CUBA
Cuba erleben. Der Internet-Reiseführer Reinhard Fiedler, Jörg Jakobs Alle Rechte liegen bei Web Travel Guide. Das Verwenden auch einzelner Ausschnitte bedarf immer der schriftlichen Genehmigung. Kontakt:
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CUBA Inhaltsverzeichnis: Willkommen.................................................................. Geschichte.................................................................... Land....................... Land............................................. Klima............................................ Flora............................................ Fauna.......................................... Leute...................... Bevölkerung................................ Religion....................................... Mentalität..................................... Kultur...................... Bildung........................................ Musik........................................... Architektur................................... Literatur....................................... Film.............................................. Wirtschaft...................................................................... Politik...................... Staatsform................................... Fidel Castro................................. Che Guevara............................... Orte........................ Route 1........................................ Route 2........................................ Route 3........................................ Route 4........................................ Route 5........................................ Tipps von A bis Z......................................................... Rum........................ Geschichte.................................. Herstellung.................................. Drinks.......................................... Essen und Trinken. Essen.......................................... Trinken......................................... Das Tagebuch des Kolumbus...................................... Abgesang auf die Revolution........................................ Zigarren.................. Geschichte.................................. Herstellung.................................. Marken......................................... Süsser Saft im Zuckerrohr...........................................
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CUBA Willkommen auf Cuba »Königin der Antillen, Deine smaragdfarbenen Gewässer glitzern in der tropischen Sonne. Du wäscht Deine felsigen Füße in zorniger Gischt. Wo Du Deine goldenen Strände ausbreitest, umspülen sanfte Wellen Deine Küsten, leise murmelnd, aber mit südlicher Schwärmerei ...«. So schwärmte 1871 Samuel Hazard. Häuserfassade in Trinidad
Durch die Jahrhunderte konzentrierten sich Phantasie, Wunschdenken und Machtgelüste diverser Potentaten und harmloser Träumer, Hoffnung und Elend freiwilliger und unfreiwilliger Einwanderer auf die größte der Antilleninseln. Immerhin sind ihre Götter mit ihnen an Land gegangen. In Cuba hinge das Geld selbst in den Trauben, glaubten galizische Auswanderer, die zu Anfang dieses Jahrhunderts zu Hunderttausenden in der Hoffnung auf Arbeit ihre regenreiche Heimat verließen und ihr Glück in Cuba versuchten. »Alle träumten von Cuba«, und als sie die Augen aufmachten, stellten sie fest, daß Trauben hier kaum bekannt sind. Mit ein wenig Glück lernt man während einer Reise ein Land mit seinen Höhepunkten und Schattenseiten kennen und lieben, das weder ein Paradies ist noch eine Hölle. Eine relativ kleine Insel mit einer nicht gerade glücklichen Geschichte und Gegenwart, ein Schauplatz, an dem sich unterschiedlichste Kulturen miteinander vermischt haben, ein Land mit großen Naturschönheiten und vielen aufgeschlossenen Menschen, die neugierig sind, zu erfahren, wie es sich woanders lebt.
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CUBA GESCHICHTE 1492
1512
1512-15 1523 1548
1552 1570 1628
1700
1762-63 1791-92
1812 1848 1868-78
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Kolumbus entdeckt Cuba. Zu dieser Zeit leben etwa 100 000 indianische Ureinwohner auf der Insel. Die erste cubanische Stadt, Baracoa, wird vom spanischen Entdeckungsfahrer Diego de Velázquez gegründet. Gründung weiterer sieben Städte, darunter Sancti Spiritus, Trinidad, Santiago de Cuba und Batabanó, das spätere Havanna. Santiago de Cuba wird Hauptstadt. Beginn des Zuckerrohranbaus. Aufgrund der sinkenden Zahl der Ureinwohner führen die Spanier Negersklaven als Arbeitskräfte ein. Havanna wird Hauptstadt Die indianische Bevölkerung ist weitgehend ausgestorben. Pieter Pieterson Hey überfiel eine spanische Flotte und vergrub die Beute auf Kuba. Er lieferte die Vorlage für Stevensons Roman "Die Schatzinsel" Tabak ist Hauptexportartikel. Ausdehnung der Zuckerrohrplantagen und Beginn der Zuckerindustrie. Havanna wird von der englischen Kolonialmacht besetzt. Durch den Sklavenaufstand auf Haiti verlagert sich das karibische Zuckerzentrum nach Cuba. Mit dem aufblühenden Sklavenhandel vergrößert sich die Zahl der Schwarzen von 50000 um ein Mehrfaches und steigt bis 1860 auf 470 000. Der Zuckerexport wird zur wichtigsten Einnahmequelle der Kolonie.. Sklavenaufstand, der von den spanischen Kolonialtruppen niedergeschlagen wird. Der cubanische Zucker wird zu 40% in die USA verkauft. Erster Unabhängigkeitskrieg gegen die spanische Kolonialherrschaft unter Führung von Carlos Manuel de Céspedes und Antonio
CUBA 1886 1892 1895-98
1901
1908 1920
1924-33 1925
1934-44 1940 1944 1952
1953
1956
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Maceo. Aufhebung der Sklaverei. Erster Arbeiterkongreß unter Beteiligung der politisch radikalen Tabakarbeiter. Zweiter Unabhängigkeitskrieg unter Führung von José Marti, Antonio Maceo und Maximo Gómez. Die USA treten in den Krieg gegen die Spanier ein. Die Kolonialtruppen verlassen das Land. Cuba wird unabhängig. Die Cubaner räumen den USA auf deren politischen Druck hin ein Interventionsrecht auf der Insel ein, das in der Verfassung verankert wird und bis 1934 Gültigkeit hat. Verstärktes Eindringen von US-Kapital, das in den ersten Jahren der kubanischen Republik 75% des bebaubaren Landes und 40% der Zuckerproduktion in seinen Besitz bringt Gründung der Unabhängigen Partei der Farbigen als erster Arbeiterpartei. ,,Tanz der Millionen": Infolge überhöhter Weltmarktpreise für Zucker ein vorübergehender wirtschaftlicher Aufschwung. Herrschaft des Diktators Machados. Gründung der nationalen Gewerkschaft Cubas und der Kommunistischen Partei Cubas. Nach dem Sturz Machados erstes Regime des Diktators Batista. Schaffung einer neuen Verfassung mit bürgerlichen Freiheiten und Streikrecht. Wahlsieg der Gegner Batistas. Aussicht auf einen Wahlsieg bürgerlich-linker Kräfte, zu deren Kandidaten auch Fidel Castro gehört. Errichtung der zweiten BatistaDiktatur mit Hilfe der Armee. Mißglückter Aufstand der Rebellenarmee Fidel Castros in Santiago de Cuba (Sturm auf die Moncada-Kaserne). Landung von Fidel Castro, Raul Castro, Che Guevara und weiteren 79 Guerilleros mit der Yacht ,,Granma" westlich von Santiago de
CUBA 1959
1961
1962 1965
1968 1970 1975 1980
1981
1983
1985
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Cuba. Beginn des Feldzugs gegen Batista in der Sierra Maestra. Sturz Batistas durch den Sieg der Rebellenarmee und einen Generalstreik am 1. Januar. Fidel Castro wird Ministerpräsident. Wirtschaftsembargo der USA und Annäherung an die Sowjetunion und andere sozialistische Länder. Alphabetisierungskampagne senkt Analphabetismus von 24% auf knapp 4%. Abwehr der Invasion von Exilkubanern bei Playa Giron (Schweinebucht). Die USA brechen die diplomatischen Beziehungen zu Cuba ab. Cubakrise wegen der Stationierung sowjetischer Raketen, die wieder abgezogen werden. Neugründung der Kommunistischen Partei Cubas durch den Zusammenschluß aller politischen Organisationen, die die cubanische Revolution unterstützen. Che Guevara geht als Guerillero nach Bolivien und wird dort 1967 erschossen. Verstaatlichung der noch bestehenden privaten Kleinbetriebe. Zuckerrekordernte von 8,5 Millionen Tonnen. Die Bundesrepublik Deutschland und Cuba nehmen diplomatische Beziehungen auf. Über 100 000 Cubaner verlassen das Land. In Cuba finden Massenkundgebungen zur Unterstützung der Regierung statt. Mit dem Amtsantritt des neuen USPräsidenten Reagan verschlechtert sich das Klima zwischen Cuba und den USA zunehmend. Auf Drängen der USA wird Cuba vom Weltwirtschaftsgipfel ausgeschlossen. Die Invasion der USA in Grenada wird von Cuba aufs schärfste verurteilt. Die dort tätigen Cubaner kehren fast ausnahmslos nach Cuba zurück. Die cubanische Regierung erhöht ihren
CUBA
1986
1991
1996 1997 1999
2000
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Verteidigungshaushalt um 26%. Fidel Castro appelliert an die verschuldeten lateinamerikanischen Staaten, die Rückzahlung ihrer Schulden zu verweigern. In Havanna findet der 3. Parteitag der Kommunistischen Partei (PCC) statt. Der neue 5-Jahres-Plan sieht ein 4prozentiges Wirtschaftswachstum und eine Verbesserung der Versorgungslage der Bevölkerung vor. Durch den Zusammenbruch der Sowjetunion und die Auflösung der DDR verliert Cuba wichtige Partner in der Wirtschaft, Versorgungsengpässe und eine allgemeine Wirtschaftskrise sind die Folge. Cuba schießt zwei Flugzeuge von exilkubanischen Terroristen ab - die USA verschärfen die Blockade Beisetzung Che Guevaras nachdem dessen Leichnam in Bolivien entdeckt wurde Elian Gonzalez wird zum Politikum. Er war mit seiner Mutter aus Cuba geflohen. Die Mutter ertrank, der Junge wurde in Miami von Verwandten aufgenommen. Sein Vater fordert den Jungen Elian nun zurück. Amerika verbietet ihm die Rückkehr. Amerikanische Gerichte entscheiden, dass Elian wieder zurück zu seinem Vater darf. Unter grossen Protesten der Exil-Cubaner wird Elian aus dem Haus seines Onkels entführt und zu seinem Vater gebracht, der ihn -trotz hoher Summen, die beide zum Bleiben überreden sollten- wieder zurück nach Cuba bringt.
CUBA Fidel Castro kämpfte einst verbissen um seinen eigenen Sohn Warum sich Cubas Staatschef heute so vehement für die Rückkehr des Flüchtlingskinds Elián einsetzt
Der leidenschaftliche Einsatz des cubanischen Staatschefs Fidel Castro für die Rückkehr des derzeit in den USA lebenden Flüchtlingsjungen Elián González hat möglicherweise auch ganz persönliche Gründe. Vor mehr als vier Jahrzehnten war Castro in einer ähnlichen Situation wie Eliáns Vater, als er um das Sorgerecht für seinen erstgeborenen Sohn kämpfte. Damals wie heute beleuchtet die Auseinandersetzung um ein Kind die politischen und menschlichen Konflikte zwischen Exilcubanern und ihren in der Heimat lebenden Verwandten. Castro hatte kürzlich die «extremistische und terroristische Mafia von Südflorida» dafür verantwortlich gemacht, dass Elián noch immer in den USA ist. Die in Südflorida lebende cubanische Exilgemeinde verhindert nach Castros Worten Eliáns Rückkehr zu seiner «rechtmässigen Familie und Heimat». Als der junge Revolutionär Fidel Castro Mitte der 50-er Jahre wegen eines Anschlags auf eine Kaserne in Santiago inhaftiert war, so der Biograph Tad Szulc, reichte seine erste Frau Mirta D"az-Balart die Scheidung ein und siedelte mit dem fünfjährigen Fidelito, Klein-Fidel, in die USA über. Obwohl sie das Sorgerecht zugesprochen bekam, bestand Castro auf einer Rückkehr seines Sohnes nach Cuba. Castro, der Vater von insgesamt acht Kindern ist, schrieb damals an seine ältere Halbschwester Lidia: «Wer mir dieses Kind wegnehmen will, muss mich töten.» Nach seiner Freilassung aus dem Gefängnis ging Castro nach Mexiko, um sich auf einen Guerillakampf gegen die
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CUBA Cubanische Regierung von Präsident Batista vorzubereiten. In dieser Zeit überredete er Mirta D"az-Balart, den Jungen auf einen zweiwöchigen Besuch nach Mexiko zu schicken. Der Junge kam, und Castro liess ihn nicht mehr zurück, schreibt Robert E. Quirk in der Biographie «Fidel Castro». Wenig später wurde Fidelito bei einem Ausflug in MexikoStadt von drei bewaffneten Männern entführt. Seine Mutter floh kurz darauf nach Mexiko, um ihr Kind wieder abzuholen. Doch nach Castros Revolution 1959 kehrte Fidelito nach Cuba zurück, um bei seinem Vater zu leben.
Der heute 50-jährige Castro-Sohn studierte Atomphysik in der Sowjetunion und lebt jetzt mit seiner eigenen Familie in Havanna. Seine Mutter soll in Spanien leben. Ihr Neffe, Lincoln D"az-Balart, ein in Florida lebender Republikaner, setzte sich im aktuellen Streit um das Flüchtlingskind Elián für einen Verbleib des Jungen in den USA ein.
Elián hatte die Flucht in die USA überlebt, während seine Mutter und der Stiefvater ertranken. Der Junge wohnt nun beim Grossonkel in Miami. Der leibliche Vater fordert die Rückkehr Eliáns nach Cuba.
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CUBA LAND Cuba, die grösste Insel der Antillen, liegt direkt am Golfstrom zwischen dem nördlichen und südlichen Teil des amerikanischen Doppelkontinents am Eingang des Golfes von Mexiko. Im Norden ist sie 180 km von Florida entfernt, im Süden 140 km von Jamaika, im Westen 210 km von der mexikanischen Halbinsel Yucatan und im Osten 77 km von Haiti. Diese geografisch zentrale Lage hat die Insel seit jeher begünstigt.
Die Insel ist 1250 km lang und zwischen 31 und 191 km breit. Dazu gehören 4 Inselgruppen: Los Colorados, Sabana-Camaguey, Jardines de la Reina und Los Canarreos. Alexander von Humboldt hat den Umriss der Insel mit einem Krokodil verglichen. Als Eidechse, grün und lang, beschrieb sie der cubanische Nationaldichter Nicolas Guillen in einem Gedicht.
Ein Viertel des Landes ist gebirgig. Die höchste Bergkette, die Sierra Maestra, erreicht am Pico Turquino knapp 2000m. Die Bergregionen sind von grosser Bedeutung für die cubanische Wirtschaft, denn in den mittleren
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CUBA Höhenlagen wird zumeist Kaffee oder Tabak angebaut. Die höheren Bergregionen werden für den Abbau von Schwermetallen genutzt. Über 200 Flüsse, von denen keiner länger als 250 km ist, bewässern und begrünen das Land. Hier in den weiten Tallandschaften können jedoch selbst kleine Flüsse mangels schnellem Ablauf grosse Überschwemmungen während der Regenzeit hervorrufen. Um dieser Wasserflut Einhalt zu gebieten, und um das kostbare Gut als Trinkwasser nutzen zu können, wurden einige Stauseen von beachtlicher Grösse angelegt. In anderen Regionen macht man sich die Wassermassen auf andere Art und Weise nutzbar, indem Reisbau betrieben wird. Besonders an der etwas steileren Nordküste sind die Flussmündungen stark versumpft und von Mangrovenwäldern bewachsen. Den Namen "Zuckerinsel" brachte Cuba der Zuckerrohranbau ein, den man fast überall sehen kann. Ein guter Boden und warmes Klima garantieren hier nämlich gute Ernten.
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CUBA KLIMA Cuba liegt am Rand der tropischen Klimazone. Das Klima gilt als randtropisch wechselfeucht. Das bedeutet durchschnittliche Temperaturen im (europäischen) Sommer von 30°C in Havanna, an anderen Orten der Insel noch höher. Im Winter fallen die durchschnittlichen Temperaturen auf um die 18 !C. Es wurden an manchen Tagen aber auch schon 7 °C gemessen. Die Luftfeuchtigkeit ist konstant hoch, in der Regenzeit von Mai bis Oktober erreicht sie 82%. In den trockeneren "Wintermonaten", von November bis April, liegt die Luftfeuchtigkeit bei 77%. Die Sonne scheint in Cuba das ganze Jahr - im Juli und August liegt der Niederschlag mit 1200 mm etwas über dem Jahresdurchschnitt.
Im Osten der Insel, im Oriente, ist es immer etwas schwüler, heisser und trockener als im Westen. Von Mai bis November steigen Luftfeuchtigkeit und Niederschläge erheblich an. Dauerregen ist jedoch nicht zu erwarten. Von Juni bis Oktober ist auch die hurrikangefährdete Zeit, die wiederum heftige Überschwemmungen mit sich bringen kann. Wer in Cubas feuchtwarmem, subtropischen Klima auf Entdeckungsreise gehen will, packt am besten atmungsaktive, leichte Freizeitkleidung ein. Nur in ausgesuchten Restaurants erwartet man von den Herren Jackett und Krawatte, Frauen sind mit Sommerkleid, Hose oder Rock gut angezogen. Für den Aktivspass sollten
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CUBA Badesachen, eine Sonnenbrille sowie Sonnen- und Insektenschutzmittel ins Gepäck. Wanderer brauchen in Bergregionen festes Schuhwerk und warme Ausrüstung, weil hier die Temperaturen auf 5-14 °C absinken können.
FLORA Der spanische Missionar und Chronist Bartolome de las Casas berichtet, man habe, damals zur Zeit der Eroberung durch die Spanier, über die ganze Insel im Schatten der Bäume wandern können. Die 11 Mio. ha Waldgebiet, die damals die Insel begrünten, wurden jedoch bis zum Jahr 1900 um die Hälfte reduziert. Heute sind nur noch 18 % der Insel mit Wald bedeckt.
Trotzdem verfügt Cuba auch heute noch über eine reiche Pflanzenwelt und keine andere Antilleninsel kann sich einer gleich vielfältigen Flora rühmen. Über 8000 Pflanzen werden gezählt. Dazu beigetragen haben einerseits das fruchtbare Schwemmland, das der Golf von Mexiko an der Insel ablagerte und andererseits die Pflanzensamen, die Seevögel vom Amerikanischen Kontinent auf die Insel getragen haben.
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CUBA Auf der ganzen Insel vertreten ist die weit aufragende Königspalme (Roystonea regia), der Nationalbaum Cubas. Deren Holz, Rinde und Palmwedel werden zu Möbel, Dächern oder Flechtarbeiten weiterverarbeitet. Aus den Fasern des 25m hohen Guanabaums, der nur auf Cuba existiert werden Hüte geflochten, die oft auf Märkten angeboten werden. Ein wichtiger Wirtschaftsfaktor sind die etwa 24 Arten von Edelhölzern, die es auch heute noch auf Cuba gibt. Der ganze tropische Blütenzauber entfaltet sich zu Beginn der Regenzeit.
FAUNA Die Tierwelt ist mit ungefähr 13.000 unterschiedliche Landtiere verglichen mit anderen tropischen Ländern eher artenarm, hat aber trotzdem einiges Besonderes zu bieten. Dazu zählen die vom Aussterben bedrohten Spitzkrokodile oder die als "manatí" bezeichneten Seekühe, die wie die Krokodile ihre letzten Rückzugsgebiete in den Sümpfen der Zapata-Halbinsel haben. Dort kann man sie in einer eigene Farm beobachten. Anonsten sind sie fast völlig ausgestorben. Von den 14 auf Kuba vorkommenden Schlangenarten ist keine giftig. Die kubanische Schlank-Boa, die in Feuchtgebieten zu Hause ist, erreicht allerdings eine Länge von bis zu 4,5 m. Vogelkundler zählen 300 Arten von Vögeln auf der Insel. Auf der ganzen Insel verbreitet ist der Weisse Reiher, der in Symbiose mit den Rindern lebt. Auf dem Land wird man auch den unter Naturschutz stehenden aasfressenden schwarzen Rabenreiher sehen. Als Nationalvogel gilt der Tocororo mit seinen roten, weissen und blauen Federn, die Farben der cubanischen
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CUBA Flagge. Er stirbt in Gefangenschaft und gilt daher als Symbol des Freiheitsdranges. Von einer ganzen Reihe Tierarten findet sich auf Cuba die jeweils kleinste Ausführung. So z.B. der cubanische Zwergenfrosch (Eleutherodactylus limbatus) oder der Almiqui (ein langschnäuziger Insektenfresser und kleinstes Säugetier der Welt, die kleinste Fledermaus (Natalus lepidus) sowie der Zunzunzito, der kleinste Vogel der Welt (die Kolibriart Bienenelfe (Mellisuga helenae)), der entfernt mit unserem Kanarienvogel verwandt ist. Lästig sind auf jeden Fall die Myriaden von Moskitos in den Feuchtgebieten. Ähnlich unerschöpflich scheint der Reichtum der Unterwasserwelt: Neben Korallen, Muscheln und Schnecken können Taucher rund 900 Fischarten bewundern, die Hälfte davon ist essbar. Die weitgehend fehlende Industrialisierung hat zumindest den Vorteil, dass sich die Umweltverschmutzung in Grenzen hält. Mit der Einführung von Tetra Pak und Cola- und Bierdosen steht jetzt auch in Cuba das moderne Müllzeitalter vor der Tür.
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CUBA BEVÖLKERUNG Heute leben knapp über 11 Millionen Menschen in Cuba, damit hat sich die Bevölkerung in den letzten 50 Jahren nahezu verdoppelt. Gut ein Fünftel der Cubaner wohnt in der Hauptstadt Havanna. Der Anteil der städtischen Bevölkerung ist relativ gross und liegt bei über 70%. Seit der Machtübernahme Castros und dem Massenexodus in die Vereinigten Staaten hält sich die Wachstumsrate in Grenzen und liegt neuerdings bei unter 1%. Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt heute 77 Jahre, während zu Zeiten vor der Revolution die Lebenserwartung bei nur 55 Jahren lag.
Die cubanische Urbevölkerung bestand aus 3 Stämmen. Die Spanier setzten diesen jedoch schnell ein Ende, da sie der Meinung waren, man könne diese nicht in die neue Weltanschaunt integrieren. In der ersten Zeit wurde Cuba von den Spaniern lediglich als Knotenpunkt für die Handelswege benutzt. Erst im 17.Jahrhundert, als Cuba zunehmend durch Zuckerexporte Reichtümer erwirtschaftete, begann sich die Bevölkerungsstruktur weiter zu ändern. Über 1 Million afrikanische Sklaven wurden zum Arbeiten auf die Insel gebracht. Mitte des 19.Jahrhunderts kamen weitere billige Arbeitskräft aus China, Haiti und Jamaika. Ethnische Miderheiten gibt es heute auf Cuba nicht mehr. Die Bevölkerung lässt sich zwar noch ihrer Herkunft nach zuordenen, aber sie leben ohne Vorurteile zusammen. 70
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CUBA Prozent der Bevölkerung sind Weisse, 17 & Mestizen und Mulatten, 12 % Schwarze und 0,5 % Chinesen.
RELIGION Aufgrund der Tatsache, dass die Sklaverei erst relativ spät verboten wurde, sind die afrikanischen Einflüsse auf die Glaubensgewohnheiten der Bevölkerung noch relativ stark. Es finden sich noch viele Anhänger von afrocubanischen Kultgemeinden.
Dazu zählen z.B. die Santeria, die mit dem haitianischen Voodoo verwandt ist. Die Götterbeschwörungszeremonien heissen orishas und das Auffällige daran ist, dass ein einträchtiges Nebeneinander von christlichen Glaubenselementen und kultischen Götterzeremonien zelebriert wird. Der Kult wird in den christlichen Glauben integriert (und umgekehrt!). So kommt es vor, dass man bei den orishas eine Statue, die die Jungfrau Maria darstellt, neben einem Bild von Che Guevara und einer afrikanischen Gottheit wieder.
Jedoch auch der traditionelle christliche Glauben wird praktiziert, wobei der Papstbesuch 1998 sicherlich als entscheidender Einschnitt in der Entwicklung und Ausübung des katholischen Glaubens angesehen werden kann. Die
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CUBA Cubaner nahmen in Vorbereitung auf den Papstbesuch viel Nachhilfe, die zahlreiche Laien gaben. Sie waren jedoch nicht nur mit frommen Worten unterwegs, sondern gaben auch handfeste Unterstützung in Form von Nahrungsmitteln. Mit der Freilassung von mehreren hundert politischen Gefangenen sowie dem Zugang von Kirchenvertretern zu den staatlich kontrollierten Medien war ein erster Schritt zu einem Dialog zwischen Kirche und Regierung erfolgt.
MENTALITÄT Die Cubaner stehen den schönen Dingen im Leben sehr positiv gegenüber. Sie sind aufgeschlossen, diskutieren gerne, sind ausserordentlich gesellig und kontaktfreudig, eher extrovertiert als introvertiert.
Die Cubaner sind auch Fremden gegenüber sehr offen und wenig voreingenommen, man kommt leicht mit Ihnen ins Gespräch und wird oft erstaunt sein, wie gut man über Europa und Deutschland informiert ist, weit besser, als ein normaler Mitteleuropäer über Cuba oder Mittelamerika. Die Cubaner sind hilfsbereit und grundsätzlich grosszügig. Gerade dieser Charakterzug verblüfft den meist viel reicheren Tourist. Die Herzlichkeit, mit der das Beste geboten wird, das man im Haus hat, das Bemühen, dem Fremden zu helfen und die Sprachbarrieren zu überwinden, ist ein Erlebnis, das den eher misstrauischen Mitteleuropäer oftmals geradezu beschämt.
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CUBA Die Cubaner lieben ihre Kinder abgöttisch und nicht nur die eigenen. Die kleinen Cubaner geniessen absolute Privilegien. Die Engelsgeduld, das Verständnis und die Rücksichtnahme der Erwachsenen suchen ihresgleichen. Da die Kinder aber in Kindergarten und Schule zu Verantwortungsbewusstsein und Disziplin erzogen werden, trifft man selten auf verzogene und quengelige Kinder.
