Scan by Schlaflos
Buch Vor langer Zeit wurde die Welt Ea vom Sternenvolk besucht, das den Menschen nicht nur Glück und...
41 downloads
1099 Views
4MB Size
Report
This content was uploaded by our users and we assume good faith they have the permission to share this book. If you own the copyright to this book and it is wrongfully on our website, we offer a simple DMCA procedure to remove your content from our site. Start by pressing the button below!
Report copyright / DMCA form
Scan by Schlaflos
Buch Vor langer Zeit wurde die Welt Ea vom Sternenvolk besucht, das den Menschen nicht nur Glück und Frieden schenkte, sondern auch magische Artefakte - so genannte Gelstei - zurückließ. So erzählen es zumindest unzählige Lieder und Legenden. Inzwischen ist jedoch das dunkle Zeitalter des Drachen angebrochen und Ea ein Schauplatz blutiger Kriege und nie endender Gewalt. Als Morjin, der Lord der Lügen, der schon einmal die Welt bedrohte, sich wieder erhebt und von seiner finsteren Feste Argattha aus seine Heere in alle Lande schickt, scheint der Untergang endgültig nahe. Aber noch gibt es Hoffnung, denn um ganz Ea unter sein Joch zu zwingen, benötigt Morjin das mächtigste magische Artefakt des Sternenvolks - den Lichtstein, den er schon einmal besessen hat und der seit langer Zeit verschollen ist. Einer Prophezeiung zufolge wird eine Gemeinschaft von sieben Brüdern und Schwestern sich in die Dunkelheit aufmachen, um ihn zu finden, so dass mit seiner Hilfe Ea erneut in ein Zeitalter des Friedens und des Glücks geführt werden kann. Und so begibt sich Valashu Elahad, der siebte Sohn des Königs von Mesh, zusammen mit einer Schar tapferer Mitstreiter auf eine große Queste... Autor Der 1952 geborene David Zindell gilt spätestens seit seinem ersten Roman, dem großartigen SF-Epos »Neverness«, als eine der bedeutendsten Stimmen der neueren Phantastik. Für seine Kurzgeschichten erhielt er bereits eine Nominierung für den renommierten Hugo Award. David Zindell lebt in Boulder, Colorado. Weitere Bände sind in Vorbereitung.
David Zindell
Der magische Stein Das Valashu-Epos 1 Aus dem Englischen von Susanne Gerold BLANVALET Die Originalausgabe erschien unter dem Titel »The Lightstone« bei Voyager, HarperCollinsPxWK^m, London. Umwelthinweis: bedruckten Materialien dieses Taschenbuches sind chlorfrei und umweltschonend. Blanvalet Taschenbücher erscheinen im Goldmann Verlag, einem Unternehmen der Verlagsgruppe Random House. Deutsche Erstveröffentlichung September 2003 Copyright © der Originalausgabe 2001 by David Zindell Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2003 by Wilhelm Goldmann Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schluck GmbH, 30827 Garbsen. Umschlaggestaltung: Design Team München Umschlagillustration: Agt. Schlück/Andre Satz: Uhl+Massopust, Aalen Druck: GGP Media, Pößneck Titelnummer: 24980 Redaktion: Marie-Luise Bezzenberger UH • Herstellung: Peter Papenbrok Made in Germany ISBN 3-442-24980-5 www.blanvalet-verlag.de Vorbemerkungen Ich möchte jenen Menschen danken, die diesem Buch besonders nahe stehen und es ermöglicht haben: meinen Töchtern, die sich mit mir auf viele lange, magische Spaziergänge durch Ea begeben und mir mit scharfsinnigen Fragen und leuchtender, glühender Vorstellungskraft, mit ihren Träumen und ihrer Freude geholfen haben, diese Geschichte hervorzubringen. Meinem Agenten Donald Maass danke ich für seinen Enthusiasmus, seine brillanten Vorschläge und seine Hilfe bei der Feinabstimmung des Romans. Und ich danke meinen einfallsreichen Lektorinnen Jane Johnson und Joy Chamberlain, deren uneingeschränkte Unterstützung und harte Arbeit angesichts des großen Drucks dieses Buch möglich gemacht haben.
