Gilmore Girls Was ist Liebe? Band 3 Erscheinungsdatum: 2004 Seiten: 180 ISBN: 3802532619 Amazon-Verkaufsr.: 2729 Durchsc...
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Gilmore Girls Was ist Liebe? Band 3 Erscheinungsdatum: 2004 Seiten: 180 ISBN: 3802532619 Amazon-Verkaufsr.: 2729 Durchsch. Kundenbew.: 4/5 Scanner: Crazy2001 K-leser: klr CCC C C C CCC
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2004
Dieses E-Book ist Freeware und somit nicht für den Verkauf bestimmt. Den Gilmore Girls geht es so richtig gut. Vor allem Rory ist überglücklich: Endlich kommt ihr Vater sie wieder einmal besuchen, und außerdem steht das dreimonatige Jubiläum ihrer Beziehung zu Dean an, das dieser zu einem unvergesslichen Festtag machen will. Doch dann läuft irgendwie alles schief, und das Leben der Gilmore Girls scheint unaufhaltsam im Chaos zu versinken. Rory hat Liebeskummer, was sie zu fragwürdigen Handlungen treibt, sodass sie schließlich sogar als Ladendiebin verdächtigt wird. Ihre Mutter Lorelai sorgt bei einem Familientreffen für einen Eklat, als sie gegen den amerikanischen Präsidenten wettert; und der sonst so friedliche Luke verprügelt Dean auf offener Straße ... Rory versteht die Welt nicht mehr, aber der unerschütterliche Humor und Optimismus ihrer Mom helfen ihr über die schwere Zeit hinweg.
Cathy East Dubowski
Gilmore Girls
WAS IST LIEBE?
Roman Aus dem Amerikanischen von Antje Görnig
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Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten
sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
Der Roman »Gilmore Girls – Was ist Liebe?«
entstand auf der Basis der gleichnamigen Fernsehserie von
Amy Sherman-Palladino, produziert von Warner Bros,
ausgestrahlt bei Vox.
Erstveröffentlichung bei HarperCollins Publishers, Inc. New York,
2002.
Titel der amerikanischen Originalausgabe:
Gilmore Girls. I love you, you Idiot.
Copyright © 2004 Warner Bros. Entertainment Inc.
GILMORE GIRLS and all related characters and
elements are trademarks of and Warner Bros.
Entertainment Inc.
WB SHIELD: TM ©Warner Bros. Entertainment Inc.
(sO4)VGSC 1990
© der deutschsprachigen Ausgabe:
Egmont vgs Verlagsgesellschaft Köln, 2004
Alle Rechte vorbehalten
Lektorat: Bettina Oder
Produktion: Elisabeth Hardenbicker
Umschlaggestaltung: Sens, Köln
Senderlogo: ©Vox 2004
Titelfoto: © 2004 Warner Bros.
Satz: Hans Winkens, Wegberg
Printed in Germany
ISBN 3-8025-3261-9
Besuchen Sie unsere Homepage:
www.vgs.de
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Die Welt ist schwarz und weiß. Frauen tragen weite Röcke, Perlen, roten Lippenstift und mit Haarspray fixierte Haare, die nicht flattern, wenn der Wind weht – und das ist ihr lässiger Freizeitlook, wenn sie zu Hause sind und in der Küche Rührei mit Schinken machen. Die Kinder sind alle sauber und höflich – die Mädchen in kessen pastellfarbenen Pullovern und karierten Röcken, die Jungs in adretten Hemden und Hosen – und sie sagen Dinge wie »Du lieber Himmel, Mom«, wenn sie richtig erschüttert sind. Und jede Familie hat einen ruhigen, vernünftigen Ehemann und Vater, der am Ende des Tages mit einer Pfeife, einer Aktentasche und einem regelmäßigen Gehaltsscheck nach Hause kommt. Mom und ich sahen schwarzweiße Wiederholungen der Donna Reed Show. Sie war wie eine bizarre Zeitkapsel aus den späten Fünfzigern. Eine Serie, die die Haushalte nach dem Zweiten Weltkrieg reflektierte – oder vielleicht sogar prägte – und zeigte, wie die perfekte amerikanische Familie auszusehen, zu handeln, sprechen und denken hatte. Ich sah meine Mom Lorelai an. Sie lümmelte sich auf der Couch und trug ein bequemes HEAVY-METAL-HERRSCHT-T-Shirt über ihren zerschlissenen Lieblingsjeans. Mit 32 ist sie nur sechzehn Jahre älter als ich und wird oft für meine große Schwester gehalten. Ich bin ein Einzelkind, sodass ich es nicht mit
