Ulrich Messner und Siggi Messner
Der KarakorumKarakorumhighway und die Seidenstra Seidenstraße
Tagebuch einer zweimonatigen Reise auf den Spuren Marco Polos – von Pakistan nach China
2 Von Islamabad durch Induskohistan nach Gilgit. Durch das Hunzatal nach Karimabad, Passu und Sust. Über den Kunjerab Paß auf dem Pamirplateau nach Kashgar. Entlang der Wüste Taklamakan zur Oase Turfan. Weiterfahrt nach Lanzhou, Xining und Golmud und über den Tangulapaß nach Lhasa, in die Hauptstadt Tibets. Weiter nach Chengdu und dem Endpunkt der Reise Beijing – auf den Spuren von Marco Polo entlang der Seidenstraße.
Berlin, Februar 2001, erschienen bei
3
Start mit
bern in den Geschäften
Hindernissen
herum und die Zeit geht schnell vorbei. Um 16
I mmer wieder packe ich
Uhr starten wir wieder,
den Rucksack, dann pa-
müssen aber in Manche-
cke ich wieder alles aus
ster landen um weitere
und sortiere nochmals
Passagiere
um unnötiges Gewicht
men. Bei der Landung
zu sparen. Siggi, Mike
setzt der Pilot die halb-
und
holen
leere Boing derart hart
mich ab. Auf der Fahrt
auf, dass die Sauer-
nach München döse ich
stoffmasken herab fa l-
im Auto und endlich
len. Wieder zwei Stun-
sind wir auf dem Flug-
den warten bis die Tech-
hafen.
niker alles in Ordnung
Hansjörg
aufzune h-
gebracht haben. Endlich Um 7 Uhr startet unsere
um 20 Uhr starten wir in
Maschine nach London
Richtung Pakistan.
Gatwick, dort müssen wir 8 Stunden auf den Weiterflug warten. Wir schauen den Leuten auf dem Flughafen zu, stö-
4
Islamabad - ein
– München aber ohne
Visum für China
Visum für China.
Gegen 8 Uhr morgens
Wir nehmen uns ein
landen
wir
auf
dem
Flughafen von Islamabad. Auf dem Gangway schlägt
uns
schwüle,
feuchte Luft des fernen Ostens
entgegen,
der
Monsun hat aufgehört und der Himmel ist klar. Siggi und ich bringe Pass -und Visakontrolle hinter uns und wechseln etwas Geld.
Sammeltaxi und fa hren ins Hotel AL Azam im Saddar Bazaar in Rawalpindi. Dort verstauen wir unser Gepäck und suchen einen Bus nach Aabpara. Der Bus ist überfüllt und obwohl die Fenster offen sind, ist es sehr heiß und schwül. Beide schwitzen wir wie verrückt. Im Bus herrscht ein Höllenlärm,
Nun sind wir also in
der Fahrkartenverkäufer
Pakistan,
zwei
schlägt wild an die Tür,
Rucksäcken, einer mage-
brüllt das Fahrziel in den
ren
chaotischen
mit
Reisekasse
Rückflugtickets
und Peking
Verkehr
hinaus und hilft bei et-
5 was
unentschlossenen
sind hinein gequetscht
Fahrgästen nach, indem
und der Fahrer rast ohne
er sie in den schon ge-
zu bremsen aber wie
rammelt vollen Bus hin-
verrückt hupend durch
ein schiebt.
den Verkehr.
Die Pakistanis im Bus
Wieder im Hotel erholen
sind sehr freundlich und
wir uns bei Bananen und
helfen uns den Weg zur
Sprite vom Verkehrs-
chinesischen
Botschaft
schock. Wir liege auf
zu finden. Auch in der
den Schlafsäcken, der
Botschaft sind wir von
Ventilator an der Decke
der Hilfsbereitschaft der
läuft
Angestellten angenehm
draußen hupen, tröten
überrascht. Somit haben
Busse, Autos, Mopeds
wir kein Problem das
und Laster.
auf
Hochtouren,
chinesische Visum zu bekommen
und
beide
sind wir sehr erleichtert. Auf der Rückfahrt ins Hotel fahren wir in einem neunsitzigen Suzuki Kleinbus.18
Personen
Am Abend gehen wir auf den Markt in den Straßen rund um unser Hotel. Hier herrscht reger Betrieb. Waren aller Art werden von schrei-
6 enden Verkäufern feil
peinigt. In den schmalen
geboten. Am Straßen-
Gassen stinkt es erbärm-
rand wird gekocht und
lich nach Fäkalien und
gegessen. In winzigen
faulendem Abfall. Über
Geschäften
arbeiten
der ganzen Stadt lastet
Schuster, Kesselflicker,
ein dicke Wolke aus
Bäcker und überall hok-
Staub, Gestank und Ab-
ken Männer zusammen
gasen.
und schlürfen Tee oder schlendern händchenha ltend durch den Bazar.
Die Märkte von Islamabad Zu Fuß gehen wir zum
Bilder statt Worte: Das
Raja Bazaar durch ein
Firmenschild eines
Gewimmel
von
Men-
Zahnarztes
schen, Esel- und Pferdekarren. Die Pferde sind
Dreiräder voll mit Le u-
alte, dürre Gäule voller
ten besetzt quälen sich
eitriger Wunden und von
durch den dichten Ver-
Fliegenschwärmen
kehr. Für ein paar Rupi-
ge-
7 en fahren wir mit einer Dreiradrickscha nach Pir Waddhai von wo die Busse nach Gilgit abfa hren und erkundigen uns nach Abfahrtszeiten und Fahrkartenpreisen.
Handwerker bei der Arbeit – wo Handwerk noch echtes
Den Rest des Tages stö-
Handwerk ist
bern wir auf den kleinen Märkten herum, kaufen Obst und Wasser und schauen den Leuten zu. Zahnärzte,
Brillenric h-
ter, Wahrsager, Händler, Briefeschreiber,
Haar-
schneider, Bettler und
Den Indus entlang zum Nanga Parbat
alle anderen Geschäftsmänner und Handwerker
Nach einer unruhigen
arbeiten am Straßenrand
Nacht, die schwüle Hitze
und überall wird natür-
macht mich noch fertig,
lich um jede Rupie ge-
suchen
feilscht.
Sammeltaxi nach Aab-
wir
uns
ein
8 para und weiter bis zur
Der Bus ist ein klapprige
chinesischen Botschaft.
alte Mühle mit viel zu
Das Visum für China
engen Sitzen. Nach einer
kostet 20 US$ zuzüglich
Weile kommen vier 10
20 US$ für die schnelle-
bis 15 jährige Mädchen
re
Aber
in den Bus. Sie haben
lieber ein teures Visum
typisch indische Gesic h-
als gar kein Visum. Mit
ter, wunderschöne Man-
einem
fahren
delaugen und sind voll
wir zum Hotel zurück,
Dreck. Sobald sie uns
holen unsere Rucksäcke
sehen drängen sie zu uns
und weiter geht's nach
in den Sitz und versu-
Pir Waddhai.
chen Siggis Uhr und
Bearbeitung.
Dreirad
Rucksack In einer kleinen Garküche essen wir Hühnchencurry, Chapatti mit rohen Zwiebeln und Tee. Später suchen wir unseren Bus, setzen uns hinein und warten.
zu
stehlen.
Siggi bekommt Angst und ich wechsle mit ihm den Platz. Eines der Mädchen
greift
nach
meiner Brille, ich erwische es am Handgelenk und
werde
ziemlich
grob. Nun folgt ein Streit
9 in
gebrochenem
Eng-
Wasserbüffel im Ind us,
lisch, Pakistanisch und
spielende
Kinder
und
Antholzerdialekt
fahrende
Händler
am
aber
langsam entspannt sich
Straßenrand. Es sind viel
die Situation und nach
zu viele Eindrücke um
einer Weile begreifen
sie zu fo tografieren oder
wir, daß sie uns aus der
sie zu beschreiben aber
Hand lesen wollen oder
sie werden mir immer in
wir könnten auch ihre
Erinnerung bleiben. Ge-
Liebesdienste spruch
in
An-
nauso wie die Fahrweise
nehmen.
An-
des Busfahrers.
scheinend weil wir so schöne
blaue
Augen
haben. Endlich fährt der Bus ab, die Mädchen springen aus dem Bus und wir sind „on the
Der Typ spinnt, er fährt wie ein Verbrecher, überholt
wird
überall,
egal ob in Kurven oder bei Gegenverkehr. Wenn die Straße abwärts geht
road“.
legt er einfach den LeerDie
wunderschöne
gang ein und natürlich
Landschaft zieht vorbei,
wird nur in Ausnahme-
Wäsche
waschende
fällen gebremst, sonst
Frauen in bunten Saris,
wird gehupt und mit
10 Vollgas durch die Land-
Chapatti und Zwiebeln.
schaft gerast.
Nach etwa einer Stunde schläft die ganze Familie und furzt, daß uns ganz übel wird. Sogar den mitfahrenden Pakistanis scheint der Gestank zu-
Unterwegs gesehen
viel zu sein. Das kleine
Gegen Abend passieren wir Taxila und später Abbottabad. Nach weiteren Stunden Fahrt halten wir in Mansehra. Eine Bettle rfamilie mit zwei Männern
drei
Frauen
und fünf Kindern steigen ein und setzen sich in die letzte Reihe hinter uns. Alle
Zehn
sind
sehr
dreckig, die Kinder besonders und sie essen ständig rülpsend Dhal,
Mädchen
der
Familie
liegt auf dem Boden neben meinem Sitz und wälzt sich im Schlaf hin und
her.
Schließlich
wacht es auf, hält sich an meinem
Oberschenkel
fest und kotz mir auf die Hosen
--Mahlzeit--.
Nun stinkt es nicht nur nach Bohne nfürzen und Zwiebelrülpsern sondern auch nach frisch Erbrochenem, aber was soll’s,
11 der Kle inen könnte man
ster und so bleiben Siggi
nicht böse sein.
und ich lieber im Bus.
Mitten in der Nacht ir-
Die Stinkfamilie kommt
gendwo im Induskohi-
zurück und findet einen
stan halten wir an und
Schuh nicht mehr, sofort
die Bettler steigen aus
werden wir beschuldigt
und holen sich wieder
ihn gestohlen zu haben.
