Das Leben unserer Generation Otto Zierer, der Verfasser der 40 bändigen Weltgeschichte „Bild der Jahrhunderte", hat sei...
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Das Leben unserer Generation Otto Zierer, der Verfasser der 40 bändigen Weltgeschichte „Bild der Jahrhunderte", hat seinen Ruf als großer Gestalter geschichtlicher Ereignisse mit dem jüngst erschienenen Werk
DAS BILD UNSERER ZEIT
1917 bis 1954 von neuem gefestigt. Auch in diesem großangelegten Werk verbindet Zierer das, was man im allgemeinen unter Geschichte versteht — Kriege und Schlachten, Konferenzen und Verträge, Staatsmänner und Politiker, Monarchen und Feldherren — mit dem Alltag des Bürgers und Arbeiters und mit dem Geschehen in den Ateliers der Maler und Bildhauer, den Arbeitszimmern der Dichter, den Wohnungen der Musiker und Komponisten, den Laboratorien der Wissenschaftler, den Studierzimmern der Philosophen und den Konferenzräumen der Finanzmänner und Unternehmer. „EIN BUCH, VON DEM MAN SPRICHT" schreibt die Allgemeine Zeitung, Mainz, in ihrem Urteil über „Das Bild unserer Zeit". „Es ist eines der fesselndsten- Dokumentär werke geworden, weil es in die brennenden, selbsterlebten Ereignisse der Gegenwart eingreift, mit denen wir selbst Geschichte erlebten . . . Man wünscht, wir hätten heute viele dieser Bücher" (Der Fortschritt, Düsseldorf). — Im Rheinischen Merkur urteilt der Kritiker: „Dieser 702 Seiten umfassende Band ist eine großartige Leistung, ein anschauliches Bild des politischen, kulturellen, wissenschaftlichen, künstlerischen und wirtschaftlichen Lebens . . . Die Szenen lassen uns in oft herzbeklemmender Anschaulichkeit die jüngst vergangenen Jahre wieder erleben . .. DerVerfasser stellt den Leser mitten in charakteristischeSzenen nicht nur aus demöffentlichenGeschehen, sondern auch aus der privaten Sphäre geschichtlicher Persönlichkeiten oder auch gutgezeichneter Menschen aus allen Bevölkerungsschichten". 736 Seiten mit historischen Karten, Zeitdokumenten und Begriffserklärungen — Ganzleinen mit Goldprägung DM 16.90 Durch alle Buchhandlungen zu beziehen
VERLAG SEBASTIAN LUX M U R N A U - M Ü N C H E N - I N N S B R U C K - ÖLTEN
KLEINE
BIBLIOTHEK
DES
WISSENS
LUX-LESEBOGEN NATUR-
UND
K U L T U R K U N D L I C H E
OTTO
HEFTE
ZIERER
Arabien Wüste im Herzen der Welt
VERLAG
SEBASTIAN
LUX
MURNAU-UONCHEN-INNSBRUCK-OLTEN
rabien ist ein erbarmungsloses Land, leidlos firlüht Mitleidlos glüht der Himmel über den schweigenden, von Sonne und Wind zerrissenen Felsbergen, über den endlos von Horizont zu Horizont fliehenden Sand- und Steinweiten und über den dürftigen, distelund dornbuschbestandenen Talern, die der Wüstenbewohner Wadi nennt. Wenn — gelten einmal — Regengüsse herniederstürzen, führen die Täler plötzliche, rotbraune Hochfluten, die nach Stunden schon in den Rissen und Schluchten des von der Sonne erschlagenen Landes versickern. Aber hier und da blüht selbst die Wüste, auch die Verlassenheit der Hochflächen und Berge ist nicht grenzenlos. Am Rand der Stein- und Sandmeere, in den Wadis und Gebirgstälern, ruft der Regen des Frühjahrs eine kurze Periode des Grünens hervor. Dann bedecken sich die gelben oder rötlichen Hänge über Nacht mit intensivem Grün; violette Disteln, schneeweiße Hyazinthen, die gelblichen Sterne der Iris und der sattrote Steinmohn wehen im warmen Wind, der aus dem Herzen der innerarabischen Einöden kommt. Wo aber Zisternen, tiefgegrabene Brunnen mit steinernen Treppen hinab in den schattigen Quellgrund führen und Felsenquellen oder schmale Wasseradern aus der steinernen Tiefe des Landes brechen, tut sich mitten in der Wüste ein bleibendes Paradies auf. Dattelpalmen stehen mit rotbraunen Stämmen und dunkelgrünen Wedeln wie Filigran vor dem ultramarinblauen Himmel, Gärten dehnen sich, soweit die von Lehmwäldern geschützten Kanälchen das lebenspendende Wasser tragen, und zwischen blühenden roten und violetten Hibiskus- oder Jasminbüschen, verborgen unter Palmen, Brotbäumen, Oliven oder Orangen, lagern dunkelgelb die würfelförmigen Lehmbauten der Dörfer. Kamele, Wasserbüffel und Esel trotten durch die Schilfgatter, buntgewandete Menschen arbeiten auf den weithin bewässerten Feldern. Jenseits der Oase aber weht wieder der glühende Sand, steht tödlich strahlend das sengende Gestirn. Die unerbittliche Glut der Sonne scheint Grausamkeit, zumindest Erbarmungslosigkeit auch in 2
die H e n e n der Menschen zu brennen, die draußen in den zerrissenen Gebirgen, an den dürftigen Steinhängen oder von Wadi zu Wadi ziehend ihre Schafe und Kamele weiden, in zerlumpten, schwarzen Fellzelten hausen und mit Kamelmist oder Dorngesträuch ärmliche Feuer unterhalten und ihre Mahlzeiten bereiten. Hier herrschen die harten Gesetze der Urzeit, nach denen die Starken und Listigen das Leben behalten und e« die Schwachen und Vertrauensseligen verlieren. Darum zeigen sich überall die schreienden Gegensätze: An den Märchenpalast eines Emirs oder Scheichs lehnen sich die fensterlosen Kegel und Würfel der Behausungen, in der Nähe der Fürstensitze öffnen sich die Zelte oder Höhlen der beinahe besitzlosen Nomaden. Und wie der wehende Sand der großen Wüste sich nicht ballen und formen läßt zu Haus oder Hof, so sind auch die ziehenden Stämme Jahrtausende lang nicht zu dauerndem Staat, ja kaum zur Gemeinschaft außerhalb des Stammes zu vereinen gewesen. Der Flugsand scheint sinnbildhaft für Arabien und seine Geschichte: Er kann sich im roten Sturm zu elementarer Gewalt erheben und in kurzer Zeit das Bild einer Landschaft völlig verändern; aber bis an die Schwelle der Gegenwart bot er nur selten den Untergrund, um Bleibendes, um einen Staat darauf zu errichten.
Die grüne Fahne des Propheten Überwiegend arm und fast unbewohnbar ist die Urheimat der Araber zwischen Persischein Golf und Rotem Meer. Seit dem 3. Jahrtausend vor Christi haben die wilden Stämme Arabiens deshalb immer wieder aus Steppe, Felsland und Sandwüste in die fruchtbareren Nachbarländer auszubrechen versucht; denn im eigentlichen Arabien ist nur das Küstenland in Südwest, sind nur Jemen und Hadramaut in größerem Umfang zum Ackerbau geeignet — hier, wo die Monsunregen vorbeiziehen und längs der Küstengebirge ihren Segen entladen. In diesen Landstrichen gibt es seit dem 2. Jahrtausend vor Christi eine blühende Stadtkultur, die später mit dem Phararonenreich Ägyptens und den Königen Indiens in enge Handelsbeziehungen tritt. Von den zahlreichen Stadtstaaten erringt zuletzt das Reich der Sabäer den Vorrang; bis in die nachchristliche Zeit dauert seine Blüte. Erst um das Jahr 500 n. Chr. gelingt es abessinischen Eroberern, die von Afrika herübergesegelt sind, die besiedelte Südküste Arabiens und Saba zu unterwerfen. Kurz nach dieser Zeit beginnen die innerarabischen Beduinen3
stamme um den Besitz des gemeinsamen Marktes und Heiligtums in Mekka zu kämpfen. Aus dem Innern der Wüste glüht jählings die Gottessehnsucht auf: der Islam. Mohammed sammelt die Nomaden um das Heiligtum in Mekka, verwirft den Götzendienst vor ihren zahlreichen „Zeltgottheiten" und verkündet Allah, den einen, reingeistigen und allumfassenden Gott. Als Mohammed im Jahre 630 n. Chr; die feierliche Pilgerfahrt nach Mekka anführt, ist er von mehr als 100 000 Beduinen begleitet (vgl. die Karte Seite 16/17). In dem Jahrhundert, das auf den Tod des Propheten folgt, ergießen sieh die kriegerischen Wüstenstämme wie eine Sturmwoge über den gesamten, heute islamitischen Gürtel der Alten Welt: nach Osten über Persien-Iran, Afghanistan und Indien bis Ceylon und «um Sundaarchipel, nach Norden bis an die Meerengen von Kon•tantinopel und nach Turkestan, westwärt« über Ägypten, Libyen bis Marokko und Spanien. Die Wüste ist aufgebrochen, und unter ihrem Ansturm erzittert der Erdkreis. Die Araber gehen auf die See, ihre Seeräuberflotten sperren das östliche Mittelmeer und unterbinden den wirtschaftlichen Austausch «wischen dem an Rohstoffen, Gold, Gewürzen und Menschen reichen Asien und dem vor allem landwirtschaftlich tätigen Römerimperium, das im Westen eine Beute der vordringenden Germanen wird und sich im oströmischen Reichsteil nur mühsam gegen den Islam behauptet, bis auch Ostrom zusammenbricht und in der Flut der orientalischen Völker versinkt. Aber die arabische Woge trägt zugleich glanzvolle Kulturleistungen an die eroberten Küsten und in die besetzten Länder. Einbrechend in die griechisch-byzantinische Welt der Provinzen Syrien, Ägypten, Kleinasien und Afrika, aus der Schule uralter orientalischer Weisheit und Kunstfertigkeit kommend, werden die arabischen Eroberer zu Trägern und Vermittlern hoher kultureller Überlieferung. Sie verbinden den orientalischen und altgriechischen Kulturreichtum zu einem Neuen, entwickeln das geistige Leben und die Künste fort und werden in den Wissenschaften der Astronomie, der Algebra, Geometrie, Geographie, Medizin und Chemie «u Lehrmeistern des Abendlandes. Über die Hohen Schulen des von ihnen besetzten Spanien dringt das antike Erbe ins Bewußtsein der mittelalterlichen Gelehrten, der alten Universitäten von Paris, Köln, Montpellier, Padua und Bologna. Dann aber brennt das grell entflammte Feuer aus der Wüste aus und sinkt in sich zusammen. Das arabische Weltreich bricht im 10. bi« 12. Jahrhundert n. Chr. in zahlreiche Teilstaaten auseinander, 4
Die Kaaba, das Zentralheiligtum des Islam in Mekka
während sich die Türken, die au« den Steppen Mittelasiens bis an die Südostschwelle Europa« vorgedrungen sind, der arabischen Halbinsel, der Urheimat de« großen Eroberervolke«, bemächtigen. Im blutigen Wechselspiel der Jahrhunderte geraten auch die arabi»ierten Gebiete Syrien, Persien, Palästina und Nordafrika unter die Herrschaft der türkischen Sultan.Kalifen von Konstantinopel. Arabien verfällt wieder dem Märchenschlaf, aus dem es einst durch Mohammed aufgeweckt worden ist.