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Sicherheit weiß, aber nach dem, was ich bei anderen Leuten und ihren Geschwistern gesehen habe, denke ich, dass ich sie viel mehr mag als eine Schwester. Wir leben allein, seit ich geboren wurde, und sie ist mehr als meine Mom – sie ist meine beste Freundin. Es klopfte an der Tür, und eine männliche Stimme rief: »Hallo?« »Hast du Pizza mitgebracht?«, fragte Mom. »Ich bin schließlich kein Idiot«, antwortete die Stimme. »Komm rein!«, befahl sie. Mein Freund Dean kam hereingeschlendert. Groß und schlank, dunkelhaarig und hinreißend, brachte uns, wie gewünscht, das Abendessen mit. Ja, er ist der perfekte feste Freund. »Hey.« Ich grinste ihn an. »Hey.« Er grinste zurück. »Setz dich«, sagte Mom, zu sehr auf Donna konzentriert, um die perfekte Gastgeberin zu spielen. »Sonst verpasst du es noch.« Dean warf einen Blick auf den Fernseher, als er zu mir kam. »Was seht ihr euch an?« Mom strahlte. »Die wahre, total unvergleichliche Donna Reed Show.« Dean stellte zwei große Pizzaschachteln auf den Couchtisch. Auf den Schachteln lag eine braune Papiertüte. Ich musterte sie neugierig. »Was ist da drin?« Dean zuckte mit den Schultern, als er seine schwarze Lederjacke auszog und auf einen Stuhl warf. »Salat.« »Salat?« Dean nickte. »Ja. Das ist ein putziges Gericht,
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das manchmal vor großen Portionen Pizza gegessen wird.« Mom und ich starrten ihn an. Dean trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. »Er ist… für mich?« »Sicher«, nickte ich. Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich esse Salat. Ich mag Salat. Mom und ich haben hin und wieder sogar Salat im Haus. Aber an diesem Abend hatten wir Zwiebeln und grüne Paprika auf den Pizzas, und damit war unser Bedarf an Gemüse gedeckt. Mom legte ihre Füße auf den Couchtisch und öffnete eine der Schachteln auf ihrem Schoß. Sie gab mir ein Stück, und ich nahm einen Bissen und genoss die langen Fäden aus leckerem Käse. Dean setzte sich neben mich und aß seinen Salat. »Also, wer ist Donna Reed?«, fragte er. »Was?« Ich ließ fast meine Pizza fallen. »Du weißt nicht, wer Donna Reed ist?«, rief Mom. »Der Inbegriff der Fünfzigerjahre-Mom – mit der perfekten Fünfzigerjahre-Familie?« »Niemals ohne ein Lächeln und hochhackige Schuhe unterwegs?«, erklärte ich weiter. »Haare, die zerbrechen würden, wenn man mit einem Hammer draufschlägt?«, fügte Mom hinzu. Dean blinzelte. »Also… es ist eine Serie?« »Es ist ein Lebensstil«, sagte ich. »Es ist eine Religion«, meinte Mom. Ich wischte mir den Mund mit einer Serviette ab. »Meine Lieblingsepisode…« »Ja! Sag es mir, sag es mir!«, bat Mom. »… ist die, in der ihr Sohn Jeff von der Schule nach Hause kommt… und nichts passiert.« »Oh, die ist gut.« Mom grinste Dean an. »Eine
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meiner Lieblingsfolgen ist die, in der Mary, die Tochter, einen Teilzeitjob bekommt… und nichts passiert.« »Ein weiterer Klassiker«, bestätigte ich. Dean wies mit seiner Plastiksalatgabel auf den Bildschirm. »Und um was geht es in dieser?« Mom beugte sich vor. »Nun, diese ist eigentlich ziemlich spannend. Ihr Mann Alex kommt zu spät zum Abendessen nach Hause« – sie warf mir einen Seitenblick zu – »und er hat nicht angerufen!« Ich schüttelte in gespielter Abscheu den Kopf. »Ebenso gut könnte er auch den Hund treten.« »Oh, oh, seht mal!