Die Cubaner legen grossen Wert auf gepflegtes Äusseres. Mit bescheidenen Mitteln versucht man, sich elegant und modisch zu kleiden. Im Widerspruch hierzu steht allerdings die Vorliebe der Cubanerinnen, sich mit Lockenwickler im Haar in der Öffentlichkeit zu zeigen. Alle Cubaner, egal welchen Herkommens oder welcher Hautfarbe, werden gleich behandelt. Hier gibt es keinerlei Unterschied zwischen den Menschen. Selbst der reichere Mensch hat keinen sozialen Vorteil. Zwar gibt es natürlich auch hier altüberlieferte Vorurteile, diese kommen aber heute im Leben nicht mehr zum Tragen.
Stellung der Frau Die Stellung der Frau hat sich in den letzten 30 Jahren grundsätzlich verändert. Inzwischen ist etwa die Hälfte der cubanischen Frauen berufstätig, für die jüngere Generation eine Selbstverständlichkeit.
Vor dem Gesetz ist die Frau dem Mann absolut gleichgestellt, in Wirklichkeit steht der machismo, der
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CUBA Männlichkeitswahn in lateinamerikanischen Ländern, der völligen Emanzipation noch im Wege. Die sich daraus ergebenden Probleme werden allerdings viel in Filmen und Theatern diskutiert. Immerhin ein Drittel der Regierungsangehörigen sind heute Frauen. An den Universitäten sind genauso viele Studentinnen wie Studenten vertreten.
Prostitution Vor der Revolution galt Havanna als Bordell Amerikas. Die Etablissements verschwanden 1959 ebenso wie die damaligen Sextouristen. Das revolutionäre und sozialistische Cuba war stolz darauf, dass keine Frau aus Armut gezwungen war, sich zu prostituieren. Diese bedeutende Errungenschaft geht zur Zeit wieder verloren. Gerade in den grösseren Städten wie Havanna, Santiago de Cuba und Varadero kann man die jineteras (Reiterinnen) und ihre Begleiter nicht mehr übersehen. Das westliche Warenangebot und die Aussicht auf das nötige Geld treiben viele, vor allem junge Frauen auf die Strassen. Verdienen sie doch dort mehr Geld in einer Nacht, als einfache Arbeiterinnen in einigen Monaten. Da Prostitution nach wie vor verboten ist, werden entsprechend knapp gekleidete Mädchen ständig von der Polizei kontrolliert. Sie müssen ihren Ausweis vorzeigen, über Funk wird kontrolliert, ob gegen sie was vorliegt und danach können sie normalerweise wieder weiterziehen. Es soll der Hinweis nicht fehlen, dass –wenn schonTouristen von sich aus daran denken sollten, sich und andere vor Krankheiten zu schützen. Kondome sind auf der Insel nicht immer erhältlich.
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CUBA KULTUR BILDUNG Dem Bildungswesen galt - neben dem Gesundheitswesen von Anfang an die besondere Aufmerksamkeit der cubanischen Revolution. So ist die gesamte Aus- und Weiterbildung für alle Menschen Kostenlos. Es besteht allgemeine Schulpflicht bis zur 9. Klasse. Die Schülerinnen und Schüler gehen ganztags zur Schule und müssen auch einige Stunden pro Woche Feldarbeit leisten. Die Alphabetisierungsquote beträgt momentan nach einer breit angelegten Kampagne im Jahr 1961 nach offiziellen Angaben 96,2 %.
Mit der Rekrutierung seiner alfabetizadores eröffnete Cuba neue Möglichkeiten der Alphabetisierung und gab seiner Kampagne den Charakter einer grossen kulturellen Volksbewegung. Das Volk sollte das Volk lehren. Das Lehrpersonal rekrutierte sich aus ausgebildeten Lehrern, die aber nicht ausreichend waren, um auch in abgelegene Gebiete zu gehen.
Die sogenannten alfabetizadores populares waren Männer und Frauen ohne besondere pädagogische Vorbildung. Die
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CUBA Schulen wurden für einige Monate geschlossen, die Kinder und Jugendliche in einem Lehrgang ausgebildet und in die entlegendsten Regionen des Landes geschickt, um hier mit den Bauern zu arbeiten und zu leben und ihnen Lesen und Schreiben beizubringen. Insgesamt wurden über 700.000 Leute ausgebildet. Die Weiterbildungsprogramme, die dieser Kampagne folgten, werden bis zum heutigen Tag fortgeführt. In Cuba führen alle Bildungswege, gleich ob Regelschule oder Erwachsenenbildungseinrichtung zum Besuch der Universität. An cubanischen Universitäten studieren heute ebenso viele Studenten wie Arbeiter, die sich hier in ihrer Freizeit weiterbilden. Nirgends führt Schulbildung in eine Sackgasse. Die cubanische Bevölkerung hat heute bei weitem den höchsten Bildungsstandard im Vergleich zu anderen Ländern der Region.
MUSIK Wenn es etwas gibt, das die cubanische Mentalität am besten wiederspiegelt, so ist es die Musik. Heute in aller Welt bekannte Musikstile wie Rumba, Mambo, Cha-ChaCha und Salsa haben ihren Ursprung in vier Grundelementen. Die Ur-Rumba ist eine der ursprünglich schwarzen Tanzformen, die in einem grossen Kreis zelebriert wird, aus dem sich einzelne Tänzer zum Tanzen herauslösen.
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CUBA Ausser Klanghölzern und Trommeln finden sich hier keine weiteren Instrumente. Unter Hinzunahme von melodischen Instrumenten entwickelte sich die heute kommerzialisierte Form des Rumba sowie weitere Modetänze wie der Mambo. Aus dem „Son“, der an einem Wechselgesang zwischen Sänger und Chor zu erkennen ist, entwickelte sich der heutige Salsa. Der „Danzon“ wurde lange Zeit von der Oberschicht nicht akzeptiert, ist heute jedoch der beliebteste Tanz in Cuba. Aus ihm entwickelte sich der Cha-Cha-Cha. Bei dem „Trova“ sangen reisende Sänger traurige und schöne Balladen. Die Texte wurden in der Zeit der Revolution thematisch verändert und als Propaganda gebraucht. Später fanden die Musiker wieder zu ihren ursprünglichen Themen zurück. Das, was Cuba-Reisende heute als cubanische Musik wahrnehmen, ist also eine Synthese afrikanischer Perkussion und Rhythmen mit spanischen Coplas und ihrer Instrumentierung. Der son ist dabei eindeutig der Publikumsliebling. "Erfunden" wurde er von den Zuckerarbeitern in Santiago in den 20er Jahren. Anfangs war er ein Stück für 3 Personen, begleitet von der spanischen und lateinamerikanischen (drei Doppelsaiten) Gitarre. Claves und maracas bildeten den Rhythmus.
Erst mir der rasanten Verbreiterung des Sons kamen auch mehr Instrumente hinzu: der Holzbass, Bongos, die Marimbula (Resonanzkörper mit Metall-Lamellen) und in den 40er und 50er Jahren Trompeten aus der amerikanischen Bigband-Tradition. Die Meister des son, der 80-jährige Pianist Ruben Gonzalez, Ibrahim Ferrer, Compay Segundo und Kollegen,
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CUBA touren seit ihrem Erfolg mit dem Buena Vista Social Club durch die gesamte Welt und feiern riesige Erfolge.
ARCHITEKTUR Die "bohios", wie die aus Lehm und Holzstäben erbauten indianischen Hütten heissen, haben nur als bevorzugte Architektur für Touristenrestaurants und Bungalows überlebt. Cuba verfügt aber glücklicherweise über eine Vielzahl von Baudenkmälern aus der Kolonialzeit und der Zeit der "Pseudo-Republik" (bis 1959). Besonders hervorzuheben sind hier natürlich die Altstädte von Havanna und Santiago im "Oriente" mit durchgehendem Altbaubestand - allerdings grösstenteils in beklagenswertem Bauzustand. Im Gegensatz hierzu ist Trinidad eine der besterhaltenen kolonialen Städte in Lateinamerika, gegründet 1514, Bausubstanz aus dem 16. bis 18. Jhdt. Besondere Kennzeichen dort ist die geschlossene, eingeschossige Bebauung in Pastellfarben an kopfsteingepflasterten Straßen, Häuser mit kühlen Innenhöfen, vergitterte raumhohe Fenster.
Die heute noch erhaltenen Häuser stammen aus der zweiten Hälfte des 18.Jahrhunderts, einer Zeit, in der Cuba viel Geld verdiente durch den Export von Zucker. Die reiche Bürgerschicht und die Kaufleute bauten sich grosse Häuser als Statussymbol. Der Stil dieser Zeit war eine Mischung aus barocken und maurischen Elementen. Vieles war aus Spanien abgeschaut, aber man passte die Bauweise den
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CUBA Gegebheiten und dem Klima vor Ort an. So legte man wegen der grossen Hitze immer grossen Wert auf eine frische Brise im Haus. Die Fenster waren oft raumhoch, aber nach aussen schützten Lamellen vor Regen und fremden Menschen. Die Luft konnte jedoch ungeindert in die hohen Räume eindringen. Waren diese Lamellen anfangs noch aus Holz geschnitzt, brachte man später kunstvoll geschmiedete Gitter an ("rejas"). Die grossen Räume wurden oft mit Stellwände ("mampara") getrennt. Die Räume waren oft so angeordnet, dass im Inneren ein meist begrünter Innehof ("patio") entstand, das sorgte für einen steten Windfluss. Die grosse Hitze liess die Cubaner das Erdgeschoss auch oft nach hinter zurückversetzen, sodass vorne an der Strasse ein Säulengang entstand, durch den man in manchen Städten im Schatten zum Marktplatz gehen konnte. Im Inneren schützte man sich mit bunten Fensterscheiben vor der grellen Sonne. Vor allem als Lichtfang über den Türen kamen diese Scheiben sehr schnell in Mode. Zum Schutz vor eindringender Feuchtigkeit wurden die Wände mit kostbaren Fliessen geschmückt und es wurde hartes, edles Mahagoniholz für Decken und Treppengeländer verwendet.
Anfang des 19.Jahrhunderts wurden die Gebäude im klassizistischen Stil errichtet. Die Häuser wurden prunkvoll verziert, Fenster wurden ähnlich dem Jugenstil schlüssellochförmig ausgebildet, ein Mix aus spanischer und französischer Kolonialarchitektur. Art-déco- und Bauhausbauten kamen bald dazu.
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CUBA
Heute kann man eine wundervoll charmante Mischung aus halbverfallenen Gebäuden und wiederinstandgesetzten, oft grell grün, gelb, rot und rosa angestrichenen Häusern sehen. An einem warmen Abend bei ebenso warmer Beleuchtung durch die Strassenlaternen ein herrlicher Anblick.
LITERATUR Wenn heute in Cuba so gerne gelesen wird, hat das seinen Ursprung in den gesellschaftlichen Umwälzungen von 1959. Damals wurde mit grossem Aufwand der Bevölkerung das Lesen und Schreiben beigebracht und für die Künstlern wurden Lebens- und Arbeitsbedingungen geschaffen, die ihnen erlaubten, sich zu entfalten. Eine grosse Neugierde ergriff die Bevölkerung, kulturelle Veranstaltungen waren damals regelmässig überfüllt. Und diese Neugierde hält bis heute an. José Martí Das kubanische Selbstverständnis beruht wesentlich auf den Gedanken des Volkshelden José Martí, der, 1853 in La Habana geboren, schon als Jugendlicher gegen die spanische Kolonialherrschaft agitiert und 1871 aus diesen Gründen das Land verlassen muß. Im Exil in Mexiko und den USA veröffentlicht er seine Schriften und wird zum Führer der Unabhängigkeitsbewegung. Schon früh erkennt Martí die Interessen der USA an einer Einverleibung Kubas, und er gründet 1892 zusammen mit kubanischen Tabakarbeitern in Florida die Kubanische Revolutionäre
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CUBA Partei. Martí vertritt das Konzept einer politisch und ökonomisch unabhängigen Nation Kuba inmitten eines freien und unabhängigen Lateinamerika.
Damit erlangt sein Denken politische Bedeutung weit über die Grenzen seiner Heimat hinaus, und er wird häufig im gleichen Atemzug mit dem Befreier Lateinamerikas, Simón Bolívar zitiert. José Martí kehrt 1895 nach Kuba zurück und nimmt am Unabhängigkeitskrieg gegen Spanien teil, wo er in den ersten Tagen des Kampfes am 19. Mai 1895 fällt.
Nicolás Guillén Nicolás Guillén (1902-1985) gilt bis heute als größter Lyriker Lateinamerikas. Er machte die Sprache und Lebensweise der Schwarzen Kubas zu seinem wichtigsten Thema und band sie stark in sein Werk ein. Er adaptierte den Sprachrhythmus des schwarzafrikanisch beeinflußten Spanisch der Farbigen aus den Armenvierteln, und stand damit im Zeichen des Afrocubanismo.
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CUBA Ernest Hemingway Hemingway wurde am 21. Juli 1899 in Oak Park, einem feinen Vorort von Chicago, geboren. In seiner Kindheit laufen vermutlich alle Fäden zusammen, die zu seinem späteren, zerrissenen Persönlichkeitsbild beitrugen. Mutter Grace, eine dominante, herrische Person, hatte ihre eigene Vorstellung von Kindererziehung und liess den kleinen Ernest jahrelang in Mädchenkleidern umherlaufen. Eine schamvolle Erfahrung. Der Vater war ein zum Jähzorn neigender, puritanischer Einzelgänger. Seine einzige Freude war die Jagd; am wohlsten fühlte er sich, wenn er seinen Sohn, fern der Ehefrau, in freier Natur in dieser Kunst unterrichten konnte. Diesen Seelenballast nahm der kleine Ernest mit in sein Leben. Es sollte fatale Auswirkungen haben. Schon früh war ihm klar, dass er nichts anderes als schreiben wollte. 1916 verdingte er sich als Kolumnist beim "Kansas City Star". Ein Jahr später meldete er sich zum Roten Kreuz an die italienische Front, wurde verwundet und liess sich später wie ein Kriegsheld in der Heimat feiern. Das Stilisieren der eigenen Person war bei ihm schon früh stark ausgeprägt. 1921 heiratete er Hadley Richardson, (die erste von vier Ehefrauen). Seine Beziehung zu Frauen verdient besondere Beachtung. Zeitlebens befand sich Hemingway in einem sexuellen Zwitterzustand, den er rigoros verdrängte und dessen Existenz er erst in seinem nachgelassenen Roman Der Garten Eden zugab. 1923 dann der Startschuss:
Three Stories And Ten Poems kam auf den Markt. Wurde dieses Werk noch eher gering beachtet, änderte sich dies schlagartig mit seinem ersten Roman Fiesta im Jahre 1926.
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CUBA Ein Jahr später erschien der Kurzgeschichtenband Männer ohne Frauen. Spätestens jetzt war Hemingway ein Star und Neuerer der amerikanischen Literatur, insbesondere der traditionellen Kurzgeschichte. Seine knappe und drastische Sprache wurde stilbildend.Im selben Jahr beging der Vater Selbstmord und Hemingway, der darüber fast verzweifelte, brach mit seiner Mutter, die er zeitlebens gehasst hatte, endgültig. Es folgten ausgedehnte Reisen nach Afrika, in denen er sein Grosswildjägerimage verfeinerte. Die dreissiger Jahre blieben seine kreativste Zeit. Er veröffentlichte Tod am Nachmittag, Die grünen Hügel Afrikas und schliesslich 1939 das epochale Grosswerk Wem die Stunde schlägt, diese grandiose Schilderung einer Liebesgeschichte während dreier Tage im Spanischen Bürgerkrieg. Dann folgte der grosse Bruch. Erste Schreibhemmungen stellten sich ein. Es sollte ein Jahrzehnt vergehen, bevor er mit Über den Fluss und in die Wälder wieder einen Roman zustandebrachte. Das Werk wurde schlimm verrissen und Hemingway mit Spott übergossen. Der leidenschaftliche Boxer war angeschlagen, aber noch nicht ausgezählt. Ein letztes Mal noch zeigte er es allen und schwang sich zu einer Höchstleistung empor: Der alte Mann und das Meer. Diese berühmte Parabel vom Kampf eines armen Fischers mit einem Schwertfisch war die Bündelung Hemingway´scher Philosophie: "Ein Mann kann besiegt, aber nicht vernichtet werden." Der Nobelpreis war die Belohnung dafür. Ein Pyrrhussieg, wie sich zeigte, denn Hemingway machte diesen Preis später für das Erlöschen seiner Schreibfähigkeit mit verantwortlich. Seine Zeit ging zu Ende. Er verfiel in tiefste Depressionen und eine fast krankhafte Eifersucht auf seine erfolgreichen Kollegen Faulkner und Dos Passos. Zeitweise fühlte er sich vom FBI verfolgt (was sich im Nachhinein als wahr herausstellte). Eine Schocktherapie in der Mayo-Klinik zeitigte keinen Erfolg. Der grosse Autor wollte diese Schmach nicht länger hinnehmen. Er hatte seine Entscheidung getroffen. Im Morgengrauen des 2. Juli 1961 erschoss sich Ernest Hemingway in seinem Haus in Ketchum, Idaho mit seiner doppelläufigen Schrotflinte.
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CUBA FILM Die Cubaner sind begeisterte Cineasten. Besonders an den Wochenenden steht man Schlange an den Kinokassen für eine Karte. Das Angebot an internationalen Filmen ist sehr gut, grösstenteils sind die Filme synchronisiert. Den nationalen Charakter der Filmkultur in Cuba und dessen Einzigartigkeit in der Dritten Welt entwickelten vor allem Tomás Gutiérrez Alea, Julio García Espinosa und Santiago Alvarez. Auf Grund der Erfahrungen mit Sergej Eisenstein und Dsiga Vertov begründete Alvarez einen Stil im Dokumentarfilm, der unvergleichbar ist. Sein Kurzfilm Now (1965) wurde weltberühmt. Er entwickelte eine Montagetechnik, die an Europas Filmakademien als Lehrbeispiel diente. Eindrucksvoll und unnachahmbar blieb sein Che-Film Hasta la victoria siempre (1967). Santiago Alvarez hatte 48 Stunden Zeit, diesen Film herzustellen, der bei den Trauerfeierlichkeiten nach Ches Ermordung vor hunderttausenden Kubanern auf der “Plaza de la Revolución” projiziert wurde. Als Leiter der WochenschauAbteilung (NOTICIERO) im ICAIC war Santiago Alvarez Lehrer und Gönner der jüngeren Generation kubanischer Filmemacher.
Die Geburtsstunde des revolutionären cubanischen Kinos muß im Jahre 1956 angesetzt werden. Julio García Espinosa und Tomás Gutiérrez Alea drehten damals El Mégano, einen Kurzspielfilm über die tristen sozialen Verhältnisse in einem abgelegenen Köhlerdorf. García Espinosa wurde von Batista dafür eingesperrt. 1956 ist auch das Geburtsjahr des „Neuen Lateinamerikanischen Kinos“, einer Bewegung von engagierten Filmemachern, die das Kino am Subkontinent erneuerten. Fernando Birri drehte in
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CUBA Argentinien Tire die und Nelson Pereira dos Santos Rio 40 graus in Brasilien. Die cubanische Filmproduktion nahm seit 1959 einen rapiden Aufschwung. Bereits in den ersten Jahren nach der Revolution begannen Regisseure und Produzenten, die cubanische Wirklichkeit mit filmischen Mitteln darzustellen. Sie orientierten sich dabei weniger an gängigen HollywoodModellen, sondern versuchten, Geschichte, Kultur und spezifische Probleme der cubanischen und lateinamerikanischen Bevölkerung in den Mittelpunkt ihrer Arbeit zu stellen. Beispiele: Lucia (1968), Retrato de Teresa (1979), El brigadista (1977) Die Cubaner beklagen allerdings, dass die Qualität der Filmproduktion in letzte Zeit nachgelassen habe. Der Film habe sich zunehmend von der gesellschaftlichen Realität entfernt. Von Selbstzensur ist die Rede, von inhaltlichem Dogmatismus und formalen Unzulänglichkeiten. Eine Antwort darauf war 1986 die Einrichtung der internationalen Film- und Fernsehakademie in San Antonio de los Banos in der Provinz Havanna. Diese Akademie ist autonom und nicht dem Erziehungsministerium unterstellt.
1993 wurde in Cuba der Film „Fresa y Chocolate“ von Tomas Gutierrez Alea und Juan Carlos Tabio gedreht, der im Februar 1994 bei der Berlinale mit einem Spezialpreis der Jury ausgezeichnet wurde. Die locker-ernste Komödie des anfangs noch orthodoxen Revolutionsanhängers David und des nonkonformistischen Schwulen Diego sowie seiner Nachbarin Nancy, die sich auf ihre Weise durch den Alltag zwischen Linientreue und Schwarzmarkt mogeln, ist mehr als eine mitreissende Dreiecksgeschichte. Sie ist, voller kritischer Anspielungen auf das heutige Cuba, ein auch auf
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CUBA der Insel selbst begeistert aufgenommenes, vergnügliches Spiel mit den Träumen einer neuen Gesellschaft. Drehscheibe für lateinamerikanische Filmproduktionen ist seit 1979 Havanna als Ort des „Internationalen Film Festivals des Neuen Lateinamerikanischen Kinos“. Dieses größte Filmfestival auf lateinamerikanischem Boden findet jährlich im Dezember statt und ist Treffpunkt der Filmwelt Süd-, Mittelamerikas und der Karibik. Es ist zum entscheidenden Forum des dortigen Films geworden.
WIRTSCHAFT Cubas Wirtschaft beschränkt sich gröstenteils auf den Agrarsektor. Als kleines Land war es immer angewiesen auf den Handel mit dem Ausland. Der Zerfall der Ostblockstaaten hatte darum für den sozialistischen Staat dramatische Konsequenzen. Als der grösste Zuckerexporteur der Welt leidet Cuba auch an den extrem niedrigen Weltmarktpreisen und an dem Embargo der USA. Seitdem versucht Fidel Castro, die Wirtschaft in kleinen Schritten zu modernisieren. Kleine Teile der Landwirtschaft und des Gewerbes wurden privatisiert, ausländische Firmen dürfen mit inländischen Gemeinschaftunternehmen (joint ventures) betreiben und so im Land investieren. Die Landwirtschaft schwenkt auf andere, neu Produkte um. Tropische Früchte und Zigarren werden nun hauptsächlich exportiert.
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In der Industrie haben Dünger, Zement, landwirtschaftliche Maschinen und immer mehr auch Eisen, Kupger, Nickel, Mangan und Chromerze Bedeutung. Die grösste Hoffnung setzt Fidel Castro aber auf den Tourismus. Schon seit einigen jahren verzeichnet der Tourismus alljährliche Zuwächse. Touristen sind nicht zuletzt wegen der Dollar, die so ins Land kommen gern gesehene Gäste. Sie werden zuvorkommend behandelt und haben auch die Möglichkeit, anders als manche Cubaner, in Läden mit vollen Regalen einzukaufen.
Insgesamt leidet Cuba aber auch weiterhin unter erheblichem Devisenmangel, der sich durch die wirtschaftlichen Einbußen wegen der Terroranschläge und des Wirbelsturms noch verschärft hat. Kuba kann kaum dringendste Importe bezahlen und muss hierfür kurzfristige Kredite zu oft ungünstigen Bedingungen aufnehmen.
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CUBA Die seit 1993 durchgeführten vorsichtigen Maßnahmen im Wirtschaftsbereich - wie die Freigabe des Dollarbesitzes für Kubaner, die Ermöglichung ausländischer Investitionen, die Förderung des Tourismus, die Wiedereröffnung von Agrarmärkten und die begrenzte Zulassung von Kleinstunternehmern in bestimmten Bereichen - sollen das zentral gelenkte Wirtschaftssystem effizienter gestalten, ohne dass aber ein Systemwandel beabsichtigt wäre. Diese Maßnahmen haben die Situation der Bevölkerung z.T. verbessert, aber auch soziale Unterschiede vergrößert, denn nicht alle Cubaner kommen mit diesen Neuerungen in Berührung.
POLITIK STAATSFORM Cuba ist eine sozialistische Republik mit einem Präsidenten an der Spitze. 1976 wurde das Selbstverwaltungsorgan der Volksmacht eingeführt. Die Kandidaten werden nicht von den verschiedenen politischen Parteien oder der Kommunistischen Partei aufgestellt, sondern von den wahlberechtigten Bürgern auf Nachbarschafts- und Betriebsebene vorgeschlagen. Jeder Cubaner über 16 Jahren hat das Recht, jemanden vorzuschlagen und zu wählen.
Die Staatsführung empfiehlt dem Volk, der gesamten Liste zuzustimmen, wobei jedoch die Möglichkeit besteht,
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CUBA einzelne Abgeordneten aus der Liste auszuwählen. Offiziell herrscht in Cuba keine Wahlpflicht, jedoch gehen am Wahltag Vertreter des „Komitees zur Verteidigung der Revolution“ (CDR) von Haus zu Haus, um die Bürger davon zu überzeugen, an den Wahlen teilzunehmen. Wer sich nicht daran hält, muss befürchten, in der Nachbarschaft als antirevolutionär zu gelten, was sowohl berufliche, als auch private Nachteile nach sich ziehen kann. Am 24.2.1993 gingen mehr als 90 Prozent der wahlberechtigten Cubaner an die Urnen. Neben 90% für Fidel und Raul Castro erhielt auch ein prominenter Nichtkommunist, der Schriftsteller Miguel Barnet, in seinem Wahllokal über 90 % der Stimmen. Eine grundsätzliche Opposition drückte sich in sieben Prozent ungültiger Stimmen aus.
