Adele Read
Mit Bildern von
Stephan Kaluza
Ravensburger Buchverlag
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahm...
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Adele Read
Mit Bildern von
Stephan Kaluza
Ravensburger Buchverlag
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Gefährliche Zeitreise Read, Adele.Mit Bildern von Stephan Kaluza [Aus dem Amerikan. von Simone Wiemken]. – Ravensburg : Ravensburger Buchverl., 1999 (1000 Gefahren)
Einheitssacht.: The enchanted attic
ISBN 3-473-34808-2
Die Schreibweise entspricht den Regeln der neuen Rechtschreibung
3 2 1
01 00 99
© 1999 der deutschen Ausgabe: Ravensburger Buchverlag Die Originalausgabe erschien 1985 bei Bantam Books, a division of Bantam Doubleday Dell Publishing Group, Inc., New York unter dem Titel „The Enchanted Attic" CHOOSE YOUR OWN ADVENTURE® Bd. 52. THE ENCHANTED ATTIC By Adele Read © 1992 by Ganesh, Incorporated. All rights reserved. Published by arrangement with Bantam Doubleday Dell Books for Young Readers, division of Bantam Doubleday Dell Publishing Group, Inc., New York, New York, U.S.A. Aus dem Amerikanischen von Simone Wiemken © für die deutschsprachige Ausgabe 1999 Ravensburger Buchverlag Umschlagillustration: Stephan Kaluza Redaktion: Burkhard Heiland Printed in Germany ISBN 3-473-34808-2
LIES DIES ZUERST! Die meisten Bücher handeln von anderen Leuten, aber dieses Buch handelt von dir und den Abenteuern, die du auf dem Dachboden deiner Großeltern erlebst. Lies dieses Buch nicht von der ersten bis zur letzten Seite, sondern fang auf der ersten Seite an und lies weiter, bis du zum ersten Mal wählen kannst. Entscheide, was du tun willst, lies dann auf der angegebenen Seite weiter und sieh zu, was passiert. Wenn du eine Geschichte ausgelesen hast, geh zurück zum Anfang und wähle eine andere. Jede Wahlmöglichkeit entführt dich in ein neues, aufregendes Abenteuer. Bist du bereit, die Geheimnisse zu erforschen, die in der alten Truhe stecken? Dann schlag die nächste Seite auf – und viel Glück!
ENDLICH SOMMERFERIEN ! Aber dieses Jahr sind deine Eltern die Einzigen, die verreisen. Sie sind bei einer archäologischen Fundstelle in Südamerika. Sie dürfen alte Knochen und andere aufregende Dinge ausgraben, während du bei deinen Großeltern herumsitzt. Oma und Opa sind in Ordnung, aber nicht sehr gesprächig. Zu allem Überfluss regnet es nun schon seit drei Tagen, und du langweilst dich unendlich. Du hast schon unzählige Bücher und Zeitschriften gelesen, stundenlang ferngesehen und beim Damespielen siebenundzwanzigmal gegen deine Oma verloren. Du starrst missmutig aus dem Fenster, als Opa vorschlägt: „Durchstöbere doch einmal den Dachboden. Wer weiß, was du dort findest." Da du ohnehin nichts Besseres vorhast, steigst du die Treppe zum ersten Stock, zum zweiten Stock und schließlich zum Dachboden empor und öffnest die Tür.
„Eine Archäologin", sagst du zu deiner Mutter. „Irre!" „Hör mal", sagst du. „Dich zu treffen, war toll. Aber ich habe keine Ahnung, wie ich hergekommen bin, und ich gehöre auch nicht hierher. Ich muss zurück in meine eigene Zeit." „Ich wette, meine Eltern können dir helfen", sagt deine Mutter. „Sie sind sehr klug." „Ich weiß nicht", sagst du. Oma und Opa sind dir eigentlich immer ziemlich langweilig vorgekommen. „Ich denke nicht, dass sie uns glauben würden." „Doch, das tun sie bestimmt. Aber es gibt noch eine andere Möglichkeit. Wir könnten es mit einem Zauberspruch versuchen. Ich kenne ganz viele." „Aha", sagst du voller Zweifel. „Es liegt an dir", fährt Jill fort. „Aber wenn du es versuchen willst, müssen wir warten, bis die Feier vorüber ist. Ich muss jetzt zurück zu meinen Gästen."