In klaren Winternächten habe ich manchmal Berge bestiegen, nur um den Sternen näher zu sein. Manche Leute behaupten, es handele sich bei den schimmernden Lichtern um die Seelen von Kriegern, die in einer Schlacht gefallen sind; andere sagen, dass Arwe zu Anbeginn der Zeit unendlich viele Diamanten in den Himmel warf, damit sie dort für immer scheinen und die Dunkelheit der Nacht vertreiben. Ich jedoch glaube, dass die Sterne andere Sonnen sind, so wie unsere eigene. Sie sind miteinander verwandt und führen glühende, leise gewisperte Unterhaltungen über uralte Träume und unerfüllt gebliebene Versprechungen. Vor langer Zeit kam von dort unser Volk auf diese Welt und brachte den Becher mit, der als Lichtstein bezeichnet wird, und eines Tages werden wir, Licht in den Händen tragend, als Engel dorthin zurückkehren. Auch mein Großvater glaubte das. Er war es, der mir die Geschichten des Großen Bären, des Drachen, der Sieben Schwestern und all der anderen Sternbilder erzählt hat. Er war es auch, der mir den Namen Valashu gegeben hat - nach dem leuchtenden Morgenstern. Stets betonte er, dass wir dazu geboren seien, zu leuchten. Ein Valari-Krieger, erklärte er mir einmal, sollte zunächst seine Seele polieren und erst dann sein Schwert. Denn nur so kann er sein Schicksal erkennen und es annehmen - oder sich dagegen auflehnen, sofern er zu den wenigen Auserwählten gehört, die dazu bestimmt sind, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Ein solcher Mann ist ein Geschenk für die Erde und bringt ihr Ruhm. Ein solcher Mann war mein Großvater. Trotzdem haben die Ishkaner ihn getötet. Elkasar Elahad hätte es als höchst seltsam empfunden, dass an dem gleichen Tag, da Boten von König Kiritan aus Alonia gekommen waren, um die bevorstehende Queste nach dem Lichtstein zu verkünden, auch eine vollständige Kompanie von Rittern und Edlen aus Ishka die Burg meines Vaters betrat, um entweder über den Frieden zu verhandeln 11 oder zum Krieg aufzurufen. Es war der erste Ashte im 2812ten Jahr jener Zeitspanne, die von den Geschichtsschreibern als das Zeitalter des Drachen bezeichnet wird. An diesem warmen Tag eines außergewöhnlich schönen Frühlings, da der Schnee auf den Bergen schmolz und die Wildblumen in voller Blüte standen, wimmelten die Wälder in der Umgebung von Silvassu nur so von Keilern, Hirschen und anderen Tieren, die man jagen und verzehren konnte. Als der Verwalter meines Vaters an diesem Tag die Gäste der Burg zählte, schimpfte er leise über die vielen Vorräte, die für die Küche benötigt werden würden, falls ein Gastmahl abgehalten werden sollte. Aus diesem Grund zogen meine Brüder und ich gemeinsam mit anderen Rittern auf die Jagd, um Fleisch zu beschaffen. Auch Königsmörder mussten schließlich essen. Kurz nach der Mittagszeit ritt ich mit meinem ältesten Bruder Lord Asaru die Hügel hinab, auf denen unsere Stadt vor langer Zeit errichtet worden war. Mein Freund Maram sowie ein Junker meines Bruders begleiteten uns. Wir waren eine kleine Gruppe, vielleicht die kleinste von vielen, die sich an diesem Tag in die Wälder schlugen. Ich war froh darüber, denn ich machte mir nichts aus bellenden Jagdhunden und Männern, die auf schnaubenden Pferden vor Angst wahnsinnige Wildschweine zur Strecke brachten. Was Asaru betraf, so war er wie unser Vater, König Shamesh: streng, ernst und zielstrebig, wobei er mit erstaunlicher Klarheit erkennen konnte, was zweckdienlich war. Seine Seele glänzte nicht nur, sie war auch so geschärft, dass sie den besten Stahl von Godhra zerschneiden konnte. Er hatte vor, einen Hirsch zu erlegen, weshalb wir nicht allzu viele sein durften und uns verborgen halten mussten. Maram, der eine prunkvolle Jagd mit anderen Rittern vorgezogen hätte, folgte ihm dennoch. Das heißt, in Wirklichkeit folgte er mir. Bereitwillig hatte er erklärt, dass er seinen besten Freund niemals im Stich lassen würde. Was er nicht gesagt hatte, war, dass er ein Feigling war und einmal mit angesehen hatte, was die