ASTEC
Örner NCLsuhi Bllnten
Feinh e iten I slamischen Glaubens l slumische r K atechismus
HercLUsgeber: Ahmet
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ASTEC
Örner NCLsuhi Bllnten
Feinh e iten I slamischen Glaubens l slumische r K atechismus
HercLUsgeber: Ahmet
Tur-un~
Ü"nersetzung: Ahmed Erdem
ASlec Verlag Tel: .(49) 234 930983 ISBN: 3-00-015510-4
Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in Der Deutschen NationalbiblioRraphie; detaillierte bibliografische Dateien sind im Intemet über http: //www.dnb.ddb abrufbar.
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Vorwort Wir als Muslime verspüren eine starke m oralisch e Verpflichtung, unsere Reli-
gion einschließlich ihrer Gebote und Verbole im größt möglich en Maße zu er lerne n . Diese Ve rpflichtung resu ltiert aus d em menschlichen Bestreben. ein inn iges Verhä llnis zum eigenen Sch öpfer aufzubauen und ein gottgefäl liges Lehen zu führen. Je mehr also die modernen Umstände, unter denen wir
heutzu tage zu leben gezwungen sind, einen Großteil unserer geistigen Aufmer ksamkeit für s ich In Anspruch nehmen. desto mehr wächst in uns das Bedurfnis nach Un terweisung in den praktischen Erfor dernissen des r echten Glaubens.
Mit der Absicht , dieser Herausford erung gerecht zu werden, versucht das vorliegende Bu ch , relIgionsgesetzliche Anweisungen und geschwisterliche Ratschläge zu vemlitteln , die die Rechtleitung und somit En tlastung derjenigen Muslime zum Ziel h aben , die sich am Beispiel des Propheten Muhammad und seiner rechtmäßigen Nachfolger orientieren woHen und den Urteilen d er imam e und islamischen Gelehrten großen Wert zusprech en. Daneben verschafft es einen Überblick über die Natu r der wichtigsten Glaubensinhalte und geht in a ller Kürze au f die Gesch ichten bedeutender Propheten ein. Die Übersetzung Ist In einfacher und verständliche r Sprache gehalte n . Für die Um schrift arabisch er Begliffe ist teilweise die internatio nale Lautschrln. verwendet worden - was sich nicht vermeiden ließ -, für gän gige orientalische Name n jedoch zu m eist eine vereinfachte Umschrirt.. für die korrekte Ausspra che und Lesart e iniger Koranverse. Bittgebete u nd rellgiöser Fo rm eln wird dringend angera ten , einen der arabischen Sprache Kundigen zu Rate zu ziehen . Wir hoffen , den deutschsprachigen Muslimen mit dieser besch eidenen Arbeit e inen kleinen Dienst erwiesen zu h aben, erbitten uns von Gott. über unsere Fehle" und Sünden hinwegzusehen. und wünschen uns für die eh renwerte Leserschaft aufrichtig, dass sie aus dem Inhalt des Buches ein en a ngemessenen Nutzen ziehen kann.
De r Herausgeber
Wozu dient dies es Werk? Was ist islamisch richtig und vCltretbar? In den ersten Jahren des Is la m war die Antwort darauf ganz einfach. Man b rauchte schlicht und einfach Gottes
Gesandten, unseren Ehrenwerten Pro pheten Muhammad Mustafa zu fragen und konnte eine verbindliche Antwo rt darauf bekommen. In den folgenden Jahren übernahmen die rechtgeleiteten Kalifen dieselbe Funktion. Nach dem Ablauf dieser Periode, die man gerne als "islamisch e Goldzeit .. , bezeichnet . t ra t.en Gelehrten in Erscheinung, die sich mit Koran u n d Überl ieferung gut auskannten. Tn einem Hadith heißt es: ..,'Die qdefirten sim{ 'Er6en tier Proplieten'" Nach der KodifIzierung der Ha dithen Goltes Ges andten, a lso sch lifllichen Festsetzung der Überlieferung, brauchte man Intellektuelle, die diese Überlieferu n g und Au ssagen in Kora n interpretieren konnten, denn manche überlieferten WO!'tc sin d nur in ein em bestimmten Kon text u n d gemeinsam mit d em Wort laut des Korans zu verstehen . Es steht einfach nich t jedem Mus lim zu. schlicht und einfa ch aus einem Koranvers oder von ein em überlieferten Hadith verbindliche Rückschl ü sse zu ziehen. die naturgemä..ß oft falsch sein können . Diese Funktion übemah men die Rechtsgelehrten. genau er gesagt die Imame der Rcchlsschulen, d ie wir in diesem Buch näher erörtert h aben. Koran und bestätigte Überlieferungen sind für aBe Rechtsschulen verbindlich. Alle Au ssagen d er rtech tsgelehrten, die im krassen Unterschied zum Koran oder ein er bestätigten Überlieferung stehen . Sind a ls .. Fehlschluss~ zu interpret ieren und zu verwerfen . Bei den Angelegenheiten. auf die man im Gnadenreich en Koran oder in einer Überlieferung ke ine Antwort findet, s ind durch diverse Rechtsgeleh lt e n bea ntwortet worden. Dabei sch lugen sie aber natü rlich verschiedene Wege. Wäh rend Abu Ha nifa neigte. den Ana loglt::schluss vo nmziehen . schätzte Im a m Malik die Tradition der Medine n ser am meisten , Aus diesen Antworten a uf Fragen. d ie durch Muslim e gestellt wurden. s ind islamische Rechtschu len e n tstand en. In den folgenden Jahren wurden diese Meinun gsäußerun gen der führenden Rechtsgelehrten aufgesammelt und handwerklich vervic\f'aIUgt. Es s ind zah lreich e Sammelwerke entstanden. die wir im Quellenver.leichnis angegeben haben , " Mufti ~.
ein Wort. das sich auch im d eutschen S prachraum eingebürgelt hat. ist an unQ für sich ein Mensch. der sich mi t Koran, der Überlieferung und d en Büchern auskennt. die die Meinungsäußerungen d er Rechtsgelehrten enthalten, Mit der Zeit wurden verschiedene Kataloge ausgestellt, die d iese "Fatwas", also islamische Rechtsmeinungen nach gem ein sam en Kriterien versammelten.
Die Französische Revolution brachte d en Gedanken der Kodifizierun g der Gesetze, wodurch sich alle Bürger In de r Lage sein sollten, die Gesetze versteh en zu können, die sie betrafen. Diesen Gedanken übel1ruj:!; Ömer Nasuhi B ilme n auf die islamischen Gesetze und hat verschiedene F'atwa-Bücher auf etnen gemeinsamen Nen ner gebracht. E r wa r in sein em Bestreben sehr erfolgreich . So ist sein Bu ch das meist verkaufte islamische Buch in der Türkei nach dem Koran . Die Sprache des Haupttextes ist inzwisch en sehr veraltet und für etncn Durchschnittstürken nicht mehr verständlich. Fikri Yavuz, ein Schüler von Bilmen und Meh met Talu stnd Verfasser , die den Text d ieses Buch es vereinfacht bzw. auf umgangssprachliches Türkisch übersetzt haben. Wir sind aber von dem Grundtext ausgegangen. Wir haben uns erlaubt. manche Textpassagen, die für unseren Alltag nicht mehr aktuell si nd, zu verkürzen bzw. überhaupt zu s treich en. So fehll z.B. das Kapitel in u n serem Buch, d a s im Haupttext die Brunnen behandelt. war ein kühnes Unternehmen, ein Grun d·.verk der islamischen Jurisprudenz auf Deutsch zu übersetzen, denn der deu tschen Sprache fehlen manche Grundbegriffe. die im Türkisch en und Arabischen geläufig sind. Wi r haben versuch t, man che Begriffe einzudeu tschen. Und wo es einfach nich t möglich war, haben wir von dem arabischen Wort Gebrauch gemacht. E;s
Bei einer derart wichtigen Übersetzung sind manche Fehler vorprogrammiert und l rotz jeglichen Bemühungen einfach nicht zu vemleiden . Deshalb bitten wir unsere Leser um Nachsicht. Für jede ko ns:.r uktivc Kritik sind wir dankbar. die wir in d en folgenden Ausgabcn des Werkes berucksichtigen werden. Un s s teht es einzig und aUein zu , uns zu bemühen. Erfolg kommt allein von Allah.
Uber den Autor Ömer Nasuhi BHme n wurde 18B3 in einem Dorf in der türkischen Provinz Erzurum geboren . Nach erfolgreich em Stu dium d er islamischen Theologie und zahlreichen Tätigkeiten wurde e r 1943 in lstanbul zum Mufti emannt. Am 30. Juni 1960 übernahm e r das wü rdevolle Amt des Vorsitzenden für Reli -
giöse Angelegen heiten der Republik T ü rkei, das allerhöchste Am t in der Türkei und trat kurol darauf in den Ruhestand . Er beh e r rschte neben der türkischen auch die arabische und persische Sprache in Perlektlon und e rlernte die fran zösisch e bis zu einem bcachtl!chcn Grad.
Während seiner la ngjährigen Lehrtätigkeit an verschiedenen Schulen und In-
stituten widmete er s ich außerdem dem Verfassen 7..ahlreicher Werke. die auf der ganzen Welt Verbreitung und Anerkennung fanden, wie z. ß. d je türkische Ubersel.z.ung des Korans, die Ausleglmg des Korans . die große Geschichte d er KoranauslegWlg und das vorliegende Buch. Omer NasuhJ ßilmen verstarb nach ein em frommen Leben a m 12. Oktober 1971 in I ~tanb ul.
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BismillahirrahmaniITahim, Im Namen Barmher/..igen und Erbarmenden Gottes
~
Alhamdu lillalli Rabbul Alemin, Lob sei Allah, dem Erschaifer der Welten
•
Lob sei Muhammad, Al!ahs Gesandten, dem Ehren wertesten Menschen, der bis zur Ewigkeit d en lebenden Koran verkörper t
•
Allah möge allen islamischen Rechtsgelehrten himmlischen I..ohn zukommen lassen, die WIS ennäglichten, ein HauJrichtiges" Leben zujü.hren tmd diese Leben...chiHi'iti!l-che Schule indes be2ieht da.2u auch Haare und Federn, 50* gar auch die Nägel mit ein, da all diese Körperteile eine gewisse Vitalität in sich tra gen .) e) Wein und alle anderen alkoholischen Stoffe s ind durch Konsens unrein, da sie alle dem Geist und der Gesundheit schaden. Deshalb sieh t unsere Religion rar uns ihre Vennei* dung vor. Das Verbot und die Abneigung gegenüber Alkohol sind in diesem Sinne zu verstehen. Einhalten der Sauberkeit und Reinheit sind wichtigste Vorkehrungen. Alle Gebete sind in einem solchen Zu stand zu küsten , das::> man allt: Reinheits* gebote strikt einhält. (Die schäfi'itische Rechtsschu!e vertritt die Meinung, dass alle alkoholischen Ge tränke, gleich welche r Menge , unrein sind.)
Feinheiten islamischen Glaubens
Geringfügige Unreinhe iten
Geringfügige Unreinheiten lassen sich wie folgt zus ammenfassen: a) Der Urin von Pferden und essbaren Tieren , wie Schafe , von domestizierbaren Tieren, \vie Rehe, und von wilden Tieren sind geringfügige Unreinheiten . Der Kot dieser Tiere bildet lautet Imam Abü Hanifa schwerwiegen de Unreinheiten. wobei unsere be iden anderen Imame ihm widersprachen, indem sie ihn für geringfügig unrein hielten. Dieses Rechts urteil orientiert sich an der Mehrheit der Imame. Der Kot von Esels und Maultieren ist umstritten. b) Der Kot von Tieren, deren Fleisch nicht essbar ist, wie Adler und Gabelweihe, welche in der Luft ihren Kot ablegen. c) Die zu der Leber gehörende Gallenblase und der Pan sen aller Tiere sind wie Kot zu behandeln. Da der Kot des Schafes als .geringfügig unrcin~ eingestuft wird , müssen auc h seine Gallenblase und Pansen für geringfügig unrein gehalten werden.
Unreine Dingen Unreine Gegenstände machen mate rielle Gege n s t ä nde unrein, egal ob s ie geringfügig oder schwe n viegend unrein s ind . Bei der Verrichtung des Gebets untersch eidet man aber Folgendes: Ein Gegenstand, der für schwerwiege nd unrein gehalten wird , unter bindet die Verrichtung des Gebets , fall s er drei Gramm (bei festen Gegenständen) oder die Handtellerl1äc he (bei Flü ssigkeiten ) überschreitet. Unreinheiten, die dieses Maß unterschreiten, gelten als geringfügig und werden des halb bei der Verrichtung des Gebets ignoriert . Pali s sich an der Gebetsstelle, an den Kleidern oder FOßen ein unreiner Gegenstand schwerer als drei Gramm befindet, ist das Gebet ungültig. Zu der NiedenverfungssteUe gibt es zwei Meinungen , die sich auf Imam Abü Hanifa zurückführen lassen. Imam Muhammad erachte te dieselbe Menge als Maßstab, aber Imam Abü Yü sufwar in dieser Hinsicht tole ranter. Eine ge ringfügige Unreinheit wird bis zu einem Viertel des Körpers oder der Kleidung toleriert. Diese Menge überschreitende Unreinheiten verhindern das Gebet , solange die Möglichkeit beste ht, sie zu entfernen . Die geringfügige Unreinheit eines Gebetspantoffel s unter einem Viertel der Größe der Gegend unter dem Knöchel wird toleriert; anderenfalls müsste man die rituelle Gebetswaschung nochmals durchführen. Imam AbO Yü suf tolerie rte eine Fläche von einem Handtelle r. Die Unreinheit des Körpers oder der KJeider über dieses Maß hinaus ist ein Hindernis für das Gebet. Trotz all dieser Erleichterungen ist die Beseitigung der Unreinheiten eine große Tugend. Obwohl Unreinheiten unter diesen Mengen toleriert wer-
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Omer Nasuhl Bllmen, Is lamiSt, Islamischer Katechismus
Alle anderen Zusatzgebete bestehen aus 2 Rak'a. Nähere Details wer den später erörter t.
Pflichten, Voraussetzungen und Bestandteile Die Pflichten des Gebets sind zwölf a n der Zahl. Sechs davon sind vor dem Gebet einzuhalten: a) rituelle Reinheit von hadath (mindere rituelle Unreinheit) b) rituelle Reinheit von nagäsa (größere rituelle Unreinheit) c) Bedeckung des Schambereichs ('aura) d ) Hinwendung zur Gebetsrichtung (qibla) e) Einhaltung der Zeit (waqt) f) Absicht (niyya)
Die anderen sechs sind während des Gebets einzuhalten: a) Anfangs-Takbir (iftitäh)
b) Stehen (qiyäm) c) Rezitation (qirä'a ) d) Verbeugung (ruqu') el Niederwerfung (sagda) f) Sitzen am Schluss
Man bezeichnet sie auch als "Bestandteile des Grun dzug und die Basis des Gebets.
Gebet~ ,
und sie bilden den
Zusätzlich zu diesen zwölf Pflichten ist die Einhaltung des ~ Ta'du al-Arkän" laut Imam Abu Yusuf und drei anderen Imamen auch Pflich t. Imam Abu Hanifa hielt fre iw illige Beendigung des Gebets auch für eine Pflicht. Reinheit von minderer und größerer Unreinheit Die rituelle Reinheit vor dem Gebet ist eine Voraus bedin gung. Ohne diese Reinheit ist das Gebet ungültig. Unter "ritueller Reinheit" versteh t man die Beseitigun g von Zuständen, die eine Voll- bzw. Teilkörperwaschun g erfordern und zusätzlich die Entfernung von Schmutz. So sollten die Bekleidung und die Stelle, auf der man betet. ebenfalls rituell rein sein. Nähere Details sind in den abschlägigen Kapiteln erläutert worden. Bedeckung des Schambereichs Die Bedeckung des Schambereichs ist eine wichtige Vorausbedingung für d a s Gebet. Körperteile, die man beim Gebet bedecken muss und von anderen Pe rsonen nicht geseh en werden dürfen, bezeichnet man als Schambereich . der Schambereich der Männer sind die Körpe rteile zwisch en dem Bauchnabel und
Feinheiten islamischen:O/aubens
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den Knien, wobei die Knie selbst auch dazu gehören . Bei den Fra uen ist der ganze K ö rper bis a uf Gesicht und die Hände aJs Scham bereich zu betrachten . Ob die FUße auch dazu gehö ren, ist umstritten . Ein~ berechtigte Meinung besagt, dass die Füße mc ht zu m ~chamberelch ge· hören . Die Füße dienten zum Gehen, und es wä re für die Bedü rftigen sehr schwierig, sie zu bedecken. Es wäre aber besser und sicherer, die F'Oße beim Bete n zu bedecken . Nicht· Bedeckung des Scha mbereichs macht das Gebet ungOltig, aber eine Nicht · Bedeckung bi s zu einem Vierte l davon wi rd toleriert. Imam AbO. Yusuf war noch toleranter und hielt etwas weniger a.ls die Hälfte davon für akzepta· beI. Ma nc he Gelehrte haJten das Knie gemeinsam mit d e m Obe r s che n.ke l fü r einen separaten Körperteil . So darf das Knie beim Be ten offen bleiben, d e nn das Knie ist weniger aJs die Hälfte bzw. ein Viertel des ganzen Kö rperteiles. Die Erachtung eines Körperteiles als Scham bereich wird nicht du rc h den Be· troffenen , so nde rn durc h die Anderen beu rteilt, das heißt, es genügt, d ass an · dere Personen diese Körpe rteile nicht zu sehen bekommen. So darf d e r Beten· de selbst seinen Schambereich durch ein weites Gewand zu sehen bekommen . Solange aber Außenstehende sie nicht zu sehen bekommen , wird es tolerie rt. Der Betende soUte seinen Schambereich , sofern dieser beim Beten sichtbar werden sollte, bedecken. Wenn e r aber eine bestunm te Zeit, in der er einen Pflichtteil des Gebets , wie das Stehe n oder das Verbeugen, vornehmen könnte, ubersch reitet, mu ss e r d as Gebet wied e rho len. Dieselbe Regelung gilt au ch fü r etwaigen Schmutz, m it d em man beim Beten in Berührung ko m mt. We nn man aber solche Unannehmlichke iten selbst verursacht, wird das Gebet sofo rt un· terbrochen . Eine Bekleidung, die so fein ist, dass man den Körper dadu rc h sehen kann, ist nicht akzeptabel. So d a rf m it einer so dü nnen Bekleidung nicht ge be tet wer· den. Eine zu enge Ikkleidung, die den Schambereich zum Ausdruck bringt, ist nicht besonders geeignet, wird aber toleriert. Ge be ts richtung Man soUte das Gebet in Richtung der heiligen Kaaba in Mekka verrichten . Diese Gebetsrichtung wird .. Qibla" genannt. Mit der Kaaba ist nicht nur das Gebäude in Mekka gemeint, sondern vielme hr der Stelle, an der sich d ieses Gebäude befindet . Die gesamte Qibla e rst.reckt s ic h über dem Gebäude der Kaaba in die Höhe und eben so darunte r in d ie Tiefe. So durfen diejenigen, die neben oder in diesem Gebäude beten, in jegliche r Richrung beten . Be im Ge· mei nschaftsgebet b raucht also de r Imam n icht unbedingt in d erselben Rieh· rung wie d ie Gemeinde zu stehen. Ocr Ima m darf ;n ,.int>r Richtung und die Mitbetenden in einer anderen Richtung beten . Es ist nicht imme r möglich, beim Gebet die Richtung hundertprozentig einzuh alten, so ge nugt es als religiöse Pflicht, dass man sich u.ngefa hr in die Rie h · tun g d e r Kaaba we ndet. 130
Omer Na..suhi 8ilmen, Islamischer KCllcchismLlS
Oie Richtung der Kaaba wird mit einem Kompass bestimmt. Die Gebetsnischen (Mihra b) in den Moscheen sind in Richtung Kaaba gebaut. So braucht man keine Untersuchung vorzunehmen, wenn man eine Gebetsnische zu sehen bekommt.
In den östlichen Ländern Hegt die Kaaba in Richtung Westen. Falls jemand sich beim Beten oh ne triftigen Grund mit seinem Oberkörper von der Qibla abwendet, wird sein Gebet ungültig. Falls er nur sein Gesicht abwendet, muss e r unverzüglich wieder der Qibla zuwenden; sein Gebet wird nicht ungültig. Ein Kranker, der sich selbst nicht bewegen kann und niemanden hat, der ihm behilflich sein könnte, begibt sich in die Rich tung de r Qibla, soweit er kann, denn die Verpflichtung richtet sich nach dem Imstandesein. Bestimmung der Gebes richtung
Jemand, der die Qibla nicht kennt und niemanden bei sich h at, der ihn belehren könnte, unternimmt Forschungen. Er darf sich an manche n Indizien wie Sonne oder Sterne orientieren. Er betet dann in der Richtung, die er für richtig hält. Auch wenn sich her ausstellt, dass er s ich geirrt hatte, braucht er das Gebet nich t zu wiederholen. Falls jeman d den Betenden wä h ren d des Gebets zu rechtweist, darf er sich der Qibla zuwen den und weiterbeten. Dieselbe Regelung gilt für Stadt und Land, Tag und Nacht. Man braucht nic ht die Anrainer zu befragen, indem man bei ihnen läutet. Jemand, der sich über die Qibla nic ht im Kla r e n ist , aber nicht jemand Anderen fragt, der ih n informieren könnte, darf in der Richtung beten, die e r für richtig hält . Wenn er d ie Richtung getroffen hat , gilt sein Gebet. Wenn nicht, muss er das Gebet wiederholen . Dieselbe Regelung gilt auch für den Sehbehinderten. Die Aussage e ines glaubwürdigen Mensch en ist der Nachforschung vorzu zie hen, auch wenn man damit nicht einverstanden ist, den n eine Aussage ist aussagekräftiger als eine Nachforschung. Personen, die zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen, beten getrennt in der Richtung, die sie selbst für richtig halten. Persone n , die unte rschiedlic he Folge runge n ziehen, dürfen nicht einem Imam folge n , der einer anderen Auffassung ist. Jemand, der in einem Schiff betet, sollte in Richtung der Qibla beten und sich bei jeder Kursänderung des Schiffes neu orientie ren. Zusatzgebete darf man außerhalb der Stadt auch ohne Grund auf einem Reittier u nd in be lie biger Ric htung ver richten. Imam Abü Yüsuf ließ Zusatzgebete auch in der Stadt in der oben beschriebenen Form zu , ohne dass es als makrOh gelte . Imam Muhammad hielt es zwar für akzeptabel, aber mit einer gewissen Verpöntheit. Mit . auße rhalb d e r S t adt' meint man so weit entfernte Orte, dass man zwei anstelle von vier Rak'a beten darf.
Feinheifen isl(1ttlischen G/(lUoons
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Die Tatsache, dass die Muslime sich beim Beten in Richtung Kaaba begeben, die der äJteste und heiligste Gebetsort der Welt 1st, fördert die Einheit, erbringt eine Ordnung und belebt die Herzen mit einem Gefühl der Zusammengehörigkeit und dem Licht des S etens. Gebetszeiten
POichtgebete und deren Sunna-Teile und Witr-, Taräwih, Freitags- und Fes t tagsgebete s ind z u bestimmten Zeiten zu verrichten. Pflichtgebete sind Morgen-, Mittaglil-, Nachmittags- , Abe nd_ und Nachtge bet . Das F'reitaBsBPhct wird auch zu r Mittagszeit verrichtet. Es ist für jeden Muslim eine religiöse Pflich t, die Zeiten fü r diese Gebete zu kennen, denn man darf ein Gebet nicht vor seiner Zeit verrichten . Und man darf ein Gebet nicht nach seine r vorgesehenen Zeit verrichten , sondern nur nachbeten . Das Nachbeten ist nicht wie das rechtzeitige Beten. Ein Gebet unentschuldigt zu verschiebe n , erfordert eine große Verantwortung gegenüber Gott. Die Sunna-Gebete u n d die Freitags- bzw. Festtagsgebete können jedoch nicht nachgeholt werden. Morgengebet
Das Morge ngebet ist zwischen dem Anfang der zweiten Morgendämmerung und dem Sonnenaufgang zu verrichten. Die zweite Morgendämmerung besteht a us einer Aufhellung, die m it de r Verbreitung der Sonnenstrahlen im östlichen Horizont anfängt . Durc h die zweite Mo rgendämmerung tritt die Zeit für das Morgengebet ein , deshalb s pricht man auch von einer ,.aufrichtigen Morgendä mme rung" (fagT säd iq). Demgegenüber zu stellen ist die erste Morgen dämmerung, die am Himmel durch eine verlängerte, weiße Linie ersch eint und gleich wieder verschwindet bzw. durc h eine Verdunkelung verdrängt wird . Diese erste Morgendämmerung nennt man ~unaurrichtige Morgendämmerung" (fage käzib), da s ie noch immer ein Zeiche n der Nach t ist und eine irreführende AufheUun~ verursacht. Diese Dämmerung gilt also noch als ein Teil der Nac ht. So ist weder die Nacht zu Ende, noch ist der Morgen eingetreten . So darf der Fastende während dieser Zeit essen und t rinken , ohne sein Fasten zu gefährden . Man sollte das Morgengebet so lange wie möglich versch ieben , es ist empfohlen und rugendhafter. Diese Maßnahme bezeichnet man als ~Jsfii r~ . Die einzige Ausnahme macht man in Muzdalifa, wo die Pilger das Morgengebet so früh wie möglich verrichten müssen . Mittagsgebet
Das Mittagsgebet ist nach der Zeit zu verrichten , wo die Sonne den 2enith erreicht und sich gen Wes ten neigt. Diesen Moment bezeichnet man als ~ FayJ az·Zawär . Diese Zeit hält sich bis zu dem Zeitpunkt an, da der Sch a tten eines Objektes so groß ist wie es selbs t . Diese letzte Periode bezeich net man als "a l--asr ath-thänj" ("zweiter Nacbmittag"). Diese Meinung wurde von Imam Abü Han"ifa vertreten. Imam AbU. Vüsuf und Imam Muhammad vertraten gem einsam mit den anderen drei Imame n die Meinung, dass durch die Verlängerung des Schattens eines Objektes bi s zur Originalgröße die Zeit des Nachmit-
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Nn......hi Br1men. Islamischer Katechismus
taggebets eintrete. Diese Zeit wi rd als "al-"asr al-awwal u ("e rster Nachmitta!f ) bezeichnet. Um diesen Konflikt zu ve rmeiden, sollte man das Mittagsgebet lieber etwas früher verrichten . Das Nachmittagsgebet darf man in der Zeit verrichten, die man als .,zweiten Nachmittag" bezeichnet. Freitagsgebet
Die Zeit des Freitagsgebets ist identisch mit der des Mittaggebets. Nachmittagsgebet
Das Nachmittagsgebet ist nach der Beendigung der Mittagsgebet szeit bis zum Sonnenuntergang zu ve rrichten . Im Sommer sollte man es lieber ein bissche n später und im Winter so früh wie möglich verrichten, was mustahabb ist. Man darf es so lange hin auszögern, bis sich die Farbe der Sonne verändert. Abendgebet
Das Abendgebet ist nach dem Sonnenuntergang bis zu der Zeit zu verrichten, wo der Horizont total verschwindet. Unte r dem Horizont verstand Imam Abü Hanifa die Helligkeit nach de r Abendröte. Imam Abu Yüsuf und Ima m Muhammad verstanden gemein sam mit den andere n d rei Imamen darunter nur die Rötung. Durch de n Schwund dieser Abendröte kJingt die Zeit ab. Es ist mustahabb, das Abendgebet so früh wie möglich zu beten. Da die Zeitperiode des Abendgebets sehr eng is t, darf man es nicht verschieben . Man darf nicht das AbkJingen der Abendröte abwarten. Nachtgebet
Das Nachtgebet is t nac h dem Schwinden de r Abendröte bis zur zweiten Morgendämme rung zu ve rrich ten. Mit dem Eintritt der Morgendämmerung klin gt diese Zeit ab. Dieses Gebet bis zum e rs ten Drittel der Nacht zu verschieben , is t mustahabb, und bis zur e rs ten Hälfte ist es mubäh (gestattet). Es ist aber ve rpönt, das Ge· bet unentschuldigt bis zur zweiten Morgendämmerung zu verschieben, denn dadurc h begibt sich man in die Gefahr, das Gebet zu versäumen. An bewölkten Tagen sollte man Morgen-, Mittags- und Abendgebet hinauszögern und Nachmittags- und Nachtgebet em bissehen frühe r verrichten, was empfohlen ist. Witr"Gebet
Die Zeit des Witr-Gebets ist identisch mit der Zeit des Nac htgebets, a ber das Witr-Gebet wird immer e rst nach dem Nachtgebet verric hte t. Wenn man sicher ist, aufstehen zu können , sollte man es so lange wie möglich hinauszögern . Wenn man aber nicht sicher ist , darf man es vor dem Schlafengehen verric hten.
Feinheite n islamischen Glaubens
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TaräwTh·Ge be t Das Taräwih·Gebet darl man nach dem Nachtgebet bis zum Morgengebet ve r· richten. Man darf das TaräWih vor oder nach dem Witr beten, aber man darf das TaräWih auf keinen Fall vor dem Nachtgebet ve rrichten. Wenn man es irrtümlich tut, wiederholt man es . Festtagsgebet Die Zeit für das festtagsgehet e Id.Ge bet) tritt mit dem Sonnenaufgang und der Beendigung der verpönten Zeit an und dauert bis zum Istiwä', wo die Sonne sich in der Mitte befindet. Falls man das Gebet zum Fes t des Faste nbrechens nicht an seinem ersten Tag verrichten kann, darf man es in derselben Zeit des zweiten Tages verrich ten. Auch wenn der Behinderungsgrund fortbesteht , darf man es am dritten Tag nicht verrichten . Das -jd-Ge be t z um Opfe rfest darf man ebenso aus einem Hinderungsgrund am zweiten oder auch dritten Tag verrichten. Es wäre aber ungut, dieses Gebet ohne Hinderungsgrund bis zum zweiten ode r dritten Tag hinauszuzögern. Man darf aber das Gebet nicht im Moment des Istiwä' oder späte r verrichten _ Die Zei t ist einerseits die Vorausbcdingung fü r das Gebet, a ndere rseits is t auch das Gebet eine Funktion der Zeit. In diesem Sinne sind einige Gebete nicht pflicht für die Bewohner einer bestimmten Gegend, falls die Zeit fü r das eine oder andere Gebet nicht eintrifft. In manchen Gegenden und zu bestimmten Zeiten tritl gleich nach der Abenddämmerung die Morgendämmerung ein . So ist in diesen Gegenden die Zeit für das Nachtgebet einfach nicht gegeben. Dies ist genauso mit einem Armamputierten zu ve rgleichen. So wie der Armamputierte nicht sei nen Arm zu waschen braucht, da rf man von den Bewohnern dieser Gegend nicht erwarten , das Nachtgebet zu verrichten. Die Notwendigkeit is t einfach nicht gegeben. Andere Fiqh- Experten (Gelehrte des islamischen Rechts ) vertreten aber die Meinung, dass auch Bewohner solcher Gege nden verpnichtet seien, funf Mal täglich zu beten . Falls die Zeit fü r ein bestimmtes Gebet nicht e inträfe, durften dem nach die Betroffenen dieses Gebet nachbeten bzw. sich an einer nahe gelegene n Gegend orientieren. Es ist eine Tatsache, dass d ie Zeit eine Voraus bedingung, ein Grund und eine Funktion des Gebets ist. Das Gebet ist aber ein Befehl Gottes und etablie rt. sich durc h den Fluss der Zeit, wodurch alle Muslime zum fUnfmaligen Beten am Tag verpflichtet s ind . So müssen sie dieses Gebet unbedingt ve rrichten, was sich durch den Idschtihad des Imam s Schäfi'i bestätigen lässt. Auch vorsichtiges Handeln e rforde rt. dies. Wie die Gebetszci ten in den Gegenden zu regulieren sind, wo die Sonne für unbestimmte Zeit nicht auf- bzw. un tergeht. So ist es angebracht fü r Muslime dieser Gegenden, beim Beten und Fasten Sonderregelungen einzufUhren .
