Die Entstehung und Entwicklung der Syllogistik bei Aristoteles
Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades de...
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Die Entstehung und Entwicklung der Syllogistik bei Aristoteles
Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Philosophischen Fakultät der Universität zu Köln
vorgelegt von
Michael Silnizki aus Charkov Köln 1988
Dissertationsdruckerei F. Hansen, Luxemburger Str. 72, 5000 Köln 1, Tel. 445563
Berichterstatter:
Prof. Dr. E. Vollrath Prof. Dr. Dr. h.c. R. Kassel
Tag der niündlichen Prüfung:
12.11.1988
I
Inhalt
I
Einleitung
1
II Erster Teil. Die Entstehung der Syllogistik Erster Abschnitt. Aristoteles und Platons Ideenlehre 1. Die Welt des Werdens und Vergehens 2. Der Identitätsbegriff
16
18 18 20
Zweiter Abschnitt.Die phänomenologische Logik des Protagoras 1. Platon und Protagoras
25 25
a) Der homo-mensura-Satz 27 b) Die Interpretation 29 2. Protagoras' Begriff von Phainomenon 35 a) Das wahrnehmbare Phänomen 35 b) Die Doxa und das Phainomenon 37 a) Die Heilkunstanalogie 37 ß) Die Allodoxia 40 3. Aristoteles als Gegner der phänomenologischen Logik 42 I
I
a) Doxa und ,4'W0,MEVOV b) Sophistische Logoi
rtVl.
42 45
III Zweiter Teil. Die EntwiCklung der Syllogistik
48
1. Dialektik und Syllogistik a) Das Telos der Aristotelischen Dialektik
48 51
b)
/\01'/1.65 6'v,uor"6'l"of und der analytische Syllogismos a) Platons Dihairesis und Aristoteles' Dialektik ß) Zwei syllogistische Verfahren
57 57 62
II
2. Die ontologische Struktur der syllogistik 67 a) Die ~Vta. der syllogistik 67 CI) TJ. /4tt'fNJJ 67 ß) Die Bezeichnungsweise des Pragma 71 b) Das Wesen des analytischen Verfahrens und die "vierte Schlußfigur" 75 3. Die erkenntnistheoretische Struktur der Syllogistik 78 ", "1"1 n/~ ,,\C' s-r 78 a) Das Aporema OVOIV t'a."~OHQ,L '7 Q. OH'IV' CI) Epagoge und Apodeixis 78 ß) Episteme und Doxa 85 b) Abgrenzung der analytischen Doxa gegen Apodeixis und Epagoge 95 95 CI) Drei Arten der Analysis ß) Die analytische Doxa 104
I,
IV
Schluß
110
V
Literaturverzeichnis
113
1
I
Binleitung
Aristoteles,
im Mittelalter einfach "der Philosoph"
genannt und von Kant als "scharfsinniger Mann"l gewürdigt, ist für verschiedene strömungen der Gegenwartsphilosophie nach wie vor eine Grundlage und unentbehrlicher Bezugspunkt. Trotz seiner bedeutenden Stellung bleibt das Gesamtbild des Aristoteles jedoch "zu unbestimmt und in gewisser Weise zu starr,,2. Diese von einem bedeutenden Aristoteleskenner 1952 geäußerte Meinung bleibt auch heute noch aktuell. Sie betrifft insbesondere den Bereich seines Philosophierens, dem sich diese Dissertation widmet. Das Hauptanliegen der Dissertation ist es, das Wesen der Aristotelischen Syllogistik aufzuzeigen, das von der modernen Aristotelesforschung oft verkannt worden ist.
I
In
seinem
monumentalen
Werk
"Die
Syllogistik
des
Aristoteles" vertritt Heinrich Maier die Auffassung: "Der Syllogismus ist das Ergebnis einer eristischen Epoche. Seine Entdeckung fällt in eine zeit, in der die Wissenschaft um ihre Existenz kämpfen muß. ,,3 Er fügt dabei sofort hinzu: "Zwar in den logischdialektischen Schriften des stagiriten spürt man wenig von dieser Stimmung. Hier stellt der Philosoph mit der sachlichen Unbefangenheit des Technikers die Formen zusammen, in denen wahres Denken sich gewinnen und fassen läßt. Er folgt dem Gegner auf den Irrwegen seiner Argumentation, um den eristischen Scheinkünsten das Gebahren einer anständigen Dialektik entgegenzusetzen. Und über die Sphäre der dialektischen Wahrscheinlichkeit zeigt er dem Leser ein anderes Land, das Reich der streng methodischen Wissenschaft. Aber wir erinnern uns, daß da, wo Aristoteles die 1 Kant, I., KdrV BI07.
2 Gigon, 0., Aristoteles-Studien I., Museum Helveticum 9 (1952), S. 113. 3 Maier, H., Die Syllogistik des Aristoteles, 3 Bände, Tübingen 1896-1900, 11 2, S. 1.
2
Grundlage der Logik und des Wissens zu sichern sucht, die Polemik gegen die Gegner, welche das philosophische Gewissen der Zeit vergiften, in voller Schärfe hervorbricht. ,,4 Dieser Erklärung der Entdekkung der Syllogistik durch Aristoteles liegen Voraussetzungen zugrunde, die erst noch ausgewiesen werden mußten. Die Grundannahmen sind die, daß die Syllogistik ein rein technisch-methodisches Verfahren ist, daß sie aus diesem technisch-methodischen Bedürfnis der 'Eristik' - ihren Ursprung hat und daß sie daraus auch vollständig verständlich gemacht werden kann. Daß die syllogistik ein rein technisch-methodisches Verfahren darstellen soll, ist aber erst ein Ergebnis der Entwicklung in der Zeit nach Aristoteles. Maiers rntetpretation setzt somit voraus, was erst Ergebnis - und nicht der Ursprung der Aristotelischen Syllogistik - ist. Nun meint Heinrich Maier zugleich, Aristoteles suche eine doppelte Methode. "Zunächst ein kunstgerechtes Verfahren für die dialektische Unterredung, für die weniger straffe ••• , das die wissenschaftliche Untersuchung vorzubereiten vermöchte, zugleich aber auch dem Dialektiker die Waffen in die Hand gäbe, im Redekampf selbst den Gegner zu bewältigen. Wichtiger ist doch die andere Aufgabe: eine Methode zu finden, mittels der in streng begründender Entwicklung eine notwendige, exakte Wissenschaft, ein ewig gültiges definitorisches Wissen erzielt würde" 5 • Die Syllogistik impliziert also eine doppelte Methode: a) "eine anständige Dialektik,,6 als ein Verfahren für die dialektische Unterredung und als Vorbereitung für wissenschaftliche Untersuchung sowie b) eine Methode für die Erzielung eines strengen und notwendigen Wissens.