rasiermesserscharfen Hauer eines Keilers den Lenden eines Mannes antun konnten. Es war weit ungefährlicher, einen Hirsch zu jagen. Es war ein warmer Tag, und die Luft roch nach frisch umgepflügter Erde und Fliederblüten. Jede Viertelmeile etwa erhob sich ein Bauernhaus zwischen den mit niedrigen Steinmauern eingezäunten Feldern. Neue Gerste stand im Boden, und am Himmel hing die goldene Sonne. Während wir weiter ins Schwanental hineinritten, machte das Acker12 land einem sich über viele Meilen erstreckenden Wald Platz. Am Rand eines Feldes, vor dem sich uralte Eichen wie eine grüne Mauer erhoben, hielten wir an und saßen ab. Asaru reichte die Zügel seines Pferdes seinem Junker Joshu Kadar, der das kantige Gesicht und das unerschütterliche Wesen seines Vaters, Lord Kadars, besaß. Joshu gefiel es nicht, als Hüter der Pferde zurückbleiben zu müssen, und so beobachtete er ungeduldig, wie Asaru seinen großen Bogen nahm und spannte. Einen Augenblick lang war ich versucht, ihm meinen Bogen zu geben und ihn an der Hirschjagd teilnehmen zu lassen, während ich in der Sonne wartete. Ich hasste das Jagen beinahe ebenso sehr wie den Krieg. Und dann reichte mir Asaru, der in seinem schwarzen, wehenden Umhang groß und gebieterisch wirkte, meinen Bogen und deutete auf den Wald. »Wieso gerade dieser Wald, Val?«, fragte er. »Wieso nicht?«, entgegnete ich. Asaru wusste, was ich vom Abschlachten unschuldiger Tiere hielt, und so hatte er mir an diesem Tag die Entscheidung überlassen, wo wir jagen würden. Obwohl er während des ganzen Ritts von der Burg hierher geschwiegen hatte, musste er geahnt haben, wohin ich ihn führen würde. »Du weißt genau, wieso«, antwortete ich etwas sanfter und sah ihn an. Er schaute mich mit jener Furchtlosigkeit an, nach der jeder Valari sein ganzes Leben lang strebte. Seine Augen
waren die Augen der valarischen Könige: tief und geheimnisvoll, schwarz wie das All und leuchtend wie die Sterne. Er besaß das kühn geschnittene Antlitz und die lange Hakennase unserer Ahnen, dazu eine Haut, die von der heißen Frühlingssonne braun gebrannt war und wie verwittertes Elfenbein aussah. Seine langen, dichten Haare, tiefschwarz und glänzend, flatterten im Wind. Obwohl er ganz ein Mann des Blutes und des Stahls und anderer Elemente der Erde war, umgab ihn doch auch etwas Außerweltliches. Mein Vater behauptete, wir sähen uns ähnlich genug, um Zwillinge zu sein. Doch von den sieben Söhnen Shavashar Elahads war er der Erstgeborene und ich der Letzte. Und das war ein bedeutender Unterschied. Er trat näher an mich heran und betrachtete mich schweigend. Während ich darauf bestanden hatte, eine lederne Jagdjacke, ein Hemd aus grober Wolle und Hosen von dunklem Waldgrün anzulegen, war er in einen prächtigen Umhang und eine schwarze Tunika gekleidet, die mit dem silbernen Schwan und den sieben silbernen Sternen des Königs13 hauses von Mesh verziert war. Er hätte sich niemals in anderer Kleidung sehen lassen. Er war der größte meiner Brüder, noch mindestens einen Zoll größer als ich. Jetzt schien er auf mich herabzuschauen, und der Blick seiner leuchtenden, schwarzen Augen fühlte sich wie eine gleißende Sonne auf der Narbe an, die sich oberhalb meines linken Auges über meine Stirn zog. Es war eine einzigartige Narbe; sie besaß die Form eines Blitzstrahls. Vermutlich rührte sie an Dinge, an die er lieber nicht erinnert werden wollte. »Warum musst du immer so wild sein?«, fragte er mit einem rasch hervorgestoßenen Atemzug. Ich hielt seinem Blick stand und lauschte dem Donnern meines Herzens, antwortete jedoch nicht. »Was ist los?«, dröhnte plötzlich eine laute Stimme. »Wovon redet ihr?« Maram, der den stummen Austausch zwischen uns bemerkt hatte, war mit seinem Bogen näher getreten; er wirkte ein wenig nervös und gab grollende, kehlige Laute von sich. Er war zwar nicht ganz so hoch gewachsen wie Asaru, aber dennoch ein mächtiger Mann mit einem dicken Bauch, den er vor sich herschob, als wollte er jedes Hindernis und sämtliche geringeren Männer beiseite schieben. »Sollte ich etwas über diesen Wald wissen?