Dhal,
Der eine Bettler mit den
Zwiebeln
Chapatti.
und
Draußen
im
Rasterhaaren
schimpft
Schein von Petroleum-
und verlangt Geld. „Mo-
lampen sind kleine Ge-
ney Money" schreit er
schäfte mit Essen und
aber auch ich maule und
Getränken
mit
gebe zu verstehen, dass
Gewehren, Munition und
ich den Schuh nicht ha-
Schrotflinten.
be. Schließlich, mit Hilfe
und
Neben
dem Bus stehen mehrere
unserer
Taschenlampe
Männer mit Kalaschni-
finden wir den Schuh
kows auf den Schultern.
unter einem Sitz und es
Die Grenze zum Kash-
herrscht Friede. Eine der
mir ist nicht weit. Wir
Frauen redet freundlich
befinden uns hier auf
auf mich ein, streicht mir
einem recht heißen Pfla-
über die Haare und ver-
12 sucht
das
Erbrochene
schlafen mir die Füße in
von meiner Hose zu put-
den engen Sitzen ein und
zen.
wir werden in den vielen Schlaglöcher hin und her
Weiter geht die Fahrt durch Schluchten und Täler immer entlang des Indus. Die Straße ist eng und gefährlich aber der Busfahrer bleibt auf dem Gas und rast durch die Nacht, dazu plärrt das uralte Autoradio pakistanische Musik in voller Lautstärke. Zum Glück ist es stockdunkel und wir sehen die Abgründe an denen wir vorbei fa hren nur undeutlich. Siggi und ich kämpfen gegen die Müdigkeit, es stinkt im Bus nach verbranntem
Gummi,
ständig
gerüttelt.
Die
wilde
Fahrt wird nur durch drei Pannen unterbrochen. Einmal reißt ein Keilriemen, dann versagt die Kühlung und später haben wir noch einen Platten aber der Fahrer ist ein guter Mechaniker und die Pannen sind schnell behoben. Es wird langsam hell und am Horizont zeigt sich ein schmaler Streifen Morgenröte, als wir die Ra ikot-Brücke
und
den
Nanga Parbat passieren.
13 Bei Talechi halten wir
erkundigen wir uns in
an und vertreten uns die
Gilgit nach Trekkingtou-
Füße. Kurz vor Gilgit ist
ren. Altaf bietet uns eine
ein Militärkontrolle und
5 Tages Tour zum Nan-
wir müssen uns in ein
ga Parbat an und wir
Roadbook
eintragen.
sagen zu. Am Nachmit-
Nach 20 Stunden Fahrt
tag bin ich alleine in
sind wir in Gilgit. Wir
Gilgit unterwegs, suche
holen unsere Rucksäcke
Souvenirs und gute Fo-
vom Dach und werden
tomotive. In einem Ge-
von einem Hotelwerber
schäft kaufe ich einen
ins Madina Guesthouse
pakistanischen Hut für
gebracht. Pro Bett za h-
45 Rp. Es war wie über-
len wir 50 Rp, es gibt
all in den Geschäften ein
urige Duschen und Klos
beinharter Handel bis ich
in
Bretterve rschlägen
den Anfangspreis von
und einen gemütlichen
100 Rp herunterhandeln
Garten.
konnte.
Gilgit
Im
Madina
Guesthouse liegen Siggi und ich nun auf den Schlafsäcken,
Nach einem Frühstück mit Omelett und Tee
knabbern
Kekse
lesen, und
14 schlafen. Beim Nachtes-
wieder sehen wir alte
sen sitzen wir mit den
aber auch neuere Spuren
anderen Gästen im Gar-
von
ten, es gibt Suppe, Reis,
Über uns sind gewaltige
Dhal, Püree und Custard
Abhänge
mit Früchten und Tee.
stürze und tief unter uns
Am großen Tisch sitzen
fließt der reißende Astor
Leute aus vielen Länder
River
und wir tauschen Reise-
Schluchten. Die Straße
erfahrungen
ist sehr eng, voll mit
aus
und
unterhalten uns.
Murenabgängen.
und
durch
Schlaglöcher
Von Gilgit nach Jaglot
Felsab-
enge
und
im
Jeep werden wir durchgeschüttelt und sind voll Staub. Aber wenigstens ist der Fahrer halbwegs
Mit einem Jeep fahren
normal. Im Dorf Astor
wir nach Jaglot. Dort
halten wir und müssen
überqueren wir den In-
uns bei der Polizei regi-
dus und gelangen ins
strieren. In einem klei-
Astor Vally. Die Schot-
nen Gasthaus essen wir
terstraße ist in den stei-
Dhal, Chapatti und Cola
len
und unterhalten uns mit
Berghang
gesprengt
und
hinein immer
15 Altaf, David und Die-
Wir gehen eine steile
dier. Weiter geht es auf
Moräne
der extremen Straße, das
überqueren
Tal weitet sich etwas
Steinen und Schutt be-
und wir fahren an kle i-
deckte
nen Dörfern und Ba u-
weiter geht es auf einem
ernhöfen vorbei. Nach
schmalen
acht Stunden Fahrt sind
kleine Siedlungen, vor-
wir in Tarshing. Hier
bei an Feldern und Äk-
stellen wir bei einem
kern mit Roggen und
Haus die Zelte auf und
Haschisch. Die Bauers-
schauen auf den Nanga
frauen in bunten Kle i-
Parbat der direkt vor uns
dern sind bei der Kartof-
liegt.
felernte oder schneiden
Auf den Gletscher Abmarsch aus Tarshing, das englische Pärchen muss
zurückbleiben,
weil der Typ sein ganzes Frühstück gekotzt und Kreislaufprobleme
hat.
hinauf eine
und mit
Gletscherzunge,
Weg
durch
mit Sicheln Korn und binden es zu kleinen Garben. Auf einem erhöhten Platz wir es mit Stöcken gedroschen und der Wind trägt die Spreu davon. schweren
Männer Lasten
mit auf
16 dem Rücken und mit
und marschieren später
Packeseln kommen uns
weiter bis zum Rupal
entgegen,
kurzes
Camp auf 3600 m. Dort
„Salam aleicum“, aber
stellen wir die Zelte auf
sonst werden wir nicht
und genießen die Sicht
beachtet. Nur die Kinder
auf die Nanga Parbat
schreien "Bye Bye Hal-
Südseite.
lo" und "Miti" oder "One
essen wir am Lage rfeuer
pen" und laufen zu uns
und trinken Milchtee.
ein
her. Aber immer wenn ich die Kamera heben hauen sie ab. Altaf, unser Guide, raucht ha ufenweise Shit. Er ist aber sehr nett und erklärt uns wie die Leute hier so leben. Frauen
Das
wir
kein
fotografieren
sollen und das "Miti" einfach nur Süßigkeiten sind. Wir machen im Polen Basecamp Rast
Am
Abend
Trekking Ich stehe sehr früh auf, es ist arschkalt und auf den Schlafsäcken und dem Zelt liegt Rauhreif. Mit Mütze, Handschuhen und Windjacke gehe ich zu einem kleinen zugefrorenen Bach und putze mir die Zähne. Altaf hat schon Tee gekocht, ich hocke mich
17 neben ihm und schlürfe
Rupal Peak, Leila Peak
das
heiße
Getränk.
und Shigiri Peak schlie-
die
Anderen
ßen das Tal hier ab und
kommen aus ihren Ze l-
nur über den 5000 m
ten gekrochen und spä-
hohen
ter marschieren wir wei-
kommt man weiter. Der
ter. Gegen Mittag sind
Marsch ist sehr anstren-
wir im Shigiri Camp.
gend und wir haben fast
David und Diedier bau-
nichts zu trinken. Als
en die Zelte auf und
wir im Shigiri Camp
rasten. Beide sind sehr
zurück sind schlägt das
müde und fertig. Siggi,
Wetter
Altaf und ich gehen
Wind kommt auf, es
noch weiter auf einer
beginnt zu schneien und
Gletschermoräne
bis
wir bauen schnell die
zum Lower Basecamp
Zelte ab und machen
auf 4000 m. Wir haben
uns auf den Rückweg
eine herrliche Aussicht
ins Rupal Camp.
Auch
auf
die
schern.
um.
Paß
Starker
umliegenden
Berge mit den steilen Eisflanken
Mazino
und
Glet-
Am Abend gibt es Reis, Dhal, Chapatti, Spaghetti mit sehr scharfer Sauce, die Siggi ge-
18 kocht hat und Custard
schneite
mit getrockneten Maril-
von der Morgensonne
len. Wir sitzen am Feu-
angestrahlt
er und trinken Tee. Al-
Wind
taf singt pakistanische,
Schneefahnen über die
Diedier
Grate hinweg, ein herr-
französische
Liebeslieder und Siggi
Gipfel
und
treibt
wird
der lange
liches Schauspiel.
und ich singen Lieder vom Söldner Hans. Es ist ein herrlicher Abend, sehr klar und eiskalt, nur der Nanga Parbat ist in Wolken gehüllt.
Wir
packen
unsere
Rucksäcke und machen uns auf den Rückweg nach
Tarshing.
Hochtal
ist
Das
wunder-
schön und im Herbst-
Tharshing
licht sind die Farben sehr intensiv. Siggi und
Ich werde von David
ich gehen voraus und
geweckt. „Look, look
genießen das einsame
you must see it. It's so
Wandern durch das Tal.
beautifull !" schreit er.
In Tharshing angekom-
Ich mache das Zelt auf
men legen wir uns im
und schaue zum Nanga
Schatten
Parbat.
Der
tiefver-
auf
unsere
19 Schlafsäcke und dösen
schön. Wir machen ei-
bis zum Abendessen.
nige Gebets- und Teepausen in urigen Häu-
Astor Valley
sern neben der Straße.
Den Vormittag sehen wir uns noch ein bißchen im Dorf um und warten auf den Jeep. Gegen Mittag starten wir. Der Fahrer vom anderen Jeep, wir ne nnen ihn wegen seiner Baseballmütze
Miami,
Es wird schon dunkel als wir eine Autopanne haben. Der Haltebolzen der hinteren Blattfederung
ist
gebrochen.
