Gruselspannung pur!
Die letzten Stunden von Vineta
von C.W. Bach Dämonenjäger
Mark Hellmann In einer mondlosen, stür...
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Gruselspannung pur!
Die letzten Stunden von Vineta
von C.W. Bach Dämonenjäger
Mark Hellmann In einer mondlosen, stürmischen Winternacht wurde ich von Tessa Hayden brutal geweckt. »Wach endlich auf, Mark!« Sie rüttelte mich wie einen Apfelbaum. »Komm endlich zu dir, zum Kuckuck!« »Was ist denn los?« »Raus aus den Federn, verdammt!« »Tessa, um alles in der Welt, was ist in dich gefahren?« Meine Freundin stand im Nachthemd vor mir und zitterte. »Stell keine Fragen. Steh einfach auf und komm ins Bad.« Im nächsten Augenblick huschte sie schon zur Tür hinaus. Ich folgte ihr ins Badezimmer und sah sofort die Bescherung: Jemand hatte mit Blut ein Runenorakel auf den Spiegel geschrieben. Eine böse Prophezeiung… Mark Hellmann - die Gruselserie, die Maßstäbe setzt! 2
In kurzen Stößen blies der frische Nachtwind über den Weimarer Marktplatz. Es war viel zu mild für die Jahreszeit. Petra Martens war das gleichgültig. Hand in Hand schlenderte sie mit ihrem Lover die Straße entlang. Manchmal, wenn Mike etwas Nettes zu ihr sagte, schloß die Achtzehnjährige beglückt die Augen und lehnte den Kopf an seine starken Schultern. Irgendwann kam das Pärchen an einer hell erleuchteten Telefonzelle vorbei. Mike blieb stehen. Er zwinkerte Petra zu und spitzte seine Lippen wie zu einem Kuß. Der Wind peitschte seine langen, schwarzen Haare. Unter Petras Haut begann es zu kribbeln. Sie ahnte, was er mit ihr vorhatte. »Willst du dich ein wenig aufwärmen?« fragte der Junge. »Du bist schon ganz naß vom Regen.« Petra gab sich naiv. »Daran wird sich auch in der Telefonzelle nichts ändern.« Ungestüm zog er an ihrer Hand. »Komm, hab dich nicht so. Laß dich einfach überraschen, Süße.« Petra musterte den Freund wohlwollend. Mike Schacht, der coolste Typ im Umkreis von zehn Kilometern, trug eine taillierte, schwarze Lederjacke und Jeans. Seine hochhackigen, auf Hochglanz polierten Schuhe funkelten im Licht der Straßenlaternen. Je länger Petra ihn anschaute, desto kribbliger wurde sie. In ihrer Nähe raschelte es im Gestrüpp. Das Mädchen stutzte. Unter normalen Umständen hätte sie dieses banale Geräusch völlig kalt gelassen. Ein Rascheln, na und? Aber es war nach Mitternacht. Der Wind heulte schaurig, und die dickbäuchigen, bleigrauen Wolken am Himmel wirkten auf sie bedrohlich. Petra fröstelte, und ihr rasendes Herzklopfen, die Angst, überdeckte jedes andere Gefühl. Sei nicht albern, sagte sie sich. Geh zu ihm, und alles ist okay. Er wird dir schon nicht den Kopf abreißen, du dummes Ding. Zögernd tat sie den ersten Schritt. Da erschütterte grollender Donner den Himmel. Petra stoppte, zog ihre Hand aus seiner und blickte sich ängstlich um. 3
»Was hast du?« fragte Mike. Das Mädchen antwortete nicht. Den Kopf zur Seite geneigt, horchte sie angestrengt. Als sie eine feuchte Haarsträhne hinter ihr Ohr schob, merkte sie, daß ihre Hand zitterte. »Mike, da ist etwas«, flüsterte sie. »Im Gebüsch, gleich hinter dem Münzer.« Der Wind fegte ihr dicke Regentropfen ins Gesicht. Ein Blitz zerriß den Himmel. Für Bruchteile von Sekunden erstrahlten Fassaden und Dächer der historischen Gebäude ringsum taghell. Mike verließ die Telefonzelle. Mit sanftem Nachdruck ergriff er Petras Arm. Sie zog den Arm weg und blickte ihm flehend in die Augen. »Ich will nach Hause!« Mike winkte verärgert ab. Im Stile eines souveränen Showmasters stolzierte er auf das Gestrüpp zu und bog, den Blick auf Petra gerichtet, die Zweige auseinander. »Sehr verehrte Damen und Herren, hiermit wird das Geheimnis des mysteriösen Gebüsches gelüftet. Es ist - leer.« Petras Schrei war lang und schrill. Sie schlug die Hände vors Gesicht, biß sich in den kleinen Finger und rannte davon. Mike wirbelte verblüfft herum. Während das Klappern von Petras Absätzen allmählich verhallte, stand er noch immer stocksteif. Mit einer Mischung von Beklemmung und Staunen musterte er das Objekt, das seine Freundin in Angst und Schrecken versetzte hatte: einen Totenschädel! Den letzten Knochenkopf hatte Mike Schacht in der Glasvitrine seiner Tante gesehen, in Taubach. Der Schädel glich dem, der jetzt vor ihm lag, aufs Haar und hatte an derselben Stelle ein Loch! * Die Männer der Spurensicherung waren damit beschäftigt, das Gelände abzusperren und nach vermeintlich wichtigen Anhaltspunkten zu suchen. Hinter dem rot-weiß gestreiften Bändchen der Absperrung drängten sich Schaulustige. Morgens halb zehn, in Weimar. Ich stand gegen die Telefonzelle gelehnt und versuchte, mir 4
einen Reim zu machen. Mein Freund Pit Langenbach, Hauptkommissar bei der Kripo, hatte mich benachrichtigt. Jugendliche hatten nachts im Gestrüpp einen menschlichen Schädel gefunden. Das Teil war bereits ins gerichtsmedizinische Institut gewandert. Pit hatte gerade den diensthabenden Laboranten an der Strippe. »Dr. Bugnagel, das ist nicht Ihr Ernst!« hörte ich Pit sagen. Ich wurde hellhörig. Pits Stimme klang hochgradig betroffen, beinahe fassungslos. Er stand neben mir, lauschte in sein Handy und hatte die Augen bis zum Anschlag aufgerissen. Dr. Bugnagel schien ihm eine Hiobsbotschaft nach der anderen mitzuteilen. Endlich unterbrach Pit die Verbindung. »Die Welt steht Kopf, Mark«, sagte er. »Kneif mich mal!« Ich zwickte ihn in die Wange. »Auah!« »Du hattest es so gewollt.« Ich zuckte die Achseln. »Leg los, Pit! Was haben die Leichenschnipsler ausbaldowert?« »Was für ein Tag.« Pit prustete geschafft. »Um vier Uhr nachts reißt du mich aus dem Schlaf und tischt mir auf, dein Badezimmer hätte sich in ein Runenorakel verwandelt. Zwei Stunden später der nächste Hammer: Mitten in der Stadt wird ein Totenschädel gefunden, der sage und schreibe tausend Jahre auf dem Buckel hat.« Ich stand wie vom Donner gerührt. »Wie bitte?« Pit nickte bestimmt. »Dr. Bugnagel ist ein erfahrener Gerichtsmediziner. Er schwört jeden Eid, daß das Ding aus einer Zeit stammt, als König Heinrich IV. gerade nach Canossa unterwegs war.« »Und woher stammt das Loch?« »Trepanation«, klärte mich Pit auf. »Man meißelte Kranken ein Loch in den Schädel, um das Gehirn besser zu belüften. Das Kuriose ist, den Typen soll es danach tatsächlich besser gegangen sein.« Rasch war ich wieder obenauf. »Die Frage ist: Wie kommt er hierher?« »Woher, zum Teufel, soll ich das wissen?« blaffte Pit. Er gab seinen Leuten ein Zeichen. »Einpacken, Jungs! Wir brechen unsere Zelte ab. Es liegt keine Straftat vor.« »Und wenn, wäre sie längst verjährt«, sagte ich beiläufig. Pit starrte mich entgeistert an. 5