Die Nationalversammlung ist mit ihren 589 Abgeordneten das höchste Organ der Staatsmacht. Sie wählt aus ihren Reihen als Regierung den 34-köpfigen Staatsrat, der der Nationalversammlung gegenüber rechenschaftspflichtig, die Nationalversammlung wiederum den Provinzen und Munizipien und diese schliesslich den einzelnen Wahlkreisen. Der Vorsitzende des Staatsrats ist zugleich Präsident und Vorsitzender des Ministerrates und damit auch Regierungschef. Dies Funktion erfüllt Fidel Castro, der auch das Amt des Generalsekretärs der Kommunistischen Partei Cubas innehat. An der Spitze der politischen Organisation steht der PCC (Kommunistische Partei Kubas) mit ca. 600000 Mitgliedern und Anwärtern. Daneben gibt es Massenorganisationen wie die in vielen Straßenblocks vertretenen „Komitees zur
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CUBA Verteidigung der Revolution" (Comité de Defensa de la Revolución, CDR) mit 7,7 Mio. Mitgliedern, die Frauenvereinigung (Federación de Mujeres Cubanas,
FMC) mit 3,6 Mio. Mitgliedern, Gewerkschaften (3,0 Mio. Mitglieder) und der Kommunistische Jugendverband (Unión de Jovenes Comunistas, UJC) mit 600.000 Mitgliedern. Die CDR, die jeweils einem Häuserblock zugeordnet ist, hat neben der Kontrollfunktion auch soziale Aufgaben zu leisten (Blutspenden etc...)
FIDEL CASTRO Fidel Castro wird am 13. August 1927 in Mayari auf einem Bauernhof geboren. Aufgewachsen in Jesuitenkollegs in Santiago de Cuba, danach in Havanna. Nach Abschluss des Abiturs (1945) und anschliessendem Jurastudium in Havanna wird er Mitglied einer Studentenorganisation die u.a. Demonstrationen gegen den damaligen Präsidenten Grau organisiert.
Nach erfolgreichem Studium und Bestehung der Doktorprüfung in Rechtswissenschaften lässt er sich in Havanna als Anwalt nieder. Nachdem Batista durch einen Staatstreich die Macht in Cuba ergreift, erhob Castro erfolglos Klage gegen den Diktator bei Gericht. Am 26.Juli
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CUBA 1953 griff er mit 140 Rebellen die Moncada-Kaserne in Santiago an. Der Angriff scheiterte, weil Castro sein Gewehr aus Versehen zu früh abfeuerte. Nach längerer Haft auf der Isla de Pinos kann Castro aufgrund einer Amnestie ins mexikanische Exil gehen. Dort sammelt er weiterhin Batista-Gegner um sich. Unter Ausbildung eines erfahrenen Generals bereiten sich Castro und Gleichgesinnte auf die Invasion in Cuba vor. Am 2. Dezember 1956 erreichen die Rebellen u.a. Che Guevara mit der Yacht "Granma" Cuba und eröffnen die bewaffnete Revolution. Nach dem Sieg am 1. Januar 1956 wird Castro zunächst Verteidigungsminister, später Ministerpräsident.
Rede auf dem Welternährungsgipfel der Vereinten Nationen in Rom am 16.11.1996
Der Hunger, unzertrennlicher Wegbegleiter der Armen, ist ein Produkt der ungleichen Verteilung des Reichtums und der Ungerechtigkeiten auf dieser Welt. Die Reichen kennen keinen Hunger.
Der Kolonialismus ist einhergegangen mit Unterentwicklung und Armut, unter denen heute ein Grossteil der Menschheit zu leiden hat. Ebenso geht er einher mit himmelschreiendem Überfluss und Verschwendung in den Konsumgesellschaften der alten Metropolen, die einen Grossteil der Länder dieser Erde ausgeplündert haben. Für den Kampf gegen Hunger und Ungerechtigkeit sind weltweit Millionen von Menschen gestorben. Welche
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CUBA Heilpflästerchen werden wir einsetzen, damit es in 20 Jahren 400 Millionen anstatt 800 Millionen Hungernde gibt? Eine solche Zielmarke ist allein aufgrund ihrer Bescheidenheit eine Schande. Wenn Tag für Tag 35000 Menschen verhungern, die Hälfte davon Kinder, warum werden dann in den entwickelten Ländern ganze Haine von Olivenbäumen abgeholzt, Viehherden geschlachtet und riesige Summen ausgegeben, um die Ackerböden brachliegen zu lassen? Wenn die Welt sich mit Recht über Unglücke, Natur- oder Sozialkatastrophen empört, durch die Hunderte oder Tausende von Menschen ums Leben kommen, warum empört sie sich nicht über diesen Völkermord, der tagtäglich vor unseren Augen geschieht? Es werden Interventionstruppen aufgestellt, um den Tod Hunderttausender von Menschen im Osten Zaires zu verhindern. Was tun wir, um zu verhindern, dass Monat für Monat eine Million Menschen in der übrigen Welt sterben? Kapitalismus, Neoliberalismus, die Gesetze eines ungezügelten Marktes, Auslandsverschuldung, Unterentwicklung, ungerechte Austauschverhältnisse sind verantwortlich für den Tod so vieler Menschen auf der Welt. Warum werden jährlich 700 Milliarden Dollar für Militärausgaben eingesetzt und nicht ein Teil dieser Ressourcen darauf verwendet, um den Hunger zu bekämpfen und gegen die Verschlechterung der Böden, die Versteppung und Abholzung von Millionen von Hektar Wald pro Jahr, die Erwärmung der Erdatmosphäre und den Treibhauseffekt vorzugehen, der zu einem gehäuften Auftreten von Wirbelstürmen führt und Regenfälle entweder ausbleiben oder zu stark werden lässt, um die Zerstörung der Ozonschicht und weitere Naturereignisse zu verhindern, die die Nahrungsmittelproduktion und das Leben der Menschen auf der Erde gefährden? Die Gewässer werden verschmutzt, die Atmosphäre wird vergiftet, die Natur wird zerstört. Es geht nicht nur um mangelnde Investitionen, fehlende Bildung und Technologie oder um das rasche Bevölkerungswachstum.
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CUBA Es geht darum, dass sich die Umweltbedingungen ständig weiter verschlechtern und die Zukunft zunehmend weiter aufs Spiel gesetzt wird. Warum werden nach dem Ende des Kalten Krieges immer ausgeklügeltere Waffen produziert? Wozu will man diese Waffen überhaupt, wenn nicht , um die Welt zu beherrschen? Wozu diese gnadenlose Konkurrenz um den Verkauf von Rüstungsgütern an unterentwickelte Länder, die dadurch nicht mehr Macht zur Verteidigung ihrer Unabhängigkeit erhalten und in denen Hunger das einzige ist, das es aus dem Weg zu räumen gilt? Warum wird diese verbrecherische Politik ausserdem noch durch absurde Blockaden ergänzt, die sogar Nahrungsmittel und Medikamente einschliessen, um so ganze Völker durch Hunger und Krankheit zu töten? Wo bleibt die Ethik, die Rechtfertigung, die Achtung der elementaren Menschenrechte, der Sinn einer solchen Politik? Möge die Wahrheit herrschen und nicht Heuchelei und Lüge. Machen wir uns bewusst, dass in dieser Welt Hegemoniebestrebungen, Arroganz und Egoismus ein Ende haben müssen. Heute schlägt die Stunde denen, die Tag für Tag an Hunger sterben. Morgen wird sie der gesamten Menschheit schlagen, wenn sie nicht willens, fähig oder in der Lage ist, weise genug zu sein, um sich selbst zu retten.
Quelle: Junge Welt Nr. 272, vom 21.11.1996, S. 10
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CUBA CHE GUEVARA "Ein wahrhafter Internationalist ist derjenige, welcher fähig ist, Beklemmung zu fühlen, wenn ein Mensch in einem anderen Teil der Welt ermordet wird, und der begeistert ist, wenn in irgendeinem Teil der Welt die Fahne der Freiheit aufgepflanzt wird!" (Ché) Che Guevara wurde am 14.6.1928 in Argentinien geboren. Er erkrankte im Alter von zwei Jahren an Asthma, woran er das ganze Leben litt, seine Familie zog ins trockenere Klima nach Alta Gracia (Corduba) wo sich sein Gesundheit aber nicht besserte. Hauptsächliche Bildung zu Hause, vor allem von seiner Mutter, Celia de la Serna.
Er wurde früh ein Leser von Marx, Engels und Freud, die alle in der Bibliothek seines Vaters zu finden waren, wahrscheinlich, las er einige ihrer Werke noch bevor er auf eine weiterführende Schule ging (1941), die Colegio National Dean Funes, Corduba, wo er nur in Literatur und Sport auffiel. Er wurde von spanischen Bürgerkriegsflüchtlingen und von langen politischen Krisen in Agentinien geprägt, die in dem "Linken Faschismus" von Juan Peron gipfelten, Che kämpfte an der Seite seiner Eltern gegen Peron. Diese Ereignisse und Einflüsse prägten in dem jungen Che einen Hass gegen militärische Politiker, die Armee, die kapitalistische Oligachie, und vor allem gegen den US-Dollar Imperialismus. Er studierte an der Universität von Buenos Aires (1947), zunächst um seine eigene Krankheit kennenzulernen und später mit mehr Interesse an der Lepra Medizin. 1949 machte er die erste seiner langen Reisen, um Nordargentinien mit dem
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CUBA Fahrrad zu erforschen. Er kommt zum ersten Mal in Kontakt mit den Überbleibseln der indianischen Stämme. 1951 nach seinem vorletzten Examen, machte er eine längere Reise, begleitet von einem Freund, und verdiente sein Geld mit Gelegenheitsarbeit. Er besuchte Südargentinien, Chile, wo er Salvador Allende traf, Peru, wo er einige Wochen in der San Pablo Lepra Klinik arbeitete, Kolumbien, in der Zeit von La Violencia, wo er verhaftet wurde aber schnell wieder freigelassen wurde, Venezuela und Miami. Er kehrte nach Hause zurück und war sich eines sicher: er wollte kein gewöhnlicher Mittelklasse-Arzt werden. Er graduierte, spezialisiert in Dermatologie und ging nach La Paz, Bolivien, während der nationalen Revolution, von dort zog er nach Guatemala. Er verdiente seinen Lebensunterhalt mit dem Schreiben archäologischer Artikel über Inca und Maya Ruinen.
Er erreichte Guatemala während der sozialistischen Arbenez Präsidentschaft, und obwohl er jetzt Marxist war, belesen in Lenin, lehnte er es ab, der kommunistischen Partei beizutreten, dies bedeutete, dass er keine Chance hatte, eine Stelle in einem der staatlichen Krankenhäuser zu bekommen und so war er fast mittellos. Er lebte mit Hilda Gardea, eine Marxistin indianischer Herkunft, die seine politische Bildung förderte, und in Nico Lopez vorstellte, einer von Fidel Castros Leutnants. In Guatemala sah er die CIA bei der Arbeit, als Aufhetzer für eine Konterrevolution und war überzeugt, das Revolution nur durch bewaffneten Austand geführt werden kann. Nachdem Arbenz gestürzt wurde, verliess er Guatemala und zog nach Mexiko City (September 1954) wo er im General Hospital arbeitete. Hilda Gadea und Nico Lopez begleitteten ihn. Er trifft Raul und Fidel Castro und findet in
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CUBA ihm den Führer, den er gesucht hatte. Er begleitete andere Castro Anhänger auf die Farm, auf der die Cubanischen Revolutionäre unter einem harten Kommando einen Kurs in professioneller Guerilla Kriegführung unterzogen wurden. Sie wurden ausgebildet von einem spanischen Captain der republikanischen Armee Alberto Bayo. Bayo hatte viel Erfahrung, da er von Mao-Tse Tung ausgebildet wurde, und "Che" (Kumpel, ital.) wie er jetzt genannt wurde, wurde sein Lieblingsschüler und war der beste seiner Klasse. Die Kriegsspiele auf der Farm erregten die Aufmerksamkeit der Polizei, alle Cubaner und Che wurden verhaftet, (Juni 1956) und kamen für einen Monat ins Gefängnis. Invasion Bei der Invasion auf Cuba begleitete Che die Cubaner, zuerst als Doktor und dann als Kommandeur der revolutionären Armee, um Cuba vom den von den USA gestützten Diktator Batista zu befreien. Nach dem Triumph der Revolution, wurde Che zweiter Mann in der Regierung Castros, und er war hauptverantwortlich darin, Cuba in den Kommunismus zu führen, jedoch keinen orthodoxen Kommunismus wie Moskau ihn führte. Che organisierte und führte die Instituto Nacional de la Reforma Agraria um die neuen Landwirtschaftsgesetze durchzusetzen und die grossen Ländereien zu verstaatlichen. Dann wurde er zum Präsident der Nationalbank von Cuba ernannt, er entliess Nichtkommunisten aus der Regierung und aus Schlüsselposten und arbeitete hartnäckig gegen zwei angesehene französische Wirtschaftsexperten, die von Castro einberufen wurden, und die Cuba langsamer in den Kommunismus führen wollten. Che führte die Cubanische Wirtschaft aber so schnell in den totalen Kommunismus,so das er sie vorübergehend ruinierte. 1959 heiratete er Aledia March und zusammen besuchten sie Ägypten, Indien, Japan, Indonesien, Pakistan und Jugoslawien. Zurück in Cuba, als Industrieminister, unterzeichnete er 1960 ein Handelsabkommen mit der UDSSR, welches Cuba aus der Abhängigkeit des US Marktes befreite.
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CUBA Er entwickelte seine eigene kommunistische Philosophie, mit der er in Moskau aneckte. Er bewegte sich immer mehr weg von Moskau, hin zu Mao. Seinen endgültigen Bruch mit Moskau machte er als er die UdSSR als "stille Kompliezen des Imperialismus" bezeichnete. Er attackierte die Sowietunion ebenfalls wegen ihrer Politik von Koexistenz und für ihre Politik des Revisionismus. Er gründete die Tricontinentale Konferenz um eine revolutionäre, aufständische Guerilla Kooperation in Afrika, Asien und Süd Amerika herzustellen.
Nach einem halbherzigen Versuch irgend eine Art von Beziehungen mit den USA einzugehen, als Cubas Repräsentant attackierte er die USA bei der UN, für ihren gefrässigen, erbarmungslosen und imperialistischen Aktivitäten in Lateinamerika. Che´s Kompromisslosigkeit gegenüber den kapitalistischen und kommunistischen Etablissement zwang Castro, Che fallenzulassen, jedoch nicht offiziell. Für einige Monate war sein Aufenthaltsort nicht klar und gerüchteweise war er schon tot. Er besuchte zu dieser Zeit mehrere afrikanische Länder und prüfte die Möglichkeiten die Kinshasa Revolution im Kongo in eine kommunistische Revolution mit Cubanischer Guerilla Taktik umzulenken. Er kehrte nach Cuba zurück um Freiwillige zu trainieren, und nahm eine Streitmacht von 120 Cubanern mit in den Kongo. Seine Männer kämpften zwar gut, doch die Kinshasa Rebellen waren hilflos gegen die belgischen Söldner und im Herbst 1965 empfahl musste er Castro die Cubanische Hilfe einzustellen.
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CUBA Che's Zeit in Bolivien In Bolivien wurde zu dieser zeit eine grosse Guerilla ihm Stil der Cubarevolution vorbereitet. Che war da natürlich sofort dabei. In den bolivianischen Anden wurde ein Lager, mit Guevara als Leiter, errichtet. Che machte mit seinen Männern Trainingsmärsche, die teilweise über 20 Tage dauerten und trainierte sie hart. Nach einigen Monaten kam Che zu einer Truppe von über hundert Männern. Wenige Tage darauf kam es auch schon zu den ersten Kampfhandlungen zwischen den Rebellen und der Armee, dabei sind einige Soldaten getötet worden. Nach diesem Gefecht war dem Militär der Standort des Guerillalager bekannt, deshalb musste Che früher als er eigentlich wollte in die bewegliche Taktik übergehen. Nach und nach verlor Guevara immer mehr Männer wegen der extrem hohen körperlichen Belastungen.
Es war am 7. Oktober 1967, als Che mit einer kleinen Gruppe zur Erkundung durch eine der zahlreichen bolivianischen Schluchten marschierte. Che hat soeben seinen Männern befohlen nur noch im Wasser weiter zulaufen, um keine Spuren zu hinterlassen, da fallen die ersten Schüsse. Es vielen Schüsse von Links und von rechts, die Guerilleros waren also in der Schlucht gefangen. Die Rebellen schiessen zurück, doch sie wissen nichteinmal wo genau sich ihre Gegner befinden. Plötzlich schreit Che auf. Eine Kugel hat seine Wade durchbohrt. Die Soldaten haben eingesehen, dass sie gewonnen haben und kommen runter, dabei erschiessen sie einige Rebellen.
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CUBA Guevara und zwei weitere Männer werden von den Soldaten mitgenommen. Che schafft nur mit grösster Mühe den Abhang hinauf. Die anderen wollen ihm helfen, doch er wehrt sich energisch dagegen. Er schleppt sich, die Waffe und sein Tagebuch umklammernd, den Hang hinauf. Che wurde von der Regierung festgenommen und vorübergehend in einem Schulhaus festgehalten, dort merkte er, dass das ganze Vorhaben von Anfang an aussichtslos war, da die Bauern keinerlei revolutionäre Ambitionen zeigten. Am 9. Oktober bekam ein einfacher Soldat den Befehl, den 39 Jahre alten Che Guevara zu erschiessen. Che bekam nie eine Gerichtsverhandlung, er wurde nicht einmal vor eine Exekutionskommando gestellt, er wurde von einem einfachen Soldat "zum Wohle des Staates" erschossen. Die letzten Worten des mittlerweilen legendären Ernesto "Che" Guevara waren: "Scheiss Feigling! Du erschiesst einen Mann aus reiner Ehrfurcht vor dem Staat." Che's Leiche wurde darauf an einem geheimen Ort vergraben und erst vor kurzem wiedergefunden. Wegen seinem wilden romantischen Erscheinen, und seiner Unnachgiebigkeit, sich jeder Art von Etablissement unterzuordnen, und die Entscheidung zum gewaltsamen Wiederstand, wurde Che ein Idol für die revolutionäre, unzufriedene Jugend der späten 1960´er und frühen siebziger Jahre. Che´s Mythos ist auch 30 Jahre nach seinem Tod immer noch lebendig. Fast jeder kennt sein Gesicht, die Crossover-Gruppe "Rage against the Machine" hatte ihn auf ihen ersten Plattencover ("Bombtrack"), und auch die Industrie endeckte bzw missbrauchte Che für ihre Zwecke und benutzt ihn für die Werbung oder als Swatch Motiv. Ende Juni 1997 wurden seine Überreste in Bolivien gefunden und als Ernesto "Che" Guevara identifiziert und wenig später nach Cuba überführt.
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CUBA ORTE Aus der Luft betrachtet sieht Cuba aus wie ein cocodrilo, ein riesiges Krokodil. Rings um die Insel mit geheimnisvollen Mangrovenwäldern und grünen Gebirgen wickelt sich ein weißer Streifen feinsten Sandes. Türkisfarben leuchtet der Ozean, aus dem die größte der karibischen Inseln emporragt. Für einen reinen Badeurlaub ist die Insel Fidel Castros aber zu schade. Fantastische Natur in den Wäldern und Bergen, heißblütiges Temperament in den Städten und stolze Prachtbauten aus der Kolonialzeit kann der Cubareisende in Hülle und Fülle bewundern. Hier sind unsere Tipps für eine Tour durch Cuba.
ROUTE 1 Das Tal von Vinales Von Pinar del Río aus führt eine kleine Landstraße über Aguas Claras in das 27 km entfernte Tal von Viñales. Hier wächst der legendäre, grün-silbrig schimmernde Tabak auf flachen Feldern zwischen steilaufragenden, schroffen Kegelfelsen, den mogotes. Diese mogotes sind die älteste geologische Formation Cubas: Sie entstanden vor 150 Mio. Jahren. Die Landschaft scheint einer chinesischen Tuschezeichnung entsprungen, und bei getrübtem Wetter oder bei einem heftigen Regenguß kann man ein natürliches Schauspiel beobachten; dann sieht es so aus, als hätten die Mogotes, die jetzt verstreuten Fingern gleichen, sich die Wolken gekrallt und zu sich heruntergezogen, um sich darin einzuhüllen. Nach dem Regen, wenn die Sonne wieder unerbittlich auf das Tabaktal brennt, dampfen die kleinen, palmgedeckten Holzhäuser der Tabakbauern, als hätte man sie gerade aus einem heißen Wäschetrockner gezogen, ebenso wie die Felsenkegel und der Boden.
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CUBA Die Tabakpflanzen bekommt man jedoch nur zwischen der Aussaat etwa Ende Oktober (die Regenzeit muß zu Ende sein) und der Ernte zu sehen, die zwischen Januar und März durchgeführt wird. Während der Sommermonate werden auf den rot schimmernden Feldern Boniato, Malanga, Mais oder Bananen angepflanzt.
Je näher man dem Tal von Viñales kommt, desto häufiger sieht man kleine fensterlose Schuppen mit einem Dach aus Palmstroh oder aus Blech. Das sind die casas de tabaco, die Trockenschuppen für den Tabak. Die Tabakballen kochen tagsüber in ihrem eigenen Hitzedunst, sie schwitzen ihre Feuchtigkeit aus, und dafür kann es in der casa de tabaco gar nicht heiß genug sein. Genau in dem Maße, wie sie ihre Feuchtigkeit verlieren, müssen sie immer höher unter das Dach gehängt werden. Später werden die Blätter befeuchtet und dreimal fermentiert, um eine gleichmäßige Qualität und Färbung zu erzielen. Allein die erste Fermentation, bei der die Tabakblätter mit Palmblättern abgedeckt werden, dauert zwei Monate. Insgesamt kann die Fermentation bei einigen Tabaksorten bis zu drei Jahren dauern. Das hinreißende Herzstück der Provinz ist Viñales. Das verträumtes Dörflein steht vor dem Hintergrund der Sierra de los Organos, die sich wie Orgelpfeifen am Talende aufrichten. 80 Prozent des kubanischen Tabaks kommen aus der Gegend von Pinar del Río, ein großer Teil aus diesem Tal. "Havannas" heißen die Zigarren nur, weil sie in der Hauptstadt gerollt werden. Sehenswertes in der Nähe von Viñales Cueva de Santo Tomás, hinter dem Dorf Moncada westlich von Viñales, kleine Führung 8 $, große Tour (halber Tag) 17 $, tägl. ab 8 Uhr. Vermutlich stecke in jedem der karstigen mogotes eine Höhle, sagen die Leute von Viñales. Die Cueva de Santo Tomás ist wohl eine der größten. Diverse Räume hängen über 48 Kilometer zusammen und breiten sich auf sieben verschiedenen Ebenen aus. Die
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CUBA Untergrundgalerien tragen Namen wie »Salón del Caos« (Chaos-Salon), »Increíble« (Unglaublich) oder »Tinieblas« (Dunkelheit). Man braucht gute Schuhe und feste Kleidung. Cueva del Indio, 8 km nördlich von Viñales, Führungen von 9-17 Uhr, Eintritt 3 $. Reichlich touristisch und nicht spektakulär, selbst wenn man den Höhlenfluß mit dem Boot befährt (trotzdem gute, rutschfeste Schuhe anziehen). Im Fluß leben Krabben, die man später fangfrisch im Restaurant nebenan verspeisen kann. Cueva de San Miguel, kurz vor der Cueva del Indio auf der linken Seite der Hauptstraße, Eintritt 1 $. Am schönsten ist die Bar in der Eingangskuppel (24 Stunden geöffnet). Von da aus geht es quer durch den Berg auf die Rückseite, wo sich ein Museum über das Leben der entlaufenen Sklaven (cimarrones) und ein mit afrokubanischen Symbolen geschmücktes Restaurant befinden - ein etwas unglückliches Beispiel dafür, wie sich die Leiden der Sklaven vermarkten lassen. Mural de la Prehistoriaam Mogote Dos Hermanas, an der Straße zwischen Viñales und Moncada, ausgeschildert. Riesenwandmalerei auf der Außenseite des Berges, die die Entwicklung von der Molluske bis zum Homo sapiens darstellt. Lebenswerk des kubanischen Malers Leovigildo González Morillo. Im Restaurant kreolische Küche. Despalillo de tabaco, 1 km außerhalb von Viñales auf dem Weg nach Pinar del Río, auf der rechten Seite, Führungen Mo-Fr 7-16.30 Uhr, Eintritt 2 $. Kleine Tabakfabrik. Die Arbeiter sortieren die Blätter nach ihrer Qualität und Farbe. Der Geruch macht süchtig. San Luis, etwa 25 km südwestlich von Piñar del Río links von der Carretera Panamericana. Ein Nachbartal von Viñales, das sich mit dem Tal am Río Cuyaguateje um den Ruf streitet, den besten Tabak Kubas zu erzeugen. Pittoreske Landschaft mit strohgedeckten Trockenhäusern, aus denen der Geruch fermentierenden Tabaks dringt.
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CUBA Soroa In den Ausläufern der üppigen Sierra del Rosario, sechs Kilometer nördlich der autopista und etwa 70 Kilometer südwestlich von Havanna , ist dieser kleine Badeort einen einstündigen Abstecher auf der Fahrt zwischen Pinar del Rio und der Hauptstadt wert. Ein 500 Meter langer Weg führt dursch den Dschungel zu einem wunderschönen, 20 Meter hohen Wasserfall, an dessen Grund ein zum Baden ausreichend tiefer Teich liegt. Die Kubaner pflanzen pro Jahr rund 500 Millionen Bäume, wenn man den offiziellen Statistiken glauben darf. Aus einem solchen Wiederaufforstungsprogramm entstand 1971 die Modellsiedlung. Mitten in den grünen Hügeln des Biosphärenreservats Sierra del Rosario, das unter UnescoSchutz steht, liegen an einem See die hellblau, rot und weiß gestrichenen Häuser des Dorfes, das so proper ist, daß man fast das Gefühl hat, überall, nur nicht auf Kuba zu sein. Besonders sehenswert ist der Orchideengarten, etwas oberhalb des Ortes Soroa, (Führung 8-12 und 12.30-16 Uhr, Eintritt 3 $) mit über 350 verschiedene Orchideen und 11000 Zierpflanzen. Nach der Führung (20 Minuten) kann man im Park gegenüber spazierengehen.