4 Maier, a.a.O., S. Ir. 5 Maier, a.a.O., S. 70. 6 Siehe Anm. 4.
3
Eine solche Deutung des Wesens der Aristotelischen Syllogistik wird von der modernen Aristotelesforschung zwar mit unterschiedlichen Akzenten, aber dennoch insgesamt weitgehend anerkannt. Man pflegt nämlich das Wesen der Aristotelischen Syllogistik entweder (1) im Anschluß an die eristische Sophistik oder (2) aus der Perspektive der Platonischen Dialektik und der sogenannten dialektischen übung oder schließlich (3) unter gleichzeitiger Berücksichtigung der beiden zu betrachten. So stellt Ernst Kapp beispielsweise fest, daß "Aristoteles' syllogistisches Interesse zunächst nicht dem wissenschaftlichen Betrieb im engeren Sinne, sondern der dialektischen übung und der Eristik gegolten hat und daß er von daher die Richtungslinie für die Auffassung jedes 'Syllogismus' mitbrachte,,7. Für E. Kapp "besteht also genauso wie für H. Maier kein Zweifel daran, daß Aristoteles die Grundsätze für die Auffassung "jedes syllogismus" von der dialektischen Übung und der eristischen Sophistik mitbringt. Dieser Auffassung schließt sich auch Klaus Oehler an: "Es ist das große Verdienst von Ernst Kapp ••• nachgewiesen zu haben, daß die Aristotelische Syllogistik, das Kernstück der Aristotelischen Logik, nicht das Ergebnis einer Reflexion auf die Form des Denkens des Einzelsubjekts ist, sondern auf einer methodologischen Analyse des Ganges der philosophischen übungsgespräche beruht, wie sie nach dem Vorbild der Sokratischen Dialektik in der Akademie gepflegt und dort in den Rang einer regelrechten philosophischen Propädeutik oder Gymnastik erhoben worden waren 11 8 • Wenn nun "jeder Syllogismus" ausschließlich "auf einer methodologischen Analyse des Ganges der philosophischen übungsgespräche beruht", so stellt sich die Frage: Inwieweit enthält die syllogistik dann überhaupt eine doppelte Methode? 7 Kapp, E., Artikel 'Syllogistik', RE IV AI, 1931, S. 1058. 8 Oehler, K., Die Lehre vom noetischen und dianoetischen Denken bei Platon und Aristoteles, München 1962, S. 14.
4
In seinem Buch "Der Ursprung der Logik bei den Griechen" führt E. Kapp aus: "Nach Aristoteles gibt es zwei Arten von Syllogismen, den dialektischen und den sogenannten "apodeiktischen" Syllogismus. Der apodeiktische Syllogismus ist der syllogismus, welcher einen Beweis erbringt und ei,ne Schlußfolgerung auf wissenschaftliche Weise zieht, d.h. auf eine Weise, die Erkenntnis bringt und nicht nur dem Gesprächspartner Zustimmung abzwingt, wie der dialektische Syllogismus es tut oder zu tun versucht. Wir besitzen von Aristoteles drei Abhandlungen über syllogismus. Von den drei Abhandlungen enthält eine die ••• Vorlesung über den dialektischen Syllogismus, die Aristoteles aus Gründen der Zweckmäßigkeit 'Topik' nannte.... Außerdem besitzen wir von Aristoteles eine Abhandlung über den apodeiktischen Syllogismus, die sogenannten "Analytica posteriora,,9. E. Kapp schließt sich somit Maiers Auffassung an, daß die Syllogistik eine doppelte Methode enthält. Die eine findet man in der Topik, einer Vorlesung über den dialektischen Syllogismus, die andere in der 2. Analytik, in der Abhandlung über den apodeiktischen Syllogismus. Die beiden Methoden unterscheiden sich, so heißt es, dadurch voneinander, daß die AUfgabe des dialektischen Syllogismus' lediglich darin bestehen soll, dem Gesprächspartner die Zustimmung abzunötigen. Der apodeiktische syllogismus beansprucht dagegen noch zusätzlich, wissenschaftliche Erkenntnis zu erzeugen. Der in der Topik dargestellten Methode wird also die Fähigkeit der Erzielung einer wissenschaftlichen Erkenntnis abgesprochen. Und so kommt es auch dazu, daß Aristoteles laut E. Kapp die Vorlesung über den dialektischen Syllogismus nur sozusagen "aus Gründen der Zweckmäßigkeit 'Topik' nannte". Die Begründung: "Der Name bedeutet nicht viel, nur daß die 9 Kapp, E" Der Ursprung der Logik bei den Griechen, Göuingen 1965, S. SC.
5
Abhandlung eine Art "Nachschlagewerk" ist, um etwas zu finden, nämlich, wenn Aristoteles es auch nicht ausdrücklich sagt, um Beweisgründe zu finden."lO Dieser Auffassung muß widersprochen werden. Die Topik ist aus zweierlei Gründen eine Vorlesung über eine Methode, die durch und durch eine wissenschaftliche Erkenntnis zu gewinnen beansprucht: a) Wenn die Topik nach E. Kapp eine Abhandlung, "um die Beweisgründe zu finden", darstellt, so ist das nur die Bestätigung dafür, daß sie eine Methode der wissenschaftlichen Erkenntnis ist. "Wir glauben ein jedes einfachhin zu erkennen ••• , wenn wir die Ursache, wodurch das Pragma ist, zu wissen glauben."ll b) Wenn es die Aufgabe der Topik ist, eine Methode zu finden, die Aristoteles im Anschluß an Platon .r1.Q,~&IGr~I(' c/"iDoloJ ) 12 nennt, so kann diese unmöglich nur eine Art "NaChschlagewerk" sein. Denn die Platonische Dialektik ist die Methode der Ideenerkenntnis im ganzen, also im hohen Maße eine wissenschaftliche Methode, und sie ist die Wissenschaft von den Ideen. Auch wenn Aristoteles mit seiner Dialektik keine Ideenerkenntnis beabsichtigt, weil nach seiner Meinung die von der sinnlich wahrnehmbaren Welt abgetrennten Ideen nicht existieren, so kann man zumindest davon ausgehen, daß er den Anspruch stellt, mittels seiner Dialektik eine bestimmte wissenschaftliche Erkenntnis zu erlangen. Anderenfalls hätte nicht Aristoteles den Topik-Vorlesungen den anspruchsvollen Namen 'Dialektik' gegeben. Aristoteles zitiert die ro,,,,,'/' oft unter ihrem heutigen Titel, dann auch als rt\, !"E.f)o6t",A" EV Z'o'J- ha).tK.Z'I-
