FRANyOIS LOUIS GANSHOF
WAS IST DAS LEHNSWESEN?
4.)
revidierte deutsche Auflage
1975
WISSENSCHAFTLICHE BUCHGESELLSCH...
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FRANyOIS LOUIS GANSHOF
WAS IST DAS LEHNSWESEN?
4.)
revidierte deutsche Auflage
1975
WISSENSCHAFTLICHE BUCHGESELLSCHAFT DARMSTADT
AU5 dem Franzö�i5chen übersetzt von Ruth und Dicter Groh. De r vom Ver fasser durchgesehenen übersetzung wurde die dritte eigens für diesen Zwedt ubuarbeitete und erweiterte fra nzösi sche Auflage, Brüs5d 1957,
zugrunde gelegt. Französische Ausga ben :
Qu'e.,t-ce que la feodaJit�r 1. Aufloge. BN"e!. Offi« de Publi.i«. 19H. 2. �f,er... b,i"', und ''''''ei«"e AuiloKe. Brü"el. Office de Pub!«", und N.utMtd. U B.connitx, H...por &; Row (To";"boox,). 196\. .•
}., ..vidi.". Au/log, 1�6-I und N.... Yorx, H.rper &: Ro... (To,mbook,). 19M.
Ponugiesische übers�tzung;
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an
der Juristischen Fakultät
der Univ�rsiüt Paris
INHALT XI
Vorwort
XII
Vorwort zur Z'"" bei denen sich Analogien zum mil telalterlichen Lehnswesen des Westens namweisen lassen. So hat man in Bezug auf das alte Ägypten, Indien, das Byzantinisme Reich, auf die arabische Wdt. das türkische Reich, Rußland, Japan und andere Länder von einem Lehnswesen gesprochen, manchmal nach zu oberflämlichcm Quellenstudium in übereilter Schlußfolge· rung, in einigen Fällen - besonders im Falle Japans - jedom mit gutem Recht 2. Joseph Calmette und Mare Bloch zogen dem Begriff Lehnswesen den Ausdruck !:eodalgesellschaR: (.Sociere Jeodale''') vor. Wenn letztere Wendung sich durd:!setzen würde, bliebe das Wort_ _ Le�!)s wesen den gesd:!ichtlichen Gegebenheiten vorbehalten, auf die der Begriff in seiner zweiten Bedeutung zuträfe. Denn zweitens kann man das Lehnswesen als eine Gesamtheit von Institutionen dclinieren, die zwischen einem Freien, genannt ,.Vasall" ('fJassal), und einem anderen Freien, genannt (..H�rr" � (seigneur), Vexbindlidtkeiten zweifacher Art schaffen und regeln: der"Vasall'" ist dem. Herrn'" gegenüber zu Gehorsam und Dienst vor allem zum Waffeodienst - verpflichtet und der "Herr" denl -
Man lese über diesen Punkt die aU5geleidmeten Ausführungen O. HINTtU, WeJe7I IlnJ Vtrbrtitllng des Fellda!ismIlJ, Sitzuugsberidlte der Preußischen Akademie der Wisscnschaften, Phil.-Hin. KI:a.sse, Berlin 1929, M.....c BLOCHS, 1-4 Jodlti ftodak Les cl.mn tl it gouvmumtnt des 19-40, p. 2-41 tf. und die im Sammelband St"dien z..m hammel, Pars i mittel41terlichen Lehnswesen, hg. v. Tb. Mayer, Lindau und Konstanz 1960, erschienenen Auf5;itze. Siehe ebenfalls den Artikel Feudalism in Bd. VI der En,ydopedioJ 0/ Social Sdw,ts (Beitriige von K. As...It...",... über ...NCU über China, von A. H. LYlYI!II. über die Weh des Japan, von o. FII. Islam) und für Japan F. JOÜON OE5 LoNCJl.AIS, L'Eu er VOllest, Tokio und Paris 1958. 1
.
�
Einleitung
XVII
dem 10. und 12. Jahrhundert in solcher Anzahl und Ausführlichkeit erhalten sind, wie diese entre deux gelegenen Gebiete4• Sehr viel verdanken wir den Werken unserer Kollegen, die sich vor uns oder gleichzeitig mit uns dem Studium der Lehnsinstitu tionen gewidmet haben. Bestimmte Anschauungen sind jedoch das Ergebnis eigener wissenschaftlicher Forschungen und unsere persön liche Meinung. D a wir dem gebildeten Leser mit einer klar geglie derten Darstellung ein großes Problem der Universalgeschichte zu· gänglich machen wollen, und zwar im Lichte der jüngsten For schung, haben wir von einem Anmerkungsapparat abgesehen. Statt dessen bringen wir lediglich Fußnoten, die es ermöglimen, die in unserer Arbeit zitierten zeitgenössischen Quellen� in ihrem Zusam menhang aufzusumen5• Dem Leser, der seine erworbenen Kennt nisse erweitern oder vertiefen will, steht zu diesem Zweck eine kurze Bibliographie zur Verfügung.
Wir verwenden diesen Ausdrua: nadt L. LECLhE, der ihn in La qun !ion d'Occidmt, Brüssel 1921, zum ersten Mal bradtte und redttfertigte. 5 Um diese Texte allen Le$�tn vers!ändl idt zu madt�n, lassen wir d�n lateinischen Zit;lren eine deumhe übersetzung folgen. I Wir verfolgen hier einen iihnlidJen Gedanken wie M.>.RC BLOCH in La socihe jeodale. La jOfflUltion des liens de depmdana, Paris 1939, p.8, Anm. 1. �
E R S T E R TEIL DIE ANFANGE Bildung '(Ion Kli�nul�n im fränkischen Rtjch zur ltit dtr Mtrowingtr Wir dürfen annehmen. daß die Ursprünge der Lehns- und Vasalleninstitutionen im fränkischen Reich der Merowingerzeit
und ganz besonders in seinen Kemgebieten, den Ländern zwischen
Loire und Rhein zu suchen sind. Im_6. und 7. Jahrhundert litt der fränkisme Staat sehr häuJlg an mangelnder Stabilität, und oft herrsch ten geradezu anarchische Zustände. Der Braud!., beim Tode des Königs das Land unter seine Söhne aufzuteilen, die Kriege, die
sich daraus zwischen den Erben ergaben, die Kämpfe, die zwi· s�t.cI1 den aristokratischen Geschlechtern Austriens, Neustriens und Burgunds
-
um
uns an das Kerngebiet zu halten - ausgetragen
wurden. nachdem auf Grund der genannten Teilungen diese Ge bilde entstanden waren: d�. alJ_� �urde zu einer ständigen und Stets sid!. emeuernde
���_ ßer .Ul}�idJ.��.�t
,1,!rden. Dieser war ein in späträmischer Zeit ent standenes Institut des römischen Vulgärredues, das den Namen eines ungebräuchlich gewordenen Instituts des klassisd:lI�n römi schen Rechts (precarium) wieder aufgenommen hatte. Er übertrug dem Empfänger die Recllte des Nutznießen; 3m abgetretenen Land. Der Vertrag entstand auf Bitte des zukünftigen Empfangen, des "Prekaristen" und durch Zustimmung des Eigentümers. Als Redus titel mußten zwei Urkunden ausgestellt werden. die eine auf den Eigentümer und Verleih�, die andere auf den in den Genuß der leihe kommenden Empfänger oder ,.Prekaristen-, Als PUCflrUt. wurden nicht allein der Vertrag, sondern audJ. die Urkunden be zeidmet, besonders die, die der Beliehene für den Verleiher aus stellte, während man mit prestaria die vom Verleiher für den Be liehenen ausgestellte beuidmete. Die Prekarie begründete eine Leihe, die im allgemeinen von größerem Umfang war und auf Lebenszeit gegen Zahlung eines geringen Zinses und manchmal sogar ohne Auferlegung einer Zinspflimt vergeben wurde. Land vergabungen in Prekarie wurden vor allem durch Kirmen, mandJ. mal auch durm Könige oder große weltlime Grundherren vor genommen; dabei handelte es sich häufig um ganze Grundherr schaften, aber aum um Teile oder um ganze Komplexe von soldJ.en.
Man mochte mit solchen Vergabungen die verschiedensten Absichten verbinden: sei bewirtschafteter Gebiete einleiten oder den "Prekaristen- ver anlassen wollte, nun seinerseits dem Verleiher ein anderes Gut zu überlassen, das er gleichfalls zeitlebens in Prekarie nehmen würde, oder sei es, daß man sich des Wohlwollens eines MädJ.rigen versichern oder die Folgen einer erlittenen Usurpation durch Vor behalt des Eigentumsrechtes für die Zukunft rechtlidJ. ausgleichen wollte, usw. Die durch einen Prekarieverw.ag begründete Leihe, die Prek:uie im Fn!nzösischen wie im Deutschen bezeichnet man mit diesem Wort auch die durch einen Prekarievertrag entstandene Leihe an sich - ist alS9_eine ganz beso[ldere Form v2n �eneftzium. Ober den Vorgang bei der Vergabung VOll Bene6zien. die nidll durch
Das Benefizium
!l
einen Prekarievertrag begründet wurden, ist nichts bekannt. Die· Eigentümlichkeiten der Rechtsbräuche jener Zeit lassen uns jedoch vermuten, daß es einen Rechtsakt gab, der mündlich und nach einem Ritual symbolischer Gebärden vollzogen wurde. Die Frage ist nun die, ob es von der Merowingerzeit an tatsäch lim Herren gab, die, um ihrer Unterhaltspflicht gegenüber ihren Kommendierten, ihren vassi oder gasindi, zu genügen, an manche von ihnen Benefizien dieser Art vergaben. Dies muß der Fall gewesen sein. Wir dürfen annehmen, daß man es mit Sich.erheit zumindest für das Ende des 7. Jahrhunderts behaupten kann. Wenn gegen 735/737 Eberhard, Sohn des Herzogs Adalbert vom Elsaß, in einer für die Abtei Murbam im Elsaß ausgestellten Ur kunde sagt, er habe ein bestimmtes Gut . . . in Benefizium vergeben (inbeneficiatum habuimus), und wenn er in derselben Urkunde am Ende einer Aufzählung seiner Güter alle die nennt. die er als Benefizium an seine Vasallen vergeben hat (ad vassos nos/ras beneficiatum habui), handelt er offenbar nam einem bekannten i und sogar seit langer Zet so wenig quellenmäßig belegte Beispiele dieser Rechtspraxis, daß wir nich.t annehmen dürfen, daß sie vor der Mitte des 8. Jahr hunderts sehr verbreitet war.
