Purpurschatten Christel Scheja
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'Purpurschatten' von
Christel Scheja Ein kostenloser Fantasy Roman von www.WARP-onl...
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Purpurschatten Christel Scheja
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'Purpurschatten' von
Christel Scheja Ein kostenloser Fantasy Roman von www.WARP-online.de, dem Fantastik Magazin. Alle Rechte der Geschichten und Bilder verbleiben bei den jeweiligen Autoren und Künstlern.
Purpurschatten Copyright 2003 WARP-online Herausgeber: www.WARP-online.de Satz und Layout: Bernd Timm Alle Texte und Bilder sind bereits jeweils einzeln bei www.WARP-online.de erschienen und zur Veröffentlichung durch WARP-online freigegeben. Die Magazin-Reihe ist eine Sammlung von Beiträgen, die zusätzlichen Kreis interessierter Leser anspricht und die Namen der Autoren und Künstler bekannter macht. Weder das Fehlen noch das Vorhandensein von Warenzeichenkennzeichnungen berührt die Rechtslage eingetragener Warenzeichnungen.
1000 Seiten Fantastik www.WARP-online.de bringt das ganze Spektrum der Fantastik: Bilder, Geschichten, Artikel, Projekte, Reportagen, Interviews, Wissenschaft, Comic, Kostüme, SF-Kabarett, Lyrik, Film-& TV-Projekte, Modelle und mehr!
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Prolog Borgon-Dyl. Der Name des Landes stammt aus alter Zeit und bedeutet "Land Borgons". Nach einer Legende zeugte der Gott des Krieges und der Erde, den sie noch heute verehren, die ersten Sterblichen in der "Mitte des Landes" (Organ-Dyl) mit einer einfachen Frau. Doch wohl weniger wegen dieser Legende, als der Tatsache, daß die Sonne heiß auf das Land hinunterbrennt ist die Haut der Borgon-Dun schwarz. Das Land erstreckt sich vom Schlund zur Inneren See im Ophis (Süden) bis zu den Grenzen von Ataris im Machairas (Norden). Grün und fruchtbar ist die Erde der drei Provinzen des Reiches, das von vielen Flüssen durchzogen und an einem Großteil der Grenzen von Meer umgeben ist. Einfachstes Landleben steht im Gegensatz zu der Hochkultur der Städte, die sich in Kunst, Wissenschaft und Handwerk beweist. Drei Götter verehren die Borgon Dun: Borgon, den Vater des Volkes und der Kriege. Über ihm steht noch Keiiris, die Schöpferin, die Hüterin des Lebensrades, die mehr ist als eine Fruchtbarkeitsgöttin oder Große Mutter Und schließlich Chnum, der Gott der weißen Einwanderer, der sich seinen Platz in den Herzen der Borgon Dun erkämpft hat, obwohl die Fehde zwischen Hell und Dunkelhäutigen noch immer besteht – betrachten die Borgon Dun sich doch als die Auserwählten, über den anderen Völkern stehenden... Genauso erstaunlich sind die Sitten der Borgon-Dun. Von alters her ist es bestimmt, daß der Mann hinauszöge und sich einen neuen Ort zum Leben und eine Gefährtin suche, um mit ihr Kinder zu haben und ihr Haus zu schützen. Als Erbteil steht ihm alle bewegliche Habe zur Verfügung, Landbesitz bleibt aber in den Händen seiner weiblichen Verwandten – noch ein Unterschied zu den vaterrechtlichen Völkern der umgebenden Länder... Jede Frau, die sich entschließt, dem Ruf Borgons zu folgen fällt damit in eine Männerrolle. So wie das Schwert als Symbol Borgons in die Hand des Borgon-Dun gegeben wurde, so hat die Frau die Aufgabe, das Leben, das sie hervorbringt und die erarbeiteten Güter zu bewahren und zu verwalten. Dies hat dazu geführt, daß auch die Verwaltung der Burgen und Städte zweigeteilt ist: ein militärischer Befehlshaber und eine zivile Verwalterin teilen sich die Macht. Nur die Herrscherin - Deye - ist immer weiblich, zum Gedenken an die erste Tochter Borgons.
