Dan Roberts
Die Angst der Einsamen Apache Cochise Band Nr. 9
Prolog Als die weißen Amerikaner Mitte des 19. Jahrhund...
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Dan Roberts
Die Angst der Einsamen Apache Cochise Band Nr. 9
Prolog Als die weißen Amerikaner Mitte des 19. Jahrhunderts den Südwesten der USA zu besiedeln begannen, stießen sie auf ein indianisches Volk, das bereits die Spanier und Mexikaner hatte teuer dafür bezahlen lassen, daß sie unbefugt in ihre Jagdgründe eingedrungen waren. Die etwa ein Dutzend umfassenden Apachen-Gruppen und Großsippen, am gefürchtetsten die Chiricahua-Apachen, widersetzten sich der Niederwerfung durch die Weißen mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln. Sie überfielen zunächst Postkutschen, Frachtwagenzüge, Armeepatrouillen, Farmen, abseits gelegene Ranches und kehrten anschließend wieder zu ihren Stützpunkten in den Bergen zurück, den sogenannten »Apacherias«, die bei den Weißen der damaligen Zeit als uneinnehmbar galten. Der Widerstand flammte zum blutigsten und grausamsten Grenzkrieg der Indianergeschichte auf, als Cochise von Mangas Colorados die Führung der Stämme übernahm. Cochises Weitblick ließ ihn letztlich erkennen, daß der Untergang der roten Rasse eine von den Weißen beschlossene Sache war, die Anspruch erhoben auf alles Land zwischen den Dragoon Mountains im Südosten, dem Mogollon-Rim im Westen und der Gran Desierto im Süden. Cochises Chiricahuas, die Kerntruppe seiner Streitmacht, blieb im Angesicht der unaufhaltsamen Flut weißer Siedler, Goldgräber und Desperados nur noch eine Devise: Raube, ohne erwischt zu werden, töte, ohne getötet zu werden. Ein Kampf ohne Erbarmen entflammte in den Canyons, Tälern und Wüsten. Ein Kampf, dessen Schilderung in dieser Serie nicht die ganze Brutalität wiedergeben kann, wie sie uns die Geschichte überliefert hat.
1871 gelang es Cochise, die meisten Stämme der Apachen zu einer einzigen Widerstandsfront gegen die Eindringlinge aus Nord und Süd, Weiße und Mexikaner, zu vereinen. Die blutigsten Massaker auf beiden Seiten waren die Folge. Auf ihren flinken Ponys überfielen die Krieger in kleinen Gruppen Wagenzüge und Posthaltereien im Norden, um am nächsten Tag schon Farmer und Goldgräber im Süden oder eine Patrouille der Army im Westen anzugreifen. Militär und Siedler waren macht- und hilflos und ohne eine Möglichkeit gezielten Widerstandes den ständigen Apachenangriffen ausgesetzt. Wenn 1870 General Sherman nach Washington schrieb: »Wir führten einen Krieg gegen Mexiko, um Arizona zu bekommen, wir sollten jetzt einen Krieg führen, um dieses Land wieder loszuwerden«, so kennzeichnen diese Worte die verzweifelte Hilflosigkeit des Militärs. Diese nach authentischen Überlieferungen verfaßte Serie soll dem größten aller indianischen Führer ein Denkmal setzen: Cochise. Dem Wirken dieses Mannes und seinem Weitblick für politische Veränderungen ist es zu verdanken, daß diese Story mit ihrer ganzen Dramatik wahrheitsnah niedergeschrieben werden kann. Unsere Autoren fühlen sich verpflichtet, neben der Herausstellung der abenteuerlichen Charaktere, die in jener Zeit Geschichte machten, auch der historischen Wahrheit die Ehre zu geben. Nichts soll verschwiegen, nichts hinzugefügt oder entstellt werden. Ihr Martin Kelter Verlag
*** Slim Jackson rutschte nervös auf dem harten Sitzbrett der Kutsche hin und her. Der Begleiter fingerte an der Winchester herum, spannte den Hahn, ließ ihn wieder zurückgleiten und sah sich immer wieder unruhig um. Slims Haltung erinnerte an eine gespannte Bogensehne. Er war auf alles vorbereitet und wartete wohl nur darauf, daß es losging. »Was beißt dich, Partner?« fragte Biff Kelford grinsend. »Hast du dir in Lorrys Haus der roten Laterne Flöhe geholt?« Jackson schnaubte verächtlich. Allmählich reichten ihm die Anspielungen. Ein einziges Mal war er bei Lorry gewesen. Aber er hatte sich keines der Girls ausgesucht, um sich damit im Zimmer zu amüsieren. Nein, Biff wußte, daß es bei Lorry immer etwas zu essen gab. Doch sooft er seinen Bekannten erklärte, daß er nur wegen eines Stews dorthin gegangen war, weil die anderen Speisehäuser schon alle geschlossen waren, brachen die verdammten Kerle in brüllendes Gelächter aus. »Gestern habe ich bei McMurray gegessen«, sagte Slim wütend. »Und wenn sich Flöhe auf mir tummeln, dann stammen sie von dir, Mensch.« Biff merkte, daß sein Wächter keine Lust hatte, auf den Spaß einzugehen. »Was hast du denn?« fragte der Fahrer. »Indianer«, antwortete Jackson. »Ich spüre sie, Mann. Sie sind in der Nähe, Biff. Verdammt, wenn ich sie doch nur sehen könnte.« Kelford fuhr sich mit der flachen Hand über das stoppelige Kinn. »Du weißt ja«, sagte er, »wenn du 'nen Apachen siehst, rollt dir im nächsten Moment auch schon der Kopf vor die Füße. Die roten Brüder verstehen was von Tarnung.«
»Du machst mir richtig Mut«, sagte Jackson mißmutig. »Ich ahne, daß sie uns beobachten, und du redest von rollenden Köpfen.« »Wir haben nur noch die Steigung vor uns«, sagte Biff Kelford gelassen. »In einer halben Stunde stehen wir an Jeffords' Station. Thomas und seine Leute halten die Augen offen. Wenn Apachen angreifen, bekommen wir Hilfe.« Slim schwieg sich aus. Er beobachtete die Umgebung, musterte die Ausläufer der Chiricahua Mountains und glaubte, hinter jedem Felsbrocken Dutzende von Apachen zu sehen. Kelford hob die Peitsche. Das Schnurende knallte zwischen den beiden vorderen Deichseltieren. Sofort legten sich die Pferde stärker in die Geschirre. Die Concord rumpelte und ächzte. Noch verlief die Steigung sanft, und jeder Schwung erleichterte den Tieren den Weg nach oben. »Da sind sie!« stieß Jackson aufgeregt hervor und riß die Winchester an die Schulter. Biff fuhr herum und fluchte. Slim hatte recht. Zwischen den Felsbrocken und Geröllhalden galoppierten mindestens zehn Pferde heraus. »Fahr langsamer, dann erwische ich zwei oder drei«, sagte Slim. Aber Biff dachte nicht daran, die Geschwindigkeit zu verringern. Jede Wagenlänge mehr zur Paßstation brachte sie der Sicherheit und Hilfe näher. Ein Schrei drang aus der Kutsche. »Verdammt, sie haben die Burschen gesehen«, sagte Biff. »Indianer!« kreischte eine Frau. »Sie verfolgen uns. Wir werden alle sterben. Mein Gott…« »Halt den Mund!« rief Jackson. »Dreh bloß nicht durch, du dämliche alte Schachtel.« Das Geschrei steigerte sich zu einer wahren Flut von Schimpfworten, die selbst einen abgebrühten Maultiertreiber verblüfft hätten.
»Ich kann verstehen, daß der Kerl sich in die Büsche geschlagen hat«, sagte Biff leise zu Jackson. »Wenn diese Frau richtig loslegt, macht sie ganz allein eine harte Mannschaft fertig.« Die nicht mehr junge Frau war vor zwei Wochen nach Tombstone gekommen, weil sie ihren Mann suchte. Sie wußte nur, daß er irgendwo Gold schürfen wollte. Da sie von ihrem besten Stück schon seit einem halben Jahr nichts mehr gehört hatte, wollte sie selbst nach ihm sehen. Wie ein Ungewitter war die resolute Dame über Tombstone hereingebrochen. Sie hatte einen Riesenwirbel gemacht, aber irgendein wohlmeinender Zeitgenosse hatte ihrem Mann einen Tip gegeben. Der hielt sich wohlweislich in der Wildnis versteckt und wartete darauf, daß seine bessere Hälfte die Suche aufgab. Und nun transportierten Biff Kelford und Slim Jackson die streitbare, schwergewichtige Frau zurück nach Osten. »Sie halten den Abstand«, meldete Slim verwundert. »Was bedeutet das?« »Vielleicht wollen die Krieger uns erst kurz vor der Station die Haut abziehen«, antwortete Biff so laut, daß die Passagiere seine Worte hören mußten. Grinsend wartete Kelford auf die Reaktion aus dem Kasten. »Kutscher!« kreischte die Frau. »Ich verlange, daß Sie sofort etwas unternehmen! Ich habe meine Fahrkarte bezahlt. Sie sind dafür verantwortlich, daß ich heil und gesund ankomme.« »Wir schmeißen sie einfach raus, wenn die Apachen näher kommen«, schlug Slim vor. »Sie schafft bestimmt acht Krieger allein mit ihrem Mundwerk.« Kelford zog eine verächtliche Miene. Er hatte genug damit zu tun, die sechs Zugpferde so zu lenken, daß sie in den Kurven der Paßstraße keine Kraft verschwendeten. »Ich glaube, es sind Chiricahuas«, sagte Slim. »Verstehst du das, Partner? Hat der große Häuptling angeordnet, daß jede
Kutsche überwacht wird?« »Keine Ahnung«, erwiderte Biff Kelford. Er dachte daran, daß Cochise und seine Krieger erst vor wenigen Tagen eine Concord der Butterfield Line vor einem Schwarm Tonto-Apachen gerettet hatten. »Wie weit liegen sie zurück?« fragte der Fahrer. »Sie halten den Abstand«, antwortete Slim. »Ich glaube nicht mehr, daß sie es auf uns abgesehen haben. Sieht wirklich wie 'ne Eskorte aus. Hoffentlich kann uns Jeffords erklären, was das bedeutet.« Jackson kniete auf dem Sitzbrett. Die Winchester lag auf den Gepäckstücken der Passagiere und tanzte im schwankenden Rhythmus der Kutsche. Es war unmöglich, auch nur einen Apachen zu verwunden, wenn Biff diese Geschwindigkeit beibehielt. Aber Slim Jackson brauchte sich nicht auf einen Kampf vorzubereiten. Inzwischen glaubte er selbst nicht mehr an einen Überfall, sondern eher an Begleitschutz durch die Krieger. Der Weg stieg steiler an. Immer langsamer wurden die Pferde. Nach weiteren 120 Yards fielen sie in Schritt zurück. Gespannt blickte Slim zu den Verfolgern. Sie trieben gerade ihre Ponys an. Slim preßte die Lippen zusammen und atmete tief durch. Nun entschied sich, ob sie weiterleben durften oder kämpfend sterben mußten. »Noch fünf Minuten ungefähr«, sagte Biff. Seine Finger krampften sich um die Zügel. Immer wieder hob er die Peitsche. Aber es war sinnlos, auf die Pferde einzuschlagen. Schneller konnten sie nicht werden. »He, Kutscher, wann holt ihr endlich ein paar der roten Stinker von den Pferden?« fragte ein Mann aus dem Wagenkasten. »Wenn sie angreifen«, erwiderte Jackson mit stahlhartem Unterton in der Stimme, »und keinen Moment früher, Mister.
