchung und Beschlagnahme
a)
durch Disziplinarvorgesetzte, außer der Bundesministerin oder dem Bundesminister der Verteidigung, den Inspekteurinnen oder Inspekteuren der Teilstreitkrfte und den Vorgesetzten in vergleichbaren Dienststellungen: Gegen diese Maßnahme kçnnen Sie innerhalb eines Monats nach ihrer Bekanntgabe, jedoch frhestens nach Ablauf einer Nacht, Beschwerde bei dem Truppendienstgericht ..., ... Kammer, in ... 9) Straße ... einlegen. Sie kçnnen die Beschwerde auch bei Ihrer/Ihrem nchsten Disziplinarvorgesetzten ... in ... einlegen. Die Beschwerde kann schriftlich oder mndlich zur Niederschrift 11) eingelegt werden. Wird sie schriftlich eingelegt, ist die Frist nur gewahrt, wenn die Beschwerde vor Ablauf der Frist bei der fr die Einlegung zustndigen Stelle eingeht. Die Beschwerde hemmt die Vollstreckung der Disziplinarmaßnahme11), wenn sie vor Beginn der Vollstreckung eingelegt wird. Dies gilt nicht hinsichtlich des Disziplinararrestes12), wenn dessen sofortige Vollstreckbarkeit richterlich angeordnet ist. In diesem Fall kann die Beschwerde auch schon vor Ablauf einer Nacht eingelegt werden. durch die Bundesministerin oder den Bundesminister der Verteidigung, die Inspekteurinnen oder Inspekteure der Teilstreitkrfte und die Vorgesetzten in vergleichbaren Dienststellungen: Gegen diese Maßnahme kçnnen Sie Beschwerde einlegen, ber die das Bundesverwaltungsgericht (Wehrdienstsenate) entscheidet. Die Beschwerde ist innerhalb eines Monats nach Bekanntgabe dieser Maßnahme, jedoch frhestens nach Ablauf einer Nacht, beim Bundesministerium der Verteidigung, Postfach 13 28, 53003 Bonn (Postanschrift) bzw. Fontainengraben 150, 53123 Bonn (Hausanschrift), einzulegen. Sie
b)
11) 12)
Dieser Absatz der Belehrung ist nicht zu verwenden bei Durchsuchung und Beschlagnahme. Wird nur Disziplinararrest verhngt und nicht zustzlich eine nach § 22 Absatz 2 WDO zulssige Disziplinarmaßnahme, sind die Wçrter „hinsichtlich des Disziplinararrestes“ zu streichen.
831
C 32
2.
a)
b)
13)
Rechtsbehelfe
kçnnen die Beschwerde auch bei Ihrer/Ihrem nchsten Disziplinarvorgesetzten ... in ... einlegen. Die Beschwerde kann schriftlich oder mndlich zur Niederschrift5) eingelegt werden. Wird sie schriftlich eingelegt, ist die Frist nur gewahrt, wenn die Beschwerde vor Ablauf der Frist bei der fr die Einlegung zustndigen Stelle eingeht. Die zur Begrndung der Beschwerde dienenden Tatsachen und Beweismittel sollen angegeben werden. Die Beschwerde hemmt die Vollstreckung der Disziplinarmaßnahme11) wenn sie vor Beginn der Vollstreckung eingelegt wird. Dies gilt nicht hinsichtlich des Disziplinararrestes12), wenn dessen sofortige Vollstreckbarkeit richterlich angeordnet ist. In diesem Fall kann die Beschwerde auch schon vor Ablauf einer Nacht eingelegt werden. Belehrung bei Verhngung einer einfachen Disziplinarmaßnahme mit Ausnahme des Disziplinararrestes sowie bei sonstigen Maßnahmen von Disziplinarvorgesetzten nach der WDO mit Ausnahme einer Durchsuchung und Beschlagnahme durch Disziplinarvorgesetzte, außer der Bundesministerin oder dem Bundesminister der Verteidigung: Gegen diese Maßnahme kçnnen Sie innerhalb eines Monats nach ihrer Bekanntgabe, jedoch frhestens nach Ablauf einer Nacht, Beschwerde bei ... in ...13) einlegen. Sie kçnnen die Beschwerde auch bei Ihrer/Ihrem nchsten Disziplinarvorgesetzten ... in ... einlegen. Die Beschwerde kann schriftlich oder mndlich zur Niederschrift5) eingelegt werden. Wird sie schriftlich eingelegt, ist die Frist nur gewahrt, wenn die Beschwerde vor Ablauf der Frist bei der fr die Einlegung zustndigen Stelle eingeht. Die Beschwerde hemmt die Vollstreckung der Disziplinarmaßnahme nur, wenn sie vor Beginn der Vollstreckung eingelegt wird.14) durch die Bundesministerin oder den Bundesminister der Verteidigung: Gegen diese Maßnahme kçnnen Sie die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts (Wehrdienstsenate) beantragen. Der Antrag ist innerhalb eines Monats nach Bekanntgabe dieser Maßnahme, jedoch frhestens nach Ablauf einer Nacht,
Hier sind Dienststellung und Dienstsitz der oder des nchsten Disziplinarvorgesetzten (ohne Angabe des Namens) der oder des Vorgesetzten, die oder der die Maßnahme getroffen hat, einzusetzen. 14) Dieser Satz ist nur bei der Verhngung einer Disziplinarmaßnahme zu verwenden.
832
Rechtsbehelfe
3.
a)
b)
C 32
beim Bundesministerium der Verteidigung, Postfach 13 28, 53003 Bonn (Postanschrift) bzw. Fontainengraben 150, 53123 Bonn (Hausanschrift), zu stellen. Sie kçnnen den Antrag auch bei Ihrer/Ihrem nchsten Disziplinarvorgesetzten ... in ... einlegen. Der Antrag kann schriftlich oder mndlich zur Niederschrift5) eingelegt werden. Wird er schriftlich eingelegt, ist die Frist nur gewahrt, wenn der Antrag vor Ablauf der Frist bei der fr die Einlegung zustndigen Stelle eingeht. Die zur Begrndung des Antrags dienenden Tatsachen und Beweismittel sollen angegeben werden. Der Antrag hemmt die Vollstreckung der Disziplinarmaßnahme nur, wenn er vor Beginn der Vollstreckung eingelegt wird.14) Belehrung bei einem zurckweisenden Beschwerdebescheid ber eine einfache Disziplinarmaßnahme mit Ausnahme des Disziplinararrests sowie ber sonstige Maßnahmen oder Entscheidungen der Vorgesetzten nach der WDO mit Ausnahme einer Durchsuchung und Beschlagnahme durch Disziplinarvorgesetzte, außer der Bundesministerin oder dem Bundesminister der Verteidigung Gegen diesen Bescheid kçnnen Sie innerhalb eines Monats nach seiner Bekanntgabe weitere Beschwerde bei dem Truppendienstgericht ..., ... Kammer, in ..., Straße ...,9) einlegen. Sie kçnnen die weitere Beschwerde auch bei Ihrer/Ihrem nchsten Disziplinarvorgesetzten ... in ... einlegen. Die Beschwerde kann schriftlich oder mndlich zur Niederschrift5) eingelegt werden. Wird sie schriftlich eingelegt, ist die Frist nur gewahrt, wenn die Beschwerde vor Ablauf der Frist bei der fr die Einlegung zustndigen Stelle eingeht. Die weitere Beschwerde hemmt die Vollstreckung der Disziplinarmaßnahme nicht. durch die Bundesministerin oder den Bundesminister der Verteidigung: Gegen diesen Beschwerdebescheid kçnnen Sie die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts (Wehrdienstsenate) beantragen. Der Antrag ist innerhalb eines Monats nach Zustellung dieses Bescheides beim Bundesministerium der Verteidigung, Postfach 13 28, 53003 Bonn (Postanschrift) bzw. Fontainengraben 150, 53123 Bonn (Hausanschrift), zu stellen. Sie kçnnen den Antrag auch bei Ihrer/Ihrem nchsten Disziplinarvorgesetzten ... in ... einlegen. Der Antrag kann schriftlich oder mndlich zur Niederschrift5) eingelegt werden. Wird er schriftlich gestellt, ist die Frist nur 833
C 32
Rechtsbehelfe
gewahrt, wenn der Antrag vor Ablauf der Frist bei der fr die Einlegung zustndigen Stelle eingeht. Die zur Begrndung des Antrags dienenden Tatsachen und Beweismittel sollen unter Beifgung des Beschwerdebescheides angegeben werden. Der Antrag hemmt die Vollstreckung der Disziplinarmaßnahme nicht. 1. a)
b)
2.
3.
a)
834
D. Belehrung bei Entscheidungen der Einleitungsbehçrde Belehrung bei Rcknahme einer fçrmlichen Anerkennung (§§ 14, 42 Nummer 5 WDO) Gegen diese Maßnahme kçnnen Sie innerhalb eines Monats nach ihrer Bekanntgabe, jedoch frhestens nach Ablauf einer Nacht, Beschwerde bei dem Truppendienstgericht ..., ... Kammer, in ..., Straße ...,9) einlegen. Sie kçnnen die Beschwerde auch bei Ihrer/Ihrem nchsten Disziplinarvorgesetzten ... in ... einlegen. Die Beschwerde kann schriftlich oder mndlich zur Niederschrift5) eingelegt werden. Wird sie schriftlich eingelegt, ist die Frist nur gewahrt, wenn die Beschwerde vor Ablauf der Frist bei der fr die Einlegung zustndigen Stelle eingeht. Ist die Rcknahme von der Bundesministerin oder dem Bundesminister der Verteidigung oder einer oder einem der in § 22 WBO genannten Vorgesetzten vorgenommen worden, ist das Bundesverwaltungsgericht (Wehrdienstsenate) fr die Entscheidung zustndig (§ 42 Nummer 5 Satz 2 WDO). Abschnitt C Nummer 1 Buchstabe b gilt entsprechend. Belehrung bei Aussetzung des gerichtlichen Disziplinarverfahrens (§ 83 Absatz 4 WDO) Gegen die Aussetzung des Verfahrens kçnnen Sie die Entscheidung des Truppendienstgerichts ..., ... Kammer, in ..., Straße ..., 9 ) beantragen. Der Antrag ist an keine Frist gebunden. Er kann schriftlich oder zu Protokoll der Geschftsstelle des Truppendienstgerichts gestellt werden. Sie kçnnen den Antrag auch schriftlich oder mndlich zur Niederschrift5) bei Ihrer/Ihrem nchsten Disziplinarvorgesetzten ... in ... stellen. Belehrung bei Absehen von der Einleitung eines gerichtlichen Disziplinarverfahrens oder bei Einstellung des gerichtlichen Disziplinarverfahrens mit der Feststellung eines Dienstvergehens (§ 92 Absatz 3, § 98 Absatz 3, § 92 Absatz 4 WDO) Gegen die Feststellung, ein Dienstvergehen begangen zu haben, kçnnen Sie die Entscheidung des Truppendienstgerichts ..., ... Kammer, in ..., Straße ..,9) beantragen.
Rechtsbehelfe
b)
4.
5.
15) 9)
C 32
Der Antrag ist innerhalb eines Monats nach Zustellung dieses Bescheides schriftlich oder zu Protokoll der Geschftsstelle des Truppendienstgerichts zu stellen. Sie kçnnen den Antrag auch schriftlich oder mndlich zur Niederschrift5) bei Ihrer/Ihrem nchsten Disziplinarvorgesetzten ... in ... stellen. Wird der Antrag schriftlich gestellt, ist die Frist nur gewahrt, wenn er vor Ablauf der Frist bei der fr die Einlegung zustndigen Stelle eingeht. Ist die Feststellung von der Bundesministerin oder dem Bundesminister der Verteidigung oder einer oder einem der in § 22 WBO genannten Vorgesetzten getroffen worden, ist das Bundesverwaltungsgericht (Wehrdienstsenate) fr die Entscheidung zustndig (§ 92 Absatz 3, § 98 Absatz 3, § 92 Absatz 4 Satz 2, § 42 Nummer 5 Satz 2 WDO). Abschnitt C Nummer 1 Buchstabe b gilt entsprechend. Belehrung bei Anordnung der vorlufigen Dienstenthebung, des Uniformtrageverbots oder der Einbehaltung von Dienstbezgen (§ 126 Absatz 5 WDO) Sie kçnnen bei mir beantragen, die Anordnung ...15) aufzuheben oder abzundern. Der Antrag ist an keine Frist gebunden. Er kann schriftlich oder mndlich zur Niederschrift5) gestellt werden. Belehrung bei Ablehnung des Antrags auf Aufhebung der vorlufigen Dienstenthebung, des Uniformtrageverbots oder der Einbehaltung von Dienstbezgen (§ 126 Absatz 5 WDO) und bei der Feststellung, die zum Verfall der Dienstbezge fhrt, sowie der Entscheidung ber die Anrechnung von Einknften aus Nebenttigkeiten (§ 127 Absatz 4 WDO) Gegen diesen Bescheid kçnnen Sie die Entscheidung des Truppendienstgerichts ..., ... Kammer, in ..., Straße ...,9) beantragen. Der Antrag ist innerhalb eines Monats nach Zustellung dieses Bescheides schriftlich oder zu Protokoll der Geschftsstelle des Truppendienstgerichts zu stellen. Sie kçnnen den Antrag auch schriftlich oder mndlich zur Niederschrift5) bei Ihrer/Ihrem nchsten Disziplinarvorgesetzten ... in ... stellen. Hier ist die Anordnung ggf. im Einzelnen zu bezeichnen. Hier ist die Bezeichnung der zustndigen Kammer des Truppendienstgerichts Nord oder Sd mit Angabe des Dienstsitzes und der Anschrift einzusetzen; siehe dazu Fußnote 8 des vorstehenden Erlasses.
835
C 32
Rechtsbehelfe
Wird der Antrag schriftlich gestellt, ist die Frist nur gewahrt, wenn er vor Ablauf der Frist bei der fr die Einlegung zustndigen Stelle eingeht. Beachte: Ist das Verfahren bereits beim Bundesverwaltungsgericht anhngig, ist die Entscheidung nach § 126 Absatz 5 Satz 4 WDO von diesem Gericht zu treffen. E. Besonderheiten bei stationrer Behandlung, Vollstreckung in Vollzugseinrichtungen der Bundeswehr und bei frheren Soldatinnen oder Soldaten Befindet sich die Beschwerdefhrerin oder der Beschwerdefhrer in stationrer Behandlung in einem Bundeswehrkrankenhaus oder zum Zweck der Vollstreckung in Vollzugseinrichtungen der Bundeswehr, ist der jeweiligen Rechtsbehelfsbelehrung folgender Satz anzufgen (vgl. § 5 Absatz 2 WBO): „Sie kçnnen den Rechtsbehelf in der gleichen Frist auch bei der Chefrztin/dem Chefarzt des ... (hier ist das Bundeswehrkrankenhaus anzugeben und die genaue Dienstbezeichnung der Chefrztin/ des Chefarztes einzusetzen) in .../ bei den Vollzugsvorgesetzten ...16) in ... einlegen.“ Ausgeschiedenen (frheren) Soldatinnen und Soldaten kann gemß § 1 Absatz 3 WBO ein Beschwerderecht zustehen. Sie befinden sich aber nicht mehr in einem Wehrdienstverhltnis, sodass sie auch keinen „nchsten Disziplinarvorgesetzten“ im Sinne des § 5 Absatz 1 Satz 1 WBO haben; Entsprechendes gilt bei § 17 Absatz 4 Satz 3 WBO. Es besteht damit, soweit diese frheren Vorgesetzten nicht selbst zur Entscheidung ber die Beschwerde zustndig sind, dort auch keine (weitere) Einlegemçglichkeit. Da es im Einzelfall fr die frhere Soldatin oder den frheren Soldaten schwierig sein kann, die Zustndigkeit fr eine Beschwerdeentscheidung zu bestimmen, ist der Eingang einer Beschwerde bei der oder dem frheren nchsten Disziplinarvorgesetzten in entsprechender Anwendung des § 5 Absatz 1 WBO als zulssig anzusehen. Die Beschwerde ist gegebenenfalls unverzglich der zustndigen Stelle zuzuleiten. Etwas anderes gilt bei Entscheidungen mit Rechtsbehelfsbelehrung gegenber frheren Soldatinnen oder Soldaten. In diesen ist ber die richtige Stelle, bei der der Rechtsbehelf eingelegt werden kann, zu belehren (vgl. Muster Anlage 1), dazu gehçrt der „frhere nchste Disziplinarvorgesetzte“ als weitere Einlegemçglichkeit nicht. Beachtet die frhere Soldatin oder der frhere Soldat die zutreffende 16)
836
Einzusetzen ist die Bezeichnung der Vollzugsvorgesetzten gemß der ZDv 14/10 Nr. 105–107 (R C 13b).
Rechtsbehelfe
C 32
Rechtsbehelfsbelehrung nicht, geht dies zu ihren bzw. seinen Lasten, wenn der Rechtsbehelf dadurch trotz unverzglicher Weiterleitung nicht fristgerecht bei der zustndigen Stelle eingeht.
837
C 32
Rechtsbehelfe Anlage 2
Sitz und Zustndigkeitsbereich der Verwaltungsgerichte1) 1. Verwaltungsgerichte in Baden-Wrttemberg: Verwaltungsgericht Freiburg Habsburger Str. 103, 79104 Freiburg, Gerichtsbezirk: Regierungsbezirk Freiburg Verwaltungsgericht Karlsruhe Nçrdliche Hildapromenade 1, 76133 Karlsruhe, Gerichtsbezirk: Regierungsbezirk Karlsruhe Verwaltungsgericht Sigmaringen Karlstraße 13, 72488 Sigmaringen, Gerichtsbezirk: Regierungsbezirk Tbingen Verwaltungsgericht Stuttgart Augustenstraße 5, 70178 Stuttgart, Gerichtsbezirk: Regierungsbezirk Stuttgart 2. Verwaltungsgerichte Bayern: Bayerisches Verwaltungsgericht Ansbach Promenade 24–28, 91522 Ansbach, Gerichtsbezirk: Regierungsbezirk Mittelfranken Bayerisches Verwaltungsgericht Augsburg Kornhausgasse 4, 86152 Augsburg, Gerichtsbezirk: Regierungsbezirk Schwaben Bayerisches Verwaltungsgericht Bayreuth Friedrichstraße 16, 95444 Bayreuth, Gerichtsbezirk: Regierungsbezirk Oberfranken Bayerisches Verwaltungsgericht Mnchen Bayerstraße 30, 80335 Mnchen, Gerichtsbezirk: Regierungsbezirk Oberbayern Bayerisches Verwaltungsgericht Regensburg Haidplatz 1, 93047 Regensburg, Gerichtsbezirk: Regierungsbezirke Niederbayern und Oberpfalz Bayerisches Verwaltungsgericht Wrzburg Burkarder Straße 26, 97082 Wrzburg, Gerichtsbezirk: Regierungsbezirk Unterfranken 1)
838
Die bersicht entspricht dem Stand vom Juni 2009. Da kurzfristige Anschriftennderungen nicht ausgeschlossen sind, wird vor Verwendung einer Anschrift empfohlen, diese mçglichst (etwa im Internet) zu berprfen.
Rechtsbehelfe
C 32
3. Verwaltungsgericht in Berlin: Verwaltungsgericht Berlin Kirchstraße 7, 10557 Berlin – Moabit, Gerichtsbezirk: Berlin 4. Verwaltungsgerichte in Brandenburg: Verwaltungsgericht Cottbus Vom-Stein-Straße 27, 03050 Cottbus, Gerichtsbezirk: Kreisfreie Stadt Cottbus und die Landkreise Dahme-Spreewald, Elbe-Elster, Oberspreewald-Lausitz und SpreeNeiße Verwaltungsgericht Frankfurt (Oder) Logonstraße 6, 15230 Frankfurt (Oder), Gerichtsbezirk: Kreisfreie Stadt Frankfurt (Oder) und die Landkreise Barnim, Mrkisch-Oderland und Oder-Spree Verwaltungsgericht Potsdam Friedrich-Ebert-Straße 52, 14469 Potsdam, Gerichtsbezirk: Kreisfreie Stdte Brandenburg an der Havel und Potsdam sowie die Landkreise Havelland, Oberhavel, OstprignitzRuppin, Potsdam-Mittelmark, Prignitz, Teltow-Flming und Uckermark 5. Verwaltungsgericht in Bremen: Verwaltungsgericht Bremen Am Wall 198, 28195 Bremen, Gerichtsbezirk: Bremen 6. Verwaltungsgericht in Hamburg: Verwaltungsgericht Hamburg Lbeckertordamm 4, 20099 Hamburg, Gerichtsbezirk: Hamburg 7. Verwaltungsgerichte in Hessen: Verwaltungsgericht Darmstadt Julius-Reiber-Straße 37, 64293 Darmstadt, Gerichtsbezirk: Kreisfreie Stdte Darmstadt und Offenbach am Main sowie die Landkreise Bergstraße, Darmstadt-Dieburg, GroßGerau, Odenwaldkreis und Offenbach Verwaltungsgericht Frankfurt am Main Adalbertstraße 18, 60486 Frankfurt am Main, Gerichtsbezirk: Kreisfreie Stadt Frankfurt am Main sowie die Landkreise Hochtaunuskreis, Main-Kinzig-Kreis und Main-Taunus-Kreis 839
C 32
Rechtsbehelfe
Verwaltungsgericht Gießen Marburger Straße 4, 35390 Gießen, Gerichtsbezirk: Landkreise Gießen, Lahn-Dill-Kreis, Marburg-Biedenkopf, Vogelsbergkreis und Wetteraukreis Verwaltungsgericht Kassel Tischbeinstraße 32, 34121 Kassel, Gerichtsbezirk: Kreisfreie Stadt Kassel sowie die Landkreise Fulda, Hersfeld-Rotenburg, Kassel, Schwalm-Eder Kreis, Waldeck-Frankenberg und Werra-Meißner-Kreis Verwaltungsgericht Wiesbaden Konrad-Adenauer-Ring 15, 65187 Wiesbaden, Gerichtsbezirk: Kreisfreie Stadt Wiesbaden sowie die Landkreise Limburg-Weilburg und Rheingau-Taunus-Kreis 8. Verwaltungsgerichte in Mecklenburg-Vorpommern: Verwaltungsgericht Greifswald Domstraße 7, 17489 Greifswald, Gerichtsbezirk: Kreisfreie Stdte Greifswald, Neubrandenburg und Stralsund sowie die Landkreise Demmin, Mecklenburg-Strelitz, Mritz, Nordvorpommern, Ostvorpommern, Rgen und UeckerRandow Verwaltungsgericht Schwerin Wismarsche Straße 323a, 19055 Schwerin, Gerichtsbezirk: Kreisfreie Stdte Rostock, Schwerin und Wismar sowie die Landkreise Bad Doberan, Gstrow, Ludwigslust, Nordwestmecklenburg und Parchim 9. Verwaltungsgerichte in Niedersachsen: Verwaltungsgericht Braunschweig Am Wendentor 7, 38100 Braunschweig, Gerichtsbezirk: Kreisfreie Stdte Braunschweig, Salzgitter und Wolfsburg sowie die Landkreise Gifhorn, Goslar, Helmstedt, Peine und Wolfenbttel Verwaltungsgericht Gçttingen Berliner Straße 5, 37073 Gçttingen, Gerichtsbezirk: Landkreise Gçttingen, Nordheim und Osterode am Harz Verwaltungsgericht Hannover Eintrachtweg 19, 30173 Hannover, Gerichtsbezirk: Kreisfreie Stadt Hannover sowie die Landkreise Diepholz, Hameln-Pyrmont, Hannover, Hildesheim, Holzminden, Nienburg (Weser) und Schaumburg 840
Rechtsbehelfe
C 32
Verwaltungsgericht Lneburg Adolph-Kolping-Straße 16, 21337 Lneburg, Gerichtsbezirk: Landkreise Celle, Harburg, Lchow-Dannenberg, Lneburg, Soltau-Fallingbostel und Uelzen Verwaltungsgericht Oldenburg Schloßplatz 10, 26122 Oldenburg, Gerichtsbezirk: Kreisfreie Stdte Delmenhorst, Emden, Oldenburg und Wilhelmshaven sowie die Landkreise Ammerland, Aurich, Cloppenburg, Friesland, Leer, Oldenburg (Oldenburg), Vechta, Wesermarsch und Wittmund Verwaltungsgericht Osnabrck Hakenstraße 15, 49074 Osnabrck, Gerichtsbezirk: Kreisfreie Stadt Osnabrck sowie die Landkreise Emsland, Grafschaft Bentheim und Osnabrck Verwaltungsgericht Stade Am Sande 4a, 21682 Stade, Gerichtsbezirk: Landkreise Cuxhaven, Osterholz, Rothenburg (Wmme), Stade und Verden 10. Verwaltungsgerichte in Nordrhein-Westfalen: Verwaltungsgericht Aachen Adalbertsteinweg 92, 52070 Aachen, Gerichtsbezirk: Kreisfreie Stadt Aachen sowie die Landkreise Aachen, Dren, Euskirchen und Heinsberg Verwaltungsgericht Arnsberg Jgerstraße 1, 59821 Arnsberg, Gerichtsbezirk: Kreisfreie Stdte Hagen und Hamm sowie die Landkreise Ennepe-Ruhr-Kreis, Hochsauerlandkreis, Mrkischer Kreis, Olpe, Siegen-Wittgenstein und Soest Verwaltungsgericht Dsseldorf Bastionstraße 39, 40213 Dsseldorf, Gerichtsbezirk: Kreisfreie Stdte Dsseldorf, Duisburg, Krefeld, Mçnchengladbach, Mlheim an der Ruhr, Oberhausen, Remscheid, Solingen und Wuppertal sowie die Landkreise Kleve, Mettmann, Neuss, Viersen und Wesel Verwaltungsgericht Gelsenkirchen Bahnhofsvorplatz 3, 45879 Gelsenkirchen, Gerichtsbezirk: Kreisfreie Stdte Bochum, Bottrop, Dortmund, Essen, Gelsenkirchen und Herne sowie die Landkreise Recklinghausen und Unna Verwaltungsgericht Kçln Appellhofplatz, 50667 Kçln, 841
C 32
Rechtsbehelfe
Gerichtsbezirk: Kreisfreie Stdte Bonn, Kçln und Leverkusen sowie die Landkreise Oberbergischer Kreis, Rhein-Erft-Kreis, RheinSieg-Kreis und Rheinisch-Bergischer-Kreis Verwaltungsgericht Minden Kçnigswall 8, 32423 Minden, Gerichtsbezirk: Kreisfreie Stadt Bielefeld sowie die Landkreise Gtersloh, Herford, Hçxter, Lippe, Minden-Lbbecke und Paderborn Verwaltungsgericht Mnster Piusallee 38, 48147 Mnster, Gerichtsbezirk: Kreisfreie Stadt Mnster sowie die Landkreise Borken, Coesfeld, Steinfurt und Warendorf 11. Verwaltungsgerichte in Rheinland-Pfalz: Verwaltungsgericht Koblenz Deinhardplatz 4, 56068 Koblenz, Gerichtsbezirk: Kreisfreie Stadt Koblenz sowie die Landkreise Ahrweiler, Altenkirchen (Westerwald), Bad Kreuznach, Birkenfeld, Cochem-Zell, Mayen-Koblenz, Neuwied, Rhein-Hunsrck-Kreis, Rhein-Lahn-Kreis und Westerwaldkreis Verwaltungsgericht Mainz Ernst-Ludwig-Straße 9, 55116 Mainz, Gerichtsbezirk: Kreisfreie Stdte Mainz und Worms sowie die Landkreise Alzey-Worms und Mainz-Bingen Verwaltungsgericht Neustadt an der Weinstraße Robert-Stolz-Straße 20, 67433 Neustadt an der Weinstraße, Gerichtsbezirk: Kreisfreie Stdte Frankenthal (Pfalz), Kaiserslautern, Landau in der Pfalz, Ludwigshafen am Rhein, Neustadt an der Weinstraße, Pirmasens, Speyer und Zweibrcken sowie die Landkreise Bad Drkheim, Donnersbergkreis, Germersheim, Kaiserslautern, Kusel, Rhein-Pfalz-Kreis, Sdliche Weinstraße und Sdwestpfalz. Verwaltungsgericht Trier Irminenfreihof 10, 54290 Trier, Gerichtsbezirk: Kreisfreie Stadt Trier sowie die Landkreise Bernkastel-Wittlich, Eifelkreis Bitburg-Prm, Trier-Saarburg und Vulkaneifel. 12. Verwaltungsgericht Saarland: Verwaltungsgericht des Saarlandes Kaiser-Wilhelm-Straße 15, 66740 Saarlouis, Gerichtsbezirk: Saarland 842
Rechtsbehelfe
C 32
13. Verwaltungsgerichte in Sachsen: Verwaltungsgericht Chemnitz Zwickauer Straße 56, 09112 Chemnitz, Gerichtsbezirk: Kreisfreie Stadt Chemnitz sowie die Landkreise Erzgebirgskreis, Mittelsachsen, Vogtlandkreis und Zwickau Verwaltungsgericht Dresden Hans-Oster-Straße 4, 01099 Dresden, Gerichtsbezirk: Kreisfreie Stadt Dresden sowie die Landkreise Bautzen, Gçrlitz, Meißen und Schsische Schweiz-Osterzgebirge Verwaltungsgericht Leipzig Rathenaustraße 40, 04179 Leipzig, Gerichtsbezirk: Kreisfreie Stadt Leipzig sowie die Landkreise Leipzig und Nordsachsen 14. Verwaltungsgerichte in Sachsen-Anhalt: Verwaltungsgericht Halle Thringer Straße 16, 06112 Halle, Gerichtsbezirk: Kreisfreie Stdte Halle und Dessau-Roßlau sowie die Landkreise Anhalt-Bitterfeld, Burgenlandkreis, Mansfeld-Sdharz, Saalekreis und Wittenberg Verwaltungsgericht Magdeburg Breiter Weg 203–206, 39104 Magdeburg, Gerichtsbezirk: Kreisfreie Stadt Magdeburg sowie die Landkreise Altmarkkreis Salzwedel, Bçrde, Harz, Jerichower Land, Salzlandkreis und Stendal 15. Verwaltungsgericht in Schleswig-Holstein: Schleswig-Holsteinisches Verwaltungsgericht Brockdorff-Rantzau-Straße 13, 24837 Schleswig, Gerichtsbezirk: Schleswig-Holstein 16. Verwaltungsgerichte in Thringen: Verwaltungsgericht Gera Hainstraße 21, 07545 Gera, Gerichtsbezirk: Kreisfreie Stdte Gera und Jena sowie die Landkreise Altenburger Land, Greiz, Saale-Holzland-Kreis, Saale-OrlaKreis und Saalfeld-Rudolstadt Verwaltungsgericht Meiningen Lindenallee 15, 98617 Meiningen, Gerichtsbezirk: Kreisfreie Stdte Eisenach und Suhl sowie die Landkreise Hildburghausen, Schmalkalden-Meiningen, Sonneberg und Wartburgkreis 843
C 32
Rechtsbehelfe
Verwaltungsgericht Weimar Jenaer Straße 2a, 99425 Weimar, Gerichtsbezirk: Kreisfreie Stdte Erfurt und Weimar sowie die Landkreise Eichsfeld, Gotha, Ilmkreis, Kyffhuserkreis, Nordhausen, Sçmmerda, Unstrut-Hainich-Kreis und Weimarer Land
844
Einzelerlasse WBO
C 33a
Einzelerlasse zur WBO a) Beschleunigte Behandlung von Beschwerden und weiteren Beschwerden nach der Wehrbeschwerdeordnung ZDv 14/3
C 217
1.1 Ist ber eine Beschwerde nach der Wehrbeschwerdeordnung (WBO) in truppendienstlichen Angelegenheiten nicht innerhalb eines Monats entschieden worden, so kann der Beschwerdefhrer weitere Beschwerde einlegen (§ 16 Abs. 2 WBO). Ist innerhalb der gleichen Frist nicht ber eine weitere Beschwerde entschieden worden, kann der Beschwerdefhrer Antrag auf Entscheidung des Truppendienstgerichts stellen (§ 17 Abs. 1 Satz 2 WBO). Das Gesetz geht somit davon aus, dass Beschwerden und weitere Beschwerden grundstzlich innerhalb eines Monats abschließend zu bearbeiten sind. 1.2 Diese Verpflichtung besteht vor allem bei Disziplinarbeschwerden, zumal Disziplinarsachen nach dem Gesetz (§ 17 Abs. 1 der Wehrdisziplinarordnung) beschleunigt zu behandeln sind und einfache Disziplinarmaßnahmen ihren Zweck nur erfllen kçnnen, wenn sie mçglichst unmittelbar nach dem Dienstvergehen verhngt und vollstreckt werden. Aber auch bei sonstigen Beschwerden und weiteren Beschwerden in truppendienstlichen Angelegenheiten (so genannte Wehrbeschwerden) sowie bei Beschwerden in Verwaltungsangelegenheiten, einschließlich der Statussachen, kommt einer beschleunigten Entscheidung unter allgemeinen militrischen Gesichtspunkten im Interesse der militrischen Ordnung besondere Bedeutung zu. 2. Kann der zustndige Vorgesetzte die Entscheidung ber die Beschwerde oder weitere Beschwerde nicht innerhalb eines Monats treffen, ist dem Beschwerdefhrer ein Zwischenbescheid zu erteilen, wenn ihm nicht bereits anlsslich der Besttigung des Eingangs der Beschwerde oder der weiteren Beschwerde mitgeteilt worden ist, dass die Entscheidung wegen des Umfangs der Sache oder aus anderen Grnden voraussichtlich nicht innerhalb eines Monats getroffen werden kann. Dabei ist jedoch zu beachten, dass ein Zwischenbescheid die Monatsfrist nicht unterbricht. 3.1 Der zur Entscheidung zustndige Vorgesetzte hat zwar die gesetzliche Pflicht, den Sachverhalt der Beschwerde oder weiteren 845
C 33b
Einzelerlasse WBO
Beschwerde selbst zu klren oder durch einen Offizier klren zu lassen (§§ 10, 16 Abs. 4 WBO). Erfahrungsgemß lsst sich die Entscheidung ber eine Beschwerde oder weitere Beschwerde jedoch besonders dadurch beschleunigen, dass der nchste Disziplinarvorgesetzte, der gemß § 5 Abs. 3, § 16 Abs. 4 WBO eine bei ihm eingelegte Beschwerde oder weitere Beschwerde unverzglich und unmittelbar der fr die Entscheidung zustndigen Stelle zuzuleiten hat, bei Vorlage der Vorgnge eine kurze Stellungnahme, insbesondere zu den in der Beschwerde oder weiteren Beschwerde vorgetragenen Tatsachen beifgt, soweit er zu ihrer Beurteilung ohne weitere Ermittlungen in der Lage ist. 3.2 Bei einer Beschwerde oder weiteren Beschwerde gegen eine einfache Disziplinarmaßnahme mit Ausnahme des Verweises hat der nchste Disziplinarvorgesetzte stets der fr die Entscheidung zustndigen Stelle den Beginn oder den Stand der Vollstreckung mitzuteilen.
b) Vertretung von Soldaten in Verfahren nach der Wehrbeschwerdeordnung ZDv 14/3
C 218
1. Bei Beschwerden in Verwaltungsangelegenheiten (vgl. C 231 Nr. IV) 1, in denen der Verwaltungsrechtsweg gegeben ist und das Beschwerdeverfahren an die Stelle des verwaltungsgerichtlichen Vorverfahrens tritt (§ 23 Abs. 1 der Wehrbeschwerdeordnung – WBO), ist die Vertretung des Soldaten (z. B. durch Rechtsanwlte, berufsstndische Vereinigungen, Kameraden oder sonstige Personen) in entsprechender Anwendung von § 14 des Verwaltungsverfahrensgesetzes allgemein zulssig. 2. Bei Beschwerden in truppendienstlichen Angelegenheiten einschließlich der Disziplinarbeschwerden (vgl. C 231 Nr. V)1 ist eine Vertretung nur durch Rechtsanwlte und andere Personen, welche die Befhigung zum Richteramt nach dem Deutschen Richtergesetz haben oder die Voraussetzungen des § 110 Satz 1 des Deutschen Richtergesetzes erfllen, sowie durch Soldaten zulssig (vgl. § 23a Abs. 1 WBO in Verbindung mit § 90 Abs. 2 der Wehrdisziplinarordnung). Im Rechtsbeschwerdeverfahren nach § 22a WBO und fr die Nichtzulassungsbeschwerde nach § 22b WBO besteht fr den Beschwerdefhrer Vertretungszwang. Das heißt, er muss sich beim Einlegen und Begrnden der Rechtsbeschwerde bzw. der Nichtzulassungsbeschwerde durch eine der zuvor 1
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R C 32
Einzelerlasse WBO
C 33c
genannten Personen vertreten lassen (§ 22a Abs. 5 WBO und § 22b Abs. 1 Satz 2 WBO), mit der Einschrnkung, dass in diesen Fllen eine Vertretung durch Soldaten nicht zulssig ist. 3. Die Vorschriften des Gesetzes ber außergerichtliche Rechtsdienstleistungen (Rechtsdienstleistungsgesetz – RDG) sind zu beachten. Danach sind unentgeltliche Rechtsdienstleistungen durch nicht registrierte Personen im Rahmen familirer, nachbarschaftlicher oder hnlich enger persçnlicher Beziehungen erlaubt (§ 6 Abs. 1 und 2 RDG). Erfolgt die unentgeltliche Rechtsdienstleistung durch unregistrierte Personen außerhalb des zuvor genannten Rahmens, muss sichergestellt sein, dass die Rechtsdienstleistung durch eine Person mit Befhigung zum Richteramt oder unter Anleitung einer solchen Person erfolgt (§ 6 Abs. 2 RDG). Ohne Registrierung drfen auch Berufs- und Interessenvereinigungen (z. B. Gewerkschaften und Berufsverbnde) sowie Genossenschaften Rechtsdienstleistungen im Rahmen des satzungsgemßen Aufgabenbereichs fr ihre Mitglieder erbringen, wenn diese durch eine Person mit Befhigung zum Richteramt oder unter Anleitung einer solchen Person gewhrt wird (§ 7 RDG).
c) Geltung der Wehrbeschwerdeordnung fr ausgeschiedene Soldaten ZDv 14/3
C 219
Die Fortfhrung eines Beschwerdeverfahrens wird nicht dadurch berhrt, dass nach Einlegung der Beschwerde das Dienstverhltnis des Beschwerdefhrers endigt (§ 15 der Wehrbeschwerdeordnung – WBO). Diese Regelung gilt fr Beschwerdeverfahren in truppendienstlichen Angelegenheiten einschließlich Disziplinarbeschwerdeverfahren, in Verwaltungsangelegenheiten, fr das gerichtliche Antragsverfahren vor den Wehrdienstgerichten (§ 17 WBO) sowie bei der Rechtsbeschwerde (§ 22a WBO) und der Nichtzulassungsbeschwerde (§ 22b WBO). Insoweit ist nach folgenden Grundstzen zu verfahren: 1. Scheidet ein Soldat nach Einlegung seiner Beschwerde aus dem Wehrdienstverhltnis aus, ist das Beschwerdeverfahren nach den Bestimmungen der WBO fortzusetzen. Das bedeutet, dass auch der frhere Soldat gegen einen zurckweisenden Beschwerdebescheid ggf. noch weitere Beschwerde (§ 16 Abs. 1 WBO) einlegen, Antrag auf gerichtliche Entscheidung (§ 17 Abs. 1 WBO) stellen 847
C 33d
Einzelerlasse WBO
sowie Rechtsbeschwerde (§ 22a WBO) und Nichtzulassungsbeschwerde (§ 22b WBO) einlegen kann. 2. Nach Ausscheiden aus dem Wehrdienst kann der frhere Soldat Beschwerde einlegen, wenn der Beschwerdeanlass in die Wehrdienstzeit fllt (§ 1 Abs. 3 WBO). Es kommt nicht darauf an, ob der Beschwerdefhrer von dem Beschwerdeanlass noch als Soldat oder erst nach seinem Ausscheiden Kenntnis erhalten hat. Zu beachten sind aber die in der WBO vorgeschriebenen Fristen fr die Einlegung von Rechtsbehelfen (z. B. § 6 Abs. 1 WBO). 3. Ist der Beschwerdeanlass erst nach Beendigung des Wehrdienstverhltnisses entstanden, gelten die Bestimmungen der WBO nicht mehr. Der frhere Soldat kann in diesen Fllen nur noch die Rechtsbehelfe in Anspruch nehmen, die nach der Verwaltungsgerichtsordnung jedem Staatsbrger zur Verfgung stehen.
d) Behandlung von Beschwerden gegen Vorschriften ber die Gewhrung von Zulagen ZDv 14/3
C 220
Bei der Behandlung von Beschwerden gegen Vorschriften ber die Gewhrung von Zulagen und Zuwendungen ist Folgendes zu beachten: A. Allgemeines 1.1 Beschwerden von Soldaten gegen Richtlinien ber die Gewhrung von Zulagen sind Beschwerden in Verwaltungsangelegenheiten nach § 23 der Wehrbeschwerdeordnung (WBO). 1.2 Fr die Erçffnung des Rechtsweges zu den Verwaltungsgerichten ist § 42 der Verwaltungsgerichtsordnung (VwGO) zu beachten, der u. a. bestimmt, dass eine Klage nur zulssig ist, wenn der Soldat geltend macht, durch einen Ve rwal tu ng s ak t (der Bescheid ber die Gewhrung, Versagung, Aufhebung oder nderung einer Zulage) in seinen Rechten verletzt zu sein. 1.3 Richtlinien ber die Gewhrung von Zulagen sind keine Verwaltungsakte. Der Verwaltungsakt muss erst von der fr die Bewilligung der Zulage zustndigen Dienststelle erlassen werden. Erst dann kann das Vorverfahren nach der Wehrbeschwerdeordnung durchgefhrt werden. 848
Einzelerlasse WBO
C 33d
2. Das Gleiche gilt fr Beschwerden gegen Verwaltungsvorschriften und Durchfhrungsbestimmungen ber die Gewhrung von Zulagen. B. Verfahren 3.1 Glaubt der Soldat, dass er zu Unrecht keine Zulage erhalte, kann er bei der fr die Bewilligung zustndigen Dienststelle einen Antrag auf Gewhrung der Zulage stellen und bei Ablehnung seines Antrages Beschwerde einlegen. Erst wenn das Beschwerdeverfahren erfolglos geblieben ist, kann er Klage vor dem Verwaltungsgericht erheben. 3.2 Der Bescheid, mit dem der Antrag oder die Beschwerde zurckgewiesen wird, ist mit einer Rechtsmittelbelehrung zu versehen. Die Form der Belehrung ergibt sich aus Abschnitt A Nr. 1 und 2 der Anlage 1 des Erlasses ber die „Belehrung von Soldaten ber Rechtsbehelfe nach der VwGO, WBO und WDO“ (C 231)1. 4.1 Hat der Soldat statt eines Antrages auf Gewhrung der Zulage unmittelbar Beschwerde nach der Wehrbeschwerdeordnung erhoben, ist diese Beschwerde als Antrag auf Gewhrung der Zulage zu behandeln. Sie ist unverzglich an die fr die Bewilligung der Zulage zustndige Dienststelle abzugeben. Der Soldat ist von der Abgabe zu unterrichten. 4.2 Besteht der Soldat darauf, dass seine Eingabe als Beschwerde behandelt wird, ist sie dem Bundesministerium der Verteidigung zur Entscheidung vorzulegen. Weist dieses die Beschwerde zurck, wird der Beschwerdefhrer in dem Bescheid darauf hingewiesen, dass eine Klage vor dem Verwaltungsgericht nur unter den Voraussetzungen des § 42 VwGO zulssig ist. Danach setzt die Klage einen Verwaltungsakt der fr die Bewilligung zustndigen Dienststelle voraus. Der Beschwerdefhrer wird ferner darber belehrt, dass die Richtlinien ber die Gewhrung einer Zulage, gegen die sich seine Beschwerde richtet, kein Verwaltungsakt sind. 4.3 Die Zulssigkeit der Klage ergibt sich daher auch nicht aus § 23 Abs. 5 WBO. Denn diese Vorschrift setzt voraus, dass dem Beschwerdebescheid ein Verwaltungsakt des Bundesministeriums der Verteidigung zugrunde liegt. 5. Einem zurckweisenden Beschwerdebescheid des Bundesministeriums der Verteidigung nach Nummer 4.2 ist folgende Rechtsbehelfsbelehrung beizufgen: 1
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Einzelerlasse WBO
„Gegen diesen Bescheid kçnnen Sie innerhalb eines Monats nach seiner Zustellung Klage bei dem Verwaltunsgericht in . . . schriftlich oder zur Niederschrift des Urkundsbeamten der Geschftsstelle des Gerichts erheben. Wird sie schriftlich erhoben, ist die Frist nur gewahrt, wenn die Klage vor Ablauf der Frist bei dem Verwaltungsgericht eingeht. Die Klage ist nur zulssig, wenn Sie mit ihr geltend machen, durch einen Verwaltungsakt oder seine Ablehnung oder Unterlassung in Ihren Rechten verletzt zu sein. Die Klage ist gegen die Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch das Bundesministerium der Verteidigung, Postfach 13 28, 53003 Bonn (Postanschrift) bzw. das Bundesministerium der Verteidigung, Fontainengraben 150, 53123 Bonn (Hausanschrift), zu richten und muss den Klger sowie den Gegenstand des Klagebegehrens bezeichnen. Sie soll einen bestimmten Antrag enthalten. Die zur Begrndung dienenden Tatsachen und Beweismittel sollen angegeben werden. Dieser Bescheid soll in Urschrift oder in Abschrift beigefgt werden. Der Klage nebst Anlagen sollen so viele Abschriften beigefgt werden, dass alle Beteiligten einschließlich des Vertreters des çffentlichen Interesses eine Ausfertigung erhalten kçnnen.“ C. Gesetzliche Vorschriften 6.1 Wendet sich der Soldat gegen gesetzliche Vorschriften oder gegen Vorschriften einer Rechtsverordnung, welche die Gewhrung einer Zulage regeln, ist eine fçrmliche Beschwerde nach der Wehrbeschwerdeordnung nicht statthaft. Denn Gesetze und Rechtsverordnungen sind keine Maßnahmen des Bundesministeriums der Verteidigung oder von Dienststellen der Bundeswehr. 6.2 Eingaben dieser Art sind als Antrag auf Gewhrung einer Zulage zu behandeln und an die fr die Bewilligung zustndige Dienststelle abzugeben. Der Soldat ist unter Hinweis auf die Rechtslage von der Abgabe zu unterrichten.
e) – zzt. unbesetzt –
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Einzelerlasse WBO
C 33f
f) Allgemeine Anordnung ber die bertragung von Zustndigkeiten zur Entscheidung ber Beschwerden nach der Wehrbeschwerdeordnung im Bereich des Bundesministeriums der Verteidigung vom 27. September 1973 i. d. F. der Anordnung zur nderung vom 4. April 2007 BGBl. I S. 497 ZDv 14/3
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A. bertragung von Zustndigkeiten Auf Grund des § 23 Abs. 4 Satz 1 der Wehrbeschwerdeordnung in der Fassung der Bekanntmachung vom 11. September 1972 (C 201) bertrage ich meine Zustndigkeit, ber die Beschwerde in Angelegenheiten nach § 23 Abs. 1 der Wehrbeschwerdeordnung zu entscheiden, auf die Behçrde oder militrische Dienststelle, die den mit der Beschwerde angefochtenen Verwaltungsakt erlassen hat. Richtet sich die Beschwerde gegen einen Verwaltungsakt einer Bundeswehrverwaltungsstelle im Ausland, bertrage ich die Entscheidungsbefugnis dem Bundesamt fr Wehrverwaltung. 1.
2.
B. Vorbehaltsklausel Abweichend von Abschnitt A bleibt es bei meiner Zustndigkeit bei Beschwerden gegen Entscheidungen in folgenden Angelegenheiten: a) Statusangelegenheiten der Soldaten in meiner Personalfhrung; b) bei Entscheidungen einer anderen als der in Abschnitt A Satz 2 genannten Dienststelle der Bundeswehr im Ausland mit Ausnahme von Entscheidungen ber Schadensersatzansprche. Meine Befugnis, in Einzelfllen die nach Abschnitt A bertragene Zustndigkeit wieder an mich zu ziehen, bleibt unberhrt.
C. bergangsregelung Diese Anordnung findet keine Anwendung auf Beschwerden, die vor dem Inkrafttreten dieser Anordnung eingelegt worden sind.
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C 33h
Einzelerlasse WBO
g) Inhalt von Beschwerdebescheiden; disziplinare Erledigung von Dienstvergehen ZDv 14/3
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1. Ein Beschwerdefhrer kann ungeachtet des gesetzlichen Benachteiligungsverbots (§ 2 der Wehrbeschwerdeordnung – WBO) disziplinar zur Verantwortung gezogen werden, wenn er in seiner Beschwerde pflichtwidrig unwahre Angaben vortrgt oder wenn seine Beschwerde beleidigende, achtungsverletzende oder krnkende ußerungen enthlt. 2. Die disziplinare Erledigung solcher Dienstvergehen – und sei es auch nur durch die erzieherischen Maßnahmen der Belehrung oder Ermahnung – darf jedoch nicht im Beschwerdebescheid erfolgen. Umfang und Grenzen des Beschwerdebescheides werden allein durch den Gegenstand der Beschwerde bestimmt. Da der Beschwerdebescheid auch dem Betroffenen mitzuteilen ist (§ 12 Abs. 1 Satz 3 WBO), widerspricht die disziplinare Erledigung von Dienstvergehen in dem Beschwerdebescheid im brigen dem im Disziplinarrecht geltenden Vertraulichkeitsprinzip. Die disziplinare Erledigung solcher Dienstvergehen ist daher stets gesonderter Entscheidung vorzubehalten.
h) Zustellung und Mitteilung des Beschwerdebescheides ZDv 14/3
C 223
1. Gemß § 12 Abs. 1 Satz 3 der Wehrbeschwerdeordnung (WBO) ist der Beschwerdebescheid dem Beschwerdefhrer zuzustellen und dem Betroffenen mitzuteilen. Dabei ist die Zustellung an den Beschwerdefhrer von besonderer Bedeutung, da mit ihr der Bescheid rechtswirksam und die Rechtsbehelfsfrist in Gang gesetzt wird. 2. Hinsichtlich der Zustellungsarten verweist § 12 Abs. 1 Satz 3 WBO auf die Vorschriften der Wehrdisziplinarordnung (WDO). Von den in § 5 WDO aufgezhlten, grundstzlich gleichrangig nebeneinander in Betracht kommenden Zustellungsarten ist die bergabe gegen Empfangsbekenntnis die in der Praxis zweckmßigste. Die bergabe erfolgt grundstzlich durch den zur Entscheidung ber die Beschwerde zustndigen Disziplinarvorgesetzten, der damit aber auch eine andere Person beauftragen oder darum ersuchen kann. Die bergabe hat direkt an den Beschwer852
Einzelerlasse WBO
C 33h
defhrer zu erfolgen und zwar in der Form, dass es nur noch von ihm abhngt, ob er von dem Inhalt des Bescheides Kenntnis nimmt oder nicht. Das Hinterlegen des Bescheides auf der Stube in Abwesenheit des Beschwerdefhrers oder in dessen Postfach reicht nicht aus. Der Beschwerdefhrer hat den Empfang mit dem Datum der bergabe auf dem Empfangsbekenntnis zu besttigen. Verweigert er die Annahme des Bescheides oder die Ausstellung des Empfangsbekenntnisses, ist hierber eine Niederschrift zu fertigen, die die Umstnde, Ort und Zeit des bergabeversuchs sowie das Verhalten des Beschwerdefhrers enthlt. Damit gilt die Zustellung rechtswirksam (z. B. im Hinblick auf den Beginn einer Beschwerdefrist) als erfolgt. Ist der Beschwerdefhrer ein frherer Soldat, bietet sich die Zustellung durch eingeschriebenen Brief mit Rckschein an. 3. Auch fr den Fall, dass sich der Beschwerdefhrer z. B. durch einen Rechtsanwalt oder – soweit zulssig (vgl. C 218) – durch eine sonstige Person vertreten lsst, hat die Zustellung an den Beschwerdefhrer selbst zu erfolgen. Die Vollmacht eines Rechtsanwalts zur Entgegennahme von Zustellungen ist rechtlich ebenso wenig von Bedeutung wie die Nennung eines sonstigen hierzu Bevollmchtigten durch den Beschwerdefhrer. In diesen Fllen ist der Vertreter des Beschwerdefhrers nachrichtlich zu unterrichten. 4. Der Beschwerdebescheid ist dem Betroffenen (§ 4 Abs. 3 Satz 3 WBO) mitzuteilen. Eine bestimmte Form sieht das Gesetz fr diese Mitteilung nicht vor. In der Regel bietet es sich an, dem Betroffenen eine Durchschrift des Bescheides auszuhndigen. Darber ist ein Vermerk in der Beschwerdeakte aufzunehmen. 5. Bei der Zustellung des Beschwerdebescheides an den Beschwerdefhrer ist ebenso wie bei der Mitteilung an den Betroffenen das im gesamten Beschwerdeverfahren geltende Beschleunigungsgebot zu beachten. Damit verbietet sich auch eine bersendung des Beschwerdebescheides auf dem Dienstweg. Eine fr notwendig gehaltene Unterrichtung von Vorgesetzten ist durch nachrichtliche bersendung sicherzustellen. 6. Bei Zustellungsmngeln kann eine Heilung nach § 5 Abs. 3 WDO in Betracht kommen.
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C 33i
Einzelerlasse WBO
i) Vertretung von Soldaten gegenber personalbearbeitenden Stellen außerhalb von Beschwerdeverfahren VMBl 1987 S. 335 Fr die Zulssigkeit einer Vertretung von Soldaten durch Dritte bei Maßnahmen/Entscheidungen der personalbearbeitenden Stellen 1 außerhalb von Beschwerdeverfahren gilt:
A. I. Verwaltungsangelegenheiten Antrge von Soldaten sowie die nach außen wirkende Ttigkeit personalbearbeitender Stellen, die auf die Prfung der Voraussetzungen, auf die Vorbereitung oder auf den Erlass eines Verwaltungsaktes gerichtet sind, erçffnen ein Verfahren nach § 9 des Verwaltungsverfahrensgesetzes (VwVfG) (VMBl 2003 S. 102) 2. In dem durch § 14 VwVfG geregelten Rahmen kann sich jeder Beteiligte (§ 13 VwVfG) durch einen Bevollmchtigten vertreten lassen sowie zu Verhandlungen und Besprechungen mit einem Beistand erscheinen. Dies gilt ohne Einschrnkungen auch fr Soldaten. II. Truppendienstliche Angelegenheiten Truppendienstliche Maßnahmen/Entscheidungen ergehen im Verhltnis der militrischen ber-/Unterordnung und nicht in einem Verwaltungsverfahren i. S. d. VwVfG. Die Bestimmungen des VwVfG ber Bevollmchtigte und Beistnde finden keine Anwendung, so dass ein Vertreter des Soldaten zurckgewiesen werden kann. Vor einer Zurckweisung sollte jedoch bedacht werden, ob die Zulassung des Bevollmchtigten oder Beistandes nicht ausnahmsweise zweckdienlich ist. Wird dies bejaht, gelten die Nummern 2 und 3 der Bestimmungen ber die Vertretung von Soldaten in Verfahren nach der Wehrbeschwerdeordnung entsprechend 3. Die Entscheidung ber die Zulassung ist mit dem zustndigen Rechtsberater, -dezernat oder -referat abzustimmen. 1 2 3
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R ZDv 14/5 B 125 (BwKalender C 04c) R BwKalender F 38 R ZDv 14/3 C 218 (C 33b)
Einzelerlasse WBO
C 33j
B. III. Kosten Im Falle einer Vertretung des Soldaten durch einen Bevollmchtigten – insbesondere einen Rechtsanwalt – oder der Zuziehung eines Beistandes ist der Soldat darauf hinzuweisen, dass die durch die Hinzuziehung eines Bevollmchtigten oder Beistandes entstehenden Kosten (z. B. Auslagen und Gebhren) auch bei Stattgabe seines Anliegens mangels gesetzlicher Grundlage nicht erstattet werden kçnnen. BMVg, 11. September 1987 P II 1 (PSZ III 1) – Az 16-02-00/1
j) Zustndigkeit von Dienststellen fr Beschwerdeentscheidungen und von Einleitungsbehçrden bei Auflçsung, Unterstellungswechsel und Umbenennung von Dienststellen ZDv 14/3
C 222
Die Zustndigkeit fr Beschwerdeentscheidungen nach der Wehrbeschwerdeordnung (WBO) 1 und die Zustndigkeit von Einleitungsbehçrden nach § 94 der Wehrdisziplinarordnung (WDO) 2 richten sich bei Auflçsung, Unterstellungswechsel und Umbenennung von Dienststellen nach folgenden Grundstzen: 1. ber Beschwerden gegen Maßnahmen oder Entscheidungen von Dienststellen, die aufgelçst wurden, entscheidet der Vorgesetzte, der aufgrund seiner bisherigen fachlichen Zustndigkeit fr den Beschwerdegegenstand und seiner bisherigigen Weisungsbefugnis gegenber der betroffenen Dienststelle Abhilfekompetenz besaß. Das Gleiche gilt fr Entscheidungen ber weitere Beschwerden. Bei Auflçsung der Dienststellen dieser Vorgesetzten oder bei Wegfall der fachlichen Zustndigkeit fr den Beschwerdegegenstand whrend des Beschwerdeverfahrens geht deren Zustndigkeit auf deren nchsthçhere Dienststelle mit fachlicher Zustndigkeit fr den Beschwerdegegenstand ber. Von der Auflçsung einer Dienststelle kann nur dann ausgegangen werden, wenn die Auflçsung in einem Organisationsbefehl ange1 2
R C 30 R C 10
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C 33j
Einzelerlasse WBO
ordnet ist. Die Umbenennung einer Dienststelle lsst ihre Existenz auch dann unberhrt, wenn sich einzelne Funktionen verndern. 2. ber Beschwerden gegen Maßnahmen und Entscheidungen von Dienststellen, die nicht aufgelçst wurden, deren Unterstellungsverhltnis aber gewechselt hat, entscheiden die Vorgesetzten, die nach dem Unterstellungswechsel aufgrund ihrer fachlichen Zustndigkeit fr den Beschwerdegegenstand und ihrer durch den Unterstellungswechsel begrndeten Weisungsbefugnis gegenber der betroffenen Dienststelle Abhilfekompetenz fr die angefochtene Maßnahme besitzen. Die Zustndigkeit fr Beschwerden gegen die Person eines Soldaten, dessen Unterstellungsverhltnis whrend des Beschwerdeverfahrens gewechsel hat, richtet sich nach § 9 Abs. 3 WBO. Fr die Entscheidungszustndigkeit ber weitere Beschwerden gilt auch in diesen Fllen Abs. 1 entsprechend. 3. Fr die Entscheidung ber die Fortsetzung oder Einstellung von Vorermittlungen nach § 92 WDO gegen Soldaten, die durch Unterstellungswechsel ihrer Dienststelle oder durch Versetzung aus dem Bereich einer Einleitungsbehçrde ausgeschieden sind, ist die Einleitungsbehçrde zustndig, der der Soldat nunmehr untersteht. 4. Bei eingeleiteten gerichtlichen Disziplinarverfahren geht die Zustndigkeit nur dann an die durch Unterstellungswechsel oder Versetzung des Soldaten zustndig gewordene Einleitungsbehçrde ber, wenn die Dienststelle der bisherigen Einleitungsbehçrde aufgelçst wurde. In allen brigen Fllen verbleibt die Zustndigkeit bei der bisherigen Einleitungsbehçrde. Fr die Auflçsung von Dienststellen gilt Nr. 1. Abs. 2 entsprechend.