„Wie komme ich zurück in meine Welt?", fragst du. „Ich tue alles dafür." „Das freut mich zu hören", sagt der Zauberer. „Ich kenne nur eine Möglichkeit." „Was muss ich tun?", fragst du. „Du musst dem Troll im fernen Wald seinen Zauberring stehlen. Du darfst den Ring aber nur in dem Moment benutzen, in dem der Vollmond am vollsten ist." Schwierig! Aber wenn es die einzige Möglichkeit ist, nach Hause zu kommen, musst du es tun. „Wo ist der ferne Wald?", fragst du. Der Zauberer gibt dir eine Landkarte. „Hier lebt der Troll", sagt er und zeigt auf einen mit einem Kreuz markierten Punkt auf der Karte. „Hier steht ein hoher Baum. Der Troll lebt oben im Wipfel. Du kannst entweder zu ihm hochklettern oder hochfliegen. Ich empfehle dir, zu klettern. Aber wenn du doch fliegen willst, musst du diesen Zauberspruch sprechen: Elmadop und Elmadaun, bringt mich schnell auf diesen Baum." Der Zauberer gibt dir noch einige Anweisungen und löst sich dann in Luft auf.
Plötzlich hast du das Gefühl, aus dem Stuhl gehoben zu werden. Der Dachboden verschwin det, und du wirbelst durch den Raum. Du hörst Stimmen singen: „Alles Gute, liebe Jill, alles Gute zum Geburtstag!" PLOPP! Du bist auf einem Rasen gelandet. Vor dir steht das Haus deiner Großeltern und hinter dir sitzen Kinder um einen Tisch und feiern eine Geburtstagsparty. „He, Jill Carson!", ruft jemand. „Wie fühlt man sich mit Zehn?" Jill Carson ist der Name deiner Mutter ... zumindest war er es, bevor sie deinen Vater geheiratet hat. Du kannst es nicht glauben. Du bist auf dem zehnten Geburtstag deiner Mutter gelandet! Du bist mehr als zwanzig Jahre in der Zeit zurückgereist! - In diesem Moment entdeckt deine Mutter dich auf dem Rasen. „He, du!", ruft sie. „Wer bist du?" Wie soll ich das bloß erklären, fragst du dich.
Plötzlich steht dir ein Kobold gegenüber
ein ziemlich großer Kobold. Anscheinend bist
du geschrumpft!
Wo bin ich?, fragst du dich. Du bist nicht mehr
auf dem Dachboden und auch nicht mehr im
Koffer, sondern in einem Wald.
„Hallo", sagst du. „Wo bin ich hier?"
„In Elmadaun", sagt der Kobold. „Du bist
hinübergegangen ... he, hallo, Syrus!",
ruft er plötzlich aus.
Der Kobold hat ein Pferd gerufen, das die Straße
heruntergetrabt kommt. Es ist ein sehr kleines
Pferd, das dir gerade bis zum Hosenbund reicht.
„Wohin gehst du?", fragt der Kobold.
„Ich bin auf dem Weg zum Herrn der Wünsche",
antwortet das Pferd.
„Wir kommen mit", sagt der Kobold und zieht
an deinem Ärmel.
Du stöberst in der Truhe herum, bis ... RAUSCH! Du spürst, wie sich dein Körper vom Boden löst. Du wirst kopfüber in die Truhe hineingezogen. Du hast das Gefühl, durch die alten Kleider zu schwimmen. Sie kommen dir sehr groß vor – oder bist du so klein? Bin ich geschrumpft? fragst du dich. Du kannst überhaupt nichts sehen.
Du greifst nach oben und schnappst dir den Ring,
dann schlitterst du den Baumstamm wieder
herunter.
„He!", brüllt der Troll. „Gib mir den Ring zurück!"
