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Bröcker, Geschichte der Philosophie 37. Ebd. 34.
Beispiele paradoxen Dcnkens
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2. Zenon von Elea
Aristoteles hat Zenon (um 460 v. Chr.) den ,Erfinder der Dialektik' genannt. I " Der 20 Jahre jüngere Schüler des Parmenides steht zwischen Heraklit, dem die Paradoxie ein adäquates Ausdrucksmittel seiner Lehre vom ewigen Wandel war, und den Sophisten, die später gern auf die zenonischen Paradoxien zurückgriffen, welche ihnen die Waffen für ihre - inzwischen zum Selbstzweck gewordene - Rhetorik lieferten. Zenans Paradoxien bilden die Brücke zwischen beiden Typen, dem gedanklich-philosophischen (Heraklit) und rhetorisch-destruktiven Paradox (Sophisten). Zenon ist Mathematiker, der sich mit Hilfe der formalen Logik darum bemüht, die Lehre seines Meisters Parmenides zu verteidigen, indem er der gegnerischen Auffassung Widersprüche (Paradoxien) nachweist. ,,Die dialektische Beweisführung ist hier, selbst wenn sie sich sophistischer Wendungen bedient, doch immer nur ein Mittel, um eine metaphysische Überzeugung, die Lehre von der Einheit und Unveränderlichkeit des Seienden, zu begründen."120 Die Paradoxie wird von Zenon also nicht behauptet, sondern negiert. lfI Anders ausgedrückt: Es geht Zenon darum, der vorherrschenden Meinung ihren paradoxalen Charakter vor Augen zu führen, um so die parmenideische Position zu verteidigen. Da diese vorwiegend von der Einheit und Unveränderlichkeit des Seienden handelt, liegt es nahe, daß Zenons Beweise einerseits die Vielheit, andererseits die Bewegung zu widerlegen versuchen. Gegen die Vielheit führt Zenon an: Wenn das Seiende vieles wäre, so müßte es zugleich unendlich klein und unendlich groß sein - Widerspruch. Unendlich klein, weil das Viele aus einer Anzahl von Einheiten bestehe, die unteilbar und daher ohne Größe seien, so daß auch das Viele ohne Größe sei. Andererseits unendlich groß, weil das Viele, um zu sein, eine Größe haben müsse, die aufgrund der unbegrenzten Teilbarkeit des Vielen in Teile von je eigener Größe notwendigenveise unendlich groß seL '" Gegen die Bewegung bringt Zenon vor: ,Das Bewegte bewegt sich weder an dem Ort, wo es ist, noch an dem, wo es nicht ist'l" - Wider-
Diogenes Lacrtius VJII 57; IX 25. E. Zeller, Die Philosophie der Griechen in ihrer geschichtlichen Entwicklung 1 I, Hildesheim 71963, 748. m Nach der Defmition in der Einleitung wäre somit von Anlinomit zu sprechen. weil es sich um eine ad abJurdum geführte Paradoxie handelt. \U Vgl. ZeUcr, Philosophie 749-752. IU 'tb KlVOUP.5VOV o\h' E.V cP ~un t6nQ> KlvEitat oUt' sv
1tOldv: ß 6ah) U! Weitere Beispiele sophistischer Rhetorik lassen sich anfügen: ,Ein Nichts ist Fertigkeit ohne Übung oder Übung ohne Ferligkeit.' (~'1liev E;Ival J'~t& ltX.Y'1V äV&1J J'e)i1l1S 1l~'tE p.d.i't11 Y ciVEU 1QvllC;: Pmtagoras BIO) ,Xerxcs ist der Zeus der Perser.' (Eepl;&t;; 6 100V IT&paii>v Zr.&;: Gorgias B 5a) ,Den Ernst der Gegner muß man durch Gelächter runichte machen, ihr Gelächter durch Ernst.' (rljv jJ.Av Oltouli~v litacp9E(pf:lY lii'W &vav.noov 1e,,"oo1l, '(ew SA ytA.co'ta
".o"8ft: B 12) .Leute, die einen Meineid schwören und (dabei) gut schwören' (EmopKncraVtD.t;; Kat .,iopK~".Vtru;:
B 15)