Gemeinsam reparieren wir den Schaden und so gegen 8 Uhr abends sind wir wieder in Gilgit.
raucht vor der Abfahrt noch zwei Joints und David und das englische Pärchen steigen nicht sehr begeistert ins Auto ein. Die Fahrt durch das wild zerklüftete Astor Vally ist sehr anstrengend aber auch wunder-
Ruhetag Heute ist ein Tag zum Ausspannen, wir duschen, rasieren und waschen unsere dreckigen
20 Sachen. Den Re st von
Karimabad
Vormittag schreiben wir Postkarten. Miteinander
Wir stehen um 7 Uhr
dichten wir und blödeln
auf und nach dem Früh-
herum. Den Nachmittag
stück gehe wir zum
über sitzen wir im Gar-
Postamt und verschik-
ten vom Madina, lesen
ken unsere Ansicht skar-
oder unterhalten uns mit
ten und Briefe. Um 9
anderen Travellern. Es
Uhr treffen wir uns mit
sind sehr ungewöhnli-
Altaf im Madina, holen
che Typen die wir ken-
das Gepäck, bezahlen
nenlernen. Ein Austra-
und er begleitet uns zu
lier, der seit fünf Jahren
den
immer unterwegs ist.
Jamat Khana Bazaar.
Ein Pärchen aus der
Was nun passiert wer-
Schweiz, das die ganze
den Siggi und ich nie
Welt mit dem Rad um-
vergessen. Altaf sucht
runden will. Ein paar
uns nicht nur einen Bus,
Freaks, die den ganzen
nein, als ich bezahlen
Tag im Garten hocken,
will, sagt mir der Fah-
Musik machen und Ha-
rer, dass Altaf schon
schisch rauchen.
bezahlt hat.
Minibussen
am
21 Der Bus ist gerammelt
an. Trotz der vielen
voll, wir zählen 19 Er-
Touristen ist es hier
wachsene,
mehrere
recht nett und gemüt-
einen
lich. Ich sitze auf 2400
Säugling.
m in der Nachmittags-
Kinder
und
schreienden Wir
verlassen
Gilgit
sonne und blicke auf
und fahren durch das
das Baltit Fort und den
Hunza Tal, am Raka-
Ultar Peak.
poshi und Diran Peak vorbei. Nach drei Stunden sind wir in Karimabad. Im New Hunza Inn finden wir ein Dormitory mit drei Betten a 40 Rp. Mit uns im Zimmer ist
ein
Am
Abend
schlecht.
ist
Ich
mir kann
nichts essen, trinke nur Tee und schlafe sehr schlecht.
Das Hunza Tal
schwedischer
Soldat, der alles im Zack Zack Rhythmus erledigt. Wir gehen ins Ultar Restaurant etwas essen und sehen uns das Dorf
Um 6 Uhr läutet der Wecker. Ich stehe auf und gehe nach draußen, es ist herrliches Wetter. Nun wecke ich Siggi und nach einer Tasse
22 Tee und Keksen bre-
men bin ich wieder in
chen wir auf. Mein Ma-
Ordnung.
gen scheint sich erholt
weiter über einen steilen
zu haben. Wir gehen am
Hang auf ein Geröllfeld
Baltit Fort vorbei, im-
zu. Ich gehe jetzt leic h-
mer
Bewässe-
ter, immer hinter Siggi,
rungskanal folgend, ins
aber nach weiteren zwei
Ultar Nala Tal hinein.
Stunden bin ich total
Es ist dies eigentlich nur
fertig und muss ständig
eine
Schlucht
rasten und nur mit letz-
durch die ein Wildbach
ten Kräften und Über-
herabstürzt,
vom
windung schleppe ich
kommt.
mich weiter. Noch über
einem
tiefe
Ultargletscher
der
Wir
letzten
gehen
Ich kann das Tempo
einen
Felsen
von Siggi nicht halten,
hoch und ich stehe auf
mir ist speiübel und ich
dem Hon Paß in 4200 m
muss hinter ein paar
Höhe.
Steinen scheißen. Nach dem Gewaltschiss geht's mir aber besser und als wir nach zwei Stunden am Gletscher ankom-
Der Ausblick ist atemberaubend. Tief unter uns
liegt
das
grüne
Hunza Tal und direkt vor uns auf der anderen
23 Seite des Tales ragt das
chen uns an den Ab-
Rakaposhi Massiv mit
stieg. Auf halber Strek-
wilden Eis- und Fels-
ke kommen wir zum
flanken in den Himmel.
Lady Finger Restaurant.
Ganz klar sehen wir die
Es besteht aus einem
Hängegletscher
Kochzelt
und
und
zwei
Seraces an der Nordsei-
Schlafzelten und eini-
te des Achttausenders.
gen Steintischen. Der
Daneben
die
Wirt ist sehr freundlich
zwei Schneepyramiden
und bei ein paar Tassen
von Diran Peak und
Milchtee erklärt er uns
Golden
beide
die umliegenden Berge.
auch über 7000 Meter
Wir rasten in der Sonne,
hoch. Siggi und ich sind
bestaunen die Felsnadel
ganz beno mmen
von
Lady Finger, den Hunza
der Schönheit und Grö-
Peak und den Ultar
ße der Berge. Vergessen
Peak mit mehreren Gip-
sind die Anstrengungen
feln. Der weitere Ab-
des Aufstiegs.
stieg durch die enge
stehen
Peak,
Schlucht ist sehr anWir essen unsere letzten Kekse, trinken das restliche Wasser und ma-
strengend und wir hören mehrere Detonationen.
24 Im Hotel angekommen
Tag liege ich im Schlaf-
waschen wir uns mit
sack und dämmere vor
eiskaltem
Gletscher-
mich hin. Siggi versorgt
wasser und pflegen die
mich mit Wasser und
zerschundenen Füße.
Cracker.
Am Abend treffen wir
Kreislauf
in einer Suppenküche einige Holländer, die
Die
uns erzählen, dass in der
schlagen an und mir
Schlucht ein Felssturz
geht es etwas besser.
war,
Medikamente
der
durch
die
Aber nach einem kurzen
Sprengung
eines
Be-
Spaziergang reißt mich
wässerungskanals
aus-
mein Kreislauf ins Bett.
gelöst wurde.
Magenkrämpfe
Ich fühle mich hundeelend und sehe auch so aus.
Ich habe akuten Reise-
Von
durchfall und Mage n-
nach Passu
Karimabad
krämpfe, ständig muß ich aus Klo und "fezze
Heute geht es mir wirk-
ban Orsch". Den ganzen
lich besser und wir pak-
25 ken und verlassen zu
How many girlfriends
Fuß
do you have ?
Karimabad.
Kleinbus
nimmt
Ein uns
gratis bis nach Ganesh
How often do you fuck ?
mit. Dort warten wir
"De Burschn hom di
keine 10 Minuten und
pluase Nuat" sogt do
ein Bus hupt und nimmt
Siggi zi mir.
uns mit. Es ist ein Schulbus voll mit Stu-
Wir unterhalten uns mit
denten aus Kashmir die
den Studenten und Siggi
zum Kunjerab Paß un-
gibt ihnen eine Kassette
terwegs sind.
mit Technomusik und tanzt im Bus zu Fire
Sofort herrscht ein Ge-
von Scooter. Das pure
dränge wer sich zu uns
Chaos herrscht.
setzen darf und wir werden mit Fragen be-
Kurz vor Passu hält der
stürmt.
Bus und wir machen Fotos von der Klasse
Where do you come
und tauschen Adressen
from ?
aus. In Passu setzt uns der Bus ab und wir su-
26 chen uns eine Unter-
Der nette ältere Mann
kunft.
vom gestern macht uns Tee und Brot mit Mar-
Borit Lake
melade und wir brechen
Morgens starten wir zu Fuß zum Borit Lake. Es ist sehr heiß und wir haben etwas Mühe den Weg zu finden. Nach einigen Stunden Marsch durch leicht ansteigende Geröllfelder
erreichen
wir den See. In einem einfachen Gasthaus bekommen wir zwei Betten und etwas zu essen. Schon um 7 Uhr abends sind wir im Bett und schlafen.
in Richtung Hussaini auf. Auf einer Hängebrücke überqueren wir den Hunza River. Der Weg führt über lange Geröllfelder nach Zarabad. Das Dorf ist verlassen und wir suchen den Weg bis zu einer weiteren
Hängebrücke
die uns nach Ashvendan und zurück nach Passu führt. Es ist sehr heiß und beide sind wir müde und durstig. Siggi geht es schlecht und er
Dörfer im Hunza
klagt
über
Brennen
Tal
beim Wasserlassen. Am
27 späten Nachmittag sind
aber auffällt sind die
wir wieder in Passu.
Kinder mit schwarzen,
Siggi fällt total fertig ins
blonden und roten Haa-
Bett und schläft sofort.
ren.
Passu
Sust
Heute ist es recht kalt
Wir fahren von Passu
draußen. Siggi hat noch
nach Sust weiter. Im
immer Probleme mit der
Mountains Refuge Hotel
Blase und muss ständig
bekommen
auf‘s Klo. So bleiben wir
Betten
im Schlafsack, lesen und
und dürfen in einem
fressen Chips und Kekse
anderen
und rasten richtig. Am
Zimmer warm duschen.
Nachmittag streune ich
Siggi
in Passu herum. Die
schlecht. Er hat starke
Siedlung
aus
Schmerzen und Blut im
einer Hand voll Stein-
Harn. Ich überlege schon
hütten und die Leute
ihn in die Geburtsstati-
sind sehr scheu. Was mir
on, die hier in der Nähe
besteht
wir
im
Dormitory
sehr
geht
zwei
teuren
es
sehr
28 sein müßte, zu bringen.
warten bis Siggi gesund
Siggi weigert sich aber,
ist. Dies zehrt an den
was ich auch verstehe.
Nerven, denn wir müs-
Somit pumpe ich ihn mit
sen in zwei Tagen aus-
Antibiotika
reisen weil sonst unser
und
Tee
voll.
Visum ungültig wird.
Das Dorf Sust besteht
Das
nur aus ein paar Häuser
neben Siggis Urethr itis,
und kleinen Geschäften.
ist das Essen. Wir kön-
Etwa
Kilometer
nen beide keinen Reis
weiter sind ein NATCO
und Dhal mehr sehen. So
Büro, der Zoll und die
probieren wir alles was
Ein- und Ausreisebehör-
wir kriegen können. A-
de.
ber es gib nur Cracker,
zwei
größte
Problem,
Zwiebeln und Tomaten.