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Einzelerlasse WBO
C 33k
k) Rechtsbehelfe bei Beschwerdeverfahren im Zusammenhang mit dem Erlass ber den Ausgleich besonderer zeitlicher Belastungen der Soldaten Nach § 82 Soldatengesetz (SG) 1 ist fr Klagen der Soldaten aus dem Wehrdienstverhltnis der Verwaltungsrechtsweg gegeben, soweit nicht ein anderer Rechtsweg gesetzlich vorgeschrieben ist. So tritt zum Beispiel das Verfahren vor dem Truppendienstgericht (§§ 17 ff. Wehrbeschwerdeordnung – WBO) 2 an die Stelle des Verwaltungsrechtswegs, wenn die Beschwerde des Soldaten „eine Verletzung seiner Rechte oder eine Verletzung von Pflichten eines Vorgesetzten ihm gegenber zum Gegenstand hat, die im Zweiten Unterabschnitt des Ersten Abschnitts des Soldatengesetzes mit Ausnahme der §§ 24, 25, 30 und 31 geregelt sind“ (§ 17 Abs. 1 WBO). Nach stndiger Rechtsprechung haben die Wehrdienstgerichte nur dann die Entscheidungskompetenz, wenn es um die Verletzung von Rechten und Pflichten geht, die auf dem besonderen militrischen ber-/Unterordnungsverhltnis beruhen („truppendienstliche Angelegenheiten“), whrend Rechtsschutz im Hinblick auf die mit dem allgemeinen Dienstverhltnis zusammenhngenden Rechte und Pflichten („Verwaltungsangelegenheiten“) durch die Verwaltungsgerichte gewhrt wird. Die Rechtsprechung hat darber hinaus betont, dass der Rechtsweg zu den Truppendienstgerichten erfordert, dass die beanstandete Maßnahme von einem militrischen Vorgesetzten oder jedenfalls von einer Dienststelle mit militrischer Anordnungsbefugnis getroffen worden ist. Der Rechtsweg zu den Truppendienstgerichten ist daher auf Streitigkeiten begrenzt, die ihren Anlass in den spezifischen Gegebenheiten des Wehrdienstverhltnisses haben und sich insoweit von den allgemeinen verwaltungsrechtlichen Streitigkeiten unterscheiden. Geht es nicht um die zeitliche Konkretisierung der Dienstpflicht, sondern um die „abstrakte“ Festlegung der Arbeitszeit der Soldaten, also um das zeitliche Volumen der Dienstleistungspflicht und die Frage, welche Ttigkeiten als Dienst zu bewerten sind, ist die Zustndigkeit der allgemeinen Verwaltungsgerichte gegeben. Das Bundesverwaltungsgericht hat dies in seinen Beschlssen vom 9. August 2005 (Az 2 B 14/05 – Anrechnung von Lenkzeiten eines 1 2
R C 01 R C 30
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Einzelerlasse WBO
Selbstfahrers als Dienstzeit – und 2 B 15/05 – Freizeitausgleich fr die zeitliche Beanspruchung anlsslich einer Dienstreise) nochmals kritisiert. Danach ist fr Streitigkeiten hinsichtlich der Auslegung des o. a. Erlasses der Rechtsweg zu den Verwaltungsgerichten gegeben, soweit Soldatinnen und Soldaten einen auf § 50a Bundesbesoldungsgesetz (BBesG) 1 i.V.m. den Verordnungen ber die Vergtung/den erhçhten Wehrsold fr Soldatinnen und Soldaten 2 mit besonderer zeitlicher Belastung beruhenden Anspruch geltend machen. Bislang wurde in diesen Streitfllen eine Entscheidung bei den Truppendienstgerichten beantragt. Nunmehr ist wie folgt zu verfahren: Der Ausgleich besonderer zeitlicher Belastungen ist von Amts wegen zu gewhren, eines Antrags bedarf es daher nicht zwingend. Ist die Soldatin oder der Soldat der Auffassung, dass der Ausgleich zu Unrecht gar nicht oder unrichtig vorgenommen worden sei, kann sie/er einen entsprechenden Antrag beim zustndigen Disziplinarvorgesetzten stellen. Wird dem Antrag auf Ausgleich durch den Disziplinarvorgesetzten nicht oder teilweise nicht stattgegeben, ist die Entscheidung der Antragstellerin/dem Antragsteller schriftlich mitzuteilen. Dem Bescheid ist eine Rechtsbehelfsbelehrung gemß ZDv 14/3 C 231 Muster 1 des Abschnitts A der Zusammenstellung von Mustern fr die Belehrung von Soldaten ber Rechtsbehelfe 3 beizufgen. Wird gegen den Bescheid Beschwerde eingelegt, entscheidet hierber der nchsthçhere Disziplinarvorgesetzte. Ein ablehnender Beschwerdebescheid ist mit der Rechtsbehelfsbelehrung gemß Muster 2 des Abschnitts A der Zusammenstellung von Mustern fr die Belehrung von Soldaten ber Rechtsbehelfe 3 zu versehen. BMVg, 4. April 2007 F S I 1 – Az 19-02-20
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R BwKalender D 01 R BwKalender L 91a hier nicht abgedruckt
Widerspruch – Klagen
C 35a
Widerspruch – Klagen a) Allgemeine Anordnung ber die bertragung von Zustndigkeiten im Widerspruchsverfahren und ber die Vertretung bei Klagen aus dem Beamten- oder Wehrdienstverhltnis im Geschftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung 1 Vom 16. Januar 2006 BGBl. I S. 273; VMBl S. 34; ZDv 14/3 C 203 I. Widersprche aus dem Beamtenverhltnis (1) Nach § 172 des Bundesbeamtengesetzes 2 in Verbindung mit § 126 Abs. 3 Nr. 2 Satz 2 des Beamtenrechtsrahmengesetzes bertrage ich die Befugnis, ber den Widerspruch von Beamtinnen, Beamten, Ruhestandsbeamtinnen, Ruhestandsbeamten, frheren Beamtinnen und frheren Beamten sowie ihren Hinterbliebenen zu entscheiden, auf das Bundesamt fr Wehrtechnik und Beschaffung, Bundesamt fr Informationsmanagement und Informationstechnik der Bundeswehr, Bundesamt fr Wehrverwaltung, Evangelische Kirchenamt fr die Bundeswehr, Katholische Militrbischofsamt, Bundessprachenamt sowie auf die Wehrbereichsverwaltungen und die Universitten der Bundeswehr, soweit diese Behçrden selbst oder die ihnen nachgeordneten Behçrden die mit dem Widerspruch angefochtene Maßnahme getroffen haben. (2) Die Befugnis, ber den Widerspruch gegen eine Maßnahme der Bundesakademie fr Wehrverwaltung und Wehrtechnik oder der Bundeswehrverwaltungsschulen zu entscheiden, bertrage ich der Wehrbereichsverwaltung, in deren Verwaltungsbereich die Bundesakademie fr Wehrverwaltung und Wehrtechnik oder die Bundeswehrverwaltungsschulen ihren Sitz haben, soweit der Widerspruch von einer Beamtin oder einem Beamten des Verwaltungspersonals dieser Institute, von einer Anwrterin, einem Anwrter, einer Baureferandarin oder einem Baureferendar an 1
2
Erlass vom 16. Januar 2006 (Neufassung) – PSZ II 3 – Az 15-11-00 (VMBl S. 34), gendert durch Erlass vom 29. Mrz 2007 (VMBl S. 78) R TbBWVerwaltung D 01
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C 35a
Widerspruch – Klagen
diesen Instituten oder von einer oder einem an diese Institute zur Teilnahme an einem Lehrgang abgeordneten Beamtin oder Beamten erhoben worden ist. In Angelegenheiten, die Zwischenprfungen betreffen, bertrage ich diese Befugnis der Bundesakademie fr Wehrverwaltung und Wehrtechnik und den Bundeswehrverwaltungsschulen. ber Widersprche des beamteten Lehrpersonals gegen eine Maßnahme der Bundesakademie fr Wehrverwaltung und Wehrtechnik oder der Bundeswehrverwaltungsschulen entscheide ich. (3) Die Befugnis, ber den Widerspruch gegen eine hochschulrechtliche Maßnahme des Fachbereichs Bundeswehrverwaltung der Fachhochschule des Bundes fr çffentliche Verwaltung zu entscheiden, bertrage ich dem Fachbereich Bundeswehrverwaltung. Die Befugnis, ber eine sonstige Maßnahme des Fachbereichs Bundewehrverwaltung zu entscheiden, bertrage ich der zustndigen Werhbereichsverwaltung, sofern diese in Bezug auf den Widerspruchsgegenstand eine Aufsichtsfunktion hat; anderenfalls entscheide ich. Abweichend von Satz 1 und 2 entscheide ich ber den Widerspruch der Fachbereichsleiterin, des Fachbereichsleiters, der Abteilungsleiterin oder des Abteilungsleiters. (4) Die Befugnis, ber den Widerspruch gegen eine Maßnahme eines Truppenteils oder einer militrischen Dienststelle zu entscheiden, bertrage ich der Wehrbereichsverwaltung, in deren Verwaltungsbereich der Truppenteil oder die militrische Dienststelle ihren Sitz hat. Richtet sich der Widerspruch gegen eine Maßnahme eines Truppenteils oder einer militrischen Dienststelle im Ausland, bertrage ich die Entscheidungsbefugnis dem Bundesamt fr Wehrverwaltung; soweit die Bundeswehrverwaltungsstellen im Ausland Entscheidungen in Schadensersatzangelegenheiten treffen, entscheide ich ber die Widersprche. II. Widersprche in Angelegenheiten der Soldatenversorgung Nach § 87 Abs. 2 des Soldatenversorgungsgesetzes 1 in Verbindung mit § 172 des Bundesbeamtengesetzes 2 und § 126 Abs. 3 Nr. 2 Satz 2 des Beamtenrechtsrahmengesetzes und nach § 88 Abs. 6 Nr. 2 Satz 2 des Soldatenversorgungsgesetzes bertrage ich in Angelegenheiten des § 87 Abs. 1 und des § 88 Abs. 1 Satz 1 des Soldatenversorgungsgesetzes die Befugnis, ber den Widerspruch von frheren Soldatinnen und frheren Soldaten, von deren Hin1 2
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Widerspruch – Klagen
C 35a
terbliebenen sowie von Zivilpersonen im Sinne des § 80 Satz 2 des Soldatenversorgungsgesetzes zu entscheiden, auf die Wehrbereichsverwaltungen, soweit diese selbst oder die ihnen nachgeordneten Behçrden die mit dem Widerspruch angefochtene Maßnahme getroffen haben. III. Vertretung bei Klagen aus dem Beamten- oder Wehrdienstverhltnis (1) Nach § 174 Abs. 3 des Bundesbeamtengesetzes 1, § 82 Abs. 3 Satz 2 des Soldatengesetzes 2, § 87 Abs. 2 des Soldatenversorgungsgesetzes 3 in Verbindung mit § 174 Abs. 3 des Bundesbeamtengesetzes und § 88 Abs. 7 Nr. 4 Satz 2 des Soldatenversorgungsgesetzes bertrage ich die Vertretung des Dienstherrn bei Klagen aus dem Beamten- oder Wehrdienstverhltnis auf das Bundesamt fr Wehrtechnik und Beschaffung, Bundesamt fr Informationsmanagement und Informationstechnik der Bundeswehr, Bundesamt fr Wehrverwaltung, Evangelische Kirchenamt fr die Bundeswehr, Katholische Militrbischofsamt, Bundessprachenamt sowie die Wehrbereichsverwaltungen, die Universitten der Bundeswehr und den Fachbereich Bundeswehrverwaltung der Fachhochschule des Bundes fr çffentliche Verwaltung, soweit diese Behçrden nach Abschnitt I oder Abschnitt II dieser Anordnung fr die Entscheidung ber Widersprche zustndig sind. (2) Bei Klagen in Angelegenheiten nach § 23 Abs. 1 der Wehrbeschwerdeordnung 4 bertrage ich die Vertretung des Dienstherrn auf das Bundesamt fr Wehrtechnik und Beschaffung, Bundesamt fr Informationsmanagement und Informationstechnik der Bundeswehr, Bundesamt fr Wehrverwaltung, Bundessprachenamt sowie die Wehrbereichsverwaltungen und die Universitten der Bundeswehr, 1 2 3 4
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C 35a
Widerspruch – Klagen
soweit diese Behçrden selbst ber die Beschwerde entschieden haben. In Angelegenheiten der Festsetzung ruhegehaltfhiger Vordienstzeiten bei Soldatinnen und Soldaten gilt Satz 1 fr das Personalamt der Bundeswehr entsprechend. (3) Bei Klagen von Soldatinnen und Soldaten gegen Maßnahmen eines Truppenteils oder einer militrischen Dienststelle im Inland bertrage ich die Vertretung des Dienstherrn der Wehrbereichsverwaltung, in deren Verwaltungsbereich das mit der Klage befasste Gericht seinen Sitz hat. Soweit sich die Klage einer Soldatin oder eines Soldaten gegen die Maßnahme eines Truppenteils oder einer militrischen Dienststelle im Ausland richtet, bertrage ich die Vertretung des Dienstherrn dem Bundesamt fr Wehrverwaltung. Abweichend von Satz 1 und 2 bertrage ich bei Klagen von Soldatinnen und Soldaten in Statusangelegenheiten die Vertretung des Dienstherrn bei Offiziersanwrterinnen, Offiziersanwrtern und Offizieren dem Personalamt der Bundeswehr und bei Unteroffizieren und Mannschaften der Stammdienststelle der Bundeswehr, soweit nicht meine Zustndigkeit zur Personalfhrung gegeben ist oder ich mir die Zustndigkeit bis zum 30. Juni 2008 aus dienstlichen Grnden vorbehalte. Absatz 2 Satz 2 bleibt unberhrt. (4) In den Fllen, in denen ich fr die Entscheidung ber den Widerspruch oder die Beschwerde zustndig bin und im Einzelfall die Vertretung des Dienstherrn nicht auf eine der in Absatz 1 oder Absatz 2 genannten Behçrden bertrage, wird der Dienstherr durch mich vertreten. Abweichend von Satz 1 vertritt mich bei Klagen gegen Verwaltungsakte, durch die von einer Soldatin oder einem Soldaten das Ausbildungsgeld fr Sanittsoffizier-Anwrterinnen und -Anwrter oder die Kosten eines Studiums oder einer Fachausbildung zurckgefordert werden, die Wehrbereichsverwaltung West in Dsseldorf. IV. Vorbehaltsklausel Ich behalte mir vor, im Einzelfall ein Widerspruchsverfahren oder einen Prozess an mich zu ziehen. V. bergangsregelung Diese Anordnung findet keine Anwendung auf Widersprche und Klagen, die vor dem Inkrafttreten dieser Anordnung erhoben worden sind. VI. (Schlussvorschriften)
862
Widerspruch – Klagen
C 35b
b) Hinweise zur Durchfhrung der Allgemeinen Anordnung ber die bertragung von Zustndigkeiten im Widerspruchsverfahren und ber die Vertretung bei Klagen aus dem Beamten- oder Wehrdienstverhltnis im Geschftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung vom 16. Januar 2006 – Neufassung – VMBl 2006 S. 35 1. Der Beschwerdeweg zum Bundesministerium der Verteidigung nach § 171 Abs. 1 Satz 1 des Bundesbeamtengesetzes 1 und im Rahmen der Wehrbeschwerdeordnung 2 bleibt von der Allgemeinen Anordnung unberhrt. 2. Nach Abschnitt III der Allgemeinen Anordnung bernimmt grundstzlich die Behçrde die Vertretung des Bundes bei Klagen aus dem Beamten- oder Wehrdienstverhltnis, in deren sachlichem Zustndigkeitsbereich die Maßnahme getroffen worden ist, die Gegenstand des gerichtlichen Verfahrens ist. Dabei kann die Wahrnehmung von Terminen im Wege der Amtshilfe auch geeigneten Beschftigten der Wehrbereichsverwaltung bertragen werden, in deren çrtlichem Zustndigkeitsbereich das mit der Klage befasste Gericht seinen Sitz hat. Von dieser Mçglichkeit soll insbesondere dann Gebrauch gemacht werden, wenn nicht wegen einer schwierigen Sach- und Rechtslage die Vertretung durch Beschftigte der eigenen Behçrde notwendig ist, oder wenn dadurch ein unverhltnismßig hoher Zeit-, Arbeits- oder Kostenaufwand vermieden werden kann. 3. In Verfahren des vorlufigen Rechtsschutzes ist entsprechend Abschnitt III der Allgemeinen Anordnung zu verfahren. 4. Die Verwaltungsprozessrichtlinien (VPR) vom 22. Oktober 1997 (VMBl. 1998 S. 83) bleiben von der Allgemeinen Anordnung unberhrt. Nummer 3 der VPR und Nummer 7 der Anordnung ber die Vertretung der Bundesrepublik Deutschland in Prozessen und anderen Verfahren im Geschftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung (Vertretungsanordnung BMVg) vom 19. Dezember 2002 (VMBl 2003 S. 2) sind mit einem Hinweis auf die Neufassung der Allgemeinen Anordnung zu versehen. 1 2
R TbBWVerwaltung D 01 R C 30
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C 35b
Widerspruch − Klagen
5. Der Erlass vom 22. März 1972 − VR I 2 − Az 17-15-00 (VMBl S. 122) wird aufgehoben. BMVg, 16. Januar 2006 PSZ II 3 Az 15-11-00
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VwVfG
C 39
Verwaltungsverfahrensgesetz (VwVfG) Vom 23. Januar 2003 BGBl. I S. 102 Zuletzt gendert durch Gesetz vom 14. August 2009 BGBl. I S. 2827 (2839)
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– Aus z u g –
Teil II Allgemeine Vorschriften ber das Verwaltungsverfahren Abschnitt 1 Verfahrensgrundstze ...
§ 14
Bevollmchtigte und Beistnde
(1) Ein Beteiligter kann sich durch einen Bevollmchtigten vertreten lassen. Die Vollmacht ermchtigt zu allen das Verwaltungsverfahren betreffenden Verfahrenshandlungen, sofern sich aus ihrem Inhalt nicht etwas anderes ergibt. Der Bevollmchtigte hat auf Verlangen seine Vollmacht schriftlich nachzuweisen. Ein Widerruf der Vollmacht wird der Behçrde gegenber erst wirksam, wenn er ihr zugeht. (2) Die Vollmacht wird weder durch den Tod des Vollmachtgebers noch durch eine Vernderung in seiner Handlungsfhigkeit oder seiner gesetzlichen Vertretung aufgehoben; der Bevollmchtigte hat jedoch, wenn er fr den Rechtsnachfolger im Verwaltungsverfahren auftritt, dessen Vollmacht auf Verlangen schriftlich beizubringen. (3) Ist fr das Verfahren ein Bevollmchtigter bestellt, so soll sich die Behçrde an ihn wenden. Sie kann sich an den Beteiligten selbst wenden, soweit er zur Mitwirkung verpflichtet ist. Wendet sich die Behçrde an den Beteiligten, so soll der Bevollmchtigte verstndigt werden. Vorschriften ber die Zustellung an Bevollmchtigte bleiben unberhrt. (4) Ein Beteiligter kann zu Verhandlungen und Besprechungen mit einem Beistand erscheinen. Das von dem Beistand Vorgetragene gilt als von dem Beteiligten vorgebracht, soweit dieser nicht unverzglich widerspricht. 865
C 39
VwVfG
(5) Bevollmchtigte und Beistnde sind zurckzuweisen, wenn sie entgegen § 3 des Rechtsdienstleistungsgesetzes Rechtsdienstleistungen erbringen. (6) Bevollmchtigte und Beistnde kçnnen vom Vortrag zurckgewiesen werden, wenn sie hierzu ungeeignet sind; vom mndlichen Vortrag kçnnen sie nur zurckgewiesen werden, wenn sie zum sachgemßen Vortrag nicht fhig sind. Nicht zurckgewiesen werden kçnnen Personen, die nach § 67 Abs. 2 Satz 1 und 2 Nr. 3 bis 7 der Verwaltungsgerichtsordnung zur Vertretung in verwaltungsgerichtlichen Verfahren befugt sind. (7) Die Zurckweisung nach den Abstzen 5 und 6 ist auch dem Beteiligten, dessen Bevollmchtigter oder Beistand zurckgewiesen wird, mitzuteilen. Verfahrenshandlungen des zurckgewiesenen Bevollmchtigten oder Beistandes, die dieser nach der Zurckweisung vornimmt, sind unwirksam. ...
§ 16
Bestellung eines Vertreters von Amts wegen
(1) Ist ein Vertreter nicht vorhanden, so hat das Betreuungsgericht, fr einen minderjhrigen Beteiligten das Familiengericht, auf Ersuchen der Behçrde einen geeigneten Vertreter zu bestellen 1. fr einen Beteiligten, dessen Person unbekannt ist; 2. fr einen abwesenden Beteiligten, dessen Aufenthalt unbekannt ist oder der an der Besorgung seiner Angelegenheiten verhindert ist; 3. fr einen Beteiligten ohne Aufenthalt im Inland, wenn er der Aufforderung der Behçrde, einen Vertreter zu bestellen, innerhalb der ihm gesetzten Frist nicht nachgekommen ist; 4. fr einen Beteiligten, der infolge einer psychischen Krankheit oder kçrperlichen, geistigen oder seelischen Behinderung nicht in der Lage ist, in dem Verwaltungsverfahren selbst ttig zu werden; 5. bei herrenlosen Sachen, auf die sich das Verfahren bezieht, zur Wahrung der sich in Bezug auf die Sache ergebenden Rechte und Pflichten. (2) Fr die Bestellung des Vertreters ist in den Fllen des Absatzes 1 Nr. 4 das Gericht zustndig, in dessen Bezirk der Beteiligte seinen gewçhnlichen Aufenthalt hat; im brigen ist das Vormundschaftsgericht zustndig, in dessen Bezirk die ersuchende Behçrde ihren Sitz hat. 866
VwVfG
C 39
(3) Der Vertreter hat gegen den Rechtstrger der Behçrde, die um seine Bestellung ersucht hat, Anspruch auf eine angemessene Vergtung und auf die Erstattung seiner baren Auslagen. Die Behçrde kann von dem Vertretenen Ersatz ihrer Aufwendungen verlangen. Sie bestimmt die Vergtung und stellt die Auslagen und Aufwendungen fest. (4) Im brigen gelten fr die Bestellung und fr das Amt des Vertreters in den Fllen des Absatzes 1 Nr. 4 die Vorschriften ber die Betreuung, in den brigen Fllen die Vorschriften ber die Pflegschaft entsprechend. ...
§ 20
Ausgeschlossene Personen
(1) In einem Verwaltungsverfahren darf fr eine Behçrde nicht ttig werden, 1. wer selbst Beteiligter ist; 2. wer Angehçriger eines Beteiligten ist; 3. wer einen Beteiligten kraft Gesetzes oder Vollmacht allgemein oder in diesem Verwaltungsverfahren vertritt; 4. wer Angehçriger einer Person ist, die einen Beteiligten in diesem Verfahren vertritt; 5. wer bei einem Beteiligten gegen Entgelt beschftigt ist oder bei ihm als Mitglied des Vorstandes, des Aufsichtsrates oder eines gleichartigen Organs ttig ist; dies gilt nicht fr den, dessen Anstellungskçrperschaft Beteiligte ist; 6. wer außerhalb seiner amtlichen Eigenschaft in der Angelegenheit ein Gutachten abgegeben hat oder sonst ttig geworden ist. Dem Beteiligten steht gleich, wer durch die Ttigkeit oder durch die Entscheidung einen unmittelbaren Vorteil oder Nachteil erlangen kann. Dies gilt nicht, wenn der Vor- oder Nachteil nur darauf beruht, dass jemand einer Berufs- oder Bevçlkerungsgruppe angehçrt, deren gemeinsame Interessen durch die Angelegenheit berhrt werden. (2) Absatz 1 gilt nicht fr Wahlen zu einer ehrenamtlichen Ttigkeit und fr die Abberufung von ehrenamtlich Ttigen. (3) Wer nach Absatz 1 ausgeschlossen ist, darf bei Gefahr im Verzug unaufschiebbare Maßnahmen treffen. (4) Hlt sich ein Mitglied eines Ausschusses (§ 88) fr ausgeschlossen oder bestehen Zweifel, ob die Voraussetzungen des Absatzes 1 gegeben sind, ist dies dem Vorsitzenden des Ausschusses mitzuteilen. Der Ausschuss entscheidet ber den Ausschluss. Der Betroffene darf an dieser Entscheidung nicht mitwirken. Das ausge867
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VwVfG
schlossene Mitglied darf bei der weiteren Beratung und Beschlussfassung nicht zugegen sein. (5) Angehçrige im Sinne des Absatzes 1 Nr. 2 und 4 sind: 1. der Verlobte, 2. der Ehegatte, 3. Verwandte und Verschwgerte gerader Linie, 4. Geschwister, 5. Kinder der Geschwister, 6. Ehegatten der Geschwister und Geschwister der Ehegatten, 7. Geschwister der Eltern, 8. Personen, die durch ein auf lngere Dauer angelegtes Pflegeverhltnis mit huslicher Gemeinschaft wie Eltern und Kind miteinander verbunden sind (Pflegeeltern und Pflegekinder). Angehçrige sind die in Satz 1 aufgefhrten Personen auch dann, wenn 1. in den Fllen der Nummern 2, 3 und 6 die die Beziehung begrndende Ehe nicht mehr besteht; 2. in den Fllen der Nummern 3 bis 7 die Verwandtschaft oder Schwgerschaft durch Annahme als Kind erloschen ist; 3. im Falle der Nummer 8 die husliche Gemeinschaft nicht mehr besteht, sofern die Personen weiterhin wie Eltern und Kind miteinander verbunden sind.
§ 21
Besorgnis der Befangenheit
(1) Liegt ein Grund vor, der geeignet ist, Misstrauen gegen eine unparteiische Amtsausbung zu rechtfertigen, oder wird von einem Beteiligten das Vorliegen eines solchen Grundes behauptet, so hat, wer in einem Verwaltungsverfahren fr eine Behçrde ttig werden soll, den Leiter der Behçrde oder den von diesem Beauftragten zu unterrichten und sich auf dessen Anordnung der Mitwirkung zu enthalten. Betrifft die Besorgnis der Befangenheit den Leiter der Behçrde, so trifft diese Anordnung die Aufsichtsbehçrde, sofern sich der Behçrdenleiter nicht selbst einer Mitwirkung enthlt. (2) Fr Mitglieder eines Ausschusses (§ 88) gilt § 20 Abs. 4 entsprechend. ...
§ 28
Anhçrung Beteiligter
(1) Bevor ein Verwaltungsakt erlassen wird, der in Rechte eines Beteiligten eingreift, ist diesem Gelegenheit zu geben, sich zu den fr die Entscheidung erheblichen Tatsachen zu ußern. 868
VwVfG
C 39
(2) Von der Anhçrung kann abgesehen werden, wenn sie nach den Umstnden des Einzelfalles nicht geboten ist, insbesondere wenn 1. eine sofortige Entscheidung wegen Gefahr im Verzug oder im çffentlichen Interesse notwendig erscheint; 2. durch die Anhçrung die Einhaltung einer fr die Entscheidung maßgeblichen Frist in Frage gestellt wrde; 3. von den tatschlichen Angaben eines Beteiligten, die dieser in einem Antrag oder einer Erklrung gemacht hat, nicht zu seinen Ungunsten abgewichen werden soll; 4. die Behçrde eine Allgemeinverfgung oder gleichartige Verwaltungsakte in grçßerer Zahl oder Verwaltungsakte mit Hilfe automatischer Einrichtungen erlassen will; 5. Maßnahmen in der Verwaltungsvollstreckung getroffen werden sollen. (3) Eine Anhçrung unterbleibt, wenn ihr ein zwingendes çffentliches Interesse entgegensteht.
§ 29
Akteneinsicht durch Beteiligte
(1) Die Behçrde hat den Beteiligten Einsicht in die das Verfahren betreffenden Akten zu gestatten, soweit deren Kenntnis zur Geltendmachung oder Verteidigung ihrer rechtlichen Interessen erforderlich ist. Satz 1 gilt bis zum Abschluss des Verwaltungsverfahrens nicht fr Entwrfe zu Entscheidungen sowie die Arbeiten zu ihrer unmittelbaren Vorbereitung. Soweit nach den §§ 17 und 18 eine Vertretung stattfindet, haben nur die Vertreter Anspruch auf Akteneinsicht. (2) Die Behçrde ist zur Gestattung der Akteneinsicht nicht verpflichtet, soweit durch sie die ordnungsgemße Erfllung der Aufgaben der Behçrde beeintrchtigt, das Bekanntwerden des Inhalts der Akten dem Wohle des Bundes oder eines Landes Nachteile bereiten wrde oder soweit die Vorgnge nach einem Gesetz oder ihrem Wesen nach, namentlich wegen der berechtigten Interessen der Beteiligten oder dritter Personen, geheimgehalten werden mssen. (3) Die Akteneinsicht erfolgt bei der Behçrde, die die Akten fhrt. Im Einzelfall kann die Einsicht auch bei einer anderen Behçrde oder bei einer diplomatischen oder berufskonsularischen Vertretung der Bundesrepublik Deutschland im Ausland erfolgen; weitere Ausnahmen kann die Behçrde, die die Akten fhrt, gestatten. ... 869
C 39
VwVfG Abschnitt 2 Fristen, Termine, Wiedereinsetzung
§ 31
Fristen und Termine
(1) Fr die Berechnung von Fristen und fr die Bestimmung von Terminen gelten die §§ 187 bis 193 des Brgerlichen Gesetzbuches entsprechend, soweit nicht durch die Abstze 2 bis 5 etwas anderes bestimmt ist. (2) Der Lauf einer Frist, die von einer Behçrde gesetzt wird, beginnt mit dem Tag, der auf die Bekanntgabe der Frist folgt, außer wenn dem Betroffenen etwas anderes mitgeteilt wird. (3) Fllt das Ende einer Frist auf einen Sonntag, einen gesetzlichen Feiertag oder einen Sonnabend, so endet die Frist mit dem Ablauf des nchstfolgenden Werktages. Dies gilt nicht, wenn dem Betroffenen unter Hinweis auf diese Vorschrift ein bestimmter Tag als Ende der Frist mitgeteilt worden ist. (4) Hat eine Behçrde Leistungen nur fr einen bestimmten Zeitraum zu erbringen, so endet dieser Zeitraum auch dann mit dem Ablauf seines letzten Tages, wenn dieser auf einen Sonntag, einen gesetzlichen Feiertag oder einen Sonnabend fllt. (5) Der von einer Behçrde gesetzte Termin ist auch dann einzuhalten, wenn er auf einen Sonntag, gesetzlichen Feiertag oder Sonnabend fllt. (6) Ist eine Frist nach Stunden bestimmt, so werden Sonntage, gesetzliche Feiertage oder Sonnabende mitgerechnet. (7) Fristen, die von einer Behçrde gesetzt sind, kçnnen verlngert werden. Sind solche Fristen bereits abgelaufen, so kçnnen sie rckwirkend verlngert werden, insbesondere wenn es unbillig wre, die durch den Fristablauf eingetretenen Rechtsfolgen bestehen zu lassen. Die Behçrde kann die Verlngerung der Frist nach § 36 mit einer Nebenbestimmung verbinden. ...
Teil III Verwaltungsakt Abschnitt I Zustandekommen des Verwaltungsaktes
§ 35
Begriff des Verwaltungsaktes
Verwaltungsakt ist jede Verfgung, Entscheidung oder andere hoheitliche Maßnahme, die eine Behçrde zur Regelung eines 870
VwVfG
C 39
Einzelfalles auf dem Gebiet des çffentlichen Rechts trifft und die auf unmittelbare Rechtswirkung nach außen gerichtet ist. Allgemeinverfgung ist ein Verwaltungsakt, der sich an einen nach allgemeinen Merkmalen bestimmten oder bestimmbaren Personenkreis richtet oder die çffentlich-rechtliche Eigenschaft einer Sache oder ihre Benutzung durch die Allgemeinheit betrifft. ...
§ 39
Begrndung des Verwaltungsaktes
(1) Ein schriftlicher oder elektronischer sowie ein schriftlich oder elektronisch besttigter Verwaltungsakt ist mit einer Begrndung zu versehen. In der Begrndung sind die wesentlichen tatschlichen und rechtlichen Grnde mitzuteilen, die die Behçrde zu ihrer Entscheidung bewogen haben. Die Begrndung von Ermessensentscheidungen soll auch die Gesichtspunkte erkennen lassen, von denen die Behçrde bei der Ausbung ihres Ermessens ausgegangen ist. (2) Einer Begrndung bedarf es nicht, 1. soweit die Behçrde einem Antrag entspricht oder einer Erklrung folgt und der Verwaltungsakt nicht in Rechte eines anderen eingreift; 2. soweit demjenigen, fr den der Verwaltungsakt bestimmt ist oder der von ihm betroffen wird, die Auffassung der Behçrde ber die Sach- und Rechtslage bereits bekannt oder auch ohne Begrndung fr ihn ohne weiteres erkennbar ist; 3. wenn die Behçrde gleichartige Verwaltungsakte in grçßerer Zahl oder Verwaltungsakte mit Hilfe automatischer Einrichtungen erlsst und die Begrndung nach den Umstnden des Einzelfalles nicht geboten ist; 4. wenn sich dies aus einer Rechtsvorschrift ergibt; 5. wenn eine Allgemeinverfgung çffentlich bekannt gegeben wird. ...
Teil VI Rechtsbehelfsverfahren § 79
Rechtsbehelfe gegen Verwaltungsakte
Fr fçrmliche Rechtsbehelfe gegen Verwaltungsakte gelten die Verwaltungsgerichtsordnung und die zu ihrer Ausfhrung ergangenen Rechtsvorschriften, so weit nicht durch Gesetz etwas anderes bestimmt ist; im brigen gelten die Vorschriften dieses Gesetzes. 871
C 39
VwVfG
§ 80 Erstattung von Kosten im Vorverfahren (1) Soweit der Widerspruch erfolgreich ist, hat der Rechtstrger, dessen Behçrde den angefochtenen Verwaltungsakt erlassen hat, demjenigen, der Widerspruch erhoben hat, die zur zweckentsprechenden Rechtsverfolgung oder Rechtsverteidigung notwendigen Aufwendungen zu erstatten. Dies gilt auch, wenn der Widerspruch nur deshalb keinen Erfolg hat, weil die Verletzung einer Verfahrens- oder Formvorschrift nach § 45 unbeachtlich ist. Soweit der Widerspruch erfolglos geblieben ist, hat derjenige, der den Widerspruch eingelegt hat, die zur zweckentsprechenden Rechtsverfolgung oder Rechtsverteidigung notwendigen Aufwendungen der Behçrde, die den angefochtenen Verwaltungsakt erlassen hat, zu erstatten; dies gilt nicht, wenn der Widerspruch gegen einen Verwaltungsakt eingelegt wird, der im Rahmen 1. eines bestehenden oder frheren çffentlich-rechtlichen Dienst- oder Amtsverhltnisses oder 2. einer bestehenden oder frheren gesetzlichen Dienstpflicht oder einer Ttigkeit, die an Stelle der gesetzlichen Dienstpflicht geleistet werden kann, erlassen wurde. Aufwendungen, die durch das Verschulden eines Erstattungsberechtigten entstanden sind, hat dieser selbst zu tragen; das Verschulden eines Vertreters ist dem Vertretenen zuzurechnen. (2) Die Gebhren und Auslagen eines Rechtsanwalts oder eines sonstigen Bevollmchtigten im Vorverfahren sind erstattungsfhig, wenn die Zuziehung eines Bevollmchtigten notwendig war. (3) Die Behçrde, die die Kostenentscheidung getroffen hat, setzt auf Antrag den Betrag der zu erstattenden Aufwendungen fest; hat ein Ausschuss oder Beirat (§ 73 Abs. 2 der Verwaltungsgerichtsordnung) die Kostenentscheidung getroffen, so obliegt die Kostenfestsetzung der Behçrde, bei der der Ausschuss oder Beirat gebildet ist. Die Kostenentscheidung bestimmt auch, ob die Zuziehung eines Rechtsanwalts oder eines sonstigen Bevollmchtigten notwendig war. (4) Die Abstze 1 bis 3 gelten auch fr Vorverfahren bei Maßnahmen des Richterdienstrechts. Anmerkung: Bei truppendienstlichen Beschwerden gilt § 16a WBO (C 30). 872
Soldat vor Gericht
C 42a
Der Soldat vor Gericht a) Erteilung von Urlaub whrend Straf- oder Disziplinarverfahren ZDv 14/3
B 167
Bei Ausbung der Disziplinarbefugnis durch den Disziplinarvorgesetzten entscheidet dieser unter Beachtung des gesetzlichen Gebots der beschleunigten Behandlung (§ 17 Abs. 1 WDO) 1 nach pflichtgemßem Ermessen, ob vor Abschluss einer Disziplinarsache einschließlich der etwa erforderlichen Vollstreckung einer Disziplinarmaßnahme Urlaub gewhrt werden kann. Alle Disziplinarvorgesetzten haben zu verhindern, dass Strafoder Disziplinarverfahren durch die Beurlaubung von Soldaten verzçgert werden. Demgemß ist nach folgenden Grundstzen zu verfahren: 1. Soldaten, gegen die ein Straf- oder Disziplinarverfahren gefhrt wird, sollen nur dann Erholungs- oder anderen Urlaub erhalten, wenn sichergestellt ist, dass dadurch das Verfahren nicht verzçgert wird. 2. Der fr die Urlaubsgewhrung zustndige Vorgesetzte hat sich erforderlichenfalls mit Gericht, Staatsanwaltschaft oder sonst in das Verfahren eingeschalteten Behçrden in Verbindung zu setzen, um festzustellen, ob whrend des geplanten Urlaubs Vernehmungen des Soldaten zu erwarten sind. Fllt eine Vernehmung oder ein Verhandlungstermin in die Zeit des geplanten Urlaubs, so ist dieser nach § 28 Abs. 2 des Soldatengesetzes 2 zu versagen, falls nicht sichergestellt werden kann, dass der Soldat trotz Urlaubs zum Termin erscheint. 3. Entsprechendes gilt fr Soldaten, die in einem Straf- oder Disziplinarverfahren gegen einen Soldaten als Zeugen oder Sachverstndige in der Hauptverhandlung vernommen werden sollen. Sollen Soldaten in solchen Verfahren außerhalb der Hauptverhandlung als Zeugen oder Sachverstndige vernommen werden, ist der Urlaub nur zu versagen, wenn die in Nummer 2 bezeichneten Stellen auf Rckfrage erklren, dass sich die Vernehmung nicht verschieben lsst, und wenn nicht sichergestellt werden kann, dass der Soldat trotz Urlaubs zur Vernehmung erscheint. 1 2
R C 10 R C 01
873
C 42b
Soldat vor Gericht
b) Erteilung einer Aussagegenehmigung nach § 14 Abs. 2 des Soldatengesetzes ZDv 14/3
B 166
1.1 Nach § 14 Abs. 2 des Soldatengesetzes (SG) darf der Soldat, auch nach seinem Ausscheiden aus dem Wehrdienst, ber Angelegenheiten, die der dienstlichen Verschwiegenheit unterliegen, ohne Genehmigung weder vor einem Gericht noch außergerichtlich aussagen oder Erklrungen abgeben. 1.2 Einer Aussagegenehmigung bedarf es nicht, soweit es sich um Mitteilungen im dienstlichen Verkehr oder um Tatsachen handelt, die offenkundig sind oder die ihrer Bedeutung nach keiner Geheimhaltung bedrfen. 1.3 Angaben ber den Beruf als Soldat sowie ber Status und Dienstgrad unterliegen nicht der dienstlichen Verschwiegenheitspflicht; dies gilt grundstzlich auch fr Angaben ber die Zugehçrigkeit zu einer Dienststelle. 2.1 Mitteilungen im dienstlichen Verkehr sind insbesondere alle Ausknfte, Berichte und Meldungen an Vorgesetzte und Dienststellen, die mit der jeweiligen Angelegenheit im Rahmen ihrer Zugehçrigkeit (unmittelbar) befasst sind. 2.2 Offenkundig sind solche Angelegenheiten, die allgemein bekannt sind oder die jedermann auf allgemein zugnglichen Wegen erfahren kann. 2.3 Vorgnge, die ihrer Bedeutung nach keiner Geheimhaltung bedrfen, sind solche, durch deren Bekanntwerden keine dienstlichen Interessen berhrt werden. 3.1 Sieht das Gericht oder die Behçrde von der Einholung einer Aussagegenehmigung ab und bestehen Zweifel, ob der Soldat/der frhere Soldat ohne Genehmigung aussagen oder Erklrungen abgeben darf, hat der fr die Erteilung einer Aussagegenehmigung zustndige Vorgesetzte, zu klren, welcher Sachverhalt Gegenstand der Aussage sein soll. Dies geschieht durch Anfrage bei der Stelle, vor der der Soldat/der frhere Soldat aussagen soll. Ebenso ist zu verfahren, wenn in der Ladung auf die Notwendigkeit einer Aussagegenehmigung hingewiesen wird, ohne dass der Gegenstand der Aussage bezeichnet wird. 3.2 Bei der Abgabe von Erklrungen außerhalb gerichtlicher und behçrdlicher Verfahren gilt Nummer 3.1 entsprechend. 3.3 In der Aussagegenehmigung ist der Sachverhalt, auf den sie sich bezieht, genau zu bezeichnen. ber andere Sachverhalte darf 874
Soldat vor Gericht
C 42b
der Soldat/der frhere Soldat nur dann aussagen, wenn sie nicht der dienstlichen Verschwiegenheitspflicht unterliegen. 4. Bei disziplinaren Ermittlungen der Wehrdisziplinaranwaltschaft und in allen Verfahren vor einem Wehrdienstgericht gilt die Genehmigung zur Aussage und zur Erstattung von Gutachten als erteilt, wenn nicht erkennbar ist, dass Versagungsgrnde nach Nummer 7 vorliegen. 5.1 Fr die Erteilung der Aussagegenehmigung ist grundstzlich der nchste Disziplinarvorgesetzte des Soldaten, nach dem Ausscheiden aus dem Wehrdienst der letzte nchste Disziplinarvorgesetzte des frheren Soldaten, zustndig. Bei Wegfall der Dienststelle des letzten Disziplinarvorgesetzten geht dessen Zustndigkeit auf den Kommandeur des Landeskommandos (in Berlin: Standortkommando Berlin) ber, in dessen Bereich der Wohnsitz oder der letzte Wohnsitz des frheren Soldaten im Inland liegt. 5.2 Hat der zustndige Disziplinarvorgesetzte Bedenken, eine Aussagegenehmigung zu erteilen, ist die Sache dem nchsthçheren Disziplinarvorgesetzten zur Entscheidung vorzulegen. 5.3 ber die Versagung einer Aussagegenehmigung entscheidet ausschließlich das Bundesministerium der Verteidigung. 5.4 Die Erteilung oder Versagung der Aussagegenehmigung bedarf der Schriftform. 6. In allen Angelegenheiten, bei denen der Verdacht besteht, dass insbesondere im Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Bettigung der Bundeswehr Straftaten begangen worden sind (z. B. Vorteilsannahme, Bestechlichkeit, Vorteilsgewhrung, Bestechung, Betrug, Untreue, Verletzung des Dienstgeheimnisses), ist fr die Erteilung von Aussagegenehmigungen das Bundesministerium der Verteidigung (Referat ES) zustndig. 7.1 Fr die Versagung einer Aussagegenehmigung gilt aufgrund des § 14 Abs. 2 Satz 3 SG die Vorschriften der §§ 68 und 69 des Bundesbeamtengesetzes (BBG) entsprechend. 7.2 Diese Vorschriften lauten: § 68 Versagung der Aussagegenehmigung (1) Die Genehmigung, als Zeugin oder Zeuge auszusagen, darf nur versagt werden, wenn die Aussage dem Wohle des Bundes oder eines deutschen Landes Nachteile bereiten oder die Erfllung çffentlicher Aufgaben ernstlich gefhrden oder erheblich erschweren wrde. (2) Sind Beamtinnen oder Beamte Partei oder Beschuldigte in einem gerichtlichen Verfahren oder soll ihr Vorbringen der 875
C 42b
8.
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Soldat vor Gericht
Wahrnehmung ihrer berechtigten Interessen dienen, darf die Genehmigung auch dann, wenn die Voraussetzungen des Absatzes 1 erfllt sind, nur versagt werden, wenn die dienstlichen Rcksichten dies unabweisbar erfordern. Wird die Genehmigung versagt, haben die oder der Dienstvorgesetzte der Beamtin oder dem Beamten den Schutz zu gewhren, den die dienstlichen Rcksichten zulassen. (3) ber die Versagung der Genehmigung entscheidet die oberste Dienstbehçrde. Sie kann diese Befugnis auf andere Behçrden bertragen. § 69 Gutachtenerstattung Die Genehmigung, ein Gutachten zu erstatten, kann versagt werden, wenn die Erstattung den dienstlichen Interessen Nachteile bereiten wrde. § 68 Abs. 3 gilt entsprechend. Bei Zweifelsfragen erteilt der Rechtsberater Auskunft.
Soldat vor Gericht
C 42c
c) Anzug des Soldaten vor Gericht und in Vollzugsanstalten ZDv 14/3 B 168; ZDv 37/10 (Neudruck Oktober 2008) – Aus z u g – 314. Wahrnehmung polizeilicher oder gerichtlicher Vorladungen/Termine Bei Verfahren, die den dienstlichen Bereich des Soldaten berhren, sowie in Verhandlungen der Wehrdienstgerichte als ehrenamtliche Richter, Verteidiger, Angeschuldigte, Zeugen oder Sachverstndige tragen Soldaten den Dienstanzug (Grundform), sofern nicht ein Verbot, Uniform zu tragen 1, ausgesprochen worden ist. In allen anderen Fllen ist Zivilkleidung zu tragen. Ist Zivilkleidung nicht vorhanden, kann der Disziplinarvorgesetzte das Tragen der Uniform befehlen. 315. Vollzug von Freiheitsentziehung Beim Vollzug von Freiheitsentziehung in Vollzugseinrichtungen der Bundeswehr (ZDv 14/10) 2 ist grundstzlich der Feldanzug, Tarndruck, allgemein (Nrn. 214–216) oder der Feldanzug, oliv, allgemein (Nrn. 220–222) oder als Marineangehçriger der Bordund Gefechtsanzug (Nrn. 232–234) zu tragen. In zivilen Vollzugsanstalten wird keine Uniform getragen. In allen anderen Fllen trgt der Soldat den nach Dienstplan befohlenen bzw. im Vollzugsplan festgelegten Anzug. In zivilen Vollzugsanstalten wird keine Uniform getragen.
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R § 126 WDO (C 10) bzw. § 22 SG (C 01) R C 13a
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Zustellungen – Ladungen
Zustellungen, Ladungen, Vorfhrungen und Zwangsvollstreckungen bezglich Soldaten der Bundeswehr* ZDv 14/3
B 154
A. Zustellungen an Soldaten 1. Fr Zustellungen an Soldaten in gerichtlichen Verfahren gelten dieselben gesetzlichen Bestimmungen wie fr Zustellungen an andere Personen. 2. Will ein mit der Zustellung Beauftragter (z. B. Gerichtsvollzieher, Post- oder Behçrdenbediensteter, Gerichtswachtmeister) in einer Truppenunterkunft einem Soldaten zustellen, ist er von der Wache an das Geschftszimmer der Einheit des Soldaten zu verweisen. 3. Ist der Soldat, dem zugestellt werden soll, sogleich zu erreichen, hat ihn der Kompaniefeldwebel 1 auf das Geschftszimmer zu rufen. 4. Ist der Soldat nicht sogleich erreichbar, hat der Kompaniefeldwebel dies dem mit der Zustellung Beauftragten mitzuteilen. Handelt es sich um einen in Gemeinschaftsunterkunft wohnenden Soldaten, kann der Beauftragte auf Grund von § 178 Abs. 1 Nr. 3 der Zivilprozessordnung (ZPO) oder der entsprechenden Vorschriften der Verwaltungszustellungsgesetze eine Ersatzzustellung an den Kompaniefeldwebel – in dessen Abwesenheit an seinen Stellvertreter – durchfhren. Der Kompaniefeldwebel ist im Sinne dieser Vorschriften zur Entgegennahme der Zustellung ermchtigter Vertreter. 5. Wird der Soldat, dem zugestellt werden soll, voraussichtlich lngere Zeit abwesend sein, z. B. auf Grund eines mehrmonatigen 1
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Erlass vom 23. Juli 1998 (Neufassung) – R II 1 – Az 39-85-25/00 (VMBl S. 246), gendert durch Erlasse vom 10. Mrz 2003 (VMBl S. 95) und vom 14. Juni 2004 (VMBl S. 109) Dem Kompaniefeldwebel stehen jeweils Vorgesetzte in entsprechender Dienststellung gleich.
Zustellungen – Ladungen
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Auslandseinsatzes, hat der Kompaniefeldwebel die Annahme des zuzustellenden Schriftstckes abzulehnen. Er hat dabei, sofern nicht Grnde der militrischen Geheimhaltung entgegenstehen, dem mit der Zustellung Beauftragten die Anschrift mitzuteilen, unter der der Zustellungsadressat zu erreichen ist. 6. Eine Ersatzzustellung an den Kompaniefeldwebel ist nicht zulssig, wenn der Soldat, dem zugestellt werden soll, innerhalb des Kasernenbereichs eine besondere Wohnung hat oder außerhalb des Kasernenbereichs wohnt. In diesen Fllen hat der Kompaniefeldwebel dem mit der Zustellung Beauftragten die Wohnung des Soldaten anzugeben. 7. Der Kompaniefeldwebel darf nicht gegen den Willen des Soldaten von dem Inhalt des zugestellten Schriftstckes Kenntnis nehmen oder den Soldaten auffordern, ihm den Inhalt mitzuteilen. 8. Der Kompaniefeldwebel hat Schriftstcke, die ihm bei der Ersatzzustellung bergeben worden sind, dem Adressaten sogleich nach dessen Rckkehr auszuhndigen. ber die Aushndigung hat er einen Vermerk zu fertigen, der nach einem Jahr zu vernichten ist. 9. Bei eingeschifften Soldaten ist der Wachtmeister eines Schiffes bzw. der Kommandant eines Bootes – in dessen Abwesenheit sein Stellvertreter – im Sinne des § 178 Abs. 1 Nr. 3 ZPO an Bord zur Entgegennahme von Ersatzzustellungen befugt. 10. Diese Vorschriften gelten auch, wenn im gerichtlichen Disziplinarverfahren ein Soldat eine Zustellung auszufhren hat (vgl. § 5 Abs. 1 und 2 der Wehrdisziplinarordnung).1
B. Ladungen von Soldaten a. Verfahren vor den Wehrdienstgerichten 11. Im gerichtlichen Disziplinarverfahren werden Soldaten zur Hauptverhandlung sowie zu sonstigen Vernehmungen auf Ersuchen des Wehrdienstgerichts, oder des Wehrdisziplinaranwalts dienstlich gestellt, auch wenn sie Zeugen oder Sachverstndige sind. Bei Bekanntgabe des Termins ist ihnen eine Abschrift der Ladung auszuhndigen. 12. Die Reise eines dienstlich gestellten Soldaten zur Vernehmung ist eine Dienstreise. Der Soldat hat somit Anspruch auf 1
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Reisekostenvergtung nach dem Bundesreisekostengesetz 1 und den hierzu ergangenen Verfahrensbestimmungen. Bei Bedarf wird ihm eine Fahrkarte im Dienstreiseverkehr der Bundeswehr ausgestellt. 13. Das Wehrdienstgericht oder der Wehrdisziplinaranwalt, die um die Gestellung des Soldaten ersucht haben, haben diesem zu bescheinigen, wann das Dienstgeschft beendet war. Diese Bescheinigung hat der Soldat seiner Reisekostenrechnung beizufgen. 14. Die Dienststelle des Soldaten hat dem Wehrdienstgericht oder dem Wehrdisziplinaranwalt unverzglich alle durch die Gestellung entstandenen Kosten mitzuteilen, damit sie gegebenenfalls von demjenigen, dem die Verfahrenskosten auferlegt worden sind, wieder eingezogen werden kçnnen. Die Mitteilung der Kosten erfolgt durch bersendung einer Zweitschrift der Reisekostenrechnung (Kassenanweisung ber Reisekostenvergtung), die zunchst gleichzeitig mit der Erstschrift dem zustndigen Verwaltungsbeamten vorzulegen und von diesem sachlich und rechnerisch mit festzustellen ist. Die Zweitschrift ist als solche deutlich kenntlich zu machen; die darauf angebrachte Kassenanweisung ist durchzustreichen. 15. Werden mit einer Dienstreise im gerichtlichen Disziplinarverfahren gleichzeitig andere Dienstgeschfte erledigt, mssen diese ihrem zeitlichen Ablauf entsprechend einzeln in der Reisekostenrechnung dargestellt und fr jedes Dienstgeschft die entstandenen Kosten besonders – gegebenenfalls anteilmßig – angegeben werden. Dies ist erforderlich, um den Kostenschuldner nur mit den Auslagen zu belasten, die in Durchfhrung seines Verfahrens tatschlich entstanden sind. Zu den anteilig zu erstattenden Kosten gehçren die Fahrtkosten, Tage- und bernachtungsgelder und Nebenkosten. Hat der Soldat eine dienstlich ausgestellte Fahrkarte benutzt, ist der zu bersendenden Zweitschrift der Reisekostenrechnung eine Fotokopie des Preisbelegs der Fahrkarte beizufgen. 16. Muss ein Dienstkraftfahrzeug zur Reise eines dienstlich gestellten Soldaten benutzt werden, sind in der Zweitschrift der Reisekostenrechnung die Fahrtkilometer anzugeben. Die Fahrtkosten errechnet die Stelle, die um die Gestellung ersucht hat. Die Berechnung erfolgt ohne Rcksicht auf die tatschlich entstandenen Kosten und ohne Begrenzung der Kilometerzahl nach den im Gesetz ber die Vergtung von Sachverstndigen, Dolmetscherinnen, Dolmetschern, bersetzerinnen und berset1
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zern sowie die Entschdigung von ehrenamtlichen Richterinnen, ehrenamtlichen Richtern, Zeuginnen, Zeugen und Dritten (Justizvergtungs- und -entschdigungsgesetz – JVEG) bei Benutzung eines Kraftfahrzeuges je Kilometer zu zahlenden Kosten. Dies gilt auch dann, wenn das Dienstkraftfahrzeug fr mehrere Soldaten gestellt worden ist. Vorstehende Regelung gilt auch fr sonstige dienstlich bereitgestellte Kraftfahrzeuge. 17. Fr andere Verfahren nach der Wehrdisziplinarordnung und fr Verfahren nach der Wehrbeschwerdeordnung vor den Wehrdienstgerichten gelten die Nummern 11 bis 16 entsprechend. b. Verfahren vor sonstigen deutschen Gerichten 18. In Verfahren vor sonstigen deutschen Gerichten werden Soldaten als Parteien, Beschuldigte, Zeugen oder Sachverstndige in derselben Weise wie andere Personen geladen. Die Ladung wird ihnen also auf Veranlassung des Gerichtes oder der Staatsanwaltschaft zugestellt oder bersandt. 19. In Strafverfahren haben auch der Angeklagte, der Nebenklger und der Privatklger das Recht, Zeugen oder Sachverstndige unmittelbar laden zu lassen. Ein Soldat, der eine solche Ladung erhlt, braucht ihr jedoch nur dann zu folgen, wenn ihm bei der Ladung die gesetzliche Entschdigung, insbesondere fr Reisekosten, bar angeboten oder deren Hinterlegung bei der Geschftsstelle des Gerichtes nachgewiesen wird. 20. Erhalten Soldaten eine Ladung zu einem Gerichtstermin, ist ihnen der erforderliche Sonderurlaub gemß § 9 der Soldatenurlaubsverordnung – SUV – (ZDv 14/5 F 501) 1 in Verbindung mit Nummer 72 der Ausfhrungsbestimmungen zur SUV (ZDv 14/5 F 511) 1 zu gewhren. 21. Fahrkarten im Dienstreiseverkehr der Bundeswehr oder Reisekostenerstattung erhalten die geladenen Soldaten nicht. 22. Soldaten, die von einem Gericht oder einer Justizbehçrde als Zeugen oder Sachverstndige geladen worden sind, erhalten von der Stelle, die sie vernommen hat, Zeugen- oder Sachverstndigenentschdigung einschließlich Reisekosten. Sind Soldaten nicht in der Lage, die Reisekosten aufzubringen, kçnnen sie bei der Stelle, die sie geladen hat, die Zahlung eines Vorschusses beantragen. 23. Auch Soldaten, die als Parteien oder Beschuldigte in einem Zivil- oder Strafgerichtsverfahren geladen sind, kçnnen unter 1
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gewissen Voraussetzungen von der Stelle, die sie geladen hat, auf Antrag Reisekostenersatz und notfalls einen Vorschuss erhalten, wenn sie die Kosten der Reise zum Gericht nicht aufbringen kçnnen. 24. Kann die Entscheidung der nach den Nummern 22 und 23 zustndigen Stellen wegen der Krze der Zeit nicht mehr rechtzeitig herbeigefhrt werden, ist, wenn ein Gericht der Zivil- oder Strafgerichtsbarkeit oder eine Justizbehçrde die Ladung veranlasst hat, auch das fr den Wohn- oder Aufenthaltsort des Geladenen zustndige Amtsgericht zur Bewilligung des Vorschusses zustndig. 25. Ist mit der Mçglichkeit zu rechnen, dass bei der Vernehmung dienstliche Angelegenheiten berhrt werden, ist der Soldat bei Erteilung des Urlaubs ber die Verschwiegenheitspflicht nach § 14 Abs. 1 und 2 des Soldatengesetzes (ZDv 14/5 B 101) 1 zu belehren. Die Einholung einer etwa erforderlichen Aussagegenehmigung ist Sache des Gerichtes (vgl. § 376 Abs. 3 ZPO). c. Verfahren vor Gerichten der Stationierungsstreitkrfte 26. Deutsche Soldaten werden ebenso wie andere Deutsche vor Gerichte der Stationierungsstreitkrfte ber die zustndigen deutschen Staatsanwaltschaften geladen. 27. Soldaten, die als Zeugen oder Sachverstndige vor Gerichte der Stationierungsstreitkrfte geladen werden, erhalten Zeugenoder Sachverstndigengebhren. Ein Anspruch auf Bewilligung eines Vorschusses durch deutsche Behçrden oder Behçrden der Stationierungsstreitkrfte besteht jedoch nicht. 28.