Und wenn Sie feuern, ziehe ich Ihnen den Scheitel mit dem Coltlauf nach, kapiert?« »Ihr seid wahrhaftig verrückt«, rief der Mann. »In wenigen Minuten haben uns die Kerle eingeholt, und dann haben wir keine Chance mehr.« Slim kniff die Lider etwas zusammen. Der vorderste Reiter machte eine weit ausholende Handbewegung. »Cochise!« rief Jackson erleichtert. »Biff, der Jefe ist hinter uns. Fahr zur Seite, er will vorbei.« Sekunden später trabten die zähen Ponys neben der Concord. Der Häuptling hob kurz die Rechte. Biff und Slim legten die Hände an die Krempen ihrer Stetsons. Nur an den funkelnden Augen erkannten die beiden Männer auf dem Bock, daß der Jefe die furchtsamen Blicke der Passagiere genoß, als er mit seinem Sohn Naiche und zehn Kriegern vorbeizog. Jackson entspannte das Gewehr und stellte es in die Halterung zurück. »Mann, Mann«, seufzte der Wächter, »der große Chief hat 'ne merkwürdige Ansicht von Humor. Er muß doch gewußt haben, daß uns allen die Kopfhaut juckte, als er die Verfolgung begann.« »Das wollte er sicher«, sagte Biff. »Er will zeigen, daß er immer noch der Boß in diesem Land ist, daß er uns Weiße nur duldet, Slim. Glaub mir, wenn er es will, lebt im Südwesten innerhalb von drei Tagen nicht mal mehr 'ne weiße Katze.« Slim krauste seine Stirn. Er wußte, daß Kelford recht hatte. Aber er wußte auch, daß Cochise inzwischen die Macht der Weißen kannte. Es war sinnlos, in einem großen Schlag alle Eindringlinge zu vernichten. Die Armee war in der Übermacht, und der Kampf flammte dann so heftig auf, daß er sich zu einem wilden Feuerbrand ausbreiten mußte, der alle Apachen in die ewigen Jagdgründe schickte. Cochise verhielt sein Pferd auf dem freien Platz vor der
Station. Thomas Jeffords ging auf den Häuptling zu. Walker und Kelly, die beiden Posthelfer, blickten den Chief mißtrauisch an. Sie musterten die Krieger, die mit ausdruckslosen Gesichtern auf den Pferden saßen. Die zehn Kämpfer bildeten die Ehrengarde des Jefe. »Hellauge, heute ist der Tag, an dem wir reiten werden«, sagte der Häuptling zu Jeffords. »Ja, Jefe«, sagte Thomas, »ich bin bereit. Vorher möchte ich nur gern die Kutsche noch abfertigen. War es nötig, den Leuten Angst zu machen?« Für Sekunden umspielte ein stolzes Lächeln die Lippen des Häuptlings. »Warum fürchten sie sich vor ein paar Apachen?« fragte Cochise. »Die Männer in der Kutsche besitzen doch Gewehre, die viele Male den Tod hintereinander ausspucken. Sie haben Revolver, die sechs Krieger töten können.« Jeffords hörte den Spott aus diesen Worten heraus, aber er war so klug, nicht darauf zu reagieren. Er ließ dem Jefe die kleine Genugtuung, daß die meisten Bleichgesichter vor der Macht der Apachen zitterten. Aber gerade diese Einstellung schürte immer wieder die Auseinandersetzungen zwischen den beiden Rassen. Mittlerweile war es so, daß die meisten Weißen sofort feuerten, sobald sie auch nur ein Stückchen roter Haut entdeckten. Die Concord rollte an den Indianern vorbei. Gleichmütig starrten die auf den Wagen. »Ladies and Gentlemen«, rief Biff lauthals, »Apache-Pass-Station! Sie können sich die Füße vertreten, Kaffee oder härtere Sachen trinken und etwas essen.« »Ich bin doch nicht verrückt«, rief die Frau. »Da stehen die Rothäute. Sie warten doch nur darauf, daß wir rauskommen. Die ziehen uns sofort den Skalp ab. O nein, ich bleibe in der Kutsche.«
Thomas verdrehte die Augen und hob beide Hände halb hoch. So was fehlte ihm gerade noch, ausgerechnet in Gegenwart von Cochise. Aber der Jefe grinste nur. Sicher genoß er die Angst der Frau. »Madam, rücken Sie bitte ein wenig zur Seite«, sagte ein Mann. »Ich möchte raus und einen Kaffee trinken.« Die Concord schwankte leicht, aber schließlich öffnete sich die Tür, und ein schlanker Typ stieg aus. Er schaute sich nur kurz um, ehe er zum Stationsgebäude ging. Die anderen vier Passagiere stiegen ebenfalls aus. Und dann blickte die verängstigte Lady aus der Türöffnung. Thomas zwang sich, woanders hinzusehen, denn dieses weibliche Wesen wog sicher mehr als 200 Pfund und schien nicht größer als fünfeinhalb Fuß zu sein. Ächzend machte sich die letzte Passagierin daran, auszusteigen. Irgendwie ging das schief. Sie blieb mit den flammend roten Haaren an der Türklinke des Wagenschlags hängen und stieß einen spitzen Schrei aus. In der nächsten Sekunde vergaßen die Apachen ihren zur Schau gestellten Gleichmut. Verblüfft starrten sie auf die rote Perücke, die an der Klinke hing. Der Kopf der dicken Lady schimmerte wie eine polierte Kugel. Nur einige graue, dünne Haarsträhnen zierten das Haupt. Mit beiden Händen riß die Frau ihre Perücke an sich, stülpte sie auf den Schädel und rannte japsend zum Gebäude. »Welch ein Skalp«, sagte Cochise beeindruckt. Er sagte es auf Englisch und wußte genau, daß die Frau ihn hörte. Sie schrie, hüpfte wie ein Gummiball ins Haus und schmetterte die Tür hinter sich zu. * Thomas Jeffords blickte den Chief lächelnd an und sagte: »Reiten wir alle? Oder bleiben wir beide allein, Jefe?« Cochise löste seinen Blick von der Tür des Stationshauses und
antwortete: »Wir reiten allein, Hellauge. Nur Naiche weiß, worum es geht. Er wird die Krieger während meiner Abwesenheit führen.« Cochises Sohn war seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten. Wie der Häuptling besaß der zu dieser Zeit Achtzehnjährige einen mächtigen Oberkörper und die dunklen, funkelnden Augen und die Adlernase, die kühn vorsprang. Wie Cochise war Naiche groß, ein wahrer Riese unter den Apachenkriegern. Der Sohn des Jefe preßte seinem Pony die Fersen in die Seiten. Das Pferd kam bis auf einen Schritt an Jeffords heran. Thomas hielt dem ernsten, prüfenden Blick des jungen Mannes stand. Der Postmeister wußte, daß Naiche seinen Vater liebte und sich um ihn sorgte. Vielleicht war es ihm gar nicht recht, daß der Führer der Chiricahuas, der Oberhäuptling aller Apachenstämme, allein mit einem Bleichgesicht in die Wildnis der Dragoon Mountains eindringen wollte. Aber Naiche hatte schon mehrmals in der Vergangenheit bewiesen, daß er fair und gerecht war. »Ich wünsche mir, daß ihr dieses Gerücht aus der Welt schaffen könnt«, sagte der junge Krieger. »Unser Stamm wird sich gegen alle weißen Eindringlinge zur Wehr setzen. Kein Bleichgesicht hat in den Bergen der Chiricahuas etwas zu suchen. Der weiße Soldatenhäuptling gab sein Wort. Vergiß nicht dieses Wort, Thomas Jeffords.« Nach kurzem Überlegen entgegnete der Postmeister: »Genau darum reiten dein Vater und ich, Naiche. Ich will helfen, die Kämpfe zwischen unseren beiden Völkern zu beenden. Du weißt, daß ich eure Lebensweise respektiere. Aber leider denken nicht alle Weißen so.« Freimütig hatte Jeffords zugegeben, daß auch unter den Eindringlingen unterschiedliche Meinungen herrschten. Genauso war es bei den Apachen. Victorio, der Anführer der Mimbrenjos, wollte gnadenlos
jeden Weißen töten. Für ihn waren die Bleichgesichter nichts als Ungeziefer, das den Apachen Land und Nahrung stahl, das Wasser der Flüsse umleitete und so den wandernden Sippen die Lebensgrundlage entzog. Victorio war der wildeste Anführer aller Stämme. Er begriff nicht, daß die Zeit des freien Umherschweifens vorbei war. Er klammerte sich erbittert an die hergebrachte Lebensweise und brachte den Bleichgesichtern Brand und Tod, nur Unheil. Naiche blickte seinen Vater an. Cochise nickte und sagte in der Sprache der Chiricahuas: »Geht zurück, reitet voraus, wir folgen euch! Doch unser Weg ist nicht der eure.« Die Indianer zogen an den Zügeln, drehten ihre Pferde und ritten an. In langer Reihe verließen die Apachen den Paß der Quellen. Als letzter drückte Naiche seinem Pferd die Hacken in die Weichen. Thomas spürte, daß der junge Krieger mit dem Entschluß seines Vaters nicht einverstanden war. Fragend sah der Postmeister den Jefe an. Lächelnd sagte Cochise: »Naiche hat heißes Blut, Hellauge. Er ist wie alle jungen Männer. Zudem ist er mein Sohn und weiß, wie ich denke. Er kennt meine Entschlüsse und Vorstellungen. Er möchte mit uns reiten und die Taten eines Kriegers vollbringen.« Jeffords nickte. Er verstand, was in dem jungen Apachen vorging. Aber bei diesem Unternehmen waren Besonnenheit und Überlegung mehr wert als jeder kämpferische Einsatz. Es ging darum, die Legende über eine riesige Goldader, eine richtige Bonanza, zu zerstören. Denn diese Ader sollte mitten in den Dragoon Mountains liegen. Und dort lebten Cochise und seine Chiricahuas in ihrer Apacheria. Jeffords kannte die Gier der meisten Menschen nach dem gelben Metall. Er wußte, daß bei vielen von ihnen das vernünftige Denken aussetzte, wenn es um Gold ging. Ein Run auf die Dragoons mußte in den
Auseinandersetzungen im Südwesten wie eine Kanne Kerosin in einem Feuer wirken: explosiv. Norbert Walker, der Posthelfer, führte die Schimmelstute am Zügel heran. Er hielt respektvollen Abstand vom Maul des Tieres, achtete nicht auf Cochise und Jeffords, doch dafür blickte Norbert immer wieder zu den gelben, kräftigen Zähnen der Stute. Er kannte dieses Teufelsbiest inzwischen ganz gut. Vor dem Gebiß der Stute war kaum ein Kleidungsfetzen sicher. Sie fraß genußvoll Hemden, Armeeunterwäsche, Stetsons und sogar verschwitzte Halstücher. Biff Kelford und Slim Jackson bugsierten die letzten beiden Zugpferde vor die Kutsche und spannten sie in die Geschirre. Die beiden Fahrer hatten von Norbert gehört, daß Jeffords mit Cochise zu einem gefährlichen Abenteuer aufbrach und kümmerten sich selbst um den Pferdewechsel. Burt Kelly versorgte die Passagiere in der Station. Walker hoffte nur, daß die zahlenden Kunden der Butterfield Line erst dann Magenkrämpfe bekamen, wenn sie schon drei oder vier Wechselstationen weiter waren. Norbert hielt nicht viel von Kellys Kochkünsten und behauptete, Burt könnte sogar Wasser beim Kochen anbrennen lassen. Aber das war maßlos übertrieben. Doch die Tatsache blieb bestehen, daß Kelly einmal eine Kanne Kaffee auf die eiserne Herdplatte gesetzt und vergessen hatte. Die Schweinerei war groß gewesen. Die ganze Platte war mit verschmortem Kaffeemehl bedeckt gewesen, und der Gestank hatte sich erst nach tagelangem Lüften verflüchtigt. »Alle Passagiere einsteigen!« brüllte Biff Kelford und kletterte auf den Kutschbock. »Wir fahren in einer Minute.« Es dauerte nicht lange, bis die Reisenden aus dem Stationsgebäude kamen. Die sogenannten Gentlemen benahmen sich wie vorher beim Aussteigen. Sie ließen der dicken Lady keine Chance.
Und das beschwor die Katastrophe herauf. Schnaufend walzte die korpulente Frau auf die Concord zu. Sie starrte geradeaus. Cochises Mundwinkel zuckten, als er interessiert die flammend roten Haare beäugte, die inzwischen wieder den Kopf der Dicken bedeckten. Jeffords schwang sich in den Sattel. Norbert Walker reichte seinem Boß die Zügel, und für eine Sekunde spürte die Schimmelstute nicht den hemmenden Druck der Trense in den Winkeln ihres Maules. Sofort ging das Tier an, legte den Kopf schief und zog die Lippen zurück. Der Häuptling stieß einen lauten Ruf aus, aber da war es schon geschehen. Blitzschnell schnappte das Pferd zu und erwischte die roten Haare, zog den Kopf zurück und schlenkerte ihn hin und her. Das Gezeter der Lady schien das Tier überhaupt nicht zu kümmern. Und als die schwergewichtige Frau mit beiden Fäusten auf den Kopf der Schimmelstute einhieb, verschwanden gerade die letzten feurig schimmernden Reste der Perücke hinter den gelben Zähnen des Pferdes. »Los, wir reiten!« rief Jeffords und trieb die Stute mit lauten Zurufen an. Cochise folgte seinem weißen Freund sofort. »He, Boß, was sollen wir jetzt machen?« rief Walker und wich der Frau aus, die wild um sich schlug. »Gebt ihr ein Kopftuch«, antwortete Jeffords, »ersetzt den Schaden, zahlt, was sie verlangt. Klar?« »Okay, Thomas.« Jeffords atmete auf, als sein Pferd die erste Biegung der Paßstraße erreichte. Der Postmeister wandte sich im Sattel um. Von der Station konnte er nichts mehr erkennen. Dafür sah er Cochises breites Grinsen. »Hellauge, dein Pferd ist ein großer Skalpjäger«, sagte der Häuptling und lachte amüsiert. »Warum trägt die weiße Frau fremde Haare auf ihrem Kopf, mein Freund?«
Thomas tat sich einigermaßen schwer mit seiner Erklärung. Aber auch bei den Apachensquaws gab es vereinzelt Fälle von Eitelkeit, so daß Cochise die Antworten seines Freundes begriff. Bald hatten die Reiter die Paßstraße hinter sich gebracht. Der Weg führte durch flaches Land, das von der Sonne ausgetrocknet war. Der Wind trieb Staubwolken hoch und nach Südwesten. Vereinzelt wucherten Mesquitebüsche und Ocotillos, die ihre Blätter schon abgeworfen hatten. Seit dem letzten Regen waren Wochen vergangen. Diese Büsche warfen die Blätter ab, aber sie überlebten. Endlich erreichten Cochise und Jeffords die Dragoon Mountains. Der Jefe übernahm die Führung. Er ritt eine andere Strecke als Thomas vor kurzer Zeit. Links und rechts ragten brüchige Gesteinssäulen auf. Geröllberge versperrten wie massive Felswände den Trail, doch immer wieder fand Cochise einen Pfad hindurch. Nach mehr als einer Stunde zügelte der Häuptling sein Pferd und blickte zu einer Hochebene hinüber, die von zahllosen Gesteinstrümmern übersät war. Jeffords parierte seinen Schimmel neben Cochises Pony und kniff die Lider zusammen. Die Sonne blendete den Postmeister, trotzdem entdeckte er die vier Reiter, die quer über das Plateau kamen. »Ihre Pferde sind müde«, sagte Cochise. »Am Rand der Mesa gibt es Wasser. Selbst wenn die Männer die Quelle nicht finden, die Tiere wittern sie. Sie werden rasten, Hellauge.« Der Häuptling funkelte Thomas an und fragte: »Kommst du mit? Ich will hören, was die Bleichgesichter in meinem Land suchen.« Jeffords runzelte die Stirn. Er hielt Cochises Vorschlag für ein unnötiges Risiko. Ihr Weg lag doch klar vor ihnen, genauso klar wie die Aufgabe, die sie sich selbst gestellt hatten. »Warum zögerst du, Hellauge?« fragte der Jefe mit Spott in der Stimme. »Ich zeige dir, wie sich ein Apache anschleicht. Du
brauchst mir nur zu folgen und dich so zu bewegen wie ich.« Jeffords wiegte seinen Kopf. »Ich komme mit«, antwortete er schließlich, »aber ich halte es trotzdem für gefährlich.« Cochise winkte verächtlich ab und sagte: »Dies ist mein Land, dies sind meine Berge, und kein Bleichgesicht darf hier ohne meine Erlaubnis umherziehen.« Wenn ich dabei bin, und wir werden entdeckt, dachte Thomas, kann ich vielleicht das Schlimmste verhindern. Denn wenn die Weißen einen Indianer allein erwischen, fließt Blut. Zwei Pferde drängten nach links. Die Reiter ließen den Tieren ihren Willen. Wenig später warfen die beiden Männer ihre Hüte hoch in die Luft und sprangen aus den Sätteln, die anderen Weißen kurz darauf. Einige große Felsen, die wie die Fingereiner Hand in die Luft zeigten, versperrten Cochise und Jeffords die Sicht. »Sie haben das Wasser gefunden«, stellte der Häuptling fest. Er glitt vom Pferd und führte es am Zügel. Thomas saß ebenfalls ab und folgte dem Jefe. Hinter einer flachen Anhäufung von Steinen tat sich ein fast runder Kessel auf. Eine Rampe, gerade so breit, daß ein Pferd darauf gehen konnte, war dem Loch zugeneigt. Nach wenigen Minuten standen Cochise und Jeffords wieder auf der Mesa. »Binde deinen Revolver fest«, forderte der Jefe. Thomas legte die Lederschlaufe um den Hahn. Die Waffe saß unverrückbar im Halfter. Cochise duckte sich. Wie ein geschmeidiges Raubtier glitt er vorwärts. Thomas wartete, bis der Häuptling hinter einem Felskegel verharrte. Nachdenklich blickte der Postmeister auf seine Reiterstiefel. Die hohen Absätze, die den Füßen in den Steigbügeln Halt gaben, behinderten ihn diesmal. Entschlossen zog Thomas die Stiefel aus und legte sie neben eine flache Gesteinsplatte an den Rand des Kessels. Erst danach folgte Jeffords dem Chief der Chiricahuas.