Sein sicheres Nest im Wipfel verlässt er jedoch nicht.
Inzwischen hast du wieder festen Boden unter den
Füßen.
„Ich habe den Ring!", jubelst du.
Jetzt musst du nur noch warten, bis der Vollmond
am vollsten ist, den Zauberring an deinen linken
Ringfinger stecken und ihn zweimal drehen, wie der
Zauberer es dir aufgetragen hat.
Du gönnst dir eine Pause und kletterst dann
weiter. Der Zauberer hatte sicher einen Grund,
dir vom Fliegen abzuraten.
Es dauert Stunden, aber schließlich hast du
den Wipfel erreicht. Du klammerst dich an
einen Ast unter dem Nest des Trolls.
Was nun?, fragst du dich.
Doch bevor du eine Entscheidung treffen
kannst, hörst du ein Rascheln in dem Nest.
Ein runzliges, braunes Gesicht sieht auf dich
herab.
Es ist der Troll!
„Ich dachte schon, du würdest es nie schaffen",
krächzt er. „Ich vermute, du willst den Ring."
„Ja, allerdings", antwortest du überrascht.
Der Troll streift einen goldenen Ring von seinem
Finger. „Hier ist er. Du bekommst ihn aber nur,
wenn du mir einen Wunsch erfüllst."
„Ich bleibe lieber hier", sagst du und winkst dem Kobold und dem Pferd zum Abschied zu. Dann gehst du allein durch den Wald. Nach einiger Zeit lichtet sich der Wald, und du kommst an eine Straße. Am Straßenrand sitzt ein Rotkehlchen von der Größe einer Katze und frisst einen Wurm, der noch größer ist als das Rotkehlchen selbst. Du schüttelst den Kopf. In Elmadaun scheint alles die falsche Größe zu haben! Plötzlich kommt etwas auf dich zu. Es ist ein Mann, aber er ist nur wenige Zentimeter groß. Trotzdem behauptet er, ein Riese zu sein. „Ein Riese?", rufst du überrascht aus. „Zumindest war ich einer ... bevor ich hinüber gegangen bin." Der kleine Mann lächelt und geht seiner Wege. Wieder taucht etwas vor dir auf, das aus dem Nichts zu kommen scheint. Du schreist erschrocken auf und springst zurück. Das Etwas entpuppt sich als alter Mann mit einem schneeweißen Bart und einem kegelförmigen Hut. „Hab keine Angst", sagt er, „Ich bin Zauberer und kann dir helfen."
Ein lautes Krachen erschreckt dich. Du musst dir die Ohren zuhalten. Wenige Augenblicke später hast du aufgehört, dich zu bewegen. Du kannst auch die Kleider um dich herum nicht mehr fühlen. Du nimmst die Hände von den Ohren. Das Krachen hat aufgehört. „Willkommen", sagt eine piepsige Stimme. Du erschrickst und drehst dich ganz langsam um.
Auf dem Dachboden ist es stockdunkel. Du tastest nach dem Lichtschalter. KLICK! Du siehst dich auf dem staubigen, muffig rie chenden Dachboden um. Überall sind Kartons gestapelt. Auf den meisten stehen Dinge wie Porzellan, Mutters Teegeschirr und ähnlich langweilige Sachen. Doch in der hintersten Ecke steht eine morsche alte Holztruhe. Die könnte interessant sein!
Du hast ohnehin nichts Besseres zu tun. Du suchst
dir einen alten Sessel und machst es dir bequem.
Dann schlägst du das Album auf.
Auf der ersten Seite steht Jills zehnter Geburtstag.
Jill ist der Name deiner Mutter.
Du blätterst die Seite um.
Du zuckst zusammen. Das Kind, das dich vom Foto
anlächelt, bist du! Nein, doch nicht, es ist nur
jemand, der aussieht wie du. Unter dem Foto steht
Jill. Es muss ein Foto von deiner Mutter sein.
Auf dem nächsten Bild sitzt deine Mutter auf einem
Pony. Neben ihr gehen ein Mann und eine Frau.
