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ui;oc, kann 'ein-, a n g e b o r e n ' oder ' e i n g e p f l a n z t ' bedeuten. D a der ejKpuxoc, Xöyoq den Xöyoq dXr|8eiac, aufnimmt und das Wort nachfolgend als ö 8üvd|ievoc, G&aai . . . bezeichnet wird, ist ausgeschlossen, daß sich die W e n d u n g in 1,21 244
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- etwa i m G e f o l g e d e s stoischen Xöyoq
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aTcepiiaxiKöc,
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- auf die Ausstattung
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des natürlichen, vorchristlichen M e n s c h e n b e z i e h t . 'Angeboren' geht trotz d e m , nämlich i m Sinne der Geburt v o n 1,18; zu ' e i n g e p f l a n z t ' bestünde 254
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Lk 8 , 1 3 ; A p g 8,14; 1 1 , 1 ; 1 7 , 1 1 , dazu Taeger, Mensch, 123-125. V g l . Delling, W o r t , 135, A n m . 3 8 ; Pesch, A p g I, 346 (zu 11,1). Z u 8 e % e a 9 a i in ähnlichen Zusammenhängen s. z . B . M k 10,15; 2 K o r 6 , 1 ; 2 Thess 2 , 1 0 (vgl. dazu G r u n d m a n n , 8e%ojiai KTX, 5 3 ) . 8 e % e o 9 a i T Ö V Xoyov o.a. ist auch alttestamentlich u n d frühjüdisch geläufig, s. n u r D t n (30,1); 33,3f [ L X X ] ; Prov 1,3; 2 , 1 ; 4 , 1 0 ; Sach 1,6; Jer 9 , 1 9 ; Sir 18,14; 3 2 , 1 4 . Kamiah, F o r m , 36 sieht, offenbar mit Blick auf das "negative" Glied des Schemas, dessen Funktion in d e m Aufruf, die in der Taufe "geschehene Abkehr v o n der 'Welt' ständig nachzuvollziehen". Ich sehe kein Argument, das ausschließen könnte, daß Jakobus die W e n d u n g 8 e % e a 9 a i xöv X670V anderweitig aus der Tradition aufgenommen u n d in das mit 1 Petr g e meinsame Traditionsstück eingeflochten hat. Möglich ist, daß weder Jak 1,21b noch 1 Petr 2,2 wörtlich zitieren, w e n n es eine festfixierte Formel - und nicht n u r ein semantisches Feld überhaupt gegeben hat. M i t Sicherheit läßt sich n u r sagen, daß es in der zugrunde liegenden Tradition im "positiven" Glied u m die rechte Haltung d e m W o r t gegenüber geht u n d diese mit der Erlangung eschatologischen Heils verknüpft ist. Dazu zuletzt v o n Gemünden, Vegetationsmetaphorik, 270f. Piaton, Symp 191D; Resp V 4 5 8 D ; X 6 1 0 A ; Phaidros 2 3 7 D u . ö . ; Epict, Diss II 1 1 , 3 ; Plutarch, M o r 7 4 6 D ; 1026D u . ö . ; PsPhok 128; Sap 12,10; Philo, I m m 1 0 1 ; F u g 122; SpecLeg III 138; Virt 2 3 ; Praem 5 ; J o s , Bell I 8 8 ; Ant X V I 2 3 2 ; Justin, A p o l . II 6 , 3 ; 8,1 (... 8 i d T Ö ejiq>üTov jcavti yevei dv9pa>Äeic, rcdvxec, 8 i d ttjc, fcvouoiic, ^jiq>6toü toö A6701) orcopac, diioSp&c, fcSuvavto öpav td övta). 2 5 1
So Herodot IX 9 4 ; Barn 1,2; 9 , 9 ; Pslgnatius, E p h 17,2 (Lightfoot, T h e Apostolic Fathers I I / 3 , 2 6 4 ) . Dazu Pohlenz, Stoa, 7 8 . 1 2 3 u . ö . , s. z . B . M A n t IV 14; 2 1 , 2 ; VI 2 4 . Ähnlich Bonhöffer, Epiktet, 9 7 , anders Hort, 37f ("it is the original capacity involved in the Creation in G o d ' s image which makes it possible for m a n to apprehend a revelation at all" [38]); C a d o u x , Thought, 19-21, s. auch Spitta, 50f. * S o die meisten ( z . B . Dibelius, 145; Davids, 9 5 ) , jedoch ohne die Möglichkeit des Be zugs v o n 'angeboren' auf 1,18 zu bedenken. 2 5 2
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dann kein signifikanter U n t e r s c h i e d . In j e d e m Fall ist gemeint, daß das Wort d e n Christen seit der ' G e b u r t ' eingestiftet ist. D e r Zusammenhang mit 1,18 legt eher nahe, ejiq>üTo$ Xöyoq nicht als Vegetationsmetapher, son dern auf der Linie der Geburtsmetaphorik v o n 1,18 als 'ein- oder angebore nes Wort' z u lesen. 256
Die jak Verortung des Wortes im Innern des Christen ist nicht ohne Analogien. In Dtn 30,14 wird die Erfüllbarkeit des göttlichen Willens mit der Nähe des Wortes begründet: Es ist TO^ Ip0b2\ "pSD. Nach Ps 37,31 hat der Gerechte Gottes Tora im Herzen (ebenso Ps 4 0 , 9 , s. auch Jes 51,7), seine Schritte wanken (daher) nicht (vgl. Ps 119,11). Hier ist freilich nicht von einer Einstiftung des Wortes durch Gott die Rede; in den Psalmstellen ist wie etwa auch in Dtn 6,6; 11,18 vielmehr die Internalisierung der Tora durch die Frommen im Blick (s. dazu auch Prov 7,3; Jos, Ap II 178). Anders ist dies erstmals in Jer 31,33: Die Errichtung des neuen Bundes ist dadurch gekennzeichnet, daß Gott seine Tora in die Israeliten hineinlegt und sie ihnen auf ihr Herz schreibt. 1 QH 12[4*],10 redet dagegen perfektisch von der Eingrabung des Gesetzes ins H e r z . In dem vorqumranischen Gebet 4Q504[DibHam ] wird das, was Ps 37,31 indikativisch aussagt, von Gott erbeten, wobei die Einstif tung hier als 'Einpflanzung' (HSPÖ^l) bezeichnet wird (Fragm. 1-2 2,13[f]). Ähnlich heißt es in 4 Esr 9,31 - im Unterschied zum neuen Bund in Jer 31,33 - von der Si/uzztora, daß Gott sie in die Israeliten gesät h a t (vgl. 4 Esr 3,20-22). Anzuführen sind sodann einige frühchristliche Belege. Paulus bezieht in Rom 10,8 das Wort von Dtn 3 0 , 1 4 auf TO p % a zr\q rcicrcecös. Das Wort Gottes wirkt in den Gläubigen (1 Thess 2,13), und 1 Joh 2,14 spricht vom Bleiben des Wortes in den Christen (vgl. Joh 5,38; [8,37]; 1 Joh 1 , 1 0 ) . Auf der Linie der die alttestamentlich-frühjüdischen Belege auszeichnenden ethischen Ausrichtung der Vor257
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'Eingeborenes W o r t ' im Sinne von 1,18 paßt ebenso gut zu der Aufforderung, das Wort anzunehmen, wie 'eingepflanztes'. 5e%ea8cu wird sonst häufig als Argument gegen 'an-, eingeboren' angeführt, s. z . B . Mayor, 6 8 ; Ropes, 172; Mitton, 6 4 ; Davids, 9 5 ; Mar tin, 4 9 ; W a r d , Concern, 130. D i e Taufe nennen als Zeitpunkt der Einstiftung des Wortes Kamiah, F o r m , 184; Schräge, 22 u . a . , auch Luck, Theologie, 18 mit A n m . 6 4 , der jedoch den indikativischen Aspekt d e s Geschehens überspielt. Mußner, Tauflehre, 65 denkt an den Taufunterricht. V g l . zu dieser Frage oben S.62. V g l . rmnpITl (Ex 32,16) in 1 Q S 1 0 , 6 . 8 . 1 1 , s. noch 4 Q 4 0 0 F r a g m . 1 1,5. F ü r die traditionsgeschichtliche Auswertung dieser Stelle ist die weite Verbreitung der Metaphorik des Säens im 4 Esr zu berücksichtigen (4,28-32; 5 , 4 8 ; 8,41). 9,31 könnte sich demnach allein der stilistischen Vorliebe des Verfassers verdanken. - syrApkBar 3 2 , 1 mahnt, die Herzen zu bereiten, ' u m des Gesetzes Früchte einzusäen' (vgl. noch 5 1 , 3 ) . - F ü r die m e taphorische Bezeichnung des Wortes als Samen in paganen Texten s. z . B . Piaton, Phaidros, 276B-277A; Plutarch, M o r 3 9 4 E , weitere Stellen bei Klauck, Allegorie, 192. Eine breite Rezeption v o n D t n 30,11-14 begegnet bei Philo (Post 84-88; M u t 2 3 6 240; Somn II 179f; Virt 183f; Praem 80-82; Prob 6 8 ) , doch transformiert er durchgehend die Nähe des Wortes zur Nähe des ä-yaGöv (Post 84; M u t 2 3 6 ; Somn II 180; Praem 80) o.a. (Virt 183; P r o b 6 8 ) , so daß die Stellen schwerlich als Hintergrund für Jak 1,21b angeführt werden können (gegen Klein, Werk, 136f). Ebenso regelmäßig wird die Trias M u n d , Herz, Hände (Dtn 3 0 , 1 4 L X X ) im Sinne von 'Rede, Entschlüsse und Handlungen' (Post 8 5 ; M u t 237; Somn II 180; Virt 183; Praem 8 0 ; Prob 68) gedeutet, die z u m Entstehen des Guten zusammenklingen müssen (Post 85-88, vgl. Praem 80-82, auch Somn II 180). Siehe noch D i o g n 7 , 2 : Gott hat Menschen v o m Himmel her die Wahrheit (!) und das ... Wort eingepflanzt und in ihren Herzen befestigt. 2 5 6
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Stellung beschreibt 1 Klem 2,8 den früheren t u g e n d r e i c h e n Wandel der Korinther m i t den W o r t e n , daß die Gebote des Herrn auf die Wände ihres Herzens geschrie ben waren (vgl. Herrn, Sim VIII 3,3; Aristides, Apol. 15,3, auch Rom 2,15). In terminologischer Hinsicht ist die Prädikation Gottes als ö xf|v ejKpuxov Scopedv xfjs 8i8a%TJs a u x o ö Oejievog ev f|n,iv in Barn 9,9 (vgl. 1,2) zu vergleichen. Im Innern des Menschen wird das Wort sodann im Sämannsgleichnis verortet (Mt 13,19; Mk 4,15; Lk 8,12.15); Lk setzt den Samen e x p l i z i t m i t dem Wort gleich (8,11). Zu be achten ist schließlich, daß das Wort in 1 Petr 1,23 als a r c o p d aq>8apxo5 bezeichnet wird, a r c o p d könnte - analog zum Sämannsgleichnis - die Aussaat bezeichnen, doch spricht nichts dagegen, daß 1 Petr in der Metaphorik der Wiedergeburtsaussage bleibt. Daß das Wort den Christen eingestiftet ist, wird hier nicht ausdrücklich ge sagt, liegt aber in der Logik der Metaphorik.
D i e Verwandtschaft z w i s c h e n d e m jak ejjupuxos Xöyoq und der petr B e z e i c h nung des Wortes als arcopd dq>8apxo$ läßt es als durchaus m ö g l i c h erschei nen, daß Jakobus, w e n n nicht die Formulierung, so d o c h die Vorstellung in der mit 1 Petr g e m e i n s a m e n Tradition vorgefunden h a t . Festzuhalten ist jedenfalls, daß die Verortung des Wortes i m Innern des M e n s c h e n nicht nur alttestamentlich und frühjüdisch bezeugt ist, sondern auch i m Frühchristen tum Eingang gefunden hat und hier nicht nur auf das Gesetz b e z o g e n wurde. Jakobus' Ausprägung der Vorstellung setzt diese christliche Transformation v o r a u s . D i e s schließt nicht aus, daß im Blick auf die imperativische Seite des Wortes der in den alttestamentlichen und frühjüdischen B e l e g e n zutage tretende Aspekt mitschwingt, daß die Einstiftung des Gesetzes durch Gott die rechte Erfüllung des göttlichen Willens gewährleisten soll (s. v . a . D t n 3 0 , 1 1 14; Jer 3 1 , 3 3 f ; 4 Q 5 0 4 Fragm. 1-2 2 , 1 3 ) . Konzeptionell zu begreifen ist, w i e weiter unten n o c h auszuformulieren sein w i r d , die Rede v o m ejicpuxog Xöyoq aber wesentlich v o n der Geburtsaussage in 1,18 her. Gott hat die Chri sten geboren, ins "Leben" geführt, indem er ihnen das Wort eingestiftet hat. 2 6 1
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V g l . oben A n m . 2 4 8 . F ü r 1 Petr 1,23 ist zu beachten, daß orcopd nicht ohne die bei gefügten Adjektive gelesen werden kann. Diese aber sind auf die M a hnung in 1,22b bezogen (s. unten A n m . 2 6 8 ) . Will man nicht annehmen, daß auch diese zur vorgegebenen Tradition gehört, m u ß man daher wohl auch in V . 2 3 die Hand des Verfassers vermuten. Sollte Dtn 30,(11-) 14, was nach d e m oben Dargelegten, speziell auf Grund der Berüh rung des 'ein-, angeborenen W o r t e s ' mit d e m 'unvergänglichen Samen' in 1 Petr 1,23, unwahrscheinlich ist, für Jak 1,21b ein Verwandter ersten Grades sein (Klein, W e r k , 137: "Schlüssel z u m Verständnis v o n Jak 1,21", ähnlich zuvor Lautenschlager, Gegenstand, 167), müßte m a n zumindest v o n einer durch Jakobus' christliches Umfeld angeleiteten kreativen Rezeption des Textes sprechen (vgl. R o m 10,6-8, aber auch die Philo-Belege oben A n m . 2 5 9 ) . Daß speziell Jer 3 1 , 3 3 Pate gestanden haben soll ( z . B . B . W e i ß , Jakobusbrief, 2 7 ; Mitton, 71f; M o o , 81-84; Tasker, 53 und Feine, Jakobusbrief, 2 4 ; Martin, 4 6 . 5 1 für das 'Gesetz der Freiheit'), läßt sich ebensowenig erweisen. Traditionsgeschichtlich völlig haltlos sind die Einlassungen von M a n n s , Tradition liturgique. Eher unwahrscheinlich ist schließ lich, daß Jakobus b z w . die hier zugrundeliegende christliche Tradition, zumal es sich beim ejicpoxo^ Xöyoq wohl nicht u m Vegetationsmetaphorik handelt, v o m syn Sämannsgleichnis beeinflußt ist (anders M a y o r , Reminiscences, ablehnend z . B . auch Ropes, 173). Z u den Be rührungen zwischen d e m Jak u n d der lk Fassung s. Anhang 2 . Siehe die Ausführungen z u m Verhältnis von Wort und Begierde i m folgenden Unterabschnitt ( K a p . I I . 2 . 2 . 2 ) . 2 6 2
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D i e K e n n z e i c h n u n g d e s Wortes als e i n e s 'eingeborenen' wird in 1,21 n o c h durch xöv 8uvdu,evov a & a o u xdg \|fu%ä£ v>|io>v ergänzt. \|/u%f| m e i n t nicht e i n e n Teil d e s M e n s c h e n , sondern d e n g a n z e n , a & a a i bezieht sich auf die endzeitliche Rettung ( e b e n s o 2 , 1 4 f f ; 4 , 1 2 , anders 5 , 1 5 . 2 t )
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) . Gott hat d e m Christen
L e b e n geschenkt; jetzt geht e s darum, d e s e s c h a t o l o g i s c h e n H e i l s teilhaftig zu w e r d e n , mit 1 , 1 2 gesprochen: d e n Kranz d e s Lebens z u e m p f a n g e n . D i e B e deutung, die Jakobus hier d e m Wort beimißt, wird daran deutlich, daß er eine analoge A u s s a g e sonst nur n o c h v o n Gott selbst trifft: In seiner M a c h t steht e s , zu retten oder z u verderben ( 4 , 1 2
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) . In 1,21 fehlt K a i arcoA-eaai;
das Wort hat Gott zur Rettung g e g e b e n , ö Suvdjievo^ . . . m e i n t dabei mehr, als daß das Wort sagt und A n w e i s u n g gibt, w i e der Erhalt d e s g e s c h e n k t e n Lebens zu b e w e r k s t e l l i g e n ist. A u f d e m Hintergrund d e s traditionellen biblis c h e n G e d a n k e n s der Wirkkraft d e s göttlichen W o r t e s
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liegt v i e l m e h r nahe,
daß das W o r t hier als e i n wirkmächtiges
ist
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gedacht
,
Z u s a m m e n h a n g mit 1 , 1 8 , w o das Wort, w i e g e s e h e n , als e i n begegnet,
zwingend
wird
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.
Dieses
Wort mit
seiner
was
durch
den
heilschqffendes
lebendigmachenden
Kraft ist d e n Christen eingestiftet. U m dies in der Übersetzung deutlich w e r d e n z u lassen, sollte m a n ö Süvdjievo? . . . daher mit 'das die Kraft hat, e u c h zu r e t t e n '
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wiedergeben.
Z u 5 , 2 0 s. oben Kap.II. 1.2, S . 5 7 . V g l . ( M t 10,28); Herrn, M X I I 6 , 3 ; Sim IX 2 3 , 4 . Siehe v o r allem Jes 55,10f, sodann Jer 2 3 , 2 9 ; Ps 3 3 , 9 ( v o m Schöpfungswort), neutestamentlich R o m 1,16; 1 K o r 1,18; 1 Thess 2 , 1 3 ; H e b r 4 , 1 2 , zu 1 Petr 1,23 A n m . 2 6 8 . Vgl. Schreiner, W o r t , bes.13-17.41f; Zimmerli, Theologie, 88f (zum prophetischen W o r t ) . V g l . Beyschlag, 8 4 ; H u m b e r t , Examen, 3 9 0 ; K. W e i ß , M o t i v , 109; Luck, Theologie, 18f u . a . , anders z . B . Schräge, Ethik, 2 9 0 . Bestätigend kann, d a hier, w i e inzwischen deutlich geworden ist, auf einer traditionsgeschichtlichen Verbindung basierende affine Konzeptionen vorliegen, wiederum auf 1 Petr 1,23ff verwiesen werden. D i e Wirkmächtigkeit des Wortes tritt dort zunächst in dessen Bezeichnung als eines lebendigen zutage (vgl. Goppelt, 1 Petr, 132; Schräge, 1 Petr, 8 1 ; z u m Bezug der Partizipien auf Xöyou für viele Brox, 1 Petr, SIT). Ferner begründet u n d motiviert die Wiedergeburtsaussage die vorangehende M a h n u n g , einander aus reinem Herzen zu lieben ( v g l . a . a . O . , 8 7 ) , u n d zwar e K t e v & g . Die auffällige Betonung der Unvergänglichkeit des Wortes in 1,23-25 (die Antithese (pOaptfjg - dcpGdpxou wird durch die Bestimmung des Wortes als eines lebendigen u n d bleibenden aufgenommen, j i e v o v x o g schließlich wird durch das Jesajazitat nachdrücklich unterstrichen) macht guten Sinn, wenn m a n das Adverb hier nicht als Ausdruck der Intensität der Liebe ('eifrig, angespannt'), sondern ihrer Dauer ('beharrlich') versteht. Umgekehrt formuliert: Die M a h n u n g zur dauerhaften Liebe wird dadurch begründet, daß d e m W o r t , durch welches Gott die Christen wiedergeboren hat, Unvergänglichkeit eignet, u n d dies heißt: bleibende Wirkmächtigkeit. M i t d e r dauerhaften Liebe ergreifen die Christen das, w a s das W o r t , das Evangelium (1,25), in ihnen wirkt. Das Wirken des Wortes u n d das willentliche Handeln der Christen, das aktive Verlangen nach Nahrung ( 2 , 2 ) , werden hier als eine unauflösliche Einheit zusammengesehen. Als Wirkmacht tritt das Wort schließlich auch in d e m Finalsatz in 2 , 2 hervor: Durch das Wort wachsen die Christen heran u n d d e m eschatologischen Heil entgegen (zum Entgegenwachsen v g l . Goppelt, 1 Petr, 136). V g l . formal A p g 2 0 , 3 2 ; Gal 3 , 2 1 ; Herrn, Sim VI 1,1. 2 6 5
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Überblickt man den weiteren literarischen Kontext von 1,21, stellt sich die Frage, wie sich der ejKpuxog Xöyoq zur in 4,5 erwähnten Einwohnung des Geistes ver h ä l t . Der Vers ist eine notorische c r u x . Einigkeit besteht darüber, daß das "Zitat" mit npöq q>8övov beginnt und mit ev fip.iv schließt, npöq cpGövov wird in der Regel adverbiell im Sinne von (pGovep&g verstanden. Die Worte sollen ein Schriftzitat sein, das sich aber nicht belegen läßt. Man muß also entweder an ein nicht erhaltenes Apokryphon denken oder das "Zitat" zu einer Anspielung bzw. einem allgemeinen Verweis m a c h e n . Gewichtiger als dieses Problem ist freilich das andere, wer Subjekt des Satzes und was mit Tcveujia gemeint ist. Im Relativsatz muß man zweifelsohne Gott als Subjekt ergänzen, was ebenso für V.6a gilt, der ad versativ auf das "Zitat" rückbezogen ist. Subjekt ist Gott sodann expressis verbis im Zitat in V.6. Der nachfolgende Kontext erzwingt also geradezu, Beög auch in V.5b einzudenken oder aber zumindest jcveujia auf das göttliche zu deuten und dann fjliag als Objekt zu ergänzen . Der vorangehende Kontext weist in dieselbe Rich tung. r\ Soiceixe schließt an das fragende OUK oiSaxe von V.4 an, und das in Erin nerung gerufene Wissen ist, daß Weltfreundschaft Feindschaft Gottes bedeutet. Gott als in V.5b einzudenkendes Subjekt ist also durch V.4 vorbereitet. V.5b paßt so gelesen auch sachlich zu V.4. Daß Welt- und Gottesfreundschaft nicht zusam mengehen, findet darin seine Erläuterung, daß Gott "uns" ganz für sich bean sprucht. Suche nach Weltfreundschaft evoziert daher Gottes Eifersucht. Auch der nachfolgende Kontext fügt sich hier sachlich ohne Probleme an, denn Gottes Eifer sucht kann man gut als in jieiCova implizierten Vergleichspunkt fassen, so daß sich ein gut biblischer Gedanke ergibt: Der Herr ist ein eifersüchtiger Gott, aber größer als seine Eifersucht ist seine Gnade (Ex 20,5f; Dtn 5 , 9 f ) , denn dem, der umkehrt (4,7-10), schenkt Gott Vergebung (s. vor allem 5 , 1 9 f ) , und er wird "erhöht" werden ( 4 , 1 0 ) . Jak 4,4-6 ergibt damit insgesamt einen stimmigen Motivzusam menhang. Jakobus interpretiert das Fehl verhalten der Adressaten (V. 1-3) in V . 4 in 270
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B l o n d e l , Fondement, 148 sieht beides zusammen. Opinio communis ist dies nicht. Verschiedene Ausleger haben zu Konjekturen gegriffen. Kirn, Vorschlag, 131-133 liest Jtpöq x ö v 0 e 6 v statt iipöq q>06vov (weiter ausgeführt in Noch einmal Jakobus 4,5., dort 593-596 weitere Vertreter [Könnecke, Wettstein], vgl. auch den Vorschlag v o n L a w s , dazu unten A n m . 2 9 1 ) , Findlay, James iv. 5,6 q>6vov statt q>9övov. Forster, James iv. 5,6 ergänzt x\ vor Jipög cpGövov. Diese Versuche spielen heute zu Recht keine Rolle mehr. Siehe nur Beyschlag, 193; Hort, 9 3 ; M a y o r , 1 4 1 ; Ropes, 262f; Dibelius, 2 6 8 ; W i n disch, 2 7 ; M u ß n e r , 1 8 1 ; M o o , 144. Z u Analogien Bauer-Aland, s.v. jcpog III.6. Siehe Dibelius, 265f; Hauck, K N T , 196; Windisch, 2 7 ; M u ß n e r , 183f; Schräge, 4 5 ; Michl, Spruch, 172-174 u . a . - So ungewöhnlich wäre ein "außerkanonisches Schriftzitat" unbekannter Herkunft nicht, s. Joh 7 , 3 8 ; 1 K o r 2 , 9 ; (Eph 5,14); 1 Klem 2 3 , 3 ; 4 6 , 2 ; 2 Klem 11,2. Herrn, Vis II 3,4 verweist auf die nicht erhaltene Schrift Eldad und M o d a t . D e r äthHen gilt Jud 14f; Barn 16,5f (s. auch 4,3) als Schrift. Siehe v.a. Frankemölle, 6 0 3 . So die meisten, z . B . Hort, 9 3 ; Dibelius, 2 6 8 ; Hauck, K N T , 197; Tasker, 9 1 ; M u ß n e r , 181f; Schräge, 45f; Davids, 163f; M o o , 144; Schnider, 1 0 1 ; Frankemölle, 6 0 2 ; Spicq, ' E r c u i o G e i v , 189-191. - Z u r Möglichkeit der Verbindung von Gott als Subjekt mit e j u j i o G e l v s. J. Jeremias, Jac 4 , 5 (s. v.a. H i o b 14,15b T h e o d . ) . Der 'heilige Geist' als Subjekt bei Beyschlag, 192f; Hiebert, 2 3 3 . V g l . Mitton, 156; Klein, Werk, 115, anders z . B . M u ß n e r , 184: " ' G r ö ß e r e G n a d e ' setzt eine schon früher gegebene voraus, die noch nicht so groß w a r . " M u ß n e r denkt dabei wie viele andere an das auf den menschlichen Geist gedeutete Jiveöjia v o n 4 , 5 , vgl. unten (bei) A n m . 2 9 3 . V g l . Davids, 164f. Dazu noch unten K a p . I I I . 2 . 2 . 2 . 1 . 2 7 1
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Aufnahme alttestamentlicher Bundesmetaphorik als Ehebruch und verweist erin nernd auf die strenge Alternative zwischen Gott und "Welt". Indem Jakobus in V.5 durch das Zitat Gottes Eifersucht (bzw. das eifersüchtige Begehren seines Geistes nach "uns") ins Spiel bringt, stellt er heraus, daß Gott keinen "Nebenbuhler" neben sich duldet. Der Eifersucht Gottes steht traditionell seine größere Gnade gegenüber, die er denen gewährt, die sich dem "Ehebund" gemäß verhalten, nämlich den De mütigen, und denen wieder in Aussicht stellt, die zu ihm umkehren. Diese Deutung birgt aber ein gravierendes lexikalisches Problem; es entsteht die schroffe semantische Härte der Verbindung von q>86voc, und Gott. Der Eifer bzw. die Eifersucht Gottes wird in biblischer Tradition sprachlich mit CTJXOC, KXX reali s i e r t , nie mit cpöovoq , das mit seinem durchgehend pejorativen S i n n dazu ungeeignet erscheint. Zur "Entschärfung" des Problems kann man zwar zum einen darauf verweisen, daß Crtyoc, und 8övoq hier gewissermaßen im Sinne des traditionellen CfjXoq verwendet sein k ö n n t e , zum anderen auf einen möglichen Zusammenhang mit jioi%aA,i8ec, in 4 , 4 : q>86voc, zielt auf die Eifersucht Gottes als des Ehemannes . Wirklich über zeugend ist beides aber nicht; eine semantische Härte bleibt. Keine Schwierigkeiten bereitet Jtpög q>86vov dagegen, wenn man TO rcveßjia als Subjekt des Satzes und im Sinne des menschlichen Geistes f a ß t . 'Der (mensch liche) Geist begehrt (?) neidisch' fügt sich gut zu den zuvor vorgebrachten Vorwür fen in 4,1-3, speziell zum CT)AOI>T8 (4,2). Dazwischen steht aber V . 4 , und es ist nicht zu sehen, wie sich V.5b in diesem Verständnis unter Berücksichtigung der rhetorisch fragenden Zitateinleitung sinnvoll an den mit V . 4 erreichten Argu281
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Siehe neben den in K a p . I I I . 2 . 2 . 1 . 1 , A n m . 2 2 1 genannten Stellen noch Jes 1,21; 5 0 , 1 ; 5 4 , 1 - 6 ; 6 2 , 5 ; Jer 2 , 2 ; ( 3 , 2 0 ) ; ApkSedr 6,4.8(7). V g l . frühchristlich M t 12,39; 16,4; M k 8,38. - Haltlos ist die These v o n Schmitt, Y o u Adulteresses, 336f, mit IIOI%aAi8ec, spiele Jak auf Prov 3 0 , 2 0 an. E x 2 0 , 5 ; 3 4 , 1 4 ; D t n 4 , 2 4 ; 5 , 9 ; 6 , 1 5 ; 3 2 , 2 1 ; Jos 2 4 , 1 9 ; Ez 5 , 1 3 ; 1 6 , 3 8 ; ApkSedr 6,8 u.ö. V i t A d 18,4 bestätigt dies nur: D i e Schlange schiebt Gottes Verbot, v o m Baum der Erkenntnis zu essen, auf dessen ©96voc, (TOUTO 8e yivdxjKcov ö Gedc, ö x i e a e o Q e ö j i o i o i AUXOÖ ECPGOVTIOEV ujiiv Kai eiicev o u q > d y e a 9 a i k$ AÜTOÖ). Ähnliches findet sich im Blick auf den Baum des Lebens im M u n d e Simons in PsKlem, Horn III 3 9 , 3 . Z u r Unverein barkeit von Gott u n d q>96voc, vgl. Philo, A b r 2 0 3 ; SpecLeg II 2 4 9 (Platon-Zitat [Phaedros 2 4 7 A ] ) , auch O p 77 u . ö . D a ß unter den olympischen Göttern "Neider" sind (Euripides, Ale 1135; IphTaur 1269; O r 9 7 4 ; Herodot I 3 2 , 1 ; III 4 0 , 2 u . ö . ) , trägt für die Jakobusstelle nichts aus. Siehe Spicq, Notes II, 9 1 9 . Siehe die Belege in K a p . I I I . 2 . 2 . 1 . 1 , A n m . 183. Allerdings ist ^Xoq dann immer negativ besetzt. Ist V . 5 b kein wörtliches Zitat, sondern Paraphrase, kann m a n ferner darauf verweisen, daß C,r\Xoq kurz zuvor im negativen Sinne gebraucht w o r d e n w a r ( 3 , 1 4 . 1 6 , auch 4 , 2 ) und vielleicht deshalb in 4 , 5 gemieden w u r d e . W i e d e r u m : Das A r g u m e n t hilft k a u m , w e n n V . 5 b wörtliches Zitat ist. Oder m a n m u ß annehmen, daß IIOI%aM8ec, i m Vorblick auf das Zitat gewählt ist. Vergleichen kann m a n vielleicht Plutarch, Demetrius 2 7 , 3 (oi> jiövov 8e TCLIC, yajieTaic,, aXXä K a i xoic, ©iXoic, x o ö AIUNITPIOU CfjXov Kai 8övov würde das Fehlverhalten von V . l - 3 aufnehmen und V . 5 b im ganzen sagen, daß dieses alles andere als eine Frucht des Geistes, also als das ist, worauf Gott die Christen mit der Gabe des Geistes auszurichten sucht. Anders ge sagt: Die Inkompatibilität des Verhaltens von V . l - 3 mit dem, worauf der Geist aus ist, unterstreicht, daß sich die anvisierten Adressaten auf die Gott entgegengesetzte Seite begeben haben. Etwas abrupt wirkt dann aber der Anschluß von V . 6 , und V . 5 a ist nicht als ZitdXeinleitung genommen zumindest lectio difficilior . Es bleibt daher dabei: Der Kontext spricht dezidiert für die zuerst angeführte Lösung. Wegen q>8övo5 steht aber auch hinter dieser ein dickes Fragezeichen. Entscheidet man sich für diese Deutung, so ist noch offen, was mit xd jcveßjia näherhin gemeint ist. Anders gefragt: Wann hat Gott den Geist 'Wohnung nehmen lassen'? Oder: Meint ev f||uv "uns Menschen" oder speziell die Christen? Ist xö Tcveßjia der heilige Geist, ist wiederum die Möglichkeit zu erwägen, daß er Subjekt des Satzes ist. Die meisten Ausleger denken freilich an den Geist als schöpfungsmä ßige Ausstattung des M e n s c h e n , einige verweisen speziell auf Gen 2 , 7 (vgl. Jak 2 , 2 6 ! ) . Diese Deutung hat für das Zitat in seinem ursprünglichen (jüdischen) Kon text alle Wahrscheinlichkeit für sich, wie sich exemplarisch an hebrTestNaph 1 0 , 9 illustrieren läßt: 'Selig der Mensch, der den heiligen Gottesgeist nicht beschmutzt, 290
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Erwägen kann man, ob V . 5 a als (Gerichts-)Drohung und V . 5 b als "Darlegung des Tatbestandes" zu lesen ist. Gesagt wäre dann, daß das neidische/eifersüchtige Begehren des menschlichen Geistes nicht ohne (eschatologische) Folgen bleiben wird. Als Hintergrund des Zitats ließe sich Gen 6 , 5 ; 8,21 namhaft machen (vgl. Prockter, James 4 . 4 - 6 , 6 2 5 , der aber an eine Paraphrase durch Jakobus selbst denkt; wahrscheinlicher wäre es, daß das Zitat einer Schrift [vielleicht über die Sintflutgeschichte, aber das ist reine Spekulation] entstammt, die die an den genannten Stellen laut werdende Vorstellung aufnimmt u n d sprachlich neu "einkleidet"). V . 6 a w ü r d e sich dann näherhin auf das größere M a ß der Gnade Gottes gegen über seinem Gerichtshmdehi beziehen. Ein wirklich überzeugender Anschluß an Jak 4 , 4 ist aber auch so nicht zu erreichen. Im Deutschen müßte m a n Xeyei dann eher mit sprechen/reden als mit sagen wieder geben. Als Frage liest V . 5 b auch L a w s , Scripture, 214f (zustimmend Johnson, James 3 : 1 3 4 : 1 0 , 3 3 1 . 3 4 6 ; Pretorius, Verklaringsopsies, 658f; Penner, Epistle, 152). Sie deutet aber jcveöjia auf den menschlichen Geist und findet eine Anspielung auf \jr(41,2); 8 3 , 3 . Das ist zu subtil, u m für die Adressaten verständlich zu sein. Der Vorschlag, V . 5 b als F r a g e zu lesen, ist alt (s. T h o m s o n , James iv. 5 ) . Daß in V . 5 b in diesem Fall eine Fragepartikel zu erwarten wäre (Davids, 162; Klein, W e r k , 114, A n m . 4 3 9 [Klein selbst liest aber a u rcioxiv e%eig in 2 , 1 8 als Frage und k o m mentiert: "Daß eine Fragepartikel fehlt, ist durchaus nicht ungewöhnlich", a . a . O . , 71] u . a . ) , ist kein zwingendes Argument. V g l . unten K a p . V . 2 bei der Diskussion v o n 2 , 1 8 . Hort, 9 3 ; Dibelius, 2 6 8 ; M u ß n e r , 182; Schräge, 4 6 ; Davids, 164; Schnider, 1 0 1 ; Frankemölle, 6 0 4 ; Klein, W e r k , 113 u . a . 2 9 0
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Das soteriologische Fundament christlicher Existenz
den er in sein Inneres gelegt und eingeblasen hat. Selig ist er, wenn er ihn seinem Schöpfer so rein zurückgibt, wie er am Tage war, als er ihm übergeben w u r d e ' . Für Jakobus' Verständnis der Worte sagt dies aber wenig, da man bei jeder Rezep tion mit einem kreativen Moment rechnen muß. Befragt man wiederum den jak Kontext, so ist die Deutung auf den menschlichen Geist nicht ohne Probleme. Der Vorwurf des Ehebruchs setzt e i n " B u n d e s V e r h ä l t n i s " voraus; e i n e n "Ehebund" hat Gott aber nicht mit der Menschheit, sondern mit den zwölf Stämmen, also - in Jako bus' Optik - mit der christlichen Kirche geschlossen. Ebenso hat die Gegenüberstel lung von Eifersucht und Gnade alttestamentlich ihren Ort im Rahmen des Bundes Gottes mit Israel, und in Jak 4,5 steht Gottes Eifersucht deutlich im Kontext der Ge spaltenheit (V.8) von Christen zwischen Gott und "Welt" . Vom Argumentations duktus liegt daher näher, daß e v fip.tv auf die Christen und K a x & K i a e v auf die Be kehrung bzw. näherhin auf die Taufe als frühchristlich traditionellen Ort der Geist verleihung zu beziehen ist, seit der der Geist in den Christen w o h n t . Als Objekt des Verlangens Gottes paßt aber wiederum besser ein Geist, mit dem man das "Ich" des Menschen bezeichnet sehen kann, x ö jcveßpa als Subjekt weist kaum einen gangbaren Ausweg daraus, denn Gott als Subjekt zu ergänzen ist leichter als fijiäg als Objekt. Gottes eifersüchtiges Verlangen nach dem den Christen in der Taufe ge schenkten Geist könnte man aber so verstehen, daß Gott in seinem in der Konver sion begründeten Ganzheitsanspruch auf den Christen danach verlangt, daß dieser dem Wirken des Geistes Raum gibt und sich nicht mehr auf die zu "Weltlichem" verleitende Begierde einläßt . Ist diese Auslegung richtig, dann deutet sich für Ja kobus' Sicht christlicher Existenz eine pneumatologische Komponente an. Darauf bauen kann man aber nicht; dazu ist die Auslegung von 4,5 sowohl hinsichtlich der Einfügung Gottes als des Subjekts als auch und vor allem im Blick auf die Deutung des rcveöpa auf den heiligen, bei der Taufe verliehenen Geist zu unsicher. Anson sten fehlt im Jak ein pneumatologischer Horizont christlicher Existenz, und das heißt: In seiner Grund-legung in 1,13-25 kommt Jakobus ohne den Geist aus. Als sicher kann von daher gelten, daß Jakobus' Sicht christlicher Existenz jedenfalls keine entwickelte pneumatologische Komponente hat. Im Zentrum steht das Wort, und das hat selbst Suvajnc,. 294
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Ü b e r s . Becker. - Daß der Geist als ein Depositum gedacht ist, das der Mensch Gott am Ende rein und unbefleckt zurückzugeben hat (s. neben hebrTestNaph 10,9 noch C D [5,11]; 7,3f; K o h R zu 12,7; bShab 152b; Herrn, M III lf; Sim IX 3 2 , 2 - 4 ) , ist auch für Jak 4,5 vertreten w o r d e n , s. J. Jeremias, Jac 4 , 5 , 138; Haas, Pneumatologie, 5 8 0 , dagegen zu Recht Ropes, 2 6 4 : "this interesting Interpretation is not supported by any clear indication in the context". Z u r Gespaltenheitsthematik vgl. unten K a p . V I I . V g l . R o m 8 , 9 . 1 1 ; (1 K o r 3,16); 2 T i m 1,14. Die sprachlich z . T sehr eng mit Jak verwandten Belege in Herrn, M III 1.(4); V 1,2-4; 2 , 5 - 7 ; VI 2 , 2 ; X 2 , 5 ; Sim V 7,1 sind schwierig. H a a s , Pneumatologie entscheidet sich gegen den Geist als kreatürliche Ausstattung jedes Menschen, s. v.a. 561 im Zusammenhang der Auslegung v o n M V: "Aus der Abhän gigkeit seines [sc. des Geistes, M . K . ] W o h n e n s und Wirkens im Menschen von dessen Glau ben zeigt sich, daß der Geist der besondere, nur den Christen bei der Taufe verliehene Geist sein kann, was auch wegen der Gaben, die er schenkt, durchaus naheliegt." Konsens ist das aber nicht, s. nur Dibelius, 2 6 6 - 2 6 8 . - E i n w o h n u n g Gottes im Menschen TestXII.Seb 8,2; D a n 5,1 (zusammen mit 'Fliehen Beliars', vgl. Jak 4 , 7 ! ) ; Jos 10,2f; Benj 6 , 4 ; Barn 16,8-10; Herrn, M III 1; X 1,6; Sentenzen des Sextus 144, s. auch Philo, Sobr 62f; v o n Christus Eph 3 , 1 7 , v o n der Weisheit Gottes Sap 1,4, v o n der göttlichen Vernunft Philo, Post 122. Siehe dazu im folgenden Unterabschnitt. 2 9 5
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Das Wort als Grundlage christlicher Existenz
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Zieht m a n das o b e n z u m 'Wort Gesagte zu e i n e m Zwischenresümee zusam m e n , so ist festzuhalten, daß Jak 1,21b mit den beiden Näherbestimmungen des Wortes der Erhebung der jak soteriologischen Konzeption e i n e n weiteren w i c h t i g e n Baustein einfügt. D a s Wort ist nicht nur i m R a h m e n der Konver sion v o n grund-legender Bedeutung, sondern zugleich als den Christen seit der "Geburt" e i n g e s t i f t e t e s Kraft des christlichen Lebens im g a n z e n zur Erlangung des eschatologischen H e i l s . 1,18 war zu entnehmen, daß das (gegenwärtige) Heil der Christen darin gründet, daß Gott sie in s e i n e m freien Heilsratschluß durch das Wort aus d e m T o d ins Leben versetzt hat. D i e an fängliche, i m R a h m e n der Konversion geschehene w i e die fortwährende, sich bleibend als christliche Lebensaufgabe stellende Annahme dieses Wortes wirkt das Heil nicht erst, sondern bedeutet die Aneignung des v o n Gott g e schenkten Lebens b z w . das Bleiben i m Heil. 1,21b macht darüber hinaus deutlich, daß das Heilshandeln Gottes sich nicht auf den einmaligen anfängli c h e n Akt der Versetzung der Christen aus d e m T o d ins Leben beschränkt. Indem er den Christen das wirkmächtige Wort gewissermaßen als " Lebens keim" eingestiftet hat, ist er vielmehr auch bei der Erhaltung der Christen im Heil auf d e m Plan. Christlicher Lebenswandel wird v o m "eingeborenen" Wort b z w . v o n dessen imperativischer Seite nicht nur geboten, sondern auch ermöglicht. 298
2 . 2 . 2 Das Wort und die
Begierde
Geht m a n i m Kontext v o n 1 , 1 8 . 2 1 aus zurück, g e w i n n e n die Ausführungen des vorigen Abschnitts noch dadurch weiter an Profil, daß das Wort als eingestiftetes in e i n e m konzeptionellen Kontrast zur ercieujua steht, die Jako bus in 1,14 mit d e m TueipdCßaöai in Zusammenhang gebracht hatte, UKÖ TTJ5 iSiac, eTcieojiiag ist trotz V . 1 3 eher zu den Partizipien als zu 7ceipdCexai zu z i e h e n , da m a n zu d e n passiven Partizipien e i n logisches Subjekt erwartet, während rceipdCexai durch die Partizipien die semantisch notwendige Erläuterung erhält: 'Ein jeder wird versucht, indem er v o n seiner e i g e n e n Begierde fortgerissen und geködert wird'. Jakobus spricht nicht w i e in der überwiegenden Zahl der frühchristlichen B e l e g e v o n B e g i e r d e n , 299
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Die Rede v o m e i K p u t o c , Xöyoq läßt sich nicht darauf reduzieren, daß der Konvertit in den R a u m der Verkündigung tritt und das W o r t durch beharrliches Hören internalisiert. Das Objekt der Einstiftung ist nicht die Gemeinde, sondern der einzelne Christ. D a ß das Wort dem Christen zugleich "von außen" entgegentritt, der Christ das Wort hören und studieren (vgl. 1,25), die Einstiftung des Wortes gewissermaßen nachvollziehen m u ß , bleibt dadurch unberührt. Z u m imperativischen Aspekt der Annahme des Wortes K a p . I V . l . Dazu K a p . I I I . 2 . 1 . D e m d j c 6 Geoö j i e i p d C e a G a i ließe sich gut rceipdCeaGai oxcö t f j g iSiac, ejciGüjiiag gegenüberstellen, vgl. Ropes, 156; Schnider, 4 1 . Mit Beyschlag, 84; Dibelius, 123; Hauck, K N T , 60 u . a . Einige Ausleger sehen den Bezug gezielt in der Schwebe gelassen ( z . B . Davids, 84). M k 4 , 1 9 ; Joh 8,44; R o m 1,24; 6,12; 13,14; Gal 5,24; Eph 2 , 3 ; 4 , 2 2 ; 1 T i m 6 , 9 ; Tit 2 , 1 2 ; 3 , 3 ; 1 Petr 1,14; 2 , 1 1 ; 4 , 2 . 3 ; 2 Petr 2 , 1 8 ; 3 , 3 ; Jud 16.18; Did 1,4; 5 , 1 ; 1 Klem 3 , 4 ; 2 9 8
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w o m i t dann die einzelnen b ö s e n Leidenschaften gemeint wären, sondern g e braucht den Singular, und zwar nicht i m Sinne einer einzelnen Leidenschaft. Vielmehr wird die feTciBojita in 1,14 p e r s o n i f i z i e r t und als eine Instanz i m M e n s c h e n eingeführt, die aber zugleich - w i e dies auch v o m Wort gilt - v o m Ich des M e n s c h e n unterschieden w i r d . V . 1 5 fuhrt d e n Gedanken v o n V . 1 4 in e i n e m klimaktischen Kettenschluß weiter. W e n n - u m i m Bilde v o n V . 1 4 b zu b l e i b e n - der Christ "anbeißt", dann empfängt, w i e Jakobus die Bildwelt wechselnd sagt, die Begierde und gebiert (die) S ü n d e . Fragen kann man, o b m a n aus V . 1 5 a d e n Umkehrschluß ziehen darf, daß jede Sünde auf die Begierde zurückzuführen ist. Traditionsgeschichtlich läßt sich dies plausibel machen, dazu gleich. D a ß die Begierde als Instanz i m M e n s c h e n eingeführt w i r d , spricht ebenso für diese Annahme w i e der sich durch die Rede v o n der Einstiftung des Wortes i m unmittelbar folgenden Kontext ergebende sachliche Zusammenhang. W i e das Wort der Quellgrund des rechten Verhaltens vor Gott ist, so die Begierde die Wurzel der Sünde und damit das S i g n u m der gottwidrigen Existenzweise. Während das Wort L e b e n schafft und erhält, führt die Begierde über die Sünde z u m T o d . Sie ist sozusagen der i m Innern des M e n s c h e n liegende " T o d e s k e i m " . Jakobus Argumentation ist wiederum streng dualistisch: Entweder m a n läßt sich auf die Begierde ein und v o n ihr beherrschen und geht somit auf d e m W e g des T o d e s , oder m a n nimmt das Wort an und wandelt auf d e m W e g des L e b e n s . 303
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2 Klem 16,2; 1 7 , 3 ; 19,2; Polyk, 2 Phil 5 , 3 ; 7 , 1 ; Herrn, Vis III 7 , 2 . 3 ; M X I 2 u . ö . , vgl. auch R o m 7,8 ( r c ä o a v ejciGujiiav). V g l . M a y o r , 5 3 ; Dibelius, 124; Martin, 32; Frankemölle, 2 8 5 . 2 8 7 ; Hübner, ejciBujiia KtX, Sp.70f, auch M u ß n e r , 8 8 ; Schräge, 19 u . a . M i t Schlatter, 128; M u ß n e r , 8 8 ; Davids, 84. Daß die Begierde i m Jak "als eine Art H u r e " ( M u ß n e r , 8 8 , zustimmend H ü b n e r , erciOüjiia K T X , S p . 7 1 , s. auch Feine, Jakobusbrief, 3 6 ; H o r t , 2 5 ; Knoch, 3 8 ; Davids, 84; M o o , 7 4 ; Hiebert, 93f; Popkes, Adressaten, 193) erscheint (vgl. die entsprechende Beschreibung der f|Äovf| bei Philo, O p 166; Sacr 20ff), preßt die Metaphorik (vgl. R o p e s , 157; Frankemölle, 2 8 8 ) . 8 e X e d £ e i v und efceXiceiv sind Termini der Fischersprache (s. Bauer-Aland, s.v. SeXedCoo). Z u m übertragenen Gebrauch v o n SeJtedCeiv in Jak 1,14 vgl. v . a . Philo, Prob 159 (ei jiev y d p rcpög ejciQüjiiag e X a u v e x a i y\ uuxoq Xöyoq nach seiner Imperativischen S e i t e macht der Christ v o n dieser Option Gebrauch, d . h . mit der rechten Annahme des v o l l k o m m e n e n Gesetzes tritt der Christ in die durch das Wort vermittelte Freiheit v o n der Begierde e i n und ergreift die ihm eröffnete Möglichkeit des Tuns des v o m Gesetz g e w i e s e n e n Guten. D i e 380
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J. W e i ß , Freiheit, 3 4 . Siehe aber noch 4 M a k k 14,2, dazu unten S.96 mit A n m . 3 9 0 . Gegen Frankemölle, 3 5 3 ; Popkes, L a w , 136 ("a law which has its origin in liberty, which Stands under the decisive influence of freedom, and the very nature of which ist determined by freedom", s. auch 138), auch Karrer, Christus, 175. So die meisten, z . B . Dibelius, 148ff; Schräge, Ethik 293f, s. auch die unten A n m . 3 8 3 Genannten. D e r Genetiv xx\q eXeuGepiac, ist entsprechend als Genetiv des Zwecks u n d der Richtung (dazu B D R § 166) zu bezeichnen. M a r c u s , Inclination, 6 2 0 : "the law of freedom from the yeser", v g l . auch K. W e i ß , Motiv, 110; Berger, Theologiegeschichte, 194 sowie M u ß n e r , 108; Martin, 5 1 . Anders z . B . Ammassari, L a w , 2 5 , nach dem eXeuGepia die Freiwilligkeit des Gehorsams artikuliert (vgl. schon Gräfe, Stellung, 19; M a y o r , 7 3 sowie Mitton, 72 u n d ähnlich auch Stauffer, "Gesetz der Freiheit", S p . 5 2 9 in Analogie z u m vermeintlichen "Gesetz der Freiheit" in 1 Q S 10 [s. oben A n m . 3 6 8 ] : "das freiwillig ü b e r n o m m e n e Sondergesetz der Christusgemeinde"), doch macht dies schon i m Blick auf 2 , 1 2 wenig Sinn (vgl. Hauck, K N T , 8 4 ) . Marucci, Gesetz, 324 faßt d e n Ausdruck als "eine Art Genitivus causae" u n d eXeoGepia als "Wahlfreiheit i m sittlich-religiösen Bereich" (Hervorhebungen i m Original). In 1,25 wird der vojioc, i m G e folge dieser These "mit d e m sittlichen Naturgesetz" identifiziert (330), was schon wegen der Verbindung des vojiog mit den voranstehenden ^ 6 7 0 5 - B e l e g e n unhaltbar ist. H o p p e , Hintergrund, 97 schließlich lädt die Freiheit - ohne jeden Anhalt am Text - christologisch auf: "die durch Jesus Christus gewonnene Freiheit v o m [!] Gesetz spricht d e m Christen in d e r Erfüllung des Gesetzes Freiheit z u " . Siehe dazu unten K a p . I V . 1. D i e A n n a h m e des Wortes ist in 1,21 das positive Gegenstück z u m Ablegen aller püjcapia Kai jcepiooeia KaKiag, diese aber sind Wirkungen der erciGujiia, v g l . l,13f: W o z u die Begierde versucht, ist in V . l 3 durch KaKäv bestimmt (dazu K a p . I I I . 2 . 1 , S. 116). 3 8 0
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eXeu8epia bildet damit e i n grundlegendes "christianologisches" Existential. D i e d e m Wort eignende Indikativ-Imperativ-Struktur gilt auch für sie. U n d w i e das eingepflanzte Wort, das sie ermöglicht, kann sie nie e i n unver lierbarer Heilsbesitz des Christen sein. D e r sich aus d e m Kontext ergebende Sinnzusammenhang der Rede v o m 'Gesetz der Freiheit' läßt sich wiederum traditionsgeschichtlich untermauern, und zwar nicht nur i m Blick auf die jüdische Verbindung v o n Tora und B e herrschen der Begierde b z w . des b ö s e n T r i e b e s , sondern auch hinsichtlich des im H e l l e n i s m u s verankerten Fra/*e/toverständrüsses. W e r 'frei' heißen will, m u ß nach Cicero zuallererst 'seine Begierden z ü g e l n . . . ' (Parad V 3 3 ) ; alle v o n Begierden besessenen M e n s c h e n sind Sklaven ( V 3 5 ) . Ebenso ist für Epiktet Freiheit an die Überwindung der Begierde ( b z w . umfassender: der Leidenschaften) g e b u n d e n . Für Philo sind 'diejenigen, bei d e n e n Zorn oder Begierde oder sonst e i n Affekt oder auch eine hinterhältige Schlechtig keit regiert, gänzlich Sklaven' (Prob 4 5 , vgl. 1 7 - 1 9 . 3 1 . 1 5 9 u . ö . ) . 4 Makk 1 4 , 2 preist die Xo-yiaiioi als ekeuSeprav eA,e\)8epo>xepoi, und e b e n der euaeßfiq JLoyiajjLÖc, soll im 4 Makk als Herrscher über die Leidenschaften erwiesen w e r d e n ( 1 , 1 u . ö . ) . Frühchristlich ist außer in R o m 6 , 1 8 - 2 2 in Joh 8 , 3 2 - 3 6 v o n der Freiheit v o n der Sünde die Rede, die hier v o m S o h n ( V . 3 6 ) b z w . der Wahrheit ( V . 3 2 [vgl. 1 4 , 6 ] , vgl. Xöyoq dXr\deiaq in Jak 1,18) b e wirkt w i r d . In 1 Petr 2 , 1 6 ist eXevQepia w o h l umfassender gemeint, schließt aber das Freisein v o n den aapiciKai erciBüjuai ( 2 , 1 1 , vgl. 1,14; 4 , 2 f ) zumindest e i n . Wird freilich in diesen B e l e g e n nicht v o m Wort/Gesetz als Befreier geredet, so heißt es R o m 8 , 2 : ö . . . vöjioc, xoö 7cveup,axoc, xr\aev a e arcö xoß VOJIOD xfjc, &p,apxiac, Kai xoß e a v d x o u . Allerdings ist das Gesetz hier zwar grammatikalisches Subjekt, aber eigentlich gewirkt ist diese Freiheit v o m Gesetz der Sünde, d.h. v o m Fluch des G e s e t z e s , das d e m M e n s c h e n , der unter der Macht b z w . im Wirklichkeitsbereich der Sünde steht, d e n T o d zuspricht, durch Christus, und 386
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Siehe die oben A n m . 3 6 6 angeführten Belege. Epict, Diss IV 1,23.175; 3 , 7 , s. auch III 1 5 , l l f ; 2 4 , ( 6 7 - ) 7 1 . - Vollenweider, Frei heit, 70 konstatiert als allgemeinen "Grundsatz griechischer Philosophie dass beseligende Freiheit allein in Distanz zu den natürlichen Affekten aufstrahlen kann" (Hervorhebung im Original). 388 ü b e r s , nach C o h n . V g l . auch Philo, Sacr 3 2 : D e r q>iA,f)8ovog ist neben anderem auch dveA,eu9epog. Z u m angesprochenen Zusammenhang der Freiheit mit der Befolgung des Gesetzes s. hier bes. 4 M a k k 2,8f: 'In d e m Augenblick, w o jemand seinen Lebenswandel am Gesetz ausrichtet, bezwingt er, auch wenn er habgierig gewesen sein m a g , seinen eigenen Charakter: Er leiht den Bedürftigen, ohne Zinsen zu fordern, und läßt nach d e m Ablauf der sieben Jahre die Schuldsumme gänzlich nach. U n d mag einer auch knausrig sein, läßt er sich doch v o m Gesetz durch die Urteilskraft sein Verhalten diktieren ...* (Übers. Klauck). In beiden Texten ist anders als i m Jak als Gegenstück dazu ferner explizit v o n der Knechtschaft unter der Sünde die Rede. V g l . Goppelt, 1 Petr, 187; Brox, 1 Petr, 122. "Die Genitive xfjg d * o ö O a v d x o u bezeichnen jeweils die Wirkung des G e setzes, die Genitive x o ö jcveujiaxog u n d xijg d j i a p x i a g die jeweils den vojiog bestim menden Mächte" (Wilckens, R o m II, 123). 3 8 7
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Das Wort als Grundlage christlicher Existenz
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ebendies wird mit der in Rom 8 , 2 zentralen Ortsbestimmung ev X p i a x ä Tnaou a u s g e s a g t . Es geht also in Rom 8 , 2 darum, daß in Christus Jesus das Gesetz des Geistes des Lebens das Gesetz der Sünde und des T o d e s ablöst, ohne daß der vöp,oc, selbst als e i n Wirkfaktor dieses Geschehens gedacht wäre. Überblickt m a n die angeführten B e l e g e , so kann die verschiedentlich vertretene These einer traditionsgeschichtlichen Abhängigkeit des vöjjloc, £Xeu8epiac, in Jak 1,25; 2 , 1 2 v o n paulinischer V e r k ü n d i g u n g trotz der quantitativen Konzentration v o n frühchristlichen Freiheitsaussagen in d e n echten Paulusbriefen lediglich als eine unter mehreren Möglichkeiten gelten, und sie ist näherhin keine sehr wahrscheinliche, da der positive Zusammenhang z w i schen Befolgung des Gesetzes und Freiheit ( v o n der Begierde) nicht bei Paulus, sondern in den angeführten stoischen und frühjüdischen A u s s a g e n seine engsten Verwandten hat, so daß davon auszugehen ist, daß Jakobus mit d e m vöp,oc, eJteueepiaq auf einen seinen Adressaten durch die gemeindliche U n terweisung vertrauten Motivzusammenhang rekurriert, der auf - wahrscheinlich durch das (hellenistische) Judentum vermitteltes - stoisches Gedankengut z u r ü c k g e h t und vermutlich v o n Jakobus selbst oder in s e i n e m unmittelbaren U m f e l d erstmals begrifflich auf d e n Punkt gebracht w u r d e . Dabei ist zu betonen, daß Jakobus die Freiheit nicht nur an das L e b e n nach d e m Gesetz bindet, sondern das wirkmächtige Wort an der Etablierung der Freiheit von der Begierde und zum Tun des Wortes selbst vorlaufend aktiv beteiligt sieht. 3 9 4
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Zu kontrollieren ist, ob das vorgeschlagene Verständnis der W e n d u n g auch z u m z w e i t e n B e l e g in 2 , 1 2 paßt. D a s z w e i m a l i g e oüxoc, in 2 , 1 2 ist im
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Diese ist m . E . z u m Verb (mit Cranfield, R o m I, 374f), nicht z u m vojiog x o ö nveujiaxoc, xfjc, Cgdtjc, (Käsemann, R o m , 2 0 5 . 2 0 7 ) oder speziell zu xfjc, C^fis (Michel, R o m , 249; R e i n m u t h , Gesetz, 68 [mit A n m . 4 3 4 auf S. 131]) zu ziehen. V g l . Wilckens, R o m II, 123. S o zuletzt Popkes, L a w , bes. 136-138 (vgl. d e r s . , Adressaten, 68-70); Klein, W e r k , 143f. V g l . n u r Dibelius, 148-152; Schräge, 2 4 ; M u ß n e r , 108. Die direkte Ableitung des Gesetzes der Freiheit aus alttestamentlich-)M\schtx Tradition bei Fabris, L e g g e , 83-131 vermag nicht zu überzeugen (zu Recht F . S . J o n e s , "Freiheit", 220f, A n m . 6 7 ) - Daß m a n im frühen Christentum auch vor b z w . unabhängig v o n Paulus von Freiheit reden konnte, ist durch M t 17,24-27 u n d Joh 8,32-36 belegt. M . E . ist auch ein Z u s a m m e n h a n g zwischen 1 Petr 2 , 1 6 u n d paulinischer Tradition fragwürdig (anders z . B . Brox, 1 Petr, 122; zu dieser Frage generell Anhang 2 , S.335f). Die These, daß J a k o b u s ' vollkommenes Gesetz der Freiheit als Gegenstück zu einem u n v o l l k o m m e n e n Gesetz der Knechtschaft gedacht ist (Mußner, 109 u . a . , für die vorjakobeische Tradition Vollenweider, Freiheit, 185, der in der W e n d u n g einen Reflex der "Gesetzesdiskussion des frühen hellenistischen Judenchristentums" [im Original ab "frühen" kursiv] vermutet, siehe dazu aber jetzt Rau, V o n Jesus zu Paulus), ist reine u n d , w i e das skizzierte traditionsgeschichtliche Umfeld einerseits, der Rückbezug v o n xäXeioc, auf 1,17 andererseits zeigt, ungerechtfertigte Spekulation. Die Tendenz, den j a k vojioc, (als neues G e setz, vgl. Barn 2,6) von der alttestamentlichen T o r a abzuheben, begegnet auch sonst in der Literatur, z . B . Furnish, Love C o m m a n d , 177, s. dazu noch K a p . I V . 2 . 2 , A n m . 152. 3 9 5
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Das soteriologische Fundament christlicher Existenz 399
Satzgefüge naheliegend vorausverweisend auf aicovxes ö x i
f] 8A,T\|/iq
TÖ S O K I U I O V
ü7co^ovf)v KaxepydCexai.
KaxepydCexai
f] 8e
f] 8e ÜTCOJIOVTJ . . .
1
ÜTCOJJLOVT) . . .
v)|x&v xfjg 7ciaxea>5 ÜJCOJIOVTJV .
Gegen Frankemölle, 1 3 3 . 1 4 1 . 1 4 3 , s. auch Windisch, 4 . Nach M u ß n e r , 64 hat das Partizip zugleich imperativischen und begründenden Sinn. Statt eines kausalen Nebensatzes (s. [Sidebottom, 2 6 ] ; Kistemaker, 3 1 ; Hiebert, 6 1 . 6 4 ; Klein, W e r k , 4 6 u . a . ) läßt sich •yivrooKovTeg auch mit 'in d e m Wissen' o.a. überset zen (vgl. Martin, 12). U m i m Deutschen die syntaktischen (und logischen) Bezüge besser hervortreten zu lassen, sollte die W e n d u n g in den Imperativsatz eingebaut werden, also: 'Haltet es in d e m Wissen, daß das Prüfungsmittel eures Glaubens Standhaftigkeit bewirkt, für lauter F r e u d e , meine Brüder, wenn ihr in mannigfaltige Prüfungen/Versuchungen hineingeratet.' Hier könnte höchstens auf die i'va-Sätze in Jak 1,4b und 1 Petr 1,7 verwiesen werden. 2
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Die Bewährung des Glaubens in den Versuchungen
102
D i e Parallelität bricht hier ab: Während Paulus in e i n e m Kettenschluß fort fährt, nimmt Jakobus zwar auch OTCOJIOVTI auf, formuliert dann aber imperativisch epyov xeXeiov e%exG>. A n wörtlicher Übereinstimmung findet sich le diglich die in 1 Petr l , 6 f nicht begegnende Verbindung KaTep-ydCexai urcojiovfjv ; i m weiteren Sinne ist ferner die Verwandtschaft v o n S O K I J I I O V und 8oKip.fi anzuführen. Letzteres stellt zugleich die einzige (entferntere) B e rührung v o n R o m 5 , 3 - 5 mit 1 Petr l , 6 f dar, so daß sich der auffällige Befund ergibt, daß stets nur einer der Paralleltexte mit Jak l , 2 f zusammengeht. 4
Zur Deutung dieses Befundes ist das weitere traditionsgeschichtliche U m feld einzubeziehen, w o m i t zugleich das Ziel verfolgt wird, das weite Spek trum v o n Applikationsmöglichkeiten der semantisch offenen W e n d u n g rceipaajioi TtoiKiXoi abzustecken. Hinter den mannigfaltigen rceipaaiioi in 1 Petr 1,6 steht deutlich die i m 1 Petr zentrale Leidensthematik . Zu denken ist da bei nicht speziell an (blutige) Verfolgungen, sondern an die aus der "Diasporaexistenz" ( 1 , 1 ) der Christen, der Entfremdung v o n der U m w e l t re sultierende alltägliche Schikanierung . Krankheit, Schicksalsschläge o.a. s p i e l e n d a g e g e n im 1 Petr in d i e s e m Zusammenhang keine Rolle. Durch ihre Klassifizierung als Tceipaajioi ( 1 , 6 ; 4 , 1 2 ) wird die Alltagssituation theolo gisch gedeutet. D a ß dabei Gott - und nicht, worauf 5 , 8 hindeuten könnte, der Teufel - Subjekt der 7ceipaap,oi i s t , legt der in 1,7 b e g e g n e n d e , traditionelle Vergleich mit d e m durch Feuer erprobten Gold n a h e . A u s d e m Bedeu tungsspektrum v o n Tceipaajiös (Anfechtung, Versuchung einerseits, Prüfung, Erprobung andererseits ) ist daher i m 1 Petr der Gedanke der Prüfung herauszustellen: D i e Bedrängnisleiden sind Prüfungsleiden. 5
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S o w o h l der Gedanke der Bedrängnisleiden der zu Gott Gehörigen als auch der der Prüfungsleiden ist alttestamentlich-frühjüdisch g e l ä u f i g . Program matisch formuliert P s 3 4 , 2 0 : 'Der Gerechte muß viel l e i d e n ' . In frühjüdi scher Zeit entwickelt sich das Bedrängnismotiv zu e i n e m wesentlichen Cha rakteristikum des Lebens der Gott Treuen in einer als frevlerisch und gottlos w a h r g e n o m m e n e n U m w e l t . D i e makkabäischen Martyriumsberichte in 2 11
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Allerdings in verschiedener Wortstellung. 1 P e t r 2 , 1 9 f ; 3 , 1 4 . 1 7 ; 4 , 1 . 1 9 ; 5 , 9 . 1 0 , v g l . ö v e i S i C e o G a i in 4 , 1 4 . Mit Brox, 1 Petr, 29ff u . ö . , vgl. auch Schelkle, 1 Petr, 7ff; Goppelt, 1 Petr, 56ff, an ders z . B . K ü m m e l , Einleitung, 3 6 9 - 3 7 1 , vermittelnd Feldmeier, F r e m d e , 105ff. Mit Millauer, Leiden, 141f; Brox, 1 Petr, 64f, anders K . G . K u h n , n e i p a a p o ? , 202f. Dazu unten (bei) A n m . 2 8 . Siehe aber Herrn, Vis IV 3 , 4 . V g l . Bauer-Aland, s.v. V g l . dazu und für das Folgende Ruppert, Gerechte und Millauer, Leiden. Die meisten "kanonischen" Belege dieser Vorstellung begegnen im Psalter, s. n u r Ps 7; 10; 12; 14,4ff; 17,8ff; 37,12ff; 4 9 , 6 ; 5 6 ; 5 9 ; 94 (V.21!); 119; 1 4 1 , 5 . 9 . In prophetischen Anklagen z . B . Jes 5 7 , 1 ; A m 5 , 1 2 , in sapientialer Literatur Prov 1,1 lf; 2 9 , 1 0 a u . ö . Siehe neben d e m Folgenden z . B . Sap 2,10-20; 5 , 1 ; äthHen 46,7f; 4 7 , 1 - 4 ; 5 3 , 2 ; 6 2 , 1 1 ; 9 5 , 7 ; 9 6 , 3 . 8 ; 100,7; 103,4.9-15; 108,7.10; TestXII.Lev 16,2; Jud 2 1 , 9 ; 4 Esr 7 , 7 9 . 8 9 ; 8,27.57; syrApkBar 5 1 , 1 4 ; 5 2 , 6 ; C D l,20f; 1 Q p H a b 10,13; Apg 14,22; 1 Thess 3,4; 1 Klem 4 5 , 4 - 7 . Zeugnis von der zunehmenden Bedeutung des Motivs des Leidens Ge5
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Traditionsgeschichtliche Vorbemerkungen zu Jak l , 2 f
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Makk 6 f sind dafür nur ein Beispiel: Angesichts des Verbotes, jüdisch zu le ben ( 6 , 6 , v g l . V . 9 ) , führt das unbeirrte Festhalten an Gott und seinen G e b o t e n in d e n qualvollen T o d . 4 Makk 1 8 , 1 0 f f stellt das Leiden der Gerechten als Inhalt v o n "Gesetz und Propheten" d a r und rekurriert dabei unter an derem auf die drei w e g e n Verweigerung des Götzendienstes in d e n Feuerofen g e w o r f e n e n , daraus j e d o c h - w i e Daniel in der Löwengrube ( D a n 6,2ff) - er retteten Jünglinge Hananja, Asarja und Mischael ( D a n 3 , v g l . 1 Makk 2,59f; 4 Makk 1 3 , 9 ; 1 6 , 3 . 2 1 ) . In einer weniger "dramatischen", aber i m Blick auf die verwendete Terminologie für die o b e n genannten neutestamentliche Texte relevanten Ausgestaltung begegnet die Vorstellung, daß Treue z u Gott in Konflikte und Gefährdungen führt, im TestXII.Jos, in d e m die zur Einkerke rung führende Standhaftigkeit Josephs g e g e n die Verführungsversuche der Frau Potifars ( G e n 39,7ff) breit entfaltet w i r d . D i e zehn Episoden in Test XII.Jos 3 - 9 werden dabei durch 2 , 7 als Tceipaajioi gedeutet, in d e n e n Jo seph als bewährt ( S ö k i j i o ^ , vgl. Jak 1 , 3 . 1 2 ; Rom 5 , 4 ; 1 Petr 1,7) ausge w i e s e n wurde und sich seine jiaKpo8üp.ia und otcojiovti (vgl. Jak 1,3; Rom 5 , 3 0 z e i g e n (s. auch TestXII.Jos 1 0 , 1 ) . In seiner Scharnierfimktion appli z i e r t 2 , 7 z u g l e i c h den zuvor g e g e n Ende des individuellen Dankliedes 1,42,6 geäußerten Gedanken, daß Gott die ihn Fürchtenden ev a K Ö x e i r\ Sea^oic, ii 8 A i y e a i v (vgl. Rom 5 , 3 ) r\ ävayicaTc, nicht verläßt (TestXII.Jos 2 , 4 ) , sondern sich nur für kurze Zeit entfernt, u m den Sinn der Seele zu prü fen (SoKijidaai, 2 , 6 ) . D a s Interpretament des ^eipaajiö^ bezieht sich also in 2 , 7 z u m e i n e n im Kontext v o n 1 , 4 - 2 , 6 - w i e in 1 Petr 1,6; 4 , 1 2 - auf B e drängnisleiden als P r ü f u n g s l e i d e n , z u m anderen auf die in TestXII.Jos 3-9 1 4
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rechter in frühjüdischer Zeit gibt auch dessen gelegentliche sekundäre Eintragung in der L X X , s. Jes 3 , 1 0 ; Prov 2 8 , 2 8 u n d Ruppert, Gerechte, 57-69. Hier dargestellt an den zentralen "identity markers" des Judentums: Beschneidung (2 M a k k 6 , 1 0 , v g l . 1 M a k k l,60f; 4 M a k k 4 , 2 5 ) , Sabbat (2 M a k k 6,11) u n d Speisegebote ( 6 , 1 8 - 3 1 ; 7,1-42, v g l . 4 M a k k 4 , 2 6 f f ) . V g l . Ruppert, Gerechte, 110. Abraham wurde nach LibAnt 6 auf Grund seiner Weigerung, sich a m T u r m b a u (s. Gen 11) zu beteiligen, ebenfalls in einen Feuerofen geworfen ( V . 1 6 , v g l . 2 3 , 5 u n d die Be lege dieser Tradition bei Perrot/Bogaert, LibAnt, 96f, ferner äthHistJos p . 5 0 [Ubers. Isaac]). Auf diese "Episode" wird auch sonst in der frühjüdischen Literatur immer wieder re kurriert, s. äthHistJos p.59ff (Übers. Isaac); Sap 10,13; 4 M a k k 2,2f; Jub 3 9 , 5 - 1 1 ; Test X I I . R u b 4 , 8 - 1 1 ; Philo, Jos 40ff; J o s , Ant II 41ff; PsPhilo, D e Sam K a p . 2 5 ( p . 67 Ü b e r s . Siegen), ferner LibAnt 4 3 , 5 . Z u r Einteilung der Episoden s. Becker, TestXII, J S H R Z H I / 1 , 119, A n m . a) zu 2 , 7 . Daß die Zehnzahl der rceipaayoi symbolisch ist (vgl. Jub 19,8; A b 5 , 3 ; P R E 2 6 - 3 1 ; A R N 3 3 ; BerR zu 2 2 , 1 5 ) , spricht nicht gegen eine bewußt intendierte Korrespondenz zur Anzahl der Episoden (anders Hollander/de Jonge, TestXII, 372). - Ulrichsen, Grundschrift hält TestXII.Jos 2 , 1 - 3 ; 3,1-10,4 für sekundär (111) und findet die Zehnzahl der Versuchungen in 1,4-7 wieder: die erste Versuchung in 1,4, die übrigen neun in V.5-7 (112). Immerhin hat nach Ulrichsen aber der "Interpolator" sein Material auf der Grundlage v o n 2,7 bewußt zu zehn Episoden ausgestaltet (113). V g l . Hollander/de Jonge, TestXII, 3 6 8 . Z u r Gattung s. a . a . O . , 3 6 7 , anders z . B . Ulrichsen, Grundschrift, 112: "Lehrgedicht". Ebenso z . B . auch Sir 2,4f; Sap 3,5f. L k 8,13 ersetzt e l t a -yevoiiävTig 9A.i\|rea>c, 8ia>Yiio6 8 i d tov Xoyov ( M k 4 , 1 7 ) durch ev Kaipcp jceipaojioo (vgl. noch A p g 2 0 , 1 9 ; 1 4
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Die Bewährung des Glaubens in den Versuchungen
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thematisierte Gefährdung der m o r a l i s c h e n Integrität J o s e p h s , bei der j e d o c h die Bedrängnissituation als F ö / g e e r s c h e i n u n g des Standhaltens mit i m Blick ist. Ethisch ausgerichtet ist die Tceipaajiöq-Thematik z . B . auch in 1 Kor 7 , 5 ; 2 3
1 T i m 6 , 9 und 2 Petr 2 , 9 . In 2 K l e m 2 0 , 2 schließlich wird das W o h l e r g e hen der G o t t l o s e n b e i gleichzeitiger Bedrängnis der Knechte Gottes
(vgl.
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19,3f) als Probe (rceipa) d e s l e b e n d i g e n Gottes a u f g e f a ß t . D a s M o t i v der Prüfung d e s M e n s c h e n durch Gott ist zahlreich belegt. G e prüft w e r d e n speziell die F r o m m e n b z w . Abraham
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einzelne v o n i h n e n
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wie
etwa
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oder auch das V o l k Israel i m g a n z e n . Verschiedentlich b e g e g n e t
dabei der in 1 Petr 1,7 v e r w e n d e t e V e r g l e i c h mit der Prüfung d e s G o l d e s 2 8
o.a. im F e u e r ,
rceipaajioi
w e r d e n aber auch auf d e n Teufel
29
zurückgeführt ,
Herrn, Sim VII 1, ferner 4 M a k k 15,16). V o n den endzeitlichen Drangsalen Offb 3 , 1 0 , s. auch Dan 12,10 (nicht aber M t 6 , 1 3 parr Lk 11,4; Did 8,2, v g l . Polyk, 2 Phil 7 , 2 ) . Vgl.äthHistJos p . 7 5 (Übers. Isaac): Nach Josephs Erhöhung schreibt Qatifans Frau an Joseph ein Gnadengesuch, in d e m es u . a . heißt: 'Speedily send [a messenger] to my husband, your servant, w h e n y o u see [this letter] - as I [sit here] remembering the tears in your eyes when I subjected y o u to a temptation.' j i e i p a a | i ö g nimmt hier die qualvolle Situation Lots, das ausschweifende Leben der Sodomiten ansehen zu müssen, auf (vgl. auch Gal 6 , 1 ) . Anders Lindemann 1/2 Klem, 258f. - Z u m Wohlergehen d e r Gottlosen als Probe/ Anfechtung vgl. n u r Ps 37,1.7f; 7 3 , 2 - 1 4 ; Jer 12,1-4; äthHen 104,6; 4 Esr 3,28-36. jceipdCeiv (KXX) und/oder 8oKijidCeiv: 2 C h r 3 2 , 3 1 ; Jdt 8 , 2 6 ; y 1 6 , 3 ; 2 5 , 2 (als Bitte); 6 5 , 1 0 ; 138,1.23 (als Bitte); Sap 3,5f; Sir 2 , 1 . 5 ; Jer 1 2 , 3 ; 2 0 , 1 2 ; TestXII.Jos 2,6f; AristExeg 3 ( = E u s e b , PraepEv IX 2 5 , 3 ) ; Herrn, M IX 7 (von der Weisheit Sir 4 , 1 7 ) . Siehe auch die Belege i m folgenden u n d K o r n , nmPAZMOL, 48ff. G e n 2 2 , 1 , v g l . Jdt 8,25f; Sir 4 4 , 2 0 ; 1 M a k k 2 , 5 2 ; J u b 17,17; 1 9 , 8 ; A b 5 , 3 ; H e b r 11,17. (eK)jceipdCeiv/jceipav u n d / o d e r SoKijidCeiv: E x 15,25; 1 6 , 4 ; 2 0 , 2 0 ; D t n 8 , 2 . 1 6 ; 13,4; Jdc 2 , 2 2 - 3 , 4 ; \j/ 8 0 , 8 ; Sap 11,9f; Jer 9 , 6 , s. auch LibAnt 3 4 , 5 (temptare). Ps 6 6 , 1 0 ; Prov 1 7 , 3 ; Sach 1 3 , 9 ; Mal 3 , 3 ; Sap 3,5f; Sir 2 , 5 ; 1 Q H 13[5*],16, v g l . auch Jes 4 8 , 1 0 ; Jdt 8 , 2 7 ; 1 Q M 1 7 , 1 ; 6 Esr 16,74, ferner Prov 2 7 , 2 1 ; Sir 2 7 , 5 , außerhalb des biblischen Traditionsbereiches z . B . Piaton, Resp III 4 1 3 E ; Seneca, Prov 5 , 1 0 . - Ver wandt mit der Vorstellung der Prüfung durch Gott ist der der erzieherischen Züchtigung (Dtn 8,3-5 [vgl. Philo, I m m 5 4 ] ; Jdt 8 , 2 7 ; 2 M a k k 6,12-17; 7 , 3 3 ; Prov 3 , l l f [vgl. Philo, Congr 177]; Hiob 5,17f; 3 3 , 1 4 - 3 0 ; 3 6 , 7 - 1 5 ; Sap 3,5[a]; l l , 9 f ; Sir 1 8 , 1 3 ; PsSal 10,1 [s. auch 3,4f; 7,9; 13,7-10]; syrApkBar 1,5; 4 , 1 ; 13,10; 7 8 , 3 ; ApkSedr 3 , 7 ; 4 , 1 ; H e b r 12,5ff; Offb 3 , 1 9 ; l K l e m 56,2ff u . ö . , v g l . Talbert, Learning, 9-17), doch tritt hier das M o m e n t einer ernsthaf ten Gefährdung der F r o m m e n , v o n Gott abgebracht zu werden, zurück (Seesemann, xteipa KXX, 26 wertet, hier sei "der Gedanke der Versuchung seines Ernstes ... entkleidet"). Die Züchtigung kann darauf zielen, den Menschen v o m falschen W e g abzubringen ( z . B . H i o b 33,14-30; Sap 12,2.20-22; PsSal 10,1-3), oder auch der Sündentilgung dienen (PsSal 1 0 , 1 ; syrApkBar 13,10; 4 Q 1 8 3 1,7 u . ö . ) u n d ist als solche ein Privileg der F r o m m e n (2 M a k k 6,13-15). In pagan-hellenistischen Texten begegnet häufig eine positive Wertung d e r Züchti gung u n d des Leidens als eines erzieherischen Mittels, s. n u r Seneca, Prov 1,6; 2,5f; 4 , 7 ; D e Ira I 6,1 (dazu Talbert, Learning, 17-20). 2 2
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Solange der Teufel i m Sinne d e r alttestamentlichen Satansvorstellung (dazu v . Rad[/Foerster], S i d ß o X o g , 71-74) in den himmlischen Hofstaat integriert ist, handelt er le diglich als Bevollmächtigter (Hiob l f ) , Subjekt bleibt letztlich Gott (s. n u r H i o b 2 , 1 0 ) . Erst durch das Hervortreten dualistischer Konzeptionen im Frühjudentum erhält der Teufel eine eigenständigere Bedeutung, die in d e n i m folgenden genannten Texten vorausgesetzt ist.