Der Prediger in der Wüste Erst, als um die Wende de« 17./18. Jahrhunderts der gewaltige Angriff der Türken auf das Abendland vor den Wällen Wiens zum Stehen kommt und der Niederbruch des Türkenreiches einsetzt, beginnt Arabien — das seit vielen Jahrhunderten schweigend die Oberherrschaft der türkischen Sultane ertragen hat — sich wieder zu regen. Ein neues Feuer entbrennt in der Wüste. Der Reformator Abd el Wahhab predigt den Wüstenstämmen vom Niedergang Arabiens, fordert die Absage an alles Sektenwesen, das die Kraft des Islam gebrochen habe, und ruft zur Besinnung auf die reine Lehre Mohammeds: „Kehrt zurück zur unverfälschten Lehre des Propheten, und die Welt wird wieder euer sein!" — Begeisterte Derwische tragen die Aufrufe an die Lagerplätze der Beduinen: „Werft ab allen Luxus, entsagt allem Prunk und aller Verweichlichung, der Koran allein sei die Quelle der arabischen Kraft!" Es erheben sich viele Widersacher gegen den Prediger in der Wüste. Der verfolgte Heilige findet Aufnahme in der geheimnisvollen Stadt Riad, dem Hauptlager der Fürstenfamilie Saud. Wie Feuer vom Himmel weht zu Beginn des 19. Jahrhunderts von El Riad aus die wahhabitisdie Bewegung über Arabien, und Saud der Große führt die fanatisierten Wüstenkrieger bis an den Euphrat und ans Rote Meer. Da diese Ereignisse mit den Angriffen Frankreichs, dem Vordringen englfscher Interessen und den Kämpfen auf dem Balkan zusammenfallen, scheint es, als solle nun das morsche Türkenreich endgültig seiner Auflösung entgegengehen. Doch der Großherr von Konstantinopel hat noch einen Schwertträger, der Kraft genug besitzt, die Gefahr zu bannen. Er befiehlt •einem Statthalter in Ägypten, Mehemed Ali — demselben, der »päter Ägypten aus dem Verbände des Türkenreiches lösen wird —, gegen die Wahhabitenrebellen vorzugehen. 6
Die Sauds werden geschlagen, ihre Hauptstadt El Riad zerstört und die loderne Flamme Arabiens ausgetreten. Wieder fällt die riesige Halbinsel in eine Anzahl Kleinfürstentümer auseinander, von denen nur eines, tief im Herzen der Wüste Nedsch, in den Händen der Sauds verbleibt. Was Mehemed Ali nicht auszutreten vermag, ist die Lehre des Wahhabismus. Immer wieder flackert das Feuer auf. Die fanatischen Senoussi in Nordafrika, die dem Vordringen der Italiener heldenhaften Widerstand leisten, und die Anhänger des Mahdi, der den Aufstand gegen England im Sudan erregt, sind von den Ideen Abd el Wahhabs erfüllt. Von Innerafrika bis Indien und Sumatra reichen die Ausstrahlungen jener Bewegung, die sidi berufen fühlt, den Islam wieder mit dem Geist der Erobererzeit zu erfüllen. In diesen Jahren beginnt die Geschichte der nationalen Erneuerung Arabiens, die bis in unsere Tage reicht und noch nicht abgeschlossen ist. Von ihr soll im folgenden berichtet werden.
Der Knabe Jbn Saud Als der Wahhabitenstaat der Fürsten Saud zerschlagen und ihre Hauptstadt niedergebrannt ist, macht sich der Scheich der Beni Schammar, Ibn Raschid, in seiner befestigten Hauptstadt Hail selbständig und errichtet auf Kosten der Sauds ein ansehnliches, von der „Hohen Pforte' zu Konstantinopel gefördertes Wüstenreich. Hail liegt am Rande der Berge von Nedsch, wo die große Sandwüste Nefud beginnt, inmitten einer Oase. Die Sauds haben genug zu tun, das zerstörte El Riad wieder aufzubauen. In jenen Tagen eines neuen Anfangs kommen die Schammar über sie, schlagen sie und machen sich zu Herren von El Riad und der dazugehörigen Landschaft Nedsch. Die einstigen Könige des Wahhabitenreiches sind Untertanen eines ihrer ehemaligen Scheichs geworden. In der aus WüstenfeU und Lehm gebauten Zitadelle von El Riad führt der Gouverneur der Raschids das Regiment. Abdurrahman, der Erbe der Famili« Saud, darf zwar das Amt eines Imans, des geistlichen Oberhaupte« der Wahhabiten, weiter ausüben, aber jede politische Tätigkeit bleibt ihm verwehrt. Ihm eng verbunden ist der Rat der weisen Ulemas, der Schriftgelehrten von El Riad, die allen Wahhabiten ehrwürdig sind. So lebt der Fürstensproß bewacht, aber unangefochten in einem Palast nahe der Zitadelle von El Riad. 7
Dort wächst auch Abdurrahmans ältester Sohn heran, der den Namen Muhammed Jbn Saud trägt. Mit sechs Jahren ist Jbn Saud aus den Frauengemächern des Palastes entlassen worden und erhält den üblichen Unterricht im Reiten, Fechten, Schießen, im Ringkampf und im Ertragen von Entbehrungen und Schmerzen. Die Ulemas unterweisen ihn im Koran und in der arabischen Dichtkunst; aus dem Munde des Vaters erfährt er genug über die Geschichte seines Volkes und seiner Familie, um unzufrieden mit den gegenwärtigen Zuständen zu sein. Schon früh erlebt der Knabe die geheimen Besprechungen des Vaters, der Tag und Nacht darauf sinnt, das Joch der Raschids abzuwerfen und die alte Herrlichkeit der Sauds wiederherzustellen. Als die Zeit gekommen ist, sammelt Abdurrahman die Getreuen um sich und zieht die Ulemas ins Vertrauen. Die Verschwörer sind zum Zuschlagen bereit; aber wie stets in der Geschichte Arabiens, ist der Verräter nicht weit. Der Gouverneur der Raschids erfährt von den Vorbereitungen Abdurrahmans und beschließt zu handeln. Beim Beiramfest, das alljährlich nach dem Ablauf des großen mohammedanischen Fastenmonats Ramadan stattfindet, soll Abdurrahman samt seinen Freunden in die Zitadelle eingeladen und ermordet werden. Doch auch diesmal ist Verrat am Werk; um sich vor den erwarteten Überraschungen zu schützen, erscheint Abdurrahman mit ungewöhnlich zahlreichem Gefolge im Audienzsaal des Gouverneurs Selim. Kaum haben „Gastgeber" und Gast sich unter orientalischen Freundschaftsbezeugungen auf den Kissen niedergelassen, als die Anhänger der Sauds ihre verborgenen Waffen zücken, über den Gouverneur und seine Leute herfallen und sie niedermachen oder gefangensetzen. Die Herrschaft der Familie Saud im Herzen Arabiens scheint wiederhergestellt. Man schreibt das Jahr 1892, der Knabe Jbn Saud zählt eben 12 Jahre. Wenige Tage später aber rückt Muhammed Jbn Raschid mit dem Aufgebot seiner Sdiammarkrieger vor die Mauern von El Riad, um blutige Rache zu nehmen. Der Übermacht der Belagerer erliegt die Stadt. Die Familie Saud entkommt mit knapper Not in die Wüste. Verfolgt, gehetzt und für vogelfrei erklärt, findet Abdurrahman endlich bei dem Emir von Kuweit Asyl, der ihn aufnimmt, um in den Sauds eine stets bereite Waffe gegen die verhaßten Sdiammar zu haben. Abdurrahman und seine Familie bewohnen in Kuweit — damals noch einer kleinen, aber wohlhabenden Stadt von Händlern und Schiffern — ein bescheidenes Haus mit wenigen Räumen, die für 8
die Frauen des Harems und die zahlreichen Kinder ausreichen müssen. Kein Vergleich mehr mit den schattigen Innenhöfen und Hallen des prächtigen Palastes zu El Riad! Doch Abdurrahman ist nun still und in sich gekehrt, ein Gottesgelehrter, der sich mit den veränderten Verhältnissen abfindet und im Studium der heiligen Schriften seinen Frieden findet. Sein Ältester — Jbn Saud — aber erträgt das aufgezwungene Schicksal nicht lange. Fast noch ein Knabe, verläßt er den Zufluchtsort der Familie, schweift jahrelang bei den wildesten der Wüstenstänime umher, um Bundesgenossen zu finden und sich für den künftigen Kampf vorzubereiten. Ohne Begleiter zieht er in den grausamsten Teil der arabischen Wüsten, in die Ruh el Khali, das „leere Viertel" im Südosten, und lebt bei den Murra. Die große Wüste der Rub el Khali ist selbst für die bedürfnislosen Beduinen beinahe unbewohnbar, eine Sandöde, über die es auch heute noch keine Karten gibt. Viele Tagereisen weit gibt es nur wenige verborgene Wasserlöcher, die salziges, höchstens für Kamele trinkbares Wasser führen. Die schweifenden Stämme der Murra gelten als die wildesten und ursprünglichsten unter allen Nomaden und werden in allen Dörfern Innerarabiens gefürchtet. Wenn die Zeit der Dattelreife naht, tauchen die schwarzen Burnusse der Murra aus der Wüste auf, und auf schwankenden Kamelen