Über Warten an der Grenze Wir sind noch immer in Sust aber wir müssen
die
Grenze
nach China - Tashkurgan Siggi geht es wieder recht gut und wir sind
29 froh, dass wir von hier
Die Straße auf den Kun-
abreisen
jerab Pass ist eng und
können.
Der
Bus holt uns sogar im
Steinschlag
Hotel ab. Mit im Bus ist
Immer wieder müssen
eine Gruppe Holländer
wir bei Kontrollposten
und mit ihnen zusammen
die
erledigen wir die Grenz-
aber die Soldaten sind
formalitäten. Am Zoll
recht
werden wir alle gefilzt.
Landschaft entlang der
Rucksäcke auf, Wäsche
Straße ist wunderschön
heraus, an den Medika-
herbstlich und langsam
menten wird geschnü f-
kommen wir immer hö-
felt und nach Hasch ge-
her. Noch einige Serpen-
sucht. Die Frauen müs-
tinen und wir haben den
sen sogar zur Leibesvisi-
letzten
te
eigenen
„Point Zero“ hinter uns.
Raum. Danach geht es
Oben auf dem Pass, auf
relativ schnell weiter.
4730 m Höhe, halten wir
Die Pässe werden kon-
an und steigen aus.
in
einen
Pässe
gefährdet.
vorzeigen,
freundlich.
Die
Kontrollposten
trolliert und gestempelt und ab geht's.
Einige chinesische Soldaten kommen von der anderen Seite der Grenze
30 herüber und einer von
ten auf Pferden treiben
ihnen steigt bei uns im
Esel und Kamele zu-
Bus ein und wir fahren
sammen.
bis zum ersten chinesische Nach
Kontrollposten. einem
freundli-
chen „Welcome in China" werden die Reisepässe kontrolliert und
Am späten Nachmittag sind wir in Tashkurgan. Hier ist die eigentliche Einreisekontrolle.
Wir
müssen einige Formulare ausfüllen, die Ruck-
die Fahrt geht weiter.
säcke werden geröntgt Wir
fahren
der
und danach werden wir
von
mit einem Bus in ein
Strommasten flankierten
Hotel gekarrt. Das Tik-
Straße über das 4000 m
ket für die Weiterfahrt
hohe
Pamirplateau.
nach Kashgar kaufen wir
Links und rechts der
gleich im Bus für 77
Straße sind Graßebenen
Yuan. In Tashkurgan ist
bis an den Horizont.
alles ziemlich teuer, was
Darauf weiden Herden
wir auch gleich merken
von Schafen und Ziegen.
als wir 60 Y für Gemüse
Jurten stehen verstreut in
mit
der Landschaft und Hir-
Aber aus solchen Feh-
schnurgeraden
auf
Fleisch
bezahlen.
31 lern lernt man, "Zuerst
sind noch immer auf
fragen und dann bestel-
3800 m Höhe.
len". Auf der rechten Seite
Oase Kashgar
des Hochplateau sieht man den gewaltigen Eis-
Am Morgen versuchen
panzer des 7546 m ho-
wir in der Nähe des Ho-
hen Muztagh Ata und
tels etwas Essbares auf-
später sehen wir auch
zutreiben. Frauen ver-
den Kongur mit 7719 m.
kaufen
hartge-
Wir halten am Karakul
kochte Eier und eine Art
See und machen eine
"Gipochns". Wir kaufen
Pause, vertreten uns die
etwas
es
Füße und weiter geht’s.
schmeckt recht gut. Wir
Die Straße fällt nun ste-
warten vor dem Hotel, es
tig ab und immer wieder
ist sehr kalt aber der Bus
steigen Leute zu oder
muß erst repariert wer-
aus. An einem Polizei-
den. Um halb neun fa h-
posten müssen wir alle
ren wir endlich ab. Der
aus dem Bus zur Paß-
Bus hat sichtlich Mühe
kontrolle. Hier verkau-
kleine
zu
fen Kinder "Türschtlan"
wir
mit scharfer Gemüsefül-
Bauzi,
davon
und
Steigungen
überwinden
denn
32 le. Endlich etwas An-
auf den Buckel, den Lo-
ständiges
Magen.
nely Planet in die Hand
Weiter geht die Fahrt
und zu Fuß gehen wir
und wir kommen durch
zum Seman Hotel, einer
das Tarim Becken. Eine
berühmten Travellerab-
Steinwüste, flach soweit
steige. Dort treffen wir
das Auge reicht. Siggi
die
und ich sind ziemlich
Schweizer-Radler,
fertig und freuen uns
wir schon seit Gilgit
sehr als wir am späten
kennen. Am Abend ge-
Nachmittag
Dorf
nießen wir in John's Ca-
Upal halten. Hier gibt es
fé Hühnchen in Honig,
Obst und frisches Brot.
Rindfleisch mit Pfeffer-
Wir kaufen uns eine
schoten und dazu ein
Wassermelone und set-
kühles chinesisches Bier.
zen
uns
im
im
unter
einen
Baum und essen.
Australier-
Kashgar,
und die
Marco
Polos Raststation Vorbei an Feldern mit Reis,
Baumwolle
und
Am Morgen gehen wir
Mais erreichen wir die
zum
Oase
Wir
versuchen Busfahrkarten
nehmen die Rucksäcke
nach Turfan zu kaufen.
Kashgar.
Busbahnhof
und
33 Es gibt einen großen
westlichsten Zipfel von
Auflauf
Schalter,
China und näher bei
zwei Busfahrer streiten
Moskau als bei Peking
sich um uns und schließ-
sind
lich werden wir fast in
„Schaug la dasse widdo
einen Bus hinein ge-
zrug finsch !“
am
und
er
meint
schleift. Nach langem Hin und Her sind wir uns über den Fahrpreis und über die Abfahrtszeit einig.
Am Nachmittag gehen wir auf den Bazar rund um die Moschee. Es gibt so viel zu sehen in der Stadt, in der auch Marco
Auf dem Rückweg durch
Polo Rast machte. Wir
die Stadt kommen wir an
lassen uns in der Menge
der Telecom Cina vorbei
treiben, sehen den ver-
und ich versuchen da-
schiedenen
heim anzurufen. Dort ist
kern zu und ich koste
es 7 Uhr in der Früh und
immer wieder verschie-
Paul hebt ab.
dene Gerichte bei den
Handwer-
Straßenköchen. Sofort fragt er „Woi bischen iz ?“ Ich erkläre ihm, daß wir zur Zeit im
Sonntagsmarkt
34 Nach dem Erledigen der
Nach einem herrlichen
Post versuchen wir zwei
Frühstück im Oasis Ca-
Räder zu leihen. Dazu
fé` suchen wir uns ein
brauchen wir den ganzen
Taxi zum Busbahnhof.
Vormittag weil wir von
Ein kleiner Luxus den
einem Ort zum anderen
wir uns gönnen aber die
geschickt werden. Am
schweren
Nachmittag gehen wir zu
durch die Stadt schlep-
CITS
und
pen ist wirklich kein
dort
endlich
bekommen unsere
Rucksäcke
Zuckerschlecken.
Am
Fahrräder. Wir radeln
Busbahnhof finden wir
durch die Stadt hinaus
auch gleich den Ticket-
zum Abakh Hoja Grab
verkäufer von vor zwei
und zum Platz wo der
Tagen. Ich handle den
Sonntagsmarkt
Preis noch schnell um 20
abgehalten
wird.
Die
Y
herunter
und
wir
Plätze
in
Grabstätte ist sehr schön
bekommen
und ähnelt etwas dem
einem klapprigen Bus
Taj Mahal in Indien.
mit
An
der
Taklamakan
Wüste
kle inen
engen
Sitzen. Was nun die nächsten
34
Stunden
folgt ist ein Abenteuer für sich.
35 Nach einer Stunde bleibt
len, aber bald haben wir
der Bus wegen eines
wieder eine Panne.
Problems am Motor stehen. Nach zwei weiteren Stunden Fahrt werden wir von der Polizei gestoppt. Weder das Verhandeln noch die Bestechung mit Geld und Zigaretten helfen gegen die Willkür der Polizisten. Der
Busfahrer
steigt
resignierend in den Bus ein und fährt in eine kleine Stadt zurück um einige Papiere im Busbahnhof abstempeln zu lassen. Es geht wieder weiter und der Busfahrer scheint
die
verlorene
Zeit mit einem Höllentempo aufholen zu wo l-
Die
Straße
führt
am
Rand der Wüste Taklamakan entlang, immer geradeaus endlose
durch Stein-
eine und
Sandeinöde. In kleinen Dörfern halten wir an und bekommen Nudeln mit scharfem Gemüse. Die Uiuguren und Chinesen im Bus betrachten uns neugierig und helfen uns beim Bestellen des Essens. Sie zeigen uns was wieviel kostet und amüsieren sich über unsere Art mit Stäbchen zu essen.
36 Ein Ereignis der beson-
Nach Mitternacht passie-
deren Art sind die To i-
ren wir Aksu und wer-
letten bei den Rastplät-
den von der Polizei ge-
zen. Eine Grube mit ei-
stoppt. Ein Mann in Zi-
nem Lattenrost darüber.
vil stürmt in den Bus,
Darauf hockt man ge-
schreit und fuchtelt wild
meinsam mit mehreren
herum. Die anderen Mit-
anderen
Klobenutzern.
fahrer hüpfen fast von
In einer Hand das Toilet-
den Sitzen und drängeln
tenpapier, mit der ande-
aus dem Bus. Als der
ren Hand die Hose ha l-
Polizist uns sieht werden
tend, versucht man, ohne
wir aus dem Bus gezerrt
das
zu
und in einen anderen
verlieren, sein Geschäft
Bus hinein geschoben.
zu verrichten. Der Vor-
Siggi und ich wissen
teil dieser Einrichtung
nicht was los ist und
ist, daß man eine gute
protestieren
Aussicht auf die nähere
Ich laufe zurück um un-
Umgebung hat und ei-
ser Gepäck zu holen.
nem ein laues Lüftchen
Man befördert uns in
ums Gesäß streicht.
den wartenden Bus und
Gleichgewicht
lautstark.
weiter geht die Fahrt. In
37 der letzten Reihe sind
vom Bus und versuche
noch zwei Plätze frei
zu schlafen. Im Bus wird
und wir setzen uns hin.
es ziemlich kalt weil die Ventilation auf vollen
Nach einigen Minuten hält der Bus wieder an, draußen stehen Polizisten und mehrere Lastwagen.