Dann erwachte der Polizist in ihm. Er spornte seine Leute zur Eile an. Im Handumdrehen war der Platz um den öffentlichen Fernsprecher geräumt. Die Beamten packten zusammen, quetschten sich in die Streifenwagen und brausten davon. Ich saß neben Pit. Im Rückspiegel sah ich, wie eine Handvoll sensationshungriger Passanten anfing, auf eigene Faust das Buschwerk um die Telefonzelle in seine Einzelteile zu zerlegen. Zwei Japaner waren darunter… * Mir rauchte der Kopf. Auf einen Bogen Papier hatte ich drei konzentrische Runenkreise gemalt. Sie hatten also einen gemeinsamen Mittelpunkt, wobei ich den äußeren Ring in vier Segmente aufteilte. Die dazugehörigen Runen hatte ich auf Dominosteine geklebt. Seit Stunden versuchte ich, das geheimnisvolle nächtliche Orakel nachzubilden. Leider bisher vergeblich. Es gab nur wenige Dokumente über die Verwendung des Futhark-Alphabets zur Weissagung. Möglicherweise lag es daran, daß die Ausbreitung des Christentums bis in die fernsten Gegenden Europas auch das Alphabet mitbrachte, das wir noch heute benützen. Der Gebrauch von Runen zur heidnischen Weissagung war von der Kirche als Werkzeug des Teufels gebrandmarkt worden. Obwohl man versuchte, Runenorakel mit Stumpf und Stiel auszumerzen, blieb diese Kunst im geheimen erhalten. Bald wurde sie als Hexenwerk in Verruf gebracht. »Möchtest du eine Erfrischung?« rief Tessa aus meiner Küche. »Nein danke, ich habe keinen Durst.« »Auch keinen frischen Kaffee?« Tessa ließ nicht locker. »Laß doch deine Runen für zehn Minuten in Ruhe. Rom wurde auch nicht in einem Tag erbaut.« »Tessa, wie soll ich mich konzentrieren, wenn du mich andauernd ablenkst? Wer auch immer das Orakel an meinen Spiegel gezaubert hat, er wird einen verdammt guten Grund dafür gehabt haben.« Verzweifelt kramte ich in meinem Gedächtnis. Es wollte mir einfach nicht gelingen, die Symbole nachzubilden. 6
Ich hatte mir die präzise Lage der Runen in den drei Kreisen nicht genau merken können. Das Orakel war nur wenige Sekunden sichtbar gewesen. Im Nu war es wieder verblaßt. Ich mußte demnach auf ein zweites Zeichen warten. Und das kam eher, als ich dachte. Pit Langenbach rief mich an. »Jemand will mit dir sprechen, Mark«, wisperte der Hauptkommissar geheimnisvoll. »Schließlich bist du der Fachmann für überirdische Phänomene.« Instinktiv witterte ich Morgenluft. Sollte mir der Zufall zu Hilfe eilen? Es knackte im Hörer, und die Stimme eines jungen Mannes meldete sich. »Herr Hellmann?« »Selbstpersönlich. Was kann ich für Sie tun?« »Ich heiße Mike Schacht«, stellte sich die Stimme vor. »Ich bin der, der letzte Nacht den Schädel gefunden hat.« Aha, daher wehte der Wind! Gab es etwa eine Verbindung zwischen Orakel und Totenschädel? Ich war ganz Ohr. Die Stimme räusperte sich verlegen, ehe sie fortfuhr: »Nun ja, als meine Freundin verduftet war und ich das Ding so anglotzte, schimmerten mit einemmal drei komische Ringe auf dem Schädel. Aber nur 'n paar Sekunden. Dann waren sie wieder weg.« »Was weiter?« drängte ich. »Ich kenne solche Ringe. Meine Tante ist Hellseherin. Sie wohnt in Taubach. An der Schatzgrube. Für 'n paar Mäuse sagt sie jedem, der Bock darauf hat, die Zukunft voraus. Dazu befragt sie das Runenorakel.« »Und?« Ich schwitzte fast vor Aufregung. »Ich hab ihr aufgemalt, was ich gesehen habe. Die Lage der Steine wußte ich noch ziemlich genau. Hatte schon immer ein prima Gedächtnis, von klein auf.« Das Jungchen ist ja nicht mit Gold zu bezahlen, kommentierte ich in Gedanken. Ich war gespannt wie eine Sprungfeder. Da kam Tessa Hayden ins Zimmer. Auf dem linken Unterarm balancierte sie ein Tablett mit Kaffeegeschirr. Sie trug nichts weiter als eines meiner T-Shirts und einen winzigen Slips darunter. Ein jäher Hitzeschwall durchrieselte meinen empfänglichen Körper. »Möchtest du Süßstoff?« Sie klimperte mit den Wimpern. Ich schüttelte den Kopf, tippte bedeutungsvoll auf mein Handy, 7
das ich ans Ohr gepreßt hielt. Tessa setzte das Geschirr auf dem flachen Couchtisch ab und sah mich groß an. »Du telefonierst? Eine Frau, hab ich recht?« Ich zog einen Flunsch. »Genau, Tessa. Diesmal ist es Claudia Schiffer. Sie hat gerade sturmfreie Bude und fragt, ob ich…« »Du Schuft!« Drohend hob Tessa das Tablett. . »Äh, ich verstehe nicht«, kam es irritiert vom anderen Ende der Leitung. »Ich glaube, die Verbindung ist gestört.« »Schon okay!« schnaufte ich. »Bei mir geht's momentan drunter und drüber. Also! Was kündigt das Orakel an? Hat Ihre Tante es herausbekommen?« »Klar«, antwortete Mike Schacht. »Hat sie. Tante Geraldine ist eine Kapazität auf ihrem Gebiet. Aber halten Sie sich gut fest!« Ich packte Tessa am Arm. * Auf der Plattform des Treppenhauses stand ein großer Terracotta-Topf mit einer großblättrigen Grünpflanze. Neben dem Topf, direkt vor der Wohnungstür der Ermordeten, wachte ein baumlanger, uniformierter Polizist. Seine Augen lagen tief in den Höhlen, und seine Haut hatte die Farbe einer durchsichtigen Zellophantüte. Als Hauptkommissar Langenbach an ihm vorbeiging, krallte er seine Finger in dessen Sakko. »Vergessen Sie alles, was Sie bisher gesehen haben«, krächzte er. »Wer auch immer das getan haben mag, ist nicht von dieser Welt.« Pit warf dem Beamten einen schnellen Blick zu. Der Mann sah nicht so aus, als würde er scherzen. Vielmehr schien er völlig durcheinander. Er pfiff aus dem letzten Loch. Pit befürchtete, daß er jeden Moment aus den Stiefeln kippte. »Lassen Sie sich ablösen, Wachtmeister!« Der Uniformierte salutierte, wollte dankbar lächeln, aber sein Gesicht verzerrte sich zur Grimasse. Pit öffnete die angelehnte Tür und trat in die Wohnung. Kupferähnlicher Geruch schlug ihm entgegen. Blut! 8