«, fragte er mich. »Er ist voller Hirsche«, antwortete ich lächelnd. »Und anderer Tiere«, fügte Asaru herausfordernd hinzu. »Was für andere Tiere?«, wollte Maram wissen. Er leckte über seine vollen, sinnlichen Lippen und rieb sich den dichten braunen Bart an der Stelle, wo er sich über den feisten Wangen lockte. »Als wir das letzte Mal in diesem Wald waren, konnten wir uns kaum von der Stelle bewegen, ohne auf einen Hasen zu treten«, erklärte Asaru. »Und überall waren Eichhörnchen.« »Schön, schön«, meinte Maram. »Ich liebe Eichhörnchen.« »Außerdem gab es Füchse«, sagte Asaru. »Und Wölfe.« Maram räusperte sich mit einem leisen Hüsteln, dann schluckte er mehrmals. »In meinem Land habe ich bisher nur Rotfüchse gesehen - die sind ganz anders als die riesigen grauen Füchse hier bei euch, die ebenso gut auch Wölfe sein könnten. Und was unsere Wölfe betrifft - nun, die meisten haben wir schon vor langer Zeit vertrieben.« Maram stammte nicht aus Mesh, nicht einmal aus den Neun König14 reichen der Valari. Eigentlich war seine ganze Erscheinung dazu geeignet, das Empfinden der Valari zu beleidigen. Seine großen braunen Augen erinnerten an den gesüßten Kaffee, den die Delianer tranken, und wann immer es die Situation erforderte, füllten sie sich vor Wut oder Rührung mit Tränen. An jedem Finger seiner fleischigen Hände trug er einen edelsteinbesetzten Ring, und er war in die leuchtende, scharlachrote Tunika und die Hosen des delianischen Königshauses gekleidet. Ganz offensichtlich mochte er die Farbe Rot, denn sie war das äußere Sinnbild der Färbung seines stürmischen Herzens. Noch mehr liebte er es, aufzufallen und gesehen zu werden, besonders in einem Wald voll hungriger Männer mit Pfeilen und Bögen. Meine Brüder glaubten, er sei zur Strafe für sein feiges Verhalten in die Schule der Bruderschaft geschickt worden, die in den Bergen oberhalb von Silvassu lag. Doch in Wirklichkeit war er wegen einer unüberlegten Taktlosigkeit gegenüber der Lieblingskonkubine seines Vaters vom Hof verbannt worden. »Jag bloß keine Wölfe in Mesh«, warnte Asaru. »So etwas bringt Unglück.« »Nun ja«, meinte Maram, wobei er an der Sehne seines Bogens zupfte. »Ich werde sie nicht jagen, solange sie mich nicht jagen.« »Wölfe jagen keine Menschen«, versicherte ihm Asaru. »Es sind die Bären, vor denen du dich in Acht nehmen solltest.« »Bären?« »Um diese Jahreszeit vor allem die Weibchen mit ihren Jungen.« »Ich habe letztes Jahr einen von euren Bären gesehen«, meinte Maram. »Ich hoffe, ich begegne nie wieder einem.« Ich rieb mir über die Stirn, als ich die Hitze von Marams Angst spürte. Natürlich war Mesh bekannt für seine riesigen wilden Braunbären, die schon vor langer Zeit die viel sanfteren Schwarzbären in freundlichere Länder wie Delu vertrieben hatten. »Wenn die Brüder dich nicht davonjagen und du lange genug bei uns bleibst, wirst du noch viele Bären zu
Gesicht bekommen«, meinte Asaru. »Aber ich dachte, die Bären halten sich meist in den Bergen auf?« »Na, und was glaubst du, wo du hier bist?«, fragte Asaru und deutete mit einer Hand auf die schneebedeckten Gipfel um uns herum. Tatsächlich standen wir im Schwanental, dem größten und lieblichs15 ten Tal von Mesh. Hier floss die Kurash durch sanftes Gelände zum Waskausee. Darüber hinaus gab es hier noch andere Seen, die die Schwäne jedes Jahr aufsuchten, um ihre Jungen auszubrüten und in dem klaren, blauen Wasser zu schwimmen. Jenseits des Tals jedoch, etwa zwanzig Meilen weiter östlich, erhob sich der Eluru wie eine riesige Pyramide aus Granit und Eis. Hinter ihm ragten die Gipfel der Culhadoshkette empor, die sogar noch höher waren und die Königreiche Waas und Mesh voneinander trennten. Weiter im Süden, ungefähr vierundfünfzig Meilen entfernt von hier, wenn man die Fluglinie eines Raben zu Grunde legte, lag die nebelverhangene Wand des Itarsu, auf dessen schmalen Pässen meine Ahnen mehr als