b Nun wurde Reijinara n' Varthar im Jahre 407 die Nachfolgerin ihrer Tante Lyralenda, welche selber keine Kinder hatte. Das Volk sah eine junge, ziemlich jähzornige und ungerechte Herrscherin vor sich, die, obgleich sie von frühester Kindheit zu diesem Amt erzogen worden war (oder gerade deswegen), keinerlei Verantwortung gegenüber ihrem Volk zeigte. Reijinara haßte das übermächtige Vorbild ihrer Tante, die eine legendäre und ruhmreiche Herrscherin gewesen war, sie wollte ihren eigenen Weg gehen. Dies verleitete sie vielleicht auch dazu, schon nach einem halben Jahr, anderen das Reich zu überlassen, und sich selber in ein Abenteuer zu stürzen, das ihren Lebensweg verändern sollte – jedoch auf andere Art wie sie sich erhoffte.
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Der Weg in die Dunkelheit Das erste, was sie spürte, als sich der Nebel um ihren Geist klärte, war ein dumpfer Schmerz, der von ihrem Hinterkopf ausging und bis in die Zehenspitzen drang. Sie gab ein leises Stöhnen von sich und versuchte die Hände zu bewegen. Vergebens. Wie von einer unbekannten Magie wurden sie von ihrem Kopf ferngehalten und waren schwer wie Blei. Dann vermochte sie das hässliche Klirren einzuordnen: Metall schlug an Metall. Gleichzeitig kehrte auch ihre Erinnerung zurück. Was war sie doch für eine Närrin gewesen, gleich einer blinden Bettlerin in die Falle zu laufen, die man ihr gestellt hatte. Bei Borgons Hörnern! Sie hatte einmal zuviel ihr Glück versucht und nun wahrscheinlich alles verloren, was sie je errungen hatte. Sie konnte ihre Augen immer noch nicht öffnen. Selbst das gequälte Lächeln verursachte ihr Schmerzen. Wie einfach war es doch gewesen, sich als Abtrünnige auszugeben und unter die Piraten zu mischen. Aye, es gab viele, die mit der Deye, der Herrin von Borgon-Dyl nicht einverstanden gewesen waren und einen Weg wählten, der ihnen zu größerer Macht verhalf, ohne entdeckt zu werden. Sie hatte ihnen erzählt, sie habe mit der Herrscherin gebrochen und wolle nun ihre Kräfte den Freibeutern zur Verfügung stellen. Dabei kannte sie Deye gut, sie selber war Reijinara, die Königin von Borgon-Dyl. Sie hatte ihre Dienste als Schiffsbauerin angeboten und war in eine Werft gebracht worden, die auf einer Felseninsel, weit genug von der Küste entfernt gelegen hatte. In aller Ruhe vermochte sie verschiedene Pläne einzusehen, auch wenn man sie argwöhnisch beobachtete, aber es war weniger ihr Verhalten gewesen als der ehemalige Maat der Nectys - Doram. Die Gefangene stieß ihren Atem heftig aus. Doram war einmal einer ihrer Untergebenen gewesen, als sie noch ein Schiff der Flotte befehligt hatte. Doram war den Verlockungen des Goldes erlegen und hatte Verrat begangen. Er war geflohen, als Reijinara dies mehr zufällig als bewußt herausgefunden hatte. Und nun nutzte er sein Wissen, um sich unter seinen Kumpanen eine bessere Stellung zu verschaffen. In einem der Felsengänge hatten ihr acht Mann aufgelauert, die zunächst nicht mit dem Kampfeswillen einer in die Enge getriebenen Wölfin gerechnet hatten. Sie kämpfte, bis ihr einer das Schwert aus den blutverschmierten Händen gehebelt hatte. Selbst als sie bereits am Boden lag und vier Männer sie festhalten mußten, hatte sie versucht sich loszureißen um einen ehrenvollen Tod im Kampf zu finden. Erst