Der Splitter
im Auge
Gottes
HEYNE SCIENCE FICTION & FANTASY Nr. 06/3531 Titel der amerikanischen Originalausgabe THE ...
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Der Splitter
im Auge
Gottes
HEYNE SCIENCE FICTION & FANTASY Nr. 06/3531 Titel der amerikanischen Originalausgabe THE MOTE IN GOD'S EYE Deutsche Übersetzung von YOMA CAP 17 Auflage Redaktion Wolfgang Jeschke Copyright © 1974 by Larry Niven und Jerry Pournelle Copyright © der deutschen Übersetzung 1977 by Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co KG, München Prmted m Germany 1998 Umschlagfoto David Hardy Umschlaggestaltung Atelier Heinrichs, München Gesamtherstellung Presse-Druck Augsburg ISBN 3-453-30424-1
DRAMATIS PERSONAE Roderick Harold Lord Blaine Arkley Kelley Admiral Sir Wladimir Richard George Plechanov
Commander der Kaiserlichen Weltraumflotte Schütze der Kaiserlichen Flotteninfanterie und langjähriger Vertrauensbediensteter des Hauses Blaine Vizeadmiral und Kommandeur der Kaiserlichen Flottenverbände von New Chicago, Amtierender Generalgouverneur von New Chicago Kaiserliche Weltraumflotte, Kommandant der Mac
Kapitän Bruno Cziller Arthur Commander John Cargill KWF Erster Offizier der Mac Arthur Commander Jock (Sandy) Sinclair,KWF Erster Maschinist der Mac Arthur Kadett Horst Staley, KWF dienstältester Kadett an Bord der Mac Arthur Kadett Jonathon Whitbread, KWF Kevin Renner Navigationsoffizier der KWF-Reserve im Leutnantsrang Lady Sandra Liddell Leonovana Bright Fowler BaccalaureusArtium, Magister Scientiae, Doktorandin der Anthropologie an der Universität von Sparta Seine Excellenz Horace Hussein Bury Handelsherr und Wirtschaftsmagnat; Aufsichtsratsvorsitzender der Autonetics Ges.m.b.H. Kadett Gavin Potter, KWF Admiral Howland Cranston Oberbefehlshaber der Streitkräfte Seiner Kaiserlichen Majestät im Sektor Trans-Kohlensack Seine Kaiserliche Hoheit Richard Stefan Merrill Vizekönig der Kolonien Seiner Majestät im Sektor Trans-Kohlensack Dr. Anthony Horvath Wissenschaftsminister des Sektors Trans-Kohlensack Dr. Jacob Buckman Astrophysiker Pater David Hardy Kaplan im Kapitänsrang, KWFRes Admiral Lawrenti Kutuzov Vizeadmiral und Kommandeur der Kaiserlichen Expedition in die Region jenseits von Murchesons Auge Senator Benjamin Bright Fowler Vorsitzender der Majoritätspartei und Mitglied des Geheimen Kronrats Dr. Sigmund Horowitz Professor für Xenobiologie an der Universität von Neuschottland Herbert Colvin ehemaliger Kapitän der Raumstreitkräfte der Republik von Union, ehemaliger Kommandant des UnionKreuzers Defiant
CHRONOLOGIE
1969 Neil Armstrong betritt als erster Mensch den Mond der Erde.
1990 Durch eine Reihe von Verträgen zwischen den Vereinigten Staaten und der
Sowjetunion entsteht das
Condominium.
2008 Test des ersten funktionsfähigen Interstellarantriebs. Vervollkommnung des
Alderson-Antriebs.2020 Gründung der ersten interstellaren Kolonien. Beginn des
Großen Exodus.
2040 Das Condominium-Amt für Umsiedlung beginnt mit Massendeportationen von
Sträflingen. Kolonisierung von Sparta und St. Ekaterina,
2079 Sergei Lermontov wird Großadmiral der Condominium-Raumflotte.
2103 Patriotenkriege. Ende des Condominiums. Exodus der Raumflotte.
2110 Krönung von Lysander I. von Sparta. Flotte leistet dem Thron von Sparta den
Treueeid. Dynastische
Heiraten schaffen Verbindung zwischen Sparta und St. Ekaterina.
2111 Beginn der Gründungskriege.
2250 Leonidas I. begründet das Imperium der Menschheit.
2250—2600 Imperium der Menschheit erzwingt interstellaren Frieden.
2450 Jasper Murcheson erforscht die Region jenseits des Kohlensacks. Terraformung
von Neuschottland.
2603 Beginn der Sezessionskriege. Züchtung der sauronischen Supermenschen. St.
Ekaterina nahezu vernichtet.
2640 Andauer der Sezessionskriege. Dunkles Zeitalter in vielen Systemen. Ende des
Ersten Imperiums. Ausrottung der sauronischen Supermenschen.
2800 Interstellarer Handel lahmgelegt. Piratentum, Freibeuterei häufig. Dunkles
Zeitalter.
2862 Kohärentes Licht vom Splitter erreicht Neuschottland.
2870 Ende der Sezessionskriege.
2882 Howard Grote Littlemead gründet auf Neuschottland die Kirche von Ihm.
2902 Kohärenter Lichtstrahl vom Splitter bricht ab.2903 Leonidas IV. von Sparta
begründet das Zweite Imperium der Menschheit. Der Eid der Wiedervereinigung wird
abgelegt.
3016 Revolte auf New Chicago.
3017 ERSTER KONTAKT.
Was siehst du aber den Splitter im Auge deines Bruders, doch den Balken in deinem
Auge nimmst du nicht wahr?
Matthäus 7/3
Prolog »Während der letzten tausend Jahre der Geschichte hat man allgemein den AldersonAntrieb als uneingeschränkten Segen gepriesen. Ohne die Fortbewegung mit Überlichtgeschwindigkeit, die Aldersons Entdeckungen ermöglichten, hätte die Menschheit nicht aus dem winzigen Käfig des Sonnensystems ausbrechen können; als auf der Erde das Condominium durch die Patriotenkriege zugrunde ging, hatten wir bereits mehr als zweihundert Welten besiedelt. Ein Segen, ja: ohne den Alderson-Antrieb hätte unsere Rasse vielleicht schon sich und ihre kleine Welt vernichtet. Aber uneingeschränkt? Bedenken wir, daß derselbe Effekt, der uns das Universum öffnete, interstellare Kontakte ermöglichte, die Kolonisierung des fernsten Weltraums erlaubte, daß dieser Effekt auch den interstellaren Krieg ermöglicht. Das Erste Imperium wurde durch Schiffe mit Alderson-Antrieb geschaffen, die Welten, die in den zweihundert Jahren der Sezessionskriege zerstört wurden, sind durch Alderson-Schiffe besiedelt wie auch vernichtet worden. Der Alderson-Antrieb bedeutet, daß wir den Raum zwischen den Sternen vergessen können. Da wir in Nullzeit von einem Sternsystem in ein anderes überspringen können, brauchen unsere Schiffe, dieMaschinen unserer Schiffe, nur interplanetare Entfernungen zu überbrücken. Wir behaupten, das Zweite Imperium der Menschheit beherrsche zweihundert Welten und den gesamten Raum dazwischen, mehr als fünfzehn Millionen Kubikparsek . . . Die Realität sieht anders aus. Stellen wir uns Myriaden winziger, weit verstreuter Bläschen vor, die in einem endlosen dunklen Ozean aufsteigen. Wir beherrschen ein paar dieser Bläschen. Von den Wasserwüsten dazwischen wissen wir nichts . . .« — aus einer Rede Dr. Anthony Horvaths, gehalten A. D. 3029 am Blaine-lnstitut.