«, rief Mom und zeigte auf den Fernseher. »Sie macht Doughnuts!« Wir schauten einen Moment lang zu, wie Donna Reed als Donna Stone zusammen mit Jeff Doughnuts machte. »Hey, du kommst mit dem Zucker nicht nach«, flötete Donna. »Oh, ich schätze, ich habe an etwas anderes gedacht, Mom«, erwiderte Jeff. »Nicht, dass mein Zuckerverbrauch irgendjemanden sofort zum Diabetiker machen würde«, warf Mom ein und ahmte dabei Donnas Stimme nach. Kurz darauf standen Donna und ihre heranwachsende Tochter zu beiden Seiten der offenen Hintertür, noch immer perfekt gekleidet, und putzten wie wild die Fensterscheiben der Tür. »Mutter-Tochter-Fensterputz. Wir sollten das auch versuchen«, meinte ich. »Ja«, stimmte Mom zu. »Sofort nach der Mutter-Tochter-Schockbehandlung.«
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Dann übernahmen Mom und ich die DonnaReed-Episode. »Weißt du, Tochter, es gibt nichts Befriedigenderes als die Fenster zu putzen«, begann Mom. »Oh, nein!« »Was?«, keuchte ich. »Habe ich einen Fleck übersehen?« »Nein. Ich hatte gerade nur einen unzüchtigen Gedanken über deinen Vater Alex. Komisch, ich weiß gar nicht, warum. Es ist schließlich nicht der zweite Samstag im Monat.« Dr. Alex Stone trat auf und steckte vom Hinterhof aus seinen Kopf durch das Küchenfenster. Ich senkte meine Stimme. »Hey, ich hörte, du hattest einen unzüchtigen Gedanken über mich!« Mom war verzweifelt. »Ich muss jetzt all meine unzüchtigen Gedanken sublimieren, indem ich in die Küche gehe und einen endlosen Strom von perfekten Aufläufen produziere.« »Ihr hört euch die Dialoge ja gar nicht an!«, protestierte Dean. »Unsere sind besser«, sagte ich. Dean starrte in seinen Salat und schob die Croutons in dem verbliebenen Dressing hin und her. »Ich weiß nicht… Mir kommt das alles gar nicht so übel vor.« »Was?«, fragte ich. Er zuckte mit den Schultern. »Du weißt schon, Familien, die zusammen sind.« Er sah wieder auf den Bildschirm. »Ich meine, eine Frau kocht Abendessen für ihren Mann. Und seht mal – sie scheint richtig glücklich zu sein.« »Sie steht unter Medikamenten«, sagte Mom.
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»Und spielt nach einem Drehbuch«, erklärte ich. »Geschrieben von einem Mann!«, rief Mom in gespielter Empörung. »Gut gesprochen, Schwester Suffragette!« Ich klatschte ihre Hand ab. Doch dann bemerkte ich, dass Dean nicht mit uns lachte. »Aber was ist, wenn es ihr gefällt, Doughnuts und Abendessen für ihre Familie zu machen und alles für sie sauber zu halten und…« Mom und ich saßen nur da und starrten ihn an. Dean zuckte zusammen. »Okay, mit dieser Bemerkung habe ich mich wohl nicht gerade beliebt gemacht.« »Nein, nein, ich weiß schließlich, woher das kommt. Ich meine, du und Donna, ihr seid verwandte Seelen. Ihr tragt beide Schürzen bei der Arbeit«, stichelte Mom und bezog sich dabei auf Deans Arbeitskleidung bei seinem Teilzeit) ob in Doose’s Market. »Sehen wir uns doch weiter die Show an«, sagte er in dem Versuch, die Aufmerksamkeit von sich selbst abzulenken. »Oh, wir machen nur Spaß«, versicherte ich ihm. »Ah, okay. Die Augen jetzt von mir abwenden«, erwiderte Dean, der sichtlich bedauerte, überhaupt etwas gesagt zu haben. Dann sprach die perfekte Donna weiter. » Weißt du was, Schatz«, wandte sie sich fröhlich an ihren Mann, als sie eine weitere Kasserolle auf den Tisch stellte, »in den ersten zehn Jahren unserer Ehe war ich wütend, wenn du zu spät zum Abendessen nach Hause gekommen bist.«