Traditionsgeschichtliche Vorbemerkungen zu Jak 1,2f
105
der 'zu allen K n e c h t e n Gottes k o m m t , u m sie z u versuchen (eKrceipdCaw)' 3 0
(Herrn, M XII 5 , 4 ) .
Mt 4,3;
1 T h e s s 3 , 5 b e z e i c h n e n ihn entsprechend
funktional als ö rceipdCow. rceipaaiiöc, erhält hier e i n e n negativen T o n ; e s geht u m das Bestreben d e s T e u f e l s , die F r o m m e n v o m rechten W e g abzubringen. D i e OÄO|iovf] (Rom 5 , 4 ; Jak 1,3) hat als Bezeichnung des Verhaltens d e s F r o m m e n in der Schilderung v o n (Bedrängnis-)Leiden aller Art bis h i n z u m 3 1
Martyrium e i n e n festen S i t z , ist aber auch in anderen belegt
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und s o w o h l - w i e in Rom 5 , 3 f - mit 8Xi\|/ic,
33
Zusammenhängen
als auch - w i e in Jak
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l , 2 f - mit Tceipaajiöq v e r b u n d e n . Schließlich ist auch das in allen drei T e x ten - allerdings in unterschiedlicher W e i s e - b e g e g n e n d e M o t i v der F r e u d e
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anderweitig in vergleichbaren Z u s a m m e n h ä n g e n b e l e g t .
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V g l . J u b 10,8f (griech.); A p k A b r 13,10f; 1 K o r 7 , 5 ; 1 Thess 3 , 3 - 5 ; Offb 2 , 1 0 ; Herrn, M IV 3,4-6. In 2 Klem 18,2 stehen jit|ji7toy,ovf] in Jak 1,3 ist anders als in Rom 5 , 4 nicht Glied einer Kettenreihe und läßt sich ferner gut als redaktionelles Element in die wiederholte Verwendung des Mittels des Stichwortanschlusses in Jak 1 , 1 - 6 einordnen. Ebenso läßt sich plausibilisieren, daß der Kettenschluß in Rom 5 , 3 - 5 auf Paulus selbst zurückgeht: D a s letzte Glied der Kette ist die eXrcig, die in V . 2 b G r u n d des Rühmens war. Paulus zeigt s o , daß die Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes die gegenwärtige 8M\|aq nicht übergeht, sondern integriert, indem die exhi/ig die äXniq 4 3
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gen, die sie verlieren. M i t einem W o r t : Sir 2 beleuchtet das (weitere) traditionsgeschichtliche Umfeld, mehr nicht, aber auch nicht weniger. Umgekehrt ginge dies ohnehin nur, w e n n der Jak "echt" w ä r e . Siehe dazu Anhang 2 , Anm.112. V g l . Wolter, Rechtfertigung, 147. Gegen literarische Abhängigkeit spricht - abgesehen v o m Fehlen überzeugender positiver Indizien - ferner, daß in diesem Fall schwer zu erklären wäre, w a r u m Jakobus ei86xeg ö x i in y i v Ä a i c o v x e g ö x i ändert, obwohl er selbst ersteres in 3,1 schreibt. Auch die u m g e kehrte Reihenfolge v o n urcojLOvf| und den Stammverwandten 8OKIJUOV/8OKIJIT| in beiden Texten spricht gegen literarische Benutzung. So z . B . T h o m a s , Anfechtung, 185; Wolter, Rechtfertigung, 147. Freilich gilt hier, daß Redaktion vor allem an den Rändern anzutreffen ist. %apdv in Jak 1,2 leistet den Stichwortanschluß an das Präskript; Kai)%6|ieGa in R o m 5,3 ist auf V . 2 rückbezogen, die 9A,i>|f 15 ist das Gegenstück zur erhofften 8ö£a. R o m 6 , 9 ; 1 K o r 15,58; 2 Kor 1,7; 4 , 1 4 ; Phil 1,16; Phlm 21 (vgl. auch Gal 2,16) und Jak 3 , 1 . Siehe n u r L k 8 , 5 3 ; Joh 2 1 , 1 2 ; Eph 6 , 8 . 9 'par' Kol 3 , 2 4 ; 4 , 1 ; 2 T i m 2 , 2 3 ; Tit 3 , 1 1 ; 1 Petr 1,18; 2 Petr 1,14; Offb 12,12. Mit yivdxjicovxeg ö x i kann m a n z . B . H e b r 10,34 vergleichen, s. auch R o m 6 , 6 . V . l f : %aipeiv - %apdv; V.3f: 6icojiovf|; V.4f: X e i r c e a 0 a i ; V.5f: a i x e i v . V g l . Wilckens, R o m I, 291f, A n m . 9 6 0 . 4 3
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Die Bewährung des Glaubens in den Versuchungen 52
nur stärken k a n n . D e r Kettenschluß aber ist ein geeignetes Mittel, u m v o n der eJlTyic, zur eX%i|I , e x o i j i a a o v xf|v \|/u%f|v o o u eiq rceipaojiov hat offenbar Konvertiten im Blick. Aus 1 Thess 3,4 ist zu schließen, daß die Ankündigung von Bedrängnissen zur pln Missionsverkündigung gehörte (vgl. Holtz, 1 Thess, 127, auch Friedrich, 1 Thess, 2 3 3 ) . Lukas läßt Barnabas und Paulus auf d e m Rückweg nach Antiochien die Seelen der Jünger stärken und diesen verkündigen, ö x i 8 i d KOXX&V 9Ä,i\j/e7co|iovf| ). Siegespreis war die Unvergänglichkeit in lange währendem Leben' (V.12). Der Sieg gebührte der Gottesfurcht, die 'ihren eigenen Athleten den Siegeskranz aufsetzte' ( V . 1 5 ) . Das semantische Feld zeigt hier ein hohes Maß an Übereinstimmung mit Jak l , 2 f . l 2 . In TestHiob 4 wird Hiob im Zusammenhang seiner Bekehrung, in deren Gefolge er wegen der Zerstörung des Götzentempels den Satan gegen sich aufbringt (vgl. JosAs 12,9f), verheißen, wie ein Wettkämpfer zu sein, 'der Schläge austeilt und Schmerzen erträgt und (am Ende) den (Sieges)Kranz empfängt' (V.10). Wenige Verse zuvor wurde die Heilsverheißung an Hiobs urcoiieveiv in den Schlägen des Teufels geknüpft (V.6), und Hiob respondiert die Verheißung entsprechend: 110
m
'Bis zum Tod will ich ausharren (Ü7cojjLeiva>) und nie aufgeben' ( 5 , 1 )
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. Während
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es hier um die Bekränzung im Kontext des Leidenskampfes g e h t , benutzt Philo agonistische Motivik einschließlich der Bekränzung als des Siegespreises im moralischen Kontext , um den über den Sieg über die Leidenschaften führenden Weg zur Tugend darzustellen. In neutestamentlichen Schriften begegnet der (Sieges-)Kranz in 1 Kor 9,24-27 und 2 Tim 4,8 im Kontext agonistischer Motivik als eschatologisches Heilsgut. In 2 Klem 6f steht die Kampfesmetaphorik (Kap.7) im Zusammenhang des ethisch ausgerichteten Dualismus zwischen Gott und Mammon, dem künftigen und diesem Äon ( 6 , l - 6 ) . Wer die Taufe rein bewahrt (6,9), der wird am Ende bekränzt werden (7,1-3, vgl. 20,2). Auf die Märtyrer bezogen begegnet die Bekränzung in Herrn, Sim VIII 2,1; 3 , 6 ; 4,6 (vgl. auch MartPol 17,1). In Herrn, M XII l , l f f geht es um den Widerstand gegen die böse Begierde , die als Tochter des Teufels (2,2) zu Unzucht, Luxusleben etc. verführt (2,1), aber wie der Teufel selbst (4,7; 5 , 2 ) bei Widerstand aus Furcht vor den Waffen der Gottesfurcht flieht (2,4). Der Sieg über 114
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üÄOjiovf|/v>ÄOn^veiv in Verbindung mit (Wett-)Kampfmetaphorik in 4 M a k k auch 6,9f; 9,6-8.22-24, s. ferner Hebr 10,32; 1 2 , 1 . Übersetzungen nach Klauck, 4 Makk, J S H R Z III/6, 7 5 2 . SOKIJIIOV, SoKijiog (Jak 1,3.12) / SoKijidCeiv (4 M a k k 17,12); UJCOJIOVT), urcojieveiv ( 1 , 3 . 1 2 ) / ÜTCOJIOVTI (17,12); £ö>f) ( 1 , 1 2 / 1 7 , 1 2 , beide Male im Sinne 'ewiges Leben'); o t e q x i v o g (1,12) / o t e c p a v o ö v (17,15). Ferner kann man Jakobus' rciotig mit der 0eooeßeia in 4 M a k k 17,15 vergleichen. Übersetzungen von Schaller. - Kampfgegner ist der Satan im TestHiob außer in 4,4 noch in 27,1 ff, w o das Kampfgeschehen zwischen Hiob und dem Satan unter ausführlicher Verwendung agonistischer Motivik weiter entfaltet und Hiobs Verhalten mit mit v>rco|iovf| bedeutungsverwandten Wörtern (Kapxepia V . 4 , jiaKpo8ojiia V . 7 ) beschrieben wird. V g l . auch syrApkBar 15,8. Frühchristliches unten. Philo, All I 8 0 ; II 108; Sacr 17; M i g r 2 7 ; M u t 81f; Abr 3 5 ; Praem 6 . 2 7 . 5 2 u . ö . Siehe etwa Philo, All II 108; III 14.18; Sacr 17; Agr 113/119-121; M i g r 200; M u t 81f; Abr 4 8 ; Praem 4 - 6 . 5 2 ; Prob 2 6 f . l l 0 f und dazu Pfitzner, A g o n Motif, 3 8 - 4 8 . Siehe frühjüdisch noch Sap 4 , 2 ; grApkBar 12,6. Im 4 M a k k steht zwar der Leidenskampf im Vordergrund, doch fungiert hier das M a r t y r i u m als beweiskräftiges Extrembeispiel, daß die fromme Vernunft Herrscherin über die Leidenschaften ist (1,1.7-9). Allgemein zur Beherrschung der Leidenschaften im Kontext der Befolgung des Gesetzes s. v.a. 1,30-2,14. - Der vierte ps-heraklitische Brief, in d e m das Motiv der Bekränzung des Siegers im Zusammenhang des Sieges über Lüste, Geld etc. begegnet (Abschn. 3), ist wohl nicht jüdischer, sondern kynischer Herkunft (s. Malherbe, The Cynic Epistles, 22-24). Z u 2 Klem 5f s. noch unten K a p . I I I . 2 . 2 . 1 . 1 , S.132. Auch hier erscheint der Teufel als Gegner. Vgl. neben Philo (s. oben) den Sieg über die x|/o%fj in 2 Klem 16,2, der darin besteht, daß deren böse Begierden nicht ausgeführt werden. Vgl. unten A n m . 143. 1 1 0
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Das Bezugsfeld der Versuchungen im Jak
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die Begierde bedeutet nun nach 2,5, den Kranz gegen sie erlangt zu haben, wobei hier nicht der sportliche Wettkampf, sondern der militärische Kampf Modell steht . 120
Liest m a n Jak 1,12 mit Kontext auf d i e s e m Hintergrund, gewinnt die D e u tung des axecpavoc, xtjc, O t j c , als Siegeskranz des Wettkämpfers oder des Kriegers an Plausibilität: D e r Christ ist, solange er auf Erden weilt, einer Kampfessituation ausgesetzt, in der die ä%iQ\>\ii(i b z w . der Teufel g e g e n ihn antreten, indem sie versuchen, den Christen zu gottwidrigem Verhalten zu verführen. D e r Austragungsort des Kampfes liegt w i e in 4 Makk 1 5 , 2 9 i m Innern des M e n s c h e n . B e z w i n g t der Christ seine Begierde (vgl. 4 Esr 7 , 9 2 ) , leistet er d e m Teufel Widerstand und hält so in d e m Kampf stand, wird er als Bewährter (SÖKijjiog), als Sieger, am Ende den Kranz des Lebens empfangen, denn in d i e s e m Kampf geht es u m L e b e n oder T o d (vgl. Jak 1,15 und Herrn, M X I I l , 2 f ; 2,2f; 3 , 1 ) . Sicherheit aber läßt sich hier nicht g e w i n n e n . D e r Kranz ist als "Ehrenund H e i l s s y m b o l " weit über die Kampf- b z w . Wettkampf Situation hinaus v e r b r e i t e t und begegnet ferner literarisch - in frühjüdischen w i e frühchristlichen Schriften - auch verschiedentlich an Stellen, in denen e i n B e z u g zu agonistischer Motivik nicht ersichtlich ist oder zumindest nicht hervortritt . D a kein unzweifelhaft agonistisches Vokabular im Kontext v o n Jak 1,12 begegnet, ist das F e h l e n eines bestimmten Bildhintergrundes des Lebenskranzes hier nicht auszuschließen, w e n n es auch zumindest näherliegt, daß auf Grund der Verbindung des axecpavoc, xfjc, £g>tjc, mit u r c o i i e v e i v jceipaajjiöv und darüber mit der eTtieujua und d e m SidßoXoc, die zur Kennzeichnung des Lebens der F r o m m e n in der Welt verbreitete agonistische Motivik als Hintergrund zu assoziieren ist. 121
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D i e Frage nach d e m Urheber der jceipaa^oi ist damit freilich nicht entschieden. 1,13 schließt Gott lediglich als Subjekt des rceipdCeaetu aus, sagt aber auf Grund der dargelegten Gedankenbewegung z w i s c h e n l , 2 f und l , 1 3 f 1 2 0
M i t Brox, Herrn, 2 7 4 . - Eine breite Verwendung v o n Kriegsmetaphorik begegnet in Eph 6 , 1 1 - 1 8 , u n d zwar im Kontext der Versuche des Teufels, die Christen v o m Glauben abzubringen: 'Zieht an die Waffenrüstung Gottes, damit ihr bestehen könnt gegen die listigen Anschläge des Teufels' ( V . l l , v g l . 1 Thess 5 , 8 ; Ign, Pol 6 , 2 , im weiteren Sinne sind auch R o m 6 , 1 3 ; 13,12; 2 Kor 6 , 7 ; 10,4 heranzuziehen). Wettkampfmetaphorik w i r d in frühchristlichen Schriften neben d e m oben Gesagten auch in anderen Sinnzusammenhängen verwendet, s. R o m 9 , 1 6 ; Gal 2 , 2 ; 5 , 7 ; Phil 2 , 1 6 ; 3,13f; 2 T i m 2 , 5 . Ersteres hält H o r t , 2 0 für wahrscheinlich, s. auch A d a m s o n , James, 3 1 0 , an letzteres denkt K . G . K u h n , n e i p a o j i ö c j , 2 0 3 . Gegen die Deutung auf den Siegeskranz z . B . R o p e s , 152. M a y o r , 48f erwägt im Lichte der Beziehung von 1,12 zu 2,5 (xolc, dyarccooiv a o x ö v ) die K r o n e als Symbol königlicher W ü r d e als Hintergrund. Siehe noch A n m . 125. R o l o f f , Offb, 5 2 . Übersicht bei G r u n d m a n n , axecpavoc, K X Ä , , 617ff. T e s t X I I . B e n j 4 , 1 ; g r A p k E s r 6 , 1 7 . 2 1 ; 1 Q S 4 , 7 ; 1 Petr 5 , 4 ; Offb 2 , 1 0 (?, dazu Roloff, Offb, 5 2 ) ; 3 , 1 1 , ferner etwa auch Prov 4 , 9 ; Sap 5 , 1 6 ; 1 Q H 1 7 [ 9 * ] , 2 5 . Siehe auch noch unten K a p . V I I I . l , A n m . 6 . Siehe z . B . Dibelius, 118; Davids, 8 0 . Siehe o b e n A n m . 109. 1 2 1
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Die Bewährung des Glaubens in den Versuchungen
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nicht z w i n g e n d etwas über die zugrundeliegenden T c e i p a a ^ o i , und die Trias 'Begierde - Teufel - Welt' steckt zwar das Konfliktfeld ab und benennt das gegnerische Gegenüber, schließt aber nicht aus, daß sich Jakobus die Kampfessituation als v o n Gott initiierte Prüfung der Gläubigen denkt. D i e Problemstellung spitzt sich letztlich auf die Frage nach der Existenz eines Interpretationshorizontes der Diasporaexistenz zu. N a c h Jdc 2 , 2 0 f f etwa läßt Gott nach d e m T o d Josuas die übriggebliebenen Völker i m Lande, u m die Is raeliten auf die Probe zu stellen, o b sie Gottes Gebote b e f o l g e n oder anderen Göttern dienen werden. Jak l , 2 f f analog dazu gelesen: Gott beläßt die Chri sten in der "Welt" und vor allem die ejciGü^ia in ihnen, u m zu sehen, o b sie das geschenkte L e b e n bewahren oder sich der "Welt" anpassen. Es gibt aller dings i m Text keine H i n w e i s e auf einen solchen theologischen Sinn- und Deutehorizont. Immerhin legt die Interpretation der Tceipaajioi als Prüfungsmittel des Glaubens, das v>3io^ovfi bewirkt, Gott als deren Subjekt n a h e , doch wird dies v o n Jakobus nicht weiter v e r f o l g t . D e r in 1 Petr 1,7 i m Kontext der rceipaajioi rconciXoi b e g e g n e n d e , Gott als deren Urheber verlan gende V e r g l e i c h mit d e m im Feuer erprobten G o l d fehlt bei J a k o b u s . Vor allem aber bietet 1,3 "nur" die Interpretation der jceipaajioi im Kontext ihrer positiven Bewältigung, neben der das jceipä(;ea8ai v o n l , 1 3 f steht. Ja kobus "spielt" g e w i s s e r m a ß e n in 1,2 mit der semantischen Vielschichtigkeit v o n Tceipaajiög als 'Prüfung, Erprobung' einerseits, 'Anfechtung, Versu chung ( z u m B ö s e n ) ' andererseits. Sind unter den jieipaa^oi die alltäglichen Situationen zu verstehen, in denen die Christen ihren Glauben im L e b e n kon kret zu bewähren haben, macht diese semantische Offenheit Sinn. Ob die jceipaajioi J E O I K I A - O I sich als Anfechtungen oder eher als Prüfungen erweisen, liegt am Christen selbst, der in solchen Situationen Souveränität z e i g e n , d.h. v o n der "Welt" und ihren V e r l o c k u n g e n unbeeindruckt bleiben oder aber sich v o n seiner Begierde ködern lassen kann. Eine Sinndeutung, warum die T t e i p a a j i o i da oder gar notwendig sind, fehlt im Jak. Jakobus geht nüchtern v o n der vorfindlichen Realität aus und mit dieser um: D i e Christen leben eben noch bis zur Parusie auf Erden unter "weltlichen" M e n s c h e n , und die 67ci0u|iia bleibt postbaptismal eine Gefahrenquelle. 1,3 sagt immerhin, wozu die jceipaa^oi gut sein können. 128
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Undifferenziert Klein, Werk, 82f.85 (vgl. oben A n m . 9 8 ) . Vgl. zu 8OKI|IIOV Mayor, 34f; Dibelius, lOOf; Davids, 68 u . a , anders Schammberger, Einheitlichkeit, 47f. Siehe aber 4 M a k k 9 , 8 , auch Herrn, Vis IV 3 , 4 . Daß die rceipaajioi von Gott - geradezu im Sinne weisheitlicher Pädagogik - von vornherein z u m Zwecke der Herausbildung der Tugend der urcojiovfi gedacht sind (Davids, 68, s. auch H o p p e , Hintergrund, 4 3 : die Anfechtung als "ein notwendiges Stadium zur Voll kommenheit"), läßt sich aus d e m Gedankengang ebensowenig ableiten wie aus V . 1 2 eine Auffassung der rceipao|ioi als eines soteriologisch notwendigen "qualifying test", s. auch das Folgende. Belege oben S.104 mit A n m . 2 8 . In 1 Petr 1,7 dürfte dieser redaktionell, also nicht aus d e m zugrundeliegenden Tradi tionsstück übernommen sein. 1 2 8
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Das Bezugsfeld der Versuchungen im Jak
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A l s Zwischenresümee ist festzuhalten: D i e jceipaajioi T C O I K I X O I in 1,2 sind im Kontext des Jak nicht (primär) auf Bedrängnisleiden oder allgemein Lei denssituationen, sondern auf der Grundlage der dualistischen Grundstruktur der T h e o l o g i e des Jak auf das Problem der Gefährdung der moralischen Inte grität der Christen durch die eigene Begierde als den auf die Seite des gott feindlichen K o s m o s gehörenden "Todeskeim" b e z o g e n , die auf die gott widrige "weltliche" Lebensweise, mit der die Christen in ihrem Lebensalltag ständig konfrontiert werden, Lust zu machen versucht. Äußere Impulse und Wirken der Begierde i m Innern, Außen- und Innenaspekt des Tceipaajio^Geschehens bilden dabei einen eng verflochtenen Zusammenhang. Eine Re flexion über das Warum dieser Lebenssituation wird im Jak nicht entwickelt. Bedrängnisleiden spielen höchstens insofern eine Rolle, als sie die auch ohne sie bestehende Gefahr der Suche nach gesellschaftlicher Integration durch Anpassung an das "weltliche" N o r m e n s y s t e m i m Lebensstil forcieren können. Sie sind aber eher als eine Folge des Bestehens der jceipaajioi zu sehen, da sie mit der v o l l z o g e n e n und - im Blick auf die Tceipaajioi gesprochen durchgehaltenen Abgrenzung v o n der "Welt" in Zusammenhang s t e h e n . In ebendiesem Sinne läßt sich nun das kompositorische Verhältnis v o n l,2f. 12 und 5 , 1 0 f zueinander verstehen. D i e einzige selbständige Thematisie rung der Bedrängnissituation begegnet, w i e gesehen, innerhalb des ersten Subsegments des Epilogs ( 5 , 7 - 1 1 ) , während die in der summarischen Exposi tion mit den T i e i p a a j i o i T C O I K U O I angesprochene ethische Thematik das Kor pus bestimmt. Jakobus thematisiert also zunächst sein ethisches A n l i e g e n , die Adressaten auf den W e g des Lebens zurückzubringen b z w . sie vor e i n e m A b w e i c h e n zu b e w a h r e n , und mahnt dann auf dieser Grundlage, die so zialen F o l g e n der mit d e m Christsein verbundenen Lebensweise mit derselben Standhaftigkeit zu ertragen, mit der die ethisch ausgerichteten rceipaauoi zu vor gemeistert wurden. D e r logische Folgezusammenhang z w i s c h e n der B e wahrung der moralischen Integrität durch das Durchhalten der entschiedenen Abgrenzung v o n der "Welt" in diesen rceipaajioi und der Bedrängnis durch die so brüskierte U m w e l t wird v o n Jakobus kompositorisch in der argu mentativen Struktur seines Schreibens abgebildet. D i e eschatologischen A u s blicke in 1,2-12 und 5 , 7 - 1 1 tragen den divergierenden Bezugspunkten ent sprechend unterschiedliche Akzente. Während es b e i m Lebenskranz in 1,12 u m den verheißenen "Lohn" für den in diesen rceipaajioi bewährten Christen, ja sehr wahrscheinlich u m den Siegerpreis des (Wett-?)Kämpfers geht, soll die Betonung der N ä h e der Parusie in 5 , 7 - 1 1 den bedrängten Christen ange sichts des Kontrastes der gegenwärtigen Bedrängnis zur verheißenen Herr lichkeit Trost vermitteln. Kurzum: 5 , 7 - 1 1 ist keine Wiederholung des Voran gegangenen, sondern eine weiterführende S c h l u ß f o l g e r u n g . D i e in Kap. 133
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V g l . o b e n S . 1 1 3 f zu Jak 2 , 7 . Ganz a m E n d e , in 5,19f, wird dieses grundlegende Anliegen des Schreibens abschlie ßend bekräftigt, vgl. Anhang 1.^ In diesem Sinne ist das o5v in 5,7 zu verstehen. 1 3 4
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Die Bewährung des Glaubens in den Versuchungen
III. 1 skizzierte alttestamentlich-frühjüdische Tradition v o m Leiden des G e rechten ist dort v o n Bedeutung. Zu d i e s e m argumentativen Gefälle z w i s c h e n Korpus und Epilog paßt, daß die Mahnungen in 5 , 1 2 - 1 8 nicht mehr auf Verh<enskorrekturen b z w . die Behebung schwerer Mißstände zielen, sondern eine Unterweisung über "religiöses S p r e c h e n " geben, die eine prinzipiell intakte G e m e i n d e a n s p r i c h t . 5 , 1 9 f schließlich ist an die "Gerechten" ge richtet, sich der Verlorenen a n z u n e h m e n . In Jak l , 2 f und 1 Petr l , 6 f z e i g e n sich also z w e i grundlegend differierende Adaptionen einer g e m e i n s a m e n katechetischen Tradition, die exakt den unterschiedlichen Gesamtanliegen der beiden Schreiben ent sprechen. 1 Petr entwirft auf d e m Hintergrund der Gemeindesituation eine Leidensiheologie, d.h. er sieht sich vor die Aufgabe gestellt, die Leidens situation der Adressaten zu deuten und diese zu deren Bewältigung anzu leiten, und rezipiert und interpretiert die genannte katechetische Tradition entsprechend in d i e s e m und auf diesen Sinnzusammenhang h i n , w e n n auch er vor der Begierde mahnt ( 1 , 1 4 ; 2 , 1 1 ) . Anders als i m Jak wird i m 1 Petr aber nirgendwo die Weltförmigkeit der Christen beklagt. D e r i m ganzen ethisch ausgerichtete Jakobusbrief d a g e g e n fügt das Traditionsstück in sein ethisches A n l i e g e n ein. 136
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Ein dazu analoger Fall, der zugleich die Plausibilität der dargelegten Adaption des in Jak l , 2 f zugrundeliegenden Traditionsstücks beleuchtet, liegt in Jak 4 , 6 - 1 0 ; 1 Petr 5 , 5 c - 9 vor. Beide Texte schließen an das Proverbienzitat ( 3 , 3 4 ) die Doppelmahnung an, sich Gott unterzuordnen und d e m Teufel Widerstand zu leisten. D i e Texte g e h e n also offenbar auf e i n gemeinsames Traditionsstück z u r ü c k . Jakobus hat in dessen Ausgestaltung die Mahnung zur Unterordnung unter Gott verdoppelt, indem er die aus der Tradition übernommene, bei ihm an das Ende gestellte Forderung, sich vor Gott zu demütigen (Jak 4 , 1 0 ) , durch \>%ozayr\ze ... z& 8eq> ( V . 7 , vgl. y 3 6 , 7 ) va riiert. In d e m so geschaffenen Rahmen entfaltet Jakobus in V . 8 f die i m ethisch ausgerichteten K o n t e x t als tVm&eArmahnungen erscheinenden Impe rative v o n V . 7 , während die petr R e d a k t i o n i s m e n die Tradition w i e 140
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Vgl. unten K a p . I V . 2 . 2 zu 5 , 1 2 . Jakobus sagt jetzt, woran ein Lehrer (s. 3,1) seine Gemeinde im "Normalfall" im Blick auf das alltägliche (Gemeinde-)Leben vornehmlich zu erinnern hat. Deswegen rcpö jcdvtcov in 5,12? Vgl. oben Kap.II. 1.2 und unten K a p . I V . 2 . 1 . Paulus' Rede v o n der GXiyic, steht der ps-petrinischen Adaption der Tradition näher als der jakobeischen. Daraus folgt, daß Jakobus Prov 3,34 nicht direkt aus der Schrift zitiert, sondern als Zitat aus frühchristlicher Tradition ü b e r n o m m e n hat. Dies wird dadurch bestätigt, daß Jak 4 , 6 u n d 1 Petr 5,5 ö Geoc, statt wie in Prov 3,34 Küpioc, schreiben. Dieselbe Abweichung begegnet i m übrigen auch in 1 Klem 3 0 , 2 (ohne Artikel); Ign, Eph 5 , 3 . Z u r Verwurzelung von Jak 4 , 1 0 ; 1 Petr 5,6 im synoptischen Logion M t (18,4); 2 3 , 1 2 b ; L k 14,11b; 18,14fin s. Anhang 2 . Zu 4 , lff unten A b s c h n . 2 . 2 . 1 . 1 . Die M a h n u n g z u m Widerstand gegen den Teufel (4,7b) hat Jakobus u m die Verhei ßung Kai ( p e u ^ e t a i dq>' ujicov (vgl. TestXII.Iss 7 , 7 ; Dan 5 , 1 ; Naph 8,4, auch Sim 3 , 5 ; 1 3 7
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Das Bezugsfeld der Versuchungen im Jak
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derum auf die Thematik des Bedrängnisleidens hin auslegen. W i e in Jak l , 2 f ; 1 Petr l , 6 f haben die beiden Schriften also auch hier "auf die ihnen j e e i g e n e W e i s e Tradition und Gemeindeproblematik miteinander v e r b u n d e n " . D i e v o n Jakobus w a h r g e n o m m e n e Gemeindeproblematik - und das heißt: sein ethisches A n l i e g e n - gilt es im F o l g e n d e n näher zu bestimmen. 145
2 . 2 Konkretion: D i e Reichtumsproblematik als primärer Bezugspunkt der Versuchungen Im vorangegangenen Abschnitt ist grundlegend der Zusammenhang abge steckt w o r d e n , auf den hin Jakobus das l , 2 f zugrundeliegende Traditions stück an exponierter Stelle a u f g e n o m m e n hat. Es geht u m mit d e m Wirken der eTciöujua in Zusammenhang stehende Gefährdungen der ethischen Inte grität der Christen. D a s damit umgrenzte Feld ist freilich immer n o c h sehr weit. Will m a n konkretisieren, ist zu fragen, w e l c h e ethischen Problemfelder i m Jak hervortreten. W e l c h e sind die "weltlichen", v o n der Begierde ange triebenen Verhaltensweisen, durch die Jakobus die Adressaten primär gefähr det sieht? Anders gefragt: W a s macht den K o s m o s für Jakobus z u m K o s m o s und k o m m t d a v o n im Jak mit zentraler Bedeutung vor? Zu d i e s e m sich aus der programmatischen Bedeutung v o n l , 2 f ergebenden Kriterium ist ferner w i e o b e n nach kompositioneilen Verbindungen zu fragen, die das eventuelle ethische Problemfeld explizit in die 7t6ipaajiög-Thematik einbinden. N e g a t i v kann zunächst festgestellt werden, daß sexuelle V e r g e h e n , die in traditionsgeschichtlicher Perspektive leicht im Kontext der neipaap,6g-The matik (vgl. nur TestXII.Jos 2,7ff; 1 Kor 7 , 5 ) s o w i e der e n i 8 u u . i a asso ziiert werden können, im Jak keine Rolle spielen. V o n Bedeutung ist d a g e g e n die Problematik der Zungensünden (s. v . a . l , 1 9 f . 2 6 ; 3 , 1 - 1 1 ) , d o c h geht es hier u m die Wahrnehmung, daß die Sünde am leichtesten und schnellsten auf der Zunge liegt, und e b e n d e s w e g e n paßt die Zungenproblematik nicht s o gut zur rceipaau-ös-Thematik . Mit der Zunge vergeht sich auch e i n ansonsten tadelloser Christ ( 3 , 2 ) ; bei den rceipaau-oi K O I K I A O I steht mehr auf d e m 1 4 6
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Herrn, M XII [2,4]; 4 , 7 ; 5,2) ergänzt. Strukturparallel dazu, d.h. ebenfalls mit einer Verhei ßung versehen, läßt Jakobus zunächst das positive Gegenstück zu V . 7 b , die M a h n u n g , sich Gott zu nahen, folgen, womit er zugleich V . 7 a . l 0 verstärkt. D e m Aufruf, H ä n d e (Außen aspekt ?) u n d Herzen (Innenaspekt ?, dementsprechend die Zuordnung von djiapTcoXoi und 8i\jfu%oi [s. Klein, Werk, 96] ?) zu reinigen (zum Nebeneinander von Herz u n d Händen vgl. Ps 2 4 , 4 ; 7 3 , 1 3 ) , fügt Jakobus in V . 9 eindringliche Bußmahnungen (vgl. M u ß n e r , 186; Schnider, 103f; Davids, 167f u . a . ) an. Dazu Goppelt, 1 Petr, 335f und v.a. Metzner, Rezeption, 95-99. Metzner, Rezeption, 99 zu Jak 4; 1 Petr 5 . Siehe ferner z . B . TestXII.Jud 17,1-3; Philo, Virt 3 6 . 4 0 . e j c i G ü j i t a in diesem Zusammenhang z . B . Prov 6 , 2 5 ; TestXII.Rub 4 , 9 ; 5,6; 6,4; Jud 1 4 , 1 . 3 ; 1 6 , 1 ; Jos 3 , 1 0 ; 4 , 7 ; 7 , 6 ; 9 , 1 ; Philo, Det 174; Congr 6 5 ; A b r 2 4 9 ; Jos 40ff; SpecLeg III 6 9 : J o s , Ant II 42ff; Did 3 , 3 ; Ign, Pol 5,2; Herrn, Vis I 1,8; 2 , 4 ; M XII 2 , 1 . Anders jedoch Klein, Werk, 92.101-106. Näheres dazu unten K a p . V I I . 2 . 1 4 4
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Die Bewährung des Glaubens in den Versuchungen
Spiel. D a z u paßt, daß z w i s c h e n der Zungen- und der rceipaajiöc,-Thematik höchstens über die Zuordnung der Zunge zur "Welt" ( 3 , 6 ) eine kontextuelle Verbindung aufgebaut werden könnte. Im Jak v o n zentraler Bedeutung und sinnvoll im Horizont der Tceipaajioi thematisierbar ist d a g e g e n e i n Problem feld, das pauschal als Reichtumsproblematik etikettiert w e r d e n kann. Es ist, wie zu e r w e i s e n sein wird, die falsche Haltung d e m Besitz gegenüber, die Ja kobus in seinem Schreiben als die Gefährdung der Gottesbeziehung bei seinen Adressaten wahrnimmt und überhaupt als das wesentliche Kennzeichen der "Welt" ansieht. D i e s e Problematik bildet den situativen Hintergrund, der Ja kobus in l , 2 f zur Aufnahme und Rezeption des Traditionsstückes als des pro grammatischen Eingangssatzes veranlaßt hat. Zu dieser These paßt, daß Ja kobus die Reichtumsproblematik bereits im Prolog ( V . 9 - 1 1 ) , also innerhalb des durch die Wiederaufnahme v o n l , 2 f in V . 1 2 gebildeten Rahmens, der erwarten läßt, daß die dazwischenstehenden Verse die in l , 2 f . l 2 aufge brachte Thematik durch die summarische Exposition damit zusammenhän gender Gedanken weiterführen, anklingen läßt, und umgekehrt erweist die bereits anderweitig begründete These z u m (primären) Bezugspunkt der jueipaapLoi T E O I K U O I 1,9-11 als integralen Bestandteil der K o m p o s i t i o n in 1,21 2 . Zieht man die Ausführungen in Kap. III.2.1 hinzu, ist damit zugleich angezeigt, in w e l c h e m Sinne die Reichtumsproblematik in die Rede v o n den j u e i p a a j i o i T E O I K U O I eingebunden ist. Nicht die ungerechte irdische Verteilung der Güter oder die soziale Marginalisierung (vormals reicher Christen) b z w . der Verlust v o n Reichtum im Zusammenhang mit V e r f o l g u n g e n oder die Bedrückung mit Armut konfrontierter Christen durch R e i c h e steht im Blick, sondern es geht u m den Reichtum als Gefahrenquelle für die Integrität der G l a u b e n d e n , u m die Problematik des egoistischen U m g a n g s mit und Strebens nach materiellen Gütern im Zusammenhang eines an irdischer "865a" orientierten Wertesystems und des damit korrespondierenden Gel tungsstrebens. D i e folgenden Ausführungen werden dies sukzessiv bestätigen. I m Blick auf die zu analysierenden Texte, in denen die Reichtumsproble matik thematisch wird, sind z w e i Gruppen zu unterscheiden. A u f der einen Seite stehen Passagen, in denen Jakobus in z . T . scharfer polemischer und an klagender F o r m g e g e n Reiche das Wort erhebt. D i e s gilt neben den bereits erörterten V e r s e n 2 , 6 b . 7 für 1, lOf, w o z u 1,9 hinzuzunehmen ist, und den K o m p l e x 4 , 1 3 - 5 , 6 , der l , 1 0 f i m Korpus aufnimmt und entfaltet. D i e Lösung des Problems der Funktion v o n l , 1 0 f ; 4 , 1 3 - 5 , 6 hängt wesentlich v o n der B e 1 5 0
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Dibelius, 98 sah in den Versen eine isolierte Spruchgruppe, für die vielen Nachfolger Hoppe, Hintergrund, 2 ; Laws, 6 2 . 1,12 bezeichnet Dibelius, 9 8 . 1 1 8 als Einzelspruch, doch vermerkt er die thematische Berührung mit 1,2-4. Siehe etwa Ropes, 146f. Nach Boggan, Wealth, 204 geht es zwar u m den Verlust des Reichtums, aber nicht durch Verfolgung, sondern "for the benefit of the less fortunate brethren." Vellanickal, Rieh, 251 sieht die Armut selbst als Jieipaajiös (vgl. etwa PsSal 16,13-15). Vgl. auch die Überlegungen v o n v o n Lips, Traditionen, 4 2 1 . R u s t l e r , Thema, 3 5 ; F r y , Testing, 430f; C a m p , View, l l l ( f f ) . V g l . Martin, 22f; Klein, Werk, 9 9 ; Tsuji, Glaube, 6 7 , auch Davids, Discussion, 3643. 1 5 1
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Das Bezugsfeld der Versuchungen im Jak
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antwortung der kontrovers diskutierten Frage ab, ob die gescholtenen Rei chen Christen sind oder nicht. Eine andere Gruppe v o n Texten thematisiert mit der Reichtumsproblematik in Zusammenhang stehendes Verhalten der Adressaten. D a z u gehört z u m einen 2 , 1 ff, z u m anderen 4 , 1 - 1 0 . 4 , 1 - 1 0 hat in Untersuchungen zur Armut-Reichtum-Thematik im Jak bis dato noch keine eigenständige Berücksichtigung g e f u n d e n . D e r Text gehört aber hierher, und es macht Sinn, mit d i e s e m einzusetzen. Beides wird sich i m F o l g e n d e n erweisen. D a die Erörterung v o n mit d e m christlichen Glauben inkompatiblen Verhalten via negationis zugleich A u s s a g e n darüber macht, wodurch christli che Existenz in ethischer Hinsicht positiv gekennzeichnet ist, arbeiten die folgenden A n a l y s e n den Überlegungen z u m Inhalt des Gesetzes in K a p . I V . 2 vor. Umgekehrt läßt sich sagen: Bei der im Folgenden zu untersuchenden Reichtumsproblematik geht es wesentlich u m das Unterlassen dessen, was das Gesetz der Freiheit v e r b i e t e t . 154
155
2 . 2 . 1 Das Fehlverhalten im Kontext
2.2.1.1
Jak 4,1-10: materiellen
der
der
Adressaten
Reichtumsproblematik
Die gemeinschaftszerstörerische
Fehlhaltung
gegenüber
Gütern 156
4 , 1 - 1 0 läßt sich grob in drei Unterabschnitte ( V . 1 - 3 . 4 - 6 . 7 - 1 0 ) g l i e d e r n . D i e Analyse der durch die Eingangsfrage in V . l a a u f g e w o r f e n e n Proble matik ( V . l - 3 ) wird in V . 4 - 6 in einen theologischen Horizont eingezeichnet. V . 7 - 1 0 zieht daraus - durch ouv a n g e z e i g t - eine symbuleutisch ausgerich tete Schlußfolgerung. A u f 4 , 1 - 4 ist bereits im Zusammenhang der ejci8üjiia eingegangen worden, die, w i e gesehen, mit der Versuchungsthematik ver bunden i s t . Mit den auf die f|8ovai zurückgeführten Kämpfen und Kriegen sind keine kriegerischen, bewaffneten politischen Auseinandersetzungen g e m e i n t , sondern w i e ev ujiiv erzwingt, innergemeindlicher U n f r i e d e . W a s 157
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T e x t b a s i s ist bei Ahrens, A r m , 36-39 Jak 1,9-11; 2 , 1 - 9 ; 4 , 1 3 - 5 , 5 / 6 sowie l,26f; 2 , 1 4 - 1 7 , für Maynard-Reid, Poverty, 1,9-11; 2 , 1 - 1 3 ; 4 , 1 3 - 1 7 ; 5,1-6. Boggan, Wealth beschränkt seine Analysen (213ff) auf 5,1-6; 1,9-12; 2 , 1 - 1 3 . Kelly, Poor untersucht 1,9-12; 2 , 1 - 1 9 ; 4 , 1 3 - 5 , 1 3 . Z u weiteren s. Ahrens, a . a . O . , 3 9 . V g l . bes. zu Jak 1,27 in K a p . I V . 2 . 2 . Zäsuren nach V . 3 und nach V . 6 z . B . auch bei Davids, 155; Frankemölle, 576f; Klein, W e r k , 107. Cargal, Diaspora, 142 sieht dagegen nur nach V . 4 einen Einschnitt. M u ß n e r , 175 findet überhaupt keinen "systematischen, klar voranschreitenden Aufbau" (ebenso Schräge, 4 4 ) . Besser: weitergeführten, denn 4,1-10 ist nicht beziehungslos zu 3 , 1 2 / 1 3 - 1 8 , s. im Folgenden. V g l . Johnson, James 3:13-4:10, 3 3 2 . Die in K a p . I I . 2 . 2 . 2 begründete Untergliederung v o n 4,1-3 wird im Folgenden vorausgesetzt. Ebenso fast alle Ausleger, s. nur Beyschlag, 183; Dibelius, 2 5 9 ; Cantinat, 195, an ders aber Easton, 53 auf der Grundlage stoischer Herkunft von 4 , l - 2 b . Nach T o w n s e n d , 1 5 5
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Die Bewährung des Glaubens in den Versuchungen
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näherhin i m Blick ist, kann sich nur aus d e m Kontext ergeben. D e n hat die Frage in V . l a nicht nur nach hinten in der Antwort samt Explikation ( 4 , l b - 3 ) und d e m F o l g e n d e n ( 4 , 4 - 1 0 ) , sondern auch nach vorne. D e n n TcöXejioi Kai jid%ai ist Oppositum zur eipf]vri in 3 , 1 8 , und diese kontrastiert - geht m a n weiter i m Kontext zurück - ihrerseits d K a x a a x a a i a Kai rcav 9 a ö X o v Tipayiia in 3 , 1 6 . Anders gesagt: rcöXejioi Kai \ia%ai nimmt d K a x a a x a a i a Kai rcäv (paßJtov npäyna metaphorisch zugespitzt auf, und Oppositum z u beiden ist die eipfjVTi in 3 , 1 8 . D i e These eines Zusammenhangs z w i s c h e n 3 , 1 3 - 1 8 und 4 , l f f wird durch die Wiederaufnahme v o n CfjXoq ( 3 , 1 4 . 1 6 ) durch CriXouv in 4 , 2 bestätigt. D i e Interpretation v o n rcöXenoi Kai p.d%ai m u ß daher die g e nannten kontextuellen B e z ü g e zu 3 , 1 3 - 1 8 e i n b e z i e h e n . D i e aus d e m vorangehenden Kontext geschöpfte Deutung v o n TcoXejioi Kai jid%ai als "Kämpfe und Streitereien der v o n Eifersucht und Parteienbuhlerei getriebenen ' L e h r e r ' " scheitert schon daran, daß 3 , 1 3 - 1 8 gar nicht speziell an den Lehrerstand oder irgendeine andere gesonderte Gemeindegruppe adressiert ist, sondern unterschiedslos alle Christenmenschen a n g e h t . Sub jekt in e%exe in 3 , 1 4 sind allgemein die Adressaten. CrjA.oq meint die d e m an deren gegenüber mißgünstig, ja feindlich gestimmte Haltung der Eifer s u c h t . epiSeia ist lexikalisch schwierig. D i e meisten neueren A u s l e g e r übersetzen mit S t r e i t s u c h t , epiGeia könnte aber auch 'Eigennutz, Selbst sucht' b e d e u t e n , w a s zumindest v o n den einzigen vorneutestamentlichen B e l e g e n bei A r i s t o t e l e s her näherliegt. 1 6 2
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James 4 , 1 - 4 ist Jak 4 , 1 - 4 gegen die zelotische Bewegung gerichtet (s. auch Schlatter, 240ff; R. Martin, Life-Setting). Z u r übertragenen Verwendung von rcoXejioi sowie jid%ai im Sinne von nicht mit wirklichen Waffen ausgefochtenen Streitigkeiten s. TestXII.Sim 4 , 8 ; Gad 5 , 1 ; TestHiob 4 , 4 ; PsSal 1 2 , 3 ; Philo, Sacr 4 ; Det 3 ; Gig 5 1 ; Ebr 75.99f; Conf 5 7 ; M u t 2 6 5 ; Somn II 147; Praem 9 1 ; 1 Klem 3 , 2 ; 4 6 , 5 ; Ign, E p h 13,2; Epict, Diss III 2 0 , 1 8 sowie Prov 15,18; 17,1.14.19 u . ö . ; Sir 6 , 9 ; 2 7 , 1 4 u . ö . ; TestXII.Jud 1 6 , 3 ; Benj 6,4; Philo, All III 190; H e r 2 8 ; 2 T i m 2 , 2 3 ; Tit 3 , 9 ; Epict, Diss IV 5,lff, beide zusammen Philo, O p 164; DioChrys 3 8 , 1 1 ; Plut, M o r 108A u . ö (vgl. Bauer-Aland, s.v. |id%T| und «oXejiog). - Z u r Ablehnung der Deutung von e v üjuv im Sinne von 'in euch' s. oben K a p . I I . 2 . 2 . 2 , S.87. V g l . eipTjviKfi in 3 , 1 7 . Z u r Entgegensetzung von eipf|VT| u n d d K a x a o x a o i a v g l . 1 Kor 14,33; Herrn, M II 3 . Ausführlicher wird auf 3,13-18 im Zusammenhang der Weisheitsthematik eingegan gen, s.unten Kap. VI. 1. M u ß n e r , 176, ebenso Davids, 156, dagegen z . B . Ropes, 2 5 2 . Siehe dazu unten Kap. VI. 1. Vgl. Popkes, CfJXog K%%, S p . 2 4 9 . - Vgl. insbesondere die Illustration der eng mit dem Neid verknüpften Eifersucht in der Beispielreihe 1 Klem 4,1 ff. So sieht der Verfasser des 1 Klem u . a . Kains Brudermord durch CfjXog Kai q>86vos motiviert ( 4 , 1 - 7 , vgl. TestXII.Benj 7 , 5 ; Objekt der Eifersucht u n d des Neides ist sonst in den TestXII v . a . Joseph, s. Sim 2,6f; D a n 1,6 und Sim 2,13f; [Gad 3 , 3 ] ; Jos 1,7). F ü r viele Schräge, 41f; Schnider, 8 9 . 9 2 ; Frankemölle, 5 2 1 , s. noch A n m . 170. V g l . 1 Klem 5,5CfiJtog Kai epig, vgl. 9 , 1 . S o Ropes, 2 4 6 ; L a w s , 160; Giesen, e p i G e i a , S p . 1 3 1 ; Klein, W e r k , 156. Pol E . 2 1302b,4; E . 3 1303a,14, w o e p i G e i a "das unlautere, selbstsüchtige Buhlen um d. Gunst der Parteien" (Bauer-Aland, s.v.) bezeichnet, Selbstsucht also als semantischer Aspekt belegt ist. Dagegen Dibelius, 2 5 2 : "Parteigeist" (s. auch Mayor, 127; Mußner, 171 u . a . ) als ein Spezialfall streiterischer Gesinnung. 1 6 1
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Das Bezugsfeld der Versuchungen im Jak
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Zum sonstigen frühchristlichen Befund: In den Lasterkatalogen 2 Kor 12,20; Gal 5,20 begegnet epiGeia neben epi$, was eher darauf hindeutet, daß epiGeia etwas anderes meint als epi$, nach obiger Alternative also 'Selbstsucht' . Rom 2,8 be zeichnet das Wort ebenfalls die böse gemeinschaftswidrige Selbstsucht . In Phil 1,17 ist epiGeia zwar einerseits parallel zu epig (V.15) gebraucht, im noch engeren Kontext aber Oppositum zur dydrcii (V.16) und d ^ v ö t r ^ (V.17), wodurch auch hier ein Verständnis im Sinne von 'Selbstsucht, Eigennutz' naheliegt. Aufschluß reich ist schließlich Phil 2,3, woran Ign, Phld 8,2 anklingt: Zwar kann man auf dem Hintergrund der vorausgehenden Mahnung zur Eintracht in Phil 2,3 an 'Streitsucht' denken, doch ist epiGeia hier näherhin Oppositum zu einer Haltung, die den ande ren höher schätzt als sich selbst und nicht auf das eigene Wohl, sondern auch auf das der anderen sieht (V.3f), also wiederum kontextgemäß als 'Selbstsucht, Eigen nutz' zu verstehen. 171
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Ist diese Bedeutung für Jak 3 , 1 4 . 1 6 lexikalisch vorzuziehen, so ist zur Erhe bung des hier vorliegenden okkasionellen W o r t s i n n s gleichwohl d e m Kon text der Jakobusstellen die maßgebende Bedeutung b e i z u m e s s e n . D e r B e zug zu d K a x a a x a a i a b z w . zu rcöXejioi Kai jid%ai kann die Übersetzung mit 'Streitsucht' nahelegen, aber nur vordergründig. W i e nämlich d K a x a a x a a i a Kai rcav cpauXov npäyna aus CrjXoq Kai epiöeia resultieren, so g e h e n die KÖXe\ioi Kai jid%ai auf die f]8ovai z u r ü c k , und in d i e s e m Zusammenhang ist in 4 , 2 f - w i e sich z e i g e n wird - eine z u m einen d e m "Bruder" gegenüber mißgünstige, z u m anderen selbstsüchtige, egoistische Verhaltensweise i m Blick. Ebendiese beiden Aspekte werden in 3 , 1 4 . 1 6 durch CijXos Kai epiöeia bezeichnet. Wird diese Verhaltensweise in 3 , 1 3 - 1 8 grundsätzlich inkrimi niert, so wird sie in 4 , 1 - 3 speziell, w i e nun darzulegen ist, auf die Reichtumsproblematik b e z o g e n . Jakobus sagt in V . 2 zwar nicht, was begehrt und entsprechend nicht er halten wird, zumindest nicht expressis v e r b i s . Es gibt aber deutliche Indi zien. Z u m einen verlangt der Argumentationsgang, daß das Begehrte auch Gegenstand des Gebets sein können m u ß . Z u m anderen muß das Begehrte b z w . Erbetene etwas sein, das man ev xaig f]8ovais ausgeben b z w . pejorativ: 173
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Bzw. wegen des Plurals "die Auswirkungen eines selbstsüchtigen Verhaltens" (Giesen, e p i G e i a , Sp. 131). Siehe Althaus, R o m , 22f; Käsemann, R o m , 5 5 ; Wilckens, R o m I, 126f, A n m . 2 8 8 u.a. Dazu Kedar, Semantik, 6 2 . Mit Frankemölle, 5 3 5 . 175 v g l . Piaton, Phaidon 6 6 C ; Philo, Det 174; (Jos 56); SpecLeg IV 8 5 ; Cicero, De fin.bon. I 4 4 ; und v.a. die Belege unten A n m . 192. Dies kann schlicht an der formalen Strenge des Verses liegen; die schnell aufeinander folgenden Verben realisieren sprachlich geschickt den Aspekt der Entwicklung v o m eiciGojieiv z u m Ausgangspunkt der kleinen Einheit in V . l a . Ferner könnte ein mögliches Objekt von ejciGojieiTe so bereits nicht mehr beim nächsten Glied stehen, denn das, was begehrt wird, ist, weswegen man tötet. Der formale Gleichklang wäre zerstört. 1 7 2
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Die Bewährung des Glaubens in den Versuchungen
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v e r s c h w e n d e n kann. D i e s m ü s s e n materielle Güter s e i n m a n ferner s o w o h l b e g e h r e n
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; und d i e s e kann
als auch erbitten, letzteres zumindest, w a s das
Brot für d e n nächsten Tag ( M t 6 , 1 1 par Lk 1 1 , 3 ; D i d 8 , 2 ) , also die materi e l l e n Grundbedürfnisse
angeht, vielleicht auch darüber hinaus, w e n n
demütig ist und bleibt und Hab und Gut sozialkaritativ e i n s e t z t
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man
. D a n n läßt
Gott Arbeit finden, die Ernte g e d e i h e n , d e n Handwerksbetrieb florieren oder auch e i n (faires) Geschäft g e l i n g e n . U n d darum darf m a n b i t t e n
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.
D a s Weiterschreiten z u m nächsten G l i e d der klimaktischen R e i h e wird j e w e i l s über die Feststellung vermittelt, daß das erstrebte Ziel nicht erreicht wird. D a s kann objektiv m e i n e n , daß das Begehrte tatsächlich versagt bleibt, oder
aber,
was
wahrscheinlicher
ist,
subjektiv
bzw.
gewissermaßen
aus
"psychologischer" Perspektive g e s p r o c h e n , daß die Befriedigung e i n e s B e gehrens s o g l e i c h neue Begehrlichkeit freisetzt, e s also z u k e i n e m bleibenden Besitz k o m m t
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b z w . d e m B e g e h r e n d e n das Erreichte nie das Begehrte i s t
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.
Steht a m Anfang das b l o ß e B e g e h r e n nach Besitz (und damit verbundenem Sozialprestige), s o wächst sich diese D i s p o s i t i o n , w i e Jakobus nun ausführt, zu e i n e m handfesten gemeinschaftszerstörerischen Verhalten aus.
1 7 7
V g l . Schräge, Ethik, 3 0 0 , der in Jak 4 , l f "die leidenschaftliche Gier nach Besitz u n d Lust" kritisiert sieht, s. ferner Cladder, Anlage, 4 8 ; Reicke, 4 6 (vgl. d e r s . , Die zehn W o r t e , 65); Ropes, 256f (zu C ^ o u t e ) ; Windisch, 2 6 ; Klein, Werk, 1 1 1 , auch P h . Perkins, James 3 : 1 6 - 4 : 3 , 2 8 5 . Häufig bleibt das Objekt des ejciGüjieiv in der Literatur unbestimmt, j a Frankemölle, 5 9 0 hält zu o u 8 6 v a a 0 e ejcixü%eiv . . . jeden Versuch, das Objekt zu bestim men, für "fehl a m Platze". Philo spricht verschiedentlich expressis verbis v o m Begehren nach Vermögen: O p 7 9 ; Post 116f; D e c 1 5 1 ; SpecLeg IV 8 7 ; Praem 154; Prob 3 1 . 7 6 , auch SpecLeg IV 2 1 5 ; Virt 100 u . ö . , s. ferner z . B . Piaton, Phaidon 6 6 C ; TestXII.Iss 4 , 2 ; syrApkBar 8 3 , 1 8 . D i e W a r nung v o r Geldgier u n d Habsucht ist ein Hauptpunkt frühjüdischer Paränese (s. unten Anm.331). Notierenswert ist Philo, Jos 144: rckooTou ? d p xo KdXXoq O U K e v ß a ^ a v x i o i g , aXX' ev tf) xä>v xpflCövTCDV e j u K o u p i a . V g l . dazu die folgende A n m . u n d A n m . 3 6 4 . Alttestamentlich ist Reichtum zunächst Ausdruck des Segens Gottes (vgl. G e n 2 4 , 3 5 [dazu 13,2 u n d TestAbr A 1,5; 1 Q G e n A p o k 2 1 , 3 ; 2 2 , 2 9 - 3 2 ; Philo, A b r 2 0 9 ] ; 2 6 , 1 2 - 1 4 ; 27,27f; 3 0 , 2 7 . 3 0 ; Lev 2 6 , 4 f . l 0 ; D t n 8 , 1 8 ; 2 8 , 3 - 5 . 8 . 1 lf; Ps 6 5 , 1 0 - 1 4 ; 112,2f; H i o b 1,3; 4 2 , 1 0 . 1 2 ; Prov 10,22 u . ö . ) . Unter ein negatives Vorzeichen gerät er, wenn der Reiche seinen sozialkaritativen Verpflichtungen nicht nachkommt (s. unten K a p . I I I . 2 . 2 . 2 . 2 zu 4 , 1 3 5,6) und/oder der Reichtum unrecht erworben ist (s. unten A n m . 4 1 4 ) . Als große Gefahr wird der Reichtum frühchristlich außer bei Lukas (vgl. A n m . 4 2 1 ) v . a . i m Herrn (s. die Belege in A n m . 4 2 2 ) geweitet. Andererseits kann Hermas diesen aber auch positiv als Gabe Gottes an sehen (Vis III 9 , 2 ; M II 4 ; Sim I 8; II 7 . 1 0 ; IX 24,2f, v g l . z . B . D t n 8,7-10; 2 6 , 1 1 ; H o s 2 , 1 0 ; K o h 5 , 1 8 ; P s P h o k 2 9 u n d die zuvor genannten Stellen), mit der m a n n u r richtig u m g e hen m u ß , indem m a n die v o n Gott im Überfluß gewährten Güter gerecht teilt (vgl. Brox, Herrn, 5 1 8 ) . Solches Teilen läßt im übrigen nach Herrn, Sim IX 24,1-4 gerade nicht d e n G e ber selbst verarmen, vielmehr liegt darauf Segensverheißung (vgl. dazu etwa D t n 14,28f; Jes 5 8 , 1 1 ; Ps 112,5-9; TestXII.Iss 3,7f; Seb 6,4-6 [für die Ursprünglichkeit des Langtextes i m TestXII.Seb d e J o n g e , Textual Criticism, 149ff, anders Becker, Untersuchungen, 23f]). So M u ß n e r , 178. Vgl. Philo, All III 149: f| 8e erciGüjiia rcÄ-Tipoöxai jiev ouSercoxe, j i e v e i 8e ev8ef|c, Kai S i y a X e a d e i (vgl. D e c 146-151; SpecLeg IV 80-82 sowie A g r 3 6 ; E b r 2 0 6 u n d F u g 9 1 ; M o s II 1 8 5 ; Virt 9; VitCont 7 4 u . ö . ) . In d e n Sentenzen des Sextus heißt es treffend: ov> ? d p rcauaei ejiiOüjiiav KXT|ndxv KXTJOIC, (274b). 1 7 8
1 7 9
1 8 0
1 8 1
1 8 2
Das Bezugsfeld der Versuchungen im Jak
129
D a s nächstfolgende G l i e d , cpoveuexe, ist freilich e i n e notorische crux. I m "eigentlichen" Wortsinn kann m a n das Wort hier nicht n e h m e n . D i e sinn vollste, w e n n nicht e i n z i g sinnvolle A u s l e g u n g g e s c h l a g e n e Interpretation v o n 4 , 1 - 3 184
jcöXejioi Kai n.d%ai - zugespitzte
1 8 3
fügt sich nahtlos in die e i n
e i n . cpoveuexe
ist e i n e - parallel
zu
Formulierung für e i n Verhalten, das d e n
anderen wirtschaftlich in seiner Existenzgrundlage trifft, das - s o z u s a g e n - in der Gier nach Reichtum
"über L e i c h e n geht".
D a ß eine
solche
Verwen
d u n g s w e i s e m ö g l i c h ist, zeigt deutlich Sir 3 4 , 2 1 f : 'Brot der Bittenden ist der Lebensunterhalt der A r m e n ; w e r ihn raubt, ist e i n Blutmensch. D e r tötet d e n N ä c h s t e n (cpoveuow xöv %Xr\aiov),
der i h m die Nahrung stiehlt, und der ver
gießt Blut, der d e m Lohnarbeiter seinen L o h n raubt'. E i n ganz ähnlicher G e danke b e g e g n e t in s l H e n 1 0 , 5 : W e r , o b g l e i c h er dazu in der L a g e ist, d e n H u n g r i g e n nicht sättigt, der
'tötet ihn durch H u n g e r '
1 8 5
.
M a n kann b e i m
cpoveuexe in Jak 4 , 2 dann näherhin an ungerechte wirtschaftliche denken
1 8 6
feleistung w i e in 2 , 1 5 f
1 8 3
Prozesse
, an Ausbeutung der A r m e n oder auch schlicht an unterlassene H i l 1 8 7
.
Die seit E r a s m u s ' genialem Vorschlag immer wieder vertretene oder zumindest e r w o gene Konjektur in cpeoveixe (Spitta, 114; M a y o r , 136f; Chaine, 9 8 ; Dibelius, 260f; Hauck, K N T , 190f; Windisch, 2 7 ; Rustler, Thema, 5 1 ; Adamson, 168; H o p p e , Hintergrund, 10, A n m . 5 ; Klein, W e r k , HOf u . a . ) kann trotz der Argumente, daß ^Xoq u n d q>96vocj häufig ein Pärchen bilden (Piaton, Leg III 6 7 9 C ; Plutarch, Demetrius 2 7 , 3 ; M o r 8 6 C ; 1 M a k k 8,16; TestXII.Sim 4 , 5 ; Benj 4 , 4 ; 1 Klem 3 , 2 ; 4 , 7 [ . 1 3 ] ; 5 , 2 , entfernter grApkBar 1 3 , 4 ; Gal 5,20f, v g l . auch mit ^Xoxunia KXX Piaton, Symp 2 1 3 D ; Epict, Diss II 19,26; III 2 , 3 ; 2 2 , 6 1 ; Ench 19,2 [entfernter Diss II 17,26]) u n d ähnliche Fälle handschriftlich bezeugt sind (in PsKlem, Horn I 11,12 liest Codex Parisinus cpGövou statt <povou, ein umgekehrter Fall liegt in 1 Petr 2 , 1 v o r , s. auch die Varianten zu TestXII.Benj 7 , 5 [s. die Textedition v o n d e Jonge z.St.] u n d in diesem Zusammenhang den Konjekturvorschlag in Charles' Textausgabe zu TestXII.Benj 7 , 2 ) , n u r ultima ratio sein. Besser ist in j e d e m Fall eine Erklärung der Stelle, die d e m handschriftlich einmütig bezeugten Text Sinn abgewinnt. V g l . Balz, cpoveuco, S p . 1 0 4 3 . Nicht so gut paßt Herrn, Sim X 4 , 3 , denn die Blutschuld dessen, d e r Hilfe an Bedürf tigen unterläßt, ist auf d e m Hintergrund des vorangehenden Gedankens zu sehen, d a ß N o t in den Suizid treibt. - V g l . aber noch Philo, SpecLeg III 2 0 4 , auch D e c 170, sodann D t n 2 4 , 6 ; Jes 5 7 , 1 (?); Ps 10,8f; 3 7 , 1 4 . 3 2 ; Prov 1,11; äth H e n 9 9 , 1 5 (im Kontext v o n V . 1 3 f ! ) . cpoveueiv kann auch auf Z o r n u n d H a ß h i n ausgedehnt werden (Mt 5,21f; 1 Joh 3 , 1 5 , v g l . D E R 11,15 sowie b B M 5 8 b ['wenn j e m a n d seinen Nächsten öffentlich beschämt, so ist es ebenso, als w ü r d e er Blut v e r g i e ß e n ' ] , siehe ferner etwa auch Petronius, 1 0 7 , 1 1 : qui ignotos laedit, latro appellatur, qui amicos, paulo minus quam parricida). - Z u einer übertragenen Bedeutung v o n q>oveoeiv in Jak 4 , 2 v g l . Beyschlag, 186; M u ß n e r , 178f; Cantinat, 199; Davids, 158f; Schnider, 9 9 ; Hartin, James, 165f; Frankemölle, 586f u . a . Einige Ausleger rekurrieren dazu auf M t 5,21f, doch stehen die oben im Text angeführten Belege Jak 4 , 2 sachlich näher. q>oveueiv hier i m eigentlichen Sinn zu verstehen, macht auch dann keinen Sinn, w e n n m a n nach cpoveuexe ein Kolon setzt (vgl. oben K a p . I I . 2 . 2 . 2 , A n m . 3 1 9 ) , denn es läßt sich schwerlich argumentieren, daß cpoveueiv bei dieser Interpunktion nicht als Realität in den Blick k o m m e , sondern theoretisch die letzte Konsequenz des unerfüllten ejciGujieiv warnend v o r A u g e n geführt werde (gegen Ropes, 2 5 5 ; M o o , 1 4 1 , auch L a w s , 172), denn dann müßte m a n für jid%eo9e Kai rcoXejieixe analog argumentieren können. D e m steht 4 , 1 im W e g e ; 'Kämpfe u n d Kriege' sind für Jakobus Realität im Adressatenkreis. V g l . oben K a p . I I I . 2 . 1 zu 2 , 6 u n d unten K a p . I I I . 2 . 2 . 2 . 2 zu 5 , 6 . Ähnlich Davids, 159. 1 8 4
1 8 5
1 8 6
1 8 7
Die Bewährung des Glaubens in den Versuchungen
130
Sind ( i . d . R . ) die sozial S c h w ä c h e r e n Opfer d e s <povev>eiv i m dargelegten Sinn,
s o blickt d i e m i t CTJXOUV
stellte
1 8 8
.
mißgünstig
gestimmte
Normensystem stige
1 8 9
,
ausgesagte
Eifersucht
eher
auf
Besserge
E s geht u m S o z i a l n e i d u n d das damit v e r b u n d e n e , d e m
die
eben
Eifern
nach e i g e n e m ,
wesentlich
das materielle
vom
im
"weltlichen"
Besitzstand
Begehren
abhängendem
kennzeichnen
190
.
Die
anderen
Werte-
und
Sozialpre
'Kämpfe
und
Kriege* sind letzter, auf V . l zurücklenkender Ausdruck dieser g e m e i n s c h a f t s zerstörerischen Haltung. Felde
1 9 1
Z i e h e n die
Lüste
im
Streben n a c h R e i c h t u m
, gibt e s K r i e g , w i e d i e H a b g i e r nach S i b III 2 3 5 f 'Krieg
o h n e Ende e r z e u g t '
1 9 2
zu
und Hunger
.
V . 2 d . 3 begründet das Nichthaben. D e m selbstsüchtigen B e g e h r e n wird das empfangende Beten entgegengesetzt, auch der materiellen Güter w e i ß .
das Gott als d e n G e b e r aller G a b e n ,
V.3
präzisiert
193
:
Die
Adressaten
beten
z w a r , aber KaKÄg. S i e e m p f a n g e n nichts, w e i l sie s i c h durch d i e i m i v a - S a t z ausgedrückte Intention ihres Bittens ethisch d i s q u a l i f i z i e r e n
194
.
Der
eigene
L e b e n s g e n u ß wird skrupellos oder auch "nur" m i t w e l t v e r g e s s e n der H i l f e für Bedürftige vorgeordnet. D i e m i ß g ü n s t i g e Einstellung z u m M i t m e n s c h e n geht - s o z u s a g e n nach innen - mit selbstsüchtigem E g o i s m u s einher. I m Z u s a m m e n h a n g der Umkehrforderung i n V . 7 - 1 0 n i m m t ö yeXayq
uji&v K a i f] %apd
( V . 9 b ) auf d e n a u s g e l a s s e n e n L e b e n s g e n u ß der "Hedonisten" B e z u g
1 8 8
1 9 5
.
V g l . etwa TestXII.Gad 7 , 4 : e d v 8e Kai S K KaKcov xig jcXoDtf|ati jif| C,T\X6or\xe; Benj 4 , 4 : e d v t i g jiXouxfl, ov> C T J X O I (mit Qoveiv G a d 3 , 3 ; 4 , 5 ; 7 , 2 ; Philo, Jos 144). Siehe n u r Philo, S o m n II 12; Herrn, Sim VIII 9 , 1 . - V g l . E . W . S t e g e m a n n / W . Stege mann, Sozialgeschichte, 6 1 : "(adelige) Geburt, Beteiligung an d e r A u s ü b u n g politischer Macht u n d materieller Besitz sind i m Bewußtsein d e r antiken M e n s c h e n die wichtigsten Indi katoren für d e n sozialen O r t einer P e r s o n " . D a ß reich gewordenen E m p o r k ö m m l i n g e n v o n der "eingeborenen" Prestigeelite wenig soziale Achtung entgegengebracht w u r d e (vgl. a . a . O . , 6 8 u . ö . ) , ist i m hier verhandelten Kontext ohne Belang. I m J a k geht es u m die soziale W a h r n e h m u n g der in sich differenzierten Unterschichtengruppen (vgl. dazu unten A n m . 2 7 5 ) . Stumpff, C*i3tog KXX , 8 9 0 schlägt als Übersetzung "mit mißgünstiger Gier streben (sc nach d e m Besitz des Nächsten)" v o r , zustimmend Frankemölle, 5 8 8 . Z u r Konstruktion o b e n K a p . I I . 2 . 2 . 2 , S . 8 7 . Plut, M o r 1 0 8 A . B bezeichnet d a s Streben nach V e r m ö g e n als Ursache aller Kriege, und bei PsLukian, Cynicus 15 heißt e s : rcdvxa y d p x d KaKd x o i g dvQp6ffoi$ eK xfjq XOUXCDV erciGuiiiag K X X , 6 5 6 660 vermittelten Eindruck hat yeXcog an sich nicht notwendig pejorativen Sinn, sondern er hält ihn erst durch d e n Kontext. I m paganen Griechisch ist die Wortbedeutung neutral (s. Rengstorf, a . a . O . , 6 5 6 ) . I m alttestamentlich-frühjüdischen Bereich ist das W o r t zwar in d e r L X X größtenteils negativ besetzt (s. b e s . Prov 1 0 , 2 3 ; K o h 7 , 3 . 6 ; Sap 5 , 4 ; Sir 2 1 , 2 0 ; 2 7 , 1 3 [aber 19,30!]), aber nicht durchgehend ( z . B . G e n 2 1 , 6 ; H i o b 8,21). In d e n v o n Rengstorf 1 8 9
1 9 0
1 9 1
1 9 2
1 9 3
1 9 4
1 9 5
Das Bezugsfeld der Versuchungen im Jak
131
D i e Interpretation d e s in V . 1-3 inkriminierten Verhaltens als Gottesfeind schaft ( V . 4 ) zeigt, daß sich der auf sich selbst b e z o g e n e M e n s c h nicht nur s e i n e m M i t m e n s c h e n g e g e n ü b e r , sondern damit (!) auch Gott g e g e n ü b e r ver schließt. 4 , 4 bestätigt z u g l e i c h , daß e s in 4 , 1 - 3 u m die falsche Haltung z u m Besitz geht. D a s rhetorisch fragende OUK oiSaxe v e r w e i s t darauf, daß Jakobus wieder
auf
Bekanntes
rekurriert
196
.
Befragt
man
andere
frühchristliche
Schriften nach V e r w a n d t e n , s o zeigt sich tatsächlich, daß Jakobus hier offen bar e i n Stück aus der g e m e i n d l i c h e n U n t e r w e i s u n g aktiviert. Z u v e r w e i s e n ist zunächst auf das aus Q stammende L o g i o n Lk 1 6 , 1 3 par M t 6 , 2 4 . D i e S e n tenz, daß k e i n S k l a v e
1 9 7
z w e i Herren d i e n e n kann ( v g l . auch E v T h o m 4 7 ) ,
wird auf Gott und M a m m o n hin aufgelöst. M i t Jak 4 , 4 teilt das L o g i o n die Vorstellung e i n e s strengen Entweder-Oder. Matthäus hat das L o g i o n mit an deren Q - V e r s e n z u einer thematisch z u s a m m e n g e h ö r i g e n Einheit komponiert ( 6 , 1 9 - 3 4 ) ; V . 2 4 schließt darin d e n ersten der b e i d e n Unterabschnitte Kann m a n
in d i e s e m
V.19f
für
sich g e l e s e n
noch
so
deuten,
ab
daß
1 9 8
.
das
S a m m e l n irdischer Schätze angesichts ihrer Vergänglichkeit und der Gefahr d e s Diebstahls schlicht unnütz i s t durch V . 2 2 f
2 0 0
1 9 9
, s o wird durch V . 2 1 bereits angedeutet,
amplifiziert und schließlich durch V . 2 4 t h e o - l o g i s c h auf d e n
nicht berücksichtigten s o g . alttestamentlichen Pseudepigraphen begegnet yeX(oq/yeXäK oiSaxe als Einleitungsformel s o w i e der dargelegte Befund verbreiteter, zu Jak 4 , 4 analoger A u s s a g e n g e m e i n s a m darauf hin, daß Jakobus hier nicht ad hoc formuliert, sondern auf ein "Ordinarium" frühchristlicher Unterwei sung z u r ü c k g r e i f t , w o b e i die in Jak 4 , 4 vorliegende Ausprägung eine be sondere N ä h e zu 1 Joh 2 , 1 5 - 1 7 aufweist. Zumal über den Freundesbegriff besteht aber auch eine Verbindungslinie zu 2 K l e m 5f. D a ß Jak 4 , 4 letztlich in d e m Q - L o g i o n Lk 1 6 , 1 3 par M t 6 , 2 4 w u r z e l t , hat einige Wahrscheinlickeit für s i c h . Sachlich jedenfalls erweist sich der Dualismus Gott-Kos m o s als (Ausdrucks-)Variante zu G o t t - M a m m o n b z w . bildet der "Mammon dienst" das zentrale Charakteristikum des K o s m o s . Für Jak 4 , 1 - 4 folgt daraus, daß die obige Interpretation v o n V . l - 3 durch die traditionsge schichtliche A n a l y s e v o n V . 4 gestützt wird: D a die Suche nach Weltfreund schaft das in V . l - 3 inkriminierte Verhalten deutet und das, w a s "Welt" ethisch ist, in der V . 4 zugrundeliegenden Tradition wesentlich durch ein falsches Verhältnis z u m Besitz markiert ist, liegt es nahe, daß e b e n d a v o n zu vor die Rede g e w e s e n i s t . D a z u paßt schließlich auch der Vorwurf des Ehebruchs in 4 , 4 , der traditionell im Götzendienst begründet i s t , denn Habgier kann in frühjüdischer w i e frühchristlicher Tradition als Götzendienst angesehen w e r d e n . 215
216
217
218
2 1 9
220
2 2 1
222
Mit d e m parallel zu OUK oi'Saxe rhetorisch fragenden ii SoKeixe setzt Jako bus in V . 5 die theo-logische Interpretation des Verhaltens v o n V . l - 3 f o r t . Als Eheherr läßt Gott keinen "Nebenbuhler" zu. Jedes Sicheinlassen auf die "Welt" erregt daher Gottes Eifersucht. Jak 4 , 5 liegt also das für Jakobus cha223
2 1 5
V g l . Leutzsch, W a h r n e h m u n g , 201.205f. Siehe oben A n m . 180. V g l . Riesenfeld, V o m Schätzesammeln. M a y o r , 139; M u ß n e r , 4 9 ; Hartin, James, 183f u . a . , auch Riesenfeld, V o m Schätze sammeln, 5 5 . V g l . die Berührungen mit Jak 4 , 4 aufweisende Rezeption des Logions in 2 K l e m 5f, s. noch Anhang 2 . Weitere Bestätigung erfährt die These dadurch, daß dieselbe Kennzeichnung der "Welt" auch in l,27ff zutage tritt (s. unten K a p . I I I . 2 . 2 . 1 . 2 bei A n m . 2 8 0 ) . H o s 1-3; 4,12f; 9 , 1 ; Jer 2 , 2 0 - 3 2 ; 3 , 1 - 1 3 ; 13,26f; Ez 16,15ff; (23); A s s M o s 5 , 3 ; Sib III 3 8 f u . ö . Philo, SpecLeg I 2 3 - 2 5 ; TestXII.Jud 1 9 , 1 ; Eph 5 , 5 ; Kol 3 , 5 ; Polyk, 2 Phil 11,lf, s. auch das oben angesprochene Logion M t 6,24 par Lk 16,13. Z u m Verständnis des Verses s. oben K a p . I I . 2 . 2 . 1 . 2 1 6
2 1 7
2 1 8
2 1 9
2 2 0
2 2 1
2 2 2
2 2 3
Das Bezugsfeld der Versuchungen im Jak
135 224
rakteristische Ganzheits- b z w . Ungeteiltheitspostulat z u g r u n d e . D i e erste Zeile des Proverbienzitats in V . 6 führt den in V . 5 implizierten Gedanken eines Einschreitens Gottes g e g e n die Ehebrecher aus. D i e Gottesfeinde wer d e n nun als v>rcepf|<pavoi bezeichnet. D i e d e m H o c h m u t i m Zitat e n t g e g e n g e setzte D e m u t wird in V . 7 - 1 0 im Sinne der Demütigung vor Gott entfaltet. D e r H o c h m u t erscheint so als eine über die eigene geschöpfliche Niedrigkeit vor Gott v e r m e s s e n h i n w e g g e h e n d e Fehlhaltung Gott g e g e n ü b e r , die aber g e m ä ß d e m bereits beobachteten Zusammenhang v o n gestörter Gottesbezie hung und sozialem Fehlverhalten d e n sozialethischen Aspekt einschließt. Zusammenfassend ist festzuhalten, daß sich aus 4 , 1 - 3 - parallel z u Ciftoc; Kai epiGeia ( 3 , 1 4 - 1 6 ) - z w e i zusammengehörige Aspekte einer Verhaltens w e i s e ergeben, die zentrale M o t i v e der Reichtumsproblematik darstellen. E s geht z u m einen u m den genußsüchtigen Umgang mit den Gütern des L e b e n s , d e m Gott als deren Geber und (entsprechend) gerechtes Teilen aus d e m Blick geraten sind, u m egoistische, am Bedürftigen vorbeisehende "Lebensfreude", z u m anderen u m das a m "weltlichen" Werte- und N o r m e n s y s t e m orientierte, den anderen als Konkurrenten wahrnehmende und entsprechend g e m e i n schaftsschädigende Streben nach Besitz und damit verbundenem Sozialpre stige. Solches Verhalten erweist j e m a n d e n als einen hochmütigen Feind Got tes und Freund der "Welt". 2 2 5
226
2.2.1.2
Jak 2 , 7 - 5 : Das glaubenswidrige
Ansehen
der
Person
D i e Unvereinbarkeit der Orientierung am "weltlichen" Werte- und N o r m e n s y s t e m mit d e m Christsein wird neben 4 , l f f auch in 2 , l f f laut, w o Jako bus das P r o b l e m der mit der jciaxig konfligierenden TcpoacoTcoXrijivi/iai auf wirft. Traditionsgeschichtlich ist hier die i m A T wurzelnde, frühjüdisch w i e frühchristlich breit rezipierte Vorstellung als Hintergrund zu berücksichtigen, 227
2 2 4
Dazu unten K a p . VII. Z u r Zitateinfuhrung durch Äeyei s. Thyen, Stil, 6 9 mit A n m . 2 8 (dort Parallelen) so wie 72 mit A n m . 7 3 . Dies kongruiert mit d e m "religiösen Gepräge" des Wortes in der L X X , s. dazu Schoonheim, Boden; im Blick auf das Mißachten des "Gefälles" zwischen Gott u n d Mensch s. bes. die auf S.242-244 unter ' F . Empörung Gott gegenüber' zusammengestellten Belege. Aus der "zwischentestamentarischen" Literatur v g l . exemplarisch TestHiob 1 5 , 8 : H o c h m u t hier bezogen auf das Verhalten Reicher gegenüber Armen - ist ein Greuel vor Gott. Das W o r t geht auf die alttestamentliche W e n d u n g D^Ä NE/J/LXX: rcpöocojcov A,ajißdveiv[/9aü^idCeiv] zurück (Belege unten, zu weiteren, jeweils n u r einmal v o r k o m menden Übersetzungen der hebräischen W e n d u n g in der L X X , die hier außer Betracht blei ben können, s. W a r d , Concern, 4 1 ) , wäre aber als Kompositum vorchristlich nicht belegt, wenn m a n TestHiob (s. 4 , 8 ; 4 3 , 1 3 ) in die erste Hälfte des zweiten J h . s n. C h r . datierte (dazu Schaller, TestHiob, J S H R Z III/3, 31 l f ) , doch kann die Datierung nicht mehr als Wahr scheinlichkeit für sich in Anspruch nehmen. O b das Wort eine frühchristliche Bildung ist (Moulton/Milligan, s.v.; Davids, 105: "apparently" u . a , anders Windisch, 14), m u ß daher offenbleiben. D i e Did 1-6; Barn 18-20 zugrundeliegende jüdische Zwei-Wege-Lehre (dazu Niederwimmer, Did, 4 8 - 6 4 , hier b e s . 5 6 - 5 8 . 6 1 ; Wengst, Schriften II, 20-22) hat ausweislich Did 4 , 3 ; Barn 19,4 jedenfalls nicht das Kompositum, sondern (noch) die L X X - W e n d u n g benutzt. 2 2 5
2 2 6
2 2 7
136
Die Bewährung des Glaubens in den Versuchungen
daß Gott selbst die P e r s o n nicht ansieht, w o b e i häufig, aber nicht durchgehend Gottes richterliches H a n d e l n i m Blick i s t
2 2 8
.