Die Frau lacht, und der Mann schneidet Grimassen.
Sie sehen ein wenig wie Oma und Opa aus, aber sie
sind viel jünger.
Außerdem kannst du dir nicht vorstellen, dass dein
Großvater jemandem die Zunge herausstrecken
würde.
Du schaust zurück zum ersten Foto deiner Mutter.
Das ist komisch. Sie lächelt nicht mehr. Jetzt steht ihr
Mund offen – und er bewegt sich! Aus weiter Ferne
hörst du ein Mädchen deinen Namen rufen.
Wachtmeister Cranston besteht darauf, dass du die Nacht im Krankenhaus verbringst. Die Ärzte und Schwestern können an deinem Kopf nichts finden, doch deine Geschichte wollen sie auch nicht glauben. Am nächsten Tag besucht Cranston dich im Krankenhaus. „Bleib du nur hier und ruh dich aus", sagt er. „Und mach dir keine Sorgen. Wir werden deine Eltern schon finden." Er streicht dir über den Kopf und geht wieder. Toll, denkst du. Cranston hat eine lange Suche vor sich - es wird noch Jahre dauern, bis deine Eltern deine Eltern werden, und bis dahin wirst du so alt sein, wie sie jetzt sind! Ach, was soll's. Du hast eine Chance, die bisher noch kein Kind hatte. Du kannst deine Mutter aufwachsen sehen! ENDE
Wer ist der Herr der Wünsche?, fragst du dich. Ob er mir helfen kann, auf den Dachboden zurückzukommen? Du bist dir nicht sicher. Auf jeden Fall gefällt es dir nicht, dass der Kobold einfach beschlossen hat, dass du mitkommst. Außerdem hast du keine Ahnung, wo der Herr der Wünsche wohnt. Vielleicht kilometerweit entfernt, und dann würdest du den Heimweg nie wieder finden.
Ihm einen Wunsch erfüllen? Aber das kannst du doch gar nicht! Aber wenn du vorgibst, seinen Wunsch zu erfüllen, fällt er vielleicht darauf herein und gibt dir den Ring. Eine andere Möglichkeit wäre es, dem Troll den Ring zu entreißen und schnell wegzurennen.
Der Dachboden verschwindet.
Du spürst, wie du dich durch die Dunkelheit bewegst.
„Hilfe!", schreist du und kneifst die Augen zu.
Die Bewegung hört auf, und du öffnest die Augen
wieder. Du bist immer noch auf dem Dachboden,
aber du sitzt wieder im Sessel. Jill und ihre Eltern
sind fort. Auf deinem Schoß liegt das alte,
verblichene Fotoalbum.
„Ich bin wieder da", sagst du. „Glaube ich
zumindest."
Du rennst vom Dachboden und eilst die Treppen
hinunter. Oma und Opa sitzen in der Küche und
spielen Dame. Sie sehen genauso alt aus wie
immer. Du bist wirklich zurückgekommen!
Dein Großvater schaut auf, als du hereinkommst.
„Etwas gefunden?", fragt er.
„Nun ja ... ", beginnst du.
„Habe ich dir eigentlich schon einmal von dem Tag
erzählt, an dem ich in die Zukunft gereist bin?",
unterbricht dich dein Großvater.
„Die Zukunft?", wiederholst du. „Du meinst eine
Zeitreise?"
„Genau", sagt dein Großvater und lächelt. Plötzlich
habt ihr, dein Opa und du, euch eine Menge zu
erzählen!
ENDE
Du sagst deiner Mutter die Wahrheit. „Wer bist
du?", fragt sie ungläubig.
„Also ... genau genommen bist du meine Mutter",
sagst du. „Jetzt natürlich noch nicht. Aber du wirst
es später einmal sein."
„Das ist doch lächerlich!", ruft Jill aus. „Das sage
ich meinen Eltern!"
An der Geburtstagstafel siehst du Oma und Opa.
Sie servieren Kuchen und Eis.