Pinar del Rio Das Tabakland im Westen ist der älteste Teil Kubas. Er stieg einst als erster Teil der Insel aus dem Meer empor. Flüsse gruben Täler und nagten so lange an den Karsthügeln, bis sie sie durchqueren konnten. Ergebnis ihrer zähen Arbeit: eine vielfältige Buckellandschaft, wie man sie eher in China als in der Karibik vermuten würde. Das fast menschenleere Biosphärenreservat am Westzipfel Kubas ist sehr schwer zu erreichen. In der Bahía de Corrientes liegt der Strand María la Gorda, zu deutsch die dicke Maria, benannt nach einer voluminösen Venezolanerin, die sich einst den Piraten hingab.
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CUBA Die verschlafene Provinzhauptstadt Pinar del Río mit ihren blau, rosa und grün getünchten niedrigen Häusern kennt keine Eile. Hier wird die Zeit noch in Zügen an der Zigarre gemessen. Südlich des westlichen Endes der Hauptstrasse, an der Calle Maceo 157 ist eine kleine Zigarrenfabrik, die zu den interessantesten Cubas zählt. Hier werden nur vegueros, die groben, nicht für den Export bestimmten Zigarren, hergestellt. Man erhält sie ausschliesslich in ausgewählten Zigarrenläden.
Isla de la Juventud Die Isla de la Juventud war seit ihrer Entdeckung 1494 ein Refugium für Piraten und entlaufene Sklaven, später wurde sie als Gefängnisinsel benutzt. Es heißt, sie sei außerdem die Schatzinsel von Robert Louis Stevenson. Früher hieß sie wegen der zahlreichen Pinienwälder »Isla de Pinos«, und ihr Namenwechsel ist der Tatsache zu verdanken, daß die Insel nach 1959 systematisch zu einer »Schulinsel« umstrukturiert wurde. Die meisten Schulen wurden seit Beginn der Spezialperiode 1990 jedoch geschlossen, da sich die Versorgung als zu schwierig herausstellte. Heute ist die Isla de la Juventud ein Freizeitparadies. Im Hafen Nueva Gerona liegt neben vielen anderen Booten auch die »Coral Negro«, die ehemalige Staatsyacht von Fidel Castro. Für 200 Dollar pro Tag kann man sie chartern. Es gibt aber auch weniger kostspielige Möglichkeiten, die einmalige Unterwasserwelt etwa vor dem Cabo Francés zu erforschen. Unzählige Höhlen und Schluchten bilden ein Tauchrevier, in dem sich alle nur denkbaren Fischarten und Meerestiere tummeln. Taucher wohnen im Hotel Colony und fahren mit dem Boot zu einem Platz am Cabo Frances, der südwestlichen Spitze der Insel. Nicht am Tauchen interessierte können den Tag am schönen Strand der Spitze verbringen. Die Qualität der über 50 Tauchplätze mit u.a. einer senkrechten
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CUBA Korallenwände sowie Höhlen und Schiffswracks ist so gross, dass hier internationale Wettbewerbe für Unterwasserfotografie stattfinden. Angeboten werden Tauchkurse, auch bei Nacht, und eine Kompressionskammer.
Cayo Largo Diese Urlaubsinsel besitzt traumhafte Strände und ein verführerisches blaues Meer. Mit über 23 Kilometer Breite ist sie etwas eintönig, dafür entschädigt der durchgehende Strand. Der Grossteil der Insel wirkt unberührt mit nur sechs Hotelanlagen, in denen hauptsächlich kanadische und italienische Urlauber wohnen. Cayo Largo ist ideal für einen ungestörten Strandurlaub. Oben-ohne und Nacktbaden wird toleriert. Wenn Sie aber etwas über Cuba erfahren wollen, lohnt es sich nicht, hierher zu kommen. Die Hotels bieten zwar Leihwagen und -motorräder an, aber es gibt kein Ausflugsziel ausser einem unberührten Sandstrand und die Playa Tortuga am östlichen Zipfel der Insel, wo grüne Schildkröten ihre Eier legen.
Hotels Hotel Pinar del Río Pinar del Río, Calle Martí am Ortsende kurz vor der Autobahnauffahrt, Tel. 082-5070/1/2/3, DZ ohne Frühstück 32 $. Schachtelbau, 1979 gebaut. Eine Notlösung, aber das Beste, was Pinar zu bieten hat. Hotel Globo Pinar del Río Calle Martí 57, Tel. 082-4268, kein Fax, DZ ohne Frühstück 27 $. Maurisch angehauchtes, etwas heruntergekommenes Mittelklassehotel. María la Gorda, am Strand Bahía de Corrientes, Tel. 084-3121, DZ 30 $. Einziges Quartier weit und breit. Das Tauchzentrum bietet viele unterschiedliche Exkursionen zu den vorgelagerten Riffen und spanischen
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CUBA Wracks an, die das Meer hier verschlungen hat. Außerdem: Ausflüge in die Natur. Hotel Moka Las Terrazas, zur Siedlung gehörig, aber mitten im Tropenwald gelegen, Tel. 085-2996, Fax 335516, DZ ohne Frühstück 82 $. Umgeben von Teichen, murmelnden Bächen und blühenden Sträuchern. Reservierung empfiehlt sich. Das Hotel hält Pferde, Motor- und Fahrräder bereit und bietet Bio-Trips in den Wald an. La Ermita Viñales, in der Dorfmitte rechts ab Richtung El Naranjo, Tel. 08-936071, Fax 936091, DZ ohne Frühstück 43 $. Säulenbungalows um den Pool mit Blick auf das Tal und die Mogotes. Los Jazminez vier Kilometer südlich von Viñales an der Straße nach Pinar del Río, Tel. 08-33404, Fax 07-335042, DZ ohne Frühstück 48 $. Zwei dreistöckige klassische Bauten mit schmiedeeisernen Balkonen und viel Buntglas. Phantastischer Ausblick auf Tabakfelder und -hütten im Tal. Rechtzeitig buchen.
Restaurants Rumayor Pinar del Río, an der Straße nach Viñales, Di-So ab 23 Uhr Shows mit Tänzern und Trommlern, Eintritt 5 $ Der 73jährige Yoyo bereitet nach eigenem Rezept sein "pollo ahumado" zu. Das Huhn erhält zuerst einmal Injektionen einer Salz-Zucker-Lösung, dann schmort es drei Stunden über glühender Holzkohle. Die Portion kostet zwischen drei und fünf Dollar.
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CUBA Castillo de las Nubes Las Terrazas, kurz hinter dem Ort Soroa, 10-17 Uhr. Sieht aus wie ein mittelalterliches Castillo und heißt entsprechend der Lage hoch über der Ebene von Soroa "Wolkenschloß". Es gibt Schweinesteak, Huhn und Spareribs. Für die Anfahrt empfiehlt sich übrigens nicht der direkte Weg von Las Terrazas. Die Straße ist zu schlecht. Besser zurück ins Tal zur Autobahn und den Abzweig Richtung Soroa hinauf in die Berge nehmen.
Casa del Veguero 2 km südlich von Viñales. Der Chef heißt Nino; er zeigt gern auch den Trockenschuppen für seinen Tabak. Als erster auf Kuba hat er es auf zwei Ernten in einem Jahr gebracht, und darauf ist er ziemlich stolz.
Valle-Bar Viñales, Salvador Cisueros 106, in der Hauptstraße des Dorfes. Im Paladar kann man ebenfalls essen, gedacht ist er aber eher als nächtliches Zentrum mit Live-Musik.
Einkaufen Zigarrenfabrik Francisco Donatien Pinar del Río, Maceo 157, Mo-Fr 7.30-12 Uhr, Sa bis 11.30 Uhr, Eintritt 2 $. Führungen und Verkauf von Zigarren, zum Beispiel "Montecristo Especial No. 2" für 103 $.
Likörfabrik Casa Garay Isabel Rubio Pinar del Río, gegenüber der Abzweigung Primero de Enero, Mo-Fr 7.30-16.30 Uhr, Eintritt 2 $. Hier wird nach 200 Jahre alten Rezepten der Guayabita del Pinar aus der Guavafrucht (die nur hier wächst) gebraut.
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CUBA Route 2 Havanna »Der Anblick Havannas, wenn man in seinen Hafen einfährt«, schrieb Alexander von Humboldt Anfang des 19. Jahrhunderts, »ist heiter und malerisch wie kein anderer an den Küsten des äquinoktionalen Amerika nördlich des Äquators. (...) Hier mischt sich eine Anmut, wie wir sie von den Kulturlandschaften unserer Klimata kennen, mit der für die heißen Zonen charakteristischen organischen Kraft ...« Der kubanische Schriftsteller Alejo Carpentier charakterisiert Havanna als eine Stadt, die einen »Stil des Stillosen« hervorgebracht habe, der sie von allen anderen Städten des Kontinents unterscheide. Unverwechselbar sei vor allem eine seltsame Konstante im Stadtbild Havannas: »Die unglaubliche Fülle von Säulen in einer Stadt, die ein wahrer Säulenstapelplatz, ein Säulenurwald, eine endlose Kolonade geworden ist, die letzte Stadt, die Säulen in solcher Überfülle besitzt - Es muß nicht eigens daran erinnert werden, daß ein Fußgänger in Havanna von der Hafenfestung bis in die Außenbezirke der Stadt wandern, daß er das ganze Zentrum, die alten Pflasterstraßen Monte oder Reina durchwandern (...) könnte und sich dabei immer in ein und derselben, sich stets erneuernden Kolonade befände.« Dort, wo sich heute der schönste Platz Havannas erstreckt, war ursprünglich ein Sumpf. Nachdem er trockengelegt war, baute man dort das Chorro-Aquädukt, die erste Wasserversorgung der Neuen Welt. Bis ins 18. Jh. jedoch waren der Platz am Rande der damaligen Siedlung und seine Umgebung ziemlich verrufen. Das änderte sich erst, als 1704 die Jesuiten hier eine kleine Missionskirche errichteten. Die Seitenschiffe und die Barockfassade kamen erst später hinzu - erst 1789 wurde der Bau beendet, und die Hauptkirche Havannas zog von der Plaza de Armas in die Kathedrale f um. 1767 wurden die Jesuiten aus Cuba vertrieben, und die Fertigstellung der Kathedrale
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CUBA lief unter der Oberherrschaft des Königs von Spanien. Von 1796 bis 1898 ruhten im Hauptschiff die Gebeine von Christoph Kolumbus. Am Ende ihrer Herrschaft nahmen die Spanier sie mit nach Sevilla (wo sie allerdings auch nicht blieben, denn der Entdecker reiste nach seinem Tod fast noch mehr als zu Lebzeiten). An manchen Markttagen muß man sich stoischen Blicks einen Weg durch das Menschengewimmel auf den Platz und vorbei an den Ständen der Straßenhändler bahnen, um zu dem langen Arkadengang zur Rechten der Kathedrale zu gelangen. Er gehört zum 1740 errichteten Palast der Herzöge von Lombillo, in dem Anfang des 20. Jh. die Post eingezogen war - ein in die Wand eingelassener Briefkasten in Form einer griechischen Theatermaske erinnert noch daran. Direkt an den Lombillo-Palast schließt der um die gleiche Zeit entstandene Palast der Herzöge von Arcos an, in dessen Erdgeschoß sich eine Lithographiewerkstatt befindet (Taller Experimental Gráfica de La Habana).
Der Kathedrale gegenüber erhebt sich der Palast des Grafen von Bayona, in dem einst die Rumfabrik HavanaClub ihren Sitz hatte. 1720 im Auftrag des Militärgouverneurs Luís Chacón errichtet, ist der Palast das älteste Bauwerk am Platz. Heute zeigt hier das Museo de Arte Colonial in sieben Räumen ein Panorama der kreolischen Lebenskunst - kostbare Möbel, Spiegel, Porzellan. Ein Saal ist der besonderen Architektur Cubas gewidmet; hier sind Details des kolonialen Baustils ausgestellt, wie sie der Schriftsteller Alejo Carpentier in seinem Essay »Die Stadt der Säulen« beschrieben hat: kunstvoll geschmiedete Fenstergitter, bunte Glasfenster und die halbhohen Schwingtüren, die in keinem Kolonialhaus fehlten. Sie erlaubten der ersehnten Nachmittagsbrise, frei durch alle Zimmer des Hauses zu streichen, und boten trotzdem die Intimität eines »abgeschlossenen Raumes«. Das Eckgebäude links vom
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CUBA Kolonialmuseum ist das frühere Badehaus, die Casa de Baños i. Im 16. Jh. stand hier eine Zisterne, im 19. Jh. wurde das Badehaus gebaut. Die Fassade im neobarocken Stil wurde erst 1931 hinzugefügt. Heute sind hier eine Kunstgalerie und ein Laden für Kunsthandwerk eingerichtet. Im ehemaligen Palast des Grafen von Aguas Claras standen Anfang des 20. Jh. die Tische des berühmten Restaurants »Paris«, dann wieder stellte die Industriebank in den hohen Hallen ihre Schalter auf, und 1963 eröffnete schließlich das Restaurant El Patio, das bis heute geblieben ist: Auf der überdachten Terrasse spielt häufig ein Son-Ensemble, an den Tischen bleibt man nur allein, wenn man es unbedingt will. Nebenbei bekommt man allerlei vom Schwarzmarkt angeboten, meistens Zigarren oder Rum. Nur wenige Schritte von der Kathedrale zweigt die Calle Empedrado ab - sie heißt so, weil sie als eine der ersten Straßen Havannas ein Kopfsteinpflaster hatte. Hier liegt die legendärste Kneipe Cubas: La Bodeguita del Medio. Ursprünglich nahmen hier die Arbeiter aus den umliegenden Druckereien ihr Mittagessen ein, doch bald zog die Bodeguita auch Dichter und Intellektuelle magisch an. Heute drängen sich vor allem Touristen an der berühmten Bar. Ernest Hemingway war in Sachen Cocktails Experte, und der Mojíto aus der Bodeguita war sein Lieblingsdrink (doch den Daiquirí aus der Floridita verachtete »Papa« Hemingway auch nicht).
Guama Die gesamte Halbinsel Zapata ist ein äußerst unwegsames, von Kanälen durchzogenes Sumpfgebiet, in dem früher nur einige Köhler und Krokodiljäger lebten. Etwa 18 km südlich der Autobahn liegt der Eingang zu Guamá, einem aus einer Krokodilfarm und der Schatzlagune (Laguna del Tesoro)
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CUBA bestehenden touristischen Komplex, der in den ersten Jahren nach der Revolution geschaffen wurde. Rund 40.000 Krokodile leben auf der Krokodilfarm in eingezäunten sumpfigen Seen. Bei einem Rundgang (Moskitosalbe mitnehmen!) kann man die Tiere aus nächster Nähe durch den Zaun beobachten. Angeblich sind alle Tiere aus den endlosen Kanälen der Sumpfhalbinsel gefangen worden; einige Krokodiljäger zeigen die Kunst, einen solchen Alligator mit dem Lasso einzufangen und ihm das Maul zuzubinden. Das dazugehörige Restaurant bietet als besondere Spezialität Krokodilfleisch an. Die kubanischen Reiseführer versichern, die Tiere würden in erster Linie vor dem Aussterben bewahrt und nur ein kontrolliert geringer Prozentsatz von ihnen werde zu Handtaschen und Schuhen verarbeitet. Wenn ausreichend Benzin vorhanden ist, fahren vom Bootsanleger neben der Krokodilfarm kleine Ausflugsboote über die Kanäle zur Schatzlagune. (Einige Boote haben kein Sonnendach, daher unbedingt eine Kopfbedeckung und Sonnenschutz mitnehmen!) Der Überlieferung zufolge versenkten die Indianer ihren Besitz im See, um ihn vor den goldgierigen Spaniern zu retten. Vor allem die Sportfischerei macht Guamá zu einer Attraktion für Touristen. Von hier aus werden spezielle Angel-Touren organisiert; mehrfach im Jahr finden Turniere statt. Auch Paddel- und Motorboote können gemietet werden. Auf Pfählen im Schatzsee erheben sich sieben künstliche Inseln, die durch kleine Stege und Brücken miteinander verbunden sind. Die strohgedeckten Bungalows aus Holz stellen Nachbauten von präkolumbianischen Indianerhütten dar. Auf der Hauptinsel wurde ein komplettes Taíno-Dorf als Freilichtmuseum nachgebaut. Die kubanische Bildhauerin Rita Longa schuf Skulpturen, die die Indianer bei alltäglichen Verrichtungen darstellen. Die 44 Bungalows des Hotels Guamá waren lange Zeit das populärste Flitterwochenhotel der Kubaner. Heute müßten
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CUBA sie dringend renoviert werden; zwar ist jeder der auf Pfählen gebauten Bungalows mit einer Klimaanlage ausgestattet, doch die Moskitos lassen sich davon nicht abschrecken.
Playa Larga An der Spitze der tiefsten Krümmung der Bahia de Cochinos hat dieser zweitklassige Badeort einen passablen Sandstrand, ein Hotel und eine Tauchschule zu bieten. Er ist der Ausgangsort für Ausflüge in die unbewohnte westliche Hälfte der Zapata-Sümpfe. Das ist allerdings nur gegen viel Geld mit einem Führer vom Hotel Villa Playa Larga möglich. Die üppige Vogelwelt der Sümpfe beobachten sie am besten in der Zeit zwischen Januar und April mit vielen Zugvögeln und wenig Moskitos.
Schweinebucht 15 Kilometer südlich von La Boca gelangt man zur Bahia de los Cochinos. Der Invasionsversuch der Amerikaner und Exilcubaner ist zu einer der bekanntesten Episoden des kalten Krieges geworden. 80 kleine Monumente, die entlang der Strasse zur Playa Larga aufgestellt sind, sorgen dafür, dass die blutige Schlacht von 1961 nicht in Vergessenheit gerät. Riesige Farbplakate stehen in der Landschaft, auf denen Castro mit der Kalaschnikow im Anschlag die Erinnerung an dieses erfolgreiche Kapitel der cubanischen Geschichte wachhält. Von der US-Marine abgesetzt, landeten am 17.April 1961 1500 von CIA ausgebildete Exilcubaner an Cubas Südküste, Innerhalb von 48 Stunden wurde der Überfall niedergeschlagen, 1180 Männer wurden gefangengenommen und als Geiseln gegen Lebensmittel und Medikamente im Gegenwert von 53 Millionen USDollar festgehalten.
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CUBA Vor dem Angriff hatten mit Exikcubanern bemannte USBomber vergeblich versucht, die winzige cubanische Luftwaffe auszuschalten, die gegen die US-Flotte Störmanöver geflogen war. Darüber hinaus erwarteten die cubanischen Emigranten von den USA militärische Unterstützung, was Präsident Kennedy jedoch ablehnte, da er die Verurteilung durch die Weltöffentlichkeit und eine Reaktion der Sowjetunion fürchtete. Castro spielte in diesem Fall eine wichtige Rolle, und seine Beliebtheit stieg nach der ersten Niederlage des Imperialismus in Lateinamerika, wie er es nannte. Jedoch glaubte er, dass noch eine grössere Invasion der USA bevorstehe. Und in der Tat zeigen freigegebene Tonbänder des Weissen Hauses, dass einige politische Berater zum Krieg rieten.
Cienfuegos In den Prospekten wird Cienfuegos die Perle des Südens bezeichnet. Die Stadt ist zugegebener Massen herrlich gelegen: verstreut über schmale Landspitzen, die sich in eine weite klare Bucht vorstrecken. Es gibt einige grossartige Gebäude aus dem späten 19. und frühen 20.Jahrhundert, als Cienfuegos zu den reichsten Zuckerproduktionszentren Cubas gehörte. Der Hafen ist jedoch stark industrialisiert, sodass das Wasser der Bucht zu dem am stärksten verschmutzten der Insel gehört. Die wahrlich imposante Architektur findet man in der Umgebunf eines hübschen Musikpavillons und eines Triumphbogens, erbaut aus Anlass der Gründung der Republik auf dem riesigen, palmenbewachsenen Parque Jose Marti. An der Nordseite erhebt sich das Teatro Tomas Terry, vielleicht das bezauberndste von Cubas vielen Theatern aus der Kolonialzeit. Er wurde 1890 erbaut und nach einem reichen Zuckerplantagenbesitzer benannt. Die nahe gelegene Kathedrale aus dem 19.Jahrhundert
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CUBA (geöffnet 7-12 Uhr) hat schöne Glasfenster und einen goldbemalten Innenraum. Die als Fussgängerzone ausgewiesene Avenida 54 östlich vom Parque Jose Marti ist die Haupteinkaufsstrasse von Cienfuegos. Es gibt wenig Interessantes zu kaufen, die Strasse ist aber ein gutes Schaufenster des cubanischen Wirtschaftslebens, mit Pfandhäusern, leeren Warenhäusern und gut ausgestatteten Dollargeschäften.
Varadero Varadero auf der Halbinsel Hicacos ist der mit Abstand schönste und mit 20 Kilometern längste Traumstrand auf Cuba, mit weißem Sand und hellblauem bis smaragdgrünem Meer. Das Wasser ist fast immer badewasserwarm. Obwohl Varadero der größte zusammenhängende Tourismuskomplex in Cuba ist, findet man hier doch noch einsame Strandabschnitte. Etwa 10.000 Kubaner leben hier, etwa zehnmal so viele Touristen zieht es pro Jahr hierher. Seit Varadero zum boomenden Tourismuszentrum mit internationalem Flughafen und immer mehr Luxushotels ausgebaut wurde, ist es Kubanern de facto nicht möglich, hier etwa ihre Ferien zu verbringen. Es gab auch Zeiten, da der Strand mit den Touristen magnetisch unzählige ambulante Händler, Bettler und Prostituierte anzog; inzwischen werden Kubaner in Varadero sehr stark kontrolliert, so daß die Ausländer unter sich bleiben. Auf der langgestreckten Halbinsel ist die Orientierung leicht. Die Hauptstraße Avenida Primera durchkreuzt Varadero in mittlerer Höhe bis zum Hotel Varadero Internacional, die Autopista Sur führt parallel über den südlichen Rand der Halbinsel fast bis an die Spitze. Als Faustregel gilt, daß die besseren Hotels an der Strandseite nördlich der Avenida Primera stehen und die preiswerteren und weniger renommierten an der Südseite.
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CUBA In Varadero gibt es zahllose Restaurants, Bars, Clubs und Einkaufsmöglichkeiten. Der Strand ist gesäumt von Cafés, palmgedeckten Bars und Grillrestaurants, die z. B. Garnelenspieße, Hummer oder Huhn anbieten. Auch nachts muß sich niemand langweilen in Varadero: Abgesehen von den vielen Hotelshows und -discos können Sie sich in unzähligen Cabarets, Tanzbars oder z. B. in einer zur Tanzpiste umgebauten Piratenbar (Cueva del Pirata) amüsieren oder sich vom Touristenkarneval im Februar mitreißen lassen.
Matanzas 30 km westlich von Varadero. Im 19. Jahrhundert Zentrum kubanischer Dichter und Denker. Die Provinzhauptstadt zehrt heute noch von ihrem Ruf. Matanzas verfügt über Cubas tiefsten Hafen. Von daher kommt wahrscheinlich auch der Name "Schlachtungen" (Matanzas). Denn die Stadt war der wichtigste Exporthafen für Schweine- und Rindfleisch nach Spanien und daher fanden viele Schlachtungen hier statt.
In den Theatern gute Inszenierungen, zum Beispiel im »Teatro Sauto« (Plaza de la Víga, Vorstellungen am Wochenende, Besichtigung Di-Fr 9-16, Sa 9-12, So 14-17 Uhr). Besonders sehenwert: die Prachtbauten aus der Zeit des Zuckerbooms oder die über hundert Jahre alte Apotheke »Museo Farmaceútico« (Calle 83 No. 4951, MoSa 10-17, So 10-14 Uhr).
Cárdenas Unberührt vom Aufschwung in Varadero nur 18 Kilometer nördlich, ist diese verarmte Stadt ein hervorragendes
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CUBA Beispiel für das echte Cuba. Im 19.Jahrhundert war sie mit ihren heute verfallenen klassizistischen Gebäuden ein wichtiger Hafenort. Ihre Bedeutung schwand, da das Wasser nicht tief genug für grosse Schiffe war. Heute gibt es hier nur wenig motorisierten Verkehr, stattdeseen wimmelt es in den Strassen von Fahrrädern und Kutschen, die an altmodischen Friseurläden und Radioreparaturgeschäften vorbeiziehen. Dank des Engagements des Padre Raimundo García Francos (und des US-Boykotts) ist Cardenas inzwischen Öko-Vorzeigestadt, die Besucher aus der ganzen Welt anzieht. Aus Biogas und Sonne wird Energie gewonnen, Pferdekutschen und Ochsenwagen fahren als öffentliche Verkehrsmittel feste Routen. Das Museo Oscar María de Rojas ist eines der ältesten Museen des Landes und zeigt eine skurrile Sammlung von Insekten über Münzen bis Indianerkunst (Avenida 4/Calle 12, Di-Sa 8-16, So 8-12 Uhr).
Hotels Meliá Las Américas Playa de Las Américas, Tel. 05-667600, Fax 667625, DZ ab 150 $. Spitzenhotel mit Golfplatz fünf Kilometer vom Zentrum Varaderos. Cuatro Palmas Avenida 1ra (primera) zwischen Calle 61 und 62, Tel. 05667040, Fax 667208, DZ ab 120 $. Niedrige Bungalows zwischen Bäumen und Blumenbeeten. Das Meer ist direkt vor der Tür. Hotel Varadero Internacional
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CUBA Carretera Las Américas, Tel. 05-667038, Fax 667246, DZ ab 105 $. Spröder Charme der fünfziger Jahre. Gute Surfund Segelschule. Hotel Pullman Avenida 1ra, Calle 49, Tel. 05-667161, Fax 667495, DZ ab 45 $. Gemütliches 15-Zimmer-Hotel in einer alten Villa. Freundlicher Service. Etwa 150 Meter zum Strand.