traben sie in die Haine von Dschabrin, wo eine armselige Bevölkerung ihnen hörig und dienstbar ist. Sie ernten die Datteln, schlachten die Kamele der Dorfbewohner, trinken die Kamelmilch und tauschen von den aus Kuweit und aus der Provinz el Hasa herbeigeeilten Händlern das Wenige, das sie für weitere zwölf Monate Wüstenleben brauchen: Gewehre und Munition, ein paar Dolche und einige Geräte. Nach zwei Wochen genießerischen Lebens besteigen sie wieder ihre weißgrauen Hadjedin-Kamele und kehren in die schweigenden Dünen der Rub el Khali zurück. In kleineren Gruppen lagern sie an den Brunnen, leben kärglich von der Milch der Kamelstuten, machen Jagd auf Springratten, Hasen und Säbelantilopen, während die geduldigen Weiber die Herden und Zelte besorgen. Oft hört man von diesen gefürchteten Männern, wenn Karawanen, von ihren Lasten befreit, in den Hafenplätzen der Bahrein- oder Omanküste eintreffen. Im Grunde aber ist das Leben der Murra wohl das härteste, was menschliche Wesen zu ertragen veimögen. Bei diesen finsteren und kriegerischen Stämmen verbringt Jbn Saud die Jahre seines Heranwachsens, ehe er nach Kuweit zurückgeht, um auf die Stunde zu warten, die ihn rufen wird. 9
In Kuweit ist Emir Mubarek zur Herrschaft gelangt, der schon lange mit dem jungen Jbn Saud befreundet ist. Er nimmt den Jüngling, der ebenso beliebt wie verhaßt ist, in seine Dienste. Wie es in orientalischen Fürstentümern Brauch ist, so hat auch im Palast zu Kuweit zu bestimmten Stunden des Tages jedermann Zutritt; das bunte Volk des Hafens, der Basare und Märkte, der Karawansereien und Moscheen drängt sich mit seinen Anliegen und Bechtsfällen, seinen Streitigkeiten und Neuigkeiten in den Audienzsaal des Emirs. Die vergoldeten Gittertore sind zurückgeschwungen, zwischen duftenden Sträuchern, unter den strohgelben Blutendolden der Dattelpalmen lärmt die Menge und schiebt und stößt sich durch die Bogengänge des Innenhofes. Emir Mubarek thront unter einem Brokatbaldachin auf seidenen Kissen, seine Getreuen umstehen ihn, genießen Kaffee aus winzigen Bechern, saugen an den vergoldeten Nagilehs — den Wasserpfeifen — und hören sich die Anliegen dei Volkes an. Und immer beobachten die Besucher, daß im Schatten der Kielbogen, hinter den von Perlmutt und Alabaster funkelnden Säulen verborgen ein riesenhafter Araber im schlichten, weißen Burnus steht und horcht. Es ist der Freund des Emirs — Jbn Saud. Für Jbn Saud sind diese Stunden der Audienz die Hohe Schule der Diplomatie. Er lernt nicht nur, wie man die leidenschaftlichen, phantasiebegabten und leicht zu beeinflussenden Menschen diese« Völkergemisches behandelt, wie man sie durch sinnbildhafte Erzählung, durch Anekdoten, Spässe und Weisheitssprüche, durch Berufung auf dunkle Koranstellen und sinnfällige Gerechtigkeit schnell befriedigen und sich zu Freunden machen kann; dem wachen Verstand des Jünglings geben die Tage zu Kuweit vor allem auch Einblick in die Zusammenhänge der großen Politik. Ihm gehen die Augen darüber auf, wie sehr Arabien verstrickt ist in das Geflecht eines weltweiten Kräftespiels, bei dem nicht Arabien, ja nicht einmal die Hohe Pforte von Konstantinopel, sondern die hochtechnisierten, wohlorganisierten europäischen Großmächte den Fortgang bestimmen. Und Jbn Saud erkennt, daß alles, was er unternehmen wird, niemals gegen das Britische Imperium gerichtet sein darf. Emir Mubarek, der seine Jugend zum Teil in Britisch-Indien verbracht und der die See- und Militärmacht der Briten kennengelernt hat, bestärkt ihn in dieser Überzeugung. In dieser Zeit übernimmt England, um seine Verbindungswege nach Indien auch im Bereich des Persischen Golfs zu sichern, die Schutzherrschaft über das Emirat Kuweit. Die fiebernde Türkei ist zu schwach, um diesem Eingriff in ihre Hoheitsrechte durch einen offenen Bruch zu begegnen; aber der Großherr am Bosporus hat 10
noch andere Mittel, seinen abtrünnigen Vasallen in Kuweit zur Ordnung zu bringen und England einen Gegenschlag zu versetzen. Gibt es nicht den mächtigen Scheich der Schammar, Jbn Raschid, den Herrn von Hail und El Riad, den mächtigsten der Fürsten Innerarabiens? Die Hohe Pforte läßt Jbn Raschid wissen, daß sie nichts dagegen habe, wenn sich der Fürst Arabiens in Kuweit ein Fenster zum Meere aufstoßen wolle. Im Frühjahr 1900 beginnen in den Oasen der Beni Schammar die Ziegenfelltrommeln und Kesselpauken zu lärmen, die Krieger besteigen ihre buntgeschmückten Kamele, schwingen die Gewehre und eilen den Sammelplätzen zu. Man hat ihnen reiche Beute bei den Händlern von Kuweit versprochen. Jbn Saud, der diese Entwicklung aufmerksam und leidenschaftlich verfolgt, erkennt die Chance seines Geschlechts, wieder auf den Thron von El Riad zurückzukehren. Schließlich ist der Bedränger Kuweit« —. Jbn Raschid — der Todfeind seiner Familie.
Der Löwe aus der Wüste Rub el Khali Jbn Saud erklärt sich bereit, für Mubarek, den Herrn von Kuweit, gegen Jbn Raschid zu kämpfen. Mit einer kleinen, gut berittenen Streifschar will er versuchen, El Riad zu überrumpeln und im Rücken der zur Küste vorstoßenden Schammar das Feuer des Aufstandes zu entfachen. Emir Mubarek wird unterdes von Kuweit aus mit seiner wohl ausgerüsteten, aber wenig kampflustigen Streitmacht dem heranrückenden Jbn Raschid in der Wüste entgegentreten. Für Jbn Saud wird der Ritt ins Herz der Wüste zur Tragödie. Als er die engere Heimat erreicht hat, findet er zwar überall Unzufriedenheit mit der Schammarherrschaft und die gute Erinnerung an die Sauds, aber auch die panische Furcht vor den Folgen einer Empörung und das listige Abwarten, wie alles enden werde. Nur wenige alte Wahhabiten schließen sich seinem Zuge bedingungslos an, ein paar Dörfer, nicht mehr. Nach El Riad vermag er nicht vorzudringen. Alles ist zu Ende, als ihn die Nachricht erreicht, im Februar 1901 habe nahe der Ortschaft Tarafiya eine Schlacht stattgefunden, in der die Kuweiter geschlagen worden seien. An der Salzlake, die sich halbwegs zwischen Kuweit und Hail am Grunde eines Wadi hinzieht, ist die schneeweiße Salzkruste purpurrot vom Blute der Getöteten — die Scharen Mubareks fluten aufgelöst und von den wilden Schammar verfolgt zur Küste zurück. 11
Wachtposten in der Wüste
Dort freilich erwartet den siegreichen Scheich Jbn Raschid eine schwere Enttäuschung. England, das die Pläne der Hohen Pforte durchschaut hat, ist mit einem schweren Kreuzer im Hafen von Kuweit erschienen. Es genügt, daß dieser Kreuzer seine riesigen Zwillingsrohre in Richtung Wüste dreht, um Jbn Raschid die Aussichtslosigkeit eines Angriffs auf Kuweit klarzumachen. Kuweit bleibt englisches Einflußgebiet, Jbn Raschid zieht sich grollend in die Wüste zurück. Erbittert nimmt er grausame Rache an den armseligen Dörfern, die sich Jbn Saud angeschlossen haben. Als Gescheiterter ist Jbn Saud nach Kuweit zurückgekehrt. Aber der Lieblingsschwester Nura vertraut er an, daß er den Kampf um den Thron Arabiens allein fortführen werde. Nura versteht ihn, eifert ihn an, und „Nura" wird der Schlachtruf der wiederaufstehenden Wahhabiten werden, so wie „Aischa", der Name der zweiten Gemahlin Mohammeds, einstmals das Losungswort der ausziehenden Kalifen gewesen ist. 12
Auch dem Vater Abdurrahman gesteht der Jüngling seine weitreichenden Pläne, und Abdurrahman verspricht dem Sohn: „Wenn Allah dein Vorhaben begünstigen sollte, so will ich auf die Herrscherwürde in El Riad verzichten und sie dir übertragen." Jbn Saud sucht Kampfgefährten, die ihm folgen. Er findet sie in seinem jüngeren, ihm unbedingt ergebenen Bruder Muhammed und dem riesenhaften, finsterstirnigen Vetter Dschiluwi. Etwa dreißig junge, abenteuerlustige oder vom wahhabitischen Glauben erfüllte Leute schließen sich an. Die Kamele, Gewehre und die Munition stellt Emir Mubarek. Bei Nacht, ganz heimlich und unbemerkt, verlassen die Dreißig die Hafenstadt Kuweit, um das große Abenteuer in der Wüste zu beginnen.