Bei der Tragödie ist ,der Täuschende gerechter als der nicht Täuschende und der Getäuschte. klüger als der Nichtgetällschte.' (... Ö l'D.ltUn1<JO/; liU(a161&p~ 'tOU )l~ D.nariJoav'tos Ka16 a1to:t119&tt; aOIPOOlEpOt; 106 J.l.~ 01tQtTl9lvlac;: B 28) Ein im Hinblick auf Paulus interessantes Fragment des Protagoras lautet: ,Denn ab seine Söhne. junge und schöne Meruchen, innerhalb von nur acht Tagen starben, ertrug (Periklesl es ohne Trauer ... Denn jeder, der ihn seine Leiden stark ertragen sah, mußte ihn für hochge:o;innt, männlich und sdbstbcherrscht halten.' (lWV rap ulf.cov v&l1vl('i)y ÖVtrov Kal KaJ..OOV, c.v OKtW Sli tait; 1ta011l0W nJ1EPl110lV 0:1t09avovlrov,
''Ti",v9'." ayotA1J ...•~ yap t(, ~\v op6iv ta t."toß niva•• tprOl~'V", Ijl'povta. 151
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J.lEYaÄotpPO,I6. 'tS xat avBp&loy ~M)(f:l dVa\ Kat lautoü KpdO'O'CJl: Protagora9 B 9) Vgl. zum Folgenden O. Gigan, Art. Sokrntes: Lexikon der a.lten 'Welt (1965) 2828-2825; H. DOrne. Art. Souates: Der Kleine Pauly V (1975) 248-255. Vgl. Platon apol. 20 D ff. 23 C.
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Beispiele paradox.en Deru:em
der Sophisten. '" Während er wie sie alle überkommenen Werte einer kritischen Prüfung unterzog, lehnte er jedoch die spitzfmdige Rhetorik der Sophisten ab. Das angeblich Nützliche, das sie anboten, sei in Wahrheit schädlich, ja unverantwortlich. Freilich besitzt Sokrates noch viel von der radikalen Infragestellung der Tradition. wie sie für die Sophisten typisch war: .Gut und richtig ist gerade nicht dasjenige. was Uberlieferung und Umwelt dafür halo ten. sondern etwas anderes. 7.unächst völlig Unscheinbares. wofür der ein7.elne mit seiner Einsicht einsteht. Dramatisch kommt dies darin zum Ausdruck. daß der unwissende und unansehnliche Kleinhürger Sokrates bald den fürstlich strahlenden Alkibiades. bald die wissens· stollen Sophisten 7.uschanden lU machen vennag."ISl
Dabei leugnet Sokrates nicht das Vorhandensein von Wissen. wie es sein berühmter Satz .Ich weiß. daß ich nichts weiß"" nahelegen könnte. Mit dieser provokation .negiert Sokrates nicht. daß es Wissen gebe. sondern er fordert zur sorgfältigen Prüfung jedes vermeintlichen Wissens auf''''. Sokrates gebraucht das Paradox also nicht nur als instrument seiner kritischen Anfrage und [ronie; er übenvindet die bloße Destruktivität der Sophisten dadurch, daß hinter dem paradox redenden Sokrates immer auch der moralische ETlieher hervorscheint. Ziel des Sokrates und seines größten Schülers und Tradenten Platon ist nicht die Verkündigung von Paradoxien, sondern das Finden der dahinter verborgenen Wahrheit.'" Während Platons Gegenspieler Aristoteles als der große Empiriker die Neigung wr paradoxen Provokation weniger teilt, ja ein erklärter Gegner der napaörn;a. ist l41 , wurden die paradoxalen Denkanstöße des Sakrates von anderen Schillern wie Aristippos und Antisthenes weitergeführt und radikalisiert. Die Schule der Kyniker propagiert so eine .Umwertung aller Werte, Vgl. M. Müller / A. Halder. Art. Sophistik: Kleines Philosophisches Wörterbuch, Freiburg/Basel/Wien 111985, 251. Gigon, Sokrates 2824. m Diese gewöhnlich zitierte. in ihrer Struktur logisch paradoxe Fassung geht wohl auf den Satz in P]atom ,Apologie' zurück.: 00'[0Ja, Ja. auch das .Nein, Nein. sei?' 2 Kor 11,7: ,Oder habe ich eine Sünde begangen, indem ich mich selbst erniedrigte, damit ihr erhöht würdet .. _?' 2 Kor 11, 11: ,Liebe ich euch etwa nicht?' Gal 2, 17b: ,... ist dann etwa Christus Diener der Sünde?'" Gal 4,76: ,Bin ich daher euer Feind geworden, indem ich euch die Wahrheit sagte?' Alle diese Fragen erweisen sich insofern als .rhetorisch', als Paulus überall die Antwort ,Natürlich nicht!' provozieren möchte. An mehreren der Stellen kommt dies dadurch zum Ausdruck, daß er die Provokation sogleich mit /11] reVOltO zuruckweist.