Restaurants Las Américas Playa de Las Américas, Tel. 05-667750. Einst mondäne Sommerresidenz des Chemie-Millionärs DuPont, heute Museum vorrevolutionären Prunks. Internationale Küche. El Aljibe Avenida 1ra, zwischen Calle 36 und 37, Tel. 05-614019. Kreolische Küche auf luftiger Terrasse. Menü für 12 $. El Bodegón Criollo Avenida de la Playa, zwischen Calle 40 und 41, Tel. 05667784. Frischer kubanischer Hummer für 25 $. La Casa de Antigüedades Avenida 1ra, Calle 59, Tel. 05-667329. Erlesenes Seafood bei Kerzenschein.
Abend Parque Josone zw. Avenida 1ra und Calle 58. Auf der Freilichtbühne der wunderschönen Parkanlage afrokubanische Shows mit anschließender Disco.
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CUBA Cabaret Continental im "Hotel Varadero Internacional", Carretera Las Américas, Tel. 05-667038, Eintritt 25 $, mit Abendessen 40 $. Bescheidener, aber ursprünglicher als die "Tropicana"Show in Havanna. La Bamba im "Hotel Tuxpán", Avenida Las Américas, Tel. 05-667560, Eintritt 10 $. Abhotten bis zum Sonnenaufgang, angeblich eine der besten Discos Kubas.
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CUBA Route 3 Sierra del Escambray Streckenweise sind die Berge der Sierra del Escambray ganz und gar mit Marabu-Gestrüpp überzogen. Die Heckenpflanze schützt vor Erosion, aber für die Bauern ist das stachelige, undurchdringliche Buschwerk, das sich wie Unkraut vermehrt, eine Plage. Die Strassen in der Sierra sind passabel, sodass man von Trinidad beispielsweise ohne Probleme Tagesausflüge nach Santa Clara oder Sancti Spiritus unternehemen kann. Der Jardin Botanico befindet sich 15 km vor Cienfuegos. Das Naturreservat wurde 1912 von der Harvard-Universität gegründet und bis zur Revolution auch verwaltet. Im Gewächshaus gedeiht mit etwa 200 Arten eine prächtige Kakteenzucht. Unter freiem Himmel läuft man dann auf einer Fläche von 100 ha durch die grösste Pflanzensammlung Cubas. 2000 verschiedene Pflanzen und Bäume aus aller Welt wachsen hier, ausserdem 23 Bambus- und allein 250 Palmenarten.
Topes de Collantes Tausende Krebse gehen im Aprils zur Paarungszeit auf Wanderschaft, überqueren die Strassen und viele verenden dabei unter den Autoreifen und werden von Truthahngeiern verspeist. Topes de Collantes ist mit 770 Meter der höchste besiedelte Punkt hier im Gebirge. Das Dorf Topes de Collantes im bergigen Hinterland von Trinidad ist bekannt für seine Erholungs-, Heil- und Rehabilitationsmöglichkeiten. Es gibt Thermalschwimmbecken (Los Helechos) ebenso Dampfbäder, Sauna, Sporthallen und Therapieräume. Der Ort ist auch ein guter Ausgangspunkt für Wanderungen in die nebligen Nadelwälder der rund 1000 Meter hohen
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CUBA Berge, die von Farnen und Moosen dicht überzogen sind. Hier kann man wunderbar wandern, was allerdings ohne Führer nicht zu empfehlen ist, da die Pfade in die Berge nicht ausgeschildert sind. Lokale Agenturen veranstalten Tagestouren. Am besten in den Hotels und am Ortseingang beim Carpeta Central Information Office nachfragen.
Santa Clara Santa Clara ist mit ca. 170000 Einwohnern die Hauptstadt der Provinz Villa Clara. 18 Familien aus der weiter östlich gelegenen und nicht weit von der Küste entfernten Stadt Remedios im Jahr 1689 die neue Ansiedlung, um hier vor den ständigen Überfällen der Piraten besser geschützt zu sein. 1958 fanden hier schwere Kämpfe statt, als die revolutionären Truppen versuchten, die Stadt einzunehmen. Dies gelang in einem bitteren Gefecht, von dem die Schüsse im Hotel Santa Clara Libre auch heute noch Zeugnis ablegen.
Heute ist Santa Clara eine wahre Schulstadt. Die Universität ist eine der grössten Cubas. Die Studenten der Fakultät Zuckertechnologie betreiben eine universitätseigene kleine Zuckerfabrik. Rund 130 weitere Bildungseinrichtungen machen Santa Clara zu einem geistigen Mittelpunkt Cubas. Das städtische Leben spielt sich vor allem nach Feierabend rund um den Parque Vidal ab.
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CUBA Sancti Spiritus Sancti Spiritus wurde im Jahre 1514 gegründet und ist somit eine der ältesten Kolonialstädte Cubas. Die Einwohner der heutigen Provinzhauptstadt leben hauptsächlich von der Viehzucht, dem Tabakanbau und seiner Weiterverarbeitung sowie von Milch- und Viehwirtschaft. Die ländliche Abgeschiedenheit mag dazu beigetragen haben, dass sich über Jahrhunderte Aberglauben, spiritistische Praktiken und grosses Misstrauen gegenüber allem Neuen halten konnten. Sehenswert sind der koloniale Stadtkern sowie die Parroquial Mayor, die Pfarrkirche in der Nähe der Plaza Central, die eine der ältesten Kirchen Cubas ist und über eine bemerkenswerte kunstvoll gearbeitete Holzdecke verfügt. In südwestlicher Richtung geht es in einem grossen Bogen um die bis zu 842 m hohen östlichen Ausläufer der Escambray-Berge herum und über die Orte Banao, La Güira, La Pedrera, Caracusey und Iznaga durch eine tief in die Berge hineinreichende fruchtbare Ebene hindurch an die Südküste zur am Rande der westlich gelegenen Stadt Trinidad. Remedios Dieses verschlafene Kolonialstädtchen zählt zu den verführerischsten Orten Cubas. Obgleich es hier bereits Mitte des 16.Jahrhunderts eine Siedlung gab, stammen die Bauten vorwiegend aus dem frühen 19.Jahrhundert, als die kleine Stadt nach einem Brand wiederaufgebaut wurde. Pferd und Wagen sind hier die einzigen Transportmittel. Einladende Wohn- und Einkehrmöglichkeiten fehlen, sodass sie möglicherweise der einzige Tourist in der Stadt sind. Alles wichtige finden Sie auf oder in der Nähe des Parque Marti, des wunderschönen Hauptplatzes, der einen so vollendeten Kolonialstil aufweist, dass man ihn für eine
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CUBA nachgebaute Filmkulisse halten könnte. Sein Mittelpunkt ist ein Musikpavillon, sein Hauptmerkmal sind jedoch seine beiden Kirchen. Besuchen Sie die grössere, Parroquial de San Juan Bautista. Geöffnet So-Fr 9-17, Sa 9-12 Uhr. Zu den herausragenden Schätzen gehören ein bis zur Decke reichender, mit Blattgold überzogener Barockaltar, eine Mahagoni sowie die Statue einer schwangeren Maria. Bei Besichtigung des Platzes entdeckt man einige bodenständige Bars.
Trinidad Heute lebt Trinidad in erster Linie vom Tourismus, denn die Stadt gilt zu Recht als eine der Hauptattraktionen Cubas. Das koloniale Viertel mit den hellbunt gestrichenen Häusern und dem alten, wuchtigen Kopfsteinpflaster thront im etwas höhergelegenen nördlichen Teil der Stadt, der für den Autoverkehr gesperrt ist. An vielen Straßen fallen in den Boden eingelassene Kanonenrohre auf; sie kamen als Schiffsballast aus Neuengland nach Trinidad und sollten Fußgänger und Gebäude vor den schweren Kutschen der Zuckeraristokraten schützen. Bei einem Spaziergang durch die Straßen rund um die Plaza Mayor kann man viele architektonische Details der kolonialen Lebensweise beobachten. Berühmt sind die hohen Fenster mit ihren kunstvoll gedrechselten Holzgittern, die im vorigen Jahrhundert von phantasievoll geschmiedeten Eisengittern abgelöst wurden. Diese rejas haben weniger die Funktion, das Leben im Innern des Hauses von der Straße abzuschirmen, als im Gegenteil das Leben auf der Straße mit dem im Haus zu verbinden. Daß die Trinitarios schon immer sehr gesellig waren, sieht man auch an den Luken, die in die hohen, schweren Holztüren eingearbeitet wurden: Sie sind leichter zu öffnen als die ganze Tür und bieten Gelegenheit für ein kurzes Schwätzchen.
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CUBA Nirgendwo auf der Insel wurde der Gewinn aus Zucker, Kubas "süßer Peitsche", so prachtvoll versteinert: Paläste und Residenzen, Boulevards und Marktplätze. Und rund um Trinidad eine Landschaft voller Kontraste: seichtes Wasser, Palmen, Sand, dahinter die dichtbewaldeten Berge des Escambray. Im Süden Trinidads: Ein paar schöne Hotels am Wasser ermöglichen einen guten Ausgleich zum Kultur- und Naturprogramm. Von hier aus sollte man einen Ausflug zum Vergnügungszentrum Marina Cayo Blanco, schräg gegenüber dem "Hotel Ancón", machen. Tauchen, Kreuzfahrten, Hochseefischen ... die Preise sind Verhandlungssache. Oder man findet einen Yachtbesitzer, der einen zum Riff der schwarzen Korallen, "Las Mulatas", mitnimmt. Der Nationalpark Cienega de Zapata140 Kilometer westlich von Trinidad umfaßt eines der größten Sumpfgebiete der Karibik: Kolibris, Flamingos und Krokodile leben in den Mangroven, aber auch viele Mücken (entsprechend ausrüsten). Auf dem Weg dorthin kommt man übrigens auch an der Bahía de Cochinos vorbei, besser bekannt als Schweinebucht. In der Nähe liegt auch Boca de Guamá, ein nachgebildetes Dorf der Ureinwohner. In der Laguna del Tosoro kann man fischen und eine Krokodilfarm besichtigen. Vorführungen zeigen, wie man ein Krokodil fängt, und wenn dessen Maul zugebunden ist, kann man es sich um den Hals legen und sich fotografieren lassen. "Eßt Krokodil!" steht auf diversen Schildern rund um das Restaurant. Auch im Angebot: Boots- und Angeltouren durch die Lagune. In Trinidad-Stadt, besonders rund um die Plaza Mayor, stehen noch die Zuckerpaläste, als hätten sie über hundert Jahre in einem Kokon geschlummert, und selbst normale Bürgerhäuser wirken mit ihren antiken Möbeln und dem
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CUBA edlen Porzellan wie Museen. Das sind die meisten auch geworden und dadurch auch zu besichtigen: Museo de la Lucha contra los Bandidos Echerri 59, Di und Fr 9-19 Uhr, Eintritt 1 $. Kurioses Provinzmuseum mit dem pathetischen Titel: Museum des Kampfes gegen die Banditen (gleich nach der Revolution flammten nördlich von Trinidad Proteste gegen Fidel auf). Cabildo de los Congos Reales San Antonio Isidro Armenteros 168, kein Eintritt, keine Öffnungszeiten (klopfen und nachfragen). Für Interessenten Afro-Kubas: Der heilige San Antonio ist identisch mit dem afrokubanischen Gott Orisha, dem Herrscher über das Eisen (und natürlich die Eisenbahn). Auf Wunsch kann man einer religiösen Zeremonie beiwohnen. Die Spende am Schluß ist freiwillig. Trinidad Stadt ist ein verstecktes Juwel und ermöglicht eine Zeitreise zurück in die Kolonialzeit. Großes Angebot empfehlenswerter Privatunterkünfte. Bei Redaktionsschluß war die Lage unübersichtlich und im Wandel begriffen; fragen Sie Einheimische. Im Nordosten Trinidads beginnt das Valle de los Ingenios (an der Straße nach Sancti Spíritus, gleich nach der Stadt links). In diesem Tal standen einmal 57 trapiches, Zuckermühlen, die sich für die Zuckerbarone drehten, während die Sklaven auf den Feldern schufteten. Wie so ein Leben einmal ausgesehen hat, kann man noch heute im Herrenhaus der Iznaga im gleichnamigen Dorf besichtigen. Dort steht ein 52 Meter hoher Turm für das Wachpersonal neben einem 52 Meter tiefen Brunnen. Die Söhne des alten Iznaga, so sagt die Überlieferung, waren in dieselbe Mulattin verliebt. Wer höher baute oder tiefer grub, sollte das Mädchen haben. Es blieb beim Unentschieden. (Iznaga ist auch mit dem Zug zu erreichen: Abfahrt in Trinidad etwa alle zwei Stunden. Der Bahnhof
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CUBA liegt rechts von der Straße nach Casilda im Süden von Trinidad.)
Valle de los Ingenios Die Strasse östlich von Trinidad nach Sancti Spiritus führt durch das Valle de los Ingenios (Tal der Zuckerfabriken), die Quelle für Trinidads Wohlstand. Anfang 1800 gab es hier über 50 kleine Zuckermühlen, in denen mehr als 11.000 Sklaven arbeiteten. Verborgene Überreste alter Haziendas und Mühlen schmücken die Landschaft: Der gesamte Bereich wurde von der UNESCO als Weltkulturerbe eingestuft. Die Hauptatraktion des Tals ist Manaca Iznaga zehn Kilometer weiter, eine schön restaurierte Hazienda aus dem frühen 19.Jahrhundert. Hier befindet sich zugleich ein kleines Informationszentrum. Der raketenförmige 45 Meter hohe Turm ermöglichte es den Zuckerbaronen, ein Auge auf ihre Sklaven zu werfen, die auf den Feldern arbeiteten.
Camaguey Cubas drittgrösste Stadt mit nahezu 300.000 Einwohnern wurde 1514 ursprünglich an der Nordküste in der Nähe des heutigen Nuevitas gegründet. Die Santa Maria del Puerto Principe genannte Siedlung wurde durch Piratenangriffe gezwungen, sich weiter ins Landesinnere zurückzuziehen, und blieb schliesslich 1528 an der heutigen Stelle. Die auch weiterhin von Piraten belästigte Stadt wurde nach einem labyrinthischen Plan neu errichtet, um unliebsamen Besuchern die Orientierung zu erschweren. Im Gegensatz zu den meisten anderen cubanischen Ballungsgebieten, die gitterförmig um einen Hauptplatz herum angelegt sind, ist das Zentrum von Camaguey noch immer ein Gewirr von engen Strassen, die sich an vielen kleinen Plätzen treffen. Am besten lässt sich die Stadt zu Fuss oder mit einem bicitaxi erkunden, dem cubanischen Äquivalent der Fahrradrikscha. Mit Ausnahme ihres makellosen Kolonialplatzes, der Plaza
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CUBA San Juan de Dios, verfügt sie keine herausragenden Sehenswürdigkeiten. Prunkvollste Innenausstattungen findet man in einigen der zahlreichen Kirchen. Camaguey ist spürbar katholischer als jede andere Siedlung auf der Insel und besitzt angeblich 25 Kirchen. In 8 davon werden noch Gottesdienste abgehalten. Hotels Hotel Ancón Halbinsel Ancón, Playa Ancón, Tel. 0419-4011, Fax 667424, DZ alles inklusive etwa 120 $. Palmen und pulverfeiner Sand entschädigen für die nicht ganz geglückte Architektur. Hotel Costasur Halbinsel Ancón, 3 km westlich "vom Hotel Ancón", Tel. 0419-6100, Fax 3194, DZ ohne Frühstück 50 $, Bungalows ab 65 $. Disco, Tennisplatz: Strand vor der Tür. Zur Marina ist es eine halbe Stunde zu Fuß. Villa Guamá bei Boca de Guamá, Tel. 05-592979, DZ ohne Frühstück 35 $. Hübscher Komplex, im Stil eines Taíno-Dorfes auf sechs verschiedene Inseln verteilt. Nur auf dem Wasserweg von Boca de Guamá zu erreichen. Hotel Las Cuevas Trinidad Stadt, 1 km nordöstlich der Stadt unterhalb der Santa-Ana-Kirche, Tel. 0419-4013, Fax 2302, DZ ohne Frühstück 52 $. Hoch über der Stadt gelegen, bietet das Bungalow-Motel einen Blick bis hinaus zur Halbinsel Ancón und auf das Karibische Meer. Ausflüge zu Pferd oder Motorrad sind ebenso im Angebot wie Trommel-, Tanz- und Spanischkurse. Finca María Dolores 3 km außerhalb von Trinidad Stadt, an der Straße nach Cienfuegos, Tel. 0419-3581, DZ ohne Frühstück 22 $. Die Farm umfaßt 20 Hektar, wovon ein Drittel den Gästen zur
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CUBA Verfügung steht. Pferde tragen einen zum Fluß, auf die Berge und zu den Wasserfällen. Hotel Los Helechos Topes de Collantes, Tel. 05-668002, DZ 31 $. Thermen, Sauna, Dampfbad, einfache Zimmer: mehr Hotel als Kureinrichtung. Auch Gesunde werden sich hier wohl fühlen. Restaurants Casa Bastida Trinidad Stadt, Maceo 537, Tel. 0419-2151 oder 3186. Man speist im Wohnzimmer des Wirts (zum Beispiel ausgezeichnete Schweinesteaks). Restaurant Trinidad Colonial Trinidad Stadt, Maceo 402, tägl. 8-23 Uhr. In dem vornehmen, 300 Jahre alten Kolonialbau wird zum Beispiel das Steak à la Trinidad Colonial serviert: Steak mit Gemüse gefüllt. Restaurant Santa Ana Trinidad Stadt, Calle Cienfuegos gegenüber der Plaza Santa Ana, tägl. 9-22.45 Uhr, ab und zu mit Show. Dem weiten Patio im klassischen Kolonialstil ist kaum anzusehen, daß er im letzten Jahrhundert noch als Gefängnis gedient hat. Spezialität: Schweinesteak. Restaurant Mesón del Regidor Trinidad Stadt, Bolívar 424/Ecke Colón, 10-18 Uhr. Im ehemaligen Wohnzimmer des königlichen Inspizienten gibt es Schweinshaxe und frischen Fisch zu kleinen Preisen. Abend Disco Las Cuevas Trinidad Stadt, hinter der Ruine der Kirche Ermita de la Popa oberhalb der Stadt, Eintritt ist hoch, aber
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CUBA Verhandlungssache. Tanz bis in den frühen Morgen. Malerisches Ambiente in einer Grotte. Wie in fast allen Discos besteht das Publikum hauptsächlich aus Touristen und Cubanerinnen, die auf mehr als Tanzen aus sind. Casa Fischer Trinidad Stadt, Pérez/Ecke Cadahía, 24 Stunden geöffnet. Eines der Prunkstücke Trinidads, 1870 von einem gewissen Herrn Fischer aus Deutschland erworben. Viele Ausstellungen, oft Live-Musik. Daiquirí Trinidad Stadt, direkt gegenüber, rund um die Uhr. Beliebter Treff der Jugend von Trinidad. Casa de la Musica Trinidad Stadt, rechts hinter der Pfarrkirche der Santísima Trinidad (das lindgrüne Haus am Ende der Treppen), die die Plaza Mayor abschließt, ab 22 Uhr, Eintritt 2 $. Laden und Bühne in einem: Live-Musik lokaler Bands (auch morgens 9-12 Uhr). Große Auswahl an Platten, CDs und Trommeln. Casa del Campesino Trinidad Stadt, in der Finca María Dolores. Abends nach dem Essen werden Campesino-Gesänge und -Tänze gegeben, die man auch als kubanische Schuhplattler bezeichnen könnte. Dazu gibt es Schwein, Reis, Bohnen, Yuca und andere Gemüse - ein traditionelles Essen.
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CUBA Route 4 Sierra del Maestra Der grösste und höchste Gebirgszug Cubas erstreckt sich von der Südweststrecke des Ostens 240 Kilometer ostwärts bis hinter Santiago. Abgehärtete campesinos leben in Gruppen strohgedeckter Hütten mit betonierten Flächen, auf denen die Kaffebohnen getrocknet werden. Abgesehen von einigen Küstenflecken, hat der Tourismus hier noch nicht Einzug gehalten. Ausser im Rahmen einer Exkursion ist es praktisch unmöglich, ohne Auto das Gebirge zu besichtigen.
Manzanillo Der wichtigste Hafen der Provinz Granma überrascht und enttäuscht zugleich. Die maurisch inspirierete Architektur macht den Hauptplatz zu einem der ungewöhnlichsten Plätze Cubas. Das Ufer jedoch ist weitestgehend Industriegebiet, und ein Besuch lohnt sich nur an einem klaren Abend, um den Sonnenuntergang zu geniessen. Kernstück des Parque Cespedes ist La Glorieta. Den 1924 erbauten Pavillon zieren arabische Inschriften, Marmorsäulen und mehrfarbige Ziegeln. Eigentümliche Sphinxstatuen, mehrstufige Springbrunnen und schmiedeeiserne Lampen sind weitere Schmuckstücke des Platzes, ebenso das Edificio Quirch mit seinen Schlüssellochfenstern und einem Aussichtsturm an der Nordseite. Schauen Sie in die Casa de la Cultura an der Westseite, dort gibt es Kunstausstellungen und zwei riesige Fliesenwände mit der Darstellung von Kolumbus´Landung auf Cuba.
Bayamo Diese 1513 gegründete Stadt ist die zweitälteste Stadt Cubas. Ihr Ruhm ist verbunden mit der Rolle, die sie
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CUBA während Cubas Unabhängigkeitskampf im 19.Jahrhundert spielte. Am 20.Oktober 1868 wurde sie die erste Stadt, die von den Rebellentruppen unter Carlos Manuel de Cespedes eingenommen wurde. Monate später steckten ihre Einwohner sie in Brand, bevor sie von den spanischen Streitkräften zurückerobert wurde. Fast jedes Gebäude trägt eine Tafel, mit der irgendein Held der Revolution geehrte wird. Plaza de la Revolucion Dieser hübsche Platz ist der Mittelpunkt der Stadt. Alte Männer verbringen Stunden auf den marmornen Bänken im Schatten der Bäume, und am Wochenende unternehmen die Kinder Fahrten mit der Ziegenkutsche. Eine Statue von Cespedes auf einer Säulenplatte mit Basreliefs, auf denen signifikante Ereignisse aus der Geschichte des Unabhängigkeitskampfes der Stadt dargestellt sind, steht der eines anderen Lokalpatrioten mit Namen PPerucho Figueredo gegenüber, der 1868 die Nationalhymne La Bayamesa komponierte und textete. Plaza del Hymno Einen Block von der Plaza de la Revolucion entfernt liegt dieser Platz, überragt von der Kirche (geöffnet 15-17 Uhr), in der die cubanische Hymne 1868 zum ersten Mal gesungen wurde. Obgleich die Kirche bei der Feuersbrunst 1869 ausbrannte, lohnt sich ein Besuch wegen der Malerei im Hauptschiff.
Santiago de Cuba Seit nunmehr über fünfhundert Jahren ist der Parque Céspedes das Zentrum und das Herz Santiagos, ein außerordentlich beliebter Treffpunkt. Über das Treiben auf dem Platz wacht die mächtige gelbgetünchte Kathedrale. Die erste Kirche wurde hier
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CUBA schon 1516 gebaut; sie brannte nieder, wurde etwas größer wieder aufgebaut, ein Erdbeben zerstörte sie, man baute eine größere Kirche und so fort. Die Kathedrale in ihrer jetzigen Form wurde 1922 fertiggestellt, der Grundbau stammt von 1810. Das Hauptportal der Kirche mündet oberhalb des Platzes auf eine große Terrasse, die sozusagen die zweite Etage des Platzes darstellt. Von der Balustrade aus kann man wie der trompetespielende steinerne Engel zwischen den Zwillingstürmen das bunte Hin und Her auf dem Platz beobachten. Direkt gegenüber der Kathedrale liegt das Rathaus, von dessen Balkon Fidel Castro am 1. Januar 1959 die Revolution verkündete. Es ist eine aus den vierziger Jahren datierende Nachbildung des früheren Rathauses, das von einem Erdbeben zerstört wurde.
Links vom Rathaus steht das älteste Haus Cubas, die Casa Diego Velázquez. Das im Jahre 1516 erbaute Wohnhaus des ersten Gouverneurs der Insel ist heute ein Museum für koloniale Kunst. Kostbares Mobiliar aus kubanischen Edelhölzern, wertvolles Geschirr und Gläser sind hier ausgestellt. Interessant ist auch der Goldschmelzofen, in dem ein Teil der geraubten Goldschätze der Azteken eingeschmolzen wurde, bevor sie nach Spanien gebracht wurden. Von der Kathedrale aus gesehen rechaller Bürger. Auf den Bänken im Schatten sitzen Menschen mit Einkaufstaschen und ruhen von der anstrengenden Nahrungsbeschaffung aus, alte Männer halten ein Schwätzchen und kauen auf ihren Zigarrenstumpen, und fast meint man, die Rufe der Straßenhändler zu hörents befindet sich das wunderschöne koloniale Hotel Casa Granda, das gerade frisch renoviert wurde. Die kleine Straße, die rechts an der Casa Granda auf den Parque Céspedes zuläuft, ist die Calle Heredia und einen gemütlichen Spaziergang wert. Hier liegt die Casa de la Trova, wo sich seit Jahrzehnten die Santiagueros treffen, um der allgemeinen Leidenschaft zu frönen: der Musik.
