OTTO ZIERER
BILD DER JAHRHUNDERTE EINE WELTGESCHICHTE IN 19 EINZEL- UND 11 DOPPELBÄNDEN
ALLAHS FLAMME Unter diesem Ti...
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OTTO ZIERER
BILD DER JAHRHUNDERTE EINE WELTGESCHICHTE IN 19 EINZEL- UND 11 DOPPELBÄNDEN
ALLAHS FLAMME Unter diesem Titel ist soeben der 14. Band der neuartigen Weltgeschichte erschienen. Dieser Band behandelt das siebte nachchiistliche Jahrhundert
Stürmisch vollzieht sich gegen Häretiker, weltliche Machtansprüche und kriegerische Bedrohung das organische Wachstum der christlichen Kirche. Aber noch sind die Dogmen nicht endgültig festgelegt, die innere Verfassung nicht vollendet und das Verhältnis zwischen Staat und Kirche ungeklärt. Da — mitten im Gären, Entfalten — bricht gleichsam aus dem vulkanischen Boden der Zeit das Feuer des Islams. Mit dem Jahre 622 tritt die mohammedanische Religion als das dritte der Elemente einer zukünftigen Welt neben Antike und Christentum.
Auch dieser Band ist in sich vollkommen abgeschlossen und enthält wieder ausgezeichnete Kunstdrucktafeln und zuverlässige historische Karten. Er kostet in der herrlichen Ganzleinenausgabe mit Rot- und Goldprägung und farbigem Schutzumschlag DM 3.60. Mit dem Bezug des Gesamtwerkes kann in bequemen Monatslieferungen jederzeit begonnen werden. Auf Wunsch werden auch die bereits erschienenen Bücher geschlossen oder in einzelnen Bänden nachgeliefert. Erschienen ist seit Dezember 1950 monatlich ein Band. Prospekt kostenlos vom
VERLAG SEBASTIAN LUX • MURNAU/MÜNCHEN
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Kurt Vethake
Der Zauberer von Menlo Park
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Mannfred Mann
Digitally signed by Mannfred Mann DN: cn=Mannfred Mann, o=Giswog, c=DE Date: 2005.01.29 16:57:41 +01'00'
VERLAG SEBASTIAN LUX * MURNAU / MÜNCHEN
brandrot schlugen die Flammen aus dem Dach der Feldscheune. B.Die Feuerglocke auf dem Pfarrturm von Milan hetzte die Menschen aus den Häusern. Der Junge, der die Scheune für seine physikalischen Spielereien benutzt hatte, war aus seiner Ohnmacht erwacht. Entsetzt sprang er auf. Hatte es nicht eben eine Explosion gegeben? Aber es war keine Zeit zum Nachdenken. Der beißende Rauch ließ den Knaben nach Luft ringen. Er war einer neuen Ohnmacht nahe. Schon brannte die rechte Seitenwand, schon hatte das Feuer auch die Dachsparren erfaßt. In wenigen Minuten würde die ganze Scheune in Flammen stehen. Keuchend, nach Atem ringend, tränenden Auges taumelte der Junge vorwärts und suchte den Ausgang. Das Gesicht war rußverschmiert. Das blonde Haar hing ihm wirr in die hohe Stirn. Der sonst so gern lächelnde Mund war vor Anstrengung und Schmerzen fest zusammengepreßt. Als er endlich ins Freie stürzte, war der schmächtige Körper von Brandblasen gezeichnet. Verständnislos blickte der Knabe auf die Menschen, die über die Felder kamen. Ganz Milan schien auf den Beinen zu sein. „Da ist der Brandstifter!", schrie plötzlich einer aus der Menge. Der Junge sah, wie sich alle Blicke auf ihn richteten. Dann fühlte er sich von rohen Fäusten gepackt und mit harten Schlägen vorwärts getrieben. Es bildete sich eine Gasse, die aus schlagenden Fäusten zu bestehen schien. Solcherart ging es bis zum Ringplatz, wo die öffentliche Züchtigung erfolgte. Der Junge war viel zu müde und abgestumpft, um noch Schmerzen zu empfinden. Aber er litt unter der Schande, daß man ihn vor den Augen aller Bürger, vor dem Bürgermeister, dem Pfarrer und Lehrer geschlagen hatte wie einen Dieb. Und daheim erwartete ihn außerdem der Ingrimm des Vaters. Nie würde der Junge dieses schreckliche Erlebnis vergessen. Zeit seines Lebens würde er an diesen Vorfall denken, der das Resultat seines ersten physikalischen Versuches war. In kindlicher Einfalt hatte er ihn gewagt. Dennoch sollte ihn nichts davon abbringen, seine Versuche fortzusetzen, die er in seinem sechsten Lebensjahr so verhängnisvoll begonnen hatte. Der Name des Jungen war Thomas — Thomas Alva Edison.