B. Theologische Paradoxien Der Blick auf die Rhetorik hat gezeigt, daß Paulus in den verschiedenen Formen des Paradoxen wohl bewandert ist. Hinsichtlich der 21
Gal 2,17ab ist ein gutes Beispiel dafür, wie Paulus einen konstruktiv-paradoxen Gedanken (al in eine vel7.eJTcnde Absurdität (b) umbiegen kann ood dabei nlg1dch heide differcmicrt. Zu Gal 2, 17a siehe unten S. 120-122.
Theologische Paradoxicn
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Fülle und Vielfalt ihrer Verwendung nimmt er im Neuen Testament eine Spitzenstellung ein." Der Rhetoriker Paulus verweist jedoch auf den Theologen; die Paradoxalität ist nicht nur sprachliches Mittel. sondem wesentlich eine Denkform des Apostels. Hier stellen sich Fragen: Warum benutzt Paulus diese Denkform so extensiv? Haben die Paradoxien bei Paulus originär etwas mit dem Evangelium von Jesus Christus zu tun? Wenn ja: Wie und wodurch sind sie im einzelnen gekelUlzeichnet? Paulus selbst gibt in seinen Korintherbriefen an zwei Stellen grundlegend dazu Auskunft: ,Das Wort vom Kreuz ist denen, die verlorengehen, Torheit, uns aber, die gerettet werden, ist es Kraft Goltes. Denn es steht geschlieben: •Verderben werde ich die Weisheit der Weisen, und den Verstand der Verständigen
7.uoichte machen.< Wo ist ein Weiser? Wo ein Schriftgelehrter? Wo ein Wonführer die,es Äons? Hat Gott nicht die Weisheit der Welt als Torheit erwiesen? Da nämlich in der \Veisheit Gottes die Welt durch die \Veisheit Gott nicht crkarmte, gefiel es Gott, durch die Torheit der Verkündigung die zu retten, die glauben. Denn Juden fordern Zeichen und Griechen suchen Weisheit; wir aber verkündigen Cluistus als Gekreuzigten. Juden ein Ärgernis, Heiden eine Torheit, ihnen aber, den Berufenen, Juden wie Griechen, Christus, Gottes Kraft und.Gottes Weisheit. Denn das Törichte an Gott ist weLo;er als die r.,'Ienschen, lUld das Schwache an Gou stärker als die Men-
schen.'
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Kor 1.18-25)
,Daher kennen wir von nun an niemanden mehr dem Fleische nachi wenn wir auch Christus dem Fleische nach gekannt haben, so kennen wir ihn jetlt nicht mehr so. 'Venn daher jemand in Christus ist, ist er eine neue Schöp-
fung; das Alte ist vergangen. siehe. Neues ist geworden.' (2 Kor 5.16f.) Von diesen Texten her sei als Ausgangspunkt für den anschließenden Überblick folgende These formuliert: Dreh- und Angelpunkt der paulinisehen Theologie iJt dtll Bekenntni, zu Christus, dem Gekreuzigten und AuJerstandenen. Die aus diesem christologise/um Kerygma von Tod und Auferweckung Jesu entwickelte KTcuze.,theologie und Eschatologie sind der ,Sitz im Leben' wenn nicht aller, Ja doch der meisten" theologischen Paradoxien bei Pallius. Die Dualität von Tod und Auferstehung bzw. Kreuzestheologie und Eschatologie. die der Sache nach nicht getrelUlt werden dürfen. findet eine Entsprechung in Gestalt einschlägiger Paradoxien. Die kreuzes25
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Dabei beschränkt sich die Bezugnahme in dieser ATbcit auf die unbcstritten als echt
angesehenen sieben Briefe Röm. 1/2 Kor, Gal, Phil, 1 Thess Wld Phlm. Eine Ausnahme bildet 1.. B. die Paradoxie dCI" creaiio ex nihilo, die selten bei Paulus begegnet. Röm 4, 17: Gott nlft das Nichtseiende (taJ.l.~ ßvta) ins Dasein (cil.;l)vTa); vgl. metaphorisch 2 Kor 4ß. Röm 1,20 reflekdert die Konscquenz aus der Schöpfung, daß der Uß.c;ichtba.re Gott ('(a a6pa'(a autoü) durch dac; Geschaffene sichtbar g~worden ist, geschaut werden kaml (Ku90pätal); der Gegensatz '(0. ci6pat"u ... Ku90pätQl macht diesen VCr5 sogar zu einem fonnal-Iogischen Paradox (vgI. Michel. Röm 99).