Teil eins Die Narrensonde 1 Ein neues Kommando A.D. 3017 »Empfehlungen des Herrn Admirals, Sir, Sie möchten unverzüglich in sein Büro kommen«, verkündete Kadett Staley. Commander Roderick Blaine blickte sich gehetzt auf der Brücke um, wo seine Offiziere wie Ärzte, die bei einer schwierigen Operation assistieren, mit halblautem eindringlichem Murmeln die Reparaturarbeiten leiteten. Der Raum aus grauen Stahlwänden wirkte wie ein aufgestörter Ameisenhaufen, ein Durcheinander von verschiedensten Tätigkeiten, jede für sich sinnvoll, und doch chaotisch im Gesamteindruck. Über dem einen Steuermannsplatz zeigten Schirme den Planeten unten sowie die anderen Schiffe, die in der Nähe der Mac Arthur im Orbit waren, aber überall sonst waren die Deckplatten von Instrumentenkonsolen entfernt worden, Prüfgeräte waren an ihrekomplizierten Innereien angeschlossen, und Techniker standen mit farbkodierten elektronischen Austauschsätzen bereit, um alles, was im geringsten verdächtig erschien, zu ersetzen. Dumpfe Schläge und gedämpftes Schrillen hallten durch das Schiff, denn weiter achtern arbeitete ein Mechanikerteam an den Schäden am Rumpf. Überall waren die Narben des Kampfes zu sehen, häßliche Brandschäden, wo das Langston-Feld, das das Schiff wie ein Schutzschirm umgab, vorübergehend überlastet worden war. Ein zerfetztes, faustgroßes Loch, ein hässlicher Brandkanal, verlief durch die eine Konsole quer durch; die beiden Elektroniker, die jetzt daran arbeiteten, schienen in ein Netz von Drähten verstrickt, als wären sie Bauteile des Geräts. Rod Blaine musterte die schwarzen Flecken, die seine Kampfuniform sprenkelten. Er glaubte noch den Geruch von Metalldampf und verbranntem Fleisch in der Nase zu haben, und wieder sah er Feuer und geschmolzenes Metall aus dem Rumpf sprühen und über seine linke Körperseite lodern. Sein linker Arm war noch in einer Elastikbinde stillgelegt, und an den Flecken am Ärmel konnte er ziemlich genau ablesen, was er diese letzte Woche getan hatte. Und dabei bin ich erst eine Stunde an Bord! dachte er. Der Käptn ist an Land, und hier dieses Durcheinander! Ich kann jetzt nicht weg! Er wandte sich zu dem Kadetten um. »Unverzüglich?« »Jawohl, Sir. Der Funkspruch trug den Code >Dringendunten< gewesen war, jetzt hingegen die Wand der zylindrischen Offiziersmesse darstellte. Dieser ebenfalls leicht zylindrisch gekrümmte Esstisch war Sally Fowler nicht geheuer gewesen. Sie hatte ihn zum erstenmal vor zwei Tagen gesehen, als die Mac Arthur noch rotierte und die Rumpfaußenwand ein gewölbtes Deck war. Blaine bemerkte ihre Erleichterung, als sie die Messe normal durch den Treppenschacht betrat und einen ebenen Fußboden vorfand. Bei Bury bemerkte er keinerlei derartige Regung; der Mann war leutselig, völlig unbefangen und unterhielt sich offensichtlich bestens. Bury hatte vermutlich viel Zeit im Raum verbracht, sagte sich Rod, vielleicht mehr als er selber. Das Dinner war die erste offizielle Gelegenheit für Blaine, die Passagiere zu sehen. Als er sich am Kopf der Tafel niederließ und zusah, wie die Stewards in makellos weißen Uniformen den ersten Ganghereintrugen, musste er ein Lächeln unterdrücken. Alles gab es auf der Mac Arthur für ein festliches Bankett — außer Lebensmitteln. »Ich fürchte, das Essen wird dem Exterieur nicht entsprechen«, meinte er zu Sally. »Aber warten wir's ab.« Kelley und die Stewards hatten den ganzen Nachmittag mit dem Unteroffizier, der als Chefkoch diente, gewichtige Beratungen abgehalten, aber Rod hatte nicht viel Hoffnung. Natürlich gab es genug zu essen auf dem Schiff, aber eben nur den üblichen Fraß: Bioplast-Gemüse, Hefesteaks, Mais von New Washington. Blaine hatte keine Gelegenheit gehabt, sich auf New Chicago eigene Vorräte zu besorgen, und seine alten waren bei dem Kampf mit den Verteidigungssatelliten zerstört worden. Kapitän Cziller hatte sein persönliches Eigentum natürlich mitgenommen, außerdem in weiser Voraussicht auch den früheren Chef koch und den Geschützmaat vom Geschützturm Drei, der der Kapitänskoch gewesen war. Der erste Gang wurde hereingebracht, eine ungeheure Platte mit einer schweren Abdeckung, die aus gehämmertem Gold zu sein schien. Goldene Drachen jagten einander um den Rand, während die Glücks-Hexagramme aus dem I Ching unbeteiligt über ihnen schwebten. Platte und Deckel stammten von Xanadu und waren soviel wert wie ein Beiboot der Mac Arthur. Schütze Kelley hatte sich hinter Blaine aufgebaut, ein eindrucksvoller Anblick in seiner weißen Galauniform mit der roten Schärpe: ein perfekter Haushofmeister, in dem man nur schwer den Mann wiedererkennen konnte, bei dessen Gebrüll neue Rekruten in Ohnmacht fielen, oder den Feldwebel, der die Infanteristen der Mac Arthur im Kampf gegen die Unionisten geführt hatte. Nun lüftete Kelley den Deckel mit geübter Grandezza. »Fantastisch!« rief Sally. Wenn sie nur höflich sein wollte, dann hatte sie das gut überspielt. Kelley strahlte geschmeichelt. Auf der Platte thronte das Modell der Mac Arthur aus Pastetenteig, in jeder Einzelheit so fein ausgearbeitet wie ein Kunstwerk aus dem kaiserlichen Palast. Dieübrigen Gerichte waren ähnlich kunstfertig angerichtet und zumindest äußerlich eines Banketts würdig, auch wenn sie nur Hefeprodukte und