K.Or!" EV ci /T,oQ,r~Q,m~ ~ij rot{ :1',rnuf.13 •
10 Kapp, a.a.O., S. 9.
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47
Was nämlich vom Symbebekos als wahr ausgesagt wird, muß vom PraCJIDa nicht unbedingt auch als wahr prädiziert werden. Nur bei dem, was gemäß der Ousia zustandekommt, ist auch diese Identität zwischen den beiden vorhanden 128 • Die sophistischen Logoi, sofern sie auf das Zufällige gehen, erweisen sich nach Meinung von Aristoteles für jede Art der Erkenntnis als untauglich. Resümee: Die Auseinandersetzung mit der Platonischen Kritik an der sophistik und mit der phänomenologischen Logik des Protagoras führt Aristoteles zu zweierlei Konsequenzen: a. Aristoteles lehnt im Anschluß an seinen Meister die sophistische Doxa als eine Erkenntnis des bloßen Scheins und des Nicht-Seienden kategorisch ab. Die Begründung: Protagoras macht die Doxa zu einem Zugrundeliegenden und dadurch alles zu einem Relativen, weil nämlich dem Erkenntnisobjekt der Ooxa, dem Phainomenon des Protagoras, kein Hypokeimenon zugrundeliegt. Jedes Phainomenon ist ja ein I ( ' ti ert nur l.n . . '~LV0I"f.VQV nVI, und es exl.S sel.ner Beziehung auf die Ooxa und die Aisthesis, so daß nichts geworden ist noch werden kann, sofern es nicht jemand vorher gemeint hat 129 • Die Ooxa des Protagoras erweist sich demzufolge selbst als eine Ousia. Eine so verstandene Doxa wird von Aristoteles zu einem Scheinwissen degradiert und verworfen. b. Die Doxa, die keine sophistische mehr ist, wird allerdings von Aristoteles grundsätzlich als eine Art Erkenntnis anerkannt. Aristoteles hebt somit bewußt den Anspruch der Platonischen Episteme auf, allein alle Erkenntnis zu sein. Der Grund liegt darin, daß Aristoteles der sinnlich wahrnehmbaren Welt den Rang des Seienden verleiht und somit die Pluralität dessen, was ist, ausdrücklich bejaht. Weil aber die Platonische Episteme reine Ideenerkenntnis bedeutet, sieht Aristoteles sich gezwungen, in der Suche nach 128 Vgl. Soph. el. 179a36-bl. 129 Siehe Anm. 114.
48
einer anderen Erkenntnis, welche die Welt des Werdens und Vergehens zu begreifen vermag, die Doxa als eine Art Episteme anzuerkennen. wie und inwiefern diese Ari.toteli.che Doxa .~erhaupt eine Epi.teme .ein kann, ist die ~r.ge, welche Ari.toteles erst noch beantworten muS. Die Be.ntwortung die.er Frage führt Aristoteles Bur Entdeckung dar syllogistik.
111
zwaiter Teil. Die Entwicklung dar Syllogistik
1. Dialektik und syllogistik Seine syllogistik hat Aristoteles in den sogenannten 'Logischen Schriften' niedergelegt. Die Interpreten der Aristotelischen Syllogistik sind allerdings uneinig darüber, in welchem chronologischen und sachlichen Verhältnis die Bücher der Topik zueinander sowie die Topik (einschließlich die Sophistikoi Elenchoi) zu den beiden Analytiken stehen. Die einen meinen im Anschluß an Christian August Brandis13 0 , "daß die Topik am Anfang der Reihe der Logischen Schriften steht" 13 I, wobei "die moderne Philologie in der Topik ein zusammengesetztes Werk sieht. Besonders die Bücher I und IX, die offensichtlich das Ziel haben, der Lehre von der Dialektik einen Platz in der Gesamtheit der logischen Schriften zu verschaffen, werden von einem so ausgezeichneten Kenner wie H. Maier später als die anderEm Bücher angesehen,,132. Und so glaubt Stocks, zu der folgenden Reihenfolge der Abfassung von
'Logischen Schriften'
130 Brandis, C.A., Über die Reihenfolge der Bücher des Aristotelischen Organons, Abhandlungen der Berliner Akademie 1833, Hist.-philologische Klasse, S. 249-291. 131 Oehler, K., a.a.O., S. 14. 132 Weil, E., Die Rolle der Logik innerhalb des Aristotelischen Denkens, in: Logik und Erkenntnislehre des Aristoteles, Hrsg. F.P. Hager, Darmstadt 1972, S. 137.
49
zu k01l\lllen: "r. Top. I-VI (oder VII), II. An.Pr. I , III. Top. VII-IX (oder VIII-IX), IV. An.pr. II,,133. Die anderen behaupten daqeqen, die Topik sei "weder Juqend- noch Nebenwerk in der loqischen Lehre des Aristoteles. Wenn qewisse Teile auch weit zurücklieqen können, so ist die uns überlieferte Abfassunq wenigstens zeitlich übereinsti1l\lllend Teilen der Metaphysik,,134.
mit
neueren
Die beiden Parteien beqründen ihre Auffassungen mit der Berufung auf die Aristotelische Sylloqistik. Doch die Schlüsse, die sie daraus ziehen, sind sehr unterschiedlich. Alle sind sich zwar darüber einig, daß die Topik die Abhandlung über die Dialektik ist, in der Aristoteles sein dialektisches Verfahren darstellt, und der Gebrauch des Wortes 'syllogismos' ist hier selten. Ob aber diese dialektische Methode eine Grundlaqe für die Sylloqistik ist oder qar Teil des sylloqistischen Verfahrens bedeutet, daran scheiden sich die Geister. Nach Meinunq von H. Maier 135 ist die Topik "zur Gänze vor der Ausarbeitung der Theorie des Sylloqismus abqeschlossen qewesen" • Er beqründet dies damit, daß "Buch VIII und IX der Topik ••. Stellen aufweisen, wo die modi und Figuren des Sylloqismus hilfreich qewesen wären: hätten sie zur Verfügung qestanden", folgert er, "so hätte Aristoteles sie sicherlich benutzt, wie er es beispielshalber in der Analytica posteriora tut,,136. Das Gegenteil behauptet aber E. Weil. In dem oben zitierten Aufsatz, in dem E. Weil sich darum bemüht, die Topik vor dem Vorwurf, sie sei "ein Werk zweiten Ranges" und eine "primitive" oder "niedere" Form der Aristotelischen Logik, zu rehabilitieren, saqt er: "will man in Anlehnung an H. Maier ••• die These aufrecht erhalten, nach der Topik ein Juqendwerk ist, 133 Stocks, I.L., Die Komposition der Logischen Schriften des Aristoteles, in: Logik und Erkenntnislehre des Aristoteles, Hrsg. F.P. Hager, Darmstadt 1972, S. 81.
134 Weil, a.a.O., S. 17l. 135 Maier, H., a.a.O., Bd. 111, S. S6ff. 136 Stocks, a.a.O., S. 82.
50
so muß man den Terminus Syllogismus hier in nicht technischem Sinne verstehen (oder in eingeengtem Sinne, wie Solmsen vorschlägt). Diese Lösung beruht jedoch augenscheinlich auf einem Zirkelschluß: um nämlich zu vertreten, daß der Terminus Syllogismus an dieser Stelle nicht seinen klar bestimmten Sinn hat, müßte man sich vorher vergewissert haben, daß das Werk von Aristoteles zu Beginn seiner Laufbahn abgefaßt worden ist, - und um das zu zeigen, müßte man den davon unabhängigen Beweis führen, daß der Gebrauch des Begriffs hier lockerer (oder enger) als sonst ist,,137. Gegen diese Auffassung wehrt sich E. Weil entschieden. Wenn es eine über- oder Unterordnung zwischen Dialektik und Analytik gibt, "so ist es die Dialektik, die die Analytik umfaßt,,138. Denn die Topik ist, so heißt es, "der Anfang der analytischen Reflexion und .der Punkt, auf den diese Reflexion notwendigerweise hinauslaufen muß, wenn sie Früchte tragen soll. Ohne Topik gibt es keine Materie für den Syllogismus. So gesehen, ist die Topik - philosophisch früher als die Analytik 1 ohne topische Kenntnisse ist der Syllogismus nutzlos: Und in diesem Sinne stellt die Topik die wesentliche Ergänzung der Analytik dar, eine Ergänzung, ohne die kein Syllogismus tatsächlich gebildet werden könne 139 • Wir sehen also, daß trotz der unterschiedlichen Auffassungen von der chronologischen und sachlichen Beziehung zwischen der Topik und beiden Analytiken die Frage nach der Aristotelischen Theorie des Syllogismus eng mit dem Wesen und der Bedeutung seiner dialektischen Methode verbunden ist. Inwiefern ist die Dialektik ein syllogistisches Verfahren? Ist sie überhaupt Syllogismus? Oder ist sie vielleicht nur "in nicht technischem Sinne" bzw. "in eingeengtem Sinne" ein Syllogismus? Sollen wir von zwei Theorien 137 Weil, a.a.O., S. 148f. 138 Weil, a.a.O., S. ISS. 139 Weil, a.a.O., S. 146.