Im brigen gelten die Nummern 20, 21 und 25 entsprechend.
C. Vorfhrungen von Soldaten 29. Soldaten, deren Vorfhrung von einem Gericht angeordnet worden ist, werden diesem nicht durch eine militrische Dienststelle, sondern durch die allgemeinen Behçrden vorgefhrt.
D. Zwangsvollstreckungen gegen Soldaten 30. Zwangsvollstreckungen, auf die die Zivilprozessordnung Anwendung findet, werden durch den dafr zustndigen Vollstreckungsbeamten, regelmßig den Gerichtsvollzieher, auch gegen 1
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Soldaten nach den allgemeinen Vorschriften durchgefhrt. Eine vorherige Anzeige an die militrische Dienststelle ist erforderlich, auch im Interesse einer reibungslosen Durchfhrung der Vollstreckung. 31. Auch Vollstreckungen gegen Soldaten im Verwaltungszwangsverfahren, die der Vollziehungsbeamte der Verwaltungsbehçrde vornimmt, werden nach den allgemeinen Vorschriften durchgefhrt. Nummer 30 Satz 2 (vorherige Anzeige an die militrische Dienststelle) gilt auch hier. 32. Der Vollstreckungsbeamte ist befugt, in Sachen zu vollstrecken, die sich im Alleingewahrsam, d. h. in der alleinigen tatschlichen Gewalt des Schuldners, befinden. Dies ist ihm zu ermçglichen. 33. Ein Soldat, der in der Gemeinschaftsunterkunft wohnt, hat Alleingewahrsam an ihm gehçrenden Sachen, die sich in dem ihm zugewiesenen Wohnraum befinden. Der Vollstreckungsbeamte kann daher verlangen, dass ihm Zutritt zu dem Wohnraum des Soldaten gewhrt wird, gegen den vollstreckt werden soll. Zur Durchsuchung bençtigt der Vollstreckungsbeamte die Erlaubnis des zustndigen Amtsgerichts, es sei denn, der Schuldner willigt ein oder es besteht Gefahr im Verzug. 34. Dagegen hat ein Soldat regelmßig keinen Alleingewahrsam an ihm gehçrenden Sachen, die sich in anderen militrischen Rumen befinden. Anders liegt es nur, wenn der Soldat diese Sachen so aufbewahrt, daß sie nur seinem Zugriff unterliegen. Das wrde z. B. zutreffen, wenn ein fr die Waffenkammer zustndiger Soldat dort eigene Sachen in einem besonderen Spind verwahrt, zu dem nur er den Schlssel hat. Nur wenn ein solcher Ausnahmefall vorliegt, kann der Vollstreckungsbeamte Zutritt zu anderen Rumen als dem Wohnraum des Soldaten verlangen. 35. Soweit Außenstehenden das Betreten von Rumen, Anlagen, Schiffen oder sonstigen Fahrzeugen aus Grnden des Geheimnisschutzes grundstzlich untersagt ist, ist auch dem Vollstreckungsbeamten der Zutritt zu versagen, wenn Grnde der Geheimhaltung dies erfordern und es nicht mçglich ist, durch besondere Vorkehrungen einen Geheimnisschutz zu erreichen. 36. Muss dem Vollstreckungsbeamten aus Grnden des Geheimnisschutzes das Betreten von Rumen, Anlagen, Schiffen oder sonstigen Fahrzeugen verweigert werden, hat der nchste Diszipli883
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narvorgesetzte 1 des Soldaten dafr zu sorgen, dass die Vollstreckung trotzdem durchgefhrt werden kann. Beispielsweise kann der Vorgesetzte veranlassen, dass die gesamte Habe des Soldaten dem Vollstreckungsbeamten an einem Ort zur Durchfhrung der Vollstreckung vorgelegt wird, den er betreten darf. 37. Bei jeder Zwangsvollstreckung, die in militrischen Rumen oder an Bord stattfindet, hat der nchste Disziplinarvorgesetzte 1 des Schuldners anwesend zu sein. Er hat darauf hinzuwirken, dass durch die Zwangsvollstreckung kein besonderes Aufsehen erregt wird. Will der Vollstreckungsbeamte in Sachen des Bundes vollstrecken, hat der Vorgesetzte des Schuldners den Vollstreckungsbeamten auf die Eigentumsverhltnisse aufmerksam zu machen; er soll dies auch tun bei Sachen, die im Eigentum eines anderen Soldaten stehen. Zu Anweisungen an den Vollstreckungsbeamten ist der Vorgesetzte nicht befugt.
E. Erzwingungshaft gegen Soldaten 38. Gemß § 901 ZPO kann vom Zivilgericht gegen den Schuldner – auch bei Soldaten – Haft angeordnet werden, um die Abgabe einer eidesstattlichen Versicherung (§§ 807, 883 Abs. 2 ZPO) zu erzwingen. Die Verhaftung erfolgt durch den Gerichtsvollzieher auf Grund richterlichen Haftbefehls, der dem Schuldner bei der Verhaftung in beglaubigter Abschrift zu bergeben ist. 39. Nach § 910 ZPO hat der Gerichtsvollzieher vor der Verhaftung eines Beamten der vorgesetzten Dienstbehçrde Mitteilung zu machen. Die Verhaftung darf erst erfolgen, nachdem fr eine Vertretung des Beamten gesorgt ist. Diese Vorschrift ist auf Soldaten entsprechend anzuwenden. 40. Zeigt ein Gerichtsvollzieher die bevorstehende Verhaftung eines Soldaten an, hat der zustndige Vorgesetzte ohne Verzug fr dessen Vertretung zu sorgen und den Gerichtsvollzieher zu benachrichtigen, sobald sie sichergestellt ist. 41. Will ein Gerichtsvollzieher einen Soldaten ohne vorherige Benachrichtigung von dessen Vorgesetzten verhaften, weil er eine entsprechende Anwendung des § 910 ZPO nicht fr gerechtfertigt hlt, ist die Vertretung sicherzustellen und ber den Vorgang zu berichten. 42. Fr Angehçrige der Besatzung eines Schiffes oder Bootes der Marine findet darber hinaus § 904 Nr. 3 ZPO Anwendung, wonach die Erzwingungshaft gegen die zur Besatzung eines See1
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oder ein von ihm beauftragter Offizier
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schiffes gehçrenden Personen unstatthaft ist, wenn sich das Schiff auf der Reise befindet und nicht in einem Hafen liegt. Die Reise ist angetreten, wenn das Schiff oder Boot mit dem Ablegen begonnen hat. Lehnt es ein Gerichtsvollzieher ab, § 904 Nr. 3 ZPO anzuwenden, gilt Nummer 41 entsprechend. 43. Die vorstehenden Regelungen gelten auch fr den Sicherheitsarrest nach § 933 ZPO sowie sonstige Haft, auf die die Erzwingungshaftbestimmungen der Zivilprozessordnung anzuwenden sind (z. B. bei der Vollstreckung nach § 6 Abs. 1 Nr. 1 der Justizbeitreibungsordnung, nach § 85 des Arbeitsgerichtsgesetzes, nach § 167 der Verwaltungsgerichtsordnung, nach §§ 198 und 200 des Sozialgerichtsgesetzes sowie nach §§ 284, 315 und 334 Abs. 3 der Abgabenordnung), sowie fr die Ersatzzwangshaft nach § 16 Abs. 3 des Verwaltungsvollstreckungsgesetzes des Bundes und den entsprechenden Vorschriften des Landesrechts. Sie gelten nicht fr den Vollzug anderer, insbesondere strafprozessualer Haftbefehle.
F. Schlussbestimmungen ...
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Ausknfte
a) Ausknfte an Glubiger von Beamten, Richtern, Soldaten und Arbeitnehmern im Geschftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung – Neufassung – VMBl 1998 S. 219 1
Allgemeines
Ausknfte ber die Zugehçrigkeit von Personen zum Geschftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung (Beamte, Richter, Soldaten und Arbeitnehmer) oder weitergehende Ausknfte ber Angehçrige des Geschftsbereichs drfen nur unter Bercksichtigung der Pflicht zur Amtsverschwiegenheit sowie der datenschutz- und personalaktenrechtlichen Bestimmungen 1) erteilt werden. Bei den gewnschten Ausknften handelt es sich regelmßig um personenbezogene Daten, die grundstzlich nur mit Einwilligung des Betroffenen an Dritte weitergegeben werden drfen. Eine Ausnahme von diesem Grundsatz kommt in Betracht, wenn hçherrangige berechtigte Interessen Dritter die Auskunft erfordern (vgl. § 28 Abs. 2 Nr. 1 Buchstabe a des Bundesdatenschutzgesetzes 2); § 29 Abs. 3 Satz 5 des Soldatengesetzes 3); § 90d Abs. 2 Satz 1 des Bundesbeamtengesetzes 4)). Auch wenn bei der Auskunfterteilung Zurckhaltung geboten ist, ist nach Mçglichkeit der Eindruck zu vermeiden, Dienststellen im Geschftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung untersttzten das Bestreben einzelner Angehçriger, sich der Erfllung ihrer Verpflichtungen zu entziehen.
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Fr Zivilpersonal: Personalaktenrichtlinien (VMBl 1994 S. 63) R TbBWVerwaltung C 10a Fr Soldaten: Schnellbrief BMVg – PSZ IV/Z – Az 16-26-01 – vom 08. August 2001 R C 04b VMBl 2003 S. 30 R BwKalender F 35a
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Ausknfte 2 2.1
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Ausknfte an private Glubiger
Nachweis der Glubigerstellung
2.1.1 Eine Auskunft kommt grundstzlich nur in Betracht, wenn der Anfragende eine berechtigte Forderung gegen den Angehçrigen hat, fr deren Beitreibung er die gewnschte Auskunft bençtigt. Dazu muss der Anfragende nachweisen, dass ihm die behauptete Forderung zusteht. Diesen Nachweis hat er durch Vorlage von beglaubigten Ablichtungen oder Abschriften, aus denen sich seine Glubigerstellung ergibt, zu erbringen. Ist der Anfragende im Besitz eines vollstreckbaren Titels gegen den Angehçrigen – z. B. eines rechtskrftigen oder fr vorlufig vollstreckbar erklrten Urteils –, reicht als Nachweis in der Regel die bersendung einer unbeglaubigten Fotokopie des Titels aus, es sei denn, es bestehen Zweifel an dem Vorbringen des Anfragenden. 2.1.2 Liegen die o. a. Voraussetzungen nicht vor oder bestehen insoweit Zweifel, darf die Auskunft nur mit Einwilligung des Betroffenen erteilt werden. Dies gilt auch, wenn Anhaltspunkte dafr bestehen, dass die Auskunft zu einem anderen Zweck als zur Durchsetzung des gegen den Angehçrigen geltend gemachten Anspruchs verwendet oder dass sie missbraucht wird. 2.2
Verfahren
2.2.1 Zustndig fr die Auskunft ist abgesehen von den Fllen der Nummer 2.2.3 die Beschftigungsdienststelle, der der Schuldner angehçrt. Diese teilt dem Anfragenden die aktuelle Postanschrift mit, unter der der Schuldner bei seiner Dienststelle zu erreichen ist. Zustzlich ist die Anschrift der Wehrbereichsverwaltung oder sonst zustndigen Stelle mitzuteilen, der ein vorlufiges Zahlungsverbot oder ein Pfndungs- und berweisungsbeschluss zuzustellen ist (vgl. VMBl 1997 S. 314). Weitere Angaben zur Person, wie Status eines Soldaten, Personenkennziffer oder Dienstzeitende, oder zur Hçhe der Bezge oder zum Vorliegen von Gehaltsabtretungen oder -pfndungen sind grundstzlich fr den hier nur in Frage kommenden Zweck nicht erforderlich. Sie drfen daher privaten Glubigern ohne Einwilligung des Angehçrigen nicht erteilt werden (siehe aber Nummer 3.2). 2.2.2 Inhalt und Empfnger der erteilten Auskunft sind dem Angehçrigen schriftlich mitzuteilen, soweit er nicht in die bermittlung eingewilligt oder auf andere Weise davon Kenntnis erhalten hat. Der aufgrund des Auskunftsersuchens bei der Beschftigungsdienststelle entstandene Schriftverkehr ist zu den Sachakten zu nehmen und nach drei Monaten zu vernichten. 887
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Ausknfte
2.2.3 Anfragen von Glubigern bei Stellen, denen der Schuldner nicht angehçrt und deren Beschftigungsdienststelle nicht bekannt ist, sind an den Bundeswehr-Suchdienst weiterzuleiten. Einzelheiten sind dem Erlass BMVg vom 24. August 1992 – P II 3/VR I 7 – Az 62-32-20 (VMBl S. 407) zu entnehmen. 2.2.4 Sonstigen privaten Personen (auch Familienangehçrigen) oder Stellen, z. B. Auskunfteien, die nach der Zugehçrigkeit einer Person zum Geschftsbereich fragen, ohne dass die Voraussetzungen der Nummer 2.1 vorliegen, ist mitzuteilen, dass aus Grnden des allgemeinen Persçnlichkeitsrechts eine Auskunft nicht erteilt werden kçnne, es ihnen aber freistehe, sich gegebenenfalls an die çrtlichen Meldebehçrden zu wenden. Jeder Hinweis auf eine Zugehçrigkeit oder Nichtzugehçrigkeit der betroffenen Person zur Bundeswehr (z. B. Angabe der Personenkennziffer beim Aktenzeichen oder im Betreff) ist zu vermeiden. 3
Ausknfte an amtliche Stellen
3.1 Die Pflicht zur Erteilung von Ausknften im Wege der Amtshilfe (Artikel 35 Abs. 1 des Grundgesetzes) 1 bleibt unberhrt. Gehen solche Ersuchen bei einer unzustndigen Stelle ein, sind sie unverzglich der zustndigen Stelle (siehe Nummern 2.2.1 und 2.2.3) zu bersenden. Der ersuchenden Stelle ist Abgabenachricht zu erteilen. 3.2 Auskunftsersuchen von Gerichtsvollziehern („Drittschuldnererklrung“) bei der Zustellung von Pfndungs- und berweisungsbeschlssen, durch die Forderungen auf Bezge – insbesondere Dienstbezge, Wehrsold, Vergtung und Lohn – gepfndet werden, sind nur von der Wehrbereichsverwaltung oder der Stelle zu beantworten, die nach der Verwaltungsanordnung ber die Vertretung des Bundes als Drittschuldner im Bereich des Bundesministeriums der Verteidigung vom 30. Juni 1997 (VMBl S. 314) 2 fr die Entgegennahme solcher Zustellungen zustndig ist.
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4. Schlussbestimmungen Dieser Erlass tritt am Tage seiner Verçffentlichung in Kraft. Gleichzeitig werden die Erlasse – vom 26. August 1980 – VR II 1 – Az 39 85-00/00/5 (VMBl S. 475) und – vom 20. November 1981 – VR II 1 – Az 39 85-00/00/5 (VMBl 1982 S. 6) aufgehoben. BMVg, 6. Mai 1998 PSZ II 3 – Az 17-02-32/16-26-01
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b) Ausfhrungsbestimmungen fr die Einsicht in, die Vorlage von und ber die Auskunft aus Personalakten der Soldaten einschließlich der in Dateien gespeicherten Personalaktendaten – sowie der bermittlung von Informationen mit Personalaktendaten Anlage 5 (Abschnitt 9) des Schnellbriefs BMVg/PSZ IV/Z – Az 16-26-01 – vom 08. August 2001 1 1 Allgemeines 1.1 Die Einsicht in, die Vorlage von und die Auskunft aus Personalakten einschließlich der in Dateien gespeicherten Personalaktendaten wird gewhrt durch: a) Erteilen von mndlichen oder schriftlichen Ausknften ber den Inhalt der Personalakten einschließlich der in Dateien gespeicherten Personalaktendaten oder b) Einsichtnahme oder c) berlassen von Fotokopien oder Abschriften aus den Personalakten bzw. Auszgen/-drucken aus Dateien mit Personalaktendaten oder d) zeitlich befristete berlassung von Personalakten oder von Teilen davon. 1.2 Die personalaktenfhrenden Dienststellen bestimmen fr die Abschnitte 3 und 4 im Einzelfall, ob, in welchem Umfang und wo Einsicht in die Grund-, Teil- und Nebenakten gewhrt wird und in welchem Umfang Auskunft aus den Personalakten bzw. aus Dateien mit Personalaktendaten oder deren Vorlage erfolgt. Personalakten drfen grundstzlich nur in den Dienstrumen der personalaktenfhrenden Dienststelle oder einer von dieser beauftragten Stelle der Bundeswehr unter Aufsicht eines Bediensteten eingesehen werden. Im Ausland kann die Einsicht auch bei einer deutschen diplomatischen oder konsularischen Vertretung erfolgen, wenn die Einsichtnahme bei einer Dienststelle der Bundeswehr dem Soldaten nicht zugemutet werden kann. Die Einsicht in Gesundheitsunterlagen erfolgt nur unter Aufsicht eines Bediensteten, der der rztlichen Schweigepflicht unterliegt. Steht ein solcher ausnahmsweise nicht zur Verfgung (z. B. im Ausland), kann die Einsichtnahme auch unter Aufsicht eines Bediensteten erfolgen, demgegenber der zustndige Sanittsoffizier von der rztlichen Schweigepflicht entbunden worden ist. 1
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1.3 Soweit dienstliche Gründe (z. B. ein besonderes Vertraulichkeitsbedürfnis hinsichtlich einzelner dienstlicher Vorgänge) nicht entgegenstehen, können im Einzelnen bezeichnete Auszüge, Abschriften, Ablichtungen oder Ausdrucke gefertigt werden; sie dürfen nur in den Diensträumen der Einsicht gewährenden Dienststelle unter Aufsicht angefertigt werden. 1.4 Die Erteilung einer Auskunft hat, wenn sie ausreichend ist, Vorrang vor der Personalaktenvorlage. 2
Einsicht durch Soldaten und Bevollmächtigte
2.1 Jeder Soldat kann Einsicht in seine vollständige Personalakte ohne Begründung und formlos − auch wiederholt − fordern. Die Einsichtnahme bedarf keiner gesonderten Genehmigung, sondern sie ist grundsätzlich ohne weitere Prüfung und unverzüglich, d. h. ohne schuldhaftes Zögern, zu gewähren. Die personalaktenführenden Dienststellen bestimmen im Einzelfall, wo Einsicht gewährt wird. Die Bestimmungen des Abschnitts 1.2 gelten sinngemäß. Ausnahmen können sich bei der Einsichtnahme in die Gesundheitsunterlagen ergeben, wenn zu besorgen ist, dass der Soldat durch deren Kenntnisnahme Schaden an seiner Gesundheit erleidet. Für diesen Fall ist durch den zuständigen Sanitätsoffizier die erforderliche Vorsorge (vorherige Aufklärung, Betreuung bei der Akteneinsicht etc.) zu treffen. Auf Wunsch und soweit dienstliche Gründe nicht entgegenstehen (siehe Abschnitt 1.3) ist eine Kopie eines bestimmten Vorganges aus den Personalakten zu überlassen, wenn sich aus Sicht des Soldaten dadurch eine Einsichtnahme erübrigt. Vermerke über Einsichtnahmen des Soldaten sind grundsätzlich nicht zu fertigen. 2.2 Das Recht des Soldaten auf Einsicht in seine vollständige Personalakte richtet sich nach § 29 Abs. 7 Soldatengesetz,1 im Übrigen nach § 29 des Verwaltungsverfahrensgesetzes.2 Im disziplinargerichtlichen Verfahren ergibt sich das Recht, die Akten einzusehen, für den Soldaten bzw. seinen hinreichend legitimierten Vertreter aus den §§ 3, 90 WDO.3 2.3 Der Soldat kann eine andere Person schriftlich zur Einsichtnahme bevollmächtigen; soweit Gesundheitsunterlagen oder Beihilfeakten betroffen sind, ist Abschnitt 2.7 zu beachten. Die Vollmacht ist zur Personalakte zu nehmen. Die Einsichtnahme ist zu gestatten, falls nicht dienstliche Gründe im Einzelfall entgegenste1 2 3
→ C 01 → C 39a → C 10
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hen. Solche Gründe können zum Beispiel ein besonders schutzbedürftiger Inhalt der Personalakte oder ein konkreter Anlass zu der Befürchtung sein, die Verschwiegenheit werde durch die bevollmächtigte Person nicht gewährleistet. Die Ablehnungsgründe sind den Bevollmächtigten mitzuteilen. Dabei ist zu prüfen, ob und inwieweit eine eingeschränkte Einsichtnahme oder eine Auskunftserteilung in Betracht kommt. Für die Erteilung von Auskünften gilt Entsprechendes. 2.4 Hinterbliebenen (insbesondere Witwe, Witwer, Kinder) eines Soldaten und deren Bevollmächtigten ist Einsicht in die Personalakten des Verstorbenen zu gewähren, wenn ein berechtigtes Interesse dargelegt und glaubhaft gemacht wird und dienstliche Gründe nicht entgegenstehen. Das berechtigte Interesse kann zum Beispiel darin bestehen, konkrete Schadensersatzansprüche oder sonstige Forderungen gegen den Dienstherrn des verstorbenen Soldaten prüfen zu wollen. Bezüglich der Bevollmächtigung und der entgegenstehenden dienstlichen Gründe gilt Abschnitt 2.3 entsprechend. 2.5 Gesetzlichen Vertretern von Minderjährigen, den vom Amtsgericht bestellten gesetzlichen Vertretern sowie Verteidigern mit Vollmacht ist Akteneinsicht in gleichem Umfang wie den Soldaten zu gewähren. Die Personalakten werden Verteidigern nicht übersandt; ihnen ist vielmehr Gelegenheit zu geben, die Akten, soweit diese nicht dem Gericht vorliegen, gemäß den Abschnitten 1.2 und 1.3 einzusehen. Dem Büropersonal von Rechtsanwälten ist Zugang zu den Personalakten nicht zu gewähren, es sei denn, das Personal ist im Einzelnen von dem Soldaten selbst dazu ermächtigt. 2.6 Vertretungen der Soldaten (Vertrauensperson, Personalvertretung, Schwerbehindertenvertretung) haben als solche kein Recht auf Einsicht in die oder Vorlage von Personalakten der Soldaten. Im Einzelnen gilt: 2.6.1 Der Vertrauensperson ist nach § 18 Abs. 3 Satz 3 des Soldatenbeteiligungsgesetzes (VMBl 1997 S. 129) Einsicht in die Personalakte des Soldaten zu eröffnen, wenn der Soldat dazu seine Einwilligung erteilt hat. 2.6.2 In Dienststellen, in denen die Soldaten durch Personalräte vertreten werden, haben in Angelegenheiten, die nur Soldaten betreffen, die Soldatenvertreter im Personalrat die Befugnisse der Vertrauensperson (§ 52 Abs. 1 SBG)1 und dürfen mit Zustimmung des Soldaten die Personalakte einsehen. 1
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2.6.3 Der Soldat bestimmt in seiner schriftlichen Zustimmungs-/ Einwilligungserklärung den Umfang der Einsicht und namentlich das Mitglied der Personalvertretung bzw. die Vertrauensperson, dem bzw. der er Einsicht gestatten will. Für Gesundheitsunterlagen und Beihilfeakten gilt Abschnitt 2.7 entsprechend. Die Zustimmungs-/Einwilligungserklärung ist zu der Personalgrund-, -neben- oder -teilakte zu nehmen, in die eingesehen wurde. Die Abschnitte 1.3 und 2.3 Satz 3 Halbsatz 2 sind nicht anzuwenden. 2.6.4 Die Schwerbehindertenvertretung kann gemäß § 25 Abs. 3 Satz 1 Schwerbehindertengesetz (VMBl 1986 S. 290, 369) von dem schwerbehinderten Soldaten bei Einsicht in seine Personalakte hinzugezogen werden. 2.6.5 Soweit die vorgenannten Vertretungen nach den einschlägigen gesetzlichen Bestimmungen an personellen Maßnahmen zu beteiligen sind, handeln sie nicht als Dritte im Sinne des Abschnitts 4. Ihnen sind daher − unter strikter Beachtung des Grundsatzes der Verhältnismäßigkeit − einzelne Informationen (z. B. Teilaspekte von Beurteilungen), die für ihre Aufgabenerfüllung in dem jeweiligen Fall unerlässlich sind, auch dann bereit zu stellen, wenn es sich um Personalaktendaten handelt. Insofern bedarf es keiner Zustimmung des Soldaten. 2.7 Einsicht in die oder Auskunft aus den Gesundheitsunterlagen darf Bevollmächtigten nur gewährt/erteilt werden, wenn sich die Bevollmächtigung ausdrücklich auf diese Unterlagen erstreckt. Dies gilt entsprechend für Beihilfeakten mit der Maßgabe, dass auch die Einwilligung des bei der Beihilfegewährung berücksichtigten Angehörigen erforderlich ist; dies gilt für die Einsicht von Hinterbliebenen in Beihilfeakten entsprechend. 2.8 Personen, insbesondere Bevollmächtigte und Hinterbliebene, die nicht − wie der Soldat und der ehemalige Soldat − zur besonderen Verschwiegenheit (vgl. § 14 SG)1 über den Inhalt der Personalakten verpflichtet sind, sind bei der Gewährung von Einsicht oder Auskunft darauf hinzuweisen, dass sie von der erlangten Kenntnis nur in dem zur Einsicht bzw. zur Auskunft berechtigenden Umfang Gebrauch machen dürfen. Eine darüber hinausgehende Verwertung der gewonnenen Informationen ist unzulässig. 1
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Personalunterlagen
Vorlage von und Auskunft aus Personalakten, einschließlich der in Dateien gespeicherten Personalaktendaten, in der Zusammenarbeit mit Behörden außerhalb des Geschäftsbereichs des BMVg und Gerichten
Die Vorlage von Personalakten an Behörden und die Auskunft aus Personalakten an Behörden außerhalb des Geschäftsbereichs des BMVg ist grundsätzlich an die Einwilligung des Soldaten gebunden (vgl. ZDv 14/3 B 114).1 Gleiches gilt für in Dateien gespeicherte Personalaktendaten. Die Vorlage an Gerichte und besondere Ausschüsse ist weitgehend in entsprechenden gesetzlichen Spezialvorschriften (z. B. in § 99 Verwaltungsgerichtsordnung für das verwaltungsgerichtliche Verfahren) geregelt. In diesen Fällen ist eine Einwilligung des Betroffenen nicht erforderlich. 3.1 Bei Ersuchen von Behörden, Dienststellen oder Gerichten um Vorlage von Personalakten oder Auskunft daraus ist zunächst zu prüfen, ob die ersuchende Stelle einen gesetzlichen Anspruch darauf geltend machen kann. Ist eine entsprechende Rechtsgrundlage im Einzelnen nicht bekannt oder das Erfordernis der Übersendung der Personalakten nicht ersichtlich, ist die ersuchende Stelle aufzufordern, ihr Begehren unter Angabe der gesetzlichen Vorschrift zu konkretisieren. Führt dies nicht zu einer Klarstellung, ist die erbetene Vorlage abzulehnen. Eine Auskunftserteilung ist in diesem Fall nur unter den Voraussetzungen des § 29 Abs. 3 Satz 5 SG 2 zulässig. Es ist also zu prüfen, ob die Einwilligung des Soldaten vorliegt und dienstliche Gründe nicht entgegenstehen oder zwingende Gründe der Verteidigung, die Abwehr einer erheblichen Beeinträchtigung des Gemeinwohls oder der Schutz berechtigter, höherrangiger Interessen Dritter (z. B. bei vollstreckbarem Zahlungstitel eines Dritten gegen den Soldaten) die Auskunftserteilung erfordern. Dem Soldaten sind Inhalt und Empfänger schriftlich mitzuteilen, soweit Auskünfte ohne seine Einwilligung erteilt werden. Bei Zweifeln sind die Vorgänge mit den Personalakten dem BMVg zur Entscheidung vorzulegen. 3.1.1 Bei einem Ersuchen um Vorlage von Personalakten (Abschnitt 1.1 Aufzählung d) ist stets zu prüfen, ob dem Anliegen der ersuchenden Stellen nicht schon 1 2
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durch Erteilung von Auskünften (Abschnitt 1.1 Aufzählung a) oder durch Überlassung von Kopien oder Abschriften (Abschnitt 1.1 Aufzählung c) oder durch Überlassung von Teilen der Personalakten (Abschnitt 1.1 Aufzählung d) entsprochen werden kann. 3.1.2 Fordern Gerichte Personalakten bei personalbearbeitenden Stellen an, die nicht mit der Prozessführung betraut sind, ist die Anforderung an die prozessführende Stelle weiterzugeben, falls diese aus der Anforderung erkennbar ist und zum Geschäftsbereich des BMVg gehört. Andernfalls ist die Anforderung mit den Personalakten dem BMVg zur Entscheidung vorzulegen. 3.1.3 Bei Disziplinar-, Straf- oder Regressverfahren gegen Soldaten, bei Verfahren vor Verwaltungsgerichten, soweit der Soldat selbst Kläger, Beklagter oder Beigeladener ist, sowie in Antragsoder Beschwerdeverfahren von Soldaten nach der WDO oder der WBO ist einem Ersuchen des Gerichts um Vorlage der Personalakten regelmäßig zu entsprechen. Bestehen Anhaltspunkte dafür, dass das Bekanntwerden des Inhalts der Personalakten dem Wohle des Bundes oder eines Landes erhebliche Nachteile bereiten würde, so sind die Vorgänge mit den Personalakten dem BMVg − PSZ IV/Z zur Entscheidung vorzulegen. 3.2 Den nach § 4 SchwbG für die Feststellung der Behinderung und für die Durchführung des Bundesversorgungsgesetzes zuständigen Behörden sind die Gesundheitsunterlagen auf Anforderung zu überlassen, wenn der Soldat sich damit einverstanden erklärt hat. Das Einverständnis kann angenommen werden, wenn die zuständigen Behörden den Anforderungen Ablichtungen von Anerkennungsanträgen nach dem SchwbG beifügen, die entsprechende Einverständniserklärungen enthalten. 3.3 Einem Ersuchen der Berufsgenossenschaften auf Auskunft aus oder Vorlage von Gesundheitsunterlagen ist ebenfalls zu entsprechen, wenn die ausdrückliche Einwilligung des Soldaten vorliegt und ein Interesse an vertraulicher Behandlung nicht entgegensteht. 3.4 Bewerben sich Soldaten um Einstellung als Beamte oder Arbeitnehmer in die öffentliche Verwaltung, sind die Personalakten nach Maßgabe des Erlasses zu übersenden, wenn die schriftliche Einwilligung des Soldaten vorliegt und dienstliche Gründe nicht entgegenstehen (vgl. Abschnitt 1.3). 3.5 Wird einem Ersuchen um Vorlage von Personalakten oder Teilen von Personalakten stattgegeben, ist wie folgt zu verfahren: 895
C 45b
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3.5.1 Der ersuchenden Stelle ist eine angemessene Frist für die Rückgabe der Personalakte zu setzen. Zur Überwachung des Aktenrücklaufs ist eine Kontrolliste zu führen, in der die ersuchende Stelle, der Rücksendungstermin, der Tag der Absendung und des Rücklaufs einzutragen sind; bis zum Rücklauf ist eine Handakte zu führen. Die Kontrolliste wird/bleibt Bestandteil der Personalakte. 3.5.2 Soweit die Übersendung von Personalakten nicht auf der Grundlage der Regelung in Abschnitt 3.1.3 erfolgt, sind vor ihrer Übersendung Strafbefehle und -urteile, Disziplinarverfügungen, disziplinargerichtliche Urteile und sonstige Sachvorgänge, wie sie in § 8 WDO 1 beschrieben sind, sowie Prüfberichte aus einem Annahmeverfahren zu entnehmen und der Handakte beizufügen. Auskünfte über einfache Disziplinarmaßnahmen werden nur Dienststellen der Bundeswehr und Staatsanwaltschaften oder Gerichten in Strafverfahren gegen den Soldaten im Rahmen der Vorgabe des § 9 WDO, ZDv 14/3 B 114 2 erteilt. 4 Auskunft aus der Personalakte und Weitergabe von Informationen aus Dateien mit Personalaktendaten an Dritte 4.1 Dritten (d. h. Personen, die weder betroffene Soldaten, deren Bevollmächtigte oder deren gesetzliche Vertreter sind, noch im Auftrage einer Behörde oder eines Gerichts handeln oder deren Aufgabenerfüllung nicht im Rahmen der Zweckbestimmung des Dienstverhältnisses steht) ist kein Zugang zu Personalakten einschließlich der in Dateien gespeicherten Personalaktendaten zu gewähren. Die Erteilung von Auskünften an Dritte ist, soweit keine sonstige gesetzliche Grundlage ersichtlich ist, nur unter den Voraussetzungen des § 29 Abs. 3 Satz 5 SG 1 zulässig. Abschnitt 3.1 Satz 5 bis 7 gilt entsprechend. 4.2 Für Auskünfte aus Gesundheitsunterlagen bedarf es der ausdrücklichen, schriftlichen Einwilligung des Soldaten. Gleiches gilt für Beihilfeakten mit der Maßgabe, dass auch die Einwilligung des bei der Beihilfegewährung berücksichtigten Angehörigen erforderlich ist. Im Übrigen gilt Abschnitt 3.1 Satz 5 bis 7. 4.3 Zugang zu oder Auskunft aus Personalakten sind insbesondere nicht zu gewähren, wenn sie von Dritten (z. B. Familienangehörigen) mit der Begründung beantragt werden, sie sollen zur Wahrung der Interessen eines Soldaten erfolgen, eine Bevollmächtigung (siehe Abschnitt 2.3) oder Einwilligung durch den Soldaten aber nicht vorliegt. 1 2
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Anfragen von Familienangehörigen eines volljährigen Soldaten zu Personalangelegenheiten sind regelmäßig wie folgt zu beantworten: ,,Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich Ihnen die gewünschte Auskunft nicht erteilen kann. Die Personalangelegenheiten von Soldaten unterliegen einem besonderen Vertrauensschutz. Mitteilungen dürfen daher nur an den Soldaten selbst und seine gesetzlichen oder bevollmächtigten Vertreter gegeben werden. Die Auskunft wird erteilt, wenn Sie eine schriftliche Einverständniserklärung Ihrer/Ihres Ehefrau, Ehemannes, Tochter, Sohnes usw. vorlegen und dienstliche Gründe nicht entgegenstehen.’’ 4.4 Bei Auskünften an Gläubiger ist der jeweils gültige Erlass zu beachten (derzeit: BMVg − PSZ II 3 − Az 17-02-32/16-26-01 vom 06. Mai 1998, VMBl 1998 S. 219).1 5
Bestimmungsgemäße Nutzung der Personalakte/Übermittlung von Informationen mit Personalaktendaten innerhalb des Geschäftsbereichs des BMVg 5.1 Nicht als Einsicht, Vorlage oder Auskunft, sondern als bestimmungsgemäße Nutzung zu werten ist die Heranziehung der Personalakte oder Personaldatei einschließlich Auszügen durch den Dienststellenleiter/Kommandeur/Chef oder durch Sachbearbeiter − im Rahmen ihrer jeweiligen Zuständigkeiten − zu Zwecken der Personalführung und -bearbeitung oder zur Durchführung organisatorischer, personeller und sozialer Maßnahmen, insbesondere auch der Personalplanung und des Personaleinsatzes, sowie durch sonstige zur maßgeblichen Mitwirkung an Personalentscheidungen Berechtigte hinsichtlich der erforderlichen Informationen. Die Weitergabe von Personalaktendaten innerhalb des Geschäftsbereichs des BMVg ist ohne Einwilligung des Soldaten zulässig, soweit die Weitergabe im Rahmen der Zweckbestimmung des Dienstverhältnisses erforderlich ist. Dem Ersuchen des Wehrdisziplinaranwaltes um Vorlage der Personalakte insbesondere zur Durchführung von Verfahren nach der WDO ist regelmäßig zu entsprechen. 5.1.1 Die personalaktenführenden Dienststellen entscheiden über Art und Umfang der Weitergabe der Personalakten oder Teilen davon. Hierzu prüfen die jeweils Verantwortlichen (i. d. R. die S 1-Offiziere/Personalführungsreferate/-dezernate), ob die Anforderung überhaupt und vom Umfang her im Rahmen der Zweckbestimmung des Dienstverhältnisses (u. a. Begründung, Durchführung, Beendigung oder Abwicklung des Dienstverhältnisses, Durchführung organisatorischer, personeller und sozialer Maßnah1
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men, sowie Personalplanung und -einsatz) für die Aufgabenerfüllung der anfordernden Stelle erforderlich ist. Soweit es sich bei dieser um eine vorgesetzte Stelle handelt, obliegt ihr die Prüfung. 5.1.2 Bei Anforderungen von Personalaktendaten (einschließlich anonymisierter Daten) aus Datenbeständen von Informationstechnik (IT)-Systemen prüft der Hauptprozessverantwortliche − im Personalführungs- und -informationssystem (PERFIS) zur Zeit der ,,Verantwortliche für die Datenstation’’ − die Erforderlichkeit im Rahmen der Zweckbestimmung des Dienstverhältnisses gemäß Abschnitt 5.1 und 5.1.1 und entscheiden über Art und Umfang der bereitzustellenden Daten. In Zweifelsfällen sind die für die Führung der Personalakten Verantwortlichen (S 1-Offiziere/Personalführungsreferate/-dezernate) zu beteiligen. 5.1.3 Für PERFIS sind Einzelheiten dazu in dem jeweils gültigen ,,IT-Sicherheitskonzept für das PERFIS’’ festgelegt. 5.1.4 Zukünftigen Vorgesetzten, in deren Zuständigkeitsbereich eine Versetzung beabsichtigt ist, ist kein Zugang zu der Personalakte des Soldaten zu gewähren. Bei einer Versetzung, auch unter vorangehender Kommandierung, ist jedoch sicherzustellen, dass die Personalakten, die von den Einheiten/Dienststellen geführt werden, der aufnehmenden Einheit/Dienststelle mit dem Dienstantritt vorliegen. Im Rahmen der Verwendungsplanung für besondere Verwendungen (z. B. im MAD oder ANBw) ist der Zugang zu den Personalakten durch die zukünftige Dienststelle mit schriftlicher Einwilligung des Soldaten zulässig. 5.2 Sollen in IT-Systemen mit Personalaktendaten automatisierte Abrufverfahren eingerichtet werden, ist die grundsätzliche Zustimmung des BMVg einzuholen. Die dafür erforderlichen Antragsverfahren (einschließlich Vorlage der Phasendokumente) sind gemäß den Durchführungsbestimmungen zu § 10 Bundesdatenschutzgesetzes einzuleiten. 5.2.1 Der Hauptprozessverantwortliche hat entsprechend Abschnitt 5.1 und 5.1.1 jede Zugriffsberechtigung zu prüfen und über Art und Umfang zu entscheiden. In Zweifelsfällen ist die Entscheidung des BMVg herbeizuführen. 5.3 Grundlage des Militärischen Abschirmdienstes (MAD) für die Anforderung von Personalakten und Auszügen aus Dateien mit personenbezogenen Daten zur Aufgabenerfüllung nach § 1 Abs. 1 des MAD-Gesetzes ist § 10 Abs. 2 MAD-Gesetz in Verbindung mit § 18 Abs. 3 Bundesverfassungsschutzgesetz. Zur Aufgabenerfüllung nach § 1 Abs. 3 MAD-Gesetz kann der MAD als mitwirkende Behörde bei der Sicherheitsüberprüfung 898
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gemäß § 13 Abs. 6 des Sicherheitsüberprüfungsgesetzes mit schriftlicher Zustimmung des Betroffenen und des Geheimschutzbeauftragten Einsicht in die Personalakte nehmen. Die Darlegung eines berechtigten Interesses an der Einsichtnahme bedarf es in beiden Fällen nicht. 5.3.1 Anforderungen des MAD sind an die für die Personalaktenführung zuständige Einheit/Dienststelle zu richten. Die Freigabe der Personalakte zur Übersendung an bzw. Einsichtnahme durch den MAD erfolgt auf Weisung des Einheitsführers/Dienststellen-/ Referats-/Dezernatsleiters an den mit der Führung der Personalakte Beauftragten (i. d. R. S 1-Personal). Die Personalakte ist von dort durch Kurier direkt an die anfordernde MAD-Stelle bzw. das anfordernde MAD-Amt zu übersenden. 5.3.2 Zur Prüfung der Angaben in der Sicherheitserklärung auf Vollständigkeit und Richtigkeit darf der Sicherheitsbeauftragte die in seiner Dienststelle vorhandenen Personalunterlagen (z. B. Zusatzakte) einsehen. Der Geheimschutzbeauftragte hat zu diesen Zwecken ein Einsichtsrecht in die Personalakte des Betroffenen. 5.4 Bewerben sich Soldaten um Einstellung als Beamte oder Arbeitnehmer in die Bundeswehrverwaltung, sind ihre Personalakten mit ihrer Einwilligung auf Anforderung der personalbearbeitenden Dienststellen der Bundeswehrverwaltung vollständig zu übersenden, wenn dienstliche Gründe nicht entgegenstehen (vgl. Abschnitt 1.3). 5.5 Werden Personalakten oder Teile von Personalakten an andere Dienststellen innerhalb des Geschäftsbereichs des BMVg weitergegeben, gilt Abschnitt 3.5.1 entsprechend.
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C 50a
Wehrpflichtgesetz
§§ 4 – 5
Wehrpflichtrecht a) Wehrpflichtgesetz (WPflG) Neufassung vom 14. Juni 2009 BGBl. I S. 1229 (1233) – Aus z u g – ...
Abschnitt I Wehrpflicht Unterabschnitt 2 Wehrdienst
§ 4
Arten des Wehrdienstes
(1) Der nach Maßgabe dieses Gesetzes zu leistende Wehrdienst umfasst 1. den Grundwehrdienst (§ 5), 2. die Wehrbungen (§ 6), 3. die besondere Auslandsverwendung (§ 6a), 4. den freiwilligen zustzlichen Wehrdienst im Anschluss an den Grundwehrdienst (§ 6b), 5. die Hilfeleistung im Innern (§ 6c), 6. die Hilfeleistungen im Ausland (§ 6d) und 7. den unbefristeten Wehrdienst im Spannungs- und Verteidigungsfall. (2) (weggefallen) (3) Der Wehrdienst kann auch freiwillig geleistet werden. Wer auf Grund freiwilliger Verpflichtung einen Wehrdienst nach Absatz 1 leistet, hat die Rechtsstellung eines Soldaten, der auf Grund der Wehrpflicht Wehrdienst leistet. Das gilt auch fr eine besondere Auslandsverwendung nach § 6a, den freiwilligen zustzlichen Wehrdienst im Anschluss an den Grundwehrdienst nach § 6b, die Hilfeleistung im Innern nach § 6c und die Hilfeleistungen im Ausland nach § 6d.
§ 5
Grundwehrdienst
... (3) Tage, an denen ein Wehrpflichtiger whrend des Grundwehrdienstes infolge 9 00
Wehrpflichtgesetz
§§ 6a – 6b
C 50a
1. 2. 3. 4.
schuldhafter Abwesenheit von der Truppe oder Dienststelle, schuldhafter Dienstverweigerung, Aussetzung der Vollziehung des Einberufungsbescheides, Verbßung von Freiheitsstrafe, Strafarrest, Jugendstrafe, Jugendarrest oder Disziplinararrest oder 5. Untersuchungshaft, der eine rechtskrftige Verurteilung gefolgt ist, keinen Dienst geleistet hat, sind nachzudienen 1. Tage, an denen der Soldat whrend der Verbßung von Disziplinararrest zu dienstlichen Aufgaben außerhalb der Vollzugseinrichtung herangezogen wird, sind nicht nachzudienen. Dies gilt auch, wenn der Soldat Freiheitsstrafe, Strafarrest oder Jugendarrest in einer Vollzugseinrichtung der Bundeswehr verbßt oder wenn er aus Grnden, die nicht in seiner Person liegen, whrend des Vollzuges bei der Bundeswehr nicht zu dienstlichen Aufgaben außerhalb der Vollzugseinrichtung herangezogen wird. ...
§ 6a
Besondere Auslandsverwendung
... (5) § 29 Abs. 4 Nr. 1 ist mit den Maßgaben anzuwenden, dass der Soldat zu entlassen ist, es der Anhçrung der Wehrersatzbehçrde und der Prfung, ob die geltend gemachten Grnde die Zurckstellung vom Wehrdienst nach der Entlassung rechtfertigen, nicht bedarf.
§ 6b
Freiwilliger zustzlicher Wehrdienst im Anschluss an den Grundwehrdienst
... (3) § 6a Abs. 5 ist entsprechend anzuwenden. Die Gesamtdauer des festgesetzten Wehrdienstes kann bis auf die Dauer des Grundwehrdienstes verkrzt werden, wenn dies im dienstlichen Interesse liegt und der Wehrpflichtige der Verkrzung zustimmt. Seiner Zustimmung bedarf es nicht, wenn seinem Antrag auf Entpflichtung von der Teilnahme an besonderen Auslandsverwendungen gemß § 6a Abs. 3 Satz 4 stattgegeben wird und seine Verpflichtungserklrung und Einberufung zum freiwilligen zustzlichen Wehrdienst mit der erklrten Bereitschaft zur Teilnahme an besonderen Auslandsverwendungen verknpft wurde. Die 1
Nachdienerlass R ZDv 14/5 B 161 (BwKalender L 52); FWDL R C 50c
9 01
C 50a
Wehrpflichtgesetz
§§ 9 – 12
Gesamtdauer des festgesetzten Wehrdienstes soll auch ohne Zustimmung des Wehrpflichtigen verkrzt werden, wenn er durch sein bisheriges Verhalten oder durch Leistungsdefizite, die auch gesundheitlichen Ursprungs sein kçnnen, gezeigt hat, dass er die Eignungs- und Leistungsanforderungen, die an einen Soldaten zu stellen sind, der freiwilligen zustzlichen Wehrdienst leistet, nicht oder nicht mehr erfllt. Absatz 2 Satz 3 gilt sinngemß. ...
Unterabschnitt 3 Wehrdienstausnahmen
§ 9
Wehrdienstunfhigkeit
Zum Wehrdienst wird nicht herangezogen, wer nicht wehrdienstfhig ist.
§ 10
Ausschluss vom Wehrdienst
Vom Wehrdienst ist ausgeschlossen, 1. wer durch ein deutsches Gericht wegen eines Verbrechens zu Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr oder wegen einer vorstzlichen Tat, die nach den Vorschriften ber Friedensverrat, Hochverrat, Gefhrdung des demokratischen Rechtsstaates oder Landesverrat und Gefhrdung der ußeren Sicherheit strafbar ist, zu Freiheitsstrafe von sechs Monaten oder mehr verurteilt worden ist, es sei denn, dass die Eintragung ber die Verurteilung im Zentralregister getilgt ist, 2. wer infolge Richterspruchs die Fhigkeit zur Bekleidung çffentlicher mter nicht besitzt, 3. wer einer Maßregel der Besserung und Sicherung nach § 64 oder § 66 des Strafgesetzbuches 1 unterworfen ist, solange die Maßregel nicht erledigt ist. ...
§ 12
Zurckstellung vom Wehrdienst
... (4) Vom Wehrdienst soll ein Wehrpflichtiger auf Antrag zurckgestellt werden, wenn die Heranziehung zum Wehrdienst fr ihn wegen persçnlicher, insbesondere huslicher, wirtschaftlicher oder beruflicher Grnde eine besondere Hrte bedeuten wrde. Eine solche liegt in der Regel vor, 1
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R C 25b
Wehrpflichtgesetz 1.
2. 3.
§ 28
C 50a
wenn im Falle der Einberufung des Wehrpflichtigen a) die Versorgung seiner Familie, hilfsbedrftiger Angehçriger oder anderer hilfsbedrftiger Personen, fr deren Lebensunterhalt er aus rechtlicher oder sittlicher Verpflichtung aufzukommen hat, gefhrdet wrde oder b) fr Verwandte ersten Grades besondere Notstnde zu erwarten sind, wenn der Wehrpflichtige fr die Erhaltung und Fortfhrung eines eigenen Betriebes unentbehrlich ist, wenn die Einberufung des Wehrpflichtigen a) eine zu einem schulischen Abschluss fhrende Ausbildung, b) ein Hochschulstudium, bei dem zum vorgesehenen Diensteintritt das dritte Semester erreicht ist, c) einen zum vorgesehenen Diensteintritt begonnenen dualen Bildungsgang (Studium mit studienbegleitender betrieblicher Ausbildung), dessen Regelstudienzeit acht Semester nicht berschreitet und bei dem das Studium sptestens drei Monate nach Beginn der betrieblichen Ausbildung aufgenommen wird, d) einen zum vorgesehenen Diensteintritt zu einem Drittel absolvierten sonstigen Ausbildungsabschnitt oder e) eine bereits begonnene Berufsausbildung unterbrechen oder die Aufnahme einer rechtsverbindlich zugesagten oder vertraglich gesicherten Berufsausbildung verhindern wrde,
...
Abschnitt IV Beendigung des Wehrdienstes und Verlust des Dienstgrades § 28
Beendigungsgrnde
Der Wehrdienst endet 1. durch Entlassung (§§ 29 und 29b), 2. im Falle einer Wehrbung, deren Endzeitpunkt kalendermßig bestimmt ist, durch Ablauf der fr den Wehrdienst festgesetzten Zeit, es sei denn, der Bereitschaftsdienst nach § 6 Abs. 6 ist angeordnet oder der Spannungs- oder Verteidigungsfall ist eingetreten, 9 03
C 50a 3. 4.
Wehrpflichtgesetz
§ 29
durch Umwandlung des Wehrdienstverhltnisses in ein Zivildienstverhltnis nach § 19 Abs. 2 des Zivildienstgesetzes, durch Ausschluss (§ 30).