derartiges fades Zeug enthielten. Rod vergaß seine anfängliche Besorgnis wegen des Menüs und brachte es fertig, den Anlass zu genießen. »Und was haben Sie jetzt vor, Mylady?« fragte Sinclair. »Waren Sie schon einmal auf Neuschottland?« »Nein, ich habe nur rein berufliche Reisen gemacht, Commander Sinclair. Es wäre wohl kaum sehr schmeichelhaft für Ihre Heimat, hätte ich sie besucht, nicht?« Sie lächelte, aber in ihren Augen lag die trostlose Leere des Weltraums. »Und warum sollte Ihr Besuch für uns nicht schmeichelhaft sein? Es gibt keinen Ort im Imperium, der sich nicht geehrt fühlen würde.« »Nett von Ihnen — aber sehen Sie, ich bin Anthropologin, die sich auf primitive Kulturen spezialisiert hat. Und das ist Neuschottland wohl kaum«, wandte sie ein. »Sehr richtig«, stimmte Bury zu. »Übrigens bin ich in letzter Zeit ziemlich vielen Anthropologen begegnet. Ist dieses Fach jetzt so beliebt?« »Mehr als früher — und es ist schade, daß man erst jetzt mehr Interesse darauf verwendet. Auf so vielen Welten, die ins Imperium aufgenommen wurden, sind Fehler begangen worden, Kulturen zerstört worden. Wir hoffen, daß wir jetzt klüger geworden sind.« »Ich glaube«, meinte Blaine, »daß es immer eine Art kultureller Schock sein wird, wenn eine Welt ohne Vorbereitung ins Imperium aufgenommen wird — selbst wenn es keine anderen Probleme gibt. Vielleicht hätten Sie auf New Chicago bleiben sollen. Kapitän Cziller sagte, es würde Schwierigkeiten bei der Verwaltung geben.« »Das konnte ich nicht.« Bedrückt blickte sie auf ihren Teller, schaute dann mit einem gezwungenen Lächeln auf. »Die wichtigste Regel in unserem Beruf ist, daß wir unvoreingenommen sein müssen gegenüber dem Volk, das wir studieren wollen. Und ich hasse diese Welt«, schlosssie heftig. Das kurze Durchbrechen einer Emotion tat ihr unerwartet gut. Selbst Hass war besser als — Leere. »Klar«, meinte Sinclair. »Das würde wohl jeder, nach Monaten in so einem Gefangenenlager.« »Das allein ist es nicht, Commander. Dorothy verschwand. Sie war die Kollegin, die mit mir reiste. Sie — sie ist einfach verschwunden.« Schweigen entstand. Sally meinte verlegen: »Bitte, lassen Sie sich durch mich nicht den Abend verderben.« Blaine überlegte eben, wie er das Thema wechseln konnte, als Whitbread ihm eine Gelegenheit dazu lieferte. Zuerst sah Blaine nur, daß der junge Kadett irgend etwas unter der Tischkante tat — aber was? Er zupfte am Tischtuch und prüfte die Festigkeit des Gewebes. Und vorhin hatte er die Kristallgläser untersucht. »Ja, Mr. Whitbread«, sagte Rod, »der Stoff ist sehr stark.« Whitbread lief rot an und blickte auf. Blaine hatte nicht die Absicht, den Burschen in Verlegenheit zu bringen. »Tischwäsche, Silber, Teller, Platten, Gläser, alles muss möglichst haltbar sein«, bemerkte er zu der Tafelrunde im allgemeinen. »Gewöhnliches Glas würde die erste Raumschlacht nicht überstehen. Diesem Kristallmaterial dagegen ist nicht so leicht beizukommen. Es wurde aus der Cockpitscheibe einer Raumfähre des Ersten Imperiums geschnitten. Jedenfalls hat man mir das erzählt. Fest steht, daß wir heute ein solches Material gar nicht mehr herstellen können. Das Tuch ist auch nicht echtes Leinen, sondern eine Kunstfaser, ebenfalls aus dem Ersten Imperium. Die Abdeckungen der Platten bestehen aus Kristalleisen, das elektrolytisch auf gehämmertes Gold aufgebracht wird.« »Die Kristallgläser sind mir als erstes aufgefallen«, bemerkte Whitbread schüchtern. »Mir ging's vor Jahren ebenso.« Blaine lächelte den Kadetten zu. Sie waren Offiziere, aber gleichzeitig unsichere, junge Burschen, die Rod anseine Zeit im Geschützraum
erinnerten. Weitere Gänge wurden hereingebracht, dirigiert von Kelley, und die Gespräche wandten sich sachlichen Themen zu. Schließlich ging das Dinner zu Ende, die Tafel wurde abgeräumt bis auf Kaffee und verschiedene Weine. »Der Toast«, sagte Rod formell. Whitbread, der um drei Wochen jünger als Staley war, hob sein Glas. »Kapitän, Mylady. Auf Seine Kaiserliche Majestät.« Die Offiziere tranken auf das Wohl ihres Souveräns, wie es seit über zweitausend Jahren in der Flotte Brauch war. »Werden Sie mir erlauben, Ihnen meine Heimatwelt zu zeigen?« erkundigte sich Sinclair eifrig. »Bestimmt. Danke — ich weiß nur nicht, wie lange wir dort bleiben werden.« Sally schaute fragend zu Blaine. »Das weiß ich auch noch nicht genau. Wir haben eine Generalüberholung geplant, und wie lange das dauert, wird von den Docks abhängen.« »Also, wenn es nicht zu lange ist, bleibe ich Ihrem Schiff treu. Sagen Sie, Commander, herrscht eigentlich reger Verkehr zwischen Neuschottland und der Hauptstadt?« »Och, ich würd' sagen, mehr als von anderen Welten diesseits des Kohlensacks, aber das heißt nicht viel. Passagierschiffe, jedenfalls gut ausgestattete, sind spärlich. Vielleicht kann Ihnen Mr. Bury mehr sagen; seine Schiffe laufen Neuschottland an.« »Aber nicht zur Passagierbeförderung, wie Sie sagten. Unser Geschäft ist es, den interstellaren Handel zu ärgern, wissen Sie.« Bury sah die fragenden Blicke und erklärte: »Die Autonetics-Gesellschaft ist auf den Transport von Robotfabriken spezialisiert. Wenn wir irgend etwas auf einem Planeten billiger herstellen können, als andere es importieren können, stellen wir unsere Fabriken auf. Unsere Hauptkonkurrenz sind die interstellaren Frachtunternehmen.« Bury schenkte sich ein zweites Glas Wein ein, wobei er darauf bedachtwar, die Sorte zu wählen, die nach Blaines Worten kaum mehr vorrätig war. (Es musste eine gute Marke sein, sonst hätte der Kapitän den geringen Vorrat nicht bedauert.) »Aus diesem Grund war ich auch auf New Chicago, als die Rebellion ausbrach.« Sinclair und Sally Fowler quittierten seine Erklärung mit einem Nicken; Blaines Haltung und Miene waren zu ausdruckslos, zu nichtssagend, und Whitbread stieß Staley an — wart, bis ich's dir erzähle — so daß Bury erraten konnte, was er wissen wollte. Ein Verdacht, aber keine Beweise, nichts Offizielles. »Ihr Beruf muss äußerst interessant sein«, bemerkte er zu Sally, bevor das Schweigen sich zu lange ausdehnen konnte. »Möchten Sie uns nicht etwas darüber erzählen? Haben Sie viele primitive Welten besucht?« »Keine einzige«, antwortete sie betrübt. »Ich habe meine Kenntnisse darüber nur aus Büchern. Wir hatten vor, Harlekin zu besuchen, aber die Rebellion . . .« Sie brach ab. »Ich war einmal auf Makassar«, sagte Blaine. Ihre Miene hellte sich sofort auf. »Ich hab' einen umfangreichen Artikel über diese Welt gelesen. Sehr primitiv, nicht wahr?« »Ja, und das ist sie immer noch. Die Kolonie war von Anfang an nicht sehr groß. Die gesamte Industrie wurde in den Sezessionskriegen total vernichtet, und danach kam vierhundert Jahre lang niemand mehr hin. Als wir den Kontakt wieder herstellten, hatten sich die Leute zu einer Eisenzeitkultur hochgearbeitet. Schwerter. Kettenpanzer. Hölzerne ozeantüchtige Segelschiffe.« »Aber wie waren die Menschen?« fragte Sally eifrig. »Wie lebten sie?« Rod zuckte verlegen die Achseln. »Ich war nur ein paar Tage dort. Das ist kaum lange genug, um eine Welt kennenzulernen. Es ist schon Jahre her, ich war etwa in Staleys Alter. Ich