51 des Syllogismus eines dialektischen und eines analytischen sprechen? Denn der Terminus 'Syllogismos' kann, so heißt es, angeblich "im Sprachgebrauch des Aristoteles sowohl einen syllogismus (den kategorischen Syllogismus in casu) im eigentlichen Sinne als auch ein anderes Schlußverfahren bezeichnen,,140.
a) Das Talo. 4ar Aristotelische. Dialektik
'>
Aristoteles behauptet im 9. Buch der Topik, das man gewöhnlich seit der Antike unter dem Titel 'Sophistikoi Elenchoi' zitiert, und in dem Aristoteles sich mit sonst kaum in seinen Schriften anzutreffendem stolz über die Bedeutung, Originalität und wichtigkeit seiner dialektischen Forschung äußert: "Von der gegenwärtigen Pragmateia war bisher nicht etwa einiges schon bearbeitet, anderes noch nicht, sondern es war von ihr bis zur Stunde schlechthin gar nichts vorhanden.,,141 Die Anleitung derer, fährt Aristoteles fort, die aus den eristischen Logoi ein Geschäft machten, war der Beschäftigung des Gorgias ähnlich. Die einen ließen rhetorische, die anderen erotetische Logoi auswendig lernen, die nach ihrer Meinung auf die meisten Reden für und wider eine Sache paßten. Der Unterricht (oidaskalia) war daher zwar kurz, aber ohne Methode (atechnos). sie lehrten so wie ein Mann, der jene Episteme zu lehren verspräche, die dafür sorgt, daß den Leuten die FÜße nicht weh tun, der dann aber nicht die Schusterei lehrte, sondern eine reiche Auswahl aller möglichen Schuhe zur Verfügung stellte: auf diese Weise hätte er zwar dem Bedürfnis abgeholfen, aber kein'" Techne gelehrt. Und in der 140 Mansion, A., Der Ursprung des Syllogismus und die Wissenschaftstheorie bei Aristoteles, in: Logik und Erkenntnislehre des Aristoteles, a.a.O., S.
240. 141 Vgl. Soph. el. 183b34f.
52 Rhetorik gab es zwar viel alten stoff. "Bezüglich des syllogistischen verfahrens,,142 hatten wir aber von dem, was früher gesagt wurde, überhaupt nichts, sondern wir mußten es mit großem Aufwand von zeit und Mühe selbst untersuche~143 • Aristoteles polemisiert hier gegen den sophistischrhetorischen unterricht in den eristischen Logoi. Er wirft der Sophistik vor, sie besitze weder die Episteme noch die Methode (Techne), um die eristischen Logoi im unterricht (Didaskalia) beizubringen, wobei der Vorwurf damit begründet wird, daß die Sophistik kein Wissen hat, sondern eine bloße Empirie ist 144 • Weil aber jedes Wissen gelehrt und beigebracht werden muß, bedarf es einer Techne, einer Methode des unterrichtens • Welche Methode ist nun hier gemeint? Die Dialektiker und die Sophisten wollen nach Aristoteles' Ansicht für Philosophen gelten. Denn gemeinsam ist allen das, was ist 145 • Die Philosophie unterscheidet sich aber von der Dialektik durch Art und Weise ihrer Kraft, von der Sophistik durch ihre Wahl. Die Dialektik bemüht sich dabei um die Erprobung dessen, was die Philosophie erkennt 146 (vgl. Met. 1004b17-25), so daß sie, die Dialektik, zu der Peirastike einer Methode, welche die philosophische Erkenntnis auf die Probe stellt, wird. Dem Philosophen, der die Ousia betrachtet, kommt es daher zu, auch die Prinzipien der 147 Syllogistik zu erkennen. Die Ousia selbst ist nämlich bei den syllogismoi die Arche von allem, da die syllogismoi ja aus dem Was hervorgehen 148 •
142 143 144 145 146 147 148
53
Wenn es sich um die wissenschaftliche Forschung handelt, bedient sich die Philosophie der dialektischen Methode. Sofern die Philosophie aber die Erkenntnis im Unterricht (Didaskalia) beibringen möchte, bedient sie sich des syllogistischen Verfahrens 149 • Aristoteles geht es um zweierlei: um die Methode des Unterrichtens und der wissenschaftlichen Forschung, welche die syllogistischen Archai zu erkennen vermag. Er macht der sophistischen Didaskalia zum Vorwurf, sie besitze keine Methode der wissenschaftlichen Forschung, weil ihr ja die bloße' Empirie und kein Wissen zugrundeliegt, aufgrund dessen man die Fähigkeit erlangen könnte, den Gegner im streitgespräch zu widerlegen. Die Aufgabe der Dialektik ~;'ro", 6" ... ~ eft-re-Nil) bedeutet daher eine solche Fähigkeit, nämlich "eine syllogistische Dynamis für I Jedes aufgestellte Problem SK ruv urrqp)c0vrcJv ""f ivtfofor:tr:<JV , zu finden,,150.
