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OSTERREICHISCHE AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN KOMMISSION FÜR BYZANTIN·ISTIK INSTITUT FÜR BYZANTINISTIK DER UNIVERSITÄT WIEN
WIENER BYZANTINISTISCHE STUDIEN HERAUSGEGEBEN VON
HERBERT HUNGER
Band II ERICH TRAPP
MANUEL 11. PALAIOLOGOS DIALOGE MIT EINEM "PERSER"
WIEN 1966 IN KOMMISSION BEI HERMANN BÖHLAUS NACHF•• GRAZ-WiEN-KÖLN
ÖSTERREICHISCHE AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN KOMMISSION FüR BYZANTINISTIK INSTITUT FüR BYZANTINISTIK DER UNIVERSITÄT WIEN
WIENER BYZANTIN ISTISCHE STUDIEN BAND 11
ERICH TRAPP
MANDEL 11. PALAIOLOGOS , DIALOGE MIT EINEM "PERSER"
Gedruckt aus den Mitteln des··Holzhausen~Legates und des Österreichischen Forschungsrates
WIEN 1966 IN KOMMISSION BEI HERMANN SÖHLAUS NACHF" GRAZ-WIEN-KÖLN
Die Vorzeichnung des Klischees auf dem Titelblatt stammt von dem Wiener Graphiker Friedrich Kral. Sie wurde nach einem Original (Solidus Kaiser Theophilos', Ratto 1832) im Besitze des Herausgebers angefertigt.
.Alle Rechte vorbehalten
© Copyright 1966 by Österreicmsche Akademie der Wissenschaften, VieWla Druck: L. Becva.r, Wien XIII
Inhaltsverzeichnis Vorwort des Hera.usgebers .. .. .. .. .. .. •. .. Vorwort des Verfassers .. .. .. .. .. .. .. •. .. .. .. Abkürzungen .. .. •. .. .. 1. DIE ISLAMPOLEMIK VOR MANUEL n. .. .. .. .. .. .. .. .. .. 1. Einführung .. " .. .. .. .. .. .. .. .. •. .. .• 2. Chroniken und Häresienverzeiohnisse .. •• .• .. 3. Kurzdialoge .. ., .. .. .. .. .. .. .• .. .. .. " .. .. 4. Briefe .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. 5. Die großen theologisohen Werke " .. .. .• .. .. n. DIE DIALOGE MANUELS II... .. .. .. .• .. .. .. .. ., .. 1. Die "überlieferung .• .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .• .. 2. Entstehung und Anlage des Werkes .. .. .. .. .. .. .. 3. Die Umwelt in Ankara. •. .. •. .. .. •. •. 4. Der Inhalt der Dialoge .. .. •. .. .. .. .. .. .. .. .. a) Die polemischen Dialoge (I-IX) •. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. Die Unsterbliohkeit der Engel (Dialog I) .. .. .. .. " .. .. .. Die Pa.radieseshoffnung der Mohammedaner (Dialog lI-rn) Mensoh und Tier (Dialog nI-IV) •. .. .. .. •. .. Das wahre Glüok (Dialog IV) .. •. .. .. .. .. .. .. .. Legenden um Mohammed (Dialog V) .. •. .. .. .. .. .. Die Person des Propheten und seine Lehre (Dialog V-VII) .. Der Paraklet (Dialog VIII) .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. b) "überleitung: Die Wahrheit des Glaubens (Dialog VIII-IX) .. .. .. c) Die apologetischen Dialoge (X-XXVI) .. .. .. .. •. .. .. Trinität und Clrristologie (Dialog X-XIX) .• .. .. Die Bilderverehrung (Dialog XX) .. .. .. .• .. .. Die christliche Heilslehre (Dialog XXI-XXIV) .. .. .. .. Die Apostel (Dialog XXV-XXVI) .. .. .. .. d) Das Ende des Werkes (Dialog XXVI).. .. .. .. .. .. .. .. .. .. 5. Die Bedeutung des Werkes " .. .. .. .. •. .. ., " .. a) Die Entwicldung der Diskussion und die psychologische Glaubwürdigkeit b) Vergleich mit den Vorgängern.. .. .. " .. .. .. .. .. .. .. .. 