Entsprechend steht die
Warnung v o r 7upoa g ) - als '"faith in our Lord Jesus' - i.e. in His glory." 2 2 9
2 3 0
2 3 1
Das Bezugsfeld der Versuchungen im Jak
137
but zu xfjc, 865T15. Jakobus spricht also v o m 'Glauben an die Herrlichkeit un232
seres Herrn Jesu C h r i s t i ' , und das heißt an die 865a, die d e m erhöhten Herrn zukommt. Glaube an diese Herrlichkeit impliziert zugleich das vertrauende Hoffen, selbst Teilhabe an der himmlischen 86$a zu erhalten (vgl. Phil 3,20f; 2 Thess 2 , 1 3 P ) , und insofern geht es in 2 , 1 auch u m das eschatologische Heil, auf dessen Empfang die Christen a u s b l i c k e n . D a ß Jakobus gerade hier - durch die Endstellung betont - die Herrlichkeit Jesu Christi als "Glaubensgegenstand" anspricht, erklärt sich naheliegend aus d e m Gegenüber zu den 7cpoaopoöaiv); ihnen fehlt, da sie v o m Wohlstand abgehalten werden, mit anderen Worten, die xeXeicooig ihres Christseins (vgl. Bovon, Lk I, 411) (vgl. Jak 1,4). Gegenstück zum xeXeocpopeiv ist in Lk 8,15 im Unterschied zur Betonung der H ö h e des Ertrages in M k 4 , 2 0 (und M t 13,23) das Kapjcoq>opeiv ev ujtojiovfj (vgl. Jak 1,3). Z u r Reichtumsproble matik im L k E v s. ferner v.a. 6 , 2 4 ; 12,13-21.33f; 1 6 , 1 9 - 3 1 . Siehe Vis I 1,8; III 6,5-7; 9,2-6; 1 1 , 3 ; M X 1,4; Sim I; II; VIII 9 , 1 ; IX 2 0 , 1 - 3 u . ö . Zu Sim I s. oben K a p . I I I . 2 . 2 . 1 . 1 , S.133f, zu Sim II oben K a p . I I I . 2 . 2 . 1 . 2 , A n m . 2 6 0 , z u m Ganzen s. Osiek, Rieh, b e s . 39-57; Leutzsch, W a h r n e h m u n g , 113-137; Brox, Herrn, 8 4 . 5 1 7 519. Siehe auch Vis I 1,8; III 6,5-7; Sim I 9; VIII 9 , 1 . - Ich vermag auf G r u n d dieser traditionsgeschichtlich bedingten - Divergenz anders als etwa Osiek, Rieh, 5 6 aber keine schwerwiegende gesamtkonzeptionelle Differenz zwischen Hermas und Jakobus an diesem Punkt zu erkennen. Auch zu J a k o b u s ' Adressatenkreis gehören - wenn auch vielleicht mit Unterschieden im Detail - relativ Wohlhabende (Osiek, Rieh, 134 vermutet hinter den Rei chen im Herrn "predominantly a large and influential group of freedmen and w o m e n " ) , deren Gerechtigkeit und damit Rettung von ihrem U m g a n g mit ihrem Besitz abhängen. Auch Jako bus geht es hier zentral u m U m k e h r (4,7-10; 5,19f), die barmherziges Verhalten freisetzt. Umgekehrt weiß auch H e r m a s , daß gottlose Reiche eschatologisch nicht zu Ehren k o m m e n werden. N u r ist bei ihm das Wort jcXouoiog nicht eo ipso mit Gottlosigkeit assoziiert. 4 2 0
4 2 1
4 2 2
4 2 3
Die Versuchungen als Prüfungsmittel des Glaubens
165
die Reichen verleugnen im Falle der Bedrängnis ihren Herrn u m des Reich tums w i l l e n und sind daher für Gott unbrauchbar (Vis III 6 , 5 - 7 ) , mißachten in ihrem Stolz auf ihren Reichtum (s. auch V i s III 9 , 6 ) die künftigen Güter ( V i s I 1,8) und bleiben aus Furcht, u m A l m o s e n angegangen zu werden, der Gemeinde fern (Sim IX 2 0 , 2 ) . S i m VIII 9,1 deckt die Schattenseiten der Gläubigen auf, die Reichtum und A n s e h e n bei den Heiden erlangten: 'Großen Stolz haben sie a n g e n o m m e n und hochmütig sind sie geworden, die Wahrheit haben sie verlassen und haben nicht mit den Gerechten Gemeinschaft gehal ten, sondern sie haben mit den Heiden U m g a n g gehabt, und das erschien ihnen als der angenehmere W e g ' (s. noch M X 1,4). D i e Reichen können aber selig werden, indem sie ihren Besitz sozialkaritativ einsetzen ( S i m II 10, vgl. V i s III 9 , 2 - 6 ; M II 4 u . ö . ) . Explizit mit der rceipaajiöc,-Thematik ver bunden ist die Reichtumsproblematik in 1 T i m 6 , 9 . Während hier aber erst das Reichwerdenwollen in den Tceipaajiöc, hineinfallen läßt, setzt Jakobus einen wichtigen Schritt früher an. W e r reich werden will, ist in d e m Tceipaaiiög bereits zu Fall g e k o m m e n . Geradezu als Exempel für das Scheitern in e i n e m Tteipaajiöc, liest sich im Jak, w i e gesagt, 2,2f: D a s Auftreten des A r m e n und des Goldfingers stellt die Gemeinde auf die Probe, ob sie sich gemäß d e m W i l l e n Gottes, der keine rcpoaö>7i;oa,Tui\|/ia kennt, verhält, b z w . wird sie in dieser Situation versucht, "weltliche" Verhaltensweise zu zeigen, indem sie sich v o m Gold und äußeren Glanz beeindrucken läßt und auf den Bettler herabsieht. D a ß es hierbei u m ein 8 O K I | X I O V zr{q T c i a x e o g ( 1 , 3 ) geht, ergibt sich schon aus 2 , 1 . Andere Bei spiele ließen sich zwanglos aus den vorangegangenen Darlegungen ableiten. Etwa: Erliegt m a n d e m Drängen der 67ci9üjiia, sein E i n k o m m e n für sich zu horten b z w . für den eigenen Lebensgenuß zu verschwenden oder wendet m a n mit materieller Bedürftigkeit konfrontiert davon freigebig für die A r m e n auf? Nutzt man "günstige" Gelegenheiten, jemanden zu übervorteilen? Wer sich in solchen und ähnlichen, sich tagtäglich ereignenden Situationen nicht anfech ten läßt, sondern das "Nein" zur "Welt" durchhält, bewahrt das ihm v o n Gott geschenkte Leben und wird als im Glauben Bewährter d e n Kranz des Lebens empfangen. W e r in den rceipaanoi v o m rechten W e g abkommt, i m Verhält nis z u m Besitz in "weltliche" Verhaltensweisen und damit - soteriologisch betrachtet - in den "Tod" zurückfällt, hat die Chance zur U m k e h r ( 4 , 7 - 1 0 ) . A u f die Bewährung des Glaubens in den 7ceipaa|xoi ist im F o l g e n d e n näher einzugehen.
3 Die Versuchungen als Standhaftigkeit wirkende Prüfungsmittel des Glaubens Jakobus setzt
l , 2 f mit d e m positiven Aspekt der Bewältigung der ein. D i e angeredeten Brüder sollen es für lauter Freude halten, w e n n sie in T t e i p a a j i o i T C O I K I X O I hineingeraten. D i e rceipaajioi sind
Tceipaajioi
in
TCOIKI^OI
Die Bewährung des Glaubens in den Versuchungen
166
hier nicht der Grund, sondern der Anlaß zur Freude. Grund zur Freude in d e n T t e i p a a j i o i gibt das W i s s e n , daß diese als Prüfungsmittel v>7cojiovfi
bewirken
4 2 4
.
W e i l das uTcojieveiv Tceipaajiov
des
Glaubens
z u m Empfang
des
Lebenskranzes führt ( V . 1 2 ) , hat die Freude e i n e n e s c h a t o l o g i s c h e n B e z u g ; sie ist d e s w e g e n aber keine "eschatologische V o r f r e u d e " D i e TtioxiQ ist in K a p . 2 L e i t w o r t 5 , 1 5 die R e d e . D a ß d e n jak
426
425
.
; v o n ihr ist ferner n o c h in 1,6 und
rciaxig-Belegen
e i n einheitliches Glaubensver
ständnis zugrundeliegt, ist g e l e g e n t l i c h bestritten w o r d e n
4 2 7
. Jakobus
1
Rede
v o m Glauben erschließt sich aber o h n e weiteres, w e n n m a n d e n i m Judentum vorbereiteten
428
Gebrauch v o n des M e n s c h e n
u n d für das frühe Christentum im g a n z e n charakteristischen 429
rciaxis 4 3 0
als umfassender Bezeichnung d e s Gottesverhältnisses
zugrundelegt, d.h. mit jciaxig nicht e i n bestimmtes M o m e n t
der Gottesbeziehung, e t w a das unbedingte Vertrauen z u G o t t ganze bezeichnet s i e h t
4 3 2
4 3 1
, sondern die
. D i e Bekehrung z u m Christentum ist frühchristlich
technisch als Z u m - G l a u b e n - K o m m e n a u s s a g b a r
433
. W a s danach k o m m t , kann
entsprechend in A p g 1 4 , 2 2 als fc^ievew xtj rciaxei bezeichnet w e r d e n
4 3 4
, was
424 Ebenso Schräge, 15; Klein, W e r k . 4 6 . 425 Gegen T h o m a s , Anfechtung, 185 u . ö . ; Davids, 66f, auch H o p p e , Hintergrund, 2 2 . 426 niaxiq in 2 , 1 . 5 , in 2,14-26 elfmal, ferner dreimal rciaxeueiv ( 2 , 1 9 . 2 3 ) . 427 z . B . G. Barth, nioxiq K T X , Sp.229f. Powell, ' F a i t h ' , 311 sieht i m Jak zwei Tradi tionsstränge unverbunden nebeneinander stehen, nämlich zum einen Glaube als Fürwahrhal ten ("the intellectual strahl"), z u m anderen Glaube als "dynamic attitude". Schräge, 16 kon statiert zu 1,6, daß Glaube dort "etwas anderes als in 2,14ff." sei. Legt m a n Dibelius' litera rische Analyse zugrunde, kann m a n sich mit dieser Auskunft begnügen, w e n n m a n auch bei einem traditionsgebundenen Sammler erwarten dürfte, daß er v o n einer frühchristlich so b e deutsamen Vokabel w i e iciatiq eine gewisse Vorstellung hat. 428 Dazu Lühr mann, Pistis, bes. 29ff, d e r auf den griechischen Sirach, Sap, 4 M a k k u n d Philo verweist. 429 ü b e r die rciaxig ist in letzter Zeit wieder viel Tinte geflossen, s. n u r die zahlreichen Arbeiten v o n L ü h r m a n n z u m T h e m a (s. Literaturverzeichnis), ferner G . Barth, Pistis in hellenistischer Religiosität; Haacker, Glaube i m Neuen Testament; v . Dobbeler, Glaube als Teilhabe; Brandenburger, Pistis u n d Soteria. D i e neuere Forschungsgeschichte wird v o n Brandenburger, Pistis, 166-170 aufbereitet, s. ferner Haacker, Glaube I I / 3 . Neues Testa ment, 2 8 9 - 2 9 1 . 430 Siehe dazu z . B . Brandenburger, Pistis, 169. 431 So die alttestamentlich bestimmende Rede v o m Glauben, v g l . Wildberger, "Glauben", 157: 'pBNn heißt vorrangig "Zuversicht gewinnen, Vertrauen bewahren o.a., u n d zwar ange sichts einer höchst bedrohlichen Situation, die scheinbar n u r R a u m z u m Verzagen frei läßt". 432 D i e Verbreitung dieses Sprachgebrauchs bedeutet keine Einheitlichkeit des Glaubensbegriffes oder -Verständnisses i m frühen Christentum (vgl. dazu unten [bei] A n m . 4 4 4 ) . Es ist vielmehr grundsätzlich zwischen der lexikalischen Bedeutung des Wortes - u m die geht es hier zunächst - u n d d e r mit diesem verbundenen Konzeption eines Autors zu unterscheiden (grundlegend Barr, Bibelexegese, hier bes.l64ff). 433 Belege in K a p . V . l , A n m . 2 7 . 434 Paulus spricht v o m Stehen im Glauben (1 K o r 16,13; 2 K o r 1,24) oder v o m Sein im Glauben (2 K o r 13,5), Kol 1,23 v o m erciji^veiv xfj niaxei. A p g 14,22 ist hier auch inso fern interessant, als der Ermahnung, im Glauben zu bleiben, die Ankündigung folgt, 'daß wir durch viele Bedrängnisse in das Reich Gottes eingehen m ü s s e n ' . D i e andere Ausrichtung der iceipaajioi J C O I K I X O I in Jak 1,2 ist oben dargelegt worden; der Problemhorizont in d e r Rede v o m Glauben aber ist verwandt. Es gilt, d e n Glaubensstand zu wahren.
Die Versuchungen als Prüfungsmittel des Glaubens
167
sachlich mit Tcpoajieveiv xä> Kupicp in A p g 1 1 , 2 3 identisch ist. Jak 1,3 fügt sich problemlos in die damit angedeutete Linie e i n . D e n n sind die Tceipaajioi auf d e m Hintergrund der durch die strenge Antithese Gott-Kosmos gekenn zeichneten dualistischen Grundstruktur d e s Schreibens als potentielle, ethisch ausgerichtete Gefährdungen der Beziehung z u Gott durch Weltfreundschaft z u sehen, s o liegt e s nahe, daß die in diesen rceipaajioi geprüfte rciaxis e b e n als die umfassende Bezeichnung d e s Gottes Verhältnisses, der Orientierung der Existenz auf Gott hin, gefaßt i s t . Christliche Existenz ist für Jakobus mit d e m Wort Glaubensexistenz umfassend b e s c h r i e b e n ; an d e n einzelnen rciaxis-Stellen des Briefes treten j e w e i l s unterschiedliche, aber untereinander stimmige Teilaspekte dieses umfassenden Ganzen hervor. W a s Glaube näherhin ist, ergibt sich damit erst aus der Erhebung d e s Koordinatennetzes, in d e m die Gottesbeziehung v o n Jakobus gedacht wird. 1,3 deutet an, daß die rciaxis für Jakobus grundsätzliche ethische Relevanz besitzt. D e r Glaube selbst steht in Frage, w e n n sich Christen d e m "welt lichen" N o r m e n s y s t e m gemäß verhalten. Z u e i n e m wesentlichen kon zeptionellen Aspekt der jciaxiq wird in diesem Kontext die ojco|iovf| , auch w e n n xr)q Ttiaxecoq syntaktisch eindeutig z u SoKiuaov z u ziehen ist. I m K o n text der Tteipaajioi ist bei üTcojiovfi/üTuojieveiv in l , 2 f . l 2 aus d e m Bedeu tungsspektrum 'Ausharren, Geduld, Ausdauer, Standhaftigkeit' v o r allem i m eminent aktivischen Sinne an die Standhaftigkeit, das Standhalten g e g e n d e n 435
436
437
4 3 5
Nach M u ß n e r , 133 geht es "hier bei d e r rciaxig u m d e n Glauben an die eschatologische Zukunft". Bestimmte m a n die rceipaojioi als Bedrängnisleiden, wäre eine Deutung d e r rciaxig im Sinne des Vertrauens auf das eschatologische Heil möglich, aber keineswegs zwingend (s. 1 Petr l , 6 f ! ) . Z u diesem Aspekt s. oben K a p . I I I . 2 . 2 . 1 . 2 zu Jak 2 , 1 . Z u Lucks Auffassung oben A n m . 64. Vgl. Goppelt, Theologie, 5 4 1 : " F ü r Jakobus ist der Glaube . . . die Grundlage christli cher Existenz. D i e Christen sind auch für ihn die Glaubenden" (ebenso Blondel, Fondement, 146); Frankemölle, Gesetz, 2 1 1 : " F ü r Jakobus ist Glaube eine Grundhaltung des Menschen, die sein Bekenntnis, seine Praxis u n d damit seine Grundorientierung auf Gott h i n umfaßt", auch H ü b n e r , Theologie 2 , 3 8 1 : "Christliche Existenz ist nach Jak 1 Glaubensexistenz" (Hervorhebungen i m Original). - D a ß 2,14-26 der obigen These in keiner Weise entgegen steht, wird sich in K a p . V zeigen. F ü r 1,2-4 v o n einer "Klimax" zu sprechen, "bei d e r d e r Glaube die unterste u n d das 'vollkommene W e r k ' die höchste Stufe bildet" (Klein, W e r k , 47), geht an d e m genannten Sachverhalt vorbei. Dies verbindet d e n j a k Glaubensbegriff mit d e m des H e b r (s. v . a . 10,32-39; 12,lf, auch 6,12-15 [fiaKpoGüjiia], v g l . dazu Dautzenberg, Glaube, 166-171; W e i ß , H e b r , 5 6 6 ) , wenngleich der thematische Kontext der ujcofiovfj i m Hebr die Leidensbedrängnis ist ( s . aber Jak 5 , 1 1 ) . Z u m Zusammenhang v o n nioxiq u n d i)ÄOjiovf| v g l . ferner 2 Thess 1,4; Offb 13,10; 14,12. - üjcojiovfi/üjcojieveiv ist in d e n Übersetzungspartien der L X X v o r allem die Hoffnung, das Harren, das geduldige Warten u n d begegnet häufig mit Gott als Bezugsgröße (4 B t t a 6 , 3 3 ; y 2 4 , 3 . 5 . 2 1 ; 2 6 , 1 4 ; 3 2 , 2 0 ; 3 6 , 9 . 3 4 u . ö . ) , während in paganen Texten der Aspekt des Standhaltens, des Widerstandes gegen widrige, feindselige Widerfahrnisse her vortritt (vgl. Hauck, üjcojievo) K X X , 585f; Radi, urcojiovf|, S p . 9 6 9 , auch Hainthaler, A u s dauer, 330-335). Dieser begegnet dann freilich auch i m frühjüdischen Sprachgebrauch (s. etwa 4 M a k k ) . v>rcojiovf| wird zur geläufigen Bezeichnung des Verhaltens d e r F r o m m e n in kritischen Situationen allerlei Art (vgl. oben S.105 mit d e n dortigen A n m e r k u n g e n ) , wobei das Ausgerichtetsein auf d e n Empfang des (eschatologischen) Heils in unterschiedlicher In tensität integriert ist oder auch den T o n trägt (vgl. Hauck, a . a . O . , 588f). 4 3 6
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Die Bewährung des Glaubens in den Versuchungen 438
sich anbietenden K o s m o s z u d e n k e n . D a s ürcojieveiv rceipaajiöv bildet, w i e gesehen, das positive Gegenstück z u m rceipdCeaeai in l , 1 3 f . Gleichwohl zeigt der Ausblick auf das Heil in 1 , 1 2 zugleich eine teleologische Perspek tive an. Berücksichtigt m a n diesen Aspekt für 1 , 3 , s o ist die i>jcojiovf| dort als die auf das eschatologische Heil h i n ausgerichtete Standhaftigkeit angesichts der mit d e m K o s m o s i m Zusammenhang stehenden jcetpaajiot zu bestimmen. In 5 , 1 1 liegt dann auf d e m Aspekt d e s Ausgerichtetseins auf d e n zukünftigen Heilsempfang der T o n , w i e durch d e n vorangehenden Kontext 5 , 7 - 9 evident ist. A u c h xö zeXoq
K u p i o o eiSexe in 5 , l l f i n
4 3 9
weist auf d i e s e s M o m e n t hin.
D i e Adressaten erwarten ihr gutes Ende mit der Parusie d e s Herrn. D a ß Glaube in 1,3 als Haltung d e s Christen e r s c h e i n t , ist, worauf schon der traditionsgeschichtliche Befund in 1,3 hindeutet, keine Eigentümlichkeit v o n Jakobus, sondern typisch für die i m (weiteren) zeitlichen U m f e l d v o n Jak stehenden Schriften ( w i e etwa 1 Petr, Hebr, [1 Klem]) ü b e r h a u p t , aber nicht nur für d i e s e . E i n "Abfall" v o n e i n e m älteren primär a m christologi schen Inhalt d e s Glaubens orientierten jciaxig-Verständnis ist das nicht; einen einheitlichen, "ursprünglichen" Glaubensbegriff hat e s i m frühen Chri stentum n i e g e g e b e n . Zeugnis g e b e n Schriften w i e der Jak oder Hebr viel mehr davon, daß die in der Rede v o n christlicher Existenz (weiterhin) mit zentraler Bedeutung versehene rciaxig in die Problemfelder hinein ausgelegt wird, die auf Grund der j e w e i l s situativ gestellten Herausforderung an einen Autor auf der Tagesordnung ganz o b e n stehen. D a s ist i m Jak die Frage nach dem christlichen Lebenswandel, und zwar i m Blick auf d e n negativen Aspekt der Befleckung durch die "Welt" ( l ^ . f ö ] ) s o w i e hinsichtlich der christli che Existenz positiv kennzeichnenden Werke ( 2 , 1 4 - 2 6 ) . Daraus folgt aber 440
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Konzeptionell besteht hier eine Nähe zur alttestamentlich-frühjüdisch häufigen Ver wendung v o n rcioxig i m Sinne v o n T r e u e / Z u v e r l ä s s i g k e i t ' (Dtn 3 2 , 2 0 ; 1 Baa 2 6 , 2 3 ; 1 C h r 9 , 2 2 ; Est 3,13c; Prov 3 , 3 ; 14,22; Sir 1,27; 15,15; 2 7 , 1 6 ; 4 0 , 1 2 ; Jer 5 , 1 . 3 ; 7 , 2 8 ; TestXII.Ass 7 , 7 ; PsHek I F 2 [nach der Zählung v o n Walter, J S H R Z 1/2, 157] = J o s , A p II 4 3 ; P s P h o k 2 1 8 ; CIJ 1451,7 u . ö . ) , n u r bedeutet iciaxig bei Jakobus nicht Treue, sondern diese bildet einen wichtigen Aspekt d e r mit rciotig bezeichneten Existenzorientierung. Z u r Deutung s. K a p . V I I I . l , A n m . 5 6 . V g l . Goppelt, Theologie, 5 4 1 . V g l . Gräßer, Glaube, 1 5 2 - 1 5 4 . 1 8 4 - 1 9 1 . Die Fassung des Glaubens als Haltung kongruiert mit d e m die frühchristliche W o r t verwendung vorbereitenden jüdischen Sprachgebrauch (Philo macht in seiner stoisches G e dankengut aufnehmenden Ausprägung der Verwendung v o n nioxiq diese g a r z u r 'Königin der T u g e n d e n ' [Abr 2 7 0 , v g l . H e r 9 1 , desweiteren Virt 2 1 6 ; Praem 2 7 ] ) . Schon dies läßt Be denken entstehen, d a ß die Fassung des Glaubens als Haltung generell ein frühchristliches Spätprodukt sein soll (vgl. das Folgende o b e n ) . Vielmehr ist Kiaxiq v o n H a u s aus zunächst einmal ein Verhaltensbegriff (vgl. n u r Brandenburger, Pistis, 170, A n m . 2 2 ) . Z u Paulus diesbezüglich z . B . Goppelt, Theologie, 5 4 1 ; L ü h r m a n n , Glaube, 5 3 . M i t L ü h r m a n n , Glaube, passim; Dautzenberg, Glaube, 174ff, anders Gräßer, Glaube, 146 u . ö . Dazu unten K a p . VII. 1. b a z u unten K a p . V . - I m H e b r , in d e m i m übrigen der Sitz d e r Rede v o m Glauben in der Mission noch durchschimmert (4,2f; 6 , 1 , auch 1 1 , 6 , dazu Brandenburger, Pistis, 175), ist dies die Problematik des sich auf das erhoffte, aber sich dahinziehende eschatologische Heil h i n ausrichtenden Ausharrens angesichts der Leidenserfahrung in der Gegenwart. G e 4 3 9
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k e i n e s w e g s das Fehlen einer soteriologischen D i m e n s i o n der rciaxic,, nur er schließt sich diese in 1,3 erst, w e n n das soteriologische Fundament der jak Ethik berücksichtigt wird. B e i der Bewährung d e s Glaubens geht e s danach erstens u m das Bleiben in d e m v o n Gott eröffneten Lebensverhältnis, und zweitens liegt dieses Bleiben, d . h . hier der souveräne U m g a n g mit d e n Ver lockungen der "Welt", nicht allein in der eigenen Kraft des Glaubenden b e schlossen, sondern Christen können die jcetpaajioi bestehen, weil sie durch die Einstiftung d e s wirkmächtigen Wortes als Gegeninstanz zur &7ci8üiiia dazu grundsätzlich befähigt w u r d e n . A u f d e n 'Glauben' in 1,3 b e z o g e n läßt sich daher formulieren: Gott wirkt dadurch, d a ß jemand g l a u b t , die Bewährung d e s Glaubens m i t . U m e i n eigenmächtiges Durchhaltevermö g e n geht e s hier e b e n s o w e n i g w i e i m H e b r . In der Rede v o n d e n Tteipaajioi i m dargelegten Sirmzusammenhang als Prüfungsmittel d e s Glaubens ist impliziert, daß e s b e i m Glauben u m die die gesamte Lebensgestaltung umfassende und darin Ausschließlichkeit beanspru chende Grundbeziehung d e s Christen geht. In der Konfrontation m i t der "Welt" m u ß sich die Ausrichtung auf Gott behaupten; sie kann s o Standhaftigkeit und Festigkeit gewinnen. Ein Christ, der sich nicht anfechten läßt, wird dank der ihm gestellten Herausforderungen mit der Zeit g e g e n die "Welt" gewissermaßen "immun", er habitualisiert die ihm vor- und aufgege bene Distanz zur "Welt", oder i m Blick auf die in 1,12 wahrscheinlich an klingende agonistische Motivik gesprochen: Er wird zu e i n e m durchtrai nierten, das Feld souverän beherrschenden (Wett-)Kämpfer. Deshalb können die rceipaajioi, ungeteilten Glauben v o r a u s g e s e t z t , nichts anderes als Anlaß zur Freude sein. D i e s e Voraussetzung freilich erweisen die nachfolgenden Textsegmente, w i e in Kap.III.2 deutlich wurde, als eine captatio b e n e v o l e n tiae. Jakobus propagiert als programmatisches Ideal das völlige Unbefleckt sein v o n der "Welt" ( 1 , 4 . 2 7 ) , seine Kritik an d e n A d r e s s a t e n richtet sich aber nicht bloß auf vereinzeltes Scheitern ansonsten gutwilliger und u m 447
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rade der H e b r zeigt dabei, daß der paränetische Sitz der Rede v o m Glauben, das "'ethischeO' Glaubensverständnis" (Weiß, Hebr, 568f), nicht ein Defizit in der christologischen b z w . so teriologischen Reflexion bedeuten m u ß . N u r : Will m a n diese Dimensionen in d e n J C I O T I C , Begriff selbst einholen, m u ß m a n den U m w e g über die konzeptionelle Anbindung der Paränese des H e b r gehen (vgl. den Ansatz v o n Söding, Zuversicht). Dasselbe gilt mutatis mutandis für den Jak (s. hier immerhin 2,1!). Methodisch folgt aus diesem Befund, der hier nur g r o b zu skizzieren w a r , die W a r n u n g , daß die Fixierung auf einen einzelnen "Begriff" auch irreführend sein kann, wenn es gilt, theologische Konzeptionen zu erheben u n d mitein ander zu vergleichen. Nicht einfach dadurch, daß der Christ nach 1,18 "das Leben v o n Gott empfangen hat" (Frankemölle, 2 8 8 ) . "Deshalb, weil" würde einen falschen Akzent setzen. U n d das heißt: das Wort annimmt (vgl. dazu unten K a p . V . 2 , S.238f). Z u r Bedeutung der Weisheit in diesem Zusammenhang in Kap. VI sowie die Andeu tung unten in A n m . 4 5 5 . Siehe dazu W e i ß , Hebr, 5 7 0 . V g l . Herrn, M V 2 , 1 ; XII 5 , 4 , negativ ferner Philo, Virt 40f; Herrn, M XII 1,2. V g l . unten Kap.VII z u r Vollkommenheitsthematik. Siehe v o r allem oben K a p . I I I . 2 . 2 . 1 zu 2 , lff u n d 4,lff. 4 4 7
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Distanz zur "Welt" bemühter C h r i s t e n . W o sie laut wird, geht e s vielmehr durchgehend u m e i n glaubenswidriges U n w e s e n , u m eine Haltung, die Gott und "Welt" miteinander vereinbaren zu können meint ( 4 , 4 ) . D i e Begierde hat hier nicht nur einen "Etappensieg" errungen. Angesichts dieser Situation er mahnt Jakobus seine Adressaten zur Umkehr ( 4 , 7 - 1 0 ) , die er mit einer Ver heißung versieht. Gott wird sich d e m , der sich ihm naht, ebenfalls (wieder) nahen ( V . 8 a ) , und auf der anderen Seite wird der Teufel, sobald ihm Wider stand entgegenschlägt, die Flucht ergreifen. Dabei geht e s u m "Leben" und "Tod" (vgl. 1 , 1 2 . 1 5 ; 5 , 1 9 f ) . D i e Frage, w o für Jakobus die Scheidelinie verläuft, kann an dieser Stelle nur gestellt werden. Ihrer Beantwortung wird im Rahmen der Erörterung der Vollkommenheitsthematik vorgearbeitet und abschließend in der Behandlung der Gerichtsthematik nachgegangen wer d e n . I m F o l g e n d e n ist zunächst, nachdem christliche Existenz "negativ" als Standhalten g e g e n die "Welt" i m Blick g e n o m m e n w o r d e n ist, "positiv" der Aspekt der Gestaltwerdung christlicher Existenz durch die Annahme des Wortes zu verfolgen. 4 5 6
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Solche Christen erhalten auf Gebet hin die Weisheit, die sie gegen das Andringen der "Welt" weiter wappnet. Näheres dazu unten K a p . V I . l . Siehe unten K a p . V I I . und K a p . V I I I . 2 . 4 5 6
IV Die Gestaltwerdung christlicher Existenz durch die Annahme des Wortes In K a p . I I . 2 . 1 ist das Wort als differenzierte Einheit v o n "Evangelium und Gesetz" bestimmt worden. Im Zuge der Analyse der Prädikationen des W o r tes als eines d e n Christen "eingeborenen" und wirkmächtigen in 1,21b s o w i e der Antithetik z w i s c h e n d e m Wort und der Begierde ist sodann in K a p . I I . 2 . 2 die zentrale Bedeutung des Wortes i m theologischen Begründungszusam menhang christlicher Existenz hervorgetreten. Zugleich war zu betonen, daß mit der Einstiftung des Wortes als des Trägers des Lebens die Notwendigkeit willentlichen Handelns des Christen nicht übersprungen wird. D e m den Le benswandel betreffenden Einstimmen des Christen in das Heilshandeln Gottes ist im F o l g e n d e n nachzugehen. Im ersten Abschnitt geht e s im R a h m e n der Analyse v o n 1,22-25 u m die konzeptionelle Grundlage; im z w e i t e n Abschnitt f o l g e n Ü b e r l e g u n g e n z u m Inhalt des Gesetzes, die K a p . I V . l materialethisch konkretisieren, also herausarbeiten, w a s für ein Handeln in l , 2 2 f f angemahnt wird. In K a p . I V . l sind Überschneidungen mit d e m in K a p . I I . 2 Dargelegten unvermeidbar. War bei der Analyse des "eingeborenen" und wirkmächtigen Wortes auf den darin stehenden Imperativ vorauszuverweisen, s o m u ß u m g e kehrt z u m rechten Verständnis der Mahnung z u m Tun des Wortes deren Fun dament i m Blick behalten werden. D e r T o n liegt im F o l g e n d e n aber auf d e m "Imperativ".
1 Die Annahme des Wortes als Hören und Tun (Jak 1,21-25) D a s Nebeneinander v o n Hören und Tun des Wortes ist in biblischer Tradition g e l ä u f i g . D e r Anschluß v o n 1,22 an die voranstehende Aufforderung könnte so gedeutet werden, daß d e m Hören die Annahme des Wortes entspricht, die durch das Tun ergänzt werden m u ß . 8e würde dann v o l l e n adversativen T o n tragen. 8e könnte aber auch bloße Übergangspartikel b z w . kataphorisch zu verstehen sein. H ö r e n und Tun ließen sich dann als Explikation der A n n a h m e 1
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D t n 5 , 2 7 ; 3 0 , 8 - 1 0 ; 'Iep 1 1 , 4 . 6 ; Ez 3 3 , 3 2 ; Sir 3 , 1 ; L k 6,47-49 par M t 7 , 2 4 - 2 7 ; Lk 8 , 2 1 ; Herrn, Vis III 8 , 1 1 , vgl. auch g r H e n 9 9 , 1 0 ; TestHiob 4 , 2 ; Philo, Praem 7 9 ; J o s , Ant X X 4 4 ; Lk 11,28; Herrn, Vis V 7 u . ö . Steht das Tun dem ' H ö r e n ' voran (Ex 2 4 , 3 . 7 ; LibAnt 19,4), so ist deutlich, daß 'hören' im Sinne von 'gehorchen' gedacht ist (zu diesem Ver ständnis des ' H ö r e n s ' in biblischer Tradition vgl. Garlington, Obedience, 11 u . ö . ) . So offenbar Hauck, K N T , 7 9 . 2
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des Wortes l e s e n . Für letzteres spricht, daß der eiicpuxos Xöyoc, nach seiner imperativischen Seite eben ein Wort ist, das auf das Tun zielt, vor allem aber, daß die A n n a h m e des Wortes nach V . 2 1 b offenbar vollgültig die B e dingung für die Erlangung des eschatologischen Heils benennt, das Tun d e m also nichts hinzufügt. D i e A u s l e g u n g v o n 1,23-25 wird dieses Verständnis der Verknüpfung v o n V . 2 2 mit V . 2 1 b noch untermauern. W o r i n die in V . 2 2 b angesprochene Selbsttäuschung besteht , kann sich nur aus d e m Kontext ergeben. V . 2 3 ( - 2 5 ) ist durch öxi logisch mit V . 2 2 ver knüpft, soll also begründen b z w . erläutern. D i e Protasis in V . 2 3 nimmt die beiden Glieder der Mahnung auf, die A p o d o s i s illustriert d e n Fall des NurHörers durch einen Vergleich und erklärt so TcapaXoyiCöjievoi eauxoüc,. V . 2 5 setzt V . 2 3 f d e n Täter des Wortes/Werks als positives Gegenstück gegenüber; die Anbindung v o n V . 2 3 ( f ) an V . 2 2 gilt insofern auch für V . 2 5 . D e r drei gliedrige V e r s besteht aus e i n e m einzigen, einfach strukturierten Satzgefüge; die Partizipialwendungen, die die ersten beiden Glieder ausmachen, bilden mit OISTOC, das Subjekt des S a t z e s , sie stehen also parallel zueinander: 'Der, der in das v o l l k o m m e n e Gesetz der Freiheit hineinschaut und ausharrt, (der) nicht e i n vergeßlicher Hörer, sondern ein Täter des Werks ist, dieser wird selig sein in seinem T u n . ' V . 2 5 b nimmt V . 2 2 a - im Unterschied zur Protasis v o n V . 2 3 positiv g e w e n d e t - auf: yevöjievoc, entspricht y i v e a 8 e , der rcouixfic, epyoü d e m TCOUIXTJC, Xöyou, OV>K äKpoaxfjc, eTu^nanovfjc, rekurriert - durch das voranstehende Gleichnis "angereichert" (erceXdeexo, V . 2 4 ) - auf \LT) IXÖVOV dKpoaTai. D i e s e Korrespondenz legt nahe, ferner d e n "Makarismus" mit TcapaXoyiCöjievoi eaüxouc, zu verbinden: V . 2 5 erklärt, warum der Nur-Hörer 4
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Noch anders M u ß n e r , 104, der drei Stufen postuliert: "das Wort hören, es gläubig an nehmen, es in die Tat umsetzen", zustimmend dazu Baker, Speech-Ethics, 9 2 . Siehe aber das Folgende. jtapaA,OYiC6|ievoi ist naheliegend zu d K p o a t a i zu ziehen (ebenso z . B . Klein, W e r k , 121, anders Dibelius, H ö f : "zu d e m in YiveaOe liegenden Subjekt"). Dibelius, 146: "Selbstbetrug ist das bloße Hören, sofern m a n glaubt, das W o r t könne auch dann noch 'retten'" (vgl. Hauck, K N T , 80; Schräge, 2 3 ; Baker, Speech-Ethics, 9 3 ) , Mußner, 105 dagegen: "über das Wesen wahrer Frömmigkeit" (vgl. Martin, 4 9 ) . M o o , 82 sieht den Selbstbetrug darin, daß die N u r - H ö r e r das W o r t nicht richtig angenommen haben, da es auch ein verpflichtendes ist (vgl. R o p e s , 175). Davids, 97 verbindet die erste und dritte These. Die Abgrenzung entspricht den Kommata im N T G - . Das betont gesetzte Demonstrativpronomen oöxoc, in V . 2 5 c stellt heraus, daß nur d e m zuvor beschriebenen Christen "Seligkeit" zuzusprechen ist. e o x c u ist logisches, nicht eschatologisches Futur (ebenso Dibelius, 153; Hauck, K N T , 8 6 ; Frankemölle, 336f u . a . , anders Windisch, 12; M u ß n e r , 110; Davids, 100). Der Zuspruch der Seligkeit gilt auch in 1,12 für die Gegenwart, erst in der Begründung wird auf den Empfang des eschatologischen Heils verwiesen. Nicht: ' D e r in das vollkommene Gesetz der Freiheit hineinschaut und ausharrt, der ist nicht ein vergeßlicher H ö r e r . . . ' . Richtig Beyschlag, 8 8 . y i v e o e a i ist hier wie z . B . in M t 6,16; 10,16; 2 4 , 4 4 ; R o m 12,16; 1 Kor 14,20; Eph 5,1 u . ö . gleichbedeutend mit e l v a i (mit Dibelius, 146; M u ß n e r , 104 mit A n m . l ; Davids, 96 u . a . , anders Frankemölle, 335). Streng g e n o m m e n ist 1,25c formal keiner. Ich setze das W o r t daher in Anführungs striche. 4
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sich selbst betrügt, und motiviert damit die Mahnung v o n V . 2 2 . D i e Selbst täuschung des Nur-Hörers betrifft dessen Heilsstand. D e r Blick auf das eschatologische Heil dient auch sonst zur Motivierung der E t h i k , z u d e m paßt diese Deutung des Selbstbetrugs gut zur Anbindung an V . 2 1 b : Soll das Wort zur Rettung führen, m u ß es a n g e n o m m e n , d.h. getan, nicht bloß gehört werden . N e b e n diesen soteriologischen Aspekt der Selbsttäuschung des Nur-Hörers tritt aber e i n zweiter. D e r Nur-Hörer v o n V . 2 2 kehrt, w i e g e s e h e n , in V . 2 5 b als 'vergeßlicher Hörer' wieder, und dieser ist das negative Gegenstück z u m 'Täter des W e r k s ' . D i e hier zugrundeliegende Logik ist offenbar, daß das H ö r e n im Normalfall das Tun freisetzt, ein H ö r e n aber, das nicht z u m Tun führt, nur vergeßliches H ö r e n sein kann. V . 2 5 a bestätigt dies. Definieren V . 2 5 a und V . 2 5 b parallel zueinander den ' S e l i g e n ' , so ist dieser i m ersten Glied allein durch die rechte, beharrliche Rezeption des G e s e t z e s gekenn zeichnet: W e r in das Gesetz hineinschaut und ausharrt, dieser wird selig sein in seinem Tun. A u f d e m Hintergrund der Deutung v o n V . 2 1 f i n gewinnt dies an Konturen. D a s Wort ist eine Suvauas, die den, der im Wort bleibt, z u m Tun führt. D a s Wort wirkt, w a s es s a g t ; und da der Xöyoq aXtiBeiag L e bensweisung impliziert, geht es bei d i e s e m Wirken (auch) u m einen g e g e n über d e m vorchristlichen D a s e i n grundlegend veränderten Lebenswandel. Umgekehrt bestätigt die jak Bestimmung des Verhältnisses v o n H ö r e n und Tun die obige Deutung v o n xöv öuvdjievov c&aai . . . in V . 2 1 b . 11
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D e r Selbstbetrug betrifft damit zwar primär den Heilsstand, reicht aber bis ins H ö r e n selbst hinein. W e r nur hört, hört nicht richtig, sondern vergeßlich; das Tun ist als integraler Bestandteil des rechten Hörens aufgefaßt. D i e s be stätigt zugleich, daß die Mahnung in V . 2 2 die in V . 2 1 b expliziert: D i e A n nahme des Wortes besteht i m rechten, d.h. beharrlichen und so das Tun im plizierenden Hören. V . 2 2 - 2 5 soll das rechte Verständnis v o n V . 2 1 b sichern. Korrespondiert V . 2 5 b der Mahnung in V . 2 2 a , so ist V . 2 5 a d e m V e r g l e i c h nachgestaltet. rcapaKüTcxeiv entspricht K a x a v o e i v , Tcapajieveiv kontrastiert den vorangehenden Fall. V o n elementarer Bedeutung für das Verständnis des Bildes ist, daß Jakobus in V . 2 4 neu ansetzt, nämlich begründet ( y d p ) , warum e i n Nur-Hörer e i n e m M e n s c h e n gleicht, der T O 7cp6aG>7cov zr\q y e v e a e c o g in 15
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Vgl. unten Kap.VIII. 1. Verweisen kann man ferner darauf, daß Jakobus auch in 2,14-26 eine Selbsttäuschung der Adressaten über ihr (eschatologisches) Heil aufzudecken sucht. Dazu unten K a p . V . Überlegen kann m a n , o b jcapaiieivag das Verharren im jiapaKÜJcxeiv oder im dabei Geschauten oder Gelesenen meint, doch m u ß dies keine Alternative sein. Es geht darum, sich ganz (dazu in Kap.VII) und beharrlich "unter das Wort zu stellen", indem m a n es z u m einen fleißig studiert und es sich z u m anderen bei allen sonstigen Lebensvollzügen stets vor Augen hält. Vgl. K. W e i ß , Motiv, 109; Humbert, Examen, 3 9 0 , ferner K a p . I I . 2 . 2 . 1 , S.80. Daß bei einem der beiden Verben für Jakobus eine besondere Flüchtigkeit oder "Leichtigkeit" des Schauens mitschwingt (so Mußner, 106 zu K d t a v o e i v , L a w s , 86 zu jcapaKurcteiv) läßt sich lexikalisch nicht begründen (zu K a t a v o e i v s. z . B . Ex 2 , 1 1 ; 3 B a a 3 , 2 1 ; v 1 1 8 , 1 5 . 1 8 ; Jdt 10,14, zu rcapaKUJcteiv Prov 7 , 6 ; Sir 14,23; 1 Petr 1,12). 1 2
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einem Spiegel beschaut. In V . 2 3 ist demnach alles enthalten, w a s der Vergleich sagen s o l l , V . 2 4 entfaltet dies lediglich. D a m i t ist z u g l e i c h gesagt, daß V . 2 4 in Jakobus' Verständnis nicht einen törichten M e n s c h e n darstellt, der aus d e m im Spiegel G e s e h e n e n keine Konsequenzen z i e h t , sondern den Normalfall. W e r sich im Spiegel beschaut, geht danach w e g und denkt nicht mehr daran, w i e er aussah, sondern "vergißt" d i e s . D a s Bild dient also dazu, d e n Nur-Hörer als einen vergeßlichen Hörer zu k e n n z e i c h n e n ; ebendieses M o m e n t wird in V . 2 5 b , w i e g e s e h e n , a u f g e n o m m e n . V . 2 3 f unterstreicht damit d e n B e z u g der Selbsttäuschung auf das Hören. Derjenige, der nicht z u m T u n vordringt, ist jemand, der das Wort lediglich beiläufig (zustimmend) zur Kenntnis g e n o m m e n hat, es aber nicht das Zentrum seines L e bens sein läßt, nicht "in ihm bleibt". 16
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Ist mit ev eaÖTcxpcp das eine tertium comparationis zwischen dem Nur-Hörer und dem, der in den Spiegel schaut, nämlich das Vergessen des Gehörten/Gesehenen, genannt, so schließt dies nicht zwingend aus, daß x ö rcpöaa>7cov xrjg yeveaecoc; tieferen Sinn hat. Anders gesagt: Zwar ist der Spiegel nicht Metapher für das Gesetz, doch muß dies nicht heißen, daß x ö Tcpöacorcov xfjg yeveaea>s nicht für etwas steht, dessen man im Wort ansichtig wird. Gedeutet wird die Wendung in der Regel auf das natürliche oder das dem Menschen von seiner Geburt her zukommende Aussehen. So oder so fügt das auffällige Genetivattribut dann nichts Wesentliches zu xö TtpöacDTcov hinzu . Anders ist dies, wenn man im Kontext zurückgeht und 20
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Ebenso Dibelius, 149, s. auch Davids, 9 8 ; M o o , 8 3 ; Cargal, Diaspora, 103. Gegen Windisch, 1 1 ; Schnider, 5 0 ; Glaze, Relationship, 37f; Johnson, M i r r o r , 6 4 0 ; Klein, W e r k , 123 u . a . Einen Anhaltspunkt hat diese Verwendung des Spiegels als Bild in TestHiob 3 3 , 8 , w o der Spiegel Vergänglichkeit verkörpert (vgl. Schaller, TestHiob, J S H R Z III/3, 354): o u x o i 1 7
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oi ßaoiXeig rcapeXeuaovxai Kai oi fiyejiöveg rcapep%ovxai, f) 8e 8ö£a Kai xö Kaü%Tma aux&v eaovxai pei roaitep ev Kaxojcxpö) xaq a a u x o ö rcpd^eig, iva xdg jiev KaXdg ejciKoajiTte, xdg 8e aiagpdg KaAuitxjig, u n d Epiktets den Zuhörer seiner Unwissenheit überführende Belehrung tut diesem sowenig Böses an wie ein Spiegel einem häßlichen Menschen [II 14,17-23]; Weiteres bei M a y o r , 71f; Behm, Bildwort, bes. 330f; Johnson, Mirror, 636-641) weist Jak l , 2 3 f keine Berührungspunkte auf (gegen Johnson, Mirror, in dessen Gefolge z . B . Klein, Werk, 123). - Sap 7 , 2 6 , wonach die Weisheit Saorcxpov dKiiXiScoxov xrjg x o ö Geoö evepyeiag ist, ist keine Jak l , 2 3 f erhellende Stelle (anders Luck, Theologie, 19). In ihr geht es darum, daß "das Wirken Gottes in d e m Wirken der Weisheit vollkommen zu erkennen, d.h. die Weisheit ... in gleicher Weise wie Gott tätig (ist)" (Heinisch, Sap, 146). V o n einem Schauen des M e n schen in den Spiegel ist hier expressis verbis nichts gesagt. Andere Ausleger sehen die Bezüge enger, s. v.a. Mußner, 106ff. Ropes, 176; Dibelius, 148; Davids, 9 8 ; Johnson, Mirror, 634 u . a . Schlatter, 149; M u ß n e r , 145; Laws, 86 u . a . Gegen Dibelius, 148. - Hort, 39 trägt den Gedanken der Gottebenbildlichkeit ein (vgl. Jak 3,9). Das machte, wenn überhaupt, aber nur dann Sinn, wenn in 1,18, w i e Hort meint, von der Schöpfung die Rede gewesen wäre (s. dazu Kap.II. 1). 1 9
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1 % Yev6aea>s auf die Geburt Xöy& aXr\deiaq bezieht . Von da aus kann man dann erwägen, daß das dem Christen "eingeborene" Wort diesem das ihm von Got tes Heilshandeln her zukommende TCPOACORCOV zeigt, womit nicht die äußere Gestalt, sondern sein neues Wesen gemeint w ä r e . Der Gedankengang wäre dann: Je mand, der das Wort nur hört bzw. - mit V.25 gesprochen - in das Gesetz nur hin einschaut, ohne darin zu verharren, gleicht jemandem, der das im Wort ansichtig werdende neue Wesen des Christen in einem Spiegel sieht: Das Vernommene wird sogleich vergessen. Daß dies das neue Wesen des Christen ist, ließe sich auch ohne soteriologisches Fundament verstehen; das Gesetz zeigt dem Menschen, wie er sein soll. Nach der Ausgangsbeobachtung, daß zr\q yeveaeoc, auf 1,18 verweisen könnte, liegt jedoch die Annahme näher, daß es um das Vergessen der dem Christen durch Gottes Heilshandeln bereits zukommenden Beschaffenheit, seiner Dissoziation von der "Welt" und Versetzung in den (ekklesialen) Raum des Lebens geht. Das "eingeborene" Wort als "Lebenskeim" "verkümmert". Umgekehrt ließe sich formu lieren: Das Tun des Wortes läßt - gewissermaßen im Sinne einer empirischen "Verifikation" des kerygmatischen Indikativs von 1,18 - sehen, was der Christ schon ist. Man kann dagegen einwenden, daß diese Deutung x ö rcpöacoTcov xr\q y e v e a e ä ^ überfrachtet . Bezieht man die Wendung auf das, was jedermann im Spiegel sieht, bleibt zwar xfjq yeveaea>s ohne eigene Bedeutung, doch paßt diese Deutung besser zur einfachen Struktur des eingipfligen Vergleichs. Weil die erwogene Deutung die Heilsgrundlage christlichen Lebenswandels nur bestätigen, nicht aber begründen würde, ist die Frage nicht von einschneidender Relevanz. So oder so gilt, daß der Christ sich das "Leben" nicht durch sein Tun erwirkt, sondern es geschenkt be kommen hat und es in l,21ff darum geht, daß er das "Leben" nun durch die tätige Annahme des heilschaffenden Wortes ergreift, um es zu bewahren . Kurzum: Man kann sagen, daß der Christ durch sein Tun sehen läßt, wozu Gott ihn gemacht hat. Aber es ist zumindest fraglich, ob man dies aus x ö 7cpöaa>7COV xfjg yeveaea>s her auslesen darf. 24
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Festzuhalten ist hier, daß die in K a p . I I . 2 . 2 . 1 vorgetragene Deutung v o n xöv Suvdjievov a&aai ... in 1,21b in 1,22-25 Bestätigung findet: D a s gefor derte Tun fließt aus d e m rechten H ö r e n des wirkmächtigen Wortes. Im Tun liegt "Seligkeit" ( V . 2 5 c ) , denn in d e m im Wort g e w i e s e n e n christlichen Le benswandel gewinnt das v o n Gott eröffnete Leben G e s t a l t . D i e s bedeutet 28
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So auch Kamiah, F o r m , 184f, A n m . 6 , ferner Luck, Theologie, 18, der aber den damit verbundenen Heilsindikativ nicht beachtet. Z u W e s e n paßt örcoiog fjv in 1,24 gut (vgl. M u ß n e r 106, der aber jcp6oöKXay%via und eXeoq . . . " Bedenken an, die Texte "ohne weiteres als Zeugnisse helleni stisch-jüdischer Ethik (zu) werten". Berührungen mit dieser Auslegung des Liebesgebotes weist Philo, Jos 239f auf: Darin, daß Joseph den Brüdern Verzeihung gewährt, folgt er zwei Ratgebern, nämlich xfj xe rcpög x o v rcaxepa e u o e ß e i a ... Kai xfj ep6vxa>c; 8e rcpög xoug ärcov als Objekt statt rcXriaiov, wieder. Summiert 7,6 das voranstehende Unschuldsbekenntnis (V.2ff), so ist auch hier das Erbarmen mit dem Armen in der Nächstenliebe inbegriffen . Der Objektwechsel zwischen 5,2 und 7,6 67
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TestXII.Jos (10,6); l l , 2 f f ; ( 1 3 , 6 ; 14,2); 1 5 , 3 ; 1 7 , 1 , s. auch Benj 5 , 4 . - Dagegen ent hüllt der Joseph der äthHistJos die Sünden seiner Brüder coram publico (p.97-99 e d . Isaac). Immerhin aber kündigt Joseph hier später seinen Brüdern seine Fürbitte für sie an (nach TestXII.Benj 3 , 6 bat Joseph seinen Vater, für die Brüder zu beten). Eher i m Sinne der TestXII, aber abweichend v o n G e n 4 2 , 7 heißt es in LibAnt 8 , 1 0 , daß Joseph mit seinen Brü dern bei deren ersten Besuch nicht böse verfuhr (s. auch ApkPls 4 7 ) , doch wird dieses Motiv nicht entfaltet (vgl. dazu Harrington, Joseph, 128). M i t TestXII.Jos l l , 2 f f zu vergleichen ist vor allem Philo, Jos 237.247f. V g l . zu diesem Aspekt Harrelson, Love, 30ff. Als Negativbeispiel für den H a ß dient i m TestXII.Gad Gads Verhalten Joseph gegen über. Ahnlich fungiert i m TestXII.Sim Simeons Mordabsichten hegende Eifersucht auf d e n v o m Vater geliebten Bruder (2,6-14 u . ö . ) als Negativfolie, s. ferner D a n l,4ff. Bruderliebe b z w . eine interne Auffassung des Liebesgebotes ist frühjüdisch die Regel (s. die oben A n m . 5 1 genannten Belege, auch Sir 13,15 geht m . E . nicht darüber hinaus [anders Wischmeyer, Gebot, 164]), anders aber die q>iXav9pa>Jiia bei Philo (dazu oben A n m . 5 1 ) , s. auch Arist 2 0 8 . 2 9 0 u n d für die dydrcii Arist 2 2 9 sowie v . a . die i m Folgenden diskutierten Stellen aus d e m TestXII.Iss. Z u r Begründung d e r epexegetischen Auffassung v o n Iss 5 , 2 b s. Konradt, Menschen oder Bruderliebe unter II c ) . W . Stegemann, Nächstenliebe, 72f hebt i m Dienste seiner These, daß Nächstenliebe vor d e m w i e i m Neuen Testament "überhaupt noch nicht als 'Caritas' i m Sinne der Hilfe für die A r m e n verstanden wird" ( 6 1 , s. auch Ebersohn, Nächstenliebegebot, 141), darauf a b , daß in Iss 5 , 2 v o m rcevijc,, nicht v o m rcxa>%6c, die Rede ist. Aber beide W ör ter werden - w i e auch sonst häufig in der Koine - in d e n TestXII ausweislich der Korrespondenz zwischen Iss 5,2 u n d 7,5f promiscue gebraucht (vgl. weiter Ass 2,5f sowie Iss 3 , 8 ; Jos 3 , 5 ; Benj 4 , 4 ) . Auch Stegemanns Eingrenzung der Caritas in Iss 5,2 auf den internen Bereich läßt sich nicht halten. Zuzustimmen ist Stegemann insoweit, als es in biblischer Tradition keine Identität von Nächstenliebe u n d Caritas gibt u n d eXeoq rcoieiv im Almosengeben nicht aufgeht (s. n u r oben A n m . 6 2 ) . D i e Barmherzigkeit ist aber schon in Lev 19,18 als ein Aspekt d e r Nächsten liebe anvisiert (s. oben). I m übrigen ist gegen Stegemann, a . a . O . , 68f auch die v o m reichen Jüngling geforderte Verteilung seines Besitzes unter die Armen in M t 19,21 als Auslegung des in V . 1 9 zitierten Nächstenliebegebotes gemeint. D i e Nächstenliebe fungiert hier als oberste Summe der sozialen Gebote (vgl. 22,39f); das v o m Jüngling geforderte Verhalten ist darunter subsumiert. D i e Vollkommenheit zielt entsprechend nicht auf eine die Zulassungs bedingung eig xf|v Ca>f|v (V.16f) übersteigende ethische Zusatzqualifikation (der Reiche ver spielt mit seinem Weggang nichts anderes als d e n Zugang zur Basileia [V.23f]!). Eine Zwei stufenethik kennt Matthäus nicht, auch in 19,16-22 nicht. Die Vollkommenheit ist vielmehr eine an alle Christen gerichtete Forderung (5,48). Die Version d e r Perikope i m Nazaräerevangelium ( N T A p o I 135) hat das Verhältnis zwischen der Forderung des Gesetzes b z w . 6 6
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Der materiale Gehalt des Gesetzes
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zeigt dabei, daß Nächstenliebe im Sinne von Caritas im TestXII.Iss universalistisch ausgerichtet i s t . Dazu paßt, daß Barmherzigkeit in ihrer karitativen Form der be deutendste thematische Sitz von universalistischen ethischen Aussagen in den Test XII überhaupt ist (s. v.a. Seb 5 , 1 ; 6 , 4 - 8 , 3 ) . Führt man die Beobachtungen zusammen, so zeigt sich bezüglich der kontrovers diskutierten Frage über die Reichweite des Liebesgebotes in den TestXII , daß diese nicht prinzipiell festgelegt ist, sondern vom jeweiligen Anwendungsfeld ab hängt, in das hinein das Gebot konkretisiert wird: Während die Zuspitzung der Liebe auf den Bruder thematisch um die Problematik des Umgangs mit Sündern kreist , ist Caritas gegenüber allen Menschen zu ü b e n . Auch diese Differenzie rung ist dabei keine prinzipielle Festlegung; sie ergibt sich vielmehr von selbst aus dem konkreten Bedarf der Praxis. Die Regelung von Konflikten und der Umgang mit den Vergehen anderer sind primär im sozialen AfaÄbereich des Familienverban des oder der Glaubensgemeinschaft (der diasporajüdischen Gemeinde) von elemen tarer Bedeutung , während die Problematik sozialer Bedürftigkeit weiter ausgreift. 71
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des Nächstenliebegebots u n d der v o n Jesus an den Reichen gestellten durchaus i m mt Sinne entfaltet. Z u M t 19,16-22 s. noch unten K a p . V I I . 2 , S.284. D i e Paränese des TestXII.Iss ist i m ganzen universalistisch orientiert, s. v . a . 3 , 4 ; 7 , 5 . 7,7fin ist textkritisch schwierig. W e n n mit b a u j u c o p e u o j i e v o v zu lesen ist (so die kritische Edition v o n d e Jonge), wofür in der inneren Textkritik TestXII.Jud 2 4 , 1 in Anschlag g e bracht werden kann, spricht Iss 7,7fin v o n Christus. D e r engere Kontext läßt aber eher für die v o n Becker, TestXII, J S H R Z bevorzugte, v o n m e a f h (i ?) j gebotene Plurallesart v o tieren. Hinzuzunehmen sind die Belege, an denen konkret sozioökonomisch ausgerichtete oder sonstige nicht näher präzisierte Objektangaben begegnen (Jud 1 8 , 3 ; Iss 3 , 8 ; 5 , 2 ; 7 , 5 ; Ass 2 , 5 - 7 ; Benj 4 , 4 , v g l . auch Jos 3 , 5 ) , d a eine Eingrenzung auf d e n internen Bereich hier nirgendwo erkennbar ist, s. vielmehr eben Iss 7,5f! ^ Berger, Gesetzesauslegung, 126-130.160f u n d Hollander/de Jonge, TestXII, 4 1 8 v o tieren für eine universalistische Deutung. Nissen, Gott, 2 3 2 dagegen vertritt eine interne Auffassung, j a nach i h m ist das Liebesgebot in alttestamentlich(-jüdischer) Tradition "nicht nur faktisch auf die Volksgenossen . . . beschränkt, sondern muß es mit juridischer Notwen digkeit sein" (286 [Hervorhebung i m Original]). Die interne u n d die universalistische Deu tung können sich, w i e gesehen, auf einzelne Textpassagen berufen, haben aber auch Texte gegen sich. Becker, Untersuchungen, 395ff versucht die Problematik des Nebeneinanders v o n internen u n d universalistischen A n w e n d u n g e n des Liebesgebotes literarkritisch zu lösen: In d e m v o n i h m postulierten Grundstock der Testamente begegne eine rein interne Auffas sung, während die universalistischen Stellen d e r in sich vielgestaltigen jüdischen Bearbeitung angehören. Beckers Modell erscheint jedoch schon wegen der Undurchführbarkeit präziser literarkritischer Operationen in d e n jüdischen TestXII (vgl. oben A n m . 5 2 ) als problematisch. Nach Zerbe, Non-Retaliation, 159, d e r sich hier auf Stendahl, Hate, 3 5 0 beruft, ist die Frage des Anwendungsbereiches der Liebe "basically not in focus". Darin ist Richtiges gesehen, doch läßt sich dies präziser fassen. Eine A u s n a h m e bildet R u b 6 , 9 ; hier fehlt jeder thematische Bezug. D e m korrespondiert, d a ß n%x\oiov in d e n TestXII ein sozioökonomisch w i e "ekklesiologisch" offener Begriff ist. D e r 'Nächste' kann ein sozial Unterlegener, Gleich oder Höhergestellter sein b z w . eben der Bruder ( s . das Nebeneinander v o n 'Bruder' u n d 'Nächster' in R u b 6 , 9 ; G a d 4,2f) oder schlicht j e d e r Mensch (s. das Nebeneinander v o n ' M e n s c h ' u n d 'Nächster' in Iss 3,3f; Seb 5 , 1 ; 6,4-7). Siehe in diesem Zusammenhang die Herausstellung der Bedeutung der Bruderhebe für den Zusammenhalt u n d die Eintracht unter den Brüdern (Seb 8,6-9,2; J o s 17,3). Becker, Untersuchungen, 3 9 5 deutet dies auf d e m Hintergrund der unter d e m Blickwinkel des d t r Geschichtsbildes anvisierten Diasporasituation: Die Liebe "kann die zentrifugalen Kräfte, die in d e m Strafgericht der Zerstreuung herrschen, dahingehend mildern, daß Gemeinschaft untereinander erhalten bleibt." 7 1
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Die Gestaltwerdung christlicher Existenz
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Anders gesagt: Vergebende Liebe gegenüber dem Sünder ist in den TestXII nicht grundsätzlich auf den Bruder beschränkt . Wie dies bereits zu Lev 19,18 festzu stellen war, werden die ethischen Pflichten nicht exklusiv, sondern positiv einge schärft. Festzuhalten ist also: Das Nächstenliebegebot fungiert in den TestXII als summa rische Formulierung des sozialen Willens Gottes. Die internen und die universa listischen Belege des Liebesgebotes in den TestXII sind mit unterschiedlichen ethi schen Handlungsfeldern verbunden, wobei die jeweils genannten Handlungsobjekte der Relevanz, die eine ethische Thematik in bezug auf eine soziale Formation in der alltäglichen Praxis faktisch besitzt, korrespondieren. Mit anderen Worten: Die Nächstenliebe ist in den TestXII weder auf den Bruder eingegrenzt noch grundsätz lich universalistisch konzipiert. Die TestXII kennen vielmehr nur ein allgemeines Liebesgebot, das sich je nach Situation und Gegenüber konkretisiert; die Reichweite der einzelnen ethischen Themenstellungen entspricht schlicht dem jeweiligen kon kreten sozialen "Sitz im Leben". Die theologiegeschichtlich belastete, vielfach zur Profilierung des Christentums gegenüber dem Judentum in Anspruch genommene Schablone "interne oder universalistische Auffassung" der Nächstenliebe greift hier nicht. 77
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D i e zu d e n TestXII aufgeworfenen Fragen nach Stellung, Reichweite und Anwendungsfeldern des Liebesgebotes stellen sich erneut bei der A u s l e g u n g v o n Jak 2 , 8 . D e r Stellenwert des Nächstenliebegebotes wird auch hier kontrovers diskutiert. Ist e s bloß e i n Gebot neben anderen ( w e n n auch viel leicht ein besonders g e w i c h t i g e s ) ? Obersatz oder S u m m e eines Teils des G e s e t z e s oder des g a n z e n ? Hermeneutische M i t t e ? D i e Antwort ist mit der Bestimmung des Verhältnisses z w i s c h e n V . 8 und V . 9 korreliert: Führt Jakobus das Nächstenliebegebot in V . 8 ein, weil die i m Kontext thematisierte 79
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Es gibt vielmehr Hinweise auf das Gegenteil. So deutet sich darin, daß Joseph nicht nur die Sünde seiner Brüder verschweigt (s. oben), sondern auch die Unterschlagung des ägyptischen Eunuchen bei seinem Verkauf nicht publik macht (Jos 16,6 [s. aber 5 , 2 ] , vgl. Gad 4 , 2 f ! ) , an, daß die in der Bruderliebe zutage tretende Haltung "nach außen" verlängert werden kann u n d soll (ähnlich Harrelson, L o v e , 33f), nur eignet ihr hier de facto nicht die selbe alltägliche Relevanz. In dieselbe Richtung weist ferner Benj 3,1 ff, s. dazu Konradt, Menschen- oder Bruderliebe in Abschnitt III. Dabei zeigt sich gerade in frühchristlichen Texten häufig eine Anwendung des Nächstenliebegebots auf den internen Bereich, s. Joh 13,34f; 1 Joh 2 , 7 - 1 1 ; 3 , 1 1 . 2 3 ; 4,7.11.20f; R o m 13,8-10; Gal 5 , 1 3 - 1 5 ; 1 Thess 4 , 9 ; 1 Petr 1,22; 2 , 1 7 ; 4 , 8 . Anders ist dies v.a. in Lk 10,25-37. Kühl, Stellung, 8 . 1 0 . 2 5 ; Dibelius, 177; Windisch, 15; Easton, 3 9 ; M e y e r , Rätsel, 104; Furnish, L o v e C o m m a n d , 179f; J . T . Sanders, Ethics, 124; Schräge, Ethik, 292f; L u d w i g , W o r t , 174f; Strecker, Theologie, 7 0 4 . Burchard, Nächstenliebegebot, 525f auf der Grundlage einer internen Auffassung des Gebotes (dazu unten): die Liebe untereinander. Mitton, 8 9 ; W a r d , Concern, 137f.l41f; H o p p e , Hintergrund, 88f; Luck, Theologie, 17, s. auch Ropes, 198. M u ß n e r spricht v o n einer radikalen Reduktion des vojiog auf das Liebesgebot (243.249) und sieht in diesem gar "die theologische ' M i t t e ' des Briefes" (249). Klein, W e r k , 148 schlägt vor, "das Nächstenliebegebot als den Maßstab oder das Kriterium zu verstehen, nach d e m sich die Erfüllung des Gesetzes bemißt", u n d zwar obwohl er - unter ungerechtfertigter Berufung auf die Indikative - Jakobus in V . 8 und V . 9 Ge meindewirklichkeit formulieren sieht (zu diesem Problem [bei] A n m . 8 6 ) . 7 8
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Der materiale Gehalt des Gesetzes
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jcpoacDTcoXTmyia d a g e g e n verstößt? Oder stellt V . 9 der Erfüllung eines G e botes das F e h l e n in e i n e m anderen, w e n n auch vielleicht w e n i g e r g e w i c h tigen, gegenüber und markiert als Gesamtresultat, daß s o j e m a n d e i n rcapaßdxTjc, V Ö J I O Ü ist? V . l O f hilft nicht zur Entscheidung. Z u m einen spricht V . 1 0 nicht g e g e n die z w e i t e Auffassung. Zwar läuft V . l O b . c z u m ganzen V . 9 parallel, aber daraus ist nicht z u schließen, daß V . l O a V . 8 a u f n i m m t , s o daß die Erfüllung des Nächstenliebegebotes mit d e m Halten des ganzen Gesetzes gleichzusetzen wäre. V . 1 0 leistet i m Argumentationsgang d e n ersten Schritt der z w e i g l i e d r i g e n Begründung, warum allein schon icpoaaMcoXTuiyia e i n e n Christenmenschen z u m rcapaßdxtic, vöfioo macht: Er verfehlt sich damit g e g e n alle Gebote. Warum wiederum dies so ist, begründet V . l l in e i n e m z w e i t e n Schritt am rhetorisch eindrucksvollen Beispiel z w e i e r D e k a l o g g e b o t e damit, daß alle E i n z e l w e i s u n g e n gleichermaßen Ausdruck des unteilbaren Willens Gottes s i n d . V . l O a könnte also auch als eine Steigerung gegenüber V . 8 g e meint sein: ' W e n n ihr die Person anseht, nützt euch die Erfüllung des N ä c h stenliebegebotes nichts, denn selbst w e n n ihr das ganze Gesetz haltet, aber in e i n e m fehlt, seid ihr Verächter des Gesetzes, weil ihr euch mit d e m e i n e n g e g e n alle verfehlt habt'. Z u m anderen läßt sich umgekehrt aus V . l l , beachtet m a n d e s s e n argumentative Funktion, nicht ableiten, daß sich das Nächstenliebegebot und das Verbot der 7üpoao>7coXTi|x\|/ia so zueinander verhalten w i e die zitierten D e k a l o g g e b o t e . Schließlich läßt sich auch daraus, daß V . 8 . und V . 9 als s o g . "reale" Bedingungsgefüge formuliert sind, kein Argument g e w i n n e n , denn i m Blick auf seinen Wirklichkeitsbezug ist der s o g . "Realis" bekanntlich e i n "Indefinitus" . Es spricht also nichts d a g e g e n , daß V . 8 und V . 9 miteinander konkurrierende Möglichkeiten benennen. Liest m a n , w a s m a n hier w o h l m u ß , jievxoi im Sinne v o n 'wirklich, in der T a t ' , würde dies den hypothetischen Charakter v o n V . 8 unterstreichen, während V . 9 durch den Kontext ( V . l - 4 ) als Gemeinderealität a u s g e w i e s e n wird. M a n kann V . 8 f also problemlos und plausibel so lesen, daß Gesetzeserfüllung und die Sünde 83
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Gegen Klein, W e r k , 147. V g l . Beyschlag, 114f; M a y o r , 9 3 ; M u ß n e r , 125; Schräge, 2 9 ; Davids, 117; Schnider, 65f, anders Burchard, Nächstenliebegebot, 5 2 8 . Gegen K ü h l , Stellung, 9f u . a . , zuletzt L u d w i g , W o r t , 174. V g l . Bornemann/Risch, Grammatik § 2 7 8 ; B D R § 3 7 1 . - Z w a r hat das N T an einer Entwicklung teil, daß e i mit Indikativ im Unterschied z u m klassischen Griechisch v o r n e h m lich auf tatsächlich Gegebenes bezogen wird (BDR § 371) - in diesem Fall w ü r d e n V . 8 u n d V . 9 gemeindliche Realitäten bezeichnen, also Erfüllung des Nächstenliebegebots u n d Ansehen der Person koexistieren, so daß diese miteinander nicht-zusammenhängende Teile des Gesetzes sein müßten - , doch läßt sich daraus keine allgemeine Regel ableiten (innerhalb des Jak selbst s. nur 2 , 1 1 b ; 3,2b [im Verhältnis zu V.2a!] oder auch 1,23), zumal andererseits neutestamentlich auch einzelne "Übergriffe v o n e i in das Gebiet von £ d v stattgefunden zu haben (scheinen)" ( B D R § 3 7 2 . 3 mit Beispielen). Siehe H o r t , 5 3 ; H a u c k , K N T , 105; Bauer-Aland, s.v.; Cantinat, 1 3 1 ; Tasker, 6 0 ; Blackman, 83f; A d a m s o n , 113f; L a w s , 107; Frankemölle, 3 9 9 ; Johnson, U s e , 4 0 0 ; D . Watson, James 2 , 106, anders z . B . Beyschlag, 1 1 1 ; M a y o r , 8 9 ; Davids, 114, M o o , 9 3 . 8 4
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Die Gestaltwerdung christlicher Existenz
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des A n s e h e n s der P e r s o n einander gegenübergestellt w e r d e n (8e V . 9 ) ; nach Jakobus' D i a g n o s e ist z w e i t e r e s der Fall und damit
ersteres nicht g e g e b e n .