* In den folgenden Monaten erhebt sich in der Wüste eine Stimme. Gerüchte wandern von Lagerfeuer zu Lagerfeuer, von Oase zu Oase und ziehen wie Gespenster über die Karawanenpfade. Man flüstert sich zu, zwischen den Dörfern der Adschman-Beduinen im Norden und dem Gebiet der großen Rub el Khali im Süden schlage ein gewaltiger Löwe seine Beute, ein geheimnisvoller, riesenhafter Räuber tauche auf und verschwinde, plündere Karawanen, überfalle die kleinen Posten der Schammar in den Wüstenstationen, brandschatze die Siedlungen der Freunde Jbn Raschids und verkünde überall die Auferstehung des Geistes der Wahhabiten. Dieser löwenhafte Räuber, dessen Name bald zur Legende wird, über den man Lieder singt und den man liebt oder fürchtet, heißt Jbn Saud. Noch erreicht der junge Prinz nicht, was er erhofft: daß er Gefolgschaft finde unter den alten Wahhabiten, daß sich die Stämme Arabiens erheben werden. Gejagt von den Kamelreitern Jbn Raschids, gehetzt und hinausgetrieben in Sonnenglut, Wasserlosigkeit und Öde, ist er immer nur der Flüchtling, der Räuber, der Ausgestoßene. Als die kleine Schar eines Abends in einer Mulde um das Feuer aus Kamelmist lagert und das kärgliche Mahl verzehrt, nähert sich, vom ängstlichen Schnauben der gefesselt am Boden kauernden Kamele angezeigt, ein Bote. Emir Mubarek aus Kuweit schickt ihn, mitzuteilen, daß die türkische Regierung beschlossen habe, mit großem Aufgebot gegen die Wüstenräuber vorzugehen und daß auch Kuweit ihnen keine Hilfe mehr gewähren könne. Jbn Saud möge zurückkehren. So scheint das Abenteuer nach einem bitteren Jahr der Entbehrungen und wilden Kämpfe erfolglos beendet. Doch in dieser 13
Wüstennacht, am purpurn glühenden Feuer und unter den flammenden Sternen der Einsamkeit beschließen die Geächteten die Durchführung eines kühnen und mit echt orientalischer Phantasie entworfenen Planes.
* An einem der nächsten Tage reitet die kleine Schar in die Oase Dsc>abrin am Rande des Murragebietes ein. Hier gibt es nur wenige, würfelförmige und fensterlose Lehmhütten einer Dorfbewohnerschaft, die für die Murra die Dattelpalmen betreut. Die dreißig Räuber lagern, von ängstlichen Augen beobachtet, um ein Feuer. Heftige Reden werden gewechselt, die bald in offenen Streit ausarten. In anscheinend unversöhnlichem Haß trennt sich der Haufe in kleine Gruppen, die, einander verfluchend, in verschiedenen Himmelsrichtungen davonreiten. Die Wüste hat eine neue Legende: Jbn Saud, der große Empörer und Räuber, hat seine Gefolgsdiaft verloren. Die gefürchtete Schar ist in Unfrieden auseinandergegangen. Das Gerücht dringt auch ans Ohr Jbn Raschids in Hail, und einige Wochen wartet er zu. AU keine Kunde mehr von den Rebellen kommt, atmet er auf. Die tödliche Rub el Khali hat ihren Mantel von Sand über die Verschollenen gebreitet. Auch in Kuweit ist man überzeugt, daß Jbn Saud in der Unendlichkeit der Wüste verkommen ist.
Der
Handstreich
Die Dreißig aber haben sich weit draußen in der schrecklichen Rub el Khali wieder vereinigt und halten sich an einem abgelegenen Wasserplatz unter unsäglichen Entbehrungen fünfzig Tage lang verborgen. Von einer Handvoll Datteln, von bitterem Wasser und etwas Kamelmilch fristen sie unter glühender Hitze ihr Leben. Mehr als die dürftige Nahrung hält sie das feurige Wort des jugendlichen Anführers aufrecht, der ihnen das künftige allarabische Reich, die wahhabitische Wiedergeburt des Islam verlockend vor Augen führt. Dann kommt die Nacht, in der sie aufbrechen, um zu siegen oder zu fallen. Mehr als vierhundert Kilometer sind sie von der Stadt El Riad entfernt. Sie durchqueren diese Strecke ungesehen meist bei Nacht und erreichen einen Höhenzug, der die innerarabische Wüste durchzieht und an dem sich einzelne Regenwolken der Monsunzeit fangen. Hier zu Füßen der Berge und in den Wadis gibt es Weideflächen, Dattelhaine und Nomadensiedlungen. Die 14
Männer reiten mit weit vorgeschobenen Sicherungen, um nicht durch Zufall auf eine Zeltsiedlung zu stoßen. An einem Brunnen, eine Reitstunde vor El Riad, machen sie Halt, die Kamele bleiben zurück, und einige zwanzig ausgesuchte Leute folgen Jbn Saud in die Oasenlandschaft um El Riad. Unbemerkt gelangen die Glücksritter durch die vom Mondlicht überflutete Palmenlandschaft, schleichen wie Schatten durch die Gärten. Manchmal kläffen die Hunde, ein Kamel schreit im Schlaf, aus den Dornpferchen dringt das dumpfe Geblök der Ziegen. Endlich steigt hinter den rotbraunen Palmstämmen das weißgelbliche Gemäuer der Stadt herauf. Im Westen El Riads hat vor Jahren Jbn Raschid ein großes Stück der zyklopischen Stadtmauer niederlegen lassen, um von Hail her eine bequeme Einmarschpforte zu haben. Hinter der Bresche und ihren Trümmern schachteln sich die lehmgefügten, viereckigen Häuser bizarr übereinander, manche Bauwerke steigen zu Turmeshöhe an, Leitern und gemauerte Treppen verbinden die flachen Dächer. Das silberne Mondlicht macht alles ganz deutlich: die spitzen Nadeln der Minaretts mit ihren laubenartigen Umgängen, die halbrunden Kuppeln, das gelbe Ziegelgemäuer der Zitadella und dazwischen, -aus dem Gewinkel der Gäßchen aufsteigend, das Gefächer der Palmen. Leise fällen die Abenteurer eine Palme, lehnen den Stamm gegen die Bresche und klettern über die Quadern. Die Posten der Schammar pendeln auf den Wehrgängen und rufen sich gegenseitig an, aber ungesehen gelangen die Leute Jbn Sauds in die Stadt. Vorsichtig dringen sie von Dach zu Dach gegen den einsamen Block des alten Saudpalastes vor, steigen in die Gemächer hinab, wo ihnen der Zufall einen getreuen Anhänger der Wahhabiten in den Weg führt. Durch ihn erfahren sie, was notwendig ist: wo das Privathaus des Gouverneurs liegt und wann er, der in der sicheren Zitadelle zu schlafen pflegt, am Morgen ausreitet. Die Freunde Jbn Sauds erreichen das Haus des Gouverneurs, überwältigen die Dienerschaft und die Frauen, und richten sich für den geplanten Angriff am Morgen ein. Sie befinden sich mitten im Lager des Todfeindes, ihre Gewehre starren aus den Schießluken auf das gegenüberliegende Tor der Festung. Als am östlichen Horizont das erste, sanfte Rot über der Wüste sichtbar wird, versammelt Jbn Saud seine Gefolgschaft in der Halle. Sie knien nieder, berühren mit den Stirnen den Boden, indem sie sich in Richtung Mekka verbeugen, sprechen die vorgeschriebenen Gebete, nnd heben die Arme gen Himmel. 15
Es ist der Morgen des 15. Januar 1902.
* Einige Stunden später schwingt das mächtige Tor der Zitadelle in den Angeln, Schaminarkrieger mit rotgefleckten Burnussen beziehen Posten vor dem Graben, schwarze Sklaven führen die reichgeschirrten Rosse des Statthalters und seiner Gefolgsleute heran, und schon tauchen in bunten Mänteln und gefransten Kopftüchern die Herren der Stadt im Dämmer der Torbogen auf. Die Krieger Ibn Sauds eröffnen das Feuer auf die Wachen, die Torflügel des Gouverneurhauses werden aufgestoßen, und der riesige Ibn Saud, gefolgt von seinem Vetter Dschiluwi und einem Dutzend seiner Getreuen, stürzen mit Gewehr, Dolch und Säbel auf die Überraschten. Ein erbitterter Kampf entspinnt sich um den Zugang zur Zitadelle. Der Statthalter ist der überraschenden Bedrohung entflohen, rettet sich in den Innenhof, erreicht das Portal einer kleinen Moschee — da trifft ihn der panterhafte Ansprung Dschiluwis. Tödlich getroffen erliegt er dem Gegner. Der Kampf ist entschieden. Die Leute Jbn Sauds besetzen die Zitadelle, die Schammar, die an einen allgemeinen Aufstand der Bewohner von El Riad glauben, ergeben sich. Erst als alles vorüber ist, erwacht die Stadt, erfährt, daß die
Sauds wiedergekehrt seien, und entsinnt sich ihrer wahhabitischen Vergangenheit. In Scharen wälzt sich das Volk in die Gassen und vor die Zitadelle. Jubelnd begrüßen die Massen die Heimkehr des angestammten Herrschergeschlechts.