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Kapitel 2: Paradoxalität bei Paulw
theologischen Paradoxa besitzen eine charakteristisch andere Struktur als die eschatologischen. Bei ersteren geht es um ein Paradox im allgemeinen Sinne, den gedanklichen Widerspruch zum landläliflgen VorverständniJ: Das Kreuz ist ,Juden ein Skandalon, Heiden eine Torheit'. Der eschatologische Typ ist gekennzeichnet durch eine Anlilhetik von Gegensätzen: Die neue Schöpfung steht in dialektischer Spannung von Tod und Leben, Sünde und Gnade, Fleisch und Glaube oder Gegenwart und Zukunft. Anders gesagt: Die kreuzestheologischen Paradoxien enthalten eine schockierende Umkehrung des Bekannten und Gewohnten in sein Gegenteil, die eschatologischen ein scheinbar unmögliches Zusammendenken von Gegensätzen. Aus diesen grundlegenden Beobachtungen läßt sich folgender Versuch einer systematischen Übersicht über die paulinischen Paradoxien zusammenstellen, wie sie sich nach einer Analyse des Befundes ergibt:
1. Ärgernis und Torheit des Kreuzes 1. Der Tod Christi a) Das Faktum des Kreuzes b) Für uns gestorben 2. Der Fluch des Gesetzes a) Gesetzesruhm der Übertreter b) Das Gesetz als Kraft der Sünde cl Israel zwischen Erwählung und Verwerfung d) Die vergängliche Herrlichkeit e) ,,Fluch des Gesetzes" 3. Der mit gekreuzigte alte Mensch a) Umkehrung der Werte b) Ruhm der Bedrängnisse cl Nicbt icb, sondern Gott H. Die eschatologische Spannung der neuen Schöpfwlg 1. Die Auferstehung Christi a) Gott hat ihn von den Toten auferweckt b) Er lebt aus Gottes Kraft 2. Die Rechtfertigung des Gottlosen a) Die verborgene Beschneidung des Unbeschnittenen b) Die Wahrheit Gottes in menschlicher Lüge c) Die mit der Sünde wachsende Gnade d) Das Heil der Heiden durch die Übertretung Israels e) Rechtfertigung und Glaube der Sünder 3. Fleisch und Glaube a) Leben im Tode b) Mensch und Gott
Theologische Paradoxien
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4. Hoffnung auf Rettung a) Auferstehung der Toten b) Leiden, um verherrlicht 1.U werden Die vorstehende Gliederung bildet das Gerüst für den folgenden Überblick über das paradoxe Material bei Paulus. Ein solches deduktives. vom Allgemeinen (Überblick in Kapitel 2) auf das Besondere (Textauslegungen der Kapitel 3 und .) schließendes Vorgehen folgt dem in Kapitell begonnenen, der besseren Orientienmg dienenden Duktus einer allmählichen Annäherung an die Materie ,von außen nach innen'. Es scheint aber auch deshalb legitim, weil das Thema Paradox allgemein Wld speziell die theologischen Paradoxien ein ,systematischeres' Feld beIilhren, das einen entsprechenden Ansatz per se nahelegt. Die Möglichkeit von Verändenmgen oder Entwicklungslinien im paulinischen Denken ist mit dem Versuch einer solchen ,Systematik' der Den!t[orm Paradoxie nicht bestritten. 27
I. ÄRGERNIS UND TORHEIT DES KREUZES