Entscheidend für d i e s e Sicht spricht, daß vöjioc, in V . 9 - 1 2 - w i e i m ü b rigen auch i n 1 , 2 5 ; 4 , l l ( f ) - nicht d i e Einzel W e i s u n g , sondern das G e s e t z als Gesamtgröße bezeichnet. D i e s m u ß dann auch für 2 , 8 gelten. Ypaq>f| ist hier 88
w i e in 2 , 2 3 d i e e i n z e l n e Schriftstelle, K a x d xf|v ypaq>f|v Z i t i e r f o r m e l , d i e auf das V e r b z u b e z i e h e n ist. D a e i . . . vöjiov xeXeixe . . . K a x d xf)v -ypacpfjv . . . nicht h e i ß e n kann: ' w e n n ihr das G e s e t z erfüllt, sofern
das N ä c h s t e n l i e b e g e
bot betroffen ist' oder ' w a s das Nächstenliebegebot angeht', ist z u folgern: Mit d e m N ä c h s t e n l i e b e g e b o t wird nicht e i n Einzelgebot erfüllt, das anderen g e g e n ü b e r als ' k ö n i g l i c h 9 0
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herausgehoben w ü r d e ,
sondern das G e s e t z als
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G a n z e s , u n d d i e s e s heißt ' k ö n i g l i c h ' . D i e sonstigen G e b o t e sind damit g e rade nicht a u f g e h o b e n , sondern als summarische Formulierung d e s s o z i a l e n Willens
Gottes
bleibt das Nächstenliebegebot
i m Jak auf die konkreten
Einzel Weisungen a n g e w i e s e n , w i e dies bereits z u L e v 1 9 , 1 8 u n d i n d e n Test XII z u b e o b a c h t e n w a r u n d frühchristlich in der matthäischen K o n z e p t i o n d i e 92
engste V e r w a n d t e h a t . D a s Verbot d e s A n s e h e n s der P e r s o n ist für Jakobus w i e bereits i n L e v 1 9 , 1 1 - 1 8 eine der das L i e b e s g e b o t entfaltenden Einzel Wei 9 3
sungen ( L e v 1 9 , 1 5 ) ; L e v 1 9 , 1 8 wird hier also d e s w e g e n zitiert, w e i l das 94
A n s e h e n der P e r s o n d a g e g e n v e r s t ö ß t . Kurzum: Jakobus versteht das N ä c h -
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M i t Burchard, Nächstenliebegebot, 5 1 9 . Gegen Feine, Jakobusbrief, 23f; Kühl, Stellung, 6; Hort, 53f; Hauck, K N T , 105-107; M u ß n e r , 124.242 ( v g l . oben A n m . 8 1 ) ; L a w s , 108f (Identifikation d e s Liebesgebotes mit dem vojjLog ßaoiXiKÖg) u . a . - Eine Reduktion des j a k Gesetzes auf das Nächstenliebegebot ist schon ausweislich des 2 , 8 nachfolgenden Kontextes ausgeschlossen. N u r so wird auch d e r antithetischen Gegenüberstellung v o n icaX&g rcoieixe (V.8) u n d d p . a p x i a v epydCeoGe . . . (V.9) gebührend Rechnung getragen. Richtig R o p e s , 198; Dibelius, 177; Frankemölle, 4 0 2 u . a . , gegen L u d w i g , W o r t , 171 und die A n m . 8 9 Genannten. - Unwahrscheinlich ist, daß Jakobus das Gesetz mit dieser Prä dikation "apologetisch" v o n anderen vojioi abzuheben sucht (richtig R o p e s , 199). I m K o n text liegt eine Beziehung zu 2 , 5 nahe. Aber wie? D a ß die Erfüllung des königlichen Gesetzes der W e g ins Königreich ist (Hoppe, Hintergrund, 8 8 ; Hartin, James, 9 2 , s. auch Klein, Werk, 149), stimmt zwar, wird aber hier nicht betont. Eher ist daran zu denken, d a ß das 'königliche Gesetz' d i e v o n d e m einen ß a a i X e u g gegebene (Windisch 15 [neben anderen Möglichkeiten]; Schräge, 2 8 , v g l . 3 Esr 8,24; 2 M a k k 3,13 u n d Deissmann, Licht v o m Osten, 3 1 0 , A n m . 4 ) Lebensordnung d e r ß a a i X e i a bezeichnet (vgl. Smith, James i i . 8 ; H o b house, L a w , auch K. W e i ß , M o t i v , 110; W a r d , James and Paul, 163), die d e m "weltlichen" Wertesystem entgegensteht (2,5!) u n d für d i e designierten Erben d e r ßaaiJteia natürlich schon jetzt verbindlich ist (vgl. Herrn, Sim I 3ff!). W e r das 'königliche Gesetz' "befolgt, zeigt dadurch d i e Zugehörigkeit zu seinem [sc. Gottes, M . K . ] Königtum" (Karrer, Christus, 174). V g l . n u r M t 2 2 , 4 0 (oder 7,12) mit 5,17-20. D a ß L e v 19,15 nicht als Schriftwort zitiert wird oder in anderer F o r m auf d a s (alttestamentliche) Gebot verwiesen wird, besagt nichts. D e r Fortgang der Argumentation in V. lOf zeigt, d a ß es sich u m ein Gebot des vojiog handeln m u ß . F ü r viele Davids, 114f; Johnson, U s e , 4 0 0 , anders Burchard, Nächstenliebegebot, 525f; L u d w i g , W o r t , 174. - D a ß hier eine Verteidigungsposition d e r j a k Adressaten einzu denken ist, die sich zur Rechtfertigung ihres Verhaltens gegenüber d e n Reichen auf das Lie besgebot berufen hätten (so Beyschlag, 1 1 ; Mitton, 8 9 ; Gans, Gedankengang, 15; B . W e i ß , 8 9
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Der materiale Gehalt des Gesetzes
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stenliebegebot als d e n Grundtenor der Gebote, der sich in d i e s e n ausdrückt. D a ß das Nächstenliebegebot v o n Jakobus als hermeneutische Mitte der Tora angewendet wird, ist damit nicht gesagt, auch nicht, daß die g e s e t z e s summierende Bedeutung des Liebesgebotes als eine streng logisch-systemati sche A u s s a g e aufzufassen ist; das frühjüdische Kolorit des Jak legt vielmehr nahe, daß auch hier didaktische Interessen i m Hintergrund s t e h e n . Anders als in L e v 1 9 , 1 5 steht die 7cpooo>7coXTiji\|/ia i m Jak als A n w e n dungsfeld des Nächstenliebegebotes nicht in e i n e m juridischen K o n t e x t . In V . 5 - 7 hatte Jakobus die jixa>%oi und die rcXouaioi z u qualifizieren g e s u c h t , aber nur das Verhalten d e n rcxG>%oi gegenüber ausdrücklich gerügt. Darauf liegt der T o n . D a z u paßt, daß die jcpoacojtoXTiiiyia in V . 1 3 als unbarmherzi g e s Verhalten interpretiert w i r d . A u f die sich daraus ergebende Bedeutung des rcoieiv gXeog v o n V . 1 3 wird im folgenden Abschnitt z u r ü c k z u k o m m e n sein. Ein z w e i t e s Anwendungsfeld der Nächstenliebe liegt in 4 , l l f vor. Jako bus Argument, daß das g e g e n den Bruder (bzw. die Schwester) gerichtete KaxaXaXeiv b z w . K p i v e i v das Gesetz betrifft , erzwingt, daß das inkrimi nierte Verhalten v o m Gesetz verboten ist. D e r mit der e i n z i g e n weiteren V e r w e n d u n g v o n jcXriaiov in 4 , 1 2 offenbar intendierte Rückverweis auf 2 , 8 macht z u d e m deutlich, daß das Verbot das Liebesgebot appliziert. KaxaXaXeiv und Kpiveiv m e i n e n nicht d a s s e l b e , ausweislich ihrer Z u s a m m e n stellung aber Zusammengehöriges. B e i m Kpiveiv däeXcpöv geht es - w i e in d e m L o g i o n M t 7 , l ( f f ) ; Lk 6 , 3 7 , das hier eingewirkt haben k ö n n t e - um falschen U m g a n g mit d e m V e r g e h e n des Bruders. B e i m KaxaXaXeTv ist dann nicht speziell an V e r l e u m d u n g zu denken, sondern das Verb ist i m allge meineren Sinn mit 'Übles reden, schlecht m a c h e n ' zu übersetzen und im 95
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Jakobusbrief, 3 0 ; Cranfield, Message, 191 u . a . ) , ist schon wegen der gleichzeitigen Diskri minierung des Armen mehr als unplausibel (vgl. Hort, 5 3 ; Laws, 107 u . a . ) . Vgl. Burchard, Nächstenliebegebot, 5 2 6 , A n m . 2 1 . Siehe oben K a p . I I I . 2 . 2 . 1 . 2 . Bezeichnenderweise die rcxa>%oi durch eine theologische Aussage, in der sie Objekt sind, die rcXouoioi durch eine empirische, in der diese Subjekt sind. Auch darin besteht ein Unterschied zu Lev 19,15. V g l . slHen 4 4 , 2 ; 5 2 , 2 : Schmähen eines Menschen betrifft Gott. D i e Inkriminierung der K a x a X a X i d ist in biblischer Tradition nicht ungeläufig (\|/ 4 9 , 2 0 ; 100,5; 118,23; Prov 2 0 , 1 3 ; Hiob 1 9 , 3 ; Sap 1,11; TestXII.Iss 3 , 4 ; Gad 3 , 3 ; 5 , 4 ; TestAbr B 12,6 [!]; 1 Klem 3 5 , 8 ; 2 Klem 4 , 3 ; Barn 2 0 , 2 ; Herrn, M II 2f; Sim VIII 7 , 2 ; IX 2 3 , 3 ; 2 6 , 7 ) . Verschiedentlich begegnet sie in Lasterkatalogen (grApkBar 8 , 5 ; 13,4; R o m 1,30; 2 K o r 12,20; 1 Petr 2 , 1 ; 1 Klem 3 0 , 1 [ . 3 ] ; 3 5 , 5 ; Polyk, 2 Phil 2 , 2 ; 4 , 3 ; Herrn, M VIII 3 ; Sim IX 1 5 , 3 , v g l . auch Sim VI 5,5). D i e Verbindung der beiden Partizipien in V . l l b durch r\ indiziert eine Differenzie rung. I m Blick auf das Gesetz macht diese keinen Sinn, daher das K a i dort. V . l l c spricht nur noch v o m K p i v e i v ; z u m Gesetz paßt das besser. So auch Davids, 170 u . a . - Z u m Verbot des Richtens v g l . noch R o m (2,1); 14,10-13; 1 Kor 4 , 5 . So die geläufige Übersetzung, s. nur M u ß n e r , 176.187f; Schnider, 106; Davids, 169; Frankemölle, 572.618ff, anders aber Laws, 186f; Baker, Speech-Ethics, 177f. Siehe z . B . N u m 12,8; 2 1 , 5 ; y 7 7 , 1 9 . 9 5
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Zusammenhang mit Kpiveiv als öffentliches, mißgünstiges Zurschaustellen des Vergehens d e s Bruders zu v e r s t e h e n . D e r Rekurs auf die Nächstenliebe leuchtet dann unmittelbar e i n , und dies wiederum bestätigt zugleich die vor geschlagene Auslegung: M i t der Problematik des U m g a n g s m i t d e m sich ver fehlenden Bruder ist das Liebesgebot, w i e gesehen, nicht nur bereits i n L e v 1 9 , 1 7 f v e r b u n d e n , sondern dieser thematische Sitz hat sich auch in seiner Wirkungsgeschichte durchgehalten. N a c h 1QS 5 , 2 4 - 6 , 1 ist der Nächste in Wahrheit, D e m u t und barmherziger (!) Liebe (TDTI rQHN) z u r e c h t z u w e i s e n , und bevor eine Angelegenheit vor die Gemeinde gebracht wird, hat eine U n terredung v o r Z e u g e n stattzufinden ( 6 , 1 , v g l . M t 1 8 , 1 5 - 1 7 ) . V o r allem aber ist an d e n der Jakobusstelle a m engsten verwandten Befund in d e n Test XII zu e r i n n e r n : D e r Hassende kündigt nach Gad 4 , 2 f die Verschuldung des Bruders unverzüglich allen an und drängt auf dessen Verurteilung (KpiveaBai ! ) . Lieben d a g e g e n heißt, mit d e m Sünder ev eipfjVTi z u sprechen ( 6 , 3 ) , und Joseph vermeidet in seiner vorbildlichen Bruderliebe j e d e s böse Wort über seine B r ü d e r . V o m KaxaXaXeTv ist hier zwar nicht expressis verbis die R e d e , aber in einer auf dieselben Ereignisse B e z u g nehmenden Passage bei Philo (Jos 247f) heißt e s , daß Joseph nicht schlecht über die Brü der geredet habe (ooSev euce Kaxd xv beide zur ekklesialen Gemeinschaft zusammenschließt. Zu deren Realisierung ist s o w o h l Umkehr als auch Nachsicht notwendig. W i e die Position z u m Prohibitiv in 4 , 1 1 a u s s i e h t , wird noch z u verfolgen sein. D a s Gericht jedenfalls ist Gott allein z u ü b e r l a s s e n . W e r dennoch richtet, wird mit der darin liegenden S e l b s t ü b e r h e b u n g über das zur Liebe anweisende Gesetz (und damit über d e n Gesetzgeber) selbst z u m rcapaßdxiic, vöp.ou , der eigene Maßstäbe an die Stelle des Willens Gottes setzt, und sei e s auch nur in d i e s e m einen Fall. In die Überlegungen einzubeziehen sind einige Mahnungen i m Epilog, die mit 4 , l l f thematisch im Zusammenhang stehen. D i e s gilt zunächst für 5 , 9 . axevdCeiv meint hier nicht das Seufzen unter B e d r ä n g n i s s e n (vgl. V.10), sondern ausweislich KCCX' dMf|Xa>v e i n Sich-Beklagen über d e n a n d e r e n . D i e s e F o r m der "Kritik" aber ist nichts anderes als eine F o r m d e s Richtens, a x e v d £ e i v KCCX' dXXf)Xa>v also eine Variante des KaxaXaXeiv dMf|5ta>v in 4 , I I . D a z u paßt, daß sich V . 9 a als e i n Reflex des Q-Logions M t 7 , 1 (par Lk 6 , 3 7 ) lesen l ä ß t ; i v a jif| KpiBfjxe entspricht wörtlich M t 7 , 1 b . D i e Einbindung der Thematik in d e n d e n Epilog eröffnenden Aufruf z u m geduldigen Ausharren bis zur Parusie zeigt deren Bedeutung für Jakobus an; zumal angesichts äußerer Bedrängnis ( V . 1 0 ) ist der durch das axevdCeiv gefährdete innere Zusammenhalt v o n elementarer B e d e u t u n g . 113
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Im thematischen U m f e l d v o n 4 , l l f steht ferner 5 , 1 6 - 1 8 . Schwierig ist hier die für das Verständnis der Verse gewichtige Frage der Anknüpfung v o n V . 1 6 an d e n vorangehenden Kontext. V . 1 6 könnte die in V . 1 4 f angeschla1 1 2
K ü r z d ö r f e r , Charakter, 9 8 : "Warum es nach 4,1-10 mit 4,11-12 ... weitergeht, ist nicht auszumachen." Siehe auch Davids, 168f u . a . In d e r Tradition maßgeblich die correctio fraterna (s. die Belege oben u n d unten Anm. 143). Meint d e r Verweis auf Gott, der zu retten u n d zu vernichten vermag, d a ß Gott M e n schen retten will, gegen die m a n ein gegenteiliges Urteil zu sprechen geneigt ist (vgl. TestAbr A 10,4-14; B 12,1-13)? Z u m Schlußsatz in Jak 4 , 1 2 vgl. R o m 1 4 , 4 . V g l . z . B . H i o b 2 4 , 1 2 ; Jes 2 4 , 7 ; T h r 1,8.21; 4 M a k k 9 , 2 1 , ferner etwa E x 2 , 2 4 ; 6 , 5 ; grHen9,10. V g l . Schnider, 128; Martin, 192 u . a . Ähnlich Davids, 185; Mitton, 187. - Frankemölle, 6 8 8 schließt aus d e m iva-Satz, "daß das M u r r e n gegeneinander in 9a im Sinne des Jakobus semantisch ein falsches Richten ist." Siehe Mitton, 187; M o o , 170 u . a . Daß anschließend davon die Rede ist, d a ß der Richter (bereits) v o r der T ü r steht (vgl. M t 2 4 , 3 3 p a r M k 13,29; Offb 3,20), heißt nicht n u r , daß - analog zu 4 , 1 2 - i h m das Gericht zu überlassen ist oder daß die Zeit d e r i m Ertragen des anderen zu erweisenden Geduld n u r noch kurz ist, sondern enthält nach i'va jif| KpiGfjxe auch ein drohendes b z w . die M a h n u n g motivierendes M o m e n t . I m Kontext gelesen gehört d e r Vers z u r zweigliedrigen Entfaltung d e r die Thematik der Einheit 5,7-11 angebenden M a h n u n g , bis zur Parusie des H e r r n geduldig auszuharren (V.7a). Z u m thematischen Zusammenhang des Verbots des a x e v d C e i v mit d e r d e n Epilog einleitenden M a h n u n g z u m jiaKpoGujieiv sowie zu d e m der jiaKpoGojita mit der dydicti unten K a p . V I I I . l . 1 1 3
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gene Thematik, das Bittgebet bei Krankheit, f o r t f ü h r e n . Darauf könnte z u m einen die Verknüpfung v o n V . 1 6 mit d e m Voranstehenden durch die schlußfolgernde Partikel o 5 v hindeuten, z u m anderen ließen sich die Wieder aufnahmen v o n icpoaei>%ea8ai/e6%T| und dfiapxia aus V . 1 4 f s o w i e die Ver wendung v o n I a a 8 a i als Indikatoren für eine solche Fortführung in A n schlag bringen. D a ß v o n e i n e m Sündenbekenntnis zuvor nicht die Rede war, ist kein z w i n g e n d e s G e g e n a r g u m e n t , deutet aber d o c h eher darauf hin, daß V . 1 6 eine ausweislich der genannten Wortaufnahmen mit d e m Voranstehen den zwar nicht unzusammenhängende, aber doch davon unterschiedene, ei genständige Thematik e i n f ü h r t . V o r allem aber spricht die reziproke Formulierung, einander die Sünden z u bekennen, d a g e g e n , daß hier speziell v o m Sündenbekenntnis des (auf Grund seiner Sünde) erkrankten G e m e i n d e gliedes gegenüber der Restgemeinde die Rede ist. Schließlich verträgt sich die allgemeine Anrede der Adressaten in V . 1 6 nicht damit, daß es zuvor u m ein G e s c h e h e n z w i s c h e n d e m Kranken und speziell d e n Ältesten der G e meinde ging. V o r V . 1 6 ist also eine - w e n n auch kleine - Zäsur zu s e t z e n . V . 1 5 c fungiert mit der Erwähnung der djiapxia als Überleitung. Z w i s c h e n Krankheit und Sünde besteht nach dieser kein notwendiger Zusammenhang, und es ist zu erwägen, o b Jakobus die Möglichkeit nur d e s w e g e n erwähnt, u m einen Übergang z u m Nachfolgenden zu schaffen. D e r Gebrauch der Partikel o5v in V . 1 6 erklärt sich hinreichend dadurch, daß der Vers d e n mit der Wirkung der et>%f| xfjc, niaxecoq verbundenen Gedanken der Vergebung der Sünden aufrümmt b z w . näherhin: in einer allgemein gehaltenen Verhaltensanweisung für die gesamte Gemeinde zur Geltung bringt. D i e Verwendung v o n idaBai könnte durch V . 1 4 f inspiriert sein, das Verb ist hier aber übertragen g e b r a u c h t und hat die Vergebung der Sünden i m B l i c k . V . 1 6 "demokratisiert" also nicht V . 1 4 f , indem die Gesamtgemeinde an die Stelle der Presbyter tritt, sondern spricht dadurch vorbereitet, daß das den Kranken 'rettende' gläubige Gebet der Presbyter gegebenenfalls zugleich die Vergebung der Sünden zu bewirken vermag, allgemein die Thematik des U m g a n g s mit Sünden in der Gemeinde an. 1 2 3
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Anders als 4 , 1 1 ; 5 , 9 gibt 5 , 1 6 positiv formulierte W e i s u n g e n . Primärer Ort des eingeklagten Verhaltens dürfte die gottesdienstliche Versammlung der Gemeinde s e i n ; hier sollen die Christen vor den Brüdern und Schwestern 1 2 9
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So z . B . Shogren, G o d , 100 (Zusammengehörigkeit von V . 1 6 a und V.14f). Siehe z . B . B . M a y e r , Jak 5 , 1 3 - 1 8 , 170. Das Sündenbekenntnis könnte in V . 1 5 c eingedacht und stillschweigend vorausgesetzt sein (so z . B . Shogren, G o d , 106f). V g l . M a n n s , Confessez, 2 3 5 . Ein Neueinsatz in V . 16 z . B . auch bei M u ß n e r , 2 2 5 . Z u m übertragenen Gebrauch s. Dtn 3 0 , 3 L X X ; Jes 6,10 (vgl. M t 13,15; Apg 2 8 , 2 7 ) ; 61,1 (vgl. Barn 14,9); Sir 2 8 , 3 ; gr H e n 10,7; Joh 12,40; 2 Klem 9 , 7 ; Herrn, Vis I 1,9; Sim V 7,3f u . ö . - Dibelius, 304 dagegen sieht ÖTCCDC, iaGfjxe als einen "ursprünglich einander fremde Sprüche" verbindenden sekundären Einschub an (s. auch 2 8 8 . 3 0 3 ) . Ebenso M u ß n e r , 2 2 7 . Davids, 196: "Community meetings". 1 2 3
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ihre Sünden b e k e n n e n , hier wird zugleich für die Vergebung ihrer Sünden gebetet. M a n m u ß das Bekenntnis und vor allem die Fürbitte aber nicht auf diesen Ort beschränken, auch muß m a n j e n e außerhalb des Gottesdienstes nicht z w i n g e n d an dieses koppeln. D a s auf die 'Heilung' des Sünders zie lende Fürbittegebet bezeichnet jedenfalls den rechten U m g a n g mit der Sünde eines Bruders oder einer Schwester. Indem Jakobus - wiederum anders als in 4 , 1 1 ; 5 , 9 - eine A n w e i s u n g an die Sünder voranstellt, nimmt er g e w i s sermaßen beide "Parteien" in den Blick. Jakobus unterteilt die Gemeinde hier aber gerade nicht in Sünder und Fürbitter. 3 , 2 klingt danach, daß Jakobus mit v o l l k o m m e n sündlosen Christen nicht r e c h n e t . D i e Reziprozität ist da her in 5 , 1 6 interpretatorisch voll in Anschlag zu bringen. D a z u paßt, daß der fürbittende E l i a in V . 1 7 nicht als religiöse Ausnahmeerscheinung darge stellt, sondern ausdrücklich als ein M e n s c h bezeichnet wird, der öjioiorcaefic, fjjiiv war. W e n n V . 1 6 b nun v o n der Ser^aic, Sucaiou spricht, so macht der vorangehende Kontext deutlich, daß Gerechtsein offenbar nicht v o l l k o m m e n e Sündlosigkeit zur Voraussetzung hat, w o h l aber das - Abkehr v o n d e m sünd haften Tun signalisierende - Bekenntnis der Sünden und die ernsthafte Bereit schaft, in allem mit Wort und Tat (vgl. 1,22-25; 2 , 1 4 - 2 6 ) d e m W i l l e n Gottes gemäß zu leben (vgl. etwa PsSal 9 , 7 , auch 13,5ff). Darauf wird zurückzu k o m m e n sein. 131
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5 , 1 9 f knüpft thematisch an 5 , 1 6 - 1 8 an, wendet sich aber e i n e m schwere ren Fall zu. Geht es in 5 , 1 6 - 1 8 u m die Fürbitte für den bekennenden S ü n d e r / so nun u m das Zurechtbringen des A p o s t a t e n (vgl. TestXII.Benj 4 , 5 ) , der in die als T o d ausgesagte Heillosigkeit der vorchristlichen Existenz zu rückgefallen ist und so der eschatologischen Verdammnis e n t g e g e n g e h t . D i e Apostasie besteht hier wesentlich in einem falschen L e b e n s w a n d e l ; 133
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V g l . - neben 1QS 1,22-26; C D 20,28f - Did 4 , 1 4 ; 1 4 , 1 ; 1 Joh 1,9 (zur Öffentlichkeit des Bekenntnisses Wengst, 1-3 Joh, 58f; Klauck, 1 Joh, 95), s. auch 1 K l e m 6 0 , lf. Zumindest in seiner Gegenwart nicht. Abraham war für Jakobus vermutlich einer (vgl. K a p . V . 2 , A n m . 198). Jak 5,17f spielt auf 1 K ö n 1 7 , 1 ; 18,42-45 an, partizipiert dabei aber offenbar an frühjüdischer Auslegungstradition (vgl. Dibelius, 305f), da in der alttestamentlichen Erzäh lung weder von einer Zeitspanne von dreieinhalb Jahren, die auch L k 4 , 2 5 erwähnt, noch explizit v o n einem Gebet Elias in diesem Zusammenhang (die Haltung Elias in 1 K ö n 18,42 könnte j e d o c h einen Anknüpfungspunkt darstellen) die Rede ist. In 4 Esr 7 , 1 0 9 dagegen heißt es im Kontext einer Reihe fürbittender Gerechter, daß Elia für die, die den Regen er hielten, und für einen Toten, daß er lebe (vgl. 1 K ö n 17,20f), betete (vgl. auch Sir 4 8 , 3 ) . Ja kobus setzt offenbar diese frühjüdische Deutung der alttestamentlichen Stelle v o r a u s . Deut lich ist damit zugleich, daß Elia in Jak 5,17f als Vorbild speziell der Fürbitte (aber - gegen Warrington, Significance, 2 1 8 [u.ö.] - nicht speziell "for suffering believers"), nicht bloß allgemein des Gebetes fungiert. Die Reziprozität von 5,16 hat hier keinen Platz mehr. Z u m e K t < J T p e < p e i v vgl. noch Polyk, 2 Phil 6 , 1 ; 2 Klem 17,lf; Herrn, Vis I 3,lf; M VIII 10; PsKlem, E p C l e m 12,2, der Sache nach Gal 6 , 1 ; 1 Thess 5,14; 2 Thess 3 , 1 5 ; 2 T i m 2,25f; J u d 2 2 f u . ö . Z u G d v a x o g oben K a p . I I . 1 . 2 . V g l . M u ß n e r , 230f; Mitton, 2 1 3 ; Schräge, 5 9 ; L a w s , 2 3 8 ; Davids, 198f; Martin, 218f und oben K a p . I I . 2 . 1 . 1 3 1
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entsprechend spricht V . 2 0 v o n der A b w e n d u n g des Sünders B K KX6LVT\xoß. Im Blick auf d e n Rekurs auf das Nächstenliebegebot in 4 , l l f v o n B e deutung ist der Schlußsatz: [ö £n:iaxpe\|/as . . . ] KaX6\|/ei KXT\QOeiv (s. oben K a p . I I I . 2 . 2 . 1 . 1 , S . 1 2 9 u n d I I I . 2 . 2 . 2 . 2 , S.157) mit der Dekaloginterpretation in Z u s a m m e n h a n g steht. - V g l . Reicke, D i e zehn W o r t e , 5 9 ; M u ß n e r , 126; D a v i d s , 117; V o u g a , 8 1 . 1 6 8
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Thematisch fällt i m Jak auf die Barmherzigkeit, d i e , w i e g e s e h e n e i n w e sentliches A n w e n d u n g s f e l d d e s Liebesgebotes darstellt, e i n großes G e w i c h t , und e s kann schon w e g e n 2 , 1 2 kein Zweifel bestehen, daß die Barmherzigkeitsforderung eine W e i s u n g d e s Gesetzes ist. D i e Bedeutung der Barmherzigkeit wird zunächst daran deutlich, daß Jakobus in 1,27 die reine und unbefleckte Frömmigkeit als Besuch v o n W i t w e n und W a i s e n "defi niert". Evident ist hier die alttestamentliche Basis der Mahnung; W i t w e n und Waisen sind die klassischen Adressaten der B a r m h e r z i g k e i t . S i e zu b e suchen meint w o h l mehr, als ihnen Gesellschaft z u leisten; zur Linderung ihrer extxj/ig gehört gegebenenfalls sicher auch die Versorgung mit d e n ejciTf)8eia T O D acbfiaTog ( 2 , 1 6 ) . E i n Reflex der auch in 4 , 1 7 zutage treten den Bedeutung der Barmherzigkeitsforderung ist sodann, daß Jakobus in 2 , 1 5 f d i e Nutzlosigkeit werklosen Glaubens an e i n e m Fall mangelnder prakti scher Fürsorge für Bedürftige v e r a n s c h a u l i c h t . D a ß Jakobus die in 2 , 2 - 4 . 6 dargelegte Verachtung d e s A r m e n in 2 , 1 3 als Unbarmherzigkeit auslegt, zeigt, daß er Barmherzigkeit aber weiter faßt als A l m o s e n g e b e n ; Barmher zigkeit meint vielmehr umfassend das rechte Verhalten gegenüber ( ö k o n o misch) S c h w a c h e n , das m i t deren Wertschätzung beginnt. Traditionsge schichtlich durchaus wahrscheinlich ist ferner, daß für Jakobus auch der rechte U m g a n g mit d e m S ü n d e r unter Barmherzigkeit b z w . unter barm herziger Liebe subsumiert i s t . D a ß die Barmherzigkeit die SptiaKeia KaGapd Kai ä p i a v x o s "definiert", markiert prägnant d e n die jak - w i e überhaupt alttestamentlich-frühjüdische - T h e o l o g i e prägenden Zusammenhang z w i s c h e n der Gottesbeziehung und d e m T u n d e s sozialen Willens dieses für das Recht der A r m e n eintretenden G o t t e s , z w i s c h e n d e m Lobpreis Gottes und d e m 1 7 7
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Schräge, Ethik, 3 0 0 bezeichnet die Barmherzigkeit zu Recht als "entscheidendes Merkmal christlicher Existenz". jcoieiv ekeoq ist Ausschnitt aus d e m T u n , das z u m Bestehen i m nach d e m Maßstab des Gesetzes vollzogenen Gericht notwendig ist. Siehe oben K a p . I I I . 2 . 2 . 1 . 2 , S.144 mit A n m . 2 7 8 . - Als Definition der GpiiaKeia steht die konkrete Einzelweisung offenbar stellvertretend für Barmherzigkeit überhaupt (vgl. etwa Sib III 242f). D a ß Jakobus in 2 , 1 6 jif| 8&xe auToig ... formuliert, könnte auf eine gemeindliche Organisation der A n n e n f ü r s o r g e (für bestimmte, die Möglichkeiten des einzelnen überstei gende Fälle w i e die chronische Existenznot v o n 2,15?) deuten (vgl. Burchard, Gemeinde, 325), wenngleich sich so etwas für die Frühzeit nicht eindeutig belegen läßt (s. Leutzsch, W a h r n e h m u n g , 136 z u m Herrn, d e r aber die Existenz einer Gemeindekasse für Herrn selbst für wahrscheinlich hält). Individuelle Hilfe w ä r e dadurch nicht weniger gefordert. Dazu oben K a p . I I I . 2 . 2 . 2 . 2 , S. 152f. V g l . dazu unten K a p . V . 1. E i n solcher über Almosengeben hinausgehender Sinn v o n eXeoq rcoieiv ist alles andere als eine Besonderheit v o n Jakobus, s. n u r W . Stegemann, Nächstenliebe, 74-76 im Blick auf T o b u n d L k / A p g . Dazu o b e n K a p . I V . 2 . 1 . Siehe die oben A n m . 6 2 genannten Stellen, im Blick auf die erbarmende Fürbitte ins besondere Jud 2 3 b (dazu Vögtle, Jud/2Petr, 106). - D e r Versuch v o n Furnish, L o v e C o m m a n d , 176, eXeoq in 2 , 1 3 mit Vergebung in Zusammenhang zu bringen, geht aber a m dortigen Argumentationsduktus vorbei. 1 7 8
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Verhalten gegenüber d e n KCLÖ' öjioimaiv 8eoö geschaffenen M e n s c h e n (vgl. 3 , 9 ) . Fehl verhalten gegenüber M e n s c h e n ist (letztlich) Fehlverhalten g e g e n über Gott (vgl. nur Prov 1 7 , 5 ; TestXII.Gad 4 , 2 ) , F r o m m s e i n ohne T u n des (sozialen) Willens Gottes e i n Widerspruch in sich selbst. Jakobus Hervorhe bung der Barmherzigkeit ist dabei gutes alttestamentlich-frühjüdisches E r b e , das sich auch anderorts im frühen Christentum niedergeschlagen hat . N e b e n der positiven, inhaltlich konkreten Mahnung z u m Besuch v o n Wit w e n und W a i s e n steht in 1,27 eine negative, allgemein gehaltene, ja g e wissermaßen summarische Verhaltensanweisung. D i e praktizierte Abgren zung v o n der " W e l t " ist e i n sich aus der Entgegensetzung v o n Gott und "Welt" ( 4 , 4 ) notwendig ergebendes Implikat christlichen Lebenswandels: Mit ihr vollzieht der Christ die v o n Gott gewirkte Dissoziation v o n der T o d e s sphäre nach. In 1,27c ist konkret vor allem das falsche Verhältnis z u m Reichtum, die Orientierung a m wesentlich a m Besitzstand ausgerichteten "weltlichen" Wertesystem i m B l i c k . D i e beiden Glieder der "Definition" in 1,27 sind demnach als die beiden Seiten derselben Medaille zu verstehen; sie umkreisen die i m Jak zentrale ethische Thematik aus verschiedenen Perspek tiven. Nicht hedonistisches, egozentrisches Streben nach Besitz und Hofieren v o n Reichen, sondern achtungsvoller U m g a n g mit A r m e n , das P f l e g e n der Gemeinschaft mit ihnen und sozialkaritative Nutzung v o n Besitz sind Kenn zeichen christlichen Lebenswandels. D e n ganzen Besitz zu veräußern ( M k 1 0 , 2 1 par), fordert Jakobus nicht. V o n denen, die (finanziell) dazu in der Lage sind ( 4 , 1 7 ) , ist gefordert, d e m j e w e i l i g e n Notstand Bedürftiger abzuhel f e n . D a s Anhäufen größerer Besitztümer ist in Jakobus Sicht mit d e m Christenstand nicht k o m p a t i b e l . 1
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Nissen, Gott, 165 spricht im Blick auf das Judentum treffend v o n d e m "Mitgesetztsein des rechten Verhaltens gegenüber d e m Mitmenschen in d e m rechten Verhalten gegenüber Gott" sowie v o n der "substantiellen Einheit des rechten Verhaltens gegenüber Gott u n d d e m Nächsten" D t n 1 4 , 2 8 - 3 1 ; 1 5 , 7 - 1 1 ; E z 18,7.16; Jes 5 8 , 7 ; H o s 6 , 6 ; M i 6,8 ( d y a r c a v e J t e o v ) ; Sach 7,9f; H i o b 2 2 , 6 - 9 ; 3 1 , 1 6 - 2 1 ; Prov 1 4 , 2 1 . 3 1 ; T o b 1,17; 4 , 7 - 1 1 . 1 6 ; 12,8f; 1 4 , 9 - 1 1 ; Sir 4 , 1 - 1 0 ; 7,32(ff); 2 9 , l f . 9 - 1 3 ; PsPhok 22-30; TestXII.Jud 1 8 , 3 ; Iss 3 , 8 ; 5 , 2 ; 7 , 5 ; Seb 5-8; Ass 2 , 5 - 7 ; Benj 4 , 4 ; TestHiob 9 - 1 5 ; slHen 9 , 1 ; 42,8f; 4 4 , 4 ; 6 3 , 1 ; Sib III 2 4 4 - 2 4 7 ; Philo, Mut 4 0 ; Jos 144; A b 1,2 u . ö . Siehe n u r M t 9 , 1 3 ; 12,7; 2 3 , 2 3 ; 2 5 , 3 1 - 4 6 ; Lk 6 , 3 6 ; Did 4 , 5 - 8 ; Herrn, M II 4 ; Sim I 8f; IX 2 4 , 2 ; X 4 , 2 - 4 ; Sib VIII 4 0 2 - 4 0 7 . d o 7 t i X o v e a u x ö v x q p e i v djiö x o ö KÖajiou propagiert natürlich kein Eremitendasein. Gemeint ist im ethischen Sinne, sich nicht auf den "Schmutz", der die "Welt" als gottferne Sphäre auszeichnet (vgl. 2 Petr 2 , 2 0 ) , auf "weltliche" Verhaltensmuster einzulassen. Das Eintreten v o n Roberts, Definition, 215f für die Lesart des P 74 (ujcepaorciCeiv ai>xoös drcö x o ö KOOJIOD, s. auch Black, Notes, 45) beruht auf einem Mißverständnis des Textes. Siehe auch die Kritik an Roberts durch Johanson, Definition, 118f. V g l . oben K a p . I I I . 2 . 2 . 1 . 2 . M a n kann hier mit Theißen, Schichtung, 268f v o n "Liebespatriarchalismus" sprechen (so Heiligenthal, W e r k e , 4 4 - 4 7 ; Frankemölle, Gespalten, 171). V g l . oben K a p . I I I . 2 . 2 . 2 . 2 . 1 8 7
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V o n elementarer Bedeutung ist in der jak Ethik sodann die Problematik der Zungensünden, die sich nicht auf ein thematisch definiertes ethisches Feld begrenzen lassen. Zur Sprachethik gehört streng g e n o m m e n die Blasphemie in 2 , 7 ebenso w i e das d e n U m g a n g mit d e m sündigen Bruder betreffende Ka-caXaXeiv ( 4 , l l f ) , die zur Barmherzigkeitsthematik gehörende verächtliche Rede der Gemeinde gegenüber d e m A r m e n in 2 , 3 oder das gemeinschaftszerstörende Sprachverhalten, das in d e n Kämpfen und Kriegen in 4 , l f f impliziert ist, und, w e n n m a n so will, schließlich auch die Gebetsthematik. Im Mittelpunkt der jak Sprachethik steht aber die Proble matik unbeherrschten Redens, und hier ist die Sprachethik durchaus als "Fall für sich" anzusehen. Mit der Unbeherrschtheit der Rede ist nach 1 , 2 6 die (gesamte) eprjaKeia eines Christen zur Nichtigkeit " v e r d a m m t " . Die Schwierigkeit, die Zunge völlig in den Griff zu b e k o m m e n , wird in 3 , 1 ff breit dargelegt. D i e dortigen Ausführungen sind kaum direkt als Inhalt des Gesetzes anzusprechen, lassen es aber als m ö g l i c h erscheinen, daß Jakobus Gesetz eine Warnung vor d e m Ü b e l und der Gefährlichkeit der Zunge enthielt . 1 9 3
194
1
195
D i e Bedeutung, die Jakobus der Beherrschung der Rede beimißt, wird schließlich in l , 1 9 f deutlich. In K a p . I I . 2 . 2 . 1 wurde gezeigt, daß die Verse diachron betrachtet eine v o n Jakobus v o r g e n o m m e n e Einfügung in ein 1 , 1 8 . 2 1 zugrundeliegendes Traditionsstück darstellen. Liest m a n V . 1 9 f für sich, so ist hier nicht v o m Verhalten d e m Wort Gottes gegenüber die Rede, sondern es liegt eine allgemeine Warnung vor gemeinschaftsschädigendem Sprachverhalten vor, w i e sie vor allem in der Weisheitstradition b e g e g n e t . A u c h die Warnung vor d e m Z o r n ist vor allem in weisheitlichen T e x t e n 196
1 9 7
1 9 3
1 9 8
Z u m Bild vgl. Piaton, Leg III 7 0 1 C ; Plutarch, M o r 5 0 3 C ; Philo, Det 2 3 . 4 4 . 1 7 4 ; M u t 240; Somn II 1 3 2 . 1 6 5 . 2 7 5 ; Abr 2 9 . 1 9 1 u . ö . %aA,iva yö> yö)v ist ein zweites Partizip angefügt: Statt die Z u n g e im Z a u m zu halten wird das eigene Herz betrogen. Letzteres ist aber nicht eigentlich das Gegenstück z u m unbe herrschten Reden, sondern gehört, "weil es das Urteil ausspricht, sachlich in den Nachsatz" (Dibelius, 153). - Daß speziell an theologische Debatten o.a. gedacht ist (Mußner, 112), ist Eiseeese (richtig z . B . Schräge, 2 4 ) . Auf 3,1 ff wird unten K a p . V I I . 2 näher eingegangen werden. Dort auch z u m Verhältnis zu 1,26. Siehe etwa Sir 5 , 1 1 : 71VOD Ta%ug ev dicpodaei a o u Kai ev jiaKpoGujiia 9 8 6 7 7 0 0 drcoKpioiv (vgl. Sir 6 , 3 3 . 3 5 , ferner 2 0 , 1 - 8 , auch Prov 17,27). Unbedachtes und häufiges Reden ist Kennzeichen des Toren (Prov 2 9 , 2 0 ; Koh 10,14) und führt Sünde herbei (Prov 10,19; [13,3]; A b 1,17). Der Weise dagegen redet wenig und tut viel (Ab 1,15.17, negativ formuliert Sir 4 , 2 9 ) . Die M a x i m e , zuzuhören statt das Wort zu ergreifen, bezieht K o h 4,17f auf das menschliche Verhalten vor Gott. - Zu dieser Thematik im weiteren Sinne s. die zahl reichen Belege bei Johnson, Taciturnity, 329f. Bei den folgenden Belegen wird neben 6p*yf| auch das synonyme Gojiog herangezogen. Z u m Verhältnis der beiden Wörter zueinander s. [Kleinknecht u.a./]Grether/Fichtner/Stählin, öp7flKTÄ,,410f.419.422f. ^ Die durchgehend negative Wertung des Zorns ist für die sapientiale Tradition typisch, während das A T im ganzen auch v o m "gerechten, heiligen Z o r n des Menschen" ([Kleinknecht u.a./]Fichtner, 6pyf| K T X , 394) zu reden weiß. 194
,
1 9 5
1 9 6
1 9 7
8
,
Der materiale Gehalt des Gesetzes weit verbreitet gefunden
2 0 0
199
201
und hat in der frühchristlichen Paränese vielfach A u f n a h m e
. Verschiedentlich ist v o m Zorn speziell i m Kontext der "Sprach
ethik" die R e d e
2 0 1
. D i e s liegt auch für Jak 1,19 nahe; ßpaSuc, eic, öpyfjv
ist
(zumindest auch) als Erläuterung z u ßpafiuc, eic, xö XaXfjaai b z w . z u d e n bei d e n v o r a n g e h e n d e n Gliedern z u lesen. Es geht Jakobus u m d e n Z o r n , der z u unbedachtem,
gemeinschaftsschädigendem
Sprachverhalten
führt.
V.20
n i m m t öpyf| auf, ist aber d o c h w o h l als Begründung (ydp) der g e s a m t e n S e n tenz in V . 1 9 , nicht nur ihres letzten Gliedes g e d a c h t
2 0 2
, w o r i n die D e u t u n g
v o n V . 1 9 Bestätigung findet. V . 2 0 macht z u g l e i c h deutlich, daß Jakobus sei n e n Adressaten d e n Z o r n nicht, w i e m a n aus ßpaSuc, eic, öpyfiv
schließen
könnte, unter der Bedingung einer ausreichend langen Geduldsphase z u g e steht, sondern d i e s e n grundsätzlich i n k r i m i n i e r t
203
.
M i t der Einfügung v o n 1,19f in d e n v o r g e g e b e n e n Z u s a m m e n h a n g 1 , 1 8 . 2 1 w i l l Jakobus kaum das d e m Wort Gottes halten i l l u s t r i e r e n
204
von
gegenüber z u übende V e r
. Näher liegt e s , daß die weisheitlich geprägte S e n t e n z
2 0 5
in 1,19 auch i m Kontext betrachtet generell m e n s c h l i c h e s Sprachverhalten i m Blick h a t
2 0 6
und s o als exemplarische
Konkretisierung
des
abzulegenden
S c h m u t z e s der alten E x i s t e n z w e i s e ( 1 , 2 1 a ) fungiert, während die Begründung
1 9 9
V 3 6 , 8 ; Prov 15,18; 2 9 , 1 1 ; Sir l,22f; 10,18; 2 7 , 3 0 ; 4 M a k k 2 , 1 6 ; TestXII.Sim 4 , 8 ; Jud 1 4 , 1 ; Seb 4 , 1 1 (vgl. 2 , 1 ) ; D a n passim ( 1 , 3 : der Zorn ist e s , der den Menschen alles Übel lehrt); Gad 5 , 1 ; PsSal 16,10; PsPhok 57.(64); Sib III 3 7 7 , v g l . auch A p k A b r 1 3 , 8 ; 1 Q S 5,24f; C D 9 , 4 . 6 ; A b 2 , 1 0 u . ö . Z u r Inkriminierung des Zorns in d e r hellenistischen Popularphilosophie s. n u r Seneca, D e ira I-III u n d Plutarch, D e cohibenda ira ( M o r 4 5 2 F 4 6 4 D ) , v g l . Almqvist, Plutarch, 1 3 1 : "Die ganze spätantike Philosophie bekämpfte d e n Zorn". M t 5,22; 2 K o r 12,20; Gal 5 , 2 0 ; E p h 4 , 2 6 . 3 1 ; Kol 3 , 8 ; 1 T i m 2 , 8 ; Tit 1,7; D i d 3 , 2 ; 15,3; 1 Klem 1 3 , 1 ; 3 9 , 7 ; 4 6 , 5 ; 6 3 , 2 ; Ign, Phld 8 , 1 ; Polyk, 2 Phil 6 , 1 ; Herrn, M V 2 , 4 . PsSal 16,10; 1QS 5 , 2 5 ; 7 , 2 , auch Kol 3 , 8 ; Eph 4 , 3 1 . V g l . W . Pesch, öpyf|, S p . 1 2 9 4 . Vgl. Baker, Speech-Ethics, 8 8 , anders Dibelius, 139; Mußner, 9 9 ; L a w s , 8 0 . ß p a 8 ü g eic, öpyf|v ist also nicht zu pressen (anders [Kleinknecht u.a./]Sjöberg/ Stählin, öpyf| KXX, 4 2 2 : "kein absolutes Nein z u m Z o r n " , s. auch Schräge, 2 2 ; M o o , 7 8 ; Frankemölle, 3 2 7 ) . D i e für sich genommen nicht ganz eindeutige Formulierung verdankt sich allein d e m stilistischen Bedürfnis nach paralleler Gestaltung d e r drei Glieder, deren Grundlage die in d e r griechischen Literatur geläufige "rhetorische Gegenüberstellung v o n x a v ü c u n d ßpaSuc," (Dibelius, 143 mit Belegen) bildet. Anders Beyschlag, 77f; Spitta, 47f; Hauck, K N T , 73f; Schammberger, Einheitlich keit, 7 9 ; Tasker, 5 0 ; Adamson, 7 8 ; Hiebert, 112f; Cargal, Diaspora, 87 u . a . - M a n kann immerhin darauf verweisen, daß Jakobus mit der Wendung ev npaÜTT\xi, die syntaktisch zu SefcaoGe, nicht zu drcoGejievoi gehört (mit Dibelius, 144; Schlatter, 143; M u ß n e r , 1 0 1 ; Schräge, 2 1 . 2 3 ; Windisch, lOf; Schneider, 1 lf; Hauck, N T D 10, 12; Glaze, Relationship, 36, anders die Interpunktion i m N e s t l e - A l a n d - ) , eine pointierte Antithese zu 6pyf| bildet. Der Argumentationsgang in V. 19-21 wäre dann so zu verstehen, daß Jakobus dazu mahnt, das Wort Gottes in Sanftmut anzunehmen, statt sich im Zorn, d . h . eigenmächtig über das Wort zu erheben. Dies ist zwar im Blick auf V . 2 1 b nicht falsch, hätte sich aber einfacher u n d vor allem ohne V . 1 9 f sagen lassen. Siehe auch das Folgende. Vgl. neben d e m sapientialen Traditionshintergrund (s. oben A n m . 196) nicht zuletzt das allgemeine naq ävGpcorcoc,. D i e Sentenz ist kaum Zitat (gegen Dibelius, 140; Davids, 91), dafür fehlen stichhaltige Argumente. 8e kann hier bloße Übergangspartikel sein (vgl. B D R 8 4 4 7 , 1 ; Mayser, Grammatik I I / 3 , 125). Ebenso Dibelius, 141; Mitton, 60f; Laws, 8 0 ; Davids, 9 2 u . a . 2 0 0
2 0 1
2 0 2
2 0 3
26
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2 0 6
27
Die Gestaltwerdung christlicher Existenz
202
in 1,20 das Widerlager zu xdv 8üvd|ievov a&aai ... ( 1 , 2 1 b ) bildet. D a ß g e rade zorniges R e d e n hier pars pro toto steht, indiziert die Relevanz, die Jako bus dieser Problematik beimißt. D e r Bezug v o n 1,19 auf die Annahme des Wortes Gottes ist damit auf der Linie v o n 1,21a zu sehen: W i e die A b w e n dung v o n der alten Existenzweise im ganzen in Wechselbeziehung zur A n nahme des Wortes steht, so gilt dies ebenso für die unbeherrschte Rede. D a s Gelingen zwischenmenschlicher Kommunikation entscheidet sich an der Stellung des M e n s c h e n z u m Wort Gottes. Beherrschung i m R e d e n ist eine Weisung des Gesetzes. Zorniges R e d e n anderen Menschen gegenüber zeugt v o n einer mangelnden Annahme des Wortes Gottes. Kurz einzugehen ist im Kontext der Sprachethik schließlich auf das Schwurverbot in 5 , 1 2 , dessen Zugehörigkeit z u m Gesetz schon durch die i m Finalsatz V . 1 2 c g e g e b e n e Motivation nahegelegt wird (vgl. 2 , 1 2 ) . D a s Schwurverbot, das positiv zu beständiger Wahrhaftigkeit i m alltäglichen Reden ermahnt ( 5 , 1 2 b ) , leitet die Schlußmahnungen des Briefes e i n ( V . 1 2 1 8 ) . In d e n weiteren Mahnungen bis V . 1 8 geht es u m "religiöses Spre c h e n " , u m Bitte und Fürbitte, Sündenbekenntnis und Lobpreis Gottes. D i e s spricht dafür, daß der T o n in 5 , 1 2 weniger auf der Bedeutung wahrhaftiger Rede für das zwischenmenschliche Miteinander l i e g t , auch w e n n dies nicht völlig auszuklammern ist, sondern vor allem auf der Heiligung des N a m e n s Gottes, der nicht zur Bekräftigung der Wahrhaftigkeit menschlicher Rede in Anspruch zu n e h m e n ist, und sei es auch, daß der N a m e Gottes durch ' H i m m e r , 'Erde' oder sonst etwas ersetzt ist. Vorbehalte gegenüber d e m Schwören sind im jüdischen w i e paganen U m f e l d des Jakobus v e r b r e i t e t ; Mt 5 , 3 3 - 3 7 als engster Verwandter zeigt aber, daß Jakobus das Schwurver bot, und zwar wahrscheinlich ziemlich wörtlich s o , w i e es in Jak 5 , 1 2 da2 0 7
2 0 8
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Das zweite vai b z w . ou ist in Jak 5,12 - im Unterschied zu M t 5,37a u n d 2 Kor 1,17 ( m . E . von d e m vermeintlichen "Herrenwort" [s.u.] unabhängig) - jeweils Prädikatsnomen (so die meisten, z . B . Ropes, 3 0 0 ; M u ß n e r , 2 1 2 ; Laws, 2 2 3 ; Frankemölle, 7 0 2 , anders aber Belser, 193; Stählin, Beteuerungsformeln, 118.120). Bei M t könnte die Verdopplung intensi vierend gemeint sein, so daß es auch hier u m die Wahrhaftigkeit der Rede ginge (so Luz, M t I, 2 8 6 u n d bereits Stählin, a . a . O . , 119, s. auch Kutsch, Rede, 2 1 3 , dessen Berufung auf assyrische Texte [211 ff] aber nicht trägt); für die Deutung v o n M t 5,37a als Beteuerungsfor mel z . B . Strecker, W e g , 133f. jcpö rcdvxoav ist Formel des hellenistischen Briefstils (s. Francis, F o r m , 125). Sie be zieht sich hier auf den gesamten Abschnitt (vgl. L a w s , 2 2 0 ) , hebt also nicht das Schwur verbot in seiner Bedeutung (etwa gegenüber 5,9) besonders hervor (anders Minear, Yes or No, 6f; Hiebert, 2 8 3 ; Baker, Speech-Ethics, 279 [s. auch d e r s . , ' A b o v e all eise']). Vgl. Laws, 219. Anders Minear, Yes or N o , 7. Siehe n u r slHen 4 9 , 1 (christlich überarbeitet, aber auf der Grundlage eines jüdischen Textes, also nicht interpoliert [mit Böttrich, slHen, J S H R Z V / 7 , 8 0 4 . 9 6 9 , A n m . b ) z.St., an ders U . Fischer, Eschatologie, 38]); Sir 2 3 , 9 - 1 1 ; Philo, Dec 82-95 (s. b e s . 84: KdJlJUaxov 2 0 8
2 0 9
2 1 0
2 1 1
8f| Kai ßiaxpeXeaiaxov Kai dpjiöxxov ÄoyiKfi |/o%&v als das xeXoc, xifc jcioxeoog (vgl. noch 2 , 7 ) . Siehe desweiteren 1 Klem 1 2 , 1 ; Ign, Phld 5 , 2 ; Herrn, Vis III 8 , 3 ; ( M IX 6 ) , ferner L k 7 , 5 0 ;
Rettender und nutzloser Glaube (Jak 2,14-26)
212
tenden m i s s i o n a r i s c h e n Verkündigung selbst, also nicht b l o ß in der R e f l e x i o n über d i e K o n v e r s i o n , v o m Glauben
3 1
die R e d e w a r , also verkündigt w u r d e ,
daß die A n n a h m e d e s Glaubens H e i l bedeutet. S o oder s o läßt s i c h die G e n e s e der s o t e r i o l o g i s c h e n N o t l a g e d e s Jemand ohne weiteres v o n hier aus und also abseits
eines
speziellen
Zugriffs
auf
paulinische
Tradition
verständlich
m a c h e n . D i e R e d e v o m rettenden Glauben bedurfte spätestens dann der K o n kretion, w e n n ihr Sitz nicht m e h r die M i s s i o n , sondern das christliche A l l tagsleben w a r , w e n n also i m e i n z e l n e n durchzubuchstabieren war, w a s die mit jciaxig
bezeichnete
Existenzorientierung,
was
Christsem
konkret
bedeutet.
W e n n m a n der A n s i c h t war, daß der christliche Glaube nicht b l o ß das Ü b e r z e u g t s e i n v o n der Existenz d e s e i n e n Gottes und v o n b e s t i m m t e n Heilstatsa c h e n , die kultische b z w . gottesdienstliche Verehrung d i e s e s Gottes ( v g l .
1,26)
oder auch das Vertrauen auf die H i l f e Gottes in N o t l a g e n m e i n t , sondern eine Durchdringung d e s g e s a m t e n Alltagslebens umfaßt und m a n ferner die Geltung des s o t e r i o l o g i s c h e n Wertes des Glaubens an diese Qualität geknüpft
sah,
3 2
mußte dies g e s a g t w e r d e n . D i e N o t l a g e des Jemand ist d e s w e g e n nicht not w e n d i g als F o l g e e i n e s Verkündigungsdefizites aufzufassen; m a n kann e b e n sogut an deren selektive oder gelnde
B e w u ß t s e i n d e s Jemand
flüchtige
Wahrnehmung d e n k e n , ja das m a n
für die Insuffizienz
seines
Glaubens
ohne
W e r k e liegt o h n e weiteres in der Bandbreite f r o m m e n Selbstbetrugs, der Jako-
Hebr 1 1 , 7 . - Berücksichtigt m a n neben Belegen mit ocpCeiv KXÄ. auch sonstige Formulierun gen, lassen sich die Belege für die frühchristliche Rede v o n der soteriologischen Bedeutung des Glaubens leicht vermehren ( z . B . Joh 3,15f.36; 5 , 2 4 ; 6 , 3 5 . 4 0 . 4 7 ; 2 0 , 3 1 u . ö . ; A p g 13,48; [14,22]; 2 6 , 1 8 ; H e b r 4 , 3 ; [ 6 , 1 2 ] ; 10,38f; Barn 6 , 3 ; 1 Klem 1 2 , 7 ; TestXII.Lev 1 6 , 5 ; Benj 10,7-9). M i t einem differierenden Sinnzusammenhang v o n aü>xiipia begegnet die V e r k n ü p fung v o n Glaube u n d Heil ferner in Wundergeschichten ( M k 5 , 3 4 parr; 1 0 , 5 2 p a r L k 18,42; L k , 1 7 , 1 9 ) . W i e d e r u m in einem anderen Kontext sind j c i o x e u e i v u n d aa>Ceiv schließlich b e reits frühjüdisch in 1 M a k k 2 , 5 9 verbunden. D i e angeführten christlichen Belege lassen sich zumindest nicht insgesamt als Wirkungen des Paul(inism)us verstehen. D i e Verbindung v o n Glaube u n d Rettung gehört vielmehr z u m Paulus selbst bereits vorgegebenen Gut (vgl. Bran denburger, Pistis, 186ff). Befürwortet v o n G . Barth, Pistis, 125f; v o n Dobbeler, Glaube, 2 9 8 u . ö . (für Paulus), vorsichtig Brandenburger, Pistis, 166-168, dagegen Lührmann, Glaube, 4 5 u . ö . Fragt m a n speziell nach d e m Verstehenshorizont v o n niaxiq i m pagan-hellenistischen Raum, wird der Sachverhalt noch klarer, rciaxig bezeichnet hier i m religiösen Gebrauch zunächst das Vertrauen, das Sich-Verlassen auf die Götter, in j ü n g e r e n Texten (Plutarch, Lukian v o n Samosata) aber auch das Fürwahrhalten, das Überzeugtsein v o n deren Existenz (s. v.a. G. Barth, Pistis, b e s . 123 mit Belegen, z u m religiösen Gebrauch v o n rciaxig i m außer biblischen Bereich s. auch v o n Dobbeler, Glaube, b e s . 287ff). Pistis ist aber nicht als umfas sende Bezeichnung eines alle Lebensbereiche umgreifenden Gottesverhältnisses verstanden (darauf hat L ü h r m a n n , F o i , 95f zu Recht beharrt); "Werke" sind nicht i m Blick, aber eben auch negativ nicht. Ohnehin ist, auch abseits semantischer Erwägungen zu Jtiaxig, zu berück sichtigen, daß es in der hellenistischen Welt allein die beiden 'monotheistischen Häresien' Ju dentum u n d Christentum sind, die versuchen, "mit ihren N o r m e n u n d Überzeugungen d e n ganzen Alltag zu durchdringen" (Theißen, Judentum u n d Christentum, 3 4 3 ) . Z u m positiven Bezug des Glaubens auf W e r k e im Judentum s. b e s . die Belege unten A n m . 157 u n d A n m . 190. Gut mit d e m paganen Sprachgebrauch vergleichen kann m a n auf jüdischer Seite immerhin J o s , A p II 1 6 3 - 1 7 1 , w o e o a e ß e i a als Oberbegriff zur Bezeichnung des Gottesverhältnisses fun giert, während niaxiq "nur die lehrhafte Fassung" (Lührmann, Pistis, 27) d e r Gottesvereh rung benennt. 3 1
3 2
Problemstellung und These (Jak 2,14-17)
213
3 3
bus auch anderorts Sorgen macht ( 1 , 2 2 . 2 6 ) . Es wird sich i m folgenden zei g e n , daß Jakobus die hinter 2 , 1 4 stehende Überzeugung durchaus teilt. In 2 , 1 4 - 2 6 ist er damit beschäftigt, ihr richtiges Verständnis sicherzustellen . Festzuhalten ist: Das Fehlen der Werke begegnet in V.14 nicht als Teil einer theologischen Losung, sondern im Rahmen einer Situationsschilderung als erst von Jakobus selbst hinzugesetzte Problemanzeige. Es geht in Jak 2 , 1 4 u m eine faktische Vernachlässigung der Werke, nicht u m eine reflektierte theoretische Ausgrenzung der Werke aus d e m Glauben i m Blick auf die Ret tung. D i e traditionsgeschichtliche Voraussetzung v o n 2 , 1 4 ist mit e i n e m Ver w e i s auf die allgemein-christliche Rede v o m rettenden Glauben suffizient be nannt. D i e Verbindung einer sich indifferent auf den "Glauben" stützenden soteriologischen Selbstsicherheit mit d e m v o n Jakobus konstatierten Praxisde fizit erzwingt k e i n e s w e g s ein offensiv g e g e n die soteriologische Bedeutung v o n Werken vorgebrachtes 'Glaube allein' als Verstehenshorizont, und v o n e i n e m theologisch reflektierten Auseinandertreten v o n Glauben und W e r k e n ist nichts gesagt. Jakobus läßt eine werklose Gottesbeziehung als Glauben stehen, mehr nicht. Schildert V . 1 4 nicht das Auftreten eines theologischen Gegners, sondern die Lage eines müßiggehenden Gemeindechristen, ist dies ver ständlich. Jakobus' Intention in 2 , 1 4 - 2 6 ist primär eine seelsorglich-paränetische: Er will S e e l e n aus d e m Tode retten (vgl. 5 , 1 9 f ) , nicht e x k o m m u n i zieren. D i e Möglichkeit aber, im dargelegten Sinne v o n e i n e m 'Glauben, der keine Werke hat' ( V . 1 7 ) , zu reden, ergibt sich z w a n g l o s aus der ange sprochenen, i m Frühjudentum wurzelnden, für den Jak bereits in Kap.III.3 in Anschlag gebrachten Verwendung v o n nicrnc, als schlagwortartiger und umfassender Bezeichnung des Gottes Verhältnisses , auf deren Hintergrund mit edv rcicmv Xeyr\ -ctg e%eiv i m Grunde nicht mehr gesagt ist, als daß sich jemand angesichts des Gerichts darauf beruft, Christ zu sein, zur Gemeinde Gottes zu g e h ö r e n . Mit epya 8e |if) e%ti markiert Jakobus, w i e das Christsein des Jemand an e i n e m gewichtigen Punkt beschaffen i s t . D e r Jemand hat einen defizitären Glauben. 34
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3 3
Z u m sachlichen Zusammenhang von l,22ff mit 2,14-26 s. v.a. unten bei A n m . 183. Eine Selbsttäuschung auf Seiten der Adressaten könnte ferner hinter 2 , 8 stehen: In ' w e n n ihr wirklich das königliche Gesetz erfüllt kann man einerseits den Anspruch der Adressaten anklingen hören, dies zu tun, andererseits J a k o b u s ' Zweifel daran (vgl. oben K a p . I V . 2 . 1 ) . Will man den Sitz der Verbindung v o n Glauben und Rettung i m Kontext von Mission/Bekehrung als traditionsgeschichtlichen Hintergrund betonen, kann man auch davon sprechen, daß Jakobus es unternimmt, die im genannten Zusammenhang beheimatete Rede v o m rettenden Glauben in einem veränderten Problemhorizont zu reformulieren. Die verbreitete These, Jakobus' Redeweise sei ohne das Vorausgehen der pln "Zerreißung v o n Glauben u n d W e r k e n " (Dibelius, 2 2 0 , vgl. oben A n m . 2 4 ) nicht möglich, übergeht den oben dargelegten Verwendungszusammenhang v o n rciaxig, mit d e m ein wesent licher Baustein der These der Abhängigkeit des Jak von pln Tradition fallt. Eine fundierte Entscheidung ist aber erst nach der Analyse von 2 , 2 l f f möglich, s. den Exkurs unten. V g l . Ropes, 204 sowie M e y e r , Rätsel, 140, der in Jakobus' Rede v o m toten Glauben einen Sprachgebrauch aufgenommen sieht, "der Zugehörigkeit zu einer Glaubensgemeinschaft jciatic, nennt". Die Sorge u m die praxis pietatis oder die W a h r n e h m u n g v o n diesbezüglichen Defiziten ist in frühchristlichen Schriften ebenfalls breit bezeugt, s. nur M t 7,21(-23) par L k 6,46 (s. 3 4
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3 7
Rettender und nutzloser Glaube (Jak 2,14-26)
214
D i e N u t z l o s i g k e i t w e r k l o s e n Glaubens wird in V . 1 5 f durch e i n e n V e r g l e i c h eindrücklich illustriert. V . 1 5 schildert eine t y p i s c h e nisch g e d a c h t e
39
formal epya 8e \LX\ G%X\ d e m xiq H
38
und hier w o h l als chro-
Notsituation. In V . 1 6 entspricht jifj 8&xe 8e ai>xoi$ nicht nur
»IICÖV
4 0
in V . 1 4 . D i e s läßt fragen, o b der Jemand aus V . 1 4 in
(V.16) wiederkehrt
41
und z w i s c h e n d e n parallel
laufenden
Satzgliedern edv rciaxiv %eyr\ xig e%eiv ( V . 1 4 a ) und fcdv . . . eircfl . . . xig . . . (V.16a)
4 2
ebenfalls e i n mehr als formales Entsprechungsverhältnis
besteht,
auch 2 Klem 4 , 2 , vergleichen kann m a n hier auch Epict, Diss II 9,21 [s. die Deutung v o n Oldfather in d e r v o n i h m veranstalteten Ausgabe z.St.]); M t 7,24-27 p a r L k 6,47-49; M t 2 1 , 3 0 ; 1 J o h 1,6; 2 , 4 . 9 ; 4 , 2 0 ; Offb 3,15f. Hermas spricht v o n Menschen, die gläubig geworden sind, aber weiter in ihrer Sünde verharren (Vis III 6 , 1 ) , u n d v o n Gläubigen, die nicht xd e p 7 a xtfc juaxeo>5 tun (Sim VIII 9 , 1 , s. ferner Vis III 6 , 4 ; M X l,4f; Sim VIII 10,3). Treffend notiert R o p e s , 2 0 5 : "The contrast between reliance o n membership in the religious Community and on conduct is as old as Arnos and the Hebrew prophets, and comes out in the words of John the Baptist, and of Jesus in the Synoptics and John. All that James adds to these is the term 'faith,' to denote the essential d e m e n t in the membership". Diese Neuerung ergibt sich aus der bereits angesprochenen frühchristlichen Verwendungsweise v o n K i a x i q . Siehe z . B . Jes 5 8 , 7 ; E z 18,7.16; H i o b 22,6f; 2 4 , 7 . 1 0 ; 3 1 , 1 7 . 1 9 ; T o b 1,17; 4 , 1 6 ; slHen 9 , 1 ; 1 0 , 5 ; 4 2 , 8 ; 6 3 , 1 ; TestHiob 9-15 (Bekleidung in 9 , 3 ) ; M t 6,25ff p a r L k 12,22ff; Mt 25,35f; L k 3 , l l . V g l . Hort, 5 8 ; Burchard, Jakobus, 3 4 , anders Laws, 120f. Z u d e m in V . 1 4 fehlenden epya gehören in Rückbezug auf V . 1 2 f wesentlich die v o m Gesetz d e r Freiheit geforderten Werke d e r Barmherzigkeit. Auch das Defizit des Jemand in V . 1 6 besteht darin, daß er nicht z u m jcoieiv eXeoq gelangt. Burchard, Jakobus, 34 findet den X 1 5 v o n V . 14 dagegen in dSeXcpö^ r\ d8eA,jiaxog zu. Kann m a n die W o r t e des Richters i m Endgericht in TestAbr B 10,5 (rc 4 4
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a>S ao av>xf|v O Ü K eXet\oac, xf|v Gü-yaxäpav; d M d dveaxiig erci x ö v Kaprcöv xifc KoiXtag oou Kai drceKxeivaQ ai>xf|v) vergleichen?
Rettender und nutzloser Glaube (Jak 2,14-26)
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V . 1 7 wertet aus. Schwierig ist K a 8 ' eauxfiv; die W e n d u n g kann 'für sich (allein)' oder auch 'in/an sich selbst' b e d e u t e n . I m ersten Fall würde Kpic, epycov"), für zweiteres Schwarz, Jak. 2 , 1 4 - 2 6 , 7 1 2 - 7 1 4 ; M a y o r , 9 9 ; K n o w l i n g , 5 6 ; Bartmann, Rechtfertigung, 114; Ropes, 2 0 8 . V g l . M a y o r , 9 9 : "the absence of fruit shows that it is not merely outwardly inoperative but inwardly d e a d " . Ebenso z . B . K ü h l , Stellung, 28f; Nicol, Faith, 9 . 1 6 , auch W a l k e r , Allein aus W e r k e n , 168f. - V o n daher sollte u m einer klaren textgemäßen Terminologie willen als Gegenstück dazu nicht v o n einem 'lebendigen Glauben* i m Sinne eines Glaubens, d e r sich in W e r k e n äußert, geredet werden. V g l . Bauer-Aland, s.v. V g l . Epict, Diss III 16,7; 2 3 , 2 8 . ' U n w i r k s a m in sich selbst' gibt keinen guten Sinn. Nicol, Faith, 10 sieht in 2 , 1 4 - 2 6 d e n Gedankenfortschritt darin, d a ß Jakobus v o n der bloßen Illustration ( V . 14-17) über die argumentative Ebene (V.18f) z u m Schriftbeweis ( V . 2 0 26) fortschreite. D i e Verse 18f bilden aber keinen Teil für sich, vielmehr strukturiert V . 1 8 b das Weitere ( s . u . ) . Ganz unplausibel ist die antike Rhetorikschemata zu Rate ziehende Struk5 0
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Die Begründung der These (Jak 2,18-26)
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2 Die Begründung der These (V.l8-26) D e r Neueinsatz in V . l 8 durch den Auftritt eines Zwischenredners ist eine n o torische crux. Bultmanns Charakterisierung diatribischen S t i l s gilt hier in verschärfter F o r m . Immerhin darf m a n erwarten, daß die korrekte Erfassung der vorangegangenen Problemkonstellation s o w i e der Antwort des Jakobus auf die Einrede jene selbst genauer zu verstehen hilft, so daß die Stimmigkeit der Einrede mit d e m diese motivierenden vorangehenden und auf diese reagierenden nachfolgenden Kontext als heuristisches Prinzip zur Rekonstruktion ihres Sinns dienen k a n n . Umstritten ist die Identität des Einwenders. "Sekundant" und "Gegner" stecken lediglich den Rahmen ab, in d e m sich die Auslegung b e w e g e n k a n n . Ganz unwahrscheinlich ist v o n vornherein nur, daß der xig kein Christ i s t . D e r Jak ist binnenkirchliche Kommunikation. Wäre der Zwischenredner ein Außenstehender, hätte Jakobus nicht darauf verzichten können, dies kenntlich zu machen. Schwierig ist ferner, w i e w e i t der Einwand reicht. D i e meisten Ausleger lassen Jakobus' Antwort mit 8eT$öv jioi in V . 1 8 b a beginnen. "'Zeige mir - ich werde dir zeigen' sagt am ehesten der Ü b e r l e g e n e " . D a z u paßt, daß V . 1 8 b das Weitere strukturiert . V . 1 9 ist auf die Aufforderung in V . 1 8 b a rückbezogen und V . 1 8 b ß läßt sich als Ankündigung dessen lesen, w a s in V . 2 0 f f ausgeführt wird. Dort aber redet mit Sicherheit Jakobus (oder jemand in seinem S i n n e ) . Schwierigkeiten bereitet bei dieser Abgrenzung aber die 56
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turanalyse v o n D . Watson, James 2 , 108ff, der nicht nach V . 1 7 zäsuriert, sondern V. 17-19 als Confirmatio-Tt\\ auffaßt (Zäsur erst nach V . 1 9 auch bei Cargal, Diaspora, 97) und damit zugleich die das Weitere strukturierende Funktion von V . 1 8 b übergeht. "Wie grobe Brocken werden die Sätze hingeworfen. Selbstverständliches wird nicht gesagt. Ellipsen sind außerordentlich häufig" (Stil 17). V g l . M c K n i g h t , James 2:18a, 3 6 2 , auch Frankemölle, 4 4 1 . Lautenschlager, Gegenstand, 175 identifiziert den xig kurzerhand mit d e m "Gegner von V . 1 4 " . A b e r Jakobus deutet mit keinem Wort die Identität beider auch nur an. In V . 1 4 hat niemand wie in V . l 8 das Wort ergriffen, und der Jemand dort ist, wie gesehen, kein Gegner. O b der xig v o n V. 18 einer ist, ist im folgenden zu prüfen. Schlatter, 193 denkt an einen Juden. Burchard, Jakobus, 3 7 . Vgl. Lautenschlager, Gegenstand, 176. Anders, aber unhaltbar Zmijewski, "Vollkommenheit", 58ff, nach d e m Jakobus erst wieder mit V . 2 2 das Wort ergreift. Der xig von V . 1 8 sei ein Vertreter eines " ' N u r - W e r k e ' Standpunkt(s)" (59), der gegen die angebliche 'Nur-Glauben'-Position des xig v o n V . 1 4 zu Felde ziehe (59f). Zmijewski zerstört mit seiner Abgrenzung nicht nur die evidente Korrespondenz zwischen 9eA,ei£ 8e y v & v a i (V.20) und ßXerceic, (V.22) sowie die Beziehung zwischen den beiden parallel gebauten Exempla V . 2 1 . 2 5 , sondern es ist auch rätselhaft, wie der Ankündigung in V.18bß (dazu unten) die Position ' N u r - W e r k e ' entnommen werden kann. Ebenfalls zurückzuweisen ist der Vorschlag v o n Donker, der Jakobus erst in V . 2 0 wieder das W o r t ergreifen sieht. Aus der Argumentation in V. 14-17 schließe der x i g , nach D o n k e r ein Paulinist (Verfasser, 2 3 9 ) , auf einen defizitären Glaubensbegriff des Jakobus. W e n n j e m a n d die soteriologische Kraft des Glaubens (ohne Werke) derart bestreite, so könne dieser Glaube "nicht mehr sein als der Glaube ö x i elq e a x i v ö Geog" (234), den der Gegner n u r mit einem ironischen K&X& ist - vorsichtig gesagt - griechisch nicht g e l ä u f i g und für Jak 2 , 1 8 ausgeschlossen, weil die Pronomina in V . 18b ohne Zweifel im üblichen Sinne verwendet werden und ein W e c h s e l v o m "tonlosen" z u m normalen Gebrauch für den Leser nicht nachvollziehbar wäre. E b e n s o w e n i g zu überzeugen vermag der Versuch, die Schwierigkeit der Aufteilung v o n rciaTic, und äp-ya durch die sog. Sekundantenhypothese zu be h e b e n : In V . 1 8 a ergreife nicht ein Gegner, sondern ein Bundesgenosse des Jakobus das Wort, w a s den Vorteil hat, daß m a n j e n e n auch in V . 18b weiter reden lassen kann. Mit au wäre dann nicht Jakobus, sondern (jemand w i e ) der TIC, v o n V . 1 4 gemeint; d M d müßte emphatischen Sinn h a b e n . N a c h aXX' epei TIC, erwartet aber niemand die Rede eines Sekundanten, sondern einen kritischen Einwand g e g e n J a k o b u s , w o b e i kritisch nicht feindlich bedeuten muß; e s kann auch e i n durch Unverständnis gekennzeichneter Einwand s e i n , der d e m Verfasser dazu dient, einen n o c h offenen, kritischen Aspekt des be handelten Themas aufzunehmen und so die Weiterführung der Argumentation zu introduzieren. Ohnehin liegt es lexikalisch näher, aXXd nicht emphatisch, sondern adversativ zu verstehen. Es ist ferner äußerst schwierig, mit aü den TIC, v o n V . 1 4 bezeichnet und in V . 1 8 b a herausgefordert zu sehen, da dieser lediglich i m Rahmen einer Situationsschilderung begegnet, anders als der TIC, in V . 1 8 aber nicht als Diskussionspartner auftritt , aü kann sich also nur auf Jakobus selbst b e z i e h e n . 70
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Will m a n nicht zu einer Konjektur g r e i f e n , bleibt die Möglichkeit, daß der Einwand nur au TCICJTIV e%eic, u m f a ß t und gleich das erste Kdyviog e i r c e v r\ x a u x d o o i S i a X u x e o v r\ i'Siov xi XeKxeov jcepi xf\q Koivijg drcopiag. - Kay©' 7u9av X e y e i v ev ye xa> rcapövxi ... (vgl. Neitzel, crux, 290-292 mit weiteren Beispielen, s. auch B D R §480Ö). Eine Fragepartikel kann fehlen, s. B D R §440; Neitzel, crux, 2 8 9 . Vgl. neben den dort genannten Belegen z . B . Epict, Diss IV 1,151, w o Epiktet einen Zwischenredner fragen läßt: a u o 5 v ekeuQepog e i ; V o n Soden, 189; Neitzel, crux, 2 8 9 . Siehe Neitzel, crux, 2 8 9 : Der Einwender verstehe "unter rciaxig seine eigene fromme Gesinnung des Vertrauens auf den einen Gott ( V . 1 9 ) " . So z . B . Klein, W e r k , 2 0 2 , der als Einwand ebenfalls "'Glaubst du ü b e r h a u p t ? ' " liest. Klein fährt dann aber fort, daß Jakobus "keineswegs gewillt und v o n seinen Voraussetzungen her wohl auch gar nicht in der Lage ist, sich auf den Einwand ernsthaft einzulassen" (ebd.). Richtig ist, daß Jakobus allerdings auf einen solchen Einwand im folgenden nicht reagiert (s. die weiteren Ausführungen oben). Welchen argumentativen Nutzen sollte sich Jakobus aber davon versprechen, einem gegnerischen Einwand ein F o r u m zu bieten, den er nicht widerlegt, j a gar nicht zu widerlegen weiß? 7 8
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Die Begründung der These (Jak 2,18-26)
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mehr auf d e m Hintergrund und als Aufnahme v o n edv TCICJXIV Xeyr\ xic, e%eiv in V . 1 4 zu lesen: Es geht u m ein 'Haben' des Glaubens i m Blick auf das G e richt, u m die Frage, ob der Glaube dort retten kann. D e r Zwischenredner nimmt das in seiner soteriologischen Bedeutung v o n Jakobus in Z w e i f e l g e z o gene rciaxiv ä%eiv i m dargelegten Sinne der Berufung auf den Glauben ange sichts des Gerichts auf und wendet es auf Jakobus an: 'Du hast (doch auch) Glauben!', d.h.: ' D u meinst doch auch, durch den Glauben gerettet zu wer den'. W e i l der unmittelbar vorangehende Kontext in V . 1 8 (noch) gegenwärtig ist, kann Jakobus den Einwand auf av> rciaxiv e%eic, verdichten, w i e es der Knappheit diatribischen Stils entspricht . W a s man hier hinzudenken m u ß , muß m a n nicht v o n außen an den Text herantragen, sondern ist ohne weiteres aus d e m Kontext zu erschließen. Sachlich zu demselben Verständnis v o n V . 1 8 a a k o m m t man, w e n n man e%eiv, w i e dies auch in V . 1 4 m ö g l i c h ist, ak tivisch faßt und also übersetzt: 'Aber es wird jemand sagen: Du machst (doch auch) Glauben g e l t e n d ! ' D e r Zwischenredner ist dann kein echter Gegner, schon gar kein Paulinist, sondern ein durch die vorangehenden Ausführungen verunsicherter und irritierter, unverständiger Christenmensch, der bis jetzt nicht in der Lage war, Jakobus' Differenzierung in seinen theologischen W i s sensbestand zu integrieren, w e s w e g e n ihn Jakobus in V . 2 0 einen av8pö>rcoc, Kevöc, schimpfen kann (vgl. 1 Kor 1 5 , 3 5 f ) . D e m Einwand ist e i n fragender Unterton unterlegt. D a ß Glaube rettet, ist für den xic, eine Selbstverständ lichkeit, und die Darlegungen in V . 14-17 evozieren bei ihm die Nachfrage, ob Jakobus diese etwa nicht teile. Der Einwand zeigt sich damit als ein v o n Jako bus eingesetztes diatribisches Stilmittel, u m seine eigenen Gedanken rhetorisch wirkungsvoll vor- und voranzubringen ; er dient Jakobus als "Absprungbrett" für die Fortführung seiner Argumentation. A u f den soteriologischen N u t z e n seines Glaubens angesprochen kann Jakobus positiv entfalten, inwiefern der Glaube soteriologisch relevant ist, er kann im Blick auf Glauben und Werke darlegen, w i e das zustande kommt, w a s der werklose Glaube nicht schafft, und er kann auf diese W e i s e seine in V . 2 6 abschließend bekräftigte These v o n V . 1 7 begründen. 85
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D i e ersten beiden Worte seiner Replik auf den Einwand enthalten in nuce das, w a s Jakobus ab V . 1 8 b f f ausführen wird. Durch ep-ya e%ö> ist eine deutli che Antithese zu epya 8e jif) e%v\ in V . 1 4 gesetzt und also die entscheidende Differenz z u m in V . 14-17 behandelten Fall markiert. D i e s e Antithese bekräf tigt zugleich den Rückbezug der Einrede auf das rciaxw e%eiv v o n V . 1 4 . 8 5
Kürze kennzeichnet freilich auch sonst den Stil des Jakobus (vgl. Gieger, Figures, 167; van der Westhuizen, Techniques, 105, auch M a y o r , cclix). e%eiv könnte man auch - wie in Offb 2,6 (dazu Hanse, e%a> K X X , 827) - im Sinne von 'aufzuweisen haben' verstehen; der Einwand wäre dann als Frage zu lesen: 'Hast du (im Blick auf das Gericht) Glauben aufzuweisen?' Ein iSi6xT|5 als Zwischenredner ist im diatribischen Stil geläufig, s. Bultmann, Stil, 11. Treffend Ropes, Faith, 551 zu 2,18a: "it is not a real dialogue; it is introduced by the author solely for his o w n purposes, and must b e interpreted in such a way as to aid and not hinder the development of his main contention." 8 6
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Rettender u n d nutzloser Glaube (Jak 2,14-26)
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Stimmt das Voranstehende, so ist zu erwarten, daß ep-ya e%eiv nicht als soteriologische Alternative z u m rciaxiv e%ew gedacht ist, sondern eine Aussage über den Glauben macht, d.h. Glauben als einen rettenden qualifiziert. V . 1 8 b bestätigt dies. D e r Teilvers wird häufig so verstanden, daß Jakobus den Einwender auffordert, das Vorhandensein des Glaubens ohne Werke nach z u w e i s e n , während Jakobus selbst anbietet, diesen BK x&v epyaw als existent zu e r w e i s e n . Jak 2 , 1 8 b a zielt dann entweder darauf, daß das F e h l e n v o n Werken die Existenz des Glaubens widerlegt, oder (bloß) darauf, daß sie e b e n nicht nachweisbar und d e s w e g e n aus d e m Glauben auch kein N u t z e n zu ziehen ist. Ersteres scheitert daran, daß Jakobus in V . 14-17 v o m werklosen Glauben gerade nicht so geredet hat, daß e s ihn faktisch nicht gibt, ersteres und z w e i teres daran, daß m a n den werklosen Glauben nach 2 , 1 9 durchaus vorzeigen kann, nämlich verbal, i m B e k e n n t n i s , nur bringt der Glaube so nicht die Rettung i m Gericht ( V . 1 9 b , s. unten). W i e V . 1 9 auf V . 1 8 b a b e z o g e n ist, so k o m m t V . 2 0 f f , w i e erwähnt, der Ankündigung v o n V . 1 8 b ß nach. Zielt V . 1 9 auf die Frage des soteriologischen Wertes des Glaubens, so ist dies für V . 2 0 f f evident. D i e s e bereits bei der Deutung des Einwandes vorgebrachten Kontext bezogen sind ebenso zur Deutung v o n V . 1 8 b in Anschlag zu bringen, d.h. auch in V . 18b m u ß e s darum gehen, w a s Glaube soteriologisch nutzt. Jakobus for dert den Zwischenredner also auf, seinen Glauben %copic, x&v epyaw vorzu zeigen, damit m a n sieht, ob er rettet . D e r syntaktische B e z u g v o n %a>pic, x&v äpya>v ist hier schwierig. M a n kann die Wendung als adverbiale Bestimmung zu SeiKVüjii ziehen, wofür m a n auf die m ö g l i c h e syntaktische Entsprechung zu BK x&v gpycov in V . 1 8 b ß v e r w e i s e n k a n n . Andererseits variiert %a>pic, (x&v) epYcov in V . 2 0 . 2 6 d e n Konditionalsatz v o n V . 1 7 . W e i l V . 18-26 dazu dient, die These v o n V . 1 7 argumentativ zu begründen, liegt es näher, %a>pic, x&v ep-yow als präpositionales Attribut adnominal zu xfjv TEICJXIV a o u zu z i e h e n . Jakobus fordert den Zwischenredner heraus, die These v o n V . 1 7 durch den Erweis des Gegenteils zu w i d e r l e g e n . D e r Einwender soll näherhin seinen Glauben vorzeigen. Jakobus unterstellt ihm also p o l e m i s c h , selbst einen 89
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Z u SeiKVüjii im Sinne von 'nachweisen, beweisen' in Jak 2 , 1 8 (und 3,13) s. z . B . Bauer-Aland, s.v.; G. Schneider, SeiKvojii K T % , S p . 6 7 2 . Siehe n u r Schammberger, Einheitlichkeit, 3 8 ; Cranfield, Message, 3 3 9 ; Neitzel, crux, 289 (vgl. Neitzels Verständnis des Einwandes, s.o.); Hiebert, 166, anders Burchard, Jakobus, 37f. Siehe auch die folgende A n m e r k u n g . V g l . Burchard, Jakobus, 3 8 , auch Lautenschlager, Gegenstand, 176; Klein, W e r k , 7 2 , anders M e y e r , Rätsel, 9 3 ; Bieder, Existenz, lOOf; Walker, Allein aus W e r k e n , 1 7 1 ; Lorenzen, Faith, 2 3 2 ; M u ß n e r , 138; L a w s , 124; Davids, 125; Frankemölle, 4 4 2 u . a . Mit Burchard, Jakobus, 3 8 , ähnlich Lautenschlager, 176, der V . 1 8 b a wie folgt paraphrasiert: '"Weise mir die rettende Kraft eines Glaubens ohne W e r k e n a c h ! ' " . N i m m t man SeiKvujii im üblichen Wortsinn von 'zeigen, sehen lassen', kann m a n den Satz so übersetzen, wie er dasteht, u n d m u ß bei der Paraphrase n u r ergänzen, wozu das Vorzeigen dienen soll, was aus d e m Kontext leicht ist (s. unten). D a Lautenschlager SeiKVüjii als 'beweisen' ver steht, m u ß er aus xf|v rciaxiv die rettende Kraft des Glaubens machen. So dezidiert Donker, Verfasser, 3 3 4 , A n m . 2 5 . Dies ist auch ohne Artikel vor xcopicj möglich (vgl. B D R §272,2). Sachlich ergäbe es für das Folgende keinen gravierenden Unterschied, w e n n xcopic, x&v epycov den M o d u s des Sehenlassens benennen w ü r d e . 9 0
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w e r k l o s e n G l a u b e n z u h a b e n , d o c h ist zu bedenken, daß in d e m das Weitere strukturierenden Halbvers V . 1 8 b v o m werklosen
Glauben s c h o n d e s w e g e n die
R e d e s e i n m u ß , w e i l e s in V . 1 8 - 2 6 u m die Begründung der d e s s e n soteriologi s c h e n N u t z e n bestreitenden T h e s e v o n V . 1 7 geht. 1
In A n a l o g i e z u V . 1 8 b a verstanden m e i n t Jakobus A n k ü n d i g u n g in V . 1 8 b ß : 'Ich w e r d e dir aus m e i n e n W e r k e n d e n Glauben z e i g e n , damit du siehst, daß b z w . w i e er rettet'. Objekt z u Seiicvuiu ist auch hier der Glaube, d . h . Jakobus verspricht, d e n Glauben
als rettende Größe darzulegen. Für das Verständnis
d e s W e i t e r e n , das ja d e n angekündigten A u f w e i s erbringen soll, ist dies v o n 97
fundamentaler B e d e u t u n g . T macht, so daß sich Jakobus also anschickte, "die rettende Kraft d e r v o m Glauben geforderten W e r k e theologisch nachzuweisen". Seiner Paraphrase v o n V . 1 8 b a entsprechend (s. A n m . 9 2 ) hätte er schreiben müssen: 'Ich werde dir aus meinen Werken die rettende Kraft des Glaubens nachweisen.' Lautenschlagers Auslegung des Textes ist ferner insgesamt v o n einer unzureichenden Bestim mung des j a k Kiaxiq-Verständnisses bestimmt, das er allein aus d e m "Gegenstand" des Glau bens zu ermitteln sucht. In seiner ebenso gezielten w i e eklektischen Zusammenstellung der Glaubenssätze wird neben d e m Monotheismus n u r solches als Glaubensgegenstand rezipiert, was mit d e m Gesetz u n d dessen Bedeutung i m Gericht zu t u n hat. Christologisches findet ausschließlich in diesem Rahmen statt. "Soteriologisch zugespitzt" formuliert Lautenschlager: "Gegenstand der Kiaxiq ist im Jakobusbrief die Heilsnotwendigkeit der g p y a " ( 1 7 2 , Hervor hebung im Original). Abgesehen davon, daß i m einzelnen über die exegetische Herleitung der sechs postulierten Glaubenssätze (172) zu streiten ist, könnte m a n ebenso als Glaubensgegen stände nennen: 'Gott ist Geber aller guten u n d vollkommenen Gaben' ( 1 , 1 7 , v g l . 1,5), ' e r hat uns nach seinem freien Heilswillen durch das W o r t der Wahrheit geboren . . . ' ( 1 , 1 8 ) , ' e r ist mitleidig u n d barmherzig' ( 5 , 1 1 ) , 'er vergibt u n s unsere Sünden' (5,15) etc. Methodisch frag würdig ist überdies, daß Lautenschlager zwar d e n Gegenstand des Glaubens aus d e m gesamten Schreiben zu gewinnen sucht, hier also dessen Kohärenz voraussetzt, den so gewonnenen Glaubensbegriff aber nicht an allen Glaubensstellen überprüft, sondern n u r in 2,14-26 durch zuführen versucht. Siehe unten (bei) A n m . 1 6 1 . Richtig Heiligenthal, W e r k e , 3 6 , A n m . 4 0 : "Die Tat (ist) für Jakobus fester Bestandteil des Glaubens", anders z . B . Dibelius, 2 2 0 ; Schammberger, Einheitlichkeit, 3 8 , zuletzt Klein, Werk, 7 6 . 9 7
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Rettender und nutzloser Glaube (Jak 2,14-26)
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brachten und o b e n aufgenommenen Bedeutung v o n rciaxic, als Bezeichnung des Gottesverhältnisses im ganzen ist diese Verhältnisbestimmung verständlich, ja z w i n g e n d . In V . 1 8 b geht e s also darum, den Glauben in verschiedenen Zuständen vorzuzeigen. D a in V . 1 8 b ß die soteriologische Bedeutung des rciaxiv e%eiv nicht verneint wird, sondern Jakobus ihr in e i n e m n o c h näher zu bestimmenden Sinne zustimmt, ist die Schlußfolgerung z w i n g e n d , daß für das in eK x&v epyaw y,ou aufgenommene epya e%o> in V . 1 8 a ß dasselbe gilt. V . 1 8 im ganzen heißt also: 'Aber e s wird jemand sagen: Du hast (doch auch) Glau ben (, der zu retten vermag [s. V . 1 4 ] ) (oder: D u machst [doch auch] Glauben geltend), und ich (werde sagen): (Ja,) ich habe Werke. Laß deinen werklosen Glauben sehen (, damit sich zeigt, ob er zu retten vermag), und ich werde dir aus m e i n e n W e r k e n den Glauben z e i g e n (, w i e er rettet).' S o verstanden ist Jak 2 , 1 8 guter Diatribenstil; er ist knapp, aber nicht u n v e r s t ä n d l i c h . Mit d e m das positive Gegenstück z u m epya 8e |if| e%v\ in V . 1 4 bildenden epya e%a> markiert Jakobus das entscheidende Kriterium. V . 1 8 b eröffnet folgerichtig, das mit V . 1 8 a ß vollständig etablierte, die Überzeugung v o m soteriologischen Wert des Glaubens differenzierende Oppositionspaar 'keine Werke haben Werke haben' aufnehmend, eine Synkrisis z w i s c h e n d e m werklosen Glauben und d e m - mit V . 2 2 b gesprochen - aus Werken zur V o l l k o m m e n h e i t gelangten G l a u b e n . Es stehen sich also nicht Glaube (ohne Werke) und Werke als so teriologische Alternativen gegenüber, sondern Glaube, der keine Werke hat, und Glaube, der Werke h a t . Jakobus interpretiert auf diese W e i s e , in wel chem Sinne der Satz gilt, daß der Glaube rettet. 100
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D e r Einwender wird den A u f w e i s des soteriologischen Nutzens werklosen Glaubens nicht erbringen können. Jakobus läßt ihn dies daher erst gar nicht versuchen, sondern demonstriert diese Unmöglichkeit selbst vor. W e n n j e mand keine Werke hat, kann er seinen Glauben nur durch das Bekenntnis vor zeigen. D a ß Jakobus exemplarisch eic, e a x w ö 8eöc, zitiert, entspricht der B e deutung des Monotheismus im J u d e n t u m . Der jüdische Eingottglaube war in 104
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Insofern der Glaube in W e r k e n nach außen tritt, empirisch faßbare soziale Realität wird, kann m a n W e r k e als Zeichen des Glaubens verstehen (so Heiligenthal, W e r k e , 35.41 u . ö . ) . Allerdings ist - wie gesagt - nicht der Aufweis der Existenz des Glaubens J a k o b u s ' Thema in 2 , 1 4 - 2 6 , auch nicht in V. 18b, und Jakobus zieht auch nicht den Umkehrschluß, daß das Fehlen von Werken die Nichtexistenz des Glaubens erweist; vielmehr läßt er werklosen Glauben als Glauben stehen, wenn auch als defizitären. D a s , was m a n an Unausgesprochenem zu den "hingeworfenen Brocken" (vgl. oben A n m . 5 6 ) hinzudenken m u ß , beschränkt sich auf aus d e m unmittelbaren Kontext ohne weiteres erschließbare Gedanken (und auf verdeutlichende Partikel). Z u Jak 2 , 1 4 - 2 6 als Synkrisis vgl. van der Westhuizen, Techniques, 9 4 . V g l . R o p e s , 2 0 7 ; Mozley, Justification, 4 8 7 ; Schule, Gespaltenheit, 8 1 ; Laws, 122.137; Glaze, Relationship, 3 5 ; Frankemölle, 156.228f.428; Gnilka, Theologie, 4 5 0 u . a . D t n 4 , 3 5 . 3 9 ; 6,4 (!); 1 K ö n 8,60; 2 K ö n 19,19; Jes 4 3 , 1 0 ; 4 4 , 6 ; Mal 2 , 1 0 u . ö . , so dann 2 M a k k 7 , 3 7 ; Sap 12,13; Bar 3,36; Dan 3 , 4 5 ; Arist 132; PsPhok 5 4 ; Sib Prol. 94f; III 11.760; IV 30 (vgl. auch III 584ff); LibAnt 6 , 4 ; 4 Esr 8,7 J o s , Ant III 9 1 ; IV 2 0 1 ; VIII 3 3 5 . 3 3 7 ; A p II 193; Philo, O p 171; Decal 65 (s. auch 6 4 . 1 5 5 ) ; SpecLeg I 3 0 . 6 7 ; Virt 34f.40; LegGai 115, auch P s O r p h 10 (Denis, Fragmenta, 165); PsSoph lff ( a . a . O . , 162f); PsPyth ( a . a . O . , 167, v g l . Walter, J S H R Z I V / 3 , 273f). 1 0 1
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Die Begründung der T h e s e (Jak 2,18-26)
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der heidnischen Welt e i n F r e m d k ö r p e r , der christliche dementsprechend auch. D i e verbreitete Position, daß Jak 2 , 1 9 keinen spezifisch christlichen Glauben b e n e n n t , ist daher insofern fragwürdig, als hier weniger die religi onsgeschichtliche Ableitung als die Bedeutung des Bekenntnisses i m sozialen Kontext v o n Belang ist, und in einer heidnischen U m w e l t ist Glaube an den einen Gott in der gemeindlichen Binnenperspektive durchaus spezifisch christ lich: Mit e i c , e a x w ö 8eöc, zitiert Jakobus den ersten und grundlegenden Satz des christlichen C r e d o . D a ß kein christologischer Satz zitiert wird, läßt, zumal nach 2 , 1 , keinerlei Schlußfolgerung zu, da dies schlicht mit d e m nach folgenden Kontext zu tun hat. "Christusglaube der D ä m o n e n w i e Abrahams wäre im folgenden ... nicht leicht zu behaupten g e w e s e n " . Glaube an den einen Gott paßt d a g e g e n hervorragend zu Abraham in seiner Bedeutung als E r s t b e k e h r t e m w i e auch zur Proselytin R a h a b . D a s Bekenntnis ist j e d e n 106
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falls t a d e l l o s
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. T c i a x e u e i v ist hier im Sinne v o n 'fürwahrhalten, m e i n e n , der
Überzeugung sein' gebraucht. N a c h d e m bis dato Gesagten ist evident, daß daraus nicht zu schließen ist, daß nicrnc, für Jakobus selbst i m bloß kognitiven Fürwahrhalten a u f g e h t ; die rciaxic,-Belege außerhalb v o n 2 , 1 4 - 2 6 ( 1 , 3 . 6 ; 2 , 1 . 5 ; 5 , 1 5 ) stehen d e m eindeutig entgegen. 2 , 1 9 a polemisiert aber auch nicht dagegen; Fürwahrhalten ist vielmehr e i n notwendiger Bestandteil des Glau bens. D i e Insuffizienz entsteht dadurch, daß es für sich b l e i b t . 112
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N a c h d e m Jakobus für den Zwischenredner werklosen Glauben vorgezeigt hat, prüft er in V . 1 9 b , o b damit der B e w e i s für dessen rettende Kraft erbracht ist. Kai x ä Saijiövia T u a x e u o u a i v Kai cppiaaoüaiv zeigt in drastischer, ja sar1 0 5
V o m Monotheismus wissen zwar auch die griechischen Philosophen zu reden, j e d o c h in einem signifikant anderen Sinne, nämlich als "Inbegriff des Heiligen, das sich in den verschie denen Völkern in den verschiedensten Göttergestalten ausprägen mag" (Amir, Der jüdische Eineottglaube, 7 2 ) . F ü r viele Dibelius, 195, anders Burchard, Jakobus, 38f._ V g l . Herrn, M I 1 (rcp&xov jcdvxcov rciaxeuaov ö x i elg e o x i v ö Geoc,, z u m rcpöxov vgl. 2 K l e m 3 , 1 , s. auch Arist 132; Philo, M o s I 75), sodann M k (10,18); 1 2 , 2 9 . 3 2 ; R o m 3,30; 1 K o r 8 , 4 . 6 ; Gal 3,20; Eph 4 , 6 ; 1 Thess 1,9; 1 T i m 2 , 5 ; 1 Klem 4 6 , 6 ; Ign, M g 8,2; Theophil v. Antiochien II 34; KgPt F r a g m . 2a; 3b ( N T A p o II, S.38.40); PsKlem, Horn III 59,2; Ree 1 7 , 5 . Burchard, Jakobus, 3 9 . J o s , Ant I 155f ( = P s H e k II F l [s. Walter, J S H R Z 1/2, 158f]); Philo, Virt 212ff; Praem 27; (Her 97-99; A b r 68ff); Jub l l , 1 6 f f ; A p k A b r l,lff, auch LibAnt 6,4 (vgl. 2 3 , 5 ) , ferner Jdt 5 , 6 - 8 . - V g l . Berger, A b r a h a m II, 3 7 3 ; Siker, Disinheriting, 22f. V g l . noch unten bei A n m . 2 3 7 . KaX&c, rcoieic, ist hier ebensowenig ironisch gemeint wie in 2,8 (mit Burchard, Jako bus, 3 9 ; Frankemölle, 4 4 4 ; L a w s , 125f u . a . , anders z . B . Schwarz, Jak. 2 , 1 4 - 2 6 , 7 1 9 ; Zmiiewski, "Vollkommenheit", 6 2 , auch Davids, 125: "semi-ironic"). F ü r den Versuch, J a k o b u s ' eigenes Glaubensverständnis v o n 2 , 1 9 her zu erheben, s. nur M a r x s e n , Allein aus Glauben, 3 0 ; Baird, Abraham, 3 7 8 ; Via, Epistle, 2 5 6 , dagegen z . B . schon A . Köhler, Glaube, 8. H e r m a s eröffnet die Mandata mit der M a h n u n g zu glauben, ö x i eic, e o x i v 6 Geoc,, als einer "Art Prolog" (Brox, Herrn, 191) zu den weiteren Geboten und kennzeichnet so die neue Lebensweise der Christen wesentlich durch die mit d e m Eingottglauben ausgesagte Abgren zung von der heidnischen Umwelt ( a . a . O . , 191 f). Das Bekenntnis zu d e m einen Gott, der bei Jakobus explizit auch der eine Gesetzgeber und Richter ist (4,12), impliziert "von H a u s aus" einen Lebenswandel nach dessen Willen (vgl. schon Dtn 6,4 im Kontext von V . 5 ! ) . 1 0 6
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Rettender und nutzloser Glaube (Jak 2,14-26)
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kastischer W e i s e , daß dies nicht der Fall i s t
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. D a s Zittern der D ä m o n e n
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ist
hier Ausdruck der Furcht v o r Gott als d e m Stärkeren, der sie a m Ende unterwerfen bzw.