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Was meint Aristoteles aber mit seiner syllogistischen Dynamis? "Wer die Koina gemäß dem Praqma betrachtet, ist ein Dialektiker, wer es aber scheinbar tut, ist ein sophist,,15l, sagt Aristoteles. Denn wenn ein Elenchos oder ein Syllogismos gewonnen werden soll, dann müßte aber auch das Wort dasselbe sein, wie die Sache (Praqma) 152. Bei einer Diskussion kann man nämlich die Praqmata selbst nicht hernehmen, sondern man gebraucht statt dessen die Onomata als ihre Symbole. So glaubt man, was für die Onomata gilt, müsse auch für die Praqmata gelten, wie wenn man rechnete und es mit Rechensteinen zu tun hätte. Das ist abtlr nicht dasselbe. Denn die Onomata sind der Zahl nach begrenzt, die Praqmata aber unbegrenzt. Die 149
150 151 152
54 Onomata müssen daher notwendig Mehreres als Eines bedeuten153 • Und diese Tatsache nutzt die Sophistik. Sie betrachtet das Onoma, als wäre es ein Praqma und macht es zu einem Seienden. Von dem Praqma losgelöst, ist aber das Onoma nichts anderes als ein Symbebekos 154 , nämlich ein dem Nicht-seiendem nahe Verwandtes. 155 Der Dialektiker hat es allerdings ebenso wie der sophist mit keiner bestimmten Gattung zu tun, noch beweist er etwas, noch ist er ein Mann des allgemeinen Wissens 156 • Denn die Dialektik ist, wie gesagt, eine Peirastike, welche mit einer anderen Techne, wie etwa der Geometrie, nicht zu vergleichen ist 157 • Der Grund dafür liegt im folgenden: Wer von dem Praqma keine Ahnung hat, kann dennoch einen anderen Nichtwissenden auf die Probe stellen. Denn dieser (Nichtwissende) überlegt ja auch nicht vermöge seines Wissens" sondern aufgrund von Folgerungen, die eine solche Beschaffenheit besitzen, daß sie zwar einem Wissenden, der dank der Techne weiß, nicht im Wege steht, einen Unwissenden aber mit Notwendigkeit irreführt 158 .Daraus geht deutlich hervor, daß die Dialektik, sofern sie die Peirastike bedeutet, ein Wissen von keinem bestimmten Seienden ist. sie beschäftigt sich daher mit allem. Denn alle Technai machen von bestimmten Koina Gebrauch, und darum bedienen sich alle Laien in gewisser Weise ebenso der Dialektik, und zwar der Peirastike. Alle versuchen nämlich, zu einem gewissen Grade diejenigen, die sich
153 154 155 156 157 158
55 für Kapazitäten ausgeben, zu beurteilen. Dazu bedarf es aber der Koina 159 • Was ist nun mit diesen Koina gemeint? Man muß nach Meinung von Aristoteles zwischen einer beliebigen Techne und der Dialektik unterscheiden. Es findet zwar ein "Syllogismos gemäß einer jeden Techne" statt, wie etwa der geometrische gemäß der Geometrie, der medizinische gemäß der Heilkunst. Mit dem Ausdruck 'der syllogismos gemäß einer jeden Techne' ist dabei ein solcher syllogismos gemeint, der aufgrund der (nur einer bestimmten Techne zukommenden) Archai gezogen wird. Es wird (daher zugleich) klar, daß man nicht für alle Syllogismoi (bzw. Elenchoi), sondern nur für die, welche dank der dialektischen Methode zustandekommen, die Topoi gewinnen muß. Diese Topoi kommen nämlich jeder Techne und Dynamis gemeinsam zu. Denn einen Elenchos (oder Syllogismos) gemäß jeder beliebigen Episteme zu betrachten, ist die Aufgabe des Einzelwissenschaftlers 160 • Die Aufgabe des Dialektikers ist es dagegen, den Elenchos aus den Koina, d.h. aus den keiner Einzel-Techne zukommenden Topoi ( ilb T'W ItOfV~v , .. \ d:E/"'q.v r~xv7Y ' "4& uno ) zu betrachten. Wenn wir also wissen, woraus (:f';V) die dialektischen Syllogismoi im Hinblick auf ein aufgestelltes Problem ~ bestehen, wissen wir gleiChzeitig, woraus ~v) die Elenchoi bestehen. Der Elenchos ist nämlich nichts
r.,
(lJ
56
SYllogismos 161
anderes als ein entgegengesetzter (vgl. Soph. el. 170 a38-b2).
Resümee: Dia Aristotelische Dialektik tritt hiermit an die stelle der sophistischen Didaskalia, um die theoretisch fundierten Kenntnisse bezüglich der Topoi zu vermitteln, aus denen (/J Sv) die Syllogismoi und die Elenchoi hervorgehen. Solange es sich nämlich um / f'!" das Aufsuchen des Topos (j'f~XP" ••• ro", l"I'~"1' ro .... rQ"OV ) handelt, gehört die Untersuchung dem Philosophen und dem Dialektiker gemeinsam an. Das Eigentümliche des Dialektikers ( ~/.rLOV rot;' cr,a.AU:","""'ov) ist dagegen, die Auswahl der Topoi und die Fragestellung riChtig zu treffen 162 • C
-
,
/
Dia syllogistische Dynamis erweist sich also als eine dialektische Pihigkeit, die Topoi aufzusuchen, auszuwihlen und treffend anzuwenden. Ernst Kapp ist der Meinung, Aristoteles versuche, mit seiner Dialektik eine 'universale' Methode zu finden, "auf die man alle Schlüsse zurückführen könnte. Aber das ist ihm nicht gelungen und konnte ihm nicht gelingen, da in dem, was er unter Dialektik verstand, zumindest zwei in Wahrheit unvereinbare Tendenzen durcheinandergehen, das sophistische Streben, den Gegner durch lauter r",J'ojrv zum zugeständnis eines ~dof6~~ro .... zu zwingen, und die im platonischen Sinne dtalektischen Bemühungen um die Definition. Dem Verfasser der Topik erscheint beides als ~v).).oy,~J.r und das ließ sich wirklich nicht unter einen Hut bringen163 • "Die zwei unvereinbaren Tendenzen", von denen Ernst Kapp spricht, werden von Aristoteles gar nicht vereinbart. statt dessen tritt 161 162
Vgl. Sop.h.,el.170bl:
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Vgl. TO,e. SSb7f:
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..... 1:"0'>'0'l"brcfS impliziert dabei zwei verschiedene Verfahren: die Platonische Dihairesismethode und die topische Dialektik. Das eine ermöglicht die Gewinnung der Definition, das andere ermittelt die übrigen syllogistischen ArchaL Wie kommt aber diese Ermittlung zustande? Die Antwort des Aristoteles ist unmißverständlich und klar: durch die Wahl bzw. Auswahl (Ekloge) der TOpoi 191 . Den Aristotelischen ~Olt..I(~J blJ).~ol~G'r~ darf man allerdings nicht mit dem analytischen syllogismos verwechseln. Der analytische Syllogismos hat es nämlich in seiner Verfahrensweise weder mit der Dihairesismethode Platons noch mit der Auswahl der Topoi zu tun. um die Verfahrensweise des analytischen Syllogismos verstehen zu können, muß man zunächst im klaren darüber sein, was Aristoteles mit dem Begriff des Analytischen ( r~ ,ivQ,Ällrue') eigentlich meint. In den Analytica posteriora A22 wird die Fraqe \ 3 ~", I aufgeworfen, ob reif IV Z'~ rl tO"t /(,Q.r~(tlf0vr.f."'. "nach oben" ,,~ ~" , \ \ ., (Gm ro Q.v,,",) und "nach unten" ('/Tl. ro "Ar.... ) unbegrenzt sind. Zunächst analysiert Aristoteles die Fraqe ).0'll.~;;:f (Vgl. 84a7) und kommt naturgemäß zu einer neqativen Antwort. Daraufhin folqt eine "analytische ' \ "V • . Bet rach tunqswe~se" ( Q,VtJ,AIJ1:4K-r.J5" ,84a8). Ar~stoteles stellt zunächst fest, bei den apodeiktischen Epistemai, denen unsere Untersuchunq (Skepsis) qilt, • ~ 1 • , \ ,I ~ \ I I se~en t"Q. /(o,r,YtlfovrC.vQ. weder Ctf", 1:0 qVeV noch ttrl r"o N-Q,reJ unbeqrenzt. Denn die Apodeixis hat es mit dem zu tun, was den Praqmata an sich (K"'{}'a.Jr:J.) zukommt, wobei r~ /(,"'~'",~rcf zweierlei bedeutet: a. die den Praqmata N;I
190 Siehe Anm. 166. '" \ I 191 V~. Rhet. 1396b 20r: Etr rt,v ovv rporrof r~ ~ rOIT'""'f;dazu auch An.pr. 44b2Sr. o!\,
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immanenten wesensbestimmungen 192 und b. die Pragmata selbst, sofern sie den Wesensbestimmungen immanent sind 193 • Der Zahl kommt beispielsweise das Ungerade zu. Dieses Ungerade kommt zwar der Zahl zu, die Zahl selbst ist aber der Bestilll1llung des Ungeraden ~ ,,.. ( I.V r~ ~ortf a-vrov ) berel.ts l.mmanent. Dl.e Vl.elzahl oder die Geteiltheit ist wiederum der Bestimmung der ',.." "'~ Cl ,.. Zahl ( €V r~ />oy't' rau Q,fLVrOV) immanent. Weder der Logos des Ungeraden noch der Logos der Zahl kann daher unbegrenzt sein, sonst wäre im Logos des Ungeraden etwas von der Zahl Verschiedenes (,;,;' rrEfI',...7/\, ,,~, "" ~ 6'".U"ro/c~ 204 Met. 1014a19. ,r' ',.._1' 0 / ~ .,...I' I 205 A~. pr.~43;a40r: r",. 00: f1 ~~4J,V ~!'] .... ov ~r a.rflor;E!''''r' EVtJ'Xfr.. ". Je'" '(ap ,,"urA /C,q'["".tU ••/'V ~ ([).).o. "'Q.r~ rocJrr.Jr; )'€X,9,~bt~t-, 206 Siehe oben S. 66. 207 Lukasiewicz, S., Aristotle's Syllogistic from the standpoint of modern formallogic,Oxford 1957, S. 6; dazu Patzig, a.a.O., S. 16.