Die Wüste gibt sich ihre Ordnung Jbn Saud zählt zweiundzwanzig Jahre, als er den Fürstenthron von Nedsch besteigt und seinen alten Vater Abdurrahman aus Kuweit heimholen kann. Freilich ist mit dem Handstreich auf El Riad der Kampf noch nicht entschieden. Jahre gehen dahin, in denen sich der Sand der Wüste rot färbt. Jbn Raschid, der Herr von Hail, setzt immer neue Stämme gegen El Riad in Bewegung, der Wüstenkrieg zieht immer weitere Kreise. Jbn Saud aber behauptet sich. Zu Beginn des Jahres 1906 drängt alles zur Entscheidung. Beide Gegner haben den letzten Mann aufgeboten und stehen sich in der Kasimsenke, nahe dem Dorf Muhamma, gegenüber. Vom Morgengrauen bis zur sinkenden Dämmerung rast die Kamelreiterschlacht über die Steppe, dann ziehen sich die Heere erschöpft auf die gegenüberliegenden Höhenrücken zurück. Die Sache Jbn Sauds steht wenig günstig. Seine Anhänger sind in der Minderzahl, sind schlechter bewaffnet als die Schammar, die sich die Unterstützung der Hohen Pforte gesichert haben. Und doch entscheidet das Fatum Allahs — die unbegreifliche Schicksalsmacht, an die der Moslem glaubt — für Jbn Saud. In der Nacht des 15. Januar 1906 reitet Jbn Raschid, der große Gegner Jbn Sauds, mit geringem Gefolge auf Erkundung. Ein „böser Dschinn" — ein übelwollender Dämon — führt ihn in die Irre, plötzlich tauchen vor den Reitern schwarze Nomadenzelte auf, schwarze Burnusse lösen sich aus der sternlosen Dunkelheit. Man ruft die Männer an, glaubt an eine versprengte Schammarabteilung — da blitzen Schüsse auf! Jbn Raschid ist in ein Zeltlager der Wahhabiten geraten, zu spät reißen seine Leute die Pferde herum. Getroffen sinkt ihr Anführer in den Sand. Der Zwischenfall hat das Lager Jbn Sauds alarmiert. Aus dem Scharmützel wächst der Angriff. Fanatisiert und überzeugt von ihrer Sache, greifen die wilden Kamelreiter das schlafende Lager der Schammar an, die ohne Führer nicht mehr imstande sind, geordneten Widerstand zu leisten. 18
Jbn Saud ist der Herr des Kasim und nunmehr unbestritten der mächtigste Fürst der östlichen Wüste.
* Der Wahhabitenstaat, der sich die Erneuerung und Aktivierung des Islam zum Ziele gesetzt hat, gibt sich seine Ordnung. Mit der Rückkehr des gelehrten, in den heiligen Büchern des Islam bewanderten Abdurrahman nach El Riad wird der oberste Rat der Ulemas — der Rechts- und Schriftkundigen — wieder in seine Funktion als geistliche Regierungsbehörde eingesetzt. Diese »Wissenden4 bilden künftig wieder für alle Fragen des öffentlichen, privaten oder rechtlichen Daseins die höchste Behörde. Jbn Saud ist mehr als nur Eroberer — er wird zum Erneuerer und weitblickenden Staatsmann. In den Jahrtausenden der arabischen Geschichte hat sich niemals eine andere übergeordnete Ordnung zu bilden vermocht, als die rein geistige der Religion. Nur im Glauben an Allah und seinen Propheten haben sich die Wüstenstämme zur Gemeinsamkeit gefunden. Alle anderen Gemeinschaftsbindungen reichten von der Familie, die in einem Zelt hauste, zur Sippe, die den gleichen Pfad von Weide zu Weide zog. Darüber hinaus anerkannte das Leben Arabiens noch den Unterstamm und Stamm — eine durch verwandtschaftliche Bande engverknüpfte Vereinigung von Sippen, die ihre Weidegebiete gegen Fremde verteidigte und sich gegenseitig Hilfe und Schutz gewährte.
* Seit grauen Urtagen unterlagen Gewalttaten der Rache der Familie; wenn sie nicht ausreichte, um zu rächen, so griff d i e S i p p e , der Stamm ein. Der Vater führte die Familie, der Ältervater oder Patriarch den Clan oder die Sippe, der vornehmste, an Herden reichste der Patriarchen wurde zum Scheich — zum unbedingt anerkannten Vater des Stammes gewählt. Überörtliche Bindungen in der Wüste galten nur zwischen Stämmen und deren Scheichs, die Regierung, Gesetzgeber, Richter und Polizei in einer Person waren. Seit Jahrtausenden sprach sich die Wüste selber das, wras sie für Recht hielt. Meist war es das Recht des Stärkeren. Blieb der Regen fort, verdorrten die Weidegründe, so trieb die unerbittliche Geißel die Not der Stämme auf fremdes Gebiet, zwang sie zu Raub und Überfall. Ewig flackerten die Fehden zwischen den Nomaden über die fließenden Grenzen der Wadi und Weidenhänge. Faustrecht regierte die Wüste. Die Erziehung von ungezählten Jahrhunderten hatte die Männer gelehrt, daß der Listigere und Kühnere am Leben blieb, während der Schwächling starb oder 19
Sklave wurde. Was war in diesem Lande ein Fremder, ein Mensch ohne Clan und Sippe? Was anders, als eine leichte und willkommene Beute, die Allah in seinem unbegreiflichen Großmut den echten Gläubigen gesandt hatte! Pilger und Karawanen reisten in Waffen und blieben nur so lange unbelästigt, als sie gefährlicher waren als die mit wachsamen Augen in den Gebirgen und Sanddiinen lauernden Stämme. Es gab keine andere Sicherheit als die des bewaffneten und wachsamen Lagers. Ringsum heulten Schakale, kreisten Geier und drahten die Gewehre der Beduinen.
* Jbn Sauds Absichten sind von Anbeginn nicht nur auf die Wiederherstellung eines der vielen Wüstenfiirstentümer gerichtet; er träumt seit Jugendtagen von der Erneuerung des wahhabitischen Großreiches, in dem alle Araber — in ganz weiter Ferne vielleicht sogar alle Moslems — ihre Heimat finden »ollen. Wie aber kann er aus diesem Flugsand von Nomaden ein festes Reich bauen? Was nützt ihn die Unterwerfung der Landschaften rings um Nedsch, wenn sich sein Leben im Niederwerfen immer neuer Aufstände, im Bestrafen immer neuer Räubereien verzehrt? Es ist die Natur des primitiven Beduinen, der in kühler Felsenhöhle oder im schwarzen Ziegenhaarzelt wohnt und seinen Herden nachzieht, daß er-nach Beute giert, daß er nimmt, was der Augenblick ihm beschert, und daß er Verrat übt, wenn ihm nur geboten wird, was er in langen Wüstennächten erträumt hat; der Traum von Reichtum und Schatten, Kühle und Üppigkeit, flammt im Alltag der Nomaden auf als Beutelust, Käuflichkeit, Wankelmut — sobald nicht mehr die Stammesinteressen berührt werden —, in der Naivität, die keine allgemeinen, keine nationalen oder übernationalen, sondern nur augenblickliche, sippennützliche Ziele anerkennt. Darum — so schließt Jbn Saud, der von europäischen Beobachtern ,der größte Araber seit Mohammed' genannt wird — muß das geplante Reich zuerst aus Nomaden Bauern machen. Aus Bauern kann man einen Staat bauen — aus Nomaden höchstens ein Heer. Jbn Saud ist weise genug, zu erkennen, daß eine Modernisierung und ein Neubau des arabischen Staates leere Form bleiben wird, wenn die Erneuerung nicht aus jenen tiefen Quellen aufsteigt, aus denen alle historische Kraft großer Völker steigt: aus dem religiösen Urgrund. Anders als sein Zeitgenosse Kemal Pascha es später in der Türkei getan hat, beginnt Jbn Saud, als Schwertträger des Wahhabismus, die Begründung seines Reiches auf der religiösen Idee. 20
Der Islam — die Hingabe an Gott — soll das Gemeinsame sein, das über Sippe und Stamm hinausreicht. Wer sich dem Fürsten der Wahhahiten verschwört, tritt aus dem bisherigen Leben hinaus und in ein größeres Dasein hinüber, er wird einer der „Ichwan", einer der „Brüder". Die Gemeinschaft der „Ichwan" soll ein kämpferischer, von den Gedanken des Wahhahismus erfüllter Orden sein: stets kriegsbereit, um für den neuen Staat zu kämpfen, bedingungslos gehorsam dem beschworenen Scheich Jbn Saud. Der Eintritt in die Brüderschaft der „Ichwan" bedeutet aber noch mehr. Jbn Saud beginnt im Jahre 1912 mit der Gründung von Icliwan-Siedlungen. Er nennt sie „Hidschar", Auswanderung, weil jeder, der sich hier niederläßt, gleichsam hinubergewandert ist in die neue größere Gemeinschaft. Die Einwohner der Ichwan-Siedlungen nennen sich „Vorkämpfer ('er Einheit". Aus dem Koran beweist Jbn Saud, daß Arheit und die Bildung von Eigentum Werke seien, die der Prophet wohlgefällig ansehe, und es gelingt ihm, die Ichwan zu Bauern zu machen. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges sind fast siebzig dörfliche Siedlungen entstanden — ein System von festen Stützpunkten und An-
Jbn Saud (siehe auch Bild Seite 2) 21
kerplätzen der neuen nationalen Einheit. Mit viel Mühe werden neue Brunnen gegraben, Bewässerungskanäle angelegt, Palmen gepflanzt, Äcker bestellt — kurz: Der Kampf mit der Wüste ist aufgenommen. Damit legt Jbn Saud zugleich den Grund zur Schaffung der Rechtssicherheit; von den Ichwan-Siedlungen aus überwachen die eingesetzten Scheichs die Wüste. Er schafft sich ein stehendes Heer als Sicherung gegen die üblichen Aufstände unzufriedener Stämme und sammelt ein Heer gottbegeisterter Vorkämpfer für die religiöse Einheitsidee des Arabertunis.