Er schluckte. Die Frau lag im Wohnzimmer, auf der Schwelle zum Korridor. Als Hauptkommissar Langenbach sie so liegen sah, dachte er für einen kurzen Augenblick, er würde den Verstand verlieren. Die mint-grün tapezierten Wände waren von oben bis unten mit Blut bespritzt, sogar die Deckenlampe hatte ihr Teil abbekommen. Ein junger Arzt, der einen rot gesprenkelten Kittel trug, starrte ihn verstört an. Pit reichte ihm die Hand, zog sie aber rasch zurück, als er sah, daß Blut an den Händen des anderen klebte. »Ich bin Hauptkommissar Langenbach; Weimarer Kripo.« »Dr. Kaulitz«, murmelte der Mediziner. »Ich hab gerade den Schock meines Lebens hinter mir. Normalerweise mag ich überhaupt keine Horrorfilme, jetzt spiele ich selbst in einem mit.« Pit vermied es, die Leiche anzuschauen. Mit gesträubtem Nackenhaar hörte er zu, was Dr. Kaulitz ihm stockend berichtete. »Es hat den Anschein, als liege ein Ritualmord vor. Ich hab keine Ahnung, was es alles für schauderhafte Rituale gibt. Aber dieses ist mit Abstand das schlimmste, dafür leg ich meine Hand ins Feuer. Die Frau muß, bevor man sie tötete, ungeheuerlich gelitten haben. Ihre Leiche ist total verstümmelt. Der Schädel fehlt, zum Teil jedenfalls. Große Partien ihrer Haut sind ebenfalls nicht vorhanden. Die inneren Organe sind ausnahmslos beschädigt…« Während der Arzt sprach, spürte der Hauptkommissar Übelkeit in sich aufsteigen. »Eines der Augen hab ich auf dem Fensterbrett…« Pit Langenbach wollte sich keine Blöße geben. Krampfhaft versuchte er, an etwas Schönes zu denken. An sein behaglich eingerichtetes Zuhause mit seiner hübsche Frau Susanne und der achtjährige Tochter Anna, die so gerne den interessanter klingenden Namen Annika getragen hätte. »Auf dem Teppich, vor dem Fernsehapparat - ein Stück der Oberlippe und der Zunge…« Jetzt langte es aber! Der Hauptkommissar schnitt dem Arzt das Wort ab. »Lassen Sie die Leiche fortschaffen, Doktor«, sagte er mit fremdartig klingender Stimme. »Vielleicht bringt die Obduktion neue Erkenntnisse.« 9
Dr. Kaulitz schob zweifelnd die Oberlippe vor. Offenbar fragte er sich, was sie eigentlich obduzieren sollten. Er wirkte erleichtert, als er hinausging und mit zwei Sanitätern wiederkam, die eine Bahre hereinrollten. Pit hörte den Plastiksack knistern, während er sich routinemäßig umsah. Abgesehen von den allgegenwärtigen Blutspritzern war die Wohnung aufgeräumt und sauber. Es gab einen rustikalen Anbauschrank, eine Sitzgruppe aus Leder, einen Eckschrank, in dem das Fernsehgerät stand, eine Glasvitrine mit kleinen Porzellanfiguren und einen kleinen runden Tisch, ganz hinten. Alles stand an seinem gewohnten Platz. Nicht ein Möbelstück schien verrückt worden zu sein. Der Überfall mußte im IC-Tempo erfolgt sein. Der kleine Tisch… In Pit Langenbach schrillte eine Sirene, glockenhell und durchdringend bis ins Knochenmark. Vorsichtig die Blutspuren umgehend, näherte er sich dem unscheinbaren Teil. Als er davorstand, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Auf der blankpolierten Tischplatte lag ein kunstfertig besticktes, quadratisches Tuch aus Seide, ungefähr dreißigmal dreißig. Obwohl das ausladende Design einen unbedarften Betrachter in die Irre führen mochte Pit Langenbach war sich hundertprozentig sicher: Das Tuch enthielt die Grundgebiete der drei konzentrischen Kreise. Ein Runentuch! »Dr. Kaulitz?« Er fuhr herum. »Ja?« Der Arzt zog gerade den Reißverschluß des Plastiksacks zu. »Wie war noch mal der Name des Opfers?« Dr. Kaulitz krauste die Stirn, überlegte kurz. »Ich glaube Schacht«, sagte er. »Geraldine Schacht.« * Insel Wollin, nahe Vineta, im Jahre 1067. Es war noch dunkel, als sie aus ihren Holzhütten kamen. Rexar, der Tempelpriester, führte die Männer. Entgegen der allgemeinen Sitte trug der kleinwüchsige Mann 10
seine Haare lang. Sein Bart war struppig und reichte bis zu dem Strick, der den Jutekittel über seinem prallen Bauch umspannte. Fanatische Entschlossenheit beherrschte das adlernasige Gesicht des Winzlings. Er hielt ein Schwert gepackt. Auch die Mehrzahl der Tempelknechte trugen Waffen. Die übrigen schwenkten Pechfackeln, die ihnen den Weg erhellten. Ihr Weg führte sie über eine hölzerne Brücke, unter der ein schmales Flüßchen plätscherte. Ein Damm aus Bohlen schloß sich an. Dumpf hallten die Schritte der gespenstischen Prozession darauf. An einem brusthohen Flechtwerkzaun blieb Rexar stehen. Den Blick gen Himmel gerichtet, hob er den linken Arm. Der weite Ärmel seines Gewandes rutschte hinab. Er entblößte eine verkrüppelte Hand. Der kleine Finger stach rechtwinklig ab. Auch seine Tempelknechte blieben stehen. Der Mond klebte wie eine eitrige Geschwulst am Himmel. Träge schob sich eine zerfetzte Wolke unter ihm entlang. Der Tempelpriester murmelte leise eine Beschwörung. Mit gesenkten Köpfen verharrten die Männer andächtig. Keiner von ihnen bewegte sich. Auf ein stummes Zeichen ihres Anführers setzten sie ihren Weg fort, bis sie an ein abseits gelegenes Blockhaus kamen. Rexar klopfte laut an die Tür. »Im Namen des allmächtigen Gottes Svarog, öffne uns die Tür, Arnulf!« Aus der Hütte klang der erstickte Schrei einer Frau. In Rexars Gesicht nistete ein grausames Grinsen. Die Holzzapfen des Riegelschlosses knirschten in den Widerlagern. Die Tür öffnete sich einen Spalt weit, und der zerzauste Blondschopf eines Mannes erschien. Arnulf, der Kammacher. Der Tempelpriester musterte ihn von Kopf bis Fuß. Arnulf war gute zwei Köpfe größer als Rexar. Bis auf ein knielanges, grobwollenes Hemd war Arnulf unbekleidet. Seine kräftigen Unterarme waren dicht behaart. Arnulfs Frau entzündete ein Talglicht. Rexar kniff die Augen zusammen. Im flackernden Schein der Kerze erkannte er die Körper zweier schlafender Kinder. Sie lagen auf einer hohen Holzpritsche, mit Stroh und Fellen zugedeckt. 11