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Omer Nasuhl Bilmen, Islamischer KMcchl smus
Vorteile des Betens
Das fünfmalige Beten am Tag hat mehrere Vorteile . Wir wollen kurz einen Vorteil zum Ausdruck bringen: Am Morgen erlangt man ein neues Leben, wo man von der Dunkelheit zur Helligkeit übergeht. Man bekommt einen neuen Schwung. Der einzige Gru.nd fur diese neu e Lebhaftigkeit und diesen neuen Schwung ist Gott. So ist der Mensch verpflichtet, sich rur diese Lebhaftigkeit dankbar zu erweisen und in diesem Sinne das Morgengebet zu verr ichten. Der Mensch genießt vom Morgen bis in den späten Abend ve rschiedene Er rungenschaften und Gaben. Man ist immer bemüht, sich im mater iellen Sinne zu betätigen und erlangt ve rschiedene Erfolge. Das Mittags- und Nachmittagsgebet sind Dankbarkeitserweisungen rur diese Erfolge und eine Verhinderung der Gefühllosigkeit u n d der Härte, die sie einbringen könnten. Das Aben dgebet wird in einer Atmosphäre verrichtet , wo das tägliche Streben abklingt und man die Möglichkeit bekommt, den Tag mit einer Tat zu beenden, die die Seele als ein Zeichen des Glücks und der Diener schaft Gottes genießt. Die nächste Phase ist die Schlafphase. Der Schlaf ist eine andere Variante des Todes, und bevor man sich zu einer Periode der Ruhe und Besonnenheit begibt, erlangt man die Möglichkeit, das Leben von einem Tag mit einem heiligen Gebet zu beenden und mit einem göttlichen Gefühl und Bewusstseinszustand in diesen todesähnlichen Zustand zu übergehen. Das Nachtgebet wird verrichtet, um sich mit diesen Gefühlen in die Allbarmherzigkeit unseres Schöpfers zu begeben. Fa zit: Alle Menschen und Lebewesen erleben fü nf Phasen wie Gebur t, Aufbau, Ruckstand, Alterung und Tod. Als eine Wider spiegelung dieser fünf Phasen, die richtige Gaben Gottes sind und ein Ausgleich zwischen materiellen und spirituellen Arbeiten ist das fiinfmalige Gebet zu verrichten. Wir mussen uns unserem Schöpfer gegenüber dankbar erweisen, da Er uns die Ehre erwiesen hat, uns zu diesem Gebet zu verpflichten und u ns mit zahlreichen Gaben beschenkt.
Absicht zum Gebet Die Absicht (niyya) ist eine Vo raus bedingung rur das rituelle Gebet . Unte r dieser Absicht ist der Wille und eine absolute Unerschutterlichkeit zu ve rstehen. Das Herz soll sich zu einer Tat entscheiden, und man muss sich darüber bewusst sein, was man will. Die Absicht zum Gebet besteht darin, das Gebet mit Aufrichtigkeit zu verrichten , um göttlichen Lohn zu erlangen, und sich sicher sein, welches Gebet man verrichtet. Die Wich tigkeit und der göt tliche Lohn rar eine Tat misst sich an der Absicht dazu. Man sollte das Gebet bewusst verrichten. Das Gebe t muss auf göttlichen Lohn ausgerichtet sein, und man darf es nicht unbewusst durchführen. Die Absicht bleibt im Herzen. Ander e rseits ist es aber besser, das, was im Herzen vor sich geht, auch wö rtlich auszusprechen . Das Gebet ist gültig,
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wenn man seine Absicht im Herzen nich t unbedingt wörtlich ausspricht. Es ist viel besser, wenn man ausspricht , welches Gebet man verrichten will. Es ist mustah abb, das, was im Herzen vor sich geht, auch sprachlich auszudrucken. Umgekehrt gilt es nicht, wenn man nur a u sspricht, was einem tatsäch lich durch den Kopf geht. Bei den Pflicht-, Festtags- und Witr-Gebeten sollte man unbedingt die Zeit mitberüc k s ic htigen . So druckt man die Absicht zum Morgengehet, zum Freitagsgebet oder zum Witr-Gebet aus. Es genügt nicht, einfach nur die Absich t zum Pflichtgebet auszudrücken. Mit einem solchen Ausdruck darf man das Gebet nicht verrich ten. Man darf aber den Ausspruch verwenden , dass man das Gebet der Zeit verrichten möchte. Man braucht die Anzahl der Gebetseinheiten nicht zu erwähnen, wovon das Freitagsgebet jedoch ausgeschlossen ist. Da m u ss man zusätzlich das Freitagsge bet mit erwähnen, denn das Gebet der Zeit ist nicht das Freitags- , sondern das Mittagsgebet. Absicht bei Zusatzge beten
Bei den Zu satzgebe t e n gen ügt einfach die Absicht zum Beten, aber man kann sich auch für das Sunna-Gebet einer bestimmten Zeit en tsch eiden. Es ist nich t notwendig zu erwäh nen, ob es sich dabei um Sunna "mu'akkada" oder "gayr mu 'akkada~ h andelt. Nur beim Taräw'ih-Gebet sollte man sich vorsichtshalber e n tweder zu demselbigen oder zum Sunna-Gebet der Zeit entscheiden. Jemand , der sich am Ge meinsc hafts gebe t beteiligt, aber sich nicht sicher ist, ob der Vorbeter das Pllichtgebet ode r das Taräwih-Gebe t betet, entscheidet sich für das Pflichtgebet . Falls der Imam tatsächlich das Pflichtgebet betet, gilt das Gebet als ein solches. Falls n icht, gilt das Gebet als Zusatzgebet, denn man darf das Taräwlh-Gebet nicht vor dem Pilichtgebet beten. Die wörtliche Aussprache sollte direkt vor dem Gebet erfolgen. Man darf es auch frü h e r tun, a ber es darf dazwischen nichts passieren , was diese Absicht zunichte machen könnte . Zum Be is piel jemand, der sich wäscht , sich zu einem Gebet entschließt u n d sich zum Beten begibt, ohne dabei etwas wie Essen, Trinken oder Sprechen zu u nternehmen . Falls er sich nicht nochmals dazu entscheidet , gilt das Gebe t. Aber eine Entscheidung n ach dem Takbir ist nicht gültig. Dies ist die gängige Meinu ng. Ein e andere Auffassung tolerie rt die Entscheidung nach der Verlesung des "Subhdnaka~ oder der "A'Uzu -Basmala". (Imam Sch ä.fi'i akzeptiCl'te nur eine En tscheidung kurz vor dem Takhir .) Diverse Regulierungen
Man darf sich vor einem Pflich tgebet zum Nachbeten bzw. beim Nachbeten zum Pflichtgebet en tschließen. Zum Beispiel jemand, der sich zum Mittagsgebet entschließt, da e r nicht annimmt, dass die Zeit noch nicht vor bei ist, bet et das Mittagsgebet und be merkt später, dass die Zeit doch bereits vorbe i war. So gilt sein Gebet als nachgebe tet.
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Bei jema nde m, der sic h gegen Mittag zum Mittags- und Nachmittagsgebet entscheide t, gilt seine Entscheidung für das Gebet der Zeit. Das Gebet, dessen Zeit noch nic ht eingetreten bzw. abgeklungen ist, wird anders bewertet. Jemand, der sich zu einem Pnic h tgebet entscheide t, aber später der Illusion verrallt, ein Zusatzgebet zu verrichten , hat das Pflichtgebet ve rrichtet, denn er brau cht sich a n seine Entscheidung nicht zu erinnern . Jemand, der sich zu einem Pflichtgebet entschlossen ha t und sich durch einen zweiten Takbir doch zum Zusatzgebet entscheidet, darf das Zusatzgebet verric hten. Das Umgekehrte gilt auch . Jemand, der sich zum Pnic htteil des Mittagsgebets entschieden h at, sich dann nach einer Gebetseinheit durch einen weiteren Takbir doch zum Nachmittagsgebet entscheidet, hat das Mittagsgebet unterbrochen und darf das Nachmittagsgebet verrichten. Auch be i den Gemein schaftsgebeten s ollte man seine Entscheidu ng zum Ausdruck bringen. Man spricht au s: "len na6e mien z um 'fifittagsge6et elltscniedcII /llld 6etc fiill/er acm Imam . •
Ohne diesen Ausspruch wäre es nicht korrekt, sich nach dem Vorbeter zu richte n . Jemand , der sich zum Alleinbeten entschieden hat , darf mit einem weiteren Takbir zu einem Gemeinscha ftsgebet wechseln. Sein e rstes Gebet wird unterbrochen, und so darf er hinte r de m Imam beten . Man darf nicht hinter einem Imam beten, ohne das Gebet zU benennen, das man verrichten will. Der einfache Ausspruch: "leh möch te mit dem Imam bete nl" is t unzu reichend. Zeitpun kt Es ist ungültig, wenn man s ic h vor dem Imam zu dem Gebet entscheidet und vor dem Imam den Takbir vollzieht. Man kann auch nicht das Wort "Allahu akbar" vor dem Imam beenden. Durch e inen zweiten Takbir darf man aber es nachholen. Die Gemeinde darf sich erst nach dem Takbir des Imams zu de m Gebet entscheiden, anders bestünde die Möglic hkeit, dass die Mitbetenden sich vor dem Imam zu dem Gebet entscheiden . Diese Meinung vertraten In1am Abü Yusuf und Imam Muhammad . Imam Abü HanTfa vertrat die Auffassung, dass die Mitbetenden versuchen mögen, sich gemeinsam mit dem Imam zum Beten zu entscheiden, denn die Eile zum Beten sei tugendhaft. So darf die Entscheidung s o früh wie möglich erfolgen. Jeder, der sich vo r der Beendigung der Sure al-Fä tiha zum Gebet entscheidet, erlangt den Lohn für den EröffnungsTakbir. Man braucht den Vorbeter, hinter dem man betet, nicht zu ke nnen. Es ist an
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und für sich egal, wenn man hinter einem Imam betet, den man für jemand anderen hält. Der Imam brauch t sich nicht unbedingt zu entscheiden , als Vorbeter zu fun gieren. Nur wenn Frauen mitbeten, muss er sich dazu entschieden haben. Falls der Imam die Klausel: "Ana imämun liman tabi'ani" ausspricht, dürfen auch Frauen mitbeten. Näheres ist unter dem abschlägigen Kapitel beschrieben.
Anfangs- bzw. Jftitäh-Takbir Das Gebet wird mit ,.Allähu akbar" eingeleitet. Diesen Takbir nennt man Einleitungs- oder Anfangs -TakbiL Diese Form des Takbir nennt man auch ~Tac h rima"'. Dabei ist ein Ausspnlch anzuwenden, der den Ruhm Gottes ausdrückt. Mit diesem Takbir wird das Gebet eingeleitet und die Bindung zum Weltlichen abgebrochen . Die Tachrlma ist bei den Hanafiten kein Bestandteil des Gebet s, sondern e ine Vorbedingung. Da sie aber eng mit dem Gebet zusammenhängt, wird sie auc h als ein Bes tandteil betrachtet. Alle drei Imame h ielte n die Tachrima für einen Bestandteil des Gebets. Aus dieser Auffassung ergeben sich einige Fragen: Bei der Einleitung des Gebets genügt es, a n stelle von ,.Allähu akbar'" einfach
,.Alläh-ul- KabTr" bzw. ,.A.llähu Kabir" oder nur "Alläh~ zu sagen, um die religiöse pflicht zu erfüllen, denn dadu rch wird der Ruhm Gottes zum Ausdnlck gebracht. Umgekehrt aber Ausdrücke wie ~Al1ähumma- gfirli~ bzw. ,,Astagfirulläh u oder ,.A'Uzu Billäh, Bismillä h" sind nicht geeignet , das Gebet einzuleiten, denn diese sind nur Bittgebete und drucken keinen Ruhm aus .
Stehen im rituellen Gebet De r Qiyam ist ein Bestandteil der Gebete, die fard oder wagib sind. So ist ein Gebet, das jemand sitzend verrichtet , nicht gültig, wenn er hätte stehen können. Da auch die Bestandteile Pflic htteile sind, sollte man sie unbedingt einhalten. Ein Kranke r, der vorübergehend oder bedingt nich t stehen kann, dan im Sitzen beten. Der Behinderte darf entweder aus einem Grund nicht stehen bzw. sehr schwere Schmerzen haben ode r befürchten , dass seine Schmerzen sich dadurch verschlimmern. In diesen Fälle n darf man das Gebet im Sitzen verrichten. Wenn er es kann, sollte er Ruqü' und Sagda vollziehen , denn die Schwierigkeiten verhelfen zur Erle ichtenlng, und Notlösungen unterliegen bestimmten Maßstäben . Beten beim Sitzen
Ein Kranker darf nicht im Sitzen beten, solange er durch Anlehnung an eine Mauer au fste hen kann. Auch wenn er in der Lage ist, eine Zeit lang zu stehen, sollte er stehen und ers t dann sich zum Sitzen begeben. Ein Kranker, der den
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ElnlCltungs-TE.kblr im Stehen aussp rechen kann , sollte d ies tun und sich ers t dann hinsetzen. Jcm.lO.nd, der a ufs tehen kann, aber nicht in der Lage ist, Ruqu' und SaSda durchzufü hren, braucht beim Beten n icht aufzustehen. Er sollte lieber sitzen bleiben und sein Gebet d urch Andeu tungen verrich ten. Imam ZulTar und die anderen drei Imame meinten, dass er lieber aufstehen sollte. Unter "Andeut ung" vers teht man eine angedeutete Ver beugu ng anstelle von Ruqu' oder Sagcla. Bei der Bewegung a ls Zeichen für die Niederwerfu ng sollte man den Kopf tiefer beugen als beim Ruq ü'. Ei n Kranker, der beim Aufstehen nicht in der L..'1ge is t , den Koran zu rezitieren , sollte liebe r sitzen bleibe n . J emand, der eine beschrän kte Zeit den Ko ran rezitieren ka.nn , sollte es tun und sich er st dann hin:sctzcn. Jemand, de r befürchtet, dass seine Wunde beim Ruqu ' oder Sagda zu bluten begi nnen könnte, sollte entweder au fs tehen oder das Gebet durch Andeutun ge n verrichte n. Jemand, de r befürchtet, beim Aufstehen seine Blase nicht kontrollieren zu können , sollte sitzen bleiben und Ruqu' und SaiSda vollziehen. Jemand , der be im Alleinbeten a ufs tehen kann und beim Ge meinschaftsbeten nicht dazu in der Lage ist , fängt das Gebet im S tehen an und setzt sich da nach h in . Falls er s ich wo hl fühlt, steht e r auf und macht den Ruqü '. Er bra ucht a be r das Gebet nicht zu wiederholen . Jemand, der auch im Sitzen nic ht zu Verbeugung und Niederwerfung in der Lage ist, vollzieht beide du rch Andeutungen. Bei der Niederwerfung ist der Blick tiefer zu senken. Es ist nicht notwendig, aber zugelassen, fü r die Niederwerfung ein Kissen zu besorgen . Falls er die Härte der S te lle der Niederwerfung zu spüren bekommt , gilt sein Gebet mit Verbeugung und Niederwerfung, sonst durch Andeutung. Jemand, der nicht einmal s itze n kan n, legt sich ins Bctt, wobei seine FUße in Ric htung der Qibla zu stellen sind. Verbeugung und Niederwerfung vollzieht er durch Andeutungen. Ule Schultern smd durc h Kissen zu stützen, damit er seine Aktionen andeuten kann. Ein dera rtiger Pa t ient darf auch mit seinem Gesicht in Richtung der Qibla liegen u nd wiederum Verbeugung und Nieder werfung andeuten. Besse r wäre es aber, wenn e r kopfüber liegt. Ein Pa tient, der sitzen kann , sitzt wie bei eine m normalen Gebet und verrichlet sein Gebet. Falls er dies nicht kann, s itzt e r so, wie es ihm am leichtesten fällt. Ein Patien t , der nic ht einm al mit dem Kopf seine Aktionen andeuten kann, verschiebt sein Gebet und braucht oeine Aktionen nicht mit Wimper n oder Blicke n anzudeu ten . Diese Auffassu ng vertrat Ima m AbO Ha nifa, wobei Imam Abü Yüsuf doch Andeutungen mit Blicken oder mit de n Wimpern vorzog. Imam Zuffar und Imam Schäfi'i sahen sogar Andeutungen in Gedanken vor. Eine andere Auffa ssung besagt , dass die Verpflichtung zu allen Gebeten der Zeit h infällig werde, sobald diese Unfäh igkeit einen Tag und eine Nacht anhal-
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!e. Falls jemand länger als eine n Tag ohnmächtig wird, betet er alle Gebete nach. Wenn es aber noch länger dauert, braucht er es nich t. Diese Dauer pflegte Imam Abü Han ifa n ach Stunden zu bemessen. Imam Muhammad ging aber von de r Anza hl der Gebete aus, wobei fün f Gebete maßgebend sind. Diese Meinung ist glaubhafter. Fazit: Man darf das Gebet nicht ohne wichtigen Grund au f die lange Bank schieben ode r gar unter lassen, d enn die Strafe dafür ist sehr groß und wir flüchten uns zu Gott vor ihr.
Beten beim Fahren Man darf die Pflichtgebetc nicht ohne Grund auf einem Reittier verrichten. Dieselbe Regelung gilt für das Witr-Gebet , das Totengebet und für die eine Rezitationsniederwer fung (tiläwat as-sagda) aufgrund eines Verses, der eine Nie derwerfung e rfordert, und für Gebete, die man nachholt. Eine Überlieferung von Imam Abü Hanifa besagt, dass man auch die Sunna des Morgengebets auf einem Reittier verrichten könne. Ein fahrbarer Untersatz unterliegt derselben Regelung wie ein Reittier. Deshalb sollte man nicht in einem fahrenden Fahrzeug Fard- oder Wagib-Gebete verrichten , wenn es nicht unbedingt e rforderlich ist. Ein nich t fahrendes Fahrzeug ist aber wie ein normale r Un tersatz und bildet deshalb kein Hindernis. Auf einem fahrenden Schiff d arf man alle Gebete auch ohne Hin derungsgrund im Sitzen verrichten, aber Aufstehen ist tugendhafte r . Diese Mein ung vertrat Imam Abü Hanifa. S eide Imame meinten, dass man beim Beten lieber s tehen müsse , solange man nicht seekrank sei, denn das Stehen sei ein integraler Bestandteil des Gebets und dü rfe nicht unterlassen werden, solan ge kein Hinderungsgrund vorläge. Imam Abü Hanlfa meinte aber, dass die Seekrankheit weit verbreitet sei und s o mit ein allgemeiner Hinderungsgrund vorliegt. Ein angelegtes Schiff im Hafen oder mitten auf h oher See ist dem Boden gleichzusetzen, solange es nicht zu sehr schaukelt. So muss man beim Beten stehen. Wenn aber das Schiff heftig schauk elt, ist es einem Reittier gleich zusetzen und man muss aussteigen und draußen beten. Auch ein fliegendes Flugzeug ist einem schwimmenden Schiff gleichzusetzen , denn der Flugpassagier kann das Fliegen nicht kontrollieren. Jemand, der auf einem. Reittier betet, vollzieht Ruqü ' und Sagda durch An deutunge n, wobe i er sich beim Sagda mehr bückt. Es ist nicht angebrach t, sich a uf einem Kissen niederzuwerfen. Gebete, die sunna oder mustahabb sin d, darf man auch im Sitzen verrichten, wobei das Stehen n och tugendh after ist. Alle Gelehrten sind sich in diesem Pu nkt einig. Imam Abü Hanifa sch loss aber den Sunna-Teil des Morgengebets davon aus, wobei m an sie nicht oh ne Hinderungsgrund im Sitzen verrich ten dürfe. Auch d as Taräwlß-Gebet darf man ohne Hinderungsgrund im Sitzen verrichten, wenn gleich es verpönt ist. 140
Ome r Nasuhi Bilmen, Islamischer Katechismus
Ma n darf ein Gebet, bei dem man anfangs gestanden ist, durch Sitzen oder Anlehnen fo rtsetzen, wobei es ohne Hinderungsgrund ver pönt ist. Man darf ein Gebet im Sitzen auch im Stehen fortsetzen , worauf sich die Gelehrten geeinigt haben.
Rezitation im rituellen Gebet Das Rezitieren einer bestimmten Menge vom Koran in einer Lautstärke, die man selbst hör en kann, ist ein wichtiger Bestandteil des Gebets und deshaJb fard . Eine Lautstärke, die man nicht selbst höre n kann, ist nicht akzeptabel. Nur derjenige, der mit dem Imam betet, ist davon ausgeschlossen und braucht den Koran nicht zu rezitieren . Näheres wird im abschlägigen Kapitel beschr ieben. In aJlen Einheiten des Witr -Gebets und der Zusatzgebete und in beiden Ein heite n der zweiteiligen Gebete ist die Rezitation fa rd. Bei den vierteiligen Gebeten und bei dem dreiteilige n Gebet ist die Rezitation nur in zwei Gebetsei nheiten vorgesehen, wobei es nicht näher bestimmt sind, welche diese zu sein hätten. Es ist aber verbindlich, dass man in de n ersten zwei Gebetseinheiten aus dem Koran rezitiert. So ist es verpönt, dass man in den er sten zwei Einheiten die Rezitation unterlässt. Falls man es aus Versehen unterlässt, ist eine zu sätzliche Niederwerli.lOg (sagdat as-sahw) zu verrichten. Die Rezita tion der Su re aJ-Fätiha ist laut gängiger Meinung wagib. Auch die verseh entlich e Unterlassung der aJ-Fätiha erfordert eine zusätzliche Niederwerfung. Andere Überlieferungen erachten die Rezitation in den dritten oder vierten Einheiten der Pflichtgebete, die Lobpreisung Gottes (tasbih) oder auch Schweigen für zugelassen, aber das Rezitieren aus dem Koran ist tugendhafter , u n d die Rezitation der aJ-Fätiha ist sunna. Imam Abu HanTfa meinte, dass die Rezitation eines einzelnen Koranverses aJs Fard genüge, auch wenn der Vers sehr kurz sei. Sobald ein Vers rezitiert würde, sei die Pflicht erfüllt. Andere Imame und eine weitere überlieferung von Imam Abu Hanlfa besagen, dass man mindestens drei kurze oder einen in der Länge ihnen entsprechenden, langen Vers rezitieren müsse, was auch einer vor sichtigen Handlung entspräche. Verse wie "Nun", die aus nur einem Buchstaben bestehen , ode r Verse wie "Mudhammatä n ", die aus einem Wort besteh en, sind laut Übereinkunft nicht zugelassen, denn eine derartige Rezitation gilt nicht als vollkommen. Jemand, der nicht in der Lage ist, me h rere Verse zu r ezitieren, darf denselben Vers nicht dreimal hintereinander wiederholen, er tut es nur einmal. Beide Imame ließen es zu, aber jemand, der dre i ver schiedene Verse kennt, darf dies auf keinen Fall tun. Verse wie den Thronver s (Ayat-ul-Kursi) darf man auf zwei Gebetseinheiten ver teilen; die gängige Meinung lässt dies zu, denn auch die Unterteilung entsprich t drei kurzen Versen.
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Falsche Rezitationen werden im abschlägigen Kapitel behandelt.
Verbeugung (ruqiJ') im rituellen Gebet DeI" Ruqu.' ist auch ein Pflichtteil, da el- ein Bestandteil des Gebet s ist. Nach der Rezitation verbeugt man sich um 90° und parallel zur E rde. Die HandOäcben ruhen dabei auf den Knien. Derjenige, der im Stehen betet , darf den Ruqu' nicht nur andeute n . Man sollte dabei wirklich mit dem Rucken parallel zur Erde s tehen, sonst wäre das Ruqü' nicht akzeptabel. Derjenige, der im Sitzen betet, sollte sich beim Ruqü' so weit vorbeugen, dass seine Stirn auf einer Höh e mit seinen Knien steht. Auch wenn man einen Buckel hat, sollte man beim Ruqü' den Kopf verneigen. Der Mitbetende , der den Imam beim Ruqu ' erreicht, ruft im Stehen den Takblr aus und begibt sich zum Ruqu'. Er darf den Takbir nicht erst im Ruqu' ausrufen, sonst wird sein Gebet ungültig. Derjenige , der die Mitbetenden beim Ruqü ' erreicht, hat die jeweilige Gebetseinheit (rak'a) mitgebetet. Wenn er jedoch den Takbir ausruft und den Imam erst nac h dem Ruqu ' e rreicht, h at er diese Rak'a versäumt . Er betet die versäumte Rak'a nach der Endbegrüßung für sich nach. Falls jemand vor dem Imam den Ruqü ' vollzieht und sich nach dem Imam aufrichtet, muss e r den Ruqü' nochmals vollziehen, anders gilt sein Gebet nicht . Jemand, der vor dem Imam seinen Kopf aus Ruqu' oder Sagda aufrichtet, muss sofort in Ruqu' oder Sagda zurückkehren. Jemand, der den Imam beim Ruqu' erreicht, braucht nicht zwei verschiedene Takbirs. Er ruft einmal "Allähu akbar" aus und begibt sich zum Ruqu'. Dieser Takblr genügt für die Einleitung ("Iftitah") des Gebets und für die Ve rbeugung. (Siehe abschlägiges Kapitel: Das Jmamat).
Niederwerfung (sagda) im rituellen Gebet Die NiedeJWer fung ist als ein Bestandteil des Gebets auch fard. Der Betende begibt s ich n ach dem Ruqu' in die Sagda. Er richtet sich nach dem Ruqu' auf und begibt sich auf den Boden, wobei er mit der Stirn und der Nase den Boden berührt und die Hände neben das Gesicht legt. In dieser Körperhaltung wird Gott verehrt. Diese Art der Niederwerfung ist in jeder Gebetseinheit zweimal zu vollziehen . Die NiedeJWer fung ist auch dann gültig, wen n der Boden mit der Stirn, aber nicht mit der Nase berührt wird, aber eine solche Niederwerfung ist ohne Hinderungsgrund makrüh. Im umgekehr ten Fall, also wenn die Nase d e n Boden berührt, aber nicht die Stirn, gilt die Sagda laut Imam Abu HanTfa, allerdings mit Karaha. S e ide Imame erlaubten es aber mcht, solange nich t ein Hinderungsgrund besteht.
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Omer NQ.Sllhi Bilmen, lsla",_ischer Katechismus
Auch bedingt du rch einen Hinderungsgrund darf man nicht mit den Wangen ~zw. mit dem Kinn die Sagda vollz.iehen. In diesem Falle is t es besser, s ie nur anzudeuten. Das Berühren des Bodens mit den Händen ist bei der Niederwerfung kei ne Pflicht, aber eine Sunna . Imam Zuffar, Imam Schäfi'i und Imam Ahmad hielten es für cine Pflic ht. Auch d ie Zehen beider Füße bzw. mindestens eines FUßes sollten den Boden befÜhren, damit die Niederwerfung gil t. Es genügt nicht, einen Zeh eines FUßes bzw. nur die obere Seite desselben Fußes auf den Boden zu legen. Der Niederwerfungsplatz darf ca. 20 c m (12 Fingerbreiten) höher als der Platz sein, wo die Füße stehen - anderenfaJls gilt die Sagda nicht. Sonderregulierungen Bei großen Mensc hen sammlungen oder aus irgendeinem anderen Grund darf man sich auf seine Oberschenkel niederwerfen. Aus demselben Anlass ist es auch gestattet, dass man sich während des Gemeinschaftsgebets auf dem Rücken des Vordermannes niederwirft. Die Windungen des Turbans oder der Oberbekleidung sollten bei de r Niede rwerfung nicht s tören, solange sie auf einem sauberen Ort liegen und der Turban der Stirn unm ittelbar nahe liegt. Man sollte die Härte des Boden s zu spüren bekommen . Man darf sich nicht auf einem Baumwollkissen oder äh nlichem niederwerfen, der das Spüren der Härte verhindert. Bei der Niederwerfung auf Wolle oder Baumwolle, S troh bzw. Schnee sollte man darauf achten, dass sie keinen Leerraum an bieten und sich verhär tet haben. Wenn man aber ihre Härte nicht zu spüren bekommt und sie sich weich anfühlen, gilt die Sagda nicht. Man darf sich nic ht auf einem klei.nen Stein niederv.'erfe n , aber es wird toleriert, falls die Stirn zugleich mit dem Stein auch den Boden berüh rt. Auch ohne Hinderungsgrund darf man sich auf einem sauberen Tuc h niederwerfen. Die Tatsache, dass der Bode n sch mutzig sein könnte, ist kein Hinderungsgrund, solange der Gestank oder die Farbe dieses Schmutzes nicht auf das lUch ubergehen. Dieses Gebetstuch sollte dazu dienen, den Betenden vor Wärme ode r Kälte bzw. seine Bekleidung vor Schmutz ZU schonen. Dil'! 1l1ldnige Schonung vor dem Staub der Erde ist verpönt. (Imam Mälik hiell Dinge wie Teppiche, Gebetsteppiche oder Filz fur makrüh, da sie nicht dem Boden gleich sind.) Wegen Wärme oder Kälte darf man sich auf den eigenen Hä nden niederwe rfen, die man auf einen sauberen Ort legt. Falls man auf dem eigenen Mantel betet, sollte der Rockteil unten stehen, de nn ein solches Verhalten entspricht mehr der Bescheidenheit. Damit d ie Bestandteile des Gebets vollzogen werden, genugt es, dass man sich
Feinheiten islamischen Glaubens
eine Zeit lang in de r Position befindet. Es ist keine Pflicht, drei Tasbih ~ Perioden abzuwarten, aber bei Ve rbeugung oder Niederwerfung saUte man d re imal die Worte d es Tasbih rezitieren. Der mittlere Wert ist fünfmal und der obere Wert ist siebenmal. Wenn man allein betet, darf man diese Zahl so~ lange erhöhen, wie man will, aber der Vorbeter darf es nicht ohne Einver~ ständnis der Mitbetenden dreimal überschreiten, denn e r darf sie nicht beläs ~ tigen ode r zu lange aufualten. Beim Ruqü' betet man:
"Su6liäna 1(.a66iyaf- /fzfm"
c; geprie.sen .sei mein miiclitigeY ,rerr! M) Bei der Sagda betet man:
"Su6liana 1(.a66iya[..;4 "{iJ. -
GCJe[ln'escll .sei mein afferfiöc.frstcr Xerr!} Die Niederw'erfung wird bei jeder zweiten Rak'a wiederholt. Ersa tz-Nide rwe rfung Falls man ei ne Sagda aus Versehen auslässt, ist das Gebet zu wiederholen. Falls man sie aus Ve rgesslichkeit unterlässt, macht man eine ~Ersatz. Sagda~. Man kann diese "Ersatz-Sagda" auch nach dem Gebet vollziehen, wenn man nichts unternommen hat, was den Gebetszustand stören könnte. Auch die letzte Sitzung wird wiederholt und eine HErsatz-Sagda" unternommen. Nähel"es wird im a.bschlägigen Kapitel besc hrieben . Die Niederwerfung ist ein integraler Bestandteil des Gebets und ein Zeichen für die Bescheidenheit vor Gott und ein Ausdruck der Verehrung. In einem Hadith heißt es, dass der Moment, wo der Diener sich auf den Boden wirft, jener Moment ist, wo er sich am meisten Gott nähert und deshalb sollte man bei der Niederwerfung Bittgebete aufsagen , denn dieser Sagda-Moment ist d e r Gipfel de r Bescheidenheit und es ist höchstwahrscheinlich, dass die Bittgebete erh ört werden. Ein Gebet o hne Sagd a ist kein Gebet. Jemand, der sich vor unserem Schöpfer nich t niederw'irft, hat seine Diene rschaft abgelegt und e nt ~ behrt der Ehre, Gottes Erbarmen zu erlangen.