»Du solltest Klapperschlangen aus dem Weg gehen«, riet Cochise und deutete auf die Socken des Postmeisters. Der verzog das Gesicht und winkte ab. »Los, geh schon. Mit den Stiefeln hätte ich uns verraten.« Der Jefe glitt wieder vor. Nach ungefähr 100 Yards lagen die Deckungen weiter voneinander entfernt. Cochise machte sich flach. Geschickt wie eine Schlange wand er sich voran. Thomas blickte ihm nach. Der Rücken des Häuptlings ragte zwei Inches über den schützenden Stein hinaus. Aber das hirschlederne Hemd besaß fast die gleiche graue Farbe wie der Fels. Nur ein Indianer hätte den Unterschied bemerkt. Langsam folgte Thomas dem Häuptling. Cochise legte zwei Finger auf die Lippen, als der Weiße neben ihm zu Boden ging. Jeffords nickte. Er spürte den Gluthauch im Nacken. Sie durften nicht einmal mehr flüstern, denn der Wind trug jedes Geräusch mit sich zum Rand der Mesa, dorthin, wo die vier Weißen lagerten. Stück für Stück arbeiteten sich Jeffords und Cochise an die Gruppe heran. Sie waren den Männern schon so nahe gekommen, daß sie die Stimmen unterscheiden konnten. Aber noch vernahmen Thomas und der Häuptling die Worte der Fremden nur als verschwommene Geräusche. Cochise kroch zur Seite und winkte mit der Hand. Lautlos schob sich Thomas an seine Seite. Er begriff sofort, was der Apache erklären wollte. Ein schmales, ausgetrocknetes Bachbett gabelte sich ungefähr drei Längen vor ihnen. Cochise deutete auf Jeffords und auf den rechten Arroyo. Vorsichtig kroch Thomas weiter, tastete mit den Fingerspitzen den Boden vor sich ab und warf etwas Staub auf. Fasziniert sah Thomas zu, wie der Wind den pulverfeinen Dreck mitnahm und als graue Fahne vor sich hertrieb. Jeffords wandte den Kopf, aber der Jefe war bereits verschwunden. Thomas holte tief Luft und bewegte sich nur ganz langsam vorwärts. Es gelang ihm, kaum Staub
aufzuwirbeln. Heiß brannte die Sonne auf seinen Rücken. Schweiß rann ihm vom ungeschützten Nacken zu beiden Seiten des Halses herab, und das Hemd klebte ihm am Leib. Aber Thomas Jeffords gab nicht auf. Er arbeitete sich robbend weiter. Aber plötzlich blieb er reglos liegen und starrte die Spuren im Sand vor sich an. Im Bruchteil einer Sekunde blitzte der richtige Gedanke in seinem Kopf auf. Ohne lange zu überlegen wußte Thomas, was die spiralförmigen Spuren bedeuteten. Hier hatten sich Klapperschlangen gesonnt. Im heißen Sand ließen sie die Wärme auf sich einwirken und harrten der Beute. Unwillkürlich verstärkte sich Jeffords Schweißausbruch. Zögernd fingerte Thomas nach dem Colt. Mit einem Seufzer löste er die Hand vom Griff der Waffe. Ein Schuß hätte ihn und Cochise unweigerlich verraten. Hoffentlich kommt das Biest nicht gerade jetzt zurück, dachte Jeffords besorgt und setzte sich wieder in Bewegung. Doch als er mit dem Oberkörper auf der Spur lag, hörte er das durchdringende Rasseln der Klapperschlange. Wie erstarrt blieb Thomas liegen. Behutsam wandte er den Kopf. Links von ihm glitt das Reptil heran, richtete sich etwas auf und ließ die gespaltene Zunge im Wind spielen. Eine einzige Bewegung genügte, und die Schlange konnte ihren armdicken Leib nach vorn schnellen und zustoßen. Schweiß perlte Thomas in die Augen, brannte und ließ ihn blinzeln. Er hoffte, daß der Schlange die winzigen Bewegungen entgingen. Da, was war das? Der Kopf des Tieres zuckte herum, pendelte heftiger, und das Rasseln verstärkte sich noch. Thomas sah eine verwischte Bewegung, eine Fächer aus Federn, der plötzlich in die Luft steilte und erkannte, was da heransauste: ein Rennkuckuck. Und der aufgestellte Schwanz diente als Bremse. Dicht neben dem Kopf der Klapperschlange
kam der Vogel zum Stehen. Als das Reptil vorschnellen wollte, hieb der Rennkuckuck mit seinem starken Schnabel zu. Die Klapperschlange war tot, lag zusammengerollt vor ihrem Feind, der sich über seine Beute hermachte. Argwöhnisch hob der Vogel den Kopf hoch, legte ihn schräg und beobachtete den Menschen, der in kurzer Entfernung weiterkroch. Erst als Thomas mehr als drei Längen zwischen sich und das Tier gebracht hatte, setzte es seine Mahlzeit fort. Es kam Jeffords so vor, als wäre die Luft feuchter geworden. Flach atmete er dicht über dem Boden ein, bohrte einen Finger in den Sand und stellte fest, daß er nicht mehr aufstob. Jeffords war in die Nähe der Quelle gelangt. Nun unterschied er auch die Stimmen der Goldsucher. »Hoffentlich finden wir das Tal«, sagte ein Mann mit altem, brüchig klingendem Organ. »Ich ziehe seit über zehn Jahren durch diese Wildnis, aber von dem Canyon habe ich nie zuvor was gehört.« »Mann, Old Smoky«, sagte ein anderer, »du kannst doch nicht jeden Stein kennen. Glaubst du, daß die Geschichte nicht stimmt?« »Es wird viel erzählt, wenn es um Gold geht«, antwortete der Alte. »Und es wird auch 'ne Menge Gold und Silber im Südwesten gefunden«, mischte sich ein dritter Mann ein. »Wir müssen nur aufpassen, daß uns niemand folgt. Sobald wir das versteckte Tal gefunden haben, müssen zwei nach Tombstone reiten und die Claims anmelden. Die beiden anderen bewachen das Gebiet.« »Du hast ja große Pläne«, sagte der vierte Mann, »noch wissen wir nicht, ob das Ganze nicht doch nur ein Sattelgerücht ist. Warum hat der alte Trapper denn niemals Gold eingetauscht, he? Alle kennen ihn nur mit seinen Fellen. Da stimmt doch was nicht.« »Mike, der Schwarzseher«, spottete die helle Stimme eines
jungen Mannes. »Ich wette, du glaubst selbst dann nicht daran, wenn wir den gelben Reichtum in den Händen halten.« »Kannst schon recht haben, Kleiner. Immerhin müssen wir anschließend noch heil und gesund nach Tombstone kommen, um das Gold in Dollars zu verwandeln. Dabei kann uns 'ne Menge zustoßen.« »Indianer?« fragte ein anderer nach einer Weile. »Die auch, aber ich denke eher an weißes Gesindel. Sobald die Brüder Gold riechen, heften sie sich an unsere Fersen. Und das bringt die Besitzer dieses Landes auf die Pferde. Dies hier ist Apachenland, Freunde, vergeßt das nicht.« Einen Moment schwiegen die Männer. »Haben wir bisher nur Glück gehabt«, fragte der Oldtimer, »oder sitzen uns die Rothäute schon im Nacken?« »Das weiß kein Aas«, sagte der Bedächtige. »Soviel ich von Apachen verstehe, können sie uns jetzt schon umzingelt haben und warten nur darauf, uns die Skalps abzuziehen.« Drei Revolver- oder Gewehrhähne klickten. »Ihr Narren«, sagte der Mann, der vor Apachen gewarnt hatte, »das nutzt euch einen feuchten Dreck. Einen Apachen seht ihr erst, wenn er sich sehen lassen will. Und dann habt ihr nicht viel Zeit, ihn zu studieren, denn in der nächsten Sekunde seid ihr mausetot.« »Verdammt, du machst uns richtig Mut«, höhnte der jüngere Mann mit nervösem Unterton in der Stimme. »Ich sehe überhaupt nichts, nur Steine und wabernde Hitzeschleier über der Mesa. Warum sollten ausgerechnet hierher Apachen kommen?« »Wasser«, antwortete der erfahrene Goldsucher. »In dieser Gegend ist das nasse Zeug sehr knapp. Und wo es Wasser gibt, tauchen über kurz oder lang auch Apachen auf. Wir sollten hier möglichst schnell abhauen. Laßt die Pferde noch mal trinken und füllt alle Flaschen und Schläuche.« Thomas hörte unterschiedliche Geräusche. Es dauerte nicht
lange, bis die Goldsucher zum Aufbruch bereit waren. »Wohin jetzt?« fragte jemand. »Wir halten uns westlich«, antwortete der Anführer der Gruppe. »Dort durchziehen viele Canyons die Berge. Wir können jahrelang suchen, so viele Schluchten gibt's hier. Warum habe ich mich bloß auf diesen verrückten Ritt eingelassen?« Die Pferde gingen an. Deutlich hörte Thomas das Klirren der Hufeisen auf dem Gestein. Er riskierte es und richtete sich etwas auf. Die vier Reiter waren schon ungefähr 15 Yards entfernt. Ihre Pferde sahen kräftig und zäh aus, und die Ausrüstung war die von erfahrenen Goldsuchern. Langsam sank Jeffords in das trockene Bachbett zurück und drehte sich vorsichtig um. Verblüfft blickte er in Cochises dunkle Augen. Thomas hatte nicht das Kommen gehört. Der Apachenhäuptling stand auf und setzte sich auf den Rand des Bachbetts. »Sie suchen das Tal, Hellauge«, sagte der Jefe. »Ich glaube nicht, daß sie es finden. Und wenn, so ist uns eigentlich geholfen. Denn es gibt dort sicher kein Gold.« Nun war es der Chief, der den Freund ermahnte: »Hast du nicht selbst gesagt, daß ein Gerücht genügt, um die Gier der Weißen anzustacheln? Wir müssen dorthin und suchen, Hellauge. Wir müssen uns davon überzeugen, daß da kein gelbes Metall zu finden ist. Erst dann kannst du diese Bleichgesichter davon überzeugen. Wenn du erzählst, du habest mit eigenen Augen gesehen, daß es kein Gold gibt, glauben sie dir.« »Ja, du hast recht, Cochise«, sagte Thomas. »Wir müssen zu den Pferden zurück und weiterreiten. Wann erreichen wir den Canyon der Seufzer?« Der Jefe blickte zur Sonne und antwortete: »In zwei Stunden, mein Freund. Und in noch einmal zwei Stunden wird es
dunkel.« Cochise schritt aufrecht zu dem Felskessel, in dem ihre Pferde standen. Wenige Minuten später saßen die Männer auf den Tieren und ritten zur Quelle. Es war ein dünnes Rinnsal, das in ein wannenförmiges Felsbecken mündete. Von dort floß das Wasser langsam ab und sickerte dicht am Rand der Mesa in den Boden. Thomas beugte sich vor und sah saftige Kräuter und das weißrindige Fettholz. »Wir folgen einem anderen Weg«, sagte Cochise und deutete nach Süden. »Dort zweigt ein Felsenpfad ab, der uns direkt in den Canyon der Seufzer führt.« Die Pferde trabten an. Der Häuptling warf einen Blick auf die Überreste der toten Klapperschlange und schaute zu Jeffords. Zufrieden registrierte der Jefe, daß der Postmeister keine Miene verzog. * Jeffords saß entspannt im Sattel. Die Schimmelstute folgte Cochises Hengst mit kleinen Schritten. Obwohl der Feisenpfad schmal war, setzte das Pferd die Hufe traumwandlerisch sicher. Thomas ließ die grandiose Umgebung auf sich einwirken. Zahllose winzige, enge Schluchten, die kaum einem Menschen Raum boten, durchzogen die Felsen der Dragoon Mountains. Hier und da wucherten Kakteen, und zähe Büsche klammerten sich mit ihren Wurzeln in Spalten fest, in die der Wind Erde geweht hatte. Gesteinssäulen ragten himmelhoch auf, warfen ihre Schatten weit in die Schluchten und wirkten wie drohende, mahnende Finger. Endlich erreichten Cochise und Jeffords den Canyon der Seufzer. Thomas lenkte sein Pferd neben das des Jefe. Forschend blickte Jeffords den Häuptling der Chiricahuas an. Er
wirkte auffallend ernst. Cochise sah zur Seite und sagte: »Es klingt in meiner Seele, Freund Hellauge. Dieses Tal ist nicht gut für mich.« Thomas dachte an die beiden Jesuitenpadres, die vor mehr als 100 Jahren hier von Cochises Vorfahren grausam zu Tode gemartert worden waren. Jeffords spürte, wie ihn Unbehagen beschlich. Er wandte den Kopf, musterte jeden Felsen, jeden Einschnitt und jeden Quadratyard des Bodens und rief sich energisch zur Ordnung. Er durfte sich nicht vom Aberglauben der Apachen anstecken lassen. Selbst Cochise kämpfte gegen die mysteriösen Kräfte seines Innern an, die auch in dem weitsichtigen, klardenkenden Häuptling alles beherrschten, was mit dem Tod und dem jenseitigen Reich zu tun hatte. Cochise zügelte seinen Hengst vor der steilen Granitwand, die Thomas bereits kannte und sprang zu Boden. Verwundert sah der Jefe seinen weißen Freund an und fragte: »Warum willst du gehen? Bleib im Sattel, der Hohlweg bietet Raum genug.« Stirnrunzelnd beobachtete Jeffords, wie sich Cochise etwas nach vorn beugte und sein Pferd in den engen Spalt lenkte, der links hinter der Felswand in das versteckte Tal führte. Thomas saß wieder auf und klopfte der Stute den Hals. Sie schnaubte leise und ging los. Instinktiv zog Thomas den Kopf ein, als er durch den Hohlweg ritt. Aber Cochise hatte recht. Es war nicht nötig, zu Fuß zu gehen. Der Jefe erreichte den Ausgang und lenkte den Hengst zur Seite. Thomas verhielt seinen Schimmel und blickte in das Tal. »Wir sind allein«, sagte Cochise. »Reiten wir zur Hütte. Ich kam von dort, als ich den Trapper fand.« Der Häuptling deutete nach Nordwesten. »Ich nahm den kürzesten Weg zu meinem Volk«, fuhr er fort. »Aber ich stieß auf Bü, den Boten der Götterwelt. Und zugleich vernahm ich das Klagen und Wimmern, mein Freund.« Cochise saß ruhig auf seinem Pferd. Aber Thomas spürte