erinnere mich, daß ich vor allem nach einer guten Kneipe Ausschau hielt.« Schließlich bin ich kein Anthropologe, hätte er beinahe hinzugefügt.Das Gespräch plätscherte träge dahin, und Rod, der ziemlich müde war, suchte nach einem höflichen Vorwand, die Tafel aufzuheben. Die anderen schienen endlos sitzen bleiben zu wollen. »Sie studieren doch die kulturelle Entwicklung«, sagte Sinclair eben ernsthaft und mit kaum einer Spur seines kernigen Akzents. »Das ist sicher wichtig. Aber kann's nicht auch eine körperliche Weiterentwicklung geben? Das Erste Imperium war sehr ausgedehnt und die Besiedlungszentren lagen weit voneinander entfernt. Platz genug für beinahe alles. Könnten wir nicht irgendwann, in einem vergessenen Winkel des alten Imperiums, auf eine Welt von Supermenschen stoßen?« Die beiden Kadetten hörten plötzlich aufmerksam zu. »Wie würde eine physische Weiterentwicklung der Menschen aussehen, Mylady?« fragte Bury. »Die gängige Lehrmeinung behauptet, daß eine physische Evolution bei Intelligenzwesen nicht möglich ist«, antwortete sie. »Zivilisierte Gesellschaften schützen ihre schwächeren Mitglieder. Hochstehende Kulturen stellen Rollstühle und Brillen und Hörgeräte her, sobald sie die Werkzeuge dafür besitzen. Wenn eine solche Zivilisation Krieg führt, müssen die Männer üblicherweise alle möglichen Leistungstests bestehen, bevor man ihnen erlaubt, ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Ich nehme an, das hilft, den Krieg zu gewinnen.« Sie lächelte. »Aber mit dem Überleben der Tüchtigsten ist es dann nicht mehr weit her.« »Aber nehmen wir mal an«, meinte Whitbread, »daß eine Zivilisation noch weiter zurückgeworfen wird als Makassar? Bis zu einer Steinzeitkultur, Wilden mit Keulen und Feuersteinäxten. Dann müsste es doch eine Evolution geben, nicht?« Drei Gläser Wein hatten Sallys düstere Stimmung besiegt; nichts war ihr jetzt lieber, als von ihrem Beruf sprechen zu können. Ihr Onkel hatte ihr oft gesagt, daß sie für eine Dame zuviel redete, und sie versuchte auch im allgemeinen, sich im Zaum zu halten, aber der Wein und aufmerksameZuhörer vermochten sie immer in Fahrt zu bringen. Es tat gut, nach Wochen trostloser Leere wieder aus sich herausgehen zu können. »Gewiss«, antwortete sie. »Aber nur, bis sich ein Gesellschaftssystem entwickelt. Die natürliche Auslese würde nur so lange wirken, bis sich genügend Menschen zusammentun, um sich gegen die Umwelt zu schützen. Aber für Evolution ist das kaum lange genug. Es gibt eine Welt, Mr. Whitbread, auf der ritueller Kindermord praktiziert wird. Die Ältesten untersuchen die Säuglinge und töten alle, die nicht ihrem Standard der Perfektion entsprechen. Das ist genaugenommen keine Evolution, aber man könnte auf diese Art zu ähnlichen Ergebnissen gelangen — nur hält sich so etwas auch nie lange genug.« »Wir züchten Pferde. Und Hunde«, wandte Rod ein. »Ja. Aber wir haben noch nie eine neue Spezies gezüchtet. Und keine Gesellschaft vermag irgendwelche Zuchtregeln lange genug aufrechtzuerhalten, um die menschliche Spezies zu ändern. In einer Million Jahre vielleicht. . . Sicher, es hat gezielte Versuche gegeben, Supermenschen zu züchten. Im sauronischen System zum Beispiel.« Sinclair knurrte. »Diese Bestien. Die haben uns die Sezessionskriege eingebrockt. Das hätte für uns alle das Ende . . .« Er brach ab, als Kadett Whitbread sich auffällig räusperte. Sally benützte das augenblickliche Schweigen, um einzuwerfen: »Das ist noch so eine Welt, bei der ich nicht unvoreingenommen sein könnte. Obwohl die Leute sich jetzt betont loyal geben . . .« Sie blickte sich um. Alle hatten einen sonderbaren Gesichtsausdruck aufgesetzt, und Sinclair versuchte sich hinter seinem Weinglas zu
verstecken. Kadett Horst Staleys kantiges Gesicht hätte aus Stein gemeißelt sein können. »Was ist los?« fragte sie betroffen. Langes Schweigen, bis Whitbread schließlich sagte: »Mr. Staley stammt aus dem sauronischen System, Mylady.« »Ich — ich, es tut mir schrecklich leid«, stammelte Sally. »Da bin ichwohl ganz schrecklich ins Fettnäpfchen getreten, was? Wirklich, Mr. Staley, ich . . .« »Wenn meine jungen Herren keine dickere Haut besitzen und sich durch so etwas stören lassen, kann ich sie auf meinem Schiff nicht brauchen«, sagte Rod. »Und Sie waren nicht allein bei diesem Fauxpas.« Er warf Sinclair einen vielsagenden Blick zu. »Wir beurteilen Männer nicht danach, was ihre Heimatwelten vor hunderten Jahren getan haben. — Aber was wollten Sie vorhin über Evolution sagen?« »Dass — daß sie im Fall einer intelligenten Spezies im wesentlichen abgeschlossen sein müsste«, antwortete Sally dankbar. »Die Arten entwickeln sich, um in ihrer Umwelt bestehen zu können, sich ihr anzupassen. Eine intelligente Spezies passt dagegen die Umwelt ihren Bedürfnissen an. Sobald eine Art das Intelligenzstadium erreicht, besteht keine Notwendigkeit für Evolution mehr.« »Schade, daß wir keine anderen Intelligenzen zum Vergleich haben«, meinte Bury leichthin. »Nur ein paar Fantasiewesen.« Er erzählte eine lange Geschichte über einen unwahrscheinlich intelligenten Achtfüßler, der an einen Zentauren gerät, und alle lachten pflichtschuldigst. »Nun, Kapitän, ich glaube, es war für uns alle ein unterhaltsamer Abend«, Schloss Bury. »Ja.« Rod erhob sich und bot Sally seinen Arm, worauf auch die anderen aufstanden. Sie war wieder sehr schweigsam, als er sie durch den Gang zu ihrer Kabine führte, und nicht mehr als formell höflich, als er sich verabschiedete. Rod kehrte dann wieder auf die Brücke zurück. Der Schiffscomputer musste noch von einer Menge Reparaturarbeiten informiert werden.