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Dr. Stone blickte überrascht drein. »Jetzt bist du es nicht mehr?« »Nein«, sagte Donna leichthin. »Du kommst nicht mehr zu spät zum Abendessen, du kommst nur extrem früh zum Frühstück.« Während das Tonband mit den Lachern lief, rutschte Dean unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her. »Hey.« Er hob seine Hände. »Ich sage kein Wort mehr.«
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Am nächsten Morgen gingen Mom und ich zum Frühstücken in Luke’s Diner. Luke hat das beste Frühstück der Stadt. Er ist für Leute, die nicht in Stars Hollow leben, nicht leicht zu finden, da auf dem Schild draußen »Williams Hardware« steht. Lukes Dad hat dort früher eine Eisenwarenhandlung geführt. Als sein Vater starb, entschloss sich Luke, ein Lokal daraus zu machen, aber er änderte nie das Schild, was Mom für sehr süß hält. Es gibt sogar ein paar Eisenwaren als Dekoration. »Können Gehirne wehtun?«, fragte ich, als wir durch die Tür gingen. »Ja!«, sagte Mom, während wir an den nächsten freien Tisch traten. »Es ist Hypochondria Hour.« »Ich meine es ernst«, erklärte ich, als ich mich setzte. »Gestern Nacht, als ich in meinem Biologiebuch las, hörte ich deutlich ein Ping in meinem Gehirn.« Mom nahm Platz. »Dein Gehirn hat gepingt?«
»Ja, es machte… Dink.«
»Nun, dann, Schätzchen, hat dein Gehirn
gedinkt, nicht gepingt«. »Nun, ich denke nicht, dass ein dinkendes Gehirn weniger beunruhigend ist als ein pingendes.« »Da hast du Recht.« »Soll ich zu einem Tumorarzt gehen?«, hakte ich nach. »Nein, du hast keinen Tumor«, sagte Mom. »Du liest zu viel. Du verlierst wahrscheinlich nur deine
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Sehkraft.« »Vielen Dank.« »Keine Ursache.« Luke kam herüber, um die Bestellung aufzunehmen. Hoch gewachsen und knorrig, etwa in Moms Alter, trägt er fast immer ein kariertes Flanellhemd, Jeans und eine verkehrt herum aufgesetzte Baseballkappe, unter der seine dunklen Haare hervorschauen. Er lächelte nicht, als er an unserem Tisch stehen blieb und den Bestellblock aus seiner Gesäßtasche zog. Wer ihn nicht kannte, mochte denken, dass er unfreundlich sei. Aber er ist ein wirklich netter Kerl. Er und Mom sind in der letzten Zeit sehr gute Freunde geworden. Mom grinste Luke auf ihre gewohnt fröhliche Art an. »Hey, kannst du konstruktive Kritik vertragen?« Luke zog einen Bleistift hinter seinem Ohr hervor. »Nein.« »Okay«, sagte sie heiter und fuhr fort, als hätte er Ja klar! gesagt. »Dieses Lokal könnte etwas mehr Pep gebrauchen«, erklärte sie. Luke kniff die Augen zusammen. »Häh?« »Du weißt schon, eine kleine Verschönerung. Einen neuen Anstrich…« Luke schüttelte den Kopf. »Ich verschönere nicht.« »Wie meinst du das, du verschönerst nicht?« Die Antwort kam von hinten, als sich ein schwergewichtiger Mann in einer Strickjacke auf seinem Hocker am Tresen umdrehte. »Er meint damit, er will nicht verschönern. Das ist es, was er meint.«
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Luke verdrehte die Augen. »Fang nicht wieder damit an.« Aber Taylor Doose, Inhaber von Doose’s Market, ignorierte die Warnung. Sein Salz-und-PfefferBart ließ ihn wie einen empörten Professor aussehen. »Ich und der Rest des Stadtverschönerungskomitees drängen ihn schon seit Jahren, das Lokal aufzupolieren, vielleicht ein paar hübsche Zinnientöpfe draußen zu platzieren, eine gelbe Markise anzubringen… und ein peppiges kleines Pappschwein mit den Tagesgerichten darauf aufzustellen.« Ich wechselte einen Blick mit Mom – sie hatte Mühe, nicht laut loszulachen. »Aber er ist ein richtiger Maulesel«, fuhr Taylor fort. »Er will nicht reden, er will nicht zur Vernunft kommen, er will nicht verschönern. Du solltest es einfach vergessen, Lorelai. Ich vergesse es auch.