deutlich, daß der Apache innerlich stark bewegt war. »Ich entdeckte etwas Helles. Als ich näher gekommen war, sah ich, daß dort ein Weißer lag. Seine Arme und Beine waren weit zu den Seiten hin ausgestreckt. Hände und Füße des Weißen hatten seine Feinde an Pflöcken befestigt. Ich befreite den Mann und gab ihm Wasser. Er kam zu sich und sagte, daß ihn fünf Mimbrenjos überfallen hatten. Ich brachte ihm aus seiner Hütte Kleidung, aber er war zu schwach. Der Fallensteller kannte mich. Sein Name ist Bill Mader. Er sagte, die Mimbrenjos hätten mich kommen sehen und die Flucht ergriffen. Sie fürchteten meinen Zorn, weil sie in meinen Bergen gejagt hatten. Ich brachte Bill Mader in seine Hütte, erlaubte ihm, weiterhin hier Fallen zu stellen. Als ich davonritt, lebte er noch.« Jeffords nickte bedächtig. Er glaubte Cochise, hatte keinen Grund, an dessen Worten zu zweifeln. Und doch hatten Thomas und der Rote Elch nur ein Skelett gefunden. Weder an den Knochen noch am Schädel waren Verletzungen zu erkennen gewesen. »Wer hat ihn getötet?« fragte Jeffords. »Sind die Mimbrenjos vielleicht zurückgekommen?« Cochise schüttelte den Kopf und antwortete: »Bestimmt nicht. Sie wußten, daß ich in der Nähe war.« »Dann ist der Trapper an seinen Verletzungen gestorben«, sagte Thomas. Abermals schüttelte der Jefe den Kopf. »Er war verletzt und geschwächt«, sagte Cochise. »Doch er hätte es schaffen müssen, Hellauge. Ich glaube nicht, daß er an den Verletzungen durch die Pflöcke starb.« Thomas sah den Chief nachdenklich an und sagte: »Natürlich, du hast recht. Nach dir hat der Alte noch mehr Besuch gehabt. Wie sonst konnte es zu dem Gerücht der großen Bonanza kommen?« Der Häuptling überlegte und fragte: »Du glaubst, Weiße
haben Bill Mader gemartert, bis er von Gold redete?« Jeffords lächelte grimmig. Seine hellen Augen wirkten auf einmal kalt und hart. »Weiße sind zu allem fähig, wenn sie Gold wittern«, erwiderte er verächtlich. »Sie benehmen sich schlimmer als wilde Tiere. Sie sehen nur noch den gelben Dreck, die ganz große Chance vor sich, Cochise. Und nichts, gar nichts soll sie von ihrem Ziel abhalten.« »Suchen wir das Tal ab«, schlug der Apache vor. »Vielleicht finden wir noch eine Spur.« Der Anführer der Chiricahuas ritt nach links. Er ließ seinen ungesattelten Hengst im Schritt weite Bögen gehen und suchte den Boden ab. Jeffords nahm sich die rechte Hälfte des fruchtbaren Tales vor. Aber als sie wieder bei der Hütte zusammentrafen, hatten sie nichts entdeckt. »Merkwürdig«, überlegte Thomas laut, »als ich hier war, fand ich noch eine Menge Felle. Sie lagen zum Abtransport bereit. Warum haben die Kerle, die Bill Mader ermordeten, diese Beute nicht mitgehen lassen?« Cochise wußte keine Antwort. Er musterte die Felswände und überlegte, wo es hier das begehrte Metall geben konnte. »Suchen wir die Goldader«, sagte der Jefe dann. »Vielleicht hatte der Fallensteller wirklich Glück, Hellauge.« Jeffords war skeptisch. Soviel er von der Sache verstand, gab es hier kein Geld. Die Felsenüberhänge sahen anders als die Formationen aus, in denen Gold geschürft wurde. Aber Thomas ritt seine Seite des Tales langsam ab und suchte aufmerksam nach Spuren von Hämmern, Meißeln oder Sprengungen. »Nichts«, sagte er zu Cochise, als sie nach einer halben Stunde wieder die Hütte erreichten. »Überhaupt nichts, Cochise. Hier gibt es weder Gold noch Schürfspuren. Die Legende von der reichen Ader ist wirklich nur eine Legende.«
Der Häuptling runzelte die Stirn. »Aber dieses Gerücht lockt die Weißen an«, sagte er. »Sie streifen durch meine Berge, Hellauge. Wie begegnen wir den Eindringlingen?« Thomas lächelte und antwortete: »Ich setze ein weiteres Gerücht in die Welt. Das heißt, ich sage die Wahrheit. Ich verbreite, daß ich den sagenhaften Canyon gefunden habe, was ja auch stimmt. Und ich erzähle haargenau, was ich hier fand: ein Skelett, eine halb verfallene Hütte mit kärglicher Einrichtung und ein paar Stapel Felle und Fangeisen. Aber keine Spur von Gold. Du wirst sehen, in zwei, drei Wochen läßt das Interesse der goldhungrigen Weißen an diesem Tal nach.« »Hoffentlich«, sagte Cochise, »vielleicht glauben dir die Männer nicht. Du sagst selbst, daß sie nicht mehr klar denken können, wenn Gold im Spiel ist. Vielleicht wollen sie sich selbst davon überzeugen, daß hier wirklich nichts ist.« Thomas blickte den Jefe lange an. »Das ist dein Land, Häuptling«, sagte der Postmeister, »das Gebiet der Chiricahuas. General Howard hat euch garantiert, daß ihr hier unbehelligt bleibt und nach der Art eurer Vorfahren leben dürft.« Mehr sagte Thomas nicht. Er wußte, daß Cochise ihn verstand. Und Jeffords wußte auch, daß die Krieger jeden Eindringling töten würden. »Reiten wir zurück, Hellauge«, sagte der Häuptling. »Hier finden wir nichts.« Sie lenkten ihre Pferde in den Hohlweg und gelangten in das Tal der Seufzer. Der große Canyon bot zahllose Verstecke und Schlupfwinkel, denn das Gestein war verwittert und zerklüftet. Plötzlich zügelte Cochise seinen Hengst. Sofort parierte auch Jeffords seinen Schimmel und lauschte. Hufschlag näherte sich. »Wir sind weit genug weg vom kleinen Tal«, sagte Thomas. »Außerdem gibt es hier viele Wege, die hinein und hinaus führen. Was soll's also?«
Im Schritt ließen sie die Pferde weitergehen. Sie ritten genau in der Mitte des Weges, der nach etwa 40 Yards eine Biegung beschrieb. Thomas tastete nach seinem Revolver und löste die Schlinge vom Hahnsporn. Der Hufschlag wurde lauter. Fünf Reiter rissen zugleich an den Zügeln, als sie den Weißen und den Indianer sahen. Auch Jeffords und Cochise verhielten ihre Pferde. Die beiden Gruppen standen sich nicht mehr als zehn Yards gegenüber. * Die Fremden wirkten nicht vertrauenerweckend. Sie waren unrasiert, und ihre Kleidung hatte schon bessere Zeiten gesehen. Thomas blickte unauffällig zu den Waffen. Soweit er feststellen konnte, waren Revolver und Gewehre gut gepflegt. Aber auch das war noch kein Beweis dafür, daß die fünf Männer auf der anderen Seite des Zaunes standen. Denn dies war Apachenland, und jeder hielt seine Waffen in Ordnung. Sie konnten ihm das Leben retten. Wasser diente zuerst für Mensch und Tier als Durstlöscher. Ungepflegtes Äußeres war in der Wildnis die Regel. Doch Jeffords gefielen die Visagen der fünf nicht. Die Kerle blickten sich an, schienen sich wortlos zu verständigen und fingerten an den Colts herum. »Na so was«, sagte einer von ihnen nach langen Sekunden des Schweigens, »da denkt man, man ist ganz allein, und schon trifft man einen Reiter.« »He, Mister«, fragte ein untersetzter Typ heiser, »hast du Schwierigkeiten mit der Rothaut? Hat er dich in der Klemme? Ein Wort genügt, verstehst du?« Jeffords drängte den Zorn, der plötzlich in ihm aufstieg, zurück. Er zwang sich zu einem Lächeln, als er antwortete: »Hallo, Gentlemen, ich bin genauso überrascht wie Sie. Mein
Fährtensucher scheint 'nen schlechten Tag zu haben. Wir bekamen rein gar nichts vor die Mündung. Das Wild scheint uns gewittert zu haben.« »Ah, auf der Jagd?« fragte einer der fünf. »Ja, Sie nicht?« antwortete Thomas gleichmütig. Abermals sahen sich die Burschen an, als verständigten sie sich. »Sicher, Mann, sicher«, sagte der Stämmige. »Habt ihr wirklich nichts gefunden?« »Leider nicht«, erwiderte Jeffords. Er bemerkte deutlich die mißtrauischen Blicke, die dem Apachen Cochise galten. »Vielleicht haben wir mehr Glück«, sagte einer der Rauhbeinigen. »Wenn wir uns auch keine Rothaut als Fährtensucher erlauben können, so sind wir doch entschlossen, Beute zu machen.« »He, Big Sloop«, rief der Reiter, der ganz links auf einem Rappen saß, »was ist mit dem Indsman? Sieht mir verdammt nach Apache aus. Aber er ist zu groß, denke ich. Machen wir uns 'nen Spaß?« Jeffords umklammerte den Griff seines Revolvers. »Was soll das heißen?« fragte er lauernd. Der Rothaarige kicherte. »Nur ein toter Indianer ist ein guter Indianer. Kennst du den Spruch nicht?« Aus den Augenwinkeln beobachtete Thomas den Jefe. Kein Muskel regte sich in Cochises Gesicht. Er verstand die Sprache der Weißen genausogut, wie er Spanisch und die Stammessprache beherrschte. »Mann, laßt meinen Scout in Ruhe«, sagte Thomas. »So einen finde ich so schnell nicht wieder. Er kennt eine Menge Wasserstellen. Der Mann ist nicht mit Gold aufzuwiegen.« Drei der Fremden lachten laut und gemein auf. »Mann?« echote einer. »Mister, das sind doch Tiere, rote Stinker, für die 'ne Kugel schon zu teuer ist.«
»Tim, das ist nicht unsere Sache«, wies der Anführer der Gruppe den Großmäuligen zurecht. »Wenn der Mister Spaß daran hat, sich 'ne Rothaut zu halten, so ist das seine Sache, klar?« Die anderen nickten und machten verdrossene Gesichter. Wahrscheinlich stand ein Indianer bei ihnen noch unter einem Chinesen. Sie gehörten zu jener Sorte, die nur weiße Haut akzeptierten, gleichgültig wie schlecht oder verdorben sie war. »Bleiben Sie in der Gegend?« fragte der Anführer der Gruppe etwas zu gleichgültig, wie Thomas fand. »Wenn wir eine gute Fährte finden, vielleicht«, antwortete der Postmeister. »Aber wahrscheinlich ist das Wild auf und davon.« Der Rothaarige ließ sein Pferd einen Schritt weitergehen. Zornig starrte er Jeffords an. »Willst du damit sagen, daß wir das Wild verjagt haben?« fragte der Kerl wütend. Thomas kannte die Sorte, zu der dieser Bursche gehörte. Er war auf einen Streit aus. Und wenn er sich genügend in Rage gebracht hatte, hielt ihn nicht mal mehr sein Anführer zurück. Dann knallte es, dann floß Blut. Und das alles nur, weil dieser rothaarige Narr verrückt nach einem Kampf war. Jeffords schüttelte den Kopf und zwang sich ein Lächeln ab. »Mister, wir sind schon seit Tagesanbruch unterwegs. Bisher haben wir nicht mal 'ne Klapperschlange zu sehen bekommen.« »Red, zurück!« befahl der Stämmige scharf. »Wir sind nicht hier, um Ärger zu suchen. Das weißt du genau.« Thomas war klar, daß die fünf Kerle den Jefe nicht erkannten. Vielleicht war das gut so. Denn Burschen von ihrer Art hätten bestimmt zu den Colts gegriffen, wenn sie gewußt hätten, daß sie vor Cochise standen. »Walt, mir gefallen die beiden nicht«, hetzte Red. »Wie kann sich ein weißer Mann nur mit 'ne Rothaut abgeben? Da stimmt doch was nicht. Ich will wissen, woher sie kommen, was sie hier suchen.«