4 Priorität Die Reise durch den Hyperraum kann sonderbar und verwirrend sein.Die Entfernung zwischen zwei Sternen zu überwinden dauert nur unmessbar kurze Zeit — doch da es zwischen zwei bestimmten Sternen immer nur eine Hyperroute oder Sprunglinie gibt (die man sich als Gerade vorstellen kann, wenn es auch keine Gerade im üblichen Sinn ist), und da die Endpunkte der Routen weit abseits von den Raumverzerrungen liegen, die Sterne und große Planetenmassen verursachen, wird es klar, daß ein Schiff die meiste Zeit damit verbringt, von einem Sprungpunkt zum nächsten zu kriechen. Weitaus ärgerlicher ist jedoch die Tatsache, daß bei weitem nicht alle Sterne durch Hyperrouten erreichbar sind. Sprunglinien entstehen entlang der Äquipotentiallinien des thermonuklearen Flusses, so daß das Vorhandensein weiterer Sterne in einem geometrischen Muster bewirken kann, daß überhaupt keine Hyperroute auftritt. Von den vorhandenen Sprunglinien sind längst noch nicht alle kartiert, denn es ist ziemlich schwierig, sie aufzuspüren. Die Passagiere der Mac Arthur mussten feststellen, daß eine Reise an Bord eines kaiserlichen Kriegsschiffes einem Gefängnisaufenthalt gleichkam. Die Mannschaft hatte ihren Pflichten nachzugehen, und auch während der Freiwachen mussten noch Reparaturen durchgeführt werden. Die Passagiere blieben ihrer eigenen Gesellschaft überlassen, wenn man von den wenigen gesellschaftlichen Kontakten absah, die die
Schiffsroutine zuließ. Für Unterhaltung, wie sie auf Luxuskreuzern geboten wurde, war weder Zeit noch Platz. Es war recht langweilig. Als die Mac Arthur sich auf ihren letzten Sprung vorbereitete, freuten sich die Passagiere auf die Landung in Neukaledonia wie auf eine Entlassung aus dem Gefängnis. NEUKALEDONIA: Sternsystem jenseits des Kohlensacks, mit Zentralgestirn Typ F8, Katalogbezeichnung Murcheson A. Der entferntere Zwillingsstern Murcheson B gehört nicht zum System Neukaledonia. Murcheson A besitzt sechs Planeten in fünf Bahnen, und zwar vier innerePlaneten, auf die ein relativ breiter Zwischenraum folgt, in dem die Brocken eines nichtkonsolidierten Planeten zu finden sind, und zwei äußere Planeten auf gemeinsamer Bahn in trojanischer Position. Die vier inneren Planeten tragen die Bezeichnungen Conchobar, Neuirland, Neuschottland und Fomor in der Reihenfolge ihres Sonnenabstands, die lokal als Cal, Old Cal oder einfach Sonne bezeichnet wird. Die beiden mittleren Planeten sind besiedelt; beide wurden von Wissenschaftlern des Ersten Imperiums terrageformt, nachdem Jasper Murcheson, der mit Alexander IV. verwandt war, den Kronrat überzeugt hatte, daß das System Neukaledonia am besten geeignet wäre, eine neue kaiserliche Universität zu gründen. Man weiß heute, daß Murcheson vor allem daran lag, einen bewohnten Planeten in der Nähe des roten Superriesen zu wissen, der als Murchesons Auge bekannt ist. Da ihm das Klima von Neuirland nicht zusagte, verlangte er die Terraformung auch von Neuschottland. Fomor ist ein relativ kleiner Planet mit einer kaum feststellbaren Atmosphäre und wenigen interessanten Eigenschaften. Es gibt jedoch mehrere Fungoide dort, die biologisch mit anderen Fungi verwandt sind, die im Sektor Trans-Kohlensack gefunden werden. Wie sie nach Fomor gekommen sind, hat eine endlose Kontroverse im Journal der Kaiserlichen Gesellschaft für Xenobiologie ausgelöst, da das System Neukaledonia sonst keine einheimischen Lebensformen aufzuweisen hat. Die beiden äußeren Planeten haben eine gemeinsame Umlaufbahn und werden Dagda und Mider genannt, im Einklang mit der keltischen Nomenklatur des Systems. Dagda ist ein Gasriese, und das Imperium unterhält Auftankstationen auf den zwei Monden der Planeten, Angus und Brigit. Handelsschiffe werden informiert, daß Brigit ein Flottenstützpunkt ist und ohne Genehmigung nicht angelaufen werden darf. Mider ist ein kalter Metallklumpen, mit intensiver Erzgewinnung, undfür Kosmologen ein Zankapfel, da seine Entstehungsgeschichte anscheinend in keine der beiden konkurrierenden Theorien der Planetenbildung passt. Neuschottland und Neuirland, die beiden einzigen besiedelten Planeten des Systems, besaßen eine reiche Wasserdampf- und Methanatmosphäre, jedoch keinen freien Sauerstoff. Massive Bioimpfungen machten unter erheblichem Kostenaufwand bewohnbare Welten aus ihnen. Gegen Ende des Projekts verlor Murcheson seinen Einfluss im Rat, doch hatte man bereits so viel investiert, daß das Vorhaben doch abgeschlossen wurde. Nach weniger als hundert Jahren intensiver Arbeit wurden die Kuppelkolonien zu offenen Kolonien — eine der glorreichsten Leistungen des Ersten Imperiums. Beide Welten erlitten während der Sezessionskriege erhebliche Bevölkerungsverluste; Neuirland hatte sich den Rebellenkräften angeschlossen, während Neuschottland unerschütterlich loyal blieb. Nachdem das Wissen um die Interstellarreise im Sektor jenseits des Kohlensacks verlorengegangen war, setzte Neuschottland allein den Kampf fort, bis es vom Zweiten Imperium wiederentdeckt wurde. Aus diesem Grund wurde Neuschottland zum Sektorzentrum erklärt.