1. Der Tod Christi ,Er erniedrigte sich selbst und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuze.' (Phi! 2,8) Sachlicher Ursprung und Kern der pau1inischen Theologie ist der Tod Jesu. Daß Christus, der Sohn Gottes, 3m Kreuz gestorben, ja ,für uns' gestorben ist, stellt zusammen mit der Auferweckungsbotschaft das Grundparadox christlichen Glaubens dar." Anders als das Sterben Jesu wird seine MtT1Jchwn-dung als die Voraussetzung seines Todes von Paulus nur an wenigen, meist traditionell vorgeprägten Stellen e,wälmt. In Röm 7,3; 9,5 .md 2 Kor 5,76 verbindet er Christus mit dem Ausdruck Ka'ta ocipll:a, womit - direkt oder indirekt 29 - die ,Inkarnation' des Gottessohnes ausgesagt ist. 21
Dieses Problem kaJUl und braucht in der "odjegenden Arbeit nicht thematisiert zu werden. Vgl. da7.u U. Schnelle, W'U1dltmgen im paulinischen Denken (SBS 137), Stutt. gart 1989; K. Berger, Theologiegeschichte des Urchristentums. Theologie des Neuen
Tc.'iitaments, Tübingen/Bascl 1994. Zweifellos erscheint die Aufspaltung \'on Tod und Auferstehung problematisch. Von der logischen Struktur der Paradoxa her handelt es sich jedoch um zwei verschiedene Ph9nomene (siche auch unten S. I09f. l. 29 Die grammatikalische Zuordnung des KaTCr. aapKa in 2 Kor 5,16 ist umstritten (vgl. Bultmann, 2 Kor 156-15S). Aber selbst wenn sich das ,dem Fleische nach' nicht direkt auf XptO"t6v. sondern auf die Weise des "(tVIDOlCSIV bezieht (50 Fumish. 11 Cor 313; Klauck. 2 Kor 54), wird damit eine !iarkische Ex.istenz Christi vorausgesetzt. 28
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Kapitel 2: Paradoxalität bei Paulm
Röm 8,3 verknüpft die Menschwerdungsaussage auf bemerkenswerte Weise mit der Soteriologie: ,Gott sandte seinen eigenen Sohn in Gleichgestalt de!i Fleisches der Sünde Wld um der Sünde willen, und venlrtcüte {so} die Sünde im Fleische . . . ' Paulus ergänzt das wohl traditionelle ,Gott sandte seinen Sohn 'so einerseits durch ea,u'toü, andererseits durch ev 0flOloolla'tl oapKoc; ÖjJ.«pt!ac;, wodurch die Inkamationsau..age paradox überhöht wird: Gottes eigener Sohn in gleicher GestaltS I wie das der Sünde verfallene Fleisch. Die nahetu als Identifikation (6~o{m~a.) erscheinende Zusammenbringung der kontradiktorischen Gegensätze a.6C; und 6jrapt!a ist im höchsten Grade paradox: nur die unmittelbore Verbindung ,ur Soteriologie rechtfertigt eine derartig kühne Aussage. Auch Gal 4,4] enthält den Gedanken der Sendung des Sohnes durch Gott, seine Gleichheit mit der irdischen "Wirklichkeit sowie die SOlenologische Ziela.llgabe,Sll Hier ist es der paradoxe Kontrast Gott - Ges(".hichte, der anstößig wirkt. Die ,Frau' steht für den Menschen, das ,Gesetz' für den Juden
Jesus, der als präexistenter Gottessohn in die geschichtliche Wirklichkeit eintrat." Das "A~pOJl'a tO;; xp6vou hebt die Einzigartigkeit des Geschehen. hervor.
Das vorpaulinische Christuslied Plri/2,6-11, das den Weg Jesu von der Präexistenz bis 7.ur Erhöhung beschreibt, schildert zu Beginn den Vorgang der Menschwerdung als Prozeß der Selbstentäußerung des Gott-Gleichen, der die Gestalt eines Sklaven annahm (V.6f.). Das verbindende Stichwort l'OP'In\ hebt die Paradoxie dieser dv(/)O\, daß Torheit per Je der Weisheit vor7.Uziehen wäre. Das Ziel ist inrmer noch d.., "o'l'~ rSVO"Sn1 (ISb; "0'1'0 8eo