71 Subjekt auftreten können ••• , habe Aristoteles diese Arten von Termini,,208 ausgeschlossen. Patzig lehnt diese Auffassung mit der Begründung ab, daß es doch die Termini gibt, die nur als subjekte oder als Prädikate auftreten und "an diesen 'Stellen könnten doch immerhin ohne Bedenken singuläre Termini bzw. Kategorien in die Syllogismen elngehen" 2 09 • Patzigs Auffassung steht allerdings im Widerspruch sowohl zu den oben genannten Grundsätzen als auch zu der unmißverständlichen Äußerung von Aristoteles selbst. Der Schluß vom Einzelnen auf das Allgemeine ist anfechtbar, auch wenn die Conclusio wahr ist (70a30-34) 210. Die Onta der syllogistik müssen dem.. • c. I gemaß ~hrem Wesen nach sowohl zu vno..tE~l"v", als auch zu KOW,!} l\
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a) Epagoqe und Apodeixis Es drängt sich die Frage auf, was für eine Erkenntnis diejenige ist, deren Gewinnung das analytische Verfahren beansprucht. Die Wesenserkenntnis kann mit diesem Verfahren nicht gewonnen werden. Denn die Definition wird, wie qesagt, zu der Arche und nicht
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zum Telos der analytischen SYllogistik242 • Welche Erkenntnisart ist dann hier gemeint? Wir erwerben das Wissen, so lesen wir in den Analytica posteriora AlB, 81a 40-b4, entweder durch Epagoge oder durch ApodeiCI' 1'"' xis ( j'1a.vv4V0I"r.V '.1' J ttr4,~rj_". 7 Atroot.(,ft.t.), wobei Apodeixis aus dem Allgemeinen (llt. r;';v "'R~:lo,,), die
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Epagoge aber aus dem Besonderen (tIt. rt.lll' " .. r .. f'&/of) hervorgeht. Es ist allerdings unmöglich, das Allgemeine ohne die Epagoge zu betrachten, weil ja selbst das abstrakt Ausgesagte durch die Epagoge bekannt wird 243 • Die Epagoge scheint den Vorrang gegenüber der Apodeixis zu haben. Denn sie ist glaubwürdiger, deutlicher und der Wahrnehmung nach bekannter sowie der Menge zugänglicher. Der Syllogismos ist dagegen zwingender und für die widerlegung wirksamer 244 . Nun behaupte't Aristoteles, man erkenne im gewissen ,Sinne schon vor.' der Epagoge oder der Bildung eines Syllogismos 245 • Wenn wir das Wissen einerseits durch Epagoge oder Apodeixis erwerben, andererseits aber schon vor der Epagoge und dem Syllogismos wissen, so ergibt sich d~raus offenkundig das Aporema des Menon: "Man erwirbt entweder gar keine Erkenntnis oder (lediglich) das, was man weiß. ,,246 Platon löst in I
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Apor1e ' trcJf EC'O,'7 on 'I rouro &oJ"(,v ,"}(J'J0Vct, "(SOd8) durch die Anamnesislehre: "Erkenntniserwerb ist nämlich nichts anderes als die Wiedererinnerung,,247. seinem Dialog ",
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Aristoteles lehnt diese platonische Auffassunq entschieden ab. In den Analytica priora B21 beqründet er seine Ablehnunq mit der Feststellunq, nirqendwo qehe im 'Menon' aus der Arqumentation hervor, daß man das Einzelne vorher weiß - (lTpoI.d6"t",f'.J&a. rJ ,,~I~rre~. Es wird nur qezeiqt, daß man bei der Anwendunq der Epaqoqe qleichzeitiq (~. rj' 1n--r4J/ij) die ErkenntCo _ 'IJJ I JItIII nl.S des Besonderen (~~..., .... 0(,41'''' I" Po.> "'",r/n) qewinnt, als hätte man es wiedererkannt 248 • Daß etwas z.B. eine Winkel summe von zwei Rechten hat, wenn wir wissen, dieses Etwas sei ein Dreieck, das erkennen wir sofort durch Epaqoqe 249 • Man kann allerdinqs ,durch Epaqoqe wissen, dieses Etwas (C =AtoV~rov ~ / rp'(r.lvtJV) sei ein Dreieck (B = rl"'~vov), Denn Epaqoqe kommt zustande, sofern man die Aisthesis besitzt. Die Aisthesis bezieht sich aber immer auf das Einzelne 2SO • Daß aber jedes Dreieck (n.v r ) eine ,.../ ~ ~ ~ Winkelsumme von zwei Rechten CA = 6cJo 0fva.f,) hat (67a11ff), das müssen wir schon vorher wissen. Das Wissen von CA kommt der Episteme und nicht der Aisthesis zu. Denn es qibt keine Episteme vom Einzelnen 2S1 • Das CA weiß man also vor der Epaqoqe, so daß das Aporema unqelöst bleibt. Entweder hat Platon Recht und man löst es mit der Anamnesislehre. Oder man erkennt immer nur das, was man schon weiß. Oder weiß man vielleicht vorher durch die Apodeixis? Denn wenn man das CA vor der Epaqoqe weiß, das CA aber das Symperasma der Apodeixis ist, so scheint die Apodeixis vor der Epaqoqe die Erkenntnis zu besitzen und diese Epaqoqe hat dann doch keinen Vorranq mehr. I
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Nun entsteht zwar die Apodeixis Eie- rS", It Q,v:,I. 001, und man weiß immer, daß jedes Dreieck eine Winkelsumme 248 249 250 251