»Was willst du, Rexar?« Arnulf schluckte. Der Tempelpriester gab keine Antwort. Seine brüchigen Zahnstümpfe entblößend, hob er das Schwert. Zwei finster dreinblickende Burschen traten vor. Brutal packten sie den entsetzt zurückweichenden Hausherren und nahmen ihn in ihre Mitte. Jemand schwang einen Knüppel und versetzte Arnulf einen Schlag auf den Kopf. Er schrie auf. Blut sickerte aus seiner Schläfe und rann über seine breiten Backenknochen. Unerwartet bekam der Heimgesuchte Hilfe. Gerhild, seine Frau, warf sich aufopfernd zwischen die Männer. Sie war klein, überaus drahtig und hatte ein verhärmtes, hohläugiges Gesicht, das in ihrer Jugend einmal hübsch gewesen sein mußte. Ihr langes, rotes Haar funkelte, als wäre es von Glühwürmchen durchwirkt. »Laßt mir meinen Mann, Rexar!« flehte Gerhild und sank vor dem Tempelpriester auf die Knie. Verzweifelt ergriff sie den Kittel des Zwerges, bedeckte den schmutzverkrusteten Saum mit Küssen. »Rexar, um unserer Kinder willen, ich flehe dich an! Stürze uns nicht ins Verderben!« Sekundenlang genoß der Angeflehte die ihm erwiesene Unterwürfigkeit. Fast sah es so aus, als würde er ihr begütigend über das Haar streichen wollen. Aber dann, übergangslos, verwandelte sich sein Gesicht in eine böse Fratze. Er packte sein Schwert fester und stieß die Jammernde unbarmherzig zurück. Die Frau stürzte rücklings auf einen dreibeinigen Schemel. Vor Schmerzen winselnd, blieb sie liegen. »Warum dies böse Spiel?« Arnulf wand sich wie eine Eidechse, doch die Männer, die ihn gepackt hielten, waren stark wie Bullen. »Svarog ist von unsagbarem Zorn erfüllt«, sagte der Tempelpriester. »Ich habe das Orakel befragt. Nun ist es meine heilige Aufgabe, unseren verehrten Gott wieder zu besänftigen. Das verstehst du doch, oder?« »Aber was habe ich damit zu tun?« Rexar grinste schief. »Du bist es, der ihn erzürnt hat.« »Ich?« schrie Arnulf ungläubig. »Ja, du«, sagte der Tempelpriester feierlich. . »Erkläre mir, was ich getan haben soll. Ich bin mir keiner Schuld bewußt.« Ein dünnes Kinderstimmchen tönte von der Schlafstelle. Ein 12
Junge, kaum zehn Jahre alt. »Vater, gehst du jetzt fort?« Rexar kicherte böse. »Ja, mein Kind. Du brauchst nicht zu warten. Dein Vater wird dorthin gehen, wo noch niemand zurückgekehrt ist.« Und ihr werdet ihn begleiten, fügte er mit unversöhnlichem Haß hinzu. Der Knabe kuschelte sich an seine kleine Schwester, die neben ihm schlief, und begann zu weinen. Rexar starrte Arnulf an. »Erklärungen willst du? Du sollst sie haben. So erinnere dich: Vor zwei Tagen besprachen wir in unserem heiligen Hain den geplanten Feldzug gegen die Zirzipanem.« Der Kammacher zögerte. »Ja, ich erinnere mich.« »Braver Mann«, lästerte Rexar. »Dann erinnerst du dich vielleicht auch, daß sich niemand den Beschlüssen der Volksversammlung widersetzen darf! Weder im Schoße des heiligen Tempels, noch außerhalb seiner Wände. Svarog duldet keinen Widerspruch!« Arnulf würde leichenblaß. Triumphierend fuhr der Priester fort: »Das Gesetz lautet, wer sich außerhalb des Tempels offen gegen die Beschlüsse ausspricht, büßt alles ein, was er besitzt: sein Hab und Gut, die Seinen und - sich selbst, wenn man so will. Und du, Kammacher Arnulf, wurdest dabei belauscht, als du deinem Weibe deine verworfenen Ansichten mitteiltest!« »Die Wände deines Hauses sind sehr dünn, Arnulf«, rief einer der Tempelknechte höhnisch. Arnulf sah den Priester fest an. »Du lügst, Rexar«, sagte er laut. »Und du weißt es!« Rexars Blick flirrte. Hastig reckte der Zwerg seine Krüppelhand in die Luft. »Versöhnt Svarog!« brüllte er in die Nacht. »Du hast Angst vor mir, Rexar!« keuchte Arnulf. »Nicht ich bin es, der Svarog erzürnt hat - sondern du! Ich habe es mit eigenen Ohren gehört, mit eigenen Augen gesehen. Rexar, du bist der Verräter, denn du beschwörst den schwarzen Gott. Dragovit, den Gott der Finsternis. Ich sah, wie du Tote auferstehen ließest, längst Verfaulte…« »Macht ein Ende!« Rexars Stimme überschlug sich. Die Tempelknechte standen starr. Sie lauschten mit offenen Mündern. »Bei Svarog! Ich sah, wie sich Knochenmänner aus ihren 13
Gräbern erhoben. Und Rexar sprach mit ihnen. Er erteilte Befehle. Dann verschwanden sie im Nichts. Hört…!« »Elender Lügner!« Dem Tempelpriester quollen die Augen aus den Höhlen. Schaum stand vor seinem Mund. Mit affenartiger Geschwindigkeit wirbelte er sein Schwert durch die Luft. Gnadenlos rammte er dem Kammacher den Stiel der Waffe in den Leib. Arnulf klappte zusammen. Er riß den Mund auf und schnappte gierig nach Luft. »Versöhnt Svarog!« In Rexars Augen loderten Flammen. »Steht nicht so töricht herum, Männer des Tempels. Ihr wißt, was unsere heilige Pflicht ist!« Das Spektakel begann. Die Tempelknechte schwärmten aus. Einer warf die Tür der Blockhütte zu und legte einen Balken davor. Zwei andere begaben sich zu den Fenstern und bauten sich drohend davor auf. Falls jemand aus der Hütte fliehen wollte, würden sie ihn ohne Mitleid zurückstoßen. Arnulf schrie vor Wut. Er wollte die Männer, die ihn festhielten, abschütteln. Die Todesangst verlieh ihm große Kräfte. Da sprang ein weiterer Templer hinzu. Er hatte die Statur eines ausgewachsenen Bären. Es war Otho, der Eisenbieger. »Für Svarog!