einmal angreifende Heere der Sarni niedergemetzelt hatten, die von den großen, grauen Ebenen gekommen waren. Hinter uns und oberhalb der Hügel, von denen wir an diesem Tag aufgebrochen waren, erhoben sich - gleich westlich der bärenverseuchten Wälder, die wir betreten wollten - drei der größten und schönsten Gipfel des Zentralgebirges: der Telshar, der Arakel und der Vayu. Dies waren die Berge meiner Seele; hier, so fand ich, war das Herz des Morgengebirges, vielleicht auch das von ganz Ea. Als Junge hatte ich in den Wäldern an ihren Flanken gespielt und Lieder für ihre stummen, steinernen Antlitze gesungen. Sie erhoben sich wie Götter hinter den Häusern und Zinnen von Silvassu: der strahlende Vayu ein paar Meilen weiter südlich, Arakel im Westen jenseits der rasch dahinfließenden Kurash, und schließlich Telshar, der Große, auf dessen unteren Hängen die Väter meines Großvaters die Burg Elahad errichtet hatten. Einmal hatte ich diesen leuchtenden Berg bestiegen und von seinem Gipfel aus gen Norden geblickt; ich hatte hinter dem Diamantenfluss die Gipfel des Raaskel und des Korukel glitzern sehen, und jenseits dieser schweigenden Wächter die weißen Berge von Ishka. Aber natürlich hatte ich mich mein Leben lang bemüht, nicht in diese Richtung zu schauen. Maram folgte jetzt der Linie von Asarus ausgestreckter Hand. Er blickte in den dunklen Wald, der unser harrte, und murmelte: »Oh, wo bin ich nur? Verloren, in der Tat verloren.« In diesem Augenblick ertönte, wie als Antwort auf eine stumme Bitte von ihm, das langsame Klipp-Klapp von Pferdehufen. Ich drehte mich um und sah einen weißhaarigen Mann über das Feld auf uns zukommen, die Zügel eines Zugpferdes in der Hand. Er trug eine Klappe 16 über dem rechten Auge und humpelte sichtbar, als wäre sein Knie einmal vom Schlag eines Streitkolbens oder Dreschflegels zerschmettert worden. Ich wusste, dass ich diesen alten Bauern schon einmal gesehen hatte, doch ich konnte mich nicht erinnern, wo genau das gewesen war. »Hallo, junge Herren«, rief er beim Näher kommen. »Ein schöner Tag für die Jagd, nicht wahr?« Maram musterte die verschmutzte Wollkleidung des Bauern, die nach Pferdedung und Schweinen stank. Angeekelt rümpfte er die fette Nase. Asaru jedoch, der ein schärferes Auge besaß, bemerkte den glitzernden Ring an einem knorrigen Finger sofort. Auch mir fiel er auf: ein schlichter Silberring mit vier strahlenden Diamanten. Der Ring eines Kriegers und Lords. »Lord Harsha«, grüßte Asaru, als er ihn schließlich erkannte. »Es ist lange her.« »Ja, das ist es«, erwiderte Lord Harsha. Er sah erst Asarus Junker an, dann Maram und mich. »Wer sind Eure Freunde?« »Verzeiht«, sagte Asaru. »Darf ich Euch Joshu Kadar von Lashku vorstellen?« Lord Harsha nickte dem Junker meines Bruders zu. »Euer Vater ist ein guter Mann. Wir haben zusammen gegen Waas gekämpft.« Der junge Joshu verneigte sich tief, wie es seinem Rang entsprach, dann blieb er stumm stehen und sonnte sich im Glanz von Lord Harshas Kompliment. »Und dies hier«, fuhr Asaru fort, »ist Prinz Maram Marshayk von Delu. Er ist ein Schüler der Brüder.« Lord Harsha betrachtete ihn mit seinem einen Auge. »Stimmt es denn nicht, dass die Brüder keine Tiere jagen?«, fragte er. »Oh, das stimmt allerdings«, antwortete Maram und griff nach seinem Bogen. »Wir jagen nach Wissen. Ich bin nur mitgekommen, um meinen Freund zu beschützen, für den Fall, dass wir auf Bären stoßen.« Jetzt wandte Lord Harsha Asaru und mir seine Aufmerksamkeit zu. Sein Blick huschte zwischen meinem Bruder und mir hin und her, bevor er sich ähnlich den Strahlen der Sonne in meine Stirn bohrte. »Ihr müsst Valashu Elahad sein«, meinte er dann. In diesem Augenblick lief Marams Gesicht um meinetwillen vor Zorn rot an. Ich wusste, dass ihm das valarische System der Ehrbezeu17 gungen und Ränge nicht gefiel. Es musste ihm sauer aufstoßen, dass ein alter Mann, der nicht von edlem Blut, sondern bloß ein Bauer war, als höherrangig behandelt wurde als ein Prinz.