« Er wandte sich wieder seinem Essen zu. »Endlich«, sagte Luke laut genug, um gehört zu werden, »ein Taylor-Doose-Standpunkt, den auch ich vertreten kann.« Taylor fuhr wieder herum. »Abblätternde Farbe wirft ein schlechtes Licht auf die ganze Stadt!« »Was ist bloß aus dem Vergessen geworden?«, murmelte Luke. »Wenn das Niveau sinkt, fliehen die Familien«, erklärte Taylor, »und Gesindel zieht ein. Du handelst dir nur Ärger ein, mein Freund…« »Hier in River City!«, sagte Mom und beendete damit einen Satz aus The Music Man, während sie mit der Hand auf den Tisch schlug. »Das ist nicht witzig, Lorelai«, wies Taylor sie
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zurecht. »Möchte irgendjemand irgendetwas haben?«, fragte Luke völlig entnervt. »Ja, ich«, sagte Mom. Sie wurde wieder ernst und studierte die Speisekarte. »Ich möchte… wissen, warum du dieses Lokal nicht streichst«, sprudelte sie hervor und lächelte ihn erneut an. Luke beugte sich vor. »Streichen ist Mist. Ich muss das Lokal einen Tag lang schließen, was ich mir nicht leisten kann, oder es mitten in der Nacht streichen, was ich nicht will, weil ich das Streichen hasse.« »Okay, wie wäre es damit? Ich werde dir helfen.« Sie strahlte. »Ich liebe das Streichen.« Luke runzelte die Stirn. »Tatsächlich.« »Ja, tatsächlich.« »Du liebst es.« »Ich würde es am liebsten heiraten.« Luke schüttelte den Kopf. »Du hast seltsame Leidenschaften.« »Sie liebt auch das Geschirrspülen«, warf ich ein. »Sie ist multipel abnormal.« »Ach, komm schon«, versuchte Mom ihn zu überzeugen. »Wir trinken ein paar Bier, wir singen Anstreicherlieder…« »Anstreicherlieder«, wiederholte Luke. »Ja, Anstreicherlieder!« Luke und ich wechselten einen skeptischen Blick, als Mom fortfuhr. »Du weißt schon, das Lied, in dem es heißt, äh…« Sie begann zu singen und klopfte den Takt auf dem Wasserglas, während sie sich den Text ausdachte. »Nehmt eure Pinsel und nehmt eure Rollen… all ihr Kids und all ihr… Dollen… wir streichen heute an!«,
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sang Mom mit Genuss. Luke starrte sie an. »Sag Ja, oder es kommt eine zweite Strophe«, warnte Mom. Sie weiß, wie man hart verhandelt. Luke seufzte und sah sich im Lokal um. »Nun, ich schätze, vielleicht, wenn ich Hilfe hätte…« Taylor Doose fuhr erneut auf seinem Hocker herum. »Wirklich? Oh, mein Gott! Das ist wundervoll! Hurra!« Luke knirschte mit den Zähnen und drehte sich nicht um. »Taylor, es ist nicht für dich, es ist für mich.« Aber Taylor war so aufgeregt, dass er von seinem Hocker aufsprang. »Ich kann es gar nicht erwarten, das dem Rest des Komitees zu erzählen! Sie werden es nicht glauben!« Die Glocke an der Tür bimmelte, als er hinaus auf die Straße stürmte. Luke sah ihm nach. »Ich bin sauer darüber, dass er sich freut.« »Ach, du wirst einfach später ein Kaugummipapier vor seinem Laden fallen lassen«, sagte Mom. Luke nickte. »Ja, gute Idee.« Ich lächelte, als Luke unsere Bestellung aufnahm. Das Ping in meinem Kopf war vergessen. An diesem Abend fuhren wir hübsch gekleidet zu unserem Freitagabendessen im Haus meiner Großeltern. Diese wöchentlichen Mahlzeiten waren eine Bedingung, die meine Großmutter uns gestellt hatte, als Mom sie gebeten hatte, ihr das Geld für Chilton zu leihen, nachdem ich dort aufgenommen wurde. Mir gefallen diese Treffen