Der
Chinese
Touren läuft. Das Eis auf dem Dach schmilzt und das Wasser läuft über die Fenster in das Innere des Busses.
neben mir macht das Fenster auf und sofort
Endlich
schreit ein Polizist und
grauen halten wir an und
alle Fenster werden zu-
einige Leute steigen aus
gemacht und die Vor-
und wir bekommen ei-
hänge
gezogen.
nen bequemeren Sitz-
Durch einen Spalt beo-
platz. Wir lehnen uns
bachten wir wie ein gro-
zurück und dösen unr u-
ßer Sack auf das Bus-
hig. Der Bus rast über
dach gehoben und mit
die schnurgerade Straße
großen Eisblöcken zu-
durch die Einöde in die
gedeckt wird. Nun geht
aufgehende rote Sonne
es endlich weiter. Ich
hinein. Nun sehe ich
sitze im hintersten Eck
auch warum es der Bus-
zu
bei
Morge n-
38 fahrer so eilig hat. Vorne
Lake vorbei, die Straße
auf einer Pritsche liegt
steigt wieder an und
ein Mann mit einem
wird kurviger. Der Junge
Unterschenkelbruch,
er
neben uns kotzt die Nu-
schwitzt und ist leiche n-
deln und die Kerne des
blass und bis ins nächste
Granatapfels, die er bei
Krankenhaus
es
der Rast vorher hinun-
über tausend Kilometer.
tergeschlungen hatte. Es
Ich gebe dem Mann der
stinkt
nach
Erbroche-
sich um den Verletzten
nem,
nach
Schweiß,
kümmert ein Schachtel
nach
mit
Füßen und die Chinesen
einem
sind
starken
Schmerzmittel und ver-
rauchen
suche zu erklären wie
stengel.
ungewaschenen
ihre
Glimm-
viele Tabletten er ihm geben darf. Auf dem Dach liegt noch immer der große Sack, vielleicht ist da eine Leiche drinnen?
Am Nachmittag sind wir in Taksu und steigen in einen kleineren Bus, den uns der Busfahrer sucht, um. Nach zwei weiteren Stunden kommen wir in
Wir fahren weiter, durch
Turfan, einer Oase die
Korla durch, am Boston
150 Meter unter dem
39 Meeresspiegel liegt, an und
versuchen
eine
Bleibe zu finden. Dazu
Turfan
brauchen wir über eine Stunde. Es ist schon
Nach
einer
ruhigen
dunkel und die Rucksäk-
Nacht
gehen
wir
ke werden immer schwe-
John's Café frühstücken.
rer. Schließlich finden
John’s Café ist in China
wir doch ein Zimmer,
eine Institution mit me h-
die Betten sind ein paar
reren Ablegern in ver-
Bretter mit einer dünnen
schiedenen Städten. Hier
Auflage und einem mit
treffen sich Rucksack-
Körnern gefülltem Kis-
reisende und tauschen
sen.
Erfahrungen aus.
In
einem
Restaurant
in
Wir ärgern uns mit den
Hühn-
Beamten im CITS Büro
chenwürfel mit Gemüse,
herum bis wir es scha f-
Tofu mit Frühlingszwie-
fen
beln,
Schweinefleisch
nach Lanzhou zu besor-
mit Austernpilzen und
gen. Zur Zeit sind wir
reichlich Bier, es ist ja
etwas in Eile weil wir
Samstag.
nach Lhasa wollen und
bestellen
wir
uns
Zugfahrkarte
40 nicht wissen wie lang
großen Haufen. Dazwi-
wir dazu brauchen. Des-
schen die Händler, Ein-
halb bleiben wir in Tur-
käufer, Frauen in bunten
fan
Kleidern und schmutzige
nur
zwei
Tage.
Nachdem wir bei CITS waren
schlendern
durch
die
wir
rebenüber-
wachsenen Straßen der Oase, genießen die Sonne und köstliche Wassermelonen. Am Nachmittag, Siggi hält sein Mittagsschläfchen,
stö-
bere ich auf dem Bazaar
Kinder.
Nach Xinging Am Morgen müssen wir zu CITS um unsere Zugfahrkarten zu holen und dann auf die Bank. Solche Dinge brauchen in China viel Zeit.
herum. Ich bin fasziniert
Später essen wir in ei-
vom Flair des Marktes.
nem
Manchmal ist es wirk-
und unterhalten uns mit
lich wie in tausend und
der
einer Nacht. Teppiche
und sie erzählt uns, dass
und Stoffe in allen Far-
ihr eigentlich nur der
ben, Gewürze, Nüsse,
Tisch und der kleine
Datteln und Rosinen in
Schnapsladen
Straßenrestaurant
jungen
Besitzerin
gehört.
41 Das Essen kommt von
tesaal. Wir gehen hinein
der Garküche nebenan.
und ein junger Chinese erklärt uns, dass wir fünf
Am späten Nachmittag holen wir unsere Rucksäcke und gehen zum Busbahnhof. Um 7 Uhr fährt der Bus nach Daheyan. Die Fahrt durch die
staubigen
Turfans,
Straßen
vorbei
an
Weingärten und kleinen Äckern und durch die Wüste dauert eineinhalb Stunden.
len müssen. Dafür gibt es Fernsehen, nur der Strom fällt ständig aus, Gepäckbewachung
und
durchgesessene Polstersessel. In der Zwische nzeit hat Siggi auch schon ein Lokal gefunden. Essen ist eine unserer Lieblingsbeschäftigungen und verkürzt das War-
In Daheyan ist es stockdunkel und wir stolpern, den Leuten folgend zum Bahnhof.
Yuan fürs Warten beza h-
Dieser
mensche nleer
ist und
schließlich führt uns ein Beamter zu einem War-
ten. Wir gehen hinein und die Besitzer schauen schon ganz verzweifelt aber mit viel Humor und der Speisekarte im Reiseführer bestellen wir Reis, Fleisch und Tee.
42 Der Strom fällt wieder
zwei
aus und es wird ein sehr
macht und Mus iker ist.
spezielles
Der Soldat ist auf dem
Candellight-
dinner.
Wochen
Urlaub
Weg nach Korla zu seiner Frau, die einen Sohn bekommen hat. Kurz vor 11 Uhr führt uns eine Angestellte mit weißer Schürze
und
weißem
Häubchen zum Eingang auf den Bahnsteig wo schon viele Leute warten. Wir und ein Gruppe japanischer Chinesischer Bahnhof
Touristen
werden auf den Bahnsteig gebracht und etwas
Im Wartesaal treffen wir
später kommen die Chi-
einen Japaner und einen
nesen
chinesischer
Zweierreihe nach. Der
Soldaten.
in
geordneter
Wir unterha lten uns in
Shanghajexpress
gebrochenen
Englisch
ein und nun wird ge-
mit den zwei und erfa h-
schoben und gedrängelt.
ren, dass der Japaner
fährt
43 Wie wild drücken sich
paar Chinesen reden und
die Leute in den Wag-
gestikulieren wild, weil
gon.
wir auf ihren Plätzen
Kein
Schwein
schert sich um die Sit z-
sitzen.
nummer oder Reservie-
kommt und wir werden
rung. Mit Glück finde
auf unsere Plätze, ganz
ich einen freien Platz
vor am Waggon beim
aber Siggi muss sich
Heißwasserboiler,
weiter hinten setzen. Der
bracht. Der Horror einer
Zug fährt ab aber der
33 stündigen,1891 km
Kampf
lange
um
Sitzplätze
und Gepäckraum geht
Der
Schaffner
Hardseat
ge-
vierte
Klasse Zugfahrt beginnt.
weiter. Nach einer Weile holt mich ein Soldat nach hinten zu Siggi, in die Mitte des Waggons. Der Zug hält und die Plätze neben uns werden frei. Wir machen uns breit und schlafen ein wenig. Plötzlich werden wir geweckt und ein
Die
Chinesen
haben
Gurkengläser, Blechhäfen oder kleine Thermoskannen mit und holen sich alle heißes Wasser, das sie mit Genuss schlürfen. Um das begehrte Nass zu bekommen müssen sie an uns vorbei. Auf den kleinen
44 engen Sitzen haben Eu-
proviant verstehen. Der
ropäer schlecht Platz und
junge Mann und der Opa
so strecken wir die Be i-
in unserem Sitz haben
ne in den Gang hinaus
jeder eine Menge hart-
und die Leute stolpern
gekochte Eier in einer
darüber. Wir versuchen
Plastiktasche mit. Es ist
zu schlafen, mit ange-
für sie kein Problem 10
winkelten Beinen den
Eier und ein großes Glas
Rucksack auf den Knien
heißes Wasser in sich
und den Kopf darauf
hinein zu stopfen und zu
gelegt. Es gelingt für ein
schütten. In den Bänken
bis zwei Stunden aber
neben uns sitzt eine jun-
sonst sind wir wach und
ge Frau, ein halbwüchs i-
jeder lehnt sich gegen
ger Junge und dessen
seinen Sitznachbarn und
Eltern. Der Vater, der
döst im Halbschlaf. Die
sich als Geschäftsmann
Nacht dauert sehr lange
ausgibt, hustet, schneuzt,
und am Morgen fängt
rotzt und spuckt auf den
die Lauferei um das he i-
Boden wie ein Schwein.
ße Wasser wieder an.
Unter ihren Sitzen haben sie zwei Sporttaschen
Hautnah erleben wir was Chinesen unter Reise-
mit Fressalien mit. Der
45 Junge ißt den ganzen
wasserspender
Tag und wenn der Zug
manche essen die trok-
hält, holt er sich bei den
kenen Nudeln auch ein-
Verkäufern
dem
fach aus der Verpak-
Nachschub.
kung. Nicht nur die Le u-
Einmal kommt er mit
te neben uns fressen was
zwei großen Flaschen
die Kiefer hergeben, der
Bier und 6 vakuumver-
ganze Waggon gibt sich
packten
Hühnerkeulen
einer Freßorgie hin und
zurück und verdrückt sie
der Abfall oder Speise-
auch sofort. Die Bierfla-
reste werden auf den
schen macht er mit den
Boden geworfen. Der
Zähnen auf und säuft sie
Typ neben mir, der ge-
in zwei Zügen hinunter.
rade dabei ist den Welt-
Zusätzlich zu den Eiern,
rekord im "Sonne nblu-
Sonnenblumenkernen,
menkernfressen" zu bre-
Erdnüssen, Bauzi, Obst
chen,
und Brot gibt es Instant-
und will nach Shanghaj.
nudelsuppen.