Diplomata II, Nr. 544', pp. 355-357. Vgl. W. LEVISON, Kleine B�iträg�;zu Quellen d. fränkiHhen Gmbichu, Neues Ardliv d. Ge �el!sd!. f. ältere Deutsme Gesmidmkunde, XXVII, 1902, pp. 373-388. �
PAIlDESSU>,
ZWEITER T E I L DAS KAROLINGISCHE LEHNSWESEN EINLEITUNG Wie wir sahen, hat die fränkische Gesellsmaft seit der Mero wingerzeit die Vasallität in ;Form einer Institution gekannt, die Verbindlimkeiten schuf, welme auf Gehorsam und Dienst lauteten. Ebenfalls war ihr ejne Form der Leihe auf Lebenszeit, die sehr vorteilhaft für den Beliehenen war und manmmal sogar unentgelt lich vergeben wurde - das Benefizium -, bekannt. Es gab Fälle, in denen ein Herr einem Vasallen zur Sicherung seines Unterhalts, den er ihm als Gegenleistung für seine Dienste schuldig war, ein Benefizium überließ. Hier handelte es sim j�dom um ein außer gewöhnlidJ.es Zusammentreffen beider Institutionen, welches für eine allge ein geläufige Rechtspraxis zu halten durdJ. nichts geremt fertigtjst Nirgendwo finden wir, daß zentrale Instanzen des fränkische Staates - die Könige oder die Hausmeier - an ihre yasallen oder an ihre Antrustionen Benefizien vergehen hätten. � Erst im Laufe der Karolingerzeit trat ei'!� .}\!1_de�ng ein: die beiden Instifutioneif," oie-bis--d�hin un: - hängig voneinander_�bestan�cn hatten, asallität und Benefizium wurden weitgeh,end ,mitejna,nder vereini t so daß sie ein ganies S stern von Institutione� bildeten, Es scheint uns geredltfertigt, von n n an den Begriff "karolingisches Lehnswesen" zu verwenden, Diese Vereinigung VOll Benefiziu'm und Vasallitä-t und die Entwicklung heider Institutionen vollzogen sidJ. übrigens nur schrittweise. Wir müssen also in unserer Darlegung zumindest zwei Perioden chronologisch untetscheiden ie Zei!. ..?.!r erst_eIl Karolinger und di� it Karls des. �ro�n _ und_ se�ner ' Nachfolger.
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ERSTES KAPITEL
DIE
fEUDO-VASALLlTISCHEN
INSTITUTJONEN
UNTER
DEN
ERSTEN
KAROLINGERN
Tatsächliche Verbindung von Vasallität und Benefizium Verbreitu,"Jg dieser Institutonen i Vasallität und Benefizium traten seit der Zeit der ersten Karo�
linger - Hausmeier Kar! ManeH (Z}6-74t), Hausmeier Karl
mann 1. (741-747) und Pippin
III.,
Hausmeier (741-751) und
König (751-7!.-&1 - gemeinsam auf. zumindest de facto.
Für das fränkisme Reim stellten das Ende des 7. und die erste
Hälfte des 8. jirlihundert; eine�Zeit beinahe �au·fhörlicher Kämpfe dar. Bü!gerkriege haben d�� Aufstieg·i?ippins II., später "von Her� stal" genannt. und seines unehelichen Sohnes Karl Martell begleitet.
Kriegszüge wurden gegen die Alamannen, Bayern, Aquitanier und
Proven�alen unternommen, die danach strebten, sich ganz oder
teilweise aus dem ReidJsverband zu lösen; dann galt es, äußere
iJY:�� .
Feinde Friesen, Samsen und Sarazenen zu bekämpfen. Für all diese Unternehmungen bedurften Pippin 11. und vor allem Karl Martell einer großen Zahl von gut bewaffneten
und
ihnen völlig
ergebenen Kriegsleuteo, die sie sich dadurch vers_._-
ste Handlung darstellte. Siehe z. B. Capitulau missarum von 792/793, c.4, BORET1US, Capitularia, I, Nr.25, p. 67 und die Vita Hludowici Pii des Astronomen, c. 2, p.618. !, Erster Conventus von Meersen, aO 847, II!, 2, A, BORETlUS U. V. KUUSE, Capitularia, 11, 1897, Nr.204, p.71. :; BORET1US-KRAUSE, Capitularia, I, Nr. 77 (ai. 802-803), c. 16, p. 172 u. Nr. 104, c. 8, p.295; vgl. auch II, Nr.204 (ao 847), § III, c.3, p. 71.
Das
32
karolingische Lebnswenn
Vasallen der Grafen ähnliche Missionen erfüllt, und gewiß erhielten sie auch ebenso wie die Vasallen der Ki�en oder der Partikular
herren bestimmte Aufträge am Hofe ihres Herrn oder in der Ver waltung seiner Landgüter. Aber seit der Regierun�zeit Karls des
Großen wurde der Vasall h!lI!Rts.��lidLIür Waffen4i�nttl j� An
sprum - genoinmen. Die Kapitularien weisen eine überfülle von
i Bezug auf Dienstleistungen dieser An auf. Der VerfUgungen n Herr darf übrigens den Vasallen nur zum Dienst für den König zum
Waffendi nst aufrufen. Wir wissen jedodt. daß seit der Zeit Ludwigs aes From n die großen Aufrührer gegen den Kauer stets an der
s�
ze ihre, V�sallen marschiert sind.
'iifl
ie Wend gen, mit denen die Quellen diesen Dienst der Vasallen bneidmCn, ennnem an-- Sklaverei ' oder "ß Knedlt$cha , die
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immer mehr an die Stelle der ersteren tritt.lOer geläufige Begriff
ist in der Tat !!rv�t;um, jedodJ. Ut_ offensidnJich nidm Ehren-
�war war
rühriges mit ihm ver��nde
807
jener Uuldaridl, der sieb
in srrtJitium des Bischofs von Freising in Bayern begab, sicher
ein Vasall von red!.t niederer Herkunft, aber gegen End� des Jahr
hunderts verwendet Regino in seiner Chronik denselben Begriff für den Eintritt des Bayernherzogs Tassilo in die Vasallität Kar!s des Großen im Jahre 787: tradrns sr manib"j ad srrtJitium. Es die begegnet sogar - wenn aum in einem literariscnen Werk _
Wendung militiae ilest,� seroüutem, .die Kned!.tsmaR: Eurer Vasal
lität"', mit der ohne eine Spur von Geringschätzung der Dienst der Königsvasal!en bezeichnet wird tS• Unterordnung des VasliIlll!n unter SriMTJ HI!TTTJ
Diese Terminologie, die Aufzählung.einer begrenzten Anzahl von legitimen VerlassungsgTÜnden des Vasallen gegenüber seinem Herrn,
das Verbot, einem anderen Herrn Kommendation zu leiSlen, unter
streichen den ..absoluten- Ch�rakter der Unterordnung des Va sallen. Aus Gründen der Obersidltlichkeit bringen wir die Analyse
der den Vasallitäuvertrag konstituierenden Akte in einem Kapitel
" T. BrTTu.Auf, Dir T�
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Sol Ein durakttrinisdter Text 6ode! sich in den Ann"k� F..ldenJts, Teil 111, aO BBl, hg. F. Kurze, Hannover l8'}l, p.loo.
Das karolingische Lehnswesen
"
Ton Saim-Manin-de-Tours beim Grafen lkringerius von Le Maru
über einen seiner Vasallen namens Patericus. Aber Beringerius
erklärt sim für nitbt zuStändig und sdtickt die Kläger zu Roben. dem Bruder des Königs Odo - quod non esstt JUUS solummodo
tJiJsaUus, quamvis ex suo hrneJicio aliquid haberet, sed potius 'tIasalius Rotberti, amid sui, quia plus ab ipso htntficiHm tenebatU, denn Patericus sei nicht nur sein VaJiaU. obwohl er ein Bene6ziurn
..
von ihm habe, sonduo er
se i
mehr der Vasall seines Freundes Ro
bert, da er von diesem ein größeres Benefizium habe". Offensichtlich ist also zu dieser Zeit zumindest in @"estfranken die Doppelvasalli rät fast überall zuge1assen Ka�m eine Neuerung hat den
-:)
ursprunglimen Charakter der Lehns- und Vasallenbindungen so stuk veränden� In Ostfranken ist sie zu diesem Zeitpunkt lange nient so stark verbreitet wie in Westfranken.
Es wird sieb herausstellen, daß sid:!. noch ein viener Aspekt der
Lerou- und VasallelJ.bindungen verändert hu, und zwar das
Verhälmis z'!Y"iscnen dem persönlichen und dem dinglichen Element. Im Jahre 815 erinnerte Ludwig der Fromme an die Regel, mHh der die Vasallen alle Einkünfte aus ihren Benefizien für den Dienst verwenden sollten, den sie ihrem Herrn schuldig seienS6• Das
Wesentliche sind hier die Vaullenbindungen, die die Verpflichtung zum Dienst be nden. In Be2ug 'auf sie hat das Benefizium nur einen einzigen Zwedt: den Dienst für den Herrn möglichst effektiv
grii
z.u gestalten. Als Hinkmar 868 'über den Dienst schreibt, den die
Vasallen einer Kira.e dieser - und auf sein Eingreifen hin auch dem König - schuldig sind, erklärt er, es sei ihre Pflicht, ihn secundum quantitatem et qualitatem bt!1ejicji17 zu leisten, "je nach
Größe und An des Benefiziums". Er gibt also zu, daß zwischen dem Dienst - des Vasallen und� 'der Größe des Bene6iiüJIl$ eine Relation besteht.' Das Benefizium ' wird damit zum Maßstab und beinahe z-� Bedi�gung riir die Leistung des Dienstes. Eine Um wälzung der�i!eg�iffe' bahnt si� an. -
.