Ich blickte auf den Ring, den ich an meinem Finger trug. Darin waren weder die vier Diamanten eines Lords noch die drei eines Herrn eingelassen - nicht einmal die zwei funkelnden Steine eines echten Ritters. Ein einziger Diamant erhob sich in dem Silber: Es war der Ring eines niederen Ritters. Dennoch war ich sehr stolz, ihn erhalten zu haben. Hätte mein Vater mich nicht im Umgang mit Schwert und Bogen unterrichtet, hätte ich ihn nie bekommen. Welcher Krieger hasst schon den Krieg? Und wie ist es möglich, dass ein valarischer Ritter oder vielmehr ein Mann, der nur davon träumt, Ritter zu sein - das Flötenspiel und Gedichteschreiben den gemeinsamen Waffenübungen mit seinen Brüdern und Landsleuten vorzieht? Lord Harsha lächelte mich grimmig an und meinte: »Ihr seid schon sehr lange nicht mehr in diesen Wäldern gewesen, nicht wahr?« »Ja, das stimmt«, antwortete ich. »Nun, Ihr hättet mir Eure Aufwartung machen sollen, ehe Ihr über meine Felder trampelt. Die jungen Leute von heute haben einfach keine Manieren mehr.« »Ich bitte um Vergebung, aber wir hatten es eilig. Wir sind erst spät aufgebrochen, müsst Ihr wissen.« Ich erklärte ihm nicht, dass unsere Jagdgruppe sich verspätet hatte, weil ich die ganze Burg nach Maram hatte absuchen müssen - nur um ihn im Bett eines Zimmermädchens meines Vaters zu finden. »Ja, wirklich sehr spät«, sagte Lord Harsha mit einem Blick zur Sonne. »Die Ishkaner waren schon vor Euch hier.« »Welche Ishkaner?«, fragte ich erschrocken. Ich bemerkte, dass Asaru eindringlich den Wald musterte. »Auch sie haben nicht Halt gemacht, um sich vorzustellen«, erklärte Lord Harsha. »Aber es waren fünf - ich habe gehört, wie sie damit prahlten, dass sie einen Bären erlegen wollten.« Bei diesen Neuigkeiten packte Maram seinen Bogen noch fester. Schweißperlen bildeten sich an seinem Haaransatz. »Nun - ich denke, dann sollten wir ihnen diese Wälder überlassen«, meinte er. Doch Asaru lächelte lediglich, als hätte Maram vorgeschlagen, ganz Mesh dem Feind zu übergeben. »Die Ishkaner jagen gern Bären. Die18 ser Wald ist groß, und sie hatten mehr als eine Stunde Zeit, sich darin zu verirren«, sagte er. »Bitte sorgt dafür, dass Ihr Euch nicht ebenfalls darin verirrt«, meinte Lord Harsha. »Mein Bruder ist in den Wäldern mehr zu Hause als in seiner eigenen Burg«, entgegnete Asaru und schaute mich dabei seltsam an. »Wir werden uns nicht verirren.« »Gut. Dann also viel Glück bei der Jagd.« Lord Harsha nickte mir mit einer knappen Verbeugung zu. »Seid Ihr diesmal auch hinter einem Bären her?« »Nein, wir suchen einen Hirsch«, antwortete ich. »Genau wie beim letzten Mal, als wir hier waren.« »Und dennoch habt Ihr damals einen Bären gefunden.« »Es war wohl eher so, dass der Bär uns gefunden hat.« Jetzt färbten sich die Knöchel der Hand, mit der Maram seinen Bogen umklammerte, weiß, und er sah mich aus weit aufgerissenen Augen an. »Was soll das heißen, der Bär hat dich gefunden?« Weil ich ihm die Geschichte nicht erzählen wollte, stand ich nur da und blickte schweigend in den Wald. Und so antwortete Lord Harsha an meiner Stelle. »Das war vor zehn Jahren«, erklärte er. »Lord Asaru hatte gerade den Ring der Ritterschaft erhalten, und Val muss ungefähr zehn oder elf Jahre alt gewesen sein.« »Zehn«, warf ich ein. »Genau.« Lord Harsha nickte. »Die beiden Burschen sind also auf der Suche nach einem Hirsch allein in den Wald gegangen. Und dann hat der Bär -« »War es ein großer Bär?«, unterbrach ihn Maram. Lord Harsha kniff das eine Auge zusammen und hieß Maram zu schweigen, so wie man ein Kind zurechtweist. Dann erzählte er weiter. »Und dann hat der Bär sie angegriffen. Er hat Lord Asaru den Arm und etliche Rippen gebrochen und Valashu übel zugerichtet, wie Ihr sehen könnt.« Hier hielt er inne und deutete mit dem Finger auf die Narbe auf meiner Stirn. »Aber du hast doch gesagt, du wärst mit dieser Narbe geboren worden!« Maram fuhr zu mir herum. 19 »Ja«, sagte ich, »das stimmt.