„Sag es ihnen nicht!", bittest du. Du weißt, dass sie
dir nie glauben würden. „Aber ich bin wirklich dein
Kind. Ich weiß alles über dich. Ich weiß, woher du
die Narbe am Kinn hast. Du bist vom Dreirad
gefallen. Und außerdem kann ich beweisen, dass ich
aus der Zukunft komme."
Du holst deinen solarbetriebenen Taschenrechner
hervor. „Siehst du, wie er in der Sonne aufleuchtet?
Und wie klein er ist?"
„Toll", sagt Jill. „Jetzt glaube ich allmählich, dass
du aus der Zukunft kommst. Dann bin ich also
wirklich deine Mutter?"
„Allerdings", antwortest du stolz.
„Was werde ich sein, wenn ich groß bin?", fragt Jill.
Du springst vor Schreck meterhoch in die Luft. „Was war das?", schreist du. „Ich verschwinde von hier!" Rondill lacht. „Sei nicht albern", sagt er. „Das passiert immer, wenn ein Wunsch in Erfüllung geht. So klingt es nun einmal, wenn gezaubert wird." Du betrachtest ihn ungläubig. So etwas hast du noch nie gehört. Das Ganze kommt dir immer unheimlicher vor. Wenn der Herr der Wünsche so großartig und einflussreich ist, warum lebt er dann in dieser scheußlichen Hütte? Rondill schiebt dich auf die Hütte zu. „Geh du zuerst", sagt er, „und lass dir deinen Wunsch erfüllen." Rondill kehrt schon wieder den Boss heraus. Aber er scheint keine Angst zu haben, und warum solltest du dich dann fürchten?
„Wir sind erst vor kurzem hergezogen", erzählst du deiner Mutter. „Ich sehe mich gerade ein wenig in der Nachbarschaft um." „Willst du bleiben und Kuchen und Eis mit uns essen?", fragt deine Mutter. Du bist dir nicht sicher, ob das eine gute Idee ist. Was ist, wenn Oma und Opa dich erkennen? Aber dann fällt dir ein, dass das gar nicht geht, denn eigentlich bist du noch gar nicht auf der Welt! Du hast viel Spaß bei der Geburtstagsfeier. Deine Mutter ist sehr nett, und Oma und Opa auch. Sie laden dich sogar ein, zum Abendessen dazubleiben.
Am Abend sitzt du mit deiner Mutter, deinen
Großeltern und deinem Onkel Chris am Tisch.
Es fällt dir allerdings schwer, ihn dir als deinen
Onkel vorzustellen, denn er ist erst fünf Jahre
alt.
Jill und Chris fangen an, einander zu necken.
„Du bist doof!", sagt Chris.„Und du bist ein
Baby!", erwidert Jill.
„Vierauge!"
„Dummkopf!"
Du gehst zu der Truhe. Der Verschluss ist verrostet. Vielleicht hat Opa einen Schlüssel dafür. Doch als du versuchst, das Schloss zu öffnen, springt es von selbst auf. Der Deckel lässt sich leicht öffnen. In der Truhe liegen ein Haufen altmodischer Kleider und obenauf ein altes, verblichenes Fotoalbum. Du schiebst es zur Seite und beginnst, in den alten Kleidern zu wühlen. Plötzlich fühlst du dich ganz merkwürdig. Deine Ohren beginnen zu klingen. Der Dachboden scheint zu schwanken. Auf einmal ist alles schwarz, wird dann aber schnell wieder hell. Du weichst zurück. Du weißt zwar nicht genau, was passiert ist, aber das Fotoalbum zieht deine Blicke nun auf sich. Du überlegst, ob du trotz des komischen Gefühls weiter in der Truhe stöbern oder lieber das Album ansehen solltest.
Der Blitz macht die Nacht zum Tag. „Wo sind wir?", fragt Jill. „Das ist nicht unser Haus ... und auch nicht unser Viertel. Und wer sind all diese komischen Leute?" Die Frauen auf der grob gepflasterten Straße tragen lange Kleider und mit Spitzen besetzte Hauben. Die Männer haben knielange Hosen an und tragen Dreispitze auf dem Kopf.
