Gilles Deleuze ·Fetix Guattari Anti-Udipus Kapitalismus und Schizophrenie I
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Gilles Deleuze ·Fetix Guattari Anti-Udipus Kapitalismus und Schizophrenie I
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suhrkamp taschenbuch wissenschaft 224
Gilles Deleuze ist Professor für Philosophie in Vincennes; er hat u. a. über Nietzsche, Kant, Proust, Bergson und Spinoza geschrieben. Felix Guattari gehört zu den französischen Psychiatern, die Lacans Seminare besucht haben; er arbeitet in der Nähe von Paris in der Reformklinik »De la Borde«, die neue Wege der Schizophreniebehandlung erprobt. Deleuze und Guattari begreifen den Ödipus-Komplex als ein kulturspezifisches, nämlich abendländisch-bürgerliches Phänomen. Ausgangspunkt ihrer Arbeit ist die Wunschproduktion »normaler« und »schizophrener« Menschen in der gegenwärtigen kapitalistischen Gesellschaft, wobei insbesondere die Analyse des »Schizo« die Mechanismen der Gesellschaft erhellt, die ihn ausstößt. In einem umfangreichen Exkurs zeigen Deleuze und Guattari verschiedene Formen von Vergesellschafl:ung und Schizophrenie auf und gewinnen dabei erste Kategorien für eine »SchizoAnalyse«, die im Kern eine Sozio-Analyse ist.
Gilles Deleuze Felix Guattari Anti-Odipus Kapitalismus und Schizophrenie I Obersetzt von Bernd Schwibs
Suhrkamp
Originaltitel: L'Anti-<Edipe. Nouvelle edition augmentt\e, © 1972 by Les Editions de Minuit, Paris
Die Deutsche Bibliothek- CIP-Einheitsaufnahme Ein Titeldatensatz dieser Publikation ist bei der Deutschen Bibliothek erhältlich suhrkamp taschenbuch wissenschaft 224 Erste Auflage 1977 © dieser Ausgabe Suhrkamp Verlag Frankfun am Main 1974 Suhrkamp Taschenbuch Verlag Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das des öffentlichen Vonrags, der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, sowie der Überserzung, auch einzelner Teile. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduzien oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Druck: Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden Printed in Germany Umschlag nach Entwürfen von Willy Fleckhaus und Rolf Staudt 9 10 II 12 IJ 14 - Of 04 OJ 02 01 00
1972
Inhalt
I: Die Wunschmaschinen 7 II: Die heilige Familie: Psychoanalyse und Familialismus 111: Wilde, Barbaren, Zivilisierte I 77 IV: Einführung in die Schizo-Analyse 3 53 Appendix: Programmatische Bilanz für Wunschmaschinen Ausführliche Inhaltsangabe Seite 523- 529
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I. Die Wunschmaschinen
Es funktioniert überall, bald rastlos, dann wieder mit Unterbrechungen. Es atmet, wärmt, ißt. Es scheißt, es fickt. Das Es ... überall sind es Maschinen im wahrsten Sinne des Wortes: Maschinen von Maschinen, mit ihren Kupplungen und Schaltungen. Angeschlossen eine Organmaschine an eine Quellemaschine: der Strom, von dieser hervorgebracht, wird von jener unterbrochen. Die Brust ist eine Maschine zur Herstellung von Milch, und mit ihr verkoppelt die Mundmaschine. Der Mund des Appetitlosen hält die Schwebe zwischen einer Eßmaschine, einer Analmaschine, einer Sprechmaschine, einer Atmungsmaschine (Asthma-Anfall). In diesem Sinne ist jeder Bastler; einem jeden seine kleinen Maschinen. Eine Organmaschine für eine Energiemaschine, fortwährend Ströme und Einschnitte. Präsident Sehreher hat die Himmelsstrahlen im Arsch. Himmelsarsch. Und seid ohne Sorge, es funktioniert; Präsident Sehreber spürt etwas, produziert etwas, und vermag darüber hinaus dessen Theorie zu entwil:keln. Was eintritt sind Maschineneffekte, nicht Wirkungen von Metaphern. Das Umherschweifen des Schizophrenen gibt gewiß ein besseres Vorbild ab als der auf der Couch hingestreckte Neurotiker. Ein wenig freie Luft, Bezug zur Außenwelt. Beispielsweise die Wanderung von Büchners Lenz. Wie anders dagegen jene Augenblicke beim guten Pastor, in denen dieser ihn nötigt, sich erneut gesellschaftlich: in Beziehung zum Gott der Religion, zum Vater, zur Mutter, anzupassen. Dort aber ist er im Gebirge, im Schnee, mit anderen Göttern oder ganz ohne Gott, ohne Vater noch Mutter, ist er mit der Natur. »Was will mein Vater? Kann er mehr geben? Unmöglich! Laßt mich in Ruhe!Prozeß