Die Mac Arthur zitterte und tauchte außerhalb der Bahn Dagdas im realen Raum auf. Einige Minuten noch saß ihre Besatzung auf den jeweiligen Hyperraumposten, desorientiert, benommen und gegen die Verwirrung ankämpfend, die auf jede zeitlose Transition folgt. Warum? Ein Kreis von Physikern der Kaiserlichen Universität auf Sigismund vertreten die These, daß Hyperraumsprünge nicht gar keine Zeit dauern, sondern eine transfinite Zeitspanne, und daß daraus die charakteristische Verwirrung von Menschen wie Computern resultiert. Andere Theorien wiederum behaupten, daß der Sprung eine Ausdehnung oder Schrumpfung des umgebenden Raums verursacht, die die Funktion des menschlichen Nervensystems wie auch der elektronischer Bauteilebeeinträchtigt; oder, daß nicht alle Teile des Schiffes gleichzeitig wieder auftauchen; oder daß nach dem Übergang Trägheit und Masse im subatomaren Bereich nicht übereinstimmen. Niemand weiß, was zutrifft, doch der Effekt ist nicht wegzuleugnen. »Steuermann«, sagte Blaine heiser. Seine Augen stellten sich nur schwerfällig auf die Brückeninstrumente ein. »Aye aye, Sir.« Die Stimme klang dumpf und benommen, aber der Navigator reagierte automatisch. »Nehmen Sie Kurs auf Dagda. Bringen Sie sie in Fahrt.« »Aye, aye.« In den Anfängen der Hyperraumreisen hatten die Schiffscomputer versucht, sofort nach dem Wiederauftauchen zu beschleunigen. Man brauchte nicht lange, um darauf zukommen, daß Computer noch mehr durcheinander waren als Menschen. Daraufhin wurden stets alle automatischen Anlagen bei Annäherung an die Transition ausgeschaltet. Jetzt leuchteten auf Blaines Instrumentenborden nacheinander Anzeigelämpchen auf, als die Besatzung die Mac Arthur langsam wieder reaktivierte und die Systeme überprüfte. »Wir landen auf Brigit, Mr. Renner«, fuhr Blaine fort. »Sorgen Sie für Geschwindigkeitsangleichung. Mr. Staley, Sie assistieren dem Steuermann.« »Aye, aye, Sir.« Die Brücke erwachte wieder zum Leben. Die Männer der Besatzung rafften sich auf und kehrten an ihre Normalraumstationen zurück. Als die Beschleunigung einsetzte und das Äquivalent von Schwerkraft schuf, brachten Stewards Kaffee für alle. Während die elektronischen Augen der Mac Arthur den Raum nach Feinden absuchten, nahmen Besatzungsmitglieder ihre Kontrollgänge wieder auf. Auf dem Bord für Pannenanzeige leuchteten alle Lichter grün, als eine Sektion nach der anderen einen glatten Übergang meldete. Blaine nickte zufrieden und trank seinen Kaffee. So war es immer, und noch nachhundert Sprüngen hatte er dieses Gefühl — daß diese keine messbare Zeit beanspruchenden Reisen irgendwie grundlegend falsch waren, daß sie etwas an sich hatten, das die Sinne und der menschliche Geist einfach nicht akzeptieren konnten. Die Dienstroutine half den Männern über dieses Gefühl hinweg, denn auch sie war etwas, das dem Intellekt, dem bewussten Denken nicht mehr unterlag. »Mr. Whitbread, meine Empfehlungen an den Ersten Funkmaat, er möge uns im Flottenhauptquartier auf Neuschottland als eingetroffen melden. Holen Sie sich von Staley unsere Vektordaten, und lassen Sie die Tankstation auf Brigit benachrichtigen, daß wir herunterkommen. Melden Sie der Flotte, wo wir hinwollen.« »Gut, Sir. Signal in zehn Minuten, Sir?« »Ja.« Whitebread schnallte sich von seinem Kontrollsitz hinter dem Kapitän los und schwankte in die Navigationsabteilung. »Ich brauche die volle Maschinenkraft für ein Signal in zehn
Minuten, Horst.« Als er die Brücke verließ, hatte er sich schon wieder etwas erholt. Junge Männer waren im allgemeinen schnell wieder auf dem Posten, was einer der Gründe war, weshalb die kommandierenden Offiziere von Kriegsschiffen meist recht jung waren. »Achtung«, verkündete Staley über die Bordsprechanlage. Seine Stimme war in allen Räumen des Schiffs zu hören. »Achtung. Ende der Beschleunigung in zehn Minuten. Kurze Periode freien Falls in zehn Minuten!« »Wozu das?« vernahm Blaine. Er blickte auf und sah Sally Fowler im Eingang zum Brückenraum stehen. Seine Einladung, die Passagiere könnten jederzeit auf die Brücke kommen, wenn keine Alarmsituation vorläge, hatte sich bewährt. Bury machte von der Erlaubnis kaum je Gebrauch. »Warum jetzt schon freier Fall?« fragte sie.»Wir brauchen die Energie für ein Funksignal«, erklärte Blaine. »Auf diese Entfernung ist ein Großteil der Maschinenkraft nötig, um den Maserstrahl zu produzieren. Wir könnten die Maschinen überlasten, wenn wir müssten, aber es ist üblich, sie während einer Nachrichtenübermittlung auszuschalten, wenn wir es nicht sehr eilig haben.« »Oh.« Sie ließ sich in Whitbreads leerstehendem Konturensitz nieder. Rod schwenkte seinen Kommandosessel zu ihr herum und wünschte sich wieder einmal, daß die Schwerelosigkeitsanzüge für Mädchen nicht ganz so formlos wären, und daß vielleicht Minihöschen wieder in Mode kämen. Augenblicklich waren die Röcke auf Sparta wadenlang, und die Provinzen hielten sich an das Diktat aus der Hauptstadt. Für Raumreisen entwarfen die Modeschöpfer eine Art Pluderhosen, die zwar sehr bequem waren, aber kaum attraktiv. »Wann werden wir in Neuschottland sein?« fragte sie. »Kommt darauf an, wie lange wir bei Dagda zu tun haben. Sinclair möchte einige Außenarbeiten erledigen, während wir Boden unter den Füßen haben.« Er holte seinen Taschencomputer hervor und schrieb rasch einige Zahlen mit dem dazugehörigen Stift. »Mal sehen. Wir sind jetzt etwa eineinhalb Milliarden Kilometer von Neuschottland entfernt, das heißt... äh . . . sagen wir hundert Stunden bis zur Wende. Also zweihundert Stunden Flugzeit, plus die Zeit, die wir im Dagda-System verbringen. Und natürlich die Zeit, die wir brauchen, um bis zu Dagda zu kommen. Das ist nicht mehr so weit, rund zwanzig Stunden von hier.