§ 29
Entlassung
(1) Ein Soldat, der nach Maßgabe dieses Gesetzes Wehrdienst leistet, ist mit Ablauf der fr den Wehrdienst im Einberufungsbescheid festgesetzten Dienstzeit zu entlassen; Zeiten, fr die gegenber einem in die Truppe eingegliederten Soldaten ein Nachdienen gemß § 5 Abs. 3 Satz 1 Nr. 1, 2, 4 oder Nr. 5 seitens des fr die Entlassung zustndigen Vorgesetzten anzuordnen ist, sind, soweit die Nachdienverfgung vor dem Ende der regulren Dienstzeit bekannt gegeben werden kann, in die Entlassungsverfgung einzubeziehen. Satz 1 erster Teilsatz gilt nicht, wenn 1. der Endzeitpunkt kalendermßig bestimmt ist, 2. eine Wehrbung vor Ablauf der im Einberufungsbescheid festgesetzten Zeit endet (Absatz 7), 3. Bereitschaftsdienst nach § 6 Abs. 6 angeordnet wird oder der Spannungs- oder Verteidigungsfall eingetreten ist. Im brigen ist er zu entlassen, wenn 1. die Anordnung des Bereitschaftsdienstes nach § 6 Abs. 6 aufgehoben wird, es sei denn, dass der Spannungs- oder Verteidigungsfall eingetreten ist, 2. seine Verwendung whrend des Spannungs- oder Verteidigungsfalles beendet ist, 3. sich herausstellt, dass die Voraussetzungen des § 1 nicht erfllt sind oder im Frieden die Wehrpflicht des Soldaten endet, 4. der Einberufungsbescheid aufgehoben wird, eine zwingende Wehrdienstausnahme vorliegt – in den Fllen des § 11 erst nach Befreiung durch das Kreiswehrersatzamt – oder wenn innerhalb des ersten Monats des Grundwehrdienstes im Rahmen der Einstellungsuntersuchung festgestellt wird, dass der Soldat wegen einer Gesundheitsstçrung dauernd oder voraussichtlich fr einen Zeitraum von mehr als einem Monat vorbergehend dienstunfhig ist, 5. nach dem bisherigen Verhalten durch sein Verbleiben in der Bundeswehr die militrische Ordnung oder die Sicherheit der Truppe ernstlich gefhrdet wrde 1, 1
9 0 4
Erlass zu Abs. 1 Satz 3 Nr. 5 R C 50b
Wehrpflichtgesetz
§ 29
C 50a
6.
er als Kriegsdienstverweigerer anerkannt ist, soweit er nicht nach § 19 Abs. 2 des Zivildienstgesetzes in den Zivildienst berfhrt wird, 7. er seiner Aufstellung fr die Wahl zum Bundestag, zu einem Landtag oder zum Europischen Parlament zugestimmt hat, 8. er unabkçmmlich gestellt ist, 9. er nach § 12 Abs. 7 zurckgestellt ist. (2) Er ist ferner zu entlassen, wenn er wegen seines kçrperlichen Zustandes oder aus gesundheitlichen Grnden zur Erfllung seiner Dienstpflichten dauernd unfhig (dienstunfhig) ist. Auf seinen Antrag kann er auch dann entlassen werden, wenn die Wiederherstellung seiner Dienstfhigkeit innerhalb der gesetzlichen Wehrdienstzeit nicht zu erwarten ist. Er ist verpflichtet, sich von rzten der Bundeswehr oder von hierzu bestimmten rzten untersuchen zu lassen. Auf die Untersuchung ist § 17 Abs. 6 anzuwenden. Das Recht des Soldaten, darber hinaus Gutachten von rzten seiner Wahl einzuholen, bleibt unberhrt. Die ber die Entlassung entscheidende Dienststelle kann auch andere Beweise erheben. (3) (weggefallen) (4) Der Soldat kann entlassen werden, wenn 1. das Verbleiben in der Bundeswehr fr ihn wegen persçnlicher, insbesondere huslicher, beruflicher oder wirtschaftlicher Grnde eine besondere Hrte bedeuten wrde, die Wehrersatzbehçrde angehçrt wurde, er seine Entlassung beantragt hat, und dies seine Zurckstellung vom Wehrdienst nach § 12 Abs. 4 rechtfertigt, 2. gegen ihn auf Freiheitsstrafe oder Strafarrest von drei Monaten oder mehr oder auf eine nicht zur Bewhrung ausgesetzte Jugendstrafe erkannt ist 1 oder 3. die Aussetzung einer Jugendstrafe zur Bewhrung widerrufen wird. (5) Die Entlassung wird von der Stelle verfgt, die nach § 4 Abs. 2 des Soldatengesetzes 2 fr die Ernennung des Soldaten zustndig wre oder der die Ausbung des Entlassungsrechts bertragen worden ist. Die Entlassung nach Absatz 1 Satz 2 Nr. 1 und 2 aus einer Wehrbung, deren Endzeitpunkt nicht kalendermßig bestimmt ist oder die vor Ablauf der im Einberufungsbescheid festgesetzten Zeit beendet wird (Absatz 7), sowie die Entlassung nach Absatz 1 Satz 3 Nr. 6, 8 und 9 verfgt der nchste Diszipli1 2
Erlass zu Abs. 4 Nr. 2 R C 50b R C 01
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C 50a
Wehrpflichtgesetz
§§ 29a – 29b
narvorgesetzte; das Gleiche gilt, wenn im Rahmen der Einstellungsuntersuchung im Bereitschafts-, Spannungs- oder Verteidigungsfall die vorbergehende Wehrdienstunfhigkeit oder die Wehrdienstunfhigkeit sowie im Frieden im Falle des Grundwehrdienstes die vorbergehende Dienstunfhigkeit oder die Dienstunfhigkeit des Soldaten festgestellt wird. (6) Ein Soldat, der sich schuldhaft von seiner Truppe oder Dienststelle fernhlt oder bei dem die Vollziehung des Einberufungsbescheides ausgesetzt ist, gilt mit dem Tag als entlassen, an dem er htte entlassen werden mssen, wenn er statt dessen Dienst geleistet htte. Seine Pflicht, Tage der schuldhaften Abwesenheit nachzudienen (§ 5 Abs. 3), bleibt unberhrt 1. (7) Vor Ablauf der im Einberufungsbescheid festgesetzten Zeit kann die Wehrbung nach Absatz 1 Satz 2 Nr. 2 beendet werden, wenn ein Vorgesetzter mit der Disziplinarbefugnis mindestens eines Bataillonskommandeurs festgestellt hat, dass der mit der Wehrbung verfolgte Zweck entfallen ist und eine andere Verwendung im Hinblick auf die Ausbildung fr die bestehende oder knftige Verwendung in einem Spannungs- oder Verteidigungsfall nicht erfolgen kann.
§ 29a
Verlngerung des Wehrdienstes bei stationrer truppenrztlicher Behandlung
Befindet sich ein Soldat, der nach Maßgabe dieses Gesetzes Wehrdienst leistet, im Entlassungszeitpunkt in stationrer truppenrztlicher Behandlung, so endet der Wehrdienst, zu dem er einberufen wurde, 1. wenn die stationre truppenrztliche Behandlung beendet ist, sptestens jedoch drei Monate nach dem Entlassungszeitpunkt, oder 2. wenn er innerhalb der drei Monate schriftlich erklrt, dass er mit der Fortsetzung des Wehrdienstverhltnisses nicht einverstanden ist, mit dem Tage der Abgabe dieser Erklrung. Das Wehrdienstverhltnis des Soldaten bleibt hiervon unberhrt.
§ 29b
Verlngerung des Wehrdienstes aus sonstigen Grnden
Ist ein Soldat whrend einer besonderen Auslandsverwendung wegen Verschleppung, Gefangenschaft oder aus sonstigen mit dem Dienst zusammenhngenden Grnden, die er nicht zu vertreten 1
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Nachdienerlass R ZDv 14/5 B 161 (BwKalender L 52)
Wehrpflichtgesetz §§ 30 – 31
C 50a
hat, dem Einflussbereich des Dienstherrn entzogen, so ist er mit Ablauf des auf die Beendigung dieses Zustandes folgenden Monats zu entlassen. Das gilt auch bei anderen Verwendungen im Ausland mit vergleichbarer Gefhrdungslage.
§ 30
Ausschluss aus der Bundeswehr und Verlust des Dienstgrades
(1) Ein Soldat, der nach Maßgabe dieses Gesetzes Wehrdienst leistet, ist aus der Bundeswehr ausgeschlossen, wenn gegen ihn durch Urteils eines deutschen Gerichts im Geltungsbereich des Grundgesetzes auf die in § 10 bezeichneten Strafen, Maßregeln oder Nebenfolgen erkannt wird. Er verliert seinen Dienstgrad; dies gilt auch, wenn er wegen schuldhafter Verletzung seiner Dienstpflichten nach § 29 Abs. 1 Satz 3 Nr. 5 entlassen wird. (2) Ein Wehrpflichtiger verliert seinen Dienstgrad, wenn gegen ihn durch ein deutsches Gericht im Geltungsbereich des Grundgesetzes erkannt wird 1. auf die in § 38 Abs. 1 des Soldatengesetzes 1 bezeichneten Strafen, Maßregeln oder Nebenfolgen oder 2. wegen vorstzlich begangener Tat auf Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr. (3) Ein Wehrpflichtiger verliert seinen Dienstgrad ferner, wenn er als Kriegsdienstverweigerer anerkannt wird. Leistet er in diesem Zeitpunkt nach Maßgabe dieses Gesetzes Wehrdienst, tritt der Verlust des Dienstgrades mit dem Ende des Wehrdienstes ein. Liegt der in den Stzen 1 und 2 bestimmte Zeitpunkt vor dem 1. Juli 1986, gilt der Dienstgrad als mit Ablauf des 30. Juni 1986 verloren.
§ 31
Wiederaufnahme des Verfahrens
Wird ein Urteil mit den Folgen des § 30 im Wiederaufnahmeverfahren durch ein Urteil ersetzt, das diese Folgen nicht hat, so gilt der Verlust des Dienstgrades als nicht eingetreten. Die Beendigung des Wehrdienstes durch einen Ausschluss darf fr die Erfllung der Wehrpflicht nicht zum Nachteil des Betroffenen geltend gemacht werden. ...
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C 50b
Erlass zu § 29 WPflG
b) Vorzeitige Entlassung von Grundwehrdienst Leistenden (GWDL)/freiwilligen zustzlichen Wehrdienst Leistenden (FWDL) gemß § 29 Abs. 1 Satz 3 Nr. 5 und Abs. 4 Nr. 2 des Wehrpflichtgesetzes (WPflG) A. Dem Prinzip der allgemeinen Wehrpflicht widerspricht es, dass sich Soldaten, die aufgrund der Wehrpflicht Wehrdienst leisten, durch ihr Verhalten – insbesondere durch die Begehung von Straftaten – dem Wehrdienst entziehen. Gleichwohl kann eine Entlassung gerade bei extremistischen und anderen verfassungsfeindlichen Straftaten und Dienstvergehen geboten sein. Vor dem Hintergrund dieses Spannungsfeldes ist zur leichteren Entscheidungsfindung und zur Sicherstellung einer einheitlichen Entlassungspraxis Folgendes zu beachten: 1. Extremismus: a) Bei extremistischen oder sonstigen verfassungsfeindlichen Verhaltensweisen1 von GWDL mssen die Voraussetzungen des § 29 Abs. 1 Satz 3 Nr. 5 WPflG gegenber dem staatlichen Anspruch auf Erfllung der allgemeinen Wehrpflicht im Einzelfall sorgfltig abgewogen werden. Deshalb ist ein GWDL nach dieser Vorschrift nur dann zu entlassen, wenn die ernstliche Gefhrdung der militrischen Ordnung oder Sicherheit der Truppe nicht mit disziplinaren Mitteln oder auf andere Weise abgewendet werden kann. b) Fr FWDL gilt Folgendes: Soweit FWDL ihre gesetzliche Wehrpflicht noch nicht erfllt haben, gelten die unter l.a) beschriebenen Grundstze. Liegen danach die Voraussetzungen fr eine Entlassung nicht vor, ist eine Dienstzeitverkrzung auf die Dauer des Grundwehrdienstes gemß Erlass BMVg F S I 1 – Az 24-04-09 vom 16. Dezember 20042 zu prfen. Haben FWDL ihre gesetzliche Wehrpflicht bereits erfllt, ist die Tatbestandsvoraussetzung einer ernstlichen Gefhrdung der militrischen Ordnung oder Sicherheit der Truppe gemß § 29 Abs. 1 Satz 3 Nr. 5 WPflG deutlich eher als bei den GWDL gegeben, da FWDL ihre soldati1
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vgl. hierzu Information fr Dienststellenleiter und Sicherheitsbeauftragte – „Rechtsextremistische Skinheads 2002“ (Juli 2002) – sowie ab April 2008 in der Datenbank Innere und soziale Lage der Streitkrfte: MAD Sonderinformationen „Rechtsextremistische Zeichen und Symbole“ Dezember 2007. R C 50c
Erlass zu § 29 WPflG
C 50b
schen Pflichten freiwillig bernommen haben, so dass ihr Fehlverhalten schwerer wiegt und eine Entlassung eher erforderlich ist. 2.
Wehrstraftaten: a) GWDL drfen gemß § 29 Abs. 1 Satz 3 Nr. 5 oder Abs. 4 Nr. 2 WPflG nicht nur deshalb aus dem Wehrdienst entlassen werden, weil sie sich durch das Begehen von Wehrstraftaten – insbesondere wenn sie dem Dienst eigenmchtig fernbleiben, ihn eigenmchtig verlassen oder sich weigern, ihren Dienst zu verrichten – dem Dienst zu entziehen suchen. Es gibt auch kein Recht auf eine sog. „Totalverweigerung“, da der Wehrpflichtige nach der Verfassung (Artikel 4 Abs. 3 des Grundgesetzes1) nur die Mçglichkeit hat, gemß den gesetzlich festgelegten Voraussetzungen den Wehrdienst zu verweigern. Die vorzeitige Entlassung von GWDL wegen solcher Verhaltensweisen kommt daher regelmßig erst dann in Betracht, wenn (1) die disziplinaren Mçglichkeiten und sonstigen Fhrungsmittel ausgeschçpft sind, insbesondere also die Richterin/der Richter am Truppendienstgericht der weiteren Verhngung von Disziplinararrest nach § 40 Abs. 1 der Wehrdisziplinarordnung (WDO)2 nicht zustimmt oder (2) die/der zustndige Disziplinarvorgesetzte nach der Vollstreckung von mindestens zwei Disziplinararresten von je 21 Tagen zu der sicheren berzeugung kommt, dass nach dem bisherigen Verhalten des Soldaten und nach seinem Persçnlichkeitsbild eine nderung seiner ablehnenden Haltung seiner Dienstpflicht gegenber nicht zu erwarten ist. Der Abbruch eines verhngten und in Vollstreckung befindlichen Disziplinararrestes ist grundstzlich zu vermeiden. b) Bei Wehrstraftaten von FWDL nach dem 9. Dienstmonat erfolgt die Entlassung durch die Entlassungsdienststelle in eigener Zustndigkeit, wenn die Voraussetzungen einer Entlassung nach § 29 Abs. 1 Satz 3 Nr. 5 WPflG oder nach § 29 Abs. 4 Nr. 2 WPflG vorliegen.
1
R A 10 R C 10
2
909
C 50b 3.
Erlass zu § 29 WPflG
Sonstige Straftaten: Bei Straftaten, die keine Tatbestnde von Wehrstraftaten verwirklichen, entscheiden die Entlassungsdienststellen ber eine Entlassung von GWDL und FWDL gemß § 29 Abs. 1 Satz 3 Nr. 5 WPflG und Abs. 4 Nr. 2 WPflG in eigener Zustndigkeit.
B. 1. Der Erlass BMVg PSZ III 6 – Az 24-09-10 vom 18. Februar 1998 wird hiermit aufgehoben. ... BMVg/PSZ I 7 – Az 24-16-02 – vom 21. 04. 2008
910
Erlass FWDL
C 50c
c) Hinweise zum Verfahren bei Dienstzeitverkrzung, Entlassung, Nachdienen von Wehrpflichtigen, die sich zu freiwilligem zustzlichem Wehrdienst verpflichtet haben 1.
2.
3.
Maßstab fr die Entscheidung ber eine Dienstzeitverkrzung innerhalb der ersten 9 Dienstmonate gemß § 6b Abs. 3 WPflG bzw. fr eine Entlassung ab dem 10. Dienstmonat gemß § 29 Abs. 1 Nr. 6 WPflG ist die Erfolgslosigkeit vorangegangener (i. d. Regel wiederholter) Disziplinarmaßnahmen. Es ist nicht erforderlich, dass die Disziplinarmaßnahme unanfechtbar geworden ist. Auch eine einmalige Dienstpflichtverletzung kann als Maßstab ausreichend sein, wenn es sich um eine Verfehlung von erheblichem Gewicht handelt. Notwendiger Inhalt eines Antrages des nchsten Disziplinarvorgesetzten auf Dienstzeitverkrzung/Entlassung: P Darstellung der schuldhaft begangenen Dienstpflichtverletzung, P bisher getroffene Maßnahmen, P Prognose ber die Aussichtslosigkeit einer oder weiterer Disziplinarmaßnahmen und P Anhçrung des Soldaten sowie der Vertrauensperson Es ist eine fundierte, maßstabsgerechte Sachverhaltsdarstellung zur Begrndung P der ernstlichen Gefhrdung der militrischen Ordnung bzw. der Sicherheit der Truppe (§ 29 Abs. 1 Nr. 6 WPflG) bzw. P der Verhaltens- oder Leistungsdefizite des FWDL (§ 6b Abs. 3 WPflG) zu erstellen. Verfahrensweise: a) Dienstzeitverkrzung gemß § 6b Abs. 3 WPflG – Antrag des nchsten Disziplinarvorgesetzten ber die Entlassungsdienststelle (dort wird geprft, ob der Antrag hinreichende Aussicht auf Erfolg hat) an das zustndige Kreiswehrersatzamt (KWEA) a.d.D.; die Entlassungsdienststellen kçnnen von den Einheiten auch selbstndig die eine Dienstzeitverkrzung begrndenden Unterlagen anfordern; – Entscheidung des KWEA ber Entlassungsdienststelle an den Soldaten; bei Stattgabe durch nderungsbescheid zum Einberufungsbescheid; 911
C 50c b)
Erlass FWDL
Entlassung gemäß § 29 Abs. 1 Nr. 6 WPflG − Antrag des nächsten Disziplinarvorgesetzten an die Entlassungsdienststelle a.d.D., die ihrerseits auch selbst die für eine Entlassung erforderlichen Unterlagen anfordern kann. − Entscheidung der Entlassungsdienststelle über den Entlassungsantrag.
4.
Die Bestimmungen zum Nachdienen bezwecken ausschließlich, dass die gesetzliche Dauer des Grundwehrdienstes von derzeit 9 Monaten abgeleistet wird. Sie dienen insbesondere nicht dazu, den betroffenen Soldaten zu disziplinieren oder in sonstiger Weise mit einer zusätzlichen Sanktion zu belegen. Freiwilliger Wehrdienst in der Bundeswehr ist auf den Grundwehrdienst anzurechnen (§ 7 Abs. 1 WPflG), wie umgekehrt auch jeder Pflichtwehrdienst in der Bundeswehr in die Dienstzeit eines freiwilligen Wehrdienstes als Soldat auf Zeit einzurechnen ist (§ 40 Abs. 6 SG). Hieraus folgt: In den ersten 9 Monaten anfallende nachzudienende Zeiten sind bei einer Verkürzung der Dienstzeit auf 9 Monate stets nachzudienen. Im Übrigen entsteht eine Nachdienverpflichtung nur dann, wenn die tatsächlich geleistete Dienstzeit, trotz Anrechnung von freiwilligem zusätzlichen Wehrdienst, keine 9 Monate ergibt.
5.
Diese Verfahrensregelungen treten mit Wirkung vom 1. Januar 2005 in Kraft und sind bei einer Verkürzung oder Verlängerung der Dauer des Grundwehrdienstes entsprechend anzuwenden.
BMVg vom 16. 12. 2004 Fü S I 1 − Az 24-04-09
912
SBG
§§ 1 – 2
C 55a
a) Soldatenbeteiligungsgesetz (SBG) Bekanntmachung der Neufassung vom 15. April 1997 BGBl. I S. 766 VMBl S. 128 Zuletzt gendert durch Gesetz vom 5. Februar 2009 BGBl. I S. 160 (254) – Aus z u g – Literatur-Hinweise: 1. Wolf/Hçges, Soldatenbeteiligungsgesetz, Kommentar, Loseblatt, Regensburg (Walhalla Fachverlag) 2. Gronimus, Die Beteiligungsrechte der Vertrauenspersonen in der Bundeswehr, Regensburg, 6. Aufl. 2009 (Walhalla Fachverlag)
Kapitel 1 Allgemeine Vorschriften § 1
Beteiligung, Grundsatz
(1) Die Beteiligung der Soldaten nach den Bestimmungen dieses Gesetzes soll zu einer wirkungsvollen Dienstgestaltung und zu einer frsorglichen Bercksichtigung der Belange des einzelnen beitragen. (2) Soldaten werden durch Vertrauenspersonen, Gremien der Vertrauenspersonen oder Personalvertretungen vertreten. (3) Das Recht des Soldaten, sich in dienstlichen und persçnlichen Angelegenheiten an seine Vorgesetzten zu wenden, bleibt unberhrt.
Kapitel 2 Beteiligung der Soldaten durch Vertrauenspersonen Abschnitt 1 Wahl der Vertrauenspersonen
§ 2
Whlergruppen
(1) Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften (Whlergruppen) whlen in geheimer und unmittelbarer Wahl jeweils eine Vertrau913
C 55a
SBG § 2
ensperson und zwei Stellvertreter, soweit diese Wählergruppen jeweils mindestens fünf Soldaten umfassen, in folgenden Wahlbereichen: 1. in Einheiten, 2. auf Schiffen und Booten der Marine, 3. in Stäben der Verbände sowie vergleichbarer Dienststellen und Einrichtungen, 4. in integrierten Dienststellen und Einrichtungen, 5. regelmäßig in multinationalen Dienststellen und Einrichtungen, 6. als Teilnehmer an Lehrgängen, die länger als 30 Kalendertage dauern, an Schulen oder vergleichbaren Einrichtungen der Streitkräfte sowie 7. als Studenten der Universitäten in dem Wahlbereich, der ihrem nächsten Disziplinarvorgesetzten zugeordnet ist, oder 8. als Soldaten, die zu einer Dienststelle oder Einrichtung außerhalb der Streitkräfte kommandiert oder unter Wegfall der Geld- und Sachbezüge beurlaubt sind, in dem Wahlbereich, der ihrem nächsten Disziplinarvorgesetzten zugeordnet ist. (2) Liegt die Zahl der Offiziere in Einheiten unter fünf Wahlberechtigten, wählen sie abweichend von Absatz 1 in dem Stab des Verbandes oder Großverbandes, welcher der Einheit unmittelbar übergeordnet ist, gemeinsam mit den wahlberechtigten Offizieren dieses Stabes. (3) Unteroffiziere mit und ohne Portepeé auf Schiffen und Booten der Marine wählen abweichend von Absatz 1 jeweils eine Vertrauensperson und zwei Stellvertreter, soweit diese Wählergruppen jeweils mindestens fünf Soldaten umfassen. (4) Sind mindestens fünf Angehörige einer Wählergruppe nicht nur vorübergehend an einem Ort eingesetzt, der weiter als 100 km vom Dienstort des zuständigen Disziplinarvorgesetzten entfernt ist, wählen diese abweichend von Absatz 1 eine Vertrauensperson und zwei Stellvertreter. (5) Liegt die Zahl der Soldaten einer Wählergruppe unter fünf Wahlberechtigten, sind diese, ausgenommen im Falle des Abs. 2, von einer dem Bundesministerium der Verteidigung unmittelbar nachgeordneten, zuständigen Kommandobehörde einer benachbarten Einheit oder Dienststelle oder dem Stab des Verbandes zuzuteilen, welche der Einheit oder Dienststelle unmittelbar übergeordnet ist. Ist die Zuständigkeit weiterer Kommandobehörden berührt, bedarf die zuteilende Kommandobehörde deren Zustim914
SBG §§ 3−4
C 55a
mung. Mehrere benachbarte Dienststellen können unabhängig von ihrer organisatorischen Zugehörigkeit zu einem Wahlbereich zusammengefasst werden. Werden nach diesem Absatz eine Vertrauensperson und jeweils zwei Stellvertreter gewählt, entfällt die Wahlberechtigung nach Absatz 1. (6) Für die Dauer einer besonderen Auslandsverwendung (§ 62 Abs. 1 des Soldatengesetzes) von Einheiten, Schiffen und Booten der Marine und Stäben der Verbände werden von Soldaten, die an diesem Einsatz teilnehmen, in geheimer und unmittelbarer Wahl Vertrauenspersonen für die Wählergruppen der Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften gewählt, soweit die nach Absatz 1 gewählten Vertrauenspersonen der jeweiligen Wählergruppe nicht an dem Einsatz teilnehmen.
§ 3 Wahlberechtigung (1) Wahlberechtigt sind alle Soldaten, die am Wahltage der Wählergruppe des Bereichs angehören, für den die Vertrauensperson zu wählen ist, sowie alle Soldaten, die dem für den Wahlbereich zuständigen Disziplinarvorgesetzten durch Organisationsbefehl truppendienstlich unterstellt sind. Kommandierte Soldaten sind in dem Bereich wahlberechtigt, zu dem sie kommandiert sind, wenn ihre Kommandierung voraussichtlich länger als drei Monate dauert. Dies gilt nicht für die Kommandierung eines Soldaten zum Zwecke der Freistellung für die Geschäftsführung eines Gremiums der Vertrauenspersonen. Lehrgangsteilnehmer bleiben unbeschadet ihrer Wahlberechtigung nach § 2 Abs. 1 Nr. 6 im bisherigen Wahlbereich wahlberechtigt. (2) Soldaten, die für eine besondere Auslandsvertretung zu den in § 2 Abs. 6 genannten Einheiten, Schiffen und Booten der Marine oder Stäben der Verbände kommandiert werden, sind abweichend von Absatz 1 vom Tage ihrer Kommandierung an wahlberechtigt. Das Gleiche gilt für Soldaten von Teileinheiten, die für die Dauer der besonderen Auslandsverwendung einer anderen Einheit in jeder Hinsicht unterstellt werden.
§ 4 Wählbarkeit, Grundsätze der Wahl (1) Wählbar sind vorbehaltlich des Absatzes 2 alle Wahlberechtigten nach § 3. (2) Nicht wählbar sind 1. die Kommandeure, die Stellvertretenden Kommandeure und die Chefs der Stäbe, 915
C 55a 2. 3. 4. 5.
SBG § 5
die Kompaniechefs und Offiziere in vergleichbarer Dienststellung, die örtliche Vorgesetzte der Wählergruppe der Offiziere im Sinne von § 2 Abs. 1 sind, die Kompaniefeldwebel und die Inhaber entsprechender Dienststellungen, Soldaten, die infolge Richterspruchs die Fähigkeit, Rechte aus öffentlichen Wahlen zu erlangen, nicht besitzen, und Soldaten, die innerhalb der letzten zwölf Monate vor dem Tag der Stimmabgabe durch Entscheidung des Truppendienstgerichts als Vertrauensperson abberufen worden sind.
(3) Die Wahl wird nach den Grundsätzen der Personenwahl durchgeführt. (4) Der Disziplinarvorgesetzte bestellt spätestens zwei Monate vor Ablauf der Amtszeit der Vertrauensperson auf deren Vorschlag drei Wahlberechtigte als Wahlvorstand und einen von ihnen als Vorsitzenden. Ist eine Vertrauensperson erstmals zu wählen oder nicht vorhanden, beruft er eine Versammlung des Wahlberechtigten zur Wahl eines Wahlvorstandes ein. (5) Die Dienststelle trägt die Kosten der Wahl. (6) Der Wahlvorstand hat die Wahl unverzüglich einzuleiten und durchzuführen. Er stellt unverzüglich nach Abschluss der Wahl das Wahlergebnis durch öffentliche Auszählung der Stimmen fest, fertigt hierüber eine Niederschrift und gibt das Wahlergebnis durch Aushang bekannt. (7) Niemand darf die Wahl behindern, insbesondere darf kein Wahlberechtigter in der Ausübung des aktiven oder passiven Wahlrechts beschränkt werden. Die Wahl darf nicht durch Versprechen von Vorteilen oder durch Androhung von Nachteilen beeinflusst werden.
§ 5 Anfechtung der Wahl (1) Drei Wahlberechtigte oder der Disziplinarvorgesetzte können die Wahl innerhalb von vierzehn Tagen, vom Tage der Bekanntgabe des Wahlergebnisses an gerechnet, beim Truppendienstgericht mit dem Antrag anfechten, die Wahl für ungültig zu erklären, wenn gegen wesentliche Vorschriften über das Wahlrecht, die Wählbarkeit oder das Wahlverfahren verstoßen worden und eine Berichtigung nicht erfolgt ist, es sei denn, dass durch den Verstoß das Wahlergebnis nicht verändert oder beeinflusst werden konnte. (2) Das Truppendienstgericht entscheidet unter entsprechender Anwendung der Verfahrensvorschriften der Wehrbeschwerdeord916
SBG §§ 6−7
C 55a
nung. Die Auswahl der militärischen Beisitzer des Gerichts bestimmt sich nach dem Dienstgrad der Vertrauenspersonen. Auf Antrag kann der Vorsitzende den Beginn der Amtszeit der Vertrauenspersonen bis zur Entscheidung des Truppendienstgerichts aussetzen. Abschnitt 2 Geschäftsführung und Rechtsstellung
§ 6 Geschäftsführung (1) Die Vertrauensperson führt ihr Amt unentgeltlich als Ehrenamt. (2) Sie übt ihr Amt regelmäßig während der Dienstzeit aus. Die Vertrauensperson ist von ihrer dienstlichen Tätigkeit freizustellen, wenn und soweit es zur ordnungsgemäßen Durchführung ihrer Aufgaben erforderlich ist. Wird sie durch die Erfüllung ihrer Aufgaben über die Dienstzeit hinaus beansprucht, ist ihr in entsprechender Anwendung einer auf der Grundlage des § 50a des Bundesbesoldungsgesetzes ergangenen Rechtsverordnung ein Ausgleich zu gewähren. (3) Ihr ist während des Dienstes Gelegenheit zu geben, Sprechstunden innerhalb dienstlicher Unterkünfte oder Anlagen abzuhalten, soweit dies zur Wahrnehmung ihrer Aufgaben erforderlich ist und zwingende dienstliche Gründe nicht entgegenstehen. (4) Die durch die Tätigkeit der Vertrauensperson entstehenden Kosten trägt die Dienststelle. Sie erhält bei Reisen, die zur Erfüllung ihrer Aufgaben notwendig sind, Reisekostenvergütung nach dem Bundesreisekostengesetz. Für Sprechstunden und die laufende Geschäftsführung werden ihr im erforderlichen Umfang Räume, Geschäftsbedarf sowie geeignete Aushangmöglichkeiten für Bekanntmachungen zur Verfügung gestellt.
§ 7 Beurteilung (1) Die Vertrauensperson und die eingetretenen Vertreter werden regelmäßig durch den nächsten Disziplinarvorgesetzten beurteilt, es sei denn, sie beantragen zu Beginn ihrer Amtszeit oder bei Wechsel des nächsten Disziplinarvorgesetzten, durch den nächsthöheren Disziplinarvorgesetzten beurteilt zu werden. Ist die Vertrauensperson für den Bereich ihres nächsthöheren Disziplinarvorgesetzten gewählt worden, geht auf ihren Antrag die Zuständigkeit für die Beurteilung auf dessen nächsten Disziplinarvorgesetzten über. 917
C 55a
SBG §§ 8−11
(2) Absatz 1 gilt entsprechend für Soldaten, die für mindestens ein Viertel des Beurteilungszeitraumes als Vertrauensperson oder als eingetretener Vertreter tätig gewesen sind.
§ 8 Schweigepflicht (1) Die Vertrauensperson hat über die ihr in Ausübung ihrer Tätigkeit nach diesem Gesetz bekannt gewordenen Angelegenheiten und Tatsachen gegenüber Dritten Stillschweigen zu bewahren. (2) Die Schweigepflicht besteht nicht für Angelegenheiten oder Tatsachen, die offenkundig sind oder ihrer Bedeutung nach keiner Geheimhaltung bedürfen.
§ 9 Amtszeit (1) Die regelmäßige Amtszeit der Vertrauensperson beträgt zwei Jahre. Sie beginnt mit dem Tage der Wahl oder, wenn zu diesem Zeitpunkt noch eine Vertrauensperson im Amt ist, mit dem Ablauf des Tages, an dem die Amtszeit dieser Vertrauensperson endet. Schließt sich die Amtszeit der neu zu wählenden Vertrauensperson nicht unmittelbar an, so verlängert sich die Amtszeit der bisherigen Vertrauenspersonen bis zur Neuwahl, jedoch höchstens um zwei Monate. (2) 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7.
Das Amt der Vertrauensperson endet durch: Ablauf der Amtszeit, Niederlegung des Amtes, Beendigung des Wehrdienstverhältnisses, Ausscheiden aus dem Wahlbereich, Verlust der Wählbarkeit, Entscheidung des Truppendienstgerichts, Auflösung des Verbandes, der Einheit oder Dienststelle.
§ 10 Niederlegung des Amtes Die Vertrauensperson kann durch schriftliche Erklärung gegenüber dem Disziplinarvorgesetzten ihr Amt niederlegen. Dieser gibt die Niederlegung des Amtes dienstlich bekannt.
§ 11 Abberufung der Vertrauensperson (1) Mindestens ein Viertel der Angehörigen der Wählergruppe, der Disziplinarvorgesetzte oder dessen nächster Disziplinarvorge918
SBG §§ 12−13
C 55a
setzter können beim Truppendienstgericht beantragen, die Vertrauensperson wegen grober Vernachlässigung ihrer gesetzlichen Befugnisse oder wegen grober Verletzung ihrer gesetzlichen Pflichten abzuberufen. Der Antrag auf Abberufung kann auch wegen eines sonstigen Verhaltens der Vertrauensperson gestellt werden, das geeignet ist, die verantwortungsvolle Zusammenarbeit zwischen Vorgesetzten und Untergebenen oder das kameradschaftliche Vertrauen innerhalb des Bereichs, für den sie gewählt ist, ernsthaft zu beeinträchtigen. (2) Das Truppendienstgericht entscheidet auf Grund mündlicher Verhandlung unter entsprechender Anwendung der Verfahrensvorschriften der Wehrdisziplinarordnung.1
§ 12 Ruhen des Amtes (1) Das Amt der Vertrauensperson ruht, solange ihr die Ausübung des Dienstes verboten 2 oder sie vorläufig des Dienstes enthoben 3 ist. Auf Antrag kann das Truppendienstgericht bis zur Entscheidung über einen Abberufungsantrag nach § 11 Abs. 1 das Ruhen des Amtes anordnen. (2) Das Amt der Vertrauensperson ruht, wenn über ihren Antrag auf Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer noch nicht unanfechtbar entschieden worden ist.
§ 13 Eintritt des Stellvertreters (1) Ruht das Amt der Vertrauensperson (§ 12) oder endet es vorzeitig (§ 9 Abs. 2 Nr. 2 bis 6), so tritt der nächste Stellvertreter ein. Ist kein Stellvertreter vorhanden, ist neu zu wählen. (2) Ein Stellvertreter tritt auch ein, wenn die Vertrauensperson an der Ausübung ihres Amtes verhindert ist. (3) Sind die Vertrauensperson und ihre beiden Stellvertreter durch eine besondere Auslandsverwendung an der Ausübung ihres Amtes verhindert, tritt eine Vertrauensperson mit befristeter Amtszeit ein. Diese Vertrauensperson wird im vereinfachten Wahlverfahren gewählt. Die Amtszeit der Vertrauensperson mit befristeter Amtszeit endet mit Ablauf des Tages, an dem die Verhinderung der Vertrauensperson oder eines ihrer Stellvertreter entfällt. 1 2 3
→ C 10 → § 22 SG (C 01) → § 126 Abs. 1 WDO (C 10)
919
C 55a
SBG §§ 14−17
§ 14 Schutz der Vertrauensperson, Unfallschutz (1) Die Vertrauensperson darf in der Ausübung ihrer Befugnisse nicht behindert und wegen ihrer Tätigkeit nicht benachteiligt oder begünstigt werden. (2) Für die disziplinare Ahndung von Dienstvergehen der Vertrauensperson oder des nach § 13 Abs. 1 eingetretenen Vertreters ist der nächsthöhere Disziplinarvorgesetzte zuständig. Ist die Vertrauensperson für den Bereich des nächsthöheren Disziplinarvorgesetzten gewählt worden, geht die Zuständigkeit auf dessen nächsten Disziplinarvorgesetzten über. (3) . . .
§ 15 Versetzung der Vertrauensperson (1) Die Vertrauensperson darf während der Dauer ihres Amtes gegen ihren Willen nur versetzt oder für mehr als drei Monate kommandiert werden, wenn dies auch unter Berücksichtigung ihrer Stellung als Vertrauensperson aus dienstlichen Gründen unvermeidbar ist. Dasselbe gilt für die zur Wahl vorgeschlagenen Soldaten bis zum Wahltag. (2) Absatz 1 gilt nicht bei Versetzungen aus dem Ausland.
§ 16 Beschwerderecht der Vertrauensperson Die Vertrauensperson kann sich entsprechend § 1 Abs. 1 der Wehrbeschwerdeordnung auch dann beschweren, wenn sie glaubt, in der Ausübung ihrer Befugnisse behindert oder wegen ihrer Tätigkeit benachteiligt zu werden.
§ 17 Beschwerden gegen die Vertrauensperson Über Beschwerden nach der Wehrbeschwerdeordnung 1 gegen die Vertrauensperson oder den nach § 13 eingetretenen Stellvertreter entscheidet deren nächsthöherer Disziplinarvorgesetzter. Abschnitt 3 Beteiligung der Vertrauensperson ... 1
920
→ C 30
SBG §§ 20−22
C 55a
Unterabschnitt 2 Formen der Beteiligung
§ 20 Anhörung Die Vertrauensperson ist über beabsichtigte Maßnahmen und Entscheidungen, zu denen sie anzuhören ist, rechtzeitig und umfassend zu unterrichten. Der Vertrauensperson ist zu den beabsichtigten Maßnahmen Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben. Diese ist mit ihr zu erörtern.
§ 21 Vorschlagsrecht (1) Soweit der Vertrauensperson ein Vorschlagsrecht zusteht, hat der Disziplinarvorgesetzte die Vorschläge mit ihr zu erörtern. Dies gilt auch dann, wenn sich der Vorschlag auf die Auswirkung von Befehlen oder sonstigen Maßnahmen vorgesetzter Kommandobehörden oder der Standortältesten bezieht, die der Disziplinarvorgesetzte umzusetzen beabsichtigt. (2) Entspricht der zuständige Disziplinarvorgesetzte einem Vorschlag nicht oder nicht in vollem Umfang, teilt er der Vertrauensperson seine Entscheidung unter Angabe der Gründe mit. (3) Im Falle der Ablehnung eines Vorschlags kann die Vertrauensperson ihr Anliegen dem nächsthöheren Disziplinarvorgesetzten vortragen. Dieser kann die Ausführung eines Befehls oder einer sonstigen Maßnahme bis zu seiner Entscheidung aussetzen, wenn dem nicht dienstliche Gründe entgegenstehen. (4) Geht ein Vorschlag der Vertrauensperson über den Bereich hinaus, für den sie gewählt ist, hat der Disziplinarvorgesetzte den Vorschlag mit einer Stellungnahme seinem nächsten Disziplinarvorgesetzten vorzulegen. (5) Bezieht sich ein Vorschlag auf eine Maßnahme, die der Natur der Sache nach keinen Aufschub duldet, kann der nächste Disziplinarvorgesetzte bis zur endgültigen Entscheidung vorläufige Regelungen treffen. Er teilt dem nächsthöheren Disziplinarvorgesetzten und der Vertrauensperson die vorläufige Regelung unter Angabe der Gründe mit.
§ 22 Mitbestimmung (1) Unterliegt eine Maßnahme oder Entscheidung der Mitbestimmung, ist die Vertrauensperson rechtzeitig durch den für die Maßnahme oder Entscheidung zuständigen Vorgesetzten zu unterrich921
C 55a
SBG § 23
ten und ihr Gelegenheit zur Äußerung zu geben. Diese ist mit ihr zu erörtern. Die Vertrauensperson kann in diesen Fällen auch Maßnahmen vorschlagen. (2) Kommt eine Einigung nicht zustande, ist die Maßnahme oder Entscheidung auszusetzen und der nächsthöhere Vorgesetzte anzurufen. Wenn eine Einigung erneut nicht zu erzielen ist, entscheidet ein vom Vorsitzenden Richter des zuständigen Truppendienstgerichts einzuberufender Schlichtungsausschuss mit Stimmenmehrheit. Der Schlichtungsausschuss besteht neben dem Vorsitzenden Richter des zuständigen Truppendienstgerichts aus dem Vorgesetzten, dem nächsthöheren Vorgesetzten sowie der Vertrauensperson und einem der Stellvertreter. Sind die Stellvertreter an der Teilnahme verhindert, so bestimmt die Vertrauensperson eine weitere Vertrauensperson des Verbandes zum Mitglied des Schlichtungsausschusses. Kommt in den Fällen des § 24 Abs. 5 eine Einigung nicht zustande, gibt der Schlichtungsausschuss eine Empfehlung ab. Will der zuständige Vorgesetzte von dieser Empfehlung abweichen, hat er die Angelegenheit dem zuständigen Inspekteur binnen zwei Wochen auf dem Dienstweg zur Entscheidung vorzulegen. In den Fällen des § 24 Abs. 6 gilt § 104 Satz 3 des Bundespersonalvertretungsgesetzes entsprechend. (3) Der zuständige Vorgesetzte kann bei Maßnahmen, die der Natur der Sache nach keinen Aufschub dulden, bis zur endgültigen Entscheidung vorläufige Regelungen treffen. Er hat der Vertrauensperson die vorläufige Regelung mitzuteilen und zu begründen und unverzüglich das Verfahren nach Absatz 2 einzuleiten.
Unterabschnitt 3 Aufgabengebiete
§ 23 Personalangelegenheiten (1) Die Vertrauensperson soll durch den nächsten Disziplinarvorgesetzten bei folgenden Personalmaßnahmen auf Antrag des betroffenen Soldaten angehört werden: 1. Versetzungen mit Ausnahme der Versetzung im Anschluss an die Grundausbildung und im Rahmen festgelegter Ausbildungsgänge, 2. Kommandierungen mit einer Dauer von mehr als drei Monaten, ausgenommen Lehrgänge, 3. Anträgen auf Statuswechsel in das Dienstverhältnis eines Soldaten auf Zeit oder Berufssoldaten, 4. Wechsel auf einen anderen Dienstposten, 922
SBG
§ 24
C 55a
5.
Maßnahmen, die ohne qualifizierten Abschluss der Erweiterung der persçnlichen Kenntnisse und Fhigkeiten dienen, 6. vorzeitige Beendigung des Dienstverhltnisses, sofern das Soldaten- oder Wehrpflichtgesetz einen Ermessensspielraum einrumt, 7. Verbleiben im Dienst ber die besonderen Altersgrenzen des § 44 Abs. 2 in Verbindung mit § 45 Abs. 2 des Soldatengesetzes 1, 8. Antrgen auf Sonderurlaub, Laufbahnwechsel, Genehmigung einer Nebenttigkeit oder bei Widerruf der Genehmigung und 9. Antrgen auf Teilzeitbeschftigung nach § 30a des Soldatengesetzes und Antrgen auf Betreuungsurlaub nach § 28 Abs. 5 des Soldatengesetzes. Der Soldat ist ber die Mçglichkeit der Beteiligung der Vertrauensperson schriftlich zu belehren. (2) Der Disziplinarvorgesetzte teilt die ußerung der Vertrauensperson zu der beabsichtigten Personalmaßnahme der personalbearbeitenden Stelle mit. Das Ergebnis der Anhçrung ist in die Personalentscheidung einzubeziehen. (3) Die Vertrauensperson soll stets gehçrt werden bei der Auswahl von Soldaten ihres Wahlbereichs fr Befçrderungen, bei denen der nchste Disziplinarvorgesetzte ein Auswahlermessen hat. Dies gilt nicht bei Befçrderungen von der Besoldungsgruppe A 16 an aufwrts. (4) ber die Anhçrung ist eine Niederschrift anzufertigen, die zu den Akten zu nehmen ist.
§ 24
Dienstbetrieb
(1) Der nchste Disziplinarvorgesetzte hat die Vertrauensperson zur Gestaltung des Dienstbetriebes anzuhçren. Die Anhçrung soll vor Festlegung des Dienstplanes erfolgen. Zum Dienstbetrieb gehçren alle Maßnahmen, die im Dienstplan festgelegt werden und den Innendienst, den Ausbildungsdienst sowie Wach- und Bereitschaftsdienste betreffen. Darber hinaus ist die Vertrauensperson zu den lang- und mittelfristigen Planungen in Jahres- und Quartalsausbildungsbefehlen sowie zu den allgemeinen Regelungen fr Rahmendienstplne anzuhçren. (2) Die Vertrauensperson kann zur Gestaltung des Dienstbetriebes Vorschlge unterbreiten. Darber hinaus hat sie ein Anhçrungsund Vorschlagsrecht bei der Gewhrung von Freistellung vom Dienst fr die Einheit oder Teileinheiten, bei der Festlegung der 1
R C 01
92 3
C 55a
SBG § 24
dienstfreien Werktage sowie bei der Einteilung von Soldaten zu Sonder- und Zusatzdiensten. § 21 Abs. 3 und 4 gilt nicht bei Verhängung Erzieherischer Maßnahmen. (3) Beteiligung nach den Absätzen 1 und Absatz 2 unterbleibt bei 1. Anordnungen, durch die in Ausführung eines Beschlusses des Deutschen Bundestages Einsätze oder Einsatzübungen geregelt werden, 2. Festlegung von Zielen und Inhalten der Ausbildung mit Ausnahme der politischen Bildung, 3. Anordnungen zur Durchführung von Katastrophen- und Nothilfe. (4) Auf Antrag des betroffenen Soldaten soll die Vertrauensperson bei der individuellen Gewährung von Freistellung vom Dienst angehört werden. (5) Die Vertrauensperson hat, soweit eine gesetzliche Regelung, eine Regelung durch Rechtsverordnung, Dienstvorschrift oder Erlass nicht besteht oder ein Gremium der Vertrauenspersonen nicht beteiligt wurde, mitzubestimmen bei 1. der Auswahl der Teilnehmer an Weiterbildungsveranstaltungen für Soldaten, mit Ausnahme der durch Berufsordnungen geregelten Weiterbildungen, 2. Bestellung von Vertrauens- und Betriebsärzten, 3. Einführung und Anwendung technischer Einrichtungen, die dazu bestimmt sind, das Verhalten oder die Leistung der Soldaten zu überwachen, ausgenommen, wenn technische Einrichtungen zum Zwecke der Ausbildung der Soldaten eingesetzt werden, 4. Maßnahmen zur Hebung der Arbeitsleistung und Erleichterung des Dienstablaufs. (6) Die Vertrauensperson hat, soweit eine gesetzliche Regelung, eine Regelung durch Rechtsverordnung, Dienstvorschrift oder Erlaß nicht besteht oder ein Gremium der Vertrauenspersonen nicht beteiligt wurde, ferner mitzubestimmen bei 1. Inhalten von Fragebögen für Soldaten, 2. Aufstellung des Urlaubsplanes, Festsetzung der zeitlichen Lage des Erholungsurlaubs für einzelne Soldaten, wenn zwischen dem nächsten Disziplinarvorgesetzten und den beteiligten Soldaten kein Einverständnis erzielt werden kann, 3. Maßnahmen zur Verhütung von Dienst- und Arbeitsunfällen und sonstigen Gesundheitsschädigungen. ... 924
SBG § 27
§§ 27 – 28
C 55a
Ahndung von Dienstvergehen
(1) Will der Disziplinarvorgesetzte Disziplinarmaßnahmen verhngen, ist die Vertrauensperson vor der Entscheidung zur Person des Soldaten, zum Sachverhalt und zum Disziplinarmaß anzuhçren, sofern der Soldat nicht widerspricht. (2) Beabsichtigt die Einleitungsbehçrde, gegen einen Soldaten ein disziplinargerichtliches Verfahren einzuleiten, ist die Vertrauensperson zur Person des Soldaten und zum Sachverhalt anzuhçren, sofern der Soldat nicht widerspricht. (3) Der Sachverhalt ist der Vertrauensperson vor Beginn der Anhçrung bekannt zu geben. Ein Recht auf Einsicht in Unterlagen und Akten besteht nur mit Einwilligung der Betroffenen. (4) ber die Anhçrung der Vertrauensperson ist eine Niederschrift anzufertigen, die zu den Akten zu nehmen ist. Anmerkung: 1. Einzelheiten R ZDv 10/2, Nr. 236 ff. (C 55b) 2. Zu Absatz 2: Zum Umfang des Anhçrungsrechts der Vertrauensperson R BVerwG in NZWehrr 07, 256. Wird die Vertrauensperson nicht vor Einleitung eines gerichtlichen Disziplinarverfahrens angehçrt, die Anhçrung aber vor Vorlage der Anschuldigungsschrift an das Truppendienstgericht nachgeholt, muss dem Soldaten nur dann zu der Stellungnahme der Vertrauensperson rechtliches Gehçr gewhrt werden, wenn sie belastende Angaben zum Tathergang enthlt oder sonstige Auswirkungen der Tat wiedergibt, die zum Nachteil des Soldaten verwendet werden kçnnen (R BVerwG in NZWehrr 98, 250). 3. Zu Absatz 4: Muster R ZDv 10/2, Anlg. 7 (C 55b).
§ 28
Fçrmliche Anerkennungen
(1) Die Vertrauensperson hat das Recht, Soldaten ihrer Whlergruppe fr eine fçrmliche Anerkennung gemß § 11 Abs. 1 der Wehrdisziplinarordnung 1 vorzuschlagen. (2) Der Disziplinarvorgesetzte hat die Vertrauensperson vor der Erteilung einer fçrmlichen Anerkennung anzuhçren. (3) Vor der Rcknahme einer fçrmlichen Anerkennung gemß § 14 der Wehrdisziplinarordnung 1 ist die Vertrauensperson anzuhçren. 1
R C 10
925
C 55a § 29
SBG
§§ 29 – 48
Auszeichnungen
Die Vertrauensperson soll angehçrt werden, wenn ein Soldat ihrer Whlergruppe fr einen Bestpreis, die Verleihung des Ehrenzeichens der Bundeswehr oder einen Orden vorgeschlagen werden soll. Die Anhçrung erfolgt regelmßig durch den nchsten Disziplinarvorgesetzten des Soldaten, dem eine Auszeichnung verliehen werden soll.
§ 30
Beschwerdeverfahren
Betrifft eine Beschwerde nach den Bestimmungen der Wehrbeschwerdeordnung Fragen des Dienstbetriebes, der Frsorge, der Berufsfçrderung oder der außerdienstlichen Betreuung und Freizeitgestaltung fr Soldaten sowie dienstlicher Veranstaltungen geselliger Art, soll die Vertrauensperson des Beschwerdefhrers angehçrt werden. Betrifft die Beschwerde persçnliche Krnkungen, soll die Vertrauensperson des Beschwerdefhrers und des Betroffenen angehçrt werden. Bei Beschwerden in Personalangelegenheiten im Sinne des § 23 Abs. 1 ist die Vertrauensperson auf Antrag des Beschwerdefhrers anzuhçren.
§ 31
Vertrauensperson als Vermittler
(1) Die Vertrauensperson kann im Verfahren nach der Wehrbeschwerdeordnung vom Beschwerdefhrer als Vermittler gewhlt werden. (2) Ist die Vertrauensperson in einer Sache als Vermittler nach der Wehrbeschwerdeordnung ttig geworden, gilt sie fr das Anhçrungsverfahren nach § 30 Satz 2 als verhindert. ...
Kapitel 4 Beteiligung der Soldaten durch Personalvertretungen § 48
Geltungsbereich
Fr Soldaten gilt nach Maßgabe der §§ 48 bis 51 das Bundespersonalvertretungsgesetz.1 Insoweit werden die Streitkrfte der Verwaltung gleichgestellt. 1
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SBG § 49
§§ 49 – 51
C 55a
Personalvertretung der Soldaten
(1) In anderen als den in § 2 Abs. 1 genannten Dienststellen und Einrichtungen whlen Soldaten Personalvertretungen. Hierzu zhlen auch die Stbe der Verteidigungsbezirkskommandos, der Wehrbereichskommandos, der Wehrbereichskommandos/Divisionen und regelmßig der Korps sowie entsprechende Dienststellen. Abweichend von Satz 1 whlen Soldaten, die aufgrund des Wehrpflichtgesetzes Wehrdienst leisten, in diesen Dienststellen und Einrichtungen Vertrauenspersonen nach § 2, soweit diese Gruppe mindestens fnf Soldaten umfasst. (2) Die in Absatz 1 Satz 1 genannten Soldaten bilden eine weitere Gruppe im Sinne des § 5 des Bundespersonalvertretungsgesetzes. Soldatenvertreter in Personalvertretungen haben die gleiche Rechtsstellung, wie die Vertreter der Beamten, Angestellten und Arbeiter, soweit dieses Gesetz nichts anderes bestimmt. § 38 des Bundespersonalvertretungsgesetzes findet mit Ausnahme von Angelegenheiten nach der Wehrbeschwerdeordnung und der Wehrdisziplinarordnung Anwendung. (3) Die Vertrauenspersonen nach Absatz 1 Satz 3 sind berechtigt, an den Sitzungen der Personalrte stimmberechtigt teilzunehmen, soweit Interessen ihrer Whlergruppe berhrt sind. (4) Erfllt eine Dienststelle whrend der Amtszeit des Personalrats erstmals die Voraussetzungen des Absatzes 1 Satz 1, ist eine Nachwahl der Gruppe der Soldaten zulssig.
§ 50
Dienststellen ohne Personalrat
In Dienststellen und Einrichtungen der Bundeswehr, in denen fr die Beamten, Angestellten und Arbeiter auch im Falle einer Zuteilung zu einer benachbarten Dienststelle nach § 12 Abs. 2 des Bundespersonalvertretungsgesetzes 1 ein Personalrat nicht gebildet ist, whlen die Soldaten Vertrauenspersonen nach § 2.
§ 51
Wahl und Rechtsstellung der Soldatenvertreter
(1) Die Soldatenvertreter in Personalvertretungen nach § 49 werden gleichzeitig mit den Personalvertretungen der Beamten, Angestellten und Arbeiter, jedoch in einem getrennten Wahlgang, gewhlt. § 20 Abs. 1 des Bundespersonalvertretungsgesetzes gilt fr die Zusammensetzung des Wahlvorstandes mit der Maßgabe, dass sich die Zahl der Mitglieder auf fnf erhçht. 1
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SBG
§ 52
(2) Die §§ 16 bis 18 des Bundespersonalvertretungsgesetzes gelten mit der Maßgabe, dass sich die in § 16 des Bundespersonalvertretungsgesetzes bestimmte Zahl der Sitze bei Personalrten, die auch Soldaten nach § 49 Abs. 1 vertreten, um ein Drittel erhçht. Entfallen nach der vorstehenden Regelung auf die Beamten, Angestellten und Arbeiter weniger Sitze als ihnen nach § 16 des Bundespersonalvertretungsgesetzes zustnden, erhçht sich die Zahl ihrer Sitze bis zu dieser Zahl; die Zahl der Soldatenvertreter erhçht sich um die gleiche Zahl. Wenn eine Gruppe mindestens ebensoviele Beschftigte zhlt wie alle anderen Gruppen zusammen (§ 17 Abs. 4 des Bundespersonalvertretungsgesetzes), stehen dieser Gruppe weitere Sitze in der Weise zu, dass sie mindestens ebensoviele Vertreter erhlt wie alle anderen Gruppen zusammen. (3) Die §§ 46, 47 und 91 des Bundespersonalvertretungsgesetzes 1 sind anzuwenden. §§ 14 Abs. 2 und 19 Abs. 4 gelten fr Soldatenvertreter entsprechend. ...
§ 52
Angelegenheiten der Soldaten
(1) In Angelegenheiten, die nur die Soldaten betreffen, haben die Soldatenvertreter die Befugnisse der Vertrauensperson. § 7 des Bundespersonalvertretungsgesetzes 1 ist anzuwenden. (2) In Angelegenheiten eines Soldaten nach der Wehrdisziplinarordnung 2 oder der Wehrbeschwerdeordnung 3 nimmt die Befugnisse der Vertrauenspersonen der Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften derjenige Vertreter der Soldaten im Personalrat wahr, der der entsprechenden Laufbahngruppe angehçrt und der bei der Verhltniswahl in der Reihenfolge der Sitze die hçchste Teilzahl, bei der Personenwahl die hçchste Stimmenzahl erreicht hat. Im Falle seiner Verhinderung wird er in der Reihenfolge der erreichten Teilzahlen oder Stimmenzahlen durch den nchsten Soldatenvertreter der entsprechenden Laufbahngruppe vertreten. Ist ein solcher Vertreter der Soldaten nicht vorhanden, werden die Befugnisse der Vertrauensperson von dem Mitglied der Gruppe Soldaten wahrgenommen, das nach § 32 des Bundespersonalvertretungsgesetzes 1 in den Vorstand der Personalvertretung gewhlt ist, im Falle seiner Verhinderung durch dessen Vertreter im Amt. ... 1 2 3
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ZDv 10/2
C 55b
b) Beteiligung durch Vertrauenspersonen ZDv 10/2
Stand: Juni 2007
– Aus z u g – ... II. Rechtsstellung der Vertrauenspersonen und der stellvertretenden Vertrauenspersonen 216.
Schutz der Vertrauenspersonen
Die Vertrauenspersonen genießen in Ausbung ihres Amtes einen umfassenden Schutz. Jede Art von Behinderung bei der Ausbung ihrer Befugnisse sowie jede Form der Benachteiligung oder Begnstigung wegen ihrer Ttigkeit als Vertrauensperson sind untersagt (§ 14 Abs. 1 SBG). So sind die Zustndigkeiten fr die disziplinare Ahndung von Dienstvergehen (§ 14 Abs. 2 SBG) und die Entscheidung ber Beschwerden gegen die Vertrauenspersonen (§ 17 SBG) den nchsthçheren Disziplinarvorgesetzten zugeordnet. Es besteht ein Versetzungsschutz (§ 15 SBG) und ein besonderes Beschwerderecht (§ 16 SBG). Versetzungsschutz bedeutet, dass die Vertrauenspersonen whrend ihrer Amtszeit gegen ihren Willen nur versetzt oder fr mehr als drei Monate kommandiert werden drfen, wenn dies aus dienstlichen Grnden unvermeidbar ist. Nach erfolgloser weiterer Beschwerde gem. § 16 SBG und §§ 1, 16 WBO kçnnen Vertrauenspersonen die Entscheidung des Truppendienstgerichtes beantragen, wenn sie geltend machen, sie seien in Ausbung der ihr nach dem SBG eingerumten Befugnisse behindert oder wegen ihrer Ttigkeit benachteiligt worden. 217.