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sogar, denn sie geben mir die Chance, meine Großeltern besser kennen zu lernen, und unsere Abendessen sind außerdem eleganter als in jedem Restaurant, in dem ich bisher gewesen bin… weiße Leinentischdecke, Blumen, Kerzen, Wein und jemand, der die Mahlzeiten kocht und serviert. Mom ist nicht unbedingt begeistert davon, aber ich denke, sie gewöhnt sich allmählich daran. Sie sah wunderschön aus, als sie einen Schluck aus ihrem Weinglas trank. »Sauguter Wein.« »Wie poetisch«, erwiderte Grandma sarkastisch. »Er riecht gut«, fuhr Mom fort. »Erdig. Lebendig. Man kann förmlich die Füße der Italiener schmecken.« »Es ist ein Bordeaux«, korrigierte mein Großvater sie. »Er kommt aus Frankreich.« »Na so was.« Mom starrte das Glas an. »Nun, was macht der Fuß eines Italieners in einem französischen Wein?« Ich konnte sehen, wohin dies fuhren würde, deshalb versuchte ich hastig, das Thema zu wechseln. »Wann fahrt ihr nach Marthas Vineyard?«, fragte ich. »Wir fahren dieses Jahr nicht nach Martha’s Vineyard«, sagte Gran dpa. »Wirklich? Warum nicht?« »Unser altes Haus war nicht frei, als „wir anfragten.« Er funkelte Grandma an. »Zu spät.« »Wir hätten eben Vorjahren eine Wohnung kaufen sollen, so wie ich es wollte«, erwiderte Grandma mit verkniffenem Mund. »Das wäre nicht klug gewesen«, meinte
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Grandpa. »Jetzt wissen wir nicht, wohin wir nächste Woche fahren sollen«, klagte Grandma. »Ihr könntet doch einfach woandershin fahren, oder?«, schlug ich vor. Grandpa blickte verdutzt drein. »Wir fahren zu dieser Jahreszeit immer nach Martha’s Vineyard.« »Ihr braucht Abwechslung, Dad«, sagte Mom. »Fliegt nach Paris.« »Ja, Paris!«, stimmte ich zu. »Impressionismus. Pudel«, sagte Mom. »Creme brulee«, fügte ich hinzu. Mom nickte. »Ooh, das ist gut.« »Unmöglich!«, entfuhr es Grandpa. »Pourquoi?« Mom lächelte mich an. »Französisch.« »Wir fliegen nur im Herbst nach Europa«, erklärte Grandma verärgert. »Weißt du, Mom, ich habe so ein Gerücht gehört, dass Europa auch im Frühling da ist.« »Das habe ich auch gehört«, sagte ich hilfsbereit. »Wir „wissen, dass es im Frühling da ist, aber wir fliegen nie im Frühling hin, weil wir immer im Herbst hinfliegen.« »Okay, das wird mir ein wenig zu Lewis-Carroll mäßig«, murmelte Mom. Ich hörte mir den Streit weiter an, während ich mein Abendessen verzehrte. »Es kostet ein Vermögen, erster Klasse nach Europa zu fliegen«, sagte Grandpa. »Das machen wir nur alle zwei Jahre.« »Im Herbst«, erklärte Grandma. »Es würde in diesem Jahr das Budget
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sprengen«, fügte Grandpa hinzu. »Ihr müsst ja nicht unbedingt erster Klasse fliegen«, sagte Mom. Im Raum wurde es ganz still. Grandma sah Mom an, die Gabel auf halbem Weg zu ihrem Mund erstarrt. Grandpa sah sie ebenfalls an, sein Weinglas in der Luft eingefroren. »Denn… äh, es gibt schließlich noch die Touristenklasse«, fuhr Mom fort. Meine Großeltern starrten sie weiter an, von der bloßen Vorstellung entsetzt. »Oder… die Businessclass ist auch nicht übel«, plapperte Mom weiter, tapfer gegen das Schweigen ankämpfend. »Es gibt günstige Angebote im Internet.« Meine Großeltern wechselten über den langen Tisch hinweg einen Blick miteinander. »Gib mir die Kartoffeln«, bat Mom, um das Thema zu wechseln. »Gute Idee«, sagte ich. Der Montagmorgen kam, und ich beschäftigte mich in der Küche mit meinen Merkkarten für den Geschichtsunterricht, während Mom versuchte, sich auf den Knopf zu konzentrieren, den sie an die Strickjacke meiner Schuluniform nähen wollte. Das gehört zu Moms überraschenden hausfraulichen Fähigkeiten: Sie könnte Donna Reed unter den Tisch nähen. Sie sollten mal einige ihrer erstaunlichen Kreationen sehen. »Katharina die Große, 1729 bis ‘96«, murmelte ich, über meine Merkkarten gebeugt. »Zarin von Russland 1762 bis ‘96…« »Okay. Halt bitte still«, befahl Mom. »Ursprünglicher Name: Sophie Auguste