« »Das heißt, daß wir noch mindestens vierzehn Tage unterwegs sein werden«, sagte sie. »Ich dachte, sobald der Sprung geschafft ist. . .« Sie brach ab und lachte. »Es ist schon blödsinnig. Warum erfindet man nicht eine Methode für interplanetarische Sprünge? Es kommt mir einfach lächerlich vor, daß wir fünf Lichtjahre in überhaupt keiner Zeitzurückgelegt haben, aber es jetzt Wochen dauert, um nach Neuschottland zu kommen, das dicht vor uns steht.« »Fallen wir Ihnen denn schon auf die Nerven? Das Problem hat in Wirklichkeit noch eine schwerwiegendere Seite. Ein Sprung verbraucht nämlich nur einen unbedeutenden Bruchteil unseres Wasserstoffs — nun ja, ganz so wenig ist es auch nicht, aber verglichen mit der Menge, die wir brauchen, um bis Neuschottland zu kommen, ist es unbedeutend. Wir haben zum Beispiel nicht genug Treibstoff an Bord, um den Planeten direkt anzufliegen, zumindest würde es auf einer sparsamen Bahn länger als ein Jahr dauern, doch für einen weiteren Sprung hätten wir mehr als genug. Dazu ist nämlich nur die Energie für den Übergang in den Hyperraum erforderlich.«
Sally organisierte sich vom Steward eine Tasse Kaffee. Sie gewöhnte sich langsam an den Flottenkaffee, der ein Gebräu war, wie man es in der ganzen Galaxis nicht wiederfand. »Wir müssen uns also damit abfinden«, meinte sie. »Leider. Ich habe schon Fahrten erlebt, wo es schneller war, einen Aldersonpunkt anzufliegen, einen Sprung zu machen, von dem neuen System wieder anderswohin zu springen, und so weiter, bis man wieder an einer anderen, günstigeren Stelle im ursprünglichen System auftauchte — alles das brauchte weit weniger Zeit als im Normalraum quer durch das ursprüngliche System zu fliegen. Hier geht das leider nicht. Die Raumgeometrie macht uns einen Strich durch die Rechnung.« »Schade«, lächelte sie. »Wir würden um den gleichen Preis sehr viel mehr vom Universum sehen.« Sie sagte nicht, daß ihr langweilig sei, aber Rod nahm es an, und er bedauerte, so wenig dagegen tun zu können. Er konnte ihr immer nur sehr kurz Gesellschaft leisten, und zu sehen gab es auch wenig Interessantes. »Achtung. Alles klar für freien Fall!« dröhnten die Lautsprecher. Sally hatte kaum Zeit, sich festzuschnallen, bevor der Antrieb aussetzte.Der Erste Funkmaat Lud Shattuck spähte in das Zielokular, während seine dicken, doch erstaunlich feinfühligen Finger an den Einstellschrauben drehten. Außen am Rumpf der Mac Arthur drehte sich gehorsam ein Teleskop mit, bis es einen winzigen Lichtpunkt erfasste. Noch einmal bewegte es sich unter Shattucks Führung, bis der Punkt genau im Zentrum des Zielfelds lag. Shattuck grunzte befriedigt und berührte einen Schaltknopf. Eine Maserantenne richtete sich automatisch nach dem Teleskop aus, während der Schiffscomputer berechnete, wo der Lichtpunkt sein würde, wenn das Signal ihn erreichte. Eine codierte Nachricht lief von einem Magnetband ab, und achtern verschmolzen die Maschinen der Mac Arthur Wasserstoff zu Helium. Energie schoss über die Antenne in den Raum hinaus, Energie, die durch das dünne Magnetband im Signalraum moduliert wurde. Rod aß allein in seiner Kabine zu Abend, als die Antwort eintraf. Der wachhabende Funkmaat warf einen Blick auf den Vorsatzcode und brüllte nach Shattuck. Vier Minuten später klopfte Kadett Whitbread an die Tür seines Kapitäns. »Ja«, meldete sich Rod gereizt. »Nachricht von Admiral Cranston, Sir.« Rod blickte ärgerlich auf. Er hatte nicht allein essen wollen, aber die Offiziersmesse hatte Sally Fowler zum Dinner eingeladen, und wenn Blaine sich seinen Offizieren aufgedrängt hätte, die mit Recht Sallys Gesellschaft einmal allein genießen wollten, hätte Mr. Bury ebenfalls eingeladen werden müssen. Und nun blieb er nicht einmal bei dieser tristen Mahlzeit ungestört. »Hat das nicht Zeit?« »Oberkommando-Priorität, Sir.« »Ein heißer Blitz für uns? Vom Oberkommando?« Rod stand abrupt auf, das Proteinaspik war vergessen. »Lesen Sie vor, Mr. Whitbread.« »Jawohl, Sir. MACARTHUR VON IMPFLOT NEUSCHOTT. OK OK 8175 . . .«»Sie können den Codevorsatz weglassen, Kadett. Ich nehme an, Sie haben die Authentizität der Meldung überprüft.« »Ja, Sir. Äh, also, Sir, Datum, Code . . . NACHRICHT BEGINNT SIE WERDEN MIT HÖCHSTMÖGLICHER GESCHWINDIGKEIT WIEDERHOLE HÖCHSTMÖGLICHER GESCHWINDIGKEIT KURS AUF BRIGIT NEHMEN UND MIT PRIORITÄT DOPPEL A EINS TREIBSTOFF AUFNEHMEN STOP SIE WERDEN IN KÜRZESTMÖGLICHER ZEIT AUFTANKEN STOP ABSATZ MACARTHUR WIRD HIERAUF KURS NEHMEN NACH -äh, Sir, es sind da einige Koordinaten im System Cal angegeben - BEZIEHUNGSWEISE MIT BELIEBIGEM
VEKTOR IHRER WAHL UNBEKANNTES OBJEKT ABFANGEN UND UNTERSUCHEN WELCHES AUS NORMALRAUM WIEDERHOLE NORMALRAUM IN SYSTEM NEUKALEDONIA EINDRINGT STOP OBJEKT BEWEGT SICH MIT GALAKTISCHEM VEKTOR - äh, mit einem Kurs ungefähr aus der Richtung des Kohlensacks, Sir - UND NUMERISCHER GESCHWINDIGKEIT VON ETWA SIEBEN PROZENT DER LICHTGESCHWINDIGKEIT STOP OBJEKT WIRD RASCH LANGSAMER STOP ASTRONOMEN DER KAISERLICHEN UNIVERSITÄT STELLEN FEST DASS SPEKTRUM DES FREMDOBJEKTS DEM BLAUVERSCHOBENEN SPEKTRUM DER SONNE NEUKAL ENTSPRICHT STOP DARAUS IST ZU SCHLIESSEN DASS FREMDKÖRPER VON LICHTSEGEL ANGETRIEBEN WIRD STOP ABSATZ UNIVERSITÄTSASTRONOMEN ÜBERZEUGT DASS OBJEKT EINE KONSTRUKTION INTELLIGENTER WESEN IST STOP ZU IHRER INFORMATION KEINE BEKANNTEN MENSCHLICHEN KOLONIEN IN SCHEINBAREM URSPRUNGSGEBIET DES FREMDOBJEKTS STOP ABSATZ KREUZER LERMONTOV ZUR UNTERSTÜTZUNG AUSGELAUFENABER KANN ERST EINUNDSIEBZIG STUNDEN NACH FRÜHESTEM TERMIN FÜR MACARTHUR GE-SCHWINDIGKEITSANGLEICHUNG MIT OBJEKT ERREICHEN STOP GEHEN SIE MIT ÜBERLEGUNG VOR STOP SIE MÜSSEN FREMDOBJEKT ALS FEINDLICH ANSEHEN BIS GEGENTEIL BEWIESEN STOP SIE HABEN BEFEHL VORSICHT ZU GEBRAUCHEN ABER KEINE FEINDSELIGKEITEN EINZULEITEN WIEDERHOLE KEINE FEINDSELIGKEITEN EINZULEITEN STOP ABSATZ KLAMMER AUF HOLEN SIE SICHS CZILLER STOP WÜNSCHTE ICH WÄRE DABEI STOP GOTT MIT IHNEN STOP CRANSTON KLAMMER ZU ENDE DER NACHRICHT PRÜFCODE - äh, das ist alles, Sir.