Thomas Aha Edison war am 10. Februar 1847 in Milan im Staate Ohio geboren worden. Seine Eltern sahen mit Sorge, daß ihr Sohn schwächlich und klein blieb. Das war um so auffälliger. als die Edisons seit jeher groß und kräftig gewesen waren. Samuel Edison, der Vater, maß, ebenso wie der Großvater, der in einer Streitsache aus Kanada in die USA geflüchtet war, gut seine sechs Fuß in der Länge. Der Vater war der einzige, der sich nicht sorgte, als der kleine Tom zunächst nicht größer werden wollte. Und Toms spätere Entwicklung gab ihm recht. Als Tom eben sieben Jahre alt war, übersiedelten seine Eltern in das dreißig Meilen entfernte Port Huron, wo der Vater ein Geschäft eröffnete. Samuel Edison handelte mit Lebensmitteln, Getreide und Holz. Man sagte, daß er die besten Schindeln in ganz Amerika verfertigte Sein Vertrauen zu Tom war bewundernswert. Überhaupt herrschte zwischen Vater und Sohn ein gutes Verhältnis, das auch der Brand der Scheune und die Schadenssumme, die er dafür hatte entrichten müssen, nur vorübergehend zu trüben vermochten. Fühlte er, daß in dem Jungen etwas Besonderes steckte? Jedenfalls erlaubte er ihm, sich im Keller seines Hauses in Port Huron ein kleines Laboratorium einzurichten. Dieses Laboratorium ließ Toms Mutter in der ständigen Angst leben, daß das ganze Haus eines Tages in die Luft fliegen könnte. Dabei hatte ihr Tom feierlich versprochen, daß nie wieder etwas Derartiges geschehen werde. Mutter Edison war schottischer Abstammung. Sie war es, die Tom. der nur drei Monate die Schule besucht hatte, das notwendige Wissen vermittelte. Von ihr hatte er auch die Liebe zu den Büchern. Als Tom zwölf Jahre alt war. wurde er „train-boy" und verkaufte Obst und Erfrischungen in den Zügen der Michigan-Bahn. Später waren es Zeitungen, die er sich in der Druckerei in Detroit beschaffte. Bei Ausbruch des Bürgerkrieges zwischen den Nord- und Südstaaten war Tom gerade vierzehn Jahre alt. Natürlich lieferten die wechselvollen Kämpfe zündende Schlagzeilen zum Ausrufen. Nur fand Tom, daß die Leser viel zu spät in den Genuß der Nachrichten kamen. Eines Tages hatte Tom einen großartigen Einfall. Lärmend ratterte der Zug durch die Landschaft, die sich zwischen Kanada und der Union erstreckt, vorbei an den unzähligen Seen, die den frischen Duft von Wasser, Wiesen und Schilf verströmen. Utica! Reisende stiegen ein und aus. Eine Rauchfahne von sich
stoßend, brauste der Zug weiter, vorbei an Kiefern- und Birkenwäldern, jiber Brücken und Dämme. Aus dem Sumpfgelände erhoben sich Nebelwolken. Ein Schwärm Wasservögel flog nordwärts. Mont Clemens! Wieder ein kurzer Halt, und wieder begannen die Räder zu kreischen. Dazu erklang Toms helle Stimme: „Zeitungen! Kauft Zeitungen! Die neuesten Nachrichten vom Kriegsschauplatz! Zei—tun—gen!" Unterwegs lauschte Tom Edison den Gesprächen der Fahrgäste, hörte zu, was sie über den Krieg und die Zeit sprachen und wie sie jeden neu hinzukommenden Reisenden begierig aushorchten. Es war kurz vor Port Huron, als Tom aufgeregt in den Packwagen kam, wo er sich stets die Zeitungen zurechtzulegen pflegte. „Mister Webster! Ich habe eine Idee!" Der alte Schaffner blickte überrascht auf: „Was gibt's, Tom? Spinnst du wieder?" „Mister Webster! Ich werde eine Zeitung herausgeben! Die Leute im Zug wollen die neuesten Nachrichten! Ich werde sie ihnen bringen! Ich habe auch schon einen Namen für meine Zeitung... Großer Reisebote — Grand . . . Trunk . . . Herald! Ein guter Name, nicht wahr? Und hier im Packwagen werde ich sie drucken!" Tom erhielt von der Eisenbahnge«ell