0) Die Dialoge im Rahmen des Gesa·mtwerks Manuels n. .. .. .. .. .. m. DIE AUSLÄUFER DER BYZAl\lTINISCHEN ISLAMPOLEMIK NACH MANUEL n. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. IV. TEXT: DIALOG I-XXVI .. .. " .• •• .. .. .. V. REGISTER Stellenregister .. ., .. .. .. .. .• •. .. .. .. .. ., .. .. .. .. •• .. Verzeiohnis der Eigennamen .... " .. .. .. .• •• •• •• .. Wortindex .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. Register zur Einleitung.. .. .. .. .. .. .. •• .. .. .. •. .. .. .. VI. BILDTAFELN •. .. .. .. .. .• •. ., •. .. •. .. .. .•
7 "'8* 9* 11" 13 * 14* 25* 29* 32* 49* 51* 54* 59* 62* 62* 62* 62* 64'" 65* 66* 67* 75* 76* 78* 78* 82* 83* 83* 84* 85* 85* 86* 87* 89* 1 303 305 308 311 316 319
VORWORT DES HERAUSGEBERS
Für den Herausgeber der "Wiener Byzantinistischen Studien" bedeutet es eine große Befriedigung, daß die im. Vorjahr begonnene Reihe mit einer Arbeit seines Schülers Erich Trapp fortgesetzt werden kann. Die Editio princeps der "Dialoge mit einem Perser (= Türken)" des gelehrten Palaiologenkaisers Manuel II. - bisher lagen von 26 Dialogen nur zwei im. Druok vor st.ellt seit langem eines der vielen Desiderata unserer Wissensohaft dar. Mit der Aufzeichnung der Religionsgespräche, die er als Vasall am.Hofe des türkischen Sultans Bajezid 1. Ende 1391 mit seinem gelehrt.en Gastgeber, einem türkischen Professor (fl.0l.lttpU:'l)..o~U7t(r.lV, xa;t 3EXO[L:'~ •.•" (PG 140, 136B) der Bilderstreit bereits vorausgesetzt ist. Somit ist als terminus post quem jedenfalls das Jahr 787 anzunehmen (7. oikumenische Synode, Wiederherstellung des Bilderkults). Hingegen spricht gegen eine Entstehungszeit unter Photios~Cl die Verwendung des Exorzismus durch Michael Synkellos (siehe unten). Erwähnenswert ist schließlich, daß diese Schrift einige Ähnlichkeiten mit Johannes Damaskenos aufweist (bes. 152, 9-153, 2 '" Joh. Dam. 765 AB; 153, 20-27 '" 769 AB). Mit einigem Vorbehalt ist als nächster Byzantiner, der sich mit dem Islam befaßte, lVIrCRA.EL SrnKELLos (ca. 760-846) zu nennen. Unter seinem Namen ist nämlich eine Partie in der älteren Redaktion (cod. P, s. XI) des Georgios Monachos 21 erhalten, die dann in der endgültigen Fassung ohne Nennung der Quelle an anderer Stelle eingeschoben wurde. Außerdem ist diese Kurzdarstellung zusammen mit Kapitel 101 von Dehaeresibus überliefert (vielleicht ist Michael Synkellos selbst der Int-erpolator)2~, wie zum Beispiel im. Vat. gr. 720 (s. X, f. 97 r-98 r ), Vat. Ottob. 309 (s. XVI, f.35 v bis 37 t ) und Bruxell. II 4836 aus dem Ja.hr 1281 23 , während sie im Vind. hist. gr. 56 (um 1000), f. 199 r -200 r , den Johannes-Text verdrängt hat 24. 15 Sure 112. 16 p.LXXX. 17 a~ a. 0., S. 211 ff. IS Rev.hut.rd.63 (1911) 144ff. 19 a.. a. 0., S. 147. 20 Montet a. a. 0., S. 146f.; Meyendorff 124. 21 Qeorgius Monachus, ed. de Boor, Bd. II, S. 699-702. 22 Vgl. Kotter, a. a. 0., S. 202 Wld 205. 23 Ohne Kenntnis des Georgios Monachos mangelhaft abgeschrieben von J. Da.vreux, Byz. 10 (1935) 93f. 24 Kotter 206f.; vielleicht auch Athous La.urae 1556, f. lS5 t -IöS t , s. Xv.a.