" GaUia Ch,ütuma XIV, hg. v. B. Haur�au, Imtrumenta, Nr. 37, Sp. 53.
" Siehe oben, pp. thonor� Die Grafen oder audi die Markgraren und Herzöge, denen mehrere Grafen unterstellt waren, erhielten oft innerhalb oder · außerhalb ihres Herrsdia.A:sbereicnes vom König Benefizien. 00. •
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tien waren ihre ltmter jedoda stets mit Landgütern, deren Erträge !hnen gehö.!!�n. O;u waren die �es de_ c�mitatll. "die an dM-Gra�
fenamt gebundenen Güter". Man
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__ _ ' A_.�• . _ � _ _
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Siehe oben, pp. 45--48.
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Convl!'n!U$ in villa Colonia,
laria Ir, Nr.
254, p. 255.
c.3, 4
u.
5, BOREnus-KRAUSE, Capitll
•
_
61
Der Herr stellt sid:! zwismen Vasall und König
unterstellt. }.ber auf all diesen Gebieten trat die Per.son des Herrn neben seinen Vasallen, um ihm zu helfen und ihn zu schützen, ja sie trat sogar zwischen den Staat und den Vasallen: der Vasall leistete Heerfolge unter dem Befehl seines Herrn, und vor G�ricf:lt stand ihm dieser bei oder vertrat-ihn. Um den Vasallen zu erreichen, insbesondere den unbelehnten oder nur mit einem bescheidenen Benefizium versehenen, dessen Abhängigkeit vom Herrn größer war als die der anderen, mußte sidt der Herrscher - zumindest in Westfranken "":'- .mehr und- mehr an den Herrn wenden, damit dieser von seiner Gewalt über die Person des Vasallen Gebrauch machte. Als Kar! der Kahle 853 durdt ein in Servais veröffentlichteS Kapituhr missi mit der Verfolgung von Räubern beauftragte, die im Reich Unruhe stifteten, befahl er, niemand dürfe diesen Räubern Asyl gewähren, und jeder sei gehalten, den königlichen Sendboten Beistand zu leisten. Sollte 6n Untertan diesem Befehl zuwider handeln, so habe, si . . . altcrius homo fHcrit, senior CHius homo fuerit illum regi praesentet, "wenn er irgendjemandes Vasall sei, sein Herr die Pflicht, ihn .vor den König zu bringen". Der König kann sich also an den Herrn wenden, damit dieser den Schuldigen ausliefert. Dreißig Jahre später hat sich die soeben angedeutete Situation dahingehend zugespitzt, daß König Karl mann 883 in Compiegne die Bestimmung erläßt, daß jeder Herr, dessen Vasall sidJ zu den Räubern schlägt, diesen Vasallen dem König ausliefern muß, damit er die vom Gesetz vorgesehene Strafe empfängt. Wenn es ihm nicht gelingt, ihn auszuliefern, muß er für ihn Buße zahlen, quod si eum adducere non potuerit pro eo secundum statuta legum emendet1t• Diese dem Herrn übertragene � Verantwortlichkeit für den Vasallen zeigt besonders deutlich, daß die unmittelbare Herrschaft, die der Staat noch über den in eine Vasallität eingetretenen freien Mann ausübt, auf ein sehr geringes Maß zurückgeführt ist. In Westfranken sind am Ende des 9. Jahr hunderts die Vasallen der weltlichen Partikularherren sehr weit gehend "mediatisiert". �
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Capitulare miSSOTum Si!f)llcense, c. 4, BOJoETIUS-KRAUSE, Capitularia Nr. 260, p. 272; Capitula Compmdiis de rapina promulgata, c.3,
l.
II,
_
ebda. Nr. 286, p. 371.
Das hrolingi,dJe Lehnswesen
62
U?jese auflösenden Momente der Lehns- und VasaIlenbindungen
haben nidu zum Zusammenbruch de� SU.3ces geführt-...Nidlt sie sind die UfSadiejerierust.rp:lticinen�� durch die'seit Begiiir: des tO."j;hr hunderts der bedeutendnc Teil der höchsten staatlichen Befugnisse
langsam aus den Händen des Königs in die einer Vielzahl von Territorialfürsten in. Frankreidt und Italien überging .::J:n Deutsch .
land waren es - wenn aud! in Ifleinerem Umfang - die Herzöge.
die die Herrschaft. an sich risse nJ Aber die Entstehung dieser Terti der deutsdien torialfürstentümer und - weit weniger ausgeprägt Herzogtümer wurde dadurch begünstigt, daß die Lehns- und _
Vasallenbindungen die Madu des Königs gesdlwächt hatten.
Die Rolle der KronV4fallrn Abgesehen von deo aufl5sendcn Tendenzen gab es andere. die in entgegengesetztem Sinn wirkten. Zunächst die Einflüsse von
seiten der Kronvasallen, der vassj dominici casati, die keine honortl, sondern - in den verschiedenen Teilen des Reiches - Benefizien
hatten. Zweifellos haben sie im 9. und zu Beginn des 10. Jahr hundem den Königen oftmals, mit oder ohne Erfolg, im Kampf
gegen die Usurpationen örtlicher Machthaber, der Herzöge. Mark grafen oder Grafen, geholfen. Im größten TeiJ des Reiches ge
lang es diesen schließlich, die Königsvasallen zu "mediatisieren".
Nam Tei publicae Slatu iam nimis turbato regales tlassos in sofentia marchionum .sibi subiugaverat, sagt ein zeitgenössischer
Text: "Denn auf Grund der Wirren, die im Staate herrschten, gelang es den Markgrafen in ihrer Vermessenheit, die Kron
zu unterwerfen." Derselbe Text liefert interessantes Beispiel für""'" die Auvergne. Am Ende du
vasallen ihrer Herrsa.aft ein
9. Jahrhunderts war da ein Kro-,!vasall mit Namen Geraldus von
Aurillac - er legte sich übrigens unrechtmäßigerweise den Grafen
titel zu - der seine Treupflicht nicht
verletzen
wollte. Trotz der
Bf:mühungen Herzog Wilhelms des Frommen von Aquitanien
weigerte
er
sich hartnäckig, in seine Vasallität einzutreun. Aber
schließlich konnte er dem Drängen des Anderen nid1t mehr wieder stehen; cr gab nach, allerdings unter Wahrung der Form: nicht er selbst wurde Vasall Wilhelms, nepotrm tamtn $HHm nomine Rainaf·
Die Bedeutung der Lehns- und Vasallenbindungen
63
dum eidern cum ingenti rnilitum numero cornmendavit, "sondern' ließ seinen Neffen Rainald, :. - der offenbar sein Erbe war mit einer großen Schar seiner Vasallen in die Vasallität Wilhelms eintreten" 11, Die Mediatisierung war vollzogen. In Deutschland gehörten die Kronvasallen dort, wo sie ihre Eigenschafr als solche bewahren konnten, wahrscheinlich zu jenen Kräften, dank derer das Königtum dem Schicksal entging, zu Beginn des 10. Jahr hunderts vollständig von den Machthabern verdrängt zu werden, die sich mit dem litel von Herzögen an die Spitze der meisten großen Gebiete wie Sachsen, Schwaben, Bayern usw. gestellt hatten. � «
Die Bedeutung der Lehns- und Vasallenbindungen als aufhaltendes Moment der Auflösung des Staates Noch auf andere Weise und zwar mit entscheidend haben sich die !:.��:_un � "y �al.!. p._El�!:!ll.
- --
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-
J. Rrus SERRA, Carlulario de San Cugat de! Vams, Barcelona 1945-47, Nr. 479; F. MIQUEL ROSELL, Liber Feudorum Maior. eartulario real que se cons�rva en d Archivo de la Corona de Aragon, 11, Barcelona 1947, Nr. 693, pp. 201-204 ( DOM Luc O'ACHEJ.Y, Veurum aliquot scripto rum spicilegium, 1. AufL, VI, Paris, 1664, p. 4H); Dom C. DEVIC u. Dom J. VAIS5ETE, Histoire generale de Languedoc. hg. v Privat, V, Toulouse 1875, Nr. 206 - CLXXV, Sp. 415-417; BERTJ.AND PE BROUSSILLON, Car� tulaire de I'abbaye de Sajnt�Aubjn d'Angers, I, Angers 1903, Nr. 1 (die Bedenken L. HALPHEN'S, Le ,omte d'An;ou, au Xl. siecle, Paris 1906, p. 260, gegen die Echtheit dieser Urkunde scheinen mir nimt geremtfertigt). Sollte eine Urkunde aus dem Jahre 978 (F. UDINA, EI .Uibre Blanch- de Santes ereus, Barcelona 1947, Nr. 2) weder unecht nom gefälscht sein, dann würde die erste Erwähnung des Wortes hominaticum in der Graf smafl: Barcelona schon aus dem erwähnten Jahre stammen. Die Edltheit dieser Urkunde wird jedoch bestritten. • ßERTHOLD, Annal�s, ao 1077, hg. v. G. H. Penz, MG. 55. V, p. 205. 8
-
.