Endsitzen im rituellen Gebet Das Sitzen am Ende des Gebets ist auch fard und ein Bestandteil des Gebets. Dieses letzte Sitzen ne nm man auf Arabisch ~al - Qa 'da al-Ac hira~ ("letzte Sitzung"'). Auch die einzige Sitzung nach den zweiteiligen Gebeten nennt man so, wie eben beim Morgengebet. Dieses Sitzen soHte mindestens so lange dauern, dass man die "Tahiyya" rezitieren kann. Falls sich jemand beim Morgengebet nach zwei Gebetseinheiten ohne Sitzung in die dritte Gebetseinheit begibt und sich dabei niederwirft, wird dieses Gebet nicht mehr fard, sondern ein Zusatzgebet. In diesem Falle betet er noch e ine Rak'a weiter und vollzieht eine Begriißung.
Dm er Nasuhi Bilmen, Islamischer K(uechlljmus
Auch bei einem vierteiligen Pflichtgebet oder in der dritten Rak'a des Abendgebets darf man das Endsitzen verpassen und sich zur nächsten Rak'a begeben. Sobald man sich niederwirft, wir d dieses Gebet nicht meh r fard, sondern ein Zusatzgebet. Beim Morgengebet bete t man eine vierte bzw. eine sechste Rak'a weiter und macht die Begrüßung. Eine gängige Meinung besagt, dass man in diesem Fall keine ~Ersatz- Sagda" braucht. Diese Meinu ng vertra ten die Imame AbO Hanifa und AbO YOsuf. Imam Muhammad meinte, dass dieses Gebet ungültig geworden sei und sich deshalb auch als Zusatzgebet nicht einordnen ließe. J e mand, der bei der letzten Sitzung einschlä ft, muss nach dem Erwachen eine kurze Zeit lang (siehe oben) sitze n bleiben, denn seine Sitzung im Schlafen ist nicht willkürlich und deshalb ungültig. Dieselbe Regelung gilt für andere Bestandteile des Gebets.
Ta'dTi al-Arkän Die aufrech te Körperhaltung (Ta'dfl al·Arkän) beim rituellen Gebet Imam Abu Yusuf hielt das "Ta'rul al-Arkän" für einen Bestandteil und deshalb für einen Pard. Darun ter versteh t man die Durchführung der Bestandteile wie Qiyäm, Ruqü' und Sagda in einer bestimmten Gelassenh eit und Ruhigstellung de r Körperteile, die sich dabei bewegen. Zum Beispiel bei der Aufr ich tu ng aus dem Ruqü' zum Qiyäm sollte der Körper ganz aufrecht stehen u n d sich beruhigen, man sollte m indestens s o lange stehen, dass man HSubhänallähil"Azim" s a gen kann und sich erst dann niederwerfe n . Auch zwisch en den beiden Niederwerfungen sollte man eine Zeit lang innehalten . Imam Abu Hanlfa und Imam Muhammad h ielten die aufrechte Körperhaltung für wagib. Darü ber gibt es zwei verschiedene Auffassunge n . Laut erster Meinung muss man ein Gebet ohne Ta'dil al-Arkän wiederholen, die zweite Meinung sieht eine Ersatz-Niederwerfung vor, wobei es doch besser wäre, das Gebet nachzuholen. So befreit man sich von jeglichem Verdach t. Es wird auch für obligatorisch era.chtet, Gebete nachzuholen, die mit Karäha ve rrichtet worden sin d. Leute, die das Gebet innerlich genießen, halten sich an das Ta'dll al-Arkän und unterlassen die Eile, denn Eile im Gebet ist gegen jeglichen Anstand und Würde. Man verbringt die beste Zeit mit dem Be ten. So sollte man sich bemüh en , das ewige Glück und die göttliche Präsenz nicht zu verpassen.
Freiwillige Beendigung des rituellen Gebets Freiwillige Beend igung des Gebets ist laut Imam Abü Hanifa ein Besta ndteil des Gebets und desh alb auch als fard einzu stufen . Diesen Akt bezeichnet man als ~ churUg bisun'ihi". Die heiden Imame (Abu Yüsuf und Muhammad) hielten es a her nicht für fard. Aus dieser Meinungsverschieden heit gehen einige Proble mfragen hervor.
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Falls jemand nach dem Gebet eine kurze Zeit (so lange, dass man einen Glaubenbekenntnis [taschahhudJ I'ezitieren kann) sitzen bleibt und danach abs ichtlich. (öl:was unternimmt, was das Gebet beenden könnte, dann war das Gebe t galtig. Er darf in diesem Sinne essen, t rinken bzw. lachen . Auc h wenn dieser Akt nicht absichtlich, sondern unabsichtlich herbeigefUhrt wird, z.8 . nämlich wenn sich eine Blähung Ausgang verscham, meinlen beide Imame, dass das Gebet ebenso angenommen wird. Imam Abü Hanifa meinte abe r, dass das Gebet dann noch nicht bce ndet sei. So müsse der Betroffene sich nochmals rituell waschen und diesmal absichtlich das Gebet beenden, anders gilt sein Gebet nicht .
Wag ib-Handlungen beim rituellen Gebet Neben den Fard- Ha ndlungen gibt es auch eine Gruppe von Wägib- Handlungen im rituellen Gebet . Durch die Ausübung dieser im folgenden erläuterten Wägib-Handlungen werden die Pflichthandlungen c rganzt und vervollkommnet: I. Die Erwähnung des Wortes . akbar" , welches von der Größe Gottes zeugt, zusätzlich zu Gott ist wägib.
11. Die Rezitation der Sure al-Ftitiha ist auch wägib, wobei die drei Imame es sogar rur fard hielten. 111 . Die Rellltation des Korans, welche fnrd ist, in de n ersten beiden Gebetseinheiten durchzufUhren, ist wägib. IV . Die Rezitation de,. Sure al-Fätiha in den e rs le n beiden
Gebetseinheiten und die Vermeidung einer Wiede rholung derselbige n is t wägib. V. Die Sure al-Fätiha vor den anderen Versen zu rezitieren, ist wagib. VI. Der Zusatz ei n er anderen Sure oder eines weiteren Verses zur al-Fätiha ist wägib . So rezitiert man bei den F'ardGebeten in den ersten beiden Einheiten eine Sure oder einen ebenso langen Koranvers. Dieselbe Regelung gilt für Witr- und Zusatzgebete. (Alle drei Imame h ielten den Zusatz von drei Versen für su nna.) VII. Jemand, der allein betet, darf beim Morgen~ , Abend- und Nachtgebet je nach Wunsc h den Koran laut oder sti ll rezitieren. Dieselbe Regelung gilt fü r Zusatzgebete in der Nacht. Es ist aber wagi b, da s s man Mittags- und Nachmittagsgebete und Zusatzgebete am Tag still betet. VIII. Beim gemeinschaftlichen Beten der Morgen-, Freitags- , Festtags-, TaräWih - und Witr-Gebete und in den ersten heiden Einbeiten des Abend- und Nachtgebets rezit iert der vorbetende Imam den Koran laut. Umgekehrt in allen Gebetseinheiten des Mittags - und Nachmittaggebets und in der dritten Rak 's des Abendgebets und den letzten beiden Rak 'QS des Nachtgebets
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Omer Nasuhi Bilmen, Is lam~her Katechismus
rezitiert der Imam den Koran still. Eine derartige Rezitation ist wagib_ IX. Den Quniit (Bittgebet im Stehen) während des Witr-Gebets und Takblr sind auch wägib. Diese Meinung vertrat Imam Abu Hanifa, wobei Imam Abu Yusuf und Imam Muhammad es für eine Sunna hielten. X. Beim den nachzuholenden Gebeten orientier t man sich am nachzuholenden Gehet selbst. Wenn man ein Gebet gemeinschaftlich nachbetet, das laut zu beten ist, wie das Morgengebet, betet der Imam genauso laut, wenn aber das Gebet nonnalerweise still zu beten ist, betet man still. Jemand, der allein nachbetet, darf ein laut zu betendes Gebet je nach seiner Wahl laut oder still beten. Eine andere Überlieferung besagt, dass man am Tag auf jeden Fall still beten müsse, wobei keine Option des Lautbetens gegeben ist. XI. Das Berühren des Bodens mit de r Nase zusätzlich zur Stirn ist auch wägib. XII. Das erste Sitzen bei den drei- oder vierteiligen Gebeten ist wagib. XIII. Die Rezitation des Taschahhud und der Tahiyya bei je-
der Sitzung ist wagib. XlV. Sagdat at· Tiliiwa (siehe dort) infolge eines SagdaVerses, den man beim Gebet rezitiert, ist auch wägib. XV. Drei zusätzliche Takbfrs beim -ld-Gebet sind auch wägib. Ruqu'- u n d Sagda-TakbIrs bei diesen Gebeten sind sunna. Der Ruqu'-Takblr bei den zweiten Gebetseinheiten ist auch wägib, da er eng mit den Zusatz-Takb'irs zusammenhängt. XVI. Die Einhaltung der Reihe der Ford-Handlungen und das Nicht-Un terbrech en von Handlungen, die nicht fard sind, ist auch wägib. So geht man vom Qiyäm (fard) zum Ruqu ' (ebenfalls fard) übe r. XVII. Das Einhalten und Nicht-Verschieben der WiigibHandlungen ist auch wägib. So dan man nach der Rezitation des Korans nicht eine Zeit lang abwarten und sich erst dann in den Ruqü' begeben. XVIlI. Die BegJ"Üßungsformel nach dem Gebet, indem man zuerst rechts und dann links "Assaläm" ausruft, ist wägib. Es ist nicht ausdrücklich vorgeschrieben, "Assalamu alaykum wa rahmatulläh" auszurufen. Eine Auffassung besagt, dass das linksseitige Grüßen als Sunna einzustufen sei. Alle lmarne waren sich einig, dass man das Gebet mit einem Gruß been-
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den sollte. Dieser Gruß beendet das Gebet und man darf nicht hinter einem Imam beten, der schon den Gruß vorgenommen hat.
Sunna-Handlungen beim rituellen Gebet Die Sunna-Handlungen des Gebets vervollkommnen die Wägib-Handlungen. Sie vervollständigen das Gebet und ergeben göttliche n LQhn. Das Einhalten der Sunna- Handlungen ist ein Zeichen für die Liebe zu Gott und zu Seinem Propheten . Das Unterlassen dieser Handlungen ist aber kein Grund der NichtAnnahme des Gebets . Absichtliches Unterlassen ohne Geringschätzung ist aber ein Fehle r und eine Entbehrung. Die Geringschätzung der Sunna bzw. d ie Geringsc hätzung der in ihr ver borgenen Weisheit ist - Gon höte uns davor - Unglaube, denn die Sunna zählt zu den religions-juristischen Quellen und Prinzipien. Die Sunna-Handlungen des rituellen Gebets vor und während des Gebe ts lauten wie folgt: I. Der At:än (allgemeiner GebetsruJl und die Iqäma (unmittel-
barer Gebetsaufruf) für die täglichen Gebete und das Freitagsgebet sind eine Sunna. So sollte man für jedes Pflichtgebet und ror die nachzuholenden Gebete, die man gemeins chaftlich verric htet, Gebetsruf und -aufruf als Sunna aus r ufen . Wenn man mehrere Gebete nachbetet, ruft man n ur einen Azän aus . FOr da s folgende Gebet und die weiteren Gebete genügt nur die Iqäma. F'O.r MAnner, die zu Hause allein beten , sind Gebets ruf und Gebet saufruf empfohlen . Das Auslassen dieser beiden durch die Reisenden oder die Mitbeten den is t verpOnt. Diejenigen, die am Freitag aus einem Hinderungs grund nicht das Freitag-, sondern des Mittagsgebet verrichten, brauchen Gebets ruf und Gebetsaufruf n icht aufzusagen. Auch d ie Frauen brauchen dies nicht zu tun. (Siehe abschlägiges Kapitel) . H. Das Heben d er Hände beim Einleitungs-Takbir (Iftitäh) ist s unna. Die MAnner heben dabei ihre Hände hoch, so dass ihre Daumen die Ohren berühren, und d ie Frauen heben ihre Hände in Brusthöhe und rufen ,.Allähu akbar" aus. Die Handfläc hen s ollten zur Qibla geric htet sein . (Die drei Imame meinten, dass auch Männer ihre Hände nur bis zu den Schultern heben s ollten .) 111. Beim Takbir sollten die Hände ein bisseh e n offen sein , ohne dass man sich dafür a n s trenge!). muss. IV. Es ist sunna, dass der Imam die Obergangsworte ,, 54ml'Allähu Uman hamldah ("Gott hört de n , de r Ihn preisU") und die Begn1ßung am Ende des Gebets laut vornim mt, und d ie Mitbetenden beim Aufric hten aus dem Ruqü' die Worte ,.AlM
11.uliammaa aas 9>1.ittef una aen Vorzug IIna die none Stufe ulla fasse ilill1 z utei{wenfen aell gepn'esenw 1?gllg, aen Vu ilim verlieifJen /iast, aenn t[J1I Grielist Vdne o/erspreelien nielitt" Jeder, der die ses Gebet wiederholt, erlangt die Fürbitte unseres Propheten. Nach dem Azän ruft man Wor te wie "waqtu-ssalä!", um die Leute zum Beten zu rufen, was an und für sich ein Nachruf ist. Manch e Gelehrten halten es für notwendig. Fazit: Der Mu hammadanische Azän (al-Azan al-Muhammadi) ist eine der Schönheite n des Islam , Der Muezzin verkündigt der gesamten Welt die Einheit Gottes und das Prophetentum Muhammads, Dies ist ein Ruf zum Allheil und zur Glückseligkeit. So ist der Muezzin eine sehr glückliche Person , was durch den Hadith u n seres Propheten bestätigt wird:
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,.)Irre, die 9densdien und die Q)seliill1l, weil/! sie aie Wo rte aes 9duezzilLS höre", 6ezeugCII gutes für ir", am JÜIIgstell 'l'og. "
Der Kalif Omar Ibn al-Chattab meinte:
. f ch würae afs 5\1.uezzill dienen,
wet/n mall mich uielit zum 'Kfl{lj6este([t hättei " Alle diese Au ssagen bringen zum Ausdruck, dass das Dienel1 zum Guten und Rechten, die Lobpreisung Gottes mit Worten u nd die Liebe zum Guten würde volle Tate n sind.
Imam und die Mitbetenden Es ist eine Pflicht für die Mu slime, das Freitagsgebet gemeinschaftlich zu verric hten . Das gemeinscha ftliche Beten des Festtagsgebets ist wägib und das ande rer Pflichtgebete Sunna mu 'akkada. (Die Mälikiten und manche Sch äfi'i ten meinen, dass das gemeinschaftliche Beten der Fard-Gebete eine Sunna mu"akkada sei. !mam Ahmad Ibn Hanbal, Aba Thaura und Dawüd az-Zähi ri meinten mit andere n Gelehrten zusammen, d ass es wägib sei. So wäre das Allei nbeten haräm. Ibn Ruschd, Ibn Bisehr und manche Schäfi 'iten hielten es in Wohngebieten für fa rd kiiaya . Es ist Sunna, in jeder Moschee gemeinsc haftlich zu beten. Die Hanbaliten und ihre FiqhGelehrten meinen, dass das gemeinschaftliche Beten im Prinzip sowohl auf Reisen , als auch zu Ha u se obligatorisch sei, wodu rc h auch die Sunna ausgeübt werde. Es gibt auch Meinungen, d ie diese Gemeinschaft fü r fardul-'ayn halte n .) Das gemeinschaftliche Be ten wird im Islam sehr hoch geschätzt. Man soUte gem ein schaftlich beten, um ei.nen großen, göttlichen Lohn zu erlangen und Meinungsverschiedenhei ten zu vermeiden. Je größe r d ie Gem einschaft is t , de s to mehr wird die Tugend. De r göttlic he Lohn des gemeinschaftlich en Setens ist 27 Mal höher a.ls das Allein beten. Beharrlic hkeit beim gemeinschaftlichen Beten ist ein Zeiche n des Islam und des Glaubens. Durch das Gemeinschaftsbeten we rden Einheit und Verbundenheit de r Mus lime unterst richen. Dadurch entsteht ein Gefühl der Liebe und Solidarität. Die Unwissenden werden durch die Wissenden be lehrt. Man hom, dass Gebete und Bittgebete, a n denen die Tuge ndhafte n teilnehmen , durch Gott leichte r angenommen werden . Die Person, der bei den Gemeinschaftsgebeten vorbetet, wird Ima m genannt . Bestimmung des Imams
Der Imam sollte Muslim , gesch lecht s reif, mündig, m ä nnlich , physisch und psychisch gesund und in der Lage sein, den Koran zu rezitieren . Leute, die d iese Eigenschaften nic ht tragen, dürfe n nicht vorbeten.
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Falls man einen Imam unte r den Anwesenden bestimmen möchte, erhält der~ jenige, der die Sunna am Besten kennt bzw. sich besser in der islamischen Ju risprude nz auskennt, den Vorrang. Wenn zwei Kandidaten über dasselbe Können verfügen, ist derjenige zu bevorzugen, der besser den Koran rezitieren kann. Das nächste Kriterium wäre die Frömmigkeit. Derjenige, der am meisten die SOnden vermeidet, sollte vorbeten. Falls sie noch imme r ebenbürtig sind , tritt der Ältere vor. Wenn noch immer keine Entscheidung getroffen werden kann, ist derjenige mit den besseren moralischen Eigenschaften, also derjeni ~ ge, der sanftmütiger und keuscher ist, zu bevorzugen . Weitere Kriterien sind die Schönheit des Gesichts, der Abkunft, de r Stimme und der Bekleidung. Wenn auch diese Krite rien nicht ausreichen , wird durch das Los entschieden. Alle diese Kriterien sind ein Zeichen dafür, wie wichtig diese Funktion ist. Deshalb pflegten in älteren Zeiten höhere Beamte, diese Funktion selbst aus~ zuOben. Falls sich aber der Imam der Moschee bzw. der Haus herr unter den Anwesende n befindet, hat er d e n Vorrang, auch wenn ihm manche Eigen schaften feh len sollten . Jemand, der in einem fremden Haus vorbeten will, darf dies nur mit der Einwilligung des Hausherrn . Auch wen n mall in einer fremd e n Wohnung beten möchte, mOsste man es sich erlauben lassen, was tugendhaiter ist. Wer sollte nicht ....orbeten
Der Fäs iq üemand, der öffentlich SOnden begeht) und der Mubtadi' üemand, der Unerlaubtes mit Erlaubtem vennischt) dürfen nicht vorbeten, es wäre verbotenerweise verboten . Imam Muhammad und Imam Mälik hielten es sogar für grundsätzlich ausgeschlossen. Ei n Mubtadi ' ist jemand, dessen Glaube sich mit dem Glauben der AhlusSun na wal-Camä'a (der sunnit ischen Glaubensrichtung der islamischen Ge~ meinde) nicht vereine n lässt. Man darf hinter einem Mubtadi' nu r dann beten, wenn sein Glaube nicht mit Unglaube (kufr) gleichzusetzen ist. Die Hanafiten dürfen nicht h inter jemandem beten, dessen Glaube dem Kufr gleichkommt. Das Ableugnen der Fürbitte oder der Peinigung im Grab bzw. der Existenz mancher Engel (l'tafazaJ is t in diesem Rahmen zu betrachten. Das Vorbeten von Kindern unehelicher Abstammung ist eigentlich verpönt. Wenn sie aber sehr gebildet sind, dürfen sie narur1 ich vorbeten. Auch Sehbehinderte dürfen vorbeten , wobei das Vorbeten der Sehenden doch tugendhafter ist. Manche Gelehrten behaupte n , dass d ie Sehbehinderten die Sauberkeit ihrer Kleider nicht richtig gewäh rleisten könnten, und meinen, dass es aus diesem Grund ver pön t wäre. Die Männer durfen nicht hinter Frauen oder gesch lechts unreifen Personen beten. Auch diejenigen , die den Koran rezitieren könne n, durfen nicht hinter denen, die es nicht können , oder h inter Taubstummen beten. Diejenigen mit sauberen Kleidern dürfen nicht hinter denen mit schmutzigen Kleidern beten. Ein gesunder Mensch darf nicht hinter einem Behinderten und ein Behinder~
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ter nic ht hinter jemandem mit einer anderen Behinderung beten. Ein Behinderter darf jemand a nderen mit derselben Behinderung vorbeten lassen. Eine Frau darf ande ren Fraue n vorbeten, obwohl es verpönt ist. Beim Gemeinschaftsbeten der Frauen steht die als Imam fungierende Frau zwischen den Mitbctenden und tritt nic ht vor. Ein Vortreten wäre makrüh. Jemand, der seine FUße gewasche n ha t, darf hinter jemanden beten, der seine FUße nur befeuchtet hat. Jemand, der sich regulär rituell gereinigt hat, darf hinter jemandem beten, der nur das Tayammum vorgenommen hat. Jemand, der beim Gebet sitzt, darf demjenigen vorbeten, der steht. Jemand mit gesundem Rücken darf hinter jemandem mit k rummen Rücken (so k r umm wie beim RuqCq beten. Imam Muhammad widersprach jedoch den letzten dre i Regelungen. Jemand, der ein Pflichtgebet verrichtet, darf nicht hi nter jemandem beten, der ein Zusatzgebet oder einen anderes Pflichtgebet verrichtet. Umgeke hrt darf aber jemand , der zusätzlich betet, hinte r jemandem beten, der ein Pflichtgebet verrichtet. Jemand , der schon das Mittagsgebet verrichtet hat, darf zusätzlich hinter dem Imam beten, d e r das Mittagsgebet vorbetet. Jemand darf nicht einer Gemeinde vorbeten, die ihn aus berechtigtem Grund nicht mag, aber falls dieser Zustand nicht allgemein akzeptabel ist und sich dort keine weitere Person befindet, die vorbeten könnte, sieht man davon ab, denn in dem Fall ist es unangebracht. Unterschied der religions-juristischen Schulen Die Verschiedenheit der religions-juristischen Schulen (Maz'hab) ist kein Hindernis fü.r das Zusammen beten. Die Hauptsac he is t , dass der Imam die Vorbedingungen und die Bes tandteile des rituellen Gebets e rfüllt. Obwohl man verschiedenen Schulen angehören kann, ist das Pr inzip des Islam dasselbe. Das Beste ist natürlich, dass man hinter einem Imam betet, der der eigenen Rechtsschule ange hört. Wenn es aber keinen solchen Imam gibt, ist es besser , dass man hinter einem Imam anderer Schule betet als allein . Man darf aber nicht hinter einem Imam beten, der etwas vornimmt, was laut eigener Schule das Gebet gefährden könnte. Ein Hanafit darf nicht hinter einem Imam beten, dessen Nase geblutet hat. (Laut hanafitischer Lehre mu ss man in d iesem Fall die r ituelle Gebetswaschung erneuern, bei den Schäfiiten hin gegen nic ht.) (Die Mälikiten und Hanbaliten orientieren sich beim gemeinsamen Beten an der Schule des Vorbeters und nicht an der der Mitbetenden . So darf ein MäHkit oder Hanbalit hinter einem Schäfi 'iten oder Hanafiten beten, der bei der Waschung nur ein Viertel seines Kopfes feucht überstr ichen hat. Ein solches überstreichen ist bei den MäliJciten und Hanbaliten nicht zulässig, aber bei den Schäfi'iten und Hanafiten doch vorgesehen.) Anstandsregeln beim Vorbeten Der Imam sollte Angelege nheiten vermeiden, die die Mitbetenden stören könnten. So darf er seine Rezitation oder seine Lobpreisung nicht so lange
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gestalten, dass es den Mitbetenden überdrüssig werden könnte. Man soll sich mit der Sunna begnügen, denn eine Übertreibung stört die Mitbetenden, was makruh wäre. Der göttliche Lohn fü r das Gemeinschaftsbeten ist gewaltig, und n iemand darf die anderen dazu bewegen , ihn zu vermeiden . Falls die Mitbetenden von Anfang an mit einem längeren Gebet einverstande n sind, ist es nich t meh r makrüh . Es is t umgekehrt auch verpönt, dass de r Imam sich derart beeilt, dass die Mitbetenden nicht in der Lage sind, die Lobpreisungen und Glaubensbekenntn isse während der Verbeugung und bei der Niederwerfung zu verlesen . Es ist ebenfalls verpönt, die Verbeugung zu verlängern, um auf den Anschluss der Nachkommenden zu warten. DeI' Imam sollte Verse und Suren vorlesen, die ihm leichter fallen. Er sollte Verse vermeiden, d ie er noch nicht perfekt a u swendig beherrscht, und vermeiden, dass die Mitbetenden ihn verbessern. Falls de r Imam sich bei einem Ver s irrt bzw. ihn nichl aussprechen kann , geht er zum Ruqü' über, wenn er schon genug rezitiert ha t , und wartet nicht ab, dass ein Mitbetender ih n verbessert. Wenn er noch nicht genug rezitiert hat, darf er zu einem anderen Vers übergehen.
Betstel1e Die Stelle, wo der Imam vorbetet, darf höher oder tiefer a ls die Mitbetenden sein, und es dürfen sich andere Mitbetende a n diese Stelle begeben. Der Imam und die Mitbetenden müssen sich a m selbe n O rt be fin den. Eine hohe Mauer, die die Sicht und das Hören des Imam s verhindern, ist ein Grund dafür, dass man n icht hinter dem Imam beten darf. Falls zwischen dem Imam und de r ersten Rei he der Mitbetenden eine Distanz bleibt, entscheidet man nach der Lä nge. Falls man o.ußerhalb der Moschee betet, müsste die Distanz kürzer als eine Reihe sein , damit der Imam vorbeten kann. Eine größere Distanz ist nicht akzeptabel. Wenn man aber innerhalb der Moschee betet, ist die Distanz nicht maßgebend. Manche Gelehrten meinen aber, dass man in größeren Moscheen (wie in Mekka) nich t in der letzten Reihe stehe n sollte, falls zwischen den Reihen keine Aufeinanderfolge gegeben ist. Es ist ver pönt, sich zu keile n, um sich dem Gemeinschaftsbeten anzuschließen, da es gegen den Anstand ist , was man deshalb vermeiden sollte. Die Mitbetenden müssen nicht unbedingt zahlreich sein. Auch eine einzelne Person als Mitbetender erbringt den Lohn des Gemeinschaftsbetens, wobei der Mitbet ende eine Frau oder ein zurechnungsfähiges Kind sein kann . So ist es tugendh after, in de n Fa milie n ge m ein sam anstatt allein zu beten, abe r es ist verpönt, das Gebet zu Hause zu ve rrichten und ohne Hinderungsgrund den Moscheebesuch zu vermeiden . Das Gemeinschaftsgebet in den Moscheen ist viel tugendhafter.
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Wo steht der Mitbetende?
Der Mitbetende steht rechts neben dem Imam. Wenn die Mitbetenden mehr &13 z'Wci Pcnoncn sind, s tehen s ie hinter dem Imam. Die Mitbetenden sol.lten n icht vor dem Imam s tehen, wobei nic ht d1e Niederwerfungsstelle. son de rn die Position der Füße bestimme nd ist . Die Knöchel der Mitbetenden soll ten nicht d ie Knöchel des Imams üben ·age n . (Ima m Malik meinte, dass das Hervortreten der Mitbete nden verpönt sei, aber nic ht das Gemeinschaftsgebet behindere). Der Mitbetende sollte sich entschließen, hinter dem Imam zu beten , und alle müssen gemeinsam dasselbe Gebet verrichten. Falls jemand o hne Entschluss h inter einem Imam betet , wobei er das M it ta~s~cbet verrichten will, aber de r Imam das Nachmittagsgebet verric htet, gilt das Mitbeten n icht. Weiterleitung der Takbirs
FaJls der Imam nicht überall zu hören sein sollte, wiederholt je mand von den Mitbete nden den Einleitungs- und den Obergangs-Takbir und sagt ~ RabbanA lakal-I"famd" beim Aufstehen von dem Ruqü'. Er macht auch die EndbegTÜßung. Er spricht aber d iese Takbi r-Formeln auch fO r sich und nicht allein zur übertragu ng. Falls e r den Ei nleitu ngs-Takbir n icht als solche n vornimmt, hat er überhaupt nicht angefangen zu beten . Wenn d ie Stimme des Imams de n n och hör bar ist, gilt d iese übenragung als makrüh, was die Muezzine beson ders erns t nehmen sollten. Die e r ste Begrüßung sollte lau te r vorgenommen werden a ls die zweite, was Sunna ist, denn eine laute Stimme ist eine Ankündigu ng und d ie erste Begrüßung hat eter einen ankündigenden To n als d ie zweite. Mit dem Imam nehmen auch die Mitbetenden die Begrüßung vor, sobald sie das Tasahhud (Glauben sbekenntn is) beendet haben. Man sollte die Begrüßung nicht vorzeitig beende n , um Segensgruß, Verabschiedungsgruß und Bittgebet {Du'ä) z:u beenden. Ma n darf sogar ohne Bccndigung dcs Glaube ns bekenntnisses die Endbegrüßung mit de m Imam vorne hmen. De r Imam richtet sich mit dem Wo rt ".Alaykum~ bei der Begrüßung auf heiden Seiten an die Hafaza-Engel und an die Mitbetenden. Die Mitbetenden begruße n rechtsseitig die Engel, die Mitbetenden und - fal ls dort befindlich - den Imam und dann linksseitig die Engel, die Mitbetenden und den Imam - fall s er sich d o rt befindet. Die AHeinbetenden begrußen nur die Hafaza-Engel. Die Mitbetenden sollten bis zum Ausspruc h der Worte ,,)J{[aliumrna a71ta.uaCä mu wa mird@-ssafiim, ta6äraltla yä z a{-ga(afi waC-l"Rrärn" sitzen bleiben und e r s t danach aufstehe n . S ie können die Sunna oder das Bittgebet irgendwo ander s verric hten. Es ist empfohlen, nach dem pflich tteil die Re ihe zu verlassen und deshalb verpönt, an Ort und Stelle s!tzen zu bleiben. Dadurch ve rs tehen d ie Nachko mmenden , dass das Gemeinschaftsbeten beende t wurde.