vernichten w i r d
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.
D i e D ä m o n e n w i s s e n u m d e n e i n e n Gott,
insofern g l a u b e n sie; ihr "Glaube" ist aber durch alles andere als durch die Erfüllung des göttlichen W i l l e n s ausgezeichnet, und daher s e h e n sie trotz ihres "Glaubens" d e m Ende e n t g e g e n . I m Kontext v o n 2 , 1 4 - 2 6 d i e n e n die D ä m o n e n als Extremfall e i n e s w e r k l o s e n Glaubens, der absurden Situation, Gott zu k e n nen,
ohne seinen Willen zu t u n
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. V . 1 9 b identifiziert nicht d e n
Glauben e i n e s Christen und d e n D ä m o n e n g l a u b e n m i t e i n a n d e r
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werklosen
. Der poin-
tierte Gedanke ist v i e l m e h r , daß d a s , w o r a n sich ersterer darstellen läßt, auch v o n d e n D ä m o n e n aussagbar ist. W e i l beide nicht identisch sind, folgt daraus, daß der D ä m o n e n g l a u b e nicht rettet, nicht n o t w e n d i g , daß auch der w e r k l o s e Glaube v o n 2 , 1 8 b . 19a das nicht kann. D e r V e r g l e i c h demonstriert die B e w e i s not d e s E i n w e n d e r s , widerlegt ihn aber n i c h t
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.
V . 2 0 bestätigt d i e s . Jakobus schreibt nicht BeXeic, o 5 v -yvcovai, als wäre ö x i f] Tciaxic, %ö>pic, x&v epfcov ap-yf) e a x i v als aus V . 1 9 zu z i e h e n d e K o n s e q u e n z z u
1 1 4
Anders z . B . L a w s , 128: d e r Glaube an den einen Gott wirke, nämlich die Furcht, u n d Jakobus zeige s o , daß Glaube nicht ohne W i r k u n g bleiben könne (zustimmend Cargal, Diaspora, 127, ähnlich schon Rusche, 5 8 ) . D a ß es einen werklosen Glauben gibt, hat Jakobus aber längst zugestanden ( s . o . ) . V g l . z u r Vorstellung Justin, Dial. 4 9 , 8 ; PsKlem, Horn V 5 , 2 ; P G r M III 2 2 7 (ed. Preisendanz I p . 4 2 ) ; P G r M IV 2541f (ed. Preisendanz I p . 1 5 2 ) ; O r p h . F r a g m . 2 4 8 (bei Klemens v o n Alex., Strom V 125,1), auch ActPhil 132 u n d äth/gr(!)Hen 1,5, ferner TestAbr A 16,3 (vom T o d ) ; O r M a n 4 ; (Jos, Bell V 4 3 8 ) , s. Dibelius, 197; Windisch, 18 u n d Lautenschlager, Gegenstand, 178 für die Henochstelle. Davids, 125: "They tremble in fear of j u d g e m e n t " , v g l . Lautenschlager, Gegenstand, 178, auch Dibelius, 197; Bieder, Existenz, 100; Klein, W e r k , 7 2 . c p p i o o e i v meint hier schwerlich d i e Reaktion auf einen Exorzismus (gegen Windisch, 18), d a eic, e o x i v ö 0e6c, nicht als exorzistische Formel eingeführt worden w a r . q>piooeiv als Ausdruck der Demut (erwogen v o n Burchard, Jakobus, 39) paßt schlecht in d e n Kontext. Z u Laws s. oben A n m . 114. Heiligenthal, W e r k e , 3 8 hat in diesem Zusammenhang auf einen Passus in d e r äthiopischen Epistel der Pelagia aufmerksam gemacht: "But I say unto y o u , if y e believe that the Lord is G o d and d o not d o his will, y o u r faith is vain; and what doth it profit t o believe, if y e do not the will of h i m in w h o m y e have believed? Behold, see, the demons also believe that G o d is Lord, and d o not d o his will. According therefore as they d o not d o his will and d o not keep the c o m m a n d m e n t of G o d , they are vain" ( p . l 0 6 f ed. Goodspeed). D e r Text ist allerdings v o n Jak 2 , 1 9 abhängig (vermutet schon v o n C . Schmidt, Acta Pauli, X X V I I I , A n m . l ) , wie weitere Berührungen zwingend machen. So rekurriert der Verfasser der Epistel auf Rahab als Glaubensheldin (p.106 ed. Goodspeed), Abraham wird wegen seines Glaubens v o n Gott 'mein F r e u n d ' genannt (ebd., v g l . Jak 2 , 2 3 ) , und Elia bat Gott, es solle 3 1/2 Jahre nicht regnen (ebd., v g l . Jak 5,17f, aber auch Lk 4 , 2 5 ) . Jakobus' Position z u m soteriologischen Wert von Glauben u n d W e r k e n wird v o m Verfasser der Epistel gut getroffen: Glaube rettet, aber nicht, w e n n Gottes Wille nicht getan wird. Verkündet wird dies in d e r äthEpPel aber v o n Paulus! Ebenso Beumer, Et daemones credunt, 2 3 1 ; Nicol, Faith, 15. M i t Burchard, Jakobus, 3 8 , d e r zur Illustration der Argumentationslogik auf einen Dialog Epiktets mit einem Vater verweist, d e r es nicht ertragen konnte, a m Bett seiner kranken Tochter zu bleiben, u n d seine Flucht als cpuoiKäc, erklärte: 5 e i £ o v o 5 v jioi 0 6 , n&q Kaxd q>uoiv e o x i v . - O u S u v a j i a i , eq>tv d M d 0 6 jioi j i a M o v Seifcov, n&q O U K e o x i Kaxd q>6oiv 0 6 8 ' öp9(5c, y i v e x a i (Diss I 11,8). 1 1 5
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Die Begründung der These (Jak 2,18-26)
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verstehen, sondern öeXeiq 8e y v & v a i , s o daß V . 2 0 f f einen n e u e n Argumenta tionsabschnitt eröffnet , der d e n B e w e i s für die in V . 2 0 b angekündigte Er kenntnis erbringen soll. D e r ÖTi-Satz nimmt die These v o n V . 1 7 in modifi zierter F o r m auf. D a s Wortspiel %a>piq T Ä V epyaw - dpyf| ist keine Tautologie, sondern dpyfi meint wiederum die nicht vorhandene Wirkung d e s w e r k l o s e n Glaubens im Gericht . E r w i e s e n wird diese e contrario, nämlich dadurch, daß Jakobus seine Ankündigung v o n V . 1 8 b ß einlöst. deXexq 8e y v & v a i . . . ö x i korrespondiert ßXerceis öxi in V . 2 2 . D a z w i s c h e n liegt die N e n n u n g des Er kenntnisgrundes ( V . 2 1 ) . Für die Interpretation v o n V . 2 1 folgt aus dieser Stellung i m Argumentationsduktus, daß die ÖTi-Sätze in V . 2 0 . 2 2 f Jakobus' Verständnis v o n V . 2 1 anzeigen. Z u berücksichtigen ist ferner die Beziehung zu V . 1 8 b ß . M i t anderen Worten: Eine adäquate Interpretation v o n V . 2 1 kann den Vers nicht isoliert lesen, sondern m u ß ihn in seinem und aus s e i n e m Kon text heraus verstehen. Jakobus rekurriert auf Abraham, 'unsern V a t e r ' . N a c h V . 2 1 basiert das v o n Gott anerkannte G e r e c h t s e i n Abrahams auf dessen Werken, aus denen V . 2 1 b die Bindung I s a a k s n e n n t ; V . 2 3 spricht mit G e n 1 5 , 6 d a g e g e n v o n einer Anrechnung des Glaubens Abrahams zur Gerechtigkeit. Eine Reihe v o n A u s l e g e r n sieht in V . 2 1 Jakobus' "eigentliche" Position, während er zur Rede v o n der Kiaxiq in V . 2 2 f und vor allem z u m Rekurs auf d e n Genesisvers, da der Vers seiner e i g e n e n These entgegenlaufe, durch e i n gegnerisches G e g e n 120
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Mit Burchard, Jakobus, 4 0 . Anders H o p p e , Hintergrund, 106: "Schlußfolgerung aus dem Beweisgang". Entsprechend meint M u ß n e r , 139, daß o ß v zu erwarten gewesen wäre. V. 19 hat die Widerlegung aber noch gar nicht erbracht. Vgl. Ropes, 2 1 7 ; Frankemölle, 4 4 8 ; Davids, 126 u . a . Vgl. Burchard, Jakobus, 4 0 . Vgl. Jes 5 1 , 2 ; 4 M a k k 16,20; 17,6; LibAnt 3 2 , 1 ; grApkEsr 2 , 6 ; 3 , 1 0 ; A b 5 , 3 ; M t 3 , 9 par L k 3 , 8 ; Joh 8 , 3 3 . 3 9 ; R o m 4 , l . l l f . l 6 ; 1 K o r 11,22; 1 Klem 3 1 , 2 , v g l . auch Gal 3 , 7 . 2 9 . Der Titel steht in Jak 2 , 2 1 sicherlich nicht (nur) aus erbaulichen Gründen (mit Burchard, Ja kobus, 4 0 ) , sondern weil für die Nachkommen nichts anderes gilt als für d e n Vater, sich daher an A b r a h a m verbindlich aufweisen läßt, w i e Glaube zur Rettung führt. M a n m u ß V . 2 1 daher nicht so verstehen, daß Jakobus betont die Autorität der Schrift bemüht (anders Frankemölle, 4 5 0 . 4 5 7 , auch Rusche, Glauben, 3 0 ) . Autorität ist Abraham (auch) deswegen, weil er eben 'unser Vater', "erster, bester Christ" (Burchard, a . a . O . , 40) ist. Über die Herkunft des Jako bus sagt der Titel nichts; auch Heidenchristen konnten so reden (und dabei Israel ganz aus den Augen verlieren, v g l . zur Problematik Siker, Disinheriting). Z u m Verständnis des 8iKaioöo0ai unten S.234ff. Jakobus nimmt Wendungen der biblischen Erzählung auf. dveveyicag, ein terminus technicus der Opfersprache, entspricht G e n 2 2 , 2 (vgl. V . 1 3 ) , erci xö 9uaiaoxf|piov G e n 2 2 , 9 . Jakobus' Formulierung schließt nicht aus, daß er die Opferung gegen G e n 2 2 als vollzo gene denkt (vgl. LibAnt 18,5 [aber 3 2 , 4 ; 4 0 , 2 ? ] , auch 1 Klem 10,7; H e b r 11,17-19? [s. dazu auch Ginzberg, Legends V , 254 u n d z u m entsprechenden Auslegungsvorschlag für Jak 2 , 2 1 Sigal, Halakhah, 348]), doch ist Jak 2 , 2 1 b eher so zu verstehen, daß Abraham Isaak auf den Altar hinauflegte bzw. die Absicht in Jakobus' Verständnis v o n Gott als vollzogene Handlung gewertet w u r d e (vgl. Philo, A b r 177, so auch Hebr 11,17-19?). Z u erwägen ist, daß Jakobus die Bindung Isaaks als Erfüllung des ersten Gebots b z w . des Hauptgebots D t n 6,5 (vgl. Philo, A b r [170 Eros!].196; J u b 1 7 , 1 5 . 1 8 , rabbinisch BerR zu 2 2 , 1 2 [dazu Jacobs, Background, 4 5 9 mit A n m . 3 ] ) verstanden hat. I m letzteren Fall würden V . 1 9 a . 2 1 b gewissermaßen d e n Zusammenhang v o n D t n 6 , 4 . 5 nachbilden. D e r Bezug v o n V. 19a z u m Abrahambeispiel gewönne damit noch schärfere Konturen. 1 2 1
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Rettender und nutzloser Glaube (Jak 2,14-26)
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über b z w . seine Adressaten genötigt s e i . Berücksichtigt m a n die hinter 2 , 2 1 2 3 stehende frühjüdische Abrahamtradition , ist dies w e n i g plausibel, denn die Bindung Isaaks wird hier als Erweis und Bewährung des Glaubens Abra hams verstanden: ev 7ceipaoji© eupeBri Kiazöq (Sir 4 4 , 2 0 ; 1 Makk 2 , 5 2 ) . In 1 Makk 2 , 5 2 ist darüber hinaus die Deutung der Bindung Isaaks als eines Glaubenserweises explizit mit G e n 15,6(b) verbunden, und Abraham ist hier das erste in einer Reihe v o n Beispielen, mit denen Mattathias die epya (!) x&v rcaxepcov (1 Makk 2 , 5 1 ) illustriert. D e r Abraham zur Gerechtigkeit angerech nete Glaube wird in 1 Makk 2 , 5 2 also i m Sinne des bewährten und in Werken erwiesenen Glaubens verstanden. D i e in Mattathias' Rekurs auf die epya x&v jcaxepaw genannten Taten haben j e w e i l s exemplarischen Charakter; die Bin dung Isaaks wird als das bedeutendste "Glaubenswerk" Abrahams pars pro toto genannt. G e n 1 5 , 6 fungiert daher gewissermaßen als Leitsatz über Abra hams Leben im ganzen. Jak 2 , 2 1 - 2 3 läßt sich ohne weiteres als Entfaltung der hier vorliegenden Verbindung v o n G e n 1 5 , 6 mit G e n 2 2 l e s e n . In e i n e m an deren Sinnhorizont bringt auch Philo die Bindung Isaaks mit Abrahams, in Opposition z u m Vertrauen auf irdische D i n g e stehenden Glauben in Verbin dung und rekurriert dabei auf G e n 1 5 , 6 (Imm 4 ; vgl. auch A b r 1 6 7 f f . 2 6 2 2 6 9 . 2 7 3 ) . I m Jub schließlich wird Abrahams gesamtes Leben unter der Per spektive der Bewährung des Glaubens in insgesamt zehn Versuchungen interpretiert ( 1 9 , 8 f ) , und die Bindung Isaaks ist mit kräftiger Feder als schwerste Glaubensprüfung Abrahams g e z e i c h n e t . Weist also der traditions128
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Dibelius, 2 0 0 : "Jak rechnet damit, daß sein Gegner oder der Leser gegen die Aussage von V . 2 1 den berühmten Glauben Abrahams anfuhren wird, und geht d a r u m v o n diesem a u s " , vgl. Gräfe, Stellung, 2 9 ; Nicol, Faith, 18; Lautenschlager, Gegenstand, 17; Klein, W e r k , 77 u.a. Z u dieser im ganzen oder zu d e m im folgenden darzustellenden Traditionsstrang s. Berger, A b r a h a m II, 372-382; G. Mayer, Aspekte; Wieser, Abrahamvorstellungen, 154-179; Siker, Disinheriting, 17-27; v o n Dobbeler, Glaube, 116-125 (zur Rezeptionsgeschichte von Gen 15,6), speziell zu Philo Sandmel, Place. V o n unzutreffenden Klischees über das Judentum geprägt ist die Arbeit v o n Schmitz, A b r a h a m . D e r Bezug v o n ev jceipaoji$ auf die Bindung Isaaks wird in Sir 44 durch die sich in V . 2 1 anschließende Aufnahme der Verheißungsrede aus Gen 2 2 , 1 6 - 1 8 bestätigt (vgl. Skehan/di Lella, Sir, 5 0 5 ) . Der biblische Anknüpfungspunkt für Sir 4 4 , 2 0 und 1 M a k k 2,52 könnte N e h 9,8 ( = 2 Esdr 19,8) sein: Kai eöpec, xf|v KapSiav a ü x o u jcioxf|v eva>ni6v a o u . Der hervorragenden Bedeutung der Bindung Isaaks entsprechend (s. unten bei A n m . 174) hätten Sir und 1 M a k k das Gläubig-erfunden-Werden Abrahams insbesondere auf Gen 22 bezogen. V g l . Heiligenthal, W e r k e , 51f; Penner, Epistle, 64f. D e r Hintergrund dieser Darstellung ist die massive Herausforderung jüdischer Identität durch den Hellenismus (vgl. Berger, J u b , J S H R Z I I / 3 , 279ff). Die Gestalt des Erzvaters Abraham dient dazu, die Abkehr von den Götzen und die Bewährung des wesentlich als unbe dingte Treue gegenüber Gott aufgefaßten Glaubens einzuschärfen (vgl. a . a . O . , 2 8 1 . 2 9 8 ) . ' D e r Nacherzählung von Gen 22 (Jub 18,1 ff) geht ein himmlisches Vorspiel voraus (17,15-18), nach d e m der Fürst Mastema auf 'eine Stimme im Himmel wegen A b r a h a m s , daß er glaubend sei in allem, was er (sc. Gott) zu ihm geredet h a b e ' (17,15) hin Gott auffordert, Abraham zu befehlen, er solle seinen geliebten Sohn als Brandopfer auf d e m Altar hinaufbrin gen, u m zu prüfen, 'ob er glaubend ist in allem, womit du ihn versuchst' ( 1 7 , 1 6 [Übers. Berger], s. auch V.17f). Damit korrespondierend wird das Glaubensmotiv auch in die auf die 1 2 8
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Die Begründung der These (Jak 2,18-26)
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geschichtliche Befund darauf hin, daß der Glaube in Jak 2 , 2 1 eingedacht ist, so wird dies z w i n g e n d , w e n n man den literarischen Kontext hinzuzieht. In V . 2 1 ff löst Jakobus, w i e bereits erwähnt, die Ankündigung v o n V . 1 8 b ß ein, den Glauben - s o , w i e er rettet - aus seinen Werken vorzuweisen. e£ ep-ycov ( V . 2 1 ) nimmt eK x&v epYaw ( V . 1 8 b ß ) auf, d.h. i m Kontext g e l e s e n läßt Jakobus aus den der 'Rechtfertigung' zugrundeliegenden Werken Abrahams rettenden Glauben sehen. Genau dies wird in V . 2 2 f e n t f a l t e t . D i e mit $Xe%eiq öxi eingeleitete Erläuterung v o n V . 2 1 ist dreigliedrig ( V . 2 2 a . b . 2 3 ) . Im ersten Glied ( V . 2 2 a ) ist das Verständnis v o n auvfipYei schwierig. Ubersetzen könnte man, daß der Glaube bei seinen ( = A b r a h a m s ) Werken j e und j e (iteratives Imperfekt) ( m i t - ) w i r k t e . V . 2 2 a würde also sagen, daß (unter anderem) der Glaube dazu verhalf, daß die Werke zustande k a m e n . Dafür könnte sprechen, daß e s (auch) in V . 2 2 b u m die Beziehung z w i s c h e n Glauben und Werken g e h t . V . 2 2 ließe sich dann im ganzen als eine A u s s a g e über das wechselseitige "Wirkverhältnis" v o n Glauben und Werken lesen: Einerseits wirkt der Glaube bei den Werken mit, andererseits g e langt der Glaube aus ebendiesen Werken zur V o l l k o m m e n h e i t . Erst V . 2 3 würde dann die soteriologische Schlußfolgerung nennen, nachdem in V . 2 2 die notwendigen "Erläuterungen" z u m nach d e m Zitat v o n G e n 1 5 , 6 zur Gerechtigkeit angerechneten Glauben Abrahams g e g e b e n wurden. Für V . 2 2 b ist dieser Ansatz richtig (dazu gleich), aber g e g e n eine entsprechende Deutung v o n V . 2 2 a spricht, daß das Wortspiel ouv-fjpyei zoiq e p y o i s auxoö deutlich als Pendant zu %a>pic, x&v epyow dpyf] e a x i v in V . 2 0 formuliert i s t , also im Kontext als positives Gegenstück dazu g e l e s e n werden m u ß . In V . 2 0 aber ging es u m die soteriologische Wirkungslosigkeit des Glaubens; V . 2 2 a stellt d e m die soteriologische Wirkung des Glaubens z u s a m m e n mit den Werken g e genüber. Ergänzen muß m a n in V . 2 2 a in Anbindung an V . 2 1 a 'zur Rechtfertigung' b z w . 'zum Gerechtsein'. Ist dies richtig, dann gibt es z w e i U n tervarianten, auvfjpyei könnte bloße M/Ywirkung meinen; der Glaube assistierte den Werken lediglich, stand ihnen hilfreich zur Seite, half ihnen o . a . . Jakobus w o l l e den Glauben herunterspielen . N a c h V . 1 8 b ß will Jakobus in 133
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bestandene Glaubensprüfung folgende Verheißungsrede (vgl. Gen 22,15-18) eingefügt ( 1 8 , 1 6 ) . - Z u verweisen ist ferner auf 4 M a k k 16,20. V g l . Frankemölle, 4 5 3 : "Abraham dient als Beispiel einer Rechtfertigung aus Werken im Kontext des Glaubens, wie die Verse 22 und 23 ... belegen". Bevorzugt von Burchard, Jakobus, 4 2 . Ähnlich von Soden, 190. V g l . Burchard, Jakobus, 4 2 . Z u r Übersetzung von V . 2 2 b vgl. Bauer-Aland, s.v. xeÄ,ei6co 2 . e . ß . V g l . Windisch, 19, auch Schwarz, Jak. 2 , 1 4 - 2 6 , 7 2 7 ; M a y o r , 104. V g l . Walker, Allein aus Werken, 179; Schräge, 3 3 ; Verseput, Puzzle, 112f, dagegen M e y e r , Rätsel, 9 5 , A n m . 4 . V g l . lexikalisch z . B . 3 Esr 7 , 2 , im Sinne v o n 'helfen' auch TestXII.Iss 3 , 7 ; Benj 4 , 5 ; Dan 1,7, v g l . auch etwa Epict, Diss I 9,26; II 1 0 , 5 . 7 ; 15,6; IV 1,122; 8,20 (immer mit M e n schen als Subjekt) oder Plutarch, M o r 6 4 C ; 6 6 2 C u . ö . So Burchard, Jakobus, 4 2 (der aber die zuerst genannte Deutung bevorzugt); Lautenschlager, Gegenstand, 180; Dibelius, 1 9 8 . 2 0 1 , vgl. auch Kühl, Stellung, 36f; Schräge, 3 3 ; 1 3 3
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Rettender und nutzloser Glaube (Jak 2,14-26)
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V . 2 0 f f aber genau dies nicht, sondern - w i e gesagt - aus den W e r k e n den Glauben aufweisen, w i e er rettet, und als Gegenstück zu V . 2 0 kann m a n V . 2 2 a nicht anders denn als positive A u s s a g e über die soteriologische Wirkung des Glaubens lesen. D e r T o n liegt nach V . 2 0 auf d e m Wirken, nicht auf d e m P r ä f i x . D a s Imperfekt ist durativ. Übersetzen muß man: 'Der Glaube wirkte (kontinuierlich) mit d e n W e r k e n z u s a m m e n ' , nämlich z u m Gerechtsein. D i e Frage, w i e sich die Anteile des Wirkens auf den Glauben und die Werke vert e i l e n , hat Jakobus in V . 2 2 a nicht i m Blick, ja sie ist auf Grund der bereits angedeuteten Bestimmung des Verhältnisses v o n Glauben und W e r k e n unsachgemäß gestellt. V . 2 2 b fährt fort, daß Abrahams Glaube eic x&v epycov vollendet wurde, zur Vollkommenheit b z w . Ganzheit gelangte. Durch die Wortstellung liegt der T o n auf eic x&v epyaw, w a s epya e%a> in V . 1 8 a als Markierung des entscheidenden Kriteriums korrespondiert. V . 2 2 b meint nun nicht, daß die Tcicmg Abrahams aus d e n W e r k e n insofern 'ans Ziel geführt w u r d e ' , als ihr dadurch das V e r m ö g e n eignete, zur Gerechtigkeit zu w i r k e n , sondern fj Tciaxic, exeXeixberi macht eine A u s s a g e über einen Zustand des G l a u b e n s , dessen Gegenstück der Glaube ist, der keine Werke hat ( V . 1 7 ) . D a m i t ist die soteriologische A u s s a g e aber direkt verbunden. In V . 2 3 wird sie durch das Genesiszitat entfaltet, in d e m nur n o c h v o m Glauben die Rede ist, ohne daß irgendeine Spannung z u m e§ epyaw 8 i K a i o ß a 8 a i in V . 2 1 besteht. D e n n der Abraham zur Gerechtigkeit angerechnete Glaube ist die nach V . 2 2 b aus Werken zur Vollkommenheit gelangte rciaxic, . Mit der dargelegten frühjüdischen Tradition interpretiert Jakobus die Tciaxig Abrahams also auf den bewährten, täti142
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Klein, W e r k , 74ff. Lexikalisch zwingend ist das nicht (vgl. z . B . M u s o n i u s fr 5 [p. 21,22f ed. Hense]: o u v e p y e i jiev -ydp Kai xfj rcpd£ei ö Xöyoc,); ein a u v e p y o c , kann auch die Hauptlast tragen (vgl. Bertram, o u v e p y ö c , K X X , 869f mit Belegen). Geht auch 'wirkte zusammen mit seinen W e r k e n ' (so Schwarz, Jak. 2 , 1 4 - 2 6 , 727 und auch - bei einem gegenüber Schwarz entgegengesetzten Verständnis des Halbverses - Walker, Allein aus W e r k e n , 179), also quasi o u v f | p y e i mit Dativ als f ] p y e i + o u v (das Simplex zu o u v e p y e i v gibt es weder klassisch noch in der Koine, stand Jakobus also nicht zur Verfügung)? Philologisch scheint mir dies nicht unmöglich zu sein, e d v 8et) jie c u v a r c o G a v e i v a o i (Mk 14,31) wird in M t 2 6 , 3 5 zu KCLV Ber\ jie o u v a o i d r c o G a v e l v . ö 8e Triaoöc, ercopeuexo o u v a u x o i c , in Lk 7 , 6 folgt fünf Verse später im gleichen Sinne o u v e j i o p e u o v x o av>xa> o i 1 4 2
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V g l . lexikalisch TestXII.Rub 3,6; Gad 4 , 7 (auch 4 , 5 v . l . ) ; Herrn, Sim V 6 , 6 . In der Literatur begegnen alle Varianten: Überordnung des Glaubens über die W e r k e (z.B. M u ß n e r , 142: "das Primäre ist ... der Glaube", ebenso H o p p e , Hintergrund, 115; Schnackenburg, Botschaft II, 2 2 0 ) , Unterordnung des Glaubens (vgl. A n m . 1 4 1 , extrem Walker, Allein aus W e r k e n , 1 8 1 , der - auf der Grundlage des inadäquaten Verständnisses des Glaubens als "Gesetzesfrömmigkeit" [189] - trotz 2,22 Jakobus einen "soteriologische(n) Monergismus der W e r k e " [189] vertreten sieht), ferner auch Gleichordnung der W i r k u n g von Glauben und W e r k e n ( z . B . Nicol, Faith, 13f; Heiligenthal, W e r k e , 40f mit A n m . 6 9 ) . So Dibelius, 2 0 0 ; Nicol, Faith, 17; Lautenschlager, Gegenstand, 180; Walker, Allein aus Werken, 1 8 1 . V g l . D a v i d s , 128 zu e x e X e i 6 9 t i : "doubtless meaning 'is brought to maturity' and thus indicating the unfinished State of faith without w o r k s " . V g l . [Quell/]Schrenk, 8IKTI K X X , 2 0 3 ; Marxsen, Allein aus Glauben, 3 1 ; H o p p e , Hintergrund, 116; Gnilka, Theologie, 4 5 0 u . a . 1 4 4
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Die Begründung der These (Jak 2,18-26) gen, den erwiesenen G l a u b e n
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. D i e W e r k e sind daher in V . 2 3
impliziert
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( w i e der Glaube in V . 2 1 ) . D i e A n k ü n d i g u n g , eic x&v epycov (rettenden) Glaub e n s e h e n z u lassen, löst Jakobus durch die R e d e v o n der
Rechtfertigung
Abrahams e£ epyäw e i n , und daraus soll m a n lernen, daß s e i n Glaube
eic x&v
epyow zur V o l l k o m m e n h e i t gelangte und ihn als solcher als Gerechter e r w i e s . A u f d e m Hintergrund v o n V . 1 8 b und in A u f n a h m e v o n V . 2 2 b ist das e£ epycov in V . 2 1 w i e in V . 2 4 f g e w i s s e r m a ß e n Abbreviatur für 'aus aus W e r k e n zur V o l l k o m m e n h e i t gelangten G l a u b e n ' kobus' V e r s t ä n d n i s
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.
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In der aus V . 2 1
nicht, w i e in der R e g e l a n g e n o m m e n w i r d
, und ebendies sagt G e n 1 5 , 6 in Jazu z i e h e n d e n Erkenntnis sind
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also
, die ersten b e i d e n Glieder z u s a m -
m e n z u z i e h e n , sondern V . 2 2 b und V . 2 3 bilden e i n e Einheit. N a c h d e m Jakobus in V . 2 2 a das positive Gegenstück z u V . 2 0 genannt hat, w e n d e t er d i e s in V . 2 2 b . 2 3 auf die Beschaffenheit d e s Glaubens an, in der dieser rettet, und gibt
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Z u r Rezeption v o n G e n 15,6 i m Frühjudentum v g l . noch Philo, All III 2 2 8 ; H e r 90ff; M u t 177ff; A b r 2 6 2 ; Virt 216ff; PsPhilo, D e S a m K a p . 2 5 (p.66f Ü b e r s . Siegert); J u b 1 4 , 6 . Nicht auszuschließen ist, d a ß auch die Verbindung v o n Glauben u n d Gerechtigkeit/(Heil) in LibAnt 2 3 , 6 (zur Stelle v g l . unten A n m . 157) u n d W K G 4 , 8 ; 13,8 (vgl. Berger, W K G , 2 1 6 ) v o n G e n 15,6 angestoßen sind. Gerechtigkeit u n d Glaube sind alttestamentlich sonst n u r noch in H a b 2 , 4 miteinander verknüpft (vgl. dazu unten A n m . 151). - D i e neben das XoyiaGfjvcu eic, SiKaioouvTiv gestellte Verleihung der Ehrenbezeichnung die entscheidende Differenz z u m Glauben des xiq v o n V . 1 4 markiert und dies in V . 1 8 b f f in einer am Erweis des soteriologischen Nutzens des Glaubens ausgerichteten Synkrisis d e s w e r k l o s e n und aus Werken zur V o l l k o m m e n h e i t g e langten Glaubens entfaltet. In V . 2 4 wendet er sich wieder d e n Adressaten öpaxe nimmt ß^erceig ( V . 2 2 ) auf - zu und stellt durch die präsentische Verbform s o w i e durch av9pa>7C05 als Subjekt die Allgemeingültigkeit des an Abraham G e z e i g t e n heraus. D u r c h die Schlußstellung liegt der T o n der A u s sage auf d e m jiövov, das sachlich epya 8e jxf| e%T] in V . 1 4 b z w . d e m K o n ditionalsatz s o w i e Kaö' eaüxfiv in V . 1 7 entspricht. D a s Gegenstück z u m Glauben allein ist der an Abraham dargestellte, durch die Werke zur Ganzheit g e brachte Glaube, und ebendies ist in d e m o b e n dargelegten Sinn durch e£ epyaw ausgedrückt . 1 5 3
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Als Zwischenresümee festzuhalten ist damit, daß Jakobus der frühchristlichen Basisüberzeugung vom rettenden Glauben in differenzierter Weise zustimmt. D a s Gerechtsein eines Christen beruht auf s e i n e m Glauben, nur ist diese Glaubensgerechtigkeit keine iustitia passiva, sondern eine iustitia activa, nämlich eine Glaubensgerechtigkeit auf Grund von Werken , w a s sich nahtlos 151
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Es ist zu konzedieren, daß die Formulierung in 2 , 2 2 a für sich g e n o m m e n so verstanden werden k a n n , daß sie einem Nebeneinandertreten von Glauben und W e r k e n das W o r t redet, doch macht der Kontext (s. allein das Nebeneinander von V . 2 1 u n d V . 2 3 ) eine solche Auffassung unmöglich. Richtig F r a n k e m ö l l e , 4 5 6 : es geht "auch in 22b nicht u m eine E r g ä n z u n g , sondern u m eine Vollendung des G l a u b e n s " . Rein formal betrachtet könnte man von daher geneigt sein, V . 18-23 zu einem Unterabschnitt zusammenzufassen, doch ist die Struktur des Textes, wie gesehen, eine andere: Die Verse 20-26 bilden ein zusammenhängendes Subsegment, das das Pendant zu V . 1 9 darstellt und auf V . 18bß bezogen ist wie V . 1 9 auf V . 1 8 b a . V g l . F r a n k e m ö l l e , 4 6 0 , der von einer "epigrammartige(n) K ü r z e " des Satzes spricht und die W e r k e als Glaubenswerke interpretiert. Baasland, F o r m , 3 6 7 0 deutet k% ep7CeoQai e v xcp KA.f|pa> x&v 8iKaiö>v, Ü b e r s . Janssen). F ü r die menschliche Rechtspflege gilt, daß nicht der d a e ß f i s , son dern nur d e r Siicaiog gerecht- b z w . freigesprochen werden darf ( E x 2 3 , 7 ; Jes 5 , 2 3 ; D t n 2 5 , 1 , vgl. 3 B a q 8,32 par 2 C h r 6 , 2 3 , auch C D 1,19; 4 , 7 ; ApkSedr 1 4 , 8 : 5iKaioi3jiev ouSajiÄg djiapxoöXöv). Ebendies wäre in Jak 2,21ff auf das Endgericht Gottes übertragen. Vergleichen kann m a n i m weiteren Sinne Lk 18,14; g r H e n 102,10 u n d lateinisch 4 Esr 12,7 (Dominator D o m i n e , si inveni gratiam ante oculos tuos, et si iustificatus s u m apud te prae multis, et si certum ascendit deprecatio m e a ante faciem tuam . . . ) ; J u b 2 2 , 1 2 (Lat.: tunc iustificabuntur viae tuae). Siehe n u r äth/grHen 9 9 , 1 0 ; TestAbr A 11,10; 13,13; PsSal 1 3 , 1 1 ; 4 Esr 9 , 1 3 ; Herrn, Sim IV 2f und 1 K o r 6 , 9 : & 8 I K O I Qeoö ß a o i X e i a v 0 6 K Ä , t i p o v o j i f | o o ü o i v . 1 6 2
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Die Begründung der These (Jak 2,18-26) kobus auch Kai
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8 e o ö 6kXt|8ti gehört oder an die die zitierten W o r t e z u -
mindest angehängt sind. D a Abraham d i e s e alttestamentlich nicht b e l e g t e , aber in 2 Chr 2 0 , 7 ; Jes 4 1 , 8 ; D a n 3 , 3 5
vorgebildete Ehrenbezeichnung in der
frühjüdischen Tradition nicht erst e s c h a t o l o g i s c h z u k o m m t
1 6 6
, m u ß die erste
M ö g l i c h k e i t als mehr als unwahrscheinlich gelten, d e n n das endgerichtliche Urteil läßt sich schwerlich als Erfüllung, Bestätigung oder Richtigkeitserweis verstehen, daß Abraham Freund Gottes genannt
wurde
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. eSiKauberi meint
also die Anerkennung Abrahams als eines Gerechten zu d e s s e n L e b z e i t e n
1 6 8
.
W e n n Jakobus dabei e i n e n bestimmten M o m e n t i m L e b e n Abrahams i m Blick hat, wäre dieser durch die B e z u g n a h m e auf die Darbringung Isaaks in V . 2 1 b bezeichnet
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. D a die Bindung Isaaks c h r o n o l o g i s c h e i n "Spätwerk" Abrahams
ist, könnte m a n d e n Plural
epyrov in V . 2 1 a s o erklären, daß die v o r a n g e -
g a n g e n e n W e r k e impliziert sind, die Anerkennung Abrahams als Gerechter j e d o c h erst nach einer langen Periode der P r ü f u n g
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und damit auch auf Grund
der v o r a n g e g a n g e n e n W e r k e mit der Bindung Isaaks erfolgte. M a n kann aber bei Rahab nicht analog argumentieren. V . 2 5 b nennt Rahabs erstes auch e i n z i g e s i m A T berichtetes - ( G l a u b e n s - ) W e r k
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- freilich
. Ist das Verhältnis v o n
S i e h e TestAbr A 1,4; 2 , 3 . 6 ; 4 , 7 ; 8,2.4; 9 , 7 ; 1 5 , 1 2 . 1 3 . 1 4 ; 1 6 , 5 . 9 ; 2 0 , 1 4 ; B 4 , 1 0 ; 8,2; 12,5; 1 4 , 6 ; A p k A b r 9 , 6 ; 10,6; J u b 1 9 , 9 ; C D 3 , 2 ; Philo, Sobr 5 6 (vgl. A b r 5 0 . 8 9 . 2 7 3 ) ; Jdt 8,22 ( V g ) ; BerR zu 1 3 , 8 ; TPsJon zu Gen 18,17, vgl. auch 1 Klem 1 0 , 1 ; 1 7 , 2 . 'Freund Gottes' ist neben Abraham in der frühjüdischen Literatur v o r allem M o s e (Philo, Sacr 130; [Migr 4 5 ] ; M o s I 156, sodann LibAnt 2 3 , 9 ; 2 4 , 3 ; 2 5 , 3 . 5 , v g l . E x 3 3 , 1 1 L X X ) , dann auch Isaak ( C D 3 , 3 ) , Jakob (JosAs 2 3 , 1 0 ; C D 3 , 3 ) , Levi (Jub 3 0 , 2 0 , s. auch arTestLevi 83) sowie allgemein die Weisen (Philo, All III 1; H e r 2 1 ; [Prob 4 1 t ] , v g l . Sap 7 , 1 4 . 2 7 , s. auch A b 6,1) und die Propheten (Philo, M o s I 156). Nach J u b 30,21 schließlich sollen die Israeliten d e m Bund treu sein, damit sie - w i e Levi - als Freunde auf den himmlischen Tafeln aufgeschrieben werden. D e r Titel begegnet auch in paganen Texten ( z . B . Piaton, Resp X 6 2 I C ; Leg IV 7 1 6 D ; X e n o p h o n , M e m II 1,33; Epict, Diss II 17,29; IV 3 , 9 ) . - V g l . Peterson, Gottesfreund; Treu, Gottesfreund; Stählin, 9 1 X 0 5 K T X , 144-169. D e r Versuch v o n Rönsch, A b r a h a m , 5 8 5 590, d e n Titel für A b r a h a m etymologisch aus dessen Namen abzuleiten, vermag nicht zu überzeugen. Das Argument gilt mutatis mutandis auch, w e n n m a n , w a s m . E . gänzlich unwahrscheinlich ist, Kai f| anschließt (so Ropes, 222). Ebenso Dibelius, 199; Lohse, Glaube u n d W e r k e , 5 . Das Partizip löst m a n dann a m besten temporal auf. e8iKaiö>9Ti könnte m a n als eine von der frühjüdischen Abrahamtradition angestoßene Interpretation v o n G e n 2 2 , 1 2 b b z w . 2 2 , 16-18 im Licht v o n G e n 15,6 verstehen (vgl. Ropes, 2 1 8 ; M u ß n e r , 141). - W e g e n d e r Parallelität v o n Jak 2 , 2 1 zu V . 2 5 ist es nicht möglich, V . 2 1 b überhaupt nicht als Verweis auf eines der e p y a Abrahams, sondern allein als Bezugnahme auf Gottes Einschreiten bei d e r D a r h ö hung Isaaks zu verstehen, das als e8iKaio>9Ti (V.21a) interpretiert wäre, so daß d e r temporal aufgefaßte Partizipialsatz allein auf e8iKai69Ti (ohne e£ epycov) zu beziehen wäre (gegen Ward, W o r k s , 288f; Davids, 128). Vgl. die Rede v o n zehn Versuchungen Abrahams in jüdischer Tradition (Jub 19,8 [hier ist aber nicht die Bindung Isaaks, sondern T o d u n d Begräbnis Saras die letzte Prüfung]; A b 5 , 3 ; P R E 2 6 - 3 1 ; A R N 3 3 ; BerR zu 2 2 , 1 5 ) . D e n Plural e£ epyoov auf verschiedene Handlungen Abrahams bei der Bindung Isaaks zu beziehen u n d bei Rahab d e n Plural durch die Zählung v o n v>Äo8e£ajievr| u n d eKßaXoöaa als j e ein W e r k erklären zu wollen (Frankemölle, 4 5 2 . 4 5 5 ; Schnider, 7 5 , v g l . auch Davids, 133), wirkt gezwungen; richtig zu V . 2 5 Laws, 135: "a Single event rather than t w o distinct actions". 1 6 7
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Rettender und nutzloser Glaube (Jak 2,14-26)
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e£ epyow zu der in V . 2 1 b und V . 2 5 b j e w e i l s genannten Einzeltat in einer für beide Fälle gleichermaßen geltenden W e i s e zu bestimmen, liegt e s daher nahe, e£ ep-ycDv e8iKai8r) erzwingt k e i n e s w e g s oder legt auch nur nahe, daß G e n 1 5 , 6 hier als durch die Darbringung Isaaks erfüllte Verheißung, als w e l c h e der Vers weder in seinem ursprünglichen Kontext n o c h für sich g e l e s e n noch auch irgendwo in der frühjüdischen Tradition erscheint, verstanden i s t . O b e n wurde erwähnt, daß das Jubiläenbuch die Abrahamgeschichte i m ganzen unter d e m Leitmotiv der Glaubenserprobungen nacherzählt. In 1 Makk 2 , 5 2 ist dieses M o t i v explizit mit G e n 1 5 , 6 ( b ) verbunden. P h i l o , der wiederholt G e n 15,6(a) zitiert oder darauf a n s p i e l t , versteht diesen Vers in Abr 2 6 2 als e i n e n v o n M o s e (!) empfangenen göttlichen Ausspruch. Ahnlich führt Philo G e n 1 5 , 6 in All III 2 2 8 im Sinne eines Leitsatzes über Abrahams Leben e i n (vgl. auch I m m 4 ) . In diesem Sinn ist auch Jakobus' Rekurs auf G e n 1 5 , 6 zu verstehen; der Vers ist ein "Gottesspruch, der über d e m g a n z e n l i e b e n Abrahams s t e h t " und in dessen Licht die Abrahamgeschichten als Erzählungen v o n Glaubenserweisen aufgefaßt werden, die Abrahams Gerechtsein vor Gott z e i g e n . W a s der Gottesspruch über Abraham sagt, wurde durch das e£ epya>v eStKaicberi 'erfüllt', e m pirisch verwirklicht, als richtig b e s t ä t i g t . W i e der Gottesspruch sich auf Abrahams (postkonversionales) Leben i m ganzen bezieht, so auch V . 2 1 a . D i e Aoriste im Zitat kann m a n ingressiv verstehen: 'Abraham k a m z u m Glauben 172
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K a n n m a n J u b 2 2 , 1 2 (Lat., s. oben A n m . 164) vergleichen? O d e r sind die Partizipialsätze als exemplarische Charakterisierungen Abrahams und Rahabs zu verstehen, die man im Deutschen a m besten mit einem Relativsatz wiedergibt (als Möglichkeit bei Frankemölle, 449)? M a n w ü r d e dann freilich vor den Partizipien den Artikel erwarten (s. aber z . B . Jak 3,4!). Siehe Jdt 8,26; Sap 1 0 , 5 ; Sir 4 4 , 2 0 ; 1 M a k k 2 , 5 2 ; 4 M a k k 14,20; 15,28; 16,20 (!); 1 8 , 1 1 ; Jub 17,15ff; Philo, A b r 167ff (vgl. I m m 4 ) ; LibAnt 3 2 , 1 - 4 (vgl. 1 8 , 5 ; 4 0 , 2 ) , vgl. auch arTestLevi 22 (vgl. 4 Q 2 1 4 2f); J o s , Ant I 222-236; EpiPhil F r a g m . 1 (Denis, Fragmenta, 2 0 3 ) ; Demetrios F r a g m . 1 (Denis, Fragmenta, 175), rabbinisch z . B . BerR zu 2 2 , 1 5 , frühchristlich H e b r 11,17-19; 1 Klem 10,7 (vgl. 3 1 , 3 ) . Gegen Windisch, 19; M u ß n e r , 143; Heiligenthal, W e r k e , 3 9 . All III 2 2 8 ; I m m 4 ; M i g r 4 4 ; H e r 9 0 . 9 4 ; M u t 177.186; A b r 2 6 2 , v g l . auch Virt 2 1 6 ; Praem 2 7 . Dibelius, 2 0 2 , der ebenfalls auf Philo verweist ( 2 0 2 . 2 1 0 ) . V g l . Lackmann, Sola fide, 58f: Jakobus gebraucht "das eK%x\p&Qr\ im Sinne von 'das Wort w u r d e tatsächliches Ereignis' und nicht ein Angekündigtes w u r d e ' E r f ü l l u n g ' " . Nach Davids, 129 trägt eKXx\p6Qr\ den Sinn, "that the scripture in G n . 15:6 says the same thing that James has been a r g u i n g " . 1 7 3
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Die Begründung der These (Jak 2,18-26) an G o t t
1 7 9
237
, und v o n da an wurde ihm s e i n (sich v o n A n f a n g an in W e r k e n er
w e i s e n d e r ) Glaube zur Gerechtigkeit angerechnet und er wurde Freund Gottes genannt'
1 8 0
.
Zieht m a n nun die Ergebnisse der A u s l e g u n g v o n l , 1 8 f f in Kap.II (und I V . 1) hinzu, s o wird deutlich, w e l c h e n Ort das 8 i K a i o ö a 8 a i in der soteriologi s c h e n G e s a m t k o n z e p t i o n v o n Jakobus einnimmt. Rechtfertigung b z w . die A n rechnung zur Gerechtigkeit ist bei Jakobus die göttliche Bestätigung,
daß j e
mand das v o n Gott eröffnete Lebensverhältnis ( 1 , 1 8 ) seinerseits v o l l und g a n z bejaht h a t
1 8 1
- das ist bei Gerechtigkeit i m Blick - und also auf d e m W e g z u m
Empfang d e s Lebenskranzes, zur eschatologischen fertigung'
bezeichnet,
mit
anderen W o r t e n ,
Rettung wandelt.
nicht das d e n
'Recht
Heilsstand
gründende, das "anfängliche" d e m M e n s c h e n das H e i l z u e i g n e n d e
be
Handeln
Gottes (s. nur Tit 3 , 7 , dazu unten), sondern ihr eignet "konfirmativer" Cha rakter. Sie ist e t w a s Z w e i t e s nach der H e i l s z u e i g n u n g , das mit der m e n s c h l i c h e n A n n a h m e d e s H e i l s verbunden ist. D u r c h das T u n d e s G e s e t z e s erwirbt sich der Christ das H e i l nicht, sondern er stimmt in das H e i l s h a n d e l n Gottes ein, er ergreift das ihm geschenkte L e b e n ( 1 , 1 8 ) . In d i e s e m Kontext stehen die nach 2 , 1 4 - 2 6 zur Rechtfertigung b z w . Rettung n o t w e n d i g e n W e r k e , und v o n daher ist zu begreifen, daß die Glaubensgerechtigkeit 1 7 9
e i n e iustitia activa i s t
1 8 2
.