Chroniken und Häresienverzeichnisse
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In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, daß Sdrakas 25 ein übler Lapsus unterlaufen ist, indem er aus der Überschrift im Bruxell. Ir 4836 (ToG (.J.CXXotp(ou 'Er.tepcxv(ou e'itLcnc6'itou KU7tpou) einen Bischof MO:X«PLO' ja nur eine Disputationsschablone darstellt. Von den übrigen Opuscula Theodors, die der Bekämpfung von Mohammedanern dienen, verfolgen einige apologetische Zwecke (Menschwerdung: 8, 21, 23, 25, 32 nur lat. ediert 63 ; Kreuzigung: 9; Eucharistie: 22), andere sind polemischer Natur (1\'Iohammed kein Prophet: 18-20; gegen Polygamie: 24). Daß natürlich alle Dialoge mit dem Sieg des Vertreters des Christentums enden,. braucht nur am Rande erwähnt zu werden. Das Opusculum 22 über die Eucharistie finden wir fast wörtlich abgeschrieben im Dialog mit dem Sarazenen Achmed des S-UIONAS von Gaza 64. Allein dadurch erweist er sich als fingiert. Der an sich mögliche Einwand, der Dialog Abu Qurras sei unecht und ein Bruchstück aus Samonas, läßt sich dadurch zurückweisen, daß letzterer eine störende Auslasssung zeigt: Abu Qurra 1552 D-1553 A: ...Apex -o!-,-a~ cx&t-o~V !J.V(jTIjptcx. xOC't"cxvoei:v, y.cxt &.yptOV TLVGC &Mx't"opoc ...06't"ov 3LOOCcrxOCAOV. Da es sich bei Niketas nicht um eine Übersetzung der betreffenden Koranstelle (Sure 27, 17-20), sondern um eine eigenwillige (man beachte den Ausdruck 8tOOCcrxcx.AOV) summarische Inhaltsangabe handelt, die bei Euodios in verkürzter Form aufscheint, ist eine selbständige Benutzung der Koranübersetzung durch Euodios (die zu einer gleichartigen, wenn auch kürzeren Forinulierung führen sollte) höchst unwahrscheinlich. Im einzelnen ist zu bemerken, daß yovv3oc( von gundi "Soldat" (Sure 27, 17) abz.uleiten ist?l, und der "wilde Hahn" einen ÜbersetzungsfeWer fÜl' "Wiedehopf" (Sure 27, 20) darstellt. Allerdings darf man aus dieser Stelle noch nicht mit Sicherheit folgern, daß Euodios selbst Niketas benutzt habe (woraus sich ein Datierungshinweis ergäbe); die Möglichkeit, erst Symeon Metaphrastes könnte diesen Zusatz angebracht haben, ist infolge der Tatsache, daß er in der kürzeren Fassung dieses l\itartyriums 72 fehlt, nicht völlig auszuschließen. Ungeklärt muß weiters bleiben, was es mit der Schrift Eoo~(o\) h 't"WV 7t€pi IXO..WV xeeptXAcxtoc TIjv6IJ-oU "(PlXep~tXIJ-e& im Athous Laurae 1854 für eine Bewandtnis hat, die möglicherweise nur ein Exzerpt aus dem Werk des Niketas Byzantios darstellt 73 • Nur am Rande kann hier auf die Disputationstätigkeit des KONST.A.l\'"TINKYRILL gegenüber den Arabern und auf sonstige Hagiographica hingewiesen 70 Vasilievskij.Nikitin, ll.Umoires de l'ricad. imp. des 8ciences de St. Petersbourg, classe de sciences hist.~philol., VIIIe serie, tome VII 2 (1905) 61-78. 71 Niltitin. (S. 253) setzt das Wort fälschlich mit ginn gleich. 72 Vasilievskij-Nikitin., a. a.. 0., S. 1-7; über die Entstehung beider Versionen S. 121. 73 Da.zu vgl. die Notiz der Handschrift der Panoplia des Euthymios Zigabenos PG 130, 134:1 und J. Darrouzes, Eet!. Ee. Byz. 22 (1964) 282.