Unfallschutz
Unfallschutz gilt fr alle Soldatinnen und Soldaten, die Aufgaben nach dem SBG wahrnehmen und in Erfllung dieser Aufgaben einen Unfall erleiden. Erleiden Vertrauenspersonen oder andere Personen in Ausbung einer Ttigkeit nach dem SBG durch einen Unfall eine gesundheitliche Schdigung, die nach den Vorschriften des Soldatenversorgungsgesetzes ein Dienstunfall oder eine Wehrdienstbeschdigung wre, finden die Bestimmungen des Soldatenversorgungsgesetzes entsprechende Anwendung (§ 14 Abs. 3 SBG). 929
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218. Beurteilung Vertrauenspersonen werden regelmäßig durch ihre nächsten Disziplinarvorgesetzten beurteilt. Besteht bei Vertrauenspersonen z. B. die Besorgnis, von den nächsten Disziplinarvorgesetzten nicht unbefangen und vorurteilsfrei beurteilt zu werden, können sie zu Beginn ihrer Amtszeit oder bei Wechsel der nächsten Disziplinarvorgesetzten beantragen, von den nächsthöheren Disziplinarvorgesetzten beurteilt zu werden. Einem solchen Antrag ist zu entsprechen. Der Antrag bedarf keiner Begründung. Das Gleiche gilt für Soldatinnen und Soldaten, die für mindestens ein Viertel ihres Beurteilungszeitraumes als Vertrauensperson tätig gewesen sind. Nehmen stellvertretende Vertrauenspersonen das Amt der Vertrauensperson in Vertretung wahr, können diese bei erstmaligem Eintritt in das Amt der Vertrauensperson ebenfalls einen Antrag stellen, durch die nächsthöheren Disziplinarvorgesetzten beurteilt zu werden. Vor Erstellung der Beurteilung für die Vertrauensperson oder ehemalige Vertrauensperson, den Stellvertreter oder einen ehemaligen Stellvertreter haben nächste Disziplinarvorgesetzte festzustellen, ob sie oder die nächsthöheren Disziplinarvorgesetzten für die Erstellung der Beurteilung zuständig sind (§ 7 SBG). Sie prüfen, ob diese Soldatin oder dieser Soldat ein Viertel des Beurteilungszeitraumes als Vertrauensperson tätig war. 219. Gebot der Objektivität Die Vertrauenspersonen haben auch, wenn sie zugunsten einzelner oder einzelner Gruppen ihrer Wahlbereiche tätig werden, die Belange ihrer Wählergruppen als Ganzes, der Einheit und des Verbandes unter Beachtung des Auftrages der Streitkräfte zu berücksichtigen. 220. Besondere Erzieherische Maßnahmen Sind zum Abstellen von Mängeln Besondere Erzieherische Maßnahmen 1 gegen Vertrauenspersonen beabsichtigt, die ausschließlich ihre Person betreffen, ist vorher die Zustimmung der nächsthöheren Disziplinarvorgesetzten einzuholen, es sei denn, die Maßnahme duldet keinen Aufschub und die nächsthöheren Disziplinarvorgesetzten sind nicht erreichbar. 1
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221. Schutzbestimmungen für eingetretene stellvertretende Vertrauenspersonen Die Bestimmungen zum Schutz der Vertrauenspersonen gelten mit folgender Maßgabe auch für die nach § 13 SBG eingetretenen stellvertretenden Vertrauenspersonen, solange diese das Amt der Vertrauensperson ausüben: − für die disziplinare Ahndung von Dienstvergehen sind die nächsthöheren Disziplinarvorgesetzten zuständig (Nr. 216), − über Beschwerden gegen eingetretene stellvertretende Vertrauenspersonen entscheiden die nächsthöheren Disziplinarvorgesetzten (Nr. 216), − der Versetzungsschutz gem. Nr. 216 gilt für eingetretene stellvertretende Vertrauenspersonen, − das besondere Beschwerderecht nach Nr. 216 gilt für eingetretene stellvertretende Vertrauenspersonen, wenn diese sich in der Ausübung der Befugnisse der Vertrauensperson behindert oder wegen ihrer Tätigkeit benachteiligt fühlen und − bei der Beurteilung der eingetretenen stellvertretenden Vertrauenspersonen gilt Nr. 218. Die Unfallschutzregelungen gelten gem. Nr. 217 auch für stellvertretende Vertrauenspersonen, wenn sie Aufgaben nach dem SBG wahrnehmen. 222. Eintreten der nächsten stellvertretenden Vertrauenspersonen Nach § 13 Abs. 1 SBG treten die nächsten stellvertretenden Vertrauenspersonen ein, wenn das Amt der Vertrauensperson ruht (§ 12 SBG) oder endet (§ 9 Abs. 2 Nrn. 2−6 SBG). Sind keine stellvertretenden Vertrauenspersonen vorhanden, sind eine Vertrauensperson und zwei stellvertretende Vertrauenspersonen neu zu wählen. Die stellvertretenden Vertrauenspersonen treten auch ein, wenn Vertrauenspersonen in der Ausübung ihres Amtes verhindert sind (§ 13 Abs. 2 SBG). Ein Fall von Verhinderung liegt − in Abgrenzung zu der endgültigen Amtsaufgabe gem. § 13 Abs. 1 SBG − bei einer vorübergehenden Abwesenheit, z. B. bei Kommandierung, Urlaub oder Krankheit, vor. Die stellvertretenden Vertrauenspersonen werden nur tätig, wenn mit der Durchführung des Beteiligungsverfahrens nicht bis zur Rückkehr der gewählten Vertrauensperson gewartet werden kann. 931
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Ein Verhinderungsfall in einem Beteiligungsverfahren liegt auch vor, wenn die Vertrauensperson selbst von diesem Verfahren betroffen ist oder ein Disziplinarverfahren gegen die Vertrauensperson im Zusammenhang mit einem oder mehreren Disziplinarverfahren steht, in dem sie angehört werden müsste. In Beschwerdeverfahren, in denen Vertrauenspersonen selbst Beschwerde führen oder betroffen sind, können sie nicht beteiligt werden; sie gelten als verhindert. Verweigert eine Vertrauensperson die Anhörung, unterbleibt auch die Anhörung der stellvertretenden Vertrauensperson. 223. Vertrauenspersonen mit befristeter Amtszeit Sind Vertrauenspersonen und stellvertretende Vertrauenspersonen durch eine besondere Auslandsverwendung an der Ausübung ihres Amtes verhindert, ist eine Vertrauensperson mit befristeter Amtszeit zu wählen. Diese Vertrauensperson wird im vereinfachten Wahlverfahren gewählt. Ihre Amtszeit endet mit Ablauf des Tages, an dem die Verhinderung der Vertrauensperson oder einer stellvertretenden Vertrauensperson beendet ist (§ 13 Abs. 3 SBG). Durch diese Regelung wird die Vertretung der im Inland verbleibenden Soldatinnen und Soldaten durch Vertrauenspersonen sichergestellt. 224. Schweigepflicht Über Angelegenheiten und Tatsachen, die Vertrauenspersonen in Ausübung ihrer Tätigkeit bekannt werden, haben sie gegenüber Dritten Stillschweigen zu bewahren. Die Schweigepflicht besteht nicht für Angelegenheiten und Tatsachen, die offenkundig sind oder ihrer Bedeutung nach keiner Geheimhaltung bedürfen (§ 8 SBG). Der Verstoß gegen dieses Vertraulichkeitsgebot stellt eine Dienstpflichtverletzung oder auch eine Straftat dar. Die Schweigepflicht gilt im Besonderen: − für alle personellen und disziplinaren Angelegenheiten sowie sonstigen Angelegenheiten, in denen einzelne Soldatinnen oder Soldaten betroffen sind, − für Angelegenheiten, die Vertrauenspersonen wegen ihres Amtes aus dem Kameradenkreis anvertraut werden, − für alle Angelegenheiten dienstlicher oder kameradschaftlicher Art, die Vertrauenspersonen durch die Disziplinarvorge932
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setzten bekannt werden und aus dienstlichen oder höchstpersönlichen Gründen nicht oder noch nicht zur Weitergabe bestimmt sind und − für Angelegenheiten dienstlicher Art, die der Geheimhaltung unterliegen. Unter offenkundigen und nicht der Geheimhaltung unterliegenden Angelegenheiten sind solche Sachverhalte zu verstehen, die jedermann oder einem unbestimmten Personenkreis bekannt sind oder bekannt sein könnten bzw. für jedermann ohne weiteres erkennbar und zugänglich sind. Die Pflicht zur Verschwiegenheit der Vertrauenspersonen besteht in den dargestellten Angelegenheiten sowohl gegenüber den Soldatinnen und Soldaten der Wählergruppe als auch gegenüber den Disziplinarvorgesetzten, darüber hinaus gegenüber allen Dritten, sowohl im dienstlichen als auch im privaten Bereich. Die Schweigepflicht ist nicht verletzt, wenn Vertrauenspersonen im Einzelfall wegen fehlender Sachkunde Rat und Auskunft bei anderen Vertrauenspersonen oder Personen und Stellen einholen, die ihrerseits einer Schweigepflicht unterliegen (z. B. nach den Vorschriften des Rechtsberatungsgesetzes, des Bundespersonalvertretungsgesetzes, des Sozialgesetzbuches − Neuntes Buch − oder einer berufsständischen Berufsordnung) und dafür im erforderlichen Umfang Angelegenheiten der oder dem Rat- bzw. Auskunftsgebenden bekannt gegeben werden. Die Schweigepflicht bleibt über das Ende der Amtszeit der Vertrauenspersonen hinaus bestehen. III. Aufgaben der Vertrauenspersonen a) Allgemeines 225. Verantwortungsvolle Zusammenarbeit Die Vertrauenspersonen tragen zur verantwortungsvollen Zusammenarbeit zwischen Vorgesetzten und Unterstellten und zur Festigung des kameradschaftlichen Vertrauens innerhalb ihrer Wahlbereiche bei. Mit den ihnen durch das SBG übertragenen Rechten nehmen sie wichtigen Einfluss sowohl auf eine wirkungsvolle Dienstgestaltung als auch auf die fürsorgliche Berücksichtigung der Belange der einzelnen Soldatinnen und Soldaten. Die Vertrauenspersonen treten nicht einseitig für Interessen eines Teils ihrer Wählergruppe ein, sondern berücksichtigen bei ihrem Handeln stets die Interessen der gesamten Wählergruppe. 933
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226. Informationen durch die Vertrauenspersonen Die Vertrauenspersonen sollen die Disziplinarvorgesetzten über berechtigt erscheinende Bedürfnisse und Anliegen ihrer Wählergruppe informieren. Die Disziplinarvorgesetzten sollen die Vertrauenspersonen bei der Zusammenarbeit mit den Militärgeistlichen, dem Sozialdienst, der Vertrauensperson der schwerbehinderten Menschen und der militärischen Gleichstellungsbeauftragten beteiligen, bei persönlichen Problemen und Notlagen jedoch nur im Einvernehmen mit der betroffenen Soldatin oder dem betroffenen Soldaten. 227. Unterstützung der Vertrauenspersonen Vertrauenspersonen können zu ihrer Unterstützung andere Soldatinnen oder Soldaten um ihre Mitarbeit bitten. Hierfür kommen stellvertretende Vertrauenspersonen, Sprecherinnen und Sprecher von Zügen und Hörsälen, Decksälteste oder andere sachkundige Soldatinnen oder Soldaten ihrer Wählergruppen in Betracht. Während des Dienstes bedarf die Unterstützung der Vertrauenspersonen durch andere Soldatinnen oder Soldaten der Zustimmung der Disziplinarvorgesetzten. Diese Unterstützung entbindet die Vertrauenspersonen jedoch nicht davon, die ihr gesetzlich übertragenen Aufgaben nach dem SBG persönlich wahrzunehmen, insbesondere entbindet sie sie nicht von ihrer Schweigepflicht.
b) Beteiligung durch Anhörung 228. Frühzeitige Anhörung Eine ordnungsgemäße Anhörung setzt voraus, dass Vertrauenspersonen über beabsichtigte Maßnahmen so frühzeitig und umfassend unterrichtet werden, dass sie innerhalb einer angemessenen Frist eine mündliche oder schriftliche Stellungnahme abgeben können. Die Stellungnahme haben die zuständigen Disziplinarvorgesetzten mit den Vertrauenspersonen zu erörtern (§ 20 SBG), d. h., sie haben die Stellungnahme mit den jeweiligen Vertrauenspersonen zu diskutieren und sich mit den Gründen und Argumenten auseinander zu setzen. Ergeben sich aus der Anhörung für Disziplinarvorgesetzte Bedenken, ob die Maßnahme mit geltenden Gesetzen, Verordnungen, 934
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Dienstvorschriften im Einklang steht, gehen sie diesen Bedenken nach und tragen sie ggf. ihren nächsten Vorgesetzten vor.1 229. Dokumentation der Anhörung und Erörterung Die Anhörung und Erörterung wird in der Regel im Rahmen eines Gespräches erfolgen. Ein Aktenvermerk ist regelmäßig dann anzufertigen, wenn Vertrauenspersonen in der Anhörung mündlich vortragen und dies verlangen oder die Disziplinarvorgesetzten es für geboten halten. Auf Verlangen ist den Vertrauenspersonen eine Ausfertigung auszuhändigen. Bei Anhörungen zu Personalangelegenheiten (§ 23 Abs. 4 SBG) und Ahndungen von Dienstvergehen (§ 27 Abs. 4 SBG) ist zwingend eine Niederschrift zu fertigen. Die Niederschrift ist zu den Personal- bzw. Ermittlungsakten zu nehmen. 230. Anhörungsrechte Die Vertrauenspersonen werden angehört: (1) zum Dienstbetrieb − zur Gestaltung des Dienstbetriebes bei allen Maßnahmen, die im Dienstplan festgelegt werden und den Innendienst, den Ausbildungsdienst und die Wach- und Bereitschaftsdienste betreffen (§ 24 Abs. 1 SBG), − zu allgemeinen Regelungen, die in Rahmendienstplänen festgelegt werden (§ 24 Abs. 1 SBG), insbesondere bei der Dienstzeit, − zu lang- und mittelfristigen Planungen, zum Beispiel Jahresund Quartalsausbildungsbefehle (§ 24 Abs. 1 SBG), − zu Freistellungen vom Dienst für die Einheit oder eine Teileinheit (§ 24 Abs. 2 SBG), − zur Festlegung der Tage, an denen kein Dienst geleistet wird (§ 24 Abs. 2 SBG), zum Beispiel Festlegung eines dienstfreien Tages auf einen nationalen Feiertag eines verbündeten Staates in einer bi- oder multinationalen Dienststelle durch Dienstzeitausgleich, 1
Soldatengesetz § 10: Pflichten des Vorgesetzten (4) Er darf Befehle nur zu dienstlichen Zwecken und nur unter Beachtung des Völkerrechts, der Gesetze und der Dienstvorschriften erteilen. (5) Er trägt für seine Befehle die Verantwortung. Befehle hat er in der den Umständen angemessenen Weise durchzusetzen.
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−
zur Einteilung von Soldatinnen oder Soldaten zu Sonder- und Zusatzdiensten 1 (§ 24 Abs. 2 SBG); zu den Sonderdiensten gehört auch ein Arbeitseinsatz für einen einmaligen Anlass,
−
zur Festlegung von Zielen und Inhalten der politischen Bildung (§ 24 Abs. 3 SBG),
−
zu Fragen, die das Leben in der militärischen Gemeinschaft 2, die Besucherregelung, die Ausgestaltung der Unterkünfte, der Gemeinschaftsräume und des Außenreviers betreffen und
−
zur Auswirkung von Befehlen oder sonstiger Maßnahmen vorgesetzter Kommandobehörden oder Standortältesten, die die Disziplinarvorgesetzten umsetzen wollen (§ 21 Abs. 1 SBG).
(2) in Personalangelegenheiten a.
1 2
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auf Antrag der betroffenen Soldatin oder des betroffenen Soldaten −
bei Versetzungen, mit Ausnahme der Versetzung im Anschluss an die Allgemeine Grundausbildung und im Rahmen festgelegter Ausbildungsgänge (§ 23 Abs. 1 Nr. 1 SBG),
−
bei Kommandierungen mit einer Dauer von über drei Monaten, ausgenommen bei Lehrgängen (§ 23 Abs. 1 Nr. 2 SBG),
−
bei Anträgen auf Statuswechsel in das Dienstverhältnis einer Berufssoldatin oder eines Berufssoldaten oder einer Soldatin auf Zeit oder eines Soldaten auf Zeit (§ 23 Abs. 1 Nr. 3 SBG),
−
bei Wechsel auf einen anderen Dienstposten (§ 23 Abs. 1 Nr. 4 SBG),
−
bei Maßnahmen, die der Erweiterung der persönlichen Kenntnisse und Fähigkeiten dienen, ohne zu einem qualifizierten Abschluss zu führen (§ 23 Abs. 1 Nr. 5 SBG),
−
bei vorzeitiger Beendigung des Dienstverhältnisses, sofern das Soldaten- oder Wehrpflichtgesetz einen Ermessensspielraum einräumen (§ 23 Abs. 1 Nr. 6 SBG),
ZDv 10/5 ,,Leben in der militärischen Gemeinschaft’’ Nr. 224 ff. und ZDv 14/3 ,,Erzieherische Maßnahmen’’, B 151 Nr. 703 (→ C 71) ZDv 10/5 ,,Leben in der militärischen Gemeinschaft’’
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−
b.
beim Verbleiben im Dienst über die besonderen Altersgrenzen des § 44 Abs. 2 in Verbindung mit § 45 Abs. 2 des Soldatengesetzes hinaus (§ 23 Abs. 1 Nr. 7 SBG), − bei Anträgen auf Sonderurlaub, Laufbahnwechsel, Genehmigung von Nebentätigkeiten oder bei Widerruf der Genehmigung (§ 23 Abs. 1 Nr. 8 SBG), − bei Anträgen auf Teilzeitbeschäftigung nach § 30a des Soldatengesetzes und Anträgen auf Betreuungsurlaub nach § 28 Abs. 5 des Soldatengesetzes (§ 23 Abs. 1 Nr. 9 SBG) sowie − bei individueller Gewährung von Freistellung vom Dienst (§ 24 Abs. 4 SBG). ohne Antrag bei der Auswahl von Soldatinnen oder Soldaten ihres Wahlbereichs für Beförderungen oder Einweisungen bis einschließlich der Besoldungsgruppe A 15, bei denen die nächsten Disziplinarvorgesetzten ein Auswahlermessen haben (§ 23 Abs. 3 SBG).
(3) in Disziplinarangelegenheiten − vor Verhängung einer Disziplinarmaßnahme, sofern die Soldatin oder der Soldat nicht widerspricht (§ 27 Abs. 1 SBG), − vor Einleitung eines gerichtlichen Disziplinarverfahrens, sofern die Soldatin oder der Soldat nicht widerspricht (§ 27 Abs. 2 SBG), − vor Erteilung einer Förmlichen Anerkennung (§ 28 Abs. 2 SBG) sowie − vor Rücknahme einer Förmlichen Anerkennung gem. § 14 der Wehrdisziplinarordnung (§ 28 Abs. 3 SBG). Das Ergebnis der Anhörung der Vertrauensperson ist der Soldatin oder dem Soldaten vor dessen Anhörung nach § 14 Abs. 1 der Wehrdisziplinarordnung bekannt zu geben. (4) in Betreuungs- und Fürsorgeangelegenheiten − zu den Themen, welche über die Mitbestimmungstatbestände gem. § 25 Abs. 3 SBG hinausgehen (§ 25 Abs. 4 SBG). Das können z. B. sein: Anregungen zur − Nutzung von Betreuungseinrichtungen, − Beschaffung von Freizeitmaterial und Sportgeräten, − Beschaffung von Literatur für die Truppenbücherei, − Bildung freiwilliger Arbeitsgruppen und − Durchführung von Werk-, Schul-, Fürsorge- und Betreuungsfahrten. 937
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(5) in anderen Angelegenheiten − vor Vorschlag an die zuständige Stelle, jemanden mit einem Bestpreis auszuzeichnen, das Ehrenzeichen der Bundeswehr oder einen Orden, z. B. Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland, zu verleihen (§ 29 SBG), − in Beschwerdeangelegenheiten nach der Wehrbeschwerdeordnung, in Personalangelegenheiten jedoch nur auf Antrag der Beschwerdeführerin oder des Beschwerdeführers (§ 30 SBG) sowie − in den in den Nummern 244 bis 248 enthaltenen weiteren Anhörungstatbeständen (Betreuungs- und Fürsorgeangelegenheiten, Wohnen in der Gemeinschaftsunterkunft, Schadensbericht, Soldatenhilfswerk und Sozialplan). 231. Abstufung in der Beteiligung Die Anhörung der Vertrauenspersonen ist zwingend vorgeschrieben − bei allen Angelegenheiten des Dienstbetriebes gem. Nr. 230 (1), − in Disiziplinarangelegenheiten gem. Nr. 230 (3) bei allen vorgesehenen Disziplinarmaßnahmen und gerichtlichen Disziplinarverfahren, wenn die Betroffenen nicht widersprechen und − in Betreuungs- und Fürsorgeangelegenheiten gem. Nr. 230 (4). Die Anhörung der Vertrauenspersonen ist zwingend auf Antrag der oder des Betroffenen − bei Beschwerden in Personalangelegenheiten gem. Nr. 230 (2) a.). Die Anhörung der Vertrauenspersonen soll erfolgen − in allen Personalangelegenheiten gem. Nr. 230 (2), − bei Vorschlag zur Vergabe von Bestpreisen, Verleihung des Ehrenzeichens der Bundeswehr und Orden und − zu Beschwerden gem. Wehrbeschwerdeordnung, außer Beschwerden in Personalangelegenheiten. 232. Sollbeteiligung der Vertrauenspersonen Die Sollbeteiligung der Vertrauenspersonen nach Nr. 231 lässt den Disziplinarvorgesetzten nur einen engen Ermessensspielraum, wenn sie auf die Beteiligung der Vertrauenspersonen verzichten wollen oder müssen. In aller Regel ist soll als muss zu verstehen. Nur in begründbaren Einzelfällen, wenn die Situation sofortiges Handeln erfordert und Vertrauenspersonen nicht oder nicht recht938
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zeitig gehört werden können, dürfen die Disziplinarvorgesetzten von der Beteiligung absehen. 233. Unterrichtungspflicht bei Absehen von der Anhörung Wurden Vertrauenspersonen in begründeten Einzelfällen nicht angehört, unterrichten die Disziplinarvorgesetzten die Vertrauenspersonen so schnell wie möglich über die Maßnahme und die von ihnen getroffenen Entscheidungen. 234. Erläuterung zu Anhörungsrechten Die Nrn. 235−248 erläutern Möglichkeiten und Einschränkungen von Anhörungsrechten. 235. Anhörung zu Personalangelegenheiten Bei Personalangelegenheiten gem. § 23 Abs. 1 Nr. 1.−9. (Nr. 230 (2) a.) sollen Vertrauenspersonen auf Antrag der betroffenen Soldatin oder des betroffenen Soldaten angehört werden; das betrifft die Personalmaßnahme als solche sowie auch deren beabsichtigte Ablehnung. Das setzt voraus, dass die Soldatin oder der Soldat über die Möglichkeit der Beteiligung der Vertrauensperson unterrichtet wird. Diese Information hat in Form einer schriftlichen Belehrung zu Beginn der Dienstzeit zu erfolgen (§ 23 Abs. 1 SBG, Muster Anlage 14). Den Belehrten ist eine Ausfertigung der Belehrung auszuhändigen. Sind Vertrauenspersonen auf Antrag der Betroffenen gehört worden, teilen die Disziplinarvorgesetzten den Personal bearbeitenden Stellen die Stellungnahme der jeweiligen Vertrauensperson mit. Diese sind in die Personalentscheidung einzubeziehen (§ 23 Abs. 2 SBG); das bedeutet, die Personal bearbeitenden Stellen müssen sich mit den Stellungnahmen der Vertrauenspersonen auseinander setzen. 236. Anhörung in Disziplinarangelegenheiten Die Anhörung der Vertrauenspersonen soll unter anderem dazu beitragen, − die Persönlichkeit disziplinar zu würdigender Soldatinnen und Soldaten, − ihre bisherige Führung und − ihre Beweggründe richtig zu beurteilen. Die Beteiligung erfolgt sowohl im Interesse der Soldatin oder des Soldaten als auch zur Objektivierung des Verfahrens. 939
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Die Anhörung muss zeitnah, im Regelfall innerhalb von zwei Wochen, zur Disziplinarmaßnahme liegen. Sie findet nach Abschluss aller Ermittlungen vor der abschließenden Anhörung der Soldatin oder des Soldaten statt. Sie muss vor Verhängung der Disziplinarmaßnahme oder vor Einreichung des Arrestantrages beim zuständigen Truppendienstgericht wiederholt werden, wenn sich aus der abschließenden Anhörung neue Tatsachen ergeben, oder ein enger zeitlicher Zusammenhang zwischen Anhörung der Vertrauensperson und Verhängung der Disziplinarmaßnahme nicht mehr besteht. Die Anhörung der Vertrauensperson zur Person, zum Sachverhalt und zum Disziplinarmaß sollen die zuständigen Disziplinarvorgesetzten zur Gewinnung eines unmittelbaren Eindrucks stets selbst vornehmen. In den Fällen, in denen die Anhörung durch die Disziplinarvorgesetzten mit einem unverhältnismäßigen Zeit- oder Kostenaufwand verbunden wäre, kann die Anhörung unterstellten Offizieren übertragen werden. 237. Einfache Disziplinarmaßnahmen Beabsichtigen Disziplinarvorgesetzte gegen eine Soldatin oder einen Soldaten eine Disziplinarmaßnahme zu verhängen, ist die Vertrauensperson der Soldatin oder des Soldaten anzuhören. Gegen diese Anhörung besteht ein Widerspruchsrecht. Auf dieses ist hinzuweisen. Widerspricht die Soldatin oder der Soldat, unterbleibt ausnahmsweise jegliche Beteiligung der Vertrauensperson in dieser Disziplinarangelegenheit. Widerspricht die Soldatin oder der Soldat der Anhörung nicht, sind der Vertrauensperson vor Beginn der Anhörung der Sachverhalt, welcher der beabsichtigten disziplinaren Ahndung zugrunde liegt, und die beabsichtigte Disziplinarmaßnahme nach Art und Höhe mitzuteilen. Vor Mitteilung des Sachverhaltes ist die Vertrauensperson ausdrücklich auf ihre Schweigepflicht (§ 8 SBG und Nr. 224) hinzuweisen. Die Disziplinarvorgesetzten haben dafür Sorge zu tragen, dass die Vertrauenspersonen Gelegenheit erhalten, sich mit dem Sachverhalt und der betroffenen Person im persönlichen Gespräch vertraut zu machen. In der Anhörung äußert sich die Vertrauensperson − zur Person, insbesondere zum Allgemeinverhalten, zum Ansehen im Kameradenkreis und, soweit ihr bekannt ist, zu ihren oder seinen persönlichen Verhältnissen, − zum Sachverhalt, insbesondere zu Auswirkungen der Tat im Kameradenkreis oder in der Öffentlichkeit, zu Hintergründen und Motiven des Verhaltens sowie 940
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−
zum beabsichtigten Disziplinarmaß, indem sie zu Art und Höhe Stellung nimmt. Über die Anhörung ist eine Niederschrift (Anlage 7) anzufertigen, die zu den Ermittlungsakten zu nehmen ist (§ 27 Abs. 4 SBG und Nr. 229). Ergeben sich aus der Anhörung der Vertrauensperson neue Tatsachen, sind diese der Soldatin oder dem Soldaten zu eröffnen. Gem. § 4 WDO ist das Ergebnis der Anhörung der Vertrauensperson der Soldatin oder dem Soldaten vor dem Schlussgehör bekannt zu geben. Widerspricht die Soldatin oder der Soldat der Anhörung der Vertrauensperson oder ist eine Vertrauensperson nicht gewählt oder verweigert sie die Anhörung, ist dies aktenkundig zu machen. Regelmäßig genügt der entsprechende Vermerk auf der Disziplinarverfügung bzw. auf dem Antrag nach § 40 WDO. 238. Gerichtliches Disziplinarverfahren Beabsichtigt die Einleitungsbehörde gegen eine Soldatin oder einen Soldaten ein gerichtliches Disziplinarverfahren einzuleiten, ist die Vertrauensperson anzuhören. Die Soldatin oder der Soldat hat gegen die Anhörung der Vertrauensperson ein Widerspruchsrecht. Auf dieses ist hinzuweisen. Widerspricht die Soldatin oder der Soldat, unterbleibt ausnahmsweise jegliche Beteiligung der Vertrauensperson in diesem Disziplinarverfahren. Widerspricht die Soldatin oder der Soldat nicht, ist der Vertrauensperson vor Beginn der Anhörung der Sachverhalt bekannt zu geben. In der Anhörung äußert sich die Vertrauensperson nach Maßgabe der Nr. 237 zur Person und zum Sachverhalt (§ 27 Abs. 2 SBG). Sie kann sich auch dazu äußern, ob sie die Einleitung des gerichtlichen Disziplinarverfahrens für geboten hält oder eine anderweitige Ahndung, insbesondere eine einfache Disziplinarmaßnahme oder eine Erzieherische Maßnahme, für ausreichend erachtet. Die Anhörung erfolgt durch die Einleitungsbehörde. Diese kann im Rahmen von Vorermittlungen auch die Wehrdisziplinaranwältin oder den Wehrdisziplinaranwalt um Anhörung ersuchen.1 Über die Anhörung ist eine Niederschrift (Anlage 7) anzufertigen, die zu den Ermittlungsakten zu nehmen ist (§ 27 Abs. 4 SBG und Nr. 229). Das Ergebnis der Anhörung ist der Soldatin oder dem Soldaten vor der Anhörung gem. §§ 4, 93 Abs. 1 Satz 2 WDO bekannt zu geben. 1
ZDv 14/3 ,,Wehrdisziplinarordnung und Wehrbeschwerdeordnung’’ B 101 § 92 Abs. 1 WDO (→ C 10)
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Widerspricht die Soldatin oder der Soldat der Anhörung der Vertrauensperson oder ist eine Vertrauensperson nicht gewählt oder verweigert sie die Anhörung, ist dies aktenkundig zu machen und zu den Ermittlungsakten zu nehmen. 239. Akteneinsichtsrecht Bei einfachen Disziplinarmaßnahmen oder gerichtlichen Disziplinarmaßnahmen besteht ein Akteneinsichtsrecht der Vertrauenspersonen in die Unterlagen, z. B. Vernehmungsniederschriften, nur, wenn alle von dem Disziplinarverfahren betroffenen Soldatinnen oder Soldaten ihre Einwilligung hierzu gegeben haben (§ 27 Abs. 3 SBG). Die Einwilligung ist zum Disiziplinarvorgang zu nehmen. Die Akteneinsicht ist während der Dienstzeit in den Diensträumen vorzunehmen. Ein Recht zur Anfertigung von Abschriften oder Ablichtungen besteht nicht. 240. Förmliche Anerkennung Zur zwingend vorgeschriebenen Anhörung anlässlich einer förmlichen Anerkennung oder ihrer Rücknahme sind den Vertrauenspersonen vorab der Sachverhalt und die Gründe durch die Disziplinarvorgesetzten mitzuteilen (§ 28 Abs. 1 und 2 SBG). Bei der Anhörung können sich Vertrauenspersonen auch dazu äußern, ob und wie die förmliche Anerkennung oder ihre Rücknahme im Kameradenkreis nach ihrer Auffassung verstanden oder gewertet würde. 241. Bestpreis, Ehrenzeichen, Orden Vor Vergabe von Bestpreisen, Auszeichnungen mit Ehrenzeichen der Bundeswehr oder Orden unterrichten Disziplinarvorgesetzte die jeweiligen Vertrauenspersonen über die beabsichtigten Maßnahmen und ihre Gründe und hören sie dazu an. Die Anhörung erfolgt regelmäßig durch die Disziplinarvorgesetzten der Soldatinnen oder Soldaten, denen eine Auszeichnung verliehen werden soll (§ 29 SBG). Auch die Überreichung eines Buches an eine Soldatin oder einen Soldaten durch Vorgesetzte, z. B. bei einer Jahresabschlussfeier, ist eine Vergabe eines Bestpreises. Die Vertrauenspersonen sollen daher angehört werden, unabhängig davon, ob die Disziplinarvorgesetzten die Anhörung für sinnvoll halten oder ob sie im Auftrag oder mit Zustimmung vorgesetzter Stellen handeln. 242. Beschwerden Betrifft eine Wehrbeschwerde (§ 30 SBG) Fragen des Dienstbetriebes, der Fürsorge, der Berufsförderung oder der außerdienstlichen 942
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Betreuung und Freizeitgestaltung sowie dienstliche Veranstaltungen geselliger Art, soll die Vertrauensperson der Beschwerdeführerin oder des Beschwerdeführers angehört werden. Erfolgt die Beschwerde wegen einer persönlichen Kränkung, soll daneben auch die Vertrauensperson derjenigen, gegen die sich die Beschwerde richtet, angehört werden. Gehören beide derselben Wählergruppe an, wird ihre gemeinsame Vertrauensperson angehört. Die Anhörung der Vertrauensperson bei Beschwerden in Personalangelegenheiten erfolgt nur auf Antrag der Beschwerdeführerin oder des Beschwerdeführers. Die für die Beschwerdebearbeitung zuständigen Disziplinarvorgesetzten führen die Anhörung durch. In den Fällen, in denen die Anhörung mit einem unverhältnismäßigen Zeit- und Kostenaufwand verbunden wäre, kann die Anhörung unterstellten Offizieren übertragen werden. In Beschwerdeverfahren nach der Wehrbeschwerdeordnung kann die Vertrauensperson von der Beschwerdeführerin oder vom Beschwerdeführer als Vermittlerin oder Vermittler gewählt werden. Ist die Vertrauensperson im Falle einer persönlichen Kränkung als Vermittlerin oder Vermittler tätig geworden, kann sie, wenn eine Einigung nicht zustande kommt und der Beschwerdeweg gewählt wird, wegen unwiderleglich vermuteter Befangenheit im Weiteren nicht angehört werden. Es ist so zu verfahren, als sei sie verhindert; nach § 13 SBG treten Stellvertreter ein (§§ 30 und 31 Abs. 1 und 2 SBG). 243. Besondere Erzieherische Maßnahmen Im Rahmen der gegenseitigen vertrauensvollen Zusammenarbeit können Disziplinarvorgesetzte Vertrauenspersonen auch bei Verhängung von Besonderen Erzieherischen Maßnahmen anhören, soweit der gebotene enge zeitliche Zusammenhang zwischen der Maßnahme und dem Anlass dadurch nicht aufgehoben wird. 244. Anhörung in Betreuungs- und Fürsorgeangelegenheiten Vertrauenspersonen sind in allen Fragen der Betreuung und Fürsorge, die über die Mitbestimmungstatbestände gem. § 25 Abs. 3 SBG hinausgehen, anzuhören (§ 25 Abs. 4 SBG). Die Ereignisse ergeben sich aus dem Zusammenleben in der militärischen Gemeinschaft und können vielfältiger Natur sein. Die 943
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Nrn. 230, 245−248 erläutern daher nur Beispiele aus der Gesamtheit der Möglichkeiten. 245. Wohnen in der Gemeinschaftsunterkunft Beantragen Soldatinnen oder Soldaten ihre Befreiung von der Verpflichtung zum Wohnen in der Gemeinschaftsunterkunft 1 oder ist beabsichtigt, solche Befreiungen zu widerrufen, sind Vertrauenspersonen vor der Entscheidung anzuhören. 246. Ersatzansprüche Die Vertrauensperson ist über die Geltendmachung von Ersatzansprüchen gegen Soldatinnen oder Soldaten, insbesondere zu deren wirtschaftlichen Verhältnissen, anzuhören, sofern diese es beantragen. ...
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Anlage 7
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Unmittelbarer Zwang
§1
Unmittelbarer Zwang Gesetz ber die Anwendung unmittelbaren Zwanges und die Ausbung besonderer Befugnisse durch Soldaten der Bundeswehr und verbndeter Streitkrfte sowie zivile Wachpersonen (UZwGBw) Vom 12. August 1965 BGBl. I S. 796, Neuabdruck VMBl 1999 S. 44; ZDv 14/9 Zuletzt gendert durch Gesetz vom 21. Dezember 2007 BGBl. I S. 3198 (3210) Die Ausfhrungsbestimmungen (Stand: nd. 4 vom 16. 03. 2006) der ZDv 14/9 „Unmittelbarer Zwang und besondere Befugnisse“ sind jeweils nach den Paragraphen des Gesetzes eingefgt. Erlass „Schutz von Veranstaltungen . . .“ R VMBl 2000 S. 177 Literatur-Hinweise: 1. Heinen, „Der Schutz verbndeter Streitkrfte in Deutschland durch das UZwGBw“, in NZWehrr 04, 187 2. Heinen, Rechtsgrundlagen Feldjgerdienst. Mit Erluterungen des UZwGBw, Einsatzgrundlagen im In- und Ausland, Regensburg, 9. Aufl. 2010 (Walhalla Fachverlag) 3. Schubert, „Polizeirechtliche Befugnisse der Streitkrfte – Eine fallorientierte Einfhrung in das Gesetz ber die Anwendung unmittelbaren Zwanges in der Bundeswehr (UZwGBw)“ in UBWV 2008, 209, 310
1. Abschnitt Allgemeine Vorschriften § 1
Berechtigte Personen
(1) Soldaten der Bundeswehr, denen militrische Wach- oder Sicherheitsaufgaben bertragen sind, sind befugt, in rechtmßiger Erfllung dieser Aufgaben nach den Vorschriften dieses Gesetzes Personen anzuhalten, zu berprfen, vorlufig festzunehmen und zu durchsuchen, Sachen sicherzustellen und zu beschlagnahmen und unmittelbaren Zwang gegen Personen und Sachen anzuwenden. (2) Soldaten verbndeter Streitkrfte, die im Einzelfall mit der Wahrnehmung militrischer Wach- oder Sicherheitsaufgaben betraut werden kçnnen, unterstehen vom Bundesminister der Ver946
Unmittelbarer Zwang § 1
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teidigung bestimmten und diesem für die Wahrnehmung des Wach- oder Sicherheitsdienstes verantwortlichen Vorgesetzten, sie können dann die Befugnisse nach diesem Gesetz ausüben. (3) Wer, ohne Soldat zu sein, mit militärischen Wachaufgaben der Bundeswehr beauftragt ist (zivile Wachperson), hat in rechtmäßiger Erfüllung dieser Aufgaben die Befugnisse nach diesem Gesetz, soweit sie ihm durch das Bundesministerium der Verteidigung oder eine von diesem bestimmte Stelle übertragen werden. Zivile Wachpersonen, denen Befugnisse nach diesem Gesetz übertragen werden, müssen daraufhin überprüft werden, ob sie persönlich zuverlässig, körperlich geeignet und im Wachdienst ausreichend vorgebildet sind sowie gute Kenntnisse der Befugnisse nach diesem Gesetz besitzen. Sie sollen das 20. Lebensjahr vollendet und das 65. Lebensjahr nicht überschritten haben. AB: Kapitel 1
Berechtigte Personen I. Soldaten mit Wach- oder Sicherheitsaufgaben (zu § 1 Abs. 1 UZwGBw)
1. Wachaufgaben sind Soldaten übertragen, die Wachdienst − nach der ZDv 10/6 VS-NfD „Der Wachdienst in der Bundeswehr’’, − nach der MDv 160/1 „Bestimmungen für den Dienst an Bord’’ (Heft 3 „Wachdienst und militärische Sicherheit’’) leisten. 2. Sicherheitsaufgaben sind Soldaten übertragen, − die im Feldjägerdienst stehen 1, − die Angehörige von Transportbegleitkommandos sind, − die sonstige Sicherheitsaufgaben auf Befehl wahrnehmen (Nummer 3). 3. Offiziere und Unteroffiziere mit Portepee können Soldaten, die ihrer Befehlsbefugnis unterstehen, durch Befehl Sicherheitsaufgaben übertragen, wenn dies zur Erfüllung dienstlicher Aufgaben erforderlich ist. Vor der Übertragung ist sicherzustellen, dass die Soldaten für ihre besondere Aufgabe ausgebildet sind. Die übertragene Sicherheitsaufgabe und die Art ihrer Durchführung sind so genau zu bezeichnen, wie es die Lage zulässt. Bei der Übertragung ist ausdrücklich darauf hinzuweisen, dass Befugnisse nach 1
ZDv 75/100 VS-NfD „Die Feldjäger in der Bundeswehr’’
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dem UZwGBw auszuüben sind. Sind in Notfällen militärische Vorgesetzte nach Satz 1 nicht erreichbar, so können unter den gleichen Voraussetzungen wie diese auch andere militärische Vorgesetzte Sicherheitsaufgaben übertragen. II. Soldaten verbündeter Streitkräfte (zu § 1 Abs. 2 UZwGBw) 3a. Die Übertragung von Wach- oder Sicherheitsaufgaben auf Soldaten verbündeter Streitkräfte unterliegt dem Vorbehalt verbürgter Gegenseitigkeit, d. h. die verbündete Nation muss für diese Aufgaben den deutschen Soldaten die gleichen Befugnisse wie den eigenen Soldaten eingeräumt haben. Verbündete Nationen, die diese Voraussetzung erfüllen, sind in Anlage 6 aufgeführt. III. Zivile Wachpersonen mit militärischen Wachaufgaben (zu § 1 Abs. 3 UZwGBw) 4. Zur Übertragung von Befugnissen nach dem UZwGBw auf zivile Wachpersonen sind jeweils für den Zuständigkeitsbereich ihrer Dienststellen (1) das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung, (2) die Wehrbereichsverwaltungen, (3) die Leiter der nachgeordneten Dienststellen des Bundesamtes für Wehrtechnik und Beschaffung, (4) die Leiter der Standortverwaltungen, (5) die höheren Kommandobehörden der Marine, soweit es zivile Wachpersonen für zivilbesetzte Hilfsschiffe und Boote der Marine betrifft, ermächtigt. 5. Befugnisse nach dem UZwGBw sind nur Personen zu übertragen, die (1) persönlich zuverlässig und körperlich geeignet sind (Nummer 7), (2) im Wachdienst ausreichend vorgebildet sind (Nummer 9), (3) ihre Befugnisse nach dem UZwGBw genau kennen (Nummer 10), (4) das 20. Lebensjahr vollendet und das 65. Lebensjahr nicht überschritten haben (Nummer 12). 6. Die nach Nummer 4 ermächtigte Stelle hat zivile Wachpersonen gewerblicher Bewachungsunternehmen außerdem besonders auf die gewissenhafte Erfüllung ihrer Obliegenheiten nach den 948
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Vorschriften des Gesetzes ber die fçrmliche Verpflichtung nichtbeamteter Personen (Verpflichtungsgesetz = Artikel 42 des Einfhrungsgesetzes zum Strafgesetzbuch [EGStGB] vom 2. Mrz 1974, BGBl I S. 469, gendert durch § 1 Nr. 4 des Gesetzes vom 15. August 1974 – BGBl I S. 1942) zu verpflichten. 71. Die nach Nummer 4 ermchtigte Stelle hat die persçnliche Zuverlssigkeit und die kçrperliche Eignung einer Person vor ihrem erstmaligen Einsatz als zivile Wachperson im Dienst der Bundeswehr oder als Angehçrigen eines gewerblichen Bewachungsunternehmens bei der Bundeswehr zu prfen. Fr zivile Wachpersonen im Dienst der Bundeswehr gilt der Erlass „Verwendung der Arbeitnehmer im Bereich des Bundesministers der Verteidigung nach ihrem kçrperlichen Zustand und ihrer gesundheitlichen Eignung“ vom 8. November 1968 (VMBl 1969 S. 67, gendert durch Erlass vom 22. Januar 1974, VMBl S. 18). Fr die Sicherheitsberprfung der Personen, die fr den Wachdienst vorgesehen sind, gelten die Kapitel 24 bis 29 der ZDv 2/30 VS-NfD. 8. Der Kasernenkommandant, in dessen Liegenschaft die Person im Wachdienst eingesetzt werden soll, oder der einem Kasernenkommandanten gleichgestellte Vorgesetzte oder Dienststellenleiter (in dieser Dienstvorschrift auch mit der Bezeichnung „Kasernenkommandant“ erfasst) 1 ist bei Maßnahmen nach Nummer 7 zu beteiligen. Gegen seinen nach Nummer 7 begrndeten Widerspruch ist der Einsatz einer Person im Wachdienst nicht zulssig. 9. Durch die Vorbildung im Wachdienst muss die Fhigkeit vermittelt worden sein, dass die zivile Wachperson das erworbene Wissen in selbstndiges und zweckmßiges praktisches Handeln bei den im Wachdienst auftretenden Situationen umsetzen kann. Vor allem muss sie die fr den Wachdienst vorgesehenen Schusswaffen sicher handhaben kçnnen. Der Kasernenkommandant oder ein von ihm Beauftragter hat zu prfen, ob eine fr den Wachdienst vorgesehene Person ausreichend vorgebildet ist. Erweist die Prfung, dass die Vorbildung fr den Wachdienst nicht ausreicht, oder steht dies ohne Prfung fest, so veranlasst der Kasernenkommandant eine entsprechende Ausbildung mit anschließender Prfung. 10. Entsprechend der Nummer 9 sind auch die erforderlichen Kenntnisse ber die Befugnisse nach dem UZwGBw festzustellen, ggf durch Ausbildung zu vermitteln und zu prfen. 11. Die nach Nummer 4 ermchtigte Stelle hat – ggf auf Grund entsprechender Mitteilungen des Kasernenkommandanten – alle 1
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im Hinblick auf die Nummern 5 bis 10 wesentlichen Feststellungen und die Prüfungsergebnisse aktenkundig zu machen. 12. Von der festgelegten Höchstaltersgrenze nach Nummer 5 (4) kann nur in Fällen besonders dringenden Personalbedarfs, der anders nicht gedeckt werden kann, abgewichen werden. Zivile Wachpersonen im Dienst der Bundeswehr, die ihr 65. Lebensjahr vollendet haben, sind nicht mehr zum Streifendienst heranzuziehen. 13. Die ermächtigte Stelle überträgt Befugnisse nach dem UZwGBw − auf eine zivile Wachperson im Dienst der Bundeswehr durch Aushändigung eines Dienst- und Waffenausweises nach Anlage 1, − auf eine zivile Wachperson gewerblicher Bewachungsunternehmen durch Aushändigung eines Sonder- und Waffenausweises nach Anlage 2. Der Ausweis ist gegen Empfangsbestätigung auszuhändigen. 14. Die Befugnisse nach dem UZwGBw dürfen nur bei der Wahrnehmung einer militärischen Wachaufgabe ausgeübt werden, die sich nach dem für die Wachperson geltenden Wachauftrag und nach der Besonderen Wachanweisung bestimmt und nach Zeit und Ort in der Wacheinteilung genau festgelegt ist. Es muss jederzeit nachweisbar sein, für welchen Zeitraum die Wachperson beauftragt war, eine Wachaufgabe wahrzunehmen. 15. Zur zeitlichen Feststellung der Wahrnehmung einer militärischen Wachaufgabe durch eine zivile Wachperson hat − der Wachleiter oder Wachschichtführer − oder, falls ein Wachleiter oder Wachschichtführer nicht vorhanden ist, die zivile Wachperson selbst den genauen Zeitpunkt des Antritts und des Endes des Wachdienstes im Wachmeldebuch einzutragen. 16. Mit dem im Wachmeldebuch festgehaltenen Zeitpunkt des Wachdienstes endet die Berechtigung zur Ausübung von Befugnissen nach dem UZwGBw. 17. Zivile Wachpersonen dürfen nur bei der Wahrnehmung einer militärischen Wachaufgabe im einzelnen folgende Befugnisse ausüben: (1) Erteilung von Einzelweisungen zur Ausführung allgemeiner Anordnungen nach § 2 Abs. 3 UZwGBw, 950
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(2) Anhalten und Personenüberprüfung (§ 4 UZwGBw), (3) weitere Personenüberprüfung (§ 5 UZwGBw) nach Maßgabe der Nummer 45, (4) Durchsuchung, Sicherstellung und vorläufige Beschlagnahme (§ 7 UZwGBw), (5) Maßnahmen wie nach (4) im Zuge einer allgemeinen Anordnung von Durchsuchungen, die eine zuständige Stelle nach § 8 UZwGBw getroffen hat, (6) vorläufige Festnahme nach § 127 Abs. 1 der Strafprozessordnung wegen einer Straftat gegen die Bundeswehr (§ 9 Nr. 3 UZwGBw), (7) Anwendung unmittelbaren Zwanges nach § 9 UZwGBw ohne Schusswaffengebrauch oder erforderlichenfalls mit Schusswaffengebrauch, jedoch nur − in oder aus einem militärischen Sicherheitsbereich oder bewachten militärischen Bereich heraus, − bei der Verfolgung aus einem militärischen Sicherheitsbereich oder bewachten militärischen Bereich. Die Anwendung von Reizstoffen und Explosivmitteln ist zivilen Wachpersonen verboten. 18. In Ausnahmefällen kann die nach Nummer 4 ermächtigte Stelle im Einvernehmen mit dem Kasernenkommandanten bestimmen, dass einer zivilen Wachperson nur Befugnisse in einem gegenüber Nummer 17 eingeschränkten Umfange übertragen sind; insbesondere kann sie den Schusswaffengebrauch ausschließen. Will sie den Schusswaffengebrauch ausschließen, so ist der zivilen Wachperson gegen Empfangsbestätigung eine Mitteilung über den von Nummer 17 abweichenden Umfang von Befugnissen nach dem UZwGBw auszuhändigen. Sofern es nicht erforderlich ist, dieser zivilen Wachperson eine Schusswaffe zur Selbstverteidigung dienstlich bereitzustellen, ist in dem ihr auszuhändigenden Ausweis nach Anlage 1 oder 2 auf der Vorderseite die Bezeichnung „Dienst- und Waffenausweis’’ bzw. „Sonder- und Waffenausweis’’ in „Dienstausweis’’ bzw. „Sonderausweis’’ zu verändern und der sich auf die Ausübung der tatsächlichen Gewalt über eine Schusswaffe beziehende Satz zu streichen. 19. Zivile Wachpersonen sind bei der Wahrnehmung militärischer Wachaufgaben verpflichtet, Dienstbekleidung oder Armbinden, die die Beauftragung mit militärischen Wachaufgaben der Bundeswehr erkannbar machen, zu tragen. Sie dürfen ausgesonderte Polizeiuniformen nicht tragen. 951
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20. Zivile Wachpersonen sind bei der Wahrnehmung militärischer Wachaufgaben verpflichtet, den Dienst- und Waffenausweis bzw. den Sonder- und Waffenausweis mit sich zu führen und Wachvorgesetzten, Feldjägern, Polizeibeamten oder sonst zur Personenkontrolle Befugten auf Verlangen zur Prüfung auszuhändigen. Zivile Wachpersonen gewerblicher Bewachungsunternehmen haben außerdem ihren Personalausweis oder Reisepass mit sich zu führen und diesen den Befugten nach Satz 1 ebenfalls zur Prüfung auszuhändigen. 21. Der Kasernenkommandant ist für die Erhaltung des Ausbildungsstandes der in seinem Dienstbereich eingesetzten zivilen Wachpersonen durch Unterweisungen und vierteljährlich anzusetzende Übungsschießen 1) verantwortlich. 22. Nur bei gegebener Veranlassung kann die ermächtigte Stelle von einem Vertrauensarzt oder dem Gesundheitsamt feststellen lassen, ob eine zivile Wachperson im Dienst der Bundeswehr dienstfähig ist.