W a s wiederum gut zur Bedeutung Abrahams als des Prototyps der Proselyten paßt. Vgl. Haacker, Glaube i m Neuen Testament, 134f zur LXX-Übersetzung u n d paulinischen R e zeption. Die Nebeneinanderstellung des Gerechtseins u n d der Auszeichnung als Freund Gottes in Jak 2 , 2 3 begegnet ebenfalls in frühjüdischen Texten. So wird A b r a h a m i m TestAbr ver schiedentlich unmittelbar zusammenhängend als Gerechter u n d als Freund Gottes bezeichnet (A 2 , 3 . 6 ; 16,9; B 4 , 1 0 ) . In J u b 3 0 , 2 0 heißt es v o n Levi, daß er 'als Freund u n d Gerechter auf den himmlischen Tafeln aufgeschrieben i s t ' . D i e Aufnahme der Ehrenbezeichnung Freund Gottes (vgl. oben A n m . 166) u n d deren Zusammenhang mit d e m Gerechtsein in Jak 2 , 2 3 machen also wiederum den frühjüdischen Traditionshintergrund v o n J a k o b u s ' Ausführungen deutlich. Dies ist wiederum gut alttestamentlich-frühjüdisch. Insbesondere verwiesen sei hier auf die deklaratorische Formel CT! p H X / S I K C U O C , OUTÖC, e o t i v in E z 18,9, die das an der Er füllung der Gebote ablesbare Gerechtsein einer Person feststellt. D e n Hintergrund v o n E z 18,5-9 bildet eine in Zusammenhang mit d e m (Jerusalemer) Tempelkult stehende Torliturgie: Nach d e m Bekenntnis, die - exemplarisch genannten - Gebote gehalten zu haben, deklariert der Priester den Befragten als gerecht (vgl. Zimmerli, Ez I, 397ff, auch v o n R a d , Anrechnung, 132f). Zieht m a n dies direkt auf eine Gerechterklärung durch Gott h i n a u s , läßt sich sagen: Die Anerkennung der Gerechtigkeit eines Israeliten ist kein das Bundesverhältnis begründen der Akt, sondern findet innerhalb des Bundes zwischen Gott u n d Israel statt. D i e Rechtfertigungsaussage hat bei Jakobus also eine andere Funktion u n d Stellung innerhalb der soteriologischen Gesamtkonzeption als bei Paulus. W e n n m a n vergleichen will, kann m a n nicht einfach die Rechtfertigungsaussagen einander gegenüberstellen, sondern m a n muß die Gesamtkonzeptionen vergleichen u n d diese wiederum mit d e m jeweiligen soziohistorischen Kontext korrelieren. Dies ist hier nicht die Aufgabe (s. immerhin zu Tit 3,4-7 unten im Exkurs); hier m u ß es zunächst d a r u m gehen, die jakobeische Konzeption herauszuarbeiten. Angemerkt sei n u r , daß die wesentliche Differenz zwischen Jakobus u n d Paulus nicht a m 'sola gratia' der Konstituierung des Gottesverhältnisses, der anfänglichen Zueignung des Heils, auf bricht, sondern daran, daß Jakobus die partizipationistischen Kategorien d e r p l n Theologie fehlen. - D a ß Jakobus u n d Paulus bei niaxiq, e p y a u n d S i i c a i o ö a G a i v o n verschiedenen Dingen reden, ist verschiedentlich vermerkt worden (s. n u r A . Köhler, Glaube, 9-16; Feine, Jakobusbrief, 101-104; J. Jeremias, Paul and James, b e s . 370f; L a w s , 1 3 3 ; Longenecker, 1 8 0
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Rettender und nutzloser Glaube (Jak 2,14-26)
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Eine adäquate Inblicknahme der Rechtfertigungsaussagen in 2 , 2 1 ff ist nur auf d e m Fundament v o n l , 1 8 ( f f ) m ö g l i c h . D a ß aber der Lebenswandel der "Gläubigen" i m Blick auf das Endgericht nicht belanglos ist, ist s o w o h l i m frühjüdischen als auch i m frühchristlichen Kontext alles andere als eine jak Sondermeinung. Dieser Inbeziehungsetzung der Rechtfertigungsaussagen in 2 , 2 1 ff mit d e m soteriologischen Bekenntnis in 1,18 entspricht, daß sich die in 2 , 1 4 - 2 6 vorge brachte Differenzierung, daß nur Glaube, der Werke hat, rettet, als Variation v o n l , 2 1 b f f zeigt, daß nur die Annahme des Wortes i m H ö r e n und Tun zur eschatologischen Rettung f ü h r t . Glaube und Annahme d e s Wortes bilden einen e n g e n konzeptionellen Zusammenhang, worauf sogleich zurückzukom m e n sein wird. G e m e i n s a m ist beiden Texten aber nicht nur, daß die soterio logische Bedeutung der Werke eingeschärft wird und das dabei mit ad>Ceiv ( 1 , 2 1 ; 2 , 1 4 ) anvisierte, n o c h ausstehende Heil die eschatologische Rettung i m Endgericht ist. D e n n w i e das aA^eiv in 2 , 1 4 in V . 2 1 f f durch SucaioßaGai weitergeführt wird u n d dessen thematischen Kontext vorgibt, s o steht d e m aa>Ceiv in 1,21 antithetisch in V . 2 0 ... Sucaioauvriv Geoö ODK äp-yd^exai voran., Jakobus hat V . 1 9 f in das vorgegebene Traditionsstück 1 , 1 8 . 2 1 e i n g e f l o c h t e n . SiKaioauvt] Geoö ist in Verbindung mit epydCeaGai nahelie gend i m Sinne v o n 'das, w a s vor Gott recht ist' zu v e r s t e h e n . Gesagt ist also: 'Der Zorn b z w . - öpyfi m e t o n y m i s c h gefaßt - der Zornige tut nicht, w a s vor Gott recht ist, d.h. was d e m Gemeinschaftsverhältnis mit Gott ent s p r i c h t ' . D a s epydCeaGou Sucaioauvriv ergibt sich vielmehr aus der A n nahme des Wortes. Ist diese durch xöv 8uvd|ievov a&aai . . . in einen soterio logischen Horizont gestellt, s o schwingt in V . 2 0 e i n deklaratorisches M o m e n t zumindest mit: I m Zorn vollbringt der M e n s c h kein Werk, auf Grund dessen Gott ihn als Gerechten anerkennen k ö n n t e . N u r der Gerechte aber wird g e rettet. A u c h innerhalb v o n l , 1 8 f f klingt also der o b e n dargelegte Sitz des SucaioöaGai an: Zur Rechtfertigung führt die in Kap.IV. 1 thematisierte rechte Annahme d e s b e i der Geburt eingestifteten, lebenspendenden Wortes. V o n 183
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Faith, 206f). Nicht selten werden damit Harmonisierungsversuche verbunden (s. etwa Bruce, Justification 75f u n d unten A n m . 2 0 6 ) . D a s j i ö v o v in 1,22 u n d 2 , 2 4 zeigt jeweils dieselbe Defizienz an: E i n Christ dringt nicht zum Tun v o r . Siehe K a p . I I . 2 . 2 . 1 . M i t Beyschlag, 79f; Ropes, 169; Knowling, 2 8 ; Hauck, K N T , 75f; M e y e r , Rätsel, 247; Blackman, 6 2 ; Mitton, 6 2 ; Adamson, 8 0 ; Laws, 8 1 ; M o o , 7 9 u . a . - V g l . epydCeQcu S i K a i o a o v i i v ' t u n , was recht ist' y 14,2; A p g 10,35; Hebr 1 1 , 3 3 ; Herrn, Vis II 2 , 7 ; 3 , 3 ; M V 1,1; X I I 3 , 1 ; 6 , 2 ; Sim IX 1 3 , 7 . Z u S I K C U O O U V T I Geoö v g l . M t 6 , 3 3 u n d die verwandte Konstruktion dpexf| Geoö in 4 M a k k 10,10 (vgl. Ropes, 170). "Gottes Gerechtsprechung" (Schräge, 22) m u ß m a n hier in S I K C U O O U V I I Geoö mithören (s. unten), ist aber nicht betont (vgl. 3 , 1 8 , dazu K a p . V I I I . 1). S i K a i o o u v i i Geoö als "Gottes unerschütterliche Rechtstreue" (Stuhlmacher, Gerechtigkeit, 193) paßt nicht in den Satzzusammenhang. Z u r Gerechtigkeit als gemeinschaftsgemäßem Verhalten s. n u r v o n R a d , Theologie I, 382ff, v g l . auch Berger, Theologiegeschichte, 84f. Bei Jakobus dient das vollkommene Gesetz der Freiheit dazu, zu steuern, welches Verhalten der Gemeinschaft mit Gott entspricht. V g l . insbesondere die Deutung v o n 1,20 bei H o p p e , Hintergrund, 6 8 . 1 8 3
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Die Begründung der These ( J a k 2,18-26)
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d e m in 1,18 laut werdenden grund-legenden Heilsakt Gottes ist die Rechtfertigung z u unterscheiden. Der angesprochene, frühchristlich in keiner Weise ungewöhnliche Zusammenhang zwischen der Annahme des Wortes und dem Glauben kann nicht überraschen, wenn es richtig ist, daß nicmc, das Gottesverhältnis als Ganzes bezeichnet. Denn nach den Ausführungen in Kap.II.2 ist die Gottesbeziehung durch das Wort strukturiert. Von daher ist zu erwarten, daß sich wesentliche Momente des jakobeischen Glaubensverständnisses von der inhaltlichen Struktur des Xöyoq äXTiBeiac, her aufschlüsseln lassen. Zum Wort gehört zum einen ohne Zweifel der Grundbestand der "Glaubenssätze", neben der Einzigkeit Gottes mit Sicherheit auch die grundlegenden christologischen Daten, ferner das, was ein Christ sich von der Zukunft erhoffen darf, also zum Beispiel die Verheißung des Empfangs des Lebenskranzes (1,12) oder der Herrlichkeit ( 2 , 1 ) . Glaube impliziert als auf das Wort bezogen - wie dargelegt - natürlich immer den Aspekt des Fürwahrhaltens der Botschaft, vor allem im Blick auf die verheißene Zukunft aber auch wesentlich die Aspekte der Zuversicht, des unbedingten Vertrauens. Zum anderen ist das Wort Gesetz, Weisung zur Gestaltung und Bewahrung des von Gott durch die Geburt geschenkten Lebens. Der eine Gott ist für Jakobus auch der eine Gesetzgeber und Richter. Zum Glauben gehört entsprechend das Leben nach dem G e s e t z . Es ist demnach auch von daher eine folgerichtige Konsequenz aus l,18ff, daß für Jakobus Werke nach 2,14-26 genaugenommen nicht erst eine wünschenswerte Folge der Gottesbeziehung, sondern eben ein Teil derselben sind und daher die rcicmc, erst e£ epyaw ganz wird. Wie die Annahme des Wortes ein das Tun implizierendes Hören meint, so gehören zum Glauben selbst Werke. 188
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Ist damit der soteriologische Zusammenhang der Glaubensgerechtigkeit auf Grund v o n Werken dargelegt, s o ist eine andere zur Erfassung der jakobeischen Soteriologie relevante Frage noch offen, nämlich w e l c h e "Anforderung" an d e n Christen mit d e m der 'Rechtfertigung' zugrundeliegenden e£ epyaw näherhin gestellt ist. Hat Jakobus Sündlosigkeit und eine perfekte Erfüllung d e s Gesetzes i m Blick oder eher die Grundhaltung der aufrichtigen und umfassenden Ausrichtung der Existenz auf Gott und seinen W i l l e n hin, Scheitern dabei und Vergebung e i n g e r e c h n e t ? Ein erster H i n w e i s ist bereits Kai cpÜ,oc, 8eoö eK%y\Qn\ z u entnehmen. D i e Arirechnung des Glaubens zur Gerechtigkeit ist dieser Nebeneinanderstellung nach offenbar nicht als eine "Buchung" innerhalb einer Geschäftsbeziehung v e r s t a n d e n , sondern sie steht i m 191
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Siehe n u r A p g 8,12f; Herrn, Sim VIII 3 , 2 . Z u Jak 2 , 1 v g l . K a p . I I I . 2 . 2 . 1 . 2 , S.137. V g l . den Gedankengang in 2 , 1 - 9 (s. oben K a p . I I I . 2 . 2 . 1 . 2 ) . Z u m Bezug des Glaubens auf das Gesetz (o.a.) im A T u n d Frühjudentum s. insbesondere ^ 118,66; Sir 3 2 , 2 4 , n e g . 1 Q p H a b 2 , 1 4 f (vgl. Z . 4 . 6 ) ; 4 Esr 7,24f (vgl. 3 , 3 2 ; 5 , 2 9 ; 7,83), sodann auch d e n Zusammenhang zwischen d e r niaxiq rcpöc, 0 e 6 v u n d d e m Festhalten a m Gesetz in 4 M a k k (vgl. L ü h r m a n n , Pistis, 3 4 ) , ferner noch 4 Esr 6 , 5 ; 9,7f; 1 3 , 2 3 ; L i b A n t 2 3 , 6 (dazu oben A n m . 157), schließlich syrApkBar 4 2 , 2 ; 5 4 , 5 . 1 6 . Z u m Frühjudentum diesbezüglich E . P . Sanders, Paulus, passim. D i e Deutung d e r v o n Jakobus geforderten W e r k e im Sinne v o n "Verdienst u n d Leistung" (Schulz, Mitte, 2 8 7 u . a . , s. dagegen den Ansatz v o n Heiligenthal, W e r k e als Z e i 1 8 9
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Rettender u n d nutzloser Glaube (Jak 2,14-26)
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Kontext eines "freundschaftlichen" N a h v e r h ä l t n i s s e s ( v g l . Lk 1 2 , 4 ; Joh 1 5 , 1 4 F ) und läßt sich v o n daher ohne weiteres als eine w o h l w o l l e n d e , w e n n m a n s o will: "gnadenhafte" Anerkennung fassen, daß sich e i n Christ in diesem Lebensverhältnis recht verhalten h a t . Bezieht man den Gesamttext ein, wird die damit eingeschlagene Richtung nachdrücklich bestätigt. D e n n Jakobus weiß nicht nur davon, daß 'wir uns alle vielfach verfehlen' (3,2), sondern vor allem spricht er in 5 , 1 6 - 1 8 v o n Sünden v o n G e r e c h t e n . D e n genannten Textpassagen ließen sich noch weitere an die Seite s t e l l e n , d o c h genügt das Gesagte hier, u m ausreichend deutlich z u machen, daß efc epyaw in 2,21ff nicht perfektionistisch z u fassen ist, sondern eine Haltung i m Blick h a t , w a s im übrigen auch durch d e n angesprochenen Zusammenhang mit l,21bff Bestätigung findet. D e n n daß Jakobus in V . 2 2 die substantivische Wendung rcouycfic, Xöyov wählt und dies in V . 2 5 zu TCOUITTIC, epyou (nicht ep-yöw, der Singular ist nicht b e l a n g l o s ) variiert, deutet darauf hin, daß in der Mahnung zunächst einmal eine grundsätzliche Haltung i m Blick ist. D i e dogmatisch eingespielte Alternative "erworbene" oder "zugesprochene" G e r e c h t i g k e i t ermöglicht keine sachgerechte Erschließung des Befundes in Jak 2,21 ff (bzw4,20ff). Rechtfertigung zeigt sich i m Jak vielmehr als e i n barmherziges Ja Gottes z u m ernsthaften Christen, mit d e m er dessen Rechtsein in der v o n ihm eröffneten Lebensbeziehung anerkennt, w o e i n "Grund" auf Seiten des Christen dazu g e g e b e n ist, ohne daß dieser einen Anspruch z u begründen vermöchte (oder auch nur annähernd in diesem Sinnzusammenhang gedacht wäre). 9 4
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chen) hat keinen Anhalt a m Text, sondern ist Ausdruck einer "captivitas lutherana" d e r Wahr nehmung des Jak. - Vgl. noch unten Kap. V I I I . 2 . Vgl. Treu, Gottesfreund, S p . 1 0 4 4 . Ferner oben A n m . 166. V g l . die Überlegung v o n Burchard, Jakobus, 4 1 . Siehe dazu oben K a p . I V . 2 . 1 , S . 1 9 1 . Vgl. die Weiterführung dieser Fragestellung in Kap.VII u n d V I I I . 2 . Zugleich gilt, daß Abraham diese Haltung in idealer u n d damit vorbildlicher Weise g e lebt hat. E r ist als erster auch bester Christ (vgl. oben A n m . 123), aber verallgemeinerbar ist das nicht. Z u r Unterscheidung v o n Vollkommen- u n d Gerechtsein unten K a p . V I I . Gut Hauck, K N T , 8 5 : "Nicht auf Einzelwerke wird der Blick gelenkt, sondern darauf, daß es überhaupt zu 'Werk* k o m m t " . S i e h e n u r Wildberger, "Glauben", 1 4 5 . Gleiches gilt für die Antithese 'Rechtfertigung als analytisches oder synthetisches Urteil' ( z . B . A . Köhler, Glaube, 15; Lautenschlager, G e genstand, 179, z u r Problemanzeige vgl. Burchard, Jakobus, 4 1 ) . D a s ist in diesem Fall letzt lich eine Frage des Maßstabs. W e n n in d e n Hodajot im hymnischen Sprechakt i m Rahmen d e r Gegenüberstellung v o n Mensch u n d Gott bekannt wird, daß kein Mensch v o r Gott gerecht ist (1 Q H 15[7*],28; 17[9*],14ff u . ö . ) , so ist d e r Maßstab des Gerechtseins ein anderer als i m Jak. Eine Differenzierung zwischen Vollkommen- u n d Gerechtsein ist aber kein Proprium v o n Jakobus (s. K a p . V I I . l , A n m . 4 1 ) . 1 9 3
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Die Begründung der These (Jak 2,18-26)
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E X K U R S : Zur Frage des traditionsgeschichtlichen Verhältnisses v o n Jak 2 , 1 4 - 2 6 zur paulinischen Tradition Die Frage nach einer möglichen traditionsgeschichtlichen Beziehung von Jak 2,14-26 zur pln Tradition ist bereits bei der Auslegung von 2,14 aufgeworfen w o r d e n , konnte dort aber nicht positiv beantwortet werden. Zu fragen ist nun, ob dagegen der Rekurs auf Abraham mit der Zitation von Gen 15,6 in V.21-23 (vgl. Rom 4, auch Gal 3,6ff) sowie die in Jak 2,24 gezogene Schlußfolgerung, die - dem Buchstaben nach - als direkte Antithese zu Rom 3,28; Gal 2,16 erscheint, darauf hindeuten, daß der Jak in die Wirkungsgeschichte paulinischer Rechtfertigungsaussagen einzuord nen ist, wie von der überwiegenden Zahl der Ausleger angenommen w i r d . Im ein201
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Siehe oben K a p . V . l , S.210ff. D e n erhaltenen Quellen nach ist diese Wirkungsgeschichte sehr begrenzt. S I K C U O O Ü V T I gehört in d e n Deuteropaulinen durchgehend in d e n ethischen Bereich ( s . n u r E p h 5 , 9 ; 1 T i m 6 , 1 1 ; 2 T i m 2 , 2 2 ) , und das Verb S I K C U O Ö V i m Sinne der Rechtfertigung des Menschen begeg net n u r in Tit 3 , 7 . Daneben ist die paulinische Rechtfertigungslehre in E p h 2 , 5 . 8 - 1 0 rezipiert (dieser Text w i e d e r u m hat in Polyk, 2 Phil 1,3 nachgewirkt), doch ist hier Rechtfertigung zu Rettung "moduliert". Außerhalb des Corpus Paulinum wird in A p g 13,38f sowie 1 K l e m 3 2 , 4 auf die paulinische Rechtfertigungslehre angespielt, dies ist alles (die Rezeption v o n R o m 4 , 5 in Diogn 9,4 liegt außerhalb des hier in Frage kommenden Zeitraums; die Schrift ist frühe stens gegen E n d e des 2 . Jahrhunderts entstanden [vgl. Wengst, Schriften II, 305-309]). L u z , Rechtfertigung, 3 6 7 stellt daher zu Recht fest: "Bis h i n zu Marcion hat die paulinische Rechtfertigungslehre in keinem paulinischen Traditionsstrom eine wesentliche Rolle gespielt". Apg 13,38f u n d 1 Klem 3 2 , 4 sind dabei k a u m mehr als abgeblaßte Reminiszenzen (so zu A p g 13,38f Roloff, A p g , 2 0 8 ) . D i e Actastelle verdankt sich d e m Bemühen des Historikers u m Authentizität; in der ersten v o n i h m geschilderten großen Predigt des Paulus will e r "der Rede paulinisches Kolorit verleihen" (Schule, A p g , 2 9 6 ) . Z u 1 Klem 3 2 , 4 merkt L ü d e m a n n , Paulus II, 2 0 3 zu Recht an, daß d e r Verfasser hier "seinen Darlegungen einen paulinischen Anstrich geben will", d e r "merkwürdig künstlich (wirkt)". Bezeichnend ist, daß wenige Verse zuvor noch v o n einem epyoig SiKaioöoGai Kai jxf| Äoyoig (30,3) die Rede w a r . Berücksichtigt man die im ganzen n u r periphere Bedeutung paulinischer Rechtfertigungsaussagen u n d ferner, daß diese nirgendwo in einem polemischen Kontext begegnen, so folgt daraus zumindest, daß die These einer v o n Jakobus geführten Kontroverse u m diese nicht durch eine v o n anderen Quellen bezeugte Konfliktsituation plausibel gemacht u n d so gestützt werden kann. Z u beach ten ist ferner, daß bei der genannten Paulusrezeption das Gegensatzpaar 'Glaube - W e r k e ' z u m Teil durch die Entgegensetzung v o n 'Gnade/Erbarmen Gottes - W e r k e ' ganz abgelöst wird (Tit 3,3-7) oder zumindest hinter dieser zurücktritt (Eph 2,5.8f). D i e Rezeption v o n E p h 2 in Polyk, 2 Phil 1,3 stellt ebenfalls Gnade u n d W e r k e als Antithese heraus. Anders ist dies n u r noch in 1 Klem 3 2 , 4 , doch hätte auch hier die Entgegensetzung v o n Gnade u n d W e r k e n eher den vorangegangenen Versen 32,1 ff entsprochen (vgl. auch, daß es noch in 3 1 , 2 hieß, daß Abraham gesegnet w u r d e , 'weil er im Glauben Gerechtigkeit u n d Wahrheit ü b t e ' ! ) . A p g 13,38f k o m m t die Insuffizienz des Gesetzes zur Sündenvergebung v o r , nicht aber Glaube u n d Werke als Opposita. M i t anderen Worten: Achtet man genau auf das Vorliegen des semanti schen Feldes 'Glaube - Werke - Rechtfertigung', ist das Traditionsmilieu in nachpln Zeit, in das m a n Jak 2,14-26 als Auseinandersetzung mit Paulus b z w . seinen Nachfolgern einzeichnen könnte, noch spärlicher bezeugt. D i e Behauptung v o n Hübner, Theologie 2 , 3 8 0 : "Daß der Jak in die neutestamentliche Wirkungsgeschichte der paulinischen Theologie gehört, ist unbestritten" übergeht die mehr als vereinzelte u n d gerade in jüngster Zeit zunehmende Bestreitung einer traditionsgeschichtlichen Abhängigkeit des Jak v o n Paulus. Z u nennen sind hier u . a . Meyer, Rätsel, 86-108; [Quell/]Schrenk, Siicn K X X , 2 2 3 ; Walker, Allein aus Werken, 191f; Baasland, Jakobusbrief, (127-)133; Davids, 128; Heiligenthal, W e r k e , 4 9 - 5 2 ; Berger, Theologiegeschichte, 188f; Bin demann, Weisheit, 2 1 0 , auch Verseput, Puzzle, 114.115; v o n d e n Frühdatierern z . B . Bey schlag, 31-36; A . Köhler, Glaube, 2 3 ; Knowling, xli-xliv.61(ff); B . W e i ß , Jakobusbrief, 3 1 2 0 2
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Rettender und nutzloser Glaube (Jak 2,14-26) 204
zelnen kann der Zusammenhang sehr unterschiedlich bestimmt w e r d e n . Jakobus könnte sich auf der Grundlage der Kenntnis von Paulusbriefen (Rom, [Gal]) direkt mit Paulus selbst auseinandersetzen , mit authentischer Nachwirkung des Apostels, aber auch, wie die meisten annehmen, mit einer Paulus mißverstehenden und verkür zenden Rezeption seiner Rechtfertigungsaussagen . Denkbar wäre auch, daß Jak 2,14-26 lediglich die sprachliche Vorarbeit von Paulus voraussetzt, ohne direkt gegen Paulus oder seine Nachfolger gerichtet zu s e i n . Im folgenden wird dagegen darge legt und begründet werden, daß die traditionsgeschichtliche Abhängigkeit von Jak 2,14-26 von paulinischer Tradition nicht nur nicht zu erweisen, sondern auch un wahrscheinlich ist. Nicht zu bezweifeln ist, daß Paulinisches nicht zur "angestammten" Tradition des Verfassers in 2,21-23 gehört; diese gehört vielmehr, wie dargelegt wurde, in den Be reich der frühjüdischen Abrahamtradition. Daß der Jak hier traditionsgeschichtlich unpaulinisch ist, läßt sich dabei gerade auch an der Verwendung von 8iK<xio6a0ai illustrieren. In der Rezeption der pln Rechtfertigungsaussagen in Tit 3,(4-)7 ist das S i K a i o ß a ö a i xfj . . . %äpiti ein Taufinterpretament, was ebenso für die pln Recht fertigungsverkündigung weiterführende Rettungsaussage in Eph 2,5.8-10 g i l t . Tit 3,3-7 und Eph 2,1-10 weisen dabei eine große Zahl von Übereinstimmungen auf, die 205
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34.(37^40); Graves, Judaism, 172f; Lackmann, Sola fide, 19f, A n m . l ; Penner, Epistle, 4 7 7 4 . H a m a n n , Faith, 4 0 sieht Paulus v o n Jakobus abhängig. Bacon, Doctrine, (16). 19 postuliert eine Abhängigkeit des Jakobus v o n H e b r 1 1 . V g l . dazu Lindemann, Paulus, 2 4 3 u n d das Folgende. So J . T . Sanders, Ethics, 119-121; Lindemann, Paulus, 2 4 3 - 2 5 2 ; Lüdemann, Paulus II, bes. 198; Sato, Jakobusbrief, 67f; H ü b n e r , Theologie 2 , 3 8 2 . 3 8 4 ; Tsuji, Glaube, 189-193, s. auch L u d w i g , W o r t , 187-191. So u . a . Easton, 4 1 ; L a w s , 128-132; Schnider, 6 9 . 7 6 - 8 0 ; Schräge, 3 7 ; Feine, Jakobus brief, 122; Schammberger, Einheitlichkeit, 4 4 ; Lohse, Glaube u n d W e r k e , 6f; Wessel, Inquiry, 185f; Eichholz, Jakobus u n d Paulus, b e s . 38ff; Marxsen, Allein aus Glauben, 33ff; Hahn, Genesis 1 5 , 6 , 9 2 ; L ü h r m a n n , Glaube, 8 3 ; Blondel, Fondement, (143). 146; Lorenzen, Faith, 233f; Haacker, Glaube im Neuen Testament, 136; Pratscher, Herrenbruder, 2 1 4 . 2 1 9 ; Popkes, Adressaten, 116.186; Polhill, James 2 , 399f; Schnackenburg, Botschaft II, 2 1 6 - 2 1 8 . Nicht selten begegnen in diesem R a h m e n Harmonisierungsversuche, so z . B . Travis, James and Paul, 5 7 - 7 0 ; T o w n s e n d , Christ, 120f u n d Schule, Gespaltenheit, 8 0 , nach d e m "die Kritik unseres Traktates gerade auf eine Verteidigung paulinischer Anliegen hinausläuft." V g l . Burchard, Jakobus, 43f, A n m . 7 7 . V g l . L u z , Rechtfertigung, 3 7 1 . - 1 K o r 6,9-11 (dazu H a h n , Taufe, 105-107) u n d wohl auch R o m 8 , 3 0 ( s . Käsemann, R o m , 235-237) weisen auf eine bereits vorpln Verwendung v o n 8iK<noöv in diesem Z u s a m m e n h a n g . Burchard, Nicht aus Werken des Gesetzes gerecht, son dern aus Glauben an Jesus Christus postuliert für die gesamte W e n d u n g vorpln U r s p r u n g , was Konsequenzen für die traditionsgeschichtliche Einordnung v o n Jak 2,14-26 hätte. Nach Burchard wird die W e n d u n g v o n Paulus in Gal 2,15f; R o m 3 , 2 8 als "ein bekannter u n d nicht nur v o n i h m vertretener theologischer Grund-Satz" (405) angeführt. A u s d e m "Wir" in Gal 2,15f, das Petrus u n d "(die) andere(n) antiochenische(n) Judenchristen" (407) einschließe, u n d aus d e m Bezug des präterital aufzufassenden ei86xec, auf e j t i a x e o a a j i e v sei zu folgern, daß Petrus bei seiner "Bekehrung" (Ostervision) wußte, "was der Grund-Satz der Rechtfertigung besagt" (408). Burchard führt den Grund-Satz schließlich auf "eine (die?) frühe Anhänger schaft Jesu in Jerusalem (Judäa?)" (410) zurück. Aber selbst dann, w e n n m a n die m . E . beden kenswerte Möglichkeit ausschließen wollte, daß das "Wir" als Element d e r rhetorischen Stra tegie des Paulus i m Gal zu werten ist, bleibt zu fragen, o b Paulus sich zwar auf eine frühere Übereinstimmung mit Petrus in der Sache berufen kann, die Formulierung des Sachverhalts als 'Rechtfertigung nicht aus Werken des Gesetzes . . . ' j e d o c h pln Eintrag ist. In 1 K o r 6,9-11 u n d R o m 8,30 jedenfalls fehlen sowohl die W e r k e als auch der Glaube. Z u bedenken ist ferner, daß Lukas die Rechtfertigungsterminologie in der A p g nicht in den Reden des Petrus, sondern in der ersten Rede des Paulus aufnimmt (Apg 13,38f, s. dazu A n m . 2 0 2 ) . 2 0 4
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sich nur durch das Einwirken einer beiden gemeinsamen Tauftradition erklären lass e n . Nun nimmt die Rechtfertigungsaussage in Tit 3,7 die Deutung der Taufe als Bad der Wiedergeburt (V.5) auf, und Eph 2,5 spricht in Aufnahme von Kol 2,13 von einem Lebendig-gemacht-Werden mit Christus. Ahnlich redet Jakobus, wie gesehen, in 1,18 von einer Geburt durch das Wort, die einen Übergang vom Tod zum Leben bedeutet, und es wurde gezeigt, daß darin die Vergebung der Sünden impliziert i s t . 8 i K a i o ß a 9 a i dagegen ist bei Jakobus anders als in Tit 3 kein Interpretament dieses Geschehens ; die Stellung der Gerechterklärung im "ordo salutis" bei Jakobus ist aber gut alttestamentlich. Diesem Befund entspricht das bei der Analyse von Jak 1,21 gewonnene Ergebnis, daß Jak 1,18.21 und 1 Petr 1,23-2,2 auf eine gemeinsame Traditionsbasis zurückgehen, die bereits in Kap.II.2.2.1 im Blick auf die zweigliedrige Mahnrede (Jak 1,21; 1 Petr 2,lf) als gegenüber den pln-dtpln Belegen eigenständig erwiesen w u r d e . Damit ist freilich noch keineswegs ausgeschlossen, daß Jakobus sekundär mit pln Rechtfertigungsaussagen in Berührung gekommen ist und diese eben auf der Grundlage seiner Tradition bekämpft . Die engen, zum Teil wörtlichen Berührungen mit Paulus stellen bei näherem Hinsehen jedoch kein wirklich zwingendes Argument bereit, auch kumulativ nicht. Daß sich Jakobus wie Paulus gerade auf Abraham beruft, läßt für sich genommen überhaupt keine Schlußfolgerung zu, denn der Rekurs auf Abraham als Glaubensexempel bietet sich, um das mindeste zu sagen, im thematischen Kontext von Jak 2,14ff von der frühjüdischen Abrahamrezeption her a n . Aber auch das Wie dieses Rekurses vermag eine Bezugnahme auf Paulus nicht zu begründen. Die Verbindung 8iKaioßa8ai £ K ist zwar bei Paulus geläufig , begegnet aber auch in Mt 12,37, und die Konstruktion selbst ist nicht auffällig . Aber auch, daß Jak 2,21a im ganzen Rom 4,2 im Wortlaut antithetisch gegenübersteht, macht eine Bezugnahme auf die Paulusstelle nicht z w i n g e n d , da Paulus selbst hier nicht ad hoc zu formulieren, sondern auf eine in seinem jüdischen wie wohl auch christlichen Umfeld verbreitete Abrahamrezeption zu rekurrieren scheint, so daß sich die (sprachliche) Affinität zwischen Jak 2,21a und Rom 4,2 ohne weiteres als voneinander unabhängige Rückgriffe auf eine gemeinsame Traditionsgrundlage erklären l ä ß t . Daß Jakobus in 2,22 den Glauben erwähnt, ist, wie oben gezeigt w u r d e , 209
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V g l . Luz, Rechtfertigung, 370 mit einer tabellarischen Zusammenstellung der Gemeinsamkeiten. S i e h e o b e n K a p . i l . 1.2. 8 i K < u o ö ö 0 a i ist also, wie bereits oben deutlich w u r d e , bei Jakobus nicht als ein Freispruch (von Sünden) verstanden. Das Transfergeschehen v o n 1,18 wird nicht in forensischen Kategorien interpretiert. Im 1 Petr fehlt das Verb S i i c a i o u v ganz. S I K O L I O O U V T I in 2 , 2 4 und 3,14 (vielleicht von M t 5,10 abhängig, s. Anhang 2) hat rechtes Verhalten im Blick. Der 1 Petr weist hier also ebenfalls keinen Berührungspunkt mit pln Tradition auf. Siehe nur Bartlett, Epistle, 173-176; H a h n , Genesis 15,6, 9 2 - 9 7 . - Daher reicht Heiligenthal, W e r k e , 51f an diesem Punkt nicht. N e b e n A b r a h a m steht in 2,25 Rahab. Vielleicht ist auch dies schon Tradition (vgl. unten [bei] A n m . 2 3 4 f ) . R o m 3,20; 4 , 2 ; 5 , 1 ; Gal 2 , 1 6 ; 3 , 2 4 , vgl. R o m 3 , 2 6 . 3 0 . - Z u diesem Argument s. z . B . Schräge, 3 4 , zustimmend Soards, Interpretation, 2 4 . ° Siehe z . B . die analoge W e n d u n g K p i v e a G a i eic (s. nur X e n o p h o n , C y r o p II 2 , 2 1 ; Epict, Diss IV 5 , 1 9 ; 8,4; Lk 19,22, vgl. Meyer, Rätsel, 98). Gegen Lindemann, Paulus, 2 4 5 ; Lüdemann, Paulus II, 197f. V g l . [Quell/]Schrenk, 8IKII K T X , 2 2 3 und jetzt auch Bindemann, Weisheit, 2 1 0 : "Die Abhandlung der Thematik durch Paulus und Jakobus läßt erkennen, daß beide an eine Überlie2 1 0
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keineswegs überraschend , weist also nicht auf ein theologisches Gegenüber, das gegen V.21 den Glauben Abrahams vorgebracht hätte. Ebensowenig ist die Zitation von Gen 15,6 eine Präventivmaßnahme; sie ist vielmehr der stimmige Zielpunkt der Ankündigung von V.18bß, rettenden Glauben sehen zu lassen, und die Verbindung von Gen 22 mit Gen 15,6 mußte von Jakobus, wie gesehen, nicht erst geschaffen werden. Eine Abhängigkeit des Genesiszitats von Paulus ist schließlich auch durch die beiden "minor agreements" von Jak 2,23; Rom 4,3 gegen den LXX-Text ( e T c i a t e u o e v 8e 'Aßpadji statt e T c i a x e o a e v 'Aßpdji) nicht zu begründen . In den Zitationen und Anspielungen auf den Genesisvers bei Philo lautet die Namensform ausschließlich 'Aßpadp. (All III 228; Migr 44; Her 90; Mut 186), was angesichts der Funktion des Verses als eines Leitsatzes über die Abrahamerzählungen im ganzen nicht überraschen kann. Vor allem aber weist Philos einzige vollständige Zitation von Gen 15,6 (Mut 177) exakt dieselben Abweichungen vom LXX-Text auf wie Jak 2,23; Rom 4 , 3 , und unabhängig von Paulus kommt ferner auch 1 Klem 10,6 zu demselben Wortlaut wie Jak 2 , 2 3 . Zu berücksichtigen ist schließlich, daß Kai cpi^og 9eoß 6KXT]8TI darauf hinweist, daß Jakobus frei zitiert, und vor allem zeigt, daß Jakobus bei dieser freien Zitation eben frühjüdische Tradition rezipiert h a t . Mit anderen Worten: Jakobus ist mit Gen 15,6 aus der Schrift und ihrer frühjüdischen Rezeptionsgeschichte bzw. aus der Schrift in ihrer frühjüdischen Rezeptionsgeschichte vertraut. Jak 2,24 schließlich ergibt sich folgerichtig aus Jakobus' eigener Argumentation, OÜK eK Tciaxeroq jiövov formuliert sachgerecht und den Argumentationsgang präzise zusammenfassend die Antithese zur Rechtfertigung aus aus Werken zur Vollkommenheit gelangten Glauben . Es ist daher ohne weiteres möglich, daß die Affinität zu Rom 3,28; Gal 2,16 auf der Wortebene ohne Einwirkung der paulinischen Stellen zustande gekommen i s t . Die These einer Auseinandersetzung des Jakobus mit aus paulinischer Tradition entstammenden Rechtfertigungsaussagen läßt sich aber nicht nur nicht zwingend begründen, sondern muß darüber hinaus auch als unwahrscheinlich gelten. Dabei ist weniger von Bedeutung, daß der seiner Sprachkompetenz nach nicht ungebildete Verfasser des Jak die bekämpfte Position verfehlen würde. Er müßte mit ihr ja nicht aus erster Hand und in ihrem ursprünglichen Sinn vertraut s e i n . Entschieden gegen 221
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ferung anknüpfen, nach der A b r a h a m e£ epycov gerechtfertigt w u r d e ( R o m 4 , 2 u n d Jak 2,21)." Siehe o b e n nach A n m . 127. Gegen Lindemann, Paulus, 2 4 5 ; Lautenschlager, Gegenstand, 180. Anders Lindemann, Paulus, 2 4 6 ; Lüdemann, Paulus II, 198, s. auch D . - A . Koch, Schrift, 1 3 3 . 2 4 5 . L i n d e m a n n , 1/2 Klem, 5 0 vermutet dagegen Abhängigkeit v o n 1 K l e m 10,6 v o n R o m 4 , 3 . Gen 15,5f wird hier aber zusammenhängend zitiert. M a n m ü ß t e also postulieren, daß der Verfasser des 1 K l e m zunächst - ebenfalls mit kleineren A b w e i c h u n g e n - G e n 15,5 zitiert (Paulus zitiert in R o m 4 , 1 8 n u r Gen 15,5fm) u n d dann für den folgenden Vers R o m 4 , 3 zugrunde legt. Das ist m e h r als unwahrscheinlich. Z u ' F r e u n d Gottes' s. oben A n m . 166, z u m Z u s a m m e n h a n g v o n 'Gerechter' und ' Freund Gottes' A n m . 180. Anders w i e d e r u m Lindemann, Paulus, 246f, nach d e m d e m j a k Argumentationsduktus 2 1 9
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eher eine Aussage wie "öpaxe ÖTI e£ epyaw auv TTJ rciotei SiKaioötai av8pa>rcog o.a." (246, A n m . 95) entsprochen hätte. Lindemanns Argument beruht auf einem Mißverständnis von V . 2 2 a u n d vor allem des Verhältnisses v o n Glauben u n d W e r k e n bei J a k o b u s . Gegen H e n g e l , Polemik, 254 mit A n m . 4 6 u . v . a . * M a n kann hier ferner geltend machen, daß gerade deshalb, weil Jakobus ein differierendes Verständnis von 'Rechtfertigung' hatte und dieses einer festgeprägten Tradition ent2 2 5
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Die Begründung der These ( J a k 2,18-26)
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einen Zusammenhang mit Paulus oder dessen Nachwirkung spricht aber, daß Jakobus' Argumentation - wie im Blick auf V.14 bereits gezeigt wurde - sachlich nirgendwo auch nur andeutet, daß er es bei den Adressaten mit einer theologisch reflektierten Ausgrenzung der Werke aus dem Glauben im Blick auf das Gericht zu tun hat. Überhaupt wird nirgendwo erkennbar, daß Jakobus gegen eine gegnerische theologische Position ankämpft. Der Einwender in V.18 ist kein theologischer Gegner, sondern ein unverständiger Gemeindechrist. Jakobus sucht vielmehr den soteriologischen Notstand müßiggehender Gemeindeglieder zu "therapieren", indem er ihnen das rechte Verständnis der allgemein-christlichen Rede vom rettenden Glauben erschließt. Darin fügt sich im übrigen gut ein, daß Jak 2,21 als rhetorische Frage formuliert ist. Dies legt nahe, daß Jakobus meint, daß die Rede von der Rechtfertigung Abrahams aus Werken den Einwender bzw. die Adressaten an Bekanntes erinnert und er das Einverständnis des Einwenders voraussetzen kann. Anders gesagt: Die Selbstverständlichkeit, mit der Jakobus das Abrahambeispiel vorführt, spricht nicht gerade dafür, daß er hier seine Interpretation gegen eine differierende, auf Paulus zurückgehende Inanspruchnahme Abrahams vorbringt . Faßt man zusammen, so ist festzuhalten: Prima facie bietet sich auf Grund der engen verbalen Berührungen und des gemeinsamen Rekurses auf Abraham und speziell auf Gen 15,6 die traditionsgeschichtliche Annahme an, daß Jakobus von Paulus abhängig ist. Beachtet man die Argumentationsführung in Jak 2,14-26 und zieht man von daher und ausweislich der Nähe von Jak 2,21-23 zur frühjüdischen Abrahamtradition die Möglichkeit in Betracht, daß die Berührungen aus gemeinsamem Traditionsgut resultieren, zerrinnt die Evidenz dieser Annahme. Weder zeigt sich Jak 2,1426 als eine Auseinandersetzung mit einer profilierten theologischen Schule noch ist erweisbar, daß paulinische Tradition sonstwie im Hintergrund steht. Jakobus' Argumentation setzt nicht voraus, daß die Losung 'Glaube ohne Werke' laut geworden ist, sondern sie bewegt sich allein im von der allgemein-christlichen Überzeugung vom rettenden Glauben vorgegebenen Rahmen, und die traditionsgeschichtliche Grundlage von Jak 2,21-23 bildet einzig die frühjüdische Abrahamtradition: das Verständnis der Bindung Isaaks als eines Glaubenserweises, die Verbindung von Gen 22 mit Gen 15,6 und das Verständnis von Gen 15,6 als einem Gottesspruch über Abrahams gesamtes Leben sowie die Bezeichnung Abrahams als Freund Gottes, dies alles begegnet bereits hier. Die sprachlichen Konvergenzen zwischen Jakobus und Paulus erklären sich suffizient aus der beiden gemeinsamen frühjüdischen Traditionsbasis , auf die Paulus selbst in R o m 4,2 einen Hinweis zu geben scheint, ja die 227
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stammt, mit Verstehensbarrieren gegenüber der pln Verwendungsweise zu rechnen ist (vgl. Lüdemann, Paulus II, 200f). Andernfalls wäre der v o n Jakobus als selbstevident eingeführte Erkenntnisgrund in V . 2 1 ohne j e d e n argumentativen Wert. Jakobus w ü r d e als den die Grundlage für das Weitere bildenden Konsens genau das voraussetzen, was von der vermeintlich gegnerischen Position energisch bestritten werden w ü r d e . V g l . die treffenden Bemerkungen dazu schon bei Beyschlag, 3 6 . 1 3 0 , ferner B . W e i ß , Jakobusbrief, 32 und auch Burchard, Jakobus, 4 0 , anders Schwarz, Jak. 2 , 1 4 - 2 6 , 7 2 5 ; Lüdemann, Paulus II, 1 9 8 . Das obige Verständnis der rhetorischen Frage(n) in Jak 2,21.(25) paßt im übrigen gut zur Charakterisierung des Zwischenredners als eines unverständigen Christenmenschen. Dieser w a r nicht in der Lage zu erkennen, daß das, was Jakobus - durch dessen Unverständnis angestoßen - in V.18aßff ausführt, die selbstverständliche Implikation v o n V . 14-17 ist, und dies, obwohl er selbst w e i ß , daß doch 'unser Vater' A b r a h a m e£ epycov gerechtfertigt worden ist, woraus folgt, daß die Basisüberzeugung, daß der Glaube rettet, natürlich - wie j a an Abraham, d e m 'Vater des G l a u b e n s ' , zu sehen ist - den 'aus W e r k e n zur Vollkommenheit gelangten Glauben' im Blick hat. 228 dies für Jak und 1 Petr im Blick auf frühchristliche Tradition gilt. 2 2 7
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Rettender und nutzloser Glaube (Jak 2,14-26)
Wendung 8iKaioßa8ai eK ist mit Mt 12,37 in einem von pln Tradition unberührten Text belegt, mit dem der Jak zahlreiche Affinitäten aufweist . Jakobus ist traditionsgeschichtlich betrachtet unpaulinisch und in seiner Argumentation in 2,14-26 (ebenso wie in 1,21 ff) nicht antipaulinisch ausgerichtet . Damit ist nun nicht behauptet, daß der Verfasser des Jak nie etwas von der Existenz des Heidenapostels gehört hat, wenn dies auch nicht auszuschließen ist. Ob er soviel gehört hat, daß er eine Meinung über ihn hat, ist müßige Spekulation. Natürlich ist auch nicht auszuschließen, daß Jakobus in irgendeiner Form von pln Rechtfertigungsaussagen gehört hat. Feststellen läßt sich aber, daß sie in 2,14-26 keine Rolle spielen, als bekämpfte Front nicht, aber auch nicht im Sinne einer sprachlichen Vorarbeit . 229
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In V . 2 5 stellt Jakobus durch ÖILOICOC, 8 e K a i angeschlossen 'Abraham, unserm Vater' die Hure Rahab (Jos 2 , 1 ; 6 , 1 7 . 2 2 . 2 5 ; vgl. Hebr 1 1 , 3 1 ; 1 K l e m 1 2 , 1 ) als zweites e x e m p l u m zur Seite, das wiederum das Einverständnis der Adressaten voraussetzend in einer rhetorischen Frage vorgebracht wird. D i e beiden Partizipialsätze fassen Jos 2 , 4 - 6 . 1 5 f zusammen. Der Glaube Rahabs, der als Voraussetzung ihrer Tat aus Jos 2 , 1 0 f abgeleitet werden kann, ist natürlich w i e iri V . 2 1 v o r a u s g e s e t z t und in e £ epycov wieder i m dargelegten Sinn eingedacht. A u c h dies läßt sich traditionsgeschichtlich stützen, denn Glaubensexempel ist Rahab ebenfalls in Hebr 1 1 , 3 1 und 1 K l e m 1 2 , 1 . 7 t . Fragen kann m a n , warum Jakobus gerade Rahab als zweites Beispiel anführt. M ö g lich, aber nicht beweisbar ist, daß Jakobus die Verbindung v o n Abraham und 233
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Siehe A n h a n g 2 . U n d zwar nicht nur in 2 , 1 4 - 2 6 , sondern im gesamten Schreiben (zu Jak l , 2 f s. K a p . I I I . l , z u m 'Gesetz der Freiheit' K a p . I I I . 2 . 2 . 2 , zu Jak 3,13-18 K a p . V I . l , A n m . 5 1 ) . Lindemann, Paulus, 249 mit A n m . 109 sieht dagegen auch in der Wahl des Pseudonyms Jakobus die angebliche antipaulinische Tendenz des Verfassers a m W e r k (vgl. Lüdemann, Paulus II, 204) und tendiert damit dahin, Antipaulinismus als wesentliche Intention der Abfassung des Schreibens im ganzen namhaft zu machen. A m weitesten in diese Richtung ist bis dato Hengel, Polemik gegangen (unter der Voraussetzung der Abfassung durch den Herrenbruder 56-62 [252]). Die These, daß "2,14-26 nur von der Bezugnahme auf paulinische Aussagen her verstanden werden k a n n " , ist nicht, wie Popkes sagt, "wohl nicht zu bezweifeln" (Adressaten, 114, vgl. a . a . O . , 115: "Der Gedanken- u n d Motiv-Zusammenhang ist dermaßen stark auf eine gegensätzliche ['paulinische'] Position bezogen, daß man ihn k a u m angemessen verstehen kann, w e n n m a n diese Voraussetzung ignoriert"), sondern im Gegenteil nicht nur nicht zu verifizieren, sondern darüber hinaus auch unwahrscheinlich. Anders Walker, Allein aus W e r k e n , 184. F ü r eine literarische Abhängigkeit des Jakobusstelle von 1 Klem 12,1-8 (dahin tendiert Young, Relation, 342-345) oder umgekehrt (Hanson, Rahab, 10) fehlen Indizien. Nach 1 Klem 12,4 zeigt Rahab den Leuten des Königs von Jericho die entgegengesetzte Richtung (was erzählerisch schwierig ist, da die Kundschafter noch im Hause sind), nach Jak 2 , 2 5 schickt sie die Kundschafter auf einem anderen Wege fort, was nicht einfach dasselbe in anderen Worten ist (gegen Y o u n g , a . a . O . , 342). Möglich ist, daß Jak 2,25 und 1 K l e m 12, zumal das Rahabbeispiel jeweils mit Abraham verbunden ist (Jak 2 , 2 1 - 2 3 ; 1 Klem 10), auf eine frühjüdische Tradition zurückgehen, doch fehlen dafür Belege (zur rabbinischen Literatur Hanson, Rahab, 5 6 - 5 9 ; St-B I, 20-23). F ü r Jak 2,25 ist auch ein direkter Rückgriff auf die Schrift möglich. Der Vers zeigt jedenfalls, anders als Josephus' Bericht in Ant V 9ff, keine auffallige Abweichung v o m alttestamentlichen Text, etepg, 6 8 $ e i c ß a Ä o ö o a läßt sich ohne weiteres als aus Jos 2,15f herausgesponnen verstehen (vgl. M a y o r , 106). 2 3 0
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Rahab bereits vorgefunden h a t . Vielleicht will er auch neben Abraham eine Frau darbieten, u m die Allgemeingültigkeit der Rechtfertigungsaussage (s. V . 2 4 ) z u d e m o n s t r i e r e n . Abraham und Rahab sind im übrigen beide Proselyten und e i g n e n sich daher in besonderer W e i s e als Vorbilder für heid nische A d r e s s a t e n , die ihre Abkehr v o n der heidnischen Existenz stets neu zu v o l l z i e h e n haben (Jak 1,21). D a s Rahabbeispiel paßt ferner gut z u m v o n Jakobus betonten Tun der B a r m h e r z i g k e i t , denn Ranabs Handeln wird in Jos 2 , 1 2 explizit als e i n rcoieiv eXeoq bezeichnet. Zieht m a n Jak 2 , 2 1 hinzu, wird durch das Rahabbeispiel das Verhalten Gott gegenüber ( V . 2 1 ) u m d e n sozialethischen Bereich ergänzt. Es ist verlockend, darin einen Nachhall des D o p p e l g e b o t s der Liebe zu h ö r e n ; mehr als eine v a g e Möglichkeit ist das freilich nicht. Jakobus rundet den Abschnitt ab, indem er seine in V . 1 7 erreichte und in V . 2 0 variierte These wiederholt. D a z w i s c h e n hat er sie e contrario, nämlich daraus, daß der aus W e r k e n zur V o l l k o m m e n h e i t gelangte Glaube rettet b z w . zum SiKaioßaSai führt, begründet, ydp ist hier folgernd im Sinne v o n ' a l s o ' zu v e r s t e h e n . D e n V e r g l e i c h hat Luther "ein arme similitudo" genannt. "Confert fidem corpori, c u m potius fides animae fuisset c o m p a r a n d a " . G e nau dies macht Jakobus aber nicht. Er vergleicht vielmehr Glauben ohne Werke mit Leib ohne Geist, und das tertium z w i s c h e n beiden ist allein das T o t s e i n , d.h. Jakobus wertet nicht Glauben und Werke durch die G e g e n überstellung mit Leib und G e i s t , und der Vergleich sagt auch nicht, daß über das explizit markierte tertium hinaus sich der Glaube zu d e n W e r k e n 236
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Siehe die Zusammenstellung von Abraham, Lot u n d Rahab in 1 Klem 10-12, v g l . die vorige A n m . Kann man den H a u p t m a n n von Kapernaum (Mt 8,5-13) u n d die kanaanäische Frau (15,21-28) bei Matthäus als formale Parallele werten? - Oder geht es nicht u m M a n n und Frau, sondern u m den Kontrast v o n 'unser Vater' und ' F r e u n d Gottes' einerseits u n d 'die H u r e ' andererseits (s. etwa L a w s , 137; A d a m s o n , 133f; Klein, W e r k , 7 3 , auch Kelly, P o o r , 208 u n d bereits R o p e s , 2 2 5 ) , der die Allgemeingültigkeit herausstellen soll? A b e r die Titel "sitzen" an verschiedenen Lebensabschnitten. V g l . noch Frankemölle, 4 7 6 . V g l . Jos 6 , 2 5 , zu A b r a h a m S.225 zu 2 , 1 9 . - Darauf macht u . a . auch M a n n s , Jacques 2 , 2 4 - 2 6 , 144 aufmerksam, der hier jedoch kein Interesse des Jakobus sieht; anders L a w s , 138 (möglicher Grund) u n d v . a . Bartlett, Epistle, 176-179. A b r a h a m als Jude u n d Rahab als Hei din (Bieder, Existenz, 1 0 1 ; M u ß n e r , 1 5 1 , A n m . 7 ) ist wenig plausibel; die Relevanz einer Unterscheidung von Juden- und Heidenchristen wird im Schreiben sonst nicht ersichtlich (vgl. Burchard, J a k o b u s , 4 5 ) . Siehe dazu Anhang 2 , S.332f. Siehe oben K a p . I V . 2 . 2 , S. 198f. Z u r Bindung Isaaks als Erfüllung von D t n 6,5 vgl. oben A n m . 126; Barmherzigkeit ist im Jak ein wesentliches Anwendungsfeld des Nächstenliebegebots (s. K a p . I V . 2 . 1 ) . Eine Vari ante w ä r e , daß Jakobus nicht speziell an Jesu Doppelgebot der Liebe (oder dessen frühjüdische Ahnen?) denkt, sondern allgemein das Verhalten Gott und d e m (ebenbildlichen, 3,9) M e n schen gegenüber abbilden will. Siehe Bauer-Aland, s.v. y d p , 3 . V . 2 6 begründet hier j a nicht die voranstehende rhetorische F r a g e . W A , T R 5 , 157. Mit Dibelius, 2 0 6 , anders z . B . Schwarz, Jak. 2 , 1 4 - 2 6 , 736f. Gut Frankemölle, 4 7 7 , der zu Recht betont, daß man v o r allem den platonischen G e danken des aä>|ia als a f l j i a aus Jak 2 , 2 6 heraushalten m u ß . 2 3 6
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(bzw. umgekehrt) so verhält w i e der Leib z u m G e i s t . D i e V e r w e n d u n g v o n 'Leib und Geist' hat Jakobus i m übrigen kaum ad hoc erfunden; Jakobus scheint vielmehr e i n e m geläufigen Sprachgebrauch zu f o l g e n . In Jak 2 , 2 6 wird so das Totsein des werklosen Glaubens noch einmal eindrücklich unter s t r i c h e n . Werkloser Glaube rettet nicht. D i e Müßiggänger der Gemeinde m ü s s e n spätestens jetzt aufgewacht sein. 2 4 7
248
2 4 6
Aus d e m Vergleich läßt sich, mit anderen Worten, nicht herauslesen, daß Glaube und Werke wie Leib u n d Geist zwei getrennte Größen sind, die (sekundär) z u s a m m e n k o m m e n müssen (anders Burchard, Jakobus, 31), und auch nicht, daß der Glaube durch die W e r k e le bendig w i r d wie der Leib durch das Einhauchen des Lebensodems (Gen 2 , 7 , vgl. G e n 6 , 1 7 ; 7 , 1 5 ; Ez 37,9f; Ps 104,29f; H i o b 3 3 , 4 ; 34,14f; 4 Esr 3,5 u . ö . ) . Z . B . Curtius X 6 , 8 : illud scire debetis, militarem sine duce turbam corpus esse sine spiritu. Siehe dazu Berger, Exegese, 21f. 2 4 7
2 4 8
VI Die Bedeutung der Weisheit für das Gelingen christlicher Existenz D e r Jak ist in der neueren Forschung verschiedentlich als Weisheitsschrift an 1
g e s e h e n w o r d e n . Betont wird dabei z u m e i n e n eine breite R e z e p t i o n sapien2
tialer Tradition durch Jakobus , z u m anderen wird der aocpia selbst zentrale Bedeutung z u g e m e s s e n . D a s eine steht und fällt nicht n o t w e n d i g mit d e m an 3
d e r e n . V i e l m e h r ist in frühjüdischen Schriften zu beobachten, daß e i n e R e zeption w e i s h e i t l i c h e n Gedankenguts erfolgen kann, o h n e daß die W e i s h e i t 4
selbst v o n m e h r als untergeordneter Bedeutung i s t , und umgekehrt b e g e g n e t 5
die W e i s h e i t , w o g e n u i n weisheitliches Gut fehlt . A u f d e n vielfach herausge-
1
Z u Luck, H o p p e u n d Frankemölle s. oben Kap. 1.3, s. desweiteren Halson, Epistle; Kirk, Meaning; Küchler, Weisheitstraditionen, 5 6 9 ; Hartin, James, passim; Schnackenburg, Botschaft II, 193ff; R. Mayer, Jakobusbrief, 54f; Bindemann, Weisheit, auch Cladder, A n lage, 44ff u n d Aufbau, 3 0 6 ; Simon, b e s . 17-32, moderat M a c G o r m a n , Comparison; Baasland, Jakobusbrief. Felder, W i s d o m , 28ff postuliert Weisheit u n d Gesetz als Leitthemen i m Jak. Die Sicht des Jak als einer Weisheitsschrift hat aber keineswegs ungeteilte Zustimmung gefunden, s. v . a die Kritik v o n v o n Lips, Traditionen, b e s . 431-437, speziell zu Lucks Ansatz M u ß n e r , 248-250 u n d Popkes, Adressaten, 2 5 - 2 7 . 3 1 , ablehnend auch Klein, Werk, 154; Penner, Epistle, b e s . 2 1 7 - 2 2 3 . 2 5 5 ; Tsuji, Glaube, 5 6 , zurückhaltend e h e s t e r , Theology, 10. D i e Beobachtung ist alt, s. das Referat bei Frankemölle, 564f. F ü r die Auflistung v o n "Parallelen" s. insbesondere Mayor, exiii u n d v . a . cxvi-cxxi. Richtig v o n Lips, Traditionen, 132 (speziell zu d e n TestXII, v g l . die folgende Anm.).133f. Eindrückliches Beispiel dafür sind die TestXII. D e r weisheitliche Charakter vieler in die Testamente aufgenommener Paränesen (dazu Küchler, Weisheitstraditionen, 4 1 5 - 5 4 5 , b e s . 442-491) geht damit einher, daß die ooepta in den Testamenten eine Schattenexistenz führt. Sie begegnet neben TestXII.Seb 6 , 1 , w o sie auf Sebulons nautische Fähigkeit bezogen ist, also die Linie v o n E x 3 1 , 3 aufnimmt, n u r noch in TestXII.Lev 1 3 , 7 . aoq>6c, findet sich n u r in TestXII.Lev 13,7; J u d 1 7 , 3 ; Naph 8,10. Das ist alles. Z u TestXII.Lev 13,7 ist ein Vergleich mit den verwandten Passagen i m arTestLevi 82-95 instruktiv. Läßt sich TestXII.Lev 13 in die drei Mahnungen z u m Gesetzesstudium (V.2-4), zur Gerechtigkeit (V.5f) u n d z u m E r w e r b von Weisheit (V.7f) untergliedern, so weist arTestLevi 82-95 eine zweiteilige Struktur auf: Einem kürzeren, zu Wahrhaftigkeit (und Gerechtigkeit) mahnenden Abschnitt (85-87) steht ein aus führlicher, mit d e r Weisheit befaßter Passus gegenüber (88-95, v g l . Küchler, a . a . O . , 4 9 1 4 9 9 ) . Aussagen, die i m griechischen Testament auf das Gesetz bezogen werden, gelten in der aramäischen Fassung der Weisheit (vgl. z . B . TestXII.Lev 13,2 mit arTestLevi 8 8 ) , j a v o m Gesetz ist hier überhaupt nicht die Rede. Im Blick auf das traditionsgeschichtliche Verhältnis der beiden Fassungen zueinander ist es noch nicht zur Bildung eines Konsenses gekommen (vgl. Becker, TestXII, J S H R Z I I I / l , 2 3 ) . Es läßt sich daher nicht mit Sicherheit sagen, o b die Weisheit i m griechischen Testament zurückgedrängt u n d sekundär d e m Gesetz untergeordnet wurde oder die Zentralstellung der Weisheit i m arTestLevi "redaktionell" ist (zur Bedeutung der Weisheit in der aramäischen Tradition s. auch 4 Q 2 1 3 F r a g m . 4 l,8ff; 2 , 5 ) . Deutlich ist jedenfalls, daß die Weisheit in den TestXII im ganzen eine untergeordnete Rolle spielt. Dies gilt z . B . für die Bilderreden und das astronomische Buch im äth H e n ( 3 7 - 7 1 ; 7 2 82), s. dazu v o n Lips, Traditionen, 129f.l33f, v g l . dort auch 186f. 2
3
4
5
250
D i e B e d e u t u n g d e r W e i s h e i t für d a s G e l i n g e n christlicher E x i s t e n z
stellten Einfluß weisheitlicher Tradition auf d e n Jak ist in Abschnitt 2 e i n z u g e hen.
Zunächst aber ist zu klären, w a s W e i s h e i t im Jak ist und w e l c h e B e d e u
tung ihr im R a h m e n der jak K o n z e p t i o n christlicher Existenz z u k o m m t .
1 Die Weisheit in Jak 1,5; 3,13-18 Eingeführt wird die W e i s h e i t i m P r o l o g in 1,5, N a c h 1,5
a u f g e n o m m e n in 3 , 1 3 - 1 8 .
6
ist sie eine Gabe G o t t e s . Entsprechend k o m m t sie nach
3,15.17
' v o n o b e n ' , sie ist also e i n e s der g u t e n und v o l l k o m m e n e n G e s c h e n k e ,
die
7
v o m Vater der Lichter h e r a b k o m m e n ( 1 , 1 7 ) . W o z u W e i s h e i t gut ist, sagt 1,5, für sich g e l e s e n , nicht, ergibt sich aber aus d e m gedanklichen Z u s a m m e n h a n g 8
9
mit d e m V o r a n g e h e n d e n : W e i s h e i t braucht m a n z u m V o l l k o m m e n s e i n . A b e r inwiefern? I m additiven Sinn, daß z u m Standhalten g e g e n die "Welt" und z u m Tun des göttlichen W i l l e n s n o c h die W e i s h e i t treten m u ß , damit d e m Christen nichts fehlt? D i e durch d e n Stichwortanschluß formal unterstrichene dung
wäre
dann g l e i c h e r m a ß e n
lose
wie
der gedankliche
Anbin-
Zusammenhang
banal; die W e i s h e i t k ä m e n e b e n Glauben und W e r k e zu stehen, w a s s c h o n zu 3 , 1 3 nicht paßt, und schließlich und v o r allem würde dann 1,5 1,4 korrigie ren,
w o n a c h die V o l l k o m m e n h e i t der Christen auf d e m v o l l k o m m e n e n Werk
beruht. M a n m u ß also e i n e n Schritt weiter zurückgehen: D e r G e d a n k e , an d e n der M a n g e l an W e i s h e i t anschließt, ist das Erreichen des v o l l k o m m e n e n W e r kes,
6
d.h. W e i s h e i t hilft, die
rceipaajioi
zu b e s t e h e n
10
1 1
( v g l . Sap 1 0 , 1 3 ) und
D e r Gedanke ist traditionell, s. z . B . 1 K ö n 3 , 1 2 ; 5,9f.26; 2 C h r 1,10-12; Prov 2 , 6 ; Sap 7 , 7 ; (8,21); 9 , 4 . 1 0 . 1 7 ; Sir 1,1.10.26; 2 4 , 3 - 1 0 ; 4 3 , 3 3 ; 4 5 , 2 6 ; (Bar 3,37), sodann D a n 2 , 1 9 - 2 3 ; ( 5 , l l f ) ; äthHen 3 7 , 4 ; 8 2 , 2 ; 101,8; Barn 2 1 , 5 sowie das Gebet Jakobs P G r M XXIIb 2 3 (ed. Preisendanz II p . 1 4 9 ) , als eschatologische Gabe äthHen 5 , 8 ; 4 8 , 1 ; 9 1 , 1 0 ; 4 Esr 8,52. Bereits die Weisheit als Handwerkskunst ist in E x 2 8 , 3 ; 3 1 , 3 . ( 6 ) ; 3 6 , l f v o n Gott gegeben. Aber keineswegs das Geschenk. Anders offenbar Luck, Theologie, 1 1 , wenn er schreibt, d a ß "das 86pTi|ia xeXeiov die Weisheit ist (1,17)" (s. auch Davids, 5 5 ) . 1,17 redet nicht v o n einem Geschenk. Dibelius, 106 hat - wie üblich - die Existenz einer gedanklichen Verbindung bestritten. Dagegen ist verschiedentlich auf einen Zusammenhang zwischen der Weisheits- u n d der Vollkommenheitsthematik hingewiesen worden (Hoppe, Hintergrund, 32f u . ö . ; W a n k e , Leh rer, 4 9 2 ; Davids, 7 1 ; Schnider, 31 u . a . ) . D e r Stichwortanschluß stellt hier keine bloß formale Verbindung h e r , sondern unterstreicht einen bestehenden gedanklichen Z u s a m m e n h a n g , s. das Folgende. D e r i m Folgenden näher zu bestimmende Zusammenhang zwischen Weisheit u n d Voll kommenheit wird traditionsgeschichtlich häufig durch den Verweis auf Sap 9 , 6 gestützt (schon Spitta, 2 0 , der hierin gar den Beweis für die Benutzung der Sap durch Jakobus sieht, sodann z.B. Kennedy, Atmosphere, 4 4 ; M u ß n e r , 6 8 ; Schräge, 16; H o p p e , Hintergrund, 3 2 . 3 7 ; v o n Lips, Traditionen, 4 2 0 ; Hartin, James, 8 6 . 8 8 ) , aber zu Unrecht. D e n n Sap 9 , 6 spricht erstens gerade v o n einem Vollkommensein bei Abwesenheit v o n Weisheit, u n d - damit verbunden zweitens relativierend v o n einem Vollkommensein lediglich e v u i o i g dv9p6jccov. Verweisen kann m a n dagegen auf Philo, All III 2 0 7 ; Sobr 9; M i g r 4 6 ; M u t 2 7 0 ; M o s II 5 8 ; 1 Q S a 1,28; 1 Q H 9[l*],35f; (1 K o r 2 , 6 ) ; Kol 1,28. V g l . Kirk, M e a n i n g , 3 1 . 3 8 ; Davids, Perspectives, 103; D . Perkins, W i s d o m , 2 3 ; Gowan, W i s d o m , 148ff; Hartin, James, 88f. 7
8
9
1 0
D i e W e i s h e i t in J a k 1,5; 3 , 1 3 - 1 8
251
12
das Wort Tat werden zu l a s s e n . Jak 3 , 1 3 - 1 8 läßt erkennen, w i e d i e Weisheit das macht. D e r Abschnitt ist nicht speziell an eine bestimmte Gruppe, etwa a n d i e Leh rer v o n 3 , 1 g e r i c h t e t , sondern an a l l e . D i e Engführung auf d i e Lehrer in 3 , 1 wird bereits in V . 2 v e r l a s s e n . Ebenso sind i m nachfolgenden Kontext 4 , 1 ff allgemein die Adressaten angeredet, und v o r 4 , 1 ist nur eine kleine Zä sur: 3 , 1 3 - 1 8 gehört mit 4 , 1 - 6 zu d e m Unterabschnitt , aus d e m 4 , 7 f f die paränetische Konsequenz zieht. Schließlich ist die Weisheit in 1,5 Sache aller Christen. W a r dort v o m Mangel an Weisheit die R e d e , s o wirft 3 , 1 3 a positiv die Frage auf, w e r w e i s e und v e r s t ä n d i g ist, d o c h lenkt V . 14-16 s o g l e i c h auf d e n Aspekt d e s Fehlens v o n Weisheit zurück. Zuvor nennt Jakobus in V . 1 3 b das Kriterium, wodurch e i n Weiser objektiv (nachvollziehbar) a u s g e w i e s e n wird. D e r Genetiv ao9ev gehören w i e in l , 1 7 f zusammen. Beide und mit der dÄ,T)9eia auch der Xöyoc, bilden z w i s c h e n Jakobus und den "falschen W e i sen" unbestrittene Definitionspunkte der Weisheit. Mit anderen Worten: D i e in 3 , 1 4 anvisierten Adressaten sehen Weisheit nicht in e i n e m anderen Koordina tensystem als Jakobus, in 3 , 1 3 f f konkurrieren nicht z w e i verschiedene Ver ständnisse v o n W e i s h e i t . Es geht vielmehr auch hier wieder u m einen Fall frommen Selbstbetrugs, w i e ihn Jakobus unter anderem auch im Zusammen hang der rechten Annahme des Wortes aufzudecken sucht ( 1 , 2 2 ! ) : Sie sind sich ihres M a n g e l s an Weisheit ( 1 , 5 ) so wenig bewußt w i e ihrer Defizienz bei der Annahme des Wortes. Sie hören das Wort, m e i n e n e s zu verstehen (das unbestrittene Kriterium für Weisheit!), lassen aber in Jakobus' Sicht gar nicht ihre ganze Existenz allein v o n diesem Wort bestimmt und durchformt sein; sie sind keine Täter des Wortes in Sanftmut, ja sie erkennen gar nicht die Wider göttlichkeit ihres Geltungsstrebens b z w . - umfassender - ihrer "weltlichen" Orientierung. Deshalb sollen sie sich nicht kontrafaktisch rühmen, w e i s e und verständig zu sein; sie sind ausweislich ihrer bitteren Eifer- und Selbstsucht zumindest partiell - noch im Irrtum befangen. Mit e i n e m Wort: Theologische Gegner sind die Anvisierten auch hier n i c h t , vielmehr geht es wiederum u m das Aufdecken einer falschen Selbsteinschätzung bei den Adressaten. 44
45
46
47
4 4
K a x d xfjc; aXr\Qeia\Laxa 9
g e n ( M X I 5 f f * ) ; M I X 11 stellt der
bezo
5i\|fu%ia als fcTciyeiov jcveöjia d i e dva>8ev
stammende jcicmc, gegenüber. B e i Jakobus d a g e g e n entsteht durch d i e Auf nahme d e s Pärchens der Kontrast "zweier Weisheiten". Ist d i e G e n e s e der R e d e v o n 'irdischer Weisheit' und 'Weisheit v o n oben' damit hinreichend er 50
h e l l t , s o ist das Syntagma 'irdische W e i s h e i t ' risch zuspitzende,
51
naheliegend als e i n e rheto
p o l e m i s c h e ad-hoc-Formulierung
spezielle dualistische
Weisheitstradition
52
zu erklären .
als traditionsgeschichtlichen
A n eine Hinter
53
grund ist nicht z u d e n k e n . D a s Irdische bezeichnet in 3 , 1 5 d i e v o n der Wahrheit unerleuchtete, gott ferne u n d gottverschlossene, durch Irrtum und Sünde gekennzeichnete Sphäre, 5 4
steht also in einer Linie m i t Jakobus' Sicht d e s K o s m o s . \ | / U % I K T | lenkt d e n 55
Blick auf d e n in dieser Sphäre beheimateten M e n s c h e n . Eifer- u n d Selbst-
4 8
D i e drei "Begriffe" stellen nicht, w i e H o p p e , Hintergrund, 5 9 meint, d e n "Gegensatz zu V. 17 dar", sondern zunächst einmal z u m dvcoGev in V . 15a. D e r Mensch, der T Ö rcveöjia T O äva>8ev hat, ist ebenfalls (u.a.) an seiner Sanftmut zu erkennen (Herrn, M X I 8)! V g l . (aber) noch zur 'Weisheit v o n oben' Philo, F u g 138.166; M u t 259f. D a s Syntagma 'irdische Weisheit' etc. ergibt sich im übrigen zwar aus d e m Satzzusam menhang, steht so aber gar nicht da. Dies ist in 1 K o r 2 , 6 (vgl. 1,21; 3 , 1 9 u . ö . , s. auch 2 K o r 1,12) anders. Z u 1 K o r 1-3 weist Jak 3,13-18 einige sprachliche Berührungen auf ( v o n d e r oocpia abgesehen v.a. CrjXoc, [Kai e p i c j 1 K o r 3 , 3 , v g l . Jak 3 , 1 4 . 1 6 ; \ | / U % I K Ö C , 1 K o r 2 , 1 4 , vgl. J a k 3 , 1 5 , weiteres b e i Berger, Theologiegeschichte, 189f), d i e aber nicht eine (tradi tionsgeschichtliche oder literarische) Abhängigkeit des Jakobus v o n 1 K o r l f f zu erkennen g e ben, sondern auf die ihnen gemeinsame hellenistisch-jüdische Traditionsbasis verweisen ( s . Berger, a . a . O . , 190, auch Baasland, Jakobusbrief, 128f, anders Klein, Werk, 160f, auch P o p kes, Adressaten, 70.111-113). Z u beachten ist, daß direkt zuvor in 3 , 1 4 b gesagt w u r d e , daß sich die anvisierten Chri sten zu Unrecht weise dünken. E s gibt n u r eine Weisheit. - V g l . Sir 19,22a: O U K I O T I V oocpia jcovripiac, ejciaxf|jiti. Anders v o n Lips, Traditionen, 435f, d e r Anhaltspunkte für die Existenz einer solchen Tradition in d e r frühjüdischen Rezeption v o n G e n 3 ( A p k M o s [VitAd]; äth H e n 32,3ff) u n d Gen 6,1-4 (äthHen) sieht. Ungezwungener erklärt sich d e r Befund, w i e oben dargelegt, aus der redaktionellen A n w e n d u n g des überkommenen Duals dvcoGev - erciyeioc,. Kritisch zu v o n Lips' These äußert sich auch Frankemölle, 543f, dessen Ableitung aus d e r Frontstellung v o n Sir gegen d e n Hellenismus (vgl. Hengel, Judentum, b e s . 252-254, anders Marböck, Weisheit, 171-173), u n d d a s heißt: aus d e r "Antithese" v o n "profane(r) Weisheit" (Frankemölle, 5 4 4 ) und v o n Gott k o m m e n d e r Weisheit aber ebensowenig überzeugt, d a in Jak 3,13-18 nicht er kennbar ist, daß die Weisheit der hier Kritisierten etwas mit jener zu t u n hat, s. vielmehr oben S.256. Entsprechend geht es auch nicht u m die Frage des Verzichts "auf regere geistige Betä tigung" (Dibelius, 2 5 4 ) . * Z u r negativen Wertung d e s "Irdischen" v g l . n u r Philo, All II 8 9 ; Post 1 0 1 ; A g r 2 2 ; Her 7 8 ; F u g 196 (setzt d i e heilige 'Weisheit Gottes' v o m Irdischen ab); J o s 145-147; Phil 3,19; Herrn, M IX 1 1 ; X I 6.1 lff, s. auch TestHiob 3 6 , 3 . Psychisch ist d e r bloß irdische Mensch (vgl. 1 K o r 15,44-46.47-49). In d e n übrigen neutestamentlichen Belegen d e s Wortes ist d e r \|fu%iK6g Gegenstück z u m jcveojiaTiKÖg (1 Kor 2 , 1 4 ; 15,44-46; J u d 19 [reveöjia &%ovtec,]). Liest m a n 4 , 5 s o , w i e in K a p . I I . 2 . 2 . 1 , S . 8 1 4 9
5 0
5 1
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5
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Die Bedeutung der Weisheit für das Gelingen christlicher Existenz
sucht sind "Produkte" des "irdisch-weltlich" gesonnenen M e n s c h e n . SaijioviÖ>8TIS markiert abschließend, w e r hinter der die inkriminierten Laster freiset zenden "Weisheit" s t e h t . W e i s t fcjciyeios auf d e n in 4 , 4 voraus, so läuft v o n 5aijioviö>5Ti5 eine Verbindungslinie z u m SidßoXos in 4 , 7 . V . 1 6 b e gründet die Herkunftsangaben: Eifer- und Selbstsucht führen nicht z u Gutem, sondern z u Unbeständigkeit und lauter schlechtem Treiben, das Licht auf die dahinter stehende "Weisheit" wirft. Über ihren Inhalt läßt Jakobus nichts ver lauten; m a n kann nur aus ihren lasterhaften Auswirkungen Rückschlüsse zie hen, i m Blick auf 4 , l f f z . B . , daß sie d e n Irrtum lehrt, daß "weltliches" A n s e h e n erstrebenswert i s t und Reichtum glücklich macht. Zieht m a n z u s a m m e n , so ergeben sich in 3 , 1 3 f f z w e i sich zueinander anti thetisch verhaltende Reihen: Weisheit v o n o b e n -> Sanftmut -> in Sanftmut getane Werke irdische "Weisheit" -> Eifer- u. Selbstsucht -» böses Treiben. Ob jemand w e i s e ist, ist aus seinem Lebenswandel ersichtlich: Ein Weiser ist sanftmütig, er ordnet sich verständig Gott unter, versteht e s , Gottes im Wort offenbarten W i l l e n i m Alltag z u praktizieren, und hat also in Sanftmut getane Werke aufzuweisen. W e n n aber jemand Eifer- und Selbstsucht im Her z e n hat, ist er nicht w e i s e , denn diese Laster stammen nicht v o n o b e n , v o n w o nur Gutes k o m m t - w i e die Weisheit. Eifer- und Selbstsucht d a g e g e n brin g e n nichts als Unbeständigkeit und schlechtes Treiben hervor. D i e s weist ihre Herkunft aus der "Welt" aus. 56
5 7
58
5 9
Im Vergleich damit, w i e die Weisheit in einigen alttestamentlichen und frühjüdischen Schriften ausgestattet i s t , gibt sich die jakobeische eher be60
84 für wahrscheinlich erachtet w u r d e , gilt dies auch für Jak 3,15 (vgl. Johnson, James 3 : 1 3 4 : 1 0 , 3 3 4 ; Schnider, 9 3 ; zur Zusammengehörigkeit von 3,13-18 mit 4 , l f f unten A n m . 5 7 ) . Diese Antithese mit ihrer negativen Wertung des Psychischen findet sich sodann in der Gnosis (s. Dihle/Tröger, \|ru%f| KXX E . Gnosis, b e s . 6 5 8 , Z . 3 - 1 3 ; 6 6 0 , Z . 3 1 - 5 6 ; Wilckens, Weisheit und Torheit, 89f), doch ist sie kein gnostisches Eigengewächs, sondern in der hellenistisch jüdischen Weisheit grundgelegt (siehe etwa Philo, All III 247 und die Sap, v g l . Sellin, Streit, bes. 1 8 6 f . l 8 8 , v g l . auch Schweizer, Y U % I K 6 S , 6 6 2 ; Berger, Gnosis, 530f, z u m Hellenismus auch Schweizer, Trichotomie), so daß die These eines Zusammenhangs zwischen Jakobus und gnostischem Gedankengut unbegründet ist (gegen Schammberger, Einheitlichkeit, 33-37; Wilckens, a . a . O . , 9 1 . 2 0 5 , A n m . l ) . V g l . Calmet, Sagesses, 2 6 ("inspiree par u n mauvais esprit"); Davids, 153, anders Laws, 161 ("demon-like"); Klein, W e r k , 116, A n m . 4 5 0 . V g l . die Zusammenstellung von eniyeiog und (Herkunft v o m ) Sidßo&og in Herrn, M IX 1 1 ; X I 17. - Die Verbindungen der Herkunftsangaben in Jak 3,15 zu 4 , 4 . 7 unterstreichen die Kohärenz v o n 3 , 1 3 - 4 , 1 0 / 1 2 , die sich grundlegend darin zeigt, daß die beiden Grundlaster v o n 3.14a. 16a in d e m in 4 , 1 - 3 inkriminierten Verhalten wiederkehren, der C,r\Xoq sogar expressis verbis (s. dazu oben K a p . I I I . 2 . 2 . 1 . 1 ) . Z u m Z u s a m m e n h a n g mit 4 , 1 ff s. die vorige A n m . V g l . Philo, SpecLeg IV 7 5 : 0 0 0 1 jiev ydp d n ö K\\y&v f)puoavxo T96vov ujcepopiov xf\q S i a v o i a g eXi\XaKÖxei; d v e u rcpoTpojETJg a u x o K e X e u a x o i xaiq xS>v jcXtioiov axpeXeiaiq e j c a j c o S u o v t a i , ferner Sap 6 , 2 3 : o u t e jif|v q>9övco xettiKoti o u v o S e ü o o ) , ö x i O Ü T 0 5 oi> icoiva>vf|oei oopoi e i a i v o,i 8ivu%oi . . . ) abhängig ist (so O . Seitz, Relationship, b e s . 140; Antecedents, 2 1 1 . 2 1 9 ; Afterthoughts, 331 sowie Knoch, Eigenart, 112-116), fehlen überzeugende Indizien. Daß in Jak 4 , 9 auf den Invektiv 8i\|fu%oi die M a h n u n g xaÄ,airca>pT|aaxe folgt (s. Seitz, Rela tionship, 138), ist jedenfalls keins, da der Zusammenhang der beiden W ö r t e r im Jak ein ganz anderer ist als im Zitat u n d Jakobus das z u m Verb gehörige N o m e n auch in 5,1 verwendet ohne Z u s a m m e n h a n g mit &iyx>%ia (zur Kritik an Seitz vgl. Marshall, A(\|ru%oc,, 350). Jako bus ist z u d e m der im Zitat vorliegende Bezug des Wortes auf die Erfüllung der Zukunfts verheißung v o l l k o m m e n fremd (anders Knoch, a . a . O . , 120: es handele "sich bei Jak. 4 , 8 u m einen praktischen Verhaltenszweifel, der die Stellung zu Gott u n d d e m Nächsten negativ bestimmt, weil das nahe bevorstehende Endgericht nicht ernst g e n o m m e n w i r d " , vgl. zu 4 , 8 unten), u n d v o r allem zeigen Did 4 , 4 ; Barn 19,5 die Fragwürdigkeit des Unterfangens, sämtli che Belege der W o r t g r u p p e aus einer Quelle ableiten zu wollen (gegen Seitz, Antecedents, 216f; Knoch, a . a . O . , 116.123). Es läßt sich nicht mehr sagen, als daß das W o r t jüdischen Ur sprungs ist. Z u r Lokalisierung des Jak trägt das W o r t nichts aus (gegen Marshall, A i y ü % o g , 3 5 1 , die sich zu leicht über das V o r k o m m e n des Wortes in Did 4 , 4 ; Barn 19,5 hinwegsetzt, zudem ist R o m als Abfassungsort für den 2 Klem keineswegs gesichert). Im Blick auf den thematischen Kontext ist es nicht festgelegt, wie schon die vielfaltige Verwendungsweise im Hermas zeigt (s. dazu Brox, Herrn, 552f). Der thematische "Sitz" des Wortes im Jak ist daher aus d e m Schreiben selbst zu erheben. - Verwandte Bildungen gibt es frühjüdisch einige, s. etwa SiyXoxjaoc, (Sir 5 , 9 . 1 5 ; 2 8 , 1 3 ; Sib III 3 7 ; Philo, Sacr 3 2 ; Did 2 , 4 ; Barn 1 9 , 7 , vgl. TestXII.Benj 6 , 5 ) , SIÄPÖCNDJCOC, (TestXII.Ass 2 , 2 . 3 . 5 u . ö . ) oder auch 8uiJloKap8ia (Did 5 , 1 ; Barn 2 0 , 1 ) . Z u m traditionsgeschichtlichen Hintergrund v o n 8i\|ru%oc, unten. Siehe oben K a p . I I I . 2 . 2 . 1 . 2 , A n m . 2 4 7 . 2 5 0 . M k 11,22-24 ist keine ursprüngliche Einheit, der Spruch über das Gebet ist sekundär angefügt, vermutlich nicht erst v o m Evangelisten (Gnilka, M k II, 133, anders Pesch, M k II, 2Ö2), aber ein frühes Überlieferungsstadium ist das nicht. In der Q-Parallele des Logions M t 17,20; L k 17,6 fehlt sowohl das Gebet als auch das 8 i a i c p i v e a 8 a i (vgl. 1 K o r 13,2 !) (zur Überlieferungsgeschichte s. G. Barth, Glaube, 271ff, der in M t 17,20 das älteste Stadium be wahrt sieht, anders z . B . Gnilka, M k II, 133). Die meisten Ausleger sehen Jak 1,6 v o n der genannten synoptischen Tradition abhän g i g ^ , exemplarisch Davids, 7 3 . D a ß es hier bei rcioxig u m unbedingtes Vertrauen (beim Gebet) geht, ist ein weitrei chender, aber im folgenden zu bestreitender Forschungskonsens (s. nur M u ß n e r , 6 9 ; Schräge, 16; Dillman, Study, 145; Klein, W e r k , 92f, anders immerhin Beyschlag, 48f; R o p e s , 140f). Dibelius, 110 macht hier den Glauben zur "Erhörungsgewißheit". Schneider, 7 schließlich schildert den Äiaicpivöiievoc, anschaulich als einen Zweifler, "der voller Bedenken ist, die w
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V o l l k o m m e n - u n d G e s p a l t e n h e i t in J a k
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der 8i\|m%ia i m Kontext des Gebets in Herrn, M IX v e r w e i s e n k a n n . V . 7 setzt aber gerade die Erwartung des SiaKpivojievog voraus, etwas v o n Gott zu empfangen, hier wird einer bestehenden Erhörungserwartung w i d e r s p r o c h e n . Zu bedenken ist ferner, daß die in 1,5-11 exponierten "Stichwörter" sukzessiv in 3 , 1 3 - 5 , 6 a u f g e n o m m e n und entfaltet werden. A l s Grund für das NichtEmpfangen des Erbetenen geht es Jakobus demnach u m eine grundsätzliche Defizienz in der Haltung des Christen ( 4 , 3 ) , konkret u m das Gespaltensein z w i s c h e n Gott und "Welt" ( 4 , 4 ) , und der 8ü|fD%oq ist nach d e m Kontext v o n 4 , 8 entsprechend jemand, der e i n " D o p p e l l e b e n " führt: N e b e n d e m "Ehebund" mit Gott sucht er auch die Freundschaft der "Welt", und i m Blick ist dabei, w i e g e s e h e n , im ethischen Sinne die Übernahme "weltlichen" L e benswandels, die sich wesentlich im "Mammondienst" k u n d t u t (vgl. Herrn, S i m I 3 !). D i e 8i\|/u%ia steht im Jak im Kontext des G o t t - " W e l t " - D u a l i s m u s . In d i e s e m Licht g e l e s e n geht ev rciaxei jiriSev SiaKpivojievog also nicht g e g e n Gebetszweifel an, sondern mahnt zu e i n e m entschiedenen Glauben, dazu, sich mit seiner gesamten Existenz allein auf Gott auszurichten. D a s Partizip löst m a n hier a m besten modal auf; jniSev SiaKpivöjievoq definiert die rciaxig via negationis. 1,6a fügt sich damit nahtlos in die bisher untersuchten jciaxiq-Be lege ( 1 , 3 ; 2 , 1 . 5 . 1 4 - 2 6 ) ein: rciaxis bezeichnet die Gottesbeziehung i m ganzen; hier geht e s w i e in 1,3; 2 , 1 (ff) im Blick auf den K o s m o s u m ihren A u s schließlichkeitsanspruch. V . 6 b illustriert entsprechend nicht bloß die U n b e ständigkeit des Zwiespältigen b e i m Beten, sondern die ganze Unbeständigkeit seines " D o p p e l l e b e n s " , also genau das, was V . 8 b ohne Bild s a g t . M i t M k 21
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Einfalt des Herzens verloren hat u n d , weil er das Gebet z u m Problem macht, vor lauter theo retischen Erwägungen nicht die Kraft z u m schlichten, demutsvollen Beten aufbringt". V g l . auch ApkEl 2 4 , 8 . - Z u r umfassenderen Bedeutung von 8i\|ru%ia s. aber oben A n m . 15 und speziell den Verweis auf Herrn, Sim I 3 im folgenden. Anders Dibelius, 109, der oteaGco zu einer rein rhetorischen Umschreibung herunter spielt, oder M u ß n e r , 7 1 : "Das 'meinen' ( o l a G a i [sie!]) hat nichts mit d e m gläubigen Ver trauen (rciaxig) zu tun!" Begründet wird dies nicht. Daß Gott die Erfüllung v o n Gebeten an die rechte Frömmigkeit und Lebensführung des Betenden knüpft, ist traditionell, s. nur Jes 5 8 , 9 ; Jer 29,12-14a; Ps 3 7 , 4 ; Sir 3 , 5 ; A p k A b r 1 7 , 1 3 ; PsSal 6,5f; 1 Joh 3 , 2 2 ; Herrn, M IX 4 ; Sim IV 6; VI 3,5f oder auch Ps 34,16ff; 145,19. V g l . Karrer, Christus, 179. Z u r Reichtumsproblematik s. oben K a p . I I I . 2 . 2 . V g l . K n o w l i n g , 1 1 ; Wolverton, Double-Minded M a n , 168; Karrer, Christus, 179, auch R o p e s , 143. - Frankemölle, 4 9 9 weitet demgegenüber stark aus: Jakobus ginge es u m Voll kommenheit "im Verhältnis des Menschen zu Gott, in seiner anthropologischen Struktur und im Verhältnis der Adressaten zu den Mitmenschen und zur W e l t " . Dies bedeutet z . B . eine "integral(e)" Sicht von Paaren wie "hören und tun, Glaube und W e r k , Bekenntnis und Ethik" (496, v g l . 3 1 9 ; d e r s . , Gespalten, 164f u . ö . , s. auch Gertner, Midrashim, 287.290f; Popkes, Adressaten, 9 5 . 1 9 2 ) . D e r Akzent wird hier verschoben: Es geht Jakobus u m die Ganzheit in der Gottesbeziehung im Gegenüber zur "Welt"; alles Weitere wie Einheit v o n Bekenntnis u n d Ethik u s w . ist darin integriert. Bei Schule, Gespaltenheit (vgl. Kap.1.3) und Zmijewski, "Vollkommenheit" fehlt die Einbindung der Gespaltenheits- b z w . Vollkommenheitsthematik in den Dualismus v o n Gott und "Welt" ganz. Klein, Werk, 95 hängt ftiyugog tief: keine gespal tene Persönlichkeit, sondern ein wankelmütiger Mensch (ebenso übersetzt bereits Wuellner, Jakobusbrief, 5 3 ) . - V g l . noch unten (bei) A n m . 110. 2 0
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1 1 , 2 2 - 2 4 hat Jak 1,6-8 also lediglich das semantische Feld g e m e i n s a m ; der Sinnzusammenhang ist hier aber signifikant anders als dort. Will m a n trotzdem an e i n e m traditionsgeschichtlichen Zusammenhang festhalten, müßte m a n z u mindest konzedieren, daß Jakobus die Tradition sehr kreativ rezipiert hat. N u n sagt ev rciaxei zieht m a n 1,5 hinzu, zunächst einmal, w i e die Bitte um Weisheit beschaffen sein m u ß , u m erfolgreich z u sein, w e n n g l e i c h sich die Thematisierung der Gespaltenheit ab V . 6 b verselbständigt . Weisheit hilft, in Tceipaajioi standzuhalten und das Wort Praxis werden z u lassen, und trägt so z u m Erlangen d e s , besser: zur Annäherung an das g p f o v xeXeiov b e i . W e n n aber die entschiedene Zukehr z u Gott Voraussetzung für d e n Empfang der Weisheit ist, so bestätigt dies nachdrücklich die perfektionistische Deutung der V o l l k o m m e n h e i t , da hier parallel z u l , 3 f in aller Klarheit die Differenzierung z w i s c h e n d e m epyov xeJleiov b z w . der dadurch konstituierten V o l l k o m m e n h e i t der Christen und der d i e s e m b z w . dieser zugrundeliegenden vorbehaltlosen Ausrichtung auf Gott, d e m ungeteilten Glauben, zutage tritt. Damit ist z u gleich gesagt, daß der 8i\|/u%oc, streng g e n o m m e n nicht das genaue negative Gegenstück z u m xeXeioc, markiert; 8h|fu%oc, opponiert vielmehr d e m ungeteilten Glauben, der die Grundlage für das v o l l k o m m e n e Werk b i l d e t . 28
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D i e "Ganzwerdung" des Glaubens aus den Werken in 2 , 2 2 b liegt ganz auf der Linie dieses ungeteilten G l a u b e n s . W a s aixeixa> ev rciaxei ji-nSev 8 i a Kpivojievog via negationis i m Blick hat, findet sich dort positiv formuliert: D e r Glaube soll ungespalten sein, frei v o n allen "weltlichen Haltungsschäden" w i e etwa d e m U n w e s e n der Parteiischkeit ( 2 , 1 [.4: 8 i a K p i v e a 8 a i ] ) , und positiv gewendet kann er nur dann als v o l l k o m m e n / g a n z gelten, w e n n er sich als Rückgrat der gesamten Existenz erweist und also in W e r k e n niederschlägt . U m ebendiese Grunddisposition ging e s zuvor bereits in der Mahnung, e i n 32
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D a s Bild ist geläufig, s. die Belege bei M a y o r , 4 1 u n d Dibelius, H O f mit A n m . 3 . - D e r Vorschlag v o n Stander, Interpretasie, daß die Abwärtsbewegung d e r schließlich verebbenden Welle das tertium comparationis bilde, legt sich weder v o m Bild noch v o m Kontext her nahe. ötKaTdaTCLToc, . . . ist w i e d v f | p 8i>yu%oc, Apposition zu ö av9pa>jioc, e i c e i v o c , in V . 7 (Dibelius, 111 u . a . ) , d e r ö SiaKpivöjievoc, aus V . 6 b aufnimmt. In V . 7 heißt es n u r noch allgemein, daß ein zwiespältiger M e n s c h nicht meinen solle, (irgendetwas v o n Gott zu empfangen. Liest m a n V . 5 . 6 a auf d e m Hintergrund des Scheiterns darin, erscheinen die Verse gewissermaßen als eine U m k e h r m a h n u n g w i e 4,7ff, vorbehaltlos zu Gott u m z u k e h r e n , d e r sich aufrichtig Bemühende mit der Gabe d e r Weisheit gegen das Andringen der "Welt" wappnet. V g l . oben K a p . V I . 1. In der Literatur z u m Jak wird hier nicht differenziert (s. n u r Schule, Gespaltenheit, 75ff; Zmijewski, "Vollkommenheit", 5 2 f . 7 6 ; Popkes, Adressaten, 94f; A d a m s o n , James, 3 2 3 ; Tsuji, Glaube, 100-103 u n d Frankemölle, 158 u . ö . sowie d e r s . , Gespalten, 163ff). Klein, W e r k , 9 5 vertritt zwar, daß 8i\|fu%oc, i m Jak "nicht der Gegenbegriff zu xeXeioc," sei (Hervorhebung im Original), doch liegt dies hier allein in d e r Unterbestimmung d e r 8i\|/o%ia als Wankelmütigkeit begründet ( v g l . oben A n m . 2 5 ) . D i e komplexe j a k Vollkommenheitskonzeption ist auch hier nicht erfaßt (zu Klein s. diesbezüglich noch unten A n m . 8 1 ) . Z u r nicht-perfektionistischen Deutung des e£ ep-ycov in Jak 2,18/21ff K a p . V . 2 , S.239f. D i e beiden Kiaxiq-Aussagen in 1,6; 2 , 2 2 entsprechen so d e m "negativen" u n d "positiven" Aspekt der Vollkommenheit, s. oben S.268. - Z u r Gespaltenheit b z w . Ganzheit des Glaubens v g l . die Rede v o n der niaxiq ÖA,6KÄ,T|POC, in Herrn, M V 2 , 3 . 2 7