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Beendigung des Gebets
Falls das Gebet beendet ist, darf der Imam sich nach rechts oder links wenden . So sitzt er links oder rechts zu Qibla. Er kan n auch weggeh en. Falls niemand mehr betet und ihm gegenüber steht , darf der imam sich auch zu den Mitbetenden wenden. Er sollte es nicht tun, falls jemand noch betet, denn ein solches Sitzen wäre makn1h. Wenn aber noch ein Sunna-Teil zu beten ist, wartet der Imam die Worte "Allähumma anta-ssalämu wa minka-ssaläm" im Sitzen ab. Dann steht er auf, zieht sich nach rechts oder links bzw . nac h vorne oder hinten zurück und betet die Sunna. Falls er keine andere Beschäftigung hat, kann e r d ie Sunna auch zu Hause beten, d enn es ist tugendhafte r, die Sunna zu Hause zu beten. Er sollte aber vermeiden, dass die Mitbetenden etwas Böses über ihn denken. In diesem Fall kann er die Sunna auch in der Moschee beten. Der Alleinbetende darf die Sun na dort verrichten, wo er den Pflichtteil gebetet hat, ode r sich auch an einen anderen Ort begeben . Es ist besser, Zusatzgebete im Geheimen zu verrichten. Die Mitbetenden lasse n sich im Stehen, in der Verbeugung und in der Niederwer fung von dem Imam führen, aber "Subhänaka" und "Tasbih" bzw. "Tahiyyät" machen sie selbst. Bei der Rezitation ist wieder der Imam aktiv und die Mitbetenden hören zu und schweigen. Diese Meinung vertraten die Imame Abü Hanifa und Abü YÜsuf. Diese zwei Gelehrten meinten, dass es für die Mitbetenden verpönt sei, den Koran zu rezitieren, wobei es bei Gebeten, wo der Imam den Koran laut rezitiert, verbotenerweise verpönt sei. Der Imam bete vor und deshalb rezitiere er auch im Namen der Mitbetenden. In einem Hadith heißt es:
,/Der J mam rez itiert auen für die :M.it6etem[en .• Imam Muhammad meinte, dass bei den Gebeten, wo der Imam lautlos den Koran rezitiere, die Mitbetenden auch rezitieren dürften. (Imam Mälik meinte, dass bei den Gebeten, wo der Imam den Koran still rezitiere, auch d ie Mitbetenden still rezitieren sollten, was als mustachsan (gutgehießen) gilt. Imam Ahmad meinte indes, dass auch die Mitbetenden still rezitieren sollten. Falls ein Mitbetender den Imam nicht hören könne, solle er auch den Koran rezitieren, was wagib sei. Wenn er aber den Imam höre, dürfe er nicht rezitieren und sollte dem Imam zuhören. Imam Schäfi'i meinte, dass der Mitbetende bei stillen Gebeten zusätzlich zur Sure al-Fätiha auch weitere Koranverse rezitieren sollte. Bei lauten Gebeten dürfe der Mitbetende die Fätiha auch selbst still rezitieren, falls er dadurch den Gebetsabschnitt nicht verpasst.) Mitbetende folg en nicht dem Imam
An neun Punkten brauchen die Mitbetenden nicht dem Imam zu folgen , das heißt, auch wenn der Imam sie nicht vollzieht , müssen die Mitbetenden es doch tun. Diese s ind : "Subhänaka", Ruqü'- und Sagda-Takbir und der dazu-
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gehör ige Tasblh, "Sami'Allähu liman Taslik-Takbir.
hamidah~,
Tahiyyah und Endbegrüßung,
Imam Muhammad war der Meinung, dass die Mitbetenden das "Subhänaka~ nicht meh r zu rezitieren bräuchten, falls der Imam schon mit der Fätiha begonnen habe. Falls der Imam das Qunüt-Bittgebet, den -Id-Takbir, das erste Sitzen, TiläwaSagda und E rsatz-Sagda unterlässt, dürfen es auch die Mitbetenden unterlassen, Wenn er aber eine weitere, unnötige Niederwerfung einschiebt, einen zusätzlichen Takbir ausspricht, oder einen fünften TakbTr beim Totengebet einschiebt bzw . eine fünfte Rak'a beten möchte, brauchen die Mitbetenden dem Imam darin nicht zu folgen . Falls der Imam sich versehentlich zu einer fünften Rak'a erhebt, warte n die Mitbetenden sitzend ab. Wenn der Imam seine n Fehler bemer kt und ohne Tasahhud d ie EndbegI"Üßung vornimmt, tun die Mitbetenden es auch. Wenn der imam weite rbetet und die Niederwerfung für diese Gebetseinheit vornimmt, vollziehen die Mitbetenden die Endbegt"Üßung selbst. Das Zurückkehren des Imams aus dem Stehen ins Sitzen rettet das Gebet, und die Mitbetenden dürfen so mit ihm d ie Endbegrüßung vorneh men. Eine fünfte Gebetseinheit mit einer Niederwerfung wü rde das ganze Gebet ungültig machen, wobei es keinen Sinn hätte, wenn die Mitbetenden das Tasahhud und die Endbegrüßun g allein vornehmen. Beim Witr-Gebet mach en die Mitbe tenden ohne Beendigung des QunütBittgebets die Verbeugung mit, falls der Imam es vonnacht. Wenn der Imam es ganz unterlässt, müssen die Mitbetenden einen Teil davon doch rezitieren, ohne den Imam in der Verbeugung zu verpassen. Falls der Imam beim Witr -Gebet das Qunüt-Bittgebet vergisst u nd sich sofort verbeugt, steht er wieder auf und rezitiert das Qunüt-Bittgebet. Die Mitbetende n machen der erste Ruqü ' nicht m it, aber den regulären schon. In diesem Fall wäre es besser, das Gebet gemeinsam zu wiederholen. Diverses
Beim Gemeinschaftsbeten sollten die Reihen regelmäßig und dicht sein. De r Imam sollte bei jedem Mal die Mitbetenden daran erinnern. Die tugendhaft este Reihe ist die erste, wobei sich diese Tugend Reihe für Reihe vermindert. Es ist immer besser, vorne und nahe zum Imam zu st ehen. Es ist verpönt, ganz hinten und allein zu stehen . Falls aber keinen Platz zwischen den Mitbetenden zu fmden ist, darf man es. Jemand, de r den Imam beim Ruqü' erreicht und deshalb Angst hat, sich in die ersten Reihen zu begeben, begibt sich in die letzte Reihe. Er darf nicht ganz hinten beten, auch wenn er die Gebetseinheit verpassen sollte. Es ist verpönt, vor einem Betenden vorbeizugehen. Falls aber ein Hindernis wie ein Pfeiler oder Baum im Weg steh t, darf man es. Diese Regel gilt im Freien und in großen Moscheen, wenn man vor dem Niederwerfungsplatz des Beten-
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den vorbeigeht, denn im Freien und in Moscheen ist es sehr schwer, dies zu vermeiden . In Wohnungen und kleineren Moscheen ist es aber unbedingt makruh, vor dem Betenden vorbeizugehen. Ein Hindernis vor dem Ima m , wie z.B. eine Mauer, gilt auch für die Mitbeten den, was zuvor ausführlich behandelt wurde. Bei einem Höhenunterschied zwischen dem Betenden und dem Vorbeigehen den ist maßgebend, ob sie überhaupt einmal dieselbe Höhe e r reichen. Falls schon , begeht der Vorbeige hende eine Sünde, aber das Gebet wird au f keinen Fall ungültig. Falls de r Imam später fest s tellt, dass e r beim Gebet keine gültige rituelle Waschung hatte, sollte e r dies den Mitbetenden so weit wie möglich mitteilen . Eine andere Meinung hält es nicht für notwendig. De r Imam darf laut religions-juristische r und sittlicher Verfassung eine Woche lang im Urlaub machen, um sei ne Verwandten in der Provinz zu besuchen oder dringliche Angelegenheiten zu erledigen. Ohne Hinderungsgrund sollte man so weit wie m öglic h gemeinschaftlich beten. Hinderungsgründe si n d Krankheiten, die das Tayammum notwendig mach en, Paralyse, Alterung so weit, dass man nicht mehr ge hen kann, Blindheit, Oberfallgefahr, heftiger Regen, Kälte ode r Dunkelheit, Prlcgcbedurfnis e ines Mitmenschen und Reisevorbereitung. Die Beschäftigung mit den Religio nswissenschaften und das Verfassen von Buchern oder Lernen und Lehren der Jurisprudenz sind auch als Grund akzeptabel. Es ist aber u ngut, wegen einer solchen Beschäftigung das Mitbeten zu unterlassen. Jemand, der aus Faulhe it das Mitbeten unterlässt, macht sich - religionsjuristisch gesehen - strafbar. Er kann nicht mehr als Zeuge akzeptiert werden. Jemand, der es unterlässt, weil der Imam es nicht verdient, da er kein guter Muslim ist , wird toleriert. Jemand, der bereit ist mitzubeten, es aber aus einem berechtigte n Grund doch nicht kann, wird nach seine r Absicht belohnt.
Verrichtung der rituellen Gebete Wie es schon vorher erwähnt wurde, gibt es verschiedene Formen des Gebets wie fard, wägib, sunna und mustahabb. Andererseits gibt es Gebete mit zwei , drei oder vier Einheiten (Rak'al. Diese Gebete werden verrichtet, indem man sich an die Fard-, Wägib-, Sunna-Teile und d ie Anstandsregeln hält, d ie wir bereits näher erläutert haben. Morgengebet (salät as-sub)
Um den zweiteiligen Sunna-Teil des Mo rgengebets zu verrichten, entscheidet man sich mit den Worten : ~Ich habe mich e n tschieden, die Sunna des heuti gen Morgengebets zu verrichten: Man hebt die Hände an und n.Jft ,.Allähu ak· bar" aus. Die Hände werden am Bauchnabel übereinander gelegt, und man rezitiert: ~Subl'länaka Allähumma wa bihamdika wa tabaräka-smuka wa ta'älä gadduka wa lä iläha gayruk!" Später leitet man die Sure al-Fätiha mit ,.Aüzu
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biUahi mina-ssaytäni-rragim, Bismillö.hi - rrahmäni -rrahlm~ ein. Am Ende de r Fätiha sagt man "Amin" und rezitier t eine Weile aus dem Koran. (Unter einer Weile ver steht man entweder eine ku rze Sure oder drei Verse). Anschließend begibt man sich mit "Allähu akbar~ in den Ruqu'. Im Ruqil' rezitiert man mindestens dreimal ~Subhäna Rabbiyal-'Azim"'. Mit "Sami'Allähu !iman hamidah'" steht man auf und sagt: "Allähumma Rabbanä wa lakal-hamd!'" In diesem Zustand lässt man die Hände herunter. Mit "Allähu akbar'" begibt man sich in die Niederwerfung, wo man dreimal "Subhana Rabbiyal-A'lä' rezitiert. Mit ~Allähu akbar" richtet man sich beim Sitzen auf, bleibt kurze Zeit sitzen, wobei die Hände auf den Knien Hegen, und begibt sich nochmals mit "AIIähu akbar'" in die zweite Niederwerfung. Man rezitiert dabei nochmals "Subhäna RabbiyalA'lä'wie beim ersten Mal. Dadurch wird eine Rak'a beendet. Man steht mit "Allähu akbar'" zur zweiten Rak'a auf. Beim Qiyäm rezitiert man "Bism illähi-rrahmäni-rrahim". Man rezitier t die Fätiha und zusätzliche Koranverse. Man verrichtet den Ruqü' und die Sagda wie bei der ersten Rak'a. Nach der zweiten Rak'a bleibt man sitzen (Qa'da) und rezitiert "Attahiyyätu Iillähi ... '" und "Allähumma salli ... ", "Allähumma barik. .. " und "Rabbanä ätinä ... "'. Mit "Assalamu 'alaykum wa rahmatulläh" grüßt man zuerst nach rechts und dan n n ach links. So wird ein zweiteiliges rituelles Gebet beendet.
Takbir, Tasbih (Subhäna .) und Qirä'a (Rezita t ion) erfolgen mit einer Stimme, die nur der Betende selbst hören kann. Wie die Männer und F raue n beim Gebet ihre Hände aufheben bzw. übereinander legen und welche Körperbewegunge n sie bei der Niederwerfung und im Sitzen durchführen, ist im absch lägigen Kapitel behandelt worden. Beim Pflichtteil des Morgengebets rufe n die Manner den Gebetsaufruf (lqämal aus, wobei die Frauen dies nicht zu tun brauch en. Man entscheidet sich mit der Formulierung: "Ich habe mich entschieden, de n Pflichtteil des Morgengebets zu velTichten.'" Man hebt die Hände mit "AlJähu akbar" in die Höhe u n d begin nt das Gebet . Die zwei Einheiten sind so beten, wie der Sunna-Teil. Es ist Sunn a, beim Pflichtteil des Morgengebets länger den Koran zu rezitieren , wobei das Mindestmaß 40 Verse sind. Es ist auch zugelassen, wie gewöhnlich drei Verse zu rezitieren, wenn man befürchtet, dass die Zeit nicht ausreich t. Der Alleinbetende darf beim Pflich tteil die Takbir-Formeln und "Sami'Allähu liman hamidah", die Fätiha und die zusätzlichen Verse auch laut rezitieren .
Mittagsgebet (salät az-zuhrJ Die e rsten zwei Einheiten des ersten S unn a-Teils sind genauso zu verrichten wie die Su nna des Morgengebets. Die Entscheidung erfolgt durch d en Auss p ruch : "leh habe mich entschieden, die e r ste Sunna des Mittaggebets zu verric h ten.~ Da das Sitzen in der zweiten Rak'a keine Endsitzung ist, rezitiert man nur "Tahiyyät" und steht mit "Allähu akbar" auf. Nach Bismilläh, Fätiha und Koran macht man Ruqil' und Sagda. Mit "Allähu akbar" begibt man sich in die vie rte Rak'a. Bei der vie rten Rak'a macht man die Endsitzung und rezitiert zusätzlich zum TaI'liyyät auch "Salii ... " und "Bärik ...... und "Rabbanä ätinä ... ". Der letzte Akt ist die Endbegrüßung, wodurch das Gebet beendet wird.
'"
Omer Nasuhi Bi/men, Islamischer Katechismu s
F'ard: Nach dem Su nna-Teil ste ht man zum Fard-Te il auf, o hne etwas zu tun , was die Gebetsstimmung störe n könnte. Man ruft die Iqä.ma aus. Die Hände werden mit ,.A1lä.hu akbar" hochgehoben. Die ersten Gebetseinheiten s ind genauso wie der Pflic htteil des Morgengebets. Bei de r erste n Sitzung rezitiert man allein das Tahiyyät und begibt sich mit ~Allä hu akbar" in die dritte Rak'a, wo man nur Bismilläh und die Fatiha rezitiert und auf weitere Koranverse ver zichtet. Mit ,.Altdhu akbar" geht man zur vierten Rnk'a übel", wo wit:l.krulII a u ßer Bismilläh und Fä tiha keine weiteren Koranverse rez:tiert werden. Bei der vierten Rak'a macht man die Endsitzun g und rezitiert zusätzlich zum Tahiyyät auch ,.Salli ... " und .Bärik . .. .. und "Rabbanä ätinä ... ". Durch die Endbegn1ßung wird der Pf1icht ~eil beendet. Beim Mittagsgebet rezitiert man weniger aus dem Koran als beim Mo rge ngebet. Der letzte Sunna-Teil wird genau so verr ichtet, wie der Sunna-Teil des Morgengebets, wobei die Entscheidung lautet : ,.Ic h habe m ich entsch ieden , die letzte S unna des Mittaggebets zu verrichten." Es ist empfohlen, diese letzte zweiteilige Su n na a uf vier Rak'a zu ve r längern . Man darf e ntweder nach zwei Rak'a die Endbegrußung vorn ehmen oder sie verschieben . Bei de r ersten Sitzung wird auf MRabbanä ..... verzichtet, aber bei der d ritte n Rak'a "Subhänaka" rezitie r t , wobei die letzten zwei Rak'a ge nauso zu verr ichten sind wie die er sten zwei. Der Alleinbetende verliest bei Sunna u nd Fard alles, also Qirä'a, Takbi r, Tasbih und Tahmid, still . Nachmittagsgebet (salät al-'asr)
Die vier teilige Sunna des Nachmitta ggebets ist wie zwe i aufeinande r folgende Sun na-Teile d es Morgengebets. Ma n en tscheidet sich, die Sunna zu beten, und alles lä uft wie gewoh nt ab. Beim er sten Sitzen rezitiert man zusätzlich Tahiyyät, ..saUi... .. und .Bärik ... "., ,.Rabbana ... " wird nicht rezitiert. Durch "Allabu akbar" begibt man sich in die dritte Gebetseinheit, wo man "Subhänaka... ~ und ,.Aüzu billä h i ... " vor der Sure al-Fätiha und den anderen Koranvers en rezitiert . Nach dem Ruqu' und der Sagda betet man die vierte Rak'a, welche m it "Bismilläh" eingeleitet wird. Nach Kor an, Ruqu' und Sagda hält man die Endsitzung a b , wo neben "Tahiyyäl" und "Salli" und , Bä rik" diesmal auch "Rabbanä" rezitie rt wird. Durch die Endbegrußung beendet man das Gebet. Der Fard-Te il des Na chmittags gebets wird genauso v~rrichtet wie der des Mittaggebets, wo die Entscheidung form gemäß abgeändert wird. Der Alleinbetende verrichtet den Su nna-Teil und den Fard-Teil des Nachmitta.ggebets ganz still für sich. Abendgebet (salat al-magrib)
Der dreiteilige Fard-Teil des Abendgebets ist genauso zu verrichten , wie die e rsten drei Einheiten des Mittags- und des Nachmittagsgebets. Man en tscheidet s ic h zum G~bet und ruft den Takbir a us. Nach den ersten zwei Gebetseinheiten macht man die erste Sitzung, wo m an das Tahiyyät rezitiert . In der drit-
Feinheiten islamischen Glaubens
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ten Rak'a rezitiert man nach dem Bis milläh d ie Sure al- Fätiha ohne jede weitere Koranrezitation und begibt s ich mit "Allähu akbar" in den Ruqü' und da n n in die Sagda . Bei der letzten Sitzun g rezitiert man das Ta h iyyät , ~Salli", ~ Bärik· und ~Rabban ä ä t i n ä~. Man beende t das Gebet mit der Endbegrüßung. Beim Abendgebe t sind kurze Verse vorzuziehe n , weil die fü r das Gebet vorgesehene besonders kurz ist. Der Su nna-Teil des Abend gebet s wird nach der Entscheidung dazu genauso verrichte t wie das Morge ngebet. Es ist mustahabb, dieses Gebet sech steilig zu verrichte n , wobe i man nach jeder zweiten Rak'a e ine Begrüßu n g vornimmt. Die letzten vier Gebetsein heiten bezeichnet man als DSalätul-Awwä bin", was wirklic h großen , göttlichen Lohn erb ringt. Der Alleinbetende darf de n Pilichtteil des Abendgebet s genau so lau t beten wie den des Mo r gengebets. Nachtge bet (salat a l-' iSä') Die ersten vier Einheiten des ersten Sunna-Teils sind wie die e rs ten vier Einheiten des Nachmittagsgebets zu ve rrichten. Der Fard-Teil is t auch genauso wie der Fard-Teil des Mittags- und Nach mittagsgebets. Der letzte Sunna-Teil gleich t dem Sunna -Teil des Morge n - und Abendgebets. Allein die Entscheid ung ist entsprechend zu variieren . Die letzte Sunna kann man auch vierteilig beten, wobei man nac h jeder zweiten Rak'a eine Endbegrüßung vornimmt. In diesem Fan rezitiert m an bei jeder Sitzu ng das Tahiyyät, .Salli", ~Bärik" und "Rabbanä ätinä~. Bei de n Zusatzgebe ten, die man nac hts verrich tet, ist es besser, nac h jede r zweiten Rak 'a eine Begrüßung vorzu nehmen . Der A1leinbetende darf die Suren und Ver se des POichlteils, wie es beim Morgengebet de r Fall iSI, auch laut verlesen. Witr-Gebet (salät al-witr)
Das dreiteilige Witr-Gebet wird mit en tsprechender Ent scheidung mit "Allä bu akbar~ ein geleitet. Dem ~Sub hän aka" und .,A'Uzu bilJä hi" folgen al-Fätiha und Koranverse. Nach dem Ruqu' und der Sagda geht man zu r zweiten Rak'a über , welche mit "Bismilläh ." eingeleitet u n d mit de r Sure al-Fä tiha und weiteren Ko ranverse n fortgesetzt wird. Nach dem Ruqu' und der Sagda bleibt man sitzen, was man ~erste Sitzu n g~ nennt und wo n ur das Ta hiyyät r ezitiert wird . Mit ,.Allähu akbar" begibt m an sich in d ie dritte Rak'a. Nach .. Bismi1läh.~ und al-Fätiha rezitier t man aus dem Koran. Beim S tehen hebt man d ie Hände mit ,.Allahu akbar" in die Hö he und lässt wieder fallen . Beim übereinande r Falten der Hände rezitiert m an das Qunut- Bittgebet. Nach "Allähu akbar" geht man zu Ruqü' u nd Sagda über. Bei d er letzte n Si tzun g rezitiert man das Tahiyyä t, .Salli~, "Bärik" und "Rabbanä ä tinä". Das Gebet wird mit e iner beidseitigen Begrüßung beendet. Imam Schä.fi'i meinte, d ass man das Quniit-Bittgebet nur in der zweiten Hälfte des Monats Ramadan und nach dem Ruqü ' rezi tieren dürfe und solle. Nach
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Ome r NCl$uhi Bilmcn, Islamischer Katechismus
schafi'itischer Ansicht besteht das ximal aus elf Gebetseinheiten.
Witr~Gebet
aus mindestens einer und ma-
Sonderregelungen zum Witr-Gebet
Das Witr-Gebet unterliegt best immt en Sonderregelungen, a uf die im Folgenden eingegangen werden soll: 1. Dieses Gebet wird nur im Ramadan gemeinschaftlich ge-
betet, wo der Imam in allen d rei Einheiten Tasblh, Takblr und Qirä'a laut vornimmt. Das Qunüt-Bittgebet wird durch hllaJlI und die Mitbetenden still rezitier t . Das gemeinsch aftliche Verrich ten des Witr~ Gebets außerhalb des Ramadans gilt als makrüh. II. Wer sich verspätet (masbOq) dem Gebets anschließt, rezitiert das Qunü t-BiUgebet noch zusammen mit dem Imam. Falls er die Gebetseinheiten nachholt, die e r verpasst hat, braucht er das QunOt-Bittgebet nicht mehr zu rezitieren. IV. Das Qunüt- Bittgebet wird nur in diesem Gebet rezitiert. Nur in Sonder situationen kann man im Pflichtteil des Morgen gebets dieses Bittgebet he rbeiziehen . (Imam Mälik und Imam Schäfi'i rezitierten beim Morgengebet nach dem Ruqu' dieses Bittgebet, was bei den Mälikiten als mustahabb und bei den Schäfi'iten aJs Sunna gilt.) V. Ein Hanafit, der hin ter einem mälikitischen oder schäfi'itisc hen Imam das Morgengebet verrich tet, schweigt beim Qunut. Wenn er aber dennoch das Qunüt-Bittgebet rezitiert, sollte er es stillschweigend tun. VI. Jemand, de r das Qunut- Bittgebet nicht uuswe"dig kann,
rezitiert ~Rabbanä ätinä" oder darf dreimal "Allähumma-gfir n" bzw. "Ya Rabbl~ sagen.
Gemeinschaftliches Beten Diejenigen, die gemeinschaftlich beten, verhalten sich wie folgt geschildert: I. Jeder Einzelne ent scheidet sich zum Gemeinschaftsbeten
durch diese Worte, wobei er ausdrücklich das zu verrichtende Gebet beim Namen nennt: ~Jch habe mich entschieden, den Fard-/ Sunna-Teil der Zeit hinter diesem Imam zu beten." Der Imam hebt seine Hande hoch und leitet mit einem deutlichen "Allä.hu akbar l" das Gebet ein. Die Mitbetenden heben ihre Hände un bedingt nach dem Imam in die Höhe und sagen s till "Allä.hu akbar", wodurch das gemeinschaftliche Gebet begonnen wird . Alle rezitieren das Subhänaka für sich, wonach die Mitbetenden schweigen. Der Imam rezitiert auch "A'üzu billä-
Feinheiten islamischen Glaubens
hi." s t ill und fängt die Koran rezitat ion an. Der Imam rezitiert die Sure aJ -F'ätiha und d ie zu s ätzliche n Verse in den ersten zwei Gebetseinheiten des Morgen-, Abend- und Nachtgebets und in allen Einheiten des Witr-Gebets s o laut, dass die Mitbete nde n es höre n k ö nne n . Alle Takbir -, Tasbih- und Grußformeln erfolgen ebenfalls laut . Umgekehrt die dritte Einheit des Abendgebets , die vierte des Nachtgebets und alle Einheiten des Mittags- und Nachmittagsgebets sind stimmlos zu beten, wo a u ch alle Takbir-, Tasbih- und Grußformeln still vorzunehmen sind. 11 . Die Verse in de r ersten Rak'a des Morgengebets sollten doppelt so la ng sein wie in der zweiten. Dies is t Sunna und e rmöglicht den Anschluss der Nachkommende n.
Ill . Die Mitbetenden rufen den Takbir still aus. De r Imam ruft beim Aufstehen aus dem Ruqü' laut "Sami'AlJähu liman hamidah" und ganz sliU . Rabbanä wa lakal hamd~ . (Eine andere Überlieferung von Imam Abü Hanifa besagt, dass der Imam es nicht braucht). Die Mitbetenden rufe n ganz still ,.A.llähumma Rabbanä wa lakal hamd" oder nur nRabbanä lakal hamd" . .. Subhäna Ra bbiyaJ- 'Azim~ beim Ruqü' und RSubhäna Rabbiyal-A1ä' bei de r Sagda s ind auch still vorzunehm en. rv. Tahiyyät bei der e rsten Sitzung und Tahiyyät, SaJawät und .. Rabbanä ätinä" in der Endsitzung sind sowohl durc h den Imam, als auch durch die Mitbetenden still zu verles en. Bei der lauten Endbegrüßu ng durch den Imam machen a u c h die Mitbetenden still mit, wobei man den Kopf zuerst nach rechts und dan n nach lin ks dreht. Die S ure al-Fätiha schließt der Imam ganz still mit ,}.min" ab , wobei die Mitbetenden auch mit demselben Spruch still darauf a ntworten . V. Nach der Endbegrußung durc h den Imam antwortet der Muezzin laut mit: ,.Allähumma anta-ssalämu wa minkassaläm, tabär akta ya zal-galäli wal-ikräm!" Wenn noch weiterzubeten ist, betet e r den Sunna-Teil und richtet SegenswUnsche an unseren Propheten. Der Muezzin, der Imam oder ein Mitbetender rezitieren den so genannten "Thronvers" (Äyatulkursi). Es wird 33 Mal je ",Subhänalläh", "al-hamdu IiUäh" und .,Allähu akbar" rezitier t . Man kann d iese Zahl a n den Fingern abzählen oder eine Gebetskette gebrauchen. Wichtig ist, dass die Anzahl der Wiede rholungen s timmt. VI. Nach der 33maligen Wiederholung der Tasbih- (- "Subbänalläh") , Tabrnid- (- "al-hamdu lilläh") u nd Ta kbir-F'ormeln (: .,Allähu akbar") sagt der Muezzin einmal: "LA ilaha iIlalläh, wahdahü lä sarika lah . Lahul-mulk wa lahul-hamd wa huwa 'ala kulli say'in qadir. Subhäna Rabbiyal-'aliyyil-Wahhäb!" Die Mitbetenden verrichten ihre Bittgebete u nd zum Schluss streichen sie sich mit ihren Händen über das Gesicht. 168
6mer Nasuhi Bilmen, Is lamischer Katechismu s
Auch de r Allein betende macht es nach . Diese sind Gepflogenheiten bei den rituellen Gebeten, wodurch sich großen Lohn verdient, wer sie sorgsam berücksich t igt. VII. Die Bestandteile und die Einheiten der beschriebene n Gebete wurden durch eine unerschütterlic he Überlieferung von unserem Propheten zusammengestellt und im Laufe de r Jahrhunderte du rch die Übereinkunft der islamischen Gemeinde angenommen. Des halb fordert unser Prophet uns auf, so zu beten , wie e r es u n s gezeigt hatte. So ist ein rituelles Ge bet, d as diesem Vorbild n icht entspric ht, nicht akzeptabeL
Freitagsgebet (salat al..gumu'a) Der Preitag ist ein Festtag für die Muslime . wo sie s ich in den Gotteshäusern versammeln. beten und die Predigten anhören . aus dene n sie Nutzen ziehen können . Nach dem Gebet geben sie sich ande re n Gebeten hin oder gehen ihren täglichen Arbeiten nach. /" (.inem Hadit h heißt es:
,/Der 6este
'Tao. an dem dIE Sonne aufgent, ist deriFreitao.
jlaam wu rde an diesem q'aO in aas a>a ratfies orfiinrt una an demse(6en 'Tag wieaer1lOrr aort verbann t. )'tucn der J üngste 'Tag wird an einem 'Freitag stattfinden!" All diese Ereignisse vereinen in sich Gutes u nd Weisheit. Unser Prophet hielt bei sei ner Auswa nderung von Mekka nach Medina seine erste Preitagspredigt in der Bani-Sälim- Moschee nahe Medina und betete dort vor. Das Freitagsgebet wird zur sei ben Zeit wie das Mittagsgebet verrichtet. Pur das Freitagsgebet wird der Azän aus den Minaretten ausgerufen. In den Moscheen wird der erste Sunna-Teil wie der e rste Sunna -Teil des Mittagsgebets gebetet. Danach wird ein zweiter Azän i.nnerhalb der Moschee ausgerufen. Der imam hält eine Predigt (chutba) von der Kanzel (minbar) . Nach dieser Predigt wird ein Gebet von zwei Rak'a Länge stimmhaft gebetet. Nach dem Gemein schafts beten betet j eder den letzten Sunna-Teil des F'reitaggebets. An schließend wird das "Zuhrul-achir- (l etztes Mfttag sgebet) verriclitet. was mit de m letzten Sunna-Teil de r Zeit been det wird , den man genauso bete t wie d ie Sunna des Morgengebets. Für die Pers onen, d ie di e Voraussetzungen erfüllen. is t dieses zweiteilige ritu elle Gebe t ein Fardul-'Ayn (in dividuelle Pflicht). Das Freitagsgebet enthält zwölf zusätzliche Bedingungen, von denen sechs als Voraussetzung und sechs aJs ro r die Ausübung erforderlic h geiten.