•
Die Mannscb:lI\
75
{Jostre horn. Der große englische Redmgelehrte Henry of Bracton
gibt in seinem z.wischen 1250 und 1258 verfaßten Tractatus de kgibus eine längere Formel, die ebenfalls mit den Worten beginnt: Devt:nio homo vester . Auch der Herr konnte mit einigen Worten seinen Willen kundtun, z. B. heißt es in den Etablüstmt:nts: Je {Jos remi! tl pran a ho� . 11. Von den beiden EI('TJ1enten, aus denen sich die Mannschaft zusammensetzt,"" spreit offens' ichtlich die Hand gebärde eine weientliCher_e Rolf; als - die mündlich� Willens erklärung der Parteien. Nach der R«htsauffassung des Mittelahers schaffen Willenserklärungen allein und se1bsi: übereinstimmende Willenserk1ärungen nod;" keine ReChte a'n Samen oder Personen, die wir in die Kategorie der dinglichen Rechte einreihen wUrden. Uner,läßlidl n i -, aaß eine sinnenfällige Handlung, meist symbolismer Art, vollzogen wird. Im Falle der Mannschaft ist es die immixtio manuum. Wenn man sich die juristisene "Atmosphäre" und das geringe Abstraktionsvermögen der damaligen Zeit vergegenwärtigt, wenn man ihre Vorliebe für das Konkrete kennt, versteht man, daß man in ihren Augen vor allem duren Vollzug einer Handgebärde z.um Vasall wurde. Daher auch Wendungen wie manus alicui daTe, "jemandem die Hände rt'khen" oder n i manus aljcuius 1Jf!niu, �in jemandes Hände kommen" in dem Sinn von "in jemandes Vasalli tät eintreten", aliquem peT manus accipere, "jemanden durch die Hände aufnehmen" in dem Sinn von "jemanden in seine Vasallität aufnehmen" und andere analoge, manchmal auch ausführlichere Wendungen wie aljcuius manibus iU1Ictis JOTe feadalem homi nem 11, .durch Zusammenlegen der Hände jemandes Lehnsmann werden". . .
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lG Etabllsstm�nls d� Saint Louis 11, 19, hg. v. P. VioJlet, H. Paris 1881, p. 398; S""CTON, Dt ltgibws el tOnJJletJldinibus Anglille, fo 80, hg. v. G. E. Woodbine, 11, Ne... Havcn 1922, p. 232. 11 5lGlIi!IlT VON GEMJ!.OUX, Chronographi" (1082-1106), aO 1007, hg. v. L. C. Bethmann, MG. 55. VI, p. 354; no/iria der Vetleihung des Hennega...s, :I" 1071, $. o. p. 68, Anm. t; A>lnilles A11"�nses majores (Nieder-A!laicb, Bayern, 11. Jahrhundert) ao 1045, hg. v. E. v. Oefcle, Hannover 1891, p. 39; D. C. DOUGLAs, A Charter 0/ En/eoffment under Wil!iam the CcmqJltror, English Hinorical Review, XLII, 1927, p. 427 (1066 87).
76
Das klassische Lehnswesen
Der Mannsmaftsritus ist ein Ritus der Selbstübergabe. Das Einlegen der Hände in die des Herrn symbolisiert die übergabe der ganzen Person des Vasallen an den Herrn, und dessen Gebärde, das Umschließen der Hände des Vasallen mit seinen eigenen, sym bolisiert die Annahme dieser Selbstühergabe. Zuweilen hat man sich jedom aum der Mannschaft bedient, um andere Bindungen als vasallitisme zu schaffen: die MannsdJ.afl: konnte z. B. im Hennegau im 12. Jahrhundert und in Flandern und der Normandie im 13. Jahrhunden ein Friedensversprechen besiegeln12, Solche Fälle, in denen die Mannschaft auf nidu-vasalliciscbe Verhältnisse an gewendet wird, treten jedoch erst später auf, und wir glauben, daß sie zu der ursprünglichen Bestimmung dieses Rechtsaktes in keiner lei Beziehung stehen. /.. Da die Mannschaft einen symbolischen Akt der Selbstübergabe darstellt, verstehen wir, warum in Deutscbland die Ministerialen ursprünglich ihrem Herrn keine Mannschaft leisten durften. Der Herr hatte über seinen Ministerialen auf Grund dessen persönlicher Stellung eine unmittelbare und direkte Gewalt. und deshalb wäre eine Selbstübergabe sinnlos gewesen. Abweichungen von dieser Regel treten erst in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts auf, als der Stand der Ministerialen eine soziale Rangerhöhung erfuhr und das, was an ihrem persönlichen Status noch an den alten Stand der Unfreiheit erinnerte, sich immer mehr verlor. Es gehörte zum Wesen der Mannschaft, daß sie frei vollzogen wurde. In Gegenden und zu Zeiten, in denen der Herr eine starke Gewalt über seine Vasallen ausübte, sind jedoch Fälle vorgekommen, in denen ein Herr seinen Vasallen zwang, einem anderen Herrn Mannschafl: zu leisten. Nach Ordericus Vitalis übergab z. B. im Jahre 1105 Herzog Robert Kurzstiefel ("Courteheuse") von Normandie seinem Bruder Heinrich I. von England seinen Vasallen, den Grafen von Evreux quasi equum et bovem, wie ein Pferd oder e
..
C. DUVIVIER, RecherrJus sur le Hainaut ancitn, 11, Brüsscl 1866, P. J. Nr. 127', p. 584; G. ES�INAS, La flie urbaine de Douai au moyen n
äge, III, Paris 1913, P. J. Nr. -420, p. 321; Summa de legibus Normannie (Mitte des 13. Jahrhunderts) XXVII, 5, in J. TAII.DIF, Coutumiers de Nor mandie, 11, Rouen 1896.
Der Treueid
77
einen Odue.n": tune R. dux ipsum r�gi per manum porrexit ", .dann übergab Herzog Roben ihn dem König durch die Hand", d. h. er entließ ihn aus seiner Vasallität in die des Königs, indem er ihn den MannschafUritw vollziehen ließ.
Dn TreHeiJ Auf die Mannschaft: folgt bekanntlich der Treueid (fides, . manchmal sacramentum, iuramentum. iusiurandum mit oder ohne �
.
-
- --
fide/itatis; frz. {ai, deutsch Treue, Huldelf, niederländisch hulde u, manchmal Jyauteit10 nach dem französischen /taute). Dieser wurde stehend geleistet: unter A�Qegen� d� Hand.auf eine._ res_ sacra,_ die --
.
Heilige �rH� oder �enJt.�,Fquitt1;Sdtrein. Manmmal gab der V-Mal) zuerst das Treuvenprechen und be kräftigte dieses dann durm einen J;id. Vielleidlt stammt dieser Brauch, die unter Eid gegebene Treuzwage aufzugliedern, aus der
Karoling:f,!eit. Für das 10. Jahrhunden ist er jedenfalls durdl Riebet belegt. In Flandern wurde er nom im 12. Jahrhundert geübt.
'
I� dem Venrag, den Graf Roben n. 1101 tnÜ dem englismen König Heinridl I. a1»chloß, heißt es über seinen Eintritt in die
Vasallitit des Königs, daß er sieb seinem Venragspattner /iJe et sacrammto, "durch Treuzwage und Eid" verpflichtete. Im Jahre
1127 verspredten die flämisdlen Vasallen dem neuen Grafen Wtl helm von Normandie zuerst die Treue und bekräftigen dann ihr Verspcedlen durdt einen Eid. Spuren desselben Braudles begegnen
I' ORDUICUS VrrALls, HislorUJ �,ksiaJlica (Norma.ndie; 1120-1141)
XI, 10, hg. v. A. Lepr�von> IV, Paris 1852, p. 20t. I' Zum Beispiel im S"chwupj�gd (Niedersadlsen, 1215-1235), Lehn redn 47, 1, hg. v. K. A. Ec:khardt', Göttingen 1956, p. 66. I' Im Spätmittelalter bezeichnete das niedtrliadische WOrt bHlde hll.u tlg und viel öfter als das deutsche Wort Hulde den ganzen Komplex von Mannschaft und Treueid und rna.ndlmal sogar die Mannschaft allein,
5. o. p. n.
Leen�k t>4tI VL.mdUtn (14. Jahrh.) c. 2, in L. Gn.LIOPT5 VAH SIlVEUl'I, COHtHme tiH BOllr, tir BrNgel IU, Briind 1885, p. 208. ••
78
Das klassische Lehnswesen
im Hennegau im 12. Jahrhundert 1 7. Dann scheint er sich zu verlieren. Eine Formel des Treueides ist uns bereits bekannt aus jenem Abschnitt, in dem sich Galbert auf die Ereignisse in Flandern 1127 bezieht. An dieser Stelle wonen wir nodJ. ein paar andere anführen. ZunädlSt einer dieser langen lateinischen Treueide, die vollgepfropft sind mit Wartern der occitanischen Sprache, die im 10., 1 1 . und zu Beginn des 12. Jahrhunderts im Languedoc (Langue d'Oc) ge� bräuchlich waren. Die Ausführung ihrer Klauseln ist oft sehr de� tailliert, in manchen Abschnitten erinnern sie an die Eide der Karolingerzeit. Hier die Schlußformel eines vasallitischen Treueides, den Graf Rotgarius von Foix dem Bischof Peter von Gerona 1034 leistete: De ista ora inantea fidel serai egv Rotgarius, filius Garsen
a te Petrone episeopo, filio Adalaiz per rectam fidem, sine ingan, sieut oma debet esse ad seniorem suum sine nulia sua deeeptione me seiente, "ich, Rotgarius, Sohn der Garsinde, werde dir BisdlOf Peter,
Sohn der Alix, von dieser Stunde an treu sein, in rechter Hulde, ohne böse Absicht, wie ein Mann seinem Herrn treu sein soll, ohne ihn wissentlich zu betrügen". Nun ein deutscher Text aus der ersten Hälfte des 1 1 . Jahrhunderts, und zwar der Treueid, den der Böhmenherzog Bretislav l. dem deutschen König Heinrich III. leistete, als er 1041 in dessen Vasallität eintrat: iusiurandum regi
feeit ut tam fidelis illi maneret quam miles seniori esse deberet, omnibus amids eius fore se amicum, inimieus inimieum; "er
schwor dem König, daß er ihm treu sein werde wie ein Vasall seinem Herrn und daß er Freund seiner Freunde und Feind seiner Feinde sein werde". Ein 1236 in Frankreich geleisteter Vasallen� eid lautet: Ego . . . ab ista hora inantea personam tuam non eapiam, >
11
RICHER, siehe oben, p. 71 u. Anm. 3. F. VERCAUTEREN, Aetu des
(omtes de F/andre, 1071-1128, Brüssel 1938, Nr. 30, c. 1, p. 89 (über das Datum: C. Johnson u. H. A. Cronne, Regesta Regum Anglo-Norman� norum, II, London 1956, Nr. 515, p. 7 und F. L. GANSHOF, R. VAN CAENEGEM, A. VElllWLST, Note
SNr l�
premier traiti anglo�flamand de
DoufJreJ, Revue du Nord, XL, 1958). GALBERT VON BRÜGGE, S. o. pp. 72-73. Zum Teil bisher unveröffentlichte Te1l:te, die den Hennegau be
dans Anm. 49.
treffen, bei N. DIDIER, Le droit des fiefs
moyen age, Grenoble 1945, p. 28,
la eoutume de Hainaut
au
Der Treueid
79
vitam et membra tua non tollam, nec homo, nec femina, meo con
silio '(Jel meo ingenio; "im verpflimte mim von Stund an, dim nimt
gefangenzunehmen, dim weder deines Lebens noch deiner Glieder
zu berauben; ich will weder selbst solmes tun, nom will im einem
Mann oder eine!' Frau dazu raten oder sie dazu anstiften". Und
zum Absmluß ein von Bracton aufgezeimneter Treueid: Hoc audis, domine N., quod fidem portabo de vita et membris, corpore et
catallis et terreno honore, sic me Deus adiuvet et haee saneta; "höre,
Herr, daß im deinem Leben, deinen Gliedern, deinem Leib, deinem
Besitz und deiner irdischen Ehre meine Treue entgegenbringen werde. Dazu mögen mir GOtt und diese heiligen Reliquien helfen" 18. über den Sinn und den wahrsmeinlimen Ursprung des Treueides
haben wir bereits im Rahmen der Vasallität der Karolingerzeit gespromenu. Es ist also unnötig, darauf zurückzukommen.