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Vollkommen- und Gespaltenheit in Jak 1,2-8
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Xöyox) b z w . ep7ou zu s e i n . D i e Wendung epyov xeJleiov geht über diese A u s s a g e n insofern hinaus, als Jakobus hier e b e n die vollständige Ver wirklichung der ungeteilten, v o l l k o m m e n e n Ausrichtung auf Gott in den Blick nimmt. D i e ganzheitliche Grundhaltung gegenüber Gott zielt auf das v o l l k o m m e n e Werk, beide sind aber s o w e n i g miteinander identisch w i e W o l l e n und Vollbringen. D e r 7 C O I T ) T T ) $ epyou ist nur in Idealform e i n KOIX]XX]% ö jxf| % p 6 | i e v o 5 , äXX' ö netdyoov örcoi ß o ü X e x a i ) läßt sich nicht für die Z u n g e auswerten (anders z . B . Baker, Speech-Ethics, 125). Es ist zwar nicht falsch, daß es darauf an k o m m t , die Z u n g e zu kontrollieren, w i e der Steuermann das Ruder beherrscht, aber hier wird dies nicht gesagt. D a s tertium comparationis ist allein, daß Kleines Großes zu wirken vermag, vgl. unten A n m . 5 5 . 4 3
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h a b e n . V . 3 sagt ausdrücklich, daß die Zügel in die Mäuler der Pferde g e worfen werden, also - auf V . 2 übertragen - dorthin, w o die Zunge sitzt. D i e Zunge kehrt in V . 3 also nicht in den Zügeln w i e d e r , sondern V . 3 a illustriert die Beherrschung der Zunge, und die A p o d o s i s weist die aus d e m in V . 3 a G e sagten erwachsende Mächtigkeit auf, die d e m mit der Zügelung der Zunge verbundenen Vermögen entspricht . Ist V . 3 in dieser W e i s e auf V . 2 rückzubeziehen, dient das Bild also dazu, Suvaxdc, %aA,ivaYavyiiaai zu unterstreichen. G e g e n eine Aufteilung v o n V . 3 und V . 4 spricht, daß die Bilder traditionell zu sammengehören, ferner, daß m a n die parallele Verwendung v o n jiexdyeiv in V . 3 f gut als Ausdruck dieser Zusammengehörigkeit verstehen k a n n . In die s e m Fall müßte m a n beide Bilder im Sinne der A n w e n d u n g v o n V . 5 verste h e n ; auch in V . 3 ginge e s dann u m den Kontrast "kleines Mittel - große W i r k u n g " , w a s durchaus m ö g l i c h ist (vgl. Soph, Ant 4 7 7 f ) . D i e W a a g e der Argumente neigt sich m . E . zur Aufteilung v o n V . 3 f zu V . 2 . 5 . S o oder s o , d.h. auch bei e i n e m Rückbezug v o n V . 3 auf V . 2 , ist hier j e denfalls nicht v o n einer "positiven Macht der Zunge" die R e d e . Jakobus' A n l i e g e n ist vielmehr, daß dieses unbeständige Übel mit seinem todbringenden G i f t , ( V . 8 ) in seiner negativen Potenz nicht (ungehemmt) zur Wirkung kommt. Deutet neydA,a av>%ei in V . 5 a die negative D y n a m i k der Zunge an, so wird ebendies in V . 5 b . 6 entfaltet: Ein kleines Feuer zündet einen großen W a l d an; e i n solch kleines Feuer mit verheerender Wirkung aber ist auch die Z u n g e , ö Köajioc, xflc, dSuciac, ist nicht als Apposition zu rcöp zu ziehen, 51
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V g l . Schnider, 8 4 , anders L a w s , 145. Ebensowenig wird die Z u n g e mit d e m Steuerruder (V.4) gleichgesetzt (gegen H e r r m a n n , Steuerruder, 106.115). Die Hervorhebungen zeigen an, daß sich die Beherrschung der Z u n g e nicht so zum Vermögen, den ganzen Körper im Z a u m zu halten, verhält wie das Werfen der Zügel ins Maul der Pferde z u m Lenken der Pferde. Gleiches galt für Glaube-Werke und Leib-Geist in 2 , 2 6 (s. oben K a p . V . 2 , S.247f). Auch i S o u Kai kann m a n als Ausweis der Koordination der Bilder verstehen, vgl. oben Kap.III.2.2.2.2, Anm.371. Die terminologischen Berührungen zwischen V . 2 b und V . 3 wären dann formaler Natur (vgl. Dibelius, 2 2 5 ) . Jakobus hätte die metaphorische Redeweise in V . 2 b im Vorblick auf das Bild gewählt, u m einen stilistisch gekonnten Übergang zu schaffen. V g l . Geffcken, Kynika, 4 6 ; Dibelius, 2 2 7 ; Windisch, 2 3 ; Schräge, 4 0 ; Schnider, 81f.84u.a. So die Überschrift über 3,2b-5b bei Frankemölle, 4 9 0 , vgl. 4 8 2 , anders z . B . Dibelius, 223.232f. Die Weisheitsliteratur, in deren Gefolge Frankemölle den Jak hineinzustellen sucht (s. oben K a p . 1.3, S.29f und hier b e s . Frankemölle, 4 9 1 . 5 1 8 ) , hat ein scharfes A u g e für die verheerenden W i r k u n g e n der Z u n g e , weiß diesen aber auch deren positive Möglichkeiten ge genüberzustellen (Prov 12,18; 1 5 , 2 . 4 ; 1 8 , 2 1 ; Sir 3 7 , 1 8 u . ö . ) . Jakobus ist hier demgegenüber entschlossen einseitig. Die traditionell positiv verwendeten Bilder in 3,3f (vgl. unten A n m . 5 9 ) verdeutlichen in ihrem j a k Kontext die Gefährlichkeit der Z u n g e . V g l . Ps 140,4 (zit. in R o m 3,13); 1 Q H 13[5*],27; (Sib F r a g m . III 33); Herrn, Sim IX 26,7. Z u UXTI S . Dibelius, 2 3 3 , anders Elliott-Binns, M e a n i n g , 5 0 : "'brushwood* or 'undergrowth'". Kai T| yX&aaa rcöp ist Nominalsatz (anders Mußner, 162). Der Gedanke ist wiederum traditionell, s. v . a . Sir 28,22f, sodann Prov 16,27; (26,20f); PsSal 12,2f; WajR zu 14,2 (Wünsche p . 1 0 6 ) , v g l . auch Plutarch, M o r 5 0 7 A . B . Die Brandmetapher ist auch zur Beschrei5 1
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Die Entfaltung der Vollkommenheitsthematik in J a k 3,1-11
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sondern Prädikatsnomen des nachfolgenden S a t z e s : 'Als die ungerechte W e l t steht die Z u n g e da unter unseren G l i e d e r n ' , d.h. in ihrem W i r k e n k o m m t das, 62
w a s die widergöttliche "Welt" charakterisiert , konzentriert z u m Ausdruck, sie ist in d i e s e m Sinne g e w i s s e r m a ß e n die Repräsentantin der "Welt" unter u n 63
seren G l i e d e r n . D a ß sie als solche d e n g a n z e n Körper befleckt,
liegt ganz auf
der Linie v o n 1,27 b z w . l , 2 6 f : D i e v o n e i n e m G l i e d ausgehende Unreinheit macht die sonstige Reinheit d e s M e n s c h e n zunichte ( v g l . M k 7 , 1 5 b . 2 0 par M t 1 5 , I I b . 1 8 ) . (pA-oyiCowaa xöv xpo%öv xr\ 73), die aber keine sachlichen Differenzen ergeben, so daß die Stellen zusammen aufgelistet werden können. D i e meisten Belege finden sich in der Sektenregel (1 Q S ; 4 Q 2 5 5 - 2 6 4 ) , im einzelnen (ohne die Parallelen in den M s s . aus Höhle 4 ) : 1 Q S 1,8; 2 , 2 ; 3,9f; 4 , 2 2 ; 8 , 1 0 . 1 8 . 2 0 . 2 1 . 2 5 ; 9 , 2 . 6 . 8 . 9 . 1 9 ; 1 0 , 2 1 ; 1 1 , 2 . 1 7 ; 4 Q 2 5 9 F r a g m . 1 3,17 (diff. 1 Q S 9 , 1 8 ; 4 Q 2 5 8 F r a g m . 3 2 , 3 ) , sodann 1 Q S a 1,17.28; 1 Q S b 1,2; 5 , 2 2 ; C D l,20f; 2,15f; (7,4f); 1 Q H 9 [ 1 * ] , 3 6 ; 12[4*],30-32; 4 Q 4 0 3 F r a g m . 1 1,22 (par 4 Q 4 0 4 F r a g m . 2 1,3; 4 Q 4 0 5 F r a g m . 13 1,6); 4 Q 5 1 0 F r a g m . 1 1,9 (par 4 Q 5 1 1 F r a g m . 10 1,8); 4 Q 5 1 1 F r a g m . 6 3 3 , 3 , v g l . alttestamentlich z . B . P s 15,2; 8 4 , 1 2 ; 1 1 9 , 1 ; Prov 11,20; 2 8 , 1 8 . Siehe b e s . 1 Q S 3 , 9 - 1 1 : Vollkommener Wandel heißt negativ, 'nicht nach rechts oder links abzuweichen u n d nicht eines v o n allen seinen Worten zu übertreten'. V g l . hierzu insbesondere d i e Strafzumessungen in 1 Q S 6 , 2 4 - 7 , 2 5 . Z u Q u m r a n diesbezüglich d u Plessis, TeXeioq, 111-113. D e r Dualismus in d e n Q u m rantexten u n d der i m Jak sind aber nicht identisch. Jakobus spricht zwar in 4 , 7 v o m Teufel, doch hat er z u r Zwei-Geister-Lehre (1 Q S 3,18ff) kein Pendant, u n d bei Jakobus fehlen ferner die deterministischen T ö n e . Z u r Entwicklung des Dualismus in Q u m r a n s. v o n d e r OstenSacken, Gott u n d Belial. D i e Zentralstellung d e r T o r a ist das Grundcharakteristikum des Frühjudentums, der Gedanke der ungeteilten, vollständigen Lebenshingabe an Gott biblisch, w i e gesehen, fest verankert, u n d eine dualistische Grundstruktur ist auch sonst im frühen Judentum u n d Christentum zu beobachten, v g l . n u r die Diskussion v o n Jak 4 , 4 in K a p . I I . 2 . 2 . 1 . 1 . 8 8
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Die Entfaltung der Vollkommenheitsthematik in Jak 3,1-11
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Selbstbezeichnung, und vor allem fehlen d e m Jak die rigoristischen T ö n e , w i e sie insbesondere in den Strafbestimmungen in 1 Q S 6 , 2 4 - 7 , 2 5 zutage treten. Eine frühchristliche Verwandte hat die jak Vollkommenheitskonzeption vor allem i m M t E v , w o der Vollkommenheitsgedanke an z w e i Stellen ( 5 , 4 8 ; 1 9 , 2 1 ) redaktionell eingetragen w u r d e . 5 , 4 8 schließt die Antithesenreihe ( V . 2 1 ff) ab, die d e n Grundsatz in V . 2 0 illustriert; dieser wiederum ist "aktu elle A n w e n d u n g des V o r h e r g e h e n d e n " ( V . 1 7 - 1 9 ) , w o e s g e g e n tatsächliche oder eher p o l e m i s c h unterstellte Tendenzen, einzelne Gebote aufzulösen, u m die vollständige Erfüllung der Tora geht. Gebotsaufhebung ist im R a h m e n der v o n Matthäus erzählten Konfliktgeschichte e i n g e g e n die Pharisäer und Schriftgelehrten b z w . deren Halacha gerichteter Vorwurf ( 1 5 , 3 - 6 ) . D i e s e , nicht christliche Antinomisten, bilden die F r o n t , daher die A n w e n d u n g in V . 2 0 . Für die Antithesen bedeutet der vorangehende Kontext: Sie sind nicht g e g e n die Tora gerichtet, sondern sie z e i g e n im Gegenteil, w i e sie richtig er füllt wird. D i e Thesen sind für Matthäus offenbar "Sätze der 'Gerechtigkeit der Schriftgelehrten und P h a r i s ä e r ' " , die freilich keine historisch zuverläs sigen Informationen bieten, sondern "wohl samt und sonders . . . ad h o c als Widerlager für die Antithesen" v o r g e n o m m e n e Bildungen s i n d . D i e Thesen bieten also Fälle dar, in denen die (angebliche) pharisäische Gesetzesauslegung durch eingrenzende Definitionen der g e - oder verbotenen Verhaltensweisen oder andere Verstellungen der rechten Erfüllung der Gebote i m W e g e steht. D i e Vollkommenheitsforderung in V . 4 8 nun bezieht sich nicht "bloß" auf die sechste A n t i t h e s e , sondern summiert d e n gesamten besprochenen K o m p l e x ab V . 1 7 in ethischer H i n s i c h t . Vollkommenheit bedeutet die vollständige Erfüllung v o n Gesetz und Propheten nach d e m Vorbild Jesu und seiner die Bedeutung der Gebote offenlegenden Lehre. Mit anderen Worten: Alle Gebote sind zu befolgen und jedes in seiner ganzen B a n d b r e i t e . 96
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F ü r M t 19,21 ist dies evident, für 5,48 ein weitreichender Forscherkonsens (vgl. H o p p e , Vollkommenheit, 157f mit A n m . 7 4 ) . Z u g r u n d e liegt in 5,48 der Lev 19,2 nachgebil dete Q-Vers Lk 6 , 3 6 , in d e m M t o i K x i p j i c o v durch teXeioc, ersetzt hat. Eingewirkt haben könnte hier vor allem D t n 18,13 (s. oben). Burchard, Versuch, 4 2 1 . Siehe ferner den wiederholten Vorwurf der Schriftunkenntnis M t 12,3-7 (vgl. 9,13); 2 1 , 4 2 ; 2 2 , 2 9 (gegen die Sadduzäer). Ebenso Burchard, Versuch, 4 2 2 , anders z . B . G. Barth, Gesetzesverständnis, 6 2 . 1 4 9 154. Burchard, Versuch, 4 2 2 , anders z . B . Luz, M t I, 2 4 7 - 2 4 9 . - Die Thesen stehen n u r in V . 2 7 . 3 8 so in der Schrift; in V . 2 1 . 4 3 dagegen gibt es erläuternde Erweiterungen, V . 3 1 und V . 3 3 haben lediglich eine alttestamentliche Grundlage. Burchard, Versuch, 4 2 4 . V . 4 8 bezöge sich dann darauf, daß die Liebe nicht auf bestimmte G r u p p e n einzuschrän ken, sondern wie bei Gott unterschiedslos allen Menschen gegenüber zu üben ist. V g l . H o p p e , Vollkommenheit, 158. Luz, M t I, 312 sieht in V . 4 8 immerhin den A b schluß der "ganze(n) Antithesenreihe". W a s das oben Gesagte konkret heißt, läßt sich nur im Rahmen einer Gesamtdarstellung des mt Gesetzesverständnisses zeigen, das m . E . wie das jakobeische wesentlich v o n der frühjüdischen Praxis der Toravergegenwärtigung her zu begreifen ist, doch ist dies hier nicht weiter zu verfolgen. 9 7
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Vollkommenheit
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D i e Bezogenheit der V o l l k o m m e n h e i t auf die Erfüllung der Gebote tritt auch an der z w e i t e n Stelle, in 1 9 , 2 1 , hervor. Bedingung für den Zugang eic, xf|v CÖ>T)V a i d w i o v ist das Halten der Gebote ( V . 1 6 f ) , v o n denen Jesus nach Rückfrage die d e n gesamten (sozialen) W i l l e n Gottes repräsentierenden D e k a loggebote und abschließend das Liebesgebot als oberste S u m m e anfuhrt. D e r Jüngling meint, diese Bedingung erfüllt zu haben, aber Jesus quittiert dessen W e g g a n g in V . 2 3 nicht damit, daß ihm höhere W e i h e n versagt bleiben, sondern mit der generalisierten Feststellung, daß Reiche schwerlich in die Basileia, also ins e w i g e Leben ( V . 1 6 f ) , eingehen werden. D e r Jüngling hat die Gebote also nicht gehalten, zumindest eben in der Begegnung mit Jesus nicht. Anders gesagt: In V . 2 1 legt Jesus d e m Jüngling das zuvor angeführte Liebesgebot i m Blick auf dessen Situation aus; die Erfüllung des Gebotes bedeutet für ihn, seine Habe zugunsten der A r m e n zu v e r ä u ß e r n . Ähnlich w i e in der ersten, z w e i t e n oder sechsten Antithese geht es auch hier u m die Weite der Geltung eines Gebotes b z w . , da das Liebesgebot die S u m m e des sozialen Willens Gottes benennt, des v o m Gesetz im ganzen umgriffenen Verhaltens. D i e Vollkotnmenheitsforderung zielt also darauf, den in der Schrift niedergelegten, allein v o n Jesus als d e m einen Lehrer ( 2 3 , 8 ) richtig gelehrten W i l l e n Gottes ohne Abstriche zu erfüllen, und dies bedeutet eine uneingeschränkte Lebenshingabe an Gott, an der sich der Jüngling durch seinen R e i c h t u m hat hindern l a s s e n . E b e n s o w e n i g w i e i m Jak prägt sich diese Idealvorstellung bei Matthäus zu e i n e m rigoristischen Perfektionismus aus. Parallel z u m Jak zeigt das MtEv das Weiterwirken alttestamentlich-frühjüdischer Vollkommenheitskonzeptionen i m frühen Christentum an. Eine direkte traditionsgeschichtliche Abhängigkeit des einen v o m anderen läßt sich hier nicht begründen. Im Verbund mit weiteren Konvergenzen könnte dieser Berührungspunkt gleichwohl auf ein g e m e i n s a m e s traditionsgeschichtliches Milieu v e r w e i s e n . 105
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Festzuhalten ist: D a s in alttestamentlich-frühjüdischer Tradition wurzelnde Vollkommenheitspostulat ist i m Jak die ethische Kehrseite der in der Interpretation der Bekehrung als Geburt indikativisch ausgesagten radikalen Dissozia-
105 £ > abschließende Ruf in die Nachfolge ist davon durch die Verheißung getrennt, er gehört nicht zur Auslegung des Gebots. Nachfolge Jesu und die rechte Erfüllung der Tora gehören aber untrennbar zusammen. W e r in die Nachfolge tritt, der hat die Tora, wie sie Jesus (ge)lehrt und (ge)lebt (hat), zu halten, und rechte Erfüllung der T o r a ist für Matthäus außerhalb der christlichen Gemeinde nicht zu finden. Die Vollkommenheitsforderung bezieht sich aber zumindest nicht primär auf die Nachfolge, auch in 19,21 nicht. Anders Lohse, "Vollkommen sein", 139 u n d H o p p e , Vollkommenheit, der gar eine Antithese zwischen "Gesetzesbeobachtung einerseits, Vollkommenheit und Nachfolge andererseits" (162) kon^ struiert. Es geht aber bei Matthäus nicht u m eine Gegenüberstellung v o n selbst bei seiner Befolgung nicht z u m Leben führendem Gesetz (ebd.) und "durch die Weisung Jesu kompetent ausgelegte(m) Gotteswille(n)" (164), sondern u m richtiges und falsches Verständnis der Willenskundgabe Gottes in Gesetz und Propheten. Z u r Gefahr gerade des Reichtums vgl. oben K a p . I I I . 2 . 2 . V g l . Schackenburg, Vollkommenheit, 140: "'Vollkommen* ist der Mensch, der ausschließlich und mit seiner ganzen Person Gott gehört und nichts anderes als Gottes Willen radikal erfüllen will, u m in das Reich Gottes einzugehen". Siehe dazu Anhang 2 . er
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D i e Entfaltung d e r V o l l k o m m e n h e i t s t h e m a t i k in J a k 3,1-11
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tion v o n der vorchristlichen Vergangenheit b z w . des Gegründetseins der g e samten Existenz in Gott. Mit d e m Ziel der Vollkommenheit visiert Jakobus aber nicht "bloß" die rechte, ungeteilte Ausrichtung des Herzens an, sondern die konkrete vollständige Verwirklichung des göttlichen Willens in allen L e bensäußerungen. Gleichwohl mißt Jakobus im Rahmen dieser Konzeption der d e m epyov xeXeiov zugrundeliegenden Grundhaltung einen hohen, ja zentralen Stellenwert zu. N i m m t man 3 , 2 b e i m Wort, rechnet Jakobus nicht mit ihrer vollständigen praktischen Umsetzung und also mit v o l l k o m m e n e n Christen, ja er schließt sich selbst i m Zusammenhang der Zungenthematik nicht v o m Scheitern aus. Es geht bei der Vollkommenheit u m e i n Ideal, das die Adres saten anspornen soll, nicht u m ethischen Rigorismus. D i e V o l l k o m m e n h e i t s aussagen kann m a n nicht ohne Seitenblick auf die jak Rede v o n der Barmher zigkeit Gottes und der Vergebung v o n Sünden lesen. W a s v o n e i n e m ernst haften Christen zu erwarten ist und v o n Jakobus bei seinen Adressaten einge klagt wird, ist die ungeteilte, alle Lebensbereiche einschließende Ausrichtung auf Gott. D i e s e ist die conditio sine qua non für rechtes Christsein, und Jako bus scharfe Kritik an den Adressaten in 3 , 1 2 ( ? ) / 4 , l f f richtet sich g e g e n das U n w e s e n der (gewohnheitsmäßigen) Gespaltenheit, des Gehens auf z w e i W e gen. A n keiner Stelle ordnet sich Jakobus hier auch nur andeutungsweise in die Reihe der Versagenden e i n . Dieser Unterschied z w i s c h e n 3 , 1 - 1 1 / 1 2 einerseits und 3 , 1 2 / 4 , 1 ff andererseits entspricht exakt der o b e n herausgearbei teten Differenz z w i s c h e n d e m V o l l k o m m e n s e i n in 1,4 und der Gespaltenheit in 1 , 5 / 6 - 8 , also genau der Gedankenbewegung z w i s c h e n den Prologsegmenten, die die in 3 , 1 - 1 1 / 1 2 und 3 , 1 2 / 4 , l f f entfalteten "Themen" exponieren. D i e G e spaltenheitsthematik hat im Jak einen präzisen Ort; sie gehört in den Kontext des Gott-"Welt"-Dualismus. D i e 8i\|/u%ia bezeichnet die spezifische F o r m grundlegenden Versagens eines Christen, nicht allgemein des M e n s c h e n . Ja kobus Differenzierung z w i s c h e n ungeteiltem Glauben und v o l l k o m m e n e m Werk ist, w i e o b e n angesprochen, soteriologisch v o n Bedeutung. Darauf ist i m nächsten Kapitel zurückzukommen. 1
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Illustrativ ist ein Vergleich zwischen 3,6 und 4 , 1 : Die Z u n g e ist der der K o s m o s der Ungerechtigkeit in unseren Gliedern, aber eure Lüste in euren Gliedern ziehen zu Felde. - Z u r Verschärfung des Tons ab 3,12/13ff s. noch Anhang 1. Gegen Blondel, Frankemölle (s. Kap.1.3, S.32 mit A n m . 150) u n d W o l m a r a n s , T o n g u e , 525. 1 1 0
VIII Das eschatologische Heil als Ziel christlicher Existenz 1
Jakobus eindringliche Korrekturen und Mahnungen zu e i n e m die gesamte Existenz betreffenden Lebenswandel stehen durchgehend in e i n e m eschatologi schen H o r i z o n t . Christliche Existenz ist eine zielgerichtete. Im F o l g e n d e n wird in e i n e m Durchgang durch den Jak zunächst e i n Überblick über die "eschatologischen Passagen" des Briefes g e g e b e n (VIII. 1). D a die meisten Stellen bereits im Laufe der Untersuchung behandelt wurden, genügt vielfach ein V e r w e i s . Andere Texte (v.a. 3 , 1 8 ; 5 , 7 - 1 1 ) bedürfen noch näherer Unter suchung. Größtenteils vorgearbeitet wurde in den voranstehenden Kapiteln auch der Frage nach d e m Maßstab des Gerichts. In K a p . V I I I . 2 w e r d e n die bisherigen Ergebnisse dazu gebündelt und weiter ausformuliert werden. 1
1 Der eschatologische Horizont der jak Sicht christlicher Existenz D e r eschatologisch-soteriologische Horizont der jak Sicht christlicher Existenz wird bereits i m Prolog thematisch, und zwar nicht erst in 1 , 1 2 , sondern bereits in V . 9 - 1 1 : Während der demütige Bruder sich seines Heilsstandes rühmen darf, steht d e m Reichen der Untergang bevor, w a s 5 , 1 - 6 in extenso entfaltet . D e r Rekurs auf das eschatologische Ziel wird hier als Mittel zur Steuerung des Adressatenverhaltens eingesetzt; der Eschatologie k o m m t eine die Ethik moti vierende Funktion z u , die sich noch anderorts z e i g e n wird. 1,12 preist d e n im jceipaajiös Bewährten selig und begründet dies mit d e m Empfang des atecpavog TTJC, Canjc,. Jakobus verwendet hier vermutlich gezielt agonistische M o t i v i k , w a s nicht heißt, daß die R e d e w e i s e metaphorisch ist . Kränze sind verschiedentlich als "Ausstattung" himmlischer W e s e n b z w . als Element der Jenseitserwartung b e l e g t . Es ist daher durchaus m ö g l i c h , daß Jakobus die B e 2
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V g l . Feine, Jakobusbrief, 3 4 . 5 3 - 5 5 ; Bieder, Existenz, 109ff; Baasland, Jakobusbrief, 122.124; Pretorius, Coherency; e h e s t e r , Theology, 16-20; Penner Epistle, b e s . 158-210, s. auch W a l l , Apocalyptic Paraenesis, anders Lohse, Glaube und W e r k e , 12f. Näheres oben K a p . I I I . 2 . 2 . 2 . Z u r eschatologischen Perspektive als Motivierung der Ethik vgl. exemplarisch Schräge, Ethik, 2 9 0 . Siehe oben K a p . I I I . 2 . 1 , S. 117-119. Die Deutung des Kranzes als Metapher ist die Regel, s. n u r M a y o r , 4 9 ; R o p e s , 152; L a w s , 6 8 ; Frankemölle, 262f. D e n Genetiv T T J S Caei ujiäc, in 4 , 1 0 . 4 , 1 2 unterlegt die Prohibitive in V . l l m i t einer G e richtsdrohung ( v g l . 5 , 9 . 1 2 ) . 5 , 1 - 6 ist bereits in K a p . I I I . 2 . 2 . 2 . 2 ausführlich behandelt worden. Besonders dicht k o m m t die Zielgerichtetheit christlicher Existenz in d e m d e n Epilog eröffnenden Segment 5 , 7 - 1 1 z u m Ausdruck, das sich in drei, j e w e i l s durch die Anrede dSeXcpoi markierte und durch e i n e n I m perativsatz eröffnete Unterabschnitte gliedern läßt ( V . 7 f . 9 . 1 0 f ) , die aber nicht auf gleicher Ebene stehen. Vielmehr gibt V . 7 f das Thema an, das in V . 9 und V . lOf entfaltet wird. Formal heben sich die Verse 7 f dadurch a b , daß sie eine Ringkomposition bilden. D i e durch das Gleichnis V . 7 b illustrierte Ein gangsmahnung wird in V . 8 , der seinerseits als Applikation d e s Gleichnisses formuliert ist, a u f g e n o m m e n und variiert, indem sie z u m einen durch axripi§axe xdc, KapSiac, D J I Ä V erweitert, z u m anderen die Zeit- b z w . Zielangabe v o n V . 7 a in e i n e m Begründungssatz aufgenommen und umgeformt wird, der über V . 7 a hinaus die Nähe der Parusie C h r i s t i thematisch werden läßt. V . 9 c 30
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standenen Frucht darstellt. In d e r Gegenwart sät Gott für die friedenstiftenden Gerechten ein; am Ende werden diese die Frucht, den himmlischen Frieden, empfangen. Impliziert ist in der hier vertretenen Deutung, daß Friedenstiften Gerechtigkeit bewirkt. Liest m a n 3 , 1 8 i m Sinne von 'als Frucht wird Gerechtigkeit in Frieden gesät v o n denen, die Frieden stiften' (s. z . B . Hort, 8 7 ) , wäre dies ausdrücklich gesagt; der soteriologische Horizont könnte dann eingedacht sein. N i m m t m a n dagegen d e n Dativ als auctoris, wird diese Komplexität aufgelöst. Siehe oben K a p . I I I . 2 . 2 . 1 . 1 . D e r Vers ist also keineswegs eine i m j a k Kontext isoliert anmutende Sentenz (gegen Dibelius, 2 5 8 , auch z . B . Windisch, 2 6 ; M o o , 137). W e n n der Vers nicht aus J a k o b u s ' eigener Feder stammt, hat er ihn gut eingefügt. Als wahrscheinlicher m u ß nach obiger Analyse aber gelten, daß d e r Vers redaktionell ist. Z u 4 , 1 0 s. noch i m nachfolgenden Abschnitt. . Gemeinsam ist den drei Abschnitten ferner, daß Jakobus nach d e m Imperativsatz (den Finalsatz in V . 9 u n d d e n Relativsatz in V . 1 0 zugerechnet) jeweils mit 1 8 0 6 fortfahrt (V.7b.9c.lla). I m Z u s a m m e n h a n g der Parusie auch 1 Thess 3 , 1 3 ! D a ß d e r icupiog hier Christus ist, macht der technische Gebrauch v o n J t a p o u o i a für die Wiederkunft Christi i m Frühchristentum ( M t 2 4 , 3 . 2 7 . 3 7 . 3 9 ; 1 K o r 1 5 , 2 3 ; 1 Thess 2 , 1 9 ; 3 , 1 3 ; 4 , 1 5 ; 5 , 2 3 ; 2 Thess 2 , 1 ; 2 Petr 1,16; 3 , 4 ; 1 Joh 2 , 2 8 ) mehr als wahrscheinlich, wenn gleich m a n diesem Befund immerhin die Rede v o n der Parusie Gottes in Herrn, Sim V 5 , 3 3 0
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Das eschatologische Heil als Ziel christlicher Existenz
nimmt d i e s e n Aspekt auf, ja bereits in V . 3 datierte Jakobus das Schätzes a m m e l n der R e i c h e n ev ea%äxais fijiepaig und in V . 5 deren S c h w e l g e r e i n o c h drastischer ev fuiepg. aqxryTfc. D e r Rekurs auf die N ä h e der Parusie soll z u m Durchhalten stärken, dient also insofern der ethischen Motivation. D a s m a s sive Auftreten der Naherwartung in diesen Versen läßt aber keinen Z w e i f e l , daß Jakobus die Parusie Christi tatsächlich in "erlebbarer F r i s t " e r w a r t e t e . W i e sich dies z u d e n übrigen eschatologischen Ausblicken verhält, läßt sich kaum mit letzter Sicherheit beantworten. 1,12 für sich g e l e s e n kann m a n durchaus so verstehen, daß der bewährte Christ d e n Kranz des Lebens sogleich nach s e i n e m Dahinscheiden empfängt. A u f d e m Hintergrund individueller hellenistisch-jüdischer E s c h a t o l o g i e ist dies traditionsgeschichtlich durchaus m ö g l i c h . Jakobus selbst spricht nirgendwo v o n der Auferstehung der Toten. Hat Jakobus eine kohärente Eschatologie, ist aber eher zu erwarten, daß die verstorbenen Gerechten w i e die lebenden Schwestern und Brüder den axecpavoc, xifc £a>Tte erst mit der Parusie des Herrn e m p f a n g e n (vgl. 1 Petr 5 , 4 ! ) , w i e die R e i c h e n (und nicht nur sie) dann eschatologische Verdammnis "ernten". 37
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In V . 7 f rückt das K o m m e n des Herrn nicht drohend, sondern unter d e m p o sitiven Aspekt des Empfangs des eschatologischen H e i l s ins Blickfeld. D i e s zeigt, daß Jakobus seine Brüder hier als gerechte Christen anvisiert und nicht als e i n D o p p e l l e b e n führende Sorgenkinder, w i e dies bereits in K a p . I I I . 2 . 1 unter V e r w e i s auf die Gesamtkonzeption des Briefes angesprochen wurde. Dieser positive Aspekt des Heilsempfangs tritt auch in d e m Gleichnis zutage. D a s Warten des Bauern auf die kostbare Frucht der Erde wird als e i n jiaKpoBwjieiv e% auxcp (=Kap%&) dargetan. D i e Frucht ist auf die A u s gangsebene b e z o g e n transparent für das erwartete eschatologische Heil. D e r den Vers abschließende Temporalsatz entspricht der Zeit- b z w . Zielangabe in V . 7 a . D i e Deutung v o n jcpöijiov Kai ö y i j i o v ist insofern schwierig, als damit rein lexikalisch betrachtet mit gleicher Wahrscheinlichkeit - R e g e n oder 40
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(vgl. dazu Brox, Herrn, 317); TestXII.Jud 2 2 , 2 und der Sache nach 2 K l e m 12,1 entgegenhalten kann (TestAbr A 1 3 , 4 . 6 könnte christlich sein u n d den Messias meinen). D i e meisten Ausleger beziehen Kupiog in Jak 5,7f auf Christus ( z . B . Beyschlag, 2 2 1 ; R o p e s , 2 9 3 ; Mitton, 185; A d a m s o n , 190; D a v i d s , 182f; Schnider, 127; M o o , 168, auch L a w s , 208f); an Gott denken Easton, 6 6 ; Cantinat, 2 3 2 ; Erlemann, Naherwartung, 2 5 0 , auch W i n d i s c h , 31 (mit Verweis auf M a l 3 , 1 ; ä t h H e n l,3f; A s s M o s 1 0 , 1 2 ; 4 Esr 6,18f). Die These v o n Feuillet, Sens, 2 7 8 , Jakobus v e r w e n d e wie Matthäus rcapooaia "au sens du j u g e m e n t historique d u peuple juif", ist für beide A u t o r e n gleichermaßen unhaltbar. Burchard, Stellen, 3 6 0 , anders z . B . Schulz, Mitte, 2 8 9 . - Nach Erlemann, Naherwartung, 222-224 wird die Naherwartung im Jak "nicht problematisiert" (224), doch werde an Jak 4,15 "deutlich, daß Naherwartung das Rechnen mit längeren Zeiträumen nicht ausschließt" (ebd.). F ü r die Datierung des Briefes ist damit aber nichts gewonnen (richtig Aland, Herrenbruder, S p . l 0 2 f gegen G . Kittel, Ort, 83f; vgl. z . B . die Ausführungen v o n Vielhauer, Geschichte, lOOf zur Datierung des 2 Thess). U . Fischer, Jenseitserwartung, passim, insbesondere in der Zusammenfassung S.255258. So zu Recht Burchard, Stellen, 3 6 l f mit einer Übersicht über die Belege. 3 7
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F r u c h t g e m e i n t sein k a n n . I m Kontext innerhalb d e s Gleichnisses ist e s näherliegend, daß hier in Entsprechung z u m Warten auf die Frucht v o n deren Empfang die Rede ist. D i e s paßt ferner besser zur Korrespondenz d e s Satzes zu Mcoc, xfjc; rcapouaiac, x o ö K u p i o o in V . T a : Mit der Parusie d e s Herrn e m p f a n g e n die Gerechten d e n Kaprcoc, SIKCUOCJÜVTIC, ( 3 , 1 8 ) . D a s Gleichnis illustriert also nicht nur das Ausharren selbst, sondern nimmt z u g l e i c h das erhoffte Gut in d e n Blick. Mitzuhören ist dabei, daß dessen Empfang s o sicher ist w i e der Naturablauf . M a n m u ß nur ausharren. D a s jiaKpoBüjieiv angesichts der n a h e n Parusie und d e s damit verbundenen Heilsempfangs wird, w i e oben angedeutet, in V . 9 - 1 1 entfaltet. Für d e n nach außen gerichteten Aspekt des Bedrängnisleidens in V . l O f ist dies unmittelbar einsichtig und durch die Verwendung v o n iiaKpoeujua, w o r i n hier i m Nebeneinander zur U T C O J I O V T I der T o n d e s geduldigen Standhaltens anklingt, expressis verbis markiert. V . 9 d a g e g e n ist nicht selten als deplaziert oder isoliert angesehen w o r d e n . D i e Verbindung z u m Kontext besteht aber keinesw e g s nur darin, daß V . 9 c V . 8 c variiert. Vielmehr gehört die Mahnung selbst in d e n semantischen Umkreis des jiaKpoBojieiv. In Kap. I V . 2 . 1 ist die thematische Zuordnung d e s Verses z u m in 4 , l l f zutage tretenden A n w e n d u n g s f e l d e s des Liebesgebotes, d e m U m g a n g mit d e m sich verfehlenden Bruder, angesproc h e n w o r d e n . jiaKpoöojiia aber bezeichnet in biblischer Tradition auch die g e duldige Langmut gegenüber d e m Sünder, die beispielhaft v o m barmherzigen Gott geübt w i r d und v o m M e n s c h e n gefordert i s t . A l s Tugend i m interpersonalen Bereich ist die jiaKpo9ujiia mit der Liebe (1 Kor 1 3 , 4 ; 1 K l e m 4 9 , 5 ) b z w . mit d e m v o n Liebe getragenen U m g a n g mit Sündern verbunden (TestXII.Gad 4 , 7 i m Kontext v o n 4 , 2 f f ) . In 1 Thess 5 , 1 4 ist die jiaKpoöüjiia als "auf das Heil d e s anderen ausgerichtete Ausdauer des Zusammenlebens mit 44
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So die meisten, s. n u r Beyschlag, 2 2 2 ; M a y o r , 162; Ropes, 2 9 5 ; Dibelius, 2 8 9 ; Hauck, K N T , 2 2 5 ; Windisch, 3 1 ; Knowling, 128f; Schlatter, 2 7 3 ; Mußner, 2 0 2 ; Mitton, 186; Laws, 21 lf; Davids, 183; Martin, 190; M o o , 168; Stulac, 170; Hiebert, 2 7 1 ; A . B . Spencer, Function, 12; Klein, Werk, 172. So Spitta, 137; Belser, 186; Frankemölle, 680f; Burchard, Stellen, 3 6 2 (mit Verweis auf den Kontext w i e i m folgenden), s. auch Vouga, 134f. Im zweiten Fall m u ß der Bauer Subjekt in Xdßtl > i ersten käme auch die Frucht (so z . B . M a y o r , 162; Dibelius, 2 9 0 ; Davids, 183), kaum aber die Erde (anders Mitton, 186; Martin, 185) in Frage. Siehe bereits Spitta, 137; Belser, 186, zuletzt Burchard, Stellen, 3 6 2 . Ist die Deutung v o n rcpoi>ov Kai ö\|fifiov auf die Frucht richtig, wird auch die darin ausgesagte Zeitspanne, die sonst schlecht zur Parusie paßt, erträglich (vgl. Burchard, Stellen, 362). V g l . Frankemölle, 6 7 1 . Z u r Formulierung x\ jcapouaia xoö Kupiou i n y i i c e v w i e zur Sache v g l . M k 1,15 p a r M t 4 , 1 7 ; M t 3 , 2 ; 1 0 , 7 ; L k 1 0 , 9 ; R o m 1 3 , l l f ; 1 Petr 4 , 7 , auch L k 2 1 , 2 8 ; H e b r 10,25 sowie Phil 4 , 5 ; Offb 1,3; 2 2 , 1 0 ; Barn 2 1 , 3 . M i t Nachdruck auch hier wieder Dibelius: "empfindlich störend" (287) u n d "völlig vereinzelt" (290), zuletzt Terry, Aspects, 112. Siehe n u r y 102,8; Rom 2 , 4 ; 1 Klem 1 9 , 3 ; Herrn, Sim VIII 1 1 , 1 , auch Ign, E p h 1 1 , 1 . Prov 1 9 , 1 1 ; D i d 3 , 8 ; 1 Klem 1 3 , 1 ; Ign, Pol 6,2 (imitatio D e i ! ) u . ö . V £ l . zu d e n TestXII (dazu d e n Exkurs in K a p . I V . 2 . 1 ) das Nebeneinander v o n jittKpo4 2
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Gujiov eivai u n d jiVTiaiKaiciav jxf| e%eiv in Herrn, M VIII 10.
Das eschatologische Heil als Ziel christlicher Existenz
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ihm . . . Ausdrucksform der L i e b e " . In Eph 4 , 2 schließlich eröffnet Avexöjievpi d5af|Jta>v e v äyaiuft die Explikation der Mahnung z u m der Beru fung würdigen Wandel jiexd rcdaiiq xarcewocppoaüvTic, Kai flpaöxTjxoc,, jiexd jiaKpoBDjiiag . A u f d i e s e m Hintergrund liest sich p.f| axevdCexe Kax' dMf)Xa>v in Jak 5 , 9 geradezu als negatives Gegenstück der positiven Mahnung jiaKpoGüjieixe jiex' dMf|JUöv. E s ist daher z u erwägen, o b Jakobus nicht in V . 9 - 1 1 das semantische Spektrum der themaangebenden Eingangsmahnung abschrei tet: N a c h innen gerichtet bedeutet das geduldige Ausharren bis zur Parusie einen g e d u l d i g e n U m g a n g der Brüder untereinander, e i n langmütiges Ertra g e n , nach außen gerichtet das geduldige Standhalten in Bedrängnissen. D e r Christ darf i m innergemeindlichen U m g a n g s o w e n i g die Geduld verlieren w i e in der Konfrontation mit der U m w e l t . D e r Rekurs auf die Nähe der Parusie eignet sich bei beiden als Handlungsmotivation. V . 9 hebt sich insofern v o m Kontext ab, als hier das bedrohliche M o m e n t der N ä h e der Parusie zutage tritt. D i e Christen, d i e - statt Geduld z u ü b e n - gegenseitig Klage übereinander füh ren, setzen - mit d e m inneren Zusammenhalt der G e m e i n d e - ihr e i g e n e s Heil aufs Spiel. V . l Q f lenkt d a g e g e n wieder auf d e n positiven Aspekt d e s Ausblicks auf d e n g e w i s s e n Heilsempfang zurück. V o n Bedeutung ist, daß - e n t g e g e n der übli c h e n A u s l e g u n g - der Rekurs auf die Propheten und der auf H i o b , beachtet m a n d e n Argumentationsduktus, nicht gleichgeordnet nebeneinander s t e h e n , d.h. nicht dieselbe Funktion haben. D i e Propheten w e r d e n w e g e n ihrer Ver kündigung i m N a m e n Gottes angefeindet, d e n Christen bringt e i n L e b e n nach d e m W i l l e n Gottes A g g r e s s i o n e n seitens ihrer U m w e l t e i n . D i e analoge Situa tion macht die Propheten als Beispiel geeignet. D a s Hiobbeispiel steht d e m nicht zur Seite, sondern dient als Erläuterung, warum d i e , die ausgeharrt ha ben, selig z u preisen sind. A n H i o b kann m a n das glückliche E n d e für d e n 53
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Holtz, 1 Thess, 2 5 4 . - D i e M a h n u n g jiaKpo8\)|L6ixe rcpöc, rcdvxac, (1 Thess 5 , 1 4 , v g l . Ign, Pol 6,2) bindet die drei vorhergehenden Mahnungen zusammen (freilich ohne darin auf zugehen), umschließt also u . a . die Zurechtweisung der Unordentlichen u n d das Tragen der Schwachen. Es folgt das Verbot d e r Vergeltung des Bösen mit Bösem! D a ß v o r diesen inner gemeindlich ausgerichteten Mahnungen die Parusie Christi thematisch ist ( 5 , l f f ) , paßt gut zu Jak 5,7-9 u n d könnte darauf hinweisen, daß die Stellung v o n Jak 5 , 9 i m Kontext einem tradi tionellen Muster folgt. D i e beiden Partizipien dve%ö|ievoi in E p h 4 , 2 u n d orco\)5d(ovxec, in V . 3 sind m . E . besser nicht imperativisch, sondern als modale, mit 'indem' eingeleitete Nebensätze zu über setzen. Thematische Verwandtschaft besteht hier zu 1 Klem 6 2 , 2 : ... UÄ0jiijivf|OK0vxe5 8 e i v 6|iäc, ev ... jiaKpoGujiiQi xq> ... 9 e $ öoicoc, euapeaxeiv, ö j i o v o o ö v x a c , djivtiaiKdKcoc, ev 5 3
äydjitl Kai eipf|Vfl [Eph 4,3!] jiexd eKxevoöc, ercieiKeiac, ... 5 4
O h n e traditionsgeschichtliche Rückversicherung bezeichnet Davids, 184 die M a h n u n g
V.9a als "one side of jiaKpoGujiia". 5 5
Gegen M u ß n e r , 205f; Schräge, 5 4 ; Adamson, 190; Laws, 216f; Davids, 185; Schnider, 129; Martin, 1 8 7 f . l 9 2 ; Omanson, Certainty, 430f u . a . Nach Frankemölle, 6 9 4 fungiert Hiob als "Prototyp d e r Christen in mannigfachen Prüfungen". Z u r Deutung v o n x ö xefcoc, Kupiou auf das H i o b v o n Gott bereitete Ende s. (mit Diffe renzen i m Detail) M a y o r , 164; Ropes, 2 9 9 ; Dibelius, 292f; Hauck, K N T , 2 2 8 ; M u ß n e r , 206f; Laws, 2 1 6 ; Davids, 188; Schnider, 129 u . a . x ö xeXoc, im Sinne v o n Gottes "beneficent purpose" (Martin, 186 [auch 189.195], ferner Mitton, 189f) macht i m Kontext keinen guten Sinn 5 6
D e r eschatologische Horizont der j a k Sicht christlicher
Existenz
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Standhaften studieren. Nicht also der Zusammenhang, in d e m H i o b OÄOJIOVTI b e w i e s e n hat, ist hier v o n Belang; der T o n liegt vielmehr auf d e m H e i l , das ihm a m Ende zuteil wurde, w i e der Begründungssatz unterstreicht. D e r ganze V . l l ist demnach das positive Gegenstück z u V . 9 b . c . D e r Argumentationsduktus in V . l O f ist also: D i e Adressaten, denen w e g e n ihres gelebten Christseins Ähnliches widerfährt w i e d e n Propheten, sollen diese z u m Vorbild des Ausharrens i m Leiden nehmen, denn die, die sich nicht abbringen lassen, sind selig, da sie am Ende Heil e r w a r t e t , w i e dies auch bei H i o b war. D i e durch d e n Naturvergleich ( V . 7 ) herausgestellte Gewißheit des Heilsempfangs wird durch d e n Rekurs auf H i o b , auf die Tradition, untermauert. Anzusprechen ist in d i e s e m Zusammenhang n o c h einmal die auffällige Näherbestimmung des Glaubens in 2 , 1 . Meint die Genetivkette, w i e in Kap. I I I . 2 . 2 . 1 . 2 vertreten, d e n 'Glauben an die Herrlichkeit unseres Herrn Jesu Christi' und ist darin das vertrauende H o f f e n impliziert, selbst Teilhabe an der h i m m l i s c h e n 5ö£a zu erhalten, kann m a n fragen, o b sich dies dahin gehend ausziehen läßt, daß die eigene eschatologische Heilshoffnung in der Erhöhung Jesu Christi ihren "objektiven" Grund hat, Christus hier also als Bürge des Heils der Christen g e s e h e n und demnach (zumindest primär) nicht als in Herrlichkeit zum Gericht wiederkommender H e r r in Blick g e n o m m e n w i r d . D i e anders ausgerichtete Heilsvergewisserung in 5 , 7 - 1 1 kann diese A u s d e u tung v o n 2 , 1 freilich nicht bestätigen, schließt sie aber auch nicht aus. Mehr als eine Möglichkeit ist sie nicht. A l s Richter ist Christus sehr wahrscheinlich in 5 , 9 c i m B l i c k , denn V . 9 c ist naheliegend als Variation v o n V . 8 c zu lesen. Andererseits wird bereits in 5 , 1 0 f wieder Gott mit Kupiog bezeichnet, d o c h geht es in V . 1 0 nicht u m d e n zum Gericht erscheinenden Herrn. Einer christologischen Deutung v o n 5 , 9 c steht ferner auch 4 , 1 2 nicht im W e g e , denn die doppelte Zuschreibung des Richterseins an Gott und an d e n erhöhten Christus läßt sich ohne weiteres als Ausdruck der Hineinnahme des erhöhten Herrn in 57
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(s. den Ausblick auf den Heilsempfang in 5,7f). F ü r den Versuch, unter d e m Kupiog Christus und d e m t e X o g dessen Leiden u n d Sterben zu verstehen ( W . G . Schmidt, Lehrgehalt, 76f; Bischoff, T o xiXoq Kupiou), spricht im Kontext nichts. - Preuschen, Jac 5 , 1 1 , 7 9 postuliert eine Textverderbnis. Siehe zu diesem noch im nächsten Abschnitt. V g l . M t 10,22b; M k 13,13b par, ferner (Dan 12,12); 4 M a k k 7 , 2 2 ; Did 1 6 , 5 ; 1 Klem 4 5 , 8 ; Herrn, Vis II 2 , 7 . V g l . - wegen der anderorts anzutreffenden traditionsgeschichtlichen Beziehungen - v.a. 1 Petr 1,3.21; 4 , 1 3 , ansonsten z . B . 1 Thess 4 , 1 4 ; 1 Kor 15. F ü r Lukas konstatiert Hoffmann, Auferstehung, 4 6 2 treffend: "In der Rede von der Auferstehung Jesu ist die grundsätzliche Frage der Totenauferstehung . . . thematisiert . . . D e r Erweis der Faktizität j e n e r begründet die Hoffnung auf diese." V g l . M k 8,38 par; 13,26 par; M t (19,28); 2 5 , 3 1 . Anders Lautenschlager, Gegenstand, 170f; Klein, W e r k , 170f. - Christus wird hier j e denfalls weder als ' H e r r der Herrlichkeit' bezeichnet noch ließe sich dieser Titel semantisch im forensischen Sinne eingrenzen. Siehe dazu oben K a p . I I I . 2 . 2 . 1 . 2 , A n m . 2 3 0 . So z . B . Beyschlag, 2 2 4 ; Feine, Jakobusbrief, 34; M u ß n e r , 2 0 5 ; Davids, 185; M o o , 170; M a r t i n , 192, anders R o p e s , 2 9 7 ; L a w s , 2 1 3 ; Frankemölle, 6 8 8 . Z u Christus als Richter vgl. M t 25,31ff; Joh 5 , 2 2 . 2 7 ; A p g 10,42; 1 7 , 3 1 ; 1 Kor 4,4f; 2 K o r 5 , 1 0 ; 2 T i m 4 , 1 . 8 ; Barn 7 , 2 ; Polyk, 2 Phil 2,1 u . ö . , vgl. dazu Lohse, Christus, bes. 481ff. 5 7
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die Einheit G o t t e s verstehen. Vergleichen kann m a n in d e n pln Briefen das Nebeneinander v o n 2 Kor 5 , 1 0 (xoöc, ... rcdvxac, fijiaq q>avepa>8iivai 8eT eiircpoaSev xoö ßfuiaxoc, xoö X p i a x o ö ) und Rom 1 4 , 1 0 (rcdvxec, ... rcapaaxTiaöjie8a xq> ßf|jiaxi x o ö O e o ö ) . Mit 5 , 1 9 f setzt Jakobus seinen soteriologischen Schlußakkord, d o c h sind die Futura in 5 , 2 0 nicht eschatologisch zu verstehen. D e r edvaxoc, ist die bereits gegenwärtige Unheilssituation des S ü n d e r s , der freilich mit d e m Gericht Ewigkeit verliehen werden wird, und insofern ist auch 5 , 1 9 f hier anzusprechen. Nicht ohne Bedeutung ist der Text jedenfalls für die Frage nach d e m Maßstab d e s Gerichts. 64
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2 Das Gericht nach den Werken und die Barmherzigkeit Gottes 1
Jakobus eschatologische A u s s a g e n verkünden Heil und drohen mit d e m G e richt. D i e Anbindung des A u s g a n g s des Gerichts an d e n Lebenswandel der Christen (vor Gott) ist evident. Dabei werden z u m Teil konkret einzelne Ver haltensweisen angemahnt oder verboten ( 3 , 1 8 ; 4 , l l f ; 5 , 9 . 1 2 , auch 3 , 1 ) , die sich problemlos erweitern ließen. Andere Texte sind allgemeiner gefaßt: Es geht u m das ÖTcojieveiv jteipaajiöv ( 1 , 1 2 ) , das freilich durch d e n Kontext eine Fokussierung auf das allerdings immer noch weite Feld der Reich tumsproblematik erfahrt, u m die rechte Annahme des Wortes i m H ö r e n und Tun, die selig macht ( 1 , 2 5 ) und zur Rettung führt ( 1 , 2 1 ) , u m d e n Glauben, der nur als aus Werken zur Ganzheit gelangter die Rechtfertigung und also Rettung gewährleistet ( 2 , 1 4 - 2 6 ) . D e r traditionelle, v o n Jakobus übernommene Grundsatz, daß der durch einen entsprechenden Lebenswandel als solcher aus g e w i e s e n e Gerechte gerettet wird, läßt freilich in verschiedener Hinsicht einen breiten Interpretationsspielraum. M i t anderen Worten: D a ß das Gericht nach Jakobus nach d e n Werken g e h t , sagt - etwas überspitzt formuliert - nicht mehr, als daß das T u n der Christen für ihr Ergehen i m Gericht nicht jeglicher Relevanz entbehrt, bietet aber keine präzise Definition der "Anforderung" und läßt ferner die für das Verständnis der Anbindung des Gerichtsentscheides an den rechten Lebenswandel nicht unerhebliche Frage offen, w e l c h e n Cha rakter die geforderten Werke im Rahmen der Gottesbeziehung i m Jak haben. 66
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V g l . Karrer, Christus, b e s . ( 1 6 8 - ) 1 7 3 . V g l . auch R o m 2 , 1 6 (Gott richtet das Verborgene der Menschen durch Jesus Christus) oder im M t E v das Nebeneinander v o n M t 6 , 4 ; 18,35 einerseits u n d 2 5 , 3 1 ff andererseits. Frühjüdisch zu vergleichen ist das Nebeneinander v o n Gott u n d d e m Menschensohn als Rich ter in den Bilderreden des äthHen ( 3 7 - 7 1 , s. dazu Lohse, Christus, 4 7 6 - 4 7 8 ) . Siehe dazu K a p . I I . 1.2, S.57f. Z u m Gericht nach den W e r k e n s. n u r äthHen 9 5 , 5 ; 100,7; J u b 5,13-16; 1 Q S 10,18; LibAnt 3 , 1 0 ; 6 4 , 7 ; 4 E s r 7 , 3 3 - 3 5 ; M t 16,27; R o m 2 , 6 ; 2 K o r 5 , 1 0 ; 1 Petr 1,17 (!); Offb 20,12f; 2 2 , 1 2 ; Barn 4 , 1 2 ; 1 K l e m 3 4 , 3 ; 2 K l e m 11,5-7. Genügt das Überwiegen guter W e r k e gegenüber bösen? Schließen (gewisse?) Sünden grundsätzlich v o m Heil aus? Ist die Anforderung überhaupt quantitativ zu definieren? u s w . 6 4
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Das Gericht nach den Werken und die Barmherzigkeit Gottes
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Zu letzterem ist grundlegend daran zu erinnern, daß der Christ durch das Tun des Wortes das Heil nicht erwirbt. Es geht vielmehr darum, darin z u blei ben, und auch dies nicht nur aus e i g e n e n Stücken. V i e l m e h r ist der rechte Wandel durch das Wort als Kraft des Lebens nicht nur grundsätzlich e r m ö g licht, sondern auch m i t g e w i r k t , und Unterstützung erfährt der Christ ferner durch die Gabe der W e i s h e i t . D i e bereits dadurch nahegelegte T h e s e , daß die geforderten W e r k e i m Jak nicht als Ansprüche vor Gott begründende Leistun g e n oder Verdienste anzusprechen sind, wird durch andere Stellen bestätigt. In 5 , 1 1 steht die Rede v o n der Barmherzigkeit Gottes i m Zusammenhang des eschatologischen H e i l s , denn für dieses ist das H i o b widerfahrene xeXoq auf die Adressaten b e z o g e n transparent . D a s Hiobbild, das Jakobus hier rezi piert, ist w e n i g e r v o m biblischen Hiobbuch als v o n der frühjüdischen H i o b haggada, v o n der das T e s t H i o b beredtes Zeugnis g i b t , g e p r ä g t . H i o b ist hier nicht mehr der Gott z u m Rechtsstreit herausfordernde R e b e l l , sondern der "Märtyrer, der den Kampf für Gott bewußt auf sich n i m m t " (s. insbe sondere TestHiob 4 , 3 - 5 , 1 ) . H i o b s darin gezeigte Standhaftigkeit (s. TestHiob 1,5) ist in Jak 5 , 1 1 aber "lediglich" eine notwendige Voraussetzung für das gute Ende. Warum es zu d i e s e m g e k o m m e n ist, sagt der ö x i - S a t z . A u c h H i o b erwarb also nicht e i n Anrecht auf Belohnung, sondern Gott erbarmte sich sei n e r . A u f die Adressaten b e z o g e n : D e r Empfang des eschatologischen H e i l s ist kein tariflich vereinbarter Verdienst für das Ausharren in Bedrängnissen, sondern die Befreiung v o n der Bedrängnis mit der Parusie Christi wird als Er barmensakt Gottes in d e n Blick g e n o m m e n (vgl. PsSal 2 , 3 5 ) . Instruktiv ist hier ferner Jak 4 , 6 - 1 0 . D i e zweite Zeile des Zitats, daß Gott d e n D e m ü t i g e n Gnade gibt, wird in V . 7 - 1 0 zu einer Umkehrmahnung paränetisch entfaltet. 68
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Siehe oben K a p . I I . 2 . 2 u n d Kap.IV. 1. Siehe oben K a p . V I . 1. Z u r Deutung s. A n m . 5 6 . Darin besteht das Recht der Deutung v o n Spitta, 141 ("das E n d e , das der H e r r d e m H i o b zugewendet hat, ist die volle Seligkeit der zukünftigen Wel t" ) , für die er sich auf ShemR zu 2 2 , 2 5 berufen kann: 'Besteht der A r m e in seiner Versuchung so empfängt er das D o p pelte in jener Welt ... V o n w e m kannst du das lernen? V o n H i o b , welcher in dieser Welt lei den musste, aber Gott hat es ihm doppelt vergolten . . . ' (Übers. Wünsche p . 2 3 5 ) . Siehe auch die Deutungen von Strobel, Untersuchungen, 258f; Gordon, T e X o g , 94f sowie Schräge, 54f. Z u r uicojiovf| Hiobs hier 1,5 und speziell im Blick auf Jak 5,11 v g l . 2 6 , 5 : jiaKpo9ujiT|aa)ji6v ecog ä v ö Kupiog OKXayxvioQeiq eXeriow fijiag, s. ferner 4 , 6 ; 5,1 sowie 21,4; 27,4-7. V g l . Schaller, TestHiob, J S H R Z III/3, 3 0 7 . Gegen Carr, Patience; Hainthaler, Ausdauer, 315ff, auch C R . Seitz, Patience, 3 8 0 , ähnlich wie oben vertreten z . B . Davids, Tradition, 117-119. Spitta, Geschichte III/2, 177 denkt gar an eine literarische Abhängigkeit des Jak v o m TestHiob. Rahnenführer, D a s Testa ment des H i o b , 86 hält eine Bezugnahme von Jak 5,11 auf das TestHiob immerhin für m ö g lich, doch fehlt dieser These schon auf Grund der unsicheren Datierung des TestHiob eine verläßliche Grundlage. Elihu wirft H i o b , u m nur ein Beispiel zu nennen, nicht frevelhafte Selbstgerechtigkeit gegenüber Gott vor (Hiob 32-37, s. nur 3 2 , 2 ) , sondern Hiobs "Überheblichkeit" besteht n u n darin zu vermeinen, einen T h r o n in den H i m m e l n zu haben (TestHiob 4 1 , 4 ) . Schaller, TestHiob, J S H R Z III/3, 3 0 3 . V g l . TestHiob 2 6 , 5 ( s . o . A n m . 7 2 ) . 6 9
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Das eschatologische Heil als Ziel christlicher Existenz
D e m , der sich unter Gott demütigt, ist verheißen, erhöht zu w e r d e n , w o m i t das Heil der Christen i m Blick ist, und zwar zumindest auch das zukünftige. 4 , 6 macht dabei deutlich, daß die Erhöhung eine d e m D e m ü t i g e n gewährte Gnadengabe Gottes i s t . D i e Perspektive, die sich v o n daher für die Beantwortung der ersten Frage, was "nach Werken" konkret an "Anforderung" bedeutet, ergibt, findet durch den sonstigen Befund v o l l e Bestätigung. Z w e i miteinander zusammenhängende Aspekte sind hier zu nennen. Für ersteren m u ß nur auf die bisherigen Ergebnisse zurückgegriffen werden. In Kap.VII hat sich gezeigt, daß Gerechtigkeit nicht mit V o l l k o m m e n h e i t identisch ist. Grundlage des SiKaioßaBai ist die Distanz v o n der "Welt" nehmende v ö l l i g e Lebenshingabe an Gott, die alleinige Ausrichtung der gesamten Person auf Gott hin, nicht aber deren makellose Verwirklichung in e i n e m e p f o v xeJleiov, das als anspornendes Ziel gleichwohl eine wichtige Bedeutung in der jak Konzeption i n n e h a t . Jakobus eignet eine tiefe religiöse Ernsthaftigkeit, nicht aber e i n rigoristischer Perfektionismus. Gefordert ist, mit anderen Worten, e i n entschiedener Glaube, e i n aus W e r k e n zur Ganzheit gelangter Glaube ( 2 , 1 4 - 2 6 ) . Christen m ü s s e n 7coiT)Tai,fipyou sein ( 1 , 2 2 - 2 5 ) , d.h. sich Gottes W i l l e n als unteilbarer Ganzheit unterstellen ( 2 , 9 - 1 1 ; 4 , l l f ) . D e m Gesagten entspricht, daß e s nach Jakobus Sünden v o n Christen gibt, die offenbar kein soteriologisches Kardinalproblem darstellen ( 5 , 1 6 - 1 8 ) , ja daß Jakobus nicht mit v o l l k o m m e n e n Christen rechnet ( 3 , 2 ) . B e g a n g e n e Sünden können durch Sündenbekenntnis und gegenseitige Fürbitte, in d e n e n sich der W i l l e z u m L e b e n nach Gottes Wort äußert, in ihrer soteriologischen Relevanz ausgeräumt werden ( 5 , 1 6 ) . D a ß Jakobus diese gegenseitige Fürbitte dadurch zu motivieren sucht, daß das Gebet eines Gerechten viel bewirken kann, unterstreicht die Differenzierung z w i s c h e n Gerechtigkeit und V o l l k o m m e n h e i t . 78
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D a m i t ist bereits der z w e i t e Aspekt i m Blick. D e r Befund, daß d e m G e rechtsein eines M e n s c h e n vor Gott nicht Sündlosigkeit zugrunde liegt, verweist noch einmal auf die bereits o b e n in anderer Perspektive angesprochene Frage nach der Barmherzigkeit Gottes, deren Erörterung nicht nur allgemein i m Zusammenhang der Vergebung v o n Sünden eine reiche T r a d i t i o n , sondern auch speziell i m Kontext der Gerichtsthematik einen festen Sitz h a t . Jak 2 , 1 3 setzt 81
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Jakobus hat diesen Zusammenhang zwar nicht selbst geschaffen (zur zugrundeliegenden Tradition s. K a p . I I I . 2 . 1 , S.122), doch gilt methodisch, daß auch ü b e r n o m m e n e Textpassagen bis z u m Erweis des Gegenteils für die Intention des Autors in Rechnung zu stellen sind. V g l . K a p . I . l , A n m . 19. Vgl. Kap.VII. V g l . die entsprechenden Ausführungen z u m S i K a i o ö o G a i e£ epYoov in K a p . V . 2 , S.239f. Ex 34,6f; N u m 14,19; Jer 3 , 1 2 ; M i 7,18-20; Ps 51,3(ff) (vgl. 1 Klem 18,2ff); Ps 7 8 , 3 8 ; 79,8f; 103,3f.8-13; D a n 9 , 9 ; Sap 11,23; Sir 2 , 1 1 ; 5,5f (vgl. 1 6 , l l f ) ; O r M a n 7; Jub 5,17f; 1 Q H 15[7*],29f.35; 19[11*],9; TestAbr A 1 4 , 1 1 ; TestXII.Iss 6,3f; Seb 9 , 7 ; JosAs 11,10-12.18; 1 2 , 1 5 ; LibAnt 1 9 , 1 1 ; 3 9 , 6 ; ApkSedr 5,7f; 15,lff; Lk l,77f; H e b r 2 , 1 7 ; 1 Klem 9 , 1 ; 6 0 , l f ; Herrn, M IV 3 , 5 ; Sim IX 14,3 u . ö . Philo, I m m 7 5 ('denn wenn Gott über das sterbliche Geschlecht richten wollte ohne Erbarmen, w ü r d e er das verdammende Urteil fallen, da j a kein einziger Mensch das Leben v o n 7 9
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Das Gericht nach den Werken und die Barmherzigkeit Gottes
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Gottes Barmherzigkeit in Beziehung z u m Vorhandensein v o n Barmherzigkeit auf Seiten des Christen (vgl. M t 5 , 7 ; 1 K l e m 1 3 , 2 ; Polyk, 2 Phil 2 , 3 ) . D a s Fehlen v o n Barmherzigkeit, die ein elementares Kennzeichen v o n Christlich keit darstellt, markiert einen Punkt, an d e m Gottes Nachsicht i m Gericht nicht (mehr) zu begründen i s t . Anders gesagt: Unbarmherzige w e r d e n für ihre Sünden voll zur Rechenschaft g e z o g e n (vgl. Lk 1 6 , 1 9 - 3 1 ) . 2 , 1 3 a impliziert aber umgekehrt, daß Gottes Gericht andernfalls, d.h. d e n Gerechten g e genüber barmherzig ist, w a s sich nahtlos zur o b i g e n Charakterisierung des Gerechten b z w . zur in K a p . V dargelegten Sicht der Rechtfertigung als eines w o h l w o l l e n d e n Ja Gottes fügt. D i e Barmherzigkeit im Gericht ist die eschatologische Verlängerung der gnädigen Annahme der Tcouycai ep-yot) als Gerechte, und umgekehrt ist die gegenwärtige Sündenvergebung e i n barmher ziger Akt des R i c h t e r s . D e r Gerechte erfährt Gottes Barmherzigkeit nicht nur darin, daß Gott ihm überhaupt eschatologisches Heil eröffnet ( 5 , 1 1 ) , sondern auch darin, daß seine Sünden ihn nicht v o m Heil ausschließen. Sieht m a n 5 , 1 6 - 2 0 z u s a m m e n , so z e i g e n sich z w e i nicht nur graduell unter schiedene F o r m e n v o n "Sünderexistenz". In 5 , 1 9 geht es u m einen Apostaten, der aus der "Lebenssphäre" herausgefallen ist. D a ß solcher Heilsverlust nicht sogleich F o l g e einer einzelnen Übertretung ist, vermag 1,15b zu illustrieren. D i e Sünde gebiert nicht sogleich den T o d (vgl. 5 , 2 0 ) , sondern erst, w e n n sie, die "Tochter der Begierde" ( 1 , 1 5 a ) , selbst ausgereift, groß g e w o r d e n ist. Hat das Partizip nicht bloß rhetorisch-stilistische Funktion, heißt dies ohne Bild gesprochen: Z u m "Tod" führt nicht bereits eine einzelne, gelegentliche Sünde, sondern das Sündigen, das sich bei e i n e m Christenmenschen soweit entwickelt und ausgebreitet hat, daß es geradezu zur Gewohnheit g e w o r d e n ist, ja das W e s e n dieses M e n s c h e n betrifft . Nichts weniger meint das "todbringende" Abirren v o n der Wahrheit in 5,19f. V o n Bedeutung ist hier, daß d e m Aposta ten die Rückkehr in die "Lebenssphäre" nicht verschlossen ist und nicht nur d e m Gerechten, sondern auch d e m umkehrenden b z w . zurechtgebrachten A p o 83
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der Geburt bis z u m T o d e ohne Fehltritt aus eigener Kraft durchläuft, sondern [jeder] bald freiwillige, bald unfreiwillige Fehltritte begeht' [Übers. Cohn]); Sap 6,5f; 12,22; 1 Q H 14[6*],9; PsSal 2 , 3 3 . 3 6 (auch 14,9; 15,12f; 18,3); TestAbr A 14,9; g r A p k E s r l.lOff (den Gerechten gegenüber ist Gott barmherzig [ 1 , 1 2 ] , während die Sünder nicht auf E r b a r m e n hof fen dürfen [ 1 , 1 6 ; 2,23f; 5,17]); 2 T i m 1,18; Jud 2 1 ; 1 Klem 2 8 , 1 ; 2 K l e m 16,2. V g l . die W o r t e des KpiTf|g in TestAbr B 10,5 (s. K a p . V . 1, A n m . 4 8 ) , rabbinisch bShab 151b u . ö . (s. A n h a n g 2 , A n m . 6 2 ) . Jakobus systematisiert nicht, wie dieses Verhältnis näher zu bestimmen ist, o b etwa die einmal vergebenen Sünden für immer ausgestrichen und also eschatologisch ohne Belang sind (können bereits vergebene Sünden doch wieder zu Buche schlagen, w e n n ein Christ sich später als u n w ü r d i g erweist [vgl. M t 18,23-35]?) oder o b im Gericht die Sündenvergebung zu Leb zeiten ratifiziert wird, u m n u r zwei Spekulationen anzustellen. Vermutlich hat er hier über haupt kein P r o b l e m gesehen. Ahnlich Beyschlag, 6 8 ; Hauck, K N T , 6 3 , auch Adamson, J a m e s , 341 sowie M a y o r , 5 5 : "Sin w h e n full-grown, w h e n it has become a fixed habit determining the character of the man, brings forth death". - Entsprechend ist aus einer M a h n u n g wie z . B . 5,9 nicht zu folgern, daß bereits j e m a n d , der sich einmal zu einer Klage über den Bruder hinreißen läßt, seiner end gerichtlichen Verurteilung entgegengeht. Dies hieße, die paränetische Abzweckung der auf die M a h n u n g folgenden Gerichtsdrohung zu übersehen. 8 3
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Das eschatologische Heil als Ziel christlicher Existenz
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staten die S ü n d e n v e r g e b e n w e r d e n . Z u v e r g l e i c h e n ist damit 4 , 7 - 1 0 :
Dem
umkehrenden gespaltenen Sünder wird Gott seine G e g e n w a r t nicht verschlie 8 6
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ß e n ( 4 , 8 a ) , s e i n H e i l nicht v e r s a g e n ( 4 , 1 0 ) . Zumal der in 4 , 7 - 1 0 ; 5 , 1 9 f zutage tretende K o n n e x v o n U m k e h r , Sünden vergebung und H e i l macht deutlich, daß die Vorstellung d e s Gerichts nach d e n W e r k e n i m Jak nicht i m Sinne einer nach mehr oder w e n i g e r strengem oder b a r m h e r z i g e m Maßstab v o l l z o g e n e n Vergeltung all d e s s e n , w a s e i n M e n s c h i m Laufe s e i n e s g e s a m t e n L e b e n s an g u t e n und schlechten Taten angehäuft hat, ausformuliert w e r d e n kann. D e m korrespondiert das F e h l e n quantitativ ausge richteter G e r i c h t s a u s s a g e n
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i m J a k . D a s , worauf e s a n k o m m t , ist, pointiert
I m Kontext gelesen ist V . 8 a das positive Gegenstück zur Flucht des Teufels, sobald die sem Widerstand entgegengebracht wird. Z u verweisen ist in diesem Z u s a m m e n h a n g ferner auf die partizipiale Prädikation Got tes als \LX\ öveiSiCcov in 1,5. Beim Geben nicht zu schelten ist ein geläufiger Topos (s. z . B . Sir 18,18; 20,14f; 4 1 , 2 5 ; Herrn, Sim IX 2 4 , 2 ) . I m j a k Kontext geht es u m die Gabe der Weis heit. Derjenige, d e m es an Weisheit mangelt, fällt leicht in Sünde, er scheitert schnell in einem j t e i p a o j f ö g . I m jifj 6vei8iCrcoXiui\|/iai lesen; 2,14-26 führt "positiv" die Bedeutung der Werke, für die in 1,27 exemplarisch der Besuch von Witwen und Waisen, also eine Barmherzigkeitstat steht (vgl. 2,13.15f!), für den reinen Gottesdienst, für das Recht sein vor Gott, in soteriologischer Perspektive aus. Ist die Weiterführung der beiden Glieder der "Definition" des reinen Gottesdienstes in 2,1-26 richtig beobachtet, ergibt sich von selbst, daß 1,26 in 3,1-11/12 ausgestaltet wird, wobei durch die Verbindung der Zungen- mit der Vollkommenheitsthematik in 3,lff die Inkriminie rung des Unwesens eines unbeherrschten Mundwerks zur anspornenden Zielvorstel3
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Z u r Funktion von 1,1 Of weiter unten zu 4 , 1 3 -5,6. Anders zuletzt Klein (s. Kap .1.2, A n m . 64). V g l . K a p . I I . 1 . 1 , S.41f. 2 , 1 4 n i m m t nicht nur rciativ e%eiv aus 2,1 auf, sondern führt zugleich die Ge richtsthematik v o n 2,12f im Blick auf den Glauben weiter. 3
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Die argumentative Struktur des Jak
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lung einer vollständigen Beherrschung dieses kleinen, aber brandgefährlichen Gliedes weiterentwickelt wird. Umgekehrt argumentiert: Die auffällige Beziehung zwischen 1,26 und 3,1-11/12 unterstreicht die Plausibilität der obigen Überlegung zu 1,27; 2,1-26. l,26f erscheint damit als Vor-Satz zu 2,1-3,11/12 . Eine Konkurrenz zur Funktion des Prologs ist damit nicht gegeben. Wohl aber zeigt sich, daß Jakobus auch innerhalb des Korpus mit "Obersätzen" arbeitet, die das Weitere strukturieren, wie dies in Kap.III.2.2.2.3 bereits ähnlich für 4,6 zu beobachten war. Die Funktion von 1,26f als Obersatz läßt sich noch an einem weiteren Aspekt ver anschaulichen. Jakobus greift in 2,1-3,11/12 zu Beispielen, die sich als (überspit zende) Darstellungen der "nichtigen Frömmigkeit" von 1,26 lesen lassen. So führt 2,2f in den Raum der gottesdienstlichen Versammlung, und zwar wohl an ihren An fang; 2,15f dürfte das Ende des Gottesdienstes im Blick haben . In beiden Fällen wird die "Religionsausübung" durch falsches bzw. ausbleibendes Handeln als nichtig erwiesen. Der Ausrichtung dieser Beispiele fügt sich 3,9f nahtlos an. Neben dem li turgischen Preis Gottes im Gottesdienst und/oder im privaten Gebet steht die Ver fluchung seines Ebenbildes. Jakobus führt also in 2,1-3,11/12 nicht nur die drei in l,26f angeschnittenen Themen (Zunge, Bedeutung von Werken [der Barmherzigkeit], Meidung von Befleckung durch die Welt) in inverser Stellung aus, sondern er exem plifiziert zugleich in 2,2f.l5f; 3,9f in karikierter Weise, was für eine "Frömmigkeit" er bei der nichtigen BptiaKeia in 1,26 im Blick hat. Festzuhalten ist: Jakobus entfaltet die in 1,2-4 exponierte Thematik seines Schrei bens in 1,13-3,11/12 in zwei Durchgängen. 1,13-25 verankert beide Grunddimen sionen des jak Imperativs in Gottes Heilshandeln, 1,26-3,11/12 entfaltet sie unter der "Überschrift" wahren Gottesdienstes, indem gezeigt wird, daß zur rciaxig, zur Orien tierung der Existenz auf Gott hin, die Abgrenzung von der "Welt" (rceipaajiög-The matik) und Werke, allen voran Barmherzigkeitstaten, gehören. Die Zungenproblema tik dient Jakobus als Aufhänger, um die in 1,4 exponierte Vollkommenheitsthematik auszugestalten. Die in Gpiiaiceia Ka8apd Kai ä\iiavzoq anvisierte ungeteilte Le benshingabe der gesamten Person an Gott meint nicht "nur" rechtes Handeln, sondern auch rechtes Reden; und weil nichts so schwierig ist wie die beständige Beherrschung der Zunge, liegt es nahe, die Vollkommenheitsthematik eben mittels der Zungenproblematik zu entfalten. Der Untergliederung des Prologs entsprechend zerfällt das Korpus mit 1,133,11/12 und 3,12/13-5,6 in zwei Blöcke . Der Ton der Anrede verschärft sich im zweiten Teil. Die zuvor geläufige Bruderanrede tritt zurück, sie begegnet nach dem schwierig zuzuordnenden Vers 3 , 1 2 nur noch in 4 , 1 1 , wo zumindest primär die "gerechten" Christen in ihrer möglichen Fehlhaltung der (endgültigen) Verurteilung der zur Umkehr aufzurufenden "weltlichen " Christen angesprochen sind. Ansonsten werden die Adressaten nun als Ehebrecher (4,4), Sünder und Gespaltene (4,8) ange redet. 6
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V g l . bereits Cladder, Anlage, 45-48 (s. Kap.1.2, A n m . 3 0 ) ; Belser, 21f; Rustler, T h e m a , 65 (mit leichter Modifikation), auch Frankemölle, 324 sowie Baasland, F o r m , 3657 ("vielleicht"). V g l . T r o c m e , Eglises, 6 6 3 ; Burchard, Gemeinde, 325f; Tsuji, Glaube, 7 8 . V g l . M u ß n e r , 167; Davids, 145f u . a . 3,12 leistet den Ü b e r g a n g , was sich im Prolog mit d e m Stichwortanschluß zwischen 1,4 und 1,5 vergleichen läßt. 1,16.19; 2 , 1 . 5 . 1 4 ; 3,1.10.12(7). Siehe K a p . VII, A n m . 7 1 . 7
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Anhang 1
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3,12/13-5,6 ist wiederum in zwei größere Blöcke zu unterteilen: 3,12/13-4,12 und 4,13-5,6. Im ersten Abschnitt ist nach 3,18 eine kleine Zäsur zu setzen, doch gibt es gute Gründe, 3,13-4,6 zu einem Segment zusammenzufassen, aus dem 4,7-10 die paränetische Schlußfolgerung zieht. Sanftmut und Demut bilden in 3,13; 4,6 eine In klusion, von den beiden Lastern CfjXoc, und epiGeia (3,14.16) kehrt ersteres in 4,1-3 expressis verbis, zweiteres der Sache nach wieder , und rc6A.ep.oi Kai p.d%ai spitzt d K a x a a x a a i a Kai rcav <pa6Xov Tcpa-y^a (3,16) zu und steht zugleich in Antithese zur eipf|v*n von 3,18. Gezeigt wurde ferner, daß die in 4 , l f f inkriminierte Verhaltensweise der Adres saten in 4,13-5,6 wiederkehrt , was kompositorisch dadurch unterstrichen wird, daß 4,6 das Weitere bis 5,6 gliedert . Leitet Jakobus aus der zweiten Zeile des Proverbienzitats die Umkehrmahnung in 4,7-10 ab, so wird die erste Zeile in 4,13-5,6 ent faltet, wo Jakobus als effektvollen Schlußakkord - in Weiterführung von l,10f - die Demontage der Anziehungskraft des "weltlichen" Normensystems mit seinem Le bensziel der Erlangung von Reichtum und Sozialprestige betreibt. 4,13-5,6 zeigt da bei in sich einen überlegten Aufbau: Jakobus entlarvt zunächst die wahre Situation der geld-, gewinn- und geschäftsorientierten Reichen auf anthropologischer Ebene und schreitet dann thematisch zum Aufweis ihrer mißlichen soteriologischen Lage fort. Auf die Gerichtsdrohung in 5,1 folgen in 5,2-6 vier Anklagepunkte gegen die Reichen, in denen durchgehend die Gerichtsperspektive explizit aufgenommen wird. Das Korpus ist insgesamt deutlich von Jakobus' ethischem Anliegen geprägt, die Adressaten von ihrer Befleckung durch die "Welt" und ihren Defiziten im Tun des göttlichen Willens zu einem reinen Gottesdienst zurückzuführen. Insofern kann man den Jak mit Popkes ein "Korrekturschreiben" nennen . 12
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Diese Ausrichtung ändert sich im Epilog (5,7-20). Ging es zuvor um das Durchhalten der Diasporaexistenz im alltäglichen Lebensstil, so wendet sich Jakobus in dem den Epilog eröffnenden Textsegment 5,7-11 der ausharrenden Geduld angesichts der sozialen Schikanierung und Marginalisierung zu, die aus der praktizierten, zuvor eingeklagten Abgrenzung von der Umwelt folgt. Daß darin in 5,9 als ein Aspekt der Geduld die Mahnung, nicht gegeneinander Klage zu fuhren, eingebettet ist, paßt gut zu dem angezeigten Perspektivenwechsel, wenn darin wie in 4 , l l f vor allem ein Verhaltensproblem speziell der weltdistanzierten Christen gegenüber den gespaltenen zu sehen ist. Als zweite kleine Einheit folgt in 5,12-18 eine mit npö rcdvxaw eingeleitete, thematisch um "religiöses Sprechen" kreisende Reihe von Mahnungen, die auch einer "intakten" Gemeinde immer wieder gesagt werden müssen. Mahnungen zum Gebet stehen im übrigen häufig gegen Ende von neutestamentlichen Briefen . Von dieser Reihe ist 5,19f abzuheben, wo es um das Zurückbringen eines verlorenen Sünders geht. Auch dies ist Sache des Engagements "gerechter" Christen. Die Schlußstellung dieser Verse ist kein Zufall . Jakobus rekurriert hier abschließend auf sein eigenes, in seinem Schreiben verfolgtes 16
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Siehe K a p . I I I . 2 . 2 . 1 . 1 . SieheKap.III.2.2.2.3. V g l . K a p . I I I . 2 . 2 . 2 . 3 , S.160. Adressaten, 2 0 9 . Siehe E p h 6,18f; Kol 4,2f; 1 Thess 5 , 1 7 ; Hebr 13,18; 1 Joh 5,14-17; Jud 2 0 , auch Phil 4 , 6 ; 2 Thess 3,lff; P h l m 2 2 ; 1 Petr 4 , 7 . V g l . Francis, F o r m , 125f. Gegen Dibelius, 15 u . a . 1 3
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Die argumentative Struktur des Jak
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Anliegen und steuert dessen Verlängerung durch die Adressaten an: Versucht, die von der Wahrheit abgeirrten doppelseeligen Christen, die Freunde der "Welt", zur Umkehr zu bringen und so ihre Seele aus dem "Tode" zu retten. Der Jak ist also keineswegs eine planlose Sammlung einzelner ethischer Sprüche und Abhandlungen. Zwar wird der Zusammenhang von Jakobus in der Gedrängtheit sei ner Sprache und dem gelegentlichen Staccato seines S t i l s nicht immer ausformu liert . Gezeigt hat sich aber, daß der Jak nicht nur im Blick auf die Grobgliederung in Prolog, Korpus und Epilog sowie innerhalb des Prologs eine planvolle Gestaltung verrät, sondern dem gesamten Schreiben eine argumentative Struktur zugrunde liegt. 19
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V g l . z . B . Braumann, Hintergrund, 4 0 4 ; Popkes, Adressaten, 2 0 6 ; T h u r e n , Rhetoric, 2 7 4 , doch baut dessen These "d eKiaxpkyaq probably does not refer to any addressee but to the author himself" eine falsche Alternative auf. Siehe n u r im kleinen 2 , 1 8 ! Z u berücksichtigen ist dabei, daß Jakobus als traditionsbewußter Autor vielfach auf den Adressaten Bekanntes rekurriert, dessen thematische Assoziationen dabei mitschwingen. 1 9
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Anhang 2: Traditions- und theologiegeschichtliche Überlegungen zum historischen Ort des Jak 1
Ist der Jak, wie hier angenommen, ein Pseudepigraphon , so besteht Baaslands Urteil nicht zu Unrecht, daß "die geschichtliche Einordnung des Jak wohl schwieriger (ist) als bei irgendeiner anderen Schrift des Neuen Testaments" . Eine suffiziente detail lierte Diskussion dieser komplexen Problematik würde eine eigenständige Untersu chung erfordern. Im folgenden kann daher nur versucht werden, einige sich größ tenteils aus den voranstehenden Analysen ergebende Grundpfeiler der traditions- und theologiegeschichtlichen Einordnung des Jak anzusprechen. 2
Konsens besteht darin, daß der Jak Zeugnis von einem tief von seinem jüdischen Mutterboden geprägten Christentum gibt , was in dieser Untersuchung durchweg Be stätigung fand. Die speziellere These, daß der Jak eine Schwester frühjüdischer Weisheitsschriften ist, konnte indes nicht verifiziert werden. Weder zentriert die jak Theologie in der Weisheit noch hat sich Weisheitliches als der prägende Traditions strang schlechthin erweisen lassen. Das sapientiale Gut ist vielmehr als Teil des all gemeinen jüdisch geprägten Traditionsfundaments des Jak anzusprechen. Will man präzisieren, so läßt sich nur sagen, daß es mit an Sicherheit grenzender Wahrschein lichkeit das hellenistische Diasporajudentum ist, das im Jak Pate steht. Es gibt einige Hinweise auf pagan-hellenistischen Einfluß, der über das hellenistische Judentum ver mittelt sein kann, so z.B. die jak Rede von der 67ci8ojiia, die nicht von der TSTLehre abzuleiten war , von der durch das Gesetz eröffneten eXeuBepia (1,25; 2,12, s. aber Ab 6 , 2 ) , von der Ableitung der Kämpfe und Kriege aus den f|8ovai ( 4 , 1 ) oder auch die in 3,3f verwendete Metaphorik . Mit pagan-hellenistischem Einfluß kann man freilich auch bei einem palästinischen Juden rechnen , wenngleich aufs Ganze gesehen zumindest an einer graduellen Differenz zwischen "Mutterland" und Diaspora festzuhalten ist. Ebenso legt auch das jak Gesetzesverständnis hellenistisch jüdische Abkunft zwar nahe, erzwingt sie aber nicht. Dem hellenistischen Kolorit korrespondiert aber noch ein anderer Aspekt: Die im Präskript mit ev tfj SiaarcopgL gegebene ekklesiologische Ortsbestimmung deutet auf die Nähe des jak Christentums zum Diasporajudentum. Auf dieses weist schließlich auch die Einordnung des Jak innerhalb des Frühchristentums (dazu unten). 3
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Siehe dazu unten A n m . 112. Baasland, F o r m , 3 6 4 7 . F ü r viele R o p e s , 2 8 - 3 1 . - Einige Forscher hat das jüdische Kolorit des Jak zu der An n a h m e verleitet, daß d e m Brief eine - mehr oder weniger stark christlich redigierte - jüdische Schrift zugrunde liege (Spitta; Massebieau, Epitre; M e y e r , Rätsel, frühe Kritik an Spitta z . B . bei Steck, Konfession). Dies vertritt heute, soweit ich sehen kann, zu Recht niemand mehr. Vgl. die folgenden Ausführungen. Siehe oben K a p . I I . 2 . 2 . 2 , S.90-92. Siehe oben K a p . I I . 2 . 2 . 2 , S.94f. Siehe oben K a p . I I I . 2 . 2 . 1 . 1 , A n m . 1 7 5 . 1 9 2 . Siehe oben K a p . V I I . 2 , S.275 mit A n m . 4 6 . Grundlegend nach wie vor Hengel, Judentum. An kritischen Stimmen, zumindest hin sichtlich des Grades der v o n Hengel postulierten Hellenisierung Palästinas, fehlt es freilich nicht, s. n u r Feldman, Jew, 3-44. 2
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Anhang 2
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Für das theologiegeschichtliche Verständnis des Jak von Gewicht ist, daß sich sein jüdisches Kolorit nicht bloß auf die Rezeption einzelner Traditionen, sondern auch auf wesentliche strukturgebende Momente der jak Sicht christlicher Existenz er streckt. Zum Vergleich kann auf E.P. Sanders Herausarbeitung der Religionsstruktur des (Früh-)Judentums zurückgegriffen werden, die er als "Bundesnomismus" ("covenantal nomism") bezeichnet und so skizziert hat: "1) Gott hat Israel erwählt und 2) das Gesetz gegeben. Das Gesetz beinhaltet zweierlei: 3) Gottes Verheißung, an der Erwählung festzuhalten, und 4) die Forderung, gehorsam zu sein. 5) Gott belohnt Gehorsam und bestraft Übertretungen. 6) Das Gesetz sieht Sühnmittel vor, und die Sühnung führt 7) zur Aufrechterhaltung bzw. Wiederherstellung des Bundes Verhält nisses. 8) All jene, die durch Gehorsam, Sühnung und Gottes Barmherzigkeit inner halb des Bundes gehalten werden, gehören zur Gruppe derer, die gerettet werden. Eine wichtige Interpretation des ersten und des letzten Punktes besteht darin, daß Erwählung und letztliche Errettung nicht als menschliches Werk, sondern als Taten der Barmherzigkeit Gottes verstanden werden." Diese Struktur gilt mutatis mutandis auch für den Jak. Jakobus spricht zwar nicht in heilsgeschichtlicher Perspektive von der Erwählung der Kirche; dem Schreiben ist diesbezüglich nicht mehr zu entnehmen als die Okkupation von Israeltitulatur für die Christenheit. Wohl aber geht es in Jak 1,18 um die Eingliederung in die ekklesiale Gemeinschaft durch die Konversion, und diese wird als ein auf Gottes freiem Ratschluß basierendes Heilshandeln Gottes 'bekannt'. In der Differenz zwischen Er wählung eines Volkes und Konversion (von einzelnen) schlägt sich der wichtigste Strukturunterschied zwischen jüdischem Bundesnomismus und der jak "Religions struktur" nieder: Jude ist man durch Geburt, Christ muß man werden. Zugleich gilt aber, daß Jakobus' Verständnis der Konversion wesentlich in jüdischem Gedankengut wurzelt. Deutliche Affinitäten zum jüdischen Bundesnomismus zeigen sich in den folgen den Aspekten der jak Sicht christlicher Existenz: Im Kontext der Konversion steht bei Jakobus die Einstiftung des Wortes, das nach seiner imperativischen Seite Gesetz heißt und als solches Annahme durch Hören und Tun verlangt. Mit dem Standhalten in den Tteipaajioi und dem Tun des göttlichen Willens erwirbt sich der Christ das Heil nicht, sondern er bleibt in diesem. Die bei jedem Christen vorkommenden Sün den verlangen Bekenntnis und gegenseitige Fürbitte; Gott vergibt sie. Dem doppelseeligen, zwischen Gott und "Welt" gespaltenen Sünder und dem Apostaten steht der Weg zur Umkehr offen; Gott stößt ihn nicht zurück, sondern vergibt auch ihm die Übertretungen. Das Bestehen im Endgericht setzt Gerechtsein voraus, ver dankt sich aber zugleich der göttlichen Barmherzigkeit. Kurzum: Die jak Sicht christlicher Existenz ist in ihren strukturgebenden Momenten tief in der jüdischen Religionsstruktur verwurzelt. Die Christologie hebelt diese Religionsstruktur bei Jakobus nicht aus, sondern ist in sie integriert. Inwiefern das Christusgeschehen in einer reflektierten heilsge schichtlichen Perspektive als objektiver Ermöglichungsgrund für das durch Gottes Heilshandeln (1,18) gestiftete Gottesverhältnis der Christen gedacht ist, läßt sich, wie gesagt, nicht entscheiden. Erkennbar ist jedenfalls, daß die Getauften nicht nur Gott, sondern auch Christus übereignet werden (2,7), der als der erhöhte Herr in der Ge meinde wirkt (5,14f), ferner wohl die Gewißheit der eschatologischen Heilshoffhung der Christen begründet (2,1) und jedenfalls als zukünftiger Richter erwartet wird (5,7-9). Im Blick auf letzteres paßt die Integration der Christologie in die vom Ju9
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E . P . Sanders, Paulus, 4 0 0 .