Feinheiten islamischen Glaube ns
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Voraussetzungen fOr das Fre ilagsgebet
Damit das Freitagsgebet überhaupt jemandem vorgesc hrieben wird, sind sechs Bedingungen zu erfüllen : 1. Der Betreffende muss ein Mann sein, denn das Freitagsgebet
ist eine religiöse Pflicht für Männer und nicht für Frauen. 11. Freiheit. Das Freitagsgebet ist nur für freie Männer Pflicht.
111 . S esshaftigke it Der Betreffende muss in der Gegend wohnhaft (im Untersch ied zu Reisenden) sein. Siehe abschlägiges Kapitel. IV. Gesundheit Jemand , der befürchtet, dass sich seine Krankheit dadurch verschlech tern oder verlängern könnte, ist nicht dazu verpflichtet. Auch betagte Personen, die schwer gehen können , unterliegen derselben Regelung. Ein Krankenpfleger darf auch das Gebet unterlassen, falls er befürchtet, dass sein Pflegepatient durch seine Abwesenheit einen Schaden erleiden könnte. V. Gesundheit der Augen Sehbehinderte brauchen das Freitagsgebet nicht zu verrichten , auch wenn ihnen Blindenführe r zur Verfügung stehen sollten . Imam AbO Hanifa h ielt es n icht für notwendig, aber die beide anderen Imame hielten es für notwendig, wenn ein Blindenführer zur Verfügung s teht. VI. Gesundheit der Füße Gehbehinderten oder fußamputie rten Pe rsonen ist das Freitagsgebet nicht vorgeschrieben . Diese Regelung gilt auch dann , wenn ihnen Personen zur Verfügung s tehen , die s ie zur Moschee hinführen . Angst vor Feinden, heftiger Regen oder Matsch und ähnlic he Hindernisse sind annehmbare Hinderungsgründe, das Freitagsgebel zu unterlassen . Jemand, der diese Voraussetzungen n icht erfüllt, aber de nnoch mitbetet, wird vom Fard der Zeit (MittagsgebetJ befreit , so wie es Sehbehinderte oder Frauen tun. So brauc hen sie das Mittagsgebet nic ht zu verrichten .
Bedingungen für die Durchführung Damit das Freitagsgebet ausgeführt wird, sind steben Bedingungen zu e rfüllen: I. Das Freitagsgebet ist durch den örtlichen Verwalter oder
seinen Vertreter vorzubeten. Das rituelle Gebet wird von dem h öch sten religiösen Beamten der Ortschaft oder seine m Beauftragten geleitet. FaUs eine solche Person nicht anwesend ist , darf jemand vorbeten , der aus den Reihe n der Mitbetenden dazu bestimmt wird . In den Gegenden , wo nich t nach dem Is lam
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6mer Nasuhi Bilmen, Is lamischer Kotechismus
regiert wird, wird das Freitagsgebet auf diese Art und Weise verrichtet. 11. Die Erlaubnis zur Predigt ist gleich zusetzen mit der Erlaubnis zum Vorbeten . Jemand, de r damit beauftragt wird, darf ohne Hinderungsgrund jemand anderen damit beauftragen, auch wenn dies ihm n icht ausdrücklich e rlaubt wurde, aber in Gegenwart d es Beauftragten darf niemand diese Aufgaben übernehmen, ohne seine ausdrückliche Einwilligung zu erhalten. 111. Die allgemeine E rlaubnis Der ö rtliche Ve rwalte r müsste für die Muslime erlaubt haben, sich an einem bestimmten Ort zu versammeln. Man darf nicht an eineDl o rt beten, der fur besondere Personen bestimmt und den anderen geschlossen ist. So darf man an einem Betort nic ht die Tür verschließen, wenn man aber die Tür offen lässt und die Zukommenden eintreten dü rfen, gilt das F'rei tagsgebet . IV. Die Zeit, um das F'reitagsgebet verric hten zu können, muss die Zeit für das Mittagsgebet lang andauern. Sobald diese Zeit abgelaufen ist, darf man das Gebet nicht mehr verrichten bzw. es nachbeten. Wenn man a u c h das Mittagsgebet nicht verr ich tet hat, kann man C:5 abe r nach be ten. (Imam Mälik meinte, dass das Freitagsgebet auch nach de r Zeit des Mittagsgebets zu verrichten sei. Imam Ahmad erlaubte, dass man es auch vor dem Mittagsgebet verrichten k önne .) V. Die Vollständigkeit der Gemei nde. Die Mindestanzahl der Mitbetenden für
das Freitagsgebet ist drei Personen außer dem Imam . Imam Abü Yü s uf er laubte sogar zwei Per sonen . (Imam Mä lik sah dafür 30, Imam Ahmad u n d Abü Yü su f sogar 40 Personen vor.) Die Mitbetenden müssen zurechnungsfähig und männlichen Geschlechts sein und mindestens bis zur ersten Sagda mitbeten. So darf man nicht mit F rauen und Kindern oder einer Gemeinde, die s ich vor der ersten Sagda auflöst, das Gebet verrichten. Es ist nicht notwendig, dass die Mitbetenden wohnhaft und frei sind. Auch Reisende oder Muslime, deren Freiheit eingeschränkt ist, dürfen mitbeten.
VJ . Predigt Vor dem Fard-Gebet ist eine Predigt zu halten. Nach dem r:mt ri tt ist eine Predigt vor den Anwesenden zu halten. Es ist nich t zulässig, dass die Mitbetenden der Predigt nicht beiwohnen und erst beim Pflichtteil des Gebets erscheinen. Die Mitbetenden müssen n icht unbedingt de r Predigt zuhören. Maßgebend ist
Feinheil en islamischen Glaubens
lediglich, dass sie anwesend sind. Imam AbO Hanifa war der Meinung, dass die Predigt am Freitag zu r Erwähnung des Namens Gottes diene und eS deshalb genOge, allein ~al-hamdu lillä h" oder ~Sub l'tä.nalläh" bzw. ~Lä ilaha ilJalläh" zu sagen. Es ist wägib, dass der Prediger r ituell rein (tähir) und ordnungsgemäß gekleidet sein muss und die Predigt im Stehen zu halten hat. Die Sunna der Predigt besteh t darin, d ass man die Predigt in zwei Teile trennt, wobei zwi:;o..:!lI:;n diesen Teilen so viel Zeit liegen muss, dass mnn mindestens drei Verse oder eine Lobpreisung rezitieren kann. Deshalb spricht man nicht von einer Predigt, sondern von zwe i Predigte n . Beide beinhalten die Lobpreis ung Gottes, das Glaubensbekenntnis und den Segensgruß auf den Prop heten. Bei de r ersten Predigt sollte man unbedingt einen Vers rezitieren und den Menschen Ratschläge erteilen. Die zweite Predigt darf ein Bittgebet rur Muslime enthalten. Der Imam saUte be i der zweiten Predigt mit einer sanfteren Stimme reden als bei der ersten . Diese Raffinessen sind die SunnaHandlungen der Predigt. Beide Predigten kurz zu halten , ist ei ne Sunna. Es ist besonders im Winter ::legar verpönt, dabei eine Sure zu rezitieren, die in etwa so lang ist wie die Suren al-t-Iugurät oder al-Burug. Jeglicher überdruss der Mitbetenden ist zu vermeiden, denn könnte Angelegenheiten geben, die sie dringend zu erledigen haben. Ein längerer Aufenthalt d ürfte sie davon und in den folgenden Wochen von der Moschee abhalten, was unangebracht und deshalb durc h den Prediger in Betracht zu ziehen ist. Das Schlusswor t darf nicht so sein, dass das Bes prochene in Vergessenheit geraten und deshalb entwertet Werden könnte. Eine kurze und bündige Predigt ist ein Zeichen des Vennögens und der Tugend des Predigers. In einem Hadith heißt es: ~'Es
ist ein Zeicliell./ür den 'Versta"d eines weisen qcfefirten, dass er fang fietet, afier /turz predigt. Verfdttoert das fJefiet so (ange, wie die 9ditfietentfen es ertraoen /(9rmcn, und verli,jirzt cfie Cf>recfigt! Walirficfi 6ezauficm mancfie Worte die Jrerzen!M
So sollte eine Predigt, inhaltlich und rhetorisch die Seelen erobern . Oäbir Ibn Samura, einer der ehrenwerten Gefährten unse res Propheten , pflegte mittelmäßig lang zu beten und zu p redigen. Weder zu kurz, n och zu lang. Der Prediger wartet auf der Kanzel den Azän ab und s teht dann auf. Er rezitieret das .,A'üzu billähi- still und die Lobpreisungen Gottes laut. Der Predigt fol gt der Gebetsaufruf (Iqama), was als Sunna gilt. Die Unterlassung der SunnaHandlungen und das Besprech en allgemeiner Angelegenheiten ist verpönt.
Omer Nasuhi Bilmen, Jslami$c~r Katechismus
VII . Örtlichke it Das Freitagsgebet ist an ei nem Ort zu ve rrich ten, der einer Ortschaft ode r einer Gemeinde zugehörig ist. Unter eine r Gemei nde versteh t man eine Ortschaft mit einem Regieren de n , eine m Richter und befestigte n Wegen und Stadtvie rteln. Angeschlossene soziale Einrich tungen sind de r Gemeinde anzurechen, wo man auch das Gebet verrichten kann. Imam Abu Hanifa war der Meinung, dass man in einer Ortscha ft nur in einer Moschee d as Gebet ve rrichten könne. Das Ve rrichten des Freitagsgebets in me hrere n Moscheen einer Ortschaft ist nicht zugelassen . Imam Abü Yusuf meinte, dass ma n in einer Ortschaft nur in zwei verschiedenen Moscheen zum Freitag beten könne. Eine andere ü be rlieferung sieht vor, dass zwischen diese n Moscheen ein F'luss zu liegen hätte. Diejenigen, die das Verrichten des F'reitagsgebets in mehreren Moscheen für nich t zulässig halten, vertreten die Auffassung, dass nur dasjenige Gebet zulässig sei, das als erstes mit dem Takbir eingeleitet wird. Dieses Gebet ist zulässig, alle anderen j edoch nicht. Um ein solc hes Problem zu vermeiden, betet man nach dem vierteiligen Sunna-Teil des Freitagsgebets wiederum ei n Gebet mit vier Rak'a, das "Zuhr a lac hlr~ genannt wird . Zu diesem Gebe t e ntscheidet man sich durch die Formulierung: ..Ich habe mic h entschieden, das letzte Mittagsgebet zu verrich ten, das mir fard ist und ich noch nicht verrichtet habe." Die Form des Gebet s entspricht genau der Sunna oder dem F'ard des Mittagsgebets. Falls das Freitagsgebet nic ht a ngenommen wird , h a t man sich m indestens vom Fard der Zeit befreit. Die Suren und Verse in den letzten zwei Gebet seinheiten sind kein Hindernis für den Pflichtteil, auch wenn man es in Form eines Sunna-Tei ls betet . Falls das Freitagsgebet angenommen wird , gilt dieses Gebet anstelle eines Mittagsgebet s, das man verpasst h a t. Wenn man aber kein Gebet verpass t hat, gilt es als Zusatzgebe t. "Fazit: Da ein solches Gebet der Vorsicht entspricht, wurde es durch viele Gelehrte a bgesegnet, darunter a uch viele Sc häfi'ite n , denn lmam Schäfi'i meinte, dass in eine r Ortschaft nur das e rste Gebet gelte und die anderen ungültig seien. So mussten diejenigen, die später damit begonnen hätten, noch das Mittagsge bet ve rrichte n . Diese Angelegenheit is t aber eine Sache des Idschtihad , de r selbstständigen Rechtsfin dung, und Imam Schäfi'i, der miterlebte. dass in Bagdad in vielen Moscheen zum Freitag gebetet wurd e, erhob keinerlei Einwände dagegen . Sonderregelungen zu m Freitagsgebet
Ein Dorfbewohner, d er an einem Freitag die Stadt bes ucht und beabsichtigt, sich bis zur Zeit des Gebets dort aufzuhalten, ist verpflichtet, zum Freitag zu beten. Wenn er aber beabsichtigt, vor dem Gebe t die Stadt zu verlassen , ist e r dazu nicht ver pflichtet. Eine berechtigte Meinung besagt, dass er dazu n icht ve rpflichtet s ei , auch wenn er beabsichtigt, kurz nach der Gebetszeit die Stadt
Feinheiten islamischen Glol'bens
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zu verlassen. Es ist makn1h, zu r Mittagszeit ohne das Gebet zu verrichten sich auf eine Reise zu begeben. Vor der Mittagszeit ist es abe r erlaubt. Behinderte, Gefang ene
Behinderte ode r Gefangene dürfen nicht da s Mittagsgebet vor de m Freitagsgebet verrich ten, da dies mnkrüh ist. Ebenfalls ist es makr üh, dass sie das Mittagsgebet gemeinschaftlich beten . Umgekehrt ist es natürlich mustahabb, dass sie das Gebet nach dem F'reitagsgebet vernchten, denn es besteht die Möglichkeit, dass die Behinderung aufgehoben wird. Jemand, der am Freitag ohne Hinderungsgrund anstelle des rreitagsgebets das Gebet der Zeit verrich tet, darf annehmen , dass sein Gebet angenommen wird, aber er doch eine Sünde begeht. Wenn er abe r nach dem fruhen Mittagsgebet sich doch zum Beten des Freitagsgebets entscheidet, gilt sein Mittagsgebet als Zusatzgebet. egal ob er das F'reitagsgebet erreicht oder nicht bzw. ob er seine Entscheidung aufgibt oder nicht. In diesem Sinne muss er das Mittagsgebet nochmals beten , wenn er das F'reitagsgebet erreicht.
ßelde Imame mein ten, dass das Mittagsgebe t gelle , solange der Betroffene nicht das F'reitagsgebet angefangen hat. Es ist empfohlen, für das Gebet den Takblr auszurufen , gepflegte und saubere Kleider anzuziehen und sich zu parfümieren. Sobald man aus dem Minarett den Azän zu hören bekommt, sollte man alles andere unterlassen und s ich in die Moschee begeben, was wägib ist. Es ist mandüb, sich so fruh wie möglich in die Moschee zu begeben, zwei Rak'a zu r Begrußung der Moschee !.Tahiyyatul- Masgid") zu beten und die Sure al-Kahf zu rezitie ren oder zu hören. Der Zukommende darf sich nach vorne begeben , solange die Predigt nicht angefangen hat. Wenn aber die Predigt ange fan gen hat, setzt er sich dort hin, wo er einen Platz ge fun den hat. Falls aber nur ein Platz ziemlich vorne zu r Verfügung steht, darf er sich aus Notwendigkeit heraus an diesen Platz begeben. Schweigepflicht Sobald der Prediger die Kanzel besteigt, sollten die Anwesenden schweigen, die Begn1ßung untereinander unterlassen und nicht einmal beten. Es ist sogar tugendhafter zu schweigen und das Ausrufen des obligatorischen Segensgrußes auf den Propheten zu unterlassen, fal ls der Prediger den Namen unseres Propheten erwäh nt. Imam Abü Yusuf meinte, dass man es aber still durchfUhren könne. Die erste Sunna, die man beim Besteigen der Kanzel durch den Predige r angefange n hat, ist fertig zu beten . Es ist tugendhafter, dass der Prediger das Gebet vorbetet.
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Wer ver spätet mitbetet , verrichtet das Gebet bis zu Ende. Dieselbe Regelung gilt auch, wenn er den Imam beim Tasahhud ode r gar bei einer ErsatzNiederwerfung e r reicht. Imam Mu h ammad meinte, dass der spät Mitbetende, der den Imam nach der zweiten Verbeugung erreiche, nicht das Freitagsgebet, sondern das Mittagsgebet fertig betet.
Festtagsgebet (salät al-'id) Feste sin d Tage der Freude und des Glücks. ,,'ld" ist das arabische Wort für Fest . Als unser Prop het nach Medina auswanderte, erfuhr er, dass die Einheimischen jedes Jahr zwei Feste feiert en. So meinte er zu ihnen: ~ g ott
fta t eueft zwei neue fFeiertaBe Bewälirt al/ste{fe aer arten. " Viese !FeiertaBe waren aas ,,!Fest des rpastel/6reeIiClls" ('ra aC:fitr) U
Ulla aas "Opfiifest ('fa aC-aif'ftii) Diese Tage sind Feste der Mus lime , wo sie sich vergnügen und erfreuen. Es ist auch bekann t, dass an diesen Tagen Gott die Menschen mit Seinen Gaben besche nkt. Das Ramadan-Fest am Ende des heiligen Monats Ramadan dauert drei Tage u nd das Opferfest, etwa siebzig Tage danach, dauert vier Ta ge . Diejenigen, die dazu ve rpflichtet sind, müssen auch die Festtagsgebete verrichten , die denselben Regelunge n wie das Freitagsgebet unterliegen. Die Predigt ist aber nicht wägib, son der n nur Sunna. Zeit
Die Festtagsgebete sind zu bestimmten Zeiten zu verrich ten, die man als Isräq bezeich n e t. Dieser ist die Zeit, wo die verpönte Zeit für das Gebet abläuft (ca. 4 5 Minuten nach dem Son nenuntergang) und die Son n e im Horizon t etwa drei Meter groß erscheint. Ab diesem Zeitpunkt darf man bis zur M ittagsstu~de das Gebet ve rrichten. (Siehe abschlägiges Kapitel). Ausführung Das Festtagsgebet ist zweiteilig und wird s t immhaft und gemeinsch aftlich verrich tet. Ohne Gebetsru f und -aufruf entscheidet sich d er Imam zu dem zweiteiligen Ramada n- oder Opferfestgebet . Au c h die Mitbetenden ent scheid en sich zum Mitbeten mit dem Imam desselben Gebets. Das Gebet wird m it "Allähu akbar" eingeleitet und die Hände werden übereinander gelegt. Die Mitbetenden rezi tiere n still das "Subhänaka", wonach d e r Imam dreimal laut und die andere n s till ,.Allähu akbar" ausrufen. Die Hände werden bei jedem "Allähu akbar" h och gehoben u n d sodann h eruntergelassen. Nach dem dritten TakbIr werden sie übereinande r gelegt. Der Imam rezitiert das ,.A'üzu billähi." still und dann die Sure al-Fätiha und ein paar Ko ranverse laut. Mit "Alläh u akbar"
Feinheiten islamischen Glaubens
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begeben sich der Imam und die Betenden in die Verbeugung und in die Niederwerfung, wobei die Mitbetenden es still tun. Durch ein weiter es "A1lähu akbar" steht man gemeinsam zur zweiten Rak'a auf. Nach einem stimmlosen "A üzu billähi" rezitiert der Imam die F"ätiha und ein paar Kor anverse laut. Wie bei der ersten Rak.'a werden die Hände dre imal hochgehoben und Wieder herunter gelassen. Durch das laute ~Allä.hu akbar" und die stille Wiederholung der Mitbetenden begeben sich alle gemeinsam in die Verbeugung und in die Niederwer fung. Beim Sitzen verliest man wie gewöhnlich das Tahiyyät , Sa11i, Bärik und Rabbanä ätinä. Durch die Begrüßung wird das Gebet, beendet. Zu satz-Takbir
Diese zusätzlichen drei Takbjr beim F"esttagsgebet sind wägib. (Die Hanbaliten rufen bei der ersten Rak'a sechs und bei der zweiten fünf Mal "Allähu akbar", die aber vor der Rezitation auszurufen sind. Imam Mälik und Imam Schafi'i sahen bei der ersten Rak'a sieben und bei der zweiten fünf Mal "Allähu akbar" vor, die ebenfalls vor der Rezitation zu erfolgen haben.) Der Imam besteigt nach dem Gebet die Kanzel, um zu predigen. Es werden zwei verschiedene Predigten vorgesehen, die aber mit "Allähu akbar" eingeleitet werden. Die Mitbetenden wiederholen den Takbir mit. Der Prediger sollte die Mitbetenden beim Ramadangebet über die Fitr-Spende und beim Opfergebet über die Opfer und den Tasn"K-Takbir unterrichten. Alles, was bei der Predigt zum F"reitagsgebet sunna bzw. makrüh ist, ist ebenfalls sunna bzw. makrüh für die P redigt zum Fest. Obwohl es zulässig ist, die Predigt vor dem Gebet zu halten, ist es dennoch verpönt und deshalb besser zu unterlassen. Falls der Imam bei der ersten Rak 'a den mehrfachen Takbir vergisst und nach der Rezitation eines Teiles ode r der ganzen Fätiha sich daran erinnert, ruft er ,.Allähu akbar" aus und wiederholt die Fätiha. Wenn er aber schon die Fätma überschritten und mit der Koranrezitation angefangen hat, macht er den mehrfachen Takbir, braucht aber die Fätiha nicht zu wiederholen. Vers pätet -Mitbetender
Der verspätet Mitbetende , der den Imam beim Ruqu' einholt, ruft den Einleitungs-TakbIr und den mehrfachen 'Id -TakbTr in Stehen aus ~ wenn er der Meinung ist, dass er den Imam erreichen wird - und begibt sich dann zum Ruqu'. Wenn er abe r nicht sicher ist, begibt er sich nach dem EinleitungsTakbir ohne den mehrfachen 'Id-Takbir direkt zum Ruql1'. Er steht mit dem Imam auf. Solange der Imam sich an der Sunna or ientiert, macht man den Takbir mit . Wenn der Imam aber I1ber die Sunna hinausgeht, b r aucht man den Takbir nicht mitzumachen. Der verspätet Mitbetende, der den Imam bei der Z'Neiten Gebetseinheit erreicht, macht d ie Endbegrüßung mit ihm mit und steht auf, um die e rs te Einheit nachzubeten, wo er zuerst "Bismilläh.~, die Fätiha und den Koran rezitiert. Mit stillem Takbir beendet er das Gebet. Die Anhänge r anderer islami-
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scher Rechtsschulen orien tieren sich dabei an der eigenen Lehre und nich t an der des Imams. Jemand, der das Gebet verpasst, darf nicht alleine nachbeten. Er darf aber vier Gebetseinheiten als Zusatzgebet verrich ten, was einen großen göttlichen lohn einbr in gt. Es ist mustahabb, das Gebet am Opfer fest so früh wie möglich zu verrichten und umgekehrt das Gebet am Ramadanfest etwas zu verzögern. Falls zusätzlich auch ein Totengebet zu verrichten ist, verrichtet man es nach dem idGebet und vor der Predigt. Man kann das 'Id-Gebet gemeinsam in einer Moschee ode r auch in diversen Moscheen einer Stadt abhalten. Vorbe reitung Es ist an den Feiertagen empfohlen, fruh aufzustehen, sich zu waschen, den Miswäk zur Zahnpflege zu gebrauchen , sich mit Rosenduft oder ähn lichen Düften zu parfümieren, sich die besten Kleider anzuziehen, Dankbarkeit und Freude für Gottes Segen reichtum zu zeigen, die Glaubensgesch wister anzulächeln, so viel wie mögl ich zu spenden und d ie Nächte in Andacht und Gebet zu verbringen. Es ist empfohlen, im Ramadan vor dem Gebet etwas Süßes zu essen und beim Opferfest sich zu enthalten. Eine berecht igte Meinung besagt, dass diese Regelung sowohl für diejenigen, die ein Opfer bringen, als auch für diejen igen, die kein Opfer brin gen , gilt . Es ist aber n icht makruh, vor dem Gebet etwas zu sich zu nehmen. Jemand, der e in Opfer bringen wird, darf das Schneiden seiner Haare und seiner Nägel etwas verzögern, ohne damit einen unangenehmen Zustand her beizuführen. Die längste Dauer in diesem Sinne beträgt 40 Tage. Am besten ist es, dass man wöchentlich die Nägel schneidet, den Bart s t utzt, die unnötigen Haare abschneidet und sich badet, wodurch der Körper gepflegt wird. Diese Pflege ist höchstens alle zwei Wochen zu machen, wobei 40 Tage nich t meh r akzeptabel ist. Am Tag des Fests begibt man sich in die Moschee in Würde und Ausgeglichenheit. Es ist mandüb, im Ramadan still u nd am Opferfest laut "Allähu akbar" auszurufen. Man sollte auf dem Heimweg einen ande ren u nd längeren Weg als üblich ein schlagen und unterwegs Leute begrüßen. Den erste n Tag des Opferfestes bezeich net man als Opfertag (Yaum an-Nahr) und die restlichen drei Tage als Tasrlk-Tage. Der Tag vor dem Fest, also der 9. Zilhigga ist " Yaum 'A raf d' (Arafa-Tag). Das Ramadanfest hat k einen solchen Vortag. Angefangen mit dem Morgengebet des Arafa bis zum Nachmittagsgebets wiederholt man 23mal nach jedem Gebet den Tasrik-Takhir auf folgende Art und Weise: .,}tfliiftu af{6ar, }Ifliift.u alWar.
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La iUilia iffaffiiliu 'WaffiililJ a/(par. }tffafiu a/(panva {jffiiliiC-liamtf."
Beide Imame meinten , dass die Anzahl und die Form des Takbir wie oben sein mÜssen . Jrijam Abu Hanifa meinte aber , dass man s ie nur angefangen mit demselben Gebet bis zum Nachmittagsgebet des ersten Tages acht Mal ausrufen sollte. TasrTk-Takbir Die Gelehrte n der islamischen Jurisprudenz meinen, dass der Taslik-Takbir wäitib sei. Manche halten es für eine Sunna. Ap.irlf' Tm amp WArr-n rler Meinung, dass dieser Takbir für Leute, die zum Farn-Gebet verpflichtet sind, ebenfalls wägib sei. Diese Regelung gilt fü r Alleinbetende, Mitbetende, Reisende, Wohnhafte, Dorf- und Stadtbewohner, Männer und Frauen gleichermaßen. Imam Abü Hanifa vertrat aber d ie Auffassung, dass sie nur für wohnhafte und freie Männer gelten, die das Gebet gemeinschaftlich beten. So b rauche n Reisende , Frauen und Alleinbetende es nicht auszurufen, ausgenommen dass sie das Gebet gemeinsc haftlich hinter einem Imam beten, für de n es wägib ist. Auch Leuten, die in Ortschaften wohnen, wo man nicht zum Freitag oder zum 'ld be tet, sind sie nicht vorgeschrieben. Falls man ein Gebet mit einem TasnK-Takblr verpasst hat und es wiederum an einem Tag nachbetet , der es erfordert, ruft man es aus. An einem gewöhnlichen Tag b raucht man aber es nicht. An den Festtagen versammeln sich die Muslime und begrüßen sich mit dem Handschlag, sobald sie Bekannte antreffen. Es ist mandüb, sich einander ..(;afarallähu lana wa lakum" (.Gott möge euch und uns vergcben.1 oder ~Taqab bal-allähu Ta'älä minna wa minkum" ("Gott möge es von euch und von uns annehmen.") zu wiinschen .
Taräwi-Gebet Das Taräwih-Gebet ist eine .. Sun na mu 'akkada" m it zwanzig Gebetseinheiten , welches im Monat Ramadan verrichtet wird. Unse r Prophet und d ie vier Kalifen pflegten dieses Gebet zu verrichten. Das geme in schaftliche Beten ist dabe i .. Sunna kiffiya". Das heißt , wenn alle Bewohner einer Ortschaft das Gebet allein rur :!lieh in ihren Wohnungen verrichten, unterlal5l5en l5ie die Sunna und begehen einen Fehler. Da man nach jeder vierten Rak 'a eine Zeit lang sitzen bleibt und s ich ausruht, bezeich net man eine Gruppe von 4 Rak'a als ~Tarwiha" . So enthält das Tara.wlh-Gebet 5 Tarwihas, und "Ta rä wlh" ist nicht ande res als die Mehrzahl des Wortes "Tarw'iha', was nich ts anderes bedeutet als Ruhe bzw. Ausruhen. Alleinbeten
Jemand, der das Taräwil'l-Gebet allein in seiner Wohnung betet, obwohl es in den Moscheen verrichtet wird , begeht keine Sunde, aber unterlässt e ine Tugend. Er bekommt den Lohn des Alleinbetens, was aber nicht dem gemein-
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schaftlich en Beten ebe n bürtig ist, denn die Tugend der Moscheen ist unbeschreibbar. Derjenige, der das Taräwlh-Gebet verrichten möchte, sollte sich zur Zeit des Taräwih oder de r Sunna der Zeit oder zum nächtlichen Gebet entscheiden. Viele Rechtsgelehrte lassen auch eine simple Entscheidung zum Gebet oder zum freiwilligen Gebet zu.
Zwischen -Begrü ßung Es ist auch tugendhaft, das Taraw1tl-Gebet nach jeder zweiten Rak'a mit der Begrüßung zu beenden, wobe i eine Begrüßung nach jeder vierten, ja sogar achten, zehnten oder auch zwanzigsten Rak'a auch angenommen wird. Die Beendigung nach der vierten Rak'a ist annehmbar, aber alle anderen sind verpönt. Falls man sich zur Endbegnißung nach jeder zweiten Rak'a entsch eidet, ve rrichtet man es genauso wie beim Sunna-Teil des Abendgebets. Falls man sich zur Endbegrüßung nach jeder vierten Rak'a e n tscheidet, verrichtet m a n es genauso wie beim Sunna-Teil des Nachtgebets. Bei der gemeinschaftlichen Verrichtung entscheiden sich die Mitbete nden zum Taräwih-Gebet und zum Beten hin ter dem Imam. Der Imam ruft den Takblr und die Tasmiya laut aus und rezitiert aus dem Koran ebenfalls laut.