„Weißt du was?", sagst du, „diese Männer sehen aus wie George Washington. Und ich sehe auch keine Telefonleitungen oder Straßenlaternen. Ich glaube fast, wir ..." „... sind in der Zeit zurückgereist!", beendet deine Mutter den Satz. „Und ich sollte eigentlich gar nicht hier sein. Wahrscheinlich hätten wir doch die richtigen Zauberdinge nehmen sollen." Ach herrje! Jetzt sitzt du hunderte von Jahren in der Vergangenheit – mit deiner zehn Jahre alten Mutter! Hoffentlich kennt sie einen Zauberspruch, der euch beide wieder in eure richtigen Zeiten zurückbringt. Aber inzwischen kannst du selbst so etwas wie ein Archäologe sein – mit dem Unterschied, dass du die lebendige Vergangenheit erleben kannst! ENDE
Das Einzige, was du sehen kannst, ist Rauch.
Doch als er sich verzieht, merkst du, dass du
wieder auf dem Dachboden deiner Großeltern
bist.
Du verlierst keine Zeit. Blitzschnell läufst du die
Treppen hinunter.
Oma und Opa sitzen in der Küche.
„Ihr werdet nie glauben, was mir gerade
passiert ist!", rufst du.
„Was denn?", fragen deine Großeltern.
Du erzählst ihnen alles - von der Truhe und von
Rondill, von Syrus und dem Herrn der Wünsche.
Du richtest dich nach der Karte und befolgst alle Anweisungen des Zauberers. Du bist schon viele Tage unterwegs. Du bist dir zwar nicht sicher, aber wahrscheinlich sind zwei Wochen vergangen, bis du endlich den Baum des Trolls im fernen Wald erreicht hast. Du stehst unter dem Baum und schaust hinauf. Es ist der größte Baum, den du jemals gesehen hast. Obwohl du todmüde bist, erinnerst du dich daran, dass der Zauberer dir empfohlen hat, auf den Baum zu klettern – also kletterst du. Nach zwei Stunden und vielen Pausen bist du überzeugt, dass du es nie bis zum Wipfel schaffen wirst. Sollte ich doch fliegen, fragst du dich – auch wenn der Zauberer davon abgeraten hat?
Du wirst es versuchen. „Also gut", sagst du. „Was ist dein Wunsch?" „Ich wünsche mir eine Million Goldstücke", sagt der Troll. Das hättest du dir denken können! Du sagst jedoch nur: „Das lässt sich machen." Du lässt dich ein Stück abwärts gleiten und setzt dich zum Nachdenken auf einen Ast. Dir kommt eine Idee, und du kletterst wieder zum Nest hinauf. „Ich habe dein Gold", behauptest du stolz. „Aber es ist so schwer, dass ich es nicht zu dir hinaufbringen kann. Du musst herunterkommen und es dir selbst holen." Wenn der Troll erst einmal auf dem Boden ist, kannst du ihn bestimmt besiegen und ihm den Ring wegnehmen. Doch bevor der Troll etwas sagen kann, kommt ein riesiger Adler aus dem Himmel herabgestoßen. Er ist so groß wie ein Flugzeug, packt dich mit seinen Krallen und fliegt mit dir davon. Dir ist klar, dass du ein feines Abendessen für ihn und seine Familie abgeben wirst. ENDE
Du suchst die Polizeiwache und gehst hinein.
„Hallo", sagst du zu dem Wachtmeister hinter
dem großen Schreibtisch.
„Hallo", antwortet er. „Ich bin Wachtmeister
Cranston. Was kann ich für dich tun?"
Du erzählst dem Wachtmeister deine Geschichte.
„So, so", sagt er, nachdem er dich angehört hat.
Er geht um seinen Schreibtisch herum und legt
dir die Hand auf die Stirn. „Geht es dir gut?",
fragt er.
„Klar", antwortest du.
„Ich glaube eher, dass du einen Schlag auf
den Kopf bekommen hast. Ferguson!", ruft er.
„Komm mal her!"
Wachtmeister Ferguson gibt dir ein Glas Wasser
und holt einen Stuhl, damit du dich hinsetzen
kannst.