Zum historischen Ort des Jak
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dentum geerbte Grundstruktur im übrigen gut zu dem Bild, das der nicht spezifisch paulinische, sondern einen frühchristlich-ökumenischen Charakter tragende bündige Rückblick auf das Konversionsgeschehen unter Heiden in 1 Thess 1 , 9 t vermittelt: Das Passionskerygma wird nicht expliziert; der Ton liegt auf dem Kommen Jesu zur Rettung der Christen. Im Jak wird Christus damit an einer im Rahmen des jüdischen Bundesnomismus gewichtigen Stelle von Bedeutung, ohne die Struktur als solche zu sprengen. 10
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Die jüdischen Wurzeln in den Jak eingeflossener Tradition wie die jüdische Prägung der jak "Religionsstruktur" besagen nicht, daß Jakobus dies alles "aus erster Hand" aus dem Judentum empfangen hat. Es gibt vielmehr Hinweise darauf, daß alttestamentliche und frühjüdische Traditionen Jakobus als christliche überkommen sind. In Kap.III. 1 ist der frühjüdische Traditionshintergrund von Jak l,2f abgesteckt worden; dem Text liegt aber näherhin ein frühchristliches Traditionsstück zugrunde (vgl. Rom 5,3-5; 1 Petr l,6f). Die Deutung der Konversion in 1,18 hat jüdische Wurzeln; vor allem das Pendant in 1 Petr 1,23 zeigt aber, daß Jakobus auf einen christlichen Bekenntnissatz rekurriert. Jakobus' Verständnis des Liebesgebotes (2,8ff; 4 , l l f ) zeigt Affinität zu den TestXII, doch dürfte die Hervorhebung des Liebesgebo tes zugleich wesentlich von frühchristlicher, wohl auf Jesus selbst zurückgehender Tradition beeinflußt sein, und zu bedenken ist hier ohnehin, daß die TestXII aus weislich ihrer Endgestalt frühchristlich rezipiert wurden . Jak 4,6 zitiert Prov 3,34, doch erscheint das Zitat als Teil eines frühchristlichen Traditionsstücks (vgl. 1 Petr 5 , 5 c - 9 ) . Ähnliches läßt sich für Jak 5,20 und Prov 10,12 beobachten . Diese Bei spiele machen einen ähnlichen Sachverhalt auch für andere Stellen wahrscheinlich und geben einen Hinweis darauf, daß das jüdische Kolorit nicht nur für den Verfasser des Jak selbst, sondern im ganzen auch für das christliche theologische Milieu, dem er entstammt, g i l t . 12
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Fragt man nach einer Einordnung des Jak in das frühchristliche Spektrum, so zen trieren die Ausführungen in der Regel um zwei Pole: um das Verhältnis zur paulinischen Tradition einerseits, zur Jesustradition in ihrer synoptischen Gestalt anderer seits . Popkes hat "die Relation zu Paulus bzw. zum Paulinismus" zu dem entschei denden Datum "für die Gesamteinschätzung" des Briefes erhoben und diesen als Zeugnis für die Entwicklung der hellenistisch-paulinischen Missionskirche vor Ent stehung der Pastoralbriefe gewertet . Die voranstehenden Analysen können diese These nicht bestätigen. Im Blick auf Jak 2,14-26 ist der Frage in einem Exkurs in Kap.V.2 ausführlich nachgegangen worden. Danach ist der Jak Zeuge eines unpaulinischen Christentums. Darüber hinaus wurde gezeigt, daß es nicht zwingend zu be16
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V g l . Holtz, 1 Thess, 5 7 - 6 1 . Siehe exemplarisch syrApkBar 5 7 , 2 . Die christliche Redaktion gehört zwar erst in das 2 . Jh. (s. Hollander/de J o n g e , Test XII, 8 5 ; Becker, TestXII, J S H R Z I I I / l , 23f), doch kann m a n mit einer vorangehenden Rezep tionsgeschichte rechnen. Siehe dazu K a p . I I I . 2 . 1 , S.122f. Siehe dazu K a p . I V . 2 . 1 , S. 192. Z u r Verwurzelung des Jak in frühchristlicher Tradition vgl. z . B . den Überblick bei W a n k e , Lehrer, 5 0 2 . Dabei spielen auch die theologischen Interessen der Ausleger hinein. V g l . oben K a p . 1.3, S.22f zu beiden Bereichen und K a p . V , S.207 speziell z u m Verhältnis zu Paulus. Adressaten, 4 1 , vgl. auch 3 2 . A . a . O . , 5 0 f . 6 3 - 1 2 4 , zur Datierung vor Entstehung der Pastoralbriefe 1 2 0 . 1 2 1 . 1 1
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gründen ist, sondern vielmehr als unwahrscheinlich zu gelten hat, daß Jakobus sich in 2,14-26 auf der Grundlage der ihm angestammten Tradition mit sekundär einge drungener paulinischer Rechtfertigungsverkündigung auseinandersetzt. Die verbale Nähe resultiert aus einer gemeinsamen jüdischen Traditionsgrundlage, auf die Paulus selbst in Rom 4,2 einen Hinweis zu geben scheint und von der sich Paulus im Unter schied zu Jakobus polemisch absetzt. Von einer theologisch reflektierten, speziell paulinisch gefärbten Verteidigungsstellung, von der her die in 2,14-26 anvisierten Adressaten ihre ethische Laxheit legitimieren, ist hier nichts zu spüren . Daß Ge meinsamkeiten zwischen den beiden Autoren auf gemeinsame Tradition, nicht aber auf direkte literarisch oder anderweitig vermittelte Abhängigkeit des einen vom ande ren verweisen, gilt auch für die weiteren Berührungen. Für Jak l,2f; Rom 5,3-5 ist dies schon durch 1 Petr l,6f ausgewiesen . Zu Jak 1,22-25; Rom 2,13 läßt sich unter anderem Mt 7,24-27 par Lk 6,47-49 stellen ; im Blick auf das Nebeneinander von Liebesgebot und Dekaloggeboten (Jak 2,8-11; Rom 13,8-10) ist auf Mt 19,18f zu verweisen. Das 'Gesetz der Freiheit* (Jak 1,25; 2,12) nimmt nicht paulinisches, son dern durch das hellenistische Judentum vermitteltes stoisches Gedankengut auf . Die Berührungen zwischen Jak 3,13-18 und 1 Kor 1-3 erklären sich wiederum durch den gemeinsamen jüdischen Traditionshintergrund. Kurzum: Ein traditionsgeschichtliches Nahverhältnis zwischen Jak und pln Tradition läßt sich nicht begründen. Gibt letztere keinen positiven Aufschluß über die Verortung des Jak, so ist das negative Ergebnis gleichwohl ein wichtiges Datum für die Einordnung des Briefes . 19
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Für die These der Abhängigkeit des Jak von synoptischer Tradition sind von ver schiedenen Auslegern lange Tabellen von Berührungen zusammengestellt worden . Die meisten Belege stammen aus der Logienquelle, hier wiederum massieren sie sich im Berg-/Feldpredigtkomplex. Nach Davids benutzt Jakobus "a pre-gospel form of what we might loosely term the Q tradition in a redaction (his own or someone eise's) which differs from both of the two canonical gospels" . Hartin dagegen sieht den Jak von der Logienquelle Q abhängig und mit deren Weiterentwicklung in der mt Gemeinde ( Q ) vertraut, nicht aber mit der mt Redaktion. Berührungen mit mk 24
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Gegen P o p k e s , Adressaten, 6 3 - 6 6 . - Z u r Diagnostizierung v o n Praxisdefiziten im frü hen Christentum s. n u r die K a p . V . 1, A n m . 3 7 genannten Stellen. Berger, Theologiegeschichte, 189 sieht recht, w e n n er schreibt, daß "das Problem des 'Glaubens' ohne ' W e r k e ' ganz woan ders virulent (ist), u n d zwar als 'strukturelles' T h e m a einer Bekehrungsreligion, keineswegs nur im paulinischen Bereich u n d schon gar nicht als Konsequenz v o n R o m und G a l . " Siehe dazu K a p . I I I . l . Z u r substantivischen Formulierung bei Jakobus und Paulus v g l . die JIOITITCLI T O Ö V Ö J I O Ü in 1 M a k k 2 , 6 7 . Siehe oben K a p . I I . 2 . 2 . 2 . Ein Vergleich des Jak mit der sich in den Pastoralbriefen spiegelnden Gestalt nachpln Christentums ist phänomenologisch interessant, erbringt aber keine über das Gesagte hinaus führenden Ergebnisse zur historischen Verortung des Jak. Er kann daher hier unterbleiben. Die wenigen Berührungen zwischen Jak und Past (s. M a y o r , cif) weisen durchgehend nicht auf einen näheren traditionsgeschichtlichen Zusammenhang. Siehe Kittel, Ort, 84-90; Eleder, Jakobusbrief, 54ff; M u ß n e r , 4 8 - 5 0 ; Schawe, Ethik, 134f (mit A n m . 5 ) ; Palmer, Use, 104-120; Popkes, Adressaten, 156f; A d a m s o n , James, 179ff; Hartin, James, 1 4 l f u . a . - Strecker, Theologie, 694-699 hat das Pendel ins andere Extrem aus schlagen lassen und j e d e n näheren Zusammenhang bestritten. " James and Jesus, 6 8 (im Anschluß an die Rede v o n Q und Q kann m a n die von Davids postulierte Redaktion Q ** nennen, vgl. Hartin, James, 196). 2 0
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Zum historischen Ort des Jak
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Stoff seien über die mt Gemeinde vermittelt . Andere lassen Jakobus mit dem MtEv bekannt s e i n . Viele der postulierten Berührungen mit synoptischer Tradition erwei sen sich bei näherem Hinsehen allerdings als wenig aussagekräftig, einige erscheinen als geradezu gesucht . An anderen Stellen zeigen sich Affinitäten, die je für sich ge nommen nicht eng und spezifisch genug sind, um daraus Abhängigkeitsverhältnisse abzuleiten, aber ergänzend angeführt werden könnten, wenn andere Stellen einen Zu sammenhang begründen . Dies ist allerdings der Fall. Genau zu prüfen ist aber, welcher Art der Zusammenhang ist. 27
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Hartin, J a m e s , 1 8 6 f . l 9 5 f u . ö (s. auch d e r s . , James and the Q Sermon o n the Mount/Plain). Brückner, Kritik, 5 3 7 ; Shepherd, Epistle; Gryglewicz, Epitre; Cooper, Prayer, 2 7 0 , auch Gräfe, Stellung, 24 u . a . - Adamson, James, 169-194 sieht den Verfasser des Jak, für A d a m s o n der Herrenbruder, "with a pre-Synoptic tradition" (193) vertraut; G . C . Martin, Storehouse macht den Jak über die Berührungen mit den Evangelien hinaus zu einer Quelle für Jesusüberlieferung und postuliert eine frühe Sammlung v o n Jesusworten als Grundstock des Schreibens. Ich gebe nur einige Beispiele, die sich leicht vermehren ließen (in K l a m m e r n nenne ich - ebenfalls exemplarisch - Ausleger, die die jeweils angesprochene Berührung auflisten): Z w i schen Jak 4 , 9 u n d L k 6,25 (Mußner, 4 9 ; Hartin, James, 142.151f) besteht eine lexikalische Übereinstimmung in der Verwendung v o n yeXS.v/ytXtoq sowie itevGeiv Kai K Ä a i e i v . Auf fallig kann m a n das n u r finden, w e n n m a n den sonstigen Befund im biblischen Traditions bereich übergeht. Das Nebeneinander von rcevGeiv Kai KÄaieiv begegnet auch 2 B a a 19,2; Neh 1,4; 8,9 ( = 2 Esdr 11,4; 18,9); TestXII.Seb 4 , 8 ; M k 16,10; Offb 1 8 , 1 1 . 1 5 . 1 9 ; EvPetr 7 , 2 7 , s. ferner y 77,63f; Sir 7 , 3 4 ; TestXII.Jud 2 5 , 5 . yeXav/yeX(oq k o m m t zwar neutestamentlich nur in L k 6 , 2 1 . 2 5 ; Jak 4 , 9 vor, beide W ö r t e r sind aber alttestamentlich und frühjü disch (v.a. Philo) geläufig. Eine enge sachliche Übereinstimmung zwischen Jak 4 , 9 u n d Lk 6,25 ist nicht zu erweisen; d e m Weheruf dort steht ein Umkehrruf hier gegenüber. Das Postu lat, die Rede v o n der KaKorcaGia der Propheten in Jak 5,10 sei durch M t 5,12 par L k 6 , 2 3 in spiriert ( M u ß n e r , 5 0 ; Hartin, James, 142.160f), ist angesichts der alttestamentlich-frühjüdischen u n d sonstigen frühchristlichen Verbreitung des Motivs v o n der Verfolgung der Prophe ten (s. oben K a p . I I I . 2 . 1 , A n m . 6 9 ) ebenso unbegründet wie die Ableitung v o n oiKTipjicöv in Jak 5,11 v o n L k / Q 6,36 (Hartin, James, 154) angesichts der Häufigkeit dieses Gottesprädikats in alttestamentlich-frühjüdischer Tradition (Ex 3 4 , 6 ; D t n 4 , 3 1 ; 2 C h r 3 0 , 9 ; N e h 9 , 1 7 . 3 1 [ = 2 Esdr 1 9 , 1 7 . 3 1 ] ; y 7 7 , 3 8 ; 8 5 , 1 5 ; 102,8; 110,4; 144,8; Sir 2 , 1 1 ; Joel 2 , 1 3 ; Jona 4 , 2 ; Test XII.Jud 1 9 , 3 ; JosAs 11,10) und der völlig verschiedenen Kontexte bei Jakobus u n d Lukas; Jak 5,11 steht thematisch den angeführten alttestamentlichen und frühjüdischen Belegen näher. Daß Jak 4 , 8 auf der Seligpreisung der KaGapoi xfi Kap8i& (Mt 5,8) fußt (Hartin, James, 142.156f), entbehrt, beachtet m a n die Geläufigkeit dieser Redeweise (s. die Belege in K a p . I V . 2 . 2 , A n m . 2 2 0 ) , ebenfalls jeder Grundlage. Jak 5,l(ff) stimmt mit d e m Weheruf Lk 6,24 (Mußner, 4 9 ; D a v i d s , 48) in der Stimmung überein, aber es gibt keinerlei Verwandtschaft in der F o r m u l i e r u n g . Jak 5,1-6 hat sich vielmehr bis in einzelne Formulierungen hinein als v o n alttestamentlicher Prophetie geprägt erwiesen (s. K a p . I I I . 2 . 2 . 2 . 2 ) ; eine ähnliche Sicht der Rei chen bezeugt frühjüdisch v.a. Henochs Epistel (äthHen 92-105). Ähnlich liegt der Sachverhalt in Jak 2 , 1 4 - 2 6 u n d M t 2 5 , 3 1 - 4 6 (Mußner, 4 9 ) . Der gemeinsamen Betonung der soteriologi schen Bedeutung v o n W e r k e n (der Barmherzigkeit) steht eine divergierende Terminologie gegenüber. Daß die in Jak 2,15f angesprochenen Nöte auch in Lk 3,11 begegnen u n d in M t 25,35f enthalten sind (Hartin, James, 141.191f), sagt nichts; es handelt sich u m die auch sonst angesprochenen kardinalen Überlebensprobleme (s. K ä p . V . l , A n m . 3 8 ) . 2 7
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Dazu rechne ich z . B . den Vers Jak 1,22, dessen sachliche und verbale Nähe zu M t 7,24-27 par L k 6,47-49 evident ist. M a n kann aber auch auf alttestamentliche u n d frühjüdische Texte verweisen (s. oben K a p . I V . l , A n m . l ) , schließlich auch auf R o m 2 , 1 3 , d . h . Jak 1,22 kann auf ethische Unterweisung außerhalb der Jesustradition zurückgehen, u n d m a n m u ß zunächst offenlassen, o b das Jesuswort hier als "Stimulans" gedient hat. Jak 1,5 a i t e i x c o ... Kai 8 o G f | a e t a i autcp erinnert an M t 7,7 par L k 11,9. Das Nebeneinander v o n a i t e i v KXX und 8 i & 6 v a i ist freilich geläufig (s. Jdc 8,24f; 1 B a o 1,17.27; 2 Esdr 6 , 9 ; Est 7 , 3 ; y 2 , 8 ;
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Die einschlägigen Abhandlungen zum Thema beschränken sich in aller Regel dar auf, das jak und syn Material nebeneinanderzustellen und zu diskutieren, während sonstige frühchristliche oder frühjüdische Texte abgeblendet bleiben . Damit geht kaum weniger kontinuierlich eine Fixiertheit auf direkte Abhängigkeit des Jak von syn Tradition einher. Zu beobachten ist aber, daß jak Abweichungen von dieser ver schiedentlich Parallelen in anderen Schriften haben. So hat die Annahme, daß Jak 4,10 in dem weisheitlich geformten "Jesuswort" Mt (18,4); 23,12b; Lk 14,11; 18,14b wurzelt, einige Plausibilität für s i c h . Die paränetische Umformung des Wortes bei Jakobus hat aber eine Parallele in 1 Petr 5 , 6 , und es wurde bereits in Kap.III.2.1 gezeigt, daß Jak 4,6-10 und 1 Petr 5,5c-9 im ganzen ein gemeinsames Traditionsstück zugrunde liegt. Der Zusammenhang von Jak 4 , 1 0 mit dem synopti schen Logion ist also ein indirekter. Die in Jak 2,5 zutage tretende "Vorzugsstellung" der Armen hat Parallelen in anderen frühchristlichen wie auch alttestamentlichen und frühjüdischen Texten . Ein traditionsgeschichtlicher Zusammenhang mit Lk 6,20 par Mt 5,3 legt sich aber inso fern nahe, als jeweils 7CT 5e &v |i£a
g 6 SiaKovcov ersetzt (Lk 2 2 , 2 7 ) . In (den Reden) der A p g ist die E r w ä h n u n g des Todes Jesu ein stehender Z u g ( 2 , 2 3 ; 3,13ff; 4 , 1 0 ; 5 , 3 0 ; 7 , 5 2 ; 10,39; 13,28f), doch fehlt durchgehend die Sühnetodvorstellung. V g l . Weiser, Theologie, 145f; Gnilka, Theologie, 2 0 6 ; Roloff, A p g , 306 u . a . Weiser, Theologie, 146 (Hervorhebungen im Original). 6 4
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als eines Sühnetodes sichere Schlüsse ziehen zu können. Lk/Apg zeigt immerhin, daß das Schweigen des Jak an dieser Stelle, zumal dann, wenn man das Anliegen des Schreibens beachtet, so ungewöhnlich nicht i s t . Gemeinsam ist Jakobus und Lukas ferner eine Reihe von "Stichwörtern" in der Auffassung und Darstellung christlicher Existenz, wie an Lk 8,4-21 bzw. speziell an den lk Redaktionismen der Deutung des Sämannsgleichnisses zu zeigen ist. So begegnet in Lk 8,12 der in Jak 2,14ff voraus gesetzte Zusammenhang von Zum-Glauben-Kommen und Rettung. Lk 8,13 spricht wie Jak 1,21 von der Annahme des Wortes, und Lk 8,21 zeigt wie Jak 1,22, daß diese 'Hören und Tun' bedeutet. Lukas ersetzt in 8,13 die mk Verfolgungstermini durch Tceipaajiöc, (vgl. Jak 1,2) und spricht in 8,15 vom Fruchtbringen ev üTcojiovfj (s. auch Lk 21,19, vgl. Jak l,3f; 5 , I I ) . Daraus ist natürlich nicht auf eine Kenntnis des lk Sämannsgleichnisses samt Deutung durch Jakobus zu schließen. Die beiden letztgenannten Wörter sind Jakobus vielmehr nachweislich aus einem anderen früh christlichen Traditionsstück überkommen. Wohl aber gibt Lukas Zeugnis davon, daß wichtige Momente der jak Sicht christlicher Existenz einschließlich der Reich tumsthematik im Frühchristentum auch sonst geläufig waren. Damit deutet sich er neut die Möglichkeit an, daß im AT und Frühjudentum wurzelnde Traditionen, die den jak Entwurf christlichen Lebenswandels wesentlich prägen, Jakobus schon als christliphe überkommen sind. Im ganzen betrachtet sind die Berührungen mit dem LkEv weniger dicht als mit dem M t E v . Ein solides Fundament für die These eines Zusammenhangs mit dem lk Doppel werk bzw. den dort verarbeiteten Traditionen läßt sich daher nicht errichten . 69
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Bezieht man die Berührungen zwischen Jak und 1 Petr in die Diskussion ein, wird die Einbindung des Jak in frühchristliche Tradition nachdrücklich unterstrichen. Läßt sich das MtEv im Blick auf die theologische Gesamtausrichtung als der engste früh christliche Verwandte des Jak ansehen, so gebührt dem 1 Petr dieses Prädikat im Blick auf auffällige Gemeinsamkeiten in einzelnen Traditionsstücken. In Kap.II wurde gezeigt, daß in Jak 1,18.21; 1 Petr 1,23-2,2 eine Tradition verarbeitet ist, deren Teile (!) Verwandte in pln/dtpln Tradition haben, sich aber signifikant von letzteren abheben. Zu beachten ist, daß hier nicht nur einzelne Stichwörter, sondern eine ganze Sequenz gemeinsam ist, was ähnlich für Jak 4,6-10; 1 Petr 5,5c-9 g i l t . Signifikante Berührungen haben sich im Laufe der Arbeit ferner zwischen Jak 1,1 und 1 Petr 1 , 1 sowie Jak l,2f und 1 Petr 1,6t gezeigt. Auf dieser Grundlage gewinnen weitere, wenngleich entferntere Berührungen an Gewicht. Blickt Jak 1,12 74
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Die Sühnetodvorstellung fehlt auch im allerdings noch viel kürzeren Jud, ferner in der Did (allein in 16,5 wird auf den Gekreuzigten angespielt). Im 2 Petr klingt das Sterben Jesu "für u n s " allein in 2 , 1 ( t ö v & y o p d o a v i ; a auxouc,) an. Im 2 K l e m wird es ebenfalls nur kurz gestreift ( 1 , 2 ) . Siehe auch die Konzentration auf die Gefährdung durch Reichtum in Lk 8,14 und die Rede von f | 8 o v a i in diesem Zusammenhang (vgl. Jak 4,1-3) sowie die Verwandtschaft zwi schen der lk Gleichsetzung des Samens mit d e m Wort (Lk 8,11) und der j a k Rede v o m e|irco|iovf| (s. dazu Kap.III.3) ein Pendant haben könnte. Z u r DJCOJIOVTI als 7 8
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theologische Charaktere. Davon bleibt unberührt, daß sich Jak und verschiedenen Stellen als Sprößlinge eines Traditionszweiges erweisen.
1 Petr an
Diskutiert worden sind verschiedentlich Beziehungen des Jak zu den "Apostolischen Vätern", allen voran zum Herrn (dazu sogleich). Mit der Did teilt Jakobus manche ethische Perspektive, freilich ohne daß den Gemeinsamkeiten irgendetwas Auffälliges eignet . Die Berührungen mit dem 1 Klem sind signifikanter, lassen aber ebenfalls keinen Schluß auf ein enges traditionsgeschichtliches Verhältnis oder gar auf literari sche Abhängigkeit z u . Im Blick auf den 2 Klem fällt vor allem die bereits ange sprochene Affinität zwischen Jak 4,(1-)4 und 2 Klem 5f auf, zumal dann, wenn man Jak 1,12 und 2 Klem 7 (s. auch 20,2) einbezieht. Die Verwandtschaft erklärt sich aber auch hier suffizient aus der voneinander unabhängigen Verarbeitung gemeinsa men Traditionsgutes. Zahlreiche Berührungen sind mit Herrn zu verzeichnen. Bei nä herer Betrachtung erweisen sie sich aber nicht als so eng, daß sie ein literarisches Abhängigkeitsverhältnis begründen könnten oder Herrn und Jak in denselben Tra ditionsraum verwiesen. Von den Übereinstimmungen sind nur ganz wenige auffällig, aber auch diese erstrecken sich nie wie bei Jak/1 Petr über ganze Gedankensequen z e n . Noch gewichtiger als die Frage von Berührungen in Einzeltraditionen ist frei 85
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spezifischer Gestalt d e r Hoffnung v g l . 2 Thess 1,4; 3,5 (dazu Trilling, 2 Thess, 4 7 ) sowie die Trias i c i d t i q , d-ydict], Ü J I O J I O V T I in Tit 2 , 2 gegenüber Jtioxiq, eXicig, ayänx] (1 K o r 1 3 , 1 3 ; Kol l,4f; 1 Thess 5 , 8 , auch H e b r 10,22-24). V g l . die Ausführungen bei Popkes, Adressaten, 168-170. Z u m jeweiligen Rekurs auf Rahab s. K a p . V . 2 , S. 2 4 6 mit A n m . 2 3 4 . 1 Klem 3 0 , 3 (SpYois S i K a i o u j i e v o i Kai jif| Xöyoiq) läßt sich ohne weiteres als ohne Einwirken v o n Jak 2,14ff entstanden denken. Gleiches gilt für 1 Klem 3 8 , 2 (ö oocpöq evSeiKvuaOco t f | v o o q u a v a u x o ö jxf| e v Xöyoiq, aXX' e v e p y o i g d y a G o i g ) und Jak 3 , 1 3 , 1 Klem 2 1 , 5 ( e y K a u %a>|ievois e v d X a C o v e i a t o u fcöyou a u t & v ) und Jak 4 , 1 6 sowie für 1 Klem 4 6 , 5 u n d Jak 4 , 1 . Z u djcoGejievoi (1 Klem 1 3 , 1 ; 5 7 , 2 ; Jak 1,21) s. K a p . I I . 2 . 2 . 1 , S . 7 5 . - F ü r einen literari schen Zusammenhang mit Priorität beim Jak Brückner, Kritik, 5 3 8 ; Feine, Jakobusbrief, 135; Hengel, Polemik, 2 5 1 , vorsichtig M u ß n e r , 35f; Hagner, U s e , 2 4 8 - 2 5 6 . Hier gilt forschungsgeschichtlich dasselbe w i e für Jak/1 Petr ( s . oben A n m . 7 9 ) . F ü r Abhängigkeit des Herrn v o m Jak votieren u . a . Feine, Abhängigkeit, 4 2 7 - 4 2 9 ; Hort, xxvi; M a y o r , lxxiv-lxxviii, zuletzt wieder L a w s , 22f; Hengel, Polemik, 2 5 1 . 2 6 9 , A n m . 2 4 , u m g e kehrt Pfleiderer, Urchristentum II, 5 4 2 . Herrn wendet sich gegen das KaxaXafceiv (v.a. M II 2f; Sim IX 23,lff, v g l . Jak 4 , 1 1 ) , doch wird dieses auch anderorts als Laster verworfen (s. K a p . I V . 2 . 1 , A n m . 100), u n d in Herrn, M II geht es - anders als in Jak 4 , 1 1 ( s . K a p . I V . 2 . 1 , S.187) - u m wahrheitswidrige Verleumdung. eiuoKejcteoGai öpq>avov>s Kai %T|pag in Jak 1,27 hat in Herrn, Sim I 8 eine Entsprechung ( s . auch M VIII 10), aber W i t w e n u n d Waisen sind ein klassisches Pärchen (s. K a p . I I I . 2 . 2 . 1 . 2 , A n m . 2 7 8 , z u m eicioKeicTeaOai v g l . M t 2 5 , 3 6 . 4 3 ) . D i e Verbindung KaGapd Kai d j i i a v t o g (Jak 1,27) begegnet auch in Herrn, Sim V 7 , 1 (s. auch M II 7 ) , aber nicht n u r dort (s. K a p . I V . 2 . 2 , A n m . 2 2 0 ) . Z u J a k 4 , 5 können einige entsprechende Aussagen aus Herrn angeführt werden, doch begegnet auch sonst die Vorstellung v o m W o h n e n des Geistes (s. K a p . I I . 2 . 2 . 1 , A n m . 2 9 6 ) . D i e Verheißung des Fliehens des Teufels (Jak 4 , 7 ; Herrn, M XII [2,4]; 4 , 7 ; 5,2) hat Parallelen in d e n TestXII ( s . K a p . I I I . 2 . 1 , A n m . 143). Jak 2,7fin berührt sich mit Herrn, S i m VIII 6 , 4 , doch wurzelt die in Frage stehende W e n d u n g in alttestamentlichjüdischer Tradition (s. auch A p g 15,17 u n d Kap.II. 1.3, A n m . l 4 8 f ) . Z u Jak 4 , 1 2 (ö Suvdjievog a S a a l Kai d n o X e a a i ) ist Herrn, Sim IX 2 3 , 4 (s. auch M X I I 6,3) zu verglei chen, doch gibt es nicht wenige ähnliche Aussagen (Mt 10,28, ferner D t n 3 2 , 3 9 ; 1 S a m 2 , 6 ; 2 Kön 5 , 7 ; 1 Klem 5 9 , 3 ) . Ähnliches gilt für Jak 1,21 u n d Herrn, Sim V I 1,1 (vgl. A p g 2 0 , 3 2 ; Gal 3,21), wenngleich in beiden Fällen nicht zu bestreiten ist, daß die Hermas- u n d Jakobus stellen jeweils die engsten Verwandten sind. Herrn, Sim VI 1,6; 2 , 6 klingt an Jak 5,5 (etpü 8 e o ö , wofür man sich noch größere Herrlichkeit erwerben kann (Sim V 3,3). Die Verbindung des Tuns des vollkommenen Gesetzes 89
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man Herrn, Sim V 4 , 3 heranziehen, aber auch einige andere Stellen (s. oben A n m . 2 9 ) . Herrn, M V 2 , 7 (... d K a t a o t a t e i hv naax\ icpd^ei a u t o u , s. auch Sim V I 3,5) ähnelt Jak 1,8b, Herrn, M II 3 (novr\pä f| KataÄ,aÄ,id- d K a t d o t a t o v 8 a i j i ö v i 6 v e o t i v ) Jak 3 , 8 , doch ist Unbeständigkeit als Übel geläufig, u n d d K a x a a x a o i a KXX ist kein so seltenes W o r t (s. v . a . T o b 4 , 1 3 ; Prov 2 6 , 2 8 ; TestHiob 36,3f; 2 K o r 12,20; 1 Klem 14,1). D e r Gegensatz dvooGev erciyeioc, ist in Herrn, M IX 1 1 ; X I 5ff u n d Jak 3,15 belegt, aber unterschiedlich ausgestaltet (s. K a p . V I . l , S.257). D a s in vorjakobeischer Zeit nicht belegte Kompositum rcofcuonXaixvoq begegnet verschiedentlich i m Herrn (M IV 3 , 5 ; Sim V 4 , 4 ; 7 , 4 , dazu noX\>onXayxvia Vis I 3 , 2 ; II 2 , 8 ; IV 2 , 3 ; M IX 2 ; Sim VIII 6 , 1 ) , dann aber auch bei Klemens von A . , Quis d i v . salv. 3 9 , 6 und ActThom 119 (s. Bauer-Aland, s.v.). D i e auffalligste Berüh rung besteht zwischen Jak 1,6-8 u n d Herrn, M I X . Bei Herrn fehlt in diesem Zusammenhang aber das j a k 8 i a i c p i v e a 9 a i ; 8i>|fu%oc, hat in Jak 1,8 nicht speziell "Zweifel" beim Gebet i m Blick, sondern es geht allgemein u m die Gespaltenheit des Christen, nämlich zwischen Gott und "Welt", u n d bei der rciotic, in Jak 1,6 geht es entsprechend u m Entschiedenheit in d e r Existenzorientierung, nicht (allein) u m unbedingtes Vertrauen auf Erhörung des Gebets (s. K a p . V I I . l , S.271). D a s in Herrn, M IX 1 aufgeworfene Problem ist d e m Jak fremd. Sieht m a n ferner, daß das V o r k o m m e n v o n 8iyu%oc, KXX j a keineswegs auf Jak u n d Herrn beschränkt ist (vgl. K a p . V I I . l , A n m . 15), fehlt der Annahme eines traditionsgeschichtlichen Nahverhältnisses auch hier eine sichere Grundlage. Als wichtige thematische Berührung ist anzusehen, daß Reichtum auch bei Hermas das ethische Kardinalproblem darstellt (s. die Belege in K a p . I I I . 2 . 2 . 3 , A n m . 4 2 2 ) , n u r ist auch dies nicht ohne Tradition. Kurzum: D a ß d e r Jak ins unmittelbare Umfeld v o m Herrn gehört, läßt sich nicht erweisen. Z u einem ähnlichen Resultat k o m m t z . B . Ropes, 8 9 : "a c o m m o n background would suffice to aecount for t h e facts, and that need not imply that the t w o authors lived in the same locality o r in neighbouring places." Nach Gräfe, Stellung, 4 1 etwa zeigt der Jak eine "mit I Klemens, Barn., Justin, Herrn, verwandte Gesamtauffassung des Christentums", s. ferner Schoeps, Theologie, 3 4 9 u . a . Z u r Eschatologie bei den Apostolischen Vätern s. Lohmann, D r o h u n g . D i e Ausrichtung d e r soteriologischen Perspektive auf das noch ausstehende Heil ist i m übrigen in anderer Weise auch für den 1 Petr u n d d e n H e b r kennzeichnend (vgl. Goppelt, 1 Petr, 95f). 2 K l e m 3 , 4 ; 4 , 5 ; 6 , 7 ; 8,4; 1 7 , 6 . Verschiedentlich ist v o n Geboten Gottes die Rede (Vis I 3 , 4 ; III 5 , 3 ; M VII 1.4f; XII 5 , 1 ; Sim V 1,5; 3,2 u . ö . ) , daneben aber häufig auch von den Geboten, die d e r Hirte gibt ( z . B . Vis V 5ff; M IV 2 , 4 ; 4 , 4 ; V 2 , 8 ) . vöjioc, begegnet neben seiner christologischen Interpreta tion in S i m V 6 , 3 ; VIII 3,2ff (auch 6,2) n u r noch in Sim I, w o es u m die Gesetze der beiden Städte geht. - F ü r d e n 1 Klem ist v . a . auf 4 9 , 1 zu verweisen, s. aber auch 1 3 , 3 , v g l . ferner v.a. Barn 2 , 6 . Siehe K a p . I V . 2 . 2 , S.194 mit A n m . 152. 8 9
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der Freiheit mit dem Vollkommenheitsgedanken im Jak spricht offenkundig eine andere Sprache. Auch anderes paßt schlecht zum Jak, z.B. die Bußaussagen in Vis II 2,5; III 7,5f oder M IV 3,lff. Differenzen zwischen Jak und 2 Klem zeigen sich ferner z.B. in der soteriologischen Fundierung der Ethik. Zwar deutet auch der 2 Klem die Konversion als Übergang vom Tod zum Leben (1,6.8), die Ethik ist aber lediglich über den Gedanken der d v x i j i i a e i a für das, was Gott "pro nobis" getan hat, angebunden (1,3.5; 9,7; 15,2, s. auch 3,3), womit einhergeht, daß das von Gott gewährte eschatologische Heil wiederum als Gegenleistung, nun für die Werke der Christen, in den Blick kommen kann (11,6). Beides ist Jakobus fremd, wie umge kehrt im 2 Klem das Moment des "eingeborenen", seine Verwirklichung mitwirken den Wortes bzw. überhaupt die in Jak 1,18-25 laut werdende Wort-Theologie kein Pendant hat. Ebenso fehlt im 2 Klem die Weisheit. Vor allem die Differenzen im Gesetzesverständnis lassen es daher nicht als geraten erscheinen, den Jak in das nahe Umfeld von Schriften wie 2 Klem oder Herrn zu setzen. Offengeblieben ist bis jetzt die Frage, ob die jak Adressaten eher im judenchristlichen oder heidenchristlichen Bereich zu suchen sind . Sichere Indizien drängen sich nicht gerade auf. Jakobus spricht die Adressaten sowenig auf ihre heidnische Ver gangenheit an (vgl. dagegen 1 Petr 4,3) wie auf ihre jüdische. Es findet sich keine Polemik speziell gegen Juden oder gegen Heiden. Für das dem christlichen entge gengesetzte Überzeugungssystem steht allgemein genug KÖajioc, als Chiffre. Die Wahl des Pseudonyms Jakobus kann judenchristliches Kolorit nicht begründen. Zwar leidet die Jakobus V e r e h r u n g im Judenchristentum keinen Zweifel , doch stand der Herrenbruder auch in der "Großkirche" in Ehren , und der Jak könnte ein frühes heidenchristliches Zeugnis dafür s e i n . Ebensowenig ist die jüdische Prägung des Jak ein wirklich stichhaltiges Argument, denn gute Kenntnisse des Alten Testaments und frühjüdischer Tradition darf man auch bei den heidnischen Randsiedlern der jüdi schen Synagoge erwarten , aus denen sich das Heidenchristentum nicht unwe sentlich rekrutiert haben dürfte . Wertschätzung der ethischen Unterweisung der 95
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Sie wird häufig im ersteren Sinne entschieden, auch dann, w e n n m a n den Brief nicht auf den Herrenbruder zurückfuhrt (s. n u r A . L . Williams, Epistlfc; Schnackenburg, Botschaft II, 2 1 3 ; Hartin, James, 2 2 ; Frankemölle, 7 4 6 ; Penner, Epistle, b e s . 260-278 ("a sectarian Jewish g r o u p " ) , anders aber z . B . v o n Soden, 176-179; Burchard, Nächstenliebegebot, 5 3 1 ; Klein, W e r k , 206f. Siehe Pratscher, Herrenbruder, 102-150. Siehe a . a . O . , 178-208. V g l . noch unten A n m . 115. Dazu z . B . Schürer, History H I / 1 , 160-169; Feldman, Jew, 3 4 2 - 3 8 2 . 100 Vergleicht m a n etwa den 1 Klem, so zeigt sich auch hier eine gute Kenntnis alttesta mentlicher und jüdischer Tradition (s. nur 1 K l e m 4 ; 9-12 [darunter A b r a h a m als Freund Got tes und R a h a b ! ] ; 17f), sein Verfasser aber ist mit einiger Sicherheit ein gebürtiger Heide (vgl. Lampe, Die stadtrömischen Christen, 59f). V o n der 3 1/2-jährigen Dürreperiode zur Zeit Elias (Jak 5,17) weiß auch Lukas (Lk 4 , 2 5 ) , der wohl ebenfalls gebürtiger Heide w a r und vor seiner Hinwendung z u m Christentum z u m Sympathisantenkreis der Synagoge gehörte (Bovon, Lk I, 22; Schnelle, Einleitung, 2 8 4 ; Weiser, Theologie, 118f). Z u m pln Heidenchristentum diesbezüglich jetzt Reiser, Paulus, der pointiert resümiert: "Die heidnischen Jünger und Jüngerinnen Jesu Christi gewann Paulus in der Synagoge, nicht auf d e m Marktplatz. ... Nicht nur das Judenchristentum, auch das Heidenchristentum k o m m t aus der Synagoge" (91). Siehe ferner z . B . Hengel, Geschichtsschreibung, 7 6 - 7 8 , speziell zum Jak Popkes, Adressaten, 65f.76f u . ö . 9 6
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Tora wird m a n gerade in diesen Kreisen voraussetzen m ü s s e n . F ü r Heidenchristen s p r i c h t m . E . J a k 2 , 1 9 . D a s m o n o t h e i s t i s c h e B e k e n n t n i s ist z w a r h ä u f i g f ü r d e n j ü d i schen Charakter des Schreibens verbucht w o r d e n , paßt aber gerade im Zusam m e n h a n g mit d e r traditionellen Bedeutung A b r a h a m s als Vater d e r Proselyten w i e d e r Proselytin Rahab gut zu einem heidenchristlichen Kontext. Dies wird dadurch unter strichen, d a ß die in J a k 2,14ff vorausgesetzte Verbindung v o n Glaube u n d Rettung mit einiger Wahrscheinlichkeit bereits in d e r missionarischen Verkündigung behei matet w a r ; in e i n e m heidenchristlichen Kontext aber läßt sich d e r G l a u b e a n d e n e i n e n G o t t t r e f f l i c h a l s das K e n n z e i c h e n d e r n e u e n r e l i g i ö s e n O r i e n t i e r u n g b e n e n n e n , als welcher er i m Argumentationsduktus guten Sinn macht. Auch das Mißver ständnis über die i m Glauben eingeschlossene Lebenspraxis, das Jakobus in 2,14ff a u s z u r ä u m e n sucht, läßt sich auf d e m H i n t e r g r u n d eines h e i d n i s c h e n V e r s t e h e n s h o r i z o n t e s v o n rciaxic, b e s s e r e r k l ä r e n a l s b e i j u d e n c h r i s t l i c h e n A d r e s s a t e n . O h n e h i n ist a u f d e m H i n t e r g r u n d d e s s o n s t i g e n B i l d e s v o m C h r i s t e n t u m i n d e r h e l l e nistischen Welt nach 7 0 n. C h r . ein mehrheitlich heidenchristlicher Adressaten kreis das W a h r s c h e i n l i c h e r e . D i e Differenzen des J a k z u m judenchristlichen M t E v h a r m o n i e r e n gut m i t dieser Sicht: D e r J a k weist i m Gegensatz z u m M t E v keine Spu ren einer intensiven Auseinandersetzung m i t d e r jüdischen S y n a g o g e a u f ; dafür wird - w i e d e r u m anders als i m M t E v , aber w i e im 1 Petr mit seinem zumindest m e h r h e i t l i c h heidenchristlichen A d r e s s a t e n k r e i s - u n p o l e m i s c h Israeltitulatur für d i e Kirche in A n s p r u c h g e n o m m e n (Jak 1 , 1 ) , w a s auf unterschiedliche soziale Kon t e x t e w e i s t . Z u e r i n n e r n ist f e r n e r a n d i e s e h r w a h r s c h e i n l i c h e D i f f e r e n z i n d e r G e l t u n g d e r r i t u e l W c u l t i s c h e n G e b o t e . K u r z u m : E s ist n i c h t s i c h e r , a b e r d o c h b e g r ü n det zu v e r m u t e n , d a ß d i e j a k Adressaten mehrheitlich u n d vielleicht auch d e r Verfas ser selbst gebürtige H e i d e n sind, die in der Regel v o r ihrer H i n w e n d u n g z u m Christentum einiges a n diasporajüdischer Synagogenbildung erfahren haben. 1 0 3
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F r a g t m a n n u n , wo d a s j a k C h r i s t e n t u m b z w . d e r V e r f a s s e r d e s B r i e f e s a u f d e r L a n d k a r t e z u s u c h e n i s t , g e r ä t m a n n o c h tiefer i n d e n B e r e i c h m e h r o d e r w e n i g e r v a g e r V e r m u t u n g e n . D e r J a k g i b t , w e n n 1,1a, w i e h i e r m i t d e m G r o ß t e i l d e r h i s t o r i s c h - k r i -
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Schon gar nicht läßt sich die Verwendung v o n auvaya>yf| in 2 , 2 für einen judenchrist lichen Kontext auswerten, v g l . die anderen frühchristlichen Belege in K a p . I I I . 2 . 2 . 1 . 2 , A n m . 2 3 9 . Auch im heidnischen Bereich konnten im übrigen Vereinsversammlungen auvayo)yf| genannt werden ( s . Klauck, Umwelt I, 5 2 ) . Siehe aber oben K a p . V . 2 , S.224f und v o n Soden, 177; Gräfe, Stellung, 7 . Siehe oben K a p . V . 1, S.211f. V g l . 1 Thess 1,9, auf jüdischer Seite PsOrph (Denis, Fragmenta, 163-167) u n d dazu U . Fischer, Jenseitserwartung, 30f. V g l . die Ausführungen in K a p . V . 1, A n m . 3 2 mit denen in K a p . V . 2 , A n m . 157 u n d 190. Z u r Datierung s. unten. V g l . E . W . Stegemann/W. Stegemann, Sozialgeschichte, 2 3 l f , die vermuten, "daß w i r in d e r Zeit nach 7 0 . . . wohl vornehmlich Nicht-Juden in den christusgläubigen Gemeinden außerhalb des Landes Israel finden." Gehört das M t E v nach Syrien, ist damit aber eine A u s nahme bezeugt. Unhaltbar Penner, Epistle, 2 7 0 - 2 7 6 . I m M t E v erscheint die Kirche nicht als Israel, sondern als Heilsgemeinde in Israel, als gesammelter Teil der verlorenen Schafe des Hauses Israel ( 1 0 , 6 ; 15,24). Gegen Trilling, Israel u . a . V g l . oben A n m . 5 7 . Siehe o b e n S . 3 2 5 . 1 0 3
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tischen Forschung am Jak angenommen wird, Fiktion i s t , für sich genommen kei nen schlüssigen Hinweis. Aufschluß kann man bei den traditionsgeschichtlichen Be ziehungen des Schreibens suchen, die aber vielfältig sind und auch schon deswegen kein sicheres Fundament zu legen vermögen, da man z.T. auch über die Einordnung der verwandten Schriften streiten kann. Das Folgende kann daher nicht mehr als ein Vorschlag sein. Geht man von den Berührungen mit dem MtEv aus, so kann man den Jak zwar sicher nicht in die Entwicklungsgeschichte des mt Adressatenkreises e i n o r d n e n , doch ist es Überlegens wert, die Verwandtschaft mit Traditionen und theologischer Prägung des MtEv als Hinweis auf eine gewisse lokale Nähe zu werten. Das MtEv ist mit einiger Sicherheit in Syrien geschrieben w o r d e n . Zu Syrien paßt im Blick auf den Jak nicht nur, daß es eine vernünftige Annahme ist, daß der Herrenbruder hier als Autorität g a l t , sondern auch die früheste Bezeugung des J a k . Unpaulinisches 113
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Siehe n u r R o p e s , 1.47-51; Dibelius, 2 5 - 3 5 ; K ü m m e l , Einleitung, 363f; Schräge, lOf; L a w s , 38-42; Schnider, 16-18; Pratscher, Herrenbruder, 2 0 9 - 2 1 3 ; Schnackenburg, Botschaft II, 193f; Paulsen, Jakobusbrief, 4 9 2 ; Frankemölle, 4 5 - 5 4 ; Klein, W e r k , 2 0 6 ; Strecker, T h e o logie, 690f; Tsuji, Glaube, 3 8 - 4 4 . A n Gegenstimmen, die d e n Brief d e m Herrenbruder zu schreiben, fehlt es freilich nicht (s. n u r Kittel, O r t , b e s . 7 1 1 ; Graves, Judaism, 163 für die Frühdatierung des J a k in die 40er Jahre, M u ß n e r , 1-8.12-23 für die Datierung in die letzten Lebensjahre des Herrenbruders ["vielleicht u m das Jahr 6 0 n . C h r . " , 19]). Abfassung durch den Herrenbruder ist aber mehr als unwahrscheinlich, wenngleich einzuräumen ist, d a ß das ein oder andere Argument keinen sicheren Schluß zuläßt. Als wichtigstes Argument wird in der Regel der angeblich nachpln Kontext v o n Jak 2,14-26 vorgebracht. Dieser theologiegeschicht lichen Einordnung des Abschnitts konnte in K a p . V zwar nicht gefolgt werden, doch bedeutet dies lediglich eine Modifikation des A r g u m e n t s . Denn gerade die These, daß p l n Rechtferti gungsaussagen in J a k 2 , 1 4 - 2 6 keine Rolle spielen, läßt die Abfassung des Jak durch d e n mit Paulus wohl vertrauten Herrenbruder zumindest für dessen Spätzeit, vorsichtig gesagt, als sehr unwahrscheinlich erscheinen. D e m Argument, d a ß d e m Herrenbruder das nicht "berau schende", aber doch ordentliche Griechisch (vgl. Wifstrand, Stylistic Problems, b e s . 176 u . a . ) nicht zuzutrauen ist, wird gern mit d e m Verweis auf die Verbreitung d e r Zweisprachigkeit in Palästina begegnet (zuletzt Johnson, Social World, 186 und Penner, Epistle, 35-47), u n d m a n muß allerdings in Rechnung stellen, daß Jakobus, wenn er auch vielleicht als galiläischer Handwerkssohn so nicht hätte schreiben können, als Führungskraft d e r Jerusalemer U r g e meinde einen Bildungsschub erlebt haben m a g . Gegen Echtheit spricht aber, w a s oben für das hellenistische D / a s / w r a j u d e n t u m als Mutterboden des j a k Christentums angeführt w u r d e : D i e adscriptio deutet auf einen mit d e m Diasporajudentum gemeinsamen Erfahrungshorizont h i n , und die Kontakte mit paganen hellenistischen Traditionen lassen sich außerhalb Palästinas zu mindest besser verstehen. Schließlich erklären sich die engen Übereinstimmungen mit d e m 1 Petr zwangloser bei nicht allzugroßem zeitlichem Abstand. Es dürfte ferner wahrscheinlicher sein, daß der Ruf, d e n Jakobus als "Gerechter" innehatte, auch in einem mehrheitlich heiden christlichen Christentum die Wahl des Pseudonyms nahelegte, als d a ß d e r Herrenbruder selbst an ein solches schrieb. I m übrigen ist die adscriptio der "Echtheit" nicht günstig, u n d zwar noch weniger, w e n n m a n d e n Adressatenkreis auf Judenchristen beschränkt ( s . Kap.II. 1.3, A n m . 169). D a s Argument, daß das Fehlen ritueller Gebote nicht z u m Herrenbruder paßt (für viele Aland, Herrenbruder, S p . 1 0 0 , zur Gegenposition G. Kittel, Jakobusbrief, 56-58), ist n u r so sicher w i e d i e These, d a ß diese Gebote für d e n Verfasser des Jak tatsächlich keine Rolle spielten. W e n n , dann müßte der Jak nach d e m M t E v verfaßt sein. D e r Brief könnte dann die Weiterentwicklung d e r mt eKK%\\oia nach Öffnung für die Heiden (s. dazu oben [bei] A n m . 5 7 ) spiegeln. D i e Berührungen weisen aber gerade nicht auf eine Kenntnis des M t E v durch Jakobus ( s . oben). Siehe L u z , M t I, 7 3 - 7 5 . Einen Hinweis gibt Gal 2 , 1 2 für Antiochien, drcö 'IaKcbßou w i r d hier eher z u m Verb zu ziehen sein als zu xivac, ( v g l . Pratscher, Herrenbruder, 78f mit Vertretern beider Positio1 1 3
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Christentum ist hier nicht nur durch das MtEv ausgewiesen, sondern wohl auch durch die D i d . Zu fragen ist aber, wie sich dieser Vorschlag zu den Beziehungen zum 1 Petr verhält, denn einige Übereinstimmungen lassen sich in ihrem Charakter schwerlich allein über die Stabilität semantischer Felder verstehen, die Affinitäten zwischen Texten auch über längere zeitliche und räumliche Distanz hinreichend er klären läßt. Vielmehr hat hier die Annahme einer gewissen zeitlichen und räumlichen Nähe einiges für sich. Nun weist der 1 Petr einige Berührungen mit pln Tradition auf . Der Befund wird in der Regel so interpretiert, daß der Verfasser des 1 Petr von pln Tradition ab h ä n g t , wobei über den Grad der Beeinflussung Differenzen bestehen ; die Ge meinsamkeiten könnten sich aber auch, wie dies von Berger vorgeführt w u r d e , aus der Benutzung gemeinsamen Traditionsgutes, d.h. aus Tradition, die nicht erst von Paulus in die frühchristliche Überlieferung eingeführt wurde, erklären. In die Diskus sion ist hier nicht einzusteigen. Bergers Position verdient m.E. im Ansatz Zustim mung, doch ist in Einzelfällen, z.B. für den Gedanken der Partizipation am Leiden und an der Herrlichkeit Christi (1 Petr 4,13; 5,1), damit zu rechnen, daß direkt pln Einfluß vorliegt. Instruktiv ist im übrigen auch in dieser Frage wieder der traditions geschichtliche Befund in 1 Petr 1,23-2,2. Vor allem zu der zweigliedrigen postkonversionalen Mahnung in 2 , l f sind Parallelen aus pln Tradition zu verzeichnen; we sentlich näher steht den Versen aber Jak 1 , 1 8 . 2 1 . 1 Petr schöpft hier also nicht aus pln Tradition, sondern es handelt sich bei Jak/lPetr einerseits, den pln Belegen ande rerseits um unterschiedliche Ausprägungen einer gemeinsamen Traditionsgrundlage. 1 1 7
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nen); dann geht es nicht bloß u m Leute, die so dachten wie Jakobus, sondern u m solche, die v o n ihm gesandt waren (zurückhaltend Holtz, Zwischenfall, 3 4 8 : Berufung auf Jakobus, aber nicht sicher Sendung durch ihn). Dies gibt den Herrenbruder zwar zunächst n u r bei den antiochenischen Judenchristen (und Petrus) als anerkannte theologische Autorität (es liegt d e m keine rechtliche Stellung zugrunde, s. Pratscher, a . a . O . , 79f) zu erkennen. Sind aber die sog. Jakobusklauseln als Folge des antiochenischen Konflikts v o n den antiochenischen Heidenchri sten als "eine Art freiwillige Selbstbeschränkung z u m Zweck des Zusammenlebens mit den Judenchristen" ( a . a . O . , 8 7 , im Original kursiv) erstellt worden (anders z . B . Schmithals, Jako b u s , 84f; K . M . Fischer, Urchristentum, 98), zeigt dies Verständnis der Heidenchristen für die v o n Jakobus b z w . seinen Leuten vertretene Position und mithin eine Wertschätzung des Herrenbruders selbst. Das m u ß dann nicht nur für die antiochenischen Heidenchristen gelten. Ohnehin ist es plausibel, daß sich die Verehrung des Herrenbruders in gemischten Gemeinden nicht auf den judenchristlichen Teil beschränkte. - Z u r positiven Sicht des Herrenbruders in der "Großkirche" vgl. (bei) A n m . 9 7 . Kann man Herrn nicht als Zeugen für die Existenz des Jak werten, so k o m m t Origenes dieser Rang zu (für die Belege s. M a y o r , [lxviii].lxxxif), den seine Verbannung aus Alexan drien 231 nach Cäsarea führte. V g l . dazu Shepherd, Epistle, 5 0 . Z u r Lokalisierung in Syrien s. Wengst, Schriften II, 2 1 2 , s. auch N i e d e r w i m m e r , D i d , 79f. Siehe die Auflistungen bei Schräge, 1 Petr, 6 0 ; Goppelt, 1 Petr, 4 8 - 5 0 ; Schröger, Gemeinde, 213ff; Berger, Theologiegeschiente, 4 1 9 - 4 3 0 u . a . Schräge, 1 Petr, 60f; Vielhauer, Geschichte, 5 8 4 ; Köster, Einführung, 7 3 1 , dezidiert zuletzt H ü b n e r , Theologie 2 , 3 8 7 . Zurückhaltender urteilt Goppelt, 1 Petr, 5 0 , nach d e m der 1 Petr einer kirchlichen Tradition entstammt, die "von Paulus zwar beeinflußt, aber nicht ge prägt (ist)". Noch weiter geht Schröger, Gemeinde, 2 2 7 , der im Kontext seiner Untersuchung zur Ekklesiologie im 1 Petr fordert, man solle "aufhören [sie!] von einem Paulinismus im 1. Petrusbrief zu reden". Siehe die vorige A n m . Berger, Theologiegeschichte, 4 1 8 - 4 3 0 . Siehe K a p . I I . 2 . 2 . 1 , S.75f u n d vgl. das Urteil von Carrington, Catechism, 2 7 : "Peter exhibits many m o r e parallels with James than with any epistle of St P a u l . " 1 1 6
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Berger hat die Gemeinsamkeiten zwischen 1 Petr und Paulus als antiochenisches Traditionsgut lokalisiert . Dazu passen die Berührungen des 1 Petr mit dem MtEv, allen voran von 1 Petr 3,14 mit Mt 5,10 und 1 Petr 2,12 mit Mt 5 , 1 6 . Gehen die mit 1 Petr übereinstimmenden Formulierungen und Gedanken in Mt 5,10.16 auf die Hand des Evangelisten z u r ü c k , dürften sie den 1 Petr als den frühesten Zeugen des MtEv a u s w e i s e n . Andererseits zeigt sich Matthäus deutlich als Exponent seiner Gemeinde, und es ist durchaus möglich, daß die mt "Redaktionismen" 5,10.16 in der gemeindlichen Tradition Wurzeln haben, so daß auch die Möglichkeit eines gemein samen Traditionsfundaments besteht. So oder so lassen die Berührungen einen loka len Zusammenhang als erwägenswert erscheinen. Der 1 Petr würde dann die Lokali sierung des Jak in Syrien weiter stützen, doch ist der tentative Charakter der Überle gungen an dieser Stelle nochmals zu unterstreichen. Der 1 Petr wird in der Regel entweder nach Kleinasien oder nach Rom gesetzt, wofür wirklich zwingende Gründe freilich nicht anzuführen s i n d . Mit einem Wort: Syrien (eher abseits von Antio chien) ist für den Jak eine gute Möglichkeit, nicht mehr, aber zumindest d i e s . 123
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Mehr Zuversicht darf man bei der ungefähren Abfassungszeit haben, denn die In dizien harmonieren hier gut miteinander. Der terminus post quem ist mit dem Tod 1 2 3
Siehe A n m . 1 2 1 . ä h n l i c h signifikante Berührungen finden sich zu den übrigen (kanonischen) Evangelien nicht. Best, 1 Peter, 103-106 ist für Beziehungen des 1 Petr zu L k 6 , 2 2 - 3 3 ; 12,33-45 einge treten, doch v e r m ö g e n die diskutierten Berührungen die These auch nicht annähernd zu tragen. Die auffalligste Affinität besteht zwischen L k 6 , 2 2 u n d 1 Petr 4 , 1 4 , doch steht d e m lk Beleg hier M t 5 , 1 1 zur Seite. Will m a n einen Zusammenhang zwischen M k 10,45 u n d 1 Petr 1,18 (eXDTpcbeiiTe, v g l . aber \|, 129,8; Tit 2 , 1 4 ; H e b r 9,12) und/oder zwischen M k 10,42 u n d 1 Petr 5,3 sehen (s. Best, a . a . O . , 99f), was m . E . alle Wahrscheinlichkeit gegen sich hat, kann man ebenfalls auf mt Parallelen verweisen (Mt 2 0 , 2 5 . 2 8 ) . So z . B . L u z , M t I, 2 0 0 . 2 2 0 . Abhängigkeit des 1 Petr v o m M t E v hat jüngst Metzner, Rezeption ausführlich zu begründen versucht. L u z , M t I, 7 6 hat dies erwogen (bestimmter a . a . O . , 2 2 0 ) . 1 Petr 5 , 1 3 sagt n u r , daß der Brief aus R o m geschrieben sein will, läßt sich aber ohne weiteres als literarische Fiktion erklären, zumal der Deckname Babylon (vgl. dazu Hunzinger, Babylon) gut i m metaphorischen Sinne zur Rede v o n der Fremdlingschaft u n d Diasporasitua tion der Christen paßt. Vielhauer, Geschichte, 5 8 8 votiert mit d e m A r g u m e n t , daß "Pseu donyme Schriften des N T meist dort entstanden sind, w o sie zuerst auftauchen, b z w bei Brie fen: w o h i n sie adressiert sind", für Kleinasien. Wirklich zwingend ist auch dies nicht. - Sollte der 1 Petr doch nach R o m gehören, kann m a n für den Jak ferner auf die allein nicht b e weiskräftigen Berührungen des Jak mit Herrn verweisen. In R o m könnte sodann auch das L k E v geschrieben sein (s. n u r Bovon, L k I, 2 3 ; Schnelle, Einleitung, 2 8 5 ) . D a n n hätte m a n mit L k , Herrn u n d Jak drei Schriften, in denen die Reichtumsthematik v o n erheblicher ethi scher Bedeutung ist. R o m paßt aber schon deswegen nicht so gut, weil es dann doch einige Wahrscheinlichkeit für sich hätte, daß der Verfasser den R o m kannte. D a s wird zwar zuweilen vertreten, konnte aber i m Exkurs in K a p . V . 2 nicht bestätigt werden. Z u d e m erklären sich die Berührungen mit synoptischer Tradition i m ganzen nicht so gut über L k . 128 p Syrien als Abfassungsort des Jak votieren - z . T . aber auf einer v o m Voranstehen den wesentlich divergierenden Argumentationsgrundlage - auch Shepherd, Epistle, 4 9 - 5 1 ; Noack, Wider die Reichen, 2 4 ; Kürzdörfer, Charakter, 128-130; (Geyser, Letter, 2 8 ) ; Schenke/Fischer, Einleitung II, 2 4 0 ; Z i m m e r m a n n , Lehrer, 194-196; Pratscher, Herrenbruder, 2 1 9 , A n m . 5 1 ; Sato, Jakobusbrief, 6 8 , A n m . 3 5 . A n R o m denken dagegen Brückner, Kri tik, 5 4 1 ; v o n Soden, 176; Gräfe, Stellung, 4 5 ; Schulz, Mitte, 2 8 3 ; L a w s , 2 6 . Kennedy, Atmosphere, 51 hat wegen der Berührungen des Jak mit Philo (und Sap) Ägypten vorgeschla gen (erwogen zuletzt wieder v o n Paulsen, Jakobusbrief, 4 9 2 und Berger, Theologiegeschichte, 772). Schnider, 18 denkt näherhin an Alexandrien (favorisiert auch v o n Schnelle, Einleitung, 443); Stellen w i e 1,6; 3 , 4 ; 4,13-17 sprechen aber sowenig für eine Hafenstadt (gegen Schni der, 18) w i e 5 , 1 - 6 für ländliche Verhältnisse (gegen Feine, Abhängigkeit, 4 3 4 ) . 1 2 4
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des Herrenbruders 62 n. Chr. gegeben. Die Verwandtschaft zum 1 Petr läßt vermu ten, daß keine allzu große zeitliche Distanz zwischen beiden Schriften besteht. Dazu paßt, daß der Jak, wie oben angedeutet wurde, schwerlich in die Zeit von 2 Klem oder Herrn gehört. Weist beides darauf hin, daß man kaum ins 2. Jh. hinaufgehen darf, der Jak also etwa zwischen 70 und 100 entstanden sein muß, so läßt sich der Spielraum durch die Einbeziehung des MtEv möglicherweise noch weiter eingrenzen. Weist die Verwandtschaft des Jak zu diesem tatsächlich auf lokale Nähe, kann man den Jak nicht lange nach Abfassung des MtEv ansetzen, denn ansonsten wäre es an gesichts der raschen Verbreitung des M t E v schwer begreiflich, daß Jakobus es nicht kannte. Ist das MtEv um 80 entstanden , wird man den Jak daher eher in die erste Hälfte des oben genannten Zeitraums zu setzen haben. Auch dies ist freilich eine Hypothese, die mit der Stichhaltigkeit der aufgewiesenen traditionsgeschichtli chen Zusammenhänge steht und fallt. 129
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Zieht man nach dem Vabanquespiel eines Lokalisierungs- und Datierungsversuchs des Jak die voranstehenden Ausführungen zu einem Resümee zusammen, so ergibt sich folgendes: Theologisch ist das jak (Heiden-)Christentum - wie das mt Juden christentum - cum grano salis als ein christliches Judentum anzusprechen. Das jak Christentum ist nicht nur in einzelnen Vorstellungskomplexen, sondern auch in seiner theologischen Grundstruktur zutiefst von seinem (hellenistisch-)jüdischen Mutterbo den geprägt. Zugleich hat sich aber eine tiefe Verwurzelung des Jak in früh christlicher Tradition gezeigt. Die theologische Gestalt des frühen Christentums, wie sie im Jak entgegentritt, ist daher einschließlich des Gesetzes Verständnisses kaum als eine Ausnahmeerscheinung im frühchristlichen Spektrum anzusprechen ; der Ver fasser des Briefes ist kein frühchristlicher Randsiedler. Will man den Jak frühchristlich näher einordnen, sind die - unterschiedlich gear teten - Beziehungen zum MtEv und 1 Petr von vorrangiger Bedeutung. Eine direkte Abhängigkeit des Jak von Jesustradition in ihrer synoptischen Gestalt hat sich nicht erweisen lassen; die Herrenwortüberlieferung, wie sie im Jak eingewirkt hat, ist dem Verfasser des Schreibens zumindest primär über die kirchliche Lehrtradition ver mittelt worden, und zugleich ist für die ein oder andere Stelle damit zu rechnen, daß letztere die ".ta«.ytradition" bereichert hat. Mit dem 1 Petr ist der Jak an vielen Stel len so eng verwandt, daß der allgemeine Verweis auf paränetische Tradition nicht ge nügt. Beide sind neben anderen Traditionseinflüssen, die jedem je für sich zukom men, vielmehr mit einem bestimmten Traditionsstrang frühchristlicher Unterweisung vertraut, was sich wegen der gleichzeitigen Differenzen zu anderen verwandten Tex ten besonders deutlich in Jak 1,18.21; 1 Petr 1,23-2,2 zeigt. Will man versuchen, den Ort des Jak im Frühchristentum noch näher zu ergründen, müßte bei dem "Dreieck" Jak - 1 Petr - MtEv angesetzt werden. Negativ läßt sich sagen, daß das jak Christentum unpaulinisch ist, was selbst dann gelten würde, wenn in 2,14-26 eine Reaktion auf pln Formeln zu sehen w ä r e . Eine besondere Nähe zu Schriften wie l/2Klem, Did oder Herrn hat sich nicht erweisen lassen. 131
132
1 2 9
V g l . Luz, M t I, 74.75f sowie W . - D . Köhler, Rezeption, 5 2 6 . 5 3 4 (zu Syrien). V g l . Luz, M t I, 75f. V g l . das Urteil von Luck, Jakobusbrief, 173. Siehe z . B . die Position von Lüdemann, Paulus II, 2 0 3 , anders Popkes, Adressaten, 53ff. - F ü r den 1 Petr gilt, daß das hinter ihm stehende Christentum zumindest nicht v o n Pau lus geprägt ist (s. oben S.335 mit A n m . l l 9 f f ) . D e r erste Evangelist zeigt sich v o n Paulus völ lig unberührt, vgl. Luz, M t I, 69f: "Matthäus kennt Paulus und seine Theologie offensichtlich nicht". 1 3 0
1 3 1
1 3 2
338
Anhang 2
In der Christologie liegt der Ton, soweit erkennbar, auf dem erhöhten, in der Gemeinde wirkenden und zum Gericht und Heilsempfang für die gerechten Christen wiederkommenden Herrn. Ist der Text für sichere Rückschlüsse an dieser Stelle zu kurz, so kann man doch erwägen, daß ein Text wie 1 Thess 1,8-10 einen guten Ein druck von dem Missionskerygma vermittelt, das die "dogmatischen" Eckpfeiler des jak Christentums grundgelegt hat: Glaube an den einen lebendigen Gott, dem zu die nen nicht nur für Jakobus wesentlich die Befolgung der durch Jesusüberlieferung und andere Traditionen angereicherten und ausgelegten Tora meint, und Orientierung auf das verheißene (vgl. Jak 1,12; 2,5) Heil h i n . 133
Z u r Bedeutung der Christologie an dieser Stelle s. K a p . V I I I . l , S.295f.
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