Rezitation Der Imam sollte bei jede r Rak'a gleichmäßig aus dem Koran rezitieren. Die Begrüßung nach jeder zweiten oder vierten Rak'a ist tugendhaft , de n n dadurch befreit man die Seele von Gedan ken, die den Betenden ablenken kö n nten. Es ist mustahabb, bei jeder Gebetseinheit mindestens 10 Ve rse zu rezitieren, denn dadurch kann man in einem Monat den ganzen Koran beenden. Es ist Sunna, m it dem ganzen Koran zu beten. Manch e Gelehrten sind der Meinung, dass man den Koran am 27. Tag (Laylatul-Qa dr) beenden sollte. Man sollte mehr Wert auf die rich tige Aussprache legen als auf eine schöne Stimme, den n eine schöne Stimme kann die Seele mehr als nötig beschäftigen und dadurch die gedankliche Ruhe s tören. Es ist unbedenklich, ei ne Mcschee zu verla sse n, wo ein Imam mit Aussprachefehlern vorbetet, und sich zu einer andere n Moschee zu begeben. Der Imam dar f beim Beten den Koran nich t zum Überdruss der Mitbetenden rezitieren, wobei natürlich das Mindestmaß in Form einer Sure oder eines Verses nicht untersch ritten werden kann. Auch "Salli~ und ~Bärik~ nach dem Tasahhud im Sitzen sind nich t zu unterlassen.
Sonderregelungen Das Taräw"il'l-Gebet ohne Hinderungsgrund im Sitzen oder mit einem schläfrigen Gemü t zu verrichten, ist verpönt. Auch das Abwar ten des Imams bis zum Ruqü' für das Mitbeten ist ver pönt .
Feinheiten islamischen Glaubens
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We r vers pätet mitbete t , verrichtet die fe hlenden Einh eiten nach der Beendigun g des TaräwIh -Gebets. Das Witr-Gebet kann er dann selbst beten . Es ist aber zulässig, dass e r zue rs t das Witr-Gebet mit dem Imam betet und d ie feh lende n Einheiten nach dem Witr-Gebet nachholt. Jemand , der das Nachtgebet nicht ge meins chaftlich mitgebetet hat, kann das Taräwih- und das Witr-Gebet mitbeten. Jemand, der zu s pä t in die Mosch ee kommt, wo de r Imam schon mit Taräwl:h-Gebet a ngefangen hat, betet allein das Nachtgebet und späte r das Taräwlh-Gebet mit den Mitbetenden nach . Er bete t die fehle nde n Gebetseinheiten jedoch allein nach . Auch we nn man da s Taräwlh-Gehet nich t gem einschaftlich verrichtet hat, darf man das Witr-Gebet mitbete n . Ein Im am aber, der das Nachtgebet noch nicht verrichtet hat, darf nicht d as Taräwi h -Gebet einer Gemeinde vorbeten, die ebenfalls das Nachtgebet noch nicht verrichte t haben, denn die Gemeinde des Taräwih-Gebets ist an die Geme ind e des Nachtgebets gebunden . Ein gemeinschaftlich es Verrichten des Taräwih -Gebets entspricht nicht den religiösen Prinzipien fü r Zusatzgebete. Palis der Imam nach der e rs te n Rak'a versehentlich sitzen bleibt und n ach der Begrüßung die res tliche n Einheiten formgemäß vorbe tet, ohne zwei Einheiten zu beten, gibt es darüber zwei verschiedene Meinungen. Die eine Meinung bejaht das Ganze, wobei er n u r d ie ersten zwei Einheiten nachbeten müsste. Eine ander e Meinung verneint das Ganze , denn das Taräwlh ist ein Gebet u nd das Tasahhud und die Begrüßungen sind fehl am Platz. Das Taräwih -Gebet ist die S unna der Zeit und nicht des Fastens. So ist es Sunna auch fUr diejen igen, Taräwih zu beten, die aus einem berechtigten Grund n icht m itfasten können. Eine Fra u , deren mona tliche oder außerordentliche Blutung vor dem Abend a u fhö n , soUte am selben Abend am Taräwl:h-Gebct teil nehmen, was Sunna ist.
Gebet der Kranken Krankheit ist ein Zus tand der Schwä che , der a u s dem Verlust der physiologischen Ein heit resultiert . Auch die Kranken sind zu religiösen Aufgaben verpflichtet, solange sie zu rechnungsfähig s ind, we nngleich unsere Religion ihnen große Erleichterun gen gewährt. Die Erleichterungen in Sachen des rituellen Gebet s werden unten näher e rlä utert: Jeder Patient ist verpflichtet, das Gebet zu verr ichten, so lange und so gut er es kann . Ein Kranker, der nicht in der Lage ist zu s te hen oder dessen Krankheit durch S t ehen sich verlängern oder verschlechtern kön nte, darf im Sitzen be ten. Wenn e r nicht einmal sitzen kann, darf er sei tlic h ode r auf dem Rücken liegen und seine Aktionen andeuten . Andeuten ist das Bücke n des Kopfes als ein Zeichen des Verbeugen s und Niede rwerfens. Man darf es im S itze n oder Liegen vornehmen, aber wenn man es
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Orner Nasuhi Bzlmen, Islamischer Katechismus
beim Auflehnen an etwas vornehmen kann, sollte man es nicht im Liegen machen. Ein Kranker, der das Gebet nicht einmal andeuten kann, verschiebt sein Gebet für einen Tag und eine Nacht. Sobald es ihm besser geht, saUte er es nachbe ten. Eine andere Überlieferung besagt, dass er von der Verpflichtung befreit werde, solange ein Tag und eine Nacht überschritten seien, auch wenn er zurech nungsfähig sei. Jemand, der wegen einer Krankheit das Gebet im Sitzen oder durch Andeutung verrichtet, darf nach seiner Genesung die Gebete , die e r verpasst hat, nicht ebenso im Sitzen oder durch Andeu tung verrichten, denn sein Hinderungsgrund ist nicht mehr gegeben. Wenn e r aber umgekehrt seine verpassten Gebete in seiner Krankheit nachbeten will , kann er schon von diesen Erleichter ungen Gebrauch machen, denn niemand ist zu etwas verpflichtet, was er nicht ver mag. (Siehe abschlägiges Kapiteij
Definition und Dauer einer Re ise nRei sen ~
heißt lexikographisch das Ver lassen des gewöhnlichen Aufenthaltsorts. Das Gegen teil dazu ist Wohnhaftigkeit. Im religions-juristischen Sinne ve rsteht man darunter die Fahrt zu einem bestimmten Ziel in bestimmter Entfernung. Diese Entfernung betragt etwa 18 Gehstunden mit einer mittleren Geschwindigkeit. Man nennt sie auch 3 Etappen . Bei Schiffen geht man auch von einem milden Wetter aus. Eine Reise, die zu Land mit einer mittleren Geschwindigkeit und zu See ebenfalls 18 Stunden dauern würde, zählt als "Reisedauer~. Maßgebend ist, wie lange man zum Ziel hin braucht und nicht, wie lange man hin und zurück brauch t. Jemanden, d e r in seiner Heimat oder der eben b ürtigen Stelle wohnt, bezeich-
net man als ~Muqim~ (sesshaft). Jemanden, der seine Heimat verlasst und sich auf eine 18-stundige Reise begibt, bezeichnet man als ~ Mus äfir~ (reisend). Eine Reise ist immer mit Schwierigkeiten und Plagen gebunden. So gewährt unsere Religion den Reisenden besondere Erleichterungen. Man kann nicht Tag und Nacht durchreise n , da man immer mal Ruhe braucht. So sehen manche Geschwister eine Reisetätigkeit von drei Tagen und der Nächten vor, deshalb geht man von einer durchsch nittlichen Daue r von sechs Stunden aus. Obwohl manche Reisen keine Schwierigkeiten mit sich bringen, gilt eine allgemeine Erleichterung rur alle Reisen . Manche Gelehrten sehen eine Reisedauer von 18 Farsach vor. Ein Farsach ist 3 Meilen bzw. 4 ,8 km. 18 Farsach wären damit etwa 90 km . Wenn man davon ausgeht, dass man in 20 Minuten eine Meile zurücklegt , ergeben 18 Farsach etwa 18 Stunden. Ein Farsach entsprich t 12.000 Schritten. Da aber ein Farsach nicht immer gleich bleibt, sollte man einen Maßstab nehmen, der einige Probleme erleich-
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tert . Bei einer Reise per Bahn ode r Flugzeug sollte man die Entfernung in Betracht ziehen, d ie man zu Fuß gehen könnte. Wenn die Reise etwa 90 km überschreitet, gelten die Bestimmungen fü r die ReIsenden . So braudlt liIall nicht LU ü berlegen, mit welchem Fahrze ug man sich fortbewegt. (Nach heutiger Berechnung geht man von 80.640 m bzw. etwa 80 bis 90 km aus, wo rin sich alle drei Imame einig waren.) Falls m a n dieselbe Gegend auf See und an Land erreichen kann, ist maßgebend, wie man sie erreicht. Wenn man eine Gegend auf See in 12 Stunden und an Lan d in 18 Stunden e rreicht, gelten diejenigen, die über das Mee r fahren und nicht diejenigen, die über Land fahren doch als Reisende. Dieselbe Re~elung gilt, wenn man dieselbe Gegend über zwei verschiedene Landrouten erreicht, wo nur diejenigen als Reisende gelten, d ie über den längeren Weg zufah ren. Die Regelungen für die Rei senden gelten erst dann, wenn man sich zu einer dreitägigen Reise entschieden hat und die Vororte der Stadt in der Fahrtrichw ng übe rschritten hat. Ohne reste Entscheidung und Vor beifahrt durc h die Vorstadt gelten sie nic ht. Soziale Einrichtungen der Gegend zählen zu der Gegend. Solange sich zwischen der Ort schaft Felder und Nutzgärten befinden, gelten sie als Einrichtung de r Gl"gt':nd. deshalb soUte man auch solche Einrichtungen hinter sich lassen, damit die Reist;regclungen gelten. Felder und Nutzgärten. und Häuser bzw. Hütten der Betreiber dieser Einrichtungen zählen nicht zu\- Stadt.
Sonderregelun gen zu Reisen Reisenden werden einige Erleich terungen und Privilegien gewährt. Darunter kann man erwähnen : I. Der Reisende brauc ht nicht zu fasten bzw. es nac hzuholen . I!. Die Mas'h -Dauer beträgt rur den Reisenden drei Tage und
drei Nächte. Il!. Der Reisende betet vierteilige Gebete zweiteilig. Diese
Regelung bezeichnet man als Verkürzung des Gebets ("qasrussalä~). Wi.r Hanafiten sind de r Meinung, dass der Reisende das Gebet verkürzen soUte. Gebets -Verkürzung Wenn aber d~r Reisende nach dem Tasahhud z..vei Gebetseinheiten weiterbetet, wird er sicherlich den Fa rd verrichtet haben . Die letzten z..vei Rak'a sind als Zusatz zu bewerten , wobei er die EndbegfÜßung verzögert und deshalb einen Fehler begangen hätte.
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Ome r Jlas uhi Bilmen, Is lamischer Kater;hismus
Die Ve rkü ...wng des rituellen Gebets wurde im 4 . Jahr der Auswanderung legalisier t. Dic Legalität beruht auf Koran, Sunna und Konsens der islamischen Gemeinde. (Imam Schäfi'i vertr at die Meinung, dass es dem Reisenden freigestellt sei, zwei oder vier Gebetseinheiten zu verrichten .) Diese Regelun gen erlischen, sobald d e r Reisende in seine Heimat zurückkehrt. Es ist nic ht notwendig, dass e r sich zum Aufenthalt in seiner Heimat entscheidet. Wenn er aber in eine andere Ortschaft reist und ohne feste Entscheidung, dort wohnhaft zu werden, sich dor t aufuält, ist er immer ein Reisender. Erst wenn er sich zu einem festen Aufenthalt von 15 Tagen entscheidet, gilt er als wohnhaft. Wenn e r sich zu einem kürzeren Aufen thalt oder zu einem Aufenthalt von 15 Tagen an zwei versch iedenen Orten entscheidet, aber sich an keinem der beiden Orte länger als 15 Tage a ufhält, gelten die Sonderregelungen weiter. Längerer Aufenthalt
Jemand, der sich nicht zu einem längeren Aufenthalt in einem Ort entscheidet, aber von Tag zu Tag seinen Aufenthalt verlängert, genießt immer wieder das Pr ivileg eines Reisenden, auch wenn sein Aufenthalt 15 Tage überschreitet. Wenn de r Betroffene in den Or t reist, um ein bestimmtes Geschäft zu erledigen, gilt er als Reisender , solange e r nicht weiß, dass man es nicht innerhalb von 15 Tagen e rledigen kann . Wenn es aber sicher steht, dass es innerhalb von 15 Tagen nicht zu erledigen ist , gilt er als wohnhaft, auch wenn er sich nicht dazu entschließt. Die Entscheidung, sich im Freien aufzuen thalten, ist nicht gültig. Nur die Nomaden , die in den Zelten wohnen, gelten als wohnhaft, wenn sie sich zu einem Aufenthalt in einer Oase entscheiden und dabei Lebensmittel und Wasser für 15 Tage für sich und ihre Tiere besitzen. Sie sind wohnhaft, bis sie sich zu einer 18-stündigen Reise entscheiden. Reise oder Wohnhaftigkeit
Bei der Entscheidung zur Reise oder Wohnhaftigkeit gilt die Entscheidung des Entscheidungsträgers . So unterwirft sich der Soldat seinem Kommandanten und der Schüler den Lehrern. In diesem Sinn e darf der Unterworfene nicht für sich selbst entscheiden. Es gi.lt auch nicht die Entscheidung eines unreifen Kindes, denn eine Entscheidung zur Reise setzt neben dem Willen zur Reise auch Entscheidungsfreiheit oder Geschlechtsreife voraus. (D ie Schäfi'iten akzeptieren die Entsc heidung eines Kindes, das das Gute vom Bösen unterscheiden kann, und e rlauben ihm, das Gebet zu verkürzen.) Ein Reisender, der jemand anderem unterliegt, aber über dessen Entscheidung, wo und wie lange er reisen wird, nicht informiert ist bzw. keine Antwort bekommt, warte t die Reisedauer (3 Tage bzw. 90 km) ab und verkürzt dann
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sein Gebet. Dieselbe Regelung gilt für einen gefangenen Musl im, denn der Zustand , dass man keine Frage stellen kann, ist ebenbürtig dem Zustand, dass ma n keine Antwort bekommt. Soldaten durfen sich auf feindlichem Gebiet nicht zu einem Aufenthalt uber 15 Tage entscheiden, aber Zivilisten, denen Sicherheit gewährt ist, durfen dies tun . Der oberste Regierende eines Landes unterliegt denselben Regelungen wie andere. Ein höherer Beamter, der ohne Entscheidung zu einer Reise andauernd im Lan de herumreist, betet ganz normal ohne Verkürzung. Wenn er aber sich für eine Reise über 90 km entsch eidet, verkürzt e r sein Gebet, was auch anerkannt ist. Unser Prophet u nd sei ne vier Kalifen pnegten ih re Gebete zu verkürzen, als sie von Medina nach Mekka reisten. Solange die Zeit rur ein Gebet gegeben ist , darf sich der Status hinsichtlich Wohnhaftigkeit ändern. Sobald abe r die Zeit für ein bestim mtes Gebet abgelaufen ist, muss der Status bestimmt sein. Wenn ein Reisende r sich vor dem Ablauf der Zeit zur Rückkehr in seine Heimat oder zu einem Aufenth alt über 15 Tage entscheidet, muss er vier Rak 'a anstelle von zwei beten. Wenn er aber vor dem Ablauf der Zeit zurückkeh rt oder sich zu eine m Aufenthalt über 15 Tage e n tscheidet, betet er das Ve rpasste zweiteilig, denn mit dem Ablauf der Zeit ist der Status des Gebets entschieden. Eine reisende Frau mit Regelblutung betet ganz normal, wenn ihre Blutung an einem Ort aufhört, der näher als 3 Tage/90 km zur Ankunft liegt. Nachbeten
Die Reise des Wohnhaften und umgekehrt, die Wohnhaftigkeit eines Reisende n ändert nichts an dem Status der verpassten Gebete. So betet ein Wohnh after seine Gebete zweiteilig nach, die er auf einer Reise verpasst hat, und umgekehrt betet ein Reisender sein Gebet vierteilig nach, die er während seiner Wohnhaftigkeit verpasst hat. Der Wohn hafte darf hinter dem Reisenden und umgekehrt, der Reisende darf hinter dem Wohnhaften beten. Der Wohnhafte darf auf jeden Fall hinter dem Reisenden beten, egal innerhalb oder außerhalb der Zeit. Sobald der Reisende d ie zwei Einheiten gebetet und die Endbegrußung vorgenommen hat, s teht der Wohn hafte auf und betet sein Gebet ohne Rezitation weiter. Auch wenn er sich irrt, braucht er keine Ersatzniederwerfung zu verrichten. (Siehe abschlägiges Kapitel.) Reisender Vorbeter
De r Reisende sollte sich vor dem Gebet an die Mitbetenden wenden und sie darüber in Kenntnis setzen, dass er nur zwei Rak'a beten wird, was mus tahabb ist. Falls er es vergisst, kann er es auch nach der Beendigung des Gebets vornehmen. Der Reisende darf nur in der zugehörigen Zeit hinter dem Wohnhaften beten . So bete t er das rituelle Gebet ganz normal vierteilig wie ein Wohnhafter. So-
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Omer Nasuhi Bi/men, Islamischer Katechismus
lange e r hinter dem Imam betet, unterwirft er sich ihm. Er da.rf aber nicht ein auf einer Reise verpasstes Gebet hinter einem Imam vierteilig beten, denn dieses Gebet ist ihm zweiteilig vorgeschrieben . Falls e in Reisender und ein Wohnhafier ein vierteiliges Gebet gemeinsam beten möchten , darf der Reisende nicht hinter dem Wohn haften beten, denn dieses Gebet ist ihm vierteilig vorgeschrieben. So ist das e r ste Sitzen für den Reisenden, aber für den Wohn haften nich t. Jemand , der einen Fard verrichtet , d arf nicht hinter jemandem beten, der ein Zusatzgebet verrichtet, was nicht zugelassen ist. Falls das Gebet eines Reisenden unterbrochen wird, de r e r hinter einem Wohnhaften betet, betet er ihn zweiteilig weiter oder nach, den n das Beten hinter einem Imam ist schon unterbrochen. Man darf nicht zwei Gebctszeiten aufgrund einer Reise oder des Regens zu· s ammenbeten. Ein solches Zusammen beten ist nur während der Pilgerfahrt in 'Arafa zu lässig, wo man zur Mittagsuit das Mittags- und Nachmittagsgebet gemeinschaftlich verric htet u nd in Muzdalifa, wo man zur Nachtzeit das Abend- und Nachtgebet wiederum gemeinschaftlich ve rrichtet. (Sie he abschlägiges Kapitel). (Alle drei Imame erlaubten d as Mittags- und Nachmittagsgebet zu kombinieren, wobei man das eine Gebe t v or- oder da s ande re na chschiebt . So darf man zur Mittagszeit das Nachmittagsgebet und umgekehrt zur Nachmittagszeit das Mittagsgebct verrichten.) F'Ur d ie Sonderregelung für die Reisenden ist die Legalität der Reise nicht maßgebend. So darf ein entla ufener Ge fan gener auch zweiteilig beten und d as Fasten nachschieben. (Alle drei Imame waren hieri n aber umgekehrter Meinung und vertr aten die Auffassung, dass etwas Illegales keine Erleichterung erbringen könne.)
Beendigung der Reise Die Rückkehr in die Heimat beendet die Reise. Eine Entscheidung zum Aufenthalt ist für die Heimat nicht notwendig. Eine provisorische Heimat erfordert aber einen resten Entschluss zu m Aurenthalt von 15 Tagen. Die e ige ntliche Heimat ist der Ort, wo der Mensch aufgewachsen oder eingeheiratet hat und wo er momentan lebt , ohne den Gedanken zu hegen , diesen Ort zu verlassen. Der Ort, wo der Mensch sich über 15 Tage aufhalten möchte, o hne dort wohnh aft zu werden, ist die provisorische Heimat. Maßgebend ist natürlich , dass dieser Ort die erforderlichen Eigenscha rten zum Wo hnen trägt. Der Ort, wo der Reisende sich weniger als 15 Tage aufh ält , is t eine vorübergehende Bleibe, die man nicht in Betracht zu ziehen braucht. Durch eine solche Bleibe ändert sich nicht d ie eigentliche oder provisorische Heimat. Hier gelten die Regelungen für die Reise. Die eigentliche Heimat ändert sich erst mit der ebenbürtigen und nicht mit
FeiTlheileTl islamischen GItlU.bens
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Pflichtgebete , die man nic ht in ihrer vorbestimmten Zeit ver richtet hat, sollte man n achbeten. Das Witr-Gebet nachzubeten, ist wagib. Unter den SunnaTeilen kann man nur d ie Sunna das Morgengebets n ach dem Sonnenaufgang und dem Ablauf von 45 Minuten nachbeten. Man braucht nicht die Sunna n achzubeten , aber ein Gebet, das man angefangen und unter brochen hat, ist nachzubeten. Jemand, der ein angefangenes Gebet unterbricht, um sich am Totengebet zu beteiligen , mu ss diese Sunna nac hbeten . Ein rituelles Gebet unentschuldigt zu verpassen, ist eine große Sünde, die nur durc h Nachbeten wieder gutgemacht werden kann. Ma n sollte abe r bereuen und Gott um Vergebung bitten, dass Er uns die Sünde der Verzögerung verzeiht, weshalb man unbedingt vermeiden sollte, aus welchem Grund auch immer, das Gehet zu verzögern. Es is t üblich, dass man seine Schulden an die Mitb ürger und deshalb auch an seinen Schöpfer so früh wie mög1ich zuriickzahlt. Unser Leben ist kurz und beschränkt. Wehe denen, die ins Jenseits gehen, ohne ihr e Schulden {am Beten) beglichen zu haben. Falls jemand ein Gebet verpasst, ist maßgebend, wie viele Gebete er ver passt hat. Falls er ein bestimmtes Maß nicht übersch ritten hat, befolgt er die Reihenfolge beim weiteren Beten. Wenn dieses Maß überschritten ist, braucht er diese Reihenfolge nicht zu befolgen. Das obe n erwähnte Maß sieh t 6 Gebet vor. Ab 6 Gebeten is t der Mensch nicht mehr "Ahlu-ttarUb". So braucht man n icht mehr d ie Reihenfolge der Gebete zwischen den nachgeholten und den regulären Gebeten zu befolgen. Bei den Nachgebeten untersch eidet man neuere und ältere . Sobald die Anzahl de r neue ren Gebete, die m a n verpasst hat, 6 überschreitet , braucht man d ie Reihenrolge nicht zu befolgen . Dieselbe Regelung gilt auch fü r die friiheren Gebete; auch bei ihnen braucht man nicht die Reihenfolge zu beachten , sobald sie 6 Gebete überschritten h aben.
Ahlu-ttartib Jemand hat einen Monat lang n icht gebetet und sämtliche Gebete verpasst. Er f"ängt nun wieder an , regulär zu beten. Wenn er ab diesem Zeitpun k t ein Gebet ve rpasst, darf das Gebet der Zeit verrichten, auch wenn er sich a n das verpasste, einzige Gebet erinnert. Er gilt nicht als "Ahlu-ttartib\ solange er d ie Gebete des verpassten Monats nicht nac hgeholt hat. Jemand, der "Ahlu-ttartib" is t, d.h. jemand, d er seine Gebete s tets in der vorgeschriebenen Reihenfolge verrichtet, sollte das verpasste Gebet vor seinem e rsten pflichtteil verrichten . Wenn e r ein Gebet, das fard oder , laut Imam Abü Hanifa , wagib ist, unentschuldigt oder aus einem nicht akzeptablen Grund wie monatlic h e ode r außerordentliche Blutung verpasst hat, denn es ist wichtig, zwischen den verpassten Gebeten und d en Gebeten d e r Zeit d ie Reihenfolge zu beachten. Man darf aber das Fard-Gebet verrichten, we nn man das verpasste Gebet vergessen hat , die Zeit drängt oder 6 Gebete überschritten h a t.
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Pflichtgebete , die man nic ht in ihrer vorbestimmten Zeit ver richtet hat, sollte man n achbeten. Das Witr-Gebet nachzubeten, ist wagib. Unter den SunnaTeilen kann man nur d ie Sunna das Morgengebets n ach dem Sonnenaufgang und dem Ablauf von 45 Minuten nachbeten. Man braucht nicht die Sunna n achzubeten , aber ein Gebet, das man angefangen und unter brochen hat, ist nachzubeten. Jemand, der ein angefangenes Gebet unterbricht, um sich am Totengebet zu beteiligen , mu ss diese Sunna nac hbeten . Ein rituelles Gebet unentschuldigt zu verpassen, ist eine große Sünde, die nur durc h Nachbeten wieder gutgemacht werden kann. Ma n sollte abe r bereuen und Gott um Vergebung bitten, dass Er uns die Sünde der Verzögerung verzeiht, weshalb man unbedingt vermeiden sollte, aus welchem Grund auch immer, das Gehet zu verzögern. Es is t üblich, dass man seine Schulden an die Mitb ürger und deshalb auch an seinen Schöpfer so früh wie mög1ich zuriickzahlt. Unser Leben ist kurz und beschränkt. Wehe denen, die ins Jenseits gehen, ohne ihr e Schulden {am Beten) beglichen zu haben. Falls jemand ein Gebet verpasst, ist maßgebend, wie viele Gebete er ver passt hat. Falls er ein bestimmtes Maß nicht übersch ritten hat, befolgt er die Reihenfolge beim weiteren Beten. Wenn dieses Maß überschritten ist, braucht er diese Reihenfolge nicht zu befolgen. Das obe n erwähnte Maß sieh t 6 Gebet vor. Ab 6 Gebeten is t der Mensch nicht mehr "Ahlu-ttarUb". So braucht man n icht mehr d ie Reihenfolge der Gebete zwischen den nachgeholten und den regulären Gebeten zu befolgen. Bei den Nachgebeten untersch eidet man neuere und ältere . Sobald die Anzahl de r neue ren Gebete, die m a n verpasst hat, 6 überschreitet , braucht man d ie Reihenrolge nicht zu befolgen . Dieselbe Regelung gilt auch fü r die friiheren Gebete; auch bei ihnen braucht man nicht die Reihenfolge zu beachten , sobald sie 6 Gebete überschritten h aben.
Ahlu-ttartib Jemand hat einen Monat lang n icht gebetet und sämtliche Gebete verpasst. Er f"ängt nun wieder an , regulär zu beten. Wenn er ab diesem Zeitpun k t ein Gebet ve rpasst, darf das Gebet der Zeit verrichten, auch wenn er sich a n das verpasste, einzige Gebet erinnert. Er gilt nicht als "Ahlu-ttartib\ solange er d ie Gebete des verpassten Monats nicht nac hgeholt hat. Jemand, der "Ahlu-ttartib" is t, d.h. jemand, d er seine Gebete s tets in der vorgeschriebenen Reihenfolge verrichtet, sollte das verpasste Gebet vor seinem e rsten pflichtteil verrichten . Wenn e r ein Gebet, das fard oder , laut Imam Abü Hanifa , wagib ist, unentschuldigt oder aus einem nicht akzeptablen Grund wie monatlic h e ode r außerordentliche Blutung verpasst hat, denn es ist wichtig, zwischen den verpassten Gebeten und d en Gebeten d e r Zeit d ie Reihenfolge zu beachten. Man darf aber das Fard-Gebet verrichten, we nn man das verpasste Gebet vergessen hat , die Zeit drängt oder 6 Gebete überschritten h a t.
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Wenn jemand, der nAhlu-ttartib" ist, das Mo rgengebet verschläft, sollte es vor dem regulären Mittagsgebet verrichten. Tut er es nicht und verrichtet das Mittagsgebet , ist sein Gebet laut Imam Muhammad u ngültig. Imam Abu yu.suf meinte, dass diese Person ein Zusatzgebet ve rrichtet. Imam AbU. Hanifa h ielt aber dieses Gebet provisorisch für gli.ltig. Er solle weitere 5 Gebete verrichten, oh ne das Morgengebet nachzubeten, wobei alle 6 Gebete angenommen würden. Wenn er aber ohne diese 5 Gebete das Morgengebet nachbetet, werden alle Gebete ungli.ltig und sind nachzubeten. Wenn eine solche Person das Morgengebet verpasst, wobei e r daran vergisst und dann das Mittagsgebet verrich tet, gilt sein Gebet. Wenn man mehr als einige Gebete nachzubeten hat, aber die ver bliebene Zeit es n icht erlaubt, alle auf ein mal nachzubete n, erlischt die Verpflichtung, die Reihenfolge zu beachten. Falls die verpassten Gebete 6 überschreiten, erlischt ebenfalls die Verpflichtun g, die Reihenfolge zu beach ten . (Imam Schäfl'j erachtete die Einhaltung der Reihenfolge nich t als Voraussetzu ng, sondern nur a ls empfohlen.) Jemand, der weiß, dass er ein Gebet verpasst hat, aber nicht sicher ist, welc hes e r verpasst hat, betet einen ganzen Tag nach, wodu rch er sich vergewissert und die anderen Ge bete als Zusatzgebete gelten. Wenn man mehrere Gebete verpasst h a t , kann man nicht eindeutig fes tstellen , welches man nachbeten möchte. So entscheidet man sich zum Gebet: "Ich habe mich entschieden, das allererste oder alle rletzte Gebet der Zeit zu verrichten , das ich verpasst habe". Falls jemand nicht siche r ist, wie viele Gebete er ver passt hat, orientiert er sich an seiner eigenen Ermessen und betet so lange, bis er sich sich er fühlt, dass er nichts mehr nachzubeten hat. Jem and, der unsicher ist, ob er d as Gebet der Zeit ve rric htet hat oder nicht, betet das Gebet, so lange die Zeit gegeben ist. Wenn aber die Zeit abgelaufen ist, braucht e r nichts zu tun , denn die Voraussetzung fü r den Pflichtteil, nämlich die Zeit, ist abgelaufen . Man setzt vora u s, dass ein Muslim sein Gebet zeitig verrichtet. Jemand , der in einem fremden Land den Islam angenommen hat, aber aus Mangel an Wisse n seine Gebete nicht verrichtet hat, braucht seine Gebete nicht nachzubeten , wenn er in ein islamisches Land auswande rt und dort u ber seine religiösen Verpflichtungen bestens informiert wird. Umgeke hrt aber liegt jemand, der in einem islamischen Land den Islam annimmt, nicht derselben Erleichterung, denn in einem islamischen Land ist Unwissenheit n icht akzeptabel. Jeder kann sich dort übe r seine Verpflichtun gen genu.gend informieren.