Cranston ruft noch weitere Polizisten heran.
„Wir haben hier ein verirrtes Kind, das sich
irgendwo den Kopf gestoßen haben muss.
Es scheint ein wenig verwirrt zu sein.
Wir sollten uns auf die Suche nach seinen
Eltern machen."
Oh nein. So war das nicht geplant.
Vielleicht kann der Herr der Wünsche dir
helfen, wieder nach Hause zu kommen?!
Der Kobold sagt, dass er Rondill heißt. Rondill,
das Pferd Syrus und du marschieren flott durch
den Wald.
„Was willst du vom Herrn der Wünsche?",
fragt Rondill Syrus.
„Ich möchte fliegen können", antwortet
das Pferd. „Und du?"
„Ich weiß es noch nicht", sagt Rondill. „Aber
mir fällt sicher noch etwas ein."
„Erfüllt der Herr der Wünsche jeden Wunsch?",
fragst du.
„Ja, jeden", sagt Syrus. „Er ist sehr mächtig
und vor allem großzügig."
„Er ist der weiseste Mann, den wir kennen",
fügt Rondill hinzu.
Vielleicht kann der Herr der Wünsche dir ja
wirklich helfen!
Ihr lauft und lauft, vorbei an vielen Bäumen
und über viele Hügel.
„Da sind wir", sagt Rondill schließlich.
Du siehst dich um, entdeckst aber nur eine schäbige kleine Hütte. „Wo sind wir?", fragst du. „Vor dem Haus des Herrn der Wünsche natürlich", erwidert Syrus. „Wo denn sonst?" In diesem Augenblick ertönt eine laute Explosion: KA-WUMM! Rauch quillt aus den Fenstern der Hütte.
Du hockst dich auf einen dicken Ast. „Elmadop und Elmadaun", rufst du, „bringt mich schnell auf diesen Baum." Du springst ab, schlägst mit den Armen, und stürzt ab. Der Zauberspruch mag bei Zauberern funktionieren, doch bei normalen Menschen funktioniert er eindeutig nicht. ENDE
Es überrascht dich, wie frech deine Mutter als Kind war. Plötzlich wendet sie sich dir zu. „Und du bist ein Sommersprossengesicht!" „He!", rufst du empört. „Ich mag meine Sommersprossen. Also versuch nicht, mich zu ärgern, du Karottenkopf!" „Das reicht", sagt Opa und erhebt sich. „Ich glaube, ihr Kinder habt für heute genug voneinander. Jill, bringst du deinen Gast bitte zur Tür?" Du kannst es kaum glauben. Deine eigene Familie wirft dich hinaus. Du verabschiedest dich von Jill und Chris und gehst dann langsam die Straße hinunter. Wenigstens ist es noch hell draußen. Aber es wird bald dunkel werden. Was sollst du dann tun? Und wie kommst du wieder in deine eigene Zeit zurück? Deine Eltern haben dir beigebracht, dich an die Polizei zu wenden, wenn du dich verlaufen hast. Und im Moment hast du dich ganz eindeutig verlaufen.
Der Rauch verzieht sich.
„Los, du zuerst", sagt Rondill.
Mit weichen Knien gehst du in die Hütte.
Drinnen ist es ziemlich dunkel. Anfangs kannst
du kaum etwas erkennen. Doch dann bemerkst
du einen runden Tisch in der Mitte des Raumes.
An dem Tisch sitzt ein alter Mann in einem
langen Gewand. Er sieht dich an, und du
schnappst nach Luft.
Der Herr der Wünsche ist dein Großvater!
Zumindest sieht er aus wie dein Großvater.
Aber ist er es wirklich? Du kannst es nicht mit
Sicherheit sagen.
Der Herr der Wünsche scheint dich nicht zu
erkennen. Er sagt nur: „Setz dich hin und
nenne mir deinen Wunsch."
Du schaust in die weisen braunen Augen des
alten Mannes.
„Ich möchte nach Hause", sagst du nur. „Der
Kobold sagt, ich wäre ,hinübergegangen'."