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Friederike von Anhalt-Zerbst…« »Aber alle haben sie Kätzchen genannt«, fügte Mom hinzu. »Heiratete 1754 Großherzog Peter von Holstein…« »Okay, Rory, im Ernst…« »Ihre Ehe war unglücklich«, fuhr ich fort. »Nun, sie hatte einfach zu viele Namen«, erwiderte Mom. Ich griff über den Tisch nach dem Rest meiner Karten. »Au!« Mom zuckte zusammen und steckte ihren Daumen in den Mund. »Okay, Lady mit Merkkarten sieht Lady mit Nadel an und versucht, sich nur eine Sekunde lang zu konzentrieren, damit ich den Knopf an die Strickjacke statt an meinen Daumen nähen kann.« »Es tut mir Leid.« Ich wandte mich wieder meinen Merkkarten zu, als jemand an die Küchentür klopfte. »Ich mach auf.« Ich stürzte zur Tür und zerriss dabei den Faden. »Man könnte meinen, du bist erst vier Jahre alt!«, rief Mom frustriert. Ich öffnete die Tür und unsere Nachbarin Babette stürmte herein. Sie war eine kleine Frau mit blonden Locken und einem großen Herzen, die Mom und mich zusammen mit dem Rest der Stadt vor Jahren adoptiert hatte. »Oh, hallo, Püppchen.« »Willst du einen Kaffee?«, bot Mom an. »Oh, nein, danke, ich bin nur herübergekommen, um euch um einen großen Gefallen zu bitten.«
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»Nur zu«, sagte Mom und stand auf, um Babette trotzdem eine Tasse Kaffee zu holen. »Nun, Morey hat gerade einen Anruf bekommen. Er soll heute Abend im Village Vanguard spielen, und deshalb müssen wir nach New York.« Morey, Babettes Mann, ist Jazzpianist. Ich liebe die Sommer, wenn alle Fenster offen stehen und wir Morey spielen hören können. Er ist immer in Schwarz gekleidet und mindestens dreißig Zentimeter größer als Babette, sodass sie einen seltsamen Anblick bieten, wenn sie nebeneinander die Straße hinuntergehen. »Oh, wow«, machte Mom, als sie Babette ihre Tasse reichte. »Sahne?« »Und Zucker. Danke. Jedenfalls haben Morey und ich gestern endlich den Entschluss gefasst, uns ein neues Baby zu holen.« Das konnte bei Morey und Babette nur eines bedeuten. Ein Kätzchen. »Wie heißt es?« »Apricot!«, sprudelte Babette hervor. »Oh, es ist total süß, aber so winzig. Wir können es unmöglich mitnehmen, und ich möchte nicht, dass es die ganze Zeit allein im Haus ist. Deshalb dachte ich mir, dass Rory vielleicht herüberkommen und heute Nacht auf das Haus aufpassen könnte.« »Liebend gern.« »Na, großartig!«, rief Babette. »Unsere Küche ist voller Essen, und Morey hat gerade einen Kabelanschluss besorgt, sodass du dir, wenn du willst, diese vier Mädchen ansehen kannst, die die ganze Zeit über unanständige Sachen reden.« Ich lächelte. »Klingt gut.«
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»Du bist ein Engel. Ihr beide seid Engel. Ihr habt den Schlüssel, oder?« »Ja«, bestätigte Mom. »Haben wir.« »Großartig! In Ordnung, ich hinterlasse dir die Nummer unseres Hotels. Mach es dir gemütlich. Wir sind morgen Früh wieder zurück. Ich liebe euch verrückte Mädchen. Tschüss!« Die Tür fiel hinter ihr zu. »Wow«, machte Mom. »Ich kann nicht glauben, wie schnell du die Chance ergriffen hast, die Nacht ohne mich zu verbringen.« Ich sammelte meine Schulsachen ein und steckte sie in meinen Rucksack. »Du bist verrückt. Ich tue ihr einen Gefallen.« »Hmmm. Sicher tust du das.« »Mom…« »Nein, nein, es ist okay.« Sie seufzte theatralisch. »Mach dir wegen mir keine Sorgen. Ich komm schon zurecht.« »Ich würde gerne mit dir über diesen letzten Punkt diskutieren, aber dann verpasse ich den Bus.« »Du weißt, dass dies erst die zweite Nacht ist, die wir getrennt voneinander verbringen. Macht dich das nicht traurig?« »Ja«, versicherte ich ihr. »Aber ich werde darüber hinwegkommen.« »Nun, Paul und Linda McCartney haben während ihrer gesamten Beziehung nur elf Nächte getrennt verbracht«, sagte sie, während sie mir durch die Küche folgte. »Wusstest du das?« »Das wusste ich nicht.« »Sie haben sehr aneinander gehangen. Getrennt zu sein war sogar zu schmerzhaft, um auch nur