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6me r Nasuhi Bilmen, Islamischer Kal echismu s
Jemand, der nachbetet, sollte fertig beten, auch wenn in seiner Anwesenheit ein Gemeinschaftsgebet angefangen wird , egal ob er ,.Ahlu·ttartib- ist oder nicht. Leute, die dasselbe Gebet verrichtet haben, können es gemeinschaftlich nach · beten. (Siehe abschlagiges Kapite~. Man sollte lieber zu Hau se nachbeten, denn Sünden sollten lieber nicht publik gemacht werden. Eine Veröffentlichung wäre eine Respektlosigkeit gegenüber Gott und könnte unnötigerweise Schule machen. Eine Frau, die sich selbst zu einem rituellen Gebet oder Fasten verpflichtet, aber an dem Tag ihre Blutung bekommt, darf nach Abklingen der Blutung nachbe ten oder nachfasten . Par das Nachbeten is t keine bestimmte Zeit vorgesehen, wobei man Zeiten vermeiden sollte, in denen es verpönt ist zu beten. (Siehe abschlägiges Kapitel). Nachbeten ist wichtiger und besser als Zusatzgebete, wobei die Sunna·Teile, gleich ob mu'akkada oder gayr-mu'akkada, davon ausgeschlossen sind. Man darf die Sunna nicht unterlassen und statt dessen nachbeten, denn die Sun· na-Teile unterstützen die Pflichtteile, und man darf s ie nicht e rsetzen. Für das Nach be ten ist keine bestimmte zeit vorgesehen und man kann sie immer ver· richten. Es ist eine Sünde, Gebete zu verpassen. Man darf nicht die Sunna·Gebcte op· fern, um sich von der Last der nachzuholenden Gebete zu befreien. Jemand , der eine derartige Sünde begangen hat, sollte lieber mehr beten, um die Für· bitte unseres Propheten zu erlangen. So darf man nicht erwarten, dass er Sunna· und Zusatzgebete unterlAsst, die ihm diese Parbitte er bringen könnten. Manche Gebete zu verpassen u nd bei den anderen Gebete die Sunna zu unterlassen, die sie unterstützen, wäre ein doppelter Fehle r. Anderslautende überlieferungen sind zu verwerfe n . Es ist nich t billig zu behaupten , dass man sowohl für die Sunna, als auch für das Nachbeten keine Zeit findet. Men· seh en, die ihre Zeit mit leeren Tätigkeiten verbringen, sollten sich lieber von solchen Behauptungen fern halten. (Siehe abschlägiges Kapitel).
Sich im Gebet nach dem Imam richten (Idräk) Jemand , der von Anfang an und ohne Unterbrechung mit dem Imam alle Gebetseinheiten zusammenhetet, wird als ..Mudrl.k" bezeichnet. Auch wenn man s ich dem Imam beim ersten Ruqü' anschließt, gilt man als Mudrik. Es is t sehr tugendhaft, das Gebet mit dem Imam anzufan gen, darau s e rgeben sich folgende Bestimmungen: Jemand betet allein an einem Ort ein Pflichtgebet, und am selben Ort fangen andere ein Gemeinschaftsbeten an, das wiederum auch Pflicht is t. Falls der Alleinbetende noch keine Niederwerfung vorgenommen hat, unter bricht er sein Gebet und schließt sich dem Gemeinschaftsbeten an, damit er den Lohn des
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gemei nsamen Setens erhält, was mustahabb ist. Falls er beim Morgen- oder Abendgebet auch eine Niederwerfung vorgenommen hat, dar f er trotzdem sein Gebet unterbrechen. Wenn er aber schon zur Niederwerfung der zweiten Rak'a übergangen ist, braucht er es nicht mehr, denn nach dem Morgengebet darf man kein Zusatzgebet verrichten und andere rseits gibt es auch kein Zusatzgebet mit d r ei Einheiten. Falls man ein vierteiliges Gebet angefangen hat, betet man eine Rak'a weiter, rezitie rt die üblichen Bittgebete und nimmt die Endbegrüßung vor. So schließt man sich den Mitbetenden an, wodurch das erste Gebet ein Zusatzgebet wird. Wenn man schon die d ritte Gebet seinheit e rreicht hat, nimmt man sofort im Ste hen oder Sitzen die Endbegrüßung vor, um gemeinsam zu beten, wodurch das Gebet zu einem zweiteiligen Zusatzgebet wird. Ab der Niedenve lfung in der dritten Rak'a betet man das ganze Gebet fertig, wodurch man den Pflichtteil verrichtet hat. Man darf aber auch mit dem Imam beten, wodurch das gemeinsame Beten ein Zusatzgebetgebet wird. Ausgenommen davon ist natürlich das Nachmitt agsgebet, nach dem ein Zu satzgebet verpönt ist. Jemand, der ein Zusatzgebet angefangen hat, bee ndet es nach zwei Einheiten, sobald in seiner Gegenwart ein Gemeinschaftsgebet eingeleitet wird. Nach der Endbegrüßung schließt er sich den Mitbetenden an. Wenn er schon die d ritte Rak'a ange fangen hat, beendet er es nach der vierten. Die einzige Ausnahme ist das Totengebet. Das Zusatzgebet ist sofort zu un terbrechen, wenn ein Tote ngebet eingeleitet wird. Das Zusatzgebet kann man später nachbeten, denn das Totengebet lässt sich nich t nachbeten. Jemand, der sieht, dass der Pflichtteil des Morgengebets schon angefangen wurde, betet ganz schnell, sogar ohne HSubhänaka" und "A'iizu billähi." und Koranrezitation, den Sunna-Te il. Er kann sich mi t der Sure al-Fätiha und e inem einzigen Tasblh mit Ruqo.' u nd Sagda begn ügen, wonach er sich den Mitbetenden anschließt. Wenn er aber befürchtet, sich nicht mehr anschließen zu können, unterlässt e r den Sunna-Teil und schließt sich gleich dem Gemeinschaftsbeten a n . Der Sunna-Teil ist nicht mehr nachzubeten. Falls er damit aber schon angefangen hatte, ist er auf jeden Fall fertig zu beten. Anders ist es bei Mittags- , Nachmittags- und Nachtgebet. Jemand, der sieht, dass das Gemeinschaftsgebet schon ein geleitet wurde, schließt sich an, ohne den Sunna-Teil zu verrich ten. Er darf den vierteiligen , ersten Sunna-Teil des Mittagsgebets verr ichten, aber die Sunna des Nach mittagsgebets brauch t er nicht, da es wegen der Zeit verpön t ist. Den vierteiligen, ersten Sunna-Teil des Nachtgebets nachzubeten ist optional, denn dieser ist eine nicht bestätigte Sunn a, w.odurch es dem Betenden freigestellt ist.
Das Gebet mit dem Imam unterbrechen Jemand, der das Gebet mit dem Imam angefangen hat, aber es aus irgendeinem Grund u nterbrochen ha t , wird als "Lähiq" bezeichnet. Es besteht für ihn die Möglichkeit, den Grund der Unterbrech ung zu beseit igen und sich noch mals den Mitbetenden anzuschließen.
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Om er Nflsuhi Bi/men, Islamischer Kaiechis mus
Es sind verschiedene Sonderregelungen fü r den Gebetsunterbreche r vorgesehen, die aber sehr schwer einzu halten sind. So hält es die uberwiegen de Mehrheit der Gelehrten fü r besser, dass jemand, der das Gebet unterbrochen hat, von vorne damit beginnt.
Verspäteter Anschluss an das Gebet Ein verspätet Mitbetender, eier sich nach der Verrich tung mindestens einer Gebetseinh eit den Mitbetenden anschließt, wird als "Masbüq~ (wör tl. "überholt") bezeichnet. Auc h wenn man sich beim letzten Sitzen im Gebet anschließt, gilt der Status des Masbüq. Der Masbuq gilt bei den Gebetsein heiten, die er nachholt, als Alleinbetender. ,JemAnd, der sich in der zweiten Rak'a den Mitbe tenden anschließt , ist ein Masbüq. Er schweigt nac h dem ,.A1lähu akbar". Beim Si tzen liest e r mit dem Imam das "Tahiyyät" vor. Nach der Endbegrußung durch den Imam steht e r auf und betet die erste Rak'a, die e r verpasst hatte. Er rezitiert dabei "Subhänaka", ,.A'Uzu billähi.", al-Fätiha und aus dem Ko ran. Nach dem Ruq u' und der Sagda verliest er bei m letzten Sitzen das "Tah iyyät", "Salli", "Bä ri k" u nd "Rabbanä ä tinä", was er mit de r Endbegriißung beendet. Jema nd , der sich in der zweiten Rak'a des Abendgebets den Mitbetenden anschließt, ve rhält sich ebenso. Letzte Einheit
Der Masbuq, der sich in der letzten Rak'a des Abendgebets den Mitbetenden anschließt, verliest das "Subhänaka", verrich tet mit dem Imam die letzte Rak'a und begibt sich in die Sitzposition, wo e r nur das "Tahiyyä t- ve rliest. Nach der Endbegn1ßun g d urch dem Imam steht e r auf und rezitiert "Subhänaka", "A 'Ozu bilJäh i\ al- Fätiha und aus dem Koran. Nach dem Ruqü ' u nd der Sagda ve rliest er beim Zwischensitzen nur das "Tahiyyät". Nach dieser Sitzung steht er m it "Allähu akbar" auf und verrichtet die Rak'a mit "A'Uzu billähiu , al-Fätiha und Koran . Nach Ruqu ' und SRedR hf"endet e r das Gebet mit der Begrußung. Daraus ergeben sich drei Sitzungen. Wenn er sich aber irrt und das Sitzen nach de r zweiten Rak'a unte rlässt, braucht er keine Ersatzniederwerfung du rc h zufUhren , de n n aus einer anderen Sicht betet e r seine e r ste Rak'a. Der Masbuq, d er sich bei einem vierteiligen rituellen Gebet in der vierten Rak'a den Mitbetenden anschließt, rezitiert bei de r Endsitzung des Imams das ".Tahiyyät" und s teht auf. Er liest "Subhänaka", "A'Uzu billähiu , al- Fätiha u nd aus dem Koran vor. Nach Ruqu' und Sagda liest er bei der Zwi sch ensitzung nu r das "Ta hiyyät* vor. Nac h dieser Sitzung steht er mit "Allähu akbar" a uf und verrichtet die Ra.k'o.. mit .,A'Uzu billö.h i", al- Fätiha und Koran. Nac h Ruqu' und Sagda s te ht er ohne S itzung au f und betet eine Rak'a mit "Bi smilläh" und alFätiha, wonach er sitzen bleibt. Bei dieser Sitzung verliest er ".Tahiyyät "Salli", "Bänk" und ,.Rabbanä ätir:.ä", was er mit der Endbegnlßung abschließt. U
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Der Masbuq , der sich in der dritten Gebetseinheit ein es '1 ierteiligen Gebets anschließt, rezitiert bei der Endsiuung des Imams das .Tah iyyät" und steh t
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auf. Er liest "Subhanäka", "A'Uzu billähi", al-Fätiha und Koran . Nach Ruqü' und Sagda liest er bei der Sitzu ng nur das "Tahiyyät" vor. Nach dieser Sitzung s teht e r mit ~Allähu akbar" a uf u nd verrich tet die Rak 'a mit "A'Ozu billähi'" alFätiha und Koran. Nach Ruqo.' und Sagda steht er oh ne Sitzung auf und betet ei ne Rak'a mit .Bismillah~ und al-Fätiha" , wonach er sitze n bleibt. Bei dieser Sitzung verliest er das "Tah iyyät", "Sall i", "Bärik" und "Rabbanä ätinä", was er mit der EndbegrußlU1g abschließt. Der Masbo.q, der sich in der zweiten Rak'a eines vierteiligen rituellen Gebets anschließt, betet drei Gebetseinheiten mit dem Imam. Er rezi tie rt bei de r Endsitzung des Imams das "Tahiyyät" und s te ht au f. Dann ver liest er das "Su bhänaka", "A'Q:zu billahi", al-Fätiha und aus dem Koran . Nach Ruqu' und Sagda begibt e r sich zur leUten Sitzung, welc he er mit der En dbegrüßung abschließt. Jemand, der sich dem Imam beim Ruqll' anschließt, ha t diese Rak'a durchaus mitgeb~ t ~t, Ahf"r wenn er sich dem Imam bei der Sasda OJ1 ochJießt , muss er wie oben beschrieben das Versäumte nachholen. Der Masbo.q sollte erst n ach de r EndbegruSung durc h den Imam aufstehen und die fehlende n Gebetseinheiten nachholen . Es ist nicht angebracht, vor der Endbegrüßung durch den Imam aufzuste hen , wobei das Verstreichen der Gebetszeit ode r die Vorbeigeh e nden einen akzeptablen Hinderungsgrund bilden. Falls de r Masbüq unbedingt vor der EndbegTÜßung durch de n Imam aufstehen sollte, muss e r mindestens das ,.Tasahhud" abwarten . Alles andere ist nicht zulässig. Versehens- bzw. Ersatzniederwerfung Die Ersatzniederwerfung besteht aus zwei Niede rwerfung (sagda), dem "Salli~ , "Bärik" und Bittgebeten, die man a m End e des rituellen Gebets verrichtet, da man eine wägib-Handlu ng entweder a u s Versehen unterlassen oder verzögert hat. Bei der letzten Sitzu ng liest m an nur das "Tahiyyät" vor. Nach de r gewöhnlichen, beidseitigen Begrüßung begibt man sich mit "Allähu akbar" in die Niederwerfung, wo man dreimal "Subhäna Rabbiyal a'la' aus ruft . Mit "Allähu akbar" steht m an auf und begibt s ic h in die zweite Sagda, wo man nochmals dreimal ~Sub häna Rabbiyal a'lä' ausruft. Nach dem Aufs tehen liest man Tah iyyät , Salli, Barik und Rabbanä ä tinä vor und verr ichtet die Endbegrüßung nach rechts und n ach links. Anstelle rechts und links nur rechts zu begrüßen, ist bei der Ersatzniederwerrung noch tugendhafter und vorsichtiger. Es ist üblich geworden, beim Gemeinschaftsbeten nur r echts zu b egrußen, um die u nwillentliche Beendigu ng des Gebets durch die Mitbetenden zu verhi ndern . Sagdat as-Sahw ist wägib. Jede s Gebe t, egal ob fard , wägib ode r sunna, h at verschiedene fard-Handlungen (wie Rezitation [qiräal. Verbeugung [ruqo.1 und Niederwe rfung [sagdall u nd wägib-Handlunge n (wie al-Fätiha, Kora n und die EinhaltUng der Reihe nfolge) und sun na-Handlu ngen (wie die Rezitation von Salli und Bärik bei der letzten Sitzung). Man sollte d iese Feinheiten beachten , danlit das Gebet angeno m men w i rd .
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Ome r Nasuhi Bilmen, Islam ischer Kafechismu s
Wa nn erforderlic h? Die Unterlassung ein er fard- Handlun g aus Versehen ode r m it Absicht erfordert bei jedem Gebet, egal ob fard oder nicht, die Wieder holung desselben. Eine Ersatzn iederwerfung genügt nich t , einen derar tigen Fehler zu ve rbessern . Die Unte rlassung einer wagib-Handlung mit Absich t oder deren Hinauszögerung ist eine Sünde. Ein solch es Verhalten erforder t nicht die Ersatzniederwe rfung. Es ist besser , ein solches Ge bet zu wiederholen, aber eine Unterlassung aus Versehen oder eine Ver.!ögerung erfordern die Ersatzniederwerfung. So kann m an diesen Fehler wieder gut machen. Eine unterlassung einer Sunna-Handlung aus Ver sehen oder mit Absicht er fordert keine Ersa tzniederwer fung, aber absichtlich e Unterlassung ist ein Fehler und e rbringt geringeren göttlichen whn und ist ein Mangel an Tugend. (Die Mälikiten erachten die Ersatzniederwer fun g als eine Sunna, wobei die Sch äfi'iten sich ihnen anschließen. Falls aber der Imam es vormacht, ist es für die Mitbetenden wägib. Die Hanbaliten e rachten es je nachdem als wägib , s unna ode r mubäh. So wäre zum Beispiel eine Ersatzniederwerfung wegen Un terlassu ng einer S u nna- Handlung nur mubäh.) Imam Schäfii und Imam Ahmad meinten , dass man d ie Ersatzniederwerfung vor der be idseitigen Begrüßung dur chzufUhren hätte. Einen Bestandteil oder einen Pflich tteil des rituelle n Gebets vor- oder nac h zuschieben erfordert eine Ersatzniederwe rfung, denn ein e solche Ha n dlung entspricht der Unterlassung einer wägib-Handlung. Unterlassen der Kor anrezitation u nd übergang zu Ruq u' wäre ein gutes Beispiel dafür. Wenn m an sich darauf besinnt und wieder aufsteht, wird der Ruqu' ungliltig. Nach der Rezita tion wird ein weiterer Ruq u' vor genommen . Wenn man die Rezitation oder den zweiten Ru qu' nicht vornimmt , ist d as Gebet ungliltig, denn die Einhalrung der Reihenfolge für die Bestandteile des Gebet s ist Pflich t. Jemand, der eine Sagda aus Versehen unterlässt und sich in der nächsten Rak'a oder in der Sitzposition daran er innert, braucht das Gebet nicht zu wiederholen, e r darf d ie versäumte Niederwerfung nach holen . Falls man sich bei der letzte n Sitzposition daran erinnert, macht man die Sagda und wiederholt die letzte Sitzung, wonach man unbedingt eine Ersatzniederwerfung vornehmen muss. So enthält die letzte Rak'a fünf Niederwerfungen und drei Sitzu n ge n , denn eine Rak'a enthält normalerweise zwei Niederwer fungen. Da die Nachschiebung eines sich wiederholenden Bestandteiles nicht der Unterlassung gleichgestellt ist , braucht man das Gebet nicht zu wiederholen. Falls man sich aber irrt und beide Niederwerfungen einer Gebetseinheit vorzieht, also zwei Niederwerfungen und danach eine Ver beugung vornimmt, m a cht man erst eine Verbeugung und dann zwe i weitere Niederwetfungen, um die Reihenfolge einzuhalte n . Diese Wieder holungen und erfordern aber am Ende des Gebets eine Ersatzniederwerfung. Die Wie derholung eines Bestandte ile s irgendeines Gebets erfordert eine Er-
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satzniederwerfu ng. Die mehrfache Rezitation de r Sure al-Fätiha in den ersten zwei Ersatzniederwerfungen oder die Koranrezitation im Ruqu', Sagda oder Tasahhud unterliegen derselben Regelung. Dieselbe Situation erfordert aber bei der dritten oder vier ten Gebetseinheit keine Ersatzniederwerfung, denn dadurch wird keine wägib-Handlung unterlassen bzw. nachgeschoben, aber die Gebetseinheiten unnötigerweise verlängert u nd die Mitbetenden belästigt, was an und für s ich verpönt ist. Die Unterlassung einer wägib-Handlung a u s Versehen erfordert eine Ersatzniederwerfung wie zum Beispiel bei de r Unterlassung der e r sten Sitzung bzw. des Tahiyyät. Die Verzögerung einer wägib-Handlung aus Versehen erfordert ebenfalls eine Ersatzniederwerfung, wie zum Beispiel bei der Sitzung nach der ersten oder dritten Rak'a bzw. das Aufsteh en zur fUnften Rak'a. Längeres Sitzenbleiben bei der ersten Sitzung und Verzögerung der dritten Rak'a unterliegen derselben Regelung. Eine Veränderung der Form einer wägib-Handlung erfordert auch eine Ersatzniederwerfu ng, wie zum Beispiel bei de r stillen Rezitation der Verse, die laut zu rezitieren sind, oder umgekehrt, laute Rezitation der Verse , die still zu rezitie re n sind. Die Menge für die Rezitation ist 30 lang, dass das Gebet gültig wird, wie zum Beispiel die Rezitation der ersten Verse der Sure al- Fätiha. Imam Abü Hanifa unterstellte auch die Rezitation von kür.leren Versen dieser Regelung, worin ihm jedoch die beiden anderen Imame widersprachen. Irrtum bei der Rezitation Der Maßstab de r lauten Rezitation ist die Lautstärke, die die anderen hören können. Der Maßstab der stille n Rezitation ist die Lautstärke der Alleinbetenden. Falls man Sich irrt und den überwiegenden Teil der Fatiha la ut rezitiert, setzt man dies still fort. Umgekehrt aber wenn man sieh irrt un d bei einem laute n Gebet die Fätiha still rezitiert, fängt man von vorne an und rezitie rt die Fätiha voll und laut, wobei auch eine Meinung zum Ausdruck gebracht wird, die eine laute Fortsetzung vorsieht. De r Alleinbetende braucht keine Ersatzniederwerfung, falls er sieh bei der stillen bzw. lauten Rezitation irrt. Falls e r bei einer stillen Rezitation wie bei dem Morgengebet mit Absicht laut aus dem Kor an rezitiert, begeht er eine Sunde. Es ist für den Alleinbetenden makr üh, bei den Zusatzgebeten zur Tagesstunde laut aus dem Koran zu rezitieren . Der Imam, der beim Morgengebet die Fätiha aus Versehen still rezitiert und sich danaeh daran erinnert, braucht sie n icht zu wiederholen.
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Omer NOSllhi 8i1men, Islamischer Katechismus
Falls jemand sich e inem Alleinbetenden anschließt, der ein lautes Gebet ve rrichtet, a ber die Fätiha schon rezitiert hat, liest de r Imam den Rest laut vor, wobei es ihm ebenfalls freisteht, still weiterzubeten. Jemand, der bei e inem Pflichtgebet nach der zweiten Rak'a die Zwischensitzung unterlässt und fast au fsteht, kann sich zurücksetzen, faUs sein Aufstehen die mittlere Linie noch nicht uberschritten hatte, bzw. darau f verzichten, falls er diese Linie schon ube rschntte n hatte. In diesem Fall macht er eine Ersatzniederwer fung, denn er hat eine Sitzu ng unterlassen, die wägib war. Gebetseinheit aus Versehen
Falls jemand bei einem vierteiligen Pflichtgebet nach der Endsitzung ohne Endbegrüßung aufsteht, sollte cr sich wiede r hinsetzen und die Begrüßung und Ersatzniederwerfung vornehmen. Wenn man die Sagda der Hinften Gebe tseinhe it schon vorgenommen hat, betet man eine wei:ere Einheit, wodurch daraus ein sechsteiliges Gebet wird . Die ersten vier si nd obligatorisch, und die weiteren zwei sind zusätzlich, wobei man vorsichtshalber eine Ersatzniederwe rfung vornehmen sollte. Eine vierte Rak'a beim Abendgebet und eine dritter Rak'a beim Morgengebet unterliegt ebenfalls derselben Regelung. So gelten weitere zwei Rak'a als Zusatzein heiten. Da man es nicht absichtlich macht, werde n sie gar nicht als makrüh eingestuft, was mit allgemeiner Übereinkunft bestätigt wird . Die Rezitation von Allähumma salli bei der ersten Sitzur:g des drei- oder vierteiligen Gebets erfordert laut Imam Abu Hanifa eine Ersatzniederwerfung,.ab.er Kora nrezitation oder Bittgebet bei der Endsitzung erfordern dies nicht, denn die letzte Sitzung ist der Ort fOr das Bittgebet und die Danksagung, und der Ko ran beinhaltet sowohl Bittgebet als a u c h Danksagung. Die laute Rezitation der Biugebete, Andachten und Glaubenbekenntnisse erfordert auch keine Ersatzniederwerfung. Einheit ohne Koran
Absichtliches Unterlassen der Sure al-Fätiha ode r der Koranrezitation in der dritten oder vierten Rak 'a bei Pflichtgebeten ist zwar ein F'ehler, erfordert aber keine Ersatzniederwerfung. Dieselbe Tat ohne Absicht e rfo rdert aber eine Ersatzniederwerfung, wohingegen Imam Abu Yiisuf in beiden Fällen eine Ersatzniederwerfung für erforderlich hielt. Falls man bei einem Bestandteil des Gebets unsicher wird, zum Beispiel wenn man nich t sich er ist, ob der Einleitungs-Takbir ausgerufen wurde oder nicht , nimmt man eine Ersatzniederwerfung vor, egal ob m a n s ich darauf besinnt, dass es vorgenommen wurde oder ob man es unnötigerweise wiederholt. Ein anderes Beispiel wäre, man ist nicht sicher, ob man drei oder vier Gebetseinheiten verrichtet hat oder nach der Fätiha eine Zeit lang überlegt, welche Sure man vorlesen sollte, dann wird eine Er satzniederwerfung erforderlich, denn man hat dadurch eine wägib-Handlung verzögert.
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Unsicherheiten
Eine Verzögerung oder Überlegung beim Vornehmen einer wägib-Handlung oder Bestandte iles erfordert keine Ersatzniederwerfung, denn es ist nicht imme r möglich , mit hundertprozentiger innerer Ruhe zu beten. Falls jemand be i den Einheiten des Gebets, das e r verrichtet, unsicher wird, wiederholt er dieses Gebet, falls es selten passiert. Wen n es ihm öfters pass iert, o rientiert er sich a n seine r inneren Überzeugung, ob e r das Gebet wiederholen muss. Diese überlegung r eicht aus, um eine bestimmte Gewissheit zu erlangen. J emand verrichtet das Morgengebet und wird unsicher, ob er eine oder zwei Rak'a gebetet hat. Falls seine innere Stimme sich rur eine Rak'a e ntscheidet, betet e r vorsic hts halber eine Rak'a dazu. Um seine Unsicherheit zu beseitigen, macht er eine Ersatzniederwe rfung. Wenn aber seine innere Stimme sich für zwei Rak"a entscheidet, setzt er sich hin und macht wiederum eme I!;rsatzmederwerfung nach der Endbegrilßung. Wenn er sich überhaupt nicht entscheiden kann, geht er von der kleineren Anzahl aus, denn sicher ist sicher. In diesem Fall setzt er abe r sich nach de r Rak'a hin und betet eine Rak'a weiter, nach weicher er sich nochmals h insetzt, denn es besteht die Möglichkeit, dass e r doch zwei Rak'a gebetet hat. Nach dieser Rak'a macht e r eine Ersatznieder werfung. Jemand, der ein vie rteiliges rituelles Gebet angefangen hat, aber nicht sicher ist, ob er die erste ode r die zweite Rak'a betet, geht davon aus, dass er eine Rak'a gebetet hat. Er sitzt nach jeder Rak'a und rezitiert das Tasahhud . So geht e r viermal in die Sitzposition , denn es besteht die Möglichkeit , da!!.!!. die angenommene erste Rak'a doch die zweite bzw. die angenommene dritte Rak'a doch die vierte ist. Jema nd, der unsicher ist, ob er die zweite oder die dritte Rak'a betet, bleibt nicht arn Ende dieser Rak'a sitzen . Falls er sich nicht entscheiden kann, nimmt er sie als zweite Rak'a an und betet bis zu Ende. Das Abend'" und das Witr-Gebet sind davon ausgeschlossen, denn bei diesen Gebeten sollte man bei einer solchen Unsicherheit doch sitzen bleiben, da es doch die dritte Rak'a sein könnte. In diesem Falle betet ma n nach der Sitzung doch ein e Rak'a weiter, denn es könnte auch die zweite Rak'a sem. Auf jeden Fall nimmt man arn Ende eine Ersatzniederwerfung vor. Falls man bei den Gebeten unsicher ist, ob man die letzte oder die vorletzte Rak'a gebetet hat, bleibt man sitzen und betet dann eine weitere Rak 'a dazu, denn diese Rak'a könnte doch die vorletzte sein. Die zusätzliche Rak'a wird dann zu einer freiwillige n Zusatzhandlun g. Um den Fehler zu verbessern, mach t man ei ne Ersatzniederwer fung. Falls die Unsicherheit nach der ersten Niederwerfung auftritt, Wlrd das Gebet ungültig, denn es besteht die Möglichkeit, dass man die Endsitzung versäumt hat. Allein Imam Muharnmad war der Meinung, dass das Gebet trotzdem nicht ungültig wird .