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CUBA Sones, Boleros und Guarachas werden hier nicht einfach nur gesungen, sondern gelebt. An den Wänden der Casa de la Trova hängen Portraits der legendären trovadores Miguel Matamoros, Manuel Corona, Sindo Garay. Außerdem in der Calle Heredia: das Karnevalsmuseum, der ARTEX-Patio und das Geburtshaus des Dichters José María Heredia (1803-1839), nach dem die »Kulturstraße« Santiagos auch benannt ist. Santiago, das sei "tierra caliente" - heiße Erde - sagen die Kubaner und verdrehen dabei genießerisch die Augen. Als heimliche Hauptstadt wird Santiago manchmal bezeichnet. Die zweitgrößte Stadt auf Kuba ist von allen Städten die afrikanischste. Die Menschen sind dunkler, temperamentvoller, lasziver. In Santiago brennt der Asphalt, drängeln sich im Zentrum die Bars. Salsa, Son und Rumba dröhnen aus Fenstern und Türen. Es ist die Hauptstadt von Musik und Tanz, die Hauptstadt der Nacht. Eh, Schöner, lädst du mich ein?" Eine Menschentraube umlagert in der Calle Heredia die "Casa de la Trova". Einen Dollar kostet der Eintritt, für viele Kubaner ist das zu viel. So bleibt nur die Hoffnung, dass einer der Touristen einen Grünen springen lässt und den Eintritt bezahlt. Drinnen ist die Luft zum Schneiden, der kleine Saal ist zum Bersten voll. Addiert man das Alter der drei Musiker, denen die Aufmerksamkeit gilt, kommt man auf weit über 200 Jahre. Manch einer der Tänzer, die über die handtuchgroße Fläche vor der Bühne gleiten, ist auch nicht jünger als die Jungs von der Band. Natürlich haben ausgerechnet diese Alten nicht nur die schönsten, sondern auch noch verdammt junge Partnerinnen. Na ja, wenn man sie tanzen sieht, weiß man warum. Als ob sie nie etwas anderes gemacht hätten. Und man erkennt sehr schnell, dass wir Europäer niemals so tanzen lernen. Spätestens seit Wim Wenders' "Buena Vista Social Club" ist Kubas Musik ziemlich angesagt. Die Welt feiert den Son, eine Musik, die Anfang des vergangenen Jahrhunderts erfunden wurde. Natürlich in Santiago. Und wenn nicht direkt in Santiago, dann auf jeden Fall im Oriente, im Osten Kubas. Mulattenmusik nannte man den Son, weil er aus "schwarzen" (afrikanischen) Rhythmen und "weißem"
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CUBA (spanischem) Gitarren-Sound und Texten bestand. Eine Musik der Schwarzen wie der Weißen. Die meisten der heute erfolgreichen Musiker haben ihre Karriere in Santiago begonnen. Und irgendwann haben sie fast alle mal in der "Casa de la Trova" gespielt. Casa de las Tradiciones - Trendfabrik in Sachen Musik Während die Welt Santiagos "Casa de la Trova" als Wiege der kubanischen Musik huldigt, ist die Szene in Santiago ein ganzes Stück weiter. "Die 'Casa de la Trova' ist doch heute fast mehr für die Touristen als für uns Santiaguiner", meint Rafael Fernandez. Spätestens wenn die Musik in der "Casa de la Trova" angekommen ist, ist sie reif für den Export. Aber entstanden ist diese Musik dann eher in der "Casa de las Tradiciones". "In der 'Casa de la Trova' spielen festangestellte, etablierte Musiker. Bei uns in der 'Casa de las Tradiciones' treten wechselnde Gruppen auf. Hier haben auch neue Leute eine Chance." Rafael Fernandez weiß genau, wovon er spricht. Mit den Son Sonidos spielt er selbst immer wieder in der "Casa de las Tradiciones". Obwohl hier ebenfalls ausschließlich kubanische Musik gespielt wird, ist das Publikum jünger und hat vor allem Platz zum Tanzen. "In der 'Casa de la Trova' sitzen die Leute brav in der Reihe, wie in der Schule. Bei uns stehen sie alle, wo sie wollen. Aber eigentlich steht nie einer. Eigentlich tanzen sie immer alle." Fernandez bricht das Gespräch ab. Die Pause ist zu Ende, er muss auf die Bühne. Von dort wird er auch so schnell nicht runterkommen. Denn wie so oft artet der Auftritt vom Publikum unterstützt in eine wilde Jamsession aus. Weil jeder zweite Kubaner Musiker zu sein scheint, ist das Reservoir an Akteuren groß. Es wird mal wieder eine lange Nacht. Das Rennen um die besten Konzerte, die Konkurrenz zwischen der ehrwürdigen "Casa de la Trova" und der nun fast vier Jahre alten "Casa de las Tradiciones" könnte einen unerwarteten Ausgang nehmen. Ebenfalls in Santiagos Calle Heredia und direkt neben der "Casa de la Trova" liegt die "Casa de los Estudiantes". Zum Wochenende - und das beginnt für die Santiaguiner in diesem Fall schon donnerstags - finden auch dort Konzerte statt. Der alte Saal zwischen den Säulen, der gemusterte
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CUBA Fliesenboden und der Innenhof liefern echtes Flair und genügend Platz. Kubaner können sich den Eintritt leisten und garantieren, dass hier die heißesten Tänzer zappeln. Die Musik beschränkt sich weder auf kubanische Gruppen noch auf Salsa. Rock aus Lateinamerika läuft ebenso wie afrikanische Trommelsounds.
Guantanamo Überraschender Weise ist das südwestliche Cuba das letzte Grenzgebiet des letzten Krieges. Die Basis erhielt den Spitznamen Gitmo Bay. Sie ist ein 117 Quadratkilometer grosser Dorn in Castros Auge. Die USRegierung möchte sie aus politischen und militärischen Gründen behalten. Für die meisten Aussenstehenden wirkt dies wie eine anachronistische, extravagante Farce... Geschichte: 1901 gewährte das Platt-Amendment den Vereinigten Staaten zur unbegrenzten Pacht Land auf beiden Seiten der Mündung dieses breiten natürlichen Hafens, angeblich mit dem Ziel, die gerade erworbene Unabhängigkeit Cubas zu überwachen. Anfänglich bezahlten die Amerikaner eine jährliche Pacht von 2000 Dollar, 1934 wurde sie auf die stolze Summe von 4085 Dollar erhöht und die Pachtdauer auf 99 Jahre begrenzt. Verständlicherweise waren die Cubaner mit dem Handel nicht sehr zufrieden, und die Dinge verschlechterten sich weiter, als Castro an die Macht kam. Er weigert sich, die Legalität der amerikanischen Präsenz anzuerkennen, und löst die Schecks über den symbolischen Pachtzins nicht ein.
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CUBA Hotels LTI Los Corales/Carisol-Hotels Baconao, Tel./Fax 0226-86177, DZ alles inklusive 68 Mark (zu buchen über die deutsche Firma THR Tours in jedem großen Reisebüro). Deutsche Verwaltung, ausgezeichneter Service, sehr kinderfreundlich. Bucanero Baconao, Tel. 0226-54596, Fax 86070 (von Deutschland aus schwer zu erreichen), DZ alles inklusive 120 $. Einoder zweistöckige langgezogene Häuser, aus Flußkieseln gebaut, Privatstrand, Disco. Villa la Gran Piedra Baconao, an der Straße zum Gipfel Gran Piedras, Tel. 0226-51154, DZ ohne Frühstück ab 60 $. Wohl das höchste Hotel Kubas, auf 1100 Meter Höhe gelegen. Villa El Saltón in der Sierra Maestra, an der Straße nach Palma Soriano links abbiegen, über die Agentur Fantastico zu erreichen, Tel. 0226-42202, Fax 86209, DZ etwa 40 $ (Preis Verhandlungssache). Verwunschenes Bergresort mit guter Küche. Ein Wasserfall hat drei natürliche Schwimmbecken gegraben. Casa Granda Santiago de Cuba-Stadt, am Parque Céspedes links von der Kathedrale, Tel. 0226-86600, Fax 86035, DZ ohne Frühstück 88 $. Von der cafetería im ersten Stock blickt man auf den immer belebten Platz. Villa San Juan Santiago de Cuba-Stadt, etwas außerhalb, an der Carretera Siboney, km 1,5, gut ausgeschildert, Tel. 022642490, Fax 86817, DZ ohne Frühstück 54 $. Weiß und rechtwinklig auf einem Hügel. Viele Einheimische.
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CUBA Restaurants Don Antonio Santiago de Cuba-Stadt, Plaza de Dolores. Eleganter Kolonialbau mit guter Küche, aber faulen Kellnern. Kiam Sand Stadt Santiago de Cuba, auf dem Weg zum Kastell "El Morro", Tel. 0226-91889, tägl. ab 12 Uhr, Vorbestellung empfohlen. Kreolisches und chinesisches Essen in angenehmer Umgebung. Villa Lurdita (auch "Casa de Papito" genannt), Santiago de Cuba-Stadt, auf der Insel Cayo Granma, mit dem Boot von Punta Gorda auf dem Weg zur Festung "El Morro". Privatrestaurant auf der ehemaligen Sklaveninsel. Gute Fischküche. Dona Yulla das ehemalige "La casa del queso", Santiago de CubaStadt, Heredia/Peña Félix nahe dem Céspedes-Platz. Kreolische Küche: Bohnen, Kochbananen, Schwein, was eben gerade da ist. Abend Casa de la Trova Santiago de Cuba-Stadt, Heredia 208, Sa und So 20.30 bis 24 Uhr. Jam-Sessions mit geladenen oder auch ungeladenen Gästen. Schachcafé Santiago de Cuba-Stadt, unscheinbares Haus zwischen der kubanischen Nationalbank und der Kathedrale am Céspedes-Platz, tägl. außer Mo, Eintritt 1 $. Gegen 23 Uhr beginnt dort eine hochklassige afrokubanische Show. Claqueta Bar Santiago de Cuba-Stadt, ein paar Meter weiter, neben dem Kino Rialto, Eintritt 2 $. Salsa live, die ganze Nacht.
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CUBA La Conga San Agustin Santiago de Cuba-Stadt, in einem Schuppen in Colocha 547, ab 16 Uhr. Übungsbühne einer afrohaitianischen Traditionsband. Fragen Sie am besten nach Lorenzo Guerra. Casa del Caribe Santiago de Cuba-Stadt, Av. Manduley/Calle 13. Ausstellungen, afrokubanische Zeremonien, Live-Musik. Ähnlich arbeitet auch das Centro Cultural Africano Fernando Ortiz, Av. Manduley 106, 9-17 Uhr, am Wochenende Shows.
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CUBA Route 5 Baracoa Die kleine Stadt, die erste von Diego Velasquez 1512 errichtete Siedlung und bis 1515 Cubas Hauptstadt, wird von vielen als der zauberhafteste Ort in ganz Cubas betrachtet. Und dies völlig zu recht. Denn die Strassen werden gesäumt von säulenverzierten Schindelhäusern aus der Kolonialzeit. Die Umgebung der Stadt ist erstaunlich fruchtbar und die Hänge sind dicht mit Wäldern sowie Palmen-, Kakao-, Kaffee- und Bananenhainen bedeckt. Aufgrund seiner entlegenen Lage hat das moderne Leben Baracoa weitgehend unbeachtet gelassen. Der Tourismus ist zwar schon bis hier vorgedrungen, hat die Athmosphäre aber noch nicht verdorben. Versuchen Sie, wenn möglich übers Wochenende hier zu sein: Jeden Samstag findet nachts eine wilde Party auf dem Hauptplatz statt. Holguin Die Gegend um die heutige Stadt Holguin war schin lange vor Ankunft der Spanier besiedelt. Ein Spähtrupp, den Kolumbus nach seiner Landung am Cabo Bariay ausschickte, berichtete von einer indianischen Siedlung mit über 50 Häusern. Die Stadt, 1523 gegründet, entwickelte sich erst im 19.Jahrhundert, auch da noch langsam. Mir zunehmender Bedeutung von Viehzucht und Zuckerrohranbau gewann die Provinzhauptstadt aber doch allmählich an Gewicht. Ihren Namen verdankt die einem spanischen Kapitän namens Garcia Holguin, der hier Ländereien besass. Nach der Revolution erlebte die Stadt einen rapiden Aufschwung. Die viertgrösste Stadt Cubas mit über 200000 Einwohnern hat weniger Ausstrahlung als die anderen grossen Provinzhauptstädte wie Santiago und Camaguey oder der Küstenstreifen im Nodern der Provinz. Trotzdem verdient das grüne Stadtzentrum, dessen rechtwinkliges Strassensystem um fünf Plätze herum angelegt ist, einen Besuch.
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CUBA Stadtzentrum: Der Mittelpunkt von Holguin ist der Parque Calixto Garcia, benannt nach dem im 19.Jahrhundert hier geborenen Unabhängigkeitshelden, dessen Statue den Platz ziert. An der Südseite steht ein schönes Art-decoTheater, ander Westseite eine Kunstausstellung mit guten Wechselausstellungen. An der Südostseite bietet eine Buchhandlung eine ausgezeichnete Sammlung englische Literatur über Cuba an. An Wochenendabenden strömt die Jugend auf diesen Platz, um in den Club Siboey eingelassen zu werden.
Guardalavaca Mit Guardalava sind sie gut beratenn, wenn Sie einen friedlichen Strandurlaub planen, denn der mittelgrosse Urlaubsort ist unbestreitbar der schönstgelegene Cubas: umgeben von einer hinreissenden Landschaft, die zahlreiche Sehenswürdigkeiten zu bieten hat. Sein drei Kilometer langer, gepflegter Sandstrand befindet sich im Westen, wo Cafes sowie Tauch- und Wassersportzentren von einem kleinen Wald beschattet werden. Der Urlaubsort besteht aus kaum mehr als dem Strand und fünf Hotels, in denen sich auch das rege Nachtleben der Region abspielt. Etwa sechs Kilometer westlich von Guardalavaca liegt Playa Esmeralda, ein kleiner Urlaubsort mit Hubschrauberlandeplatz. Der ein Kilometer lange weisse Sandstrand, der verborgen hinter Palmen und der unbebauten Landspitze liegt und Strandbars, eine ganze Palette von Wassersportmöglichkeiten sowie ein Tauchzentrum bietet, ist mittlerweile so empfehlenswert wie der von Guadalavaca. Weiter westlich liegt ein historisch bedeutungsvoller Ort: in der Bahia de Bariay ging Christoph Kolumbus am 28.Oktober 1492 auf der Insel an Land. Dass er von der Landschaft beeindruckt war, lässt sich leicht
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CUBA nachvollziehen. Ein bescheidener Gedenkstein erinnert an die Ankunft des spanischen Admirals.
VON A BIS Z Ausreisebestimmungen Touristen über 14 Jahre können bei der Ausreise 50 Zigarren (abweichend von Angaben mancher Reiseführer!) oder 100 Zigarillos oder 200 Zigaretten oder 250g Rauchtabak. 1 Liter Rum (über 22%Alkohol) oder 2 Liter Zwischenerzeugnisse (22% oder weniger), 500g Kaffee. Im Interesse des Artenschutzes (Washingtoner Abkommen) dürfen Mitbringsel aus Krokodilhäuten, Schildkrötenpanzer und Schwarze Koralle nicht ausgeführt werden. Kunsthandwerkliche Gegenstände dürfen mirgenommen werden. Baden Die unregelmässigen Küsten Cubas bergen mehr als 300 Naturstrände. Kristallklares Wasser ist eines der Attribute all der schönen Badeorte wie Varadero, Santa María del Mar, Ancón oder Guardalavaca. Nehmen Sie jedoch Badeschuhe (Seeigel!), starke Sonnecreme, eine Sonnenbrille und ein wasserdichtes Behältnis zum Umhängen mit, in dem Sie Geld, Schlüssel, Ausweis etc beim Baden mit sich tragen können. Sehen Sie eine rote Flagge am Strand, so ist das Baden momentan verboten. FKK ist auf Cuba verboten. Aus Rücksicht auf die landesüblichen Sitten sollte auch auf allzuknappe Bikinis verzichtet werden. Auch das Umziehen am Strand ist hier nicht üblich.
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CUBA Einreisebestimmungen Deutsche, Österreicher und Schweizer benötigen zur Einreise einen noch mind. 6 Monate gültigen Reisepass. Gleichzeitig ist eine Touristenkarte erforderlich, die max. 30 Tage gültig ist (gilt nicht für Schweizer), erhältlich bei der diplomatischen Vertretung Cubas und in Reisebüros für etwa 50 DM. Individualreisende müssen die ersten 3 Übernachtungen nachweisen und den Namen des Hotels eintragen. Da es grösstenteils nicht mehr nachgeprüft wird, kann man ohne feste Buchung versuchen, ein real existierendes Hotel einzutragen. (Varadero: Hotel Horizontes Club Tropical, Avenida 1ra., Havanna: Hotel Horizontes Caribbean, Prado Marti) Impfungen sind nicht vorgeschrieben. Zollfrei eingeführt werden können 200 Zigaretten oder 25 Zigarren (Wer führt schon Zigarren nach Cuba ein??) oder 250g Tabak, 2l Wein oder Spirituosen, Neuwertige Waren (mit Ausnahme von Dingen des persönlichen Bedarfs) im Wert von mehr als 100 US-Dollar werden mit 100% Zoll belegt. Problemlos eingeführt werden können: Foto, Filmkamera, Radio, Walkman, tragbarer CDPlayer, Schreibmaschine, Sportgeräte. Alle zollfrei eingeführten Gegenstände müssen bei der Einreise deklariert und bei der Ausreise wieder mitgeführt werden. Verboten ist die Einfuhr von Drogen, Pornografie, Waffen, Explosionsstoffen sowie Tieren und Pflanzen. Aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Situation des Landes herrscht auch in manchen Touristenzentren Mangel an manchen Dingen. So sollten Sie Dingen wie Filmmaterial, Medikamente, Bücher schon von zu Hause in ausreichender Menge mitnehmen. Sonnenschutzcremes sind in den Hotelshops meist ausreichend vorhanden. Elektrizität Auf Cuba kommt 110 Volt/60 Hz aus der Steckdose. Ein Adapter ist meist erforderlich (nur in ganz wenigen Hotels findet man zusätzlich amerikanische Steckdosen). Flughafengebühr Die Ausreisesteuer beträgt 20 US-Dollar. Bei manchen
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CUBA Fluggesellschaften ist die Steuer allerdings schon im Preis enthalten, z.B. bei Britannia. Also unbedingt erkundigen und am Flughafen mit Nachdruck darauf hinweisen. Fotografieren Abgesehen von Militäranlagen, Flughäfen, Soldaten und Industrieanlagen darf alles fotografiert werden. Die Höflichkeit gebietet es natürlich, die Cubaner vorher zu fragen, wenn man sie fotografieren will. Sie werden gerne zustimmen. Da Cuba so viele lohnenwerte Motive bietet, sollten Sie lieber ein paar Filme mehr einpacken. Auf Cuba selber könnten Sie Probleme bekommen, wenn sie nachkaufen möchten. Vergessen Sie auch die Ersatzbatterien nicht. Die cubanischen Zollbehörden behaupten seit neuestem, dass ihre Röntgengeräte am Flughafen filmsicher sind und darauf weisen sie auch mit grossen Schildern hin. Aus diesem Grund lassen sie sich auch nicht zu einer persönlichen Kontrolle der Fototasche überreden. Man sollte es jedoch auf jeden Fall versuchen, wenn auch auf unseren Filmen kein Schaden zu sehen war. Gesundheitsvorsorge Die Gesundheitsvorsorge auf Cuba ist vorbildlich. Selbst in kleineren Gemeinden gibt es Polikliniken. Die Ärzte sind gut ausgebildet und arbeiten zuverlässig. Sie sind selbst auf komplizierte Operationen eingestellt. Die Behandlung ist für alle Cubaner absolut kostenlos, eine grosse Errungenschaft des cubanischen Sozialismus. Touristen haben nur für grössere Eingriffe Gebühren zu bezahlen, die Erste Hilfe ist auch hier kostenlos. Die Bezahlung erfolgt nur in US-Dollar. Die richtigen Medikamente für die Nachbahandlung zu bekommen, ist allerdings wegen dem Handelsembargo und Devisenknappheit schwierig. Die Regierung geht dazu über, Medikamente selbst herzustellen. Wer aber auf seine speziellen Medikamente angewiesen ist, sollte von daheim diese mitbringen. Die Gygiene ist auf Cuba absolut ausreichend. Das Wasser hat (mit Ausnahme von
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CUBA Havanna) keine Trinkwasserqualität, so dass Sie nur abgefülltes Mineralwasser trinken sollten.
Kartenmaterial Karten für touristische Zwecke sind über den Buchladen gut zu bekommen. Allerdings gibt es keine genaueren Karten als bis zum Massstab 1:1.000.000. Darauf sind zwar alle wichtigen Strassen verzeichnet, jedoch meist nicht auf dem aktuellen Stand. Da es auch nur wenige Wegweiser auf Cuba gibt, sollten jene, die viel mit dem Auto unterwegs ist und sich nicht genau auskennen, öfter mal nach dem Weg fragen. Von FTI-Tours gibt es eine Planmappe, in der nicht nur alle wichtigen Strassen, sondern auch alle ServiTankstellen für Touristen und Horizontes-Hotels verzeichnet sind. Von den wichtigen Städten gibt es Übersichtskarten in ausreichender Grösse, in denen Strassen, Plätze, Hotels verzeichnet sind.
Kleidung Wegen der hohen Temperatur und Luftfeuchtigkeit des subtropischen Klimas empfielt sich leichte Baumwollkleidung. Cubaner legen viel wert auf gute Erscheinung, selbst wenn nur wenig Geld für Kleidung zur Verfügung steht. Dieser Gewohnheit sollte man sich als Tourist anpassen. Auch wenn man es mit zunehmendem Tourismus hin und wieder sehen wird, sollte aus Höäflichkeit darauf verzichtet werden, in Hotelhallen, Restaurants und auf offenen Strassen in Badekleidung herumzulaufen. Am Strand sollte man auf Oben-ohne verzichten, auch in Touristenhochburgen wie Varadero. Trotz der heissen Temperatur sollte man nicht vergessen, einen Pullover oder Jacke mitzunehmen. Nachts im Spätherbst und Winter sowie in den meist gut gelühlten Hotels kann man diese gut gebrauchen. Schitm und Regenmantel kann man dagegen ruhig daheim lassen. Bei den cabaanischen Regengüssen, die eher mit einem Vollbad in der Badewanne vergleichbar sind, helfen diese
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CUBA eh nichts. Wegen der hohen Luftfeuchtigkeit trocken nur jene Sachen, die direkt in der Sonne aufgehängt sind. Gegen die Sonne sollte man sich mit Hut und auf jeden Fall Sonnencreme mit ausreichendem Schutzfaktor schützen. Kriminalität Cuba ist als Reiseland absolut sicher. Auch Frauen können hier ohne Probleme alleine reisen. Da die Kriminalität leider in den letzten Jahren ein klein wenig zugenommen hat, sollten Sie hier (wie in allen Ländern) darauf achten, Wertgegenstände nicht offen herumliegen zu lassen. Bei einem Diebstahl sollten Sie auf jden Fall die Polizei verständigen, schon wegen der Versicherung. Preise Um Ihren Urlaub auf Cuba finanziell planen zu können, hier einige Beispiele: Bier: 1,00 – 2,00 US-Dollar Rumcocktail: 1,00 – 4,00 US-Dollar Hauptgericht: 2,00 – 10,00 US-Dollar (je nach Stadt) Fischgericht: 10,00 – 20,00 US-Dollar Taxi: Grundgebühr: 1 US-Dollar, 0,50 US-D/km
Sprache Die Landessprache ist das cubanische Spanisch. Es ist im Gegenstz zum Castellano sehr weich und melodiös in der Aussprache. Auch Wendungen und Wortschatz unterscheiden sich teilweise. In Hotels und touristischen Orten kommt man auch mit Englisch gut weiter. Telefon Um ins Auslang zu telefonieren, wählt man zuerst eine 8, dann die Landesnummer (Deutschland: 49, Österreich: 43, Schweiz: 41), die Ortskennzahl ohn die erste 0 sowie die
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CUBA gewünschte Teilnehmernummer. Man kann sich die Telefongespräche auch leicht vom Hotel über die Rezeption vermitteln lassen. Eine Minute Ferngespräch kostet allerdings auf Cuba 5,50 US-Dollar in die Bundesrepublik, Österreich oder Schweiz.
Toiletten „Donde esta el bano?“ Mit der Frage werden Ihnen gerne überall die Toiletten gezeigt. Man muss allerdings immer eine Münze als Trinkgeld für die Klofrau bereit halten. Die Sanitäranlagen in den Hotels sind zwar manchmal einfach, aber immer absolut sauber und meist neu desinfiziert. Trinkgeld Es ist wieder üblich, Trinkgeld zu geben. Die Höhe liegt so bei 10 %. Neben US-Dollarn freuen sich viele Cubanerinnen auch über Seifen, die man von daheim mitgebracht hat. Kugelschreiber sind bei vielen, nicht nur Kleinen, beliebt. Sollte man übrige Kleidung (T-Shirts, Hemden, Jeans) besitzen, wäre es eine nette Geste, sie daheim einzupacken. Hier werden sich sicherlich viele darüber freuen.
Währung Die Landeswährung ist der cubanische Peso, unterteilt in 100 Cantavos. Für Touristen ist das allerdings ohne Bedeutung, da er damit eh nichts bezahlen kann. Von Touristen wird immer der Dollar gefordert. Sie sollten also ausreichend kleine Dollarnoten mitbringen. Seit 1995 gibt es auch noch die cubanische Touristenwährung, den Peso convertible. Er ist dem Dollar gleichgestellt. Europäische Kreditkarten werden in Hotels, am Flughafen, bei Mietwagen- und Reiseunternehmen akzeptiert, aber man sollte sich nicht immer darauf verlassen, dass die Geräte auch stets funktionieren. Mit Karten wie American Express,
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CUBA Diners Club, Citibank etc. kommt man nirgends durch. Das gleiche gilt für Post-, Euro- und US-Travellerschecks. Die gute Nachricht für alle Varadero-Besucher lautet: Seit dem 1. Juni 2002 ist der Euro in Varadero als Zahlungsmittel eingeführt. Es entfallen damit die oft zeitaufwendigen Geldumtauschaktionen zu Hause oder am Flughafen.