* Während all das — von Europa fast unbemerkt — in der Einsamkeit der arabischen Wüsten geschieht, vollendet sich die Tragödie des türkischen Reiches. Die Jugend der Türkei, vor allem jener Teil, der auf westeuropäischen Schulen gebildet worden ist und sich mit den Ideen der Demokratie und des technischen Fortschritts vertraut gemacht hat, sucht etwa seit dem Jahre 1900 das alte, autokratisch regierte, verfallende Reich Abdul Hamids II. nach europäischem Muster umzuformen und zu erneuern. Viele dieser Reformer haben zu lange und zu gründlich auf den Universitäten des Westens studiert, um noch dem tiefsten Wesen ihres eigenen Volkes lebendig verbunden zu sein. Sie haben im Westen den brennenden Glauben des Islam und damit eine der Grundkräfte, verloren, aus denen auch die Türkei gelebt hat, und sie kehren in die Türkei als Gläubige der Technik, Wissenschaft und moderner Ideen zurück, ohne zu bedenken, daß weite Teile des türkischen Reiches sich noch immer tief im Mittelalter befinden und durch eine zu rasche Angleichung an Europa nur erschreckt und aufgerührt werden müssen. 1908 erzwingen die „Jungtürken" als ,Komitee für Einheit und Fortschritt' eine Verfassung, 1909 führen sie den Sturz des SultanKalifen herbei und zerschneiden damit das Band, das bisher di« arabischen Landesteile noch mit der Hohen Pforte verbunden hat. Der Zusammenbruch des türkischen Reiches scheint sich lawinenartig zu beschleunigen. Europa nützt die Schwäche des KalifenReiches aus, um sich wirtschaftlich oder machtpolitisch zu bereichern. Österreich-Ungarn reißt Bosnien und die Herzogewina an sich, Bulgarien — von Rußland unterstützt — wirft die türkische Herrschaft ab, Italien nimmt sich in seiner militärischen Aktion im Jahre 1911 Tripolitanien, die Balkankriege von 1912 und 1913 bringen der Türkei den Verlust fast aller europäischen Besitzungen. Weit bedrohlicher für den Bestand des türkischen 22
Reiches aber ist das Anwachsen der nationalarabischen Bewegung in den weit entfernten türkischen Landesteilen: in Mesopotamien, in Syrien, und vor allem im westarabischen Hedschas, im Gebiet um Mekka und die Hafenstadt Dschidda. Hussein, der Großscherif von Mekka und Herr des Hedschas am Roten Meer, entsendet seinen Sohn Abdullah als geheimen Unterhändler zu Lord Kitchener, dem britischen Befehlshaber in Ägypten. Der Großscherif aus dem uralten Fürstengeschlecht der Hadschimiden läßt anfragen, wie sich England im Falle eines allgemeinen Aufstandes gegen Konstantinopel verhalten werde. England ist an der arabischen Nationalbewegung interessiert: ist doch die Türkei mit Deutschland verbündet und der letzte Damm, der einer Aufteilung des Vorderen Orients entgegensteht. Der Ring scheint sich zu schließen — nur der Wahhabitenherrscher im Inneren Arabiens, Jbn Saud, der einen eigenen Nationalgedanken hegt, ist eine unbekannte Größe in der Gleichung. Wenige Monate später bricht der Erste Weltkrieg aus.
Enttäuschte
Hoffnungen
Die Dinge der Welt geraten in Fluß, das Geschiebe der Macht greift auch auf die arabischen Länder über. Im November 1914 tritt die Türkei auf der Seite Deutschlands in das große Ringen ein. Für die Groß-Türkei ist es der letzte Kampf um die Erhaltung der Existenz. An Großscherif Hussein von Mekka ergeht der Befehl, die heilige Fahne des Propheten nach Damaskus zu überführen und die Stämme des Hedschas zum Heiligen Krieg gegen England aufzubieten. Gleichzeitig mit dieser Botschaft trifft ein Unterhändler der Gegenseite in Mekka ein und versichert im Namen Englands, daß das britische Weltreich einen allgemeinen Nationalaufstand der Araber unter Führung Husseins gegen die Türkei unterstützen und sich später der Errichtung eines arabischen Nationalstaates nicht widersetzen werde. Hussein wird die Kalifenwürde versprochen, die Würde des geistlichen Oberhauptes aller Mohammedaner, die bisher dem türkischen Sultan zugestanden hat. Die nationalistischen Kreise von Bagdad, Damaskus und Mekka nehmen diese Verheißung mit Jubel auf. Einzig der Herr Innerarabiens, der geheimnisumwitterte Fürst von El Riad, hält sich von plötzlichen Entschlüssen fern. Die Vorstellung Jbn Sauds und der Wahhabiten von der Erneuerung der islamitischen Welt ist eine andere, als die West23
arabiens und Englands: „Ich schließe mich nicht von der europäischen Zivilisation ab, aber ich benutze sie so, wie sie der arabischen Seele und dem Willen Gottes entspricht." Er und seine Ichwan träumen von einer Erhebung der arabischen Völker aus eigener Kraft — keinesfalls wünschen sie sich an die Fremden, an die Ungläubigen zu verkaufen. So hält sich Saudi-Arabien abseits; dennoch wird die Beibehaltung der Neutralität von England durch eine jährliche Geldunterstützung belohnt, die Ibn Saud dringend für den Ankauf von Waffen und Munition braucht. Das Verhängnis des Weltkrieges nimmt unterdessen unaufhaltsam seinen Lauf. Heldenhaft kämpft das sterbende türkische Reich, verlorene, kleine Truppenabteilungen der Deutschen stoßen wie Wellenbrecher von der Sinaihalbinsel bis Palästina und Bagdad vor. Aber unter der Übermacht eines Weltreiches, das die Meere und damit den Nachschub beherrscht, stürzen die Fronten der Türken ein. Am 16. Mai 1916 einigen sich Frankreich und England im geheimen Sykes-Picot-Abkommen über die Aufteilung der zu erwartenden Beute. Die Länder der arabischen Welt: Irak, Syrien, Palästina und Hedschas werden in Interessenzonen zerschnitten, bei deren Abgrenzung einzig und allein strategische Interessen und wirtschaftliche Gesichtspunkte maßgeblich sind; denn der" rollende, maschinen- und menschenverschlingende Krieg hat die entscheidende Bedeutung der ErdölqueUen bewiesen. Bei Mosul und Kerkuk im Irak sind gewaltige Erdölvorkommen festgestellt worden. Für die Anlage von Rohrleitungen und Raffinerien braucht man neue, von den Westmächten beherrschte politische Verhältnisse. Darum zieht das Sykes-Picot-Abkommen neue Grenzen, die alle arabischen Wünsche unberücksichtigt lassen. 1918 folgt der Zusammenbruch. 1919 beraten die Sieger in Versailles über die Gestaltung einer neuen Welt. Aber auch in Versailles wird Arabien nicht gehört. Es geht um Erdöl, um die Indienund Ägyptenlinie — nicht um die Erneuerung des Islam. In diesen Tagen flammt der Kampf zwischen dem englandfreundlichen Hedschas und den freiheitliebenden Stämmen Innerarabiens von neuem auf. Hussein, der Herr des Hedschas, mobilisiert seine modern ausgerüsteten Streitkräfte, Prinz Abdullah führt sie ins Feld. Auf der Gegenseite ziehen die Ichwan in Scharen aus ihren Oasen und geloben, keinen von den abtrünnigen und verweichlichten Arabern der Küste am Leben zu lassen. Bei dem Orte Turabah am Rande des Hedschas gelingt den Wahhabiten in der finsteren Nacht des 24. Mai 1919 der Überfall auf 24
das Lager Abdullahs. In der lärmerfüllten Dunkelheit wüten Dolch und Schwert, die entfesselten Wüstenkrieger lassen von mehr als 4000 Soldaten Husseins kaum einige hundert am Leben. Die Wüste hat ihre Macht gezeigt — und England weicht zurück. Doch Jbn Saud ist klug. Er verbietet seinen rasenden Scharen den Vormarsch gegen das schutzlose Mekka; denn an der Küste wird er sich nur mit Zustimmung oder mit Duldung Englands halten können. Noch aber ist diese Stunde nicht gekommen. Die Verteilung der Interessensphären auf Kosten des ersehnten unabhängigen großarabischen Reiches nimmt ihren Fortgang. Syrien wird wie ein Stück Landkarte zerschnitten: Frankreich nimmt sich den nördlichen Teil und setzt sich in dem kleinen Paradies Libanon fest. England erklärt Palästina mit seinem Hinterland als sein Mandat, Emir Faisal wird als König im Irak eingesetzt; sein Bruder Abdullah wird König von Jordanien mit dem Wüstenstädtchen Amman als Hauptstadt. Der Widerhall in der arabischen Welt ist helle Empörung. Anstatt des erhofften und versprochenen nationalen Reiches haben die Fremden die arabischen Länder durch willkürliche Grenzen geteilt und gefügige Könige zu ihren Herren gemacht. Enttäuscht beginnen auch die Araber des Hedschas jenen Großen zu begreifen, der sich in Innerarabien hinter Sand und Wüstengebirgen in ablehnendes Schweigen gehüllt hat: Jbn Saud. Ist er vielleicht der Mann, der trotz aller Fehlschläge Arabiens grünes Banner dennoch zum Siege führen wird, so wie Kemal Atatürk die Türken, wenn auch auf kleinerem Raum, zu neuem Leben erweckt, wie Resa Schah Persien freigemacht hat, oder wie Ghandi und Ali Jinnah Chan, die in Indien das Banner der Freiheit vorantragen. Anfangs 1924 findet zu El Riad ein Wahhabitenkongreß unter Leitung des uralten Abdurrahman statt. Selbst aus Sumatra und Indien sind Vertreter des Islam gekommen. Die weisen Ulemas verdammen in feierlichem Spruch die Leute von Hedschas als entartete Irrgläubige, die in Mekka, an der Stätte, die 250 Millionen Moslems für unvergleichlich gilt, einen an Götzendienst grenzenden Kult betrieben. Die reinen Anhänger des Propheten werden die heiligen Städte in ihren Schutz nehmen. Der Kongreß beschließt, seinem unbestrittenen Führer Jbn Saud den Auftrag zu erteilen, das Hedschas zu erobern. Die zu Tausenden versammelten Ichwan nehmen diesen Beschluß unter brausendem Jubel zur Kenntnis.