« Das hatte ich in der Tat gesagt. Meine Mutter hatte viel Mühe gehabt, mich auf diese Welt zu bringen, so dass alle behaupteten, ich hätte es vorgezogen, in ihrem dunklen Innern zu bleiben. Und so hatte die Hebamme schließlich Zangen benutzen müssen, um mich herauszuziehen. Die Zangen hatten mich verletzt, und die Wunde war in zackiger Form verheilt, in Gestalt eines Blitzstrahls. »Der Bär hat die Narbe wieder aufgerissen«, erklärte Asaru. »Er hatte Glück, dass der Bär ihm nicht den Schädel zermalmt hat«, meinte Lord Harsha. »Und sie beide hatten Glück, dass mein Sohn, möge er in Frieden ruhen, an diesem Tag durch den Wald kam. Er hat die Jungen halb tot im Moos gefunden und den Bären mit seinem Speer zur Strecke gebracht, bevor der sie töten konnte.« Andaru Harsha - ich kannte den Namen meines Retters sehr gut. Bei der Schlacht am Rotberg hatte ich mir eine Wunde im Oberschenkel zugezogen, als ich ihn vor den Speeren der Waashianer schützen wollte. Und etwas später hatte ich in der gleichen Schlacht wie gelähmt dagestanden, unfähig, einen Feind zu töten, der ohne Schild
wehrlos vor mir stand. Dieses Zögerns wegen wurde noch immer getuschelt, dass ich ein Feigling sei. Aber Asaru hat mich nie so bezeichnet. »Dann hat Euer Sohn den beiden das Leben gerettet«, meinte Maram an Lord Harsha gewandt. »Er hat immer behauptet, das wäre das Beste gewesen, was er je getan hätte.« Maram trat zu mir und packte mich am Arm. »Und du glaubst, du könntest diesen Mann für seinen Mut belohnen, indem du in diesen Wald zurückkehrst}« »Ja, das stimmt«, antwortete ich. »Ah«, sagte er und blickte mich aus seinen weichen, braunen Augen an. »Ich verstehe.« Er verstand es wirklich, und das war der Grund, weshalb ich ihn so gern hatte. Ohne dass ich es sagen musste, begriff er, dass ich heute in diesen Wald zurückkehren musste, nicht um Rache zu nehmen, indem ich irgendeinem Bären den Pelz mit Pfeilen spickte, sondern weil ich andere Ungeheuer zu bekämpfen hatte. »Also dann«, sagte Lord Harsha. »Genug von Euren Bärengeschichten. Möchtet Ihr etwas essen, ehe Ihr mit der Jagd beginnt?« 20 Dank Marams kleinem Sündenfall hatten wir das Mittagessen verpasst und waren alle hungrig. Das allein hätte Asaru natürlich nicht weiter entsetzt - ganz im Gegensatz zu der Vorstellung, Lord Harshas Gastfreundschaft zurückzuweisen. Und so antwortete er, als wäre er bereits König, mit einem Nicken für uns alle. »Wir fühlen uns geehrt.« Während Lord Harsha die Satteltaschen seines Pferdes öffnete, stampften unsere Reittiere ungeduldig auf dem Boden auf und senkten die Köpfe, um von dem köstlichen grünen Gras zu fressen, das zwischen der Steinmauer am Feldrand und dem Wald wuchs. Ich warf einen Blick über das Feld hinweg auf Lord Harshas Haus. Die geraden Linien des Hauses gefielen mir, auch seine Größe und das mit Zedernholzschindeln gedeckte Dach, das beinahe ebenso steil war wie die Dächer der Hütten weiter oben in den Bergen. Das Haus war aus Eiche und Stein gebaut und sehr valarisch: einfach, sauber und von einer stillen Schönheit. Ich erinnerte mich daran, wie Andaru Harsha mich in dieses Haus gebracht hatte, wo ich einen halben Tag lang im Delirium gelegen hatte, während sein Vater meine Wunden versorgt hatte. »Also setzt Euch zu mir«, meinte Lord Harsha, während er ein Tuch auf der Mauer ausbreitete. »Reden wir ein bisschen über den Krieg.« Während wir unsere Plätze entlang der Mauer einnahmen, legte er zwei Laibe schwarzes Gerstenbrot auf das Tuch, daneben ein Gefäß mit Ziegenkäse und ein paar frisch geerntete grüne Zwiebeln. Wir schnitten das Brot in Scheiben und aßen sie. Ich mochte den beißenden Geschmack der Zwiebeln in Verbindung mit dem salzigen Käse; es gefiel mir sogar noch mehr, dass Lord Harsha vier Silberpokale hervorholte und sie mit braunem Bier aus einem kleinen Holzfass füllte. »Es ist im letzten Herbst gebraut worden«, sagte Lord Harsha. Er reichte nacheinander Asaru, mir und Joshu einen Pokal. Dann ergriff er seinen eigenen Kelch. »Gut war die Ernte, noch besser das Gebräu. Wollen wir einen Trinkspruch ausbringen?« Ich sah, wie Maram sich die Lippen leckte, als wäre er vor Kummer wie gelähmt. »Lord Harsha«, sagte ich, »Ihr habt Maram vergessen.