« heulte er und schlug dem zappelnden Kammacher ein Bleirohr auf den Hinterkopf. In Arnulfs Kopf explodierte ein Feuerball. Schlaff sackte sein Kinn auf die Brust. Sie schleiften ihn nach draußen. Die Natur zeigte sich gnädig. Sie nahm ihm das Bewußtsein. Indessen steigerte sich das Brüllen der eingesperrten Frau und der Kinder ins Unermeßliche. Sie schienen sich in der Wahl von Verwünschungen, Schreikrämpfen und anderen Schreckenslauten gegenseitig übertreffen zu wollen. Denn sie wußten, was sogleich mit ihnen passieren würde. Die Tempelknechte gingen mit großer Routine vor und ohne eine Spur von Barmherzigkeit. Es war nicht das erste Mal, daß sie auf Geheiß Rexars ihren Gott Svarog versöhnen mußten. Im Nu hatten sie die Blockhütte umzingelt. Nicht mal eine Maus würde ungehindert entweichen können. Dann hielten sie, von allen Seiten zugleich, ihre blakenden Fackeln an das knochentrockene Strohdach. Es dauerte nur 14
Sekunden, und das Dach war selbst eine riesige, blakende Fackel. Jubelnd begrüßten die Männer das prasselnde Feuer. Sie grölten aus vollem Hals. Möglicherweise wollten sie auch nur das gräßliche Gezeter der Eingesperrten übertönen. Der Tempelpriester wich ein paar Schritte zurück. Er haßte eine derart glühende Hitze. Er war ein Mann der Finsternis. Aus sicherem Abstand sah er zu, wie das Holzhaus Opfer zerstört wurde. Rexar war rundum zufrieden. Der erste Teil seines Vorhabens war erledigt. Teil zwei würde sich nahtlos anschließen. Teil zwei… Rexars stechende Augen senkten sich auf den schlaffen Körper des bewußtlosen Kammachers. In einer Stunde würde von seinem Widersacher nur noch ein Klumpen zuckenden Fleisches übrig sein. Wohlgefällig strich Rexar über seinen Bart. Da verstummten die Schreie im Blockhaus. Das Feuer prasselte dafür um so lauter. »Zum heiligen Hain!« befahl Rexar mit donnernder Stimme. »Besänftigen wir Svarog!« Abermals formierten sich die Tempelknechte zu einer geisterhaften Prozession. Schweigend setzten sie sich in Bewegung. Rexar, der kleine Tempelpriester, schritt voran. Als sie ein Stück gegangen waren, warf er einen flüchtigen Blick zurück. Er sah, wie sich schemenhafte Gestalten aus dem Dunkel der Nacht schälten. Gaffend versammelten sie sich vor den Trümmern des gebrandschatzten Hauses. Doch nicht einer machte Anstalten, das Feuer zu löschen. Die Furcht vor den Templern hielt sie davon ab. Und die Furcht vor Svarog. Rexar lachte geringschätzig. Wenig später erreichten sie den heiligen Hain. Der Tempel des Svarog lag am Rande der Siedlung. Zwei Reihen knorriger Eichen streckten ihre dichtbelaubten Zweige in den düsteren Himmel. Ein hüfthoher, kunstfertig geflochtener Weidenzaun begrenzte den Hain. Der Tempelpriester entriegelte das Tor, und sie gelangten ins Innere des heiligen Bezirks. Rexar schritt hochaufgerichtet, die anderen folgten in geduckter Haltung. Zum Schluß die Männer, die den leblosen Arnulf mitschleiften. Sie waren am Ziel. 15
Am Standbild des Svarog. Es war aus Eichenholz und so hoch wie drei Männer. Der Gott hatte vier Köpfe und vier Hälse, die nach den vier Himmelsrichtungen blickten. In der Rechten hielt er ein Trinkhorn. Der linke Arm war in die Seite gestemmt. Ein hölzernes Bauwerk, dessen Dach purpurfarben glänzte, schützte den Allmächtigen vor Wind und Wetter. Die Knechte, die Arnulf stützten, traten nach vorn. Am Fuße der gigantischen Holzfigur legten sie den Bewußtlosen nieder. Da kam Rexar ein teuflischer Gedanke. »Holt Wasser!« befahl er. »Wasser?« lispelte ein Bursche, dem ein Ohr fehlte. »Für unseren Freund Arnulf.« Rexar grinste. Der Einohrige bleckte einfältig seine Zähne. Sie hatten die Farbe von reifem Mais. »Glaubst du, er hat Durst?« fragte er dümmlich. Rexars Augen stachen wie Blitze. »Ich sagte, Wasser!« Der Einohrige erschrak. Das Antlitz des Tempelpriesters war abstrus verzerrt. Eiligst machte der Bursche, daß er fortkam. Einige Männer, die in der Nähe standen, lachten schadenfroh. Das Einohr war der Bursche, der Arnulf in dessen Haus belauscht haben wollte. Er hieß Panasch, war dumm wie Stroh, aber Rexar treu ergeben. Diese Mischung machte ihn gefährlicher als einen streunenden Wolf. Jemand stellte ihm ein Bein. Panasch kam zu Fall. Aber behende wie ein Stehaufmännchen sprang er wieder auf die Füße und verschwand in der Dunkelheit. Kurz darauf tauchte er wieder auf, einen kinderkopfgroßen Tonkrug voll Wasser in den Händen. Ergeben reichte er Rexar das Gefäß. Der Tempelpriester schüttelte den Kopf. »Spritz du ihm das Wasser ins Gesicht, Panasch«, befahl er. »Ich will, daß Arnulf hellwach ist, wenn ihm die große Ehre zuteil wird, Svarog mit seinem eigenen Fleisch und Blut zu versöhnen.« Der Einohrige nickte begeistert. Mit einem Schwall goß er dem Bewußtlosen das Wasser über den Kopf. »Wach schon auf, du Ratte!« schimpfte Panasch. Aber Arnulf rührte sich nicht. Das Einohr versetzte ihm einen derben Fußtritt. Der Kammacher zuckte nicht mal mit der Wimper. Er gab keinen Laut von sich. 16
Panasch geriet in Wut, als die Umstehenden hämisch kicherten. Abermals holte er aus. Da legte Tempelpriester Rexar beschwichtigend die Krüppelhand auf die Schulter des Einohrigen. »Halte ein, Panasch! Der Mann ist tot, wie du siehst.« Panasch stieß einen gurgelnden Laut der Enttäuschung aus. Zögernd mischte er sich wieder unter die anderen Tempelknechte. Im Angesicht seines Gottes murmelte Rexar ein lautloses Gebet. Dann fiel er neben dem leblosen Körper des Kammachers auf die Knie. Otho, der Eisenbieger, reichte ihm ein armlanges, zweischneidiges Messer. Still nahm der Tempelpriester das Messer entgegen. Vorsichtig küßte er die scharfgeschliffene Klinge. Ein Anflug von Triumph huschte über sein Gesicht. »So stirb, Arnulf!« krächzte er, richtete sich auf, packte das Messer fester mit beiden Händen und holte zum finalen Stich aus. »Im Namen Svarogs!