§ 2 Militärische Bereiche und Sicherheitsbereiche (1) Militärische Bereiche im Sinne dieses Gesetzes sind Anlagen, Einrichtungen und Schiffe der Bundeswehr und der verbündeten Streitkräfte in der Bundesrepublik. (2) Militärische Sicherheitsbereiche im Sinne dieses Gesetzes sind militärische Bereiche (Absatz 1), deren Betreten durch die zuständigen Dienststellen verboten worden ist, und sonstige Örtlichkeiten, die das Bundesministerium der Verteidigung oder eine von ihm bestimmte Stelle vorübergehend gesperrt hat. Sonstige Örtlichkeiten dürfen vorübergehend gesperrt werden, wenn dies aus Gründen der militärischen Sicherheit zur Erfüllung dienstlicher Aufgaben der Bundeswehr unerlässlich ist; die nächst erreichbare Polizeidienststelle ist hiervon unverzüglich zu unterrichten. Militärische Sicherheitsbereiche müssen entsprechend gekennzeichnet werden. (3) Die zuständigen Dienststellen der Bundeswehr können zur Wahrung der Sicherheit oder Ordnung in militärischen Sicherheitsbereichen für das Verhalten von Personen allgemeine Anordnungen erlassen und die nach diesem Gesetz befugten Personen ermächtigen, Einzelweisungen zu erteilen. 1
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§2
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Militrische Bereiche und militrische Sicherheitsbereiche
I. Verbot des Betretens (zu § 2 Abs. 2 UZwGBw) 23. Fr ausschließlich oder teilweise von den Streitkrften genutzte militrische Bereiche kçnnen Verbote zum Betreten aussprechen: – die Kasernenkommandanten 1) oder die den Kasernenkommandanten gleichgestellten militrischen Vorgesetzten und militrischen Dienststellenleiter 2), – ihre truppendienstlichen Vorgesetzten. 24. Fr ausschließlich von der Bundesverwaltung, der Militrseelsorge oder einem Truppendienstgericht genutzte militrische Bereiche kçnnen Verbote zum Betreten aussprechen: – die Leiter der çrtlich zustndigen Dienststellen der Bundeswehrverwaltung, – ihre Vorgesetzten. Bei Nutzung eines militrischen Bereichs durch mehrere Dienststellen der Bundeswehrverwaltung ist der Dienststellenleiter mit dem hçchsten Amt, bei gleichem Amt derjenige, der dieses am lngsten innehat, fr das Verbot zustndig. 25. Der nach Nummer 23 oder 24 Ermchtigte muss das Verbot auf Verlangen des Leiters einer in dem militrischen Bereich untergebrachten zivilen Dienststelle der Bundeswehr oder des Vorsitzenden einer Truppendienstkammer aussprechen. 26. Betrifft ein Verbot ein Truppendienstgericht oder eine Dienststelle der Militrseelsorge, so bedarf die Besuchsregelung der Zustimmung des Kammervorsitzenden bzw. Leiters der Dienststelle der Militrseelsorge. 27. Das Verbot ist durch Warnungstafeln bekannt zu machen. Mit der Aufstellung der Warnungstafeln ist der militrische Sicherheitsbereich eingerichtet. Die Warnungstafeln haben die Aufschrift „Militrischer Sicherheitsbereich Unbefugtes Betreten verboten! Vorsicht Schusswaffengebrauch!“ ) )
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und tragen einen Hinweis auf die verfügende Stelle. Sofern die Aufschrift älterer Warnungstafeln geringfügig von dem vorgeschriebenen Text abweicht, können derartige Warnungstafeln auch weiterhin verwendet werden. 28. Das Verbot ist dem Standortältesten und der Ortspolizeibehörde anzuzeigen. 29. Der nach Nummer 23 oder 24 Ermächtigte kann das Betreten eines militärischen Bereichs verbieten, ohne jedoch diesen militärischen Bereich zum militärischen Sicherheitsbereich zu erklären. Solche militärischen Bereiche sind durch Warnungstafeln kenntlich zu machen, die die Aufschrift „Militärischer Bereich Unbefugtes Betreten verboten! Zuwiderhandlungen werden verfolgt’’ und einen Hinweis auf die verfügende Stelle tragen. II. Vorübergehende Sperrung sonstiger Örtlichkeiten (zu § 2 Abs. 2 UZwGBw) 30. Zur vorübergehenden Sperrung von Örtlichkeiten außerhalb von Liegenschaften der Bundeswehr zwecks Einrichtung militärischer Sicherheitsbereiche (nachstehend „Sperrung’’ genannt) werden ermächtigt: (1) die Kommandeure, die Einheitsführer, die Kommandanten von Schiffen und Booten, die Leiter von Dienststellen der Streitkräfte, (2) die Zugführer und Vorgesetzten in entsprechender Dienststellung, (3) die Führer einer Feldjägerstreife, (4) die bei einer Naturkatastrophe oder bei einem besonders schweren Unglücksfall nach Artikel 35 Abs. 2 Satz 2 und Abs. 3 oder zur Abwehr einer drohenden Gefahr nach Artikel 87a Abs. 4 des Grundgesetzes eingesetzten militärischen Vorgesetzten, (5) im Verteidigungs- und im Spannungsfall alle im Dienst befindlichen militärischen Vorgesetzten. 31. Soweit Örtlichkeiten gemäß § 83 in Verbindung mit § 68 Abs. 2 Nr. 1 bis 5 und § 70 Abs. 1 Satz 1 des Bundesleistungsgesetzes gesperrt sind, sind militärische Vorgesetzte nach Nummer 30 befugt, sie zu militärischen Sicherheitsbereichen zu erklären. 954
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32. Mit der Sperrung ist der nach Nummer 30 Ermächtigte Wachvorgesetzter im Sinne der §§ 5 und 6 UZwGBw. Er kann im Bedarfsfall zu seiner Unterstützung am Ort der Sperrung, insbesondere auch zur Erfüllung der Pflichten nach den Nummern 36 bis 39, ihm unterstellte Soldaten zu Wachvorgesetzten bestimmen. 33. Zivile Wachpersonen sind für Wachaufgaben in gesperrten sonstigen Örtlichkeiten nicht heranzuziehen. 34. Vor jeder Sperrung ist die dienstliche Notwendigkeit mit den Belangen der Allgemeinheit und mit den Interessen der durch die Sperrung Betroffenen sorgfältig abzuwägen. Eine Sperrung ist nur dann zulässig, wenn sich der Zweck auf andere Weise nicht oder nur mit unverhältnismäßigen Mitteln erreichen lässt. Die Sperrung ist nach Umfang und Zeitdauer auf das unumgängliche Maß zu beschränken. 35. Die Sperrung muss erkennbar sein. Neben Posten oder Warnungstafeln können zum Absperren je nach Lage geeignete Hilfsmittel, z. B. Trassierbänder, Seile, Draht, Spanische Reiter, verwendet werden. Die Aufschrift auf Warnungstafeln kann auch vom Text gemäß Nummer 27 abweichen. 36. Ist feststellbar, welche Eigentümer oder sonstigen Dauernutzer eines Grundstückes von der Sperrung betroffen sind, so ist diesen die Sperrung bekannt zu geben. Der genaue Zeitpunkt der Bekanntgabe und der Name desjenigen, dem die Sperrung bekannt gegeben wurde, ist nach Möglichkeit schriftlich zu vermerken. 37. Die zuständige Polizeidienststelle ist unverzüglich über Anlass, Ort und Zeitpunkt des Beginns der Sperrung sowie auch später oder ggf gleichzeitig über den Zeitpunkt des Endes der Sperrung zu unterrichten. 38. Die Sperrung ist dem örtlich zuständigen Verteidigungskreiskommando zu melden. Die Meldung muss Angaben enthalten über (1) die genaue Lage der gesperrten Örtlichkeiten unter Beifügung einer Skizze, (2) Beginn und Ende der Sperrung, (3) Anlaß der Sperrung nach den in § 2 Abs. 2 Satz 2 UZwGBw genannten Voraussetzungen, (4) Wachvorgesetzte nach Nummer 32, (5) gegebenenfalls in die Sperrung einbezogene Privatgrundstücke (geschätzte Größe, Nutzungsart), (6) gegebenenfalls Betroffene (Eigentümer oder Dauernutzer) mit Namen und Adresse. 955
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Unmittelbarer Zwang § 3
Wenn Angaben nach (5) und (6) zu melden sind, hat das Verteidigungskreiskommando der zuständigen Wehrbereichsverwaltung eine Durchschrift der gesamten Meldung unmittelbar zu übersenden. 39. Wenn Betroffene deutlich zu erkennen gegeben haben, dass sie voraussichtlich Entschädigungsansprüche nach § 20 UZwGBw stellen werden, ist ihnen die Anschrift der zuständigen Wehrbereichsverwaltung mitzuteilen. III. Allgemeine Anordnungen nach § 2 Abs. 3 UZwGBw 40. Die nach Nummer 23, 24 oder 30 Ermächtigten sind auch ermächtigt, allgemeine Anordnungen für militärische Sicherheitsbereiche zu erlassen. Die Anordnungen sind auf das für die Wahrung der Sicherheit und Ordnung unerlässliche Maß zu beschränken. 41. Allgemeine Anordnungen sind auf geeignete Weise den betroffenen Soldaten, Richtern, Beamten und Arbeitnehmern sowie durch einen für jeden Besucher sichtbaren Anschlag an jeder Kontrollstelle bekannt zu geben. Sie tragen einen Hinweis auf die verfügende Stelle. 42. Hiermit ist allgemein angeordnet, dass das Verhalten der Teilnehmer am Straßenverkehr in militärischen Sicherheitsbereichen den Vorschriften der Straßenverkehrsordnung zu entsprechen hat. Sofern für einzelne militärische Sicherheitsbereiche oder für bestimmte Arten von Anlagen Abweichungen zwingend geboten sind, wird dies durch Dienstvorschriften geregelt oder vom Kasernenkommandanten angeordnet. Die Bekanntgabe der Verkehrsregelung nach Satz 1 geschieht durch ein Schild oder einen Anschlag: „Hier gilt die StVO.’’ Auf Abweichungen im Sinne von Satz 2 ist deutlich erkennbar hinzuweisen.
§ 3 Straftaten gegen die Bundeswehr (1) Straftaten gegen die Bundeswehr im Sinne dieses Gesetzes sind Straftaten gegen 1. Angehörige der Bundeswehr, zivile Wachpersonen oder Angehörige der verbündeten Streitkräfte a) während der rechtmäßigen Ausübung ihres Dienstes, wenn die Handlungen die Ausübung des Dienstes stören oder tätliche Angriffe sind, b) während ihres Aufenthalts in militärischen Bereichen oder Sicherheitsbereichen (§ 2), wenn Handlungen tätliche Angriffe sind, 956
Unmittelbarer Zwang §§ 4−5 2. 3.
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militärische Bereiche oder Gegenstände der Bundeswehr oder der verbündeten Streitkräfte in der Bundesrepublik, die militärische Geheimhaltung in der Bundeswehr oder in den verbündeten Streitkräften.
(2) Angehörige der verbündeten Streitkräfte im Sinne des Absatzes 1 sind Soldaten sowie Beamte und mit militärischen Aufgaben, insbesondere mit Wach- oder Sicherheitsaufgaben beauftragte sonstige Zivilbedienstete der verbündeten Streitkräfte in der Bundesrepublik.
2. Abschnitt Anhalten, Personenüberprüfung, vorläufige Festnahme, Durchsuchung, Beschlagnahme und Voraussetzungen des unmittelbaren Zwanges § 4 Anhalten und Personenüberprüfung (1) Zur Feststellung seiner Person und seiner Berechtigung zum Aufenthalt in einem militärischen Sicherheitsbereich (§ 2 Abs. 2) kann angehalten und überprüft werden, wer 1. sich in einem solchen Bereich aufhält, 2. einen solchen Bereich betreten oder verlassen will. (2) Angehalten und überprüft werden kann auch, wer unmittelbar nach dem Verlassen des militärischen Sicherheitsbereichs oder dem Versuch, ihn zu betreten, verfolgt wird, wenn den Umständen nach anzunehmen ist, dass er nicht berechtigt ist, sich in diesem Bereich aufzuhalten.
§ 5 Weitere Personenüberprüfung (1) Wer nach § 4 der Personenüberprüfung unterliegt, kann zum Wachvorgesetzten oder zur nächsten Dienststelle der Bundeswehr gebracht werden, wenn 1. seine Person oder Aufenthaltsberechtigung nicht sofort festgestellt werden kann oder 2. er einer Straftat gegen die Bundeswehr dringend verdächtigt ist und Gefahr im Verzuge ist. (2) Wer nach Absatz 1 zum Wachvorgesetzten oder zu einer Dienststelle der Bundeswehr gebracht worden ist, ist sofort zu überprüfen. Er darf nur weiter festgehalten werden, wenn die Vorausset957
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Unmittelbarer Zwang § 5
zungen der vorläufigen Festnahme vorliegen und die Festnahme erklärt wird; andernfalls ist er sofort freizulassen. AB: Kapitel 3
Weitere Personenüberprüfung (zu § 5 UZwGBw)
43. Bei militärischen Wachen nehmen der Wachhabende oder andere Wachvorgesetzte nach Nummer 217 1 der ZDv 10/6 VS-NfD die Überprüfung nach § 5 Abs. 2 Satz 1 UZwGBw vor. 44. Bei zivilen Wachen überprüfen nach § 5 Abs. 2 Satz 1 UZwGBw (1) der Offizier vom Wachdienst, (2) im Falle des Fehlens eines Wachvorgesetzten nach (1) die ihnen gleichgestellten Beamten und Arbeitnehmer, (3) andere Wachvorgesetzte nach Nummer 218 der ZDv 10/6 VSNfD. 45. Auch ein Wachleiter oder Wachschichtführer kann nach § 5 Abs. 2 Satz 1 UZwGBw überprüfen, wenn ein zuständiger Wachvorgesetzter nicht erreichbar ist. 46. Zuständige Dienststelle, die hilfsweise nach § 5 UZwGBw an die Stelle eines Wachvorgesetzten treten kann, ist jede Dienststelle der Bundeswehr. Der zu Überprüfende ist zur nächsten Dienststelle nach Satz 1 zu bringen, wenn ein Zuständiger nach den Nummern 43 bis 45 nicht oder nur unter unverhältnismäßigen Schwierigkeiten zu erreichen ist. 47. Die Überprüfung nach § 5 Abs. 2 Satz 1 UZwGBw rechtfertigt nur eine vorübergehende Freiheitsentziehung, die durch zügige Ermittlungen auf eine möglichst kurze Zeit beschränkt sein sollte. Wird erkennbar, dass die Überprüfung längere Zeit dauert, bevor über Freilassung oder vorläufige Festnahme entschieden werden kann, so ist die Entscheidung des Amtsrichters zu erwirken. Als vorübergehend ist eine Freiheitsentziehung während normaler Tageszeit anzusehen, wenn der Betroffene bis zu 3 Stunden festgehalten wird. Es ist unzulässig, den zu Überprüfenden selbst unter ungünstigen Umständen (z. B. wenn die Überprüfung ganz oder teilweise in der Nacht stattfinden muss) länger als 12 Stunden festzuhalten, wenn die Erklärung einer vorläufigen Festnahme noch nicht möglich ist. 1
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Unmittelbarer Zwang § 6
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§ 6 Vorläufige Festnahme (1) Wer nach § 5 zum Wachvorgesetzten oder zu einer Dienststelle der Bundeswehr gebracht worden ist und einer Straftat gegen die Bundeswehr dringend verdächtig ist, kann bei Gefahr im Verzug vom Wachvorgesetzten oder vom Leiter der Dienststelle oder dessen Beauftragten vorläufig festgenommen werden, wenn die Voraussetzungen eines Haftbefehls oder eines Unterbringungsbefehls nach der Strafprozessordnung vorliegen. (2) Der Festgenommene ist, sofern er nicht wieder in Freiheit gesetzt wird, unverzüglich der Polizei zu überstellen. Er kann unmittelbar dem Amtsrichter des Bezirks, in dem er festgenommen worden ist, vorgeführt werden, wenn die Frist nach § 128 Abs. 1 Strafprozessordnung 1 abzulaufen droht oder wenn dies aus Gründen besonderer militärischer Geheimhaltung geboten ist. AB: Kapitel 4
Vorläufige Festnahme nach § 6 UZwGBw
48. Die Zuständigkeit bestimmt sich nach den Nummern 43, 44 und 46 mit der Einschränkung, dass statt des Wachhabenden nur der Offizier vom Wachdienst oder der ihm Gleichgestellte vorläufig festnehmen darf. 49. Die vorläufige Festnahme ist klar und unmissverständlich zu erklären. Dies soll mit den Worten geschehen: „Sie sind vorläufig festgenommen!’’ 50. Vorläufig festgenommene Zivilpersonen, die nicht wieder in Freiheit gesetzt werden, sind unverzüglich und so rechtzeitig der Polizei zu übergeben, dass sie bis 24.00 Uhr des der Festnahme folgenden Tages dem Amtsrichter vorgeführt werden können. Sie sind unmittelbar dem Amtsrichter des Bezirks, in dem sie festgenommen worden sind, nur dann vorzuführen, wenn andernfalls die in Satz 1 bezeichnete Frist abzulaufen droht oder wenn dies aus Gründen militärischer Geheimhaltung geboten ist. Die Frist beginnt mit dem ersten Eingriff, der eine Freiheitsentziehung bedeutet. Die Übergabe an die Polizei oder die Vorführung vor den Amtsrichter ist möglichst durch Feldjäger vorzunehmen. 51. Die vorläufige Festnahme eines Soldaten ist unverzüglich seinem nächsten Disziplinarvorgesetzten oder − falls dieser nicht erreichbar ist − seinem nächsthöheren Disziplinarvorgesetzten sowie dem OvWa zu melden. Der Disziplinarvorgesetzte entschei1
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§7
det ber das weitere Vorgehen; insbesondere entscheidet er darber, ob der Festgenommene auf freien Fuß zu setzen oder dem Richter vorzufhren ist. Ist weder der nchste noch der nchsthçhere Disziplinarvorgesetzte erreichbar, entscheidet der OvWa ber das weitere Vorgehen. 52. Jede vorlufige Festnahme ist schriftlich zu vermerken. Das Muster der Meldung nach Anlage 3 1 ist zu verwenden. 53. § 21 der Wehrdisziplinarordnung 2 ber die vorlufige Festnahme aus disziplinaren Grnden bleibt unberhrt.
§ 7
Durchsuchung und Beschlagnahme bei Personenberprfung
(1) Wer nach § 4 der Personenberprfung unterliegt, kann bei Gefahr im Verzug durchsucht werden, wenn gegen ihn der Verdacht einer Straftat gegen die Bundeswehr besteht und zu vermuten ist, dass die Durchsuchung zur Auffindung von Beweismitteln fhren werde. Die von einer solchen Person mitgefhrten Gegenstnde kçnnen gleichfalls durchsucht werden. (2) Im Gewahrsam einer durchsuchten Person stehende Gegenstnde kçnnen sichergestellt oder vorlufig beschlagnahmt werden, wenn sie durch eine vorstzliche Straftat gegen die Bundeswehr hervorgebracht oder zur Begehung einer solchen Straftat geeignet sind oder als Beweismittel fr die Untersuchung von Bedeutung sein kçnnen. Die Vorschriften der §§ 96, 97 und 110 Abs. 1 und 2 der Strafprozessordnung3 sind anzuwenden. (3) Sichergestellte oder beschlagnahmte Gegenstnde sind unverzglich, sptestens binnen drei Tagen, der Polizei oder Staatsanwaltschaft zu bergeben. Die Pflicht zur Weitergabe dieser Gegenstnde entfllt, wenn sie der berprften Person vor Ablauf der Frist zurckgegeben oder zur Verfgung gestellt werden. Gleiches gilt, wenn ber diese Gegenstnde der Bund oder die verbndeten Streitkrfte in der Bundesrepublik zu verfgen haben. In diesem Fall ist der Polizei oder der Staatsanwaltschaft ein Verzeichnis dieser Gegenstnde zu bersenden. AB: Kapitel 5
Durchsuchung, Sicherstellung und vorlufige Beschlagnahme (zu § 7 UZwGBw) 54. Die Durchsuchung einer Person unter den Voraussetzungen des § 7 Abs. 1 UZwGBw ist nur zulssig, wenn feststeht, dass der 1 2 3
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Zweck der Durchsuchung sich auf andere Weise nicht erreichen lsst. Zunchst sind mitgefhrte Gegenstnde, vor allem Befçrderungsmittel, zu durchsuchen, wenn anzunehmen ist, dass schon dies zur Auffindung von Beweismitteln fhrt. 55. Bei der Durchsuchung einer Person sind Sitte und Anstand zu wahren. Kann die Durchsuchung einer weiblichen Person das Schamgefhl verletzen, so ist sie einer weiblichen Person zu bertragen. 56. Jede Sicherstellung oder vorlufige Beschlagnahme ist schriftlich zu vermerken. Das Muster nach Anlage 4 ist zu verwenden. 57. Wird die Sicherstellung oder die vorlufige Beschlagnahme aufrechterhalten, ist eine Ausfertigung der Niederschrift zusammen mit den vorlufig sichergestellten oder beschlagnahmten Gegenstnden – im Falle eines Verfgungsrechts des Bundes oder der verbndeten Streitkrfte nur die Niederschrift als Verzeichnis nach § 7 Abs. 3 Satz 4 UZwGBw – der Polizei oder der Staatsanwaltschaft zu bergeben.
§ 8
Allgemeine Anordnung von Durchsuchungen
(1) Wenn es aus Grnden militrischer Sicherheit unerlsslich ist, kann das Bundesministerium der Verteidigung oder die von ihm bestimmte Stelle allgemein anordnen, dass Personen, die bestimmte militrische Sicherheitsbereiche (§ 2 Abs. 2) betreten oder verlassen, und die von ihnen mitgefhrten Gegenstnde durchsucht werden. (2) Eine Anordnung nach Absatz 1 darf nur zur Feststellung von Gegenstnden getroffen werden, die durch ein vorstzliches Verbrechen oder Vergehen gegen die Bundeswehr hervorgebracht oder zur Begehung einer solchen Straftat geeignet sind oder als Beweismittel fr die Untersuchung von Bedeutung sein kçnnen. (3) § 7 Abs. 2 und 3 gilt entsprechend. AB: Kapitel 6
Allgemeine Anordnung von Durchsuchungen (zu § 8 UZwGBw)
58. Die nach Nummer 23, 24 oder 30 Ermchtigten kçnnen fr ihre militrischen Sicherheitsbereiche unter den Voraussetzungen 96 1
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Unmittelbarer Zwang
§8
des § 8 UZwGBw die Durchsuchung von Personen und Sachen allgemein anordnen, wenn begrndete Hinweise darauf schließen lassen, dass die militrische Sicherheit in dem betreffenden militrischen Sicherheitsbereich schwer gefhrdet ist. Dies ist beispielsweise anzunehmen, (1) wenn in dem militrischen Sicherheitsbereich eine Straftat gegen die Bundeswehr begangen worden ist, die sich gegen Leib oder Leben von Angehçrigen der Bundeswehr, gegen den Bereich selbst, gegen wichtige Wehrmittel wie Waffen und Munition oder gegen die militrische Geheimhaltung gerichtet hat, und den Umstnden nach (z. B. weil der Tter unbekannt ist) anzunehmen ist, dass sich in dem Bereich derartige Straftaten wiederholen werden, (2) wenn in dem militrischen Sicherheitsbereich Unbekannte wiederholt Straftaten gegen die Bundeswehr begangen haben, die als solche zwar keine schwere Gefhrdung der militrischen Sicherheit darstellen (z. B. Diebstahl von Lebensmitteln), bei denen aber den Umstnden nach anzunehmen ist, dass die Tter auf zulssige Weise den militrischen Sicherheitsbereich betreten konnten und Zugang zu wichtigen Wehrmitteln oder Gegenstnden der militrischen Geheimhaltung hatten, (3) wenn in anderen militrischen Bereichen oder Sicherheitsbereichen Straftaten gegen die Bundeswehr begangen worden sind, die sich gegen Leib oder Leben von Angehçrigen der Bundeswehr, gegen die Bereiche selbst, gegen Wehrmittel oder gegen die militrische Geheimhaltung gerichtet haben, und den Umstnden nach (z. B. wegen der rumlichen Nhe) anzunehmen ist, dass derartige Straftaten auch in dem noch nicht betroffenen militrischen Sicherheitsbereich begangen werden sollen, (4) wenn jemand damit gedroht hat, in militrischen Bereichen oder Sicherheitsbereichen Straftaten gegen die Bundeswehr zu begehen, oder versucht hat, andere zu solchen Straftaten zu bestimmen. 59. Ergibt sich eine schwere Gefhrdung der militrischen Sicherheit bereits daraus, dass sich in dem militrischen Sicherheitsbereich Gegenstnde befinden, die ihrer Bedeutung nach dauernden Anlass zu Spionage- und Sabotagehandlungen geben, ist eine Anordnung nach Maßgabe von § 8 UZwGBw auch dann zulssig, wenn keine Hinweise der unter Nummer 58 genannten Art vorliegen. 60. Nach pflichtgemßem Ermessen und unter sorgfltiger Abwgung des Sicherheitsinteresses der Bundeswehr an der 96 2
Unmittelbarer Zwang
§9
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Anordnung nach § 8 UZwGBw mit den Interessen der von den Durchsuchungen Betroffenen sind zu bestimmen: – Zeitpunkt und Dauer der Durchsuchungen (als Maßnahme von unbegrenzter Dauer ist Anwendung nur zur Gewhrleistung der Sicherheit gemß Nummer 59 zulssig), – betroffener Personenkreis (z. B. Beschrnkung auf Soldaten oder auf solche Bedienstete, die allein Zugang zu einem bestimmten Gebude haben), – Umfang der einzelnen Durchsuchung (z. B. Beschrnkung auf mitgefhrte Aktentaschen). 61. Die Durchsuchungen sind so vorzunehmen, dass sie ohne Ansehen der Person alle Betroffenen gleichmßig erfassen. Dies schließt nicht aus, dass sich die Anordnung auf stichprobenartige Durchsuchungen beschrnkt. 62. In der Anordnung ist den mit der Durchfhrung beauftragten Personen genau zu sagen, wonach gesucht werden muss. Die Bestimmungen nach Kapitel 5 gelten entsprechend.
§ 9
Voraussetzungen des unmittelbaren Zwanges
Unmittelbarer Zwang darf nach Maßgabe der Vorschriften des 3. Abschnittes nur angewandt werden, wenn dies den Umstnden nach erforderlich ist und geschieht, 1. um die unmittelbar bevorstehende Ausfhrung oder die Fortsetzung einer Straftat gegen die Bundeswehr zu verhindern, 2. um sonstige rechtswidrige Stçrungen der dienstlichen Ttigkeit der Bundeswehr zu beseitigen, wenn sie die Einsatzbereitschaft, Schlagkraft oder Sicherheit der Truppe gefhrden, 3. um eine nach diesem Gesetz zulssige Maßnahme oder eine vorlufige Festnahme nach § 127 Abs. 1 der Strafprozessordnung1 wegen einer Straftat gegen die Bundeswehr zu erzwingen. AB: Kapitel 7
Voraussetzungen des unmittelbaren Zwanges (zu § 9 UZwGBw)
63. Die Einsatzbereitschaft, Schlagkraft oder Sicherheit der Truppe ist bereits dann gefhrdet, wenn ein einzelner Soldat daran 1
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Unmittelbarer Zwang
§§ 10 – 12
gehindert ist, seinen Auftrag zeitgerecht zu erfllen (z. B. Anhalten eines Dienstfahrzeuges durch eine Sitzdemonstration). 64. Auf die vorlufige Festnahme nach § 127 Abs. 1 StPO wegen einer Straftat gegen die Bundeswehr finden die Bestimmungen nach den Nummern 49 bis 52 entsprechende Anwendung mit der Maßgabe, dass die schriftliche Meldung nach Nummer 52 nachgeholt werden kann, sobald es die Umstnde zulassen.
3. Abschnitt Anwendung des unmittelbaren Zwanges § 10
Einzelmaßnahmen des unmittelbaren Zwanges
(1) Unmittelbarer Zwang ist die Einwirkung auf Personen oder Sachen durch kçrperliche Gewalt, ihre Hilfsmittel und durch Waffen. (2) Kçrperliche Gewalt ist jede unmittelbare kçrperliche Einwirkung auf Personen oder Sachen. (3) Hilfsmittel der kçrperlichen Gewalt sind insbesondere Fesseln, technische Sperren und Dienstfahrzeuge. (4) Waffen sind die dienstlich zugelassenen Hieb- und Schusswaffen, Reizstoffe und Explosivmittel.
§ 11
Androhung der Maßnahmen des unmittelbaren Zwanges
Die Anwendung einer Maßnahme des unmittelbaren Zwanges ist anzudrohen, außer wenn es die Lage nicht zulsst.
§ 12
Grundsatz der Verhltnismßigkeit
(1) Bei der Anwendung unmittelbaren Zwanges ist von mehreren mçglichen und geeigneten Maßnahmen diejenige zu treffen, die den Einzelnen und die Allgemeinheit am wenigsten beeintrchtigt. (2) Eine Maßnahme des unmittelbaren Zwanges darf nicht durchgefhrt werden, wenn der durch sie zu erwartende Schaden erkennbar außer Verhltnis zu dem beabsichtigten Erfolg steht. Die Maßnahme darf nur so lange und so weit durchgefhrt werden, wie ihr Zweck es erfordert.
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Unmittelbarer Zwang § 13 AB: Kapitel 8
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Grundsatz der Verhältnismäßigkeit (zu § 12 UZwGBw)
65. Ist unmittelbarer Zwang oder eine andere Maßnahme nach dem UZwGBw zulässig und erforderlich, so darf unter mehreren möglichen und gesetzlich zugelassenen Maßnahmen nur diejenige getroffen werden, die geeignet ist, den angestrebten Zweck zu erreichen (Geeignetheit) und mit möglichst wenigen Nachteilen verbunden ist (Erforderlichkeit). 66. Eine danach zulässige Maßnahme hat dann zu unterbleiben, wenn der dadurch zu erwartende Schaden erkennbar außer Verhältnis zu dem beabsichtigten Erfolg steht. 67. Zwang ist nicht mehr anzuwenden, wenn sein Zweck erreicht ist (Verbot des zeitlichen Übermaßes).
§ 13 Hilfeleistung für Verletzte Wird unmittelbarer Zwang angewandt, ist Verletzten, soweit es nötig ist und die Lage es zulässt, beizustehen und ärztliche Hilfe zu verschaffen. AB: Kapitel 9
Verhalten nach Anwendung unmittelbaren Zwanges (zu § 13 UZwGBw)
68. Sind Personen durch die Anwendung unmittelbaren Zwanges verletzt oder getötet worden, so ist der nächste Wachvorgesetzte zu verständigen. Verletzten ist, soweit erforderlich und soweit die Lage es zulässt, Erste Hilfe zu leisten. Erforderlichenfalls hat der nächste Wachvorgesetzte die ärztliche Behandlung oder den Abtransport zu veranlassen. Die Verpflichtung, Verletzten Beistand zu leisten und ärztliche Hilfe zu verschaffen, geht den Pflichten nach den Nummern 69 bis 71 vor. 69. Wird jemand durch Anwendung unmittelbaren Zwanges schwer verletzt oder getötet, so ist darüber hinaus (1) am Ort des Vorfalls nach Möglichkeit nichts zu verändern, (2) eine an diesem Ereignis beteiligte Wachperson vom Wachdienst abzulösen, (3) der Vorfall nach der ZDv 10/13 bzw., wenn er sich in einem ausschließlich von der Bundeswehrverwaltung, der Militärseelsorge oder der Truppendienstgerichtsbarkeit genutzten Bereich ereignet hat, nach der für diese geltenden Regelung über die Meldung und Bearbeitung von besonderen Vorkommnissen zu behandeln. 965
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Unmittelbarer Zwang § 14
70. Wurde jemand schwer verletzt oder getötet, so hat außerdem der nach Nummer 68 verständigte Wachvorgesetzte die nächsterreichbare Polizeidienststelle, das zuständige Feldjägerdienstkommando und die zuständige Dienststelle der Militärseelsorge unverzüglich zu unterrichten. 71. Handelt es sich bei dem Verletzten oder Getöteten um einen Soldaten, so ist dessen nächster Disziplinarvorgesetzter zu benachrichtigen.
§ 14 Fesselung von Personen Wer der weiteren Überprüfung nach § 5 Abs. 1 unterliegt oder vorläufig festgenommen worden ist, darf gefesselt werden, wenn 1. die Gefahr besteht, dass er Personen angreift, oder wenn er Widerstand leistet, 2. er zu fliehen versucht, oder wenn bei Würdigung aller Tatsachen, besonders der persönlichen Verhältnisse, die einer Flucht entgegenstehen, zu befürchten ist, dass er sich aus dem Gewahrsam befreien wird, 3. Selbstmordgefahr besteht. AB: Kapitel 10
Fesselung (zu § 14 UZwGBw)
72. Eine Fesselung ist nur dann angebracht, wenn keine andere, weniger beschwerende Maßnahme (z. B. Einschließen in einen Raum) möglich ist. 73. Zu fesseln sind nur die Hände oder Füße mit Handschließen oder Knebelketten. Als Notbehelf können auch andere geeignete Mittel (z. B. Stricke, Riemen) dienen. Sind auch diese nicht vorhanden oder reichen sie nicht aus, so ist zu versuchen, auf andere Weise den mit der Fesselung angestrebten Zweck wenigstens teilweise zu erreichen (z. B. Abnahme der Hosenträger, der Schnürsenkel). 74. Mehrere Personen sollen nicht zusammengeschlossen werden, wenn ein Nachteil für Ermittlungen in einer Strafsache zu befürchten ist oder wenn die Zusammenschließung für eine dieser Personen eine erniedrigende Behandlung bedeuten würde. 75. Bei der Fesselung ist darauf zu achten, dass der Gefesselte keine Gesundheitsschädigung (z. B. Durchblutungsstörungen, Frosteinwirkungen) erleiden kann. 966
Unmittelbarer Zwang § 15
C 70
§ 15 Schusswaffengebrauch gegen Personen (1) Schusswaffen dürfen gegen einzelne Personen nur gebraucht werden, wenn dies den Umständen nach erforderlich ist und geschieht, 1. um die unmittelbar bevorstehende Ausführung oder die Fortsetzung einer Straftat gegen die Bundeswehr zu verhindern, die sich darstellt als a) Verbrechen, b) Vergehen, das unter Anwendung oder Mitführung von Schusswaffen oder Explosivmitteln begangen werden soll oder ausgeführt wird, c) tätlicher Angriff gegen Leib oder Leben von Angehörigen der Bundeswehr, zivilen Wachpersonen oder Angehörigen der verbündeten Streitkräfte während der rechtmäßigen Ausübung ihres Dienstes oder ihres Aufenthalts in militärischen Bereichen oder Sicherheitsbereichen (§ 2), d) vorsätzliche unbefugte Zerstörung, Beschädigung, Veränderung, Unbrauchbarmachung oder Beseitigung eines Wehrmittels oder einer Anlage, einer Einrichtung oder eines Schiffes der Bundeswehr oder der verbündeten Streitkräfte, wenn dadurch die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland oder eines Entsendestaates einer verbündeten Streitkraft oder die Schlagkraft der deutschen oder der verbündeten Truppe oder Menschenleben gefährdet werden; 2. um eine Person anzuhalten, die sich der Personenüberprüfung nach diesem Gesetz trotz wiederholter Weisung, zu halten oder diese Überprüfung zu dulden, durch Flucht zu entziehen sucht; 3. um eine Person anzuhalten, die sich der vorläufigen Festnahme durch Flucht zu entziehen sucht, wenn sie bei einer Straftat im Sinne der Nummer 1 auf frischer Tat getroffen oder verfolgt wird; 4. um eine Person an der Flucht zu hindern oder sofort wieder zu ergreifen, die sich zur Personenüberprüfung nach § 5 oder wegen dringenden Verdachts einer Straftat im Sinne der Nummer 1 im Gewahrsam der Bundeswehr befindet oder befand. (2) Schusswaffen dürfen gegen eine Menschenmenge nur gebraucht werden, wenn von ihr oder aus ihr heraus Straftaten gegen die Bundeswehr unter Gewaltanwendung begangen werden oder solche Straftaten unmittelbar bevorstehen und Zwangsmaßnahmen gegen Einzelne nicht zum Ziele führen oder offensichtlich keinen Erfolg versprechen. 967
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Unmittelbarer Zwang § 16
AB: Kapitel 11
Schusswaffengebrauch gegen Personen (zu § 15 UZwGBw) 76. Die Weigerung einer angehaltenen Person, Waffen oder gefährliche Gegenstände aus der Hand zu legen, oder der Versuch, niedergelegte Waffen oder gefährliche Werkzeuge ohne Erlaubnis wieder aufzunehmen, stellt in der Regel den Beginn eines tatsächlichen Angriffs gegen Leib oder Leben dar, der notfalls auch mit der Schusswaffe abgewehrt werden darf. 77. Diebstahl jeder Art (selbst ein Einbruchdiebstahl) ist nach der jetzigen Fassung des Strafgesetzbuches kein Verbrechen und rechtfertigt daher für sich allein nicht den Schusswaffengebrauch, sofern nicht auch die besonderen Voraussetzungen nach § 15 Abs. 1 Nr. 1 Buchstaben b, c oder d UZwGBw vorliegen. 78. Unter den Voraussetzungen des § 15 Abs. 1 Nr. 2 UZwGBw darf die zweite Weisung zu halten durch einen Warnschuss ersetzt werden. Dieser gilt dann gleichzeitig als Androhung des Schusswaffengebrauchs.
§ 16 Besondere Vorschriften für den Schusswaffengebrauch (1) Schusswaffen dürfen nur gebraucht werden, wenn andere Maßnahmen des unmittelbaren Zwanges erfolglos angewandt sind oder offensichtlich keinen Erfolg versprechen. Gegen Personen ist ihr Gebrauch nur zulässig, wenn der Zweck nicht durch Waffenwirkung gegen Sachen erreicht wird oder offensichtlich keinen Erfolg verspricht. (2) Zweck des Schusswaffengebrauchs darf nur sein, angriffs- oder fluchtunfähig zu machen. Es ist verboten zu schießen, wenn durch den Schusswaffengebrauch für den Handelnden erkennbar Unbeteiligte mit hoher Wahrscheinlichkeit gefährdet werden, außer wenn es sich beim Einschreiten gegen eine Menschenmenge (§ 15 Abs. 2) nicht vermeiden läßt. (3) Gegen Personen, die sich dem äußeren Eindruck nach im Kindesalter befinden, dürfen Schusswaffen nicht gebraucht werden. AB: Kapitel 12
Besondere Vorschriften für den Schusswaffengebrauch (zu § 16 UZwGBw) 79. Beim Schusswaffengebrauch gegen eine Person ist möglich so zu zielen, dass keine besonders schwere Verletzung eintritt (z. B. durch Zielen auf die Beine). 968
Unmittelbarer Zwang § 17
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80. Soll eine Person an der Flucht gehindert werden, so ist vom Schusswaffengebrauch abzusehen, wenn die flüchtende Person ohne Verletzung anderer Pflichten durch Nacheile zu Fuß oder unter Benutzung eines Fahrzeuges oder auf sonstige geeignete Weise (Alarmschuss für andere Posten) zum Anhalten gezwungen werden kann. 81. Im Kindesalter befinden sich Personen, die jünger als 14 Jahre sind. Im Zweifelsfall ist davon auszugehen, dass eine Person noch ein Kind ist. 82. Kommt der Schusswaffengebrauch gegen Jugendliche (Personen im Alter von 14 bis 17 Jahren) und Behinderte in Betracht, ist besondere Zurückhaltung geboten, wenn dies eindeutig erkennbar ist. 83. Der Schusswaffengebrauch gegen ein Fahrzeug soll dieses fahruntauglich machen (z. B. durch Schuß auf einen Reifen). Er ist unzulässig, wenn dadurch erkennbar die Möglichkeit eines Schadens für unbestimmt viele Personen an Leib oder Leben oder an bedeutenden Sachwerten besteht.
§ 17 Androhung des Schusswaffengebrauchs (1) Der Gebrauch von Schusswaffen ist anzudrohen. Als Androhung gilt auch die Abgabe eines Warnschusses. Einer Menschenmenge gegenüber ist die Androhung zu wiederholen. (2) Schusswaffen dürfen ohne Androhung nur in den Fällen des § 15 Abs. 1 Nr. 1 Buchstaben a bis c und nur dann gebraucht werden, wenn der sofortige Gebrauch ohne Androhung das einzige Mittel ist, um eine Gefahr für Leib oder Leben eines Menschen oder die Gefahr eines besonders schweren Nachteils für Anlagen, Einrichtungen, Schiffe oder Wehrmittel der Bundeswehr oder der verbündeten Streitkräfte von bedeutendem Wert oder für die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland abzuwenden. AB: Kapitel 13
Androhung des unmittelbaren Zwanges, insbesondere des Schusswaffengebrauchs (zu § 17 UZwGBw) 84. Nur wenn eine Androhung des unmittelbaren Zwanges auf Grund der Umstände unmöglich ist, darf sofort gehandelt werden. Die Androhung der Zwangsmaßnahme hat der Ausführung unmittelbar vorauszugehen. Zwischen Androhung und Ausführung muss jedoch eine angemessene Zeitspanne liegen, um dem Betroffenen Gelegenheit zu dem geforderten Verhalten zu geben. 85. Schusswaffengebrauch ist durch lauten Anruf („Halt! Oder ich schieße!’’) oder durch Warnschuss anzudrohen. Außerhalb mili969
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Unmittelbarer Zwang
§§ 18 – 19
trischer Sicherheitsbereiche ist dem Anruf ein Hinweis auf die Bundeswehr („Bundeswehr! Halt! Oder ich schieße!“) hinzuzufgen, wenn die Zugehçrigkeit des Anrufenden zur Bundeswehr nicht zweifelsfrei erkennbar sein sollte (z. B. nachts trotz Tragens einer Uniform). Bestehen Zweifel, ob der Anruf verstanden wurde, ist ein Warnschuss abzugeben. 86. Kommt eine Person aus einem der in § 15 Abs. 1 Nr. 4 UZwGBw genannten Grnde in den Gewahrsam der Bundeswehr, so ist die Person darauf hinzuweisen, dass sie bei einer Flucht mit dem Gebrauch der Schusswaffe rechnen muß. Flchtet die Person trotzdem, so bedarf es keiner erneuten Androhung. 87. Warnschsse drfen nur abgegeben werden, wenn die Voraussetzungen fr den Schusswaffengebrauch gegeben sind. Sie sind steil in die Luft zu richten. Alarmschsse gelten nicht als Warnschsse.
§ 18
Explosivmittel
Die Vorschriften der §§ 15 bis 17 gelten entsprechend fr den Gebrauch von Explosivmitteln. AB: Kapitel 14
Explosivmittel (zu § 18 UZwGBw)
88. Der Einsatz von Explosivmitteln ist nur dann zulssig, wenn der Schusswaffengebrauch ohne Erfolg war oder keinen Erfolg verspricht. Die Bestimmungen ber Schusswaffen gelten fr Explosivmittel entsprechend.
4. Abschnitt Schlussvorschriften § 19
Einschrnkung von Grundrechten
Die in Artikel 2 Abs. 2 Satz 1 und 2 des Grundgesetzes1 fr die Bundesrepublik Deutschland geschtzten Grundrechte auf Leben, kçrperliche Unversehrtheit und Freiheit der Person werden nach Maßgabe dieses Gesetzes eingeschrnkt. 1
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Unmittelbarer Zwang §§ 20−21
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§ 20 Entschädigung bei Sperrung sonstiger Örtlichkeiten (1) Wird durch die vorübergehende Sperrung einer sonstigen Örtlichkeit nach § 2 Abs. 2 Satz 2 die gewöhnliche Nutzung des betroffenen Grundstücks derart beeinträchtigt, dass dadurch eine Ertragsminderung oder ein sonstiger Nutzungsausfall verursacht wird, so ist eine Entschädigung in Geld zu gewähren, die diesen Nachteil angemessen ausgleicht. (2) Für die Entschädigung nach Absatz 1 gelten die Vorschriften des § 23 Abs. 4, des § 29, des § 32 Abs. 2 und der §§ 34, 49, 58, 61, 62, 64 und 65 des Bundesleistungsgesetzes in der Fassung vom 27. September 1961 (Bundesgesetzblatt I S. 1769) entsprechend mit der Maßgabe, dass an die Stelle der Anforderungsbehörde die Wehrbereichsverwaltung tritt, in deren Wehrbereich das Grundstück belegen ist. § 58 Abs. 2 gilt mit der Maßgabe, dass das Landgericht, in dessen Bezirk das Grundstück belegen ist, örtlich ausschließlich zuständig ist. AB: Kapitel 15
Entschädigung bei Sperrung sonstiger Örtlichkeiten (zu § 20 UZwGBw)
89. Die Entschädigung wird auf Antrag gezahlt. Den Antrag bearbeitet die örtlich zuständige Wehrbereichsverwaltung. Wendet sich ein von einer Sperrung Betroffener wegen eines Entschädigungsanspruchs an einen Ermächtigten nach Nummer 30, so ist der Betroffene an die Wehrbereichsverwaltung zu verweisen. 90. Der Bescheid der Wehrbereichsverwaltung muss auch die Rechtsmittelbelehrung enthalten, dass der Antragsteller binnen zwei Monaten nach Zugang des Bescheides wegen der Festsetzung der Entschädigung Klage bei dem Landgericht erheben kann, in dessen Bezirk das Grundstück liegt.
§ 21 Inkrafttreten Dieses Gesetz tritt drei Monate nach seiner Verkündung in Kraft.
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Erzieherische Maßnahmen
Erzieherische Maßnahmen ZDv 14/3 B 151 1
Kapitel 1 Zweck und Bedeutung 101. Erzieherische Maßnahmen dienen der soldatischen Erziehung. Soldatische Erziehung ist Teil einer zeitgemßen Menschenfhrung. Sie orientiert sich an den Grundstzen der Inneren Fhrung mit dem Leitbild vom Staatsbrger in Uniform. Ihr Maßstab sind die Werte und Normen des Grundgesetzes und die im Soldatengesetz festgeschriebenen Pflichten und Rechte der Soldatinnen und Soldaten. Soldatische Erziehung fçrdert die Persçnlichkeitsentwicklung mit dem Ziel, Disziplin zu wahren und Gehorsam aus Einsicht zu leisten, den Einsatzwillen zu strken und eigene Interessen zugunsten der Gemeinschaft zurckzustellen. Sie ist unverzichtbarer Bestandteil der Auftragserfllung der Streitkrfte und steht in engem Zusammenhang mit Fhrung, Ausbildung und Bildung. Soldatische Erziehung strkt soldatische Ordnung, Disziplin und kameradschaftlichen Zusammenhalt. Sie ist Ausdruck einer vertrauensvollen und verantwortungsbewussten Zusammenarbeit. Soldatische Erziehung prgt das Selbstverstndnis der Soldatinnen und Soldaten und befhigt sie, ihren Auftrag – auch unter den besonderen Belastungen des Einsatzes – aus berzeugung zu erfllen. Soldatische Erziehung wirkt vornehmlich durch das persçnliche Beispiel der Vorgesetzten, durch Anleitung, Ermutigung, Anerkennung, aber auch durch Ermahnung, Zurechtweisung und Tadel. Soldatische Erziehung ist eine anspruchsvolle, Herz, Verstand und Willen fordernde Aufgabe. 102. Die Disziplinarvorgesetzten sind fr die Erziehung ihrer Soldatinnen und Soldaten verantwortlich. Unterstellte Offiziere und Unteroffiziere tragen Mitverantwortung. Gemeinsam bestimmen sie durch ihr sachgerechtes und berzeugendes Handeln den Erfolg erzieherischer Einwirkung. 1
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Erlass vom 1. Mrz 2009 – F S I 3 – Az 35-08-04
Erzieherische Maßnahmen
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103. Erzieherische Maßnahmen sind die in diesem Erlass abschließend geregelten Erziehungsmittel von Vorgesetzten zum Herausstellen von guten Leistungen oder zum Abstellen von Mngeln und Schwchen im soldatischen Verhalten. Erziehungsmngel haben ihre Ursache grundstzlich im unzureichenden Willen der Soldatinnen und Soldaten. Ausbildungsmngel hingegen, die Soldatinnen oder Soldaten wegen berforderung oder aus sonstigen Grnden nicht zu vertreten haben, wird durch Ausbildungsmaßnahmen abgeholfen, die von Erzieherischen Maßnahmen zu unterscheiden sind. Ist ein Mangel festgestellt worden, ist vom guten Willen solange auszugehen, bis Gleichgltigkeit oder Unwille erkennbar werden. 104. Neben den Erzieherischen Maßnahmen gibt es weitere Mittel der Erziehung. Das wirkungsvollste Mittel ist das persçnliche Beispiel der Vorgesetzten. Daneben haben auch Gesprche, der Befehl zur sofortigen Beseitigung eines Mangels oder zur Wiederholung einzelner Ttigkeiten sowie zum Beispiel die Gewhrung eines Bestpreises bei guten Leistungen erzieherische Wirkung. Diese Maßnahmen sind jedoch keine Erzieherischen Maßnahmen im Sinne dieses Erlasses, sondern stellen eine sinnvolle Ergnzung dar. 105. Die Anwendung der Erzieherischen Maßnahmen bedarf in besonderem Maße der Dienstaufsicht durch die Disziplinarvorgesetzten. Dabei sollen insbesondere den jungen, unerfahrenen Vorgesetzten verstndnisvolle Hilfe und Anleitung gegeben werden. 106. Erzieherische Maßnahmen zur Behebung von Mngeln dienen nicht der Bestrafung oder Vergeltung, sondern der Erziehung der Soldatinnen und Soldaten. Es handelt sich auch nicht um Disziplinarmaßnahmen im Sinne der Wehrdisziplinarordnung. Deshalb sollen Anleitung, Hilfestellung, Ermutigung, Lob und Fçrderung im Vordergrund stehen. 107.
Erzieherische Maßnahmen sollen
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Gutwillige besttigen,
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Leistungswillige fçrdern,
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Gleichgltige anspornen,
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Unwillige wirksam an ihre Pflichten erinnern
und dadurch die Bereitschaft zu pflichtgemßem Verhalten, zu Leistung und Selbstdisziplin strken. 973
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Erzieherische Maßnahmen Kapitel 2 Handhabung
201. Die Vorgesetzten sollen keinen Zweifel daran lassen, wie sie ein Verhalten oder eine Leistung bewerten. Sie sollen gute Leistungen und das Bemhen, das Beste zu geben, loben und Mngel beanstanden. Nur Vorgesetzte, die auch loben, bringen Tadel voll zur Wirkung. Gute Leistungen, auch schon kleine Fortschritte, verdienen Beachtung. Anerkennung durch Erzieherische Maßnahmen trgt wesentlich zur Motivation bei. 202. Erzieherische Maßnahmen sollen auch in den Augen der Kameradinnen und Kameraden gerechtfertigt sein. Erzieherische Maßnahmen wegen eines Mangels sollen grundstzlich nicht vor anderen Soldatinnen und Soldaten angewandt und bekannt gemacht werden. 203. Soldatinnen und Soldaten erleben insbesondere zu Beginn ihres Wehrdienstes mit der Einordnung in den Fhrungs-, Ausbildungs- und Erziehungsauftrag ihrer Vorgesetzten einschneidende nderungen ihrer bisherigen Lebensumstnde. Dies ist bei der Anwendung Erzieherischer Maßnahmen besonders in den ersten Wochen der allgemeinen Grundausbildung durch zurckhaltende Anwendung der Maßnahmen zur Behebung von Mngeln zu bercksichtigen. Frhzeitiges, sachgerechtes und sinnvolles Anwenden Erzieherischer Maßnahmen hilft Vorgesetzten wie Unterstellten in der Folgezeit, diesen Prozess gemeinsam mçglichst reibungslos zu gestalten. 204. Die Einstellung zur Bundeswehr und zum Dienst wird bei vielen Soldatinnen und Soldaten auch davon beeinflusst, wie die Vorgesetzten mit den Ansprchen der Unterstellten auf Freizeit und Planbarkeit der Freizeit umgehen. Dies gilt erst recht bei hoher Dienstzeitbelastung. Auf alle freizeiteinschrnkenden Maßnahmen reagieren Soldatinnen und Soldaten besonders empfindlich. Dies mssen Vorgesetzte bei der Anwendung Erzieherischer Maßnahmen ebenso bercksichtigen wie die schwerwiegende Auswirkung dieser Maßnahmen auf Soldatinnen und Soldaten, deren Wohnort sich weiter entfernt vom Dienstort befindet.
Kapitel 3 Allgemeine Zulssigkeitsvoraussetzungen 301. Die Bestimmungen dieses Kapitels gelten fr alle Erzieherischen Maßnahmen. 302. Alle Erzieherischen Maßnahmen finden ihre Grenzen in – der Wahrung der Menschenwrde, der kçrperlichen Unversehrtheit und Freiheit der Person, 97 4
Erzieherische Maßnahmen
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der Beachtung der Gesetze, Vorschriften und Erlasse, der Bercksichtigung der Gesundheit der Soldatinnen und Soldaten und – der Einhaltung der Sicherheitsbestimmungen. 303. Erzieherische Maßnahmen – mssen in angemessenem Verhltnis zu ihrem Anlass stehen, – mssen in einem inneren Zusammenhang zu ihrem Anlass stehen, – mssen zeitnah angewendet werden, – mssen geeignet sein, den angestrebten Erfolg zu erreichen und – drfen nicht zu einer willkrlichen Erschwerung des Dienstes fhren. 304. Vorgesetzte drfen nur solche Maßnahmen in Aussicht stellen, zu deren Anwendung sie selbst berechtigt sind. Die Ankndigung von Erzieherischen Maßnahmen ohne konkret festgestellten Mangel ist unzulssig. 305. Eine Erzieherische Maßnahme ist nicht zulssig, wenn der Mangel darauf beruht, dass Soldatinnen und Soldaten trotz besten Willens eine von ihnen erwartete Leistung nicht vollbringen kçnnen, weil sie dazu nicht befhigt sind (Nr. 103). 306. Vorgesetzte haben den Soldatinnen und Soldaten vor der Anwendung einer Erzieherischen Maßnahme wegen eines Mangels die Gelegenheit zu geben, sich dazu zu ußern. Wenn die Situation dies nicht zulsst, kann davon abgesehen werden. Die Vorgesetzten haben die Maßnahme mndlich zu begrnden. 307. Erzieherische Maßnahmen sind gegenber mehreren Soldatinnen und Soldaten nur dann zulssig, wenn die angestrebte Leistung nur durch das Zusammenwirken aller erreicht werden kann. Wenn die Erziehung Einzelner mçglich ist und ausreicht, darf die Gesamtheit nicht in Mitleidenschaft gezogen werden. Maßnahmen, die den Zweck verfolgen, eine Gruppe wegen einer darin verborgenen Person zu treffen oder die Angehçrigen dieser Gruppe zu zwingen, eine einzelne Person zu nennen, sind unzulssig. Erzieherische Maßnahmen drfen nicht gegen mehrere Soldatinnen oder Soldaten angewandt werden, wenn nicht feststellbar ist, wer den Mangel verursacht hat. 308. Erzieherische Maßnahmen sind kein Ersatz fr eine fçrmliche Anerkennung oder eine Disziplinarmaßnahme nach der Wehrdisziplinarordnung. 975
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Erzieherische Maßnahmen
Bei Dienstvergehen ist daher ein Ausweichen auf eine Erzieherische Maßnahme unzulssig, wenn eine Disziplinarmaßnahme geboten ist. Insbesondere ist der Umstand, dass eine Erzieherische Maßnahme schneller angewandt werden kann als eine Disziplinarmaßnahme, allein keine Begrndung fr ihre Anwendung.
309. Wird festgestellt, dass Erzieherische Maßnahmen zu Unrecht oder von unzustndigen Vorgesetzten angewandt worden sind, sind sie durch die Vorgesetzten, die sie angewandt haben oder deren unmittelbare Vorgesetzte aufzuheben. Sind solche Erzieherischen Maßnahmen in Gegenwart anderer Soldatinnen und Soldaten angewandt worden, ist die Aufhebung mçglichst demselben Personenkreis bekannt zu geben. Sind Erzieherische Maßnahmen bereits vollzogen, ist auszusprechen, dass sie nicht htten angewandt werden drfen. Fr zu Unrecht angewandte Maßnahmen, die Soldatinnen und Soldaten in ihrer Freizeit beschrnkt haben, ist ein angemessener Freizeitausgleich zu gewhren. 310. Entschließen sich Disziplinarvorgesetzte, ein Dienstvergehen mit einer Disziplinarmaßnahme zu ahnden, darf wegen desselben Sachverhalts grundstzlich daneben keine Erzieherische Maßnahme angewandt werden (siehe auch § 49 Abs. 1 Satz 3 der Wehrdisziplinarordnung). Neben einer Disziplinarmaßnahme ist es nur zulssig, die Soldatin bzw. den Soldaten zu belehren, zurechtzuweisen, zu warnen sowie solche Maßnahmen anzuwenden, die dazu geeignet und bestimmt sind, den mit dem Dienstvergehen offenbar gewordenen und noch vorhandenen Mangel zu beseitigen. Ist entgegen diesen Grundstzen eine Erzieherische Maßnahme angewandt worden, ist sie aufzuheben (Nr. 309). Ist die Vollstreckung einer einfachen Disziplinarmaßnahme zur Bewhrung ausgesetzt worden, kann die Aussetzung mit einer Erzieherischen Maßnahme verbunden werden (§ 49 Abs. 1 Satz 3 der Wehrdisziplinarordnung). Erfahren Disziplinarvorgesetzte erst nach der Verhngung der Disziplinarmaßnahme, dass andere Vorgesetzte eine neben der Disziplinarmaßnahme nicht mehr zulssige Erzieherische Maßnahme angewandt haben, ist die Erzieherische Maßnahme aufzuheben (Nr. 309). Ist die Erzieherische Maßnahme vor der Verhngung der Disziplinarmaßnahme bereits vollzogen, ist sie bei Art und Maß der Disziplinarmaßnahme angemessen zu bercksichtigen. 311. Sind seit einem Mangel sechs Monate vergangen, drfen Erzieherische Maßnahmen nicht mehr angewandt werden. Dies gilt auch fr den Fall der Erteilung einer missbilligenden ußerung (§ 23 Abs. 3 der Wehrdisziplinarordnung). Sind sie dennoch angewandt worden, sind sie aufzuheben (Nr. 309). Dies gilt nicht fr Belehrungen, Warnungen und Zurechtweisungen sowie fr solche Maßnah97 6
Erzieherische Maßnahmen
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men, die ausschließlich darauf abzielen, einen noch vorhandenen Mangel zu beseitigen.
Kapitel 4 Allgemeine Erzieherische Maßnahmen 401. Zu diesen Maßnahmen sind alle Vorgesetzten befugt. 402. Bei guten Leistungen: a) Lob, b) Herausstellen einer besonders guten Leistung oder eines vorbildlichen Verhaltens vor anderen, c) bertragung einzelner Aufgaben mit erhçhter Verantwortung, d) Dienstpausen, e) Meldung der besonders guten Leistung oder des vorbildlichen Verhaltens an Vorgesetzte und deren Bekanntgabe an die Soldatin bzw. den Soldaten. 403. Bei Mngeln: a) Belehrung, b) Zurechtweisung, c) Warnung, d) Verlngerung eines einzelnen Teilabschnitts des Dienstes/der Ausbildung. Diese Maßnahme ist nur im Rahmen des befohlenen Dienstes/ Ausbildungsvorhabens und unter Krzung des folgenden Teilabschnitts zulssig. Die fr das Dienst-/Ausbildungsvorhaben insgesamt festgesetzte Zeit darf nicht berschritten werden. Die Art und Dauer der befohlenen Verlngerung sind baldmçglichst zu melden, damit dadurch verursachte Versumnisse auf anderen Gebieten nachgeholt werden kçnnen. e) Meldung des Mangels an Vorgesetzte und gegebenenfalls deren Bekanntgabe an die Soldatin bzw. den Soldaten.