« »In der Tat«, lächelte er. »Aber habt Ihr nicht gesagt, dass er bei den Brüdern lebt? Hat er nicht das Gelübde abgelegt?« »Oh ja, das habe ich getan«, gestand Maram. »Ich habe Wein, Weib und Krieg abgeschworen.« »Also dann?« 21 »Ich habe nie geschworen, kein Bier mehr zu trinken.« »Ihr seid spitzfindig, Prinz Maram.« »Ja, das bin ich, nicht wahr? Aber nur, wenn es um etwas Lebenswichtiges geht.« »So wie das Trinken von Bier?« »So wie das Trinken von meshianischem Bier, das als das Beste von ganz Ea gilt.« Dieses Kompliment erwies sich als so überzeugend für Lord Harsha, dass er laut auflachte und einen weiteren Silberpokal aus der Satteltasche hervorzauberte. Er füllte ihn ebenfalls mit dem braunen Gebräu. »Trinken wir auf den König«, sagte er und hob seinen Pokal. »Möge er in dem Einen ruhen und weise zwischen Frieden und Krieg entscheiden.« Wir stießen mit den Pokalen an und tranken das schäumende Bier. Es schmeckte nach Gerste und Hopfen und den gerösteten Nüssen des Talaru-Baums, der nur in den Wäldern des Arakel wuchs. Maram hatte seinen Pokal natürlich als Erster geleert; er schluckte das Bier wie ein Jagdhund die Milch. Dann streckte er Lord Harsha den Pokal entgegen, damit dieser ihm noch einmal nachschenkte. »Und jetzt möchte ich einen Trinkspruch ausbringen. Auf die Lords und Ritter von Mesh, die ergeben für ihren König gekämpft haben.« »Hervorragend«, sagte Lord Harsha, während er Marams Pokal füllte. »Trinken wir darauf.« Wieder leerte Maram seinen Becher. Er leckte sich den Schaum von seinem Schnurrbart. Dann streckte er den Becher aus und meinte: »Und nun, oh, auf den Mut und die Kühnheit der Krieger - wie sagt Ihr? Auf ihre Unfehlbarkeit und Furchtlosigkeit.« Doch Lord Harsha verschloss das Fass wieder mit einem Kork. »Nein, das ist genug, wenn Ihr heute noch jagen
wollt - wir wollen doch nicht, dass Ihr jungen Prinzen Euch gegenseitig mit Pfeilen spickt, oder?« »Aber Lord Harsha«, wandte Maram ein, »ich wollte doch nur sagen, dass der Mut Eurer meshianischen Krieger eine einzige Inspiration für diejenigen ist, die lediglich hoffen können, -« »Ihr seid ja ein ganz Gerissener«, unterbrach Lord Harsha ihn lachend. »Vielleicht solltet Ihr mit den Ishkanern reden. Vielleicht könntet Ihr ihnen den Krieg ebenso leicht ausreden, wie Ihr mir mein Bier abschwatzt.« 22 »Ich begreife nicht, wieso es überhaupt Krieg geben muss«, brummte Maram. »Nun, zwischen uns herrscht böses Blut«, sagte Lord Harsha schlicht. »Aber es ist das gleiche Blut, oder nicht? Ihr seid doch alle Valari.« »Ja, es ist das gleiche Blut«, antwortete Lord Harsha, der gemächlich an seinem Pokal nippte. Dann sah er mich traurig an. »Aber die Ishkaner vergießen es auf eine Weise, die für jeden Valari beschämend ist. So wie sie Valashus Großvater getötet haben.« »Aber er ist doch in einer Schlacht gefallen, oder nicht? In der Schlacht am Diamantenfluss?« Jetzt schluckte Lord Harsha den Rest seines Biers hinunter, als hätte ihn jemand gezwungen, Blut zu trinken. Er klopfte sich auf die Augenklappe. »Ja, das war am Diamantenfluss. Zwölf Jahre ist es jetzt her. Damals haben mir die Ishkaner mein Auge genommen. Und damals haben die Ishkaner fünf Kompanien geopfert, nur um an König Elkamesh heranzukommen und ihn zu töten.« »Aber es war doch Krieg?«, fragte Maram. »Nein, das war ein Duell. Die Ishkaner haben König Elkamesh gehasst, weil er, als er so jung war, wie Ihr es jetzt seid, Lord Dorje in einem Duell getötet hatte. Und so haben sie die Schlacht als Duell benutzt, um Rache zu nehmen.« »Lord Dorje war König Hadarus ältester Bruder«, erklärte ich Maram. »Ich verstehe«, sagte Maram. »Und dieses Duell hat vor fünfzig Jahren stattgefunden? Ihr Valari lasst eine Menge Zeit verstreichen, ehe Ihr Euch rächt.« Ich blickte nach Norden, auf die dunklen Wolken, die von Ishkas Bergen heranzogen, und verlor mich in Erinnerungen an Untaten, die mehr als ein Hundertfaches der fünfzig Jahre zurücklagen. »Sagt bitte nicht >ihr ValariIhre Augen sind wie Seen aus
heiligem Feuer< oder >Ihre Augen sind wie Feuer, das Feuer nährt