Die Verbindung der beiden den vasallitischen Vertrag begründenden Akte ist so eng, daß der Treueid unmittelbar auf die " ' ' "Dies'liiloet-S'eiiie;- Nieder�Chlag i;; der Mannscl1äff '� '"folgen -- - ' - ' iilüK" _.
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Sprame der Urkunden: hominii dominis a maiore facti et fidrlitatis ab eo(ü'meisde;;;' p�omissae, liest man in einer Urkunde des Grafen .
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Balduin V. von Hennegau über die Mannsmaft und das Treu
verspremen, die der Meier von Onnaing seinen Herren, den Stifts
herren des Kapitels von Notre-Dame zu Carnbrai leistete2�. Die
französisme Wendung loi et hom m��die seit dem Spätmittelalter iinmer näU6gerzur"'Bezeim'"��g j�nes Komplexes von Handlungen,
die Vasallenbindungen begründen, verwendet wird, bringt die enge
Verbindung beider Elemente vollkommen zum Ausdruck. Man wird von nun an sagen, daß ein Herr jemanden a foi et hommage aufnimmt, um auszudrücken, daß er ihn als Vasall aufnimmt. Von .---�_
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Siehe oben p. 72, Anm. 4; C. BRUNEL, Lu plus anc:iennes wartes en langue provenfale. Paris 1926, Nr. 2 (= D),:VIC u. VAISSETE, a. a. Q. V, Nr. 202); AnnaLes Altabemu maior�5 ao 1041, pp. 27 u. 28; Manmchafl, die König Jakob L von Aragon dem Bischof von Maguelonne leistete, bei A. T!WLET. Layettes du Tresor des Chartes II, Paris 1866, Nr. 2471, p. 329; BIlACTON, De Legibus fo 80, hg. v. Woodbine H, p. 232. 11 Sieh� oben, pp. 27-30. te C. DUVIVIER, Actes et documents anc:iens intbessant La Belgique, II, Brüssel 1903, Nr. 64, p. 133. ,
Das kh.s$isme Lehnswesen
80
einem anderen wird man sagen, daß er ein Gut - ein Lehen a loi et hommage besitzt, cl. h. in seiner Eigensmafl: als Vasall. Im allgemeinen galt wohl die Regel, daß. der Vasall zur Leistung von Treueid und Mannschaft den,H�rrn a!1f.+ijJlu.chen.hatte (portare fidem), si. h., ��i4es ,Wuf.ge _al!l _Ijaupt�ohnsitz .des..Herrnßder am Hauptorul�r Gt�lldherr�ch�ft.r;r,u�welcher_ das Lehen des Vasallen g�4.qt:f!:. ge)��!et. In der Normandie waren die Vasallen der Her zöge seit 1091 formell dazu verpflichtet. Davon abweichend gab es nM andere Bräuche. In Frankreim leisteten z. B. die Inhaber be stimmter sehr bedeutender Lehen, die an den unmittelbaren Land besitz ihrer Herren grenzten, Mannschaft und Treueid auf der . Grenze zwismen heiden Gebieten. Dies galt im allgemeinen für den Herzog von Normandie als Vasall des Königs von Frankreim vom 10. bis zum Beginn des 13. Jahrhunderts, für den Grafen von Cham pagne als Vasall des Herzogs von Burgund und für versmiedene kirmlime Herren im 12. und 13. Jahrhundert. In diesen Fällen sagte man, Mannschaft werde geleistet in locis in marchiam depu tatiJ, in marchia, "en marche"21, "auf der Grenze". _
r
Der Kuß Neben Mannschaft und Treueid wurde fast_ überall, vor allem aber in Frankreich, nom ein dritter Akt vollzogen, und zwar das osculum, der Kuß. In Deutsmland begegnet er seit dem 1 1 . Jahrhundert. Der :&1:151u:h Ekkehard IV. von Sankt-Gallen (wahrschein� lich kurz nach 1057 gestorben) berichtet, daß 971 Notker in Gegen wart Dttos I. zum Abt gewählt wurde und in die VaSJIUtät des Kaisers eintrat: meus tandem eris, ait, manibusque receptum OSCH latus es!; moxque ille evangelio'allato, fidem iuravit, �dann wirst du mein Mann sein, sagt der Kaiser, und nachdem er ihn durch die H�nde aufgenommen hatte, küßte er ihn. Dann wurde ein Evange.
-- -
11
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ei"'Rri;g;�t des Vasal·
reöka;n
auf mannigfadte Weise
geregelt
sein. Manche
VasalleD
müssen mit voller Ausrüstung antreten, andere wiederum nur mit
einigen Teilen dieser Ausrüstung. letzteres ist z. B. der Fall bei den vavtJS$ores, den kleinen Untervasallen derTerritorialfürsten und der großen Herren, oder in einem Teil Wcstfrankreichs bei den Vasallen, die nur ganz kleine lehen besitzen. Manche Vasallen waren nut oben, p. 58 und Anm. 12. ., Sidle oht-n, p. ID, Anm. 25.
CI
Siehe
92
Da, k!:u$isdH� Lehnswesen
persönlich
Waffenclienst verpflichtet, andere dagegen mußten eine bestimmte Anzahl von Rittern mitbringen, die sie im all gemeinen aus der Sclur ihrer eigenen Vasallen, also der Unter vasallen ihres Herrn rekrutierten. Hier gibt es die verschiedensten zum
Abmachungen. Manche müssen auf Befehl ihres Herrn alle -Kräfte zur Heerfahrt aufbieten. müssen cum omnibus 'fIiribus hominum
$uorum tam equirum quam peJitum43
rscheren, so wie der Graf
ma
i
von Hennegau 1076 als VasaU des Bischofs von Lünich. Andere wiederum müssen nur eine begrenzte Anzahl von Rittern stellen: der Graf von Flandern erfüllte zu Beginn de!l 12. Jahrhunderts seine Pflichten gegenüber seinem Herrn, dem König von Frankreich,
(ost) mit zwanzig Rittern ansdtloß: R. C07rn!$ aa Philippum regem ibit cum XX militibus tantum; dem
wenn er sich dessen Kriegsheer
englisthen König, dessen Vasall er 1101 geworden war, mußte e r dagcgaJ
in England
oder
in der
Normandie mit tausend und im
Maine mit fünfhundert Rittern dienen4'. Vom 11. Jahrhundert an richtet sidJ. der Waffenditnst im allgemeinen nam der Bedeutung des Lehens, das der Vasall jeweils: innehat, ausgenommen England, wo das Königtum gemäß der Struktur seines Heeres die Bedingun gen selbst festsetzte. In Frankreim und Deutschland wurde der Waffendienst häufig bis ins einzelne von den Parteien untertinander geregtlt, vor allem beim Eingehen neuer VasaJlmbindungen. Tn England, wo das Königtum seine Herrsdtafl über das ganze Vasal· lenwesen zu erhalten vermocht hatte, gilt die - übrigens bisweilen durchbrmnene - Regel, daß der Herr seine Vasallen nur zum Dienst für den König zu den Waffen rufen darf. Die älteste uns erhaltene Belehnungsurkunde zeigt uns, wie diese Regel gehand.· habt wurde: zwischen 1066 und 1087 bestimmt Wilhelm der Er· oberer, daß ein Ritter
namens
Peter, an den auf sein Geheiß vom
Abt von Bury Sim Edmunds ein lehen vergeben wird, nur zum Waffendienst aufgefordert werden darf, wenn diese Aufforderung
•• U
Siehe oben, p. 83, Anm. 25.
Ao ltOI :r;wischtn Graf Robert II. von Flandern und Heinrich l. von
England gesdtlossener Venrag von Dover, c.12, "SI. c. t u. c.2, 11 \I. H, bei F. VEIlCAUTF;I!,I!N, Aats Jej (omu, Je FI/mJ,t, 1071-1128, Briis $Cl 1938, Nr. 30, pp. 89, 90, 92.
Auril.i.um an den Abt selbst ergangen ist, priusquam ex partt regiJ46, im Namen des Königs".