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von zwei Rechten hat. Ob aber dieses ein Dreieck ist, weiß man nicht unbedinqt. Wenn z.B. A jedem Bund B jedem C zukommt, muß das A jedem C zukommen. Es steht allerdinqs nichts im Weqe, unwissend darüber zu sein (Q.(IID&VV ) , daß C sei. Wenn z. B. das A die Winkelsumme von zwei Rechten hat, das Bein T:ptrcJvov und C ein AlI;.J,~~v rl'~tUVDV bedeutet, dann könnte man meinen, C sei nicht, obwohl man qenau weiß, jedes Dreiec;:k habe eine Winkel summe von zwei Rechten, so daß man ein und dasselbe qleichzeitiq weiß und nicht weiß. Das Wissen, daß jedes Dreieck eine Winkel summe von zwei Rechten hat, ist nämlich kein Wissen schlechthin (~nlDvv ), sondern ein doppeltes Wissen ( J".IT.lo.7.. ) : es ist nämlich dasjeniqe, wodurch man entweder (a) die Erkenntnis des Allqemeinen (~,.eq,?tAGU itrt-6ffl'" ), jedes C sei A, oder (b) die Erkenntnis des Einzelnen ( ; /(.1&$' :~4G'rov), dieses C sei B, hat. Man kann beispielsweise die Erkenntnis des Allqemeinen, C habe eine Winkelsumme von zwei Rechten, besitzen, die Erkenntnis des Einzelnen aber nichthaben -(vql. An. pr. 67a9-20). Die Apodeixis kann sich also irren, indem sie "zwar die Erkenntnis des Allqemeinen hat, in der Erkenntnis des Besonderen sIch täuschen läßt,,252, wobei weder ... Co ,I r ... d er Irrt um bezuqll.ch des Meson (~",,,r... ro I"hov) noch die Hypolepsis bezüqlich der beiden Mesa (;/G.Cl~';~~". ,~ c '1 r~o" riJ" j'f'D~V /1"0 ~r'~) der Erkenntnis durch Sylloqismos (~/C.4'e"4 r~v G'1I.1l0/t.6f.~" ;".,rrfn) konträr sind (vql. a31-33). Die Erkenntnis des konträr Entqeqengesetzten ist ja immer die Erkenntnis der Wesens form (Eidos) und des Formausfalls (steresis). Weder der Irrtum bezüglich des Meson (; I(,q~~ r~ I"'-I;:.v J.r.Jr-7) noch die Hypolepsis verhalten sich aber zu der Erkenntnis durch Syllogismos wie die Erkenntnis von steresis und Eidos. Die Apodeixis erweist sich also (1) als keine Erkenntnis schlechthin. Sie kann aber (2) auch falsch sein, falls man sich entweder in BA oder CB geirrt
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252 VIII. ~n.p~.67a 29f: ~,w I'tv Jc.ArA.
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hat. Daher ist es 'klar, daß man auch irren kann, wenn man das eine weiß und das andere nicht weiß 253 • Es steht nämlich nichts im Wege, daß man bezüglich eines und desselben ein wissen hat und irrt, nur nicht in konträrer weise. 254 Weiß man z.B., jeder Maulesel sei unfruchtbar und dieses Lebewesen sei eine MaUleselin, so meint man dennoch, es sei trächtig. Denn man weiß , . ~ r-I nicht, daß A dem C zukommt, wenn man ro ( norv"" gemäß den beiden (eben genannten) Erkenntnisarten ( C6 AlAof)' t",'(upov) nicht gleichzeitig besitzt255 .
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Die AporJ.e " OVO&II" /'1"V,01["4" '7 A OLOt'" bleibt nach wie vor ungelöst. Die Apodeixis und Epagoge setzen die Erkenntnis des Allgemeinen' oder des Besonderen schon als bekannt voraus. Denn die beiden Wissensarten - das Wissen durch Apodeixis und durch Epagoge Ir>:I 'V .. , . . , • • ( ,ro tJ • • r-'IEU) /6"'1-.' '''4-/Ur,J t.tlEve,,) e~nerse~ts und
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an ererse~ s - s~n nicht ein und dasselbe, auch wenn das eine ohne das andere nicht möglich ist. Was sind Apodeixis und Epagoge dann? , "",,VOAOCl
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Wir glauben jedes einfachhin zu wissen (lr;i*",f"-/)., ••• ~1T.l.:7J ), stellt Aristoteles in der 2. Analytik A2 fest, wenn wir die Ursache, durch welche das Pragma ist, erkennen, daß sie nämlich eine Ursache von jenem ist und es sich nicht anders verhalten kann. 256 Aristoteles spricht hier vom Wissen schlechthin (~d:;.r) als von einem Wissen, das sich nicht so oder sofern man anders verhalten kann. Denn dasjenige, was sich nicht so oder anders verhalten , ~ r-, r-o ~/I I '>1 • kann (/1, F""EXtoV.. Ir rour' .........f 'XIW' ), erkennt, w~rd es nicht Mehr und nicht Weniger (rQ:~~ov ~~
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253 254 255 256
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sondern Q,1T~"'.r ausgesagt, daß es nämlich vorhanden ist. Denn wenn man nicht weiß, ob etwas iITAC.r ist, kann man auch nicht wissen, ob dieses da eine Winkelsumme von zwei Rechten GnlcJ) hat. Man weiß hier zwar gewissermaßen, sofern man allgemein (Ie.,..fJ,{l .. u) weiß, ~r weiß man aber nicht 257 •
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Das Wissen schlechthin erweist sich somit sowohl als eine Ursachenerkenntnis (bzw. die Erkenntnis des Allgemeinen), sofern wir nämlich die Ursache, durch die das Pragma ist, erkennen, als auch als die Erkenntnis des Einzelnen, sofern wir wissen, daß dieses da vorhanden ist. Die Erkenntnis durch Apodeixis ist dagegen keine Ursachenerkenntnis. Sie bedient sich vielmehr des Wissens 3.n).;Jf als etwas bereits Bekanntes. Wozu braucht man dann überhaupt die syllogistische Erkenntnis 258 ? Wenn sie das Wissen schlechthin als bekannt voraussetzt und das bereits Bekannte im allgemeinen durch Apodeixis oder im besonderen durch Epagoge 259 nur bestätigen soll, so scheint sie (die Syllogistik) entweder gar keine Erkenntnis oder nur das, was man schon weiß, zu erwerben. Ist nun die SYllogistische Erkenntnis des Bekannten?
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Sie ist jedenfalls weder das Wissen schlechthin noch die Ursachenerkenntnis. Sie ist allerdings ein solches Wissen, in dem die Erkenntnis des Allgemeinen ..