« Urplötzlich fuhr der Totgeglaubte hoch. Seine Augen funkelten irre. Mit schier übermenschlicher Kraft schmetterte er dem zurückprallenden Tempelpriester das Messer aus der Hand. Pfeilschnell ergriff er es selbst und wandte sich zur Flucht. Die Tempelknechte brüllten überrascht auf. Arnulf kam nur ein paar Schritte Fünf, sechs Männer sprangen ihn an, umklammerten seinen Körper und versuchten, ihn zu Boden zu reißen. Das Messer entglitt seiner Hand, fiel klappernd zu Boden. Arnulf kämpfte wie ein Berserker. »Für Gerhild!« kreischte er, während er seine Fäuste wirbeln ließ. Er traf Otho, den Eisenbieger, im Gesicht. Der Unterkiefer des Hünen knirschte. Die Männer erschauderten. Otho war der stärkste Mann des Dorfes. Jetzt kauerte er wimmernd auf der Erde und schrie vor Schmerz. Da gelang es dem Todgeweihten, vier Männer mit einem Ruck abzuschütteln. Sie flogen von ihm ab, als wären sie seelenlose Stoffpüppchen. Einer von ihnen krachte mit der Stirn an die Figur des Svarog. »Im Na…, Namen des Svarog«, stammelte Rexar angsterfüllt. 17
Niemand schien den rasenden Arnulf aufhalten zu können. Wo er hinschlug, spritzte Blut und knackten Knochen. Die Reihen der Tempelknechte lichteten sich zusehends. Niemand hatte Lust, sich totschlagen zu lassen. Sie waren hier, um zu töten, nicht um getötet zu werden! Arnulf schwenkte eine Pechfackel, die er einem der Männer entrissen hatte. Die Tempelknechte zogen ihre Köpfe ein, wichen zurück. Da stürzte Panasch, das Einohr, auf den wütenden Arnulf los, wie ein Blitz aus heiterem Himmel. In seiner Hand funkelte das zweischneidige Messer. Arnulf, geschwächt und von Wunden übersät, reagierte zu spät. Siegestrunken rammte ihm Panasch das Messer bis ins Heft in die Brust! Arnulf torkelte zurück. Jetzt erschien Rexar auf der Bühne. Er riß dem Einohr das Messer aus der Hand und vollendete, was Panasch begonnen hatte. Er stach auf Arnulf ein, immer wieder, bis dieser kein Lebenszeichen mehr von sich gab. Das heilige Ritual des Lutizenbundes verlangte es. Zudem war Rexars Blutdurst erwacht. Er ließ das Messer fallen. Er brauchte es nicht mehr. Es oblag nun seiner Pflicht als oberster Tempelpriester, vom Blute des Geopferten zu kosten. Würdevoll neigte Rexar seinen Kopf, strich den störenden Bart beiseite und wölbte seine Krüppelhand. Er schöpfte von dem Blute des Toten wie aus einem Topf. Um ihn herum herrschte feierliche Stille. Nur das Rauschen des Blattwerks in den heiligen Eichen erklang - und ein Schmatzen… * Das Gasthaus Atol lag in der Ulica Orkana, einer kurzen Gasse in der Nähe der Swinemünder Strandpromenade. Es war ein aufgemotztes Bürgerhaus, mit zwei rundlichen Türmchen an den Ecken und einem eindrucksvollen, dreistöckigen Ziergiebel. Im dritten Stock hatte ich Quartier bezogen. Ich war allein nach Polen gereist. Hier lag der Ursprung des Orakels. Tessa, die mich unbedingt hatte begleiten wollen, war 18
dann doch, auf mein Anraten hin, zu Hause geblieben. Mein Zimmer war groß und mit altmodischen Möbeln ausgestattet. Das Bettgestell war aus Eisen, dazu gab es einen kleinen Sekretär, einen pompösen Kleiderschrank, zwei wackelige Stühle und ein Fernsehgerät, das auf einer antiken Kommode stand. Über dem Schreibtisch hing eine Ansicht der Swinemünder St. Nikolai Kirche. Ich saß am Schreibtisch, hatte mein Notebook aufgebaut und starrte versonnen durch die Mattscheibe hindurch. Immer wieder ging mir Geraldine Schachts Interpretation des Orakels durch den Kopf. Sie prophezeite ein Szenarium des Schreckens. In einer Zeit, jenseits aller Vorstellungskraft, gab es üble Finsterlinge, die, auf mysteriöse Weise erstarkt, danach dürsteten, die Macht an sich zu reißen. Ein Apostel des Grauens schien es bereits bewerkstelligt zu haben, in die Gegenwart zu gelangen. Der entsetzliche Tod der Taubacher Hellseherin sprach Bände. Jedoch ein Umstand bereitete mir nach wie vor gehöriges Kopfzerbrechen: Wem hatte ich das Runenorakel zu verdanken? Welche rätselhafte Macht wollte mich warnen? Möglicherweise hatte ich einen Verbündeten… Gedankenvoll fuhr ich mir mit der Hand über die Augen. Nochmals rief ich mir ins Gedächtnis zurück, was mich auf meiner bevorstehenden Reise in die Vergangenheit Wollins erwartete: heidnischer Tempelkult, Menschenopfer, blutige Stammesfehden, Götzenanbetung - und vielleicht Vineta, die versunkene Stadt, einst bedeutend wie das byzantinische Konstantinopel… Spät am Abend verließ ich das Gasthaus. Ich setzte mich hinters Steuer und fuhr in Richtung des kleinen Städtchens Wollin. Vor dessen Toren soll das sagenhafte Vineta untergegangen sein. Genau dort, am Mündungsarm der Oder, wollte ich meinen magischen Ring an dem Hexenmal, das ich auf der Brust hatte, aktivieren. Vineta! Ein prickelnder Schauder durchrieselte mich. Vielleicht gelang es ausgerechnet mir, dem Kämpfer des Rings, eines der größten Geheimnisse der Geschichte zu entschlüsseln. Obwohl ich Ethnologie studiert hatte und somit einen soliden Grundstock an Wissen über die Völker der Erde erworben hatte, waren meine 19