Zeit Der Zeitunterschied von Europa nach Cuba beträgt –6 Stunden.
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CUBA RUM Die Geschichte des Bacardi Rum Ort: Cuba. Zeit: Der Beginn des 19. Jahrhunderts. Ein spanischer Weinhändler namens Don Facundo Bacardi Massó wandert aus Katalonien in die schmucke Kolonialstadt Santiago de Cuba aus. Zu dieser Zeit war Rum ein heftiges Getränk, das wie Feuer brannte - kräftig, ohne jede Verfeinerung und in der Regel billig zusammengebrannt. Ein Feuerwasser, das seit alters her vor allem für die karibischen Freibeuter bestimmt war. So gut wie nie wurde Rum in halbwegs zivilisierten Kreisen oder besseren Lokalitäten ausgeschenkt. In seiner Freizeit experimentierte Don Facundo bei sich zu Hause selbst ein wenig mit verschiedenen Destilliermethoden. Sein Ziel: Den Rum zu zähmen, zu zivilisieren, trinkbar zu machen.
Don Facundo experimentierte mit jedem einzelnen Schritt des Herstellungsprozesses: Der Qualität der Rohmaterialien, der Fermentierung und der Destillierung. Am Ende fügte er ein Verfahren hinzu, das noch nie zuvor probiert worden war: den Rum durch Holzkohlen-Filterung sanft zu machen, indem alle Unreinheiten beim Filtrationsprozeß entfernt wurden. Er setzte seine Versuche mit gesteuerten Reifungsprozessen in Eichenfässern und speziellen Abstimmungstechniken fort. Dabei legte er seine Arbeit wie ein Wissenschaftler schriftlich nieder und beurteilte - als erfahrener Weinkenner - die Resultate so kritisch wie ein Gourmet. Zum Schluß gelang es ihm
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CUBA tatsächlich, genau das feine Getränk zu entwickeln, das ihm immer vorgeschwebt hatte und seinen hohen Qualitätsstandards entsprach. Sein Rum war viel weicher und raffinierter als alle anderen. Im direkten Vergleich erschienen alle Konkurrenzprodukte viel schwerer und medizinartig. Don Facundos verblüffend trinkbarer, neuer, leichter Rum und seine dunklen, gehaltvollen und gereiften Sipping Rums waren anders und besser als jedes andere alkoholische Getränk, das er je probiert hatte. Um seinen Rum einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen - und nicht nur seinen begeisterten Freunden und Nachbarn -, kaufte er eine kleine, wellblechgedeckte Destillerie mit einem Destillierkolben aus Kupfer und Schmiedeeisen (spanisch "alambique"). Im Gebälk dieser ersten Destillerie lebte eine Kolonie von Fruchtfledermäusen. Diese Tiere hielt man allgemein für ein Zeichen von Glück und Geschick. Darum ließ man sie nicht nur bleiben, sondern spannte sie sogar als das neue Markenzeichen von BACARDI ein. Am 4. Februar 1862 wurde die "Bacardi y Compañía" gegründet. Nicht lange, und ihre Erzeugnisse würden Könige, Genießer und unabhängige Köpfe rund um die Welt begeistern. Don Facundo hatte den Rum an sich nicht nur auf alle Zeiten völlig verändert, sondern auch die Meinung der Menschen über dieses Getränk. Dadurch, daß er nicht nur die Qualität des eigentlichen Erzeugnisses, sondern auch die Wertschätzung seines Images so erheblich gesteigert hatte, war ein ganz neuer Rum geboren. Das letzte Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts war für die Familie Bacardi auch das dramatischste. Wegen antikolonialer Aktivitäten wurde Emilio Bacardi nach Spanisch Nordafrika ins Exil geschickt, während sein ältester Sohn als Unabhängigkeitskämpfer in der Rebellenarmee kämpfte. Seine Brüder Facundo, José und sein Stiefbruder Henri Schueg blieben mit der schwierigen Aufgabe, die Firma unbeschadet durch die Kriegsjahre zu führen, in Cuba zurück. Während die Frauen der Familie in Kingston auf Jamaica Schutz suchten, schied Doña Amalia
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CUBA aus der Welt und Gründergeneration.
beendete
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Nach der Revolution wurde Bacardis gesamter Besitz verstaatlicht. Das Patent in der Tasche, musste seine Familie nach Puerto Rico fliehen, wo sie wieder von vorne anfingen. Die Cubaner übernahmen seine Fabriken, nannten ihr Erzeugnis aber nun „Habana Club“, eine Marke, die schon seit einiger Zeit auf dem Markt war. Richtig erfolgreich wurde der Rum allerdings erst mit Hilfe der Amerikaner, die um 1870 das künstlich hergestellte Eis erfanden. Damit war der Rum nicht mehr aufzuhalten. Verschiedene Cocktails wurden kreiert, darunter der Mojito und Daiquiri, denen schon Hemingway verfallen war. Die staatliche Rumfabrik in Cagney stellt momentan jährlich 9 Millionen Liter Rum her, wovon lediglich 20% im Land bleiben.
Herstellung Fermentation Im Verlauf der Fermentierung werden der Melasse lebende Hefe-Kulturen zugesetzt, die jeder Sorte Rum ihren eigenen, typischen Geschmack und ihre eigene Note verleihen. Bevor Don Facundo seinen Durchbruch in der Rum-Herstellung machte, wurde die Melasse gängigerweise durch spontane Fermentierung zu Alkohol gemacht, was häufig zu einer bakteriellen Verunreinigung führte. 1862 entdeckte Don Facundo eine bestimmte Hefesorte, die bis heute für die Fermentierung von Bacardi Rums benutzt wird. Diese Hefe wurde buchstäblich seit der Mitte des 19. Jahrhunderts bis heute kultiviert und versorgt
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CUBA jeden Rum mit seiner unverwechselbaren Geschmacksnote und Charakter. Die Hefe wird zusammen mit destilliertem Wasser und Nährstoffen der Melasse zugesetzt, um einen "Mash" oder "Vino" herzustellen. Der Mash wird dann 30-35 Stunden unter sorgfältig kontrollierten Bedingungen fermentiert. Destillation Jetzt wird die Melasse destilliert, um zwei Resultate zu erhalten: den "heavy bodied young spirit," die kantige und schwere Essenz eines Rum, und die "light young spirits" die den Rums ihre unvergleichliche Weichheit verleihen. Im Verlauf der Destillation wird der Mash erhitzt und ohne Unterlaß durch kupferne und edelstählerne Destillierkolben geschickt. In diesem Prozeß werden Wasser, Alkohol und auch die kleinsten Unreinheiten voneinander getrennt. Jetzt ist der Moment, an dem die Meister-Blender ihr Können einsetzen dürfen und eine reiche Palette von Produkten, vom leichten bis zum ganz schweren, vollen Rum herstellen können.
Don Facundo Bacardi war der Pionier der nächsten Stufe der Rum-Herstellung, dem Charcoal Mellowing, oder anders: der Holzkohle-Filterung. Diese Technik wurde später von seinem Sohn Facundo M. - dem "Meister aller Rums" - noch verfeinert. Jahre voller Experimente zusammen mit Don Facundos wissenschaftlicher Disziplin und seinem Erfindergeist, führten ihn zu der Erkenntnis, daß natürliche Kohle der optimale Filter ist, um auch die allerfeinsten Unreinheiten aus einem Rum herauszufiltern und ihn gleichzeitig mit einer unvergleichlichen Milde zu versehen. Die Kohle, die er benutzte, besteht aus einer speziellen Mischung ausgewählter Hölzer, die beim Verkohlen einen
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CUBA dynamischen Filter produzieren. Dieser Filter nimmt ausnahmslos alle störenden Elemente auf, die das Aroma, den Geschmack oder auch die Feinheit des Rums beeinträchtigen könnten. Charcoal Mellowing oder Filtern mit Holzkohle wird angewendet, um ihre Reinheit peinlich genau schon vor Beginn des Reifungs-Prozeßes sicherzustellen. Von allen Faktoren, die die Qualität von Rum beeinflussen, sind die scheinbar simplen Vorgänge der Abfüllung und der Reifung wahrscheinlich die kritischsten. Für die Fässer werden von Hand amerikanische Weißeichen ausgewählt. Die Eichenfässer werden dann innen ausgebrannt, um ein kohlehaltiges Umfeld zu schaffen, das während der gesamten Reifung die Feinheit der Produkte gewährleisten wird. Das wiederum bestimmt die Dichte, die geschmackliche Anziehung und die reiche Basis der Rum. Im Prozeß der Reifung findet eine komplexe Reaktion zwischen dem Holz des Fasses und den umgebenden Elementen statt: Die Luft durchdringt das Faß und damit auch den Rum selbst, und aus dem Holz des Fasses zieht die Spirituose Geschmacksstoffe, die Fülle, Aroma und Weichheit mit sich bringen. Die Kunst besteht nun darin, diese magische Alchimie zu dirigieren. Deshalb werden Faßgrößen und der Zustand der Fässer stets auf's genaueste überprüft. Auch die Außentemperatur, die Luftfeuchtigkeit, die Höhenlage und sogar die frischen Brisen vom Meer werden kontinuierlich überwacht. All diese Elemente beeinflussen den Charakter und die Qualitäten jedes Rums. Mit der Länge der Reifung im Faß nimmt natürlich auch der geschmackliche Reichtum, das Aroma und die Feinheit des Rums zu. Speziell bei den vollen, dunklen Rumsorten, die ursprünglich für den persönlichen Bedarf von Don Facundo und seinen Nachkommen reserviert waren und zwischen 8 und 12 Jahre reiften. Sie werden in ausgesuchten kleinen Eichenfässern gelagert, um ihre unvergleichliche Eleganz und ihren abgerundeten Geschmack zu fördern, der sie zum weltbesten alten Rum macht.
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CUBA Der junge Rum schlummert über mehrere Jahre in völlig abgeschlossenen Lagerhäusern, fernab vom Lärm der Zivilisation. Währen der Reifung geht ein beträchtlicher Anteil des Alkohols durch Verdampfung verloren. Diese Verluste werden auch als "Anteil der Engel" bezeichnet der Legende nach bekommt Don Facundo auch heute noch im Himmel jeden Tag kleine Kostproben seiner Leidenschaft serviert. Nach Abschluß der Reifung gibt der Meister-Blender jedem Produkt seinen letzten Schliff, um die Vereinigung der gereiften Zutaten zu einem Meisterstück an Aroma, Geschmack und Brillanz zu erreichen. Der gereifte Rum, der für leichtere Rumsorten bestimmt ist, wird durch einen abschließenden Charcoal Mellowing-Prozeß feinabgestimmt. Um eine optimale Mischbarkeit zu erreichen wird die golden gereifte Flüssigkeit in diesem Prozeß klar und farblos. Nach dem Blending und der abschließenden Filterung, ist der Rum bereit, in Flaschen abgefüllt zu werden. Um die Qualität sicherzustellen, läuft der Rum noch durch ein System extrem feiner Filtereinrichtungen als Zusatzversicherung sozusagen. Die fertigen Produkte lagern für einige Tage bevor sie verpackt werden und müssen in dieser Zeit alle nur erdenklichen Kontrollen und Tests der Abteilung für Qualitätssicherung bestehen. Erst dann werden die Produkte in Flaschen abgefüllt.
Drinks Cuba Libre Der populärste Longdrink der Welt wurde ausgerechnet während eines Konflikts zwischen den USA und Spanien geboren. Es geschah während des SpanischAmerikanischen Krieges um die Jahrhundertwende, als der spätere US-Präsident Teddy Roosevelt, die Rough Riders -
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CUBA Kavallerie und allgemein eine große Anzahl US-Amerikaner auf Cuba eintrafen. Eines schönen Nachmittags hatte sich eine Gruppe von Soldaten der US Army-Nachrichtentruppe außer Dienst in einer Bar in der Altstadt von Havanna versammelt. Fausto Rodriguez, damals ein junger Kurier, erinnerte sich später, daß ein Hauptmann zur Tür herein kam und Bacardi Rum mit Coca Cola auf Eis mit einer Zitronenscheibe orderte. Der Offizier trank diese Kombination mit derart offensichtlichem Genuß, daß die anderen Soldaten neugierig wurden. Also ließen sie den Bartender eine Runde des Offiziers-Drinks zubereiten. Als sie eine weitere Runde bestellten, machte einer der Soldaten den Vorschlag, einen Trinkspruch auszubringen. "Por Cuba Libre! Auf das freie Cuba!" - zur Feier der gerade gewonnenen cubanischen Unabhängigkeit. Sogleich erhob der Hauptmann Glas und Stimme und ließ den Schlachtruf ertönen, der die siegreichen Cubaner in ihrem Unabhängigkeitskrieg angetrieben hatte. "¡Cuba Libre!" rief er, "¡Cuba Libre!" Die Antwort der anderen kam zurück wie aus einer Kehle: "¡Cuba Libre!" Von diesem Augenblick an wurde der ehemalige Schlachtruf, der nunmehr synonym mit der Mischung Rum und Coke war, zum Inbegriff von Glück und Kameradschaft. Die Nachricht von der Verbindung von Bacardi Rum und Coca Cola, dem Cuba Libre, verbreitete sich schnell. Obwohl Bacardi Rum und Coca Cola den Globus auf getrennten Wegen eroberten, wurde die Kombination der beiden schnell zum populärsten Cocktail der Welt. Daiquiri Nach dem Spanisch-Amerikanischen Krieg war es ein amerikanischer Bergbauingenieur, den Cubas sengende Karibiksonne zu einer ganz neuen Erfrischung inspirierte. Jennings S. Cox führte eine Gruppe amerikanischer Ingenieure an, die im Bergbau nahe der kleinen cubanischen Ortschaft Daiquirí tätig waren. Die Arbeitstage unter der - wie gesagt - sengenden karibischen Sonne waren heiß und verschwitzt, Annehmlichkeiten selten. Um
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CUBA die Leute in dieser Umgebung sozusagen bei der Stange zu halten, zahlte man fürstliche Gehälter, dazu gab es freie Unterkunft, Zigarren umsonst und - vielleicht die zugkräftigste Dreingabe von allen - eine Gallone (ca. 4 l) Bacardi. Cox war zwar der Ausbildung nach Ingenieur. Weiterhin war er jedoch ein geborener Tüftler, der alles einmal ausprobieren und vermischen mußte. Voller Enthusiasmus experimentierte er stundenlang mit einheimischen Zutaten und Rum, um einen Cocktail zu kreieren, der ihn nach einem langen Arbeitstag in den Minen von Daiquiri wieder aufbauen würde. Eines Nachts verkündete Cox seinen Kollegen, daß er es endlich geschafft hätte. Er zeigte ihnen, wie man frischen Limonensaft, Zucker, zerstoßenes Eis und Rum in einem Cocktail-Shaker zu einem neuen, coolen und erfrischenden Getränk verbinden konnte. Gleich die erste Runde war ein durchschlagender Erfolg, und die zweite Runde bestätigte ihn noch. Der Cocktail war nicht nur umwerfend köstlich, sondern darüber hinaus sehr mild und unglaublich erfrischend. Einige Zeit später gönnten sich Cox und seine Männer eine Runde ihres neuen Cocktails in der Bar des Hotels "Venus" im nahegelegenen Santiago de Cuba. Plötzlich rief Cox: "Jetzt trinken wir diese köstliche Mischung schon ziemlich lange. Sollten wir ihr nicht endlich einen Namen verpassen?" Die anderen stimmten zu. Nach einer Minute nachdenklichen Schweigens erhob wiederum Cox die Stimme: "Ich hab´s! Wir nennen sie ‚Daiquiri', im Angedenken an die Minen!" Über Nacht wurde der Daiquirí zur Sensation. Wo auch immer Cox hinkam, verteilte er Exemplare seines Rezeptes, um den Barkeepern beizubringen, wie man ihn mixt. Es dauerte nicht lange, bis Barkeeper überall auf der Insel Daiquiris nicht nur zubereiteten, sondern selber Variationen erfanden gefrorene Daiquirís, andere fruchtsaftbasierte Daiquirís und mildere Daiquirís mit den dunklereren, gehaltvolleren, gereiften Rum-Sorten.
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CUBA Bevor die elektrischen Rührgeräte erfunden waren, mixte man einen Daiquirí so: 6 cl Light-Dry 1 Teelöffel Zucker Saft von zwei Limonen Zerstoßenes Eis Im Shaker kräftig schütteln und in ein Glas abseihen.
Mojito Gemeinsam mit den endlosen Zuckerrohrplantagen und den langen Reihen des edlen Tabaks reifte ein weiterer, "Mojito" genannter Drink im Herzen Cubas heran und gewann die Herzen seiner Bewohner. Er wurde ursprünglich "Draque" genannt. Etwa um die Mitte des 19. Jahrhunderts, zur gleichen Zeit, als Don Facundo Bacardi seinen holzkohlengefilterten Rum entwickelte, wurde das ursprüngliche "Draque"-Rezept abgeändert. Weil man ihn nun mit Rum mixte, bekam er auch einen neuen Namen Mojito. Und als solcher wurde er geradezu eine nationale Leidenschaft der Cubaner: Um die Mitte der Zwanziger Jahre war er so etwas wie das inoffizielle Nationalgetränk Cubas. Einen richtigen Mojito macht man mit zerdrückten Minzeblättern (Puristen bestehen darauf, daß man eigentlich nur die cubanische Wildminze Yerbabuena verwenden dürfte), Zucker, Limonensaft, Sodawasser und Light-Dry. Serviert wird er in einem hohen Cocktailglas, so daß seine klare Farbe und sein leicht süßer, leicht herber Geschmack voll zum Tragen kommen. Es gibt auch einen Mojito ohne Zucker, der exklusiv für Ernest Hemingway erfunden wurde - der Mann konnte keinen Rohzucker vertragen. Anstelle dessen wird dieser Mojito mit einem cubanischen Kirschlikör namens Gustos Maracino und einem Schuß Grapefruit-Saft gemacht. So kommt ein sehr geschmackvoller, weicherer Mojito zustande. Im Gegensatz
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CUBA zum distinguierten Daiquirí war der Mojito immer der Drink für jeden, egal, ob alt oder jung, arm oder reich. In gewisser Weise gehörte es für einen Cubaner zum guten Ton, Mojito zu trinken. Die Art und Weise der richtigen Zubereitung sorgt jedenfalls auf Cuba immer noch für leidenschaftliche Diskussionen unter Kennern. Gegenwärtig erlebt der Mojito eine Art Renaissance in Europa und auf der Welt. Obwohl er eigentlich der älteste cubanische Cocktail ist, hat er bis heute nichts von seinem Reiz verloren.
ESSEN UND TRINKEN AUF CUBA ESSEN Das cubanische Essen ist äusserst stärkehaltig, kalorienreich, schwer und süss. In den letzten 20 Jahren haben sich durch die Entwicklung einer eigenen Fleisch- und Molkereiproduktion, den Aufbau einer Fischfangflotte und einer Kühlkette über die ganze Insel Ernährungsgewohnheiten geändert, an alten Traditionen hält man aber auch beim Essen gerne fest. Fisch ist bei der cubanischen Bevölkerung immer noch nicht populär. An der Küste war es traditionell das Armeleuteessen, im Landesinneren fehlten die Kühleinrichtungen, und so wurde kein Fisch gegessen. In guten Restaurants kann man heute jedoch ganz ausgezeichnet Fischgerichte essen.
Einflüsse Ob Spanien, Afrika, China oder Nordamerika: Alle Kulturen, die hierher kamen, haben ihre Spuren in den Kochtöpfen hinterlassen. Alle Ingredienzen wurden in einem einzigen
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CUBA gigantischen karibischen Kochtopf zusammengerührt und auf kleinem Feuer geköchelt, bis von jedem Gericht nur noch die Lieblingseigenschaft übrig war. Die allgemein anerkannte kulinarische Hauptlieblingseigenschaft fast aller Dinge ist »weich«. Brot muß weiss und watteartig sein, Spaghetti gehören schlabberweich gekocht, und Pizza ist in Wirklichkeit eine weichgummiartige Teigscheibe, auf die etwas breiiger Käse und viel Ketchup appliziert werden; chinesisches Essen, also Gemüsestreifen in Soße mit Reis, muss so weich sein, dass man es zahnlos schlucken kann, und keinesfalls darf es nach Gewürzen schmecken. Sogar das rosafarbene Würmchen im normalerweise kalten heissen Hund (perro caliente) schmeckt erst, wie es soll, wenn es Puddingkonsistenz hat.
Ein traditionelles Menü mit allem, was dazu gehört, also gegrilltes Spanferkel oder in Orangensaft gedünstetes Hühnchen, frittierte Kochbananen, gedünstete Yukka mit süssen Zwiebeln und Butter, Reis mit schwarzen Bohnen, süssem Milchpudding z. B. und starkem süssem Kaffee als Abschluss gilt heute, in Zeiten der Wirtschaftsmisere, sowieso als Festessen, das man sich vielleicht einmal im Jahr leistet. Doch was essen Sie in Cuba? In cubanischen Restaurants oder den privat geführten Paladares am besten die bereits beschriebene kreolische Küche; viele Paladares (paladar heisst »Geschmackssinn«) machen ihrem Namen wirklich Ehre und kochen solide nach kreolischen Rezepten.
Essens-Möglichkeiten Cubaner, sie es sich leisten können, ein Mehrfaches der üblichen Gehälter für ein Essen zu bezahlen, verkehren in
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CUBA sogenannten „paladares“. Das sind private Restaurants, meist nur 2-4 Tische. Das Ganze geschieht zumeist am Staat vorbei, denn obwohl diese Art der Restaurants erlaubt sind (sofern es nur mit Familienmitgliedern betrieben wird), so werden sie doch mit so hohen Steuern belegt, dass sich der Aufwand für den einzelnen nicht mehr lohnen würde.
Der normale Cubaner, der keinen Zugang zu US-Dollar hat, erhält Bezugsscheine, die ihm den Kauf eines Brotes ermöglichen, sowie die lokalen Produkte Reis, Bohnen, Zucker und Kaffee. In Hotels und Restaurants ist noch die Sitte des wait-to-beseated üblich, man wartet also am Eingang, bis man vom Ober ein Platz zugewiesen bekommt. Ebenso sollte man beachten, dass es auf Cuba üblich ist, dass einer die Rechnung des Tisches übernimmt. Trotz der Mangelsituation gibt es einige Gerichte, die sowohl in den einheimischen Kochtöpfen zubereitet werden, als auch auf den Speisekarten der Hotel- und Touristenrestaurants zu finden sind. Schnellimbiss Überall in Stadt und Land findet man Pizzerien, die aber nichts wirklich italienisches bieten. Die Pizzen sind dicke Fladen mit einer Käse-Tomaten-Sosse, die Spaghetti sind weichgekocht und klebrig. Dennoch sind diese Restaurants beliebt, auch wegen ihrem billigen Preis. El Rapido ist eine Imbisskette, die in allen grossen Städten vertreten ist. Zum Essen gibt’s Bocadito (Sandwich mit Käse/Schinken), Pizza und Pollo zu billigen Preisen (1.50 –2 USD) Moros y christianos (Mauren und Christen)
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CUBA Reis mit schwarzen Bohnen ist das Nationalgericht Cubas, es ist sehr sättigend, wird aber nicht so warm serviert, wie es der deutsche Tourist von daheim gewöhnt ist. Tamales Maismehltaschen, die mit Fleisch oder Gemüse gefüllt sind. Malanga Die stärkehaltige Wurzel war bereits eines der Hauptnahrungsmittel der indianischen Ureinwohner und ist Zeiten der Nahrungsmittelknappheit immer wieder eine, wenn auch nicht gerade aufregend schmeckende, Sättigungsbeilage. Platanos (bananas fritas) Die grün geernteten Kochbananen werden schräg in Scheiben geschnitten, zwischen zwei Holzbrettchen platt geschlagen, in gewürztem Ei gewendet und dann frittiert. Hühnchen (pollo) Ebenso wie das Kaninchen wird auch das Hühnchen in unterschiedlichen Arten angeboten. In Realität schauen und schmecken alle Arten gleich. picadillo habanero Rindergehacktes mit Tomaten und Oliven geschmort Desserts flan (sehr süsse Crème Caramel), natilla (Vanillepudding), casquito de guayaba con queso (Guavenmarmelade mit einer Scheibe milden Käse), coco rayado ( eine klebrigsüsse Masse aus geraspelter Kokosnuß), helado (Eiskugeln), bonbonfarbene Törtchen (Buttercrème mit Kokosraspeln z. B.) oder churros, in Zucker gewälztes Fettgebäck, eine Hinterlassenschaft der Spanier.
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CUBA TRINKEN Bier Erstaunlicherweise trinken die Cubaner am liebsten Bier. Sie verfügen auch über einige Sorten. Am bekanntesten ist das Cristall, das in seiner grünen Dose überall erhältlich ist und eiskalt serviert wird.
Andere kleinere Sorten sind hin und wieder erhältlich, aber nicht empfehlenswert. Rum Die Familie Bacardi stammt aus Cuba und begann hier ihren Siegeszug. Nach der Revolution flüchteten sie nach Puerto Rico, um dort die Produktion erneut aufzunehmen. Trotzdem gelang es Cuba, die führende Stellung in der Rumherstellung beizuhalten, denn auch Marken wie der „Havanna Club“ sind von ausgezeichneter Qualität. Der „Gran Reserva“, der 15 Jahre in den Fässern reift, ist der beste und mit ca. 90 Euro die Flasche auch bei weitem der teuerste. Der dunkle siebenjährige Rum wird in der Regel pur oder auf Eis getrunken (ca.10 Euro).
Der weisse, dreijährige Rum wird insbesondere als Grundlage für einen der zahlreichen Cocktails verwendet (ca.8 Euro).
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CUBA Neben dem berühmten Habana Club gibt es noch den Cagney, Varadero, Caribbean Club und den Matusalem, den viele Cubaner für den besten halten.