Kapitel 5 Zustzliche Erzieherische Maßnahmen 501. Zu diesen Maßnahmen sind befugt: a) Kompaniefeldwebel oder Vorgesetzte in entsprechender Dienststellung gegenber allen Soldatinnen und Soldaten der Einheit, die im Dienstgrad nicht ber ihnen stehen, b) Unteroffiziere mit Portepee und Offiziere, die nach §§ 1, 2, 3 oder 5 der Vorgesetztenverordnung Vorgesetzte sind gegenber unterstellten Soldatinnen und Soldaten. 977
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Erzieherische Maßnahmen
502. Bei guten Leistungen: a) bertragung oder Erweiterung von Fhrungsverantwortung fr eine bestimmte Zeit, b) Befreiung von bestimmten Dienstverrichtungen oder Ausbildungsabschnitten im Einzelfall, c) Vorzeitige Beendigung des Ausbildungsabschnitts/Dienstabschnitts. Sie ist nur zulssig, wenn anwendende Vorgesetzte auch Leitende der Ausbildung sind und der beabsichtigte Ausbildungszweck/Dienstzweck erreicht ist. Disziplinarvorgesetzte kçnnen ihr Recht, den Dienst zu beenden, auf die zu dieser Erzieherischen Maßnahme berechtigten Vorgesetzten delegieren, wenn der entsprechende Ausbildungsabschnitt am Ende des fr den Tag festgesetzten Dienstes liegt. 503. Bei Mngeln: a) Schriftliche Ausarbeitungen Sie dienen der Besinnung auf die militrischen Pflichten oder der Vertiefung eines bis dahin aufgrund mangelhafter Diensteinstellung, erkennbarer Gleichgltigkeit oder Unwillens nur mangelhaft erfassten Ausbildungsstoffes. Das Thema der Ausarbeitung muss im inneren Zusammenhang mit dem festgestellten Mangel stehen. Durch diese Maßnahme drfen Soldatinnen und Soldaten insgesamt nicht lnger als eine Stunde tglich in ihrer Freizeit in Anspruch genommen werden. Das Ergebnis der schriftlichen Ausarbeitung ist grundstzlich zu besprechen. Ist das Ergebnis mangelhaft, kann die Wiederholung der Ausarbeitung befohlen werden. b) Wiederholungsdienst bis zu einer Stunde Die Anordnung jeder Art des Dienstes ist grundstzlich den Disziplinarvorgesetzten vorbehalten. Nur in dringenden Ausnahmefllen kçnnen die Vorgesetzten, die den Dienst leiten, einen mangelhaft ausgefhrten Dienst am selben Tag im Anschluss an den im Dienstplan angesetzten Dienst bis zu einer Stunde wiederholen lassen. Voraussetzung ist, dass – der bzw. die nchste Disziplinarvorgesetzte nicht erreichbar ist, – die Maßnahme keinen Aufschub duldet und – der Soldatin bzw. dem Soldaten fr denselben Tag nicht schon einmal Wiederholungsdienst oder eine schriftliche Ausarbeitung befohlen worden war. Anordnende Vorgesetzte haben grundstzlich die Dienstaufsicht selbst zu bernehmen und die Maßnahme dem nchsten Disziplinarvorgesetzten unverzglich zu melden. 978
Erzieherische Maßnahmen
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Kapitel 6 Besondere Erzieherische Maßnahmen 601. Zu diesen Maßnahmen sind nur Disziplinarvorgesetzte befugt. Bei Mngeln haben sie die folgenden Maßnahmen unter namentlicher Nennung der betroffenen Soldatin bzw. des betroffenen Soldaten mit Angabe des Datums und Anordnungsgrundes als Vermerk in einer geeigneten Unterlage schriftlich festzuhalten. Die Vermerke sind nach einem Jahr zu vernichten, im Falle einer frheren Entlassung mit deren Zeitpunkt. 602. Bei guten Leistungen: a) Vorzeitige Beendigung des Dienstes, b) Fçrderung durch Erweiterung des Verantwortungsbereichs oder Weiterbildungsmaßnahmen, c) Gewhrung von Nachtausgang an Tagen, auf die ein Dienst fr die betroffene Soldatin oder den betroffenen Soldaten folgt. Diese Maßnahme ist nur whrend der Allgemeinen Grundausbildung zulssig (siehe ZDv 10/5 „Leben in der militrischen Gemeinschaft“, Nr. 221). d) Aufhebung von Erzieherischen Maßnahmen Die Aufhebung einer Erzieherischen Maßnahme kann als Besondere Erzieherische Maßnahme wegen einer nachfolgenden guten Leistung gerechtfertigt sein. Hiervon ausgenommen sind Erzieherische Maßnahmen, die Disziplinarvorgesetzte nach § 33 Abs. 1 der Wehrdisziplinarordnung wegen eines Dienstvergehens statt einer Disziplinarmaßnahme angewandt haben. Zur Aufhebung befugt sind die Disziplinarvorgesetzten der Vorgesetzten, die die Erzieherische Maßnahme angewandt haben. 603. Bei Mngeln: a) Zusatzdienst als Wiederholungsdienst In Abnderung des Dienstplans fr Einheiten, Teileinheiten oder einzelne Soldatinnen bzw. Soldaten kann jeder in den Dienst- und Ausbildungsvorschriften vorgesehene Dienst als Wiederholungsdienst befohlen werden. Das Recht der Disziplinarvorgesetzten zur Festsetzung von Art, Dauer und Zeiteinteilung des Dienstes aufgrund militrischer Erfordernisse und zum Ansetzen von Dienst an Wochenend- und Feiertagen aus dienstlichen Grnden wird hiervon nicht berhrt. Wiederholungsdienst ist unmissverstndlich nach Teilnehmern, Art, Umfang und Dienstaufsicht zu befehlen. Soweit es die Art des Wiederholungsdienstes erfordert, haben Disziplinarvorgesetzte die Dienstaufsicht selbst auszuben. 97 9
C 71
Erzieherische Maßnahmen
Die Einteilung zum Wachdienst als Erzieherische Maßnahme ist nur zulssig bei Verstçßen gegen die Wachvorschriften. Der Zusatzdienst als Wiederholungsdienst darf 24 Stunden nicht berschreiten. Er begrndet keinen Anspruch auf Zeitausgleich. b) Versagen eines bereits gewhrten Nachtausganges (Nr. 602c) c) Einschrnkung der Befugnisse Vorgesetzter zur selbstndigen Anwendung einzelner Erzieherischer Maßnahmen 604. Die Disziplinarvorgesetzten kçnnen die Vertrauensperson im Rahmen der engen gegenseitigen verantwortungsvollen Zusammenarbeit bei der Anwendung von Besonderen Erzieherischen Maßnahmen anhçren, soweit der gebotene enge zeitliche Zusammenhang zwischen der Maßnahme und dem Anlass dadurch nicht aufgehoben wird (siehe ZDv 10/2 „Beteiligung von Vertrauenspersonen“ Nr. 243). 605. Sind Besondere Erzieherische Maßnahmen gegen die Vertrauensperson beabsichtigt, die ausschließlich ihre Person betreffen, ist vorher die Zustimmung der oder des nchsthçheren Disziplinarvorgesetzten einzuholen, es sei denn, die Maßnahme duldet keinen Aufschub und die oder der nchsthçhere Disziplinarvorgesetzte ist nicht erreichbar (siehe ZDv 10/2, Nr. 220). Diese Maßnahme ist baldmçglichst an die bzw. den nchsthçheren Disziplinarvorgesetzten zu melden.
Kapitel 7 Schlussbestimmungen 701. Der Erlass ist Bestandteil der lehrgangsgebundenen Ausbildung fr Vorgesetzte1. Die Weiterbildung in der Truppe obliegt den Disziplinarvorgesetzten. ber diesen Erlass ist in der Allgemeinen Grundausbildung zu unterrichten. 702. Der Erlass ist allen Vorgesetzten auszuhndigen und allen Soldatinnen und Soldaten in geeigneter Weise zugnglich zu machen. 703. Dieser Erlass tritt am 1. Mrz 2009 in Kraft. Der Gesamtvertrauenspersonenausschuss beim Bundesministerium der Verteidigung ist beteiligt worden. Der Erlass ber „Erzieherische Maßnahmen“ des BMVg – F S I 3 vom 1. Januar 1989 tritt zum gleichen Zeitpunkt außer Kraft. 1
980
Zu diesem Erlass wurde vom ZInF eine Ausbildungshilfe mit Beispielsammlung erstellt, die nicht Bestandteil dieses Erlasses ist.
Militrische Ordnung
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Militrische Ordnung a) Aufrechterhaltung der soldatischen Ordnung VMBl 1994 S. 191 Jeder Soldat muss sich bewusst sein, dass er durch sein Auftreten und Handeln in der ffentlichkeit auch Anteil am Ansehen der Bundeswehr hat.
A. Inmarschsetzung/Entlassung 1 Zustndigkeiten und Maßnahmen in der Kaserne 1.1 Einheitsfhrer/Kommandeure Es ist vor allem Aufgabe des nchsten Disziplinarvorgesetzten, die ihm unterstellten Soldaten bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu beispielgebendem Verhalten in der ffentlichkeit anzuhalten und dabei die Erwartungshaltung der Bevçlkerung gegenber den Soldaten deutlich herauszustellen. Hçflichkeit, Rcksichtnahme, Hilfsbereitschaft und Kameradschaft sind Werte, die fr das Leben in der militrischen Gemeinschaft 1) unerlsslich sind. Sie sollen auch den Umgang der Soldaten mit zivilen Brgern prgen. Jeder Soldat muss sich bewusst sein, dass in der ffentlichkeit an seinem Auftreten und Verhalten der Einsatzwert der Streitkrfte gemessen wird. Um vor und an Inmarschsetzungs- und Entlassungstagen Disziplinlosigkeiten zu verhindern, ist ein Appell an Einsicht und Verantwortungsbewusstsein mit einem klaren Hinweis auf mçgliche Folgen bei Dienstpflichtverletzungen zu verbinden. Die Soldaten sind frhzeitig auf ihre Entlassung vorzubereiten2).
) )
1 2
ZDv 10/5 „Leben in der militrischen Gemeinschaft“ Allgemeiner Umdruck Nr. 302 Fhrungshilfe fr Einheitsfhrer und Teileinheitsfhrer – Zum Ende der Dienstzeit – „Noch drei Wochen“
98 1
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Militärische Ordnung
Sie sind insbesondere zu unterrichten über: − Die Befugnisse der Disziplinarvorgesetzten vom Zeitpunkt der Inmarschsetzung bis zum Ende des Entlassungstages 1), − die Befugnisse der Vorgesetzten, die nach § 31 Abs. 1 Wehrdisziplinarordnung − WDO Disziplinarbefugnis haben, − die Befugnisse der Feldjäger, Truppenstreifen und der auf den Bahnhöfen und in den Zügen eingesetzten Beamten des Bundesgrenzschutzes sowie der Polizei, − die Beachtung der Anzugordnung und die Grenzen der „Reservistenausstattung’’ (z. B. Hüte, Stöcke, T-Shirts) und des regionalen „Reservistenbrauchtums’’, − mögliche Folgen des Alkoholmissbrauchs 2). Die Schlussphase des Grundwehrdienstes stellt an die Vorgesetzten und an die Gestaltung des Dienstes besondere Anforderungen, um Leerlauf und Langeweile zu vermeiden. Die Grundwehrdienstleistenden müssen die Gewissheit haben, bis zum letzten Tag − und darüber hinaus als Angehörige der Reserve − benötigt zu werden. Die zu entlassenden Soldaten sind durch den Einheitsführer in würdiger, nach Möglichkeit in persönlicher Form zu verabschieden und möglichst unmittelbar danach in Marsch zu setzen. Die im Besitz der ausscheidenden Soldaten befindliche Bekleidung und Ausrüstung ist in Abstimmung zwischen Entlassungstruppenteil und Standortverwaltung so spät wie möglich einzuziehen. Die organisatorischen Abläufe im Rahmen der Entlassung sind frühzeitig unter Einbeziehung der Vertrauensperson zu planen. Die betroffenen Soldaten sind so früh wie möglich umfassend zu informieren und auf gegebenenfalls auftretende Organisationsprobleme (z. B. Wartezeiten) hinzuweisen. Zahl und Zielorte der zur Entlassung heranstehenden Soldaten sowie Tag und Uhrzeit der Inmarschsetzung sind vier Wochen vorab durch die Einheitsführer dem zuständigen Standortältesten/Standortkommandanten zu melden. 1
)
2
)
982
ZDv 14/3 „Wehrdisziplinarordnung und Wehrbeschwerdeordnung’’ (§§ 40, 56) → C 10 Allgemeiner Umdruck Nr. 300 „Führungshilfe für Kommandeure’’ − „Erste Hilfe’’ bei Alkoholmissbrauch (Neufassung → C 72c)
C 72a
Militärische Ordnung 1.2 Kasernenkommandant
Der Kasernenkommandant kann unter Beteiligung der Vertrauenspersonenversammlung (Kaserne) am Inmarschsetzungstag und am Tag davor den Ausschank und den Verkauf von alkoholischen Getränken in Mannschaftsheimen an Mannschaften untersagen. Er überwacht darüber hinaus die Einhaltung des Verkaufsverbots für solche Erzeugnisse, mit denen das Ansehen der Bundeswehr in der Öffentlichkeit geschädigt werden kann (z. B. Lärminstrumente; Hüte oder T-Shirts mit Aufschriften, die geeignet sind, öffentlich Anstoß zu erregen). „Reservistenumzüge und Kostümierungen’’ innerhalb der Kasernenanlage sind zu unterbinden, soweit sie die Pflicht zur Kameradschaft und zur gegenseitigen Rücksichtnahme verletzen, oder gegen andere Dienstpflichten verstoßen. Der Kasernenkommandant trifft Maßnahmen, die gewährleisten, dass erkennbar betrunkene Soldaten die Kaserne nicht verlassen. 2
Zuständigkeiten und Maßnahmen außerhalb der Kaserne
2.1 Standortältester/Standortkommandant 1) Der Standortälteste/Standortkommandant Maßnahmen treffen:
1
)
kann
folgende
−
Vereinbaren günstiger Abfahrtsmöglichkeiten mit der Deutschen Bahn AG (DB) und Beantragen von Sammeltransporten bei der zuständigen Eisenbahntransportkommandantur (abhängig von der Zahl der zur Entlassung heranstehenden Soldaten und den Zielorten),
−
Unterrichten der Feldjägerdienststellen im Hinblick auf den Einsatz von Feldjägerstreifen auf den Bahnhöfen und in den Zügen,
−
Einsatz von Truppenstreifen (→ 2.3), wenn Feldjäger nicht oder nicht ausreichend zur Verfügung stehen,
−
Ausüben der Disziplinargewalt gegenüber Soldaten im Rahmen seiner Befugnis, wenn die militärische Disziplin ein sofortiges Einschreiten erfordert und der an sich
ZDv 40/1 VS-NfD „Aufgaben im Standortbereich’’, Kapitel 7
983
C 72a
Militärische Ordnung
zuständige Disziplinarvorgesetzte hierzu nicht erreichbar ist 1). 2.2 Feldjäger An Inmarschsetzungs- und Entlassungstagen können zur Aufrechterhaltung der soldatischen Ordnung auf den Bahnhöfen und in den Zügen Feldjägerstreifen eingesetzt werden. Von Feldjägern vorläufig festgenommene Soldaten sind − soweit es die Entfernung zulässt − von der Truppe zurückzuholen. Soweit von einer Rückführung wegen zu großer Entfernung abgesehen wird, ist der Soldat dem nächsterreichbaren Vorgesetzten mit Disziplinarbefugnis nach § 31 Abs. 1 WDO zuzuführen. Der nächste Disziplinarvorgesetzte des Soldaten ist hiervon unverzüglich zu unterrichten. Grundsätzlich obliegt die Vollstreckung einer verhängten Disziplinarmaßnahme dem nächsten Disziplinarvorgesetzten (§ 48 Abs. 1 Satz 1 WDO), jedoch ist es zulässig, auch den Disziplinarvorgesetzten nach § 31 WDO um die Vollstreckung zu ersuchen, wenn sich der Soldat nicht im Befehlsbereich des nächsten Disziplinarvorgesetzten befindet und die Vollstreckung keinen Aufschub duldet (§ 48 Abs. 1 Satz 3 WDO). Die Wehrbereichskommandos stellen sicher, dass während der Inmarschsetzungstage an den größeren Bahnknotenpunkten entsprechende Vorgesetzte erreichbar sind und unterrichten hierüber die Feldjägertruppe. 2.3 Truppenstreifen Die Feldjägertruppe ist aus personellen Gründen nicht immer in der Lage, die zur Aufrechterhaltung der soldatischen Ordnung benötigten Streifen einzusetzen. In solchen Fällen und zur Unterstützung der Feldjäger können Disziplinarvorgesetzte in Zusammenarbeit mit den Standortältesten bzw. Truppenübungsplatz-Kommandanten zur Überwachung der soldatischen Ordnung der Soldaten ihres Verbandes Truppenstreifen bei besonderen Anlässen (z. B. an Inmarschsetzungs-/Entlassungstagen auf Bahnhöfen, bei Truppenübungsplatz-Aufenthalten, bei Übungen) befehlen. Das Unterstellungsverhältnis der zur Truppenstreife befohlenen Soldaten ändert sich dabei nicht. Als Führer von Truppenstreifen sind Offiziere oder Unteroffiziere mit Portepée einzusetzen. Sie sind Vorgesetzte nach § 3 1
)
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ZDv 14/3 „Wehrdisziplinarordnung und Wehrbeschwerdeordnung’’ (§ 31 WDO „Disziplinarbefugnis nach dem Dienstgrad’’) → C 10
Militärische Ordnung
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Vorgesetztenverordnung − VorgV (VMBl 1957 S. 71) 1 gegenüber den Soldaten ihres Verbandes, mit Ausnahme der Soldaten, denen sie selbst nach §§ 1, 3 oder 5 VorgV unterstellt sind. Gegenüber Soldaten anderer Truppenteile können sie sich unter den Voraussetzungen des § 6 VorgV zum Vorgesetzten erklären. Truppenstreifen können nach § 21 Abs. 2 Nr. 1 WDO jeden Soldaten, dem sie Befehle erteilen dürfen, wegen eines Dienstvergehens vorläufig festnehmen, wenn es die Aufrechterhaltung der Disziplin gebietet und der an sich zuständige Disziplinarvorgesetzte oder Soldaten des militärischen Ordnungsdienstes nicht auf der Stelle erreichbar sind. Das weitere Verfahren entspricht den Ausführungen gemäß Teil A, 2.2, 2. Absatz dieses Erlasses. Die Truppenstreifen tragen Dienstanzug mit Barett/Schiffchen/Schirmmütze 1), oder Feldanzug mit Barett/Schiffchen und am linken Oberarm eine Armbinde „Streife’’ gemäß ZDv 37/10 „Anzugordnung für die Soldaten der Bundeswehr’’. Truppenstreifen tragen keine Schusswaffen. Bataillonskommandeure oder Offiziere in vergleichbarer Dienststellung entscheiden je nach Lage, ob der dienstlich zugelassene Schlagstock vorübergehend getragen werden darf. Er ist nur im Falle der Notwehr einzusetzen. Es dürfen Handschellen mitgeführt werden, die verdeckt zu tragen sind. Der Einsatz von Truppenstreifen ist durch den einsetzenden Disziplinarvorgesetzten rechtzeitig mit dem zuständigen Feldjägerdienstkommando abzustimmen, um unnötigen Doppeleinsatz Truppenstreifen/Feldjägerstreifen zu vermeiden. Die Einweisung/Ausbildung der Truppenstreifen ist auf Ersuchen des Disziplinarvorgesetzten durch das örtlich zuständige Feldjägerdienstkommando durchzuführen. Die während ihres Einsatzes gegebenenfalls erforderliche Unterstützung der Truppenstreifen ist durch das zuständige Feldjägerdienstkommando zu leisten.
B. Wochenendfahrten Die in Teil A getroffenen Aussagen treffen auch für den Wochenendreiseverkehr in den Zügen der DB zu. 1 1
)
→ C 02a Schirmmütze: Marine
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Militärische Ordnung
Immer wieder wird von Reisenden die fehlende Rücksichtnahme und mangelnde Disziplin von Soldaten der Bundeswehr gegenüber Mitreisenden und auf den Bahnhöfen beklagt 1). Deshalb ist es erforderlich, dass Einheitsführer/Kommandeure selbst bei fehlenden eigenen Erkenntnissen hinsichtlich − Verstößen gegen die militärische Ordnung in den Zügen der DB und auf den Bahnhöfen, − Beschädigung des Eigentums der DB, − Gefährdung der Betriebssicherheit der DB, − Belästigung von zivilen Reisenden, vorbeugende Maßnahmen in Form einer aktuellen Information/ Unterrichtung 2) zur Vermeidung von Disziplinlosigkeiten, Ordnungswidrigkeiten, Straftaten und deren Folgen treffen. Dabei ist besonders darauf hinzuwirken, dass Soldaten offensichtliches Fehlverhalten mitreisender Kameraden nicht teilnahmslos dulden, sondern positiven Einfluss ausüben. Um sicherzustellen, dass im Wiederholungsfalle neben einer bereits durch die Feldjäger ausgesprochenen Belehrung weitergehende Maßnahmen durch die truppendienstlichen Vorgesetzten getroffen werden können, sind Soldaten, die eine Dienstpflichtverletzung begehen, zu identifizieren und dem nächsten Disziplinarvorgesetzten mit einer Sachverhaltsdarstellung zu melden.
C. Schlussbestimmungen Der Gesamtvertrauenspersonenausschuss beim Bundesministerium der Verteidigung ist angehört worden. Der Erlass „Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der militärischen Ordnung und Disziplin’’ (VMBl 1974 S. 224) wird hiermit aufgehoben. BMVg, 30. September 1994 Fü S I 4 − Az 35-08-00
1 2
) )
986
Videokassette „Randale auf dem Schienenstrang’’ Ausbildungshilfe; Zentrum Innere Führung „Wehrrecht/Soldatische Ordnung/Humanitäres Völkerrecht in bewaffneten Konflikten’’; „Grundpflicht und Einzelpflichten des Soldaten’’
Militrische Gemeinschaft
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b) Leben in der militrischen Gemeinschaft ZDv 10/5 (Neudruck September 2005; Stand: nd. 1 vom 19. 03. 2007) – Aus z u g – 311. Es ist untersagt, Tontrger (z. B. Schallplatten, Musikkassetten, CD), Bildtrger (z. B. Bilder, Fotos, Filme, Video, CD), Datentrger (z. B. Disketten, CD), Schriften, Fahnen, Figuren, Abzeichen oder hnliche Gegenstnde in den Unterkunftsbereich bzw. den Bereich der militrischen Dienststelle auch nur vorbergehend einzubringen, die – sich gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung 1 richten, – Kennzeichen oder Propagandamittel verfassungswidriger Organisationen 2 darstellen oder enthalten, – zum Hass gegen Teile der Bevçlkerung oder gegen nationale, rassische, religiçse oder durch ihr Volkstum bestimmte Gruppen aufstacheln, zu Gewalt- oder Willkrmaßnahmen gegen sie auffordern oder sie beschimpfen, bçswillig verchtlich machen oder verleumden, – Gewaltttigkeiten gegen Menschen in einer Art schildern, die eine Verherrlichung oder Verharmlosung solcher Gewaltttigkeiten ausdrckt oder in einer die Menschenwrde verletzenden Weise darstellt. Darber hinaus ist es untersagt, Gegenstnde, die – sich gegen die Bundeswehr richten, – fr eine politische Gruppe werben, – geeignet sind, andere zu verunglimpfen oder in ihrem Ansehen herabzusetzen, – das allgemeine Schamgefhl verletzen, in dienstlichen Bereichen aufzuhngen, auszulegen oder in anderer Weise zugnglich zu machen. Von den genannten Verboten sind Gegenstnde ausgeschlossen, die der staatsbrgerlichen Aufklrung, der Abwehr verfassungswidriger Bestrebungen, der Kunst oder der Wissenschaft, der Forschung oder der Lehre, der Berichterstattung ber Vorgnge des Zeitgeschehens oder der Geschichte oder hnlichen Zwecken dienen 3. 1
3 3
§ 4 Abs. 2 Bundesverfassungsschutzgesetz und ZDv 10/1 (Innere Fhrung), Nr. 210 §§ 86, 86a StGB R C 25b §§ 86, 86a StGB R C 25b
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Militärische Gemeinschaft
In Zweifelsfällen entscheidet die bzw. der nächste Disziplinarvorgesetzte, gegebenenfalls unter Einbeziehung des Rechtsberaters und/oder des MAD. ... 403. Während des Dienstes und der Dienstunterbrechungen ist der Genuss alkoholischer Getränke grundsätzlich verboten. Ausnahmen bedürfen der Genehmigung der bzw. des Disziplinarvorgesetzten. Die Vermeidung von Alkoholmissbrauch in der dienstlichen Gemeinschaft ist Aufgabe aller Vorgesetzten. Richtlinien über das Verhalten gegenüber betrunkenen/berauschten Soldatinnen und Soldaten, Hinweise für Vorgesetzte und Maßnahmen im Rahmen der Kameradenhilfe sind in einer Führungshilfe 1 zusammengefasst (Anlage 14 2). 404. Der Missbrauch von Betäubungsmitteln stellt eine erhebliche Gefahr für die Gesundheit dar und kann die psychische und physische Einsatzbereitschaft der betroffenen Soldaten beeinträchtigen. Bereits der erstmalige und geringfügige Konsum ,,leichterer’’ Drogen wie Haschisch oder Marihuana kann nicht vorhersehbare Wirkungen haben. Selbst nach einem symptomfreien Intervall von mehreren Tagen kann es zu einem Wiederaufflammen des Rausches kommen. In diesem Zustand sind unkontrollierte Reaktionen nicht auszuschließen. Auch aufputschende und scheinbar leistungsfördernde Drogen wie z. B. Ecstasy bergen ein erhebliches Gefährdungspotential für die Gesundheit und können zu gravierenden Persönlichkeitsveränderungen führen. Daher ist der unbefugte Besitz und/oder Konsum von Betäubungsmitteln für Soldatinnen und Soldaten im und außer Dienst verboten. Stets hat die/der nächste Disziplinarvorgesetzte den Sachverhalt disziplinar zu würdigen. Bei freiwillig zusätzlich Wehrdienstleistenden ist gemäß dem Erlass BMVg − Fü S I 1 − Az 24-09-10 vom 04. 12. 1996 vorzugehen. Daneben kommt gegebenenfalls eine Entlassung aus dem Grundwehrdienst gemäß § 29 Abs. 1 Nr. 6 oder Abs. 4 Nr. 2 des Wehrpflichtgesetzes 3 in Betracht. Bei Soldatinnen und Soldaten auf Zeit ist eine fristlose Entlassung gemäß
1 2 3
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Allgemeiner Umdruck Nr. 300 Führungshilfe für Kommandeure und Einheitsführer − Suchtproblematik − (→ C 72c) hier nicht abgedruckt → C 50a
Militärische Gemeinschaft
C 72b
§ 55 Abs. 5 des Soldatengesetzes zu prüfen. Darüber hinaus begeht die Soldatin bzw. der Soldat eine unter Umständen mit Freiheitsentzug bedrohte Straftat, wenn sie bzw. er unbefugt Betäubungsmittel herstellt, erwirbt, besitzt oder abgibt (§§ 29−30a des Betäubungsmittelgesetzes) 2, so dass der Vorfall an die Staatsanwaltschaft abzugeben ist (§ 33 Abs. 3 Satz 1 der Wehrdisziplinarordnung − ZDv 14/3 B 117 Anhang 1) 3. Im Rahmen der notwendigen Drogenprävention sind Soldatinnen und Soldaten innerhalb der ersten Wochen nach Diensteintritt in Zusammenarbeit mit dem Truppenarzt über die Gefahren des Betäubungsmittelmissbrauchs aufzuklären. Über die straf- und dienstrechtlichen Folgen sind sie aktenkundig zu belehren (Anlage 12).4 Konsumenten von Betäubungsmitteln sind dem Truppenarzt vorzustellen. 1
1 2 3 4
→ C 01 → C 25e und C 72d → C 11a hier nicht abgedruckt
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Suchtproblematik
c) Fhrungshilfe fr Kommandeurinnen/Kommandeure und Einheitsfhrerinnen/Einheitsfhrer – Suchtproblematik – Allgemeiner Umdruck Nr. 300 (Juni 2005); nderungsstand: 13. 03. 2008 – Aus z u g – 2.8
Bestimmungen fr das Handeln des/der Disziplinarvorgesetzten Dem/der Disziplinarvorgesetzten obliegt gemß § 10 Abs. 2 SG 1 die Pflicht zur Dienstaufsicht und die Verantwortung fr die Disziplin seiner/ihrer Untergebenen. Er/sie ist daher von Beginn des Verdachts eines Dienstvergehens bis zum Abschluss der disziplinaren Ermittlungen „Herr/Herrin des Verfahrens“ und verpflichtet, die in der jeweiligen Situation erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen bzw. zu veranlassen. 2.8.1 Alkohol im Dienst – Whrend des Dienstes und der Dienstunterbrechungen ist der Genuss alkoholischer Getrnke grundstzlich verboten. Ausnahmen bedrfen der Genehmigung des/der Disziplinarvorgesetzten (ZDv 10/5 „Leben in der militrischen Gemeinschaft“, Nr. 403).2 – Begeht eine Soldatin/ein Soldat ein Dienstvergehen unter Alkoholeinfluss, bleibt ihre/seine Verantwortung bestehen; ggf. ist ihre/seine Schuldfhigkeit gemindert oder ausgeschlossen. Hat die Soldatin/der Soldat das Dienstvergehen im Vollrausch begangen, bleibt die Verantwortlichkeit bestehen, wenn sie/er sich vorstzlich oder fahrlssig in den Vollrausch versetzt hat. (Die im Disziplinarrecht geltenden Grundstze werden aus entsprechenden Bestimmungen des Strafrechts – vgl. §§ 20, 21, 323a StGB 3 – abgeleitet.) – Nach § 7 WStG 4 wird ein mit Alkohol oder anderen Mitteln selbstverschuldeter Rausch nicht als Milderungsgrund anerkannt, wenn die Tat eine militrische Straftat nach dem WStG ist oder in Ausbung des Dienstes begangen worden ist. Diese Regelung ist nicht auf Dienstvergehen anzuwenden. 1 2 3 4
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C C C C
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Suchtproblematik
C 72c
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Bei dienstunfähigen Soldatinnen/Soldaten sind die Erlasse ,,Beendigung des Dienstverhältnisses eines Soldaten wegen Dienstunfähigkeit’’ (ZDv 14/5 B 153) und ,,Richtlinien für die Personalbearbeitung von Soldaten, deren Dienstfähigkeit eingeschränkt ist und für das Verfahren zur Beendigung des Dienstverhältnisses wegen Dienstunfähigkeit’’ (ZDv 14/5 B 153a) zu beachten.
−
Schuldhaftes Verhalten liegt vor, wenn eine Alkoholikerin/ein Alkoholiker sich nach einer Entziehungskur bewusst über die zwingend einzuhaltende Alkoholabstinenz hinwegsetzt und wieder anfängt zu trinken.
2.8.2
Trunkenheit am Steuer
−
ist im Dienst stets ein Dienstvergehen (§§ 7, 11 Abs. 1, 17 Abs. 2 Satz 1 SG; ZDv 14/3 ,,Wehrdisziplinarordnung und Wehrbeschwerdeordnung’’ B 162 Ziffer 5; 1 ZDv 43/2 ,,Kraftfahrvorschrift für die Bundeswehr − Bestimmungen für den Betrieb und Verkehr von Dienstfahrzeugen’’, Nr. 122),
−
ist außer Dienst ein Dienstvergehen, wenn die Tat geeignet ist, das Ansehen der Bundeswehr oder die Achtungs- und Vertrauenswürdigkeit der Soldatin/des Soldaten ernsthaft zu beeinträchtigen (§ 17 Abs. 2 Satz 2 SG,2 ZDv 14/3 B 162 Ziffer 5).1
Maßnahmen bei Trunkenheit am Steuer Gemäß ZDv 14/3 B 117 in Verbindung mit B 162 3 sind zu veranlassen: − regelmäßig eine disziplinare Würdigung; während bei Berufssoldatinnen und -soldaten/Soldatinnen und Soldaten auf Zeit (Offz/Uffz) im Falle innerdienstlicher Trunkenheit am Steuer regelmäßig ein gerichtliches Disziplinarverfahren einzuleiten ist; ist dies bei außerdienstlicher Trunkenheit am Steuer nur dann der Fall, wenn besondere Umstände hinzutreten (z. B. Wiederholungsfall, grob rücksichtslose Gesinnung; vgl. ZDv 14/3 B 162 Ziff. 7).1
1 2 3
→ C 11g → C 01 → C 11a
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C 72c
Suchtproblematik
Der/die Disziplinarvorgesetzte ist nicht befugt, die Entnahme einer Blutprobe gegen den Willen der beschuldigten Soldatin/ des beschuldigten Soldaten anzuordnen (ZDv 14/3 B 120).1 − Gemäß Erlass ,,Trunkenheit am Steuer’’, ZDv 14/3 B 162 Nr. 2 Satz 4,2 sind Personen, die Rauschmittel nehmen oder zum ständigen Alkoholkonsum neigen, als Kraftfahrer ungeeignet. Die Fahrerlaubnis ist ihnen gem. ZDv 43/1 bzw. ZDv 43/2 zu entziehen. − Soweit im Zusammenhang mit Alkohol ein Kraftfahrzeug im öffentlichen Straßenverkehr geführt wurde, besteht der Verdacht einer Straftat gemäß § 316 StGB (Trunkenheit im Verkehr) sowie ggf. gemäß § 315c StGB (Gefährdung des Straßenverkehrs). In diesem Fall ist nach dem Erlass ,,Abgabe an die Staatsanwaltschaft’’ (ZDv 14/3 B 117 Anhang 2) 3 vorzugehen. Besteht der Verdacht auf Alkoholmissbrauch, kann der Soldatin/ dem Soldaten jedoch befohlen werden, sich der Truppenärztin/dem Truppenarzt vorzustellen, um ihre/seine Dienst- oder Verwendungsfähigkeit feststellen zu lassen (vgl. § 17 Abs. 4 Satz 3 SG).4 Im Rahmen einer Untersuchung auf Feststellung der Dienst- oder Verwendungsfähigkeit hat die Soldatin/der Soldat die Pflicht zur Mitwirkung, d. h. ggf. eine Blutentnahme zu dulden. Eine Gehorsamspflichtverletzung kann disziplinarrechtlich gewürdigt werden. Da der/die Disziplinarvorgesetzte aufgrund des vorgenannten Verdachtes eines Dienstvergehens, das möglicherweise die Dienst- und Verwendungsfähigkeit der Soldatin/des Soldaten berührt, die ärztliche Untersuchung veranlasst hat, unterliegt der untersuchende Sanitätsoffizier als Gutachter nicht der ärztlichen Schweigepflicht. Er hat daher den Disziplinarvorgesetzten in dem Maße Auskunft zu erteilen, wie es für die zu treffende Entscheidung notwendig ist (SPersAV vom 31. 08. 1995). Die Auskunft wird insoweit regelmäßig auf das Ergebnis der Dienst- und Verwendungsfähigkeitsuntersuchung (ja/nein/eingeschränkt) zu beschränken sein.
Präventive Maßnahmen der Vorgesetzten − Regelmäßiges Aufklären über Gefahren und dienstrechtliche Konsequenzen des Alkoholmissbrauchs, − Umsetzen der Vorgaben zur Prävention gem. der ,,Richtlinie zur Koordination und Steuerung von Maßnahmen der Sucht1 2 3 4
992
→ → → →
C C C C
72g 11g 11a 01
Suchtproblematik
C 72c
prävention und -bekämpfung für Soldaten’’, Erlass BMVg Fü S I/Fü S I 4 − Az 35-04-06 vom 08. 07. 1999, −
Verhindern von Verstößen durch Bereitstellen von Dienst-Kfz bei geselligen oder sonstigen dienstlichen Veranstaltungen (ZDv 43/2, VMBl 2002, S. 123, ZDv 14/5 B 132).
2.8.3
Fliegendes Personal
Dieser Personenkreis hat den Alkoholgenuss in der Freizeit so zu beschränken, dass bei Flugbeginn keine Behinderung vorliegt. Es gelten die Grundsätze der ZDv 19/2 ,,Flugbetriebsordnung für die Bundeswehr’’. Einzelheiten sind in der ZDv 19/2 im Kapitel 2 ,,Allgemeine Bestimmungen’’, Nr. 112 und der BesAnLwA − AbtFlBetrBw 505/ 5101, Teil 2 ,,Flugmedizinische Richtlinien’’ festgelegt. 2.8.4
Flugsicherungspersonal
Die Flugverkehrskontrolloffiziere der militärischen Flugsicherung unterliegen den Grundsätzen der ZDv 57/1 ,,Militärische Flugsicherung’’, Kapitel 8, Absatz II. ,,Herstellung und Erhaltung der Leistungsfähigkeit’’. Gem. Nr. 828 ff. wirken leistungsbeeinflussenden Mittel auf die Ausübung der eigenverantwortlichen Tätigkeit im Kontrolldienst ein und führen zu entsprechenden Maßnahmen des Erlaubnis- und/oder Berechtigungsentzugs. Die BesAnMilFS 2-100 ,,Flugverkehrskontrolldienst’’ legt in den ,,Allgemeinen Pflichten’’ (Nr. 115.2) fest, dass nicht unter Einfluss alkoholischer Getränke, berauschender Mittel oder leistungsmindernder Medikamente gearbeitet werden darf. 2.8.5
Personal an Bord von schwimmenden Einheiten der Marine
Hinsichtlich des Alkoholgenusses gelten neben den Gesetzen, Vorschriften und Weisungen die Vorgaben der MDv 160/1 ,,Dienst an Bord’’. 2.8.6
Auslandsaufenthalte, Auslandseinsätze, Ein- und Ausreisen
Im Hinblick auf Auslandseinsätze, Aufenthalte in verschiedenen Einsatzländern mit Ein- und Ausreisen, Ausbildungsaufenthalten in anderen Staaten ist zu beachten, dass für eine Mitnahme, teilweise auch für den Genuss von Alkohol besondere Vorschriften zu beachten/einzuhalten sind. So können das Recht des Gaststaates, insbesondere das Strafmaß sowie die Rechtsauslegung durchaus von eigenen, nationalen Rege993
C 72c
Suchtproblematik
lungen abweichen, z. B. Verbot der Einfuhr von Alkohol und alkoholhaltigen Getränken verbieten bzw. Einschränkung des öffentlichen Genusses. Diesem Sachverhalt ist durch den Vorgesetzten besonders durch ortsabhängige Regelungen, Weisungen und Befehle sowie Belehrungen zu begegnen. Innerhalb militärischer Liegenschaften, während des Dienstes und der Dienstunterbrechungen bedürfen Ausnahmen eines Alkoholgenusses immer der Genehmigung des/der Disziplinarvorgesetzten (ZDv 10/5 Nr. 403).1 Der Handhabung von Alkohol bei Verlassen bzw. außerhalb der militärischen Liegenschaften im Ausland ist jedoch besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Entsprechende Weisungen finden sich in den für die jeweiligen Einsätze geltenden Befehlen. 3. Illegale Drogen ... 3.2
Drogenkonsum in den Streitkräften
Drogenmissbrauch ist ein gesellschaftliches Problem, das von außen in die Bundeswehr hineingetragen wird. Die Streitkräfte sind selbst nicht in der Lage, diese Entwicklung zu verhindern. Drogenmissbrauch (Verstöße gegen das BtMG) ist kein Problem der Bundeswehr in dem Sinne, dass durch den Dienst in den Streitkräften Drogenkonsum verursacht oder als Kompensationsmittel für Belastungen des Dienstes gewählt wird. Die Herstellung und der Besitz von, sowie der Handel mit Drogen, sind unter Strafe gestellt (§ 29 Abs. 1 Nr. 1 Betäubungsmittelgesetz),2 nicht aber der Konsum. Durch das Betäubungsmittelgesetz (BtMG, → ZDv 14/2) soll verhindert werden, dass junge Menschen schwere und nicht reparable Schäden an der Gesundheit nehmen und ihre Persönlichkeit zerstört wird. Allerdings sollen sie nicht schon im jugendlichen Alter ,,kriminalisiert’’ werden, deshalb kann unter bestimmten Voraussetzungen von einer Strafverfolgung abgesehen werden. Wegen der von missbräuchlicher Benutzung von Betäubungsmitteln ausgehenden Gefahren für die Funktionsfähigkeit und Einsatzbereitschaft der Streitkräfte muss die Bundeswehr alles tun, um einer Ausbreitung der Betäubungsmittelmissbrauchs unter den Soldatinnen und Soldaten so wirksam wie möglich entgegenzutre1 2
994
→ C 72b → C 25e
Suchtproblematik
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ten. Die Verhinderung einer ernstlichen Gefährdung der militärischen Ordnung durch den Drogenkonsum von Soldatinnen/Soldaten erfordert die konsequente Anwendung disziplinarer, strafrechtlicher und statusrechtlicher Sanktionen. Deshalb ist für alle Angehörigen der Bundeswehr auch der Konsum generell verboten und zu ahnden (ZDv 10/5 Nr. 404 und ZDv 14/3 B 163 Ziffer 2 ff.). Unabhängig von dieser eindeutigen Rechtslage ist in jedem Einzelfall zu prüfen, wie die Truppe durch zusätzliche Maßnahmen der fürsorglichen Betreuung erste Hilfe für betroffene Soldatinnen/ Soldaten leisten kann. Über die Gefahren des Betäubungsmittelkonsums sind alle Soldatinnen und Soldaten frühzeitig durch den Disziplinarvorgesetzten/ die Disziplinarvorgesetzte in Zusammenarbeit mit der Truppenärztin/dem Truppenarzt aufzuklären und über die strafrechtlichen und dienstrechtlichen Folgen aktenkundig zu belehren (ZDv 10/5 Nr. 404 und Anlage 12).
Auszug aus der ZDv 10/5 ,,Leben in der militärischen Gemeinschaft’’: 404. Der Missbrauch von Betäubungsmitteln stellt eine erhebliche Gefahr für die Gesundheit dar und kann die psychische und physische Einsatzbereitschaft der betroffenen Soldaten beeinträchtigen. Bereits der erstmalige und geringfügige Konsum ,,leichterer’’ Drogen wie Haschisch oder Marihuana kann nicht vorhersehbare Wirkungen haben. Selbst nach einem symptomfreien Intervall von mehreren Tagen kann es zu einem Wiederaufflammen des Rausches kommen. In diesem Zustand sind unkontrollierte Reaktionen nicht auszuschließen. Auch aufputschende und scheinbar leistungsfördernde Drogen wie z. B. Ecstasy bergen ein erhebliches Gefährdungspotential für die Gesundheit und können zu gravierenden Persönlichkeitsveränderungen führen. Daher ist der unbefugte Besitz und/oder Konsum von Betäubungsmitteln für Soldaten im und außer Dienst verboten. Stets hat der nächste Disziplinarvorgesetzte den Sachverhalt disziplinar zu würdigen. Bei freiwilligen zusätzlichen Wehrdienst Leistenden ist gemäß dem Erlass BMVg − Fü S I 1 − Az 24-09-10 vom 04. 12. 1996 vorzugehen. Daneben kommt gegebenenfalls eine Entlassung aus dem Grundwehrdienst gemäß § 29 Abs. 1 Nr. 6 oder Abs. 4 Nr. 2 995
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Suchtproblematik
des Wehrpflichtgesetzes 1 in Betracht. Bei Soldatinnen auf Zeit und Soldaten auf Zeit ist eine fristlose Entlassung gemß § 55 Abs. 5 2 des Soldatengesetzes zu prfen. Darber hinaus begeht die Soldatin bzw. der Soldat eine unter Umstnden mit Freiheitsentzug bedrohte Straftat, wenn er unbefugt Betubungsmittel herstellt, erwirbt, besitzt oder abgibt (§§ 29–30a des Betubungsmittelgesetzes),3 so dass der Vorfall an die Staatsanwaltschaft abzugeben ist (§ 33 Abs. 3 Satz 1 der Wehrdisziplinarordnung – ZDv 14/3 B 117 Anhang 1). Im Rahmen der notwendigen Drogenprvention sind Soldatinnen und Soldaten innerhalb der ersten Wochen nach Dienstantritt in Zusammenarbeit mit der Truppenrztin bzw. dem Truppenarzt ber die Gefahren des Betubungsmittelmißbrauchs aufzuklren. ber die straf- und dienstrechtlichen Folgen sind sie aktenkundig zu belehren (Anlage 12).4 Konsumenten von Betubungsmitteln sind dem Truppenarzt vorzustellen. ... 3.5 Bestimmungen fr das Handeln der Disziplinarvorgesetzten 3.5.1 Allgemeine Hinweise Jegliche Erkenntnisse u. a. ber den Besitz, Konsum, Handel und ber die Weitergabe von bzw. mit Betubungsmitteln durch Soldatinnen und Soldaten ohne behçrdliche Erlaubnis – auch im außerdienstlichen Bereich – veranlassen den Disziplinarvorgesetzten/ die Disziplinarvorgesetzte zum unverzglichen Handeln: Solche Verhaltensweisen stellen in der Regel Straftaten nach dem „Gesetz ber den Verkehr mit Betubungsmitteln“ (Betubungsmittelgesetz – BtMG,3 R ZDv 14/2) dar. Sie sind immer Dienstpflichtverletzungen nach dem Soldatengesetz (SG). Der/die Disziplinarvorgesetzte hat parallel zu seinen/ihren rechtlich bedeutsamen Ermittlungen sowie Prfungen einer disziplinaren Ahndung die erforderlichen Maßnahmen der Hilfe und Frsorge fr die betreffende Soldatin/den betreffenden Soldaten in die Wege zu leiten. Soldatinnen und Soldaten, die Betubungsmittel konsumiert haben, sind der Truppenrztin/dem Truppenarzt vorzustellen. Gegebenenfalls sind eine Therapie und die Prfung der Dienstfhigkeit der Soldatin/des Soldaten zu veranlassen. Sofortentscheidungen kçnnen angezeigt sein, z. B. das Herauslçsen aus 1 2 3 4
996
R C 50a R C 01 R C 25e Anlage 12 ZDv 10/5
Suchtproblematik
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einer bestimmten Verwendung (z. B. Kraftfahrverwendungsfhigkeit, Dienst an/mit der Waffe). Rcksprache mit der zustndigen Rechtsberaterin/dem zustndigen Rechtsberater ist zu halten. Auslandsaufenthalte, Auslandseinstze, Ein- und Ausreisen Im Hinblick auf Auslandseinstze, Aufenthalte in verschiedenen Einsatzlndern mit Ein- und Ausreisen, Ausbildungsaufenthalten in anderen Staaten ist zu beachten, dass hinsichtlich legaler und illegaler Drogen besondere Vorschriften zu beachten/einzuhalten sind. So kçnnen das Recht des Gaststaates, insbesondere das Strafmaß, sowie die Rechtsauslegung durchaus von eigenen, nationalen Regelungen abweichen, z. B. eine Einfuhr/Ausfuhr von Betubungsmitteln regeln bzw. den çffentlichen Genuss erlauben. Diesem Sachverhalt ist durch den Vorgesetzten besonders durch ortsabhngige Regelungen, Weisungen und Befehle sowie Belehrungen zu begegnen. Bei legalen und illegalen Drogen gelten die eigenen nationalen Gesetze, Weisungen und Richtlinien, auch wenn Regelungen des Gaststaates teilweise die Nutzung von rauscherzeugenden Substanzen freigegeben. Ein- und Ausfuhr von mçglichen freigegebenen Substanzen, z. B. als Reisemitbringsel, sind deshalb zu unterbinden. 3.5.2 Rechtliche Einordnung des Missbrauchs von Betubungsmitteln und erforderliche dienstliche Maßnahmen
Strafrecht Der/die Disziplinarvorgesetzte hat bei Anhaltspunkten fr einen Betubungsmittelmissbrauch innerhalb seines Verantwortungsbereichs zu prfen, ob der Verdacht einer Straftat besteht und deswegen die Polizei (fr die Ermittlungen) sowie die Staatsanwaltschaft eingeschaltet werden mssen. Im 6. Abschnitt des BtMG – §§ 29 bis 34 1 – sind die Straftatbestnde und Ordnungswidrigkeitentatbestnde des Betubungsmittelmissbrauchs zusammengefasst. Gem. § 29 Abs. 1 Nr. 1, 3 BtMG wird mit Freiheitsstrafe bis zu fnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft, wer Betubungsmittel unerlaubt anbaut, herstellt, mit ihnen Handel treibt, sie, ohne Handel zu treiben, einfhrt, ausfhrt, verußert, abgibt, sonst in den Verkehr bringt, erwirbt, sich in sonstiger Weise beschafft oder besitzt, ohne zugleich im Besitz einer schriftlichen Erlaubnis fr 1
R C 25e
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C 72c
Suchtproblematik
den Erwerb zu sein. Auch der Versuch (nicht des Besitzes) ist strafbar (§ 29 Abs. 2 BtMG). Der Konsum von Betubungsmitteln ist dann nicht strafbar, wenn der Tter die Mittel nicht vorher oder gleichzeitig im Besitz hatte. Beispiel: „Bloßes Ziehen“ an der Haschischzigarette einer anderen Person. Lngerfristige Freiheitsstrafen sind vorgesehen u. a. fr – unerlaubtes gewerbsmßiges Handeln mit Betubungsmitteln, – o. g. Handlungen (Handel, Verußerung etc.), wenn diese die Gesundheit mehrerer Menschen und/oder gar Minderjhrige gefhrden, – unerlaubtes Handeln mit Betubungsmitteln in nicht geringer Menge, vor allem auch als Mitglied einer entsprechend spezialisierten Bande. (Vgl. §§ 29 Abs. 3; 29a, 30, 30a BtMG).
Abgabe an die Staatsanwaltschaft Beim Anfangsverdacht eines Verstoßes gegen das Betubungsmittelgesetz durch eine Soldatin/einen Soldaten oder mehrere Soldatinnen und/oder Soldaten hat der/die Disziplinarvorgesetzte die Ermittlungen aufzunehmen und zu fhren (§ 32 Abs. 1 WDO).1 Gleichzeitig ist eine Abgabe an die zustndige Staatsanwaltschaft zu prfen (§ 33 Abs. 3 WDO i. V. m. ZDv 14/3 B 117 – Abgabeerlass).2 Straftaten gem. §§ 29 Abs. 3, 29a, 30, 30a BtMG (Anhang 1 des Abgabeerlasses) sind zwingend abzugeben. Straftaten gem. § 29 Abs. 1, 2, 4 BtMG (Anhang 2 des Abgabeerlasses) sind regelmßig abzugeben, soweit nicht im Einzelfall eine Ausnahme gerechtfertigt erscheint. Bei besonderen Auslandsverwendungen ist gem. Ziff. VII. des Abgabeerlasses zu verfahren. ber alle Fragen, die mit einer Abgabe zusammenhngen, erteilt die Rechtsberaterin/der Rechtsberater Auskunft. Will der/die Disziplinarvorgesetzte eine der im Anhang 2 des Abgabeerlasses aufgefhrten Straftaten nicht abgeben, hat er/sie eine Stellungnahme der zustndigen Rechtsberaterin/des zustndigen Rechtsberaters einzuholen. Bei der Abgabe oder im Nachgang hierzu macht der/die Disziplinarvorgesetzte der Staatsanwaltschaft Mitteilung, ob und ggf. wie er die Sache disziplinar erledigt hat oder ob er die disziplinare Erledigung bis zur Beendigung des Strafverfahrens ausgesetzt hat (§ 33 Abs. 3 Satz 2 WDO; ZDv 14/3 B 117 VI Nr. 1). 1 2
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R C 10 R C 11a
Suchtproblematik
C 72c
Zu beachten ist, dass die Einschaltung der Polizei bereits der Abgabe an die Staatsanwaltschaft gleichkommt (vgl. ZDv 14/3 B 119),1 aber diese nicht ersetzt (vgl. Abgabeerlass). Die Abgabe an die Staatsanwaltschaft muss nicht zwangsläufig zu einem Strafverfahren mit einer Verurteilung des Täters führen. Der Gesetzgeber ermöglicht den Strafverfolgungsorganen ein Absehen von Strafe (§ 29 Abs. 5 BtMG) und Strafverfolgung (§ 31a BtMG). Mit den §§ 29 Abs. 5 und 31a BtMG wird das Ziel verfolgt, wirkungsvoller auf Probierer und Gelegenheitskonsumenten einzuwirken. Sie sollen nicht durch die Verhängung von Strafe in die − kriminelle − Drogenszene und in die Solidarisierung mit den Dealern gedrängt werden. Kriterien für das Absehen von Strafe und Strafverfolgung sind: − geringe Schuld, − kein öffentliches Interesse an der Strafverfolgung, − Betäubungsmittel zum gelegentlichen Eigenverbrauch, − geringe Mengen an Cannabisprodukten, − keine Fremdgefährdung. Das Bundesverfassungsgericht hat in seiner Entscheidung vom 09. 03. 1994 klargestellt, dass bei Verstößen gegen das BtMG in Schulen, Jugendheimen, Kasernen oder ähnlichen Einrichtungen von einer Fremdgefährdung auszugehen sei. In derartigen Fällen sind demnach die Voraussetzungen für das Absehen von der Strafverfolgung gem. §§ 29 Abs. 5, 31a BtMG nicht vorhanden. Somit ergibt sich durch den Beschluss des BVerfG keine Änderung der rechtlichen Bewertung des Betäubungsmittelkonsums innerhalb des Dienstes sowie innerhalb der militärischen Anlagen. Hinsichtlich der Abgabe an die Staatsanwaltschaft hat der/die Disziplinarvorgesetzte keine eigene Zuständigkeit zur Prüfung und Entscheidung. Für ihn sind die Abgabevorschrift des § 33 Abs. 3 WDO und der o. g. Abgabeerlass (ZDv 14/3 B 117) maßgebend. Dies gilt auch dann, wenn bei der zuständigen Staatsanwaltschaft erfahrungsgemäß mit einer Einstellung zu rechnen ist.