Ständig
Er entpuppt sich als Fan
drücken sich Leute mit
von westlicher Popmu-
den Suppenbehältern an
sik und möchte die Mu-
uns vorbei zum Heiß-
sikkassetten ständig auf
Bahnsteig
auf
ist
aber
Mechaniker
46 Siggis Walkman hören.
Besen oder Wischmopp
Als Gegenleistung be-
und scheucht mich auf.
kommen wir Obst und Um 10 Uhr Abends wir
Sonnenblumenkerne.
das Licht gelöscht und Auch wir werden beo-
alle legen sich auf und
bachtet und besondere
unter die Bä nke, Kopf an
Beachtung finden unsere
Kopf,
Reiseführer und das chi-
Arsch an Gesicht, kreuz
nesische
Sprachbuch.
und quer legt sich jeder
Die Bücher werden her-
so bequem wie möglich
umgereicht und wir ant-
hin. Ich schlafe wieder
worten auf Fragen so gut
nur wenig und bin um 4
wir können. Mit lesen,
Uhr wieder wach. End-
schauen und dösen ver-
lich nach 33 Stunden
geht der Tag.
sind wir am frühen Mor-
Fuß
an
Kopf,
gen in Lanzhou. Wir Nur der Waggonschaffner ist ein notorischer Bodenkehrer
und
-
wischer. Immer wenn ich halbwegs bequem sitze kommt er mit dem
steigen aus, winken und rufen „Zaijian“ und sind froh endlich angekommen
zu
sein.
„Bis
Shanghai sind es nochmals 35 Stunden ihr ar-
47 men Schweine“ meint
Die Versicherung kostet
Siggi.
uns 40 Yuan pro Kopf und um 9 Uhr sitzen wir
Auf dem Bahnhof versuchen wir vergeblich ein Zugticket nach Xinging zu bekommen. So beschließen wir einen Bus zu nehmen. Aber auf dem Busbahnhof sagt
in einem überfüllten Bus nach Xinging. Siggi und ich haben kaum Platz in den engen Sitzen aber schon nach einiger Zeit sackt mir vor Müdigkeit der Kopf auf die Brust.
man uns wir müssen eine
Reiseversicherung
Zuerst
gondeln
wir
abschließen. Es ist zwar
durch die Stadt und dann
nur ein Touristennepp
fahren wir über eine
aber trotzdem müssen
kurvenreiche
wir warten bis das Büro
durch die Berge.
Straße
des Western Travel Service um 8 Uhr aufsperrt. Das Büro ist in einem Luxushotel
und
so
kommen wir in den Genuss
eines
Sitzklos.
normalen
Im Bus ist es unheimlich laut und der Fahrer hupt ständig. Mir kommt vor, als würde die Hupe direkt in meinem Kopf sitzen. Alle paar Kilo-
48 meter halten wir an und
warten und Schlangeste-
Fahrgäste
aus
hen vor aber im Zug-
und ein und natürlich
bahnhof führt uns ein
wird immer und überall
dicke Beamtin zum ric h-
überholt. Diese "kami-
tigen
kazevollgaswoistmein-
quetscht mich in die
schutzengel"
Mitte der Warteschlange
dauert
steigen
Fahrerei
unendliche
7
Stunden.
Schalter
und
hinein. Die Schalterbeamtin
ist
auch
sehr
freundlich und es ist In Xinging suchen wir vergeblich nach einem billigen Hotel und quartieren uns in der Nähe des Bahnhofs ein, nach-
recht leicht auch ohne Englisch
oder
Chine-
sisch ein Ticket für den nächsten Tag zu bekommen.
dem man uns aus einer Luxusabsteige
hinaus-
Bahn und Bus
geworfen hat. Nun müsnoch
Nach 15 Stunden Schlaf
Fahrkarten für den Zug
sitzen Siggi und ich im
nach Golmud besorgen.
Hotelzimmer und schlür-
Wir
uns
fen heißen Tee, dazu
moralisch schon auf eine
gibt es Kuchen mit Lo-
sen
Weile
wir
uns
bereiten
warten
und
49 tuskernen und den Rest
Englisch, wenn wir Pro-
vom Obst. Wir schreiben
bleme haben, sollen wir
unsere Reisenotizen und
uns an ihn wenden auch
erkunden die Stadt. Auf
gibt er uns seine Wag-
den
gon- und Sitzplatznum-
kleinen
Märkten
bieten Frauen gekochte Ziegenköpfe
an,
auch
viele tibetische Händler bieten ihre Waren an oder tauschen sie gegen chinesische
mer.
Schleuder-
ware.
Beim Einsteigen wird wie immer geschoben und
gedrängelt
diesmal
drücken
aber und
schubsen wir uns auch zu unserem Platz. Im
Am späten Nachmittag
Zug werden wir bestaunt
gehen wir zum Zug-
und gemustert. Es ist
bahnhof und warten wir
manchmal richtig una n-
auf unseren Zug. Wir
genehm ein Fremder zu
stellen uns in die Warte-
sein. Besonders unsere
schlange für den Zug
Schuhe und Brillen fal-
603 nach Golmud. Ein
len auf aber auch unserer
Chinese in gepflegtem
Körpergröße und meine
Anzug kommt zu uns
behaarten Arme. Eine
und sagt in perfektem
ältere Chinesin mustert
50 mich genau und ich zie-
ren Platz und so hat je-
he den Kragen meines
der 2 Sitzplätze für sich,
Hemdes etwas herunter.
welch ein Luxus! Im
Als sie meine Brusthaare
Zug ist es saukalt ob-
sieht fängt sie fast an zu
wohl der Waggon mit
kreischen.
Steinkohle beheizt wird. Mit der Windjacke zu-
Mir ist schlecht, vielleicht war es der kalte Reis oder das Bier aus Kaffeetassen
?
Oder
gehört diese Kotzerei in den
öffentlichen
kehrsmitteln
Vereinfach
dazu ? Jedenfalls erbreche ich das ganze Zeug und nachher ist mir besser.
gedeckt lege ich mich hin und versuche zu schlafen. Um 1 Uhr in der Nacht wache ich auf, Siggi
zeigt
mir
den
Höhenmesser der 3800 m Höhe zeigt. Den Rest der Nacht bleibe ich wach und beobachte wie es langsam Tag wird und die Sonne am Horizont aufgeht.
Ein Zugpolizist schickt den alten Mann, der bei uns sitzt auf einen ande-
Der
Waggonschaffner
setzt sich zu uns, er kann Englisch schreiben und
51 lesen aber nicht sprechen
unter Kontrolle gehalten.
und wir erfahren, dass
Golmud ist der letzte
wir in der Nacht auf ei-
Stützpunkt der Chinesen
ner Höhe von 4000 m
vor
waren. Wir rattern durch
Hochebene.
die
endlose
ten im Nir gendwo steht ein einsamer Bahnhof oder eine Fabrik aber Dörfer sehen wir keine. Vor Golmud durchqueren wir einen Tagebau Pottasche,
tibetischen
Einöde,
flach wie ein Brett, mit-
für
der
riesige
Flächen sind überflutet und vergiftet. Wir erreichen Golmud am Mittag und gehen ins einzige Hotel dieses Kaffs. Die hier eintreffenden Ausländer werden so von der chinesischen Polizei
Am Nachmittag versuchen wir einen islamischen Bus nach Lhasa zu bekommen.
Ein
deut-
scher Globetrotter, den wir in Kashgar getroffen haben, hat uns erzählt, dass diese Busse billiger und ohne Trave lpermit zu bekommen wäre. Der Busfahrer verlangt aber 6000 Y von uns und so gehen wir doch zu CITS um ein Busticket zu kaufen. Der Typ im CITS Büro sagt uns das wir zu spät seien und bis Mon-
52 tag warten müssen. Aber
gen Wind, der durch die
zusammen
leeren Straßen fegt.
mit
einem
deutschen Pärchen und zwei Japanern stressen wir den Typ solange, bis er verspricht die Trave lpermits
zu
besorgen.
Das ganze Getue um Travelpermits ist eigentlich nur dazu da um den Touristen das Geld ab-
Nach Lhasa Am Morgen, draußen schneit
kommen
Heike und Dete in unser Zimmer und sagen uns, dass unser Travelpermit in Ordnung geht und der Bus
zuknöpfen.
es,
nach
Lhasa
pro
Kopf 1180 Y kostet. Im Am Abend gehen wir
Preis inbegriffen ist auch
durch Golmud und ver-
eine dreitägige Touri-
stehen warum der Reise-
stenführung in Lhasa.
führer schreibt, "From here to hell it is a lokal call". Hier gibt es nichts außer einigen Banken und Supermarkets, ein Hotel,
ein
Restaurant
und einen kalten staub i-
Es ist zwar ein horrender Preis, aber gegen die chinesischen Bürokraten kommen wir nicht an und zur illegalen Einreise auf der Ladefläche
53 eines Lasters fehlt uns
ein. Schließlich kommt
der Mut weil die Nächte
auch der Vorgesetzte ins
jetzt schon sehr kalt wer-
Büro und plötzlich geht
den.
es sehr schnell. Unsere Papiere werden ausge-
Am Vormittag versorgen wir uns mit Reiseproviant. Später warten wir in der Hotellobby auf den Typ von CITS. Aber der lässt uns warten und erst nachdem
er
in
füllt, abgestempelt und wir werden mit einem Jeep zum Bus gebracht. Die Chinesen wollen uns anscheinend so schnell wie möglich loswerden.
ganz
Golmud gesucht wurde
Der normale Bus, für
taucht er auf. Wieder
den wir bezahlt haben,
müssen wir verhandeln
ist aber schon abgefa h-
und
darauf
bestehen,
ren. So werden wir, ohne
dass
wir
weiterfahren
Aufpreis in einen Slee-
wollen. Der Beamte tele-
perbus
foniert eine Weile mit
Stockbetten im Bus sind
seinem Chef und mit den
lang genug aber nur ei-
Behörden
Lhasa.
nen Meter breit. Siggi
Wieder warten wir und
und ich machen es uns
reden auf den Beamten
so gemütlich wie nur
in
gesteckt.