ein heftiger Schlag gegen ihren Kopf hatte sie besinnungs- und wehrlos gemacht. Reijinara schaffte es endlich, ihre Augen zu öffnen. Sie konnte nicht viel mehr als die Ritzen in der Decke erkennen, durch die Sonnenlicht fiel. Unter sich spürte sie rauhes Segeltuch, das muffig roch. Die Umgebung schwankte leicht. Sie war also auf einem Schiff, befand die Frau, nachdem sie eine Weile ruhig dagelegen hatte, um sich zu versichern, daß das Schlingern nicht an ihrem Zustand lag. Doch warum hatte man sie am Leben gelassen und an diesen Ort gebracht? Sie bewegte sich vorsichtig. Schwere und recht kurze Ketten lagen um Hand- und Fußgelenke, so daß sie sich gerade einmal aufsetzen konnte. Man unterschätzte sie also nicht. Wußten diese räudigen Hunde vielleicht, wer sie war? Reijinara versuchte sich aufzurichten, aber bei der geringsten Bewegung ihres Oberkörpers wurde ihr schwindelig. Übelkeit folgte, und sie würgte heftig hustend bittere Galle hervor. Erst nach einer Weile beruhigte sie sich und schloß die Augen. So konnte sie nicht viel ausrichten. Ihre Gedanken schweiften in die Ferne - nach Burg Myrna,der Heimat ihrer Familie, wo sie während ihrer Rundreise durch Torgan-Dyl Halt gemacht hatte. 4
Medjiina, ihre Sklavin würde viel zu erklären haben, wenn die Illusionen, die über ihr lagen, verblassten. Damit Reijinara ungehindert das tun konnte, was sie wollte, hatte sie ihrer Leibsklavin, die sie seit ihrer Jugend "besaß", die Freiheit und auch die Erlaubnis, Jinhad ihren Geliebten zu heiraten gegeben, wenn sie in ihre Rolle schlüpfte. Denn es bedurfte nicht viel Zauberei, um sie zu verändern. Medjiina hatte Reijinara schon immer ähnlich gesehen, und der wandernde Magier, den sie bezahlt hatten, wenig Arbeit, sie äußerlich zu ihr zu machen. Die Dienerin kannte ihre Herrin genau, so daß sie sich auch sonst nicht allzuschnell durch ihr Verhalten verriet. Arme Medjiina. Sie würde verzweifelt auf Reijinara warten, und sich irgendwann verraten. Man würde sie foltern, um zu erfahren, wo die Deye war, und vielleicht sogar hinrichten, denn die ehemalige Sklavin wußte selber nicht, wo sich Reijinara aufhielt und man konnte sie so für verstockt halten. Vielleicht würde man noch nach der wahren Deye suchen und ein Schiff der Kriegsflotte brachte diesen Segler auf... 'Nein!' vertrieb Reijinara den Funken Hoffnung. Die Piraten waren zu gewitzt, um den Küstenschiffen Borgon-Dyls ins Netz zu gehen, hatte sie diese doch selber zwei Jahre lang gejagt. Bei Borgon! Sie war auf sich allein gestellt, und wenn sie zurückkehren wollte, mußte sie sich aus eigener Kraft befreien! Diese aber hatte sie jetzt nicht. Kopfschmerzen erschwerten ihr das Denken und steigerten ihre Wut. "Schlingerbrut!" keuchte Reijinara und schnaubte, als sie ihren Kopf so gut es ging abtastete, und eine große Beule fand. Dann ergab sie sich ihrem Schicksal und erinnerte sich längst vergessen geglaubter Fähigkeiten, die sie von Erlara und anderen Weisen Frauen der Keiiris als junges Mädchen erlernt hatte. Schritt um Schritt beruhigte sie sich und versetzte sich in tiefen, heilsamen Schlaf... ... aus dem sie abrupt erwachte, als sich die Tür zu ihrem Gefängnis laut knarrend öffnete, und Licht in die kleine Kammer fiel, die ihrer Form nach im Vorderschiff liegen mußte und eigentlich für andere