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In der heiligen Stadt Mekka Die Wüste befindet sich erneut im Aufruhr. Es ziehen heran die Adschman aus der Gegend von Kuweit, die Schammar von Norden, die Murra aus der südöstlichen Rub ei Khali. Die Ateibeh erheben sich im Westen, die wilden Rualla reiten mit Bamhuslanzen, Krummsäbel uml Vorderladerflinte aus den zentralen Hochebenen heran; aus den Ichwansiedlungen wälzen sich die fanatisierten Scharen in die Lager des großen Scheichs. In mehreren Strömen beginnt «ich die Mass« gegen das Hedschas in Bewegung zu setzen. In Mekka und Medina herrschen Panik. Wohl ist man den Wüstenstämmen an Ausrüstung und Bewaffnung, vor allem an Motorisierung überlegen — aber die Furcht lähmt alles. Was wird mit Handel und Wandel geschehen, wenn die Fanatiker Herren der Städte werden? Hedschas schickt unter Führung seines GroUscherifs Hussein Truppen an die Pässe der Gebirge. England hält sich zurück, seit man in London weiß, daß Jbn Saud alle mit Hussein geschlossenen Verträge zu halten bereit ist. Als die englische Haltung in Mekka bekannt wird, brechen Unruhen aus. Fast gleichzeitig trifft die Nachricht ein, daß die Vortruppen der Ichwan in dem Gebirgsdorf Taif eine Metzelei angestiftet haben und sich hinter den geschlagenen Truppen des Großscherifs den Pässen nähern. Da entsagt Großscherif Hussein dem Throne. Am 3. Oktober 1924 verläßt er mit einer langen Autokolonne Mekka. Die modernen, großen Amerikanerwagen sind beladen mit Schätzen, mit Kisten voller Gold und Edelsteinen, kostbaren Geräten, Teppichen und Altertümern. Schwerbewaffnete Sklaven —• meist Sudanesen — bewachen die Flucht. Aber sie können nicht verhindern, daß Steine aus der Menge fliegen und Schmährufe die flüchtende Kolonne verfolgen. In der Hafenstadt Dschidda besteigt Hussein seine Dampfjacht ,Rasmatein' und fährt nach Akaba, das zu Jordanien und damit zum Hoheitsgebiet seines Sohnes Abdullah gehörte.
* Am 14. Oktober 1924 nähert sich die Vorausabteilung der Ichwan dem Tal von Mekka. Getreu dem strengen Befehl Jbn Sauds legen die Wahhabiten die schweren Waffen ab, verwandeln sich in Pilger und ziehen unter der grünen Fahne barfuß in die heilige Stadt. Unter den langwallenden Gewändern freilich tragen sie die verborgenen Waffen. Die Besetzung geht friedlich vor sich, nur einiger Zierat, Reliquien und Bilder werden zerstört •— schließlich versinken alle in religiöse Hingabe. Die Ichwan fallen zu Boden und 26
preisen angesichts der Kaaba den einzigen Gott, der sie hierher geführt hat. Am Tage darauf kommt die Kunde, daß das Gros der Wahhabitenarmee den Paß überschritten habe. Trotz der späten Jahreszeit liegt die Sonne glitzernd über dem weißen Tal, das von der bizarren Kulisse ausgebrannter Felstafeln umstanden ist. Jbn Saud befiehlt, das Lager aufzuschlagen. Wieder verwandeln sich die Krieger in Pilger, an ihrer Spitze zieht der König der Wüste zur Stadt hernieder. Im-Pilgergewand — zwei ungenähten Tüchern, von denen eines um die Lenden, ein anderes um die Schultern geschlungen wird, — reitet Jbn Saud vor der dichten Mauer seiner Ichwan her. Als die Tausende unter lauten Jubelrufen die Bergstraße von Muab-da zurückgelegt und den Friedhof von Ma'ala erreicht haben, sehen sie den Eroberer Mekkas — Chalid — mit tausend Ichwan aus der heiligen Stadt herankommen, um sich ihnen anzuschließen. In weißen Pilgergewändern, die Haiks um die Häupter geschlungen, so ziehen sie durch Staub und Sonnengeflimmer. Jbn Saud steigt aus dem Sattel und schreitet auf seinen schlichten Beduinensandalen der Prozession voraus. Vorüber an den nackten, steinernen Tafeln und Blöcken der Begräbnisstätte, vorbei an den Würfeln der weißen Häuser betritt er die Innenstraßen Mekkas, die mit einer lautlosen Menge gefüllt sind. Dann öffnet sich der unendlich weite Säulenhof, aus dessen Mitte das Heiligtum aller Heiligtümer des Islam aufragt: die Kaaba. Ein schwarzer, mit goldgesticktem Tuch umkleideter Zeltwürfel .. . Und Jbn Saud, der nun der Herr Arabiens und das unsichtbare Haupt des Islam ist, vollzieht die ,kleine Wallfahrt 4 — den siebenmaligen Umgang um die Kaaba. Zehntausend Ichwan vereinen ihre inbrünstigen Rufe mit seinem Gebet: „Hier bin ich, mein Gott . . . hier bin ich!" Erst im Dezember des Jahres 1925 fällt die Stadt Medina. Sie ergibt sich der Milde Jbn Sauds, die auch seinen Ichwan zur Pflicht gemacht ist. Von 1926 an nennt sich der große Scheich ,König des Hedschas, von Nedsch und den davon abhängigen Gebieten*, seit 1932 .König von Saudi-Arabien'. Der König glaubt, den nächsten Schritt tun zu können: die Sammlung des Islam unter einer Fahne. Im Sommer 1926 ergeht an alle Moslemstaaten die Einladung zum All-Islamitischen Kongreß in Mekka. Doch der Appell an die Gemeinsamkeit und Einheit erweist 27
sich als der Ruf eines Wanderers im zerklüfteten Wüstengebirge. Zu vielfältig und tief ist immer noch das Trennende. Die islamitische Welt versagt sich und nimmt den Anruf des großen Wüstenkönigs nur mißtrauisch zur Kenntnis. Auch aus seinem Kernraum sind für Jim Saud neue Schwierigkeiten erwachsen. Seine Treuesten -- die Tchwan — verstehen ihn nicht mehr. Hat er nicht seinen ,Reinen*, den ,wahren Gläubigen 4 , verboten, den Sektierern und Abtrünnigen im Hedschas die Kehlen abzuschneiden und die Häuser zu plündern'' Verhandelt er nicht mit den ungläubigen Europäern und erweist sich nicht von Tag zu Tag mehr, daß Jbn Saud sich dein Höllenspuk des Abendlandes versclireiht? Von dem Gelde, das ihm England für seine jahrelange Neutralität bezahlt, kauft er sich Kraftwagen und Mascliinengewehre für seine Leihgarde. Im ganzen Lande, in den Städten und größeren Oasen, selbst in versteckten Tälern und mitten in der Wüste, in der Nähe von Brunnen sind Telegraphenstationen eingerichtet. Mit der Schnelligkeit des Funkens erfährt der König Arabiens von allen Vorgängen zwischen der großen Wüste Nefud und der Ruh el Khali, viel schneller, als ein Rennkamel laufen kann. Er schickt arabische Knaben auf europäische Schulen, damit sie die Handhabung der technischen Wunder des Westens erlernen, er läßt arabische Ingenieure, Elektriker, Kraftfahrmechaniker und Offiziere ausbilden. Was nützt es ihm, wenn er seinen fanatischen Ichwan erklärt „Ich will die Gaben Europas — nicht seinen Geist!" — Er wird ihnen fremd und unbegreiflich. Viele halten ihn für abtrünnig, verloren an die verderbte Welt, die außerhalb Arabiens liegt. Es sind die Jahre, in denen in einem anderen Mohammedanerstaat — in Afghanistan — Fanatiker den Reformator ihres Landes, Amman Ullah Chan, stürzen. Im Jahre 1928 scheint es, als stehe auch dem nunmehr 48jährigen Jbn Saud ein ähnliches Schicksal bevor. Seine alten Feinde in Jordanien, im Irak und in Ägypten drohen von außen; gefährlicher noch sind die religiösen Eiferer im Innern. Wie können die wahren Gläubigen noch an ihr Ideal, die Wiederherstellung der reinen, unverfälschten Lehre des Propheten glauben, wenn ihr König sich mit fremdem Zauberspuk abgibt, mit Automobilen, Radio, Telegraphie, Flugzeugen und all dem seelenlosen technischen Aufwand, der von draußen, aus der ungläubigen Welt, hereinkommt! Im Koran steht kein Wort von all diesen Dingen. Die Ichwan erkennen, daß sie durch eben diese technischen Hilfsmittel mehr und mehr Überflüssig geworden sind. War einst ein 28
In modernen Raffinerien wird das öl der Wüste verarbeitet
zahlreiches Aufgebot von Momaden notwendig, Jbn Sauds Herrschaft über die unwegsamen und ausgedehnten Wüsten zu begründen, so überwachen jetzt wenige Bewaffnete mit Hilfe der Funkstationen unendliche Strecken. Die Unbotmäßigkeit irgend eines abgelegenen Stammes wird in Augenblicksschnelle nach El Riad gemeldet; schon rollen lange Kraftwagenkolonnen in das Aufstandsgebiet, oder der König schickt seine Flugzeuge. Er braucht seine Ichwan nicht mehr. Im Jahre 1928/29 kommt es zur großen Erhebung; aber gegen Enüe 1929 ist der Aufstand niedergeschlagen, vergeblich hat die Wüste ihr Haupt gegen den Bändiger des Flugsandes erhoben. SaudiArabien bleibt ein Staat.