Die
54 möglich.
Die
Schuhe
Morgen überqueren wir
hängen wir am Bettge-
den 5180 m hohen Ta n-
stell auf, die Rucksäcke
gula Pass. Einer der Ja-
klemmen wir ans Ende
paner und ein Chinese
der Pritsche und wir
sind
kriechen in den Schlaf-
übergeben
sack.
und
höhenkrank,
liegen
sich blaß
sie öfters und
schwach in ihrem Bett. Anfangs ist die Straße recht gut aber später kommen wir auf eine Schotterpiste mit vielen Schlaglöchern und so ist an Schlaf nicht zu denken. Die Straße steigt stetig an und wir fahren auf einem Hochplateau zwischen 4500 m und 5000 m. Im Bus ist es so kalt, dass unser Mineralwasser gefriert und ich schlafe mit Mütze und Handschuhen. Am
Langsam verlieren wir an Höhe und es wir wärmer. Die ersten tibetischen Gehöfte tauchen auf. Riesige Yakherden weiden rings um die weiß getünchten Siedlungen. Am Abend nach fast 30 Stunden Höllenritt erreichen wir Lhasa und werden vor dem Banak Shol abgeladen.
55
In Lhasa
hierher. Die Frauen mit Rasterzöpfen
in
ihren
Wir besuchen den Ja-
schwarzen
kong Tempel und beo-
mit bunten Schürzen, die
bachten
Treiben
Männer in dicken Jacken
rund um diesen he iligen
mit überlangen Ärmeln
Bezirk. Pilger mit Ge-
und roten Schnüren im
betsmühlen, rotzige Bet-
Haar.
telkinder die sich an die
tauchen neue Gesichter
Hosenbeine der Touri-
und Trachten zwischen
sten klammern, Markt-
den Ständen mit Gebets-
frauen
Silber-
schals auf. Siggi und ich
schmuck und Türkisen
scherzen und lachen mit
im Haar bieten ihre Wa-
den
ren an. Von einer Ter-
kaufen
rasse eines Restaurants
Handeln um den Preis
schauen wir auf den
auch
Marktplatz vor dem Ja-
Immer wieder schauen
kong Tempel und sind
uns die Tibeter an, la-
fasziniert von der Viel-
chen freundlich und grü-
falt der Waren und Men-
ßen "Tashi dele".
das
mit
Gewändern
Immer
wieder
Marktfrauen nach
einige
und
hartem
Sachen.
schen. Von überall in Tibet kommen die Pilger
Der Potala Palast
56
Heute schauen wir uns
rauch und legen die Ge-
den Potala Palast an.
betsschals in die Hände
Über eine steile Treppe
der
steigen wir zum Eingang
Auf dem Dach des Pota-
des Palastes und schlie-
la bleiben wir stehen und
ßen uns einer Gruppe
schauen über Lhasa, die
von tibetischen Pilgern
Sonne scheint flach über
an. Zuerst gehen wir
die Stadt und am Jakong
durch große Säle, die
Tempel steigen Weih-
von
ge-
rauchwolken auf. Von
schnitzten und bemalten
hier oben scheint der
Holzsäulen
getragen
Palast noch gewaltiger
werden. Es riecht nach
als vorher. Wir folgen
Weihrauch und Yakbut-
nun weiter den Pilgern
terlampen. In den Rä u-
und in diesem Strom aus
me stehen riesengroße
murmelnden
Buddhafiguren in golde-
gelangen wir in einen
ne Roben gekleidet. An
Saal mit einer großen
die Wänden sind wun-
goldenen
derschöne buddhistische
dieser nimmt uns ein
Bilder gemalt. Die Pilger
Mönch am Kopf, beugt
opfern Yakbutter, Weih-
uns unter die Statue und
gewaltigen,
heiligen
Figuren.
Le uten
Statue.
Vor
57 stößt uns mit den Wor-
zu drehen. Beide sind
ten "For the Dalai Lama
wir von der Stimmung
the only one -- tong" mit
und der tiefer Religiosi-
der Stirn an ein dicke
tät bewegt und faszi-
Messingplatte.
niert.
Weiter
gehen wir durch viele Räume
mit
Buddhas,
Mantras und Stupas der verschiedenen
Lamas.
Manchmal erklärt uns ein Mönch in gebrochenem Englisch die Bilder und Statuen. Nach einigen Stunden kommen wir an der Hinterseite des Potala heraus und folgen dem Pilgerweg rund um den Palast. In einer eigenartigen Versunkenheit
beginnen
Siggi und ich die vielen hundert
Gebetsmühlen
Kloster Ganden Mit einem CITS-Bus und einem chinesischen Führer, der nicht einmal die Straße kennt, fahren wir zum 45 km entfernten Kloster Ganden. Nur ein Teil der Straße ist asphaltiert, der Rest ist staubige
Schotterpiste.
Siggi und ich sitzen hinten und werden in den Schlaglöchern bis zum Dach hochgeknallt. Vor dem Dorf Dagze biegt die Straße ab und führt
58 in Serpentinen bis auf
stehen und die Tibeter
4400 m Höhe zum Klo-
stecken die Finger ins
ster. Es ist angenehm
Loch und fassen sich
warm und wir haben
dann in den Schritt und
klares Wetter. So be-
bedeuten uns dasselbe zu
schließen wir auf eine
tun. Schaden kann es ja
Bergkette, wo Gebets-
nie!
fahnen flattern, hinaufzusteigen. Nach einer Stunde sind wir oben, auf ca. 4800 m Höhe, Puls 170 und das Herz rast aber die Aussicht ist einfach unbeschreiblich. Beim Abstieg sehen wir zwei Mönche und einen anderen Tibeter auf dem Rundweg um das Kloster und folgen diesen. Bei einem großen Stein mit einem ausgehöhltem Loch bleiben wir alle
Wir umrunden das Kloster und kommen zu einer weißen Pagode mit goldenem
Dach
und
steigen dann zum Kloster ab. Viele der früher vom Militär zerstörten Gebäude werden neu aufgebaut und restauriert aber echtes Klosterleben fehlt. Jetzt aber wir das Kloster fast nur mehr als
59 Touristenattraktion ver-
die
marktet.
eines blauen Buddhas.
Hotel komme ich durch
Ich stehe früh auf und gehe allein zum Jakong Tempel. Noch ist der Platz leer und nur GeYakbutter
und Weihrauch werden verkauft.
Im
sind aber schon
Hände
Auf den Rückweg ins
Jakong Tempel
betsschals,
gefalteten
Tempel viele
Pilger und ich werde von einem Mönch in eine
kleine schmale Gassen mit alten Häusern. Die Eingänge bestehen aus großen Balken mit einer gewaltigen Tür. Dahinter liegt ein quadratischer Innenhof, Wänden
an
dessen
folkloristis che
Malereien sind. So dürfte das echte alte Lhasa ausgesehen haben.
wartende Reihe geschoben und komme so in
Kloster Deprung
einer Schlange Sutren murmelnder Tibeter in
Nach einem Luxusfrüh-
den Tempel hinein. Ich
stück
gehe durch die verschie-
Tee und einer großen
denen Räume und lege
Schüssel
meinen Gebetsschal über
leihen wir uns zwei Rä-
mit
schwarzem
Yakjoghurt
60 der und treten zum Klo-
antworten. Währenddes-
ster Deprung hinaus. Es
sen laufen die Novizen
ist ein sehr lebend iges
mit großen Kübeln mit
und originales Kloster
Yakbuttertee durch die
mit herrlichen Statuen
Reihen und die Mönche
und Wandmalereien. Im
rühren
Hauptgebäude steht ein
Schüsseln Tsampa an.
ca.12 m hoher Buddha
sich
in
ihren
der mit Blattgold be-
Im Flugzeug über
deckt ist. Er bewacht das
den Himalaya
Grab des Gründers des Gelbhauben Ordens. In
Fünf Uhr, wir müssen
der Versammlungshalle
raus. Nach einer kurzen
schauen wir einer Art
Morgentoilette
Messe zu. Die Mönche
schieren wir durch das
sitzen in ihren roten Kut-
kalte, finstere Lhasa zum
ten auf dem Boden und
CAAC Büro. Nur einige
der Abt geht zwischen
Taxis brausen hupend an
den Re ihen auf und ab
uns vorbei. Auf einem
und rezitiert laut Sutren,
offenen Lastwagen fa h-
auf die, die Mönche mit
ren tibetische Pilger und
einem tiefen Ohmmmm
werden
auch
mar-
prompt
vom chinesischen Mili-
61 tär gestoppt und alle
des Frühstückes landet
müssen absteigen.
auf oder unter dem Tisch und es wird geraucht als
Der CAAC Bus wartet schon und um 6 Uhr
gäbe es keinen Lunge nkrebs.
fahren wir ab. Siggi und ich glauben es kaum.
Nach den Gepäckkon-
Der Bus hat Heizung,
trollen und einigen Si-
Stoßdämpfer,
bequeme
cherheits-Checks sitzen
Sitze und es herrscht
wir im Flieger und 10
Rauchverbot. So verge-
Minuten nach den Start
hen die 1 1/2 Stunden
sehen wir im Süden den
Fahrt auf der breiten gut
Himalaja aufragen. Der
asphaltierten Straße bis
Flug dauert zwei Stun-
zum Flughafen schnell.
den und wir sparen 3 oder 4 Tage härteste
Wir setzen uns ins Flughafencafé und beobachten die Chinesen beim Essen. Es sind mordsmäßige Schweine. Sie rotzen und spucken auf den Boden, die Hälfte
Busfahrt. In Chengdu treffen
wir
auf
dem
Flughafen eine Tiroler Reisegruppe erstaunt
die
ganz
schauen
weil
wir uns alleine durchschlagen.