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und des Besonderen ( , "'''''''0-,,011 1C4~ ~4 rEfo,) ctrury in einer wechselseitigen Abhängigkeit zueinander stehen, so daß man notwendig sich irren muß, falls
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258 An. pr. 67a3lf: l"J) "''lr... roll' ~)).ort.-~V ur(,r;~lr.'1. 259 Was die Erkenntnis durch Epagoge anbelangt, so ist sie z.tar auch eine Ursachenerkenntnis (Vgl. EN I098b3). Sie beschrlnkt sich aber ausschließlich auf die Erkenntnis des Daß, nllmlich "daß (etwas) entweder ist oder nicht ist" (tI~l ;1 r~,,,;' oi:", Vf'~w, An. post. 92bI).
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man das eine weiß und das andere nicht weißt 260 • Wenn man aber dasselbe qleichzeitiq weiß und nicht weiß 261 , dann kann sich die Erkenntnis durch Sylloqismos so oder anders. verhalten. Die sylloqistische Erkenntnis scheint demzufolqe das Doxa-wissen zu sein. Denn die Episteme und deren Erkenntnisobj ekt (Episteton) unterscheiden sich von der Doxa und deren Erkenntnisqeqenstand (Doxaston) dadurch, daß das eine allqemein und aus Notwendiqkeit besteht, das andere daqeqen sich so oder anders verhalten kann 262 • Nun saqt Aristoteles aber auch, die Apodeixis sei etwas Notwendiqes. Und wenn etwas bewiesen ist, kann es sich nicht anders verhalten, so daß der sylloqismos doch aus der Notwendiqkeit besteht. 263 Die Apodeixis muß also eher der Episteme als der Doxa nahestehen. Was ist nun? Ist die Erkenntnis durch Sylloqismos Episteme oder Doxa? Aus wahren Protaseis kann man laut Aristoteles auch schließen, ohne zu beweisen, aus de'n notwendiqen kann man daqeqen nicht anders schließen, als indem man beweist 264 • Nun qibt es aber viel Wahres und Seiendes, das sich so oder anders verhalten kann 265 • Die sylloqistische Erkenntnis scheint also beides , Doxa und Episteme, zuqleich zu sein. Inwiefern aber unser Aporema dadurch qelöst sei und wie die Erkenntnis durch sylloqismos einmal Episteme, ein anderes Mal Doxa sein kann und schließlich, was die apodeiktische Erkenntnis, falls sie kein Wissen schlechthin sei, eiqentlich bedeuten soll, das alles bleibt nach wie vor unbeantwortet.
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8) Bpist... un4 Doxa In A33 der Analytica posteriora stellt Aristoteles die Fraqe: "Wie ist es nun möglich, dasselbe zu meinen und zu verstehen, und warum ist die Doxa keine Episteme, wenn man annimmt, alles, was man weiß, könne man auch meinen?"266 Aristoteles qreift hier die alte platonische Auseinandersetzunq mit der Sophistik in dem Dialog 'Theaitetos' über die Fraqe auf, ob die Doxa eine Episteme sei oder nicht. Theaitetos, der sich durch das Erwerben der mathematischen Erkenntnisse hervorgetan hat, wird von Sokrates, da das Lernen darin besteht, das Wissen zu
. das Wissen? r,"r, • 6r I erlangen, gefraqt: Was 1st I" r,v rm. Die Antwort, in der Theaitetos zunächst seine Ansicht verkündet, die Wahrnehmunq sei ein Wissen ( ; ~~~~?6..[ lfnG{/,7)' untersucht Platon anhand des Protaqoreischen homo-mensura-Satzes. Denn Theaitetos' Ansicht erweist sich für Platon als identisch mit dem Grundsatz des Protagoras. Wenn aller Dinge Maß der Mensch ist, so bedeuten doch die Worte: So wie mir etwas in der Wahrnehmung erscheint, so ist es für mich ein Seiendes: so wie es dir in der Aisthesis erscheint, so ist es für dich seiend. Es gibt also kein An-sieh-Seiendes, sondern alles steht in einer Beziehung zu einem anderen, wodurch es auch in gewisser Weise zu etwas anderem wird. Das würde
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bedeuten, daß es allein die Aisthesis ist, durch die es erkannt und gewußt werden kann, daß die Aisthesis folglich Wissen und Erkenntnis (Episteme) ist. Platon lehnt, wie wir schon früher feststellen konnten, Protagoras' Philosopheme sowie die daraus resultierende Bestimmung der Episteme als Aisthesis entschieden ab. Nach dem Verwerfen der 1. Definition wird von Theaitetos nunmehr die 2. 266
Definition vom
86 Wissen aufgestellt, das Wissen sei nämlich die wahre r , \ e. J I CI \ "~r • ,.. I "I" Doxa,I(,LVoVveClc,," b. ~ Q./\~"~I "0)& ur•• r ,,.) t''''4'(187b5). Nun erklärt Sokrates zu Beginn seiner Untersuchung, ob die wahre Doxa die Episteme sei, es habe ihn schon oft die Frage beunruhigt, worin denn das Pathos, das Falsche zu meinen (~;, 60f rLv~ 't'l.udi), besteht und auf welche Weise es entsteht (vgl.d3-6). Es stellt sich nämlich die Frage: Wie kann die Doxa eine Episteme sein, wenn sie auch falsch sein kann? Die Episteme ist doch immer wahr. Das Haupthindernis, die Definition der Episteme als die wahre Doxa für richtig zu halten, ist also die Irrtumsfähigkeit der Doxa. Warum ist aber die Doxa der Falschheit oder dem Irrtum ausgeliefert? Den Versuch, die Irrtumsfähigkeit der Doxa zu definieren, beginnt Sokrates zunächst mit der These, es sei wohl unmöglich, daß der Wissende nicht weiß und der Unwissende weiß 267 • Denn der Meinende meint notwendig entweder das, was er weiß oder nicht weiß 268 • Glaubt also der, der das Falsche meint, das, was er weiß, sei nicht das, sondern irgend etwas anderes von dem, was er weiß: und weiß er also beides, und weiß es auch wieder nicht?269 Wenn nun der Meinende das, was er nicht weiß, für etwas anderes, was er ebenfalls nicht weiß, hält, so bedeutet das, einem, der weder von Sokrates noch von Theaitetos weiß, käme in den sinn, Sokrates wäre Theaitetos oder Theaitetos Sokrates. Keiner hält aber gemäß der aufgestellten These das, was er weiß, für das, was er nicht weiß, oder was er nicht weiß für das, was er weiß. Wie kommt dann die falsche Doxa 7".1 t' r_ ",f 'r zustande? n'" ""-"I:r;a" ... , ~\ f'~,fV'J:r4f, ).
1+:
12. Man hält das, wovon man weder weiß noch es wahrnimmt, für das, wovon man ebenfalls weder weiß noch \ c, ?- \ 'i'-r '1'"':;" CI es wahrnimmt (1&4. 0 a,v 1"'7 0"I :> .r',f. ..InJv n~c ' hts anderes wen d ~g [v"",,;or .. "" ' - , ", 318 . als das t/{/ rwv 0t'0""'f E}(OVt:"41'" • Wie sich '; '" • "" ,r,C:" , ~ & also das"