Disziplinarrecht − Dienstvergehen Ungeachtet eines möglichen Absehens von einer Strafverfolgung seitens der Strafverfolgungsbehörden, ist der Verstoß einer Solda1
→ C 11c
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C 72c
Suchtproblematik
tin/eines Soldaten gegen das Betubungsmittelgesetz sowie der nicht strafbare Konsum von Betubungsmitteln gem. ZDv 10/5 Nr. 404 und ZDv 14/3 B 163 „Missbrauch von Betubungsmitteln“1 aufgrund der Fremdgefhrdung und der Aufrechterhaltung der militrischen Ordnung, immer ein zu ahndendes, schwerwiegendes Dienstvergehen. Dies gilt unabhngig davon, ob die Tat innerhalb oder außerhalb dienstlicher Unterknfte, innerhalb oder außerhalb der Dienstzeit begangen wird. Der 2. Wehrdienstsenat des Bundesverwaltungsgerichts (BVerwG), der letztinstanzlich fr die disziplinargerichtliche Wrdigung und Ahndung von Dienstvergehen zustndig ist, hielt in einem Urteil vom 10. August 1994 – also fnf Monate nach der zuvor angesprochenen Entscheidung des BVerfG – an seiner bisherigen Rechtsprechung zum unerlaubten Umgang mit Betubungsmitteln fest (vgl. BVerwG, 2. Wehrdienstsenat, Urteil vom 10. 08. 94, 2 WD 24/94, in: NZWehrr 1995, S. 166 ff.). Danach verstçßt ein Soldat/eine Soldatin bereits durch einmaligen inner- oder außerdienstlichen Konsum von Haschisch gegen seine Kernpflicht zum treuen Dienen nach § 7 SG,2 weil dadurch die Einsatzbereitschaft des Soldaten/der Soldatin, der auch außerhalb der Dienststunden jederzeit mit seinem Einsatz rechnen muss, in Frage gestellt wird. Dabei sttzte sich der Senat auf wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse medizinischer Sachverstndiger, wonach der Konsum von Haschisch die Wahrnehmungs-, Konzentrations- und Reaktionsfhigkeit herabsetzt und die Raum-ZeitOrientierung beeintrchtigt sowie Denkstçrungen hervorruft. Selbst das Auftreten eines sog. „Echorausches“ oder „flash back“ kçnne als latente Gefahr im Einzelfall nicht ausgeschlossen werden. Durch den Konsum und sonstigen Missbrauch von Betubungsmitteln verletzt die Soldatin/der Soldat die Pflicht zum treuen Dienen (§ 7 SG),2 zum Gehorsam (§ 11 Abs. 1 Satz 1 und 2 SG) 2 und zu achtungs- und vertrauenswrdigem Verhalten im oder außer Dienst (§ 17 Abs. 2 SG).2 Bei Abgabe von Betubungsmitteln an Kameradinnen/Kameraden bzw. Untergebene oder Verleitung dieser zum Konsum ist zudem eine Verletzung der Pflicht zur Kameradschaft (§ 12 SG) 2 bzw. der Pflicht zur Frsorge (§ 10 Abs. 3 SG) 2 gegeben. Der Betubungsmittelkonsum stellt auch einen Verstoß gegen die Pflicht zur Gesunderhaltung dar (§ 17 Abs. 4 Satz 1 und 2 SG),2 wenn in seiner Folge eine konkrete Gesundheitsbeeintrchtigung eingetreten ist. 1 2
R C 72b R C 01
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Suchtproblematik
C 72c
Im Falle eines Grundwehrdienst leistenden Ersttters, der außerhalb dienstlicher Unterknfte und Anlagen außerhalb der Dienstzeit Betubungsmittel mit geringem Wirkstoffgehalt konsumiert hat, kommt bei der Maßnahmebemessung u. U. ein Absehen von den zulssigen Hçchstmaßnahmen (Disziplinararrest, Ausgangsbeschrnkung) in Betracht. Offenbart eine Soldatin oder ein Soldat freiwillig ihren oder seinen Betubungsmittelkonsum und sind strafbares Handeln sowie eine schwerwiegende Pflichtverletzung ber den Konsum hinaus nicht ersichtlich, kann ausnahmsweise von einer disziplinaren Maßregelung abgesehen werden. Im Zweifel sollte Rcksprache mit der Rechtsberaterin/dem Rechtsberater gehalten werden. Berufssoldatinnen und -soldaten sowie Soldatinnen/Soldaten auf Zeit droht bei derartigem Fehlverhalten ein gerichtliches Disziplinarverfahren. Hierzu fhrt der Disziplinarvorgesetzte die Entscheidung der Einleitungsbehçrde herbei (§ 41 WDO).1 Schon einmaliger Konsum von Haschisch kann bei Soldatinnen und Soldaten mit Vorgesetzteneigenschaft die Dienstgradherabsetzung (§ 58 Abs. 1 Nr. 4 i. V. m. § 64 WDO) 1 zur Folge haben. In besonders schwerwiegenden Fllen – z. B. Verleitung eines Untergebenen durch einen Vorgesetzten zum Betubungsmittelkonsum oder fortgesetzter, intensiver Handel – droht die Entfernung aus dem Dienstverhltnis (§ 58 Abs. 1 Nr. 5 WDO i. V. m. § 63 WDO).1 Dabei sind jedoch gem. § 38 Abs. 1 WDO 1 bei Art und Maß der Disziplinarmaßnahme stets Eigenart und Schwere des Dienstvergehens sowie seine Auswirkungen, das Maß der Schuld, die Persçnlichkeit, die bisherige Fhrung und die Beweggrnde der Soldatinnen und Soldaten zu bercksichtigen, sodass sich jegliche schematische Zuordnung eines Dienstvergehens zu einer konkreten gerichtlichen Disziplinarmaßnahme verbietet. Militrkraftfahrer, die bei der dienstlichen Nutzung von Kraftfahrzeugen unter dem Einfluss von Rauschmitteln, einschließlich Betubungsmitteln stehen, begehen immer ein Dienstvergehen gem. ZDv 10/5 Nr. 404 2 und ZDv 14/3 B 162. 3 Der Entzug der militrischen Fahrerlaubnis ist in diesem Fall geboten, hinsichtlich ziviler Berechtigungsscheine sind entsprechende Mitteilungen abzugeben (ZDv 43/1 bzw. 43/2). 1 2 3
R C 10 R C 72b R C 11g
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C 72c
Suchtproblematik
− Ermittlungen/Verfahren Der/die Disziplinarvorgesetzte hat unverzüglich und unabhängig von etwaigen polizeilichen Ermittlungen disziplinare Ermittlungen aufzunehmen, wenn eine ihm unterstellte Soldatin/ein ihm unterstellter Soldat Verdacht des Besitzes, des Konsums, der Weitergabe von Betäubungsmitteln oder anderer o. g. Handlungen mit diesen Mitteln steht (§ 32 Abs. 1 WDO).1 Hierbei kommen Durchsuchung und Beschlagnahme nach § 20 WDO 1 − grundsätzlich nur auf Anordnung des zuständigen Truppendienstrichters (Ausnahme: Gefahr in Verzug) − in Betracht. Einer solchen Anordnung bedarf es nicht, wenn die Soldatin/der Soldat die Durchsuchung gestattet oder zu beschlagnahmende Gegenstände freiwillig herausgibt. Keine Durchsuchung i. S. des § 20 WDO 1 stellt der ausschließlich präventive Zwecke verfolgende Einsatz eines Diensthundes der örtlich zuständigen Feldjägerkompanie auf Anforderung des/der Disziplinarvorgesetzten im Rahmen seiner/ihrer Dienstaufsicht dar, soweit der Diensthund lediglich den geschlossenen Spind beschnüffelt. Schlägt der Diensthund tatsächlich an, so endet sein Einsatz unmittelbar. In diesem Fall besteht eine hinreichende Wahrscheinlichkeit für das Vorhandensein von Betäubungsmitteln und damit der Verdacht eines Dienstvergehens. Gegen den Willen der Soldatin/des Soldaten kann der/die Disziplinarvorgesetzte nicht die Entnahme einer Blutprobe (vgl. ZDv 14/3 B 120),2 die Anwendung eines Drogenvortestgerätes (vgl. ZDv 14/3 Anlage 9/1) oder die Durchführung eines sog. Drogenscreenings zur Feststellung eines Dienstvergehens anordnen. Besteht der Verdacht auf Betäubungsmittelmissbrauch, kann der Soldatin/dem Soldaten jedoch befohlen werden, sich der Truppenärztin/dem Truppenarzt vorzustellen, um seine Dienst- oder Verwendungsfähigkeit feststellen zu lassen (vgl. § 17 Abs. 4 Satz 3 SG).3 Im Rahmen einer Untersuchung auf Feststellung der Dienstoder Verwendungsfähigkeit hat die Soldatin/der Soldat die Pflicht zur Mitwirkung, d. h. ggf. eine Urinprobe abzugeben bzw. eine Blutentnahme zu dulden. Eine Gehorsamspflichtverletzung kann disziplinarrechtlich gewürdigt werden. Da der/die Disziplinarvorgesetzte aufgrund des vorgenannten Verdachtes eines Dienstvergehens, das möglicherweise die Dienst- und Verwendungsfähigkeit der Soldatin/des Soldaten berührt, die ärztliche Untersuchung veranlasst hat, unterliegt der untersuchende 1 2 3
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Sanitätsoffizier als Gutachter nicht der ärztlichen Schweigepflicht. Er hat daher den Disziplinarvorgesetzten in dem Maße Auskunft zu erteilen, wie es für die zu treffende Entscheidung notwendig ist (SPersAV vom 31. 08. 1995). Die Auskunft wird insoweit regelmäßig auf das Ergebnis der Dienst- und Verwendungsfähigkeitsuntersuchung (ja/nein/eingeschränkt) zu beschränken sein. Die disziplinare Erledigung des Falles ist im Hinblick auf ein sachgleiches Strafverfahren dann nicht auszusetzen, wenn die Sachaufklärung gesichert ist oder wenn im Strafverfahren aus Gründen nicht verhandelt werden kann, die in der Person oder dem Verhalten der Soldatin/des Soldaten liegen (§ 33 Abs. 3 Satz 3 WDO).1 Das Absehen von der Strafverfolgung durch die Staatsanwaltschaft oder das Absehen von Strafe durch das Gericht hat in disziplinarer Hinsicht keine Bindungswirkung, d. h. eine disziplinare Maßregelung ist − unter Berücksichtigung der strafrechtlichen Entscheidungsgründe − grundsätzlich zulässig.
Dienstrecht Der Nachweis von Betäubungsmittelkonsum oder -missbrauch macht auch dienstrechtliche Prüfungen erforderlich. Der/die nächste Disziplinarvorgesetzte veranlasst das hierfür Erforderliche. Bei Grundwehrdienst leistenden Soldaten (GWDL) kommt die Entlassung wegen ernstlicher Gefährdung der militärischen Ordnung oder Sicherheit der Truppe (§ 29 Abs. 1 Nr. 6 WPflG) 2 oder wegen Verurteilung zu mindestens dreimonatiger(m) Freiheitsstrafe/Strafarrest (§ 29 Abs. 4 Nr. 2 WPflG) 2 nur in Ausnahmefällen in Betracht. Bei freiwilligen zusätzlichen Wehrdienst leistenden Soldaten (FWDL) führt ab dem 10. Dienstmonat bereits der einmalige Betäubungsmittelkonsum innerhalb dienstlicher Unterkünfte in der Regel zur fristlosen Entlassung gem. § 29 Abs. 1 Nr. 6 WPflG.2 Bei FWDL innerhalb der ersten neun Dienstmonate kommt in diesem Fall ein Antrag auf Rückstufung zum GWDL beim zuständigen Kreiswehrersatzamt in Betracht. 1 2
→ C 10 → C 50a
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C 72c
Suchtproblematik
Soldatinnen/Soldaten auf Zeit droht während der ersten vier Dienstjahre die fristlose Entlassung gemäß § 55 Abs. 5 SG.1 Zumindest erteilt die zuständige Entlassungsdienststelle den sog. ,,Ausdrücklichen Hinweis’’ auf diese Entlassungsmöglichkeit. Bei Anhaltspunkten auf schwerwiegende gesundheitliche Schäden durch den Konsum von Betäubungsmitteln ist ein Verfahren zur Beendigung des Dienstverhältnisses wegen Dienstunfähigkeit der Soldatin/des Soldaten einzuleiten (§ 55 Abs. 2 SG,1 auch § 44 Abs. 3 und 4 SG 1 und ZDv 14/5 B 153 2/153a). Soldatinnen/Soldaten, die Betäubungsmittel konsumieren, sind als Kraftfahrer ungeeignet. Ihnen ist gemäß ZDv 43/1 die Fahrerlaubnis zu entziehen (ZDv 14/3 B 162 Nr. 2 Satz 4).3 Entsprechende Prüfungen hinsichtlich eines Entzugs anderer Erlaubnisscheine sind einzuleiten. Bei Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz im Einsatz/Einsatzland ist zu beachten, dass eine Ablösung und sofortige Rückführung in die Heimat keine Disziplinarmaßnahme, sondern eine Personalmaßnahme des Dienstherrn darstellt. Für das Verfahren sind die Befehle für die Einsatzführung und Personalbearbeitung bei Auslandseinsätzen der Bundeswehr (EinsFüKdo) sowie die ,,Richtlinien zur Versetzung, zum Dienstpostenwechsel und zur Kommandierung von Soldaten’’, VMBl 1988 S. 76, mit Änderungen VMBl 1991, S. 460, VMBl 1992 S. 21, VMBl 1998 S. 79, VMBl 1998 S. 242 zu beachten. Bei Einleitung eines gerichtlichen Disziplinarverfahrens (SaZ/BS) ist die Soldatin/der Soldat grundsätzlich so in die Heimat zurückzuführen, dass sie/er den nach § 90 WDO 4 garantierten Beistand eines frei gewählten Verteidigers in Deutschland in Anspruch nehmen kann.1) 1
1 2 3 4
)
Vgl. ZDv 14/2 ,,Strafrecht, Wehrstrafrecht, Völkerstrafrecht’’ Anhang 9 − Rechtsbeistand für Soldaten und zivile Mitarbeiter während einer besonderen Auslandsverwendung.
→ → → →
1004
C C C C
01 17 11g 10
Betubungsmittel
C 72d
d) Missbrauch von Betubungsmitteln ZDv 14/3
B 163
1. Der unerlaubte Umgang mit Suchtstoffen ist eine ernste Gefahrenquelle fr die menschliche Gesundheit und die kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Grundlagen der Gesellschaft. Unsere Rechtsordnung verfolgt mit dem Betubungsmittelgesetz (BtMG) 1 nicht nur den Zweck, den Einzelnen, insbesondere den Jugendlichen, vor den von Betubungsmitteln ausgehenden gesundheitlichen Gefahren und vor Abhngigkeit von Suchtstoffen zu bewahren, sondern sie will damit auch die Bevçlkerung insgesamt vor den aus dem Missbrauch von Betubungsmitteln erwachsenden sozialschdlichen Folgen schtzen. Wer Betubungsmittel unerlaubt u. a. herstellt, mit ihnen Handel treibt, einfhrt, verußert, abgibt, erwirbt oder sich in sonstiger Weise verschafft, begeht eine Straftat nach den §§ 29 ff. BtMG 1. Die Betubungsmittel i. S. dieses Gesetzes sind im Anhang I–III des BtMG aufgefhrt. Zu ihnen gehçren u.a. die Cannabisprodukte Marihuana und Haschisch, Heroin und Kokain, das Halluzinogen LSD sowie Aufputschmittel wie z. B. Amphetamine oder Ecstasy. 2. Besondere Gefahren birgt der Missbrauch von Betubungsmitteln im Bereich der Streitkrfte insbesondere beim Umgang mit Waffen, Munition, Fahrzeugen und anderem Gert. Wegen der mçglichen Auswirkungen auf Gesundheit und psychische wie physische Einsatzbereitschaft der betroffenen Soldaten ist hier ber die Regelung der BtMG hinaus jeglicher Konsum von Betubungsmitteln in und außer Dienst verboten (ZDv 10/5 Nr. 404) 2. Dies gilt auch fr die so genannten „weichen“ Drogen wie beispielsweise Marihuana und Haschisch. Auch nach neuen wissenschaftlichen Untersuchungen setzt der Konsum von Cannabis die Wahrnehmungs-, Konzentrations- und Reaktionsfhigkeit herab, er beeintrchtigt die Raum-Zeit-Orientierung, die Denkfhigkeit und das Kurzzeitgedchtnis und kann Angstzustnde sowie depressive oder paranoide Reaktionen auslçsen. Dauerkonsum kann zu Amotivation, Lethargie, affektiven Stçrungen, Verlust des Empfindens fr berufliche und soziale Verpflichtungen und zumindest zu einer psychischen Abhngigkeit fhren. Vor allem bei jungen Menschen kçnnen Wesensvernderungen mit Vernachlssigung persçnlicher Belange bis hin 1 2
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Betubungsmittel
zum Verlust der Leistungsfhigkeit die Folgen von Betubungsmittelkonsum sein. Ein akuter Cannabis-Rausch schließt die Fhigkeit zu jedem dienstlichen Einsatz aus. Aber auch nach Abklingen der durch nur einmaligen Konsum hervorgerufenen Rauschsymptome kann es nach einem symptomfreien Intervall zum Wiederaufflammen einer Rauschwirkung kommen (sog. Echorausch, Flashback), so dass der Eintritt eines die Fahrtauglichkeit und andere Leistungsfhigkeiten mindernden oder ausschließenden Rauschzustandes fr den Cannabis-Konsumenten nicht mehr beherrschbar wird. 3.1 Ein Soldat, der eine Straftat nach dem BtMG begeht, verstçßt dadurch zugleich schwerwiegend gegen seine Dienstpflichten. Mit jeder dieser Straftaten verletzt er seine Pflicht zu achtungs- und vertrauenswrdigem Verhalten (§ 17 Abs. 2 des Soldatengesetzes – SG 1. Gibt er Betubungsmittel an Kameraden ab, verstçßt er damit auch gegen seine Kameradschaftspflicht nach § 12 Satz 2 SG, bei Abgabe an Untergebene zustzlich gegen seine Frsorgepflicht nach § 10 Abs. 3 SG. Bei Duldung von Straftaten nach dem BtMG durch Untergebene verletzt ein Vorgesetzter seine Kameradschafts- und Frsorgepflicht sowie seine Pflicht zur Dienstaufsicht nach § 10 Abs. 2 SG und seine Pflicht zu achtungsund vertrauenswrdigem Verhalten. 3.2 Aber auch der Soldat, der Cannabis-Produkte oder andere Betubungsmittel konsumiert, begeht ein schweres Dienstvergehen. Er verletzt schon bei nur einmaligem Genuss, sei es in oder außer Dienst, seine Kernpflicht zum treuen Dienen nach § 7 SG. Das gilt auch dann, wenn er dadurch noch nicht gegen seine Pflicht zur Gesunderhaltung (§ 17 Abs. 4 Satz 1 und 2 SG) verstoßen sollte. Denn er stellt dadurch seine Einsatzbereitschaft auf jeden Fall in Frage, und zwar nicht nur whrend der Wirkung des akuten Rausches, sondern auch wegen der mçglichen nicht vorhersehbaren und berechenbaren Auswirkungen in der Zukunft; daher ist auch der Cannabis-Konsum außerhalb der Dienstzeit – anders als beim Alkoholrausch – eine solche Dienstpflichtverletzung. Der Soldat, der Betubungsmittel in oder außer Dienst konsumiert, missachtet zugleich das Verbot in der ZDv 10/5 Nr. 404 2 und verstçßt gegen seine Pflicht zu achtungs- und vertrauenswrdigem Verhalten. Duldet er den Konsum von Betubungsmitteln durch Kameraden, verletzt er seine Pflicht zu achtungs- und vertrauenswrdigem Verhalten und – wenn es sich zugleich um 1 2
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Betubungsmittel
C 72d
einen Untergebenen handelt – seine Pflicht zur Frsorge. Letzteres allerdings nur, wenn er nicht selbst an dem Konsum beteiligt war. 4. Der Verdacht eines Dienstvergehens wegen Verstoßes gegen das BtMG oder wegen Konsums von Betubungsmitteln durch Soldaten ist vom Disziplinarvorgesetzten durch Vernehmungen, ggf. mittels Durchsuchung und Beschlagnahme (§ 20 der Wehrdisziplinarordnung – WDO 1) aufzuklren. Darber hinaus ist die Hinzuziehung eines Truppenarztes zur Feststellung der Dienst- oder Verwendungsfhigkeit zulssig (R „Richtlinien ber die Wahrung der rztlichen Schweigepflicht bei der Untersuchung, Behandlung oder Begutachtung von Soldaten der Bundeswehr“ vom 18. Oktober 1979 – VMBl 1979 S. 267, gendert VMBl 1986 S. 61). Anhaltspunkte fr Betubungsmittelkonsum kçnnen u. a. ußere Erscheinungen beim Soldaten wie Bewusstseinsstçrungen, gestçrtes Reflexverhalten, geweitete, verengte oder lichtstarre Pupillen sein. Der Umgang mit Betubungsmitteln kann u. a. mit einem Drogenvortestgert (als sog. „Wischtest“) auf der Kçrperoberflche sowie an Materialien nachgewiesen werden. Ein Nachweis des Drogenkonsums ist dadurch jedoch nicht mçglich. Feldjger untersttzen auf Ersuchen die Ermittlungen der Disziplinarvorgesetzten mit diesem Drogenvortestgert. Ein solcher Test am Kçrper ist nur mit Einverstndnis des Soldaten zulssig. Er ist darber aktenkundig zu belehren (R Anhang, Anlage 9) 2. Durchsuchungen nach Betubungsmitteln auf Grund einer richterlichen Anordnung nach § 20 WDO kçnnen auf Ersuchen von den Feldjgern, u.a. mit ihren Diensthunden (Rauschgiftsprhunden), untersttzt werden. Ist ein Dienstvergehen erwiesen, hat der Disziplinarvorgesetzte bei seiner disziplinaren Wrdigung auch unter generalprventiven Gesichtspunkten einen strengen Maßstab anzulegen. Gegen Soldaten mit Vorgesetzteneigenschaft sind in aller Regel gerichtliche Disziplinarverfahren einzuleiten, die in schweren Fllen zur Dienstgradherabsetzung oder Entfernung aus dem Dienstverhltnis fhren. Unabhngig von der disziplinaren Entscheidung ist bei Grundwehrdienstleistenden auch stets die vorzeitige Entlassung aus der 1 2
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Betubungsmittel
Bundeswehr gemß § 29 Abs. 1 Nr. 5 des Wehrpflichtgesetzes (WPflG) 1 und bei Soldaten auf Zeit in den ersten vier Dienstjahren die fristlose Entlassung aus der Bundeswehr gemß § 55 Abs. 5 SG 2 zu prfen; das Entlassungsverfahren hat grundstzlich Vorrang vor einem disziplinargerichtlichen Verfahren. Die statusrechtliche Entscheidung, ob eine fristlose Entlassung geboten ist oder noch die Erteilung eines „Ausdrcklichen Hinweises“ ausreicht, ist immer auf den jeweiligen konkreten Einzelfall abzustellen und hat sich an dem Dienstgrad, den Auswirkungen des Vorfalls auf den Dienstbetrieb (Stçrung des Dienstbetriebes, Nachahmungsgefahr), der Hufigkeit und Intensitt des Konsums von Betubungsmitteln (Wiederholungsgefahr) zu orientieren. Bei einem Hinweis auf Abhngigkeit eines Soldaten von Betubungsmitteln ist neben der disziplinaren Entscheidung die Entlassung wegen Dienstunfhigkeit gemß § 55 Abs. 2 SG i.V.m. § 44 Abs. 3 Satz 2 und Abs. 4 SG bzw. § 29 Abs. 2 WPflG zu prfen. Bei Verdacht von Straftaten gegen das BtMG ist die Sache in der Regel (vgl. Erlass „Abgabe an die Staatsanwaltschaft“, B 117) 3 an die Staatsanwaltschaft abzugeben. Auf die Belehrungspflicht nach ZDv 10/5 Nr. 404 letzter Absatz wird hingewiesen.
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Gleichbehandlung
§§ 1 – 2
C 72e
e) Gesetz ber die Gleichbehandlung der Soldatinnen und Soldaten (Soldatinnen- und Soldaten-Gleichbehandlungsgesetz – SoldGG) Vom 14. August 2006 BGBl. I S. 1904 Zuletzt gendert durch Gesetz vom 31. Juli 2008 BGBl. I S. 1629 (1635)
Abschnitt 1 Allgemeiner Teil § 1
Ziel des Gesetzes
(1) Ziel des Gesetzes ist es, Benachteiligungen aus Grnden der Rasse, der ethnischen Herkunft, der Religion, der Weltanschauung oder der sexuellen Identitt fr den Dienst als Soldatin oder Soldat zu verhindern oder zu beseitigen. (2) Ziel des Gesetzes ist es auch, Soldatinnen und Soldaten vor Benachteiligungen auf Grund des Geschlechts in Form von Belstigung und sexueller Belstigung im Dienstbetrieb zu schtzen. Der Schutz schwerbehinderter Soldatinnen und Soldaten vor Benachteiligungen wegen ihrer Behinderung wird nach Maßgabe des § 18 gewhrleistet. (3) Alle Soldatinnen und Soldaten, insbesondere solche mit Vorgesetzten- und Fhrungsaufgaben, sind in ihrem Aufgabenbereich aufgefordert, an der Verwirklichung dieser Ziele mitzuwirken. Dies gilt auch fr den Dienstherrn sowie fr Personen und Gremien, die Beteiligungsrechte wahrnehmen, insbesondere fr Gleichstellungsbeauftragte und deren Stellvertreterinnen.
§ 2
Anwendungsbereich
(1) Dieses Gesetz findet Anwendung auf 1. Maßnahmen bei der Begrndung, Ausgestaltung und Beendigung eines Dienstverhltnisses und beim beruflichen Aufstieg sowie auf den Dienstbetrieb; hierzu zhlen insbesondere Auswahlkriterien und Einstellungsbedingungen sowie die Ausgestaltung des Dienstes, 2. den Zugang zu allen Formen und Ebenen der soldatischen Ausbildung, Fort- und Weiterbildung und beruflicher Fçrderungsmaßnahmen einschließlich der praktischen Berufserfahrung, 1009
C 72e 3.
Gleichbehandlung § 3
die Mitgliedschaft und Mitwirkung in einem Berufsverband oder in einer sonstigen Interessenvertretung von Soldatinnen und Soldaten, einschließlich der Inanspruchnahme der Leistungen solcher Organisationen.
(2) Die Geltung sonstiger Benachteiligungsverbote oder Gebote der Gleichbehandlung wird durch dieses Gesetz nicht berührt. Dies gilt auch für öffentlich-rechtliche Vorschriften, die dem Schutz bestimmter Personengruppen dienen.
§ 3 Begriffsbestimmungen (1) Eine unmittelbare Benachteiligung liegt vor, wenn eine Person wegen eines in § 1 Abs. 1 genannten Grundes eine weniger günstige Behandlung erfährt, als eine andere Person in einer vergleichbaren Situation erfährt, erfahren hat oder erfahren würde. (2) Eine mittelbare Benachteiligung liegt vor, wenn dem Anschein nach neutrale Vorschriften, Kriterien oder Verfahren Personen wegen eines in § 1 Abs. 1 genannten Grundes in besonderer Weise gegenüber anderen Personen benachteiligen können, es sei denn, die betreffenden Vorschriften, Kriterien oder Verfahren sind durch ein rechtmäßiges Ziel sachlich gerechtfertigt und die Mittel sind zur Erreichung dieses Ziels angemessen und erforderlich. (3) Eine Belästigung als Form der Benachteiligung liegt vor, wenn unerwünschte Verhaltensweisen, die mit einem in § 1 Abs. 1 oder 2 genannten Grund in Zusammenhang stehen, bezwecken oder bewirken, dass die Würde der betreffenden Person verletzt und ein von Einschüchterungen, Anfeindungen, Erniedrigungen, Entwürdigungen oder Beleidigungen gekennzeichnetes Umfeld geschaffen wird. (4) Eine sexuelle Belästigung als Form der Benachteiligung liegt vor, wenn ein unerwünschtes, sexuell bestimmtes Verhalten, wozu auch unerwünschte sexuelle Handlungen und Aufforderungen zu diesen, sexuell bestimmte körperliche Berührungen, Bemerkungen sexuellen Inhalts sowie unerwünschtes Zeigen und sichtbares Anbringen von pornographischen Darstellungen gehören, bezweckt oder bewirkt, dass die Würde der betreffenden Person verletzt wird, insbesondere wenn ein von Einschüchterungen, Anfeindungen, Erniedrigungen, Entwürdigungen oder Beleidigungen gekennzeichnetes Umfeld geschaffen wird. (5) Die Anweisung zur Benachteiligung einer Person aus einem in § 1 Abs. 1 genannten Grund gilt als Benachteiligung. Eine solche Anweisung liegt in Bezug auf § 2 Abs. 1 Nr. 1 bis 3 insbesondere vor, wenn jemand eine Person zu einem Verhalten bestimmt, das 1010
Gleichbehandlung §§ 4−7
C 72e
eine der in § 6 genannten Personen wegen eines in § 1 Abs. 1 genannten Grundes benachteiligt oder benachteiligen kann.
§ 4 Unterschiedliche Behandlung wegen mehrerer Gründe Erfolgt eine unterschiedliche Behandlung wegen mehrerer der in § 1 Abs. 1 genannten Gründe, so kann diese unterschiedliche Behandlung gemäß § 8 nur gerechtfertigt werden, wenn sich die Rechtfertigung auf alle diese Gründe erstreckt, derentwegen die unterschiedliche Behandlung erfolgt.
§ 5 Positive Maßnahmen Ungeachtet des § 8 ist eine unterschiedliche Behandlung auch zulässig, wenn durch geeignete und angemessene Maßnahmen tatsächliche Nachteile wegen eines in § 1 Abs. 1 genannten Grundes verhindert oder ausgeglichen werden sollen.
Abschnitt 2 Schutz vor Benachteiligung Unterabschnitt 1 Verbot der Benachteiligung
§ 6 Persönlicher Anwendungsbereich Dieses Gesetz dient dem Schutz von 1. Soldatinnen und Soldaten, 2. Personen, die zu einer Einberufung zum Wehrdienst nach Maßgabe des Wehrpflichtgesetzes heranstehen oder die sich um die Begründung eines Wehrdienstverhältnisses auf Grund freiwilliger Verpflichtung bewerben.
§ 7 Benachteiligungsverbot (1) Die in § 6 genannten Personen dürfen nicht wegen eines in § 1 Abs. 1 genannten Grundes benachteiligt werden. Dies gilt auch, wenn die Soldatin oder der Soldat, die oder der die Benachteiligung begeht, das Vorliegen eines in § 1 Abs. 1 genannten Grundes bei der Benachteiligung nur annimmt. (2) Jede Belästigung, sexuelle Belästigung und Anweisung zu einer solchen Handlungsweise ist eine Verletzung dienstlicher Pflichten und Soldatinnen und Soldaten untersagt. 1011
C 72e
Gleichbehandlung §§ 8−10
§ 8 Zulässige unterschiedliche Behandlung wegen beruflicher Anforderungen Eine unterschiedliche Behandlung wegen eines in § 1 Abs. 1 genannten Grundes ist zulässig, wenn dieser Grund wegen der Art der dienstlichen Tätigkeit oder der Bedingungen ihrer Ausübung eine wesentliche und entscheidende berufliche Anforderung darstellt, sofern der Zweck rechtmäßig und die Anforderung angemessen ist. Unterabschnitt 2 Organisationspflichten des Dienstherrn
§ 9 Personalwerbung; Dienstpostenbekanntgabe Anzeigen der Personalwerbung sowie Dienstposten für Soldatinnen und Soldaten dürfen nicht unter Verstoß gegen § 7 Abs. 1 bekannt gegeben werden.
§ 10 Maßnahmen und Pflichten des Dienstherrn (1) Der Dienstherr ist verpflichtet, die erforderlichen Maßnahmen zum Schutz vor Benachteiligungen wegen eines in § 1 Abs. 1 genannten Grundes und zum Schutz vor den in § 1 Abs. 2 genannten Handlungen zu treffen. Dieser Schutz umfasst auch vorbeugende Maßnahmen. (2) Der Dienstherr soll in geeigneter Art und Weise, insbesondere im Rahmen der Fortbildung, auf die Unzulässigkeit solcher Benachteiligungen und Handlungen hinweisen und darauf hinwirken, dass diese unterbleiben. Hat der Dienstherr sein Personal in geeigneter Weise zum Zwcke der Verhinderung von Benachteiligungen geschult, gilt dies als Erfüllung seiner Pflichten nach Absatz 1. (3) Bei Verstößen gegen die Verbote des § 7 hat der Dienstherr die im Einzelfall geeigneten, erforderlichen und angemessenen dienstrechtlichen Maßnahmen zur Unterbindung der Benachteiligung zu ergreifen. (4) Werden in § 6 genannte Personen bei der Ausübung ihrer Tätigkeit durch Dritte nach § 7 benachteiligt, so hat der Dienstherr die im Einzelfall geeigneten, erforderlichen und angemessenen Maßnahmen zu ihrem Schutz zu ergreifen. (5) Die Vorschriften dieses Gesetzes sowie die Vorschriften des Abschnitts 6 des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes sind in 1012
Gleichbehandlung §§ 11−12
C 72e
den Dienststellen und Truppenteilen der Streitkräfte bekannt zu machen. Die Bekanntmachung kann durch Aushang oder Auslegung an geeigneter Stelle oder durch den Einsatz der in den Dienststellen und Truppenteilen üblichen Informations- und Kommunikationstechnik erfolgen. Unterabschnitt 3 Rechte der in § 6 genannten Personen
§ 11 Beschwerderecht (1) Soldatinnen und Soldaten, die sich von Dienststellen der Bundeswehr, von Vorgesetzten oder von Kameradinnen oder Kameraden wegen eines in § 1 Abs. 1 oder 2 genannten Grundes benachteiligt fühlen, können sich beschweren. Das Nähere regelt die Wehrbeschwerdeordnung.1 (2) Die in § 6 Nr. 2 genannten Personen können sich wegen einer in § 1 Abs. 1 oder 2 genannten Benachteiligung bei der für ihre Einberufung oder Bewerbung zuständigen Stelle der Bundeswehr beschweren. Diese hat die Beschwerde zu prüfen und das Ergebnis der beschwerdeführenden Person mitzuteilen.
§ 12 Entschädigung und Schadensersatz (1) Bei einem Verstoß gegen das Benachteiligungsverbot ist der Dienstherr verpflichtet, den hierdurch entstandenen Schaden zu ersetzen. Dies gilt nicht, wenn der Dienstherr die Pflichtverletzung nicht zu vertreten hat. (2) Wegen eines Schadens, der nicht Vermögensschaden ist, kann eine in § 6 genannte, geschädigte Person eine angemessene Entschädigung in Geld verlangen. Die Entschädigung darf bei Begründung eines Dienstverhältnisses drei Monatsgehälter nicht übersteigen, wenn für die geschädigte Person auch bei benachteiligungsfreier Auswahl kein Dienstverhältnis begründet worden wäre. (3) Ein Anspruch nach Absatz 1 oder 2 muss innerhalb einer Frist von zwei Monaten schriftlich geltend gemacht werden. Die Frist beginnt im Falle einer Bewerbung oder eines beruflichen Aufstiegs mit dem Zugang der Ablehnung, in den sonstigen Fällen einer Benachteiligung zu dem Zeitpunkt, zu dem die in § 6 genannte Person von der Benachteiligung Kenntnis erlangt. 1
→ C 30
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C 72e
Gleichbehandlung §§ 13−15
(4) Im Übrigen bleiben Ansprüche gegen den Dienstherrn, die sich aus anderen Rechtsvorschriften ergeben, unberührt. (5) Ein Verstoß des Dienstherrn gegen das Benachteiligungsverbot des § 7 begründet keinen Anspruch auf Begründung eines Dienstverhältnisses, auf eine Maßnahme der Ausbildung oder einen beruflichen Aufstieg, es sei denn, ein solcher ergibt sich aus einem anderen Rechtsgrund.
§ 13 Maßregelungsverbot (1) Der Dienstherr darf eine in § 6 genannte Person nicht wegen der Inanspruchnahme von Rechten nach diesem Abschnitt oder wegen der Weigerung, eine gegen diesen Abschnitt verstoßende Weisung auszuführen, benachteiligen. Gleiches gilt für Personen, die eine in § 6 genannte Person hierbei unterstützen oder als Zeuginnen oder Zeugen aussagen. (2) Die Zurückweisung oder Duldung benachteiligender Verhaltensweisen durch betroffene, in § 6 genannte Personen darf nicht als Grundlage für eine Entscheidung herangezogen werden, die diese Personen berührt. Absatz 1 Satz 2 gilt entsprechend. (3) § 15 gilt entsprechend.
§ 14 Mitgliedschaft in Vereinigungen (1) Die Vorschriften dieses Abschnitts gelten entsprechend für die Mitgliedschaft oder die Mitwirkung in 1. einem Berufsverband der Soldatinnen und Soldaten, 2. einer sonstigen Interessenvertretung von Soldatinnen und Soldaten, insbesondere wenn deren Mitglieder einer bestimmten Verwendungsgruppe angehören, wenn ein grundlegendes Interesse am Erwerb der Mitgliedschaft besteht, sowie deren jeweiligen Zusammenschlüssen. (2) Wenn die Ablehnung einen Verstoß gegen das Benachteiligungsverbot des § 7 Abs. 1 darstellt, besteht ein Anspruch auf Mitgliedschaft oder Mitwirkung in den in Absatz 1 genannten Vereinigungen.
Abschnitt 3 Rechtsschutz § 15 Beweislast Wenn im Streitfall die eine Partei Indizien beweist, die eine Benachteiligung wegen eines in § 1 Abs. 1 und 2 Satz 1 genannten 1014
Gleichbehandlung §§ 16−18
C 72e
Grundes vermuten lassen, trägt die andere Partei die Beweislast dafür, dass kein Verstoß gegen die Bestimmungen zum Schutz vor Benachteiligung vorgelegen hat.
§ 16 Unterstützung durch Antidiskriminierungsverbände (1) Antidiskriminierungsverbände sind Personenzusammenschlüsse, die nicht gewerbsmäßig und nicht nur vorübergehend entsprechend ihrer Satzung die besonderen Interessen der in § 6 genannten Personen im Rahmen einer Benachteiligung nach § 1 Abs. 1 oder 2 wahrnehmen. Die Befugnisse nach den Absätzen 2 bis 4 stehen ihnen zu, wenn sie mindestens 75 Mitglieder haben oder einen Zusammenschluss aus mindestens sieben Verbänden bilden. (2) Antidiskriminierungsverbände sind befugt, im Rahmen ihres Satzungszwecks in gerichtlichen Verfahren, in denen eine Vertretung durch Anwälte und Anwältinnen nicht gesetzlich vorgeschrieben ist, als Beistände der in § 6 genannten Personen in der Verhandlung aufzutreten. Im Übrigen bleiben die Vorschriften der Verfahrensordnungen, insbesondere diejenigen, nach denen Beiständen weiterer Vortrag untersagt werden kann, unberührt. (3) Antidiskriminierungsverbänden ist im Rahmen ihres Satzungszwecks die Besorgung von Rechtsangelegenheiten der in § 6 genannten Personen gestattet. (4) Besondere Klagerechte und Vertretungsbefugnisse von Verbänden zu Gunsten von behinderten Menschen bleiben unberührt.
Abschnitt 4 Ergänzende Vorschriften § 17 Antidiskriminierungsstelle des Bundes Abschnitt 6 des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes über die Antidiskriminierungsstelle des Bundes findet im Rahmen dieses Gesetzes Anwendung.
§ 18 Schwerbehinderte Soldatinnen und Soldaten (1) Schwerbehinderte Soldatinnen und Soldaten dürfen bei einer Maßnahme, insbesondere beim beruflichen Aufstieg oder bei 1015
C 72e
Gleichbehandlung §§ 19−20
einem Befehl, nicht wegen ihrer Behinderung benachteiligt werden. Eine unterschiedliche Behandlung wegen der Behinderung ist jedoch zulässig, soweit eine Maßnahme die Art der von der schwerbehinderten Soldatin oder dem schwerbehinderten Soldaten auszuübenden Tätigkeit zum Gegenstand hat und eine bestimmte körperliche Funktion, geistige Fähigkeit oder seelische Gesundheit wesentliche und entscheidende berufliche Anforderung für diese Tätigkeit ist. Wenn im Streitfall die schwerbehinderte Soldatin oder der schwerbehinderte Soldat Indizien beweist, die eine Benachteiligung wegen der Behinderung vermuten lassen, trägt der Dienstherr die Beweislast dafür, dass nicht auf die Behinderung bezogene, sachliche Gründe eine unterschiedliche Behandlung rechtfertigen oder eine bestimmte körperliche Funktion, geistige Fähigkeit oder seelische Gesundheit wesentliche und entscheidende berufliche Anforderung für diese Tätigkeit ist. (2) Wird gegen das in Absatz 1 geregelte Benachteiligungsverbot beim beruflichen Aufstieg verstoßen, können hierdurch benachteiligte schwerbehinderte Soldatinnen oder Soldaten eine angemessene Entschädigung in Geld verlangen; ein Anspruch auf den beruflichen Aufstieg besteht nicht. Ein Anspruch auf Entschädigung muss innerhalb von zwei Monaten, nachdem die schwerbehinderte Soldatin oder der schwerbehinderte Soldat von dem Nichtzustandekommen des beruflichen Aufstiegs Kenntnis erhalten hat, geltend gemacht werden.
§ 19 Unabdingbarkeit Von den Vorschriften dieses Gesetzes kann nicht zu Ungunsten der Soldatinnen und Soldaten abgewichen werden.
§ 20 Übergangsvorschrift Erfolgen Benachteiligungen in Form sexueller Belästigungen nach dem Beschäftigtenschutzgesetz vor dem 18. August 2006, ist das zu diesem Zeitpunkt geltende Recht anzuwenden.
1016
Umgang mit Sexualitt
C 72f
f) Umgang mit Sexualitt in der Bundeswehr ZDv 14/3
B 173
I. Grundsatz Die Intimsphre von Soldatinnen und Soldaten ist als Teil ihres Persçnlichkeitsrechts einer Einflussnahme durch den Dienstherrn grundstzlich entzogen. Der Umgang mit Sexualitt ist fr das Dienstverhltnis nur dann von Bedeutung, wenn dadurch der Dienstbetrieb gestçrt wird, der kameradschaftliche Zusammenhalt beeintrchtigt wird oder es in sonstiger Weise zu einer nachhaltigen Stçrung der dienstlichen Ordnung kommt. II. Schutz vor sexueller Belstigung im Dienstbetrieb Das Soldatinnenund Soldaten-Gleichbehandlungsgesetz (SoldGG) 1 schtzt ausdrcklich Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr vor sexueller Belstigung im Dienstbetrieb. Jede sexuelle Belstigung und Anweisung zu einer solchen Handlung ist eine Verletzung dienstlicher Pflichten und Soldatinnen und Soldaten untersagt (§ 7 Abs. 2 SoldGG). Die Bestimmungen dieses Gesetzes sind – gegebenenfalls mit den Mitteln des Dienst- und Disziplinarrechts – durchzusetzen. Als sexuelle Belstigung im Sinne dieses Gesetzes gilt jedes unerwnschte, sexuell bestimmte Verhalten, das die Verletzung der Wrde der betroffenen Person bezweckt oder bewirkt. Neben den unter Strafe gestellten Verhaltensweisen (siehe Abschnitt V) gehçren dazu auch sonstige unerwnschte sexuelle Handlungen und Aufforderungen zu diesen, sexuell bestimmte kçrperliche Berhrungen, Bemerkungen sexuellen Inhalts sowie das unerwnschte Zeigen und sichtbare Anbringen von pornographischen Darstellungen, insbesondere wenn ein von Einschchterungen, Anfeindungen, Erniedrigungen, Entwrdigungen oder Beleidigungen gekennzeichnetes Umfeld geschaffen wird. In diesem Sinne ist jede Form von Obszçnitt im dienstlichen Umgang pflichtwidrig. Dies gilt selbst dann, wenn Ausdrucksweisen oder Gesten mit sexuellem Bezug nur scherzhaft gemeint sind. III. Disziplinarrechtliche Relevanz sexuellen Verhaltens Das Grundrecht auf freie Entfaltung der Persçnlichkeit, das die sexuelle Selbstbestimmung schtzt, findet seine Grenzen unter anderem in den gesetzlich festgelegten soldatischen Pflichten. Ein schuldhafter Verstoß gegen diese Pflichten stellt ein Dienstver1
R C 72e
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C 72f
Umgang mit Sexualitt
gehen dar, das mit den Mitteln der Wehrdisziplinarordnung geahndet werden kann. Vorgesetzte, die nicht gegen sexuelle bergriffe und Entgleisungen von Soldatinnen und Soldaten einschreiten und nicht die gebotenen Maßnahmen veranlassen, verletzen ihre Dienstpflichten. Im Einzelnen gilt Folgendes: 1. Einvernehmliche Aufnahme einer sexuellen Beziehung außerhalb des Dienstes Angesichts der allgemeinen gesellschaftlichen Akzeptanz, zumindest Toleranz gegenber nichtehelichen Lebensgemeinschaften werden durch die außerhalb des Dienstes erfolgende, einvernehmliche Aufnahme sexueller Beziehungen dienstliche Interessen grundstzlich nicht berhrt. Daher sind außerdienstlich sowohl heterosexuelle als auch homosexuelle Partnerschaften und Bettigungen unter Soldatinnen und Soldaten disziplinarrechtlich regelmßig ohne Belang. Dies gilt auch dann, wenn die Partner einen unterschiedlichen Dienstgrad haben. Die einvernehmliche Aufnahme einer sexuellen Beziehung kann jedoch ein Dienstvergehen darstellen, wenn sonstige Umstnde hinzutreten. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn durch das Verhalten das Ansehen der Bundeswehr in der ffentlichkeit beeintrchtigt wird oder einer oder beide Partner ihre soldatische Pflicht zum achtungs- und vertrauenswrdigen Verhalten verletzen. Außerdem darf der Dienstbetrieb nicht nachhaltig beeintrchtigt oder gestçrt werden. Eine derartige Beeintrchtigung oder Stçrung liegt zum Beispiel vor, wenn Vorgesetzte die gebotene dienstliche Objektivitt und Neutralitt aufgeben, um sexuelle Beziehungen anzubahnen oder zu fçrdern oder es in diesem Zusammenhang zu einer ungerechtfertigten dienstlichen Bevorzugung oder Benachteiligung betroffener Personen kommt. 2. Nicht einvernehmliche Aufnahme sexueller Handlungen Eine gegen die freie Willensentscheidung an oder gegenber einer anderen Person vorgenommene sexuelle Handlung stellt – unbeschadet der mçglichen strafrechtlichen Einstufung – regelmßig ein Dienstvergehen dar. Eine erhebliche Verletzung der Dienstpflichten ist stets dann anzunehmen, wenn Soldatinnen 1018
Umgang mit Sexualitt
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oder Soldaten ihren Dienstgrad oder ihre Dienststellung, insbesondere ihre Vorgesetztenstellung dazu missbrauchen.1 3. Sexuelle Bettigung whrend des Dienstes Jede Form der sexuellen Bettigung muss als Privatangelegenheit dem Privatbereich, also der Freizeit oder Zeiten, in denen die Soldatin oder der Soldat – etwa im Auslandseinsatz – zu keinem Dienst eingeteilt ist (dienstfreie Zeit), vorbehalten bleiben. Sexuelle Bettigung im Dienst ist regelmßig als Stçrung des Dienstbetriebes anzusehen. 4. Sexuelle Bettigung außerhalb des Dienstes in dienstlichen Unterknften und Anlagen Sexuelle Bettigung innerhalb dienstlicher Unterknfte und Anlagen ist grundstzlich ohne disziplinarrechtliche Relevanz. Dennoch ist der Umstand zu bercksichtigen, dass einem Ausleben sexueller Bedrfnisse dort Grenzen gesetzt sind, wo das enge rumliche Zusammenleben von Soldatinnen und Soldaten nur eine eingeschrnkte Intim- und Privatsphre gewhrleistet. Jede nach außen hin wahrnehmbare sexuelle Bettigung innerhalb dienstlicher Unterknfte und Anlagen ist daher geeignet, sich negativ auf den Dienstbetrieb und den kameradschaftlichen Zusammenhalt auszuwirken. Dort, wo Soldatinnen und Soldaten ber lngere Zeit – wie zum Beispiel im Auslandseinsatz – unter rumlich beengten Verhltnissen zusammen leben, arbeiten und wohnen mssen, sind an die Selbstdisziplin und die Pflicht zur gegenseitigen Achtung, Toleranz und Rcksichtnahme besonders hohe Anforderungen zu stellen. Sofern es die dienstlichen Erfordernisse und ußeren Umstnde zulassen, ist durch organisatorische und sonstige Maßnahmen nach Mçglichkeit sicherzustellen, dass fr alle Soldatinnen und Soldaten ein mçglichst hohes Maß an Freirumen und persçnlichen Entfaltungsmçglichkeiten gewhrleistet werden kann. 1
Anmerkung: Bei sexueller Belstigung gegenber einer untergebenen Soldatin ist im Regelfall die Dienstgradherabsetzung, unter Umstnden sogar die Entfernung aus dem Dienstverhltnis geboten. Die Pflicht zur Loyalitt gegenber der Rechtsordnung (§ 7 SG) wird in schwerwiegender Weise verletzt, wenn ein Soldat im dienstlichen Bereich durch sexuelle Nçtigung eine strafbare Handlung (§ 177 Abs. 1 und 5 StGB) begangen hat. Selbstverschuldete Trunkenheit fhrt nicht zu einer Maßnahmemilderung (R BVerwG in NZWehrr 06, 127). Zur fahrlssigen Belstigung R BVerwG in NZWehrr 07, 214.
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Umgang mit Sexualitt
Die bestehenden Regelungen zur Schaffung von bernachtungsmçglichkeiten fr Ehepartner und das Besuchsrecht fr zum Wohnen in der Gemeinschaftsunterkunft verpflichtete Soldatinnen und Soldaten bleiben hiervon unberhrt. 5. Geschlechtsbezogene Zurschaustellung Die çffentliche geschlechtsbezogene Zurschaustellung (insbesondere durch Druck-, Film-, Tonerzeugnisse, Internet etc.) fhrt regelmßig nur dann zu einer disziplinarrechtlich erheblichen Beeintrchtigung des Ansehens einer Soldatin oder eines Soldaten, wenn die Darstellung die Grenze zur Obszçnitt, Pornographie, Menschen- oder Geschlechterverachtung berschreitet. Dies gilt besonders dann, wenn die Darstellung Streitkrfteattribute (Ausrstung, Uniform) einbezieht und dadurch die Bundeswehr diskreditiert oder wenn Vorgesetzte in Ausbildungs- und Fhrungsfunktionen sich bildlich prostituieren und dadurch ein Autorittsverlust bei ihren Untergebenen abzusehen ist. IV. Disziplinare Ermittlungen Disziplinare Ermittlungen wegen eines mçglichen Fehlverhaltens im Umgang mit Sexualitt erfordern von den zustndigen Disziplinarvorgesetzten ein besonderes Maß an Sensibilitt. Es steht in ihrem Ermessen, ob sie bei Vernehmungen auf Wunsch der Soldatin oder des Soldaten einer Person des Vertrauens die Anwesenheit gestatten. Einem solchen Wunsch soll grundstzlich entsprochen werden, wenn nicht zu befrchten ist, dass dadurch das Ergebnis der Ermittlungen gefhrdet wird und wenn sonstige sachliche Grnde nicht dagegen sprechen. V. Strafrechtliche Ahndung sexuellen Verhaltens Eine gegen die freie Willensentschließung einer anderen Person vorgenommene sexuelle Handlung verstçßt gegen das Sexualstrafrecht des Strafgesetzbuches (StGB). Zentrales Schutzgut des dreizehnten Abschnitts des Besonderen Teils des StGB „Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung“ ist die Freiheit jeder Person, ber Ort, Zeit, Form und Partner/Partnerin sexueller Bettigung frei zu entscheiden. Diese freie Selbstbestimmung ist Teil des Persçnlichkeitsrechts. Verletzungen des sexuellen Selbstbestimmungsrechts werden von der betroffenen Person regelmßig als besonders schwerwiegender Angriff auf den Kern der personalen Wrde empfunden. Kinder und andere Schutzbefohlene werden besonders geschtzt. 1020
Umgang mit Sexualitt
C 72f
Verstçße gegen das Sexualstrafrecht haben erhebliche Auswirkungen auf die innere Ordnung und das Ansehen der Streitkrfte in der ffentlichkeit. Sie gehçren deswegen zu den Delikten, die als besonders schwere Straftaten nach Anhang I des Erlasses „Abgabe an die Staatsanwaltschaft“ (ZDv 14/3 B 117) 1 stets an die Staatsanwaltschaft abzugeben sind. VI. Fundstellen Grundgesetz fr die Bundesrepublik Deutschland Art. 1–3 2 P Strafgesetzbuch (insbesondere §§ 174 ff) 3 P Gesetz ber die Gleichbehandlung der Soldatinnen und Soldaten (Soldatinnen- und Soldaten-Gleichbehandlungsgesetz – SoldGG) vom 14. August 2006, (BGBl I S. 1897, 1904), zuletzt gendert durch Artikel 4 des Gesetzes vom 31. Juli 2008 (BGBl I S. 1629) 4 P ZDv 14/5 „Soldatengesetz“ 5 P ZDv 10/5 „Leben in der militrischen Gemeinschaft“ Nr. 309f P ZDv 14/3 „Wehrdisziplinarordnung und Wehrbeschwerdeordnung“ 6 P ZDv 70/1 „Die Liegenschaften der Bundeswehr“ Anhang Teil A, Anlage 2, Buchstaben E und F 7 P BMVg GenInsp der Bundeswehr – F S I 4 Az 35-04-09 – Fhrungshilfe fr Vorgesetzte „Umgang mit Sexualitt“ vom 20. 12. 2000 P Zentrum Innere Fhrung, Ausbildungshilfe „Partnerschaftlich handeln“, Koblenz 2003 P Zentrum Innere Fhrung „Frauen in den Streitkrften – Ausbildung und Integration“, Arbeitspapier 2/2000 Der Gesamtvertrauenspersonenausschuss (GVPA) ist beteiligt worden. P
1 2 3 4 5 6 7
R R R R R R R
C 11a A 10 C 25b C 72e C 01 C 10 und C 30 BwKalender E 35
1021
C 72g
Blutproben
g) Entnahme von Blutproben bei Soldaten ZDv 14/3
B 120
Der Disziplinarvorgesetzte kann die Entnahme einer Blutprobe nicht anordnen. Schaltet der Disziplinarvorgesetzte die Organe der Strafgerichtsbarkeit (Gericht, Staatsanwaltschaft und ihre Ermittlungspersonen) zur Entnahme einer Blutprobe ein, nimmt er dadurch im Hinblick auf den Grundsatz des Strafverfolgungszwanges (Legalittsprinzip) praktisch die Entscheidung ber die Abgabe an die Staatsanwaltschaft vorweg. Unter diesen Umstnden muss die Entscheidung der Frage, in welchen Fllen in der Bundeswehr eine Anordnung gemß § 81a der Strafprozessordnung (StPO) 1 herbeizufhren ist, der pflichtgemßen Beurteilung durch den Disziplinarvorgesetzten berlassen bleiben. In den meisten schweren Fllen, vor allem bei Trunkenheit am Steuer, wird die Polizei ohnehin regelmßig eingeschaltet sein. Wird keine Anordnung nach § 81a StPO erwirkt, muss sich der Disziplinarvorgesetzte mit anderen Beweismitteln begngen.
1
R C 27
10 22
Allg. Abkürzungen
Z 01
Allgemeine Abkürzungen Eine vollständige Sammlung findet sich in der ZDv 64/10 Dienstgrad-Abkürzungen → BwKalender Z 05a AB Abschn Abt a. D. a. F. ÄndG Az
Ausführungsbestimmungen Abschnitt Abteilung außer Dienst alte Fassung Änderungsgesetz, Gesetz zur Änderung Aktenzeichen
BesAn BBesG BBG Betr BGH BGB BGBl BHO BMI BMJ BMVg BPersVG BPr BR BT BTDs Btm BV BVerfGE
Besondere Anweisung Bundesbesoldungsgesetz Bundesbeamtengesetz Betreff Bundesgerichtshof Bürgerliches Gesetzbuch Bundesgesetzblatt Bundeshaushaltsordnung Bundesminister des Innern Bundesminister der Justiz Bundesministerium der Verteidigung Bundespersonalvertretungsgesetz Bundespräsident Bundesrat Bundestag Bundestagsdrucksache Betäubungsmittel Besonderes Vorkommnis Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts (zitiert nach Band und Seite) Entscheidungen des Bundesverwaltungsgerichts (zitiert nach Band und Seite)
BVerwGE
1023
Z 01
Allg. Abkürzungen
Bw BWB BWDA BWV
Bundeswehr Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung Bundeswehrdisziplinaranwalt Bundeswehrverwaltung (Zeitschrift)
DB Div DV Dv
Durchführungsbestimmungen Division Durchführungsverordnung Dienstvorschrift
EG Erl
Einführungsgesetz Erlass
f FN Fü H Fü L Fü M Fü S FWDL
folgender (z. B. §) Fußnote Führungsstab des Heeres Führungsstab der Luftwaffe Führungsstab der Marine Führungsstab der Streitkräfte Freiwillig zusätzlichen Wehrdienst Leistender
GG ggf GVG
Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland gegebenenfalls Gerichtsverfassungsgesetz
HDv
Heeresdienstvorschrift
i. A. idF i. V.
Im Auftrag in der Fassung In Vertretung
Kap Kdo Kdr Kfz Kp
Kapitel Kommando Kommandeur Kraftfahrzeug Kompanie
1024
Allg. Abkrzungen
Z 01
LDv lfd Lw
Luftwaffendienstvorschrift laufend Luftwaffe
MAD MDv mil Mil MKF
Militrischer Abschirmdienst Marinedienstvorschrift militrisch Militr Militrkraftfahrer
n. F. NfD NJW NTSG NZWehrr
neue Fassung Nur fr den Dienstgebrauch Neue Juristische Wochenschrift (zitiert nach Jahrgang und Seite) Gesetz ber den Schutz der Truppen des Nordatlantikpaktes durch das Straf- und Ordnungswidrigkeitenrecht (NATO-Truppen-Schutzgesetz) Neue Zeitschrift fr Wehrrecht (zitiert nach Jahrgang und Seite)
Offz OLG OVG o. V. i. A. OvWa
Offizier Oberlandesgericht Oberverwaltungsgericht oder Vertreter im Amt Offizier vom Wachdienst
Prs
Prsident
Res Rgt RL
Reserve Regiment Richtlinie(n)
SBG SG SoldGG StGB StPO StrndG StVO SVG
Soldatenbeteiligungsgesetz Soldatengesetz Soldatinnen- und Soldaten-Gleichbehandlungsgesetz Strafgesetzbuch Strafprozessordnung Strafrechtsnderungsgesetz Straßenverkehrsordnung Soldatenversorgungsgesetz
TDG Trx
Truppendienstgericht Truppenpraxis (zitiert nach Jahrgang und Seite; ab 1995: Truppenpraxis/Wehrausbildung) 1 0 2 5
Z 01 UBWV
Allg. Abkrzungen
Uffz UZwGBw
Unterrichtsbltter fr die Bundeswehrverwaltung (zitiert nach Jahrgang und Seite) Unteroffizier Gesetz ber die Anwendung unmittelbaren Zwanges und die Ausbung besonderer Befugnisse durch Soldaten der Bundeswehr und verbndeter Streitkrfte sowie zivile Wachpersonen
VG VMBl VO VP VS VStGB VwGO VwV VwVfG
Verwaltungsgericht Ministerialblatt des Bundesministeriums der Verteidigung Verordnung Vertrauensperson Verschlusssache Vçlkerstrafgesetzbuch Verwaltungsgerichtsordnung Verwaltungsvorschriften Verwaltungsverfahrensgesetz
WBO WBV WDA WDO WDOBezV WehrRndG WpflG WSG WStG
Wehrbeschwerdeordnung Wehrbereichsverwaltung Wehrdisziplinaranwalt Wehrdisziplinarordnung Verordnung zur Bestimmung der Bezge im Sinne der WDO Wehrrechtsnderungsgesetz Wehrpflichtgesetz Wehrsoldgesetz Wehrstrafgesetz
ZBR ZDv
Zeitschrift fr Beamtenrecht Zentrale Dienstvorschrift
1 0 2 6
Notizen
Notizen