Cochises dunkle Augen funkelten zornig. Thomas erkannte, daß der Stolz des Jefe bald stärker als die Beherrschung wurde. In der Sprache der Chiricahuas sagte Thomas leise: »Ich bitte dich, laß dich zu nichts hinreißen, Freund. Ich möchte feststellen, was die Kerle hier suchen.« Der Häuptling nickte. Er verstand, was Jeffords wollte. »He, Red, hör zu«, sagte der Postmeister mit einem harten Unterton in der Stimme, »es geht dich einen Dreck an, was ich hier mache. Es geht dich noch weniger an, warum ich den Indianer bei mir habe. Begreifst du das, Freundchen?« Der Rothaarige grinste breit. In seinem Gesicht stand die Genugtuung geschrieben, daß er nun einen Grund hatte, diesen fremden Kerl herauszufordern. Aber bevor der Schießer loslegen konnte, drängte der Stämmige sein Pferd hinüber. Als Red zum Revolver griff, packte der Anführer des Rudels blitzschnell zu. »Verdammt, Big Sloop, was soll das? Glaubst du, ich ließe mich von 'nem hergelaufenen Indianerfreund beleidigen? Nimm die Hand weg, los! Ich verpasse dem Kerl 'ne Kugel.« Thomas zog ganz gemächlich seinen Revolver und spannte den Hahn. »In Ordnung, Mister, laß ihn nur los«, sagte Jeffords kalt. »Na, wo ist dein großes Maul jetzt, Red?« Der Rothaarige kochte vor Wut. Aber er hatte den Hahn noch nicht gespannt, und zum anderen hielt Big Sloop Reds Handgelenk in eisernem Griff. Der Stämmige sagte zu Thomas: »Mister, er ist ziemlich hitzig. Wir sind schon 'ne ganze Weile unterwegs, und Red ist immer sehr nervös, wenn ihm was begegnet, mit dem er nicht gerechnet hat. Ich möchte keinen Ärger, wahrhaftig nicht, und ich will Ihnen auch keinen Befehl geben. Aber ich denke, Sie sollten jetzt besser weiterreiten. Sie verstehen mich?« Jefford nickte. O ja, er verstand sehr gut. Er begriff sogar mehr, als der Stämmige ahnte. Denn diese fünf Burschen hatten
einen besonderen Auftrag, sonst hätten sie sich nicht so benommen. Und wenn es kein Auftrag war, so folgten sie doch einem bestimmten Plan. Der Anführer wollte keinen Stunk. Sicher dachte er an den Indianer. Wenn der entkam, konnte es für die fünf Weißen schlimm werden. »Sie sollten ihn am kurzen Zügel halten«, sagte Jeffords. »Sonst stopft ihm eines Tages jemand sein großes Maul mit Blei.« Thomas preßte seiner Stute die Hacken in die Flanken. Cochises Hengst ging zur gleichen Zeit an. Die beiden Pferde fielen in Trab. Jeffords spürte, daß Schweiß in seinen Nacken lief. Der Postmeister wartete auf das Krachen eines Schusses, doch nichts geschah. Die Fremden ließen ihn und Cochise ungehindert weiterreiten. Sie erreichten die Biegung, umrundeten sie und blickten kurz zurück. Kein Reiter folgte ihnen. Aber die fünf Männer hatten ihren Tieren ebenfalls die Zügel freigegeben. »Ich möchte wissen, wohin die Halunken wollen«, sagte Thomas zu Cochise. »Am liebsten würde ich sie verfolgen.« Der Jefe lächelte und wiegte den Kopf: »Du glaubst, daß sie Bill Maders Mörder sind?« »Ja.« »Du willst wissen, ob sie das kleine Tal kennen«, sagte Cochise. »Gut, folge mir, Hellauge. Der Canyon der Seufzer hat viele Verstecke. Wir können die Pferde nicht mitnehmen.« Der Jefe lenkte seinen Hengst zwischen halbhohe Felsklippen und war wie vom Erboden verschwunden. Thomas zupfte am Zügel. Die Stute folgte willig. Nach etwa 20 Yards parierte der Postmeister den Schimmel, denn Cochise war abgesessen. »Wir müssen die Pferde führen«, erklärte der Häuptling. »Wir bringen sie in ein Versteck, das nur die Apachen kennen.« Cochise sah Thomas ernst an. »Ich respektiere eure Geheimnisse«, sagte Jeffords. »Ich werde sie nur ausnutzen, wenn es nicht anders geht. Das
verspreche ich dir.« Der Jefe nickte, setzte sich in Bewegung und hielt seinen Hengst kurz am Zügel. Der Pfad war so schmal, daß eigentlich nur Bergziegen sicheren Halt finden konnten. Thomas blickte nicht nach rechts. Dort gähnte der Abgrund. Ein einziger Fehltritt des Pferdes, und es war um das Tier geschehen. Und dann riß es auch seinen Herrn mit in die Tiefe. Doch die Schimmelstute setzte sicher Huf vor Huf. Cochise bog auf einmal scharf nach links ab. Beinahe wäre Thomas weitergegangen, denn die Felsspalte war kaum zu sehen. Er führte sein Pferd hinein. Die Luft war feucht. Im Halbdunkel schimmerte ein Teich. Tropfen fielen von der Decke der Höhle, und an der Rückwand rann Wasser herab. »Hier sind die Tiere sicher«, sagte Cochise. »Sie haben genug zu trinken. Allein werden sie nicht hinausgehen. Komm, Hellauge, ich führe dich durch den Canyon der Seufzer, aber auf den Pfaden der Chiricahuas. Laß dein Gewehr hier. Es behindert dich nur.« Thomas klopfte seiner Stute den Hals, warf ihr die Zügel über den Kopf und folgte Cochise, der lautlos zum Ausgang glitt. * Der Häuptling ging den Felspfad weiter bergauf, der vor mehr als einer mannshohen Geröllbarriere kaum fußbreit endete. Zweifelnd blickte Thomas den Jefe an, als der zielsicher auf die Sperre zuging. Nach dem ersten Schritt rutscht das Gestein nach und verschüttet uns, dachte Jeffords. Cochise kletterte ohne Zögern über die Halde, und nicht mal ein Felssplitter löste sich unter seinen Füßen. Als der Jefe auf dem Kamm stehenblieb und zurückblickte, lächelte er über Jeffords verblüfften Gesichtsausdruck. »Komm, Hellauge, aber weiche nicht von dem Weg ab, den
ich nahm«, sagte der Häuptling. Nur unwillig kam Thomas der Aufforderung nach. Einmal wankte ein Stein unter ihm, aber als der Postmeister behutsam sein Gewicht verlagerte, gewann er festen Halt. »Das ist unglaublich«, sagte er, als er auf der Kuppe der Barriere neben Cochise war. »Niemand vermutet einen sicheren Weg in diesem steinigen Gelände. Für einen Verfolger verschwindest du spurlos, wenn du einen kleinen Vorsprung hast.« Cochise lächelte, als er sagte: »Wir nutzen nur das aus, was die Natur geschaffen hat. Aber die Bleichgesichter sind blind und taub, die meisten wenigstens. Mein Freund Falke sieht mehr als die übrigen Bleichgesichter, aber auch er ist noch lange kein Apache.« Falke – so nannte Cochise den Scout John Haggerty. General Oliver O. Howard hatte ihn zum Lieutenant gemacht und neben Al Sieber zum Chiefscout ernannt. Nur Haggerty war es zu verdanken gewesen, daß Cochise in einer elftägigen Verhandlung mit Howard sechs Monate Frieden zugesichert hatte. Aber obwohl der große Jefe als oberster Führer aller Apachen galt, hielten sich doch nur seine Chiricahuas an die Befehle. Die anderen Jefes, Victorio von den Mimbrenjos und Santana von den Tontos, blieben erbitterte Feinde aller Weißen im Südwesten. Zudem war Victorio der größte Rivale im Machtkampf um die Oberherrschaft. Cochises Vorgänger Mangas Coloradas war ein Mimbrenjo gewesen. Und Victorio vertrat die Ansicht, daß wieder ein Mimbrenjo alle Stämme führen sollte. Aber Cochise kannte die Macht der Weißen. Ihm war längst klargeworden, daß die Apachen einen verzweifelten Kampf führten. Er ahnte, daß der Untergang seines Volkes nur noch eine Frage der Zeit war. Oft sagte Cochise: »Wir töten hundert Bleichgesichter, aber
tausend folgen ihnen in dieses Land, das uns gehört.« Die angestammte Lebensweise der Apachen war dem Untergang geweiht. Cochise wollte nur, daß die Stämme mit möglichst wenig Verlusten diese Vertreibung überstanden. Vielleicht träumte er davon, daß der Große Geist eines Tages alle Weißen hinwegfegte und das weite Land seinen roten Kindern zurückgab. Wer wußte das schon. »Siehst du den Pfad?« fragte der Jefe. Jeffords kniff die Lider etwas zusammen. Sie standen hoch in den zerklüfteten Randfelsen des Canyons. Wie ein gewaltiger Buckel wölbte sich ein blanker Felsrücken und versperrte die Sicht in das Tal der Seufzer. Thomas deutete zu diesem Rücken und sagte: »Dort, am Fuße der Wölbung, denke ich.« Cochise nickte zufrieden. Auch Hellauge gehörte zu den Weißen, die mit offenen Augen durch die Welt zogen. Mit federnden Schritten ging der Häuptling voran. Als er plötzlich verschwand, runzelte Jeffords die Stirn. Aber er kannte inzwischen die Tricks und hielt nach einer Felsspalte Ausschau. Er fand eine glatte, wie poliert wirkende Rinne, die sich durch den gewölbten Gesteinsrücken wie eine tiefe Furche zog. Cochise lag auf dem Bauch und wartete. Als er hörte, daß sein weißer Freund hinter ihm zu Boden ging, kroch der Jefe los. Er bewegte sich geschmeidig wie eine Schlange voran und hob sich nie so weit vom Boden, daß Kopf oder Schultern über die Ränder der Rinne ragten. Thomas' Muskeln verkrampften sich, als er die halbe Strecke zurückgelegt hatte. Er zischelte. Sofort blieb Cochise reglos liegen. »Du kannst sprechen, aber leise«, raunte er. »Ich muß ein paar Minuten warten«, sagte Jeffords und verwünschte seine Schwäche. Aber es war nicht jedermanns Sache, sich wie eine Schlange
oder Schildkröte kriechend zu bewegen. Cochise gab Thomas etwa fünf Minuten, ehe er weiterglitt. Thomas holte tief Luft und folgte dem Häuptling. Endlich hatten sie das Felsengebiet durchquert und gelangten in eine Steinformation, die unüberwindlich schien. Nadelscharfe Felsspitzen ragten wie die Splitter einer Flasche dicht nebeneinander auf. Einzelne Kegel erreichten die Höhe eines ausgewachsenen Mannes. Cochise wartete, bis Thomas hinter ihm stehenblieb und sagte: »Du mußt deine Füße genau in meine Spur setzen, Hellauge, sonst bist du verloren.« Langsam ging der Apache voran. Jeffords war froh, nicht mehr auf dem Bauch kriechen zu müssen. Er blieb dicht hinter Cochise. Obwohl er sich bemühte, genau auf dieselben Stellen wie der Jefe zu treten, spürte er doch ab und zu, daß sich die scharfen Spitzen in seine Stiefelsohlen bohrten. »Jetzt wird es leichter«, raunte der Häuptling, als sie das Hindernis hinter sich gebracht hatten. Vorbei an hausgroßen Felsen arbeiteten sich die beiden Männer weiter vor. Thomas wandte sich um und erkannte, daß sie dicht am Rand des Tales sein mußten. »Dort hinten, siehst du die drei Steinsäulen?« fragte Cochise und wies mit der Hand auf eine Gruppe hoch aufragender Felsen. »Dort ist das Ende des Tales.« Minuten später sank der Jefe zu Boden und schob sich dicht an den Rand des Abgrundes. Thomas rutschte neben Cochise und hielt sekundenlang den Atem an. Von seinem Standort aus überblickte er fast das ganze letzte Drittel des Canyons der Seufzer. Die steile Felsplatte, die scheinbar den Abschluß des Tales bildete, schien zum Greifen nahe zusein. »Die Bleichgesichter sind noch nicht vorbeigeritten«, sagte Cochise. Sie brauchten nicht lange zu warten. Nach wenigen Minuten hörten sie Hufschlag. Im Schritt gingen die Pferde der fünf
Kerle genau in der Mitte des Tales. »Ich denke, das sind die Mörder des Trappers«, flüsterte Thomas Cochise zu. »Was suchen die Burschen hier?« Der Jefe antwortete nicht. Gespannt beobachteten er und Jeffords, wie die Reiter ihre Pferde auf die linke Seite der Felsspalte zulenkten und in dem Hohlweg verschwanden, der im kleineren Tal des Trappers endete. »Du hast recht, Hellauge«, sagte Cochise. »Komm, folgen wir den Männern. Oder willst du nicht wissen, was sie zu finden hoffen?« Thomas runzelte die Stirn und sah sich um. Nirgendwo entdeckte er einen gangbaren Weg, über den sie in das fruchtbare Tal hätten gelangen können. Aber der Jefe glitt bereits im rechten Winkel vom Rand des Canyons und kletterte zwischen den Felsen umher. Als Thomas ihn eingeholt hatte, fragte er: »Ich denke, der Hohlweg ist der einzige Zugang, mein Freund?« »Der einzige, der Platz genug für ein Pferd bietet«, antwortete der Häuptling. »Für einen Apachen gibt es zahllose andere Wege.« Hoffentlich vergißt er nicht, daß ich kein Apache bin, dachte Thomas besorgt und fürchtete ein erneutes Kriechen. Aber Cochise führte seinen weißen Freund über halbwegs gute Pfade zum Ziel. Als der Jefe irgendwann stehenblieb, deutete er mit der Rechten nach unten und fragte: »Noch näher, Hellauge?« Thomas schob sich vor und blickte in das grüne Tal hinab, das Bill Maders Heimat gewesen war. »Wir sollten versuchen, runterzukommen«, sagte Jeffords nachdenklich. »Die Halunken haben den Eingang gekannt, Cochise. Sie sind schnurstracks hinter die Felsplatte geritten. Ich möchte rausfinden, was sie hier suchen.« Der Häuptling winkte kurz und ging auf eine Kerbe im