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ünschenswert ist, erweist man sich durch das Verrichten eines Gebets, das Sunna oder pflicht ist, ebenfalls dankbar. Vormittagsgebet (dua)
Das Vormittagsgebet wird frühestens 45 Minuten nach dem Sonnenaufgang gebetet. Dieses rituelle Gebet ist zwei-, vie r-, acht- oder zwölfteilig und mandüb. Unser Prophet pflegte dieses Gebet zu verrichten. Die tugendhafteste Fonn davon besteht aus acht Gebetseinheiten. Tahaggud-Gebet
Dieses Gebet verrichtet man vor dem Schlafengehen, aber nach dem Nachtgebet oder nach einem Schlaf mitten in de r Nacht, deshalb spricht man auch von dem Mitternachtsgebet, was großen göttlichen Lohn erbr ingt. Wenn es nach einem kurzen Schlaf und durch Unterbrechung des Schlafes verrichtet wird, s pricht man von Tahaggud. Es ist besser , nach jeder zweiten Rak'a die Endbegrüßung vorzunehmen. In einem Hadith wird zum Ausdruck gebracht, dass jemand, der in der Nacht aufsteh t und seine Gattin zum Mitbeten aufweckt, zu jenen gezählt wird, die Gottes oft gedenken. Und in einem Koranver s heißt es:
I' ..,< :&1 -. ·eillem :;raus melir 'Verefinmg, 'tIeriierrficfiu"IJ' Wertscliätzllllg,
WürdigutlB UTur lF.rlio5enlieit!" Letztendlich wendet e r sich dem schwarzen Stein zu u nd ruft aus: ,.Allähu akbar!" und begrußt ihn damit. Er versu cht, ihn zu küssen oder zu beruh ren, oh ne jemanden zu belästigen. Er beginnt seinen Qudüm-Tawäf, wobei die Kaaba an der linken Seite bleibt, und hält die vorgesch riebene Gangart bei (ge ht mit kleinen ~('hritten und angehobenen Sch ultern) . Bei jedem Umlauf begn1ßt er den schwa rzen Stein. Nach dem Tawäf betet er zwei Einheiten, falls möglich, am Grab Abrahams, falls nicht an einem günstigen Ort . S päter begrüßt e r nochmals de n schwarze n Stein. V. Nach dem Tawäf begibt er sich für den Sa'y zu sara und Marwa . Zuerst besteigt er die Safii-Anhöhe, bis er die Kaaba zu sehen bekommt. Beim Anblick der Kaaba ruft e r ,JI.{(äfiu a"far" mur
,.Lä illilUJ ilfaffö. fi ! ~
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Omer Nasuhi Bt1men, Islamischer Ka1cchi.srrws
Nach den Segensgl"Üßen begibt er sich in Richtung Marwa. Bei den zwei Pfeilern beschleunigt er seine Schritte. Er wiederholl die oben angegebenen Formulierungen vier Mal. Beim Gehen ruft er:
.. La66aykJtlliffimnma La66ayk.". Beim Laufen ruft er: ,.}1@fiumlllaOJirwarfialll wa tagäwoz a 1/11/10 ta'Ca 111,
fa -irmaR...a OIlta-( ofiyyuCazilll!" . ?dein Jre"- vergf6 mir
muf er60nne Q)icli meiner muf verzeifie mir a([ das, 'Was (])u weIßt, derm Q)u 6ist der :Halie II/Id qewoftifJef"
Es wäre besser, diese Läufe hintereinander auszuführen, aber eine Unterbrechung ist auch erlaubt. VI. Jemand, der sich nur zur Pilgerfahrt (~lfradl entschlossen hat, bleibt nach diesen Läufen in Mekka in s ein em Ichräm. Dieselbe Regelung gilt auch rar Qiran. Er darf Kaaba jede Zeit besuchen, wann er immer wiU. Am achten Tag des Monats Zilhigga (..Tarwiyyah") betet er das Morgengebet in Mekka in seinem Ich räm. Später besteigt er Mina. Er verweilt hier bis zum Vortag des Festes, bis e r das Morgengebet verrichtet und begibt sich darauf nach Arafat. Nach dam Sonnenuntergang begibt er sich von Arafat nach Muzdalifah, wo er die Nacht verbringt. Das Abendgebet verrichtet er gemeinsam mit dem Nachtgebet ge meinschaftlich in MuzdaHfah. In Muzdalifah besucht er den Ort ..Mascharul-haram", wo er eine kurze Zeit venyeilt. All bei diesen Gängen wiederholt er immer den Talbiya. VII. Vor dem Sonnenuntergang fängt er von Mas charul-haram in Richtung Mina zu gehen. Er sollte dabei ganz ruhig, aber würdig vorgehen. In Mina halt er bei der Ol·tschaft "Cemarat" sieben kichererbsengroße Steine in Richtung CemeretulAqaba. Die Steine sollte er beim Zuwerfen zwischen dem Daumen und dem Zeigefinger seiner rechten Hand halten. Bei je~ dem Wurf sollte er "Allahuakbar'" ausrufen . Nach dem Wurf der Steine, braucht er nicht dort zu verweilen. Nach he r darf e r ein Schlachttie r opfern, falls e r sich dazu entschließt. Ans c hließend lässt er sich rasieren oder zupft seine Haare . Dadurch werden aJJe Verbote aufgehoben, die ihm im Ichräm aufliegen, bis auf den Geschlechtsverkehr mit seiner Gattin. VII I. So kann er arn selben Tag (am ersten Tag des Opfe rfestes) ode r am zweiten bzw. dritten Tag sich nach Mekka begeben
Feinheifen ISlamischen Glaubens
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und einen Bes u chs-Tawäf vornehmen. Falls er belln QuddumTawäf keinen Ramal ausgefUhrt hat, darf e r dies in den ersten drei Runden des Besuch-Tawäfs nachholen. Nach der Beendigung des Tawrus betet er zwei Gebetseinheiten. Dadurch werden alle Verbote aufgehoben, einschließhch des Geschlechtsverkehrs mit seiner Gattin. Es is t tugendhafter, den Besuchs-Tawäf am ersten Tag des Festes vorzunehmen und sich dafür von Mina nach Mekka zu begeben. •
IX. Nach dem Besuchs-Tawäf kehrt er zu rüc k nac h Mina und verweilt hier für drei Toge . Nach der Mittagsstunde des zweiten Tages steiniget er alle drei Cemras , wo er mit Cemretil ula, in der Nähe von Mescidi Hayf beginnen sollte. Er wirft sieben Steine auf Cemretil ula und dann Cemretil vusta zu. Bei jedem Wurf sollte er Allahuakbar ausrufen . Nach jedem Wurf sollte er eine kurze Zeit lang verweilen, wo er für sich, seine Eltern und seine Glaubensbruder Gebete aussprechen sollte. Anschließend bcgibt er sich zu Cemret1I-Aqaba, wo er ebenfalls sieben Steine zuwirft, aber kein Gebet auszusprechen braucht.
•
Am d ritten Tag steinigt er alle drei Cem res nach der Mittagsstun de. Falls er auch den vierten Tag in Mina verbringt, wirft er ebenfalls Steine zu. An diesem Tag darf man die Steine vor der Mittagsstunde zuwerfen. So erhöht sich die Zahl der Steine auf 70. Diese Steine sind in Muzdalifa oder Mma aufzusammeln. Sie sind vorsichtshalber zu waschen. Zugeworfene Steine aufzusammeln und nochmals einzusetzen ist makruh.
•
X. Danach kehrt man zurüc k n ach Mekka und ruht sich eine Zeit lang in Muhassab aus. In Mekka begibt ma n sich nach Haram as-Sarif, wo man den Abschieds-Tawaf vornimmt und zwei Gebetseinheiten verrichtet. Anschließend trinkt man von Zamza.m wo man in Richtung Baytullah steht, bis man genug hat. Man wäscht das Gesicht und die Haare mit diesem Wasser, wobei man betet: }lfIaliumma esefu/i,sJ ,(man nafinn w rizR..,an vasian 1Je
seliifaell min Itufli da",
5'feill {/otL! I eli ftelie roieli Gl2, 1111/
IIlitz(/elies 'UlisSCII,
11m
allsBie6iOc tEmlnoellsclinftell
uruf um Jrei[uTlB von etfulien 1(rank.lieiten!
•
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XI. Nach dem Trinken von Zamzam trinkt man die höhere Schwelle von Kaaba. Er streicht sein Gesicht an die Wand und bedankt Sich bel Gott. Man bitte um Vergebung. Nach Ausrufen von "Allahuakbar" und "Alhamdulillah" geht er nach
lmter Nasuhi Bilmen, Islamischer Kalecnismus
Multazam. Ern betet, indem er das Tuch von Kaaba in der Hand hält. Die Gebete sind still du rchzufü hre n . Man weint dabei oder ve rsucht mindestens zu weinen, u nd geh t rückwärts, ohne sich zu wenden. Man ve rlässt Haram as -S arif und darf zU I"Ück zur Heima t, wan n man immer will. •
Bei der Ausübung dieser Aufgaben der Pilgerfah rt sind Mä n ne r und Fraue n gleic h gest ellt. Die Frauen dürfen aber ihre Oblichen Kleide r anziehen und ihre Köpfe und Füße bedecken. Ihre Stim men sollten mäßig sei n . Sie brauchen nich t i.hre Sch ritte zwischen Safa und Marwa h zu beschleunigen. Bei dem Sdulitt ihrer Haare genOgt es, dass sie sie nur zu pfen . Bei der Begrüßung vom Schwarzen Stein brau chen s ie sich nicht, unter d ie Männer zu mischen. Eine menstruiere nde Frau macht alle anderen Aufga be n mit, bis aufTawäf, was sie aufsch iebt. Dieses Au fsch ieben erfordert kei ne Strafe, wie Opfern oder etwas a nde res. Eine Frau, die nach dem Besuchs-Tawäf ihre Tage bekomm t, ve rzichte t a uf den Abschieds-Tawäf.
Umra Das Beisp iel, das wir oben angegeben haben, gi lt für den Ifrad . Jemand, der nur eine Um ra vornehmen will, verfährt wie unte n beschriebe n : •
Ma n bekleidet sich in Miqät in Ichrä m . Er zieht sei ne übliche n Kleider aus und zieht zwei einfache, weiße TUche r a n . An schließend entschließt e r sich zur Urnra, indem er betet: ,,jI/ra fi u In ma
ill Tl i
mitfu (.. u m Ta ta fi
'Fayassirha 6wlI tof?g.66eflia minni!" ,/ Mein go tt! Ich m6clite eine Vmra 'VOrnehmen, 6itte erreichtere sie für //Iidi und nelime sie an!" Ma n fängt da nn mit Talbiya an.
La66ay{(.. jt«lIhumma, La66ayl{, Al les, was bei der üblichen Pilgerfahrt verboten is t, ist ebenfalls bei der Umra verboten. Diese Gebete sollte man auch bei der nachfolgenden Reise öfte rs rezitieren . •
11. Sobald er in Mekka eintrifft, macht e r s ieben ge wöhnlic he Um rundungen um Kaaba. Jedes Mal begrüßt er den Schwarzen Stein. Die ersten Umläufe s ind zügig durchzuzie he n , wobei man ,.Allahuakbar" und "Alhamdulil1ah- ausruft.
•
111. Nach der Umrundul1g geht e r zwi schen Safa und Marwa hin und her, wie es oben beschrieben wurde. Anschließend
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lässt er sich die Haare frisieren oder kürzen, wodurch er die Umra beendet und den Ichräm wieder ausziehen darf. So darf er jede Zeit in Mekka Kaaba umlaufen. Alles was im Ichräm haram ist, sei wieder erlaubt. Die ersten Umläufe des Tawäfs sind Bestandteile de r Umra. Die letzten drei Umlaufe, siebenmaliges Gehen zwischen Safa und Mruwa, Frisieren oder Kürzen der Haare sind wagib . Die Vorbedin gungen der Umra entsprechen den Vorbedingungen der Pilgerfahrt, wo man Umra zu jeder beliebigen Zeit vornehmen kann. In diesem Sinne ist auch der lchräm ein Bestandteil der Umra. Sunnah-Regelungen und Anstandsrege1n der Umra entsprechen denen de r PiJgerfahrt nach dem Gehen zwischen Safa und Marwa bis zum üblichen Ende.
Tamattu" Wie vo rher besch.rieben, vereint Tamattu", die Pilgerfahrt, die fard ist und die Um ra zeitlich zusammen, dass man nur einmal Ichräm tragen muss. Pilger, die nicht vo n draußen einreisen, bevorzugen diese Alt der Pilgerreise, um nicht das Tragen von Ichräm unnötig zu verlängern. •
Jemand, der von außerhalb von Mekka ("Afaqi") betet , sobald er den Ichräm anzieht: ,,'.Mein gott! Jen mäefite eille Vmra vomcnmell, 6itte edeicfitere sie für midi um! ncfime sie a7l!"
Er fängt mit üblichen Rezitationen an und betet zwei Gebets einheiten. Al!es andere ist wie üblich . •
11. Sobald er in Mekka eintrifft, umläuft er siebenmal die Kaaba, wo er zwei Gebetseinheiten verrichtet. Nach dem Hin und Her laufen zwischen Mekka und Medina lässt er seine Haare frisieren oder kürzen. So wird die Umra vollendet.
•
111 . Jemand, der die Umra vollgezogen hat, darf den Ic hräm ablegen und darf sich in Mekka genauso aufenthalten, wie die Menschen ohne lchräm. Man darf die üblichen KJeider tragen und alles machen, was zu gelassen ist.
•
IV. Dieselbe Person zieht am Tag, wo man Mina besteigt, wieder seinen Ichräm an, wo er sich zur Hadsch entscheidet. Er fängt mit Talbiya an. Ab diesen Zeitpunkt an verhält man sich wie eine r, der sich eine Hadsch (,.Ifrad") vorgenommen hat. Zusätzlich opfert man ein Tier in Mina.
Diese Opfergabe ist eine Dankbarkeit serweisung dafür, dass man die Umra und die Hadsch gleichzeitig verrichten darf. Nach der Steinigung des Camratul~Akaba darf m an ein Opfertier schlachten. Haare darf man nicht vor der
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Omer Nasuhi Bilmen, Islamischer Katechismus
Schlachtung dieses Opfe rtieres frisie re n oder kü rzen lassen. Man darf entweder einen Hammel schlachten oder sich bei der Schlachtung eines Rin des oder Kamels bis zu einem Siebtel beteiligen. Palls man finanziell dazu nicht in der Lage ist, darf man drei Tage lang fa sten, wobei dieses Pasten am Vortag des Festes beendet sein sollte. Es wird ebenfalls wägib, dass man nach der Rückkeh r zur Heimat oder irgendwo anders sieben Tage, also insgesamt zehn Tage nac h fastet. •
V. Diese Praxis gilt für jemanden, der eine Tamattu" vornimmt, aber kein Opfertier nicht nach Mekka mitgebracht ode r zugeschickt hat. Falls man ein solches Opfe rtier besitzt, darf man nic ht nach Umra den lchräm ablegen. Man sollte die Kaaba umlaufen, des I-I ln - und Herlaufen zwischen Sara und Marwah durchführen und bis zum achten Tag des Monats Zilhigga Ichräm behalten. Ab diesen Zeitpunkt zieht man den lchräm im Sinne einer Hadsch an. Nach dem Wurf der Steine in Aqaba schlachtet er das Opfertier als eine Dankbarkeitserweisung. Von nun an darf er seine Haare frisieren oder kürzen Jassen und den Ichräm ablegen.
Qiran Wie vorher erwähnt , trägt man bei Qi ran den lchräm für Hadsch und Umra. •
Jemand, der sich eine Qiran vornimm t, entscheidet sich zur Hads ch und Umra gemeinsam. Er betet zwei Gebetseinheiten und n.Jft: aus:
.?1.ein gott! Jcn möchte eine V mra wnzenmell, 6itte erCeicntere sie.für micli. ulld nenme sie all!" Man fängt mit TaJbiya an und alles, was dem Ichram-Träger verboten ist , wird haram . So versucht man, sie ei nzu h alten. •
11. Sobald man im Mekka ankomm t, f"a ngt m a n mit Umra a n . Nach dem Umlauf um Kaaba, läuft man zwischen Safa und Marwa hin und h er. Anschließend wird Hadsch durchgeführt, ohne Ichräm abzulegen, wie es vorher beschrieben wurde. Nach dem Wurf der Steine am ersten Tag des Festes in Aqaba, schlachtet man als Dankbarkeitserweisung ein Opfertier . Am Ende darf man sich die Haare frisieren oder kürzen lassen. Fans man finanziell dazu nicht in de r Lage ist, darf man drei Tage lang fasten , wobei dieses Pasten am Vortag des Pestes beendet sein soUte. Es wird ebenfalls wägib, dass man nach der Rückkehr zur Heimat oder irgendwo anders sieben Tage, also insgesamt zehn Tage nachfastet. Bei diesem Fasten darf man Unterbrechungen einlegen.
•
111. Falls jemand, der einen Qiran vornimmt, ohne Umra sich nach Arafat begibt , darf nicht mehr Umra fon setzen. So
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b raucht er kein Opfe r tier als Dankbarkeitserweisung zu schlachten. Da er aber eine Umra, die er vorgenommen hat, unterbrochen hat, muss e r sie nachholen und ein Opfer im Sinne einer Buße b ringen. Tamattu" und Qiran sind für Be sucher außerhalb von Mekka vorgesehen. Bewohner von Mekka oder Vororten Mekkas dü rfen sie nicht vornehmen, denn diese Personen dürfen nicht in der Zwischenzeit zurück zu ihren Fam ilien, aber Ortsansässige keh ren am Abend zu ihren Familien zuruck.
Hedy Ein Schlachttier, das selbst ode r dessen Geldwart zu der Ortschaft "Haram mitgen ommen wird, um Allahs Allerbarmen zu erzielen oder als eine Buße rur e ine n Fehler, bezeichnet man als ~ Hedy" . Dies kann entweder ein mindestens einjähriger Hammel oder ein mindestens sechsmonatiges Schäfchen sein, das ehva wie ein einjähriges Schaf ausschaut. Ein Cünljähriges Kamel oder zweijährigen Rind darf man auch schlachten, wobei es egal ist, ob die Tiere männlich oder weiblich sind. Sie müssen dieselben Eigenschaften t ragen, die die üblichen Sch lachttiere im Allgemeinen tragen müssen. K
Als Nehdy ist Kamel oder Rind zu bevorzugen. Man kann entweder ein SchJachttier direkt als Hedy bezeichnen oder eine Andeutung vornehmen. Ein Schaf, das man als Hedy erwirbt und direkt nach Mekka schickt, ist als solches gekennzeichnet. Wenn man aber diesen Wunsch nur durch den Kopf gehen lässt, ohne ihn ausdrucklich zu Wort zu bringen oder Schlachttiere, die man ohne besondere Bezeichnung nach Haram schickt, sind a n und für sich auch Hedy. Man darf solche Tiere nicht reiten oder laden, wenn keine besonderen Notsituationen herrschen. Falls sie ih ren Wert einbüßen, soUte man diesen Wert als Almosen abgeben. Man darf die Milch bzw. das Fleisch eines derartigen Schlachttieres nicht genießen, obwohl es normalerweise erlaubt ware. Falls die Kuh Milch abgibt, sollte man diese Milch an die Bedürftigen spenden. PalIs man diese Milch a n Nicht-Bedürftige abgibt, sollte man den Geldwart an die Bedürftige spenden. Anstelle von etwas darf Inan etwas Gleichgestelltes spenden, m::ln rl::lrf 'r 1':11keltochter seiner eige nen Gattin nicht heiraten. Palis jemand mit einer der Obengenannten geschlechtlich Verkeh r hat oder irgendein Körperteil mit Inbruns t hält oder kUsst, wird die Beziehung zu seiner Gattin hanim . Terminologisch bezeichnet man es als ~ Hu rmat a lMusähara". Eme Frau darf den Vater ihres Ehemannes oder den Sohn oder das Enkelkind aus einer anderen Beziehung nicht heiraten. Eine solche Trauung ist für ewig ausgeschlossen. Falls es doch zu einer unerlaubten Beziehung oder eine r inbrünstigen Annäheru ng gekommen ist, wird die Beziehung zum Ehegatten haräm. Ein Mann d
Individuell e Verpfl icht ungen Die Menschen haben Verpflichtungen gegenüber ihren Körpern und Seelen. Die wesentlichsten davon sind: L Kö rperpflege Für jeden Menschen ist es elforderlich, em ,"' ~.J p
'Um{ sei allfndit iB, wie dir 6eJofi{en worfen ist!" [ai-Sura,
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Dieser Vers be tont, wie wichtig die Aufrichtigkeit ist und welch großer Wert ihr im Islam beigemessen wird.
Ita 'a (Gehorsam) Ita'a (Gehorsam) bezeichnet das Einhalten de r Befehle eines Vorgesetzten, die mit der Religion im Einklang stehen . Auch die Einhaltung der Befeh le Gottes sind Ita'a, und das menschliche Glo.ck hängt eng mit diesem Gehorsam zusammen. Das Gegenteil davon ist Isyan, d.h. Ungehorsam. \Ver sich gegen die Befehle Gottes aunehnt, ist ein Sünder und e in Mensch , der sich selbst in Gefahr begibt . Im Koran heißt es in diesem Sinne:
"qefiorenet qott Ima geliorcliet aem qesallaten Il lIa
aeu rßeJefilSfia6er
Im ter ellen!"
[an -:Nisa: 59}
Itimäd (Vertrau on) Itimäd (Verlrauen) bedeutet sich vertrauen und sich sicher fühlen bzw. sich von etwas herzlich überzeugen. Gewi.nnen d e s allgemeinen Vertrauens ist ei n großer Erlolg. Gesellschaftlicher Erfolg und Erfolg der Gesellschaften hängt sehr eng mit diesem Vertrauen unter den Individuen der Gesellschaft zusammen. Das Gegenteil davon heißt Chiyana (Betrug}, was seh r schlimme Folge n hat.
Iqtisä d (Wirtschaftlichkeit) Iqtisad (Wirtschaftlichkeit) bedeutet die Ausgewogenheit in jeder Hinsicht. In der Terminologie wird dieser Begriff eingesetzt , um die Vermeidung ausgiebiger Ausgaben auszudrucken, wobei darunter auch das Gegenteil, nämlich d a s Auslassen notwendiger Ausgaben, zu vers tehen ist . Jeder, der diese goldene Mitte einschlägt, kan n wirklich ein bequemes leben führen. In einem Hadith heißt es:
"Wer die 'MIirtsefiaftfiefiligit einfiä{t, wira niemalS arm werdell. ~ Entgegengesetzte Begriffe dazu sind Ver schwendung, Verausgabung beim Essen , Trink en, bei Kleidern oder in allen Angelegenheiten, was auch im Islam verpönt ist und die Gesellschaft in den Verfall führt. Deshalb heißt es im Ko-
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•v,urseil! ,ticlit 'verscliwem!eriscli, (fe'lll 'Er fie6t T!iclit tfie 'f}erscliwentfer!" {af.)f.T! 'am, 141}
Ein weitere r Gegensatz dazu bildet t aqdir, was darin besteht, dass man m!t Ausgaben geizt, die unbedingt zu machen sind, was auch falsch ist. Ulfa (Vertrautheit)
Ulfn (Vertrautheit) be7..eichnet die Pflege gesellschaftlicher Kontakte zu eben· bü rtigen Personen. Die Menschen dürfen nicht allein leben, so müssen sie Kontakte zueinander pflegen. Ein Mensch mit guten moralischen Eigenschaf· ten pflegt gute Kontakte zu allen anderen und gewinnt ihre Liebe. Diesen Zu· s tand bezeichnet man als "Unsiyya", was sich ungefähr mit Populantät über~ setu:n lässt. Entgegengesetztes Verhalten dazu heißt .. Uzlet", was sich unge· fähr mit Absonderung übe rsetzen lässt und darin besteht, jeglichen Kontakt zu den Menschen abzubrechen. Sowie man nicht mit jedem Kontakt pflegen kann, darf man auch nicht mit allen Menschen gesellschaftlich verkehren. In einem Hadith wi rd betont: .Der Gläubige pflegt Kontakte, und zu ihm werden Kontakte gepflegt. Der Mensch, der zu niemandem Kontakt pflegt oder durch niemanden Kontakt erhält, ist kein gute r Gläubiger. Der beste Mensch unter den anderen ist der~ Jenige, der den Anderen wohlgesonnen ist." Amniyya (Vertrauenswü rdigkeit)
Amniyya (Vertrauenswürdigkeit) bedeutet zusätzlich zur Vertrauenswürdigkeit auch die gute Eigenschaft, die sich aus Aufrichtigkeit ergibt. Ausnutzung der Vertrauenswürdigkeit ist ein Zeichen der Heuchelei (arab. Niffiq) . In einem berühmten Hadtth heißt es;
.([JeT! J1cuclifer ed(fllllt man an arei 9tterfunaum: !Er (üut,
'Weil"
er spriclit.
'Lr liäft es lIiclit ein, wenn er verspriclit um! er liinterBent, wenn rlim etwas aT/vertraut 1vinl" Insäf (Gerechtigkeitssinn)
Insäf (Gerechtigkeitssi.nn) bezeichnet ein Verhalten nach Gerechtigkeit und Erkennung der Wahrheit. GereChtigkeitssinn ist eine Charaktereigenschaft seriöser und gutmütiger Menschen. Das Gegenteil davon ist Zulm, d.h. Unterdrückung bzw. Unrecht oder Aberkennung des Rechten. In einem Hadtth heißt es;
.([)er S;,rn ßir qerecfit iulhi Bilmen, Islamischer Karccrosml.l.5
Er ließ die Qaaba bereinigen. Alle Götzen \vurden vernichtet. Viele Mekkaner kamen vorbei und ergaben sich Allah. Es wer eine friedliche und stille Revolution. Feinde Muhammads wurden seine besten Freunde. Er verweilte nur ein paar Tage und kehrte nach Medina zurück. Absc hieds-Hadsch Im 10. Jahr der Hedschra machte sich unser Prophet mit 40.000 Mann au f den Weg nach Mekka . 100.000 Muslime vollzogen die Große Hadsch an einem Freitag. An dieser Pilgerfahrt hielt Muhammad eine hinreißende Predigt, die als Abschiedspredigt berühmt \vurde. Diese Predigt wurde mit einer Frage beendet. Muhammad fragte dreimal, ob er den Menschen ihre Religion verkündet habe, was ebenfalls dreimal durch die Menschenversammlung mit ,.Ja" beantwortet wurde. An diesem Abend wurde der allerletzte Vers Korans geoffenbart:
.,J[eu.t.e fia6e icfi eucn eure 1?fugion vervofJJ{pmmllcLi
N
Dieser Vers ist ein Beweisstück dafür , dass der Islam die allerletzte und eine vollkommene Religion ist. Andererseits war dieser Vers auch ein Zeichen dafür, dass Muhammad seine Berufung vollendet hatte. Übergang Muhammads ins Jenseits
Ein Jahr später wurde Muhammad durch eine Gastgeberin namens Zainab, die Tochter von Härith , vergiftet. Muhammad nahm einen Bissen von der vergifteten Speise und bemerkte durch Gottes Gnade, dass sie vergiftet war. Er warnte alle Anwesenden davor. Die Mitmenschen de r Verschwörerin wollten sie auf der Stelle umbringen, aber Muhammad verzieh ihr, woraulhin auch sie zum Islam übertrat. Im Alter von 63 Jahren wurde unser Eh renwerter Prophet sehr krank. Nach einer herzergreifenden Predigt, die er auf der Heim reise nach Medina von seiner letzten Pilgerfahrt vor mehreren Tausend seiner Gerahrten hielt und in der er ihnen Ratschläge für ihr Wohlergehen und ihre Glückseligkeit nach seinem Ableben erteilte, nahm Gott seine reine Seele schließlich für immer bei sich aur. Nun hatte er die allerhöchste Stufe spiritueller Vervollkommnung erreicht.
Feinheiten islamischen Glallbens
••• Sofo.nge eiTt gfiiu6ilJer etwas, was er fie6 t, "iclit allcli seinem ?dit6ruaergtiTlIIL, ist sein gfo.l/5e nicl!t vo[[f(pmmen.
• •• 9t1einew vcröaet Lärufer.
• •• gi5 das }Invertraute zuriicl(.
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Ulld verrate /liefit jemGlufen, der ({jefi 'flerraten liat .
• •• (]Jestefien auf'Fre ulIl{scnaft zeugt vom qfo.u6cll.
••• QJer eclite 'fJerfierer ist derjeniEJe, d'er sein jenseits vertiert, um d'as ([Jiesseits eines anaeren zu retten.
••• 'Freue dien ü6er die Pfage eines al/(feren. So 1«1II1l }ltIali es ilim erspa ren 1I1ld' dicli damit pnifetl.
•• • }Im selilleffsten a6gereclillet 'lVinf die Vnterd'nlcli...u1lEJ.
•• • rBescliehfenlieit ist IIl1end'{jclier Scliatz.
Moral Das Moralverständnis unseres Propheten e n ts prach genau dem Koran. Es war ihm gelungen, aBe schönen Eigenschaften, die der Koran beschreibt, in sich zu einen. Es gibt keine zweite Person , die ein derart hohes Moralverständnis hatte. Deshalb wird Ihm im Koran attes tiert, dass Er entsant wurde, um die Moral zu velVollkommnen. Diese Tatsache unterstreicht Er selbst mit einer Überlieferung:
feli 'Wurd'e entsalldt, um die mOYallSclieli Sen(j1llieit_e1I z u vervolll{pmmrtell.
So gelang es Ihm die schönsten, moralischen Eigenschaften in seine r Persönlichkeiten zum Ausdruck zu bringen und er ver half denjenigen, die Ihm folgten, zum Niveau der Engeln.
Wissen und Weisheit Allah gewährte unserem Propheten durch Seine Offenbarung und Intuit ion zu diversen Tatsachen und weitem Wissen sstand. Niemand darf sein Wissen und seine Weish eit ü be r t reffen und wird auch nicht dazu in der Lage sein. Er beherrsche Ju risprudenz älterer Religionen, Geschichten alter Völke r, Politikwissenschaften und andere h öhere Künste . Die religiösen Institutionen, die er zum Leben rief, zeugen davon. Er hatte keine schulische Bildung und war Analphabet. J eder wusste es , dass e r Analphabet war. So ist sein Wissen ein wirkliches, himmlisches Wunder. Wie darf man dann bezweifeln, dass er durc h göt tliche Offenbarung belehrt wurde und dass e r ein großer Prophet war.
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6mer Nasuhi Bilmcn. Islamischer Katechismus
Sauberkeit Unser Prophet schätzte Reinheit und Sauberkeit sehr. Er legte großen Wert auf körperliche pnege und seine Sauberkeit war einfach nicht zu übertreffen . So heißt es in einer Überlieferung: "scfiätzell Sie Sau6erfi!it sefir fiocfi, aenll Jle is{amiscfie ~1i9ioll 6enllit darauf 'Vru{ 1/ur Sau6erellgefallOeu ins Paradies. " Sein Körper duftete sehr schön, was angeboren war, aber e r pnegte auch, schöne Düfte einzusetzen.
Freiz ügigkeit Unse r Prophet war sehr gebefreudig und freizügig. Er ließ keinen einzigen Bettler mit leeren Händen weggehen. Falls er nichts zu spenden hatte, bor gte Er sich von seinen Gefährten aus oder bat den Mann, am nächsten Tag wieder zu kommen. Dem Nicht-Muslim Safwan Ibn Hunain, der die Kamele bewunderte, schenkte Er gleich hundert StUck. Safwan meinte daruber, dass seine derart große Gebe freude nur von seinem Prophetentum zeugen kann und bekannte sich zu Islam.
Sanftmut Unser Prophet war sehr sanftmütig und vergebend. Er wusste es, seinem Ärge r Herr zu werden. Er war sogar bereit, Menschen zu verzeihe n , die auf sein Leben zielten. In Uchud war eine r seine r Zähne gebrochen und sein Gesicht war blutUberströmt. Trotzdem betete Er: .. 9o'tein :;{err! Leite meill 1Iofltreclit, Jenn sie sinJ u111vissel1tf!" Den Mitmenschen, die fragten, wieso Er sie nicht verwünsche, ant"'o'Ortete e r: ,.Jen 6ill 71icfit zum lIenvürrsclien 6estimmt.
Jen 6if! 6enifen, :MCIIscfieu auf Jef! 'TlIeg )l[{alis, aufden nclititJell Weg einzuleiten . ., Seine Vergebungsbereitschaft gege nübe r den Bewohnern vo n Mekka am Tag der Befreiung ist ein Beweis dafü r, wie großzügig Er war.
Anstand Unser Prophet war hinsichtlich seiner Anlage und religiösen Anstands allen Menschen überlegen. Er unterbr ach n iemandem das Wor t und vermied lange ins Gesicht zu schauen . Alles, was nicht schön auszusprechen war ode r wofür man sich schämen könnte, druckte er euphemisch aus. Falls Er etwas hörte,
Feinhellen islamischen Glauben$
Umgirngllchkeit, 445 Umra 319 339 unbekräft1gte Tradition, 61 UnfehlbarlCt!llt, 441 ungü ltig, 63 Unreinheit, 65
14.
Wam',373
Welshelt~ 433 WertsChah::ung, 443
Willen.utärke 449
WirlschaJUichkeit, 427 Witr·Gebet,
13~
166
Wochenbett, S ·r Woh l 434 Wahrge/allen, 436 Wucher, 387 Wugüd, 19 WiiNle, 448 YaQüq,3S zah'li. 363 Zabicha, 363 Zacharias, 466 Zakät, 289
Zamzam, 338 .\:'kr, 125 Ziman, 344
Zuhd,373
IW lässig. 62 Zu fqa.rnain.( 464 Zu lqiJ1, 46.:> ZUWendung, 447 Zwel(el$toge, 246
.\:wel1en Morgendämmerung, 251 Zwischenblurung, 87, 89