Kenntnisse über die Frühstädte des Baltikums im 11. Jahrhundert recht spärlich. Aber bald würde ich diese Lücke schließen können. Kurz vor Mitternacht war ich angelangt. Ich parkte am Stadtrand, stieg aus und schloß den BMW ab. Weit und breit keine Menschenseele. Die Nacht war empfindlich kühl, aber nicht frostig. Der Wind blies von See her, und aus der Ferne hörte ich das ungestüme Meer brausen. Mit Grauen dachte ich daran, daß ich splitternackt sein würde, wenn ich am Ziel meiner Zeitreise war. Tolle Aussichten! Hoffentlich erkältete ich mich nicht. Ein kranker Dämonenjäger - puh! Im Zickzack überquerte ich die dunkle Straße. Ein Schlagloch neben dem anderen. Wer nicht aufpaßte, brach sich die Beine. Auch ein Großteil der Straßenlaternen waren hinüber. In den öffentlichen Kassen schien Schwindsucht zu herrschen. An einer einsturzgefährdeten Mauer, aus deren Fugen ungehindert Unkraut wucherte, machte ich Halt. Hinter der Mauer rauschte Wald. Ich hielt nach einem Durchschlupf Ausschau. Ein innerer Impuls trieb mich voran. Ich spürte, ich befand mich auf dem richtigen Weg. Eine Windbö pustete mir die Haare ins Gesicht. Irgendwo in der Nähe splitterte Glas. Ich verlangsamte meinen Schritt, horchte angespannt. Eilige, tippelnde Schritte näherten sich. Doch ich konnte niemanden sehen. Trotzdem war ich auf der Hut. Eine unbestimmte Ahnung signalisierte mir Gefahr. Als ich um eine Ecke ging, prallte ich mit einer Frau zusammen. Es fehlte nicht viel, und sie hätte mich über den Haufen gerannt. Sie hatte ein höllisches Tempo draufgehabt. Überrascht starrte sie mich an. Ich aktivierte mein Polnisch, das ich mir jüngst aus einem Sprachführer angeeignet hatte. »Dobry wieczör! Guten Abend!« Die Frau sah mich an, als wäre ich Frankensteins Monster. Sie war Anfang Zwanzig und bildhübsch. Sie hatte schwarze, bis über die Schultern reichende Haare und trug einen kurzen Rock. Ihre Lippen waren grellrot angemalt, und ihre Schminke schien daumendick aufgelegt. In ihren Augen las ich kalte Angst. »Ratunku! Hilfe!« wisperte sie. Katzengleich krallte sie sich an mir fest. 20
Ich roch ihr süßliches, aufdringliches Parfüm und bemerkte, daß sie trotz des kühlen Wetters obenherum nur eine Bluse trug. War sie vor etwas oder jemandem spontan geflüchtet? »Was ist passiert?« fragte ich auf polnisch. »Männer kommen«, hechelte sie auf deutsch. »Sie gleich da sein.« Kaum hatte sie es ausgesprochen, kreischten Reifen in der Nähe. Ein funkelnagelneuer Mercedes bog um die Ecke. Als er auf unserer Höhe war, stieg der Fahrer auf die Bremse. Die beiden hinteren Türen sprangen zugleich auf. Zwei Männer, die Maßanzüge trugen, kletterten behäbig aus dem Fond der Luxuskalesche. Der Fahrer blieb hinterm Lenkrad. Ich sah, daß sich die Jacketts der Typen verdächtig ausbeulten. Die Kerle schleppten Schießeisen mit sich herum. Das machte sie mir nicht gerade sympathischer. Der Größere der beiden sprach die Frau an. Ich verstand nicht die Bohne. Aber sein Tonfall war abfällig und geringschätzig. Ohne mich eines Blickes zu würdigen, streckte er einen Arm aus und winkte die Frau zu sich. Mein Schützling schüttelte den Kopf. Schluchzend vergrub die Frau ihr Gesicht in meinem Sakko. Mir schwante Unheil. Ich brauchte nur eins und eins zusammenzuzählen. Das Püppchen, das ich im Arm hielt, ging dem ältesten Gewerbe der Welt nach. Möglicherweise hatte es mit einem Freier Komplikationen gegeben. Jedenfalls hatte sich die Süße aus dem Staub gemacht, und die Gorillas, die sie vermarkteten, hatten sich schnurstracks auf ihre Fersen geheftet, um ihren Goldesel wieder in den heimischen Stall zu bringen. Mit Sicherheit gegen ihren Willen. Ich blieb cool bis unter die Haarspitzen. Während er wie ein Rohrspatz schimpfte, kam der Größere immer näher auf uns zu. Ich bemerkte, wie sich seine Rechte unmerklich hob. An seinem kleinen Finger bützte ein fetter Goldring mit Brüll. Mit der Linken gestikulierte er wild. Jede Sekunde konnte er mir seinen Ballermann unter die Nase halten. Er würde mich wegjagen wie einen räudigen Straßenköter. Mit Bedauern dachte ich an meine P 6, die ich, wie all meine anderen Wertgegenstände, im Tresor des Atol hinterlegt 21
hatte. Die Frau klammerte stärker, als wolle sie in mich hineinkriechen. Ich spürte ihren erhitzten Körper. Wieder einmal saß ich in der Tinte, und wieder einmal wegen einer Frau. Ich konnte machen, was ich wollte, ich zog sie an wie Motten das Licht. Meine grauen Zellen leisteten Schwerstarbeit. Was sollte ich tun? Das Zuckerpüppchen den bösen Buben überlassen? Damit sie zwischen noch mehr Prügel und noch mehr Freiern wählen konnte? Ich fand, das ging zu weit. Nicht mit mir, meine Herren Zuhälter! Das Biest, das der Schönen ans Leder wollte, war ein massiger Kerl, stiernackig und mit brutalem Kinn. Unter seiner Boxernase sproß ein sorgfältig ausrasiertes »Clark Gable«-Bärtchen. Drohend starrte er mich an. »Du lassen Frau los und hauen ab!« rauhte er. »Dann ich dich nicht totmachen.« Sein Spannmann wollte sich ausschütten vor Lachen. Einen Glimmstengel im Mundwinkel, lehnte er am Mercedes und schien nahe dran, seinem Komplizen zu applaudieren. Offenbar hielt er mich für eine Schießbudenfigur. Ich sah, wie die Augen des Größeren hinterhältig aufblitzten. Er griff unter sein Jackett, mit einem Ruck. Doch ich hatte meine Lektion gelernt. Der Ruck, der folgte, ging von mir aus. Ich verlagerte mein Gewicht auf ein Bein, wirbelte das andere durch die Luft und traf seine Faust, die einen kurzläufigen Revolver gepackt hielt. Der Mann brüllte auf. Seine Waffe flog im hohen Bogen über die Mauer. Er guckte dumm aus der Wäsche und hielt sein schmerzendes Handgelenk. Ohne Knarre in der Faust, löste sich seine Angriffslust in Luft auf. Ich blieb wachsam. Immerhin waren sie zu dritt. Träge tröpfelten die Sekunden dahin. Die Gorillas waren unschlüssig. Gegenwehr schien ein Fremdwort für sie zu sein. Bislang schien es vollends ausgereicht zu haben, ihre Widersacher mit Drohgebärden einzuschüchtern. Es sah beinahe so aus, als würden sie unverrichteterdinge abziehen wollen. Es war halt ein Unterschied, ob man sich gegenüber wehrlosen Frauen als brutaler Schläger aufspielte oder 22