Gestein zu. Als Thomas neben den Jefe trat, bekam er unwillkürlich eine Gänsehaut. Die Kerbe war eine schmale und sehr tiefe Spalte. Beinahe senkrecht fielen die Wände bis fast zum Talgrund ab. Cochise lächelte, als er in den Schacht kletterte. Der Apache stemmte sich mit Rücken und Füßen gegen die Wände und arbeitete sich so langsam abwärts. Jeffords ließ Cochise genügend Vorsprung, bis er selbst auf die gleiche Art hinterher kletterte. Unten schlich der Jefe lautlos zur Seite. Thomas folgte ihm und gelangte in eine Höhle, die so groß wie ein Tanzsaal in Tombstone war. Unbehagen befiel Thomas Jeffords, als er sich aufrichten wollte und mit dem Kopf an die Decke stieß. Durch einen Spalt fiel so viel Licht in die Höhle, daß Thomas den gewachsenen Fels erkennen konnte. Er kämpfte seine Platzangst nieder und ging dicht neben dem Jefe zu Boden. Sie konnten das ganze Tal übersehen. Die fünf Reiter stiegen neben der halb verfallenen Blockhütte aus den Sätteln und lösten die Gurte. Kurz darauf brannte ein rauchloses Feuer. Einer der Männer holte Wasser von der Quelle hinter dem Haus, ein anderer stapelte Steine im offenen Viereck und setzte die Pfanne über die Flammen. Kein Zweifel, die Leute kannten sich aus. »Bill Mader starb nicht an den Folgen der Folterung«, sagte Thomas zu Cochise. »Da siehst du seine Mörder, Jefe. Ich muß feststellen, was sie hier wollen. Sobald es dunkel genug ist, schleiche ich mich an und werde sie belauschen. Vielleicht erfahre ich genug, um handeln zu können.« Der Apachen-Häuptling legte Jeffords eine Hand auf den Unterarm und lächelte: »Laß mich gehen, Hellauge. Ich kenne mich aus. Du begibst dich in unnötige Gefahr.« Thomas winkte ab. »Nein, Freund, das ist meine Sache. Wenn die Sache schiefgeht und du geschnappt wirst, schneiden die Lumpen dir die Kehle durch. Vergiß nicht, du bist für sie nur ein
Indianer. Du hast doch vorhin gemerkt, wie sie darauf reagieren. Ich dagegen kann mich rausreden, wenn sie mich erwischen.« Cochise schwieg. Er hatte seinen Vorschlag gemacht und drang nicht weiter in Jeffords, obwohl er eine böse Vorahnung hatte. Doch er akzeptierte die Entscheidung seines Freundes. * Die Sonne versank im Westen. Für Minuten tauchte sie den Rand des kleinen Tales in rotgoldenes Licht. Zwielicht verzerrte im Canyon alle Dinge zu grotesken Gebilden. Die Flammen in der Feuerstelle loderten höher auf. Unbekümmert lagen die Kerle im hellen Schein, als gäbe es keine Apachen. Die fünf fühlten sich sicher. Thomas machte sich bereit. Lautlos kroch er durch die Spalte, glitt die zwei Yards über die schräge Steinfläche und gelangte in das saftige Gras, das kniehoch wuchs. Unendlich vorsichtig arbeitete sich Thomas vor. Während seiner Zeit als Scout im Bürgerkrieg hatte er gelernt, wie man sich einem Feind nähert. Immer wieder verharrte er und lauschte. Die Stimmen wurden deutlicher, aber noch konnte Thomas die Worte nicht unterscheiden. Er mußte näher heran. Ein dicht wucherndes Gebüsch war sein nächstes Ziel. Ungesehen erreichte er die belaubten Zweige und wartete. Ab und zu verstand Jeffords Bruchstücke, einen halben Satz. Nicht genug, um Zusammenhänge herauszufinden. Thomas schaute zum Himmel. Der Widerschein der Sonne tauchte das weite Firmament in ein Rotgold. Schaudernd dachte Jeffords, daß dieser Schein ein Omen sein konnte. Er umrundete den Busch, kroch weg von der Feuerstelle und näherte sich in weitem Bogen dem zerfallenen Blockhaus. Links von der Hütte, neben dem Pfad, der zur Quelle führte, blieb Thomas liegen.
»Hoffentlich kommt der Boß bald«, sagte einer der Männer. »Er kommt, verlaß dich drauf«, behauptete Big Sloop mit rauher Stimme. »He, hat keiner 'nen Schluck Whisky?« fragte ein anderer. Jeffords erkannte den Rothaarigen an der Stimme. »Laß das Saufen, Red«, sagte jemand. »Wer weiß, was uns heute nacht noch bevorsteht. Du solltest einen klaren Kopf behalten. Vergiß nicht, wir sind mitten im Apachenland.« »Pah, rote Stinker«, entgegnete Red verächtlich, »laß sie nur kommen. Wir schicken sie mit blutigen Köpfen zurück. Und ich schieße mit Whisky im Bauch immer noch besser als ihr nüchtern.« Die Kumpane lachten lauthals, und einer rief: »Dein Maul müssen wir noch extra totschlagen, wenn du mal zur Hölle fährst, Red. Ich wette, du machst des Teufels Großmutter mit deinem Gequatsche besoffen.« »Mann, hör auf«, sagte Red, »rück lieber 'ne Flasche raus.« »Okay, okay, aber dafür holst du Wasser. Ich habe Durst auf Kaffee.« »Pfui Teufel! Das Zeug kann ich nur trinken, wenn es mit Schnaps gemixt ist.« Zwei Männer standen auf. Ihre Konturen hoben sich deutlich im Feuerschein vom dunklen Hintergrund des Tales ab. Einer der Kerle ging zu den Pferden, die etwas abseits standen. Als er zurückkam, schimmerte das Glas einer flachen Flasche im Licht der Flammen. Sekunden später hörte Jeffords, wie der Korken gezogen wurde und sah, wie Red die Flasche an die Lippen setzte. »He, wie ist das mit meinem Wasser?« fragte der andere Bursche. »Okay, ich gehe ja schon«, murrte Red und verschloß die Flasche sorgfältig. Er nahm die Kanne und latschte zum Blockhaus. Jeffords duckte sich tiefer, schmiegte sich ins Gras und hoffte,
von Red nicht gesehen zu werden. Doch entweder war es der Whisky oder der Instinkt des Revolverhelden, denn der Kerl blieb genau neben Thomas stehen. Nach unendlich lang erscheinenden Sekunden rülpste Red gewaltig. Der Alkohol wirkte schon. Als der Bursche sich wieder in Bewegung setzte, trat er vom Weg nach links und stolperte über Jeffords. »He, verdammt, was ist das denn?« entfuhr es Red. Thomas schnellte hoch, riß den Revolver aus dem Halfter und schlug zu. Katzengewandt drehte sich der Rothaarige zur Seite, pendelte vor und ließ von unten die Blechkanne hochsausen. Sie traf mit hellem, metallischen Klang den Colt. »Was ist los?« rief einer seiner Kumpane. Jeffords' Chance war so dünn wie die eines Schneeballes in der Hölle. Er sprang zurück, zielte, wollte abdrücken, aber Red schnellte sich panthergleich vor, ließ die Kanne fallen, umklammerte Jeffords mit beiden Armen und riß ihn zu Boden. Schmerzhaft prallte Thomas mit dem Handgelenk auf einen Stein und ließ den Revolvergriff los. Red schickte einen Schwinger auf die Reise. Im letzten Moment drehte der Postmeister den Kopf zur Seite. Aber der Schlag erwischte ihn doch noch an der Schläfe und ließ tausend bunte Sterne vor seinen Augen explodieren. Undeutlich vernahm Thomas Schritte, fühlte sich hochgerissen und davongezerrt. Die züngelnden Flammen tanzten zwischen den bunten Lichtem, und ein dumpfer Schmerz breitete sich von der Schläfe her über den ganzen Kopf aus. »Na so was, der Jäger«, höhnte ein Mann. »Hast du uns etwa mit 'nem fetten Bock verwechselt?« »Oder denkst du, wir wären ein Rudel Wölfe?« fragte ein anderer. »Da könntest du nämlich richtig liegen, Mister.« »Schluß damit!« fauchte der untersetzte Big Sloop. »Fesselt
ihn, aber richtig! Hände auf den Rücken, Beine binden und ein Strick zu den Füßen. Zieht ihn so straff an, daß er krumm liegt und keinen Unsinn machen kann.« Jeffords wurde herumgedreht, und das Mühlrad in seinem Kopf knirschte und dröhnte immer unerträglicher. Ein jäher Schmerz zuckte von seinen Rippen quer durch den Leib, als ihn die Halunken unweit vom Feuer zu Boden warfen. »Laß ihn mir, Big Sloop«, rief Red aufgeregt, »ich mache ihn fertig. Darauf habe ich die ganze Zeit gewartet. Dieser großmäulige Hundesohn, ich zahle ihm seine Beleidigungen heim.« »Mann, was suchst du hier?« fragte Big Sloop, der turmhoch neben dem Gefangenen aufragte. »Warum bist du uns gefolgt, he?« Jeffords preßte die Lippen zusammen und schwieg. Er stöhnte qualvoll, als ihn die Stiefelspitze des Halunken in die Seite traf. »Los, mach das Maul auf, wir können auch anders!« drohte Big Sloop. »Verdammt, ich wollte nur wissen, was ihr hier sucht«, stieß Thomas mühsam hervor, »weiter nichts.« »Neugierig bist du gar nicht, wie?« fragte einer von ihnen spöttisch. »Wolltest du sehen, ob wir mehr Glück auf der Jagd haben als du?« Seine Gefährten lachten gemein und scheppernd. »Wo hast du denn deine Rothaut gelassen?« wollte Big Sloop wissen. »Hockt der Bastard irgendwo in der Nähe? Hat er uns vor dem Lauf? Los, rück schon mit der Sprache raus!« Jeffords sagte kein Wort. Er ging gegen den Schmerz an, und abermals traf ihn ein Tritt zwischen die Rippen. »Mann, spiel nur nicht den Helden«, krächzte Red. »Wir holen alles aus dir raus, was wir wissen wollen. Wir können genauso freundlich wie die Apachen sein.« Thomas preßte die Zähne zusammen, daß sie schmerzten.
Cochise war seine einzige Hoffnung. Der Jefe befreite ihn bestimmt, sobald sich eine günstige Gelegenheit ergab, dessen war sich Thomas sicher. Aber wenn er verriet, daß der Apache in der Nähe war, mußte Thomas mit dem Schlimmsten rechnen. »Was ist das überhaupt für ein Wesen?« wollte Red wissen. »Für 'nen Apachen ist der Kerl doch zu groß. Wie kommt es, daß ihn die Rothäute nicht schon erwischt haben?« »Hat keinen Sinn«, sagte einer der anderen, »der Bursche hält sich für besonders hart. Nimm ihn dir richtig vor, Big Sloop.« »He, ich will mir endlich mal wieder 'nen Spaß gönnen«, maulte Red. »Nein, du nicht«, rief der andere, »du schlägst ihn tot. Dann erfahren wir nichts mehr. Big Sloop weiß, wann er aufhören muß.« Thomas blinzelte und sah hoch. Der stämmige Typ grinste satanisch. In seinem Gesicht stand die Vorfreude, und er ließ Jeffords wieder die Stiefelspitze spüren. Er stöhnte laut und versuchte, sich herumzuwälzen, aber die Stricke ließen keine Bewegungen seines gekrümmten Körpers zu. »Sieh mal, wie ein Skorpion im Feuerring«, hetzte einer der Halunken. »Er krümmt sich gleich noch mehr«, versprach Big Sloop. Langsam beugte sich der Untersetzte hinab, zeigte Jeffords die mächtigen Hände und spreizte die Finger. »Es macht mir überhaupt nichts aus, dir den Hals zuzuhalten«, drohte der Bandit mit gleichmütiger Stimme. »Ich kann dir auch die Zähne einzeln herausholen, bis du wie eine Memme aussiehst. Und da gibt es noch ein paar feine Sachen, die ich mit deinen Armen und Beinen anstellen kann. Na, wie ist es, willst du nicht doch lieber reden?« »Was habe ich davon?« fragte Thomas zurück und kämpfte gegen die Übelkeit an. »Ihr bringt mich so oder so um. Warum sollte ich vorher reden?« Big Sloop lachte verkrampft. »Dann lasse ich dich vielleicht
schneller zur Hölle fahren, Mensch. Du bekommst 'ne Kugel in den Wanst und hast deine Ruhe.« Jeffords antwortete nicht. Er schloß die Augen, sehnte die Ohnmacht herbei, aber instinktiv kämpfte er gleichzeitig dagegen an. Abermals bekam er einen Tritt in die Seite. Trotz der Fesseln bäumte sich Thomas auf, während er den nächsten Tritt spürte und übergab sich würgend. »So ein Schwein«, meckerte einer der Halunken, »kotzt unser Lager voll.« »Sei ruhig, Elmer«, sagte Big Sloop, »ich wische den Dreck mit dem Kerl auf, wenn ich fertig bin.« Thomas atmete ganz flach. Von seiner linken Niere aus jagte der peinigende Schmerz in Wellen durch seinen Leib. Auf einmal roch Jeffords Alkohol. Er öffnete die Augen und sah Reds Visage über sich. »Mach's Maul auf, du sollst einen Schluck haben«, sagte der Rothaarige. »Laß das«, befahl Big Sloop, »er wird blau und spürt nichts mehr.« »Ach was, er ist so kaputt, daß ihn der Whisky richtig fertigmacht. Laß mich nur, ich bringe ihn schon zum Reden.« Thomas drehte den Kopf weg, aber Red packte seine Haare, riß den Kopf wieder herum und drückte Jeffords den Flaschenhals zwischen Lippen und Zähne. Er schluckte schnell und fühlte, wie der scharfe Schnaps seinen leeren Magen zu verbrennen schien. Big Sloop hat recht, dachte Thomas verschwommen. Ich habe lange nichts mehr gegessen. Noch zwei Schluck, und ich bin sternhagelvoll. Sein geschwächter Körper reagierte sofort auf den Alkohol. Jeffords merkte nicht mehr, daß ihm der Whisky aus den Mundwinkeln rann, als er die Augen schloß und in eine tiefe Ohnmacht versank.