62 Wir suchen uns einen
gang an Jin River und
Bus und fahren in die
bummeln durch das hek-
Stadt, steigen um in ein
tische
Taxi und finden Sam's
besuchen einen taoisti-
Guesthouse for Back-
schen Tempel, sitze in
packers ziemlich schnell.
einem
Sam ist ein sehr fürsorg-
Mandarinen und pla u-
licher Gastgeber. Er or-
dern über Gott und die
ganisiert für uns Zugtik-
Welt.
Chengdu.
Park,
Wir
fressen
kets nach Beijing währen wir in Lynn's Café chinesisches Essen ge-
Nach dem Abendessen begleitet uns Sam zu einem Bus und sagt dem
nießen.
Fahrer wo wir aussteigen
Nach Beijing
müssen. Auf dem Bahnhof warten wir und wer-
Sam bringt uns am Mor-
den wie immer von den
gen die Hard Sleep Tik-
Chinesen
kets für den Zug 118,
Manchmal
der um 22:30 Uhr direkt
dieses Angestarre schon.
nach
abfährt.
Endlich fährt der Zug
Den Rest des Tages ma-
ein, wir schieben und
chen wir einen Spazier-
drängeln uns in unser
Beijing
angestarrt. nervt
uns
63 Abteil und besetzen un-
Nacht werde ich vom
sere Betten. Im Waggon
Schnarchen
stinkt
Bettnachbarn
es
nach
feuchter
alter
me ines geweckt
Bettwäsche,
und ich trete dem Chine-
nach kaltem Zigaretten-
sen mit dem Fuß ans
rauch und nach überla-
Schienbein,
steten
herrscht Ruhe.
machen
Toiletten. uns
für
Wir
dann
die
Nacht fertig und sehen erstaunt
was
chinesi-
schen Männer unter ihren Hosen tragen. Fast
Im Zug
alle habe dünne, grüne oder blaue Jogginghosen
Ein ganzer Tag im Zug
mit zwei weißen seitli-
mit Cracker, Obst und
chen Streifen an. Diese
Sprite. Die Landschaft
lange Unterhose stecken
zieht vorbei, Terrassen-
sie gewissenhaft hinter
felder, die Stadt Xian,
die dünnen langen Ny-
der heilige Berg Huns-
lonsocken.
han, viele klein Dörfer und immer wieder unbe-
Ich lege mich hin und
kannte Städte und Indu-
schlafe bald ein. In der
strieanlagen. Wir haben
64 nun Zeit unsere Reiseno-
an und fahren mit der U-
tizen zu schreiben und
Bahn bis Dongzimen.
denken über die Erleb-
Dort suchen wir den Bus
nisse der letzten Wochen
nach Simatai. In einem
nach.
überfüllten
Minibus
kommen wir bis Miyun, Die Chinesen im Zug trinken ihr heißes Wasser, essen Instantsuppen, harte Eier und Sonne nblumenkerne. Nach einer zweiten ruhigen Nacht, Hard Sleep Zugreisen ist ein wahrer Luxus, kommen
wir
am
frühen
steigen um und am Mittag sind wir in Simatai. Wir bezahlen 18 Y Eintritt zur großen chinesischen
Mauer.
Gleich
nach dem Eingang folgt uns ein 40jährige Frau, die uns führen und ihre Bücher und Postkarten
Morgen in Beijing an.
verkaufen will. Wir le h-
An der Chinesi-
nen ab, sie lässt aber
schen Mauer Um 6 Uhr stehen wir auf, ziehen die Bergschuhe und Windjacke
nicht locker und bleibt uns auf den Fersen. Das erste Stück der Mauer führt sehr steil aufwärts. Siggi legt ein mordsmä-
65 ßiges Tempo vor und die
Aussicht
Frau
und
Über das hügelige Land
keucht hinter uns her.
läuft die Mauer bis zum
Wir halten an und ma-
Horizont, wo man nur
chen Fotos, die Chinesin
noch die Wachttürme
hält uns ihre Bücher
erkennen kann.
schnauft
ist
grandios.
unter die Nase. Ich sage "mei ju" und wir gehen weiter. Die Mauer wird noch steiler und ein starker Wind wirft uns fast um, die Frau ist noch immer hinter uns. Wieder drehe ich mich zu ihr um und erkläre ihr, daß wir nichts kaufen. Nun scheint sie zu begreifen und geht, völlig außer Atem und wild schimpfend, zurück. Die Mauer ist ein giga ntisches Bauwerk und die
Die Mauer: Festung und Verbindungsstraße
66 Am späten Nachmittag
Hardrock Café Beijing.
sind wir wieder am
Im Paulaner Brauhaus
Parkplatz und nach har-
probieren wir ein sünd-
ten Verhandlungen fin-
teures
den wir auch eine Rück-
und als Abschluß wür-
fahrgelegenheit
gen wir noch eine große
deutsches
Bier
Pizza mit viel Ketchup
Beijing
im Pizza Hut hinunter.
Nach einem morgendli-
Es ist in Beijing nicht
che
und
leicht chinesisch zu es-
dünnem Café im Mac
sen. Die kleinen, nicht
Donalds, versuchen wir
auf Touristen eingestell-
einen Diafilm zu besor-
ten
gen. Dafür und um Geld
schon früh am Abend.
zu wechseln brauchen
Oft aber wird man in
wir den ganzen Vormit-
diesen Garküchen nicht
tag. So beschließen wir
beachtet oder die Ange-
heute einen Fastfoodtag
stellten verziehen sich in
einzulegen. Wir essen
die Küche. Nicht etwa
im Australian Kebbab
weil
ein Art Döner, später
sind, sonder eher aus
süffeln wir ein Bud im
Verlegenheit , weil sie
Hamburger
Lokale,
sie
schließen
unfreundlich
67 glauben den Sprachpro-
und der Wirt sein Geld
blemen mit den „Lang-
hatte,
nasen“ nicht gewachsen
sich freundlich um uns,
zu sein. Mit etwas Ge-
schenkte Tee nach, frag-
duld und mit viel Humor
te ob man noch Bier
ist es uns aber fast im-
möchte und wir wurden
mer gelungen unser Es-
nach den Essen bis auf
sen zu bestellen. Entwe-
die Straße begleitet.
der wir versuchten es
kümmerte
man
mit unserem Sprachfüh-
Auf dem Qianamen
rer, meist mit wenig Er-
Platz
folg oder wir gingen einfach in die Küche und
Am Morgen fahren wir
suchten unsere Speisen
mit der U-Bahn zum
aus. Den Preis für das
Qianamen
Essen ließen wir uns auf
dem 1989 die Studenten-
einen Zettel schreiben
revolte von Panzern nie-
um nach dem Essen kei-
dergewalzt wurde. Der
ne böse Überraschung zu
riesige Platz ist voll von
erleben. Sobald nun die-
chinesischen
se Dinge geklärt waren
mit farbigen Käppis, die
und wir am Tisch saßen
einer
Platz,
auf
Touristen
gleichfarbigen
Fahne folgen, auch viele
68 Ausländer sind hier. Das
Schildkröten und Weih-
Mao Mausoleum ist le i-
rauchfäßern. Besonders
der geschlossen und so
von den Marmo rreliefs
gehen wir vorbei an der
mit Drachenmotiven bin
Säule der Helden des
ich
Volkes, an der Halle des
sind die meisten Hallen
Volkes und am Natio-
leer und wenn etwas
nalmuseum zur Verbo-
drinnen steht, wir kräftig
tenen Stadt. Der Ein-
abkassiert. Am Nordtor
trittspreis ist wie üblich
kommen wir aus der
ein Vielfaches höher als
Verbotenen Stadt heraus
für Chinesen und wir
und gehen in den Behai
versuchen dem ganzen
Park. Auch hier sind
Trubel etwas auszuwei-
Unmengen von Besu-
chen.
Verbotene
cher, wobei uns beson-
Stadt ist eine architekto-
ders die verwöhnten und
nische
verhätschelten
Die
Meisterleistung
mit den vielen Hallen, riesigen Eingangstoren, den
geschwungenen
begeistert.
Leider
Kinder
auffallen.
Pandas
Dächer und den großen bronzenen
Löwen,
Heute besuchen wir den Zoo um Pandas zusehen.
69 Hier bezahlen wir zur
noch immer geschlossen
Abwechslung
keinen
und wir können Mao
Aufpreis für "Laoweis".
leider nicht besuchen. So
Der Zoo ist eine schöne
gehen wir ins naturhisto-
Parkanlage aber die Ge-
rische Museum mit prä-
hege sind deprimierend.
historischen Funden und
Betonierte Schaukästen
wirklich schönen Aqua-
ohne Auslauf für fast
rien. Der Hammer aber
alle Tiere, die meisten
sind die anatomischen
Tiere laufen wie psy-
Präparate. Ein Mann mit
chisch gestört herum und
abgezogener Haut, eine
seit wann brauchen Pan-
aufgeschnittene Fraue n-
das einen Schaukelstuhl
leiche, in der Mitte aus-
und eine Kinderrutsche ?
einander gesägte Köpfe,
Abschied mit Pekingente
sämtliche Organe und viel Anomalien sind in Formalin
konserviert
und ausgestellt.
An unserem letzten Tag in Beijing haben wir
Später, zum Entspannen
noch viel vor. Gleich in
gehen wir in den Tianan
der Früh gehen wir zum
Park
Mao Mausoleum. Es ist
melstempel
mit
dem und
Himder
70 Echomauer. Der kreis-
Nach all diesen Besic h-
runde
Himmelstempel
tigungen essen wir zum
ist ohne Zement und
Abschluss unserer Reise
Nägel gebaut und die
ein Pekingente, die sehr
drei Dächer sind mit
gut schmeckt.
blauen Kacheln gedeckt. Siggi probiert die Echomauer aus und sie funktioniert
wirklich.
Ein
anderes
Bauwerk
im
Park ist ein runde Pyramide mit drei Ebenen. Jede der Ebenen besteht aus einer Anzahl von Steinquadern die durch
Bevor wir mit der gnadenlos überfüllten UBahn ins Hotel zurück fahren drehen wir noch eine Runde auf dem beleuchteten
Qianamen
Platz. Copyright: Ulrich Messner
neun teilbar ist und auf der obersten Ebene ist
e-mail:
eine große runde Stein-
mailto:
[email protected] platte eingelassen, die das Zentrum der alten chinesischen Welt verkörpert.