28*
1. Dia Islampolamik vor Manual n.
werden 74. Schließlich sei nur in negativer Beziehung das GREGORIOS DEKAPOLITES zugeschriebene Wunder von der Bekehrung eines Sarazenen erwähnt, das aus viel späterer Zeit stammt 76 • 74 Vgl. F. Grivec, Konstantin und Method, Wiesbaden 1960, S. 39-42; F. Dvornfk, Les legendes de Const. et da M~thode vues de Byzance, Frag 1933, S. 104-111; A. Abel, La. porMe apolog~tique de la. "vie" de St. Theodore d'Edesse, Bynntinoslavica 10 (1949) 229-240; Meyendorff 129-13I. 75 FG 100, 1201-1212; vgl. Beck, Kirche 579. Ein anderes Sara.zenenwunder, das freilich nicht mit der Bekehrung, sondern mit dem Tod der Ungläubigen endet, besohreibt der Mönch Anastasios in seiner 44. Sinai.Erzählung (ed. Nau, Oriens Ohristian'U8 3 [1903J 64).
4. Briefe Wenn man nach den erhaltenen (bzw. veröffentlichten) Briefen urteilt, so hat dieses literarische Genos einen noch weniger bedeutenden Beitrag zur Islampolemik geleistet. Allerdings besteht gerade in diesem Fall die Möglichkeit zahlreicher Verluste. Zunächst sei vorausgeschickt, daß Patriarch GERMANOS 1. (715 bis 730), der erste Verteidiger des Bilderkults, in einem seiner Briefe, die diesem Thema gewidmet sind, folgende Bemerkung bringt76: :E«PP«Y.'YJIIOi:~ ae: l1rd x«l. «UTOL TO TOL013TOII E1tLCT"'~1tT\1 II, S. 498.
Briefe
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untet' dem Patriarchen Lukas Chrysoberges (1157-1170) einige Agarener ihre Kinder taufen lassen wollten, was aber mit der Begründung abgelehnt wurde, daß dies ja nur zur körperlichen Reinigung und nicht als Übertritt zum Christentum gedacht sei 86 • 3. Ein "OpXOl; -.(;)v MouaouAtJ.~ ~~AOV &X 't"wv 1tPO&tp'l)fl.€vwv.
'0(.1.0(1)(.(.0:"'-0 7tocvnc; &VO:CT't"&O'~V, d lJ.~ itocv-,~ expeetantur ... TCE:P~fL&v!-tcx....-OTO "GtL ou OLa; tionem et non propter necessitatem ~v &veXYX'7Jv TOU om:pe(oew TO a[.LO: sustentandi. corporis ve] prolis edu- fJ 'l:OÜ yevv'7J.&7]aOfl.Evou 'l:S"vou. KGt~ candae. Et hoc rationabiJiter; nam 'l:oü-.' euMyCalC; • GtL ya:p ~v 'l:GtL'I)v w.:; d1to.:; auv 1\ &io.:.&o.:~.:; 'to.:~!J.ev (f. ö V , Z.2), der wahrscheinlich durch das !p-l](jo(.L&v in der nächsten Zeile hervorgerufen ist. Zu bemerken ist schließlich, daß in dieser Handschrift zwar einige Seiten unbeschrieben sind, aber entgegen Hases BehauptungS ohne Textverlust. 4. Paris. suppl. 169, s. XVIII ha.t bereits Omont in seinem Katalog als Abschrift a.us Coislin. 130 erkannt. 7 Vgl. R. Devreessa, La fonds Coislin, Paris 1954, S. 123. 8 Hase, Sp. IHf.
Die Überlieferung
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Bisher wurden nur das Vorwort und die beiden ersten Dialoge von C. B. Hase nach den Pariser Handschriften ediert9 • Die Bezeichnung der Sprecher (ßC1.