selber ein paar vor die Nüsse kriegte. Ich wischte mir die Schweißperlen von der Stirn. Wieso schwitzte ich eigentlich so? Lag es an der Nähe meines Schützlings? Immerhin klebte die attraktive Frau an mir wie ein Heftpflaster. Oder was war hier los? Die Antwort schlug wie ein Donnerschlag in mir ein. Mein Ring! Er funkelte in den schillerndsten Farben. Ich sah die Frau an. Ihre Pupillen! Sie hatten sich verengt, waren schmal wie Mondsicheln geworden. Verdammt! Ich hatte die ganze Zeit eine Dämonin im Arm gehalten. Daher also die unerklärliche Hitze. Eine Falle… Ich schleuderte die Frau zurück. Nicht kräftig genug. Sie blieb auf den Beinen. Sofort griff sie mich an. »Witam, Pan!« gurgelte sie und sprang mir an den Hals. Entsetzt federte ich zurück, und während sie auf mich zuflog, drückte ich meinen Ring auf das Hexenmal an meiner Brust. Die Reaktion kam prompt. Es zischte, und ein greller Lichtfaden zuckte durch die Nacht. Einen Atemzug lang blieb der Leuchtstab auf dem Gesicht der Angreiferin haften. Ihr Schrei, den sie ausstieß, schien aus tausend Kehlen zu kommen. Irgendwie kam sie auf die Beine. Die Absätze ihrer Schuhe knirschten. Gehetzt sah ich mich um. Standen die Mercedes-Typen mit ihr im Bunde? Offenbar nicht, denn sie stolperten überhastet ins Auto, warfen die Türen zu und machten, daß sie Land gewannen. Ich war mit der ausnehmend gutaussehenden Dämonin allein. Meine Gedanken jagten wie Pfeile durch mein Gehirn. Sie war ausgesandt, um meine bevorstehende Reise zu verhindern. Da war ich mir sicher. Geduckt wartete ich ab, was sie vorhatte. Ihr starrer Blick war auf den Lichtfaden meines Rings gerichtet. Sie wimmerte leise, als litte sie unter starken Schmerzen. Blubb! Plötzlich platzte ihr die Wange auf. Ein Hautfladen, groß wie eine Computer-Diskette, löste sich aus ihrem Gesicht und hing nun bis über den Kiefer hinunter. Sie hatte kein Fleisch darunter, und die blanken Knochen schimmerten bleich hervor. Die Maske dieses Miststücks machte den Abgang. Mir sollte es recht sein. Dann sah ich wenigstens, mit wem ich es zu tun hatte. Was dann geschah, verblüffte mich über alle Maßen. 23
Während sie sich den Anschein gab, über ihr verlorenes Äußeres zu jammern, ging ein plötzlicher Ruck durch ihren Körper. Sie sauste mir entgegen wie eine Kanonenkugel. Meine Reaktion kam viel zu spät. Und wenn ich mit den Reflexen einer Fliege ausgerüstet gewesen wäre, ich hätte nicht ausweichen können. Schon glaubte ich, meine Reise wäre beendet, bevor sie begonnen hatte. Da passierte das Wunder. Die durch die Luft segelnde Dämonin ging in Flammen auf und fiel wie ein Stein zu Boden. Die Kleidungsstücke, die sie am Leib hatte, brannten wie Zunder. Sie schlug mit den Armen um sich, kreischte, warf sich verzweifelt hin und her. Nichts half. Ihr Schicksal war besiegelt. Sekunden später war nur noch ein verkrümmt daliegendes Skelett von ihr übrig. Der qualmende Schädel brach ab und rollte vor meine Füße. Dann zerfiel er zu Staub. Sprachlos stand ich da, überlegte, wem ich meine Rettung zu verdanken hatte, da hallten plötzlich tippelnde Schritte an mein Ohr. Eine Frau kam auf mich zugerannt. Sie hatte lange, schwarze Haare, war bildhübsch, trug einen kurzen Rock und Stöckelschuhe. »Ratunku!« schrie sie, als sie mich sah. Nein, nicht noch mal! Ich tat etwas, was ganz und gar nicht meinem Naturell entsprach: Ich ging der Begegnung mit einer hübschen Frau aus dem Wege… * »Er hat mich nicht dabeihaben wollen«, sagte Tessa Hayden. Pit Langenbach zupfte abwechselnd an den Enden seines buschigen Schnauzbartes. »Das sehe ich anders«, meinte er nach einer Weile. Sie saßen in Pits Büro, Tessa vor, und Pit hinter dem Schreibtisch, der mit Vernehmungsprotokollen, Notizen und Dienstanweisungen überhäuft war. Pit drohte buchstäblich in der Arbeit zu ersticken. An beiden Seitenwänden standen hohe Aktenschränke, vollgestopft mit Ordnern. Die Tür zum Flur war geschlossen, dennoch hörte man bierseliges Lallen vom Gang des Polizeireviers. Es herrschte Hochbetrieb, Europas Kultur24
Hauptstadt 1999 von ihrer anderen Seite. Tessas Augen wurden schmal. »Was meinst du mit - anders?« Der Hauptkommissar nahm ein Zigarillo, gab sich gelassen Feuer und blies den Qualm aus. Tessa ließ ihn nicht aus den Augen. Sie spürte geradezu, wie er nach einer Ausrede suchte, um Mark Hellmanns nächtliches Verschwinden zu bagatellisieren. Pit war Marks bester Freund, und sie hielten zusammen wie Pech und Schwefel. Das wußte die gertenschlanke Fahnderin nicht erst seit gestern. Nachdem Pit Langenbach einige kräftige Züge inhaliert hatte, sagte er: »Hättest du die verstümmelte Leiche der Hellseherin gesehen, würdest du Mark verstehen. Er hatte einfach Angst um dich, Tessa. Da liegt der Hund begraben. Niemand weiß, was die Bestie, die Frau Schacht gekillt hat, als nächstes im Schilde führt.« »Aha«, meinte Tessa ironisch. »Weil er angeblich Angst um mich hat, läßt er mich allein. Klingt plausibel.« Es klopfte. Ein uniformierter Polizist trat herein, grüßte kurz und übergab dem Hauptkommissar einen weiteren Packen Papier. »Die Obduktionsbefunde liegen gleich obenauf«, sagte er und ging. Pit packte die Protokolle beiseite und sah die Polizistin scharf an. »Du wirst unsachlich, Tessa, und du weißt es. Mark kann sehr gut auf sich allein aufpassen. Das hat er oft genug bewiesen. Aber das Böse wird sich an seine Fersen heften. Womöglich schon, bevor er seine Zeitreise antritt. Deswegen glaubt er, daß du hier in Weimar sicherer bist als an seiner Seite. Denke bloß mal an den Fall auf der Wolgaster Schloßinsel.« (Siehe MH 30, Torturus kehrt zurück!) »Es hat verdammt wenig gefehlt, und der Ghul Torturus hätte dir das Fell über die Ohren gezogen.« »Wärm keine alten Geschichten auf«, versetzte Tessa Hayden trotzig. »Mark hat mich abserviert, ohne mir reinen Wein einzuschenken. Das ist es, was mich sauer macht.« Pit paffte, schien aber keinen Genuß dabei zu empfinden. »Auf der Reise in die Zeit hättest du so und so nicht mitkommen können, Tessa, Mark ist der einzige, der den Zeitsprung bewältigen kann.« »Aber nach Polen hätte er mich mitnehmen können.« 25
»Und warum?« »Weil Mark ein Filou ist, darum!« Tessas Augen blitzten. »Ich bin mir sicher, er hat sich gleich einen netten Kopfkissenzerwühler besorgt und ist gerade dabei, die deutschpolnische Freundschaft auf die >Mark Hellmann