..
erst
Selbst die Art des Waffendienstes konnte variieren. Zum Beispiel unterschied man in Frankreich und England gewöhnlich zwismen expeditio und �qujtatio (oder cavalcata), zwischen Heerfahrt (ost)
ulld Reiterzug (chwauche�). Die erstere war eill ziemlich bedeu tendes kriegerisdles Unternehmen, während letzterer von kurzer Dauer war und gelegentlich sogar nur ein einfacher Geleitdienst. In Deutsdtland stellt seit der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts die Romfahrt. d. h. der Zug, den der König nach Rom unternahm, um dort zum Kaiser gekrönt zu werden, ebenfalls eine besondere An des Waifendienstes dar, 1U dem die Vasallen und die Unter
zumindest seit Friedrich vasallen der Krone verpfliduet waren Barbarossa die Vasallenpßidnen an Stelle der Untertanenpflichten _
zur Grundlage dieses Dienstes machte. Der Bischof OltO von Freising erwähnt in seiner Aufzeichnung der Gnta des Kaisers das "niwrsorum tquitum agmen Jeoda babmtium, d. h. "du aus der Gesamtheit der belehnten Ritter bestehende Heer", und weiter schreibt er, daß die Fürsten singulos bene/iciatos suos zu den Waffen
riefen, d. h. ,.jeden, der ein Benefizium von ihnen zu Lehe n hat te".'. Die Burghut (stagium, (ustodia, frz. e$tllge), d. h. die Be wachung einer der Burgen des Herrn, ist ebenfalls eine Form des
Waffendienstes41• Sehr häufig i.n der Vasall auch verpflichtet, seinem
D ouGus, eharft, 0/ E"JuJJmmt, EngJiJh Historieal Review, XLII,. p.247. " Grsta Fridt7icj IlmptratQrU 11, 12, hg. Y. G. Waitz und B. v. Sim son, Hanl\Qver 1912, p.10. n Siehe zum Beispiel für den Hennegau im 12. Jahrh. die zahlreimen Abschnitte in der Chronik Giselbens, in denen von der Burghut die Rede ist, die die gräflime Vasallen auf den Burgen von Mons, Valenciclll\u u. Bc;aumom ihrem Herrn leisten mußten, GlosSOlrium. $. yo nagium; für Frankrcid! siehe die Ftooa CIilmp.miar, ein Verzeidmis der Vasallen des Grafen von Champagne von ca. 1172, bei LONGNON, Documentl rtlatifs au comt� dt Chdmp"gne tI dt 8,it, I, pp. 1-74; was die königliche Vasallität betrifft. liehe z. B. das Verzeichnis der ligi5dlen Vaullen da Königs, die auf der Burg Monthlery Burghut leisten mußten, in den Script" dt /todis. hg. v. L. Delisi.:, Rteuril dts historitns dts Gaults tI dt I,. Fr""Ct', XXIII, pp. 671_675. U
Das k!assisme LehMwesen
Herrn seine eigene Burg offenzuhalten und sie ihm auf Geheiß zur Verfügung zu stellen: itlJ quod comiü Htmonirnsi ... ad omnes monitionts .uas ... (aUrum suum 'fJel munirionem suam debtat rtddere, sagt Giselbert in bezug auf sämtliche Vasallen des Grafen von Hennegau, die eine Burg oder irgendein festes Haus besaßenu. Der Vasall war dem Herrn den Waffendiemt ohne besondere
Gegenleistung schuldig. Die Vasallen waren jedodl bemüht. die
Dauer lhrer Leistungen einzuschränken. Seit der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts hat sich allgemein durchgesetzt, daß der Vasall nur eine bestimmte Anzahl von Tagen, oA:: vierzig, dienen muß und
daß der Herr über diese Frist hinaus nur gegen Zahlung eines Soldes über seinen Dien5t verfügen kann. Manchmal werden auch
örtliche Begrenzungen vereinbart. All diese Fragen wurden übrigens sehr häufig in besonderen Obereinkünften zwiscnen den einzelnen Partnern geregelt,
bei
denen Beschränkungen, vorgesehene Ab
weichungen. möglicherweise zu zahlendes Entgelt etc. festgelegt
wurden. In Deutschland, Lothringen ausgenommen, wurde der
Waffenclienst erst zu einem späteren Zeitpunkt eingeschränkt; aud! waren hier die entsprechenden Regelungen ungenauer und weniger weit verbreitet. üb sie in England vor der Mitte des 12. Jahr
hunderts e)[istierten. jn ungewiß.
Aus den Quellen wissen wir. daß es außer militärisdlen Dienst :'I?��_ d��rvi��1!l gab. Manchmal leistungen nom andue.)
scheinen sie an zweiter Stelle neben dem Ritterdienst zu stehen. Es kOmmt auch vor. daß lediglich Dienste völlig anderer Art vor
gesehen sind wie etwa Aufgaben in der Verwaltung des Grund besitz.es, höhere Amter im Hause des Herrn, Oberbringung von
Botschaften, Geleit etc. Als B�jspiel können wir etwa anführen. daß einige der Hauptvasallen des Bischofs von Paris die Aufgabe hatten, den neugeweihten Bischof auf den Schultern in die K.athe drale zu tragen. Ebenso gehört hierher der Fall eines englischen
Kronvasallen, der bei einer überfahrt den Kopf des Königs halten mußte, wenn dieser seinen Magen über Bord erleichterte4t• Unserer Ansicht nach handelt es sich dabei oft um Dienstleistungen, die senOn .. C. 43,
hg v. Vanderkindere, p.75.
.. B. GubAllo, C",lMltsj,t dt figiist NOlrt-D"mt dt P"ris I, Parit
AUIilium
95
seit Jahrhunderten nicht mehr zu den eigendimen Aufgaben eines Vasallen gehörten. In Deutlimland lassen sim salme Phänomene dadurch erklären, daß hier derartige Pflichten den minisuriales oblagen, die im Laufe des 12. Jahrhunderts in die Vasallenschal\ aufgenommen wurden. Der �!I.!���t� wurde mandunal cfur� .7,:!!!!!J�.I::}!!�,e}. sum � �.�urc:h das . ;: t ll m oder � .2!!. lg,. fn. t(/4age, .!�� . Tn n;. rngfand durftei1'-s ldi $diOn früh besonders die unteren Sdtidt ten der Lehnshierarmie (die Inhaber von Dienstlehen (eng!. ser jeanty) jedoch ausgesmlossen) mit Einverständnis des Königtums vom servitium mi/itare loskaufen S'. Aus finanziellen Gründen unter stürzten die Plantageneu seit der zweiten Hälfte des 12. Jahrhun derts systematisch die Erhebung von Schildgeldern als Ersatz für den Ritterdienst. Sogar für die unmittelbaren Kronvasallen wurde diese Regelung eingeführt. Diese Steuer gab dem Königtum die Mittel zur Sdlaffung eines Söldnerheeres an die Hand, das zu jener Zeit einem Vasallenheer an Beweglidl.keit und Zuverlässigkeit überlegen war. In Frankreich gab es das Schildgeld zwar auch, jedoch kannte man hier noch andere Formen des Loskaufs. Im Beauvaisis, in der Gegend um Paris, im OrManais, im Anjou, im Maine, in der Touraine und im Poitou wurde nicht selten die Gestellung eines Pferdes oder einer entsprechenden Geldsumme (das roncin Je serviu) als Ersatz für die persönliche Leistung angenommen. Dieser Brauch hat sich im 12., vor allem aber im 13. Jahrhundert verbreitet. parl.eben findet �an nom.E�.Ieist.'-!�.&�_�.!'-_,Stelle_des Waffendienstes. So wurden etwa ein Paar Handschuhe gegeben, ej'itSCh�wert, Hufeisen etc. Leistungen dieser Art wurden als solche chrenhalber betrachtet, ad honoremII, wie aus einer Urkunde von 1199 hervorgeht. die vom Abt von Murbach und Zürich für die Abtei Enge/berg in der heutigen Schweiz ausgestellt wurde. Daher wurden sie auch im deuumen Lehnrecht "Ehrschatz" genannt.
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l;is, schreibt lihnlichcs in seiner Coutume du Comte de Clermont en Beauvaüis: ,.Nous disons el voirs est selonc nostre coustume, que pour autant comme li hons doit a son seigneur de loi et de loiaute par la reson de son homage, tout autant li sires en doit a son homme-u, "wir sagen - und so bestimmt es unser Gewohnheitsredlt - daß ebenso wie der Vasall seinem Herrn auf Grund der ihm geleisteten Mann schal1: Treue und Aufrichtigkeit schuldet, auch der Herr seinem Mann dasselbe schuldig ist." Der Gegenstand der pflicht sowohl des Herrn als auch des Vasallen umfaßt einerseits die Treue und andrerseits gewisse Leistungen. Wir können hier die T�!!.!:lFflicht.des Her:;t nur kurz beruhren. Sie :�,�������J..n den Grund..:§�7.11_Aer Treupt1icht des YMalkn: einerseits verpflichtet sidtderHerr zur Ull� � JI AasX:eb ii:U� ffiJiarungen: t���.s':lEi.ps t . C ::E ii e �r;����_.a��!. �; Ej�ntum des Vasallen gefährden könnten57; andrerseits ist die Tre�;�l;Ie'G;ü�halt�'ng: -�fie jede; v�dl�lten des Herrn gegenüber dem Vasallen behermnen und durch.dringen 5011. Die L � ���1:IEÄ� lassen sich in zwei K�te_K?!i�n einteilen, die uns . bereits aus der Karolingerzeit bekannt sind: der Herr sch.uldet seinem Vasallen Schutz undJlurcrhalt. Bracton meint die Schutz " ' paldIt, wenn er ;a;reib� ; da d';; M annsch.al1: ex parte domini protectio, defensiv et warantia, d. h. "von Seiten des Herrn Schutz, Verteidigung und Gewährleistung" bedeutet58• Dies läufl: darauf hinaus - und alle Zeugnisse stimmen darin überein - daß der Herr gehalten ist, dem Ruf seines Vasallen Folge zu leisten, falls dieser ungerechterweise angegriffen wird und daß er ihn gegen seine Feinde verteidigen muß. Diese Verteidigung kann vemniedcne
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Siehe oben pp. 8�7. PHILIPPE OE BEAUMANOIR, Coutum�s de Beau vaisis, Nr. 1735, hg. v. A. Salmon, Il, Paris 1900, p.383. '7 Siehe z. B. das 18. Kap. des Vertrages von 1101 zwismen England und Flandern, in dem die Handlungen aufgezählt sind, die der König als Herr des Grafen seinem Vasallen gegenüber zu unterlassen hatte. Sie sind mit denen identisch, die der Graf ah Vasall des Königs seinem Herrn gegenüber nidJ.t begehen durfte und die im 1. Kap. aufgez:ihlt sind; siehe oben, p. 89 u. Anm. 36. IS De Legibus, fo 80; hg. v. Woodbine, TI, p. 232. 51
Das klassisme Lehnswesen
100
"
Formen annehmen; manchmal ist sie Gegenstand von Vercin� barungen, die die Parteien untereinander treffen. Das Hauptgewicht liegt auf der Verteidigung mit Waffengewalt. $0 muß der Herr eventuell einen Xrieg "a'�r"sidl"nellriien:-um seIne n -vasal!err-'�U 'veiteiaigen,-W:ie"e:;�:·ä:�vön- "König" Pliilipp-
�.__
._-
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..._._ _ .