Cocktails Cuba libre: Rum und Tropicola (kubanischer Coke-Ersatz) mit Eis Zubereitung: 4 cl weissen Rum ins Glas, dann 1 cl Zitronensaft, mit Cola auffüllen, einen Stierer ins Glas und zum Schluss die halbe Zitronenscheibe dazu. Mojito: Rum, Limonensaft, Soda, Minze, Eis (Hemingways Lieblingsgetränk) Zubereitung: Eine Limette achteln, in ein Glas geben, mit Minzblätter und 1 EL Rohrzucker zerstampfen, ca. 5cl weissen Rum dazu, mit Mineralwasser auffüllen, crushed ice, Strohhalm Daiquiri: 3 cl Rum, 2 cl Limonensaft, Zucker, ein wenig Bitter und zerstossenes Eis Zubereitung: Im Shaker mit Eis schütteln, ins Glas seihen Wein Wein wird ausschliesslich in den gehobenen Touristenrestaurants angeboten und dann zu hohen Preisen, da er von weit her importiert werden muss. Selbst angebaut wird auf Cuba kaum Wein, und wenn, dann nur in bescheidener Qualität. Jose Marti: „Unser Wein ist sauer, aber es ist unser Wein!“ Kaffee Der Kaffeegenuss ist wichtig für die Cubaner und es existieren viele kleine Kaffeeausschänken, die bis spät in die Nacht ihr einziges Getränk ausschenken. Cafe cubano: schwarz und mit viel Zucker Cafe americano: weniger stark und mit Milch Cafe con leche: auf ca.ein Viertel starken Kaffee kommen drei Viertel heisse Milch
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CUBA Kolumbus´ Bordbuch am 28.10.1492 Als Kolumbus am 12. Oktober 1492 auf einer Insel landete, die von ihren Bewohnern Guanahani genannt wurde und die er in San Salvador umtaufte, ahnte er nicht, daß er gerade die Neue Welt entdeckt hatte. Er verbrachte dort zu wenige Tage, um ins Landesinnere vorzudringen oder die Gebräuche der Eingeborenen zu beobachten. Jedoch erfuhr er von der Existenz einer anderen, grösseren Insel. Kolumbus beschloss, sie anzusegeln und betrat sie am 17. Oktober 1492. Er gab ihr den Namen Juana. Später wurde sie Ferdinanda und schliesslich Cuba genannt.
„Ich habe keinen schöneren Ort je gesehen. Die beiderseitigen Flussufer waren von blühenden, grünumrankten Bäumen eingesäumt, die ganz anders aussahen als die heimatlichen Bäume. Sie waren von Blumen und Früchten der verschiedensten Art behangen, zwischen denen zahllose, gar kleine Vögelein ihr süsses Gezwitscher vernehmen liessen. Es gab da eine Unmenge Palmen. Sie waren mittelgross, hatten an den unteren Enden keine Zellfasern und sehr breite Blätter, mit denen die Eingeborenen die Dächer ihrer Behausungen bedeckten.
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CUBA Ich gestehe, beim Anblick dieser blühenden Gärten und grünen Wäldern und am Gesang der Vögel eine so innige Freude empfunden zu haben, dass ich es nicht fertigbrachte, mich loszureissen und meinen Weg fortzusetzen. Die Insel ist wohl eine der schönsten, die Menschenauge je gesehen, reich an ausgezeichneten Ankerplätzen und tiefen Flüssen.“ Christoph Kolumbus, Bordbuch
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CUBA ZIGARREN GESCHICHTE Die grossen Politiker rauchen sie, die Stars im Film- und Musikgeschäft lassen sich mit ihnen filmen, Che konnte damals trotz seine Asthmaleidens nicht davon lassen und auch Fidel Castro war bis vor wenigen Jahren überhaupt nicht ohne sie zu sehen. Die cubanischen Zigarren sind heute Kult. Die Zigarre hat auf Cuba eine vorkoloniale Tradition, die nicht zurück zu verfolgen ist. Fest steht: Der Tabak war schon da, als die Menschen kamen, die heute die Bevölkerung Cubas ausmachen. Der Tabak hatte schon damals spirituelle Bedeutung und wurde in Zeremonien, heute unbekannten Inhaltes benutzt. Die afrikanischen Cubaner übernahmen diesen Gebrauch der Tabakpflanze. In der Santeria und im Palo sind die Zigarren beliebte Opfergaben und Teil jeder Zeremonie. Segnungen sind ohne Tabaksqualm nicht möglich.
In seinem Bordbuch berichtet Kolumbus, dass zwei seiner Begleiter bei der Erforschung der Insel eine grosse Anzahl Indianer, Frauen und Männer, antrafen, die »mit einer kleinen glimmenden Stange aus einem Kraut herumwandern, dessen Rauch sie einatmen, wie es ihr Brauch ist«. Mit dieser Expedition von Christoph Kolumbus ist wohl der Tabak auch in Europa eingeführt worden. Richtig bekannt wurde er jedoch erst, als Jean Nicot einem Pagen der Königin Katharina von Medici ein Magengeschwür mit
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CUBA Tabakblätter heilte. Aus dieser Zeit hat die Pflanze auch ihren Namen: Nicotina Tabacum.
Anfangs des 16. Jahrhunderts erreichte der Tabakhandel eine hohe Blüte. Und bereits in dieser Zeit zeichnete sich der kubanische Tabak in der Qualität aus. Die steigende Nachfrage des Tabaks führte dazu, dass nach 30 Jahren der Kolonisation Kubas (1510) die Landwirte der Insel in der Lage waren, einen Teil ihres produzierten Tabaks in die damalige Metropole (Spanien) zu senden. Ab 1580 wurde der Tabakhandel in der Provinz Havanna geregelt. (Verkauf im eigenen Land an Gasthäuser.) Das spanische Königshaus sicherte sich 1717 das Tabakmonopol, beutete allerdings die Tabakbauern derart aus, dass diese lieber ihre Felder brach liegen liessen. Erst 100 Jahre später gab die spanische Krone ihr Monopol wieder auf. Und die Bauern nahmen ihre Arbeit wieder auf... Die auch heute noch bekanntesten und feinsten Tabaksorten werden vor allem im Westen von Kuba und im mittleren Kuba produziert. Im Osten ist heute eine Region sehr bekannt, nämlich die Camagüey. Kenner sagen, im Dreieck zwischen Pinar del Río, San Luís und San Juan y Martínez wachse der beste und teuerste Tabak der Welt. Nur hier gedeihen die Pflanzen so vollendet, dass Deckblatt, Umblatt und die Einlageblätter dieselbe hervorragende Qualität haben. Um Spitzentabak zu produzieren, bedarf es großen Wissens, Geduld und Glücks. Denn die Pflanze ist sehr empfindlich. Die Zigarre dann zu drehen, ist eine hohe
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CUBA Kunst. Nur die besten Arbeiter steigen zu torcedores (Zigarrendrehern) auf. Sie fertigen aus einer Handvoll Tabakblättern binnen zwei Minuten eine formvollendete Zigarre. Dass die edlen Glimmstengel auf den bloßen Oberschenkeln junger Frauen gedreht werden, ist übrigens ein Mythos.
HERSTELLUNG Die Tabakpflanze gehört zu der Familie der Nachtschattengewächse wie Kartoffeln Oder Tomaten. Im Gegensatz zu Getreide kann der Tabak nicht direkt auf die Felder ausgesät werden, sondern muss sich jedes Jahr aus Samen neu entwickeln. Grund dafür ist, dass der Samen viel zu klein ist. Ca. 10000 Samenkörner wiegen ein Gramm. Die Aussaat erfolgt deshalb nach dem Winter in sorgfaltig vorbereitete Treibbeete. Die Schösslinge werden anschliessend aufs Feld verpflanzt, wo sie je nach Stand der Pflanzen nach 150 bis 170 Tagen geerntet werden. Sobald die Blüten erscheinen, werden diese geköpft, um die Nährstoffzufuhr zu den Blättern zu verbessern. Die neu austreibenden Seitentriebe werden ebenfalls entfernt. Man nennt dies geizen. Zusätzlich müssen noch am Grunde der Pflanze die kranken und kleinen Blätter entfernt werden.
Gesät wird im September, Oktober, die Stecklinge werden im November gesetzt. Die Pflanzungen sind mit Gazetüchern überspannt, um das Nachtschattengewächs
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CUBA vor den starken Sonnenstrahlen, Unwettern und Insekten zu schützen. Im Gegensatz zu anderen tropischen Pflanzen benötigt der Tabak die schier grenzenlose Zuwendung des Menschen. Ein cubanisches Sprichwort sagt, Tabak könne man nicht einfach pflanzen, man müsse ihn heiraten. Ernte Man spricht bei den Tabakpflanzen von Stockwerken. Unten befindet sich das Edelgut, die Fuss- und Sandblätter. Im nächsten Stockwerk finden wir das Hauptgut oder das Bestgut und zuoberst das Kopfgut oder auch Fettgut genannt. Die Tabakblätter werden an Schnüren aufgebunden und zum Trocknen in spezielle Tabakhäuser gehängt. Eine chemische Umwandlung des Tabakblattes erfolgt. Die Blätter werden gelb. Wichtig bei der Trocknung ist, dass die Zellen noch genug Feuchtigkeit aufweisen und nicht absterben. Dieser Prozess dauert ca. 40 Tage, heute wird dieser Prozess z.T. auch künstlich abgewickelt. Fermentation Bei der Fermentation wird durch natürliche oder künstliche Wärme ein Gärungsprozess vollzogen, bei dem die Eiweissstoffe abgebaut und die Aroma- und Farbstoffe entwickelt werden. (Das Bittere des Tabakblattes baut sich ebenfalls ab.) Je nach Trockenheit der Blätter wird für die Fermentation auch nochmals Feuchtigkeit dazugegeben. Nach dieser ersten Fermentation erfolgt eine Klassifizierung der Blätter. Die Blätter werden nach ihren Eigenschaften qualifiziert. Dabei gelten folgende Kriterien: - Vollständigkeit - allgemeiner Zustand - Reifegrad, Starke - Wiederstandskraft - Elastizität des Gewebes
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CUBA Zwischen oder nach der Fermentation werden die Tabakblätter ausgerippt (Stripperinnen). Die Hauptrippe wird teilweise oder ganz entfernt, d.h. das Blatt ist tot. Dieser Vorgang ist für die Fabrikation wichtig, da mit der Rippe das Blatt nicht gerollt werden könnte. Die Blätter werden nun lose oder bündelweise in Ballen zu ca. 16000 Blättern verpackt und je nach Qualität zur weiteren Verarbeitung verschickt. Tabak wird je nach Resultat der Ernte bis zu 2 Jahren gelagert, um die Qualität noch zu verbessern.
Fabrikation Nach Abschluss der Fermentation findet der schwierigste Prozess für das Herstellen einer Zigarre statt, nämlich das Mischen. Nur ein ganz grosser erfahrener Spezialist bringt es fertig, Tabakblätter von verschiedenen Klassen, Sorten und aus unterschiedlichen Tabakplantagen und Ernten die richtige Mischung und das feine Aroma zu finden. Das Rollen einer Zigarre Zwei bis vier Tabakblätter werden je nach Format von Hand über die gesamte Länge kegelartig übereinandergefaltet. So entstehen Luftkanäle im Inneren, die den gleichmäßigen Zug der Zigarre garantieren. Als nächstes wird diese Einlage in die Hälfte eines Umblatts eingewickelt, bei grösseren Formaten in zwei Hälften. Die so entstandene Puppe oder Wickel wird nun in einer hölzerne Form gepresst. Der Zigarrenmacher entnimmt nun eines der feuchtgehaltenen Deckblätter, breitet es auf dem
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CUBA Schneidebrett aus, dehnt es und schneidet die Ränder zu. Die Puppe wird nun schräg auf das Deckblatt gelegt und vorsichtig umwickelt. Im nächsten Arbeitsgang wird aus einem Deckblattrest ein rundes Stückchen ausgeschnitten und auf dem Kopf der Zigarre mit einem pflanzlichen Klebstoff angebracht. Bei manchen Zigarren wird der Kopf durch das Zusammendrehen der Deckblattenden gebildet. Anschliessend verleiht der Zigarrenmacher dem Deckblatt Glanz, indem er mit dem Messer darüber streicht und die Zigarre auf dem Brett rollt. Zum Schluss wird die Zigarre auf die richtige Länge zugeschnitten sowie die Standardmaße der verschiedenen Zigarren mit Hilfe von Mess-Schablonen kontrolliert. Die Arbeiter in den Fabriken dürfen während ihrer Arbeit soviel rauchen wie sie wollen. Und man findet auch wirklich kaum jemanden ohne Zigarre im Mund. Sie dürfen sogar ein gewisses Kontingent an Besucher verkaufen. Nur mithinausgenommen werden dürfen die Zigarren nicht. Die escogedoras überprüfen die Qualität der abgegebenen Zigarren. Anhand einer Nummer in jeder Zigarrenschachtel kann nachvollzogen werden, wer die Zigarren gamacht hat. Sollten sie nicht der Prüfung standhalten, werden sie an die Arbeiterinnen zurückgegeben, die sie kleinschneidet und als Füllung weiterverwendet. Viele Frauen arbeiten hier, manchen bringen sogar ihre kleinen Kinder mit. Von einem Vorleser am Kopfende der Halle werden aktuelle Nachrichrichten u.ä. vorgelesen. Das hat natürlich zur Folge, dass die Arbeiter hier eine breite Allgemeinbildung haben.
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CUBA MARKEN Cohiba Aroma: mild bis mittelkräftig, aromatisch Das Geheimnis der herausragenden Qualität der Cohiba gründet sich auf drei Besonderheiten. Erstens werden nur die allerbesten Blätter ausgewählt. Die Cohiba hat Vorrang vor allen anderen, und Avelino Lara hat bei jeder Ernte die erste Wahl . Ihm stehen die Erzeugnisse von zehn Plantagen zur Verfügung, wobei er in jedem Jahr nur von fünf vegas seine Wahl trifft. Zweitens lässt man die Blätter dreimal fermentieren bei den meisten anderen Havannas nur zweimal. Die dritte Fermentation findet in der Fabrik statt und kann den Prozeß vom Blatt bis zur fertigen Zigarre um ganze 18 Monate verlängern. Und drittens sind die Zigarrenmacher von Laguito die besten in ganz Kuba. Die Geschichte der Cohiba: Die Cohiba ist die Havanna Zigarre schlechthin und ihr geistiger Urheber ist der Revolutionär Che Guevara. Dieser regte als Verantwortlicher die kubanische Zigarrenindustrie zur Herstellung an. Sein Ziel war einfach: "Die Kreation einer Nachrevolutionszigarre die alles übetraf was vorher produziert worden war". Sie sollte das Nonplusultra werden. Die Zigarren werden seit 1968 zum größten Teil in der Fabrik "El Laquito" die in einem der Vororte Havannas im ehemaligen Sitz des Marquez de "Pina del Rio" untergebracht ist gefertigt. Nur die "Robusto"- und "Splendido" Formate werden zum Teil in den Fabriken "Partagas" und "H.Upmann" in Alt Havanna hergestellt. Das Geheimnis der herausragenden Qualität der Cohiba (Der Name ist das alte Wort der Taino-Indiander Kubas für Zigarre) gründet auf drei Besonderheiten: Erstens werden nur die allerbesten Blätter ausgewählt. Die Cohiba hat Vorrang vor allen anderen und ist aus jeder Ernte die erste Wahl (Die Auswahl der Auswahl). Ihr stehen die Erzeugnisse von 10 Plantagen zur Verfügung. Zweitens
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CUBA läßt man die Blätter drei mal fermentieren (Bei den meißten anderen Zigarren nur zwei mal). Die dritte Fermentation findet in der Fabrik statt und dauert zusätzliche 18 Monate. Und drittens sind die Zigarrenmacher, die "torcedores", die besten in ganz Kuba. Zuerst war die Cohiba für ausländische Würdenträger und Diplomaten gedacht. Seit der Fußball-Weltmeisterschaft 1982 in Spanien wird sie für den allgemeinen Export produziert.
Montecristo Aroma: mittelkräftig bis kräftig. Die Montecristos mit ihrem typischen dunklen, leicht öligen Deckblatt und mit ihrem aromareichen Geschmack sind etwas milder als Cohibas; ihre Mischung beinhaltet weniger ligero. Die No 2 ist sehr kräftig, wie man das von einer Zigarre mit einem Ringmaß von 52 erwartet. Besonders zu empfehlen sind die Montecristos No 3, No 4 und No 1. Die Especial (ein langes Panetela-Format mit zugedrehter Spitze, ähnlich der Cohiba Lancero) brennt für manche Geschmäcker zu schnell - mit Ausnahme jener Zigarren, die aus der Laguito-Fabrik kommen. Die dickere No 1 mit ihrem dunkleren Deckblatt ist da besser. Montecristos eignen sich nicht besonders gut zum Reifen, abgesehen von den größeren Formaten, die ab Ringmaß 46 eine zusätzliche Blattart in ihrer Mischung haben. Die Geschichte der Montecristo: Bevor die Cohiba 1982 auf den freien Markt kam, war Montecristo jahrzehntelang die beliebteste Zigarrenmarke. Dies wohl dadurch, daß sie auch während und nach dem 2.Weltkrieg durch den Import von Dunhill in den USA erhältlich war. Nach dem Krieg wurden immer mehr Formate kreiert um der Nachfrage gerecht zu werden, so daß von den ursprünglich 4 heute ca. 13 Größen erhältlich sind. Insgesamt hat dadurch die Spitzenqualität ein wenig
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CUBA gelitten. Aus diesem Grunde sind insbesondere die auf dem spanischen Markt erhältlichen Puros nicht zu empfehlen. Dies liegt daran, daß in Spanien mehr als woanders die Devise gilt: "Masse statt Klasse" und der Preis das alles entscheidende ist. Deshalb werden in Cuba Zigarren für den spanischen Markt produziert und gleich mit Steuerzeichen versehen. Ursprünglich befand sich die Marke im Eigentum der Familie Garcia und Menendez. Sie hatten die Marke 1935 gegründet. Nach Fidel Castro´s Machtübernahme wanderten sie, wie viele andere auch, auf die Canarischen Inseln aus. Die Montecristos werden heute in der Fabrik José Marti (früher H.Upmann) sowie bei El Laquito (aus der die Cohibas stammen) hergestellt. Der Name erklärt sich aus dem Brauch den Zigarrenmachern gegen die aufkommende Langeweile laut vorzulesen. Dabei war der Roman von Alexandre Dumas "Der Graf von Monte Cristo" (1844/1845) einer der beliebtesten, wie auch Shakespear´s "Romeo und Julia". Heute dagegen werden, wenn nicht gerade Musik durch die Lautsprecher ertönt, cubanische Revolutionsparolen verbreitet. Der Erfolg der Zigarren liegt unter anderem darin, daß die Ligero-Blätter in speziellem Zedernholz aufbewahrt werden und das die Puppe besonders geformt wird. Die Zigarren weisen alle insgesamt dunkle ölige Deckblätter auf.
Romeo y Julieta Aroma: mittelkräftig Obwohl schon 1875 von Alvarez y Garcia ins Leben gerufen, wurde die Romeo y Julieta erst richtig bekannt, als sie 1903 von "Pepin," Fernandez Rodriguez, erworben wurde. Er kam viel herum, nahm mit seinem Pferd Julieta an Rennen in ganz Europa teil und stellte die größte Auswahl von Zigarrenringen mit persönlicher Note für die Prominenz seiner Zeit her. Die Geschichte der Romeo y Julieta:
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CUBA Dies ist eine der bekanntesten Habana Marken mit den meißten Formaten - insgesamt über 60. "Pepin" Rodriguez Fernandez war zunächst Leiter der Fabrik Cabanas. Bevor diese von American Tobacco übernommen wurde, kaufte er von seinen Ersparnissen 1903 eine ausschließlich für den cubanischen Markt produzierende Fabrik. Sein großes Engagement im Ausland machte die Marke so populär, daß er mit seinen 1400 Angestellten bald in eine größere Fabrik umziehen mußte, wo die Marke noch heute produziert wird. Insbesondere belieferte er Könige und Staatsoberhäupter, für die er extra Bauchbinden fertigen ließ. So kam es, daß die Fabrik eine Zeit lang über 15.000 verschiedene Binden herstellte. Das nach Winston Churchill benannte Format ist bei weitem das beannteste. Aber auch die No.1 und No.2 sind sehr beliebt. Unter Kennern sehr begehrt sind vor allem das Pyramiden-Format, "Belicosos" und die Robusto "Exhibicion No.4".
H.Upmann Aroma: mittelkräftig H. Upmann war Bankier. Er war so vernarrt in die Zigarren, die er aus Cuba erhielt, daß er im Jahre 1844 nach Havanna zog und sich als Bankier und Zigarrenhersteller niederließ. Seine Bank schloß bald ihre Pforten, aber seine Zigarren, von denen jede noch seine Unterschrift trägt, überlebten und sind ein Beispiel für elegante, leichte Havannas. Die Geschichte der H.Upmann: Ursprünglich war H.Upmann ein Londoner Bankhaus mit einer Zweigstelle in Habana. Dabei steht das "H" für den deutschstämmigen Gründer Hermann. Um 1830 begann der eifrige Geschäftsführer der Zweigstelle in Habana für seine Direktoren in London Zigarren zu verschicken. Dabei ließ dieser die Zigarren erstmals in Zedernholzkisten
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CUBA verpacken. und mit dem Banknamen kennzeichnen. Aus dem Export wurde bald ein regelmäßiges Geschäft. 1844 wurde die Zigarrenmarke eingetragen und 1845 folgte die Gründung der Fabrik im Zentrum von Habana nahe dem Capitol. Bi szum beginn der kubanischen Revolution war die Fabrik im Eigentum der Familie Menendez. Die Familie führte 1930, wiederum als erste, die mit Zedernholz ausgelegte Aluminium-Hülse ein. Heute nennt sich die Fabrik José Marti. Täglich werden hier mit ca. 900 Angestellten hundertausend Zigarren produziert. Die Fabrik produziert die verschiedensten Marken. Darunter finden sich unter anderem auch Sorten der Marke Montecristo, wie die No.2, No.4 sowie Especial No.2. Selbstverständlich aber auch ihre eigene H.Upmann Serie und neuerdings ein Teil der "Cohiba" Siglo- Collection.
La Gloria Cubana Aroma: mild, aber würzig Die "La Gloria Cubana" ist eine der berühmtesten kubanischen Marken. Viele Jahre wurde die Zigarre nicht hergestellt. Die neue "La Gloria Cubana" ist leicht und sanfte mit hervorragender Verarbeitung. Sehr geeignet für den "Cuba - Einsteiger". Die Geschichte der La Gloria Cubana: Die Marke wird heute in der Partagas Fabrik produziert. Sie wird überwiegend in aufwendigen 8.9.8 gepackten lackierten Holzkisten angeboten. Die Zigarren weisen trotz ihres oftmals geringen unscheinbaren Ringmaßes ein erstaunlich würziges Aroma auf.
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CUBA Partagas Aroma: mittelstark bis voller Körper Partagas wurde als eine der ältesten Zigarrenmarken 1843 von Don Jaime Partagas gegründet. Die Fabrik befindet sich im Herzen von Habana in der Altstadt nahe des Capitols, in der auch in einer Parallelstraße die H.Upmann Fabrik angesiedelt ist. Hier werden über 50 verschiedene Sorten hergestellt. Sehenswert ist der kolonialzeitlich eingerichtete Verkaufsraum, in dem man auch schon gerne mal einen "cafe cubano" trinkt. Die Qualität der Partagas ist nicht immer gleich und weißt oftmals durch die verwendeten Einlagen einen unterschiedlichen Geschmack auf.
Punch Aroma: mild bis mittelstark Die zweitälteste noch existierende Marke wurde 1840 von Manuel Lopez gegründet. Sie wird jedoch mehr mit ihrem letzten Eigentümer Fernando Palicio in Verbindung gebracht, der auch Hoyo de Monterrey und Belinda besaß. Er brachte vor allem das Halb-Corona-Format, die Petit Punch groß heraus. Das Angebot von Punch umfaßt über 40 Formate. Die Zigarren haben ein duftiges Boyguet und leicht süßen Geschmack.
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CUBA SÜSSER SAFT IM ZUCKERROHR Zucker hat die Insel Cuba bekanntgemacht und der Zucker hat die Geschichte der Insel ganz bedeutend mitbestimmt. Lange Zeit hat man sich auf das Geld durch diese Monokulturwirtschaft verlassen. Die sinkenden Weltmarktpreise und die zunehmende Konkurrenz schlagen nun zurück. Auch der Zusammenbruch der Sowjetunion sorgte dafür, dass Cuba als weltweit grösster Zuckerexpoteur auf den Rang 5 zurückgefallen ist. Mitte des 19.Jahrhunderts stammten knapp über 70 Prozent des cubanischen Einkommens aus der Zuckerrohrernte. Und auch Mitte bis Ende des 20.Jahrhunderts werden noch fast alle Bewohner des Landes mobilisiert, um die annähernd 10 Millionen Tonnen zu ernten. Der Zucker selber kommt jedoch ursprünglich aus Südostasien und wurde erst von Kolumbus in die Neue Welt eingeführt. Mit Hilfe der Sklaven wurde daraus auf Cuba eine Massenproduktion, die einigen wenigen grosse Reichtümer brachten und auch der Mittelschicht ein gutes Auskommen bescherte. Andere Wirtschaftszweige wurden jedoch immer vernachlässigt. Erst seit wenigen Jahren sieht man im Tourismus eine weitere wichtige Möglichkeit, an Divisen zu gelangen. Die Zuckerproduktion Das Zuckerrohr bedeckt ca. 50 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzflächen Cubas. Von Januar bis Mai kann geerntet werden. Die Blätter werden entfernt. Aus dem Rohr wird in Trommeln der Saft ausgepresst. Dieser wird erhitzt und raffiniert. Auch die Abfallprodukte werden weiterverwendet. Die verbleibenden Stengel werden für die Papierherstellung verwendet. Die flüssige Masse am Ende der Herstellung ist der Ausgangsstoff für die Rumherstellung.
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