»Du verdammter Narr«, brüllte Big Sloop. »Du und dein Scheißwhisky!« Er riß Red die Flasche aus der Hand und warf sie im hohen Bogen in die Dunkelheit. Irgendwo zerklirrte das Glas, und Red schlich aus dem Lichtkreis des Feuers. »Du hältst Wache. Verstanden?« herrschte Big Sloop ihn an. »Die ganze Nacht. Und wenn du in Zukunft meine Befehle wieder nicht befolgst, prügele ich dich durch. Bis der Boß da ist, hört ihr auf mich.« Red murmelte etwas Unverständliches, zog seine Winchester aus dem Scabbard und baute sich seitlich vom Blockhaus auf. Allmählich wurden die Banditen müde. Sie hatten das Erscheinen des Fremden durchgesprochen und keine Erklärung gefunden. Sie konnten nur abwarten, bis der wieder zu sich kam. * Cochises Gesicht war unbewegt, als er die Mißhandlungen sah. Für einen Chiricahua gehörten Schmerz und Selbstbeherrschung zum Dasein. Natürlich bedauerte der Jefe, Hellauge in der Gewalt der fünf Outlaws zu wissen. Andererseits waren nun die Fronten geklärt. Die Banditen kannten dieses Tal. Ein ganz bestimmter Grund hatte sie hergeführt. Und sie fürchteten, daß Thomas Jeffords diesen Grund ebenfalls kannte. Der Häuptling wartete mit der Geduld, die seiner Rasse zu eigen war. Aufmerksam beobachtete er die Männer, die ihre Decken ausbreiteten und dicht an das verglommene Lagerfeuer heranrückten. Eine Schnapsflasche machte die Runde. Ab und zu kam der Rothaarige heran und blickte neidvoll seine Kumpane an, wenn sie tranken. Stunden vergingen. Thomas Jeffords lag noch immer reglos am Boden. Die Kerle zogen sich die Decken fester um die Schultern und benutzten die Sättel als Kopfstütze. Zwei
Banditen schnarchten laut. Cochise beobachtete seinen Freund, der noch immer reglos dalag. Der Jefe wartete auf ein Lebenszeichen, denn es war sinnlos, Jeffords zu befreien, wenn er ihn tragen mußte. Der Rothaarige marschierte in unregelmäßigen Abständen um das Feuer, die Pferde und die Hütte. Anschließend lehnte er sich jeweils an die Seitenwand des Blockhauses und rauchte. Cochise staunte über so viel Unvernunft und Leichtsinn. Jeder Apache konnte sich allein am Tabakrauch orientieren und den sogenannten Wächter ausfindig machen. Endlich bewegte sich Jeffords. Er wälzte sich etwas herum, ließ sich jedoch sofort wieder in die alte Stellung sinken, als er die Schritte des Postens hörte. Red beugte sich über den Gefangenen und musterte ihn. Cochise glitt wie eine Schlange aus dem Felsspalt. Yard für Yard näherte er sich seinem gefesselten Freund. Geschickt nutzte der Häuptling jeden Schatten, jedes Grasbüschel und jeden Strauch als Deckung aus. Als er nur noch vier Yards von Thomas entfernt war, begann Red seine nächste Runde. Cochise robbte weiter, erreichte die Hüttenwand und erhob sich lautlos, drängte sich dicht an die Balken. Red kam zurück, stellte die Winchester gegen die Wand und zog ein Päckchen Tabak aus der Tasche. Diesen Moment nutzte Cochise. Mit einem einzigen Hieb gegen die Schläfe schickte er den Banditen ins Land der Träume. Als Red zusammenbrach, packte der Jefe zu und fing ihn auf. Behutsam ließ der den schweren Körper zu Boden gleiten. Sekunden später holte der Apache die leere Whiskyflasche, die zwischen den Schläfern am Feuer lag. Der Jefe drehte sich um. Jeffords blickte ihn grinsend an. Cochise huschte wie ein Schatten zur Quelle und füllte die Flasche, denn sicherlich hatte Thomas nach seinem unfreiwilligen Rausch großen Durst.
Einer der Outlaws murmelte im Schlaf, fuchtelte mit den Händen in der Luft herum und rief gepreßt: »Dolores, nein, nicht zu ihm.« Cochise kauerte neben Jeffords. Der Apache war bereit, im Bruchteil einer Sekunde aufzuspringen und den Kerl ins Jenseits zu befördern. Aber der beruhigte sich wieder. Er drehte sich zur Seite und stimmte in das Schnarchkonzert der anderen mit ein. Der Häuptling der Chiricahuas zerschnitt die Stricke. Thomas preßte die Lippen zusammen, als das Blut wieder in die bisher abgeschnürten Glieder schoß und wie tausend Feuer brannte. Er rieb sich die Handgelenke und die Füße und stand taumelnd auf. Cochise packte zu, sonst wäre sein Freund gefallen. »Geht schon«, hauchte Thomas dicht am Ohr des Jefe. Cochise nahm die Flasche auf und wartete, bis sich Jeffords in Bewegung setzte. Mit jedem Schritt ging es besser. Als er die halbe Strecke zum Versteck geschafft hatte, lief Thomas wieder sicher und lautlos. Er schlüpfte in die Höhle, rollte sich herum und blieb flach ausgestreckt auf dem Rücken liegen. »Schmerzen, Hellauge?« fragte Cochise leise, als er ebenfalls ins Versteck glitt. »Ein wenig«, antwortete Thomas, »aber mein Hals ist wie ein Reibeisen. Das war kein Whisky, sondern Klapperschlangengift, das reinste Lampenöl.« Der Jefe drückte seinem weißen Freund die Flasche in die Hand. Thomas trank einen Schluck, füllte den Mund und ließ die kühle Feuchtigkeit überall eindringen. Wenig später war das Gefühl der Trockenheit fast völlig geschwunden, und Thomas trank in langen Zügen. »Schaffst du den Aufstieg?« fragte Cochise. »Sonst warten wir noch, wenn du dich zu schwach fühlst.« Mit einem Ruck richtete sich Thomas auf, knallte mit dem Kopf an die Höhlendecke und fluchte unterdrückt. »Bist du verrückt?« fragte er Cochise. »Wir bleiben hier. Ich
möchte wissen, was die Lumpen wirklich suchen. Ich will ihren Boß sehen.« »Was nützt es?« fragte der Häuptling. »Wir wissen, daß es hier kein Gold gibt. Du streust die entsprechenden Gerüchte aus, und alles erledigt sich von selbst.« »O nein, so geht das nicht«, wehrte Jeffords ab. »Freund, die Kerle sind Halunken der übelsten Sorte. Sie gehören zum Grenzgesindel. Ich wette, in den letzten Jahren hat keiner dieser Brüder auch nur eine Stunde ehrliche Arbeit geleistet. Das ist der Abschaum der Menschheit, Jefe.« »Und was kümmert das die Chiricahuas?« fragte der Chief neugierig. Jeffords seufzte. »Mann, sie rauben und morden, begehen Überfälle, und alles wird auf das Konto der Apachen gerechnet. Die Dreckskerle schmuggeln, machen jede Art von dunklem Geschäft, und die Indianer sind wieder mal schuld. Was passiert? Die Feindschaft zwischen Weißen und Roten wird erneut angeheizt, und jeder Weiße macht Jagd auf euch. Ihr setzt euch zur Wehr, und dann ist der Krieg da.« Cochise wußte, daß sein Freund recht hatte. Aber wenige Minuten nach der Rückkehr des Jefe in die Apacheria konnten sich Krieger auf den Weg machen, um die Halunken in die Hölle zu schicken. Doch der Häuptling wußte, daß Thomas nicht viel von dieser Art hielt. Da Weiße – wenn auch Gesindel – mit im Spiel waren, hätte der Postmeister nicht aufgegeben. »Gut, wir bleiben«, entschied der Jefe. »Sie finden uns nicht. Wir haben keine Spuren hinterlassen.« »Wie tief ist die Höhle?« fragte Thomas. »Sie führt weit in den Berg hinein«, antwortete der Chief. »Wenn die Männer reinkommen, ziehen wir uns zurück. Sie geben schnell auf. Denn auch hier finden sie keine Spuren.« Jeffords war zufrieden. Er kroch zum Ausgang und legte sich
auf den Bauch, denn er wollte um keinen Preis versäumen, wenn der Rothaarige erwachte. Wenige Minuten später war es soweit. Lautes Stöhnen, gefolgt von einem wüsten Fluch. Red taumelte auf die Feuerstelle zu. Er hielt sich den Kopf mit beiden Händen. Der Bandit stolperte über einen der Schläfer, fiel und prallte auf zwei andere. Innerhalb von zwei Sekunden entwickelte sich eine Schlägerei. »Aufhören, verdammt, ich bin's, Red.« Die Männer ließen voneinander ab. Sie standen auf, hielten die Revolver in den Händen und sahen sich um. »Verdammt, der Kerl ist weg!« brüllte Big Sloop und rannte zu den zerschnittenen Stricken. »Red, du bist ja ein schöner Posten. Verdammt, bald reicht es mir.« »Hör bloß auf«, wehrte der Rothaarige ab. »Irgend jemand hat mich niedergeschlagen. Ich wette, der verdammte Indianer war in der Nähe und hat den Hurensohn rausgeholt.« Die Banditen liefen hin und her. Einer fachte das Feuer an, daß die Flammen hochschlugen und prasselten. »Bist du übergeschnappt?« fauchte Big Sloop. »Tim, weg vom Licht. Wir stehen wie die Zielscheiben hier.« »Reg dich doch nicht auf. Wenn der Indianer sich anschleichen konnte, hätte er uns auch die Hälse abschneiden können.« Der Anführer des wilden Rudels knurrte etwas Unverständliches. Gereizt sagte er: »Wir bleiben wach. Jeder bezieht woanders Posten. Beim geringsten Geräusch schießt ihr, klar? Und sobald es hell ist, suchen wir das Tal ab. Der Kerl kann doch nicht verschwunden sein.« »Sind unsere Gäule alle da?« fragte Tim Wheeler. Sofort rannte Big Sloop hinter die Hütte und lachte zufrieden, als er ihre Pferde vollzählig sah. »Okay, einer geht zum Hohlweg«, befahl der Untersetzte und
teilte die anderen ein. Cochise und Thomas behielten die Banditen im Auge. In der Nähe des Felsspalts ließ sich niemand sehen. »Ich schlafe eine Runde«, sagte Jeffords und rollte sich zusammen. Der Häuptling lehnte sich in der Nähe der Höhlenmündung an die Wand und schloß die Augen. Das geringste fremde Geräusch hätte ihn hellwach gemacht. Er war eben ein Mann der Wildnis. * Als im Osten der graue Schein der Dämmerung über die Berge zog, versammelten sich die fünf Banditen an der Feuerstelle. »Okay, wir suchen das ganze Tal ab, jeden einzelnen Quadradyard. Die Kerle können sich nicht in Luft aufgelöst haben. Laßt sie nicht entwischen, wenn ihr sie seht. Kapiert?« Die Burschen sattelten, und Big Sloop bezog Posten nahe dem Zugang zum großen Canyon. Seine Männer ritten kreuz und quer durch das Tal. Die Pferde trampelten Grasbüschel, Sträucher und kleine Bäume nieder. Die Reiter beugten sich aus den Sätteln, krochen unter vorragende Felsplatten und kletterten in Spalten hinein. Aber sie fanden keine Spur von ihrem Gefangenen und seinem Befreier. Cochise und Jeffords sahen interessiert zu. »Sie sind blind wie eine Eule am Tag«, sagte der Jefe verwundert. »Keiner von ihnen ist auch nur in die Nähe dieser Höhle gekommen.« Thomas sagte lächelnd: »Der Spalt liegt dicht über dem Boden. Da keine Fährte vorhanden ist, glauben die Männer einfach nicht daran, daß hier zwei Menschen reingekrochen sind.« »Da«, sagte Cochise und deutete auf Big Sloop. Der Anführer der Banditen trieb sein Pferd zur Seite, verhielt
es neben der Mündung des Hohlweges und hob die Rechte mit dem Colt. Matt schimmerte das Metall der Waffe im Schein der ersten Sonnenstrahlen. »Der Boß kommt«, flüsterte Thomas. Er fieberte vor Erwartung, obwohl er den eigentlichen Anführer der Halunken doch sicher nicht kannte. Aber als der Mann den Stollen verlassen hatte und im hellen Licht sein Pferd zügelte, stieß Jeffords den Atem aus. Unwillkürlich hatte er die Luft angehalten. »Claude Atkins!« stieß der Postmeister hervor, »der Mörder, der während der Fiesta in Tombstone aus dem Jail geflohen ist.« Cochise musterte den Killer gelassen. Für den Apachen war Atkins nur ein weiterer weißer Halunke. »He, Boß, endlich!« rief Big Sloop und steckte seine Waffe weg. »Was ist los?« fragte Atkins scharf. »Was treibt ihr für Spielchen?« Big Sloop verzog das Gesicht und sah an dem Revolverheld vorbei. »Boß, wir erwischten einen Kerl, der uns belauschte«, sagte der Untersetzte. »Am Nachmittag trafen wir den Burschen im großen Canyon. Er hatte einen Indianer bei sich, einen großen Typ mit 'nem Brustkasten, so mächtig wie ein Faß. Der Bursche erzählte, daß er auf der Jagd gewesen wäre, aber nichts geschossen hätte.« »Moment«, sagte Atkins und hob die Rechte. »Wie sah der Weiße aus?« »Vielleicht knapp sechs Fuß groß, kräftig, stämmig, Boß«, antwortete Big Sloop, »blonde Haare und blaue Augen.« »Jeffords!« entfuhr es Atkins. »Dieser verfluchte Bastard von einem Briefträger treibt sich hier rum. Und wenn er 'nen riesigen Apachen mit 'ner Adlernase bei sich hatte, war das Cochise. Und ihr Idioten habt den Dreckskerl laufen lassen. Ich könnte euch zur Hölle schicken, ihr verdammten Narren.«