Siehe oben, p. 83, Anm. 25. �I Siehe oben, p. 87, Anm. 30; Wilhelm
.. . _
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.."
58L
v.
Normandie. Graf
v.
Flan-
Gegenstand der Herrenpflidlt
101
Unterhalt gewährt der Herr dem Vasallen hauptsäd::tlidt, um ihn in die Lage zu versetzen, Dienst zu leisten, insbesondere den Waffendienst, den er von ihm erwartet. Dieser Unterhalt kann wie in früherer Zeit auf zwei verschiedene Weisen gewährt werden. Der Herr kann den Vasallen direkt an seinem Hofe, in seinem 'Hause unterhalten. oder er kann ihm ein Lehen gewähren; in viel selteneren Fällen ein Allod oder eine Leihe in Prekarie oder sogar eine Zinsleihe. Dudo von Saint-Quencin mamte zu Anfang des 11. Jahrhunderts einen sehr deutlimen Untersmied zwischen den beiden ersterwähnten Arten der Unterhaltsgewährung. Er be richtet, mit welchen Worten Graf Wilhelm Langsdlwert von Nor mandie einigen seiner Untergebenen die Bitte um Vergabung von Land zu Lehen absmlägt. Er legt ihm die folgenden Worte in den Mund: Terram quam a me requiritjs non pOlSum largiri vobis;
omnem tantum suppelltctilem quam possideo concedam lihenter vohis: videlicet armillas et balteos, loricas et galeas, atque cambi tores, equos, secures ensesque praecipuos auro mirahiliter ornatos. Gratia mea continua, militiaeque palma in domo mea fruemini, si incumbentes meo servitio 'Vo/untarie fueritis60; "Das Land, das
ihr von mir verlangt, kann idl euch nimt geben, aber alles, was ich an beweglichem Gut tatsädllich besitze, gebe ich eudl gern: Armschienen und Degengehänge, Panzer, Helme, Beinschienen, Pferde, Streitäxte und sehr schöne Schwerter, wunderbar mit Gold verziert. In meinem Hause werdet ihr eudl stets meines Wohl wollens erfreuen, und ihr werdet den Ruhm der Ritterschaft ge nießen, wenn ihr mir willig und ergeben dient." Neben diesem französismen Beispiel; welches den Lebensurnständen ,der vassi casati sehr deutlidJ. jene Regelung gegenüberstellt, weldle für die Vasallen getroffen wurde, die man als zum ritterlichen Gesinde gehörig betrachten könnte,1 nun ein Beispiel aus Deutschland aus derselben Zeit. Es handelt �idJ. um einen Brief, der zu Beginn des 11. Jahrhunderts von einem Mönm der Abtei Tegernsee an einen dern,
in einem Brief
VON BRÜGGE,
c.
von
1128
an
den König
v.
Frankreich, GALBEJ\T
107, p. 154.
... De moriblJs et actis primorum Normanniae ducum, In, J. Lair, Caen 1865, p.187.
44, hg.
v.
Das klassisdte Lehnswesen
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mit ihm verwandten Grafen geschrieben wurde. Er verwendet sich für einen Vasallen dieses Grafen, der sich beklagt, se adhuc rarere beneficioe,\ "bis jetzt noch kein Benefizium erhalten zu haben.... In Frankreich gibt es während der ganzen hier behandelten Zeit vassi non casati, oft baccalarii, ftz. bache/iers, genannt. In England _ hier heißen sie household knights - ttiffi: man sie mindestens bis ins 12. Jahrhundert, und in Deutschland gab es sie ebenfalls. Ihre Zahl war nicht gering. Aber die Wunsche und das Streben dieser Va sallen haben eine Entwicklung vorangetrieben, die schon unter Kar! dem Großen begann. Im Verhältnis zu den belehnten Vasallen hat die Zahl der non casati unaufhörlich abgenommen. In manmen Gegen� den erhält seit Beginn des 11. Jahrhunderts jeder Vasall in der Regel sein Lehen. Der unbelehnte Vasall wird immer mehr zur Aus� nahmefigur: sehr häufig nimmt er nur vorübergehend diese Stel lung ein, indem er etwa auf eine Belehnung wanet oder hofft, nach ein paar Jahren ergebenen Dienstes ein Lehen zu erhalten; und selten wird diese Hoffnung getäuscht. Ursprünglich schloß die Verleihung eines Benefiziums nidlt notwendig andere Formen des Unterhalts aus. Hieran erinnert nom ein Brauch, nam dem die Herren ihren Vasallen jedes Jahr '()cstes, d. h. Kleidungsstücke schenken mußten. Zum Beispiel mußte der Bischof von Lüttich dem Grafen von Hennegau und seinen drei bedeutendsten Burggrafen jedes Jahr zu Weihnachten drei Paar Gewänder zukommen lassen 6!. �
-
Herren und Unter'()asallen Die durch Ma��smafl: und Trelleid geschaffenen Rechtsbeziehun gen galten nur für die Vertragspartner. Zwischen Herr und Unter v!ls�l1.,�nt �_t�,:Al>,e.ineJ�._e_teitn, II, Nr. 105, p. 512 (ai, 1tH-l 1l5);
weht herausgegebene Texte au) dem Hennegau
VOll
1 216 und 1251, die
DIDIER ia D,oir du !iejJ, p. 7, Anm. 41 und p. 2, Anm. 5 zitiert. 14 Z. B. Brief FutbertS v. Chartres an Wi[hclm v. Aquitauicn. Siehe
oben. p. 87. Anrn. 30.
Das klassische Lehnswesen
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freie Leihe, in Beziehung gesetzt zum serviti14m militis, zum Ritterdienst. Besonders deutlim wird die damalige Rückständigkeit der deut� smen Terminologie an Hand eines bekannten Ereignisses während des Reichstages, den Friedrid:! Barbarossa 1157 in Besanr;on in seinem Königreich Burgund abhielt. Päpstlime Legaten hatten einen Brief des Papstes Hadrian IV. überbracht, in dem dieser gegen den deutsmen Herrscher Vorwürfe erhob und gleichzeitig in bezug auf die durch ihn vollzogene Krönung Friedridu zum Kaiser diesem versimene, daß er ihm mit Freuden nom. maiora beneficia hätte zukommen lassen. Wahrscheinlich war man in Rom, wo der deutsche Gebrauch von beneficium bekannt war, auf den Gedanken gekommen, mit dem Doppelsinn des Wortes zu spielen. Offiziell waren jedoch eindeutig "größere Wohltaten'" gemeint. Denn das WOrt wurde in der päpstlimen Kanzlei in diesem Sinne gebraucht. Friedrims berühmter Kanzler und zukünftiger Erzbismof von Köln Rainald von Dassel übersetzte diese Stelle - wahrscheinlich mit Absicht - anstatt mit "Wohltat" mit "Lehen"', welmes in Deutsm land normalerweise beneficium entsprach. Dadurch wurde der Ein druck erweckt, der Papst behaupte, er habe die Kaiserwürde zu Lehen vergeben. Ein paar Außerungen eines der Legaten verstärkten diesen Eindruck noch. Daraufhin gerieten die deutsmen Fürsten in große Aufregung, und hätte der Kaiser nimt Einhalt geboten, so hätte einer von ihnen, der Pfalzgraf Otto von Wittelsbach, dem
Legaten Roland Bandinelli, dem zukünftigen ,Papst Alexander IU., den Smädel gespalten 26. Lehnsobjekt
Das Lehen bestand meist aus I.iiqger�IL'y.Q1LJ!!!t�!gp.i..�,dJi.t.er Ausdehnung: sie konnten den Umfang großer Gebiete haben ode; ·sld1··auf einige Hufen oder Morgen besmränken. Sogar ein Smloß unabhängig von Grund und Boden konnte Lehnsobjekt sein. Im Hennegau wurde z. B. in der zweiten Hälfte des 12. Jahr hunderts jedes Smloß vom Grafen zu Lehen gehalten, selbst wenn !5 OTTO v. FKEISING, Gesta Friderici, Foruetzung von RAHEWIN, III 9, 10, 11
u.
17, hg.
v.