Zwecke gedacht war. Reijinara blinzelte, weil das Licht der Öllampe in der Hand eines rauh aussehenden Mannes mit zottigen Haaren und einem ungepflegten Bart, sie blendete. Sie hatte sich instinktiv aufgerichtet und an die Planken gelehnt. Erneut kämpfte sie mit der Übelkeit, aber diesmal vermochte sie sie zurückzudrängen. Er stützte eine Hand gegen die Seitenbalken. "Nun, bist du wildes, schwarzes Kätzchen wieder munter geworden? Du wirst deine Nase niemals wieder in Dinge stecken können, die dich nichts angehen" sagte er hämisch. Reijinara blickte mit unbewegter Miene, wie sie hoffte, zu ihm auf, während er weitersprach. "Du zermarterst deinen Kopf sicherlich, warum wir dich haben leben lassen, nicht wahr? Ein qualvoller Tod wäre für dich eher eine Belohnung..." "Was versteht Möwenkot wie du schon vom Tod?" entgegnete Reijinara kalt, während sie sich bemühte ihren Jähzorn zu zügeln. "Sehr viel, wenn man sie herbeiführt. Meine Männer hätten sicherlich viel Spaß an einer Hure, aber ich brauche sie gesund. Selbst in gefesseltem Zustand würdest du ihnen noch die Kehlen zerbeißen und die Knochen brechen. Aye, du bist nicht die erste schwarze Kriegerin in unserer Gewalt.- Nun, deine Zukunft ist eine bessere, und sie bringt uns Profit. Als Sklavin wirst du sicherlich eine Zierde sein - und erfreulich für den Herren, der dich zähmt..." Reijinara schnappte hörbar nach Luft. Der Zorn schoß in ihren Kopf und sie riß an ihren Fesseln. Eine Sklavin sollte sie sein? Eine Unfreie? Noch nie zuvor war eine n' Varthar in Ketten gewesen. Niemals! "Du schweinegesichtiger Jauchenschlucker! Bastard einer läufigen Hure, die es mit allen trieb! Eine Sklavin? Versucht das nur, und ich werde euch alle töten! Bei Borgon, das 5
schwöre ich euch!" explodierte sie und zerrte noch heftiger an ihren Fesseln. Im gleichen Moment wußte sie, daß sie einen Fehler gemacht hatte. Sie sank mit einem gequälten Stöhnen zurück als sich alles um sie drehte und schon verschorfte Wunden wieder brannten. Der Mann lachte schallend. "Wir werden das nicht übernehmen. Wir bringen dich nur an einen Ort, Tirband, den wir eh aufsuchen wollten, der für seine erlesenen Sklaven bekannt ist... bei den richtigen Leuten." Reijinara spuckte Galle. Sie ballte die Fäuste und zitterte noch immer vor Wut, während ihr Verstand sie eine Närrin schalt. Aber ihr Zorn löschte jede Vernunft aus. "Dann wird der, der mich kauft es zu spüren bekommen, wenn es soweit kommt!" "Soll er doch! Ich werde nur dafür sorgen, daß meine Ware nicht allzu beschädigt ist." Er senkte die Lampe ein wenig und nickte. "Ein paar Tage ohne Wasser und Nahrung werden dich schon ein bischen zahmer machen. Vielleicht bettelst du schon darum, wenn ich das nächste Mal zu dir komme." "Niemals! Ich werde nicht darum bitten...ich nicht!" Der Mann kannte sie besser. Reijinara hatte zwar geschworen, nichts aus seiner Hand anzunehmen, doch als die Tage verstrichen, die sie nicht mehr zu zählen vermochte, ließen sie Fieber und Durst so schwach werden, daß sie nicht einmal festgehalten werden mußte, als man ihr Wasser einflößte. 'Gift!' erkannte sie das erste Mal an dem bitteren Geschmack, aber ihr ausgedörrter Körper verlangte nach der lebensspendenden Flüssigkeit. Ebensosehr lähmte die hinzugesetzte Droge ihren Willen. >>> > > >> > >>