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darüber zu reden.« »Ich verstehe.« »Ich glaube nicht, dass Linda auch nur daran gedacht hätte, ohne Paul eine Katze zu hüten.« Ich hörte auf, meinen Rucksack zu packen, und sah sie an. »Weißt du, Mom, wenn ich aufs College gehe, werde ich jede Nacht weg sein. Was machst du dann bloß?« »Nun, ich… werde mit dir gehen. Ich werde neben deinem Bett auf dem Boden deines Wohnheims schlafen.« »Wenigstens hast du einen Plan.« Ich nahm meinen Rucksack und wandte mich ab. »Ja. Vielleicht möchtest du heute Abend ein Foto von mir mitnehmen«, sagte sie, als sie mir durch den Flur zur Haustür folgte. »Du weißt schon, wenn du dich einsam fühlst, kannst du mit ihm reden…« »Tschüss«, sagte ich und ging hinaus. Ich blickte von meinem Buch auf, als der Bus, der mich von Chilton nach Hause bringt, die Stadt erreichte. Als er an der Haltestelle stoppte, sah ich dort Dean auf der Rücklehne der Bank sitzen. Eine angenehme Überraschung. Er starrte den Vogelkäfig in meiner Hand an, als ich aus dem Bus stieg. »Haben Sie einen Vogel, Miss?«, fragte er. »Hi«, sagte ich. »Ich habe nicht erwartet, dich hier zu sehen.« »Ich wollte nur hallo sagen«, erwiderte er. Er beugte sich zu mir und gab mir einen Kuss. Ich lächelte. »Hallo.« »Hallo.« Er beugte sich erneut zu mir, um mich zu küssen.
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»Hallo«, wiederholte ich. Dean nahm den Vogelkäfig, und wir gingen los, vorbei an unserem Stadttroubadour Grant, der an der Straßenecke Gitarre spielte und sang. »Nun, wer ist dein Freund?«, fragte Dean und zeigte auf den Käfig. »Hausaufgabe.« »Wirklich?« »Wir werden den nächsten Monat zusammen verbringen, damit ich jede seiner Bewegungen beobachten kann. Eifersüchtig?« Er lachte. »Ich werde darüber hinwegkommen.« »Hör mal, ich hüte heute Nacht Babettes Haus, und ich dachte, wenn ich das richtige Angebot bekomme, muss ich dabei ja nicht alleine bleiben.« »Nun, ich biete dir meine Gesellschaft an.« »Ich akzeptiere.« »Gut.« Ich lächelte. Die Welt schien perfekt zu sein – ich hatte meinen Geschichtstest bestanden und die Sonne schien. »Möchtest du einen Kaffee trinken?« Dean seufzte. »Ich kann nicht. Ich muss arbeiten.« »Ich dachte, du arbeitest erst ab fünf Uhr.« Er schüttelte den Kopf. »Nein, donnerstags ab vier. Aus irgendwelchen Gründen ist an den Donnerstagen immer viel los.« Er lachte leise. »Eine Menge unterdrückter Hausfrauen kaufen das Abendessen für ihre Männer ein.« Bumm. Ich blieb stehen. »Wow.« Dean verharrte und drehte sich um. »Was?«
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»Das war ziemlich bissig!« Dean blickte völlig verwirrt drein. »Wovon redest du?« Ich starrte ihn total verblüfft an, weil er gar nicht zu begreifen schien, was er da gesagt hatte. »Diese Bemerkung über Hausfrauen, die das Abendessen für ihre Männer einkaufen.« Dean lachte. »Komm schon, das war ein Scherz.« »Na ja, aus deinem Mund war es ein ziemlich merkwürdiger Scherz.« Endlich dämmerte ihm, dass ich es ernst meinte, und er runzelte die Stirn. »Du bist sehr empfindlich, was diese ganze Donna-Reed-Sache angeht.« »Ich bin nicht empfindlich!«, erwiderte ich hitzig. »Ich finde sie nur lächerlich.« »Warum?« »Was meinst du mit >warum