« Whitbread musste tief Luft holen. »Ja. Und ganz schön viel, Mr. Whitbread.« Blaine griff nach dem Schalter seiner Sprechanlage. »Offiziersmesse.« »Hier Offiziersmesse, Kapitän«, meldete sich Kadett Staley. »Holen Sie mir Cargill.« Der Erste Offizier meldete sich mit hörbar geringer Begeisterung. Blaine störte ihn bei seiner Dinnerparty. Rod dagegen konnte eine innere Genugtuung deswegen nicht unterdrücken. »Jack, kommen Sie auf die Brücke. Sie müssen unserem Vogel Dampf machen. Ich brauche den Minimalzeitkurs nach Brigit, und ich meine Minimalzeit! Sie können die Tanks leeren, aber bringen Sie uns flott hin.« »Aye, aye, Sir. Den Passagieren wird das nicht gefallen.« »Zum Kuckuck mit den ... Äh, meine Empfehlung an die Passagiere, und es tut mir leid, ihnen Unannehmlichkeiten zu bereiten, aber es handelt sich um einen dringenden Admiralitätsauftrag. Es tut mir leid wegen Ihrer Abendgesellschaft, Jack, aber Sie müssen die Passagiere in die Hydraulikliegen packen und dieses Schiff schleunigst in Bewegung bringen. Ich werde in einer Minute auch auf der Brücke sein.«»Jawohl, Sir.« Einen Moment lang schwieg der Lautsprecher, dann dröhnte Staley s Stimme durch das ganze Schiff: »Achtung, Achtung! Alles sofort klarmachen für längere Beschleunigungsperiode mit mehr als zwei Grav. Abteilungschefs, melden, wenn Vorbereitungen für erhöhte Beschleunigung abgeschlossen.« »Also dann«, sagte Blaine. Er wandte sich an Whitbread. »Tippen Sie diese verdammten Vektordaten in den Computer, damit wir sehen, wo zur Hölle dieser Fremde auf einmal herkommt.« Er merkte, daß er ziemlich sinnlos fluchte, und bemühte sich, seine Aufregung zu meistern. Eindringlinge — fremde Wesen? Gott im Himmel,
welch ein Abenteuer! Er hatte das Kommando über das erste Schiff, das Kontakt mit fremden Intelligenzen bekam . . . »Also schauen wir mal, woher sie kommen, ja?« Whitbread trat an die Eingabekonsole neben Blaines Schreibtisch. Der Bildschirm zeigte einige wilde Zacken, dann leuchteten Zahlen auf. »Verflixt noch mal, Whitbread, ich bin kein Mathematiker! Geben Sie mir die graphische Darstellung!« »Sofort, Sir.« Whitbread hantierte wieder an den Eingabetasten herum. Der Schirm wurde zu einem schwarzen Raum, in dem Lichtpunkte und bunte Lichtlinien schwammen. Die dicken Lichtpunkte waren Sterne, je nach Spektraltyp gefärbt, Geschwindigkeitsvektoren waren dünne grüne Striche, Beschleunigungsvektoren waren lila, extrapolierte Kursbahnen stumpfrote Kurven. Die lange grüne Linie ... Blaine starrte ungläubig auf den Schirm und legte einen Finger an den Höcker seiner Nase. »Vom Splitter. Ich will doch verdammt sein. Vom Splitter. Durch den Normalraum.« Zum Stern des Fremden führte keine bekannte Sprunglinie. Es war ein kleiner, einzeln stehender Fleck, ein gelber Punkt in der Nähe des Superriesen, der Murchesons Auge hieß. In Rods Kopf drehten sich Visionen von Oktopoiden. Wenn sie feindlich gesinnt waren? dachte er unvermittelt. Old Mac konnte in ihrem jetzigen Zustand nicht mit einem fremden Raumschiffkämpfen, nicht, bevor wichtige Reparaturen ausgeführt waren. Reparaturen, die man aufgeschoben hatte, weil sie im Orbit oder auf festem Boden gemacht werden sollten, und die man jetzt bei mehr als zwei Ge würde erledigen müssen. Aber — die größte Chance der menschlichen Geschichte gehörte der Mac Arthur — und ihm. Zusammen würden sie es schaffen.
5 Das Angesicht Gottes Blaine begab sich eilends auf die Brücke und schnallte sich in seinem Kommandosessel fest. Kaum war er fertig, drückte er eine Taste der Sprechanlage. Kadett Whitbread, noch in der Kapitänskabine, starrte verdattert aus dem Bildschirm. Blaine setzte auf eine Erinnerung aus seiner eigenen Kadettenzeit. »Lesen Sie's mir vor.« »Äh - Sir?« »Sie haben doch das Reglement bei den Bestimmungen für Kontakt mit fremden Wesen aufgeschlagen, oder? Lesen Sie sie mir vor, bitte.« Blaine hatte sie, wie die meisten Kadetten, vor langer Zeit selbst nachgelesen, zur Unterhaltung und aus Neugier. »Ja, Sir.« Whitbread überlegte sichtlich, ob der Kapitän seine Gedanken gelesen hatte, und kam zu dem Schluss, daß dies ein Privileg von Kapitänen war. Aus solchen Tricks entstanden dann die Legenden. »>Abschnitt 4500: Erster Kontakt mit nichtmenschlichen Intelligenzwesen. Anmerkung: Unter Intelligenzwesen sind Geschöpfe zu verstehen, die in zielstrebiger Verhaltensweise Werkzeuge gebrauchen und sich untereinander verständigen können. Unteranmerkung: Offiziere werden angewiesen, bei der Anwendung dieser Definition ihre Urteilskraft zu gebrauchen. Die Schwarmratte von Makassar zum Beispiel gebraucht Werkzeuge und verständigt sich, um ihr Nest zu erhalten, ist aber kein Intelligenzwesen.Absatz eins: Beim Zusammentreffen mit nichtmenschlichen Intelligenzwesen hat der befehlshabende Offizier unverzüglich das nächste Flottenkommando von der Existenz dieser Fremdwesen zu informieren. Sämtliche anderen Aktionen sind der Erledigung dieser Aufgabe unterzuordnen. Absatz zwei: Nachdem die in Absatz eins dargelegte Aufgabe erfüllt ist, werden die Offiziere versuchen, eine Verständigung mit den Fremden anzubahnen, vorausgesetzt jedoch,
daß sie hierbei ihr Kommando nicht in Gefahr bringen, außer, sie wurden von höheren Befehlsstellen dazu autorisiert. Wiewohl die Offiziere keinerlei Feindseligkeiten einleiten dürfen, muss angenommen werden, daß nichtmenschliche Intelligenzwesen feindlich gesinnt sein können. Absatz drei . . .untersuchen