„Und du willst wieder zurück?", fragt der
Herr der Wünsche. „Das ist kein Problem."
Er schnippt mit den Fingern.
RUMMS !
Du beschließt, deine Großeltern um Hilfe zu bitten. Jill läuft aufgeregt zu ihnen und zieht dich hinter sich her. „Mama? Papa?", sagt sie. „Ratet mal, wer das ist." Sie berichtet Oma und Opa, was du ihr erzählt hast. Sie lässt dich ihnen sogar den Taschenrechner zeigen. Deine Großeltern setzen ein nachdenkliches Gesicht auf und tauschen einen geheimnisvollen Blick. „So etwas passiert nicht zum ersten Mal", sagt Großvater dann. „Ich glaube, ich weiß, wie wir dich wieder dorthin bekommen, wo du hingehörst." Als Jills Geburtstagsfeier vorbei ist, sagt Opa: „Alle Mann auf den Dachboden." Ihr vier steigt die Stufen zum Dachboden hinauf. Opa gibt dir ein Fotoalbum. Es sieht aus wie das, das du in der Truhe gefunden hast – nur viel neuer. Doch als du es aufschlägst, musst du schlucken. Das erste Bild zeigt dich! Aber wie ist das möglich? Doch bevor du eine Frage stellen oder dich verabschieden kannst, beginnt der Dachboden sich zu drehen.
Jill erzählt ihren Eltern, dass du gerade erst hergezogen bist. Deine Großmutter lädt dich ein, zur Geburtstagsfeier und zum Abendessen zu bleiben. Später nimmt Jill dich mit in ihr Zimmer. „Wir haben viel zu tun", sagt sie und schlägt ein Buch auf, das den Titel Zaubersprüche trägt. „Wir brauchen das Auge einer Fledermaus, den Schwanz einer Ratte und eine Katzenpfote." Diese Zaubersachen sind natürlich nicht aufzutreiben. Also entscheidet ihr euch für das Auge eines Teddybären, ein Stück Schnur und ein Schnurrhaar von Jills Katze. Kurz vor Mitternacht schleicht ihr hinaus. „Gut, dass wir Vollmond haben", flüstert Jill. Du fühlst dich ganz merkwürdig – Jill ist deine Mutter, und sie zaubert bei Vollmond! Jill hält das Auge, die Schnur und das Katzenhaar in einer Hand und umklammert mit der anderen deinen Arm. „Zauberkräfte, seid mir Untertan!", ruft sie. Zack! Ein Blitzschlag erhellt den Himmel.
„Und das Komischste ist", sagst du, nachdem du alles erzählt hast, „dass der Herr der Wünsche genauso aussah wie du, Opa." „Nun", sagt er, „ich bin sicher, dass es auf dieser Welt vieles gibt, das wir nicht verstehen können. Vielleicht gibt es wirklich Orte, von denen aus man in andere Welten überwechseln kann. Ich schätze, dass wir alle oft zwischen diesen Welten hin- und herwandern, ohne es zu merken." Opa blinzelt dir zu und boxt dir spielerisch gegen den Arm. „Es freut mich, dass ich dir helfen konnte", sagt er geheimnisvoll. Du würdest zwar gern herausfinden, was wirklich passiert ist, aber du beschließt doch, dich in Zukunft vom Dachboden fern zu halten – zumindest vorläufig. ENDE
Zwei Nächte später ist es so weit. Du stehst auf einer Lichtung und umklammerst den Ring. Irgendwann hast du das Gefühl, dass der Mond nicht mehr voller werden kann, steckst dir den Ring an den Finger und drehst ihn zwei Mal. Die Lichtung beginnt zu verschwinden. Du schüttelst den Kopf und siehst dich um. Du bist wieder auf dem Dachboden. Aber die Truhe ist so groß wie ein Haus! Und du trägst den Ring des Trolls um den Bauch! Oh nein! Der Zauber ist schiefgegangen. Du bist zwar wieder in deiner eigenen Welt, aber du bist nur noch wenige Zentimeter groß! ENDE