* Und nochmals zieht der alte Löwe Jbn Saud in den Kampf. Diesmal gilt es die Niederwerfung des Iman Yahia von Jemen, einer unter englischen Einfluß stehenden südlichen Küstenprovinz. AI» die Wahhabiten auch diesen Sieg heimholen, erlebt die arabische Welt abermals eine Überraschung. Der König der Wüste fordert nicht Unterwerfung, er bietet ein brüderliches Bündnis an und erklärt vor den Abgesandten der islamitischen Staaten, daß sein Ziel die freundschaftliche Einigung der Söhne Mohammeds sei. Das geschieht im Jahre 1934. Auch London kann den mächtigsten unter allen Araberfürsten künftig nicht mehr nebensächlich behandeln. Im Namen des englischen Königs fährt der Herzog von Athlone mit großem Gefolge zum Staatsbesuch nach El Riad. Noch einmal scheint der Orient seinen Zauber voll zu entfalten, und doch ist es schon ein im Wandel begriffener Orient. Voll überraschender Eindrücke kehrt der Abgesandte Englands in seine Heimat zurück. Einst betrugen die Jahreseinnahmen des Scheichs der Wüste keine 100 000 DM. Seitdem amerikanische und englische Experten Erdöl in der Provinz El Hasa gefunden haben, sind die Staatseinnahmen gewaltig gestiegen. Fünf Jahre lang haben die Fachleute in den Wüsten gesucht, bis sie die Quellen entdeckten. Die Arabian American Öl Company = ARAMCO fördert bereits 1931 über eine halbe Million Tonnen Erdöl. Im Jahre 1953 beträgt die Ausbeute 41 Millionen Tonnen. Für jede Tonne Erdöl, die in die 1720 km langen und 75 cm dicken Röhren der „Tapline" — der größten Rohrölleitung der Welt — geht, erhält der König der Wüste 50°/o des Wertes. Die im Wüstenboden verborgenen Schätze beginnen das uralte Problem der Armut zu lösen; die ins Land strömenden Dollar30
millionen bringen elektrisches Licht, elektrische Kraft, künstliche Wasserversorgung, landwirtschaftliche Maschinen, vor allem Traktoren und Räumpflüge, und ermöglichen den Bau von modernen Krankenhäusern und neuer Straßen und Flugplätze. Das jählings erwachende Arabien überspringt die Frühentwicklung Europas. Arabien, das gestern nur von Kamelkarawanen durchzogen war, besitzt heute in El Riad und Dharan am Persischen Golf Luftkreuze des Weltverkehrs. Im zweiten Weltkrieg halt sich die arabische Welt — besonders aber der kluge Jbn Saud — abseits. Der Vordere Orient blickt abwartend auf den tödlichen Kampf zwischen Deutschland und der Welt. Jbn Saud läßt die Berge von Progandamaterial, das England und Amerika in arabischer Schrift ins Land schaffen, ungelesen verbrennen. Er will die praktischen Gaben Europas — nicht seine Problematik. Erst im März 1945, als die Mitgliedschaft der neugegründeten Vereinten Nationen davon abhängig gemacht wird, ob ein Staat Deutschland den Krieg erklärt hat, tut Jbn Saud diesen rein theoretischen Schritt. Am 22. März 1945 wird in Kairo die Arabische Liga gegründet, an der auch die Vertreter Saudi-Arabiens beteiligt sind. Trotz ihres Widerstandes muß die Liga es hinnehmen, daß aus dem arabischen Siedlungsgebiet der Staat Israel als Heimstätte der Juden herausgelöst wird. Auch an anderen Stellen der mohammedanischen Welt werden Grenzen verschoben. Trotzdem bleibt der Kernraum, den Jbn Saud (gest. 1953) in Jahrzehnten des Kampfes geschaffen hat, in seinen Grundzügen und mit seinen Lebenselementen erhalten: dem reinen Glauben an den Koran, dem Sendungsbewußtsein ein'er Rasse, die vor einem Jahrtausend die Welt von Sumatra bis Marokko beherrscht hat, und der gewollten Abschließung gegen alle Einflüsse, die Arabiens Seele fremd sind. Solange dieser heiße Atem des religiös bestimmten Lebensgefühls aus der Wüste weht, wird der arabische Mensch sich treu bleiben. Sein Herz gehört nur sich selber, so wie die Wüste nur sich selber gehört. Umschlaggestaltung: Karlheinz Dobsky
L u x - L e s e b o g e n 179 (Erdkunde) - H e f t p r e i s 25 Pfg. Natur- und kulturkundliche Hefte — Bestellungen (vierteljährl. 6 Hefte DM 1.50) durch jede Buchhandlung und jede Postanstalt — Verlag Sebastian Lux, Murnau, Müncnen, Innsbruck, Ölten — Druck: Buchdruckerei Mühlberger, Augsburg
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Das halbe Jahr liegt hinter uns Wieder sind seit Jahresbeginn 12 interessante „Lux-Lesebogen" aus den verschiedenen Wissensgebieten erschienen. Nun wird es Zeit daran zu denken, wie die inhaltlich reichhaltigen Hefte am zweckmäßigsten aufbewahrt werden können. Am besten haben sich seit Jahren die schönen Lux-LesebogenKassetten bewährt. Sie lassen sich wie ein Buch in die Hausbücherei einordnen. Nach dem Lesen werden die Hefte in der Kassette aufbewahrt, am Ende des Jahres ist sie mit 24 „LuxLesebogen" gefüllt. Die schmucke, karmesinrote Kassette ist zweiteilig, sie besteht aus einer Einsteckkassette und der Auflenhülle mit der Goldfolie. Dieses Rückenschild trägt die Aufschrift „Lux-Lesebogen". Ganz nach Belieben kann nun der Leser mit der mitgelieferten Zusatzfolie die Kassetten nach Jahrgängen oder nach Sachgebieten beschriften. Die Zusatzschilder sind für diesen Zweck mit folgenden Aufdrucken in Goldschrift versehen: Kunst und Dichtung, Geschichte, Völker und Länder, Tiere und Pflanzen, Physik und Technik, Sternenkunde. Größe der Kassette 1 5 X 2 2 X 4 , 5 c m für 24 Lesebogen Preis 1.20 DM einschließlich Versand Bezug durch jede Buchhandlung oder unmittelbar vom Verlag Wird beim Verlag bestellt, Betrag auf PostscheckKonto München 73823 erbeten. V E R L A G S E B A S T I A N L U X • M U R N A U • M Ü N C H E N • I N N S B R U C K • ÖLTEN
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LUX HISTORISCHES LEXIKON Von der Vorzeit bis zur Gegenwart In Tausenden von Kapiteln wird in diesem Lexikon berichtet, wie es einst gewesen und wie es geworden ist: das Hervortreten der Völker aus dem Dunkel der Vorzeit, das Werden und Vergehen von Reichs- und Staatsgebilden, die Entdeckung einstmals unbekannter Räume, die Wandlung im Bild der bewohnten Welt, das Wachsen der sozialen Gemeinschaften und ihr Erwachen zum Selbstbewußtsein. Neben der politischen Geschichte sind der allgemeinen Kulturgeschichte und der Entwicklung der Zivilisation viele Abschnitte gewidmet: von den ersten erstaunlichen Kulturleistungen der Eiszeitmenschen bis in das Jahrhundert des Films, Rundfunks und der Atomphysik; der Leser findet Abrisse aus der Geschichte des Straßenverkehrs, der Eisenbahnen, des Schiffs- und Luftverkehrs, Übersichten über die Geschichte des Geld- und Wirtschaftslebens und der sozialen Bewegungen von der Antike bis heute. Von den Kulturkräften sind einbezogen die Religionen, die großen Menschheitsideen, die philosophischen Strömungen, Naturwissenschaft, Kunst und Dichtung, soweit sie geschichtsbildend gewirkt haben. Aus der Fülle der Gestalten und Tatsachen ergibt sich dem Nachschlagenden durch das Hin und Her der . verknüpfenden Fäden ein Gesamtbild der vergangenen Zeiten. 4
„EinNachschlagewerk von Rang, das keinen Benutzer enttäuschen dürfte." „Das Parlament' 1954
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