Thomas überlegte sich, wie Atkins in dieses Tal gekommen war. Woher wußte der Outlaw überhaupt von der Existenz des Canyons? Sorgfältig rief sich Thomas ins Gedächtnis zurück, was er in der Paßstation gesagt hatte, als er Atkins in der Kutsche entdeckt hatte. Vielleicht war es dem Mörder gelungen, Jeffords und den Roten Elch zu belauschen, als sie über das Tal und den Skelettfund gesprochen hatten. Thomas schüttelte den Kopf. Nein, das war nicht möglich. Denn nachdem er Atkins erkannt hatte, war er überhaupt nicht mehr mit dem Ute zusammengetroffen. Außerdem war der Trapper schon lange tot gewesen, als Atkins im Südwesten aufgetaucht war. Aber es konnte sein, daß er nur wegen dieses Tales in diese Gegend gekommen war. »Los, sucht noch mal!« befahl der Mörder. »Dreht jeden Stein um, nehmt euch Fackeln, leuchtet in jeden Felsspalt, und wenn ihr das Ende nicht sehen könnt, werft den Feuerbrand hinein. Ich will Jeffords. Und wenn wir noch Cochise erwischen, gehört das Land uns, Leute.« Die Banditen ritten zum Feuer, warfen harzige Äste in die Glut und warteten, bis sie aufflammten. Mit den lodernden Fackeln galoppierten die Kerle los. Zuerst suchten sie die Einschnitte und Risse in den Felsen auf, leuchteten in die Spalten hinein und warfen die brennenden Äste mit aller Kraft, als sie nichts entdeckten. »Zurück, Hellauge!« sagte der Jefe. »Dieser Mann übersieht den Spalt nicht. Wir gehen bis hinter den Riß, der nach oben führt. Dort zieht der Rauch der Fackel ab, und wir bekommen Luft genug.« Atkins trieb sein Pferd an, lenkte es direkt auf die Öffnung zu, die zu Cochise und Jeffords führte. »Was ist hiermit?« rief der Killer laut. »Wo bleibt eine Fackel? Der Spalt ist für einen Menschen groß genug.« »Boß, das ist was für Kaninchen«, gab Big Sloop zurück, aber
er eilte zum Feuer und brachte zwei brennende Äste. Atkins stieg ab, ging geschmeidig auf den Spalt zu, zog den Revolver, streckte die Linke aus, und Big Sloop legte ihm die erste Fackel in die Hand. Der Mörder ließ sich auf die Knie nieder. Sorgfältig leuchtete er den Boden ab. Aber da es weder Staub noch lose Steine gab, entdeckte er keine Spur. »Die Flasche«, raunte Thomas entsetzt in Cochises Ohr. »Wir haben die Whiskyflasche mit dem Rest Wasser vergessen!« Der Apache drückte ihm das Glas in die Finger. Erleichtert atmete Jeffords auf. Cochises Umsicht hatte sie vor der unmittelbaren Entdeckung gerettet. Die Fackel loderte auf, als Atkins sie weit in die Höhle schleuderte. »Das ist ein verdammt tiefes Loch«, klang seine Stimme dumpf auf. »Ich möchte wissen, ob es irgendwo einen zweiten Ausgang gibt.« Aber als die zweite Fackel weit hinter der ersten aufprallte und mit ruhiger Flamme abbrannte, zog sich Atkins zurück. Cochise und Thomas warteten, bis auch der letzte Rauch verweht und das Glimmen erloschen war, ehe sie vorsichtig zurückkrochen. Der Häuptling schob sich Stück für Stück vor. Langsam hob er den Kopf und blickte ins Tal. Die Banditen hockten am Feuer. Eine Blechkanne stand in der Glut, und einer der Burschen hantierte mit der Pfanne. Mit knurrendem Magen sah Jeffords zu, wie die Burschen aßen und Kaffee tranken. »Ich hole Proviant«, sagte der Apache nach einer Weile. »Warte hier und beobachtete. Laß dich nicht wieder erwischen, Hellauge.« Bevor Thomas antworten konnte, war der Jefe verschwunden. Erbost dachte Jeffords an Cochises Spott, mußte aber schließlich grinsen. Denn der Apache hatte eigentlich recht. Es war dumm von Thomas gewesen, sich so nahe an die Kerle
heranzuschleichen. In angemessener Entfernung hätte er genausoviel erfahren. Nachdem die Banditen gegessen hatten, teilte Atkins seine fünf Leute ein. Auch Big Sloop mußte ein Stück des Tales absuchen. Kopfschüttelnd verfolgte Jeffords die erneute Aktion. Plötzlich ging ihm ein Licht auf. Sie achteten nicht auf Spuren, sondern nahmen das Gestein unter die Lupe und hieben hier und da mit den Revolvergriffen lockere Brocken aus den Felswänden. Sie suchen die Goldader, dachte Thomas. Aber sosehr die Banditen auch jedes Stück Felsen musterten und den Boden umwühlten, ihre Suche war ergebnislos. Atkins redete auf die Kumpane ein, gestikulierte wild und zeigte auf die Gesteinsschichten in halber Höhe. Zögernd machten sich seine Leute an die Arbeit. Sie fertigten aus Seilen Strickleitern und kletterten in die Felsen. Hammerschläge dröhnten durch das kleine Tal, als die Burschen Haken im Gestein verankerten und wie übergroße Käfer oder Spinnen mit Hilfe der Seile die Steilwände und Überhänge absuchten. Jeffords drehte sich um und kroch zurück, als zwei der Kerle vor der Felsspalte stehenblieben und sich unterhielten. »Mensch, Elmer, der Boß spinnt wohl«, sagte einer der Banditen. »Jagt uns die Wände hoch, als wären wir Eidechsen.« »Tim, wenn es wirklich 'ne große Ader gibt, haben wir für alle Zeiten ausgesorgt«, gab Elmer zu bedenken. »Wir stopfen uns die Taschen voll, beladen die Gäule und verschwinden. Irgendwo in Kalifornien oder Montana gibt es auch für uns 'ne Chance, ein vernünftiges Leben anzufangen.« Elmer lachte spöttisch und fragte: »Sag bloß, dort hängen deine Steckbriefe noch nicht aus?« Tim Wheeler antwortete mit einem Fluch, lachte dann ebenfalls und erwiderte: »Dann eben Kanada, was soll's. Mit einem Haufen Dollars in den Taschen sind wir sicher. Kein Hahn kräht danach, daß wir irgendwo gesucht werden.«
Elmer hämmerte einen Haken ins Gestein, schnaufte und sagte: »Ich kenne mich doch. In ein paar Monaten habe ich den ganzen Reichtum auf den Kopf gehauen. Mensch, Tim, weißt du überhaupt, wie langweilig so ein ordentliches Leben ist? Am Ende heiratest du noch und gehst jeden Sonntag in die Kirche.« »Man muß alles mal ausprobieren«, sagte Tim gelassen. »Wenn's mir nicht paßt, reite ich wieder auf dem rauchigen Trail.« Thomas kroch vorsichtig rückwärts. Als er den senkrechten Schacht erreichte, hörte er die Stimmen der zwei Banditen nur noch als schwaches Gemurmel. Er blickte nach oben und blinzelte. Die grellblaue Helligkeit des Himmels stach in seine ans Dämmerlicht gewöhnten Augen. Aber Thomas hatte Cochise gesehen, der sich langsam herabarbeitete. Als er unten ankam, reichte er seinem Freund getrocknetes Fleisch und eine Wasserflasche. Jeffords berichtete über die Suche der Kerle nach einer Goldader, während er langsam das Fleisch kaute und mit einem Schluck aus der Canteen nachspülte. »Gut, warten wir hier, bis es dunkel ist«, sagte Cochise. »Und dann belausche ich die weißen Halunken. Vergiß nicht, mich loszuschneiden, wenn sie mich fangen, Hellauge.« Thomas unterdrückte eine bissige Antwort und sagte: »Ich glaube nicht, daß Atkins und dessen Strolche einen Apachen fangen. Deshalb werde ich ganz ruhig schlafen, wenn du unterwegs bist.« Cochise und Jeffords schlossen die Augen und schliefen. Als die Abenddämmerung über das Land glitt, erwachten die Freunde und krochen wieder zum Ausgang der Höhle. »Noch nicht«, sagte der Häuptling. »Atkins hat zwei Wächter eingeteilt.« Die beiden gingen ihre Runden um das Lager. Dicht neben der Hüttenwand brannte ein Feuer. Atkins saß im Lichtschein. Er
ließ sich von den Kumpanen bedienen und nahm einen Blechteller und einen Löffel an. »Etwas später, wenn sie Kaffee und Whisky trinken«, sagte der Jefe, »schleiche ich hinaus. Sie sind müde, haben den ganzen Tag gearbeitet und achten nicht mehr auf ihre Umgebung, wenn sie satt am Feuer liegen.« Es dauerte noch eine halbe Stunde, bis auch die Posten abgelöst waren und gegessen hatten. Atkins genehmigte eine Flasche Whisky und schenkte sich zuerst die Blechtasse voll. Aufmerksam beobachtete Jeffords die Szenerie. Die Banditen gaben sich entspannt und sicher, als hockten sie in Tombstone im Saloon und nicht inmitten der Dragoon Mountains, dem Stammesgebiet der Chiricahuas. Als Thomas zur Seite sah, war Cochise bereits weg. Vollkommen lautlos hatte sich der Häuptling entfernt. * Cochise schmiegte sich dicht an den Boden. Da Cochise nicht auf einen langsamen Weißen wie Jeffords warten mußte, glitt er schnell wie eine von der Sonne aufgewärmte Klapperschlange voran. Der Häuptling blieb weit genug vom Feuer weg und beobachtete die beiden Wächter. Sie patrouillierten in zwei Kreisen um ein unterschiedlich großes Gebiet. Aber beide Männer umrundeten jeweils die Hütte, das Feuer und die Quelle hinter dem Blockhaus. Der Kerl, der den Innenkreis abging, hielt ungefähr zehn Yards Abstand von der Hütte. Cochise wartete, bis der Mann drei Längen entfernt war, und schob sich zwischen das Wasser und die Rückwand des halb zusammengefallenen Hauses. Nun hörte der Apache jedes Wort, das am Feuer fiel. »Wo ist Walt O'Nions?« fragte Atkins.
»Er geht die äußere Runde«, antwortete Elmer. »Lös ihn ab«, befahl Atkins, »ich will mit ihm reden.« Widerwillig latschte der Bandit davon. Wenig später kam Walt zum Camp, setzte sich nach Cowboyart auf die Hacken und fragte: »Was ist los, Claude?« »Wir haben den ganzen verdammten Tag nach der Goldader gesucht«, antwortete Atkins, »und nichts entdeckt. Walt, ich will, daß du mir Wort für Wort wiederholst, was der alte Knacker erzählte, als du ihn gefunden hattest. Vielleicht hast du was vergessen, einen Hinweis, einen Tip. Wie bist du überhaupt hierhergekommen? Fang doch noch mal ganz am Anfang an.« Cochise ließ sich kein Wort entgehen. Nun konnte er erfahren, was Thomas Jeffords in der letzten Nacht mißlungen war. »Na ja, Boß, ich sah aus der Ferne den Indianer«, begann Walt O'Nions. »Er schien aus dem Nichts gekommen zu sein. Ich wartete, bis der Kerl verschwunden war und folgte seiner Spur. So kam ich an die Felsplatte. Es ging nicht weiter, anscheinend, aber als ich absaß und suchte, fand ich den Tunnel.« »Hier, schmier dir die Kehle«, sagte Atkins und reichte Walt die Whiskyflasche. »Danke, das tut gut«, sagte Walt, als er getrunken hatte. »Hm, ich packte meinen Gaul am Zügel und kroch in das Loch. Denn wo eine Rothaut durchpaßte, war auch für mich Platz genug. So kam ich in das Tal. Ich fand die Hütte nicht gleich. Aber als ich lange genug gesucht hatte, stand ich plötzlich davor. Ich hörte jemanden stöhnen. Natürlich dachte ich, daß die Rothaut einen skalpiert hätte, doch dann fand ich die angespitzten Pflöcke, und da wurde mir alles klar. Mit gezogenem Colt schlich ich in die Hütte. Der Kerl auf dem Fellhaufen konnte mir nicht gefährlich werden. Er hatte Fieber. Der Schweiß rann ihm die Stirn runter. Und seine Hände und Füße waren ziemlich übel zugerichtet. Die Indianer hatten ihn mit den Pflöcken am Boden befestigt. Warum der andere Indsman ihn befreit hatte, weiß ich nicht. Auf jeden Fall redete ich mit dem alten Knacker.«
»Langsam«, warf Atkins ein, »jetzt kommt's drauf an, Walt. Jedes Wort kann wichtig sein. Wer redete zuerst, du oder der Alte?« »Ich«, antwortete O'Nions. »Ich fragte ihn, was er den Indsmen denn getan hätte. >Nichtssie kamen wie die Teufel über mich, Mister. Es waren fünf Mimbrenjos. Aber Cochise hat mich befreit. Ich kann hier weiter Fallen stellen. Der Jefe hat's versprochenenIch komme ausWasser, Mister, gib mir Wassers< sagte er. >Wenn du mir Wasser holst, verrate ich dir ein Geheimnis.< Ich war natürlich neugierig und holte ihm in einem Topf Wasser. Er trank wie ein Muli, das vier Wochen durch den Llano geirrt war. >Gut, Mann, dankeich habe die Ader gesehen. Es ist 'ne mächtige, eine richtige Bonanza, verstehst du. Wenn ich wieder auf den Beinen bin, zeige sich sie dir. Du siehst sie nur, wenn am Morgen die Sonne draufscheint, wenn sie gerade im Osten über die Berge kommt. Fünf Minuten später ist es wieder vorbei.