Waitz
u.
von Sim50n, pp. 174-179, 187-189.
c,
Lehnsobjekt
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es auf einem Lehen erbaut war, das nicht aus der Hand dieses Fürsten summte oder auf einem Allodtl. Dariiberhinaus konnten eine Wurde, ein Amt, ein Recht Gegenstand der Belehnung sein. Die französischen ..Territorialfürsten", die durch Usurpation Amts· nachfolger der Vertreter der karolingismen Reichsgewalt geworden waren, hatten ihre Herrschafl:sbefugnisse vom König zu Lehen. Leben dieser Art nannte man in Frankreich schon sehr früh fi�fs de dignitl. Ebenso ist die Lage in Deutsdtland bei den Herzögen, bei zahlreimen Markgrafen und Grafen, bei den Reichsbischöfen und bei manchen Reichsäbten und Reimsäbtissinnen. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts verrumte Friedrim Barharossa, den Staat auf lehnrechdimer Grundlage zu reorganisieren, und von diesem Augenblick an besaßen die Reidufürsten des neuen Reims fürstenstandes, der größte Teil der Bischöfe und einige Ahte, die Henöge, die meisten Markgrafen und wenige Grafen ihre Herr sdiafUgewah als Leben aus der Hand des Königs. Diejenigen Mark· grafen und Grafen, die nidu zum Reidi!fürstenstand zugelassen waren, hatten ihre Herrschaftsgewalt vom König in Unterleihe. Aber neben diesen hohen Gewalten, die stets öffentlim-remdicher Herkunft waren, wurden zahllose Xmter und zabllose Redlte "ver lieben�: Marktgebühren, Zollrechte, Münzred!te, Gerichtsbarkeiten, die Amtet von Burggrafen, Vogten, Meiern, Verwaltern von Ge rimubarkeiten, SteuereiDehmern etc. Wenn das Lehnsobjekt in all diesen Fällen auch kein Grundstück war, so war doch meistens mit der Be.I.��nung jeweils die Vergebung eines Gebietes oder eines kleineren 5tüdt Landes verbunden: der König von Frankreich vergab die Grafsmafl: Flandern, der deut.sdle König das Herzogtum Brabant, der Graf von Flandern verlieh die Kastellanei Briigge, ein Kloster verlieh etwa die Vogtei über eine bestimmte Anzahl von Gütern. Irgendjemand batte eine bestimmte Herrschaft zu Lehen, einen bestimmten Marknoll, einen bestimmten Brückenzoll, das Amt des Meiers in einem bestimmten Dorf oder das Heimfallsredlt an einem bestimmten Ort. Es war jedodt durchaus möglich, daß weder ein Gebiet nom ein kleineres Stück Land mit der Belehnung verbunden war und daß ,. GI5EllEI;T VON MONS,
Chroniqll�, e. 43, hg, v. Vande�killdere, p. 75.
Das klassische Lehnswesen
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das Lehensobjekt in einem Redlt auf ein Einkommen bestand, auf eine regelmäßig zu zahlende Summe, auf eine Rente, wie man vom 13. Jahrhundert an sagen wird. Dies war das sogenannte feodum de bursa, das "Kammerlehen", frz. fief de bourse. Die Feudisten, d. h. die Rechtsgelehrten, die sich in ihren Werken mit der Rechtslage der Lehen beschäftigten, werden in Frankreidt zu weilen den Ausdrulk /ieis de revenue27 benutzen. Mandunal be gegnet der Begriff fief-rente, Rentenlehen. / In Niederlothringen werden Lehen dieser Art am Ende des 10. Jahrhunderts, in anderen Teilen des deutsmen Reimes und in Frankreich - vor allem in Flandern - im 1 1 . Jahrhundert verliehen. Eines der ältesten Beispiele aus Flandern datiert von 1087. Vertrags partner sind hier der Abt von Saint-Bertin einerseits und Arnulf und sein Bruder Gerbodo, der Vogt des Klosters, andererseits: homines nostr; manibus effeeti quatuor marchas argenti, unusquis que videlieet duas, et hoe eonstituto tempore, id est in festivitate Sancti Mieaelis, in bene/itium singulis annis reeipiunt!8, ,.namdem sie durch Handgang unsere Vasallen geworden sind, erhält jeder von ihnen jedes Jahr zu einer bestimmten Zeit, d. h. am Midtaelis tag, zwei Mark in Silber als Lehen." Niemand machte von Kammer lehen in so großem Umfang und so systematism Gebrauch wie die englische Monarmie unter den nonnannismen und angevinismen Königen. Eines der ältesten in allen Einzelheiten bekannten Bei spiele betriffi das Kammerlehen des Grafen von Flandern. Gegen stand des Vertrages von 1101 2wisdten Heinrim I. und Graf Robert H. ist die jährlime Zahlung von 500 englismen Pfund an Robert: propter praedictas eonventiones et praedietum servitium dabit rex Henrieus comiti R. unoquoque anno CCCCC libras anglorum denariorum in feodo. Mittels derartiger Belehnungen gelang es der englischen Monarchie vor allem im 12. und 13. Jahr27
droil
FRAN�OIS RAGUEAU und EUSEIIE DE LAURIh.E, GlosIair� du
franfois, Paris 1704, sub vo.
,a B. GUERARD, Carfulaiu de Saint-Bntin, Paris 1841, p. 202;
HAIGNERt, Lu chartu de Saint-Bertin,
gl . D.
v
I, Saint-Omcr 1886, Nr. 85, p. 33.
Gerbodo war 1066 mit Wilhelm de·rn Eroberer nam Eng!and gefabren; er wurde dort nach der Eroberung Graf von Chester, blieb es jedom nur einige Jahre.
Lehnsobjekt
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hundert, eine beachtlich große Zahl von fcanzösismen und deutsmen Fürsten und anderen Herren - vor allem aus Flandern und Nieder
lothringen - z.u ihren Vasallen zu maenen. Der erste französische König, der unseres Wissens Kammerlehen vergab, war Ludwig VII.n. Seine Nachfolger betrieben von dem Augenblick an, als sie auf Grund finanzieller' Einkünfte dazu in der Lage waren, d. h. seit Philipp
AuguSt, diesdbe Politik.
Man kannte versmiedene Formen von Kammerlehen. Entweder wurde dem Vasallen eine Geldsumme angewiesen, mit der er
ein Gut oder ein Remt erwerben sollte, das ihm ein regelmäßiges Einkommen gewährleisten konnte. Dies war der Fall bei Richard von Orcq, einem Vasallen des Grafen Balduin V. von Hennegau, dem sein Herr 200 Jibras . . . ut in /todum Jigium eas convtrtertt
anvertraute, also ..zweihundert Pfund, die er in ein ligismes Lehen
umwandeln solhe". Das Lehen konnte ebenfalls in einem festen
Einkommen bestehen, das aus einer ganz bestimmten Einnahme
quelle erworben wurde: so etwa das Lehen, das derselbe Graf an Balduin von Neuville vergab und das in Form einer jährlidlen Rente von dreißig pfund auf das wim;gium (ein Wegezoll) von
Mauheuge wgewiesen wurde, undt ei winagio Me/bodiemi 30 librtu
annuAtjm assignavjt. Meistens war das Kammerlehen jedodi niche
an eine besondere EinkommensqueUe gebunden; Gegenstand der
Belehnung war dann eine Anweisung auf den Kronsmatz. Dies war gemeinhin der FaU bei Lehen, die von Königen an Fürsten oder an ausländische Adlige vergeben wurden: so etwa die hundert Mark
Sterling jährlichen Einkommens, die die Grafen Balduin IV. und Balduin V. von Hennegau im 12. Jahrhundert vom englischen König als Lehen erhielten: ei Iuper 100 marmij sttrLingorum magno pondo
anmultim habends i hominium !eeit . . . sicut ej"t pattr ab ipso rege n ab ejus avunculo Henrieo rtgt Anglie in/eodatus /ueratJt.
Die französischen Feudisten bezeichneten manchmal alle Lehen, deren Objekt unkörperlich war, als fie/s en l'Air. Auf Grund man-
V�rtrag von HOl, c. 18, siehe oben, p. 92 u. Anm. 44. A. L\;CH,l.IU. Eruat JM' les aClt5 de Louis VIl, Paris 188S, P. J. Nt. 3S3, Jl55--IIS6. !'t
GISEI.!IEJlT VON MONS, Chroniquc, c. 115 u. 69, hg. v. Vandtrkindere pp. 175 u. 109. *'
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Das klassisme Lehnswesen
ge1nder Eindeutigkeit konnte sidt dieser Ausdruck jedodJ. nie all gemein durmsetzen Sl• Sehr verbreitet war im 10. und 1 1 . Jahrhundert die Ver leihung von Kinnen - Klöstern, altaria, d. h. Pfarrkirchen, sowie Kapellen - an weltliche Vasallen gleich welcher Stellung, um diese in den GenuS der Einkünfte aus den dazugehörigen Gütern, aus der dazugehörigen Dotation oder direkt aus der Ausübung des Amtes (Zehnt, Opfergaben der Gläubigen) zu setzen. Einkünfte kirchlidJer Herkunft und vor allem der Zehnt gehönen denn auch zu den begehrtesten Lehnsobjekten. Beinahe jeder König, jeder Fürst und - wenn sie Gelegenheit dazu hatten - auch andereHerren haben ihre Vasallen mit Kinnen oder mit Einkünften kirmlicher Herkunft belehnt. Häufig finden sich in den Privaturkunden Klau� seIn wie die, die sich auf die Rückerstattung der Kirche von Chouzy im Blesois an das Kloster Marmoutier wahrscheinlich 1033 durch den Grafer. Odo 11. von Blois und Chartres bezieht: Alanus, Britannorum comes clariHimus et Eudo, traur eius qui d� me praedictam ecclesiam in bene/icio tenebant, pro lucro aeternae
hereditatis comenserunt, "der hochedle Graf Alanus von Bretagne
und sein Bruder Odo, die von mir die obengenannte Kirche als Benefizium hielten, haben ihre Einwilligung gegeben, um dafür das ewige Heil zu erlangen"32. Durch die Gregorianische Reform versmwand diese Art von Belehnungen zwar nimt völlig, wurde jedom - je nach Land in verschieden starkem Umfang - beträmt� lich reduziert. Zu Beginn des 12. Jahrhunderts häufen sim die Fälle, in denen Vergabungen von Kinnengut an Laien rückgängig gemamt wurden oder Anlaß zu Zwistigkeiten gaben, die dann meistens durm irgendein übereinkommen beigelegt wurden. So kommt z. B. das Kloster Montierender in der Champagne 1 1 1 4 durm Eingreifen des Bischofs von Troyes wieder in den Besitz der Kirme von Ceffonds (Haute-Marne). Einer der Vorgänger des Bischofs hatte eigenmämtig über die Kirme verfügt (violentia cujusdam mei predecessoris injuste sibi ablatum, sagt die Urkunde) Nouva �xa�n d� l'usage general d�s fitIs en France, I, Paris 1727, p. 397. » Gallia Chrütiana, XIV, Instrument. ecd. Turonensis, Nt. 48, Sp. 68. 31
BRUSSEL,
Lehnsobjekt
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und sie an den Grafen von Brienne verliehen, und der hatte sie wiederum seinem Vasallen Engelbert zu Lehen (in casamento) gegeben. Bei derselben Gelegenheit erstattete der Graf von Brienne die Hälfte der Kinne von Sommevoire (Haute-Marne) zurü